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Vv^
NEUE JAHEBÜCHER
FÜR
PHILOLOGIE UND PAEDAG06IK.
GEGENWÄRTIG HERAUSGEGEBEN
VON
ALFRED FLEGEEISEN u»d HERMANN MASIUS
FBOFauoB nr vamowK pmoisuoB nr xjofsio.
jyOjMFUHDVJLfeUiglQSTEB JAHBOAI^a.
EINHUNDERTÜNDZWÖLPTER BAND.
.*-^ "^ "^"^^ '^
LEIPZIG
DRUCK UND VERLAG VON B. O. TEUBNER.
1875.
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JAHRBÜCHER :'<
FÜR "V--. ■ •.••■'■•■■/
PHILOLOGIE MD PAEDAGOGIK.
ZWEITE ABTEILUNG.
HERAUSGEGEBEN
VON
HEBMANN MASIUS.
EINÜIIDZWANZieSTEB JAHMANe 1875
ODER
OXK JAHM8CHEN JAHRBÜCHER FÜR PHILOLOGIE UND PAEDAGOGIK
BINHUNDBRTUNDZWÖLFTER BAND.
LEIPZIG
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
ZWEITE ABTEILUNG
FÜK ÖYMNASIALPÄDAGOGIK UND DIE ÜBRIGEN
LEHBFlGHEB
MIT AU8SCHLÜSZ DRR CLASSISCÜBN PHILOLOaifi
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MaSIUS.
1.
ÜBER DAS GRIECfflSCHE EXTEMPORALE IN GYMNASIAL-
PRIMA.
Wieder einmal weht eine frische , zum teil scharfe luft durch
unser höheres unterrichtswesen , wenn nicht erzeugt, so doch jeden-
foUs mächtig verstärkt durch die gewaltige nationale bewegung, in
\ welche wir eingetreten sind, ein neues unterrichtsgesetz steht in
' Prenszen vor der thür; endlos sind die vorschlage zu reformen des
' gymnasial- oder realschulunterrichts. freilich nur in wenigen puncten
; aiacht sich allmählich eine entschiedene, auf übereinstimmender an-
1; licht der berufensten gemäszigteu stimmftlhrer beruhende neigung,
> bs bestehende geändert zu sehen, geltend, während auf den meisten
gebieten noch eine in mancher hinsieht bedauerliche Zersplitterung
: der ansichten und Unklarheit der läge herscht.
Je energischer wir in dieser bewegung vorschreiten, je mehr das
^deutsche volk sich den schweren ihm jetzt gestatteten praktischen
ttfgaben widmet, desto mehr wird von manchen selten gegen den
iQsgedehnten betrieb der classischen studien auf den gjmnasien ein-
lewandt, desto zahlreicher werden die versuche, die classischen
■^rächen immer mehr zu beschneiden, man verkenne die gefahr
nicht, in der sich die altertumsstudien befinden, einerseits stehen
wir jetzt in der letzten phase einer renaissanceperiode , welche seit
dem ende des vorigen Jahrhunderts unserm volke so manche geistige
Bchfitze gespendet hat, in vieler hinsieht reichere, als sie andere Völker
durch ihre renaissancezeit erhalten haben; ja vielleicht sind wir schon
Über sie hinausgelangt, noch vor wenigen Jahrzehnten spielte der
dassische stil bei uns in den bildenden künsten eine hauptrolle, war
•Bin ansehen auf dem gebiete der dichtung und litteratur zwar nicht
N. j»hrb. f. phil. u. p*d. H. abt. 1875. hft. 1. 't^ 1
üeber das griechische extemporale in gymnasialprima. 3
machen wollte, könnte sogar wünschen, dasz sich noch mehr der-
artige stimmen solcher gegen die jetzige gymnasialbildung eifernden
stünner erheben möchten, wie der Verfasser jener artikel ist, aus
denen obige worte entlehnt sind, denn den classischen studien
kQnnte vielleicht kaum in der gegenwärtigen krisis ein besserer
dienst geleistet werden , es könnte kaum das interesse für sie mehr
erweckt und die zum teil herschende apathie überwunden werden,
als durch solche ungeheuerlichen Übertreibungen, es scheint auch,
dasz die redaction jener Zeitschrift, welche, obgleich gemäszigter,
doch auf ähnlichem standpuncte steht, sofern sie das gymnasium
beschuldigt, träger der specifisch antinationalen gelehrsamkeit ge-
wesen zu sein (jahrg. II, s. 40), keine guten erfahrungen gemacht
hat. wenigstens klagt sie (11, s. 2) darüber, dasz es ihr nicht ge-
lungen sei, ihre Zeitschrift, wie sie gewünscht, zu einem tumierplatz
ftlr gegnerische ansichtcn zu machen, beklagenswerth ist dabei
nur, dasz unter einer derartigen maszlosigkeit in der kritik der
gynmasien leicht die realschulen, denen kräftiges gedeihen und
weitere ausdehnung zu wünschen ist, leiden können, aber wenn
von den eigenen fachgenossen in so rücksichtsloser und aller pietät
ermangelnder weise gegen die anstalten geeifert wird, in die das
deutsche volk bisher seinen stolz gesetzt hat , wie viel abneigung,
um nicht zu sagen , hasz gegen sie mag sich da an einzelnen stellen
angesammelt haben, der, wenn man ihn ganz unberücksichtigt läszt,
später dennoch entfesselt werden und argen schaden anrichten kann.
Darum düi-fte es gerathen sein, in möglichst weiten urteils-
fähigen und vorurteilslosen kreisen die gründliche prüfung der frage
zu veranlassen oder zu fördern , ob etwa auf den gymnasien , bez.
in welchen puncten und in welcher weise von der bisherigen aus-
dehnung oder strenge in der behandlung der classischen studien
etwas nachgelassen werden kann, einen beitrag dazu wollen auch
die folgenden Zeilen liefern , die sich allerdings auf die preuszischen
gymnasien und diejenigen, welche ihnen ähnlich organisiert sind,
beschränken, bei der groszen rolle aber, welche Preuszen im deut-
schen reiche spielt , und der macht , mit welcher sein beispiel und
Vorgang wirkt , wird gewis überall mit Spannung auf die entwicke-
Inng seines höheren Unterrichtswesens hingeblickt und mit aufmerk-
samkeit verfolgt , was an ihm von einzelnen Seiten ausgestellt wird.
Begonnen hat jene prüfung bereits und auch schon einen ziem-
lichen umfang angenommen, unverkennbar aber gebt der wünsch
hei einem teile derer, welche Änderungen vorgenommen wissen
wollen, dahin, dasz der formalismus in der behandlung der alten
sprachen mehr zurückgedrängt, zb. die übermäszige werthschätzung
der extemporalien beseitigt (vgl. Laas, der deutsche Unterricht
8. 34 f.; pädag. archiv, 16r jahrg. s. 234if. '), das sachliche hingegen
' erst als die vorstehende abhandlung bereits fast vollendet war,
gelang es mir, mich mit jenem aufsatz im pädag. archiv, auf den
ttich ein freund aufmerksam gemacht hatte, bekannt zu machen, die
1*
/
p/ . J
ZWEITE ABTEILUNG
FÜK ÖYMNA8IALPÄDAG0GIK UND DIE ÜBRIGEN
LEHBFÄGHEB
MIT AUB8CHLUSZ DRR CLASSISOaBN PUILOLOOIS
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HeRMANK MaSIUS.
1.
ÜBER DAS GRIECHISCHE EXTEMPORALE IN GYMNASIAL-
PRIMA.
Wieder einmal weht eine frische , zum teil scharfe luft durch
unser höheres unterrichtswesen , wenn nicht erzeugt, so doch jeden-
falls mSchtig verstärkt durch die gewaltige nationale bewegung, in
welche wir eingetreten sind, ein neues Unterrichtsgesetz steht in
Preuszen vor der thttr; endlos sind die vorschlage zu reformen des
gymnasial* oder realschulunterrichts. freilich nur in wenigen puncten
macht sich allmählich eine entschiedene, auf übereinstimmender an-
sieht der berufensten gemäszigteu stimmfUhrer beruhende neigung,
das bestehende geändert zu sehen, geltend, während auf den meisten
gebieten noch eine in mancher hinsieht bedauerliche Zersplitterung
der ansichten und Unklarheit der läge herscht.
Je energischer wir in dieser bewegung vorschreiten, je mehr das
deutsche volk sich den schweren ihm jetzt gestatteten praktischen
aufgaben widmet, desto mehr wird von manchen Seiten gegen den
ausgedehnten betrieb der classischen studien auf den gjmnasien ein-
gewandt, desto zahlreicher werden die versuche, die classischen
sprachen immer mehr zu beschneiden, man verkenne die gefahr
nicht, in der sich die altertumsstudien befinden, einerseits stehen
wir jetzt in der letzten phase einer renaissanceperiode , welche seit
dem ende des vorigen Jahrhunderts unserm volke so manche geistige
schätze gespendet hat, in vieler hinsieht reichere, als sie andere Völker
durch ihre renaissancezeit erhalten haben; ja vielleicht sind wir schon
über sie hinausgelangt, noch vor wenigen Jahrzehnten spielte der
classische stil bei uns in den bildenden ktinsten eine hauptrolle, war
Bein ansehen auf dem gebiete der dichtung und litteratur zwar nicht
N. j»hrb. f. phil. u. p&d. U. abt. 1875. hft 1. j;: 1
2 Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima.
unangefochten, aber doch im vergleich mit andern richtungen über-
wiegend, und die clast<ischen Studien bildeten unstreitig den mittel-
punct aller Sprachwissenschaft; heutzutage wird der classische stil
in der bildenden kunst vielfach mager und nüchtern gescholten und
ihm das Verständnis für den glänz und reichtum des lebens abge-
sprochen, unsere classischsten dichtungen haben herbe, zum teil
nicht ungerechte angriffe erfahren müssen, und neben der classischen
Philologie haben sich, abgesehen von dem immer weiteren vor-
dringen anderer z. b. der empirischen und geschichtlichen Wissen-
schaften, selbst andere Sprachstudien auf so breitem räume gelagert,
dasz das lateinische und griechische kaum noch als im mittelpuncte
auch nur der Sprachwissenschaften stehend betrachtet werden kön-
nen, audererseits drängt sich die moderne, vielfach auf erfahrung
beruhende bildung und das praktische leben so mächtig in den
Vordergrund, dasz es zahlreiche kräfte in anspruch nimmt, welche
sich früher mehr ungestört den altertumsstudien widmeten, so
kann man sich kaum des eindrucks erwehren, dasz allmählich die
Periode, in welcher das altertum einen umgestaltenden einflusz auf
kunst, Wissenschaft und sitte der neueren Völker ausübte, abläuft^
um nicht wiederzukehren , und dasz dasselbe überhaupt dem blicke
der gesamthcit der gebildeten immer mehr entschwindet, seine
treuen bewunderer aber nur noch im kreise der eigentlichen gelehr-
ten, der Schüler, der höheren beamten und einzelner anderer gruppen
der gesellschaft findet.
Auch im engeren kreise der fachgenossen an den höheren lehr-
anstalten werden immer mehr bedenken gegen die ausdehnung der
altertumsstudien auf den gymnasien und gegen die art und weise,
wie sie betrieben werden, laut, als zeichen der zeit sind selbst
solche stimmen zu beachten, wie die, welche sich wiederholt im
centralorgan für die interessen des realschulwesens hat vernehmen
lassen, die den auf den g3rmnasien gepflegten humanismus aufs
schärfste anklagt z. b. jahrg. I, s. 162: 'der kämpf des realismos
gegen den humanismus wurde von selbst ein kämpf des deutschtums
gegen das welschtum, des germanismus gegen den romanismus.
die Jesuiten haben wir glücklich zum lande hinausgejagt, des jesui-
tismus vetter , den humanismus , dulden wir noch immer mit seichter
gleichgiltigkeit und kurzsichtigkeit'; s. 163: 'der humanismus be-
deutete nicht allein blinde begeisterung für lateinische und grie-
chische spräche und kunst, litteratur und rechts wesen, er bedeutete
auch Verleugnung des Christentums*, von hier aus scheint kein
weiter weg mehr bis zum ^crasez l'infäme. s. 222 derselben Zeit-
schrift heiszt es : 'haben wir die humanismussünde noch nicht genug
gebüszt?' s. 776: 'wo die reinmenschliche bildung zur that wurde,
da hatte sie in den schulen die nichtswürdigste geringschätzung zur
folge, da machte sie die Volksschulen zu fratzen'. zwar wird eine
derartige gesinnung und anschauung dem gymnasium vorläufig
schwerlich gefahr bringen, wer sich einer boshaftigkeit schuldig
Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima. 3
machen wollte, könnte sogar wünschen, dasz sich noch mehr der-
artige stimmen solcher gegen die jetzige gymnasial bildung eifernden
Stürmer erheben möchten , wie der Verfasser jener artikel ist , aus
denen obige worte entlehnt sind, denn den classischen Studien
könnte vielleicht kaum in der gegenwärtigen krisis ein besserer
dienst geleistet werden , es könnte kaum das Interesse für sie mehr
erweckt und die zum teil herschende apathie überwunden werden,
als durch solche ungeheuerlichen Übertreibungen, es scheint auch,
dasz die redaction jener Zeitschrift, welche, obgleich gemäszigter,
doch auf ähnlichem standpuncte steht, sofern sie das gymnasium
beschuldigt, träger der specifisch antinationalen gelehrsamkeit ge-
wesen zu sein (jahrg. II, s. 40), keine guten erfahrungen gemacht
hat. wenigstens klagt sie (II; s. 2) darüber, dasz es ihr nicht ge-
lungen sei, ihre Zeitschrift, wie sie gewünscht, zu einem tumierplatz
ftir gegnerische ansichtcn zu machen, beklageuswerth ist dabei
nnr, dasz unter einer derartigen maszlosigkeit in der kritik der
gymnasien leicht die realschulen, denen kräftiges gedeihen und
weitere ausdehnung zu wünschen ist, leiden können, aber wenn
von den eigenen fachgenossen in so rücksichtsloser und aller pietät
ermangelnder weise gegen die anstalten geeifert wird, in die das
deutsche volk bisher seinen stolz gesetzt hat, wie viel abneigung,
nm nicht zu sagen , hasz gegen sie mag sich da an einzelnen stellen
angesammelt haben, der, wenn man ihn ganz unberücksichtigt läszt,
später dennoch entfesselt werden und argen schaden anrichten kann.
Darum dürfte es gerathen sein, in möglichst weiten Urteils-
flüiigen und vorurteilslosen kreisen die gründliche prüfung der frage
zu veranlassen oder zu fördern , ob etwa auf den gymnasien , bez.
in welchen puncten und in welcher weise von der bisherigen aus-
dehnung oder strenge in der behandlung der classischen Studien
etwas nachgelassen werden kann, einen beitrag dazu wollen auch
die folgenden Zeilen liefern , die sich allerdings auf die preuszischen
gymnasien und diejenigen, welche ihnen ähnlich organisiert sind,
beschränken, bei der gi'oszen rolle aber, welche Preuszen im deut-
schen reiche spielt , und der macht , mit welcher sein beispiel und
Vorgang wirkt, wird gewis überall mit Spannung auf die entwicke-
lang seines höheren unterrichtswesens hingeblickt und mit aufmerk-
samkeit verfolgt , was an ihm von einzelnen Seiten ausgestellt wird.
Begonnen hat jene prüfung bereits und auch schon einen ziem-
lichen umfang angenommen, unverkennbar aber geht der wünsch
bei einem teile derer, welche änderungen vorgenommen wissen
wollen, dahin, dasz der formalismus in der behandlung der alten
sprachen mehr zurückgedrängt, zb. die übermäszige werthschätzung
der extemporalien beseitigt (vgl. Laas, der deutsche Unterricht
8. 34 f.; pädag. archiv, 16r jahrg. s. 234ff. '), das sachliche hingegen
' erst als die vorstehende abhandlung bereits fast vollendet war,
gelang es mir. mich mit jenem aufsatz im pädag. archiv, auf den
i mich ein freund aufmerksam gemacht hatte, bekannt zu machen, die
1*
4 Ueber das griecluBche eztemporale in gymnasialprima.
und geschichtliche bei der lectiire der alten Schriftsteller mehr be-
rücksichtigt werde, höchst bezeichnend ist für diese richtung die
these, welche schulrath Höpfiier, damals noch director, auf der So
schlesischen directorenconferenz gestellt und die Versammlung mit
groszer majorität angenommen hat. 'die interpretation jedes alten
litteraturdenkmals soll vomemlich ein historisches interesse zu er-
wecken suchen' (protocoU der conf. s. 16). eben dahin gehört die
gegen nur drei stimmen angenommene these: 'die leistungen dei
Schüler sollen nicht weniger nach der vocabelkenntnis und der fer-
tigkeit im Verständnis der autoren, als nach der grammatischen
Sicherheit bemessen werden' (s. 18). beide erklSrungen werden ge
wis viele Schulmänner mit freuden begrüszen und der ansieht sein,
dasz in ihnen eine richtung angegeben ist, die jedenfalls für einen
teil der classischen Studien in den gymnasien mit gröszerer entschie-
denheit verfolgt werden musz, als das bisher geschehen ist.
Es sind nun auf den preuszischen und den ihnen ähnlich orga-
nisierten gymnasien hauptsächlich drei puncto, gegen welche die an-
griffe sich richten: das lateinisch sprechen, der lateinische aufsatz
und das griechische extemporale in prima.
Was die beiden ersten puncto betrifft, so soll jetzt hier von
ihnen nicht die rede sein, um aber nicht in den verdacht einei
Unterschätzung des formal bildenden Clements in den alten sprachen
zu gerathen , bekenne ich , das ich den lateinischen aufsatz erhalten
und auf das lateinischsprechen gröszeres gewicht geleg^^ zu sehen
wünschte, es ist mir ganz aus der seele geschrieben, was Laas be-
merkt, er wolle nicht dagegen streiten, 'dasz die schule zuletzt da-
hin führen soll , einer spräche sich annähernd selbständig in rede
und Schrift zu bedienen' (a. a. o. s. 35); doch füge ich gleich ihm
hinzu: 'aber man sollte den gewinn, der sich für die formale ent-
wickelung des geistes aus dieser zu einem abschlusz gebrachten an-
eignung einer fremden spräche ziehen läszt, nur an einer spräche
suchen'.
Dagegen soll hier der versuch gemacht werden, die frage nach
der beibehaltuDg des griechischen extemporales in prima und des
abiturientenscriptums einer eingehenden und möglichst vielseitigen
Untersuchung zu unterziehen , was meines wissens , so vielfach die
Sache auch besprochen ist, noch nicht geschehen ist, namentlich
sofern sich gründlicher hierüber nur die anhänger des alten ge-
äuszert haben, nicht ohne bedenken wage ich diesen versuch,
weisz ich mich dabei doch im Widerspruch mit verehrten fachgenos-
sen, auf deren urteil ich hohen werth lege, und habe zum teil gegen
Verfasser scheinen mir, obgleich sie augeDseheinlich zu schwarz sehen
und sich zu allgemein halten, doch in manchen pancten beherzigens-
werthes zu sagen; in einzelnen bin ich zufällig mit ihnen sehr nahe
zusammengetroffen, diese gedanken liegen eben zum teil in der Inft:
man kann kaum ein heft einer pädagogischen Zeitschrift aufschlagen,
ohne auf sie geführt zu werden.
üeber das griecbische extemporale in gymnaBialprima. 5
eine so beredte und so maszvolle darlegung anzukämpfen , wie sie
Bonitz gegeben bat (zeitschr. f. d. gymnasialwesen XXV, s. 708 ff.).
Zugleich füble ich , dasz wer derartiges unternimmt , wenn er
anders auf Wirkung bofft, eine niebt leichte Verantwortung Über-
nimmt, die einzelne stimme, wie unbedeutend sie auch sein mag,
findet, wenn sie fest und kräftig erschallt, doch leicht einen wieder-
hall, vielleicht bei einem gewandteren und einsichtigeren, und all-
mShlich kann sich der cbor so weit verstärken, dasz er eindruck
macht, und wenn man sich entschlieszt , die band dazu zu bieten,
dasz die classischen Studien auf unseren gymnasien an irgend einem
pnncte durchbrochen werden , tritt man dann nicht auf eine schiefe
ebene, auf der scblieszlich kaiun noch halt zu finden ist? hilft man
nieht nach seinem schwachen teile die achtung vor dem altertume
untergraben, die jedem, der aus seinen ewig sprudelnden quellen
getrunken hat, das herz warm macht und ihn zu unvergänglichen
idealen emporblicken läszt? und bedarf nicht in unseren tagen eher
der idealismus als seine Widersacher einer stütze? ernste er-
wägangen in der that , die nur durch den gedanken beschwichtigt
werden , dasz es hier nicht auf eine Schwächung, sondern eine inner-
liche Stärkung der classischen Studien abgesehen ist, selbst wenn
sieb ergeben sollte , dasz sich für ein etwas anders gestecktes ziel,
als das bisherige war, erhebliche gründe anführen lassen.
Dasz übrigens in dieser frage in letzter zeit eine erhebliche
Wandelung eingetreten ist, lehrt folgende thatsache. auf der In
dcblesischen directorenconferenz wurde die frage, ob es zu wün-
schen sei, dasz an stelle des griechischen exercitiums wieder, wie
früher, eine Übersetzung aus dem griechischen trete, mit 22 gegen
11 stimmen verneint (protokoll s. 54 f.). dagegen wurde auf der
3n8chlesischen directorenconferenz die beibehaltung des griechischen
abiturientenscriptums mit 25 gegen 17 stimmen abgelehnt (protokoll
8. 19;.
Und wie lau ist zum teil die vertheidigung derer geworden,
die für das griechische scriptum in prima eintreten ! es möge hier
kein besonderes gewicht gelegt werden auf dicf freilich an sich be-
achtenswerthen worte von Laas (L a. o. s. 36) : 'ich würde in prima
gar keine griechischen extemporalien mehr schreiben lassen , wenn
ich nicht erprobt hätte , dasz eine form derselben auszerordentlich
brauchbar wäre (soll heiszen: ist), um die intensität des auf die
repetition und durcharbeitung des gelesenen verwandten fleiszes zu
bemessen', worauf er dann jenes von Bonitz befürwortete extempo-
rale empfiehlt, das sich im wortgebrauch möglichst an den zu ver-
arbeitenden abschnitt der lectüre anlehnt, inhaltsangaben usw.
aber vorsichtig fügt Laas sogleich hinzu; 'es wird freilich darauf
ankommen , ob man auf eine so allgemeine befähigung , dergleichen
texte herzustellen, wird rechnen können, dasz man die anwendung
dieser werthvollen handhabe zur controlierung und Vertiefung der
griechischen classenlectüre zu einer allgemeinen Verpflichtung er-
r
\
6 lieber das griechische extemporale in gymnasialprima.
heben soll, die üblichen extemporalien, wie sie aus sammelbüchern
aufgerafft werden , sind sinnlos', auch in dem bekannten Schimmel-
pfengschen vortrage (Zeitschrift für das gymnasial wesen XXVII,
s. 625 ff.) wird das griechische scriptum in prima den gegen das-
selbe eingenommenen collegen in ähnlicher weise mit solcher behut-
samkeit empfohlen, dasz von da bis zur Verwerfung kein groszer
schritt ist. vor allem -aber möge hier zu eingehender kenntnisnabme
noch auf die vertheidigung des griechischen abiturientenscriptums
aufmerksam gemacht werden, welche director Heine auf der dritten
schlesischen directorenconferenz gibt: Mas griechische extemporale
bei der abiturientenprüfung müste fallen, wenn dadurch dieleistun-
gen in der lectüre beeinträchtigt und der lehrer genötigt würde,
seine hauptarbeit, statt dem Verständnis der autoren, der einübung
syntaktischer formen und regeln zuzuwenden, schlieszt sich aber
das griechische extemporale , wie das ^auch Bonitz .... fordert,
immer an die lectüre an , so ist ein geschickter (!) lehrer dazu nicht
genötigt, ja, wenn in den unteren und mittleren classen das pen-
sum gehörig eingeübt ist, so musz, abgesehen von gewissen regeln
über den gebrauch der modi , welche der prima vorbehalten sind,
jeder ordentliche secundaner bei der Versetzung nach prima das abi-
turientenextemporale leisten können. Wol aber müssen wir
uns hüten, allzu viel grammatik zu treiben, durch die fortschritte
der Philologie und vergleichenden Sprachforschung schwillt das
grammatische pensum immer mehr und mehr an' (protokoll s. 13).
macht diese vertheidigung nicht fast den eindruck, als wenn ein ge-
wandter anwalt in sehr bedenklicher sache für mildernde umstände
plädiert? und musz man nicht sagen, dasz solche urteile dazu er-
mutigen , ja fast herausfordern , den fraglichen gegenständ an der
band der erfahrung einer erneuten prüfung zu unterziehen?
Zunächst musz nun mit entschiedenheit darauf hingewiesen
werden, dasz in folge der notwendigkeit, die im griechischen er-
zielten kenntnisse schlieszlich durch ein abiturientenscriptum darzu-
thun , der griechische Unterricht in prima vielfach mit einem über-
masz von grammatischen erörterungen belastet wird, selbst Bonitz
gesteht dies zu. er sagt : ^auf der anderen seite hat das achtungs-
werthe streben , die prüfung auf der gebührenden höhe zu erhalten,
manche lehrer des griechischen veranlaszt, in der obersten classe
einen übermäszigen teil der eben nur ausreichend bemessenen zeit
den schreibübungen zuzuwenden und dadurch die griechische lectüre
gerade da zu beschränken , wo sie den wichtigsten beitrag zur bil-
dung zu geben vermag' (s. 708). dies steht freilich im Widerspruch
mit der circularverfügung über die abiturientenprüfung vom jähre
1856. denn diese warnte in der ihr eigenen überall zu tage tre-
tenden maszvollen weise vor ausschreitungen. nachdem sie erklärt
hat , dasz das griechische scriptum nur dazu dienen solle , die Sicher-
heit der abiturienten in der formenlehre und syntax zu ermitteln,
itlgt sie ausdrücklich hinzu : Masselbe ist nicht zu einer stilübung
Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima. 7
bestimmt, sondern lediglich dazu, die richtige anwendung der er-
lernten grammatischen regeln zu documentieren .... die könig-
lichen provinzialschulcollegien , sowie die directoren der gymnasien
werden genau darüber zu wachen haben , dasz das griechische scrip-
tom sich innerhalb der diesem zwecke entsprechenden grenzen halte'
(Wiese, Verordnungen usw. s. 212), und an einem andern orte ver-
langt sie in grammatischer hinsieht nur, Masz der abiturient in der
formenlehre und den hauptregeln der syntax fest ist' (s. 219).
daraus wird klar, dasz die Prüfungsordnung die drohende gefahr
wol erkannt hat und sie abwehren will, beweist aber das nicht,
wie unmittelbar jene gefahr an die vorhandene einrichtung geknüpft
erscheint?
Man erwäge nur die wirklichen Verhältnisse, der classische
onterricht in der gymnasialprima ist in letzter zeit an einer sehr
groäzen anzahl preuszischer gymnasien in die bände jüngerer lehrer
übergegangen, die grosze zahl neuer gymnasien, welche etwa seit
1850 in den meisten preuszischen provinzen pilzähnlich in die höhe
geschossen sind, zum teil in recht kleinen Städten, und der lange
zeit hindurch herschende auffallende mangel an philologischen lehr-
kräften, der so grosz war, dasz in einzelnen provinzen schulräthe
und directoren fast mit der diogeneslaterne nach schulamtscandidaten
suchten, und dasz zahlreiche beschäftigung von lehrern erfolgte,
welche ihr examen pro facultate docendi noch nicht gemacht hatten^
hat dies herbeigeführt, diese männer sind zum teil aus neueren
philologischen schulen hervorgegangen, deren häupter nicht mehr,
wie einst die groszen heroen der philologie , so verschiedene selten
des altertums annähernd gleichmäszig zu umfassen bemüht sind,
sondern ihre allgemein anerkannten und hoch zu rühmenden Ver-
dienste in der einseitigen pflege gewisser, namentlich formaler phi-
lologischer disciplinen , der kritik , grammatik , metrik , der eigent-
lichen Sprachwissenschaft u. a. erworben haben, die fortschreitende
teilung auch der geistigen arbeit hat dies notwendig gemacht , die
solide grundlegung der philologischen Wissenschaft durch sorgfältige
revision und prüfung der texte war eine unabweisliche forderung.
aber für die schule ist der erfolg gewesen , dasz viele jüngere lehrer
einen übermäszigen werth auf formale Wissenschaft, namentlich
grammatik und metrik , legen , und dasz die föhigkeit , die litteratur-
denkmäler möglichst vielseitig, sprachlich, sachlich, geschichtlich
und ästhetisch zu betrachten , im ganzen abgenommen hat. es macht
sich das nicht allein auf dem gebiete der alten sprachen , sondern
wol auf dem aller gymnasialdisciplinen geltend, am ärgsten vielleicht
im deutschen, in welchem gegenstände man so oft bei beobachtung
einzelner lehrer und ihrer trefflichen leistungen in einzelnen zweigen
dieses Unterrichts ausrufen möchte: fehlt leider nur das geistige
band, allgemein ist die klage darüber, dasz die Studenten der philo-
logie sich gegenwärtig kaum je noch mit philosophie beschäftigen,
auch das interesse für die andere deutsche litteratur hat unzweifel-
8 Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima.
haft erheblich abgenommen und wird schwerlich eher wieder leb-
hafter erwachen, als bis auf jeder nicht ganz kleinen Universität ein
lehrstuhl flir neuere litteratur errichtet und mit einem manne be-
setzt ist, der es versteht, seine zuhörer nicht blosz durch textkritik
und sprachforschende betrachtung anzuregen, sondern ihnen auch
ein möglichst harmonisches bild von dem gesamtwerthe eines litte*
raturdenkmals beizubringen und sie in den geist desselben einzu-
führen , endlich auch den dichter aus dem Charakter seiner zeit und
seines Volkes zu erläutern, dann wird vielleicht nicht mehr hohe
Weisheit darin erblickt werden, dasz man^ wie dies in Düntzerschen
und anderen ausgaben von deutschen classikem gröstenteils ge-
schieht, nach verkehrt philologischer sitte alle möglichen, selbst die
verständlichsten stellen mit einem langen aufgusse von interpreta-
tion begieszt , um sie genieszbar zu machen, und vielleicht geht in
folge einer etwaigen Umgestaltung des höheren Schulwesens selbst
der wünsch allmählich mehr in erfüllung, dasz die zahl der lehrer
wiederzunehme, welche im stände sind, ihren schülem deutsche
und fremdsprachliche gedichte mit solchem ausdruck und Ver-
ständnis vorzulesen, dasz diese sich daran ein vorbild nehmen
können.
Man verzeihe diese auf anteil an der Jugend beruhende ab-
schweifung, welche durch ein Übermasz von formaler geistesbe-
schäftigung in unsern gjmnasien nahe gelegt wird, denke man sich
nun den griechischen Unterricht in gymnasialprima in bänden einea
jüngeren lehrers, der seine zum teil höchst achtungswerthen, zu-
weilen selbst glänzenden kenntnisse vorzüglich in formalen discipli*
nen besitzt, wie kann es da bei der aussieht auf das abiturienten-
scriptum anders kommen, als dasz er seine schüler mit gröstemeifer
in der grammatik sicher zu machen sucht, wie fein und reich ist
nicht diese formenlehre und syntax! und dabei so anmutig und
geistvoll, dasz man sich immer von neuem versucht fühlt, auf die
ungeheure fülle von lautlicher und logischer Schönheit, von leben-
digkeitund verstand hinzuweisen, welche sich in diesen formell und
Sätzen offenbaren, und sie den schülem durch immer wiederholte
Schreibübungen möglichst anzueignen, und es wird doch schlieszlich
von dem abiturienten Sicherheit in der formenlehre und syntax ver-
langt! dasz dies an einer andern stelle des abiturientenreglements
auf die hauptregeln der syntax beschränkt wird, kommt bei dem
der grammatik vorzugsweise ergebenen lehrer weniger in betracht.
nun sucht er seine schüler zu festigen und zu feien, indem er ihnen
um der gründlicfakeit willen zu dem benutzten lehrbuche eine menge
ergänzender regeln dictiert, alle' 8 bis 14 tage ein extemporale oder
exercitium fordert und mündlich aus Übersetzungsbüchem z. b. Halm,
Seyffert u. a. es ins griechische übertragen läszt. so werden die
subtilen geheimnisse der anwendung oder fortlassung des artikels
— eine ganz besonders ergiebige domäne für anf&nger, und wie
wichtig! — die feinen onterschiede in der anwendung der tempora.
Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima. 9
ferner in der constraction der yerba des wahmehmens, einiger con-
jonctionen wie npiv, der präpositionen und negationen, welche letz-
teren eine fast unabsehbare perspective eröffnen , und was sonst zur
Syntax gehOrt, durchgenommen und eingeübt, eine unzahl von verben
gelernt, welche besondere constructionen erfordern, und wo die
eehnle dazu nicht ausreicht, wird von eifrigen lehrem , oft mit einer
bei dex jetzigen Sachlage warm anzuerkennenden bereitwilligkeit,
welche auch im entscheidenden augenblick die wichtigsten prakti-
schen erfolge erzielt, die auszerhalb der Schulstunden liegende freie
arbeitszeit zu hilfe genommen, denn wenn das abiturientenextem-
porale nicht in der erforderlichen weise fehlerfrei ausfällt , so kann
dies unter umständen über das Schicksal des prüflings entscheiden,
derlehrer aber ist, auch um seiner wissenschaftlichen ehre willen,
yerpflichtet, in der beurteilung nicht allzu mildo zu sein, ein grober
formfehler und etwa 1 — 2 etwas mehr ins gewicht fallende syntak-
tisdie fehler genügen bei einer zweistündigen arbeit, um sie an und
fiber die grenze des ^nicht befriedigend' zu bringen, und sollte der
lehrer des griechischen in ungebührlicher weise zur nachsieht geneigt
sein, so wacht die wissenschaftliche prüfungscommission darüber,
dasz er seine Vorstellungen zur normalen höhe hinauf steigere, von
dieser aber eine misbilligung zu erbalten, zumal wenn damit die
fordemng verbunden ist, ihr gutachten sämtlichen rhitgliedem der
abiturientenprüfungscommission zur kenntnis zu bringen , ist etwas
in der rege! recht empfindliches, hingegen kann ein strebsamer
lehrer durch nichts in so hohem masze die anerkennung der Wissen-
schaftlichen prüfungscommission erringen, die ja für den lehrer von
hohem werthe und ein fingerzeig für seine fernere thätigkeit sein
soll und auf das urteil des schulraths einflusz ausübt, als durch er-
zielang glänzender scripta, denn die protocolle der mündlichen
prOfdng, 80 sorgsam sie auch abgefaszt sein mögen , geben doch von
dem geleisteten immer nur ein sehr mattes und unsicheres bild.
hingegen scheinen in den griechischen scripta so unzweideutige
beweise des grades der aneignung der griechischen spreche zu liegen,
dasz sie eines nachhaltigen eindruckes nicht verfehlen können, denn
ee heiszt auch hier: littera scripta manet. es soll damit kein Vor-
wurf erhoben werden, es gibt in der that treffliche und ausge-
xeichnete lehrer des griechischen, denen es ähnlich gegangen ist, wie
hier geschildert wurde, und gründliche Sicherheit im schriftlichen
gebrauch der griechischen spräche ist ein so hohes und schwer zu
erringendes geistiges gut, dasz seine erwerbung manche schatten
zurücktreten läszt, ja oft weit überstrahlt, es soll hier nur nachge-
wie-en werden, dasz das griechische extemporale einen mächtigen
drück auf die betreibung der griechischen grammatik und die grie-
cbiachen schreibübungen in prima ausübt, die dagegen aufgerichteten
«ihatz wehren sind bekannt genug, sie bestehen zum teil darin, dasz
der auöfall des scriptums nur in so weit unbedingt maszgebend ist,
als er mit den schriftlichen classenleistungen übereinstimmt , zum
10 Ueber das griechische extemporale in gymuasialprima.
teil in richtiger Würdigung der mündlichen leistungen. und in der
that, wenn diese schütz wehren nicht vorhanden wären, so würde die
gymnasialprima dem formalismus im griechischen noch viel mehr
preisgegeben sein; sie sind also in gewisser hinsieht wirksam, aber
sie erweisen sich nicht kräftig genug ; sie können nicht verhindern,
dasz die erwähnten ausschreitungen vorkommen, und, wie gelegent-
liche mittheilungen wahrscheinlich machen, zahlreich vorkommen.
sie zu beseitigen , wird auch den provinzialschulcollegien und direc-
toren schwerlich möglich sein, da der individualität des lehrers ge-
nügender Spielraum innerhalb der gesetzlichen bestimmungen ge-
lassen werden musz. auch die Warnungen vor übermäsziger aus-
dehnung des grammatischen, welche bewährte pädagogen, wie
Schrader, durch ihre darstellung ertheilen, haben bisher nichts
gefruchtet, obgleich letzterer so weit geht, dasz er, was die grie-
chische Syntax betrifft, die selbständige durcharbeitung eines gram-
matischen lehrbuches für überflüssig erklärt (erziehungs- und unter-
richtslehre s. 416) — eine freilich gewagte behauptung.
Und es mag immerhin noch sein , dasz in den gynmasien sehr
groszer städte, in denen das schulmaterial im allgemeinen besser
ist und bei der gröszeren aus wähl eiuo noch viel gröszere aussonde-
rungder weniger tüchtigen demente möglich ist, zumal auf gröszeren
lehranstalten wol ziemlich allgemein eine Scheidung in räumlich ge-
trennte ober- und unterclassen stattfindet, der besprochene übelstand
minder fühlbar wird, aber in den gynmasien kleiner städte, für
welche die abiturientenprüfungsordnung eben so gilt, hat man
mit einzelnen abweichungen von den normalen Verhältnissen zu
kämpfen, welche neue Schwierigkeiten hinzufügen, ich glaube nicht,
dasz man von tüchtigen anstalten dieser art im allgemeinen sagen
kann, sie ständen hinter ihren begünstigten Schwesteranstalten in
volkreichen städten merklich zurück, sie werden vielleicht eine ge-
ringere anzahl talentvoller schüler besitzen und auf viel weniger ge*
wandtheit und leichtigkeit der auffassung rechnen können; aber sie
erfreuen sich dafür vielleicht auch einer gröszeren anzahl von Schü-
lern , die zwar langsamer, aber auch gründlicher und zäher sind und
etwas von jener elementaren naturkraft besitzen, mit der das land
seine be wohner zum groszen teil ausstattet, jedenfeills aber ist in
ihnen kein so regelmäsziger fortschritt in der entwicklung und keine
so ebenmäszigebildung aller schüler in allen gegenständen zu erzielen,
wie in gröszeren städten. vielfach besitzen jene gy mnasien noch
keine Vorschulen, die schüler treten femer zum groszen teil aus dem
Privatunterricht auch noch in mittlere und obere classen ein. dabei
ist nicht zu vermeiden , dasz sie , obgleich sie noch in einem oder
dem andern gegenstände lücken besitzen, doch in die classe ange-
nommen werden oder aufsteigen, in welche sie nach der gesamt-
summe der erworbenen kenntnisse und fähigkeiten gehören, durch
privatfleisz müssen sie sich dann fortzuhelfen suchen und gelangen
auch vielfach zu dem gewünschten ziele, da aber für sie gute privat-
lieber das griechische extemporale in gymnasialprima. 11
standen oft kaum zu beschaffen sind und überhaupt die mittel,
schwachen schttlem fortzuhelfen, in kleinen städten geringer zu sein
pflegen, als in gröszeren, so wird es dort bisweilen der fall sein,
dasi man unter umständen schÜler trotz einiger Unsicherheit in
griechischer formenlehre und syntax in gymnasialprima aufnimmt,
weil man es fast f(ir ein yerbrechen ansehen musz, einen jugendlich
fortschreitenden geist um eines mangels in vielleicht einem gegen-
stände willen , in einer classe zurückzuhalten , und weil selbst das
abitorientenexamen die möglichkeit einer ausgleichung zwischen ge-
ringeren leistnngen in einem gegenstände und desto befriedigenderen
in einem anderen offen iSszt. ich habe wiederholt in prima schüler
im griechischen unterrichtet; welche, obgleich sie im allgemeinen für
diese classe entschieden reif waren , doch in der griechischen gram-
matik lücken besaszen. sie haben dabei zum teil ganz treffliches in
der lectüre geleistet und das im Plato und Thukydides gelesene mit
feinem Verständnis aufgefaszt. sie sind schlieszlich ^ weil sie gewis-
senhaft und nicht ohne anlagen waren , als abiturienten auch dazu
gelangt, befriedigende griechische scnpta anzufertigen, aber wie viel
zeit haben sie auch mit lernen von grammatischen formen und
regeln und mit schriftlichen Übungen verbringen müssen , um die
reste von Unsicherheit in formenlehre und syntax zu beseitigen, eine
zeit, die nach meiner ansieht viel zweckmäsziger und erfolgreicher
aof privatlectüre hätte verwandt werden können, oder waren sie
etwa deshalb unfähig, Xenophon oder leichtere dialoge Plato's oder
Eoripides für sich zu lesen , weil sie , vielleicht in augenblicklicher
Zerstreuung, iQr\ bildeten statt f9r]K€V, oder reOveuTav statt
TEOveukav, und weil ihnen in folge eines nicht exacten Jugend Unter-
richts hin und wieder ähnliches begegnete? wurden sie dadurch
Terhindert, ein in der lectüre ihnen vorkommendes ^dr]K€V oder
T€Ov€(jjcav sofort zu verstehen? es ist ja sichere einübung einer
spräche bis zu mündlichem und schriftlichem freiem gebrauch zur
formalen bildung erforderlich, da aber hierfür das lateinische be-
stimmt ist, welches freilich zu diesem zwecke nicht überall ge-
nflgend ausgebeutet wird , so begnüge man sich damit und benutze
das griechische vorzugsweise, um in geist, leben und sitte des
altertums tiefer einzuführen und das Verständnis fCir die ewig
giltigen moster der verschiedensten stilgattungen mehr aufzu-
sdüieszen.
Denn leider ist die folge eines Übermäszigen betreibens der
grammatik , dasz deshalb die anderen Seiten des gi*iechiscben Unter-
richts zu kurz kommen, dasz auf die lectüre und bei dieser auf
antiquitäten , archäologie, mythologie, litteratur und das eigentlich
p'>?ti5che nicht die gebührende rücksicht genommen wird, zwar in
der absieht der abiturientenprüfungsordnung liegt das nicht, denn
fcie verlangt mündliche Übersetzung einer prosaischen und dichteri-
schen stelle und fordert bei der mündlichen prüfung noch folgendes:
*bei der erklärung Tder vorgelegten schriftsteiler) sind geeigneten
12 Ueber das grieclusche extemporale in gymnasialpriina.
ories aus der metrik , mythologie , altertumskunde usw. fragen an-
zuknüpfen' (Wiese a. a. o. s. 216j. aber die wirklieben yerbSltnisse
sind von der art , dasz diese forderung oft genug unerfüllt bleibt
oder nur sebr mangelhaft beacbtet wird, und das kann kaum
anders sein, die Prüfungsordnung gestattet, dasz an einem tage
zusammen 12 examinanden geprüft werden, setzen wir nun nicbt
gleich diesen äuszersten fall, sondern nehmen wir an, dasz etwa
8 examinanden zugleich geprüft werden sollen, was sehr bftufig
vorkommt, so musz die prüfung erfolgen in religion , in lateinischem
und griechischem prosaiker und dichter , in geschiebte und matiie-
matik, also, da dichter und prosaiker jeder zu gebührendem rechte
kommen sollen, im ganzen in 7 gegenständen, nehmen wir mm
an, dasz die prüfung von 8uhr morgens bis 8 uhr abends mit Unter-
brechung von 1 — 2 stunden dauere — eine fast schon über das ge-
wöhnliche masz menschlicher kraft hinausgehende zeit — und dan
das verlesen der protokolle, die feststellung der prädicate und über-
haupt die berathung auch etwa 2 stunden in anspruch nehmen, 80
bleiben für die eigentliche prüfung nur 8 — 9 stunden übrig, d. b«
für jeden schüler etwa 1 bis l^g stunde, für jeden gegenständ bei
je einem schüler etwa 8 — 9 minuten, und da die gegenstftnde»
welche, wie mathematik, religion und geschichte nur einmal ver-
treten sind und doch mehrere disciplinen umfassen und eine grössere
menge positiven Wissens erweisen sollen , in der regel mehr zeit er-
fordern , so bleiben für die Übersetzungen durchschnittlich etwa nur
7 — 8 minuten, die sich auch unter günstigen umbtftnden nicht viel
über 10 minuten steigern, da man nun dem prüfling doch eine&
längeren abschnitt, etwa ein halbes capitel aus Cicero oder zwei
Paragraphen aus Xenophon oder 12 — 16 verse Homer oder Hom
vorlegen musz , um ihn dem zufall nicht allzusehr preiszugeben , dft
namentlich bei der lectüre des Horaz die fragen nach der metrik
unvermeidlich sind und einigen räum einnehmen , so bleibt für die
fragen nach altertumskunde und mythologie nur die geringste zeit
^^ngi Jä 8i<) fallen groszenteils ganz fort, ist es doch oft in der
that recht schwer, besprechungen Über gegenstände der altertuma*
künde an einzelne nicht nach solchem gesichtspuncte ausgewählte
noch nicht gelesene stellen z. b. aus Cicero's philosophischen Schrif-
ten , Xenophon oder Arrian anzuknüpfen, es bedürfte dazu oft be-
sonderer geschicklichkeit oder eines gelinden zwanges. hingegen
ist es zum teil unvermeidlich, zum teil wenigstens so verführerisch»
eine menge grammatischer fragen anzuschlieszen , dasz dies wol nie
unterbleibt, obgleich es in der Prüfungsordnung durchaus nicht ver*
langt wird, selbst an die Homerübersetzung drängen sich zahlreidio
fragen nach homerischen formen , metrischen gesetzen und ähnlichem
heran, um dem verrufenen dilettantismus entgegenzuarbeiten« ob
aber der prüfling sich ein richtiges bild von Charakter und wesen der
llias macht , wird in der regel wol nicht ermittelt, ich glaube daher
auf Zustimmung vieler coUegen rechnen zu können , wenn ich aagOi
Ueber das griechiBcbe eztemporale in gymnasialprima. 13
dasz das abiturientenexamen kein bild davon gibt, wie weit es dem
abitorienten gelangen ist, sich durch fleisz und lebendiges eindringen
in die ansehaunng von den wirklieben zuständen und Verhältnissen
des aliertams eine richtige Vorstellung von demselben zu bilden»
iwar kann durch beschrftnkung der mündlichen prüfung auf je einen
Schriftsteller, prosaiker oder dichter, einige abhilfe geschafft werden,
in wirUidikeit ist mir dies aber noch nicht vorgekommen, auch habe
ich noch nicht gehört, dasz es an anderen orten zur anwendung ge-
kommen sei.
Was aber bei der abiturientenprüfung eine untergeordnete
rolle spielt, das tritt leicht auch Überhaupt zurück, während jeder
abitorient mit eifer, in manchen fällen mit ängstlicher besorgnis
danach trachtet , sich die erforderliche kenntnis der grammatischen
r^eln und Sicherheit in der Übersetzung aus dem deutschen ins
griechische anzueignen, betrachtet er groszenteils , was er sich an
keontnissen aus der altertumskunde aneignet, als ein überverdienst-
liches und überflüssiges werk, das zu treiben zwar ergötzlich ist,
das aber doch nur, soweit es die oft knapp bemessene zeit gestattet,
betrieben werden kann, darum greift er, wenn er sich zum examen
tfichtig machen will , meist lieber zu seiner grammatik oder zu einem
leit&den, der ihm die geheimnisse der sjntax in nuce darreicht,
wie der gewis gediegene von Seyffert oder der von Lindtner dies
thnt, oder zu den vom lehrer dictierten regeln, als etwa zu einer
privatlectüre wie Isokrates Areopagiticus , aus der er so manche
kenntnis des altertums gewinnen kann, oder zu Xenophon'js Helle-
nika oder zum quellenbuch für die alte geschichte , welches wol ge-
eignet ist, die classischen Studien mit den geschichtlichen zu ver-
binden, und da wundert man sich noch, wenn die privatlectüre
immer mehr abnimmt, wenn jene schüler immer seltener werden,
die sich früher doch noch häufiger fanden , welche , wenn sie die
«niversit&t bezogen, bereits zahlreiche griechische Schriften für sich
gelesen hatten?
Selbst die genügende kenntnis der griechischen spräche wird
nicht einmal immer durch das griechische abiturientenscriptum er-
ikit. es wird ja nur Sicherheit in der formenlehre und den haupt-
Rgehi der sjntax verlangt, ein immerhin dehnbarer begriff, der
bewirkt haben mag, dasz, wie Bonitz behauptet (s. 708), in man-
chen fmien 'aufgaben zum übersetzen ins griechische gestellt sind,
welche als aufgaben einer schluszprüfung , einer prüfung, welche
die reife zum Universitätsstudium zu ermitteln hat, zum mindesten
gesagt nicht als schicklich erscheinen können', es wird also auf
ToUkommene Sicherheit in diesem gegenstände verzieht geleistet,
augenscheinlich weil die forderung sonst zu weit gehen würde,
und das stilistische wird grundsätzlich ausgeschlossen, ist es nun
aber schon in einzelnen fällen schwer, die richtige grenze zwischen
grammatik imd Stilistik zu finden z. b. bei dem capitel von dem ge-
brauch einzelner conjunctionen wie irpiv, ujct€, ujc, von den relativ-
16 Ueber das griechische extemporale in gymnaaialpriiiia.
Dieser plan soU nur eine ungefähre Vorstellung von dem um«
fange der unter solchen Verhältnissen möglichen lectüre geben und
würde sich je nach umständen, namentlich bei geteilter ober- und
Unterprima leicht umgestalten lassen, kurz es würde möglich sein,
fast um die hälfte mehr zu lesen, als bisher geschehen ist. zugleich
würde die gröszere ausdehnung der lectüre in der schule bei den
durch keine schrecken eines abiturientenscriptums geängstigten und
ihre zeit nicht mehr zur erzielung desselben verwendenden prima-
nein dahin führen, dasz sie um so eifriger privatlectüre treiben«
wie auch das abiturientenexamen auf die förderung derselben noch
einen kleinen druck ausüben könne, soll später gezeigt werden.
sollten aber die gehegten hoffnungen überspcuint erscheinen, so
möge man bedenken , dasz mit der ausgedehnteren lectüre sich vor-
aussichtlich eine immer wachsende leichtigkeit in dem überblick
über nicht schwierige partieen der schulschriftsteller und ihrem Ver-
ständnis wie ihrer Übertragung einstellen würde.
Dieser eben geführte beweis scheint mir auch die nicht zu wi-
derlegende haupteinwendung gegen den von Bonitz gemachten Vor-
schlag zu enthalten, der allerdings unter den gegenwärtigen um-
ständen die allgemeinste beachtung verdient, bekanntlich geht
derselbe (s. 716) dahin, dasz der lehrer inhaltsangaben und aoszQge
aus den in der schule gelesenen Schriftstellern z. b. Platonischen
dialogen und Demosthenischen reden ^ ferner erörterungen über den
anlasz oder den zweck einer rede , über die zeit in der sie gehalten
ist, über das ergebnis eines dialogs usw. griechisch so abfasse,
dasz dabei der durch die lectüre den schulen zugeführte wortschati
schlechterdings nicht überschritten wird, imd die deutsche Über-
setzung davon als extemporale dictiere. das extemporale werde
auf diese weise nicht blosz eine Übung in formen- und satzbildung,
sondern eine erprobung der erworbenen Sprachbildung überhaupt;
es begleit« nicht blosz die prosaische lectüre, sondern unterstütze
dieselbe auf das wesentlichste; die präparation werde dadurch
gründlicher, die aneignung'des gesamten Sprachschatzes fester, und
damit steigere sich auch die beföhigung zu rascher fortschreitender
lectüre; die schüler wüsten, dasz ihnen der auf die lectüre ver-
wandte fieisz auch für ihre leistungen im schreiben zu gute käme.
Indessen ganz ohne bedenken scheinen mir, auch abgesehen von
dem obigen haupteinwande , diese vorschlage nicht, sie sind, wenn
auch von Bonitz mit besonderem nachdrucke eingeführt, nicht gani
neu. nur , dasz die texte auch auf einleitungen und betrachtungen
über die gelesenen stücke ausgedehnt werden und — ein umstand
von besonderer Wichtigkeit — ursprünglich griechisch abgefaszt
werden sollen, ist eine neue förderung. sonst waren metaphrasen
tmd Paraphrasen gelesener griechischer und lateinischer abschnitte
schon von Seyffert, Ferd. Schultz und anderen seit jähren in ihre
Übungsbücher aufgenommen, und praktische Schulmänner haben,
wie auch gelegentlich auf Versammlungen erwähnt ist, schon lange
üeber das giiechiBcbe extexnporale in gymnasialprima. 17
«ine ähnliche methode befolgt, man bat also bereits seit längerer
xeit gelegenbeit gebabt, die Vorzüge dieser methode, die sich jedem,
der sie ?ersacbt , unverkennbar ergeben , zu erproben, und haben
etwa trotz alledem die übersetznngsbttcher von Böhme, Frank,
Halm, Haacke, Sejffert u. a. abgenommen? ist nicht in neuerer
zeit noch ein viel verwandtes buch von Wendt und Schnelle hinzu-
gekommen, zwei schulmSnnem , von denen namentlich der erstere
in weiten kreisen als tüchtig bekannt ist? hat also die sache viel-
leicht doch einen verborgenen haken? ich fürchte: ja. Bonitz
beizt zum teil ideale lehrer voraus , die selbst halbe Sprachkünstler
im griechischen sind, die etwa im stände sind, Steinhartsche einlei-
tongen zu Plato griechisch abzufassen oder ähnliches zu leisten, und
dem gegenüber bleibt Laas berechtigt zu bezweifeln , ob man auf
eine so allgemeine befftfaignng dergleichen texte zusammenzustellen,
rechnen kann, zum teil aber weist Bonitz die lehiier auf die inhalts-
angaben hin, welche freilich leichter zu beschaifen sind; aber, da
im griechischen Unterricht, jedenfalls in prima, das formal bildende
element viel mehr zurücktritt, als im lateinischen, so kann eine der-
artige behandlung der oft so vorzüglichen texte fast wie ein unrecht
erseheinen, das man an den alten Heroen begeht, oder sollte es
nicht auch auf andere einen niederschlagenden eindruck machen,
wenn man auf diese weise die groszen antiken stoffe zu kurzwaaren
verarbeiten musz? und macht es auf die Jugend anregenden ein-
drock, wenn man ein so treffliches material zu neuem, jedenfalls
nicht besserem teig umknetet? oder beschleicht sie dabei nicht viel-
leicht doch die empfindung, dasz damit das grosze in den staub
gezogen und die graue theorie an stelle des frischen grünenden
lebens getreten ist? wenigstens gibt es, glaube ich, höhere auf-
gaben, vor allem die, auf allseitig eingehendes Verständnis gestützt,
eine klare anschanung des antiken Schriftstellers zu gewinnen.
Und wie wird es mit dem abiturientenscriptum ? eine Inhalts-
angabe von wenigen capiteln genügt alsdann nicht, da sie einerseits
dem zu/all zu viel Spielraum gibt, andererseits die mitglieder der
ahiturientenprüfungscommission bez. der wissenschaftlichen prü-
fongscommission im unklaren darüber lassen würde, welche phrasen
bei dem schüler als unmittelbar aus der lectüre entnommen ange-
«dien werden mtlssen. ein Stückchen einleitung oder betrachtung
llber das gelesene herzustellen wird manchem lehrer, zumal bei den
engen grenzen der aufgäbe , gegenüber der scharfen controle, die an
ihm geübt wird , so gewagt erscheinen , dasz er lieber darauf ver-
zichtet, er wird dann also doch wahrscheinlich zu einem stücke von
ähnlichem inhalte, wie der der lectüre war, greifen, wenn Thuky-
dideä gelesen ist, etwa zu einem andern abschnitte aus Thukydides
oder Xenophons Hellenika, wenn Plato gelesen ist, etwa zu einem
andern abschnitte aus Plato, der aber sehr schwer zu finden sein
dftrfte, oder aus Xenophons memorabilien. und wenn Demosthenes
gelesen ist? es wird schwer sein , verwandtes zu finden , da er in
S. JAhrb. f. phil. u. päd. U. abt. 1875. hft. 1. 2
18 lieber das griechische extemporale in gymnasialprima.
jeder rede so eigenartig und in seinem ausdrucke so bezeichnend
und überlegt ist, dasz er auf andere Sachen, als die vorliegende,,
kaum übertragen werden kann, jedenfalls aber wird der lehrer
dann immer einen schweren stand haben , da er sehr ernstlich die.
gefahr meiden musz , dasz das ezamen nicht als ein besonders vor-
bereitetes erscheine, worüber gelegentlich auch klagen erhoben,
worden sind, und dasz diejenigen ^ welche mit über die abiturienten-
prüfung zu wachen haben , nicht zu sehr im dunkeln erhalten wer-
den über das , was man als aus dem gelesenen Schriftsteller entlehnt
ansehen musz.
Ein anderer punkt sei nur um derer willen erwähnt, die fOr
ihn besondere verliebe hegen, es herscht an einzelnen anstalten die
sitte und wird auch wol von provinzialschulcollegien empfohlen,,
dasz zu derselben zeit immer nur ein Schriftsteller, entweder pro-
saiker oder dichter gelesen wird , dann aber in allen zur Verfügung
stehenden stunden, dies würde bei Bonitz' verschlag aufhOren
müssen, da man dann gezwungen ist, sich immer einen prosaiker
behufs Sicherung bez. einübung grammatischer formen und regeln.
zu halten.
Einzelne der vorgebrachten gründe würden fortfallen , wenn,
wie von einzelnen Seiten als wünschenswerth angesehen wird, zwar
die griechischen schreibübungen in prima im allgemeinen erhalten.
bleiben, aber doch das abiturientenscriptum fortföJlt. einiges von.
dem auf der lectüre lastenden drucke würde dadurch hinwegge*
nommen, aber, wo der griechische Unterricht in den bänden eifrijger
das formale stark betonender lehrer ist, würde in der hauptsache-
doch nicht viel geändert werden, auch ist zu befürchten, dasz den
Schülern bald die schreibübungen nur als Überflüssige last, als
zurückgestellte arbeiten einer untergeordneten gattung erscheinen
würden, denen eben nur besonders begabte lehrer ein höheres anseim
verschaffen könnten.
Es bleibt endlich noch Übrig, die gründe zu prüfen, welche
gegen den fortfall des griechischen scriptums angeführt werden*
Bonitz erklärt (s. 713), die unausbleibliche folge davon sei, dasz sn*
nächst unter den schüJem eine solide kenntnis des griechischen zum
eigentum einer kleinen auserlesenen schaar werden wird, und dasz.
bald genug an einem groszen teile der gymnasien selbst der grie-
chische Unterricht zu dilettantischer leichtigkeit herabsinkt, diese
ansieht wird von vielen trefflichen coUegen geteilt, scheint mir aber
doch auf übertriebener besorgnis zu beruhen, es fehlt auch eme-
eigentliche directe begründung der behauptung und ist wol kanm
je versucht, auch dürfte sie schwierig genug sein, denn zunächst
steht fest, dasz man nicht im allgemeinen den satz aufstellen darf:
gründliche kenntnis einer spräche ist unmöglich ohne schriftliche
Übungen in derselben, dagegen spricht das beispiel unserer docen-
ten und Studenten, unter letzteren ist gewis eine grosze ansahl
solcher, die im allgemeinen als recht tüchtig bewandert im griechi--
ütUm Au griMliiKlie nUmponle In g7niBaiiAlpr!ii&' 19 '
achen bezeich wer( kSiuuai, und von dmcB' imn doch gv*
Icgentüch, seiest wenn >ie «if dem gymaannm emen tflchti^B'
Dstemcbt genofsen baben, in den inarien, in denen Ae Bohrift-
Ikkn Dbungen teils fortÄU , i nur Ua betrieben irarden,
nemlicb baarGtrSubetid» gri«ci ne foniun ro hSrsn bekonunea
Iuhd. diBi mag nicht löbÜcli b i, wird sjoh aber bei der emseitig-
Veit, mit der sich gerade tO j i lenten auf gewisse qrameDe
■nfgaben werfen , nicht rermi i . soll man sie daräm dea
diktlBiitismiu anklagen ?'^erf rm i taig zeigt dieser gerade oft
■ oe beimtans nnu nniglDeit. in der saduihmenden
fonnea', and was ibm fthlt, ist meistena das
VBd Belbst dUBflitige interesBe fOir die tiefere erfaBsiing
I in der geeamtheit seiner bedehongen. ttbrigens ist
nf da gymnasinm der lebrer daza da, om die erfraderliclie
bnfads TOB formen and regeln darch mtlndliche Obnngen m
Kkn.
üad mnun soll ibm, dies dareh die lectflre za erreichen, on-
wX^A sein? jede stunde, in der ein proniker gelesen wird , mosz
tiee ftOe grammatisolier beobachtangen bringen, und es Ist keines-
ngi tbsidit dieser seilen , das gebtt^ende interesse ftlr grammatik
iMiwIehen zu helfen, vielm^ soll hier in gewisser lunsicht nnr
IM fortechritt empfohlen werdeb, der auf anderen gebieten gofaon
ingBlreten ist und gute ftHehte getragen hat, der vom schriftlieben
HB Mflndlicben verMiivn, welches, wenn es auch unter umatgnden
■Ar «oft spiel setst, doch im ganzen mehr beweglichkeit und riel-
■ili^ait gestattet und nicht in so enge kreise zwingt.
Üad welche mittel hat nicht der lehrer in hOnden , um dnroh
wtidliehe besprechungen die lectllre in jeder faindoht, also auch fllr
S$ aumnatik firoehtbar zu machen I zonfichst darf er , namentlieh
im BobBge, wo langsamer voi^sbhritten wird, die gelegenheit
liAt Torttbetgehen lassen, die hauptsSchlichaten gnunmstisi&en
Wiwgumgan in der weise gegenwärtig zu halten, dasz ernoch-
:vrist, KU welchem gründe an der betreffenden stelle gerade diese
ad ^eht eine andere sonst mögliche form oder constmction gewShlt
jd. wo aiidi tener eine Unsicherheit zeigt, kann er, weiter aos-
etwa die formen eines verbs oder mehrerer verwandter im
Jiihange geben lassen, allgemeine sprachliche formengesetze
kerinnermig bringen oder eine regel bez. einen complex von regeln
is ihrer inneren bedeotnng und logischen absieht entwickeln, indem
tTTielleicbt andere sprachen, namesttich die lateinische und deutsche,
Br vergleichnng heranzieht, er kann femer verlangen, dasz die
tetOler sich nicht nnr alles besprochene wol merken, sondern auch,
sie etwa unsicher sind, durch' private Wiederholung eines capi-
ans der grammatik nachhelfen, und er wird gut thun, sich in
ia nJkhetfolgenden stunde ^les besprochene noch einmal, ohne
■önerseita hülfe zu gewähren, .auseinander setzen zu lassen, vor
kann er auch verlangen, dasz sich die fcbfller das in der vor-
20 Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima.
hergehenden stunde gelesene so weit angeeignet haben, dasz sie im
stände sind , alle vocabeln , phrasen und sprachlichen eigent&mlich-
keiten nach einer ihnen vorgesprochenen deutschen Übersetzung ins
griechische zurück zu Übersetzen und so die gedanken und aosdrucks-
formen des Schriftstellers noch einmal im schüler entstehen lassen.
seit Jahren wenden zahlreiche coUegen mündliche retro Versionen
ganzer capitel, entweder während des ganzen cursus (namentlich in
secunda), oder wenigstens während der zeit, wo die lectüre eine
mehr statarische ist , an. und soll dieselbe mehr cursorisch werden,
so kann man nach belieben sich auf inmier weniger vocabeln, phrasen
und sprachliche beobachtungen beschränken, indem man nur das
bedeutsamste herausgreift, und diese Übungen gewähren im ganzen
denselben nutzen wie die von Bonitz vorgeschlagenen inhaltsan-
gaben usw., sofern sie aber viel reichlicher eintreten können, einen
noch gröszeren. dabei verlangen sie vom lehrer nichts zu schwie-
riges, sie verlangen nicht, dasz er ein Sprachkünstler im griechi-
schen sei. auch muten sie ihm nicht zu , in einer doch zum teil
willkürlichen , wenn nicht unvollkommenen weise den Schriftsteller
zu einem mischgerichte klein zu hacken, sondern lassen ihn gezie-
mend bei den eigensten werten und gedanken des Schriftstellers
verweilen, die sie nur möglichst fest einzuprägen suchen, und
darum musz es auch bei einigem guten willen der provinzialschnl-
coUegien, directoren und lehrer möglich sein, diese Übungen im
retrovertieren oder wenigstens in der gründlichen aneignung von
vocabeln, phrasen und allem, was zu den eigentümlichkeiten der
spräche gehört, immer allgemeiner zu machen, und gegenwärtig
verfügen die gymnasien, wie es scheint, über wissenschaftlich so
tüchtig gebildete lehrer, dasz es nicht wahrscheinlich ist, dieselben
würden diese Übungen nicht auf angemessener höhe erhalten.
Nun nehme man noch eines hinzu, wer den f ortfall des grie-
chischen abiturientenscriptums wünscht, wird darum noch nicht den
fortfall der giiechischen schreibübungen in den classen bis secunda
wünschen, in ihnen sollen sie vielmehr die gebührende nicht an-
bedeutende steUung einnehmen, und es scheint allerdings ; obgleidl
es von einigen Seiten abgelehnt wird, wünschenswerth , die Ver-
setzung von secunda nach prima in ähnlicher weise, wie das im
lateinischen bei den realschulen Ir Ordnung der fall ist, an ein be-
friedigendes griechisches scriptum zu knüpfen.
Was etwa gegen diese einrichtung eingewandt wird, scheint
mir nicht stichhaltig, zunächst glaube ich mich auf zahlreiche col-
legen berufen zu können , welche in den oberen classen einer real-
schule Ir Ordnung im lateinischen unterrichten, und ihre Zustim-
mung zu erhalten, wenn ich behaupte: wo diese realschalen
Ir Ordnung nicht vernachlässigt sind; wo die Versetzungen mit ge*
bührender strenge erfolgen; wo die zucht in der schule ebenso gnt
ist, wie in einem guten gymnasium : da leistet der lateinische anta>
rieht in den oberen classen, was man von ihm verlangen kaniu
Ueber das griechische extemporale in gymnasialprima. 21
wenigstens sind an mehreren mir bekannten anstalten keine klagen
darttber laut geworden, die sonst gewis nicht ausgeblieben wären,
imd die einriebtung^ dasz die secundaner zum aufsteigen nach prima
ein befriedigendes lateinisches extemporale schreiben müssen, hat
acb trefflieh bewährt, sie übt auf die schüler einen so heilsamen
druck aus , dasz man in den drei lateinischen stunden in prima in
der tbat fast ausnahmslos auf eine nach umständen so befriedigende
kenntnis der formenlehre und sjntax trifft, wie man sie für die
lectflre yoraussetzen musz. und diese , die sich auf leichtere reden
ßceros, auf Sallust, Livius, Vergil u. a. erstreckt, wird von den
Schülern mit rechter lust getrieben und hat für die lehrer durchaus
nichts bedrückendes, dasz es freilich wünschenswerth ist, dasz auf
realschalen die grosze auf das lateinische verwandte mühe durch
etwas gröszere berücksichtigung dieses gegenständes in oberen
classen noch mehr belohnt und ein noch höheres ziel erreicht werde,
Unit hier nichts zur sache. der Unterricht hält , was er verspricht,
daher kann mcm mit gutem rechte diese analogie für die zukünftige
^taltung des griechischen im gjmnasium heranziehen.
Ferner ist die Verteilung des grammatischen griechischen pen-
I snms eine derartige , dasz es schon jetzt in der secunda fast abge-
. sddossen scheint, die formenlehre wird wol überall in der tertia
beendet, einzelne hauptregeln der syntax , die sich hier bei der lec-
türe der anabasis inmier wieder aufdrängen, können auch unmöglich
todt geschwiegen werden, und wenn man sich erst auf einzelne
nnter ihnen einläszt, wird man kaum umhin können , den schülem
eine möglichst sichere kenntnis derselben beizubringen, man be-
achte, wie viel von der syntax Schrader (erziehungs- und unterrichts-
lehre s. 417) der tertia zuweist, in secunda tritt dann zunächst
ziemlich allgemein die mehr systematische syntax der casus hinzu,
und es mag wol wenige anstalten geben, welche nicht auch die
hanptregeln der syntax des verbs hinzuftigen. denn jene syntax der
casus kann sich auf ein kleines gebiet beschränken, behauptet doch
Schrader , dessen gemäszigte ansichten gewis beachtunjg verdienen,
sogar, dasz eine selbständige und begriffliche betrachtung der ein-
zehen casus im griechischen überflüssig und zu vermeiden ist , und
behält der prima nur die anwendung und Wiederholung des bereits
gelernten und die ergänzende erklärung seltenerer modus- und par«
tikel Verbindungen vor. auf manchen anstalten wird auch in der
that die syntax des verbs schon vollständig in secunda abgeschlos-
sen, so dasz in prima nur Wiederholung, befestigung und er Weite-
rung des pensums in einzelnes hinein stattfindet, diejenigen an-
stalten aber, welche dies pensum erst in prima beginnen, scheinen
wirklich in früheren classen ihre zeit nicht genügend ausgenutzt zu
[ haben, im allgemeinen hingegen steht die sache jetzt so, wie sie
Heine in der oben angeführten stelle schildert , dasz abgesehen von
gewissen regeln jeder secundaner bei der verc^etzung nach prima das
•biturientenextemporale leisten kann, scheint es da nicht eine ver-
I
24 Ueber das griechische extemporale in gymnasialprixna.
sfchlusz nicht der bekannte trugschlusz ist: post hoc, er
propter hoc
ZuxilU^hst bleibt wol die angeführte thatsache, d^sz das grai
matische wissen sicherer geworden ist, unbestritten, ob aber nie
über dem grammatischen wissen manches andere zurttckgedrfia
und mehr vernachlässigt worden ist? es scheint kaum gewagt
behaupten , dasz ungefähr seit derselben zeit die klagen über ad
blonenmäszige , das talent zu einem dürftigen mittelmasz her
nivellierende erziehung der gjmnasiasten, über mangelnde se!
ständigkeit derselben , über zurückdrängung oder vemachlässigu:
mancher dem formalen erkenntnisvermögen gleichberechtigter f
lagen y über jahrelange speisung des jugen^dlichen geistes mit kü
merlichen brocken von sä^tzen und sätzch^n, die, wenn ihr inb^
auch noch so vorsichtig gewählt ist, doch immer etwas für die knah
unbefriedigendes haben, über eine kaum zu stauende überscbwe
mung der schulen mit grammatischem detailkram, wovor auch Hei
in eiper oben angeführten stelle warnt, zahlreicher geworden sii
und es ist noch nicht versucht worden , zu ermitteln , in wie w
etwa der gewiim den schaden übersteigt.
Sodann aber ist darauf aufmerksam zu machen, dasz überhat
mit unseren gymnasien seit etwa 20 — 30 jähren, also zum teil scb
vor Umgestaltung des abiturientenprüfungsreglements im jähre ISi
eine gewaltige änderung vor sich gegangen ist, durch welche
emejx ganz anderen Charakter erhalten haben, wer kennt jetzt nc
etwa die patriarchalischen zustände, wie sie vordem herschten ,
würdige alte herren, zum teil höchst gediegene gelehrte, ausgezei<
nete Vorbilder von tüchtigkeit und wahre originale, zum teil al
auch von einer jetzt fast unbegreiflich erscheinend<^n ungeschi«
lichkeit im unterrichten und schwäche in der handhabung der zuc
ziemlich allgemein in den oberen classen gi'iechisch lehrten;
jüngere lebrer wol ein Jahrzehnt warten musten, bis sie in ei
ordentliche lehrerstelle gelangen konnten; wo fast jedes gymnasii
mindestens 1 — 2, oft viel mehr lehrer besasz, an denen sich <i
humor der Schuljugend gütlich that, weil bei ihnen von je]
schwerlich viel gelernt, aber eine menge munterer Stückchen y
gekommen war, wie sie Buge und andere in ihren orinnerungen 1
schreiben; wo es bei besonderen gelegenheiten wol vorkam, d
man der jugend unmittelbar vor und nach den Schulstunden e:
kleine launige maskerade in der schule gestattete; wo sich <
lehrerstand oft auch äuszerlich ganz von der übrigen gebildeten w
schied und sich in folge dessen durch trockeues^ pedantisches wej
der Jugend entfremdete ; wo die abiturientenprüfungen zum teil \
80 harmlos-idyllischer art waren, dasz es schüler gab, die bei d
gedanken daran kein leiser schauder überrieselte; wo man lel
und leben liesz, wie es die friedlich gemüthüchen zeiten mit s
brachten? diese tage sind dahin, zu unserm glück dahin, s
etwa 30 Jahren, namentlich nach 1848 bemächtigte sich des höhei
Ueber das griechische eztemporale in gylUDasialprima. 2&
irnttfriehtsweaens ein anderer geist. nachdem man die bittere er>
fihnmg gemacht hatte, wie wenig geschult der preoszische staat
und das deutsche volk in mancher hinsieht noch waren, nachdem
mm die schmähliche demüthigung vor Gestenreich und anderen
laichten, die sich daran anschlosz, hatte hinnehmen müssen, folgte
CUM zeit, in der man darauf ausgieng, die macht des Volkes und
Staates sich erst wieder sammeln zu lassen und sie durch eine ener-
gisdie zucht zu den groszen bevorstehenden aufgaben zu beflthigen.
daiMf wurde nun , anfangs fast unmerklich , bald nach einander die
reorgaiiisation zweier einrichtungen vorgenommen, die wesentlich
gaiz auf der zucht beruhen und wie kaum andere zurgrÖszePreuszens
beigetragen haben, der Schule und des heeres.
Unzweifelhaft verdanken wir der allmählich bewirkten reorga-
nisatioa der höheren schule in Preuszen, in der auch die das abitu-
rioitenprüfungsreglement betreffende Verfügung vom jähre 1856
eine wichtige rolle spielt, grosze vorteile, nun wurde die zucht all-
mihlich eine solche, wie man sie verlungen musz; an die lehrer
worden ernste, nicht zu umgehende forderungen gestellt; von den
aufsieht führenden behörden wurden Verfügungen und instructionen
orkfisen, vielleicht zuweilen in zu reichlichem, im ganzen aber in
heilsamem masze, durch welche die einzelnen zweige des schullebens
fester geordnet wurden; die leitende macht der directoren wurde
gestärkt; bei der controle der schriftlichen und mündlichen leistungen
der abiturienten wurde nicht mehr so idyllisch , sondern nach einem
Kichern mit dem geist und buchstaben des prüfungsreglements in
Übereinstimmung stehendem maszstabe verfahren; der lehrerstand
wurde zum teil ein anderer; jüngere kräfte traten in folge der er-
hchtung vieler neuer und der erweiterung älterer anstalten zahlreich
eil und brachten einen frischeren, strafferen, mehr das wirkliche
leben berücksichtigenden, minder pedantischen geist in das scbul-
leben, während sie durch die mehr formal gewordene Wissenschaft
^dbnt waren, den werth der formalen bildung nicht zu unter-
schltsen: namentlich war der in den höheren schulen herschende
geist ein anderer geworden, getragen von dem zwar langsam aber
doch sicher sich entwickelnden gröszeren interesse an öffentlichen
zuständen und staatlichen vergangen, es mirde eine starke con-
eentration auf den classischen Unterricht hin durchgeführt, die bald,
da die geistige gewandtheit und beweglichkeit der schüler erfreulich
zuahm, als segen empfunden wurde, auch die forderung ernster
grammatischer Übungen im griechischen erwies sich damals, dem
feherigen schlendrian gegenüber, als heilsam, und die notwendig-
ktit, die erlangte Sicherheit im abiturientenscriptum darzuthun,
wirkte wolthätig auf die übrigen classen zurück, der staat, dem
** vorzugsweise auch um eine gediegene grundlegende bildung für
«eine beamten zu thun war, und der an ihnen vielseitige geistige
beweglichkeit am höchsten schätzte, konnte mit dem erreichten hohen
aia&ze von formaler bildung seiner abiturienten zufrieden sein.
26 üeber das griechische extemporale in gymuasialprima.
Aber die Signatur der gegenwart ist eine andere, die concen*
tration ist; so weit sie notwendig war, als durchgeführt zu betradi-
ten, die formale gewandtheit, d^e zum teil erst durch energischen
angriff zu erobern war, ist, so weit es wünschenswerth scheint,
jetzt vorhanden, sie wird so leicht nicht wieder verloren gehn,
gewis nicht, wenn, wie zu hoffen steht, das System des gymhaBial-
unterrichts im groszen und ganzen unangefochten bleibt, und wenn
dann etwa das griechische schluszscriptum von prima nach secunda
verlegt wird, so ist das doch wahrlich nicht im stände, gegründete
besorgnis eines rückschritts einzuflöszen. aber das neue reich
braucht jetzt mftnner von möglichst umfassender bildung , die in
neue Verhältnisse selbständig mit neuen gedanken eingreifen, die
ideen hervorbringen können, und die deshalb, so lange sie noch er-
zogen werden , zu den quellen hingeführt werden , aus denen mttch«
tige anschauungen und gedanken hervorströmen, die gelehrt werden,
sich mit allgemeinen ideen aus einander zu setzen, eine reichlichere
lectüre des Tbukydides und Demosthenes, ja selbst des Sophokles
wird wahrlich einer generation , die nun doch einmal dazu bestinunt
ist, sich politisch thätiger zu erweisen, als dies vor 30 jähren der
fall war, keinen schaden bringen; man könnte sogar, wenn man
Englands gedenkt , hoffen , dasz sie recht nützlich sein werde, vor
allem aber ist es wünschenswerth, mehr in die eigentliche geschidita
des altertums und die altertumskunde einzudringen.
Damit gelangen wir zu einem letzten puncte. man sagt, dan
statt des ausfallenden griechischen abiturientenscriptums doch nur
eine schriftliche Übersetzung aus dem griechischen ins deutsche ein»
treten könne , und diese sei neben der mündlichen prüiung übef^
flüssig, diese behauptu];ig ist, wenn irgend eine, ungerechtfertigt.
Schon seit längerer zeit wird von einzelnen Seiten darüber ge»
klagt, dasz bei der mündlichen prüfung aus zwei Schriftstellern
übersetzt und dadurch die prüfung sehr verlängert werde, da li^
doch nichts näher, als, die eine dieser Übersetzungen schrifüidb,
die andere mtlndlich geben zu lassen, um so besser werden sie sich
gegenseitig ergänzen, aber dies scheint mir noch keineswegs ge-
nügend, wenn primaner zwei jähre lang in und auszer der schule
so zahlreiche schrift^ller gelesen haben; wenn sie von jedem
Schriftsteller mindestens zweimal längere abschnitte in einer grösse-
ren anzahl von stunden kennen gelernt haben ; wenn ihnen der tevt
eingehend erklärt und zum Verständnis gebracht ist; wenn daM
grammatik und überhaupt Sprachwissenschaft, metrik, mythologie,
litteratur und altertumskunde gebührend berücksichtigt sind : dann
kann man wol verlangen, dasz schüler auch eine schriftliche probe
davon geben, wie weit sie in die kenntnis des altertums einge»
•drungen sind, darum ersetze man das scriptum durch eine Über-
setzung von stellen aus einem in der schule früher (aber nicht im
letzten halbjahr) gelesenen oder einem leichteren nicht gelesenen
Schriftsteller und lasse zugleich eine erklärung der sprachlich und
i
i
i
lieber das griechische exteiuporale in gymnasialprima. 27
jichhch wichtigsten piincte hinzufügen, wünscht man etwa, wie
dies z. b. bei einem abschnitte aus einem dramatiker nahe liegen
kum, zugleich eine allgemeine gewisse puncte der antiquitfiten be-
troffende darlegping, so kann man durch hinzufügung einiger werte
zader gestellten aufgäbe die schüler dazu anhalten, diese darlegung
2Q versuchen; ebenso kann man sie, wo es wünschenswerth scheint,
?or gewissen absch weifungen warnen und sie davon zurückhalten,
ist non die schriftliche Übersetzung und erkläi-ung gut ausgefallen,
80 beschränke man die mündliche prüfung auf die blosze Über-
setzung eines prosaikers (ohne weitere fragen), falls der dichter, eines
dichters, falls der prosaiker schriftlich behandelt ist; ist die schrift-
liche arbeit nur befriedigend , so füge man einige fragen zur münd-
Hchon prüfung hinzu; ist die schriftliche arbeit nicht befriedigend,
80 prüfe man mtLndlich im prosaiker und dichter.
Welch einen einflusz könnte eine derartige arbeit auf das
Studium der primaner gewinnen ! einige erfahrungen würden hin-
reichen, darzuthun, dasz ein strebsamer primaner, der seine ehre
dirin setzt, ein gutes zeugnis zu erlangen, wol thut, von anbeginn
seines eintritts in prima an die bei erklärung der alten Schriftsteller
gemachten bemerkungen nicht mit halbem obre aufzunehmen , son-
; dem sie sich fest einzuprägen, ja schlieszlich sich aus gröszeren
mengen derselben kleine bilder zusammenzusetzen , welche die ver-
schiedenen Seiten des griechischen lebens umfassen, da er nicht
wissen kann , wie -viel er davon einst beim abiturientenexamen wird
Terwerthen können, zugleich wird er sich dadurch mehr als durch
ein abiturientenscriptum zur privatlectüre veranlaszt fühlen , da er
TOD ihr wol für jene , selten aber für diese arbeit einen ins gewicht
&Uenden gewinn haben wird.
Zugleich wtlrde eine derartige arbeit ein ziemlich vielseitiges
bild von der geistigen reife des Verfassers gewähren, sie würde
darthon, welche gewandtheit im deutschen ausdruck er sich bei
flbersetzong griechischer Schriftsteller angeeignet hat, und würde
i dies in solcher weise erreichen , dasz auch die wissenschaftliche prü-
I fiingscommission davon ein deutliches bild erhielte , die sich bisher
i bk ^ser hinsieht mit ganz allgemeinen und dunkeln Vorstellungen
Iwgnügen mnste. auch aus anderen gründen noch würde eine solche
arbeit als eine deutsche arbeit angesehen werden können, die zur
«rginzong des deutschen aufsatzes diente, unter anderen gesichts-
puncten würde sie als eine art geschichtlicher arbeit erscheinen, sie
würde femer erkennen lassen , auf welchen gebieten namentlich die
starke und schwäche des Verfassers liegen, ob mehr auf formalem
oder sachlichem gebiete und auf welcher seite etwa des letzteren;
. ob er mehr sinn für grammatik und grammatische logik oder für
: die feinheiten der Stilistik hat, ob er besser das geschichtliche und
■ politische leben oder das wesen von kunst und Wissenschaft aufge-
Ifciszt hat usw. zieht man nun noch in rückzieht , dasz man bei sol-
'Äen arbeiten verschiedene prosaische und poetische Schriftsteller
18 lieber das griechische extemporale in gymnasialprima.
jeder rede so eigenartig und in seinem ausdrucke so bezeichnend
und überlegt ist, dasz er auf andere sachen, als die vorliegende,,
kaum übertragen werden kann, jedenfalls aber wird der lehrer
dann immer einen schweren stand haben, da er sehr ernstlich die.
gefahr meiden musz , dasz das examen nicht als ein besonders vor-
bereitetes erscheine, worüber gelegentlich auch klagen erhoben,
worden sind, und dasz diejenigen ^ welche mit Über die abiturienten-
prüfung zu wachen haben , nicht zu sehr im dunkeln erhalten wer-
den über das, was man als aus dem gelesenen Schriftsteller entlehnt
ansehen musz.
Ein anderer punkt sei nur um derer willen erwähnt, die f&r
ihn besondere verliebe hegen, es herscht an einzelnen anstalten die
Sitte und wird auch wol von provinzialschulcollegien empfohlen,
dasz zu derselben zeit immer nur ein schriftsteiler, entweder pro-
saiker oder dichter gelesen wird , dann aber in allen zur Verfügung
stehenden stunden, dies würde bei Bonitz' verschlag aufhören
müssen, da man dann gezwungen ist, sich immer einen prosaiker
behufs Sicherung bez. einübung grammatischer formen und regeln,
zu halten.
Einzelne der vorgebrachten gründe würden fortfallen, wenn,
wie von einzelnen Seiten als wünschenswerth angesehen wird, zwar
die griechischen schreibübungen in prima im allgemeinen erhalten
bleiben, aber doch das abiturientenscriptum fortföllt. einiges von
dem auf der lectüre lastenden drucke würde dadurch hinwegge*
nommen, aber, wo der griechische Unterricht in den bänden eifriger
das formale stark betonender lehrer ist, würde in der hauptsache
doch nicht viel geändert werden, auch ist zu befürchten, dasz den
Schülern bald die schreibübungen nur als überflüssige last, als
zurückgestellte arbeiten einer untergeordneten gattung erscheinen
würden, denen eben nur besonders begabte lehrer ein höheres ansehn
verschaffen könnten.
Es bleibt endlich noch übrig, die gründe zu prüfen, welche
gegen den fortfall des griechischen scriptums angeführt werden*
Bonitz erklärt (s. 713), die unausbleibliche folge davon sei, dasz zu-
nächst unter den schtilem eine solide kenntnis des griechischen zum
eigen tum einer kleinen auserlesenen schaar werden wird, und dasz
bald genug an einem groszen teile der gymnasien selbst der grie-
chische Unterricht zu dilettantischer leichtigkeit herabsinkt, diese
ansieht wird von vielen trefflichen collegen geteilt , scheint mir aber
doch auf übertriebener besorgnis zu beruhen, es fehlt auch eine
eigentliche directe begründung der behauptnng und ist wol kaum
je versucht, auch dürfte sie schwierig genug sein, denn zunächst
steht fest, dasz man nicht im allgemeinen den satz aufstellen darf:
gründliche kenntnis einer spräche ist unmöglich ohne schriftliche
Übungen in derselben, dagegen spricht das beispiel unserer docen-
ten und Studenten, unter letzteren ist gewis eine grosze ansaU
solcher, die im allgemeinen als recht tüchtig bewandert im griecbi-
üeber das griechische extemporale in gyznnaeialpriina. 19
sehen bezeichnet werden können, und von denen man doch ge-
legentlich, selbst wenn sie auf dem gymnasium einen tüchtigen
Unterricht genossen haben, in den seminarien, in denen die schrift-
lichen Übungen teils fortfallen, teils nur lau betrieben werden,
ziemlich haarsträubende griechische formen zu hören bekommen
kann, dies mag nicht löblich sein, wird sich aber bei der einseitig-
keit , mit der sich gerade tüchtige Studenten auf gewisse specielle
aufgaben werfen, nicht vermeiden lassen, soll man sie darum des
dilettantismus anklagen? ' erfahrungsmäszig zeigt dieser gerade offc
eine gewisse allgemeine kenntnis und fähigkeit. in der nachahmenden
anwendung Suszerer formen', und was ihm fehlt, ist meistens das
entschiedene und selbst einseitige interesse für die tiefere erfassung
des einzelnen in der gesamtbeit seiner beziehungen. übrigens ist
auf dem gymnasium der lehrer dazu da, um die erforderliche
komtnis von formen und regeln durch mündliche Übungen zu
sichern.
Und warum soll ihm, dies durch die lectüre zu erreichen, un-
möglich sein? jede stunde, in der ein prosaiker gelesen wird, mu&z
eine fülle grammatischer beobachtungen bringen, und es Ist keines-
wegs absieht dieser zeilen , das gebührende interesse für grammatik
abäch wachen zu helfen, vielmehr soll hier in gewisser hinsieht nur
ein f ortschritt empfohlen werden , der auf anderen gebieten schon
eingetreten ist und gute fruchte getragen hat, der vom schriftlichen
ztun mündlichen verfahren, welches, wenn es auch unter umständen
mehr aufs spiel setzt, doch im ganzen mehr beweglichkeit und Viel-
seitigkeit gestattet und nicht in so enge kreise zwingt.
Und welche mittel hat nicht der lehrer in bänden , um durch
mündliche besprechungen die lectüre in jeder hinsieht, also auch für
die grammatik fruchtbar zu machen ! zunächst darf er , namentlich
im anfange, wo langsamer vorgeschritten wird, die gelegenheit
nicht vorübergehen lassen, die hauptsächlichsten grammatischen
erscheinungen in der weise gegenwärtig zu halten, dasz er nach-
weist, aus welchem gründe an der betreffenden stelle gerade diese
nnd nicht eine cmdere sonst jnögliche form oder construction gewählt
ist wo sich femer eine Unsicherheit zeigt, kann er, weiter aus-
bolend , etwa die formen eines verbs oder mehrerer verwandter im
zusammenhange geben lassen , allgemeine sprachliche formengesetze
in erinnerung bringen oder eine regel bez. einen complex von regeln
in ihrer inneren bedeutung und logischen absieht entwickeln, indem
er vielleicht andere sprachen, namentlich die lateinische und deutsche,
zur vergleichung heranzieht, er kann ferner verlangen, dasz die
jchüler sich nicht nur alles besprochene wol merken, sondern auch,
wo sie etwa unsicher sind, durch private Wiederholung eines capi-
tels aus der grammatik nachhelfen, und er wird gut tbun, sich in
der nächstfolgenden stunde alles besprochene noch einmal, ohne
seinerseits hülfe zu gewähren, auseinander setzen zu lassen, vor
allem kann er auch verlangen , dasz sich die ^chüler das in der vor-
o *
28 üeber das griechische extemporale in gymnasialprima.
angemessen wechseln lassen kann , so werden sie gewis nicht an i
seitigkeit leiden, vor allem werden sie , da sie wenig st&tzen bie
and der individualitSt möglichst viel Spielraum lassen , am bea
darthun, in wie weit der Verfasser befähigt ist, etwas wissensch;
lieh anzufassen.
Aber sie sind zu hoch fQr die schüler? doch gewis nicht
Übersetzung! und, wenn sie richtig behandelt wird, auch nicht
erklärung. nach kurzer zeit würde sich ja aus vergleichung der i
zelnen schülerarbeiten einer anstalt und schlieszlich derer von n
reren anstalten^ über welche ja die aufsichtsbehörden zu waci
haben, der gesunde mittlere maszstab herausstellen, jene fines, q
ultra citraque nequit consistere rectum, die beurteilung wird £
lieh schwieriger sein, sie wird mehr gefahr laufen, sich in subjecti
belieben zu verlieren; aber dafür wird auch sie weiteren spielra
haben und mehr den lebendigen anteil des lehrers an seinen sc
lern verrathen.
Oder fürchtet man , dasz diese Übungen in der kurzen bis
für das giechische beim schriftlichen abiturientenexamen angesetz
zeit von 2 (bez. 2^^) stunden kein genügendes resultat ergebe
dfimn dehne man sie Weiter aus. 3 — 4 stunden dürften zunächst
richtiges masz erscheinen, dasz damit den gjmnasiasten nicht
viel zugemutet wird, geht aus dem umstände hervor, dasz
schriftliches examen jetzt im ganzen kürzere zeit dauert, als das
realabiturienten. eine so geringe mehrbelastung kann dem geg
Über gar nicht in betracht kommen, zumal wenn in folge dessen
teil der mündlichen prüfung auf^fSllt.
Dasz aber diese arbeit den unterschleif mehr begünstigen sei
als etwa das bisherige scriptum, davon kann wol kaum die r
sein; imgegenteil dürfte zu erwarten sein, dasz die gefahr eher ^
ringert wird.
Und sollten etwa geeignete stellen für derartige übersetzunj
so schwer zu finden sein? wem fallen da nicht gleich eine mei
von stellen aus Thukydides und Sophokles ein , die sich dazu g
vortrefflich eignen? sollten, was kaum glaublich ist, Homer, j
mosthenes oder Piaton solchen zwecken sehr grosze schwierigkei
in den weg legen , so könnte ja von ihnen abgesehen werden. 1
gegen dürfte es leicht sein, aus Xenophon, Isokrates, Euripic
Lucian u. a. passende stellen ausfindig zu machen, dazu bedei
man, dasz, wenn etwa einzelne Schwierigkeiten in einem sonst f
senden abschnitte vorkommen , es gestattet sein müste , die nöt]|
auföchlüsse bei erteilung der aufgäbe schriftlich zu dictieren, '
dies bei dem scriptum mit den vocabeln geschieht, und sie auf
zeichnen , damit die aufsichtsbehörde vollständige einsieht in die
währte hilfe erhält, kurz die gegen diesen Vorschlag erhobez
bedenken dürften sich allo widerlogen oder der grund dazu du:
angemessene maszregeln beseitigen lassen, um sie aber in d
schulen einzubürgern, bedarf es keines langen Zeitraumes, man d
Ueber das griechische extemporale in gjmnaaialprima. 29
nur in jedem halben jähr oder anfangs in jedem Vierteljahr sämt-
liche primaner eine ähnliche arbeit wie die abitorienten anfertigen
lassen.
Der freimdliche leser möge nachsieht damit haben, dasz diese
«rCrtenmg so lang geworden ist. aber der besprochene gegenständ
verdient wol eine gründliche erwägung. ganz unbedeutend und
m&szig ist allerdings die vorgeschlagene änderung nicht, weniger
weil sie äuszerlich viel anrührte, als weil sie einem andern geiste,
als der jetzt im griechischen Unterricht herschende ist , mehr bahn
za madien sucht, aber den altertumsstudien würde dadurch kein
abbrach geschehen; sie würden hoffentlich nach einer bisher minder
berflcksichtigten seite hin weitere ausdehnung erhalten, zugleich
macht der Vorschlag der aufkommenden mehr realistischen und,
man möchte sagen, nationalen und geschichtlichen richtung das
wfinschenswerthe Zugeständnis, indem er werth darauflegt, dasz
die griechischen schriftsteiler mehr gelesen und das griechische volk
als Volk in seinen gesamten lebensregungen besser aufgefaszt werde,
und sucht zugleich im gegensatz zu einer leicht in einseitigkeit ver-
I £ülenden grammatischen richtung das ästhetische dement mehr zu
, gebührender geltung zu bringen, und dasz dies, gleich dem
realistischen und geschichtlichen noch mehr in den Vordergrund ge-
stellt werde, dafür läszt sich, wie es scheint, noch manches in
unseren gy mnasien thun, was geeignet ist, den griechischen Unter-
richt wie andere lehrgegenstände zu heben, namentlich ist wün-
«chenswerth, dasz reichlichere Unterrichtsmittel als bisher herge-
stellt werden, an denen man einzelne seilen des altertums und
anderer zeiten noch lebendiger vergegenwärtigen kann, als bisher;
dasz gypsabgÜFse von den gestalten bekannter götterbilder und
anderer kumstwerke , namentlich des Laukoon , femer modelle von
tempeln, kirchen und deren teilen, ausführlichere stadt- und terrain-
plane und geschichtskarten aus den verschiedenen Jahrhunderten,
holzschnitte und andere bilder, tafeln von gröszerem umfange mit
' abbildungen von waffen, kleidungsstücken, gebäuden u. a. mehr
, beschafft werden; dasz in den jetzt allmählich immer stattlicher
^ werdenden gebäuden der gjmnasien sich auch antiquitätencabinette
I hüden, dasz in den hallen, Auren, classen und anderen gymnasial-
k jjiumen das äuge der schtller schon durch edle und bedeutsame ge-
' ttalten angezogen, gebildet und belehrt werde, dasz in dieser
richtung mit der zeit immer gröszere fortschritte gemacht werden,
ist wol imzweifelhaft. bisher aber ist die rücksicht auf diese seite
des Unterrichts, selbst, wo gelegenheit gebeten war, sie mehr zu
pfiegen, oft noch über gebühr bei seite getreten, möchte es nicht
lange dauern, bis die Verhältnisse sich so günstig gestalten, dasz
den gjmnasien die erforderlichen mittel zuflieszen, um sich nach
! dieser seite hin angemessen auszustatten, dasz sich geeignete männer
j finden, welche derartige unterrichtsmitt«! in reichlicherem masze
] passend herstellen, und dasz die jugend an ihnen eine klarere und
30 Bemerknngen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle
lebendigere anschaaung des altertums gewinnt, dann wird auch
ausgedehntere lectüre der griechischen schriftsteiler auf noch fes
grundlage mhen.
Rendsburg. Hes
2.
MHAGN "AfAN. BEMERKUNGEN ZU DEM ARTIKEL
HRN. PROF. DR. FAHLE 'SIEBZEHN PREÜSZISCHi
SCHÜLFRAGEN'.
(vgl. Jahrb. 1874. s. 1—27 und 65—81.)
unter den mancherlei elaboraten neuester zeit, welche heil
zu dem langersehnten preuszischen unterrichtsgesetz bringen '
ten, hebt sich der oben genannte aufsatz eines, wie es scheint, S
Schulmannes aus dem osten der monarchie in vieler beziehung ;
unvorteilhaffc hervor : warmes herz für das heil unserer heraus
senden jugend, innige begeisterung für den oft dornenvollen,
auch immer wieder erquickenden beruf des lehrers , dazu vielsc
erfahrung des gereiften mannes sprechen unverkennbar und an v
stellen wohlthuend zu dem teilnehmenden leser.
Allein, wenn man, am ende der 27 Seiten angelangt, das (
noch einmal auf sich wirken läszt, so hat man — oder richtige
hatte Schreiber d. z. — ein gefühl des Unbehagens und des i
friedigtseins, das bei kurzem nachdenken nicht nur auf das ma
hafte des von prof. Fahle getadelten zurückzuführen ist, sende
höherem grade der behandlung des stofifes durch hm. F. zui
fällt, vielleicht haben manche leser obigen aufsatzes dieselbe e
rung an sich gemacht, vielleicht nehmen sie nun veranlassung,
ihrerseits zur fÖrderung des wichtigen gegenständes ihre geda
mitzuteilen : genug, Schreiber dieses fühlte sich gedrungen, den
führungen des hm. prof. F. einiges gegenüberzustellen, was t
falls nicht blosz subjectiv berechtigt sein dürfte. vorausbem<
musz verf. noch , dasz er hm. prof. Fahle nicht auf das gebie
leider wieder recht prätensiös auftretenden phrase folgen m€
dasz er nicht pessimist genug ist, um ihm beizustimmen, '(s.
ist höchste zeit, dasz derjenigen art des romanticismus , w
nur in der erhaltung althergebrachter formen den neueren be
nissen gegenüber ihre lebensaufgabe sieht, und sich deshalb
und immerdar (!) in unfi'uchtbaren arbeiten zersplittert, endlicl
mal die ratio des hohem beliebens und der rücksichtslosen bei
lung alles dessen, was ihm mit männlichem freimute entgegen
abgeschnitten wird; höchste zeit endlich, dasz in die höhere
waltung wie auch zu anstaltsdirectoren männer von charaktc
berufen werden, welche durch das gewicht der treibenden gr
allein, und nicht nach dem wind, der aus höheren regionen
'biebzehn preuszische schulfragen'. 3 t
»stimmen lassen ; zeit endlich , dasz die pflege des nationalen
lodemen nicht ganz und gar durch übergrosze und meist nur
helte (!), weil nicht durch eigene Studien gewonnene, sondern
nachbeterei bestehende liebe zum antiken sich beeinträchtigt
masz'. herr Bone mag sich bei hm F. in erster linie, zugleich
ach im namen aller preuszischen Schulmänner, die noch ein
wissenschaftlichen sinn von der Universität ins praktische be-
ten hinübergerettet haben, für das compliment dankbarlichst
gen; hr. Bone möge aber auch in einer neuen aufläge seines
chen lesebuches den mit recht von F. beanstandeten passus
las antike theater passend umformen, um nicht begründete
rfe herauszufordern, wenn nun aber hm. F. ^ein wahrhaftes
. überföllt vor dem ende, dem die Unnatur antikisierender bil-
ind blinde Vergötterung des altertums zutreiben (s. 2)', so
IS ihm vielleicht schwer einleuchten , dasz andere , angesichts
eigenen ebenso wohl stilisierten als übertriebenen und phrasen-
obigen ausführung, wol wünschen möchten, er hätte etwas
r cujq>pocüvri der alten sich in succum et sanguinem verwan-
lenn, ernsthaft gesprochen, des geehrten herm quousque tan-
it doch für eine objective besprechung vorhandener oder an-
ler schaden in unserm hohem unterrichtswesen nicht maszvoll
gehalten und schmeckt zu sehr nach der fulminanten polemik
'gans für jedermann aus dem volke' und ähnlicher tagesblätter^
i pikante für den blasierten geschmack der menge oft lieber
i, als die ruhige, einfache Wahrheit, mit solchen schlag-
n sollte man um so haushälterischer imigehen, als man doch
eits bereit ist , dem jetzigen leiter des preusz. cultusministe-
rolle anerkennung zu zollen, und was das sachliche anlangt:
. F. wirklich ganz vergessen, dasz Preuszens höheres schul-
Jahrzehnte schon das unbestrittene musterbild für die ent-
mden einricbtungen nicht blosz im übrigen Deutschland son-
ich für das ausländ (vgl. Oesterreich) gewesen ist? weisz er
dcht, dasz strebsame junge männer aus den kleineren deut-
Staaten sich wetteifernd bemüht haben und noch bemühen^
mszens Staatsprüfungen zu bestehen und in Preuszen berufs-
0 thätigkeit zu finden? hält er dies wirklich nicht auch mit
i moment von bedeutung in bezug darauf, dasz die übrigen
hen sich dem auch in hinsieht der intelligenz vorgeschritte-
Mzstaat im norden Deutschlands so bereitwillig untergeordnet
' und ist es nicht ein höhn auf das ernste streben hochacht-
nänner des gymnasiallehrerstandes , die da auf ein empor-
ihres lange zurückgesetzten kreises in materieller wie socialer
mg hinarbeiten, jetzt, wo es anfängt besser zu werden, mit
itfertig hingeschriebenen Verdächtigungen, mit so emporen-
ißsen- und Schablonenurteilen hervorzutreten, damit den
fteidern unserer gebesserten Stellung unter Juristen und an-
leuten eine bequeme handhabe für ihre angriffe geboten
32 Bemerkungen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle
werde? 'ein schlechter TOgel, der sein eigen nest beschmntzt!' ruft
xias treffende volkswort leuten Yon hm. Fahles bilöser denkongsart
^u; möge er es wol beherzigen in einer zeit, wo auch die besten
köpfe der praktischen richtung mit schrecken eingestehen, das Wölk
•der denker' sei auf directem wege zur verbaaerung in grobem mate-
rialismus! und um so wunderbarer nimmt sich die offensiye des
hm. Fahle gegen unsere ideale pflege der antike deshalb aus, weil
er an vielen stellen seines ominösen Artikels den schönsten idealis-
mus als deutscher patriot vertritt es sind goldne worte, in denen
hr. F. (s. 3 ff.) für die sch&tzung unserer geistesheroen warmen her-
zens plaidiert. noch eindringlicher würde aber freilich sein ergnsz
sein, wenn ihn nicht auch hier wieder 'der hafer stäche', gegen die
^kleinen leute, bei denen die gelehrsamkeit niemals zur Wissenschaft
werden will , die über der tagesarbeit der minutiösen forschnng die
sonntagsfeier des freien gedankenfluges vergessen usw.' einen wuch-
tigen lufthieb zu schlagen, hr. F. musz gar herzbrechende
sondererfahrnngen gemacht haben, wenn er nicht ansteht zu be-
haupten, dasz 'männer dieser gedanken- und geistesrichtung leider
seit langen Jahren an sehr vielen stellen der Unterrichts verwal*
tung gestanden hätten', wie wäre er denn sonst wol zu der yer-
blendung gelangt, die sich in dieser behauptung documentiert ! sind
<lenn männer wie Olshausen, Wiese u. a. wirklich nicht kenner und
Vertreter der Wissenschaft? doch, dies capitel lasse ich fallen, uni
nicht hm. F. eine handhabe zu bieten, mich der liebcdienerei zu ver-
dächtigen, sehen wir uns lieber seine besprechung der '17 schnl-
f ragen' näher an.
Was hr. F. über erziehung und Unterricht , über das Verhältnis
zwischen schule und haus sagt , ist uns , und gewis vielen mit uns
aus der seele gesprochen, höchstens dürften wir hinsichtlidi der
alumnate eine kleine einwendung machen, für den Schreiber d, s.,
der selbst sechs jähre einem alumnat angehört hat, steht es festi
dasz ein gut eingerichtetes alumnat, dessen leitung ein tüchtiger
lehrer und erzieher hat, der gröste sogen für alle knaben ist, die
vom lande und überhaupt von auswärts ins gjmnasium gebracht
werden : die mängel in der erziehung werden vom elterahaus in den
oft wiederkehrenden ferion, nahezu wenigstens, ausgeglichen, aber
der wissenschaftliche sinn wird fürs ganze leben geweckt und ge*
stärkt, die ganze ausführung meines hm. gegners Über diesen pnnet
verdient indessen , wenn sie auch nicht gerade neues bringt , bei der
Wichtigkeit der frage wol beachtimg.
Auch das über die gliederung der öffentlichen unterrichtsan-
stalten (s. 9 ff.) gegebene wird die wolverdiente Würdigung nicht
zu entbehren haben, nur zu der empfehlung des 'confessionsfreien*
(nicht confessionslosen) religionsunterrichts durch geprüfte welt-
liche lehrer, also doch wol glieder des respectiven lehrercoUeg^umi,
möchten wir ein fragezeichen zu setzen uns erlauben: einen noch so
wissenschaftlichen, aber positiven rabbiner möchten wir nicht
^siebzehn preugdsche schulfragen'. 33
ätz- und stimmberechtigt im lehrercoUegium haben, warum? nun,
aas gründen, die anderswo gegeben werden sollen.
Im nftchsten abschnitt (nr. 4, s. 13 ff.) findet sich einiges, das
zum widersprach herausfordert, hr. F. scheint es zu beklagen, dasz
«ile direetoren und. lehrer von anstalten in kleineren und mittleren
ätädten die städtische Verwaltung durch die staatliche ersetzt zu sehen
wünschen; er findet ingroszen stSdten eher den entgegengesetzten
wonach in den beteiligten kreisen, das streben sich durch die commu*
nale behörde gegen willküracte der regierung u. dgl. m. zu schützen,
non, chacon 4 son goüt. hätte hr. F. einmal gelegenheit gehabt, als
strebsamer und selbstbewuster director unter dem lieblichen krumm
Stab emes magistrats zu stehen, dessen präses ein gewesener feld-
webel oder, was noch viel, viel schlimmer, ein früherer gerichts-
schreiber ist, dessen Senatoren oder stadträthe aus sonst ganz acht-
baren biedermännem und Steuerzahlern, aber — was den Unterricht
betrifft — jämmerlichen 'musikanten' besteht: er würde auch ein
Üedchen von ^kleinlichem geist bei communalen 'behörden (s. 14),
über rancünen bei aufrückungen und neuen besetzungen, über un-
nützes dreinreden innerhalb der fachfragen um so mehr, je weniger
verstSndnis dafür vorbanden sei , über aufgeblasenes gebahren den
lebrem gegenüber und andere erbärmlichkeiten, die das loos kleiner
stSdte sind' traurigen herzens zu singen wissen, wie viel schöne
geistesfrische und herzenswärme wird verkümmert, wenn so ein
kleiner gemegrosz als hochmögender vater und regierer eines Städt-
chens waltet, das den unverdienten vorzug eines gymnasiums be-
sitzt! was meint hr. F. dazu, dasz in einer mittelgroszen stadt
Pommerns einst, als der rector der Stadtschule über mangel an Sub-
ordination von Seiten eines ihm untergebenen lehrers in der schul-
depatation zu klagen hatte, ein wackerer seilermeister, den eine be-
sondere fügung in die schuld eputation verpflanzt hatte, das kostbare
wort leisten konnte: *herr rector, über Ihnen (sie!) wundere ich
aich sehr, dasz Sie noch lange klagen: wenn mir ein geselle nicht
parieren vnll, so jage ich ihn fort, machen Sie's doch ebenso !' oder
wenn in derselben stadt ein schuldeputierter bei der berathung des
sehuletats mit gravi tat sprach: ^stellen wir die lehrer nicht noch
besser; sonst werden sie nur übermütig und — faul!' das sind
coliorhistorische beitrage aus dem letzten Jahrzehnt dieses jahr-
bimderts der intelligenz! unterzeichneter steht für die buchstäb-
' liehe Wahrheit des mitgeteilten ein und kann eventuell namen nen-
nen. — Auf s. 14 unten bringt hr. F. übrigens noch eine äaszeruug,
die auf meinen sinn für historisches recht einen starken schlaof-
; K-hatten wirft, er sagt nemlich ^milde Stiftungen, patriotische
^ beschenke haben jetzt andere objecte zu berücksichtigen, bie
f werden am besten specielleren bedllrfnissen zugewandt usw.'
da:? ist denn doch eine eigentümlich ä la Cavour und Garibaldi ge-
förbte ansehuuung, die, so gott will, niemals in unseren leitenden
kreisen eiuflusz gewinnen*, wird : Stiftung ist letzter heiliger wille 1
^.jirirb. i.pljll.u. piid. II. abl. 1875. Iifi, 1. 3
l
34 Bemerkungen zn dem artdkel des hrn. prof. dr. Fahle
— Wenn prof. Fahle auf s. 15 will, dasz progjmnasien wieder
in ausreichender anzahl zu errichten und die vollständigen gym-
nasien dien gröszeren stSdten vorzubehalten seien, so findet ^eser
Vorschlag meine billignng : dem Unwesen städtischer gymnaeien in
Meinen , nicht bemittelten orten musz aus vielen gründen (s^ auch
oben) von staatswegen gesteuert werden.
Im dn abschnitt (s. 15 ff.) bringt hr. F. wieder so schöne pbrasen
voll gift und galle gegen die ^reaction' und die ^Orthodoxie', dasz
Schreiber d. z., ein conservativer im Unterricht im strengsten sinne
des Worts, aber ein fortschrittsmann im gebiet der wissenschalt,
nicht umhin kann, das kräftigste aus dem gebotenen hier anzu-
führen, s. 16 heiszt es: ^die reactionsperiode aber vor und nach
1848 emp&nd von neuem das kaum überwundene und bei theologi-
scher Orthodoxie niemals abgeschwächte mistrauen gegen die sub-
versiven tendenzen der naturwissenschaften, das Mdgeschrei
der Umkehr der Wissenschaft ertönte nach allen Seiten und fährte
1856 für die höheren schulen den Wieseschen normallehrplan herbei,
durch welchen latein und griechisch nicht nur als die hauptpfeiler
und mittelpuncte der Jugendbildung hingestellt, sondern auch über-
haupt in eine solche höhe gerückt wurden , als seien sie die einzigen
vermittler, das alleinige masz und die ausschlieszliche zugangspforte
für die bildung insgesamt, die todte gelehrsamkeit (sie !) wurde der
Wissenschaft substituiert und der lebendige flusz der modernen ge-
danken und der mit ihnen gegebenen er Weiterungen auf allen ge-
bieten geistiger forschung so sehr ignoriert (!), dasz ein crasser
materialismus als notwendige folge (!) sich einstellen muste, wäh-
rend man vorgab, die materielle richtung der zeit verbannen zu
wollen.' es gibt bekanntlich kein bequemeres mittel bei jeder dis-
cussion, als dem gegner Unehrlichkeit unterzuschieben und ihm
thatsächliche innere Zustimmung zu der eigenen behauptung zum-
schreiben. aber bis heute hat ein. solches verfahren noch nicht als
anständig gegolten; hr. F. hätte besser gethan, auf solche art des
kampfes zu verzichten, oder glaubt er wieder einmal in seiner heiaz-
blutigen art , an die stelle von belegen und gründen derbe Schlag-
wörter und faustschläge setzen zu müssen? was doch die arme
'reaction' und die Hheologische Orthodoxie' alles verbrochen hatl
selbst den ^crassen materialismus' hat sie erzeugt; und doch weisz
jeder mensch, dasz dieser leider krebsartig um sich fressende freche
gesell der kreuzung des modernen radicalismus in der Wissenschaft
mit dem fortgeschrittensten Unglauben auf religiösem gebiet ent-
sprossen ist. wo bleibt da die achtung vor der Wahrheit, als deren
rückhaltslosen Vertreter sich hr. F. so selbstgefällig geriert?
Und 80 geht es munter und unverdrossen weiter, thatsachen
werden ignoriert oder bestritten; dasz tüchtiige kaufleute lieber
gymnasial- als real-abiturienten in die lehre nehmen, dasz Universi-
tätsgutachten gegen die realschule sich aussprechen, ist ganz gleich-
gültig : hr. F. hat eine andere ansieht; da&<genügt vollständig, dasz
[
^siebzehn preuszische scliulfragen'. 35
selbst ^gymnasiallehrer philologischer qualität Wieses vertheidiger'
~ referent ist sach einer dieser traurigen sorte — 'geworden, darf
nicht wunder nehmen, es ist die alte geschickte von der brodwissen-
schaft, die geschichte des handwerksmäszigien Widerstandes gegen
erwsitenuig des Wissens, wie e» ehedem die J. H. Voss bereitete
Opposition ^gen die reception des griechischen Unterrichtes unter
ä» lehrgegenstftnde des gymnasiums und neuerdings die gegen die
Ciurtaossche grammatik erhobenen bedenken klar und thatsächlich
bewiesen haben.' nun, gegen Curtius bin ich nicht in Opposition,
obwol ich Kochs grammatik in der schule vorziehen würde, in be-
zog auf die anderen unsterblichen dicta des hm. F. habe ich nichts
weiter zu bemerken, als dasz ich ihm wünsche, er möchte unter-
riebtsminister in — Wolkenkukuksheim werden und dort sein mon-
Strom von modern befruchtetem realgymnasium für alle halbbildungs-
bedfkrftigen baldigst etablieren.
Yerstftndiger sind hm. F.s bedenken gegen den lateinischen
anfsatz, obwol sie nicht gerade den reiz der neuheit haben, be-
sonders erfreulieh war es mir, in hm. F. auch einen gegner des
griech. scriptums in prima zu finden: es ist mir ganz klar, dasz
die zeit der schriftlichen Übungen im griechischen für prima der
lectflre, auch des Euripides, zugewendet werden musz, wenn wir
unseren abiturienten wirklich eine relative kenntnis und damit
achkng vor der antike auf die Universität und ins spätere leben
mitgeben wollen.
Ebenso kann man füglich unterschreiben, was hr. F. gegen die
fiberhäufung mit 'privatlectüre', die keine ist, anführt, fer-
ner die bemerkungen über öfteres extemporieren, freiwilli-
ges memorieren, pedantische interpretation moderner
antoren. freilich sieht der 'pferdefusz' bald wieder unter dem pal-
lioffl des herm ,pädagogen hervor, wenn er (s. 22) sagt: Mie Scheide-
wand zwischen gelehrtenstand und bürgertum musz fallen, alle
Staatsbürger müssen sich der freiheit der bildung bewust werden
usw. usw.'. wie schön sich das liest! schade nur, dasz die fabrika-
tion der ^Nürnberger trichter' noch so im argen liegt, um nicht
alled dickköpfen unter den ^zukünftigen Staatsbürgern' ein 'bewust-
sein von der freiheit der bildung' einzublasen. möge hr. F. dem
weisen ^französischen' Ostendorf die bruderhand reichen und ja
nicht vergessen, memorieren der verfassungsurkunde und des —
neuen Strafgesetzbuches in seinen , den Wieseschen ersetzen sollen-
den normallehrplan für den Unterricht künftiger Staatsbürger aufzu-
nehmen ! es wird eine saftige brühe geben : an stelle des dekalogus
die X Paragraphen der Verfassung und des strafcodex! wenn nur
nicht hm. F. das heitere malheur passiert, als 'Wanderlehrer des Ver-
eins für Volksbildung' gewählt zu werden, difficile est saturam uon
äcribere !
Und dabei ist der berr wieder so sinnig, dasz man ihn um-
armen möchte, man lese nur die herliche stelle (s. 23) über die reli-
♦ 3*
36 Bemerkungen zu dem artikel des hm. prof. dr. Fahle
glöse erziehung durch das haus! es wird einem ordentlich wieder
warm um das von ironie so lange erkältete herz, und gleiches gilt
von dem über den religionsunterricht in der schule gesagten: wSre
doch hr. F. immer so besonnen!
Zu dem 8n abschnitt über den beginn des sprachlichen
Unterrichts im gjnmasium liesze sich wol allerlei bemerken; ich
will jedoch nur weniges bemängeln, die behauptung (s. 26 oben)
^macht man doch stets die erfahrung, dasz kinder, welche, wenn auch
nur praktisch und durch den mündlichen gebrauch^ zugleich
zwei sprachen erlernen müssen, in der verstandesbildung sehr
zurückbleiben, so dasz man nicht mit unrecht die verstandesleere
und geringe Urteilskraft, welche man in unseren höheren gesell-
schaftlichen kreisen so oft antrifft, auf die erste Jugendzeit zurück-
führt, in welcher das erlernen mehrerer sprachen zugleich die ganze
thätigkeit des kindlij^hen geistes ausschlieszlich in anspruch genom-
men', da steht dehn erfahrung gegen erfahrung. der selige Schlei-
cher in Jena, gewis ein mann, der in diesen dingen mitzureden ein
gutes recht hatte, empfahl recht frühen gebrauch zweier sprachen
z. b. plattdeutsch neben hochdeutsch, wenn sie nur einem stamme
angehörten, als ^ehr bildend, und mein 8jähriger junge, der auf
dem gute meiner Schwiegermutter in den ferien mit seinem freunde,
dem kutscher Ernst, stets plattdeutsch spricht, ist trotzdem ein sol-
cher * Schlauberger* geblieben, dasz er lehrem und eitern durch
kluge fragen oft genug harte nüsse zu knacken gibt, vielleicht
spricht aber die Werstandesleere in unseren höheren gesellschaft-
lichen kreisen' recht sehr gegen die modernisicrung imserer gym-
nasien durch die herren Fahle, Ostendorf und genossen, denn die
kinder der vornehmen* lernen zwar recht früh schon bei der Lau-
sanner bonne französisch ^parlieren\ aber nicht grammatisch sicher
le:ren und schreiben ; sie nähren sich zu früh an französischen roma-
nen, womöglicli in der Ursprache, aber kennen unsere herlichen,
wenn auch vielfach recht wenig ^nationalen' classiker nicht, was
meinen Sie dazu, hr. prof. Fahle?
Auch die frage : ob Vorschulen zu empfehlen seien oder nicht,
hat hr. F., und wie ich meine , ganz richtig beantwortet , wenn er
^dic einclassigen Vorschulen als einen in jeder weise mislungenen
versuch' bezeichnet, dagegen zugibt, es könnten zuweilen die septi-
mas und octavas nützlich gewesen sein, verwundem musz aber,
dasz hr. F. auf s. 27 behauptet: 'nicht erst jetzt, sondern schon seit
langen jähren haben wir den neunjährigen gjmnasialcursus für keine
ersprieszliche einrieb tung gehalten, namentlich seit wir auch die
nachteiligen folgen des zweijährigen cursus in der tertia und se-
cunda kennen gelernt', nehmen wir an, das 'wir' des obigen satzes
sei pluralis maiestatis, so bleibt unser erstaunen darum nicht minder
grosz. weisz denn hr. F. nicht, dasz die tertia und secunda die
wichtigsten classen des gymnasiums sind, dasz eine lücke im
wissen, das hier angeeignet werden soll, meistens bis zum abitu-
^siebzehn preuszische echulfragen'. 37
rientenexamen gefährlich nachwirkt? es gibt ein treffliches preuszi-
scIies ministerial-rescript aus der ersten hälfte der 60er jähre, das
eine strenge Versetzung von tertia nach secunda empfiehlt; das ist
ein sehr richtiger, pädagogisch erwogener wink, der leider nicht an
allen schulen mehr die verdiente beachtung zu finden scheint, ko-
misch klingt es, wenn hr. F. auf den richtigen satz: ^zu berücksich-
tigen bleibt der umstand, dasz unsere gjmnasien in der that von zu
vielen jungen leuten besucht werden, die nicht dahin gehören, die
besser andern schulen zugeführt werden, weil sie sich für die Studien
nicht eignen', den ganz verkehrten ausspruch folgen läszt: ^diese art
Schüler werden durch die zweijährigen curse groszgezogen und ihnen
zu liebe werden gerade die besseren elemente in einen so langsamen
trab versetzt, als wenn sie an das nichtsthun (!) gewöhnt werden
BoUten'. das verstehe, wer kann, zutreffend ist, was über jene un-
brauchbaren elemente gesagt wird, die eher auf eine 'presse' ge-
boren, als in die secunda eines gymnasiums ; allein die zweijährigen
curse sind eine notwendigkeit und eine wirkliche wohlthat.
Die folgenden abschnitte (s. 65 ff.) unterscheiden sich sehr
wesentlich von den oben besprochenen 27 Seiten des In heftes der
Zeitschrift, und zwar entschieden in vortheilhafte^ter weise, wäh-
rend vorher häufig genug die objectivität der betrachtung zu ver-
missen, oft ein haschen nach überkräftigen Schlagwörtern und ein
eigenttlmliches sehen von mouches volantes zu beklagen war, finden
wir hier eine wohlthuende ruhe und besonnenheit des Urteils , eine
meist maszvolle spräche, ohne dasz wir die dem gegenständ gebüh-
rende wärme zu vermissen hätten, hier möchte man dem wackem
Vorkämpfer für die hebung unseres gymnasialunterrichts auf schritt
und tritt dankbar die band drücken: es sind treffliche worte, die
dem herzen und köpfe des tüchtigen pädagogen entquollen sind,
wahrscheinlich zu einer spätem und günstigem zeit als die frühe-
ren aaslassungen. darf ich mir eine kleine conjectur erlauben, so
bat hr. Fahle jene ersten artikel am ende des schulquartals unter
den mancherlei gebresten der letzten schulwochen und in moroser
Stimmung geschrieben , diese letzten abschnitte verdanken der ruhe
der ferien und eines heitern geraüts ihre entstehung.
Doch zur Sache, sehr beherzigenswerth ist gleich abschnitt 9
(s. 65 ff.), in welchem der geehrte hr. Verfasser vor der Überfüllung
der gymnasien, vor ^unnatürlicher' frequenz solcher anstalten warnt,
die 'von allen ecken und wänden her besucht werden', und es be-
tont, dasz jede anstalt ihr natürliches gebiet habe und behalte,
daisz man schlecht motivierten Wechsel der schulen bei, so zu sagen,
nomadisierenden schtilem inhibieren müsse, auch was über die
zahl der wöchentlichen lehrstunden zu lesen, hat unsern beifall.
iehr beachtenswerth aber sind die ausführungen über die ferion.
Vir glauben', sagt br. F. s. 6Q f., ^alle interessen am bcöten gewahrt,
wenn die ferion verlegt werden auf 42 tage im sommer vom 21 juli
incl. bis 1 September excL, auf 12 tage um Weihnachten, 10 um
38 Bemerkungen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle
ostem und 6 um pfingsten, so dasz im ganzen 70 tage {= 10 woehen)
unterrichtsfreie tage herauskommen das abiturienten-
examen verlegt man dabei teils in den schlusz des alten, teile in den
anfang des neuen Schuljahres , so dasz zwischen die schriftliohe nnd
mündliche prüfun^ die groszen ferien fallen.' es ist dies ein piuict,
der bei der festsetzung der neuen Ordnungen der sorgßUtigsteja Wür-
digung anheimzugeben sein dürften
In nr. 10 (s. 67) fordert hr. F. *eine einjährige prima nnd darauf
eine einjährige selecta*. recht gut; aber man höre weiter : 'das Zeug-
nis für die prima soll für den einjährigen dienst berechtigen' usw.
um alles in der weit nicht! haben wir denn noch nicht Jammer
genug davon, dasz die 'militärjünglinge' uns als meist indolente
'bänkedrücker' die secnnda ruinieren, um auch das erste Jahr der
obersten classe durch diese traurigen demente verderben zu lassen?
die militärbehörden werden mit beiden bänden nach solchem vor-
schlag aus dem kreise der lehrerweit greifen; aber die armen lehrer
der secunda, die nicht zwei getrennte abteilungen hat! wir anderen
lehrer hoffen und ersehnen eine beätimmung, die uns von der last
der zukünftigen ^einjährigen' befreien und diese jungen leute anderen
schulen überweisen soll, und hr. F. will den druck noch verstärken,
wahrscheinlich dem leidigen vorsatz folgend, die kluft zwischen den
gelehrten und den übrigen Staatsbürgern zu überbrücken.
Der lehrplan auf s. 68 bietet eine Verbesserung, wie wir es an-
sehen, hinsichtlich des deutschen und der geschichte, aber eiae, bei
hrn. F. nach dem frühem allerdings nicht überraschende Verschlech-
terung in bezug auf die classischen sprachen, hier scheint mir der
ort zu sein, einen kleinen excurs über die mathematikstunden einzn-
schalten, ein nach meiner und manches andern nicht mathematikers
ansieht nicht genügend erwogener Vorschlag des prov.-schnlraibs
von Pommern dürfte denn doch wieder einmal hervorzuheben sein.
wäre es denn nicht wirklich besser, man liesze beim Übergang nach
prima, oder vielmehr nach der selecta des hm. F. — die ans sehr
gefällt — eine schriftliche und mündliche translocationsprüfung in
der mathematik vornehmen, liesze in selecta die mathematik nur
facultativ fortbestehen, gäbe aber dem deutschen und der lectüre in
den classischen sprach^i die frei werdenden stunden? es verdient
dieser plan nicht die leicht hervorgetretene Verurteilung, sondern
die ernsteste erwägung aller lehrer, die nicht gerade ^eingefleischte'
Verehrer der ^alleinseligmachenden' mathematik sind.
Es folgt als abschlusz der erörterungen des hm. F. eine be-
sprechung des abiturientenexamens, das ja die kröne nnd das
nächste ziel des gymnasialunterrichts ist , oder doch sein soll, mit
vollem recht verlai^gt der verf. strenge der beurteilnng bei dieser
wichtigen prüfung, der schwierigsten von allen des zu ^aiehenden'
Staatsbeamten, völlig einverstanden sind wir mit hm. F. rüeksicht-
lich der compensationen, der abstimmung nach points und billigen
auch die motivierung , die die einführung der statistischen zahl er-
^Biebzehn preuszische schalfragen'. 39
Watt das * bisherige reglement bleibt mit einigen abänderungen
bestehen : der lateinische aufsatz und das griechische scriptum fallen
fort, wieder eingeführt wird die mündliche prüfung in der deutschen
litt^rator und in der phjsik, im hebräischen genügt die schriftliche
prüfang allein', die ersten puncte gefallen uns , wie oben erwähnt,
sehr wol, auch die neue prüfung in der deutschen litteratur lassen
wir uns gefallen; die in der physik halten wir für mindestens über-
flüssig, die im hebräischen für verwerflich, da wir das hebräische
als ganz ungehörig für das gymnasium ansehen und dringend wün-
schen, es möchte dieser ^fremde körper' recht bald aus dem orga-
niämtts der schule ausgeschieden werden und der Universität zu-
fallen, auf die er allein gehört, mit demselben und vielleicht noch
gr^zerm recht könnten die Juristen Gaiuslectüre , die mediziner
osteologie, die philologen handechriftenkunde, wie die theologen he-
bräisch, vom gymnasium fordern.
Das nächstfolgende setzt unsern recensentenstift nicht in be-
wegttikg. wol aber müssen wir uns den bemerkungen über das prü-
fangsreglement für schulamtscandidaten im wesentlichen
^ascblieszen : besonders ansprechend erscheint uns der Vorschlag
zireier examina, eines zur erlangung der ^collaboratur' und des
zweiten zum eintritt in definitive anstollung. mit treffenden Worten
tadelt der verf. (s. 72) weiterhin das Unwesen des nachholens von
facttltäten. es ist in der that nicht recht , dasz man mittelmäszigen
'ocbsgeuies* die thür offen hält, durch die sie eine ganze gamitur
von auf dem papier recht stattlich aussehenden facultäten sich holen
kSnneB, während sie vielleicht in Wahrheit keine facultas docendi
in sich tragen, auch die bedenken gegen den häufigen lehrer-
wechsel, an welchem besonders schlechtdotierte anstalten zu leiden
pflegen, sind wol berechtigt, wie jeder denkende lehrer aus erfah-
ning weisz.
In nicht minderem grade ansprechend erscheinen uns die be-
merkungen über das Verhältnis zwischen schule und haus, über die
^iiseipliaargewalt der schule — die hr. F., sehr nach dem geschmack
^ Bchmbers d. z. , gegen roheit in den unteren classen bis zum
recht körperlicher Züchtigung ausgedehnt wissen will — und anderes,
was damit in Zusammenhang steht.
So schaiden wir von hm. prof. Fahle mit dem besten dank für
io manche anregung, die uns seine ^siebzehn preusz. schuliragen'
gegeben haben, aber auch mit der schlieszlichen bitte, uns recht bald
wieder mit fruchten seiner pädagogischen erfahrung beschenken zu
wollen, dabei aber ein klein wenig zu bedenken: jLArjbfev fiTOv!
Staroard in Pommern. Beinhold Dorschel.
30 Bemerknngen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fable
lebendigere anschauung des altertums gewinnt, dann wird anch eine
ansgedehntere lectüre der griechischen schriftsteiler auf noch festerer
grundlage ruhen.
Rendsburg. Hess.
2.
MHAGN "AfAN. BEMERKUNGEN ZU DEM ARTIKEL DES
HRN. PROF. DR. FAHLE 'SIEBZEHN PREÜSZISCHE
SCHÜLFRAGEN'.
(vgl. Jahrb. 1874. s. 1—27 und 65—81.)
Unter den mancherlei elaboraten neuester zeit, welche beitrig»
zu dem langersehnten preuszischen unterrichtsgesetz bringen woll-
ten, hebt sich der oben genannte aufsatz eines, wie es scheint, Slten
Schulmannes aus dem Osten der monarchie in vieler beziehung nidit
unvorteilhaffc hervor: warmes herz für das heil unserer heranwad-
senden jugend, innige begeisterung für den oft dornenvollen, aber
auch immer wieder erquickenden beruf des lehrers , dazu vielseitig»
erfahrung des gereiften mannes sprechen unverkennbar und an vieliB
stellen wohlthuend zu dem teilnehmenden leser.
Allein, wenn man, am ende der 27 Seiten angelangt, das gautt
noch einmal auf sich wirken läszt, so hat man — oder richtiger: so
hatte Schreiber d. z. — ein geftihl des Unbehagens und des unbe-
friedigtseins, das bei kurzem nachdenken nicht nur auf das mangel-
hafte des von prof. Fahle getadelten zurückzuführen ist , sondern in
höherem grade der behandlung des Stoffes durch hm. F. zur lall
fällt, vielleicht haben manche leser obigen aufsatzes dieselbe erfah*
rung an sich gemacht, vielleicht nehmen sie nun veranlassung, and
ihrerseits zur förderung des wichtigen gegenständes ihre gedanktf
mitzuteilen : genug, Schreiber dieses fühlte sich gedrungen, den ans
führungen des hm. prof. F. einiges gegenüberzustellen, was allen
falls nicht blosz subjectiv berechtigt sein dürfte, vorausbemerkei
musz verf. noch , dasz er hrn. prof. Fahle nicht auf das gebiet de
leider wieder recht prätensiös auftretenden phrase folgen mOchtl
dasz er nicht pessimist genug ist, um ihm beizustimmen, *(s. 1) e
ist höchste zeit, dasz derjenigen art des romanticismus , welch
nur in der erhaltung althergebrachter formen den neueren bedflri
nissen gegenüber ihre lebensaufgabe sieht, und sich deshalb stet
und immerdar (!) in unfruchtbaren arbeiten zersplittert, endlich eil
mal die ratio des höhern beliebens und der rücksichtslosen bebanc
lung alles dessen, was ihm mit männlichem freimute entgegen triti
abgeschnitten wird; höchste zeit endlich, dasz in die höhere yei
waltung wie auch zu anstaltsdirectoren männer von Charakter (!
berufen werden, welche durch das gewicht der treibenden gründ
allein , und nicht nach dem wind , der aus höheren regionen wehi
f.i
biebzehn preusziäche schulfragen'. 3 t
sich bestimmen lassen ; zeit endlich , dasz die pflege des nationalen
und modernen nicht ganz und gar durch übergrosze und meist nur
erheuchelte (!), weil nicht durch eigene Studien gewonnene, sondern
nur in nachbeterei bestehende liebe zum antiken sich beeinträchtigt
sehen musz'. herr Bone mag sich bei hm F. in erster linie, zugleich
aber auch im namen aller preuszischen schulmänner, die noch ein
wenig wissenschaftlichen sinn yon der Universität ins praktische be-
rn&leben hinübergerettet haben, für das compliment dankbarlichst
verbeugen; hr. Bone möge aber auch in einer neuen aufläge seines
deutschen lesebuches den mit recht von F. beanstandeten passus
Aber das antike theater passend umformen, um nicht begründete
vorwürfe herauszufordern, wenn nun aber hm. F. ^ein wahrhaftes
grauen überfallt vor dem ende, dem die unnatur antikisierender bil-
dong und blinde Vergötterung des altertums zutreiben (s. 2)', so
wird es ihm vielleicht schwer einleuchten, dasz andere, angesichts
seiner eigenen ebenso wohl stilisierten als übertriebenen und phrasen-
haften obigen ausführung, wol wünschen möchten, er hätte etwa»
von der cujq>pocv3vri der alten sich in succum et sanguinem verwan-
delt denn, ernsthaft gesprochen, des geehrten herrn quousque tan-
dem ist doch für eine objective besprechung vorhandener oder an-
geblicher schaden in unserm hohem Unterrichts wesen nicht maszvoll
genug gehalten und schmeckt zu sehr nach der fulminanten polemik
des ^Organs für jedermann aus dem volke' und ähnlicher tagesblätter,
die das pikante für den blasierten geschmack der menge oft lieber
wlhlen, als die ruhige, einfache Wahrheit, mit solchen schlag-
vCrtem sollte man um so haushälterischer imigehen, als man doch
ttderseits bereit ist, dem jetzigen leiter des preusz. cultusministe-
nnms volle anerkennung zu zollen, und was das sachliche anlangt:
hat hr. F. wirklich ganz vergessen , dasz Preuszens höheres schul-
tesen Jahrzehnte schon das unbestrittene musterbild für die ent-
iRchenden einrichtungen nicht blosz im übrigen Deutschland son-
In auch für das ausländ (vgl. Oesterreich) gewesen ist? weisz er
Im nicht, dasz strebsame junge männer aus den kleineren deut-
ihen Staaten sich wetteifernd bemüht haben und noch bemühen^
PI Preuszens Staatsprüfungen zu bestehen und in Preuszen berufs-
iiazige thätigkeit zu finden? hält er dies wirklich nicht auch mit
Ir ein moment von bedeutung in bezug darauf, dasz die übrigen
hntschen sich dem auch in hinsieht der intelligenz vorgeschritte-
ne groszstaat im norden Deutschlands so bereitwillig untergeordnet
■benV und ist es nicht ein höhn auf das ernste streben hochacht-
■er männer des gymnasiallehrerstandes , die da auf ein empor-
iben ihres lange zurückgesetzten kreises in materieller wie socialer
■riehung hinarbeiten, jetzt, wo es anfängt besser zu werden, mit
> leichtfertig hingeschriebenen Verdächtigungen, mit so empören-
|i classen- und Schablonenurteilen hervorzutreten, damit den
iden neidern unserer gebesserten Stellung unter Juristen und an-
jfeen leuten eine bequeme handhabe für ihre angriffe geboten
32 Bemerkungen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle
werde? 'ein schlechter Togel, der sein eigen nest beschmntzt!'
xias treffende volkswort lauten Yon hm. Fahles bilöser denkon^
su; möge er es wol beherzigen in einer zeit, wo auch die bc
köpfe der praktischen richtung mit schrecken eingestehen, das *
•der denker' sei aaf directem wege zur verbauerung in grobem n
rialismus! und um so wunderbarer nimmt sich die offensiye
hm. Fahle gegen unsere ideale pflege der antike deshalb aus,
er an vielen stellen seines ominösen Artikels den schönsten ld<
mus als deutscher patriot vertritt es sind goldne worte, in d
hr. F< (s. 3 ff.) für die Schätzung unserer geistesheroen warm^
zens plaidiert. noch eindringlicher würde aber freilich sein er
sein, wenn ihn nicht auch hier wieder 'der hafer stäche', gegei
'kleinen leute, bei denen die gelehrsamkeit niemals zur wiäsensc
werden will , die über der tagesarbeit der minutiösen forschun^
«onntagsfeier des freien gedankenfluges vergessen usw.' einen w
ügen lufthieb zu schlagen, hr. F. musz gar herzbrech*
Sondererfahrungen gemacht haben, wenn er nicht ansteht zu
haupten, dasz 'männer dieser gedanken- und geistesrichtung h
seit langen jähren an sehr vielen stellen der unterrichtsver
tung gestanden hätten', wie wäre er denn sonst wol zu der
blendung gelangt, die sich in dieser behauptung documentiert !
<lenn männer wie Olshausen, Wiese u. a. wirklich nicht kenner
Vertreter der Wissenschaft V doch, dies capitel lasse ich fallen,
nicht hm. F. eine handhabe zu bieten, mich der liebcdienerei zu
dächtigen, sehen wir uns lieber seine besprechung der '17 8(
fragen' näher an.
Was hr. F. über erziehung und Unterricht , über das verhä!
zwischen schule und haus sagt, ist uns, und gewis vielen mit
aus der seele gesprochen, höchstens dürften wir hinsichtlich
Alumnate eine kleine einwendung machen, für den Schreiber <
der selbst sechs jähre einem alumnat angehört hat, steht es
dasz ein gut eingerichtetes alumnat, dessen leitung ein tüch
lehrer underzieher hat, der gröste segen für alle knaben ist
vom lande und überhaupt von auswärts ins gjmnasium gebi
werden : die mängel in der erziehung werden vom eltemhaus ii
oft wiederkehrenden ferien , nahezu wenigstens , ausgeglichen ,
der wissenschaftliche sinn wird fürs ganze leben geweckt im<
stärkt, die ganze ausführung meines hm. gegners Über diesen p
verdient indessen, wenn sie auch nicht gerade neues bringt, be
Wichtigkeit der frage wol beachtimg.
Auch das über die gliederung der öffentlichen unterrich
stalten (s. 9 ff.) gegebene wird die wol verdiente Würdigung :
zu entbehren haben, nur zu der empfehlung des 'confessionsfr
(nicht confessionslosen) religionsunterrichts durch geprüfte '
liehe lehrer, also doch wol glieder des respectiven lehrercollegi
möchten wir ein fragezeichen zu setzen uns erlauben: einen no^
wissenschaftlichen, aber positiven rabbiner möchten wir i
toi
siebzehn preu&ziBche schulfragen'. 33
äitz- und stimmberechtigt im lehrercollegium haben, warum? nun,
aas gründen, die anderswo gegeben werden aollen.
Im nftchsten abschnitt (nr. 4, s. 13 ff.) findet sich einiges, das
zum widersprach herausfordert, hr. F. scheint es zu beklagen, dasz
alle directoren und. lehrer von anstalten in kleineren und mittleren
Städten die städtische Verwaltung durch die staatliche ersetzt zu sehen
wIlDschen; er findet in groszen stUdten eher den entgegengesetzten
Wunsch in den beteiligten kreisen, das streben sich durch die commu*
nale behörde gegen willküracte der regierung u. dgl. m. zu schützen,
nim, chacon 4 son goüt. hätte hr. F. einmal gelegenheit gehabt, als
strebsamer und selbstbewuster director unter dem lieblichen krumm
Stab eines magistrats zu stehen, dessen präses ein gewesener feld-
webel oder, was noch viel, viel schlimmer, ein frtlherer gerichts-
schreiber ist, dessen Senatoren oder stadträthe aus sonst ganz acht-
baren biedermännem und Steuerzahlern, aber — was den Unterricht
betrifft — jämmerlichen ^musikanten' besteht: er würde auch ein
liedchen von ^kleinlichem geist bei communalen 'behörden (s. 14),
&ber rancünen bei aufrückungen und neuen besetzungen , über un-
A&tzes dreinreden innerhalb der fachfragen um so mehr, je weniger
^erstfindnis dafür vorbanden sei , über aufgeblasenes gebahren den
lehrem gegenüber und andere erbärmlichkeiten, die das loos kleiner
>tSdte sind' traurigen herzens zu singen wissen, wie viel schöne
^istesfirische und herzenswärme wird verkümmert, wenn so ein
Ueiner gemegrosz als hochmögender vater und regierer eines städt-
^ens waltet, d&s den unverdienten vorzug eines gymnasiums he-
lfet! was meint hr. F. dazu, dasz in einer mittelgroszen stadt
Pommerns einst, als der rector der Stadtschule über mangel an sub-
Ofdination von Seiten eines ihm untergebenen lehrers in der schul-
<iepQtation zu klagen hatte, ein wackerer seilermeister, den eine be-
)H)ndere fügung in die schuld eputation verpflanzt hatte, das kostbare
^ort leisten konnte: *herr rector, über Ihnen (sie!) wundere ich
iBich sehr, dasz Sie noch lange klagen: wenn mir ein geselle nicht
parieren vdll, so jage ich ihn fort, machen Sie's doch ebenso !* oder
Venn in derselben stadt ein schuldeputierter bei der berathung des
idraletats mit gravität sprach: ^stellen wir die lehrer nicht noch
besser; sonst werden sie nur übermütig und — faul!' das sind
«olturhistorische beitrage aus dem letzten Jahrzehnt dieses jähr-
kmderts der intelligenz! unterzeichneter steht für die buchstäb-
■ liehe Wahrheit des mitgeteilten ein und kann eventuell namen nen-
nen. — Auf s. 14 unten bringt hr. F. übrigens noch eine äaszerung,
die auf yeinen sinn für historisches recht einen starken schlaer-
schatten w irft. er sagt nemlich 'milde Stiftungen, patriotische
; ^chenke haben jetzt andere objecte zu berücksichtigen, sie
Eirerden am besten specielleren bedürfnissen zugewandt usw.'
I"das ist denn doch eine eigentümlich ä la Cavour und Garibaldi ge-
firbte anscbiiuung, die, so gott will, niemals in unseren leitenden
kreisen einflusz gewinnen», wird : Stiftung ist letzter heiliger wille 1
i<.j:»'.fb. r. plj<l. u. pud. II. abt. 1875. Iift. 1. 3
34 Bemerknngen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle
— Wenn prof. Fahle auf s. 15 will, dasz progjmnasien wieder
in ausreichender anzahl zu errichten und die yollstSndigen gym-
nasien dien gröszeren st&dten yorzubehalten seien, so findet dieser
Vorschlag meine billignng : dem unwesen städtischer gymnaBien in
Meinen , nicht bemittelten orten musz aus yielen gründen (s. auch
oben) von staats wegen gesteuert werden.
Im 5n abschnitt (s. 15 ff.) bringt hr. F. wieder so scbOne phrasen
voll gift und gallo gegen die ^reaction' und die ^Orthodoxie', dasz
schieiber d. z., ein conservativer im Unterricht im strengsten sinne
des Worts, aber ein fortschrittsmann im gebiet der wissenflchaft,
nicht umhin kann, das kräftigste aus dem gebotenen hier anzu-
führen, s. 16 heiszt es: ^die reactionsperiode aber vor and nach
1848 emp&nd von neuem das kaum überwundene und bei theologi-
scher Orthodoxie niemals abgeschwächte mistrauen gegen die sub-
versiven tendenzen der naturwissenschaften, das feldgescfarei
der Umkehr der Wissenschaft ertönte nach allen selten und führte
1856 für die höheren schulen den Wieseschen normallehrplan herbei,
durch welchen latein und griechisch nicht nur als die hauptpfeiler
und mittelpuncte der Jugendbildung hingestellt, sondern auch über-
haupt in eine solche höhe gerückt wurden , als seien sie die einzigen
vermittler, das alleinige masz und die ausschlieszliche zugangspforte
für die bildung insgesamt, die todte gelehrsamkeit (sie !) wurde der
Wissenschaft substituiert und der lebendige flusz der modernen ge*
danken und der mit ihnen gegebenen erweiterungen auf allen ge-
bieten geistiger forschung so sehr ignoriert (!), dasz ein crassor
materialismus als notwendige folge (!) sich einstellen muste, wäh*
rund man vorgab, die materielle richtung der zeit verbannen nt
wollen.' es gibt bekanntlich kein bequemeres mittel bei jeder dis--
cussion, als dem gegner Unehrlichkeit unterzuschieben und ihnfe
thatsächliche innere Zustimmung zu der eigenen behauptung zuza-
schreiben, aber bis heute hat ein. solches verfahren noch nicht als-
anständig gegolten; hr. F. hätte besser gethan, auf solche art de»
kampfes zu verzichten, oder glaubt er wieder einmal in seiner heisz"
blutigen art , an die stelle von belegen und gründen derbe Schlag-
wörter und fuustschläge setzen zu müssen? w^as doch die arme
'reaction' und die 'theologische Orthodoxie' alles verbrochen hatl
selbst den 'crassen materialismus' hat sie erzeugt; und doch weiss
jeder mensch, dasz dieser leider krebsartig um sich fressende freche
gesell der kreuzung des modernen radicalismus in der Wissenschaft
mit dem fortgeschrittensten Unglauben auf religiösem gebiet ent-
sprossen ist. wo bleibt da die achtung vor der Wahrheit, als deren
rtickhaltslosen Vertreter sich hr. F. so selbstgefällig geriert?
Und so geht es munter und unverdrossen weiter, thatsachen
werden ignoriert oder bestritten; dasz tüchtige kaufleute lieber
gymnasial- als real-abiturienten in die lehre nehmen, dasz univerai-
tütsgut achten gegen die realschule sich aussprechen, ist ganz gleich-
gültig: hr. F. hat eine andere ansieht; dasgenügt vollständig, dmn
^siebzehn preufizische schulfragen'. 35
selbst ^gjmnasiallehrer philologischer qualität Wieses vertheidiger'
— refnrent ist auch einer dieser traurigen sorte — 'geworden, darf
nieht wunder nehmen, es ist die alte geschichte von der brodwissen-
schaft, die geschichte des handwerksmäszigen Widerstandes gegen
erweitepong des Wissens, wie es ehedem die J. H. Voss bereitete
Opposition 'gegen die reception des griechischen Unterrichtes unter
ä» lehrgegenstftnde des gymnasiums und neuerdings die gegen die
Gortäossche grammatik erhobenen bedenken klar und thatsächlich
bewiesen haben/ nun, geg^i Curtius bin ich nicht in Opposition,
obwol ich Kochs grammatik in der schule vorziehen würde, in be-
zog auf die anderen imsterblichen dicta des hm. F. habe ich nichts
weiter zu bemerken , als dasz ich ihm wünsche , er möchte unter-
riehtsminister in — Wolkenkukuksheim werden und dort sein mon-
strom Ton modern befruchtetem realgymnasium für alle halbbildungs-
bedflrftigen baldigijt etablieren.
Yerst&idiger sind hrn. F.s bedenken gegen den lateinischen
aofsafcz, obwol sie nicht gerade den reiz der neuheit haben, be-
sonders erfreulieh war es mir, in hm. F. auch einen gegner des
grieeh. scriptums in prima zu finden: es ist mir ganz klar, dasz
die zeit der schriftlichen Übungen im griechis(^en für prima der
lectöre, auch des Euripides, zugewendet werden musz, wenn wir
unseren abiturienten wirklich eine relative kenntnis und damit
achtung vor der antike auf die universit&t und ins spätere leben
mitgeben wollen.
Ebenso kann man füglich unterschreiben, was hr. F. gegen die
Überhäufung mit 'privatlectüre', die keine ist, anführt, fer-
ner die bemerkungen über Öfteres extemporieren, freiwilli-
ges memorieren, pedantische interpretation moderner
aütoren. freilich sieht der *pferdefusz' bald wieder unter dem pal-
liam des herm .pädagogen hervor, wenn er (s. 22) sagt : Mie Scheide-
wand zwischen gelehrtenstand und bürgertum musz fallen, alle
I Staatsbürger müssen sich der freiheit der bildung bewust werden
' Qsw. usw.'. wie schön sich das liest! schade nur, dasz die fabrika-
tion der ^Nürnberger trichter* noch so im argen liegt, um nicht
i aUed dickköpfen anter den ^zukünftigen Staatsbürgern' ein 'bewust-
i sein von der freiheit der bildung' einzublasen. möge hr. F. dem
," weisen 'französischen' Ostendorf die bruderhand reichen und ja
nicht vergessen, memorieren der Verfassungsurkunde und des —
neuen Strafgesetzbuches in seinen, den Wieseschen ersetzen sollen-
den normallehrplan für den Unterricht künftiger Staatsbürger aufzu-
nehmen ! es wird eine saftige brühe geben : an stelle des dekalogus
die X Paragraphen der Verfassung und des strafcodex! wenn nur
nieht hm. F. das heitere malheur passiert, als ' Wanderlehrer des Ver-
eins für Volksbildung' gewählt zu werden, difficile est saturam non
scribere I
und dabei ist der berr wieder so sinnig, dasz man ihn um-
: armen möchte, man lese nur die herliche stelle (s. 23) über die reli-
# 3*
c
l
36 Bemerkungen zu dem artikel des hm. prof. dr. Fahle
glöse erziehung durch das haus! es wird einem ordentlich wieder
warm um das von ironie so lange erkältete herz, und gleiches gilt
von dem über den religionsunterricht in der schule gesagten: wSre
doch hr. F. immer so besonnen!
Zu dem 8n abschnitt über den beginn des sprachlichen
Unterrichts im gjmnasium liesze sich wol allerlei bemerken; ich
will jedoch nur weniges bemängeln, die behauptung (s. 26 oben)
'macht man doch stets die erfahrung, dasz kinder, welche, wenn auch
nur praktisch und durch den mündlichen gebrauch , zugleich
zwei sprachen erlernen müssen, in der verstandesbildung sehr
zurückbleiben, so dasz man nicht mit unrecht die verstandesleere
und geringe Urteilskraft, welche man in unseren höheren gesell-
schaftlichen kreisen so oft anth£ft, auf die erste Jugendzeit zurück*
führt, in welcher das erlernen melu'erer sprachen zugleich die ganze
thätigkeit des kindlipbeD geistes ausschlieszlich in anspruch genom-
men', da steht dehn erfahrung gegen erfahrung. der selige Schlei-
cher in Jena , gewis ein mann , der in diesen dingen mitzureden ein
gutes recht hatte, empfahl recht frühen gebrauch zweier sprachen
z. b. plattdeutsch neben hochdeutsch, wenn sie nur einem stamme
angehörten, als sehr bildend, und mein Sjähriger junge, der auf
dem gute meiner Schwiegermutter in den ferien mit seinem freunde,
dem kutscher Ernst, stets plattdeutsch spricht, ist trotzdem ein sol-
cher ' Schlauberger' geblieben, dasz er lehrem und eitern durch
kluge fragen oft genug harte nüsse zu knacken gibt, vielleicht
spricht aber die 'verstandesleere in imseren höheren gesellschaft-
lichen kreisen' recht sehr gegen die modernisierung unserer gym-
nasien durch die herren Fahle, Ostendorf und genossen, denn die
kinder der vornehmen* lernen zwar recht früh schon bei der Lan-
sanner bonne französisch 'parlieren', aber nicht granmiatisch sicher
\e>en und schreiben; sie nähi*en sich zu früh an französischen roma-
nen, womöglicl) in der Ursprache, aber kennen unsere herlichen,
wenn auch vieliUch recht wenig 'nationalen' classiker nicht, was
meinen Sie dazu, hr. prof. Fahle?
Auch die frage : ob Vorschulen zu empfehlen seien oder nicht,
hat hr. F., und wie ich meine, ganz richtig beantwortet, wenn er
'die einclassigen Vorschulen als einen in jeder weise mislungenen
versuch' bezeichnet, dagegen zugibt, es könnten zuweilen die septi-
mas und ociavas nützlich gewesen sein, verwundem musz aber,
dasz hr. F. auf s. 27 behauptet: 'nicht erst jetzt, sondern schon seit
langen jähren haben wir den neunjährigen gjrmnasialcursus für keine
ersprieszliche einrieb tun^ gehalten, namentlich seit wir auch die
nachteiligen folgen des zweijährigen cursus in der tertia und se-
cunda kennen gelernt', nehmen wir an, das 'wir' des obigen satses
sei pluralis maiestatis, so bleibt unser erstaunen darum nicht minder
grosz. weisz aenn hr. F. nicht, dasz die tertia und secunda die
wichtigsten classen des gymnasiums sind, dasz eine lücke im
wissen, das hier angeeignet werden soll, meistens bis zum abita-
'siebzehn preuszische schulfrageu'. 37
rientenexamen gefährlich nachwirkt? es gibt ein tre£fliches preuszi-
sches ministerial-rescript aus der ersten hälfte der 60er jähre, das
eine strenge Versetzung von tertia nach secnnda empfiehlt; das ist
ein sehr richtiger, pädagogisch erwogener wink, der leider nicht an
allen schulen mehr die verdiente beachtung zu finden scheint, ko-
misch klingt es, wenn hr. F. auf den richtigen satz: 'zu berücksich-
tigen bleibt der umstand, dasz unsere gymnasien in der that von zu
vielen jungen leuten besucht werden, die nicht dahin gehören, die
besser andern schulen zugeführt werdeü, weil sie sich für die Studien
nicht eignen', den ganz verkehrten ausspruch folgen iSszt: 'diese art
schfiler werden durch die zweijährigen curse groszgezogen und ihnen
zu liebe werden gerade die besseren demente in einen so langsamen
trab versetzt, als wenn sie an das nichtsthun (!) gewöhnt werden
sollten', das verstehe, wer kann, zutreffend ist, was über jene un-
brauchbaren elemente gesagt wird, die eher auf eine 'presse' ge-
boren, als in die secunda eines gymnasiums ; allein die zweijährigen
curse sind eine notwendigkeit und eine wirkliche wohlthat.
Die folgenden abschnitte (s. 65 ff.) unterscheiden sich sehr
wesentlich von den oben besprochenen 27 Seiten des In heftes der
Zeitschrift, und zwar entschieden in vortheilhafteSter weise, wäh-
rend vorher häufig genug die objectivität der betrachtung zu ver-
missen, oft ein haschen nach überkräftigen Schlagwörtern und ein
eigentümliches sehen von mouches volantes zu beklagen war, finden
wir hier eine wohlthuende ruhe und besormenheit des urteiJs , eine
meist maszvoUe spräche , ohne dasz wir die dem gegenständ gebüh-
rende wärme zu vermissen hätten, hier möchte man dem wackern
Vorkämpfer für die hebung unseres gymnasialunterrichts auf schritt
tind tritt dankbar die band drücken: es sind treffliche worte, die
dem herzen und köpfe des tüchtigen pädagogen entquollen sind,
wahrscheinlich zu einer spätem und günstigem zeit als die frühe-
ren aoslassungen. darf ich mir eine kleine conjectur erlauben, so
bat hr. Fahle jene ersten artikel am ende des schulquartals unter
den mancherlei gebresten der letzten schulwochen und in moroser
Stimmung geschrieben , diese letzten abschnitte verdanken der ruhe
der ferien und eines heitern geraüts ihre entstehung.
Doch zur Sache, sehr beherzigenswerth ist gleich abschnitt 9
(s. 65 ff.), in welchem der geehrte hr. Verfasser vor der Überfüllung
der gymnasien, vor 'unnatürlicher' frequenz solcher anstalten warnt,
. die 'von allen ecken und wänden her besucht werden', und es be-
tont, dasz jede anstalt ihr natürliches gebiet habe und behalte,
. daiz man schlecht motivierten Wechsel der schulen bei, so zu sagen,
nomadisierenden schtilern inhibieren müsse, auch was über die
zahl der wöchentlichen lehrstunden zu lesen, hat unsern beifall.
sehr beachten s wer th aber sind die ausführungen über die ferien.
'wä' glauben', sagt hr. F. s. 66 f., 'alle interessen am besten gewahrt,
wenn die ferien verlegt werden auf 42 tage im sommer vom 21 juli
. incl. bis 1 September excl., auf 12 tage um Weihnachten, 10 um
i
38 Bemerkungen zu dem artikel des hm. prof. dr. Fahle
ostem und 6 um pfingsten, so dasz im ganzen 70 tage (= 10 wochen)
unterrichtsfreie tage herauskommen das abiturienten-
examen verlegt man dabei teils in den schlusz des alten, teile in den
anfang des neuen schulji^res, so dasz zwischen die schrifUiohe und
xaflndliche prüfung die groszen ferien fallen.' es ist dies ein poncti
der bei der festsetzung der neuen Ordnungen der soigfUtigste^ irfir-
digung anheimzugeben sein dürfte
In nr. 10 (s. 67] fordert hr. F. 'eine einjährige prima und darauf
eine einjährige selecta'. recht gut; aber man höre weiter : 'das seng-
nis für die prima soll für den einjährigen dienst berechtigen' osw.
um aUes in der weit nicht! haben wir denn noch nicht Jammer
genug davon, dasz die 'militärjünglinge' uns als meist indolente
^bänkedrücker' die secunda ruinieren, um auch das erste jähr der
obersten classe durch diese traurigen demente verderben zu lassen?
die militärbehörden werden mit beiden bänden nach solchem Vor-
schlag aus dem kreise der lehrerweit greifen ; aber die armen lehrer
der secunda, die nicht zwei getrennte abteilungen hat! wir anderen
lehrer hoffen und ersehnen eine beätimmung, die uns von der last
der zukünftigen 'einjährigen' befreien und diese jungen leute anderen
schulen überweisen soll, und hr. F. will den druck noch verstärken,
wahrscheinlich dem leidigen vorsatz folgend, die klufb zwischen den
gelehrten und den übrigen Staatsbürgern zu überbrücken.
Der lehrplan auf s. 68 bietet eine Verbesserung, wie wir es an-
sehen, hinsichtlich des deutschen und der geschichte, aber eine, bei
hrn. F. nach dem frühem allerdings nicht überraschende verscfalech-
terung in bezug auf die classischen sprachen, hier scheint mir der
ort zu sein, einen kleinen excurs über die mathematikstunden einza-
schalten. ein nach meiner und manches andern nicht mathematikers
ansieht nicht genügend erwogener verschlag des prov.-schnlraths
von Pommern dürfte denn doch wieder einmal hervorzuheben sein.
wäre es denn nicht wirklich besser, man liesze beim Übergang nach
prima , oder vielmehr nach der selecta des hm. F. — die ans sehr
gefällt — eine schriftliche und mündliche translocationsprüfung in
der mathematik vornehmen, liesze in selecta die mathematik nor
facultativ fortbestehen, gäbe aber dem deutschen und der lectüre in
den classischen sprach^i die frei werdenden stunden? es verdient
dieser plan nicht die leicht hervorgetretene Verurteilung, sondern
die ernsteste erwägung aller lehrer, die nicht gerade 'eingefleischte'
Verehrer der ^ulleinseligmachenden' mathematik sind.
Es folgt als abschluez der erörteningen des hm. F. eine bo-
sprechung des abiturientenexamens, das ja die kröne und das
nächste ziel des gjmnasialunterrichts ist, oder doch sein soll, mit
vollem recht verlangt der verf. strenge der beurteilung bei dieser
wichtigen prüfiing, der schwierigsten von allen des zu 'aiohenden'
Staatsbeamten, völlig einverstanden sind wir mit hm. F. rücksicbt-
lich der compensationen, der abstimmung nach points und billigen
auch die motivierung , die die einführung der statistischen zahl er-
^siebzehn preuszische schulfragen'. 39
fSbit das ^bisherige reglemeut bleibt mit einigen abänderungen
bestehe: der lateinische aufsatz und das griechische scriptum fallen
fort, wieder eingeführt wird die mündliche prüfung in der deutschen
üU^rator und in der phjsik, im hebräischen genügt die schriftliche
prüfang allein', die ersten puncte gefallen uns , wie oben erwähnt,
sehr wol, auch die neue prüfung in der deutschen litteratur lassen
wir uns gefallen ; die in der physik halten wir für mindestens über-
flüssig, die im hebräischen fUr verwerflich, da wir das hebräische
als ganz ungehörig für das gymnasium ansehen und dringend wün-
schen, es mOchte dieser fremde körper' recht bald aus dem orga-
niämus der schule ausgeschieden werden und der Universität zu-
fallen, auf die er allein gehört, mit demselben und vielleicht noch
grOszerm recht könnten die Juristen GaiuslectÜre , die mediziner
osteologie, die philologen handschriftenkunde, wie die theologen he-
br&isch, vom gymnasium fordern.
Das nächstfolgende setzt unsern recensentenstift nicht in be-
wegong. wol aber müssen wir uns den bemerkungen über das prü-
fongsreglement für s chulamtscandi da ten im wesentlichen
«Dscblieszen : besonders ansprechend erscheint uns der Vorschlag
ztreier examina, eines zur erlangung der ^coUaboratur' und des
zweiten zum eintritt in definitive anstollung. mit treffenden Worten
tadelt der verf. (s. 72) weiterhin das unwesen des nachholens von
faciütäten. es ist in der that nicht recht , dasz man mittelmäszigen
^ochsgeuies* die thür offen hält, durch die sie eine ganze gamitur
Ton auf dem papier recht stattlich aussehenden facultäten sich holen
Ictoe», während sie vielleicht in Wahrheit keine facultas docendi
in sich tragen, auch die bedenken gegen den häufigen lehrer-
wechsel, an welchem besonders schlechtdotierte anstalten zu leiden
pflegen, sind wol berechtigt, wie jeder denkende lehrer aus erfah-
rnng weisz.
In nicht minderem grade ansprechend erscheinen uns die be-
merkmigen über das Verhältnis zwischen schule und haus , über die
discipliflifurgewalt der schule — die hr. F., sehr nach dem geschmack
tiee Bchimbers d. z. , gegen roheit in den unteren classen bis zum
' recht körperlicher Züchtigung ausgedehnt wissen will — und anderes,
was damit m Zusammenhang steht.
80 scheiden wir von hm. prof. Fahle mit dem besten dank für
^ manche anregung, die uns seine 'siebzehn preusz. schulfragen'
gegeben haben, aber auch mit der schlieszlichen bitte, uns recht bald
wieder mit fruchten seiner pädagogischen erfahrung beschenken zu
wollen, dabei aber ein klein wenig zu bedenken: juribfev Stöv!
Staroard in Pommern. Beinhold Dorschel.
i
40 P. Reis: lehrbuch der physik.
3.
1) DR. Paul Reis, otmnasiallehber in Mainz, lehrbuch DSit
PHYSIK EINSCHLIESZLICH DER PHYSIK DES HIMMELS, DER SBDS
UND DER LUFT — GEMÄSZ DER NP.UERN ANSCHAUUNG FUB GYMNA-
SIEN, REALSCHULEN UND ÄHNLICHE ANSTALTEN. ZWEITE AUF*
LAGE. Leipzig. Verlag von Quandt u. Händel. 1873.
2) PROF. H. Fahle, Oberlehrer zu Posen und D. H. Lampe^
GYMNASIALLEHRER IN DaNZIG, PHYSIK DES TAGLICHEN LEBER»
FÜR GEBILDETE ÜBERHAUPT UND FÜR VORGESCHRITTENE SCHGlIE
AN GYMNASIEN, REALSCHULEN UND SCHULLERERSEMINARIBN. ebd.-
1874. J
Es ist gewis nicht überflüssig, die Beissche physik auch naek ..
der zweiten aufläge noch in diesen blättern in einem ausführlichent '
referate zu besprechen , da wir erst jüngst fachgenossen keimen ge- -
lernt haben, die von dem vorzüglichen werke bisher keine kennlais-
genommen, der unterzeichnete wurde schon bei der ausgäbe deB-
ersten prospectus auf das werk aufmerksam, weil dasselbe eine-
klarheit und Übersichtlichkeit der stoffanordnung darlegte, weldie
er oft gewünscht, oft in seinen kritischen anzeigen hingestellt, aber
bis dahin vergebens auch in den meisten und besten erscheinungeD
gesucht hatte, dasz diese anordnung mit der seinigen, lange vorher
bekannt gemachten im wesentlichen übereinstimmte , vermehrte daa ,
erlaubte genügen, doch führte es nicht zu einer breitem anzeige^ ;
weil die Vorschule der physik von Weinhold aus demselben verlage,.
welche in der Zeitschrift für mathematischen und naturwissensckaft* '
liehen Unterricht etwas zu kurz gekommen war, einer solchen eher
bedurfte , und der umfang und der zweck dieser blätter der raseli
auf einander folgenden darbietung ähnlicher Stoffe anständiger weiae-
schranken auferlegt.
Die klare lichtvolle stoffanordnung in der Reisschen physik
hängt aber mit der richtigen auffassung über wesen und bedentimg
dieser Wissenschaft enge zusammen, und sie hat den Verfasser vor
allen seinen mitstrebenden zuerst dahin geführt, das material mit
rücksicht auf die neuesten theoretischen anschauungen , so weit sie*
im zusammenhange mit dem princip von der erhaltung der kraft
eine rein mechanische darlegung gestatten , geistig zu durchdringeoE
und die bisher weniger mit einander verbundenen thatsachen mdir
und mehr an einander zu knüpfen.
Wenn der Verfasser somit die physik als die Wissenschaft von
den bewegungen ansieht, welche zustandsänderungen der körper
zeugen, von den gesetzen, nach welchen diese erscheinungen
folgen und von den Ursachen, welche die erscheinungen und gesoftt»
bedingen, so ist er in seinem rechte, wenn er weiter unten hinzosetrts
'nach den annahmen der neuem physik sind alle physikalischen er»
scheinungen oder zustand sändenmgen entweder bewegungen ganasr
kOrper oder bewegungen der kleinsten teile, und wir teilen die
P. Reis: lehrbuch der physik. 41
physik daher ein in die lehre von den körperbewegungen oder die-
mechanik und in die lehre von der molekularbewegung oder die-
«ngere physik; dem ersten teile musz eine einleitung vorausgehen^
in welcher allgemeine begriffe und sätze festgestellt und die princi>
pien der mechanik entwickelt werden.' klarer und bestimmter hätten
hier die beiden teile auseinander gehalten werden können durch ein-
f&hmng der begriffe massenbewegung, an der alle teile desselben
körpers teilnehmen und molekularbewegung, bei der vorzugsweise
fiur die art und weise der fortpflanzung der bewegung von teilchen
zu teilchen in frage gestellt ist. übrigens fordert die historische
gerechtigkeit das anerkenntnis , dasz schon in der mechanischen
natnrlehre von August, hervorgegangen aus dem Fischerschen lehr-
bach der physik , der hauptanschauung einer mechanischen behand-
long räum gegeben worden, und dasz es nur an den neueren wissen-
schaftlichen errungenschaften gefehlt, um die zwingende einheit auch
ioszerlich sichtbar zu gestalten, der rothe faden iSszt sich indes auf
mehrfache weisen schlagen , eine derselben findet sich in der physik
des täglichen lebens (nr. 2).
Die einleitung, welche Reis den beiden hauptteilen der physik
Torausschickt , erregt zunächst das gröszere interesse. darin wird
gehandelt über 1) allgemeine begriffe, 2) allgemeine eigonschaften,.
3) allgemeine kräfte, 4) allgemeine sätze. nr. 1 gibt anknüpfend an
die begriffe räum, zeit, ruhe, bewegung, stoff, kraft die grundwahr-
heiten der bewegungslehre in mathematischer deduction und leitet
somit die formein her: 1) s = et] 2) v = c + T^; 3) 5 = ^T^^
oder i) s = et ^ ^ft^ für die beziehungen zwischen weg {s\ zeit (^),
eonstanter geschwindigkeit (c), veränderlicher geschwindigkeit (v}
xmd acceleration (t) bei der gleichmäszigen und unglcichmäszigen
heiregnng. sodann folgen die gleichnngen 5, 6, 7 und 8 oder
•I = — , JT = — , K = mv und K = wT, in denen m die masse,
ff ^
[§ die beschleuuigung der schwere, G das gewicht des körpers und
die kraft bezeichnet, so wie die formein E = Kv und L =: ^mv^^
orin E den nutzeffect und L die lebendige kraft ausdrückt, diese
die spitze gestellten erörterungen sind zeugnis von der behand-
iweise, die der Verfasser der physik gegeben, sie sind präcis
leitet und durch Zahlenbeispiele illustriert, so dasz ihr ver-
ndnis keinen zu groszen Schwierigkeiten unterliegen dürfte, dasz
Ine fachgenossen abänderungen treffen, weil ihnen dieses oder
i jenes nicht elementar genug erscheint, ist möglich, vielleicht greift
(»an auch zu den deductionen in der kleinen Bitzelschen mechanik,
4ocb einen bei?ründeten tadel wird man schwerlich erheben, die math.
eisführungen und herleitungen haben nun einmal etwas unbe-
^emes und werden leider zu oft umgangen, wir sind mit dem ver-
ser einverstanden, wenn er sogar das differenzabzeichen nicht ver-
hmäht, v/ie es auch Wtlllner nicht gethan, und sind fllr ableitungen
ie (\\e auf s. 188 und 505 dankbar, nach den eben skizzierten
■56 P. Reis: lehrbucb der pliysik.
Die beurteilung eines Werkes mit so massenhaftem stoffe musz
sich natürlich schranken auferlegen , sobald sie das einzelne streifen
will, man musz die Beissche physik erst Iftngere zeit beim eigenen
unterrichte vei;wendet haben, ehe man das urteil abgeben kann, dast
an diesen und jenen stellen namentliche Verbesserungen anzubringen
sind, herr Beis hat eine so achtenswerthe arbeit vollbracht, hat so
gewissenhaft ein unermeszliches material zusammengetragen und
nach einheitlichen gesichtspuncten geordnet, hat auch seine Studien
bis in die neueste zeit selbst kleineren beobachtungen zugewendet
und für seine arbeit nutzbar gemacht, dasz man nach dieser seite un-
bedingte Zustimmung nicht verweigern kann, auch die frage, ob
das buch wirklich ein buch für die schule sei, ob gymnasiasten,
realschüler und ähnliche kategorien dasselbe mit nutzen gebrauchen
können, eine frage, die von vielen fachgenossen aufgestellt wird, ist
ziemlich müszig. das buch ist nicht für den ersten Unterricht, wenn
es nach den einzelnen paragraphen in demselben durchgenommen
werden soll, das geschieht aber auch wol niemals: anders ist die
Ordnung des mündlichen unterrichte anders die logische anordnung
des lehrbuches. die einleitung in die Reissche physik musz zum teü
den schluszstein des mündlichen Unterrichts bilden , und deshalb ist
nicht gesagt, dasz ein lehrer auch mit der elektricitätslehre am ende
des buches in secunda beginnen könne, hat man überhaupt für den
mündlichen Unterricht keinen leitfaden, so musz jener darauf hin-
wirken, das zu gründe gelegte lehrbuch verstehen und gebrauchen
und für weitere Studien verwenden zu lehren, ob aber leitfaden
oder ausführliches lehrbuch, das richtet sich meist nach individuellen
und nach localen Verhältnissen: ein ausführliches lehrbuch dürfte
wol bei intelligenten schülem, bei solchen von leichter auffassung
und regem wissensdurste vorzuziehen sein, doch lassen wir das:
wenn aber die Beissche physik als Schulbuch zu umfangreich, zu
schwierig in der diction und der mathematischen deduction sein
sollte, so kann sie doch kein lehrer entbehren und namentlich jüngere
coUegen werden in ihr eine masse von wissen finden , weldies das
ihrige noch nach manchen selten ergänzen kann, aber sie regt aucb
zum denken an , und in dieser hinsieht ist sie namentlich studieren-
den zu empfehlen, imd philologischen gymnasiallehrem, die auch
von anderen disciplinen unserer schulen gewissenhafte notiz nehmen
wollen, sie werden, wenn anders ihre naturwissenschaftliche aus-
bildung nicht zu niedrig steht, gerade aus der physik von Beis er-
kennen, dasz die naturwissenschaften mit vollem rechte in der ju-
gendbildung eine gröszere berücksichtigung als bisher verdienen,
und dasz es mehr als humbug ist , wenn allzu eifrige vertheidiger
des alten von dem unfertigen, hypothetischen und in ewigem flusse
begrififenen der modernen Wissenschaft sprechen und sie darum für
die Jugendbildung wenig brauchbar erklären, der werdende er£reut
sich am werden , und das werdende musz ihm vorgeführt werden,
wenn die grundlagen nur sicher gelegt sind.
P. Bcis: lehrbucli der physik. 43
atie gleich jenem teile von lebendiger kraft, diese arbeit aber kann
ladi dem ersten eatze ein genau ebenso groszes quantum lebendiger
anft heryonnfen. geschieht dieses sofort, so ist die constante
uune der lebendigen kraft auch wieder hergestellt, geschieht es
her nicht, eo ist der zur arbeit verwendete betrag an lebendiger
nfl, wie wir soeben gesehen haben, an irgend eine masso in der
orm der Spannkraft gebunden, wodurch diese masse die föhigkeit
lal, einen gleichen betrag von lebendiger kraft wieder zu ergänzen;
me lebendige kraft ist in eine Spannkraft von gleichem werthe um-
)»«andelt worden, wenn demnach aus der cons tauten summe der
ibeAdigon krftfte ein gewisser betrag ausgeschieden ist, so tritt eine
Mchwerthige Spannkraft an dessen stelle, so nimt der satz die
wm an : die sunmie der lebendigen kräfte und die aus solchen her-
otgegangenen Spannkräfte ist constant.'
^Wenn nun die Spannkräfte die unter unsem äugen aus leben-
igen krtften hervorgehen, einer gewissen summe von lebendigen
liflen gleichwerthig sind, und daher in den gesamtbetrag aller le-
eadigen kräfte gehören, so musz dieses folgericbtig auch für die-
sigen Spannkräfte gelten , die schon früher aus solchen entstanden
iid, oder in unmerklicher weise fortwährend aus solchen hervor-
fllien, wie auch fdr diejenigen Spannkräfte, deren entstehung uns
och ganz und gar imbekannt ist. denn alle diese können immer
iM&dige kräfte von ganz bestimmtem betrage ergänzen , sind also
b ZQsammen einer bestimmten summe von leben.digen kräften
Uebgeltend, welche nach dem princip constant ist. wenn wir nun
le Spannkräfte in die constante summe aufnehmen, so erleidet unser
ii auch keine beschränkung mehr durch den zweiten teil der
innssetzung, wonach das massensystem keine arbeit aufnehmen
kfie, wenn die lebendige kraft constant bleiben soll, denn würde
H massensystem eine arbeit aufnehmen, so könnte dieselbe nur
m einer lebendigen kraft oder von einer Spannkraft geleistet wer-
•; es müste demnach, um dem Systeme alle massen einer arbeit
tilgend einer stelle zuzuführen, an einer andern stelle eine gleich
pOLB lebendige kraft oder Spannkraft mit der gesamtsumme aus-
I, so dasz jener gewinn durch diesen verlust compensieii; würde.
It demnach unser satz ganz allgemein ohne jene Voraussetzung,
wir demselben folgende form geben : die summe der lebendigen
und der Spannkräfte ist constant . . . .'
'Das princip von der erbaltung der kraft ist nicht blosz eine
feadwafarbeit Über den Zusammenhang der naturkräfte, sondern
Hl auch den Schlüssel abgeben zur ergründung des 'wesens dieser
Ifte, der wärme, der electricität usw. wendet man das princip
|f zwei solche kräfte an, so folgt aus demselben, dasz ein gewisser
(tag aus der einen kraft einem bestimmten betrage der andern
Istzeit gleich sein mu?z; wenn sich zwei solchte kräfte in einander
fcwandeln, so musz eine und dieselbe grösze der einen kraft eine
tl dieselbe grösze der andern immer hervorrufen, vorausgesetzt,
l
44 P. Reis : lehrbuch der phyaik.
dasz während des Vorgangs der Verwandlung keine verlas
fanden, diese Folgerung hat man zb. für die gegenseitige v
long von mechanischer arbeit und wärme richtig gefundei
reiche experimente haben es über allen zweifei erhoben, da
eine Wärmemenge, welche 1 kilogramm wasser nm 1 gra
wärmen vermag, und welche man Wärmeeinheit nennt, imi
arbeit von 424 JET- ti» geleistet wird; diese zahl nennt man
den arbeitswerth oder das mechanische äquivalent der
ebenso haben zahlreiche versuche dargethan, dasz durch ein*
nische arbeit von l K-m^ wenn dieselbe sich ohne vei
wärme umsetzt, eine Wärmemenge erzeugt wird, welche
wasser um 1^ erwärmen kann, also gemäsz obiger benenni
Wärmeeinheit, diese zahl heiszt der wärmewerth der arbei
oder das calorische äquivalent der arbeit und wird allgeme
Ä be^ichnet. aus dieser also zweifellos gewordenen gleich
keit von wärme und arbeit oder massenbewegung schl
zuerst, dasz auch die wärme eine (massen)bewegung, eine Ix
der kleinsten teilchen sei, denn wo arbeit als solche vers<
und nichts anderes leistet , tritt sie sofort in gestalt von wä
was sich aber so regelmäszig und bestimmt in einander vei
kann, musz notwendig von gleichem wesen sein, durch
auf mathematischem wege durchgeführte Schlüsse hat mai
manche bisher unbekannte eigenschaften der wänne, der eL
und anderer kräfte gefunden, und hofft auf diesem wege nc
in das wesen derselben einzudringen, in welcher weise d
schiebt, möge folgende kurze betrachtung zeigen.'
'Wenn wir eine glasstange reiben, so wird sie heisz i
trisch ; weil sie heisz wird dehnt sie sich aus und schiebt d
ringsum liegende luftschicht etwas fort, die mechanische a
reibenden armes hat sich dabei verwandelt in 1) wärme, 2
cität, 3) gröszeres volumen der stange, 4) fortschieben
welche arbeit für die wärme und das fortschieben der luft :
läszt sich leicht berechnen; könnte man nun die zwei andern
auch noch finden, oder durch unbekannte gröszen ausdrü
müste nach unserm princip die summe der vier geleisteten
der aufgewandten arbeit gleich sein, dadurch würde eine g
entstehen, aus welcher Schlüsse über die werthe der nnb«
gröszen und dadurch über eigenschaften der betreffende
möglich wären.'
'In diesem beispiele hat man sämtliche Vorgänge als
dargestellt, es gibt aber auch fälle wo es einfacher ist,
Clausius sind überhaupt die gleichungen fruchtbarer, wei
denselben enthaltenen leistungen nach wärmemasz gemess
durch die ihnen gleichwerthige Wärmemenge ausgedrückt
dafür hat Clausius folgende begriffe angeführt, die arbeitei
zu inneren Veränderungen eines körpers verbraucht werdet
zusammen die innere arbeit; solche sind in dem obigen beis
P. Reis: lehrbuch der physik. 45
für diu zweite und dritte Wirkung, die arbeiten , welche
einwirkung auf einen körper nicht an diesem sondern an
idem körper vollbracht werden, bilden die Äuszere arbeit,
tu beispiele das fortschieben der luft. hier ist dieselbe ge-
anderen föUen kann sie überwiegen, wird zb. eine gewisse
snge in das wasser eines dampfkessels geleitet, so erzeugt
folgende Wirkungen: das wasser wird ausgedehnt und in
,'rwandelt, innere arbeit; der dampf schiebt den kolben der
ßcbine vor sich her, und bewegt dadurch eine ganze
n&brik, fiuszere arbeit, multiplicieren wir diese äuszere
t Äf so erhalten wir den wärmewerth derselben ; die summe
Lrmewei*thes und die zur er wärmung, ausdehnung und ver-
^ notwendige arbeit musz der zugeführten Wärmemenge
in, wodurch wieder eine der erwähnten gleichungen ent-
m ersieht hieraus, dasz die wärmewerthe der verschiedenen
a von Wichtigkeit sein können, es sind daher einfache be-
in für dieselben entstanden, den wärmewerth oder das
t äquivalent einer äuszeru arbeit nennt man das äuszere
r das äuszere ergon; der wärmewerth oder das caloi^sche
t der Innern arbeit heiszt das innere werk oder das innere
innere ergon kann und musz meistens durch wärme ge-
rden. die Wirkung einer solchen einem körper zugeftlhrten
nge besteht aus zwei teilen: der eine teil bezieht sich auf
derung der wärme eines körpers, wie in dem letzten bei-
srwärmung des wassers, der andere auf die Veränderungen
^seitigen entfemung der teilchen oder, wie Clausius sagt,
lerungen der disgregation, wohin in dem letzten beispiele
meng des wassers und die Verdampfung gehören, von beiden
liält ein körper noch gar nichts , wenn er überhaupt noch
wärme in sich hat, wenn er absolut kalt ist, wenn er den
nuUpunct der temperatur hat. solche körper sind uns
:gar unbekannt, alle körper haben schon ein gewisses
iäi; dasjenige werk, durch welches sie ihre jetzige tempe--
Bi, nennt man ihren wärmeinhalt, und dasjenige werk, wo-
[ihre jetzige disgregation, die jetzige entfemung der teil-
veinander haben ^ nennt man den werkinhalt. die sufume
iinhalts und des werkinhalts, also diejenige Wärmemenge,
rinem körper von dem absoluten nullpunet an zuführen
n ihni seinen jetzigen zustand zu verleihen, nennen Thom-
Hausius die energie des körpers. die energie enthält dem-
•nmme der in einem körper oder in einem körpercomplexe
pen lebendigen kräfte und Spannkräfte, sie besteht aus der
Ben oder potentiellen energie oder wirklichen arbeit und der
lenergie oder dem arbeitsvorrathe. dieses sind die begriffe,
p gleichungen über die inneien Vorgänge in den körpern
pi fruchtbar machen.'
i
48 P. Reis: lehrbuch der physik.
tismus dasjenige mitzuteilen, was ihre natur^ gegenseitiges verbaltea
und ihre aufeinanderfolge klar machen kann, namentlich ¥nrd sdiOB
hier erwähnt, dasz die ätherschwingungen bis zu 400 billiouen in
der secunde dunkle (w&rme)strahlen , die über 400 billionen hinam-
gehende helle (licht)strahlen sind, es hätte hinzugefügt werdet
können, dasz über 800 billionen Schwingungen hinausgehende du-
mische strahlen hervorrufen, um den Zusammenhang auch noch nack
einer andern seite zu wahren, in nr. 4 werden als allgemeine sStie
(axiome) aufgeführt und abgeleitet: 1) alle Ursachen sind bewegnngs-
ursacheja; 2) jede bewä^ungsursache liegt auszerhalb der bewegten;
3) alle bewegungsursachen wirken in geraden verbindungsliiiieft
zwischen ihren ausgangs- und ihren angriffspuncten; 4) die urBaok
jeder Wirkung verharrt; 5) jeder Wirkung entspricht eine gleidi
gegen Wirkung ; 6) jode Wirkung ist äquivalent ihrer Ursache.
Die Wichtigkeit der einleitung hat uns zu einem näheren eis-,
gehen auf dieselbe bewogen, für die beiden hauptteile der pbjnk
setzen wir die Überschriften hierher:
Erster teil der physik. — Die lehre von der körperbeweguBg
(nicht körperwarme, wie im texte steht) oder die mechanik. — Eiste -
abteilung, die mechanik der festen körper oder die allgemwM .!
mechanik. 1) die lehre vom gleichgewicht oder die statik; 2)dil»:
Zusammensetzung und die Zerlegung der kräfte; 3) specielle bewe* .
gungen (a fortschreitende bewegungen: stosz^ freier fall, wait\^
b drehende bewegungen : pendel und central bewegung). zweite ab-,?
teilung, die mechanik der flüssigen körper oder die hydromechanik.
2) diu grundeigenschaften der flüssigen körper; 2) das princip te j
gleichmäszigen druck fortpflanzung in Verbindung mit dem gewieUl^
der flüssigkeiten; 3) molekularwirkungen der flüssigkeiten; 4) bt*-|
wegungen der flüssigkeiten; 5) an Wendungen der bewegung te^
Wassers, dritte abteilung, die mechanik der luftförmigen kOippci
oder die a^romechanik. 1) grundeigenschaften der luftförmigen kOl^j
per ; 2) anwendung des luftdrucks und des Mariotteschen ge8etiei;:|
8) anwendung der ausdehnbarkeit und des Mariotteschen gesel
4) bewegungen der luftarten; 5) molekularwirkungen der lui
zweiter teil der physik , die lehre von der molekularbewegnng odiV*j
die engere physik. vierte abteilung, die molekularbewegan|p im dt;]
gemeinen oder die Wellenbewegung, fünfte abteilung, die lehre Tod:,'
dem schalle oder die akustik. 1) die definitionen der akustik; 2)dmj^
entstehung des schalles; 3) der klang; 4) die stärke des scballet}'
5) die foi*tpflanzung des schalles. sechste abteilung, die lehre rem-
liebte oder die optik. 1) deflnitionon der optik; 2) entstehung dM
lichtes; 3) fortpflanzung des lichtes; 4) die lehre von der reflezka
•des lichtes; 5) die lehre von der brechung des lichtes; 6) die lehr»
von der farbenzerstreuung ; 7) das äuge und die optischen instni-
mente; 8) die lehre von der interferenz und der polarisation des.
lichtes, siebente abteilung, die lehre von der wärme. 1) definitioiUA
der Wärmelehre; 2) Wärmequellen; 3) wärme Wirkung als ansdak-
P. Beis: lehrbuch der pliysik. 49
sang; 4) wänne Wirkung als änderung des aggregatzustandes; 5) er-
wirmung; 6) fortpflanzung der wärme, achte abteilung, der magne-
tismus. neante abteilung , die elektricität. 1) die reibungselektri-
«ItSt; 2) der galvanismus mit den capiteln a. entstehung des elektri-
schen Stromes, h. stärke des elektrischen Stromes, c, Wirkung des
elektrischen Stromes im leiter, d. Wirkung des Stromes in der ferne.
Es ist vielleicht nützlich, von einem abschnitte eine eingehen-
dere Übersicht zu geben und zwar durch historische daten und
aotoren: wir wählen hierzu die akustik. schall ist die einwirkung
sdiwingender bewegungen auf das gehörorgan. die schwingenden
bewegungen sind nachgewiesen 1855 durch Lissajous lichtfiguren
tönender Stimmgabeln, 1859 durch Scotts phonautograph , 1866
öorch Eundts gläserne röhren, welche gerieben im innem baerlapp-
Samen in bewegung setzten, das gewöhnliche medium für die Ver-
breitung des Schalles ist die luft — Newton 1687 — aber auch
flüssige und feste körper pflanzen den schall fort wie Wheatstones
\msichtbares concert nachgewiesen , und die fortpflanzung geschieht
in longitudinal wellen , wie Wheatstones wellenapparat und Müllers
vellenscheibe dai-thun. die tonhöhe ist abhängig von der anzahl
<ler Schwingungen, Merienne 1636, sirene von Cagniard - Latour
1825, Trevelgens wackler 1829, Seebecks pappscheibensirene 1837,
Duhamels vibrograph 18o9, Untersuchungen Landois über die
stimmen und töne der insecten 1869. die diatonische tonleiter:
350 Ambrosius, 600 Gregor der Grosze unterschieden die töne
toch die buchstaben a, 6, c, d usw. Guido von Arezzo durch
die Silben ut re mi fa usw. die chromatische tonleiter : Helmholtz
physbarmonika, Appunns harmonium, Pooles orgel, Kirrbergers
temperatur. der schall entsteht durch transversale Schwingungen
Ar Saiten: Mersenne 1630, Euler 1748, der stäbe nach Dan. Ber-
louili 17Ö3, Chladni 17 96, Wheatstones kaleidophon 1827 oder
4a membrane, Chladnis klangfiguien 1737 — Strehlke, Wheatstone
1833, König 1862 — Savarts staubfiguren 1829, Franklins glas-
kirmonika 1763. longetudinale Schwingungen der saiten und stäbe
fchandelte Chladni 1796, Poison 1816, Kundt 1865, Terquem 1858
iber gleichhohe längs- und quertöne, longitudinale Schwingungen
jirluftsäulen: Bernoullis gedeckte lippenpfeife 1762, Hopkins tam-
lorin 1832, Königs flammenzeiger 1862, Bernoullis oSene lippen-
fCeife, — Wertheim, Cavaille-coll 1860, Webers zungenpfeife 1827,
MtQlers menschliches stimmorgan 1837. Higgins chemische har-
»onika 1771 — Wheatstone, Sondhaus, Tyndall. resonatoren Savart
1837 und Helmholtz 1863, Webers resonanz 1825, Helmholtz 1863.
•ber- und nebentöne, Sorge 1840 und Helmholtz 1856, combina-
lionstöne, klang nach Helmholtz 1863. schwebung, Scheible
1814. schallstärke, 1819 Stethoscop nach Lännec geschwindigkeit,
il822 Humboldt und Arago usw. reflexion, Kulp 1858. Dopplers
Irincip 1842.
; Wir wollen an dieser stelle nicht verhehlen , dasz die theorio
f X. Jahrb. f. phil. u. päd. II. abt. 187.'.. hft. 1. 4
i
50 P. Reis: lehrbuch der physik.
der musikalischen instrumente zu kurz gekommen ist. auch sind
Verwandtschaft der töne und die darauf sich gründenden tonieil
nicht hinlänglich berücksichtigt, wie es z. b. in dem unter nr. 2
nannten werke der fall ist, aus dem wir auszugsweise einen pai
zur vergleichung mitteilen wollen, ^vergleichen wir nun no
heiszt es daselbst s. 275 Mie verwandten der quint g mit denen
c, es sind aufsteigend
c verwandt: c e — f — g — a c;
g verwandt :c — d — es g h — c.
Durch Verbindung dieser töne erhält man
1) die aufsteigende diatonleiter oder das Ijdische geschlecht
Griechen:
c — d — e — f — g — a — h — c;
2) die aufsteigende molltonleiter :
c — d — es — f — g — a — h — c.
Absteigend erhält man
c verwandt: c -4^ — G — F — Es — C\
g verwandt :c — B G Es — D — C;
und daraus durch combination
3) die absteigende molltonleiter oder das äolische geschlecEt
Griechen:
c-'B — Äs— G — F— Es — n— C:
4) die phrygische tonleiter:
C — B--Ä - G — F—Es — D—a
Durch berücksichtigung der unterquinten* verwandten la
sich noch die andern in der alten musik vorkommenden to
schlechter erklären, doch gehen wir darauf nicht ein, da es uns
darauf ankam , die methode der ableitung aus dem princip der
wandtschaft zu verdeutlichen und namentlich noch zu zeigen,
sich der sonst wol schwer zu erklärende unterschied zwischen
aufsteigenden und der absteigenden molltonleiter darnach fast
selbst ergibt.'
Hieran wollen wir noch eine zweite bemängelung knüpfen
mit den werten des hm. Beis belegen, seite 465 heiszt es:
elektrische mitteilung. der elektrische pendel besteht aus ei
kügelchen von hoUundermark, das mittels eines seidenfaden
einem glasgestelle angehängt ist. nähert man demselben eine
riebene glas- oder harzstange , so wird das kügelchen zuerst a
zogen , berührt die glasstange und springt dann lebhaft ab. da
kügelchen vor der berührung angezogen, nach der berührung a
stoszen wird, so musz durch die berührung etwas mit ihm vc
gangen sein, zur nähern prüfung nähern wir ihm ein zweites,
neres, ebenfalls an einem seidenfaden hängendes kügelchen
finden, dasz dieses zweite kügelchen von dem ersten zuerst a
zogen und dann abgestoszen wird, das erste kügelchen ist dem]
durch berührung mit dem stabe elektrisch geworden, die ele
cität kann durch berührung einem andern körper mitget
P. Reis: lehrbuch der pbysik. 51
werden', aber weiter unten wird s. 473 bei der erkläning elektri-
scher erscheinungen durch influenz die mitteilung der elektricitftt
also erkl&rt : ^ein einem elektrischen körper genäherter leiter erhält
u dem zugewandten ende die entgegengesetzte , und an dem abge-
windten ende die gleiche elektricität : kommen nun die beiden kör-
per nur berührung, so gleicht die entgegengesetzte elektricität einen
gleichen betrag der elektricität des ersten körpers aus, es ver-
Bchwindet scheinbar dieser betrag der elektricität desselben, wäh-
rend derselbe betrag auf dem genäherten körper übrig bleibt , und
80 anf denselben Übergegangen zu sein scheint, ist ein körper stär-
ker elektrisch als ein anderer, so musz in betracht gezogen werden,
dasz jeder körper auszer seiner freien elektricität noch einen neutra-
lisierten betrag beider elektricitäten enthält, auf diesen neutralen
betrag des schwächeren körpers wirkt der stärkere körper auch
fitSrker influenzierend ein, so dasz ein gröszerer betrag der gleich-
Bamigen elektricität schlieszlich auf demselben zurückbleibt, bei
der mitteilung ist also die scheinbar mitgeteilte elektricität schon
vorher auf demselben körper gewesen, und die wirklich mitgeteilte (?)
ist auf demselben durch neutralisation verschwunden', es ist un-
meiüelhatt dasz die erklärung der erscheinungen durch influenz die
iUein richtige ist, und kaum begreiflich, wie die erste, durch mit-
teÜQDg nemlich , dem Verfasser auch nur mitteilungswerth erschei-
Mn konnte, unterzeichneter hat die jetzt überall angenommene ein-
lifitlicbe erklärungsweise schon 1857 in einem progranmi veröflent-
Eeht, lange bevor noch irgend ein lehrbuch darauf aufmerksam ge-
iaht hatte.
Den beiden hauptteilen der physik läszt der Verfasser einen an-
k*g folgen, der die physik des himmels — astronomie — der erde
■d der luft — meteorologie — enthält.
Wir sind mit dieser weise nicht ganz einverstanden, die meteo-
ologie und ihr inhalt werden am zweckmäszigsten als kraftwir-
ngen im groszen den betreffenden theoretischen lehren und den
yerimenten für dieselben zur seite gesetzt nicht allein des unmittel-
nen Zusammenhangs halber sondern auch und vorzugsweise um
■qdicierte erscheinungen, welche zumeist in der natur vorkommen,
ft analysieren und auf einfache thatsachen zurückzuführen, die
pKartigen erscheinungen des gewitters gehören in die lehre von
W elektricität und gerade um so mehr , je besser man an ihnen die
■eheinungen der influenz nachweisen kann, platzregen, hagel sind
(Reitende erscheinungen, müssen aber nach mehreren Seiten hin
irachtet werden, den regenbogen in die meteorologie zu vei-
iien und bei der brechung des lichtes nicht zu betrachten, i::t
fcwerlich wohlgethan, wie man denn überhaupt dem gedanken
4nung tragen musz, dasz, weil die physik bewegungslehre ist,
iht auch deshalb aus dem vortrage dieser Wissenschaft jeder hin-
iä auf das grosze physikalische cabinet der natur und auf die darin
gestellten experimente zu verbannen sei. die auseinander-
4*
I.
54 P. Reis : lehrbuch der physik.
einem beschränkten masze gelangen , weshalb sich über der
eine zweite grössere und dünnere wölke bilden mnsz, welche
wähnten hoferscheinungen ausreichend erklärt, diese ansicl
dadurch gestützt, dasz nach Huggins und Secchi die fleckei
dasselbe spectrum wie die sonnenfläche, nur mit breitere]
haben, und dasz Secchi auf das Vorhandensein von wasserda
den flecken schlieszt, sowie auch durch die lebhafte veränder
der meisten flecken und die eigenbewegungen derselben, welc
liehen gesetzen wie die irdischen winde zu gehorchen scheine
flecken in der nähe des äquators brauchen nur 24, die entfe
26 tage für ihren Umlauf; die ersteren befinden sich in einei
winde, die letzteren in einem Ostwinde; auszerdem wand
ganze fleckenbildung in 11 jähren von den polen zum äquatoi
zeitig mit der fackelentwicklung. hiermit hängt die flecken
zusammen; die zahl der flecken ändert sich im laufe der ja]
erreicht alle 11 jähre ein maximum, und nicht ganz in de
dieser jähre ein minimum; so fand Schwabe 1843 nur 34
gruppen und 149 fleckenfreie tage, 1848 dagegen 400 fleck
nicht einen freien tag. Wolf in Zürich hat die periode
200 jähre nachgewiesen und die Schwankungen derselben
sucht wir sind noch weit entfernt davon, die säu
flecken und fackelerscheinungen in ihrem zusammenhange i
erdmagnetismus, den nordlichterscheinungen und dem ja!
Jupiter zu durchschauen, indes möge es erlaubt sein, au
Schrift 'die sonne 1869' zu verweisen, in welcher der vers
macht wurde, diesen Zusammenhang zu erreichen, nach d(
erscheinen die flecken in einer schiebt, welche kühl genug
chemische Verbindungen zu erlauben, dadurch, dasz durch
tuberanzenhülle oder chromosphäre Wasserstoff und eisende
in diese schiebt gebracht werden, welche sich dann mit d«
vorhandenen Sauerstoff zu eisenoxydhjdrat verbinden; 1
wären die sonnenflecken rostwolken. da die rostteilchen s<
sind als ihre Umgebung, so musz die rostwolke in das im
sonne versinken und sich durch seitliches einströmen in den
räum immer neu bilden ; die eingestürzte masse wird im inn
sonne zersetzt, durch den gewaltigen auftrieb herausgesch
und bildet so die protuberanzen. diese auf- und absteigende:
massen müsseu auf den erdmagnetismus und die nordlich ter
die periodicitHt aller dieser erscheinungen wird der sonnenni
Sonnenferne des Jupiter zugeschrieben. ... die kometen m:
achteter Wiederkehr sind: 1) der Enckesche komet, uml
3,3 jähre, die kürzeste von allen, die kleinste bahn mit-dei
noch innerhalb der Jupiterbahn , schon 1 7 mal wiedergekehi
jedes mal 2% stunden früher; man erklärt dieses dadurch, <
anziehende kraft im Verhältnis zur lebendigen kraft gröszc
weil die letztere durch den widerstand des äthers eine vermii
erfuhrt. 2) Bielas komet 1826, 6,7 jähre Umlauf, ist dadurcl
T. BeiB: l^buch der pl^rsflc fiS
^, dan er bei der vierten Wiederkehr in zwei ziemlicii gleich»
Bipaltflii erschien, die imgefthr 40000 meilen Yon einandmr
len, daes bei der 5n erscheinnng 1852 die zwei teile 800000
Ton einander entfernt waren, nnd daez er dann gar nicht
riederkam (erklärt sich durch das nieder&Uen yon metecu^
aof benachbarte weltkörper). 3) Fayes komet 1843, mn-
it 7,4 jähre, die kleinste excenbicitftt unter allen kometen 0,55«
^icoe komet 1844, umlaaÜBzeit 6^/2 jähre, w^^n zu groszer
attie nicht ipehr gesehen worden. 5) Brorsens komet 1846,
ire nmlanfszeit, 1857 nnd 1868 wieder gesehen. 6) d' Arrests
L851, nmlanfszeit 6V2 j^^^i^ 1'857 und 1870 wieder erschiencnL
nekes komet 1857 , umlaufdzeit 57, jähre, 1869 wieder ge-
8) Bmhns' komet 1858, umlauf 13,7 jähre, 1871 wieder er-
n. 9) Halleys komet, umlauf 76 jähre, der erste komet, dessen
cehr Yorausberechnet wurde, und von dem sich denn 17 dr-
ingen von 17 y. Chr. bis 1835 nachweisen lieszen; er erschien
telalter grauenerweckend grosz, war 1835 zu kaum sieht-
[rOsze zusammengeschrumpft und zeigte damals nach Bessel
mliche Strömungen vom kerne nach der nebelhttlle und dann
h weife zurück, andere interessante kometen sind: LexeDs
kam im jähre 1767 dem Jupiter so nahe, dasz seine yoxber
OBze Umlaufszeit in eine 6jfthrige umgewandelt wurde, gieng
leh seinem zweiten perihel 1776 auf seiner räckkehr 1779
an einem Jupitermonde nahe vorbei, ohne diesen im gering-
stören, und erhielt nun dadurch wieder eine grosze umlauä-
ierbei kam er auch der erde so nahe, dasz er den tag der-
tun einige secunden hätte ändern müssen, wenn seine masse
lOOl der erdmasse betragen hätte, während doch sein durch-
ohne den schweif 44000 meilen betrug, woraus man be-
^, dasz seine dichte durchschnittlich 0,00005 der dichte der
t der komet von 1843, fast nur schweif von 30 bis 40 milL
Knge, bei tage sichtbar, der sonne am nächsten gekommen.
iat von 1680, schweif von 80 <^ länge, aphel 18000 milL meilen,
ISOOOO meilen, geschwindigkeit zwischen 12fusz und 70mtr.,
ilität nahezu == 1, rückläufig. Donatio komet 1858, glänzte
hell ab Arcturus , verkleinerte den kern bei der annähemng
icnne, wahrscheinlich durch lebhafte ausströmungen sehr
iiibelhülle, umlaufszeit 2500 jähre, hatte zwei nebenschweife.* .
vir noch anmerken, dasz der Verfasser den einzelnen ab-
■I 782 aufgaben beigegeben, und dasz der text mit 249
illustriert worden, so ist die beabsichtigte Übersicht über
■che physik wol hinlänglich ausgeführt, die genannten auf-
ind meist numerischer natur, doch finden sich auch einzelne,
\ mit analytischen mittein bewältigt werden können, die
^d zum teil schematisch, von den andern voll ausgeführten
neu die den Sechischen meteorographen betrefifenden , die
sr eigens zur disposition gestellt hat.
56 P. Reis: lehrbuch der physik.
Die beurteilung eines Werkes mit so massenhaftem stoffc
sich natürlich schranken auferlegen , sobald sie das einzelne si
will, man musz die Beissche physik erst längere zeit beim ei
unterrichte veifwendet haben, ehe man das urteil abgeben kam
an diesen und jenen stellen namentliche Verbesserungen anzubi
sind, herr Beis hat eine so achtenswcrthe arbeit vollbracht,
gewissenhaft ein unermeszliches material zusammengetrage]
nach einheitlichen gesichtspuncten geordnet, hat auch seine s
bis in die neueste zeit selbst kleineren beobachtungen zugev
und für seine arbeit nutzbar gemacht, dasz man nach dieser sei
bedingte Zustimmung nicht verweigern kann, auch die fra§
das buch wirklich ein buch für die schule sei, ob gymnas:
realschüler und ähnliche kategorien dasselbe mit nutzen gebrs
können, eine frage, die von vielen fachgenossen aufgestellt wi
ziemlich müszig. das buch ist nicht für den ersten Unterricht,
es nach den einzelnen paragraphen in demselben durchgenc
werden soll, das geschieht aber auch wol niemals: anders
Ordnung des mündlichen Unterrichts anders die logische anor
des lehrbuches. die einleitung in die Beissche physik musz zu
den schluszstein des mündlichen Unterrichts bilden, und desh
nicht gesagt, dasz ein lehrer auch mit der elektricitätslehre ai
des buches in secunda beginnen könne, hat man überhaupt f
mündlichen Unterricht keinen leitfaden, so musz jener darai
wirken, das zu gründe gelegte lehrbuch verstehen und gebn
und für weitere Studien verwenden zu lehren, ob aber lei
oder ausführliches lehrbuch, das richtet sich meist nach indivic
und nach localen Verhältnissen: ein ausführliches lehrbuch
wol bei intelligenten schülem , bei solchen von leichter auff
und regem wissensdurste vorzuziehen sein, doch lassen wi
wenn aber die Beissche physik als schulbuch zu umfangrei<
schwierig in der diction und der mathematischen deductio
sollte, so kann sie doch kein lehrer entbehren und namentlich j^
collegen werden in ihr eine masse von wissen finden , welcl
ihrige noch nach manchen Seiten ergänzen kann, aber sie re§
zum denken an , und in dieser hinsieht ist sie namentlich stu
den zu empfehlen, und philologischen gymnasiaUehi^m, dii
von anderen disciplinen unserer schulen gewissenhafte notiz n
wollen, sie werden, wenn anders ihre naturwissenschaftlicl
bildung nicht zu niedrig steht, gerade aus der physik von £
kennen, dasz die naturwissenschaften mit vollem rechte in
gendbildung eine gröszere berücksichtigung als bisher ver<
und dasz es mehr als humbug ist , wenn allzu eifrige verth
des alten von dem unfertigen, hypothetischen und in ewigen
begriffenen der modernen Wissenschaft sprechen und sie dar
die Jugendbildung wenig brauchbar erklären, der werdende
sich am werden , und das werdende musz ihm vorgeführt v
wenn die grundlagen nur sicher gelegt sind.
H. Fahle: physik des täglichen lebens. 57
Nr. 2, die physik des täglichen lebens legt uns in der be-
rechüng noch gröszere Zurückhaltung auf, da wir selbst dabei be-
iligt sind, und das werkchen nicht ohne zagen unternommen haben.
I gmnd gewisser anmerkungen in einer anzeige der Schollschen
lysik für höhere töchterschulen (Zeitschrift für mathem. und natur-
issenschaftlichen Unterricht) hatten die Verleger den referenten
n die ausarbeitung einer populären physik ersucht, dem ersuchen
orde nach bewirkter Verständigung entsprochen, und idee und
reck des neuen Werkes hergestellt, zur schleunigen fertigstellung^
le auch zur ergänzung und gegenseitigen correctur trat später der
leite mitarbeiter dr. Lampe für die partieen der wellenbewegung^
id ihre anwendung auf akustik, optik und strahlende wärme hinzu,
irch diesen umstand hat das werk in dem letzten abschnitte einen
liszeren umfang genommen als vorausgesehen war. die ausarbei-
Bg auch dieses teiles sollte eine knappere werden ungefähr in der
ase, wie die lehre von der elektricität vom referenten durchgc-
hrt worden, es ist möglich, dasz eine gewisse gleichartigkeit der
hffldlung dadurch verloren gegangen, doch wird die breitere dar*
BDong dem Inhalte zu gute gekommen sein, zweck und wesen des
!rkes erhellen vielleicht aus einzelnen teilen des Vorwortes, welches
ff referent geschrieben, da heiszt es zunächst : Mas buch will dem
lioii in den dementen der Wissenschaft unterrichteten, dem durch
iebauungen des gewöhnlichen schulexperiments herangebildeten
le anregung werden, das gelernte, geschaute und bruchstückweise
ttnander gereihte innerlich in eine einheitliche anschauung zu ver-
keiten, um von diesem standpuncte physikalischer erkenntnis aus
idi die übrigen zweige seines Wissens zu beleben und zu befruchten,
■erhalb der natur Wissenschaften hat die physik allmählich eine
)lBe bedeutung gewonnen, früher eine Sammlung von sehr ver-
hiedenartigen erfahrungssätzen und beobachtnngen, eine wahrhaft
ante halle' von kenntnisscn und lehrsätzen, ist sie gegenwärtig
dit ein inbegriff von kenntnissen über eigenschaften und erschei-
ftgen des körperlichen oder allgemeiner des materiellen, als viel-
ikr der regulator dieser kenntnisse , sie ist philosophie der natur
^ sinne des gemeinen menschenverstandes , aber nicht naturphilo-
ibie, welche Ursprung und wesen des seins feststellen will, sie ist
ahch der mathematik eine von der erfahrung ausgehende abstracto
■aenschaft, sie ist bewegungslehre wie die mathematik gröszen-
te. physik und mechanik sind identisch. ... in diesem sinne
Bn in unserem buche von physik nicht die rede sein, hier kann
ir von einer Propädeutik zu einer solchen bewegung.slehi e ge-
rochen werden. . . . man kann beute eine physik lehren ohne alle
pcrimente, blosz als commentar der uns tiberall umgebenden natur-
leheinungen, da diese durch die bemühungen unserer forscher hin-
^glich erhellt und aufgeklärt sind, um auch jüngeren leuten und
Ütelmäszigen köpfen verständlich mitgeteilt werden zu können.
Sin man nemlicb bedenkt, dasz die sogenannte physikalische geo-
58 H. Fahle: physik des täglichen lebens.
graphie, dasz die klimatologie namentlich nur angewandte wärme-
elektricitätslehre sind, dasz unsere zimmer und Werkstätten an j
stelle mechanische Werkzeuge aufweisen, dasz trinken, säugen,
men und andere gewöhnliche lebens^rscheinungen auf dem dr
der luft beruhen, dasz Überhaupt physikalische erscheinungei
auf schritt und tritt begleiten, so kann es nicht zweifelhaft seil
in Wahrheit populäre darstellungen der phjsik möglich und i
schenswerth sind oder nicht, wünschenswerth sind sie vor a
deshalb, weil es des vernünftigen menschen würdig ist, über
nachzudenken, womit und wodurch er existiert, weil es zur erziel
der geisteskräfte notwendig ist, zuerst bei dem kleinen, alltägli
und gewöhnlichen zu verweilen, damit man geschickt werde, ;
das grosze und ungewöhnliche zu enträthseln. es handelt sid
vernünftige naturanschauung, um aufklärung der oftmals so
schwommenen begriffe des Volkslebens, um gewöhnung an sin
be trachtung und zwar nicht am wenigsten in solchen kreisen
<ienen handwerksmäsziges schaffen und dumpfes geistesleben hen
und verstandesbildung nicht wollen aufkommen lassen. — Eine
Stellung der physik, wie sie in dem vorliegenden werke festgehi
ist, kann also niemals für die schule als unterrichtsbuch g(
sollen, wol aber als lesebuch fdr schon unterrichtete schüler, d
bei ihnen der schon genossene Unterricht von der ihm notwe
anklebenden schuldressur befreit werde, als lesebuch ferner füi
gehende lehrer der volks- und mittelschulen , auf dasz sie in
schon gewonnenen kenntnisse concentration und systematische
nung hineinbringen, und so die masse des wissenswerthen behers
lernen , als lesebuch endlich für jeden gebildeten und denkfähj
sei es weil ihn eine gehaltvolle darstellung Überhaupt anmutet,
weil er das bedürfnis hat, sich zu unterrichten, ohne den weiten
der schule durchlaufen zu müssen, im unterhaltungston ist
werkchen aber nicht geschrieben, schon um dessentwillen n
weil wir von einer derartigen leichten lectüre keine frucht erwa:
was man sich nicht mit einiger mühe erarbeitet, das kann man
nicht erhalten, weder im äuszern noch im innern leben, nui
arbeit mühe zeitigt bleibende fruchte und spielendes lernen ist s*
für den gefährlich, den die mutter natur mit einer groszen
leichten auffassungsgabe begnadigt hat. unsere physik soll bec
tig gelesen werden, nicht selten mit der feder in der band, es
grundsätzlich keine figuren beigegeben, damit dieselben aus
texte entnommen und zum jedesmaligen gebrauche hingezeic
werden, andererseits sind aber selbst bei den mathematischen i
nungen alle hindemisse beseitigt, und wenn an einzelnen si
sinus, codiuuä und tangente eingeführt sind, so haben sie genüg
erklärung gefunden, und sind zudem nur abkürzungen, vor d
niemand zu erschrecken braucht, vielleicht wird auch man
leser einzelne math. deductionen ganz überschlagen, deshalb isl
iL Fahle: phy&ik des täg^lichcn lebens. 59
rortrag so gehalten , dasz das ohne zu grossen nachteil für das ver-
tiüidids geschehen kann.'
Ueber anordnung und einteilung, die von anderen lehrbüchem
;aiiz abweicht, und deshalb näher motiviert werden musz, sagt das
ronrort: ^wttrme ist kein stoif, wilrme ist bewegung. als solche
[ibt sie sich kund unmittelbar in der ansdehnung und zusammen-
iehong der kOrper — man denke nur an das thermometer — in
le& erschütterungen der moleküle, die selbst dem obre als schall
rahmehmbar werden , in den erzitterungen der moleküle des thie-
iachen, also speciell menschlichen körpers, die wir als wSrme und
Ute empfinden und als zustand denken wollen, es ist schwer bei
ler in der spräche ausgedrückten altem anschauungsweise über das
resen der wärme der neuern richtigen anschauung in und durch
Be darstellung geltung zu verschaffen, und hieran soll an dieser
teile erinnert werden, damit der mangelhafte ausdruck nicht auf
Üe mangelhafte auffassung schlieszen lasse.'
'Die bewegung welche wir als wärme empfinden, wird am leich-
esten wahrgenommen durch ein entgegentretendes hindernis, man
lenke nur an den bewegten hammer im gegensatz zum imbewegten
■bo8z, an den durchschnittenen leitungsdraht der galvanischen
lette, an die zunähme der wärme mit der dichter werdenden
itmosphäre. auch bei den elektrischen und magnetischen erschei-
nigen erzeugt die molekularbewegung momentan oder dauernd
be feste läge und anordnung der kleinsten teilchen, aus der dann
h Polarität hervorgeht , welche als das charakteristische dieser er-
dieinnngen anzunehmen ist. wärme, magnetismus, elektricität sind
ihor in dem mit gehinderter bewegung überschriebenen ab-
■bitte behandelt, der kurzen theoretischen behandlung folgt in
IT klimatologie und meteorologie nicht so sehr die anwendung als
i auf erfahrung beruhende grundlage. im zweiten abschnitte
■ecben wir von der übertragenen bewegung. indem nemlich
t Wärmelehre zur dampfmaschine hinführt, musz das wesen der
IMfainen, die in der Übertragung der bewegung, sei es abändernd
f schon bewegte , oder überleitend auf ruhende körper besteht,
to herstellung und wirkungsart, gegenständ der betrachtung
tden. die Ursache der bewegung nennen wir kraft, und die folge
A Wiederkehr regelmäsziger bewegungen gibt den begriff der
li das Verhältnis eines noch abzuschätzenden weges — wir denken
liehst an die bewegung eines punctes — zu dem wege, welcher
tdas masz der zeit festgestellt ist, gibt den der gesch windigkeit,
lin der erfahrung sich als eine regeimäszige , constante, oder als
IB stätig sich ändernde, beschleunigte, oder verzögerte sich erweist,
entsteht zunächst die theoretische lehre der fortschreitenden und
Aenden bewegung als einleitung zur maschinenlehre : die treiben-
ft kräfte sind aber was<^er, wind und dampf.'
*Im dritten abschnitt endlich ist die Wellenbewegung zu be-
■deln, nicht so sehr, weil die hiermit gegebene periodische be-
t
60 H. Fahle: physik des täglichen lebens.
wegung — man denke nur an das pendel — der fortschreitendeiK
und drehenden bewegnng als eine dritte aus den beiden vorgenaim-
ten combinierte entgegentritt, als weil das substrat der bewegnng-
noch vielen forschem nicht allein mehr die moleküle des körpe^
liehen sondern die des sogenannten äthers abgeben, wenn alwr
deshalb wol von einer physik der materie im gegensatz zu einer
physik des äthers gesprochen wird, so lassen wir es unentschiedeB^
ob der äther ein eigentümlicher sto£f oder der letzte verteilimgi-
zustand der materie ist. die consequenz der auffassung erfordert
letzteres und wir haben im anschlusz an Clausius in den beidet
ersten abschnitten kein bedenken getragen , dieser anschannng g»- '
recht zn werden, während für den letzten abschnitt diese tfaeoretisdi»
quälerei nicht weiter beachtet ist.*
Die physik des täglichen lebens hat den zusatz im titel erhaltciv
weil sie vorzugsweise die naheliegenden erscheinungen dem nach-
denken der leser unterbreiten wollte, das femerliegende übergebeoi
oder nur kurz berührend, deshalb sind von groszen apparaten nnl'
maschinen nur die ideen angegeben, welche zur herstellung und nr
Verwendung maszgebend waren, deshalb ist die technik Überhaapi
nur eben berührt und auf die eigene anschauung der unentbehrlidNBr
gröszem instrumente aus den zeiten eines frühem Schulunterrichts gi^
rechnet worden, in dieser hinsieht wird es vielleicht orientieren, wev
wir aus dem inhalts Verzeichnisse einiges hierhersetzen, das viffitv
capiiel des ersten abschnitt es 'gehinderte bewegung' enthält auf g. 61
— 110 die §§ 24 meteorologische instrumente — barometer, tLenii
graph, differentialthermometer, Psychrometer, aktinonometer, hjgio*
meter, ancmometer, cyanometer, regenmesser und ozonometer — , Ä
den Secchischen meteorographen, 26 luft&trömungen und drehong^
gesetz des windes, 27 meeresströmungen , 28 aus der tiefsee, 99
Wärmelinien und klimatische zonen, 30 atmosphärische niederschllgl^
31 magnetische linien, 32 Variationen des barometers — forstwisMKp
schaftliche meteorologische thatsachen — , 33 novemberstarm itt
Jahres 1872, 34 hydrometeore — nebel, wölken, regen, Bchoili
graupel, thau, reif — , 35 und 36 luftelectricität, gewitter, bagili
nordlicht. im zweiten capitel des zweiten abschnitts ^flbertragini
bewegung' finden wir § 13 maschinen des hebeis: krämer-, goM-«
apotheker-, tafel-, schnell-, brücken- und zeiger- wagen ; scfaltlsMl
bohrer, zangen, scheren, spaten, hebestange, messer, häkselladl
trittbrett, kurbel, äxte, hämnier, knochen des menschlichen kCrpen
schellenzüge , thürklinken. 14 maschinen der rolle: flascheniüge
wellen, rad, radhaspel, kreuzhaspel, homhaspel, graben- und enl
winde (göpel), trittscheibe, laufwinden, windmtthlenflügel, wiodM
krahn, getriebe der cylinderuhr. maschinen der schraube: kovh
zieher, bohrer, Schiffsschraube, schraube ohne ende, mikromete^
schraube, maschinen des keils: messer, äxte, sägen, feilen, raepdi
hobel, nagel. 15 die dampfmaschine. 16 anwendnngen und gß
brauch des pendeis. im dritten abschnitte und dritten capitel —
H. Fahle : physik des täglichen lebens. 61
•ptik — enthält § 18 linseninstrumente und verwandtes, und zwar
indaaf 8. 339 — 343 besprochen camera obscura, photographischer
pparat, Zauberlaterne, sonnenmikroscop und ähnliches, sowie lupen
nd einfaches mikroskop. dagegen auf 18 Seiten 343 — 361 das
age, und zwar wird erörtert bau und Wirkungsweise des auges,
uWempfindung nach der Youngschen hypothese, das sehen, be-
ingangen für die deutlichkeit des sehens, accommodationsyerniögen,
pbthalmometer und augenspiegel, Sehweite, kurzsichtig^ und weit-
ichtige äugen, brillen, directes und indirectes sehen, irradiation,
dller des auges, dauer des lichteindrucks, nachbilder, geistige thätig-
eit beim sehen , Sinnestäuschungen , lebensrad , Stereoskop , tele-
^ereoskop , augenmasz und optische täuschungen. es folgen photo-
raphie und photolithographie auf 3 Seiten und auf 8 die zusammen-
esetzten linseninstrumente, femröhre und zusammengesetzte mi-
roskope.
Um nachzuweisen, dasz das beiwort rationell nicht ganz unge-
fiditfertigt sei, weisen wir auf die nachfolgenden auszüge hin:
1. Wärme scheint ein innerer zustand oder Vorgang zu sein,
ttdehnung und zusammendrückung sind äuszerlich wahrnehmbare
id durch Werkzeuge hervorzurufende erscheinungen. beiderlei
luitsachen stehen aber im innigsten zusammenhange mit einander :
lelches ist nun die brücke, welche beide mit einander verbindet?
ffrme wird nicht allein d\irch Verbrennung oder andere chemische
roeesse, nicht allein durch ein Wirkung der sonne hervorgerufen,
rirme entsteht auch durch reiben, stoszen, schlagen. Überhaupt
Ivch Vorgänge jeder art, durch welche die teilchen eines körpers
ittnder genähert werden, nicht allein, wenn diese sich verdichten,
Ast dann , wenn flüssigkeiten von festen kÖi:pern absorbiert wer-
, steigt nach Pouillets versuchen das thermometer in günstigen
drei bis vier minuten bis zu 10^, wobei noch zu bemerken,
in der Vorgang von der natur des pulverisierten festen körpers
id der zu absorbierenden flüssigkeit imabhängig war. wärme ent-
At auch durch gehinderte bewegung. hammerschläge auf den
ihoäz erhitzen den letztern , bohrer , meiszel und ähnliche instru-
lllie erhitzen sich durch den widerstand des zu bearbeitenden
faials. das reiben der bände macht warm, zwei holzstücke ent-
Iden sich durch reibung. wärme ist also vor allen dingen nicht
dich, denn sonst würde sie als solche verbraucht werden, also zu
• aufhören, wärme ist gehinderte bewegung in allen fällen und
odiartig der durch bewegung hervorgerufenen arbeit, beim flüssig-
»den, beim verdampfen geben die kleinsten teilchen auseinander,
I verbrauchte wärme erscheint als innere arbeit, beim gefrieren
ben die kleinsten teilchen zu einander hin, die innere arbeit tritt
■erlich als wirksame wärme hervor, man denke sich folgenden
lülauf. ein groszes lad mit einer excentrischen Scheibe (spiunrad-
Rriehtung) wird durch die druckkraft von siedenden dämpfen um
b axe bewegt, deren reibung erzeugt wärme, welche wiederum
64 H. Fahle: physik ded täglichen lebens.
nicht ozonisiert ist. auf die nervenbewegung ist die constante blai
temperatur des menschlichen körpers hauptsächlich zurückzufÜhre]
die summe der durch das animalische leben und die arbeitsprocese
verzehrten kräfte ist fast überall dieselbe.
4. Die obige hjpothese, durch welche alle die verschiedene;
qualitäten der einzelnen Schallempfindungen auf die erregung vei
schiedener nervenfasem zurückgefOhrt wird, gewinnt um so mehi
an Wahrscheinlichkeit, als sich auch die Verschiedenheit der färben-
Zerstreuung nach einer ganz ähnlichen von Thomas Young ange-
stellten und von Helmholtz adoptierten hjpothese erklären iSszti
beide hypothesen aber consequenzen , gewissermaszen specielle Wk
eines schon im jähre 1826 von Johannes Müller aufgestellten and
durch alle neueren forschungen bestätigten physiologischen gesetiee
sind, nach welchem der unterschied der empfindungen verschiedener
sinne nicht abhängig ist von den äuszeren einwirkungen, welche sie
erregen, sondern von den verschiedenen nervenapparaten, welche sie
aufnehmen, man hat die nervenf&den vielfach nicht unpassend mit
telegraphendrähten verglichen, ein solcher draht leitet immer no
dieselbe art elektrischen Stromes, der bald stärker, bald schwächer,
oier auch entgegengesetzt gerichtet sein kann, aber sonst keinen
quantitativen unterschied zeigt, demnach kann man, je nachdem
man seine enden mit verschiedenen apparaten in Verbindung setili
telegraphische depeschen geben, glocken läuten, minen entzündeiii
Wasser zersetzen, magnete bewegen, eisen magnetisieren, licht enfe*
wickeln usw. ähnlich in den nerven, der zustand in der reizungi
die in ihnen hervorgerufen worden und von ihnen fortgeleitet wir^
ist, so weit er sich an der isolierten nervenfaser erkennen IbA
überall derselbe, aber nach verschiedenen selten , teils des gehinüi
teils der äuszem teile des körpers hingeleitet, bringt er bewegnngü
hervor, absondorungen von drüsen, ab- und zunähme der blutmeng^
der röthc und der wärme einzelner organe, dann wieder lidlt
empfindungen, gehörempfindungen usw. wenn jede qualitativ ?er
schiedene Wirkung der art in verschiedenen Organen hervorgebrabb
wird, zu denen auch gesonderte nervenfasem hingehen müssen, U
kann der Vorgang der reizung in den fasern ganz derselbe sein, wi
der elektrische ström in den telegraphendrähten immer derselbe ist
was für verschiedene Wirkungen er auch an den enden hervorbringei
möge.
Und hiermit wollen wir unsere anzeige beschlieszen , die nv
darauf hinaus gieng, dem leser durch authentische mitteilungen eine
eindruck von dem zu geben, was er wie in nr. 1 so auch in nr. 2 ei
warten darf, die Verlagshandlung hat ihrerseits aUes aufgewand
um die werke solid auszustatten; wir wünschen ihr den erfolg, du
Jedem soliden streben gebührt.
Posen. Fahle.
ZWEITE ABTEILUNG
FCB GYMNASIALPÄDAGOGIK UND DIE ÜBRIGEN
LEHEFÄCHER
MIT AU88CHLUSZ DER CLA88ISCHEN PHILOLOOIB
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MaSIUS.
(46.)
MATÜEITÄTSZEÜGNIS , NICHT MATURITÄTSPRÜFUNG.
(fortsetzung von Jahrgang 1874 s. 546—560.)
Bareaukratisches motiv der maturitätsprtifung. nach-
teilige folgen derselben, formulierte prädicate.
Es bedarf keines nach weises , dasz das gymnasium für die aus-
ttelluDg eines mataritätszeugnisses, welches füi* den abschlusz des
'gymnasialen ganges und für die forderungen des Staates notwendig
ij^ einer besonders geordneten prüfung nicht bedarf, es kennt aus
leiner continuierlichen thätigkeit eingehender und sicherer den bil-
Jongsstand seiner schüler in allen gegenständen und richtungen, als
eine besondere prüfung, auch unter amtlicher controle, zu ermitteln
rermag. in fiüheren zeiten, in welchen die gymnasialen zustände be-
treffeüd den schütz der gymnasialen autorität und die forderungen
des öffentlichen dienstes nicht geordnet und befestigt waren und ein
gymnasiales maturitätszeugnis keine gesetzliche bedeutung hatte,
var die gesetzlich^ forderung eines officiell von dem gymnasium
ausgestellten maturitätszeugnisses für gewisse folgende bildungs-
Wege und für den Öffentlichen dienst und mit gewissen rechten eine
politische notwendigkeit. anstatt nun dies zeugnis der autorität
des gymnasiums, welches allein dazu befähigt ist, zu überlassen und
demselben gesetzlich zu befehlen , forderte und ordnete der staat,
indem er die notwendigkeit eines maturitätszeugnisses für gewisse
iweige des öffentlichen dienstes anerkannte, für dasselbe eine eigne
besondere prüfung unter staatlicher entscheidender aufsieht, selbst
gymnasien in Staaten , in welchen ein maturitätszeugnis gesetzlich
nicht gefordert wurde, errichteten, um das gewicht gymnasialer
«tudien zu erhöhen und ihren gang zu ordnen, maturitätprüfungen,
N, j»hrb. f.phil. u. päd. II. abl. 1875. hft. 2. 5
^6 Maturitätszeugnis , nicht maturitätsprüfong.
welche nach anszen keine bedeutung hatten, indem es zugleich
stand, auch ohne maturitätszeugnis bildung für den öfifentiüi
dienst zu suchen, die anerkennung der hohen bedeutung gyi
sialer bildung an sich und in ihrer notwendigkeit für den ö£fentlii
dienst führte zu besonderen gesetzlich befohlenen und geordn
maturitätsprüfungen , und der staat nahm diese unmittelbar ii
band , während diese anerkennung sich mit dem nächsten , dei
dem wesen des gymnasiums als einer öfifentlichen unterrichtsan
begründeten , mit der ausstellung eines maturitätszeugnisses in
autorität desselben hätte begnügen sollen, es mochte hinzukomi
dasz klarheit und Sicherheit des bewustseins über das für den $
nasialen abschlusz erforderliche in manchen gymnasien fehlte,
eine einheit des bildungsmaszes für alle erstrebt wurde und für
sen zweck allgemeine maturitätsprüfungen mit einem allgeme
gleichmasz angeordnet wurden, diesen dienst für die allgemeu
des bewustseins über das für den gymnasialen abschlusz nötige
die anordnung von maturitätsprüfungen geleistet; und die ein
tung unserer gymnasien und die amtliche inspection derselbei
setzen vollkommen das, was die gesetzlich verordnete maturi
prüfung gewirkt hat. bei dem jetzigen pädagogisch und poli^
geordneten und bewachten stände und gange des gymnasiums i
in allen beziehungen statthaft, dasz die gesetzlich bestimmten
beaufsichtigten maturitätsprüfungen für die zukunft wegfallen
zu dem in dem begriff des gymnasiums als einer ö£fentlichen
Ziehungsanstalt ursprünglich und notwendig enthaltenen, der
Stellung des maturitätszeugnisses in eigner und völler auto
desselben zurückgekehrt werde, es ist eine pädagogische notwei
keit, dasz nachdem das gymnasium gesetzlich geordnet ist
geleitet und beaufsichtigt wird, das, was in dem begriff st
thätigkeit liegt und ihm aus rücksichten , die nicht mehr sind ,
zogen ist, ihm zurückgegeben werde, das maturitätszeugnis is
höchste act des gymnasiums und in seinem begriff und seiner
gäbe und in seinen grenzen begründet; es findet in nichts ande
was auszer demselben liegt , einen ersatz ; die entziehung dess(
nimmt ihm die seine thätigkeit abschlieszende spitze und bricht
autorität. es ist eine pädagogische Voraussetzung und fordei
dasz der rector eines gymnasiums das recht habe, auf seine alle
autorität zu urteilen und zu bezeugen, dasz, in welchem grade
in welcher weise ein schüler des ihm zur leitung übergebenen j
nasiums das gjrmnasiale ziel erreicht habe, keine andere v
staltung, kein anderer mensch ist im stände, ein solches zei
mit der Sicherheit und glaubwürdigkeit auszustellen, wie ei
rector in folge seiner jähre langen amtlichen thätigkeit aus se
habituellen bewustsein geben kann, der rector allein hat die p
und die möglichkeit, sämtliche schüler des gymnasiums in i
bildungsstande nach allen seiten eingehend zu kennen, es ist d
aus nicht einzusehen, was ein act soll, der sich an die stelle d<
ICataritäiszeugnis , nicht mataritätsprüfung. 67
was allein der rector kann , und der unmöglich ein ersatz für
(t, was dessen Obliegenheit ist. sie ist eine Verwirrung der
m praktischer aufgaben und lebensgebiete, bringt in das innere
^nle ein begrififlich fremdes, ein politisches, es liegt not-
g in dem begriff einer erziehungs- und lehranstalt, dasz ein
is über einen schÜler ein rein pädagogischer act ist, welcher
ir auf ihre alleinige autorität vollzogen wird , dasz sie jede ver-
tong , welche von anszen in die schule tritt und eine integrie-
thStigkeit aus ihr verdrängt und ihre Selbständigkeit beein-
igt, gemäsz der forderung ihrer eigentümlichen aufgäbe aus
grenzen zurückweist, ein anderes, als das unmittelbare ein-
der gymnasialregierung in einen, der aufgäbe des einzelnen
ftsinms in voller freiheit des ermessens und in Selbständigkeit
ttscheidens innerlich angehörenden act ist die für die aufgäbe
nnnasialregierung , für das gedeihen des gesamten gjmnasial-
B unerläszliehe gymnasiale inspection. diese richtet ihr äuge
dien Seiten , dirigiert und admoniert , ordnet , gestaltet und
staltet, was nötig ist; sie ist dem Staate die allein mögliche
shaft, dasz die maturitätszeugnisse dem gymnasialen begriffe
er forderung des Staates gemäsz ausgestellt werden, indem sie
btig darauf bedacht ist, dasz die bedingungen für das gesetz-
je und rechte verfahren in diesem höchsten acte in einem gym-
n vorhanden sind, der Staat darf nicht unmittelbar selbst
und entscheidend wirken oder mitwirken wollen in verhält-
. und acten, deren nicht übersehbare und berechenbare innere
icierung von ferne und nach objectiven normen nicht ab-
Bend beurteilt werden kann , die lediglich dem , welcher in der
derselben unmittelbar anschauend und thätig steht , zur ent-
.ODg unter seiner Verantwortung angehören, das einzelne
isium ist durch die amtliche autorität und Verantwortlichkeit
repräsen tauten , des rectors in diesem höchsten acte , dem ab-
■enden ziele aller seiner thätigkeiten selbständig und frei in
puizen der gymnasialen praxis und besonders der didaxis.
das masz des maturitätszeugnisses ist in Wahrheit das masz
riirgegenstände in ihr-en richtungen und auf allen stufen, was
i maturitätszeugnis bestimmt ist und verlangt wird, dem darf
iehts in der methode, der richtung und dem sinne des voran-
ien Unterrichts entziehen, aus der vollen Selbständigkeit des
len gymnasiums in der maturitätserklärung, welche wir als
Idagogisch notwendige voraussetzen, ergeben sich grosze un-
ßche vorteile für die umsichtige und in sich sichere thätigkeit
»zen gymnasialen ganges, welche in der folge dieser abhand-
rtrtert werden.
Ke gesetzlich bestimmte anordnung einer prtifung zur ermitte-
les maturitätszeugnisses ist eine Übertragung des maszes einer
winen objectivität der legalität auf ein gebiet des geistes-
1^ das in seiner freien innerlichkeit, in seiner individuellen
5*
68 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprfifüng.
Unterschiedlichkeit sich nicht allein und nicht üher wiegen
objectiv festen moximen , sondern zugleich und im wesentliche]
individuellen blick und unmittelbare anschauung beurteilei
für kenntnisse in ihrer Vereinzelung , ftlr formelle auffassong
f (Artigkeiten läszt sich irgend wie ein objectiv festes masz hini
abiT nicht für den im geiste angelegten und geübten sinn
keuncns und die persönliche bildung als gesamte und in indivi
richtung. die Unterordnung des maturitfitszeugnisses unter c
sieht und die entschcidung der höchsten Unterrichtsbehörde i
objectiv bestimmten und gesetzlich formulierten prttfung ist c
findung der angemaszten oder vermeintlichen omnipotenz des
uiid seiner administration , welche, anstatt sich zu begnüge
setzliche normen für die thätigkeit staatlicher organe hinzu
und nachzusehen , ob die Wirklichkeit diesen entspricht, unmi
in die thätigkeit eines untergeordneten kreises eingreift m
ihrer höhe und aus der ferne Über sie entscheidet, sie entzic
untergeordneten die individuelle Selbständigkeit des thui
strebens, von welcher das gedeihen der aufgäbe abhängt
innere motiv ist das mistrauen gegen die fähigkeit, den
willen, die redlichkeit des untergebenen; und aus der ferne u
oben soll dieser entweder wirkliche oder supponierte mangel
an sich unmöglich ist — ersetzt werden, mistrauen als prin<
administration nimmt die ausnähme und das abnorme als di
au, paralysiert das gute, was in menschlichen einrichtungen
mittelmasz vorauszusetzen ist, in seinem thun, erfinden, sl
und kann dem ungehörigen und zweckwidrigen, wo es gel
wird , nur partiell, temporell und oberflächlich abhelfen, eine
maxime der administration verfährt nach abstractionen einei
meinen identität und eines uniformierenden gleichmaszes,
die realen f orderungen nicht befriedigen ; sie wird nicht geleil
belebt durch den erfrischenden hauch der Wirklichkeit,
Überall individuell ist und unmittelbarkeit des Sehens und
teilens fordert, sie besitzt nichts von derjenigen klarhei
Sicherheit, von der unmittelbar keit des richtigen treffens ,
aus der anschauung der Wirklichkeit, der persönlichen hin^
an die sache und der thätigkeit* in der mitte derselben ents]
sie ist in vollem masze unpraktisch, eine solche bureaukr
thätigkeit begnügt sich mit formeller richtigkeit, während si
das innere und das wesentliche des ganzen durchdringt an«
mit Sicherheit das nötige und ersprieszliche des einzelnen ei
sie steht der aufgäbe ihrer thätigkeit mit einer persönliche int
losigkeit, gleichgültigkeit, lauheit gegenüber, welche aus de
und der fremdheit der Wirklichkeit in den personen und in <
dividuellen Verhältnissen entsteht, für welche alle gegenstftn^
und persönlichen unterschiede, ihre eigentümlichen forderong
masze in allgemeiner identität verschwunden sind, daher e
ihre Unfähigkeit zur wirklichen auffassung und entscheida
Mafcaritätszeugnis , nicht maturitätsprüfung. 69
rschiedlichen einzelnen, welche allein in der anschauung des
itfimHchen individuellen gegeben ist, indem sie nicht im stände
lie Wirklichkeit dos einzelnen mit der gewisheit zu treffen, dasz
AS nötige und das rechte gefunden habe, es fehlt ihr daher der
und die kraft, die aufgaben nach ihrer Unterschiedlichkeit
ig zu leiten, zu gestalten und, wo es nötig ist, nach der forde-
des gesetzes umzugestalten, daher sind ihre erfolge zuföllig.
mBZ sieb mit formeller gesetzlichkeit, mit berichten und andern
ittelungen, mit universalierenden prädicaten, nummern, tabellen
Bgen, welche das unterschiedliche der individuellen wirklich-
nicht treffen und bezeichnen, den lehrer, welcher seine freude
i hat, die unberechenbare und unmeszbare mannigfaltigkeit
ndividuellen eigentümlich keit seiner schtller vor sich zu sehen,
ent?nckelungsgang, der für jeden ein besonderer ist , zu ihrem
mit fürsorgendem interesse zu verfolgen, ergreift unwilliges
en, wenn diese sich einer identität eines allgemeinen maszes
ihenden Unterschiedlichkeit auf eine gleichgültig ausgleichende
tneinheit von urteilen und prädicaten zurückgeführt wird.
Die maturitätsprüfung ist ein act, welcher in folge der zufällig-
and des mechanismus einer Stimmenmehrheit von lehrern und
nnem ferne und fremdheit der behörde von dem eigentlichen
»fgabe das notwendige und das gute, welches der rector in
einer jähre langen praxis und durch seine umsichtige fürsorge
en abschlusz der gymnasialen thätigkeit schon besitzt, bei seite
tit und für dieses einen unsichern und dürftigen ersatz bietet.
rirkliche pädagogische resultat der maturitätsprüfung — ange-
len, dasz sie im stände ist, den bildungsstand von Schülern in
beit pädagogisch zu explorieren — läszt sich nicht in einem
, nach einer allgemeinen norm festsetzen , denn es ist von den
m individuellen gymnasialen gange mitwirkenden personen
leren unterschieden bedingt, die maturitätsprüfung ist aber
«in isolierter act, sie ist die höhe der gjrmnasialen thätigkeit
■1 die Prätention, das ganze derselben intensiv in sich zu con-
ieren. sie wirkt daher in der gestalt und der richtung, welche
ft, organisch auf den ganzen vorangehenden gymnasialen gang
lern innem seiner thätigkeit und seinem sinn zurück, wie die
der maturitätsprüfung ist, so ist die richtung des gymnasiums.
iBiabme, in ^iner in form vollständiger gesetzlichkeit bingc-
in noi-m alles für den wirklichen abschlusz der gymnasialen
Jteit notwendige bestimmt zu haben, die hinstellung einer be-
lur aufsieht und entscheidung, ob derselben genügt ist, ist
pollkommen mechanische auffassung geistiger aufgaben, theo-
her und pädagogischer Operationen, und als solche wirkt sie,
ll sie von dem einflusse hat, der ihr gesetzlich beigemessen
•'auf die richtung und den sinn der gymnasialen thätigkeit.
■letzlich formulierte maturitätsprüfung trägt an ihrem teile
ÜBi, eigentümliches finden und erfinden, gestalten und umge-
i
60 H. Fahle: physik des täglichen lebens.
wegung — man denke nur an das pendel — der fortschreiienden
und drehenden bewegung als eine dritte aus den beiden YorgenaoB-
ten combinierte entgegentritt, als weil das substrat der beweguag-
noch vielen forschem nicht allein mehr die moleküle des k0rpc^
liehen sondern die des sogenannten äthers abgeben, wenn ab«
deshalb wol von einer phjsik der materie im gegensatz zu einer
physik des äthers gesprochen wird, so lassen wir es unent8cbiede%,
ob der äther ein eigentümlicher sto£f oder der letzte verteilungi-
zustand der materie iät. die consequenz der auffassung erfordert
letzteres und wir haben im anschlusz an Clausius in den beidei
ersten abschnitten kein bedenken getragen , dieser anschanang ge-
recht zn werden, während für den letzten abschnitt diese theoretiadie'
quälerei nicht weiter beachtet ist.*
Die physik des täglichen lebens hat den zusatz im titel erhaltai^
weil sie vorzugsweise die naheliegenden erscheinungen dem ntA-
denken der leser unterbreiten wollte, da« femerliegende übergefaeni
oder nur kurz berührend, deshalb sind von groszen apparaten not
maschinen nur die ideen angegeben, welche zur herstellung und snr
Verwendung maszgebend waren, deshalb ist die technik überhanpi
nur eben berührt und auf die eigene anschauung der unentbehrlidM
gröszem instrumente aus den zeiten eines frühem Schulunterrichts gf-
rechnet worden, in dieser hinsieht wird es vielleicht on'entieren, woa
wir aus dem inhaltsverzeichnisse einiges hierhersetzen, das TieriB
capiiel des ersten abschnittes 'gehinderte bewegung' enthält aafs.U
— 110 die §§ 24 meteorologische instrumente — barometer, themo
graph, difTerentialthermometer, Psychrometer, aktinonometer, hjfglO-
meter, ancmometer, cyanometer, regenmesser und ozonometer — ^ 95
den Secchischen meteorographen, 26 luftbtrömungen und drehimga-
gesetz des windes, 27 meeresstrOmungen , 28 aus der tiefsee, 91
Wärmelinien und klimatische zonen, 30 atmosphärische niederschllgat
3 1 magnetische linien, 32 Variationen des barometers — forstwisMl-
schaftliche meteorologische thatsachen — , 33 novemberstarm dei
Jahres 1872, 34 hydrometeore — nebel, wölken, regen, sdiBaa
graupel, thau, reif — , 35 und 36 luftelectricität, gewitter, bagd
nordlicht. im zweiten capitel des zweiten abschnitts ^flberitrageiM
bewegung' finden wir § 13 maschinen des hebeis: krämer-, goM*
apotheker-, t^ifel-, schnell-, brücken- und zeiger- wagen ; schlüaad
bohrer, zangen, scheren, spaten, hebestange, messer, hSkseUadi
trittbrett, kurbel, äxte, hämmer, knochen des menschlichen kCrpen
schellenzüge, thürklinken. 14 maschinen der rolle: flascfaenztigi
wellen, rad, radhaspel, kreuzhaspel, homhaspel, gruben- und ei^
winde (göpel), trittscheibe, laufwinden, windmtthlenflügel, wiDdoi
krahn, getriebe der cylinderuhr. maschinen der schraube: kort
zieher, bohrer, schiffsschi-aube , schraube ohne ende, mikrometa
schraube, maschinen des keils: messer, äxte, sägen, feilen, raspeh
hobel, nagel. 15 die dampfmaschine. 16 anwendungen nnd gc
brauch des pendeis. im dritten abschnitte und dritten capitel *
H. Fahle: phyaik des täglichen lebene. 61
optik — enthält § 18 linseninstrumente und verwandtes, und zwar
sind auf 8« 339 — 343 besprochen camera obscura, photographischer
ipparat, Zauberlaterne, sonnenmikroscop und ähnliches, sowie lupen
und einfaches mikroskop. dagegen auf 18 Seiten 343 — 361 das
aoge, und zwar wird erörtert bau und Wirkungsweise des auges,
fiu-benempfindung nach der Youngschen hypothese, das sehen, be-
dingangen für die deutlichkeit des sehens, accommodationsvermögen,
Ophthalmometer und augenspiegel, Sehweite, kurzsichtig^ und weit-
sichtige äugen, brillen, directes und indirectes sehen, irradiation,
fAler des auges, dauer des lichteindrucks, nachbilder, geistige thfttig-
keit beim sehen , Sinnestäuschungen , lebensrad , Stereoskop , tele-
Stereoskop, augenmasz und optische täuschungen. es folgen Photo-
graphie und photolithographie auf 3 Seiten und auf 8 die zusammen-
gesetzten linseninstrumente, femröhre und zusammengesetzte mi-
kroskope.
Um nachzuweisen, dasz das beiwort rationell nicht ganz unge-
rechtfertigt sei, weisen wir auf die nachfolgenden auszüge hin:
1. Wärme scheint ein innerer zustand oder Vorgang zu sein,
«UKJehnung und zusammendrückung sind äuszerlich wahrnehmbare
and durch Werkzeuge hervorzurufende ersch einungen, beiderlei
thatsachen stehen aber im innigsten zusammenbange mit einander :
welches ist nun die brücke , welche beide mit einander verbindet ?
* wSrme wird nicht allein durch Verbrennung oder andere chemische
processe, nicht allein durch ein Wirkung der sonne hervorgerufen,
wfirme entätoht auch durch reiben, stoszen, schlagen, überhaupt
durch Vorgänge jeder art, durch welche die teilchen eines körpers
einander genähert werden, nicht allein, wenn diese sich verdichten,
wlbst dann, wenn flüssigkeiten von festen kör^em absorbiert wer-
den, steigt nach Pouillets versuchen das thermometer in günstigen
Wien drei bis vier minuten bis zu 10^, wobei noch zu bemerken,
<lisz der Vorgang von der natur des pulverisierten festen körpers
nnd der zu absorbierenden flüssigkeit unabhängig war. wärme ent-
steht auch durch gehinderte bewegung. hammerschläge auf den
ttibosz erhitzen den letztern , bohrer , meiszel und ähnliche instru-
Bente erhitzen sich durch den widerstand des zu bearbeitenden
■aterials. das reiben der bände macht warm, zwei holzstücke ent-
i&nden sich durch reibung. wärme ist also vor allen dingen nicht
stofflich, denn sonst würde sie als solche verbraucht werden, also zu
sein aufhören, wärme ist gehinderte bewegung in allen fällen und
gleichartig der durch bewegung hervorgerufenen arbeit, beim fiüssig-
werJeTi, beim verdampfen gehen die kleinsten teilchen auseinander,
die verbrauchte wärme erscheint als innere arbeit, beim gefrieren
gehen die kleinsten teilchen zu einander hin, die innere arbeit tritt
5u>zerlich als wirksame wärme hervor, man denke sich folgenden
Itreialauf. ein groszes lad mit einer excentrischen Scheibe (spinnrad-
^«»rrichtunj?) wird durch die druckkraft von siedenden dämpfen um
*ine axe bewegt, deren reibung erzeugt wärme, welche wiederum
l
62 H. Fahle: physik des tätlichen lebens.
benatzt wird , das wasser zum sieden zu bringen , um die bewega*
den dämpfe zu erhalten, eine solche calorische maschine ist also eil
wahres perpetuum mobile, dessen auffinden so manchen menscha
um den verstand gebracht hat. die sache ist in der that nicht m
einfach, wie sie geschildert worden, aber das perpetuum mobä
braucht nicht erst erfunden zu werden , es ist Iftng^ da im w^
ganzen und das gesetz dieses weltganzen heiszt: erhaltung der krafl
2. Die physiologischen Wirkungen des elektrischen Stromes harn
sich im allgemeinen als nervenerschütterungen charakterisieren, da
lebensprocess ist hauptsächlich nichts anderes als innerlich nsd
sich verbreitende und von einem centralorgan ausgehende bewmii|
des nervensystems. die widerstände dieser bewegung sind mdr
zum geringsten teile die Ursachen der constanten körpertemperatnr
wie umgekehrt die empfindungen des kalt- und warmaeins auf la
sammenziehungen und ausdehnungen der körpermoleküle zu beraha
scheinen, als secundäre folgen der nervenbewegungen sind elek
trische ströme in allen teilen des körpers zu betrachten; sie onmi
sieren den mit der atmosphärischen luft eingeathmeten und in alli
gefäsze und Organe eindringenden Sauerstoff und machen ihn da
durch fähig, sich mit den blutsäften zu verbinden, die dadurch enl
fUr die eigentliche emährung genügend werden. (Virchow sagt il
einer kleinen abhandlung : es schien eine zeit lang wahrscheinlid^
dasz der mit der eingeathmeten luft in die lungen gelangende sanap
Stoff sofort die Zersetzung, die Verbrennung der im blute enthaltoMI
respirationsmittel bewirke, dasz also auch die lungen der haoptflri
für diese Zersetzung seien , und dasz die wärme des körpers haapfr
sächlich von da herstamme, die lungen wären nach dieser aaad(
gewissermaszen die Öfen für den körper, und jene Substanzen «tA
ten notwendige Vorbedingungen fttr das Zustandekommen deriMpa
ration dar. aber die erfahrung hat anderes gelehrt, das blut erfaM
»ich nicht in den lungen, sondern es kühlt sich dort, wenigstens il
der regel, ab; auch werden die stoffe nicht schon in den Inngil
durch den Sauerstoff verbrannt, sondern dieser wird der hauptsachl
nach von den rothen blutkügelchen aufgenommen und durch sie ii
entferntere teile des körpers getragen, wo die Verbrennung sich foB
zieht.) es ist nemlich seit der entdeckung des ozons durch Schönbdi
bekannt geworden , dasz der Sauerstoff an und für sich nicht gcB
mit einem andern stoffe sich verbindet, dasz er aber durch elektrisdi
Strömungen, mögen sie nun direct oder indirect durch temperatn
differenzen hervorgerufen sein, wie man sagt, ozonisiert wird —
ozon, antozon — , dasz er durch dieselbe eine änderung erleidtl
nach welcher er Verbindungen mit anderen Stoffen höchst energiad
ausführt', auf dieser ansieht beruht zb. das bleichen von leinwaM
bei Sonnenschein , die Verbrennung der kohle bei bestimmteivtan
peraturen, die umwandljuig des venösen blutes in arterielles in alkl
teilen des thierischen körpers. . . umgekehrt ein elektrischer stroi
ist vielleicht im stände, erlahmende vitale bewegungen durch fi
H. Fahle: physik des täglichen lebens. 63
auszen eingeleitete erschütterung des nervensystems zu kräf-
, und die sich ankündigende krankheit zu beseitigen, von
m gesichtspuncte aus rechtfertigt sich der medicinische ge-
:h desselben, und Galvanis entdeckung, nach welcher frosch-
kel, die vermittels kupferner haken an einem eisernen balken
sn, in Zuckungen gerathen, sobald ihre unteren teile eben*
in bertthrung mit dem eisenbalken kamen, ist nach dieser
hin zuerst und selbstverständlich unfruchtbar ausgebeutet wor-
man glaubte eine spur von der so eifrig gesuchten lebenskrafb
ckt zu haben, und wurde natürlich durch die Voltaische er*
ng sehr ernüchtert, die den thierischen magnetismus ganz von
n gebiete ausschlosz. in späterer zeit haben die Untersuchungen
hl Bois-Beymond dennoch die existenz von nerven und muskel-
ten nachgewiesen und die auch anderweitig bekannte thatsache
' entwickelt, dasz das organische leben sich physikalischer vor-
) und acte bedient, aber unmöglich aus ihnen als ihrer Ursache
leitet werden kann, die Vorgänge des lebens, die functionen
igane können wir erklären und uns verständlich machen, dem
BBge des lebens sind wir darum auch nicht um eines haares
) begrifflich näher getreten, organische Stoffe hat man synthe-
darzustellen vermocht, leider aber nicht lebensfähige sondern
olche, die durch secretionen hervorgerufen, wie den hamstoff.
)d zerreiszt das spiel der physikalischen kräfte mit seinem ein-
und der körper, der vorher noch ihren geboten unterworfen
ist nicht im stände, auch den kräftigsten, von auszen künstlich
rächten reizungen folge zu leisten, damit ist nachgewiesen,
das leben als Ursache sich der physikalischen kräfte als mittel
it, und dasz voreilige gedanken, deren einsei tigkeit in der ver-
fang von Ursache und Wirkung beruht, abgewiesen werden
I. Wenn ein hammer auf den ambosz niederfällt, so geht seine
iige kraft in den ambosz über, und erregt die zitternde be-
Ig seiner massenteilchen, der ambosz wird warm und je mehr,
l^er er in die ihn tragende erde einsinkt, die von den sonnen-
bn herrührende wärme ist die Ursache von den molekular-
pmgen der pflanzen, die von ihnen getroffen werden, diese be-
igen sind durch die grosze lebendige kraft der strahlen so
, dasz die von den pflanzen aufgenommene kohlensaure in ihre
idteile, in kohlenstoff- und sauerbtoff-atome zerfallen musz.
Äschlichen körper ist die arbeitsleistung der bewegten muskel-
herzuleiten aus den mit ungeheurer Schnelligkeit erfolgenden
■gungen der nerven-atome , aus denen wärme und elektrische
■ngen und somit ozonisierung des aus der luft aufgenommenen
iloffs hervorgehen, deshalb hat der zusammengezogene arbei-
imuskel in seinen saften keinen Sauerstoff mehr , wol aber der
de, erschlaffte muskel, der keine arbeit verrichtet hat, und
rieigt in seinem venösen blute noch 772% Sauerstoff, welcher
74 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung.
alle gymnasien zu uniformieren, der versuch führt zur mechani
rung, welche die notwendigkeit und die bedeutung des individ
lebendigen verkennt.
In welchem Verhältnisse stehen die frühere kenntnis des leh
von dem bildungsstande des schülers, deren berücksichtigung
die maturitätserklärung gesetzlich gefordert wird , und das ergel
der prüfung zu einander? wie lassen sie sich zu einer einheit
Urteils vermitteln? die lehrer haben eine eingehende künde von
kenntnissen und fertigkeiten der schüler, sind ohne ein examei
stände, ein gültiges urteil über dieselben abzugeben, es ist
schlimmer misgriff, wenn dies ignoriert wird , wenn die gesetzl
bestimmung eine solche Stellung zu der matnritätsprüf ung einnin
als sollte in ihr der bildungsstand, die kenntnisse des abiturien
wie die eines ganz unbekannten, durch ein ezamen erforscht ^
den. dieser misgriff ist in dem reglement von 1788 und 1^
das reglement von 1834 gestattet auf frühere leistungen der al
rienten und auf die kenntnis der lehrer von dem ganzen geh
stände der geprüften eine gewisse rücksicht zu nehmen, bezeicl
aber doch als das entscheidende moment die ergebnisse der prüf
und den gesamteindruck. neben dem ergebnis der prüfung als <
einen factor für die findung des schluszurteils steht das urteil
lehrer aus ihrer praxis als ein anderer factor. in den lehrem s
das urteil über die reife vor der prüfung fest, der director Oei
in Göttingen gestand offen, dasz er oft die Zeugnisse der abitur
ten im voraus geschrieben habe, ohne durch das ezamen zu äi
rungen genötigt zu sein, lehrer bekennen, dasz sie sich so
examinieren vornehmen, dasz der schüler auf ihre fragen i
gegenständen, von welchen sie wissen, dasz derselbe eine kenn
von ihnen besitze, eine antwort bereit habe, wenn die lehrer
prima einiger maszen das nötige der künde von dem geistessta
ihrer schüler besitzen, so ist es ihnen möglich, einem schüler, ^
eher seine jähre in der prima mit einigem rechte zugebracht
blosz durch die art der fragen und der aufgaben für die maturit
prüfung zu einem maturitätszeugnisse zu verhelfen, das ministei
rescript von 1856 enthält keinen beitrag, das urteil der lehrer
der vorangehenden praxis und das ergebnis der prüfung für
commissar von der möglichkeit eines Widerspruchs zu befreien
zu einer ausgleichenden einheit zu führen, es bestimmt: *die x
steht unter den lehrem fest, die maturitätsprüfung soll dies ui
vor dem repräsentanten der aufsichtsbehörde rechtfertigen und
anerkennung bringen, so wie noch obwaltende zweifei lösen,
lehrem und schülem zugleich zum deuüichen bewustsein brinj
in welchem masze die aufgäbe des gjmnasiums an denen, we]
den cursus desselben absolviert haben, erfüllt worden ist',
grundirrtum in diesem gesetzlichen ausgleichungsversuche ist, <
derselbe ein in sich widersprechendes und an sich unmögliches un
nimmt, die gegensätze eines rein pädagogischen ergebnisses
Maturitätszeagnis , nicht mataritätsprüfung. 75
die beurteilung von schülem — welches als begrifflich notwendig
«uaerkennen die gesetzgebung nicht umhin kann — und einer ge-
settlichen entscheidung mit gesetzlich geordneten mittein über
aufgaben , die sich nur pädagogisch lösen lassen , den Widerspruch
des mdividuellen eines pädagogischen Verfahrens und des allge-
meinen einer objectiv gesetzlichen Ordnung unter gesetzlicher auf-
oeht, den conflict dessen , was den lehrem als notwendig zu ihrer
berofsaufgabe gehört und ihnen allein möglich ist und dessen , was
dm behörden von oben nicht zukommt und unerreichbar ist , auszu-
gleichen, das rescript verkennt durchaus das eigentümliche und
das notwendig erforderliche pädagogischer aufgaben und ihrer be-
dingongen und setzt an deren stelle, wohin sie nicht gehören, gesetz-
liche Ordnungen und bestimmungen. und so ist es durchaus begreif-
lieh, dasz dasselbe nicht das erreicht, was es beabsichtigt, die ein-
stimmung dessen, was den lehrem als ihr recht gebührt, und dessen,
was die behörde ihrer inspicierenden thätigkeit, welche sich unmittelbar
an die stelle eines den lehrem zukommenden actes setzt , aneignet,
die Prüfung soll das in den lehrem feststehende urteil vor dem
commissar rechtfertigen und zur anerkennung bringen, dieser steht
in der prfifungscommission als leitender mit einer übergeordneten
amtlichen autorität; er kann gegen das urteil sämtlicher lehrer sein
Teto einlegen, welches der hohem entscheidung für sich gewis ist.
er hat also das in differenzen entscheidende wort über die prüfung.
das hauptgewicht ist den lehrem, obwol sie die schüler aus ihrer
praxis eingehender kennen, als sonst irgend wie möglich ist, und
jetzt eben geprüft haben, entzogen, die thätigkeit des commissars
ist eine revision des Verfahrens der lehrer in der maturitätserklä-
nmg, aber nicht blosz diese, sie geht über eine solche hinaus , sie
wird eine definitive entscheidung über das factisch individuelle und
das prinzipielle des Urteils der lehrer, indem es in der sache liegt,
dasz die durch längere beobachtung der praxis begründete künde der
khrer von dem ganzen theoretischen stände und der gesamtbildung
der schüler für das urteil des commissars , im angesicht der gegen-
wärtigen Prüfung kein entscheidendes gewicht habe, es ist durch-
ans nicht möglich, dasz das urteil der lehrer, das aus dem voran-
gehenden feststeht, und das ergebnis der prüfung in der gegen wart,
welches für den commissar das einzige mittel ist, die examinenden
selbständig kennen zu lernen, zu einer ausgleichenden einheit für die
entscheidung über die maturität gebracht werden, es liegt in der
natur des Verhältnisses, dasz der commissar, welcher dem acte bei-
wohnt, um selbst zu urteilen, sich überwiegend oder allein an die prü-
fung hält; so wird diese zu einer controle des vorangehenden Urteils
der lehrer. so kommt es dahin, dasz der commissar, um sein urteil
, aelbständiger zu begründen, durch zwischenreden und zwischen-
Ir&gen in den act der prüfung eingreift, es liegt in der natur der
lache , dasz dieser mehr dem traut , was er selbst hört und erfährt,
aLi dem, was ihm aus dem vorangehenden berichtet wird, die prü-
76 Maturitätezeuguis, nicht maturitätsprüfong.
fung ist als temporäre der Zufälligkeit unterworfen; und doch m
der commissar allein oder überwiegend auf das , was in dieser |
leistet ist. so kommt es dahin , dasz die prÜfung nicht zu dem fdh
was das ministerialrescript 1856 beabsichtigt, 'das urteil derlehi
vor dem repr&sentanten der aufsichtsbehörde zu rechtfertigen u
zur anerkennung zu bringen , sowie noch eventuelle zweifei zu löse
sondern dasz sie das urteil der lehrer aus dem vorangehenden eil
möglichst eingehenden revision und rectification unterwirft. <
commissar ist nach seiner Stellung zu der sache darauf gericht
nicht blosz das anzuerkennen , was in der prüfung geleistet worc
ist, sondern aufzusuchen, was nicht gewust wird, nicht zweifei
lösen, sondern in bewegung zu bringen, er hat die pflicht, diei
act nicht zu einem blosz formellen werden zu lassen, sondern wi
lieh das zu thun, was einer inspicierenden behörde für densell
obliegt und möglich ist. die folgen dieses Verhältnisses und die
Verfahrens, in welchem statt einer den ganzen gymnasialen gi
umfassenden inspection, durch welche eine gesetzlich bestimi
und beaufsichtigte maturitätsprüfung auch staatlich unnötig wi
die inspectionsbehörde unmittelbar in einen einzelnen, den
schlieszenden gymnasialen act eingreift und diesen durch sich i
scheidend bestimmt , treten zu tage, die individuelle selbständig]
und reine Unbefangenheit der thätigkeit und des strebens des g]
nasiums weicht der herschaft der in der unmittelbarkeit das einzc
entscheidenden inspectionsbehörde. der sinn richtet sich auf c
quantität des Wissens in der gleichmäszigkeit für alle gegenstä
und in der Oberflächlichkeit für das temporäre des examens.
lehrer werden veranlaszt, verleitet, dahin zu streben, dasz der
Wartung und der f orderung des commissars für das momentane
pi*üfung genügt werde, die schüler bemühen sich , für das , wo
sie glauben , dasz es zu ihrem ziele , dem maturitätszeugnisse fül
ein wissen gedächtnismäszig und schablonenhaft in supponieren
absieht, besonders im letzten semester, hastig zusammen zu raf
das ministerialrescript 1856 legt ausdrücklich das hauptgewicbt
die leistungen und das verhalten der schüler während der schul
als das für das schlieszliche urteil der reife oder der nichtreife eig<
lieh entscheidende, man sieht , die politische bedenklichkeit '
mit der notwendigkeit der pädagogischen forderung accordiei
die reinheit des Verhältnisses zwischen der aufgäbe und der fo]
rung der schule und den begründeten und zweckgemäszenansprüc
und bedürfnissen des Staates würde die maturitätsprüfung beseiti|
das maturitätsgesetz von 1856 versucht einen schritt vorwärts
thun, um der pädagogischen forderung zu genügen, aber in
Sache selbst wird durch dasselbe nichts geändert, auch nicht de
modificationen der prüfungsweise, beschränkung der gegenstä
und dispensationen. die prüfung selbst mit einer entecbeiden
bedeutung für die folge des lebensganges bleibt als das abscbliesze
ziel des gymnasialen ganges hingestellt stehen und auf dieses
Mataritätezeugnis, nicht maturitätsprüfung. 77
1 die Schüler ihr thun und streben, dessen masz, weise und
ing. das wort des gesetzes, dasz die vorangehenden leistungen
igentlich entscheidende für die maturitätserklärung sein sollen,
reniger Wirkung auf die bewegung des geistes, als das fac-
le der kommenden prüfung am Schlüsse des gymnasialen cur-
ias immer vor äugen steht, denn die obren sind mistrauischer,
16 äugen, wie Herodot sagt, das, was der erwartung des
)rs stehen bleibt, ist das unumgängliche, es soll der prüfung
^ werden.
}as misverhältnis in der maturitätsprüfung nach der modifica-
ies ministerialrescripts von 1856 liegt nicht in dem persön-
verhalten des cotnmissars, wie man behauptet hat, sondern
' Unklarheit der innern beziehung und Verwickelung des Urteils
)hrer aus dem vorangehenden und des ergebnisses der gegen -
j[en prüfung, welche zu einer harmonischen einstimmung zu
1 unmöglich ist. es wird unwiderleglich klar , dasz das princip
istrauens gegen die redlichkeit und die fShigkeit einer unter-
en anstalt in dem, was ihr gebührt, die gymnasiale regierung
e unlösbare Verwickelung der gesetzlich angeordneten maturi-
üfung geführt hat. sie will durch sich in einer besonderen
staltung erreichen , was allein dem untergeordneten gymnasium
iner vollen Selbständigkeit möglich ist. sie will dasselbe in
* thätigkeit und autorität schonen und pädagogische nachteile
iden, kann sich aber nicht entschlieszen , vollständig das dem
asium zurückzugeben, durch welches allein der aufgäbe für
bschlusz des gymnasiums genügt wird, aus diesem sinne der
asialen regierung erklären sich die Schwankungen in der ge-
ibung über die maturitätsprüfung. das einzige mittel, welches
nfsehenden gymnasialbehörde möglich und vollkommen ge-
id ist, um sich zu überzeugen, dasz es in allem gymnasialen und
m höchsten desselben, der maturitätserklärung, mit rechten
n zugeht, ist eine eingehende gymnasialinspeciion. wird eine
it&tsprüfung unter die aufsieht eines commissars gestellt, so
es, wie auch der gang derselben bestimmt wird, dabei: die
mtscheidung wird den lehrem entzogen und dem commissar
eben, wie ist es nun , wenn tiefe differenzen über gymnasiale
^n zwischen dem rector, den lehrem und dem commissar ob-
I? wir wollen hier nicht darauf eingehen, was in solchen
von der regierung zu thun ist. aber sie dürfen nicht in den
a: maturitätsprüfung, welcher entscheidung aus einheitlichen
pien fordert, eingreifen, das untergeordnete gymnasium hat
die pflicht, dem ermessen des commissars es recht zu machen,
ni hat nach seiner Überzeugung der gesetzlichen und der be-
oiien forderung zu genügen, eine Unterwerfung der maturi-
Ifung unter die entscheidung des commissars bedroht die not-
ge Selbständigkeit des einzelnen gymnasiums in seinem ganzen
. und des rectors in der ihm gebührenden thätigkeit. der
i
88 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung.
schule, ist dieser durchaus unnötig, da der ganze gang der schul-
thätigkeit von selbst eine weit eingehendere und sicherere benrtei-
lung darbietet, als die kurze zeit einer einzelnen prüfung ermitteln
kann, sie ist ein herber pietät^loser act, welcher eine völlige eni-
fremdung in eine jähre lange enge gemeinschaft setzt die lehrer als
prüfend treten den schülem durchaus fremd entgegen, sie setzen sich
ihnen gegenüber zimi gericht über einen gegenständ , welcher ihnen
von vom herein bereits in vollständiger klarheit bekannt ist. das
ist eine temporäre auflösung des theoretischen bandes, welches eine
jähre lange gemeinschaft geknüpft hat. es ist eine grosze reinheit
und Unbefangenheit des persönlichen Verhältnisses zwischen dem
lehrer und seinen schülem, wie sie sich selten findet, in welcher
vor und während der prüfung das wort liegt oder ausdrücklich ge-
sagt wird: seid nur ganz ruhig und sicher; ich weisz, dasz ihr die
prüfung gut bestehen werdet, aber das freundliche wort hat nicht
eine so grosze Wirkung, wie die. strenge des factischen. peinliche
controle des mistrauens, in welche der lehrer durch einen amtlich
befohlenen act hineingedrängt wird, ist eine tiefe Verletzung der
pietät der schulgemeinschaft, gerade am ende^ derselben und in
einem vorgange , welcher den gymnasialen gang abschlieszt und die
reife und die erreichte Selbständigkeit des Schülers constatieren soll^
in einer Veranstaltung, welche, obwol sie in kurz zugemessener zeit
von dem schüler fordert, was dieser, wenn seine leistnngen in wahr*
heit gemessen werden , nicht gewähren kann , über die wichtigsten
Verhältnisse seiner zukunft entscheidet, die pietät des lehrers, der
schule gegen die schüler fordert, dasz mit einem solchen acte die
Schulgemeinschaft nicht abgeschlossen werde, das Munkeiste in den
dunkeln flecken der maturitätsprüfung* ist betrug und unterschleif,,
welche nach berichten von vielen competenten seiten bis ins ent^
setzliche sich eingewurzelt haben, keine umsieht und voi*sicht des
lehrers kann dagegen schützen, denn die erfindungskunst der schü-
* 1er ist noch mächtiger in einem vorgange , in welchem es sich für
den schüler dämm handelt, das für seine zukunft notwendige nm
jeden preis zu erreichen und welcher, wie er angeordnet ist, jede
sittliche gemeinschaft ausschlieszt. jede Wiederholung solcher ver-
suche fordert dringend dazu auf, auf eine andere weise der ent»
Scheidung über die maturität, als die der maturitätsprüfung , be-
dacht zu sein, es handelt sich in der maturitätsprüfung um ein den
specifischen Charakter der schule im innersten verletzendes princip,
indem in einem der präzis der schule allein angehörigen acte eine
von auszen herantretende fremde autorität, nicht das gymnasium
selbst durch das gewicht seiner eigenen autorität in dem höchsten
seiner thätigkeit über seinen abschiusz, die maturität, entscheidet
die beachtnng der nachteiligen folgen von dieser verkehrung in dem
höchsten der gymnasialen Ordnung führt zu Schwankungen in der
gesetzgebung , welche derselben entgegen zu wirken suchen, aber
das ziel nicht erreichen können, ein der schulgemeinschaft völlig
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 81
gegen ihn gezeigt, und der jugendliche erfindungsgeist wird immer
schkoer bleiben, als der conirolierende lehrer. — Die maturitftts-
Prüfung wirkt auch auf die Stellung der lehrer zu den schillern und
ihre lehrweise, das preuszische reglement 1813 sagt ausdrücklich,
«n den ergebnissen der maturitätsprüfungen solle die tüchtigkeit der
lehrer gemessen werden , sie seien ein mittel der controle der lehrer.
das reglement 1834 spricht das nicht mehr aus. aber die natur der
stehe bringt es dahin , dasz es schwer ist, diese Vorstellung von den
lehrem fem zu fialten. wird die prüfung zu einer epideixis auch ftlr
die lehrer, so steigert sich fUr sie die Versuchung, die schüler als
gegenständ ihrer -eitelkeit zu behandeln, mit ihnen zu brillieren.
80 kommt das pietätslose hetzen der schüler, die Ungeduld, die lieb-
lose behandlung und beurteilung der minder begabten und lang-
samen schüler. wird nach dem erfolg der prüfung die tüchtigkeit
der lehrer beurteilt, so entsteht die gefahr, unterschleife zu igno-
rieren und nachhelfende winke zu geben, das reglement 1788 be-
droht unterschleife des rectors und der lehrer mit 'beträchtlichen
Geldstrafen', in spätem gesetzlichen Verordnungen ist nichts der
art die maturitätsprüfung bringt eine schiefe richtung eben so sehr
in das lehren , wie in das lernen, der lehrer sieht auf das , was in
der improvisation der maturitätsprüfung gilt, er läszt das bedeu-
tendere, tiefere in seinem Unterricht gegen das präsentierbare, das
Ar d|i8 ex amen dienende zurücktreten, so in allen gegenständen,
besonders in der religion und der geschieh te. im examen wird nur
«ine dürre notizma&se des geschichtlichen produciert, während das
bedeutende, das, was historischen sinn bildet, zurücktritt, der reli-
gionsonterricht richtet sich auf das, was für die prüfung apparat
bringt. Landfermann beruft sich weiter auf die entschiedene erfah-
ning, dasz seit der einführung der maturitätsprüfung und den be-
Bflhnngen der gesetzgebung für die befestigung und Ordnung der-
selben der wissenschaftliche sinn der akademischen Jugend nicht ge-
iti^n ist, dasz die Jugend aus ländem, wo keine maturitätsprüfung
ksteht, keine dürftigere Schulbildung, keinen geringeren sinn für
viasenschaft auf die Universität mitbringe , als die Jugend aus den
llndera des examens. von solchen erfahrungen aus haben sich be-
faltende autoritäten entschieden gegen alle maturitätsprüfung er-
lUirt eine pädagogische anordnung ist nach ihrer bedeutung für
Üe Wirkung auf die bildung der schüler und das innere gedeihen
der schul thätigkeit, nicht nach dem objectiven einer politischen
forderung und der administration zu bestimmen; dieses musz sich
der pädagogischen notwendigkeit unterordnen, man erwartet, dasz
die tiefen schaden, nachdem sie an der maturitätsprüfung aufge-
deckt sind, zu dem Schlüsse nötigen, dasz sie aufzuheben sei. ob-
'^öl Landfermann die maturitätsprüfung mit sichtbarem wider-
:. willen behandelt, die schweren nach teile derselben klar und eindrin-
I gend hervorhebt, glaubt er dennoch zu dem Schlüsse kommen zu
: ttOäsen, dasz sie beizubehalten sei. die abschaffung derselben sei
N. j»hrb. f. phjl. u. päd. II. abt. 1875. hfl. 2. 6
82 MaturitätszeQgnis, nicht maturitätsprüfang.
«in gewaltsamer sprang, er fordert ihre fortdauer als in ein
wendigkeit begründet, als politisch notwendig, man möchte
als notwendiges (übel, er behauptet, es sei eine forderui
Staates, dasz die entscheidang der matnrität in competente
gelegt, nicht den rectoren und ihrem subjectiven ermessei
lassen werde, es sei ein allgemeiner objectiver maszstab nötig,
sei bei dem commissar, fELr welchen die prüfung notwendig, y
fOr sie verantwortlich sei. er findet auch noch einen pttdago^
nutzen der prüfung, welcher zu der politischen notwendigkc
selben hinzu kommt, er behauptet, für die mehrzahl der i
sei eine förmliche prüfung notwendig, für den guten schülei
heilsam, wenn er am schlusz des gymnasialen cursus sich
den mitschülem, den eitern, den lehrern durch eine umfa
leistung darthue , dasz er reelle kenntnisse erworben habe , f
schlechten schüler sei die notwendigkeit der maturitätsprüfu
nützlicher sporn, für die auffassung der maturitätsprüfun
deren Stellung im gymnasialwesen ist die genannte abhandln]
Landfermann von charakteristischer bedeutung. der vortn
mann legt die pädagogischen nachteile der maturitätsprüfui
einer solchen klarheit und eindringlichkeit dar, dasz sie nichl
troffen werden kann, kann sich aber nicht entschlieszen , bis :
schritte vorzugehen, welcher zu einer befreiung von denselben
zu der forderung der abschaffang der maturitfttsprüfung, wel
verursacht, und dann an deren stelle das mittel zu suchen, v
in erster reihe die pädagogische notwendigkeit und dann di
tische forderung in ihrer einstimmung befriedigt, es ist s
sich von der herschaft des herkommens in überlieferten bil
wegen , in der festgewordenen schuleinrichtung zu befreien n
notwendigkeit und praktische forderung des pädagogischen l
in seiner reinheit ins äuge zu fassen und als maszstab an die
lichkeit zu legen, um den nachteilen der prüfung zu beg
räth er zu modificationen derselben in beschränkung der gegen
und in dispensationen , partiellen und totalen , mit rücksicht i
qualität der schüler, welche der art sind, dasz sie mit dem
und dem zweck der maturitätsprüfung in Widerspruch stehen,
er nicht bedenkt, dasz die maturitätsprüfung nicht auf ein
grenztes objectives eines wissenschaftlichen complexes, ^n
amtsprüfung, gerichtet ist, sondern den stand der persönlich
düng, welche eine gegenständliche totalität für sich fordert
welcher kein gegenständ unbeachtet bleiben darf, zu ermitte!
er will von ihr alles fern halten , was über den zweck einer pi
von Schülern hinausgeht, eine wirkungslose absieht, die gym
in ihrem sinn und streben zu heben , eine einwirkung auf eil
formierende einheit der gymnasien, alles, was nach einer et
der lehrer aussieht, er will eine weise der prüfung, welche ni
einer hemmung und Störung der freien selbstthätigkeit des sc
führt, welche ein unmittelbares präparieren in stupidem rep«
MataritätBzeugnis, nicht maturit&tBprüfnng. 83
Bieht Yeranlaszt, welche ein improvisieren des arbeitens nicht for-
dertf und bedenkt nicht, dasz solche Wirkungen und erfolge in dem
aete der prOfung als solcher unter einer gesetelichen inspection not-
vendig liegen, nicht durch eine modification derselben, wie sie auch
«nonnen wird, und durch das verhalten des inspicierenden com-
■Ottars pch fem halten lassen, die grundsäize der von Landfer-
ttim vorgeschlagenen modification der maturitätsprüfung kehren
JB dem matnritätsprttfungsreglement von 1856 wieder.
Der Staat darf nicht eine bürgschaft für die gesetzm&szigkeit
dmnataritfttszeagnisses in dem acte einer gesetzlich formulierten
ttd beaa&ichtigten prüfung suchen , da derselbe so unerträgliche
und onvenneidHche pädagogische nachteile hat. die einzige bürg-
wbft fOx den gesetzmäszigen abschlusz des gymnasialen ganges ist
in der an sich schon nötigen ftir alles gymnasiale verantwortlichen
idbstindigkeit des rectors und in der aJlgemeinen politisch geord-
neten inspection , welche fOr das allgemeine gedeihen des gymnasial-
weiens erforderlich ist, gegeben, scharf blickende beobachter klagen
ttff flble einwirkungen der maturitätsprüfung auf den sinn und die
))üdong8richtnng der gymnasialen jugend. die maturitätsprüfung
iitnidit ein isolierter act, sondern steht in innerem Zusammenhang
Biit dem ganzen der gymnasialen praxis und übt auf dieselbe eine
ttiMbeidende einwirkung. die legalisierung der schulthätigkeit
dvf nicht über die ihr zugemessenen grenzen hinausgehen und die
idbetändigkeit der pädagogischen forderung bedrängen ; das eigent-
liehe nnd das innere der schule als einer erziehenden anstalt ist ge-
wUlichen bestimmungen unerreichbar, das streben nach einer ge-
fetdiehen regelung der schulthätigkeit in ihrer allgemeinen objecti-
vitit führt zu tiefen pädagogischen Widersprüchen, denn die
eiziehong der schule beruht in der unmittelbarkeit des persönlichen
veridUtnisses und wirkens nach mittein und zielen , welche von der
objeetivität allgemeiner gesetzlicher bestimmungen nicht angetastet
wnden darf; es führt zur uniformierung und mechanisierung der
anf persönlichkeit in ihrer individuellen Unterschiedlichkeit gerich-
teten schulthätigkeit; die höhe derselben ist die maturitätsprüfung.
dun kommt, dasz die culturzustände und die socialen Verhältnisse
der gegenwart, indem sie bildungsbedürfhisse aus äuszeren rück-
eichten, welche von einem Schulzeugnis, einem ergebnis einer
prüfung vorteile und rechte erwarten, im groszen umfang hervor-
f^ mfen, immer mehr in eine uniformität und mechanisation der bil-
dnng hineindrängen, diesen bedürfnissen sucht selbst eine eigene
pftdagogische industrie in groszer ausdehnung und in mannigfaltiger
richtung abzuhelfen, grade gegen solche umstände ist der päda-
gogischen Weisheit und strenge Selbständigkeit zurückzugeben, die
gesetzgebung der schule geht als solche von einer uniformität aus,
ne stellt ein allgemeines gleicbmasz für alle schüler auf, für alle
ekssen, für den abschlusz der schulthätigkeit. das ist der ent-
iehiedene gegensatz gegen das recht der individualität, der freien
84 Maturitätszeug^B, nicht maturitätsprüfung.
•
persönlichen bildang. die macht der Verhältnisse der gegeni
allen richtungen ist so grosz, als sei es fast unmöglich, de
formierenden masze der bildang zu entgehen, dasz diese gk
des bildungsmaszes , welche das gesetz hinstellt, in der wirkli
so wie menschliche Verhältnisse einmal sind und ihre unter
lichkeit geltend machen, nicht erreicht wird, gibt nicht der i
der Individualität terrain für persönliche bildung, sondern es e;
eine Ungleichheit der Ungesetzlichkeit, nicht die Ungleichheit,
das recht der Individualität von der schule fordert, die einl
bildung^richtung ist keine andere, als die uniformität eines fon
ethisch indifferenten wissens und könnens, als eine allgem
eines für sich sich isolierenden individualismus und einer v
ethischen substanzlosigkeit. freilich faszt jeder Unterricht i
gemeines, das für alle notwendig und dasselbe ist, ins äuge
diese gleichheit der didaktischen forderung ist nur das fand
auf welchem sich die persönliche bildung in ihrer individuel
stimmtheit erhebt, daif nicht so weit herschen, dasz sie di
ständigkeit der bildung unterdrückt und das bedürfnis der
dualität unbefriedigt läszt. die legalisierung der schuleinri
faszt nur das mittelmasz der schüler auf, ist besonders ge
gegen einen teil derselben , die schwachen , trägen , schlaffen,
sehen, sittlich verkehrten, welche der Überwachung, anspc
leitung , Züchtigung bedürfen , damit diese das nötige leistei
dem masze, welches für diese nötig ist, werden auch die w
ernst gesinnten , sittlich und intellectuell strebenden , welch
blosz der leitung bedürfen , sondern die freude der lehrer sii
messen, gesetzliche einrichtung begünstigt die mittelmäsa
die uniform der bildung gilt ihr mehr, als die individuelle
tümlichkeit und begabung; das gleichmasz der gegenständ*
ihr höher , als Selbständigkeit der bildungsrichtung und selbsl
keit nach eigentümlicher neigung und individueller befäl
das masz der schule als pädagogisches gestattet keinerlei unifo
ist ein individuell persönliches, in erster reihe steht ihr ni*
mittelmasz der schüler, noch das streben, die zahl derjenigen,
unter demselben sind, zu dem notwendig erforderlichen zu s
und zu nötigen; für sie gelten nicht allgemein nivellierende n
welche die unterschiede der individuellen eigentümlichkeit i
Selbständigkeit der bildungsrichtung nicht beachten, ja völli
rieren. die gestaltung der schule nach der rein pädagO|
forderung würdigt das mittelmasz der schüler, nimmt sich au
jenigen an , welche hinter demselben zurück bleiben , aber ihr
ist die höhe der dem gymnasium erreichbaren bildung, welch
in einer allgemeinheit einer objectiven norm bestimmt ist, s
individuelle Unterschiedlichkeiten hat. die maturitätsprüfu
trotz aller versuchten und möglichen modificationen gar nie
pädagogische gestaltung und norm , ist der schule als solcher
sie wirkt verkehrend auf die gymnasiale praxis. ihre forde
MatnriiAtszeagniQ, nicht mataritätsprüfung; 85
aefaen ausschlieBzlich das sinnen und die kraft der Jugend auf sieb,
fUnren su Humultuarischen' Vorbereitungen und repetitionen in rein
gMÜchtiiisinttsziger einprSgung von namen , zahlen , notizen und in
oberfliehlicher und mit der erreichung des zwecks verschwindender
tiMiBg, welche gerade das streben des abschlieszenden jahres für
Mh ftosschlieszlich in anspruch nehmen, passives ein- und aus*
wttdi^emen trftgt für die geistesbildung gar nichts ein , führt zum
lidarwiUen gegen die gegenstände der gymnasialen didaxis , ja zu
mm temporären überdrusz an einer wissenschaftlichen thätigkeit.
nlbit tüchtige schttler haben nicht den mut und das vertrauen, dasz
im in dem laufe der jähre gewonnenen kenntnisse in der stunde der
tttocfaeidimg präsent seien, wen ämulation und beneficien be-
stimmen, der strebt nach einer gleichmäszigkeit der kenntnisse.
wo Unbefangenheit des sinnes und mut oder Verhältnisse den
sdrfller heben, setzt er sich über die prüfungsuniformität hinweg;
od iras er an der gute des Zeugnisses verliert, das gewinnt er an
pen^üicher und theoretischer Selbständigkeit, die unruhe der er-
«vtang der prüfung läszt eine reine Spannung einer wissenschaft-
Kehen erwartong dessen, was die Universität bringt, nicht auf-
bmmen, drückt die geistesfreiheit in dem klaren und erwartungä-
ittflea blick auf die gaben der Wissenschaft und in der gewonnenen
Mlbsifindigkeit nieder, die maturitätsprüfung hat gegenständliche
irfindlichkeit und Idealität des strebens auf den gymnasien beein-
trlditigt, die selbstthätigkeit und Spannkraft des geistes in indivi-
(heUer richtung, die selbständige concentrierie hingebung an einen
glistig verwandten gegenständ gestört, der schüler gewöhnt sich
m die Vielheit der gegenstände in der gleichheit ihrer einzelgeltung
vad anstatt einen gegenständ mit Vorliebe und energie zu ergreifen
md die an diesem gewonnene kraft auch auf andere ausströmen zu
liBien, werden alle gegenstände nach einem gleichmasze, aber mit
iidifferenter lauheit und mit zerstreuender unruhe behandelt, so
gewinnt der geist nicht befriedigung in dem seinen , in dem ihm ge-
miwen. der alte satz : in uno habitandum , in multis versandum
hi nicht mehr geltung. die empfänglichkeit des geistes und der
leele für ein höheres ; das dem sich hingebenden nahe kommt, die
Vttehnmg dessen, wovor der mensch sich zu beugen hat, wird nicht
: faweckt. der sinn der kritik , der herabwürdigung , der Verneinung
alles und jeden, des höchsten und besten, erwacht schon in der
JDgend, weil der geist nicht mit einem positiven gehalt erfüllt und
durchdrungen wird, der geist kommt nicht zu dem eigenen, zu dem
[ursprünglich für ihn individuell bestimmten, so dasz er es in ver-
wandter hingebung erkennt und verehren lernt, die individuelle
Spontaneität wird gar nicht geweckt oder gemindert, alles zu
leistende auf die fordenmg am scMusse reduciert. statt persönlicher
fcildung wird wissen und formelles können gemessen , eine schwer
Wdenkliche Verwechselung, welche in dem kreise des gymnasiums
ih eine entscheidende norm durch die maturitätsprüfung hervorge-
72 MaturiiS.tszeugni8 , nicht maturitätsprufung.
für besondere kreise zu bestellen, eine schule entscheidet aus sick
über den stand und den abschlusz der bildung ihrer schüler und masz.-
andern bildungsanstalten überlassen, ob sie in diesem eine Vorbe-
reitung für ihre aufgaben anerkennen.
Wir behaupten die notwendigkeit des abschlusses der gymna-
sialen bildung durch ein von dem gymnasium auf seine autoritftt
ausgestelltes maturitätszeugnis und den pädagogischen Widerspruch
in einer gesetzlich geordneten maturitätsprufung. was von päda-
gogischem standpuncte zur rechtfertigung einer gesetzlichen matori*
tätsprüfung vorgebracht wird, reduciert sich auf die behauptungen,..
durch sie werde eine einheit des bildungsstandes und der bildungs-
richtung der gymnasien herbeigeführt , sie schütze gegen Parteilich-
keit des rectors und der lehrer, und das urteil der lehrer bekomme
durch eine officielle prüfung einen rückhalt , ein staatlich besonders
autorisierter act in feierlicher form des Urteils über den abschlosi
der gymnasialen bildung erhöhe den ernst einer wichtigen lebens-
epoche und sei geeignet, den schüler zur Selbsterkenntnis nnd
Selbstbesinnung zu führen, das sind individuelle ansichten, welch»
auf unwesentliches, zufälliges und zweifelhaftes gehen und völlig
auszerhalb der notwendigkeit des begriffs entstanden sind, aiif
anderes in diesen behauptungen wird die folge dieser abhandlong'
zurückkommen, ist dem gymnasium mehr darum zu thun, rechen-
schaft über den abschlusz seiner thätigkeit abzulegen? oder der
gymnasialbehörde , eine solche von dem gymnasium zu fordern?
die behörde kann auf eingehendere und sicherere weise kenntnis de»
gymnasiums, auch in dem abschlusze seiner thätigkeit, gewinnen»
als durch das eindringen in einen wesentlichen gymnasialen act»
welchen sie selbst auf die nötige und rechte weise zu vollziehen
durchaus nicht im stände ist. wie weit das bureaukratische motir
des mistrauens , in welchem die behörde zweifei in die geschickliph*
keit, Urteilsfähigkeit, — die rechtlichkeit des rectors und der lebmr
setzt, in der aufrechthaltung der maturitätsprufung nachwirkt, Iftsit
sich nicht entscheiden, die anordnung der maturitätsprufung ist
nicht aus dem begriff der sache selbst , aus der innem gymnasialea
notwendigkeit hervorgegangen, mistrauen gegen die gymnasiale
praxis suchte bureaukratische anordnungen für dieselbe, hat dia
gesetz der maturitätsprufung eingeführt, die Wöllnersche verwal*
tungsperiode hat sie erfunden; mit dem circularrescript 1788 beginnt
in Preuszen die tradition der maturitätsprufung. mistrauen ala
regierungsprincip wurde gesetzlich ausgesprochen, die lehrer wur»
den gewarnt, ihnen strenge gewissenhaftigkeit empfohlen, mit ans*
drücklichen androhungen verboten, schülem für die prüfung xa
helfen, selbst lehrer, lehrercollegien haben sich dahin geftnazert,
die maturitätsprufung sei nicht den lehrem zu überlassen , sondern
einer fremden commission zu übergeben, denn jeder lehrer frag»
nach dem seinen und nach dem , wovon ihm bekannt sei , dasz der
schüler es weisz. gewis, ein lehrer, welcher aus seiner prmxis
Mataritötszeugnis, Dicht maturitätsprüfung. 73
eine eingebende künde von den kenntnissen seiner schüler besitzt,
wenn er gewandt zu examinieren versteht und sich dazu ent-
schüeszen will, ist, ohne dasz der commissar es merken kann, im
stände , seine schriftlichen und mündlichen fragen so einzurichten,
dasz jeder schüler sie beantworten kann, es ist der verdacht aus-
gesprochen, die maturitStsprüfung sei erfunden und werde aufrecht
gehalten mehr zur controle der lehrer — einer ebenso unwürdigen,
ils trQgerischen — , als zur prüfung der schüler. faszt man sie
nach dem gesetzlichen ausdruck als prüfung der schüler , so ist die
boreankratische fürsorge oder bedenklichkeit so weit vorgeschritten,
daszder staat an höchster stelle nachsieht, ob und wie weit jeder
einzelne schüler die gjmbasiale reife erlangt habe.
Das tief bedenkliche des maturitätsprüfungsgesetzes tritt in
fortgehenden Schwankungen desselben sichtbar zu tage, zuerst wurde
eine prüfung in sämtlichen gegenständen festgesetzt, dann wurde
eine einschränkung des princips der prüfenden ermittelung der
nutorität angeordnet durch eine dispensation von der mündlichen
prüfung in fUllen, wo die schriftliche prüfung vollständig befriedigt
bat oder die Zeugnisse aus dem vorangehenden gymnasialen cursus
gnt sind, diese dispensation von einigen gegenständen der prüfung
nnd von der mündlichen prüfung ist im Widerspruch mit der in dem
gesetz prätendierten notwendigkeit der maturitätsprüfung. es ist
darin eine Zurücksetzung der mündlichen prüfung gegen die schrift-
liche, welche pädagogisch durchaus nicht gerechtfertigt werden
kann, dies lavieren führt nicht zur einheit des ziels. die prüfung
ist entweder in der ursprünglichen alten form und in der ganzen
breite oder gar nicht zu halten, alle gegenstände ohne ausnähme
unterliegen der prüfung. diese volle ausdehnung wird teils von dem
begriff der maturitätsprüfung, teils von der didaktischen disciplin
gefordert, da sowol kein gegenständ für das masz der bildung gleich-
gflltig ist, als auch der schüler nicht veranlaszt werden darf, einen
gegenständ unbeachtet zu lassen oder zurücksetzen, weil er von der
abschlieszenden prüfung übergangen wird, es ist für die gcstalt
nnd die würde dieses actes notwendig, dasz auch die leistungen
gerade der tüchtigen examinanden exploriert werden; das hebt den
ganzen ton der prüfung ; das ist für lehrer und schüler erwünscht.
£s ist nicht möglich und unnötig, dasz der staat eine allge-
meine objectiv bestimmte instruction über die norm der reife gebe
nnd in der prüfung auf eine solche halte, diese ist, wenn die Wirk-
lichkeit in Wahrheit gemessen wird , nach Quantität und qualität in
der factischen norm des abschlusses der prima des einzelnen gym-
nasinms gegeben, wer ist reif? auf diese frage gibt es in einer er-
ziehenden anstalt keine allgemein entscheidende pädagogische be-
»timmung; das masz ist ein individuelles, der ist reif, welcher
das endziel der prima des gymnasiums, welchem er angehört, er-
reicht hat. und so wird auch das minimum der reife individuell
bestimmt, es ist unmöglich, das masz des abschlieszenden ziels für
74 Maturitätszeugnis , nicht maturitätsprüfung.
alle gymnasien zu uniformieren, der versuch fährt zur mechanisie-
rung, welche die notwendigkeit und die bedeutung des individuell
lebendigen verkennt.
In welchem Verhältnisse stehen die frühere kenntnis des lehren
von dem bildungsstande des schülers, deren berücksichtigimg Ittr
die maturitätserklärung gesetzlich gefordert wird , und das ergebnii
der prüfung zu einander? wie lassen sie sich zu einer einheit dei
Urteils vermitteln? die lehrer haben eine eingehende künde vondM
kenntnissen und fertigkeiten der schüler , sind ohne ein examen in
stände, ein gültiges urteil über dieselben abzugeben, es ist eil
schlimmer misgriff , wenn dies ignoriert wird , wenn die gesetslidil
bestimmung eine solche Stellung zu der maturitätsprüfung einninunt»
als sollte in ihr der bildungsstand , die kenntnisse des abiturientMi
wie die eines ganz unbekannten, durch ein examen erforscht wer-
den, dieser misgriff ist in dem reglement von 1788 un4 ISVL
das reglement von 1834 gestattet auf frühere leistungen der abiti'
rienten und auf die kenntnis der lehrer von dem ganzen geiete^
Stande der geprüften eine gewisse rücksicht zu nehmen, bezeicfawk
aber doch als das entscheidende moment die ergebnisse der piüfiiag 1:
und den gesamteindruck. neben dem ergebnis der prüfung als deA i
einen factor für die findung des schluszurteils steht das urteil dff ^'^
lehrer aus ihrer praxis als ein anderer factor. in den lehrem eteU '
das urteil über die reife vor der prüfung fest, der director Gefia ^
in Göttingen gestand offen, dasz er oft die Zeugnisse der abitmiea- 'S
ten im voraus geschrieben habe, ohne durch das examen zu Indt- ,V
rungen genötigt zu sein, lehrer bekennen, dasz sie sich so la
examinieren vornehmen, dasz der schüler auf ihre fragen nach
gegenständen, von welchen sie wissen, dasz derselbe eine kenntnt
von ihnen besitze, eine antwort bereit habe, wenn die lehrer dv
prima einiger maszen das nötige der künde von dem geistesetandi
ihrer schüler besitzen, so ist es ihnen möglich, einem schüler, mir
eher seine jähre in der prima mit einigem rechte zugebracht hti^
blosz durch die art der fragen und der aufgaben für die matnritUi*
prüfung zu einem maturitätszeugnisse zu verhelfen, das ministerial-
rescript von 1856 enthält keinen beitrag, das urteil der lehrer
der vorangehenden praxis und das ergebnis der prüfung ftlr
commissar von der mögUchkeit eines Widerspruchs zu befreien nal-
zu einer ausgleichenden einheit zu führen, es bestimmt: *die
steht unter den lehrem fest, die maturitätsprüfung soll dies nrtflS^
vor dem repräsentanten der aufsichtsbehörde rechtfertigen und
anerkennung bringen, so wie noch obwaltende zweifei lösen, desVj
lehrem und schülem zugleich zum deutlichen bewustsein bringM|
in welchem masze die aufgäbe des gymnasiums an denen, weleh^'
den cursus desselben absolviert haben, erfüllt worden ist', dm,
grundirrtum in diesem gesetzlichen ausgleichungsversuche ist, daai if
derselbe ein in sich widersprechendes und an sich unmögliches untar^
nimmt, die gegensätze eines rein pädagogischen ergebnisses StOt
Mataritätszengnis , nicht mataritätsprüfung. 75
die beorteilong von schttlem — welches als begrifiQich notwendig
«lunerkennen die gesetzgebung nicht umhin kann — und einer ge-
setzlichen entscheidung mit gesetzlich geordneten mittein über
40%aben, die sich nur pädagogisch lösen lassen, den Widerspruch
des indiTidnellen eines pädagogischen Verfahrens und des allge-
Beinen einer objectiv gesetzlichen Ordnung unter gesetzlicher auf-
lieht, den conflict dessen , was den lehrem als notwendig zu ihrer
kernfsanfgabe gehört und ihnen allein möglich ist und dessen , was
den behörden von oben nicht zukommt und unerreichbar ist , auszu-
gleichen, das rescript verkennt durchaus das eigentümliche und
die notwendig erforderliche pädagogischer aufgaben und ihrer be-
dingongen und setzt an deren stelle, wohin sie nicht gehören, gesetz-
liebe Ordnungen und bestimmungen. und so ist es durchaus begreif-
lich, dasz dasselbe nicht das erreicht, was es beabsichtigt, die ein-
itinuDong dessen , was den lehrem als ihr recht gebUhrt, und dessen,
wie die behOrde ihrer inspicierenden thätigkeit, welche sich unmittelbar
en die stelle eines den lehrem zukommenden actes setzt , aneignet,
die prOfung soll das in den lehrem feststehende urteil vor dem
eonmissar rechtfertigen und zur anerkennung bringen, dieser steht
in der prafungscommission als leitender mit einer übergeordneten
amtlichen antoritfit; er kann gegen das urteil sämtlicher lehrer sein
Veto einlegen, welches der hohem entscheidung für sich gewis ist.
er hat also das in differenzen entscheidende wort über die prüfung.
das hauptgewicht ist den lehrem , obwol sie die schüler aus ihrer
pnxis eingehender kennen, als sonst irgend wie möglich ist, und
jetzt eben geprüft haben , entzogen, die thätigkeit des commissars
ist eine revision des Verfahrens der lehrer in der maturitätserklä-
mng, aber nicht blosz diese, sie geht über eine solche hinaus , sie
wird eine definitive entscheidung über das factisch individuelle und
das prinzipielle des Urteils der lehrer, indem es in der sache liegt,
daas die durch längere beobachtung der praxis begründete künde der
lehrer von dem ganzen theoretischen stände und der gesamtbildung
öer schfller für das urteil des commissars , im angesicht der gegen-
iHbtigen prüfung kein entscheidendes gewicht habe, es ist durch-
aoi nicht möglich, dasz das urteil der lehrer, das aus dem voran-
gehenden feststeht, und das ergebnis der prüfung in der gegen wart,
welches für den commissar das einzige mittel ist, die examinenden
i adbstftndig kennen zu lernen, zu einer ausgleichenden einheit für die
entscheidung über die maturität gebracht werden, es liegt in der
aator des Verhältnisses, dasz der commissar, welcher dem acte bei-
wohnt, um selbst zu urteilen, sich überwiegend oder allein an die prü-
fong hält; so wird diese zu einer controle des vorangehenden urteils
der lehrer. so kommt es dahin, dasz der commissar, um sein urteil
selbständiger zu begründen, durch zwischenreden und zwischen-
fragen in den act der prüfung eingreift, es liegt in der natur der
stehe, dasz dieser mehr dem traut, was er selbst hört und erfährt,
*1« dem, was ihm aus dem vorangehenden berichtet wird, die prü-
96 . H. Heskamp: etymologisches lateinisches Yocabularium
coDJugation s. 13 findet, dagegen scheint es durchaus unstatthaft,
ungewöhnliche worte, die von unclassischen und späten Schrift-
stellern gebraucht werden und zum teil dem schüler nie zu gesiebt
kommen, in ein solches yocabularium aufzunehmen. dahii\ gehören
ciborium s. 3, heredium funambulus s. 6, irrevocabilis s. 10, visi-
bilis 8. 21, missilis s. 33, potulenta s. 16, calveo Calvities calvitium
s. 19, condoleo s. 18, suadela s. 20, i^ctantia s. 26, pannus s. 28,
reverentia s. 22, rubrica conversari s. 28, cantilena canticum s. 38.
fast könnte man glauben , dasz der verf. einzelne dieser werte nar
den deutschen fremdwörtern zu liebe hingesetzt hat.
Auch von allen jenen namen für thiere, bäume und blumen,
^eren der verf. 110 aufgenommen hat, entspricht kaum ein zehntel
<dem gesichtskreis eines sextaners oder quintaners , und es ist nicht
abzusehen, warum die knaben namen wie troglodytes, parvulus,
motacillus, psittacus, betuUa u. a. lernen sollen, warum aber hat
der verf. diesen offenbaren fehler bei seile gelassen , das princip der
etymologischen anordnung nicht consequent durchgeftlhrt? wäre
dieses geschehen, so wären alle diese namen weggeblieben, was
vielleicht das beste wäre, oder doch überall den betreffenden decli-
nationen zugeteilt.
Femer scheint der verf. in der phraseologie nicht immer die
richtige auswahl getroffen zu haben; wenigstens glaube ich, dasz
man in mehreren föUen mit leichtigkeit hätte bessere finden können:
z. b. mures saltant feie comprehensa s. 6, nocte latent mendae s. 8,
arcus pluvius s. 24. jedenfalls aber geht der verf. über den stand-
punct der sexta und quinta bedeutend hinaus, wenn er abkürzungen,
die sich auf Inschriften, und zwar sehr späten finden, in seinem vo-
cabularium ein wenn auch nur bescheidenes plätzchen eingeräumt
hat. so lesen wir s. 4 1. 1., s. 5 br. m., s. 13 d. d. d., s. 37 B. S. I. P.
-(requiescat sancta in pace.)
Die Sentenzen und Sprichwörter betreffend , so ist meiner mei-
nung nach auch diese znthat für ein solches vocabularium mindestens
überflüssig; denn sie dienen doch eher dem amüsement der schüler,
als dasz sie dieselben zu ernster arbeit und selbstthätigkeit anregen,
bei der kurz bemessenen zeit fUr das lateinische pensum wird man
.sicher nicht dazu kommen, sich mit solchen Sprüchen zu befassen,
aber selbst wenn man der ansieht des Verfassers beipflichten würde,
so dürfte es doch zum mindesten rathsam sein , nicht nur eine an-
gemessenere wähl unter dem vorhandenen material zu treffen, son-
dern auch vor allem ein adäquateres und gewählteres deutsch anzu-
wenden, ich führe nur einzelne beispiele an: s. 46 asinos non eure
was von mir ein esel spricht, das fürwahr acht ich nicht, assueta
relinquere durum was Häuschen sich gewöhnt läszt Hans nimmer-
mehr, canis caninam non est keine krähe hackt der andern die äugen
aus. error saepe repetitus tandem vindicatur der krug geht so lange
zu Wasser, bis er bricht, s. 47 insipien? esto, cum tempus postulat
aut res ein späszchen zur zeit hat keiner bereut, fames non est am-
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 77
ziehen die schüler ihr thun und streben , dessen masz , weise und
lichtimg. das wort des gesetzes, dasz die vorangehenden leistungen
das eigentlich entscheidende für die maturitätserklttrung sein sollen,
bat weniger Wirkung auf die bewegung des geistes , als das f a c -
tische der kommenden prüfung am Schlüsse des gymnasialen cur-
808) das immer vor äugen steht, denn die obren sind mistrauischer,
als die äugen, wie Herodot sagt, das, was der erwartung des
sdifllers stehen bleibt, ist das unumgängliche, es soll der prüfung
genflgt werden.
Das misverhältnis in der maturitätsprüfung nach der modifica-
tion des ministerialrescripts von 1856 liegt nicht in dem persön-
lidien verhalten des commissars, wie man behauptet hat , sondern
in der Unklarheit der Innern beziehung und Verwickelung des urteils
der lehrer aus dem vorangehenden und des ergebnisses der gegen-
wärtigen prüfung, welche zu einer harmonischen einstimmung zu
fDhren unmöglich ist. es wird unwiderleglich klar , dasz das princip
des mistrauens gegen die redlichkeit und die fähigkeit einer unter-
ebenen anstalt in dem , was ihr gebührt , die gymnasiale regierung
in eine unlösbare Verwickelung der gesetzlich angeordneten maturi-
iitflprüfnng geführt hat. sie will durch sich in einer besonderen
Veranstaltung erreichen , was allein dem untergeordneten gymnasium
in seiner vollen Selbständigkeit möglich ist. sie will dasselbe in
seiner thätigkeit und autorität schonen und pädagogische nachteile
abwenden, kann sich aber nicht entschlieszen , vollständig das dem
gymnasium zurückzugeben, durch welches allein der aufgäbe für
den abschlusz des gymnasiums genügt wird, aus diesem sinne der
gymnasialen regierung erklären sich die Schwankungen in der ge-
•etzgebung über die maturitätsprüfung. das einzige mittel , welches
der aufsehenden gymnasialbehörde möglich und vollkommen ge-
ifigend ist, um sich zu überzeugen, dasz es in allem gymnasialen und
in dem höchsten desselben, der maturitätserklärung, mit rechten
dingen zugeht, ist eine eingehende gymnasialinspeclion. wird eine
maturitätsprüfung unter die aufsieht eines commissars gestellt, so
bleibt es, wie auch der gang derselben bestimmt wird, dabei: die
lettte entscheidung wird den lehrem entzogen und dem commissar
Ergeben, wie ist es nun , wenn tiefe differenzen über gymnasiale
n^g[aben zwischen dem rector, den lehrem und dem commissar ob-
vtlten? wir wollen hier nicht darauf eingehen, was in solchen
ftllen von der regierung zu thun ist. aber sie dürfen nicht in den
«et der maturitätsprüfung , welcher entscheidung aus einheitlichen
principien fordert, eingreifen, das untergeordnete gymnasium hat
nicht die pflicht, dem ermessen des commissars es recht zu machen,
sondern hat nach seiner Überzeugung der gesetzlichen und der be-
grifflichen forderung zu genügen, eine Unterwerfung der maturi-
tätsprüfung unter die entscheidung des commissars bedroht die not-
wendige Selbständigkeit des einzelnen gymnasiums in seinem ganzen
gange und des rectors in der ihm gebührenden thätigkeit. der
l
78 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfang.
commissar bat das maturitätszeugnis zu vertreten und zn Teraoi-
Worten , bedarf also in der prüfung für dasselbe die alleinige geltung
und entscheidung. die lebrer des gymnasiums, wenn ihre versuciM,
eine Selbständigkeit ihres Urteils zu wahren, ohne erfolg sind, sind
ihm völlig untergeordnet, so ist die möglichkeit eines nnertrlf-
lichen Verhältnisses nahe, in welchem derabschlusz des gynmasialeB
ganges in dem maturitätszeugnisse nach maximen bestimmt wird,
welche von dem ganzen der praxis des rectors und der lehrer diver-
gieren, nach dem Verhältnisse , in welchem der commissar an dai
gymnasium in einen individuelle factische entscheidung fordemdfli
act heran tritt, kann es sich nicht darum handeln, das rechte mMi
und die rechte weise des gymnasialen abschlusses zn finden und R
bestimmen , sondern nur um eine revision des einzelnen prdfangi-
actes. die controle ist an eine stelle getreten , wo sie völlig ung^
hörig und zweckwidrig ist, in einen act, welcher nTcht einer —
principiellen — berathenden erwägung bedarf, sondern zu eiMt
definitiven entscheidung zu führen ist. was die aufgäbe der inspae-
tion in der erkenntnis und der beurteilung des ganzen der gyiDBft-
sialen praxis ist, das ist in den dieselbe abschlieszenden act verlogti
tastet dessen Selbständigkeit an, durchbricht seine einheit mit dtf
richtung und dem sinne der vorangehenden praxis, bringt in Ihn Ol
innerlich fremdes, eine politisch autorisierte inspection der maiiufr
tätsprüfung ist in. dem masze ungehörig, dasz sich keine modificstM
derselben ersinnen läszt, welche sie in harmonie mit der anfjgilM
des gymnasiums als einer erziehenden anstalt ordne, die scbwtfK
kungen in der maturitätsgesetzgebung entstehen aus dem versaekil
in dem die Schulpraxis definitiv entscheidenden acte divergiereiB
principien, das politische und das pädagogische, zn vereinigen oM
mit einander auszugleichen, das ist eine aufgäbe der unmöglichkeM
wir stehen hier vor einer entschiedenen alternative, wird für M|
abschlusz des gymnasialen ganges unmittelbar die politische foidB
rung geltend gemacht, so ergibt sich die notwendigkeit, die maMH
tätserklärung dem gymnasium völlig zu entziehen und einer ll||
politischen anordnung einer prüfung zn übergeben, behandelt M
Staat das gymnasium bis zu seinem abschlusse nach rein pftdagOflj
scher forderung, so ist die maturi tätserklärung demselben in volH
Selbständigkeit zurückzugeben und der staat anerkennt die aatocMjl
des von demselben ausgestellten maturi tätszeugnisses. ^s üi M
möglich, beide divergierende principien in demselben entscheid||
den acte in eine sie ausgleichende harmonie zu bringen, man
in welche unentwirrbare Schwankungen die regiemngsmazime
mistrauens führt, sie ist nicht im stände, durch sich zu
was sie sucht und was nur der untergebenen anstalt in ihrem
erreichbar ist, aber, indem sie es nicht aufgibt, unmittelbar
zu sehen rmd mit zu thun , bedrängt sie die Selbständigkeit d
durch ein eingreifen in einen act, welcher zu der aufgäbe d
gehört und ihr allein möglich ist. das politische prindp wiB
Hataritätszengnis, nicht mataritätsprüfang. 79'
ogische forderuDg möglichst schonen, reserviert sich aber
1 , von denen ans es die hauptentscheidung für sich behält.,
»schlusz der bildung eines gjmnasiums läszt sich eingehender
er jähre langen praxis, als in einem kurzen acte , sicherer von
hrem, welche mit den schillern leben, als von dem commissar^
;r fremd für wenige stunden in das gymnasium tritt, zur ent-
ong beurteilen, die notwendige einheit des ziels der gymna-
bildung ist nicht in einer mechanischen gleichmacherei pein-
srclausuUerter Prüfungsordnungen bedingt, sondern allein von
inn und dem thun der lehrer abhängig, es kommt auf die
t der persönlichkeiten in ihrer gegenseitigen ergänzung, nicht
e objectivität uniformierender maszregeln an. diese können
von dem ersetzen, was nur menschlicher thätigkeit möglich
eder in dem, was sie erreicht, noch in dem, was ihr abgeht,
hen aber bedürfen der Selbständigkeit zur reinen und vollen
rang in dem kreise ihres lebensberufs und haben ihre freude,
ihr thun von dem Staate, in dessen dienste sie stehen, mit
it, gerechtigkeit und wohlwollen beachtet und bestätigt wird..
Ke nachteiligen folgen der maturitätsprüfung für sinn und
n der schüler und der gymnasialen praxis hat Landfermann
evision des lehrplans und des maturitätsprüfungsreglements.
ir. für das gymnasial w. 1855) deutlich und scharf gezeichnet..
. ich mich auf die hervorragende autorität dieses mannes be-
ehre ich aus seiner exposition folgendes an. im hinblick auf
atoritätsprüfung, die am abschlusse des gymnasialen ganges
bemächtigt sich des schülers die Vorstellung, es handle sich
rmnasium um das maturitätszeugnis , dies werde nicht durch
nben und die arbeit eines ganzen schulcursus, sondern durch
liingen einer kurzen epideixis am Schlüsse erworben ; auf diese
Beszende epideixis müsse ihre ganze schülerthätigkeit einge-
kund berechnet sein; derjenige lehrer mache sich am verdien-
I um sie , der sie am besten für diese leistung zurichte, und
ier lehrer wird sich einer ähnlichen Vorstellung nicht erwehren,
prffassung der abiturientenprüfung in diesem sinne wirkt auf
itte schulleben , auf die ganze thätigkeit der schüler und der
f bis in die untersten classen verderblich zurück, die inner-
Smötive des fleiszes , des strebens , welche in dem knaben un-
t wirken, in dem jtingling als pietät zwischen schülem und
(B, als Pflichtgefühl, ehrliebe, freude am gründlichen arbeiten
(rundlicher erkenntnis erstarken, werden zurückgestellt gegen
tezerliche motiv, nur im examen genügen zu können, der
limpuls zu fleisz und Ordnung, der durch das ganze schulleben
soll, tritt zurück gegen die triebfeder in dem einen act am
in welchem ein völlig fremder mann, der commissar —
IS nach der Vorstellung der schüler — hauptsächlich ent-
so kommt das videri zur höhern geltung, als das esse.
fr bessere schüler kommt zur ansieht, es komme weniger auf
100 Lehrbuch fOr den Bageiigeeohichüichen untemohi
wald, auch Staoke' bieten sich ja mit ihren Iftngst anerkannten
bttchem nebst vielen anderen dar.^ ihnen sohlieszen sich die beiden
unter nr. 1 nnd 2 angeführten büoher an; doch sind diese' beiden
nicht eigentlich bücher fttr den Unterricht, sind mehr zum nachlesen
zu hause denn als gmndlage^des unterrichte in der schule zu be-
nutzen ; diesem letzteren zweck sucht mehr die oben unter nr. 3 an-
geführte Schrift zu genügen, ob freilich ein leitfaden für den seztaner
überhaupt nötig ist, darf wol bezweifelt werden, ref. hat vielmehr,
die geschichten in der stunde erzählt und noch in derselben stunde
wiedererzählen lassen (die aufgeweckteren und besser begabten
Schüler waren stets dazu im stände) , die zu merkenden namen hat
er an die Wandtafel geschrieben und von den schülem in ein beson-
deres heft abschreiben lassen, das er von zeit zu zeit der revision
und correctur unterzog; durch häufige repetitionen hat er die haupt-
sachen mit den namen im gedächtnis der schüler zu erhalten und ta
befestigen gesucht, das scheint ihm auch jetzt noch zu genügen,
und somit ein leitfaden ziemlich überflüssig zu sein, der einwand,
den Kirchner im vorwort (s. I) gegen dieses verfahrt^ii erhebt,
dasz dadurch die zeit des untorrichtens beträchtlich gekürzt werde,
ist nicht richtig; es wird dadurch nur wenig zeit in anspruch ge*
nommen, wenn der lehrer richtiges masz hält in der auswabl der zu
lernenden namen, was doch auch nötig ist, um die kleinen schüler
nicht mit namen zu überbürden und so zu bewirken , dasz sie die
wichtigen mit den unwichtigen bald wieder vergessen.
Gehen wir nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen zur be-
sprechung der einzelnen bücher über, so hat es der Verfasser von
nr. 1 verschmäht, durch ein vorwort sein werkchen einzuführen und
seinen lesem auseinander zu setzen , welchen zweck er bei der ans-
arbeitung desselben gehabt hat. nur auf dem titelblatt findet sich
die bemerkung *für den unterridht in den unteren classen*. flir
diese allerdings, besser Air die untersten passt das büohelchen
nach seinem ton etwa, und selbst für diese stufe ist es zu selbstän-
digem belehren durch lesen, oder zum ausführlicheren repetieren
reichliohkurz. denn alle geschichten sind mit möglichster kürze
erzählt (das buch hat 42 Seiten in kleinem octavformat, von denen
' dieser ;veiirde seine trefifllchen bücher gewis noch mehr vervoll-
kommnen, wenn er 2. b. im ersten teil nach art B. Welters einige
kurze capitel über Aegypter, Phönizier, Assyrier und Babylonier hinxu-
fägte, nnd im sweiten teil die erzählang von Aeneas erweiterte, von
dessen irrfahrten einiges ercählte nnd besonders anch Dido erwähnte.
^ ref. erlaubt sich bei dieser gelegenheit auf ein recht treffliches
bülfsbneh für den Unterricht in der deutschen sagengeschichte anfmerk-
sam EU machen, nemlich das buch von £. A. W. Günther, 'die dentsche
heldensage des mittelalters für sohnle und haus bearbeitet', Hannover
1870, C. Brandes, das buch enthält in selbständiger nnd recht guter
darstellung die Nibelungen-, Dietrichs- und Gudrunsage, die erstere und
letztere freilich kurz im Verhältnis zu der zweiten, doch ohne auslassno^
irgend wesentliciher puncto.
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 81
D iitn gezeigt, und der jugendliche erfindungsgeist wird immer
Her bleiben, als der controlierende lehrer. — Die maturitttts-
mg wirkt auch auf die Stellung der lehrer zu den schülem und
[ehrweise, das preuszische reglement 1813 sagt ausdrücklich,
)n ergebnissen der maturitätsprüfungen solle die tüchtigkeit der
r gemessen werden , sie seien ein mittel der controle der lehrer.
eglement 1834 spricht das nicht mehr aus. aber die natur der
> bringt es dahin , dasz es schwer ist, diese Vorstellung von den
m fem zu fialten. wird die prüfung zu einer epideixis auch für
ihrer, so steigert sich für sie die Versuchung, die schüler als
istand ihrer -eitelkeit zu behandeln, mit ihnen zu brillieren,
mmt das pietätslose hetzen der schüler, die Ungeduld, die lieb-
behandlung und beurteilung der minder begabten und lang-
1 schüler. wird nach dem erfolg der prüfung die tüchtigkeit
Bhrer beurteilt, so entsteht die gefahr, unterschleife zu igno-
i und nachhelfende winke zu geben, das reglement 1788 be-
. unterschleife des rectors und der lehrer mit 'beträchtlichen
trafen', in spätem gesetzlichen Verordnungen ist nichts der
die maturitätsprüfung bringt eine schiefe richtung eben so sehr
3 lehren, wie in das lemen. der lehrer sieht auf das, was in
aprovisation der maturitätsprüfung gilt, er läszt das bedeu-
re, tiefere in seinem Unterricht gegen das präsentierbare, das
pB ezamen dienende zurücktreten, so in allen gegenständen,
tders in der religion und der geschieh te. im examen wird nur
iflrre notizma^se des geschichtlichen produciert, während das
itende, das, was historischen sinn bildet, zurücktritt, der reli-
nnterricht richtet sich auf das, was für die prüfung apparat
L Landfermann beruft sich weiter auf die entschiedene erfah-
, dasz seit der einführung der maturitätsprüfung und den be-
ugen der gesetzgebung für die befestigung und Ordnung der-
I der wissenschaftliche sinn der akademischen jugend nicht ge-
ll ist, dasz die Jugend aus ländem, wo keine maturitätsprüfung
tt, keine dürftigere Schulbildung, keinen geringeren sinn für
ificbaft auf die Universität mitbringe , als die jugend aus den
m des examens. von solchen erfahrungen aus haben sich be-
ide autoritäten entschieden gegen alle maturitätsprüfung er<
eine pädagogische anordnung ist nach ihrer bedeutung für
irkung auf die bildung der schüler und das innere gedeihen
«hulthätigkeit , nicht nach dem objectiven einer politischen
rung und der administration zu bestimmen; dieses musz sich
Idagogischen notwendigkeit unterordnen, man erwartet, dasz
efen schaden, nachdem sie an der maturitätsprüfung aufge-
iind , zu dem Schlüsse nötigen , dasz sie aufzuheben sei. ob-
(landfermann die maturitätsprüfung mit sichtbarem wider-
|t behandelt, die schweren nachteile derselben klar und eindrin-
^rvorhebt, glaubt er dennoch zu dem Schlüsse kommen zu
p, dasz sie beizubehalten sei. die abschaifung derselben sei
flllrb. f. phil. a.pi'i. II. abt. 1875. ha. 2. 6
i
82 MataritatszeagniB, nicht mataritätsprüfung.
«in gewaltsamer sprang, er fordert ihre fortdauer als in einer not-
wendigkeit begründet, als politisch notwendig, man mOchte sageOr
als notwendiges übel, er behauptet, es sei eine fordenmg dei- .|
Staates , dasz die entscheidung der maturität in competente hiidr J
gelegt, nicht den rectoren und ihrem subjectiven ermessen fiber
lassen werde, es sei ein allgemeiner objectiver maszstab nötig, dienr
sei bei dem commissar, für welchen die prüfnng notwendig, weloiMr
für sie verantwortlich sei. er findet auch noch einen pSdagogisdin
nutzen der prüfung, welcher zu der politischen notwendigkeüiOV
selben hinzu kommt, er behauptet, für die mehrzahl der scbfikr
sei eine förmliche prüfung notwendig, für den guten schüler sei ii
heilsam, wenn er am schlusz des gymnasialen cursus sich sdbiti- -
den mitschülem, den eitern, den lehrern durch eine umfassendt
leistung darthue , dasz er reelle kenntnisse erworben habe , für te
schlechten schüler sei die notwendigkeit der maturitätsprüfung en
nützlicher sporn, für die aufPassung der maturitfttsprfifimg od
deren Stellung im gjmnasialweeen ist die genannte abhandlnng tO-
Landfermann von charakteristischer bedeutung. der vortref
mann legt die pädagogischen nachteile der maturitfttsprttfong aöt
einer solchen klarheit und eindringlichkeit dar, dasz sie nicht Übar
troffen werden kann, kann sich aber nicht entschlieszen, bis ra das
schritte vorzugehen, welcher zu einer befreiung von denselben-ftlWir
zu der forderung der abschaffung der maturitfitsprüfting, welche 90
verursacht, und dann an deren stelle das mittel zu suchen, weldM- 1
in erster reihe die pftdagogische notwendigkeit und dann die poB* ^
tische forderung in ihrer einstimmung befriedigt, es ist schwirr
sich von der herschaft des herkommens in überlieferten bildmigr
wegen , in der festgewordenen schuleinrichtung zu befreien und dir
notwendigkeit und praktische forderung des pädagogischen b^^rift
in seiner reinheit ins äuge zu fassen und als maszstab an die wirt
lichkeit zu legen, um den nachteilen der prüfung zu begegnSBr
rSth er zu modificationen derselben in beschr&nkung der gegenstibidt
und in dispensationen , partiellen und totalen , mit rücksicht auf dit ;
qualität der schüler, welche der art sind, dasz sie mit dem begriff '
und dem zweck der maturitätsprüfung in vnderspruch stehen, inde^ '
er nicht bedenkt, dasz die maturitätsprüfung nicht auf ein abg»r '
grenztes objectives eines wissenschaftlichen complexes, wie dift
amtsprüfung, gerichtet ist, sondern den stand der persönlichen Mir
düng, welche eine gegenständliche totalität für sich fordert, jom
welcher kein gegenständ unbeachtet bleiben darf, zu ermitteln hsk.
er will von ihr alles fern halten , was über den zweck einer prüfdng'
von Schülern hinausgeht, eine wirkungslose absieht, die gymnasien
in ihrem sinn und streben zu heben , eine ein Wirkung auf eine uni^
formierende einheit der gymnasien, alles, was nach einer contrdfe'
der lehrer aussieht, er will eine weise der prüfung, welche nicht m
einer hemmung und Störung der freien selbstthätigkeit des schfllen
führt, welche ein unmittelbares präparieren in stupidem repeti<
MataritäiBzeugnis, nicht maturitäieprüfiiDg. 83
iiidit yeranlaszt, welche ein improvisieren des arbeitens nicht for-
te, and bedenkt nicht, dasz solche Wirkungen und erfolge in dem
lete der prttfung als solcher unter einer geschlichen inspection not-
loid^ liegen , nicht durch eine modification derselben, ¥ne sie auch
Mmnen wird, und durch das verhalten des inspicierenden com-
BiaBBrs 8^ch fem halten lassen, die grundsäize der von Landfer-
■am vorgeschlagenen modification der maturitätsprüfung kehren
1 dm matnritfttsprüfungsreglement von 1856 wieder.
Der Staat darf nicht eine bürgschafb für die gesetzmäszigkeit
htmatoritfttszeugnisses in dem acte einer gesetzlich formulierten
akl bemfiaichtigten prüfung suchen , da derselbe so unerträgliche
md nnvermeidHohe pädagogische nachteile hat. die einzige bürg-
dttft ftir den gesetzmäszigen abschlusz des gymnasialen ganges ist
ft der an sich schon nötigen fdr alles gymnasiale verantwortlichen
ißwtindigkeit des rectors und in der dlgemeinen politisch geord-
tettn inspection , welche fCtr das allgemeine gedeihen des gymnasial-
meüB erforderlich ist, gegeben, scharf blickende beobachter klagen
Iber fible ein Wirkungen der maturitätsprüfung auf den sinn und die
ddongsrichtung der gymnasialen jugend. die maturitätsprüfung
limdit ein isolierter act, sondern steht in innerem Zusammenhang
lit dem ganzen der gymnasialen präzis und übt auf dieselbe eine
■iMbeidende einwirkung. die legalisierung der schulthätigkeit
krf nicht Ober die ihr zugemessenen grenzen hinausgehen und die
MflwtSndigkeit der pädagogischen forderung bedrängen ; das eigent-
idM ond das innere der schule als einer erziehenden anstalt ist ge-
Ibliehen bestimmungen unerreichbar, das streben nach einer ge-
iWiehen regelung der schulthätigkeit in ihrer allgemeinen objecti-
Alt ftkhrt zu tiefen pädagogischen Widersprüchen, denn die
Mkhung der schule beruht in der unmittelbarkeit des persönlichen
■yutnisses und wirkens nach mittein und zielen , welche von der
Ijfaetivität allgemeiner gesetzlicher bestimmungen nicht angetastet
iiden darf; es führt zur uniformierung und mechanisierung der
U persffnlichkeit in ihrer individuellen Unterschiedlichkeit gerich-
|hi schulthätigkeit; die höhe derselben ist die maturitätsprüfung.
htt kommt, dasz die culturzustände und die socialen Verhältnisse
Irgegenwart, indem sie bildungsbedürfhisse aus äuszeren rück-
plen, welche von einem Schulzeugnis, einem ergebnis einer
Ifbng vorteile und rechte erwarten , im groszen umfang hervor-
fcn, immer mehr in eine uniformität und mechanisation der bil-
ftg hineindrängen, diesen bedürfnissen sucht selbst eine eigene
idigogische industrie in groszer ausdehnung und in mannigfaltiger
tAang abzuhelfen, grade gegen solcbe umstände ist der päda-
K* eben Weisheit und strenge Selbständigkeit zurückzugeben, die
Kgebung der schule geht als solche von einer uniformität aus,
Isteilt ein allgemeines gleichmasz für alle schüler auf, für alle
■KU, für den abschlusz der schulthätigkeit. das ist der ent-
pbdene gegensatz gegen das recht der individualität, der freien
6»
i
84 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfong.
persönlichen bildung. die macht der Verhältnisse der gegrawa
allen richtungen ist so grosz , als sei es fast unmöglich , dem
formierenden masze der bildung zu entgehen, dasz diese gleie
des bildungsmaszes ) welche das gesetz hinstellt, in der wirklieb
so wie menschliche Verhältnisse einmal sind und ihre ontersc
lichkeit geltend machen, nicht erreicht wird, gibt nicht der fn
der individualität terrain für persönliche bildung, sondern es ent
eine Ungleichheit der Ungesetzlichkeit, nicht die ungleichlieit, w
das recht der individualität von der schule fordert, die einhei
bildungsrichtung ist keine andere, als die uniformit&t eines foruM
ethisch indifferenten wissens und könnens, als eine allgemdi
eines für sich sich isolierenden individualismus und einer vSl
ethischen substanzlosigkeit. freilich faszt jeder Unterricht eil
gemeines, das für alle notwendig und dasselbe ist, ins äuge, f
diese gleichheit der didaktischen forderung ist nur das fondai
auf welchem sich die persönliche bildung in ihrer individnelle;
stimmtheit erhebt, darf nicht so weit herschen, dasz sie die
ständigkeit der bildung unterdrückt und das bedürfnis der in
dualität unbefriedigt läszt. die legalisierung der schnleinrid
faszt nur das mittelmasz der schüler auf, ist besonders geri
gegen einen teil derselben , die schwachen , trägen , schlaffen, si
sehen y sittlich verkehrten, welche der Überwachung, anspon
leitung , Züchtigung bedürfen , damit diese das nötige leisten,
dem masze, welches für diese nötig ist, werden auch die will
ernst gesinnten , sittlich und intellectuell strebenden , welche
blosz der leitung bedürfen , sondern die freude der lehrer sind
messen, gesetzliche einrichtung begünstigt die mittelmäszi^
die uniform der bildung gilt ihr mehr, als die individuelle c
tümlichkeit und begabung; das gleichmasz der gegenstände
ihr höher , als Selbständigkeit der bildungsrichtung und selbstt]
keit nach eigentümlicher neigung und individueller befähij
das masz der schule als pädagogisches gestattet keinerlei unifon
ist ein individuell persönliches, in erster reihe steht ihr nicl
mittelmasz der schüler, noch das streben, die zahl derjenigen, ¥
unter demselben sind, zu dem notwendig erforderlichen zu sp
und zu nötigen ; für sie gelten nicht allgemein nivellierende no
welche die unterschiede der individuellen eigentümlichkeit uz
Selbständigkeit der bildungsrichtung nicht beachten, ja völlig
rieren. die gestaltung der schule nach der rein pädagogi
forderung würdigt das mittelmasz der schüler, nimmt sich aucl
jenigen an , welche hinter demselben zurück bleiben , aber ihre
ist die höhe der dem gjrmnasium erreichbaren bildung, welche
in einer allgemeinheit einer objectiven norm bestimmt ist, so
individuelle Unterschiedlichkeiten hat. die maturitätsprttfun
trotz aller versuchten und möglichen modificationen gar nieh
pädagogische gestaltung und norm , ist der schule als solcher f
sie wirkt verkehrend auf die gymnasiale praxis. ihre forder
Matnritätszeugnia, nicht mataritätsprüfung; 85
ansschlieszlich das sinnen und die kraft der Jugend auf sich,
IQ Humnltuarischen' Vorbereitungen und repetitionen in rein
tiiismftsziger einprägung von namen, zahlen, notizen und in
üblicher und mit der erreichung des zwecks verschwindender
, welche gerade das streben des abschlieszenden Jahres für
Aschlieszücb in anspruch nehmen, passives ein- und aus-
lernen trägt für die geistesbildung gar nichts ein, führt zum
illen gegen die gegenstände der gymnasialen didaxis, ja zu
»mporären überdrusz an einer wissensebaftlicben thätigkeit.
Üchtige Schüler haben nicht den mut und das vertrauen, dasz
lern laufe der jähre gewonnenen kenntnisse in der stunde der
idong präsent seien, wen ämulation und beneficien be-
ll, der strebt nach einer gleichmäszigkeit der kenntnisse.
befangenheit des sinnes und mut oder Verhältnisse den
lieben, setzt er sich über die prüf ungsuniformi tat hinweg;
18 er an der gute des Zeugnisses verliert, das gewinnt er an
idier und theoretischer Selbständigkeit, die unruhe der er-
g der prüfimg läszt eine reine Spannung einer wissenschaft-
erwartung dessen, was die Universität bringt, nicht auf-
Q, drückt die geistesfreiheit in dem klaren und erwartungs-
>lick auf die gaben der Wissenschaft und in der gewonnenen
idigkeit nieder, die maturitätsprüfung hat gegenständliche
ehkeit und idealität des strebens auf den gymnasien beein-
[t, die selbstthätigkeit und Spannkraft des geistes in indivi-
richtung, die selbständige concentrierie bingebung an einen
verwandten gegenständ gestört, der schüler gewöhnt sich
rielheit der gegenstände in der gleichheit ihrer einzelgeltung
llatt einen gegenständ mit verliebe und energie zu ergreifen
an diesem gewonnene kraft auch auf andere ausströmen zu
werden alle gegenstände nach einem gleichmasze , aber mit
Bier lauheit und mit zerstreuender unruhe behandelt, so
^ der geist nicht befriedigung in dem seinen, in dem ihm ge-
der alte satz : in uno babitandum , in multis versandum
ift mehr geltung. die empfänglichkeit des geistes und der
r ein höheres ^ das dem sich hingebenden nahe kommt, die
Wg dessen, wovor der mensch sich zu beugen hat, wird nicht
L der sinn der kritik , der herabwürdigung , der Verneinung
id jeden , des höchsten und besten , erwacht schon in der
weil der geist nicht mit einem positiven gehalt erfüllt und
ungen wird, der geist kommt nicht zu dem eigenen, zu dem
glich für ihn individuell bestimmten, so dasz er es in ver-
r bingebung erkennt und verehren lernt, die individuelle
•ität wird gar nicht geweckt oder gemindert, alles zu
i auf die forderung am scMusse reduciert. statt persönlicher
>vrird wissen und formelles können gemessen , eine schwer
Iplhe Verwechselung, welche in dem kreise des gymnasiums
gmtscheidende norm durch die maturitätsprüfung hervorge-
66 Mataritätszeugnis , nicht maturitätsprüfung.
rufen ist und erhalten wird, kenntnisse in ihrer vereinzeluiig \
zusammenhangslosigkeit und rede- und reflexionsgelSofigkeit hal
für den allgemeinen durchschnitt der schaler gegen frOhere tm
zugenommen , aber das masz derselben ist nicht das masz der 1
düng ; diese ist eine individualisierte persönliche totalität. in *
Überladung und Zerstreuung kommt es nicht zu einer concentret
für eine individuell eigentümliche aneignung und verarbeitong >
didaktischen gegenstände, zu einer entwickelung einer persönlid
wissenschaftlichen richtung, deren keime zu treiben die aufgäbe
gjmnasiums ist. die erwartung der maturitätsprüfung und dees
was sie für die zukunft der lebensverhältnisse bringt, übt eil
druck auf den geist, von welchem auch der tüchtige schülerfl
nicht frei halten kann, der eine unbefangene, freudige selbstthäi
keit in eigener richtung und in liebevollem eingehen in den geg
stand nieder hält, zu einem unruhigen und zerstreuten arbeiten
ein äuszeres ziel, dessen erreichung für die geistesbildung nie
austrägt, nötigt, statt des strebens nach persönlicher bildung da
wissenschaftliche erkenptnis wird ein wissen in mannigfidtij
gegenständen ohne innere einheit und Wechselwirkung für (
äuszere forderung, welche in Wahrheit mit der aufgäbe einer wiss
schaftlichen Propädeutik nichts zu thun hat und lediglich eine di(
fremde staatliche not wendigkeit ist, zum ziele gesetzt, diese '^
wechselung in dem gymnasialen ziele, welche durch die einriohti
der maturitätsprüfung hervorgerufen ist und erhalten und befes
wird , ist eben so sehr für die thätigkeit der lehrer , wie für
streben der schüler von den nachteiligsten folgen, daran ist n
die lehrverfassung unserer gymnasien in ihrer gegenständlic
mannigfaltigkeit schuld, denn dieso ist für die bildung unsi
Jugend pädagogisch durchaus notwendig , sondern allein die mat
tätsprüfung mit ihrem allgemeinen gleichmasz für alle gegenstfti
welche, als ziel an die spitze gestellt, das ganze des gymnasif
ganges in motivierung und richtung, in sinn und ton beher»
die Spontaneität in individuell eigentümlicher richtung wird zur
gedrängt; es entsteht eine reduction der leistungen auf das do
das gesetz für die maturitätsprüfung geforderte, grade bei 8chül<
welche in tüchtigem gehorsam streben oder nach diesem gesetz
tüchtig gelten, ein solcher zustand ist im vollen widersprach
dem, was pädagogische grundgesetze in ihrer psychologischen i
ethischen richtung von dem bildungsgange der jugend fordern,
dem, was uns in der geistigen genesis der jugend hervorragen
männer entgegen tritt, wer die complicierung unserer gymnasi«
lehrverfassung, welche doch, wie sie ist, in allem wesentiichen i
wendig ist, sich ansieht und pädagogisch erwägt, masz zugestel
dasz eine bildung der jugend gemäsz derselben in ihrem abschli
keine politisch angeordnete und beaufsichtigte prüfung mit ihi
objectiv formulierten masze gestattet , sondern eine pädagogis
beurteilüng in ihrer specifischen richtung und form fordert, p
Matoritätszeagnis, Dicht maturitätsprüfung. 87
lisehe principien und rücksichten dürfen nicht pädagogische princi-
fisii und noiwendigkeiten zurückdrängen, sondern müssen sie an
fa ihnen gebührenden stelle bestätigen und eine ihnen gemäsze
Miedigong suchen, in den gjmnasialpädagogischen grnndprin-
fifm ist ftlr den abschlusz der gymnasialen bildung die notwendig-
st ^es auf alleinige autorität und Verantwortung des rectors aus-
gMftdlten maturitätszeugnisses begründet, die maturitätsprüfung
widerspricht dem pädagogischen begriff, hat im gymnasium keine
kenehÜgte stelle; sie liegt, wie Jahn, der gründer dieser Jahrbücher
fAaa trefifond gesagt hat, für die schule auszer ihrem wesen. ihre
ttwirkung auf den gymnasialen gang ist eine verkehrung und ver-
nranigung des innem sinnes desselben, sie ist ohne irgend eine
(idagogische notwendigkeit in dieselben hineingedrungen , sie ist
neer^dung des bureaukratismus, welcher staatliche acte in ihrer
Dmittelbarkeit an stellen von gebieten setzt, wo die amtliche praxis
idi firei und selbständig zu bewegen, nach ihrem begriff und ihren
waem, forderungen das recht und die notwendigkeit hat. nicht von
hm gebiete der schule, sondern von oben, von dem standpuncte des
teites sieht man in der politisch befohlenen maturitätsprüfung ein
lompelle zur Spannung des fleiszes und des strebens der schüler.
bn rechten erziehenden mittein, welche das gymnasium genügend
iDch besitzt, wird nicht getraut, und so wird neues und fremdes.
Im helfen soll, gesucht, welches über die grenzen des gymnasiums
■ausgeht, dessen eigne thätigkeit entstellt und verkehi*t und ihre
iMge schwächt und hemmt, das einzige, was für weckung und
Irdenmg des unbefangenen fleiszes und redlichen reinen strebens
ift, ist die Ordnung und sitte der schule , der sinn und der ton,
b innere richtung und belebung des Unterrichts, die maxime : il
■i Mre peur wird durch die maturitätsprüfung zum höchsten
■fi? der gymnasialen disciplin erhoben, der frühere director des
Iheoker Katharineums , Jacob, sagte : am ende der schule steht als
Ü die ruthe , welche drohend zum fleisze treiben soll, die maturi-
I^N'üfung ist nicht ein rechtes mittel für die Selbsterkenntnis der
lÜer, denn diese erlangen sie eindringender und wahrer in der
\jk^n Ordnung des fortgehenden gymnasialen ganges, nicht erst
limem solchen acte zum Schlüsse, die weise desselben bringt es
psich, dasz die Stimmung in der sorge für seine forderung und
hier freude, durchgekommen zu sein, den schüler beherscht und
b andern gedanken zurückdrängt, in abbängigkeit von den
jkarverbältnissen unserer zeit fehlt unsern gymnasien im ton und
ieren der praxis eine einbeit der etbiscben Substanz, für diesen
bveren raangel, mit welchem sehr vieles und bedeutendes, was
Irin ihnen vermissen, zusammenhängt, bietet der mechanismus
k maturitätsprüfung, welcher zu einer uniformierung eines ethisch
pig indifferenten wissens und könnens führt, nicht blosz nicht
feto ersatz, sondern erhobt denselben.
[. Die maturitätsprüfung liegt völlig auszerhalb der praxis der
i
108 BandgloBsen zu dem arfcikel ivi\hiv äjay TOn Reinhold DoncheL
2) ich setze den beginn des gymnasialunterrichts in das zwölfte
lebensjahr, statuiere mithin nur einen siebei\jfthrigen corsus,
von dem die beiden letzten jähre der prima und selecta ge-
hören, eine teilung der tertia und secunda ist mihin nidit
möglich.
3) ich verlange nicht mit geringem sinne für historisches recht
die anderweitige Verwendung früherer milder Stiftungen oder
beneficien, ich fordere vielmehr, dasz der staat im gebiete
des höheren Schulwesens seinen vollen Verpflichtungen nach-
komme und ftlr die Zukunft nicht mehr auf patriotischen
sinn und auszerordentliche mildthätigkeit für seine anataiten
rechne: patriotischer sinn findet heute in andern gebieten
gelegenheit genug, sich thätig zu erweisen.
Auch das musz ich in abrede stellen, dasz ich die misere kleiner
städt. gymnasien und ähnlicher schulanstalten nicht hinreichend
kenne und zu würdigen geneigt sei; ich halte aber das von hm.
D. angeführte ftlr bagatellen, die im laufe der zeit von selbst
schwinden werden, ungebildete bürgermeister und Stadtverordnete
sind eher zu ertragen eis gebildete lehrer und directoren und schol-
räthe, die fthnliches zu tage fördern wie jene, für solche personalien
war jedoch in meiner abhandlung kein räum.
Herr D. wendet sich aber vorzugsweise gegen meine allgemei-
nen bemerkungen zu dem ganzen aufsatze und dann, doch weniger
heftig, gegen die bevorwortung meiner kritik des Wieseschen normal-
planes, in ersterer hinsieht soU ich mich phrasenhafter Übertrei-
bung schuldig gemacht haben, um anderer effectvoller beseichnungen
nicht zu gedenken; aber ich kann mich auch heute noch nicht trotz
des Zurufes von ^r\hiv &fav und der anempfehlung der cuKppocuvii
und nach wiederholter prüfung'dazu bestimmen lassen, auch nnr
ein wort von dem früher gesagten zurückzunehmen, von phrasen
sollte doch nicht gesprochen werden, wenn der beweis zum minde-
sten implicite dargeboten wird, und was meine erf^hrungen betrifft,
so sind dieselben allerdings nach vielen Seiten hin sdir sonderbarer
art. sehen wir davon ab, so sollte ich doch meinen, dasz viele
männer mit mir es ebenfalls wahrgenommen haben, dasz in unsem
lehrerkreisen im allgemeinen etwas mehr politischer sinn, etwas
mehr corpsgeist, etwas mehr berechtigtes selbstbewuatsein und
etwas weniger strebermut mit obligater nachbeterei wünscbenswerth
und willkommen sein würde, dasz im besondem an manchen orten
der aufschwung der schulen durch die nicht ausreichende föhigkeit
der vorstSnde oder durch allzu willfährige, mitunter an schwttche
grenzende connivenzen gegen factische zustände — um so tadelns-
werther, weil schrille gegensätze bei andern masznahmen eine eigen-
tümliche folie darbieten — nicht unbedeutend behindert werde,
dasz femer die jüngste zeit mannigfadie wünsche erflUlt hat, für
die so mancher College in frühcrem ernsten streben seine carri^e in
die schanze geschlagen hat, während damalige gegner sehr eifrig
MataritätszeugniB , nicht mataritätsprüfang. 89
princip kann nicht in modificationen und concessionen zu
befriedigenden resultat führen; es ist eine notwendigkeit,
Tollends beseitigt werde, die schale in ihrer innem Ordnung'
höchsten und zum abschlusz musz zu dem ihr eignen princip,
r persönlichen autorität, der persönlichen unter- und über-
l zurückgeführt werden, in diesem ist enthalten, dasz der
ftf seine alleinige autorität und Verantwortung dasmaturitäts-
ausstellt, durch die gesetzlich formulierte und politisch be-
igte und verantwortete maturitfttsprüfung ist ein rechtsver-
in den gang der schule gedrungen , welches dem in derselben
h notwendigen autoritätsverhältnis feindlich dasselbe in
scheidenden acte völlig zurückdrängt, das streben, die ge-
allen und Verhältnisse des lebens nach prindpien des rechts
m, das durch die zeit geht, hat an den ihnen gebührenden
liohe berechtigung. wie aber ein rechtsverhältnis nicht in
3re des lebens der familie dringen darf, so ist dasselbe der
die nach ihrem specifischen Charakter der familie verwandt
ihren innem gang fremd, die schule ist nicht durch die
Igen des Zeitgeistes gezwungen, sich ihnen zu unterwerfen,
soll ihre eigne norm festhalten, damit sie in freier selb-
:eit im stände ist, mit ungebrochener kraft und in aller
und gewissenhaftigkeit der Verantwortlichkeit auf ihren
regen ihre aufgäbe zu erfüllen, der staat hat das specifische
der schule als ihr eigentümliches recht zu bestätigen, die
te Ordnung für die schule ist , dasz der staat das auf ihre
t ausgestellte maturitätszeugnis anerkennt und demselben
äsch gebührenden rechte und vorteile zuweist, ein hinein-
einer rechtlich geordneten procedur in den act der maturi-
tatmg ist die höhe des scholastischen bureaukratismus , die
t der Wöllnerschen Verwaltungsperiode in dem gymnasium
kt hat. das gymnasium vermittelt durch seine vom Staate
te autorität für seine schüler das Verhältnis derselben zu den
^n des Staates, wo sich nun einzelne nicht durch staatlich
vte schulen, sondern durch privaten Unterricht gymnasiale
erworben haben , da fehlt diese vermittelung ; sie treten un-
r in Verhältnis zu den forderungen des Staates, welcher fiir
le eigne maturitätsprüfung zu ordnen hat.
i uniformierung der gymnasialen bildung durch mitwirkung
igeschriebenen maturitätsprüfung hat ihren ausdruck in den
rten prädicaten der von ihr ausgestellten Zeugnisse, solche
. freilich auch sonst in der Schulpraxis aus bequemlichkeit
elitsamkeit der lehrer vor, aber nichts hindert, dasz sie ab-
nnd durch individualisierende ausdrücke ersetzt werden,
i. gesetzlich geordnete prüfung äind formulierte prädicate
Ig. ein commissar , welcher das nur aus einer prüfung her-
ide maturitätszeugnis zu vertreten hat, ist nicht im stände,
pDigen eines schülers individualisierend zu bezeugen, das
l
110 Personalnotizen.
V. B ebb er, ord. lehrer am progymn. in Andernach, zum Oberlehrer be<
fördert.
Binder, etudienlehrer in Landau, zum enbrector am gymn. in Ludwigs-
hafen ernannt.
Bock, ord. lehrer am gymn. in Lyok, zum Oberlehrer ernannt.
Brauer, dr., privatdocent, zum ao. prof. der Zoologie an der anivenität
Wien ernannt.
Collmann, ord. lehrer an der höheren bürg^rschule 1 ««Oberlehrern
Ehlinger, dr., ord. lehrer am progymn. in Boppard J ^
Förster, dr., gymnasiallehrer in Wien« zum ao. prof. fUr roman.
Philologie an der univ. Wien ernannt.
Fort seh, dr., director emer. des gymn. in Naumburg, jetzt in Jena,
erhielt den preusz. rothen adlerorden III d. mit der schleife.
Franzky, dr., ord. lehrer am gymn. in Spandau, zpm Oberlehrer be-
fördert.
Görlitz, dr. , Oberlehrer am Matthiasgymn. in Breslau, ^
an das gymn. zu Patschkau ^ i als direetor
Härtung, dr., prorector am gymn. in Jaaer, an dasf bemfeD.
gymn. zu Burg j
Hausmann, dr., gymnasialprofessor in Speier, zum lycealprofessor in
Dillingen ernannt.
Hörn stein, dr., ord. lehrer an der realsch. in Cassel ) zu Oberlehrern
Hü 8 er, dr., ord. lehrer am gymn. in Paderborn | befördert.
Jeitteles, Adalb. dr., privatdocent an der univ. Prag, zum aniTersitäU-
bibliothekar in Innsbruck ernannt.
Karabaiek, dr. , privatdocent an der univ. Wien, zum ao. prof. f&r
die geschichte des Orients daselbst ernannt.
Knobbe, ord. lehrer am KneiphÖfschen gymnasium zu^
Königsberg in Pr. I zu Oberlehrern
Ko estler, ord. lehrer an der höheren biirgerschule zu f befördert.
Naumburg j
Kos sin a, dr., oberl. am gymn. in Tilsit, als ^professor' prädiciert
Krähe, religionslehrer am gymn. in Düsseldorf , zum Oberlehrer be-
fördert.
Krischek, k. k. sectionsrath in Wien, zum ministerialrath im ministerium
für cultus und Unterricht ernannt.
Lademann, ord. lehrer am gymnasium in Qreifswaldl zu oberlehren
Leske, inspector an der ritterakademie in Liegnitz f befördert.
Maiksner, prof. am obergymn. in Agram, zum ord. prof. der lateio.
spräche und litteratur an der Universität daselbst ernannt.
Meinertz, dr., gymnasiallehrer in Conitz, zum director des gymn. in
Braunsberg ernannt.
Milz, dr., ord. lehrer am gymnasum in Aachen, zum Oberlehrer be-
fördert.
V. Morst ein, ord. lehrer am gymn. in Posen, zum oberl. amWilhelm»-
gym. zu Königsberg ernannt.
Möbius, dr., herzogl. sftchs. landesschulrath in Gotha, erhielt das ritter-
kreuz des Emestin. hausordens.
Müller, dr. Chr., ord. lehrer am gymn. in Aachen I zn Oberlehrern be-
Müller, dr. Heinr., ord. lehrer am gymn. in Borg f fördert.
Münscher, dr., Oberlehrer am gymn. in Torgau, als prorector an du
gymn. in Jauer berufen.
Nodilo, prof. am gymn. in Zara, zum ord. prof. der geschichte an der
univ. A^ram ernannt.
Pappenhe^im, dr., ord. lehrer am Cölnischen gymn. in Berlin, zum
Oberlehrer befördert.
Pauli, dr., ord. lehrer an der realschale in Hannover, zum Oberlehrer
ernannt.
Maturitätszeugnis, nicht maturitätspräfnng. 91
lie innerhalb ihres kreises eine Unendlichkeit concentriert und
lalb ihrer grenzen dem ethischen gehalte nach das leistet, was
teilst begabte in weitem umfange erreicht, ist ein menschliches
Ulf welches auch die pädagogik gerichtet sein musz. mittel-
l begabte und langsame geister ersetzen nicht selten die
tlhaftigkeit der gaben und der leichtigkeit der fassung und
heoretischen fortschreitens durch die entschiedenheit der
(on richtnng und durch die continuität und die nachhaltigkeit
iszes, in welchen schon eine Verwandtschaft mit dem gegen*
ist. der sinnige, gespannte, zusammenhängende fleisz in
leialen Studien, welcher eben so sehr eine gäbe, als eine tugend
', an sich schon ein beweis für eine besondere qualification für
sehaftliche Studien, denn er hat seine quelle in der congenia-
les geistes mit der theoretischen aufgäbe, der verständige
erkennt in diesem die bürgschaft für nachhaltige und brauch-
listungen und weisz einen aus dieser innem gegenständlichen
adtschaft hervorgehenden fleisz von dem mechanischen, dem
rtande innerlich fremden und schwerfälligen und mühseligen
A, das oft nur durch unreine motive in bewegung gesetzt
EU unterscheiden, auf leistungen von schülem dieser geistigen
Kmlichkeit, so wie sie während des gymnasialen ganges hor-
ten, ist nach dem objectiven gleichmasze der maturitätsprü-
tur eine niedere abstufung des beurteilenden prädicats ver-
•r, während die sichtbar werdende geistige und sich an-
lende richtung, deren zukünftige entwickeiung gute erfolge
ieht, sich, der vorgeschriebenen beurteilung entzieht, ein
s, das nach dem selbständigen ermessen des lehrers indivi-
Hi, kann diesem unrecht vorsichtig und umsichtig abhelfen,
lerer schüler besitzt die leichtigkeit der fassung gymnasialer
Ainde, macht in den anfangen der biidung, mit welchen das
man es zu thun hat, continuierliche fortschritte. &ber es
hm die entschiedenheit der individuellen geistigen richtung,
Iriier die nachhaltigkeit der erfolge bedingt ist. seinen
gen musz die maturitätsprüfung ein gutes , vielleicht vorzüg-
iBfQgnis erteilen, ein lehrer würde aus habitueller künde,
%k dem gegenwärtigen die zukunft der entwickeiung angelegt
igedeutet sieht, vorsichtiger urteilen, das masz der beur-
Pder befähigung für wissenschaftliche Studien und andere
lerufe ist tiberall ein qualitatives, das die augelegte eigen-
ikeit der geistigen richtung ins äuge faszt. es gibt reich und
iddedener richtung begabte geister, welche nicht zu wissen-
bhen Studien innerlich berufen sind, sondern praktischen
lerufen angehören, wenn auch für diese der gang durch das
Sxuaa. nützlich , ja notwendig ist, leisten sie doch nicht für die
Idie mitte desselben das, was minder befähigte schüler er-
jji damit auch sie den rechten gewinn von dem gymnasium
Mamit ihnen nicht ein unrecht der behandlung und der beur-
i
112 Personalnotizen.
In rahesiaiid getretent
Friedhoff, dr., ao. professor an der akademie za Münster.
Hess, Stadienlehrer in Nördlingen.
Stolz, dr., subrector in Pirmasens.
Gestorben t
Beitelrock, Joh. Mich., professor am Lycenm zn Aschaffenbnrg, am
1 decbr. 1874.
B lahme, dr. Fr,, geheimrath, ord. professor der jorispradenz an der
uniy. Bonn, am 6 novbr. 1874, 77jährig.
Brandes, dr. prof., emer. director des gymn. in Lemgo, am 30 dec. 1874
za Salzuffeln (geograph. Schriftsteller).
Brenner, dr. Friedr., docent der psjohiatrie an der univ. Basel, am
31 oct. 1874.
Backendahl, ord. lehrer an der realschale zn Düsseldorf.
Cron, Heinr., stadienlehrer in Ansbach, am 31 decbr. 1874.
Deiohmann, dr., professor am gymn. in Hersfeld, starb zn Bonn am
12 noy. 1874.
F'iedler, dr., Oberlehrer, professor am gymn. in Leobsehütz.
Qoldhorn, dr. th., hofrath und nniversitätsbibliothekar an der aniT.
Leipzig, am 21 decbr. 1874.
van Hasselt, Andr^, kansthistoriker and lyrischer dichter, am belgi-
sches Schulwesen verdient , mitglied der akademie in Brüssel, am
30 novbr. 1874.
Hitzig, dr. Ferdin., geh. kirchenrath, ord. prof. der theologie an der
uniy. Heidelberg, am 22 jannar (ein meister alttestam. exegese).
Koppe, Karl, prof., Oberlehrer a. d. am gymn. in Soest, am 10 novbr.
1874, 71 jähre alt.
Koppstadt, Hago, Oberlehrer a. d. an der realsobnle in Grefeld, am
9 novbr. 1874, 57 jähre alt.
Matz, dr. Fr., ao. professor der archäologie an der nniy. Berlin, am
30 dec. 1874, 30 jähre alt.
Nagel, dr. prof., emer. Oberlehrer der realschale in Mülheim a. d. B^
am 26 decbr. 1874 zn Hochheim.
Nipperdey, dr., ord. prof. der classisohen philologie an dernniF. Jens,
am 2 Januar.
Rochleder, dr., ao. prof. der chemie an der nniy. Wien, am 5 noybr.
1874, 63 Jahre alt.
Scheele, dr. professor, rector des domgymnasinms in Menebanr. am
1 decbr. 1874. •'
Steininger, professor emer. am gymn. zu Trier, am 11 octbr« 1874,
80 jähre alt.
Stephan, Oberlehrer am gymn. in Leobsehütz.
Thiele, etatsrath, director der königl. kapferstiehsammlnng in Kopen«
hagen, als dichter und kansthistoriker bekannt, am 9 noTbr. 1874,
79 jähre alt.
Thtirlings, ord. lehrer am gymn. zn Marzellen in Köln, am ISnorem-
her 1874.
y. Tisch endorf, Constantin, dr., geheimrath, ord. prof. der theologie
an der nniy. Leipzig, berühmter bibeltextforsoher, am 7 dee. 1874,
60 jähre alt.
T. Wattenwyl, dr., schweizerischer geschichtsforscher, am 14 decbr.
1874 in Bern.
Zetters tedt, Joh. Wilh., professor der Zoologie an der nniy. Land,
am ^S decbr. 1874, 90 jähre alt
A. Schaabach: griech. yocabalarium für den elementarunterricht. 93
itt smn der humaniiSt und erziehende fürsorge fordern , dasz jähre
iaog vorher begangene unarten und vergehen nicht in dem zeugnis
Bichgetragen werden, für die schale sind sie durch die disciplinar-
itnfe abgebüszt. der schatten des bösen , der die seele deprimiert,
<iiif den schtüer nicht auf seinem gymnasialen gange bis zum schlusz
begleiten, thorheiten, Yenrrungen, schülerstreiche dürfen dem
sehfller nicht schwarz auf weisz auf seinen lebensweg mitgegeben
werden, das zeugnis geht aus dem rückblick auf die Vergangenheit
knror; aber es ist zu bedenken, dasz es eine Wirkung für die zu-
kauft hat. es erscheint als ein widerlicher pharisäismus , wenn die
qaantitatiYen unterschiede sogar auf das betragen , das disciplinare
«igebnls ausgedehnt und dies mit nummem bezeichnet wird, wenn
ein Bchüler sich rühmt, er habe im maturitätszeugnis für sein
wiesen die nummer III, aber für sein sittliches verhalten die num-
Btfl, oder gar, er habe für beide die nummer I bekommen, aber
^8 leugnis darf nicht gleichgültig gegen das verhalten des schülers
üf seinem gange durch die schule sein ; es ist der schlusz der dis-
opUnaren zocht. gerade das sittenzeugnis forderte pädagogische
iMieht und vorsieht, Weisheit und ernst, welche nur in der freien
idbstSndigkfiit des rectors und in der in ihr begründeten individua-
^inerenden weise des ermessens sich bewährea können.
Lübeck. Rikck.
4.
^tlECHISCHES VOCABULARIUM FÜR DEN ELEMENTARUNTERRICHT VON
A. SCHÄUBACH, PROFESSOR AM GYMNASIUM BerNHARDINUM ZU
Meiningen. Leipzig, druck und verlag vcn B. G. Teubner. 1873.
Zur schnellem fÖrderung auch in der griechischen lectüre dient
wortkenntnis. welche werte also soll der schüler lernen? doch wol
■die, welche er bei seiner lectüre und für dieselbe braucht, äuszerst
BftWeh ist es demnach für den anfänger im griechischen , wenn er
algehalten wird, nicht nur die Wörter seines elementarbuch s zu 1er-
stn, sondern auch die, welche er bei der lectüre der folgenden classe
Inacht. das buch aber , welches dem schüler im zweiten jähre des
igriediisehen Unterrichts in die bände gegeben wird, ist und wird
wol auch bleiben Xenophons anabasis. welche erleichterung und
förderung also für den schüler, wenn er in die tertia eintritt und
einen ansehnlichen vorrath von vocabeln für die lectüre der genann-
ten Schrift mitbringt.
Nach dieser richtung hin ist vorstehendes griechisches vocabu-
larium für den elementarunterricht abgefaszt. das bücheichen ent-
hält auf 31 Seiten grösten teils worte aus der anabasis, wobei auch
andere nicht in der genannten schrift vorkommende aber sonst be-
kannte Worte nicht fehlen, bei den Substantiven sind gonetiv und
.geschlecht, bei den adjectiven die endungen angegeben; den unregel-
94 U. Heskamp: etymologisches lateinisches vocabnlariom
mäszigen verben sind die tempora zugefügt, eine art Stufenfolge Tom
leichteren zum schwereren , vom bekannten zum unbekannteren ist
angedeutet und durch zahlen bezeichnet.
Das buch wird seit seinem erscheinen mit viislem nntMB im
hifiirnfjnn gjmnaainm gebraucht, wir empfehlen dasselbe angelegvni-
lieh zum weitem gebrauch.
HiLDBUirOHAUSF.N. DoBBRunL
5.
Etymologisches lateinisches vocabularium fOb sbxta mn^
QUINTA SYSTEMATISCH GEORDNET VON DR. HsiNBIOH Htl- '
KAMP. Hildesheim 1874.
Einen wesentlichen bestandteil des lateinischen nnterrieliti tt
der sexta und quinta bildet heutzutage das vocabellemen. lA Ug^
heutzutage, denn vor nicht gar langer zeit glaubte man davon vdKf i
absehen und mit demjenigen Wörterschatz sich begnügen zn kösBüi^ j
welcher sich unmittelbar aus dem Übersetzungsstoff nnd der grt** ;
matik ergab, seitdem sich aber die ansieht, dasz die auf diese wfliit j
erlangte Sprachkenntnis nicht ausreiche, bahn gebrochen hatte^ sd^ 1
dem entstand die frage, ob man die vocabularien, welche man te
Schülern in die band gab, nach sachlichem oder etymologischem g^
sichtspunct ordnen dh. ob man die Wörter nach ihrer gemeinsehift^
liehen beziehung auf einen gegenständ oder nach ihrer etymoloipt'
sehen Verwandtschaft zusammenstellen solle.
Diesem zweiten gesichtspunct nun hat man allmfthlich den voi^
zug gegeben und zwar deshalb , weil er sich aus der spräche sdblt
ergibt und weil die erlemung der spräche nach ihrem innem baa.
der hauptzweck des Unterrichts ist.
Die etymologische Zusammenstellung der Wörter führt 60k
Schüler früh auf dem wege der unmittelbaren anschaunng in difr
wortbildungslehre ein und regt hierdurch das nachdenken und dit
selbstthStigkeit des schülers in nachdrücklicher weise an. auch wM
dem Schüler viel zeit erspart durch das vermeiden des vocabel-aat*
schlagens. denn da er schon früh an die etymologische methode ge-
wöhnt ist, so werden die gleichen sprach- und ableitungsgesetie ia
ihm fest und lebendig, und er wird nach und nach selbst bei minte
bekannten vocabeln die Verwandtschaft der abgeleiteten Wörter mÜ
der Wurzel sehen ; statt mechanisch aufzuschlagen wird er denkea
lernen.
Nicht zu unterschätzen ist femer das sinnliche element dei
spräche, die gewöhnung an den klang, welche die aneignung nnd aa-
schauung der spräche in hohem grade erleichtert und doppelt toi^
teilhaft wirkt, wenn sie mit den Sprachgesetzen und der bedentaag
der Wörter in innerer Verbindung steht , was eben durch die etfoio*
^^1 3he Zusammenstellung der werte erreicht wird.
för sexta und quinta. 9&
Diese betrachtungen haben auch den Verfasser des uns vor-
legenden bfichleins nach seiner eigenen aussage in der vorrede be-
wogen den Stoff etymologisch zu ordnen.
Der inhalt ist kurz folgender, es sind auf den ersten 10 Seiten
& declinationen abgehandelt und. flüL jftd^^Mwr akihigiiiwa «nasritt
ron wnrsAkvtastftirtfven zusammengestellt, denen oft ein abgeleitetes
inptwort oder adjectiv zugefügt ist, bisweilen auch eine etwas
^ere Verbindung von Wörtern, um dadurch die bedeutung zu
hieren und auch die phraseologie nicht ganz auszer acht zu lassen,
loch hat der Verfasser, wie er es auch selbst bemerkt, sich auf das
nebtigste beschrftnkt. zu erwähnen ist hier gleich, dasz fast zu
Bdem wort ein im deutschen eingebürgertes fremdwort gesetzt ist^
M mit dem lateinischen in mehr oder minder leicht erkennbarem
munmenhang steht.
Es folgt dann eine reihe von Substantiven, welche sachlich der-
dben begriffssphSre angehören, über thier bäum und blume.
Die conjugationen werden auf ungefähr 30 selten behandelt,
n regelmäszigen verben der betreffenden conjugation folgen die
iregelmSszigen; den einzelnen stammverben schlieszen sich — und
ikrt etwas reichhaltiger — abgeleitete substantiva, adjectiva und
vte, öfters auch eine häufig vorkommende phrase an zb. s. 15 ex-
|irare vitam, s. 25 pigri discipuli poena afQciuntur, s. 17 victoriam
Ifortare ab hostibus. nachdem dann am ende der vier conjugatio-
Hun die verba anomala sum, fero, volo, eo, fio mit einzelnen zu>
lien und ableitungen vorgeführt sind , gibt der anhang auf s. 45
k 48 eine reihe von Sentenzen und Sprichwörtern, welche meistens
fader mit deutschen Sprichwörtern übersetzt werden.
Dies ist in kurzem der plan und inhalt des büchleins , und es
M)t uns jetzt noch übrig, über den werth und die anwendbarkeit
IMelben in den schulen einige worte zu sagen.
Zuerst möchte es zu bedauern sein, dasz der verf. sich nicht an
der bestehenden lesebücher angeschlossen hat, wodurch eine
einheit des Unterrichts erzielt worden wäre, vielleicht
man, so geringfügig auch bei richtiger Würdigung der ge-
aufgabe dieser umstand ist, behaupten, dasz aus ihm einige
werkchen selbst anhaftende schwächen, die im folgenden näher
werden sollen, entsprungen sind.
Man wird mit mir wol darin übereinstimmen, dasz die brauch-
It eines solchen vocabulariums auf der geschicklicbkeit beruht,
I welcher der verf. den stoff ausgewählt und begrenzt hat. denn
Pf kommt es ja an, dasz der scbüler die gelernten vocabeln
zu verwenden gelegenheit hat, da sonst der mühsam erlernte
rorrath todt bleibt und sich eben deshalb verflüchtigt, mit
wort, es scheint mir, als ob man selbst bei einer so kleinen
von Wörtern, wie sie der verf. in aussieht genommen hat,
rerlich Wörter wie causa, dementia, cura, ratio u. a. wird ent-
können^ von denen sich nur cura, jedoch erst bei der ersten
116 Mataritätszeugnis , nicht maturitätsprAfung.
nicht nach einer Vereinzelung der vorteile oder der nachteile, son-
dern nnr aus dem begriff selbst entscheiden, das specifische prindp
der schnle ist das der subjectivit&t des perä({nlichen verhftltnisses,
der autoritftt und der pietät, das des Staates das der objectivität des
rechts, des gesetzes. die ttbertragong einer ol^jectiv gesetzlichen be-
stimmnng des Staates in acte der schale ist eine Verwirrung der
grenzen (öpoi) dieser gebiete , verletzt das speeifische princip , den
pttdagogischen Charakter der schulen, wenn das bureaukratische mis-
trauen gegen die einsidit und die fUhigkeit, den redlichen willen
der untergebenen, welches diese Verwirrung verschuldet, nicht mehr
die herschaft hat, wenn jedem einzelnen gjmnasium und dem rector
eine durch berücksichtigung des individuellen einzelnen, so wie
durch verantwortliche Selbständigkeit kräftige action zurückgegeben
wird , dann wird der innere pädagogische widersprach einer gesetz-
lich geordneten maturitätsprdfang von selbst auch dem allgemeinen
bewustsein klar und der wegfall derselben ergibt sich als eine innere
notwendigkeit. dann wird das in dem Charakter der schule und in
der natur des actes begründete Verhältnis wieder hergestellt werden,
dasz der reotor auf seine alleinige autorität ein maturitätszeugnis
ausstelle, wie dem rector Selbständigkeit von oben gebührt, so auch
von unten, eine abhängigkeit desselben von einer majorität der
lehrer widerspricht ebenfalls dem pädagogischen Charakter der schnl-
leitung. es ist ein widersprach mit heillosen folgen, wenn der rector,
welchem allein die verantwortliche leitung des ganzen des gymna-
sialen ganges zusteht, in aller form rechtens der zuüllligkeit einer
majoritätsentscheidung unterliegt, wenn ein zeugnis Über die matu-
rität durch eine entscheidung von oben oder von unten zu stände
kommen kann, eine abhängigkeit von der beliebigkeit und zufUlig-
keit eines majoritätsbeschlnsses vernichtet die festigkeit und einheit
der gymnasialen praxis in allem bedeutungsvollen und entscheiden-
den, was die unterricht^ehörde für die einheit und gesetzlichkeit
der ausstellung des maturitätszeugnisses kann, ist die anordnung
fester formen, welche der bedeutung dieses actes gemäsz sind, die
strenge der form schützt an sich schon gegen Willkür und leicht-
fertigkeit. die abfassung eines ofüciellen documents über den gang
der berathnng mit den lehrern der prima und deren ergebnisse und
über den abschlusz des Zeugnisses werde verordnet, es ist unwider-
leglich klar, dasz der rector für eine maturitätserklärung einer be*
sondern prüfung nicht bedarf, dasz er in seiner amtlichen thätigkeit
ein wahreres und gerechteres zeugnis auszustellen im stände ist, als
durch eine temporelle prüfung ermittelt werden kann , dasz das in
der natur der sache begründete verfahren durch nichts anderes und
besseres ersetzt werden kann, dies verfahren ist beseitigt und an
dessen stelle eine prüfung nach formulierten Vorschriften, durch ein
collegium , welches nach majorität entscheidet, unter einer amtlichen
aufsieht und Verantwortung, eine institution, welche gar nicht mehr
wie eine pädagogische aussieht , gesetzt in der absieht , so eine ein-
für Bexta and quinta. 97
tion hunger isi der beste koch. s. 48 mens pia, mens hilaris stu-
ionqiie et artis amatrix fröhlicher, fleisziger, frommer mnt ist der
kodenien höchstes gut. non flos, sed flores faciont ex arte corollam
iie lehwalbe macht keinen sommer. preces magnatom armatae
pmiOT herren bitten sind befehle.
Man wird wol zugestehen, dasz alle diese ausstellungen das
zwar mit recht treffen , jedoch vielleicht nicht ausreichend
od, um es f&r die schule ganz untauglich zu machen.
Aber noch ein fehler entstellt das werkchen^ der es nach mei^
ur meinung für die schüler der sexta und quinta gänzlich unbrauch-
br madit. ich habe bereits oben die aufmerksamkeit darauf ge-
Utet, dasz der Verfasser überall, wo es nur angieng, die deut-
Kken fremdwörter den betreffenden lateinischen Stammwörtern zu-
fmUli hat. als grund gibt er an , dasz der schüler sich schon fi*üh
a diese firemdlinge in der spräche gewöhnen müsse , damit es ihm
lidit ergehe wie zwei ärzten, welche condensiert von contendere ab-
efteten. das ist allerdings ein trauriges zeugnis für die herren, aber
bnhaus nichts, woraus der verf. die berechtigung herleiten könnte,
nt solchen fremdwörtem ein für die untersten stufen des gymna-
km bestimmtes buch so freigebig auszustatten, wenn der lehrer
In deutschen gelegentlich — nicht systematisch — die vorkommen-
Itt fremdwörter erklärt , so ist er auf seinem gebiet , wenn aber im
ifeinischen zu den vocabeln mit ihrer bedeutung noch andere deut«
pke Wörter hinzutreten, die gelernt und verstanden werden sollen,
i ist dies eine viel zu starke anforderung an die kraft der schüler.
Ivn diese fremdwörter nur als Übersetzung der lateinischen auf-
mioii d. h. mit den lateinischen dem Wortlaut nach ganz überein-
jhinon, wie natur, ferien, bestie, so ist dies wenn nicht gerade zu
Aen, so doch zu dulden, da diese werte wenigstens selbst dem jüng-
ihrem sinne nach bekannt sind und die erkenntnis des Ursprungs
bis dahin unklaren begriff des mechanisch angewandten wertes
lügt und fixiert, lesen die schüler jedoch Wörter wie Aa s. 1
aqua, pennal, pennäler s. 1 unter penna, revacdnation s. 2
vacca, ultramontan s. 8 unter mens, investitur s. 10 unter
und viele derartige, so verstehen sie dieselben nicht, und der
müste sie, obgleich die ableitung gegeben ist, noch erklären,
aber ist eben sache des deutschen lehrers, welcher den in der
len stunde gesammelten wortvorrath auszunutzen verstehen
— ganz abgesehen von der praktischen unzuträglichkeit, dasz
Im erklärungen eine zu grosze zeit beanspruchen und oft den
ladpunct des Schülers, den sie voraussetzen, nicht vorfinden.
L Zu all diesen mangeln kommt dann noch eine fehlerhafte ortbo-
ie. zwar sagt der Verfasser in seiner vorrede, dasz er in der
abweise den lehren von Corssen, Neue, Wagner gefolgt sei,
iwol schreibt er an der einen stelle s. 3 humus humi iaceo
ddns humilis, an einer andern s. 19 richtig umidus umus umi
warum, fragt man weiter, schreibt er denn nicht promunto-
, jahrb. f. phU. xx. p&d. H abt. 1875. hft 2. 7
98 Lehrbuch für den eagengeschichtlichen onterricht
rium statt Promontorium s. 8 — das wort kommt nach Gorssen foo
promineo her — conubium statt connubium , genetivus statt gni-
tivus 8. 33, anulus statt annulus s. 2 ? hierher ziehe ich auch iQgM
duodecim tabularum s. 2, denn es steht hinlänglich fest, dassü«
richtige ausdrucksweise lex d. t. ist.
Alle diese vorwürfe beziehen sich auf den innem gehalt dM
buches, aber auch gegen die äuszere ausstattung desselben is( maft'
ches zu erinnern, denn es findet sich eine grosze menge von dmdC'
fehlem, die durch die eigentümlichen entsteUungen der werte ungo*
mein störend wirken, ich lasse hier ein ziemlich ToUstftndiges vflr*
zeichnis derselben folgen: s. 5 viritum statt viritim; s. 14 arrogitii
statt arrogantia; s. 21 voceo statt voyeo; s. 23 cicida acuta Mi
cicada a. ; s. 24 abigo abigi statt abigo abegi; s. 26 sarificere Mi
sacrificere; ebd. adjecere statt adjicere ; s. 27 fodeo statt fodio; M*
linguo statt linquo; s. 28 bibi statt bibo; s. 29 effigres statt efifigiflt
ebd. flustus statt fluctus; s. 35 Flamminius iratus se ex consQb
statt Flammius usw. wss doch wol Flaminius heiszen soll?
EÖMIOSBERG. KaUSCB.
6.
LEHBBÜCHEB FOB DEN SAaENOESCHIGHTLICHEN
ÜNTERBICHT.
1) DB. O. Schöne: orieohisohe, römisohb, dbotsohb SAoniflh
, DEM UNTERRICHT IN DEN UNTEREN 0LA88EN. ZWEITE AUTLAfli
Iserlohn, J. Bädeker. 1868. kL 8.
2) H. Mehl: die schönsten sagen des classiscren altebtihi
UND des deutschen MITTELALTERS. FÜR DIE JUGEND BRsIBC;
UND ALS VORSTUFE DES GESCHICHTLICHEN UNTERRICHTS BBAl
REITET. Wien, A. Pichlers witwe und sehn. (Jahreszahl feUt.) i
3)0. Kirchner: Grundrisse der Mythologie und SAOi
GESCHICHTE DER GRIECHEN UND RÖMER. ZWEITE AUFLAGE. Ckirl
C. B. Griesbach. 1872. 8.
Nach dem jetzt gültigen normallehrplan der preuBzischen gjfl
nasien beginnt auf denselben der geschichtsunterricht erst im dl
quarta mit den wichtigsten capiteln der griechischen und rOmisehi
geschichte. ref. glaubt, dasz dieses aus mehr als einem gnmde wiA
richtig ist zunächst ist es fUr ziemlich unmöglich zu halten. Im
zwei wöchentlichen lehrstunden auch nur die hauptsachen aus dl
griechischen und römischen geschichte in einem jähre dmehzinMi
men. sodann httlt ref. für nötig, dasz den schülem nicht nor eil
kurze Übersicht der hauptthatsachen auch aus der orientalischeiigi
schichte gegeben wird, sondern auch dasz sie mit den wichtigi
ren sagen des classischen und des deutschen altertuH
schon früh vertraut gemacht werden, die ersten beiden grUai
machen geschichtsstunden auch schon in quin ta nötigi deren pai
Lehrbuch für den sagengeschichtlichen nnterrichi \ 99
mm dann die orientalische und griechische geschichte bilden würde,
wShrend der quarta allein die römische geschichte verbliebe, an
deren bewältigung man , will man nicht gar zu oberflächlich sein,
auch schon in dieser classe hinreichend für ein jähr zu thun hat.
du von uns geforderte- bekanntwerden der schüler mit den sagen
aberlSszt sich nur, und da sehr passend, in sexta bewerkstelligen,
die Sextaner haben für die sagen die allermeiste empfänglichkeit,
bSien and behalten sie mit dem grösten eifer; man hat in sexta zeit,
die wichtigeren sagen genauer und ausführlicher durchzunehmen,
was doch nötig ist, soll die sache überhaupt zweck und werth haben,
•b wenn man sie nur gelegentlich im deutschen Unterricht zu auf-
tttsen benutzt, oder gar bei der lateinischen lectüre beiläufig
DitteilL auch die absieht Lattmanns, durch die lateinische
leetttre bekanntschaft mit einigen sagen zu bewirken, kann ref.
aieht für genügend halten ; die in Lattmanns lateinischem lesebuch
gebotenen sagen sind doch etwas gar zu kurz , auch ist ja das lese-
bach in VI noch nicht anwendbar.
Bef. hält also dafür, dasz in sexta zwei wöchentliche stunden
zo den bisherigen 28 hinzuzulegen sind (30 stunden sind wirklich
Mich für einen sextaner nicht zu viel ', auch sind diese erzählungs-
sionden mehr erholung für die kleinen als anstrengung) , und dasz
dieselben für sagengeschichte verwandt werden. ' da wird man dann
MÜ haben, die schönsten und wichtigsten sagen der Griechen, Bömer
imd Deutschen den schülem vorzutragen, sie wiedererzählen zu lassen
md durch öftere repetitionen einzuprägen, sehr passend würde es
MS, wenn der lehrer des deutschen in sexta zugleich diese sagen-
geschichte lehrte, und dann den so gewonnenen stoff öfter zu kleinen
idrriftlichen darstellungen verwendete, die orientalischen sagen
bSnnte man eventuell noch bis quinta aufschieben (ohnehin be-
Nhtfinkt sich ja das, was von ihnen zu geben ist, wesentlich auf die
geeehichte des Cyrus); die römischen königssagen musz man ja
jedenfalls in quarta wiederholen: fehlt es also in sexta für sie an
nii, 80 mag man auch sie aufsparen, dagegen möchte ref. auf keinen
Uldie deutschen sagen in sexta missen, der knabe musz schon
&1lh mit den sagen der deutschen vorzeit bekannt gemacht werden;
vnd sie im Zusammenhang vorzutragen findet sich später erst in den
obersten classen, und auch da nur wenig gelegenheit. daher sollten
lOermindestens doch die Nibelungen-, Gudrun- und Dietrich-
lagen schon in sexta den schülem mitgeteilt werden.
An hülfsmitteln für diesen Unterricht zur benutzung der lehrer
^d Schüler fehlt es bekanntlich nicht: Stoll, Schwab, Oster-
* man wolle beachten, dasz auch die 'böberen bürgerschalen' schon
Ä VI 30 wöchentliche lehrstunden haben, nnd darunter doch wenigstens
fiae für geschichtlichen Unterricht (ebenso in V).
^ aus ähnlichen gründen fordert diesen Unterrichtsstoff and mit
iluüichen Argumenten stützt diese forderung auch Schrader, er-
liehnngs- und unterrichtslehre ' s. 508 f.
100 Lehrbuch fttr den sagengesohichtlichen nnteniohi.
wald, auch Staoke' bieten sich ja mit ihren längst anerkanntei
bttchem nebst vielen anderen dar.^ ihnen schlieszen sich die beiden
unter nr. 1 und 2 angeführten bücher an; doch sind diese boiden
nicht eigentlich bücher für den Unterricht, sind mehr zum nacblestti
zu hause denn als grundlage des Unterrichts in der schule sa be-
nutzen ; diesem letzteren zweck sucht mehr die oben unter nr. 3 an-
geführte Schrift zu genügen, ob freilich ein leitfaden für den sextaoer
überhaupt nötig ist, darf wol bezweifelt werden, ref. hat yiehnehr,
die geschichten in der stunde erzählt und noch in derselben stunde
wiedererzählen lassen (die aufgeweckteren imd besser begabten
Schüler waren stets dazu im stände) , die zu merkenden namen hat
er an die Wandtafel geschrieben und von den schülem in ein beson-
deres heft abschreiben lassen , das er von zeit zu zeit der revision
und correctur unterzog ; durch häufige repetitionen hat er die hanpt-
sachen mit den namen im gedächtnis der schüler zu erhalten und n
befestigen gesucht, das scheint ihm auch jetzt noch zu genügen,
und somit ein leitfaden ziemlich überflüssig zu sein, der einwand,
den Kirchner im vorwort (s. I) gegen dieses verfahren erhebt,
dasz dadurch die zeit des untierrichtens beträchtlich gekürzt werde,
ist nicht richtig; es wird dadurch nur wenig zeit in ansprach ge-
nommen, wenn der lehrer richtiges masz hält in der auswiäil der in
lernenden namen, was doch auch nötig ist, um die kleinen schüler
nicht mit namen zu überbürden und so zu bewirken , dass sie die
wichtigen mit den unwichtigen bald wieder vergessen.
Oehen wir nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen zur Be-
sprechung der einzelnen bücher über , so hat es der verfosser tob
nr. 1 verschmäht, durch ein vorwort sein werkchen einzuführen und
seinen lesem auseinander zu setzen, welchen zweck er bei der ans-
arbeitung desselben gehabt hat. nur auf dem titelblatt findet aieh
die bemerkung *für den Unterricht in den unteren classen'. flir
diese allerdings, besser für die untersten passt das bücheichen
nach seinem ton etwa , und selbst für diese stufe ist es zu selbstibi-
digem belehren durch lesen, oder zum ausführlicheren repetieren
reichlich kurz, denn alle geschichten sind mit möglichster kfine
erzählt (das buch hat 42 selten in kleinem octavformat, von denen
' dieser würde seine trefflichen bücher gewis noch mehr vervoll*
kommnen, wenn er z. b. im ersten teil nach art B. Wolters einige
kurze capitel über Aegypter, Phönizier, Assyrier und Babylonier hinsa-
ftigte, nnd im zweiten teil die erzählang von Aeneas erweiterte , von
dessen irrfahrten einiges erzählte und besonders auch Dido erwähnte.
^ ref. erlaubt sich bei dieser gelegenheit auf ein recht treffliche«
bülfsbuch für den Unterricht in der deutschen sagengeschichte aufmerk-
sam zu machen, nemlich das buch von £. A. W. Günther, ^die deutsche
heldensage des mittelalters für schule und haus bearbeitet', Hannover
1870, C. Brandes, das buch enthält in selbständiger und recht guter
darstellung die Nibelungen-, Dietrichs- und Gudrunsage, die erstere und
letztere freilich kurz im Verhältnis zu der zweiten, doch ohne auBlasensg
irgend wesentliciher puncte.
Lehrbuch für den sagengesohiohtliohen Unterricht. 101
16 der griechischen, 7 der römischen und 19 der deutschen sage zu-
&Uen), worunter natürlich die deutlichkeit oft sehr leidet, indem
flieht unwichtige bindeglieder ausgelassen sind, so heiszt es in dem
cnien, 'die götter' überschriebenen abschnitt von Apollo: *er
fUirt den sonnenwagen am himmel hin, erregt krankheiten und heilt
banke, verkündet auch durch sein orakel zu Delphi die zukunft'.
Tom Prometheus, der (s. 4) auf einer halben seite abgefertigt
wird, heiszt es: *zur strafe liesz ihn Zeus an einem felsen des Kau-
nras festschmieden, wo ihm ein adler täglich die leber aus&asz ;
ent Herakles erlöste ihn', da wird doch sicherlich auch einem sex-
taaer schon der gedanke kommen, wie es denn möglich ist, dasz
dem armen mann täglich die leber ausgefressen wurde; das
allnächtliche wiederanwachsen derselben hätte doch notwendig auch
erwihnt werden müssen. — Der Argonautenzug, Theseus,
sdbst Herakles erhalten wenig mehr als je eine seite; um das zu
«nni^lichen hat der verf. z. b. die art, wie Jason die aufgäbe des
iietes löste, und wie er nachher den di'achen tödtete gar nicht
mitteilen können, ist der anfang des abschnitts ^Theseus' ganz
iDiTerst&ndlich. man lese diese eine probe, um danach über das
giDze bflchelchen zu urteilen: ^Aegeus war könig von Athen und
Bahm Aethra zur gemablin (wo?), er muste sie aber verlassen und
verbarg sein schwort und seine sandalen unter einem felsblock, er
sagte zu Aethra: «wenn du einen söhn bekommst, so führe ihn,
wenn er herangewachsen ist, zu dem felsstück, vermag er den stein
xa heben, und kommt er mit dem Schwerte zu mir nach Athen, so
will ich ihn als meinen söhn anerkennen», dieser söhn des Aegeus
od der Aethra war Theseus. • er hob, als er herangewachsen war,
den stein, und machte sich mit dem Schwerte und den sandalen auf
den weg nach Athen, auf diesem wege be&eite er das land von
nesen, die es unsicher machten, so tödtete er den keulenschwinger
Periphetes, Sinnis den fichtenbeuger, den auf einem felsen lauernden
Skiron und den Prokrustes, der zwei betten hatte und nach ihrer (?)
grOeze seine gaste verstümmelte und tödtete. in Athen wurde er
von Aegeus als söhn anerkannt'. — Nach dieser probe wird jedem
leser klar sein, dasz das buch höchstens zur hülfe beim repetieren
Ter&szt sein kann; doch meint ref., dasz auch zu diesem zweck den
idiQlem besser ein etwas ausführlicheres buch zu empfehlen sei, als
«in solches, das im gründe genommen weder fisch noch frosch ist. —
In wie ausgedehntem sinne der verf. das wort ^sagen' faszt, mag
man schlieszlich noch daraus ersehen, dasz er, nachdem er Griechen-
land mit des Odysseus heimkehr verlassen, nachdem er darauf unter
der Überschrift 'älteste geschiebte der Römer' die hauptsachen aus
deren geschichte bis zur besiegung des Pyrrhus und der eroberung
Ton Süditalien geliefert, und dann unter der Überschrift ^deutsche
ttgen' nicht blosz von den deutschen göttem, von Siegfried, der
Hibeluogen not, Gudrun, Walthor v. Aquitanien, Dietrich v. Bern,
k5nig Rother y sondern auch noch von Karl dem Groszen gehandelt
102 Lehrbuch für den sagengeschichtlichen Unterricht.
und von seinen kriegen erzählt hat, endlich auf seite 44 imter
Friedrich Barbarossa' den bekannten ^Schwabenstreich' anführt,
dann den Volksglauben erwähnt, dasz Friedrich im Eyffhäusery 'der
seine grosze bürg trug' schlafe, und endlich mit den 5 letzten versen
von Bttckerts gedieht ^Barbarossa' schlieszt.
Etwas umfangreicher ist angelegt das unter nr. 2 verzeichnete
buch, welches auf 116 Seiten die Herakles-, Theseus-, Argonaaten-
sage, den trojanischen krieg, die irrfabrten des Odyssens, die ge-
schichte der Antigone, die Nibelungensage und die geschichte vom
hörnernen Siegfried enthält, der verf. bezeichnet im vorwort ala
zweck des buches, 'die Jugend (von 10 — 12 jähren) gleichsam in dk
morgenröthe der geschichte einzuführen', da G. Schwab 'dooh
mehr für die reifere Jugend als für das kindliche alter geschrieben
hat', Niebuhrs griechische heroengeschichten 'wegen des groaien
namens des Verfassers überschätzt worden sind', und die darstelliuig
Ludw. Orimms Heils zu wenig quellenmäszig, teils zu wenig antOc
einfach' ist, glaubte der verf. 'eine in der litteratur der sagenge-
schichten bestehende lücke ausfüllen zu sollen*, ohne die gewis
doch naheliegende frage aufwerfen zu wollen , ob dem verf. ausier
den genannten drei büchern keine anderen , die denselben stoff be-
handeln, bekannt geworden sind, wollen wir betrachten, was er,
nachdem er grosze erwartungen erregt hat , unji bietet 'zur aoafU-
lung der lücke'. da empfinden wir es zunächst als einen grossen
mangel des buches, dasz nur wenige sagen mitgeteilt sind, gar
manche, und unter diesen sehr wichtige, fehlen, vielleicht wird nnt
der verf. erwidern, dasz er die sagen von Prometheus, Tantalos,
Perseus, Aeneas, Gudrun und andere nicht zu den 'schönsten' zShlt;
dann kOnnen wir darüber mit ihm nicht rechten , bleiben aber für
unsere person bei der meinung , dasz auch sie dem schttler wol mi^
teilenswerth sind, die darstellung dann der sagen selbst Iftszt gar
manches zu wünschen übrig, der verf. sagt darüber im vorwort, 'er
habe es sich besonders angelegen sein lassen , die spräche möglichst
dem kindlichen geiste anzupassen und die sagen in ihrer qneUen-
mäszigcn einfachheit ohne alle und jede moderne ausschmflckmig
wiederzugeben', wie er das verstanden hat, mögen folgende proben
beweisen, welche keines commentars bedürfen.
(S. 1): 'Herakles, der söhn des Zeus und der Alkmene,
war schon als kind ungemein stark und kräftig, zwei entsetsliohe
schlangen kamen einmal in sein schlafgemach gekrochen, ehe die
dienerinnen und die mutter es merkten, ringelten sie sich an der
wiege empor und fingen an , den hals des knaben zu umschlingen,
der knabe erwachte mit einem schrei und richtete seinen köpf aii£
da ergriff er mit der band die beiden schlangen am genick and
erstickte die beiden mit einem einzigen druck, seine matter
war auf das geschrei des kindes erwacht; mit bloszen füsiem
sprang sie aus dem bett und stürzte auf die schlangen zu. die
Lehrbnch fSr den Bagengeschichtlichen Unterricht. 103
waren aber sclion erwürgt nnd konnten dem kinde nichts mehr zu
k&de ihun'.
(S.. 2) : *zn jener zeit lebte ein könig , namens Eurjstheus.
dm liesz den Herakles zu sich kommen (?) und sagte zu ihm , wenn
er die arbeiten, die er ihm aufgebe, machen könne, so werde er der
Unsterblichkeit teilhaftig werden'.
(S. 4): ^in dem sumpfe von Lerna lebte eine schlänge, die
ktm ans land gekrochen, zerrisz die heerden und verwüstete die
Mder. die Hydra, so hiesz sie, war unmäszig grosz und hatte 9 köpfe,
diese sdilange sollte Herakles tödten. er bestieg sofort (?) einen
wagen und nahm Jolaos als wagenlenker mit sich, endlich (?)
kamen sie an die höhle, in der sich die gefährliche wasser-
8 eh lange aufhielt'.
(S. 8): ^die stjmphaliden. an dem fusze eines hohen ber-
ges lag ein 8 e e und ringsherum lag ein sumpf und wald, dort hatte
och eine schaar vögel niedergelassen, sie waren sehr grosz, und
wenn sie aufflogen, so verfinsterten sie mit ihren flügeln die sonne.'
Bei der erzählung des trojanischen krieges wird vom apfel
der Eris gar nicht gesprochen. Hektors Zweikampf mit Ajas
wild folgendermaszen eingeleitet (s. 31): ^Hektor und sein feiger
bnider Paris erschienen auf dem schlachtfelde. nun forderte Hektor
die besten der Oriechen zum Zweikampf heraus, neun griechische
lielden wollten den kämpf aufnehmen, aber das loos traf den altem
Ajas, worüber sich alle Griechen freuten, da sie seine kraft kannten,
ijas trug einen ehernen schild, der mit 7 häuten überspannt war.
da plötzlich entsandte Hektor im schwunge die lanze gegen Ajas'.
Noch kürzer wird über Patroklos gehandelt (s. 32): Tatro-
Uoi war der freund des griechischen beiden Achilleus. dreimal
itfinte er sich in die dichtesten schaaren der feinde hinein und jedes
aal tödtete er 9 männer. als er aber zum vierten male dahinstürmte,
begegnete ihm Apollo' usw.
(&• 95): 'es war eine königin zu Island über dem meer, die
wv so schön und ihre kraft war so grosz, dasz ihr keine andere
kSnigin gleichkam, sie schosz mit beiden im wettkampf den
tpeer. wer aber ihre liebe begehrte, der muste sie in drei ritter-
Bdien spielen besiegen, unterlag er auch nur in einem dieser spiele,
10 muszte er sein hattpt verlieren, von dieser königin hörte der
bnig Günther und sprach: «ich will hinüber über dasr meer zu
der königin Brunhild, mag es mir ergehen, wie es will, mein
leben will ich verlieren, wenn ich ihre liebe nicht gewinnen kann»'.
S. 34 heiszt es, *dasz Achilleus wieder am kämpfe teilneh-
men werde', nachdem doch vorher von seinem streit mit Agamem-
non und seinem zornigen fernbleiben vom kämpfe gar nicht die
rede gewesen ist!
Die erzählung der irrfahrten des Odysseus, welche verh<-
lianfiszig am meisten räum erhalten hat (s. 43 — 89), daher auch
besten ausgefallen ist, hat die eigentümlichkeit, dasz sie ganz
104 Lehrbuch für den Bagengeschichtlichen Unterricht.
der Odyssee folgend mit des Odysseus aufenthalt bei Kalypso bo-
ginnt, und seine früheren erlebnisse ihn selbst dem Alkinoo 8 er-
zählen Iftszt.
Diese beliebig herausgegriffenen proben geben einen' begnfl
vom ton des ganzen buches , welchen ref. nicht für den rioht^ei
halten kann ; derselbe ist wol eher kindisch als kindlich , nicht der
ton eines seztaners oder gar eines knaben von 10 — 1 2 jähren« anofa
hätte der verf. wol etwas näher und genauer die einzelnen gStte
und die auftretenden personen bezeichnen können, wenn er wdUtey
dasz sein buch dem knaben, welcher es liest, von nutzen sein aoUti.
— Kurz, ref. kann nicht anerkennen, dasz durch das buch irgend
welche lücke in der litteratur der sagengeschichte ausgefüllt iit^
und ist der meinung, dasz dasselbe ohne schaden für irgend jemand
habe ungedruckt bleiben können.
Einen andern zweck als diese beiden bttcher verfolgt das nnier
nr. 3 angeftLhrte von Kirchner, in dem wieder abgedruckten vor
wort zu der im Selbstverläge des verf. 1871 erschienenen ersten auf-
läge, welche dem ref. nicht bekannt geworden ist, sagt der verl,
dasz das büchlein aus seiner lehrthätigkeit hervorgegangen sei, ani
dem von ihm gefühlten bodürfnis, Mem gedächtnisse der sehfllii
nach kräften zu hülfe zu kommen und den knaben für das behaltei
der fremdsprachlichen namen und begriffe anhaltepuncte zu geben'«
diesem ersten zwecke, über dessen berechtigung wir uns schon oba
ausgesprochen haben, hat sich dann noch eine ^weitere bestirnjuang*
hinzugesellt, *das büchlein vielleicht gleichzeitig auch schfilen
höherer classen und nichtschülern als willkommenen führer in dii
band zu geben bei ihrer beschäftigung sei es mit den alten schriÜ
steilem, sei es mit den dichtungen unserer vaterländischen dichter*
in der vorliegenden ^zweiten verbesserten und zum teil umge
arbeiteten' aufläge hat der verf. manche mängel zu beseitiga
gesucht, Verbesserungen, zusätze usw. gemacht, speciell auch dii
quantität der silben bezeichnet, letzteres ist gewis recht dankena
werth, hätte aber mit gröszerer consequenz geschehen müssen; «
ist nicht nur bei den fett gedruckten und vielen anderen namen gau
unterblieben, es ist auch vielfach unrichtig und unverständlich ana
geführt; so Atalänta s. 12; Psychopömpos s. 14; Aganippe xxm
Eut^rpe s. 16; Nektar s. 18; Päles s. 23; Podärkes s. 35; Eurytoi
8. 35; Jokäste s. 37 ; Absyrtos s. 39 usw.
Jener doppelte zweck des büchleins gereicht demselben, wi
rei. meint, nicht zum segen: es kann in seiner zwittergestalt keinen
der beiden zwecke ordentlich und ausreichend genügen, für di
Schüler der sexta (oder der quinta, in welcher classe der verf. dei
sagengeschichtlichen Unterricht selbst gegeben hat und gegebei
wissen will) enthält es viel zu viele namen und facta, welche di
kleinen knaben unmöglich alle lernen und behalten können, fireilid
ist das nur eine subjective ansieht des ref., während der verf. andere
meinung zu sein scheint, da er im vorwort zur zweiten aufläge be
Lehrbuch für den sagengeBohiohtlichen Unterricht. 105
markt, beim gebrauch des leitfadens im Unterricht sei ihm die be-
ttttigung geworden, *dasz das ged&chtnis der lernenden solche an-
haltepuncte suche, wie der leitfaden sie ihnen geben solle, und dasz
dir lehrer deren nicht genug geben könne', wie gesagt, ref. ist
der entgegengesetzten ansieht, meint, der lehrer könne gar leicht
Uerin des guten zu viel thun, und kann nicht glauben, dasz ein sex-
tuir oder quintaner auch nur die hälfte aller gebotenen namen,
Lb. die der Harpyien, Gorgonen, Hekatoncheiren , Erinyen, Ky-
klopen Qfiw. lernen soll und kann. — Für den schüler höherer das-
\m dagegen, oder gar für belehrung suchende nichtschtller ist es an
Bioehen stellen zu kurz, und enthält manches nicht', was solche
wiiseii müssen oder vielleicht zu wissen wünschen.
Die ersten 30 §§ behandeln die erschaffung der weit und die
gOtiar. die dann von § 31 an folgenden sagen der Griechen (nur
asf diese passend steht die § 32 gegebene einteilung doch fälschlich
Tor*A.Hellenen', welchensp&ter (§69) 'B. Römer' entspricht)
worden passend eingeteilt in a) 'sagen im anschlusz an einzelne
Wroen' (darunter werden behandelt: Prometheus, Deukalion, Tan-
talos), b) 'sagen im anschlusz an heldenfamilien (Sagenkreise)' (Sisy-
pkos oad Bellerophontes , Perseus und Herakles , Eekrops und The-
1608, Kadmos und Oidipus), und c) 'gemeinsame nationale unter-
Mlmrangen' (argonautenzug, thebanische kriege, trojanischer krieg),
daiiof folgen endlich §§ 69 ff. unter der übersc^rifb: 'sagen der
Bdmer' : Euander, Aeneas und Bomulus. da sind also die folgen-
diB doch auch noch sagenhaften könige nicht mehr behandelt, was
wd nicht in der Ordnung ijt. die beiden §§ 68 und 73, in welchen
die Perioden resp. der griechischen and römischen geschichte auf-
gstthrt werden, gehören wol nicht in dieses buch.
Zar kennzeichnung des ganzen mögen zwei abschnitte dienen.
^7, §8, 4 heiszt es: 'Demeter (Ceres) 'erdmutter'. — 'alma
ttter*. ackergöttin; göttin der feldfrüchte; lehrerin- des acker-
Imoi; stifterin der ehe (NB. dasselbe wird nachher 8, 5 auch der
Hera beigelegt) und des familienlebens. — Ihr lieblingsaufenthalt
iiiSicilien. ihre von Pluton geraubte tochter Persephone
ndiend: (quelle Arethusa — Helios — ) zu (?) Keleos in Eleusis
(dessen aohn Triptolemos lernt und lehrt den ackerbau. — Lyn-
bos). — Strafe an Erysichthon.
Feste: 1) die Eleusinien (bis 385 p. Xn.) Cerealia in Rom
— [das ist ganz unverständlich], die groszen (9tägigen): Sep-
tember/october. zug von Athen nach Eleusis auf der 'heiligen
Krasze*; die kleinen: februar/märz. 2) die Thesmophorien:
ftüvember. [für 'gröszere schüler' hätten auch die griechischen
Uendemamen angegeben werden müssen.]
Heilig ist ihr das seh wein als zeichen der fruchtbarkeit. —
'Abbildung', (diese letztere notiz findet sich sehr häufig, zu-
teilen noch mit dem zusatz: 'und attribute', mehrfach auch mit
^^teren andeutungen, z. b. bei Hera: 'die von Polykletos
106 Lehrbuch für den sagengeschichtUchen Unterricht.
[wamm nicht «Polykleitos»?] verfertigte statue zu Arg08%
Apollo: *Ap. von Belvedere'; derartige andeutuDgen hab^ gewis-
sen werth, welchen ref. jenen bloszen Worten nicht zuerkennen kann.)
S. 33, § 39 lesen wir: 'Perseus: des groszvaters Akriaios
Orakel: — aussetznng — : insel Seriphos — fischer Diktya. —
König Polydektes: verlangt von ihm das haupt der Oorgoae
Medusa — : helfend: Athene (schild mit Spiegel), Hermaa
(sichel), Hephaistos (flügelschuhe). — Die Graien — Fegt-
SOS. Atlas. — Andromeda (tochter der KassiopSa — be*
leidigt die Hera). — Ungeheuer Eetos. — Phineus. — irrgoi.
Tiryns. Mykenai*.
Nun sei es verstattet, noch einige einzelheiten zu moniena.
zuerst sähen wir es sehr gern, wenn ebenso wie bei dem trojaniaolMB ".
kriege Homer und bei den sagen der Römer Virgil und Li Tina
als quelle angegeben sind , auch bei den anderen sagen wenigst— -7
die hauptquelle mitgeteilt wäre; das wtlrde gewis im interaiM'
älterer schüler liegen. — S. 7 unter Hestia heiszt es: *6 TestaiK
linnen im alter von 6 — 10 jähren', das ist wol nicht richtig, oder
wenigstens nicht ganz deutlich; als ihr dienst wird ganz nnyer-
ständlich bezeichnet: ^heiliges feuer und Pallädion' mit verwei-
sung auf § 13, wo aber unter * Athene' wieder nur steht: 'biU;
Palladion (§ 8^3)'. — S. 8 ist die Schreibung *Pagkrition» wd
nicht zu rechtfertigen. — S. 18 ist die bezeichnung der festzeiten:
^Januar «» februar, märz »» april' usw. nicht deutlich; besser M.
anderen stellen: 'jan./febr.* — S. 19: Kerberos war als 'vU-
(oder drei-) köpfig' zu bezeichnen; '48pbo<^®^^s-wiese'
ein wort sein; das *bad in dem lethe' ist wol ein irrtnm. — 8.
warum ist als söhn des Poseidon nicht auch Polyphem
führt? — S. 31/32 hätten bei Orestes schon an dieser stelle
freund Pylades, ihre fahrt nach Kolchis usw., was erst § 6S|
erwähnt wird , eine stelle finden müssen. — S. 34 könnten b€
wähnung des er3rmanthischen ebers *die Kentauren' genannt
den, ebenso wie beim kretischen stier: Minos, bei den golA
äpfeln der hesperiden: Antaios (nicht erst im § 42), beim stall
Angelas: Neleus und Nestor; Diomedes war^ um spfttere
wechslung zu vermeiden, als könig von Thracien zn besei(
auch muste des Herakles teilnähme am Gigant enkampfe
werden (vgl. § 10, 6), wie die am Argonautenzuge nicht Ül
ist. — S. 39 war der kentaur Cheiron als erzieher des Jason _
nennen; unter den teilnehmen! am Argonautenzuge durften Zeteft^ 1
und Kaiais kaum fehlen; statt Pollux war der Symmetrie limlbi^^
Polydeukes zu schreiben, auch die korinthische lifiniplniililiü*^'
Glauke ist für ältere schüler wissenswerth. — S. 40 war
Menoikeus als söhn des Kreon auch Haimon zu «ahh^ih.
S. 43 ist bei aufzählung der haupthelden der Griechen imter Odjä^
seus die erwähnung der 108 freier, des leichentuches, dee
des Odysseos, der reise des Telemachos nach Pylos nnd Sparta
BaadglOMen la dem artikel ivrfiiv äfav yon Beinhold Donohel. 107
m platze f liätte yielmehr s. 48 § 66 stattfinden müssen, wo dann
ah freund und berather des Telemach Mentor nicht auszulassen
war. — 8. 50 ist Aeneas nicht als söhn der Aphrodite sondern
toVenne aofzuföhren.
Solche ansstellungen lieszen sich noch viele machen; doch wir
nrackton darauf in der erwartung, dasz der verf. selbst bei weiterer
agener benutzung seines bUchelchens vieles gefunden hat, das er
n etwaiger neuer aufläge bessert, vielleicht berücksichtigt v er
aoeh nnsem wünsch, dasz er den doppelten zweck seines
idffiftchens wieder trennt, dasz er zur repetition für ältere schüler
«B0B an jnanchen stellen ausführlicheren leitfaden liefert, etwa nach
vtTonStolls kleinerem handbuch der religion und mythologie,
diB er dagegen für die schüler der unteren dassen nur die wichtig-
lin &eta und daten zusammenstellt, nach art des trefflichen heft-
teis von B. Volz, 'grundrisse für den ersten geschichtsunterricht
Mf gymnasien' 1865 , aber mit hinzunahme der wichtigsten orien-
tdiiclien und deutschen sagen.
Satsbburo. Wilhelm Vollbreoht.
7.
RANDGLOSSEN ZU DEM AETIKEL MHAEN 'AfAN VON
BEINHOLD DOESCHEL.
Im zweifei, ob ich hm. Dorschel meinen freund oder meinen
fVMT nennen musz , bezeige ich dennoch ihm wie auch der redac-
tioa dieser Zeitschrift zunächst meinen besten dank für abfassung
nq^.aii6iahme der gegenbemerkungen zu meinen 'siebenzehn preuszi-
Mkn sehulfragen', da diese dadurch nochmals dem leser in ernster
inw vorgeführt werden, hr. D. stimmt mir in sehr wesentlichen
jneten bei, in solchen sogar, bei denen ich von ihm und seinen
ftiuiden eine scharfe Opposition erwartete: beispielsweise in der
life der points bei den abiturientenprüfungen , in der aufstellung
M twei Prüfungen für schulamtscandidaten, in der errichtung einer
whcta, in der ausübung der schuldisciplin wie in den ansichten über
liM ferhiltnis von schule und haus, vielleicht auch von Unterricht
ndernehnng, in der ferienordnung und noch vielem andern, was
mm gegensatze zu den bestehenden einrichtungen als notwendige
nrbeeserungen in unserm Schulwesen beigebracht habe.
An drei stellen scheint mir der Verfasser der gegenbemerkungen
wine Worte unrichtig gedeutet zu haben: ich stelle deshalb noch-
KiU meine ansieht klar und nackt hin :
1) ich verlange, dasz confessioneller religionsunterricht in unsern
gymnasien auch fernerhin erteilt werde, aber nicht von geist-
lichen religionslehrem , sondern von den ordentlichen welt-
lichen lehrem, wie bei allen andern sogenannten profanen
Wissenschaften.
128 Maturitätszeagnis, nicht maturitäteprüfung.
rector hat durch seine habituelle kenntnis von dem geistigen stände
der BchUler aller classen die f^faigkeit und das recht, wie die classen-
versetzung zu entscheiden, ebenso auch das maturitStszeugnis auf
seine autorität auszustellen, ein examen ist für diesen act dem
rector durchaus unnötig; ein solches kaim nicht in demselben nasze
ihm das geben, wie er es bereits hat. die den abschlusz aller classen
entscheidende bestimmung des rectors in unabh&ngigkeit ¥on dem
urteil der beh{>rde und von differierenden lefarem ist nach pädagogi-
schen grundsätzen ftlr die einheit des gynmasiums und die Sicherheit
und consequenz seines praktischen ganges durchaus notwendig, das
ist das notwendige pSdagogische Verhältnis des maturitfttszeugnisses
im gymnasialen zusammenhange, es läszt sich durchaus kein grond
erdenken, weshalb an dessen stelle ein politisches messen in gesetz-
lich formulierten prüfungen gesetzt werde.
Jedes gjmnasium bedarf für die ihm eigenen acte innerhalb der
allgemeinen gesetzlichen bestimmung voller individueller selbst&n-
digkeit. selbst ist der mann, persönlich entscheidendes handeln
hat Weisheit und ener^e, consequenz und erfolge, zur individuellen
Selbständigkeit des gymnasiums gehört die rectorale leitung alles
allgemeinen gymnasialen und die rectorale entscheidung aller gym-
nasialen differenzen auf ihre autorität und in ihrer Verantwortung,
•die Unabhängigkeit derselben von unten und von oben, von einer
Stimmenmehrheit der lehrer und dem eingreifen der behörde in gym-
nasiale acte, der rector bedarf vor allem Selbständigkeit der ent-
'Bcheidunjo^ für den abschlusz der gymnasiolbildung , weil dieser auf
das ganze des gymnasialen ganges bestimmend zurückwirkt, für die
ausstellung des maturitätszengnisses. so wird der Zufälligkeit und
dem schwanken in dem höchsten acte , wie einem uniformierenden
mechanismus aus dem wege gegangen, für die gesetzliche einheit
und notwendigkeit in allem wesentlichen der gymnasialen aufgaben,
thätigkeit, leistungen sorgt die Unterrichtsbehörde durch eine in-
spection, welche an ort und stelle von person zu person sieht, was
geschehen ist und geschieht, eine verständige und redliche in-
spection ist das hauptmittel der gymnasialen regierung für ihre auf-
gaben, eine gymnasialinspection als organ der höchsten unterrichte-
behörde ist nicht zunächst und hauptsächlich controlierende aufsieht
ob und wie es in dem gymnasium gesetzlich und recht zugehe, es
ist ein übler zustand, wenn eine inspection in dem sinne und mij
der thätigkeit eines polizeilichen mistrauens vollzogen wird , weD3|
sie mit vorbedacht und absieht darauf ausgeht zu suchen, was ad^
moniert und gerügt werden könne, die bedeutung einer rechten in]
spection ist eine positive, in welcher die controlierende aufgäbe all
eine untergeordnete und eine eventuelle eingeschlossen ist. di<
gymnasialinspection ist das organ der höchsten Unterrichtsbehörde
die allgemeinen gymnasialen aufgaben für die höchsten lebena
gemeinschaften, den Staat, die kirche, den öffentlichen dienst, dil
Wissenschaft in den einzelnen gymnasien nach ihren individuelle^
Erklftnmg. 100
mfllit sind, die fruchte entgegenzunehmen, deren aussaat sie nicht
ir nicht be?nrkt, sondern behindert haben.
Und hiermit komme ich denn zum letzten puncto, hr. D. billigt
ifline fordenmgen, den lateinischen aufsatz und das griechische
oiptom in prima Mlen zu lassen und die privatlectUre angemessen
I besdirSnken, und so sehe ich nicht ein, wie er meinen normal-
haii der auf diesen einschrttnkungen des classisch- sprachlichen
yanasialanterrichts beruht, zur hälfte unannehmbar findet, aber
M ist es auch nicht, seinen tiefsten unmut erregen meine yor-
WMwrknngen, die zum teil historischer art sind, aber vielleicht auch
b prätension (?) durchblicken lassen , dasz derjenige teil der gym-
Miallehrer, welcher mathematik und naturwissenschaffc auf univer-
iiten gelernt und in die alten sprachen durch das gymnasium ein-
Mkri ist, eii^ objectiveres urteil in der Streitfrage zu föllen ver-
lege als viele philologen, die mathematik und naturwissenschaft
■Da dem namen nach kennen.
Ich scheide von hm. D. sine ira et studio , danke ihm vielmehr
Ir die oftmals ausgesprochene warme anerkennung meiner arbeit
■d stelle in bezug auf die streitigen puncto zwischen ihn und mich
kk geneigten leser und die zukunft.
Posen, im decbr. 1874. Fahlb.
8.
ERKLÄRUNG.
Di« bncbhandlaiig von A. Gestewitz versendet von zeit zu zeit
der 'deutschen anfsätze von Venn'. darin wird unter den
m denen das buch teils eingeführt teils in gröszeren partieen in
. gegeben sei, auch Karlsmhe genannt, die directoren der drei
f'lierigen ort bestehenden höheren Unterrichtsanstalten, des gymna-
des realgymnasioms und der höheren bürgerschule, erklären hier-
4mi an allen diesen anstalten das buch weder eingeführt noch
i&iehaffaiig empfohlen worden ist.
Eablsbuhe. Wendt. Kappes. Damm.
9.
PERSONALNOTIZEN.
witer mitbenutzuDg des 'centralblattes* von Stiehl und der 'Zeit-
schrift für die österr. gjmnasien'.)
[VisaaiBgen, bef ftrderungen , Tersetzungen , aaszelchnnngen.
't Oberlehrer am gymn. in Heidelberg, zum Oberlehrer am gjmn. in
Qaedlinbnrg ernannt.
110 Personaliiotizen.
y. B ebb er, ord. lehrer am progymn. in Andernach, zum oberlehre
fördert.
Binder, studienlehrer in Landau, zum snbrector am gymn. in Lnd^
hafen ernannt.
Bock, ord. lehrer am gymn. in Lyck, zum Oberlehrer ernannt.
Brauer, dr., privatdocent, zum ao. prof. der Zoologie an dernnlT«
Wien ernannt.
C ollmann, ord. lehrer an der höheren bürgerschule 1 »ti okerie]
in Naumburg > KÄfRjdi
Ehlinger, dr., ord. lehrer am progymn. in Boppard J
Förster, dr., gymnasiallehrer in Wien, zum ao. prof. ffir n
Philologie an der univ. Wien ernannt.
Förtsch, dr., director emer. des gymn. in Nanmbnrg, jetit in
erhielt den preusz. rothen adlerorden III d. mit der schleife.
Franz ky, dr., ord. lehrer am gymn. in Spandau, zum obarlehrc
fördert.
Görlitz, dr. , Oberlehrer am Matthiasgymn. in Breslau, "^
an das gymn. zu Patschkau ^ I als dii
Härtung, dr., prorector am gymn. in Janer, an das| benii
gymn. zu Burg j
Hansmann, dr., gymnasialprofessor in Speier, zum lycealprofesi
Dillingen ernannt.
Hornstein, dr., ord. lehrer an der realsch. in Cassel ) sn oberle
Hüser, dr., ord. lehrer am gymn. in Paderborn ( bef5rdi
Jeitteles, Adalb. dr., privatdocent an der univ. Prag, anm oniTcn
bibliothekar in Innsbruck ernannt.
Karaba^ek, dr. , privatdocent an der uniy. Wien, zum ao. pro
die geschichte des Orients daselbst ernannt.
Knobbe, ord. lehrer am Kneiphöfschen gymnasium zn^
Königsberg in Fr. I zn obeile
Ko estler, ord. lehrer an der höheren bürgerschule zn f belörd
Naumburg j
Kos sin a, dr., oberl. am gymn. in Tilsit, als 'professor* prädiciei
Krabe, religionsl ehrer am gymn. in Düsseldorf, znm oberlehn
fördert.
Krischek, k. k. sectionsrath in Wien, zum ministerialrath im minist
für cultus und Unterricht ernannt.
Lademann, ord. lehrer am gymnasium in Greifswald) zn ob«rle
Leske, inspector an der ritterakademie in Liegnitz ] beford)
Maiksner, prof. am obergymn. in Agram, zum ord. prof. der 1
spräche und litteratur an der Universität daselbst ernannt.
Meinertz, dr., gymnasiallehrer in Conitz, zum director des gyi
Braunsberg ernannt.
Milz, dr., ord. lehrer am gymnasnm in Aachen, znm oberlehn
fördert.
V. Morstein, ord. lehrer am gymn. in Posen, zum oberL am Will
gym. zn Königsberg ernannt.
Möbius, dr., herzogl. sächs. landesschulrath in Gotha, erhielt das i
kreuz des Ernestin. hausordens.
Müller, dr. Chr., ord. lehrer am gymn. in Aachen I zn oberlehrei
Müller, dr. Heinr., ord. lehrer am gymn. in Burg ] fördert
Münscher, dr., Oberlehrer am gymn. in Torgan, als prorector a
gymn. in Jauer berufen.
Nodilo, prof. am gymn. in Zara, zum ord. prof. der geschichte a
univ. Agram ernannt.
Pappenheim, dr., ord. lehrer am Cölnischen gymn. in Berlin,
Oberlehrer befördert.
Pauli, dr., ord. lehrer an der realschnle in Hannover, znm ober
ernannt.
Penonalnotisen.
111
Pfidel, är., Oberlehrer an der ritterakademie in Liegnitz, als 'professor'
prSdiciert.
Pieper^ dr., ord. lehrer an der realsch. in Hannover, snm Oberlehrer
ernannt.
Poti, lehrer fQr chemie und naturgeschichte, zum rector der gewerb-
lehnle in Passau ernannt.
2ideck, ord. lehrer am lyceam in Hannover ) zu Oberlehrern
Sijdt, dr., ord. lehrer an der realsch. in Hannover) ernannt.
Seidemeister, dr., ord. lehrer an der höheren gewerbschule in Magde-
burg, zum Oberlehrer befördert,
ttftbj, privatdoeent an der univ. Wien, zum ao. professor der mathem.-
phjs. Wissenschaften an der univ. Klausenburg ernannt.
Sets] äff, dr., oberl. am altstädt. gymn. in Königsberg, als ^professor'
prSdiciert.
Seienberg, dr., ord. lehrer am gymnasium in Ratibor ) zu Oberlehrern
SSbber, dr., ord. lehrer an der realsch. in Hannover | befördert.
Sebtefer, dr., Oberlehrer am gymn. in Flensburg, als 'professor'
prSdiciert.
Sebrauf , dr., ao. prof. der mineralogie an der univ. Wien, erhielt das
ritterkrenz des österr. Franz-Josephordens.
Sebwalbe, dr., oberl. an der königl. realsch. in Berlin, als 'professor'
prSdiciert.
Sebreiber, dr., gymnasialprofessor in Salzburg, zum director der
staatsrealschnle in Görz ernannt,
lebröter, dr., Oberlehrer am gjmn. in Grosz-Strehlitz , zum director
dieser anstalt ernannt,
lebwartz, dr., oberschulrath a. d. in Wiesbaden, erhielt den preusz.
rothen adlerorden III cl.
Sebald, ord. lehrer am lyceum in Hannover \
Siebert, dr., ord. lehrer an der realschule in Cassel 1 zu Oberlehrern
Ipielmann, ord. lehrer am gymn. in Warburg | befördert.
Iternberg, dr., ord. lehrer an, der realsch. in Qörlitz J
Irabe^, prof. am obergymnasium in Agram, zum ao. prof. der g riech.
spräche und Ikteratur an der univ. Agram ernannt,
.teaner, prof. an der Staatsrealschule in Pest, zum ord. prof. der geo-
graphie an der univ. Klausenbnrg ernannt.
[Tkieme, dr., ord. lehrer an der Sophienrealschule in ^
Berlin
Itrtel, dr., ord. lehrer am Kneiphöfschen gymn. zu
Königsberg in Pr.
[Waebendorf, dr. , ord. lehrer am Matthiasgymn. in
Breslau
[Vakle, dr., ord. lehrer am Wilhelm sgymn. in Monta-
[ btur
[Weil, Joe., professor der deutschen litteratur an der kriegschule in
Wien, scriptor der k. k. hofbibliothek, in den ritterstand mit dem
pr&dicat WeUen erhoben.
f^Wentzel, dr., oberl. am gymn. in Olatz, zum director des gymn. in
Beathen ernannt.
Werneke, dr. , Oberlehrer am gymn. in Paderborn, zum director des
gymn. in Montabaur ernannt.
Wittich, dr. , ord. lehrer an der realschule in Cassel ) zu Oberlehrern
Zoschlag, dr., ord. lehrer am gymn. in Cassel ) befördert.
zn Oberlehrern
befördert.
Jubiläum.
^ 18 oct. V. j. begieng regierungsrath dr. Alois Pokorny, director
des Leopoldstädter real- und obergymnasiums in Wien sein 25jShriges
rectorjubiläum.
112 Personalnotizen.
In ruhestABd getreten t
Friedhoff, dr., ao. professor an der akademie za MQnster.
Hess, Stadienlehrer in Nördlingen.
Stolz, dr., Bubrector in Pirmasens.
Gestorben t
Beitelrock, Joh. Buch., professor am Lycenm za Aschaffenbuif, U
1 decbr. 1874.
B lahme, dr. Fr., geheimrath, ord. professor der jorispradens an du
uniy. Bonn, am 6 novbr. 1874, 77jälirig.
Brandes, dr. prof., emer. director des gymn. in Leoigo, am SO dec. 18f^
zu Salznffeln (geograph. Schriftsteller).
Brenner, dr. Friedr., docent der psychiatrie an der xadv, Baael, Ui
31 oct. 1874.
Buckendahl, ord. lehrer an der realschale za Düsseldorf.
Cron, Heinr., Stadienlehrer in Ansbach, am 31 decbr. 1874.
Deichmann, dr., professor am gymn. in Hersfeldi starb sn Bobb sfl
12 nov. 1874.
Fiedler, dr., Oberlehrer, professor am gymn. in Leobschüts.
Qoldhorn, dr. th., hofrath and universitätsbiblioihekar an der buV
Leipzig, am 21 decbr. 1874.
van Hasselt, Andr^, kunsthistoriker and lyrischer diohier, mn Mfi
sches Schulwesen verdient, mitglied der akademie in BrOisel, si
30 novbr. 1874.
Hitzig, dr. Ferdin., geh. kirchenrath, ord. prof. der theologie SB dl
univ. Heidelberg, am 22 Januar (ein meister alttestam. exegesa).
Koppe, Karl, prof., Oberlehrer a. d. am gymn. in 8oest| am 10 ao^
1874, 71 jähre alt.
Koppstadt, Hugo, Oberlehrer a. d. an der realsohole in Creleldi ai
9 novbr. 1874, 57 jähre alt.
Matz, dr. Fr., ao. professor der archäologie an der univ. Berlia« ii
30 dec. 1874, 30 jähre alt.
Nagel, dr. prof., emer. Oberlehrer der realschale in Hfilbeim B. d. 1
am 26 decbr. 1874 zu Hochheim.
Nipperdey, dr., ord. prof. der classisohen philologie an dernniT. im
am 2 Januar.
Rochleder, dr., ao. prof. der chemie an der nniv. Wien, am 5 ■•?!
1874, 63 jähre alt.
Scheele, dr. professor, rector des domgymnasiams in Menebuft i
1 decbr. 1874.
Steininger, professor emer. am gymn. zu Trier, am 11 oelbr. 181
80 jähre alt.
Stephan, Oberlehrer am gymn. in Leobschütz.
Thiele, etatsrath, director der königl. knpfersticbsammlnng SnKopi
hagen, als dichter und kunsthistoriker bekannt, am 9 noTbr. 18^
79 jähre alt.
Thtirlings, ord. lehrer am gymn. zu Marzellen in Köln, am IS nov«
her 1874.
V. Tischendorf, Constantin, dr., geheimrath, ord. prof. der theolof
an der univ. Leipzig, berühmter bibeltextforsoher, am 7 de«. 18
60 jähre alt.
V. Wattenwyl, dr., schweizerischer geschichtsforseher, am 14 de«
1874 in Bern.
Zetterstedt, Joh. Wilh., professor der Zoologie an der nniT. Liu
am 28 decbr. 1874, 90 jähre alt
ZWEITE ABTEILUNG
fÜR ÖYMNASIAIPiDAGOGIK UND DIE t)BBIGEN
LEHBFÄCHEB
MIT AD8BCHLDSZ DER CLA8SI8CHBM PHILOLOOIB
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MaSIUS.
(4.)
HATUBITATSZEÜGNIS , NICHT MATURITÄTSPRÜFUNG.
(fort8etzun[^ von s. 65—93.)
Xinheit der gymnasien durch bureaukratische mittel.
In den principien des gymnasiums, welche im letzten gründe
lieht blosz didaktisch , sondern historisch -ethisch begründet sind,
Bsd in deren Verwirklichung ist einheit zu erstreben, diese fordern
fe Staat, die kirche, der schütz unserer höchsten nationalen guter,
^ recht der menschenseele. nach dieser einheit in dem wesent-
Behen suchen und ringen alle, welchen diese angelegenheit am
kenen liegt, diese aufgäbe ist nach dem Charakter des deutschen
geistes, der deutschen geschichte und cultur und des deutschen
gymnasialwesens eine hohe und schwere, auf bureaukratischen
w^gen und mit bureaukratischen mittein , zu welchen besonders die
gBBetzlich bestimmte leitung der maturitätsprüfung gehört, kann
Ar sie nichts erreicht werden, auch die bureaukratie hat das be-
WQstsein von der not wendigkeit der gymnasialen einheit; ihr
wesentliches streben ist auf diese gerichtet, aber bei ihrem aus-
flöge aus der ferne und von universalierenden bestimmungen ist
üur die gestaltung der Wirklichkeit, die immer unterschiedlich indi-
viduell ist, nicht erreichbar, es bleibt bei gesetzlichen abstractionen,
welche, wenn sie sich nicht an die Selbständigkeit und freie selbst-
thätigkeit der an ihrer bestimmten stelle wirkenden wenden , auf sie
rechnen und sie bestätigen, kraftlos bleiben oder gar die rechte in-
diridueUe thätigkeit hemmen und zurückdrängen, oder auch ihre
Tätigkeit geht auf gegenstände und normen derselben, welche in
Wahrheit so oder anders sein können und müssen, indem sie der
iX. j»hrb. f. phjl. u. päd. II. abt. 1875. hfl. 3. 8
114 Maturitätszeugnis, nicht maturit&tsprüfang.
individuell persönlichen entscheidung und dererwägung individueU*
Verhältnisse angehören, und so entsteht ein schwerer schaden, eil
uniformität durch gesetzliche acte^ die dem wesentlichen nndno
wendigen der individuellen Wirklichkeit abbrach thnt, oder vii
mehr die illusion einer solchen, die rechte bureankratie hält d
menschlichen zustände für am besten bestellt, wenn es dahin g
bracht wäre, dasz alles durch gesetzliche Vorschriften und formulier
einrichtungen bestimmt und so wenig als möglich persönlicher eo
schlieszung imd selbständiger entscheidung äberlassen würde, d
bureankratie, wenn sie ihr ziel erreichte, würde iür alle mitti
mäszigkeiten ein paradies bereiten , für alle mechanischen geistc
die nichts als copieren können, wofür sie eine Vorschrift habe
deren höchstes motiv ist, es dem bureaukratischen regimeni rec;
zu machen, eine solche einrichtung, je ausgedehnter und detailiert
sie ist , je mehr sie durch ihr unmittelbares dabeisein in allem ei
zelnen entscheidet und so wenig als möglich der selbstthätigkeit d
untergebenen überläszt, desto besser, wird Organisation genau
ist aber in Wahrheit mechanisation , denn sie führt zur uniforme
von auszen bestimmten gleichheit alles und jeden und gestattet d
persönlichkeit nicht freiheit und Selbständigkeit und individnel
entscheidung und Verantwortlichkeit im dienste des ganzen, sei
ständigkeit der persönlichkeit ist das wesen und das gesets d
menschennatur, die bedingung ihrer gesunden gestaltung nnd ihz
gedeihens. in der schule handelt es sich nicht um objective oi
in allgemeiner identität gestaltbare dinge, sondern am personc
deren begriff individuell unterschiedliche eigentümlichkeit ist« c
lehrer haben nicht blosz einzelheiten , welche sich etwa gesetili
formulieren und messen lieszen, zu thun, sondern ihre wissensdia
liehe und persönliche richtung, ihr ganzes geistiges dasein an (
aufgäbe der persönlichen bildung ihrer schüler zu setzen. <
Schüler sind werdende persönlichkeiten, jede von ganz bestimmt
aber unendlich unterschiedlicher anläge und eigentümlichkeit. jec
gymnasium hat nach seinen Vorzügen und seinen bedingungen n
mangeln , nach seiner richtung und seiner ihm möglichen wirini
eine ganz individuelle gestalt und darf in allem innem ihrer thSt
keit; so vor allem in dem abschlusz derselben, der entscheidn
über die maturität , nicht durch Veranstaltungen aus der höhe u
der ferne nach einer allgemeinheit und identität des gleichmas
geleitet werden , sondern alles innere der gymnasialen Ordnung u
entscheidung gebührt dem rector, der mit amtlicher aatoritftt n
Verantwortlichkeit in der mitte einer individuell eigentümlid
anstalt steht, und ist in Wahrheit ihm allein möglich, in d
izmem der praxi s der schule gilt nnd ist wirksam für alle an%al
die unmittelbarkeit des Verhältnisses von person zu person, die
dividuelle anschauung der einer uniformierenden und nniversalier
den objectiven bestimmung sich entziehenden mannig<igkeit <
werdenden persönlichkeiten nach ihren eigentümlichen richtonf
Mataritätszeagnis , nicht maturitätsprüfung. 115
und bedflrfiiissen. dasz diese individuelle thätigkeit in harmonie
mit dem allgemeinen der gesetzlichen gymnasialen Ordnung sei,
cbrflber hat der staat fdr das ihm obliegende durch inspection sich
knsde zu verschaffen, individueller blick und tact ist nötig , das zu
thnn, was der einzelne fall fordert^ so zu urteilen, wie es der indi-
Tidadlen Wirklichkeit und Wahrheit entspricht, eine solche thätig-
keit ist einer behörde, die zu dem zweck einer maturitätsprüfung von
Muzen in das gymnasium tritt, unmöglich, sie urteilt allein nach
objeetiv allgemeinen bestimmungen , welche die individuell unter-
schiedliche Wirklichkeit nicht treffen, die maturitfitsprüfung ist ein
uniformierender mechanismus, der verderblich auf den gang der
gymnasialen praxis zurückwirkt, indem sie die lehrer in ver-
röehnng führt, so zu examinieren und zu urteilen , überall so zu ver-
Uuren , wie die behörde will , es der übergeordneten amtlichen auto-
rität, obgleich diese in der allgemeinheit ihrer Stellung dem indivi-
hellen der Wirklichkeit fremd gegenüber steht, seine eigentümlichen
qinalitäten und forderungen nicht kennt und unberücksichtigt lassen
rnnsz, in allem recht zu machen, bringt sie es zu einer einheit in
dem gymnasialen abschlusz oder vielmehr zu einem schein derselben,
und diesem verfahren steht formelle gesetzlichkeit zur seite. dies
nisliche wird vermieden , wenn dem rector die erteilung des matu-
nütfizeugnisses auf seine autoritSt zurückgegeben wird , welcher es
tte der künde seiner praxis mit gröszerer Sicherheit und glaubwür-
digkeit ausstellen kann^ als eine prüfung unter aufsieht einer be-
Ufde zu ermitteln im stände ist. das gymnasium kennt nicht eine
wissenschaftliche prüfung nach einer einheit objectiver principien,
loadem eine pädagogische beurteilung der in der entwickelung
begriffenen und unter didaktischer zucht stehenden jugend, welche
lis solche berücksichtigung der Unterschiedlichkeit der indiividuali-
ttten fordert, das gymnasium erstrebt eine totalität der persön-
Hefaen bildung; diese entzieht sich dem iy;uformierenden masze einer
objectivität einer gesetzlichen norm; sie wird in unmittelbarer an-
\ lehaanng , welche allein eine totalität der bildung in unterschiedlich
iidindualisierter gestaltung auffassen kann, beurteilt, eine matu-
litltsprOfung ist als mittel einer gymnasialen einheit in Wahrheit
lieht statthaft, eine andere bildung erstreben fachschulen; diese
ab eine Vorbereitung für eine particularität ist bestimmt abgegrenzt«
daher ist für diese eine prüfung nach rein objectivem masze möglich
? und mit recht gesetzlich angeordnet.
t Das maturitätszeugnis ist eine politische forderung an das
„gymnasium und gewährt ein politisches recht, es ist und bleibt
•aber ein pädagogischer act, der in und von dem gymnasium, welches
der Staat in der autorität der demselben gebührenden thätigkeit be-
jrtätigt, nach pädagogischen forderungen vollzogen wird, diematu-
^ätätsprüfung dagegen ist ein politischer act, hat eine gesetzliche
rund ist dem begriff einer pädagogischen thätigkeit fremd, die
über die notwendigkeit oder zulässigkeit dieses actes läszt sich
116 Mataritätszeugnis , nicht maturitätsprüfong.
nicht nach einer Vereinzelung der vorteile oder der nachteile, son
dem nnr aus dem begriff selbst entscheiden, das speeifische prineq
der schule ist das der subjectivität des persönlichen verhSltnissae
der autorität und der pietät, das des Staates das der objeddyitftt dm
rechts, des gesetzes. die Übertragung einer objectiv gesetzlichen be
Stimmung des Staates in acte der schule ist eine ver wirrung dm
grenzen (öpoi) dieser gebiete, verletzt das specifische prindp, dm
pädagogischen Charakter der schulen, wenn das bureaukratifiGiie mit
trauen gegen die einsieht und die fUhigkeit , den redlichen wülei
der untergebenen, welches diese Verwirrung verschuldet, nicht mabi
die herschaft hat , wenn jedem einzelnen gjmnasium und dem reetoi
eine durch berücksichtigung des individuellen einzelnen, so wi(
durch verantwortliche Selbständigkeit kräftige action zurfickg^bei
wird , dann wird der innere pädagogische Widerspruch einer gesefti-
lieh geordneten maturitätsprüfung von selbst auch dem allgemenMB
bewustsein klar und der wegfall derselben ergibt sich als eine innere
notwendigkeit. dann wird das in dem Charakter der schule und ic
der natur des actes begründete Verhältnis wieder hergestellt werden
dasz der rector auf seine alleinige autorität ein maturitXtssengnii
ausstelle, wie dem rector Selbständigkeit von oben gebührt, so and
von unten, eine abhängigkeit desselben von einer majorität dec
lehrer widerspricht ebenfalls dem pädagogischen Charakter der schul
leitung. es ist ein Widerspruch mit heillosen folgen, wenn der reeior
welchem allein die verantwortliche leitung des ganzen des gynaob
sialen ganges zusteht, in aller form rechtens der zufWigkeit einff
majoritätsentscheidung unterliegt, wenn ein zeugnis über die msta
rität durch eine entscheidung von oben oder von unten zu stand«
kommen kann, eine abhängigkeit von der beliebigkeit und zufUlig'
keit eines majoritätsbeschlusses vernichtet die festigkeit und einb«i
der gymnasialen praxis in allem bedeutungsvollen und entscheiden
den. was die unterricht^t)ehörde für die einheit und gesetzlichktt
der ausstellung des maturitätszeugnisses kann, ist die anordnnni
fester formen, welche der bedeutung dieses actes gemftsz sind, di
strenge der form schützt an sich schon gegen Willkür und leidd
fertigkeit. die abfassung eines officiellen documents über den gaoi
der berathung mit den lehrem der prima und deren ergebnisse lui'
über den abschlusz des Zeugnisses werde verordnet, es ist unwidei
leglich klar, dasz der rector für eine maturitätserklärung einer b(
sondern Prüfung nicht bedarf, dasz er in seiner amtlichen thätigkei
ein wahreres und gerechteres zeugnis auszustellen im stände ist, a]
durch eine temporelle prüfung ermittelt werden kann , dasz das i
der natur der sache begründete verfahren durch nichts anderes nn
besseres ersetzt werden kann, dies verfahren ist beseitigt und m
dessen stelle eine prüfung nach formulierten Vorschriften, durch ei
collegium , welches nach majorität entscheidet, unter einer amtliche
aufsieht und Verantwortung, eine institution, welche gar nicht meh
wie eine pädagogische aussieht , gesetzt in der absieht , so eine ein
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 117
heit almtlicher gymnasien in einem quantitativen und qualitativen
gleichmaez f&r den abschhisz ihrer i^ätigkeit herzustellen, gewis
liegt es dem gjrmnasialregiment ob, nach einer einheit der gymnasien
ia ilire& zielen zn streben, aber diese wird durch ein zusammen-
wirken organischer mittel in dem innem ihres ganges erreicht,
die gymnasiale einheit als pädagogische^ als concreto organische faszt
Unterschiedlichkeiten, welche aus der Verschiedenheit der einzelnen
tnstalten und der Individualität der lehrenden und der lernenden
Botvendig hervorgehen, unbeschadet ihrer in sich zusammen und
gestattet nicht einen versuch , sie durch ein legales masz zu identi-
Seieren und uniformieren, gesetzliche Vorschriften über die normen
der bildnngsziele im ganzen und einzelnen und identisch formulierte
prtdicate geben gar keine bürgschaft der gleichheit in dem innem
rerfahren und in dem masze der prüfung. für diese macht sich in
Wahrheit an den einzelnen gymnasien in den mitwirkenden indivi-
doen iouner eine Unterschiedlichkeit der didaktischen richtimg und
onts geistigen bildes des ganzen und seiner momente, welche in
einem notwendigen zusammenhange mit der Verschiedenheit der
CBuehien anstalten steht, als normierend geltend, keine umsieht
and geschicklichkeit des inspicienten ist im stände , diese habituelle
Tersdiiedenheit zu einer ausgleichung einer einheit zu fClhren. zwei
[ Batoritätszeugnisse mit denselben formulierten prädicaten geben
nicht die bürgschaft der gleichheit des Innern werthes. es ist eine
Weaakratische illusion , acte , welche auf eine individuelle, unend-
Üeh onterschiedliche geistige realität gerichtet sind , durch ein ein-
greifen allgemein und identisch legaler anordnungen von ihrer
naterschiedlichkeit befreien und zu einer ausgleichenden einheit
fthren zn wollen , in der gleichheit formeller bestimmungen die
Wahrheit der Wirklichkeit zu sehen, die einheit des gymnasiums
ist eine geistig organische und läszt sich nicht durch legale anord-
nngen und einwirkungen bestimmen, das streben nach der einheit
des Ziels , in welchem alle für das gymnasium mit klarer erkenntnis
md reiner hingebung wirkenden zu einer einheit verbunden sind^
iit ein ideelles und seine erfolge lassen sich nicht formell messen,
n der verkehrung gymnasialer einwirkung und gymnasialen
aasies von selten des Staates gehört an höchster stelle die matori-
titsprfifung; sie verfehlt vollständig das ziel, welches sie sich setzt,
end wird ein mittel, den gang der gymnasien mechanisierend zu
nniformieren.
Dem Staate liegt daran , dasz die gymnasien des landes den all-
gemeinen bedürfnissen des öffentlichen dienstes und der nationalen
Cöltur und gesinnung von ihrer seite mit ihren mittein vorbereitend
genügen , dasz für dieses ziel die einheit in dem notwendigen ihrer
anfgabe ihnen vor äugen stehe und ihre praxis normiere, dasz dies
wirklich geschehe, läszt sich nicht auf dem wege der gesetzgebung
nnd gesetzlicher anordnungen und acte erreichen, was ein gymna-
liiim ist und sein soll , liegt im allgemeinen bewustsein , pflanzt sich
118 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprflfung.
durch die Zeitalter fort, wird durch wissenschaftliche erdrtenmgen
und den gang der praxis eingehender und strenger bestimmt und
gemäsz der folge der culturverhältnisse modificiert. dies gymnasiali
be wustsein wirkt als habituelles bild in den Organen der gymnasialei
praxis , wohnt ebenso auch dem Staate ein. dieser bestimmt nidii
nach seinem ermessen, was und wie ein gjmnasium sein soll , son«
dern erkennt dasselbe, wie es mit geschichtlicher notwendigkeit
geworden ist und für die forderungen der gegen wart ist, gesetslich
an. aber er hält ftlr gedeihlich und notwendig, findet sich verui-
laszt, in der complicierung, dem schwanken, der folge und dem
Wechsel der cultur- und unterrichtsyerhältnisse allgemeines über dai
gymnasium , sein ziel und seine mittel , seine Ordnung nnd seinen
abschlusz in einer gesetzlichen bestimmung, so weit es dieser form
erreichbar ist, festzusetzen und von diesem den ausgang, die nonn
und das masz seiner thätigkeit für das gymnasialwesen zn nehmen.
je weniger der staat in das innere der gymnasialen praxis direct
und unmittelbar eingreift, je mehr er dieselbe in ihrer Selbständig-
keit nicht blosz schont , sondern auch bestätigt , desto besser soigt
er für das gedeihn der gymnasialen thätigkeit. der staat maeht
nicht aus sich gesetzliche gymnasiale bestimmungen, greift nicht
mit solchen in das innere der gymnasialen praxis ein , sondern , in*
dem er für die allgemeine geselzliche Ordnung seiner administration
und leitong den begriff, die geschichte und die gegenwart des gym-
nasiums fragt, überläszt er der Selbständigkeit desselben das eigne
und das innere seiner specifischen thätigkeit. wie ein gesets der
Wissenschaft und wissenschaftlichen anstalten ftlr ihre wege weder
ziele, noch masze festsetzen kann, so sind gesetzliche yorschrifieii
und masze für die innere praxis des gymnasiums, als einer wissen-
schaftlichen Propädeutik nicht möglich, gymnasiale thätigkeiten
nach dem innem ihrer ziele und ihrer mittel lassen sich nicht in ge-
setzlicher form normieren, gymnasiale zustände, erfolge, leistungen
nicht gesetzlich messen, wird etwas der art versucht, so hat et
keine positive und gedeihliche Wirkung, sondern führt zur mechani-
sation und verkehrung der praxis. das innere der gymnasialen
thätigkeit ist gegenständ der gynmasialpädagogik, die als Wissen-
schaft in unendlichem fortgange der forschung begriffen ist, und der
gymnasialen praxis im einzelnen und in ihrem ganzen zusammen*
hange, die mit dem stände und gange der culturverhältnisse in
bindung steht, ein gymnasiales gesetz kann nach der weise
entstehung und bedeutung, nach seiner form das im innem der
praxis notwendige und fördernde nicht einmal in entsprechenden
werten sagen , so dasz es dem gymnasialen thun als norm vorange-
stellt werden und die leistungen desselben nach ihm gemessen
den können, es kann durch sich nicht dafdr wirken, dasz das,
von der gymnasialen notwendigkeit gefordert wird, aber in einer
gesetzlichen form nur angedeutet werden kann, in das allgemeine
bewustsein und in die Wirklichkeit der praxis hinübergeführt und m
Mataritätszeognis , nicht maturii&tsprüfung.
119
ilrr realisiert werde, es ist nicht möglich , geistige zustände und
tUtigkeiten, ziele und bestrebungen in einer gesetzlichen form als
«iner norm derselben zu bestimmen , zu gestalten und umzugestalten
«ad nach ihr zu messen, eine auf das innere der praxis eingehende
gnetsliche regelung ist auf allen geistigen gebieten, so auch auf
dem des gymnasiums, für ihren supponierten zweck erfolglos und
in ihren Wirkungen verderblich, wo sie versucht wird , erzeugt sie
entweder offiie und versteckte Opposition gegen das gute und not-
wendige, welches in ihr beabsichtigt wird, oder mechanischen ge-
honstti unredlich fügsamer geister, hemmt die innere Zuversicht
der individuellen eigentümlichkeit in ihrem thun , schwächt oder
▼emichtet die kraft des eignen suchens , strebens , welche allein auf
jedem geistigen gebiete gedeihen bringt und notwendig ist. ich
unterläge beispiele der Unterrichtsgesetzgebung , welche sich in das
innere der schalpraxis drängt^ hier auszuführen, innerhalb der
steUong zu den gemeinschaften , welchen das gymnasium dient, und
der allgemeinen gjmnasialgesetzlichen bestimmungen über die Ord-
nung des gymnasialen ganges ist jedem in dem gymnasium thätigen
die selbst&idigkeit und die freiheit zu gestatten, das ihm obliegende
in der weise zu thun , welche sein bestes bewustsein und sein gym-
nieiales gewissen fordern, gesetzliche bestimmungen und anord-
nnngen kOnnen und dürfen an keiner stelle in das innere der didaxis
nad der sucht eingreifen, man spricht so viel von selfgovernment,
Ton welchem das gedeihen menschlicher gemeinschaften in dem
böse ihrer eigenen aufgäbe und thfttigkeit bedingt sei. die gym-
neiale r^erung habe den muth und das vertrauen, diese in vollem
I jueie jedon gymnasium zu geben, zurückzugeben, in keiner ge-
aeinschaft ist individuelle Selbständigkeit mehr nötig, als im gym-
ueinm, denn jede schulthätigkeit ist eine unmittelbarkeit persön-
Bdier Wirksamkeit auf personen, welche eine objectivität gesetzlicher
vorsehriften nicht gestattet, es besteht darin , dasz jedem gymna-
tam seine individuelle eigentümlichkeit und seine Selbständigkeit
ftr den ganzen gang seiner thätigkeit von der behörde anerkannt,
ksütigt und bewahrt werde, dasz die autorität des rectors, in wel-
kem das gymnasium als ganzes vertreten ist, weder von oben durch
iMmittelbares eintreten in gymnasiale acte, noch von unten durch
j^iijoritätsbeschlüsse der untergebenen lehrer eingeschränkt werde
^80 durch persönliche entscheidung und Verantwortung die rechte
Utrheit und harmonie, feste energie und ununterbrochene conse-
qnenz gewinne, und — ne quid detrimenti capiat res scholastica
^d damit, was an erwerb aus der cultur und der Wissenschaft, aus
Wlherer einsieht und umsieht, aus weiter reichender erfabrung zu
gewinnen ist, jedem gymnasium zu gute komme, dazu ist eine all-
gemeine gymnasiale inspection angeordnet, welche persönlich ein-
^ntt und nicht eingehend genug sein kann, diese allein ist die wirk-
•me einheit aller gymnasien in allem fördernden und guten, was
^•e m ihrem gedeihen bedürfen, während sie das einzelne gymna-
120 Maturil^tsEeugnis , nicht maturit&tsprOfongir
sium und dessen rector in aller freiheit und selbstftndigkeit da
innem der eignen th&tigkeit Iftszt und mit dem blick, die geigter n
unterscheiden und zu prüfen , in Weisheit jede nnterschiedliche be-
rechtigte eigentümlichkeit in ihrer tüchtigkeit für das ganie im
ganges und des ziels wohlwollend anerkennt und würdigt, der alp
schlusz der gymnasialen thtttigkeit in sich enthält das masz dir
maturitStszeugnisses ; die norm desselben ist eine und dieselbe mil
dem innem der gestaltung des gymnasiums , durch dasselbe bi>
stimmt; eine andere durch eine allgemeine objectivität Ittsxt sieb
nicht pädagogisch erdenken, das maturitfttszeugnis iSszt sich nieki
universalieren , sondern ist individualisiert, wie das einzelne gya-
nasium. wie die norm des matui-itätszeugnisses ist, so ist die gu»
innere gestaltung der gymnasialen thätigkeit bis za ihrem ab*
Schlüsse, das ganze der unterschiedlichen individualitftt des gymü^
biums tritt in demselben ans licht, eine allgemeine objed^fifliti
festsetzung der norm der maturität in der gesetzlichen form m
prüfung und eine entscheidende beurteilung derselben nnterei]
gesetzlichen o rdnung entzieht dem einzelnen g3nauiasinm seine no^
wendige und gedeihen bringende freiheit und Selbständigkeit, mvif
liert alle gymnasien nicht blosz in diesem acte, als einem isoliertaif
sondern für das ganze, iPQr die richtung und den sinn, für das iiiBtft
der gymnasialen praxis. wie das in seiner reinen bedeutnng taagt^
stellte maturitätszeugnis ist , so ist die innere gestaltung des gy**
nasiums und seiner pifaxis. das maturitfttszeugnis ist also ein inAt"
grierendes recht und eine unerlftszliche pflicht jedes einzelnen gp^'
nasiums in seiner unterschiedlich individuellen selbstftndigkeit mi'
seines reprftsentanten, des rectors, welcher es ohne vorangehoii*'
gesetzlich verordnete prüfung unter entscheidender amtlicherüf*
sieht und ohne definitive abhftngigkeit von den urteilen nntergeorf*
neter lehrer auf seine alleinige autoritttt und Verantwortung aonldtt^
Die maturitfttsprüfiing ist angeordnet, damit jedes gjmnash^
sich vor der behörde ausweise , dasz und wie weit das ziel , weUhfl
als einheit allen gymnasien vorgeschrieben ist, von den schUkcii
welche ihren gymnasialcursus absolviert haben, erreicht ist. gtwil
ist nichts notwendiger, als dasz das gymnasialregiment genane ul
sichere künde von den zuständen und den leistungen der ihm nnW
gebenen gymnasien, namentlich von dem abschlusse derselben hilii
allein eine solche wird allein und am besten durch eine fortgehsMi
inspection erreicht, diese wird sich vorzüglich zur aufgäbe steDü
den bildungsstand der prima und besonders der abiturienten kenM
zu lernen, in dieser ist ein vollständiger ersatz für den zwBfk dl
maturitätsprüfuug. durch das band der inspection entsteht und M
festigt sich ein wohlbegründetes vertrauen in dem verhfiltnis dl
höchsten Unterrichtsbehörde und jedes einzelnen gymnasiums. m
ihr ergeben sich mittel, ungehörigkeiten, wo sie sind, zu sehen in
ihnen abzuhelfen, das bureaukratische moüv des mistranens, des i
ort und stelle sehen will , ob es in der gymnasialen präzis anch m
Maioritätszeognis, Dicht mataritätsprüfong. 121
leefaien dingen zugehe, hält es für seine aufgäbe, den entscheidenden
aet d68 abschlnsses in seine eigne hand zu nehmen , hat die maturi-
tttsprlifimg verordnet und die Selbständigkeit des gymnasiums in
im höchsten seiner thätigkeit , in der entscheidung der matnrität
inner Schiller Temichtet. die gymnasiale gesetzgebung hat sich der
bedenken dieser einrichtung nicht erwehren können, in der folge
kr rerordnungen über die maturitätsprüfang sehen wir ein schwan-
Ktt iwischen zwei gegensätzen, von denen der eine den gesetzlich
leefa'mmten inspectorialen Charakter der maturittttsprüfung bewahrt,
ler tndere aus pftdagogischen rücksichten gewisse gegenstände von
ler offieiellen prüfung ausscheidet und diese der entscheidenden
«orteiliuig der lehrer zuweist, dies schwanken, welches gegensätze,
reiche in sich völlig contrastieren, indem die form der officiellen
ffttfimg festgehalten und zugleich von der vollen strenge, welche
tte prüfung fordert, durch concessionen und modificationen nach-
{danen wird, in demselben acte neben einander stellt, deutet auf
11 tiefes und unüberwindliches bedenken gegen die pädagogische
ichtigkeit der gesetzlich angeordneten maturitätsprüfxing.
Einheit der gymnasien in den grundprincipien des ziels und
hr mittel ist fort und fort zu erstreben, aber die rechte einheit ist
ndit abstracte identität, sondern die concrete, in welcher die eigen-
ttaüiche Unterschiedlichkeit der anstalten erhalten wird, welcher
M mit individueller Selbständigkeit dienen, gesetzliche anord-
■Igen und bureaukratische acte haben auf das ziel der die unter-
RÜede der einzelnen gymnasien in ihrer individuellen energie be-
Mbenden concreten einheit nicht blosz keine beziehung, sondern,
•in sie abstracte, die eigentümlich unterschiedliche kraft der-
riben ignorierende und brechende einerleiheit fordern, henunen sie
lieelben. wir bleiben bei der maturitätsprüfang als der summe, in
iridier das masz alles gymnasialen concentriert zu tage tritt, es ist
pettiischer und pädagogischer Widerspruch, gesetzliche uniformität
kellen gegenständen, wie sie als einzelne neben einander stehen,
h BimÜiche gymnasien zu erstreben , vorauszusetzen , es sei not-
und möglich, alle gymnasien in allen gegenständen und rieh-
nach einer einheit des maszes zu messen, eine uniforme
eit in allen didaktischen einzelheiten , wie sie in der lehr-
neben einander stehen , hat für die einheit des ziels , das
, die harmonische totalität der persönlichen bildung nicht blosz
n werth, sondern das streben nach derselben verwirrt und
tMimt jede harmonie und kräftigkeit der geistesbildung. das gleiche
Ittz des Wissens und könnens in allem und jedem macht nicht ge-
Ee individuelle bildung aus. von den gymnasien, so wie mensch-
verhältnisse nach den unterschieden ihrer Vorzüge und mängel
, ist nicht zu fordern, dasz sie in allen und jeden gegenständen
gleiche masz leisten, auf das gleicbmasz aller einzelheiten das
gewicht legen, es mit allen pädagogisch erreichbaren mit-
und gesetzlichen Veranstaltungen erstreben, hat für den gymna-
[
122 Maturitätszeugnis, nicht inaturitätsprfifung.
sialen gang die schwersten nachteile. anstatt dies snpponiert
zu erreichen wird die eigentümliche kraft in dem ihrigen geh<
und von dem ihr erreichbaren abgewendet oder es entstehl
widerliche resultat des Scheins und der illusion. man sollte
nicht ein gleichmasz des nicht notwendigen und des nicht erx
baren suchen, weil durch dieses streben die einheit in dem unei
liehen zurückgesetzt und die energie für das eigentümliche gebrc
wird, solche Wirkung geht von dem gegenständlichen gleich
auf das thun der gjmnasien und auf das streben der schüler
die bureaukratische forderung der isonomie in allen gegenstände
alle gjmnasien enthält eine Unmöglichkeit , denn sie ist im w
Spruch mit der natur menschlicher Verhältnisse, die überall
unterschiedlich individueller eigentümlichkeit sind, das str
nach derselben ist vom übel für die gymnasiale präzis, dem
forderung der gleichheit des maszes für alles und jedes in dem
und nach den stufen der vermittelung hemmt die individuell ei
tümliche kraft des gymnasiums in der ihm gemäszen gegensi
lichkeit und richtung, macht seine thätigkeit unsicher, entzieh
Unbefangenheit und verwirrt die direction auf die höhe des ei(
liehen ziels, die persönliche bildung, für welche nicht eine
einem gleichmasz allgemeine gegenständliche uniformität wirkt,
dem zu welcher individuell unterschiedliche wege führen, es is
setzlich darauf zu halten, dasz jedes gjmnasium in jedem ge
stände das notwendig unerläszliche leiste, aber eine gesetzlich«
Ordnung darf nicht entgegen wirken, dasz die individuellen vor
eines gymnasiums , welche in seiner besondem gestaltung geg
sind , anerkannt werden und zu ihrem recht einer hervorrage]
Verwirklichung kommen, es hat eine zeit gegeben, wo man im
aus wol wüste, welche gymnasien vorzugsweise gute mathemat
historiker, vortrefifliche Lateiner, Griechen hergaben, jetzt
mit aller strenge bis zum abschlusz darauf gehalten , dasz der
mallectionsplan , dessen gegenständliche gleichmäszigkeit für
gymnasien vorgeschrieben ist, befolgt werde und so wird, ohne
das supponierte ziel erreicht wird , die thätigkeit der lehrer in <
was und wie es sie vorzugsweise können , unsicher und gehez
das didaktische ziel ist die gleichmäszigkeit der bildung, diese
ihre einheit in den gegenständen, für welche alle ein identis
masz gilt; sie ist uniform, von allen wird alles in demselben n
gefordert, das ist nicht die harmonie der bildung , welche ihre
heit in der persönlichkeit hat, in welcher unterschiede für die ge
stände nach der weise und dem masze der individuellen eigenl
lichkeit sind, eine isonomie für alle gegenstände hemmt in
Schülern die energie der entwickelung der individualität in der ei
tümlichkeit ihrer geistigen richtung und begabung mit dem ti
der Selbstbildung, tritt einer in sich selbst begründeten einheil
strebens und einer sichern gestaltung von innen entgegen, stell'
ein ihrer eigentümlichkeit fremdes ziel, es ist gut, dasz die jag
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 123
sibe natnr in ihrem fundamente ein unverwüstliches hat , das von
1er verkehrang der bildnng nicht berührt wird, wir machen die
wbtchtimg, dasz gerade recht tüchtige schüler von entschieden
igentliinlicher begabung und lauterer gesinnung mit den forde-
DO^pen der didaktischen isonomie in collision gerathen. es ge-
efaieht aber nicht selten, dasz mit berufung auf das uniformierende
[netz darauf bestanden wird, dasz auf mechanische bildung ge-
Mitete geister, stimuliert durch aussieht auf lob der schule, bene-
iden und andere anreine motive , wegen der gleichmäszigkeit ihrer
Ukhmg in Zeugnissen und anderen begünstigungen den vortritt be-
hWBmen, solche dinge liegen allerdings in den menschlichen ver-
Mttmasen überall begründet, aber es ist ein unerträglicher zustand,
■0 das Schulgesetz selbst sie begünstigt, hervorruft, fordert, die
M^gibe des gTnmasiums ist liicht blosz, kenntnisse in ihrer ver-
wwrfpng und juztaposition und besondere ffthigkeiten zu üben,
mdem persönliche , theoretische und ethische gestaltung , welcher
butnisse und Übungen dienen , die mit bestimmtem geistigen und
äUaehoi gehalt in eigentümlichen zügen erfüllte persönlichkeit, der
IkiUe höchsten guter, welche zum dienste der ethischen gemein-
tohallen nötig sind und die unsterbliche menschenseele befriedigen,
^irbereitete und gestimmte sinn, die bildung der individuell eigen-
Beben persönlichkeit, die Stimmung der seele für die höchsten
und aufgaben der menschheit, der nation, die Übung des auges
des Sinnes durch die edelsten gaben und Überlieferungen der
ite zur Vorbereitung für den dienst der höchsten lebensge-
rten ist die gymnasiale maturität, in welcher auch die vor*
itong für einen bestimmt abgegrenzten lebensberuf enthalten ist.
£e spitze des gjmnasiums als der gesetzlich bestimmte ab-
des gymnasialen ganges hingestellte maturitätsprüfung als
weisz nichts von diesem pädagogischen ziele , sie miszt nur
und fertigkeiten in ihrer Vereinzelung und zusammen-
^keit, in ihrer völligen ethischen indifferenz ; und indem sie
ihres Übergewichts die richtung der gymnasialen thätigkeit
das streben der schüler auf sich, als das eigentliche ziel der
bildung zieht, mechanisiert und verkehrt sie, so viel an
vt, den znsanmienhang des gymnasialen ganges, in diesem ist
!«& idiweres bedenken gegen die gesetzliche maturitätsprüfung
tei sinn der ganzen gymnasialen praxis und die bildung der
and geistesrichtung der schüler hingewiesen, dessen factischer
reis aus der schulerfabrung sich dem in klarem und reinem sinne
»achtenden gymnasiallehrer nicht entzieht.
»Wirkung des gymnasialregiments auf die einheit
<ies gymnasialwesens. enkyklische gymnasiale
schreiben, inspection.
Für das ziel der notwendigen und wahren einheit des gymna-
resens gibt es nur ein hauptmittel , personen zu bilden , welche
124 Maturitätszeugnis , nicht matorit&taprfifimg.
im klar bewusten dienst aller derjenigen mächte, welche das fDBdi
ment, den gehalt, die einheit unseres lebens, und damit aneh dl
gymnasinms hergeben, als Organe des schnlgeistes mit der kzaft dl
persönlichen nnd amtlichen eigentümlichkeit, der indiYidaellaiiAi
ständigkeit nnd der vollen hingebung an der ihnen gemäeien itell
als lehrende wirken, dann sind die gjmnasien so eu stellen, di|
jedes in allem, was notwendig zum begriff der gymnasialen
an ihrer besondem steUe gehört, Selbständigkeit und y<
lichkeit habe, damit das geschehe, welches nach der
der Verhältnisse erreichbar ist, dasz jedes eine individuelle
Schaft bilde, in welcher die allgemeinen in dem begriff und
gesetz des gymnasinms enthaltenen fordemngen einer indivii
selbständigen realisierung mit rttcksicht auf individuelles vi
und erkennen, können und bewustes wollen und in der
barkeit der persönlich amtlichen über- und Unterordnung
gegeben werden, die staatliche leitung der gymnasien
wesentlich durch ein persönliches sehen und einwirken, welehai
individuellen unterschiede vor äugen hat, zunächst damit albij
hörig zugehe, dann, damit das ganze und einzelne innerlich
und belebt werde, wird in der hauptsache nicht duroh
anordnungen von auszen und von oben vermittelt, diese, towtifcl
nötig sind, nehmen, weil sie auf die wirkliche und wahre
der gymnasialen zwecke bedacht sind, die bedingnngen dersell
der individuell unterschiedlichen Wirklichkeit der einzelnen
nasien in rechnung. das beste für die zukunft unseres
Wesens erwarte ich nicht von legislatorischen und bureaukratü
maszregeln, aber dennoch von der thätigkeit eines einsichtigen
energischen schulregiments. eine gestaltende und
durchdringende und nachhaltige einwirkung ist allein durch
möglich, litterarische discussion erreicht selten das ziel einer
meinen klar bewusten und in sich sichern einstinunnng; nad^
dieser bis zur praktischen ausftlhrung ist noch ein langer w^,
chen zu durchmessen theoretische impulse nicht ausreichen.
haben für die gymnasialpädagogik an theorie und
darstellung des rechten und guten so viel , dasz es wol kaum
lieh ist, über das notwendige und das zum gedeihen führende
zu sagen, was noch nicht gesagt ist, aber es kommt darauf taa,
es in straffer consequenz für die präzis zusammengefaszt und
durch mächtige motive in die Wirklichkeit geführt werde, d«'
sicherste weg ist der des ezperiments und der singulttren —
auch noch so ausgebreiteten — erfahrung. aus den
einer thätigkeit und ihrer erfolge können^ weil deren bedii
unberechenbar sind, nicht sichere Schlüsse für die Wahrheit in
allgemeinheit gezogen werden, erfahrung führt nur dann auf
weg der erkenntnis , wenn sie von einer schon daseienden und
ihr wachsenden einsieht begleitet wird und diese erläutert
illustrant, non probant. von isolierter thätigkeit einzelner ist
Matoritätszeagnis, nicht maturitätsprüfung. 125
IS erforderliche , nicht einmal ein weiter sich erstreckender impuls
I «rwmrten, nicht blosz weil sie mit gesetzlichen bestimmnngen und
■aberkommen in conflict gerathen, sondern weil es überall nicht
L jeder beziehong rathsam ist, eine anstalt des öffentlichen dienstes
vti^ oder in wesentlichem umfange über das gleichmasz der her-
Anmlidien und gesetzlich befestigten allgemeinheit hinauszuheben,
ii erfolge privater erziehungsanstalten geistvoller pädagogen geben
■e eriftnterung zu diesem satz. das individuum darf sich in seiner
Migkeit von dem allgemeinen , in welchem es steht , wie dasselbe
wA ist, nicht isolieren, das nötige für die zukunft unsers gymna-
■hreaens in seiner gestaltung und Umgestaltung kann nur von
■n Schulregiment ausgehen, negativ durch eine vorsichtige und
■sichtige beseitigung alles dessen, was einer verständigen indivi-
sdlen thfttigkeit im wege steht, positiv durch eine einwirkung
m person zu person , welcher das gewicht amtlicher autoritftt zur
■te steht und zur hülfe kommt, indem sie auf die rechten ziele
ii mittel hinweist und die empfänglichen in ihrem sinn und ihrer
HBQS für diese gewinnt, indem sie das gymnasiale bewustsein
Mrft, belebt, auf die höhe und totalität der aufgäbe dirigiert, das
I jedran moment lebendige und klare bewustsein von der einheit
IS gymnasiums ist das unerläszliche und das beste mittel für die
Ifamg der thätigkeit auf allen stufen und in allen gegenständen,
b weise der amtlichen thätigkeit der leitenden und der regierenden
meiner belebenden unmittelbarkeit persönlicher einwirkung ist
ikt dnrch die form des amtlichen Verhältnisses zu den untergebenen
das gynmasial wesen ausgeschlossen , aber sie setzt eine vorzüg-
gnnst persönlicher Verhältnisse voraus, sie rechne vorzüglich
die empfänglichkeit jüngerer lehrer. diese haben eine solche
lg und lehre ^ die mit dem gewicht amtlicher autorität an sie
ttritt, nötig, denn eine grosze anzahl tritt ohne alle pädago-
Vorbereitung in die amtliche präzis , als eine sich von selbst
lende, für welche eine bewuste auffassung unnötig ist, so dasz
P^^ogischen individualismus jede einheit des gymna-
nach gegenständen und stufen untergeht.
Gksetze können nicht veranstalten, was nötig ist, da sie nach
form nicht das sagen können, was individuelles Verständnis
sichere belebung des sinnes bewirkt, einfachere, in sich ein-
tigere zeiten, für welche eine auseinandersetzung in bezug auf
tiefen gegensätze in den praktischen und theoretischen ansichten
bildung und ihre mittel, wie sie unsere zeit bedarf, nicht nötig
haben vortreffliche Schulordnungen aus der unmittelbaren klar-
und festigkeit der totalität des gymnasialen bewustseins ihrer
iwart für sie produciert, wie sie in den verwickeiteren cultur-
Itnissen unserer zeit, welcher sogar die einheit des ausdrucks
das rechte gegenseitige Verständnis abgebt, unmöglich sind,
gesetzlicher Vorschriften über das innere des Zusammenhangs
der thätigkeit des gymnasiums bis zu ihrem abschlusse möchten
146 Zu Sophokles Antigone.
logisch vom höchsten Interesse sein kann, haben bei Antigone, so
lange man von ihr keine übermenschliche erhabenheit verlangt, die
bitterkeiten gegen das ^vielgeliebte haupt der trauten Schwester*
ihre volle berechtigung, da sie nichts sind als die htUle des tiefsten
Schmerzes, gerade von derjenigen verlassen zu sein, die wie da»
nächste anrocht auf den bruder geltend zu machen so auch dieselbe
pflicht gegen ihn zu erfüllen hatte (vgl. v. 549), und zumal Antigon«
es nicht verschmäht, der dienstbeflissenen, mitleiderftillten Schwe-
ster, die fast verzweifelt dasz es ihr nicht vergönnt sein soll mitztt*
sterben, tröstende und ermutigende worte zu sagen, während Kreon
den edlen Wettstreit nur mit höhn ansehen kann. — In diesem Ge-
waltmenschen scheint sich eine sittlich verwilderte zeit zu spiegeln^
in der das gestörte gleichgewicht der bürgerlichen Ordnung den reis
mechanischen ausgleich einer rücksichtslosen zucht erfordert, und
welcher zum trotze sich ein gesundes menschliches gefühl erhalten
zu haben für Antigone und Hämon kein geringer rühm ist. es ist
nicht wunderbar, wenn auch höchst überflüssig, wenn man diesen
tyrannenkopf, der ein meisterstück der Charakteristik ist, für ein
— natürlich idealisiertes — porträt gehalten hat. jedenfalls ^be*
deutet er etwas', wie der Lessingsche ^patriarch', der auch in seiner
negativ dramatischen pr%ung eine furchtbar ernste mahnung ent-
hält — er bedeutet etwas als symbol eines absolutistischen eigen-
willens von atheistischer färbung , der in seiner dämonischen blind-
heit sich bis zum wahnwitz steigert und , als wenn die götter sieb
mit einer nach seinem gutdünken zugestutzten Verehrung abspeisen
lieszen, die kirche, welche als die hohe gottesoffenbarung
durch Tiresias vertreten ist, für die ^magd' der tyrannis erklärt, ein
besonders feiner zug an diesem jünger des mars ist die Verachtung,
welche er gegen das weibliche geschlecht zur schau trftgt, dessen
einziges amt das gebären sei , das sich aber überhaupt im winkel
des hauses zu halten habe (vv. 567. 577). ihm, der sich der staat
selbst zu sein^ dünkt und vor dem das Wölk' nur schweigt und
zittert , ihm gegenüber mit seinem eines Hellenen unwürdigen ge-
böte vertritt Antigone die würde der menschlichen natur überhaupt
und die der weiblichen insbesondere mit jener heldenmütigen rubCt
die sie schon den Wächtern gegenüber bewiesen hatte , und einer
samlung, welche vom dichter auch wieder echt plastisch durch ein
senken des hauptes angedeutet ist (v. 439). ihre worte gegen ibn
sind allerdings herbe — lernt sie doch den mann, vor dem sie stebt,
nicht jetzt erst kennen, da er schon viel böses ihren lieben Ternr-
sacht hat (durch ein einziges wort — 'wiederum* in v. 7 — er*
fahren wir dies) ihm darf sie es endlich sagen, dasz er ihr thöricht
erscheine und dasz sie es sich zum rühme anrechne , anderen sinnes
zu sein als er , der ja doch nur ihren leib tödten könne (v. 495 ff*)*
eine solch souveräne Verachtung in offenen Worten, ohne dasz es zu
einer eigentlichen injurie kommt, ist auch nur mit der in sich ge-
kehrten und gegen den blendenden schein der äuszem macht gleich-
Hataritätszeognis, nicht mataritätsprüfiing. 129
cliieden realisieren zu helfen, nachzusehen, ob, wie weit und
eher weise dies geschehen ist und geschieht, in dem notwen-
und möglichen ihnen zu hülfe zu kommen, sie ist das wirk-
mittel, einheit des wesentlichen in dem gymnasial wesen zu
aren. dies kann nur durch die unmittelbarkeit eines persön-
verh<nisses zu den einzelnen ansialten erreicht werden,
Inrch gesetze und Verordnungen , welche nur das allgemeine
mnasialen aufgäbe bestimmen, aber nicht die notwendig indi-
e bedingtheit berücksichtigen und für die realisierung gemSsz
tondem eigentümlichkeit wirken können, diese sind für den
der inspection nur so weit nötig, als sie derselben den erfor-
en nachdruck der amtlichen autorität und feste haltpuncte
) persönliche ein Wirkung geben, jede gymnasiale aufgäbe
den besonderen qualitäten und Verhältnissen eines gymna-
hre individuelle bestimmtheit, aus welcher innerhalb der all-
en principiellen grenzen individuelle bedingungen und aus
hervorgehende forderungen für die realisierung der allge-
aufgaben und für das wirkliche gedeihen der einzelnen an-
sich ergeben, wir müssen uns überall prStsent halten, dasz er-
^- und schulthätigkeit eine unmittelbarkeit persönlicher ein-
g auf personen ist. eine person sieht, erkennt, nimmt in
Qg das individuelle der Wirklichkeit in der eigentümlichkeit
orzüge und bedingtheiten , kann die einzelne anstalt in ihrer
Bellen Selbständigkeit bestätigen, während gesetzliche anord-
in ihrer unvermittelten allgemeinheit uniformieren, eine
ion ist als persönliche im stände in Wahrheit dahin zu wirken,
» allgemeinen forderungen des schulregiments ihrem sinne
in der Wirklichkeit , welche immer individuell ist , durchge-
^erden. sie kann sehen, ob und wie das rechte geschieht, und
Alnen erkannten mangeln abhelfen, sie kann corrigieren und
n, admonieren und retractieren , eine individuell bestimmte
f zu dem notwendigen und guten geben, überall persönlich
i und leiten, sie ist die nach dem masze menschlicher dinge
jldgliche bürgschaft für den staat, dasz die forderungen der
,4er nation , des öffentlichen dienstes , der Wissenschaft und
lenschenwürdigen bildung an die gymnasien wirklich be-
^werden. ein wahrer inspectionsact bildet für ein gymnasium
>che des rückblicks, der besinnung und der Selbsterkenntnis,
mpuls der erneuerung und des vorwärtsstrebens. eine in-
I erfrischt und stärkt in den lehrern das bewustsein von der
mg ihres amts für die höchsten guter der nation; sie schärft
Biche gewissen, sie tritt auf mit der autorität der höchsten
lltsbehörde und macht diese Stellung, wo es nötig ist, in
pzen form geltend, aber, wenn sie rechter arfc ist, wird sie
ivon einem höhern sinn; sie ist organ des gymnasialen
jjSO entsteht eine innere gemeinschaft des inspicierenden und
p nntergebenen , welche über das Verhältnis der amtlichen
Ik f. phU. u. päd. II. abt. 1875. hft. 3. 0
130 Maturitötszeagnis, nicht maturitätsprfifang.
über- und Unterordnung hinausgeht, das erhöhte bewostsein eini
und desselben amtes und dienstes für die höchsten g^üter und an
gaben der nation, welches klare und vorwärts strebende erkenntni
ernste arbeit und ungeteilte hingebung des ganzen menschen forder
diesen sinn einer inspection zum persönlichen und voll wirkenda
ausdruck zu bringen, ist eben so notwendig, als den der amtlidw
autorität. eine rechte inspection hebt das einzelne gjmnasium an
alle, welche für dasselbe thätig sind, über die einzelnen, nebe
einander stehenden particularitäten des thuns und dessen partiel]
und isolierte erfolge hinaus zum bewustsein des zusammenhangB n
sich und im dienste für die höchsten aufgaben und guter der natkn
ein fest ist das erhöhte freudige innewerden des bandes der gemedi
Schaft, ihrer guter und krftfte, ihrer aufgaben und pflichten, ümi
strebungen und hofFhungen. eine rechte inspection gehört in da
festtagen des gymnasiums für lehrer und schttler. eine inspeefifli
ist die einheitliche spitze der ganzen gymnasialen thfttigkeit fliM
landes, welche das ganze vor äugen hat und jedem einzelnen lali
tritt, von ihr geht durch persönliche vermittelung eine persOifid!
belebte einheit der gymnasien mit bestätigung der individuell unttf*
schiedlichen eigentümlichkeit eines jeden aus, die von viel hOheM
werthe ist , als eine durch gesetzliche anordnungen der administÄ*
tion erstrebte uniformität. aus diesem Verhältnisse entsteht m^
wendig eine Wechselwirkung der gymnasien des landes , in weleMi
sie nicht, innerlich fremd, neben einander stehen, sondern ffM
einander lernen , sich gegenseitig messen , in der gemeinschaft dM
staatlichen dienstes mit einander nach der einheit des zieles twgti
so bildet sich auch von diesem puncte aus ein gymnasiales staadtf^
bewustsein und mit diesem ein Wetteifer in den gemeinscbi
aufgaben, indem es allgemein präsent wird, dasz alle gymnasiea
landes in der einheit des dienstes und des ziels verbunden
dasz sie von einander Impulse und förderungen zu erwarten
eine gymnasialinspection ist das einzige mittel für das
regiment, eine anschauliche kenntnis von der Wirklichkeit des
des und der eigentümlichkeit sämtlicher gymnasien des landes
zu gewinnen ; sie ist daher von unersetzlichem werthe fttr das
der einheit der gymnasien in dem notwendigen und dem h(
sie weckt und erhält einen die einheit in dem allgemeinen n<
renden und zugleich individualisierend belebenden schulgeisi j
dem ganzen gymnasialwesen des landes. wie notwendig das
nach einer auf das allgemeine wesentliche des ziels gerichteten
jede berechtigte eigentümlichkeit anerkennenden eiiüieit ist in
zeit eines isolierenden subjectivismus und einer sich auf sich
den Oppositionslust gegen jede einheit durch die autorität von
bei dem mangel einer sichern und lebendigen tradition und
festigkeit des bewustseins über gymnasiale ziele und mitteli
deren nur zu oft entweder gedankenlosigkeit des herkommens
Unsicherheit des suchens und versuchens in abhängigkeit von
J
MataritäteseagnisY nicht maturitätsprüfang. 131
was onnüuge und unreife reflexion des tages bringt, die herschaft
litben, beduf nicht einer weitern ausführung.
Eine inspection bildet mit der gesetzlichen wache über die ein-
lieit des notwendigen zugleich eine nicht blosz amtlich, sondern
•Qch and noch mehr persönlich wirksam • p&dagogische autorität
das landes. autorität ist für den sichern und kr&ftigen gang und
Ibrtsehritt der präzis eine unersetzliche gunst , eine notwendige be-
dillgang, ohne sie entsteht in unserer zur anarchie sich hinneigen-
den seit unsicheres schwanken und rechthaberische unberechtigte
prItentioB des für sich denkenden und seinen eigenen weg gehen-
des individualismus. jedes land bedarf einer gymnasialp&dagogischen
iotoritlt, womöglich einer solchen, welche nicht blosz mit der dem
gjmnasium angehörigen wissenschaftlichen bildung pädagogische
ansieht, helles äuge für die zusammenhänge des gymnasiums, war-
jDee interesee für seine aufgaben, treffenden blick für seine indivi-
dodlen zustände und bedürfhisse vereinigt, sondern zugleich an
«mer praktisch einfluszreichen stelle steht, welche einen groszen um-
&ng Yon anschauungen und erfahrungen^ sowie vielfache gelegen-
bnt ond aufforderung zu persönlichen berührungen und einwir-
famgen gewährt, eine persönliche thätigkeit hat überall eindringen-
dere ond nachhaltigere gestaltende und umgestaltende gewalt, als
die weite der theorie und litterarischer discussion; sie ist ein in
lidi einiges und consequentes, ein ganzes, in der litteratnr ist mangel
a prineipieller einheit und festigkeit. alles wird in fragen und
Problemen aufgelöst, deren divergenzen den gedanken und vor-
adblägen die praktische spitze abstumpfen, die praxis selbst mit
tveifeln inficieren und die Sicherheit und frische des handelns
lehwlchen. eins wird nach dem andern vergessen, einzelnes wird
•bie beziehung auf das ganze behandelt und bekommt so eine ver-
Unrte nnd unproportionierte Stellung, die allgemeinheit und ab-
ftnetheit der theoretischen Untersuchung vermag nicht das concreto
der präzis zu erreichen und zu bestimmen , wirkt , wo nicht eine ge-
luide und feste tradition anhaltspuncte bietet oder der einzelne für
ttne thätigkeit nicht schon klarheit und Sicherheit gewonnen hat,
■dur anregend und aufregend als leitend und befestigend, eine ge-
riiltong und fortbildung der präzis von der theorie und der litte-
ntor unterliegt daher den schwersten bedenken und führt in grosze
^Sefahren für eine sichere, umsichtige, persönlich consequente und
«nergische thätigkeit. in einer persönlichen autorität, die an ort
Bnd stelle auftritt , ist das ganze der aufgäbe der praxis im einheit-
lichen sinne zusammengefaszt ; jedes einzelne an seiner stelle und
i«di seinem masze kommt zu seinem recht; die individuellen vor-
löge und schranken, Bedingungen und bedürfnisse der personen
rlnd der zustände finden die ihnen gebührende beachtung und für-
•orge. sie besitzt die unmittelbare individuelle Sicherheit der in-
tniti?en auffassung des an seiner stelle und im zusammenbange des
fuzen notwendigen, welche fester und consequenter wirkt als die
am
132 Maturitätszeagnis, nicht mataritätsprüfang.
weite nnd Übersichtlichkeit des denkens und der reflexion.
einer solchen persönlichen autorität geht durch das ganze
kreises eine Sicherheit der richtung , eine w&rme der belebnni
welche durch nichts anderes erseht werden kann, für die t
der praxis auf ihren wegen ist einwirkung persönlicher autoriti
beste und unerläszlich. die frei wirkende autorität Iftszt einen •
auf die notwendige Selbständigkeit der person für die praxis d
aus nicht befürchten, der Charakter der deutschen bildung if
art, dasz stabile uniformität und mechanische Unterordnung
heblichem umfange nicht zu besorgen ist. wir haben gerade zi
Übergewicht der gegen jede feste objectivität opponierenden
jectivität und des auf eigenen wegen denkenden und handelnd«
dividualismus, unter deren einflusz die praxis nur zu sehr leide
Wir haben nach der richtung der deutschen culturverh&li
und nach der qualität des gegenwärtigen zostandes unsers g}
sialwesens das bedürfhis einer festem einheit desselben in
höchsten und wesentlichen nach zielen und mittein. statt der
retischen Unbestimmtheit und der ethischen Indifferenz der gy
sialen thätigkeit ist eine praktische, ethisch begrenzte einheit s
streben, welcher die kraft des sicher entscheidenden thnns
wohnt und welche für die einzelnen in ihrer Selbständigkeit j
meine autorität ist. ein gesetz kann die mängel gymnasiale
stände nicht beseitigen , das erforderliche und richtige nicht ei
zum wirksamen ausdruck bringen, noch weniger realisieren, fc
lierte gesetzlichkeit auf gebieten freier geistesthätigkeit, übert
in acte, welche dem innem derselben begrifQich angehören, 1
trächtigt deren Selbständigkeit und hat zur folge, dasz dnrdi
verstand der auffassung oder durch gedankenlos und gleich|
gehorsame befolgung das gegenteil des beabsichtigten verwirk
in jedem fall die praxis mechanisiert oder auch eine allgemeine
sition nach oben herausgefordert wird, eine verständige gyrni
inspection ist das kräftigste mittel, einheit im wesentlichen un<
wendigen in die gymnasien mit bestätigung ihrer unerläszlichei
unersetzlichen individuellen Selbständigkeit hinüberzuführen«
musz erkannt werden, es darf nicht an deren stelle ein nidi
demder oder gar hemmender und verkehrender ersatz gesudif
den. die bedeutung gymnasialpädagogischer Wissenschaft u»
echung für die praktische gestaltung des gymnasiums soll nach
notwendigkeit und ihrer ersprieszlichkeit durchaus nicht n
gesetzt werden ; und in dieser beziehung ist dem historisch-ethi
moment der gymnasialpädagogik , da es die specifische aufgal
gymnasiums im ethischen Organismus ins licht stellt, ein hl
werth beizulegen, als dem psychologischen, historisch-ethisd
tersuchung der gymnasialpädagogik bewahrt vor aller idealisti
transcendenz , sowie vor jeder art ethischer indifferenz, vor c
tigen richtungen des utilitarismus und des formalismus; sie
zur erkenntnis der totalität der gymnasialen ausgäbe in
Matarit&tszeugnis , uipht mataritätsprüfung. 133
seh geschichtiichen bestlmmtheit. wir deutsche haben einent
htom an theorie und wissenschaftlicher forschung, wie für alle
ete, 80 anch für die gjmnasialpädagogik, zu welchem die praxia
ir^ge im misverhältnis steht, theorie gibt überall ein allgemein
mid es ist ein langer weg von ihr bis zur praxis; das thun ist
nduell. sie weist hin auf die ziele, ist die allgemeine vemunft,
nren äther der leben, die der einathmen musz, welcher aus voller
t wirken soll, sie macht den blick hell, unbefangen und um«
ig, schftrft und erwärmt den sinn fdr die bedeutung der sache.
für die praxis musz noch ein anderes hinzukommen, die gym*
Jpidagogische Wissenschaft ist nicht im stände, den gang der
nasialen praxis zu bestimmen, theoretisches denken ist noch
t praktisches verstehen, wer die ziele kennt und vor äugen
weisz damit noch nicht die rechten wege, welche dahin führen,
seine aufgäbe in einem bilde vor dem geiste sieht, der musz
noch die mittel für sie finden und sein thun , das individuell
nmt ist, in jedem moment für sie disponieren und dirigieren,
iktischen gebieten ist die sichere unmittelbarkeit des prakti*
I Verstandes nötig, welcher das specielle und das einzelne nach
r concreten gestaltung und forderung und zugleich im licht und
sr bedehung des allgemeinen und des höchsten erkennt, zur
■ gehört die Sicherheit der an der rechten stelle hervortreten-
Br&idung, die unmittelbarkeit des suchens und des thuns, der
nicht blosz das ableiten des einzelnen aus begriffen und prin-
I. eine praxis ohne erleuchtung der, theorie ist blinde routine,
■1 einzelnen das rechte trifft oder nicht trifft; eine praxis, die
ier theorie geleitet und beherscht wird, führt in die gefahr
■ansscendenz des ziels und der verkehrung der mittel an ihrer
idnellen stelle, denn pftdagogik als thätigkeit in Unterricht,
i und leitung ist kunst , für welche die unmittelbarkeit der er-
Bg ans der totalität der persönlichkeit, selbst das insünctive
Iper^os der notwendige ausgang ist, aber der begleitung, er-
lang und erwärmung der theorie bedarf, freilich durch diese
«nrsetzt werden kann, die eigentliche stelle der pädagogischen
Img und gestaltung im sinne der einheit des wesentlichen und
HMÜgen in der mitte einer zeit , welche einen Überreichtum aa
ii besitzt, ist und bleibt die praxis selbst, die in dem gymna-
Hiätigen sind es allein, welche die rechte gestaltung der praxis
Be rechte weise erfinden und verwirklichen können; dazu ist
i Selbständigkeit in vollem umfange nötig, diese darf durch ein
lifen gesetzlicher Vorschriften und anordnungen in die unmit-
ikeit der notwendigen thätigkeit nicht zu einer abstracten all-
iaheit mechanisiert werden.
IMe inspection bewahrt die einheit des gymnasialen notwen-
ly indem sie zugleich die individuelle Selbständigkeit bestätigt.
Irtltzt, leitet, berathet, ermuntert die individuell eigentümliche
Ivechtigte thätigkeit, wacht aber auch darüber, dasz sich nicht
i
134 Matnritätezeugnis, nicht ^maturitätsprüfang.
unreifes, willkürliches, unpraktisches, was der aufgäbe und dem
sinne des gy mnasiums widerspricht , eindränge, sie steht auf einer
höhe, von welcher sie eine anschauung des ganzen gymnaBialwesem
gewinnt und sie allein besitzt die mittel , für eine geBtaltong dee-
selben im ganzen und einzelnen nach der einheit der pftdi^ogieehep
forderung mit erfolg thätig zu sein, sie ist durch amtliche autoritfii
die vielfachen wege ihrer amtlichen thätigkeit, persönliche comma*
nicationen im stände , das gute und notwendige nicht blosE in ge-
setzlichen Vorschriften und admonitionen auszusprechen, Sonden
durch unmittelbare einwirkung von person zu person ffkv die wiifc-
liche herüberführung desselben in den lebendigen gang des gymnir
siums thätig zu sein, so ist von oben allein eine umfassende,
dringende und zusammenhängende gestaltung des gymnasiale
zu der einheit seines ziels zu erwarten, die inspection tritt nieU
blosz mit der autorität von oben an das gymnasium hinan, AM
nicht von auszen in dasselbe hinein , sondern ist durch die genua-
schaft der für die gymnasiale praxis erforderlichen wisaensdtfft- *|
liehen bildung, durch das band der pädagogischen einsieht und te
amtlichen aufgäbe und hingebang mit demselben verbunden, fit
die gesetzgebung, regierung und leitung des gymnasiume wirken ak
factoren der staat, die kirche, die Wissenschaft zusammen. W
diesen empfängt das gymnasium seinen objectiv bestimmten gdid^
seine praktisch, geschichtlich gegebene, nicht idealistisch gesndtt
aufgäbe in ihrer totalität, die einheit und Universalität seines Akt
der fortgehende Zusammenhang des sittlichen Organismus bedarf tH
seine erwartungen von dem kommenden geschlecht des dienstas te
Pädagogik, das heiszt, sowol des Verstandes der au%abe fttr ditfi
forderung, als auch der praktischen ausführung derselben, diepidt*
gogik musz sich daher bewuszt werden, dasz sie als solche mä/f^
schaffen noch leiten kann, sondern von den geschichtlich bestunmttf^-^!
ethischen mächten unserer nationalen gemeinschaft ihren gehalt be*^
kommt, in deren dienst treten musz, um in Wahrheit praktisch ^'-^
werden, das ist die pädagogische praxis in ihrer reinheit, die anck'^l
vorzugsweise nachhaltige erfolge für äuszere und individuelle btf'^i
dürfnisse hat. idealistische und subjectivistische pädagogik in ihn^"^
mannigfachen richtungen verkennt den Zusammenhang der
ziehungsaufgabe mit ihrem geschichtlich bestimmten ethischen _
halt und geht von der Voraussetzung aus , dieser als einer abstnui^
allgemeinen oder einer mit besonderer absieht gesetzten aus tioB'
und mit ihren erdachten und gewählten mittein genügen zu kOnntf^^
Pädagogik ohne den mit notwendigkeit gegebenen geschiektUo^
ethischen gehalt , ohne durchdringung von demselben wird wiUkO^^
lieber formalismus oder beschränkter, gerade das höchste nmgeha^"
der utilitarismus, beide schwere schaden für die eigentliche wifgrip^
der schule im dienste der ethischen gemeinschaften. die znr leitu^^
des gymnasialwesens bestellte inspection steht im dienste der
schichtlich ethischen gemeinschaften, welche den gehalt des
Matoritätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 135
«nmt hergeben und in sich das ziel seiner aufgäbe bestimmen, hat
in ihnen ihre innere autorität und bedarf für ihre specifische thStig-
\mi der pftdagogik als Wissenschaft und kunst. sie fordert also
«Be persönlichkeit, welche fUr alle wesentliche momente, welche das
gynmasium constituieren , in ihrem innem empfänglich und theo-
letira und praktisch gebildet ist. ein hineinsehen in das gjmna-
nom mit einer fremdheit und aus einer ferne und vom particularen
geachtspuncte bringt in der regel mehr schaden als nutzen, die re-
gienmg hat unter den ihr zu geböte stehenden mittein keines, durch
wdehe sie in demselben grade und mit gleichem erfolge auf die ge-
liaHong und leitung des gymnasialwesens nach der einheit des
wesentlichen im ganzen und einzelnen einwirken kann als die gym-
ittude inspection. die regierung braucht nicht zu mittein zu grei-
ün, welche um des zwecks der einheit und der gesetzmftszigkeit
willen dk Selbständigkeit der einzelnen gymnasien in der ihnen spe-
cifisch notwendigen thätigkeit antasten, zu welchen vor allem die
gesetzlich geordnete amtliche leitung, beaufsichtigung, entscheidung
öer matnritätsprttfung gehört, eine inspection , welche im rechten
Wie zu handeln sich getrieben fühlt und versteht, ist der ent-
lehiedenste gegensatz zu dem gymnasialen büreaukratismus, welcher
Umittelbar in das eingreift, welches von dem begriff der selbstän-
4^eit gymnasialer thätigkeit untrennbar ist. dieser ist in allem
WMentlidhen unwirksam, tritt überall negativ auf, hemmt durch
iüe mechanisation viel individuelles positives und gutes, durch
Hbe uniformierung den ft-eien gang und fortschritt auf den rechten
«gaen wegen , welcher überall nur in individueller Selbständigkeit
ttd freier hingebung an die sache möglich ist. für die regierung
wlin der eingehenden kenntnis des gymnasiums, welche ihr durch
ie inspection gebracht wird, die bürgschaft, dasz es in demselben
nditzDgehe, auch in dem abschlieszenden acte des maturitätszeug-
Hes. die inspection wird sich besonders angelegen sein lassen, in
<kr revision des gymnasiums ihre eingehende aufioaerksamkeit auf
^abschlusz der thätigkeit desselben in dem bildungsstande der
Aiiorienten zu richten, in der inspection ist ein reichlicher ersatz
^ dessen, was mit der gesetzlichen Ordnung der maturitätsprü-
^ beabsichtigt wird und ohne deren nachteile.
(fortsetzuDg folgt.)
Lübeck. Bieck.
10.
ZU SOPHOKLES ANTIGONE/
Herr Döring hat vollständig recht, wenn er in den auffassungen,
^ K. 0. Müller und Böckh für das Verständnis der Sophokleischen
* zugleich als erwiderung auf den artikel der 'gegenwart' (nr. 30
|*»^31, 1874), 'die Aniigone des Sophokles: ein Zeugnis gegen die cen-
■««p&trtei' von A. Döring.
136 Zu Sophokles Antigone«
Antigond geltend gemacht haben, eine nnöär Üstlietiscbes inieivsse
unbefriedigt lassende antinomie findet, aber mit der yon ihm Te^
suchten lösung , dasz Antigene allein schuldig sei , Kreon aber dec
sinn der staatsidee in sich darstelle, wird sich schwerlich jemand efaL
Yerstanden erklären können, der spruch des Solon : 'gehorch^ dei
herschem im gerechten und im ungerechten' kann hier keine anwen
düng finden , da sich derselbe auf sklaven bezieht, dasz Kreon t<»i
hause aus ein loyaler Charakter und eine durchaus gerade natnr ist
sowie dasz seine strenge gegen die eigenen verwandten an sich lol
verdient, hat wol noch niemand bestritten, um aber ein ^abstraetnm'
zu sein — einmal das undenkbare als möglich angenommen, dan
Sophokles in seinen personen ahstracta habe schaffen wollen — dan
müste er doch fest in sich geschlossen dastehen und sich bis vm
ende treu bleibeff. das ist nicht der fall, es sei nur daran erinnerii
wie er unter dem frischen eindrucke der drohungen des TireoM^.
indem er sich anschickt , den Polynices zu bestatten und AntigM
zu befreien, die bisher verachtete ^bestehende Satzung' (v. 1091
Donner) durch sein thun zu ehren bringt, und wie ihm plötzlidi dv
*recht der gesetzlichen staatsautoritftC, welches er ja, um flik
herm Döring zu reden, vertritt, gleichsam in einem neuen lichte tf^
scheint, nein , wie alles in der tragischen poesie aufs schSHste !•*
gespitzt ist, so läuft auch bei Kreon die politische diarakteriiHK
nicht neben der ethischen her, sondern sein absolutismua ist nnrlll'
folie eines bodenlosen egoismus, und seine hftrte, welche unter dett
scheine höherer staatlicher rücksichten die individueUen regiagit^
freier menschlichkeit unterdrückt, wird als irreligiositttt entltffi
herr Döring sagt : 'der Vertreter der staatsautoritftt in abstiaühMJtfi:
gehässigster form ist selbst ein abstractum geworden; er steht ih'
ein entlaubter stamm, aber er steht doch noch«' de#
man vergleiche die worte Kreons v. 1248 — 1252:
Ich hab*8 erkannt, ich arme: doch aaf dieses hanpt
hereinstürmend traf ein gott, schwer ergrimmt,
mit schwerem schlag, in wilde bahnen stiess er mich«
o weh, niederstürzend mein zertretenes glück!
ach, ach, weh, der menschen muhvolle mühn!
T. 1259— 1263:
O weh! warum, unversöhnlich reich, Hades schlond,
mordest du mich, o warum?
welch ein wort redest du,
o du, der mir schweren leids knnde bringt?
weh, weh! dem todteu gibst du nochmals den tod!
v. 1282 f.:
Mich schreckt angst empor! warum trifft denn nicht
die brüst ^iner mir mit zweischneid*gem Schwert?
T. 1299—1303:
O komm, o komm,
erschein* endlich mir, mein glorreichstes loos,
und führe mir herauf den endigenden tag!
Za Sophokles Antigoiie. 137
nahe nur, gewünschtes siel,
Qnd lass keinen andern tag mehr mich schaunl
d kalte dazu noch die worte des boten 1136 — 1146:
. . Kreon, dünkt mir, war zuvor beneidenswerth,
er, der vom feind befreite dies Kadmeiervolk,
hierauf des landes ungeteilte macht empfieng
und lenkte, durch der ktnder edle saat beglückt.
und nun — dahin ist alles, wenn die freude sich
treulos dem mens chen abgewandt, so glaub* ich nicht,
er lebe, lebend acht* ich ihn des todes raub.
denn hab* im hause, wenn du willst, an gütern viel
und leb* in stolzem herscherglanz; weon dir dabei
die freude mangelt, kauf* ich dir das andere
nicht um des rauches schatten ab für frohen mut.
denen wir gewis des dichters eigene meiming vernehmen,
um hat der dichter Kreon nicht durch das schwert Hftmons
m lassen? (vgl. v. 1209.) sehr einfach: weil durch einen fal-
B sdmöden racheact der strafe der götter Yorgegriffen und so
Uheren,' poetischen gerechtigkeit nicht genüge geleistet wäre.
I nach der rechtsanschauung des tragikers rächt sich alle schuld
erden, und keine strafe ist eine vollgültige, die sich nicht
disam im hellen Sonnenlichte vollzieht und vor den äugen der
, ihre rechtmSszigkeit erweist (ein grundsatz , den auch für den
det geltend gemacht zu haben Karl Werders verdienst ist —
preusz. Jahrb. november 1873 s. 558 ff.). Kreon musz leben
Kn, um den kelch des verdienten leidens auszukosten und die
Aeit der grausen Verkündigung des sehers einleuchtend zu
ken (vgl. w. 1296, 1312 — 1314). die schluszworte des chors
m. denn auch dem bekannten Wahlspruche der griechischen tragik,
ileid lehre sei, einen dem vorliegenden falle entsprechenden aus-
ak. in den Worten *nie frevle — an der götter gesetz' hat aber
dior, dieser an dem gange der handlung seinen Scharfsinn übende
■ittler von göttlichem und menschlichem rechte, im unterschiede
seinem bisherigen denken, eine reinere sittliche Überzeugung
lonnen, über die der zweifei keine macht mehr hat. in der rich-
■ auffassung von der Stellung des chors zu und in der handlung
i der Schlüssel zum Verständnisse des Stückes überhaupt, wenn
Haren worte der Antigene selbst und die am Schlüsse eintretende
atrophe noch nicht aufschlusz genug geben sollten, die inter-
läon, welche herr Döring von dem ersten stasimon, auf das es
'zunächst ankommt, gibt, kann nicht als richtig anerkannt wer-
• denn hr. Döring macht (in den vv. 365 — 368) aus zwei glie-
I, die wol zu trennen sind, ein einziges; die worte des dicbters:
let hoch (der mensch nemlicb) der heimat gesetz, der götter
nrheilig recht' — im originale sind die getrennten glieder durch
bedeutungsvolles *und* (x*) wieder zur einheit verbunden —
I die Stadt' gibt er einfach so wieder: *gut ist nur, wer durch
gegen das gesetz das heil des Staates fördert', indem er
i
156 Winke fOr den religioiuuiitemcht
Ich fragte mich: von welchem wissensbeeitE leben
unEere besten und geistigsten gemeindeglieder? nur
das soll der Jugend eingeprägt oder zugänglich gemacht werden.
ferner sagte ich mir ; eie haben fOr weiteres lernen und er-
kenaea ein ganzes leben vor sich, nnd überall wird es ihnen u
milteln nnd anregnngen dazu nicht fehlen, wenn sie nur lust nnd
trtob dazD empfangen haben, auf die weckung dieses
lutzteren kommt also alles an, alles neben dem, dasz ihnen ein
glcichjam unverlierbarer grandstock von sprucb und lied slclur
mitgegeben werde. mOge er auch halb nnd ganz vergessen werden
(wie das oft geschiebt), er bleibt doch eine heimat, die spStervie
kisdesbesitz nnd kindeserinnemng wieder theuer und vertraut we^
den kann, die dann nichts fremdes, sondern ein schlummernd«
liebas gut ist.
Dazu gebSrtaber: wenig und gut (gnt betont) memorieren
tapsen, damit man dasselbe oft wiederholen kann und besprechen,
damit man den kindem keine quälen und strafen bereite, und ihnen
30 und durch anderes die sacbe unlieb mache.
Nicht die einzelnen pflichten und lehren usw. alle durchnehmen!
thorheit und abstumpfung ! gerade als wenn sie (die kinder) beiden-
oder wildenkinder wSren, als wenn sie nicht in einer sittlichen ge-
mcinschaft ständen, in der dies alles ohnehin schon die aner-
kannte grundtage des lebens ist. eben durch das lernen-
lassen und besprechen solcher trivialer lehr- und pfiichtsStze atfrt
mun die heilige urofangenbeit und sittliche antoritSt, in derue
stehen sollen, wie entsetzlich sogar, z. b. die pflicht des geborunx
'gegen die eitern' zum gegenständ einer erOrterung, einer begrOn-
d II n g zu machen I
Und nnn alle die pflichteinzelheiten fUr Verhältnisse, in die ü
erst spKter treten 1
Als versiegten auf einmal alle quellen der belebmng und in-
tugung, sobald die scholer ans der kinderlehre kommen, als gäbe es
keine predigt, keine auch anszerbalb der predigt in schrift und nin-
gang, auch in Öffentlichen vortragen (die nur viel häufiger sein eoU-
tün für dies gebiet) gebotene belehrung mehrl
Unsinn und verderbnisl
Man mnsz an Vollständigkeit und s^rstematigcbe Ordnung gv
nicht denken.
Wenig ; aber : das wesentliche ; nnd : dies lieb und heilig ge-
ma(;ht ein einblick in einen punct, der die seele tiefer ergreift,
kann mehr helfen, als ein ganzes System.
So entsteht ein unterriebt , an dem auch ein mann wie Arndt
oder Niebuhr seine freude haben kBnnte.
Haben Sie je eine spur von segen, der aus dem katechiamiu-
wort entsprungen wäre, in Ihrem erfahrungskreise gefunden?
Quälerei, abstumpfung. auch dadurch, dasz die kinder so vieles
lernen mttseen, was sich fUr jedes cbristenkind von selbst versteht,
Zu Sophokles Antigone. 139
raordnen (y. 213). zwar hatten sie noch kurz zuvor, indem sie
freode über den wenn auch mit schwerem Opfer erkauften
.asdmck gaben und zu fröhlichen festaufzügen aufforderten,
'ergessen jedes harms, der noch etwa ein verwundetes herz
m mochte, gemahnt und jene worte (v. 150 f.): 'deshalb
nach dem kämpf ihr auch nicht des jetzigen mehr' — sie
Q wie eine ernste warnung nicht blosz für jeden einzelnen
', sondern ebenso gut für den herscher, doch als dieser, zwar
ommen brauch des landes verletzend, aber gemäsz dem uralten
kongsrechte für den der stadt angethanen frevel und zugleich
Isamer warnung der im verborgenen lauernden feinde des
das strenge gebot in betreff des allen so verhaszten Polynices
n hat, glauben sie, da das vergehen gegen das recht des gnadenr
lichten gottesreiches durch die rücksicht auf das öffentliche
9[enügend- compensiert scheint, niemand werde so thöricht
1 eitlem dunkel, wie wenn der einzelne bürger es besser wüste
r das ganze vertretende fürst samt den edlen, durch über-
l des gebotes den sichern tod sich zuzuziehen, demnach kann
or die that der Antigone nur für thöricht und ihre redeweise
Bsch weifend halten, da 'ihr ganzes denken', wie herr Döring
reffend, nur nicht in dem gehörigen zusammenhange, sagt,
önem unbegrabenen leichnam absorbiert erscheint', zumal
1er volkstümlichen Weltanschauung die handlungsweise des
mädcfaens, von einem unerbittlichen fatum bestimmt, gleich-
rr der ausfiusz des elends ist, dem fast schon die ganze familie
dipus hat erliegen müssen, dennoch ist dem chor bei Kreons
I von dem die mittel heiligenden zwecke im tiefisten innern
rohl, wovon die zweite hälfte des zweiten stasimon (vv. 600
I Zeugnis gibt, da sie sich unter dem scheine einer betrach-
iDgemeinster natur mit leiser ironie gegen Kreon selbst wen-
•lier auch klingt das vierte stasimon , der scheidegrusz an die
ieengrabe wandelnde Antigone, so warm: 'ja, wol ist des ge-
m Obergewalt furchtbar' usw. der wehmüthig gestimmte chor
Uit die scheidende, der bestimmt ist, 'verborgen zu wohnen
ähnlichen rahegemach', mit Danae, wie zum entgelt dafür,
r ihr kurz vorher die ehre , sich selbst mit Niobe vergleichen
kn, geschmälert hat. aber er ringt nach einem ausgleiche
buigen zweifei: Lykurgos, der Edonenkönig, welcher für sei-
rrel gegen Bakchus und die musen in 'felsstarrende kluft ein-
igt' wurde — wen kann er, der neben Danae doch nur wegen
w ähnlichkeit seines Schicksals mit dem ihrigen steht — wen
r vorstellen auszer Kreon? und wie der den beschlusz der
llnng machende mythus von der Erechthefde Kleopatra , der
;des windgottes Boreas und gemahlin des thracischen königs
0, die macht des uralten Schicksals und das unheilvolle wir-
feer ein ganzes geschlecht ins verderben stürzenden macht,
Icbegeistcs (Alastor), in der person der bösen Stiefmutter dar-
i:
l
140 Zu Sophokles Antigone.
stellt : 80 haben Yfir anzunehmen , dasz sich der chor das schicka
der Antigene deutet: zwar hat sie durch trotz ihr verderben aelb
heraufbeschworen, aber auszer *der rede thorheit' ist es des sini
Erinys', von deren sichel die letzte wnrzel dieses unseligen g
schlechts abgemäht wird ; diese Erinjs ist — man verglei(äe s. I
Oedipus in Kolonos v. 1291, wo Poljnices sagt: deine Erinj
trftgt, vater, vor allem die schuld an unserem Unglück — d<
dttmon , welcher in demselben hause von geschlecht zu gescUedi
gleichsam als wenn die Verschuldung sich von selbst fortseUtc
ohne dasz die individuen eine freie wähl zwischen gut und bS*
hätten, Unglück auf unglück folgen läszt. ^nicht befreiung sdial
ein geschlecht dem geschlecht: hinab stürzt ein gott sie (d. L di
Labdaciden), .I5st niemals den fluch' (v. 592 ff.), im besonden
aber ist die Erinys das bild eines, der durch sein thörichtes beginafl
Unglück in sein eignes haus bringt und die hoffhung seines gt
schlechts mit rauher band zerstört : *ein gepriesener aussprach Bdid
von dem mund der Weisheit: es erscheine gut das böse dem, wdckes
ein gott das herz lenken weir in unheil ; nur flüchtige zeit waadd
er frei von unheil' — wer anders als Ljkurgos — Kreon? weldM
ist denn die Stellung, welche der chor dem tjrannen gegenüber «i
nimt? man hat von unterthänigster gesinnung oder den natt'
liehen grenzen des sogenannten ^gesunden menschenverstandes' g<
sprechen und dabei den förmlichen tragischen conflict, in wd
eben der chor geräth , ganz übersehen, der chor ist nicht etwa ni
einer dem barometer stände vergleichbaren grOszern oder geringtf
dosis Vernunft begabt gedacht, sondern da Kreon mit seiner da
ebenso gut wie Antigene mit der ihrigen allein stehen musz und «
trosz urteilsloser, für ihn in demut ersterbender greise ein unktiMi
lerischer pleenasmus wäre , so hat der dichter vielmehr in dem üu
überlieferten organ der 'ruhe' in der tragOdie, wie der ckorbi
Schiller heiszt, während es zugleich constitutives element der hui
lung selbst sein und nicht blosz der reflezion di^ien sollte« di
idee der volkssouveränetät verkörpert, d. b. die ideedi
einigen sittlichen potenz, deren sich der fürst, wenn anders ih>
dem mandatar der nation , um ihre dauernde anerkennong m tkfl
ist , als des gesetzlichen fundamentes seiner macht ebenso wol iv
sichern musz, als das der fürstlichen gewalt wehrlos gegenübfli
stehende individuum, sofern es unschuldig leiden musz, zum sehfti
seiner freiheit ihrer anerkennung mit wort und that bedarL d
edlen von Theben aber stehen ihrem könige nur so lange bei, als*
seine handlungsweise wenigstens vom politischen standponeteü
für correct halten ; sobald sie nach Überwindung des sophisma, ^
ob etwas politisch gut sein könnte, ohne sittlich g^ot za seiBi i
ihrem denken zur klarheit durchgedrungen sind, treten sie ihm M
' V. 599 — Donners übersetsunfi^ 'des geistes Wahnsinn' ist dnrd
ans nicht prägnant genug.
Zu Sophokles Antigone. 141
TolUer Selbständigkeit entgegen und treiben ihn mit wahrlich un-
urtideotigen worten, seine schuld zu sühnen und die ungerecht
JsidMide Antigone zu befreien. Tiresias hat sie sehend gemacht:
einer Weisung von den göttem her bedurfte es, um ihnen die sicher-
häi des Urteils wiederzugeben, die sie aus lauter staatsklugheit nahe
dann waren einzubüszen. als sie das geschick des landesfürsten
wiederum, wie es einst mit Oedipus der fall gewesen war, 'auf des
Besser s spitze' stehen sehen (v. 906) — wie konnte nur herr
DSring den h6hepunct des dramas in die scene zwischen Kreon
nd HSmon verlegen ! — da fällt es ihnen bei den worten des
aebers wie schuppen von den äugen, und der heilige eifer, in den
dieser durch den trotz des königs geräth, vermag sie nur in ihrer
nisem erkenntnis zu bestärken: verachte nicht das scheinbar
kleine, was die götter selbst in ihren schütz genommen haben;
die freiheit des einzelnen individüums innerhalb der durch die sitte
gesteckten schranken oder Mer götter ungeschriebenes, sicheres
gesetz', das sich in den natürlichen regungen jedes menschlich füh-
lenden herzens kund gibt, haben die groszen des Staates zu achten {
ederganz modern ausgedrückt: menschentum und bürgertum
lind in ihrem innersten wesen identisch; jeder versuch,
diese organische einheit aufzulösen und an ihre stelle
ettrre abstractionen zu setzen, ist ein frevel wider die
Ittür. als der chor in der frohen hoffnung, dasz die endliche, wenn
eoeh schwer erkämpfte umkehr des königs noch alles zum guten
wenden könne, in dem herlichen hyporchem auf den landesgotfc
Bacchus gleichsam sein seliges geftihl über den wieder gefundenen
eedenfrieden hat zum ausbruche kommen lassen und nun die bot-
adiaft vom tode des bräutlichen paares vernimmt, ruft er aus: 'o
edier, welch ein wahres wort enthülltest du ! ' — dann als er Kreon
den todten söhn tragend nahen sieht, bemerkt er mit edlem frei-
-imt: * • . . . in den armen das laut redende denkmal nicht fremdes
; Vergehens, nein, eigner schuld, wenn mir es zu sagen vergönnt ist'.
' md nachdem er die furchtbare selbstanklage des königs vernommen :
Veh, dasz du, dünkt mir, allzuspät das recht erkennst!' denn wie
Antigone 'sich nimmermehr aus banger scheu vor menschen-
^tlnken (v. 457) der götter Strafgericht hatte zuziehen wollen', so
irt die summe seiner Weisheit: 'nie frevle an der götter gesetz'.
das Staatsgesetz', sagt K. Lahrs in seinem buche 'populäre aufsätze
WS dem altertum' bei gelegenheit der recension von Droysens über-
eetzang des Aescbylus, ^das staatsgesetz anstoszend gegen das gött-
liche und sittliche gesetz kann wie alles unsittliche nicht berechtigt
•ein, und wenn leidenschaft, wenn befangenhcit sich darüber ver-
■ Wenden mögen, urplötzlich und mit unmittelbarer gewisheit und
kegeisterung erschautes das reine herz eines mädchens. selig sind,
die reines herzens sind, denn sie werden gott schauen!'
Unsere tragödie stellt nicht den sieg eines abstracten princips
dar, bei dem der rein menschliche Charakter des hauptträgers der
142 Zu Sophokles Anügone.
handlung für den sittlichen maszstab, welchen wir anzulegen baba
gleichgültig w&re, sondern, wenn auch Antigene für ihr thunmi
dem tode büszen musz, so ^erhebt sich triumphierend die idee, wekh
sie vertrat, in verklärter gestalt. der Schauspieler, welcher ihre roQ
spielte, tritt als Tiresias auf. bis zuletzt haftet das interesse anümi
that und ihrem Schicksal.' (Ernst Laas Mer deutsche nnterrkiit'
Berlin 1872 s. 188.) für Antigene selbst gegen herm Döring eiif
lanze einzulegen, wäre eigentlich ganz überflüssig, da wir aroma-
tische ritter der edlen heldenmütigen Jungfrau' zum Vorkämpfer In-
nen geringem haben als herm August Wilhelm von Schlegel in Mi-
nen Vorlesungen 'über dramatische kunst und litteratur*. doeh tf*
heischen wol noch einzelne puncto eine eingehendere betrachtiivfi
weswegen muste das recht des individuums der tyrannei des ftetik
gegenüber gerade durch ein weih und noch dazu eine verwandte du
ftirstb'chen hauses vertreten sein? deswegen, weil ein weih niflkli-
von politik versteht oder wenigstens nach der ansieht des dichtsi'
nichts davon verstehen soll : je weniger Antigene den Staat mit Mi-
ner anspruchsvollen Weisheit kennt und je unbefangener sie dev
nach den anmuthungen Kreons gegenüber tritt, desto wirkMUMT
ist natürlich der centrast, das haus aber und nicht der gzoo»
kampfplatz der parteien bildet notwendiger weise den boden, wi
dem sich diese handlung abspielt, denn indem Kreon gerade dirii»
seine stärke sucht, seine familie zum musterbilde der Ordnung oi
des gehersams für alle bürger zu machen, jedoch dadurch fehlt, dM(
er die freien regungen edler menschlichkeit in Antigene und HiaM
unterdrücken und beiden seine herzlesen maximen aufdringen wiDt
büszt er seine tyrannische und vom specifisch hellenischen geiril
ebenso wie vom modernen humanitätsstandpuncte geradezu unadil
zu nennende handhabung der regiemng durch ein furchtbares strrf-
gericht, das über seine familie ergeht. — Herr Döring nuudit te
Antigene den Vorwurf, dasz sie sich ohne weiteres als sachwalteifli
des verletzten göttlichen rechtes betrachte und sich nicht die fingt
verlege , ob sie nicht die Wiederherstellung desselben vielmehr dM
göttem selbst zu überlassen habe, aber sie richtet ja im eingaagl
des Stückes an Ismene die aufforderung, mit ihr vereint den brndM
zu bestatten , und erst als die Schwester sich geweigert hat , *mittt
handeln, mitzuwirken', ßiszt sie den entschlusz, auch ohne diese du
was ihnen beiden obgelegen hätte, für sich allein zu thun. sie dring
sich also wahrlich nicht zu der heldenthat in stelzer einsamkeit, abe
durch die not zum selbstfindigen handeln gedrängt, darf sie and
die ihr dafür gebührende ehre voll und ganz in ansprucb nehma
denn die sache Vertrauensvoll den göttem selbst überlassen', wi
Ismene thut, die an dem guten willen genug hat — das heiszt ili
recht eigentlich 'mit werten lieben', da nach der strengen theologi
sehen anschauung, mit welcher der fromme dichter sein religiOec
idealbild ausgestattet hat, die götter, weit entfemt, den natOrUche
lauf der dinge stören zu woUen, alles, was menschen betrifft, anc
Zu Sophokles Antigone. 14S
durdi menscben ausführen und eine pflichtversäumnis von selten
dieser, die sich mit einem zuwarten auf das persönliche eingreifen
«ler hohem macht rechtfertigen wollte, in strafe fallen lassen,
iberhaupt stehen die die göttlichen dinge betreffenden äuszerungen
(kr Antigone im einklange mit der dogmatik des dichters, soweit
diese sich aus den noch übrigen werken herstellen Iftszt. Yon fana-
ünnos und bigotterie kann bei ihr ebenso wenig die rede sein wie
bei Sophokles selbst, der in seiner zeit der freigeistigen richtung
OUB Enripides u. a. gegenüber zu den anhftngem der volksreligion
und den conservativen im besten sinne des wertes gehörte, in ihren
leden ist keine spur von jener leidenschaftlichen vermessenheit im
tteologischen ausdrucke, durch die Kreon, gerade wenn er recht
fromm erscheinen wiU, seinen religiösen nihilisfhus verräth, wie da,
wo er die Antigone verhöhnt, dasz sie den Hades allein von allen
gdttem verehre (v. 773 ff.), während er doch wissen sollte, dasz wie
die Terteilung der weit unter die drei obergötter eine heilige Satzung
iit, 80 auch die scbmälerung des einem von ihnen gebührenden die
Äche aller zur folge hat (vgl. vv. 1063 — 1061); ebenso wenn er
sieh, um sein verfahren gegen den leichnam des Polynices zu recht-
fertigen, zu der äuszerung versteigt: seinetwegen könnten die ädler
des Zeus den todten sich zum mahle an den thron des gottes tragen ;
toi wisse er, dasz kein mensch einen gott entweihen könne — eine
trtTon makarismus, die in den äugen des dichters, mag er hierbei
tof irgend eine gleichzeitige philosophenschule gezielt haben oder
^t, einfach atheismus ist. die geheimen ^intentionen' des dich^
tcrs entziehen sich allerdings unsem blicken ; trotzdem können wir
krm Döring nicht beipflichten, wenn er von der Voraussetzung aus-
geht, dasz das richtige Verständnis des Stückes unsrer zeit mehr oder
minder abhanden gekommen sei. wahr ist nur, dasz wir leicht in
ge&hr kommen, die anscbauungen unserer zeit jenem nervenstarken
; feenschenalter unterzulegen, in dem z. b. eine Jungfrau ihrer keusch-
-knt nichts vergab^ wenn sie es beklagte, dasz sie sterben müsse, be-
tlünr ihr das glück der ehe und zarter kinder pflege beschieden ward,
•ach, wenn Antigone eine Widerspenstige' sein soll , die zu zäh-
eine recht passende aufgäbe in der reihe der zwölf arbeiten des
ules gewesen wäre. Hämon ist bisher auch bei den sogenannten
tikem' ziemlich schlecht weggekommen, aber sehr mit un-
t. 'wenn er im vergleich zu Antigone allzu sanft erscheinen
^llte, so sieht man ihn eben nicht in der vom dichter ihm zuge-
"wieeenen Stellung, da es nicht seine aufgäbe sein konnte, seine braut
ptn heldenmut zu übertreffen, vielmehr sein schöner beruf war, dem
idenschaftlich erregten könige gegenüber die pflicht des thron-
ilgers, der schon an der regierung teil hat, zu üben und jenen da-
ch, dasz er die stillen wünsche des volkes vor den thron bringt,
Vernunft zurückzuführen ; daher sein zur entrüstung aufflammen-
eifer gegen den für besonnene Vorstellungen tauben vater, wie-
1 eine solche spräche des sohnes unsem verwöhnten obren rauh
160 Programme der bOb. lehrtenBtalten des heraogt. Sachun-Meuüngeo.
sententiaram argameotorum pondere, aactoritate doceodi mrotci
occupet; qai denique »a, quae per verborum ambitus iiDmerosoi
aurem implentea, in se redenntos Tolvitar, oratione omnea, qii
audiuDt, ferat transTersoa.
Cäceronis incitatng lectione tandem aggresBOH Enm OraMoi
quoque oratores legere tum ceteroa tum etiam Demostheuem. quem
tilustriseimnm totiua antiquitatia oratorem quautopere EOtn mintm
quum depreiienderem enm, qui uti, quod Teilet, efficeret hominnin-
que aiimoB permoveret TebementisBiroe , nunquam indigeret »t
floKculD aut TOce arcessil« aut splendida quadam ac spedo» locu-
tione, minimeque sennonia cnlta poetico; qoi potias, qoidquid euet
diccndum, ita eloqneretnr, ut nilul simpliciua fieri, nihil aignifieui'
tius, aibil dilucidiua posset; in quo ob id ipaum nullum innsel
afiüctatioiiiB veetigium, nnllum atudium venandi sales vel inspenti
quauduD et ingeniöse scillcet ancipitia, in quo mimtn quantun eilr.
plsudunt pleriqne i qni contra masculo, quo uaua est , nerroaoque «t
prifsäo dicendi genere alliceret animos allectoaqae teneret; quignvi-
tate senteDtiarum, argumentorum pondere, auctoritate docendi men-
tcs quwi perfringeret; qui denique oratione per numerosoa, pleDO^
rotundos Terboniin ambitus flnente raperet universos.
Spetbb. Hbkrioub StAD£L1UKI>.
14.
FBOGRAMME DEB HÖHEREN LEHRANSTALTEN DES
HBRZOaTDMß SACHSEN-MEININGEN. 1874.
DsB oaterproffrainm d«t gjmDBBiiima UerDhKrrlinum zu Meininf^ri
entiiätl sU ahhandluag: vom weaen <ler wärme, von prof. O. Küblet.
BL'hüIeiEBbl NID srbla» des scIiuljiibreB 283, abit. 14. die einlailunp
eclirift tar feler des HeDflmgachen gedlLcbtnliUgf« atn SO JHaaKr 18*1
enttiillt van prof. MHrcker: lösung der ftew ähnlichsten kalenderfngMi
vom jabre I bia 3000 nach Christi gaburt.
D&s Programm der realBuhule zu Meiaingen enthält eine abhind
liin(; Ues lehrerB Gutelen: sp^cimon d'uu livra de leutare k ras&p
des caiimeni;aat8 dacs l'dtade ria la laegiie fran^aise. schiileraahl lliS-
ans ze3gaU der reife In grades erhielten 6 sehüler.
L)sa osterprogramm des gymnasiums lu Hildbargh aasen enthilt lon
profirsior dr. Jlnng er: die arithmelische terminologie der Orieeben, sli
kriluriim für das sjstem der griechischen srithmetik. schülersahl 13$-
abitiirianten 13.
Du Programm der herzogt, realschale und dea progjmnaaiams t(yit
der vefeinigten städtiachan schnlen zd Saalfeld hat zum inhalt: abriii
der oberen trigonometrie von A. Hössrich. schülerzahl der realichnl'
und dea progymnasiums ISS, abitorienten 4. aua den schulnacbrichtes
ist ivciter zn erwähnen, dasz mittelst hoben rescripts vom 95 novbr. ü*
realacbole and das progjmiiasium zn staatsan stalten erhoben worilcD
sirii! usd in bezng auf erstere die Errichtung einer selecta in auMiclil
gCDomsien ist.
I!ir.pBDBOHAUBBN. DoBB&BKB.
Za Sophokles Antigone. 145
recht eigentlich als das zeigt, was wir nobel nennen. 'Sophokles
gibt uns ganze menschen', sagt ein herausgeber des stücks (Gustav
Wolfif), 'dasz Antigone einen pre:s eingesetzt, dasz das leben ihr
etwas war, zeigt sie, als es zum sterben geht', auch in i h re n hierauf
IwrUglichen reden wie in denen Hämons die schamhafte herzlichkeit
«mer edlen seele; sie hat trotz aller Offenheit, womit sich bei ihr die
iBBerste empfindung des herzens ausspricht, in ihrer liebe ein ge-
kiDmis, das sie nicht preisgeben mag und zu dem der name ihres
geliebten der schlttssel ist. wenn herr Döring den Ursprung der
ibschiedsscene einem rein äuszerlichen gründe, 'hauptsächlich der
vflif&hrigkeit des dichters gegenüber der Observanz seiner btthne,
die in der tragödie solche unmittelbar und stark auf das gefühl wir-
kende scenen verlangte, vielleicht auch gegen die schöne stimme
esbes protagonisten' zuschreibt , so haben wir dagegen im namen
dff künstlerwürde unsers dichters zu protestieren, wenn er noch
tsszerdem hinzufügt: ^und in der that scheint diese willföhrigkeit
4en dichter ein klein wenig vom richtigen wege der Charakteristik
ibgelenkt zu haben' usw. — so brauchen wir nur an den lieblings-
Mden eines unserer grösten national dichter zu erinnern, und man
viid uns verstehen , wenn wir behaupten , dasz auch Antigone auf
ikrem letzten gange sagen durfte: *o gott! das leben ist doch schön!'
& liebe, mit der Antigone liebt, hat nichts ungestümes an sich,
wenn auch ihre seele , als sie mit neuen spenden zu der leiche kam
nd diese wieder nackt fand, durch herben kummer verletzt wurde,
nd sie von dem rechte gebrauch machte, das nach antiker an-
iduumng allen unschuldig verfolgten zusteht, die gegner zu ver-
VSnschen. ihre liebe ist eine, die durch thaten spricht und die ihren
Un in sich selbst findet, wie denn die stille art ihres handelns echt
VobUch ist, während ihre ruhe im entscheidenden augenblicke, als
äe Tor den Wächtern, die sie auf der that ertappt hatten, nichts ab-
Jhgnete, eine ruhe, die rohen naturen nur als trotz erscheinen kann,
jk kennzeichen des heldentums bildet, das weibliche ideal, welches
ilihr verkörpert ist, hat man mit den typischen gestalten einer
lADas Athene oder einer Arteipis verglichen — gewis mit recht,
dasz das bräutliche motiv , gleichsam die perspective auf eine
mutter, die abschiedsgesänge in ganz besonderer weise belebt,
80 der dichter gewissermaszen die mythisch - charakteristische
tion selbständig weiter gebildet hat. herbe ist Antigone nicht
Unnatur, sie wird es auf augenblicke im kämpfe gegen den klein-
■ot oder die brutale gewalt. ihre schrotfheit gegen Ismene ist als
im dieser verschuldet anzusehen , wenn man auch gerecht sein und
■erkennen musz, dasz von einer, die eine geborene dulderin ist,
pin act der selbstwehr gegen tyrannische Vergewaltigung erwartet
ffdeiL darf, aber abgesehen davon, dasz eine zu einem heftigen
prtwechsel führende meinungsverschiedenheit gerade zwischen ge-
fcwistem nichts wunderbares ist, ja wenn derselbe nur nicht auf
Igeschichte von dem Splitter und dem balken hinausläuft, psycho-
M,j%hr\i, f. phil. u. p.id. U. abt. 1875. hfl. 3. 10
146 Zu Sophokles Antigone.
logisch vom höchsten Interesse sein kann, haben bei Antigone, i
lange man von ihr keine übermenschliche erhabenheit verlangt, d
bitterkeiten gegen das ^vielgeliebte hanpt der trauten schwesta
ihre volle berechtigung, da sie nichts sind als die hülle des tiefet«
Schmerzes, gerade von derjenigen verlassen za sein, die wie di
nächste anrocht auf den bnider geltend zu machen so auch diesellN
pflicht gegen ihn zu erfüllen hatte (vgl. v. 549), und zumal AntigOM
es nicht verschmäht, der dienstbeflissenen^ mitleiderfüllten Schwe-
ster, die fast verzweifelt dasz es ihr nicht vergönnt sein soll miiitt'
sterben, tröstende und ermutigende worte zu sagen, während Kreoi
den edlen Wettstreit nur mit höhn ansehen kann. — In diesem g^
waltmenschen scheint sich eine sittlich verwilderte zeit zu spiegdii
in der das gestörte gleichgewicht der bürgerlichen Ordnung den rBOi
mechanischen ausgleich einer rücksichtslosen zucht erfordert, ni
welcher zum trotze sich ein gesundes menschliches gefühl eriialta
zu haben für Antigone und Hämon kein geringer rühm ist. e« iil
nicht wunderbar, wenn auch höchst überflüssig, wenn man diani
tjrannenkopf, der ein meisterstück der Charakteristik ist, fGireii
— natürlich idealisiertes — porträt gehalten hat. jedenfalls ^
deutet er etwas', wie der Lessingsche ^patriarch', der auch in seiiM
negativ dramatischen prägung eine furchtbar ernste mahnung eni
hält — er bedeutet etwas als symbol eines absolutistischen eig*
willens von atheistischer färbung , der in seiner dämonischen hM
heit sich bis zum Wahnwitz steigert und , als wenn die götter nd
mit einer nach seinem gutdünken zugestutzten Verehrung abspeiMl
lieszen, die kirche, welche als die hohe gottesoffenbarniC
durch Tiresias vertreten ist, für die ^magd' der tyrannis erklärt ä
besonders feiner zug an diesem jünger des mars ist die verachtoflg
welche er gegen das weibliche geschlecht zur schau trägt, desMi
einziges amt das gebären sei , das sich aber überhaupt im winto
des hauses zu halten habe (vv. 567. 577). ihm, der sich derdM
selbst zu sein dünkt und vor dem das Wölk' nur schweigt tnM
zittert , ihm gegenüber mit seinem eines Hellenen unwürdigen g*
böte vertritt Antigone die würde der menschlichen natur überhsiQ^
imd die der weiblichen insbesondere mit jener heldenmütigen ndM
die sie schon den Wächtern gegenüber bewiesen hatte , und eins
samlung, '««eiche vom dichter auch wieder echt plastisch durch 6i^
senken des hauptes angedeutet ist (v. 439). ihre worte gegen ibfl
sind allerdiogs herbe — lernt sie doch den mann, vor dem sie stA^
nicht jetzt erst kennen , da 6r schon viel böses ihren lieben vertf
sacht hat (durch ein einziges wort — Wiederum' in v. 7 — *
fahren wir dies) ihm darf sie es endlich sagen , dasz er ihr thörid)
erscheine und dasz sie es sich zum rühme anrechne , anderen sinnfi
zu sein als er , der ja doch nur ihren leib tödten könne (v. 495 1^
eine solch souveräne Verachtung in offenen werten , ohne dasz es f
einer eigentlichen injurie kommt, ist auch nur mit der in sich gl
kehrten und gegen den blendenden schein der äuszem macht g^ttd
Bemerkaogen über das franzÖsiBche unterrichtswesen usw. 147
gflltigen würde eines weibes vereint denkbar, da ebendasselbe bei
einem manne , der als solcher viel eher von der person zu abstra-
kieren und blosz die sache zu berücksichtigen vermag, nar aaf einem
leidenschaftlichen ungestüm beruhen könnte, aber Kreon ist seiner
gegnenn noch zu groszem danke verpflichtet: sie belehrt ihn, wie
SBzareichend zur Seligkeit die blosze legalitttt ist und macht ihn da-
doreh, indem wir ihn endlich zur Selbsterkenntnis gelangen sehen,
OBiers mitleids würdig, nachdem sie dasjenige, was von ihm als die
Uehste p flicht des unterthaneu proclamiert war, mit kühnem griff
leines glanzes beraubt hat, geräth er durch die Verletzung seiner
fitelkeit in einen geistigen paroxysmus, dessen einzelne phasen zu
Kkildern uns zu weit führen würde ; als product aber der gegensätze,
dnreh die er sich hat hindurchwinden müssen, ergibt sich ihm noch
tti Schlüsse seines lebens, zwar mit erschütterndem leide verknüpft,
das 'erhabenste gut von den gutem des glucks', die 'phronesis', d. i.
n wissen, dasz es für einen mann kein rühm vorgottist, ein rohes
kerz zu haben. — Nicht mit einer erzwungenen ruhe, die da am
j^ize sein würde, wo *mit rechts und links tragiert' wird , sondern
ftit unverhohlenem absehen tritt Antigene dem menschen gegenüber,
der ihr etwas nach ihrem gefühle ungeheures zugemutet hat. diese
n recht realistischem ausdrucke gekommene heftigkeit gegen Ismene
nä Kreon ist der pulsschlag des lebens in ihrem so idealen bilde,
tBd die ausführung der ihr gestellten und von ihr fest und klar er-
ittten aufgäbe erhält durch jenen affect eine poetische Wahrheit, die^
itt der ihr eigenen Wirkung einer erhabenen rührung nur ein künst-
krvon gottes gnaden hervorzubringen vermag.'
' aaf die politischen aasführungeri in herrn Dörings aufsatze ein-
üben, ist hier nicht der ort. zum Schlüsse sei nur noch bemerkt,
te dr. J. Volk in einer seiner reichstagsreden — es war in der
jtnng vom 28 november 1871 — bewiesen hat, dasz die Antigene
«ein Zeugnis für die centrumspartei ist.
MÖRS, im September 1874. Max Heubaoh.
hu.
ÄERKÜNGEN ÜBEB DAS FRANZÖSISCHE UNTKRBICHTS-
WESEN IN SEINEM VERHÄLTNIS ZUM DEUTSCHEN.
VlLQUES MOTS SUR l'iNSTRUCTION PUBLIQUE EN FrANCE PAR
Michel Brkal, professeur au College de France.
I TROisiEME EDITION. Paris, Hachette & Co. 1873. 410 p. 8.
Der Verfasser dieses unter sehr bescheidenem titel eingeführten,
höchst anziehenden buches ist durch seine auf deutschem bo-
gemachten wissenschaftlichen Studien auch in den stand gesetzt
Wen, mit dem deutschen unterrichtswesen eingehendere be-
itschaft zu machen, und so hat er dieses nun auch dem fran-
10*
148 Bemerkungen über dag französische unterriohtswesen
zösiscben, das er eine sehr scharfe kritik erfahren läszt, zu anfmer
samster beachtung gegenüber gestellt, in der that bietet er m
damit eine pädagogische parallele dar, die auch für uns belehrend m
kann und um so wohlthuender berührt, je weniger wir jetzt jenwü
der Vogesen unbefangene urteile über unsere zustände TOraussetM
dürfen.
Das französische unterrichtswesen, durch Napoleon I scheiubfl
neu gestaltet und in seiner uniyersit6 zu durchaus neuen entwid»
lungen bestimmt , ist nach der ansieht des Verfassers ganz und ga
im geiste der alten Jesuitenschulen eingerichtet, soweit derhöbon
Unterricht in betracht kommt, während der Unterricht in der yolb
schule, die im gründe erst seit 1833 besteht, immer entschiedeü
unter klerikalen einflusz geräth. die jetzt so mächtig gewordeai
klerikale partei hat also die beste aussieht, den gesamten unteiriol
sich zu unterwerfen und so auf lange zeit hinaus das geistige lebi
Frankreichs nach ultramontanen gesichtspuncten zu behersdm
dasz nun unter solchen umständen der verf. es gewagt hat, wort
der Warnung laut werden zu lassen, und bei so vielfachen In
Ziehungen auf Deutschland, wo freilich die dinge in entgeg«
gesetzter richtung sich bewegen, das beweist uns, wie drohend ihi
die gefahren erscheinen, welche er über Frankreich heran£nelii
sieht, gewis hat sein aufrichtiges bestreben, hat der protest, den fl
erhebt, auf unsere volle teilnähme ansprach.
In bezug auf den Volksschulunterricht (enseignement primain
trägt der verf. kein bedenken, daran zu erinnern, dasz, wShrai
man in Frankreich so spät erst angefangen hat , für solchen untfli
rieht ernstlicher sorge zu tragen ; im protestantischen Eorop
überall, zumal in Deutschland, Holland, Schweden, schon iSngl
eine Volksschule bestehe, die Volksschule ist nach ihm die tocMB
des Protestantismus, indem die reformation den menschen ftlr Sfli
neu glauben verantwortlich machte und die quelle dieses glaabflB
allein in der heiligen schrift erkannte» übernahm sie, wie derfH
fasser sich ausdrückt, die Verpflichtung, jeden in den stand zu seiMi
durch das lesen und verstehen der bibel sein heil zu schaffen, de
Unterricht wurde so die erste lebenspflicht , und alle diejenige!
welche mit der leitung der seelen zu thun hatten, vom hausvaterli
zu den stadtbehörden und den landesherren, waren berufen, t
ihrem eigenen heile und nach dem masze ihrer verantwortlichkii'
den Volksunterricht zu fördern, so setzte der protestantismu?, i
folge einer Verkettung von ideen , deren philosophische bedentoi
vielleicht schwer zu erweisen wäre, deren praktische wirkoiigt
aber von unschätzbarem werthe gewesen sind, für den dienst A
Unterrichts den wirksamsten antrieb und das mächtigste interefl
in bewegung. der verf. ist nun der ansieht, dasz es in Franknk
gerade jetzt sehr starke gründe gebe, dem volksschulunterriohi
aufzuhelfen ; aber er findet in der geistigen trägheit des volks, i
der fast unbegreiflichen teilnahmlosigkeit des Staates, in dem dh
in Beinern verh<nis zum deutschen. 149
widerstreben des klerus hindemisse, an deren Überwindung er fast
Tenweifelt und doch kann er sich darauf beziehen, dasz in Frank-
loch schon 1560 vor den reichsständen in Orleans die erhebung
OBer Steuer yon den kirchlichen pfründen beantragt worden, um in
illen Städten und dörfem geeignete leute zur unterweisimg der
mnen jngend des platten landes besolden zu können , während die
Hter und mütter gehalten sein sollten, ihre kinder in die schule zu
seUeken, wozu sie nach umständen durch geldstrafen oder durch die
gnmdherren und die ordentlichen richter genötigt werden sollten
(i. 19). indes fQgt er auch gleich hinzu, dasz diese forderung vom
idel gekommen, der damals zu einem groszen teile dem reformierten
bekenn tnis zugethan gewesen, und er folgert daraus, dasz, wenn
dff Protestantismus in Frankreich die oberhand gewonnen hätte,
«rhier dieselben fruchte wie anderwärts gebracht haben würde.
i|iiter hat das mistrauen der kirche gegen die schule und die ent*
vieklong eines vom Staate geleiteten Schulwesens zu keinem freund-
Uehen Verhältnis es kommen lassen , und die in neuerer zeit sehr
eifinge thätigkeit religiöser congregatdonen für die Unterwerfung der
bder des yolks hat die kluft zwischen kirche und schule eher er«
weitert und dem volke selbst noch wenig segen gebracht, in dieser
hnehung sagt der Verfasser : nous constaterons que si cet enseigne-
Bat eclaire Tesprit de nos enfants , c'est d'un jour si faible et si
pea durable que la continuit^ de la nuit ne vaudrait gu^re moins.
m allgemeinen aber nimt er keinen anstand zu erklären, dasz, wenn
ksn in den statistischen entwicklungen über den grad der volks-
Udnng weniger genügsam wäre, man nicht, wie es geschehen, zwei
ibftel, sondern drei viertel der kinder in Frankreich als der Un-
wissenheit hingegeben zu bezeichnen hätte.
Auch dasjenige, was der Verfasser im. einzelnen über den unter-
Qebt der französischen Volksschule sagt, läszt uns denselben als sehr
^ige&flgend erscheinen, ihm erscheint zb. der Unterricht in der
■nttersprache geradezu als gedankenlos und ohne alle anregende
bsft, weshalb er auch hinter demselben unterrichte in Deutschland
Veit zurückstehe , wo man auch einen viel gröszem schätz volks-
Mmlicher poesie zur Verwendung für die schule besitze als in Frank-
iciefa. die behandlung der grammatik nennt er verkehrt , er mis*
billigt die Vernachlässigung der dialekte, die Peinlichkeit in der be-
hiidlung der Orthographie (Unterscheidung des dreifachen e), er
"^klagt, dasz die lust am lesen dem volke in Frankreich nicht zum
Wllrfnis werde, während sie in Deutschland durch den protestan-
fenua fast allgemein geworden sei (s. 73 flf.). sehr anziehend sind
& bemerkungen des Verfassers über den Unterricht in geographie
»ad 'geschieh te. dort solle man, wie in Deutschland, vom nahen
*ni entfernteren übergehen , hier auch die provinzialgeschichte be-
l^bichtigend, was in Deutschland ebenfalls geschehen und sicher-
Wi sehr notwendig sei. wir möchten in letzterer beziehung fast
••Ren, daiZ er zu viel gutes bei uns voraussetze und durch das, was
150 Bemerkuogen über das französische unterrichtswesen
er seinen landsleuten sagt, eine emste-mahnung auch an ans ergehei
lasse, jedenfalls gibt er auch uns zu denken , wenn er sagt: *da
historische sinn ist dem menschen nicht so natürlich, als mang»
wohnlich voraussetzt: er musz vielmehr entstehen beim anblickvoi
spuren entschwundener zeiten, von zeugen früherer ereigniase ; Aber
dies musz die geschichte gleich auf ihren ersten Seiten uns bei den
innerlichsten gefühlen ergreifen, man rede zu dem kinde von seiiMfl
vorfahren und der gegend, welche es bewohnt; man zeige ihm alii
gebäude, alte kirchen, die ruinen alter bürgen, welche geschichti-
lection ist eine Wanderung zu den Überresten der Abtei von Ja-
midges oder ein besuch bei den grabstätten der herzöge von Bll^
gund ! in dieser weise wird der schüler nach und nach fusz htam
auf dem boden der Vergangenheit und das bedürfhis empfinden, dii
geschichte der monarchie kennen zu lernen, in welche die geschida
der heimat sich hineingefiochten und mit denen so vieler andenr
landschaften sich verbunden haben, was würden wir von den lii-
lienem denken, wenn die jetzt gewonnene politische einheit die gs-
schichte von Mailand, von Florenz, von Genua, von Venedig sie 7e^
gessen liesze ! — ' aber der Verfasser musz zuletzt freilich hinni-
^gen : parmi toutes les nations du monde la France präsente !•
spectacle unique d'un peuple qui a pris son propre pass^ en ayersioii
on dirait une population d'esclaves qui vient de renvoyer ses miAtni
et qui ne vert plus se souvenir du temps de la servitude (s. 98 £)•
Indem dann gezeigt wird, wie sehr man es in Frankreich daM
fehlen lasse , die kinder zu klarer beobachtung der realen verhllt*
nisse und zu besonnenem , folgerichtigem denken anzuleiten , ergiU
sich der Übergang zu einer überraschenden betrachtnng über db
nationalfehler des französischen volks , dem wol selten ein solchff
Spiegel vorgehalten worden ist (s. 115 ff.), im engem zusammo*
hange damit steht wieder eine lebhafte klage über die in Frankrekh
so gewöhnliche Vernachlässigung der pädagogik, mit nachdrücklidM
hinweis auf die reiche entwicklung, zu welcher diese in Dentiflh-
land gekommen, und mit entschiedener betonung der notwendig^
pädagogischer Studien für Frankreich, der Verfasser verhehlt dflk
dabei nicht, dasz er mit sehr bedeutenden auctoritäten in widA^
Spruch trete, und nimt keinen anstand, das oberflächliche urteil eiMl
mannes hervorzuheben, der länger als zwanzig jähre eine sdfli^
Zeitung redigiert und für seine schrift de T^ducation morale ä TaÜi
des ecoles normales primaires von der acad6mie des sciences monkl
den preis erhalten hat (Barrau). .nachdem dann die ungfinstigl
Stellung der volksschullehrer geschildert und als grund der nod
fortdauernden übelstände das thatsächliche aufgeben der im j. 18SI
gelegten fundamente bezeichnet worden ist, schlieszt dieser abschnÜl
mit der forderung eines im wesentlichen vom Staate geleiteten obfi
gatorischen unterrichte (s. 146 ff.).
Von besonderer bedeatung für uns ist der abschnitt über da
Ijceum oder die instruction secondaire. als die revolation von 178!
in seinem Verhältnis zum deutschen. 151
■dt den colUges auch die alten Universitäten, die mit jenen in so
«Dger Terbindung standen, weggeschwemmt hatte, erhielt sich von
den früheren gelehrtenschulen allein das einst von den Jesuiten mit
10 groszem rahme geleitete College Louis-le-Grand unter wechseln-
den namen (institut des boursiers, College de Tögalit^, prytan6e
frm^ais, zuletzt lycöe imperial), und diese anstalt wurde dann vor-
bfld ond mutter aller lyceen und collegien, welche das erste kaiser-
xeieh schuf oder wiederherstellte.* diese aber wurden hauptbestand-
teil in der von Napoleon I bewirkten reconstruction des Unterrichts,
lienn indem das gesamte Schulwesen unter die durchgreifende lei-
ting des Staates gestellt wurde, was auch auf diesem gebiete zu
iner vorher nie dagewesenen centralisation führte, hat es doch
noal in der methode des Unterrichts die alten normen der Jesuiten
rflQig beibehalten, ja zu einer fast ausnahmslosen geltung gebracht,
od so ist nun das lyceum ein in sich geschlossenes, auch die alte
vtisten-fEusultILt ersetzendes institut geworden, das zugleich ein con-
nqnentes benutzen seines Unterrichts von der untersten stufe bis
nr höchsten verlangt, was diesem unterriebt vorausgeht im volks-
dnilnnterrichte und was ihm folgt im unterrichte der einzelnen
Moltäten (enseignement superieur) , davon nimt er kaum ernstlich
utJL die drei gebiet« sind streng von einander geschieden.
In den französischen lyceen wird nun der gröste fleisz und die
■ttte zeit, ganz nach der alten manier der Jesuiten, auf den stil,
Mchst im lateinischen, auf Tart d'^crire, verwendet, die man noch
■t der kunst des denkens zusammenfallen iSszt. der Verfasser aber,
■dem er anerkennt, dasz diese manier formalen wertb habe, ist
beb der ansieht, dasz das bedürfnis der gegen wart eine andere
biit mit vollem recht verlange: c'est Tart de d^couvrir et d'ob-
Mrer les faits , Tart de comprendre et de contröler la v^rite \ und
Hl diesem standpuncte aus erhebt er gegen den bestehenden un-
knicht den kräftigsten Widerspruch, dasz die schüler der lyceen
pitbis neun jähre lang täglich einige stunden auf das lateinische zu
^totenden haben, dasz von diesem der maszstab für allen fortschritt
4tiSglinge, für alles verdienst der lehrer gewonnen wird, dasz
I lateinische specimen.(th^me) die fundamentale aufgäbe des sex-
ist und die lateinische rede in der obersten classe den höob-
preis erhält, das kann der Verfasser nicht gutheiszen, da er
E, dasz die schüler in Frankreich doch weniger lateinisch lernQU
in Deut:>chland , wo das griechisohe und die realien viel mehr
>8in anspruch nehmen; wie sehr in Frankreich bei so ausgedehn-
tbetreibüng des lateinischen das wissenschaftliche Studium des
fcinischen gesunken ist — man hat ja die kritischen und sonst ge-
Irten arbeiten nach dieser seite bereits den fremden überlassen — ,
r
• wir erinnern hierbei an die lehrreiche schrift von G. Em ond
lltire du CoUe'ge de Louis-le-Grand, ancien Colle'ge des J^snites 4
iil. Paria 1815. 8.
\
142 Zu Sophokles Antigone.
handlang für den sittlichen maszstab, welchen wir anzulegen hab*
gleichgültig wttre, sondern, wenn auch Antigone für ihr thun i
dem tode büszen mosz, so ^erhebt sich triumphierend die idee, wel<
sie vertrat, in verklärter gestalt. der Schauspieler, welcher ihre ro
spielte, tritt als Tiresias auf. bis zuletzt haftet das interesse an ilu
that und ihrem Schicksal.' (Ernst Laas Mer deutsche unterricl
Berlin 1872 s. 188.) für Antigone selbst gegen herm Düring ei
lanze einzulegen, wttre eigentlich ganz überflüssig, da wir *romi
tische ritter der edlen heldenmütigen Jungfrau' zum Vorkämpfer k
nen geringem haben als herm August Wilhelm von Schlegel in 8
nen Vorlesungen 'über dramatische kunst und litteratur*. doch <
heischen wol noch einzelne puncto eine eingehendere betrachtux
weswegen muste das recht des individuums der tjrannei des fürst
gegenüber gerade durch ein weib und noch dazu eine verwandte d
fürstb'chen hauses vertreten sein? deswegen, weil ein weib niek
von Politik versteht oder wenigstens nach der ansieht des dichte
nichts davon verstehen soll: je weniger Antigone den staat mit »
ner anspruchsvollen Weisheit kennt und je unbefangener sie dei
nach den anmuthungen Ejreons gegenüber tritt, desto wirksam
ist natürlich der contrast. das haus aber und nicht der grofl
kampfplatz der parteien bildet notwendiger weise den boden, a
dem sich diese handlung abspielt, denn indem Kreon gerade dar
seine stärke sucht, seine familie zum musterbilde der Ordnung m
des gehorsams für alle bürger zu machen, jedoch dadurch fehlt, da
er die freien regungen edler menschlichkeit in Antigone und Häini
unterdrücken und beiden seine herzlosen maximen aufdringen wil
büszt er seine tyrannische und vom specifisch hellenischen gen
ebenso wie vom modernen humanitätsstandpuncte geradezu unad
zu nennende handhabung der regierung durch ein furchtbares stn
gericht, das über seine familie ergeht. — Herr Döring macht di
Antigone den Vorwurf, dasz sie sich ohne weiteres als sachwalted
des verletzten göttlichen rechtes betrachte und sich nicht die firaf
vorlege , ob sie nicht die Wiederherstellung desselben vielmehr de
göttem selbst zu überlassen habe, aber sie richtet ja im eingaaf
des Stückes an Ismene die aufforderung, mit ihr vereint den bndf
zu bestatten, und erst als die Schwester sich geweigert hat, ^mitfl
handeln, mitzuwirken', £Ekszt sie den entschlusz, auch ohne diese dt
was ihnen beiden obgelegen hätte, für sich allein zu thun. sie driQi
sich also wahrlich nicht zu der heldenthat in stolzer einsamkeit, abi
durch die not zum selbständigen handeln gedrängt, darf sie aiM
die ihr dafür gebührende ehre voll und ganz in ansprach nehmi
denn die sache Vertrauensvoll den göttem selbst überlassen', wi
Ismene thut , die an dem guten willen genug hat — das heiszt 9
recht eigentlich 'mit Worten lieben', da nach der strengen tfaedfll
sehen anschauung, mit welcher der fromme dichter sein religio
Ibild ausgestattet hat, die götter, weit entfernt, den natfirliolM
W dinge stören zu wollen, alles, was menschen betrifft, M
Zu Sophokles Antigone. 143
durdi fflenschen ausfahren und eine pflichtversäumnis von selten
dieser, die sich mit einem zuwarten auf das persönliche eingreifen
emer höhera macht rechtfertigen wollte, in strafe fallen lassen,
flberfaaupt stehen die die göttlichen dinge betreffenden äuszerungen
der Antigone im einklange mit der dogmatik des dichters , soweit
diese sieh aus den noch übrigen werken herstellen läszt. von fana-
üsmas und bigotterie kann bei ihr ebenso wenig die rede sein wie
bei Sophokles selbst, der in seiner zeit der freigeistigen richtung
OBee Enripides u. a. gegenüber zu den anhängem der volksreligion
ond den conservativen im besten sinne des wertes gehörte, in ihren
leden ist keine spur von jener leidenschaftlichen vermessenheit im
tiieologischen ausdrucke, durch die Kreon, gerade wenn er recht
fromm erscheinen will, seinen religiösen nihilisihus venüth, wie da,
wo er die Antigone verhöhnt, dasz sie den Hades allein von allen
gOttmi verehre (v. 773 ff.), während er doch wissen sollte, dasz wie
die Verteilung der weit unter die drei obergÖtter eine heilige Satzung
irt, 80 auch dio schmälerung des einem von ihnen gebührenden die
»che aller zur folge hat (vgl. w. 1053 — 1061); ebenso wenn er
üdi, tun sein verfahren gegen den leichnam des Poljmices zu recht-
fertigen, zu der äuszerung versteigt : seinetwegen könnten die ädler
des Zeus den todten sich zum mahle an den thron des gottes tragen ;
vol wisse er, dasz kein mensch einen gott entweihen könne — eine
tri?on makarismus, die in den äugen des dichters, mag er hierbei
nf irgend eine gleichzeitige philosophenschule gezielt haben oder
licht, einfach atheismus ist. die geheimen ^Intentionen' des dich^
ters entziehen sich allerdings unsem blicken ; trotzdem können wir
Wrm Döring nicht beipflichten, wenn er von der Voraussetzung aus-
geht, dasz das richtige Verständnis des Stückes unsrer zeit mehr oder
lunder abhanden gekommen sei. wahr ist nur, dasz wir leicht in
ge&hr kommen, die änschauungen unserer zeit jenem nervenstarken
üteoflchenalter unterzulegen, in dem z. b. eine Jungfrau ihrer keusch-
kit nichts vergab^ wenn sie es beklagte, dasz sie sterben müsse, be-
vor ihr das glück der ehe und zarter kinder pflege beschieden ward,
ioanch, wenn Antigone eine Widerspenstige' sein soll, die zu zäh-
lten eine recht passende aufgäbe in der reihe der zwölf arbeiten des
Berkoles gewesen wäre. Hämon ist bisher auch bei den sogenannten
Wantikem' ziemlich schlecht weggekommen, aber sehr mit un-
^t. 'wenn er im vergleich zu Antigone allzu sanft erscheinen
wUte, so sieht man ihn eben nicht in der vom dichter ihm zuge-
wesenen Stellung, da es nicht seine aufgäbe sein konnte, seine braut
*Jiheldenmut zu übertreffen, vielmehr sein schöner beruf war, dem
leidenschaftlich erregten könige gegenüber die pflicht des thron-
%er3, der schon an der regierung teil hat, zu üben und jenen da-
durch, dasz er die stillen wünsche des volkes vor den thron bringt,
^ Vernunft zurückzuführen ; daher sein zur entrüstung aufflammen-
[ dereifer gegen den für besonnene Vorstellungen tauben vater, wie-
^ol eine solche spräche des sohnes unsem verwöhnten obren rauh
144 Zu Sophokles Antigone.
klingen mag ^gleich tjrrheniscber drommeten schall', wi<
^Ajax' (v. 16 f.) heiszt. furchtbar ist es, dasz anf den h
Jüngling noch anmittelbar vor seinem tode des vaters m
übergeht, und er im rasenden schmerze über den tod der br
Schwert gegen den zückt, der von natur das erste anrocht a
liebe hat. aber sogleich sühnt er die schwere that, indem i
sich selbst ergrimmt', den stahl sich in die seile stöszt : ihr,
glück seines lebens war, .gesellt er sich sie umschlingend,
in den tod. wo der dichter so anschaulich redet wie ein pla
künstler , da brauchen wir nicht allzuviel gewicht auf einen
legen — ^nicht mit zu hassen, mit zu lieben leb* ich nur', si^
gone in dem heftigen Wortwechsel , den sie mit Kreon hat
herr Döring hat vollst-ändig recht, wenn er dieser *vere
ftuszerung' als solcher keine weittragende bedeutung beileg
-^ Jener doppelselbstmord gehört schon zu dem göttliche
gerichte wider Kreon, der — welch feine paradozie — d
gegen ihn die waffe erhoben hatte, als den erschlagenen, sie
aber als den mörder bezeichnet, aber auch an sich ist der A
letzte that im leben ^ durch welche diejenige Hämons erst
gerufen wird, im sinne des dichters eine gerechtfertigte, d
meinung über diese schwierige frage im ^Ajax' unzweidea'
gesprochen hat, wo er ein psychologisch-sittliches problem n
jener altklugheit, die sich schon so oft hierbei breit gema
sondern liebevoll wie der phjsiologe ein seiner Wissenschaft
des präparat behandelt, es wäre auch geradezu eine komi
mutung an Antigone, sie hätte geduldig dem tode entgegen 1
sollen : dann doch schon lieber ganz leben bleiben, würde in
falle der Goethesche Egmont gesagt haben. — Ebenso seh
rissen wie die liebesscene in der felsengrotte ist das ganze
liehe und schwesterliche Verhältnis der Antigone dargestel
dichter führt nur nackte thatsachen vor und läszt aus den
tretenden Wirkungen auf die zu gründe liegenden motive sdi
es ist erfreulich, dasz der als äuszerung der Antigone schwi
vers 670: ^geliebter Hämon, wie verhöhnt der vater dich!' ;
immer der Ismene zugeteilt ist, deren unkräftigem und zftr
gemüte derselbe allein angemessen sein kann, der Antigoi
ist keine solche, welche *nur streit und unheil anrichtet',
blosz Kreon, sondern auch die legitimen Vertreter der volkssöu
tat müssen es sich von Hämon im namen des Volkes, wel
allen schweren zeiten die Zuflucht der Wahrheit und der 8ch<
wesen ist, aus dem durch neuen nachwuchs die kraft der nat
verjüngt hat — sie müssen es sich erst sagen lassen , dasz i
der Antigone eines 'goldenen lohnes' werth sei. die heldin f
ihrem verlobten einen vertbeidiger, dessen rede im woltli
gegensatze zu den maszlosigkeiten seines vaters den eindri
decenz macht, ja der im bochgefühle des Schatzes, den er ii
braut besitzt, sich in seinem benehmen gegen ihren unten
Zu Sophokles Antigone. 145
mht eigentlich als das zeigt, was wir nobel nennen. ^Sophokles
^ons ganze menschen', sagt ein herausgeber des stücks (Gustav
Wolfi), 'dasz Antigone einen preis eingesetzt, dasz das leben ihr
«twu war, zeigt sie, als es zum sterben geht', auch in i hre n hierauf
beiflglichen reden wie in denen Hämons die schamhafte herzlichkeit
einer edlen seele; sie hat trotz aller Offenheit, womit sich bei ihr die
innerste empfindung des herzens ausspricht, in ihrer liebe ein ge-
iKinmis, das sie nicht preisgeben mag und zu dem der name ihres
friiebten der Schlüssel ist. wenn herr Döring den Ursprung der
ibschiedsscene einem rein äuszerlichen gründe, 'hauptsächlich der
willfthrigkeit des dichters gegenüber der Observanz seiner bühne,
die in der tragödie solche unmittelbar und stark auf das gefühl wir-
kende scenen verlangte, vielleicht auch gegen die schöne stimme
wnes Protagonisten' zuschreibt , so haben wir dagegen im namen
Ar künstlerwürde unsers dichters zu protestieren, wenn er noch
iBszerdem hinzufügt: *und in der that scheint diese Willfährigkeit
den dichter ein klein wenig vom richtigen wege der Charakteristik
eingelenkt zu haben' usw. — so brauchen wir nur an den lieblings-
klden eines unserer grösten nationaldichter zu erinnern , und man
vird uns verstehen , wenn wir behaupten , dasz auch Antigone auf
ibem letzten gange sagen durfte: *o gott! das leben ist doch schön!'
die Hebe, mit der Antigone liebt, hat nichts ungestümes an sich.
Wenn auch ihre seele , als sie mit neuen spenden zu der leiche kam
nd diese wieder nackt fand, durch herben kummer verletzt wurde,
md sie von dem rechte gebrauch machte, das nach antiker an-
iduraung allen unschuldig verfolgten zusteht, die gegner zu ver-
vttsschen. ihre liebe ist eine, die durch thaten spricht und die ihren
Un in sich selbst findet, wie denn die stille art ihres handelns echt
leiblich ist, während ihre ruhe im entscheidenden augenblicke, als
vor den Wächtern, die sie auf der that ertappt hatten, nichts ab-
kognete, eine ruhe, die rohen naturen nur als trotz erscheinen kann,
dtt kennzeichen des heldentums bildet, das weibliche ideal, welches
lihr verkörpert ist, hat man mit den typischen gestalten einer
WUs Athene oder einer Arteipis verglichen — gewis mit recht,
Kr dasz das bräutliche motiv , gleichsam die perspective auf eine
tadenmutter, die abschiedsgesänge in ganz besonderer weise belebt,
^80 der dichter gewissermaszen die mythisch -charakteristische
^tion selbständig weiter gebildet hat. herbe ist Antigone nicht
'oa natur , sie wird es auf augenblicke im kämpfe gegen den Wein-
gut oder die brutale gewalt. ihre schrotfheit gegen Ismene ist als
'on dieser verschuldet anzusehen , wenn man auch gerecht sein und
■öei^kennen musz, dasz von einer, die eine geborene dulderin ist,
«in act der selbstwehr gegen tyrannische Vergewaltigung erwartet
Verden darf, aber abgesehen davon, dasz eine zu einem heftigen
Wortwechsel führende meinungsverschiedenheit gerade zwischen ge-
•wwibtem nichts wunderbares ist, ja wenn derselbe nur nicht auf
** geschichte von dem Splitter und dem balken hinausläuft, psycho-
•^-.ahfli. (. phil. u. päd. II. abt. 1875. hfl. 3. 10
146 Zu Sophokles Antigone.
logisch vom höchsten Interesse sein kann, haben bei Antigone, i
lange man von ihr keine übermenschliche erhabenheit verlangt, di
bitterkeiten gegen das ^vielgeliebte haupt der trauten schwestei
ihre volle berechtigung, da sie nichts sind als die hülle des tiefttei
Schmerzes, gerade von derjenigen verlassen zu sein, die wie da
nächste anrocht auf den bruder geltend zu machen so auch diesdb
pflicht gegen ihn zu erfUllen hatte (vgl. v. 549), und zumal Antigoa
es nicht verschmäht, der dienstbeflissenen^ mitleiderftOlten sohwe
ster, die fast verzweifelt dasz es ihr nicht vergönnt sein soll mite
sterben, tröstende und ermutigende worte zu sagen, während KrMi
den edlen Wettstreit nur mit höhn ansehen kann. — In diesem gt
waltmenschen scheint sich eine sittlich verwilderte zeit zu spiegdii
in der das gestörte gleichgewicht der bürgerlichen Ordnung den nii
mechanischen ausgleich einer rücksichtslosen zucht erfordert, vai
welcher zum trotze sich ein gesundes menschliches gefühl erfaaltai
zu haben für Antigone imd Hämon kein geringer rühm ist. m ill
nicht wunderbar^ wenn auch höchst überflüssig, wenn mandieeoi
tyrannenkopf, der ein meisterstück der Charakteristik ist, für öl
— natürlich idealisiertes — porträt gehalten hat. jedenfalls Hit
deutet er etwas', wie der Lessingsche ^patriarch', der auch in seiafl
negativ dramatischen prSgung eine furchtbar ernste mahnung tiA
hält — er bedeutet etwas als sjmbol eines absolutistischen eigfli
willens von atheistischer färbung , der in seiner dämonischen V&oi
heit sich bis zum wahnwitz steigert und , als wenn die götter od
mit einer nach seinem gutdünken zugestutzten Verehrung abspeiM
lieszen, die kirche, welche als die hohe gottesoffenbarnBJ
durch Tiresias vertreten ist, für die ^magd' der tjrannis erklärt 611
besonders feiner zug an diesem jünger des mars ist die Verachtung
welche er gegen das weibliche geschlecht zur schau trägt, defltf
einziges amt das gebären sei , das sich aber überhaupt im winloi
des hauses zu halten habe (vv. 567. 577). ihm, der sich der sttf)
selbst zu sein dünkt und vor dem das Wölk' nur schweigt tmi
zittert , ihm gegenüber mit seinem eines Hellenen unwürdigen g<
böte vertritt Antigone die würde der menschlichen natur überbanp
und die der weiblichen insbesondere mit jener heldenmütigen ndn
die sie schon den Wächtern gegenüber bewiesen hatte, und eisi^
samlung, i^elcbe vom dichter auch wieder echt plastisch durch 6i
senken des hauptes angedeutet ist (v. 439). ihre worte gegen il
sind allerdings herbe — lernt sie doch den mann, vor dem sie stet
nicht jetzt erst kennen , da er schon viel böses ihren lieben vefC
sacht hat (durch ein einziges wort — * wiederum' in v. 7 — ^
fahren wir dies) ihm darf sie es endlich sagen , dasz er ihr thöii^
erscheine und dasz sie es sich zum rühme anrechne , anderen sin^
zu sein als er , der ja doch nur ihren leib tödten könne (v. 495 0
eine solch souveräne Verachtung in offenen werten , ohne dasz ea
einer eigentlichen injurie kommt, ist auch nur mit der in sich |
kehrten und gegen den blendenden schein der äuszem macht gki^
Bemerkasgen über das franzÖBiBche unterricMswesen usw. 147
gflltigen würde eines weibes vereint denkbar, da ebendasselbe bei
einein manne , der als solcher viel eher von der person zu abstra-
hieren und blosz die sache zu berücksichtigen veimag, nur auf einem
kidenschajptlichen ungestüm beruhen könnte, aber Kreon ist seiner
gegnenn noch zu groszem danke verpflichtet: sie belehrt ihn, wie
mxoreichend zur Seligkeit die blosze legalität ist und macht ihn da-
chorefa, indem wir ihn endlich zur Selbsterkenntnis gelangen sehen,
imen mitleids würdig, nachdem sie dasjenige, was von ihm als die
toehste pflicht des unterthaneu proclamiert war, mit kühnem griff
Mines glanzes beraubt hat, geräth er durch die Verletzung seiner
otelkeit in einen geistigen paroxjsmus, dessen einzelne phasen zu
lehildern uns zu weit führen würde ; als product aber der gegensätze,
darch die er sich hat hindurchwinden müssen, ergibt sich ihm noch
aai Schlüsse seines lebens, zwar mit erschütterndem leide verknüpft,
das 'erhabenste gut von den gutem des glücks\ die 'phronesis', d. i.
n wissen, dasz es für einen mann kein rühm vor gott ist, ein rohes
kerz zu haben. — Nicht mit einer erzwungenen ruhe, die da am
platze sein würde, wo 'mit rechts und links tragiert' wird , sondern
Biit unverhohlenem absehen tritt Antigone dem menschen gegenüber,
der ihr etwas nach ihrem gefühle ungeheures zugemutet hat. diese
n recht realistischem ausdrucke gekommene heftigkeit gegen Ismene
od Kreon ist der pulsschlag des lebens in ihrem so idealen bilde,
vnd die ausführung der ihr gestellten und von ihr fest und klar er-
fcszten aufgäbe erhält durch jenen affect eine poetische Wahrheit, die^
Bit der ihr eigenen Wirkung einer erhabenen rührung nur ein künst-
lcr?on gottes gnaden hervorzubringen vermag.'
* aaf die politischen aasfUbrungen in herrn Dörings aufsatze ein-
nähen, ist hier nicht der ort. zum Schlüsse sei nur noch bemerkt,
w dr. J. Volk in einer seiner reichstagsreden — es war in der
riUimg vom 28 november 1871 — bewiesen hat, dasz die Antigone
kein Zeugnis für die centrumspartei ist.
MöRS, im September 1874. Max Heubach.
11.
UBiERKÜNGEN ÜBER DAS FRANZÖSISCHE UNTERRICHTS-
WESEN IN SEINEM VERHÄLTNIS ZUM DEUTSCHEN.
V^QUES MOTS SUR l'iN8TRUCTI0N PUBLIQUE EN FrANCE PAR
Michel Breal, professeur au colli^qe de France.
TEOisiEME EDITION. Paris, Uachette & Co. 1873. 410 p. 8.
Der Verfasser dieses unter sehr bescheidenem titel eingeführten,
^ höchst anziehenden buches ist durch seine auf deutschem bo-
^ gemachten wissenschaftlichen studien auch in den stand gesetzt
Jörnen, mit dem deutschen Unterrichts wesen eingehendere be-
■"Witschaft zu machen, und so hat er dieses nun auch dem fran-
10*
160 Programme der höh. lehranstalten des herzogt. SachBcn-Mmningwu
sententiarum argumentorum pondere, auctoritate docendi menta
ocGupet; qui denique ea, quae per verborum ambitus nomerosos
aurem implentes, in se redeuntes volvitur, oratione omnes, qni
audiunt, ferat transversos.
Ciceronis incitatus lectione tandem aggressus snin GneeoP
quoque oratores legere tum ceteros tum etiam Demosthenem. quo»
illustrissimum totius antiquitatis oratorem quantopere sum minta
quum deprehenderem eum, qui uti, quod vellet, efficeret hominia-
que animos permoveret yehementissime , nanquam indigerei o^
flosculo aut voce arcessit-a aut splendida quadam ac speciosa loet*
tione, minimeque sermonis cultu poetico; qui potius, quidqaid 6BmI
dicendum, ita eloqueretur, ut nihil simplicius fieri, nihil signifio»
tius, nihil dilucidius posset; in quo ob id ipsum nnllom ineMl
affectationis vestigium , nuUum Studium venandi sales yel inspenta
quaedam et ingeniöse scilicet ancipitia, in quo minim quantom dp
plaudunt plerique; qui contra masculo, quo usus est, nervosoqneri
presso dicendi genere alliceret animos allectosque teneret; quigran
täte sententiarum, argumentorum pondere, auctoritate docendi m»
tes quasi perfringeret; qui denique oratione per numerosos, plflno^
rotundos verborum ambitus fluente raperet universos.
Speyer. Henrious Stadelmavil
14.
PROGRAMME DER HÖHEREN LEHRANSTALTEN DES
HERZOGTUMS SACHSEN-MEININGEN. 1874
4
Das osterprogramm des gymnasiiims Bernhardinum zu Heil
enthält als abhandlung: vom weseu der wärme, von prof. Q. Kdhfi|
schülerzuhl am aoblusz des Schuljahres 233, abit. 14. die eiiüi
Schrift zur feier des Henflingschen gedächtnistages am 80 janaar
enthält von prof. Märcker: lösung der gewöhnlichsten kalend«
vom jähre 1 bis 3000 nach Christi geburt.
Das Programm der realschule zu Meiningen enthält eine
lung des lehrers Gutelen: specimcn d*uu livre de lectare k
des commen^ants dans T^tude de la langne fran^aise. schülenakli
das Zeugnis der reife In grades erhielten 6 schüler.
Das osterprogramm des gymnasiums zu Hildbarghaosen enthlH'
Professor dr. Hunger: die arithmetische terminologie der GrieobMfJ
kriterium für das System der griechischen arithmetik. schfilersaU '
abiturienten 12.
Das Programm der herzogl. realschule und des progjmnatiiiiiM i
der vereinigten städtischen schulen zu Saalfeld hat sum Inhalt:
der oberen trigonometrie von A. Hössrich. schülerzahl der
und des progymnasiums 183, abiturienten 4. aus den schulnmel
ist weiter zu erwähnen, dasz mittelst hohen rescripts vom S5
realschule und das progymuasium zu staataanstalten erhoben
sind und in bezug auf erstere die crrichtung einer selectm in
genommen ist.
HlLDBURQHAUSEN. Doi
ZWEITE ABTEILUNG
!ÜR 6TMNASIALPÄI)A60GIE UND DIE ÜBBieM
LEHBFlCHES
MIT Ausschluss dbr classischeh philolooib
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MaSIUS.
(4.)
MATÜBITlTSZEUGNIS , NICHT MATURITÄTSPRÜFUNG.
(fortsetzaog und schlasz von s. 113 — 135.)
Gymnasiale maturitSt.
Das maturitfttszeugnis ist in dem abscblusse der gymnasialen
tghhe für den einzelnen schüler begründet, gestattet nicht ein all-
les masz einer theoretischen objectivit&t. es ist das ofQcielle
tent des g^mnasiums , dasz nnd in welchem grade und in wel-
weise derselbe den nach pädagogischen begriffen bestimmten
des gymnasialen ganges erreicht hat. ans der natur des
Itnisses ergibt sich für das einzelne gymnasium, für den rector,
für die leitung desselben verantwortlich ist und alle gymna-
zustftnde eingehend in amtlicher autorität kennt, das recht
die pflicht, ein maturitätszeugnis auszustellen, maturität ist ein
der immanenz , nicht nach dem Verhältnis zu einem andern,
Ichem sie in beziehung steht, bestimmt, maturität ist der ab-
der gymnasialen bildung in der Vollendung des pädagogisch
imten gymnasialen ganges an und für sich , ist nicht nach der
lung zu einem andern bildungs- und lebenswege , welcher auf
tfclgt, für welchen sie eine Vorbereitung ist, zu messen, das ab-
szende moment der gymnasialen bildung ist in dem begriff
dem ziel des gymnasiums in sich gegeben , nicht nach dem ver
zu einem andern zu bestimmen, das gymnasium und gymna-
bildung nicht nach der beziehung zur Universität u. a. der
jiale gang bis zu seinem abschlusse hat eine objective be-
lang in einem didaktischen complex, welchen festzusetzen und
't.j»hrb. f. pliil. u. päd. U. abt. 1875. hft. 4 u.5. 11
162 Maturitätszeugnis , nicht maturit&tsprQfiuig.
zu begrenzen die aufgäbe der gymnasialpädagogik ist. dieser gyi
nasiale gehalt ist nicht theoretisch, wissenschaftlich, sondern ethitd
pttdagogisch durch die beziehung auf die persönliche bildong, ü
welche eine — intensive — totalitttt der didaxis gefordert wird, i
bestimmen, der didaktische gehalt des gymnasiums, inso&m er m
theoretischer, ein wissenschaftlicher ist, hat eine unendliche aosdfll
nung und gestattet keinen abschlusz. zu der objectiven bestimiiiii^
desselben kommt begrenzend die subjective in der beadehimg di
didaktischen complexes auf die entwicklungsbedttrftigkeit und mA
wicklungsföhigkeit der lernenden in den grenzen der gymnanl
didaktischen zucht. gemäsz dieser subjectiven beziehung des öl
jectiven gehalts ist ein abschlusz der gymnasialen bildong phSnomi
nologisch-psychologisch bestimmt, der didaktisphe gehalt hat soil
bestimmte begrenzung in der form, in welcher er sich besiditai
das psychologische moment in dem abschlusz der entwicklnngsfllq
keit der lernenden unter didaktischer zucht. schon das objeetn
masz des gymnasialdidaktischen gehalts entscheidet über eine gyi
nasiale nichtreife; aber mit demselben ist das subjective mmiMi
der gymnasialen entwicklungsföhigkeit zu verbinden, um über gyi
nasiade reife zu entscheiden, gymnasiale maturitttt ist nicht m
theoretischer, sondern ein pädagogischer begriff, hat nicht bloss h
Ziehung auf ein theoretisches objectives, sondern ist bestimmt i
einer subjectiven gestaltung desselben in dem geiste des lemendi
durch didaktische zucht in ihren grenzen, der schüler hat gym
siale maturität, das heiszt, er hat diejenige geistesbildnng, wsU
das gymnasium in den grenzen der unter der didaktischen sud
stehenden entwicklungsfähigkeit zu geben begrifflich und gesetdil
bestimmt ist, nach dem masze und in der weise seiner individvfllli
begabung und nach dem grade seines strebens und thuns gewonni
er hat in seiner bildung das erreicht , über welches hinaus das gfi
nasium nach seinen in der objectivitttt seiner didaxis und indsrid
jectivit&t der entwicklungsföhigkeit seiner schüler bestimmten gnl
zen nichts mehr geben kann; er hat den gymnasialen gang vd
endet, und es ist eine ethisch und pädagogisch begründete notüil
digkeit, dasz er das gymnasium verlasse und in andere lebens- li
bildnngswege übergehe, die frucht ist reif, wenn sie den grad 4
Vollendung in sich hat, welche ihr die pflanze aus ihrer sobstanstf
unter mitwirkung der naturbedingungen zu geben im stände M
dann löst sie sich von derselben ab. dasz das gymnasium das 4
notwendig obliegende und das für seine schüler individuell udiffid
erreiche, dafür sorgt die didaktische disciplin, welche mittunfli
und strenge auf das masz für alle stufen, vorzüglich auf das dmM
Schlusses des gymnasialen ganges hält, das maturitätszeugnis ist^
höchste act der disciplin des Unterrichts, was diese in der naf
tätserklärung bestimmt, ist einer anordnung, welche auszeilialb ■
gymnasialen ganges gestellt ist, zu beurteilen durchaus numltfi'
dasz das gymnasium, wie überall, so auch in dem matnrititns^^
Mataritätszengnis, nicht matnritfttsprflfiiiig. 163
ne and das gesetzliche thae , darüber wacht der Staat durch
iqpectioii.
■8 mataritfttszengnis nach dem TniniTnnm seines masses hat
der lehrordnnng der prima objectiv bestitnmte grenze; aber
n ganzen nnd einzelnen durch eine gesetzliche Vorschrift fest-
n nnd im Torans als norm der individuellen beorteilong zu
inen ist unmöglich, geistiges in der individualitftt seiner frei-
id in seiner beweglichen Unterschiedlichkeit Iftszt sich nicht
ner gesetzlichen norm messen, das minimnm sowie die wei-
irade der maturitätserklftrung h&ngen im letzten gründe von
ndividuellen anschauung nach einem dem geiste innewoh-
. bilde des gymnasialen abschlusses als einer norm für die
thiedlichen individualitäten ab. die disciplin des gymnasiums
eltend machen, dasz ein schttler deshalb noch nicht die matu-
rreicht hat , wenn irgend ein , auch das niedrigste masz des
fttszeugnisses nach seiner objectiven bestimmnng auf ihn an-
ur ist. es ist wol denkbar, dasz ein sechzehnjähriger schüler
e masz von kenntnissen und fertigkeiten bereits besitzt,
I einem zwanzigjährigen das maturiijätszeugnis verschafft,
st reif, das heiszt, er ist nach seiner geistesent wicklang über
tnnasialen gang und dessen didaktische disciplin hinaus, jener,
er dasselbe masz von kenntnissen und fertigkeiten erreicht
noch nicht reif, das heiszt, er gehört nach dem stände seiner
ntwicklung noch dem gjrmnasium an , er kann und soll von
eifischen art und der zucht der gymnasialen didaxis noch für
fcwendiges gewinnen, der pädagogisch höchst wichtige unter-
ier objectiven norm der reife nach dem masze der kenntnisse
tigkeiten und der subjectiven derselben nach der art der dem
iam noch angehörenden entwicklungsfähigkeit eines Schülers
I Verbindung derselben für die maturitätserklärung müssen
long in der gymnasialen praxis konmien. das ist eine uner-
• forderung der didaktischen disciplin für das gedeihen der
ialen praxis und der bildung der schüler. der lehrer masz,
t machen , dasz von einem begabten schüler mehr zu fordern
das niedrigste masz des maturitätszeugnisses, darf und muss
II darauf bestehen, dasz ein schüler, welcher irgend ein mass
Kiven der maturitätserklärung in seinen kenntnissen und
n erreicht hat, dennoch nach seinem ganzen geistigen
■och dem gymnasium angehört, das moment, dasz eine ma-
iprüfuDg in ihrer objectiven Ordnung diesen pädagogisch
I wichtigen gesichtspunct nicht kennt und ausschlieszt^
^ schon allein entschieden gegen eine solche, es gehört zur
der gesinnung, zur werthschätzung einer tüchtigen gym-
mg, zur fürsorge für eine Vollendung der erziehung, daszz
ihre söhne nicht darauf bedacht sind, wie diese in mög-
Eer zeit den gang durch das gymnasium machen , sondern
mit dem rector über den rechten termin des abgangs von
ll»
164 Maturitätszeugnis, nicht maturitSisprÜfong.
dem gymnasium berathen. über diesen darf nicht die zeit des i
halts in der prima, nicht die möglichkeit, irgend ein mass eines
ritätszengnisses zu erhalten, entscheiden, es ist eine pftdagc
forderung, dasz mit Unbefangenheit und reinheit des interei
dem gedeihen und der Vollendung der gymnasialen 6r;dehnn£
wartet werde, bis der gymnasiale gang nach dem masse der
dualitftt des schülers abgeschlossen und von ihm eine nach
möglichkeit tüchtige gymnasiale bildung erworben ist. in nidl
nem umfange wird nicht eine gymnasiale bildung in ihrem
masze und in ihrer bedeutung erstrebt, sondern ein matoritiitsi
gesucht, als welches zu anderen lebens- und bildungswegen d
setzlichen Übergang bildet, eine allgemeinheit dieser ansieht
zu schweren misverhältnissen und hemmnngen der gjrmni
praxis und zu widerlichen versuchen, sich der gesetzlichen fon
zu entziehen und ihre Ordnung zu täuschen.
Eine beseitigung der gesetzlichen maturitätsprüfong is
kein positives mittel, aber sie gibt der möglichkeit räum
mängel des jetzigen gymnasialwesens zu beseitigen und eine d
tion desselben , durch welche eine individuell tüchtig gestalte
individuell begrenzte' und abgeschlossene bildung erreicht ^
kann, anzubahnen, sie würde für die didaktische und ethisd
ciplin, für den belebenden und kräftigenden sinn der gymnai
eigentümlicher richtung heilsame erfolge haben, jedes gynii
hat innerhalb der allgemeinen Identität und notwendigkeit der {
liehen Ordnung sein eigentümliches masz, seine individuellen
rungen und bedingungen, welche in und mit den allgemeni
Stimmungen gebührende befriedigung und geltung finden nn
wirken müssen, auf der verkennung dieser aus dem wem
menschlichen natur sich ergebenden pädagog^chen Wahrheit 1
jeder gymnasiale bureaukratismus und dessen erfindong und i
nung, die gesetzliche maturitätsprüfung. das Übergewicht de
formierung und mechanisierung derselben in dem ganzen gyn
len gange bedrängt die individuelle selbständigkdt und die
tümliche lebendigkeit der einzelnen gymnasien in ihrer einwi
auf eine individuell begrenzte und objectiv und subjectiv i
vollendete bildung der schüler. jede bildung soll eine complei
und kann eine solche sein, wenn sie sich in den grenzen ihra
viduellen reinen eigentümlichkeit hält und bewegt, wir k
nach den zuständen unserer cultur und nach pädagogischen {
Sätzen für die totalität der bildung keinen gegenständ des je
gymnasialunterrichts entbehren, aber die mannigfaltigkeit de«
hat schwere pädagogische bedenken , wenn für die Vielheit d
genstände die intensiv concentrierte einheit durch die besidun
das subjective der individuell unterschiedlichen eigentümlichki
lernenden fehlt, wenn für alle schüler in allen gegenstände
gleiche masz gefordert und so die entfaltung und bewähmi
eigentümlichen kraft und richtung, individuelle selbstthäti
MaiiiriifttBzeiigms, Dicht mataritiltBprüfüng. 165
li und Hebe za einer yerwandten gegenständlichkeit beeinirftchtigt
My ohne welehe aadi bei aller strenge der didaklisoben disdplin
tUs redites gedeiht, in dieser verkehrenden richtnng wirkt die
ifaiitltBprafong, welche als ziel des gymnasialen strebe» für
Iser und sehUler aufgerichtet dasteht, man kann es erleben, dasz
nde recht begabte schüler von entschiedener eigentttmlichkeit der
pUMrichtimg sich fiber die geforderte gleichmttszigkeit der bildong
■vegSBii&en mid dadurch in innem Zwiespalt mit der ganzen ord-
adee gynmasiunis und selbst in bedauerliche conflicte mit der
Sn gerathen. zerstreute yielthuerei nach dem gleichmasz der
Igsullnde, welche schon in den ganzen gang des gymnasiums ein-
IHnmgen ist , ohne inneres dabeisein , ohne hingebung der persOn-
ihm eigentümlichkeit, hastige und oberflSohliche repetitionen und
tf^arationen im hinblick auf das höchste ziel, das maturitfttsexamen,
iw eiserne notwendigkeit, seine ehre und vorteile stören den
idigen, festen, unbefangenen, selbstvergessenen gang eines in einer
Vwandten gegenstSndlichkeit concentrierten lemens und einer der
irtigen eigentttmlichkeit gemfiszen entwicklung gerade in der wich-
fB epodie- des ttbergangs auf die universitftt. in diesem für die
kmifk dw geistesrichtung entscheidenden lebensabschnitt geht die
ikB und eigenste zeit, die concentrierung der geisteskraft und die
heCmgenheit und reinheit der seelenstimmung für die einkehr in
t eigne innere und das zu sich selbst kommen der ethischen und
t theoretischen persönlichkeit verloren durch eine gespannte
MllVgkeit, welche die beste krafb des denkens und sorgens auf sich
K, f&r eine innerlich fremde, persönlich gar nichteTfl^rdemde, der
pRTmg der sache selbst völlig unnötige aufgäbe, die für den
»unct des ttbergangs von der schule zur Universität nötige
long, Selbsterkenntnis und selbstentscheidung in Studien und
bewegungen und meditationen wird nicht durch eine offi-
maturitötsprttfung erreicht, sondern auf den vorangehenden
vorbereitet und durch die bewegende kraft, welche in der
aelbst des abschlusses der gymnasialen erziehung und des
igs in die Freiheit der universitftt liegt, durch die haltung
dums zu den abiturienten zur lebendigen concentrierung
wenn die maturitfttsprttfung, welche als ein sich abfinden
ler iSstigen und an sich unnötigen gesetzlichen forderung auf-
wird , wegföllt, so ist um so mehr räum gegeben, im rechten
fogischen sinne auf rechte mittel zu einer Selbsterkenntnis und
einkehr in das eigene innere für die gymnasiasten bedacht zu
dem abschlusse des gymnasialen ganges würde es entsprechen,
in dem letzten Schuljahre , wo die Schulaufgaben weniger zeit
anstrengung fordern, der individuellen Selbständigkeit und der
[enden Unbefangenheit des eignen Studiums in gemäszen und
randten gegenständen unter berathung und leitung des lehrers
mheit und aufforderung gegeben würde; und gerade dann
diese freiheit durch den blick auf das bevorstehende examen.
166 Maturitätszeugnis, nicht maturitfttsprfifaog.
welches alle kraft und sorge auf sich zieht, entzogen« die natu
freude, aus der engen beschrttnkung der zucht der sohnle i
freiheit der universitätsstudien überzugehen, wird in die 1
digung, nun endlich das rigorosum — ein solches bleibt die n
tätsprüfung auch für die besten schüler wfthrend ihres gyrniia
ganges — hinter sich gebracht zu haben, verwandelt, der pH
gisch richtige abschlusz des gjmnasialcursus hat die bedei
dasz er einen impuls der Selbsterkenntnis und ein inneres m<
des Übergangs zu der freien wissenschaftlichkeit der nniven
Studien enthalte, dasz die individualitttt ihre geisteseigentfimlit
erkenne und ihre im innem angelegte und verborgene richton
Sicherheit und in reinheit des motivs finde, wäre unsere gymii
einrichtung in diesem puncto nicht von tendenzen aus, die de:
griff derselben widersprechen, bestimmt, so würden unsere
nasiasten durch eine berathung der lehrer und eine traditio
sitte dahin geleitet werden können , anstatt unruhig an die l
stehende prüfung zu denken und an die zersplitterte mannigi
keit derselben ihr streben zu setzen, das letzte schn\jahr da
verwenden , neben den* forderungen der schule mit reiner h
und in voller hingebung an den gegenständ und in der ridi
die ihnen geistesverwandt ist, ihre kraft einmal recht selbst
zu concentrieren und zu bewähren und würden mit vollem vert
von der gerechtigkeit und der freundlichkeit des rectors ein m
tätszeugnis, welches den stand der erworbenen bildung, ihre ii
duellen Vorzüge und mttngel in grundzügen zeichnet, erwartet
ist es gewesen in Zeiten, wo büreaukratische einrichtongen die
viduelle Selbständigkeit der gjmnasien noch nicht beeintrSc
und den pädagogischen Charakter derselben gerade in dem hOc
entscheidenden acte noch nicht alteriert hatten, wo nicht eil
setzlich normierte und beaufsichtigte maturitätsprüfung bei
für deren motivierung alles, was vom büreaukratischen standp
stichhaltig ist, sich in Wahrheit auf den satz reduciert: wir d
den rectoren die vollmacht der erteilung eines maturitätszeugi
nicht gestatten , weil wir ihnen die dazu erforderlidie rechtlic
nicht zutrauen, wir müssen daher selbst mit eigenen äugen,
gjmnasiasten ansehen , ob er die gesetzlich bestimmte gynin
reife erlangt hat.
Die menschliche entwicklung und bildung hat ihren aus
von der intensiven totalität der humanität, welche in jedem
sehen von natur angelegt ist, und schreitet zu der individnalisi
bestimmtheit derselben in der zu sich gekommenen persönlid
welche sich in der besondem berufsthätigkeit zu bewähren hat
vergleiche die stufen der menschlichen lebensalter, den begin
entwickelung der intensiven fülle der humanen totalität in (
kinde während der ersten fünf bis sieben jähre, dann die lei
schule, des gymnasiums, in welcher eine totalität einer fem
und materiellen bildung an einer totalität der gegenstände
' ütttaritftUzeagnis, nicht matrimtiUsprfifang. 167
I and der mensohennatnr gewonnen wird, dann die beschrSnk*
itbildnng für den particalaren beruf durch die universitftt o. ».,
' mann in seiner Vollendung zu der individuellen berufsthfttig-
iTBohreitet, für welche er die gewonnene totalitttt concentriert
idet. in allen menschen ist die totalität det humanitftt in
mendliohen Unterschiedlichkeit des maszes und der weise an-
auf die entwicklung dieser totalitftt ist die bildung durch
mg und didaxis zu richten, bis sich dieselbe in individuali-
gestalt darstellt und in particularer praktischer richtung be-
;. von dem ganzen, das in der theoretischen ruhe der innern
Uung ist und noch nicht zur individuell persönlichen gestal-
ind praktischen realität vorgeschritten ist, bis zu der vollen-
1er praktischen individuellen bethfttigung desselben , das ist
ng des menschlichen daseins und Werdens, die entwicklung
fibige der humanen totalitftt durch die erziehung, durch die
in ihrer noch nicht aufgeschlossenen Unendlichkeit ist in sich
ihr das, was sie erst andeutet, als was an den tag der wirk-
t tritt, diese nur in andeutungen sich enthüllende totalitftt
nr unmittelbar geschaut und diviniert werden , wird nicht in
bjectiven einer abgeschlossenen realitftt sichtbar, läszt sich
ßht nach einer objectiven norm messen, daher ist eine matu-
rfifung über die totalität der in der entwickelung begriffenen
Bialen bildung ein pädagogischer und phänomenologisch psy-
ischer Widerspruch, sie kann nur auf die Vereinzelung der
iase und fertigkeiten gehen, und damit sich begnügend und
en gestellt mechanisiert und verkümmert sie, so viel an ihr ist,
nnasiale bildung. die über die totalitftt der bildung, welche
ler didaktischen zucht der schule steht, hinausgegangene und
r individuellen richtung mit ihrer bestimmten begrenzung er-
10 wissenschaftliche Vorbereitung für eine particulare prakti-
tfcigkeit gestattet ein objectives masz, wenn auch hier in dem
rerden geistiger zustände vorsieht und reservation anzuwen-
i. das ist das amtsexamen und dem ähnliches, jede schule
' die entwicklung und bildung der intensiven totalitftt einen
m abschlusz, der phänomenologisch-psychologisch und unter
A' ethischen bedingungen in sich eine bestimmtheit hat;
■izieht sich aber dem urteil des nach einer objectiven norm
Menden, kann nicht nach einer gesetzlichen bestimmung ge-
; und entschieden werden, das ist die maturität nach dem ab-
B des gymnasialen ganges, aus der totalität in ihrer unbe-
heit erhebt sich die mit derselben in individueller weise und
trfüllte individuelle persönlichkeit und geht in der richtung
ihr eigentümlichen besondem realität und actualität, freiheit
fcständigkeit vor. das ist der tiefe psychologisch-phänomeno-
i begründete gegensatz der periode der schule, der erziehung
ilität unter der herschaft der ethischen und der didaktischen
kd der periode der zu sich selbst gekommenen individualität,
[
168 Maturitätszeagnis , nicht maturitätsprfiftuig,
i^elobe in freiheit und Selbständigkeit individuell bestimmte muL be-
grenzte lebens- und bildungswege betritt, die in der pnmflnlifhni
lebens- und geistesentwicklung wichtigste epoche des enteehfiida»^
den wendepunets (der anni discretionis) von der allgemeinlMit i/t
totalität zu der aus derselben sich erhebenden , zu cdoh selbit ii
freiheit kommenden individuiilität ist im innem derselben gewoviift
und objectiv bestimmt, aber der Übergang von dem einem entwiflhi;
lungsstande zu dem andern im theoretischen und praktiacheai UliA
sich nicht von auszen erkennen und messen, musz mit einer o»
mittelbarkeit individueller intuition gesehen werden« das hrnrnn
kommen dieses im innem des geistes entscheidenden wendepoaetaii
wird von der jugend geahnt, gefühlt; es treibt sie, denselben dvdl
sich in freiheit nach auszen zu bethätigen. für jeden gynmaattetHi-
kommt seine zeit, wo er sich gedrängt fühlt, aus der ethischen oA
didaktischen zucht der schule zu treten, von der schule zor nniveni*
tat ist nicht ein allmählicher Übergang , sondern ein in der geisias»
und bildungsrichtung entscheidender gegensatz , ein epnmg, dnnh
welchen die didaktische und pädagogische zucht verlassen und Ulk
individuelle Selbständigkeit des erkennens und die freiheit desflto;
sich handelns erreicht wird, die epoche der entscheidung ist
eingetreten, wenn die richtung der primitiven anfange zu ihrem ab-.
schlusz in sich gekommen ist, wenn die geistesentwicklung der p«^.-
sönlichkeit der .zucht entwachsen und unter ihr und durch sie
individuellen freiheit des erkennens und des thuns erstarkt und
geschritten ist. wenn mit diesem wendepunct im innem der pern^
sönlichkeit das masz dessen, was die gymnasiale didaxis in ihrer be^
grififlichen bestimmtheit geben soll, erreicht ist, so ist der fljmia
siale gang zu seinem ziele gelangt und die gymnasiale matnrlHft:
eingetreten, der abschlusz der gymnasialen zucht in sich für dif
totalität der hildung ist gymnasiale maturität. diese ist zugleidk'
Vorbereitung fUr die freiheit imd Selbständigkeit einer gegenstäai-
lich und persönlich individuell bestimmten bildungsrichtung. dv
gymnasiast bekommt das zeugnis der reife; 4^ese ist nicht ein be*.
griff, welcher eine beziehung auf ein anderes hat und durch sie be-«^
stimmt wird, sondern sie ist die abschlieszende Vollendung des gyn*-
nasialen ganges in sich innerhalb der individuellen gymnasialen ei^
Wicklungsstufe und nach dem masze der individuellen begabuitf
und thätigkeit. die maturität ist der abschlusz der gymnasiale
thätigkeit in sich, über welchen allein das gymnasium von sich ana jj
das document auszustellen das recht und die möglichkeit hat. der
Student nach Vollendung seiner universitätsjahre bekommt nicht daa
Zeugnis der maturität; die Universität stellt nicht ein solches aus alt
document, dasz der gang ihrer bildung abgeschlossen ist. er be-*
kommt als candidat für einen particularen dienst in folge einer fftr
diesen von dem Staate geforderten und geordneten prüfung ein leiifg''-
nis, dasz er die zur Vorbereitung für diesen nötigen kenntnisseia
einer particularen bildungsrichtung sich erworben hat. es war ma
1
1^
Matarit&tBzeugnis, nicht mataritätBprüfung. 169
Unr in der bestimmung des begriffis der gjrmnasialen maturität um
die finge zu thnn, ob für die entscheidung über dieselbe in einer
paallele mit dem amtsexamen eine gesetzliche prüfung mit forma*
i«tai maszen notwendig nnd möglich ist. wir glauben aus psycho-
hpschen, ethischen und pädagogischen momenten nachgewiesen zu
Umi, dasz die gymnasiale bildung in ihrem abschlusz nach ihrem
ycififlchen Charakter ein objectiv und gesetzlich formuliertes und
nifiirmiertes masz in einer besondem über den gymnasialen gang^
komiggehenden prttfung nicht zuläszt, dasz eine gymnasiale maturi-
Ülmnrätmg pädagogisch nicht statthaft ist. da aber die maturität
«M epoche eines wendepunctes der jugendperiode im innem zu-
»^ mmenhange mit der vorangehenden gymnasialen zucht bildet , so
j'M et eine dringrende notwendigkeit, dasz die entscheidung über sie-
Hhn eigentümlich notwendige und ursprüngliche stelle wieder ein-
^Hkme und der unmittelbarkeit des rein pädagogischen ermessens
der autorität des gymnasiums zurückgegeben werde.
Von jedem schüler wird jedes, in welchem er unterrichtet wird,
jeder ist zu jedem fähig, das ist die pädagogische an-
e und forderung, welche in der totalität der menschennatur
det ist. aber die totalität hat in jedem gegenstände für jedes
t ein individuelles masz, eine individuelle weise und richtung.
das ist in der menschennatur, welche in persönlichkeiten von
dlich individueller Unterschiedlichkeit sich darstellt, begründet
fordert pädagogische beachtung. alle schüler sind zu mathe-
ischen, linguistischen, historischen, ethischen gegenständen föhig^
derselben für ihre persönliche bildung bedürftig, aber alle nicht
der gleichheit des maszes und der weise für alles ; in keinem ge-
de ist der eine wie der andere, es ist daher eine päda-
e forderung, dasz nicht für die schüler in den lehrgegenstän-
eme allgemeinheit und identität des maszes ohne subjective und
ve Unterschiedlichkeit als norm gelte, sondern dasz, indem
grenzen des notwendigen in jedem gegenständlichen einzelnen
jeden schüler eingehalten werden, an jeden nach seiner eigen-
ichkeit individuelle masze angelegt werden, die disciplin des-
ichts fordert als gesetzliche ein allgemeines und identisches,
mit unerläszlicher strenge für jeden auf das in jedem gegen-
an seiner stelle notwendig erforderliche, das ist die strenge
pädagogischen zucht, unter welche die natürliche Willkür der
idualität des schülers zu stellen ist. diese zu üben und ge-
t aufrecht zu halten wird von der schule, von jedem lehrer ge-
rt. diese allgemeinheit der pädagogischen und didaktischen
bt ist die umgebende sittliche luft, in welcher die natürlichkeit
Individualität im erkennen und thun sittlich umgestaltet und
ftigt wird, der lehrer wird von dem bewustsein geleitet, dasz
gegenständliche erkenntnis in ihren nachhaltigen erfolgen für dio
önliche bildung nach der innem Unterschiedlichkeit der schüler-
ividuen verschieden ist und, indem er die eigentümlichkeit jedes
170 ^ Maturit&tszeagnis, nicht matorit&tBprfifiuig.
^hülers zu erkennen sacht, wird er in dem ton der
disciplin und namentlich für die in seinem sinn zosammengi
beurteilang der verschiedenen schüler tLber das strenge gegen
liehe gleichmasz der didaktischen forderung hinansgeführt^ wi
das verhalten im einzelnen der didaktischen forderung gege
schüler an die allgemeine und identische notwendigkeit der sl
in der disciplin und der Ordnung der schule gebunden ist.
die geltend gemachte Unterscheidung der individuellen eige:
lichkeiten in den gegenständlichen erfolgen wird der fordenn
jfrttndlichkeit nicht abbruch gethan , indem diese auf die stofc
gegenständlichen maszes sich bezieht, nicht auf die aasdehnnii
Wissens, es kommt praktisch und theoretisch Überall mehr a
Sicherheit und gründUchkeit des wissens in seinen grenzen a
auf die erweiterung des umfangs desselben, ist der sinn des <
nens in einer gewissen gegenständlichen richtung zu rechte
der offenen empfllnglichkeit und auf die rechte weise geübt, sc
der mangel der kenntnisse im fortgange des einzelnen mit lei
keit und Sicherheit ersetzt, dieser grundsatz in seinen znsan
hängen und mit seinen consequenzen bis zum abschlnsz forder
individuelle Selbständigkeit der gymnasien in dem ganzen des
nasialen ganges und eine Unabhängigkeit der didaktischen dis
von uniformierenden , auf eine totale gleichheit des maszes in
imd jeden gegenständen gerichteten bestimmungen. darin i
forderung enthalten , dasz das maturitätszeugnis nicht von d€
Gemeinheit einer objectiven norm einer gesetzlich vorgescbriel
prüfung abhänge, sondern der unmittelbaren autorität der eins
Gymnasien zurückgegeben werde, unter dieser bedingung alle
orreichbar, was unerläszliche pädagogische forderung und das
des menschengeistes ist, die berücksichtigung und beschützun^
bewahrung und Stärkung der individuell eigentümlichen i
schiedlichkeiten der schüler in dem ganzen der didaktischen
plin. dazu kommt die forderung, dasz die lehrverfassung, sowi
herschende sinn und das zu erstrebende ziel, die disposition ob
methode des Unterrichts nicht von einer allgemeinheit theoreti
aufgaben, sondern von dem ethischen princip in der beziehun(
der begrenzung auf das, was für die persönliche bildung gefo
wird, bestimmt werde, das in ethischer richtung disponiert«
geleitete gymnasium erstrebt bildung der individuell eigentflnü
Persönlichkeit an sich und für den öffentlichen dienst; es co
triert und individualisiert das ganze der gymnasialen didaxis fl
historisch -ethisch bestimmte und unterschiedliche persönlic
der schüler. mit der festen ethischen einheit und dem persC
gestaltenden mittelpunct des vielen der didaktischen praxis e
sich oine bestimmte begrenzung und eine individuelle verweil
alles gegenständlichen einzelnen der didaktischen aufgäbe,
energische concentration der mannigfaltigkeit der didaxia fÜ
persönliche bildung, in welcher die totalität der gegenstände
Mataritätezeugnis, nicht maturit&tsprüfang. 171
lem theoretischen gleichmasz gilt , sondern nach der forde*
BT indlTidaellen nnterschiedlichkeit individualisiert wird,
hfller bekommt das ganze, welches das gymnasiom bietet,
er in eigentümlicher weise und gestaltong nnd nach indivi-
masze« nicht möglichst^ viele kenntnis nnd theoretische
st das letzte ziel der gymnasialen didaxis, nicht eine weokong
nng des wissenschaftlichen sinnes im allgemeinen ist die
f ihrer methode, sondern individuell persönliche bildung
und zum dienst für die höchsten guter und aufgaben der
tmd der menschheit, die als solche nicht eine gegen die
Q forderungen indifferente geistesübung im allgemeinen ist»
eine ethische begrenzung und bestimmung hat, die mit dem
ligen und guten, was unsere eigene geschichte' bietet und
gegenwart für ihren dienst fordert, genährt ist. theore-
iele sind endlos, die schule ist otgan der erziehung, hat
ische aufgäbe, die bildung der persönlichkeit, für welche
Kiretische concentriert und begrenzt wird, individuell per-
bildung ist die einheit des pädagogischen und didaktischen
ildier der Unterricht in seiner Vielheit und mannigfaltigkeit
an hat. dies ziel läszt sich nicht nach einer formulierten
»sen und schwarz auf wei&z attestieren, die gesetzlich for«
maturitätsprüfung weisz nichts von persönlicher bildung,
>n einer ethischen bestimmung und begrenzung des didakti-
ie kennt nur didaktische gegenstände, die neben einander
rar kenntnisse und Übungen in ihrer Vereinzelung, sie miszt
aUg^meine objeetive der leistungen nach einem gegenständ-
beoi^tischen gleichmasze. sie kennt nicht persönliche einheit
litftt der bildung, nicht individuelle Unterschiedlichkeit der-
M fehlt dem allgemeinen unserer gymnasialen praxis eine
mheit in dem etibischen ziele, von welcher alle nachhaltige
abhangt; in ihr ist nur eine juxtaposition von gegenständen,
•oliert und mechanisch gemessen werden, eine einheit des
imaszes in der persönlichen bildung ist durch die matuiitäts-
^ so viel an ihr ist, und ihre Übergewalt aus der entscheiden-
timmung der gymnasialen praxis und aus dem allgemeinen
■len bewustsein zurückgedrängt, die rechte pädagogbohe
ii^^ hält sich nicht blosz an die objectivität der leistungen der
iondem ist von einer unmittelbarkeit der Intuition, welche
I in unterschiedlicher proportion fttr die individuell persön-
kdung zusammenfaszt , begleitet, eine solche anschauung
eht direet auf ein Schulzeugnis, aber sie bestimmt die gym-
praxis auch des abschlusses in ihrem innern und darf nicht
ii allgemeine objectivität der gesetzlichkeit der maturitäts-
:«DS ihr zurückgedrängt werden.
f wollen nicht willkür an irgend einer stelle der gymna-
pxis , indem wir die allgemeinheit der gesetzlichen bestim-
|d beaufsichtigung des gymnasialen abschlusses zurück-
l
172 Maturitätszeugnis, nicht maturit&tsprüfang.
weisen, aber die maturitätsprüfung uniformiert und
die gymnasiale bildung. das darf die höchste leitnng desgymM*
sialwesens, indem sie auf gesetzlichkeit und einheit deaselben be-
dacht ist, nicht wollen, die maturitätsprüfnng, von weicheren»
entscheidung über bedeutende vorteile, über die zukunft des leben»
weges abhängt, ist für eine mehrzahl der schaler in dem gynni-
sialen gange, und besonders in dem leieten Schuljahre die hOdute
gymnasiale macht, unter deren herschaft ihr sinn und ihr thungf»
stellt ist. was und wie es in ihr gefordert wird , bestimmt ihr atn*
ben ; was und wie es in ihr ^icht vorkommt , das ist beiläufig uai
gleichgültig, der hinblick auf die forderungen der prüfung Iftnt ei
für eine zur Selbständigkeit der bildungsrichtung noch nicht gf
weckte und gestärkte, er^ im werden begriffene Jugend zu eiMr
reinen, unbefangenen und vollen hingebung an die gymnasialen ge*
genstände nicht kommen, sie werden nicht nach ihrer innem b^
deutung geschätzt ; eine gegenständliche Verwandtschaft macht siA
nicht in dem geiste des schülers geltend, es gilt gleic
der bildung, in welcher alle gegenstände gleich indifferent
selbst einer anzahl der lehrer ist die maturitätsprfifung das nti»
welchem sie in ihrem Unterricht zustreben, nach welchem sie 1k
weise, die richtung, die methode desselben bestimmen, sie lehrM
nicht, was der gegenständ in seiner vollen didaktischen bedentaif
an sich fordert, was der bildung der schüler in ihrer reinheit dient,
dem was in der maturitätsprüfung beachtung und beifall findet,
zu guten erfolgen in derselben führt, gymnasialbildung wird von seklr
lern und selbst von lehrern nicht mehr nach ihrer innem norm, nkb
ihrem eignen ziele gemessen, sondern nach dem, was und wie siek
der prüfung gilt, von den in ihr entscheidend urteilenden gefortal
und hervorgehoben wird, diese tiefe verkehrung der gymnaeiih*
richtung wird von dem gesetz als ihm entsprechend bewirkt, medi*;
nische geister bequemen sich und genügen der forderung der pit^
fung aus unreinen motiven, aus rücksicht auf das, was sie ihMk
bringt, es ist noch gut, dasz der sinn der unbefangenen Jugend iif
die gegen wart gerichtet ist und nicht berechnet, was die zukinftl
selbst die nächste, fordert und bringt, es ist eine nicht gewöhnfiM
Selbständigkeit der individualität eines schülers erforderlich, dflül
übergewicht dieser uniformierenden mechanisation der bildung aicb
zu entziehen, ihre herschaft zurückzuweisen und die richtung M
weges zu behaupten , in welche die reine forderung der Studien inl
innere eigentümlichkeit führen, ich habe bedauert, dasz sohl0
Schüler mit der disciplin der schule in conflict geriethen, aber ao^
kannt, dasz sie ihre eigentümliche Selbständigkeit behaupteten. W
ter diesen zähle ich solche , welche besonders tüchtige mfinner g^
worden sind, in solcher läge durch gesetzliche notwendigkeit b0
drängt beklagt der auf individuelle gerechtigkeit und auf x^inhei
und Selbständigkeit der gymnasialen bildung bedachte lehrer,. dai
seine aiif individueller anschauung beruhende Überzeugung mit dH
MataritfttaeugniB, nicht matarit&isprfifang. 178
arten forderungen der matoritätsprttfdiig in widerspracb
vir stehen in einem Zeitalter, in welchem alles notwendige
demde aas der geschichte und der cultor unseres nationalen
ans dem erwerb der Wissenschaft in reichem masze dem gym-
inr vermittlnng für die bildnng der jngend geboten wird«
aser reichtnm wirkt nicht in dem grade auf die selbstftndig-
d nrsprttnglichkeit, die nachhaltigkeit und das individuelle
fcsstreben der bildung, wie es in Zeiten geschah, wo die bil-
ittel dfirftiger und in sich gebundener waren, wir leiden
n mangel der bildenden mittel, sondern eine überfttUe be-
ans. der reichtum dessen, das dem gymnasium gegeben ist,
ieht mehr mit der Unbefangenheit der bildungsbedtlrftigkeit
t der reinheit und der Spannung des verwandten entgegen-
tis, welche der Jugend nach ihrer natur eigentttmlioh ist und
irohl ansteht, für die Selbständigkeit und eigentttmliohkeit
iönlichen bildnng verwendet, sondern durch das gleichmasz
iten gegenständlichen mannigfaltigkeit, durch das unifor«
le und mechanisierende des gynmasialen ganges in seiner
Bn einwirkung paralysiert, man traut nicht mehr den g^en-
in der reinheit der individuell gemessenen einwirkung eines
nf die eigentnmlichkeit des jugendlichen geistes, sondern,
selben in ihrem gleichmasze zur hülfe zu kommen, sucht man
dehungskünste, die noch weiter von dem ziele wegführen«
9 maturitätsprüfung als das abschlieszende ziel des gjmna-
rirkt auf den ganzen gang desselben bestimmend zurück, es
rer, wenn nicht unmöglich, dem uniforntierenden mechanis-
alcher von ihr in die richtung der gymnasialen bildung ein-
jnit erfolg entgegen zu wirken, dagegen Iftszt die freiheit
aiitfttszeugnisses , welches der rector nach seinem ermessen
nchiedlichen Individualität ausstellt, die unbefangene eigen-
ceit und sichere Selbständigkeit der schule , wie der schüler
i rechte, es ist die aufgäbe der erziehung , dasz der schüler
^Ibst komme, zu der eigentümlichkeit seines individuellen
ieru& geleitet werde, auf diesen in dem gange seiner Jugend
lki dann be wuster die Vielheit der. notwendigen totalität nach
lae ihres innem bedürfnisses concentriert beziehe und für
iderung verwende, die berücksichtigung der individuellen
dichkeit ist eine hauptsache der erziehung und des unter-
nd musz die disposition und den gang der gymnasialen
it in allem und jedem durchdringen, jede bildung ist eine
rie und objective totalität, aber diese ist nach der persön-
gentümlichkeit und Unterschiedlichkeit individualisiert; sie
|»rsönliche. die totalität der didaxis, welche in der gymna-
Arverfassung angeordnet ist, ist pädagogisch notwendig,
|lt als Vielheit von gegenständen, die in allgemeiner und
fgr gleichheit des maszes neben einander stehen, sondern
hste einheit, in welcher die gegenständlichen einzelheiten
l
174 Maturitätszeugnis, nicht mataritätsprilfang«
nach dem masze der beziehung der Verwandtschaft za den ni
denden unterschiedlich eigentümlichen individnalitSten und in
portion zu einander und zu der einheit des ganzen zosammenge
sind, der schüler, indem er auf alles einzelne die gebttbrendie 1
zu verwenden angehalten wird^ musz durch die didaktische i
von den ersten anfangen an zu der ahnung, zu dem bewnstseu
leitet werden, dasz er nicht alles in gleichem masze und in gl«
weise erkenne und zu erkennen fähig sei, musz seine grens
fahren, die edle und schwere ars nesciendi lernen, diese bei
nicht in dem negativen verhftltnis des ignorierens und ablefa
zu einem gegenstände, sondern in dem positiven des bewust
von der individuellen eigentümlichkeit der angelegten flKhigkeit
der erworbenen erkenntnis und bildung und damit der grenze
selben, in welchem er inne wird, dasz nicht alles und jedes ii
gleichheit des quantitativen und qualitativen maszes Ar jedei
indem er totalität der bildung för sich zu gewinnen angeb
wird, erfährt er zuglmeb in seinem unterschiedlichen innem vei
nis zu der Verschiedenheit der gegenstände , dasz ihm die fthij
fehlt, alles im gleichmasz zu erkennen, non omnia poesiunns
nes. die didaktische disciplin fordert von allen alles und jedes,
mit recht, denn die menschennatur ist totalität, und kein gi
stand, keine richtung des Universums ist ihr fremd, mathematii
und linguistisches, physisches und ethisches, alle gegenstände
richtungen der didaxis sind fdr jeden aufgaben der erkenntnis
der Übung, so wird das gefühl und das bewustsein der innem
wandtschaft mit Skr totalität der realität geweckt und geübt,
sinn des erkennens, das niemals in einer gegenständlichen f
schlossenheit isoliert ist, zu der rechten zeit der jugendlichen
pfänglichkeit gebildet und bleibt als habituelles im geiste. so
steht totalität der bildung. indem der geist in der periode de
gendlichen mit allem verwandten empfänglichkeit und offenhei
die gegenständliche totalität geweckt, aufgeschlossen, geübt ^
ist er vorbereitet, wenn das bedürfnis einer eingehenden erken
und Übung in einer bestimmten gegenständlichen richtung ein
diese sich zu erwerben, oder wenn eine schlummernde gei
richtung später erwacht, dieser theoretisch und praktisch ge
zu thun. kenntnisse treten zurück, werden vergessen, das gl
äuge des erkennens bleibt; kenntnisse lassen sich nachholen ,
der sinn und die kraft des erkennens in einer besondem rieh
lassen sich nicht ersetzen, wenn sie nicht zu rechter zeit geübt
totalität der bildung als concrete einheit, in welcher nach der e
tümlichkeit der individualitäten gegenständliche unterschiede
ist das ziel der didaxis fär alle geister. die schüler sind daher
für alle gegenstände in ihrer Vereinzelung und gegensfttzlic
nach einem didaktischen gleichmasz von dem lehrer zu behai
und zu beurteilen, die didaktische disciplin fordert von j
schüler in jedem gegenstände ein notwendiges, aber nicht ei
ifl, nicht xnatnriifttsprfifimg. 17&
leiches. schüler gelten in der schale als unterschiedlich eigen.-
he inditidnalitäten, nicht als abstracte gleiche menschen, die
didaktisdie disciplin fordert von jedem schttler für jeden ge-
od ein notwendiges, aber nicht ein gleichmasz. dagegen legt
taritfttsprflfimg in allen gegenständen an alle schttler ein ob-
B gleichmasz in uniformierenden prädicaten, welche qualitar
id individuelle Unterschiedlichkeiten nicht bezeichnen, quanti-
leasen, gleich nummem sind, die maturitätsprttfung als ge^
I formulierter act kennt nur individualitäten ohne qualitative^
liiedlichkeit und legt an sie ein gegenständliches gleichmasz..
ain politischer act, steht auszerhalb des pädagogischen prin-
id ganges der schale , in welcher es sich um individualitäten
ar Unterschiedlichkeit handelt, und entscheidet das suum
nach politischer gerechtigkeit. sie verkennt das wesen dea
liehen geistes, das recht der im werden b^riffenen Jugend,,
sie die concreto einheit des geistigen in ihrer unendlichen^
aalisierung zu abstracter gleichmäszigkeit identificiert und
lie kategorie der quantität stellt, welche nur auf uniformea
nr particularen begrenztheit anwendung hat. das maas der
lagogischen aufgäbe und forderung völlig widersprechenden
Atsprttfung dringt durch ihr übergewicht von der spitze des
dnms in den ganzen gymnasialen gang, in die didaktische und
l^che disciplin , in die disposition und die beurteilung der
und ihrer erfolge, übt verkehrende einwirkung auf die lehr-
md die richtung , den sinn und ton der didaktischen präzis.,
uniformität der gjnmasialen, besonders der didaktischen,,
ich der pädagogischen zucht, welche von der höhe der matu-
rflfung ihren ausgang hat, ist eine unerträgliche verkehnmg:
' g3rmnasialeinrichtung.
I ist eine fundamentale pädagogische Verkehrtheit und wider-
•it, zu verlangen, vorauszusetzen, dasz ein schttler das, waa
rdie höhe des zicls hingestellt wird, ein maturitätszeugnis-
km censur wirklich erreiche, was bedeutet ein solches zeug-
te höchste politische autorität tritt verantwortlich dafär ein^
i schüler in allen gegenständen der gymnasialen didaxis, in
kretischen totalität das höchste gymnasiale masz erreicht
tv begriff des gymnasiums als einer erziehenden anstalt
:eine totalität der bildung, aber nicht eine gleichmäszigkeit
m in allen innerlich divergierenden gegenständen und lich-
I sondern setzt eine gegenständliche Unterschiedlichkeit in
•senheit zu den individuell unterschiedlichen geisteseigen-
keilen voraus, und nun stellt die maturitätsordnung für allo
■en mit den in ihrer natur angelegten und entwickelten
Uedin der individuell eigentümlichen geistesrichtung als di&
M Ziels ein und dasselbe gleichmasz in sämtlichen gegen-
ftTon innerer divergenz. zur erläuterung dieser forderung ver-
|i wir die bildung des mannes mit der jugendlichen« ein
f
l
176 Maturitätszeagnis, nicbt mataritfttBprüfang.
mann, von dem man sagte, dasz er in allen gegenstftnden , phjfii-
sehen und ethischen, formellen und realen, eine gleichheit der Uh
der erkenntnis und der praktischen anwendung erreicht habe, bltti
nicht mehr eine individuelle gestalt, würde als monstrom erBohÖML
-die Jugendbildung trägt vorbereitend und vorbildlich die gnmdi^ii
der bildung des mannes in ihren individuell unterschiedlicheB li^
tungen in sich, auch für sie ist nicht die gleichheit des manes fli
alle gegenstände zu fordern, ein amtsexamen in einem parftiouhi
begrenzten gebiet , zu welchem eine selbständige peraöoliohkmi m
innem Verhältnis steht, darf ein ^gleiches masz von kenntniaMBa
«llen gegenständen fordern, auf die dessenungeachtet notwend^
einschränkimg dieses satzes wollen wir hier nicht eingf)hmi. . M
gymnasium erstrebt totalität und Universalität der bildnng, abfl
setzt voraus , ja fordert gegenständlich unterschiedliche individiai
sierung derselben und wendet in der didaktischen praxis eine w
schiedenheit des gegenständlichen maszes an« es ist psyohologiMh
ethisch, pädagogisch widersinnig von schülem die gleidie hOhe di
kenntnis und der Übung in allen gegenständen und für alle liA
tungen zu fordern, ein gleichmasz für alles und jedes an sie fl
legen, das ist eine kräftige eigentümlichkeit, die dem venmdtal
ihre innere neigung und concentrierte thätigkeit zuzuwendon mI
getrieben fühlt, wenn sie auch nicht in allen gegenjiÜndMi dl
gleiche masz der bildung erreicht, in einer gesunden, nicht dnd
fremde rückdichten gemachten bildung, welche aus dem iuMCiidi
eigentümlichkeit und mit eignem triebe erworben wird , treten aal
wendig gegenständliche Unterschiedlichkeiten hervor, in wahrhd
wird eine gleichmäszigkeit der bildung in allen gegenstindM
welche die gymnasiale gesetzgebung fordert, niemals erreicht, di
maturitätsprüfung , welcher sie als norm gestellt ist^ vorflÜltMl
weder in einen mechanismus eines uniformierenden maszee, dl
nicht die individuelle geistesbildung, sondern kenntniase in iki
äuszem Vereinzelung miszt , oder sie läszt sich herab , illoBion üf
schein zu begünstigen, ein maturitätszeugnis mit der nummer I k
gesetzlich angeordnet, aber im Verhältnis zu der richtnng nnd dm
masze geistiger qualitäten in derselben individualität eine nnmQg
lichkeit. die einwirkung der maturitätsprüfung auf die gymnaiid
praxis beeinträchtigt das recht und die forderung der unterschiii
liehen individualität des Schülers, bedrängt die freihoit und gwai
heit des eigentlichen ursprünglichen bildungstriebes. in die noa
und die motive der bestimmung und der beurteilnng des gyniM
sialen abschlusses ist ein die individuelle Selbständigkeit der bi
düng bedrohender mechanismus gedrungen, welchen allein die po^
pragmosyne der gymnasialen gesetzgebung und administration TM
schuldet.
Es ist eine forderung des Zeitalters, der humanität, der piind
pien des germanisch-christlichen staatslebens , dasz der weg ra dfl
der eigentümlichen geistescultur entsprechenden lebensberufeni ni
itätszeugnis, nicht maturitäteprüfung. 177
MÜ, wenn der innere beruf sich entschieden ankündigt, nicht blosz
versperrt, sondern auch erleichtert werde, wir haben auf der
Seite das für die nationale oultur beklagenswerthe verhält-
mt, dasz 'der adel und die vornehmen stände die gymnasialen stu-
tm bissen und die reichen bürgerlichen sie verachten', und auf der
mkm Seite droht hie und da bereits die gefahr, dasz ein sociales
mä geistiges Proletariat sich zu den Studien drängt, der Übergang
m den unteren und ungebildeten ständen ist nicht unbedingt zu
Mein und zu erleichtem, es gelten darin mancherlei wichtige be-
tekeo, und dem schulregiment liegen in dieser beziehung im inter-
mm des allgemeinen wohls und der höheren cultur cautelen ob.
Mob für diesen gegenständ hat der lehrer sich immer präsent zu
Uten, dasz er nicht blosz für das Wohlergehen und fortkommen der
■Meinen schüler zu sorgen hat, sondern dasz er im dienste des
iteits und aller gemeinschaften, für welche das gymnasium ein or-
|M ist, steht, im interesse des öffentlichen dienstes und der hohem
liltnr ist die forderung geltend zu machen, dasz schüler aus den
liederen ständen die aus ihrer herkunft fUr den wissenschaftlichen
pag entspringenden nachteile durch eine sich ankündigende vor-
Üghehere b^gabung und die entschiedenheit ihrer geistesrichtung
jMtiüü. in wem nicht entschieden vorwaltend , wenn auch dunkel
üi unbewnst, der trieb lebt, das räthsel des daseins, das innere
im msammenhangs der dinge , das gesetz der menschlichen natur
iM gemeinschaft, des geschichtlichen zusammenhange und fortgangs
erforschen und fElr diese aufgäbe und in dieser richtung in sei-
lebensberuf zu wirken , der ist nicht für wissenschaftliche stu-
angelegt, die quantitöt des maszes geistiger gaben darf nicht
dden, sondern die eigentümlichkeit der individuellen geistigen
freilich, kein mensch, kein lehrer darf sich anmaszen, über
im werden begriffenen menschen, dessen entwicklung noch
entschieden ist, endgültig zu gericht zu sitzen, keiner hat ein
;, unberufene geister von einer wissenschaftlichen lebensbahn
iweisen ; aber man darf sie nicht heranziehen , Über gebühr
besonders begünstigen und vorziehen, ihnen ihren gang
das gjmmasium und die Universität erleichtem, da kommen
ffjmnasium söhne aus häusem, welchen liberale gesinnung fehlt,
Städter, aus zurückgekommenen bürgerfamilien, aus sub-
Stellungen, zuweilen von schwächlicher körperlicher con-
)n, welche zum band werk unföhig macht und das ruhige still-
des studierens behaglich erscheinen läszt. die eitern fühlen
in ihrer lebensstellung unbefriedigt und wollen mit ihren söh-
böher hinaus ; das ist das motiv, sie aufs gymnasium zu schicken,
it ein unbe wuster innerer trieb des erkennen s führt sie aus
Stande weg; der sinn des erwerbes ist und bleibt ihr motiv
richtet sich jetzt auf amt und ehren des öffentlichen dienstes.
lind und bleiben xp^M^t'^^^'^i'^oi, die niemals juouciKoi werden,
guig durch die unteren classen wird rasch zurückgelegt; später
^'i*iuh. f. pKil. a. päd. II. abt. 1875. hft. 4 u.5. 12
178 Maturitätszeugnis , nicht maturitftisprflfiuig.
tritt mehr stillstand in der totalität der geistesbildong ein tn
regelmäszigkeit des fieiszes und des betragene, der vater fre
über seinen söhn, über die Stetigkeit seines stndierens, sein
und bSuslichkeit , besonders wenn er ihn mit anderen schttlei
gleicht, sieht in üim den gelehrten des hanses, bewandert sei
düng, setzt auf ihn die hoffiiung für erneuten nnd erhOhtei
der familie. nicht selten werden sie auch von den Idureni
schätzt und anderen schülem vorgezogen, weil sie fttr die
habung der didaktischen und pädagogischen disoiplin beqnei
und keine verdrieszlichkeiten bereiten , selbst als mnsterschü
handelt wegen ihres regelmSszigen , von admonitionen frei
tragens, wegen ihres gleichmftszigen fleiszes für alle gegeni
es kommt vor, dasz sie formelle geschicklichkeit erwerben
manche einzelheiten lernen, um so mehr, je formalistisch dürr
mechanisch unlebendiger der Unterricht ist. aber ihr tadellos
tragen, ihr fieisz, ihr didaktisches fortschreiten ist nicht n
eines jugendlich unbefangenen und reinen sinnens und sti
sondern von haus aus durch unlautere motive bewegt, der si
erkennens in seiner reinheit, der innere trieb der selbstbildoi
fortschreitens in individuell selbständiger richtung fehlt ihnei
lehrer darf ihnen nicht unrecht thun, musz anerkennen, was f
vorUegt, aber es ist eine pädagogische forderung, dasz er s»
wegen einer gleichmäszigkeit der bildung, Yregem formell
stungen und negativer quali täten über gebühr hebe, nicht m
schülem, welche in Wahrheit nach dem didaktischen und päd
sehen masze h5her stehen, wenn er auch nach positiver n<
messen versteht und sich gedrungen fühlt, hinter diese znrflc
es ist notwendig, dasz didaktische und pädagogische mazimei
welchen schüler, deren geistesrichtung und streben inneili<
gymnasialen bildung fremd sind, obwol sie einem formu
gleichmasze genügen , nachsichtig oder gar überwiegend gel
werden, nicht auf den sinn und den ton des gymnasinms infl
die wahre innere teilnähme an der erziehung der schüler dei
deuteten art, das gedeihen der gymnasialen praxis, das idten
dem Öffentlichen dienst und der nationalen cultar fordern en
denen gegensatz gegen solche pädagogische grundsätze. für
Wahrung der reinheit und des ernstes des gymnasialen sinne
nötig, dasz die behörden, der rector, jeder lehrer sich überall '
halten, dasz das gymnasium nicht öffentlich geordnete ben
anstalt für die förderung und erleichterung der einzelnen i
auf ihrem lebenswege ist, sondern dasz es im dienste der hl
lebensgemeinschaften steht, wo die socialen Verhältnisse i
sind und immer mehr werden, dasz die reichen nnd wohlhal
stände sich mit Verachtung von der gymnasialen bildnng n
'wissenschaftlichen stndien abwenden, weil d^r erwerb, wele
ihnen in aussieht stellen, ihnen zu gering ist, wo gymnasiale t
nicht in ihrer reinheit , sondern wegen eines Zeugnisses fllr i
MatorHätszeugnis , nicht maturitäteprüfung. 179
xwecke gesucht rd und äuszere begünstigungen des gymnasialen
UduBg^gaiiges oi/UÜler aus den unteren ständen in gröszerer anzahl
Wmniehen, da wird durch nichts mehr das historisch-ethische
fuidiaient des gymnasium untergraben , die energie seiner eigen-
tliilidien bildung gebrochen, sein band mit dem ethischen organis-
mn gelockert, da ist für die förderung des öffentlichen dienstes, ftir
dkastionale gesinnung, für jede wahre höhere cultur nichts verderb-
lidHr, als wenn deteriorierung und verkehrung der eigentümlichen
ai%iJ)e in ihrer vollen totalitftt, reinheit und strenge entweder aus
«d^nntnis und unf&higkeit oder aus gleichgttltigkeit solche schüler^
dann bildung innerlich dem gymnasium fremd bleibt, wegen quali-
ttifli und lelstungen, welche der gymnasialen förderung in ihrer
«ikrfaeit und reinheit nicht entsprechen und genügen, auf dem gyni-
auiikn gange und im abschlusse desselben besonders begünstigen,
loklie Schüler sind es, welche, obwol sie alles gymnasiale gehorsam
md fleiszig nach einem vollen gegenständlichen gleichmasze trei-
ki, keine innere Verwandtschaft mit dem gymnasium, als der
. adnile des geschichtlichen sinnes für die nation haben , nicht
[ müstisch gestimmte und gerichtete, welche zu allem formalistischen
lueh die strenge der didaktischen disciplin angehalten werden
■laen, aber doch aus dem gymnasium, wenn es nur über forma-
iitisehe und encyklopädistische richtungen und methoden hinaus-
>|iht, für ihre persönliche bildung und ihren lebensberuf einen ge-
ziehen, welcher nirgends anderswo ersatz hat. der begün-
von Schülern wegen leistungen in kenntnissen und fertig-
weiche in ihrer abstracten formalität und Vereinzelung trotz
gegenständlichen gleichmaszes den geist nicht berühren und be-
en, mit der Selbständigkeit und der liberalen richtung per-
bildung nichts zu thun haben, obwol sie unersetzlich not-
, aber der einheit.des ziels untergeordnet sind, musz die lei-
de» gynmasialwesens mit aller entschiedenheit und allem ernst
nwirken. die maturitätsprüfang, weil sie an eine univer-
und nach einem gegenständlichen gleichmasze mechanisierte
gebunden ist, weil ihr die pädagogische freiheit und selbstän-
in der unmittelbarkeit des persönlichen Verhältnisses zu den
fehlt, ist nicht im stände, die gjrmnasiale bildung in ihrer
auf das rechte ziel und in der Unterschiedlichkeit der indi-
zu erkennen und zu messen, die maturitätsprüfiing, an ein
tändliches gleichmasz der beurteilung gebunden, nivelliert
gymnasiale bildung, begünstigt das mittelmasz und was unter-
b dessen steht, kennt nicht eine kräftige individuelle eigenttim-
eit und weisz sie nicht in ihrer persönlichen und theoretischen
hiedlichkeit zu würdigen, gymnasiale befähigung ist nicht
einem allgemeinen und identischen gleichmasz der begabung
alle gegenstände und f[ir die thätigkeit in jeder richtung quan-
tiv zu beurteilen, das masz der innern berufung für wissen-
tliche Studien in ihren differierenden richtungen, für die lebens-
12*
180 Maturitätszeugnis, nicht maioritätsprfifaiig.
aufgaben in ihren unterschieden ist ein qualitativ untenohioiM
und läszt sich nicht uniformieren, der sinnige nnd ecmtimiai
ausdauernde fieisz , auch wenn er mit mtlhe arbeitet nnd laj
vorschreitet, ist eine der eigentümüchkeit angeborene ga&
schon an sich ein beweis einer eigentümlichen qnalifioation fll
wissenschaftliche richtung, denn er ist in der verwandisdiAf
geistes mit dem gegenstände begründet und der verstftndig beol
tende lehrer erkennt darin eine bttrgschaft für naohhaltige md
senschafüich und praktisch tüchtige leistungen und weiss eiafli
einer innerlich angelegten begabung in einer bestimmten M
stSndlichen richtung hervorgehenden fleisz von einer medisBiMi
dem gegenstände innerlich fremden, nur durch fiosseie netiff
wegten anstrengung zu tmterscheiden. das, was für die sob
einer bestimmten richtung angedeutet und vorbereiiet wkd,
mehr, als was für die gegenwart erreicht wird, der lebrar
nicht in einer gleiohmftszigkeit nach der gesamtheit der gegenski
nnd richtungen der ganzen wissenschaftlichen propädentlk die
yiduell verschiedenen schüler beurteilen, jeder lebensberof , 8
für wissenschaftliche Studien oder für praktische anfgaben, fix
die Verwandtschaft einer eigentümlichen Organisation des gel
einer ursprünglichen richtung und Stimmung der seele bei toi
liehen oder mittelmftszigen geistesgaben. durch die mitene
lichkeit dieser ist auch die gymnasiale matnrität individoel
stinmit. gegen diesen pftdagogisch und ethisch bedentnngsv
unterschied ist das gleichmasz der maturitätsprfifimg völlig in
rent. ein rechter lehrer hat nicht blosz die gegenwärtige wir!
keit des schülers, in welcher verborgen oder nur angedeutet ist,
er werden wird, vor äugen, sondern zugleich in Vorahnung ei
wisses individuelles bild der künftigen gestaltung, von wddic
auf seinen wegen in hofibung begleitet wird, welchem er mastf
weisen der gegenwärtigen Behandlung, leitung, beurteilnng
nimt. man wolle doch nicht zu viel durch erziehung, ihre äh\
einrichtungen und präcautionen mach^i, sondern bedenken,
das innere der persönlichen individualität menschlicher einwir
und bestimmung von auszen nicht erreichbar ist, dass die enis
nur die notwendige bedingung ist, unter welcher die individ
persönlichkeit in freiheit und Selbständigkeit sich selbst gestall
Wir haben auf eine geistesrichtung von sohülem hingewi
welche das gegenständliche gleichmasz der maturitätsprtlfkni^
gebührlich begünstigt, neben ihnen sind andere, etwa aus 51
misch selbständigen, gebildeten häusem einer liberalen lel
ansieht, ihr betragen ist nicht so regelrecht, ihr fieisz nidit fll
befriedigend, ihre leistung nicht in allen gegenständen gleichm
und genügend; ihre leitung nnd behandlung fordert mehr aofii
samkeit und umsieht, macht den lehrem unbequemliclikeit, i
und verdrusz. sie entsprechen nicht überall den fordenmgei
i lule, namentlich bei dürftigem und geistlosem, soblafim
MaAnritfttBseagiiiB, nicht matarit&tBprüfaiig. 181
^%r«Oiili€h anfassendem und bewegendem unierricht. es soll in
>^ masze irgend einer art eines anomismns und antinomismna
^>^ geredet werden; es musz disciplin in allem einzelnen und
^^oasten geObt werden, sie ist die stttrkende allgemeine Inft,
^ flfar die reinbeit und gesundbeit der entwioidung ancb den
"ttmlidisten und begabtesten scbülem, und gerade diesen in
A|iidiem masse notwendig ist. aber der lebrer soll sieb eine
■^ gareditigkeit erwerben und bewahren, welche die schfiler
illiloa in legaler formalit&t und uniformitftt, sondern auch nach
r individuell unterschiedlichen innem totalität miszt, soll sie
^ ab abstract gleiche in ihrer allgemeinen schfilerqualitftt Tor
lehen und mit einer identitftt der norm messen, sondern jeden
fkm nach seiner individuellen eigentümlichkeit in allen theo-
idwn und praktischen richtungen vor äugen haben, Oberall sich
ttnem bilde ihrer künftigen entwicklung und gestaJtung, die in
I angelegt und irgend wie angedeutet ist, begleiten und be-
B lassen, und in dieser gesinnung nicht gerade aUe einzelnen
der disciplin und der theoretischen beurteilung, welche dem
Inen factischen anzumessen sind , aber doch sein gesamturteil
las davon abh&ngige innere verfahren und verhalten zu den
im regeln, theorie des denkens und gesetzliche norm he-
lfe das allgemeine, von diesem ist der ausgang des rechten
I welches, indem es das allgemeine in dem einzelnen individua-
; zu realisieren sucht, das individuell rechte und wirksame
das treffen des bestimmten individuellen in seiner unend*
1 Unterschiedlichkeit beruht in intuitiver erkenntnis, welche
Bgemeine und das einzelne zu einer untrennbaren einheit zu-
nachaut, ist ein unmittelbar sicheres finden des tacts, eine
■nttelte berfihrung von dem individualiderten allgemeinen,
lorm der präzis ist der Goethesche satz: *was ist das allge*
if der einzelne fall', wo mit der unmittelbarkeit eines indivi-
^«rsfolichen verh<nisses der sinn strenger gereohtigkeit und
Ir liebe zu jedem einzelnen schüler, auch wo dessen eigentttm-
fl innerlich fremd, selbst zurückstoszend ist, verbunden ist,
^ ein irrtum, nach welcher Seite auch immer, nicht oder wird
f vorteile, welche aus einem solchen persönlichen Verhältnisse
llngen, reichlich ersetzt, die beste Wirksamkeit und die eigent-
ivude des lehrers besteht nicht in einem rein wissenschaftlich
to und tüchtigen docieren aus dem gegenstände ins allgemeine
indem in dem persönlichen Verhältnis der didaxis zu den 1er-
U in ihrer individuellen eigentümlichkeit nach ihren bedürf-
\t fordeningen und abstufungen und in allem, was aus der un-
pMurkeit der persönlichen Verbindung fUr die leitung der bil-
Ifai masz und richtung und für die ganze gemeinschaft der
rivirkung sich ergibt, dasz das persönliche Verhältnis des
und seiner schüler bald näher und individueller sich ge-
ll^ bald mehr aus einer ferne und seltener in der unmittelbar-
1
•r
[
182 Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung.
keit der communication wirkt, beruht in der yerschiedenheit da
persönlichkeit der lehrer. was der Universitätslehrer so sehrTV-
miszt, wenn er sich gegenüber völlig unbekannten zuhOrem sieht, per
sönliche bekanntschaft und gemeinschaft, das ist für die gymnaoik
didaxis unumgänglich notwendig und kann nach seiner eigentte
liehen art von jedem lehrer erreicht werden, die akademisclM di
daxis ist wissenschaftlich; das object in seiner eigenen gestaltwM
systematisch vorgeführt und die lernenden sind zur selbstBndigU)
der auffassung und der verarbeitenden aneignung vorberdtei. Sm
gymnasiale didaxis ist nicht eine rein gegenständliche und tiwon
tische, sondern eine pädagogische, der hinbliok auf die schfll«
ihre auffassungsfähigkeit und ihr geistiges bedttrftiis bestimmt dii
gestaltung des gegenständes, der lehrer denkt zuerst an den sdiSki
und dann erst an den gegenständ und formiert diesen in angemesm
heit zu dem lernenden, das gymnasiale lehren ist ein praktisohk
stimmtes, ein erziehendes thun in theoretischer riohtong. es geh
nicht aus von der bestimmtheit des objects an sich , sondern ist ni
rücksicht aiif die individualität der lernenden , ihre qnalitftt und ik
bedürfhis bestimmt, die thätigkeit des lehrers , welche als pidig«
gische auf allen wegen die individualität des sohülers in reidunm
nimt, setzt die eingehende kenntnis desselben voraus, die n
mittelbarkeit der gemeinschaft in dem persönlichen veihlltui
welche die thätigkeit des lehrenden in der didaxis und der diseiplii
in der didaktischen beurteilung und der pädagogischen behandhm
individuell bestimmt, zieht sich durch den ganzen gymniuriilüi
gang und darf in dem abschlusz desselben nicht abgebrochen wm
den. es ist dem pädagogischen Verhältnisse völlig widerspreohM
wenn der lehrer, wie seinen Schülern unbekannt und von auBien, al
eine fremde person in eine auszeriialb des ganges und der apM
fischen art der schule gesetzlich bestimmte , beaufsichtigte und v«
antwortliche maturitätsprüfung eintritt und nach diesem acte ni
der allgemeinheit eines objectiven maszes ohne alle berOcknchtigni
der individuellen eigentümlichkeit und ihrer innem antersohisli
welche die pädagogik als unerläszlich fordert, das urteil Aber de
abschlusz der gymnasialen bildung entschieden wird, ein sokh
act verleugnet die grundgesetze der erziehung und der soholdidik
für den abschlusz der pädagogischen thätigkeit des gymnasim
die pädagogische entscheidung über die gymnasiale matoritlt i
nicht eine rein theoretische nach dem alleinigen masze des objaei
der didaxis , sondern fordert zugleich mit den objectiv allgemttii
gesetzlichen und begrifflichen bestimmungen über den absdilnn d
gymnasialen ganges die berücksichtigung der unterschiedlich indii
duellen eigentümlichkeiten der schülerindividuen. jeder schfller h
seine eigene maturität. über diese zu entscheiden ist aussoUiie
lieh eine pädagogische aufgäbe, dagegen kennt eine geeetdid
maturitätsprüfung nur eine allgemeinheit und identitSt des
bezeichnet der gemäsz den grad der bildung der
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 183
liierten prfidioi ten, welche allein quantitative bedeutung haben,
m der snnunii \fig der quantitativen werthe derselben für die
Ben gogenstfinde resultiert das gesamtprSdicat für die matu-
80 wird jede bezeichnung der unterschiedlich individuellen
lügen und geisteseigentümlichkeiten nach ihrer vorzüglichkeit
aeh ihrer begrenztheit, wie sie in factischen leistungen während
^mnasialen ganges sichtbar werden, ausgeschlossen, allerdings
68 in der art eines of&ciellen Zeugnisses , dasz es sich in einer
len allgemeinheit der prädicate hält, individuell intime an-
mgen, welche ins innere des geistes- und Seelenlebens und ins
der ahnung und der divinierenden deutung übergehen , dür-
zeugnissen, welche sich an das factisch sichtbar gewordene zu
haben, nicht niedergelegt werden, aber wenn dem rector
«sen und geboten ist , maturitätszeugnisse in seiner autorität
if seine Verantwortung, aus seiner anschauung und erfahrung,
leiner Überzeugung und nach seinem ermessen auszustellen, so
iurch eine individualisierung in prädicaten , welche die eigen-
ihkeiten der schüler in ihrer Unterschiedlichkeit in gegenständen
ich geistesrichtungen mit freiheit des maszes bezeichnet, eine
dt und gerech tigkeit erreicht werden können, welche durch
liformierenden Schematismus , welcher lediglich aus der rück-
mf die bequemlichkeit einer allgemein messenden gleichheit
»bellarischen Übersicht ersonnen ist, ausgeschlossen wird, das
itätszeugnis bekommt so mehr werth individueller realer
Bit für eine bedeutende epoche in dem entwicklungsgange des
Inums. die eingehende individualisierung in dem abschlusse
tscheidung über die gymnasiale maturität hat in ihrer rück-
ig auf den ton und die richtung der gymnasialen thätigkeit,
eht und die belebung der didaiis, die Selbständigkeit der
bewegung in dem ganzen gange des gymnasiums unersetzliche
amg.
Iniehende einwirkung auf den werdenden, noch nicht zu sich
gekommenen menschen ist in ihrem ausgange und fortgange
I ihrem ziele auf die totalität der humanität, welcher eine ge-
ldliche totalität entspricht, gerichtet, die totalität der men-
ptnr ist aber nicht eine abstracto allgemeinheit und identität,
im in einer unendlichen Unterschiedlichkeit von persönlich-
»iadividualisiert. in jedem einzelnen menschen ist die volle
It der humanität angelegt, aber mit der Unterschiedlichkeit
eise und des maszes. die erziehung ist auf die allgemeinheit
aianität gerichtet; nichts menschliches entwickelt sich durch
ibst von innen, sondern allein durch menschliche einwirkung
Ren, durch erziehung. sie ist notwendige bedingung, dasz
idualität zu sich selbst kommt, die in ihr angelegte huma-
pis «ich produciert und mit individueller Unterschiedlichkeit
(darstellt, das ist die bedingende einwirkung der erziehung
§ werden der Wirklichkeit der individuellen persönlichkeit
i
184 Maturitätszeugnis, nicht maturit&tsprüfang.
durch sich aus ihrer eignen thätigkeit. die in der persOnHohkeit n-
gelegte unterschiedliche individualisierung ier hmnanität kOnfigt
sich von den ersten anfangen an, entwickelt sich nnter der bedingah
den macht der erziehung von stufe zu stufe zunehmend and zur iidi>
viduellen Selbständigkeit vorschreitend, findet die individuelle per*
sOnlichkeit sich in einer besondem gegenständlidikeit als einernr
wandten wieder, bethfttigt und bewährt sie sich in dieser, so ist te
der anfang, dasz sie die allgenieinheit und Unbestimmtheit der kiade^
natur überwindet, zu sich selbst, zu ihrer individuellen wirUiehkeü
kommt, und von da an geht sie weiter auf dem ganzen gebiet te
erziehung in wachsender Selbständigkeit, das zu sich kommen im
individuellen Persönlichkeit in Selbständigkeit des woUens und tr
kennens ist das ende der erziehung. es ist eine ethische fordflnaf
an die erziehung, dasz sie von anfang an die Selbständigkeit ii
individuell unterschiedlichen selbstthätigkeit als gesets der
schennatur und als recht der Persönlichkeit auch in ihrem werte
anerkennt und auf allen wegen im sinne trägt, dasz sie die indiih
dualität vorsichtig und umsichtig leiten , aber ihre eigeniflmlinlifaÜ
in ihrer individuell selbständigen richtung schonen soll, den m
nicht im stände ist, diese selbst entscheidend zu bestimmen ui
dasz ihre einwirkung in stetem fortgaüge abnehmend nnd soiflflk-
tretend ist. allgemeinheit und identität des gegenständlichen masM
und der qualitativen weise der erziehung in ihrer ausschliesdiehkeit
ist pädagogischer mechanismus , welcher in seiner nniformiilt wä
die individuell unterschiedliche persönlichkeit nicht bloss nicht Is-
t€nd einwirkt, sondern sie auf dem wege des zu sich selbst konunea
und des sich selbständig bewährens hemmt, dies gilt für die pidir
gogische Ordnung des gjmnasiums, die didaxis und die diw^ifiL
die spitze der mechanisierenden uniformierung ist die matnritito-
prüfung. I
Der abschlusz der didaxis einer lehranstalt zur vorbermtmig it j
einer particular bestimmten richtung hat an sich ein objectifH -j^
masz , das allgemeine anwendung fordert, das gymnasinm ist aber i
eine erziehungsanstalt. seine didaxis sowol in ihrer gegenständliflh-
keit, als auch in beziehung auf die individualität der schfiler hii ;
nicht blosz eine theoretische , sondern auch eine ethische bestimait^ '
heit , welche ein allgemeines objectives masz nicht znläszt das ikl
einer gymnasialclasse , als einer stufe der gymnasialen entwioUnif
zu der andern ist nach gewissen als didaktisch zweckmässig sappo- ^
nierten maximen von vornherein einigermaszen bestimmt, der ab-
schlusz der bildung einer classe hat in dem masze dessen, was Ar
den eintritt in die nächst höhere gefordert wird , eine objectiTe b^
Stimmung, aber eine allgemeine und objective bestimmung Ober
den abschlusz der gymnasialen bildung in der Vollendung des
der prima ist pädagogisch unmöglich, gymnasiale bildung ist
pädagogische, bewegt sich in der freiheit einer intensiven totafiHli
welche für die unterschiedliche persönlichkeit der schttler individna-
MatoritStezeagnis, nicht maturitfttepräfhng. 185
Inert wird, di i turität, der abschlusz derselben ist nicht be-
gmzt dnrcli de- i>.o-^ff ^^ Vorbereitung fOr ein über sie hinaus-
bgoides ziel, sondern in sich bestimmt, in der Vollendung der
ilkigkeit der schule als solcher gegeben, maturitftt ist ein rein
pldagogisefaer begriff, musz nach pädagogischen, nicht nach po-
fitMi bestimmten grundsätzen, maszen und weisen beurteilt werden,
dar abschlnsz der gymnasialen bildung l&szt sich nicht festsetzen
dvek die beziehung auf die ffthigkeit für universitfttsstudien und
imkan bildungswege, welche als solche und wegen ihrer unbe-
rtbnmtfaeit gymnasialpSdagogisch nicht gemessen werden kann, son-
in nur durch das innere des Verhältnisses desselben zu dem zu-
•aunenbang der vollen aufgäbe der gymnasialen thfttigkeit. gym-
Miale matnrität ist ein rein gymnasialpädagogischer begriff, da es
ter unmöglich ist, die gymnasien in ihren weisen und maszen, in
knm abschlusz zu uniformieren, so ist auch die maturität nach dem
nem unterschiede derselben verschieden, der gymnasiale ab-
^osz ist aber nicht allein objectiv nach einem gewissen masze von
Domtnissen und fertigkeiten bestimmt, sondern hat auch eine sub-
sdive beziehung zu der stufe der innem bildung des Schülers , zu
hr in ihm noch vorhandenen ffthigkeit und bedürftigkeit der sped-
Umb gynmasialen geistesentwicklung. nicht blosz ein objectives
MBS der bildung entscheidet über die maturitftt, sondern das gym-
Mnom setzt seine thfttigkeit für die bildung eines schülers so weit
Ivt, als der stand seiner geistigen entwicklung der art ist, dasz er
ie didaktische und pftdagogische zucht desselben fordert und ver-
4gt gymnasiale maturitftt hat derjenige schttler , welcher eines-
ilh das in der gymnasialdidaktischen Ordnung bestimmte masz der
MMimg , selbst als miifimum , en*eicht hat und andemteils in seiner
pMtigen entwicklung der didaktischen zucht der schule entwachsen
li von diesen beiden momenten ist die gymnasiale maturitftt be-
pBimt und mit ihr die von ihr abhftngige selbstftndigkeit für andere
matB" und bildungswege, wie die frucht, wenn sie reif geworden
m» Tcm der pflanze sich ablöst und von ihr nicht mehr nahrung ge-
kann, maturitftt hat also nicht blosz ein allgemeines objec-
masz, sondern ist in unterschiedlicher individualitftt bestimmt,
t ist ein psychologisch-ethischer begriff, der in der wirk-
t der beurteilenden praxis von unendlich individueller unter-
chkeit ist und nicht unter die allgemeine objectivitftt einer
tzlichen bestimmung gestellt werden kann, dieser unumstösz-
hhe pädagogische satz allein entscheidet fundamental gegen die
iltnritfttsprüfung in ihrer gesetzlichen objectivität.
Das gymnasium in seiner didaktischen aufgäbe ist eine con-
, in sich geschlossene innere einbeit. gymnasiale bildung hat
einen nicht blosz objectiv bestimmten, sondern zugleich mit
icht auf die individuelle Unterschiedlichkeit der gymnasialen
ickltmg und entwicklungsfäbigkeit der schüler zu messenden
usz. eine allgemeine gesetzliche bestimmung über die voll-
i
200 M. Johann Bohemue.
liehen erwttgang kaum verschlieszen, ob er, um diesen ansdnick tu
gebrauchen, den respeet vor dem dreissigjfthrigen kriege oder Tor
der damaligen gelehrsamkeit verlieren solle, mag es sein, dass der
krieg auf ^e sogenannte schöne litteratur in gewissem gnäe kiftf-
tigend und verjüngend eingewirkt bat*^; aber welch eiüem tand —
und mit welchem eifer und welcher selbstgefIlUigkeit -— jagen die
gelehrten nach, als htttten sie keine ahnung davon, was eben auf
dem spiele stand ! — Zu alle dem kam noch, dasz nach Haosmann»
tode das rectorat fast zehn monate lang unbesetzt geblieben war.
gerade einen tag vor Bohemus antritt war der Quintus gestorben»
der Ittnger als vier jähre sein amt wegen erblindong nicht hatte
verwalten können (SAP. f. 97). gewis war es dem firmsten sehr zu
gönnen , wenn ihm der rath während dieser zeit das gesamte ein-
kommen seiner stelle beliesz; aber dasz er dieselbe inzwischen nur
durch einen obem schttler ausfüllen liesz, konnte der anstatt unmög-
lich zutrttglich sein, zumal da ohnedies schon der leiter des alumnats
und zugleich der untersten classe dieser kategorie angehörte, das
wollte zwar immer noch etwas ganz anderes besagen, als wenn heut-
zutage ähnliches geschtthe, in einer zeit, wo gar nicht selten der pri-
maner eines g3rmnasiums direct in eine lehrerstelle an einer niedern
schule eintrat, oft wenigstens lange jähre in der classe yerblieb, so
dasz u. a. hier in Dresden gegen ende des 17n Jahrhunderts die be-
stimmung getroffen werden muste, es solle niemand über drei jähre in
der prima behalten werden, 'es geschehe denn seiner qualität wegen
in arte musica' (BA., B. YII 16 s. 19). man findet bei Mberen
'regenten' dieser art die dauer ihres amtes bis zu sechs jähren ange-
geben; derjenige, den Bohemus bei seinem antritt vorfEuid, beUei*
dete dasselbe schon seit ostem 1633 und noch weiter bis zu pfing-
sten 1640. dann avancierte er zur sechsten stelle im coUegium der
schule selbst, wfthrend doch gleichzeitig die neuerung getroffen
ward, die hier als die erste unter den von Bohemus angebahnten
reformen erwtthnt sei, dasz künftig auch die unterste stelle von
einem 'academicns' bekleidet werden solle. ^*
^ Qervinns, gesch. der deutschen dichtung, 3', 8. 198 ff. — wol
etwas iihertrieben. — DafOr, wie fern die gelehrte weh dem leben uni
der not der seit stand, ist kaum etwas beieiohnender, als wenn s. ^*
in einem gratulationssedicht zn Bohemus* gebnrtstag im j. 1681 — ^o^'
gemerkt: in Halle, dessen jj^eschick so ganz besonders ene mit dem-
jenigen Magdeburgs verknüpft war — diese Jahreszahl beliebterinsszen
ausgedrückt wird durch den rwn: (seil, anno)
qVo MagDbVrga perlt Yrbs totaqVe tVrba neCatVr!
*' hier bildete sich in der praxis für lange zeit der gebrauch stts,
dasz frühere Schüler der anstalt zu dem amte genommen wurden, daa
begreiflicher weise sich besonders httuig erledigte, knra genug war
oft die Studienzeit der betreffenden ; und als wie tief unter den ei^ent*
Rieben ^sohnlcollegen* stehend sie trotz ihrer elgeatohaft aX» academici
'noch lange betrachtet wurden-, zeigt zb. recht deutlieh ein coiumaBicst
eines unter den kurf. visitatoren an den rath (RA., D. XVI 'Acta die
Mahmtätszeagnis, nicht matoritätsprüfang. 187
I strebens. der längere aufenthalt in der prima, welcher
irdi ein objectives masz von kenntnissen, sondern dnrdi die
[t auf eine individuelle gymnasiale entwicklnngstthigkeit
ist, sichert eine tiefere speeifisch gymnasiale dorohbil-
ach der rein pttdagogischen fordenmg entscheidet der rector
I amtlich persönlichen ermessen über die gymnasiale matu-
es schtQers, ist eine objectiyitftt eines gesetzlichen yer&h-
* diesen act nicht gestattet, das aus dem verhftltnis der
nd der familie sich ergebende yerÜEÜiren für den absohlosz
naaialen bildong eines schttlers ist eine berathang des rectors
vater des schtQers, welche der gymnasial offici^en matori-
kung yorangeht. die gemeinscJiaft des rectors und des
ithftlt für die gymnasiale erziehnng mid besonders für deren
B ein persönliches verhftltnis, darch welches, wenn es pftda-
rein ist, allein das individuell rechte ermittelt werden kann.
lOrninasiale bildung wird hftufig nicht iim ihrer selbst willen
vtttem für ihre söhne gesucht, sondern ein maturitfttszeug-
er tribut für das unierbringen derselben in dem öffentlichen
igesehen. ich führe ein beispiel aus dem selbst erlebten an.
üter wurde der rath gegeben, seinen söhn, einen tüchtigen
noch eine zeit lang auf dem gymnasium zu lassen , weil er
) bildung von demselben noch gewinn ziehen könne und
ri>er zurückgewiesen, dieser bekam nach der maturitftts-
ein gutes zeugnis, ein besseres als andere schüler, welche
BS bedenken zur maturitätsprüfung zugelassen waren, in
«rfahren war ein Widerspruch mit dem gesetz über den ab*
ier gymnasialen bildung, aber nicht ein pttdagogisoher.
icht rechtsbegriffe in pftdagogische verhftltnisse der schule
imngen und hfttten nicht die notwendigkeit pftdagogischer
gen aus derselben zurückgedrängt, so würde nicht eine ge-
geordnete maturitfttsprüfung über den abschlusz der gym-
lang entscheiden, sondern ein individuell persönlidhes ver-
lee lehrers zu seinen schülem.
iormierende gleichheit des maszes für menschliche indivi-
W^ deren innere totalität und gegenstftndliche geistige rieh-
ib vollem Widerspruch mit der unendlich individuaUsieren-
lohennatur. sie ist der directe gegensatz gegea die fimda-
Ibrderung der erziebung, welche nicht auf abstract gleiche,
mf individuell unterschiedliche menschen gerichtet ist. jeder
bat sein eignes masz fllr seine geistigen qualitäten und be-
pn, seine ricbtungen und leistungen, für den abschlusz
fmnasialen bildung, bat seine eigne maturitftt. eine theo-
lllgemeinheit eines uniformierenden urteilens darf nicht auf
ii in ihrer Individualisierung angewendet werden, es thut
it der individuellen Unterschiedlichkeit der eigentümlichen
pkeit des scbülers gewalt an. die Jugend in der entwick-
t werdenden menschen und in der freiheit und der totalitttt
[
202 M. Johann Bohemiu.
hundert UbenohriUen worden, solche zahlen hat erst das gegen-
wftrtige Jahrhundert wieder erreicht, epftter sinkt das nui aUer*
dings ganz bedeutend, wtthrend für das erste Jahrzehnt die oben
angeitthrten zahlen zugleich das minimnm und maximnm des lu-
Wachses beseichtten, bewegt sich im zweiten die aufiMhine zwischen
62 und 114, im dritten zwischen 45 und 84, in den sechs eisten
Jahren des vierten — • da das siebente als unvollendet doch nicht
zum TCigleieh herangezogen werden darf — zwischen 36 und 60;
und weim,. wie eine zuftlllg erhaltene notiz lehrt**, am lOapril 1659
die gesamtzahl des c(Hub 238 betrug, so eigibt ein bei gdegenheit
eines eiamens im j. 1675 aufgenommenes Verzeichnis nur noch 160.
Auch sonst ward mancher yersuch gemacht, die äusseren yer-
hältaisse der anstalt in eine feste Ordnung zu bringen*^, wofttr
ihrerseits die behörde ihr wohlwollen im j. 1651 durch die neu-
herstellung eines auditoriums und 1667 durch den neubau der
rectorwohnung unmittelbar neben dem schulgebftude bewies.
Den ersten anlauf zu einer darstellnng der geschichte der an*
stalt hatte im j. 1619 der rector Tobias Bimon in seiner ^oratio de
beneficüs huc usque in scholam Dresdensem a Deo ooUatis' ge-
nommen, das war fireilich nicht viel mehr als eine dürftige ensam-
mcmstellung einiger data, vor allem der namen des lehrerpersoosls
bis auf seine zeit; und als Bohemus das wieder aufgriff und einiger*
maszMi erweit^ und bis auf die gegenwart fortgeftthrt im j. 1672*^
in einem programme erscheinen liesz, ist er im wesentlichen noch
von denselben gesichtspuncten ausgegangen, mehrfach sind seine
angeblichen berichtigungen nichts weniger als das, und ttberhanpt
ist niemandem zu rathen, wo es auch sei, auch nur eine dieser
älteren angaben ohne die genaueste prtlfung anzunehmen, aber
fahrte ihn das gelegentlich herangezogene urkundliche material irre,
80 ist es doch eben wenigstens herangezogen worden, was erst nach
sehr langer zeit wieder geschehen sollte; und mit mehrfachen er
t3 hdsehr. aafzeichnang über das begräbnis der kurfUrstin llag<U«
lene Sibylle, 8AP., f. 461. für das folgende s. arohiv der kreaskircb«
(Sup. I), ^Aota die' CreuB* Schule zu Dreszden betr.' Vol. I (Rep. UI
Litt. S. No. 1 — KA. in den folgenden Cltaten), f. 17 ff. j
'^ Tgl. z. b. die aogensoheintich auf anregang des oollegiams von
rath im j. 1664 erlMsene bestimmnng über den bezog von behalt und
accidentien nach todesfilllen im eoUegiam bis znr aenbesetsnng (SAP^
f. 69, wo sich an dieselbe sofort notisen von Bohemns nad anderen übe^
die praktische ansführnag in gegebenen fällen angefügt finden; vrL KA.j
f. 2), n. a. m. hier, wie anderwärts, geschah damit wahrsoheinlich metj
viel mehr, als dasz bereits herkSmmliobes genauer definiert und bei
stätigt ward, aber eben das bestreben nach gewlannng einer besiiaBmCel
form ist bemerkenswerth. — Ueber die unter Bohemus zu guasten det
schule gemachten Stiftungen s. Gehe, die nnterriohts- und errtehnag*
ansUlten in Dresden (Dresden und Leipzig 1846), a. 18 ff. Nenbei^
reohtsverhlütnisse der kreuaschnle, § S.
'^ ad glorlosissimum Jesu Christi eosmosoteris triumphnra anb iormi
dramatis . . celebrandum . . invitat M. L B. 4<^.
Mataritätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. 189
fiotwendige der gleichmäszigkeit der bildung erreiche und ihre
geistigen gaben in sittlicher Ordnung gebildet werden, ein in der
Mheit eines individualisierenden messens ausgestelltes zeugnis kann
& Tonfige eines solchen schülers anerkennen und sie geeigneter
ud genügender hervorheben, als eine gesetzlich formulierte beur-
Mhuig darf, welche durch die mängel in der gymnasialen forderung
lad Ordnung gebunden ist. ein drittes beispiel ist tjpus des realis-
am. der sehüler ist unberührt von dem, was auf die phantasie er-
regend einwirkt, was auf die höhe der Wissenschaft deutet, er leistet
dv seine pflichtmftszig und iSszt sich nichts zu schulden kommen,
ii den ihm gemftszen gebieten und richtungen ist er scharfsinnig,
ireiFend und bestimmt , aber strebt nicht über das hinaus , was ihm
ikht nahe und verständlich ist. er ist kurz und unbeholfen im aus-
fasck; für leichtigkeit, glätte, eleganz der darstellung hat er keinen
imi und keine föhigkeit. er ist eine klar begrenzte, sichere, auf die
lirklichkeit hingewendete, praktisch energische natur. wir könnten
BS der erfahrung noch mehr beispiele als typen individuell unter-
redlicher richtungen zur erläuterung und zum beweise für die be-
nptung anführen, dasz jede beurteilung eines schülers, besonders
m matnritätszeugnis, nicht formuliert sein darf, sondern ein indivi-
Ittlisierendes masz fordere, damit der persönlichen eigentümlich-
st weder zu viel noch zu wenig geschehe ; diese pädagogische for-
Ivong wird durch eine gesetzlich formulierte maturitätsprüfung
ttig zurückgewiesen, wollten doch alle lehrer sich angelegen sein
HKn, die in dem innem ihrer sehüler angelegten eigentümlichen
üiitesrichtungen, die in andeutungen ihres sinns und denkens, ihres
Im und strebens dem in treuer fürsorge geübten blick sichtbar
paden, zu beachten, damit sie nicht genötigt werden, während des
ialen ganges eine abstracto identität und allgemeinheit des
in didaxis und zucht, in behandlung und beurteilung auf alle
Unterscheidung anzuwenden, in der für die innere gestaltung
Individualität entscheidend wichtigen entwicklungsepoche, welche
abschlusz der gymnasialjahre fällt, ist dem in liebe beobach-
blick schon angedeutet, was im manne zur Wirklichkeit und
Vollendung kommt, ein irrtum schadet nicht, wenn er von vor-
und treuer fürsorge begleitet wird, es wäre für die gym-
- pädagogische erfahrung von bedeutung, wenn in einem
n umfange das masz der maturitätserklärung mit dem , was
der Wirklichkeit des mannes für praxis und Wissenschaft zu tage
Ijitreten ist, verglichen würde.
; Lübeck. Rieck.
I
204
M. Johann Bobelnns«
Bcbnlen getrieben noch gebnnioht werden'*'® im j. 1680 war dum
die bertthmte knrsttchsieohe sdhülordnmig pnbliciert worden, und
auf die TerhBltniefie von Dresden speoiell bezog sich eine geschrie-
bene stftdtische Schulordnung vom j. 1603, die nicht bloss, wie wol
ztinftchst jenumd erwarten m<^hte, dieciplinarvorschrifben nnd eine
hansordnnng für die altunnen und ihren regenten entMdt.** aber
ehe daranf weiter eingegangen wirdy wie sich hieran and za den
pftdagogischen anschanungen der seit im allgemeinen Bohemos lehr-
thfttigkeit stellte, mag erst das einzige gesamtbild von dem zaetand
der schule unter seinem rectorat folgen, welches in den bei der
kirchen- und schnlvisitation im beginn des j. 1671 eingeforderten
berichten erhalten ist (BA., D. XVI f. 42 — 59); allerdings ans einer
zeit, wo nach anderweitigen Wahrnehmungen cKe schule sdion wieder
in einer rücklftufigen bewegnng begriffen war. derartige dinge sind
gerade fttr jene zeit nicht httiäg genug in gleicher yoUstftndigkeitt
wenn nicht erhalten, doch publiciert, um nicht durch ein solches
beispiel yermehrt werden zu dOrfen.
absolvit
hoc se-
mestri
in lec-
tionibue
Birie
publice in^
hninanitmte, in<
Hng^i8<
Consignatio lectionum a M. Johann. Bohemo habitarnm
anno . . MDGLXX. in examine yernali.
• •
pietate, in conipendlo Hütteri theologico VUIIocos,
a X. neqne ad XVIII., additis qnibnsdam io eos
annotationibns
Latina, Virg. I. I. Aeo.
calligraphlam Ovidianio
dictitavit, totam histo-
Harn Chriati yerbiB et
Tersibna Virgilianit de-
Bcribendam ad imiUtio-
nem proposnit,
Oraeca, Homer. OdjBf. o
et PIntarch. libell. de
pneror. edneat.
i Berti! lo^eam
com libello de
Sophist. argnD.t
Rhenii rhetori-
cam.
Planti Ampbitmonem, Anlalariam, Cap-
tivos, Curcnlionem,
(,. ^..^ J orationem Ciceron. pro Archia, qn»» «^
orainane< ^^^ erercitinm pnblicnm ad Aom
transtniit,
Inl. Caes. Hb. I de bell. Oallico.
{Psalmos qnosdan Hebraicot,
cap. I. Oenes. nna cum explicatione
gramiDatiealinni praeeeptor. re
solWt.
privatim
** Tgl. (Bdttiger-)Flathe, gesoh. des kurst. nnd k9nigr. Saebses, t
s. 817— Sl9 nnd RA., B. VD. 16, f. 8.
** das original ist leider nicht mehr Torfaanden; aber mehrfscbe
eitate daraus finden sich in einem memorial vom j. 1669 (BA., B. VH'*
M. Johann Bohemug. 191
Dbang mit der kreuzkircbe und den bedürfnissen des dasi-
18, ihro abhängigkeit von der eigenttimlicben institntion des
mtes' nnd, durch dieses mittelglied , yon der collatur des
es bereits in jener zeit erkennen zu lassen, gerade das
he, ihr inneres leben , um diesen ansdruck zu gebraueben,
er kenntnis so gut wie vollständig entrttckt , sofern nicht
n Charakter im allgemeinen schlttsse aus den bekannten
igen Verhältnissen anderer anstalten gezogen werden dfirfen.
wird auch diese schule im Wechsel der jähre perioden der
i des Verfalls gehabt haben; nicht immer vnrd es so ge-
in wie damals, etwa 1509 — 1510, wo der bekannte Thomas
ds fEdirender schttler zweimal einen kurzen aufenthaltan
i und anlasz fand, ihr andenken in nicht eben schmeichel-
ise zu verewigen.
grosze Umwandlung vom j. 1539^ machte die anstalt zu
ntlichen ^lateinischen schule' im sinne der deutschen refor-
id des deutschen humanismus. erhalten blieb das alumneum
1 Verpflichtungen zum kirchendienst, nur teilweise erhalten
uatsrecht des stadtrathes, welchem als coinspector der jedes-
idtpfarrer und superattendent beigesetzt ward« neu geregelt
lie gesamten dotationsverhältnisse. vor allem ward be-
iasz künftighin dem ^Schulmeister' drei coUegen zur seite
Uten, ein supremus (später conrector genannt) und zwei
een (Tertius und Inflmus), von denen der erste zugleich
des cantors^ zu bekleiden habe; die schüler wurden also
in vier classen geteilt, aber bald machten »ich erwei-
ii9tig; ein quintus und sextus wurden dem coUegium hin-
H. M. Keubert, vortrafif an das stadtrathseolleffiain zu Dres-
die rechts Verhältnisse der dasigen elbbrticke. Dresden 1867.
aesen Selbstbiographie, heransgeg. von D. A. Fechter, Basel
ü: ^. . and sagen (von Halle) gan TrUsen. Do was doselbst
fai gatte schal and äff der schul in den habitatzen voll IfiSE,
1^ znaeht im strow ander uns ghorten krässmen. brachen uff
I uff Prässien (Breslaa)' etc. von dort kehrt nach geraumer
*i Bannigfachen abenteuern die kleine schaar sehwelierischer
to nnd schützen nach Dresden zurück (s. 24). der 'sehalmeitter'
I aas, am gänse zu stehlen; nach einem mlsslungento ersten
IHieaten sie auch schlieszlich deren zwei, welche den braten
meinsamen abschiedsmahle liefern; denn unmittelbar darauf
weiter nach Baiern.
ie acten der beiden Visitationen von diesem jähre im RA.,
fisitationes generales et locales' etc., fol. 23 — 39.
her war es streitig nnd blieb das mehrere Jahrzehnte lang,
ile des cantors die dritte oder vierte im collegium sei (Bohe-
Iken arbeiten zur geschichte der kreuzschule ist sich anschei-
fl recht klar über die sache geworden), bis im j. 1626 eine
tlntscheidung im letzteren sinne getroffen ward (RA., B. VII.
idnungen, disciplin usw. der schule zum H. Creuz genannt
l<1620— 1693), f. 3). nach Bohemus zeit ist dann das cahtorat
|r bis zur sechsten stelle heruntergedrückt worden.
l
192 M. Johann Bohemus.
zugefügt', und den elementarunterrioht in einer siebenten olaaaelN
sorgte der ^regens alumnorum', der übrigens, was auch die knrfliiiti
Schulordnung vom j. 1580 zuHesz, aus der zahl der alomnen adbi
bestellt ward.
An die spitze der reorganisierten anstalt trat zuerst K. Nie»
laus Caesius (Groe) aus Coburg, er hat zu Melanchthon peraOnfiflh
beziehungen gehabt, und die für uns zwar nicht mehr nrkondlieh n
erweisende spätere meidung, dasz er samt seinem ersten mitaibeiter,
dem conrector M. Joh. Tetelbach, direct von Wittenbeig her «»
pfohlen worden sei, ist an sich nidits weniger als nnwahrscheiiiluL
Tobias Hostel (1558—1566)', Johann Purgoldt (—1571), Friednh
Zörler (—1581) folgten, dann Bernhard Heroldt (—1582), Bartkb-
maus Bulichius ( — 1585), Michael Backelmann ( — 1689), Ku/m
Janicius oder Jftnichen ( — 1591). in den letztgenannten fUlen itaU
der rasche Personenwechsel in nahem bezng zu den bekannten nfi*
giösen wirren im damaligen Eursachsen. Janicius ward als krypto*
calvinist abgesetzt und der stadt verwiesen, ihm folgte T<Äiii
Simon ( — 1624), diesem der bereits genannte Qeorg Hansminn.
Litterarisch ist weder von ihnen noch von den anderen coUegsi
einer von hervorragenderer bedeutung gewesen; es mttste im
Kaspar Füger ^ genannt werden, der streitbare Verfechter der oott
cordienformel, dichter und componist von kirchenliedem. wbm mdi
im amte verstarb oder an andere anstalten berufen ward , gieng n
der regel in den geistlichen stand über, der eine oder andere ta
wol auch in das amt eines stadtschreibers (das überhaupt so lilii4|
sei es einen Übergangsposten oder eine nebenbeschfifiignng, sa si
den abschlusz im lebensgang von schulmSnnem jener zeit bildet) uni
von da in das stadtregiment ein oder kam wol gar auf diesem w^
^ 8. anhange I.
^ über einen merkwürdigen Zwischenfall bei der besetmaf M
rectorsts im j. 1558 8. H. M. Neabert, Melanchthon und die Stadt ~
(Dresden und Leipzig 1860), s. 82 ff. aneh nach Zörlen abgang
die besetzung Schwierigkeiten, s. RA., D. I, f. 318 ff. übrigens
Zörlers sonstiger raf, wie auch das bei seinem abgang ihm twb rti
gegebene zengnis (a. a. o. f. 822) in einem eigentiimÜchen gegenaati ■
den heftigen, vom collegium wider ihn erhobenen klagen (a. a. o.« i. in
zwischen f. 278 und 274 eingeheftete actenstück). als verdiohtig de
'lehre' halber wird er bezeichnet bei der Visitation vom 9 ang. IUI
(RA., A. II. 66, f. 229), während doch im vorhergehenden jähre daa eol
leginm ausdrücklich seine volle zostimmung in dem concordienwefhi
erklärt hatte (a. a. o., f. 169. 161**). am allerwenigsten darf man äbe
aufschlösse in dieser richtnng in Chr. A. Freybergs prog^amn flbe
Zörler (Dresden, annenschale 1741) suchen. — Ralichina, sonst and
Rülcke oder Rnlicke genannt, unterschreibt sich selbst regelmlraig RIfid
(RA., D. I, f. 1. 880. 882. 887).
8 80 oder Fuger(as) nennt er sich selbst und wird er in allen gieidl
zeitigen actenstücken genannt, durch Bohemos erst, so weit ieh
iat die fälschliche schreibang Fagger(a8) aufgekommen und in die
Utterarischen hülfsmittel übergegangen.
M. Johann Bohemugr 193
ddi SU hohen ehren und würden im kurfürstlichen dienste. ' übri*
IM ist fOr die geachiohte der schule in diesem Jahrhundert ihres
MtAena schon ein ziemlich umfängliches material vorhanden, — *
Mdi nicht hinreichend freilich, um einen wirklich zusammenhangen-
)m fiberblick über dieselbe zu ermöglichen, und was vollends
\nfm veröffentlicht ist, geht fast in keinem puncto über blosze
ia«riidikeiten hinaus.
n.
Die aufmerksamkeit der collaturbehörde richtete sich, als es
pit der durch M. Georg Hausmanns tod verwaisten anstalt ein
Mü Oberhaupt zu geben, auf den damaligen conrector des evang.-
httsrisehen gymnasiums zu Halle a. S., M. Johann Bohemus, der
dl goiehrter und als schulmann schon in weiteren kreisen eines
ffdbagrfindeten ruHes sich erfreute.
Johann Bohemus'^ — zu deutsch Böhme, ein name, dessen er
idkt sich freilich nie bediente — war am 11 juni 1599 als söhn
hm wcl nicht eben reich begüterten ^einwohners' und kirchen-
mtdiers zu Dittmannsdorf in der nähe von Freiberg geboren.
Waeüig ward er in die schule des nachbardorfes Beinsberg ge-
lüdkt, so dasz er schon im sechsten lebensjahre die elemente des
und Schreibens erfaszt hatte, darauf auch, und zwar »''wie die
ihm herrührenden mitteilungen über seinen lebensgang es ruh-
hervorheben, binnen vier wochen, die elemente des rechnens
ik aneignete, es gab eine 'feine lateinische schule' in dem kleinen
Mi; — das war eben noch vor dem dreiszigjährigen kriege, und
iL wenigstens noch in dieser beziehung der durch die reformation
pviffgerufene grosze aufechwung des deutschen geistes nachwirkte,
der knabe dem gymnasium zu Freiberg übergeben ward, das
unter Joh. Schellenbergers leitung stand, wissen wir nicht;
hat er es zu ende des j. 1616, nachdem er zuletzt als in-
T in einer bflrgerfiunilie seinen unterhalt gefunden hatte.
10 Januar 1617, im ersten Jubeljahr des beginnes der reforma-
ward er auf der Universität Wittenberg inscribiert, ala. theolog,
kanm anders zu erwarten, das war nach der ganzen richtung
Mit der einzig mögliche abschlusz eines bildungsganges, wie der
* dagegen heiszt es auch bei Bohemus von dem ersten Tertins, Seb.
m Ton Nürnberg: 'ist hernach wirth oder gastgeber zum güldenen
worden'.
* hauptquelle für Bohemus äuszere lebensschicksale ist das der
lenpredigt von Chr. Lucius angehängte curricnlum vitae (=■ CV. in
folgenden citaten), welches sich selbst als auf eignen aufzeichnungen
Bohemus fnszend bezeichnet und im folgenden überall da benutzt
wo nicht ausdrücklich anderes angeführt wird, darüber hinaus etwas
^C^ben ist noch niemand im stände gewesen, weswegen auch ver-
auf die oben angeführten hülfsmittel, wie auf die betreffenden
anderer, zb. Ludovici schulhistorie usw. überall werden unter-
können.
IV.iihrb. r. phiL u. päd. 11. abt 1875. Uft. 4 u. 5. 13
ao6
M. Johaiia Bohemus.
Die Satimii
a 7 ad 3« leciio evasgelii Graeca cum tertianis et qaartania per Tioes
com coUega tertio.
ab 8 ad 9. compendiom Htttteri cmn quartanis.
a 9 ad 10. exerdtioli propositio et emendatio com iisdem.
a 10 ad 11. hora privata.
Pensum coUegae V deducendum.
Die Lunae,
matutinis
h. 1 praemissis precibus explica- 1.
tur et recitatur pars gramma-
ticae prior s. etymologia.
h. 2. Donatus traditur serie na- 2«
tiva ediscendus.
3* catechismus Lutheri Latinus 8.
per partes exponitur et tam
syntacUce quam etymologioe
resolvitnr.
4« nempe privata, declinationum
et coniugationum ezempla dan-
tur ex leoüone catecheüca vel
sententia Heermanni evange-
lica tunc usitata.
Die Martis
horis
pomeridianis
per alumnum, yulgo locatom
dictum, declinationes et oon
iugaüones exercentur.
▼ocabula Latino-Germanica re*
dtantur.
yestibulum Comenianum ei-
plicatnr et grammatioe resolri*
tur 9 habita insimul deolinatio-
num et coniugationum ratione.
1. post preces peractas in parte
grammaticae etymologica per-
gitur.
2. Donatus iterum inculcatur«
8. in lectione cateohetica fit prO'
gressio.
4. privata, argumentum praescri-
bitur et pueri constructioni
assuefiunt.
1. deolinationnm et coniugaüo*
num pBcadigmata rumiaaator.
2. Yocabula memoriae maadab
redtantur.
3. in lectione Gomenianapergitor
et sententiae breves imitandie
constructionis eigo eUdnutar.
Die Mercurii
1. preces commissaa exdpit lectio grammaticae « et absolati alicoios
capitis repetitio institnitur.
2. in pazadigmatis declin. et coniug. secundum ordinem progre-
dimur.
M. Johann Boliemiu. 1)85
biMDJflMMit werden darf: am 29 oct. 1626 ward er .-r tUndgens
fäkt wie noek beeimderg hervorgehoben wird — doreh den kaiaer*.
pidagrafiM D. Simon Ualains, damala grftfl. oldettbaxgUoheilt
anfajaehfifiieh magdebnrgieehen kanaler nnd im leiaterer stel-
mmidanemdengfinaer seiner mueewUirend darHaUeedie&wiriD-
■faii, bei deaeen znfiUliger anweaenheit an Wsttenberg in-eiiier
■üÜMhen miiMJmi snm poeien gekrönt, *teila auf iiecm dr. Cearadi
k|M>vii hoehgfeigte, doeh ilmi nnbewoate reoonmiuidatkm^teila
mk ana eignar bewegong*. vergebens snehte er« hflimt ee^ ba-
Atiidimer weiae die uayerdiente ehre zorQobawaiaen. man weiaa
iJdnliBgliohy wie es in Wahrheit bei der erteihmg der wttrde zoan-
}km pflegte« nnd was, d. h. wie wenig, sie noch werik war*
Sa war der gewöhnliche lauf der zeiti wo adttiatftndige and ein*
tlßiAen geiatUohe fimter nicht eben in jongen jähren erworben
imdem pAagieB, weatn angehende theologen iwnltohirfi faat siahend
Ml weg dundb das sehnlamt nahmen, und es hätte fcaain deasen
riuft, daea Bohemas ^immer tacito natarae inatiaMtoy wie er oiflt
Mget» Inet aom Schulwesen und Information der Jugend getn^^'
IV«, a. 60), um auch ihn auf denselben zu fahren^ Ak wemiiaa-
%• aa iha in dieser beaidiuag von einem gewiasen aeilpuiicta an
dl zu häufiBB begannen, so mag das wol ala zeichen delJr berror*
iebsn werden, diftsz er bersits in tonangebenden kreisen, wie auch
saamen aeiner gfinner darthun, die anfinerksamk^ auf sich ge»
pn hatte. Wittenberg war auch ein ganz besonders günstiger
IIl nnd apftter durfte er vollends , wie ea am stürksten in der
rieitung zu der im j. 1640 zu Dresden Yovgetragenen und ge-
pskten 'paiaenesis ad studia linguarum Latinae, Oraeeae, Blebrai*
l^at qoBB bis sunt eognatae' geschieht, Wol sagen, daaz ihn der
In gott — es ist der ausdruck des lebenslanä — habe in die
j^ haben wollen.
% Am 2 aprii 1627 kam eine berufnng zum rectorat der achnle
bogk, unmittdbar daranf emp&^ ihn Fr. BaUhain für das
snbeonrectorat am herzoglichen pftdagogium zu Stettin,
reetor ein verwandter von Bohemua war; aber beides trat
dagegen, daaz auch schon Paul Böber, damala hofprediger
ihn dem rathe dieser atadt für das conrectorat am evange-
lutherischen gymnasium daselbst in verschlag gebracht hatte.
d reiste er zu weiterer Vernehmung dabin, und unter dem
ffKÜ ward ihm das amt übertragen , das er dann nach abhaltung
rUbli^ien amtsprobe am 19 juli desselben jahres feierlich antrat,
ß zeitig mit dem ebenfalls von Wittenberg herbeigerufenen, um
e jabre älteren reetor M. Christian Queinzius. ^"
i^ wgL bes. F. A. EcksteiD, beitrüge sar geschichte der Halleschen
1, 1 (Halle 1850), s, 10. 12 ff.» woran sich das folgende nach gebühr
eogsie anschliesst. — Eine differenz, freilieh sehr geringfügiger
veias ich mit meinen hülfsmitteln nicht sa beseitigen. Eclutein
als tag der einführung Queinzius in sein amt den 1 august (natür-
13*
i
196 M. Johann Bohemus.
Das war ein wichtiger abschnitt in der geschichte diMer in-
stalt. ihr neuer leiter war seinerzeit in C5tL._ unter Wd^n^
Batichins und auch noch einige zeit nach dessen entfeninag tmi di
thätig gewesen, für dessen reformplftne übrigens der xath sn Balk
im j. 1618 sein lebhaftes interesse dadurch befandet hstta, das a
den damaligen rector Sig. Evenius dorthin sandte, um über die new
methode bericht zu erstatten, jetzt wirkte er — neben einer vb-
fJEissenden schriftstellerischen thtttigkeit auf venehiedenen gebieta,
deren ergebnisse namentlich in seinem entwurf der dentachen vpaAr
lehre und in seiner deutschen rechtschreibung eine gewisse bedn-
tung für die geschichte der deutschen spradhe und litteratnr gi-
wonnen haben — besonders für einführong besserer sohiilbBdMii
für bessere einrichtung der gesfinge und gebete in der scbaUarche^
für begründung einer schulbiblioüiek, reyision der echnlcndBimk
für fleiszige einübung von schulkomödien und zweokmlsiigen »
Ordnung der öffentlichen redeactus und disputationen ebenso, «b
für eine regelmlszigere rechnungsfühnmg an der anstalt, und er
warb sich dadurch grosze, von mit- und nachweit dankbr «NT
kannte Verdienste um dieselbe, die denn auch trotz der not der mK
rasch za hoher blfflte gedieh, zwöl^ jahie kng wirkte Bohemn wä
ihm, übrigens gleich&lls litterarisch nicht wenig thfttig, aowolii
wissenschtätlicher hinsieht als namentlich fruchtbar in gel^wilwili
gedichten, die zugleich genügenden aufschlusz geben über seine b^
Ziehungen zu den Yers(^edensten Persönlichkeiten der etadU ift;
cielles aus jener Wirksamkeit ist uns zwar ebenso wenig bekflüt
geworden '\ als über seine sonstigen lebensschicksale in diHS
Periode, wie diese denn eigentlich überhaupt nie yiel abeonderiifltal
gehabt haben; aber daftz jene sich im vollen einklang mit CkieiaflB
bestrebungen bewegte, dasz Bohemus von da her die fruditbanta
und fEbr die ganze folgezeit bestimmend gewordenen anrqpufM
empfangen hat, bezeugt fast jede seite aus der gesdiidite seiMi
eignen, spttteren rectorats zu Dresden, nichts anderes wollte ei to
sagen, wenn im j. 1633 seine festhaltung im Halleschen dieübi
gegenüber einer berufung nach auswärts u. a. ausdrücUidi daai
motiviert ward, 'es hfttte e. hochw. rath seine ge¥risse uiaaflh^
warum sie itzo ihr gynmasium nicht wollten zerreiszen luKtf^
lieh beziehen sich alle data, auch in unseren sonstigen anfUiniagi^
aaf den jnlianischen kalender); das CV. gibt für BohemiiB, der iSirf
die gleichseitigkeit der seinigen mit der des Gueinsios zu betonen vtt^
obiges datnm an, das programm von 1672 und die handschrift 'Panoeetsi
remm ad scholam D. Cmcis attinentinm* im archiv der krensaehdh
(sB SAP. in den folgenden citäten) nennen wieder andere data, wsbe
aber znm teil gans offenkundige versehen untergelaufen sind.
^* Eckstein a. a. o. s. 46 verweist auf J. Chr. v. Drejhanpt, W
schreibang des .. Saal-Creyses, teil 2 (Halle 1750; s. 196) und IGttsf
Hallisohe schnlhistorie , teil 2 (Halle 1747; s. 78 ff.), doch gibt der erst«
nichts als den Namen , und Mittag auch nur, was im CV. nnd bei Egeae)
zu finden ist.
M« Johann Botonna* 197
wüsiB man seine thftlagkeit zu sohfitsen; das beweist das
ibeMfo tengnio, ««» ihm bei seinem sohlieszliehen abgang aasge«
Mt ward, beweisen mannigfoche empfehlongen seiner gOnner nfMsb
»Wirts Ün — und noob mehr eben die bemfangenr, welohe aneh
ihn eigne Terankssmig von dort her an ihn ergiengen« so sollte er
inj. 1633 rector in Nordhansen werden, und bereits war alles ab*
piehloesen nnd die vocation in seinen hftnden, als sein patron, der
ftn einst sehen 'eine stattliche und rühmliche, so mit stillschweigen
mM in llbergehen, verehrange zum anzuge getban*, ihn noch
teA Torstellangen nnd gewfthrung einer persQnlidien zulage
Hrtdddelt. zwei jähre spftter ward ihm das rectorat i|i Eisleben
■getragen, freilich konnte von vom herein nicht wohl von einem
li^griien auf dieses angebet die rede sein, weil der dortige bergban,
Ml dessen ertrignissen sonst die besoldungen der lehrer bestritten
mden, wegen des krieges gftnzlich damiederlag. im j. 1637 ward
Meraos veranlaszt , sich um das reotorat in Naumburg zu bewer-
In, dessen dermaligem inhaber die befBrdenmg in ein geistliches
iBt bevorstand. aUerdings gerieth die angelegenheit bald ins
lioeken, da neue Verwüstungen des krieges den eintritt jener vor-
leiii^inng vereitelten, aber gegen ende des j. 1638 kam sie in
ftaüdier vreise nochmals zur behandlung, und diesmal gab der
•Unistrator August von Sachsen selbst dem bewerber seine ge-
vidrtige empfehlung. indes noch ehe es zu einer entscheidung darin
• fkmmen war, lief von dritter band, vom 6 august 1639, im namen
l'iirlhresdener patronatsbehOrde eine anfrage wegen Übernahme des
iiM^ten rectorats der kreuzschule ein, übrigens gleichfalls, ohne
Bohemus sich um die stelle bemüht gehabt hfttte. *^ unter dem
iL m« erklftrte er seine bereitwilligkeit, und am 28 fertigte der
die Tocation aus , mit dem wünsche , der freilich nicht erfüllt
sollte, dasz der neue rector sein amt womöglich noch vor
antreten möge, wenige tage nach jener traf auch eine be-
in das rectorat zu Freiberg ein, — nunmehr zu spftt. auszer-
waren Bohemus wfthrend seiner Hallesehen Wirksamkeit wieder-
aach noch zwei pfiärrstellen in der nfthe, darunter Giebichen-
das für besonders eintrftglich galt, angeboten worden, er
sie ausgeschlagen, allerdings waren es auch zritlftufle, wo
einer verikauschung des aufenthaltes in einer festen Stadt mit
ijenigen auf dem platten lande noch ganz besondere bedenken
»genstellten, und Halle selbst war erst kürzlich wieder von
Schweden genommen und geplündert worden, gründe ftbn-
art waren es gewesen, die eine noch viel ehrenvollere be-
überhaupt nicht über das allererste stadium der behandlung
hinauskommen lassen, in HelmstSdt war im j. 1638 Bohemus
le für die professur des hebräischen genannt worden , aber noch
'^ die acten über die besetzung 8. RA., D. XI 'Acta die Ersetzungen
iT Schulbedienten allhier betr., von a. 1616 bisz 1677', f. 117 ff.
198 M. Johann Bohemus.
ehe seine antwort anf eine deswegen unter der hand an ihn genu-
tete anfrage ergieng, plünderte und verheerte dort das haiMdiehe
heer die nmgegend der art, dasz alle einkünfte ansblieben und ma
yon einer Vermehrung der professoren um so eher absah, als lifllit
einmal den derzeit amtierenden mehr die gehalte ausgesaUt weite
konnten.
III.
Am 13 november 1639 reiste Bohemus von Halle ab, nachte
er noch in einem langen lateinischen gedieht von allen nnr vtgmir
wie bemerkenswerthen persönlichkeiten der stadt mit nameBUklMit
natürlich streng naoh rang und stand gegliederter auftBUiog ah-
schied genommen hatte, er langte am 19 d. m. in Dresden an, oIm
unterwegs, was immerhin für ein wunder gelten moehte, voate
hier und da liegenden Soldaten und streifendeiL rotten behelligt
worden zu sein, und hielt am 25 seine erste lection. das war dir
anfang einer langen, segensreich^i thtttigkeit, ans welcher mittai
heraus ihn erst nach nahezu 37 jähren der tod risz.
Die Signatur dessen, was etwa damals von geistigem leben ii
Dresden vorauszusetzen war, wird noch am besten beseichnet donfe
die namen der hervorragendsten geistlichen der stadt, deven jäte
ja in seiner art ein stück gescbidite bedeutet, hier sei nor an te
oberbofprediger Matthias Hoe von Hoenegg (1613 — 1645), Jaeob
Weller von Molsdorf (1646—1664) und Martin Geier (t 1680)b
sowie an die stadtpüarrer und Superintendenten Aegidins EttnMh
(1616—1657) und Christoph Bulftus (f 1677) erinnert, sonst mOehli
höchstens etwa noch Christian Brehme genannt werden dürfen, te
dichter', der im j. 1640 zum kurfttrstl. bibliothekar ernannt wtfii
David Schirmer und -C. Chr. Dedekind gehören schon einer etvtf
jüngeren generation an. und wie wenig am hofe unter JohW
G^org I von geistigen Interessen und deren pflege die rede HB
konnte, bedarf kaum der erwfthnung. für den schulmann hatten te
Superintendenten noch eine besondere bedeutung als die eigentU
leitenden mitglieder — mit ausnähme der rein finanziellen veiUtt^
nisse — der schulinspection. sie haben auch, ganz im einklaagt
mit der bedeutung und den forderungen ihres Standes in jener wHk
nicht versäumt, ihre autoritftt als solche geltend zu machen ai
nach ihrer erweiterung zu streben, schon in bezug auf die ■wiU'
lung eines 'regens alumnorum' im j. 1617 wird über einen eingdl
Aeg. Strauchs in die bis dahin unbestrittene, alleinige competei
des rectors für diesen gegenständ geklagt ^ desgleichen betreib te
aufnähme der schüler. Bohemus selbst hat diese klagen veneiflh
net.'* er hat auch einfiach verzeichnet, dasz im j. 1652 der mm
conrector Benjamin Stolberg im auftrag des erkrankten sopei
intendenten durch den arc^diaconus der kreuzkirche, übrigen
<• SAP., f. 104; für das folgende f. 91. 103.
M. Johann Bohemut. 199
wemgstens im beisein der weltlichen miiglieder der scholinspeetion
ttd der anderen coUegen, eingeführt worden ist. aber die Sorgfalt,
■it der sonst angegeben wird, dasz solches im gleichen falle durch
4m rector geschehen sei, Ittszt den Vorwurf, der eben darin ent-
Utea sein soll, leicht erkennen; Schöttgen hat ihn auch schon, laut
filier randnote zu der stelle , herausgefunden, schlieszlich war das
Mch eine reine sache der form gewesen, — auf die freilich das zeit-
itttr besonders viel gab; aber etwas mehr bedeutete es doch noch,
von im j. 1668 ein bisheriger 'regens alunmorum' von Buläus und
im rathsherren der inspection als sechster lehrer eingeführt wurde,
Mtfon kein coUega gewust, ist auch keinem nichts davon gesaget
Vüiden'. indes blieb dem rector auch so noch räum genug ftlr eine
faehtbare thätigkeit.
Die kreuxschule musz unter Georg Hausmanns leitung, wenig*
atei in der letzten zeit, ziemlich gesunken gewesen sein, gewisse
Zuteilungen zwar, wie sie so ziemlich am beginn seines rectorats
KOi Tisitatoren und inspectoren erhoben wurden ^^, wollen nicht
«ben viel besagen; mängel ähnlicher art sind auch in notorisch
Wiern Zeiten ab und zu gerügt worden, aber im j. 1638 waren
mtor und conreotor von der inspection förmlich zur rechenschaft
herüber gezogen, dasz die schule so verfallen, und ihr versuch, die
wkM davon auf die bürger und die privatschulen zu schieben, war
4tim beantwortet worden : das sei vielmehr die folge ihres schlech-
te onterrichts und des mangels an fleisz und strenge. ^^ fast noch
gewicht möchte der thatsache beizulegen sein, dasz sonst nach
richtung hin auch nur eine spur von Hausmanns wirken sich
«Uten hat, und dasz Bohemus die prima mit nur zwanzig, die
gar nur mit zehn schülem übernahm. *^ jedenfalls mache
dafOr nicht allein das elend des dreiszigj&hrigen kri^es ver-
ipilirortlich. allerdings klagte eben damals, in der landtagspropo-
jpüien vom j. 1640, die regierung selbst beweglich in diesem sinne;
wenn Kursachsen verhältnismftszig spät direct in den krieg
ezogen ward und die stadt Dresden wenigstens Während
Iben nie in feindliche gewalt gerathen ist, so litt man hier
einquartierung, theuerung und pestilenz noch gerade genug,
unter Bohemus stieg doch der besuch, auch aus dem offenen
und selbst von fem her, rasch wieder, trotz der nur noch
nden not. und im allgemeinen darf sich , wer je in die läge
ommen ist einen überblick zu gewinnen über die reiche, gelehrte
tur aller art, die während der dauer des dreiszigjährigen krie-
pB geschrieben, gedruckt und verkauft worden ist, der unerfreu-
?
r *^ RA., D. XXXI. 3 'Die Kirch- und Schulen Visitation . . betr. a.
|i*y^ö% f. 6—7. B. VII. 16 (vom 19 mai 1625), f. 3.
U *^ v^l. Hasche, diplomatische geschichte Dresdens, 3 (Dresd. 1817)»
6i83. die originalacten scheinen leider verloren gegangen zu sein.
«• SAP^ f. 109. — Für das nächstfolgende vgl. (Böttiger-) Flathe,
des kurstaates und königreiches Sachsen, 2 (Qotba 1870), s. 215.
200 H. Johann Bohemus.
liehen erwftgong kaum verschlieszen , ob er, um diesen anadrnd
gebrauchen, den respect vor dem dreiszigjfthri^ m kriege oder
der damaligen gelehrsamkeit yerlieren solle, mag es seifli, dasi
krieg anf die sogenannte schöne litterator in gewissem gimde k
tigend nnd yerjttngend eingewirkt hat'*'; aber welch eitlem taad
und mit welchem eifer und welcher selbstgefülligkeit — • jagea
gelehrten nach, als hätten sie keine ahnung davon, was eben
dem spiele stand! — Zu alle dem kam noch, dasz nach Hansma
tode das rectorat fast zehn monate lang unbesetzt geUiebeni
gerade einen tag vor Bohemus antritt war der Quintus gestört
der länger als vier jähre sein amt wegen erblindong lücht k
verwalten können (SAP. f. 97). gewis war es dem äimsten sek
gönnen, wenn ihm der rath während dieser zeit das gesamte (
kommen seiner stelle beliesz; aber dasz er dieselbe inswisdieb
durch einen obem schüler ausftillen liesz, konnte der anstalt mm
lieh zuträglich sein, zumal da ohnedies schon der leiter des alonu
und zugleich der untersten classe dieser kategorie angehdrte.
wollte zwar immer noch etwas ganz anderes besagen, als wenn h
zutage ähnliches geschähe, in einer zeit, wo gar nidit selteii der
maner eines gymnasiums direct in eine lehrerstelle aa einer niec
schule eintrat , oft wenigstens lange jähre in der classe verblieb,
dasz u. a. hier in Dresden gegen ende des 17n Jahrhunderts die
Stimmung getroffen werden muste, es solle niemand über drei jahi
der prima behalten werden, 'es geschehe denn seiner qnalität w«
in arte musica' (RA., B. VII 16 s. 19). man findet bei Mbt
'regenten' dieser art die dauer ihres amtes bis zu sechs jähren ai
geben; deijenige, den Bohemus bei seinem antritt vorfond, bei
dete dasselbe schon seit ostem 1633 und noch weiter bis zn pf
sten 1640. dann avancierte er zur sechsten stelle im coUegium
schule selbst, während doch gleichzeitig die neuerung getro
ward, die hier als die erste unter den von Bohemus angebaki
reformen erwähnt sei, dasz künftig auch die unterste stelle
einem 'academicus' bekleidet werden solle. '*
^ Qemnas, gesch. der deatschen dichtuDg, 3', s. 198 ff. —
etwas übertrieben. — DafOr, wie fem die gelehrte weit dem leben
der not der seit stand, ist kaam etwas beseiobnender, als wenn j
in einem in'AtuUtionsffedioht su Bohemus* gebnrtstag im j. 1681 —
gemerkt: in Halle, dessen gescbick so gans besonders eog mit i
jenigen Magdeburgs Terknüpft war — diese jabressahl belieDterma
ausgedrückt wird dnrcb den rtra: (seil, anno)
qVo MagDbVrga perlt Vrbs totaqVe tVrba neCatVr!
*' hier bildete sieb in der praxis für lange seit der gebraaeb
dass frühere scbüler der anstalt zu dem amte genommen worden*
begreiflicher weise sich besonders bttatig erledigte, kars geaiif
oft die Studienzeit der betreffenden ; und als wie tief nnter des A
lieben 'scbnlcollegen' stehend sie trotz ihrer eigenschaft als aead«
*noob lange betrachtet wurden, zeigt zb. recht deutlich ein cems«
eines unter den kurf. visitatoren an den rath (RA., D. XVI 'Aclt
M. Johann Bohemus. 201
Ueborhaapt hatte Bohemus sinn ftlr das technische der ver«
waltong; man merkt es, dasz er ans einem wohlgeordneten schnl-
wemi kam. wie er sofort beim antritt die namen wenigstens seiner
adtielbaien schaler in den beiden obersten dassen anfiiahm, so
hffiib er aacfa zuerst ein yerzeichnis der nenaafgenommenen an. nur
MM, datom der aofiiahme und heimat werden freilich yerzeichnet,
-~ die elaase erst Yon seinem naohfolger an , und weiteres erst noch
fial ngtABT. aber in der ganzen vorangegangmien periode sind
wwiaratsacten hier überhaupt gar nicht geführt worden, die auf-
Hhne stand dem Superintendenten und dem rector gemeinschaftlich
■, wobei es sich von selbst ergibt, auf welcher von beiden Seiten
ii der regel der bestimmende einflusz war. geklagt wird allerdings
Utsfig über die bevorzugung auswärtiger vor den bürgersöhnen,
Bid hsoptsfichlich um dies zu yerhindem , wo es sich um so bedeu-
Me beneflcien wie den eintritt in das alumnat oder in die currende
iHidelte, ordnete der rath von 1657 an zwei seiner mitglieder ab,
ie iowol im allgemeinen, vorbehftltlich der rechte des superinten-
Untn, als inspectores und directores fungieren sollten, und ohne
hnn beistimmung namentlich keine aufnähme oder Versetzung
tettfinden dürfe**, eine bestimmung, die freilich nicht immer be-
ziehtet worden ist. laut jenen Verzeichnissen ist denn nun in den
nta fOnf jähren von Bohemus rectorat die zahl der aufgenomme-
m von 82 constant bis zu 119 gestiegen, und noch zweimal im
MriMif des ersten^ einmal im verlauf des zweiten Jahrzehnts ist die
hseral- Kirchen- and Schul -Visitation betr. 1670 und 1671*, f. 143),
mfai naf die bittern beschwerden des regens alamnomm über die gäns-
Wlt nnsiilftnglichkeit seines gehalts and den sohlechten zustand seiner
illBiuig (ebendas. f. 69 ; vgl. Neubert, rechtsverhältnisse der kreasschale,
kJHI) geSassert wird: '1) Ist kein rechter Schall Collega. 2) bat zn
mtutm thnen einkommens genug. 3) Solte er, wie andere, vociert und
iMnniert werden, so müste ihn £. E. Ratb auch besolden, . . da er
hA in warheit nur als ein Coalumnus vom Tisch und Bier participiert.
K) wegen des begehrten Ofens vemebme man die andern CoUegas', —
■ sicher so viel biess, als die erfüllnng des sehr billigen Wunsches
inmer vertagen. — Aehnlicbes auch in einem bericht des raths,
I. f. 109.
" RA., B. Vn*. 191* 'Acta, allerhand Nachrichten, die schule z.
r. in Dr. betr. Vol. I. 1657' sqq., fol. 1. 8. — Später ist dem rath
einem der städtischen sohulinspectoren der verschlag gemacht wor-
I, die reception dem rector allein , nur mit eventueller Zuziehung des
iMors zur prüfnng im gesan^, zu überweisen, gewis nicht blosz, 'da*
Mk der b. Sup. nicht allezeit behelligt werden dürfe' (KA., B. VII'.
Fl* ^Acta, allerhand Deliberationen und Anordnungen der Schule z.
Kr. Besserung betr. 1616—76% f. 10; undatiert, doch nach sichern
Bchen zwischen 1664 und 1669 verfaszt), sondern teils wol, weil in
tbat zuweilen der rector durch den einflusz des Superintendenten
ifnahmen gedrängt wurde, die über seine befugnisse hinausgiengen
1660; RA., ß. VII'. 191', f. 34), mehr noch, weil die städtische
Me wol überhaupt gern diese anspruchsvolle, geistliche autorität
aeite gedrängt hätte, auf das bemerkenswertheste beispiel davon
dem j. 1558 ward oben (anm. 7] hingewiesen.
202 M. Johann Bohemoi.
hundert überschritten worden, solche hat erst das
wttrtige jahrhondert wieder enreidit. spater sinkt das nui
dings ganz bedeutend, wtthrend für das erste Jahrzehnt di
angeführten zahlen zugleich das minimum und maximoin
Wachses beseichnen, bewegt sich im zweitem die aniaahme £i
62 und 114, im dritten zwischen 45 und 84, in den sechs
Jahren des vierten — da das siebente als unvollendet dool
zum vergleich herangezogen werden darf — zwischen 36 u
und wesm,. wie eine zufiüllg erhaltene notiz lehrt ^^t em lOafM:
die gesamtzahl des (Mqm 238 betrug, so ergibt ein bei gelcj
eines ezamens im j. 1675 aufg< ommenes verzeichiiis nur na
Auch sonst ward mancher versuch gemacht , die ftusier
httltnisse der anstalt in eine :este Ordnung zu bringen*^,
ihrerseits die behörde ihr wohlwollen im j. 1651 durcdi d
herstellung eines auditoriums und 1667 durch den neub
rectorwohnung unmittelbar neb n dem schulgebftude bewies.
Den ersten anlauf zu eii darstellung der geschidite
stalt hatte im j. 1619 der reotor Tobias Simon in seiner ^oi
beneficiis huc usque in scholam Dresdensem a Deo ooUal
nommen. das war f^ilich nicht viel mehr als eine dürftige
menstellung einiger data, vor allem der namen des Idirerpe
bis auf seine zeit; und als Bol lus das wieder au^gpriff und <
maszen erweitert und bis i : c gegenwart fortgeführt im j.
in einem programme ersci en liesz, ist er im. wesentliche
von denselben gesichtspuncten ausgegangen, mehrfach sini
angeblichen berichtigungen nichts weniger als das, und ülx
ist niemandem zu rathen, wo es auch sei, auch nur eine
älteren angaben ohne die genaueste prttfung anzunehmen,
führte ihn das gelegentlich herangezogene urkundliche mater
80 ist es doch eben wenigstens herangezogen worden, was er
sehr langer zeit wieder geschehen sollte; und mit mehrfad
*' hdsohr. aufzeichnong über das begr&bnis der kurfürstin
lene Sibylle, SAP., f. 461. für das folgende s. ardiiv der krea
(Sup. I], 'Acta die' Creuz- Schale za Dreszden betr.' YoL I (R
Litt. S. No. 1 1- KA. in den folgenden Cltaten), f. 17 ff.
** vgl. s. b. die aagengcheinlich auf anregnng des collegiai
ratb im j. 1654 erlassene bestimmong über den bezog von geh
acoidentien nach todesfällen im colleginm bis zur nenbeselsang
f. 69, wo sich an dieselbe sofort notizen von fiohemns und ander
die praktische ausführang in gegebenen fällen angefügt finden; v
f. 2), n. a. m. hier, wie anderwärts, geschah damit wahrsobeiiilic
viel mehr, als dasz bereits herkömmliches genauer definiert i
stätigt ward, aber eben das bestreben nach gewianang einer besi
form ist bemerkenswerth. — Ueber die onter fiohemns sa gons
schale gemachten Stiftungen s. Gehe, die Unterrichts* and ersi
anstalten in Dresden (Dresden und Leipzig 1846), s. 18 ff. ü
reohtsverhältnisse der kreusschule, § S.
'^ ad gloriosissimom Jesu Christi cosmosoteris triomphnm sa
dramatis . . celebrandom . . inritat M. L B. 49.
M. Johann Bohemus. 20B
mkBrvmgmt in fo i . thi chen, die sich nicht gerade fttr eine
AeieUe iNibli€a»on «»^u«»!»«, waren dieee aufteiehnnagen bereits
iMiiicihriftlieh in ein hoch eingetragen worden, dem. spiier der titel
'iMdeeUe rerom ad aoholam d. Cmeis attinentinm' Torgeeohrieben
nA nnd dessen yorhandensei]! wenigstens Bobemns nadifolgem
mA in den trflbsisB zeiten eine mahnnng zur fortfthmng' einiger
ibarüsferung tob der geschichte der schule geworden ist.
BoiMoatofl ittgte dem noch einen weiteren wichtigen besiandteil
bä» es ist beseidinend im sinne des oben gesagten, dasz wir yom
madiüek seines eintritts in das rect(»tit an bis zn dem letzten
▼or seinem tode dorchgdiend von semester zu semester
wohlgeordneten überblick des von ihm; behandelten lehrstoffes
(SAP. s. 352 — 370). auch hier hat diese blosze thatsadie
seine naehfblger zur fortführung entsprechender aufaeich*
bewogen, wenigstens bis zum J. 169ö, wo die ganze, durch
US begonnene und wesentlich bestimmte entwickelungsreihe
hran abschlusz durch eine neue , unter hervorragender mitwif kung
Im Superintendenten Chr. Schrader festgestellte lehrordnung fand.**
Idicb erstrecken sich jene angaben nur auf die thätigkeit des rec-
■8 selbst, also auf den lehrstoff fOr prima und teilweise auch
■i^gen der damals sicher ebenso häufig, wie es für 1575 und 1695
lisumt ist, stattfindenden combinationen) für secunda. dazu läszt
b dispoeition desselben nach der beliebten dichotomischen airt jede
iisotung über die zahl und Verteilung der einzelnen lectionen ver-
aber für die vorangegangene zeit ist von der schule aus
in dieser beziehung nicht einmal der schatten einer über-
bewahrt worden, gerade so wie später wieder längere zeit
, und wir würden darüber gänzlich im dunkeln sein, wenn
anderweit in berichten und acten von Visitationen und revi-
einiges wenige zu finden wäre.
Den ersten tieferen einblick in das innere leben der eben da-
auf den bestand von sieben classen erhobenen anstalt gibt der
teressante ^ordo lectionum scholae Dresdensis^, den iV. ZÖrler
1575 bei gelegenheit der general-, kirchen- und schulrevision
icht hat.*' darauf näher einzugehen ist hier nicht der ort;
bemerkenswerth mag erscheinen, dasz, während anderwärts
dem stürz der philippistischen richtung in der theologie bald
die übrigen lehrbücher Melanchthons aus den schulen ver-
wurden , von denen wenigstens die lateinische und die grie-
e grammatik in Zörlers plan ausdrücklich als benutzt auf-
werden, hier noch im j. 1625 festgehalten ward, *es solle
o meher nicht den die einige Grammatica Dr. Philippi in der
RA. B. VII. 15 ''die erkundigang des zustandes der schule z. h.
betr.', f. 4—11; nicht ganz vollständig 8AP., f. 887 ff.
" abgedruckt bei F. £. Gehe, die Unterrichts- und erziehungsan-
in Dresden, s. 22—27, nach der abschrlft im archiv der k.
int. Dresden II.
i
204
M. Johann Bohelnas.
Bchnlen getrieben noch gebraucht werden'. '^ im j. 1580 wi
die berttbmte knrsttchsi^e Schulordnung publicieri worde
auf die yerhftltnisse von Dresden specieU bezog sich eine g<
bene städtische Schulordnung vom j. 1603, die nicht bloss, ^
zunftchst jemand erwarten m(k^te, disciplinaryorschriften n:
hausordnung fllr die alumnen und ihren regenten enthielt,
ehe darauf weiter eingegangen wird^ wie sich hierzu und
pftdagogischen anschauungen der zeit im allgemeinen Bohemi
thätigkeit stellte, mag erst das einzige gesamtbild von dem s
der schule unter seinem rectorat folgen, welches in den 1
kirchen- und Schulvisitation im b^nn des j. 1671 eingefoi
berichten erhalten ist (BA., D. XVI f. 42 — 59); allerdings ai]
zeit, wo nach anderweitigen Wahrnehmungen cKe schule sdion
in einer rttcklftufigen bewegung begriffen war. derartige diuj
gerade für jene zeit nicht httidSg genug in gleicher yoUatfim
wenn nicht erhalten, doch publiciert, um nicht durch ein
beispiel yermehrt werden zu dürfen.
absolylt
hoc se-
in es tri
in lec-
tionibus
Suis
publice in^
ling^i8<
humanitate, in<
Consignatio lectionum a M. Johann. Boheme habil
anno . • MDCLXX. in examine yernali.
pietate, in compendlo Hütteri theologico VS
a X. nsqiie ad XVIII., additis qaibasdam
annotationibas
fLatina, Virg. 1. I.
calligpraphiam Ovi
dietitaTit, totam
riam Christi yei
yersibns -Virgiliai
scribendam ad ii
nem proposnit,
Graeca, Homer. 0
et Platarch. Hb
pneror. edneat.
(Bertü lofi
cnm üb
sophiat.
Rhenii rh
cam.
Plattti Amphitmonem, Anlidarian
tivos, Corenlionem,
fordinarie r'*"''"^'" Ciceron. pro A^chia. e
■ * per exercitinm pabliemn a<
trantitalit,
lul. Caes. üb. I de bell. Gallieo.
iPsalmos qnosdam Hebrmicos
cap. I. Genes, nna com ezpli
grammaucalinm praeeepl
solyit.
privatim
^ ygl. (Battiger*)F]athe, gesch. des knrst. nnd kSnigr. Sael
«. «17—219 und RA., B. VII. 16, f. 3.
** das original ist leider nicht mehr yorhanden; aber mel
citate daraus finden sich in einem roemorial yom j. 1069 (RA., 1
ifit
IL Jolumii Boh£mu8. 206
Anno MDOLXX in examine antamnalif
pietate, in oompendio Hfitieri theologieo XVI locos»
a XIX. sd finem, additit qitibiMdun in illos
anaotationibiu.
fLatina, Vinr^ 1. 1. Aen. ab-
I BoUii et fi iaeepiit.
Graeea, in Homero 1. XV.
Odjas. et Phitareh. libelL
pnblice in^
!,. . J<
ling:oi8<
] de edneat. pneror. et ffram-
l mat. D. Welleri.
rfieEtii loffleamy
in8tromentaUbQ8< Rbenii rbetori-
I cam.
(Plaut! Curcnlionem, Casinam, Cistella-
riam et Epidioom,
HoratU epoden aecnndam,
lib. n lui. Caesarls de belle Gallico.
extraordinarie cap. II« Genes« Hebr. nna com ex-
plieatione praeceptorom granunatiealiam.
flistoria salyatoris nostri I. C. Viigilianis yerbis et phiasibiis
onsneüs exercitiis poeticis pioposita et oonscripta modo fuit
lata.
iiones conrectori in schola Dresdens, a dn. rectore
praescriptae.
Die Lunae et Martis mane:
Flautos yel Terentins altematim tractatnr eum primanis et
aecondanis.
Terentins com secundanis et tertianis.
frivata leetiOy quae libera.
A meridie:
'•fangeL Posselii yel epist. heroid. Ovid. eum primania.
^Ipmmmat. Graeea Welleri cum secund. et tertianis.
^inriTata lectio.
t Die Mercurii.et Satumi mane:
Mprammat, Latina Schmid. repetitur cum primanis et secundanis.
«xercitia proponuntur et emendantur seeundan.
-priyata lectio.
CoUecUnea, die Kreozsch. . . betr. 1669—1766% f. 1—6; die datie-
~|ibt sich aas der bemerkung am ende; der entwarf dazu steht
. VII«. 191S f. 12—16). — Eine frühere städtische scbnlordnung:
1678 wird erwähnt RA., A. II. 66, f. 161«. — Die kurfürstliche
ch dem abdruck bei R. Vormbaum, eyang. Schulordnungen, 1
>h 1860), a. 230 ff. citiert.
*■'
196 lii. Johann Bohemua.
Das war ein wichtiger abschnitt in der geschichte dieser ai
stali. ihr neuer leiter war seinerzeit in Götzen unter WoUgUi
Batichius und auch noch einige zeit nach dessen entfemung von c
thätig gewesen, für dessen reformplftne übrigens der rath zn Hai
im j. 1618 sein lebhaftes interesse dadurch bekundet hatte, duz <
den damaligen rector Sig. Evenius dorthin sandte, um über die nei
methode berioht zu erstatten, jetzt wirkte er — neben einer na
fassenden sohriftetellenschen thätigkeit auf verschiedenen gebietei
deren ergebnisse namentlich in seinem entwurf der deutschen spnd
lehre und in seiner deutschen rechtschreibung eine gewisse bedei
tung für die geschichte der deutschen spradie und littentor g
Wonnen haben — besonders für einführung besserer seholbllolM
für bessere einriohtung der gesSnge und gebete in der sdraUdrcb
für b^prttndnng einer schulbibliothek, reyision der schnlordnnm
für fleiszige einübung Ton schulkomödien und zweckmäszigere ai
Ordnung der öffentlichen redeactus und disputationen ebenso, wi
für eine regelmftszigere rechnungsführung an der anstalt, und er
warb sich dadurch grosze, yon mit- und nadiwelt dankbar aac^
kannte Terdienste um dieselbe, die denn auch trotz der not der mü
rasch zu hoher blflte gedieh. zwQlf jähre kng wirkte Bohem» «i
ihm, übrigens gleichfalls litterarisch nicht wenig thtttig, sowd ii
wissenschtdüicher hinsieht als namentlich fruchtbar in gel^genhiit»
gedicbten, die zugleich genügenden aufschlusz geben über seine be
Ziehungen zu den Tersd^densten persönlichkeiten der stadt. 9t
oielles aus jener Wirksamkeit ist uns zwar ebenso wenig bekttH
geworden ^\ als über seine sonstigen lebensschioksale in dies«
Periode^ wie diese denn eigentlich überhaupt nie viel abeonderiicha
gehabt haben; aber da&z jene sich im yoUen einklang mit Gndiin
bestrebungen bewegte, dasz Bohemus von da her cüe frudhtbantei
und für die ganze folgezeit bestimmend gewordenen anreguBga
empfangen hat, bezeugt fast jede seite aus der geschichte seine
eignen, spftteren rectorats zu Dresden, nichts anderes wollte es bi
sagen, wenn im j. 1633 seine festhaltung im HaUeschen dienst
gegenüber einer berufung nach ausw&rts u. a. ausdrücklich daan
motiviert ward, 'es hfttte e. hochw. rath seine gewisse onadbi
warum sie itzo ihr gymnasium nicht wollten zerreiszen
lieh beziehen sich alle d»ta, anch in unseren sonstigen anfühniafsi
anf den jnlianischen kalender); das CV. gibt für Bohemos, der eeai
die gleichseitigkeit der seinigen mit der des Crneinsios sn betonen pief*
obiges datnm an, das programm von 1672 nnd die handsdirift 'Panoeeta
remm ad schobun D. Crucis attinentinm' im archiv der krenssehal
(sB SAP. in den folgenden citaten) nennen wieder andere data« welM
aber znm teil gans offenkundige versehen untergelaufen sind.
^* Eckstein a. a. o. s. 45 verweist auf J. Chr. v. Dreybannt, b«
Schreibung des .. Saal-Creyses , teil 2 (Halle 1750; s. 196) und lfitta|
Halliscbe schulhistorie, teil 2 (Halle 1747; s. 78 ff.), doch gibt d«r eistei
nichts als den Namen , und Mittag auch nur, was im CV . und bei Egeao
zu finden ist.
M« Johaiitt B<^bemiu* 197
jedeB&Ils wm seine thfttigkeit zu sehfttEen; das beweist das
•hraade ieQgiiis> aas ihm bei seinem sehliessliohen abgang aasge«-
itdlt ward, beweisen mannig&ohe empfehlimgen seiner gOnner naeb
ivwirts bin — und noob mehr eben die bernftingenr, welche anch
ohs eigne 'verankssong von dort her an ihn ergiengen. so sollte er
inj. 1633 rector in Nordhansen werden, und bereits war alles ab*
geseUossen nnd die vocation in seinen hftnden, als sein patron, der
ihi enist schon 'eine stattliche und rtthmliche, so mit stillschweigen
wtt VI Übergehen, yerehronge zum anzuge gethan', ihn noch
tedi Torstellangen nnd gewfthmng einer persOnlidien znlage
nrtdJndi. zwei jähre spftter ward ihm das rectorat ip Eisleb^
ngstragen. freilich konnte von vom herein nicht wohl von einem
e^griien anf dieses angebet die rede sein, weil der dortige bergban,
MB tesen ertrignissen sonst ) besoldnngen der lehrer bestritten
wvden, wegen des krieges gS siich damiederlag. im j. 1637 ward
Bobemos reranlaszt , sich um das rectorat in Naambarg zn bewer-
be, dessen dermaligem inhaber die bef5rderang in ein geistliches
int beyorstand. aUerdings gerieth die angelegenheit bald ins
iMen, da neue Verwüstungen des krieges den eintritt jener yor-
MBagnng vereitelten, aber gegen ende des j. 1638 kam sie in
ibfidier weise nochmals zur behandlung, und diesmal gab der
tfaiBistrator August von Sachsen selbst dem bewerber seine ge-
^neWge empfehlung. indes noch ehe es zu einer entscheidung darin
gdEommen war, lief von dritter band, vom 6 august 1639, im namen
te Dresdener patronatsbeh(5rde eine anfrage wegen Übernahme des
friedigten rectorats der kreuzschule ein, übrigens gleichfalls, ohne
tei Bohemns sich um die stelle bemüht gehabt htttte. ^ unter dem
l^d. m« erklftrte er seine bereitwilligkeit, und am 28 fertigte der
nft die vocation aus, mit dem wünsche, der freilich nicht erfüllt
^vden sollte, dasz der neue rector sein amt womöglich noch vor
inehislis antreten möge, wenige tage nach jener traf auch eine be-
'sAn^ in das rectorat zu Freiberg ein, — nunmehr zu spftt. auszer-
^ waren Bohemus wShrend seiner Halleschen Wirksamkeit wieder-
Ut anch noch zwei pfarrstellen in der nfthe, daninter GKebichen-
iWa, das für besonders einträglich galt, angebotm worden, er
ktte sie ausgeschlagen, allerdings waren es auch zmtlftufte, wo
^ einer vertauschung des aufenthaltes in einer festen Stadt mit
tejenigen anf dem platten lande noch ganz besondere bedenken
^tgegenstellten. und Halle selbst war erst kürzlich wieder von
^ Schweden genommen und geplündert worden, gründe ahn-
ficher art waren es gewesen, die eine noch viel ehrenvollere be-
f^rfimg überhaupt nicht über das allererste Stadium der behandlung
^tten hinauskommen lassen, in Helmstftdt war im j. 1638 Bohemus
^^e für die professur des hebräischen genannt worden, aber noch
'Mie acten über die besetzuog s. RA., D. XI 'Acta die Ersetzang^en
•J"er Schulbedienten allhier betr., von a. 1616 bi«z 1677% f. 117 ff.
198 M. Johaon Bohemus.
ehe seine antwort anf eine deswegen unter der band an ihn
tete anfrage ergieng, plünderte und verheerte dort das kaiserlide
heer die nmgegend der art, dasz alle einkünfte anablieben nnd mn
yon einer Vermehrung der professoren um so eher absah, als ni^
einmal den derzeit amtierenden mehr die gehalte ausgezaUt werdet
konnten.
m.
Am 13 november 1639 reiste Bohemus von Halle ab, nachfai
er noch in einem langen lateinischen gedieht von allen nur iigsid-
wie bemerkenswerthen Persönlichkeiten der stadt mit namentlkhar,
natürlich streng nadi rang und stand gegliederter aufzSUiuiig alh
schied genommen hatte, er langte am 19 d. m. in Dresden an, oIm
unterwegs, was immerhin für ein wunder gelten moehte, voadfli
hier und da liegenden Soldaten und streif^den rotte» bohelBit
worden zu sein, und hielt am 25 seine erste lection. das warte
anfang einer langen, segensreich^i thtttigkeit, aus welehor mitta
heraus ihn erst nach nahezu 37 jähren der tod risz.
Die Signatur dessen, was etwa damals v<m geistigem leben ii
Dresden vorauszusetzen war, wird noch am besten beseiohnet donk
die namen der hervorragendsten geistlichen der stadt, deien jäte
ja in seiner art ein stück gescbidite bedeutet, hier sei nmr as&
oberhofprediger Matthias Hoe von Hoenegg (1613 — 1645), Jkok
Weller von Molsdorf (1646—1664) und Mariin Oeier (t 1680),
sowie an die stadtp£arrer und Superintendenten Aegidios Stnach
(1616—1657) und Christoph Bulftus (t 1677) erinnert, sonst mOdUi
höchstens etwa noch Christian Brehme genannt werden dürfen, dfli
'dichter', der im j. 1640 zum kurfttrstl. bibliothekar ernannt mud;
David Schirmer und -C. Chr. Dedekind gehören schon einer etmi
jüngeren generation an. und wie wenig am hofe unter Johtfi
Georg I von geistigen Interessen und deren pflege die rede MB
konnte, bedarf kaum der erwfthnung. für den schulmann hatten d»
Superintendenten noch eine besondere bedeutung als die eigentikk
leitenden mitglieder — mit ausnähme der rein finanziellen veihltt*
nisse — der schulinspection. sie haben auch, ganz im einklilH*
mit der bedeutung und den forderungen ihres Standes in jener aili
nicht versäumt, ihre autoritftt als solche geltend zu maohen üi
nach ihrer erweiterung zu streben, schon in bezug auf die anitJ*
lung eines 'regens alumnorum' im j. 1617 wird über einen mgot
Aeg. Strauchs in die bis dahin unbestrittene, alleinige competeV
des rectors für diesen gegenständ geklagt,- desgleichen betreSi to
aufoabme der schüler. Bohemus selbst hat diese klagen
net.'* er hat auch einfach verzeichnet, dasz im j. 1652 der
conrector Benjamin Stolberg im auftrag des erkrankten 819er
intendenten durch den archidiaconus der kreuzkirche, übrigett
<• SAP., f. 104; für das folgende f. 91. 103.
M. JohAiin Bohemot. 199
«oigrtMM im l I der weit] Ijglieder der echulinspeetioii
«idor aaderai oou ^ n, .genu • worden iei $ber die Bozgfalti
attdff 80B8t angegeben wird, solcbee im gleichen ftUe durch
im rector geechehen sei, liest aen Vorwurf, der eben denn ent-
Utn sein edU, leidiit ertomen; hat ihn andi schon, laut
eeerrandnote zu der stelle, li ausj mh .. schUeszlich war das
wk maß xeine sache der form gewesen, — ) 'die fireilieh das zeit-
«hr besonders viel gab; aber eti mehr be< tete es doch noch,
VMB im j. 1668 ein bisheriger *r is ahmmorum' von Bulftus und
im laUisherren der inspection f r lehrer eingeführt wurde,
'tem kein ooUega gewust, is aucn ! mn. nichts davon gesaget
Mdm'« indes blieb dem rector auch so noch räum genug ftr eine
fhriitbaro thätigkeit.
Die kreuzsdiule muss unter Gkorg Hausmanns leitung, wenig*
ilnM in der lotsten seit, ziemlich gesunken gewesen sein, gewisse
Mütsüangen zwar, wie sie so ziemlich am b^(inn seines rectorats
na Tiiitaftoren und inspectoren erhoben wurden*^, wollen nicht
km viel beeagen; mttngel fthnlicher art sind auch in notorisch
NM« Zeiten ab und zu gerügt worden, aber im j. 1638 waren
tHknr und conrecior von der inspection förmlich zur reckenschaft
Ivfibw gezogen, dasz die schule so verfielen, und ihr yersnch, die
ibild davon auf die bürger und die privatschulen zu schieben, war
hUn beantwortet worden: das sei vielmehr die folge ihres sehlech-
m BBtemohts und des mangels an fleisz und strenge. '^ fi^t noch
wikr gewicht möchte der thatsache beizulegen sein, dasz sonst nach
IHMT riehtung hin auch nur eine spur von Hausmanns wirken sich
ririttn hat, imd dasz Bohemus die prima mit nur zwanzig, die
Mada gar nur mit zehn schülem übernahm. '* jedeilCBlls mache
Ha dafür nicht allein das elend des dreiszigjfthrigen krieges ver-
plvortUcb. allerdings klagte eben damals, in der landtagspropo*
HiB vom j. 1640, die regierung selbst bewegUdi in diesem sinne;
wenn Kursachsen verhältnismässig spät direct in den krieg
ward und die stadt I^esden wenigstens nfährend
nie in feindliche gewalt gerathen ist, so litt man hier
einquartierung, theuerung und pestilenz noch gerade genug.
unter Bohemus stieg doch der besuch, auch aus dem offenen
und selbst von fem her, rasch wieder, trotz der nur noch
den not. und im allgemeinen darf sich, wer je in die läge
:ommen ist einen überblick zu gewinnen über die reiche, gelehrte
tur aller art, die während der dauer des dreiszigjährigen krie-
PI geschrieben, gedruckt und verkauft worden ist, der unerfreu-
r
I " RA., D. XXXI. 3 'Die Kirch- und Schalen Visitation . . betr. a.
|il/26\ f. 6—7. B. VII. 16 (vom 19 mai 1025), f. 3.
I ^ vgl. Hasche , diplomatische geschichte Dresdens, 8 (Dresd. 1817),
|iS. die originalacten scheinen leider verloren gegangen zu sein.
^ s* SAPn f. 109. — Für das nächstfolgende v^. (Böttiger-) Flathe,
^mk. des kurstaates und königreiches Sachsen, 2 (Gotha 1870), s. 215.
i
200 M. Johann Bohemus.
liehen erwftgong kaum verschlieszen, ob er, um diesen ansdniokn
gebrauchen, den respect vor dem dreiszigjfthrigen kriege oderitr
der damaligen gelehrsamkeit yerlieren solle, mag es sein, dau dtf
krieg anf die sogenannte schöne litterator in gewissem gimde htt
tigend und yeijttngend eingewirkt hat***; aber welch eiilem taad -^
und mit welchem eifer und welcher selbstgefülligkeit — * jigei dii
gelehrten nach, als hätten sie keine ahnung dayon, was ebennf
dem spiele stand! — Zu alle dem kam noch, dasz nach Haosmiw
tode das rectorat fast zehn monate lang unbesetzt geblieben «v.
gerade einen tag yor Bohemus antritt war der Qointas gestoriwir
der länger als yier jähre sein amt wegen erblindung lücht hitti
yerwalten können (SAP. f. 97). gewis war es dem ännsten sehr U
gönnen, wenn ihm der rath während dieser zeit das gesamte dik
kommen seiner stelle beliesz; aber dasz er dieselbe inxwitchen nr
durch einen obem schüler ausftillen liesz, konnte der aostalt vaxaUf
lieh zuträglich sein« zumal da ohnedies schon der leiter des iilmiiMti
und zugleich der untersten classe dieser kategorie aagehOrfce. dil
wollte zwar immer noch etwas ganz anderes besagen, als wenn büt'
zutage ähnliches geschähe, in einer zeit, wo gar nicht selten der|ii*
maner eines gymnasiums direet in eine lehrerstelle aa einer nietai
schule eintrat , oft wenigstens lange jähre in der classe yerfolieb, it
dasz u. a. hier in Dresden gegen ende des 1 7n Jahrhunderts die ht
Stimmung getroffen werden muste, es solle niemand über drei jahieil
der prima behalten werden, 'es geschehe denn seiner qualitit w^g*
in arte musica' (RA., B. VII 16 s. 19). man findet bei frOhMi
Regenten' dieser art die dauer ihres amtes bis zu sechs jähren aags*
geben; deijenige, den Bohemus bei seinem antritt yorfond, beUtt*
dete dasselbe schon seit ostem 1633 und noch weiter bis zu pl^f
eten 1640. dann ayancierte er zur sechsten stelle im coUegiumdir
schule selbst, während doch gleichzeitig die neuerung guUel»
ward, die hier als die erste unter den yon Bohemus angebafaatai
reformen erwähnt sei, dasz künftig auch die unterste stelle fOä
einem 'aeademicus' bekleidet werden solle. ^'
^ Oervinus, gesch. der deatschen diohtaDg, 3', 8. 198 ff. — v<^
etwas übertrieben. — DafOr, wie fem die gelehrte weit dem leben lii
der not der seit stand , ist kaum etwas beseiohnender, als wenn s. k» j
in einem grAtulationsffedicbt su Bobemns* gebnrtstag im j. 1681 — «il^ <
gemerkt: in Halle, dessen gescbick so ganz besonders eog mit dtv* '
jenigen Magdeburgs yerknüpft war — diese jabressahl belieDtemanü
ausgedrückt wird durch den rera: (seil, anno)
qVo MagDbVrga perlt Yrbs totaqVe tVrba neCatVr!
** hier bildete sich in der praxis für lange seit der gebraueh ■■^
(lass frühere schüler der anstatt zu dem amte genommen woitei, to
begreiflicher weise sich besonders häutig erledigte, kara cemg wtf
oft die Studienzeit der betreffenden ; und als wie tief unter den eigei^
glichen 'sohulcollegen' stehend sie trotz ihrer eigensohaft als acadsMhJ
noch lange betrachtet wurden, zeigt zb. recht deutlich ein eommwüal
eines unter den kurf. visitatoren an den rath (RA., D. XVI 'Acta die
M. Johann Bohemus. 201
Ueberiiaapt fce Bobemus sinn ftlr das technische der ver«
waltoog; man n^w^^t es, dasz er ans einem wohlgeordneten schnl*
wwoi kam. wie er sofort beim antritt die namen wenigstens seiner
umütelbai^Ni sohOler in den beiden obersten classen aufnahm, so
%te er aaofa zuerst ein yerzeichnis der neuaafgenommenen an. nur
Hat, datom der aofiiahme und heimat werden freilich verzeichnet,
— die classe erst von seinem naohfolger an , und weiteres erst noch
vial ^ter. aber in der ganzen vorangegangmien periode sind
netoratsacten hier überhaupt gar nicht geftihrt worden, die auf-
nkne stand dem Superintendenten und dem rector gemeinschaftlich
>, wobei es sich von selbst ergibt, auf welcher von beiden Seiten
t der regel der bestimmende einflusz war. geklagt wird allerdings
}iaßg über die bevorzugnng auswSrtiger vor den bürgersöhnen,
lad haoptsfichlioh um dies zu verhindern , wo es sich um so bedeu-
ade beneflcien wie den eintritt in das alumnat oder in die currende
laddte, ordnete der rath von 1657 an zwei seiner mitglieder ab,
ie iowol im allgemeinen, vorbehaltlich der rechte des superinten-
ttten, als inspectores und directores fungieren sollten, und ohne
«en beistimmung namentlich keine aufnähme oder Versetzung
litt&iden dürfe**, eine bestimmung, die freilich nicht inmier be-
baehtet worden ist. laut jenen Verzeichnissen ist denn nun in den
Uten fünf jähren von Bohemus rectorat die zahl der aufgenomme-
m von 82 constant bis zu 119 gestiegen, und noch zweimal im
mknS des ersten^ einmal im verlauf des zweiten Jahrzehnts ist die
(•■eral- Kirchen- and Schnl -Visitation betr. 1670 und 1671\ f. 143),
Hvfai unf die bittern beschwerden des regens alamnomm über die gäns-
Übt nnsnlftnglichkeit seines gehalts und den schlechten znstand seiner
lAanog (ebendas. f. 69 ; vgl. Neubert, rechtsverhältnisse der krenzschnle,
h.11) geXnssert wird: '1) Ist kein rechter Schull Collega. 2) bat zu
Üifm thnen einkommens genug. 3) Solte er, wie andere, vociert und
Mmiert werden, so müste ihn £. E. Ratb auch besolden, . . da er
kA in warheit nur als ein Coalaronns vom Tisch und Bier participiert.
9 wegen des begehrten Ofens Temehme man die andern CoUegas', —
^sicher so viel hiesi, als die erfüllong des sehr billigen Wunsches
h inmer vertagen. — Aehnliches anch in einem bericht des raths,
iMdas. f. 109.
t» RA., B. Vn*. 191* 'Acta, allerhand Nachrichten, die schale z.
Er, in Dr. betr. Vol. I. 1067' sqq., fol. 1. 8. — Später ist dem rath
I einem der städtischen sohalinspectoren der verschlag gemacht wor-
1, die reeeption dem rector allein , nnr mit eventaeller saziehang des
iMors zar prüfnng im gesan;^, zu überweisen, gewis nicht blosz, 'da*
rit der h. Sap. nicht allezeit behelligt werden dürfe' (RA., B. VIP.
11* 'Acta, allerhand Deliberationen tind Anordnungen der Schale z.
kXr. Besserung betr. 1616—76% f. 10; undatiert, doch nach sichern
■Machen zwischen 1664 und 1669 yerfaszt), sondern teils wol, weil in
1^ tbat zuweilen der rector durch den einflusz des Superintendenten
Imfnahmen gedrängt wurde, die über seine befugnisse hinansgiengen
ii 1660; RA., B. VII'. 191% f. 34), mehr noch, weil die städtische
jtofde wol überhaupt gern diese anspruchsvolle, geistliche autorität
I Seite gedrängt hätte, auf das bemerkenswertheste beispiel davon
i^ dem j. 1668 ward oben (anm. 7] hingewiesen.
214 M. Johann Bohemus.
in deutsche yerse verbundjBn worden sei. das prSoisiert xogleioh
Bohemus Stellung zu den pädagogischen hauptsystemen seines Jahr-
hunderts und hat, was wenigstens Horaz betrifiFt, auch zu einer
eigentümlichen Veröffentlichung geführt, deren noch zu gedenken
sein wird.
An die gelesenen schriftsteiler, namentlich die hisioiiker,
schlosz sich gern das dictat diohotomischer dispositionen über ihren
inhalt, die nun einmal als das unfehlbarste mittel zur einftlhrang in
das Verständnis der antiken litteratur galten. "^ grammatik wurde
vom rector nicht mehr behandelt, dagegen wurden einmal, soweit
das verzeichnet wird, regulae sermonis elegantioris dicÜert, und
zweimal eine calligraphia Ovidiana. sonst versäumte Bohemus alle^
dings nicht leicht eine gelegenheit, um sich möglichst scharf gegen
die veraltete dictiermethode zu erklären'^, namentlich bei der be-
handlung der schriftsteiler, die vielmehr gehörig zu erklären md
vor allem ^ad usum zu transferieren' seien, das entsprach übrigens
nur dem geiste der kurfürstl. Schulordnung, welche denn auch eonsti
sofern er nicht in einigen beziehungen thatsächlich von Batioliins
methode beeinüuszt war, seine richtschnur blieb und nach seiner
meinung , falls sie nur streng beobachtet und in Vergessenheit ge-
rathenes wieder aufgefrischt werde, im wesentlichen ausreiohte.
darauf hinaus gieng auch der hauptinhalt des Schriftstückes, in
welchem Bohemus am ausführlichsten gelegenheit flEUid, sich über
seine pädagogischen ansichten und. ziele zu äuszem, des *ünvo^
greiflichen Bedenckens in währender Churf. Sachs. Christlöblielier
Visitation, übergeben den 14. Febr. 1671"*, und welches seinen
anlasz in einer entsprechenden, von Seiten der visitatoren an die
sämtlichen schulcollegen ergangenen aufforderung hatte, aber
während die übrigen bestimmt formulierte ausstellungen oder vor
schlage nach verschiedenen richtungen hin machten, die wenigstens
für die geschichte der schule noch heute ein mannigfaches interesse
^^ beispiele davon, sowie aucfi eine sehr ansfübrliche, dichotomiiehe
'Methodus studiomm generalis' n. dgl. in einem bände des archirt der
kreuz schule mit allerlei materialien zur lebensgeechiohte dea em.
pfarrers Chr. Richter, zuletzt in Briesznitz, eines schÜlers von Bohe-
mus ('Deo et Lyceo hoc ^vr)|üi6cuvov cöxapiCTiKÖv n. 1725. litavit . .
M. Christ. Richter').
'^ z. b. P. (abkürzung^ für Bohemus gesammelte programme , 2 bde.,
Dresden 1666. 1666) 1, 182: Line monstrosa ezcrescentis aetatis pro-
fectusque teneritudinem dictatorum mole degravare religioni vel minime
habeut. quod non ingenuis, non eruditis, sed sordidi laboris qnaettns-
qne opi6cibus, non praeceptoribus, sed deceptoribus . . con?enit etc.
vgl. 1 , 88 f . 230.
^ RA., D. XVI, f. 149 £f. die abschnitte desselben, nach den
deutschen einführungsworten , sind: de praeceptorum officUs; de officio
regentis; de discipulorum officiis, quae in pietate, doetrina et moriboa
consistunt, in genere; leges speciales pro alnmnis in schola ^abitanti-
bus; poenae. dagegen suche man nichts in dem einladungsprograam
zu einem exercitium erat, de edncanda iuventute v. j. 1649 (P. 1, S63).
M. Johann Bohemua. 215
iuiben, gieng der rector auf die speciellen Verhältnisse derselben
gBi nicht ein, und somit blieb, da er auf den didaktischen teil seiner
Au^gfabe einzugehen wegen der kürze der zeit ablehnte ^^ nicht viel
oiebr fibrig als eine anzahl von bemerkungen und Vorschriften all-
gemeiner art, recht besonnen und verst&ndig, denen aber auch mit
dieser erw&hnung vollständig genügt ist. ein groszer teil derselben,
soireit sie sich auf die schüler beziehen, gieng allerdings wörtlich
die ersten Schulgesetze über, welche unter Bohemus nachf olger
j. 1686 erschienen, sonst wäre etwa noch aus andern Schriften
— tusser den nicht eben ungewöhnlichen mahnungen, nicht zu viel
kuf einmal zu treiben, sondern stufenweise im Unterricht vorwärts
schreiten, und anderseits zwar nicht im übermasze nachsichtig zu
sein, aber auch nicht allzu sehr zu ^sävieren' — auch noch die ge-
wObüiche abneigung gegen die sogenannten realien hervorzuheben. ''
die ilten sprachen sind und bleiben eben das fundament alles unter-
Hchts, dea^en ziel besteht in pietas und facultas apposite et elegan-
ter dicendi und scientia recte de rebus diiudicandi (vergl. besonders
P- 1, 82. 88. 182). zur aneignung derselben aber ist das geeignetste
Qüttel frequens styli ezercitium.
Was in bezog darauf im gewöhnlichen gange der schule gefor-
dert and geleistet worden ist, entzieht sich allerdings fast gänzlich
tt&aerer kenntnis, mit ausnähme des 6inen, dasz eben die ^imitatio'
deo gmndcharakter des ganzen bestimmt hat. das besagt auch eine
Torbemerkung, welche den hier benutzten lectionsverzeichnissen ein
ftr iUemal vorausgeschickt ist. sofern denn aber doch einmal der
nche eine besondere bemerkung am betreffenden orte gewidmet
wird, sehen wir, was die poetischen Übungen anlangt, natürlich vor-
wiegend Yirgil nachgeahmt, wie in einer gemeinsam in der schule
nsgearbeiteten historia Jesu Christi , die zufällig in den oben an-
gefthrten Übersichten erwähnt wird , oder einem Bethlehemitischen
<^| Undermord; aber auch Horaz ist im j. 1643 nachgedichtet worden,
besonders mit bezug auf biblisch-religiöse gegenstände (P. 1, 88);
nickt minder wird einmal ein ezercitium poeticum cum poetica
Oiessensium angegeben, auf der andern seite durften — sie sind
wenigstens ziemlich im an&ng verzeichnet — Übungen im briefstil
(nach J. Buchlers thesaurus conscribendarum epistolarum) im huma-
nistischen bildnngtgang nicht fehlen, worauf sonst die sache hinaus-
gieng, wenn etwa Cäsar imitiert wurde oder 'usus commonstratus','
*^ a. a. o. f. 164. die entsprechende aufforderung au B. war frei-
lich aach erst am 9 februar ergangen.
** vgl. P. 1, 83: apud multos nihil freqaentias quam ut nescio cuius
Semeies tragoediam, horrendos cometarum effectus, planetaram stupen-
dos adspectos ambras solis aut tonitrui causam apud illos introducant,
qaibas . . satius esset, ut vocabula informare et flectere prius didicis-
■ent. non qui multa seit, continuo doctus est, sed qui seit idonea
Titae; und mehrfache übelstände an der schule , die noch zu erwähnen
<€in werden.
216 M. Johann BohemoB.
wie es heiszt, an reden des Livius oder Cioero , kann von Boi
selbst als mnsterbeispiel, als welches sie auch beabsichtigt ist
eine imitatio orationis pro Marcello über das thema 'Da dei
in filio data est longe mazima, gratiae ergo dieendae' lehrex
von schtQerarbeiten in dieser ricfatong, wie leicht begreiflich,
erhalten ist. um so reicheres material liegt vor in bezog aal
actus und dramatische aufftthrungen. ^ es ist nidit nnwahn
lieh , dasz Bohemus wenigstens den ersteren überhaupt erst ei
an der schule verschafft hat, und auch von den letzteren findi
vor seiner zeit nur ein beispiel, die auflührung von Terenz^ A
unter Zörlers rectorat, in derselben zeit, wo die kurfürstl.
Ordnung derartiges den ftirstenschulen alljährlich zur pflicht n
und den particularschulen mindestens nicht verwehrte, doch !
die beiden jährlichen examina, welche sonst' den nSchsüieg
anlasz dazu zu geben pflegten, an der kreuzschule sdion t
entsprechenden bestimmung jener Schulordnung herkOmm
weise bestanden, und es blieb auch fernerhin dabei. ^ ausz
gab anlasz der abgang von schülem zur Universität, der jf
feste regel über das ganze jähr sich verbreitete, und mdu
minder stehend jedes höhere, oft selbst manches recht unbedei
kirchliche fest; zuweilen ist sogar ein äuszerer grund gar ni
erkennen, zu allen derartigen feierlichkeiten lud Bohemus
Programme ein, in prosa und in versen: es sind die ersten, ^
an der kreuzschule ausgegeben worden sind, er selbst hat :
Jahren 1665 und 1666 die bis dahin erschienenen in zwei l
gesammelt herausgegeben, so weit sie noch aufiEutreib^i w
4* beigeg^eben dem programm (1662; P. 1, 586 ff.): nsns log
rhetorions per analysiü et genesin breviter mpnstratns in oratio
T. Clc. pro Marcello. dasselbe 'in oratione . . pro A. Lioinio
poeU' 8. P. 2, 627 (a. 1664). in einem actus (1652; P. 1, 435) sp
einmal drei redner de Luthero ad imitationem orat. Cic. pro Ar*
^ in weiterem nrofang ist der gegenständ behandelt in i
'beitrügen aar geschichte der dramatischen aaffShrnagen an der
schule', in der festscbrift zam amtsinbiläum des oberbörgem
Pfotenhauer vom j. 1874, wo auch alle nicht unmittelbar nierl
hörigen beispiele und verweise zu finden sind.
** RA., A. n. 66, f. 161 (a. 1578); dgl. Zörlers lehrpUn (s. o. an
wo sie auf je 6 tage berechnet sind. RA., B. VIL 16, f. 8 (a. 16:
beiden examina sind bald nach den äquinoctien «nzostellen n:
demnächst der anfang damit gemacht werden; B. VIK 196«, f. 8 (=
f. 15; a. 1669): wahrend die geschriebene Schulordnung (vom j
vorschreibt, dasz die examina je einen tag dauern sollen, werde
zeit fast vier ganze tage damit zugebracht. ~ Aeg. Strauch hi
j. 1689 in Vorschlag gebracht, dann und wann unvermntete e3
anzustellen, dadurch ward wo! dasjenige veranlasst, welches
lectionsverzeiohnissen für den 18 juni läl angegeben ist, — Vi
prftmiierung fleisziger anlangt, so wird mehrfach die vertefloi
papier erwfthnt, welche ja auch die kurf. Schulordnung kennt.
^^ Dresden, 8^ (^ P. in unsem ci taten). — Für die nävollsi
keit s. 1, 170. 449. . — Die später erschienenen, einzelnes prog
sind im folgenden nicht noch besonders citiert.
M. Johann Bohräias. 217
stuidpaiict liegt fast das baaptsSdilichste Interesse an
lg dieser scbriften in den Programmen der scbolfeierlicb-
nhuMdirichten' sucht ohnedies kein kundiger darin,
annigfadisten gegenstSnde sind in diesen redeacten —
t etwa sei es Ton einzelnen, sei es capitelweise der reihe
efareren z. b. eine Ciceronianische rede oder Tadtas Ger*
lern gedaehtnis redtiert ward — behandelt worden, ia
1 'engsten anscblusz an die jeweilige dassenleotftre. bftn*
a biblisch-theologischen inhalts werden am allerwenig-
den wunder nehmen, anch die meisten unter den ge*
redeaotns haben schon eine art dramatischen charakters>
i den verschiedenen rednem eine erzfthlong in den hanpt-
ifares Verlaufs wiedergegeben oder eine Streitfrage nacb
en Seiten beleuchtet, wechselsweise lob undtadel, ein-
nderlegung vorgebracht und endlich eine entscheidung
ird, während zugleich der erste und letzte, noch ge-
zwei besondere Sprecher als prologus und epilogus die
ikeit und nachsieht der zuliörer erbitten oder dafür
. gewis sind auch die Sprecher bisweOen im kostitm der
ifgetreten, die sie darzustellen ha,tten. wenn so Her-
heidewege, mit tugend und laster, vorgeführt wird, oder
die neun Musen , um de studiorum impediQientis zu ver-
ler ein historiophilus , um sich von Livius, Sallust, Flu-
iusebius mit beispielen aus ihren werken über die vor-
jrt der tapferkeit bericht erstatten zu lassen , so werden
Behend auch fragen, wie die, ob ein christlicher Staat die
m lassen dürfe, oder ob der Unterricht in Öffentlichen
1 erteilen sei^*, unter der form und mit dem apparat
gebenden rOmiscfaen Volksversammlung behandelt, oder
prfttor und richtem, klfiger, beklagtem und zeugen, unter
ler betreffenden Ciceronianischen reden ^ der process pro
rino oder pro Archia poeta aufgeiührt, oder nadi ComeUus
Uung der process gegen Epaminondas wegen unberech-
Khreitung seiner amtszeit, nach Livius deijenige gegen
«nden von den drei Horatierbrüdem, der seine Schwester
ie vierte catilinarische rede Ciceros und £e bekannten
dlust wurden in einer darstellung der senatssitznng ver-
Im j. 1656 (P. 1, 487), was in der oben angezogenen fest-
\ durch ein yersehen weggeblieben ist, ebenso wie dasz
ms eigner angäbe dieser actus 'ex Brevero' entnommen
BS nachzuweisen bin ich auch jetzt noch nicht im stände,
sstand gab auch einen der so gern ergriffenen anlasse sa
^tiven gegen die sogenannten winkelschnien , das object
ßr klagen und verböte von Seiten der öffentlichen lehrer
ily — im Zusammenhang womit übrigens gerade für Dresden
i umfangreiches und sehr interessantes material zur ge-
^•lementarunterrichts im 16n und 17n jahrh. sich im raths-
Im hat.
i
218 ' M. Johann Bohemus.
wandt , welche die gefangenen Catilinarier verurteilte. TOn einei
teil dieser actus ist übrigens das ganze arrangement bochstBUic
der damals viel gebrauchten bearbeitung der progymnumata de
Aphthonius von Joh. Micraelius entnommen« einmal , in den jahni
1656 — 1658, hat Bohemus sogar dessen gesamte 14 musterdantd
langen (actus progynmasmatici Aphthoniani) , mit einer einnga
geringfügigen abweichung , wie sie die localen Verhältnisse an di
band gaben, in rascher folge nach einander halten lassen.
Aber neben diesen ^actus oratorio-dramatid', zum teil alki
dings noch selbst mit diesem namen bezeichnet, stehen auch ail
reiche aufführungen wirklicher schulkomödieen, geistlichen ni
weltlichen inhalts, wie auch eine von Plautus Mostellaria , nndbi
weisen, dasz Bohemus noch keiner der einwendongen zngfing^
war, welche in immer erhöhtem masze von verschiedenen stod
puncten aus dagegen erhoben wurden. ^ noch seine beiden näcltfUi
nachfolger sind in gleicher weise verfahren. Nicodemus Frisehlis
Venus und Dido, Bebecca, und wiederholt die Helvetiogermani ni
gegeben worden, auch einmal ein sonst nicht weiter bexeiehiuli
^exercitium dramatioum de Stratocle, qui ex studioso miles'. da
gleichen ward wiederholt, um zu den geistlichen Stoffen flbem
gehen , der triumphus Christi , von Cornelius Schonäos an^efUm
unsicher ist die Verfasserschaft einer Angelodaemonomadiia, «i
auch eines Spiels 'de Ninivitarum conversione' nach dem propheU
Jonas, welches bemerkenswerther weise bei seiner zweiten m
führung mit einigen abSnderungen deutsch wiederholt worden i
sein scheint, und nur einmal (P. 1, 309) bekennt sich Bohemus« dl
auch sonst mehrmals den namen des autors verschweigt« mit eiifl
^me primas lineas ducente' als den Urheber einer zweimal daig
stellten passio Christi, welche aber wieder von einem ein andes
mal gegebenen stücke gleiches namens verschieden ist, aoöh dw
aufführungen fanden, soweit das bemerkt wird, in der schule stil
und zwar in der regel nachmittags , von 2 uhr an.
Je mehr nun alles dies darauf berechnet war , den lateiniadi
ausdruck zur höchstmöglichen geläufigkeit zu bringen und dnn
ihn die muttersprache aus dem munde der studierenden jngci
gänzlich zu verdrängen^'' — was ja auch, neben dem nntzen öm
*'^ auch hier ist für alles nähere auf meine oben an^fBhrte ä
handlung zu verweisen. — Zu dem, was dort über die feier des Ol
goriasfestcs und das agieren von christkomödien doroh kremseUj
gesagt ist, konnte hinzugefügt werden, dasz noch einige weite in I
zug darauf in dem oben (anm. 37) erwähnten bände des SGholarchiYS i
der handschriftlichen, gereimten selbstbiojn'aphie M. Chriatian Blehll
('accidentale und fatale lebensschicksale^ sich finden, das saDM I
zu drollig, als dasz nicht vielleicht der abdmck der «of seuie SflU
lerjahre zu Dresden bezüglichen verse im anhang II entsehalUg^
finden dürfte.
^" in den redeacten ist deutsches nur als beataüdieil poljflott
expositionen zweimal vorgekommen (P. 1, 78. 2, 659).
M. Johann Bohemus. 219
i für den künftigen lebensberuf durch erwerbung einer
nden hardiesse' und gewandtheit und neben dem gewinn
rOmmigkeit bei geistlichen Stoffen, immer als rechtfertigungs-
erselben gegen einwände betont ward, die sich doch ab und
i lieezen — um so mehr musz man staunen zu sehen, dasz
nr auf beobachtung des gebots der kurfürsü. Schulordnung
es lateinsprechens wenigstens in den beiden obersten dassen
h gedrungen werden muste. für abweichungen davon ward
en eines mitgliedes der inspection eine geldstrafe in vor-
ebracht.^
e weit im allgemeinen der griechische Unterricht hinter dem
hen zurückstand, ist bekannt, und so dürfte es weniger
nehmen, wenn, wie ein eifriges städtisches mitglied der
peciion im j. 1669 klagte, in den hiesigen lectionibus keine
» Graeca zu finden waren ^, als dasz diese thatsache über-
emerkt und beklagt ward, die kleinen griechischen lei-
einzelner bei gelegenheit von redeacten sind so gut wie
rechnen ; und selbst sie waren yielleicht eben erst ein zei-
r neuen blute des gymnasiums unter Bohemus, der sonst
ritel den zustand schon als einen seit längerer zeit bestehen-
mommen, übrigens auch einige seiner programme griechisch
ben bat. in seiner classe ist von ihm stets die grammatica
bebandelt worden, mehrmals sind, wie es in der ausfuhr^
bezeicbnung heiszt, ^technica linguae Graecae, quae ex gram-
Jraecis Lascaris, Moschopuli, Gazae et aliis Halls inantea
. Torgetragen , bez. dictiert worden, in der lectüre treten
i, secundäre hülfsmittel hervor, wie ich sie nennen möchte,
H die colloquia Posselii und die catechesis Bhodomanni,
le gröszere als die kleinere, einmal, ganz im aniang, hat
i auch den Eilhardus Lubinus benutzt, dessen erste centurie
(dem er 11 jähre lang über sie gelesen, 1638 zu Halle mit
■gen herausgegeben hatte. ^* sonst erscheinen in der prosa-
lTb. VIP. 196S f. 3 (= 1M^ f. U; a. 1669. D. XVI, f. 87. 40
ebendasselbe, and dasz man keine carmina achreiben laase,
;t»Qch schon im j. 1578 gerüf^t worden (RA., A. II. 66, 1 159).
Iptfick dazQ diene ein verweis auf einiges material dafür, in
Eerordentlichem nm fange noch lange nach der reformation
che beim Intherischen gottesdienst verwendet ward; für das
lA., A. n. 66, f. 95—97; für 1626: D. XXXI. 3, f. 6; für 1671:
X 121. 177 f.
Rtlcbe billich zum wenigsten in prima classe, aus denen in der
pang de a. 1603 ang^eführten Ursachen, sollten in obacbt ge-
Jrerden'. RA., B. VII«. 191^ f. 13 (=196% f. 1; ebendaher,
Pt sich die datiernng).
^ Job. Bohemi . . notae philologicae ad centur. I. Eilhardi Lu-
jfterkenswerth ist, dasz in diesen Sentenzen ^inclusae sunt omnes
'linguae radices primogeniae\ die anmerkuugen sind stark
jnnd- theologischer und etjrmologisierender art. — Einmal ist
piders Bupiöiov rrjc '€XXd6oc (pujvfic s. Portula Graecae linguae
■ntzt worden.
I
220 M. Johann Bohemus.
lectttre regelmSszig Isokrates ad Demonicum , seltener ad 1
und Plutarch de pueroram edücatione, teils zugleich mit de
im neuen testament, teils ersetzt durch diese, nachdem
j. 1643 mit dem Titusbrief ein anfang gemacht worden w
von michaelis 1644 an bis ostem 1654 nach einander d
neue testament durchgelesen, dann im unmittelbaren anschli
bis ostem 1657 noch einmal die evangelien und die apoetdg«
von ostem 1658 bis michaelis 1661 die drei ersten ev
darauf aber ward für lange zeit damit ausgesetzt, und n
michaelis 1672 bis ebendahin 1674 das evangelium Lnei :
mal vorgenommen ward , so war das wol veranlasst dnrd
der Visitation von 1671 von raths wegen mit untergelan
merkung, dasz mit den mangelhaft vorbereiteten oberen
lieber z. b. testamentum Graecum oder anderes, ab Homer,
sei, entsprechend auch einer zwei jähre vorher an^gesp
rüge." daraus mag zugleich geschlossen werden, wie w
wie langsam im griechischen gelesen ward, wenn z. b. al
lauf des Schuljahres 1644/5 behandelt verzeichnet wird latu
Demonicum, catechesis Bhodomanni lib. 1. 11 und ein teil v
II. I, so gehört das schon unter die reichhaltigen vom di
zeichnissen. dafür wird auch anderwttrts einmal nur Ln»
und grammatica Welleri ftir ein semester genannt und von :
1672 an für die drei folgenden halbjahre überhaupt nur Li
1 — 11 und 7 — 13, mit der bemerkung, dasz an stelle de
wöchentlich zwei stunden hebrSisch getrieben worden seL
Homerischen gedichten sind zwischen ostem 1644 und
ersten drei, von ostem 1656^1658 die ersten fCOkf bficher
behandelt worden, und zwischen ostem 1658 und miehai
die ersten 17 bttcher der Odyssee, dreimal in je einem halli!
batrachomyomachie. alles andere tritt nur vereinzelt anf ,
nismttszig am meisten noch, dreimal, Theokrit mit einigen
je zweimal das aureum Carmen Pythagorae und die pasaio (
Nonno, je einmal Theognis, Phokylides, auch Demosthenei
rede vom frieden und Agapetus.
üeberhaupt neu eingeführt ward von Bohemns, wie ei
der hebräische Unterricht, und blieb auch noch nach seinem
Sache des rectors in seiner abteilung. dies erklärt aidi \
ersten aus der speciellen richtung seiner gelehrsamkeit. hi
lieh genesis und psalmen sind da gelesen worden — wc
überhaupt einmal, was dann und wann geschah, die lectftn
sten der grammatik ganz ausgesetzt ward — , in den lei
Semestern die Biblia parva Opitii. als lehrbuoh konnte
seine eigne grammatik zu gründe legen, dasjenige, wa
w RA., D. XVI, f. 98. — B. VH«. 196«, f. 1 (— 191», f. 18
meisten wolbestellten schulen wird Testam. GraeeiuB wSdbeol
destens ein bis zwei mal gelesen; was hier nicht geediieht'.
M. Johann Bohemus. 221
zögen wordei ist, wird im wesentlichen dem inhalte der
Bcbienenen LiModactio ad sanctam Hebraeam linguam dicho^
»t üaciUima entsprochen haben, die auch von miehaelis des-
jahres ab in den Verzeichnissen als lehrbueh genannt wird,
»Dszasetzen ist. an schriftlichen ttbongen wird es kaum ge- '
J^en; anch in den öffentlichen actus ist das hebräische, sogar
iBcfae zuweilen vertreten, wenn es einmal (W. S. 1614/5)
loqnendi quasdam formulas Hebraicas ad calamum dictitavit',
damit olme zweifei diejenigen gemeint^ welche in dem er-
n mannscript der kreuzschulbibliothek erhalten sind, — for-
um teil entsprechender art, um einen vergleich heranzu-
wie man sie etwa heutzutage in einem hülfsbuche für firan-
B usw. conversation findet, und die mindestens dafür Zeugnis
t, wie sehr man solche dinge in fleisch und blut übergehen zu
rttnscbte. einmal (S. S. 1653) hat Bohemus auch mit einigen
britteneren das syrische in angriff genommen , und ganz im
seiner Dresdener thtttigkeit auch das arabische. ^
Hurend seiner ganzen amtszeit legte er die logica Bertii und
rtorica Bhenii den entsprechenden unterrichtszweigen zu
, doch hatte, augenscheinlich kurz vor seinem antritt, der
iendent Strauch die einführung jener statt der logica Bartho-
nisbilligt und gemeint, rhetorica Dieterici wäre auch besser
miL freilich dürften auch damals schon für den einwand
Bertius nicht sowol wirklich sachgemäsze gründe, als der
i massgebend gewesen sein, dasz, wie bei der Visitation vom
hervorgehoben wird, Mer autor ein Calvinianus und viel
I pro Calvinismo stabiliendo exhibiret.' ^* aber erst nach
m tode wich dieser der dort vorgeschlagenen logica Seharffii;
harffii compendium rhetorices Vossianum (auch ein&ch als
ft Yossii fortbezeichnet) fand gar erst in dem neuen lehrplan
16 aufnähme, übrigens lehren die lectionsverzeichnisse, dasz
nctor £genolf bei der genannten Visitation allerdings nicht
üdit an die bestimmung der kurfürstl. Schulordnung zu er-
hnd , nach welcher die lehrbücher in diesen disciplinen , wie
^r grammatik, bei jeder classe, in welcher sie gelehrt wür-
irwege in einem jähre ausgelesen, besonders aber auf ostern
iHielie angefangen und geendet werden sollten."^ seit ostern
lird von Bohemus regelmäszig auch noch eine eigene schrift
iterricbt in der logik benatzt, die ^ratio solvendi argumenta
la breviter per exempla quaedam maxime theologica mon-
ibon iD Halle scheint das übrigens einmal der fall gewesen za
■dUz den einleitenden worteu zu einer tafel nach dichotomischer
die elemente des arabischen, vom jähre 1633, in dem manu -
IA„ D. XVI, f. 99. für das vorhergehende s. Hasche, dipl. gesch.
LS, 184.
, D. XVI, f. 40. vgl. Vormbaum, evang. Schulordnungen, 1, 246.
222 M. Johann Bohemue.
strata', die zuerst 1642, in erweiterter gestalt 1663 (Dreadoi 8
erschienen war. was die ttbnngen in der rhetorik betrifft, 80 gdi
sie schlieszlich auf 6ins hinaus mit den bereits behandelten flbiq^
im lateinischen vertrag.^ j
Was noch zu verzeichnen ist, steht auszerhalb des kroMl
eigentlich humanistischen bildung, und es geschah nur
weise und in gemessenen Zwischenräumen, dasz dieser yon
überschritten ward, auch dies im anfange seiner Dresdener
keit noch häufiger ds späterhin, elfmal im verlauf derselben
so je ein semester lang arithmetica vulgaris oder compatos
wobei er mehrmals, wenigstens in der früheren amtsperiode, Uli
extractio radicis quadratae sich verstieg.^ so war es
nicht ganz ungerechtfertigt, zeigt wenigstens, dasz die anfc
gen der zeit selbst zu Wachsen begannen, wenn bei der
von 1671 über das gänzliche damiederliegen der arithmetik
schule lebhaft geklagt ward.^ geholfen hat das freilich nodi
soweit wir sehen. — Femer ist in gemessenen zwischt
fangs dreimal sphaera Finckii, später einmal sphaera Stiiii
worden. — Auch geographie ward ab und zu gelehrt, soenti
mal nach Barth. Eeckermanns lehrbuch, ^monstncto nsa in
terrestri'^, wie in bemerkenswerther weise hinzugefügt wird,'^
nach langer Unterbrechung einmal nach Schävius, darauf
^ einmal, w. s. 1668/69, ist unter der mbrik rhetorik nech
drücklich hincagefügt: et per omnes tropos ac fig^at uram mi
et exempla declarando hoc thema 'otium est fagiendum' dediudt
calanmm dictitavit.
B7 ganz im Anfang ist einmal hinzugefügt: et logiaiica aal
im s. 8. 69 wird die Synopsis mathematica Nottnagelii als
aufgeführt.
«i« RA.. D. XVI, f. 100. B. VU*. 196«, f. 16. KA., f. 14 f- (
gegebene datierung beider actenstücke kann nicht zweifelhalt
Schon 1669 war vorgeschlagen worden, unter hinweisnng auf dtlT]
und die geschriebene stadtschulordnong (vom j. 1603, in weldMr^^
gens auch sphaera dabeistehe), dasz wöchentlich zwei
einem präceptor, der das verstehe, den superioribns claaaibua,
sonst beliebnng dazu trage , unentgeltlich darin möchte geleseB
RA., B. Vn*. 196«, f. 2 (— 191»', f. 14). — Sehr vemachllaaigt,
es 1671, werde auch der Schreibunterricht.
^^ mit der zeit leg^ man immer mehr werth aaf entei
Unterrichtsmittel bei diesen lehrgegenständen. Egenolf in aaUM
wurf zu einer neuen Schulordnung (RA., B. VII*. 2, f. 19) hatte
'die philosophica seyen in der schalen nicht zu tractiren, boI
auf die Universitäten zu sparen (s. weiter unten anm. 69). doek
von den disciplinis mathematicis arithmetica, doctrina sphaerieat.
geographia an der taffei, in globo et mappia, mit denen proi
getrieben werden\ als J. Y. Merbitz 1678 sphaerica las, bat
leihweise Überlassung eines auf dem rathhause befindlichen
globus, die auch gewährt ward (RA., B. VII, 16, f. 16). im j. 1
bei der berathung der neuen Schulordnung aufgestellt (ebendma. t\
'Der geographiae halben wehren tabulae in die achnle an
und jedweder der hn. praeceptorum dahin su instmiren, bey dar
autorum die loca occurrentia zu weisen'.
M. Johann Boliemus. 223
heinlich — denn die bezeichnung ist nicht ganz deutlich —
dhiiz, zuletzt viermal nach Martin Beer. — Oanz vereinzelt
] da, wenn einmal, W. S. 1641/2, tabulae imperatorum ex
) et aliis contractae gegeben worden sind, erst Bohemus
ger las häufiger, sein zweiter nachfolger regelm&szig ttber
oria Bunonis, der denn auch im lehrplan von 1695, wie der
ihie (nach M. Beer, im winter abwechselnd mit J. v. Feldens
dinm doctrinae sphaericae) fClr prima und secunda zusammen
^ImSszige wochenstunde eingeräumt ward,
as sonst zucht und Ordnung an der schule betrifft, so ver-
käs den ersten dreizehn jähren von Bohemus rectorat nach
gelte hin etwas, disciplinarvergehen, selbst gröberer art,
, insofern ihr grund eben in der unbändigkeit einzelner liegt,
h auch an der bestgeleiteten anstalt nie fehlen. Bohemus
selbst wenn einzelne fälle dieser art häufiger überliefert
tls es geschieht , ebenso wenig daftlr verantwortlich gemacht
können als dafür, dasz schon damals das leben in der
1 Stadt eine gewisse blasiertheit bei den jungen leuten her-
^, oder dasz alumnen die von ihnen genossene wohlthat
• zu würdigen versäumten, wol gar ihren reichlichen ver-
Ibel verwendeten, aber schlimm war es, wenn der rector
lOden gewinns willen sich nicht über eine, freilich an univer-
und schulen weit verbreitete unsitte zu erheben vermochte
solchem unwesen selbst die band bot. es waren zwar nur
gehende Verhältnisse — der rector verreist, der neue con-
loeh nicht angetreten, der tertius krank — , in welchen ge-
nordnungen ihren grund hatten, die im j. 1652 im rath zur
kamen, aber einer unter den anwesenden gab auch an: ^es
jeuthe , die es dem Bectori ins gesiebte sagen wolten , dasz
in Knaben selbst erlaubet und anlasz gegeben, sie möchten
inm Wein und Bier kommen' ; und so sehr das lehrercolle-
r einer beschwerde wegen der ihm zugemuteten Zahlung der
Rier von eingeführtem fremdem hier zum tischtrunk dagegen
Iftrt, dasz irgend jemand aus seiner mitte 'dahero Sich eines
Bl unterführt, und mit gedachten frembden Biere hand-
I treibet', so findet sich die gleiche beschuldigung gegen
p doch ebenso im j. 1663, als 1671 wiederholt'' und um
tA., D. XVI, f. 37 (ßuläus bericht): die 'Stadtkinder' . . fangen
B ZU stolzieren, schämen sich vor den Jungfrauen und andern
B die schule zu gehen und sich mit den büchern auf der gasse
Ul.
votokoll der rathssitzung vom 15 dec. 1652, KA., D. XI, f. 32.
lipde des schulcollegiums vom 2 oct. 1659, KA., f. 3. bemerkung
ftsberrn auf einem anhaltschreiben um aufnähme in das alumnat,
»ai 1663 (RA., B. VII«. 191% f. 38): 'Diese Knaben halten umb
|P an, bey dem abzuge aber wirdt nicmandt einiger Danck ge-
Jbis geldt der alumnorum wirdt versoffen, auch bey dem Hn.
I selbst bisz Mitternacht', endlich KA., f. 16 (undatiert, doch
Uhaft vom j. 1671).
i
224 M. Johann Bohemus.
die übelstände,. welche die Visitation des letztgenannten jihni
bloszlegte**, einigermaszen zu entschuldigen, kann allerdings, Bovife
sie überhaupt von der amtsführung des rectors abhftngig wam, m
das hohe alter desselben und die damit naturgemftsz wachsende ak-
neigung gegen anwendung einer zeitgemäszen strenge sagaMM
werden, zwar meinte der sup. Bulftus, es sei in der hat^tMb
nichts zu erinnern, als was nicht schon in den legibus noidttrflk
enthalten sei; nur möchten diese besser gehalten werden. dod|
wisse er auch keine grosze klage: es gehe mit den MilinlgMSiaj
eben nicht besser als mit anderen ; und wie man in der instiWMi
bei den ezaminibus noch einen leidlichen zustand finde, so gebiv
zwar einzelne mftngel in der disciplin, wie anderwftrts, aber es vülj
dem auch nach möglichkeit entgegengetreten, — und unkrantgi^
es überall unter dem weizen.*" doch ist auch bemerkens werft « ta
er überall und zwar offenbar in einem andern sinne, als Lkli
conrector Egenolf für einfache beibehaltung, aber strenge
tung der kurfürstl. Schulordnung vom j. 1580 eintrat, sogar
für die aufrechterhaltung des bestehenden sich verwandte,
als die so oft angeregte errichtnng der neuen sohnlordnmiig,
welche Bohemus selbst einmal 16 jähre zuvor den rath
hatte, nunmehr wirklich von den visitatoren angeordnet und
dem entwurf derselben bezeichnender weise der conreotor
betraut wurde**, zugleich der einzige aus dem coUeginm
der ganzen langen amtszeit des Bohemus, der etwa anch sonst
er wähnung beanspruchen dürfte, und eben Bulftus selbst fariagi:
demselben memorandum vor: in der disciplin wolle maagd
fallen; *der hr. Bector, dem man sonst sein gutes Lob nicht
sondern für einen stattlichen Schulmann passiren Iftsset,
sich Virgae et Baculi', — merkwürdiger weise fast wOrUich
Vorwurf, der einst auch seinem vorgftnger im letzten jähre
thStigkeit gemacht worden war.*^ mit der zeit Änderten sieh
auch die ansichten über die Verwendbarkeit dieser erziehi
bis oben hinauf in der schule , und es ist ohne zweifel als ein
stftndnis an jene aufzufassen, wenn bei der Visitation anch &'
richtung eines 'leidlichen carcers ad poenas intermedias*
<** vgl. bes. RA., B. YII«. 196% f. 15. RA., f. 14 f., aonerde«,
noch im folgenden za erwähnen sein wird, die daiierang ersAcMl
unanfechtbar.
•' RA., D. XVI, f. 87. Egenolf. ebenda«, f. 88. — EinifeusM
langen ans dem jähre 1668 s. RA., VU. 16, f. 12— U (— BTvIP. M
f. 17 sqq.). "
^ RA., B. VIK 191^ f. 7 (a. 1666). — D. XVI, f . 96. 1«. d
200. 803. «
*' Hasche a. a. o. s. 183, wenn anders seine angäbe nicht aaf tÜ
verwecbfelnng beniht. — Für 1671 heiszt es aneh in einer aatoa 4
weiter oben angefilhrien stellen : 'Die Züchtigung mit dar Rathsa 1
selzam* (d. h. selten).
IL Johann Bohemot. 285
wl TOB Seiten d i atoren befohlen ward.^ za der vorstellunjg^,
vrieke idion die ^ nnten rügen erwecken, stimmt es denn auch
nHtommen, wenn man ausserdem noch, um ally geringfügigere
iiv BOBtt in allgemeinen Verhältnissen begtflndete zu ttbergehen,
MptoeÜiehkeit nnd Tersftnmnisse der lehrer imd schttler in den lec-
, aowie allzu lange nachsieht der ersteren gegen *rttudige
\ anderseits wol auch gar mangel an respect gegen die schul-
ppeetion, desgleiehen ungerechtfertigte vacanzen, anä speciell die
||r idileohie sucht auf dem alumneum und ähnliches mehr auazu-
plMi ftoid. so lange Bohemus lebte, wird das aber auch kaum
pk viel anders geworden seik.*' TX>rläufig sammelte man ohne
ifpM beteilignng matenal zu ein Schulordnung und tauschte ideen
aus. im rathe tajachten s r, entsprechend gleichzeitigen
anderwärts, ziemlich Lwhfliegende plane betreffs einer
nraiterung des lehrziels auf, dem nicht weniger als ein teil des
IjBnsnphinrhnn cursus der Universität einverleibt werden sollte^;
|iv darauf gieng Egenolf in dem sehr ausführlichen entwürfe
Uli ein, den er gemäsz dem ihm gewordenen auftrage ausgearbei-
hat*, — und als endlich , schon unter Bohemus zweitem nach-
, im j. 1695 das werk in gestalt wenigstens eines neuen lehr-
st stände kam, enthielt es nichts ungewöhnliches oder was
nidit ans der allgemeinen weiterentwiekelung der ideen bis
sicii selbst erklärte.
RA., D. XVI, f. 103. 109. 170. mit der aasführang hatte es aller-
jiodi ffute wege, denn ein bericht an den rath vom j. 1698 (RA.,
■• 191* 'Acta, allerhand Nachrichten, die Schule z, h. Kr. betr.
n% f. 1) iJUzt erkennen, dass aach damals der baa noch nicht aus-
war, obgleich schon im vorhergehenden jähre die mittel be-
gewesen waren.
in einer rathssitznng heiszt es im j. 1674 wieder (RA., D. XI,
I), die ganse schule bedSrfe einer reformation.
L^ 'Za bedencken wehre, ob nicht eingeffihrt werden könte« dasz
Clasae die disciplinae alsz Ethiea, Politica, Phjsica proWtiret
and gelesen und also der Cursns philosophicos etlicher massen
it weiden könte, mit welchem sonsten die studirende Jngent
naiversitlten über jähr und tag zubringen moss und dadoreh
atndüs sehr verabsäumt wird' (combiniert aus entwnrf und
RA., B. VU. 16, f. 6 und 8). femer B. VU«. 191S t 14 (—
f. S): 'Weiln man vor nöthig erachtet, auch hier gar wol seyn
, dass alhier aus der Schalen ein rechtes Gjmnasiam gemachet,
darinnen Altiora, alsz die Philosopbia und andre Liberales artes
in werden* usw.
** RA., B. VIK 2 'Entwurff der verneuerten Schulordnung' usw.
Egenolf betont vor allem, dasz die kurf. Schulordnung im wesent-
aasreiche, nicht ohne einen scharfen seitenhieb auf die neueren
Ler. im einzelnen werden allerdings mannigfache , nicht un-
lante besserungsvorschläge und ergänzungen dazu gegeben, endlich
tnch oben anm. 59.
(fortsetzung folgt.)
Dresden. Otto Meltzer.
*.i*hrb.f.phil,u.päd. 11. »bU 1875.- hfU 4 «. 5. lÖ
226 M. Seyffert: Ellendts lateinische grammatik.
16.
Db, Fbibdrigh Ellendts lateinische Grammatik, bbarbmct
VON DB. Moritz Setffert. vierzehnte vbrbbssertb aui
LAGE. Berlin 1874.
Nachdem Seyffert der zwölften aufläge seiner grammatik ■
recht eine gestalt geben zu müssen geglaubt hatte, 'deren bestn
auf eine längere reihe von jähren gesichert bleiben könnte', ersdn
jetzt mit dem hin weis auf die^ vermttchtnis des um den lateimtAi
Unterricht so verdienten mannes die von seinem söhne in Bruita
bürg besorgte neue aufläge in wesentlich unverftnderter gostJ
wir wünschten selber in unserem intecesse d. h. im int er esse, df
schule und der schüler, dasz der gShrungsprocess ineiBemidl
chen buche bald zur ruhe kommen könnte, ohne eine radicalenr A
formenlehre, wie seiner zeit die syntax einer solchen unterwQcfe
wurde, wird es gleichwol nicht abgehen, dazu ruhen die beUh
ersten teile und besonders der zweite auf zu wenig wissenadMl
lieber grundlage. es ist unbegreiflich, wie lange zeit die resdU
der Sprachwissenschaft nötig haben, um in so viel gebrauehten oali
richtsmitteln einen eingang zu finden, so wttre z. b. statt der ml
quierten regeln in § 4l ff. eine auseinandersetzung über die stoM
bildung der dritten declinaidon hier zum mindesten wtbndNl
werth. welcher lehrer wird es heute noch verantworten kSmu
seine schüler den genitiv aus dem nominativ herleiten zn lassai
und so etwas können wir hier in behaglicher breite gedruckt leis
auch die anordnung der sog. unregelmftszigen verba ist eine it
äuszerliche. wir dürfen jedoch unmöglich an dem ganzen \m
rütteln und begnügen uns mit einzelheiten, welche wir bei eil
neuen aufläge zunächst verbessert zu sehen wünschten, von w«fti
gehenden wünschen haben wir heute nur den: berausgeb«
möge die zum Verständnis der lateinischen beispiti
nötigen vocabeln in einem alphabetischen verzeiol
nisse anfügen, so lange einmal special Wörterbücher zu di
autoren im schwänge sind , musz der schulgrammatiker ihnen dit
concession machen, da er doch nicht verlangen kann, dasz sieh 4
schüler der grammatischen beispiele wegen ein lexicon anaolHl
dasz er aber diese vocabeln selber nachsehe, ist schon wegefti
damit verbundenen Übung in den formen von Wichtigkeit. «BM
ausstellungen sind nun folgende.
§ 2 heiszt es : *2) die formenlehre (etjmologie) lehrt die fonM
kennen, welche die Wörter nach dem bedürfois der rede «^«»•h^
können.' offenbar ist unter dieser begriffsbestimmnng die wm
bildungslehre nicht mitzuverstehen , welche in diesem teile ißrii
wol mit inbegriffen wird.
§ 5 empfähle es sich, neben 'V, v' zu setzen (^wan*), dnlv
wie bei den letzten (griechischen) buchstaben der name- beigegah
M. Seyffert: Ellendte lateinische grammatik. 227
igt das 'sprich' würde ich aus der klammer weglassen , denn es
hut heim priva^gdbranch des bnches leicht zu einem misverstSnd-
line Teranlassung sein, man kann in diesen dingen nicht genau
gmog zu werke gehen, aus eben diesem gesichtspuncte ist bei § 9
dar insahs gemadbt: 'Y darf nicht wie F gesprochen werden, sondern
hitst ähnlich wie w'. dieser zusatz könnte ^ wenn auf unsem vor-
ahlag angegangen würde, ganz fortbleiben, denn die falsche aus-
pndbe folgt lediglich aus der fidschen benennung.. es ist wol der
Mge bui^stabe, der in jeder der sprachen, die auf dem gymnasium
(Hririien werden (auch im englischen) einen andern namen führt.
lAoB deshalb emp^le es sich, ihn beizugeben, wir müssen nur
Ittkt selber den schtllem den falschen (deutschen) namen vor-
ppsdien.
§ 7 anm. 1 wird das verfahren, wonach man zwei puncte ttber
Itt zweiten vocal z. b. in po0ma setet, diaeresis genannt, das ver-
lin leuchtet ein. das verfahren der punctation ist doch nicht
{fwOieh, was man unter diaerese zu verstehen hat. viele, ja die
Msten ausgaben der schriftsteiler bieten diese puncte gar nicht
ii doch ist die diaerese vorhanden, die schüler sind immer um
hn namen für sie in Verlegenheit: also gebe man ihnen lieber
Imi namen und fasse den letzten satz etwa so: 'die trennung (der
ittn laute eines diphthongen) heiszt diaeresis, die trennungspuncte
fmeta diaereseos) heiszen als zeichen trema'.
§ 9. *Ti innerhalb eines wertes vor einem vocal wird' jetzt,
ich auch hier hinzufügen, Vie zi gesprochen', weil diese aus-
ebenso wenig bezeugt ist, wie die heutige misbrftuchliche
des G, welche kurz vorher behandelt worden.
§ 11. Was hat man unter 'trennung mehrsilbiger Wörter im
liben' zu verstehen? ist der ausdruck nicht ungenau? mttste
^iidit heiszen 'trennung der Wörter in silben'? liesze sich nicht
so sagen: 'soll man ein wort (beim schreiben) in silben
was natürlich nur bei einem mehrsilbigen werte möglich
10 gelten hierbei folgende hauptregeln\ aber sind denn nicht
m regeln auch bei der mustergültigen ausspräche z. b. beim
m eines verses zu befolgen? woher kommt es denn, dasz
ein wort in der schrift teilen kann? doch gewis nur von der
le. also lasse man das in klammem gesetzte weg. —
^wenn ein consonant zwischen zwei vocalen steht, so gehört er
zweiten silbe', auch das ist ungenau und kann zumal, wenn
die beispiele des nähern ansieht, in denen immer die erste silbe
rennt ist, zu irrungen führen, also entweder heisze es 'zur
iden silbe' oder man teile z. b. sedi-tio oder prod-e-o, red-e-o,
*i*ti-o. übrigens bemerke ich, dasz die sämtlichen zu den werten
eingeschobenes d jedoch bleibt bei der vorhergehenden silbe'
Angeführten beispiele nicht hierher, sondern unter § 12 gehören.
sich passendere beispiele kaum finden lassen, bleiben diese worte
^sten fort, richtig sind sie ja auch nicht, denn dieses d ist ja
15*
228 M. Sejffert: EUeadts lateinische grammatik,
ein organisches,^ nicht willkürlich eingeschobenes. — Zu 2) oi
leider kein einziges beispiel eines griechischen Wortes ani
man versuche aber einmal das schon im § 7 vorkommen
diphthongus danach abzuteilen und man wird die hinfiüüg!
hier gegebenen regel und die rlchtigkeit des in der anmerk
merkten principes sogleich einsehen, am besten wtlrde der
geberthun, das zweimalige gesperrt gedruckte wori ^latel
und die ganze anmerkung zu streichen und eine sache in snsi
lassen , ttber die wir in einer so kurzgefaszten grammatik so
Spieles nicht hinwegkommen können. — Auf sohwadien füss
auch die bemerkung zum schlusz des folgenden paragrapben:
wenn von zwei gleichen consonanten einer ausgefallen ist,
der bleibende zur folgenden silbe', — so lange wenigsten
passenderen beispiele beigebracht werden, denn *su-8pici<
scribo' folgt einfach auch ohne diese bemerkung der zu
dieses paragraphen gegebenen regel von den zusammeng
Wörtern, ein ausfall aber in der composition der Wörter t
den ersten teil.
§ 14. Wie aus dem satze : 'im lateinischen hat kein :
biges wort den ten auf der letzten silbe' (auch adhuc nicht?
tens folgen soll , dasz mehrsilbige Wörter den ton auf der yo
silbe haben, wenn dieselbe lang ist usw., sehe ich beim beste
nicht ein. ob es der schüler besser begreifen wird , bezw€
es sieht dieses kurze logische verfahren sehr gut aus , klin
sehr gut; wenn es nur auch richtig wftre! dasselbe gilt vo
§ 16 musz vereinfacht werden, es giebt auch adjectiva
oder warum schreiben wir auch die grosz? wir müssen frei]
nach dem rechte fragen, mit welchem es geschieht, die Fi
thun es z. b. nicht, wir haben in den alteu sprachen viellei
vorhersehende neigung, alles mögliche grosz zu sphreiben, z.b.
Timol. 4, 4: 'Nihil enim rerum humanarum sine deonun
gen putebat. Iteque suae domi sacellum Automa tias (abv
sc. deorum) constituerat idque sanctissime colebat'. das nv
dächten wir, hier einen ausgeprägten appellativen sinn, m%\
Pluterch immerhin die göttin Fortuna bedeuten, bei Com
ein dahinzielender zusatz deae. wir verehren ja auch die vor
das 'ungerufene' göttliche walten in natur und geschidi
denken dabei nur an eine seite im gottesbegriffe. aber diei
so nahe sie heranstreift und wie sehr ich eine dahin geh«
merkung in diesem paragraphen vermisse, gehört doch, wie
nicht hierher, dasz es auch adjectiva prppria gebe, beswei
herausg. gewis ebensowenig, wie ich und beweist ja daa bud
seits mit der Wiederholung des wertes 'nomina' (1. ^nominas
tiva usw. diese teilen sich wiederum ein a) in nomin a pr
nicht in substantiva propria', woraus freilich der soläüi
klare Vorstellung von der sache gewinnen kann), anderenei
mit der hier gegebenen begriffserklSrung der nomina prqpria
M. S^yffert: EUendtB lateinische grammatik. 329
Wdie, welche nur einem einzelnen gegenstände zukommen' das
ißticA Ton 'Borna', «ae nicht mehr als von Bomanus, -a, -um.
■rsdiade, dasz ein solches beispiel fehlt, die ganze falsche anord-
wmg des paragraphen würde glücklich schififbrach gelitten haben
■ öiem solch^ steine des anstoszes. aber wenn unter den 'no-
iJM propria' auch ac^jectiva zu verstehen sind, musz doch ein
Uda lautendes beispiel ebenso zugelassen werden, es empfiehlt
kk diesen paragraphen folgendermassen anzuordnen: *die nomina
frfUkn l)in nomina substantiva (hauptwörter), welche die gegen-
pade benennen, z. b. mensch, ihier, pflanze , und nomina adjectiva
jjgüimAaftswgrter), welche merkmale benennen usw. 2) in nomina
(eigennamen) , welche nur einem einzelnen gegenstände zn-
, z. b. Boma, Bomanus und nomina appellati^a (gattungs-
), welche einen gegenständ bezeichnen, der zu einer gattung
hiAartiger gegenstände gehört, z. b. mensch, thier, pflanze, grün,
1^'. zum schlusz dann die anmerkung: die nomina propria
ireiben wir mit einem groszen anfangsbuchstaben.
§ 19 ist übersehen, dasz ein adverbium durch das andere nfther
fatimmt werden kann, es genügt ad 1) der zusatz: das adverbium
■B auch ein anderes adverbium n&her bestimmen z. b. der redner
bdit sehr deutlich.
§ 31 unterbleibe der zusatz, 'bei ein und derselben endung',
es ist von dem durch die endung zu bestimmenden geschlechte
gar nicht die rede g:ewesen und die unmittelbar d^auf folgen-
regeln sind gerade die, welche das geschleeht mittelst der be-
bestimmen sollen, auch ist hier ausdrücklich bemerkt, dasz
ohne rücksicht auf die endung geschieht.
§ 28 heiszt es immer noch: 'die endungen, welche gebraucht
, am die verschiedenen möglichen besiehungen des Wortes
9 heiscen casus (fUle) desnomen'. dergleidien ausdrocks-
hat man schon beim unterrichten zu vermeiden, wie viel mehr
gedruckten buche.
S Sl ist leider keine rücksicht auf die pluralia tantum ge-
{ S4 anm. 2 fehlt irgend ein beispiel , das doch so viel zur ver-
iliehang der sache beitrftgt
§ 54. Was mag sich der schüler, wenn er auf diesen para-
ten geführt wird, unter 'den Schriftstellern der silbernen
initst' vorstellen, solche kunstausdrücke dürfen ~ das ge-
mit zu dem wesen eines schul- oder schülerbuches — nicht ohne
>l0tige erklärung gegeben werden.
§ 67 fehlt opus s. das unten zu § 184 beigebrachte, sobald
ttbOler einen grammatischen terminus, wie den des 'indecli-
i' wertes kennt, ist es nicht zulässig, dasz daftir umschrei-
gebracht werden , wie der dort so unwissenschaftlich klin-
te rosatz 'ohne dasz opus verwandelt würde', was soll er sich
2S0 M. Seyffert : Ellendts lateinische grammatik.
für eine Verwandlung denken? also entweder heisre eB ^obnsditf
opus declinirt wird' oder hier wird die nummer 3) dahin geiateif
dasz es heiszt : *die einzelnen werter instar (büd), las (natOrlkihii
recht), ne&s (sttnde), mane (morgen), opus (bedttrfiiia) ii]id«ij|i
andere; von diiesen sind die <kei ersten als nomin. und aecoi^ warn
auszerdem auch als ablat., opus nur in der (prftdicatiyen) Terbhudof
von opus est (sunt s. § 184) gebräuchlich.'
§ 72, 4 konnte erwähnt sein, dasz auch das mascnlinmn diair
nomina bisweilen adjectivisch gebraucht wird z. b. victor (ML
metam. 3, 56 : ut nemus intravit letataque corpora fidit Victorai*
que supra spatiosi corporis hostem usw. so, wie die worte hmfh,
faszt sind, hat es den anschein, als wenn die formen nltrix ^
victrix auch als masculina im gebrauche wären, ich schlage fc
fassung der regel vor: 'die substantiva mobilia ultor, nlim
yictor, victrix sind auch als adjectiva im gebranbh (riehand
siegreich) und bilden von der femininform sogar ein neatmm
ralis z. b. arma victricia, siegreiche waffen.'
§ 75 vermisse ich eine erwähnung des aus dlvitiaaiiiiai
kürzten Superlativs ditissimus , die am besten in die
passen würde, der vom verf. ausgesprochene grondaatz *]
allgemeinen typen der klassischen prosa, als deren
uns Cicero und Cäsar gelten, zur darstellung an billigen'
darunter nicht leiden, denn einmal braucht der letatere im
gall. 1, 2, 1 gerade diese meist poetische form und dann iat,
wir sehen, vom verf. selbst dieser gmndsatz nur auf die ayataz-
schränkt geblieben.
§ 82, 2 schlage ich fttr is, ea, id das deutsche pnmomoi
die^ das' vor, welches unsere Lateiner nicht zu kennen soheiMB (i
unten zu § 222), für idem das in diesem sinne Tiel hlnfiger
kommende ^derselbe', will man in klammem eine erkUnng
nebensetzen, so könnte das ^der* durch 'er, derselbe, denjenigePi
'derselbe' bei idem durch 'ebenderselbe' erklärt worden.
einten streben der lateinischen grammatiken und fli
hat man es, meine ich, zu danken, dasz das deutsche piononm
vom Schauplätze mustergültiger rede allmählidi ganz
das sollten wir nicht zulassen, dasz unsere spräche unter
flusse der fremden leide, am wenigsten wo es so wenig aMig
wie hier.« I
§ 86 könnte, da es sich noch um die form handelt, viel blM
die zeitart zur norm der einteilung gemacht und der hier waüilB
einteilungsgrund der zeitstufe f£r § 234 offen gehalten w«4|
in dieser fassung stimmen beide paragraphen ziemlieh mit
überein. 'die in dem Zeitwerte bezeichnete handlnng kann di^
vollendet oder vollendet gedacht sein, auf beiden aeiten adMV
man auszerdem drei stufen der zeit : die gegeni < , die
heit und die zukunft, nemlich:
M. Scuffiert: KUendts lateinische gnttnmatik.
331
1) die anvollendete und
c in der geganwart z, h.
«MO ich liebe
<L L das praeaens
I. in der yergaogenlieit z. b.
OMabam id^ liebte
d. L das imperfectom
c in der sokiuift z. b.
Miabo ich werde lieben
d. L das f atomm
2) die vollendete handlnpg
amaiA ich habe geliebt
das perfeetnm
amaverBM ich hatte geliebt
das plusqnamperfeetom
amavero ibh werde geliebt
haben
das fhtanun ezactom.'
I wttvde man also die zeitstnfe nur an der endong (vergl* amabam
pi amaboy amaveram und amavero), ^ zeitart oder be-
Mnheit der handlang am stamme selber unterscheiden kISnnen.
■r paaaive stamm der actio perfecta tritt mit dem participium fu-
ii aetivi allerdings in die actio imperfecta hinttber, aber doch erst
it einer erweiterten ableitung der form, auch darauf sind die
iOIer famzuweisenf dasz sich die beiden formen schon im deutsdien
tßgi genng scheiden, um leicht erkannt zu sein: wie im activnm
Ikhaben wir auch im passivum immer ein hiUszeitwori im gebrauch,
tdie actio perfecta zu formieren, hier bekannüioh das hilfezeitwort
L es ist von der allergrösten Wichtigkeit z, b. fttr die consecutio
dasz man bei zeiten darauf aufinerksam macht.
§ 94 werden die formen der coxgugatio periphrastica in an-
weise entwickelt, die ausfllhrlichkeit, mit welcher dies
it, würde die bemerkung ad 2) wol noch zulassen, dasz man
»passive mit der negation verbundene form so hfiufig im deutschen
'dürfen' aufUtot.
§ 1Q9 fehlt eine bemerkung, dasz £ero ein verbnm nach der
conjugation ist. das citat in der anmerkung kommt zu sgät
ifenfigt nicht.
§ 124 heiszt es: 'die coigunctionen gehören ihrem ge-
lehe nach gftnzlich der sjntaz an', man fragt unwillkttrlidi:
ihrer form nach? denn die gehGrt doch ganz allein hierher.
ibetreffienden werte sind entweder zu streichen oder eine bemer-
ttber die form ist am platze.
1 125. 2) — asco wird nicht an verba der ersteUf sondern an
stimm eines solchen verbs angehängt.
§ 132. Die regeln von der Wortstellung hat zwar Sejffert mit
it femgehalten (vergl. das vorwort zur zwölften aufläge), aber
elementaren regeln über die stellang des verbs könnten hier
got, wie die über die Stellung des a^jectivs § 138 gegeben
wo eine natürliche lücke dafür gelassen zu sein scheint, es
ja hier nur heiszen : 'das attribut musz mit dem dazugehö-
Substantiv im genas , numerus und casus übereinstimmen und
sobald es nicht besonders hervorgehoben werden soll, seine
hinter dem Substantiv, wenn ein attribut' usw. der den zu-
232 M. Seyffert: Ellendts lateinische grammatik.
sammenhang störende gedankenstrich wäre dann unnötig, e
freilich schlimm, wenn die schüler warten mttsten, bis sie
Syntax diese regel erführen, wie aber , wenn sie ihr hier Ao>
ersten male begegneten, was so unerhört nicht ist: de wire
von der leidigen manier das adjectiynm immer rar das m
tivum zu setzen, noch viel nachdrücklicher gewarnt , als dn
blosze wort des lehrers. merkwürdig, dasz man im elemt
latein auf diese rücksicht, die man auf den color Latinus zu i
hat, nicht schon durch die einfache erwSgung — erMimn
ich dann leider nicht sagen — geführt .wird, dasz dadurch d;
von der Übereinstimmung des adjectivs mit dem substan^
Schülern wesentlich erleichtert wird! der satz 'das rOmise
hat viele kriege geführt' ist für den anf&nger ungleich leic
übersetzen, wenn zuerst die substantiva und dahinter die wi
übersetzt werden, als umgekehrt, oder gehört das gute late
dann nicht schon in die ersten stunden, wenn es das leiehte
quemere ist. ebenso wird sich in dem capitel vom gemtiv m
finden, wo die ganz gleiche regel von der Stellung der nihe
Stimmung, welche durch diesen casus ausgedrückt ist, eine p
Verwendung findet, noch besser freilich wBre es, diese so wi
dinge an die spitze eines capitels zu setzen, welches die bierh
rigen hauptsachen vereinigte und immer noch fehlt
§ 139. Das genus der apposition stimmt notwendig au
überein , wenn das substantivum ein (von einem a^ectivum
tetes) commune ist z. b. patria, parens nostra. diese besti
fehlt doch offenbar noch oder herausg. beseitige das so «pw
klingende 'nur', das adjectiv ist in diesem ftdle nicht einnu
derlich, denn an dem durch das bestimmungswort gegebene:
ändert sich nichts, ob das adjectivum steht oder fftllt. das
kann ja auch seinerseits ein commune sein.
§ 143. 'Der genitiv ist zunächst der casus für die er|
eines Substantivs durch ein anderes', welches im deutsche
selten mit einer präposition oder einem erklirenden zusai
bunden wird, würde ich der anschaulichkeit wegen soglei
hinzufügen , z. b. metus mortis todesfurcht, furcht vor dem t
furcht, die man vor dem tode hat, divitiae multonun bello
in vielen kriegen erworbenen reichtümer.
§ 145 d) anm. wie aus dem texte der regel folgen sei
man ad multum diem sagt nicht ad multum diei ist für den
zu wenig ersichtlich, das 'also' klingt ähnlich wie § 14 jene
schluszfolgerung. wenn unsere schüler so gute cuXXoTtCTod
als das buch voraussetzt: sie würden dann wol ganz ander
matiken zur band nehmen können, so wird das 'also' al
faUen müssen, der satz übrigens an deuüichkeit gewia&eB
hinzugefügt wird, dasz sonst statt dieses adjectivs im sing
wOhnHch das Substantive neutrum multum gesetzt wird. —
konnte ambo so gut aufgefdhrt sein , wie uterque, ja wol n
IL S^jilbrt: Ellendts lateinische grammatik. S^
nefct, weil es n ch dentliclier den begriff eines Zahlwortes an sieh
fadfgt auch ambo verbindet man mit einem snbstantivnm nur ad-
JNtirisGh. dabei könnte noch auf den nnterschied beider Wörter
hagewiesen werden, worüber, soviel ich sehe, in dem bnche jede
kiMrknng fehlt.
§ 154, 4 d) empfthle es sich (da, wie man deutlich sieht, hier
Im dannf angelegt ist, den schüler zur richtigen ftbersetzong an-
ridien) hinter den worten *durch einen indirecton firagesatz' liäiztt-
lligai ^der im eonjunetiv stehen mnsz' oder wenigstens § 304 an-
HMien*
§ 160 anm. 2. 'Habeo ftbr etwas halten ist annmschriinkt nnr
npissiT im gebrauch, wo duco und puto wenigstens nicht im per-
Nt und den davon abgeleiteten temporibus vorkommen; im activ
ee meist haben etwas an jemandem i. b. carum te luibeo' usw.
ganze satz ist und bleibt unklar. einfsM^het und verstSnd-
tter wäre es zu sagen: igelten als, gehalten werden fflr
■Bthaberi, doci, putari, jedoch kommt die vollendete handlung
|r beiden zuletzt genannten passiva in dieser bedeutung nicht vor,
riten fflr, ansehen als heiszt ducere oder putare mit zwei accu-
fifen oder habere pro oder loco (in loco), numerare (in numero)
't. aliquem in parentis loco habeo, pro certo habeo; carum te
ibto heiszt ich habe dich lieb , eigentlich ich habe an dir einen
Üben menschen; pro steht auch bei duco und puto z. b. pro nihilo
ttve, ducere. nach puto' usw. (ich will es nicht unterlassen, die
Ippdte ungenauigkeit, welche sogleich in der vocabe} *habeo für
ÜiiB halten' liegt noch besonders zu tadeln, der schfller merkt
i| so ein ftr allemal etwas fieJsches : habere für etwas halten.)
r §163. Bei den worten: *der accusativ steht in adverbialer
|iie a) bei den substantivirten nentris' usw. stutzen die sdifller,
Itti man sie nach dem accusativ fragt, besser wSre folgende
: 'wie ein adverbium steht der accusativ a) der pronoppna
a^jectiva im substantivierten neutrum: aliquid . • . , . b) in den
magnam' usw.
§ 173 bringt so ausgiebige beispiele zu dem ausnahmefidle und
gröszeren satz zur hauptsache. auch das ist ein fehler, d^r
nichsten aufläge gut gemacht werden sollte, die ausnanmen
sonst besser gewust als die hauptr^fel selb^. ich sage
angesichts der mancherlei empfehlenswerthen Wendungen , ^e
ir ausgehen musten z. b. in dem inhaltsschweren § 170 oder in
hso reich ausgestatteten § 182.
p § 175 d) anm. Das participium wird ebenso gern mit dem
iv verbunden, der ^einen thatsäcblichen oder factischen grund'
net z. b. Caeä. b. g. I, 3: his rebus adducti et auctoriiate
igis permoti constituerunt etc. die so genaue Scheidung in
ftlle sieht hier wieder sehr gut aus , ist aber nicht stichhaltig.
§ 180 anm. 1. Mit dem legten aus dem zusanmienhange ge-
tan Satze kann man traurige erfahrungen bei schfllem machen.
{
234 M. SeyfEert: Ellendta lateinische grammatik.
für welche selbst der ToUe context noch zu schwierig wäre« hen
könnte bedacht darauf nehmen, neben oder für dergL unbef
liehe Sätze leichtere, welche den platz mehr verdienten, ode
auch sogleich die deutsche Übersetzung beizubringen, da sid
mögliches nun einmal nicht verlangen läszt«
§ 184. Will der herausg., wie es scheint, die beiden
stmctionen von opus est durch eine verschiedene deutsche
Setzung veranschaulichen, so könnte die regel mit einer Ueini
Weiterung anschaulicher etwa so lauten: opus est es bedarl
nötig wird entweder unpersönlich mit dem ablativ oder
sönlich mit dem nominativ der sache, die nötig ist, derei
bedarf, construirt z. b. duce (ducibus) opus est es bedarf, nu
darf eines führers (eigentlich: es ist an einem führe
bedürMs), dux^opus est ein führer ist nötig, es ist ein flLhrer i
eig. ein bedürfnis, duces opus sunt fÜhrer sind.nöti
sind usw. die person, die etwas nötig hat (braucht), steht im
z. b. duce (ducibus) nobis opus est oder duz nobis opus est (
nobis opus sunt) uns ist ein fUhrer nötig, wir bedürfen eines ft
wir brauchen einen führer, wir haben einen fÜhrer nötig, vgl.
das citat könnte Übrigens auch wegbleiben, wie dort opus
nicht notwendigerweise aufführt werden musz, da aus dem g
hinreichend ersichtlich wäre, dasz dieses wort ein indedinabX
§ 187: 'Die prftpositionen dienen um Verhältnisse der n<
auszudrücken, in denen diese entweder zu einander oder zu ^
stehen', dieser satz bedarf einer wesentlichen einschrftnkunj
es wäre hier der passendste ort, auf den unterschied der l
sprachen im gebrauche der präpositionen aufmerksam zu nu
'jedoch pflegt man', müste ein dahin lautender zusats heissea
lateinischen ein substantivum nicht so gewöhnlieh wie im deut
mit einem andern durch eine präposition zu verbinden s. l
krieg mit den Beigem heiszt bellum Belgarum nach § 143, b]
bellum Belgicum nach § 211, 2, die rede für den Marcellus <
pro Marcello habita (nach?), man hüte sich also ein Substantiv «
das andere ohne weiteres mittelst einer präposition sn bestim
— Bei ^ad' empf&hle es sich, unter die bedeutungen auch das
gerade seltene 'vor' au&unehmen z. b. ad urbem esse, profieisci
das aus Caes. b. g. I, 7 zu § 265 anm. 2 schon beigebrach
tirbe profieisci entspricht, übrigens ist profieisci ad aliqnea
schon aufigfeftihrt.
§ 189 anm. 1 wäre ein grund dahin anzugeben, das
diese verba selber die richtung schon enthalten, pono stdi
po-sino, po- aber, das aus port- verkürzt ist, drückt die nd
ebenso aus, wie griech. stammverwandtes 7rf>öc, wie die aiidti
insculpo, inscribo, incido, imprimo zusammengesetzte pi^MMiti
alle mal, wenn sie den accusativ regiert, es faraachtejaii
heiszen: ponere heiszt eigentlich 'hinein n', inaonlpo li
graben' usw., so dasz man also eigentlich i *: wo hiaeiBli
ML S^jr^Enrt: Ellendts lateiaitohe gx«nunatik. . 236
wokiBeiagrabeii? nnd der ablatiy Ton nator stehen mnaz. (daes
^wm im lateinischen nicht wohin? sondern wo?' firagt, das
kfiiigt ohne eine solche erkUmng immer oiirios.)
§ 210, 2 , b) müste für den anftnger aach erwfthnt sein, dasz
faOeatsche hier immer den Singular setzt, überhaupt im lateinischen
Ikttill als substantiT das neutrum plnralis steht, wo an mehrere
i^s gedacht wird, es genügte, wenn einem einaigen beispide die
iHtebhe bedentung beigegeben würde, um darauf anfinerksam zu
Mdm, z. b. Vera et fidsa dignoscere wahres und falsches erkennen.
§ 211 ist immer noch der nicht seltene fall unberücksichtigt
pHieben, dasz mitunter im deutschen ein zusammengesetztes haupt-
iwt steht, z. b. bellum civile der bttigerkrieg, domns regia ein
Ufgepalast
§ 214, 2 anm. wird ein beispiel angeführt, wo iter mit *eil-
■ndi' übersetzt wird, so taxiert wenigstens der schüler die Yocabel
wl grund der hier beigegebenen Übersetzung, es heiszt riehtiger
hwnieh' oder wenn man ein zusammengesetztes hauptWort lieber
riB: tagemarsch, tagereise. •— Dieser, wie die beiden folgenden
pn^gn^ihein, gilt offenbar ebenso von der comparation der ad^erbia,
rii der a^ectiya: vergl. sogleich das erste beispiel dieses para-
jRfhen. deshalb nimmt man anstosz an der Überschrift *compa-
rite der a^jectiva' oder erwartet eine dahin lautende bemerkung.
1 1) anm. ist zwar ^und adverbia' in klammem gesetzt und § 215
tl ähnlicher zusatz zweimal in die regel selbst au%enommen, aber
IWi Termiszt ihn immer noch in diesem paragraj^en ad 2 und un
iKen § 216. am einfachsten und richtigsten wftre es, ihn in die
hnchrift dieser drei paragraphen selber mit aufzunehmen, oder
|p sdiüler suchen sonst vergebens.
§ 222 hielt der verf. in dem satze: 'die stücke des Terenz lese
lieber als die des Plautus' das zweite, hier- gesperrt gedruckte
für dem artikel, obschon das nur die klammer besagt, die also
musz. auch in sfttzen wie: *der mensch ist ^ckUdi, der zu-
ist' ist doch Yon einem artikel nicht die rede, wir haben
wie die Lateiner ein einfaches ph>nomen determinatiTum
itiYum und a^jectiynm, so gut wie is, ea, id): es heisst der,
das und unterscheidet sich von 'derselbe' oder Meijenige' wie
oder ipse von is. auch ipse ist zusammengesetzt und heiszt
lidi *der selbst' oder *er selbsf .
§ 229. ^Substantivisch steht allein quis (nicht qui) nur in
mitsätzen' usw. ist eine fehlerhafte Wortstellung, die ich nicht
jlmeren würde, wenn nicht die sache, die klarheit der regel darunter
es muse beiszen : 'substantivisch steht quis allein', nemlich
in der Zusammensetzung aliquis *aber nicht qui, nur in haupt-
usw. wie Seyffert das 'allein' gestellt hat, ist es nicht
ivum sondern adverbium , dem ja allerdings folgendes 'nur'
sprechen mag. eine Unklarheit bleibt es trotzdem.
§ 230 anm. 'Fragen, welche keine antwort erwarten lassen' sind
226 M. Seyffert: Ellendts lateiDische grammatik.
16.
Db, Fbibdrioh Ellendts lateinische oramhatik. bearbutit
VON DR. Moritz Seyffert. vierzehnte verbessebtb kxnh
LAGE. Berlin 1874.
Nachdem Seyffert der zwölften aufläge seiner grammalik nit
recht eine gestalt geben zu müssen geglaubt hatte, 'deren beste!
auf eine iSngere reihe von jähren gesichert bleiben könnte', ersdieW
jetzt mit dem hin weis auf diei^ vermSchtnis des um den lateinische
Unterricht so verdienten mannes die von seinem söhne in Brands*
bürg besorgte neue aufläge in wesentlich unveränderter geiUt
wir wünschten selber in unserem inteiesse d. h. im inter esse dir
schule und der schüler, dasz der gShrungsprocess ineinemioi^
chen buche bald zur ruhe kommen kOnnte. ohne eineradicaleordtf
formenlehre, wie seiner zeit die syntax einer solchen untenrorito
wurde, wird es gleichwol nicht abgehen, dazu ruhen die beiM
ersten teile und besonders der zweite auf zu wenig wissensdMft*
lieber grundlage. es ist unbegreiflich, wie lange seit die rentatf;
der Sprachwissenschaft nötig haben, um in so viel gebrauchten vaäK^
richtsmitteln einen eingang zu finden, so wäre z. b. statt der arttf
quierten regeln in § 4l ff. eine auseinandersetzung über die ritmtif
bildung der dritten declination hier zum mindesten wBnsdmi^
werth. welcher lehrer wird es heute noch verantworten könaiWi
seine schüler den genitiv aus dem nominativ herleiten zu laünl
und so etwas können wir hier in behaglicher breite gedruckt IflHK
auch die anordnung der sog. unregelmäszigen verlm ist eta» tM
äuszerliche. wir dürfen jedoch unmöglich an dem gansen hM
rütteln und begnügen uns mit einzelheiten, welche wir bei eiiif
neuen aufläge zunächst verbessert zu sehen wünschten, von w«ta
gehenden wünschen haben wir heute nur den: herausgebef
möge die zum Verständnis der lateinischen beii
nötigen vocabeln in einem alphabetischen verieiel
nisse anfügen, so lange einmal special Wörterbücher sa
autoren im schwänge sind , musz der schulgrammatiker ihnen
concession machen , da er doch nicht verlangen kann , dasi sieh
schüler der grammatischen beispiele wegen ein lexioon
dasz er aber diese vocabeln selber nachsehe, ist schon wegen
damit verbundenen Übung in den formen von Wichtigkeit,
ausstellungen sind nun folgende. ^
§ 2 heiszt es: *2) die formenlehre (etymologie) lehrt die foraw
kennen, welche die Wörter nach dem bedür&is der rede anBeka4
können.' offenbar ist unter dieser begriffsbestimmung die
bildungslehre nicht mitzuverstehen , welche in diesem teile
wol mit inbegriffen wird.
§ 5 empföhle es sich, neben 'V, v' zu setzen (*wan*), tUB/i
wie bei den letzten (griechischen) buchstaben der name- beigf^g^bfl
IC S^jffert: Ellendti iatemitdie grammatik. S97'
dag 'sprich' würde ich aas der klammer weglassen, denn es
n Mm priTatgebranch des bnches leicht za einem misverstlnd-
le veranlaasong sein, man kann in diesen dingen nicht genau
og za werke gehen, aas eben diesem gesichtspancte ist bei § 9
sosalz gemacht: 'Y darf nicht wieF gesprochen werdeUi sondern
»t Ähnlich wie w*. dieser zasatz kOnnte, wenn anf ansem vor-
iig eingegangen wttrde, ganz fortbleiben, denn die fidscbe aos-
tim Mgt lediglidi aas der fidschen benennung*. es ist wid der
ige bui^stabe, der in jeder der sprachen, die andf dem gymnasiom
Mmb werden (aach im englischen) einen andern namen führt«
m deshalb. empföhle es sidh, ihn beizageben. wir müssen nur
il selber den schtüem den falschen (deatschen) namen vor-
§ 7 anm. 1 wird das verfahren, wonach man zwei ponote über
zweiten vocal z. b. in po6ma setzt, diaeresis genannt, das ver-
m kochtet ein. das verfahren der panctation ist doch nicht
■ilieh, was man anter diaerese zu verstehen hat. viele, ja die
iftcn ausgaben der Schriftsteller bieten diese pancte gar nicht
doch ist die diaerese vorhanden, die schliler sind iiiilmer um
i namen fttr sie in Verlegenheit: also gebe man ihnen lieber
■I namen and fasse den letzten satz etwa so: 'die trennong (der
an laote eines diphthongen) heiszt diaeresis, die trennangspancte
isla diaereseos) heiszen als zeichen trema'.
§ 9. ^ innerhalb eines wortes vor einem vocal wird' jetzt,
b ich auch hier hinzuftlgen, 'wie zi gesprochen', weil diese aas-
Ae ebenso wenig bezeugt ist, wie die heutige misbrluclüiche
pciehe des C, welche kurz vorher behandelt worden.
§ 11. Was hat man unter 'trennung mehrsilbiger Wörter im
riben' zu verstehen? ist der aasdruck nicht ungenau? mOste
iaM heiszen 'trennung der Wörter in silben'? liesze sich nicht
hr so sagen: 'soll man ein wort (beim schreiben) in silben
In, was natürlich nur bei einem mehrsilbigen worfce möglich
||a gelten hierbei folgende hauptregeln\ aber sind denn nicht
n r^^eln auch bei der mustergültigen ausspräche z. b. beim
eines verses zu befolgen? woher kommt es denn, dasz
wort in der schrift teilen kann? doch gewis nur von der
e. also lasse man das in klammem gesetzte weg. —
ein consonant zwischen zwei vocalen steht, so gehört er
•weiten silbe', auch das ist ungenau und kann zumal, wenn
rdie beispiele des nähern ansieht, in denen immer die erste silbe
ihrennt ist, zu irrungen führen, also entweder heisze es 'zur
iklen silbe' oder man teile z. b. sedi-tio oder prod-e-o^ red-e*o,
Iti-o. übrigens bemerke ich, dasz die sämtlichen zu den worten
Ningeschobencs d jedoch bleibt bei der vorhergehenden silbe'
liBgeführten beispiele nicht hierher, sondern unter § 12 gehören.
Ish passendere beispiele kaum finden lassen, bleiben diese werte
fort, richtig sind sie ja auch nicht, denn dieses d ist ja
15*
P^
i
228 M. Sejffert: EUendts lateiniBche grammatik.
ein organisches^ nicht willkürlich eingeschobenes. — Zu 2) unddjü
leider kein einziges beispiel eines griechischen wories angeflllvi
man yersuche aber einmal das schon im § 7 Torkommende im
diphthongus danach abzuteilen und man wird die hinflilligkeit if
hier gegebenen regel und die richtigkeit des in der anmerkonglN
merkten principes sogleich einsehen, am besten wflrde dar henv
geberthun, das zweimalige gesperrt gedruckte wort ^lateinisohi
und die ganze anmerkung zu streichen und eine sache in soapenioi
lassen , über die wir in einer so kurzgefaszten grammatik so leiditi
Spieles nicht hinwegkommen können. — Auf schwachen fttsmi M
auch die bemerkung zum schlusz des folgenden paragraphen: *€km
wenn von zwei gleichen consonanten einer ausgefallen iat« gM
der bleibende zur folgenden silbe', — so lange wenigstena kiii
passenderen beispiele beigebracht werden, denn ^su-spicio, in
scribo' folgt einfach auch ohne diese bemerkung der zu aa&i
dieses paragraphen gegebenen regel von den znsammenguwUh
Wörtern, ein ausfall aber in der composition der Wörter trift ■
den ersten teil.
§ 14. Wie aus dem satze: 'im lateinischen hat kein mdmi
biges wort den ton auf der letzten silbe' (auch adhuc nicht?) twi
tens folgen soll , dasz mehrsilbige Wörter den ton auf der vorleU
silbe haben, wenn dieselbe lang ist usw., sehe ich beim besten will
nicht ein. ob es der schüler besser begreifen wird, bezweifleib
es sieht dieses kurze logische yerfahren sehr gut aua , Uingt m
sehr gut; wenn es nur auch richtig wäre! dasselbe gilt Yon nc
§ 16 musz vereinfacht werden, es giebt auch adjectiTE pnpii
oder warum schreiben wir auch die grosz? wir müssen fmÜdi m
nach dem rechte fragen , mit welchem es geschieht, die Framoe
thun es z. b. nicht, wir haben in den alten sprachen vielleieht ei
vorhersehende neigung, alles mögliche grosz zu schreiben, s.b.OQni
Timol. 4, 4: 'Nihil enim rerum humanarum sine deomm null
geriputabat. Itaque suae domi sacellum Automatias (oÖTOpoil
sc. deorum) constituerat idque sanctissime colebat'. das wort hl
dächten wir, hier einen ausgeprägten appellativen sinn, mag es 1
Plutarch immerhin die göttin Fortuna bedeuten, bei ComAl M
ein dahinzielender zusatz deae. wir verehren ja auch die voraehni
das 'ungerufene' göttliche walten in natur und geechichts M
denken dabei nur an eine seite im gottesbegriffe. aber diese fia|
so nahe sie heranstreift und wie sehr ich eine dahin geheads I
merkung in diesem paragraphen vermisse, gehört doch, wie gss^l
nicht hierher, dasz es auch adjectiva propria gebe , besweifttt 4
herausg. gewis ebensowenig, wie ich und beweist ja das buch siM
seits mit der Wiederholung des wertes 'nomina' (1. 'nomina snhsls
tiva usw. diese teilen sich wiederum ein a) in nomin a proprii
nicht in substantiva propria', woraus freilich der sehfllsr fall
klare Vorstellung von der sache gewinnen kann), andereraeitB M
mit der hier gegebenen begriffserklärung der nomina propria fisibi
M. Seyffert: Ellendta lateinische grammatik. 229
*solcbe, welche nur einem einzelnen gegenstände zukommen' das
g3t doch von 'Borna', -ae nicht mehr als von Romanus, -a, -um.
mr schade, dasz ein solches beispiel fehlt, die ganze falsche anord-
ng des Paragraphen würde glficklich Schiffbruch gelitten haben
aemem solchen steine des anstoszes. aber wenn unter den 'no-
Buu propria' auch adjectiva zu verstehen sind, musz doch ein
diUn lautendes beispiel ebenso zugelassen werden, es empfiehlt
Beb diesen paragraphen folgendermassen anzuordnen : 'die nomina
Mcfiülen l)in nomina substantiva (hauptwörter), welche die gegen-
ttade benennen, z. b. mensch, thier, pflanze , und nomina adjectiva
j^[aischaft8wOrter), welche merkmale benennen usw. 2) in nomina
iiopria (eigennamen) , welche nur einem einzelnen gegenstände zu-
bnÖBnen, z. b. Roma, Romanus und nomina appellati^a (gattungs-
üBin), welche einien gegenständ bezeichnen, der zu einer gattung
^lidiariiger gegenstände gehört, z. b. mensch, thier, pflanze, grün,
tkm'. zum schlusz dann die anmerkung: die nomina propria
treiben wir mit einem groszen anfangsbuchstaben.
§ 19 ist übersehen, dasz ein adverbium durch das andere näher
ütimmt werden kann, es genügt ad 1) der zusatz: das adverbium
jn auch ein anderes adverbium näher bestimmen z. b. der redner
ioeht sehr deutlich.
. § 31 unterbleibe der zusatz, 'bei ein und derselben endung',
Im es ist von dem durch die endung zu bestimmenden geschlechte
gar nicht die rede gewesen und die unmittelbar darauf folgen-
regeln sind gerade die , welche das geschlecht mittelst der be-
bestimmen sollen, auch ist hier ausdrücklich bemerkt, dasz
ohne rücksicht auf die endung geschieht.
§ 28 heiszt es inmier noch : 'die endungen , welche gebraucht
am die verschiedenen möglichen beziehungen des Wortes
^en, heiszen casus (fWe) des nomen'. dergleichen ausdrucks-
hat man schon beim unterrichten zu vermeiden, wie viel mehr
gedruckten buche.
§ 31 ist leider keine rücksicht auf die pluralia tantum ge-
§ 34 anm. 2 fehlt irgend ein beispiel , das doch so viel zur ver-
ilichung der sache beiträgt.
§ 54. Was mag sich der schüler, wenn er auf diesen Para-
phen geführt wird, unter 'den schriftsteilem der silbernen
inität' vorstellen, solche kunstausdrücke dtlrfen — das ge-
mit zu dem wesen eines schul- oder schülerbuches — nicht ohne
I nötige erklärung gegeben werden.
§ 67 fehlt opus s. das unten zu § 184 beigebrachte, sobald
Schüler einen grammatischen terminus, wie den des 'indecli-
wortes kennt, ist es nicht zulässig, dasz dafür umschrei-
gebracht werden , wie der dort so unwissenschaftlich klin-
»de Zusatz 'ohne dasz opus verwandelt würde', was soll er sich
2S0 M. SeyfFert : Ellendts lateinische grammatik.
für eine Verwandlung denken? also entweder heisze es *ohna dai
opus declinirt wird' oder hier wird die nummer 3) dahin geludert;
dasz es heiszt: *die einzelnen Wörter instar (bUd), (bb (natOiüolMf
recht), nefas (sttnde), mane (morgen), opus (bedttrfiiia) nnd mm§i
andere; von diesen sind die <kei ersten als nomin. und aecos.,
auszerdem auch als ablat., opus nur in der (prftdicatiyen) twI
Yon opus est (sunt s. § 184) gebräuchlich/
§ 72, 4 konnte erwähnt sein, dasz auch das mascnlinmn dkMr
nomina bisweilen adjectivisch gebraucht wird z. b. victor Ofii
metam. 3, 56 : ut nemus intravit letataque corpora fidit Yictoom^
que supra spatiosi corporis hostem usw. so, wie die worte hiorgi-
faszt sind, hat es den anschein, als wenn die formen nltiixail
victrix auch als masculina im gebrauche wären, ich schlage to]gak
fassung der regel vor: 'die substantiva mobilia ultor, nlim «i
Victor, victrix sind auch als adjectiva im gebrauch (riehendal
siegreich) und bilden von der femininform sogar ein neatmm ib
ralis z. b. arma victricia, siegreiche waffen.'
§ 75 vermisse ich eine erwähnung des aus dlvitiaeniiBa ffr
kürzten Superlativs ditissimus , die am besten in die aamefkmgl
passen würde, der vom verf. ausgesprochene grondaatz *BBr 4
allgemeinen typen der klassischen prosa, als deren reprlsenlnM
uns Cicero und Cäsar gelten, zur darstellung sn bringen* wM
darunter nicht leiden, denn einmal braucht der letalere im
gall. 1, 2, 1 gerade diese meist poetische form und dann ist,
wir sehen, vom verf. selbst dieser grundsatz nur auf die sjatexlf
schränkt geblieben.
§ 82, 2 schlage ich fttr is, ea, id das deutsche proBonMOH Hlä
die^ das' vor, welches unsere Lateiner nicht zu kennen seheuMB (y^i
unten zu § 222) , für idem das in diesem sinne viel hlnfiger «■
kommende 'derselbe'. wiU man in klammem eine erkllniv *
nebensetzen, so könnte das 'der* durch 'er, derselbe, deijenige^y Ü
'derselbe' bei idem durch 'ebenderselbe' erklärt werden, dmm fü
einten streben der lateinischen grammatiken und flbersetgnngsMkjN
hat man es, meine ich, zu danken, dasz das deutsche pronosün ^
vom schauplatze mustergtQtiger rede allmählidi ganz ufjinuhwinip
das sollten wir nicht zulassen, dasz unsere spräche unter dondlji
flusse der fremden leide , am wenigsten wo es so wenig nOtig ii
wie hier. •
§ 86 könnte, da es sich noch um die form handelt, vid hmutt
die zeitart zur norm der einteilung gemacht und der hier waHfll^
einteilungsgrund der zeit stufe f^ § 234 o£fen gehalten
in dieser fassung stimmen beide paragraphen ziemlich mit
überein. 'die in dem Zeitworte bezeichnete handlnsg kann ab^
vollendet oder vollendet gedacht sein, auf beiden selten
man auszerdem drei stufen der zeit : die gegenwart , die
heit und die zukunft, nemlich:
M. Sejffert: EUendts lateinische grammatik.
331
1) die anvollendete und
a, in der gegenwart z. b.
amo ich liebe
d. L das praesens
b, in der Vergangenheit z. b.
omabam idi liebte
d. i. das in^rfectom
c in der zokanft z. b.
amabo ich. werde lieben
d. L das fatnmm
2) die vollendete handlimg
anwvi ich habe geliebt
das perfeotom
amaver&m ich hatte geliebt
das plusquamperfectom
amat^ero ich werde geliebt
haben
das fatumm exactum.'
10 wtbde man also die zeitstufe nur an der endong (vergl. am ab am
sad amabo, amaveram und amavero), ^e zeitart oder be-
trhfcnheit der handlang am stamme selber unterscheiden können.
dir passive stamm der actio perfecta tritt mit dem participium fu-
tari aetivi allerdings in die actio imperfecta hinüber, aber doch erst
rnü einer erweiterten ableitung der form, auch darauf sind die
tehlller hinzuweisen, dasz sich die beiden formen schon im deutschen
ühirf genug scheiden, um leicht erkannt zu sein: wie im activum
['S» haben wir auch im passivum immer ein hilfszeitwort im gebrauch,
actio perfecta zu formieren, hier bekanntlich das hilfszeitwort
es ist von der allergrOsten Wichtigkeit z. b. für die consecutio
L, dasz man bei Zeiten darauf aufinerksam macht.
§ 94 werden die formen der conjugatio periphrastica in an-
licher weise entwickelt, die ausführliehkeit, mit welcher dies
»ht, würde die bemerkung ad 2) wol noch zulassen , dasz man
I passive mit der negation verbundene form so hftufig im deutschen
'dürfen' auflöst.
§ 109 fehlt eine bemerkung, dasz fero ein verbum nach der
coiy'ugation ist. das citat in der anmerkung kommt zu spät
genügt nicht.
§ 134 heiszt es: *die cox\junctionen gehören ihrem ge-
raache nach gänzlich der sjntaz an', man fragt unwillkürlich :
ihrer form nach? denn die gehört doch ganz allein hierher.
betreffenden worte sind entweder zu streichen oder eine bemer-
über die form ist am platze.
§ 125. 2) — asco wird nicht an verba der ersten, sondern an
stamm eines solchen verbs angehängt.
§ 132. Die regeln von der Wortstellung hat zwar Sejffert mit
acht femgehalten (vergl. das vorwort zur zwölften aufläge), aber
elementaren regeln über die Stellung des verbs könnten hier
10 gut, wie die über die Stellung des ac^ectivs § 138 gegeben
rden, wo eine natürliche lücke dafür gelassen zu sein scheint, es
ja hier nur heiszen : Mas attribut musz mit dem dazugehö-
substantiv im genus , numerus und casus übereinstimmen imd
•, sobald es nicht besonders hervorgehoben werden soll, seine
Mlong hinter dem Substantiv, wenn ein attribut' usw. der den zu-
232 M. Seyffert: Ellendts lateinische grammatik.
sammenlisng störende gedankenstrich wäre dann unnötig, es i
freilich schlimm, wenn die schüler warten mttsten, bis sie in
Syntax diese regel erführen, wie aber, wenn sie ihr hier dodi
ersten male begegneten , was so unerhört nicht ist: de wBren <
von der leidigen manier das adjectivnm immer Tor das suIn
tivnm zu setzen, noch viel nachdrücklicher gewarnt, als dnrd
blosze wort des lehrers. merkwürdig, dasz man im eleme&l
latein auf diese rücksicht, die man auf den color Latinns zn nel
hat, nicht schon durch die einfache erwSgung — erfiahrong
ich dann leider nicht sagen — geführt wird, dasz dadurch die
von der Übereinstimmung des adjeotivs mit dem substantir
schülem wesentlich erleichtert wird! der satz 'das rOmisehe
hat yiele kriege geführt' ist für den anf&nger ungleich leicht
Übersetzen, wenn zuerst die substantiva und dahinter die m^t
übersetzt werden, als umgekehrt, oder gehört das gute latein
dann nicht schon in die ersten stunden, wenn es das leichtere,
quemere ist. ebenso wird sich in dem capitel voni genitiT eine i
finden, wo die ganz gleiche regel von der Stellung der nftherei
Stimmung, welche durch diesen casus ausgedrückt ist, eine pasf
Verwendung findet, noch besser freilich wftre es, diese so wid
dinge an die spitze eines capitels zu setzen^ welches die hierher]
rigen hauptsachen vereinigte und immer noch fehlt
§ 139. Das genus der apposition stimmt notwendig audi
überein, wenn das substantivum ein (von einem ac^eotivum b
tetes) commune ist z. b. patria, parens nostra. diese bestisu
fehlt doch offenbar noch oder herausg. beseitige das so i^podil
klingende 'nur', das adjectiv ist in diesem ftdle nicht einmal <
derlich , denn an dem durch das bestimmungswort gegebenen (
ändert sich nichts, ob das adjectivum steht oder fftllt. das IcH
kann ja auch seinerseits ein commune sein.
§ 143. 'Der genitiv ist zunächst der casus fBr die ergli
eines Substantivs durch ein anderes', welches im deutschen
selten mit einer präposition oder einem erklirenden zusat«
bunden wird, würde ich der anschaulichkeit wegen sogleidi
hinzufügen, z. b. metus mortis todesfurcht, furcht vor demtod
furcht, die man vor dem tode hat, divitiae multorum bellora
in vielen kriegen erworbenen reichtümer.
§ 145 d) anm. wie aus dem texte der regel folgen soUi
man ad multum diem sagt nicht ad multum diei ist für den sc
zu wenig ersichtlich, das 'also' klingt ähnlich wie § 14 jene s
schluszfolgerung. wenn unsere schtQer so gute cuXXonncmf n
als das buch voraussetzt: sie würden dann wol ganz andere )
matiken zur band nehmen können, so wird das 'alao' abo
faUen müssen, der satz übrigens an deutlichkeit gewinnen,
hinzugefügt wird , dasz sonst statt dieses adjectivs im singoli
wohnlich das Substantive neutrum multum gesetzt wird. — f)
konnte ambo so gut aufgefdhrt sein, wie uterque, ja wol uit
M. Seyffert: EUendts lateinische grammatik. 233
neht, weil es noch deutlicher den begriff eines Zahlwortes an sich
irigt anch ambo y^bindet man mit einem substantivurn nur ad-
jeetiyisch. dabei kOnnte noch auf den unterschied beider Wörter
Ungewiesen werden, worüber, soviel ich sehe, in dem buche jede
bemerkung fehlt.
§ 154, 4 d) empfähle es sich (da, wie man deutlich sieht, hier
alles darauf angelegt ist, den schüler zur richtigen Übersetzung an-
nldten) hinter den worten *durch einen indirecten fragesatz' hinzu-
aftgen 'der im conjunctiv stehen musz' oder wenigstens § 304 an-
nsehen.
§ 160 anm. 2. 'Habeo ftlr etwas halten ist unumschränkt nur
in passiv im gebrauch, wo duco und puto wenigstens nicht im per-
feet und den davon abgeleiteten temporibus vorkommen; im activ
Unt es meist haben etwas an jemandem z. b. carum te habeo' usw.
teer ganze satz ist und bleibt unklar, einfacher und verstftnd-
Beber wäre es zu sagen: 'gelton als, gehalten werden für
knszthaberi, doci, putari, jedoch kommt die vollendete handlung
der beiden zuletzt genannten passiva in dieser bedeutung nicht vor,
lalten für, ansehen als heiszt ducere oder putare mit zwei accu-
üfiven oder habere pro oder loco (in loco), numerare (in numero)
ib. aliquem in parentis loco habeo, pro certo habeo; carum te
kbeo heiszt ich habe dich lieb , eigentlich ich habe an dir einen
fieben menschen ; pro steht auch bei duco und puto z. b. pro nihilo
fiiare, dncere. nach puto' usw. (ich will es nicht unterlassen, die
ribppelte ungenauigkeit, welche sogleich in der vocabeji *habeo für
Ibris halten' liegt noch besonders zu tadeln, der schüler merkt
ildi so ein für allemal etwas Fisches : habere für etwas halten.)
* §163. Bei den Worten: 'der accusativ steht in adverbialer
Mse a) bei den substantivirten neutris' usw. stutzen die schüler,
%ttm man sie nach dem accusativ fragt, besser wäre folgende
hrong: 'wie ein adverbium steht der accusativ a) der pronomina
Kid adjectiva im substantivierten neutrum: aliquid b) in den
jNidungen magnam' usw.
§ 173 bringt so ausgiebige beispiele zu dem ausnahmefalle und
grOszeren satz zur hauptsache. auch das ist ein fehler, der
der nächsten aufläge gut gemacht werden sollte, die ausnabmen
len sonst besser gewust als die hauptregel selber, ich sage
angesichts der mancherlei empfehlenswerthen Wendungen , die
4Kr ausgehen musten z. b. in dem inhaltsschweren § 170 oder in
Ann so reich ausgestatteten § 182.
§ 175 d) anm. Das partieipium wird ebenso gern mit dem
itiv verbunden, der 'einen thatsächlichen oder factischen grund'
Mchnet z. b. Caeä. b. g. I, 3: bis rebus adducti et auctoritate
*igis permoti constituerunt etc. die so genaue Scheidung in
i\(S\\e sieht hier wieder sehr gut aus, ist aber nicht stichhaltig.
§ 180 anm. 1. Mit dem letzten aus dem zusammenhange ge-
len satze kann man traurige erfahrungen bei schülem machen,
k
234 M. SeyfEert: Ellendta lateinische grammatik.
für welche selbst der volle context noch zu schwierig wftre. heruag.
könnte bedacht darauf nehmen, neben oder für dergl. unb^gittf-
liche Sätze leichtere, welche den platz mehr yerdiemten, odBrinr
auch sogleich die deutsche Übersetzung beizubringen, da sich üb-
mögliches nun einmal nicht verlangen läszt.
§ 184. Will der herausg., wie es scheint, die beiden CQi«
structionen von opus est durch eine verschiedene deutsche fÜM-
Setzung veranschaulichen, so könnte die regel mit einer kleinoier
Weiterung anschaulicher etwa so lauten: opus est es bedarf, iii
nötig wird entweder unpersönlich mit dem ablativ oder per-
sönlich mit dem nominativ der sache, die nötig ist, densBU
bedarf, construirt z. b. duce (ducibus) opus est es bedarf, man be-
darf eines führers (eigentlich: es ist an einem fflhrer M
bedürfiüs), dux.opus est ein führer ist nötig, es ist ein fllhrer ndtif
eig. ein bedttrfnis, duces opus sunt fÜhrer sind. nötig,«
sind usw. die person, die etwas nötig hat (braucht), steht im iäx
z. b. duce (ducibus) nobis opus est oder duz nobis opus est (daofli
nobis opus sunt) uns ist ein fUhrer nötig, wir bedürfen eines fUmOi
wir brauchen einen führer, wir haben einen fÜhrer nötig. vgL §67'.
das citat könnte Übrigens auch wegbleiben, wie dort opus neh
nicht notwendigerweise angeführt werden musz, da aus dem gsnM
hinreichend ersichtlich wäre, dasz dieses wort ein indedinablat iit
§ 187: 'Die präpositionen dienen um Verhältnisse der nonuM
auszudrücken, in denen diese entweder zu einander oder sa wUi
stehen', dieser satz bedarf einer wesentlichen einsdhränkong aal
es wäre hier der passendste ort, auf den unterschied der heida
sprachen im gebrauche der präpositionen aufmerksam zu msfha
'jedoch pflegt man', müste ein dahin lautender zusats heisitti, 'ia
lateinischen ein substantivum nicht so gewöhnlicfa wie im dentidMi
mit einem andern durch eine präposition zu verbinden s. b. te
krieg mit den Beigern heiszt bellum Belgarum nach § 143, b) od«
bellum Belgicum nach § 211, 2, die rede für den Marcellas onlie
pro Marcello habita (nach?), man hüte sich also ein Substantiv dnel
das andere ohne weiteres mittelst einer präposition sn besünnuik'
— Bei ^ad' empfähle es sich, unter die bedeutungen auch das nieU
gerade seltene 'vor' au&unehmen z. b. ad urbem esse, profidsoi, dea
das aus Caes. b. g. I, 7 zu § 265 anm. 2 schon bägebraeUe il
tirbe proficisci entspricht, übrigens ist proficisci ad aliqnmnkMi
schon aufgeführt.
§ 189 anm. 1 wäre ein grund dahin anzugeben, dasi sDl
diese verba selber die richtung schon enthalten, pono stahl flh
po-sino, po- aber, das aus port- verkürzt ist, drückt die riMmt
ebenso aus, wie griech. stammverwandtes Trpöc, wie die and«n HÜ
insculpo, inscribo, incido, imprimo zusammengesetzte präpositiQft ■
alle mal, wenn sie den accusativ regiert, es brauchte ja nur li
heiszen: ponere heiszt eigentlich 'hineinlegen', naoulpo ^Uasin
graben' usw., so dasz man also eigentlich fragt: wo hiaeinliyi*
iL SejffiBrt: EUendtB lateinische gnunniAtak. . 23&
wo luneiBgrabeii? and der ablativ von lu r et (daaz
ium im lateinischen nicht wohin? sc iwor' xragt, das
kSigt ohne eine solche erkUrun^r imi ou i
§ 210, 2, b) mttste für de r ai nt i , di
larDeateche hier immer den singniar» t,ül a imla x
Ihnll als substanti? das nentram pm i nt, wo i
hffi gedacht wird, es genügt« wenn ei < 1 die
Intehe bedentnng beigegeben wflrdo, um d) i anftnerm in
Mdiea, I. b. vera et fidsa digno b i ma ta tri
§ 211 ist immer noch dei ni se e fall ono« i n igt
)iUiä>en, daas mitunter im den ein ] i ] -
rar! steht, z. b. bellnm civile aer otti tu , aom n <
§ 214, 2 anm. wird ein beispiel angeführt, wo iter mit *eil-
mnA* übersetzt wird, so taxiert wenigstens der schüler die vocabel
if gnmd der hier beigegebenen Übersetzung, es heiszt riehtiger
■neh' oder wenn man ein zusammengesetztes hanptWort lieber
dl: tagemarsch, tagereise. -- Dieser, wie die beiden folgenden
n^prapben, gilt offenbar ebenso von der comparation der adverbia,
lii der a^jectiya: vergl. sogleich das erste beispiel dieses para-
nphen. deshalb nimmt man anstosz an der Überschrift *compa-
tkm der a4jectiya' oder erwartet eine dahin lautende bemerkong.
i 1) anm. ist zwar 'und adverbia' in klammem gesetzt und § 215
hl ttnlicher zusatz zweimal in die regel selbst au%enommen, aber
Üi yemiszt ihn immer noch in diesem paragraphen ad 2 und im
IMen § 216. am einfachsten und richtigsten wftre es, ihn in die
bnehrift dieser drei paragraphen selber mit aufEunehmen. oder
ll schüler suchen sonst vergebens.
;: § 222 hielt der verf. in dem satze: 'die stücke des Terenz lese
ISibw als die des Plautus' das zweite, hier gesperrt gedruckte
w für den artikel, obschon das nur die klammer besagt, die also
musz. auch in sfttzen wie: *der mensch ist glflckUdi, der zu-
ist' ist doch Yon einem artikel nicht die rede, wir haben
wie die Lateiner ein einfaches pironomen determinatiynm
itimm und a^jectiyum, so gut wie is, ea, id): es heiszt der,
das und unterscheidet sich von 'derselbe* oder 'deijenige' wie
oder ipee yon is. auch ipse ist zusammengesetzt und heiszt
lieh 'der selbst' oder 'er selbst*.
§ 229. 'Substantivisch steht allein quis (nicht qui) nur in
Rptsätzen' usw. ist eine fehlerhafte Wortstellung, die ich nicht
m würde, wenn nicht die sache, die klarheit der regel darunter
es musc heiszen : 'substantivisch steht quis allein', nemlich
in der Zusammensetzung aliquis 'aber nicht qui, nur in haupt-
usw. wie Seyffert das 'allein' gestellt hat, ist es nicht
ivum sondern adverbium, dem ja allerdings folgendes 'nur'
>rechen mag. eine Unklarheit bleibt es trotzdem.
§ 230 anm. 'Fragen, welche keine antwort erwarten lassen' sind
[
236 M. SeyfTert: Ellendts lateinische grammatik.
rhetorische fragen, nicht alle rhetorischen fragen sishen vommnendi
stttzen gleich, also musz es heiszen : *vembiueuJen Sätzen gk«
stehen 1) solche rhetorische (das sind unbeantwortete) finge
welche die antwort 'nein' erwarten lassen', auch wird nidit i
jedes *quam nach dem comparativ' quisqnam und nllus^folgi
dürfen, ich dächte, das wäre ebenso einleuchtend, folglfchhfflf
es *2) ebenso sStze mit einem comparativ und quam, welche di
gedanken nach eine Verneinung enthalten', zur deutlichkeit (
beispiele würde es nicht wenig beitragen, wenn der negativen
dieser sStze durch eine klammer etwa in folgender weise klargd«
würde: 'an quisquam Croeso divitior fuit? (»= profeeto nemo&0(
divitior fuit)'. 'in rege Mithridate devincendo Pompcjns felie
fuit, quam quisquam superiorum regum. {= in rege Mitiiridate <
vincendo nemo superiorum regum felidor fuit quam Pompejos 0(
Pompejo)'.
§ 233 anm. sollte doch angegeben sein , woraus verkttnt (
iSszt sich wieder an dem angeführten beispiele am besten lelir
'quae sanari poterunt , quacunque ratione (sc. potero) sanabo.
§ 234 oder schon § 86 wäre eine passende gelegenheit dan
hinzuweisen, dasz die beschaffenheit der handlung der form des va
nicht immer entspricht z. b. cogi genötigt sein, meminisse s
erinnern vgl. § 243 anm.
§ 247 vermisse ich und vermiszt der schüler immer noch dah
gehörige germanismen , wie *wSre es nicht deine pflicht gewesei
(§ 152) *ich hätte nicht geglaubt' usw. die ihn jedesmal in t
legenheit setzen , wenn sie, was nicht so ganz selten ist, in sein
Übersetzungsbuche (bei uns dem Haacke^schen) vorkommen.
§ 271 anm. Das 'auch' in der vorlebten zeile ist (gn
matisch) nicht zu verstehen, es soll bedeuten : *nednm steht ai
im verkürzten satze z. b. aegre inermis tanta multitado nedi
armata (sc. sit) sustineri potest'. nun dann heisze es auch so!
§ 278. Die schüler denken einmal bei *ut' immer an die 1
rühmte conjunction, welche den conjunctiv fordert, darum win
gut 'ut (uti wie)' herzusetzen. — 279, 4 fehlt immer noch die
dem phrasenhaften 'sunt, qui' in klammem ?u setzende bedenta
'es gibt leute, die' 'non desunt, qui es gibt recht wol len
welche', dies umsomehr als folgendes *existunt (treten auf)' le»
zu der ansieht verleitet , als bedeuteten jene beiden ansdrüeke i
selbe, dasz dieses 'leute' im lateinischen nicht übersetzt wi
müste sogar noch besonders erwähnt werden, dasselbe gut i
^misit qui' (z. b. Haacke, aufgaben zum übersetzen ins lateiidsclM
nr. 139, 10; 143, 3). etwas anders ist es, wenn mittere mitd
relativum § 341 anm. namhaft gemacht und dort nr. 1 dieses pa
graphen citirt wird , weil dann immer an ein bestimmtes objeet
denken ist: vgl. den ad 1 angeführten satz: Missisunt deleeti €
Leonida, qui etc.
§ 316 anm. 1 empfähle sich ein hinweis auf § 66 anm. \
M. Sejffert: Ellendts lateinische granunaiik. 237
175d)aiim., weil me conoedente usw. auch pariicipia praesentis
siBd, weiche durch die form der actio perfecta verdrängt worden,
wir übersetzen das supinum freilich immer mittelst der infiniUye
pneeentis. das ficht ja aber die lateinische form wenig an. man
foigleiche auch hierzu § 86 und 234, wo ein hinweis auf diese er-
idMiaung ebensogut am platze wäre. — Anm. 2 w&re ein passen-
dms, weil der historischen prosa (Caes. b. g. 1, 15, 1) enüehntes
bai^iiel folgendes : Caesar equitatum omnem ad numerum quattuor
■Sam, quem ex omni provinda et Haeduis atque eomm sociis
Mtetum habebat, praemittit, qui videant, quas in partes hostes
hr ÜMsiant. es Ifiszt sich auch wohl noch kürzer geben.
§ 319 könnte noch bemerkt sein, dasz man das participium,
■I sich das übersetzen zu erleichtem , meist schon im deu^chen
Ntoi kOnne. es ist das immer eine httlfe, die nicht von der band
n weisen , am besten würde das wieder an dem beispiele erläutert.
§ 327, 2 fehlen die übrigen präpositionen , deren mögliche an-
mdang durch ein bloszes 'usw.' angedeutet werden musz.
§ 336 ist wirklich vollständig unklar und für den schüler un-
UQchbar. wie sätze wie Haacke a. a. b. 138, 3: 'ihr habt also
niee gehandelt, dasz ihr eure söhne genötigt habt, die dinge, deren
im zu einer vernünftigen einrichtung seines lebens be-
hri^ frühzeitig zu erwerben' übersetzt werden müssen, darüber fehlt
«br eine hierher gehörende andeutung. wenn wenigstens einem
b lateinischen sätze eine dahin zielende Übersetzung beigegeben
iMe! diese art wendung ist dem schüler zu wenig geläufig und
R0 soll er sie kennen lernen und wieder finden als hier?
§343, 3 oder schon 214, 2 anm. konnte bemerkt sein, was
Bb *noch' von der zeit heiszt. denn so etwas sucht der schüler
fed mit recht) in dem Wörterverzeichnis seiner aufgaben zum über-
inn ins lateinische vergebens , gehört doch dazu die syntaktische
Ifterscheidung.
Anhang I § 2 nr. 3 musz wiederholungsweise bemerkt werden,
IB pono im perfect und supinum kurzes o hat.
Und nun zum schlusz. 'dasz kein menschliches werk fehlerlos
sagt so schön der verf. selber in dem letzten vorwort , das ihm
iben beschieden war. wie oft sieht es nur so aus , als wenn
irrten, da wir das richtige, wie in der spräche so oft, fast in-
V meinen und nur den richtigen ausdruck nicht treffen, der
Kehrte herausg. teilt vielleicht mit mir die ansieht, dasz wenn
tvas zur Vervollkommnung des buches geschehen müsse, dies zu-
Vb&t vor allem das öuszere, die form, den ausdruck betreffe, ein
buch musz in erster linie nach möglichster genauigkeit im aus-
ke streben, in vielen fällen habe ich allerdings nur den
elt, aber doch wol nur da, wo er ein misverstehen von Seiten
schüler nur zu leicht im gefolge hat, sonst hätte ich die anzahl
er ausstellungen wol verdoppeln, verdreifachen können, es
hier nichts oder nicht sehr viel gelegen sein an einer ge-
l
238 Bericht über die verhandlnngen der 89ii TemamTnlnng
schxnaokvollen form : aber der ausdruck ist wirklich mitmitir ii*
correct und es kommt in einem solchen bnohe so nnendlidi tA
darauf an , dasz sich wort und gedanke auch immer volllioaniMi
decken, der verehrte herausg. steht gewis nicht auf dem stall:
puncto , den man ja leider gar nicht so selten yertreten findet, ab
sei die grammatik ein ort, wo der schüler nur in geseUachaft teiM
lehrers zutritt habe , ein buch, dessen bedeutung ihm nur der lelinr
erschlieszen könne, ich habe für die exercitien der untertertiaiMr-*
das ist etwa die classe, die* für den ausdruck besonders maszgebnl
ist — ein für allemal die einrichtung getroffen, dasz de die sA-
ständig benutzten paragraphen dieser grammatik zu dem betreflente
lateinischen worte in klammem hinzusetzen müssen und ich tan
hier durch eigene erüahrung es nochmals bestätigen , dasz dadoA
noch so manches in diesem buche von dem schüler misventaate
wird auch ohne seine eigene schuld, lediglich in folge der htufign
prägnanten kürze des ausdrucks. ich lebe der Überzeugung, dyi
es in dieser richtung noch vielen feilens bedürfen wird, umdai
buche den grad von Vollkommenheit zu geben , den etwa der tdigf
herr verf. im sinne gehabt hat , als er jene so bescheidenen vii
anspruchslosen worte niederschrieb. — Was die ttuszere fonn te
buches und zunächst die lateinische Orthographie betrifft, ao miga
immerhin Jupiter statt Juppiter, — cimque- allemal statt — camqfi^
heiszen, obgleich die andere Schreibung, die sogar richtiger ist, wi*
nigstens erwähnt werden könnte , aber warum es z. b. exeobvt
neben existere, warum es nun einmal genetivus neben genitM
heiszen solle , das sieht man nicht recht ein. letzteres ist und bUkk
eine inconsequenz. für die deutsche Orthographie empfehle iflh
engeren anschlasz an den verein der Berliner gymnasial- nnd när
schullehrer. was nützen regeln und wOrterverzmchnisae, wennfl»
nicht durch die Schulbücher zur that und wahriieit werden. -*
Druckfehler habe ich nur s. Y z. 3; 37 z. 25; 213 z. 16 bemerkt
LuOKAU, im juli 1874. J. SAmiBO.
17.
BERICHT ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER NEÜNÜHD-
ZWANZIGSTEN VERSAMMLUNG DEUTSCHER PHILOLOaSI
UND SCHULMÄNNER ZU INNSBRUCK
vom 28 September bis Sl october 1874.
Der beschlusz der im jähre 1872 in Leipzig versammalteii pUlt-
logen und Schulmänner, der Innsbruck als den ort der nlchttea W^
sammenkunft bestimmt hatte, konnte erst im jähre 1874 sor ■iiufllllllf
gelangen, nachdem im vorausgegangenen jähre wegen cholerageHihr i*
zu sagen in der letzten stunde die abhaltung der versammloBg beWfi^i
lieh untersagt worden war. unverdrossen unterzog sich das pritSdiHW
welches rleu herren prof. dr. B. Jülg und — an stelle das mittierwclla
nach Kiel abgegangenen prof dr. Wilmans — gymnasialdirector W. BUh'
denlBdier pbilologen und schnlinftimer zu IniubnidE. 2S&
tnmt war, der mübe, ein zweites mal alle einleünngen sn treffen,
Ihnen die genngthanng wurde , eine mit rfiekiicht anf manehe nn-
ife Terlilltnisse , z. b. die eehnizeit an den bayerischen stndien-
Imi nnd die laee Innsbmcks, doch ziemlich zahlreich besnehte
imlnai^ in der Tandeshanptstadt von Tirol vereint zn sehen, an
tea rertreten war Sfiddentschland nnd Oesterreieh*üiigam; aber
ans Norddentschland hatten sich yiele mitgliedeif emi^fiittden,
dbst Italien fehlte nicht, nach dem officlellen Yerzeichnisse ^e-
Se Gesamtzahl 850 roitg^lieder. am sonntag, den 27 sent. abends,
& riame der redoutensSle bei der g^eg^nseltigen begrfissnng
ziemlich gefüllt.
le erste allgemeine sitznng wurde am montag, den 28 sept.,
itfich geschmückten nationaltheater um lO'/t uhr eröffnet; anf der
desselben war der platz für das prEsidium und die redfner; zur
Aen eröifnung waren daselbst aueh rertreter der regiemng, des
t der Stadt und der armee erschienen.
rofessor dr. Jfilg leitete als prftsident die Verhandlungen der
nrsammlnng deutscher philologen und schuImSnner ein mit einer
in welcher er zunächst die versammelten fachgenossen, die sich
I 'Oenaunos, implacidum genus, Breunosqne veloees immanisque
(' gewagt hätten, begrfiszte. daran schlosz sieh ein historischer
ick der ethnologischen Verhältnisse Tirols, anknüpfend an das
e seltsam an das ohr klingender Ortsnamen, neben welchen wie-
fsmein verständliche sich nnden, führt der redner aus, wie B&tien
etze durchgangsthor gewesen, an welchem eine völkerschiehte
ler andern sich lagerte, um von den alpen nach Italien niederzn-
I. die vorhistorische bevölkerung habe wahrscheinlich nicht dem
rmanischen stamme angehört; in der geschichtlichen z^t sei es
von den Kelten und Rätern bewohnt gewesen; letztere seien
iweifel in beziehung zu den Etruskem gestanden, zu dere»
• CorsscDs forschuugen endlich den Schlüssel gebracht, auf die
I weise das häufige vorkommen keltischer benennungen hin für
nnd boden, bäche, thäler, bergspitzen nicht nur im Dran- und
biete, sondern auch in den übrigen* teilen Tirols, die neue Ira,
I nunmehr auch für die keltische spräche angebrochen, werde
«teh für die aufhellung der urgeftchichte Tirols ihre IHIdite
• unter Augu&tus sei Rätien von den Römern bezwungen wor-
Re Yenostes, Isarci, Breuni seien namen, die uns noch heute in
n, Eisak, Brenner entgegentönen, die spuren der ffroszartigen
len kolonisation seien jetzt noch allenthalben im lande zn finden,
erwähnte redner der Mommsenschen forschnngen, die es wahr-
Beb gemacht, dasz die römische Station Agnontum nadi Lienz
legen sei. eine folge der {gänzlichen romanisiemng des landes
m auf schritt und tritt in Tirol romanische ortsbennnngen unser
fffen, obwol seit mehr als einem Jahrtausend abermals eine neue
■Bhichtang vollzogen sei. seit dem dritten jahilinndert nemUeh
"verschiedene deutsche stamme, Alemanen, West- nnd Ost-
, Langobarden, zuletzt Baiuvaren, letztere der grundstock der
n bevölkerung, mit den Römern um den besitz von Rätien ge-
L dasz auch iSlaven tirolischen boden besetzt hatten, werde
das vorkommen slavischer Ortsnamen wie Villgraten, Pregraten,
Windiscbmatrei dargethan. so biete dieses land dem clasaischen
gen, dem romanisten, dem germanisten, den forschem auf slavi-
^ebiete, dem keltologen ein reiches feld. aber gemäsz dem
(e, dasz mischung edelt und kräftigt, sei aus der geschilderten
Ichtang ein tüchtiges volk erwachsen, bieder in seinem kerne,
im denken und fühlen, dasz die deutschen philologen auf tiro-
f, auf österreichischem boden tagen, sei ein beweis, dasz es
O esterreich und Deutschland auf dem gebiete der wissen-
i
240 Bericht über die verhandlungeu der 29n verBammhing
Schaft und geistigen cultor kein^ schranken gebe, der redoer hsßt
dasz es den lieben gasten, welche nach Oesterreich gekommeiit um lu
dem reichen schätze ihres Wissens zn spenden, unter den tiroliitkn
gletschem behaglicher zu mute werde, als den mutigen sShnen Oelt•^
reichs, welche im höchsten norden auf den gletschem 'tagten', nie^
dem der prttsident schlieszlich alle mitglieder noch eiiunal henlich
willkommen geheiszen, gedachte er der seit der letsten TenamBlni
durch den tod entrissenen namhaften philologen : Held, Elsperger, Lmsi.
Enger, Thudichum, Petersen, Mezger,- Sejffert, Steinhart, Krfiger, Blkri
Hassler, Zill, Winiewski, Haupt, Wol£f, Gabeientz, Rödiger, Kangai,
Hoffmann von Fallersieben u. a.
Nun folgten begrüszungsreden des Statthalters von Tirol, grtta
Taaffe, des landeshauptmannes dr. Rapp, des büVgermeisters nm lutr
brück, dr. Tschurtschenthaler.
Hierauf wurde zum geschäftlichen teile übergegangen, indeadii
Präsident der versammlunfi^ als secretäre vorschlug die herren dr. Hiitch
felder aus Berlin, dr. Lechner aus Ansbach, dr. Malfertheiner aus bat
brück, dr. Hintner aus Wien, mit welchem vorschlage die versamnliil
einverstanden war.
Alsdann kam ein schreiben des österreichisohen onterriohtsmiBilfetf
dr. v. Stremayr zur Verlesung, welcher unter dem ausdmoke des bi
dauems, durch amtsgeschäfte am persönlichen erscheinen verlundeit s
sein, die Versammlung seines lebhaften Interesses versicherte.
Hierauf teilte der präsident die begrüszungsschriften mit, von dsM
ein grosser teil den mitgliedern bereits beim empfange übergeben mt
den war: prof. dr. Dittel 'über den dativ bei Vergil' und prof. dr. J. Efgi
'über den einflusz der alttirolischen stände auf die gesetsgebung' {pn
gramm des Innsbrucker gjmnasiums vom j. 1878). — Prof. F. SimiMri
zu Hall 'zur bildung der Homerischen infinitivformen' (gymnasiillK
gramm 1878). — Prof. Büchaeler 'über die reden in dem geaehiwi
werke des Thukydides^ (programm des gjmnasiums zu Bösen 1874}.«
Director A. Kriechenbauer 'beitrage zur Homerischen nranologie*. '
Dr. F. Stolz 'die zusammengesetzten nomina in den Homerischea WM
Hesiodischen gedichten' (progrumm des gymn. zu Klagenftm 1874)* '
M. Petschenig 'zu den schoUasten des Horaz\ — 'Zum umrisse fM
Europa' von prof. W. Schmidt in Graz. — 'Erster versuch einer fibf
Setzung des jüngst aufgefundenen fragmentes aus Homers Odjss. VT
— 'Q. Horati Flacci satira l'bri primi septima. philologis Oenosatf
Oeniponti congregatis obtulit G. Linker'. — Dr. Valentin Hintner 'W
träge zur tirolischen dialektforschung'. — J. Savelsberg 'beitilffe ff
entzifferung der lykischen Sprachdenkmäler'. — Dr. AL Egger 'indiitril
und schule in Oesterreich; eine culturpolitische Studie'. — PrefMI
dr. Mahn 'über die epische poesie der Provenzalen'. — Dr. Jug '■■
geschichte der gegenreformation in Tirol'. — Dr. M. Lechner 'eowMi
tatio de Euripide rhetorum discipulo'.
Nachdem der präsident noch die wähl des gymnailaMii sflW
W. Biehl zum vicepräsidenten gerechtfertigt, für die versehiebnoff^
Versammlung auf 1874 die indemnität erbeten und eine vorbespreoM
behufs der wähl des nächsten Versammlungsortes in anregong Sf^*'^
hatte, sollten die vortrage beginnen, aber zuvor ersuchte dr. Eckilv
aus Leipzig noch um das wort 'zur geschäftsordnung', um in iM^^
weise eine änderung 'des programmes rücksichtlich der auf flüfttvw
anberaumten fahrt noch Bozen zu verlangen; leider war das pritaUii'
nicht in der läge, dem wünsche zu entsprechen.
Wie angekündigt, hielt nun prof. dr. Thomas ana Müncbea ^
Vortrag über 'humanismus und zeitsinn', es liege im kawdialte ^
der natur, so der geschichte als der erziehung des menschengeichltcklK
beide haben ihre stetigen Werkstätten und unerschöpfliehen Torralkt
kammem. es sei weise vorgesehen, dasz nichts sittlich grosiei *>
deniBcher philologen und scholmänner zu Innsbruck. 241
•
fttiii^ hohes, nichts schönes und erhabenes dem menschengeschlechte
Terloran gehe — in der erkenntnis dieses ewig waltenden gesetzes liege
4sr kdehste genosz des denkenden beobachters und deshalb sei die ge-
•ehiehte die lehrerin der Weisheit, unter den idealen mächten obenan
M» bis jetit der humanismus als die durchbildung von geist und herz
ud gemfit zn edler menschlichkeit, vermittelt durch das dassische
«Itertnm. entsprossen aus der Wiederbelebung der dassischen litteratur
im abendlande habe der humanismus seit den Trecentisten Italiens
•Um henrorgebracht oder gestalten helfen, was im reiche des geistes
nr Tollendnng gediehen, durch erweck nng des dassischen sinnes yer-
Uaken ihm alle gebildeten nationen befreiung der geister, erhebnng
in gemäter, läuternng des geschmacks. mit denselben und durch den-
lelben haben sich alle litteraturen Europas und alle kunstschöpfungen
dsMelben emporgebildet und eine neue classicität zum leben gebracht,
wie ein erster Sonnentag nach langen düstern nebelwochen erscheine
iu licht des humanismus in der culturgeschichte , allerregend, all-
STfoiekend, allerfreuend, gleich dem hellenismns, seinem geistigen
vsler, fahre der humanismus nicht, wie religiöse Vorstellungen, leiden-
Nhaftlich oder im stürme über die Völker dahin, sondern jedem zwange
sMold, habe er, überall sogen und wonne verbreitend, allenthalben
des boden gelockert und fruchtbare keime in empfängliche seelen ge-
itifiit. wie nun die philologie als trägerin des humanismus im öffent-
liehen leben, als bildnerin der Jugend, als veredlerin der sitte, als rich-
terin des geschmacks gewirkt, so stehe auf der andern seite fest, dasz
M die feinde des freien menschentums oder die gegner strenger geistes-
libeit und des ernsten erziehungswerkes platz gefunden, Verwilderung
lir gemfiter, lockerang der sitten, emiedrigung des geister zu unwür-
lifer knechtschaft um sich gegriffen, verschieden seien die bestrebungen
m Seiten, bald auf das edle und geistige, bald auf gewinn und genusz
bs daseins gerichtet, die gegenwart sei die zeit des mechanismus;
bs wesen desselben spiegle sich in allem wieder: in kunst, litteratur
■d Wissenschaft; die schönen Wissenschaften, die 'humaniora' seien
Wiig begehrte werte; am empfindlichsten äuszere sich dieser zeitsinn
I der neigung der Jugend, im befund jeuer schulen, die als pflanz-
■tten des humanismus gelten, bei dieser zeitströmung habe die philo-
&eine schwere probe der treue und des mannhaften ernstes zu be-
gegenüber der unverhohlenen abneigung gegen die schulgerechte
Itange humanistischer heranbildung. sei sie in früheren Zeiten durch
lahmnng der bloszen form, ein andermal durch ungefällige behand-
ihrer Stoffe mit sich selbst oder .mit der zeit in widerstreit ge-
»n, so erleide der ideale zweck der dassischen philologie seit den
m vier Jahrzehnten durch einen gewissen alezandrinismus der
Üen eine merkliche beeinträchtigung. ob die heutige philologie,
{t der redner, in ihrer machtstellung zu schule und leben den ver
lieh aushalte mit dem vorausgehenden menschenalter? ob wir bei
auf putz und sichtbarem aufschwung der gesellschaft in ansehung
bildang und des freien vernunftgebrauches höher oder tiefer stehen?
der scharfen aus Selbsterkenntnis geschöpften antwort auf diese
so liege zugleich der aufruf zur Wachsamkeit im allgemeinen und
Ipbeacndere Tür die haushalter der idealen macht des humanismus, für
II deutschen philologen und Schulmänner, dasz diese ihre schuldig-
pit thun werden, dazu treibe das leuchtende Vorbild nnver^eszlicher
|iUter und das hohe ziel, welches dem gerinanismus gesteckt ist.
Mi wirken an vielen Universitäten männer der strengeren schule,
>re gjronasien weisen noch einen stock trefflicher lehrer auf und
mahnung hervorragender forscher auf anderen gebieten, die wahre
icbliche bilduni^ nicht über dem fachstudium und einzelnen fertig-
sn zu versäumen, komme der eigenen einsieht zu hülfe. Tirol und
irlberg stelle hierin ausgezeichnete beispiele vor augeu. über dem
l'.jthrb. f. phil. u. püd. II. abt. 1875. hft. 4 u. 5. 16
242 Bericht über die Verhandlungen der 29n versammliuig
Brenner sei Fallmerayer geboren, der vieler menschen stKdte geseb«
und ihren sinn erkannt hat, der soharfsichtig^e lehrer und beiniiidiitt
Geschichtsforscher, der glückliche nachahmer der alten olasiiker; Ibir
dem Arlberg Konrad Haider, ein humanist mit leib und leben, weldwr
sich als scbulrath in diesen landen ungeteilte liebe erworben Übt.
das zengnis, welches dieser Jugend- und menschenfreund aber die ika
unterstehenden schulen von Tirol und Yorarlberff, über die tfie|itigkdl
der lehrer, der geistlichen und weltlichen, ihm mehrmals geg^n
habe, gereiche diesen zu wahrer ehre und diese ehre solle nier h
öffentlicher Versammlung feierlich anerkannt werden, wo vorbUdcr
solchen geistes und solchen ruhmes zuwinken , könne der eifer ifekk
gebrechen und die ausdauer nicht fehlen: darum aicl dpiCTCikciV wA
Oneipoxov ^^^€val dXXwv.
Der Präsident dankte dem redner und erteilte hierauf dai mit
hm. prof. dr. Arnold aus Würzburg, welcher einen vertrag 'BlMr
antike theatermasken* angekündigt hatte, der redoer leitet dentellMe
mit der bemerknng ein, dasz der gebrauch der maaken diejenige «!•• ;
richtung des antiken theaters sei, von der unser moderne« gefÜU ta
lebhaftesten abgestoszen werde, und doch seien es gerade die Grif
eben, deren Schönheitsideal auch unserer zeit noch mustergiltiff idf
welche die masken selbst in der höchsten blute ihrer eultorentwitflair
beibehalten haben, der gebrauch derselben müsse surüokgefGhrt wif
den auf den in der menschlichen natur begründeten nachahmnngilrli^
der da am lebhaftesten zur entfaltung gelange, wo er sich mit ta
religiösen cuUus in Verbindung setze, die feste der ländlichen gottM
zerfielen in zwei teile, in einen religiösen und einen profaaen. Ml
dem bedürfnisse der naiven leute, was nur im glanbea existiert, aMk
sichtbar darzustellen, erklärt sich die alte sitte, die gottheit ote
wenigstens ihre begleiter nachzubilden, geschah dies anter absiBgnf
von Tiedern und aufführung von mimischen tanzen zu ehren der gett-
beit, so wurden im zweiten teile auch von der gleichzeitigen meBM*
heit einzelne Persönlichkeiten unter lustigen neckereien nnd weabtll
gesprächen nachgebildet, um nun dabei das eigene ich mSgUsM
unkenntlich zu machen, und dem originale nahe zu kommen, bedloll'
man sich der gebichtsvermummung, die für beide teile jener feeUidünitMi
charakteristisch geworden, bei den Griechen hat vorzüglich der diaiil
des Dionysos die lust zur vermummung begünstigt; bei demMlbiB'
wurde das gesiebt mit hefe bestrichen, roth gefärbt, mit eppick ote
feigenblättern verhüllt, dieser brauch wurde später bei der tragOdl%
die sich aus dem religiösen, sowie bei der volksposse nnd komddie, ^[
sich ans dem profanen teile der Dionysosfeier entwickelte, beiber
auch bei den Italikem war ans den zu ehren der ländlichen
veranstalteten festlichkeiten ein dramatisches spiel hervorffCfi
(He Saturn hat ohne zweifei ebenso sich der vermummung bedient,
dies von der atellana erwiesen ist. demnach war daa motiv für brf»'
behaltung der gesichtsvermumroung religiöser conservatismns. wie
aus der ursprünglichen färbung und Verhüllung des geeichtes bei
Griechen sich die maske entwickelt habe, darüber sind wir nnr
dürftig berichtet, redner stellt nun die wenigen nachrichten, die
über die geschichte der masken in der griechischen tragödie und ~
die, sowie im römischen kunstdrama überliefert sind, sasanasen
bespricht nach angäbe der quellen namen, material und gestaltnag
antiken masken. der griechische ausdruck für maske ist «p6ciMi%
ganz entsprechend unserem deutschen 'angesichte\ |uu>p^oXuKClOV W"
zeichnet eine maske, die eine Schreckensgestalt darstellt, im latyiii'.
sehen ist der gewöhnliche ausdruck persona, während lanra denneb^!
begriff des furchtbaren hat. neben masken aus leinwand werden si»
masken aus holz erwähnt; dasz masken aus wachs oder thon snf ".
bühne getragen wurden, läszt sich nicht erweisen, die gewohnlid^
dentseher philologen und schulmänner zu Innsbruck. 243
rir der art, dasz das ganze gesicht und hinterfaanpt bedeckt
er tr&ger konnte nur dorch die an stelle der pnpiUe gelassene
• sehen; die Iris war anch an der maske selbst augebracht und
eden bemalt, die masken waren mit künstlichem haupthaar Ter-
anch die ehren waren manchmal sichtbar; gewöhnlich fand sich
ehr oder weniger weite mnndöffnnng öfters mit künstlichen
nnd künstlichen zahnen. PoUax teilt die griechischen maskea
tragische, satyrische und komisehe; die namen der eioaelnen
; sind Ton körperlichen eigenschaften, von der socialen Stellung,
araktereigenschaften usw. hergenommen, über die namen der
in der tragödie und im pantomimus ist nichts überliefert; bei
fluschen wurde wahrscheinlich auf alter, sociale Stellung oder
;er rüduicht genommen, die griechischen masken waren nicht
• bestimmte rolle gefertigt, sondern repräsentierten allgemein
liehe tjpen ; so gab es z. b. für Elektra und Antigene die Charakter-
der trauernden Jungfrau, die gestaltung der maske hängt innig
ten mit der sehen von Schiller und Qoethe wahrgenommenen
mlichkeit des antiken drama, dasz dasselbe typen und keine
len geschaffen habe, bis zu welch feinen nuancierungen aber
eehen das menschliche antlitz nachgebildet, läsit sich aus den
uagen der rhetoren und physiognomiker entnehmen, unter an-
^ zahlreicher interessanter einzelheiten bespricht der vortragende
landlung des teints und der einzelnen gesichtsteile auszer den
, die zum regelmässigen theaterapparate gehörten, gab es auch
asken, die für auszerordentliche Situationen und ganz absonder-
lataltete persönlichkeiten und allegorische figuren geschaffen
waren, dahin gehörten kentauren, titanen, personifieationen
wen, gebirgen und Städten, sowie von psychologischen affeeten.
ike komödie hat zwar jedenfalls anch stehende masken gehabt,
M musten znr darstellung bekannter persönlichkeiten natürlich
■lasken angefertigt werden, wobei portraitähnlichkeit, mitunter
aricatur angestrebt wurde, es wird eine anekdote berichtet»
• habe selbst der Vorstellung der ^wölken' beigewohnt und sich
I, um den fremden die vergleichung mit dem originale möglieh
lien. mit phantastischen figuren hat es sich die antike regit
lieht gemacht: vögel traten in menschengestalt auf und bekun-
mr durch aufgesperrte Schnäbel oder durch gewaltige federbüscho
pilnatur. aber nicht nur die auf der bühne beschäftigten hattep
^ sondern auch der chor, ohne zweifei wenn er muen oder
■arzustellen hatte. die tragischen masken der römischen
■hlossen sich vermutlich den griechischen Vorbildern an. kaiser
{brauchte, wenn er einen gott oder einen heros spielte, masken
I eigenen zügeo, wenn er eine göttin oder herein vorführte,
feit den zügen der frauen, die er gerade liebte, auch die komi-
ken bei den Römern entsprachen denen der neueren griechi-
ödie. — Aus dem gesagten, bemerkte der redner am Schlüsse»
entnehmen, welche Sorgfalt die antike bühne auf die cha-
iik ihrer masken verwendet und dasz diese keineswegs samt
liers den eindruck fratzeDbafter Zerrbilder gemacht haben können,
lese im ge^enteil annehmen, dn.sz die Athener mit ihrem feinen
■oe die bei den glänzendsten ihrer feste, in der herlichsten
Detischen scliöpfungen gebrauchten masken jedenfalls zu kleinen
■ken gestaltet haben.
pk beendigung dieses Vortrages bestimmte der prasident die
#iinng für die oäclistc sitznng und lud die einzelnen sectionen
t^ zu constituieren.
i locale für diesen zweck dienten die hörsäle im universitäts-
p* der nachmittag war den sectionssitzungen, der abend der
|tn nnterhaltung im redoutensnie gewidmet.
16*
l
244 Bericht über die verhandlimgen der 29n versaminlaiig
Die zweite allgemeine Sitzung, welche dienstag, denS9septt
nm 10 nhr vonnittags begann, referierte zanftchst der prisident fioer
die wähl des nächsten v ersammlangsortes ; sein Forschlag, der Roitoek
und als Präsidenten die herren prof. dr. Pritsche und gjmnasialdinetir
Krause empfahl, wurde angenommen.
Hierauf sprach prof. dr. Brunn aus München 'aber den Köpfte
Demeter von Knidos oder das ideal der Demeter', dass die kniMtte
Hellenen in Schönheit der form unerreicht dastehe , in tiefe des üf-
drucks von der christlichen knnst übertroffen werde, sei ein lati w
fast dogmatischer geltung, den der redner, den köpf einer grieffhiinbw
göttin vorführend, dessen schlichte anspmchslosigkeit die gewir bUlti
dasz der kfinstler keineswegs glänzende rein formale aehSnheit ai|»
strebt, der Versammlung zur prüfung anheimgeben möchte, der köpi
gehöre einer von Ch. Newton auf Knidos an einer schmalen anter «Mi
steilen felswand hinlaufenden terrasse gefundenen sitzenden frtMi'
gestalt aus schieferigem marmor an. arme und köpf fehlten; letstM«
aber fand sich, abgesondert vom körper, ans tadellosem parii^M
marmor gearbeitet, nnd genau auf die schultern der atatae ptüMi
man habe bald in der statue die Demeter erkannt, die riebticU
dieser benennung ergebe sich aus einem kurzen blicke, aaf die niti
nnd das wesen der göttin. Demeter sei ihrem namen nach nicht! n
deres als die mutter erde und ursprünglich identisch mit Gaea. an
im laufe der zeit sei eine andernng in der richtung eingetreten, du
Gaea mehr die materie des erdkörpers, Demeter mehr die enevgttl
und ernährerin dessen, was auf der erde wächst, bezeichnet, towtci
Demeter die göttin des ackerbaues und der gesetzlichen ordnong. A
tochter Persephone sei zunächst die frucht des feldes: in der sage v*
ihrer entführung erhalte der naturprocess des in die erde gesenkten, aii
keimenden und zur frucht sich entwickelnden Saatkorns seine poeäMb
getaltung. aber indem man darin auch das bild der metamorphoM dl
zwischen tod und leben schwankenden irdischen daseins erblickte^ W
sich der mythos mit einem ethisch-religiösen gehalte erflUlt. dieee hi
Ziehung sei in den mysterien von Eleusis gepflegt worden, wellh
gegenüber dem naiven götterglauben in der poesie Homers den ktf
der ethischen religion in der blütezeit des Hellenentoms bilden, kl
dieser rein ethischen Umbildung der alten naturreligion mfiiie et tf
so lehrreicher sein, zu erforschen, ob nnd wieweit es dem kÜnsUer |t
lungen, die göttin nach dem ganzen umfange ihres Wesens den gA*
bigen Griechen vor äugen zu führen, der künstler branche eine df
fache Idee, er stelle den Zeus dar in seiner antoritilt als heisskMi
mit der .sich die milde des vaters verbindet, den Pinto - Bermpis di
herscher nach unerbittlichen gesetzen. dem Zeus zur seite stehe W
als königin nnd gattin, während der begriff der mntter snrBflktirti
umgekehrt sei aus dem bilde der Demeter der begriff der gattin HV|
verschwunden, denn das entferntere Verhältnis zn Zeus werde HV|
verdunkelt durch das nähere der mütterlichen erde zn der ihr tf^
sprossenen frucht. die ideo der ohne gatten nur für ihr kind lebeiM
und von Sehnsucht nach ihm erfüllten mutter behereehe die flsi'
mjthologie der Demeter, eine betrachtung des kopfes von aM^
zeige, dasz das problem glücklich gelöst sei. aus den sügen dsüsW
spreche liebevolle milde gemischt mit sehnsuchtsvoller wehmnt. M
redner sucht nun die frage zu beantworten, dnrch welche mitlil "
künstler diesen eindruck erzielt habe, indem er einen andern köpf ^
führt, an welchem man bei genauerer betrachtung eine reihe fes^
schaftlicher züge erkennen werde, nur dasz man an demaelbtfi, ^Jj
bei der Demeter leise angedeutet, hier einen mehr energisehen ^
leichter faszbaren ausdruck gefunden habe, der zweite köpf p^^
der fragmentarischen statue eines Triton im vaticanisohen moseui ^
die Tritonen seien das dement des meeres in menschlicher- geiW**
deatBcber phiiologen und schulmänner zu Innsbruck. 245
iteU erreg^bar, nacb vereini^Dg mit den geschöpfen der erde trach«
te&d, nie zur ruhe gelangend, immer von ungestilltem sehnen erfüllt»
in dem grandtone des ungestillten sehnens begegne sich das wesen der
Dtmeter und des Triton, und wenn es an dem letzteren in der höchsten
itei^ning fast gewaltsam hervorbreche, so müssen die künstlerischen
fonneD, in denen es zur darstellung gelange, an dem köpfe des Triton
ii mehr augenfälliger form hervortreten, als an dem der Demeter, der
Tortrtgende zeigt in meisterhafter weise, wie sich im einzelnen die
Iiideiisehaftliche aufreg^ng des lebhaften sehnens auspräge und wie
ler gemeinsame grundton, wenngleich etwas gedämpfter, auch im
Otaeterkopfe sich darstelle, und im anschlusse daran, wie trotz der
ttiliehkeit bestimmte gegensätze in die äugen fallen: da die heftige
Indeoscbaft des jugendlichen Triton in der starken abmagerung, dort
die reiferen jähre in der fülle der formen, da heftige momentane er-
ngaog, dort gemäszigte aber dauernde seelenzustände, da unbefriedigte
mdenschaft , dort tiefe wehmnt der entsagung. wenn nun in diesen
limen das wesen der göttin in seinen innersten tiefen erfaszt sei, so
Itbe alles übrige nur die bedeutung, diese motive weiter zu entwickeln.
11 der festhaltung der grundidee, im fernhalten jedes nicht durch die
Idee gebotenen schmuckes bewahre sich die meisterschaft griechischer
idetibilder. so diene der Schleier der Demeter nur zu einer bestimmten
kegrenzung; nicht blosz äuszerlich, auch geistig erscheine das bild der
|8ttin durch ihn auf sich selbst zarückgezogen und in sich abge-
Mblossen. zum schlusz fragt der redner^ ob es etwa nur zufall sei,
Ims auch die christlichen künstler die Madonna mit dem schleier zu
lüden lieben? wie in der ethischen religion des Hellenentums der
dtmetercultus, so stehe auch im mittelpuncte der christlichen religion
du bild einer nur für ihr kind, nur in ihrem kinde lebenden mutter.
lia christlicher künstler möge es wagen, einer Madonna den köpf der
IPtaneter von Knidos zu geben und er werde sicher keinen tadel er-
Irikren. vielleicht würde ein moderner kritiker ohne kenntnis des an-
t Vorbildes urteilen, hier sei endlich das problem gelöst, classische
chönheit mit christlicher empfindung zu verschmelzen, ein solches
tu würde lehren, dasz der antiken kunst die darstellung der tiefe
Seelenlebens nicht fremd gewesen, aber auch dasz das ewige in
kunst nicht das dogmatische, sondern das allgemein im höchsten
menschliche sei: 'Madonna oder Demeter — das ewig weibliche
it uns hinan'. — Die Versammlung dankte dem redner durch leb-
m applaus.
Darauf hielt hr. prof. dr. Riese aus Frankfurt das wort zum vor-
nüber die beurteilung der Germanen durch die alten Römer', er
»rieht zu schildern, wie nach der objectiven darstellung unserer
ren durch Caesar im ersten Jahrhunderte der kaiserzeit zwei
Itungen in der beurteilung der Deutschen einander diametral gegen-
itehen, beide tendenziös, beide durch die Stellung der betreffenden
»ren innerhalb der römischen Zeitverhältnisse bedingt, und wie
arten der Schilderung der Germanen auf die Germania des Taci-
einflusz gehabt haben, die Schriftsteller der einen richtung nenne
die der kaiserlichen tendenz; bei ihnen finde man keinerlei unbe-
l^ene Würdigung der lügenden und fehler der Germanen; ihre dar-
^ lang sei stets auf zwei tonarten gestimmt: entweder seien die
ler Sieger, dann vernehmen wir nur stolzen siegesjubel — oder sie
m die besiegten, dann wurden sie von den deutschen barbaren durch
idia geschlagen, zu den Schriftstellern dieser richtung gehöre eine
Hze anzahl der dichter der Augusteischen und spätem zeit, vor allen
id; von den prosaikern Velleius Paterculus und manche andere bis
jungem Plinius, von den Griechen iStrabo. nachdem unter an-
ing mehrerer stellen diese tendenziöse richtung an Ovid, Horaz,
»perz und Martial nachgewiesen, wird Velleius, der hofhistoriograph
246 Bericht über die verhandlangen der 29n versammlaiig
des kaisers Tiberias, eingehend besprochen, ihm verdanken wir die
äuszerung: 'Germanos praeter vocem et membra nihil habere heniimi*
(II 117); an der niederlage des Varoa sei die perfidia der Deotaekei
schuld gewesen y 'die ein zar lüge geborenes gesohlecht sind', du
mäszigste unter allen sei Strabo; er übertreibe einerseits die wildhch
der Germanen nnd beschuldige sie andererseits der trenlosigkeit ni
des eidbruches. — Auf diese periode folgend oder ihr siemlich gleidh
zeitig sei die richtuug 'der verherlichung der nördlichen uatorvölktf',
gerade wie in der europäischen litteratur dieses und des vorigen jlh^
hunderts die Indianer einmal als tückische wilde and dann wieder ab
ein groszherziges naturvolk hingestellt werden, nm diese richtnof n
schildern, müsse er weiter ausholen, es scheine eine allgemein meiM*
liehe eigenschaft zu sein, in recht entlegenen Völkern oder in liofil-
verflossenen zeiteu ein glück und eine Seligkeit des menschengesohlecAtii
zu vermuten, die der eigenen zeit und dem eigenen volke fehlen. solelN
Völker waren die Aethiopen bei Homer, ebenso idealisiert werden &
Hyperboräer, von denen wahrscheinlich die idealisieronf^ auf die Stf-
then übergegangen sei. so werden die Scjthen bei Horax, Vergil im
Justin (II 2) geschildert, dessen darstellung vom grondgedanken fft
tragen sei, 'das naturvolk steht höher als das civilisierte'; vemmtbeh
sei dieselbe aus einem griechischen Schriftsteller in den Ponpoiii
Trogus und aus diesem in den Justinus übergegangen, aach bei d«
Römern finde man schon gegen ende der republik änscerangen, dii
hierher gehören, je schlech(ker und unnatürlicher bei allem glanie da
reiches das hauptstädtische leben war, um so mehr seien viele in
glauben gekommen, das verlorene glück in der ferne Sachen an soOii.
eine gewisse aristokratische Opposition, welche gern nach der gntel
alten zeit der republikanischen freiheit sehnsüchtig zurück bliekle, hskf
sich gegen die zustände des kaisertums gebildet, verbanden mit eiM
starken neigung zur stoischen philosophie, wie man dies aas TadM
ersehen könne, hatte nun schon Cato einst im Senate gesagt, lishl
die Germanen nnd Gallier, sondern Caesar sei der wahre feind da
Kömer, so finde man bei Lucan und Öeneca eine reihe von bislN)
kaum beachteten äuszerungen, in denen das lob der Germanen im Uli
gefühlten gegensatze zu Rom enthalten sei. aus der stelle bei Lnefl
(VII 435) erkenne man, dasz nicht die gleiche stelle, sondern dii
gleiche Stimmung die Römer veranlaszt habe, die beiden nordisdN
Völker in Verbindung zu bringen, von denen die Scjthen sehen hi
den Griechen, die Germanen erst bei den Römern idealisiert wordsii
Seneca habe allerdings auch ein offenes äuge nicht nnr für die X$fHt
keit, den freiheitssinn, die einfachheit, sondern auch für die scdiwitttf
der Deutschen, nachdem der redner so die demente der idealisiermf
dargelegt, zu welchen er auch die in Rom trotz aller phrasen so b<Mi
geschätzte treue der Deutschen rechnet, geht er zum aristokratiielMi
geschichtsschreiber, dem besonneneu fortsetzer jener stoischen oppoä-
tion über, zu Tacitus. unter bezugnahme auf seinen aafsati in derSü
glaubt er die frag«, warum Tacitus die Germania schrieb, damit besil'
werten zu können, dasz er annimt, Tacitus habe ein den BSsü*
wichtiges Volk beschreiben wollen gerade zu der zeit, als ihn die foi^
Studien zu seinen historiae darauf hinleiteten, in den thatsaehal
sei er durchaus von seinen quellen abhängig, seine stimmnng sei dord
die geschichtliche entwicklung klarer und fester begpründet als bisbift
wie verhalte er sich zur objectiven Schilderung Caesars, wie sn dii
beiden andern geschilderten tendenziösen rlchtnngen? Tacitus i^
von derselben wahrheitsliebenden absieht aus wie Caesar, stehe lü
kaiserlichen richtung in einem klar bewusten gegensatze, sei von dir
selben idealisierenden richtuug unwillkürlich beeinflnszt. dass Mi**
ideHlisierung auf der gmndlage einer festen Wahrheitsliebe stehe, p^
daraus hervor, dasz auch die Schattenseiten nicht verschwiegen weideB
deutscher philologen und schulmäimer zu Innsbrack. 247
Iti der annmhmei Tacitns habe die absieht , dea Römern einen sitten-
i|)iigsl Torsohalten, seien die stellen, in welchen er ihre Uneinigkeit,
fffUi' nnd trinksnoht, ihre irägheit im frieden, ihren jähsorn schildere»
«serUirlich. zom schlösse fasst der redner die resnltate seiner ans-
läuBdeisetsnngen im Überblicke zusammen nnd verspricht den gegen-
iliid bald in erschöpfender weise sn behandeln.
Den nftehsten Vortrag hielt herr gjmnasialdirector Schiller ans
Cüntim. der gegenständ derselben war eine 'darstellung des Standes
Md dsr aufgäbe der geschichte der römischen kaiserzeit\ er erklärt
■tfdist die thatsache, dass die geschichte der römischen kaiserzeit
figssftber der geschichte des republikanischen Roms znrückgeblieben.
viriiihnismftssig spftt in anfhahme gekommen, sei die forschnng auf
ÜiiMtt gebiete in erster linle von kirchlichem Interesse beherscht ge-
VMen. auch die protestantische theologie, die Banrsche schule nicht
o^eoommen, habe sich vorzugsweise der kirchengeschichtlichen seite,
4m CBtstehung des Christentums zugewendet, trotz ZelUr, Strausz und
Hikimann fehle dem kaiserlichen Rom noch immer ein Schwegler.
^ Philologie, sich vorzugsweise mit den formalen nnd antiquarischen
^tmenten befassend , habe sieh , wie Tacitus ^ihr evangelium' auf die
flidt Rom beschränkt, in der kaiserzeit nur die entstehung von etwas
üMingt verwerflichem erblickt und sei beim mangel des wahren
kktoiischen standpunctes nicht darzulegen im stände gewesen, wie aus
4m alten das neue wurde, werden konnte, werden muste. erst ans
4m aationalen Wiedergeburt sei mit dem Verständnisse des eigenen
libeiifl das Verständnis der eigentümlichkeiten des fremden erwachsen.
Utk die fortschritte, die wir Niebuhr, Mommsen, der historischen
Aektsschule und der neueren philologie verdanken, gelten nur dem
n^likanischen Rom. Niebuhr sah in der römischen kaisergeschichte
Mr eine zeit politischen nnd moralischen Verfalles, Mommsen sei noch
sieht dazu gekommen, die versprochene fortführung der römischen ge-
sAiehte zu geben, auch bei Hoeck vermisse man, trotz des schönen
mlinges einer cprrecten behandlung der kaisergeschichte, die nur
4mtk umf^sende detail forschnng au erreichende Sicherheit; und Gibbon
iMe bei all seiner politischen reife doch nicht in die darstellung der
4ittelnen facta gleiche Sicherheit und Vollendung zu bringen vermocht.
%s anszerdem an umfangreichen arbeiten oder monographieen für
^hMlne regierungen für die spätere kaiserzeit geleistet wurde, biete
pu dürftige wissenschaftliche ergebnisse. fast allen diesen arbeiten
4Ue die herbeiziehung aller quellen, strenge Sichtung und benfitzung
materials, historische Umfassung des gesamten nationalen lebens
wirklichem politischem Verständnisse, demnach befinde sieh die
:he kaisergeschichte noch immer auf ihrem alten standpnncte:
historischen werke beschränken sich auf die darstellung der grossen
;, Staats- und kriegsactionen, die erfassung des Staates als der
m blute des gesamten nationalen lebdns fehle entweder gänzlich
trete über gebühr zurück, ein teil der schuld liege an den
iverhültnissen; die geschichtsschreiber jener zeit ^eien über die
illung der stadtrömischen und der grenzverhältnisse nicht hinaus-
tikommen. dieser standpuuct genüge aber heute nicht mehr, selbst
fb bild des stadtrömischen lebens oder der wenigen kriege und vor-
|pBge anszerhalb der stadt, die uns berichtet werden, bleibe höchst
>llkommen, wenn man blosz den erzählungen der schriftsteiler folge.
le altgläubigkeit, die alles festhalten zu können glaube, weil es
^liefert, werde keine Zukunft in der römischen geschichte haben:
keinem dieser Schriftsteller finde man gründliches qnellenstudium
objectivität. für solche perioden also, wo wir von denkmälem
lerer als historiographiscber art im Stiche gelassen werden, dürfe
schwerlich hoffen, je eine wahre geschichte schreiben zu müssen.
lenfalls sei es unsere nächste aufgäbe, die geschichte der einzelnen
248 Bericht über die Verhandlungen der 29n versammlong
regierangen oder einzelner episoden mit benutzung aller hfilfiniittal
der heutigen historischen Wissenschaft festzustellen und die thatsaekn
möglichst objectiv zu eruieren, um einen sichern und breiten bodeaa
gewinnen für das Studium des Staatswesens, des städtischen und pro*
vincialen lebens, der litteratur und kunst. die quellen hierfSr fiAm
teilweise erst in unserer zeit ausgebeutet worden durch samlnnrnl
Sichtung aller bei historikern und nichthistorikern sich findenden dtlMi
teilweise erst jetzt in Inschriften, münzen, Sammelwerken und kiti'
logen erschlossen worden, wenn einmal die monogpraphieen fiber dit
hauptstadt, die provinzen und municipien nach inschnften und uitt
der kunst geschrieben seien, dann werde sich das bild der rSnrfseh«
kaiserzeit ganz anders darstellen, die linien für die behandlong te
forschung seien in den hauptzügeu unabänderlich festgestellt. Ton eiMT
modernen kaisergeschichte werde man den naohweis erwarten dfirfei^
wie sich die groszartige Schöpfung Caesars unter den banden der kaiMT
des Julischen geschlechtes, der Flavier, des Traian j^estmltete. es srf
klar vor Caesars seele gestanden, was unter den damaligen ▼eildUl'
nissen, wo die ganze entwicklung auf das demokratische kaiseitai
hinwies, zu thun war. die unterthanen sollten der hersehendea still
gleichgestellt, ihre Vertreter in den staatsrath anfffenommen wertai
damit sie dem Staate frisches blut zuführten, mutterland und proTiuM
sollten sich gemeinsam der neuen staatsform des kaisertums natemd«
neu, ein geniales System der grenzvertheidigung gesohaffeui giieitliiiH^ i
römische bildung im osten und westen verbreitet werden. treUidi säl |
in der cultur des neuen weitreiches nichts ursprüngliches gewesen, iM^'
dem kaisertume bleibt der rühm, mit der weltmonarchie nochmals stall
weltlitteratur und eine kosmopolitische kunst geschaffen lu habsK<
nur die pflege des friedens, sonst den antiken Staaten fremd, vemiBft
diese erscheinung zu erklären, die mehrzahl der bfirger fand dsbj
darauf angewiesen, das gemeindeleben, die wirthschafUiehe tiiltigfcii^j
die geistigen interessen zu pflegen, überall entstand schuts der pernio
und des eigentums, den unteren classen wurden ihre rechte, der fit*^
vinciale durfte ungehindert in handel und wandel seinen Wohlstand bs- i
gründen , und ehe die neue religion auf dem socialen gegensatse via^
arm und reich sich aufbaute, führte Caesar in grösseren verhiltnisM»!
diesen gegensatz zu leidlicher Versöhnung durch aekerverteilung, unolir
rung der zins forder ungen , bestimmung des zinsfuszes, mildening iitt
Schuldgesetze und überseeische colonisation. in dem kosmopoUtisebtft
leben des neuen reiches fand das Christentum mit seiner unlTefSskt
tendenz seinen besten bundesgenossen, während die religiösen refsiM**
des Caesar und Augustus das heidentum noch über drei Jahrhundirtl.
zum widerstände gegen den neuen glauben befestigte, aber die sta*
führung dieser groszartigen Umgestaltung, wozu Caesar die feit liUl%
war die aufgäbe seiner nach folger, auf die sich ebenso wenig die pif^;
ductive kraft, wie dessen schrankenlose macht vererbten, so mitai?
Augustus und die späteren kaiser auf umwegen su erreichen soehtfir,
was Caesar schon besessen und dadurch die reinheit der QaesarisekA
linien trüben, wie denn unter ihren bänden der von Caesar perhertti*^
eierte militärpact und damit der keim zum untergange des reiches W
wuchs, trotzdem erfüllen sie eine weltgeschichtliche aufgäbe. M^j
Volksversammlung, Wahlrecht, magistraturen, gerichtswesen, fSMÜ^
gebung, die ganze Verwaltung erfordere ebenso ihre eigene geiuiiiiiyj
wie der allmählich erlöschende, aber von zeit zu seit wieder av^
flackernde republikanische gedanke, die auswärtige poIitik, die naMrff^
sierung und hellenisiernng der provinzen. der griechisch -ritebditf-'
civilisation eröffnet sich ein unermeszlicher Wirkungskreis« dte UsAtf*'
gehörigen capitel, betreffend das unterrichtswesen, Industrie, welthaaM'
landwirthschaft werden aus Inschriften und münzfunden eine rsekt v*
hebliche bereicherung, das Studium der statistischen Terhiltaiise ^
denisdier philologen und schalmänner zu Innsbruck. 249
ittiseben reiches eine bedeutende fördernng erfahren, und wie weit
id wir erst von der lösung des grösten g^eschichtlichen problems, der
■brsitnng^ des Christentums, entfernt! welche wege dasselbe ein-
khig, wie es sich mit der überlegenen heidnischen bildung abfand,
I kaiserliehe politik, die Stimmung und das verhalten der heidnischen
ik — alles dies enthält für uns trotz der arbeiten von Boissieri
nsrath, Friedländer zahlreiche ungelöste räthsel. damit glaubt der
her die aufgaben der forschung in den hauptpuncten angegeben
haben, er schlieszt mit der bemerkung, dasz es sehr beklagens-
tth idlre, wenn sieh die deutschen philologen und historiker den
Ib entreissen lieszen, die kenntnis der grenzgebiete des antiken und
idtinen lebens zu jenem stände zu fördern, welche der hülfsmittel
itrer seit, unserer wissenschaftlichen tradition, und unserer politi-
MB bedentung würdig ist.
Den letzten vertrag in dieser sitznng 'zu Aeschylos Perser' hielt
rx bofrath prof. dr. Köchly aus Heidelberg, nicht ohne bedenken
fe er der einladuog des Präsidiums zu folgen, da auf ihn das sprich-*
it sezagenarios de ponte angewendet werden könne, die böse vor-
ieatang aber, welche darin liege, dasz er ad Oenipontem zu sprechen
b«, möge durch einen blick auf die räume, in welchen die versamm-
le tage, aufgehoben werden, er nehme es als ein gutes omen, dasz
m einem modernen theater von der ältesten überlieferten tragödie
«ehe. Aeschylos Perser seien als mittelstück einer trilogie, welchem
teas vorausgieng, Glaukos folgte, im jähre 472 auf dem Dionysos-
iBter zn Athen acht jähre nach der schlacht bei Salamis aufgeführt
■den. Aeschylos Perser, diese poetische Verklärung der unsterb-
hto seit der Marathonkämpfer, seien in jeder beziehung ein unicum
die einzige historische tragödie, die uns überliefert, aber nicht im
vlUinlichen sinne seien die Perser eine historische tragödie und
Men nicht mit einer anderen tragödie verglichen werden; oder es
lilen z. b. die freiheitskriege ein dramatisches kunstwerk gezeugt
kuL, welches die hingebung jener tage so uns vorführte, wie Aeschj-
» in den Persem den freiheitskampf , den er mitschlug bei Salamis
I bei Plataeae, oder wir müsten in den nächsten jähren, während
• beiden noch leben und unter uns wandeln, über unsern gross-
l||en nationalkrieg ein poetisch verklärendes bild dieser tage er-
hiB. das sei nicht zu erwarten; daher stehen die Perser einzig da
\4ftt dramatischen litteratur der ganzen weit, solche unica teilen
I fchicksal, auf sehr verschiedene weise beurteilt zu werden, erst
[iMuerer zeit habe man die groszartigkeit der gesinnung und die
lerische Vollendung kennen gelernt, früher habe man den mangel
Llung, die 'rohheit' mit der geringen ausbildung der tragischen
entschuldigt, oder die entschuldig^ng des dichtere in dem nach-
gesucht, dasz er seinem königlichen freunde Hieron zu liebe in
(Persern ein gelegenheitsstück gegeben habe ; andere hätten schaden-
and Übermut über des feindes Unglück als grundcharakter der
ir bezeichnet oder getadelt, dasz das stück ausgehe wie ein juden-
Ibnis mit den klageweibem. diese eigentümliche Stellung der
■•er und die verschiedenartigkeit ihrer beurteilung rechtfertige den
ich, das bild dieser einzigen tragödie vorzuführen und daran eine
lerei' zu knüpfen, der redner erläutert nun an dem modernen
ter die scenische darstellang im antiken, gibt in declamatorisch
srhafter, von begeisterang getragener rede den gang der band-
einzelne stellen metrisch vortragend und spricht hinsichtlich der
izscene die Vermutung aus, dasz der letzte teil verloren gegangen,
icbeinlich sei derselbe ein wechselgespräch zwischen dem cbore
der mutter gewesen, die mit der aufforderung an den könig endigte,
frevel zu entsagen und zu bause sein volk als vater zu beschützen,
gespannter aufmerksamkeit der zahörer teilte der herr vortragende
250 Philologische Programme der provinzen
fleinen eigenen versnch eines passenden schlasses in Bchwini((Tollti
Versen mit und erntete, die tribüne verlassend, den lebhaftesten btiUL
Damit schlosz die zweite plenarsitzong. bald daranf bagam ia
redoutensaale das festmahl, bei welchem ungezwongene unteiiialluf
und fröhlichkeit herschte. von den toasten sei erwlhnt der das fnl
dr. Jülg, welcher den reigen eröffnend die Verdienste sr. majestlt dii
kaisers von Oesterreich um volksbildnng und nnterrieht ta bentei
Worten schilderte und die versammelten zu einem ^hooh' auf den lunklt
herrn einlud, der toast des hm. prof. dr. Eckstein galt dem 8ltil^
reichischen unterrichtsminister dr. v. Strema^r. ihm folgte ministirilt
rath Krischek, der im namen der regierung dankte und veraiehtiH
dasz dieselbe die bedeutung der philologie für den höheren untenUl
stets im vollen masze würdigen werde, selbstverständlieh wnrdea '^
Stadt Innsbruck, das präsidium, die deutschen franen nicht verg«
eine schöne episode bildete die entdeckung des Verfassers des ttn fr
sanges der Odyssee in der person des hm. prof. Steger ans Salsba^'
gegen 6 uhr wurde ein gemeinschaftlicher Spaziergang anf die W^yth^
bürg unternommen und am abende fanden sich die mitglieder
zur geselligen Unterhaltung in den redoutensälen ein.
Am mittwoch, den 30 sept., fuhren die festteilnehmer Aber
Brenner nach Bozen und wurden fast auf allen Stationen von der ki^
völkerung herzlich begrüszt, in der herlich gelegenen dentsoben
Stadt gegen Italien auf das freundlichste empfangen, nach eingen
nem mittagsmahle im hotel Victoria wurde ein ansflag nach dcM bl^
rühmten schlösse Runkelstein angetreten, wo die süssen gaben
südons der gesellschaft harrten, ^da rann kein sand' wird manehsr
erinnerung an die schönen stunden dieses tages mit dem sei
Wechsel von genusz und frende denken, auch die rückfahrt war
an überraschenden aufmerksamkeiten. um 2 uhr morgens war
wieder in Innsbruck.
(schlusz folgt.)
Innsbruck. Viotor Pbrathohbi.
18.
PHILOLOGISCHE PROGRAMME DER PROVINZEN 8CJ
SIEN, SACHSEN, BRANDENBURG. 1873.*
(fortsetzung.)
*
Berlin. Sophiengymnasium. 27 lehrer, 13 elassen, 571 sebfller
Sommer, 679 im winter, 3 abit. zu michaelis, 2 zn ostem, dan
extraneer. — Abb. des oberl. dr. Lortzing: ^über die ethiseben
mente Demokrit8\ 34 s. das urteil über den werth der Demokril
Philosophie ist im laufe der zeit mehrfachen Wandlungen nnl
gewesen, diese Wandlungen werden nun geschildert: Plato nrteiH
günstig, Aristoteles lobt den philosophen. seit seiner seit bis 8i
* am anfange dieses zweiten artikels zur berichterstattong
philologische programme erlauben wir uns die ergebene bitte an
herren directoren und bibliotheksverwalter um geneigte mitteilvT"
Programme ihrer anstalten, wenigstens derjenigen mit philolog. n
auszusprechen; denn wir gedenken uns auf tlie programme philolc
Inhalts zn beschränken, aber in Zukunft nicht bloss über die dei
programmarbeiten aus den bisher in betracht gesogenen provinsen^'
referieren, sondern unsern bericht möglichst über alle diejenigen justfl
und deutschen gebiete auszudehnen, welche nicht durch andere refeiea^^
in diesen blättern vertreten werden.
Sehlesien, Sachsen, Brandenburg. 1878. 251
'Shmende anerkeonung befanden, in neuerer zeit waren oft vor-
meinongen einer unbefang^enen prüfuog hinderlich, das orteii
li verschieden aus. auch hier werden die beurteilenden ge-
anfcf&hrt. verf. sieht den grnnd solcher misgünttigen kritik
oaterialistischen richtnng der philosophie des D., welche die
tlismns sageneigte philosophie der ersten jahrsehnte dieses jähr-
abstiess. eine solche riohtung wird nun in der gesamten vor-
dien philosophie aufgewiesen, nur die Pythagoreer suchten das
> in das geistige umzusetzen. D. führte das gemeinsame
le princip consequenter durch und begrfindete es Wissenschaft-
na philosophie ist das resnltat der entwieklung der vorsokrati-
»aenlation. in der etbik huldigt D. einer idealen anschaunng,
ieht materialistisch, die dadurch zu tage tretende inconseqnens
atschnldigen. das Verhältnis des ethischen principe zu D.s
tischen und psychologischen lehren zu untersuchen ist aafgabe
indlung. der erste abschnitt hat die Überschrift: über die
I Schriften des Demokrit. es sind uns von D. zahlreiche frag-
'halten, und ihre zahl hätte sich durch benutzung des Aristoteles
:h vermehren lassen, aber alles repräsentiert nur ein ver-
indes teilchen der schriftstell erei des D., zu der Diog. Laert.
len einblick gestattet, des D. Schriften waren von Thrasyllos
logieen geordnet, viele Schriften sind wahrscheinlich nnter'^
n« schon Kallimachos fertigte einen katalog über D.s schrif-
verf. behandelt die einzelnen Schriften der beiden ethischen
Ben, zuerst den TTu6aY6pr)C, mit dem er nach Fabricius und
ie Schrift ircpl Tf)c co(poO btaO^ctoc identificiert, zugleich aber
leit bezweifelt, dann irepl tuiv ^v *'At6ou, «welche schrift er zu
lischen rechnet, weiter die dem schon durch ihren titel aber
i andern Seiten bedenken erregende TpiToy^veia, weiter iiepl
l(ac, das *AfiaX66(r)C K^pac, dessen titel in späte zeit weist,
cpl €ijQv\iir]Cf endlich die (iiro^vi^^aTa ifiiKd. von allen hier
rien Schriften erscheinen dem verf. nur die schrift iicpi €Ö6t^-
irepl cOecToOc) beglaubigt, alles andere bedenklich oder sicher
Afi. K€p. wenigsteus dem titel nach, ir. dvbpaT. läszt kein urteil
neuer titel öiroOf^xat aus Euseb. pr. eu. 14, 27 bekannt, dies
lebt der ältere titel für 'AfiaXO. K^p. die ethischen fragmente
inen wesentlich der schrift irepl €ÖOu|i(r)C und den öfroO^Kat >»
|C K^pac entnommen, der zweite abschnitt handelt über die
|«r ethischen fragmente Demokrits. dieselben werden in ihrer
»e auf die sammlang des Stobaios, die Sentenzen des sogen,
tes und die gnomologieen des Maximus und Antonius zurück-
nm meisten kommt ätobaios in betracht mit 146 frag^enten.
li alle im ion. dialekte geschrieben. Stob, hat die Schriften
I mehr besessen, er benutzte einen auszug ans den moralischen
^D.s, der vielleicht aach die Sentenzen anderer Schriftsteller
>der sogen. Demokrates bietet 86 fragmente, von denen 6 nn-
L diese waren wahrscheinlich zumeist in die uns nicht erhal-
leke der Sammlung des St. aufgenommen, die pseudo-Demokra-
junluDg ist nicht ein bloszer auszug aus Stobaios, vielmehr
^n auszug aus der Sammlung, die dem Stobaios lals quelle
Bit beibehaltung der Ordnung des Originals, die dritte quelle
gnomologieen des Maximus und Antonius, der text dieser
|en ist von mangelhafter beschaffenbeit, besonders zu beklagen
■Ulose Verwirrung in den namen der excerpiierten Schriftsteller.
Hebungen von Stob, und unter einander sind auf die verf. oder
Be zurückzuführen, die quelle der Sammlung des Maximus und
L eine Sammlung von parallelen aus heil, und profanen schrif-
in dem Stob, näher als der pseudo-Demokr. Sammlung, neben
fi den parallelen eine Zusammenstellung von Sentenzen des
h
i
252 Philologische programme der provijizeii
Demokrates, Isokrates und Epiktet als quelle gedient , die jün
Stob. ist. diese quelle enthielt die excerpte ans den dreien
einander gemischt und D.s fragmente im att. dialekt, während d
Stob, entnommenen excerpte der parallelen den ion. dialekt m
erhalten, yerf. schlieszt mit dem ergebnis: alle fragmente, d
lediglich auf das seagnis des Maximns und Antonius stntien, d
weder einfach auszuscheiden oder haben doch keinen anspn
unbedingte anerkennung, nur eine bei Antonius s. 118 Torton
von Stobaios übergangene, aber durch Plutarchos advers. Colot,
und non posse suaviter vivi sec. Epic. s. 1100 gestutzte sentei
als Demokratisch angesehen werden müssen, wie im vorstehend
dem Antonius und Maximns alle Zuverlässigkeit abspricht , so i
er wi^er die zahlreichen ähnlichen florilegieen und billigt et
Mullach in seiner Sammlung der fragmente auf Georgides und
lies keine rücksicht genommen, es wird die werthlosigkeit
quellen dargethan und darauf geht verf. dazu über, die quellen
sprechen, die einen verhältnismäszig geringen beitrag sn den et
fragmenten D.s liefern, zuerst Plutarchos, der aber mehr pl
lehrsätze behandelt, aus den ethischen Schriften nur geleg
anfuhrungen, meist einzelne Wendungen, verf. zählt nun diese
heiten auf. weiter bietet Seneca philos. einzelne bmohstucke
treuer- lateinischer Übersetzung, Cicero berührt D.s ethische ai
an nur zwei stellen (de fin. 5,' 87. 6, 23). aus allem diesen geht
dasz D.s ethische hanptschrift ircpl €06u^{r)C im In jh. vor und na
noch vorhanden war. verf. sucht nun die existens der schrift io
3n jh. darzuthun, indem er die benutzung derselben zwar nieh
die profanschriftsteller, aber durch die kirchlichen dogmatik«
Clem. Alex., Hippolytos v. Rom, Dionysios von Alexandria. ei
die ethischen Schriften des D., deren es besonders zwei gal
€Ö6u|Li{r)C und imoQfycax werden zuerst von Cicero berührt, tk
Seneca bekannt, wurden von Plutarchos fleiszig gelesen, wan
im du jh. vorhanden und wurden von christlichen sehriftstellem 1
giengen aber bis zur mitte des 6n jh. verloren , doch waren au
eine bedeutende zahl stellen ausgeschrieben und zu einer sai
verbunden, welche uns zum grösten teil durch Stobaios und '
geblichen Demokrates erhalten sind, die so überlieferten bruc
müssen als echt gelten, die Sentenzen, die uns nur durch späte:
legieen bekannt sind, müssen als zweifelhaft und verdächtig be
werden, der dritte abschnitt prüft die gründe wider die echt]
fragmente. des Aristoteles schweigen über ethische Schriften
für deren unechtheit nicht beweisend. Meiners* einwendnngen i
schräuknng der echtheit auf die fragmente, die mit dem grund
D.S, der cöOufiia oder dOa^ßia übereinstimmen, wird inrückgc
gröszere beachtung verdient Val. Rose, der eine verwandtsdi
pseudo-Pythag. und pseudo-Demokr. Schriften annimmt, verf.
die beweisführung Roses als hinfällig und erklärt die angesogen
einstimmung zwischen* Dem. und Hipparehos als benutzung Dj
Hipp, auch Roses schlusz aus scheinbarer Übereinstimmung di
Schriften mit denen des Hippokrates in lehre, färbung der ^ra
Wortschatz auf gleichzeitige entstehung wird zurückgewiesen unc
Wahrscheinlichkeit einer benutzung D.s bei Unterschiebung der
Hippokratischen Schriften erinnert.
KöNiGSBBHO I. N. Friedr.-Wilhelmsgymn. zu ostem 1878
1 abiturient das Zeugnis, 7 classen, 12 lehrer, 208 Schüler im f
210 im Winter, dr. Naesske trat ein als 5r ord. lehrer. — Abb. d
dr. Schnitze: adnotationes in Aeschyli Eumenidum particolam i
29 s. die einleitung geht von Hermanna bemühangen um Aisehy
erwähnt die fleiszige spätere beschäftigung mit A. und schlieszt i
hinweise, dasz noch viel zu thun sei, und deutet die methi
Schlesien, Saolisen, Brandenborg. 1873. 253
arbeit im voraus an. im index personaram wird Franz' X^P^
f fftr das überlieferte €ö|i€v{6(uv gebilligt, der prolog mit Herrn,
stficke geteilt, 1—34 nnd 35—63. der inhalt des ersten teils
mekelt, er enthält die gescbichte des orakels. einseines wird
t6 in T. 8 soll so viel wie t4» ®'^?^> ^Sl^^"^ ^ein (?). ▼. 7 wird
Person nnd Hermann vertheidigt, ^ für den art. praep. erklärt,
Ma gehandelt, voniiröpot dicrai v. 10 durch littora naues emitten-
liegt, nnter *Hq>. irotlb. v. 13 die Athener verstanden, ▼. 21 irpdvaia
ben, in besng auf v. 21—30 mit O. Müller gegen Herm. gegangen,
C T. 21 gegen Herm. cOXöyuic bewahrt, dvacTfK>q>f| v. 23 gegen
poi geschrieben, die lücke, die Herm. nach v. 23' annimmt» ge-
▼. 26—27 als parenthese angesehen, Weils umstellnngsversuch
n, dpicra v. 31 als für den comparativ stehend erklärt (?). mit
ginnt der andere teil der rede, die Schilderung des farchtbaren
im tempel. in v. 37 vertheidigt verf. crdctv für ßdctv, behan-
li cuiKClv, das er durch ßdaceiv = einhergehen ersetzt, v. 89
ir oübiy mit Herm. für nom., hält v. 46 die überlieferte lesart
Ticrqi (mit heiliger locke) fest, ordnet noch v. 46 die verse so:
Ä. 60. 62. 63. 54, nimmt nach 60 eine lücke an, verwirft hier
md Wieselers meinungen za diesen stellen, bespricht oö itXacToXct
IV V. 56 (aa mit unnahbarem hauche) und schreibt nXaTOta <p.,
. 56 b<>av (nasz) für das überlieferte ßiav und vermutete Xißa,
r. 67 nicht mit Hermann Blomfields' conjectur: Kai trp6cui T*
Ihr auf, sondern interpungiert mit Schömann: 5. T. c. (p., i. ir.
d., €. T. c. o. T« i<M bespricht dann die Schwierigkeiten von
nnd verbessert das ungehörige ir€co0cat in irebdkvrat; in v. 71
die beiden nebeneinander stehenden epitheta ypo^a^» iraXatai
srmanns Nuktöc iraXaial ira15€C und anderer Vaiac iraXaiai irotibec
igt und durch die 'greisen, alten mädchen' übersetzt. ^C^vucOai
ht vom concnbitus verstanden, sondern vom einfachen verkehr
oder, in v. 79 wird mit Herm. ßtßd^VT* dv' dei geändert, aber
b5manns interpnnction l. y. c, K. 5. r\. \i, ßtßd^vT*, dv' d. t. ir. x*
it, in V. 81 wird mit Wiesel er gelesen öir^p T€ ir5vT0U Katä ncpip-
UUeic , V. 82 wird irövov mit irpÖKafivc verbunden und ßouKoXoü-
lasiv (circumactns) verstanden; v. 83 diicdOev » TOdc dTKdXatc,
It Schömann superne, v. 84 Til^vbc wird als gen. plur. fem. mm
anfgefaszt, zu v. 85 wird Heimsoeths conjectur VaxdvTCC für
nrückgewiesen , in v. 95 darf nach dem verf. nichts geändert
aum musz vielmehr nur richtig erklären: TÖbc c4ßac ist Orestes,
V Ol legibus humanis solutus, öpfxdcOai nicht passivisch: Zeus
dir diesen von menschlichen gesetzen gelösten mann als gegen-
feer scheu, deiner obhut an , ihn , der erscheinen soll den men-
ller gnädiger leitung. in v. 98 ein dir. dp. dirT)Ti|iac^^VT), in
ffUrax medial, in v. 99 wird div für die geschrieben, die, deren
ig nicht aufhört, sind Agam. und Kassandra, Kcivuiv Cfiro ist
m beziehen ; in i'xOj dirr)Ttjjiacfi^vr) — div £icTavov — 6v€t5oc oök
km ist ein anakolnth anzuerkennen wie in v. 103 — 106, in
M fiolp' dirpöcKOiroc geschrieben, in v. 106 f. öpo 6^ irXiiTdc
n6{(;i, c^Ocv eiibouca yäp (ppi^v ömiiact XafxirpOvcTai (vgl. Ahrens
Coburg 1839 und Pariser ausg. des Aisch.); in v. 115 wird dp-
f gelesen nnd unter dpKOCTdTr^c verstanden der, welcher das
dt, in V. 117 f. ist nach dem verf. mit Herm. der überlieferte
■nhalten, in v. 119 wird övap als nom. subst. gefaszt, in v. 122
leaen <piXoic fäp ouciv oOk ^fiotc irpociKTopcc und übersetzt:
feim, qui non mei sunt, adsunt tatores (wir ziehen doch Her-
bsart <p{Xoic ydp clciv, oök ^fioi, irpoTiKTopcc vor und über-
lenn wol die meinen haben, doch nicht ich, die helfer nah).
tnun eine allgemeine besprechnng zunächst des antistrophisch
den stöbnens und geheuls des chors an, sowie der Ordnung,
254 Philologische programme der provinzen
in der er im tempel des Apollon sich der sitze bemächtigt, du» Is
folgenden chorgesangs. zuvor werden noch der Klyt. sehlnsworie be-
handelt und Schütz* conjectur dYP<^c für irövou und Halms k6iioc llr
irövoc und Hermanns tI Sp^c; für t{ bp^c; abgewiesen, in v. 140 co6 b*
für oW gelesen, Hermanns tCii^* für Ti|i mit N. Wecklein zurfiokgewieMt
und der von Herm. vorgeschlagenen Umstellung von ▼. 141 ud 141
widersprochen, dann erst beginnt die erörterong über die eompoiiti«
des ersten chorgesangs, der parodos und die Verteilung des liedes zntsr
die choreuten, denn dasz es nicht vom chore in seiner gesamtheit gc*
sungeu, ist übereinstimmend anerkannt, gegen Passow, Bambcrj^v
Roszbach wird die von Hermann vorgeschlagene Verteilung gebilligt
d<p€pT0C (unertrüglich) in v. 149 ist ein nur bei Aiseb. erscheineiides wuti
öv€iboc in V. 158 wird auf den schatten der Klyt. bezogen, ^€COÄaP^ ia
V. 160 passiv genommen. Schütz* und Bothes schwere interpunction nacb
K^vTpifj mit Hermann getadelt, Hermanns Otto in v. 161 verworfen, il
v. 162 Schütz' conjectur BuMtKoO für ba|yi(ou, in t. 168 Wackefields TI
für TÖ besüitifi^t, in v. 165 Heimsoeths ir^pa für irX^ov entfernt, in ▼. lH
wird das überlieferte Bpövov bewahrt, t. 165 in eommata eingeaohloawi
Gpövov von bpuictv als zweiter accus, (am throne) abhängig genaekt
nind TTcpl iröba, irepl xdpa als bestimmnuf; zu qwtvoXißft geiogea (n
fusze wie am haupte bluttriefend), in v. 169 wird dpöfüicvov gegen dai
vorgeschlagene ^pöjicvov gehalten, in v. 170 liest vert mit Helmtectl
fidvTtc 6v und v. 171 ^xP^var* und bezieht öv auf ö^<paXöv, in ▼• IT
wird die Überlieferung irapd vö|iov Ocitiv ßpÖTca gegen Ahrens la
Wieseler geschützt, in v. 178 sind Motpai die furien, T. 174 iit fa
iKXOccTat Apollon, v. 175 in ^AcuOcpoOrat Orestes subjeet, fBr kA|I0C T
wird Roszbachs KaiToi ye empfohlen, in v. 177 liest verf. mit Atimi
Franz und Uoszbach: fitdvTOp' ^k v^ou irdcerat (er wird aieh wiaii
einen räch er schaffen), das chorlied ist nach dem verf. auf der bflkv
vorgetragen, nicht in der orehestra, wie Wieseler unter ändemng vtt
V. 178 (kcXcOOou für k€X€Ouiv) will, in v. 183 ist q>övou von OpÖMpOW
abhängig zu machen (mordblut), v. 184 — 189 lauten beim verf. eo: äU
oO KapaviCTf)p€c ö(p0aX|yit(ipuxot AiKai, cq>aTa{ tc, cir^p^aTÖc t* dK6y<kjj
TTaibujv KUKOÜTai x^o^vtc (vigor) i\h* dx^i^ vduiv (flos iuventutia), Ai|
6' öiioO M^2Iouciv oiKTic^bv iroXOv Tirö 6dxtv iraif^vTcc (geeniesit
v. 189—191 ist zu verbinden: dp* dKoOcTC, otac ^opTf^c CT^pTf|6pa €XOM>
£ct' diröiTTucTOi 6€oic. aus irXr)c(otct v. 193 geht nicht hervor, dM
das chorlied auf der orehestra gesungen, die furien haben die bttM
während der rede A pol Ions verlassen, v. 196: €Ö<piX/)C steht actiTiMh
= hold, V. 199 ist €lC für clc zu lesen, v. 203 wird b^KTUip ans b* {kH^P
der hss. gemacht, das fragezeichen am Schlüsse von v. 206 wild ftf^
worfen, v. 210 und 211 werden eingehend besprochen, aber unverftndMl
gelassen (sollte vielleicht für t{ y<^P T^vaiKÖc zu lesen sein t{ b' |pl
YuvaiKÖc?), iu V. 215 wird Heimsoeths conjectur diracTa für ÖrniM vir«
worfen, für i^pK^cui wird /|b4cu) = aestimasti, in v. 217 wird tQ tt4
q>poupoufi4vn mit Wellaiier durch si iuste coletur erklärt, in v. tl9 fll
T€v^c6ai geschrieben t6 fxf) 'q>^ir€c6at, in v. 220 j* ivbiKiS^c c' M|IJ
XaT€tv gelesen, v. 221 f. werden so hergestellt: Td ^iv yäp ott*ot
xdpTa c' ^v6ufiouM^vr)v, Td b* i|yi(pavil)c irpoccoucav drpiun'^povy sn t. ^
wird irX^ov T(8€c6ai durch ir€pl irXeiovoc TiOccOat (pluris farere) <^
läutert, in v. 126 wird y^öfw für XÖY^p als ansprechende eoigeetarft'
manns bezeichnet, in v. 230 wird Erfurdts KdKKUvrfr€T<l) gebilligt, aM
auch Wieselers herstellung: iyd) b\ äjeiv jap altia firiTpdtov Mi
fidT€t|yit TÖvbe (pOra Kovä kuvt^t^tiiv =» ego vere , nam instnm est 9^
tare (me) sanguinem matris, persequor hunc virum in modam venataift
die wolverdientc anerkennung nicht versagt wir schliesien diese ^
groszer freude gemachte berichterstattung mit dem herzlichen wunseli'
es möchte der Verfasser bald zeit finden, zunächst die Eumeniden, daff
auch die übrigen dramen des Aischjlos in der weise, von der er ^
Personalnotizen. 255
eine probe gegeben, unter benntznng der reichen seit Hermann ge-
niDioelten litteratnr mit kritischen und exegetischen anmerknngen aber
11 deutscher spräche herausgeben, den dank der philologischen weit
lird er sich dadurch gewis verdienen.
(fortsetzung folgt.)
GöTEBSLOH. H. K. Beniokbn.
(9.)
PEBSONALNOTIZEN.
(Unter mitbenntznng des 'centralblattes' von Stiehl und der ^Zeit-
schrift für die österr. gjmnasien*.)
arMananil^eii , befftrileraDg^eii , veraetzang^eD , aBaBelchnuDgeD.
iiier, dr. Jos., prof. am akademischen staatsgymn. in Wien, erhielt
du österr. goldene verdienstkreuz mit der kröne,
lisdow, dr., Oberlehrer an der Luisenstädt. gewer beschule in Berlin,
' ils 'Professor' prädiciert.
Btnr, dr., ord. prof. der theol. an der univ. Leipzig, erhielt das ritter-
kreaz des sächs. Verdienstordens.
edermann, dr., ao. prof. an der univ. Leipzig, zum ord. honorar-
Professor ernannt.
brik, dr., rector des progymu. in Beigard, zum director der zum
fymn. erweiterten anstalt ernannt.
lekmann, ord. lehrer am Ijceam in Hannover, zum oberl. ernannt.
•ehvogel, dramatischer dichter, erhielt den pr. kronenorden IV cl.
fsn, ord. lehrer am pädagogium in Züllichau, zum oberl. befördert.
llitseh, dr. Otto, privatdocent der geographie an der univ. Leipzig,
tum ao. prof. ernannt.
itisch, dr. Franz, ord. prof. der theologie an der univ. Leipzig,
erhielt das ritterkrenz des sächs. Verdienstordens,
enter, dr., oberl. an der höh. bürgersch. zu Guhrau, in gleicher
eigenschaft an das gymn. z^ Glatz versetzt.
dorf, dr., ao. prof. an der univ. Leipzig, zum ord. honorarprofessor
ernannt.
Ifes, director des gymn. an Marzellen zu Cöln, erhielt den preusz.^
rothen adlerorden IV cl.
lenholtz, ord. lehrer am lyceum in Hannover, zum Oberlehrer
beforderL
hhorst, dr., director am pädagogium in Fenkau, als director der
realsch. in Wehlen bestätigt.
e, dr., prof. am gymn. in Dessau, als prof. der engl, spräche und
Htteratur an die univ. Halle berufen.
er, dr. regierungsrath , ord. prof. an der univ. Wien, erhielt das
eommandeurkreuz des brasil. rosenordens und die S.-Cob.-Gothaische
Verdienstmedaille für kunst und Wissenschaft.
ieker. dr., ord. prof. der philos. an der univ. Tübingen, an die
^iv. Leipzig berufen. '
III?' °'//\'"" ""^ *'""»«."gy'""- '" ^°'°{zu Oberlehrern ernannt.
'*ön, ord. lehrer am lyceum m Hannover )
^•«feld, dr. , director des gymn. in Rheine, erhielt den pr. rothen
*aier IV cl.
'*ricke, dr., ao. prof. an der univ. Halle, erhielt das comthurkreuz
il cl. des schwed. Nordaternordens.
»**cke, dr. prof., director des gymn. in Torgau, erhielt den pr. rothen
aaier IV cl.
278 M. Johann Bohemus.
Die immense masse jener gelegenheitsgedichte bertthrt alle ntcr
möglichen kreise and Verhältnisse des-iebens, imd es wllrde ebenso
ermüdend als zwecklos sein, hier mehr davon als nur die hanpi-
sttchlichsten kategorieen erwfihnen zu wollen, glückwflnsdie za
geborts- und namenstag, zu hochzeit"' und taufe, zu befSrdenmgen
in amt und stand, kurz zu freudigen Veranlassungen jeder art,
wechseln mit bezeugungen des beileids und der trauer bei todes-
ftllen. die letzteren durften ja in der regel nicht fehlen, wenn
irgendwelche, nur einigennaszen gesellschaftlich hervorragende
oder vermögende person gestorben war und leichenpredigt mit
lebenslauf und epicedien in folio oder quart stattlich gedruckt er-
schien, die feierlichste form war dann, wenn in corpore das ganze
ministerium zum h. kreuz samt dem oolleginm der sdiule , sowie sie
dem todten persönlich das geleite zu geben hatten, auch hier ihr«
geftihle in wohlgesetzten versen zum ausdruok brachten, M. Johann
Bohemus natürlich den seinen immer voran, freilich ist nur zu ge-
wis, dasz ausftihrlichkeit und Innigkeit dieses ausdrucks in der regel
in einem ganz bestimmten veräütnis zu der gegenleistung der
trauernden hinterlassenen in klingender mttnze standen*
Namentlich kurfOrst und kurprinz werden fleiszig b^ltLck-
wünscht — einmal, im j. 1655, ist sogar der blosze aufenthalt des
ersteren in Moritzburg (drei ganze stunden von Dresden!) anllaalich
des fischiEugs in den dortigen trieben grund genug zu ^em Pro-
gramm, um ihm in einer der gleichfalls so beliebt^ Spielereien mit
bezifferten buchstaben, die addiert allemal die Jahreszahl eigeben,
guten fang und glückliche rückkehr zu wünschen — , nicht minder
die hochmögenden väter der stadt oder was sonst irgendwie ansehen
und einflusz hat, einheimische und auswärtige gönner und freunde,
namentlich auch wissenschaftliche celebrit&t^, am liebsten, wenn
sie gleich versgewandt sind, um fUr das ihren eigenen werken vor-
ausgeschickte preisgedicht bei passender gelegenheit sich revanchie-
ren zu können, so singt man sich gegenseitig an, — an der vollsten
aufrichtigkeit solcher ergüsse zu zweifeln, würde selbstverständlich
durchaus unzulässig sein, denn
'Mein Wort ist ja vnd ja, mein Rede nein ond nein,
Die glatte Heacheley, und der geschminckte schein
Han bey mir keinen platz. loh habe dis gesungen
Ans offnen Herzen her, ans Schuldigkeit gedrungen* —
und einer verkündet des andern lob in die weite weit hinaus: wie
sollte man so nicht zu den stemen steigen? singt Bohemus von Bist:
'Ristins, excellens vates, oomes inclntns, a qno
Ipse coronari vel qnoqne Apollo velit',
SO antwortet dieser zur einfOhrung des zweiten buche der zweiten
ausgäbe der noch zu erwähnenden Horazübersetnmg:
^ die hochzeitscarmina in demselben, fiberaas schlfipfrigea tone,
welcher der ganzen gattnng in jener zeit eigen war.
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i: -'i ZWEITE ABTEHiüNG^" '
» ^^TMNASIAIfPlMeOOffi ÜNF DIE iJlBRII&ElSr
di: .. 1'.-. ;i'.- ■'.•..' u.' : . LEflEEACfflEB' ' - ••■'■: -i-'V' -'-i ^~
MIT AUSSCHLUSS DBB CLA88I8CHBV PmLOLOail
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LiKBRAUSOBaEBiBN: VON PBOF.DB. HeBÜAKN MASUTS.
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aicBPT tJTBEti MS FüNFimbzWAiiJKraHflferöÄ ;n^
,: .■■.■:.■; .-.'
: • WeBSTersehiedaie abbaltungen ,^ welche 4i&ut>tBttchUcliitld«r
itfafong ]Y«b «mtsgeachäfkan uiuidia ostemeit inigaebe&'siiadr dad:
pdieinen nadifalgenden beidchtes, der^bjM^ts'filf ^ireihttaelltein voirv-
Ins in. auBskhi genommen -ivBr^TeiaOgert'hab^Bv^o-^^
Mit geetstetei^: diese spätere: ifBrOffeiitlsehäng-''al& «in^^tee -ömen
Ün ja jdentenvidaae.jan* das OortiiiBscbei^jQbiUUini^^ ssaMreiohe er--
ÜRimgeB ▼OAdaaemdem werthe-sicli käftpfen^ wiriche Seiltet «aett-
frist wiedeci anfeafirisdi Kganz^ am: platze^ -iSii* atteb^«&i^'
an» der Tersehiebong. da tenuns der weitete ^vorteil^-dasa-
di0.£Bst8cbriflen son.Clemm and Osthöff^^ifioldie-etst gans vor^
lam.abaefalossaigalangtsindr noefa^berOoksichtigt wef^
• «-■«.»•-^ • * - '• • #••<--*
uäeöirg Oortiais begann seine Jikademi80he41itttigl:eit>^ aaszeif^^
idier. professor der .philolpgie ^u Iteg'-anlr 26 oatbi% 1-8491
fEknfjahreiipAterieinem rufe jiach JCiel, von wo-ihr^suli^icbt- •
aofenthalt odtem 1862 nach Leipzig übersiedelte, so dasa*
die hiüfte des durch das Jubiläum gefeierten -teitnaumes auf •
L.Leipziger Wirksamkeit . fWt. unwillkürlich wird bei diesem
rblick ref. an die. treffenden und gerade durch ihre schlichte ein-
teit ergp'eifenden worte erinnert, die. der jnbilar bei dem fest»
aussprach , zu welchem er einen engeren kreis von freunden
schalem vereinigt hatte, seine thätigkeit als akademischer
so etwa äuszerte er sich, habe von vom herein dieselben
un sage gehabt, wie er sie noch jetzt verfolge, er habe damit
S.iahtb. f. phU. u- päd. II. abt. 1875. hft. 6. 17
258 Bericht über das 25jfthrige jubil&nm
begonnen zu einer zeit, wo für die neue richtong in mineher h
Ziehung erst die bahn zu brechen war, und es sei ihm frtthzeitig di
ft'eude zu teil geworden unter seinen zuhörem solche in finden, die
enger an ihn sich anschlieszend, bald auch auf gleichen geÜsta
wissenschaftlichen strebens weiter bauten, aber den rechten bodn
für sein wirken habe er doch erst in Leipsig angetroflfoni nnd wen
man von einer blute der durch ihn besonders angeregten
sprechet so mOge man wol von dem Leipsigev si^aitiMJta an
selbe datieren.
Am morgen des 26 oct. 1874 fudon sich von der elften sto^
an folgende drei deputationen ein: im namen der grammatischei
gesellschaft prof. dr. Angermann (Meiszen), stnd. Mendorf^ iM
Cauer; als überreicher der ^Curtiusstiftung* pirof. dr. €tei
(Qieszen), dr. Brugman ; für das philologische semiai:
dr. Meister, stud. Hejdenreich, stud. Yierke. ausserdem erschiflM
als glückwttnschend Vertreter der professoren und docierendai de
Universität Leipzig, die rectoren der Leipziger gjrmnanen nnd de
Dresdener kreuzschule, zahlreiche professoren und Oberlehrer iovi
von den Dresdener als anderen sttchsischen gymnasien, im name
der früheren und jetzigen mitglieder des Seminars fiberreiohie oh«
lehrer dr. Meister als Sprecher der eben erwähnten deputatioa d
in Silber und sammet gebundenes album mit den bildem der ardoi)
liehen, mitglieder seit 1862. trotz der Schwierigkeit, den w(duMÜ
einzelner zu ermitteln, hatten doch über 80 mil^lieder ihre pkot«
graphieen eingesendet, und zwar nicht nur aus allen teilen Detld
lands, sondern auch aus England, Bnssland, Griechenland.
Als ein schönes denkmal für alle Zeiten wird die Cnrtiii
Stiftung an den jubilftumstag erinnern, bereits im eeptfar. 181
hatte sich hierzu ein comit^ gebildet, welches einen aaftnf n In
trägen nach allen den statten sendete, wo ein interesae fürdi
wissenschaftlichen erfolge des Jubilars zu erwarten war. die «f
Sammlung der beitrage übernahm mit dankenswerther beteitwIBil
keit die Verlagsbuchhandlung von 8. Hirzel in Leipsdg; MUHrik
sammelten in Oesterreich professor dr. KviMa in. Plig nnd yiohü
dr. Schenkl in Graz, in Italien prof. Ascoli (Mailand), in Glisdhfl
land privatdocent dr. De&er (Athen), in Nordamerika prof. WUtM
(Yale-CoUege, New-Haven). in England wirkten zu gleichem iM
prof. Max Müller und dr. H. Hager, das am jubillomatage tibi
reichte süftungscapital bezifferte sich auf 2480 thlr. md bitn
nach eingang einiger weiteren beitrage am schlusz des TorigMi jatai
7365 mk. 59 pf. doch ist dieser abschlusz laut berioht dee jidiflfl
vom 31 dec. 1874 kein endgültiger, indem mehrere freondliiAa
gemeldete summen noch nicht eingegangen, andere in eMlfainti
aussieht gestellt sind, die Statuten sind seitdem von dem kAB(
ministerium des cultus und öffentlichen Unterrichts beetitigt Word
und werden demnächst veröffentlicht werden; d<*oh iat ref. dm
freundliche mitteilung Seiten des Oberlehrers dr. Brngmaa sob
deh prof. dr. Georg Cartius in Leipzig. 259
jclit in den stand gesetzt, die hattptsSchlichsten bestimmniigeii mit-
ntoikn:
*Des stiftungseapital wird zur emöhtang einer Stiftung Ter-
frendei, welche den namen «Cnrtiusstiftang» ftlhren und den
sweek Itaben soll, die erforsehiing der griechischen spradie sowie
der spräche des alten Italien durch die mittel und mit der methode
der Tergleichenden Sprachwissenschaft zu ft^rdem.*
'Zur erreichung dieses Zweckes sollen aus den zinsai des
itiftongsrennSgens (2500 thl.) nach abzug der unerlttszlichen
▼erwaltungskosten preise für tttchtige arbeiten auf diesem ge-
biete, sei es nach vorhergegangener OffSentlicher ausschreibung
smer preisaufgabe oder auch ohne eine solche erteilt, in einzelnen
ttkn auch Stipendien an solche studierende geWfthrt werden,
wüAe bereits genügende proben ihrer Studien nach ^eser rieh-
toBg hin gegeben haben.'
Ke Terwfldtung soll jedesmal aus drei personen bestehen; das
nk eoratorium werden prof. Curtius, prof. Clemm und dr. Brug-
■n bilden, mitglieder, welche aus der Verwaltung ausscheiden,
WdeB durch cooptation ergänzt.
Wir lassen nun einen kurzen bericht ttber die verschiedenen
ilfaihitionsschriftett folgen.
I. Commentationes philologae scripserunt seminarii
lOologi regii Lipsiensis qui nunc sunt et qui nuper fuerunt
iies. Lipsiae 1874. die mit besonderer typographischer feinheit
^gestattete, in Leipzig bei Qiesecke und Devrient erschienene
Knelschrift enthält 13 abhandlungen und 7 misoellen.
1. DePropertio laudis Yerg^ii praecone. inseruntur quae-
ii cum de Ansere poeta tum de Vergilii et eclogis et vita. scripsit
IHeydenreich, Dresdensis. der verf. sucht nachzuweisen, dasz
t verse 61 — 84 in der letzten elegie des dritten buches des Pro-
ftm mit unrecht als spätere interpolation verdächtigt worden
il, nimmt nach 0. Bibbecks vorgange einige Umstellungen vor
l^indert v. 81 sane fttr tarnen, ref. hat ebensowol die sorgfältige
g der einschlägigen litteratur anzuerkennen, wie er im
es gerechtfertigt findet, dasz das endgültige iirteil der un-
nicht eher ausgesprochen werde , als bis aUe möglichkeiten
ter Interpretation erschöpft sind, diesen versuch hat der
mit sadikenntnis ausgeführt, dennoch glaubt ref., dasz trotz
vorliegenden Untersuchung die gründe für die unechtheit der
schwerer wiegen als die entgegengesetzte meinung. s. 20 hat
ll der druckfehler aetate profectum statt provectum eingeschlichen.
^ 2. Quaestionum Posidonianarum specimen. scripsit Lud.
delssohn, Oldenburgensis. zwischen den berichten der grie-
historiker und den Zeugnissen der münzen bestand bisher
discrepanz Über das todesjahr des syrischen königs Antiochos VII
etes Sidetes. der verf. bestimmt zunächst den werth der ein-
qnellenan gaben und stellt aus ihnen den ursprünglichen be-
17 •
260 Bericht über das 25j&hrige jabilAom .
rioht des PoseidonioB zusammen; dami weist er naohj, da«i hiniii
das jähr 184 der Seleucidischen aera auf den maszgebenden wXaum
übereins.timmt. dieses jähr entspricht dem j. 626 a« n« Oi, lJI9^Ck'-
in betreff der abweichenden angaben anderer mflnmi, livri. utJEß-
buhrs erkUirong verwiesen, daneben aber die m<Sgl}ah|p|ii fippr
anderen deutnng noch offen gehalten. /..;.,
3. Qnaestiunculae Empedocleae. scnpaii; BeiahoUa
Merzdorf, Oldenburgensis. es wird festgestellt,: dw» StßgMim
im ganzen dem episch -ionischen dialekte folga^ imd dus*erni
seiner heimischen spräche nur ^ine form,;nemUiob die ip^flmv
des accus, plur, der I declin., zugelassen habe, im4 zwar dietnA
dem Vorgänge Hesiods, dem hierin auch einige andfOB ig^tt^dkk-
ter gefolgt sind, es folgen dann verschiedene feuie bemffc^MP
über einzelne casusformen, z..b. daez Empedoklas im dat.plwÄ'
I declin. nur entweder ijci (elidiert ijc*) oder cuc g^hrftodii^lii^
dann die besprechung der wenigen, al>er immsurluii / b^mMifBi^
werthen ab weichungen vom Homerischen spraflhgßliPMielp y, gfiÄili^?
mehrere emendationen. ■ ; ^j!
4. De tertio Martiani Capellae libi:o. aoripfiif Joaippfir
Juergensen, Lubioensis. der verf. kann sich nicht^eip wpi itiifai
erklären mit dem kritischen verfahren Eyssenharte »d |pMrtil|ita
den ersten teil seiner abhandlung als eine pol^nik jf^gm diw'
herausgeber. dann weist er darwf hin, dasz bei der Teid«rbBi94|fKr,
handschriften jedes andere erreichbare hülfsmittel sur wfl^pumßjMi
des teztes herbeigezogen werden müsse; in dieser. )iinaicht«bfirflM|li
sich ein reiches material in den aus gleiohei^ queljUn ga^phlfMIa
oder sonst analogen stellen anderer grammatiker. «der fl^vjgsivi'
zwar umfänglichste teil der abhandlung ist einer krijtigohgH .^gNte
musterung des textes gewidmet, wobei zahlreiche eBien4a4|iH
vorschlage mitgeteilt werden. , ,'.■ i/ ^ib
5. De G. Licinii Calvi in F. Vatinium aoft^oairtyiutHi^;
soripsit Georg Matthies, Lesnensis. nach einer be4>x«|oiHni^ ||i||bi
verschiedenen ansichten, welche bisher über diese- mpch piKtflitlk
frage aufgestellt worden sind, sucht der seitdem leider TentjoriümU
vedl nachzuweisen , dasz Licinius Calvus den Yafcinros im j. M^ilti
grund der lex Tullia de ambitu belangt habe und dan die; jiiPiMi
überlieferten fragmente, welche der verf. als hier in betraeUkpii
mend s. 103 zusammenstellt, sämtlich der in diesem proeossp Ijfct
haltenen anklagerede angehOren. diejenige anklagerede abari wiMb
nach den notizen bei Tacitus und Quintilian als die erateisilflm
zeichnen ist, falle in das j. 58, und zwar sei damals die Uagaripi
grund dex* lex Licinia lunia angestellt worden, (als dmeUlU^ ;
fällt 8. 102 putandum est statt puJtomdus 6^ auf;. wq|ui nicht «ME;
die dem lateinischen Sprachgebrauch angemespenegs yfMf tiufltijllj
Cioeronem — ptäandum est vorgezogen weörden soll), r ..;i.:.. -i »-iL .3»
6. De Sophocleae Antigonae eiodo qaaestJonem^WpUJBPilil
instituit Bicardus Klotz, Zittaviensis» der verf. eipifKpKt,iiSäi<§[f^
des prof. dr. Georg CurtiuB in Leipzig. 261
Httie rhythmische composition des Eommos, welcher den schlusz
deriniigoiie bildet, er hält es fAr wahrscheinlich, dasz imiprQng-
Ml eine aosnahtnslose Übereinstimmimg zwisdien ^en respondieren-
te teOen stattgefimden habe, mithin die einzelnen abweichungen,
wride die Überlieferung zeigt, durch conjector abgeändert werden
BritaBan. als besonders beachtenswerth erscheint die Vermutung zu
T. 1289: Tiv'äirOctC ^oi v^ov, während die Umstellung der werte
T. 1273: t6t' &pa, töt€ 6€öc iie ixixa ßdpoc ?x^v euphonische be-
dqnken gegen sich haben dürfte.
"7. Obsenrationes in Titas decem oratorum. scripsit Con-
näoB See liger, Nossensis. an einige stellen der biographieen des
Domthenes, Lysias und Hyperides werden Untersuchungen über
fc Ton dem yerfasser der unter Plutarc^s namen gehenden schrift
komlzten queUen, sowie auch chronologische erörterungen ange-
bflpft. die Sammlung der biographieen erscheint danach als eine
■it wenig Sorgfalt zusammengestellte compilation. die angaben
Iber die den einzelnen rednem zugesdiriebenen reden, über deren
iU, endlieh die urteile über die rhetorischen eigentümlichkeiten
hr redner werden auf Carcilius Calactinus als quelle zurückgeführt.
8. De Aristarchi studiis Hesiodiis. scripsit Hermannus
KTaeschke, Gotheniensis. über die Verdienste, welche der be-
Iknte kritiker Aristarch auch um Hesiod sich erworben hat, ist
Uier noch nicht ausführlich gehandelt worden, anknüpfend an die
Mnsuchungen Göttlings und Mützells weist der verf» nach, dasz
cistarch sowol eine ausgäbe des Hesiod (f Kbocic oder biöp9uicic)
innsialtet, als auch commentare dazu (öpo^VTJpaTa oder ÖTrö|ivr)-
Nl) geschrieben habe, dann bespricht er die einzelnen uns erhalte-
ki firagmente und ordnet sie schlieszlieh in übersichtlicher dar-
tfflnng.
*^ 9. In Pseudo-Ciceronis epistolamad Octaviannm. scripsit
Mos Berns, Ansbergensis. die unechtheit des angegebenen
■ifes (welcher bei Orelli in der zweiten gesamtausgabe am schlusz
i dritten bandes sich findet) nimmt der verf. als hinlänglidi er-
m&n an' und bemerkt dabei, dasz, wenn auch die zeit der ab-
■nng sich nicht genau bestimmen lasse, diese doch weit nach dem
■falge unserer Zeitrechnung zu setzen sei , 'cum iam omnia liberae
ff pablicae instituta' iuraque popularis suffragii evanuissent et fam&
Hhm harum rernm superesset', nun wird eine stelle dieses briefes
■ausgehoben, in welcher von einem plehiscüum die rede ist, wel-
tal, nachdem zwei andere mögliche deutungen beseitigt sind, im
Mie des fUlschers so aufzufassen ist, als habe M. Antonius als consul
■Volk zu einem solchen beschlusse zusammengerufen, diese an-
^Ifibt dem verf. anlasz , die vielfach behandelte frage über den
chied in den bezeichnungen für beschlusse des populus und
W jlehs nochmals zu erörtern , und kommt er dabei zu dem ergeh-
k dasz anstatt der eigentlichen bezeichnungen plehs (plebis), con-
fcm, pkhiscititm für die in tributcomitien unter vorsitz eines ple-
M
262 Bericht über das .25jährige jabüäam
bejischen magistrates gefaszten beschlüsse wol auch in freier
jpopiclf«^, comUiay lex gebraucht werde, dasz aber niema}B um
die entere wortreihe angewendet werde von beMhlflasen,
unter yorsitz eines patricischen magistrates in tribntcfNDttiaE
wurden, für welche beschltUee nur die ausdrücke der zwei!
vorkommen; also sei ein plebiscUi4m des consuls H« Ante
Unding, (s. 178 erscheint als.aufßlllig die arobustiscbe farm
kurz vorher ist operam novarunt möglicher weise a^sitihtlidl:
— oder ist es druckfehler statt navartMi?)
10. Zur beurteilung der fragmente 4es Nicolaus y
mascus, von CarlJacobj inAarau. in den.fragmenten d
laus von Damascus, welche die assyrische, medisdie und i
geschichte betreffen, finden sich aUerwttrts anUSnge an des
geschichtswerk, aber andererseits auch so viele und bedeui
weichungen, dasz eine unmittelbare benutznng des Ktesi
wahrscheinlich ist. nach einer eingehenden besprechung
zelnen fragmente scheint dem verf. nichts anderes übrig zu
anzimehmen, dasz Nicolaus nicht den ursprünglicben Ktc
sich hatte, sondern eine Überarbeitung desselben; und zwar
vielleicht das geschichtswerk des Dino gewesen, wenn ai
reichend sichere beweise fOr diese Vermutung bisher noch :
bracht worden seien.
11. Juno und Hera als mondgöttinnen von W. H. B
in Meiszei\, der verfl weist zunftchst nach, dasz Juno als licl
dann speciell, dasz sie als gOttin des mondes, der weiblid]
struation und der entbindung zu betrachten sei. ferner en
wie der verf. selbst zum Schlüsse das vorlftufige resnlts
Untersuchung zusammenfaszt, dem italischen hauptnamen J
mologisch deutlich Aiubvri , der epirotische name der Hen
sind göttinnen der mensläruation und entbindung und wv
neumondtagen verehrt; in den culten beider kommen zie|
vor; fackel und wagen waren attribute der Juno wie de
endlich findet sich mehr£ache Übereinstimmung des cultes <
mit demjenigen anderer evidenten mondgöttinnen der Ghdec
Artemis, Hekate und Selene.
12. In Lucili saturarum fragmenta coniectanea. ac
militis Plautinae versu 1335 disputatio. scripait (
Loewe, Grimensis. um von dem zuletzt angeführten PUu
zu beginnen, so läszt sich nicht verkennen, dasz der ge
welchen der verf. durch seine conjectur 'non placet: labra a
disferrumina, malum' vorschlägt, ganz ansprechend ist.
fehlt noch der nachweis, dasz das dis vor f bei Plautus unas
stehen könne, auszerdem dürfte die annähme des glossems
unter der Voraussetzung zu billigen sein, dasz ferrwmna
die beste handschrifbliclLe Überlieferung für sich habe (in
beziehung mein lieber freund Fleckeisen auf befiragen l
äuszerte). unter den conjecturen zu Lucilius hat die erste
dM prof. dr. Qeorg Cortiug in Leiprig. 29$
I mMo dM Y« mm ; lo 1 teilt, den gttnetigen aaachein un-
inigter erideiu Ar non; »«•«.. ^ oe oor« wird aller wahrseheim-
Uait aach kflnftig Minen {di in den texten finden, «ns einer
iteer hnndeehrift^ welche d 7er£. an Minem wobnorte ^ be-
dHn geetsttet war« werden zum schlnss ecginzungen nnd Tarian-
in den gkeaen des Nonias mitgeteilt.
13. Ein beitrag <ar kritik dM Tbnkydides Ton Otto Eäm-
•1 m Dreeden. dn an eich weniger bedentendM ereignia des
bponneeiMben kriegM, dM Tenmglftek«! einer atkeniseheü ex-
däien Tcm 10 echiffen im j. 424, gibt dem rerf. anhss zn einer
IwBMaüien und in ihrem endergebnis wichtigen antersnehinlg,
hm er anaser dem berichte dM ThakjdidM noch einen dM Epho-
t, towie einen dritten, von gegnerischem standpmtcte ans gMchrie*
Ml berioht des Theopompös nachzuweisen im stände ist, mid
wt bietet die erzfthlung, welche die bearbeiter Theopomps ims
alten haben, eine wMentliche erginznng in betreff dM zWMkes
«r atiieniMhen expedition, worüber ThnkydidM abslditUch ^e-
nviegen sn haben scheint.
14 — 20. Miscella. um den umfang nnserM berichtM nicht
r die gebtthr aussudehnen, müssen wir uns hier auf eine kurze
tttsangabe beschrftnken. Heinrich Cron behandelt einige verse
QreetM dM Enripides; H. Dunger schlSgt zu Sophokles
X y. 321 K^' für dXX' vor; Beräiard Arnold vermutet zn
bokrit idjll. 7, 76 cOtc x^^v Ac Tf)voc irdKerö; Bichard
if ter zu Aeschylos Prometheus y. 41 ÖKVoOyra für otöv T€,
1^ zn Tacitus ab exe. 1,8 insignes visu für mt; Friedrich
kkel zu Cicero pro Murena § 49 ^pUbus rebus certe spes can-
itsrum cbscurior evadere scHet^ und zu Tibull 1, 3, 93 hune oUim
%ime %Bwm] Constantin Angermann erklürt die etymologie
%»znamens Hvoxoc und einiger von der gleichen wurzel {sna)
Psiteten griechischen worte; JohanuM Marquardt weist die
&tVMVOcria (neben dtuMVacia) als berechtigt nach.
^n. Sprachwissenschaftliche abhandlungen, henror-
pilgen aus Gborg Curtius grammatischer gesellschaft zu Leipzig,
■n hochverehrten lehrer herm prof. dr. Qeorg Curtius zu seinem
prigen professorenjubilftum im namen der grammatischen ge-
lAaft zu Leipzig dargebracht' usw. -(m folgen die namen der-
pn gelehrten, welche die nachstehenden abhandlungen ver&szt
m). Leipzig, S. Hirzel. 1874.
. 1. Bemerkungen über den differenzierungstrieb auf dem
ip dM griechischen und lateinischen von Constantin Anger-
jpm in Meiszen. der verf. unterscheidet die begriffliche und die
iale differenzierung und gibt, nachdem er das wesen beider
m kurz erläutert hat , eine reichliche Sammlung von belegen aus
■.gebiete dM griechischen und lateinischen , wobei gelegentlich
jkanalogieen aus dem deutschen herbeigezogen werden.
l
36H ' Bencbt über du SAJUirige jafaiUiBn
- r2. Die 80geiiaBBi«B Koliseben' bntaad it
doris-mas von BeinhoU K«Tsdorf ütOddiiibiu^fi''
-awiachen dorifiehem und KoÜBdietn gri
ücbt oieht sosaluurf wia biifaer Mi£reoUi «
fc^doriadier leit kin^en^die flpKterwattrdlidNB ßoämingmwt
den Aeoliem zusammen ala die'Hbrigeti, .imd.ta liililit iImmiiIi^
novddoriache diolekt gewissennsBzaji «mft-'daT-^"^cOo^<n, .^ im
Solismiu zom. doriuaua hiiUQJieriähireD. iß ^ Ü^%,Mtii^ ^ttt
cielte untersuchungidoBs nuc wenige spono-wner tttmtn^p^rM-
scher formeu-Buf Jennorddprischea dialektsjch finden und dwselba
aa£ 8{tätera zeit aich »i bwchrSaken bcbeinen. dagegen lasae ääi
mifidestene in. z.wei wicbtigeo^ piuicteii, n«imliclj in der sog. I«li-
BCbea.contraction (wobei -die ideutitat dei ptirliciipformca -ei)i£MK
mid -rjpevoc aachgewiesen wird) und oa gebrauche der pifipoäitin
iv fOr «ic, eine uralte lUiereinBÜmmDiig dee norddorischen iweig«
mit dem Koltsmus nftchweisen. -
3. üeber griechiiehe perfecta- mit präsensbedeutang
von Richard Fritzache in Leipzig, zu anfang der abbandlug
wird der gegen w.tlrtige. atandpnact der forschung dabin prScisiert,
daaz daa perfect im gri^cIiiBchen nicht die vergangene, sondern die
vollendete handltmg b.ezeicbne... . ftber auch letztere bedeutoitg id
nicht die ursprüngliche ^ sondern die reduplication ist recht dgent-
lieh das . sprachlicli.e Byii)bol..dar Intcn&iven bandlnng, und diaist
daa cbarakterißtJBche merkmol der aog. perfecta mit präeensbedn-
tijng, .^#1^ enduijgen nicht, etwa. Qinen tempusunterscbied tom
pi^en.s aasdrttcken, eo daBz.die.pr&aeatisuhe — und gek^ozeichut
durch die reduplicatioq —7 die intensive bedeutuug ihnen ursprUog-
lich anhaftet, dies wird snnftchgt an tieibuJ, biiiia und einigen ?ei-
w.andten formen nacbgew.ieseii, iworauf ein verzt-ichnls von C8 intensit-
f ormeu . folgt j welche, nach der. gewöhnlichen benennung perf«ei»
heiBzeu..and.To.n. denen die neun letzten bereits eine mittel^o^^
zwiBchen d^r pr^Qtigchen und der perfecthedeutung zu hi^
scheinen.
4. Dift 'vocaliflatiori nnd sapiralion des gnechisebca j
etaTkeü perfectuBiö' ton Hiriitiriäi Uhle in Dresden, dffwrf.
behandelt die' vochläteig^ung' deaBtärken perfecte im zusamnwB-
h&ng mit der gleichen ei^cheinung, welche die betreS'enden wurttln
teils inanderen ztitformen, teils in iiominaten sbleitungen zeig«-
er nttterdcbeidet dämnaSh ä) diqenige vocahteigernng des perfectt.
welche auch in anderen Zeitformen derselben atämme sich iiM,
b) die dem perfecb eigentOmliobe steigeruag von E zu 0 (einscblien-
licb des tlbergangB von ei m 01 nnd tu zu ou), c) die dehnung da
a zu T), welübe fast nur auf aemiTOoali sehen auslaut beGcbrlLnkti&
indem er mm auszerdem nodi daa eintreten odgr: 1 aiHoib W^g
aspiration berttckaicbtigt, gmppdeit ermehz als ifiO iti
formra unter sediB hauptabteilungenund wi zi a s
besonders nach, daei Inder regel aBpiiationimarvi B~
<M'i^ d(i-QW)rg Oiirüinl in'Iü^isig. '206
fe^'^tATTW Btngeroag, fo Mflh iM UltirlNSAl ^tihflCÜ '''"'*''
1 ^Wtt^fti'ffliWtoiaaii "^bieW attdlt'der'VAT. i^inflil sttErüAdAr
ll««itft'PiMfoit»- Itfni-WiOellat'flta- jeaMt-pMKrÖttl vM tMW;V6-
mbtfth&rlBt den «-aäid des itfOÜBAeit'-VMif'VUntii tdterllMe
fclMBi;: «rte» dtt flUte-d« ] . imd'dK^^f^iiäuiABidli^eiTdcnr
WgtUamgmAb ibMi«^ «« t< munäiüieit tiaer iptaelüV äoa-
MpdüfiMB» MOietiseb« gttftt , die wtis« 'Skottoiilik iii'der h^
IMÜaigidW>VW%aadÜii<»mittel, i f« d^rlogUäma^Iirtlüe^on,
IblAkdctt* MMädfftMliritfle,' Vel«oe niölit äof i^e VdiMMlle
■i aDaB eribrdemiMen gentlge ,de syntax heHiMfbfüäö^ , -imideili
I in der formbildung über clicnde erfolge erzielen , uad das
schont am ToUkommenet unter sämtlichen sprachen das
'>cbe erreicht zn haben, v in^besondefe das parücip an-
80 zeigt das griechisc le aowol das vorzüglichste achema
Qach tempora und genera unterschiedenen formen, ala auch die
durcbbildung dea appositiven und prädicativen gebraach^i,
tr in syntaktiecber hinüicht weit wichtiger ist als der attri-
iye. auszer dem griechischen widmet der verf, dem sanskrit und
eingehende berücksichtigung. selbst verständlich zieht
tnch das lateinische heran , soweit es für sein thema in betracht
jnt. dabei findet sieb manche bemerkung eingeiitreut , die aucli
_ den mit dejn lateinischen elementarunterricht beschäftigten
rer beachtenswerth ist.
6. Griechische wSrler im lateinischen von £mst
irmana in Duderstadt, der verf. betont die Schwierigkeiten in
Abgrenzung, welche sich nach zwei selten hin zeigen, erstens
l^ch sei es bei vielen wertem Überhaupt fraglich, ob sie aus dem
Unsamen Sprachschatze ererbt oder aus Griechenland eingeführt
[^ zweitens sei die mit recht getroffene Unterscheidung zwischen
und fremdwürtern gerade beim lateinischen in den meisten
m schwierig, wenn nicht unmöglich, mit recht wird auch uuf
grosze anzahl griecbisclier wCrter im lateinischen hingewiesen,
lach das verdienst, welches die classische spracbperiode durch
rsknng dieser fremden elemeute sich erworben hat, um so
anznscbl^en ist. probeweise folgt eine Zusammenstellung
!r lehn- und fremdwörter, geordnet nach den gebieten des
)le, der banseinrichtungen, der kleidung, nebst einigen bemer-
n aber landwirthschaft und kriegswesen. als w Dn sehen tu werth
I beieiefanen, daaz wenigstens eine annfihernde vollstSndigkeit
r aaftshiung erreicht worden wäre.
7. Die Bubstantiva auf uia von Emil WSrner in Meiszen.
charakteristische merkmale dieser substantiva, nemlich ihre
nheit und ihre altertümlichkeit, stellt der verf. mit recht voran.
1 demikSehst die augenfSlIige thatsaehc, dasz die endang die des
266 Bericht über das 25j&hrige jabiläom
particips perfecü im feminiiiam ist, henrorgehot^ und dabei «Mit-
schieden gelassen wird, ob jene uralten part^^^^^ia da« Bt■dra«pa^
fects die redaplication entweder eingebUszt oder »ber nia
haben, so gestattet sich ref. hinzuzufligen, dass nach seimr
jedenfalls das letztere der fall ist, oder mit andern woctaHi 4Vi
ebenso, wie der redaplicierte yerbalstamm nicht notwendig ■> A
sog. perfectendungen gebunden ist (oben nr. 3), aneh dam
oder (wie bei £lXu6€ta) yocalisch gesteigerten yerbalataniH m.
verwehrt sei, das sog. perfectsuffix fem. gen. uia sa sieh m
dasz aber der bestand der uns überlieferten wOirter eine nur
anwendung dieser formation zeige* die einzelnen hieriier geMfjpi
substantiva werden von dem yerf. ausftthrlich naoh form nad kl
deutung besprochen.
8. Die dorischen futur- und aoristbildungen der d
geleiteten verba auf -2!u) von Paul Cauer in Danzig. d«r T«cf.kl
absichtigt den nachweis zu fahren, dasz die bezeichneten bildaagM
soweit sie nicht auf stSmme mit auslautendem gottoral lurfldcn
führen sind, sowol im dorischen als im epischen und attiachn tt
lekt auf falscher analogie beruhen. 0. Curtius sieht in denadba
formen bekanntlich eine organische bildung, und ref. bekennt i#i
seine geneigtheit an einer solchen erklftrung, wenn irgend mfl^^
festzuhalten, denn im interesse strenger methode ist ea inunnlii
günstiger zu sagen: eine wenn auch noch so aufßOIige, aber dal
organisch erklSrbare bildung hat sich nach der und der anak^
entwickelt, als: die betreffende bildung ist unorganiaeh und nM
falscher analogie entstanden, dasz der falschen analogie m dl
Zeiten der sinkenden und in trümmer gehenden apraehbOdong m
weites gebiet einzuräumen ist, leugnet ref.* keinesw^ga, ebeü
wenig, dasz dieselbe auch schon frfliier in die noch geaunda «Ü
Wicklung gleichsam wie ein schleichendes übel einzudringen gevi|
hat; aber in jedem einzelnen falle wird man wohl thun, dieaen aii
weg der erklftrung nicht eher einzuschlagen , als jeder and«a ü
gangbar erscheint, fem sei es jedoch von dem ref. in der Torii^gÜ
den schwierigen streitihige ein entscheidendes urteil auaxnapndbiil
da dies ohne ausführliche erörterung nicht möglich sein wlbda tf)
überdies die gründliche und sorgfllltige Untersuchung dea rvL pH
manchen einzelnen punct enthftlt, dem ref. volle beiatimmiavi^
teilen musz.
9. Zur geschichte der prftsensstammbildenden anffol
von Karl Brugmanin Leipzig, in betreff der ersten anfftnga di
formenbildung regt die abhandlung mehrere wichtige fingen fl
denen sich, so vielfach sie auch schon behandelt sein mOgen^nMI
und immer wieder neue Seiten abgewinnen lassen, anagaliand fH
Wurzelsuffix a (auf welches er auch zum schlösse wieder .sartd
kommt) weist der verf. nach , dasz die suffixe i na ja dnnkai
nicht biosz im prftsens an die verbal wurzeln antreten, nm nai
des prof. dr. Qeorg CartiuB in Leipzig. 267
sifailatimme su bU< , aondem dasz sich ihr |(ebiet aaob auf cUe
tfaagan tempora emizvoKi.. and zwar drSngt nch dabei die adtköne
NNkachtoiig auf, dasz die (xmsonantisch auslaataiden muaefan aus
mdien grUnden die anftigong jener abkitiuigssilbeii in der rogel
■E 4m prisens beschrSnken, wiQurend bei TOcaUsehem aosbat die/se
wrtrtiAnng in Wegfall kommt.
nL De alpha intensiyo. scripsit Yilelmus Clemmius.
ttiiae 1875. die widmong lautet: 'Qeorgio Cnrtio praecq;itori
1^0 diem XXVI m. Ootobris a. MDCGCLXXiy quo abhinc
IM qninque et yiginti soUemni oratione professoris publici monns
q^kaftos est ex animo gratolatnr auctor.' mit recht ist der plan
IT .gesamten sohrift von Tomherein aof ein weiteres gebiet ange^
|i, als der titel es zu besagen scheint dßim nicht nur der übrige
imoch des griechischen prftfixee a mnste vollst&ndig behandelt
wküj da der verf» unter diesen kategorieen das bisher sogenannte
ijpuiye alpha, dessen existenz er leugnet, unterzubringen hat, son-
ioi auch die entsprechenden bildungen in den stammverwanflten
Ificiien waren zu berücksichtigen, dieses schwierige unternehmen
Ä-der verf. mit sicherer band durchgeführt, immer klar und ver-
ipÄich in seiner darstellung trotz der masse des zu bewältigenden
itariab, immer anziehend in der eleganz seiner diction, so spinffs
A bisweilen der weg der Untersuchung erscheinen mag. nachdem
. 4sr einleitung eine Übersicht Über die verschiedenen gattungen
i prifizea a und die einschlftgige litteratur gegeben worden ist,
|1 der nachweis geführt, dasz es ein besonderes a intensmm
kpdbaupt nicht gebe, sondern dasz überall, wo frühere gramma-
|r ein solches vermutet haben, dasselbe entweder zu einer d^r
^ kategorieen gehöre, welche der verf. üb&reinstimmeiid mit dem
spracl^ebrauch als genus protheHcum^ cqpykUivum^ jprivih
bezeichnet, oder dem von ihm neu angestellten getms prae-
zuzuordnen sei. nach diesen abteilungen werden alle
en Wörter mit angeblichem a intensivuim untergebracht,
nicht etwa ihr a als zum stanun gehörig sich erweist, od^r
ilQgie noch schwankend ist, oder zweifelhafte Überlieferung
für welche flUle noch drei besondere abschnitte beigefügt
aus dem vorhin bezeichneten ersten hauptteile der schrift
wir hervor die Untersuchung über das lateinische intensive
f .welches als durchaus präpositional nachgewiesen wird, femer
K der verf. unter anderem die richtige etjmologie von ingens
jhlellt, das griechische eic als ursprünglich £v-C€ deutet, das latei-
phe adjectiv cölumis, welches neuerdings von Gustav Loewe bei
|ltus hergestellt worden ist, mit cdstis^ exceUOy culmen usw. in
enhang bringt, dann folgt eine lichtvolle darstellung des
chen a privativum auf grand der am sanskrit entwickelten
e, woran sich eine Untersuchung über das germanische un
t. endlich wird, wie bereits angedeutet, der nachweis ge-
, dasz das sog. a intensivum vor der etymologischen forschung
»
268 Bericht über das 26jährige jobilftüm
Dicht bestehe, weiteres eingehen aof einz^elheiten moss tbL,-.
auch bei den folgenden Schriften, sich leider Totsagen;"
IV. Geor^o Cnrtio diem XXYI m, Octohris b. UDCOeiLSi
quo abhinc annis viginti quinque magistri pnl)lici'intbiwBiisriä
est in universitate litteraria Pragensi ipratäatur Carolas, 8 e&M
inest disputatio de locis aliquot Euripidis Her.citiii.Piinigwl(
der text des genannten Stückes beruhte bisher atif der atktcxlilüei
einzigen codex Laurentianusr, aus welchem yier i^ndere jttagi^
abschriften geflossen sind, nachdem jedoch BüdolfPrint 411 H
eisens Jahrbüchern für philologie 1872 sJ'525 Tön^iriBeraMlii
handschrift , dem codex Abbatiae Florentinae -2664 (172) kimife
geben und auf die Wichtigkeit derselben hingewfeiien Ittttev^ai
eine yoUstflndige kenntnis dieser vom Laurenüanus nuahWftitg
quelle höchst erwünscht sein, diesem yei'langen tr%t der twI:-
in betreff des Herakles rechnung, indem er/anf gmnd mh^pdb
des cod. Abbat, mit der Nauckschen ausgäbe, die ab weidiitt
derselben handschrift vom Laurentianus zusammenstellt toid'
Verhältnis beider zu einander charakterisiert . es folgt. etne kiili
durchmusterung des textes, welche anlasz zu zahlreichen coi^wtl
und feinen sprachlichen beobachtungen gibt. diebedanofidA
Sicherheit der handschriftlichen Überlieferung wird* doreh dei i
scharfsinnige kritik von neuem ims licht gestellt.
Y. Untersuchungen zur lateinischen semasiologid
Ferdinand Heerdegen, erstes hefk: einleitung. Eriai^geii 1(
die Widmung lautet : *Oeorg Curtius empfange diese lütierradmi
zu seinem fttnfundzwanzigjährigen professorjubiliam als nk
dauernder dankbarkeit und Verehrung.' auch diese sdixiftbali
geleitet von dem interesse, welches er allen anltadich des jabOb
erfolgten publicationen widmen zu dürfen glaubt, dnrehgehseB'
bezeugt dankbar die ihm dabei gewordene mannigfache aarege
jedoch hSlt er sich als philologen nicht berufiBn üb^ den philosoj
sehen inhalt dieser prolegomena bericht zu erstatten noch
etwaigen dissens äieiner ansichten zu erkennen zu geben.
Zuletzt giengen uns durch die gute des Verfassers noch
aushftngebogen folgender schrift zu, deren erscheinen allemidait
zu erwarten ist.
VI. Forschungen im gebiete der indogermanischen i
minalen stammbildung von Hermann Osthoff, enrtsr 1
Jena 1875. den inhalt bilden zwei gesonderte abfaandlnngen:
1. Die mit dem suffixe -do -culo -cro gebildeten i
mina instrumenti des lateinischen, nachdem in der <
leitung der gegenwärtige standpunct der untersnchnng festgesl
worden ist, schlieszt der verf. sich der neuerdings besönden '
Ascoli vertretenen ansieht an , wonach -do mit skr. -fro, gr. «ip(
identificieren sei. *an diesem ergebnis (sagt er s. 6) ist wol U
noch ein zweifei gestattet, indes bMben der nnbeanhAnü
detailfragen in betreff der lateinischen finffixfonn noch so i
dei prof. dr. Georg Cnrtiiu in.Leipcig. ^69<>
, die gewonn m resultate bedürfen im einzelnen noch so
ir schSrferen t. ig, da.-i 2 eine nochmalige wiederaufii ahme
[eofitandes und eine system il tische dsrl^gung des thatbestan-
ibt bU mOazige retracttitio erscheinen dürfte.' weiter ent<
fL sieb der verf. liatUr, dass innerhalb des lateinischen wort-
pgebiet«3 -do die ältere form sei, und hieraus später einer-
•rd) einschiebung eines vocalea -cula, andererseits durch
■hav\ -cro entstanden sei; nicht aber dürfe das r als unmittel-
I skr. -tra herübergenommen gelten, in dem zweiten teile
Untersuchung erörtert der verf. die Stellung der nomine in~
iJa aaf 'dum innerhalb des Systems der lateinischen wort-
[, ihr Verhältnis zu anklingend ähnlichen und wirklich
[t verwandten lateinischen wortformen (deminutiva, adjectiva
I -crt •Oito, nomina agentis auf 'lor)^ zuletiit auch die bedeu-
Mtufungen. eine nach den verbalstämmen geordnete Übersicht
t einzelnen nomtna und ihre büdung wird § 11 — 17 gegeben.
Ueber -ra -la als instrumentales suffix der indo-
joischen sprachen, zunächst stellt der verf. diejenigen
Eben Worte zusammen, in denen die sulSie -ro -lo -la unver-
r instrumentale bedeutung haben, und verfolgt dann die ent-
adeo bildungen in den übrigen ata mm verwandten sprachen.
k gelangt «r zu dem ergebnia, dasz das suffii -ra -la im indo-
len sprachenKWoige verhältniamSsüig selten auftritt, dagegen
übrig bleibenden gröszeren bruchteile desselben sprach-
t eine weite Verbreitung hat, ja in einzelnen sprachen mit
per Vorliebe verwendet wird, daran knüpft sich eine unter-
t über die mit demselben suffix gebildeten nomina ogentia,
Et>er die modificierte suHisrorm -sla. die hier gewonnenen
■Dswerthen ergebnisse dienen vielfach zur best&tigung der m.
ftai bauptteile des wertes aufgcatellten ansichten.
paDEH. Faiedrich HuLTSoa.
n _ — ,.
i .,•-■' ■■.;■; ...ii^
■i . (16v)
M. JOHAiJN BOHBMTIS, i
HnÖKTaB POIT, BBOTOR DER KKBOZSOHDUT ZO* DSBUM«
u',^ 1M6— 187«.
-■ EIN BEITttAQ
i GESCHICHTE DEB PÄDAGOGIK UND LITTEBATÜR.
) (fortsetsung nnd aeiilaBC)
mns scbriftstellerische tbStigkeit ist von zwei gesichts<
tu der beurteilnng zu unterziehen, der eigenttiche schwer-
B» wisaenschaftlicben beatandt«il8 liegt in seiner besch&f-
2^0 M. Johann Bobemne.
tignng mit den orientalischen sprachen, besonders mit dem
sehen, diese orientalistische gelehrsamkeit durchzieht an*
grSsten teil derjenigen unter seinen übrigen produeten, deren
sonst ganz innerhalb des gebiets der classischen philokgie im
sinne liegt, was davon etwa noch nicht atisdrttoklieh gena;
wird durch die vorangegangenen bemerkungen über den
der classischen sprachen an der schule gerade hinreichend (
tensiert.** aber auch objecte und methode jener staditti hab
seitdem zu sehr gettndert^S als dasz hier mehr ab ein ei
referat am platze sein kSnnte. dem umfimge nadi wird di
publiciert ward, von dem , was nicht zur verOffenüiohiiiig gc
fast noch übertroffen, in der praxis machte sich dabei Iner
ein eigentümlicher mangel bemerkbar, in der e^lhnten i
der ersten centurie des Eilh. Lubinus musten in ennangeli]
typen die hebrftischen citate durch transscription in latiäua
tem wiedergegeben werden; regelmftszig geschah das bei
beliebten arabischen citaten oder Übersetzungen auch in de
dener drucken, zuweilen auch bei den syrischen, aber ae
griechischen typen hat es einmal gefehlt (1656; P. 1, 4i60).
Seinen ruf als Orientalist begründete die granmüitica H
zuerst in Wittenberg 1636, wiederholt in verbesserter m
mehrter gestalt 1652 (4^) in Dresden erschienen, hier ver
mit der gleichfalls neu aufgelegten paraenesis ad studia linj
Latinae, Graecae, Hebraicae et quae bis sunt oogniatae. n
verwechseln mit jener ist die introductio ad s. Hebraeam l
dichotomica et facillima (Dresd. 1665, 8^, ein kurzes elemen
und, wie es scheint, beliebtes hülfemittel beim Unterricht, i
von entwurf dazu, übrigens in deutscher spräche, ist handscb
erhalten, ebenso wie Studien zu einem gratulationsprograii
titeis *Der hochheiligste und unaussprechliche Nähme Gottes J
kürtzlich erkläret' (1651). die beiden letztgenannten sehrifti
mete der Verfasser seinem erlauchten schüler Johann Georg 1
fürst 1656 — 1680), den er als kurprinzen drei jähre lang im
sehen unterrichtete^ und bei welchem er auch später noch ii
^® z. b. de Plaato comieo (1662; P. 1, 418 ff.), excerpte ans
schriftoteller, um' ihn als den Inbegriff ebensowol der vis the*
als der vis iuridica, medica, philosopbica hiniastellen: Ho
operis totins analysis dichotomica generalis (Dresden 1662); Vi
operis totins analysis dich, gen., acc. dichotomica resolaiio
Plntarchi de educatione pueromm (Dresden 1662); noiae ph
evangel. in festo nativitatis Christi Lnc. 2, 1^14 (Dresden 1645]
philol. in historiam passionis Jesu Christi secondam Hatth. 26
1658; F. 2, 168 ff.) und ähnliches mehr.
^^ vgl. u. a. die Charakteristik bei Benfey, geseh. d. spräcl
Schaft nsw. (München, 1869), s. 234 ff.
'* die zeit ist nicht näher zu bestimmen, das k. haoptsiaa
enthält über das ganze Verhältnis gar nichts. Johann Qeorg
wol der letzte aus dem kursächsSscbem hause, der den entspre«
bildungsgang durchzumachen hatte; so finde mit ihm «Int ni
wichtige reihe von tbatsachen ihren abschlusz.
M. Johaim Bohemu«. 271
Mt sittid. — 1 iter sei aus dem handsehriftlichen naehlasse als
Igus seiMB fiel ein ^lezicon hanuonieum praecipnamin racH-
n Jfagda» sanelae qaod invaiidae memoriae causa in nsnrn snmii
■ edkgil^ (40 bl.) heryoi^g^oben, und ab zeagnis seiner talmn*
ÜsdMn geMursainkeit — wie denn auch anter den analjsen eine
um Tcm ersten capitel des Maimonides zn finden ist — eine
■■Mtfoa rabbinica (53 hl.). Bohemns selbst gedeckt ihrer in
IMi asiner Programme (P. 2, 453), wie es scheint, getragen Ton
■ WuselM einen M8cen zn finden, der die veröffinittiohung er-
{[^Mw, wie aach an derselben stelle noch nnd anderwirts einmal
% ow 418) zweier anderer henrorragender bestandteile eben-
handschriftliehen sammelbandes. der eine von diesen ist
Syriacain breve collectam ex (}eorgio, filio Michaelis^ de
Ü iMiia' usw. (35 bl.)« dem sidi zunftchst, neben analjrsen von*
HMcken, die wol fllr schalzwecke bestimmt gewesen sein mOgen,
Mgkeiten anschUeszen, wie eine «'AtröbciStc s. evidens'demonsira-
, qpMmodo Chaldaeae et Syrae radices ex Hebraeis oriantor» mit
r SDgdiiagten '{»incipia Hngaae Syrae Christi yemacalae breri-
I indosa aphorismis' (8 bl.). der andere ist eine *introdactio in
(■Bl Aethiopicam' (44 bl.), eine spräche, die aach sonst gern
feal herangezogen wird, von der besdi8ftigang mit dem arabi-
M Mogt neben zahlreichen partieen der gedrnckten Schriften aach
Mkea atflck des handschriftlichen nachlasses, sammlangen ebenso,
andysen, sei es von teilen des korans oder von ins arabische
Itoagenen teilen der heiligen schrift (ep. I Job., Jac., Jad.).
|M Vit dem persischen und türkischen gab sidi Bohemas etwas
^%ie 68 aaszer den betretenden bestandteilen seiner polyglotten
laatiomm handsdiriftliche zasammenstellangen mit bezag aaf
Ift Bjers grammatica Tarcica and Saadis rosengarten dartfaan.
lAiinerdem war aber auch die hebrftische spräche nicht blosz
psQlge, 8<mdem die warzel and matter aller andern, aof dieser
berabte denn eine eigentümliche art der 'spracfaverglei-
, die mit bienenhaftem eifer, aber freilich ohne idle fadtik
got wie ohne alle resaltate für die spfttere Wissenschaft"
olyglotten zasammenstellte and etymologisierte, wo nar
ein entfernter anlasz sich darbot — oder aach dies nicht ein-
in ersterer beziehang hat Bohemas der zeit seinen tribnt ge-
allem mit einer vateranserpolyglotte in 42 'sprachen', bez.
meist mit weitlSafigem commentar voll wüster gelehrsam-
die in mehreren Programmen des j. 1659 erschien (P. 2, 340
). aach der 112e psalm ward einmal in sechs sprachen ge-
P treffend gekennzeichnet bei Benfey a. a. o. 242, namentlich auch
lierYorbebung dessen, dasz, wenn bei der immensen masse der
Ion natürlich hier nnd da richtiges mit einflosz, doch dieses
»er der falschen grundrichtung weder zu einer richtigen an-
über die Verhältnisse der sprachen führen, nach selbst richtig
werden konnte.
l
272 M^ Jotenn Bohemus.
druckt clem sup. Aegidius Strauch zum gl&okwimseh tt)ia
was die. zeit in. etjmotogieeu leistete |iat-eigei lifil|«i b^HHU
der beispiele zu ^dürfeQ;,.pQd.Bohe]au8«tdii di^^
nach. dQcJti, muten. eigentümlich genug die ^eiBudlie an, wje 4
neben unzähligen einzelnen ftllen in. weiterem CT^anripipühift
maVin der vorrede zu der ohen-erw&hnten.psafaeneaiB nsw* 9
werden,. wo ein paar ^tzen<)(.worte verschiedener üpra^heqk. in
betischer reihenf olge zusammengestellt sind , . w^ ,die AUgel^jjf
mein^i^e abstf^minung aus . dein b^brftiscljien ^ bojvei8Ci^..:g
allerdings unzwqifelhfift aufl dem Orient in. di^.<;aljb^;Un4 von
die modernen, sprax)hen, übergegangene .ft^dwor^ <
Wünschtest^!! zugleich, und nntrügliiolfen ma9^Ept9J>^ «i94;iVP2i^'
standpunct aus heiszt es natürlich ehepaso 'käqieL;:p|^^8|i|c4
a .Vm,v 8jr. gamlo% wie,.^donner: tonitru: Toy9opvc^ hviUI^
TOvQppüiuJv murmuro, ab pnfi< I)ominu^V9^oT!<^8cbpldbei||B;,
dominium exerGi;iitf, un4 a^n^erv^äctg (P..2,.538).;ivC^
adplescentem ^a^:, unde nostrpmnarr, qui ain€^;Q0^9ißiliQ.a^
matuiro praecipitanter agit omnia, =a r^-'W^fF^dit^aia^äna
w^s dabei mijb v^tauschungi der laute,. metaÄfsia ayo^ |UÜ)
sich thui^, liesz^, mag unter hunderten .von beUpifiii^ieins
(P. 2, 439): ^ab dpTOC per metaÜiesin est Genn^.eine.tarta^
et carAe cpnstans : s mutatur in. t. . qnod ^^^M in.,.aii|8 liijgius,
pro cu, tUr. ,sic. Syri T mu|ban,t4n "7, ut «t'.:i?77i # tcim.son
nstT fit Chald. ^t äyr« fi^n'^i lupus, in iregim,^ "«nri dibe^. bin
diebe, arab.dipQn, lupus'. nach alledem kann {nqn siqh.iW^
weitere anführungen eine Vorstellung ngi^hen von den ^onjigm
alphal^eti Gennanici' (Dresden 1671).; ganz in gleicher .n^chti
wegt sich natürlich, auch die.,behandlung einer i^^gp O^.ß^
60 f^)«. die, sich gel^entlich darbpt im anschlug ^^die. dami
verschiedenen Seiten i^ namen des neu erwacbtf»n^«imfihj
mit so. groszem eifer betriebene Umgestaltung der de^tscbian
Schreibung. ^^ Bohemus steht diesen bestrebupgen g^^geattber
aus auf der conservaiiven seite, für beibehalt^ng dar ^spriMS
Schreibung, die in Luthers bibelübersetzung, i^ den.kaiee
Constitutionen, am kaiserliqhen bof und in den füretllichen ea
zu finden, seL der name demjenigen wird nicht genannt ,
einem Bohemus zu banden gekommen^ gedicbte. 'spniäoh,
toob, hooch' und ähnlichesmehr geschrieben hf^te,: ja ^pg$r {
hatte ^kurfürst' zu schreiben und dies durch: dift ^Ueitiu
^küren' zu rechtfertigen, als ob das (und die frage wird.mi
aufregung behandelt, wie wenn jener mit seiner sdhmilNmj
mehr weit von der majestätsbeleidigung sei) selbst anders
^* die 1)cwegabg charakterisiert ebenso kurs als treffenälK. <
grrnDdr. d. gesch. d. deutschen litt, 2 (2e aufl.), 461 ; über die 1
Zesens und seiner nachahmer dazu s. bes. Geryinus, gesch. d» c
Dichtung, 3 (3e anfl.), 278 und Roberstein-Bartsch, 2 (5e anfl.},
M. Jobann Bobemos. &78
Übe als yon wn el^t! nnd daran kollpft' sidi eilie sammliing
TjUiyeiteren beispieleii ftir diese art 'laHtTerschiebung^« die wenige
im dim taf eineüc&t empföhle sein diag , der sieb auf aMderam
"i^fi nodi nicbtt von defu werthe der ufeiiertoi wiseentfohafOidmi
^llilS^teirjfiMttmg Hat ttberzengen kOiiiian. TcUendÄr'sinr carioattir
IWte gttM itresen, wo es mit der miehe des Ti^istett wiseen«
iJirfWli'liteii eniitos auf die endlesetf , anagMnttiatiBChietf spieUratar*
idtwirdy den ebenso stabenden, als fftr<iui8efgi»Mäfl'«»er'
itA $ati^e/x &8t jedes gel^nüeiteg^diehtistf. denn aucdi' ein
ihichtbaM' dicbtor wtf Bobertfos, und itl^e in dieser rieb*
hv Vün eeSne^' sefaiiftstelleriscben tb&tigkeit sieh erbaiten bat^
tWüluii^l nii iiiiiflmiji fast noeb das, was ans anderen gerieten' be*
jlttt'erwkbnnitg fand, zn solcbea Spielereien wit^ Ja jede gelegen*
Uf bettotrt, die sieb irgendwo bietet, und iTo das nidlä der fall ist,
hd'ife mit den baaren, um diesen ausdmek zn gebrüoobenj berbei*
ilitatt« die tollsten wortgestalten und -Verbindungen werden da
h Am, namen und den, wenn es reebt gut und ktastl^iecb sein
M, noch hinzugesetzten titeln und preisenden beiworlen: gebildet
' 00 lasige gedreht und gerenkt, bis irgendweldler ansebeintonite
nsh ergibt, der nun den grundgedanAcen des gediebtes sti liefern
In dessistt rerlauf nstfhiieb alle die wcoie ¥rieder vorkommen
und gesetzt, das bfttte noch einen sinn, so lange der witk*
lantbeirtand der namen verwendet wird, so geht auch diesw
verloren, wenn, um nur irgend ein restiltat heranszusc^la-
was doch mitunter selbst mit den ktthnsten efymdogieen der
becBeicbneten art nicht gelingen will, audb jenef gegebene lavl'*
kd nodi willkürlicb gefindert und ^ iBchlfertigung dessen kl
JMEelMdn 'spracfavergleicbenden* mataier versucht wird.^ oben«
ergibt das, sowie d^ reichlich verwandle mythologisdianli*
appafat, noch in der regel die erwünschteste^ gelegeuMt
aaastattung der poetischen ergttsse mit pbücAogisoben noten^
[Sebsten mit einem fortlaufenden commentar.
Was von Bohemus dichtungeu in den gedruckten progn^nmen,
buttern, votivtafeln u. dgl. verloren gegangen ist} wird reich-
ergftnst durch eine starke handscfariftiiobe saakmlung im besitze
[lobliotbek der kreuzschule, die fast den anschein erweckt, als
^aie behuCs der Veranstaltung einer gesamtaosgabe zusammen-
kanm aufhalten darf uns hier der, obgleich bei weitem
igreichere, lateinische bestand teil derselben, — um die wenigen
liscben carmina überhaupt zu Übergehen, dem literarisch ge-
ben manne jener zeit war ja nun einmal der lateinische vers
^ eine stimme aas der zeit der herschaft dieses Unwesens selbst
s. bei Gervinns a. a. o. 313 f.
* für alles derartige ein beispiel ans einem hoohzeitscarmen :
»ricas Georeria« — Catharina Gralia = Tractus lynge, i, ciaras
i, farrago (d in t mutato, veterum more, qai t pro d scripserunt^
lit pro quid etc.^ vide Lips. de veteri Latinoram scriptora pg. 12)'.
Jahrb. r. phil.o.pSd. U. abl. 1875. hfl. 6. 18
274 M. Johann Bohemus.
die geläufigste form des ausdrucks für alle verhftltnisse imd wei
flQle des lebens, und so ^besingt' Bohemus mit ebendemselben
und dichterischem hochgefühl die geburt oder auferstdmng 0
wie er dem stadtrath sein gutachten über mehrere bewerbe
eine lehrerstelle an der kreuzschule in hexametem abgibt od«
Programm eines redeactus theologischen inhalts in elegische disl
zwangt.^ in alle dem erhebt er sich in nichts über das nivee
allergewöhnlichsten leistungen seiner zeit, — routine, nidii
routine, auf kosten jedweder spur von originalitSt und gutk
— so gern ab und zu einmal die gel^genheit eigriffiBn wird
P. 2, 563 1), über formell einigermaszen mangelhaftere, fnmi
stungen mit all der genugthuung sich zu ergehen, die den 1
nisten in solchen flQlen charakterisiert am httufigsten ist das 1
sehe und elegische versmasz verwendet, hier und da erscheiMB
iambische metra, einfache und zusammengesetzte, und zwar
wiegend gern in reinen iamben , auch lyrische masze Tersohiei
art. uiiter den erstgenannten finden sich zuweilen Vixgiliai
centonen. akrosticha dürfen neben den anagrammen natOriieh
nicht ganz fehlen.
Sachlich steht iJles das genau auf derselben linie wie die
sehen dichtungen, die trotz ihres geringeren umfiBOigB wenig
heutzutage noch eher einen anspruch auf litterarhistoriache b
tung in sich tragen, in seine besten jähre fiel Opitz' aofti
dessen sache-er denn auch mit allem eifer ergriff und als dessa
▼erhohlenen bewunderer er sich oft bekennt, wfihrend es sonst :
dings an Schriften und stellen mangelt, wo er seine stelInB|
theorie der dichtkunst eingehender prttdsierte. ohne zweifiol ii
auch zum teil auf August Buchners anregung zurüokznfBhm
auch häufig von ihm mit lobeserhebungen und als autoritit i
führt wird, wie er dafür seinerseits in gewohnter weise anfinonte
und lobeserhebung gew&hrte.
^ als beispiele mögen dienen BA., D. XI, f. 44S:
Gmuthnm commendt), S^irchnemin vix bene noTi,
Nescio Kühneliom, Tobiam noyimoB omnes;
-oder F. 2, 481:
Christian Röhrensee de maiestate tremeada
Christi victoris dicet anastaseos.
Emest-Christophorns Schröeros, gloriam adumbraas
Soteris, referet dimta regna stjgis etc.
einmal l&nft mitten nnter den lateinischen versen ein hebriiselier f
meter, einmal ein holpriger deutscher hezameter mit unter, den
sten grad der onnatnr in formeller hinsieht bezeichnet wol ein la
Janges preisgedicht folgender art:
Eosebies decus ezimium, vir mazime, sacro-
Rum praesnl, verbi bnccina prima saln-
Tis, suadae nectar, spectamen nobile doeto-
Rum, Sophies sidos, theilogiaeqae mbi-
Nns, Balaee etc. etc.
M. Johann Bahemm. 276
'Wenn Opiti lebte noch, der Fürst der denttchen Lieder,
Wenn Orphons* sSsbos Spiel ihn mSchte mffen wieder,
Er mtiste honte mir (doch solts kein Zwang nioht sejn,
Er würde Tor sieh selbst straoks firowdig stimmen o&i)
£|; müsto honte mir als König der Pimplinnen
Anstimmen einen Thon, ein lieblich Lied ersinnen
Anff enren Nahmens Tag. Sieh aber lebt Er doch.
Weil Bnohner nnr nioht todt, so lebet Opita nooh.'
der bekannten dichterorden hat Bohemns nicht angehört.
m er hat sa Chr. Brehme und A. Tscheming seine benehnng^
hbt wie zu Bist, und hat yor allem mit dem Verehrer und naoh-
hrar des letzteren, Tob. Petermann in Pirna, in enger verbindmig
itanden. des oft von ihm besungenen Karl yon Friesen tochtor
r Henriette E[atharine freifrau von Gersdorff (Zinzendorfs grosz-
tter), deren nicht viel weniger oft besungener gemahl audi im
1667 den diditer mit einem geschenk von 100 gülden ehrte, das
i Ton Seiten des kurf&rstl. kammerherm und geh. raths yielleicht
idastens ebenso sehr dem an höchster stelle gut angeschriebenen,
dem dichter; sicher nur dem letzteren galt, um der Verewigung des
nAifiAwa willen, ein gleiches geschenk yon Seiten des salzgrafen
Ton Nordhausen zu Halle im j. 1631. das wird denn auch
genng in prosa und in versen, nicht ohne gewissenhafteste hinzu-
mg von Jahreszahl und datum des groszen ereignisseSf^dem gan-
loropa zur bewunderung — und nachahmung — verkttndet.
Bdi musz seinerzeit zu HiJle sowol Philipp yon Zesen als David
ferner sn Bohemus füszen gesessen hab^, und wenigstens der
te hat es, seitdem er seine Wirksamkeit in Dresden angetreten
an den üblidien lobgedichten bei geeigneter gel^genheit nicht
fni lassen.
■= Bohemus dichtung war aber fast ohne alle ausnähme gelegen-
hlK)esie , und mag äs neues beispiel denen hinzugefügt weiden,
dlerdings schon so hinreichten, um die behauptung zu recht-
l(gen, dasz, wenn dies ein wesentlicher charakterzug der schlesi-
m diditnng war und zum teil geblieben ist bis hxi die gegen-
it, er doch nichts weniger als ausschlieszlich dort zu suchen sein
ple, und Sadisen und Dresden es in dieser hinsieht mit Schlesien
IBreslaa im 17n Jahrhundert mindestens anfiiehmen konnten.^
** Gkrvinas a. a. o. 211. andrerseits wird denn auch Dresden in
■ehwäDglicbster weise erhoben:
'O Rom ist viel za schlecht. Ich rühme mehr die Gaben,
Hit denen Dreszden ist den Sternen gleich erhaben,
Der Aaszzag der Natur, des gantzen Landes Krön,
Der Marckplatz schöner Lust, des gproszen Sachsens Thron'.
Sosze sachse' ist auch für Bohemns der geläufigste aasdmck fUr
berscher des landes, in bekannter weise, von der als nur noch
pl richtig verstandene reste 'groszmogul' und ^grosztSrke' sich bis
itle gegenwart erhalten haben.
18 •
i .
276 M. Johann Bohemaa.
die ganze art jener gelegenheitspoesie- ist zu bekannt, um UierBodB^
mals im allgemeinen gekennzeichnet werden zu mJUieen; nndmatf
mit reoht gesagt wird , dasz unter der unübersdibamL menge 'lAatH
prodacte verhältnismäszig nur äuszerst wenige sind, die sidi fot
den übrigen durch einen tieferen gehalt oder dnroH einB«gewiae0
eigentümUchkeit der anläge und ausführung aoszeichneii , und auch
diese fast allein bei den allerbegabtesten diohtem zu tvchen aiidi
so wird man von vom herein eben nicht mit hoohgespaontn IP-
Wartungen an Bohemus gesSnge gehen, in der that bewegen m
sich in den allergewöhnlichsten geleisen einer iil jener zeit sdht
allgemach in tiefe Verachtung kommenden litteratmgotbmg.* ■
pflegt die trivialste prosa zu sein, was die zu TkUnaflicftem gBBU^
so offc und eifrig aufgerufenen Pimplinnen und Castalinnen gewdmft
wo einmal über das gewöhnliche, mTthologisch-antiqpurisolie ht
werk hinaus ein anlauf zum bildlichen ausdruck 'geaommes iiH
musz man lange genug suchen, um etwa einen gedanken von iaaut
hin noch zweifelhaftem fisthetischem werth, aber doch origineller tfl
zu finden, wie es z. b. in einem nei^jahrswunsch an einen hodbeikf
ten herm die folgende stelle sein mag:
'Es ist ein schöner Ort hoch über allen LÜffteit,
Der uns von ferne hier aast Aesen tieffisn erfttftaB
Seheint weiss ssn sein aW Milch: dass sind did gtawia HiV' :
Der alten weisen Leut, die machen es ao klar» |f- '
Die dahin sind versesU Da werd ihr pxlektig ateheai.
Herr Werner' usw.
'S.,!
78 Vgl. Koberstein -Bartsch a. a. o. 199. — Zw ekaraktorMk M^
ganzen gattung besonders ebendas. s. 66 f. 108« 120 f. und Oerriail p^
a. 0. 211. 321 ff. — Des miscredits, in dem sie, freilich am mstaMl'
durch eigne schuld, standen, waren sich diese dichter auch wollig'
wüst. ^Wenn sie einen gar verlieh tlich halten wollen, •oMwnaA'
ihn einen Poeten% heisst es bei Bohemus in einer gelegauk>lliibri\
die als ganz besonders charakteristisch noch mehrfach wird amuwuij
werden und aus welcher hier noch einiges stehen mag, sngleieh di
beleg für das oben gesagte und für bald su erwfthnendee. Behsg^
bringt in dem programm auch ein gedieht unter, welehae er tifMMj
schon ein jähr früher cum geburtstag des betreffesden gefertifC hsM
'welches ich ihnen aber £izumal zu vberschicken mich hinuiiiiiikp
(d. b. abhalten) lassen, theils wegen groszer Verachtung, dadorA Wg
Tielen Ynyerständigen, mit Lbwenh&nten yerkapten BCdaswldeiu, Tai|
Kunst verkleinert wirt, die sich wohl gar nicht schewea dOHNa it ^
Schmeremcnt vnnd Pritzschmeisterey aussznruffen, oder wol gar tb^i
Bettel-brieff zu nennen: Theils auch weil mich etliche in etwas kiW
her nachlässig gemacht, die in den falschen Gedancken eehwebea^ljl
ob ihnen etwa ein paar Ducaten oder Rosenobel an den Hain gewaalfll
weren, da sie ihnen doch in den Hertzen der Nachkommen eine t«i||
Ehren Seule dadurch anffbawen können; denn dieses sonderHek Toa M
Poeten zu erwarten ist . . . Ich wil mich aber sol^e ynda&ckkaM
nicht irre machen lassen, sondern' usw. schlieszlich schnaidel er laa
ein gedieht zum preise seines beiden in die rinde eines glatten
delbanms, damit 'auch von den Nachkommen, weil viel th'
Komhümmer vnser Lieder vnd Pappirs, ich weiss nicht wom,
weilen gebrauchen, vnsere vertraweste FreundschaffI kdate in
vcrmercket werden*.
M. Johann Bohemoi. 277
r ijtwis ist es ein besseres zeioben you festem glauben an die
Ikdes gibets, eis von gntem^sehmiigk, weim es bei^i;
^Hlmmelbrtelier, Beth-eafthsunn
Wm l&r dessen (d. i. Qeltes) hohen Thron
Pflantxen ieh, und Basz-posennen
Schallen lan mit frohem Thon' usw.
sdmn gar p?5*-hj^ jm^^b^ litazt sich segeQ^ isfBun JUMsh ^yf/f^ bltttsn*
WD eiiigsnge, wie
*Fleng, gemahlter West, nnd strene
»Anas dem Himmel Blomsn-Klee,
;I>a8z die Lofft NarcUsen speje,
Ulgen fGr den weiszen Schnee,
Daraus wir die Kronen winden
•Unsem JLehmann anzahinden'
imrgedacbten berm Lebmaim gewttnsobt wird:
' das Posch aus Piisch ein
Er dorchhetze seine WSIder,
Das Wildprät laofT henffir ein:
Das er anff den grünen lUisen
Fähe nur gepfropffte Hasen;*
»Ochte ferner bei dem aasaerordenüicben reiebims «b gelegen-
i, die leier zu ergreifsn, immer neues TerliBgeK? so w^nien
DU und wieder ganze stellen aus einem gedi(^ in ein anderes
ngen, und kleine verfinderungen, die etwa dabei je saeb der
Ige Torgenonmien werden, sind nidit immer Terbeeserungen«
tergleäehe nur ein^
'GradiTos der Terheerer,
Mit seiner bdsen Schaar, des Vaterlands Versehrer
Sey wegl faunamiel tret allen Kriag in Roth,
Dasa hen'isch hintergelm, Betrag, Hasa, sehlag er iodl
Bellona packe Dich, mit welcher wir uns Tentschen
Nnn Kenn and Zwantzig Jahr fast gantz zu tede peitschen,
Sind seiher nnser Feind^,
■Mm früheren
'Krieg, Krieg, o brich entswej!
Erbarm es Oott, o Krieg, mit welchem wir uns Tentsdien
Von so viel Jahren her na gantz zu tode peitschen.
Krieg, Krieg, o brich entawey' osw.
genug war allerdings die not, um aueh eimmd durch alle
tv das rein menschliche gefühl ohne allen ftuszem schmuck,
pnabr zum durchbruch kommen zu lassen :
'SeDfren, Brennen, Raaben, Morden,
Liegen, und sein voller Tück*
Ist anitzo tagend worden,
Ja das beste Meisterstück,
■^ Und der ander drücken kann
Ist der allerbeste Mann',
m in einem gedieht aus dem j. 1637. das könnte zur not wol
fri Logau stehen.
i
278 M. Johann Bohemus.
Die immense masse jener gelegenheitsgedichte berOhrt alle m^
möglichen kreise and Verhältnisse desdebens, und es wilrde ebotfO
ermüdend als zwecklos sein, hier mehr davon als nnr die hn^
sächlichsten kategorieen erwähnen zu wollen« gllldnrtlnaehe stt
gebarts- und namenstag, za hochzeit^ und taufe , zu befltrdenmgtt
in amt und stand, kurz zu freudigen veranlaBSungen jeder s^
wechseln mit bezeugungen des beileids und der tnuisr bei iod»
fällen, die letzteren durften ja in der regel nieht ftUaB« wM
irgendwelche, nur einigermaszen gesellsdiafUich hcnwaiiVwfc
oder vermögende person gestorben war und Imohäqmdigt ■!
lebenslauf und epicedien in folio oder quart stattlich gedmektflr
schien, die feierlichste form war dann, wenn in ooipore daa gnü
ministerium zum h. kreuz samt dem ooUegium der sÄnlOt sowie lil
dem todten persönlich das geleite zu geben hatten, anch Uar&Q
gefühle in wohlgesetzten versen zum ausdruok brachten, IL Jobai
Bohemus natürlich den seinen immer voran, freilich ist nnr n gl
wis, dasz ausführlichkeit und innigkeit dieses ausdmcks in der ngi
in einem ganz bestimmten Verhältnis zu der gegenleistmg dl
trauernden hinterlassenen in klingender münze standen.
Namentlich kurfürst und kurprinz werden fleissig b^g^iok
wünscht — einmal, im j. 1655, ist sogar der blosse anfsnth^di
ersteren in Moritzburg (drei ganze stunden von Dresden!) swlFr^
des fischzugs in den dortigen trieben gmnd genug sa ejncm pH
gramm, um ihm in einer der gleichfalls so beliebten spielenioi ■!
bezifferten buchstaben , die addiert allemal die jahrensU «gehs
guten fang und glückliche rückkehr zu wünschen — , nicht ndads
die hochmögenden väter der stadt oder was sonst irgendwie sasAl
und einflusz hat, einheimische und auswärtige gönner nnd freusdl
namentlich auch wissenschaftliche oelebritäti^, am liebsten, mfl
sie gleich versgewandt sind , um für das ihren eigenen werken W
ausgeschickte preisgedicht bei passender gelegenheit nch rersBflkii
ren zu können, so singt man sich gegenseitig an, — an der voDitl
aufrichtigkeit solcher ergüsse zu zweifeln , würde selbstversttadU
durchaus unzulässig sein, denn
'Mein Wort ist ja und ja, mein Bede nein nnd nein.
Die glatte Henchelej, und der geschminckte aehein
Hau bey mir keinen platz. Ich habe dis gerangen
Ans offnen Herzen her, ans Schuldigkeit gednmgen* —
und einer verkündet des andern lob in die weite weit hinans: in
sollte man so nicht zu den stemen steigen? singt Bohemus von BU
'Ristins, excellens vates, oomes inclatos, a qno
Ipse coronari vel qnoque Apollo velit%
SO antwortet dieser zur einführung des zweiten bnchs der sw«ti
ausgäbe der noch zu erwähnenden Horazübersetrong:
^ die hochzeitscarmina in demselben, Überaus sehlttpfrigen toi
welcher der ganzen gattnng in jener zeit eigen war.
M. Johann Bohemas. 279
'Dieiet hat man Euch in dankken,
Werther Böhm', Ihr hahts gemacht,
Dass schier grosse Leuth jetst Zankkea ,
Wer das best herfOrgehracht,
Flakkns, oder der aass Meisaen?
Euch, Herr, werd ich Meister, heiszen.'
tem ganz speciellen yerhftltnis auch dieser art stand za Bohe-
iar bereits erwähnte M. Tobias Petennann, rector za Pimay
iter poet gleich flun, der auch in elegischem yersniapz eine
ohemi schrieb, zu gninde lagen dieser dieselben eigenen anf-
angen des gefeierten, ans welchen auch der der leidienpredigt
ebene lebenslaof hervorgieng. das mannscript der kreozschnl-
hek davon ist im j. 1661 geschrieben, sieben jähre spftter von
ms selbst revidiert nnd , da inzwischen in cton sorgsam ver^
iten familienverhältnissen einige Veränderungen eingetreten
, in den betreffenden partieen eigenhändig geändert worden,
a sollte augenscheinlich die einleitung zu der vorbereiteten
aasgabe der gedichte bilden; da diese nicht zu stände kam,
n sie wenigstens nach seinem tode und ward mit vielen an-
laggedichten der leichenpredigt beigegeben.
— • — 'Bohemas erit, dam Dresda erit atqae Ijcenrn,
Qoamqae nee hoc nee erit Dresda, Bohemas erit'
aiolze schlusz.
nd in der that, es ist den poeten der zeit, und Bohemus, nicht
ngsten unter ihnen, noch in vollem umfange das stolze be-
in eigen , dasz ihre feder die Unsterblichkeit verleiht, kaum
nderes spricht sich in allen jenen gelegenheitsgedicfaten so
1 so gleichmäszig aus. aber auch in einem andern puncto
i alte humanisten weise noch vollständig fort: es ist die
b klage darüber, dasz die poesie und il^ Vertreter, trotz
prfttgfmgsrechtes über die Unsterblichkeit, in Unehren stehoi,
let und hintangesetzt werden, nur setze man das ja nicht in
■it dem elend des dreiszigjährigen krieges und seinen nach-
• gewis war das ganz besonders geeignet, den herbeigesehn-
■Izustand in noch weitere ferne zu rücken, allein die klage
iH als der humanismus selbst, sie ist von lEtoinen jungem
mter den glänzendsten äuszeren Verhältnissen erhoben wor-
. Wahrheit gab es auch keine ehre und belohnung, die ihren
iien angemessen gewesen wäre, die klage ist eben nur der
ntel für die nie zu befriedigende begehrlichkeit, und diese
lenn auch bei Bohemas ihren bald mehr bald minder unver-
m ausdruck.
'Heute hat ein Fest Herr Kost,
Der da vnser Frewd* vnd Lust.
Heute wird Herr Schäffer auch
Vns nach seinem alten Brauch
Was verehren, was bescheren,
Lasset vns sein Lob vermehren',
i
380 M. Johann Bohemus.
singt er unter dem namen der muse Erato , um bald im eigiiMi fort^
zufahren :
'Wol, damit ihr seyd ^^ebunden,
So sey dieser Eppich Btraass
In ewr weises Haar f^wnnden.
Fread, es geht anff Lösen aass,
Ihr werdt nicht ohn ewren Sehaden
Vns dafür ein mSssen laden* (
imd das erwähnte gltLckwunfichgedicht an den kurfllrBtai
Moritzborger fischfang bekommt seine ganze erklftnuig m
paar versen, wie:
'Atqae etiam qnosdam pisces largire Bohemo,
Sit, quemcunqae vofes, carpio sive salar;
Ac hodie, en porro, at benedieat lova, Tevebit
nie poeta tons perpetontque clieas.'
die beisplele lieszen sich noch bedeutend mehren, wmm i
haupt noch besonderer beweise ftir die thatsaefae bedürfte.^
wäre es auch sonst die ^pflicht' dieser poeten, dodi aiyilirlidii ift
die es oft genug vorausverkflnden^, zum nameiistag«
nSckigen, undankbaren Verächter der Unsterblichkeit i
mit den producten ihrer muse zu erseheinen?* es begnift
leicht, warum man auch Bohemus oft einmal auf das bekannte 1m^
spiel von freigebigkeit von Seiten der republik Venedig gegen 8n*.j
nazar abspielen sieht, eine ähnliche spende ftlr jeden war ao W j
dem ärmel geschüttelten vers, — das hätte etwa bei dieeen poitai
ein erträglicher zustand gehieszen !
<»i eines sei doch noch wegen der gar m drollig-DMven deatUeUni^ .
mit welcher dem angesungenen gewinkt wird, erwähnt, BohemM, vj
ist die fiction , bringt die gesundheit desselben in der behaagaef iril j
gesellschaft eines dritten aas. 'Recht so', sagt daraof der latatan» %l^
tolte aber biliich ein vergäldtes Becherlein seyn. O die kmamen ^M|i
an mich, sprach ich: halte wol schwerlich daffir, dasi ich mir ndfii
eines vor meinem Tode vberkommen werde, doch steheta bej^totlW'
guten Gönnern*.
^* 'Dramb wird aach ewer Lob ohn alles Ende blllheo.
Das ewige Gesehrey von eneh wird ferner aiehen.
Als ihr seyd selbst gewest. leh aelbstea bin berail
Es stets an breiten ausz, Jährlichen vmb.die Zelt' naw.
'Vivite! at abrampo. Post annnm Helicona movebo
Totiim, vos omoes ex meritisque canam' etc.
"' 'Wehr ich nicht ein thammes Thier,
Ein ansinnig grober Stier,
Der nicht woU* in Cedem schreiben
Earo hochbelobte Fam?' oaw.
anderwärts wird es aber aach einmal diesen geixhälaea iraaa gakMl
gesagt, was sie sind: 'Ich wolte dirs aach nicht rathen' (neauieh dB
poet sa werden), 'wiewol dirs nar so zu reden gellebet, aagta TlaüM
daraaff; denn dn wurdest sonst schmale Bisslein essen mfiaaes, weil Ai
Kunst anjetso nach Brote gehet, vnd viel Beiche hentigea Tagea «il
die 8äwe sind, deren man nicht ehe geniesien kana, blaa sie ataibia)
da bekompt dann mancher eine warst ders nicht gemeioet\
M. Johann Bohemua. 281
Anderseitd stellten sich wol auch gern bedürftige unter den
ukak des dicbters, dessen sang tht&ren und beutel Ofihete. mehr-
heh finden sich gedichte, selbst nur einzelne distichen., ftlr cMme,
nr omyersität abgehende schüler gefertigt, umnut dieser empfeb-
mg in der band bei vermögenden freunden der musen sich ein via-
jcom zu erbitten- es ist ohne zwei&l ein hohes geftihl der eigenen
ladiatnng gewesen, mit welchem einmal Bohemus im mannscript
« einem derartigen einzelnen distichon bemerkt hiit, herr Müller
ibe diunuif hin dem potenten einen ganzen thaler geschenkt.
Wie Opitz' beispiel mit der njmphe Hercjnie hinreicfaBnd war,
« such Bohemus zur fassung einer unter seinen dichtungen, der
otuigreichsten unter den deutschen, auf den niunenstag zweier
finner zu Halle (1636) in die form einer schaferei zu veranlassen,
D wird man nadi demselben vorgange auch geistUche lieder bei
DB suchen, es fehlt natürlich in jener schttferei, wie sie überhaupt
rf d»s engste en die weise ihres Vorbildes sich anschlieszt, auch
Uit an einem psalm, nicht minder kommt anderwSrts hier und da
II solcher oder ein lied eigner erfindung vor (zb. P» 1, 492) , aber
las das bewegt sich in derselben niederen flugbahn wie die weit-
flkn gedichte, hat auch sonst keine höhere bedeutung bekommen.
Opitz' behandlung des Horazischen beatus ille usw. in dem ge-
ilkl vom lob des ackerbaues wird auch als muster angeführt für
tl fr«ie poetische Übertragung der öden des Horaz, von welcher
vier Bohemus' auspiden im j. 1643 die beiden ersten bücher er-
jUeien, und im j. 1656 wiederholt mit diesen auch das dritte und
iprte.*^ das war die erste vollständige, nach Bohemus meinung
|lriiaupt die erste deutsche Übersetzung der gesftnge dieses *schwe-
C lateinischen poeten'; — letctere annähme ein im hinblick auf
zeitverhftltnisse leicht verzeihlicher irrtum. schon im j* 1639
rb der bekannte A. H. Buchholtz das erste buch der öden und
farief an die Pisonen verdeutscht in Rinteln herausgegeben.
Freilich würde es wol kaum zulftssig sein, jene üoertragung
hr mehr als nur ganz vorübergehend zu erw&hnen , wenn wirklich
ibezug auf die Urheberschaft ganz genau das Verhältnis obwaltete,
Rkhes sie zur schau trägt denn die eigentlichen Übersetzer waren
bprimaner des Bohonus, dessen name denn auch wenigstens auf
Ml titel fehlt; die erste ausgäbe führt die niunen jener unter jeder
^ des hoch berühmten lateinischen poetens Q. Horati Flacci erstes
«i. ander) Buch Odarum , oder Gesänge, in teutsche Poesi vbersetzt.
»den, 1643; entsprechend der haapttitel der zweiten ausgäbe (vier
iT Odarum usw.)i von der aber auch jedes einzelne buch wenig-
seine besondere widmung hat. die erste davon gilt dem kur-
in; nicht so in der ersten ausgäbe, wie das Degen (versuch einer
Indigen litteratar der deutschen Übersetzungen der Römer, Alten-
1794; vgl. 1, 168. 193. nachtrag zu dem werke s. 95) misverstftnd-
rweise geschlossen hat. diese ist überhaupt weder ihm noch einen
Tanderen Verfasser der betr. bibliographischen hülfsmittel zu bänden
leo.
[
282 M. Johann Bobemus.
ode an, der zweiten sind sie zusammen vorangedruckt. wenn aiide
seits eine thatsache der art, wie die, dasz man der jugisnd das yb^
stSndnis der classischen litteratur mit hülfe der muttersprache ^
eröffnen und ihr liebe zu der letzteren zu erwecken und 810 x0
Übung darin anzuleiten suchte , einen wichtigen fortschritt beiocli
net^, wenn femer Bobemus selbst mit genugthuung auf die so s<
erzielenden resultate hinweisen durfte^, so war es dodi wol ii
pädagogischer hinsieht ein einigermaszen bedenkliches experiment
mit den producten einer schülerhaften muse gerade so zu Ter&lmB
aber freiHch, Bobemus' anteil davon dürfte auch weit grtaer sei^
als es den anschein hat; ja, das gegenseitige Verhältnis ist vieUeiflU
sogar nicht viel anders , als bei den dissertationen jener zeit dif'
jenige zwischen dem prftses und dem WerfEuiser'. auf diesem w^
erklären sich auch am besten, abgesehen von allen andern anzeidMi
dafür, die zum teil sehr bedeutenden abweichungen der zweiten TOi
der ersten ausgäbe, nicht blosz in einzelnen ausdrücken, sondsa
auch in versmasz und umfang der ganzen gedichte. letzteres komat
freilich gerade weniger zur geltung in dem beispiel, welches tot
allem seiner kürze wegen ausgewählt ist, um hier doch auch eise
anschaunng von der sache zu geben, sonst kommt auch in ila
alles zum ausdruck, was etwa heute noch für die beurteilung dM
ganzen von belang sein dürfte.^ vergleichungen müssen aller^Gngi
fem bleiben, wo es, für den Verfasser wenigstens, an voigSngai
fehlte, gewis ist vieles noch roh und plump , selbst niedrig penifl^
lieh für unsem geschmack und gemein , aber es fehlt auch ebenso
wenig an stellen, denen noch heute eine gewisse natürliche knfl
und anmut nicht abgesprochen werden würde: und überiiaupt kifli
in allen solchen dingen nur noch ein urteil vom historischen, nidi
vom ästhetischen standpuncte aus als zulässig bezeichnet werdM.'
Die 38e ode des ersten buche (persicos odi usw.) lautet in da
ersten ausgäbe, mit der regelmäszig vorangeschickten genimtfl
inhaltsangabe :
'An seinen Jangen.
Horatius begehrt gar keinen Yberflnss
In Essen, oder sonst, zuviel ist ihm verdmii»
^ vgl. Koberstein-Bartsch a. a. o. 2, 19 f. 35 f.
"* 'Denn auf solche masse anjetzo ein Junger Knabe den Horatia
innerhalb wenig Taffen verstehen lernen kan, da er sonst hiebent
sonderlich wenn er daza noch mit den schedlichen dictiren auifgehallM
warde, etliche Jahr damit hinbringen maszte* (wozu aueh vgL obü
anm« 38).
^ besonders beachtenswerth ist, was Gervinns a. a. o. s. Sit ibs
einige Übersetzungen von Opitz sagt.
^ am allerwenigsten von demjenigen eines so seirthtan jÜngwa 4l
aafkläningsperiode aus, wie es der scurrile Schmnmel (übeisctMi
bibliothek, Wittenberg und Zerbst 1774, s. 149—151) ist Degen a. a. <
arteilt schon viel sachgemftszer.
M. Johann Bohemns. 38S
Die SQ viele Perser Traehten,
Janker, nioht belieben mir,
leh pfleg aaeh nioht viel lu achten
Die gefloehtne Lindensier.
Laes nnr ab in Lofk-refieren
Spate Bösen ansssospflren.
Bey allein bedaoht sn finden
Der begprOnten Mjrten Pracht
Die Da nm dein Hanpt magst winden,
So auch frewden toU mich macht
Wenn die dichtbelaubten Beben
Mir aom trincken anlass geben';
tweitai ausgäbe lautet dieselbe :
'Alles pralen, alles prassen, wie die wüsten Perser pflegen,
Lasse, wenn ich G&ste habe, Junger, bey mir onterwegen.
Nach der stoltzen Perser Prangen,
Jnnger, trag ich kein verlangen,
Bin vielmehr denselben feind.
Mag anch keine Kr&ntze fflhren,
Lieber, hör anff anssanspüren.
Wo die späten Bösen seynd.
Schlechte Myrten magst Da binden.
Sonst nichts in die Haare winden, /
Die sind alle gnng für Dich;
Wenn dann unterm Weinstock sitae
Ich, und trincke in der Hitze,
Sollen die auch sieren mich*.
I formeller hinsieht bleibt nach den angeführten beispielen so
• nichts mehr zu bemerken, künstlichere dichtnngsformen,
■ette oder Pindarische öden, finden sich neben dem Alexan-
Bnd den sonst gewöhnlichen, einfachen iambischen und trochfti-
gferophen verhSltnismftszig selten; und widerstreit swischen
[und wortton, elisionen und tmesen, zuBammenriehnngen
knungen der werte (hau, lan, welche u. dgL neben Adeler,
ly abekrSncken usw.) begegnen uns in einem masse, welches
Beiden freilich anch nur die dichter der allerstrengstim obser-
eli die mflhe gaben, auch einen fortschritt mit der seit wUste
beer hinsieht aus Bohemus' dichtungen nicht henwiarolesep.
V.
% übrigen scheint sein leben während der STjfihrigen wirk-
i zu Dresden ohne grosze wechselfUlle verlaufen zu sein.
m j. 1620 zu Wittenberg, sehr bald nach der erlangung des
iHums , hatte er eine ehe geschlossen , zu welcher die ersten
hngen augenscheinlich bereits yon dem aufenthalt auf dem
Ism zu Freiberg herdatierten und die länger als fünfzig
}• seine frau starb am 6 sept. 1671 — in frieden w&hrte.
iben söhnen starben vier anscheinend frühzeitig; die zwei
i
284 M. Johann Bohemut.
1
überlebenden wurden Handwerker, von diesen war der eine mA
18j&hriger weit ausgedehnter Wanderschaft dorsh •ohiffbnidi «Br
gekommen, der andere bei des vaters tode aQ<di \8eh(m lange wr-
schollen. *o dasz er lebte und dem yftterlichen glaabea trea gehfi^
ben wäre!' heiszt es (CV.)| ebenso begeiehnend fttr die leit, di«
jene Wanderfahrten selbst sind, doch standen am grabe des iritn
noch zwei verheiratete töchter mit zahlreicher nachkommensehafL
Abgesehen von den ausstellungen, die etwa 4ie bemftMW
hörde an seiner th&tigkeit zn machen fand, hat es enob Bonitndt<
an böswilligen kritikem derselben gefehlt, und z?rar ansdua
hauptsSchlioh in bezug auf ihren p&dagogischen teil; denn in
der zahlreichen litterarischen fehden der seit sehe iah ihH oifllitM^
wickelt freilich geht alles darauf bezügliche nicht über allgauitf
andeutungen hinaus, einmal (1657; P. 2, 97 111) fimd er es ofl»
messen, den wesentlichsten teil eines programms einer anfiiliha(
aller derer zu widmen, die unter seiner leitong auf der kreuMhh
gebildet und seitdem zu ehren und würden gdkommen warsAi nl
selbst daran zu erinnern, dasz ihm auch nach seinem tode ein pieM"
volles andenken gewahrt bleiben werde.
Seine vermögensverhftltnisse werden, wenigstens mit bengirf
seine letzte lebensperiode, als recht günstige bezeichnet.
art der thätigkeit kam ja auch noch allerlei in dem smtKdii m
kommen hinzu; und dieses war für die zeit nicht eben gerng
nennen, scheint auch, was während der kriegszeit noch gani
ders hoch anzuschlagen war, wirklich regelmäsng geahlt wwW
zu sem. "^ sj
Bis in sein hohes alter erfreute er sich einer gatsn -gwuH
heit*^ und nngeschwächter geisteskrftfte. das der leichenpredBgt bd|
^ obgleich ich sonst anf aoslassangen wie P. 1,S78 wenige
legen möchte. — Ueber die besoldnngen an der kreoMfanle
Neabert, reobtsverhftUnisse nsw. § 7 (s. bes. RA., A. 11. M» f. I
D. I , f. 298^ and 298^. S94). — Nach einer abrechniing imt de»
(SAP., f. 73) betrug das einkommen des rectors an baaM« fehalt
sog. religionamte (120 fl.) und einer ansahl von legatan und aocif
nahezu 200 gülden, ausschlieszlich der amtswohnnng, des sehi~
der gebühren vom leiohensingen und mehrerer BaUHPalMafsnuigia
hole und getreide. — Endlich vgl. J. A. EgenoUt gesaKMolta
(Dresden 1687), s. 18. ^
*® allerdings bat er im j. 1671 bei der allgemeinen kirehen* ■■i
scbulvisitation , 'dasz er die wenige Zeit seines Lebena, weil er aaf M
Füssen schwach, des Leichengehens, jedoch ohne abbraoh leiner aid^
dentien und besoldnng, erlaszen werden möchte*, die eal
des eonsistorinms , dem die sache von den visiiatorea sagewti
ist nicht bekannt (RA., D. XVI, f. 104. 118). — Bokenuia
war auch die Ursache davon, dasz man nicht ihm, lOiidAm daaiMl
rector Egenolf die Verwaltung der schnlbibliothek Übertrag, welehalS
durch entstand, dasz bei der Visitation im jan. 1671 der Mi 4ahltf'i
der ^presanne*, dem früheren klerikergewabrsam in der
znr gemeinschaftlichen benutzung des ministeriams und des
I. h. kreuz aufbewahrte, in seiner Vermehrung nsw. übrifeae tas ill
-M. Johann Bohemüft. t96
hüdms stellt ihn in seinem 65n lebensjahre vor; elii
gtsicbt von hoher stirn nnd o&em blick; l^id ernatfir
iir. donklen tvacht steht dfts Itnge-^ glatte haftr \mi em
legter knebelbart.
bdem Bohemus noch am 2 September $676 seiner amtfih
ae beschwerde genügt hatte und gesund zur ruhe gyagangen
b ar meh'knnem. Unwohlsein nodi tot anbrnchdes fielgeik-
[lens. am 10 d, m. f&nd seili leidiMibegfing^s itt der'#aueii-
lit.** der leichenpredigt von Chr. Lucius, die imfoljgijeuideii
t lebenslauf und abdankung in druck erschien ^ wurden
)bias Petermanns vita Bohemi zahlreiübe epioediMi in aUen
a formen, lateinisch und deutsch, beigegeben, Ton der
:eit Dresdens, dem lehrercollegium, verwandten, fit^undto
lern, auch den damaligen persthilichen schfllen^ des v^er-
u unter den letateren erscheint auch Jonas Geleniua, der
ta ferner zeit (1688-^1727) der zweite nachfolger seines
erden sollte, der vorgttnger Christian Schdttgens (f 1751)
1 amte. ebenderselbe trat als redner bei der gedltchtnis-
welche am 12 december 1676 m der schule dem andenken^
ichenen rectors gewidmet ward, das einladungsprogyamm
i actus war zugleich das erste seines nachfolgers. denn die
gen der neubesetzung hatte sich ungewöhnlich rasch ent-
Johann Augustin Egenolf von Erfurt, früher in Ohemnita,
\ conrector der kreuzschule, ward dazu erwShlt, worauf
t Iftngerer zeit manches hingewiesen hatte, in dessen bis-
die trat der in seiner art auch merkwürdige Johann Yalen-
rts. doch mögen diesen männem und Zeiten andere ihre
ttwtt. viel tröstliches werden sie nicht immer finden, zumal
I wo die schule, nachdem sie noch etwa zwei menschen-
g auf einer gewissen höhe sich erhalten hf^tte, gar sehr
fangen ist, um erst im gegenwärtigem jidurhundert meder
fen anlaufen auf einen zeitgemäszen standpunct gebradit zu
Anhang I , zu anm. 6.
ins in seinen beitragen sar gescfaiehta der schale (vgli bes.
laa^ sn dem kapitel über die collegae fainti) hat- sieh hi
■Kte eben darch die heraosiehnng urknadlieheB maleiiala,
letzteren angenscheinlich gänzlich entzogene bficberbestand
beiden geteilt ward. die sache gebort somit nicht weiter
vgl Schottgen, not. hibl. schol. Dresd., progr. 1743, §4. fiber
S. Neabert, rechtsverhältniftse usw. 8.39. einen der ältesten,
assanten bestandteile dieser bibliothek bespricht meine ab-
■'aus der bibliothek eines Leipziger Studenten und docenten
viertel des 16n jahrh.' in Neue jahrbb. f. pbilol. und pädag.,
I von Fleckeiseh-Masius, i'rl. 112 (1875). sein ehemaliger be-
lirselbe dr. Blassius (Grunwald}, der bei Neubert a. a. o. 8. 88
*d.
I grabscbrift bei J. G. Michaelis, Dreszdnische Inscriptiones
fliia (Dresden 1714), s. 437.
\
286 M. Johann BohemnB*
die ihm sonst nur snr ehre gereichen könnte, giUuHeh irrefBhia
lassen, hier war schon sein Vorgänger Tobims SSnon beM«r olM
richtet, wenn dieser swar die 6e und 7e stelle unter ZSrlen, aber &
6e sdion nnter MSstets reetorat gegründet werden llait, ao lit ds
vollständig richtig, und zwar mnsz letzteres sofort in den befinavei
Hostels amtszeit gelegt werden, der erste dort genannte Inhaber la
neuen stelle, auf die nun natürlich der titel des infimns Über^Mf
mit unterzeichnet ein schreiben, welches ohne sweifel ans dem j. Uli
sUmmt (RA., D. I, f. 96). in einer dentlichkeit vollenda, die aisbt
zu wünschen übrig läszt, spricht ein bittsohreiben des Snp. Daiit
Greiser und des raths an knrfürst August um eine nnterttütiaiif ai
holz zur heizung der schule , vom dienstag nach Urinlft 1668 (15 oeL;
RA., D. I, f. 45 f.). danach hatten sie 'in nest gehaltener Tisitrti«
vnd examine der Sohulenn befundenn das sieh dieeelbe ann der aatol
gemehret Also das dieselbe Schule itziger Zeit In fünff elataea gefäht
vnnd in dreien vnderschiedlichen Stuben su winter Zeit batitniret iw»
den müssen', so dasz, da 'der Schulmeister mit seynen vier eoUabcf»
toren' auch deren zwei inne hatte, damals fünf Stuben la hiiMi
waren, gegen nur drei in früherer zeit, als die 6e und 7e elasss»
richtet ward, hat offenbar das lehrerpersonal diese beiden loeili
räumen müssen; für den rector ist ein haus neben der sebule gekaift
oder erbaut worden, die übrigen collegen bekamen statt der astsnl*
Wohnung eine geldentschSdig^g. so sind allerdings immer, sowolii
der fünf- als in der dreiclassigen schule, drei classen in einem
vereinigt gewesen, was ja auch anderwärts oft genug Toiaelrs—
ist. nur das ists, was im j. 1704 durch einziehung Ton soheraeirtaki
beseitigt worden ist, während die erwähnung bei Paufler, de seb.iL
brevis enarratio, s. 6 (nach einem mir nicht zu händen gekumsi—
Programm von Gelenius) die Vorstellung erwecken könnte » als hsbt m
bis dahin gar für alle 7 classen nur ein zimmer gegeben, die m»»
regel war übrigens dem rathe schon im j. 1692 vorgesehlagen und ni
ihm genehmigt, aber nicht ausgeführt worden, worauf sie Im j. UH
wieder in erinnerung gebracht wird (BA., B. VU*. 191^ f. 1). — DU
erste spur der errichtong einer 6n dasse finde ieh in einer Instniiiti*
vom j. 1572 für den au ostem d. j. zu dieser stelle aageoesuMMi
Fridericus Zorlerus iunior. das Verhältnis au den übriMU eolltgSi
ward ganz in derselben art bestimmt (RA., D. I, f. 165 f.: 'Bis w
tiones der Collegarum bleiben für sich in ihrer Ordnung, so soll sad
die zal der Collegarum nicht gemehret heissenn'), f»ie später da^lsBlgl
des regens alnmnorum. dafür, dasz dem letzteren die leituig
7n classe übergeben worden ist, finden sich die ersten si
allerdings erst im j. 1575; aber für die beaufsichtignng der eil
hat das amt natürlich schon längst vorher bestanden.
Uebrigens sind natürlich mit dem oben erwähnten übelstande :
die combinationen, bis zu 3 classen sogar, su verweehselnt
welche sich besonders in seinem und des regenten namen der esa
Egenolf im j. 1671 beklagte und deren abstefinng damals aueb TiU
visiUtoren befohlen ward (RA., D. XYI, f. 40. 188).
Endlich sei hier, da in den gewöhnlidien hülfsmittelm mansifi
schwankende angaben sich finden, auf grund des aetenmäesIfSB
terials gleich noch eins festgestellt, die stiftungsmäsaige
alumnen betrug 30, und 32, seitdem diesen im j. 1664 dnreli
gangbarmachung einiger alter legate von raths wegen die soi
^rathsdiscantisten' hinzugefügt wurden (s. die stiftangtnri
RA., B. VIP. 191« 'Newe Schul - Ordnung 22 junU 1664>I. abv dl«
dlngs wurden in der regel noch einige 'snpemumerarii'
meist zwei (so dasz vor 1664 gewöhnlich 32, nach
34 alumnen angegeben werden), aber auch bis zu der höhe,
klagt wird, die andern hätten nicht satt zu essen und müsiea su Im
GLGOtEe: geographische repetitionen für die oberen classen. 287
im bttt liegen, in der that scheint keines der wiederholten , behörd-
Mtn geböte, die stiftnngsgemüsze £ah1 nicht zn überschreiten, eine
Inme wirirnng gehabt in haben (vergl. bes. RA., B. YII. 16, f. 14
tu]; B. VU«. 191S f. 20. 94. D. XVI, f. 31 und die oben ange-
le stifton|^8inrkQnde). — Die zahl der earrendaner war derjenigen
lir fthuBBen in der regel annähernd gleich.
Anhang 11 , zu anm.. 47.
1660 Die Lehrer mich anf ihr Gutachten,
Naeh Dreszden in die Grenz -Schul brachten.
1661 Zorn Tertio ward ich locirt.
In der Current mich patientirt.
1662 Bisz anff Doctor Wellers befehl
Word recipirt zur freyn Koststell.
1663 Must da bejm Chor das Creuzlein tragen
Eins übers andre lassen plagen.
1664 Kam zu Bohem in Seine Class,
Sasz da 4 Jahr durfft nicht sejn lasz.
1665 Im Sommer ich die Masern bekam,
Die Mutter mich naeh Hausz mit nahm.
1666 Wenn ich heim auf die Kirms gehn soll,
Da wnrd ich aller freude voll.
1667 Bejm Christfest den Rupert agirt.
Den Berg-Rejhn bejm Gregor geführt.
1668 In Bartholmft gepredigt zweymafaL
Zog Elbelang (nemlich nach Wittenberg), Gott Dreszden
befahl usw.
Dbbbden. Otto Mbltzer.
Ihoe
20.
RAFHI8GHE RBPETITIONEN FÜR DIE OBEREN OLASSEN VON
OTHNASIEN UND REALSCHULEN VON DR. CaRL OÖTZB, PROF.
AM pIdAOOOIUM des KLOSTERS ü. L. F. ZU MAGDEBURG.
ZWEITE ERWEITERTE UND VERBESSERTE AUFLAGE. Mainz, Ver-
lag von C. G. Kunzes nachfolger. 1874.
Das buch hat sich wegen seiner entschiedenen braachbarkeit
der kurzen zeit seines erscheinens — die erste aufläge datiert
jähre 1871 — sehr viele freunde erworben, viele gymnasien
realschulen namentlich Süddeutschlands und Oesterreichs haben
officiell eingeführt, es ist kein zweifei, dasz das buch dem
»hisdien Unterricht in den oberen classen der höheren lehr-
Iten sehr zu statten kommt, es handelt sich hier nicht um ein-
ide vortrage, wie sie der geschichtsunterricht erfordert, sondern
eine klare und gedrängte Übersicht über das gesamte gebiet der
iphie, wie sie z. b. das preuszische abiturientenreglement ver-
da der werth des Götzeschen buches schon von vielen seiten
rkannt ist, so bedarf es hier nur des nach weises, inwiefern der
fasser die zweite aufläge eine erweiterte und verbesserte nennt.
Während die erste aufläge 95 seiten zählte, hat die zweite
Seiten aufzuweisen, mehrere neue abschnitte sind hinzugekom-
. so s. 77 — 88 § 3 die Apenninenhalbinsel, s. 89 — 99 IV. die
\
288 C. Götze : geographische repetitionen fSr die oberen blaMön.
Balkanhalbinsel. frUher war bei diesen abschnitten auf die hfil:
mittel zur gesohichte Borns und Griechenlaads verwieseii. mmh
dem finden wir s. 117 — 125 einen zusammenfaflugendea absiohfli
über Amerika, wovon in der ersten aufläge nur ufiter den unerik
nischen besitzungen der Engländer der vereinigten Staaten K«
amerikas und unter den auswärtigen besitzungen der PortugieM
Brasilien behandelt waren, auch Afrika ist jeixt, wenigstens ve
gleichungs weise, herangezogen worden, indem dies. 122 berflltf
vergleichung Südamerikas mit Afrika dem yerfasser Teranlasm
gegeben hat, s. 125 und 126 in einer anmerkung Aficika in tarn
vergleichenden Übersicht zu behandeln, jedenfalls het der verCui
geglaubt, diesen grossen erdteil, von dem zwar 8obon.tti'melinn
stellen (s. 42. 54. 69. 76. 77) die im besitze enropftiecher yOlksrb
üudlichen gebiete aufgeführt sind, einer besprechnng nidit entdeiM
zu dürfen, und wir sind der meinung, dasz er sich bei der geogn^
sehen bedeutung dieses erdteils entschliessen wird, ihm bei ein
nächsten aufläge auch einen besonderen abschmtt zn widmen, s. 1(
finden wir als Überschrift ^das russische reich'» während sidi 4
erste aufläge auf die darstellung des europäischen Bneslands b
schränkte, wiederum eine berechtig^ erweitemng des sAoffes, da
es kommen s. 118 auch Busslands auszereuropäiBohe bentniBgi
hinzu, s. 4 ist mit recht die zahl der bewohner des deotsA
reiches sowie Preuszens hinzugefügt, das beigegebene, sebrwil
kommene inhalts Verzeichnis wünschten wir lieber zu anfang.
enthält einige druckfehler (§ 5 beginnt nicht mit s. 42, sondern b
8. 48, femer ist Europa zu lesen st. Euvopa); auch entapveeheB i
inhaltsangaben einzelner abschnitte nicht immer den im text gvgtt
non Überschriften: vgl. s. 38. 42. 48. 59. 70. 89. 99. 106« i
ersteren sind ausführlicher, die druckfehler sind Tom Tfrf. mkn
berichtigt worden; wir fügen jenem Verzeichnis nur noch 'Imbi
dasz s. 78 vorletzte zeile Schiffbauer st Schiffbauern za leaen ii
s. 113 z. 1 scheinen vermutlich durch die schuld des setzers mehn
Zeilen ausgefallen zu sein, die in der ersten aufläge so lauten: *iv
sehen dem 45n und 50n^ n. br., und doch mit afrikanischer sonü
glut. — Im Süden steigt durch breite waldige terrassen derKsokii
in die schneeregion, ein den alpen an länge gleichkommendes al
höheres kammgebirge mit südöstlicher richtung zwischen.^ w6H!
stens sind uns die nun folgenden werte 'scheidegebirge mit geM
liehen, schwer zugänglichen passen' nicht recht verständlich, da i
gebirge , nemlich der Kaukasus , vorher gar nicht genannt ist. fr
lieh wird der Kaukasus s. 117 noch einmal erwähnt, aber dodll
soweit er sich in die zu Asien gehörigen besitzungen Busslands >
streckt.
Wir zweifeln nicht, dasz das buch, auf welches der Verfasser
groszen fleisz verwandt hat, auch in dieser erweiterten gestalte
einer günstigen aufnähme erfreuen wird.
Magdeburg. Holstbik
J. Kilkr: gnmdriBE einer kistoritMilieii ainlffl'tnng in die bibeL 28^
21.
tuHDRisz BiNSft- fiTSTORiscaeK Eiin[.srruNO m bib bibbi und
DBBEN BIK2ELKB TBILE. ll^R hOheRB BILDÜNOiSAKBTALTBK UND
BUB BBIJaBTBELBH&UK'a VO^ «T. BTBLLBB, SBltniABLBtildBSt. (UVP
vom KABTE VON PALÄSTINA.) Aamo, dtück Ulid veriHg VOÜ
H. R. Sauezlftiidet. 1874. 223 8.
Auf die frag«^ wie der abnähme des ÜieologiedMO slnidiiiaits ein-*
ih g^oten wenten kflnse, wird in den reeohitiolien des deiitBchen
mtataatentageB in Wiesbaden u» & geantwortet^ dasai die iheologie
und methode der wiseenschaft rüokhaltaloe anerkennen mÜ88&
kbehrlicb daen iert die nütwirkung eines nach geschicbtlioh*
iiMinrhnftliohear methode geordneten, anregenden r^igionsnater*
iehtes auf den Gymnasien, dessen pflege die besondere fürsorge der
ibdbehfirden dringend erheischt.'
Wenn hier der ruf nach einem gesohichtlich-wissenschaftlichen
üigioneQnierricht aoa dem lager der theologen ertönt^ so musz hin-
■demm jeder besonnene laie daa gleiche verlangem stellen, gerade
i den gegenwärtigen tagen ist es die religiöse finage, welche die
dt bewegt wer — ich will nicht sagen, in dem kämpfe selber
m knie bredien — nein, wer denselben nur in seinen Terschie*
■en phasen mit versttndnis verfolgen will, muss in die religions-
iaensGhaft eingeführt sein.
Und sollte nicht jeder das im stände sein, der da auf den namen
■N gebildeten ansprach macht? allgemeine bildung ist ja eben
ifnoge snmme von wissen, welche notwendige ist, um die groszen
ÜfrageiL zn verstehen, die religiöse bildung ist idso, um es kura
1 lagen , ein teil der allgemeinen bildung und soll darum — hier
len wir zum nemlichen schluss, wie die theologen in Wies-
— anf hohem unterrichteanstalten durchaus nicht vemaoh*
laigt werden.
j Nun fiLsse ich persönlich allerdings den begriff eines solchen
iteiiihüiu weiter; ich denke dabei an eine geschichtliche betrach-
mf dar verschiedenen hauptreligionen der menschheit, der todten
ImI als der lebendigen, der polytheistischen nicht minder als
b monotheistischen, nach meinem dafürhalten sollte der schttler
Iht nur mit Judentum und Christentum, sondern auch mit dem
■B, mit der griechischen religion, mit dem buddhismus usw.
Aumt gemacht werden, das würde den horizont weiten, das würde
kdie jungen herzen den keim der toleranz pflanzen, wenn den
lUem gezeigt würde, wie vor uns menschen darnach gerungen
kn die Wahrheit zu schauen , wie heut zu tage tausende andern
bnntnisses nach dem nemlicben ziele streben , wie sie gerade wie
B auch etwa von einem strahle himmlischen lichtes geküszt werden
i dann wieder im dunkeln irren müssen, in dem gescbichts-
hnricbt werden ja doch die sogenannten heidnischen reli^onen
Böhnlich nur so weit berührt , dasz sie eher jenen fabelhaften un-
BL jahrb, f. phil. u. päd. II. abt. 1»75. hfl. 6. 19
290 J. Keller: grandriaz einer historischeii einleitang in die bibeL
geheuem der vorzeit, lindwürmem, drachen usw. gleichen alsd^
edelsten schöpfün]^^ des denkenden menschlichen geistes.
Will man sich aber im religionsunterricht auf die zwei rdjgiaitf
Judentum und Christentum beschr&nken oder will man mit 3ib0
den anfang machen, dann ist das oben genannte bttcUein gansnl
gezeichnet, dasselbe bietet wirklich alles, was zum yerstlndnis de
bibel notwendig ist. voraus geht eine geographie PaUstinaB, läA
eine trockene nomendator. der Verfasser führt uns ins JordHitti
und Iftszt uns schauen die grttnen weiden und hinauf Uiekn ni
schneebedeckten Hermon; er versetzt uns im geiste anf dis hlfei
und zeigt uns das land bis ins blaue meer. so gewimi6& wii dasidl
lieb und folgen nachher mit Interesse dem buchte über die md
würdigen begebenheiten, die sich auf diesem kleinen fleok eris il
gespielt.
Nach einer kurzen exposition über die bibel als games: itn
namen, ihre teile, die spräche, in der sie abgefi^zt nnd diefte
Setzungen geht der ver&sser zur speciellen betrachtnng der sdnüti
alten testamentes über, geschickt weisz er dabei passaiden mk
das notwendigste von den hebräischen antiquitftten einsnflacMi
die partie über die hebräische poesie gehört zum besten, waiii
büchlein bietet, eine grosze Vertrautheit mit der deatsdieii dicMl
ermöglicht es dem verf., neben das morgenlftndische und dammaü'
unter anfangs uns befremdende heimisches von glmlifthm» aii ■
stellen und jenes so zu erklären. . einmal das — und dann w«ri>
uns die proben der hebräischen dichtung wirklich auch in diiiiM
schem schmucke strahlend vorgelegt, nach den besten tttuiuuliimM
eines Hitzig, Meier u. s. f. denn in den landläufigen bÜMHhr
Setzungen ist derselbe verloren gegangen.
Die Propheten werden dadurch, dasz ihre biographieeniiii
Zeitgeschichte hineingewoben werden, als das dargestellt^ wis wi$k
that und Wahrheit gewesen sind, als männer hervorgewiclMWWi
ihrer zeit und über dieselbe emporgewachsen, die kritik hat skhsM
leicht begreiflichen gründen mit dem neuen testament iiiiflleiiiliwiti
befaszt, als mit dem alten, hier die rechte mitte öinzobalten, 9K0
seits nicht blosz zu erklären: *es ist so!' andersdts sich wM^
den dunkeln schachten, wo die forscher das gold der wahxlieifcsaAfll
zu verirren, — das war offenbar eine höchst schwierige adjph
aber der wurf ist dem Verfasser gelungen, er giebt hier mid diii
gemeinverständlicher form aufschlusz über den jetugen itnd di
forschung. so kommen die studierenden nach und nadi zur eiasMÜ
dasz sich die bibel der historischen kritik nicht entziehen kann« dl
wo der anhaltspuncte zu wenig sind, wo ihm die hypothesen dv f
lehrten zu gewagt erscheinen, da huldigt der yearf. mit edlsrh
soheidenheit dem grundsatze : est etiam aliqua nesciendi an fl
erklärt: 'einstweilen weisz man noch nichts gewisses*. gvmnA
vortreffliche schule, um junge leute vor jenem heillosen «bqnenli
zu bewahren.
J. Keller: groudrisz einer Jiistonschen einleitung in die bibel. 291
Es ist ferner rfihmend anznerkennen, dasz verf. im ganzen ver-
ftaadni hat, seine objective steUung zu bewahren, seine objeetive
stellimg, sag ich, wenn man nemlichdas wort nicht miszbränchlich
iimmi wie oft glaubt man, die eigene subjective meinong das sei
die objective und jede andere im yergleich mit derselben subjectiv !
wer ohne Torgefasztes urteil an die prüfung einer sache geht, wer
leide parteien hört nnd ihre aussagen unbefangen abwffgt, der
^Dmmt einen objectiven standpunct ein. die objectivitftt besteht nicht
etwa darin, dasz der richter zu gar keiner eigenen ansieht gelangt
md uns nur das actenmaterial einhändigt, so ist der verf. des ob-
gouumten schriftchens allerdings auch zu einer eigenen ansieht
gelingt, aber nicht hat dieselbe yon vorne herein seinen blick ge-
trflbt, mit ausnähme vielleicht von zwei oder drei stellen, auf s. 31
Lb. sagt er: *die ersten zwölf capitel (der Genesis) enthalten die
«^genannten Urgeschichten , ewig wahre gedanken, wenn sie auch
lüt im gemeinen sinne des wertes als geschichte gelten können
loeh wollen, schwachköpfiger Unverstand will sie als
lolche behaupten oder bekritteln.' abgesehen nun davon,
dttz jener an&ng der Oenesis seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden
iflerdings — und doch wol nicht von lauter schwachköpfen? —
ib gesdiidite angesehen worden, gehören solch sdiarfe polemische
lehwerterschläge am allerwenigsten in ein Schulbuch, ich wünsche,
dasz sich der verf. bei einer neuen aufläge seines buches entschlieszen
bbmte , jene stelle wegzulassen, auch auf s. 124 hat sich verf. von
der liebe zu seinem stoffe zu einer gewagten behauptung him*eiszen
i kfisen. *wenn man', sagt er daselbst, *alle geschichtsbttcher der weit
[ Iwtrachtet, so wird zu sagen sein, gleichviel wie man sich persönlich
nm religiösen inhalt der evangelien stelle : die gedanken, die that-
iMhen, welche in diesen ihren schriftlichen ausdruck gefunden
kiben, garantieren ihnen unter allen historischen Schriften aller
iBten die erste stelle.' wie, wenn man jetzt, was verf. ttber jene
iwSlf ersten capitel der Genesis gesagt, ihm hier in hinsieht auf
& evangelien entgegen halten wollte? gerade, wie wenn man
Atons dialoge und die memorabilien des Xenophon ihres inhaltes
9igen zu den ersten historischen Schriften rechnen wollte,
ftlrs erste ist es nicht der stoff allein, der einem geschichtswerke
stelle anweist, und fürs zweite ist gerade das ^e grosze frage,
die evangelien historische Schriften in des wertes eigentlicher
Bedeutung genannt werden können.
Die spräche, in der das buch verfaszt ist, darf in ihrer schönen
Ifinfachheit eine edle genannt werden, ein vorzug, dessen sich nicht
ferade jedes Schulbuch rühmen kann.
Ein anhang enthält eine blumeniese aus den verschiedensten
lübersetzungen. den beschlusz macht eine treffliche karte von
ina, eine nicht zu unterschätzende beigäbe.
Möge das buch in die bände derer gelangen, für die verf. es
timmt hat, in die bände der schüler an hohem bildungsanstalten
19*
292 Bericht über die yerhandlnngen der S9ii Tenammlmg^
und in die hinde der gebildeten Überhaupt» < ek gerne aut des
^bibelfirage' belsiamitmAohten. es: verdient! einen tcdienrcvfoigfflil
siftndigi
WurranTHUR. L^Suvii.
BEBXQHT ÜBEB DIE VEBHANDLÜN6EN DER NEninnn>
ZWANZIGSTEN VEBSAMHLÜNG DEÜTSGHE&PHUiOIiOfla
UND SCHULILälOrBa Zu INN8BBÜCE
vom: 28 eeptember bis 81 ootober ISM;
(eohloai.)'
Die dritte und letzte all^gemeine sitKQiiff fand am donftaii^
tag, den 1 ootbr., statt, def prftsident eröffnete dteeelb» mit etaifli
geflofattftliehen mitteilungen und erteiite damt das wort dem hnu fm
dr. Linker aus Prag, welcher einen vertrag hielt 'snr kiitik All
Horaz'. kaum bei einem andern Schriftsteller, so begann der mieii;
hersche über person und Charakter, wie ttber den werth der eltttelMl
Schriften eine solche meinnngsfi^rschiedenheit, wie bei Honuu dM
neue aaffordemng, dieses thema zu beaprschen, liege in der soigflUHgM
erforschuDg des gesamten kritischen materials, welche im der BSili
diplomatischen ausgäbe von Keller und Holder niedergelegt b^ nach fa
ansieht dieser herausgeber, deren Verdienste mit warmer 'nnerkemi^
hervorgehoben werden, seien drei- haeptclaesen tob handtehiiftoflr Mi
einen gemeinsamen archetTpus enrilokzafQhren^ der beinahe eu.li
zeit des Horaz selbst stamme, weshalb denn aaoh die fUierliefefOH lü
Horaz zu den besten der ganzen antiken litter«tar gehSre, nnd ii
kritik nur die aufgäbe habe, einzelne graphische versehen an beseMw
wenn noni schon, meint Linker, der standpnnet Beetleje dem guguiM
ein gana anderer gewesen, so sei man jetzt, nachdem dae getarnte hri
tische materiai vorliege, verpflichtet, gegen einen so äns»erlie|ien jrtsij
.punct zu protestieren, spiltere Veränderungen der gedichte des BoM
durch die band eines emendators gestehen die genannten heraiugtli
selbst zn: so sei z. b. C. III 18 die ältere und richtige sehreibimg Mgn
an stelle des von theologischer seile eingeschwKrzien pardoe. kielik fl
k' »nbar. andere fälle der art seien C. IV 8 Teucro daee ei eMliW
Tetxro, femer militaris Daunias, jener rudis et Graecis intaetl eanuril
auctor. nachdem nun diese Schreibungen offenbar dem arehetopei f^
gehfyren, aus w^tlchem unsere Horazüberlieferung geflossen, könne IM^
salbe nicht aus dem ersten Jahrhunderte n. Chr. stammen, d^ kintf
nun jene stich- ud Schlagwörter, mit denen so viel miabraneh getiii||i
werde, wie 'conservative' und ^destrucüve kritik* in betracht; aberi
handle sich um die richtige anwendung des conservatlven priedill
dessen befolgung sich auch die philologie, als eine, soweit sie ■
sprachlich -kritiache seite betrifft, reconstructive wissenschaÜ sor ssi
gäbe machen müsse, eine verkehrte auffassong des conservaüsmes M
f)£>, alles, was als Horazisch überliefert ist, dem dichter snaosehreih«
und eben deswegen als ausgezeichnet zu erklären, während doch A
Vertreter eines gesunden conservatismos im dichter kein hervoftagea^i
poetisches genie erkennen und deshalb an die lyrik des Hoxns nid
einen besonders hohen maszstab anlegen zu sollen glauben. diHi
standpuQct hahe namentlich Teuffei im neuen echo verfochten | ved
Sredner) stehe atif seiner seite. aber es handle sich dämm, ob mi
[em dichter, der als der einsichtigste litterarische und ästhefciselw ki
teiladMr Philologen mid •olmlmftimer ta ImuilbniDk. 39B
d«rB5Bier bekamt Mi, sutraiMo dfirlt» for-lMbavdiatitet^geni^M«
I .fMBBdcn ^f^Mobmaoke ba» :getiQht .gMcUagtn o4«r .föimUttlM
mdudUer uob s« •cbnlden konuneA Uaii«n. «r glaabo .dAhor,
üe gMMiimun« qntUe aller HorasbandMfavüteo d«a .Aiobtor'iiiiiki
iUha» MAdeni in 'die ttltosie zeit 4«$'aUerfc«nf, «itrln.dAo- aai
iM miUeUilers in setsen «ei. die gediohte dea Ji«ffMi küMoa
'«Beadator gefonden« ans deaaen aoagAlw ^e nnfteve exeaii^Vaie
uwn haoptfeblelli atammen , etwa ana der icdt dea l&avorüaa im
brbiindeit * n. Chr. in Jener aeit der yeiwllderoag. «ad de« seltaäer?
«•der bSeher konnte ein soleher emendalor'ein^Xnaseiiieb'^ohr
ilae oKemplar aar band habeni aoa^welehea lOride» texi dea-difdk-
biianstellen snobte. der redner bemit iaieb anf aeinen . in dem
eben jabrbt»bem 1865 > eraebienenen aafaats« worin naebgewieeei^
ly wie emeadatoren auch dem ecbtoi R9nier gelänftge aynalöpban
•anfenlöaeii verstanden, ebnneo .habe dar emeodator :in Minem
üMmplace «ehr oft das ende oines ▼eiaea cormpfc nnddabgeriaaon
den, daher die vielen falecben eoigectoren garado «aa Toraeeblnaaa.
ee gekoaemen, daaa die Horaaüberliefemng an den aahleebtoalen
teiaoheii litteratnr gehöre und selbst grammatiaeh and metrisch
i^laablichsten dinge biete, wovon mehrere beispiele gncnbea
n. es sei also nnsere aufgäbe, aoerst jene f alsaben ■ emandawonegi
tfemen und erst dann an fragen, welofaas. die. band. das «diefatam
ba sei aneh der stand ponot Bentleys gewesen, d«r nidit bloaa.ln
iaehen gründen die mkagel der tradition <ei!blio1ie. e&n- aolebiea
iMn werde nm so wichtiger in besag anf die hdbere hMtik, d. b.
iheidong der an«ehten von den achten stücken« ;JPeßrUMMI»p sei
einen tiefer gehenden nntersnehnngen noeb an £rlh .gekamnen,
lie damalige textkritik des Horaa im einaelnen noch nicht wait
';,gediehen, and sein weg dürfe erst dann wieder betraten werden«
;ein nener Bentley in nnserer aeit ebenso viel leisten würde, wie
!,ltr die seine. Peerlkamp nnd seine naahfolc^r hagnügonskih
ttiT das unmögliche einer BChreilNUig naobanweisen nndiao daa
de stück dem dichter abzaspreehan. wenn aber .alletonkla^lieii
Imah corraption des textes entstanden, ao könne .es gelingen,
vfMnendation des textes manches als wiskUdb dam Horaa an-
ipn binansteUen, so in C» I s. S2 ff. überhaupt iBulsaa man jenem
riete gegenübertreten, der alle nicbi .an 'Yerst^endan. atücte
ainem interpolator anschreibe, dem sich jeder nnalnn sniranan
ic^ao seien die ersten 8 verse von sat. I 10 aiemlieb eiaatinuB^
imriit erklärt worden, wlthrend Nipperdey gesaigt .habe« wie ge-
ll werden müsse, aar erläntemng der grondaitae > seiner -kiHtte
[flar redner sat. I 7 mit den entapreebandan amandationan ,rü9^
II er findet in 36 versen wenigstens ein dutaand pnnata, über
|.alcb entweder sehr streiten lasse oder welche garädasa ala
^rderbnisse beaeichnet werden .müssen nnd beapriebt Yon dam
IfBiigSToracblägen pusqae yenennm(|na, wiaa aabon J^oiurlkaaip var-
^nnatatt des überlieferten pus atqne vanennm ^^T. I) — > nnnc ad
|0eo für das handschriftliche ad Regem redeo (▼. 9) — quoi rera
|aa für das überlieferte quo rara secarit (v. 27) — pioramst für
lat (y. 36).
Hn zweiten vertrag hielt br. prof. dr. Dieterici aus Berlin ^über
jkaliamos und Platonismus im lOn jahrhonderte a. Chr. bei den
pi'. die arabische philosophie werde in der geschichte der philo*
1^ gewöhnlich kurz abgethan. nach aufaählung spttrlicher namen
man sich mit der deduction, dasz durch Averrboes die Aristo-
philosophie dem abend lande übermittelt wurde, das würde
die Araber setzten an die stelle des bis dahin gewohnten neo-
len durch die ideenlehre der phantasie anheimgegebenen weges
ligen wissenschaftlichen weg zur beantwortung der frage:
/
294 Bericht über die yerbandlungen der 29n Tersammliuig
woher die Tielheit der dinge? da sieh die saehe aber doch etwii
anders yerhalte, so möchte er eine philoeophisohe geeamtanschiwn
des ganzen weitaus entwickeln , wie sie sich im lOn jahrhonderte !■
Orient gebildet habe and dann an der küste Afrikas hingetrafen woii
bis nach Spanien, nm von hier ans weitergebildet nnd den anden tS-
kem zugebracht zu werden, vorher aber müsse er einige ponele im
culturznstandes der arabischen weit berühren, der koran sei ein eoe-
volot von Widersprüchen, worans die Orthodoxie* etwas eans andeni
gemacht und den gedanken entwickelt habe: 'daa einnge alias b^
stimmende wesen im all, das willen hat, ist gott; er bestimmt alli
dinge; der menseh ist ein stumpfer, dumpfer, willenloeer imeekt'
daraus folge, dasz gott den sünder zur sünde bestimme nnd dam m
ewigen verderben verdamme, um gott von dieser ungerechtigkeH ni
retten, seien im ersten Jahrhunderte der Hedjira alle begriffe, <Ue gtlt
als rücksichtslosen tyrannen darstellen, entfernt-, und der meudi ik
freies, dem geistigen streben bestimmtes wesen hingestellt woidWi
dazu sei es allerdings nötig gewesen, den koran als ein in der nit
entstandenes, folglich der kritik unterworfenes buch anzusehen, dff
streit darüber spaltete die gemeinde; die orUiodozie wurde swarwissflih
schaftlich niedergeworfen, aber sie hatte den schütz der greisen nl
einschneidende gründe, das schwort des henkers. in dieser z^t sei iu
streben entstanden, durch das Studium des altertums und der religi5«i
bücher ein sjstem zu bilden, das auf alle geistigen und aitttichen mi|«
eine entsprechende antwort gab. um nun die lehren dieser anfsifi
nur in geheimen kreisen gepflegten anschauungen, deren keime im Vsi*
platonismus, in den anschauungen des Ptolemaeus über die weh, In
organon des Aristoteles, in den werken des Galenus zu finden seiaz,
kennen zu lernen, will der redner die Versammlung in einer viortd^
stunde durch das weltall führen, nach dem neupjthagor&iicIiMi gml*
satze entsprechen die urwesen den urzahlen, d. h. den nenn eizsti.
demgemftsz sind 9 hauptpotenzen der entwieklung der emanation Mi
gott anzunehmen, das eins, selbst keine zahl, aber prineip der
t6 Iv oder t6 öv sei dasselbe, was theologisch 6€6c, allah
wird, die zweite potenz, zu der sich die ausströmende nrkrmll
wickele, sei die Vernunft voOc, die dritte die seele Hiux'kt aniaa, ii
der vierten stehen alle dinge in der form, im cTftoc und wird die v-
materie, d. h. die form des Stoffes noch nicht stofflich, sondern gdil%
gedacht, zur überbrückung der idealen und sinnlichen weit diene dh
alles schaffende natura, q)Octc, welche die erste materie aur nrellM
mache, woraus sich erst die eigentliche schöne weit entwi^ele. ^
trete uns Ptolemftus entgegen, der bei den Arabern Almageet hät^
worin der name seines werkes cOvraEic ^cricrri zu erkennen mL M
dem beispieie einer zwiebel wird nun dessen Weltsystem antehaiM
gemacht mit der erde und dem wasser im innem, an die sieh erde wA
luft, dann die sieben planetensphären, die Sphäre der fizsteme md
umgebung^sphäre anschlieszen. in diesen Sphären rollen die
auf und nieder, nehmen die ergüsse des allwesens von oben anf
streuen sie den niedrigem Sphären zu. man denke sich also eine V*
kraft, die von oben her die weit bewege, von Sphäre zu sphlre geflW
werde und endlich im mittelpuncte des alls anlange, nachdem so Ai
emanation erklärt, fährt der redner mit der mineralogie begiiMMi
durch alle abstufungen die rückströmung bis zum mikrokossras, dM
menschen durch, von ihm wurde verlangt ernstes streben, stndiui te
mathematik (der CTOixcta des Euklid), Studium der log^ des
teles, erkenntnis der natur namentlich aus den werken des Gal«
bis der mensch endlich in den stand gesetzt ist, sieh in die tii
der tiefen, woher alle kraft stammt, in gott sieh zu versenken. «— Da
habe man eine vollständig abgerundete gesamtvorstellung, eine «nh
Wicklung aus gott zur weit, eine rückströmung von der well m fott.
deutscher philologen und schulmänner zu Innsbruck. 295
fm tntwort auf die frage , was die weit im innersten zusammenhält,
to gebe es neben der bildnng, die von Rom aus nach Deutschland ge-
InfBo wurde, einen sweiten bildungsstrom von osten her, der getragen
wir Ton der idee, dass die freiheit des denkens und die erhebung der
iittliehen gesinnung das ziel des menschliehen strebens bleiben müsse.
Den nächsten Tortrag sollte dr. Benicken aus Gütersloh halten
'tter das 12e und 13e lied vom zome des Achilles*, da aber die zeit
Hkon vorgerückt war, ersuchte der präsident den redner, nachdem die
rtmmlnng eine probe seiner forschungen gehört, abzubrechen.
Hierauf erfolgte die summarische berichterstattung über die seotions-
ibnngen. dr. Weicher referierte für die pädagogische, dr. Julius für
lie irehäologische, dr. J. Zingerle für die deutschromanische, dr. Weiss
Rh die orientalische, dr. Schmidt für die indogermanische.
Alsdann richtete der zweite präsident director Biehl herzliche
wrte des abschiede an diese' ^segenbringende Versammlung deutscher
Philologen und schulmänner*, und prof. dr. Kö chly dankte in begeisterten
Worten dem präsidium, den behörden, dem lande Tirol und brachte ein
koek aus auf die gastfreundliche Stadt Innsbruck, in das die ver-
HMielten freudig einstimmten, präsident prof. dr. Jülg erklärte hier-
■af: 'die 29e Versammlung deutscher philologen und schulmänner ist
iwehlossen, es lebe die 30e!'
Verhandlungen der sectionen.
I. Die pädagogische section constituierte sich unter dem vor-
iHk des prof. dr. Eckstein und des directors Biehl; als secretäre fun-
een die herren dr. Weicker, director in Schiensingen, und professor
die aus Bozen, in der ersten nach der constituierung abgehalte-
■n Sitzung wurde verhandelt über die these : 'der Schulunterricht hat
K dahin zu bringen, dasz die schüler eines hauslehrers in der regel
ridit bedürfen', die Vertretung derselben führte prof. dr. Mal f er-
Uitiner aus Innsbruck, welcher in warmen werten die nachteiligen
U|ou des in Oesterreich üblichen usus, für die schüler eigene 'in-
llneloren' zu halten, auseinandersetzte, in der hierüber eröffneten
imssion sprach zuerst landesschnlinspector Lang aus Wien und be-
MWgte auf grund eigener Wahrnehmungen das Vorhandensein dieses
hM^ewurzelten übelstandes. so weit sei es gekommen, dasz man den
Hkuem zwei hanslehrer halte, den einen der realistischen, den andern
iv humanistischen richtung angehörend, der grund davon liege in
r linie darin, dasz in der schule häufig bloss gelehrt, anstatt ge-
rn gearbeitet werde, was denn in Verbindung mit den ziemlich
anforderungen zur folge habe, dasz das bedürfnis einer nachhilfe
Mtehe. femer gebe es namentlich in grösseren Städten bei gesegneten
fciilleu eine menge distrahierender einflüsse, welche die Willenskraft
tehüler auf ein minimum reducieren; zur Unterstützung derselben
manchmal ein redlicher führer am platze sein, könne man schon
ilb die hanslehrer nicht mit ^inem male beseitigen, so komme noch
, dasz ein drittteil der jungen leute, welche in Oesterreich stu-
lireD, nur durch erteilung von lectionen ihre existenz sichern, also
iMh «bschaffang der instructoren brodlos würden, lehrer sollen die
ikSIer nur einen haben, den in der schule; aber es sei nicht aus-
IMehlossen, dasz ihnen besonders in den unteren dessen ein geleiter
■1 zeuge ihrer privatthätigkeit beigegeben werde.
! Director dr. Imm. Schmidt aus Falkenberg erklärt, dasz die Nord-
iMtschen für diese frage kein Verständnis hätten; ganz unzulässig bei
limgogischen fragen sei das herbeiziehen der existenzverhältnisse.
1 Dem gegenüber macht der versitzende dr. Eckstein geltend, dasz
IB auch in Norddeutschland den übelstand finde, wenngleich nicht in
■Mlben ausdehnung; auch er sei damit einverstanden, dasz existenz-
296 Bericht über die yerhandlungen der 89n yenanunliiiig
Terhftltnifse nicht zu berüeksichtifiren «eien ; Oeatarveieh^hAlM iU fttÜ
EU sorgten , dass talentyoUe stodierende ontentiitsiiiig fiadea «od aUk
ihre kraft darch erteilong Ton leotiooen aufreihen.
Direotor Biehl findet die arsaehe dee miistandet akht ii i»
jetsigen schule, sondern in der methode der firiäiem nett, daher ;
selbst arme lente ihren söhnehen aach ohne hed&rfhie Maeadi
au halten, er wünsche, dasc die bestrebnngen der
seholmftnner, dem abzuhelfen, durch die autorität dar
unterstütst werde. ■ -.«
Direetor Schiller aus Constanx erbliokt in
nur die nachwirkung der frühem einriehtungen, die sieh an dea
fisch katholischen gymnasien infolge der jeeuitisohen di
erhalten haben, am einfachste könne aber dadurch ihyehelfeaw^
den, dasE das lehrereolleg^nm in die Statuten der anelalt dieibeiltaaMf
aufnimmt: 'kein sohüler darf ohne genehmigung des diiaeton pilnl^
Unterricht erteilen oder sich erteilen lassen.'
Biehl erwidert, dasz die schule nicht in der welae in aia mH:
der familie eingreifen dürfe; sie müsse sich mit einem ratüa IwgaltMt.
Schiller hält an seiner ansohauung fest, da die .eltam
masEon einen yertrag mit der anstalt schlieaEcn, oad weaa
gesetze einer anstalt nicht gefallen, nicht geswungen eeien, dhia
dahinzuschicken.
Nach dem schluszworte des referenten entspann sieh noch
lebhafte discussion über die Stilisierung der these, welehe sehHesriidk
in folgender form angenommen wurde: 'die lefareroeUe^ii Ittbai W
dahin zu bringen, dasz die schaler der nachhilfe eines Jk^mMkatm
nicht bedürfen'. '2
In der zweiten Sitzung sollte prof. Egger von IftSllirali M
Wien einen yortrag halten 'über das bedürfnis sweekmiasig >
teter pttdagogischer seminarien'. da er yerhindert war in
gab der y ersitzende dr. Eckstein einen überblick Über die
lung dieses gegenständes, seit dem ende des 17n jahrhaaderti
man an den uniyersit&ten anstalt en zur bildong yon gymnesislU
getroffen; zuerst in Halle unter der leitung des Chr. Cellariae^
pietistische Frankesche schnle folgte, in Göttingen Bland
logische Seminar unter Qessner und Heyne. Wofi hatte seil
ao eingerichtet, dasz in seiner gegenwart praktischer ontaniflhi fM
anstaltet wurde, erst in diesem jiüirhunderte wurden alleaHuAM'
den uniyersitäten — auch in Oesterreich — philologiseba
errichtet. Eckstein glaubt, dasz die hauptsaehe immer
wissen bleibe, während die didaktische kunst mehr surftektrelea
durch zu grosze betonung der rontine würden die gelahrten
nur yersehlechtert und das rege wissenschaftliche lebea fceaintiftbMI^
es solle nun zuerst erörtert werden, ob die errichtaag pidagefleehrt
seminarien ein bedürfnis sei und in zweiter linie, arie sie aas awesM'
massigsten einzurichten seien. -U
Dr. J. Schmidt bestätigt ans eigener erfahning die laaBadUH
pädagogische bildung der jungen lehrer. die schuld liege aa Abb sM
zu idealen nniversitätseinrichtungen , wo auf die heraabUdaag pnW
scher Schulmänner gar keine rticksicht genommen werde. •!
Dr. Kleinmann aus Pest. wünscht, dasz die pädagogik ab
Schaft an den Universitäten mehr gepflegt werde.
Landesschulinspeotor Lang setzt auseinander, dasa die JbbM
lehramtscandidaten in Oesterreich in die unentbehrliohe kaaafeas
Pädagogik theoretisch durch die bestimmung^n dee orgaaiealiaBMii
Wurfes und praktisch durch das probejahr eingeführt werdest aber 4i
mangel an lehrkräften bringe es mit sich, dasz oft gaai aalertifa eai
didaten yor ablegung ihrer prüfung sofort mit einer grastea asashl as
lehrstunden fiberbüiäet werden, unter diesen umetibidaa kSaae ve
dentaeber philologen und schnliiiäniier zu Iniusbniok. 297
dMr kimat der verwertoni^ de« wissenB keine rede sein, deswegen
htUkt der wonaeh in Oesterreicb, dase an der nniversität im dritten
jibt des trienninms Tortri|pe über pädagogfik gekaltep and dajBit j^ak*
ÜKhe fibongea T«rbanden werden, da für die Tolksacbole, in welcher
4tt lebiler bis attm 14b jähre behalten werde, ein bedürfnis pädagogi-
«Im Toil^ildidig bestehe, flei ee aoeh.fUr daa gjmoasiaai vorhanden,
h welches die schäler mit dem lOn jähr in der regel eintreten.
Eckstein macht darauf aufmerksam, daea das, was Lang woUci
11 dett *dentsohen nniversitäten schon beatefae. da das bedUrfnis
sssrkannt wnrde, brachte der Vorsitzende die frage der einriobtang
w discnaaion,
Lang glanbt, dasz mit der abhaltung der vortrage and leitong
iir praktischen fibnngen männer betraut werden sollen, welche selbst
hhrer an der mittelscnale gewesen, dasz die candidaten sich im lehren
tbsQ and dabei auf die fehler aufmerksam gemacht werden müssen.
Eckstein bemerkt, dasz diese einrichtung in Halle, Göttingen und
Leipdg schon bestehe; Schulmänner halten vortrage, schüler ans dem
maasinm kommen zu den Seminaristen — zu den von ihm geleiteten
iNoren immer 6. als knabe sei er selbst oft in das seminar gegangen
lii daselbst examiniert worden, daher seine liebe zum berufe.
Rehdantz führt an, dasz zu den prüfungen der lehramtscandidaten
ii Plenszen auch gymnasialdirectoren beigezogen werden.
Schiller befürchtet eine beeinträchtigung der wissenschaftlichen
MUnng, wenn die pädagogische ausbildung der candidaten in das dritte
Jibr verlegt werde.
Eckstein machte hierauf einem mehrfach ausgesprochenen wünsche
' iMfcgenkommend mitteiluugen über die einrichtungen der pädagogi-
'ßäüiü seminarien in Leipzig und Halle, die Seminaristen machen Schrift-
^'Idke arbeiten, z. b. ans der geschichte der pädagos^ik, oder über prak-
[fiNke fhigen, z. b. ob griechische elegiker und fyriker in der schule
[fliesen werden sollen, die studierenden treten in das seminar im
tlifttso, anch nach dem dritten jähre und bleiben 1 — 2 jähre, in der
[inktiscben übungsstunde werde nun eine förmliche lection gehalten
M an dieselbe nach entfernung der schüler eine oft sehr anregende
[Mute geknüpft.
Reh d an 1 8 wünscht, dasz im principe ausgesprochen werde, jeder
shende lehrer solle bei den anerkannt tüchtigsten meistern eine
[>ift laag hospitieren; dadurch lerne er, wie man die seele der schüler
»e.
Schiller ist eher für eine einrichtung, wie sie an dem von Bonitz
[iMeten gymnasinm zum grauen kloster bestehe; geprüfte lehramts-
"laten erhalten eine kleine Stundenzahl, werden einem erfahrenen
r übergeben, vom direotor beaufsichtigt und durch gemeinschaft-
besprechungen zu tüchtigen Schulmännern herangebildet.
Bei der abstimmung entschied sich eine kleine majorität dafür,
die praktische Vorbildung an der nniversität selbst zu erfolgen
vihrend eine bedeutende minorität Schiller beistimmte, dasz sie
[^ lach dem aniversitätsexamen einzutreten habe.
Auf antrag des versitzenden wird ferner der wünsch ausgesprochen,
w die Staatsregierangen erfahrenen lebrern gelegenheit geben, durch
|Mieo and hospitieren an schulen anderer länder und im ei(?enen lande
[^ genaue kenntnisse zu verschaffen.
In der dritten Sitzung führte den Vorsitz director Biehl. gegen-
der Verhandlung war die these 'das zeichnen sei als obligater
»genstand für das untergjmnasium einzuführen, als freifach im
rmnasium beizabehalten'. prof. Stolz ans Innsbruck wies als
srent nach, dasz das zeichnen eine notwendige ergänzang der ali-
leinen bildung sei und führte aus, nach welcher methode und in
ler aosdehnung der Zeichenunterricht am untergjmnasium zu er-
298 Bericht über die Terhandlongen der 29n Tersamiiiliiiig
teilen wSre. an der debatte beteiligte sich als erster redner
schnlinspector Mareech aus Troppaa nnd wendet sich snmKehst ftpm
das argnment, dass den söglingen des gymnasinnis dar lUiertritt in At
realschnle erleichtert werde, weil dadurch dem seiohonmtwiiehti «e
gjmnasinm siele gesteckt würden, die dem gymnasiimi liremd
er sei nur für einHihmng des seichennnterrichtes nls mittel allfei
bildang} aber obligat dürfe nur in dem sinne verstanden winden,
die schale Terpflichtet sei den Unterricht sn erteilen und jeder
denselben besuchen, aber nicht in dem sinne, dass jeder eeMkrarf^
jeder stufe ein bestimmtes lehrsiel erreichen müsse*
Director Kriechenbaur aus Znaim hält die f ra|^ prakttoeh
gelöst an den österreichischen realgjmnasien nnd sprieht aleh
dagegen aus, dass die leistungen aus diesem gegenstände für äi»
Setzung in die nächst höhere dasse massgebend sein sollea.
Dr. Lechner aus Ansbach betont, dass der seiobennntentokf
gyrnuasien Torzugsweise die aneignung der antike nnd die elsMll
bildung im äuge haben müsse ; es sei daher die seiohnnng kürptrBl
formen, insbesondere das frühzeitige gewöhnen des anges aa die
nähme edler Vorbilder aus dem classischen altertnm in den
zu stellen.
Director Stier aus Zerbst ist nicht für diese einseitige ani
des Zeichenunterrichtes; man möge bedenken, dass s. b. die nai ~
architektonischer denkmSler doch mathematische Schulung voi
weshalb das mathematische zeichnen nicht ganz vemaehlissi^
dürfe.
Prof. dr. Pfaundler empfiehlt ebenfalls die einführong de«
Unterrichtes an gymnasien; er habe als professor der phjsik aa dar!
brucker Universität die erfahrung gemacht, dass die sindieraadlea
grosse Unfähigkeit an den tag legen, apparate nnd instmiieale
ständlich zu zeichnen oder deren Zeichnungen aufsnfassen«
Dr. Perkmann aus Innsbruck glaubt, dass der formanriaa
Unterdrückung durch einseitige entwicklung anderer anlagen aa
durch den Zeichenunterricht geschützt werde, auch betont ar die
werthung des Zeichnens für den geographischen nntenicht. .rj
Die these gelangt hierauf üi folgender fassnng sor
und annähme.
1) die einführung resp. erhaltung des seiehenunterriohtaa _
sium ist durch die notwendigkeit für die allgemeine bilda^^
boten ;
2) der Unterricht ist in den unteren dessen obligat, aber die
hat keinen einflusz auf die Versetzung;
3) auch im obergymnasinm ist die gewähmng des seleheni
pflicht der schule, die teilnähme von Seiten der adiBkr
facultativ.
II. Die archäologische section hatte als vorsitienda die
prof. dr, Wildauer aus Innsbruck und prof. dr. Bronn a
in der constituierenden Sitzung schloss sich an den gesehlflllaben
noch ein vertrag des prof. Wildauer ^über die bedentony Tinll
die classische archäologie'. in der zweiten sitsung spraeh hr. Oakll
Schläger aus München 'über einige der wichtigsten nenan
rätischem boden', nemlich das militärdiplom von regenabay i
Aurelische thor daselbst, nach einer kursen discasaion fibar
gegenständ besprach der vortragende noch den .plan einer
sehen karte der römischen Überreste im ehemaligen REtien
läge von kartenproben, hierauf folgte der vertrag dee kni«
Wilhelm Klein aus Graz 'über zwei strittige vasendarstelhuigM*j
der (dritten) letzten Sitzung berichtete prof. P. Flavian Or( '
Hall 'Über einige in neuerer zeit in Südtirol anfgeltandeaa
deutscher philologen und sohulmänner zu Innsbruck. 299
ir. Flasch aus Würsburg 'über den athletenkopf der Mttnchener
otbek*, weleben er der Poljkleitischen schule zuwies.
DL Die yereinigte orientalische «nd spracbvergleichende-
• hielt unter dem Vorsitze des prof. dr. Weiss aus Graz vier
Igen, wovon die erste der constituierung diente, in der zweiten
lg sprach prof. Schmidt aus Graz 'über quantitatiye und quali-
I TerSnderung der vocale durch r und / im indoffermanischen'.
f gab prof. dr. Gosche aus Halle einen ausführlichen bericht
len internationalen orientalistenconrress in London, daran schlössen
erhandlungen über gemeinschaftliche angelegenheiten der deutsch-
lalindischen gesellsohaft. — • In der folgenden sitsung referierte
dr. Roth aus Tübingen über den fortgang des 8t. Petersburger
ritw5rterbuches. die Tersammlung votierte den bearbeitem ihren
dann sprachen prof. dr. Lauth aus München über den alt*
»iacben königsnamen, prof. dr. Buden z aus Pest über ungarische
Inrergleichung, dr. Orterer aus München Über den Samaveda,
dr. SaTclsberg aus Aachen über lykische Sprachdenkmäler, —
r letzten Sitzung sprachen prof. d». Schiott mann aus Halle über
im Onandaga in Nordamerika gefundene kolossale phönikische
I und knüpfte daran eine Zusammenstellung der anzeichen, welche
Ine phSnikische einwanderung in Amerika schliesien lassen. -—
MTof. Fleischer in Leipzig drückte die yersammlung telegraphisch
lankbare yerehmng und den wünsch baldiger genesung aus.
^trennt hielt die sprachYorgleichende section an demselben
die einzige Sitzung unter dem yorsitze des hm. dr. J. Schmidt
Ifaz. in derselben hielt dr. J0II7 aus Würzburg einen vertrag
lle g^schichte der Wortstellung in den indogermanischen spracheUi
dehe sich eine anregende debatte knüpfte, die aber wegen der
Aekten zeit nicht zum abschlusse gebracht werden konnte.
7. In der deutschromanischen section, mit der sich die section
•ere sprachen vereinigt hatte, führte den Vorsitz prof. dr. Zingerle
nabruck. in der ersten Sitzung sprachen hr. dir. dr. Strehlke
fsrienburg über die Goetheausgaben der letzten sieben jähre;
dir. Mahn aus Berlin über die proven^alische Sprache und ihr
llBis zu den übrigen romanischen sprachen; prof. dr. Sachs ans
iMburg a. d. H. über den heutigen stand der romanischen dialekt-
■Bg. — In der folgenden Sitzung gab prof. dr. Bartsch eine
•iner neuen Danteübersetzung (hölle I — V); prof. Michaeies aus
I sprach über den tiroler dialekt mit besonderer berücksichtigung
(utkthales, dir. dr. Grion ans Verona über die anordnung und
ii Verfasser besorgte Originalausgabe des Canzoniere des Petrarca.
^Bteub erfreute die section mit einem vortrage über tirolische
bgie. — In der letzten sitzung hielt prof. dr. Hintner aus Wien
vertrag über tirolische dialektforsehnng; dr. J. Schmidt aus
g über die perioden der englischen litteratur im zusammen-
it der geschieh te der spräche, zum Schlüsse zeigte dr. Keina
eben einige interessante altdeutsche handschriften mit bemer-
nnd erklämngen. — Erwähnt sei noch, dasz in der zweiten
dieser section beschlossen wurde, man möge sich an den.grosz-
^ von Oldenburg mit der bitte wenden , dasz der Oberlehrer
ftben zam zwecke der förderung der herausgäbe des mittel-
Qtdchen Wörterbuches vom grösten teile seiner lehrstunden ent-
werde und dasz Se. k. boheit diesem unternehmen auch eine
• geldunterstütznng zuwende.
lern ich diesen bericht zur Veröffentlichung übergebe, mnsz ich
iem masdrucke verbindlichen dankes coustaüeren, dasz mir herr
t prof. dr. Jülg mit der grösten bereitwilligkeit die benutzung
aellen berichte gestattete.
l«H8BRüCK. Victor PbrJlthonbr.
i
300 Philologische programme der provinien
(18.)
PHILOLOGISCHE PBOGKAMME BEB PBOVtSZEN 8GD»
SIEN, SACHSEN, BRANDENBÜB6. 1673.
(foriMtcung.)
WiTTtTOGK. gymp. 9 clasten, li lahrer, M9 «chUbr i« tmum
' 302 im Winter, 4 abit. dr. VoU wurde alf direeftor «teofUirt V M
dee ord. lehren 8ohneid«r: ^flber den nmpnuig der H»awriidlMf|
dichte'. 82 b. die Homeriechen gedichte, dip weMntliehit« ^MikU
g^ondlage der gesamten griechieohen bÜdong, ide pind »noli fifr VM '
BÜglieh geeignet , gmndlage wahrer wUaenschaltlichef bildnag sb i
notwendig ein genanef verstündnis der gediehte. die frif» lUMsli der^i
»tehong in ihrer gancen ansdehnung gehdrt nieht in dte «ehida^
einem programme darf den Forgeeohrittenem schfile^ woleia
gewährt werden, dies der inhalt der einleitnng. die nirteraMliug l
beginnt mit einem citat aus Ber^^ (gr. UiU I a. 440 Q vnd •«•»
den gang der entwicklang der Homerischen Icritik dannlegea.
markeleine anf dem felde Homerischer nntersnchoiigaa «würdea
Wolf, Lachmann, Bemhardy, Bitschi, Bonita, SMigabnicki
Bergk, deren resnltate ans ihrer kritischen arbeit Im
richtig angegeben werden, doch berfihrt es nnaogeDehm,
Hermann, Dfintser, Köchly, Kirchhoff, Grote, Friedllirier,
manche andere, die doch sich eines wolbegründeten submo«
biete Homerischer kritik, auch bei denen, düe wie rel. kaiaai
allen nachträglich genannten die ansichten durchaos blUigeiiv
yon dem verf. keiner erwähnong gewürdigt werden, obwoT ihr
nm Homer nnd die kritik der anf seinen namen gehenden
lengbar bedeutend ist. Terf. will die verschiedenen yon tha
gestellten meinnngen nun unter genauer beräcksiehtigmg der
sehen gediehte selbst prüfen und meint nachweisen sn ~ ~
alle bisher aufgestellten meinnngen über die Homerischen
ungenügend seien, suerst wird der allgemeine gedanke des
liehen erörtert, ein nach bestimmtem plane componiertes epae bOdi,
kern unserer Homerischen dichtungen. allgemein ist angestanden /*
die gediehte nicht ursprünglich für leser, sondern für hSrer
wenn das, wie kam H. au so umfangreichen diehtnuranf .oki
sammenhangenden Tortrag ist ein epoe undenkbar. Herrn ww
gehende ansieht wird gebilligt, verf. lengnet die mSgUehkeÜ
zusammenhangenden Vortrags eines einheitlichen epos nnd- well
die*von Sengebusch angeführten seugnisse für nur stfiekweiaaa
der Homerischen gediehte hin. von Bernhardts ansteht «iid
gesprochen, sie sei unklar nnd der gelehrte widerspreehe tloh
selbst, verf. erklärt die annähme eines klaren nnd festen plinetj
dem die Ilias gedichtet, für unmöglich, und führt gründe
solche annähme an. an Bergk wird Bemhardy gegenüber
rühmt, doch soll auch er die zweifei nicht läen. verf.
seine mannigfachen bedenken gegen Bergks ansieht, aneh anf dai]
Bergk beliebte mass rednciert bleibt die Ilias am nafsoii
sammenhängendem vortrage. B. selbst gesteht an, der i ,^ ^.
einheitliche kern der Ilias sei nicht nachzuweisen und BliMftIM
Zuflucht zu dem diaskeuasten, für dessen dagewesenaein keia Wll
zu erbringen, dessen jemalige existenz mehr ala im ir iliieiih etelJAj
als ebenso unwahrscheinlich wird B.s ganze hypotkeee hnselnkBel^^
das unwahrscheinlidm, das sie enthält, wird vom veHL eiagelMal4
gelegt, wir können die hier gegen Bergk geführte polenuc a«r a|
ihrem ganzen umfange billigen, im wesentlichen stimmt nnieie i
handlung über Th. Bergk nnd die Homerische frage mit doB dMlegu|
nf» fB WiiaiwiBg tmf die ergebnisse libtireln. die arbelf de» f elC
8 aller ertt ifoi^ ei«r» -rier wctehen hekattn« gewordeov «o- Ältt die
«I feWtoUi mitefvaohaag eise daMMitfe eelbeiindlfe MMiti «Ml
I deck Mieh mehr B.» aa8lllhrini|>ea ia der aBMyie' der 1111» als
kr aUgpeaelneii tetfv naehgegang^eBj w&lMNmd>-terf( gerade dieea
lern «a« gegeaetende seiner kritn' maelk% ee uasefiA^arbeH' Wef-
effgiaaeB£ B.e begrüitidtnig sei^Mf airtixAf ans' der BiM eelliet
Mt Tevf. aar ktm, auch ilir ebjeetivMt «ad tljeheqgaagifcraift
iJiandl- Terf. geht" daan ia>er aar ' BeepveclMng der' aanelMa 4&t
•ea» welcfte die IL and Odl= aiehtiür ela groasM ganortw ekiea
leadlbea diektefe, aeadem f&lr .irfiie- ianuami^ "iNia einaeUiedehm
iai» Ikrer aalfkstaag wird die anteagkare ianeve M^reiiilflUBaiang
li; aMduMRngea, ethafmkiere, gefahle«, wnnBebea*, "wie Ut tea,
§m Torlrage nad aaedmeksweise, die in' den Homeifeeken diek-
1^ en%egenlrilt, eatgegeagekallea, wie ide aaeb t^tf Wblf, Her-
«ttd andern anertanaüfft. eölbbe bariaeniekAanrnack' dem verf.
?*90 ref8ekiledeaeB^ diobten- veriebiedeaer seifen herrübren, ffi»
I ^aofa ein g^retkee gemeteeames rorbfld gebakt kaken*^ woven
Iktee epnr da is«. aaeb Sengebaeeke meinang*!«! niekt la villigen,
«fkeser dtor einaellieder Bcden landsieate and ^eitgeneeeea ga«-
, ffllider einer mit der diebtkunitf beeobftflH^i^ fkmille. aker
ir^ ir®9^ diese meinung Torbringl, liest dbök immer nochrbe-
V sa. aaek> Laekmaaas bekaaptni^, ansere Hill« eel vev der
•des P^aistMrafees nie hi dem' geg^Wkrtigen saeamrarnnbaaiga* der
iaBden and nicbt bloss der wenigen bedenteadsteA teile gedaebl,
Ik aakaHbar beseicbnet. aber aach bier mVusen wir die* beweis-
lir Tergebraebten gründe leagnen oder deek mindestitni anaweifeln.
'^kommtrerf. endlidi mit seiner, 1lbri|^nS' Wie yerf. selbst b«rv«r-
italneawegs neuen, sondern im weeentfieben mit Jl H. Voss and
kiki fibereinkommenden meinang vor*, -Hb and Od. seien aas ar-
|kk .TOB einander anabbSagiffen liedeni desselben dfobteis naek-
ft- sasaBraieBgef9gt. die anmebi tob Minekwits> bat bereits' g«>
lia aarfickwefsang darek Bonits, Bergk and Bemkardjr erfakren»
fklMist kei diesen mSnnem gHfaidb wider Minekwlts^ vlellaiekt
iir sie in onsem die einseinen lieder kerstallenden arbeitea, ia
^ wir des dftem daraaf hinweisest dasz, wae> in dem elaen llede
laas Biebt so, wie es dastekt, tob einem diekt^ gesagt' sein
in einem andern Hede dies oder jenes sagt. yerf. snebt naa
seiae bjpothese su begrüadev^ retf. bXH ee für därekans
I» dass die die Homeriseben gedifebte lesenden and böreadea
niebt sollten die widersprücbe bemerkt kabea. sie- kabea
keia gewlcbt daraaf gelegt, weil sie auek spMer die dlek>-
sbtals gaases goBossea, soadem aar abaeruBdete nad salb^
absekaitte aaffassten. des Afistoteles refleaioB tber dsif Ib^
plan stdtseB sieb anf allgemeiae eriaaerang' aB-den baemti-
entbebren der gensaen begr^ndaar« ^olne gaBaae' krMsml6
lg lag ibm fiarn. die Griecben »ssten «e Bounerfsekan
in ihren einseloen scenen anf, nnd diese anffkssang war rem
beabsichtigt, er hatte keine veranlassang nach einem küast-
|%mf8SseDden plane zu streben, sein höchstes siel war, jede ein*
le sorgfältig auszumalen, die zusammenhängende entwicklnng
Terlor für ihn jedes interesse. die Griecben hatten kein
an der zusammenhängenden entwicklang des gesamten epos
sksichtigten sie daher nicht, in der Ilias ist ein im ganzen
(her Stoff enthalten, aber nach keinem einheitlichen, susammen-
plane dargestellt, der schlusz daraus auf einen dichter, der
Glieder gedichtet, ist nicht zwingend, die gleichartigkeit ia
^^darsteliung ist wol im allgemeinen anzuerkennen, aber doch
diesen beziehungen zeigen die eiuzellieder mannigfache ab*>
4
I
302 PhilologiBche programme der proviiuMn
weichnngen. wir machen dabei aaf die snsammeiifltelliuiMn, die i
über dir. cip., über gleichnisse, über eintretende gStterwirkuigeB, 0
spraebliehe eigentümlichkeiten in anaem einselabluuidliiiig«B gMil
haben, aufmerksam, verf. wendet sich aar frage» woher dar duk
seinen stoff genommen, er soll die sage sdhon in einer gewisMB ä
heit des Stoffs vorffefonden haben, diese soll sieh in folg» dar III^
epischen einxellieder von selbst gemacht haben im geiata dar hft«
diese einheitliche sage soll gegenständ prosaisoher eraXhlmig gawi
sein und verwandt, um belehmng zu geben, so Tersteht Terf« das mA
des Tolks an der sagenbildung. ihm ist die sage aaa'dar ariaMiii^
an wirkliche ereignisse erwachsen, das ganse derselboa aibar w.ll
darstellung einzelner scenen vorhanden gewesen, dieaea eati
gang sollen die griechischen mythen in vielen beiqwalaB
Homer nahm den allgemeinen Inhalt der sage vom troitelwii
der Überlieferung, ihr hervorragendster teil war dar com dit
aus diesem abschnitte wählt der dichter den Stoff fOr aeina
handelte ihn aber in freiester weise und besohrlnkte sieh
einen bestimmten abschnitt der sagen vom troiaehaa kriega*
hat nichts absolut neues geschaffen, vielmehr nur in dar apiachsü
den höchsten gipfel erreicht, neu war nur die beachilBkuig aaf
bestimmten Sagenkreis, die in den einzelnen liedem za tage
differensen in ton und anschauungen meint verf. hinttogh^
erklären, dasz H. während seines ganzens lebens gedientat habti
verlaufe desselben aber auch in seiner entwioklnng ftirtguaiihrittw^
besonders auch durch seine vielen reisen immer nena ***Tnhn"
gewonnen, weiter will verf. an einzelnen liedem aaigaB, dan
ursprunf^e von demselben dichter durchaus nichts entgaganftakt.
müssen diesen nachweis als mislungen bezeichnen, über die
urteilt verf. ohne berücksichtigung der bekannten bemerkiug hti Of
tbios und in scholL V, sowie ohne erwähnung der von 0üitiir,
Holm gegebenen nachweisungen. nur Bemhardjra wird gedaaU
seines zu den Lachmannschen gefügten grundes, den variTdmk
Weisung auf K 170 widerlegt zu haben meint, ohne zu badaidMa> f
doch 170 f. unecht sein könnten, verf. gibt weiter eine — -*"
füll- und Verbindungsstücken zu. H 818 ff. werden darchana ab
angesehen, auch Q wird für ein werk desselben diohtert , wia 4
dem stücke angesehen, allerdings in die spätem lebeniQahrtt dia^
gesetzt, die Odyssee wird demselben dichter, wie die in der
sammelten einzelUeder zugeschrieben, auch die aage voa
rückkehr wurde von ihm in einzelliedem behandelt, dodi
diese mehr im zusammenhange der ganzen sage, aber aar laMa
so lange, den ganzen sagenstoff darzustellen, die letzten gelingt H
Hess er nur im entwurf , der dann mehr oder weniger ongaaemkl
geführt ward, wir haben uns hier im wesentlichen auf bariekl
beschränkt, eine kritik der hier vorgetragenen auslohten in
wie im einzelnen zu geben, ist hier kein räum, doch hoffea
verehrliche redaction dieser blätter werde uns später einmal dl
zur eingehenden beleuchtung der nicht neuen paradozia fibor
merischen gedichte gewähren, das wesentliche in seiaer
einheit des dlchters aller einzellieder, hat verf. nicht ~
er häufig nicht genug auf die vorhandene litteratnr eingeht,
eine reihe von gelehrten, deren namen in der geschiehte der
Homerischen gedichte von bedentung sind, wie Hermana
Köchlj, Düntzer, Grote und Friedländer nicht einmal der erwl
würdigt, auszer etwa in einer oder der andem anmerknag,
oben schon bemerkt ^
Nbu-Kuppin. Friedr.-Wilbelmsgymnasium. 17 lehrer, IS dMill
885 Schüler im sommer, 390 im winter, 7 abit., ord. lehrer LakM
"tieng nach Potsdam, cand. Schaber trat in die zweite hUftleH
Schlesien, SiMsliBeii, Brandenburg. 1878. 808
k, dir. pnif. dr. Sehwarts wurde aaeb Foeen btorttfen,; an^ aeine
e trat obarl. dr. Kftster aus Berlin, ord, lekrer "Grab el fWliesK
HMtah, an seine stelle trat hfilfiilebrer Zeterlinf ; Ittr ihn wurde
riOfdehrer eaad« Sehenh eingereiht.— Abb. ren dr. Sebneider:
InafswirthschAftliehen lehren in der politik des Aristoteles' (forte,
r ■hhandlung desselben yerfassers im proffr« von D. Crone 1868). 84 s.
hitto abeehnitty mit welchem dieser sweite teil der abbandlung be-
1^ ist ttbersehriebent des Aristoteles lehren Yfm rerteilung der gäter
teste eder vom eigentnm. das eigentnm ist die bedingnng physi-
r wie geistiger entwieklnng der mensehea. daher die seit tanger
gSBMehten yersuche, an erforschen, nach welchen bedlagungen and
lacB das eigentum sidi gestaltet, yerteilt oder Tcrbiaucbt wird.
, behandelt den process der entstehung detf privatetgentams» der
nah wie der Umtausch bilden den hintergrund alles Tcrkehrs. das
t aeboB Aristot. politik 1, 8, 11. 18. 14. das individuells eigentnm
lam Ar. eine im staatsieben unerschtttteriiche positio a priori, es
rit der menschlichen natur aufs innigste rerbunden. Arist. wider-
te mit entechiedenheit den lehren der gtttergemeinschaft and
ll^cbheit. so steht er gegeniiber den politischen trttamereien des
■I and Hippodamos, wie der Staatslehre des Phaleas. vergL poli-
I 1, MK U i 2. 3. 6. 8; gegen gfitergleiohheit: II 4, 8. 6. 7. 11. 12;
I» In seinen ursprfingliehen eigentumsyerhftltaissen erscheint dem
da ideal f&r angemessene Verteilung des eigentams: II 8« 8;. diese
I aoebt verf. su deutea, wobei er bäianptet, Arist. habe den begriff
■bait nicht ganz richtig zu fassen rermoobt. w^ter erörtert yerf.
■Jjist. die frage, was su der erreichang des idealstaatos gehört.
Ib YH 4, 6. Vn 6, 1. 8 angegebenen ulgemeinen requisite ent-
m in andern stellen, wo die indlTidnelle geiteltung des eigentums
aielt wird, weitere ausf&hmng, so in lY 8, 8—8, er beleiht auch
^a mittel, wodurch ein mittelttand su schaffen, zu erhalten und
Mtigwi ist, so y 7, 10. 12. VI 8, 4. VII 8, 6. 7. HI 7, 7. Vn 8, 8.
Ist STösse des mobilen yermögens spricht Ar. nicht, er sisht nur
irandbesits als rechte yermögensquelle an. yerf. zieht sunUchst
■anltat aus obigen stellen und spricht darauf im anscblusse daran
Mb beschrSnktheit grieoh. lebens- und staateansebauung, die Arist.
|L I 2, 4—7. 12. 13 darlegt, dieselbe spricht sich aus in den beiden
pBtasten griechischen yerfassungen, der Lykurgischen und Soloni-
yon einem yerhftltnisse zwischen dem einseinen menschen und
te und ihren gegenseitigen unyerüuszerliehen rechten und
ist keine spur, nach grieohischer ansefaauung war der Staat
tliche eigentümer, der einzelne bfirger nur yerwalter. yerf.
hier auf die heutigen socialen yeriilUtnisse zu sprechen, des
~ theit in der beurteilung der yerwendnng geistiger bÜdung su
Wehen zwecken wie des zinsnehmens, überhaupt der nnmittel*
t und selbsthltigkeii wird dargethan anter besngaahme auf
10; Vm 2, 1. 2, und sehlieszlich seine lehre ftber das coacreta
und den ökonomischen yerkehr steif, starr and antik stei-
t. der vierte abschnitt ist fiberschrieben: des Aristoteles
aber consum der guter, diesen teil einleitend verbreitet sich
er bedeatang, Inhalt and umfang der consumtion. Aristot. be-
lat zunächst die fundamente, auf denen jede wahre consumtion
iS 2, 5 — 7; er teilt alle besitzstücke in zwei arten: solche für
n und solche für consumtion. die consumartikel dienen ent*
dem anmittelbaren oder dem mittelbaren genusz, über den mittel-
durch tausch and kauf vermittelten consum vergl. I 3, 11; über
hältnis von production und consumtion zum wohle der familie
Ar. I 2, 4. der erwerb der consumtionsbedürfnisse ist nach ihm
Ptzung der Ökonomie, deren wesen I 3, 2 erörtert ist. sie richtet
den verbrauch der herbeigeschafften bedürfnisse. hier ver-
I
304 Berichtigaiig.
weist Terf. auf äie erörterangen SasendhU im rK mvsaiiBi 90^ 604
in diesen jAhrb: 1867 s. 477. der eonsam entreeke steh merst tnf
natürliohe befriedigangsmittel (I 8, 2—8); der hsuhalt darf niehi k
erwerb anfgfehen (1 8,- 18), dem eins futä gelderwerb wMl eis« awmMii
gemacht (l 8, 19. 14, 8); die lehrer cbr ökoaoak htBfMMgm M
wesentlich mit der Terwerthnng der befiriedi#iiag»nitft«i a» mits wi
wohi der familie (I $) 8. 7-^12); sie haben mahv dea it—ebea als ta
festen besiti im a«ige. diese sittKehe fortentwieklang das mensshii
wird aaeh betont ond dem nackten streben nscb ffaldarwei^ nnid «^
tnm entgeffengeeetst (VII 1, 8. 4. 12, 4); Ar^ bMoadat hier eins dl^
Hebe, ideale aaffassong des menschen und einen inaem aibaolMii fi|m
die babsaoht, wahres menscfaengilick besteht- ihm; In etasB dasch- tigis^
bildung nnd Sittlichkeit gelltaterteft gennsse der HnsMPed gllttr. s. Ifri
der abhandlang sollte Terf. besonders abdr ackeft lasssn md mter km^
band an aße die grossen geschSftsleute nnserer tage, aoaiariiek Hl
allein dem goldenen kalbe dienenden Jaden nnserer gmistldfes!, 4fli
auch den liberalen mitgliedem des laiid- nnd reiebsts^ea, sowie imsb
hohen behdrden zfnsehicken. es ist eine geradesn herlicbflif dam til
ans der seele geschriebene anseinandersetzong; nach dlaser die Hsta
schaden innerhalb der bentigen gesellsehaft in lebendiger davstattsq^
zeichnenden abscttweifnng wendet verf. sich sor baspraehnag dss«^
was der Staat an seiner existens , besonders snr reatisienrng dar ita
immanenten aufgäbe nötig hat. des Ar. ansichten von staatseoasni
sind ausgesprochen I 4, 8. VU 7, 4. VI 6, 1-^10: 12. IB (ttbaa beilrf-
nisse des Staates), VII 5, l-*-6i 10, 2—8: U, 4. 2, 10. 18, 14. 1», f. 10;
letztere stellen beziehen sich anf den eonsnm ffir ■ das mililllwisM
das ganze 8e bneh behandelt die schale und: die er^iekaag der Ub«r
nnd zeugt von tiefem verstindnisse des werthes nad dar slellang M
einschlagenden Institute für den Staat, rergl. bes. VIII 1, 1. 2Lr dM
lehren des Ar. treten nicht in gestalt eines modemea, Jibgasahlflasail
Systems auf, vielmehr nur als demente einer stmatsknnst^ aibar es MH
sich darin bedeutendes staatawirthschaftliches material. '
(fortsetEung folgt.)
Gütersloh. H. K«- Bumuiuue
■ I
22.
BERICHTIOUNO.
Zu dem bericht des hm. C. M. Über mein programm Im Ita hell
dieser Jahrbücher darf ich mir wol folgende bemerkaagea arlaabaa.-J»'
Herr C. M. übersetzt ex tertia elasse in der tertia. es ist
erste elasse, wie ieh ausdrUcklioh hervorgehoben habe, alsa
prima, sonst h&tte das oitat keinen sinn. --*- Ich aoHi die
zu arg beschnitten haben, bei jedem eiaselneB § habe Iah
sieht begründet, fttr eine widerlegnug* würde ich hra. O. IL
dankbar sein. — Dass ich textausgaben für allein aweakmUnlg '
habe ich nicht nur durch wenige beiapiele zu erhärten gaaaoht,
die allgemeinen gründe, die ich angegeben, waren mir baaoadafs
gebend. — Ueberhanpt seheint mir hr. C. M. den leitandan
der von mir vorgeschlagenen methode nicht hinreiohand saiaav'
tung werth gehalten zu haben.
Altona. Hl
ZWEITE ABTEILUNG
IOB GYMNASIALPlDAÖOGIK MD DIE ÜBRIGEN
LEHBFlGHEB
MIT AUS8CHLU8Z DBB CLA8SI8CHBN PHILOLOGIE
HSSAU80EGEBEN VON PROF. DB. HbBHANN MaSIUS.
t
23.
' GYMNASIUM UND GEGENWART.
(im anschlu8z an Jahrgang 1874 8. 353—382.)
Der erste teil von gymnasium und gegenwart beschäftigte sich
ittt einer mehr principiellen erörterung der gesichtspuncte, die ge-
onsere zeit einer betrachtung des höheren Schulwesens nahe
hieran schlieszt sich in diesem specielleren teile eine dar-
der Überzeugungen und erfahrungen an, die sich mir in einer
szu achtzehnjährigen praxis hinsichtlich des Unterrichtes in den
flachen, namentlich in den alten sprachen, aufgedrängt haben.
Schon hiermit ist die subjective art meiner auseinandersetzungen
leutet. und wenn irgendwo scheint es mir in einem meist rasch
ihebenen und rasch vergessenen Zeitungsartikel zulässig einer
objectiven und allseitig erschöpfenden darstellung zu entsagen
nur das resultat der eigenen betrachtungsweise der dinge vor-
gelingt es meinem aufsatze die musestunde eines fach-
sich zu gewinnen und seine aufmerksamkeit nach der einen
der andern seite hin anzuregen und zu beschäftigen , so hat er
aufgäbe erfüllt.
Manches weist mich darauf hin, dasz der erste teil meiner aus-
idersetzungen über die Stellung des gymnasium zur gegenwart
it unbeachtet geblieben ist. mehrfache besprechungen in öffent-
len blättern, sowie private mitteilungen haben meiDe anschauungen
reichert, teilweise auch berichtigt, auf diese kundgebungen eines
teiter gehenden interesses darf ich wol, ohne unbescheiden zu er-
leinen, in diesem Vorworte insoweit eingehen, als ich mich inner-
Ib der grenzen halte , innerhalb deren es sich um die sache selbst
idelt.
y. JÄhrb. f. phil. u. p4d. II. abt. 1875. hft. 7. 20
306 GymnaBium und gegenwart.
Den ersten widersprach erweckten meine ansichten in kreise]
von denen er mir am unerwartetsten kam. ärzte, zum teil mir to:
her noch unbekannt, protestierten gegen die ausBchliessung ilm
künftigen standesgenossen vom gymnasium. dieser einsprach koiui<
manche betrachtungen veranlassen, denen sich eiin gymnasiallehn
nicht ungern hingibt, wäre er auch nur der ausflosz einer gewisK
pietftt fClr die bildongsstätte der eigenen jogendaeiti so war er mjkn
werthvoll gegenüber der oft gehörten behauptung, wie wenig du
das gymnasium von den ihm angehörigen in spftterer seit enl
noch dazu, wenn diese Suszerungen von einem stände ausgehen^ de
es für seine specielle ausbildung relativ am wenigsten bieten kau
Aber eines namentlich, was aus den kreisen der finske wür vo
gehalten wurde, möchte allgemeinerer beachtong werth sein, mi
gab wol zu, dasz die realschule vielleicht teilweise schon so oigu
siert sei oder doch noch so organisiert werden könnte, dass sie ssd
gemäsz und direct zum akademischen studium der ärzte flberkitA
könnte, notwendiger weise muste man damit zugleich zngeba
dasz namentlich die allgemeinen naturwissenschafÜichen stadiei
die den medicin studierenden auf der Universität zonächst bescUi
tigen, noch eingehender betrieben und somit das fondament de
ganzen fachbildung noch solider gelegt werden könnte, kante ib
bei der Vorbildung des arztes nur die Vorbildung für seine spedA
Wissenschaft in frage und nichts weiter, so möchte es überwiQgeid<
gründe geben, dieselbe der realschule zuzuweisen.
Aber man sah da, wo der vorteil zu liegen schien, niglfid
eine gefahr versteckt, was der speciellen Vorbildung des fJMihfnmie
zuzuwachsen schien, das muste doch gegenüber der jetzigen tv
bildung einen defect nach der andern seite hin aufweisen und diw
defect fand man an einer stelle , die allerdings nicht ttbersdra ni
gering geschätzt werden darf, in der allgemeinen bildung des wm
sehen, in der that, da ja gymnasium und realschule ihre scMki
eine gleiche zahl von jähren bei sich behalten , so hat es alle wihr
scheinlichkeit, dasz jeder vorsprung nach der einen richtangdud
ein zurückbleiben nach der andern erkauft wird.
So sehr diese von ärzten ausgesprochene beftirchtong vielWd|
nicht wenigen von vorn herein einleuchtend und berechtigt erseka
nen dürfte , so möchte es doch nicht vorsichtig sein sie nngeprli
sofort als eine instanz gegen die Vorbildung der ärzte auf der iwl
schule geltend zu machen, in einer zeit, in der die realschule mieh^
vorwärts drängt und nach allen Seiten hin neue wurzeln treibt, iriv
sie gewis nicht ohne die zwingendsten gründe zum aufgeben oA
ermäszigen von ansprüchen sich herbeilassen, die m mabhen l
allerdings mehr als ein gutes recht zu haben glauben dar£ d
gymnasium nimmt ihrem vorgehen gegenüber mehr eine defensiv
Stellung ein. mag es also einem gymnasiallehrer gestattet m
dieses bedenken der ärzte sich anzueignen und wenigstens ende
^•ungsweise seine begründung zu versuchen.
GTüiBMittm und g^^nvarts 307
Di« diffn iz zw b gjn n le xnots i
üftor der «mU übwi nbww» 2b 4 »j 1 n
nrntehamuig kommeft. dem hki qtu i \a
Im fimdameiiiienmg der hol Jt»iu ^ i aeiDst. o
«Mtemoiig hervor, man wi i < >ku 1er d i,.
mamindie in den oberen c . De usi i 1
Mfartan ZB duer paralljala findet, yergleboi i nnn ni anewi
athncer pvogranone die unt ichtsgegen noe n eo»
lidet uohy wie natürlich, dar gcÖBie nnta hied zam der
apuchBtonden und der reaÜBti I . i 1 mit
dmehechnittezahlen cbaraktei 1, so wird i säum emen
meatÜGhen irrtum begehen ^ wenn man den Unterricht im^
gjunafiiiiBi mit circa zwanzig, in der vealschale um circa fttnfzefan
■taaden ansetzt, die so genannten realien am gymnaaimamü aechsv
m dtf reaUchole mit ongeföhr zwölf standen, bei diesen zahlen
bl man noch festzuhalten, dasz sie nicht für ein jähr,, sondern, fttr
Behrere gelten.
Dem arzte als fachmann käme hiemach ein plus an matbemati-
Kheni und natnr wissenschaftlichem unterrichte, wöcfaentlioh etwa
neb standen, zugute, wozn sich noch ein ane^sbreiteterer geo-
gnphischer Unterricht rechnen liesze. nun Iftszt sich fretlieh sagen,
4mi er in diesen standen nicht nur sachlich gewinnt, sondern, dasz
iflier Unterricht auch eine allgemein bildende seite hat. aber be-
Mbtenswerih machte hierbei sein, daez derselbe doch vorwiegend:
Mr nadi seiten des Verstandes und der sinne hin bildiat, also g^»de
Mk derselben seite, nach welche der arzt in der aosllbiuig sräaee
Wrafes sein leben lang in anspruch genommen ist., die dem ante
ik solchem eigene richtung seiner krftfte wttrde somit um einige
jßkn froher angebahnt werden und zwar in solchen Idbensjahren,
& der systematischen aneignung einer allgemeinen bildung am
(lästigsten sind.
Die realschule kann nun füglich geltend machen , dasz aie ja
^ek eine allgemeine bildung gibt und spedell dem sprachunterri^t
Qgefflur fünfzehn stunden wöchentlich zuwendet, also eine stunden-
[aU, welche der der realistischen fiKcher nicht nachsteht^ dem gegen-
möchte aber das plus von fünf stunden sprachlichen unterridits
Seiten des gjmnasiums, zumal es sich über mehrere jähre er-
[t, doch nicht so unwesentlich sein und dann möchte noch sehr
gewicht fallen, dasz die allgemeine bildung, die durch die vor-
knrschende betreibung der alten sprachen und schriftsteiler auf dem
rmnasium vermittelt wird, nicht gleichwerthig gesetzt werden
mit den resultaten der sprachlichen bildung, die vorwiegend
rch die neueren sprachen gewonnen wird, ganz abgesehen davon,
)z im gymnasium die geschichte, namentlich die alte, eine be-
ttendere rolle spielt, als in der realschule.
Zunächst glaube ich, dasz bei allen einsichtigen kein streit
iarüber sein kann, dasz allgemeine grammatische bildung besser an
20*
i
296 Bericht über die yerhandlungen der S9n yenanmliiiig
Terhftltnifse nicht eu berüeksichtiii^n «eien ; .Oeatarveieh^halM 4ü f9SM
Bu sorgen , dass talentvolle atndierende anteimtfitstuig fisdaii nnd ifehl
ihre kraft durch erteilnng von leotiooen aufreihen.
Direotor Biehl findet die nrsaehe des miastandat nlakt ii im
jetzigen schale, sondern in der methode der firiäiem seiL ^dahar
selbst arme lente ihren söhnehen aach ohne hedürfois t
SU halten, er wünsche, dasc die bestrebnngen der öatorreidiiiehU
seholm&nner, dem abzuhelfen, durch die autorität dar
unterstütBt werde.
Direotor Schiller aus Gonstanx erblickt in dietan
nur die nachwirkung der frühem einriehttmgen^ dia sieh an dan
fisch katholischen gymnasien infolge der jesuitisohen d
erhalten haben, am einfachste könne aber dadunsh AbyaiMdfeB «*
den, dass das lehrereolleg^nm in die Statuten der analalt dieibarttelHif
aufnimmt: 'kein sohnler darf ohne genehmigung daa divaeton pfhi^
Unterricht erteilen oder sich erteilen lassen.'
Biehl erwidert, dasz die schale nicht in dar walaa in eia-mK
der familie eingreifen dürfe; sie müsse sich mit einem ralha
Schiller hält an seiner anschauimg fest, da diß .tAt&m
massen einen yertrag mit der anstalt schlieasen, ond wann ifeaen:fli
gesetze einer anstalt nicht gefallen, nicht geswongen aeian, dhta- Miiv
dahinznschicken.
Nach dem schluszworte des referenten entspann Aph noeh etat
lebhafte discussion über die Stilisierung der these, welche sdiKedik
in folgender form angenommen wurde: 'die lehrereeUeglen balMB «
dahin zu bringen, dasz die schüler der naohldlfe einen i^anelebwü
nicht bedürfen'. ^ <• 'i ti
In der zweiten Sitzung sollte prof. Eggar von MSülmMim
Wien einen Vortrag halten 'über das bedürfnis zweckmi— ig
teter plidagogiseher seminarien'. da er verhindert wiar m 0;
gab der versitzende dr. Eckstein einen überbliek Über die
lung dieses gegenständes, seit dem ende des 17n jahrhnnderli«
man an den Universitäten anstalt en zur bildong von gymneriall
getroffen; zuerst in Halle unter der leitung des Cho*. Cellarinfe, ~
pietistische Frankesche schule folgte, in Qöttingen atand dai phft^
logische Seminar unter Qessner und Heyne. Wo& hatte sein iMMr
so eingerichtet, dasz in seiner gegen wart praktischer ontenriflktji^
anstaltet wurde, erst in diesem jiüirhunderte wurden allenlhaAü^M
den Universitäten — auch in Oesterreich -— philologiaeha neatariii-'l
errichtet. Eckstein glaubt, dasz die bauptsaehe immer giludliAM -
wissen bleibe, während die didaktische kunst mehr zuiftditreten
durch zu grosze betonung der routine würden die geMnten reoMHa j
nur verschlechtert and das rege wissenschaftliche leben teeintiieM^-<;
es solle nun zuerst erörtert werden, ob die errichtaag . _
seminarien ein bedürfnis sei und in zweiter Unie, arie ine nü
massigsten einzurichten seien. -. -t'
Dr. J. Schmidt bestätigt ans eigener erfahning die inanMttiM
pädagogische bildung der jungen lehrer. die schuld liege an 4iNi*iiil
zu idealen nniversitätseinriohtungen , wo auf die heraakttdnng
scher Schulmänner gar keine rticksicht genommen werde.
Dr. Kl ein mann aas Pest wünscht, dasz die pädagogik ab
Schaft an den Universitäten mehr gepflegt werde.
Landesschulinspeotor Lang setzt auseinander, dnai die jaBfetn
lehramtscandidaten in Oesterreich in die unentbehrlinhe icnaatte
Pädagogik theoretisch durch die bestimmung^n des organientÜnMii^
Wurfes und praktisch durch das probejahr eingeführt weiden $ %bfriAif
mangel an lehrkräften bringe es mit sich, dass oft gans onliiüge ci»*
didaten vor ablegung ihrer prüfung sofort mit einer groaten tmaM VM
lehrstunden überbürdet werden, unter diesen umsUUiden kSnna Yen
dentaeher philologen und Schulmänner zu Innsbrnok. 297
JBcr kontt der verwertoni^ de« Wissens keine rede sein, deswegen
sstehe der wonseh in Oesterreicb, dsss an der Universität im dritten
ihre des trienninms Torträ|pe iiber pädagogfik gekaltep and dsiait j^ak-
isebe fibmigea verbanden werden, da tiir die Tolksacbole, in welcher
•r sehiler bis attm 14n jähre behalten werde, ein bedurfnis pädagegi-
tkn Toriiildidig bestehe, flei es aoeh für das gjSMiasiasa vorhanden,
B velehes die sebüler mit dem lOn jähr in der regel eintreten.
Eekstein macht darauf aufmerksam, dasa das, was Lang wolle,
la dsA *deulBoben aniversitäten schon bestehe, da das bedUrfnis
lasrkannt wurde, brachte der Vorsitzende die frage der einrieb tung
w discnsaion,
Lang glanbt, dass mit der abhaltung der vortrage and leitung
kr prakUsehen Übungen männer betraut werden sollen, welche selbst
•krer an der mittelschale gewesen, dasz die candidaten sich im lehren
IbcQ und dabei auf die fehler aufmerksam gemacht werden müssen.
Eckstein bemerkt, dasz diese einrichtung in Halle, Göttingen und
Leipiig schon bestehe; Schulmänner halten vortrage, schfiler aus dem
ivnuasinm kommen zu den Seminaristen — zu den von ihm geleiteten
KoMn immer 6. als knabe sei er selbst oft in das seminar gegangen
isl daselbst examiniert worden, daher seine liebe zum berufe.
Rehdantz führt an, dasz zu den prüfungen der lehramtscandidaten
■ Preossen auch gjmnasialdirectoren beigezogen werden.
Schiller befürchtet eine beeinträchtigung der wissenschaftlichen
Adang, wenn die pädagogische ausbildung der candidaten in das dritte
lihr verlegt werde.
Eckstein machte hierauf einem mehrfach ausgesprochenen wünsche
■tgsgenkommend mitteiluugen über die einrichtnngen der pädagogi-
Mhsn seminsrien in Leipzig und Halle, die Seminaristen machen Schrift-
Ide arbeiten, z. b. aus der geschichte der pädagos^ik, oder über prak-
Inhe fhigen, z. b. ob griechische elegiker und fyriker in der schule
■lesen werden sollen, die studierenden treten in das seminar im
■fitso, anch nach dem dritten jähre und bleiben 1 — 2 jähre, in der
(MMaehen Übungsstunde werde nun eine förmliche lection gehalten
M an dieselbe nach entfernung der schüler eine oft sehr anregende
hkstte geknüpft.
• Reh d an 1 8 wünscht, dasz im principe ausgesprochen werde, jeder
■nhende lehrer solle bei den anerkannt tüchtigsten meistern eine
NR lang hospitieren ; dadurch lerne er, wie man die seele der schüler
Mie.
Schiller ist eher für eine einrichtung, wie sie an dem von Bonits
iMlelen gjmnasinm zum grauen kloster bestehe; geprüfte lehramts-
IHltfdaten erhalten eine kleine Stundenzahl, werden einem erfahrenen
übergeben, vom direotor beaufsichtigt und durch geuMinschaft-
bespreehungen zu tüchtigen Schulmännern herangebildet.
Bei der abstimmung entschied sich eine kleine msjorität dafür,
die praktische vorbildong an der aniversität selbst zu erfolgen
während eine bedeotende minorität Schiller beistimmte, dasz sie
aeh dem aniversitätsexamen einzutreten habe.
Auf antrag des Vorsitzenden wird ferner der wünsch ausgesprochen,
hm die staatsregiorangen erfahrenen lebrern gelegenheit geben, durch
Hko und hospitieren an schulen anderer länder and im eicrenen lande
hk genaue kenntnisse zu verschaffen.
? In der dritten Sitzung führte den Vorsitz director Biehl. gegen-
iMd der Verhandlung war die these 'das zeichnen sei als obligater
A^gegenstand für das untergjmnasium einzuführen, als freifach im
laijiymnaainm beizubehalten', pro f. Stolz ans Innsbruck wies als
tutni nach, dasz das zeichnen eine notwendige ergänzung der ali-
leinen bildung sei und führte aus, nach welcher methode und in
;r ausdehnung der Zeichenunterricht am untergjmnasium zu er-
298 Bericht über die verhandlongen der 29n yersaniinliuig
teilen wSre. an der debatte beteiligte sieh ala erater redner laadM*
schnlinspector Mareach ans Troppaa and wendet aich smilelift |feg«
das arg^ment, dass den xögUngen des gymnasiama der tIberCritt u Ai
realschnle erleichtert werde , weil dadarch dem seichenmleiiiAta wa
gymnasinm siele gesteckt würden, die dem gjmnaaliim fremd Mim
er sei nar für einföhrang des seiohenanterriohteB als mittel ■llmiarfi
bildang; aber obligat dürfe nur in dem sinne verstanden wwraeAf tei
die schale verpflichtet sei den anterricht sn erteilen und Jeder achllfi
denselben besachen, aber nieht in dem sinne, da» jeder adrilkrsd
jeder stufe ein bestimmtes lehrsiel erreichen müsse. ii
Director Kriechenbanr ans Znaim hält die frage praMMh iMI
gelöst an den österreichischen realgymnasien nnd sprioht lieh ebedCdb
dagegen ans, dasz die leistnngen ans diesem gegenstände I8r die fii^
Setzung in die nächst höhere dasse massgebend aeln soUeii« "
Dr. Lechner aus Ansbach betont, dass der seiehennntentisUf al
gymnasien vorzugsweise die aneignung der antike nnd die <
bildang im äuge haben müsse; es sei daher die zeiehnnng kSi,
formen, insbesondere das frühzeitige gewöhnen des aoget aä
nähme edler Vorbilder aus dem classiscnen altertam in den
zu stellen.
Director Stier aus Zerbst ist nicht für diese einseitige aal
des Zeichenunterrichtes; man möge bedenken, dass s. b, die um ~
architektonischer denkm&ler doch mathematische sehnlnngvoi
weshalb das mathematische zeichnen nicht ganz vemaehliisigt
dürfe.
Prof. dr. Pfaundler empfiehlt ebenfalls die einführnng daa ^
Unterrichtes an gymnasien; er habe als professor der phyaä an d«r i
brucker Universität die erfahrune gemacht, dasz die studierenden
grosze Unfähigkeit an den tag legen, apparate nnd inatnunente
ständlich zu zeichnen oder deren Zeichnungen anfsnCassen*
Dr. Perkmann aus Innsbruck glaubt, daas der formeoilna
Unterdrückung durch einseitige entwicklung anderer anlagen na
durch den Zeichenunterricht geschützt werde, anoh betont er die
werthung des Zeichnens für den geographischen untenieht.
Die these gelangt hierauf in n>lgender faasang sor al
und annähme.
1) die einführung resp. erhaltung des seiohennnteniehtes _
sium ist durch die notwendigkeit für die allgemeine bildng
boten;
2) der Unterricht ist in den unteren classen obligat, aber die
hat keinen einfluss auf die Versetzung;
3) auch im obergymnasium ist die gewähmng des seioheni
pflicht der schule, die teilnähme von Seiten der söhBlar
facultativ.
II. Die archäologische section hatte als vorsitsenda di«
prof. dr. Wildauer aus Innsbruck und prof. dr. Bmnii a
in der constituierenden Sitzung schlosz sich an den geachftfUiahea
noch ein vertrag des prof. Wildauer ^über die bedeatnng Tlfoll
die classische archäologie'. in der zweiten sitsnng spraeh hr. Oakli
Schläger aus München ^über einige der wichtigsten neaaa frnda'
rätischem boden', nemlich das militärdiplom von regeoaboig 1
Aurelische thor daselbst, nach einer kurzen diseosaloB fibar
gegenständ besprach der vortragende noch den .plan einer
sehen karte der römischen Überreste im ehemaligen imtfwi
läge von kartenproben, hierauf folgte der Vortrag des hm.
Wilhelm Klein aus Graz 'über zwei strittige vaaendaratalfaugaa'; Ii
der (dritten) letzten Sitzung berichtete prof. P. Flaviaa Orgjar MM
Hall 'über einige in neuerer zeit in öüdtirol anfgelüiidaBa ^»^t%^
deatscher philologen und Bohnlmänner zu Innsbruck. 299
dr. Flasch ans Würzbnrg 'über den atbletenkopf der Münehener
kolbek*, welchen er der Poljkleitischen schnle zuwies.
Ol. Die Tereini^e orientalische «nd sprachvergleichende
0« hielt unter dem Vorsitze des prof. dr. Weiss aus Graz vier
Bgen, woTon die erste der constituierung^ diente, in der zweiten
mg sprach prof. Schmidt aus Graz 'fiber quantitative und quali-
« verSnderung der vocale durch r und / im indoffermanischen',
«f gab prof. dr. Gosche aus Halle einen ansffihrTichen berioht
' dan internationalen orientalistencongress in London, daran schlössen
Tflrhaiidlangen über gemeinschaftliche angelegenheiten der deutsch«
ptallndischen gesellschaft. — In der folgenden sitznng referierte
. dr. Roth aus Tübingen über den fortgang des St. Petersburger
krhwSrterbuches. die Versammlung votierte den bearbeitem ihren
L dann sprachen prof. dr. Lauth aus München über den alt*
Miadien kSnigsnamen, prof. dr. Budenz aus Pest über ungarische
Ayrgleichung , dr. Orterer aus München über den Samaveda,
.dr. Savelsberg aus Aachen über lykische Sprachdenkmäler. —
br letzten Sitzung sprachen prof. d». Schiott mann aus Halle über
MB Onandaga in Nordamerika gefundene kolossale phönikische
M und knüp^ daran eine Zusammenstellung der anzeichen, welche
iiae phönikische einwanderung in Amerika schlieszen lassen. —
, Mof. Fleischer in Leipzig drückte die Versammlung telegraphisch
Inokbare Verehrung und den wünsch baldiger genesung aus.
Getrennt hielt die spr ach Ycrgl eichende section an demselben
die einsige Sitzung unter dem Vorsitze des hm. dr. J. Schmidt
Oras. in derselben hielt dr. J0II7 ans Würsburg einen vertrag
* die geschichte der Wortstellung in den indogermanischen sprachen,
nlehe sich eine anregende debatte knüpfte, die aber wegen der
■rttekten zeit nicht zum abschlusse gebracht werden konnte.
nr. In der dentschromanischen section, mit der sich die section
mere sprachen vereinigt hatte, führte den vorsitz prof. dr. Zingerle
insbruck. in der ersten Sitzung sprachen hr. dir. dr. Strehlke
Xarienburg über die Goetheausgaben der letzten sieben jähre;
I dr. Mahn ans Berlin über die proven^alische spräche und ihr
Blaia zu den übrigen romanischen sprachen; prof. dr. Sachs ans
Ipsoburg a. d. H. über den heutigen stand der romanischen dialekt«
jhng. — In der folgenden Sitzung gab prof. dr. Bartsch eine
I einer neuen Danteübersetzung (hölle I — V); prof. Michaeies aus
sprach über den tiroler dialekt mit besonderer berücksichtigung
lEbekthales, dir. dr. Grion ans Verona über die anordnung und
Verfasser besorgte Originalausgabe des Canzoniere des Petrarca.
Bteub erfreute die section mit einem vortrage über tirolische
igie. — In der letzten sitznng hielt prof. dr. Hintner aus Wien
vertrag über tirolische dialektforssianng; dr. J. Schmidt aus
iberg über die perioden der englischen litteratur im zusammen-
mit der geschichte der spräche, zum Schlüsse zeigte dr. Keins
lehen einige interessante altdeutsche handschriften mit bemer-
nnd erklämngen. — Erwähnt sei noch, dasz in der zweiten
dieser section beschlossen wurde, man möge sich an den.grosz-
von Oldenburg mit der bitte wenden, dasz der Oberlehrer
»ben zum zwecke der fördemng der herausgäbe des mittel-
mtdchen Wörterbuches vom grösten teile seiner lehrstnnden ent-
werde und dasz Se. k. hoheit diesem noternehmen auch eine
le geldunterstütznng zuwende.
len ich diesen berioht zur Veröffentlichung übergebe, mnsz ich
dem ausdrucke verbindlichen dankes coustatteren, dasz mir herr
\t prof. dr. Jülg mit der grösten bereitwilligkeit die benutznng
»eilen berichte gestattete.
rsBRCCK. Victor PbrIlthoner.
300 Fhilologüche prognmme der provinMB
(18.)
PHILOLOaiSCHE PBOQBAiniE DER FBOVmZ&N BdOS^
SIES, SACHSEN, BBANDKNBÜR6. 1673.
(fortMttoog.)
n iomI
WrntTaoK. gytap. 9 cluien, 14 lahrer, 299 echülar ii
'302 im Winter, i ablt. dr. ToU fforde »]■ director «ioge führt. -
dM erd. lehren 8ebiiBid«T: 'über den Rrgprung der HoraeriacheB i»
diebia'. 83 ■■ die Uomuitcha« Bidiehtc, die weseatlicbBle quelle m
grondlAKe d«r gviamtsD grieohitolieu bildung, sie «lad auch ftir uu n»
■UgUeh KMignat, frundUg« wftlurer wiHanschaftlicber bilduag m m^
DOtwcndlg «In gonanef Tcrat&ndBla der ^dichte, die fra^e nath der wk
atehwiK in Uir«r (aiuea ansdehntuf fehfin nicht in die «chuU. d«tj
einem pr«frunme dkif den nwceiabritteDtro Echüleru wol ein eiikU
gewährt werden, die« dar iohalt der eialeitung, die nDtersuchaDg i^
begiant mit einem eiUt aas Bereit [gt. Utt. 1 s. 440 f.) aad lacbt M
den gang der «ntnioklnng der EomeriMheo tintrk darinlegeg. ik
markaleiae auf dem (aide Homeniober nntursiichniieen weiden geiuii)
Wolf, Laebniaim, Bernhard;, Bitocbl, BouitE, SeOKsbaEch, NiUMJ!
Bergk, deren reanltate ans ihrer kritleelien arbeit im weBentliikä
richtig angegeben irerdea. doch herflhrt es unangenehm, loinaa m
Hermann, Düntser, KiScbly, Kirohhoff, Oroie, Friedläniier, Lehn im
nkanche akdere, die doob (Ich Bines wolbe);riiadet6D uiaeheni In f^
biete fiomarisober kritik, aaob bei denen, die wie mS. keineiwegi 'lil
allen naebtrügliob geoaQDten die aniiokten >liirc;buus billigen, eilttmä
TOD dam Verl keiner erw&bmuig gewürdigt wurden, obwol ihr Tirdiuj
um Roner and die kritik der «af seinen nnmen gehenden gedichtal)
lenghar bedentead ist. Terf. will die Teracbiedsnen von ihm luoimBd
gestellten melnaiigeD nnn unter genauer berück sichtigung doi UgaMt
sehen gedicbte ielbst priifen und meint HHchwelsen zu kouaea, di|
alle bisher aufgestellten meumugen über die Eomerisuhen ilicbtoBlf
angenügend leien. inerst wird der allgemeine gedanke de« einÜ
liehen erörtert, ein naeh bestimmtevt plane componiene« epoa bilde U
kern not erer Homerischen diahtongen. allgemein ist EOgestandeo, U
die gediohle nicht urnirünglich für leaer, sundern für börer Tcrfia
wenn das, wie kam H. eu so nmfangreiohen dicbCuagen? ohne ■
aammenhaogeaden vertrag ist ein epM undenkbar, Hermasns ddd
gehende ansiaht wird gebilligt, verf. leugnet die mögticbfceit tili
znsamm anhangenden Vortrags eines einheitlichen epos und «eiil t
die 'von Sengebusch uigeführten lengniiM für nur itückweiEcn wom
der Homeriflcheii gediohte hin. von BerohardyB ansiebt vrird ^
gesprochen, sie sei unklar und der gelehrte widerapreche Bii<b vielfH
selbst, verf. erklärt die annähme eines klaren und feäten plane», iM
dem die Iliat gediobtet, Tdr nnmöglioh, lind führt gründe gegen cH
»olahe annähme an. an Bergk wird BerDburdf gegenüber klarheit g
rUhmt, doch soll ancb er die iweifel nicht lösen, verf. entwieU
seine Qiannigfaohet) bedenken gegen Berglu ansieht, auch aaf du *
Bergk beliebte maat rednoiert bleibt die lliaa sn tunfaDgreieh Hl
sammenhängendem vortrage. B. eelbat gesteht su, der ursptiägM
einheitliohe kern der Ilias sei nioht nacbznweiseo und nimmt *ti|
Buflncht ca dem diaakenasten , für deaam dsgewessnsein kein b«*<
IQ erbringen, dessen jemalige eiiatenz mehr als un w ah räch ein lieb i
als ebenso unwahrsobeinlicb wird B.s ganse bypothese beseicbnet, s
das unwabracbeinlichM, das sie enthält, wird vom verf. eingehend d
gelegt, wir können die hier gegeo Bergk geführte polemik nar q'
ihrem ganzen umfange billigen, im weai^otlichen stimmt unsere i
bandlang übar Tb. Bergk nnd die Homerisebe frage mit imn dailägnf
Sohlesien, SaohBen, Brandenboig. 187S. 301
BS verf. in boBiehnng ftaf die ergebnisse Qberein. die arbeit de» reif,
il HB« aber erat vor etwa Tier wölben bekannt geworden,, eo dttss die
■■ ■■■ gellbrte vnterracbang eine dufebans aelbBtftBdlfe bleibt, eind
4r ja doch aneb mebr B.e aasffihmngeii in der analyse der Iliae als
■Bta im allgemeinen teffe nachgegangen, während verf. gerade diese
lers sau gegenstände seiner kritik maeht, so unsere arbeit treif-
orgänsend. B.s begründong seiner ansieht ans' der Ilias selbst
lelt Terf. nnr knn, auch ihr objeotivitllt und fiberaeugmigskraft
tqRreebend. rerf. geht dann über zur besprechung der aasiehlen der
in, welehe die II. und Od. nicht fUr ein grosses ganies eines
^Mteiben dichtere, sondern für eine Sammlung Ton einselliedem
ihrer auffkssung wird die unleugbare innere Übereinstimmung
Btftte, anaehauungen, eharaktere, gefühlen, wünschen, wie in ton,
IriM dos Toiirags und ausdruoksweise , die in den Homerischen dich-
■pfSB entgegentritt, entgegengehalten, wie sie auch ron Wolf, Her-
Kund andern anerkannt ist. solche harmonie kann nach dem verf.
▼08 rerschiedenen dichtem verschiedener selten herrühren, sie
flüiB denn ein grosses gemeinsames Torbild gehabt haben, wovon
Wtt haine spur da ist. auch Sengebasehs meinunpist nicht su billigen,
K^ Verfasser der einaellieder seien landsleute und xeitgenossen ge-
1, glleder einer mit der dichtkunst beschäftigten familie. aber
vorf. gegen diese meinung vorbringt, läszt doch immer noch he-
ia, auch Laehmanns behauptung, unsere Iliiis sei vor der
des Peisistratos nie in dem gegenwärtigen susammenhange der
mden und nicht bloss der wenigen bedeutendsten teile gedacht,
als unhaltbar beseichnet. aber auch hier müssen wir die beweis-
der vorgebrachten gründe lengnen oder doch mindestens answeifeln.
kommt verf. endlich mit seiner, übrigens wie verf. selbst hervor-
\t keineswegs neuen, sondern im wesentlichen mit J. H. Voss und
[witB tibereinkonunenden meinung vor, 11. und Od. seien aus ur-
lieh von einander unabhäBg^gen liedem desselben dichtere nacb-
sh BQSBmmengefügt. die ansieht von MInekwits hat bereits ge-
ide Burück Weisung durch Bonits, Bergk und Bemhardy erfahren,
vormist bei diesen männem gründe wider Minckwits. vielleicht
er sie in unsem die einselnen lleder herstellenden arbeiten, in
wir des öftem darauf hinweisen, dasz, was in dem einen Uede
durchaus nicht so, wie es dasteht, von einem dichter gesagt sein
der in einem andern Hede dies oder jenes sagt. verf. sucht nun
^«titera seine hypothese su begründen, verf. hält es für durchaus
iblich, dasz die die Homerischen gedichte lesenden und hörenden
nicht sollten die Widersprüche bemerkt haben, sie haben
tkm kein gewicht darauf gelegt, weil sie auch später die dich-
nicht als ganses genossen, sondern nur abgerundete und selb-
abschnitte auffassten. des Aristoteles reflexion über den in-
«■d plan stützen sich auf allgemeine erinnerung an den baupt-
und entbehren der genauen begründung, eine genaue kritisone
rhung lag ihm fem. die Griechen »szten die Homerisehen
ite in ihren einzelnen scenen auf, und diese auffWssung war vom
kter heabsichtif^t, er hatte keine veranlaflsung nach einem künst-
m, amfttssenden plane zu streben, sein höchstes ziel WHr, jede ein-
scene sorgfältig auszumalen, die zusammenhängende entwicklung
iCfe verlor für ihn jedes interesse. die Griechen hatten kein
ine an der zusammenhängenden entwicklung des gesamten epos
berücksichtigten sie daher nicht, in der Ilias ist ein im ganzen
(itiicher Stoff enthalten, aber nach keinem einheitlichen, zusammen-
roden plane ÜHrgestellt. der schlusz daraus auf einen dichter, der
einzellieder gedichtet, ist nicht zwingend, die gleichartigkeit in
und dnrsteliung ist wol im allgemeinen anzuerkennen, aber doch
in diesen beziehungen zeigen die einzellieder mannigfache ab»
302 PhilologiBche programme der proviniQi
weiobungren. wir machen dabei auf die susammeiuteniiaMi, dii i
über dir. elp., über gleichnisse, über eintreteiide gdtter wlrtufeii tt
eprachUche eigentümlichkeiten in onsem t>inift1iifrh>ttdhiifM fMlIi
haben, aufmerksam, verf. wendet fich sor fraget weher der wM
■einen stoff genommen, er soll die sage sdhon in eiaeff fefÄm^il
heit des Stoffs Yorsefonden haben, diese soll sieh ia folge der lfei|
epischen einsellieder von selbst gemacht lieben im gelete dir lÄtf
diese einheitliche sage soU gegenständ proseisoher erslUdniig _
sein and verwandt, um belehrong sa geben, so Tersieht veiCi dM i
des Volks an der sagenbildong. ihm ist die sage eae'der
an wirkliche ereignisse erwadisen, das gerne denelbeft eiber
darstellnng einselner seenen vorhanden gewesen, dieeea
gang sollen die griechischen mythen in vielen bei^tetea
Homer nahm den allgemeinen Inhalt der sage von troieehen
der Überlieferung, ihr hervorragendster teil wer dee^aoim dtSj
aus diesem abschnitte wählt der dichter den etoff fjlr eeiee ~
handelte ihn aber in freiester weise und besehrlnkle ideh
einen bestimmten abschnitt der sagen vom troiieliea kriege.
hat nichts absolut neues geschaffen, vielmehr nur In der epliohül/
den höchsten g^pfel erreicht, neu war nur die beeehribünag nf i
bestimmten Sagenkreis, die in den einseinen liedera im
differensen in ton und anschauungen meint verf.
erklären, dasz H. während seines gansens lebene ge&ehtel
verlaufe desselben aber auch in seiner entwieklung
besonders auch durch seine vielen reisen immer nene
gewonnen, weiter will verf. an einselnen liedem leigeB,
Ursprünge von demselben dichter durchaus nichts enl
müssen diesen nachweis als mislungen beseichnen. Ober die
urteilt verf. ohne berücksichtigung der bekannten beinerl
tbios und in scholL V, sowie ohne erwähnung der von
Holm gegebenen nachweisungen. nur Bemhardjra wird
seines su den Lachmannschen gefügten grundeSi den verJTdvihij
Weisung auf K 170 widerlegt su haben meint, ohne in bedonkskjl
doch 170 f. unecht sein könnten, verf. gibt weiter eine eewH.j
füll- und Verbindungsstücken zu. H 818 ff. werden dureheoe ab
angesehen, auch Q wird für ein werk desselben diehtert, wie i
dem stücke angesehen, allerdings in die spätem lebenqahre der
gesetzt, die Odyssee wird demselben dichter, wie die in der
sammelten einzellieder zugeschrieben, auch die aege von
rückkehr wurde von ihm in einzelliedem behandelt p do<di
diese mehr im zusammenhange der ganzen sage, eber er lebte -
so lange, den ganzen sagenstoff darzustelleut die leisten geeiBgs)M|
liesz er nur im entwurf, der dann mehr oder weniger ongeeeMaUj
geführt ward, wir haben uns hier im wesentlichen auf berlekt
beschränkt, eine kritik der hier vorgetragenen ansiohten im
wie im einzelnen zu geben, ist hier kein räum, doch hoffin
verehrliche redaction dieser blätter werde uns später einmel dl
zur eingehenden beleuchtung der nicht neuen peredozie fiber
merischen gedichte gewähren, das wesentliche in seiner
einheit des dichters aller einzellieder, hat verf. nicht bewieew«
er häufig nicht genug auf die vorhandene litteratur eingetit,
eine reihe von gelehrten, deren namen in der gesohiehte der
Homerischen gedichte von bedeutung sind, wie Hermana
Köchly, Düntzer, Grote und Friedländer nicht einmal der
würdigt, auszer 6twa in einer oder der andern anmerkong, hebte ^
oben schon bemerkt
Neu-Ruppin. Friedr.- Wilhelmsgymnasium. 17 lehrer, IS eliii
385 Schüler im sommer, 390 im winter, 7 abit.» ord« lehnr Label
gieng nach Potsdam, cand. Schaber trat in die «weite httUMeki
Schieden, Sachsen, Brandenburg. 1878. 303
, dir. prof. dr. Schwarts wurde UAch Posen bemfen, an seine
trat oberl. dr. Küster ans Berlin, ord. lehrer <}rabel Terliese
■stalt, an seine stelle trat hülfslehrer Zeterling; für ihn wnrde
Ufslehrer eand. Schenk eintreibt. — Abb. ron dr. Schneider:
itaatsnirirthschaftlichen lehren in der politik des Aristoteles' (forts.
^bbandlnng desselben Verfassers im progr. von D. Crone 1868). S4 s.
ritte abschnitt, mit welchem dieser xweite teil der abhandlnng be-
, ist überschrieben : des Aristoteles lehren von verteüang der guter
aate oder vom eigentum. das eigentam ist die bedingong physi-
wie geistiger entwicklang der menschen, daher die seit langer
gemachten versnche, sn erforschen, nach welchen bedingongen nnd
len das eigen tnm sich gestaltet, verteilt oder verbrancht wird,
behandelt den process der entstehnng des Privateigentums, der
och wie der Umtausch bilden den hintergrund alles Verkehrs, das
schon Aristo t. politik 1, 3, 11. 13. 14. das individuelle eigentum
tm Ar. eine im staatsieben unerschütterliche positio a priori, es
tt der menschlichen natur aufs innigste verbunden. Arist. wider-
it mit entschiedenheit den lehren der gütergemeinschaft nnd
Gleichheit so steht er gegenüber den politischen tränmereien des
B nnd Hippodamos, wie der Staatslehre des Phaleas. vergl. poli-
1, 10. II 2, 2. 3. 6. 8; gegen gütergleichheit: II 4, 8. 6. 7. 11. 12;
a in seinen ursprünglichen ei gen tums Verhältnissen erscheint dem
b ideal für angemessene Verteilung des eigentums: 11 2, 6; diese
sacht verf. su deuten, wobei er behauptet, Arist. habe den begriff
rbeit nicht ganz richtig zu fassen vermocht, weiter erörtert verf.
Arist. die frage, was zu der erreichung des idealstaates gehört.
I Vn 4, 5. Vn 5, 1. 2 angegebenen iSlgemeinen requisite ent-
I in andern stellen, wo die individuelle gestaltnng des eigentnms
delt wird, weitere ausfÜhrung, so in lY 9, 8 — 8, er belehrt auch
He mittel, wodurch ein mittelstand zu schaffen, zu erhalten und
Iftigen Ut, so V 7, 10. 12. VI 3, 4. VII 9, 6. 7. ni 7, 7. VII 9, 6.
sr grosse des mobilen Vermögens spricht Ar. nicht, er sieht nur
randbesitz als rechte Vermögensquelle an. verf. zieht zunächst
üoltat aus obigen stellen und spricht darauf im anschlusse daran
Be beschränktheit griech. lebens- und Staatsanschauung, die Arist.
.12, 4—7. 12. 13 darlegt, dieselbe spricht sich aus in den beiden
■testen griechischen Verfassungen, der Lykurgischen und Soloni-
, von einem Verhältnisse zwischen dem einzelnen menschen und
llaate und ihren gegenseitigen unveräuszerlichen rechten und
•n ist keine spur, nach griechischer anschauung war der Staat
gütliche eigentümer, der einzelne bürger nur Verwalter, verf.
k hier auf die heutigen socialen Verhältnisse zu sprechen, des
Mhränktheit in der beurteilung der Verwendung geistiger büdang zu
dbaftlichen zwecken wie des zinsnehmens, überhaupt der unmittel-
•rbeit und selbsthätigkeit wird dargethan anter bezngnahme auf
l| 10; VIII 2, 1. 2, und sehlieszlich seine lehre über das conorete
■B und den ökonomischen verkehr steif, starr und antik stei-
panannt. der vierte abschnitt ist überschrieben: des Aristoteles
über coDsum der guter, diesen teil einleitend verbreitet sich
tber bedeutuDg, Inhalt und umfang der consumtion. Aristot. be-
■t zunächst die Fundamente, auf denen jede wahre consumtion
I 2, 5 — 7; er teilt alle besitzstücke in zwei arten: solche für
ition und solche für consumtion. die consumartikel dienen ent-
dem unmittelbaren oder dem mittelbaren genusz, über den mittel-
dnrch tausch und kauf vermittelten consum vergl. I 3, 11; über
■hältnis von production und consumtion zum wohle der familie
i Ar. I 2, 4. der erwerb der consumtionsbedürfnisse ist nach ihm
Setzung der Ökonomie, deren wesen I 3, 2 erörtert ist. sie richtet
Mt den verbrauch der herbeigeschafften bedürfnisse. hier ver-
w«M Tflrf. aar Mt erBiDarnagBii nim sn, £04 auf
Iv dlneli JahrK ISVI ■. iT7. ■ .^^ sich merst uf
-BMttrliab« MilMNHUMdtW il -8); der hsnsbalt darf nicht ii
■011* arb ' Mrf^lMa ^ft,- lll'- <t . gelderweib nird eine eoneeuiaa
fCUMlit tl'«, 1*. li^J »» mtHisr der Ökonomie beicbüfUgdi «et
ITAMbAMI VSiX' iit 1 befriedigen^ mittel xn rniti inri
wdhl dar flMrtllff (I IV«- •— »/' -laben mehr den meiwchea ■!* in
fMtIbl fc«llU In MM^ "dl*M : forte ntni eh tauK des meoidin
*tM MMk hitMH VM'4eH'«Mi w ..lebsD baob geldefwerb nnd Fei«»'
tOM «DtM* —Ut'fVa 1','Sl"*-' 12. *); Ar. bekendet bier eine ■!»
Heti«i ' I I 'dW'Ma'" und einen inDern abaohen gept (
ata fcaiHuuM. — ■ MKtai n-ateht ihm in eiDem dnru)] tggsid,
l>HdiUM< g K' '"■He der üumeren gQtet. ■. ISf-
4et • ■■'- "1 *«taf. •uuuv» >. idrucken laiaen und nnter knni-
bi I ir^ ite unserer tage, »ooderlicli i>
all« uoui ([All ..u >■ dlüiHui jitden nnspror gToscstüdte, dm
aneo u Kh«r, nltp-i i d- nnd reichitagos, sowi« oBa'iii
boheA' atn 1- wa4M M. >4' «1, eine gcradesa heriiche. dem nl,
ftW dsr-anw» ^a» Ivh« i < raetEan^. nach dieser die ükIu
■chttdM Uneriii 'km achaft in lebeadißCT daratellnDi
idotiiteiläen abasHire wn > mf. sich lur besprachang iema.
wu iMr' ttaat ma mI_oi , h, bedond^rs mr reatiaieTnng der iba
IWnailMittiV 'atifg»!!« mtMr — '' ;dea A.r. anaichten vom ataatatoona
«ind anMgHpMMbsH I^, I. 4. VI G, 1—10. 18. 18 (übei bedürt-
nime dcl fllMta«^, VU bi'i— v 3—3. 11, 4. 2, 10. 13, U. 19, 9. 16:
IMstaM fIsHeii iMiiriiea Ali ' < den consum fdr das inilitärwuA
dM {(■an'«» bWcAi kthaKd"!* dW 1^ und die erliehnnp der bfirf«
and MMgl TOD DrfMI ver uea «erthes uad der atolluntr to
«iiMelllia^wdeti iartitinW ILru» . . v^^rgl. heg. Vlll i, i. 3. ifh
latitMI'Ma A#. iiwlafl idakt Ih-KM ^inea madernen, abgreechloaswa
ajrsletfa' Mf, TiMbebr niW all eleBi<'ii>.<: einer ata&tnknnat, aber es fioM
■Iah darin' bedaMMidaa itoaUiwi iftlirhea material.
(fort».»., folgt.)
OttsaXLCia. ■ H. K. BBHtcKBir.
Za dem berielif dM^brai 0. IL über mein programm im ISn beft UN
dieser jakrbDoHar duf lob mäi wol folgende bemerkangea erlaabaO.-*
Herr 0. M. tibaraeli« es tortt* ebiBse iu der tertia. ea iat abortt
erate elaas«, -Wia iah a(iadttl»kHali h<:rvorgeboben habe, aUe aoMli
prima, ainiat bStte dM ollat keUaen inn. — leb soU^ die gttmm^
ea arg' beiohttttten haben, bai^ jed< einselnen g habe icb loeiu aV*
rieht bepHndet. Ar «ine wldail^i^un^ würde ich hrn. C. M. nia
dankbar telB. — Daaa'Uh toxtutugaben für allein aweehrnäaBig ball«
habe ich nicht nvr dnroh wenin beiapiele la erhärten geancht, aoniltia
die allgameioe» prQnd«, die ich angegeben, witren mir besonders maii-
cebend. — Ueberbaopt aeheint mir br, C. M. den leitenden gedaak« '„
der Ton mir rorMMhlageDen raetbode nicht bt&reiohaod seiner batbhi
tan; weith gehalten in taaban.
Altoka. Rom. \
ZWEITE ABTEILUNG
JB eiMNASIALPÄDAGOGIK UND DIE ÜBRIGEN
LEHRFÄCHER
MIT AUS80HLU8Z DEB CLA8SISCHBN PHILOLOOIB
HSRAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HeBHANN MaSIUS.
23.
GYMNASIUM UND GEGENWART.
(im anschlusz an Jahrgang 1874 s. 353—382.)
L Der erste teil von gymnasium und gegenwart beschäftigte sich
[keiner mehr principiellen erörterung der gesichtspuncte, die ge-
ii unsere zeit einer betrachtung des höheren Schulwesens nahe
|t. hieran schlieszt sich in diesem specielleren teile eine dar-
der Überzeugungen und erfahrungen an, die sich mir in einer
achtzehnjährigen praxis hinsichtlich des Unterrichtes in den
^hen, namentlich in den alten sprachen , aufgedrängt haben.
Schon hiermit ist die subjective art meiner auseinandersetzungen
Leutet. und wenn irgendwo scheint es mir in einem meist rasch
ebenen und rasch vergessenen Zeitungsartikel zulässig einer
objectiven und allseitig erschöpfenden darstellung zu entsagen
nur das resultat der eigenen betrachtungsweise der dinge vor-
. gelingt es meinem aufsatze die musestunde eines fach-
sich zu gewinnen und seine aufmerksamkeit nach der einen
der andern seite hin anzuregen und zu beschäftigen , so hat er
aufgäbe erfüllt.
Manches weist mich darauf hin , dasz der erste teil meiner aus-
idersetzungen über die Stellung des gjmnasium zur gegenwart
unbeachtet geblieben ist. mehrfache besprechungen in öffent-
blättern, sowie private mitteilungen haben meine anschauungen
ichert, teilweise auch berichtigt, auf diese kundgebungen eines
gehenden interesses darf ich wol, ohne unbescheiden zu er-
len, in diesem verwerte insoweit eingehen, als ich mich inner-
der grenzen halte , innerhalb deren es sich um die sache selbst
lelt.
r. JÄhrb. f. phil. n. pid. II. abt. 1875. hfl. 7. 20
306 Gymnasium und gegenwart.
Den ersten widersprach erweckten meine aiiBiditen in
von denen er mir am unerwartetsten kam. ftrzte, snm teil mir toi
her noch unbekannt, protestierten gegen die aQssoUiemmg ihr
künftigen standesgenossen vom gjmnasium. dieser einsprodi kou
manche betrachtungen veranlassen, dencoi aidi €|i& gymnawalMrp
nicht ungern hingibt, wäre er auch nnr der ausfloss einer gewiw
pietftt fOr die bildungsstätte der ^eaoßn jogendaqiii 40 war v 4^
werthvoU gegenüber der oft geh^n^n be&auptung, wie wenig b
das gjmnasium von den ihm angehfirigeii in spftterer leit oai
noch dazu, wenn diese äuszerungen von einem stände anagdben, dl
es für seine specielle ausbildung relativ am wenigsten bieten hm
Aber eines namentlich, was aas den kreisen der inle wen)
gehalten wurde, möchte aÜgemeinerer beachtang werth sein, m
gab wol zu , dasz die realschule vielleicht teilweise schon so oign
siert sei oder doch noch so organisiert werden kOnnte, dasi sie smI
gemäsz und direct zum akademischen studium der ftrste ttbeiUii
könnte, notwendiger weise muste man damit zugleich xngeM
dasz namentlich die allgemeinen natarwissenschafüiehen stete
die den medicin studierenden auf der universitftt snnftcfast besektf
tigen , noch eingehender betrieben und somit das fmudamaiit li
ganzen fachbildung noch solider gelegt werden kannte, klme ik
bei der Vorbildung des arztes nur die Vorbildung für seine speddk
Wissenschaft in frage and nichts weiter, so möchte es fkhenÄBgsA
gründe geben, dieselbe der realschule zuzuweisen«
Aber man sah da, wo der vorteil zu liegen schien, waijM
eine gefahr versteckt, was der speciellen Vorbildung des faehsuBM
zuzuwachsen schien , das muste doch gegenüber der jetngea TV
bildung einen defect nach der andern seite hin aufweisen und dkie
defect fand man an einer stelle , die allerdings nicht fibetsehoi sM
gering geschätzt werden darf, in der allgemeinen bilduig des Mi
sehen, in der that, da ja gjmnasium und realschule ihre seUb
eine gleiche zahl von jähren bei sich behalten, so hat es aUeifik
scbeinlichkeit, dasz jeder vorsprang nach der einen richtongdsd
ein zurückbleiben nach der andern erkauft wird.
So sehr diese von ärzten ausgesprochene beftirdhtnng vieDM
nicht wenigen von vorn herein einleuchtend und berechtigt exadM
nen dürfte , so möchte es doch nicht vorsichtig sein sie ungeficil
sofort als eine instanz gegen die Vorbildung der Srzte auf der im!
schule geltend zu machen, in einer zeit, in der die realschule mldili
vorwärts drängt und nach allen Seiten hin neue wurzeln trmbt, in
sie gewis nicht ohne die zwingendsten gründe zum au^heaei
ermäszigen von ansprüchen sich herbeilassen, die zu maokea 1
allerdings mehr als ein gutes recht zu haben glauben dar£ d
gjmnasium nimmt ihrem vorgehen gegenüber mehr eine defeBBi
Stellung ein. mag es also einem gjmnasiallehrer gestattet ed
dieses bedenken der ärzte sich anzueignen und wenigstens andc
tungsweise seine begründung zu versuchen.
GrymnMium und gegenwart^ 307
Die differenz zwisebien gymnasium und reftifichiile mute der
Mkur der sacbe naoh naÖMBtUcb ia d«n oberen cbasen am klarstea
nur anschauung konuneA. denn in den unteren bringt das hedür&iis
dir fondameniierang der höheren Bildong Yon selbst mehr tber*
•MÜmmimg hervor, man wird deshalb kaum ^boben fehler begehen,
wmuL man die in den oberen classen behandelten Stoffe am geeig-
MüünL zu einer parallele findet, yergleieht man nnn naok aosweia
Mhrerer programme die unterricbtsgegenstände mit einandier, so
fadet sich, wie natürlich, der gröste unterschied im i^ zahl der
ipachstanden und der realistischen Acher. soll man denselben mit
dnithschnittszahlen charakterisieren, so wird man kaum einen
wentlichen irrtum begehen, wenn man den spraidiunterricht im:
gpanasium mit circa zwanzig, in der realschule mit cirea fünfzehn
itenden ansetzt, die so genannten realien am gymnasiummit sechs,
m der realschule mit ungeföbr zwölf stunden, bei diesen zahlen
ksftman noch festzuhalten, dasz sie nicht für ein jähr, sondern für
aielurere gelten.
Dem arzte als fachmann käme hiemach ein plus an mathemati-
ttbem und naturwissenschaftlichem unterrichte, wöchentlich etwa
Mcb stunden, zugute, wozu sich noch ein ausgebreiteterer geo-
graphischer Unterricht rechnen liesze. nun Iftszt sidi freiUeh sagen,
ditt er in diesen stunden nicht nur sachlich gewinnt, sondern dasz
diflter Unterricht auch eine allgemein bildende seite hat. aber be-
achtens werth möchte hierbei sein, dasz derselbe doch vorwiegend
nr nach seiten des Verstandes und der sinne hin bildet, also gerade
Mch derselben seite, nach welcher der arzt in der austtbung seines
Wnfes sein leben lang in anspruch genommen ist. die dem ante
ik solchem eigene richtung seiner krftfte würde somit um einige
jähre früher angebahnt werden und zwar in solchen lebensjahren,
die der systematischen aneignung einer allgemeinen bildung am
giastigsten sind.
Die realschule kann nun füglich geltend machen , dasz sie j&
ttch eine allgemeine bildung gibt und spedell dem Sprachunterricht
VBgefthr fünfzehn stunden wöchentlich zuwendet, also eine stnnden-
welche der der realistischen ÜLcher nicht nachsteht, dem gegen-
möchte aber das plus von fünf stunden sprachlichen Unterrichts
Seiten des gymnasiums , zumal es sich über mehrere jähre er-
kt, doch nicht so unwesentlich sein und dann möchte noch sehr
gewicht fallen, dasz die allgemeine bildung, die durch die vor-
hersehende betreibung der alten sprachen und schriftsteiler auf dem
mnasium vermittelt wird, nicht gleichwerthig gesetzt werden
mit den resultaten der sprachlichen bildung, die vorwiegend
eh die neueren sprachen gewonnen wird, ganz abgesehen davon,
z im gymnasium die geschichte, namentlich die alte, eine be-
tendere rolle spielt, als in der realschule.
Zunächst glaube ich, dasz bei allen einsichtigen kein streit
iarüber sein kann, dasz allgemeine grammatische bildung besser an
20*
r
i
308 Gymnasium und gegenwart.
den alten sprachen erworben wird, als an den mo( »men. das ist jf
sicher der durchschlagendste grund, weshalb die rdalsohnle sididii
latein erhalten wünscht, aber man achte dem latein gegenüber da
griechische nicht zu gering ! denn erstens eignet sich seine formflo
lehre noch besser, als die der lateinischen spräche dazu, ein gewisse
Verständnis der formbildnngen überhaupt anzubahnen, sweitensei
weitert seine vielseitigere syntax sehr wesentlich die kenntnis vo
der Verwendung der Wörter und ihrer formen, in der eigentUdw
grammatischen bildung darf sich also wol das gymnasinm einB
vorspmng vor der realschule vindicieren, insofern es das latein, di
für die grammatik die besten normen gibt, intensiver betreibt mi
ausserdem noch«das griechische hinzunimmt, mit diesen beide
alten sprachen aber hält keine der neueren an der realschule betn<
benen sprachen mit rücksicht auf die grammatik den vergleich sa
was aber die grammatik zu bedeuten hat, brauche ich hier nid
noch einmal auseinander zu setzen,' nachdem ich im ersten teile eü
gehender davon gesprochen habe.
Auszer von der grapimatischen bildung liesze sich hier von d<
Stilbildung noch sprechen und wol ohne Schwierigkeit darthun, dai
hierfür das gymnasium mehr bieten kann , als die realschnle. doo
ich will mich für jetzt nur an das hauptsächlichste halten«
Noch erheblicher wird der unterschied zwischen gymnasial
und realschule , wenn man von der rein formalen bildung auf di
lectüre übergeht, die ohne frage von allen unterrichtszweigen an
meisten für die bildung des Charakters und geschmackes nutibi
gemacht werden kann und musz. hier hat zunächst die realschnl
vor dem gymnasium kaum etwas voraus; sie müste denn die alter
dings sehr wichtige englische lectüre geltend machen, die aber dd
meisten gjmnasien, wenn auch ofk nur facultativ, sich schon ang«
eignet haben und sicherlich sich immer mehr noch aneignen werdei
wie ungünstig sich die französische litteratur hinsichtlich ihrer ftf
werthung für die schule stellt , ist allbekannt, von den viel gdese
nen classikem aus dem Zeitalter Ludwigs XIV ist nicht allzo v^
mehr zu lernen , nachdem Lessing ihre herschaft nach der fonnalfl
Seite völlig erschüttert und die neuere litteratur wesentlich ander
Vorbilder sich auserwählt hat. von den modernen franaönschei
Schriftstellern machen wenige einen wirklich tieferen eindrack so
das jugendliche gemQt. daher denn auch die erscheinnng, daan^
in der französischen, ja auch in der englischen leotOre mehrixv
länger als sonst sich mit chrestomathieen behilfb, ein beweis, das
geeignete werke aus einem gusz sich nicht in wünscheuBWiKi^
Menge vorfinden, und doch muss man namentlich für die lectflr
der oberen classen ganzen werken entschieden den Vorzug gebeOt ^
sie jedenfalls eine nachhaltigere und tiefere Wirkung auf den le860
den ausüben , als einzelne stücke , die einen kaum angeschlageoei
ton nicht voll und ganz ausklingen lassen.
Wenn in den realschulen der deutschen spräche und litiars^
Gymnasium und gegenwart. 309
eine gröszere Stundenzahl zugewiesen wird , so habe ich wol nicht
Bdtig, hier noch ausführlich nachzuweisen, dass trotzdem das
gjmnasium in der läge ist, beides eingehender und Vielseitiger zu
betreiben.
Nun ist ja freilich die lectüre lateinischer classiker in die
meisten realschulen aufgenommen; allein mit den tendenzen der-
selben scheint es besser zu stimmen, wenn sie dieselbe mehr im
gnunmatischen interesse treiben, um das an guten beispielen an-
schaulich zu machen, was flir die grammatische bildung erforderlich
ist. auch scheinen darauf nicht undeutlich die Schriftsteller hinzu-
weisen, die vorhersehend in den realschulen eingang gefunden
baben. es sind die nämlichen, die auch am gymnasium meist in
grammatischer und stilistischer beziehung getrieben werden, aber
ibrem inhalte nach nicht zu den dankbarsten gegenständen der
lectflre gehören. Cäsar, so grosz er sein mag, findet unter seinen
jngendlichen lesem noch wenig bewunderer. dem Cicero geschieht
kein zu grosses unrecht, wenn man ihn vor allem nach der formalen
Seite ausbeutet; denn darin beruht seine stärke, aber die eigent-
licben bluten der lateinischen litteratur, welche die Jugend ihres
inbaltes willen wirklich anziehen, Horaz, Virgil, Livius, Tacitus,
sind den realschttlem teils gar nicht, teils nur wenig zugänglich.
Aber die litteratur, die ihrem gehalte nach den jugendlichen
Geist am meisten fesselt, ist auch nicht die lateinische, sondern ent-
sebieden die griechische, damit, dass der realschule die griechischen
sebriflsteller verschlossen sind , ist gesagt , das4 ihr die wichtigste
lectüre fehlt, die es auszer der deutschen für uns gibt^ also über-
baiq)t eins der wichtigsten mittel zur Charakter- und geschmacks-
bildong. was kann den Homer ersetzen , der die gymnasiasten vier
jihre lang beschäftigt? an welchen tragikem lassen sich diegesetze
A^ diese höchste litteraturgattung einfacher und eindringlicher klar
mtcben, als an den griechischen ? welchen historiker will man neben
Herodot, welchen neben Thucydides stellen? giebt es gerade für
Q&en deutschen redner bessere Vorbilder, als die griechischen, na-
mentlich als Demosthenes in seiner imponirenden einfachheit und
Wahrhaftigkeit? kann man die philosopbie in anmutigerer form der
jagend nahe bringen, als in Piatos werken?
Indem ich so den vorzug der lectüre auf dem gymnasium preise,
nache ich freilich die Voraussetzung, dasz die Schriftsteller nach
ibrem gehalte auch wirklich zur geltung gebracht werden, in frühe-
^D Zeiten freilich war das weniger der fall und so mag es wol
ßianche geben, deren lehrer dadurch , dasz sie die schriftsteiler nur
zur anknüpfuDg von grammatischen, stilistischen und allerhand an-
deren erörterungen raiszbrauchten , es verschuldet haben , dasz sich
^it der erinnerung an diese lectüre die erinnerung an langweilige
stunden verknüpft, jedenfalls mit rücksicht auf diese zeiten, die
^ol im wesentlichen als vergangen bezeichnet werden können, hatte
^tb in einer besprechung des ersten teiles meiner schrift von Seiten
810 Gymnasimn und gegenwart.
«inee anerkannt tüchtigen YorkUmpfen fBr das realseliiilirvie!
lesen, das gymnasium benntee die lectüre nur, am fOr doa M
sehen anfsatx voniiü>er«iten, also nur im stiUstischen inttmte
realschule , um am geist der Schriftsteller jä^e jngend zu biideiL
kann mir nicht denken, dasz diese diatinctioa im emta gemaeh
mOchte aber bestimmt in abrede steilen, daia na gegnftwfatifl
thatfidldilieheB yerhftltnissen entspreche, der reahclmla gegen
kannte das gymnasium sehr einfadi darauf hinweueA, dan es
fem in den geist der alten Schriftsteller tiefer eiafllhx« kOnne
«6 Tiel m^r stunden sich mit ihnen besohftftigt und tick bei
die kenntnis des römischen altertums durch die das grieckii
ei'gttnzt, sowie daez seine lehrer in der regal hierfttr besser
bereitet sind.
Sonach möchte ftlr den, der möglichst nnbafiagen die disf
beurteilen sich bemüht, sich ergeben, dasz die gymnaaitm ftti
grammatische und stilistische bildung, sowie fürdieiethatisohc
Charakterbildung, so weit beides sich an ctie leetttre atBsclil
mehr leisten können, als die realschulen und aomit, wmui bü
Organismus ein gesunder ist, jedenfalla audi £actuch mobr lei
Aber was soll dieses plus an allgemeiner bitilung gerade
arzte? zur beantwortung dieser frage ist es nellaidit niehi
wesentlich darauf hinzuweisen, dasz, wenn dia fiiste auf dea
schulen vorgebildet werden , sie dieselbe Vorbildung haben, wi
höheren techniker, ingeniem'e, Chemiker usw. nun ist ea, meuM
gewis nicht schwer einen unterschied zwischen dem wiikangd
der höheren techniker und dem des arztes'zu findan« bei dem er
kann die persönlichkeit ganz zurücktreten; wie er sein fadi Ten
so schätzt man ihn. das ist nicht ganz so der liU beim aafce
grosz die beruhignng sein mag , die in geffthrliefaen aitnatimiei
volle vertrauen in die kenntnisse und fertigkeiten des ancto
währt, so ist diese Überzeugung doch noch nicht aUea. geiidi
dem gebiete der krankheiten , wenn irgendwo , tritt uns oft g
der zweifei an die zulänglichkeit menschliehen Wissens nnd kön
entgegen, und diese lücke , die die kunst auch des gzteteii a
hat, föllt am besten und wohlthuendsten die ganze pecvOnlid
desselben aus.
üeberhaupt sind ja die Zeiten , in denen an das eraeheiBei
arztes die gespannte erwartung eines familienkreises sieh ka
die ernstesten, entscheidungsreichsten; es sind die zelten, in d
das gefühlsleben am regsten ist. der arzt tritt ja nicht nu:
schütterten körperlichen zuständen gegenüber, sondern eben io
damit zusammenhängenden aufgeregten seelischen zuständen.
kann man aber mehr wohl oder wehe thun, als in so achwersn i
und es ist gar nicht undenkbar, dass der arzt, was er durch i
kenntnisse nützt, durch sein verhalten wieder schadet, somit '.
nicht zweifelhaft sein, dasz in der ärztlichen kunst das persöa
auftreten des sie ausübenden von der grösten Wichtigkeit ist.
Gymnasium und gegenwart. 311
iamm ist für den arzt die ausbildung der allgemeinen menschlichen
uüagen gewis eben so unerläszlich, als die ausbildung für sein fach.
fSmi man dieser allgemeinen bildung in der Jugend einen etwas
{rSszem räum , so wird daraus dem arzte für seine praxis wol kein
ichiden erwachsen, ja der segen, den er stiften kann, wird sich er-
iXAkOL und somit bedeutet das plus an allgemeiner bildung für den
loi nicht eine sinnlose Verschwendung, sondern eine sehr werth-
rdk ergftnzung seines wissens und könnens zur allseitigen lösung
«aar schwierigen aufgäbe.
Wenn ich nun das resultat meiner jetzigen und früheren er-
irienmgen zusammenfasse, so bin ich weit entfernt, heute zurück-
lekmen zu wollen , was ich früher behauptet habe , dasz die real-
(hole zur Vorbildung der künftigen ärzte sehr geeignet sei. zu
Üater zurücknähme wäre ich consequenter weise nur dann genötigt,
renn ich bezweifeln müste , dasz die realschule eine dem arzte ge-
iflgende allgemeine bildung gewähre, ein zweifei, von dem ich
ittOrlich weit entfernt bin; aber ich mOchte meinem früher be-
iagnngslos hingestellten satz, dasz die Vorbereitung zu den medi-
iniachen Studien der realschule zuzuweisen sei, die ausdrückliche
ottchränkung hinzufügen, dasz es sich nicht empfdblen möchte^ den
ntea den weg durchs gymnasium geradezu abzuschneiden , woran
k zur zeit auch hoch niemand denkt, da es ja denselben doch auch
Btterseits manches mitgibt, was ihm werthvoll für seinen beruf
SA mnsz. am besten würde man also den beteiligten selbst über-
iKen, je nach ihren persönlichen neigungen und Überzeugungen,
laacbdem sie mehr weiih auf die speoielle Vorbildung für das
ipniliche fach oder auf tiefere begründung der allgemeinen bildunj^
fen, diese oder jene art der Vorbildung zu wählen, ausdrücklich
br möchte ich noch einmal daran erinnern , dasz alles wünsohens-
Irthe wol dann geleistet sei, wenn der künftige arzt, nachdem er
H gjmnasium absolviert hat, noch ein jähr der realschule angehört
pr ftherhaupt auf einer Universität oder einem poly technicum noch
lliitische Studien treibt.
Die ärzte, die eine nochmalige behandlung dieser frage bei mir
kigten, sprachen noch ein bedenken aus, das ich wenigstens knrz
Mhnen will ; sie fürchten nemlich , dasz bei der Vorbildung ihrer
libgenossen durch die realschule wahrscheinlich die zsdil der
leialisten noch vermehrt werden würde, je eher der künftige
ibniann in einen bestimmten gesicbtskreis eingeengt werde, um
näher liege die gefahr, dass er sich den kreis selbst noch ver-
Ci werde, wenn nun auch namentlich im interesse der wissen-
t und der groszen städte specialisten sehr wünschenswerth und
■Bnsreich sein könnten, so entspräche doch das weitere überhand-
PDen derselben auf keinen fall den vorwiegenden Interessen des
rte bedürfenden publicums , das in seiner mehrzahl namentlich in
p mittleren und kleinen städten doch ärzte von allgemeiner medl-
iicher bildung haben müsse.
312 Gymnasium und gegenwart.
So viel von der yorbildung zum medicinischen Stadium.
Zu weiterem nachdenken gab mir die vielseitige Terwnndemg
anlasz, die meine ansieht hervorgerufen hat, dasz die gynmiiNi
langsam ihrem ende entgegen gingen, so befremdend es sein nag^
dasz dieser satz von einem gymnasiallehrer ausgesprochen ist, 10 ki
doch meine meinung, dasz mit der erforschung der Wahrheit studii-
interessen nichts zu thun haben, auch getraue ich mir wol ihn' nodi
heute zu vertheidigen , indem ich an der prftmisse festhalte, vbSIk
der er gemacht ist. ich habe gesagt, dasz, wenn eine zeit konuiMi
sollte, in der das classische altertum keine lebendigen benehimgn '
zur gegenwart mehr hätte , dann auch aller Wahrscheinlichkeit mnk
das gymnasium in seiner jetzigen gestalt seinen lauf vollendet halM j
würde, es bildete diese behauptung den schlusz von erOrtenmgH <
des inhaltes , dasz keine schule den Zusammenhang mit dem Ute
aufgeben könne, und so lange dieser satz unbestritten ist, ivM
mich nichts bindern auch den andern festzuhalten , dass eine sdnk,
die den Zusammenhang mit ihrer zeit verloren hat, dem unteigm
gewidmet ist.
Doch bekenne ich , dasz jene ausdrücke der befinemdnng wi
veranlassung gaben, jenen zeitpunct selbst in betracht eu Beben, ii
dem ein völliger brach der neuen zeit mit der alten sich voUsogM
haben könnte, selbstverständlich hatte ich dabei nicht mit jd[^
zehnten gerechnet , sondern mit Jahrhunderten, und vor allem tnl
mir lebendig vor die seele, welche ungeheuren umwälznngen seit dar
zeit der französischen revolution nicht nur im politischen leben, te
eine dem altertum völlig fremde staatsform zur geltnng gebruM
hat, erfolgt sind, sondern auch im socialen leben dordi die üfi
greifenden erfindungen. es ist kaum zu viel gesagt, dasi diese doch
relativ kurze zeit uns dem altertum mit seinen institationen mehr.
entfremdet hat, als alle vorhergegangenen Jahrhunderte, es ist isr
deshalb auch immer wahrscheinlicher geworden, dass die geeeUehli
ihre marksteine noch versetzen und das mittelalter bis snr fraiisBn-
sehen revolution , von da an aber die neue zeit rechnen werde, öi
anfang davon ist es schon, wenn man bis dahin die neue, von da ib
die neueste zeit datiert.
Ein sehr wesentliches moment in der Schätzung dieser diap
würde sein festzustellen, in wie weit die neue zeit ihre schöpferisdt
kraft schon verbraucht hat, in wie weit sie ihr noch zu geböte siohL
sollte sie mit derselben bewundernswürdigen intensitftt vorwlitl
dringen und sich in wirklichen neuschafifungen weiter manifestiflMi
so wäre jedes vorläufige urteil unmöglich, sollte sie sich aber nd
der weiteren Verfolgung der bisherigen errungenschaften begnttgsit
mit dem ziehen der consequenzen des bereits geleisteten, so win
schon eher ein ruhepunct gegeben, von dem aus sich Umschau haltn
liesze.
So wenig nun weder für die eine noch für die andere anndi
ein rechter anhält zu einem vorläufigen urteil gegeben zu sei
Gymnasium und gegenwart. 313
idttint, 80 ist doch für den, der die ent Wickelung der menschheit im
jiDien überschaut, eines kaum zweifelhaft, bis jetzt haben sich die
Mogestaltungen vorhersehend auf dem gebiete des politischen und
Mieriellen lebens bewegt, die staatsformen sind andere geworden,
Im maschinenwesen hat unser äuszeres leben in seinen so überaus
■nnigfachen formen wesentlich modificiert und so das thnn und
traben von millionen von menschen anders gestaltet, von den
menschaftlichen gebieten sind also namentlich die der mathematik
■id naturwissenschaften dadurch berührt worden und haben neue
Bi^mlse gegeben und empfangen.
So weit aber das geistige leben nicht mit mathematik und
■itorwissenschaften zusammenhängt, beruht es wesentlich auf den
ilten grundlagen. denn der unverkennbare rückschlag, den die
inch die Veränderungen im äuszeren leben bedingte, mehr materia-
iitische richtung unserer tage allerdings auf litteratur und kunst
Mgeübt hat, der realismus auf diesem gebiete , hat mehr eine ver-
lidening, leider vielfach eine vergröberung der form zur folge
phibt, als einen neuen aufschwung nach der seite des inhaltes. die
idiOne litteratur und ein guter teil der kunst begnügt sich heute,
In interessen des augenblickes , dem amüsement, zu dienen, ist
lit zur modesache geworden, innerhalb einer kurzen spanne zeit
hg^ geburt un4 ende von nicht wenigen hervorbringungen auf
Iwcm gebiete, es ist kaum denkbar, dasz der nachweit viel von
inselben verbleiben werde, und so ist sehr wahrscheinlich, dasz
iMer Zeitalter hinsichtlich seiner rein geistigen productionen spKte-
IM generationen als ziemlich Öde und leer erscheinen werde.
^ Man mag diese erscheinung beklagen und wird sie um so mehr
hUagen, je mehr man durch seine lebensstellung dem rein geistigen
Pn nahe steht, aber erklärlich ist sie in hohem grade, wenn die
(pferische kraft der menschheit mit aller intensität auf die eine
onsers daseins gerichtet ist, so musz sie an der andern fehlen,
auch die teilnahmlosigkeit des groszen publicums, selbst des
Ideten, an den rein geistigen productionen, ja die überhand
tende gleichgültigkeit gegen unsere eigenen classiker läszt sich
zu leicht daraus verstehen, dasz die mehrzahl, den groszen
•rangen auf anderen lebensgebieten zugewendet, eben nicht mehr
Sammlung und hingebung hat, die ein tiefer angelegtes kunst-
erheischt, wenn man es mit wirklicher befriedigung genieszen
um den relativ geringen teil von muse, der zur beachtnng
Itterarischer und anderer kunstwerke übrig bleibt, ausgiebig zu
hrwerthen, wählt man naturgemäsz, was gröszere anstrengung,
pUeres nachdenken nicht verlangt, sondern durch möglichste stoff-
lirfong eine starke, aber doch rasch vorübergehende Wirkung
IMbt.
; Es ist sonach kaum zweifelhaft, dasz der ungeheure fortschritt,
Ito die menschheit in unserer zeit gemacht hat, ein einseitiger ist.
I man kann sagen, je intensiver er ist, um so einseitiger muste er
l
-)
S14 OjM*Miiun und gegenwart ^|
«ein. daim w sab«Bt, dui dk roenscbheit ünmer nur mit eioiai ,|
beBtimmten onpital von kraft art^eitet, das nicht ergiebig ^DQgül^>{
Im ihr la goatatton, Mofa allm eeitsn gleicbmJUzig aus/uschieJ(«B
nnd TOrwSrto tu dliiijrw> bwt sich nun ein so einseitiger, wena uci
noch 80 mSahtigra- nmachwriBg ToHzogeii, so ist alle wahrscbeinliotf
keit, du> die varnaofalSmigtan £Ktoren, die während d«m eben not
ihr duain hiBfrüt«ten, aooh ifarerEeita wieder zur g«ltung komm«!
di« hoAwug wird also aiolit ungerechtfertigt ^ein, dasz auch ihnt I
noch eis nanar aafsehwnng bMotieden ist.
Gehen wir von dieaen allgeiueinen betraebtung«n , denen luih
der Udkmgen antnickelang dar menschbeit wol eine gewisse wtbt-
echeulicUnit zugestände* werden k&nn, zu dem thema aber, du
uns jetot.in arstu; lini« lu bMOhltftigen bat, zum hfiheren sctniti
weseo, so mSclito skh txu iMnrWilung desselben folgendes ergeba ,
mit der sittehtigen etrßmniig, die durch äa& leben unserer zeit gäH, i
bUngt die antwiiAeliuig des realäcbulwogens notwendig und iniur
liidi znaamman. wer sioh gegan dasselbe erklärt und stemmt, d«
Tersuoht gegen des ström au achwioimen. zu diesem versuche lUg
wol mancbsn und manohmal aller anlaaz gegeben sein, im vorlifg»
den falle mScfate « niohti nur eitel , sondern auch unberechtigt siit.
denn erat muai man Betwasdiger weise die grosse und bedeutung da
BChSpfangaa oaeera »italtara lengnen, wenn man das recht babfli
will, der antwiiAeliing das reolichulwesanB hemmnisse zu bereitm.
Abar diese betroobbing führt auch nocb zu einem andern rc^iil-
tate. OB dOrß« sieb ans derselban ergeben, wie sehr im unrecht dif
jenigen sind, welabe dar r«alssbule in ihrer jetzigen Verfassung obst
weiteres die gaiiEa zubunft Ro^recben möchten, die in ihr einfuL
die schule dsr eukuaft erblioken. man mag sie mit mehr recht IUI
aobule der gegenwait nsnneo. uBd, so weit die durch unsere seitvj
geregten TerSnderangea «ine Eukunft haben — und diese haben sii
unbedingt — , wird sie auch ktlnftig geiieiben und in eegen wirko*
sollte sich aber die neu gestaltende kraft der menschheit der a
geistigen arbeit wieder mwesdeD, sollt« eine neue blate naii
der litteratnr unserm Tolke gegOnnt sein, dann würde das f
der gymnaeien, das ja vorwiegend auf den geisteewisEenscbaf
beruht, sicberlicb eine neue stitrfcung erfahren.
Da SUD aber beute sich von diesem neuen leben noch WSB _
sagen ISszt, so mDohte es auch verfrüht sein, von der gestoltung ifi
gymnasien in dieser zukunft schon heute etwas zu sagen, dasz ab<
speciell die griechisohen und rOmiscben classiker für die&e phaaeib
meneobheit sieb noch wirksam zeigen werden, durfte doch wahr-i
scheinlioh sein, denn die geistige cuUur unsers alternden erdteilwl
wird eich von den einfadien und edlen grundlagen, auf die sia ia]
der blCltezeit von Hellas und Bom gestellt worden ist, nicht gfiU'i
lieh losreiazea kfionen. haben die groszen idcen und formen, üt
dem dassisoben altertum entstammen , die ihnen Innewohnenda,
Bcbeinbar unTerwflstlicbe kraft verbraucht, wer weiez, ob dann
Ghjrmnauiim und gegenwsrt. S15
ii die esiiur 1 ropas in dieselbe erstammg gertth, die jetzt
wmm vOlker beLrüw-«?
Es ftebeüit sonadi, ab ob sidi die altclaaaischen philologen als
mtUoter des gjmnasialprincips darein finden rnttseen, daaz die
■4 dar seit aidi von ihnen abwendet, yielleioht noch mehr ab-
, mit es schon geschehen ist, als ob Bie ihren collegen an der
tole immer mehr terrain wei^den abtreten müssen, und keim
y da» alle diese verhältnif auch in den ftnszeren atellungem
k abspiegeln werden, dasz die philologen, die der tradition sa-
|s loazerlioh besser situiert waren, mit der zeit diesen vorsprang
Mfm können, aber eben so wenig möchte daran zn zweifeln
m dass sidi die schale, die sich jetzt gesenkt hat, auch wieder
werde, dasz die geisteswissenschaften, der inhalt der hdchstem
der philologen^ auch wieder ihrerseits in den vordetgrand
mid so ihnen neue anerkennung und erfolge zuführen werden
pimllen aber haben sie allen anlasz sich darauf gefaszt za
, dass sie auch unter schwierigen verhftltnissen treu die
werden zu nfthren haben, die ihrer gewissenhaftigkeit an-
inmlist.
i Soeh gwiug der vorläufigen erörterungen ! wenden wir uns
gegenstftnden selbst zu , deren behandlung diese bltttter ge-
I. Der grammatische Unterricht.
Bs gibt manches anzeichen dafür, dasz der grammaüsche unter-
sof den gymnasien noch nicht überall in der wünschenswerthen
erteilt wird, wenn das latein als normalgrammatik bei den
irem in so hoher achtung steht und deshalb mit einer rela-
groszen Stundenzahl neun jähre lang so eifrig betrieben
tollte es da nicht auffallend sein, wenn sich bei denen, die den
zurückgelegt haben, nicht eine klare erkenntnis
I, eime völlig unumstöszliohe Überzeugung ausgebildet hat?
es femer überhaupt nicht auffallend finden, wenn je-
mach absolvierung des gymnasiums noch unklar sein
worin die Vorzüge der alten sprachen vor den modernen
i? und doch haben nicht wMiige von denen, die hentaitage
stellen Y* dasz die alten sprachen die beste grundlage ftr
latische bildung überhaupt sind, dieselben am gymnasium
sollte diese erscheinung nicht darauf hinweisen, dasz,
jemand die einzelheiten der lateinischen und griechischen
iiik noch so gut im köpfe hätte , ihm aber die allgemeinen
ktiscfaen gesicbtspuncte fehlen, die schule ihr werk an ihm
Igelhaft gethan hätte und sollte dieser mangel nicht um so
iwerther sein, als für den nichtphilologen — und das sind
iie meisten der gymnasialabiturienten — sich keine gelegen-
^hr findet, diesem mangel abzuhelfen?
350 Personahiotizen.
noch ein paar einEelheiten besprochen, wie die beziehang^ des ande in
y. 6, das für a qno genommen nnd anf Aeneas bezogen wird, and die
erklftrnng von snper v. 29, das dnrch überdies wiedergegeben und als
die nebengründe, das indienm Paridis und die rapti Ganjmedis honores
einleitend bezeichnet wird. verf. behandelt weiter 1 48—49. das praes.
adorat wird erklärt und das fut. imponet ins praesens inponit sn ver-
wandeln vorgeschlagen. Juno sagt: betet da noch jemand die Jnno an
nnd legt noch jemand geschenke anf ihren altar? mit leichter Ver-
änderung hat verf. hier der rede der Jnno ihfen gewis von Vergil ihr
einst gegebenen sehlnsz zurückgegeben. Juno erscheint in einer äuszerst
gereizten, der rahigen Überlegung durchaus nicht zugänglichen Stimmung.
8t. behandelt nun I 81 — 82, erörtert die besohaffenheit des windberges,
bekämpft dabei Ladewig, auch in bezug auf die von ihm vorgebrachten
sprachlichen gründe, und schlieszt mit einer bemerkung gegen Weidner
in bezug auf lactantis ventos, er will luctantes als epet. perpit. zu venti
gefaszt wissen, weiter bespricht verf. I 124 ff., erklärt gegen Weidner
alto für den dativ in der bedentung über das meer hin und erkl&rt
prospieiens als für prospecturus stehend, wobei der freiere gebrauch
des part. praes. bei Vergil durch stellen belegt und Münschers erkIS-
rung, prospieiens heisze sorgend, zurückgewiesen wird, «ndlieh be-
spricht verf. das gleichnis I 393, auch neuerdings behandelt in der
Berliner zeitschr. für gymn.-w. 1874 heft 2 von Brandt, bezeichnet
terras capere aut captas iam despectare, Indant stridentibus alis und
cinxere polum cantusque dedere nach ludunt als anstSszig, behandelt
die verschiedenen von erklärem aufgestellten interpretationen der an-
gezeigten Worte, will captas despectare beibehalten, reduces ludunt
stridentibus alis durch: 'sie spielen zurückgekehrt mit den rauschenden
flügeln' erklären und solum für polnm lesen, meint aber, unter beziehan^
auf bis senos, 397 — 898 könne vielleicht auch ursprünglich gelautet
haben: n. r. i. I. st. Hi coetu cinxere polum. wir sehen In jener er-
klärung und leichten änderung einen weniger guten ausweg als in
der einschiebung eines hi und der statuierung zweier Schwanabteilungen,
deren eine schon auf dem lande sitzt, während die andere noch in der
luft kreist, wir freuen uns nach der lectüre des eben besprochenen
programmes gestehen zu müssen, dasz es eins von den leider nur zn
seltenen ist, welche, weil sie nicht das schon fünfzig mal gesagte zum
einundfunfzig^ten male in andern Worten wiederholen, der Wissenschaft
einen wirklieben nutzen bringen und den leser in seiner erkenntnis
wesentlich fordern, möchte 8t. uns bald fortsetzungen bieten.
(fortsetznng folgt.)
Gütersloh. H. K. Bsnicken.
(9.)
PERSONALNOTIZEN.
(Unter mitbenntzung des 'centralblattes' von Stiehl nnd der 'Zeit-
schrift für die österr. gymnasien'.)
ErBcnnaBgCB « befttrdcrBB^nt veraetsaBgCB t BatselehBBBgCB«
Amen, dr., Oberlehrer am Fried richsgymn. in Berlin als 'professor'
prädiciert
Beck, dr., ord. lehrer an der Friedrichsrealschule in
Berlin
Beliermann, dr., ord. lehrer an der königsstädt. real- I zu Oberlehrern
schule in Berlin 1 befördert.
Berlit, G., bisher hülfslehrer am Nicolaig^ymnasium
in Leipzig
Gymnasium und gegenwart. 317
in unserem inneren lag oder dasz sich das vorhandene sprach-
nicht sofort für denselben finden und fügen wollte.
Die gesetze, nach denen die formgebnng der gedanken durch
•prache sich vollzieht, bilden den eigentlichen inhalt jeder
ik. der ertrag des grammatischen Unterrichts soll also sein
einsieht in die mittel , die eine spräche zum ausdruck der ge-
besitzt, diese mittel sind zunächst natürlich der wertschätz
dann die verschiedenen Veränderungen, die mit ihm vorge-
werden können, hieran hat sich anzuschlieszen die lehre
den Verbindungen , die der schätz an werten und formen zur
e des inneren lebens eingehen kann.
Natorgem&sz ist das hauptabsehen bei jedem sprachlichen
te schlieszlich auf völlige aneignung und beherschung alles
gerichtet, was die Voraussetzung jeder schriftlichen oder
en mitteilung ist, also in erster linie jedenfalls auf die
, deren man sich im leben vorhersehend zu bedienen hat.
steht für jeden die erkenntnis und Übung seiner mutter-
im Vordergrunde und hieran wird sich die betreibung der
schlieszen, die man in die läge kommt, auszer derselben
in brauchen, es könnte hiemach scheinen, als ob aller sprach-
t in der kenntnis der modernen sprachen zu gipfeln hätte,
tspricht wenigstens dem bedürfnisse der meisten, die auf
en höheren schulen sind, zwar ist zuzugeben , dasz ein guter
derer, die zu den Universitätsstudien übergehen , die kenntnis
lateinischen und griechischen spräche ftlr ihre speciellen Studien
entbehren kann, allein eben so gewis möchte sein, dasz die
der kenntnisse im lateinischen und griechischen , die für sie
lieh ist, in viel kürzerer zeit erlangt werden kann, dasz dazu
eine neun- oder siebenjährige betreibung der beiden alten
notwendig ist.
Wenn sonach die erlemung und das Verständnis der mutter-
und der modernen cultursprachen dem überwiegenden be-
der meisten gebUdeten entspricht, femer griechisch und
um des Zusammenhanges willen, den sie mit den akade*
Stadien haben, nicht so lange und so eingehend zu betreiben
möchten, so resultiert, dasz ihre intensivere behandlung sich
■nter dem gesichtspuncte' und in dem masze rechtfertigt, als
derselben ein gewinn für die sprachliche bildung überhaupt
somit speciell auch für die aneignung der neueren sprachen sich
bt
Wenn aus dem gesagten hervorgeht, dasz sich in der betreibung
grammatik der alten sprachen entweder schon etwas geändert
oder doch noch etwas zu ändern hat, so möchte ein kurzer
eher rtickblick auf die Stellung, die dieser Unterricht im laufe
iten gehabt hat, am meisten zur aufklärung dieser Verhältnisse
en.
318 Gymnasium nnd gegenwart.
Bis zu dem zeitpunoU , wo noch die cuUnr dnr alten i
ansschlieszlicb die gnmdlage unserer höheren cuttor war, mi
vielleicht sagen, bis ans ende des Yorigen jahrhonderts h
betreibung des latein und griechischen eiae berechtigiiiig
selbst» konnte ohne alle nebenabsichten gesoheheni dm
sprachen boten ja eben den Schlüssel zum verstftndnia uns«
nen höheren cultur. in der that ist in dies^ seit eine mm
des Unterrichts in den alten sprachen auf die neuen weiugi
guten sinne kaum bemerkbiur gewesen, die matterapvachfi
anderen modernen sprachen wurden &8t veniacUSB$igt« di
war die dominierende spräche der gelehrten.
Fragen wir, welche dienste das latein — denn um di«
delt es sich hier in erster linie — in jenen Zeiten leisten kon
wol auch geleistet hat, so sind dieselben vorwiegend in (
Zügen zu suchen, welche dasselbe an sich hat. was wir
vOlkem lateinischer zunge besonders schfttzeii, das muste ei
wissen segen auf die ausüben , die sich mit ihrer spreche bc
dieser segen wurde freilich nicht wenig dadurch yerkümmei
im laufe der Jahrhunderte die lateinische spräche, so weit si
brauch war, sich von ihrer ursprünglichen vollkommenen
schon ziemlich weit entfernt hatte, dazu kam, daaz die eige:
grammatischen Studien damals an den schulen wenijgsiens <
sehr entbehrten; eine gewisse praxis im lesen und schreiben
schon, diese zeit liegt übrigens noch nicht so lange hinter n
sich nicht unter den lebenden noch Vertreter derselben fitaic
nun, je nachdem sie sich dem neuen accommodiert haben od<
entweder das alte preisen oder aus ihrer erfahmng waffen
kSmpfung der vornehmsten gjmnasialdisciplinen entnehmmi
um eine änderung in diesen dingen herbeizuführen, (
durfte es eines so tief gehenden anstoszes, wie das erblühen
vaterländischen litteratur es war. unsere groszen deutsch
siker musten erst aller herzen sich gewinnen, die nenhodK
spräche muste erst zu ihrer hohen Vollkommenheit aus
werden, ehe die höheren schulen von ihrem einseitigen lata
ablieszen und dem groszen Umschwünge , der sich vollzöge
auch ihrerseits rechnung trugen, doch geschah dies nur n
nach , wie das in der natur der sache liegt und ganz und g
zu tadeln ist. gegenüber der soliden kost, die das Studium (
sprachen repräsentierte, erschien die deutsche spräche und 1
nur als eine angenehme beigäbe, als etwas zuckerwerk, (
nicht zu reichlich bieten dürfe , um der Jugend den geschma
vorzeitig zu verderben, wenn aber doch mit innerer nothwe
der deutsche aufsatz an ansehen gewann, wenn man auf sei
und mündliche darstellung des deutschen immer mehr aufn
keit verwenden muste, so trat ganz von selbst eine ind<
der Stellung des latein und griechischen ein. man muste die
spräche doch für schön und vollkommen genug halten, um
Gymnasium und gegenwart 810
meorPMis mit den alten zu treten; es verlohnte sieh immer
Tersocli Z14 wagen, ob man der bewmiderteii echOmkeit der
arstellang nicht mit den mittein nnserer spräche nahe
könne, das erste resultat dieser bemtthangeii waren ge-
>llere flbersetzimgen, das zweite eng damit zusammen^
mxk tieferes eingehrai, eine gröszere beaohtong des deai-
st
das neue erblühen nnserer schOnen litterator erweckte
wissenschaftliche Stadien, die ergrOodnng der deutschen
urde Yon ganz neuen st-andpuncten aus in angriff genom*
nicht lange wtthrte es, und die sprachliehen Studien über^
ngen riohtnngen ein, von denen man yorher nicht einmal
en konnte, die spraohvergleichende philologie entstand
auf alle, auch die speoiellsten Sprachstudien ihren ein«*
1 die grOszere bedeutung, die unsere muttersprache durch
issiker erhielt, als auch die neuen richtungen, die im
BT sprachen hervortraten, musten im gjmnashnn sich um
dltung Tcrschaffen, als es von jeher im Sprachunterricht
werpunct hatte, das neue moment, das diese verttndertea
le ins gymnasium einführten, war das der veigleidiung,
in früheren zelten selbstverstftndlich nicht ge&hlt hatte
fehlen konnte , aber doch noch nicht von erheblicher be-
rar. die verhSltnisse hatten es früher noch nicht mit sich
dasz man die alten sprachen als mittel ansah , sich über
rsprache und die anderen modernen sprachen zu orim«
reh die betreibung jener sich eine sichere grundlage snm
8 dieser zu verschaffen, dazu hatte früher der erste impula
mlich die allgemeine anerkennung der modernen sprachen,
hat es also mit der vergleichung der neuen sprachen mit
Inf sich? zunächst bedeutet sie die vergleichung des nn-
wren mit dem vollkommneren. hier möge es genfigen,
i unbestreitbaren gröszeren reichtum der organisch ge»
mnen in den alten sprachen gegenüber den modernen zu
linen vorzug , der nicht zum wenigsten ihre dominierende
I grammatischen unterrichte beg^ründet. wo in den mo-
mchen an die stelle der organischen bildnngen der alten
mgen getreten sind, da sind eigentlich und thatsSehlich
ehe begriffe und kategorien untergegangen, wenn für
mdung der gebrauch einer prSposition erforderlich wird,
' fall in den modernen sprachen nicht mehr in die casus-
lern in die lehre von den prUpositionen. gerade so steht
formen des verbs. nun ist sehr leicht einzusehen, dasz
ielfacheu Umschreibungen, auf denen der charakteristische
I der modernen sprachen gegenllber den alten beruht, alle
riken verhältnisfce complicierter, mannigfacher werden und
nerer zu verstehen, wer nur an den modernen sprachen
r
l
SSO Qjmjuuäam nod
allgemeine grammiitiBche bildang ai Ute , der w^de
eicli selir Bchwer zu dan emfboheten gi ^ _q durcharbeiUi
und eie Bchlieszlioh doch nicht ia voller klarheit und deutiicbkeit
sich aneignen, diese Bllgemeinsten liegriffe liegen aber in den ilhn
sprachen, znmal im lateiu, so klar, so leicht erfaazbar a ach Ar
schwache vor, wie in beiner iweiteii. im weiteren auebau trdag
dann die eigentUmlichkeiten jeder einzelnen spräche mehr in ihn
rechte, deren Tergleiobong dann Eroilich nicht minder instmctif icL
Man mag eot sprachveigleichetiden philologie stehen, wiemt
will — der Schreiber dieser seilen hat es leider in seiner stadiefluät
verabB&nmt, eine solide grundlage nach dieser richtuug kd legen-,
aber so -viA wird man, wenn nun unbefangen urteilt, sohoD jctit
zngeben mOssen, doss eis anoh auf unser höheres Schulwesen ^nea
-viel bedeutenderen einflusa aosgetlbt hat, als man sich vielleieU
dessen klar bewust ist. ich lege gar kein sonderliches gevidd
darauf, ob man eine regel aber die formbildung mehr oder wenigv
lernt, die grosze hsuptsoohe ist das vergleichen selbst, das geniii&n>
der ^gemeinen geaichtspi te, < daraus resu liieren, es ist iln
das allerwraautlichste verdiei ' sprach vergleichenden philologid
dasz sie die Wichtigkeit des knoc gerUstes aller grammatik soUu
vor die äugen gestellt hat, die n nendigkeit so nahe gelegt hit.
«in netz zu haben, in dos man die sprachlichen erscheinungen all^
nehmen kam. für den werth dieser allgemeinen grammatüch«
gesichtspuncte konnte man erst dann einen vollgültigen masuUb
finden, wenn man die verschiedenen sprachen in bezug zu einandw
setzte, das gemeinsame der im gjmnasium behandelten sprscba
tritt immer mehr in den mittelpunct alles Sprachunterrichts und
hieran knüpft sich die erlemnng des besondern an. man hat damit
EOr die harmonische nnd somit fllr die tiefere auabildung des men-
schen sehr wichtige gesichtspunote gewonnen, gerade je reicher
nnd mannigfacher die einzelheiteu werden , die auf jedem gebiett
des Wissens zu beherschen sind, um eo dankbarer musz man fDr dn
Ariadnefaden werden, der nns durch dieselben hindurch hilft.
Soll ich hiemach in den allgemeinsten grundrissen angeba^
wie ich mir die betreibung der gr&mmatik der alten sprachen rU
diesem neuen standpnnote ans denke, so wSre zunächst zd ugcii
dasz selbstverstttndlich im kern alles grammatischen unterridU
sich nichts wesentliches zu Sndem hat, dasz aber dinge eine scbl^
fere betonung zu erfordern scheinen , auf die man früher wenige
gewicht gelegt hat. es sind das znnScbät die rubriken, unter welc^
die formen fallen, die Überschriften der regeln, die grammalJSDiiB'
kategorieen; denn diese repi^entieren am meisten das gemeiosiot
in aller grammatik. früherhin und violleicht auch jetzt noch mil- '
chen Ortes glaubte man das genügende geleistet zu haben, W
man die positiven thatsacheu der Sprachlehre den scbütem eing»
prKgt hatte; jetzt wird sich wol immer mehr (~ nothwendigkat
herausstellen, auch die gesichtspuncte , unter c diese that£achn
Gymnasium imd gegenwart. 321
lUen, zur klarheit zu bringen, hat beispielsweise ein sextaner seine
BgelmSszige lateinische formenlehre inne, so soll er auch wissen,
reldie einzelnen teile der grammatik er beherscht, welche gram-
BBÜschen begriffe er sich angeeignet hat. was declinieren und con-
vgieren ist zu wissen, musz für eben so wichtig gelten, wie das
ledinieren und conjugieren selbst, und es wird sich sehr verlohnen,
MMentlich in den untersten classen, nach dem einprägen des gram-
Bitischen lehrstoffes immer einmal inne zu halten und musterung
nzostellen, inwiefern der schüler in seinen allgemeinen anschauungen
weiter gekommen ist. das ist eine sehr dankbare arbeit, die die
freadigkeit zur sache wesentlich erhöhen dürfte, nur verstehe man
KiGfa nicht falsch und glaube, dasz ich tiefer gehende, etwa philo-
lopiiische begründung der grammatischen kategorieen heische,
inrehaus nicht; nur das ist zu verlangen, was zu verlangen sehr im
hieresse der sache selbst liegen möchte, dasz über alle grammatische
kgriffe — und deren hat man schon in den untersten classen genug
M lernen — völlige klarheit und unumstöszliche gewisheit hersche.
M kann in den oberen classen für einen philologischen lehrer keine
liederschlagendere erfahrung geben, als wenn ein schÜler irgend
lifeen grammatischen terminus im munde führt, der ihm nicht klar
bt; denn damit ist gesagt, dasz ein guter teil des sprachlichen unter-
lUits unwirksam geblieben ist.
Aber eine weiter gehende f orderung dürfte doch nicht ohne
^htigung sein, da der Unterricht in den sprachen eine so domi-
mde Stellung im gjmnasium einnimmt, so möchte es schliesz-
von dem wege, den dasselbe verfolgt, nicht eben abliegen, wenn
begriff der grammatik selbst zur klarheit gebracht wird , wenn
schüler 'begreifen lernt, wie eine grammatik entsteht, ich halte
:h die zeit nicht für verloren, in der ihm dargelegt wird, warum
seinem grammatischen werke den titel gab de analogia.
Dieser eben bezeichnete standpunct ist es ohne zweifei, von
aus auch den utilitariern unserer tage mit zwingender not-
idigkeit der ungemeine nutzen der alten sprachen in grammati-
beziehung nachgewiesen und somit die position derselben in
höheren schulen aufs ausgiebigste vertheidigt werden kann, das
ibmste mittel, die sprachen der gegenwart gründlich zu ver^
, ist das Studium der alten sprachen, und in diesen verhält-
ist eine änderung so lange nicht abzusehen, als nicht in den
jhverhältnissen Europas änderungen eintreten.
Ich habe diesen segensreichen einflusz der sprach vergleichenden
lien auf unsere schulen um so mehr betont und anerkannt, als er
it im streit um die einzelheiten , die etwa von den errungen-
Ften derselben in unsere Schulbücher einzuführen sein möchten,
jehen und vergessen wird, soll ich nun auch über den einflusz
neuen Wissenschaft auf unsere Schulbücher mein urteil vor-
!n, 30 beklage ich es zumeist, dasz nicht vor allem eine be-
litung der griechischen grammatik , um die es sich hier für jetzt
j»hrb. f. phil.u. päd. II. abl. 1S75. hn.7. 21
322 Gymnasium und gegenwart.
am meisten handelt, zunächst meinetwegen der formealehre Tonrea
wissenschaftlichem standpuncte aas, erschienen ist. wie riel iweitt
und misverständisse würden dadurch für alle , die diesen^ stadial a
ihrem zusammenhange zu folgen nicht in der läge waren , Ton fon-
herein beseitigt und unmöglich gewesen sein! aber abgesehen daTM,
dasz die neue anschauungsweise von manchem angqrechifertigfat
mistrauen verfolgt wurde, konnte sie auch, wenigstens in den sdit
büchem nicht in der ganzen folgerichtigkeit ihres systema aoftralak
indem die resultate wissenschaftlicher forschnng sofort popolariaM
wurden, musten natürlich concessionen im praktischen sinne g»*
macht werden, übersieht man die anordnung der formenlehre l k
in der grammatik von Curtius, so musz zuerst auffallen, dan Üi
neuen wissenschaftlichen gesichtspuncte allerdings in der lehre TM
verb zur geltung gekommen sind, nicht aber in gleicher weise mte
lehre vom nomen. wenn das verb nach den temposstininieB bi-
handelt ist, warum nicht auch das nomen nach namerns und camf
die antwort liegt nahe genug, die lehre vom nomen würde dadvA
auf eine für den standpunct des Schülers ganz unbraaohbare
zerrissen worden sein, denn der schüler lernt am besten an
möglichst zweckmäszig gewählten beispiel eine Übersicht aller nr*
änderungen, die mit einem werte vorgenommen werden kOniuii
daran hat sich alles abweichende anzuschlieszen. mit weldiem
rechte, kann man wol fragen, ist nun dieser gesichtsponct beim tvb
aufgegeben worden, gerade bei dem compliciertesten and schwierig
sten gebilde der ganzen formenlehre ? konnte es für dasselbe minder
wünschenswerth erscheinen, zunächst ein vollständiges bild alkr
bei ihm möglichen Wandlungen zu erhalten? nach der neuen anori*
uung hat man erst dann einen gesammtüberblick über die veiM-
formen wenn man die ganze lehre vom verb mit allen ihren modifr
cationen und ausnahmen schon gelernt hat. hierbei nehmen dil
einzelbeiten den schüler so in anspruch, dasz er schwer xaeiiMi
klaren bilde der regulären griechischen coi^'ugation gelangt ^
kann deshalb kaum zweifelhaft sein, dasz im pädagogischen interesu
das frühere verfahren die conjugation zunächst an einem verb idBr
ständig kennen zu lernen den Vorzug verdient vor dem jetogBli
mehr wissenschaftlichen , das nur für den , der das material sdMü
völlig behersebt, von werth ist.
Die gesebichte des einflusscs der Sprachvergleichung auf onMA
Schulbücher gibt einen sehr bedeutungsvollen wink für das veihlfr
nis von Wissenschaft und schule überhaupt, kein zweifei, dasi dtf
stofif, den der lehrer zu geben hat, von ihm selbst vorher wisM»"
scbaftlicb zu erforschen ist, dasz er namentlich alle fortschritte, di^i
auf dem von ihm vertretenen gebiete gemacht sind, wol lu be*
achten hat. aber in der mitteilung der wissenschaftlichen eigsb*
nisse ist ein groszer unterschied zwischen dem universitfttslebiffi
der sich hierbei nur um die in der sache selbst liegenden geBieUs*
puncte zu kümmern hat, und dem gjmnasiallehrer, der das bedfirf-
GynmaBiam und gegenwari. 323
iIb seiner scbüler zugleich mit im äuge haben musz. dem letzteren
anrichsen mit den fortschritten der Wissenschaften , so weit sie ins
benidi der schuldisciplinen einschlagen, immer zugleich neue auf-
giben; er musz die frage auf werfen, wie sie für die zwecke der
Nkole zu verwerthen seien, um diese zu lösen, dazu gehört vor
dkm erfahrung und der aus derselben hervorgehende schulmttn-
liiehe takt. und diesem wird sich nicht selten in einer gewissen
Matsamkeit und Schüchternheit dem neuen gegenüber ftuszem.
ndern haben die schuldisciplinen schon eine lange geschichte hinter
Ml und die formen , die sie mit der zeit angenommen haben , sind
hsbalb nicht ohne eine gewisse historische berechtigung. diesen
pnktischen errungenschaften des schullebens entsprach manche der
Iteren grammatiken, zumal did von K. W. Ejrüger, in hervorragen-
hr weise, nicht zum wenigsten um deswillen , weil sich der schüler
nf alles, was sie enthielt, unbedingt verlassen konnte, alles unbe-
knklich verwerthen konnte, das war nicht ganz der fall mit dem
Biteriale, das die grammatiken neuen Schlages vorbrachten; in
hen war manches enthalten , das eben nur zur erklftrung der atti-
Kben formen dienen sollte, es wurde somit dem schüler zugemutet
nitik zu üben, das ist aber kaum ein standpunct, der einem lehr-
Mefae gegenüber für den schüler zulässig oder nützlich erscheint.
Diese gesichtspuncte sind mir beim gebrauch der neueren
(Kunmatiken immer als die wesentlichsten erschienen, ich bekenne
|m, was ja die meisten auch anerkennen, dasz mir der stoff, den
»b. Curtius in seiner formenlehre gibt, an sich für die schulzwecke
llte passend erscheint, es ist mir wenigstens nie verständlich ge-
lben, warum man gegen die lautlehre so viel bedenken erhoben
H, die z. b. bei Krüger fast an derselben stelle steht und kaum
luger umfangreich ist. Aber fraglich möchte sein, ob das neue
Iterial schon den zwecken der schule gemäsz verwerthet ist, ob es
ifc nicht doch zuletzt empfehlen wird, eine form zu suchen, die der
Hieren, lang bewährten sich mehr anschlieszt.
i Die forschungen auf dem gebiete der formenlehre haben jetzt
{iköherem grade die fachmänner in anspruch genommen , als die
felltaktischem gebiete und bei dem natürlichen und so wünschens-
en zusammenhange zwischen Wissenschaft und schule mag der
IHnenlehre auch in der schule mehr berücksichtigung zu teil ge-
tkd^Q sein, als früher, ja mehr, als an sich gut ist. denn dieser
I der grammatik kann im Interesse der Jugendbildung nicht die
k Stellung beanspruchen, wie die syntax. sein inhalt ist ein der-
Bjger, dasz die gedächtnismüszige einprUgung die hauptroUe dabei
Wen musz; was man zum Verständnis der formen thun kann, ist
|l gegenüber untergeordnet, zumal die lehre von denselben in
alter getrieben wird , in dem die grammatische bildung noch
in den anfangen ist. thatsächlich beschäftigt sie auch unsere
id vorhersehend nur in den unteren classen. gleichzeitig mit
iginnen die anfange der syntax und dieser teil der grammatik
21*
i
324 Gymnasium und gegenwart.
steht in den mittleren und oberen classen entschieden im voito
grund.
An diesem Verhältnisse wird schwerlich etwas tu ftndem flOD.
denn die wissenschaftliche betreibung der formenlehre ist iln
schwierig und den Universitäten zu überlassen, da sie von»
Setzungen macht, die das gjmnasium nicht erfüllen kann, die seiw
zwecken fem liegen, dagegen wird die syntaz immer der eigentlidi
tummelplatz der grammatischen gjmnastik bleiben, sie nimmt te
geist in unvergleichlicher weise in ansprach , indem sie die nr
worthung des Sprachmaterials zum ausdmck der gedanken fla
gegenstände hat, also das, was bei allem sprachnntenicbte &
hauptsache ist. die Sprachvergleichung bat bis jetsst nur dnidM
aus der syntax behandelt; am meisten hat vielleicht die grieduMb
tempuslehre durch sie gewonnen, doch sind auf dem gebiete d«
latein leistungen in ähnlichem sinne vorhanden , die der schule ▼»
grösten nutzen sind; sie knüpfen sich an dienamenNSgelsbachnl
Seyffert an.
Die syntax wird nicht nur theoretisch am längsten getriebei)
sondern kommt auch vorwiegend in der lectüre und in den übungci
zur goltung. die lectüre erschlieszt den eigenartigen gang der gl*
danken eines Schriftstellers und gibt die mannigfachste yeranlassmg
die mittel ins äuge zu fassen, wie dieselben sich ftuszerlich danteBtt.
da sie sich am meisten mit den mustergiltigeü schriftstelleim befiülki
so werden dem schüler durch sie bei spiele nahe gebracht, wie mi
seine gedanken am besten ausdrückt, und selbst da, wo die spiiebc
eines Schriftstellers anstosz erregt, findet sich nicht minder iriD'
kommene gelegenheit zu den fruchtbarsten erörterungen; denneigili
dann festzusetzen , was man rationell erwarten durfte und wann
der Schriftsteller von dem, was man erwarten muste, abgewidiea iifc
Neben der lectüre stehen vor allem die schriftlichen übaogH
im dienste der grammatischen bildung und in den oberen danei
also die meiste zeit, speciell der syntaktischen bildung. bei dfll
Übersetzungsaufgaben ist das , was sonst bei jedem Schriftwerk tR
Vordergrunde steht und am meisten beschäftigt, der gedenke, be*
reits gegeben, der schüler hat sich also fast ausschliesdich mit difl
Sprachmaterial zu befassen, durch das er zum ausdruck koiraü
soll, ihm fällt die aufgäbe zu, zu der ausdrucksweise in dereiii^
spräche die entsprechende in der andern zu finden, er musi also A
mittel, welche die betreffenden beiden sprachen besitzen, mit af
ander vergleichen und gelangt so zu klarer erkenntnis und einnd'
in dieselben und zur herschaft und sichern benutzung dersellNi*
hat man sich die gesichtspuncte , die für die darstellung in eiiMl
fremden spräche in betracht kommen, wohl angeeignet, so werd0
die versuche in derselben die eigenen gedanken auszudrücken im^
fem sehr heilsam sein, als sie immerhin ein ernsteres ringen ai)
dem Sprachmaterial mit sich bringen , also eine geistige arbeit vtf
anlassen, die vielseitiger über das wesen der spräche aufklärt.
Gymnasium und gegenwart. 325
Doch liesze sich hier wol die frage aufwerfen, wie weit es mit
den fibongen im übersetzen zu treiben sei. soll man dabei alle fein-
belten und besonderheiten des lateinischen und griechischen Sprach-
gebrauches, wie man sie bei der lectüre kennen zu lernen anlasz hat,
Bit berücksichtigen und die schüler nöthigen durch reproductionen
ihnlicher art zu zeigen, dasz sie dieselben verstanden haben? ich
leige mich sehr denen zu , die davon abrathen und als erste und
iesentliche aufgäbe dieser Übungen betrachten alle hauptsächlichen
'^gfüü zun&chst einzuüben , dann präsent zu erhalten, dar^f weist
br Charakter der Übersetzungen selbst hin. alle Übersetzungen sind
ladiahmungen. alles nachahmen, so weit es vernünftig ist und mit
utUen geschieht, kann sich nur auf das allgemeingültige beziehen,
defat auf das besondere, denn alle besonderheit ist ausflusz einer
{•wiBsen Charaktereigentümlichkeit und nur als solche, also be-
dirSnkt berechtigt, der schüler, der zur nachahmung von besonder-
sten veranlaszt wird , erhält somit eine richtung nach einer seite
in, die vielleicht gar nicht zu seiner persönlichkeit paszt, oder legt
iser spracherscheinung , die nur bedingungsweise zur anwendung
mnmen kann, eine allzu grosze tragweite bei.
Dazu kommt , dasz der lehrer es wol meist mit einer mehrheit
ea fichülern zu thun hat und um so mehr berücksichtigen musz,
11 allen frommt, auszerdem fordert der umstand zu groszer vor-
Utt auf, dasz an die besonderheiten sich am allerleichtesten falsche
tntellungen anknüpfen, so dasz dem schüler oft für eine feinheit
Di, was der lehrer als Verkehrtheit bezeichnen musz. es wird also
■ sichersten sein, alles nur ausnahmsweise berechtigte, alle be-
■derheiten des Sprachgebrauchs bei den Schriftstellern selbst ken-
ü XU lernen und aus ihrem charakt«r , aus der besondem absieht,
ban der betreffenden stelle obwaltete, zu erklären, wer nun der-
lliges sich richtig aneignet und an passender stelle zur Verwendung
|i^, mag sehr zu loben sein; aber nimmermehr möchte es vor-
iplktig sein, die schüler zur nachahmung desselben aufzufordern.
Ideicht herscht in manchen Übungsbüchern in dieser rücksicht
Uli die nötige Zurückhaltung.
I; An die grammatische bildung schlieszt sich als notwendige er-
^ng die bildung des stiles an. meist wird derselben an unseren
Itoiasien eine eingehende theoretische behandlung nicht zu teil,
I schlieszt sich besonders an die schriftlichen Übungen und die
iflre an. vielleicht erscheint sie dadurch manchem als allzu sehr
Äckgesetzt. man sagt ja, der btil ist der mensch, ist er da nicht
I der grösztcn Wichtigkeit?
Im Stil kommt die individuelle art des einzelnen in entsprechen-
f weisse zur geltung, wie im anstände, der letztere drückt sich in
lÜungen aus , der erstere in der spräche, nun gibt es wol eine
|nng des Uuszeren anstandes, regeln für die formen des Umganges,
f& diese formen selbst sind eben nur insoweit von eigentlichem
fthe, als ihnen auch eine gewisse denkart entspricht, jedermann
326 Gymnasium und gegenwari.
weisz aber, dasz es namentlich in den vornehmen kreisen auch mm
cult der formen gibt, der völlig in der luft schwebt, weil er sieh toi
der persönlichkeit des einzelnen fast losgelöst hat. nicht viel andm
wird es mit dem stile sein, er wird immer etwas subjectives bleÜMi
der teil der darstellung, in dem die persönlichkeit sich am onmitM-
barsten manifestiert, und das ist wol ein stichhaltiger gnmd die
lehre vom stil nicht zu einem ganz ausdrücklichen nnterTiditBgegM>
stände zu machen.
Da der stil mit der ganzen persönlichkeit am innigsten iW'
wachsen ist , bildet er sich naturgemKsz am besten durch diesdboi
mittel, durch welche die persönlichkeit sich bildet, das ist in entai
linie das beispiel. darum wird die stilbildung vor allem abhbigil
sein von den mustern, die man dem schttler vorlegt, also von dl
lectttre. hierbei eignet man sich ungesucht und oft unbewust dk
gedanken eines andern an und die form , in der diese gedanken vm
gedrückt sind , wird um so mehr sich gleichzeitig mit festeetien, ji
besser sie dem gedanken entspricht, derartige eindrücke aber nw
dann auch sehr bestimmend für die eigene Schreibweise« nodh wid[
samer freilich als die lectüre möchte der versuch sein, gnte moste
nachzubilden, mir hat es sich sehr bewKhrt, eine mnsteriiift
ciceronianidche periode in möglichst gutes deutsch zu flbertnga
diesen deutschen satz als extemporale den schülem zn geben w
nun so lange mit denselben zu arbeiten und zu bessern, bis di
ciceronianische form wort für wort hergestellt ist. dadurch gdsiig
man zu voller erkenntnis der Schönheit eines derartigen saties.
IL Die lectüre.
Die lectüre ist namentlich in den mittleren und oberen dasifl
umfangreicher, als die grammatische theorie, so dasz es fast da
anschein gewinnt, als sei die letztere nur um der ersteren willen dl
es liegt darin die anerkennung, dasz namentlich für das jugendlieh
alter allenthalben das beispiel wirksamer und bildender ist , als lU
theorie , die ein reiferes alter voraussetzt , wenn sie einseitig b(
trieben werden soll.
Die Bchullectüre unterscheidet sich von jeder anderen sek
wesentlich durch die langsamkeit, mit der sie sich vollzieht, eia
rede, die Demosthenes vielleicht in einer stunde gehalten hat, h
schäftigt die schÜler monate lang, die lectüre einer tragödie, dix
buches geschichtlichen oder philosophischen Inhaltes zieht sich doic
ein ganzes Semester hindurch, dieses langsame tempo mnsz jeda
zunächst unnatürlich erscheinen ; es findet sich ja auch kaum in ü
deren Verhältnissen wieder, wer ein buch liest, hat in der regel di
verlangen, so schnell als möglich das ganze zu übersehen ; denn dl
einzelne, die teile, erhalten ja erst ihren werth durch ihr veihütn
zum ganzen, in der schullectüre kommt es aber sogar vor, da
man nur teile lesen kann , auf die kenntnis des ganzen aber v(
ziehten musz.
Gymnasium und gegenwart. 327
Diese langsamkeit ist fdr die ästhetischen zwecke , die man bei
derlectfire verfolgt, ein unleugbarer ttbelstand« der genusz eines
leluriftwerkes wird dadurch zerstückelt, der zusammenbang ist
lehwer festzuhalten, der überblick über das ganze ist fast noch
lehwerer zu erreichen, es ist fast unmöglich, dasz ein Schriftstück
«ioen überwältigenden eindruck auf den leser mache, auch wenn
ihm dieser Charakter in hohem grade inne wohnen sollte, denn das
überwältigende liegt darin, dasz neue und grosze gedanken so reich-
lieb and mächtig auf uns eindringen, dasz uns &8t die föhigkeit
Mit, sie so schnell in uns aufzunehmen, als sie dargeboten werden,
ikbt wenigen der alten Schriftsteller läszt sich diese eigenschafb
tindicieren und, wer nur die mittel beherscht, sie zu genieszen, wird
tie in sich empfunden haben.
Wieder andere Schriftsteller, namentlich die historischen , be-
bandeln einen stoff, der nicht in so bedeutender weise das nach-
denken anregt und beschäftigt , der unsere teilnähme nicht in allen
einzelheiten so lebhaft herausfordert, liest man dieselben hinter
einander durch , so machen sie einen durdhaus beMedigenden ein-
druck; die einzelheiten , an sich vielleicht nicht zu bedeutend, ver-
binden sich doch zu einem interessanten ganzen und man scheidet
Mit dank von dem schriftsteiler, das musz sich bei langsamerer
betttre ganz anders gestalten, da ist der gedanke zunächst an die
ebxelheiten angewiesen und die gruppierung desselben zu einem
^inzen vollzieht sich so langsam , dasz darüber leicht das Interesse
erg€b]a£fL diese art Schriftsteller wird bei den schülem leicht den
eindrock der langweile hervorbringen, entschieden nicht deswegen,
weil sie an sich mit diesem makel behaftet sind, sondern nur infolge
der zu langsamen lectüre.
Gegenüber diesen übelständen der schuUectüre kann man frei-
lieb geltend machen, dasz dabei das einzelne zur vollsten geltung
kommt, dasz aus der genauen kenntnis desselben sich allmählich
ttie solide kenntnisz des ganzen herausbildet, doch möchte dieser
vorteil kaum so grosz sein , um die angegebenen nachteile aufheben
n können, und deshalb kann es kaum einem zweifei unterliegen,
dasz durch die eigentümliche art der schullectüre vielen von den
ilien Schriftstellern ein unrecht geschieht, sie können auf den
idifiler nicht wirken, wie sie unter billigen Voraussetzungen an sich
wirken könnten, thatsächlich ist ja hierin das ungünstige urteil
begründet, das mancher über den werth und die bedeutung der-
selben aus der schule ins leben mit hinübernimmt.
Wenn sonach die eigentümlichkeit der schullectüre vom ästhe-
tischen standpuncte aus überwiegende gründe gegen sich haben
möchte, so wird die schule sehr triftige anderweite gründe ins feld
fthren müssen, um nfit recht an ihr festhalten zu können, dieselben
Werden, wie natürlich, vorwiegend auf dem gebiete der pädagogik
tQ suchen sein, und hier liegt am nächsten der gesichtspunct , dasz
die schule an der lectüre der alten Schriftsteller überhaupt die
328 Gymnasiimi und gegenwart.
tecbnik des lesens einüben will, dasz sie überhaupt lehnmiriD,
wie man zu lesen bat. dasz aber das lesen von solider widiti(^
sei, um so langjährige anstrengungen zu seinen gansten ni iMr
fertigen, ist andeutungsweise schon im ersten teile meines aa&itai
gezeigt.
Gibt man die Wichtigkeit des lesens zu, so wird doch fonilK
auch gelten, was von der sprachlichen bildung überhaupt gilt, dyi
es sich nämlich für jeden vorwiegend um das lesen voa tehnfir
werken in der spräche seines volkes handeln wird, anoh hier werte
also die gymnasialpädagogen zu zeigen haben, dasx man das iMi
gerade so wie die sprachen selbst, besser an den alten lernt, alm
den modernen Schriftstellern, denn wenn auch das gymnasiiim £• .
letzteren berücksichtigt, so betreibt es doch vorwiegend allerdiB||.
die ersteren.
Welchen vorzug haben also die alten Schriftsteller vor im
modernen , dasz sich das gymnasium berechtigt halten kamt, an
ihnen vor allen anderen die kunst des lesens zu lehren und lu ttha^f .
für die beantwortung dieser frage ist zunächst hervoicuheben, dii|-i
das lesen im engsten zusammenhange stehen musz mit der beachaibiF.
heit der spräche, in der das zu lesende Schriftstück a^geiantiit
daher wird es genügen hier daran zu erinnern, dasz den attm
sprachen an sich eine gröszere Vollkommenheit inne wohnt, aliallli|>
modernen, dazu kommt, dasz die von den alten schriftstelleni bl^
arbeiteten stofife dem jugendlichen alter in vorzüglicher weisi
sprechen und dasz die behandlung und anordnung derselben
eine durchaus mustergültige ist.
Wenn nun der technik des lesens zu liebe die schule so hag^
sam in der lectüre verfahrt , so hat sich der lehrer auch jedeneit
vergegenwärtigen, was dazu gehört, damit sieder scihttler sieh tAUV'
aneigne, und wenn die hier aufzustellenden forderungenansiebaiMb
sehr einfach und selbstverständlich sind, so sind sie doch deihiftij
nicht weniger wichtig, 'die erste frage bei jeder übersetinng mi
notwendiger weise die frage nach dem inhalte sein; es ist sa
statieren, was an 'der betreffenden stelle steht, die zweite frage vi^i
wie sich die worte, die da stehen, zu diesem inhalte verhalten, dtf
gedanke also und die mittel, durch welche er ztir darstellung konunti
bilden den gegenständ aller discussion bei der lectüre. durch beite:
wird der schüler gewinnen; die gedanken bereichem seine imMia
weit, die beobachtung der formen seine kenntnis der mittel lor
sprachlichen darstellung..
Das volle Verständnis einer schriftstelle gilt für erreicht, weai
eine befriedigende Übersetzung derselben zu stände gekommen aaA
alles, was sprachlich und sachlich mit ihr in Verbindung steht, btt*
gebracht ist. und doch scheint durch alles das- die voUstftndige ve^
trautheit mit dem Schriftsteller noch nicht documentiert zu sein»
vielmehr möchte der beweis für die eigene innere aneignnng' des
^om Schriftsteller gebotenen erst mit dem verständnisvollen lesen
Gymnasium und gegenwart. 329
biielben gegeben und nur in diesem der wirkliche abschlusz der
Mtfire zu suchen sein, der schüler musz den urtext selbst in einer
iMse lesen, dasz man merkt , er fühlt selbst nach , was der schrift-
Uler will, und ein besonderes anrecht auf sorgfältigen Vortrag
ioOte man den Schriftstellern zugestehn, die mehr für hörer als für
mr geschrieben haben, also den rednern und tragikem.
Vielleicht ist dieser gesichtspunct noch nicht zur vollen geltung
libracht. das wird er natürlich nur dann können, wenn die ganze
Mkale ihn festhält, ist er bis in die oberen classen vernachlässigt,
10 wird freilich allzu viel zeit verloren gehen, wenn man ihn dort in
jner ganzen tragweite verfolgen will, aber ich finde keinen grund
ki aufzugeben, zunächst wird und musz ja darauf gehalten werden,
hn unsere vaterländischen Schriftsteller richtig und schön gelesen
forden, wenn man bei der lectüre eines fremdsprachigen schrift-
lellers vielleicht für den anfang noch nicht streng darauf hält, so
lag das mit den Schwierigkeiten, die man sonst zu überwinden hat,
■tsehuldigt werden ; aber sobald dem sinne des Schriftstellers eine
llVgehende beachtung zu teil wird, musz man das versäumte nach-
Wen.
, Zunächst sollte man mechanisches vorlesen eines zu übersetzen-
pi Schriftstückes gar nicht dulden, es sollte gleich zur guten prä-
n mit gehören, dasz der schüler durch das lesen selbst zeigt,
er das stück verstanden hat. zum mindesten wären hierzu die
aufzumuntern, aber eine noch viel bedeutendere rolle sollte
sinngemäsze lesen spielen bei allen repetitionen , die sich am
ten empfehlen , wenn man einen abschnitt eines werkes über-
hat und ihn in seiner totalität auf den schüler wirken lassen
noch besser freilich, wenn die lectüre eines ganzen werkes'
gekrönt wird, wer es z. b. an einer sophokleischen tragödie
erfahren hat, welch unendlich tiefen eindruck es macht, wenn
sie ohne die rücksicht auf die Übersetzung, die doch die ge-
zerstreut und vom inhalt ablenkt, hinter einander in der ur-
e liest , der wird gewis zugeben , dasz erst damit das ganze
würdigen abschlusz gefunden hat.
Wenn die langsamkeit der lectüre gerechtfertigt sein soll, so
sie so zu wählen sein, dasz sich bei derselben möglichst viel
n läszt. was man erreichen will, fällt vornehmlich unter
ge&icbtspuncte, entweder es geht auf den stoff, den der schrift-
behandelt, oder auf die form, in der er ihn gibt, am besten
ee, wenn sich beides vereinigt vorfindet.
I>a das betreiben der alten Schriftsteller von jeher besonders
f formalen bildung gedient hat, so ist ihre darstellung vor allem
tracbt gekommen, hierbei lag die gefahr nahe, die schrift-
als blosze anknUpfungspuncte für grammatische und sti-
he erörterungen zu benutzen, dasz der ertrag dieser be-
angsart immerhin ein sehr groszer sein kann, ist nicht za
ipeifeln, aber es ist sehr zu fürchten, dasz sie die Jugend ermüdet
t
320 Gjmnadiam und gegenwart.
allgemeine grammatische bildung sich aneignen wollte, der wttr
sich sehr schwer zu den einfachsten grundbe^piffen dorcharbett
und sie schlieszlich doch nicht in voller klarheit und deatliehk
sich aneignen, diese allgemeinsten begriffe liegen aber in den alt
sprachen, zumal im latein, so klar, so leicht erfiEiasbar auch I
sc];i wache vor, wie in keiner zweiten, im weiteren aasbaa troi
dann die eigentümlichkeiten jeder einzelnen spräche mehr in 3
rechte, deren vergleichung dann freilich nicht minder instmotiT i
Man mag zur sprachvergleichenden philologie stehen, wie m
will — der Schreiber dieser zeilen hat es leider in seiner stadiens
verabsäumt, eine solide grundlage nach dieser richtung in legen -
aber so viel wird man, wenn man unbefangen urteilt, sehon jei
zugeben müssen , dasz sie auch auf unser höheres schulweBen eil
viel bedeutenderen einflusz ausgeübt hat, als man sich vieilflM
dessen klar bewust ist. ich lege gar kein sonderliches gewie
darauf, ob man eine regel über die formbildung mehr oder wenig
lernt, die grosze hauptsache ist das vergleichen selbst, das gewimi
der allgemeinen gesichtspuncte , die daraus resultieren, es ist d
das allerwesentlichste verdienst der sprachvergleichenden philob^
dasz sie die Wichtigkeit des knochengerttstes aller grammatik so U
vor die äugen gestellt hat , die notwendigkeit so nahe gelegft bi
«in netz zu haben , in das man die sprachlichen ersoheinungen tt
nehmen kann, für den werth dieser allgemeinen grammatiaeb
gesichtspuncte konnte man erst dann einen vollgültigen masiiti
finden, wenn man die verschiedenen sprachen in bezog in einisd
setzte, das gemeinsame der im gymnasium behandelten spnd»
tritt immer mehr in den mittelpunct alles sprachnnteirichts n
hieran knüpft sich die erlemung des besondern an. man hat das
für die harmonische und somit für die tiefere ausbildong des um
sehen sehr wichtige gesichtspuncte gewonnen, gerade je reiefa
und mannigfacher die einzelheiten werden , die auf jedem gebifl
des Wissens zu beherschen sind, um so dankbarer muaz man Ar d
Ariadnefaden werden, der uns durch dieselben hindurch hilft.
Soll ich hiemach in den allgemeinsten grundrissen angelN
wie ich mir die betreibung der grammatik der alten spracbes T
diesem neuen standpuncte aus denke , so wftre znnKohst la sigi
dasz selbstverstündlich im kern alles grammatischen nnterrid
sich nichts wesentliches zu ändern hat, dasz aber dinge eineseU
fere betonung zu erfordern scheinen , auf die man früher wenifl
gewicht gelegt hat. es sind das zunächst die rubriken, unter wek
die formen fallen, die Überschriften der regeln, die grammatisd
kategorieen; denn diese repräsentieren am meisten das gemeinatt
in aller grammatik. früherhin und vielleicht auch jetzt noeh flu
chen ortes glaubte man das genügende geleistet zu haben, VB
man die positiven thatsacben der Sprachlehre den schOlein eiB(
prägt hatte; jetzt wird sich wol immer mehr die nothwendi^
herausstellen , auch die gesichtspimcte , unter die diese thatsad
Gymnasium und gegenwart. 321
^en, zur klarheit zu bringen, hat beispielsweise ein sextaner seine
regelmSszige lateinische formenlehre inne, so soll er auch wissen,
welche einzelnen teile der grammatik er beherscht, welche gram-
matischen begriffe er sich angeeignet hat. was declinieren und con-
jogieren ist zu wissen, musz für eben so wichtig gelten, wie das
declinieren und conjugieren selbst, und es wird sich sehr verlohnen,
oanientlich in den untersten classen, nach dem einprägen des gram-
matischen lehrstoffes immer einmal inne zu halten und musterung
annistellen, inwiefern der schüler in seinen allgemeinen anschauungen
weiter gekommen ist. das ist eine sehr dankbare arbeit, die die
freudigkeit zur sache wesentlich erhöhen dürfte, nur verstehe man
mich nicht falsch und glaube , dasz ich tiefer gehende , etwa philo-
sophische begrtindung der grammatischen kategorieen heische,
durchaus nicht; nur das ist zu verlangen, was zu verlangen sehr im
Interesse der sache selbst liegen möchte, dasz über alle grammatische
begriffe — und deren hat man schon in den untersten classen genug
in lernen — völlige klarheit und unumstöszliche gewisheit hersche.
«8 kann in den oberen classen für einen philologischen lehrer keine
niederschlagendere erfahrung geben, als wenn ein schüler irgend
eben grammatischen terminus im munde führt, der ihm nicht klar
iit; denn damit ist gesagt, dasz ein guter teil des sprachlichen Unter-
richts unwirksam geblieben ist.
Aber eine weiter gehende forderung dürfte doch nicht ohne
' bcrechtigung sein, da der Unterricht in den sprachen eine so domi-
, liierende Stellung im gymnasium einnimmt, so möchte es schliesz-
^ Hch von dem wege, den dasselbe verfolgt, nicht eben abliegen, wenn
der begriff der grammatik selbst zur klarheit gebracht wird , wenn
der schüler begreifen lernt, wie eine grammatik entsteht, ich halte
•onach die zeit nicht für verloren, in der ihm dargelegt wird, warum
Cisar seinem grammatischen werke den titel gab de analogia.
Dieser eben bezeichnete standpunct ist es ohne zweifei, von
dem aus auch den utilitariern unserer tage mit zwingender not-
wendigkeit der -ungemeine nutzen der alten sprachen in grammati-
.icber beziehung nachgewiesen und somit die position derselben in
[den höheren schulen aufs ausgiebigste vertheidigt werden kann, das
jtomehmste mittel, die sprachen der gegenwart gründlich zu ver^
(hen, ist das Studium der alten sprachen, und in diesen verhält-
:fe8en ist eine änderung so lange nicht abzusehen, als nicht in den
iprach Verhältnissen Europas Änderungen eintreten.
Ich habe diesen .segensreichen einflusz der sprach vergleichenden
•tadien auf unsere schulen um so mehr betont und anerkannt, als er
Äeist im streit um die einzelbeiten, die etwa von den errungen-
[ichaften derselben in unsere Schulbücher einzuführen sein möchten,
Ittersehen und vergessen wird, soll ich nun auch über den einflusz
jer neuen Wissenschaft auf unsere Schulbücher mein urteil vor-
igen, so beklage ich es zumeist, dasz nicht vor allem eine be-
fitung der griechischen grammatik, um die es sich hier für jetzt
Jf. ;»hrb. f. phil. u. päd. II. abl. 1575. hfL". 21
322 Gymnasium und gegenwart.
am meisten handelt, zunächst meinetwegen der formenlehre tohtob
wissenschaftlichem standpuncte aus, erschienen ist. wie Tiel swdfd
und misverständisse würden dadurch für alle, die diesen^BtndieB ii
ihrem zusammenhange zu folgen nicht in der läge waren , Ton Ton-
herein beseitigt und unmöglich gewesen sein ! aber abgesehen diTOi,
dasz die neue anschauungsweise von manchem angerechtEertigioi
mistrauen verfolgt wurde, konnte sie auch, wenigstens in den aänt
büchem nicht in der ganzen folgerichtigkeit ihres Systems anftrefai.
indem die resultate wissenschaftlicher forschnng sofort popolariMrt
wurden, musten natürlich concessionen im praktischen sinne gi-
macht werden, übersieht man die anordnung der formenlehre l b.
in der grammatik von Curtius , so musz zuerst auffallen, disi db
neuen wissenschaftlichen gesichtspuncte allerdings in der lehre Wk
verb zur geltung gekommen sind, nicht aber in gleicher weise inte
lehre vom nomen. wenn das verb nach den tempossümmen bi-
handelt ist, warum nicht auch das nomen nach numerus und oasof
die antwort liegt nahe genug, die lehre vom nomen würde dadnrd
auf eine für den standpunct des Schülers ganz unbraachbare
zerrissen worden sein, denn der schÜler lernt am besten an
möglichst zweckmäszig gewählten beispiel eine Übersicht aller fv-
änderungen, die mit einem werte vorgenommen werden kOnnn;
daran hat sich alles abweichende anzuschlieszen. mit weldhen
rechte, kann man wol fragen, ist nun dieser gesichtspunct beim verb
aufgegeben worden, gerade bei dem compliciertesten und schwkrig-
sten gebilde der ganzen formenlehre? konnte es für dasselbe minte
wünschenswerth erscheinen, zunächst ein vollständiges bild iDer
bei ihm möglichen Wandlungen zu erhalten? nach der neuen anorf-
nung hat man erst dann einen gesammtüberblick über die Terbd"
formen wenn man die ganze lehre vom verb mit allen ihren modifr
cationen und ausnahmen schon gelernt hat. hierbei nehmen dii
einzelbeiten den schüler so in anspruch, dasz er schwer xueinM
klaren bilde der regulären griechischen conjugation gelangt. *
kann deshalb kaum zweifelhaft sein, dasz im pädagogischen intenuB
das frühere verfahren die conjugation zunächst an einem verb roD-
ständig kennen zu lernen den Vorzug verdient vor dem jetngBi)
mehr wissenschaftlichen , das nur für den , der das material bÄoi
völlig beherscht, von werth ist.
Die gcschichtc des einflusses der Sprachvergleichung auf ODien
Schulbücher gibt einen sehr bedeutungsvollen wink für das TeThtt"
nis von wissenschafL und schule überhaupt, kein zweifei, dasi dtf
Stoff, den der leLrer zu geben hat, von ihm selbst vorher wias»
schaftlich zu erforschen ist, dasz er namentlich alle fortschritte, A ]
auf dem von ihm vertretenen gebiete gemacht sind, wol lu \^
achten hat. aber in der mitteilung der wissenschaftlichen ergeb*
nissc ist ein groszer unterschied zwischen dem universitfttslelmr,
der sich hierbei nur um die in der sache selbst liegenden gesicUt-
puncte zu kümmern hat, und dem gy mnasiallehrer, der das bedflrf-
Gymnadium und gegenwart. 323
118 seiner schüler zugleich mit im äuge haben musz. dem letzteren
erwachsen mit den fortschritten der Wissenschaften , so weit sie ins
bereieh der scholdisciplinen einschlagen, immer zugleich neue auf-
giben; er musz die frage aufwerfen, wie sie für die zwecke der
tehole zu verwerthen seien, um diese zu lösen, dazu gehört vor
dkm erüahrung und der aus derselben hervorgehende schulmttn-
liiehe takt. und diese;^ wird sich nicht selten in einer gewissen
Matsamkeit und Schüchternheit dem neuen gegenüber äuszem.
ndem haben die schuldisciplinen schon eine lange geschichte hinter
Mh und die formen , die sie mit der zeit angenommen haben , sind
leebalb nicht ohne eine gewisse historische berechtigung. diesen
pnktischen errungenschaften des schullebens entsprach manche der
itteren grammatiken, zumal did von K. W. Krüger, in hervorragen-
kr weise, nicht zum wenigsten um deswillen , weil sich der schüler
nf alles, was sie enthielt, unbedingt verlassen konnte, alles unbe-
kttklich verwerthen konnte, das war nicht ganz der fall mit dem
Bateriale, das die grammatiken neuen Schlages vorbrachten; in
ben war manches enthalten , das eben nur zur erklärung der atti-
Kken formen dienen sollte, es wurde somit dem schüler zugemutet
ffüik zu üben, das ist aber kaum ein standpunct, der einem lehr-
Kdie gegenüber für den schüler zulässig oder nützlich erscheint.
Diese gesichtspuncte sind mir beim gebrauch der neueren
Itlmmatiken immer als die wesentlichsten erschienen, ich bekenne
ttn, was ja die meisten auch anerkennen, dasz mir der stoff, den
\ Curtius in seiner formenlehre gibt, an sich für die schulzwecke
iB passend erscheint, es ist mir wenigstens nie verständlich ge-
lten, warum man gegen die lautlehre so viel bedenken erhoben
t, die z. b. bei Krüger fast an derselben stelle steht und kaum
feiger umfangreich ist. Aber fraglich möchte sein , ob das neue
Iterial schon den zwecken der schule gemäsz verwerthet ist, ob es
ik nicht doch zuletzt empfehlen wird, eine form zu suchen, die der
Iheren, lang bewährten sich mehr anschlies2t.
t Die forschungen auf dem gebiete der formenlehre haben jetzt
.'köherem grade die fachmänner in anspruch genommen, als die
ff syntaktischem gebiete und bei dem natürlichen und so wünschens-
pthen zusammenhange zwischen Wissenschaft und schule mag der
Kienlehre auch in der schule mehr berücksichtigung zu teil ge-
knien sein, als früher, ja mehr, als an sich gut ist. denn dieser
B der gramniatik kann ini Interesse der Jugendbildung nicht die
ke Stellung beanspruchen, wie die syntax. sein inhalt ist ein der-
Hger, dasz die gedächtnismüszige einprligung die hauptroUe dabei
blen mu&z; was man zum Verständnis der formen thun kann, ist
ll gegenüber untergeordnet, zumal die lehre von denselben in
ifm alter getrieben wird , in dem die grammatische bildung noch
ir in den anfangen ist. thatsächlich beschäftigt sie auch unsere
^d vorhersehend nur in den unteren classen. gleichzeitig mit
i'leginnen die anfange der syntax und dieser teil der grammatik
21*
[
324 Gymnasium und gegenwart.
steht in den mittleren und oberen classen entBchieden im vorde^
grund.
An diesem Verhältnisse wird schwerlich etwas zu ftndem aenu
denn die wissenschaftliche betreibung der formenlehre ist iBii
schwierig und den Universitäten zu überlassen, da sie vomi*
Setzungen macht, die das gymnasium nicht erftUlen kann, die seiiMi
zwecken fern liegen, dagegen wird die syntax immer der eigenilkto
tummelplatz der grammatischen gymnastik bleiben, sie ninmit da
geist in unvergleichlicher weise in ansprach , indem sie die nr
wcrthung des Sprachmaterials zum ausdruck der gedanken m
gegenstände hat, also das, was bei allem sprachanterrichte dk
hauptsache ist. die Sprachvergleichung hat bis jetzt nur dniflfaM
aus der syntax behandelt; am meisten hat vielleicht die grieehiMh
tempuslehre durch sie gewonnen, doch sind anf dem gebiete te
latein leistungen in ähnlichem sinne vorhanden , die der schale toi
grösten nutzen sind; sie knüpfen sich an dienamenNftgelsbachoid
Seyffert an.
Die Syntax wird nicht nur theoretisch am l&igsten getriebea
sondern kommt auch vorwiegend in der lectüre and in den übmigc!
zur geltung. die lectüre erschlieszt den eigenartigen gang der p
danken eines Schriftstellers und gibt die mannigfachste veranlasBOC
die mittel ins äuge zu fassen, wie dieselben sich äaszerlich darslelki
da sie sich am meisten mit den mustergiltigen schriftstellem hduiA
so werden dem schüler durch sie beispiele nahe gebracht, wie UB
seine gedanken am besten ausdrückt, und selbst da, wo die sjpnA
eines Schriftstellers anstosz erregt, findet sich nicht minder iriO
kommene gelegenheit zu den fruchtbarsten erörterangen; denn es gO
dann festzusetzen , was man rationell erwarten durfte und wann
der schriftsteiler von dem, was man erwarten muste, abgewichoi ill
Neben der lectüre stehen vor allem die schriftlichen ftbnug«
im dienste der grammatischen bildung und in den oberen cUmh
also die meiste zeit, speciell der syntaktischen bildung. bei da
Übersetzungsaufgaben ist das , was sonst bei jedem schriftweik ii
Vordergründe steht und am meisten beschäftigt, der gedanke, bi
reits gegeben, der schüler hat sich also fast ausschlieszlich mit da
Sprachmaterial zu befassen, durch das er zum ausdruck komiM
soll, ihm fällt die aufgäbe zu , zu der ausdrucksweise in der eina
spräche die entsprechende in der andern zu finden, er musz also di
mittel, welche die betreffenden beiden sprachen besitzen, mit d
ander vergleichen und gelangt so zu klarer erkenntnis und einsid
in dieselben und zur herschaft und sichern benutzung derselbcs
hat man sich die gesichtspuncte , die für die darstellung in ei»
fremden spräche in betracht kommen, wohl angeeignet, so werdi
die versuche in derselben die eigenen gedanken auszudrücken IBI
fem sehr heilsam sein, als sie immerhin ein ernsteres ringen n
dem Sprachmaterial mit sich bringen , also eine geistige arbeit vt
anlassen, die vielseitiger über das wesen der spräche aufUärt.
Gymnasium und gegenwart. 326
Doch liesze sich hier wol die frage aufwerfen, wie weit es mit
len Übungen im übersetzen zu treiben sei. soll man dabei alle fein-
leiten und besonderheiten des lateinischen und griechischen Sprach-
gebrauches, wie man sie bei der lectüre kennen zu lernen anlasz hat,
Bit berücksichtigen und die schüler nöthigen durch reproductionen
ihnlicher art zu zeigen, dasz sie dieselben verstanden haben? ich
Mige mich sehr denen zu , die davon abrathen und als erste und
msentliche aufgäbe dieser Übungen betrachten alle hauptsächlichen
!egeln zunächst einzuüben , dann präsent zu erhalten, dar^f weist
\tt eharakter der Übersetzungen selbst hin. alle Übersetzungen sind
Htdiahmungen. alles nachahmen, so weit es vernünftig ist und mit
Ottxen geschieht, kann sich nur auf das allgemeingültige beziehen,
ikht auf das besondere, denn alle besonderheit ist ausflusz einer
[twissen Charaktereigentümlichkeit und nur als solche, also be-
chrftnkt berechtigt, der schüler, der zur nachahmung von besonder-
leiten veranlaszt wird , erhält somit eine richtung nach einer seite
DD, die vielleicht gar nicht zu seiner persönlichkeit paszt, oder legt
iner spracherscheinung , die nur bedingungsweise zur anwendung
HNDmen kann, eine allzu grosze trag weite bei.
Dazu kommt , dasz der lehrer es wol meist mit einer mehrheit
Schülern zu thun hat und um so mehr berücksichtigen musz,
allen frommt, auszerdem fordert der umstand zu groszer vor-
lebt auf, dasz an die besonderheiten sich am allerleichtesten falsche
mtellungen anknüpfen, so -dasz dem schüler oft für eine feinheit
jlt, was der lehrer als Verkehrtheit bezeichnen musz. es wird also
■ sichersten sein, alles nur ausnahmsweise berechtigte, alle be-
ttderheiten des Sprachgebrauchs bei den Schriftstellern selbst ken-
PI zu lernen und aus ihrem eharakter, aus der besondem absieht,
ban der betreffenden stelle obwaltete, zu erklären, wer nun der-
bes sich richtig aneignet und an passender stelle zur Verwendung
pilgt, mag sehr zu loben sein; aber nimmermehr möchte es vor-
Ipkig sein, die schüler zur nachahmung desselben aufzufordern.
bDeicht herscht in manchen Übungsbüchern in dieser rücksicht
hki die nötige Zurückhaltung.
[: An die grammatische bildung schlieszt sich als notwendige er-
knng die bildung des stiles an. meist wird derselben an unseren
pmasien eine eingehende theoretische behandlung nicht zu teil,
f scblieszt sich besonders an die schriftlichen Übungen und dio
Üüre an. vielleicht erscheint sie dadurch manchem als allzu sehr
rtckgesetzt. man sagt ja, der btil ist der mensch, ist er da nicht
• der grö.<zten Wichtigkeit?
Im Stil kömmt die individuelle art des einzelnen in entsprechen-
jr weise zur geltuiig, wie im anstände, der letztere drückt sich in
Idlungen aus , der erstere in der spräche, nun gibt es wol eine
Pnng des liuszeren anstandes, regeln für die formen des Umganges,
in diese formen selbst sind eben nur insoweit von eigentlichem
itte, als ihnen auch eine gewisse denkart entspricht, jedermann
I
326 Gymnasium und gegenwart.
weisz aber, dasz es namentlich in den vornehmen kreisen andi eina
cult der formen gibt, der völlig in der luft schwebt, weil er sidivo]
der persönlichkeit des einzelnen fast losgelöst hat. nicht viel and«
wird es mit dem stile sein, er wird immer etwas subjectives bldki
der teil der darstellung, in dem die persönlichkeit sich am nnnuite
barsten manifestiert, und das ist wol ein stichhaltiger gnuid di
lehre vom stil nicht zu einem ganz ausdrücklichen unterrichtsgega
stände zu machen.
Da der stil mit der ganzen persönlichkeit am innigsten n
wachsen ist, bildet er sich naturgemäsz am besten durch diesellx
mittel, durch welche die persönlichkeit sich bildet, das ist in enti
linie das beispiel. darum wird die stilbildung vor allem abUbigi
sein von den mustern, die man dem schüler vorlegt, also von d
lectüre. hierbei eignet man sich ungesucht und oft nnbewnst d
gedanken eines andern an und die form , in der diese gedanken an
gedrückt sind , wird um so mehr sich gleichzeitig mit ftstsetieii, ,
besser sie dem gedanken entspricht, derartige eindrücke aber sii
dann auch sehr bestimmend fUr die eigene Schreibweise« nodi will
samer freilich als die lectüre möchte der versuch sein, gute mnsti
nachzubilden, mir hat es sich sehr bewährt, eine mosteriiif
ciceronianische periode in möglichst gutes deutsch zu fibertnga
diesen deutschen satz als extemporale den schülem zu geben m
nun so lange mit denselben zu arbeiten und zu bessern, bis i
ciceronianische form wort für wort hergestellt ist. dadurch gdiB|
man zu voller erkenntnis der Schönheit eines derartigen Satzes.
IL Die lectüre.
Die lectüre ist namentlich in den mittleren und oberen dsfl»
umfangreicher, als die grammatische theorie, so dasz es fast di
anschein gewinnt, als sei die letztere nur um der ersteren willen d
es liegt darin die anerkennung, dasz namentlich für das jugendüd
alter allenthalben das beispiel wirksamer und bildender ist , als il
theorie, die ein reiferes alter voraussetzt, wenn sie dnseitig b
trieben werden soll.
Die schullectüre unterscheidet sich von jeder anderen N
wesentlich durch die langsamkeit, mit der sie sich vollzieht, es
rede, die Demosthenes vielleicht in einer stunde gehalten hat, I)
schäftigt die schüler monate lang, die lectüre einer tragOdie, ein
buches geschichtlichen oder philosophischen Inhaltes zieht sich dor
ein ganzes Semester hindurch, dieses langsame tempo musz jedi
zunächst unnatürlich erscheinen ; es findet sich ja auch kaum in s
deren Verhältnissen wieder, wer ein buch liest, hat in der regel d
verlangen, so schnell als möglich das ganze zu übersehen; dennd
einzelne, die teile, erhalten ja erst ihren werth durch ihr veriiiltn
zum ganzen, in der schullectüre kommt es aber sogar vor, da
man nur teile lesen kann, auf die kenntnis des ganzen aberT«
ziehten musz.
Gymnaaiam und gegenwart. 327
Diese langsamkeit ist für die ästhetischen zwecke, die man bei
ler lectüre verfolgt , ein unleugbarer übelstand, der genusz eines
ehriftwerkes wird dadurch zerstückelt, der Zusammenhang ist
ehwer festzuhalten, der Überblick über das ganze ist fast noch
ehwerer zu erreichen, es ist fast unmöglich, dasz ein Schriftstück
inen überwältigenden eindruck auf den leser mache, auch wenn
bm dieser Charakter in hohem grade inne wohnen sollte, denn das
iberwftltigende liegt darin, dasz neue und grosze gedanken so reich-
ich und mächtig auf uns eindringen, dasz uns &st die fähigkeit
9hlt, sie so schnell in uns aufzunehmen, als sie dargeboten werden,
icht wenigen der alten Schriftsteller läszt sich diese eigenschaft
indicieren und, wer nur die mittel beherscht, sie zu genieszen, wird
ie an sich empfunden haben.
Wieder andere Schriftsteller, namentlich die historischen , be-
andeln einen stofif, der nicht in so bedeutender weise das nach-
enken anregt und beschäftigt , der unsere teilnähme nicht in allen
inzelheiten so lebhaft herausfordert, liest man dieselben hinter
inander durch , so machen sie einen durcliaus befriedigenden ein-
nick; die einzelbeiten , an sich vielleicht nicht zu bedeutend, ver-
inden sich doch zu einem interessanten ganzen und man scheidet
dt dank von dem Schriftsteller, das musz sich bei langsamerer
Ktüre ganz anders gestalten, da ist der gedanke zunächst an die
iixelheiten angewiesen und die gruppierung desselben zu einem
men vollzieht sich so langsam , dasz darüber leicht das Interesse
rBchlafiit. diese art Schriftsteller wird bei den schülem leicht den
indruck der langweile hervorbringen, entschieden nicht deswegen,
^1 sie an sich mit diesem makel behaftet sind, sondern nur infolge
tt zu langsamen lectüre.
Gegenüber diesen übelständen der schullectüre kann man frei-
A geltend machen , dasz dabei das einzelne zur vollsten geltung
Amt, dasz aus der genauen kenntnis desselben sich allmählich
be solide kenntnisz des ganzen herausbildet, doch möchte dieser
Irteil kaum so grosz sein , um die angegebenen nachteile aufheben
I können, und deshalb kann es kaum einem zweifei unterliegen,
IB durch die eigentümliche art der schullectüre vielen von den
Ihn Schriftstellern ein unrecht geschieht, sie können auf den
|hUer nicht wirken, wie sie unter billigen Voraussetzungen an sich
fcken könnten, thatsächlich ist ja hierin das ungünstige urteil
^gründet, das mancher über den werth und die bedeutung der-
ilben aus der schule ins leben mit hintibernimmt.
Wenn sonach die eigentümlichkeit der schullectüre vom ästhe-
bchen standpuncte aus tiberwiegende gründe gegen sich haben
Ächte, so wird die schule sehr triftige anderweite gründe ins feld
Ikren müssen, um nfit recht an ihr festhalten zu können, dieselben
••rden, wie natürlich, vorwiegend auf dem gebiete der pädagogik
*iiuchen sein, und hier liegt am nächsten der gesichtspunct , dasz
fc schule an der lectüre der alten Schriftsteller überhaupt die
i
328 Gymnasium und gegenwart.
tecbnik des lesens einüben will , dasz sie überhaupt lehna wiO,
wie man zu lesen bat. dasz aber das lesen von Bolcher widitigkttft
sei, um so langjährige anstrengungen zu seinen gonsten ni reekt-
fertigen, ist andeutungsweise schon im ersten teile meines aaÜMUei
gezeigt.
Gibt man die Wichtigkeit des lesens zu , so wird doch ?on iln
auch gelten, was von der sprachlichen bildung überhaupt gilt, dyi
es sich nämlich für jeden vorwiegend um das lesen von sdirift'
werken in der spräche seines volkes handeln wird, auch hier weite
also die gymnasialpädagogen zu zeigen haben, dasz man das lean
gerade so wie die sprachen selbst, besser an den alten lernt, alin
den modernen schriftsteilem, denn wenn auch das gymnasium ik
letzteren berücksichtigt, so betreibt es doch vorwiegend allerdingl
die ersteren.
Welchen vorzug haben also die alten Schriftsteller vor im
modernen , dasz sich das gymnasium berechtigt halten kami, ai
ihnen vor allen anderen die kunst des lesens zu lehren und m flbeat
für die beantwortung dieser frage ist zunächst hervorzuheben, im
das lesen im engsten zusammenhange stehen musz mit der beschaSBi-
heit der spräche, in der das zu lesende Schriftstück abgefiintiit
daher wird es genügen hier daran zu erinnern, dasz den aUn '
sprachen an sich eine gröszere Vollkommenheit inne wohnt, als allfll
modernen, dazu kommt, dasz die von den alten BchriftsteUem be*
arbeiteten stofife dem jugendlichen alter in vorzüglicher weise tair
sprechen und dasz die behandlung und anordnung derselben mdit
eine durchaus mustergültige ist.
Wenn nun der technik des lesens zu liebe die schule so laq^ i
sam in der lectüre verfährt , so hat sich der lehrer auch jederzeit it
vergegenwärtigen, was dazu gehört, damit sie der sc.httler eich iWag
aneigne, und wenn die hier aufzustellenden forderungenansichaiMb
sehr einfach und selbstverständlich sind , so sind sie doch deihilk i
nicht weniger wichtig, 'die erste frage bei jeder Übersetzung muiz
notwendiger weise die frage nach dem inhalte sein; es ist zu eos-
statieren, was an 'der betreffenden stelle steht, die zweite frage ist,
wie sich die worte, die da stehen, zu diesem inhalte verhalten, dar
gedanke also und die mittel, durch welche er zur darstellung kommt,
bilden den gegenständ aller discussion bei der lectüre. durch beidit
wird der schüler gewinnen; die gedanken bereichem seine imMit
weit, die beobacbtung der formen seine kenntnis der mittel ibt
sprachlichen darstellung.
Das volle Verständnis einer schriftstelle gilt für erreicht, wem
eine befriedigende Übersetzung derselben zu stände gekommen und
alles, was sprachlich und sachlich mit ihr in Verbindung steht, bu-
gebracht ist. und doch scheint durch alles das- die voUstftndige Ver-
trautheit mit dem schriftsteiler noch nicht documentiert zn sea»
vielmehr möchte der beweis für die eigene innere anei^nng'dct
vom schriftsteiler gebotenen erst mit dem verständnisvollen lesen
Gymnasium und gegenwart. 329
«selben gegeben und nur in diesem der wirkliche abschlusz der
et&re zu suchen sein, der schüler musz den urtext selbst in einer
nse lesen, dasz man merkt , er fühlt selbst nach , was der schrift-
eller will, und ein besonderes anrecht auf sorgfältigen Vortrag
illte man den Schriftstellern zugestehn, die mehr für hörer als für
ler geschrieben haben, also den rednern und tragikem.
Vielleicht ist dieser gesichtspunct noch nicht zur vollen geltung
ibracht. das wird er natürlich nur dann können, wenn die ganze
knie ihn festhält, ist er bis in die oberen classen vernachlässigt,
I wird freilich allzu viel zeit verloren gehen, wenn man ihn dort in
ner ganzen tragweite verfolgen will, aber ich finde keinen grund
I aufzugeben, zunächst wird und musz ja darauf gehalten werden,
m unsere vaterländischen Schriftsteller richtig und schön gelesen
erden, wenn man bei der lectüre eines fremdsprachigen schrift-
aUers vielleicht für den anfang noch nicht streng darauf hält, so
lg das mit den Schwierigkeiten, die man sonst zu überwinden hat,
ttschuldigt werden ; aber sobald dem sinne des Schriftstellers eine
■gehende beachtung zu teil wird, musz man das versäumte nach-
Zunächst sollte man mechanisches vorlesen eines zu übersetzen-
i Schriftstückes gar nicht dulden, es sollte gleich zur guten prä-
ntion mit gehören, dasz der schüler durch das lesen selbst zeigt,
I er das stück verstanden hat. zum mindesten wären hierzu die
ta aufzumuntern, aber eine noch viel bedeutendere rolle sollte
I flinngemäsze lesen spielen bei allen repetitionen , die sich am
itten empfehlen , wenn man einen abschnitt eines werkes über-
it hat und ihn in seiner totalität auf den schüler wirken lassen
L noch besser freilich, wenn die lectüre eines ganzen Werkes
lü gekrönt wird, wer es z. b. an einer sophokleischen tragödie
Ml erfahren hat, welch unendlich tiefen eindruck es macht, wenn
I sie ohne die rücksicht auf die Übersetzung , die doch die ge-
ken zerstreut und vom inhalt ablenkt, hinter einander in der ur-
jMlie liest , der wird gewis zugeben , dasz erst damit das ganze
HB würdigen abschlusz gefunden hat.
^ Wenn die langsamkeit der lectüre gerechtfertigt sein soll, so
A sie so zu wählen sein, dasz sich bei derselben möglichst viel
■dien läszt. was man erreichen will, fällt vornehmlich unter
P getsichtspuncte, entweder es geht auf den stoff, den der Schrift-
kr behandelt, oder auf die form , in der er ihn gibt, am besten
It, wenn sich beides vereinigt vorfindet.
Pa das betreiben der alten Schriftsteller von jeher besonders
Ibrmalen bildung gedient hat, so ist ihre darstellung vor allem
patracbt gekommen, hierbei lag die gefahr nahe, die schrift-
lir als blosze anknüpf ungspuncte für grammatische und sti-
pebe erörterungen zu benutzen, dasz der ertrag dieser be-
Bnngaart immerhin ein sehr groszer sein kann, ist nicht zu
ptfeln, aber es ist sehr zu fürchten, dasz sie die Jugend ermüdet
i
330 Gymnasiam und gegenwart.
und nicht nachhaltig genug zu fesseln im stände ist. mit dii
richtung hängt wol auch die sehr weit gehende berttcksiohtig
eines Schriftstellers zusammen, der allerdings fUr solche Studien i
ergiebig ist, aber auch das Schicksal dieser Studien selbst teilt, i
sie zu einseitig betrieben werden; ich meine den Cicero.
Cicero beherscht von obertertia oder unterseconda an, w*
zuerst aufzutreten pflegt, in einer weise die lectflre, wie neben
kein anderer; er beschäftigt in der regel jede obere dasae
Semester lang, das recht dazu liegt ohne zweifei ebenso seb:
seiner formvollendung , wie in seiner Vielseitigkeit, er hat an
verschiedensten, aber immer an allgemein interessierenden sti
die lateinische spräche in einer Vollkommenheit zur geltong
bracht, dasz sich kein zweiter mit ihm vergleichen Iftsit. nnd d
die lateinische spräche sich zunächst und zumeist die allgei
sprachliche bildung anschliezt, so ist gegen seine Suprematie i
viel zu sagen.
Dennoch möchte es namentlich f(lr den lehrer nicht ftberflit
sein , neben den Vorzügen des Cicero auch seiner schwächen ei
denk zu sein, was ihm hauptsächlich fehlt, ist zweierlei, chan
und acht wissenschaftlicher sinn, beide mängel des reich begi
mannes werden in seiner verwerthung für die jugendbfldong
empfunden. Cicero war zu weich, zu leicht bestimmbar, um
raktervoll zu sein ; er ist keine einheitliche , geschlossene persön
keit, überhaupt keine persönlichkeit von wirklicher tiefe nnd t
zeugungstreue, deshalb empfängt die Jugend keine recdit begeis
den und ergreifenden eindrücke von ihm und alle feinheit,
schärfe, aller witz, die ihm eigen sind, können diese Iflckei
ausfüllen, dazu sind alle seine philosophischen Schriften eigen
nur Studien, nicht aus ächter philosophischer begabang Tai
schauung hervorgegangen.
Fast noch fühlbarer ist aber dem lehrer am Cicero der nu
an wissenschaftlichem sinn, die allgemeinen Studien waren Su
wie fast jedem Bömer, zunächst nicht Selbstzweck, dienten nur s
Vorbildung für die politische carriere. er hat dieselbe begrl
durch seine thätigkeit als redner und darin wird für alle leit
hauptsächlichster werth liegen, aber selbst der gröszta rednei
geht nicht immer der gefahr, den thatsachen einige gewalt amnil
sie in dem lichte erscheinen zu lassen , in dem er sie am besten
werthen kann , und Cicero war eine viel zu bewegliche nator
nicht dieser gefahr zu erliegen, so konnte er sich ak redner 1
gewöhnen, die sachen tendenziös zu behandeln und dabei muste
wissenschaftlichkeit schaden leiden, wenn sie ihm jemals eigen
dazu kommt , dasz der rednerische stil nicht identisch ist mit
wissenschaftlichen, das rhetorische gepräge, das die sprach*
Cicero fast in allen seinen Schriften hat , entspricht im ganzen
der französischen art und darstellung, als der deutschen.
So lange also für die bildung der Jugend die hOehste fordi
Oymnasium und gegenwart. 331
bleibt sie anzuleiten, die Wahrheit ttherall zu suchen und einfach und
iMhgemftsz zur darstellung zu bringen, so lange kann Cicero nicht
dbeitig mustergültig für sie sein, klarheit und ein guter Zusammen-
hang der gedanken und ein entsprechender ausdruck musz der
pndstock der forderungen bleiben, die an schtllerarbeiten zu
Bieben sind, dann mag jeder nach seiner art der sache mehr ab-
«adimg, fülle, anmut, feinheit verleihen, aber es ist gefährlich , zu
id aocent auf nebensftchliches zu legen , direct tadelnswerth ist es,
Bf eine blühende darstellung hinzuarbeiten, der heillosen ver-
Miung von poesie und prosa Vorschub zu leisten, nach dieser
iebtimg hin könnte Ciceros vorbild leicht zur gefahr werden , na-
lentlich wenn man die Jugend nicht aaf den groszen unterschied
irisdien rednerischer und wissenschaftlicher darstellung nachdrttck-
A anfinerksam macht.
Von dem eben bezeichneten standpuncte aus könnte man es
eUagen, dasz die lateinische litteratur nicht noch einen schrift-
Mler neben Cicero aufweist, dessen stärke in einfacher, sach-
darstellung besteht ohne zweifei würde Cäsar dieser
sein, wenn er nur als Schriftsteller vielseitiger gewesen wäre
Bd mehr allgemein bildendes geschrieben hätte, aber freilich in
ieero hat die lateinische litteratur in allen gattungen, die er be-
IBidelt hat, ihre blttte erreicht; deshalb tritt er uns immer wieder
ligegen.
hidem ich die gefahren , die mit der lectüre Ciceros verbunden
U, auseinander setze, kann es mir nicht beikonmien seine be-
pBlong als Schalschriftsteller leugnen zu wollen, er wird mit recht
Indien oberen classen erklärt werden müssen, aber es wird sich
Kg machen neben ihm in jedem Schuljahr noch einen andern
prUtsteller zu lesen, der die lücken, die er läszt, ausfüllt und dem
.er klar zum bewustsein bringt , was an ihm fehlt, diese auf-
wird vor allem den historikem zufallen, die am leichtesten
die teilnähme der schüler sich gewinnen, wenn diese freilich
den stil weniger verwerthet werden können, wie Sallust und
, so möchte es nicht ganz ungerechtfertigt sein, einen schrift-
grröszerer beachtung zu empfehlen, der sachgemäsze darstel-
mtt interessantem Inhalte in hohem grade verbindet, Quintilia-
dessen zehntes buch vielleicht noch fleisziger zu lesen ist, als es
eht.
Nor mit einem worte gedenke ich der verwerthung der text-
ftik für die Jugendbildung, das einzige, was sich dafür wird
d machen lassen, ist , dasz sie den Scharfsinn übt. aber reicht
für diese zwecke die lectüre selbst nicht aus? und dann, wenn
festgestellt hat, welche von mehreren lesarten die ansprechendste
igt denn damit erwiesen, dasz sie auch die richtige ist? können
die handscbriften einer vielleicht minder sich empfehlenden
iri zu ihrem rechte verhelfen? den ausgangspunct der textes-
Ifc müssen doch jederzeit die handscbriften bilden; deren kennt-
I
332 Gymnasium und gegenwart.
nis und Schätzung gehört aber entschieden der philologischea wisao*
Schaft als solcher zu, also nicht der schule. ,
So viel von der formell bildenden seile der leotfire. inwiefan
der in den alten Schriftstellern behandelte stoff gerade für die jiig«d-
bildung sich vorzüglich eignet , soll hier nicht noch eiiiinal erOrM
werden, seine aneignung erschlieszt ihnen die einfachsten und nilb* '\
liebsten gesichtspuncte zur beurteilung menschlicher verbllimMi \
vielleicht geht man auch nicht zu weit, wenn man bei g^^ter geleg»
heit die schtüer veranlaszt, sich ein urteil Aber das von den sebiftp :
stellern gebotene zu bilden, ein auszerordentlicher vornig ist hioM \
wenigstens die entfemung der alten von unserer zeit, die ein foD- '
ständig objectives verfahren sehr begünstigte
Ein nicht geringer und auf keinen fall der schlediteste teil te
lectüre wird betracbtungen anregen, die sich auf das etaatelebeB bi*
ziehen, also politischer uatur sind, es ist vielleicht eine ans trfliMib
aber jetzt vergangenen Zeiten stammende, ganz unbegründete, jtf -
unberechtigte scheu, derartigen erörterungen in die adrnle fiiilMi j
zu gestatten, wenn jedoch in derselben die historiker und niiiwt; .
lieh die redner mit so viel stunden getrieben werden, so ist etkls^^
dasz politische gesichtspuncte vielfach zur spräche kommen mfliMit'
auch sind ja die staatlichen Verhältnisse der alten für die inftogi:
der politischen bildung die allerpassendsten , da an ihnen allfli adli
einfachste sich darstellt und am objectivsten behandelt werden kais»^
ganz unerfindlich ist mir, wie die anbahnung politischer anschammgtt.
unseren staatlichen einrichtungen irgend wie schaden kann, iutk
die glanzperioden der alten republiken kommen in den geschidilli
stunden fast noch mehr zur geltung, als bei der lectüre; man ka|>
sie fast nur aus Herodot und Livius kennen, die schattenseüen düt;
gegen bringen namentlich die redner in der eindringkchsten wdi|i
zur anschauung. schaden kann nur gestiftet werden, wenn ein lebnii
in tendenziöser weise die in den alten liegenden stofie verwertkiVj
wollte, wodurch er freilich jedenfalls die schuld auf sieh Isdiij
würde, die für einen Jugendbildner die schwerste ist, dasz er bmM
lieh den forderungen der Wahrheit nicht allenthalben entsprftehe. H
Am allerdankbarsten in jeder beziehung werden für ^ lectM
die weniger umfangreichen Schriftstücke sein, die um so lekUtf!
und voller zum Verständnis gebracht werden können* doch il^
wenn man von umfönglichen Schriften nur teile liest, jedenftDi
darauf zu sehen , dasz ein gewisser abschlnsz in denselben sei« <i
müssen und können auch diese teile den eindruck eines in rieh gri
schlossenen ganzen machen, die in diesen Schriftwerken Uegenlfll
allgemeinen gesichtspuncte sind natürlich zu klarem bewuateein fl
bringen und in denselben möchte der beste stoff zn schttleraxbeifcii
liegen, stellen aber allgemeineren Inhaltes verdienen entsehiedM
eine besondere berücksichtigung. wenn im Interesse der sprub
liehen bildung phrasensammlungen angelegt werden, so sind m
Interesse der allgemeinen bildung mit nicht weniger niMshdrad
Gymnasium und gegenwart. 333
»mtenzeiisammlungen zu empfehlen ; denn diese eignen sich zu einem
besitztom für immer noch mehr, als jene.
An die lectüre knüpft sich vielfach das memorieren des gelesenen
n. es ist sehr die frage, ob die harmlosigkeit, mit der man dies
nmentlicfa früher betrieb, berechtigt und noch am platze ist. darf
■n jeden abschnitt, gleichviel welches sein inhalt ist, auswendig
hnen lassen, wenn er eben nur gelesen ist? gewis nichts denn da-
hreh erhält das auswendiglemen den Charakter des zufälligen und
Mdumischen und wird dem schulet" leicht als unnütze quälerei er-
lAeinen. der allein richtige gesichtspunct möchte sein, dasz das
iBswendiglemen eine Steigerung der lectüre ist. wenn schon durch
Ii8 lesen der inlialt eines Schriftstückes eigentum des schülers
lorden soll, so noch viel mehr durch das memorieren, denn durch
•M8 soll nur der gedanke haften bleiben, durch dieses auch die
bniL dieser gesichtspunct weist darauf hin , dasz zum auswendig-
men sich nicht jede stelle eignet, sondern nur die gehaltvollsten,
b schönsten, es müssen die stellen sein , die dem schüler an sich
|i&]]en und ihm so di^ arbeit des auswendiglernens zur freude, zum
pusz machen.
Von diesem gesichtspuncte aus ist es mir , um nur ein beispiel
infahren , nicht ganz richtig erschienen , die lectüre des Homer,
Ke das so oft geschieht, mit dem ersten buche der Odyssee anzu-
liegen und dieses auswendig lernen zu lassen, in jeder weise
fehlenswerther ist mir immer die stelle im dreiundzwanzigsten
e erschienen, in der Odysseus der Penelope seine erlebnisse er-
durch diese läszt sich ausser den forlnen der ganze inhalt der
der Jugend am besten einprägen, auch möchte im allge-
nicht viel dagegen zu sagen sein, wenn nicht gelesene stellen
auswendiglemen mit verwendet werden, wenn das Schriftstück,
gelesen wird, nicht zu viel bieten sollte, man kann ja nicht
schöne, was sich in den alten findet, mit jedem jahrgange auch
beim hersagen aber müste unbedingt an der forderung fest-
ten werden , die schon beim lesen aufgestellt wurde ; es darf
US nicht mechanisch geschehen, der sinn musz dabei zu seiner
geltung kommen.
Dresden. Martin Wohlrab«
24.
FRAGE ÜBER DIE VERWENDUNG DER SPRACH-
HORISCHEN RESULTATE BEIM SCHULUNTERRICHT.
lg auf der am 26 mai 1874 in Achern stattgehabten Versammlung
badischer gymnasial- und realschullehrer.
Erlauben Sie, meine harren, dasz ich in kurzem eine frage be-
>, Welche für die Weiterbildung unseres Schulwesens von bedeu-
tragweite ist, ich meine die beziehung der schule zur
F
l
334 Zur frage über die^ Verwendung der Bprachbiatoriachen
bistoriscb- rationellen spracbforscbung. es kann wol keinem zwe
unterliegen, dasz die scbule sieb nicbt länger als rennens negitam
Sabellus den resultaten der erwäbnten Wissenschaft gegenüber
rieren darf, die klagen der Universitätslehrer über die gymnai
sind zwar im allgemeinen unmaszgeblicb ; denn dass i&xi nni
sitätsprofessor der mathematik auf der schule nicht genug ma
matik getrieben wird, dasz dem naturbistoriker vom katheder
betr. unterricbt an unseren gjmnasien beklagenswerth ersehe
dasz der akademische philologe die schleusen seines olymi»8(
zomes über die engen grenzen des lateinischen and griechiM
gymnasialunterricbts sich ergieszen läszt — das ist im aUgemd
ebenso grundlos als verzeihlich; wenn aber dieselben, und n:
ihnen namentlich die niediciner sich beschweren, dasz dieangehei
Studenten durch die schule die gewohnheit der ersten kindeija
überall die frage Varum?' zu stellen, verlernt hätten, so ist d
klage im ganzen eine berechtigte; sicherlich kann aber nur dadi
abhülfe geschafft werden, dasz man dem im Stundenplan des gyn
siums weitaus überwiegenden Sprachunterricht einen ^riasensd
lichereren geist einhaucht und so unsere jungen endlich davon
kommen , die mathematik fast als monopol der ratio zn betracb
Der früher gemachte einwurf, dasz die Sprachvergleichung i
im gährungsprocesse befangen sei und deswegen die nor fttr i
stehendes empfängliche schule sich ablehnend gegen sie verha
müsse, fällt heut zu tage völlig weg, nachdem eben die genai
Wissenschaft, um mit Schrader (erziehungsl. p. 412) zu reden, *
mehr und mehr abgeklärt und von unsicheren und unklaren
logieen zu der aufstellung bestimmter und ezacter gesetze sieb
wendet hat', wenn auch vielleicht das meiste noch zu thun ist
liegt eine lange reihe von unumstöszlichen resultaten vor, denen
weg in die schule nicht versperrt werden darf, erklären sie <
vor allem unregelmäszigkeiten , welche die empirische methode
nicht erklärt (z. b. proximus, bene), sodann aber erläutert die i
methode naturgemäsz und richtig, was die empirische mechani
und falsch erklärt (ich erinnere nur an das hom.-jon. ofivo
so erfüllt die von der Sprachvergleichung unterstützte schule i
hauptaufgaben des Unterrichts, sie erzieht zum denken und
Wahrheit, aber wie in moralischer beziehung die ratio und
veritas auch andere tugenden im gefolge haben, so bieten jen(
sultate der scbule auch noch weitere erwünschte vorteile, wer h
z. b. nicht schon das schwanken der jungen in der Schreibung
dXXrjXiuv oder ^parallele' erlebt? hat aber der knabe im grii
sehen nicht blos gelernt , dasz darin ein doppeltes äXXoc steckj
darauf kann man auch ohne Sprachvergleichung kommen — , sonc
auch, dasz das r| ersatzdehnung für ein ausgefallenes X ist, so i
er nie irren, ein sehr häufig, bis in die obersten classen Wie
kehrender fehler ist ferner die Schreibung facilimus mit einei
hätte der knabe einmal gelernt, dasz facil-limus statt faeil-si
resnltaie beim Bohnlonierrichi. 335
oleher-rimns statt palcher-simus) steht, mid von dieser er-
^ dem lehrer einigemal rechenschaft geben müssen, so wäre er
r gefahr bewahrt gewesen, beliebt ist bei schtüem auch die
ding iidXXiCTO, jüidXXa wegen des comparativs ^ifiXXov; hat
er schfiler etwa im zusammenhange mit dXXoc alias in dem
I X des comp, das assimilierte i (j) der comparatiyendnng luiv
i gelernt, so ist ein für allemal a]Ues schwaidcen abgeschnitten«
|e noch zwei beispiele aus oberen classen an« wie oft werden
I gegensätze wol erkannten Wörter ebrios and sobrius Ter*
It! hat man aber den schüler auf den Zusammenhang von
I 'saftig' mit der harz träufelnden ab-ies und mit i-m-b-er
riesen , so wird er vor dieser klippe geschützt sein, die un*
eit in der Orthographie von ^getreide', 'allmählich', *gibst' ist
it; das richtige wird aber besser gemerkt, wenn man das
i mittelhochdeutsch, das der junge in obersecunda lernt, für
fälle beizieht (getragede: getreide, gesaget: geseit; allmahe-
kurz : die neue methode erleichtert eb^, weil sie das yer-
\8 fördert, auch die memoriale fixierung, sie ist, wenn
sagen darf, ein stück rationeller mnemonik. diese das ge-
it unterstützende seite der neueren Sprachwissenschaft ist
für unser papierenes Zeitalter, das in Satumus gold zu yer*
B sich noch kein alchemist gefunden hat, von der höchsten be-
g. es müsten nun aber ganz befremdliche einflüsse obwalten,
äle diese praktischen Vorzüge der neuen methode nicht auck
M ferment jedes Unterrichts nach sich zögen, wir meinen die
ige teilnähme und arbeitslust der schüler. hat man
a und dort, wo der neuen Wissenschaft im allgemeinen der
Terschlossen ist, sie doch in der obersten dasse als oondi-
a für nötig fallende grammatische repetition benützt; über-
hat gewis schon jeder lehrer bei vergleichungen elementarster
I sich von selbst aufdrängen , das freudige Interesse wahrge-
fty welches die schüler an solchen Zusammenstellungen
i; es dürfte also gerade die comparative seite der neuen
lähaft in der letztgenannten beziehung von bedeutendem
iein. welch grosze vorteile so aus der neuen methode für
Hre erwachsen, hat Lattmann im Clausthaler programm
bre 1871 überzeugend dargetban. '
I verspricht denn unser Schützling für ratio, veritas, memoria,
1 diligentiaque die herlichsten fruchte, und doch rufe ich
a: ]Lir|b^v dfav; masz halten gilt hier wie nirgends!
[ nicht davon reden, dasz ein lehrer, der dem etymologisieren
Bachvergleichen toto pectore ergeben wäre, leicht in dem
itt der lectüre gehemmt würde und das richtige Verhältnis
lehvergleichung als eines bloszen adminiculum des Unterrichts
ke; ich will nur vor allem darauf hinweisen , wie nahe ftlr
Ker der neueren Sprachwissenschaft die gefahr liegt, dinge
pnterricht hereinzutragen , welche entweder noch nicht fest-
336 Zar frage über die Terwendung der spracbhist
steben oder fllr die schule zu compticiert sind, fi
U beri'.u greifen , welche ganz anezerhalb dsB sehfllt
liegen (aus dem aanscrit wird nur ganz instruetivei
dadstui u. dgl. beizuzieben sein) , darüber nicbt blos:
zuhaltende Socratiscbe hebammenmethode , Bondera
umgängliche repetition , welche sieb in oberen clsi
auf das clementarate zu beziehen hat, zu vergesBen
nicht etwa das toujoura des perdrix eeiue achlimni
den Gcblllem zwar den geHcfamack für anstem nn
beizubringen, aber den ftlr schwarzbrod abband
lassen, kurz zum docenten zu werden statt zu nnte:
sondere ist fllr die lateinische etymologie viel mS8
scher takt nötig; ich würde z. b. kein bedenken tra
zische amantes omentes auf lohrer anzuwenden, die si
tantischon liebe zur etymologie etwa zu dem wahiu
Bämtliclie lateinische Wörter der wurzel ghar sobro
sie in dem Yanigekschen etymologischen wörtert
stehen, den achUtem in ihrem Bpiachlichen und
sammenhang mit der wurzel klar machen zu wollen;
zum spasz einen kleinen auszug: es erscheinen da
fomax, gtisco, vultas, gratus, helvus, bilis, lutnni]
rutilus, Tireo usw. für schUler müsten solche ding
plicierten erklärung das Voltaire'eche witzwort bee
otj'molo^e bedeuten die vocole nichts und die cc
wenig*; nicht so werden sie denken, wenn man ihm
mit fu-n-do, äi^p mit ventus, ct^a mit vestiB zuaa
da ganz landläufige gesetze zur anschaunng komm
lieh die bedeutung keine Schwierigkeit macht,
seihst die festen resultate nicht alle in die schule
werden; es kann nur von einer Vermittlung zwisi
sp räch V ergleicbung ,
ich möchte sagen, fast nur
ung der bisherigen methode mit hülfe de
ch enden die rede sei
maszvoll gearbeitete (
chiächü grammatik
tiken von Müller und Latt
k (I873)ftbgefa3zt.
ist ents(
SBche und ebenso die
in diesem sinne sind die lateii
von Schmi
viel im allgemei
quid nimis betr. der anwcndung der sprach wisaenscha
Treten wir nun in die speciellen fragen ein
cla^sen oder etwa nur in den oberen oder gar nur
darf nur im griechischen oder auch im lateinische:
gleichung beigezogen werden? dasz den oberen das»
der Sprachforschung nicht ganz vorenthalten werden
liegt das jüngste Zugeständnis von dem gewis sei
Peter, emer. director von Schulpforta, in seiner sei
unserer gymnasien' vor; um so feuriger vertheidig:t ei
jethode für seine Vorschule d. i. für die mittlei
rgsnltate beim schul unterriclit. 337
i unaeres gymnasiums ; die argumente, welche er vorbringt,
a lam teil auf einer Voraussetzung des von uns soeben ge-
'iDTiel', teils darauf, dasz er ein bestimmtes buch ins äuge
die gr. TOn Cuvtius); so z. b. stöszt er sich — und das mit
— an den 78 §g kutlehre hei Curtius; Koch hat nie auf IT
irt; er int aber sebr, wenn er in der heweisfllLruiig diese 78
benutzt, dasz er den griechischen Unterricht damit beginnen
enkt. wenn iLm dann ferner die Qber den nominativ der
{fmata stehenden stamme ein dorn im äuge eind, so wollen
Berseits gern zugeben, dasa ein ungeschickter lehrer diese
ümpfe' zu sehr in den vordergi'und drängen und so allerdings
die BusBchliesz]icbe wunelkost, die er seinen pfleglingeu reicht,
einen grammatikalischen vegetarianismus daa geistige emHh-
Tstem deraelbc^n empfindlich stören kann; andererseits frage
>rscbt die alte metbodu nicht auch nach dem stamm? mueten
slit lernen: petie?, pcditis, stamm pedit-, vO£, VUktÖC, stamm
* im gegenteil die obenanätellungkann für die einprSgung
iradigmata nnr von vorteil sein, — Dagegen schlieszt Scbra-
in scfanlnunn , der in didaktischen und pSdagogischen fragen
feiner bedeutenden autoritüt genieszt, in seiner erziehnnga-
aterrichtslehre s. 411—12 die unteren classen nicht aus, be-
ber mit recht, dasz wo auch die betreffenden resultate ver-
t werden, sie von der srt sein müssen, dasz sie unverstfind-
I verdrängen und die arbeit des schalers er-
tern; in den höheren classen soll 'durch die einsieht in den
gBprocess der formen dem schüIer eine geistigere und deshalb
berschaft Über die spräche gesichert und die formale kraft
nchunterrichtä gestärkt werden', man beachte — damit
ek in die zweite der oben aufgestellten speciellen fragen ein,
krader nicht zxvischen latein und griechisch unterscheidet; es
(lieh ein beliebtes Schlagwort, der griechische elementar unter-
Prfe und solle zwar nach den ergebnissen der sprach verglei-
(arbessert werden, nicht aber der elementaruntemcht im latei-
l'; natürlich weist man auf die geringere reife der lateinischen
ttitzen, sowie nuf den minder durchsichtigen formalismus hin
■ans folgt nui', dasz den anföngern im lateinischen weniger
pes geboten werden soU, aber noch lange nicht, dasz ihnen
pn jeuer bom j^anz zu vcrschlicszen ist, nach meiner ansieht
■.wir den jungen /.v^a- in mancher Ijin.-irlit vidK-ii;}-]!. ?u viel
riwisscn fallen aber , wo sich der gesunde mensch envorstand
machen soll, gcwis auch zu wenig; ich glaube z. b. nicht
^zu haben, wenn ich, als ich classenlehrer derquinta war, den
ücbou bei der ersten erlemung der betreffenden syntaktischen
klärte, und bin erstaunt, dasz Schrader a. a. 0. den locativ
nlicb bat sich die i>bilolo;fnversaininlang in Halle (1867) «as-
338 Zur frage über die Verwendung der spraohhistorischen
aus dem gründe erst den oberen classen zuschiebt, weil es noch ]
gelungen sei, den locativ auch in allen übrigen bildungen, üi d
er unzweifelhaft vorhanden oder früher gewesen ist, demangi
Schülers kenntlich zu machen, man wird sich allerdings in qi
hüten, heri, peregri, temperi, vesperi, pridie usw. beizoziehen
gar von der abschwächung des locat. i in das ablativische e ^
here, peregre, rure zu sprechen, aber es ist doch schon gewi
nicht zu unterschätzender gewinn, wenn der schüler durch zv
menhalten von Romae «= Bomai, Corinthi = Corinthoi, hui
humoi mit ruri, domi («= domui, wie Dietsch an einer stelle
Sali. Cat. hergestellt hat) nicht blosz von dem unverstftndliche
netiv erlöst , sondern auch die formen domi and ruri in ihren
hältnis zu den anderen casusformen der betreffenden Wörter
stehen und so die ganze regel leichter behalten lernt; ist ja
damit die oben erwähnte Schradersche hauptbedingong für h
hung der neuen methode durchaus erftlllt. auch diepronomi
declination zog ich immer in den elementanmterricht herein;
terminologie trägt ebenso wie das wort locativ nicht wenig
bei, die betreffende regel stets praesent zu halten, ja soga
scheute mich nicht, schon in sexta das unverstftndliche von
sumus und eram neben es , estis usw. , im letzteren falle durd
weis auf Verlust* von Verlieren (= Verliesen'), wenigstens teil
hinwegzuräumen, femer auf ame-m «^ ama-i-m (im gegensa
moneam, legam , audiam) unter beiziehung von sim, wozu in q
velim, nolim usw. kam, ebenso auf amare =» amase unter hi
auf es-se aufmerksam zu machen , sodann in quinta die formen
malle nolle im anschlusz an das eben gesagte zu erklftren und
beiziehung von facil-limus = facil-simus und assimnlo «» ads
von 'as^imilation' zu sprechen; alle diese spracherscheinnngei
anschaulichte ich aber heuristisch construierend nndg
pierend an der Wandtafel und — was von der höchsten
tigkeit ist — fragte von zeit zu zeit wieder nach der erklSi
endlich — erschrecken Sie nicht, meine herren, — gebrauch
auch die ausdrücke a-conjugation , a-declination, e-coigugation
aus dem einfachen gründe, weil ich die Wahrnehmung gemacht
damit eine denkoperation, nemlich der überschritt von der z
II usw. zum characterlaut a, e usw., und damit auch eine gelegc
zum irren gespart war (von consonantischer declination und (
gation sah ich für die unterste stufe ab), ich glaube mit bezn
die eben erwähnten terminologieen noch beiftlgen zu müssen ^
vom lateinischen Schulunterricht die förmliche sjstematisi«
der declination und conjugation nach der stammtheorie, sow
von Schreier (Olmützer programm 1871) so unglücklich in
gesetzte behandlung der geschlechtsregeln nach jener ganz i
schlleszen ist. wie weit man aber in der behandlung der latein:
elementargrammatik nach sprachvergleichender methode üb<
ziel hinausschieszen kann , davon ist die im jähre 1856 erschi
resultate beim schulunterrichi 339
liieinische grammatik für österreicbiscbe untergymnasien' von
Vini^ek, nun gymnasialdirector zu Trebitsch in Mähren, ein
sprechender beweis, der Verfasser bat denn aucb nacbgerade die
vmrrong eingesehen, und seine lateinische elementargrammatik yom
jihre 1873 darf neben dem buche von Mtlller und Lattmann und
der die oberen classen in den anmerkungen reichlicher bedenkenden
lateinischen grammatik von Schmitt-Blank als vorbild dienen,
in wie weit den lateinischen neopbyten der tmnk an der neuen
quelle zuträglich ist; bei s&mmtlichen liegt der Schwerpunkt der
Benerung in der bis jetzt sehr stiefmütterlich bedachten wort-
biUimgslehre und in der nach Curtius System bearbeiteten sjntax.
flrianben Sie mir hier einen kleinen excurs. es hat nemlich in
leoester zeit Jolly, privatdocent in Wttrzburg, in seiner beaohtens-
werthen brochure ^schulgrammatik und Sprachwissenschaft* s. 76
nter anschlusz an eine von ihm verfaszte arbeit, welche in Curtius
Studien zur lateinischen und griechischen grammatik erschienen ist,
•iie rationellere systematisierung der untergeordneten sfttze vorge-
sddagen. darnach sollen bei der Unterordnung folgende gesichts-
yimcte festgehalten werden: 1) die Unterordnung des ursprtinglich
soordinierten nebensatzes wird durch kein eigenes wort, sondern
Wtx durch den ton der stimme , häufig auch durch den modus des
Wboms ausgedrückt z. b. oro dicas, ßouXei ^^vu)^€v; 2) ist der
lebensatz durch ein satzbindendes wort an den hauptsatz angeknüpft,
Hd zwar a) durch eine von dem relativpronomen der betreffenden
|nche abgeleitete casusform , bzw. coi\junction z. b. die, b) durch
Ihe von einem anderweitigen stamme abgeleitete z. b. jüirj, 3) durch
Mnelation. fdr weitere einteilung empfiehlt er dann Delbrücks
totecessive, subsecutive und coincidente Untersätze, wir glauben
lies nicht, dasz es angezeigt ist, dem schüler der unteren und
rfttleren classen die tbatsache zum bewustsein zu bringen, dasz die
Ipnehgeschichte nicht auf den weg vom fertigen gedanken zum
Üt, sondern auf den umgekehrten hinweist. aUerdhigs wüste das
Irik, mit dem die spräche heranwuchs, nichts von temporal-, causal-
usw. , aber wir haben eben in unteren und mittleren classen
Sprachgeschichte, sondern die fertige spräche als ausdruck des
ler fertigen denkens zu lehren, in oberen classen natürlich wird
nidit versäumen z. b. darauf aufmerksam zu machen, dasz jedes
'snd jedes Öttujc *wie' heiszt.
Zum grammatischen unterriebt überhaupt nur noch die bemer-
Wäg, dasz die fortwährende Verweisung auf die muttersprache oder
Sf bekanntes aus anderen sprachen ein gut stück praktischer
■mchvergleichung bildet; namentlich wird die später einsetzende
f0chische elementargrammatik möglichst viel und zwar noch mehr
Ics z. b. bei Koch^ schon geschehen, aus dem lateinischen beiziehen
* die mittlerweile erschienene dritte aufläge entspricht auch in
beziehnng ganz unseren wünschen.
22*
{
340 Zur frage über die Verwendung der Bprachhistoriaohen
müssen, ebenso bietet das mittelhochdeutscbe in oberseoiuida sdt
viel gelegenbeit zu vergleicbungen mit dem lateinischen und grie
cbiscben, z. b. eine = allein unus ; der artikel vor pron. {KMseM. n
vergleichen mit dem betrefifenden griechischen Sprachgebrauch; di
possessiv gebrauchte ir = auTf]c, auTUiv; müezen in pot. wimseb
&ätzen vgl. griech. ujqpeXov in irreal, wunschs.; gen. nach wilnsdM
vgl. griech. gen. nach 6pdT€c6ai usw.; einem wol spredhea et ht
maledicere alicui; mit slner eines krefte «>" sua unins ▼!; eitoo
mir innecllcbe leit als ich gedenke «s com; vil man^ger wQni
der min ouge an sach (attracfcion des rel. wie im griech.) o« a. di«
zusammenhaltung der drei so engverwandten spxadien dflift
namentlich dann recht nutzbar werden, wenn, was andh ans andara
gründen sehr wünschenswerth ist, der Unterricht im lateinisdM
griechischen und deutschen in einer band liegt.
Es erübrigt mir nun noch ein wort über einen weiteren Ta
schlag Jollj's a. a. o.; er verlangt nemlich für die obersten cUm
eine ex professo gegebene anleitung in den prindpien dergn
cbischen und lateinischen etjmologie und vergleichenden granunsti
einzusetzen, allerdings ist eine systematische zusammen&ssnngan
passende erweiterung des in früheren jähren gelegentlich erlönie
sprachvergleichungspensums namentlich an denjenigen anstalten, i
welchen , wie bei uns in Baden , grammatiken des alten stils eiagi
führt sind, sehr wünschenswerth; wenn aber Jolly zu einem sdldie
zwecke nur einen englischen leitfaden von Pils kennt, so mOchte ic
darauf hinweisen, dasz prof. Baur in Maulbronn' bereits im jalu
1871 eine solche sprachwissenschaftliche einleitung dem semins
Programm beigegeben hat und in diesem jähre (1874) dieselbe 'sprMl
wissenschaftliche einleitung in das griechische und lateinische fl
obere classen' im buchhandel erschienen ist. wo grammatiken i
neuen ricbtung eingeführt sind, da läszt sich eine zusammenfassu
in den oberen classen ohne weiteres lehrbuch und ohne stundenznsi
bewerkstelligen, jedenfalls aber musz Homer, dieser für d
Sprachgeschichte so ergiebige schriftsteiler, nach der etymologiseiM
und historischen ricbtung in secunda in der weise ansgebent
werden , dasz man in untersecunda die betreffenden resnltate gd
^entlieh und gruppierend beizieht, dagegen in obersecnnda, t
auch der Unterricht im mittelhochdeutschen für unsere zwecke i
verwenden ist, vor beginn der Homerlectüre ein vocabular, welcb
•die häufigst wiederkehrenden wurzeln mit ihren auslftnfem und d
wichtigsten lautgesetzo der Sprachvergleichung enthält, aöswead
lernen und während der lectüre, auch später in prima, öfters wiede
holen läszt ; in Heidelberg wird zu diesem behufe ein von direct
dv. Uhlig entworfenes autographon benutzt, welches in hinfiic
auf die eingefühi-te schulgrammatik auch eine kurze Homerise
formenlehre enthält.
' jetzt gymnasialdirector in Tübingen.
resultate beim schulanterricht. 341
Soll ich den praktischen gehalt meines Vortrags in thesenform
konzasanmiendrfingen, so dürfte sich folgende fassung empfehlen:
1) die feststehenden resultate der neueren Sprachwissenschaft sind
der schale nicht länger vorzuenthalten ; namentlich ist die schul-
grammatik nach denselben zu verbessern. 2) in der mitteilung
dieser resultate musz stets auf den geistigen reifezostand der be-
tteimden schüler sorgfältigst rücksicht genommen und masz ge-
Uten werden ; insbesondere aber ist die veranschaulichung an der
Wandtafel und die jeweilige anlehnung des neuen an bekanntes nie
m Terabsftumen. 3) in unteren classen sind nur solche resultate
der Sprachvergleichung zu verwenden , durch welche Unverstand
Bdies in klarer und einfacher weise weggeräumt und die memoriale
ixienmg erleichtert wird. 4) in oberen classen ist sprachwissen-
lehaftliches , von allem complicierteren abgesehen , nicht blosz ge-
legentlich, sondern auch in zusammenfassender und erweiternder
vose vorzutragen; insbesondere ist die Homerlectüre in diesem
nnne zu verwenden. ^
Bei diesen thesen haben wir natürlich, wie Sie aus dem ganzen
vertrag ersehen, nicht nur den lateinischen und griechischen, sondern
neh den deutschen Sprachunterricht im äuge, was das französische
kitrifft, so entnehme ich JoUjs mehrfach genannter brochflre, dasz
Aankreich bereits ganz auf den resultaten von Diez romanischer
(nounatik und Wörterbuch ruhende handbücher (von Brächet) für
ie französische spräche besitzt, welche auch in englischer ttber-
■tnmg vorliegen und in England eingeführt sind; die unlängst er-
ridenene, für deutsche schulen bestimmte französische grammatik
M Körting soll nach denselben grundsätzen abgefaszt sein, hoffen
Ikdenn, dasz das geistige dement im Unterricht sich immer mehr
Iritend mache und auch dem jugendlichen |(opfe der weg zu den
fe%edeckten gesetzen überall gebahnt werde; denn Mas aufgedeckte
|Hetz ist dem leben des geistes ebenso verwandt als der znfUlige
■ri dunkle stoff ihm fremd ist'. (Schrader.)
^ Vielleicht kann unser verein, wqnn er dereinst sein lOOjähriges
Ikttlam feiert^ die these aufstellen, die gymnasialschtüer mit indo-
pnaaischer grammatik zu bewirthen und sie aus diesem home der
Ifealthea 'unbeworren' die gi'ünen kilLuter des arischen sprach-
piuns pflücken lassen.
v. * auf der diesjähripren (1875) versammlang mittelrheioischer gymna-
■lllehrer hatte ich mich erboten folfjende thesen zu vertheidigen:
1 die resultate der Sprachvergleichung sind im classischen Unter-
richt der unteren gymnadialclassen so weit zu verwenden, als
dadurch die rasche und feste aneignung der formen unterstützt
t. oder mindestens nicht erschwert wird.
j^ -. darüber hinaus sollen die betreffenden mitteilungen an die schüler
in oberen classen gehen, bei gelegenheit der notwendigen gram>
malischen repetitionen, der einführnng in die Homerlectüre und
der aus mehr als einem gründe wänschenswerthen lesung eines
Plautinischen Stückes.
Heidelberg, im mui 1875. C. Lang.
342 E. Waradein: neues vereinfachtes HomerwOrterbach.
25.
Neues vereinfachtes Homerwörterbuch nach der REiHSNroLOi
DER VERSE VON EdUARD WaRADEIN. I. OdTSSEE. Stottgllt,
Metzlersche buchh. 1874. VIII u. 168 8. 8.
Unter dem titel eines * neuen vereinfachten Homerw(Ha^
buchs' wird ein werkeben dargeboten, welches den doppelten xweek
verfolgt, einerseits jedem, ^der es im griechischen auch nur so weit
gebracht hat, dasz er griechisch lesen kann und die haaptregeln det
declination und conjugation weisz, die möglichkeit zn gewBhnit
ohne jede weitere hülfe die Homerischen gedichte mit leichtigkot
und geringem Zeitaufwand durchzulesen, andrerseits ein mittel ai
die band zu geben, die griechische spräche ganz leicht und sehiell
und dennoch gründlich zu erlernen', es wäre in der that höchst e^
freulich, wenn ein mittel gefunden wäre, die Homerischen gedidile
zu lesen, ohne mehr griechisch zu verstehen als ein qoaiianer oder
Untertertianer, nur ist ref. fest davon überzeugt, dasz niemand mit
so geringen kenntnissen jene gedichte zu lesen und zageniefizenTe^
mag, wenn er auch dieses neue Wörterbuch zu hülfe nimmt die
Schönheiten eines Originaltextes wird doch nur der kennen lemeB,
welcher die Originalsprache beherscht. gesetzt aber anch, er köoate
die Schwierigkeiten überwinden, welche ihm die formenlehre ent-
gegenstellt, so bleibt doch der mangel an Wörtern, so dasz niehti
übrig bleiben würde , als die vorkommenden Wörter aoswendijf m
lernen; wenigstens bringt auch Waradein in seinem vereinfiMhlai
Wörterbuch für die späteren gesänge weniger Wörter als für die
früheren, ob aber jemand durch das auswendiglernen von wÖrten
einer ihm fremden spräche angenehmer berührt wird, als durch du
aufschlagen — das ty>erlasse ich' dem verf. so viel scheint nir
sicher zu sein, dasz niemand mit den griechischen kenntnissen eiaM
quartaners unter beihülfe dieses Wörterbuches an den HomerisdMZ
gedichten sonderlichen geschmack finden könnte.
Aber auch der verschlag, in der schule gleich im ersten jahrei
nachdem man die hauptregeln der declinationen und conjugationtt
gelernt hat , zur lectüre der Homerischen gedichte zn schreiten ludl
in quarta sofort ein halbes buch Odyssee durchzunehmen, ersAazt
mir ebenso wenig durchführbar , wie der , in dem folgenden Jahne*
curse ein ganzes epos , entweder die Iliade oder die Odyssee n
lesen, dieser versuch, in derselben zeit, wie jetzt — der verf. eigt
selbst, er wolle nicht mehr zeit darauf verwenden — in einem jafaie
mit Untertertianern (denn das ist ja wol der zweite Jahrgang) eil
ganzes epos zu lesen, will mir unausführbar erscheinen, so Isnp
nicht die erfolgreiche probe beigebracht ist : ich glanbe ^
mehr, dasz dieses nur vielleserei ist und nur obertlichliehM
zur folge haben wird , nicht aber , dasz sich die studierenden iiit
gröszerer leichtigkeit auch in allen anderen Schriftstellern zorecbt
wer auf diese weise, wie herr Waradein, den natnrwissen.-
Ä"n
E. Waradein: neues vereinfachtes Homerwörterbach. 343
haften und der neuem litteratur den weg auf dem gymnasium
ihnen will, der wird dem gymnasium und dessen schtQem einen
tt schlechten dienst erweisen, am allerwenigsten aber würde man
ordi diese betreibung der lectüre das abwehren , dasz die schüler;
(bald sie vom schalzwange befreit sind, die griechischen büoher
ii Unwillen bei seite legen, oberflächliches beschäftigen mit einem
^genstande kann und wird nie begeisterung hervorrufen , nie den
^genstand liebgewinnen lassen, die gründe für die ersoheinung,
itt ehemalige gymnasiasten so gern den alten classikem den
leken kehren, liegen doch wol tiefer; gibt es doch so manchen, der
dlologie studiert hat, und, sobald er ins schulamt kommt, keinen
tdem Schriftsteller wieder in die band nimmt, als den, welchen er
der schule erklären musz.
Gfesetzt aber auch , es wäre das vorliegende werkchen nach der
len oder andern der vom verf. bezeichneten selten eine hülfe , so
Igt es sich, inwiefern der verf. sein ziel erreicht hat.
Wir übergehen dabei, dasz herr Waradein meint, die frage,
die Homerischen gesänge das werk eines einzigen dichters seien,
re von Minckwitz in seiner Vorschule mit schlagenden gründen zu
asten des einzigen dichters entschieden — eine ansieht, welche
dl wol auf mehr als einen widersprach stoszen dürfte.
Auch in dem Wörterverzeichnis selbst wird der verf. vielfach
kt recht haben, zunächst scheint eine genaue durcharbeitung des
amten hülfsmaterials zu fehlen, zu v. 1 wird bemerkt: «iroXu-
ivoc viel umhergetrieben , auch gewandt, klug», die erste be-
long ist doch wol aufgegeben und so hätte die letztere allein an-
Ihrt werden sollen, aber wenn auch die erstere noch anerkannt
Qi, so hätte meines erachtens nach der verf. zu seinem zwecke
eine bedeutung anführen sollen, es dürfte kaum das vorliegende
riftchen ein repertorium sämtlicher bedeutungen bringen wollen.
m diese art der anführung mehrerer bedeutungen für jedes ein-
10 wort findet sich auf jeder seite belegt: so zu v. 3: *bk doch,
I, auch, femer, aber, sondern, dagegen», zu v. 4: «vöoc sinn,
iMÜce, rath, geist, verstand, klugheit, sitte, Charakter».
. Zu bedauern ist auch, dasz sic^ nicht wenige geradezu fidsche
Mitangen nachweisen lassen, v. 4 wird Korä in der Verbindung
F-6ufiöv übersetzt mit ^gegen', während v« 29 richtig mit 'in'
netzt ist. V. 10 wird als bedeutung von d^60€V (sie) angegeben :
m teil, ein wenig', v. 11 bringt herr Waradein für aliruc die be-
dang 'acbwer', obgleich schon Nitzsch, anm. 1 s. 6 sagt: 'nicht
I schnellen, auch nicht den schweren, sondern den jähen tod, in
Iman leicht stürzt', v. 36 |uvr|CTri die verlobte, v. 38 eCcKOiroc
käelend, gut treffend, natürlich musz auch 'ApTeicpÖVlTic immer
fcder Argostödter sein. v. 48 djaqpi nur, wegen, diese wenigen
lljiele aus den ersten 50 versen mögen genügen,
f d^q)i V. 48 mit ''nur' zu übersetzen, kommt vielleicht auf rech-
k der drackfeliler, an denen das büchlein nicht arm ist. auch
344 Philologische programme der provinzen
hier einige belege aus den ersten versen : v. 5 £ statt I (fl^pQC]^
Y. 10 d statt ä, y. 16 ^XGio, v. 34 dq)€T^piiciv, y. 46 Aigistoir ibk
mittelbar darauf 57 statt 47, y. 13 toutov.
Endlich möge noch erwähnt werden, di^ die einen wOrUtn
oft wiederholt werden , während andere ganz fehlen. Mj wiid t. IS
mit 6 bedeutungen angeführt, y. 26 weggelassen und t. 82 insto
erwähnt mit 6 zum teil yon den zu y. 15 Yorgebrachten Yerschiel^
nen bedeutungen. ein bestimmtes princip Iftszt sich nirganda wita-
nehmen. y. 14 fehlt vu|üiq)Ti, ohne dasz es Yoiher zu erwiluwagr
wesen wäre.
Diese andeutungen werden zur Charakteristik des bnehes Joi
zur beantwortung der frage genügen, ob der schule mit derglaidMi
hülfsbüchern gedient sein könne.
Greiz. Th. SoRcnaonr.
(18.)
PHILOLOGISCHE PROGRAMME DER PROVINZEN SCHI*
SIEN, SACHSEN, BRANDENBÜRG. 1873.
(fortsetzan^.)
Rathenow, höhere bUrgersch. 5 classen, 8 lehrer, ISS mMUov
3 abit. der erste ord. lehrer Weisker wird znm reetor, dr. KokI*
schütter zam ersten ord. lehrer gewählt, dr. Hoff mann nsi cnlr
min. Wapler traten aus, an ihre stelle W. Müller und eandL bI^
M. Rühlmann. — Abh. des dr. Kerber: 'gedanken fiber du «^
wicklaug der conjugation'. 28 s. verf. erklärt zunächst die agglatiutfw
bestimmter tempusformen an unflectierte stamme mit H. Mergnet fB|iv*
Corssen für ein unding, andere haben die formen in laater wviv
teils verbalen, teils pronominalen Ursprungs zerlegt, dieae aialw
führt zu den wundersamsten consequenzen und bietet in etymologisaW^
beziehuDg Schwierigkeiten, die suffixe ga, ta, ra, na, ma, ?a üti
demonstrativen Charakters, die complicierten bildangen kSmieii Al^
mannigfachsten beziehungen des thätigkeitsbegriffs anedr&okeB, tWr
diese Vielseitigkeit weist auf eine allgemeine, alle yenchiedttBMtfll*
vereinigende grundbedeutung hin. die diesen stammen Ton CMIF^^
cierter bildung zu gründe liegenden verbalwurzeln sind anbatsatieD S^,
fassen, der ursprüngliche gedanke der complicierten bildnogeii benkft
auf localer auffassung. diese locale grundauffassnog- Tereialgt At'
mannigfachen Verschiedenheiten im gebrauche, die intentiye« iteiativV'
derivative, intransitiv-passive, causative, desiderative bedentnng wie ^
der fülle, die bestimmten tempusformen bestehen aus zwei itnpiiar
lieh getrennten teilen, der erste besteht in allen selten aus «iMti
Wurzel und einem pronominalen demente, alle tempnsstlmaie ii*^
complicierte bildungen. sowol die verba als die nomina Toa ueafM'
cierter bedeutung haben sich aus complicierten bildungen entwiekell» äi
werden zu verb. oder nomen nur durch personal- oder casuBSvffiz. y^,}
complicierte bildung kann an sich declin. und coni. werden, aberwl^'
feinem tacte hat die spräche es vermieden, dieselbe complieieftt Hl*
düng zugleich als temporalstamm in der coniug. und als partiiipl>^
stamm desselben temp. in der decl. zu brauchen, amayisti üftwSiwk
^o viel wie der dort im lieben du« und ähnlicher bedentang alle TeiW" • I
rmen. die sich bei der auffassung der tempusstämme als coflyH- '
Schlesien, Sachsen, Brandenburg. 1873. 345
eierUr bildnngen aus wurzel und demonstrAtivem pronominalstamm er-
lelenden gedanken haben für ans etwas hartes, die hier angenommene
inpiüiigliehe unbestimmte redeweise ist für den Urzustand wahrschein-
Bdi, de war anch verständlich, allmählich entfaltete sich die Ursprung-
lake onbettimmte ausdrucksweise zu der spätem bestimmtheit. das
•b dieser entfaltnng erörtert verf. eingehend, ebenso die entwioklnng
in genera, das pass. kein verb. refl. auch die entwicklung des pass.
Ml dem activbegriffe wird geleugnet, act. pass. med. sind nur ver-
lAisdene erscbeinnngsformen derselben unbestimmten localen aus-
iitekiweiee, und dies sucht yerf. durch Zusammenstellung der gr, suff.
UgreSflieb zu machen, ebenso werden die modi coni. und opt. als nur
ünekiedene formen einer ausdrucksweise, die die handlung ganz im
dbemeinen als etwas blosz gedachtes hinstellt, aufgefaszt. nach dieser
Imitong, die also wesentlich das walten der complicierten bildung^n
ii der formation der conjngation erweisen will, geht verf. zur be-
kudlang des praes. über und erörtert im In cap. die grundbedeutung
In praesens, verf. geht von der meinung Akens aus, das praes. sei
uipriinglich eine allgemeine, aller zeitlichen bestimmung bare form,
Bs rein abstracte form, die rein abstracte prädicierung einer thätigkeit
IMI subjecte gewesen, und will diese meinung nun ausführlicher be-
irinden, die er selbst, ohne von Aken zu wissen, in seiner dies, inaug.
MügefQhrt. er behauptet die Unmöglichkeit einer plötzlichen entstehung
Iv Bannigfaltigkeit der tempora und nimmt für die entwicklung der-
Nften drei Stadien an. zuerst gab es nach ihm nur eine zeit, die
Ngenwart, die präsentia dieser ersten periode entbehren jedes zeit-
NMimmenden Charakters, auf der zweiten stufe behalf man sich mit
lü unbeetimmten- tempusformen und liesz das zeitverhftltnis aus der
Hite des Sprechens errathen, erst auf der dritten stufe bilden sich
hMen für Vergangenheit und zukunft. diese entwicklung des praes.
H verf. nun durch den spätem gebrauch erweisen, das praesens soll
Hfc in der spätem zeit andere tempora vertreten, den aorist, das lat.
Uly das fut. I, das griech. perf. in gewissen verbis, ja es soll die ver-
llguigenbeit ausdrücken, eine meinung über das praes., welche die
Mmenen unter den syntaktikem kaum zugeben werden, ob nicht
ptUie erklärang II* 955 für solche ausdracksweisen doch vielleicht
Ml von solchen festgehalten wird, die noch sehende äugen und den-
hiea verstand haben? wir glauben, der Grieche hat, wo er das
ktoi. gesetzt oder gehört, auch den eindruck desselben und nicht den
mr «idem zeit gehabt, mochten auch zeitpartikeln , die scheinbar
^•in anderes Zeitverhältnis weisen, dabei stehen, auch der binweis
4ie allgemeinen sätze dürfte des Verfassers ansieht, das praes. sei
später noch als allgemeines tempus gebraucht, nicht erweisen,
direkt das praesens aus, was, wie es gewöhnlich geschieht, za
seit gegenwärtig ist. von continnierlicher thätigkeit liegt nichts
»sem gebrauche des praesens, auch der gebrauch des praes. rar
long wiederholter handlnng^n beweist nichts für die ansieht des
die mit beziehung auf die diss. inaug. versuchte anfstellung einer
momentoram praesens, praeterita, fntura neben dem momentum
ms, praeteritum , futurum und der achtzehn verschiedenen be-
ibangen der handlung zum praes. hat etwas sehr künstliches und ge-
Itagenes, ein schlusz aus dieser tabelle dürfte kaum gestattet sein,
allem aber es sich kaum empfehlen, in der schulgrammatik diese
lufig doch noch auf rein snbjectiver diftelei beruhende vielseitig-
der bedeutung des praes. an die spitze zu stellen und etwa zu
leben, einen quartaner in diese complicierten Verhältnisse hinein-
Iren. ref. ist auch sehr für aufnähme der überaus schätzenswerthen
ibnisse der spracliwisscnschaft, so weit sie sicher sind, in die schul-
imatik, und wünschte wol, dasz man in den höheren regionen bald
'ier einsieht käme, dnsz ein verständiger griechischer Unterricht nur
34o r'ii^'^^-^ziMiiic i-ri'zruub«: aar
*.:. Cfj LJki^l tJLir tp^rurthUK mit
U\. ^itti «i XJULA lÜKSA mitra. axel LI««' &
c^tr tyx*>t3i'mrlt^»:tik-ii^H t^^riiäesk dmü fLJ die
ib dtrf 4.»V«£.^ cet tv>ff«s fSx ci«
•:Ijr£M!r& 4Ali.t£;t«b uib^z. wird, si« vssicilS.
iKTUtu^ «.i^f Ct/ »dcc»:«. dftj zwtit« cfriieS
f'^rsi 4^ prA^^MAMtasuBeft. nmcL dea vcfi.
«;if *, ii^ ja, tA. *kA eoBpUcieite bUdnfca. d.
«tittAt« wtlcL« dnrch sufüm dtm^matrmAn
%tftJejt«t ftijbd. die unpracLe bi
v«/fcbi«4«be pn/thtnBhil'inngtu^ jede
zlthnun^, yrir niütsen et uns rersa^B, dca iakalt
ar^oft« ibiUatei]«b, der za^emewene raca Icft «■•
dJ4 ftaif«i>e dtr capitelabmchriftea aaf. dms dritte
«]*% pratt. im vtrhältius zu den fibrigca
uiiAUg-meiiti^rteo einffteLen praeteritu, da« Aalla
pr«f;terituiD. weon wir durch Torgtebende anxei^ mi%
*i^kz dit blick«; anderer gelehrten •pracfarergleichcr
tj^-A^Mkl und dieselben zor eingehenden
p«ra4oz«n a&ftichten, die leider meist mit einer
UHlf.u , die einem zweifei in ihre richtigkeit wenig
Mcbeint, veranlatzt werden, so hat die anzeige ihren
H«:i*zige, vob vielem »tudiom der einschllgigen Uttermtar
bandlung vor dem gescbicke de« rergessenwerdens oder gimiEd
iinb«ackt«tbIeibeD« zn bewahren, erreicht.
haAvi/K« BUKO. «tadt. gymn. 8 cl aasen, 13 lehrer, SIS achiler
ffommer, 267 im winter, & abit. mathemat. dr. Unit, collab. dr. Kaci
bier, elementarlehrer Jahnke traten ein, coUab. Debael tnt i
rothcm adlerordcn in den rabestand, als prob, rerwaltete eaad. Grm
die fünfte collaboratar — Abb. des dr. Kaesebier: Me CalK^ac
vö^Uiv poeta/ IH a. die gattang Ijrriscber poesie, welche alt demaai
vö^oc bezeichnet wird, ist bisher für durch kein denkmal bekannt |
balten, dabcr über die compositioo der vdfiot die arteile Terschiei
waren, yari. will nun nachweisen, dasz Katlimachos v6^0l gedichtet hi
und diese uns erbalten sind, er glaabt entdeckt zn haben, daas drei n
den überlieferten gedicbten des K. die sieben bestandteile, welelnni
Polluz IV OC zum vö^oc gehören, auszerdem eins rier Ton den best«
teilen enthält, jene drei sind hymni in Apoll., in Cerei., in Ittme. If
das eine der h. in lovem. er begannt mit der behandlang des hyi
in Apollinem. er zerfällt in vier gröszere teile: 1 — 16. 17 — 31. SS — 1
105 — 113. das prooimion zerfällt in zwei teile: 1 — 8 and 9 — 16. d
sind nach dem verf. die beiden von Pollaz als iiropx^ ^ui^ M^TOI
bezeichneten teile des vö^oc. der zweite teil 17 — 31 Eerf&lU abeia
in zwei teile 17-23 (v. 24 wird für unecht erkl&rt) und 25—31. da
erkennt verf. die KaTaTpond und fieTaKaTaTpoird des vöfioc mit t.
beginnt der hauptteil und reicht bis v. 104. darin werden des got
hervorragende lugenden und glänzende thaten besangen, es ist i
6)Li9aXöc des vÖ)lioc. die composition dieses teils wie die der froh«
Hucht verf. als strophische zu erweisen, y. 44 wird athetiert. 1
sprechen werden besonders v. 68—64, weil sie an Verderbnissen leidi
V. 64 wird gestrichen, ebenso v. 62. den cq>paT{c genannten teU i
vö^oc findet verf. in v. 105—112, den dniXoTOC endlich in y. 118 i
Htellt dann das gedieht als v6)lioc her. einen grund für die riehtigfc
der herstollung sieht verf. auch darin, dasz jeder teil mit dem naa
des gottcs oder einer anrufung anhebt, auch bei jedem teilchen <
omphalos erscheint dasselbe, nur v. 77 und 100 haben nar ein p
nonicn. verf. geht nun zum hymnus in Cererem über, hier erkennt
Schlesien, Sachsen, Brandenburg. 1873. 347
l— <9 die ^irapxd. v. 2 und 120 wird die fiberlieferte lesart iroXO-
gegen Dindorfs, Schneiders nnd Meineckes iroXuTp6q>€ geschützt.
:opxd gliedert sich in drei Strophen sn 2, 4 und 3 versen. y. 10
(teUt die ^eTapxd dar. v. 16 ist lückenhaft überliefert, verf.
H alle ausfüllungen, die versucht sind nnd stellt her: rplc 6' iirl
n)C v^cou bpd^ec 6)Li(paXöv "Evvav Töccoki, wonach aeichen einer
für die übrigen teile des verses gesetzt werden, hinter diesen
ihaften vers schaltet dann verf. mit Näke, Schneidewin nnd Mei-
ans Clem. Alex. V 101 Klotz den vers ein: KaXXix^pip b' irti
KaB4L€0 irouböc dirucroc. nun hat er die ^6T. auch anf 9 verse ge-
. hier begannt eine Strophe von 3, folgt eine von 4 nnd schliesst
on 8 versen. das Verhältnis ist also demjenigen in der krtapxd
entgegengesetzt, mit v. 17 beginnt die KaTaTpond und reicht
t4, mit V. 25 beginnt die ^eTaKaTaTpo1rd und reicht bis v. 31.
lert sind diese stücke in drei abschnitte zu 1, 2, 4 versen. der
ic nmfaszt 32 — 118. 32 f. bilden den eingang, 117 f. den schlnsz.
tan teile der fabel von Erysichthon entsprechen sich 34 — 37 und
, 38—40 und 51—53, 41—45 und 46—50; im zweiten 58—72 haben
si abschnitte zu 4, 7. 4 versen, im dritten vier zn 4, 7, 4, 7 versen.
rten will verf. 110 hinter 107 setzen und mit 109 die erzählung,
Bahr die gebete des Triopas fortfuhren, bei dieser Ordnung sind
ischnitte, in denen von Erysichthon erzählt wird, 7 verse lang,
payic findet verf. in 119—134. den anfang kennzeichnet der neue
. verf. bespricht Schneiders anstosz an clirotrc 119, rechnet den
laensang bis 128 und scheidet zwei abschnitte 119 — 124, 125 — 128,
sich ein schwieriger abschnitt 129—134 fügt, nach 124 nimmt
liae lücke von einem verse an, ebenso nach 180, in der er
il: tdcb€ TeX€cq>op{ac itotI töv Ocöv b' dxptc ö^aprdv. der epi-
UU hier fünf verse 135—139. yn hymnos in lavacrum Minervae
rarf. die ^irapxd in 1—12, die fieTapxd in 13—32, die Kararpoird
-42, die ^CTaKaTaTpoird in 43 — 54, die 6^<paX6c in 55 — 186, die
C in 137 — 140, den ^it(Xoyoc in 141. auch hier sind die anfange
■Minen teile durch namen der göttin oder ausrufungen gekenn-
Bl. der hymnus in Jovem ist dreiteilig^, v. 1 — 4 in 3 -|- 2 versen
die ^irapxd, die fiCTapxd würde nach dem überlieferten texte ans
I 2 Hh ^ versen bestehen, aber Verfasser, in der meinung, wir
I hier 2 -f~ 3 haben, versetzt v. 65 hinter v. 5. der ö^cpoXöc
il 10—90 in drei teilen. 10—45. 46—78. 79—90. der erste teil
laus 5 + 13 + 13 + 5 versen, und doch ist dabei 86 anszu-
!■ nnd vor 42 eine lücke von einem verse anzunehmen, die
tftion des zweiten ist bei Verwerfung von 55 nnd nmsetznng von
Inr 9 diese :6 + 3 + 4 + 5 + 3 + 6. der dritte teil besteht
tS + 5 versen, in 79 ist mit Meinecke zn lesen: iircl T^voc
bcTUiv und vor 87 mit demselben gelehrten eine lücke ansn-
II V. 91—96 bilden den epilog. die anfange der einzelnen be-
He des vö^oc sind durch namen des gottes oder ein anf ihn be-
ne pronomen 'gekennzeichnet, KOTaTpoird, ^€TaKaTaTp(md nnd
B fehlen, den schlusz der abhandlung^ macht eine Übersicht der
^•nen resultate, die sich der Wissenschaft zu eingehender begüt-
ig empfehlen, uns will das meiste, wenn nicht zweifellos sicher,
iahrscheinlich erscheinen.
•fsoAM. gymn. 13 classen, 20 lehrer, 411 Schüler im sommer,
I Winter, die Vorschule hatte in drei classen im sommer 123, im
f 122 Schüler, 4 abit. zu mich., 16 zu ostern. cand. Schwabe,
Pieol. und phil. .John traten ins collegium ein, M. Seyffert
EvoD der anstalt zu ^rabe geleitet. — Abh. des dir. dr. Fr ick:
ksor griech. moduslehre'. 7 s. vf. schlieszt sich an die bei Enslin
■Bene tabelle von Deuschle an, weicht jedoch, wie er auch selbst
Laicht unwesentlich in anordnung und ausfüllung ab. wir wünsch-
t
348 Philologische programme der provinsen
ten wol, verf. möchte sich entschlieszen , die labelle in etwas watenr
ausführung and mit beifügnng von kurzen clasBisehen stellen Ar j«ta
einzelne Verhältnis weitem kreisen zngänglich zu machen, ol^e sweiM
würde er sich den dank aller lehrer des griechischen in obem daiM
und vieler schüler, denen ja freilich die grammatik dasselbe, abermM
nicht in der so vorteilhaften Übersicht bietet, verdienen, nnr die TC^
Weisung auf die grammatik von Bnttmann würden wir unterlassen bslMi
die grammatik dieses gelehrten , dessen wesentliche Verdienste vm 9b
Philologie und speciell um die griechische grammatik nnd lezlkeli|b
wol keiner leugnen wird, gehört doch heute zn den bttcbem ^nes 8b#
wundenen standpunctes, heute, wo die Sprachwissenschaft sehen ssW
deutende resultate erzielt hat, dasz es nicht rathsam ersebeint, UM
Verwendung in der schule zn unterlassen, die grammatik von O. CiiitM
oder eine von ähnlichem standpnncte aus nnd mit gleichem pUsgil^
schem takte verfaszte dürfte allein das richtig^ hfilfkmittel IIb ii
unterriebt im griechischen sein, werthvoll, ja Kusserst wertbtoO M
die Ilias lesenden primaner sind die mitgeteilten stehenden fiberssUiUiJ
Homer, epitheta und sjnonjma. es wird auf diese weise doe^^
Schülern, die einmal ihr Verständnis durch gute übersetiOBg bekmM
sollen, eine bestimmte Übersetzung von worten vorgelegt, wefcbe fMUi
noch keineswegs alle durchaus sicher erklärt sind nnd deren wiedeigik
in den lexicis oft viel zu wünschen übrig läszt, ancb bei Seiler, im
gibt verf. von den verschiedenen Übersetzungen diejenige, welche isil
dem gegenwärtigen stände der erörterungen über die betr. werte M
als die wahrscheinlichste herausstellt, die im ansehlnsse bald an diesi
bald an jenen gelehrten gewählt ist. '
ScHLEusiNORN. köuigl. prcusz. henneberg. gymn. 6 classen, 9 leM
125 Schüler im sommer, 119 im winter, 9 abit. dr. Duck trat all ifl
lehrer ein, Superintendent Conrad, religionslehrer der anstalt^ Tli
starb. — Abb. des Oberlehrers Bader: Me dis inrrpi{JOtc'. 9 s. M
einer vor sechs jähren geschriebenen abhandlang, man bat drei «ittl
von Gcotc naTpüJotc zu unterscheiden, familiengStter, g^ntUgOtteri vi
allen Staatsangehörigen, aber privatim verehrte götter. zu Athen hall
jeder bürger seine ihm eigentümlichen gottheiten, wie Plat. Enthjdii
s. 302 <^ lehrt und zahlreiche beispiele beweisen nnd zwar beispN
aus den verschiedensten teilen Griechenlands, eine ganze reihe it
belegen für solche privaten gottesdienste teilt verf. mit sorgfUlin
angäbe der schriftstellerstellen, auf die er sich stützt, mit. aneh 9
der griech. fabelgeschichte werden belege für die verebmng Ton Ml
irarptüoic beigebracht, darauf wendet sich verf. zu bespnehnng 41
Oeol TraTpqiioi der gcntes , die sich nur für Athen bestimmt naehi
lassen, hier haben die verschiedensten gentes ihre bestimmten prii
Gottesdienste und, obschon nicht für alle gentes die ezistens prii
gottesdienste zu erweisen ist, so ist dieselbe doch dorebans
scheinlich. möglich ist auch, dasz die gentes, denen bestimmte
tiimer erb- und eigentümlich waren, den dienst der gottheiten,
sie von Staatswegen zu opfern hatten, auch privatim geQbt
durch Kleisthenes neuordnung entstanden in Athen nene gentes;
sie waren durch gemeinsamen religiösen dienst verbunden, alle
zusammen verehrten den 'AttöXXwv irarpCiJOC. an gentilgötter IsTi
)>ei Plat. leg. IV 7176 zu denken, an dritter stelle behandelt verf.
6€oi trajpCboij die, wenn auch von allen bürgern, doch nnr
privatdienste verehrt wurden, solchen privatdienst hatte Dieiqftes
den Megarern, Artemis bei den Sikjonern, Ares bei den Eleeni,
(Ion in Eleusis, Zeus bei den Persern, Apollon beim gansen
stamme (Apollon wurde besonders in Athen auf das höchste
durch privaten gottesdienst wurden allgemein auch verehrt die BsU
dänischen und ägyptischen könige nach Alexander, auch diese dieurf
nn man als iraTpuia l€pd bezeichnen, schlieszlicb zieht der rerf. A
Schlesien, Sachsen, Brandenburg. 1873. 349
«gebnU: wo Griechen lebten, sind hausgötter unter dem namen irarptjioi
Ttrehrt, daneben gab es 6€ol irarpi^oi, welche von allern bürgern, aber
Mit privatdienst, verehrt wurden, endlich auch Bcol irarpifioi, deren
ihaste die einzelnen gentes des Staates privatim oblagen. . diese dienste
icr 6€ol norrptfioi sind sehr alt, stammen aus Pelasgerzeit, die ent-
Hdfceng der culte läszt sich nur mutmaszen. ausgebreitet haben sich
it «Ute erst nach ansbildung der gewohnheit statnen von göttem auf-
Müellen. der ausdruck Ocol irarpipoi ist sicher vor den tragikern nicht
Mekwelsbar, ihr dienst entschieden viel älter, verf. sucht dann die
frifaide der dienste der* 6eol irarpijioi im einzelnen zu erforschen, in
liikii fällen mag es nur ein gewisser aberglaube gewesen sein, der
nicken dienst entstehen liesz, oft auch eine bürgerliche sitte, auch die
inroluilieit, den stamm abzuleiten von einem heros. andere götter
fvden zu 6€otc narpipoic, weil sie gewissen lebensrichtnngen vor-
jMHtn and darum von einem geschlechtsahnherrn privatim verehrt
IMPea. aoch willkür und etwas wie eigennutz konnte zur einrichtung
Imt privatcapelle eines gottes veranlassen und ein solcher ward dann
•iikl, nemlich durch Übergang des dienstes auf die nachkommen zum
MC «aTp«{K>C. gleiche und ähnliche gründe vermehrten im laufe der
ilit die a»zahl der 6£ol narpipoi. oft hatte eine familie mehrere 6€ol
pKcp^MH, die an gemeinsamer stelle verehrt wurden, in ältester zeit
sie ihr beiligtnm am herde, in späterer an einem andern orte
hause, nach Petersen in der exedra. verf. bespricht dann den ZeOc
; es hiesz nie irarptjioc, wie aus Fiat. Euthyd. s. 302^ bervor-
der Zcuc ^pKCtoc bezieht sich mehr auf das haus und seine teile
auf die familie. verf. wendet sich zur besprechung der gebrauche,
welchen die Ocol iraTpifioi verehrt wurden, sie wurden von allen
liedern geroeinsam geübt, doch vollzog der hausvater allein
eigentliche opfer. die ^ier war entweder eine regelmäszige oder
geMhah je nach erfordernis. hierher gehören die festlichkeiten bei
gebart eines kindes. später werden die geburtstage alle jähre am
e der Ocol irarptjioi begangen, ihnen ward auch geopfert,
ein familienglied sich dem tode nahe fühlte, ebenso bei ein-
eines Sohnes in die öffentlichen körperschaften. mit dem cnlt
Ocol troTpiuoi war der cult der manen verbunden, auch die genti-
•acra der Ocol irarpipoi wurden an bestimmten tagen voU-
, jede gens hatte für ihre gottheiten priester und altäre. der
der Ocol iraTpipoi war ein sehr heiliger, das verlangte schon ihr
in jeder not, bei jeder wichtigen angelegenheit wandte man
an sie als lenker und leiter des gesamten geschicks der familie.
Zuwanderung nahm man diese gottheiten in ihren bildern mit.
sorgte so viel er konnte für schütz und erhaltnng seiner Ocol
sie blieben bei den männlichen gliedern der familien von
t zu geschlecht, auch bei den töchtern, wenn sie £it(kXv)P01
von diesen OuTcxTpdciv ^iriKXi^poic empfiengen dann deren älteste
die Ocol irarpipoi. auch der Staat hatte ein gewisses Verhältnis
dienste der Ocol iraTpipoi.
RoszLKBBH. klostersch. und stiftsgjmn. der familie von Witzleben,
en, 9 lehrer, im sommer 94, im winter 100 schüler, 4 und 10 abit.
hiele und dr. Winkler verlieszen am schlusz des Schuljahres die
lt. — Abh. des prof. dr. Steudener: Vergiliana. 16 s. das pro-
m erörtert kritisch und exegetisch eine reihe von stellen der Aeneis.
4^r spitze I 1 — 11: verf. stöszt an lunonis iram neben vi superum,
o namine laeso neben quidve dolens an, behandelt die mehrfachen
Dgsversuche und Verbesserungsvorschläge der gelehrten und ver-
dann zunächst v. 4. wir glauben seine gründe billigen zu müssen,
beseitigt verf. v. 9 und schreibt v. 8 und 10: quo nuraina Uesa.
— Inpulerint. weiter wird auf den zweck der von Weidner als
iam II bezeichneten verse 12 — 33 eingegangen, dann schlieszlich
1
350 Personalnotizen.
noch ein paar einzelheiten besprochen, wie die beiiehang des'
V. 6, das für a quo genommen nnd anf Aeneas bezogen wird,
erklärnng von snper v. 29, das dnrch überdiei wiedergegeben
die nebengründe, das indicnm Paridis nnd die rapti Oanjmedis
einleitend bezeichnet wird. verf. behandelt weiter 1 48—49. dti
adorat wird erklärt und das fnt. imponet ins praesens inponlt
wandeln vorgeschlagen. Juno sagt: betet da noch jemand die
und legt noch jemand geschenke auf ihren altar? mit leieh
Änderung hat verf. hier der rede der Juno ihren gewis von V
einst gegebenen schlusz zurückgegeben. Juno erscheint in einer
gereizten, der ruhigen Überlegung durchaus nicht zugänglichen st
St. behandelt nun I 81 — 82, erörtert die besohaffenheit des win
bekämpft dabei Lad ewig, auch in bezug auf die von ihm vorge
sprachlichen gründe, und schlieszt mit einer bemerkung gegen
in bezug auf luctantis ventos, er will luctantes als epet. perpit.
gefaszt wissen, weiter bespricht verf. I 124 ff., erklärt gegen
alto für den dativ in der bedeutung über das meer hin nnc
prospiciens als für prospectnms stehend, wobei der freiere (
des part. praes. bei Vergil durch stellen belegt und Münsche:
rnng, prospiciens heisze sorgend, zurückgewiesen wird, «nd
spricht verf. das gleichnis I 393, auch neuerdings behandel
Berliner zeitschr. für gjmn.-w. 1874 heft 2 von Brandt, b<
terras capere aut captas iam despectare, ludunt stridentibus
cinxere polum cantusque dedere nach ludunt als anstdssig, b
die verschiedenen von erklärern aufgestellten Interpretationen
gezeigten worte, will captas despectare beibehalten, rednce
stridentibus alis durch : 'sie spielen zurückgekehrt mit den raui
flügeln' erklären und solum für polum lesen, meint aber, unter b
auf bis senos, 397 — 398 könne vielleicht auch ursprünglich
haben: u. r. i. 1. st. Hi coetu cinxere polum. wir sehen in j
klärung und leichten änderung einen weniger guten answe
der einschiebung eines hi und der statuierung zweier schwanabti
deren eine schon auf dem lande sitzt, während die andere noc
luft kreist, wir freuen uns nach der lectüre des eben besp:
programmes gestehen zu müssen, dasz es eins von den leide
seltenen ist, welche, weil sie nicht das schon fünfzig mal gesi
einundfunfzigsten male in andern werten wiederholen, der wisi
einen wirklichen nutzen bringen und den leser in feiner ei
wesentlich fördern, möchte St. uns bald fortsetinngen bieten,
(fortsetzung folgt.)
Gütersloh. H. E. Beni
(9.)
PERSONALNOTIZEN.
(Unter mitbenutzung des 'centralblattes' von Stiehl und de
Schrift für die österr. gjmnasien'.)
CrnenBangen, befttrdcrangen, versetnangen • »«saeiehn
Amen, dr., Oberlehrer am Friedrichsgymn. in Berlin als *}
prädiciert.
Beck, dr., ord. lehrer an der Friedrichsrealschnle in
Berlin
Bellermann, dr., ord. lehrer an der königsstädt. real-
schule in Berlin
'^erlit, G., bisher hülfslehrer am Nicolaigymnasium
in Leipzig
SU ob
bef
Personalnotizen.
351
, ZU Oberlehrern
befordert.
Brngieh, dr., ord. prof. der nniv. Göttingen, erhielt den kais. österr.
orden der eizemen kröne II cl., den k. brasilian. rosenorden II cl.
Bod das commandenrkreuz vom groszherrl. türk. Medschidjeorden.
Cirtze, ord. lehrer am gymn. zu Thom, erhielt das officierkreuz vom
orden der k. ital. kröne.
Derichsweiler, dr., director des gymn. in Weiszenbnrg, zum director
des Ijcenms in Metz ernannt,
^inse, dr., ord. lehrer am gymn. znm granen kloster
in Berlin
phtnkbahn, dr., ord. lehrer am domgymnasinm in
1^ Mersebnrg
Mldsthmidt, dr., ord. lehrer am Fried richsgymn. in
r Berlin
prihn, dr., ord. lehrer am gymn. in Meldorf
peaie, dr., director des gymn. in Parchim, in gleicher eigenschaft an
!das gymn. zu Schwerin berufen.
•hn, dr., ord. lehrer am Kölnischen gymn. in Berlin 1 nh«rlAlirArn
Ufbahn, dr., ord. lehrer am Lnisenstädt, gymn. in f feefördert^^^
iBfbans, dr., Oberlehrer am stadtgymn. in Stettin als ^professor'
pridiciert.
3ien, M., an der realschule in Döbeln als Oberlehrer angestellt,
retsaehmar, dr. jnr. in Leipzig, als prof. des röm. rechts an die
OBiT. Rostock bemfen.
>ws, dr., Oberlehrer am gymn. in Rössel als 'professor' prädiciert.
psins, dr. geh. regierungsrath , oberbibliothekar, ord. professor der
oniT. Berlin, erhielt das commandenrkrenz mit dem stern des groszh.
bmd. Ordens vom Zähringer löwen.
•blhorn, dr., bisher hülfslehrer am Nicolaigymn. in
Leipzig
•ibaner, dr., ord. lehrer an der königsstädt real-
•ehnle in Berlin
zel, dr., ord. lehrer am Friedrichsgymn. in Berlin
jer, dr., oberl. am gymn. in Parchim, zum director dieser anstalt
ernannt.
Her, dr. Ang., ord. lehrer am Friedrichs- Werdersehen
prmn. in Berlin •
ller, dr. Heinr., ord. lehrer am gymn. znm granen
kloster in Berlin
tsebe, dr., ord. lehrer am Sophiengymn. in Berlin
pelt, dr. , bisher hülfslehrer am Nicolaig^ymn. in
Leipzig
don, dr., ord. lehrer an der Lnisenstädt. realsch.
in Berlin
tsig, dr. , bisher hülfslehrer am Nicolaig3rmnasinm
in Leipzig
1, dr., ord. lehrer am Friedrichs-Werdersohen gymn.
in Berlin
vndh eller, dr., ord. lehrer am stadtgymn. in Stettin
ode. dr., ord. lehrer am gymn. in Bnnzlan
denberg, dr. an der gymnasial- und realschul-
Mstalt in Plauen
se, dr., ord. lehrer am Kölnischen gymn. in Berlin
^«rwein, dr. , ord. lebrer am gymn. in Rostock, zum director des
?yinn. in Neubrandenburg ernannt.
^Ud, dr., ord. lehrer am gymn. zu Waidenburg in Schi., zum bürger-
meister von Wittenberg gewählt.
^tnidt. dr. Job., ord. lehrer am Luisenstädt. gymn. in Berlin zum
Oberlehrer befördert.
zu Oberlehrern
befördert.
zu Oberlehrern
befordert.
852 PeraonalnotiteiL
8 oh neide via, dr., ord. lehrer am ktihd. ia Hamsln 1
Scholtse, ord. lehnr an d«r DorotheenatSdl realecb.
in Berlin J
Schall, dr. Ferd., proviniialaahaLr«th inMBAater, als 'geheimetn
rungsTath' chiirafateri«iert.
Schwerin^, dr., privatdooent von der theol. akademie in Müiuter,^
daa gjata. in Brilon als Oberlehrer bamfen.
Stein, Oberlehrer am g7iiin. in Nenai, in gkiuber eigenscban a
gjmn. zn St. Marzellen in Köln bemfen.
Treaner, Studien lehr er in Culmbaob, vom ^ubreelor in Herabt
Wefaaar, A., kn der gijtnnaBial- tmd Mklichulanstalt in
Oberlehrer anfrestellt. *
Weieke, Oberlehrer an der Utein. baaptsohtile der) , ,
FranekeacheD aUfton^n in Balle {- ^'^ ^
Witte, oberl., conrector am domgjmn. in Kateebarg | '"'
Zettnow, dr.. ord. lehrer an der BÖphieBrealiohiile in Berlin,
lehrer befardert.
Ib rakMUs« catrcttBt
Goisran, Oberlehrer, profeisor am grmn. in QaedliiibliT(.
""""' "", obarl, am gjma. in PlSlL
Hooh, dr^ Oberlehrer am ejmn. In UfiDCtareffel.
BBiohe. oberl-, prof. an der realaefa. am twinger In Breal»n.
. lehrer am progTun. in Halmedy, nnd erhielt i
den ptanei. kronenorden IT el.
Waldhaaer, ord. lehrer am gyinn. in Hemel,
OMlsrlWBi _ j
Bernhard;, dr. Qottfried, geh. reoernngeralh, ord, prof. 4aF,!p
Hchen litteratar an der unir. Halle, am »0 mttrz, 7$ jähre ut, "
Deimling, dr., oberichalrath in Karlamhep cm II mSrz.
Friedlein, dr. Qottfried, rector am gjmn.la Hof, am 31 mai, 47 jähr
alt. (tüchtiger mathematiker. mitbegvünder and redacteui M
blKtter für das bair. gymnasial- and realBchalweeen.}
Hilgera, dr. Joaepb, direotor dea grmn, au Hagcnan, am äO april.
Höfer, Oregor, sehnlratb, eeit 87 jabren rector des Lndnigsg^mo. H
Mfiocben, am 81 mal, 6i jähre alt.
Hoffmann, H., ord, lehrer am gjma. In Thorn.
Knocbenhaner, Wilhelm, hofratb, emer. re als c bald irector In IM
ningen, am IS mSra.
Liohtnsr, ord. lehrer am Luiaenst&dt. gjmc. in Berlin.
Lyell, Charlea, baronet, geb. linor. 1797 la Kinaord/ in SohotlUa^
genialer geolog, geat. am 23 febr. in LoodoQ.
Hetger, dr, oberl., courector am gfmn> an Verdi....
Mörike, Ednard, geb. am 8 aept, 18M in Lndnigsbnrg, atarb aml
zu Stuttgart.
M Uli er, dr. Job. Jao., professor der phjaik an polytechaicnm in ZI
am 15 jannar.
von Palmer, dr. Christian, ord. prof. dar theologic an der nni
Tübingen, am 39 mai daselbst, (bedentend als tbeolog und pl
'evangel. pädagogik' 4e anfl.)
Piderit, dr. Karl Wilhelm, direotor dea gymu. in Hanau, am W
'60 jähre alt. (treffliche scbnlaasgaban der rhetorischen
Ciceros.)
Scbrürs, Peter, ord. lehrer am gjaa. in Ualtnedy, Hm 1 jmiL
T. Uechtriti, Peter Friedr-, geh. jastiirath, freund Imint
tiker und dramut. dichter, 75 jabra alt, am 16 febr.
Wiedmann, director des gfmn. tn Attendorn.
ZWEITE ABTEILUNO
FÜR GYMNASIÄLPiDAGOGIK UND DIE ÜBBIGEN
LEHBFlGHEB
MIT AU88CHLU8Z DBB CLASSISCHEN PHILOLOOIB
H£RAUSOEG£BEN VON PROF. DR. HERMANN MA8IUS.
26.
NOCTES SCHOLASTICAE.
Zar frage Über die didaktische und pädagogische an-
leitung der schulamtscandidaten.
Die hier bezeichnete frage ist eine derartige, dasz sie mehr aus
ler gewissen fülle eigener lebendiger erfahrungen heraus als aus
lexion und berathnng in einer befriedigenden weise erörtert wer-
kann ; wer diese erfahrungen nicht hat machen können , läuft,
er gleichwol an eine solche Untersuchung heranzugehen vor-
ig hat, immer grosze gefahr, sich in eitle und thörichte
itasieen zu verirren, sich mit nebelbildern zu beschäftigen, wäh-
er concretes, reales, lebendiges vor sich zu erblicken glaubt,
i zn idealisieren , anstatt praktisch brauchbares zu liefern, daher
denn auch das hiesige lehrercoUegium , als ihm diese frage ge-
ward, es nicht wagen wollen, selbst auf die discussion ein-
len, und hat es dem Verfasser überlassen, sich so gut oder
lecht es gehe hierüber zu äuszem. ich gestehe nun, dasz ich mich
äaszerst unfähig hierzu halte , will aber doch einen kleinen bei-
zur beantwortung der vorgelegten frage bieten , einen beitrag,
sich mehr in abstractionen als in erfahrungen bewegen wird.
id vielleicht ist auch das nicht völlig werthlos, wenn aus unserm
►ise etwas von ideen zu einer frage beigesteuert werden könnte,
welche den königl. schulbehörden ohne zweifei viel praktisches
iterial vorliegt.
So viel ich weisz , ist Preuszen das erste land , in welchem man
m den zukünftigen lehrern gefordert hat, dasz sie zwischen ihrer
iversitätszeit und dem wirklichen eintritt in das lehramt eine art
K. imhxb. f. phil. u. pid. II. »bt. 1875. hfl. 8. 23
354 Noctes scholasticae.
von Probezeit beständen, ähnlich wie die Juristen eine solch« üxrar
praktischen ausbildung gewidmete zeit zu bestehen haben, diejui*
sten haben allerdings eine längere zeit der praktischen scholiUY ^
zurückzulegen als wir, haben dafür aber auch die günstigere stfll-
lung, dasz sie bereits von ihrer ersten auscultatorenthfttigkeit als
im unmittelbaren dienst des Staates stehend betrachtet werden.
Dieses sogenannte probe jähr nun führt einen sehr flbki
namen. was man probt, nimmt man, wenn es für gat befafite:
wird, definitiv an, z. b. wenn man eine uhr zur probe nimmt, odff
gibt eS; wenn es sich nicht bewährt, zurück, bei unseim probe»
jähr ist eine derartige definitive entscheidung nicht in aussiiM
gestellt ; wenn seine lehrerqualification sich während dieses probi-
jahres auch noch so gering erwiese, würde dies doch kein hiiäonii
gegen eine etwaige definitive anstellung geben, sondern man wflidi
es den anstalten, die es mit einem solchen lehrer versnoben woO|H|
gewähren müssen, es ist also eigentlich keine probezeit, soila
ein Übungsjahr, und so würde ich auch dies jähr zu nennen lafta»
da es in der that nicht ganz unwesentlich ist, ob man den
oder den andern namen wählt.
Dies Probejahr nun würde füglich ganz in Wegfall komoMi
können , wenn es den behörden , welche einen lehrer bemfen, imbi^
nommen wäre , diesen lehrer , im fall er sich unbrauchbar erwiM^
wieder zu entlassen ; da dies aber nicht möglich ist, sondern es oibi*
bar viel schwerer hält , aus einem amt heraus — als in dieses uk
hineinzukommen , so ist ein solches probejahr doch wenigstens ete
wenn auch noch so geringe garantie gegen die anstellung ?oft
brauchbaren lehrern, und insofern eine derartige einriehtnng i
angemessen, wenn sie auch in ihrer form vieles zu wünschen
lassen sollte, wie denn das auch sicherlich bei dem jetzigen
jähre der fall ist. indes ist diese einrichtung viel wichtiger ftr
jungen lehrer, dem so über die tiefe kluft hinüber, welche die
Wissenschaft und die angewandte Wissenschaft trennt , von
der schule eine liebende und hülfreiche band entgegengestreckt wiA
es klingt über alle maszen schauerlich : haben Sie schon Ihr piok^:
jabr abgemacht, oder etwas menschlicher: erledigt? erst
das probej ahr zu einem jähre der Übung in diesem sinn and
wird , von den schulen selbst so aufgefaszt wird — und ich gl
dasz dies nicht viel so geschieht — wird ein neuer geistimd
neues leben hineinkommen, von diesem gesichtspuncte aus bin
allein im stände , diese ganze frage zu betrachten.
Wir unterscheiden, denke ich, auf naturgem&sze weise,
der angehende lehrer von der Universität her mitbringt, und waii^
zu diesem mitgebrachten hinzuerwerben, hinzugewinnen soll. j
Was er mitbringt, ist in der regel ein gewisser grad TÄ*
wissenschaftlicher bildung , welche wieder in verschiedene msnaaH
sich spaltet : ich hebe solcher momente unter den vielen zwei herfQL
1) die kenntnisse in dem gebiete der speciellen wissenscliafti ml
•.Aim^^
Noctes scholastdcae. 356
in gewisses universelles wissen, welches diese specielle wissen-
&haftliche bildong gleichsam umgibt, und 2) ein wissenschaftliches
Oimen, um mich so auszudrücken: also ein moment der reception,
ad ein diesem entsprechendes der production. z. b. im phüologi-
then wSre die kenntnis der litteratur eines Volkes ein solches
cment der wissenschaftlichen kenntnis, dag^en die ffthigkeit, eine
oidarische ode zu verstehen, zu interpretieren, kritisch zu behan-
in, ein moment des wis^toschaftlichen könnens. diese momente
id natürlich untrennbar verbunden, aber sie lassen sich doch be-
ifflich auseinanderhalten, wie denn auch die art und weise der
isehnng beider eine ungleiche ist, eben so eine ungleiche ist, wie
I mischungsverhältnisse in der luft u. dgl. verschiedene sein können.
10 völlige harmonie ist nicht zu erwarten^ bei dem einen wird das
ile moment , bei dem andern das zweite überwiegen, die schule
>eekhs hat eine entschiedene richtung nach der seite des ver-
iMDS, kennens und wissens hin gehabt; in der schule Gottfried
»rmanns hat die richtung auf das können prftvaliert. man musz
fcllrlich einer solchen einseitigkeit bei unsem jungen leuten ge-
Irtig sein, und musz diese einseitigkeit, wenn sie mit innerer gei-
gcr tüchtigkeit verbunden ist, auch respectieren, sch&tzen und
»kennen ; aber man musz auch eben hierüber ein sicheres bewust-
n haben.
Unsere jungen leute haben, so weit ich das habe beurteilen
inen, überwiegend eine hinneigung zu jener ersteren richtung,
• seinen natürlichen grund in den prüfungen hat, auf die sie sich
embereiten haben, wenn die prüfungen mehr darauf hinstreben,
% dem können und der kraft eines jungen matmes eine ansieht zu
liitnen, wird das Studium diese richtung einschlagen, überdies ist
nermeszlich leichter, sich ein wissenschaftliches ganze, z. b. die
bdiische litteraturgeschichte, einzuprägen, als z. b. sich die f&hig-
zum Verständnis des Aeschylus zu erwerben, weil man dort ein
Itnismäszig faszbares vor sich hat, während fdle arbeit auf dem
gebiete den jungen mann nur an den eingang eines unab-
weiten gebietes führt, die griechischen antiquitftten lassen
4 oder 6 wochen durchmachen, die lectüre des Aeschylus»
auf ein können, auf eigene kraft usw. hinstrebt, läszt sich
in 4 oder 6 wochen, und überhaupt gar nicht durchmachen,
positive wissen habe ich daher, so weit ich habe beobachten
Ben, oft sehr grosz und weit gefunden ^ das eigentliche können
ftgen zum teil sehr gering.
Es wird nun, wenn dies der zustand der dinge ist, die schule,
leher ein junger mann sich anschlieszen soll, hierauf durchaus
bcht nehmen müssen, wenn sie jenem eine wirkliche liebe be-
^en und zu seiner weiteren entwicklung etwas beisteuern will.
I^rird ihn , wenn bei ihm das können und die kraft prävalieren
|0, in eine richtung auf ein ganzes, auf ein System, auf positive
^etnisse zu bringen suchen; sie wird ihn im entgegengeseftzten
i
356 Noctes Bcholasticae.
falle zu einer auf das können, auf kraftentwicUang gericlitelfl&
thStigkeit veranlassen müssen : jedenfalls, sei es in der einen, sei m
in der andern richtung, zu einem streben , welches der wissenscU^
welcher er sich gewidmet hat, und der allgemein gdstigen bildng,
mit voller, inniger liebe zugewendet ist. wenn es uns nicht gdiagt,
dieses auf die geistigen guter gerichtete streben rege zn eihate
und zu bilden und zu leiten, ist der junge lehrer meiat für denh*
ruf verloren, der ja nur dann mit ehVen betrieben werden buk
wenn er die Wissenschaft zur Voraussetzung hat. denn die sdndi
vermittelt die Jugend, welche ihr anvertraut wird, xmi die
Schaft: wie kann jemand ein lehrer sein, für den die eine oderüi
andere eine verschwindende w&re? ich glaube auch, dan diBfl^
fahrung hierfür zeugen werde, dasz der schule die dringeiii
pflicht obliege, zu geistiger und wissenschaftlicher strebsamlrait •
zuregen, denn ich kann nicht finden, dasz in den jnngm taadiihlB
im allgemeinen ein so starkes streben vorhanden wftre,
keiner anregung bedürfte; ich finde vielmehr, dasz der trieb
Studium an stärke mehr und mehr abgenommen habe und
immer abnehme.
In der uns vorgelegten frage ist zwar nnr von di<
und pädagogischer anleitung die rede , nicht von der a&latuqg
wissenschaftlichem Studium, und es ist vielleicht die absieht
jener fragestellung gewesen , die discnssion so zn beschrlnk«; i
glaube jedoch , dasz die scientifische anleitung von der di
und pädagogischen untrennbar sei. denn die wahre didaktik
nicht blosz die kenntnis des gegenständes, sondern auch die
dik des eigenen Studiums zur Voraussetzung, und die
Wirksamkeit ruht zum guten teile auf begeistertem stadinm.
nur wer ganz in der Wissenschaft lebt, wird auch liebe zur
Schaft und eine höhere und edlere Stimmung und richtong der
schaffen können, eine didaktik und eine p&dagogik ohne jene
tung auf Studium wird immer zu einer hohlen, meehanieehMi
geistlosen werden.
Diese scientifische anleitung wird sich natttrlioh nack
wissenschaftlichen Sphären, auf welche sie sich bezieht , y(
gestalten : im groszen und ganzen aber wird sie sich doch ab
dreifache herausstellen :
1) als eine solche, welche auf er Weiterung des wissenB
2) als eine solche, welche auf Vertiefung geht;
3) als eine solche, welche auf eigene prodnction geht*
Im philologischen, wovon ich allein etwas verstehe, wllzdi
erste richtung eine möglichste Umfassung der alten antom
streben, die jetzt den jungen lehrem fieist ganz abgeht; die
eine selbständige gründliche durcharbeitung eines einzelneii
mit herbeiziehung des gesamten exegetischen und kritisehen
rials ; die dritte endlich production eigener gedanken ans dem
der speciellen Wissenschaft, wie sie sich aus der zweiten ricUfll
Noctes scholasticae. 357
DZ von selbst ergibt und an diese anschlieszt. in der gescbichte
irde sieb ebenso ergeben 1) eine ausbreitung über die s&mtlichen
(toriseben gebiete, 2) ein Studium der eigentlicben quellenschrifU
Her, 3) die bistorische selbständige abbandlung.
Es ist bier nicbt der ort,, diese andeutnngen weiter zu yer-
gen; icb gebe jedocb zu bedenken, dasz diese Studien sieb in ent-
liedener abnabme befinden; dasz sich die gelehrte bildnng im
lologischen durchscbnittlicb nicht über den standpunct der
ibnerschen und Weidmannseben ausgaben erbebt; dasz wenige
»r den lebrem sind , welche die mühe einer wirklich Philologi-
en arbeit noch übernehmen mögen; dasz die meisten sich mit
' aneignung von resultaten begnügen, statt selbst, auch nur an
ma autor, die arbeit der Jahrhunderte zu wiederholen, und nicht
nl auf die resultate, als auf den gang der forschung, die arbeit
f jene resultate hin, zu sehen.
Ein zweiter punet ist die theoretische ausbildung der angehen-
i lehrer in bezug auf didaktik und p&dagogik. hiermit ist es um
les schlimmer als mit dem ersten bestellt, auf den universit&ten
rden derartige collegia, denen der praktischen theologie ent-
Bchend, entweder gar nicht gelesen, oder, wenn sie gelesen wer-
I, Ton lebrem gelesen , welche gar keine praktische kenntnis und
■16 erfahrung besitzen, man kann sagen , dasz die allermeisten
damtscandidaten in dieser hinsieht völlig roh zu uns kommen,
stehen weit hinter den elementarlehrem zurück und sind bis
die allerersten elemente hinab völlig laien. sie kennen keine
lire didaktik und pädagogik als die, welche sie aus gewissen
(Benmgen von ihrer eigenen Schulzeit her besitsen, und diese
bflder sind zum teil sehr bedenklicher art. bei einigen wenigen
fiae natürliche iixc für Unterricht und erziehung da. zu einer
jni und technik darin bringt es fast niemand, dies ist einer der
feKsten mängel in unserem Schulwesen, und hierauf ist es unsere
»te pflicht, die leitenden behörden aufmerksam su machen*
irertraut eine heerde kühe nicht dem ersten besten menschen
£ier sich zu ihrer fEIhrung anbietet; man vertraut dagegen eine
kr blühender knaben lebrem an, die keine ahnuQg davon haben,
uinder zu lehren und zu erziehen seien, noch vi^ weniger, wozn
Henn zu erziehen seien, diesem Übelstande würde dadurch zu
llgnen sein , dasz man von den angehenden lebrem den beweis
Itrte, dasz sie im besitze einer gewissen kenntnis von didaktik
1 Pädagogik seien: dasz sie beide disciplinen sowol in ihrem
[torischen als in ihrem systematischen teile einigermaszen
Bten , so dasz die schulen bei den dort eintretenden candidaten
igstens gewisse allgemeine Vorstellungen und begrifife voraus-
■■ könnten, welche nunmehr von den jungen leuten auf die
■Bebe praxis angewandt werden sollten, die praktische theo-
I bildet einen wichtigen bestandteil der theologischen bildung:
etik, liturgik, homiletik und pastorallehre sind ganz unerläsz-
■beti
i
358 Noctes scholasticae.
liehe disciplinen für den jungen theologen: glaubt man, dasz der
lehrer einer solchen theoretischen bildung über seine zukflxiftige
Wirksamkeit weniger bedürfe? früher war es yielleicht mögUeb,
hierin naturalist zu sein; jetzt aber, wo durch Herbart und söse
schule, um andere nicht zu erwähnen, diese disciplinen zu einer
solchen ausbildung gelangt sind, ist es dringend nötig, daszTon
oben herab sorge getragen werde, den schulen andere individoei
zuzuschicken als solche, die über ihren lebensbemf vOllig ignoran*
ten sind.
Die Pädagogik und didaktik weist aber ebenso auch über sidi
hinaus in andere wissenschaftliche gebiete , welche yielleicht melar
als billig ist von den zukünftigen lehrem yemachlftssigt werden:
diese gebiete sind 1) die psych ologie und 2) die ethik. die
letztere liefert unter anderm dem pädagogen die sittlichen ideeSi
welche er an dem zögling zu erziehen hat, die psychologiemaditili
mit den Operationen des vorst^llens und des denkens , und mit dn
innern process im gefühlsieben und in dem gebiete des begehrw
und wollens bekannt, innerhalb deren sich alle didaktik und iDi
erziehende thätigkeit ununterbrochen bewegt, wie will denn u K
ein lehrer zur aufmerksamkeit führen , der überhaupt nicht vW
was aufmerksamkeit ist , und in welchem innern process sich die
aufmerksamkeit bildet und erhält?
Das Probejahr musz diese disciplinen als theoretische bereSi
voraussetzen, es kann wol zu weiteren Studien anregen und ein
tieferes bewustsein erstreben , aber diese disciplinen nicht gani foi
neuem aneignen, die schule kann dem candidaten nur bieten, dtfi
er das erkannte richtige übe und für sich und für seine etwtigtt
Schüler nutzbar mache, mit dem, was überhaupt nicht da ist, litft
sich auch nichts machen, wo dagegen diese disciplinen als wiiUÜ
percipierte vorhanden sind , da kann die schule auch ihrerseits dii
hand reichen und ihre mitwirkung und hülfe eintreten lassen, v* 1
wird dies teils dadurch thun , dasz sie nach der theoretischen uto :
hin das wissen erweitert und begründet, teils dadurch, dasz sie A i
praxis leitet. j
Was das erstere anbetrifft, so ist es durchaus wünschenswerAi I
dasz der junge lehrer dahin geführt wird, nicht mehr in lehrbfiditf*
seine pädagogische Weisheit zu suchen , sondern vielmehr nach dtf
quellen verlangt, welche ja jetzt immer zugänglicher gemacht werdifr
ein und dasselbe wort in lebendigem Zusammenhang erkannt isteii
völlig anderes, als wenn es aus diesem Zusammenhang gelOstist v>
ein beispiel zu nehmen, wie imendlich oft ist Buffon das schöne weit
nachgesprochen, Ue stile c'est Vhomme', und wie leichtsinnig ist M
von hunderten falsch verstanden, weil niemand sich die mttbegA
es da zu lesen, wo es von Buffon gesagt ist: in der rede, die er btt
seiner aufnähme in die Acad6mie frangaise gehalten hat. wie btfoi
erscheinen uns die werte eines kirchenvaters, wie Athanasins, wett
^vir sie in den excerpten bei Gieseler lesen, und wie tief gedacht
Noctes Bcholastioae. 359
Bd wahr, wenn wir sie im Zusammenhang an ort und stelle lesen,
ies ist auch mit der pädagogischen litteratur der falL Pestalozzi
um nur im Zusammenhang gelesen werden, zu diesen quellen ist
an der junge lehrer hinzuführen, von Xenophon, Plato und Aristo-
iles an bis auf unsere zeit herab, natttrlich kann das probejahr
ierzn nur den weg zeigen und den anfang machen, spftter reicht
lom das ganze leben aus , um diesen quell für sich zu erschöpfen.
I Herbart allein hat man eine unendliche arbeit.
Dies ist das eine; das zweite ist die praktische seite. die schule
\i hier einen doppelten liebesdienst zu erweisen, ihre thStigkeit
t dem jungen lehrer ist, um es so auszudrücken
1) eine reinigende,
2) eine darstellende.
iiiigend, indem sie den jungen lehrer die tausend Verkehrtheiten
aden lehrt, welche sich dem Unterricht und der erziehenden
Itigkeit ansetzen, keine praxis leidet an so vielen üblen Unarten,
\» die des lehrers. diese haben in tausend Ursachen ihren grund;
Id ist es befangenheit, welche die spräche hemmt, bald ist es die
ästige trSgheit und indolenz, welche z. b. verkehrte wieder-
longen, unangenehme flickwörter gebrauchen lehrt, bald mangel
i lebensart und feinem gefühl, welches die spräche ins niedere und
Beine herabzieht u. dgl. hiervon ist nun die praxis des unter-
ÜB zu reinigen; daneben aber zugleich ihm vor äugen zu stellen
t echte didaktik und die wahrhafte pädagogik, und zwar in lei-
Dgen und in personen, welche dem jungen lehrer zeit seines
bens als leuchtende steme vor äugen stehen sollen, unsere zeit
; in dieser beziehung tief in verfall gekommen, man verstand sich
r 50 jähren unvergleichlich viel besser auf diese dinge als heutzu-
p. der philanthropinismus und Pestalozzi lebten damals noch in
kn und begeisterten männem fort, welche eine wohlgelungene
kntunde mit ebenso vieler freude betrachteten, wie wir eine
lUliche conjectur. um so mehr müssen wir uns vorhalten, was
I ideale des pädagogischen wirkens seien, und wie sich die wirk«
ikeit zu ihnen verhalte , und dasz man sich nicht etwa über sich
bhe.
f Goethe hat irgend einmal im gebiete der kunst einander
telerei und band werk, dilettantismus und kunst g^enüber-
It, und namentlich dem dilettantismus seine rechte Stellung
gewiesen, dilettanten im scbulfache gibt es eigentlich nicht; es
ft nichts, was darin den dilettanten anlocken könnte, von kunst
■B auch nicht viel die rede sein, aus gründen, die ich hier nicht
krickeln kann; es ist die rechtschaffene und ehrbare Sphäre des
Augen handwerks, innerhalb deren wir mit fug und recht stehen
ben können , zu der aber auch jeder lehrer hinaufstreben sollte,
^handwerk aber zeigt sich auch hier als das, welches einen gol-
eboden hat. es offenbart sich in der technik des docierens und
ens, in dem sichern, festen und stetigen gange, den es ein-
i
360 Noctes scholaeticae.
schlägt, in der Solidität, die es in seinen leiston erstxebt, iml
ähnlichen dingen, die Jugend ist kein stoff, um daran kOngÜeziidi
zu bilden und zu experimentieren mit idealen gedanken. liaber.
weniger hoch hinaus, als das wohl einer jungen seele riskiert a
dieser sichern technik nun soll die schale den oandidaten, den m
bei sich aufgenommen hat, hinführen, indem sie ihm in darsidluigai
dieser art muster vor äugen hält.
Es ist also 1) eine reinigende und 2} eine darstellende i
Wirksamkeit, die sie ihm darbietet.
Es ist nicht gut, über andere anforderungen, welche eine sokob .
an einen candidaten, dessen sie sich bildend annehmen soll, in Bteäm
hätte, noch über das, was sie ihm zu leisten hätte, sa sprediei, di
jeder glaubt, des guten mehr als genug zu haben, und wenig davoB
zu finden, ich rechne dahin wahre liebe einerseits an der wiasap-
schaft, der bei der jugend eine statte bereitet werden sollt andenr
seits zu der jugend ; den selbstsuchtslosen dienst im amt nnd h» ^
rufe; die collegialische gesinnung, welche nichts für sich, 8<md«n
alles nur im bunde mit gleichgesinnten , für den gleichen nnbk
arbeitenden amtsgenossen sein will; den sittlichen wandel| wddiflr
auf der grundlage eines ernsten und treuen Charakters mht;
christliche demut, welche sich, der eigenen Schwachheit bewiuA,
gott wendet, der auch in dem schwachen ein Werkzeug zn
dienste erwählen kann usw. freilich wo dieser geist nicht weU|
hilft weder scientifische noch didaktisch-pädagogische anleitong d«
allergeringste; aber es ist übel von solchen dingen zu reden» wol
sie nicht faszbar sind, und zwar in formein gebracht werden kSmui^
aber, ob sie da seien oder nicht, nur in ihren Wirkungen erkuai
oder geahnt werden können, fragen wir vielmehr, was mm cBt
schule, wenn alle diese Vorbedingungen da sind, thun kQnneuil
thun solle, um wirklich dem jungen candidaten hül&eich und sfit^l
lieh zu werden.
So wie dies jetzt oft geschieht, kann es unmöglich die leeUt
weise sein, wir übergeben ihm oftmals lectionen, bei denen et aar
scheinend nicht viel darauf ankommt, ob sie mit gutem erfolge g^
geben werden , nebenlectionen und flickstunden , so dasz man siekt^
es ist uns nur darum zu thun , den candidaten einigermaazen natar-
zubringen und zu beschäftigen ; oder aber wir geben ihm lectionfli^
die bei dem wirklichen lehrer sich in schlechter band befinden, s*
dasz wir hoffen , sie bei dem candidaten sicherlich nicht sohlediier,
wol aber vielleicht besser unterzubringen, in dem ersteren falle M
kaum zu erwarten, dasz dieser mit rechtem interesse an die leotioMl
herangehe; denn er sieht ja so gut als wir, dasz man ihn eben aar
abfinden will; in dem letzteren sieht er allerdings, dasz man gal*
dienste von ihm erwartet, es fehlt ihm aber der lehrer, der ihm tU0
anleitung geben oder als vorbild dienen könnte, oder aber wir
lassen uns von dem wünsche leiten , einem schwer belasteten \Artt
durch den candidaten einige lectionen, namentlich correotnreDi ab-
Noctes Bcholasticae. 361
a kOnnen; wo es denn nicbt wohl zu erwarten ist, dasz der
le lehrer sich nun doch der lectionen und correcturen so
1 oder sich um sie so kümmern werde, als ob es seine eigene
, die jetzt nur für ihn gethan werde, in allen diesen fUlen
candidat immer nur als Stiefkind oder richtiger als *pack*
behandelt fühlen, und die liebe, die nicht das ihre sucht,
u auch kann es ja nicht vermieden werden, dasz, indem
dat lectionen von 3 oder 4 lehrem vertritt, oder also von
el lehrem eine anleitung erhftlt (wenn er sie erhftlt, und
"er nicht vielmehr froh sind , jene lectionen los zu sein), in
Kshender weise angeleitet werde, alle diese ttbelstftnde, die
einmal in ihrer ganzen schwere dargestellt habe , können
angeordnete verfahrungsweise durchaus nicht empfehlen,
i man nun wirklich fragt, welche hülfe und handreichung
jungen candidaten vom director, von den Ordinarien und
tlichen lehrem der ihnen übergebenen lectionen dargeboten
> wird man auch da finden, dasz dieselbe sehr gering zu
e. kurz intra muros peccatur et extra,
aus ergibt sich wenigstens einiges von dem , was etwa zn
1 sein dürfte, um das probejahr nützlicher zu machen,
weise den candidaten an einen der tüchtigsten lehrer der
olcher lehrer, die ihm wirklich zeigen kOnnen, wie das
;en und die anderweitige behandlung der schüler zu be-
i, und suche es möglich zu machen, dasz diese in ein wirk-
leres Verhältnis zu dem candidaten treten und diesen als
inen pflegling und lehrling betrachten , der ihnen anver-
ans herz gelegt sei. das viele bildet den menschen nicht,
lor das eine und einfache, viele koche verderben den brei;
vden auch viele leitende lehrer den jungen mann eher ver-
I leiten und erziehen, dieser 6ine lehrer nun hat ihn dann
eh zu nehmen, statt etwa überall herumzuhospitieren, hAlt
HUididat nun einstweilen ganz an diesen einen, und sucht
■d gesinnung desselben einzudringen, er geht mit ihm in
Aionen, d. h. nicht etwa in alle, sondern in eine bestimmte
•ction desselben ; in diese aber nicht sporadisch , sondern
denn das vereinzelte besuchen, hilfk nicht viel, lehrt den
ft wenigstens nicht die einheit des Unterrichts kennen, ich
B collegen, wenn er meine lectionen besuchen wollte^
I eine art von bedingiing gestellt, dasz er diese lection nun
I zeit dauernd besuche, denn der sporadische besuch
A nicht viel helfen, wol aber mir schaden, in seinen äugen.
Band wird so blödsinnig sein zu glauben, dasz man sich
Mch , immer gleich frisch , immer gleich entschieden usw.
)b ich mag mich nun nicht dem Schicksal aussetzen, nach
r zwei lectionen beurteilt zu werden, ist also der candidat
^ so möge er eine zeit lang die sämtlichen lateinischen
jJKses seines tutors mit diesem besuchen, als beständiger
l
362 Noctes Bcholasticae.
gast, der ihm nicht von der seite geht, ist dies eine zeit lang ge-
schehen , so wird der lehrer sich gelegentlich einmal y<m ihm ab-
lösen lassen, d. h. nicht indem er ihn statt seiner in die diM
schickt, sondern indem er selbst dabei ist und ihn dies oder du
nach seiner weise thun läszt. ich will ein beispiel nehmen: eiiifc
eine anzahl von capiteln eines autors gelesen in g^genwart des
didaten, der siQ also alle mit gelesen hat; wie angemessen ist
nun, den candidaten diesen abschnitt wiederholen zu lassen.
Wiederholung wird dem candidaten immer stoff genug bieten,
zu berichtigen , zu belehren, dann wird der lehrer es auch
dürfen, ihm eine aufgäbe selbst anzuvertrauen, etwa wenn der
eben den Themistokles hat sehen lassen, nun dem candidaten
Aristides zu übergeben, oder auch auf einige zeit einen teil
lectionen ganz abzuzweigen und ihm etwa d^e lectttre des Ofid
zuvertrauen. dies hätte doch einen sinn und würde einer wizUiflhi
Schulung nahe kommen, in einiger zeit kann der oursus bei
ersten lehrer beendigt sein, so dasz der lehrling in diesem
kann losgesprochen werden: in wie ^langer zeit, kann nii
sagen ; es können 6 — 8 wochen hierzu ausreichen ; es kann aber
ein halbes jähr dazu erforderlich sein.
Dies verfahren nun ist nicht ohne beispiel. in dem pra!
England werden so geistliche, lehrer, &rzte usw. praktisch gel
nach absolvierten Studien gehen die jungen leute (giengen siew<
stens) in der regel zu einem vorzüglichen geistlichen usw. und
zu diesem in das nächste persönliche Verhältnis, begleiteten
geistlichen bei seinen pastoralen besuchen, den arzt zu den
lernten so unter den äugen eines bewährten Schulmannes und
dessen äugen unterrichten, in Rom wurden vorzügliche j
wie Cicero, in das contubemium eines hervorragenden
redners oder Juristen gegeben, die ritterliche erziehung des
alters hatte völlig diesen Charakter.
So wird also auch der zukünftige lehrer auf einige zeit
sam in das contubemium eines bewährten lehrers gethan
und in diesem Verhältnis allmählich zu eigenem gleichen
hingeführt werden, ich setze dabei voraus, dasz der lehrer sdbik
seinem fache tüchtig ist, und dasz er das verlangen in sich
sein eigenstes wesen und das beste, was er in dieser beziehung
und kann, mitzuteilen und so fortzupflanzen, die wähl des
ist natürlich sache des directors , der ja in gewisser weise allein
stände ist, zu beurteilen , was jeder seiner coUegen zu bieten und
leisten vermöge.
In derselben weise wird an die erste lehrlingsstaÜon sich
zweite und dritte anschlieszen können, wenn eine gröszere
von lehrem da ist, welche befähigt scheint, eine solche schnlov
übernehmen, die zahl solcher lehrer ist gering; denn
nicht blosz kenntnisse oder lehrtalent dazu, sondern auch d»
sinnung, welche bereit ist, einem jungen manne so freund und
Noctes scholasticae. 363
werden, das ganze menschliche leben ist ja ein beständiges
)en und empfangen, sollen diese beiden in rechter weise vor sich
len, sa mnsz zwischen ihnen liebe und dank stehen.
Was nun femer die pädagogische seite anbetrifft, so wird der
tdidat auch hier praktisch in die gronds&tze einer yerständigen
1 ernsten christlichen pSdagogik eingeführt werden kennen, wir
Dnen ja den Unterricht nicht von der sittlichen behandlung der
Hier, und wollen ja durch den Unterricht zugleich sittlich wirken,
im auch dies sitÜiche wirken nicht in dem Unterricht völlig auf-
il, sondern daneben seine eigene sphSre und seine eigenen mittel
.. die sittliche behandlung zerfällt nach Herbart inl)regierung
1 2) zu cht, von denen die erstere alle störenden und hemmen^
1 «lemente fem hält, die letztere dagegen in positiver richtung
I lo erziehenden seinem ziele zuführt, in der einen wie in der
lern, in regierung wie in zucht wird der candidat von dem lehrer,
D wir ihn anvertraut haben, lernen, auch ohne viele Worte, an
lem thun, ja auch selbst dies thun ist nicht immer nötig; sein
Ui's sein wird hier bildend und leitend wirken können, der her-
\ Karl August bat einmal an Knebel , als dieser statt der pension
m dienst erbat, zurückgeschrieben: es müste auch leute geben,
nicht arbeiteten, sondern durch ihr bloszes dasein segen ver-
Heien, so wirken vorzügliche lehrer durch ihr bloszes sein, ohne
I mmor zu machen, von einem solchen lehrer, wie ich ja deren
me und gekannt habe , wird der candidat dann lernen , wie die
nud je nach ihrem lebensalt er zu behandeln sei: auf der einen
!• liebevolle herablassung , auf der andern tiefer sittlicher ernst,
pgkeit des willens, consequenz des ganzen wirkens usw. alle
p dinge lernen sich nicht von vielen, sondern von einem, der
pdben in sich trägt, wie denn wir alle sagen werden, dasz das
dy welche» wir zu verwirklichen suchen, nicht vielen einzelnen,
einem oder wenigen entnommen sei. ein Apoll wird nicht
it, indem der künstler die ingredienzien hierzu von 10 schönen
entnimmt; ebenso wird auch der vorzügliche lehrer an einem
durch einen lehrer gebildet, dessen vorbild ihm dann wie ein
an gleicher stelle leuchtender stem vor äugen stehen wird.
Hiermit sind nun auch zum teil schon die weiter vorgelegten
beantwortet :
1) wie der candidat beim eintritt in den Organismus der schule
I die an ihr geltende Ordnung einzuführen sei ?
Wenn unter Organismus der schule die Verteilung der lectionen
41ie betrefifenden lehrer zu verstehen ist, so ergibt ihm das der
skatalog , den man ihm ja vorlegen wird, und an dessen con*
n ich ihn gern teilnehmen lasse, sowie die einsieht in eine
aufeinanderfolgender programme. die Ordnung der schule
er aus den Schulgesetzen und den ersten conferenzen kennen,
das weitere wird ihn ja der director instruieren können.
k
364 Noctes scholasticae.
2) wie das hospitieren der probanden zu ordnen nnd frnc
zu machen sei?
Man wird hier unterscheiden müssen das hospiüerow ii
oben entwickelten sinne, was billiger weise gar nicht hospi
genannt werden sollte, von dem anderweitigen besuche von
stunden anderer lehrer. jenes erstere ist kein zu gaste sein, sc
ein teil der Schulung, ein stetiges, ununterbrochenes, was da
tere anbetrifft, so ist auch hier die hauptwamung, es nicht zu
vagabundierenden zu machen, dies ist nemlich
a) unfruchtbar, weil es nur sporadische belehrung gibt,
man das überhaupt belehrung nennen kann: dies hospitierei
doch nur dann ersprieszlich sein, wenn es die methode des
richts eines lehrers als ein ganzes kennen lehrt und in dei
seiner pSdagogik einführt, dazu gehört aber ein stetige besi
wisser in sich verbundener lehrstunden, z. b. der dem etile ;
meten lateinischen stunden einer classe oder der dem griecl
grammatischen unterrichte gewidmeten, der junge lehrer
immer auf den gewinn eines ganzen hingewiesen werden.
b) es ist nachteilig , indem es den laufenden unterrichl
wenn der candidat so anscheinend planlos in die classe gei
kommt, dies ist ganz anders, wenn auch die classe sieht, da
selbe hineinkommt, um vdrklich die behandlung eines gegen£
kennen zu lernen; ja es hebt die lection in den äugen der
wenn diese sieht, dasz die art und weise der behandlung ein
chen beachtung werth gehalten wird.
c) das sporadische hospitieren hat den nachteil , dasz der
tierende auf die etwaigen Schattenseiten einer lection mehr
als auf das gute, dies ist das dauernde und gleiche, w&hi
auch dem allerbesten lehrer mit einer lection nicht immer g<
will, leider sind unsere candidaten mehr geneigt, das ihnen n
haft scheinende, das negative, mehr zu sehen, als dem guten
tiven nachzusinnen und nachzuspüren, dem wird am besi
steuert werden, wenn das hospitieren so lange stetig fortdan<
der candidat glaubt, in den geist und in die methode des
oder die behandlungsweise für diese bestimmte disciplin
drungen zu sein.
Dies hospitieren ist keinem lehrer angenehm, es fol
daraus , dasz es von seiten der schule zu ordnen sei. der d
wird darin den vermittler abgeben, dasz ein lehrer in den
willige ; der candidat. wird diese einwilligung als eine en
gunst schätzen und daflir dankbar sein, diesen dank auch
grosze discretion in seinem etwaigen urteil documentieren x
ein beliebiges hospitieren ist ebenso wenig zuzugeben, wie
stetes und vagabundierendes, es gibt lehrer, bei denen der m
allenfalls fehler und mängel kennen lernen würde; bei i
lehrem ist das hospitieren unbedingt zu verhüten, man 1
den schwachen lehrer nicht dem scharfen äuge des candidatei
Noctes Bcholasticae. 866
mstellen, wie kein verständiger menscb seine schmutzige wasche
(dgt; die schule ist kein ort, wo man durch fehler anderer lernen
knn.
Hat der candidat so durch stetiges hospitiexBn sich hinreichend
Iber das wie orientiert, so ist es seine sache, sich auch persönlich
Iber das warum zu unterrichten und so in die verschiedenen
Kthoden eingeftthrt zu werden, denn allerdings ist das wie und
10 ohne ein warum und darum ein halbes und unsicheres.
Die dritte frage ist auf die dem candidaten zu llberweisenden
Bterrichtsstunden gerichtet; hierfür sollen gewisse regeln gegeben
icrden.
Bei der von mir entwickelten ansieht musz ich überhaupt das
{tue jetzige probejahr in seiner jetzigen gestalt, und also auch
Im tjstem der Unterrichtsstunden verwerfen : so dasz dem candi-
kbm gewisse lectionen anvertraut werden , zu deren erteilung die
ttiigl. scbulbehörde ihre Zustimmung zu geben hat. in Wahrheit
lirft man jetzt den candidaten ins wasser hinein, und fragt erst
iUierher, ob er auch wol schwimmen gelernt habe, wir begehen
hnit eigentlich ein unrecht an den schülem und deren angehSrigen,
iiem wir schüler als lehrer über schüler setzen und ilmen dafür
m Schulgeld abnehmen , dasz diese candidaten an unsem schülem
iterrichten lernen sollen, da nun aber einmal das Unterrichts-
Ittdensjstem leider da ist und wol auch bleiben wird, so will ich
lefa für diesen fall wenigstens andeuten, wie es nach meinem dafür-
llten besser eingerichtet werden könnte:
a) man lasse sie unterrichten in dingen, von denen sie wenig-
■tt etwas verstehen, also z. b. den philologen in philologischen
PBden, und nicht in der religion, wovon er müglichenfalls gar
Üto versteht, den mathematiker nicht im französischen usw., d. h.
Stehe mehr auf ihn als auf die stunden, in denen er am wenig-
schaden anrichten werde.
b) man gebe ihnen nicht etwa viererlei lectionen, sondern be-
:e sie möglichst auf wenige lectionen und wenige dassen. es
sehr wohl auf ein minimum von 6 stunden verzieht geleistet
i; vier stunden sind besser als sechs, wenn die vier conoen-
werden könnten.
c) man hebe die forderung auf, dasz sie im zweiten Semester
lectionen bekommen sollen, im zweiten Semester würden sie
deicht das wieder gut machen können, was sie im ersten Semester
idiadet haben.
d) man mache es möglich, dasz, wo eine classe überfüllt ist,
|l dieser ein teil abgezweigt werde, und dieser in einem ganzen
einem fähigen candidaten anvertraut werde; an diesem teile
le er so, iui zweiten semester etwa, seine kraft erproben können,
rlich unter der controle des betreffenden lehrers. es ist leicht
lieh, die stunden so zu legen, dasz die stunden des letzteren
it mit denen des candidaten zusammenfallen.
l
368
StatiBtisches aus Prenazen.
zu dem ergebnis gelangt, dasz etwa 1100 jener scbfller die g
Samen classen als realclassen benutzen und daher eigentti
realscbule zuzurechnen sind, die dadurch entstehende abw(
ist, wie unten zahlen beweisen werden , nicht sehr bedeaten<
doch immerhin ein hindemis exacter forschung. der nachfol
darstellung hat natürlich nur die amtliche Zählung jener (
Samen classen zu gründe gelegt worden können.
Ein anderer übelstand ist, dasz bei den sftmmÜichen 1
lehranstalten die gesamtfrequenz, nicht die wirkliche frequei
bestimmten tages angegeben ist, während bei der volkszähl
Sachlage unbedingt die zahl eines bestimmten tages erheischt
meinen erfahrungen stellt sich die gesamtfrequenz etwa
schnittlich im allgemeinen um 72 ^^^ hSchstens 2 procent hl
die thatsächliche frequenz eines tages, während sie in dei
prima selten abweicht, eine folge der amtlichen frequenzzäh]
demnach, abgesehen von anderem, dasz sich die procente,
die primaner bez. abiturienten Ton der gesamtsunune der
bilden , etwas niedriger berechnen , als sich bei der thatsäc
frequenz eines tages ergeben würde, es soll nicht verkannt '
dasz die berechnung jener gesamtfrequenz sehr heilsam und z
trole unumgänglich nötig ist — sie verfElhrt freilich auch,
aus mitteilungen weisz , zu ungenauigkeiten — aber sollte
nicht empfehlen , die frequenz eines tages , die schon amtlj
jeder einzelnen anstalt angegeben werden musz, ebenfalls
öffentlichen?
Die zunächst nachfolgende tabelle I ist eine tabelle der
Schulbildung in Preuszen: sie berechnet, wie viel schfiler
lehranstalten (gymnasien, progymnasien , realschulen ersi
zweiter Ordnung, amtlich anerkannter höherer bürgerschulen)
einzelnen halbjahren auf je 100,000 einwohner kommen.
halbjahr 1871/72 konnten ohne weiteres die ergcbnisse d
liehen Volkszählung vom 1 december 1871 zu gründe gelegt '
für die anderen halbjahre aber muste die entsprechende bevölk
Ziffer erst durch berechnung gefunden werden, denn aus vergl
der die bevölkerung Preuszens im jähre 1867 darstellenden
bei Hübner und der zahlen der Volkszählung von 1871 in
höherem Schulwesen ergibt sich, dasz sich die bevÖlkei
Preuszen in jenen 4 jähren in allen provinzen um folgende p
vermehrt (bez. in Pommern vermindert) hat:
e
o
N
M
I
'S u
a
Z s
O Cm
0,
c
'i
u
(X)
c
•i
Schleswig
Holstein
1,499 5,273 -0,063 3,022|3,385 1,761 1,449
u
►
o
e
e
C9
e
88
0,999 8,958 1,497 (56t
^ die Vorschulen sind nicht mitgezählt.
StatistischeB aus Preuszen.
369
entsprechend hat die bevölkerong jedenfalls auch Ton halb-
albjahr, nach der gewöhnlichen berechllangsweifle in geo-
ir Progression, zugenommen, bez. in Pommern abgenommen,
ras dieser betracbtung und darauf gegründeter berechnung
ebenden bevölkerungsziffern sind in der nachfolgenden
a den zahlen der höheren schaler je in den einzelnen pro*
i Verhältnis gesetzt worden,
ergebnis ist folgendes,
kamen auf je 100,000 seelen:
I.
inzen
iidenbarg
hsen
Dmern
isen-
laa
QDOver
stfalen
len
mscen
ileaien
r Rhein-
inz und
enzollem
shleswig-
itein
;
Schüler
»onuner
1868
tonuner
1871
winUr
1871/72
somioer
187S
Winter
1872/78
619,9
510,0
495,2
•onmtr
1878
;! 559,5
460,7
j! 384,7
611.6
507,1
445,5
612,8
494,6
448,9
625,0
580,1
469,7
621,2
680,6
518.3
• 302,2
1 236,7
343,7
, 353,5
'• 343,2
321,4
445,2
394,0
378,5
380,1
357,0
368,8
435,2
892,8
380,1
376,4
363,8
368,9
471,9
424,0
385,1
885,0
865,0
868,4
467,8
416,4
884,9
888,3
869,7 '
865.7
499,1
486,0
893,7
885,0
875,0
868,7
i
328,4
340,9
362,4
347,4
869,4
850,4
.; 184,4
i! 358,2
. 251,7
, 409.9
248,8
i 413,2
261,4
422,8
255,8
424,2
827,2
482,1
I dieser Übersicht ergibt sich erfreulicher weise, daez die
tr Schüler höherer lehranstalten , auch verhftltnismAazig be-
in Preuszen in stetiger zunähme begriffen ist, dasz von
I 1871 mehr als je 5 schüler, von 1868 bis 1873 mehr als
Qer auf je 10,000 einwohner hinzugekommen sind, und dasz
t Sommer 1872 bis 1873 die zunähme im ganzen hat je
r auf 10,000 einwohner beträgt, die zunähme ist im ganzen
IDg, stärker im sommer als im winter, teils wol, well die
lenigen anstalten, deren jahrescursus zu ostem beginnt,
ili, teils weil auch das bürgerliche jähr im ganzen mit oetem
infolge dessen ist der zudrang zu ostem viel grOszer als
lelis, während doch zu michaelis ein immerhin beträchtlicher
Schülern auäscheidet.
> reihenfolge der einzelnen provinzen ist namentlich nach
uner 1873 festgestellt; doch stimmt auch in den anderen
m, im durchschnitt berechnet, die reihenfolge damit über-
' würde Preuszen, das sich in letzter zeit in seinem höheren
Wm besser entwickelt hat, nach Schlesien zu stehen kommen,
idies nicht in den beiden letzten halbjahren überholt hätte.
B stetigsten sind die fortschritte in Pommern und Preuszen,
i*tf.phil. a. päd. II. aht. 1S75. hf!. S. 24
370
Statistisches aus Preuezen.
vielleicht, weil dort die Jahrescurse nicht überall streng dureh-
geführt werden oder wenigstens nicht in allen dassen gleichmbiig
zu derselben zeit einen bestimmten abschlusz finden. atBrkere fin*
quenz im winter zeigt sich in der Eheinproyinz nnd in 8chlenBi|
weil daselbst die katholischen lehranstalten , in ersterem auch & |
evangelischen ihre curse gegen ende des sommers schliessen nudiB
winter eröffnen, stärkere frequenz im sommer zeigt sich in Bnotej
bürg, Sachsen, Hessen-Nassau, Hannover, Posen, Schleswig-Hol
und zum teil in Westfalen.
Voran stehen die drei fast rein evangelischen provinzenBi
bürg , Sachsen und Pommern , femer die ganz Überwiegend eva>]
gelischen Hessen -Nassau und Hannover, eine ausnähmet
nehmen unter den fast rein oder überwiegend evangelischen
vinzen nur Schleswig-Holstein und Preuszen ein. ersteres, dai,
die Übersicht ergibt, die höheren schulen jedenfedls nor teSfapeMJ
entwickelt hatte, ehe es preuszisch wurde , nimmt zwar noch i
die letzte stelle ein, wird aber bald einige katholische proviinmi
reicht haben, und ist in der betreffenden zeit in eine kräftigen
Wicklung eingetreten, als die meisten anderen provinzen.
leidet bei dem teilweise herschenden mangel an leichten V(
straszen und der dtlniien bevölkerung auch in bezug auf
höheren schulen mehr not als irgend eine andere alte evangelii
provinz , scheint aber für die Zukunft besseres zu versprechen.
Neben Schleswig-Holstein und mehr noch als dieses haben a(
Hannover und Hessen - Nassau kräftig entwickelt , in denen die
nähme namentlich, wie in Schleswig-Holstein , auf rechnung
reallehranstalten zu setzen ist. man gewinnt dadurch die
Zeugung , dasz jene drei provinzen in ihrem höheren bildi
durch die annexion nicht wenig gefördert sind, so trefflich sie
vorher schon mehrere Seiten des höheren Unterrichts ai
hatten, es ist wol wahr, dasz die starke zunähme der fipeqaeni
weise dadurch zu erklären ist, dasz manche anstalten, die b«
annexion wegen mangelhafter leistungen in keine kategorie hol
lehranstalten Preuszens aufgenommen werden konnten, inxi
das erreicht haben — dieser gesichtspunct ist überhaupt bei
urteilung der frequenz festzuhalten — aber ist denn dies niebt
ein fortscbritt zu bezeichnen , der namentlich dem in Preuszen
beträchtliche rolle spielenden bürgerstande zu gute kommt,
sich verschiedene anstalten so wesentlich gebessert haben?
unter den alten evangelischen provinzen zeichnet sich P<
durch frischen aufscbwung vor allen aus. vielleicht hat die nibe
reichshauptstadt und der reichshauptprovinz darauf einflosz
In Brandenburg selbst freilich hat die zahl der höheren
zuletzt scheinbar verhältnismäszig abgenommen: in Wahrheit
jedoch ihre zunähme nur nicht mit der zunähme der besonder!
der hauptstadt reichlich einströmenden bevölkerung gleichen
halten können.
StaüetiecbeB auE PreuBzon.
371
ter den überwiegend katholischen provinzeu ragt Westfalen
n bervor und würde eine noch efarenvolleve Stellung ein-
, wenn nicht seine unteren clnssen merkwürdig schwach be-
Iren, Schlesien, in welchem die katholiken nur eine um
Oborwie'gende mebrheit haben, aber verhältniamäszig viel
höhere lehmnstaltcn besitien, ist zurückgegangen, Poeen
eblieben, die Rheinprovinz dem wenigstens nahe gekommen.
,n sich kaum des gedankens erwehren , dasz dies infolge des
mpfes durch den Widerwillen einiger katholiken gegen an-
lerbei geführt ist, auf die der staat mit kräftigem entschlusz
id gelegt hat.
nachfolgende tabelle 11 soll dazu dienen, einen tiberblick
zu geben, in welchem Verhältnis die gesamtheit der schUler
gynmasislsjstem augehörigen anetalten (gymnssien und
laaien) zu der gesamtheit jener achUler steht, welche die
Jsystem angobörigen onstalten (realscbulen erster und
>rdnung und höhere bUrgerscbuien) besuchen, es schien in
alle ausreichend, die berecbnung auf drei hatbjahre zu be-
n. die tabelle giebt je unter 1) an, wie viele pfocente s&mt-
btüer höherer lehranstalten dem gymnasialsystem , unter 3)
I dem realsyatem angehörten:
n.
T3,&1
26.46
73.7*
26.2S
77.68
68.33
31.67
09,82
40.18
6e,<j3
37.1)2
41.40
(19,06
30.94
'e,B3 51.37
5,70 4Ä.68
4,30 57.32 '
7.94 63,24 I
a.06 36,76 \
Ubelloii isl lIoheiiEoller
75,86
B4,14
76,33
3t.&9
62.22
37,78
57.82
43.68
56.19
43.81
1
372
Statistisches aus Preuszen.
Die reihenfolge der provinzen ist nach dem jähre IBTSindff^
weise gebildet, dasz diejenigen provinzen, welche jo die griSnoij
anzahl von schillern des gymnasialsystems besitzen, je v(
gehen.
Man sieht, dasz die realbildung im ganzen in bedent
vordringen begriffen ist. sie hat seit 1868 um etwa 19 pi
gegen &üher zugenommen, die in besserer läge befindlidlie
nasialbildung hat, da sie bei der gröszeren schttleranzahl den
lust weniger empfindet, doch um etwa 9 procent gegen frfiher
genommen.
Voran stehen alle alten provinzen, diejenigen, in dcnei
Staatsgedanke, dem doch die gymnasialanstalten groszenteüs
am kräftigsten ausgeprägt ist. Brandenburg und Bhein]
nehmen unter ihnen die letzte stelle ein, weil in ihnen die ii
mit am stärksten blüht, die drei neuen provinzen haben
jugendlichem ungestüm auf die anstalten des realsjstems
voran Nassau, das seine procente der schüler dieser art seit!
um mehr als ^3 vermehrt hat. diese provinzen machen gleu
den eindruck der Vertreter kühneren fortschritts; die aHsB
vinzen erscheinen im Verhältnis dazu als die conservativen.
namentlich aber Schlesien, haben sogar ihre gymni
vermehrt , die realanstalten vermindert, es spiegelt sich darin
leicht zum teil der einfiusz von männern, die in jenen mit
katholicismus und selbst mit staatsfeinden kämpfenden pi
den Staatsgedanken mit besonderer energie vertreten zu
glaubten, nicht ohne Zusammenhang damit dürfte z. b. sein,
in jenen provinzen vor einigen jähren Umwandlungen vom
schulen in gymnasien vorgekommen sind.
Würden die oben erwähnten 1100 schüler gebührend btti
gymnasialanstalten in abrechnung, bei den realanstalten in
gebracht, so würden sich für 1873 nur 60,84 procent besadMT
gymnasialanstalten und 39,16 besucher von realanstalten
Ein anderes bild bietet sich dar, wenn man ausschlieodiAi
gymnasien und realschulen erster Ordnung, nicht aber die
kategorien ins äuge faszt. darüber gibt tabelle III ausknafk,
anzeigt, wie viel procente sämtliche schüler 1) die
2) die realschüler erster Ordnung bildeten, für 1873 ist dum
zusammengestellt, wie viel procente beide zusanmu
gebildet haben.
Die reihenfolge der provinzen in tabelle lU ist nach der
reihe gebildet, sollte die reihenfolge der provinzen nur nack'
gymnasien von 1873 gebildet werden, so würde sie der
unter tabelle II sehr ähnlich werden und folgende sein:
Pommern, Posen, Preuszen, Sachsen, Westfalen, Branc
Schleswig- Holstein, Rheinprovinz, Hannover, Hessen-Nassan.
den realschulen erster Ordnung würde die reihenfolge Ittr
folgende sein : Hannover, Brandenburg, Westfalen, Preasiea, W^
StaÜBtisches aus Preuszen,
373
z, Sachsen, Posen, Schlesien, Pommern, Hessen-Naasau und
wig-Holstein.
m.
Realschalen
GymMMea «nd
1
rinzen i
Gymnasien
erster «»-411009
real schulen
erster ardnimg
ftommer sommer
•ommer
sommer
•ommer
toamer
sommer
18SS
1871
1878
1868
18U
1878
18178
lesien
76,39
69,00
76,86
22,32
23,67
22,23
98,09
QBzen
• 67,87
66,20
67,06
26,35
26,93
26,57
98,62
en i
67,33
68,67
67,16
29,04
26,20
24,68
91,84
Btfalen '
62,77
60,14
69,49
25,64
26,56
27,28
86,77
haen
67,98
63,92
60,66 '
: 27,89
26,86
26,96
86,61
imern |
! 71,30
70,23
68,26 '■•
20,33
17,29
17,41
86,66
ndenbg.
68,99
57,28
66,58
26,06
27,41
27,46
84,03
ino7er
71,04
47,01
46,80
17,99
38,10
38,79
79,09
iinprov. ;
1 52,24
47,19
46,43 '
23,51
23,74
26.56
72,98
leswig-
»Utein
89,86
1
69,06
56,34
—
3,66
6,68
61,87
iocU~
ssau
58,71
40,88
37,64 1
2,39
7,60
12,26
49,89
zen
6543
1
69,50
58,82 1
23,12
24,02
24,44
88,26
*bige tabelle gibt gleichsam den groszen fandierten grund-
hGherer bildung von gymnasialer und realer art an , während
eineren geistigen erwerbongen mehr durch progymnaden,
lolen zweiter Ordnung und höhere bürgerschnlein beseichnet
a. wiederum zeichnen sich die alten provinzen durch jene art
sitz aus; nur die Bheinprovinz thut sich unter ihnen durch
keit in kleineren erwerbungen hervor, die neueren provinzen
ihr zur seite und übertreffen sie in dieser hinsieht teilweiae;
•chftftigsten ist Hessen-Nassau, das freilieh seine oigaai-
m auf realem schulgebiet eben erst begonnen zu haben Mheinl
wig'Holstein will mit seinem realismus wenigistena nicht hoch
; es blinzelt durch seine kleinen realen schnlbüdnngen ziemlich
idlicb nach dem freiwilligenexamen hindurch , ist aber sonst
ise gut gymnasiale provinz und würde dies, beilttnfig bemerkt,
iel mehr sein, wenn man seiner gymnasialbildung eint gelinde
bebe beimischung gestattete, besonders vomelun steht
ien da, das sich mit kleineren schulen höherer art iast gar
befaszt hat; zugleich sind seine realschüler im verh<nis zu
bedeutenden Industrie doch wenig zahlreich, weshalb es auch
löhere technische anstalten besitzt, durch realschulen erster
lg thun sich namentlich provinzen mit hochentwickelter in-
li zum teil namentlich solche mit höheren technischen an-
i hervor, wie Hannover, Brandenburg, Westfalen und Bhein-
!• überraschend erscheint mir die ziemlich hoch realistische
I in Preuszen. auch sie verräth eine gewisse Vornehmheit, da
■I im ganzen gut gymnasiale provinz ist, verrfith aber zu-
i
374 Statistisches aus Preuszen.
gleich den nüchtern praktischen sinn, der namentlich dem Ost-
preuszen eigentümlich ist.
Die procente der gjmnasien haben doch schon ziemlich staik
abgenommen, diese anstalten sind um fast 10 prooent der frflheiei
procente (im Verhältnis zu sämtlichen höheren schalen) zuittek*
gegangen, dem gegenüber musz es für die realschulen erster Ord-
nung immerhin noch als gewinn erscheinen, wenn sich ihre prooenta
freilich nicht um viel, aber doch noch um fast 6 procent der firüheni*
procente vermehrt haben, im ganzen ist der höhere grondbesitt'
geistiger bildung von 88,25 auf 83,26 herabgegangen, aUo nmmdrj
als öYj procent der früheren procente gefallen.
Eine fernere tabelle möge veranschaulichen , wie viele proonli
die gymnasialprimaner der einzelnen provinzen 1) von den gesaahl
gymnasiasten , 2) von den sämtlichen schülem aller uijiimiiiriyB
anstalten je der einzelnen provinzen bilden, wenn alle schÜler Ü''
gymnasium vollständig durchliefen, sollten in prima, das
cursus von 2 jähren umfaszt , im Verhältnis zu den thatsäcfalich
geföhr 10 Jahren des gymnasialcursus^ etwa den fünften, oder, dl
«die generation in prima um etwa 8 jähre älter ist, als die in MDdl|i
und da sämtliche generationen bis zur sexta hin (einedüieailich) i
einer zeit etwas vermehrter frequenz eingetreten sind , etwas uttktf t
dem fünften teil der sämtlichen sohüler des gymnasiamB bilda^j
also etwa 19 procent, die freilich in Wirklichkeit nirgend
werden, von den sämtlichen gymnasialmäszig eingerichteten iImiI
etwa 18 procent. da in diesem falle der sommer 1871, wihxMil
dessen viele primaner und selbst manche secundaner noch nnter dm\
Waffen standen, kein richtiges bild der sache gew&hrte, so
auszerdem noch der winter 1871/72 zur vergleichnng herbeigeiogHt^
werden.
Die reihenfolge in nebenstehender tabelle ist nach der viertn'
colonne gebildet.
Dasz Westfalen an der spitze steht, hat eine eigene bewuiteifc
in dieser einzigen provinz betrug nämlich stets die zahl der primaMT
der gymnasien mehr als die je der sextaner, quintaner und qnaitaiii«
in Hessen -Nassau betrug sie wenigstens bis zum winter 1871/n
noch mehr als die der sextaner, in allen anderen provinzen weo^tf
als die aller anderen classen, offenbar jetzt das normalere verhBUiiilt
jenen beiden provinzen stehen in diesem puncto am nächsten Hai'
nover und die Bheinprovinz , die auch in obiger reihenfolge dn
nächsten platz einnehmen. :
i
m
^ ein ähnliches resultat ergibt sich, wenn man annimmt, wM dtf )
WHhrheit näher kommen dürfte, dasz der gymnasialcarsus 11 — IS'/t 1*1^ ^
im dtirchschnitt dauert, von den primanern aber der grösiere teu Wl ^
fahren in der prima sitzt.
Statist ischee aua Prenwen.
375
IV.
1
1 Procente, welche die primaoer der erymBUien
, 1) von sämtlichen ryinnasiastea
2) von den sehttlem aller antUlten
Bxen
i bilden.
des erymnMialtyttemt btldea.
tommer
tommer
Winter
Sommer
^ .
tommer
•ommer
Winter
tonuner
1868
1871
1871/72
1778
1868
1871
1871/79
1878
tfalen
18,017
16,364
18,032
17.160
16.026
14,603
16,091
16,607
i 13,815
11,871
12,125
11,602
13,322
11,370
11,640
11,089
noyer t
111,649
11,647
11,413
11,211
11.279
11,162
11.042
10,832
inprov.
13,718
12,583
12,811
10,817
11,544
10.134
10,515
8,940
isen
9,001
10.246
11,318
10.760
8.966
10,081
11,183
10,488
Mwig. ,
1
stein.
, 8,712
8,738
9,356
9.432
hat keine progymnaiien
esien '
8,461
8,567
9,689
9,173
8.461
8,039
9,142
9,178
iszen
1 8,817
8,729
8,990
9,038
8.817
8,729
8.990
8,866
mern
8,131
7,288
8,264
8.985
7,618
6,580
7,407
8,386
idenbg.
7,604
7,606
8,181
8,185
7,282
7,498
8,076
8,058
fn
9,502
8,244
9,093
8,066
9,016
7,666
8,494
7,192
\n%en ,
10,065
9,737
10,466
10.000
9,660
9,161
9,864
9,507
ahrscbeinlich genieszen in Westfalen und yerbftltnismftsdg
ihm nahestehenden provinzen möglichst viele schttler priyat-
dit statt des Unterrichts in den unteren und mittleren olassen,
iit teilweise von katholischen priestem , und treten hingegen
itt viele erst in obere classen ein. dies wird auch dadurch
(i, dasz in Westfalen sich regelmäszig bei den gymnasien die
Anzahl von extraneem unter den abiturienten vorfindet , bis
^2 procent/ durch verspäteten eintritt in die anstalten
sber leider die obigen zahlen wesentlich und unberechenbar
ittt. denn auch in anderen provinzen ist die zahl der sohttler,
; in quinta oder einer höheren dasse eintreten, ziemlich ba-
I, und die procente der primaner sinken daher insofern in
verthe, als sie nicht mehr das Verhältnis zwischen demjenigen
I angeben, die die gymnasien bez. progymnasien von unten
äunachen. noch mehr macht sich dies in der vierten liste
, welche das Verhältnis der abiturienten der gymnasien und
llen zu den übrigen schülem angibt, es fordert dies dringend
^idung aller gewagten behauptungen auf. da aber die zahl
nmeer unter den maturi im ganzen doch eine verschwindend
bt, und da auch die aufnähme von schülem in prima im
aelten ist, wird man doch sagen können, dasz mit jenen
k. in Münster allein von 1864 — 68 80 fremde maturitätsaspiranten,
■ ganzen 283 gymnasinlabiturienten, also auf das jähr über 56,
^—73 275, also auf das jähr 55. darnach wird anch glaubhaft,
i wiederholt habe behaupten hören, dasz an diesem gymnasiitm
hi termin sich bis über 80 abiturienten eingefunden haben,
m hatte 1869—73 so<^ar 315, also durchschnittlich 68 abitu-
ft Tgl. Wiese d. höhere Schulwesen III s. 885 anm. 3.
L
376
StatistiBcheB aus Prenezen.
primaner- und abiturientenprocentzahlen angegeben wird, in wel
chem Verhältnis etwa die gesamtheit der einer primaner- bei
abiturienbildung bedürftigen zu der gesamtheit der thats&düic
nach der gymnasialen bildung in den einzelnen classen gebildete
steht, übrigens fällt es auf, dasz im ganzen der westen Prensm
dem Osten in der erzielung zahlreicherer primaner erheblich yoni
ist. man wird kaum umhin können , anzuerkennen, dasz der weiU
rühriger, der osten schwerfälliger ist, was nicht hindern wCbrd
dasz dieser mehr nachhaltige kraft besitzt.
Nach Umrechnung jener 1100 gymnasiasten sieigen die pn
cente der gjmnasialprimaner in der zweiten hSlfte der tabeDeii
jähre 1873 von 9,507 auf 9,671.
Die gleiche rechnung auf die realschale übertragen, eigilil
folgende tabelle:
V.
Provinzen
Procente. welche die realprimaner (erster CMrdnanf)
1) von all(>n realRchülem erster
Ordnung- bilden,
Sommer
1868
Sommer
1871
w inier
1871/72
Sommer
1873
2) TOB sllen sdiUcn kt
realsystens bUdci<
Sommer
1868
Mommer
1871
1871/71 1 W.
1) Westfalen
2) Prenszen
3) Hessen-
Nassau
4) Pommern
6) Schleswig-
Holstein
6) Hannover
7) Kheinprov.
8) Sachsen
9) Schlesien
10) iJrandenbg.
11) Posen
im ganzen
4,431
4,177
2,700
2,214
4,237
4,287
2,216
4,801
2,982
2,967
3,700
6,202
5,347
7,822
3,590
6,742
3,687
5,148
4,978
4,498
4,271
4,000
4,559
6,209
5,829
5,821
4,728
5.128
3,587
5,066
5,203
4,746
3,467
8,867
4,666
7,188
6,268
6,807
5,725
6,607
5,563
5,360
5,007
4,942
3,875
8,022
5,060
8,869 4,862
8,436 I 4,271
1,469 ' 1,087
1,884 2,793
0,776 0,603 OjW
2,862 I 2,876 2,296 tß
2,657 2,962 2,947 iß
1,962 8,674 8,827 a.tf
4,687 4,024 4,274 | i^
1,984 8,418 I 2,267 | U*
halte keine retlsdunraitfririi»
and Höhere barfpersehil«
2,667 I 2,980 I 8,052 1 i»
4,924
4,699
0,801
8,688
iß
iß
Iß
Die reihenfolge ist nach der vierten colonne bestimmt.
Wieder übertrifft der westen im allgemeinen den osten, äoi
machen Preuszen und Pommern eine rühmliche ausnähme, 0
Hannover und die Rheinprovinz stehen auch nicht sehr günstig*
Schleswig - Holstein hatte 1868 gar keine realschule &i
Ordnung.
Die 27 procente von Hessen-Nassau im jähre 1868 haben i
nig zu bedeuten; es sind wirklich 27 schüler der drei ans 100 sd
lern bestehenden realclassen erster Ordnung zu Wiesbaden.
Im allgemeinen vermehrten sich die procente der primanff
den realschulen erster Ordnung auffallend schnell, im ganzes i
1868 um fast 37 procent, in Pommern übersteigt das wachst
aber 158 procent , in anderen ist es wenigstens sehr bedeutend.
StatisÜBcbefl aus Preuszeu. 377
)t dies ohne zweifei eine folge der Verfügung vom 7 december
870: man erstaunt aber doch, wenn man damit vergleicht, dasz die
rocente der gymnasialprimaner im verh<nis zu der gesamten
Kennzahl abgenommen haben, das ist bei den realschulen in
einer provinz auszer Hessen-Nassau, wo es so gut wie nichts zu be-
eoten hat, eingetreten, unzweifelhaft haben sich dadurch die real-
ebden erster Ordnung , deren frequenz in den primen an einzelnen
rten bereits die der gjmnasien eingeholt hat, wesentlich gehoben.
ie erhalten nun allmShlich wirklich ein haupt, vde sie es Mich
rOnschen.
Rechnet man die 1 100 oben erwShnten schÜler um , so sinken
ie procente der primaner von den gesamten realschttlem im jähre
^873 in der letzten colonne von 3,244 auf 3,158.
Es folgt femer eine überaus wichtige VI. abituriententabell^
ieeelbe wurde gewonnen , indem je die winterfrequenz der gymna-
im bez. realschulen erster Ordnung mit der folgenden sommer-
peqnenz zusammenaddiert und durch zwei getheilt wurde, woraus
■h der durchschnitt der betreffenden Jahresfrequenz ergab, und
liem die jährliclie zahl der abiturienten je in den einzelnen pro-
iaen zu dieser Jahresfrequenz in Verhältnis gestellt wurde, es
Itte sich nach der obigen berechnung etwa so stellen, dasz, wenn
b sehüler , die gleichzeitig in die unterste classe einer anstalt ein-
ilen, zum abiturientenexamen gelangten, die abiturienten etwa
'/i — 10 procent der gesamten schüler bilden, thatsftchlich stellt
A das Verhältnis aber ungünstiger, übrigens habe ich, da un-
4|B^ch die realschulen erster Ordnung für die realschulen zweiter
Ihung und höheren bürgerschulen mit verantwortlich gemacht
IMen können, weil diese anstalten oft ohne hinblick auf jene ge-
HJMet werden, und das Verhältnis der abiturienten der refdschulen
Mer Ordnung zu den sämtlichen schülem dieser anstalten und
Mso nur das Verhältnis der gymnasialabiturienten zu den schülem
hf gymnasien berechnet, wer das Verhältnis auch zu den schülem
W gesamten anstalten des real- bez. g3rmna8ial8j8tems kennen
ken will, kann dies durch vergleichung der obigen tabellen er-
fthen.
'- Die zahl der gymnasialabiturienten hat im ganzen Verhältnis-
kig um mehr als l^^ procent der procente von 1868 abge-
tomen, die der realabiturienten seit jener zeit verhältnismäszig
ft mehr als 100 procent der procente von 1868 zugenommen.
bet das jabr 1871, das bei den gymnasien, weil schon 1870
lüche abiturienten vorweg genommen waren, einen starken rück-
ll^ in der zahl der abiturienten, verhältnismäszig um mehr als
hirocent aufwies, brachte bei den realschulen keine Stockung her-
1^ sondern vermehrte überall, auszer in Schlesien, die zahl der
PJorienten weit über Verhältnis.
[
StatUtiBcheB auH Preuaien.
Dasz Schleswig- Holstein in der rechten colonne vornuBteht, ist
von geringer bedeutung, da es dies mehr seinem grosxen mongelifl
scbQlem der reatechule erster Ordnung (ea hat nur im ganian tdrt
classun derselben) , als der starken zahl der abitnrienten zn duka
hat. diese betrug nümlich nur 5.
Bechnet man jene 1100 schuler um, so dflrfi« aicb ergebo^
dasz dio g}-mnasien im jähre 1873 etwa 4,25 procent abitnnoital
hatten, also doch in den procent«n nicht eben znrtlclcgegangen ajod«
dasz hingegen die realscbulabiturienten auf etwa 1,80 proonll
herabsinken; doch ist diese Schätzung bei dem mangel ansreii'
anhaltspuncte allerdings eine nur ungefSkre.
Den schlusz mögen einige angaben &ber diejenigen unta
abiturientcn, welche studieren wollen, bilden, leider liegt in bl _
hierauf noch nicht eine genügende erfabmng bei den realscfanla
erster Ordnung vor, da ihnen das studinm erst im jähre 1870
öffnet ist. der einflusz auf das jähr 1871 ist za gering geweseo,
dasz er beacbtung verdiente, es können also für die realschulen i
die jähre 1872 und 1873 in betracht gezogen werden. fOr i
gymnaaium liegen mir die zahlen für 1868 und 1871 — 73 und
das quinquennium 1869 — 73 vor. sie zeigen aber su wenig ab*
weichung , als dasz sie alle erwähnt zn werden verdienten, idi b»
schränke mich daher auf die mitteilung darUber, wie viel
der gymnasial abiturienten sich während des gesamten qninqsflt
niums 1869 — 73 und wie viele 1873 dem studinm nigevi
Dies geben die zahlen in tabelle Tu an.
Die drei neuen provinzen machen in dem qninquenninm ond
im ganzen auch nocfa 1873 den anfang. je mehr sich diese pnmnnB
der pflege des realschul wesens gewidmet haben, nm so mehr ttti
sie bemUht, die gymnasien nun auch wirklich fOi das studinm
^>ohst zu Verwertben. in den alten provinzen ist die zahl derer oioU
statistisches aus Preuszen.
379
bedeutend, die auch für einen andern bernf als das Studium gym-
siale Vorbildung suchen.
YII.
Schleswig:-
HoUlcin
1
Hessen- 1
Nassau |
>
O
g
s
Rhein- |
provinz 1
e
o
"3
Branden- H
bürg- U
Posen 1
o
M
• a
u
a
E
s
1
S
M
s
M
s
a
►-i»ra!!87,94 83,11 81,95 80.22 79,63 79.16 78,96 78,76 78,68 77,59 76,90
79,33
mn 95,00 83,72 82,14 77,85 74,68 83,38 80,25 79,88 78,34 74,13 75,88
77,94
üeber die procente der sich dem Studium widmenden unter
n abiturienten der realschulen erster Ordnung gibt folgende
belle auskunft :
VIII.
1
1
z
OB
e
u
5
o
1 c
• 5 ="
1
z
26,09
.5P =
SPS
Preuszen
Hessen-
Nassau
o
►
o
c
§
S
s
8
S
M
ä
CA
Rhein -
provinz |
e
s
i
S
Ufa ;31,58 31,25
26,32
20,00
16,88
16,66
16,79
15,38
10,71
6,08
18,46
19» 3,70
20,00
1,85
—
—
21,43
—
26,47
6,77
27,60
2,94
10,59
Die reihe von 1872 ist ziemlich werthlos, da der zufall dabei
mtr sein spiel treibt, auch die reihe unter 1873 hat nur rela-
«I werth. 80 sind z. b. die 20 procent in Schleswig - Holstein so
erklären, dasz unter 5 abiturienten einer war, der sich dem
iUnm widmen wollte, gröszern werth werden diese berechnongen
't erhalten, wenn die erfahrungen etwa eines 5jährigen Zeitraums
m. so viel aber geht daraus hervor, dasz die realschüler,
nch sie nach den bestehenden Verfügungen, wenn sie studieren
doch nur neuere philologen oder mathematiker zweiter
Im an realanstalten werden können, dennoch die ihnen gewährte
^rimis in hohem grade ausgenutzt haben, nnd dasz jetzt schon
V5 der realabiturienten das Studium wählt, wahrlich kein
ites zeichen für ihre ideale gesinnung. man erkennt, dasz die
ler krisis da ist, dasz den realabiturienten entw^er dies stu-
in noch gröszerem umfange gestattet werden, oder dasz eine
tion gegen ihren ungestümen andrang stattfinden musz.
Es sind fast nur trockene zahlen , die ich hiermit veröffentlicht
aber wer sie zu lesen versteht, empfindet den herzschlag des
und Staates und sein innerstes leben, um sie recht lesen zu
dazu gebort freilich eine weit ausgebreitete geographische,
)gTaphische und statistische kenntnis und vielleicht besitzen
in dem erforderlichen masze überhaupt nur sehr wenige men-
aber auch durch gemeinsame arbeit kommt manche kenntnis
380
Statistisches aus Preuszen.
zu stände, und deshalb habe ich diese zahlen , die mit nnefhitÜicbei
schärfe und klarheit die entwicklung der hohem schnlbildimg ii
Preuszen darthun, der allgemeinen benutzung, namentlich bei da
jetzt brennenden fragen , übergeben , zumal ich durch umstttnde gt
zwungen bin, von Weiterer Verfolgung des gegenständes einstweüe
abzusehen, die erläuternden hinzugefügten bemerkongen madia
daher auch nicht den anspruch einer mehrseitigen dorchdringoBi
des gegenständes, vielleicht wird aber mancher leBer ans yorstdiei
dem die Überzeugung gewonnen haben, dasz es von zeit am seitin
umgänglich notwendig ist, das sorgsam aufgehäufte matenal stitiali
scher nachrichten Über das höhere Schulwesen in ähnlicher weise i
verarbeiten, und es sollte mich sehr freuen, wenn ich den anstM
dazu gegeben hätte, dasz künftig derartige berechnnngen leg^I
mäszig erfolgen und sich auf eine menge von gegenständes, di
nicht geringere Wichtigkeit haben, ausdehnen.
Nachtrag.
Nach vollendetem druck obigen artikels sind endlich auch i
lange ersehnten statistischen nachrichten über die fk^qneni di
höheren lehranstalten im winter 1873/74 und sommer 1874 wi
über die abiturienten 1874 im centralblatt für die gesamte utei
richtsverwaltung in Preuszen erschienen, es wird dadurch m(^d
die obige Zusammenstellung bis zum sommer 1874 fortzufahren. <
geschieht dies in allseitigem anschlusse an die obigen tabeUentniti
festhaltung derselben grundsätze; nurmuste bei der durch den toI
endeten druck der arbeit gebotenen raumbeschränkung die horiioi
tale statt der verticalen linie in der aneinanderreihung der proviiui
gewählt werden.^
I. Anzahl der schüler höherer lehranstalten, die in den ei
zelnen provinzen auf je 100,000 ein wohner vorhanden waren:
Br.
Sa.
Pm. ! H.-N. Ha.
Wc.
Ps.
Pr.
Seh. Rh.
winter
1873/74
Sommer
1874
6144
618,0
512,8520,1
527,9i531,3
503,2
556,9
426,4
4644
388,8
405,2
374,9380.2
383,51380,4
364,2
380,3
376,7
S.-IL|fl
819,4tf
36a,435S3|^
Vergleicht man diese tabelle mit der obigen , so geht dan
hervor, dasz auch in der letzten zeit die anzahl von schülem hOto
lehranstalten sich in Preuszen erfreulich gemehrt hat. Brandenbi
und Sachsen scheinen einstweilen an der grenze ihrer leisioil
fähigkeit auf dem gebiete der höheren schulen angekommen, erst«
^ zugleich sind folgende abkürzangeu eingetreten: Pr. Preiu*'
Br. Brandenburg, Pm. Pommern, Ps. Posen, Seh. Schlesien, Sa. Saefc»
S-H. Schleswig-Holstein, Ha. Hannover, We. Westfalen, H.-N. He*
Nassau, Rh. Rheinprovinz, zus. zusammen.
Statistisches aus Preussen.
S81
jedenfalls nur im verhSltnis zu der überraschend starken znnahme
Ar bevGlkerung. am kräftigsten sind in der letzten zeit Pommern,
Aaen-Nassan und Hannover vctrwärts gekommen. Westfalen be-
knptet seine ehrenvolle Stellung unter den katholischen provinzen.
Sdüeswig-Holstein, das früher eine ausnahmestellung einnahm , hat
im anschluBZ an die übrigen provinzen erreicht.
n. Procente, welche 1) die schttler des gymnasialsystems,
S) die Schüler des realsystems von den sämtlichen schülem höherer
Uranstalten bilden:
Seh.
Ps.
1>73,75!75,10
«* «) 26,26j24,90
Pm.
73,32
26,68
Pr.
Wf.
68,42
31,58
66,09
34,9]
Sft.
Br.
61,87
8843
57,69
42,31
Rh.
65,02
44,98
S.-H. Ha.
61,14
48,86
45,95
54,05
H.-N.
87,67
68,33
zus.
61,00
39,00
Die reihenfolge ist, bis auf den Wechsel zwischen Posen und
flehlesien, der ohne grosze bedeutung ist, die alte geblieben, die
- «ODservativen provinzen zeichnen sich durch gymnasialanstalten, die
kiidiistriellen und die neuen provinzen durch BeaUehranstalten aus.
f m. Procente, welche 1) die schttler der gynmasien, 2) die
MriUer der realschulen erster Ordnung von sämtlichen schülem
("Merer lehranstalten bilden:
! SchJ Pr. ' Pi. I We.
Sft.
1> 73,76 67,04
2i|'20,61 26,17
67,63
24,90
62,76
27,54
59,
25,61
Pm.
8666
,60
17,21
Br.
56,39
87,81
Hm.
44,56
32,60
Rh.
44,69
26^261
S.-H.
51,14
6.08
H..M.
37,67
12,49
lOt.
58,04
23,98
Die reihenfolge, für deren feststellung man den maszstab durch
liemng der je in einer colonne befindlichen zahlen erhält, hat
80 behauptet, wie sie fClr sommer 1873 festgestellt werden
ite.
IV. Procente, welche die gjmnasialprimaner 1) von sämtlichen
nasten, 2) von den schülem aller gymnasialmäszigen an-
bilden :
We. H. N. I Ha.
1)15.811
2^ 14,762
12,209
11,086
Rh.
Sa.
S.-H.
9,627
— 10,7497.819
10,195
9,865
9,186
Scb.
8,778
Pr.
9,373
9,185
Pm.
8,479
7,702
Br.
8,183
7,940
Pt.
8,728
7,855
rat.
9,780
9,259
Die alte reihenfolge ist wie in den früheren tabellen des nach-
ts, festgehalten, sollte nach dem maszstabe des Jahres 1874 eine
le reihenfolge gebildet werden, so müsten mehrere Verschiebungen
itreten.
ff
V. Procente, welche die realprimaner erster Ordnung 1) von
ffl realschülem erster Ordnung, 2) von allen schülem realschul-
'ÄÄjziger anstalten bilden:
384 Maturitätszeugnis, nicht matoritäteprüfaiig.
mehrzahl eine lange reihe von jähren immer in derselben i
gewirkt haben.
Von den umständen, welche auf yerkürzung des maszstal
lehrer leicht einflusz üben können, will ich nur einen, Tic
nicht einmal den bedeutendsten, anführen, es ist sicher ei
stand, wenn die tüchtigkeit der lehrer unbedingt und aosschli
oder auch nur vorzugsweise aus den leistungen ihrer sdiA
urteilt wird, während jeder lehrer vom untersten bis zun ol
recht wohl weisz, dasz andere umstände auf diese leistungen
gröszeren einflusz haben, allein die hoffnung, dasz dieser mi
vom publicum nicht nur, sondern auch von den yorgesetzl
hörden in nicht allzufemer zeit werde aufgegeben werden,
wol eine vergebliche sein, so lange aber dieser maszstab l
wird es unvermeidlich sein, dasz ebenso die lehrer einer anst
insbesondere der vorstand derselben , welcher ja mit recht ii
linie für den zustand der anstalt verantwortlich gemacht wir<
mangel einer auszerhalb des coUegiums stehenden oontrol
alles Pflichtgefühls nach und nach dahin gebracht werden, dei
stab immer mehr zu verkürzen , nach welchem nicht nur sie
stungen der schüler messen, sondern indirect selbst wieder ge
werden, es wird dies um so weniger der fall sein, je ener
die natur des individuums ist; allein die anzahl derjenigen
nicht sehr grosz sein, welche von dem erwähnten umstände
nicht beeinfluszt werden. "*" wenn nun in bezug auf den ei
wähnten maszstab der schülerbeurteilung im günstigsten fi
rückgang auch ein sehr langsamer ist, so wird er sich (
längerer zeit fühlbar machen und als correetiv wird kai
besseres mittel, als die abordnung von tüchtigen commissä
maturitätsprüfung gefunden werden, gerade weil rector unc
des gymnasiums ihren schülem so nahe stehen, liegt auch die
nahe, dasz sie bei beurteilung der leistungen der rücksicht i
bethätigten guten willen des schülers einen zu groszen einfl
statten (sicher ist sie ja ein factor, der nicht auszer acht zi
ist), und dasz sie in fällen, in welchen sie vielleicht gerade
der erwähnten rücksicht bei Versetzung eines schülers in
classen nicht ganz glückliche schritte gemacht haben, sid
mehr anders zu helfen wissen als dadurch, dasz sie einen
* wenn der hr. verf. (s. 76) annimmt, dasz sich die lehrer v
lassen, dahin zu streben, dasz der erwartung und der forden
commissärs für das momentane der prüfang genügt werde, odei
nnterschleife zu ignorieren and nachhelfende winke zn geben, so
meinung, welche er von den lehrern hegt, gewis eine minder |
als die von mir ausgesprochene, und es dürften solche lehrer,
auf die kurzsichtigkeit des commissärs speculieren (denn nur k
tige commissare werden über der schale den kern, Über dem
tanen das wesentliche übersehen), wol die besorgnie reehtfertlg(
sie bei abwesenheit eines commissärs sioh durch «nderc rüek
als die mit recht maszgebenden, mit leiten lassen.
Maturitätszeugnis, nicht maturitfttsprüfung. 385
«ehlUer, welcher nicht in die oberste classe hätte gesetzt werden
tollen, nun mittels des maturitätszeugnisses aus derselben entfernen,
wdl aie die flberzeugong haben, dasz derselbe bei Wiederholung der
daase doch das nicht lernen würde, was er vor Versetzung in die-
Mlbe sich bfttte aneignen sollen.
Die Ton mir besprochene abhandlung macht mir den eindruok,
ib bitte der hr. verf. das besondere Unglück gehabt, sich öfters
BOBmissären gegenüber zu befinden , welche ihre aufgäbe unrichtig
■%6&8st. ich kann solche, allerdings mögliche, fftlle nur als sel-
hM ausnahmen betrachten, denn in der r^gel werden so herror-
figaule mSnner, wie diejenigen, aus deren zahl die commissftre ge-
■ttlt werden, eine richtige erkenntnis ihrer aufgäbe besitzen und
in urteile der lehrer den gebührenden einflusz gestatten, es ist
lUer ganz richtig, wenn der hr. yerf. (s. 76) sagt, dasz die prüfung
ih temporäre der Zufälligkeit unterworfen sei, aber diese zufiHlig-
Mt kann sich doch naturgemäsz in der regel nur auf einzelne lei-
tengen beziehen, und solche commissäre werden denn doch wol
Ar selten sein, welche, nachdem sie sich überzeugt haben, dasz
Im urteil der lehrer in der überwiegenden anzahl von fällen durch
litexamen bestätigt wurde, in dem einen oder andern falle, in
idohem dieses nicht zutri£Pt, das einstimmige votum der lehrer
porieren möchten, ebenso aber, wie es denkbar ist, dasz einzelne
Mmiasire ihre aufgäbe nicht richtig erfaszten, ist es doch wol auch
i9|lieh , dasz an einer anstalt die majorität des collegiums auf eine
iMfae bahn geräth , besonders wenn längere zeit der einflusz eines
kitigen oommissärs und das hinzutreten neuer lehrkräfte gefehlt
rti wdcfae unter günstigen umständen regenerierend wirken können,
•bei setze ich als selbstverständlich voraus, dasz eine weise vor-
pHttte behörde in dem falle, in welchem wesentliche differenzen
^77) zwischen collegium und commissär auftreten, nicht sofort
llRit sein werde, sich unbedingt auf die seite des commissärs zu
HIni, sondern ganz gewis in folgenden jähren durch abordnung
Mver erprobter commissäre sich klarheit über die läge der dinge
pehaffen und erst dann das geeignete verfügen werde.
b NacUdem ich im vorstehenden den wichtigsten grund be-
Meben , welcher mir gegen die beseitigung der maturitäteprüfung
liprechen scheint, möchte ich mir erlauben, auf wenige einzelne
Ittte der gediegenen abhandlung , welche mich zu den vorstehen-
ll Zeilen veranlaszt hat, noch kurz einzugehen,
r Die amtliche inspcction (s. 66) kann das nicht vollkommen er-
Inn, was die gesetzlich verordnete maturitätspiüfung gewirkt hat,
deswegen nicht, weil die zeit, welche einer solchen inspection
rgemäsz gewidmet werden kann, notwendig viel ktlrzer be-
werden musz als jene, welche ein maturitätsexamen in an-
nimmt, bei jeder inspection können nur, so zu sagen, bluten
reifende fruchte, vielleicht hie und da die art der pflege der-
beobachtet werden, beim maturitätsexamen aber musz sich
■.jthrb. f. phil.u.päd. II. «bt. 187f>. hn.8. 25
386 Maturitätszeugnis, uicht mataritätsprüfung.
die reife frucht zeigen, aus welcher der baam am besten beorUil
wird, gerade beim maturitätsexaraen hat die administratum ^
Staates die beste gelegenheit nachzosehen (s. 68), ob die wirUidike
den gesetzlichen normen für die thätigkeit der lehrer entspiidi
und je mehr dieses der fall ist, desto weniger wird sie in derlif
sein, unmittelbar in die thätigkeit des untergeordneten kreisesei:
zugreifen, und die anerkennungen, welche bei solchen gelegenheii
ausgesprochen werden, sind sicher der beste beweis dafftr, dasx nki
das mistrauen gegen die f&higkeit, den reinen willen nnd die redfic
keit der untergebenen das innere motiv ist, obschon ichdordii
nicht bestreite , dasz bei solchen gelegenheiten auch mSogel an d
untergebenen gefunden und auf die eine oder andere weise beseiti
werden können, wenn letzteres auch eine folge der maiaziti
Prüfungen ist, wird deshalb überhaupt die ausnähme nnd dssi
norme als regel angenommen ? wenn das gymnaeiom (s. 71) li
über den abschlusz seiner thätigkeit mit amtlicher antoritftt in de
von ihm ausgestellten maturitätszeugnisse ausweisen soll — ist
dann nicht partei und richter in einer person? das gymnasioml
aber unter anderen zwecken doch ganz gewis auch den, Ar andc
bildungsanstalten vorzubereiten und darf sich wol nicht so absot
betrachten, dasz es diesen anstalten überlassen könnte, ob A
der bildung der schüler eine Vorbereitung für ihre anfgaboia
erkennen (s. 72). auch in der dispensation von der mflwdlich
Prüfung (s. 73) vermag ich keinen Widerspruch mit der notwei4|
keit (oder besser zweckmäszigkeit) der maturitätsprttfong sa sahi
sondern sehe es vielmehr als eine aufmunterung fOr die candiditi
an , wenn sio durch eifer und tüchtige leistungen während des TQ
hergehenden cursus, und diese sind doch sicher in der fast ansnalutt
losen regel durch das gleiche in bezug auf die übrigen corse beding
sich jene ehrende auszeichnung erwerben können, welche durch di
dispensation von der mündlichen prüfung ausgesprochen wird. d(
stärkste einwand dagegen , welcher mir bekannt geworden ist, o
welchen auch der hr. verf. ausgesprochen hat, ist der, dasiesÜ
den lehrer unangenehm sei , bei dieser prüfung nicht mit den tu
züglichen leistungen seiner l3esten schüler glänzen zu können, ^
dieses kommt für mich nicht in betracht , weil ich es für ganx ve
fehlt ansehe, wenn der lehrer, der es doch besser wissen mnsi, <>i
verleiten läszt, dem von mir oben gerügten falschen prineqi ob
cessionen zu machen, welches dann besteht, dasz seine thitigki
vorzugsweise aus den brillanten leistungen seiner schüler beiortfl
werde — ja gerade diese dispensation erscheint mir als das M
gegenmittel gegen die Versuchung (s. 81), dasz die lehrer die sehA
als gegenständ ihrer eitelkeit behandeln, wenn man aber die f^
fung nebenbei — und das halte ich durchaus nicht für verftU^'
dazu benutzen will , um die leistungen des lehrers za beurteibBi >
kann dieses gerade am besten bei den minder begabten geseb^^
'lenn während kaum ein lehrer so schwach sein dürfte, dasi^
C.Wagner: flores et fructas Latini. 387
Torzflgliche talente trotz seiner methode vorzügliches leisten, so
wird sich der tüchtige lehrer dadurch auszeichnen , dasz er auch die
fthigkeiten der minder begabten — natürlich nicht der talentlosen,
denn solche gehören nicht in die oberclasse — in einer weise ent-
wickelt, welche es ihnen möglich macht, billigen anforderungen zu
entsprechen, nochmal : ich kenne kein besseres correctiv gegen die
oben erwähnte Versuchung, gegen das pietätslose hetzen der schüler,
gegen die Ungeduld, gegen die lieblose behandlung und beurteilung
der minder begabten und langsamen schüler. gerade das aber, was
durch die besprochene dispensation geschieht, ist das, was ein lehrer-
coUegium mit recht beanspruchen kann, womit es sich aber auch
l)e6cheiden musz, nemlich die anerkennung: die reife solcher can-
didaten, deren beföhigung von ihm selbst als unzweifelhaft aner-
kannt wurde, sei dieses in der that, während über andere, über
welche das urteil des coUegiums nicht ebenso günstig lautet, noch-
mal eine eingehende prüfung zu entscheiden hat.
Doch ich habe wol schon mehr räum in anspruch genommen
ils ich sollte, und wiederhole nur, dasz die interessante abhandlung
mir den eindruck machte , als habe ein tüchtiger mann das Unglück
gehabt, sich mehrmals commissären gegenüber zu befinden, welche
ihre aufgäbe sehr unglücklich aufgefaszt, und sei dadurch, was sehr
erklärlich ist, verleitet worden, die ausnähme und das abnorme als
r^l anzunehmen, ich hoffe, durch gegenwärtiges den hm. verf.
nicht gekränkt zu haben und schliesze mit dem ausdrucke des herz-
lichen dankes für die mannigfache anregung, welche ich durch die
gediegene arbeit erhalten habe.
ASCHAFFENBORG. BlELMAYR.
29.
flores et fructus latini. puerorum in usum legit et obtulit
Carolus Wagner, phil. dr. prof. a oonsiliis in Hassia
SCHOLASTICIS. EDITIO TERTIA, AUOTIOR ET EMENDATIOR. LipsiaC
snmptus fecit et venumdat Em. Fleischer (C. A. Schulze). 1876.
VIII und 227 8. 8.
Die erste aufläge dieses lateinischen florilegiums erschien im
j. 1856. ref. hat sie damals in der Mützellschen gymnasialzeitschrift
[(1857 s. 3^1 — 344) angezeigt und schon damals seine ganze und
volle Übereinstimmung mit dem plane und der ausflihrung des
huches ausgesprochen, er verweist, wenn überhaupt nötig , bezüg-
lich der Verteilung des aus den verschiedensten prosaikem und
dichtem entnommenen stoffes auf jene anzeige umsomehr, als eine
Veränderung der einzelnen abteilungen, und mit recht, nicht für
nßüg befunden wurde , wol aber eine bedeutende Vermehrung des
Stoffes.
Ueberall weht in dem buche ein frischer, wohlthuender und
Webender hauch, gewürzt durch kurze, kernige und sinnige Sprüche
25*
388 L. Noir^: pädagogisches skizzenbach.
(commode et breviter dicere, Cic), zu denen hin und wieder dmitschi
sinngleiche Sentenzen in anmerkungen in sehr passender wdB
hinzugefügt werden.
Während in der ersten aufläge — die zweite ist dem re£ oid
zu gesiebt gekommen — der lateinische text nur 128 Seiten flUlt
bietet diese ausgäbe 168 s.; von 169 — 176 folgen: dictorum f<Hit<
principes, von da bis 227 : index nominum clarissimomm usw. u
Yocabula in CXXX primis huius libelli paginis obvia germanice re<
duntur mit einigen metrischen Vorbemerkungen (a — f) in lateinischi
spräche, ref. will gleich hier seine freude darttber ausdrucken, da
der sehr verdiente herausgeber des buches seinen (des ret) aosgi
sprochenen wünsch, den index TCTpdtXujTTOC (Latine, Gtennmio
Gallice, Anglice) zu beseitigen, hat in erfÜUung gehen lassen, mt
wie ref. glaubt , zum vorteil des buches. die angäbe der quantitt
auf der Stammsilbe und der paenultima geflQlt sehr.
Wenn hr. W. die nicht wesentlich veränderte praeüatio mit da
Worten schlieszt : quam (humanitatem promovendam) si quid ad
iuverim, operam meam bene collocasse videbor, so f> re£ ü
ganzem herzen hinzu : optime collocasti. — Druck und papier fiiii
schön.
Sondershausen. Gottlob Habtmabi.
30.
Pädagogisches skizzenbuch von Ludwig Noir^. Leipog, f*
lag von Veit & Co. 1874. XI u. 331 s. gr. 8.
Der philologische lehrer wird unter den zahlrmchen scIiriftBB
mit welchen Ludwig Noir^s regsamkeit in unmittelbarer folgs fi
leseweit beschenkt hat, das pädagogische skizzenbuch nicht ndii
achtet lassen, ein anregendes werk , obschon es anderes bieM d
der titel verheiszt! nicht sowol pädagogisch überhaupt alavifiliBflk
im engem sinne didaktisch ist der inhalt; und nicht skizxem siadai
die uns vorgeführt werden , sondern zum groszen teile farbensatti
mit breitem pinsel ausgemalte bilder; endlich können die hWi
kaum als eigentliches buch gelten , wozu ja ebenso wenig der v
äcblieszende einband als eine das ganze durchdringende groM
anschauung des Verfassers genügt, einheit des behandelten stof
und gleichmäszigkeit der stofiTbehandlung aber wird man yeigdMi
suchen ; ja die letztere hat der verf. sogar ausdrücklich TersdaBlIj
gewidmet ist das buch 'den drei groszen deutschen erziefaemLiidffi
Beethoven, Ludwig Uhland, Ludwig Bichter', eine susammflBflte
lung, die wol Verwunderung erregen kann und den gedankenad
legt, ob etwa Ludwig Noir6 als vierter namensverwandter aichjW
erziehem anzureihen strebt, doch belehrt uns eine folgende beBO
kung des verf., dasz er in jenen namensgenossen gleichaam pitnv
verehrt, denen seine pietät die zwölf vereinigten anftfttie dafg<
bracht hat.
L. Noirt^: pädagogisches skizzenbuch. 389
Der verf. versucht, wie erimvorwort erklärt, das Interesse
in der pSdagogik , der lieblingswissenschaft des vorigen Jahrhun-
derts, die heute *nur den speciellen berufsgenossen überlassen' sei,
wieder zu erwecken und so zur befreiung der schule von 'scholasti-
seher verirrung' beizutragen, da nach seiner meinung die ^auszer-
blb der schulkreise stehenden gebildeten mit gröszerer Unbefangen-
heit als die fachgenossen zu urteilen vermögen', trotzdem aber
gründet der verf. seine 'berechtigung' zu dem gewagten versuch
nm teil auf seine Wieljährige beschäftigung mit der sache', also
tof seine Wirksamkeit als schulmann, indem er offenbar für sich den
Torzüg in anspruch nimt, zwar fachgenosse zu sein aber dennoch die
Mszenstehenden zu unbefangener beurteilung leiten zu können,
weiterhin gründet der verf. seine berechtigung auf die ^lebendige
begeisterung für die hohe aufgäbe der heranbildung der Jugend'
imi hierzu ist er gewis vollauf befugt, wie ihm jeder leser seines
Werkes freudig zugestehen wird, gerade diese echte wärme, welche
die ganze darstellung des verf. durchdringt , macht die lectüre trotz
tthlreicher imd erheblicher bedenken gegen die vorgetragenen an-
aichten und den selbstgenügenden vertrag des verf. zu einer wirk-
Kch genuszreichen , obwol Mas Ich des autors überall hervorguckt'.
Der erste der zwölf aufsätze ist überschrieben *die classiker
und die schule'; was er aber behandelt, kann hier so wenig wie
bei den folgenden abhandlungen verzeichnet werden, denn wenn
loch angeführt wird , dasz der verf. die art des litteraturstudiums
bekÄmpft, welches zu den litterar-historischen büchem greift statt
sich in die litterarischen meisterwerke selbst zu versenken; dasz er
denselben imterschied, den Goethe in seiner italienischen reise
twiscben dem alten und neuen herausgefunden , in dem gegensatz
fon Händel und Bach neben Meyerbeer und Wagner erkennt; dasz
jr Ton der ephemeren bedeutung des Theuerdank gegenüber dem
;|Kiemden werthe irgend eines volksliedchens, von den meisterhaften
^tdksschriften des Jeremias Gotthelf mit einem kräftigen hieb auf
^erbachsche dorfgeschichten spricht; dass er die demokratische
e vom militarismus und die forderung unentgeltlichen schul-
iterrichts verwirft — wenn das alles angeführt wird, so ist damit
bunte manigfaltigkeit der vom verf. besprochenen dinge doch
t annähernd erschöpft, ja es wäre schwer auch nur mit bestimmt-
it die hauptpuncte der auseinandersetzung hervorzuheben, da die-
selben zu wenig markiert sind, um den referenten der gefahr, dasz er
A nicht nach dem sinne des verf. finden könnte, zu überheben, so
•»g denn ebne weitere rücksicht einzelnes hier mitgeteilt werden,
t%88 dem ref. geeignet erscheint die raanier des verf. zu kennzeichnen
Äd dadurch etwa zur eigenen kenntnisnahme seiner aufsätze den
jlJBer einzuladen, ^an herm Paul Lindau' gerichtet und in humo-
Iprtische form gekleidet, belehrt uns der erste essay mit einem wort-
S»el, 'das wesen des classikers bestehe darin, dasz er nicht für die
^se geschrieben habe'; dasz aber in der litteratur 'dauer haben
390 L. Noire: pädagogisclies skizzenbuch.
werde , was zu uns in die schule kommt', und mit jener spieJenden
erklärung nicht zufrieden, führt der verf. als charakterisierend nodi
einen ausspruch von John Stuart Mill an, welcher 'so ziemlich den
nagel auf den köpf trifft'. Mill sagt : 'man nehme irgend einen ffk
eines antiken classikers und man wird finden, dasz hier der gedaab
seine form geschaffen und dieselbe vollkommen durchdrungen hit
da ist jedes wörtchen mit zwingender notwendigkeit an seiner stdk;
von welcher seite man immer dem in den werten gebundenen thai-
sächlichen sich nähert, überall findet man dieselbe gedrungene feit^'
keit und geschlossenheit, so dasz ein falsches aufFaseen unmSglki
wird.' dieses wort bewiese zunächst, dasz Mill selbst kein ekäku
im antiken sinne ist , da er sich hier der banalsten aller einguigi-
formeln, die höchstens für ein kochbuchrecept sich eignet, la be-
dienen nicht verschmäht hat: 'man nehme . . und man wird findcir
aber das wort beweist auch , dasz Mill bei seinem urteil Aber &
alten classiker nicht auf dem wissenschaftlichen boden unbefiuigeBer
historischer betrachtungsweise steht , sondern in der veralteten art
eine rein exemplarische bedeutung den classikem zuspridit. seinane-
spruch gibt eine brillante antithese: *wie anders die neueren! OBw/;
aber er bewährt sich nirgends, wo er auf einzelnes angewendet wiri
oder ist es bei dem classiker der classiker, bei Homer, wirklich te
fall , dasz an jeder stelle 'der gedanke seine form geschaffen' hat?
gibt es da wirklich nichts rein formelhaftes , und ist alles , was mak
seit den entdeckungen der germanisten über die epische poesie g^
lehrt und gelernt hat, ein irrtum? — Ist bei Piaton wirklich *jedei
wörtchen mit zwingender notwendigkeit an seiner stelle', und vai
jene dem philologen wolbekannten überhängenden sätachen vai
Sätze nach Mill, der sie doch nicht wegleugnen kann, etwa alle nn-
platonisch? — Und wenn es wahr wäre, was der verf. an andeier
stelle anführt , dasz man aus den reden des Demosthenes kein weit
hinwegnehmen könnte , wie war es da möglich , bei der dritten Fki"
lippischen rede so lange im ungewissen zu bleiben, welche verriet
der Überlieferung uns den echten text des groszen redners gibt? -*
Aber selbst da , wo jene gerühmte ^festigkeit und geschlossenlietf
im höchsten masze vorhanden sind, bei Thukjdides, ist da auch Ar
den, der die griechische spräche beherscht, alles so klar und denUi^
'dasz ein falsches auffassen unmöglich wird'? — Eine weitete e^
läuterung des begriffes des classischen versucht der verf. doroh die
aufstellung des dreifachen gegensatzes der 'liederlichkeit, gört*
reichigkeit und der phrase'. der letzten dieser drei krankheiten dee
unclassischen gilt sein schärfster pfeil. mancher leser des akiaan-
buches wird wol fragen^ ob der verf. gar nicht fühle , dasiersiek
selbst getroffen.
'Die behandlung der deutschen classiker in der
schule' ist der titel des zweiten aufsatzes, an dessen epitse ab
motto der Schillersche vers von den bauenden königen steht, diedv
kämei-n zu thun geben, diese kämer teilt der verf. *in drei daaeea:
L. Noir^: pädagogisches skizzenbuch. 391
) die «kademiker, 2) die feuilletonisten und 3) die eigentlicheii
iner par excellence, eine gewisse sorte von philologen'. Ton dieser
tittflnclasse, die den verf. ^specieU interessiert.'^ könnte er Mem
BMigten leser ganz unglaubliche dinge mitteilen*, er thut es aber
Riieswegs, sondern um dem laien eine vorsteUung von der 'misz-
ndlnng der alten classiker' zu geben , erzählt er eine nicht mehr
»e gesehichte, die sich weder auf einen classiker noch auf einen
tten bezieht, sondern auf Hroswitha und die bekannte von Aschbach
igeregte controverse, im folgenden abschnitt zieht der verf. gegen
i» *natzlo8en quälen' zu felde, welche ^die aus philologischer hyper-
nÜk stammenden variantenjagden der deutschen Jugend in unseren
Bheren bildungsanstalten' bereiten, aber es war doch vorher der
sweis zu liefern, dasz dieser unfug wirklich, und zwar nicht etwa
OB Einern unglücklichen schulmanne, sondern in weiterem umfange
erflbt wird, in der folgenden abhandlung macht der verf. einen
lebehlusz von der beschaffenheit der gedruckten commentare zu
mischen dichtungen auf die art, wie diese mündlich in der schule
lUtrt werden, was dort geschehen konnte, das muszte hier bei der
mk grOezeren zahl und bei der viel ausgedehnteren Verbreitung
lUlrender Schulausgaben um so mehr gethan werden; und eine
■iterung der in der Haupt-Sauppeschen Sammlung vereinigten
tvol als auch der bei Teubner erschienenen bearbeitungen grie-
hbeber und lateinischer autoren würde den schlusz erlaubt haben,
Imi wie in diesen beliebten hülfsmitteln des Unterrichts so gewisz
■dl beim unterrichte selbst regelmSszig von qualvollen varianten«
Igden nichts zu finden sei , dasz es also mindestens überflüssig sei
ha Unwillen unkundiger leser gegen längst überwundene oder doch
Kf spärliche ausnahmen beschränkte misbräuche wachzurufen, sehr
pk dagegen ist, was der verf. über ein 'anregendes und in hohem
iide geistbildendes Studium von Varianten' sagt, nemlich Venn
nelben nicht ergebnisse von zuftlligen schreibfehlem, sondern der
iÜBnden, stets nach gröszerer Vollendung ringenden dichterkraft
hlber sind' z. b. in den beiden recensionen von Schillers spazier-
allein wer diese Übungen nicht auf wenige, gewählte bdspiele
Inken , wer sie an Gtötz und Iphigenie in ikren verschiedenen
Iten vornehmen und am ende zur grossen historisch-kritisohe&
ausgäbe in der schule greifen wollte , der würde eine an sich
liehe sache durch Übertreibung zu einer langweilenden und
ItTiiii verderblichen machen. Umgekehrt aber würde man eine nur
kder Übertreibung schädliche, an sich jedoch nützliche Übung aus
kv schule verdrängen , wenn man jede kritische erörterung bei der
mg der alten Schriftsteller mit pedantischer consequenz ferne
m und nicht hie und da in solchen föllen gestatten, ja empfehlen
Ite, wo eine Variante zu scharfsinniger Unterscheidung oder ge-
dckter combination und dadurch zur einführung in das tiefere ver-
Inis einer stelle willkommene gelegenheit bietet, derselbe ge-
itspunkt ist auch geeignet, gegenüber den ausfuhrungen des verf*
392 L. Noir^: pädagogisclieB skizzeabach.
im nSchsten abschnitt richtig za orientieren, hier wird da
richten auf die sogenannten rednerischen und poeiisohen fi|
heftig bekämpft, eine anleitung zur richtigen anffassoiig der
liehen rede weise aber warm empfohlen; also auch hier ist «
die Sache selbst, sondern das übermasz und die ungeschicklj
des betriebes, wogegen der verf., aber — was dem leaer n
gedeutet werden durfte — weder zuerst noch auch allein so
veranlaszt ist. was *von dem tüchtigen lehrer in besag anf
kläru;ig der dichtung' (und in den meisten pnncten doch wc
eines prosaischen Schriftwerks) geleistet werden mnsz , hat d«
in folgenden punkten angedeutet: 1) 'soll er alle einzelsch'
keiten ebnen', 2) Von sachlichen erklftrungen das wissenswei
vortragen', 3) 'über die entstehungsgeschichte intereesante i
geben', 4) 'zu dem erwecken und anregen der poetischen stin
ftlhren und 5) zu dem ^bewusztwerden der schönen form' b*
Schüler beitragen, als probe endlich, ob diese fordenmgen
sind, betrachtet der verf. den vertrag des gedichts durch den »
Polemisch ist der dritte aufsatz 'über erklftrer deut
dichter', welcher sich in erster linie gegen H. DttntBen i
kungen zu ausgewählten öden von Klopstock und gegen des
klärungen zu Schillers lyrischen gedichten wendet, um die
methode Düntzers als verwerflich zu erweisen; weiterhin dann
E. Viehoffs commentar zu Schillers gedichten, der übrigens *
gemeinen als geschmackvoll' bezeichnet wird, den vorwnrf gel
'philologischen detailkrams' erhebt und endlich mit *ein pi
schreckenden beispielen' ungeeigneter erlftutenmgen aus
briefen an eine Jungfrau über aesthetik, bearbeitet von A. W.
abschlieszt.
Den glanzpunct des skizzenbuches bilden die vom verf. im ^
aufsatze gegebenen 'beispiele dichteri scher interpreta
zunächst die auslegung des gedichtes von Chamisso: das sohlof
court, obwol auch hier die redselige darstellung des verf. de;
liehen kern mit allzu reichlicher Hülle umkleidet hat. dem
gewisz des guten zu viel, wenn der lehi^r seine erklftrung jenei
anspruchslose einfachheit ausgezeichneten gedichtes mit einer
an seine schüler einleitet, die fast den umfang einer gaauen se
nimmt und die 'kinder' belehrt, dasz 'mit dlgemeinen ästhe
urteilen nicht viel ausgerichtet wird', wie viel besser ist es
der lehrer ohne Umschweife an die auslegung herantritt und
urteile, mit denen 'nicht viel ausgerichtet wird', ohne weiter
meidet, auch die vom verf. gebotene erklärung selbst ersehe
80 vielen zuthaten versetzt, wie sie in der schule unmöglich g
werden dürfen, da ja die aufgäbe des lehrers ist, zu sanunc
nicht zu zerstreuen, eine parallele trägt gewisz manchmal sui
digeren auffassung bei, wenn sie sich ungesucht darbietet ose
bereits bekanntes zum vergleiche heranzieht, wenn aber d(
genannte gedieht zur erläuterung stellen aus Shaket
L. Noirä: pädagogisches skizzenbuch. 393
küg Johann und Goethes Faust herbeizieht, an Chamissos er-
hfliiiiQSg und Freiligraths gesiebt des reisenden, verglichen mit der
lohtlichen heerachau von Zedlitz, sowie an ühlands capelle erinnert,
dagentlich auch Victor Hugos und Benmgers gedenkt und damit
kUflsst: *zu unserem gedichte lieszen sich Freiligraths bilderbibel,
■tthisBons wünsch, Bttckerts wunderherliches aus der Jugendzeit
id etwa Berangers iie^fUhlte Souvenirs d'enfance heranziehen' — :
nd dadurch der sinn des schtQers auf das object der betrachtung
«emtriert und kann er sich dasselbe durch die vergleichung mit
bekanntem verdeutlichen? oder sind die ^kinder', denen der verf.
■ aehlosz Boncourt erklärt, mit allen jenen verglichenen dichtungen
■iraat? — Nach weiteren bemerkungen Aber die förderung des
ntiflchen Verständnisses durch die composition, welche die stim-
■Bg des lyrischen gedichtes ausspricht, und durch die Illustration,
•Ue die Situation darstellt, wendet sich der verf. in dem folgenden
fuehes' überschriebenen abtehnitte zur erklärung der homerischen
tiDe, in welcher Friamos von Achilleus den leichnam des Hektor
(Q 485 ff.) , indem er an Chateaubriands reflexionen über
scene sich anschlieszt. wenn der verf. zu den letzten versen:
^tXiiv b* er oCttu) TIC ^irix6övtoc ßpoTÖc äXXoc,
dvbpöc Traiboq)dvoto iroTi CTÖ^a x€ip' öp^T€C0at —
b ergreifenden worte der bibel vergleicht: Hch bin euer bmder
•iq[>h. lebt mein vater Jacob?': so ist hier die ähnlichkeit wol
pnager als in der berühmten stelle der Odyssee (t 19) eljüi' 'ObuceOc
ri, ^ nicht nur im altertnm von Vergil (Aen. 1 378) in den Worten
■1 pius Aeneas eqs. nachgebildet worden ist, sondern ohne zweifei
jKb in 0. Freytags Ingo bei der erkennungsscene vorgeschwebt hat.
he vorzügliche erklärung von Uhlands romanze Bertran de Born
lAlieszt die ^beispiele dichterischer Interpretation' ab.
Manches treffende und zwar in einer für weitere leserkreise
nden darstellung enthält der fünfte aufisatz, welcher ^das
aehatudium, die grundlage hüherer geistesbildung^
delt und sich besonders auf L. Geigers Ursprung und eni-
ung der menschlichen spräche und vemunft stützt, doch hat
verf. auch hier einen allzu fernen ausgangspunct gewählt und ist
Versuchung zu digressionen nicht entgangen.
Das thema der sechsten abhandlung bUdet *die gefahr der
seitigkeit in den Sprachstudien', der verf. , der hier aus
Hiein anekdotenschatze besonders reichlich zu spenden für gut be-
laden hat, deutet namentlich ^drei hauptrichtungen der einseitigen
irimiDg der classischen Studien' an: ^das phrasentum, das anhäufen
rstandener worte und realien in unverdautem wissenskram und
ich das gedankenlose übersetzen, durcbjagen durch den schrift-
um das pensum zu vollenden', den erneuten kämpf gegen
^phrase, wie sie in den gelehrtenschulen blüht und gehegt wird%
et der verf. selbst mit der hinlänglich abgegriffenen phrase ^es
e eulen nach Athen tragen' und wendet sich alsbald gegen den
394 L. Noir^: pädagogisches skizzenbudu
lateinischen aufsatz, während er die ^gesunde, kemhttfte geiite-
übung', wie die lateinischen stilttbungen sie enthalten, MUBdrflcUkk
hier wie an einer andern stelle anerkennt, aber gßgen dif^jeaige tvk
Wendung des lateinischen anfsatzes, welche jüngst BBrwlifcM»
wieder so nachdrücklich empfohlen hat, nnd gegen d^ einIenoUnit
begründung des auf solche weise für das eindringende
der alten schriftsteiler erzielten nutzens bringt der retS. mMä im\
wie der phrase in den deutschen ausarbeitongen der sehllkr
gegengearbeitet werden könne, zeigt der verf. an einem ergi
beispiele. das ^phrasenthnm in der pftdagogisehen littaiifaii'
kämpft der verf. im einzelgefecht gegen Koppe rOmiiche
Altertümer und Bones deutsches lesebuch für höhere lehranrtritBfc
Im siebenten aufsatze, welcher die Überschrift *todi«8 wietaifii
trägt, geht der verf. wieder von femer liegendem ans, mdos
einen artikel von M. Ducamp über die auf dem finniMMhoi
nasialwesen lastende tradition eines schädlichen Systems an
^Bevue des deux mondes' reproduciert. nach weiteren ndi
über jesuitische einflüsso auf die gymnasialbildung übeilwipt
über die an den französischen lehranstalten durch Domys
eingeführte Schablone für die benützung der unterrichtsMit und:
einer der jugend in den mund gelegten Philippika, in weleheri
gegen die Überladung mitwissens stoff pathetisch protestiert, *— ;
solchen Vorbereitungen gelangt der verf. dazu, anrogeben,
zum Hodten wissen' rechnet : * Weltgeschichte, wenn sie niohts
enthält als namen, daten und zahlen'; lobpreisnng der *h<
der antiken weit' ohne eingehende beachtnng der alten konat,
erörterung dieser kunstschöpfungen, *ohne die lebendige
gleichzeitig mitwirken zu lassen' und überhaupt worterUlrDiigi
barer gegenstände, Venn nicht die anschanung des
in abbildung oder getreuer nachbildung ergänzend hiDinkoamf 1
'litterar-historischer notizenkram' und 'Utterarische kri
noch manches andere^ dessen aufzählung hier nicht wiederholt'
soll, nur mag bemerkt werden, dasz der verf. nun eehlusse
von dem nutzen des turnens handelt, was der leser unter der
Schrift Hodtes wissen' wol nicht zu finden hoffte.
üeber den rest des skizzenbuches sollen hier nor noeh kms
andeutungen folgen, da derselbe auf gebiete hinübersehweift, ii
welche ref. nicht zu folgen vermag, oder in formen sich bew^jt^
eigentümlichkeit durch einen nüchternen bericht nicht wii
werden kann, im achten aufsatze werden die 'forte ehr itte
naturwissens und ihr einflusz auf das geistige leben'
einer weise besprochen, welche das evangelium der reinen
predigt, die völlige Verdrängung * der mystisch-theologisehen vdft'^
anschauung' durch die 'empirisch-philosophische natnrbetrMdrfflt^'*^
in aussieht stellt und mit der verheiszung schlieszt, dastdor^M^
wickelungsgeschichte der menschlichen yemunft andi die pfivii^
"»chule nicht verschlossen bleiben werden'.
L. Noirä: pädagogisches skizzeubuch. 395
Mit echtem humor, aber mit jener einseitigen Übertreibung,
khe in allen anfsätzen des skizzenbuches lästig wird , sind in der
unten nummer gewisse ^schulmeisterk rankheiten' cha-
cierisiert. wie der verf. in anderen partieen eine yerirrung oder
tohrtbeit der phantasie des lesers möglichst schreckhaft ausmalt,
i dann g^en diese selbstgeschaffenen feinde siegreich den ritter-
bea strausz zu bestehen , so hat er in den bildem des doctor Or-
108 y Professor Salmasius , präceptor Petulans und conrector Miser
ki sowol Charaktere als vielmehr carricaturen gezeichnet, nur
m Portrait des herm doctor Sublim is wird man die lebenswahrheit
iht absprechen dürfen.
Welche bunte fülle von mitteilungen der zehnte aufsatz enthält,
it weder die Überschrift 'die kunst und der meister' ahnen,
fk Termöchte dies ein referat in kürze zusammenzufassen, nur eine
ge sei hier erwähnt, die der leser sich wol auf werfen mag. der
rfl beginnt mit dem satze , - es sei ihm 'stets merkwürdig yor-
JDDmmen, wie viele leute über schule und pädagogik mitreden',
1 führt dies dann in seiner weise mit bezug auf 'pfarrer, kreis-
tctoren und consistorialräthe, bäckermeister und handschuhmacher'
iter aus. wie kann dem verf. als merkwürdig auffallen , was ja
B natürlich erscheint, wenn wirklich nach seiner ausdrücklich
gesprochenen Überzeugung gerade diese 'auszerhalb der schul-
ise stehenden' beurteiler 'ungetrübteren blick und gröszere un-
hngenheit' also mit recht auch grosze neigung zum urteil über
iidfragen mitbringen?
In der elften abhandlung über 'die ideale bil düng' musz
wnste abweisung des 'utilitätsprincips' wohlthätig berühren,
aach im übrigen des verf. wege nicht unsere wege sind, für
erkeit des zwölften aufsatzes 'zum leben der deutschen
ache' bietet die 'grammatische novelle in Callots
ier' mit dem titel 'Olibrius' eine ergötzliche entschädigung.
Turf, wird in folge einer Versündigung gegen den conditionalis
dem geiste des mit diesem modus aufs innigste verknüpften pro-
Olibrius rastlos verfolgt, bis er endlich am Schreibtische des
Friedrich Pecht die ersehnte erlösung von dem unhold findet.
Genug, der vorstehende bericht erftUlt seinen zweck, wenn er
läszt, nicht was alles, sondern nur wie vielerlei originelles
reproduciertes , wahres und übertriebenes, beifallswerthes und
kliches Noires pädagogisches skizzenbuch enthält, was für den
enossen hemmend und störend wirkt, die Weitläufigkeit der
itellung, mag für einen weiteren leserkreis in vielen fällen unter-
ind und erheiternd sein, denn es ist nicht die einförmige breite
schnurgeraden landstrasze, sondern die wechselvolle ausbreitung
gewundenen wildwegs, von welchem der verf. gern auf ein nahes
entfernteres feld abschweift, um eine lockende blume zu pflücken
einen lohnenden ausblick zu gewinnen.
M. E.
396 Nekrolog.
31.
NEKROLOG.
Je mehr frende die lateinische versification frfiher den dario (
übten ihr leben lang bereitete, und je mehr sich solehe fibaii«ii (■
mag sagen was man will) für das eingehende veratSndnis der al
dichter darcbaus fruchtbar erwiesen: desto mehr iat es la bekU(
dasz dieselben heutzutage vielfach — wenn überhaupt betrieben "
stiefmütterlich behandelt werden, immer geringer wird die tibi
altehrwürdigen zeugen für diese seite classis^er bildang. aU
solcher galt in weitern kreisen der am 2 december v. j. Terttoil
pastor Moriz Thümmel zu Zenden bei Niemegk (proF. Braadeabi
geboren am 25 april 1810 zu Weiszenfels, söhn eines dortigen eai
und küsterSf besuchte er 1820 und 1821 die Thomasschale sn Lei|
sodann bis 1827 die landesschnle Pforta. Rankes und «adersr
innernngen haben uns kürzlich ins gedächtnis gemfen, mit wal
thatkraft dort unter Ilgens markiger leitnng die altertnmsstndlOT
trieben wurden, bis 1830 studierte Th. in Leipiig, trat nach beste
nem ersten ezamen in das predigerseminar zu Wittenberg und ftbefli
daselbst zwei jähre später das nauslehreramt bei den kindeni des
würdigen H. L. Heubner, ebenfalls eines alten Portensers tob
ciassischer bildung. damals genosz Schreiber dieses mit askn
andern knaben den äuszerst anregenden Unterricht des entseUsAi
in den elementen lateinischer versification, die schon cur reife fIrtH
des gymnasiums gefordert wurden, um 1837 wurde Th. naeh EsM
in der £lbaue als pfarrer berufen, von wo er 1868 nach Zendes Ik
gieng.
Voll echten humors, ein gewandter und allezeit bereiter w*
und dichter in der muttersprache wie in der spräche Latinmt, ik
selten unter fremdem namen — denn neidlos Iiess er andern dto 0
gebührenden lorbeem — pflegte er namentlich von Ratsseh sif ^
verkehr mit den litterarischen kreisen Wittenbergs; mancher ^j^
jeder ehren- und jubeltag wurde durch seine sauber gearbeiteten^!^
treu gemeinten aber auch neckischen Inhalts verherlicht. die U^
jähre wandte er seine ländliche muse insbesondere der ▼'S'*''^
biblischer Stoffe zu. bei B. H. Rübener in Wittenberg erseUeaV
eine Übersetzung ausgewählter psalmen in lateinische distidisB ^
dem titel 'MeduUa Psalterii', mit ebenfalls versifleierter auf die fHM
versuche eines Eobanus Hessus u. a. eingehender vorrede; dii jß.
darauf ebd. bei Herros^ ^Parabolae N. T. latine redditae et Bf'^
S. Jacobi* in gleicher weise übertragen, ungedmekt bliebes, ^
handschriftlich nach seiner art aufs sauberste ansgeffthrt das '^^
sum Psalterium* (alle 150 psalmen in gewandte disticha geklsiMij
acta apostolorum in hexametern , endlich wenige tage vor seist* ^
vollendet die Genesis, sein andenken wird, wie im engera kü^*^
heimatf so weiterhin manchem mitschüler aus fast versdioUeM' *?
unverstandener zeit, aber auch manchem dankbaren schfller, ß^jt
später ein jüngerer freund werden durfte, und zahlreichen fi****
jedes alters ein theures bleiben.
Zerbst. 0. 8l*
logische Programme der provinzen Sdüesien, Sachsen usw. 397
(18.)
LOGISCHE PB06RAMM£ DEB PBOYINZEN SCHLE-
SIEN, SACHSEN, BRANDENBDBG. 1873.
(fortsetEQng.)
I referent bei den beiden ersten Serien Ton beriehteratsttangen
B philologischen programme der drei oben genannten proTinsen
QMe und in einer anmerkang unter dem texte that, erlaabt er
iimal an die spitze und in den text zu setzen, indem er mm
male an die herren directoren, welche bis jetzt noch nicht so
«wesen sind, seine mehrfach ausgesprochene bitte um fiber-
' der Programme ihrer anstalten Ton 1873 und 1874 zu erfüllen,
febenste bitte richtet, aus dem schulkaleuder sind mir mehr-
rogramme von 1873 bekannt geworden, die philologischen Inhalt
md zum teil wie das neue programro von Volkmann in Jauer
% critica nova' nicht unbedeutende ausbeute für die Wissenschaft
ihen, aber sie konnten noch nicht besprochen werden, weil sie bis
ch nicht zu meiner band gekommen, ich gedenke mich in meinen
ntattungen auf die philologischen programme zu beschrSnken,
se soweit thunlich aus dem ganzen preuszischen, später yielleioht
1 ganzen deutschen vaterlande zu behandeln, die ergebentse
die herren directoren der höheren lehranstalten Preoszens um
Ag der von ihren anstalten ausgegangenen programme philo-
D Inhalts ist in besondern gedruckten Zuschriften ergangen, ich
>le sie hier so ergeben wie dringend, denn meine berichte im
•e an die das collegium durchlaufenden programme zu machen
aiiszer stände, dieselben kommen in der regel erst zwei jähre
n erscheinen, kommen oft in grosser, oft in geringerer menffe,
man sich einen plan für die arbeit nicht machen kann, ich
also auch hier nochmals um gütige Übersendung der philo-
t Programme von 1874 an.
iwiTz. königl. kathol. gjmn. 11 classen, 18 lehrer, 861 tehftlar.
rienten. — Abb. von dr. Krause: ^der name des gottet Baal
iicher und sprachgeschichtlicher beziehung*. in der einlaitnng
it verf. den Zusammenhang der griechischen götterlehre mit den
rischen Vorstellungen des Orients, behauptet einen tiefgreifenden
las Orients auf die religiösen Vorstellungen des occidents, mainty
lett der griechischen götter und heroen sei aus einer rielheit
•n entstanden, die, ursprünglich epitheta des gottes Baal, tpiter
lia aufgefaszt und für ebenso viel namen ebenso vieler rer-
ir götter gehalten sind. verf. will eine reihe mythologiseher
DUersncben, denen der name des Baal zu gründe liegt, ab-
S bespricht den Belosthurm in Babylon nach Herod. 1» 187 und
\f 1. abschnitt III behandelt die menschenopfer zur ehre Baals,
tapal jener hohe Belosthurm war. diese menschenopfer finden
Karthago, Griechenland und Italien wie in Asien, dafür werden
[•bracht, diese meuschenopfer, welche die Überlieferung dem
I, Kronos, Zeus, Dionysos, Apollon bringen läszt, werden vom
P den Baal bezogen, der unter den verschiedenen namen ver-
d. abschnitt IV behandelt den Baalcnlt in Palästina, wie er
beiliß:en Schrift als jüdischer götzendienst bekannt ist. im ab-
IT ist die rede vom liualcult auf Kreta und Theseus Verhältnis
Ur Minotauros wird hier für den phönikischen Baal e/klärt, die
Ut vieler gottheiten und die anrnfnngen als stiere auf Baal
■gestalteten zurückgeführt, Minotanros durch sonnenstier über-
iSjhnth durch opferstlitte, Theseus identificiert verf. mit Zeus,
Mr habe er den Minotauros besiegt, die Helena geraubt, ab-
m
i
398 Philologische programmc der provinzen
schnitt VI handelt vom Heraklestempel in Tjros nach Hen
Arrian 2, 16. im Herakles wird weiter im folgenden abschnit
oder Baal wiedergefunden, verf. erklärt Herakles für einen
des Baal zur bezeicbnung desselben als handelsgottes. Mercv
dann etymologisch mit Herakles verknüpft die identitEt Ton
Mercurius, Melkart und Baal wird weiter nachzuweisen yeni
schnitt VIII ist überschrieben Mercnrius Hermes und sucht d
dasz auch Hermes nur ein beiname des Baal sei. die beortc
oft einigen scbein für sich habenden beweise überlassen wir d
logen, abschnitt IX bespricht die Baalsäule, eine s&ule war d
Symbol zur darstellung der gottheit, bei Orientalen und Qric
die Säule die älteste form des götterbildes. das wird Tom
weitem dargethan. die Baalsäule wurde nach dem verf. von der
durch q)a\f)c, <pd\r)C, cpaXXöc bezeichnet, abschnitt X handelt fib«
und Pallas, jener name soll aus ha-baal, dieser aus baalat e
sein un'H beide nur gott und göttin bezeichnen. ApoUon ist 8<
Pallas mondgöttin. als solche entspricht sie der Alargfatis in
Athene wird als fem. zu Adon erklärt und herrin, götün üben
name Minerva etrusk. Menrfa wird mit ^/|V, |ui/|vr) mond snsamme
und 80 Minerva mit Athene und baalat identificiert. der abe
bespricht Delphi und Delos und bringt auch sie mit dem I
zusammen, AeXqpoi «» aiol. BeXcpoi wird als Baalstätte erkli
als Baalinsel, abschnitt XII ist Polydeukes überschrieben,
seines bruders Kastor cult wird vom verf. ans dem Orient i
Polydeukes als Baal, Kastor als Astarte aufgefasst, jener für i
dieser für den mond erklärt, in Italien soll nnter Kastor c
liehe göttin gedacht sein, auch der name Helena Selene wii
mondgöttin bezogen, Menelaos für den phönikisohen sonnei
erklärt, abschnitt XIII betitelt sich Bellerophon, nnter dei
der Baal des westens bedeute, soll Baal in Korinth verehrt si
erklärt den Pegasus für das flüg^Irosz des Baal, die chimai
finsternis des westens. die drei begriffe entstammen der zeit
sten Baalcultus; von den spätem Griechen wurden diese wie
behandelten nicht mehr verstanden, abschnitt XIV ist übei
Volcanus. das wort ist componiert aus Baal-can and heisst
feuers. Mnlciber ist aus melech und abar opfern, st. abar, irOp,
von gleicher wurzel. 'H<paiCTOC entspricht dem namen Vesta, 1
St. esch (ignis), woher deutsch asche. Volcanus ist Baal als
abschnitt XV ist betitelt Sardanapal. der name ans Sardan
Zeichnung des Sonnengottes und apal (Apollon), er benennt eine
gott. der name tian, Verkürzung von Sandon, ist identisch
Zdv, Zi\y und sonne, bedeutet herr. er verbrannte sich nach de
selbst, auch Paris ist ein name für den Sonnengott. XVl
diesem heroen ward in Thessalien gedient und dieser Peleusc
ein Baalcultus von allcrgrausamster art, mit menschenopfem.
war in Thessalien von hoher bedeutung und von dem Pelei
oder Baal wurden orte und gegenden vielfach genannt, m
wird der kentaur Xeipwv verehrt, auch er ist nur efbe gc
Baal oder Bei. centaurus ans cen das feuer und tanrus
feuerstier und ist nur ein name für Baal Moloch. XVII. Achil
name vom semit. ahal herzuleiten bezeichnet den strahlenden,
den und ist nur ein beiname des gottes Baal, er erschein'
und zwar als Sonnengott durch das gespann unsterblicher r
sind die rosse des Sonnengottes Baal, er wurde in ältester s
menschenopfer verehrt, danach ist Achilleus mit Herakles
und die 'llias wird zu einer erweiterung des auf die erobenn
bezüglichen teils der Heraklessage, Homeros. ist nur ein gr»
partic. von homar sagen, erzählen, und homer, dies partic, bed(
erzähler. Herakles und Achilleus sind das endresultat einer
Schlesien, Sacbsen, Brandenburg. 1873. 399
sagendichtongf, die als homer, d. i. als erzählang bezeiebnet
^yill. Odyssens. aacb er, dessen name arsprÜDgUch 'OXuT€i}c
t nichts als der Sonnengott Baal, Penelope, seine gattin die
tin Astarte. XIX. Pelops. der name bezeichnet den Baal des
er ist also auch ein Sonnengott, als solchen charakterisiert
l^espann geflügelter rosse, die znrückführun^ der Olympien anf
nd Herakles heiszt nichts anderes, als dass der Baalealt anlass
pielen gegeben. Pelops als söhn des Tantalos zeigt an, dasz^
engott ein söhn des gottes Tan, Don, Zan, Zen, wovon Aavooi.
ard der name zu Zeus, der zweite teil des namens Tantalos-
n höchsten gott als leidend nach, wie sich Ihn die Orientalen
XX. Pelasger und Hellas. TTeXacToi stammt vom namen Baal
bezeichnet das volk des Baal. Hellas ist nichts als eine cnt-
von Pelasgia, "EXXiivec also identisch mit TTeXacfoi, zn welchem
er der phllister ein analogon bildet, beide sind gleichbedeutend,
seinem Baalcultns ist der ansganf^spunct des namens Hellas-
ftlatium und Latiam. die namen Palatinns, Pales, Palilia er-
n alten Baalcultus, den ältesten römischen götterdienst. Borna-
sem. Ruma zusammengebracht, es bedeute die hohe, die hoch-
uch Latium ist vom gotte Baal genannt, ist identisch mit Pa-
id bezeichnet das Baalsland. XXH. grundbedeutnng des namen
as wort bedeutet: der mächtige, starke, gewaltige, der henr.
lel pul oder pol, welche den ton, der dnrch anschlagen oder
>ezeichnet wird, nachahmt. XXUI. Baal in eigennamen, so in
I, Hasdrubal, Isabel, Beelzebub. XXIV. Baal als Zeus. Zeus
lieh durch seinen Ursprung als beiname des gottet Baal, die
Tiech. form für Zeus ist A6v oder Tdv. di rdv bedeutet Zeus,,
ibedeutnng von Zeus =» Tan, Don ergibt sich aus dem semi-
es heiszt herr, wie Baal, mit Zeus ist Dionysos identisch, der
BS weingottes nur eine orgiastische form des Zenscultns. Do-
j|^utet die Zeusstätte. mit Zeus identisch ist Tantalos» nur
t hier Zeus als der leidende, Danaos als donnergott, Poseidon,,
in Adouis hat sich der name Adon Baals unverändert erhalten.
eszen unser referat über dies programm mit der wol verseih-
age: was werden unsere O. Curtius, Pott, M. Müller sagen zn
der gewisheit ihrer Sicherheit vorgetragenen opinionen des
. Krause in Gleiwitz?
rsHBERO. gymn. 11 classen, 16 lehrer, 369 und 367 ■ohfiler,
«nten. — Abb. von dr. Dietze: 'die lyrischen krenzgediekte
•eben mittelalters'. die zahl der krenzgedichte ist unter den
ilen am bedeutendsten, bedeutend geringer in Nordfrankreieb,.
Ifsten in Deutschland, hier fast kein rein religiöses kreoslied.
Mt man, bei einem auf eine kreuzfahrt bezüglichen liede, ob
einer andern gattung zuzuweisen, der umfang des begiiffes
1 ist nicht sicher, es hat wol das wort im laufe der seit einen
■Item sinn bekommen, die ursprüngliche gestalt des reUgiÖsen
Its liegt in den sog. leisen euer lurleisen vor. solche lleder
■r nachabmung an, an die stelle des kyrie eleison trat der
so in altfranz. liedern. im deutschen können wir den über-
I volkslyrik zur knnstlyrik nicht so verfolgen, schon das älteste
1 zeigt volle cntwickclung. eine andere art kreuzlieder sind
Sprüche, cinstrophige gedicbte, durch Friedrich von Hausen
rtdicbtung erhoben, bald erscheint die form des liedes die be-
te, der älteste dichter mbd. kreuzlieder ist Friedr. von Hausen.
sich noch an roman. Vorbilder An. vgl. des minnesanges früh-
I Lachmann nnd Haapt 46, 9. auf der kreuzfahrt auch ge-
ll, 8. dort klagt er, dasz ihn sein weh auch auf der fahrt
■rUUzt, hier schmäht er die, welche der gotes vart sich aus
[•ntzieiien, in 53, 11 wendet er sich gegen die, welche ihr ge-
l
400 Philologische programme der proyinzen Schleuen, Sachsen mw.
lübde brechen. Zeitgenosse H.s ist Heinrich von Rucke. Ton ihm ei]
kreazleich (ms. fr. 96 — 99) and ein sprach (ms. fr. 102, 14). hier win
das darch eine kreuzfahrt erworbene Terdienst geprieeen. beide gt
dichte sind aas dem spätiierbst 1190. Beinmar der alte nahm an iki
krenz fahrt 1190 unter Leopold VI teil, auf diese fahrt besfiglieli at
fr. 180, 28 und 181, 13. Albrechts von Johannadorf kreoslieder \um
eine gewisse durch den abschied von der heimat vemrsaohte idiiNr'
mut durchblicken ; von ihm sind ms. fr. 86, 26. 87, 6. 28. 88, 19. 89, tL
94, 15, alle vor der fahrt zum heiligen lande entstanden, die 1189 ote
1190—1191 stattfand. Hartmann von Aue zog com heiUgen lande mr
gefähr 1196—1197. von ihm sind ms. fr. 209, 26. 210, 85. 211, 20. 218, i
darunter ist das erste ganz besondere schön. Hildebald von Schwaagi^
am ende des 12n und au fang des 18n jahrhonderta, nahm an dem kreH-
zuge von 1196—1197 teil, sein kreuzlied, das auch all ematet «iiit-
lied bezeichnet werden kann, steht in v. d. Hagens minneeing. 1, SW^
auch in Bartschs liederdicht, s. 65. Otto von Botenlauben nahm m
an Leopolds VII von Oesterreich kreuzzog 1217. sein krenzlisd ii
v. d. Hagens ms. 1, 31. Bartschs liederdioht. 8. 120. denaeibca nf
machte Neithard von Keuental mit. seine kreuilieder bei t. d. Hsga
2» 103. 117. unter den liedern Walthers von der Vogelweide sind nm
kreuzgedichte rein religiöser gattung. seine thätigkeit für daa ■nitiiiii '
kommen eines kreuzzuges geht aus vielen sprfichen hervor, so M
12, 6. 29, 15 Lm. nach dem verlnst von Damiette ist 78, 24 gedicM
aufs neue betrieb er den kreazzug, als er sich verzögert, dmek 11,1
und 21, 25. als dann der kaiser den zag unternahm und krank gtw{
den umkehren muste, ermahnte W. den gebannten so ■ohnell als all^i
lieh sein versprechen zu lösen in 10, 10. hierher gehört aneh 10,9;
und das gedieht 'vor Akers' von dem Verfasser von Vridankea baicM '
denheit, der vielleicht Walther ist. Walthers beide krensUeder ststaj
76, 22 und 14, 38 Lra. eine kreuzfahrt hat Walther selbst wol MI
mitgemacht, das letzte der lieder ist in verschiedenem umfange li dvi
hss. überliefert und ganz verschieden sind auch die anaiehten ftber dl|
lied. verf. spricht das lied dem Walther ab wegen seiner farbl
und kälte und wegen des auf eignes betreten des heiligen landaa
schieden hinweisenden ausdrucks, der nicht in Walthers amnd
der Palästina nie betreten, wir glauben, gegen diese atreidraag i
nicht viel einzuwenden sein, bruder Wemher war gleich thltig Iv
kreuzzug, auf ihn gehen v. d. H. ms. 2, 227. 235. 288. 8, 16\
aus Tirol fordert im 7n liede (v. d. H. ms. 1, 318) zur befi
heiligen landes auf. nach lied 22 ist ihm daa acheiden sehr
geworden, zuletzt behandelt verf. die einzelnen Strophen nüid. 9kt^
Sänger, die oft auf eine kreuzfahrt ihrer verfaaaer deuten, die iMM
des burggrafen von Lüenz in v. d. H. ms. 1, 211^, die lieder von BlH
wig von Kaute ebd. 2, 63, die Strophe von herrn Nenne ebd. 8, 891t M
liedes von Reinmar dem fiedler ebd. 2, 162; das lied daaelbst 8» M
dem Neithard zugeschrieben, das lied von Hawart von AnthoHi ill
2, 162, endlich das lied des wilden Alexander ebd. 8, 27^ mSehtaa m
in den philologischen programmen recht oft arbeiten, wie die ebittM
sprochene, lesen, arbeiten, die von eingehendem atudium des ftflii
Standes, gesunder kritik und exegese zeugen und das neaSi was 4M
bringen, mit begründeten beweisen stützen, solche arbeiten SU MI
ist eine erquickung, zumal wenn vorangegangen ist die le^tiie aMJ
Programms wie das Gleiwitzer über Baal, das allenthalben die usMiW
dige kenntnis des gegenständes, besonders der verauehten dintaM
der griechischen namen aus den schätzen, welche die beaehSfUgMV ij
allen indoeuropäischen sprachen erschlossen, femer gesunde hntik
exegese und endlich auch für das mannigfache so neue wie wiK
liehe die beweise vermissen liesz. (forte. loIfU
Gütersloh. H. K. BmOKOL
i
ZWEITE ABTEILUNO
)K OYMNASIALPlDAGOGIK WD DIE ÜBRIGEN
LEMFlGHEB
MIT AU88CHLU8Z DER CLA88I8CHBN PHILOLOOIB
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MaSIUS.
32.
DB UNIVERSITÄT KÖLN IN IHREM KAMPFE GEGEN DEN
AUFSTREBENDEN HUMANISMUS.
UMRISSE.
Wenn man den bildongsdrang des deutschen yolkes in den
|ttaren zeiten des mittelalters sich vergegenwärtigt, ist kamn etwas
^ es so sehr geeignet wehmut oder zom hervorzarafen als die
lehmung, dasz gerade diejenigen institute, welche am aller-
berufen zu sein schienen , jenem dränge feste zielpuncte an-
nnd festen halt zu geben, — ich meine die zahlreichen uni-
Lten, welche seit der mitte des vierzehnten Jahrhunderts Ober-
i deutschen landen gegründet worden waren — bis Ober das
des mittelalters hinaus der groszen culturbewegung, welche
entschiedener unser volk ergriff, sich fem gehalten und in
ler, Iftcherlich- pedantischer abgeschlossenheit zu keinerlei
^er einwirkung auf das volk es gebracht haben, in einen
kreis von Überlieferungen gebannt, die zwar für Schaustellung
ler fechterkünste die verschiedenste behandlung er£EJuren|
niemals ernstlich in zweifei gezogen werden durften, bewegten
ihre lehrer fort und fort in illusionen, für welche die wirklich-
nichts entsprechendes hatte , weshalb diese freilich auch immer
ihren einwirkungen sich verschlosz. als dann die grosze krisis
reformation kam , standen die Vertreter der alten Wissenschaft
irathlos da.
Allerdings finden sich zwischen den einzelnen Universitäten
le Verschiedenheiten, hierbei aber ist die hauptsache die ver-
lene Stellung, welche diese anstalten zu dem überall andringen-
>• jfthzb. f. phil. n. pftd. U. abt. 1875. hft 9. 26
402 Die Universität Köln
den hamanismus einnahmen, der, wie wenig er anch im gaam ge-
neigt schien, in die nationale culturbewegung mit Bferem Toniiälr
nis der nationalen bedürfnisse einzugehen, diesen znn&chst dodieoi
gewisse befriedigung verhiesz und für die neuen entwiddmigai m
teil auch entsprechende formen darbot, da ist nun besonders wA
würdig, dasz, während die Universität Erfurt, wie dies KampseUt»
in vortrefflicher weise gezeigt hat, ein hauptsitz hnmanistiadiv W
strebungen wurde, die Universität Köln, obwol auch an ihr dv
humanismus mit einer gevdssen Zähigkeit geltung ni gewiiMi
strebte , als feste bürg der dunkelmänner in vermf kam und nett
blosz für die Zeitgenossen , sondern für alle folgenden geseUedIv ■
ein gegenständ der misachtung , ja des spottes werden konnte, ni
doch darf man sagen : die Universität Leipzig ist bis som jakre ISSt
den neuerungen kaum minder abhold gewesen ; auch Bostoek ni
Frankfurt, Ingolstadt und Freiburg haben den frischen anhanchli
rings die weit verwandelnden geistes nur mit misbehagen anf fli
wirken lassen; selbst Tübingen und Heidelberg haben diesem gorii^
kein wahrhaft freies weben und walten gestattet, warom hatiai
gerade Köln in so besonderer weise Ungunst erfahren nnd sdata
gelitten? es zeigt sich auch hier, dasz ehre und nnehie selMii
höchsten angelegenheiten oft durch Zufälligkeiten bestimmt wtfte
und diese unter umständen für das urteil der weit eine bedeota|
erhalten, welche auf lange zeit hinaus eine unbefangene, billige, Mt^
den grund dringende Würdigung fast unmöglich macht, oder loBki^
man jetzt nicht zu der annähme berechtigt sein, dasz die oniTsnU^
Köln in etwas anderem lichte vor uns stehen würde, wenn sie ii#^
durch einzelne fanatiker in die Beuchlinistenfehde geraUm ni ■
durch die epistolae obscurorum virorum dem gelftchter aller te'
alten abgewandten hingegeben worden wäre?
Vielleicht ist es da nicht unangemessen, in diese bewegnag Wt*
mal ruhig und besonnen einzutreten und die momente sa einB'
klaren historischen urteile zusammenzusuchen, versetzen wir WM:
also in die mitte der zum teil so stürmischen, so leidenadiaSBii^
geführten kämpfe jener zeit, welche, wenn auch oft darehfiondi
und dargestellt, doch immer wieder neue züge darbietet, im
gesichtspuncte gewinnen läszt.
Indem wir aber die Universität Köln !im kämpfe gegoi dn.
aufstrebenden humanismus zum gegenstände unserer betraditHl,
machen, müssen wir zunächst das wissenschaftliche lekii
uns vergegenwärtigen, welches um das ende des mittelalten ia if
waltete.
Als der rath der 'heiligen' stadt Köln im jähre 1388 ate
kaiserlicher und päpstlicher Zustimmung die universitftt ins lehn
rief und reichlich ausstattete, konnte dieselbe bereits auf einente*
volle Vorgeschichte zurückblicken, in Köln hatten an den ttngri
vorhandenen kirchlichen lehranstalten Albert der gi osze, das nuaie
seiner zeit, Thomas von Aquino, von seinen umgel ongen als dodfl
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden hamanismas. 403
ngelicus gefeiert, und Duns Scotus, der mit recht doctor subtilis
tieiz, schaaren von wiszbegierigen um sich versammelt; neben der
drehlichen Wissenschaft waren dort auch mathematik und astrono-
oie, naturwissenschaften und medicin gelehrt worden, die uni-
renitftt hatte also nur zusammenzu&ssen und* zu erweitem, was in
Biacberlei formen bereits vorhanden war, um mit recht als eine
ioditer der groszen hochschule von Paris, für welche sie gern sich
■fcUrte, gelten zu können/ sie bestand aber aus vier durch beson-
iere Privilegien, rechte und einkünfte gesicherten facultäten, der
kologischen, juristischen, medicinischen und der fär diese drei vor-
breitenden ui;istenfacultät und vereinigte so in sich alles wissen
mer zeit, darum sah sie nun auch aus allen umliegenden landen
iditQer herbeiströmen; aus ihren doctoren wählte das domcapitel
hs erzstiftes seine gelehrten acht priestercapitularen, der erzbischof
leme weihbischöfe und generalvicare, das hohe gericht der stadt
■eist seine schÖffen; aus ihnen nahmen auch die benachbarten
Anten nicht selten ihre rätlie und ärzte ; auf den groszen reform-
XAcilen zu Pisa, Costnitz und Basel war auch diese universitfit ver-
nten. dasz sie, mit der kirche im engsten zusammenhange stehend
■d von dieser auch mit einträglichen pfründen ausgestattet, als
JM besonders starke säule der kirche angesehen wurde, kann nicht
■ffiJlen. und sie wollte es sein, sie setzte darein, dasz sie es wäre,
ben höchsten rühm, darum wandten ihr auch die päpste besondere
post zu. warum hätte da der rath von Köln, obschon seine bttrger-
initer als provisoren der Universität erschienen , nicht auch darin
fans angemessenes erkennen sollen , dasz der dompropst nach den
Irtuten beständiger kanzler der universit-ät war und die functionen
hes prokonzlers fast immer einem der domcapitularen übertrug?
iebt mit unrecht hat man Köln in jener zeit das deutsche Rom ge-
iut. war es doch auch mit kirchen und klöstem erfüllt wie keine
pdere stadt in deutschen landen; hatte es doch auch in seinem
ervollen dorne für alles kirchliche leben einen unvergleichlichen
Ipunct. man berechnete, dasz in dem einzigen dominikaner-
jährlich an 17000 messen gelesen wurden, und man vor-
auf weiteres zählen , wenn man daran dachte, dasz die stadt
Iviele gotteshäuser habe als das jähr tage.' und wie nun die
■Daten in vielfacher Verbindung mit der Universität standen, so
p^fie auch die klosterleute an sie reges interesse. vor allen hatten
I freilich die Dominikaner bedeutung und einflusz. ihnen waren
I den kirchen die predigtstüble, an der Universität die katheder für
' Bianco, ycrsucb einer geschichte der ehemalig^en Universität und
^ gymnasien der stadt Köln 3 — 7; Ullmann, reformatoren vor der
"^fmation 11, 250 f ; vgl. C. Passow, zar gescbichte der deutschen
rersitäten im 14njahrh. 25. mit enthusiasmus spricht von dem alten
J Aeneas Sjlvius.
[* nach einer bemerknng Pfefferkorns in seiner 1616 erschienenen
sbvrmung' Zeitschrift des Hergischen geschichtsvereios VI 252, a. 2.
26*
404 Die Universität Köln
den Vortrag der thomistischen tbeologie vorzugsweise übeHaflsei,
während die Augustiner Chorherren und die Angnstinerereimta,
sowie die Antoniterherren mehr stillen betrachtongen sich ^"»g^^
wer aber in den bezirk des Carthäuserklosters eintrat, das mit adaa
gebäuden, gärten, weinpflanzungen, teichen den räum einer UfliM
Stadt innerhalb der ringmauem des groszen Köln einnahm, der
fühlte sich vom geiste tiefsinniger mjstik angeweht, vielleicht andi
zu reformatorischen gedanken erregt, gewis fanden nun alle difin
betrebungen an der Universität stets wieder eine eonoentrierade
und ausgleichende instanz, während sie selbst dadurch das eigene
leben in bedeutsamer weise bestimmen sah. denn auch die kn-
begierigen, welche zu den kathedem sich drängten, kamen, sovdfc
sie nicht in den vier bursen der stadt aufnähme gefunden hatta,
nicht selten aus der stille der klöster herbei, die bursen aber, ge-
schlossene anstalten, zunächst zur Verpflegung, daneben aber hA
zu besonderer Unterweisung der ihnen zugeführten bestimmt, hnAr
ten in ihren räumen auch die verschiedenen anachauungen vai
grundsätze ihrer rectoren und lehrer zur geltung und wirkten so in
ihrer art auf die Universität hinüber, es ist also klar, dass das leboi
dieser nicht so leicht in starre einförmigkeit gezwängt werdflB
konnte , wenn es auch in allen seinen einstaltungen ein entschiedoi
kirchliches gepräge trug.'
Wir können uns jetzt freilich nur mit mühe eine bestumnltte
Vorstellung schaffen von dem leben und streben einer soldiea
bildungsanstalt, welche die manigfaltigsten kenntnisse, nach den
fachwerk der vier facultäten geordnet, darbot und doch niemalB nr
idee einer allgemeinen humanitätsbildung sich zu erheben Tir-
mochte, welche in ihren Vorlesungen, repetitionen und disputatioiui
mit gröszter gründlichkeit zu verfahren glaubte und doch in vifllA
fällen ein bloszes schein wissen darbot, welche über vielerlei littsn-
rische hilfsmittel verfügte und doch nur sehr langsam die strebta*
den von einer stufe zur andern emporführte, welche endlich, wA*
rend sie der leitung der geister noch sicher zu sein meinte, in dM '
geleiteten immer mehr die lust zu kecker Opposition erweckte. iri>
fern stand doch all dieses scholastische wissen den {irischen qneU*
wahrer erkenntnis : wie war doch so vieles sache äuszerlidier über*
lieferung und unfruchtbarer wortmacherei ! wie wenig konnten dii ■
täglich erneuerten Verhandlungen über die bedeutsamsten fingn A
ihrer Vermischung mit leeren subtilitäten selbst denen, diosieii'
stellten, erhebung und erquickung des geistes gewähren ! und dflt'
noch sagt man wieder : was Jahrhunderte lang die feinsten dsDbr
befriedigte , den redlichsten herzen halt und gewisheit bot, war «i
' auszer den beiden werken Biancos über die geschiohte diti'
Universität ist znr kenntnis ihres lebens von Wichtigkeit Kratftf f^
Zeichnungen des Schweiz, reformators Bullinger über sein tttiuÜi^^
Kmmerich und Köln. Elberfeld 1870. über die vier bonen Yfl Wi^f^i
''•« höhere Schulwesen in Preuszeu I 338.
in ihrem kämpfe gegen den anfstrebenden hnmanismaB. 405
»ben nur ein auf willkürlichen Voraussetzungen ruhender, aus in-
hahslosen Spitzfindigkeiten zusammengefügter gedankenbau, oder
«thielt es nicht doch auch, wenngleich in wunderlichen formen,
Wahrheiten, die eine auch solche formen durchleuchtende und durch-
«Irmende lebenskraft besaszen? wir können hier auf eine ab-
•ehlieszende erklärung verzichten ; aber bemerken dürfen wir doch,
dm diese Wissenschaft am ende des mittelalters sich ausgelebt und
f inen greisenhaften ausdruck bekommen hatte, dasz sie den scharfen
hftiDg einer neuen zeit kaum noch vertragen konnte.
Wie damals auch in Köln die Wissenschaft betrieben wurde,
du sagt uns ein mann, der eben dort in den anfügen des sech*
xdmten Jahrhunderts humanistischen Studien zugewandt war und,
wie seine später erfolgte umkehr zeigt, dem alten keineswegs schroff
ud leidenschaftlich gegenüber stand, Johann Cochläus. er beklagt
ii seiner meteorologia Aristotelis den schaden, welcher dem gemein-
wohl aus der verkehrten art, das studium zu betreiben, erwachse.
dabei ist er der ansieht, es sei zuvörderst der schauerliche stil der
■eisten, welcher einen gedeihlichen Unterricht verhindere, man
Meine, eloquenz und philosophie seien ganz unverträgliche dinge.
■od wie wenig werde den Jünglingen geboten! wenn sie zu den
Uheren Studien gekommen, halte man sie bei der vetus ars, den
libris phjsicorum und de anima sogar bis zur erlangung des ma-
(istergrades auf; man lege ihnen nur ein kleines teilchen der philo-
iophie vor und dieses werde durch einen ellenlangen commentar
auseinander gezerrt , durch trügerische subtilitäten verdunkelt und
Vs in tausend Stückchen zerhackt ; der Zusammenhang werde durch
Aemdartige fragen aufgehoben, die ganze sache werde durch so-
jUstische probleme, welche den träumen des Demokrit so ähnlich
ieien wie ein ei dem andern , völlig entstellt, das ist in der that,
9dt er dann aus , in unserer zeit das äuszerste verderben fast aller
jNsdien, dasz man den text vernachlässigt und nur seine meinungen
Iber den text vorbringt; das sind aber nur lumpen, mit denen die
llilosophie bekleidet wird , das ist Vergeudung der schönen blühen-
mä Jugendzeit/
t Die Universität Köln , welche in der ersten zeit nicht gerade
Meutende männer zu lehrem gehabt hatte, war auch in den an-
m^ einer neuen periode geistiger entwicklungen nicht reich an
■■Torragenden docenten.^ zunächst aber stand sie noch im besten
nfe und war ohne zweifei eine der besuchtesten hochschulen
Beotschlands. denn nicht blosz aus den gegenden am Niederrhein,
* Otto, Cochläus 7 f. über die groszen mängel der damaligen juris-
ideDz ebd. 84 ff. vgl. Ullmann 1, 33 f. über das vorwalten der theo-
fie in Köln ebd. 11, 233 f.
* über die erste zeit Passow 25 n. 61 (a. 131). es mag nebenbei
lerkt werden, dnsz auch in dem yon dieser Universität bestimmten
use überall die klosterschnlen höhere Studien verfallen lieszen, weil
>6 an der Universität bessere pflege zu finden schienen.
406 Die Universität Köln
aus Westfalen und Holland, sondern auch ans dem fittdlidwn
Deutschland und der Schweiz, ja aus Schottland, Dänemark, No^
wegen , Schweden und Liefland strömten ihr schüler zu.* ab« Im
Reuchlinistenfehde führte zu jähem verfall, von dem die onivenittt)
weil bald auch der stürm der reformation sie erschütterte, vM
wieder sich erheben konnte, hatte sie im jähre 1516 noch 370 ii*
scriptionen, so zählte sie deren 1518 nur noch 180; im jähre 15)7
war sie auf 72, sieben jähre später auf 54 herabgekommen.'
Das hängt nun freilich sehr eng mit dem zasammen, wttirir
jetzt weiter zu betrachten haben, wir vergegenwärtigen mit im
folgenden das andringen und eindringen des hamanii-
mus. versuchen wir hier, etwas bestimmtere bilder zu geifiiiBBL
Die ersten Vertreter des über die alpen nach Dentediland gv
brachten h'umanismus erschienen groszenteils als jugendlich mimkipi
von starkem Selbstgefühl geleitete, zu raschem angriff an^dmli
neuerer, wenn sie nun aber an den Universitäten einen plati n gr
winnen und ihrer sache freunde zu erwerben suchten, so stiesiai Bi
zunächst schon deshalb auf Schwierigkeiten , weü in den ordnnnga
der Universitäten, selbst in der facultas artium, für bnmanistisdMi
Unterricht gar nichts vorgesehen war; nach der ganz zonflmässiga
Verfassung und praxis dieser anstalten erschienen sie als miwiU-
kommene eindringlinge. die art aber, in welcher die kecken neuerer
nun doch sich geltend zu machen suchten, reizte die vertheidiger
des alten bald zu nachdrücklicher gegenwehr, die formell immer be-
rechtigt zu sein schien und in den meisten fällen auch raschen e^
folg hatte, so geschah es nun , dasz manche humanisten jener zeil
recht eigentlich ein Wanderleben führten und auch da, wo der reii
der neuheit ihnen beifall verschaffte, nicht leicht festen fosi n
fassen vermochten, auch waren ja diejenigen, welche nm ihre lehr-
stuhle sich versammelten, nur selten genügend vorbereitet, um diBi
was sie gaben, zu bleibendem gewinn aufnehmen zn können; A
selbst aber, die humanisten, besaszen in der regel weder omfasseBie
noch gründliche kenntnisse und wirkten viel weniger durch lebea-
diges einführen in die classische litteratur, als dordi gewindtBi
nachbilden classischer muster in gebundener und nngebmideMr \
rede, wie sie denn am liebsten sich poeten nannten. Heiurieh Bebd i
in Tübingen und Eoban Hesse in Erfurt zeigen uns dies, was abir |
den gegensatz zwischen humanismus und Scholastik anlangt, so vtf ^
dieser ein vorzugsweise formeller oder ästhetischeif. jener beklin|Bi :
in der Scholastik vor allem die geschmacklosigkeit, stellte aber diB
' dabei kann es nicht auffallen, dasz g^erade Kölner aach aoeh tt
italienischen Universitäten weitere kenntnisse za erwerben snohten. N
stand Cochläus bei seinem aufcnthalte in Bologna mit dem KOmt
patricier Rink und einem andern Kölner in freundlicher Terbiataf*
Otto 68.
"* Krafft 15 f. vgl. über den rasch abnehmenden bemeh aoa-EsW
Heidemann in der festschrift des gyronasiams zu Essen 1874, s. 63— 68^
in ihrem kämpfe gegen d«a auretrebeaden humaniEmus. 407
(^Se derselben keine «ndere lehre, die er mit ernst und oon-
X vertreten hätte, entgegen; selbst antike lebensweiaheit kam
tonderlich in betracht. ja man geht Tielleicht aicht zu weit,
man sagt, dasz die angriffe der humanisteu vor allem gegen
steten lehrbUcher und gramiiiatilien gerichtet gewesen, von
du doctrinala Aleiandri in solchem ansehen stand, dasz man
■ nnd formen der besten lateinischen Schriftsteller verwarf,
üfl nicht ans diesem wunderlichen buche als angemessen nach-
en werden konnten.'
smerhin ist es begreiflich , dasz auch in Köln die humanisten
iner gesicherten oder gar ausgebreiteten Wirksamkeit ge-
il, die nrtistenfacultat , für welche der rath der stadt 1420
acfatvolle achola artium (Jonius facultatis artium) gebaut
war nicht für sie. als im october 1477 der damals achtzehn-
I Conrad Celtes in die dortige universitUtsmatrikel sich ein-
lieez, fand er für seine wiszbegierde noch gar nichts, was an
e Studien auch nur erinnert hätte, er hat dies später in einem
te lebhaft genug beschrieben.
Nemo hie latinam grammaticam docet,
Nee eipolitis rhetoribus atudet;
Mathesis ignotn est, figuris
Quidqne sacfis numeris recludiL
Nemo hie per aiem Candida sidera
Inquirit, aut quao carUinibus vagis
Moventur, aut quid doctus alto
Contineat Ptolemaeus art«.
Bidentur illic doctu poemata ,
Maronianos aut Ciceronioä
Libroa verentur, tanquam Apella
Came timet atoraacbo suilla."
pnige jähre später (seit 14!^4) kamen humanisten nach KQln.
^sn einen verständigen günner an dem probste Heinrich Man-
rckhard, de liagnae laliiine in GertnsDin fatia S81 f. gerade
pg anf die verhällDisse der Kölner hocliaciiule eagt Hermann
ii Boschs in seinem VBlInm liurnsnitatis: o temporum inscitiaml
Ib in tenebria deüitDr aeviim! I.iivua Hierooymue propter lati-
nnoQem ae nli ipais iiicuniibiilia intcr OrnromaticoB Rhetoreaqtie
Mophoa detritntn easR dicit, ui nie posiut esae ntilia Ecclesiae.
I proh dolor optimae indolia pueri et ecclasiaiticü qnoqne officlii
■ndi OrainiDaticoa et ßiietores audire qnotidianU fere convitils
Btnr, praeter unum Aleisnclrum Oallum cum glosea noCablli Co-
Ksto. quem, si consultum eomm profectni tellent, prohibendl
I procul aapicere. au incorruptnm latinae lingaae sennaneni
kbit Aleiandri textus iuformiB? Pamei aridns cUina Kqaam
gfabach, die frülictn wanderjahre iee Conrad Celle« S! f.
408 Die Universität Köln
gold, der seit 1495 wiederholt das amt eines rectors der muTeinitt
verwaltete und zur förderung humanistiscber bestrebimgen anftU
genug besasz. Cocbläus, der im april 1504 als artist immatrieafittt
wurde , erwähnt unter den m&nnem , mit denen er dort in niboni
literarischen verkehr getreten, auch einen poeten, den Bemadni m
Florennes (in der landschaft Namur) J*^ noch günstiger schieiieii
dinge sich zu gestalten, als Hermann von Nuenar, ein main
gräflichem geschlecht und domherr (späterhin domprobst) de» cn*
Stiftes Köln, die Vertretung der humanistischen Studien tLbermbk
ein entschlossener Vertreter kann er übrigens, wie oft er anehgdbU
worden ist, nicht genannt werden; Pirkheimer, der ein soloharini^
hat gelegentlich von ihm bemerkt, es sei seine art, semper partnoi
et nil nisi delicias parere.'*
Wir wissen nicht, in welcher Verbindung mit ihm der tieiffieb
Jobannes Bhagius Aesticampianus (aus Sommerfeld in der hmäüj
gestanden, der, nachdem er in Rrakau und Bologna stadierti inBflB
vom papste den dichterlorbeer erhalten und dann in DentscUaBd m
verschiedenen orten gelehrt hatte, um das jähr 1505 in ESlnoM
Stellung suchte, er hatte dort wahrscheinlich auch Ulrich von HnttA
und dessen lachlustigen freund Crotus Bubianus zu schfllen."
wenn Cocbläus, der damals, wie erwähnt, ebenfalls in Köln sieh waSr
hielt, sein zuhörer gewesen wäre, — ausdrücklich bat er es niigsiil:
gesagt — so würde zugleich Karl von Miltitz, sein vertrauter tnmai,
des Bhagius schüler gewesen sein.'' von diesem erfahren wir flbi-
gens noch, dasz er in Köln über Plinius gelesen, auf seinen weitem
Wanderungen haben wir ihn hier nicht zu begleiten.'*
Entschieden ist, dasz Hermann von Nuenar ein besonderer]
gönner des liebenswürdigen Johannes Caesarius war. derselbe, be- {
reits im jähre 1468 zu Jülich geboren ^^ hatte seine Studien inPirii [
gemacht und war dann 1491 nach Köln gekommen, wo erlilgt''
eine ziemlich unsichere existenz gehabt zu haben scheint, bis er BÜ
Hermann in nähere Verbindung kam. in dessen begleitnng sdita
er sich 1508 einer gesandtschaft an, die im auftrage des enbisdwli
Philipp von Dhaun nach Italien ging , und gelangte mit dieser bsA
Bologna , wo er dann mit Hermann , der unter seiner leitu^g dfll
Studien obliegen wollte, einige zeit verweilte, die genauere kemtni .
des griechischen, die ihn später so bedeutend erscheinen liesi, W
er wol auf dieser italienischen reise erworben, dann hat er dnitfc
seine rhetorica und dialectica, durch seine ausgäbe des gFunmatiktfi
>o Otto, Cocbläus 7.
» Krajfft, 39, vgl. 102.
" 8traiiBz, Ulrich von Hütten 22.
" Otto 9. vgl. 72.
^* siehe über ihn im allgemeinen Manlias, Commentt. ranm
in scriptores rerum Lnsat. p. 434 f., Pescbeck im n. Lansiti.
XX (1842) 187 fr. Scbmidt, Petrus Mosellanus 16—19, 74 m.
^^ corpus ref. I 724 f.; vgl. ebd. 762.
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden humanismus. 409
lomedes, besonders aber durch seine auch von Melanchthon ge-
lunte ausgäbe der historia naturalis des Plinins unter den huma*
lien seines Zeitalters einen ehrenplatz sich verdient, doch niemals
iiurlich zu lohnender Stellung es gebracht.
Der oft neben ihm genannte Hermann von dem Busche war
L94 oder anfang 1495 zum Studium der rechte in Köln eingetroffen
id hat dann fünf jähre lang daselbst sich angehalten, nach einem
eehselvoUen Wanderleben kehrte er erst 1507 oder 1508 zu den
Blnem zurück, und noch immer bewahrte er eine maszvoUe haltung
igenfiber den mfinnern der streng kirchlichen richtung, bis er end-
i entschieden für Beuchlin sich erklärte, nachdem er hierauf etwa
rei jähre (1516 f.) als der erste rector der groszen schule in Wesel
iwirkt hatte, führte ihn sein unruhiger geist zum dritten male nach
Bin (1518), wo er nun mit der herausgäbe seines vallum humani-
ftis den offenen kämpf gegen die Vertreter des alten eröffiiete. er
lite diese sciirift auf den rath des £rasmus , dem die in der ur-
rtnglichen fassung enthalteneu ausfälle auf die Kölner theologen
i derb erschienen waren , noch in Wesel umgearbeitet und sie nun
it recht zu einer apologie der humanistischen Studien gemacht, die
tdi für die theologie den gröszten werth haben könnten, an Her-
nn von Nuenar hatte wol auch er keinen recht zuverlässigen be*
hfttzer; aber die Antoniterherren von Köln gewährten ihm gast-
Mmdliche aufnähme in ihrem kloster. zu amtlicher Wirksamkeit
iaiigte er dort so wenig als Caesarius ; wir haben vielmehr anzu-
fallen, dasz beide nur Privatunterricht erteilten, also wol nur in
pem sehr engen schülerkreise sich bewegten.*'
Fester war an dieser Universität die Stellung anderer huma-
ipfeen. wir nennen besonders Johannes Phrissemius und Arnold
pi Wesel, der erstere, welcher unter seinen schülem den nachmals
iberühmten schulmann Job. Bivius und den groszen Züricher
logen Heinrich Bullinger zählte, hatte zunächst der theol()gie
zuwenden wollen , war aber wegen seiner verliebe für die clas-
m Studien zu den höheren wür^pn der theologie nicht zu-
worden, worauf er zur Jurisprudenz übergegangen war,
aus der artistenfacultät zu scheiden, in welcher er vielmehr die
le eines decans erlangte — ein begeisterter schüler des Budolf
>la und herausgeber des von diesem verfaszten Werkes de in-
Lone dialectica, sonst wie Hermann von dem Busche mit den
itoniterherren befreundet, deren kloster damals überhaupt huma-
*' Krafft 32 u. 60. die wandernnp^en nnd bestrebangen des merk-
ren mannes sind oft dargrestellt worden, es genüfi^t hier, aaf fol-
le Schriften zu verweisen: Erhard, geschiebte des wiederaufblühens
lenschaftlicher bildung III 61 ff.; Cornelius, die Münste rächen
»»nisten und ihr Verhältnis zur reformation (Miinster 1841); Heide-
vorarbeiten zu einer geschichte des hohem schaiwesens in
^^tl, I u. II; Liessem, de Herrn. Buschii vita et scriptis. Bonn
410 Die Universität Köln
nistischen bestrebungen nicht abhold gewesen zu sein scheinl." te
neben Phrissemius genannte Arnold von Wesel war 1501 BBoh KBi
gekommen und hatte 1504 als schtUer der Montaner bone dk
magisterwürde erhalten — ein auch des griechischen knndigw, W
sonders aber um die erklärung des G^llius und des MaeroUns iw-
dienter mann, der 1518 und 1520 ebenfalls decan der artistenfiMdtt
wurde, sein mitschttler war einst Cochläus gewesen, dessen iplt»
hin so stark hervortretende feindseligkeit gegen die reforaiaftiQnil^l
Vergessenheit gebracht hat, dasz er längere zeit zu den etwilsattW:
humanisten gehörte.'® jünger war Jakob Sobins, der, wie
in besonders enger Verbindung mit Hermann von Nnenar
zu haben scheint, eine zeit lang ganz der Hutiensehen riohtniig!
gewandt, nachher als rechtsgelehrter und orator des rrnibs von
in hohen ehren. '^
Immerhin konnte ^ wer sinn für humanistische Stadien Intk^!
in Köln etwas tüchtiges lernen, das zeigen uns vor uideieii
Heinrich Loriti Glaveanus, der in den jähren 1508 — 14,
unter Caesarius, diesen Studien oblag'^ und Petms MoseUanot, iV]
1509 in Köln eintrat und durch Arnold von Wesel nnd Jakob
iu die Philosophie , dialektik und rhetorik eingeführt wnxde,
aber durch Caesarius und Hermann von dem Busche die gri<
und lateinischen classiker kennen lernte , im griechischen aoflh
dem unsteten Engländer Richard Crocus Unterricht hatte,
selbst- als lehrer auftrat.*' ein wackerer schüler Arnolds TOn
war auch Johann Bronchorst aus Nymwegen (NoTiomagnt),
später (1542) mit zwei anderen Kölner gelehrten, dem
Gisbert Congolius und dem Juristen Johann Strubbe, nadi
berufen wurde zur reform der dortigen Universität.** nach
wird man sagen dürfen , dasz in Köln die ansätze zn ansgeddate]
und erfolgreicher pflege der humaniora nicht gefehlt haben , ja
manche andere Universität in dieser beziehung hinter ihm
zurückgeblieben ist.
Aber die leidenschafblichkeit der theologen hemmte das
streben, und eben die mönchische gegenwirknng ut
darzustellen, da treten uns gleich männer vom übelsten mh
gegen, Jakob von Hoögstraten, Konrad Collin, Arnold von T<
wir müssen sie etwas genauer uns ansehen.
" Krafft 19 ff.
'^ Krafft 26 ff. Cocliläas ist wol schon damals auf die sehrifUei
trefflichen exegeten Rupert von Dentz, die schon für Wessel bei
aufenthalte in Köln viel anregendes gehabt hatten, aufmerksam gemiiiMH
er hat sie später heransgegeben. Otto 158 ff. , vgl. Ullmaan U M t
»9 Krafft 38 ff.
>o Schreiber, Glareanus 6 ff., Krafft 33 f.
>i Schmidt, Mosellanus 14 ff.
^ Krabbe , die Universität Rostock im 15n und 16n jahrh, 441 &
448 f. 452 f. Krafft 29, vgl. 19.
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden humanismus. 411
Wem wäre der finstere und brutale ketzermeister Hoogstraten
abekannt? in ihm war, wie man mit recht gesagt bat, der fana-
iKhe mOnchshasz gegen alle humanistischen und reformatorischen
liitrebungen jener zeit verkörpert, er hatte in Köln seine Studien
;«Daeht, war dort in den Dominikanerorden getreten und prior des
inenn klosters, dann auch professor der theologie an der univer-
MMi geworden; die eingreifendste und gefläirlichste Wirksamkeit
Npnn er zu entfalten, als er macht und befugnisse eines inquisi-
on erhalten hatte.** neben ihm erscheint der über zwanzig jähre
■igere Ronrad Collin, mitglied desselben ordens und erst 1511 von
Udelberg nach Köln berufen, wo er einen weitläufigen comment^ir
M den Sentenzen des Thomas von Aquino herausgab und bald auch
ilt eifriger streitgenosse Hoogstratens für das alte kirchentum ein-
nt*^ der dritte im bunde, Arnold von Tongern, war rector der
Mnsa Laurentiana und ein ebenso entschiedener lobredner des Al-
Nrios Magnus, wie Hoogstraten und Collin bewunderer des Thomas
RM Aquino.*^ im Dominikanerkloster bestand übrigens eine von
hr theologischen facultät unterschiedene und ganz dem ordens-
■fteresse dienende Studienanstalt, an welcher neben den genannten
Khunisten auch Tilmann ßmeling, Bernhard von Lutzenburg, der
r eines ketzerkatalogs , und seit 1523 auch der aus Italien
kehrte Johann Host als lehrer thätig waren.** merkwürdig
nun doch, dasz neben diesen männem, deren Vorlesungen und
itationen das kloster als eine hauptburg 'der Scholastik erschei-
lieszen, ein Ordensbruder Jakob von Gouda, der sich selbst
US nannte, noch den mut haben konnte, mit lateinischer,
sogar mit deutscher poesie sich zu beschäftigen; zuletzt fireüich
Hoogstratens starker arm ihn nieder.*'
Gewisz wäre es unbillig, wenn wir all den unglimpf, welchen
hnmanisten über die Dominikaner von Köln gebracht haben,
weiteres als berechtigt, wenn wir namentlich den ganzen inhalt
epistolae obscurorum virorum als treuen Spiegel des wirklichen
en wollten, wir müssen doch auch berücksichtigen, dasz Her-
von dem Busche längere zeit mit Arnold von Tongern in
haftlicher Verbindung stand, dem auch Johannes Murmellius,
in als humanistischer schulmann zu groszer berühmtheit ge-
, fort und fort achtung und anhänglichkeit bewiesen hat, dasz
ich Bullinger als student die Vorlesungen und disputationen
Dominikanerklosters fleiszig besucht zu haben scheint, wenn
hu in den Jahren der Reuchlinistenfehde , die durch Hoogstratens
Igestüm einen so bösartigen Charakter erhielt, auch Ortuinus
f ^ Hub. Cremens, de Jae. Hochstrati vita et scriptis, Bodo. 1869,
li Ladw. Geiger, Jobann Reuchlio, Leipzig 1871.
M Krafft 48 f. 113 f.
b B Krafft 50. Reichling, de To. Murmellii Tita et scriptis 14 f.
[ t» Kraflfl 48 f. 122. (ieiger 359 f.
*i Kraflfl 38.
L
412
Die umyersität EGln
Gratius, der in Deventer neben dem gefeierten Alezander Begiii
gewirkt hatte und humanistischen bestrebungen eigentlich fW^Akj
fem stand, von den streitbaren humanisten zu den dmiki
geworfen , ja mit besonderer feinseligkeit behandelt wurde , so fl^
klärt sich dies wol am einfachsten daraus, dasz er jenen wie ob d^
trünniger erschien, aber wir wissen , dasz der grosse Eraamni, ivj
ja an der heftigkeit der freunde Beuchlins anstosz nahm und
deshalb ihre urteile nicht ohne weiteres gelten Hess, itlr
Gratius anerkennende worte hatte ^ dasz auch GlareanuSi ohwdi
Beuchlins seite getreten, mit ihm eine regere verbindimg
dasz die wackeren bestrebungen des Murmellius an ihm,
Arnold von Tongern, teilnehmende förderer fanden, weshalb«
eine lehrschrift desselben durch folgende gar nicht barbarisdie
ausgezeichnet hat:
Felices anni nobis, nova tempora mundo
Nascuntur, nova nunc gaudia mundus agit;
Noster Joannes haec nunc Murmellius orbi
Nuncupat et doctis consulit usque viris.*^
gewisz hat er zu unvorsichtigen schritten sich fortreisten
aber in dem scharfen conflicte des alten und des neuen, der
gröszten stile gefaszt und durchgeführt werden konnte, haben
eben doch auch kleinliche beweggrtinde und gemein-]
interessen mit eingemischt, und in dem durch die kftmpfer
wirbelten staube konnte auch eines tüchtigen mannes bild als
bild erscheinen, dasz Ortuinus Gratius sich entschlieszen k(
der vertheidigungsschrift Pfefferkorns ein lateinisches gewaad
geben, läszt sich wol erklären, aber kaum rechtfertigen, und
versuch, die Wirkung der dunkelmännerbriefe durch die lamc
nes obscurorum virorum abzuschwächen, musz als ein gSnxlich
fehlter bezeichnet werden.'*
Bei solchen bemerkungen denken wir natürlich* nicht
das , was an den Kölnern widerwärtig und tadelnswerth
musz, in eine trügerische beleuchtung zu stellen, verfolgen wir
einzelnen die momente der von ihnen dem humanismos
durchgeführten bekämpfung, so können wir darüber nicht in
'^ Beichling 15, 17 f. man musz bei diesen verten sieh
wärtif^ halten, dasz die lehrschriften des Murmellias im gegemtt <
den alten Schulbüchern eine bedeutsame reform einleiteten.
*^ im ersten supplementbande der opera Hutteni von BdeUilf
findet sich auch, zwischen den beiden abteilnnf^en der epp« obseW.
rorum (die erste erschien 1515, die zweite 1517), die lange gm
Schollene defensio Pfefferkorns, welche O. 6. redigiert hat, io*^.
letztern lamentationes. in fällen, wo das eigene verfahreh des
der iHcherlichkeit ang^enommen hat, wird es immer sehwer Miit^
rechte position wieder zu gewinnen, vgl. über O. O.: Geiger tÜ-
877. 321. 353.
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden hmnanismus. 413
Imtz sie beschränkt, unbesonnen , gehässig verfahren sind und
rtrauen auf die macht der kirche, deren sache sie zu führen
«n, mittel angewendet haben, welche die gegner ohne not er-
»n und den streit 2rum nachteile für sie selbst und jene in
9 bahnen trieben, sie hatten in manchen fäUen gewis nicht
it, wenn sie an den humanisten oberflächliche nenerungssucht,
^l an ernst und eifer in den Studien, sittliche leichtfertigkeit
en; aber wenn ihnen wieder geschmacklosigkeit, neid und hab-
hÜnde verkennung der zeitbedttr&isse vorgeworfen wurde, so
en sie darüber sich auch nicht sonderlich beklagen, der billige
oler kann eben nur dafür sorgen, dasz auf der einen seite nicht
in schatten zurücktritt , auf der andern nicht alles in hellem
> erscheint.*^
Cs ist zuweilen angenommen worden, dasz bereits im jähre
die Kölner theologen gegen Caesarius und Hermann von dem
e feindlich aufgetreten ; doch haben wir darüber keine ^nver-
3 nachricht.'^ vielmehr dürfte jetzt nach Liessems unter-
Qgen kaum noch zweifelhaft sein , dasz Hermann damals gar
in Köln, sondern in Leipzig sich befand, als er im jähre 1507
iöln zurückgekehrt war, lag es ihm zunächst noch so fem, die
sitftt anzugreifen, dasz er sogar in einem damals geschriebenen
ite die an ihr blühenden Studien höchlichst zu rühmen wüste,
imt er von der stadt, nachdem er andere Vorzüge derselben
ien hat:
Onmes ingenuas hinc miro amplectitur artes
Et colit affectu veroque baec somina cultu
Äuget, ut est altrix studiorum maxima et isto
Nomine par claris (quas Oraecia iactat) Athenis.
Quid? prius arboribus silvae lignisque carebunt,
Aequor aquis, montes umbris et gramine campi,
Frigore tristis hiems, ver flore et frugibns aestas,
Quam careas doctis clarisque Colonia felix
Prudentum ingeniis et respondere paratis
Ad quodcumque libet in qualibet arte movere.**
die Universität Löwen, 1426 von Köln ans gegründet and in ab-
ier kirchlichen neuerungen ihrer mutter durchans nicht unwürdig,
doch zum linmanismus eine ganz andere Stellung, ihr war seit
las Collegiiim Buslidianum incorporiert, welches nach den ab-
• leines Stifters Hieronymus Buslidius, einem freunde des Eras-
iem Studium der drei sprachen (griech., lat., hebr.] zu besonderer
It&g gereichen sollte und diesem Studium sicherlich von vom ^
li einen festen halt bot. siehe Val. Andreas, fasti academici studii
jPiÜs Lovan. (1650) 275 ff. dasz in Löwen doch ErasmuB starke
langen erfahren hat, soll dabei nicht verschwiegen werden.
J Krafft 33.
■Liessem 51 f.
i
414 I>ie universiiät Köln
aber schon 1508 trat er mit der rede de studio et leciione 8b<
literarum zu den theologen von Köln in einen wenn and
etwas verhüllten gegensatz. ob er in dieser rede, die so nacli
lieh auch de avaritia omni ope ecclesiasticis fugienda handel
sonders noch gegen Ortuinus Gratius die waffen kehrte, wie
annahm, iSszt sich kaum entscheiden, noch weniger, dasz er
concurrenten um die gröszere zuhörerzahl beneidet habe.**
gewis darf man ansehen , dasz im jähre 1506 der wackere I
genötigt wurde (es geschah auf betrieb der Dominikaner) , ac
zu weichen'^; wir erfahren, dasz man ihn hinderte, ttber Auj
bücher zu lesen.^ mit ihm verli^szen auch seine schüler Hutt
Crotus die stadt, um sich nach Erfurt zu begeben, dessen unii
schon damals für die humanistischen Studien gewonnen i
schien, andere Jünglinge aus Köln waren noch 1514, als I
in Cottbus eine schule einzurichten strebte, mit diesem in
düng.*' — Kein besseres Schicksal als Bhagins hatte bald i
der humanistisch gebildete Jurist Petrus Bavennas. der8elb<
aus Italien an die Universität Oreifswald gerufen, auf hartem
für die Wissenschaft seiner heimat teilnehmer zu erwerben g
war dann kurze zeit in Wittenberg geblieben, im jähre 15G
nach Köln gekommen, hier hatte er zuerst unter auszerordeni
zudrange von lernbegierigen Vorlesungen gehalten, bald m
schriftsteiler zu wirken begonnen ; allein schon zu anfang def
1508 trat der harte Dominikaner Hoogstraten gegen ilm wa
obwol nun Ortuinus Gratius des angegriffenen mit entschlos
sich annahm, so muste dieser doch nach wenigen monatei
verlassen.*'
Und nicht blosz in Köln hielt der eifer der dortigen schol
das emporkommen der humanistischen Studien zurück, sondei
in weiteren kreisen wirkte er lähmend, als der treffliche Bod
Langen, domherr in Münster, etwa im jähre 1493 die doi
dieser stadt durch einführung jener Studien zu neuem lebei
wecken versuchte , traten ihm die Kölner mit aller entschie
entgegen und erst im jähre 1498 gelang es ihm, unter dem
des neuen bischofs Konrad von Bietling , den ungern zurficki
nen plan zu verwirklichen, er hat gelegentlich in einem
seine Verwunderung darüber ausgedrückt, dasz die alte (Tolon
tocbter Roms, die dichter und humanitätslehrer yerschmSl
doch allein ihren eigenen rühm zu preisen im stände seic
auch nur ihnen der grosze Alexander zu danken habe, das
gedächtnis der menschen fortlebe ; aber vergeblich hat er sie (
" Reichling 17.
>^ Strausz 25 f.
w Krafft 45.
w Krafft 37 f.
'^ Muther, aus dem universitäts • und gelehrtenleben im ;
der reformation. £rlangen 1866.
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden hnmanismus. 415
8i rebus servandns bonos, qnas maxima liqoit
Borna tibi, Musis cur sua dona negas?*^
mier der ersten Zöglinge der umgebildeten domschule, der jüngere
Tohannes Aelius , konnte sich in Köln nicht behaupten, als er es ge-
wagt hatte, die alten Schulbücher, die man in Münster beseitigte,
ii KSln aber noch für unentbehrlich hielt , zu tadeln, er kehrte zu-
liebst (1504) nach Münster zurück, wo er als lehrer an der schule
n 8t. Mauritz anstellung fand , wirkte dann aber an der blühenden
tAttle zu Emmerich und wurde endlich (1628 oder 1530) rector der
Aunschule in Münster.**
Die hier berührten thatsachen waren indes nur vorspiele zu
dem gewaltigen kämpfe , der unter dem namen der Beuchlinisten-
iekde allbekannt ist. wir wissen^ wie die angriffe, welche Hoog-
itnten, im jähre 1511 inquisitor haereticae pravitaüs geworden,
mlchst gegen Beuchlin richtete, bald weit umher die geister er-
ngten, wie die humanisten , Beuchlins sache als gemeinsame ange-
I^genheit behandelnd, gegen die über so grosze machtmittel ver-
ll^den beschützer des alten einen rücksichtslosen krieg erOffiieten,
\ä welchem sie alle mit dem alten unzufriedenen hinter sich hatten
tod selbst in Köln auf starke sjmpathieen rechnen konnten, wie
lahnell auch der ganze Dominikanerorden, die deutsche kirche, ja
'^Ibst der papst in bewegung gesetzt wurden, wie dann dieser kämpf
die ungeheure, rings alle weit ergreifende bewegung, welche von
Ittenberg ausgieng, sich hineinzog und im gegensatze zu dieser
aufstrebenden universit&t die alte hochschule von Köln als sitz
ärgsten dunkelmänner in verruf kam. es wäre hier nicht ange-
m, auf die einzelheiten einzugehen, die durch Kampschulte,
rasz und Geiger die gründlichste behandlung erfahren haben;
hervorheben dürfen wir, dasz doch auch die dunkelmänner eine
lerbare rührigkeit entwickelt haben, während die epistolae
rorum virorum , nachdem sie bei ihrem ersten erscheinen un-
)s aufsehen gemacht hatten, in den folgenden Jahrzehnten fast
wieder gedruckt worden sind und auch andere Streitschriften
humanisten derselben zeit kaum zwei auflagen erlebt haben,
iten die Kölner Dominikaner und ihre freunde die eigenen
iflen in drei, ja in sechs auflagen auf den markt.^ freilich half
diese rührigkeit zu keinem bleibenden resultate. als am 12n
rember 1520 auf dem domhofe zu Köln, fast unter den äugen des
[en kaisers Karl V, nach dem verlangen des päpstlichen legaten
*" Parmet, Kudolf von Langen 73 ff., vgl. 208 f. 218 f. 229 f., aus
lllehen stellen 8ich ergibt, wie eng doch die Verbindung Langens mit
UId war. vgl. Nordhoff, denkwürdigkeiten aus dem Müust. humanis*
ki. 1874.
>' Dillenburger, geschichte des gjmuasiums zu Emmerich I 16 f.
ll Döring, geschichte des gjmnasinms zu Dortmund II 29 f .
f ^ siehe die sorgfältigen bibliographischen Zusammenstellungen
^iogs im zweiten snpplementbande der opera Hutteni.
i
416 Die uniTersität Köln
•
Aleander und gewis unter freudiger Zustimmung der Kölner theo-
logen, Luthers Schriften verbrannt wurden, mochte dieser act yida
schon als lächerlich erscheinen , am meisten vielleieht dem feisei
Erasmus, der in jenen tagen zu Köln sich aufhielt; die verbremumg
der päpstlichen bannbuUe und der decretalen vor dem Elsteiihon
zu Wittenberg am lOn december desselben Jahres war der entficUot'
sene und unendlich bedeutsamere gegenact.
Bald zeigte es sich, dasz der verfall der nniversitlt
Köln nicht mehr aufzuhalten sei. über diesen nur wenige worte.
Zwar kehrte der treffliche Caesarius, der 1513 seinen sitiiuiA
Münster verlegt und dort unter groszem beifall Unterricht im gni'
chischen gegeben hatte , später nach Köln zurück nnd suchte diu,
obwol seit 1520 der reformation nähertretend, ein leidliches TW*
hältnis zu den patronen des alten aufrecht zu erhalten; aber
gerade in dieser spätem zeit sehr bedeutende litterarische
ist der Universität von keinem nutzen gewesen, die zerrtttkmg te
Universität Erfurt, an welcher die humanisten zu entschiedenitv
geltung gekommen waren, wurde für die Kölner eine wamimgfor
unvorsichtiger annäherung an den humanismus, dem viele jene ifl^
rüttung schuld gaben.^^ als im jähre 1522 die Statuten der artisin-
facultät reformiert wurden, machte die Universität dem hnmanismiii
der doch weit und breit die öffentliche meinung zu beheradM
schien, nur geringe Zugeständnisse ; ja man bestimmte ansdrüdklidii
dasz alle lehrer und schüler bei Vorlesungen , prüfungen und dispi*
tationen der alten, scholastischen redeweise, im gegensatze in ds
neuen, polierten sich bedienen sollten.*^ dem rathe der stadt Uiäk
es nun freilich nicht an gutem willen, der verödenden univerntli
neues leben zuzuführen; aber der im jähre 1525 begonnene versodi
durch den humanistisch geschulten rechtsgelehrten Sobius eine wiiiB-
liehe reforhi der anstalt einzuleiten, erwies sich als unausfthibar,
auch das bemühen, den alternden Erasmus nach Köln zu ziehen,
geblich blieb.^ der einflusz dieses eben so oft angefeindeten als be*
wunderten gelehrten auf die höfe des kurfürsten und erzlnsolioll
Hermann von Wied und des herzogs Wilhelm von Cleve, deraoA
in kirchlicher beziehung eine reformation im vermittelnden sinne te
Erasmus anzubahnen schien, hat der Kölner Universität , die ja sodt
diese neuerungen mit aller entschiedenheit bekämpfte, keineriei rot-
teile gebracht, kaum eine anregung zum bessern gegeben.^ wirwuMli
dasz selbst Melanchthons berufung in die nähe des kurfttrsten Htf^
mann und sein entwurf einer kirchen- und Schulordnung ftlr das tfi'
Stift, wie gemäszigt er auch gehalten war, keine frucht getragei.'
4« Kraflft 22.
« Bianco, die alte Universität Köln I anl. 297.
« Krafft 42 ff.
*^ siehe bes. Wolters, Konrad von Heresbach, Elberfeld 18CT, das <
vielfach anregende darstellung.
*^ Matthes, Ph. Melanchthon 234 f.
in ihrem kämpfe gegen den aufstrebenden liumanismus. 417
Aber der humanismus behauptete sich doch immer noch in Köln.
er schien noch einmal zu einer gewissen geltung gelangen zu
nnen, als der später so berühmte schulmann Johann Monheim im
ire 1536, im todesjahre des Erasmus, zu dessen grundsätzen er
ih TöUig bekannte , lehrer der dortigen domschule geworden war,
B bis dahin dem humanismus sich verschlossen hatte, aber auch
Dl trat mönchischer eifer entgegen, und 1545 ging er nach Dussel-
irf hinweg, wo ausgezeichnete gunst der Verhältnisse seiner tüch-
fkeit einen weiten Wirkungskreis eröffnete.^* schon drei jähre vor-
r hatten, wie oben erwähnt worden ist, zwei andere humanisten,
»hannes Noyiomagus und Gisbert Congolius, für welche kein ersatz
erlangen war, wol auch nicht gesucht wurde, von Köln sich weg-
iwendet.^^ mit der Verdrängung des erzbischofs Hermann von Wied
rioren in Köln die zu reformen im geiste des Erasmus geneigten
n letzten halt, es half doch auch nur wenig, dasz der gelehrte
lebdmcker Johannes Gymnicus, ein zögling der schule zu Deventer
id dort^ Studiengenosse von Hermann Buschius, Murmellius usw.
ine officin in Köln den humanisten ofifen hielt.^^ die artistenfacultät
wahrte standhaft die alten Ordnungen und sah nur zuweilen einen
manisten ihren prüfungen sich unterziehen , um so den titel eines
igister artium zu erwerben, so befand sich bei einer solchen pril-
Bg, die am 4n februar 1545 gehalten wurde, als der neunzehnte
r Friesländer Cyprianus Yomelius, der bereits andere Universitäten
mcht und dazwischen wieder lehrerstellen angenommen hatte, da-
ds aber in Dortmund wirkte; er war ein gewandter lateinischer
Ater.«
Köln war für die thätigkeit der Jesuiten ein empfänglicher bo-
M. für diese hatte sich schon früher im hause des canonicus bei
k Gereon und lehrers an der Montanerbnrse Andreas Herll von
vdewick, den schon Cochläus unter seinen lehrem zählte, eine
Iqiestätte gebildet; es war ein sammelpunct der katholischen
Agilitäten der stadt. in diesem hause fand auch der junge Peter
insiiis, während er in Köln studierte, gastliche aufnähme* der
Iftit Peter Faber wurde von HerU bei seiner ankunft in dieser
mit freudigem grusz empfangen.^
^ Krafft, die gelehrte schalcv za Düsseldorf unter dem rectorate Joh.
leims. Düsseldorf 1853; vgl. Bouterweck in Herzog^ theo!. Rf. XX
ff.
" im jähre 1541 hatte auch der tüchtige Jurist Oldendorp weichen
Üisen. Düring 1 34 f.
*- er verlegte bücher von Murmellius, Vruchterus, Bredenbach u. a.
ifft u. Creceüus, mittheilungen über Alexander Hegius u. s. schüler,
^«r Zeitschrift des Bergischen geschichtsvereins, bd. VU 272.
•• über ihn Döring II 17 ff.
. ^ Otto, Cochläus 9. vgl. Sacchiuus, de vita et rebus gestis P. Ca-
^^ (lngol»t. 1616) 13 f. und Cassian, das katholische Deutschland im
»i-^hrh. (Wien 1866) 97 ff.
Zittau. Heinrich Kämmel.
''•^•^rb. f. phil.a.päd. Il.abl. 1875. hft.9. 27
418 üeber unsere schriftzeichen.
33.
ÜBEB UNSERE SCHßlFTZEICHEN.
Vortrag, gehalten in der anla des kOnigl. gymnasiiuns zu B
Geehrte Versammlung ! das für den heutigen Vortrag (
thema klingt möglichst einfach : jeder von uns hat in den
Jahren seine abc-studien in der schule gemacht, das lei
schreiben hält jeder von uns für ebenso einfach wie notwen
doch wird es von weit mehr als der halben menschheit i
nicht gelernt; auch hat es Jahrtausende gekostet diese kon
finden , lehrbar zu machen und zu verbreiten, keine erfin*
humaner und folgenreicher gewesen als diese, lassen Sie i
das wesen, die Ursprünge und die stufenmSszige entwickl
Schrift mit einander betrachten, vieUeicht dasz sich daraus d
fallende Schlüsse ergeben, denn
Das ists ja, was den menschen sierat y
und dazu ward ihm der verstand,
dasz er im innern herzen spüret,
was er erschafft mit seiner hand.
Unsere buchstabenschrift ist nicht die einzig mOgliche
auch eine bild erschrift, ja der telegraphist bedient sidi nur
fachsten zeichen, jede schrift ist aber, um es kurz zu 8a§
art von spräche, die spräche an und für sich, das sprechen
menschen ebenso angeboren, wie das denken, ist das merkm
göttlichen ur^rungs. kein einzelner mensch hat jemals eine
erfunden, die schriftzeichen dagegen beruhen blosz auf li
übereinkommen, für jeden einzelnen gesprochenen laut alle
ist ein gewisses zeichen festgesetzt und könnte jeden augenl
dem wege des gesetzes geändert werden , wie dergleichen i
und Born mehrfach geschehen ist. wenn der deutsche reichs
er uns nach metem und litem zu messen aufgegeben, uns a
reichsschrift, für druck- und Schreibschrift gleichmäseig, Yon
wie vielen orthographischen wirren könnte dadurch ein zie
werden ! denn selbst bei uns ist die alte Heysesche regel : '
wie du richtig sprichst!' keineswegs sachgemäsz, geschwe:
bei den romanischen sprachen, laute und buchstaben enti
sich nicht mehr, um die Schwierigkeiten der hochdeutsche
Schreibung zu übergehen, wenn wir plattdeutsch dat 16d:
w6dher, fru M^llersche sprechen, wir wissen nicht, ob der
consonant besser durch ein hochdeutsches d, t oder 1 wiedei
sei, blosz weil die gehauchten Zahnlaute in unser hochd
aiphabet gar nicht aufgenommen sind, es gibt eine grosi
von Völkern in allen Weltteilen auszer Europa, welche i
ine schiift und kein alpbabet haben, sie sprechen wol ei
Ueber unsere ecliriftzerclieii. 419
ler minder grosze anzabl von lauten in ihren Sätzen aus , aber sie
aben weder von der anzabl noch von der beschaffenbeit derselben
in leises bewustsein. die Hawayi im groszen ocean sprechen , wie
lax Müller erzählt, das englische wort steel für stahl, indem sie es
D richtig wie möglich, nachzusprechen versnoben, kila aus. sie
nterscbeiden nämlich nicht zwischen k und t; zwei anlautende
nsonanten können sie nicht hervorbringen , und jedem auslauten-
In consonanten lassen sie einen vocal nachklingen, so wird aus
ieel in der Hawajispracbe kila. einige australische sprachen haben
pnrnur acht consonanten, während wir Deutschen doch 20 unter-
oheiden und die alten Indier gar 39 hatten, nach dem bau der
MDSchlichen sprach Werkzeuge hat die Wissenschaft ungefähr 80
■nie als möglich herausgefunden; jeder von diesen erscheint in
Igend einer spräche der weit, aber keine lebende spräche articuliert
adi nur die hälfte der möglichen laute.
Jede spräche hat also ihre besonderen laute, wenn diese durch
Ibereinkommen festgestellt sind, so dasz geschriebene buchstaben
Üs mittel ihrer darstellung dienen , so wird die gesamtheit dieser
iDchstaben aiphabet genannt, der name kommt von den beiden
Katen buchstaben der griechischen spräche alpha «=: a, b^ta = b.
igene alphabete oder lautliche scbriftzeichen haben wenige nationen
den europäischen, in Europa gibt es eigentlich nur vier
ibete nämlich 1) das türkisch -arabische — 2) das griechisch-
le — 3) das romanisch-lateinische — 4) das deutsche, diese
breiten sich jetzt mit unserer cultur und unseren colonisten
die ganze erde aus.
Wenn somit die lautschrift den vorzug der wellherschaft vor
bilderscbrift voraus hat, den des ehrwürdigeren alters hai die
re. schon vor 6000 jähren schrieben die Aegypter und Chi-
mit wortbildem ; jedes einzelne wort bezeichneten sie durch
deutlich erkennbares bild. die kunst solche bilder zu schreiben
SU lesen wurde, zwar nicht öffentlich, gelehrt und gelernt, nicht
mittel der bildung, sondern als geheime Weisheit , der besitz der
ift war eigentum und merkmal einer priesterkaste , welche ihre
kft gerade dadurch zu erhalten strebte und in China bis heute
Iten hat. wenige werden unter Ihnen sein, welchen es nicht
»Ihaft vorkömmt , alle Wörter durch bilder zu bezeichnen ; ich
Ihnen später die möglich keit aus jenen sprachen zu erklären
leben, nachdem ich vorher die Vorzüge und nachteile einer sol-
bilderschrift kurz angegeben und dann ausgeführt habe, wie
'e lautschrift aus derselben hervorgegangen ist.
Ursprünglich ist die kunst, seine meinung in bildem zu sagen,
[lieh viel einfacher und natürlicher, als die kunst mit laut-
len za schreiben, noch heutiges tages ziehen wir selbst jene,
nur angeht, unwillkürlich vor. jeder gewerbsmann, wenn er,
den mund zu öffnen, d. h. schriftlich den vorübergehenden
27*
420 Geber unsere Bcbriftzeichen.
kund thun will: 'hier wohnt ein bScker, ein ecbnater*, ert
es nicht in buchstaben über die thdr, Bondom er ISsst ät
kringet, einen scbuli an eeinc thQr malen, oder sefait die p
selbst in sein scbaufenater. wenn einer zerbrechliche wur
Ecbickt, er klebt nicht einen geschriebenen befehl aof den
't>eid vorsichtig, dasz die gläser nicht zerbrechen!', sondern
einfüLch ein glas auf den kästen, das bild des glasee ist dann
schaulichste satz, welcher in anbetracht der nmstSnde nid
verstanden werden kann, das gefUhl der gröszem einEachl
von jeher die menschen , selbst die wilden Indianer, dazu g
ihre gedanken abwesenden in ermangelang von boten dord
zn verkünden, einen sehr hübschen brief der art kann man i
tain Marriats ansiedlem von Conada s. 238 finden, solche
Schrift ist nicht mit den rebussen zu Terwecbseln, da sie 1
und handlungen darstellt, während die reboase in der genni
Willkür der zusammengestellten bildet einen unnatflrlicbe
■verstecken.
Aber so einfach und natürlich, wie die bilderachrift ii
kSnnte wol blind sein gegen ihre mängel? wenn man ein e
lesen kann, hat man damit keinen achlüssel znm TeretSndnis i
bilder, ja nicht einmal zum Verständnis desselben bildeB, wes
anderer Umgebung, in ver&ndorten umständen erscheint, ei
z, b. am fenster eines hauses künnte bedeuten: 'hier werden
verkauft', oder: 'hier wird wein geschenkt', so vieldeutig
bild schon bei der dorstellung alltäglicher handlangen, h
mehr noch, wo es auf die form des satzes ankommt, und mr
der bilduug! nehmen wir nur einen so einfachen satz wie
unser, der du bist im himmel , geheiligt werde dein namel' -
cbur^zeicbenkün stier würde ihn mit bloszen bildem allgffina:
ständlich ausdrücken? vollends unmöglich scheint es, die
form der wÖrter, wie denvocativ 'vuter', den imperativ 'weri
verschiedene art der Wörter, das pronomen 'unser', 'der*, 'd
vorbum 'heiligen' usw. bildlich darzustellen, während wir
buchstaben ohne mühe schreJbcu. wahrlich es ist eine kuu
einer so kleinen anzahl von lautzeichen in immer neuen mal
Setzungen jegliches wort mit seiner form wiederzugeben, <(
endlich viel gröszere kunst als die ist, mit bewoglltf ~ "''
drucken, wenn wir den erfinder der lautieichen aalag
er verdiente, wie Guttenberg, eine statue, aber t~
ti.ndem von gold und elfenbein.
Wir alle haben die kunst zu
einmal fragen, wem hat die i
verdankt'? in unsem schulen gel
denn die deutsche Volksschule
sie ist eine errungenschaft d
ihrerseits haben das achroil
Karl dem Groasen die
üeber unsere schriftzeiclien. 421
rmaniscben urwälder trugen, jene mönche brachten die latei-
lehe Schrift, die römische spräche^ die römischen bücher. aus der
Bischen mönchsschrift ist allmählich durch gewohnheitsmäszige
tendrkel und entstellungen die deutsche entstanden, sowol die
otsche druck- als die Schreibschrift, jene mit eckigen Verzierungen,
686 in cursiverer form, unser deutsches aiphabet ist auch nach der
ikenfolge und zahl, ja nach den namen der buchstaben dem römi-
Imd fast gleich, ein unterschied zwischen groszen und kleinen
■dittaben hat sich erst in sehr später römischer zeit gebildet.
bvail sind die formen der kleinschrift nur geläufigere nachahmung
■r groszen oder uncialbuchstaben. — Sowie das deutsche aiphabet
M der fremde her eingeführt ist, so auch das römische, die Römer,
■ren geschieh te 754 v. Chr. beginnt, haben ihre buchstaben von
M nnteritalischen Griechen gelernt, sie haben statt des griechi-
iwn t] (e) das h hinzugesetzt, weggelassen aber das G (th), weil sie
I aicht sprechen konnten , das ui (ö) als unnötig , und das ip (ps),
■te doppellaut. die lateinischen buchstaben, eine geläufigere ab-
Ittdang der griechischen, sind, wie wir sie lernen, die currenthand-
Ikrift des ersten Jahrhunderts vor Christi geburt. praktisch war es
te den Römern, dasz sie die griechischen buchstaben namen alpha,
te, gamma, delta usw. abkürzten zu a, be, ce, de usw., und bei
te stammen consonanten be, ce, de usw. die vocale dahinter, bei
h luübvocalen ef , el , em usw. die vocale davor setzten, die grie-
en buchstabennamen waren zwar klangvoller, sonst aber ihnen
ebenso bedeutungslos, wie die vier von ihnen neu gebildeten
, phi, chi und psi. — Jene namen aber würden noch heute es
von wem die Griechen das aiphabet erhalten hatten, wenn
es uns nicht selber erzählten, die buchstabenschrift, erzählen
habe zuerst Kadmos, ein phönizischer königssohn , etwa 1500
., in Hellas gelehrt, sie nennen sie auch , bevor ihre zahl und
gesetzlich neu geregelt wurde, die phönizische. die Hellenen
haben die form der phönizischen buchstaben verschönert und
ihnen, sie zuerst, ein wirklich vollständiges aiphabet gemiacht. die
ier nämlich rechneten, wie die Semiten überhaupt, die vocale
als bindemittel der laute; in den consonanten schien ihnen das
ilhafte, der kern eines wertes umschlossen; den saft, der die
lebensfrisch durchströmte , sahen sie als selbstverständlich
ftir die schrift überflüssig an. so hatten z. b. die consonanten
k den begriff der gerechtigkeit, und dieses dingwort las man
k; sollte es adjeetiv sein, so las man zaddik, verbum zadak =
ar gerecht, adöm hiesz rotb, adam er war roth, und adäm der
h, eigentlich der rothe. dies a, womit die letzten drei Wörter
en, war aber nicht etwa ein vocal, sondern es entspricht
hebräischen consonanten, der den vocal a hinter sich hat.
semitisches wort fieng mit einem vocal an, dagegen ein conso-
wnrde nie ohne einen nachklingenden vocal gesprochen, und
die sckrift dann immer der spräche irgendwie entspricht, so
422 Ceber unsere schriftKeicheiL
enthielt das phönizisch- hebräische aiphabet, die qnelle aller dnüt-
lichen alphabete, nur consonanten, 22 an der sahL flfar jeden tm
ihnen diente ein eigenes zeichen und war mit einem worte der mbi-
tischen spräche benannt, welches eben diesen conBonanten «un m-
fange hatte, die ersten namen derselben sind folgende: 1) ihf im
rind (nicht der vocal a, sondern ein hanchlant, den die GriedHi
nicht sprachen) — 2) bßth das haus — 3) glmel oder gaul te
kameel — 4) daleth die thOr usw. die grieohen haben die ntiMi
und zeichen behalten , aber an die stelle der von ihnen nicU g^
sprochenen hauch - und Zischlaute ihre vocale eingeeetit i. k ijbiä
an die steUe von alef => alpha den vocal a. sie waren eb« n
musikalisches volk , auch sie lernten zwar die consonanten nie okM
nachklingenden vocal , d. h. buchstabierend , aber die Tocale wnidB
als allein singbar, bei ihnen den mitlautem gleidigeordnet. wlkniil
femer die semiten mit der linken band, also andi von reeUiMh
links schrieben, haben die Griechen, nachdem sie ihnen anfioigiMh
darin gefolgt waren, nachher, weil sie in werk und spiel nidtt Inta^
sondern rechts waren, den gebrauch eingefClhrt, mit der ndte^
band , d. h. von links nach rechts , mit umgewendeten bnehiUa-^'^
köpfen, zu schreiben, in allen diesen neuerungen sind ihanCi.^
litterarischen nationen der weit gefolgt.
Auch die phönizischen consonantenzeichen , wenn ihre
auch je nach dem anlaut aus dem eigenen wortvorrath der wpntti^
verständig gewählt sind, bedürfen noch einer erkUbrong te iMi
form, die nur bei sehr wenigen mit ihrem bilde scheinbar ati— ly|
zumal da sie keineswegs nach einem aus der sache hergenomiMMÜ:
gründe auf einander folgen, das semitische alphabot soll aehonSOOK
jähre v. Chr. im handelsgebrauch gewesen sein, damals war in ta^
nähe keine andere cultur blühender und altehrwflrdiger ab S^i
ägyptische, der ägyptische kalender datiert schon von 3282 v.Qb»''
die Aegypter wurden schon durch die natur ihres landee, eines
derte von meilen langen marschstreifens längs dem Nilstrom,
seine regelmäszigen Überschwemmungen zu ackerbaolichem
zur rechenkunst, zur beobachtung der gestime und atrengm
abteilung gezwungen, unzählige denkmäler sind dort nodi
mit der schrift jener fernen Jahrhunderte bedeckt, die
haben diese schrift hieroglyphen, d. h. heilige bilder, genannt,
sie besonders an den tempeln und von einer verschwiegenen
käste geübt war. die ägyptischen priester gaben jeden
durch sein eigenes einfarbiges bild wieder, die umriaae dar
bilder wurden, weil sie nur zur schrift dienten, niemals iuxA
verbessert, sondern im streben nach bequemlichkeit in dar
verkümmert, in welcher die band sie mit einem zage malen
es war natürlich leicht, gegenstände wie bäum, lOwe, bans i
nen und zu lesen, damit auch andere wÖrter bezeichnet
könnten, half man sich, sinnreich oder nicht, so, daszjede
glyphe die Wörter alle mit bedeutete, welche dieselben
Ueber unsere Bchriftzeichen. 423
ithielten. also auch sie sahen, wie die Phönizier, die vocale nicht
lg den andern lauten gleichgeordnete Sprachmittel an. das bild des
oibes köt bedeutete auch kät klugheit; die buchrolle zömd auch
ftm mftchtig; mund hro las man auch haro zu, ehrai gegen, here
oben, ob man nun ^mund' oder 'zu' oder ^gegen' oder 'ruhen' ver-
tehen sollte, ergab der Zusammenhang. 685 ägyptische wortbilber
Kdien wieder aufgefunden sein, bei anderen Wörtern, welche weder
lorch eine , noch durch mehrere hierogljphen in einem rahmen sich
idveiben lieszen, namentlich bei den eigennamen, verfielen die
pnester auf die auskunft, jeden consonanten durch ein besonderes
«ortbild, wovon dann blosz der anlaut galt, darzustellen, alle zu-
KDimen aber entweder durch einen rahmen oder durch ein dahinter-
gwetztes deutebild eines mannes, flusses usw. als ^in wort zu kenn-
sticbnen. ja man ging später so weit, nur den ersten anlautenden
consonanten eines wortes durch eine bekannte hieroglyphe desselben
olauts zu schreiben und nun ein deutebild daneben zu malen.
4r. Oppel erzählt: man hatte tempel für Sebek, den gott der ewig-
knt den anfangslaut seines namens 'S' konnte unter anderen hiero-
^Tphen das krokodil saKi bezeichnen, man legte also vor dem tem-
fÄ einen umfriedigten weiher an und fütterte hier mit göttlichen
ckren ein lebendes krokodil als symbol der gottheit. daraus erkannte
iftt eingeweihte den dienst des Sebek , dessen name wie der des
krokodils saki mit s begann, darum wurden, beiläufig gesagt, nicht
Mch alle übrigen krokodile göttlich verehrt, diese tödtete man, wo
üd wie man konnte, dieselbe bewandnis liat es mit der Verehrung
inr katzen und weiszen stiere, von den 685 wortbildem konnten
SO ein a, 17 ein d, 18 ein s, 15 ein k bezeichnen; unter den ver-
Hthiedenen a und b muste nach bestimmten lautregeln gewählt wer-
IjIaL mit der scbrift und dem lesen begann man immer da, woher
köpfe der bilder es zeigten, nachher haben die köpfe aller
rftischen, griechischen, lateinischen und deutschen buchstaben
ler nach der seite hingezeigt, nach welcher gelesen werden soll;
was wir die dicken m- striche nennen, sind also ursprünglich
vorderen profillinien irgend welcher thier- oder anderer bilder
resen. aber während man die europäischen sprachen sämtlich
kann, ohne sie zu verstehen, konnte von der ägyptischen
^he kein fremder ein wort lesen, ohne sie zu verstehen. n
Oeehrte Versammlung I hofifentlich ist Ihnen auch der geschicht-
Idie Ursprung unserer alphabete jetzt klar geworden, die Phönizier
BmI Hebräer sind den Aegyptern eine zeit lang unterworfen ge-
MBen: sie lernten das Wunderland der pyramiden auch durch den
■idel kennen, den Aegyptern haben sie die kunst abgelauscht,
ffe namen mittelst einer reihe von wortbildem zu schreiben, deren
llBze anfangscoDsonanten gerechnet wurden, sie haben sich diese
■isonantenbilder als kostbarste handelsbeute in ihre heimat mit-
i^mmen und mit einheimischen namen benannt, die mit dem he-
lfenden laute begannen, das wesentlichste verdienst ihrer er-
424 Ueber unsere schriftzeichen.
ünduDg besteht nur in zweierlei, 1) dasz sie die kostbare erfindmi^
nicht einer priesterkaste überlieszen, und 2) dasz sie nicht meiordas
d 17 mal, das k 15 mal verschieden schrieben, sondern immetint
demselben bilde, und darum auch sich zur strengen regel macht«,
von jedem worte jeden consonanten zu schreiben, die oonsoniiifai-
bilder selbst waren von denAegjptem hergenommen« so wir id
(das rind) die cursive, d. h. die mit laufender band, ohne ahraactwi
umstrichene form eines adlerbildes. das griechische alpha kehrt da
köpf desselben um, nach rechts hin , und macht ans dem nicht aalr
verständlichen gaumenlaut, der dem a vorausgieng, einen TOcaL d»
ausgestreckte band mit darüberragendem daumen wnrde nun hefaili*
sehen daleth, griechisch delta, lateinisch d; die bomschlange nm f;
der löwe zum 1, die eule zum m, die Wellenlinie zum n, damoek
immer seines Ursprungs fihnlichkeit bewahrt.
Wir wollen das facit der Untersuchung ziehen, nnaere cdirift
ist nicht von einem manne erfunden, sondern von vOlkenL <b
Aegypter stellten ihre Wörter durch bilder dar, welche, als die fn
ihrer umrisse geläufiger wurde, blosz noch den anfangabnohttibi
des gezeichneten gegenständes bedeuteten. 2) ein alphabefe TM
ägyptischen consonanten haben sich die Phönizier angeeignet ml
diese mit eigenen Wörtern benannt. 3) unsere vocalzeichfln
solche consonanten , welche die Griechen nicht sprechen.
4) die Griechen haben zuerst ein vollständiges aiphabet, anch nt
für die sangbaren vocale, aufgestellt und die schrift reehtdtafig gl-
macht. 5) das griechische aiphabet haben die Bussen einflneüii
andererseits die Römer und Deutschen mit immer grOsierer mgot
zu cursiver bequemlichkeit auf ihre sprachen übertragen, die
Aegypter malten, die Phönizier buchstabierten, die Griechen saagM,
die Deutschen lautieren, wenn ich nun noch hinzufüge, daizdi»
Türken arabisch schreiben, so sehen Sie wol, dasz alle enroptischai
Schriftarten aus dem semitischen Orient gekommen sind, wie dit
sonne aus dem osten zu uns kommt, so sind auch, schon lange for
der Verkündigung des evangeliums , die elemente der schzift niA
Wissenschaft aus dem osten uns überliefert.
Die anfange der schrift liegen bei jedem volke anszerhalb dm
bereiehs der beglaubigten geschichte. dasz aber gerade eine refluih
folge von Völkern in der Vervollkommnung der schrift ftinamliir wat
den wogen der zeit ablösen muste , hat seinen yemttnftigen gmd.
dasz die ägyptischen priester, nachdem sie Jahrhunderte laagwori-^
bilder gelernt und geschrieben, nicht zu lautzeiehen über{^aBgMi^
erklärt sich einfach aus der macht einer im kastendonkel gehattnA
tradition. aber warum begannen die Hebräer nnd Oiiechen d»-
schreiben sofort mit bloszen lautzeichen? die antwort ist: mS
diese Völker die erfindung einer schrift auf ihre spräche ohna tot
eben fortschritt gar nicht anwenden konnten, denn dieaofariflM
ein product der spräche; sie verhält sich zur spräche wie diebaov'
kröne zum stamm, keine eiche trägt palmenblätter.
üeber unsere schriftseichen. 425
Der niedrigste zustand des Sprachenlebens ist dexjenige' der
fonuinten silben- oder wnraelspraohen. der ursprüngliche
Mseh hat in lauter eilben und wurzeln gesprochen, und wo ein
Ik auf der weit in dem zustande Adams und Evas sich noch be-
idflt» thut es dies noch heute, von allen Silbensprachen haben es
IT zwei , die Ägyptische und die chinesische , zu einer litteratur ge*
»cht, besonders die letztere, die auch besser bekannt ist. in der
imeiiBchen spräche also ist jede silbe ein begriff fOr sich, eine
hate ihrer eigenen art, und kann weder durch flezion noch durch
mmmenaetzung einen buchstaben verlieren, ohne völlig abzu-
Heben: schi heiszt zehn, eul heiszt zwei, während wir Deutschen
15 zwei zig, goth« tvai tigjus, das neue wort zwanzig gebildet
iben, kann der Chinese nur eul-schi zusammensprechen, wenn er
nazig meint, wir flectieren: der fremde, plur. die fremden, der
Uaese sagt : i der fremde , pei die classe , also i-pei die fremden-
Ittse. eine formenlehre gibt es im chinesischen gar nicht, die
Hze spräche setzt sich aus 450 Wurzelsilben zusammen, wie wir
16 f&r das Sgyptische kennen, diese 450 Wurzelsilben sind die
kaiente, die unveränderlichen atome der spräche, in laute unteilbar.
Ml dieselbe silbe bedeutet je nach der ausspräche und betonung^
■aduedenes. so bezeichnet, wie Max MüUer in seinen Vorlesungen
üteih, in Cochinchina die silbe ba 1) eine dame, 2) ahn, 8) forsten-
Iwtling, 4) was von einer ausgepreszten frudit übrig bleibt^
)irei, 6) ohrfeigen, unter ba ba ba ba sollen also bei richtiger
Miprache die Cochinchinesen verstehen: drei -damen- ohrfeigten-
kp fitarstengttnstling. aus den 450 chinesischen Wurzelsilben wer-
jpalao durch verschiedene betonung 1263, und dann durch blosz
Hehe Zusammensetzung 42718 wOrter, die im kaiserlichen
wOrterbuche verzeichnet stehen, so nennt der Chinese den tag^
■B söhn der sonne, blosze formw0rter hat er gar nicht, wa
eine "Präposition setzen: 'mit einem bakeP, lateinisch baoulo,
der Chinese: 'anwenden stock' y-cang. die Verschiedenheit
wortclassen, der verba, nomine und formwOrter wird von
gar nicht gefühlt wie wir zuftUig unter stolz sowol ein subst»
«a adj. verstehen : 'der stolz ist keine tugend', *stoh Heb ich
Spanier', so bedeutet ly chinesisch sowol pflügen als den
ab den pflügenden ochsen, und ägyptisch anh lu leben, daa
und lebend oder lebendig, der Chinese hat aber die syntak-
e rege] , dasz das subject immer dem verbum , das a^jectiv im-
seinem Substantiv vorangeht, ngo tk ni heiszt: ich schlage
, ni ta ngo du schlägst mich, ngo und ni sind aber keineswegs
mina. für ^ich hören' wird mit einem appellativum gesagt:
bt hören' oder 'dummkopf hören', oder etwas ebenso höfliches.
keiszt also ngo adjectivisch vor jin gestellt 'ein sddechter
b\ umgekehrt jin ngo der mensch ist schlecht. t4 heiszt
' Max Müllers Vorlesungen über Sprachwissenschaft sind benatzt.
426 Ueber unsere BchriftzeicheiL
^grösze', ^grosz' und 'gro8z sein, schlagen'; ik jin ein
mensch , jin tä der mensch ist grosz.
Eine solche verknöcherte spräche war, sobald das yolk ;
wurde, weil der anbau von getreide und reis an der schölle £
wol auch einer bleibenden Überlieferung von generation %
ration, und einer erhaltung durch die schrift sehr fthig, i
aiphabet hätte ihr gepasst wie ein rock dem äffen, die wun
lieszen sich durch bilder malen, z. b. \y der ochs oder der p:
zeichnete zugleich das pflügen und pflügend, kurz alle ersehe
formen des begriffs, aber den buchstaben 1 und j entspra
bild der Wirklichkeit, die wurzeln verwehrten geradezu e
lösung in ihre laute , weil sie bei verschiedener aoasprache n
denen sinn annahmen, die bilder dagegen genügten dem vi
nis und waren das natürlichste mittel der schrift. keine men
erflndung geht aber über das bedürfnis hinaus. — Die seh
mit ihr die bildung ist in China wie in Aegjpten das eigentv
priesterkaste , der mandarinen, geblieben, daher kommt
Veränderlichkeit der chinesischen bildung. die mandarinen
einzigen Staatsbeamten, über den unendlichen schwierigkei
in der bilderschrift überlieferte erst einmal zu erlernen, verl
jede lust , sie auch noch zu vermehren, jeder satz in einei
sischen buche gibt neue räthsel auf. bis zum 25n jähre c
bücher lesen und nachschreiben zu können ist dort schon
die masse des volkes übt nur die mechanischen thfitigkeitc
erwerblichen existenz, soweit sie sich in der familie forterben
930 V. Chr. geb. ist die kunst mit geschnittenen holzpls
drucken erfunden, aber seit reichlich 2000 jähren ist die
gegen 400 millionen menschen , trotz innerer revolutionen
selben stufe des lebensgenusses und der arbeit stehen geblie
Ich habe beim chinesischen länger verweilt, weil dasselbe
besten unterrichten kann, warum die menschen auf der erst
ihres Sprachenlebens nur eine bilderschrift, aber noch kein i
erfinden konnten , und inwiefern jenes mittel die kttnste sta
lebens zu erhalten wol geeignet, sie zu mehren höchst nnvolll
ist. unvollkommen ist es, weil es ein geheimbesitz der erfii
käste bleibt, weil es dem lernenden die ganze lebenszeit kos
der Überlieferung erst zu bemächtigen, weil es endlich zum a
geistiger begriffe, denen keinerlei sinnliches bild entsprid
nicht eignet.
Auf der nächst hohem stufe des Sprachenlebens ste
Turanier, nomadische vÖlker, die Tartaren, Malayen,
Türken und Ungarn, ihre sprachen nennt man agglntinat
leimende) oder endungssprachen , weil sie auszer den begr
Wurzelsilben, welche unveränderlich sind, andere, ihres begr
Sinnes entkleidete, blosze deutesilben anhängen, um die wan
des dingwortes und Zeitwortes zu bezeichnen, im türkischei
die Wurzel für ^lieben'; daraus werden durch blosze anleimi
Ueber unsere scbrlftzeichen. 427
mdimgen 36 andere Zeitwörter abgeleitet und jedes verbum wird
vieder regelmäszig auf dieselbe weise conjngiert : sev-er-im ich liebe,
leT-er-sen du liebst, sev-er er liebt, sev-er-iz wir lieben, sey-er-siz
ihr liebt , sev-er-ler sie lieben, die turanischen sprachen sind alle
Ton sehr durchsichtigem sjstem, aber unter einander in den formen
gewaltig verschieden, weil während des nomadischen lebens die
Aeatesilben sich rasch abnutzten und jede unverständlich werdende
form durch neue, leichtere anleimungen wieder ersetzt wurde, alle
tannischen vOlker haben, wenn sie endlich zu festeren Wohnsitzen
Ibergiengen , von den anwohnenden Völkern sich deren aiphabet er-
borgt, weil aber keine Stetigkeit der erhaltung oder entwicklung
i& der spräche lag, sind ihnen die fruchte der bildung fremd ge-
Uieben. die Türken haben nur den arabischen koran. Ungarn allein
idieint sich aufzuraffen.
Ueber die turanische stufe haben sich auf der ganzen erde nur
iwei Völkerfamilien zu organischen Sprachgebilden erhoben: die
Arier und die Semiten, die Arier sind die Stammväter der Inder,
Perser, Kelten, Römer, Griechen, Germanen und Slaven. sie mögen
in einer urzeit mit den Stammvätern der semitischen Araber,
Hebräer, Phönizier und Assyrier zusammen gewohnt haben, nach-
ker durch eine grosze kluft staatlichen lebens von ihnen getrennt,
kiben sie mit verschiedenen Wörtern und verschiedener grammatik
ihre spräche ausgebildet, gemeinsam haben sie dies , dasz sie mit
den Wurzelsilben andere an sich nicht bedeutungslose endungen un-
auflöslich derart verbanden , dasz die bestandteile der neuen Wörter
ihre Selbständigkeit und ihr einzelleben völlig verloren , indem die
ieaen Wörter bis zur Unkenntlichkeit sich von ihnen entfernten, im
Müskrit, der spräche der alten Indier, erkennt man noch, wie die
leelination und conjugation aus der ansetzung von hinzeigenden
wurzeln an die begrifflichen entstand, da ist die arische wurzel für
- Vieben'; sanskrit da-dä-mi geben ich, dadä-ti geben er «> griechisch
rfi-dö-mi, di-dö-si = lateinisch do, dat. schon im lateinischen ist da
FÜo Verschmelzung d6r demente ganz unkenntlich , aber der form-
iterschied gewahrt, ein paar beispiele mögen Ihnen zeigen , dasz
die Wörter selbst, nicht blosz ihre formen, ein früher gemein-
leben der Indogermanen noch immer bezeugen : sanskrit dama
[aus) ist = altpersisch dema, keltisch daimh, griechisch döma,
lisch domus, im deutschen aber ist das wort erst zu timber, dann
n zimmer geworden, das baus der Urväter ist uns nur noch ein
limmer. der bruder ist sanskrit bbrätbii, altpersisch brätar, latei-
lich frater, slavisch bratru, gothiscb bröthar, althochdeutsch bruo-
dir. als die Arier in seszhaftem leben die ersten künste friedlicher
j «ütur entwickelten, wurde ihrer spräche für alle zeiten der Stempel
J^ehier höheren Vernunft aufgeprägt, obwol ihre grundwörter auch
'lilbenwurzeln gewesen waren, reichlich 500 an der zahl, wurden
'fcch aud denselben von vorn berein die verschiedenen wort-
■••Ussen, die noniina, verba und formwörter mit so innerlicher
i
418 Ueber unsere schriftzeichen.
33.
ÜBER UNSERE SCHRIFTZEICHEN.
Vortrag, gehalten in der aula des kOnigl. gymnasiums zu HanmL
Geehrte Versammlung ! das fUr den heutigen vortsrag gewiUi»
thema klingt möglichst einfach: jeder von uns hat in den kisd«^
Jahren seine abc-studien in der schale gemacht, das lesen nd .
schreiben hält jeder von uns für ebenso einfach wie notwendig, xai
doch wird es von weit mehr als der halben menschheit noägir
nicht gelernt; auch hat es Jahrtausende gekostet diete knnstn er-
finden, lehrbar zu machen und zu verbreiten, keine erfindimg iit
humaner und folgenreicher gewesen als diese, lassen Sie mu ilio
das wesen, die Ursprünge und die stufenmftszige entwiöUang dir
Schrift mit einander betrachten, vielleicht dasz sich daraus doeh wt
fallende Schlüsse ergeben, denn
Das ists ja, was den menschen sierety
und dazu ward ihm der verstand,
dasz er im innern herzen spüret,
was er erschafft mit seiner hand.
Unsere buchstabenschrift ist nicht die einzig mögliche; 6t gM
auch eine bilderschrift, ja der telegraphist bedient sidi nur dereB*
fachsten zeichen, jede schrift ist aber , um es kurz zn sagen, sai
art von spräche, die spräche an und für sich , das sprechen ist to
menschen ebenso angeboren, wie das denken, ist das merkmilseoMi
göttlichen Ursprungs, kein einzelner mensch hat jemals eine spnek
erfunden, die schriftzeichen dagegen beruhen blosz auf Idne sai
übereinkommen, für jeden einzelnen gesprochenen laut aller uMt
ist ein gewisses zeichen festgesetzt und könnte jeden angenbliek srf
dem wege des gesetzes geändert werden , wie dergleichen in AtlNi
und Rom mehrfach geschehen ist. wenn der deutsche xeichsiag, ^
er uns nach metern und litem zu messen aufgegeben, uns auck sin '
reichsschrift, für druck- und Schreibschrift gleidbmSszig, Torschris^
wie vielen orthographischen wirren könnte dadaroh ein ziel gssiUt
werden ! denn selbst bei uns ist die alte Heysesche regel : 'sdmibi ;
wie du richtig sprichst!' keineswegs sachgemäsz, geschweige tai
bei den romanischen sprachen, laute und bnchstaben entspiectv
sich nicht mehr, um die Schwierigkeiten der hochdentschen nd^
Schreibung zu übergehen, wenn wir plattdeutsch dat IMher, M |
w^dher, fru M611ersche sprechen, wir wissen nicht, ob dermiUkn ^
consonant besser durch ein hochdeutsches d, t oder 1 wiedenogshi
sei, blosz weil die gehauchten Zahnlaute in unser hoöhdeulBshM
aiphabet gar nicht aufgenommen sind, es gibt eine grosie msigs
von Völkern in allen Weltteilen auszer Europa, welche nodi gv
keine schrift und kein alpbabet haben, sie sprechen wol eine ndff
lieber unsere schriftzeTclieiL 419
1er minder grosze anzahl von lauten in ihren sftizen aus , aber sie
iben weder von der anzahl noch von der beschaffenheit derselben
B leises bewnstsein. die Hawayi im groszen oeean sprechen, wie
Ax Müller erzählt, das englische wort steel für stahl, indem sie es
) richtig wie möglich, nachzusprechen yersnchen, kila aus. sie
iterscheiden nämlich nicht zwischen k und t; zwei anlautende
üBonanten können sie nicht hervorbringen, und jedem anslanten-
m consonanten lassen sie einen vocal nachklingen, so wird aus
eel in der Hawayisprache kila. einige australische sprachen haben
nrnor acht consonanten, wirrend wir Deutschen doch 20 unter-
beiden und die alten Indier gar 39 hatten, nach dem bau der
eiischlichen Sprachwerkzeuge hat die Wissenschaft ungeflUir 80
ote als möglich herausgefunden; jeder von diesen erscheint in
g«nd einer spräche der weit, aber keine lebende spräche articuliert
leh nur die hälfte der möglichen laute.
Jede spräche hat also ihre besonderen laute, wenn diese durch
)ereinkommen festgestellt ^ind, so dasz geschriebene buchstaben
% mittel ihrer darstellung dienen , so wird die gesamtheit dieser
ichstaben aiphabet genannt, der name kommt von den beiden
«ten buchstaben der griechischen spräche alpha «» a, bdta «> b.
gene alphabete oder lautliche schrifbzeichen haben wenige nationen
mer den europäischen, in Europa gibt es eigentlidi nur vier
phabete nämlich 1) das türkisch -arabische — 2) das griechisch-
insche — 3) das romanisch-lateinische — 4) das deutsche, diese
ar breiten sich jetzt mit unserer cultur und unseren colonisten
Wr die ganze erde aus.
Wenn somit die lautschrifk den Vorzug der weltherschaft vor-
pr bilderschrift voraus hat, den des ehrwt^igeren alters h%ti die
Irtere. schon vor 5000 jähren schrieben die Aegypter nnd Chi-
Mn mit wortbildem; jedes einzelne wort bezeichneten sie. durch
p deutlich erkennbares bild. die kunst solche bilder zu schreiben
pi XU lesen wurde, zwar nicht öffentlich, gelehrt nnd gelernt, nicht
[aiittel der bildung, sondern als geheime Weisheit, der besitz der
war eigentum und merkmal einer priesterkaste, welche ihre
ft gerade dadurch zu erhalten strebte und in China bis heute
iien hat. wenige werden unter Ihnen sdn, welchen es nicht
Ihaft vorkömmt , alle Wörter durch bilder zu bezeichnen ; ich
Ihnen später die möglichkeit aus jenen sprachen zu erklären
BDcben, nachdem ich vorher die Vorzüge und nachteile einer sol-
■I bilderschrift kurz angegeben und dann ausgeführt habe, wie
isre lautschrift aus derselben hervorgegangen ist.
li Ursprünglich ist die kunst, seine meinung in bildem zu sagen,
Ipdlich viel einfacher und natürlicher, als die kunst mit laut-
en zu schreiben, noch heutiges tages ziehen wir selbst jene,
(«B nur angeht, unwillkürlich vor. jeder gewerbsmann, wenn er,
it den mund zu öffnen, d. h. schriftlich den vorübergehenden
27 •
i
420 Ueber unsere Bcbriflzeicheii.
kund thun will: *hier wohnt ein bäcker, ein schuster', «r ^cWkt
es nicht in buchstaben über die thür, sondern er lÄsitsi^***
kringel, einen schuh an seine thür malen, oder setit die j^J^o^Qcte
selbst in sein Schaufenster, wenn einer zerbrechliche wub^^^ ^^
schickt, er klebt nicht einen geschriebenen befehl auf den Icta:
^seid vorsichtig, dasz die gläser nicht zerbrechen !% sondern. ^ ■>tt
einfach ein glas auf den kästen, das bild des glases ist daim. cte»
schaulichste satz, welcher in anbetracht der amstftnda mofat mt
verstanden werden kann, das gefdhl der grQszem an&ehbottU^
von jeher die menschen , selbst die wilden Indianer, diin g0A^^
ihre gedanken abwesenden in ermangelung von boten dnrdi '''''f I
zu verkünden, einen sehr hübschen brief der art kann man n <^
tain Marriats ansiedlem von Canada s. 238 finden, soldbe biU|^{
Schrift ist nicht mit den rebussen zu verwechseln, da sie begni]
und handlungen darstellt, während die rebnsse in der gesmaifff^i
Willkür der zusammengestellten bilder einen
verstecken.
Aber so einfach und natürlich, wie die bilderschrift i>t, ]f^
könnte wol blind sein gegen ihre mSngel? wenn man ein
lesen kann, hat man damit keinen Schlüssel zum verstBadniii
bilder, ja nicht einmal zum Verständnis desselben bildes, w€Bi<
anderer Umgebung, in veränderten umständen erscheint eil
z. b. am fenster eines hauses könnte bedeuten: ^faier werden
verkauft', oder: 'hier wird wein geschenkt', so viddeiiiagU!
bild schon bei der darstellung alltäglicher handlungen, wie
mehr noch, wo es auf die form des satzes ankonunt, und la
der bildung ! nehmen wir nur einen so einfachen sats wie *^
unser, der du bist im himmel, geheiligt werde dein name!' -*
eher» Zeichenkünstler würde ihn mit bloszen bildem aUgemeiB
ständlich ausdrücken? vollends unmöglich scheint es, die"
form der Wörter, wie den vocativ *vater*, den imperatiT^werde*!
verschiedene art der Wörter, das pronomen 'unser*, 'der*, Wi
verbum 'heiligen' usw. bildlich darzustellen, während wir
buchstaben ohne mühe schreiben, wahrlich es ist eine komtt
einer so kleinen anzahl von lautzeichen in immer neuen
Setzungen jegliches wort mit seiner form wiederzugeben,
endlich viel gröszere kunst als die ist, mit beweglichen ktttf'
drucken, wenn wir den erfinder der lautzeichen aufspttren
er verdiente, wie Guttenberg, eine statue, aber nicht von
Sondern von gold und elfenbein.
Wir alle haben die kunst zu schreiben gelernt: lassen 8m]
einmal fragen, wem hat die menschheit diese knnst
verdankt? in unsern schulen gelernt wird sie erst seit 400,
denn die deutsche Volksschule ist nicht älter als dr. Haitim
sie ist eine errungenschaft des protestantismns. die
ihrerseits haben das schreiben von den mönchen gelemt»
dem Groszen die fackel des christentmns in daa dnakol
Deber uaeete eehriftieiclien, 421
nrwSlder trugen. JKne möncbe brachten die latei-
die rOmiscbe spräche, die r(Jmi>jclii!n bUcIitir. aus der
icbsschrift ist allmShlich durch gewobnbeitsniäBEige
entstellungen (litt deutsehe entstanden, sowol dio
- «Is die achreih scbrift, jene mit eckigen Verzierungen,
erer form, unser deutsches aiphabet ist auch nach der
1 zahl, ja nach den naroen der buchetaben dem rOmi-
ch. ein unterschied zwischen groszen und kleinen
t sich erat in t,ebr später rSmisoher zeit gebildet,
e formen der kleinachrift nur geläufigere nachahmucg
er uncialbuchataben. — Sowie das deutsche alphabet
»hereingeführt i^t, so auch das römische, die Körner,
ite 754 V. Chr. beginnt, haben ihre buchstaben von
eben Griechen g«.'lemt. nie haben statt des griecbi-
fa hinzugesetzt, weggelassen aber das 8 (th), weil sie
len konnten, dag uj (ü) als unnötig, und das iji (ps),
nt. die lateinischen buchstaben, eine gelUufigere ab-
riechiachen, sind, wie wir sie lernen, die currenthand-
en Jahrhunderte vor Christi geburt. praktisch war es
n, daaz sie die griechischen buchstabennamen alpha,
delta usw. abkürzten zu a, be, ee, de usw., und bei
ionsonanten be , i^e, de usw. die vocale dahinter, bei
n ef, el, em u&w. die vocale davor setzten, die grie*
tabennamen wurcu zwar klangvoller, eonst aber ihnen
ledeutnngsloa , wie die vier von ihnen neu gebildeten
lud psi. — Jene namen aber würden noch beute es
•m die Griechen dus alpbabet erhalten hatten , wenn
tat selber erzählten, die buchstabenschrift, erzäblen
•tKadmos, ein phönizischer königsaohn , etwa IGOO
las gelehrt, sie nennen sie auch, bevor ihre zahl und
neu geregelt nurJe, die phSnizisohe. die Hellenen
I form der pbCnizischcn buchstaben versckünert und
Herst, ein wirklich vollätündiges alpbabet gemacht, die
lieh rechneten, wie die Semiten Überhaupt, die vocala
dttel der laute; in den consonanten schien ihnen daa
n kern eines Wortes uuisehlossen; den saft, der die
ifrisch durchströmt'; , sahen sie als selbstverständlich
^ft ühevQttssig an. so hatten z. b. die consonanten
riff der gerechtigkcit, und dieses dingwort las man
■ adjectiv sein, .so las man zaddik, verbum zadak ^
, ad6m hiesz roth , adam er war roth , nnd ad&m der
Sieb der rotiie. dies a, womit die letzten drei Wörter
• aber nicht etwa ein vocal, sondern es entspricht
iien consonanten, der den vocal a hinter sich hat.
■ wort fieng mit einem vocal an, dagegen ein conso-
k ohne einen nachklingenden vocal gesprochen, nnd
Mann immer der spräche irgendwie entspricht, so
422 üeber unsere Bchriftzeichen.
enthielt das phönizisch - hebräische aiphabet, die quelle aller
liehen alphabete, nur consonanten, 22 an der zahL ftr jed
ihnen diente ein eigenes zeichen und war mit einem worte de
tischen spräche benannt , welches eben diesen consonanten z
fange hatte, die ersten namen derselben sind folgende: 1) i
rind (nicht der vocal a, sondern ein hauchlaut, den die Gi
nicht sprachen) — 2) böth das haus — 3) glmel oder gan
kameel — 4) daleth die thür usw. die griechen haben die
imd zeichen behalten, aber an die stelle der Ton ihnen ni<
sprochenen hauch - und Zischlaute ihre vocale eingesetzt z. b;
an die stelle von alef =s alpha den yocal a. sie waren ei
musikalisches volk , auch sie lernten zwar die consonanten nj
nachklingenden vocal , d. h. buchstabierend , aber die Tocale ^
als allein singbar, bei ihnen den mitlautem gleichgeordnet, w
femer die semiten mit der linken band, also auch von recht
links schrieben, haben die Griechen, nachdem sie ihnen an£BD|
darin gefolgt waren, nachher, weil sie in werk und spiel nich
sondern rechts waren, den gebrauch eingeführt, mit der i
band , d. h. von links nach rechts , mit umgewendeten bucbi
köpfen, zu schreiben, in allen diesen neuerungen sind ihi
litterarischen nationen der weit gefolgt.
Auch die phönizischen consonantenzeichen , wenn ihre
auch je nach dem anlaut aus dem eigenen wortvorrath der s
yerstSndig gewählt sind, bedürfen noch einer erklAnmg fi
form, die nur bei sehr wenigen mit ihrem bilde scheinbar 8
zumal da sie keineswegs nach einem aus der sache hergenon
gründe auf einander folgen, das semitische alphabot soll sehe
jähre v. Chr. im handelsgebrauch gewesen sein, damals war
nähe keine andere cultur blühender und altehrwtlrdiger i
ägyptische, der ägyptische kalender datiert schon von 3282
die Aegypter wurden schon durch die natur ihres landes, eint
derte von meilen langen marschstreifens längs dem Nilstroi
seine regelmäszigen Überschwemmungen zu ackerbaulichem
zur rechenkunst, zur beobachtung der gestime und strenge
abteilung gezwungen, unzählige denkmäler sind dort nod
mit der schrift jener fernen Jahrhunderte bedeckt, die 6;
haben diese schrift hieroglyphen, d. h. heilige bilder^ genann
sie besonders an den tempeln und von einer verschwiegenen p
k^ste geübt war. die ägyptischen priester gaben jeden gegi
durch sein eigenes einfarbiges bild wieder, die umrisse dei
bilder wurden, weil sie nur zur schrift dienten, niemals durd
verbessert, sondern im streben nach bequemlichkeit zu d(
verkümmert, in welcher die band sie mit einem zuge malen
es war natürlich leicht, gegenstände wie bäum, löwe, haus zi
nen und zu lesen, damit auch andere Wörter bezeichnet
könnten, half man sieb, sinnreich oder nicht, so, daszjed*
glyphe die Wörter alle mit bedeutete , welche dieselben cons<
lieber unsere schriftzeichen. 423
thielten. also auch sie sahen, wie die Phönizier, die yocale nicht
s den andern lauten gleichgeordnete Sprachmittel an. das bild des
irbes köt bedeutete auch kät klugheit; die buchrolle zömö auch
•m m&chtig; mund hro las man auch haro zu, ehrai gegen, here
ihen. ob man nun ^rnund' oder 'zu' oder *gegen' oder 'ruhen' ver-
»hen sollte, ergab der Zusammenhang. 685 ägyptische wortbilber
illen wieder aufgefunden sein, bei anderen Wörtern, welche weder
orch eine , noch durch mehrere hierogljphen in einem rahmen sich
ehreiben lieszen, namentlich bei den eigennamen, verfielen die
nriester auf die auskunft, jeden consonanten durch ein besonderes
rortbild, wovon dann blosz der anlaut galt, darzustellen, alle zu-
lammen aber entweder durch einen rahmen oder durch ein dahinter-
foetztes deutebild eines mannes, flusses usw. als 6in wort zu kenn-
wichnen. ja man ging später so weit, nur den ersten anlautenden
Bonsonanten eines wortes durch eine bekannte hieroglyphe desselben
mlauts zu schreiben und nun ein deutebild daneben zu malen.
dr. Oppel erzählt: man hatte tempel für Sebek, den gott der ewig-
beit den anfangslaut seines namens 'S' konnte unter anderen hiero-
gljphen das krokcdil saki bezeichnen, man legte also vor dem tem-
pä einen umfriedigten weiher an und fütterte hier mit göttlichen
diren ein lebendes krokodil als symbol der gottheit. daraus erkannte
der eingeweihte den dienst des Sebek , dessen name wie der des
krokodils saki mit s begann, darum wurden, beiläufig gesagt, nicht
nch alle übrigen krokodile göttlich verehrt , diese tödtete man , wo
nd wie man konnte, dieselbe bewandnis hat es mit der Verehrung
Inr katzen und weiszen stiere, von den 685 wortbildem konnten
Mein a, 17 ein d, 18 ein s, 15 ein k bezeichnen; unter den ver-
loiiiedenen a und b muste nach bestimmten lautregeln gewählt wer-
ini. mit der schrift und dem lesen begann man immer da, woher
iid köpfe der bilder es zeigten, nachher haben die köpfe aller
hibräischen, griechischen, lateinischen und deutschen buchstaben
buner nach der seite hingezeigt, nach welcher gelesen werden soll;
M was wir die dicken m- striche nennen, sind also ursprünglich
ie Torderen profillinien irgend welcher thier- oder anderer bilder
Inresen. aber während man die europäischen sprachen sämtlich
nen kann, ohne sie zu verstehen, konnte von der ägyptischen
pnche kein fremder ein wort lesen, ohne sie zu verstehen. s
i Geehrte Versammlung ! hoffentlich ist Ihnen auch der geschieht-
idie Ursprung unserer alphabete jetzt klar geworden, die Phönizier
Did Hebräer sind den Aegyptern eine zeit lang unterworfen ge-
PBsen: sie lernten das Wunderland der pyramiden auch durch den
■ndel kennen, den Aegyptern haben sie die kunst abgelauscht,
Ite namen mittelst einer reihe von wortbildem zu schreiben, deren
beze anfangsconsonanten gerechnet wurden, sie haben sich diese
msonantenbilder als kostbarste handelsbeute in ihre heimat mit-
IBommen und mit einbeimischen namen benannt, die mit dem be-
ißenden laute begannen, das wesentlichst« verdienst ihrer er-
424 Uebcr unsere Bcliriftzeiclieii.
ündung besteht nur in zweierlei, 1) dasz sie die kostbare erfindm^
nicht einer priesterkaste überlieszen, und 2) dasz sie nicht melir dai
d 17 mal, das k 15 mal verschieden schrieben, sondern immet aä
demselben bilde, und darum auch sich zur strengen regel macbia,
von jedem werte jeden consonanten zu schreiben, die oonaonani»-
bilder selbst waren von den-Aegyptem hergenommen, bo war Jkf
(das rind) die cursive, d. h. die mit laufender hand, ohne abrasatMi
umstrichene form eines adlerbildes. das griechische alpha kehrt doi
köpf desselben um, nach rechts hin, und maoht aus dem niehtnekr
verständlichen gaumenlaut, der dem a yorausgieng, einen TOcaL dii
ausgestreckte hand mit darüberragendem daumen wnrde nun brinii-
schen daleth, griechisch delta, lateinisch d ; die homechlange smi f;
der löwe zum 1, die eule zum m, die Wellenlinie zum n^ dainodk
immer seines Ursprungs ähnlichkeit bewahrt.
Wir wollen das facit der Untersuchung ziehen, nneere adnift
ist nicht von einem manne erfunden, sondern von TÖlkern. db
Aegypter stellten ihre Wörter durch bilder dar, welche, als die foiB
ihrer umrisse geläufiger wurde, blosz noch den anfongebnohstiÜMi
des gezeichneten gegenständes bedeuteten. 2) ein alphabei toi
ägyptischen consonanten haben sich die Phönizier angeeignet Joi
diese mit eigenen Wörtern benannt. 3) unsere vocabeioheii wmi
solche consonanten , welche die Griechen nicht sprechen. koBatei.
4) die Griechen haben zuerst ein vollständiges alpbabet, auch oft
für die sangbaren vocale , aufgestellt und die schrift rechtaltafig gl-
macht. 5) das griechische aiphabet haben die Boeaen ein«i»BHi|
andererseits die Römer und Deutschen mit immer grösierer ndga«
zu cursiver bequemlichkeit auf ihre sprachen übertragen, dil
Aegypter malten, die Phönizier buchstabierten, die Griechen 8aiig«i
die Deutschen lautieren, wenn ich nun noch hinsaftige, den di»
Türken arabisch schreiben, so sehen Sie wol, dasz alle europlMchw |
Schriftarten aus dem semitischen Orient gekommen sind, wie di» j
sonne aus dem osten zu uns kommt, so sind auch, schon lange TBf ;
der Verkündigung des evangeliums , die elemente der sehrift nad ;
Wissenschaft aus dem osten uns überliefert.
Die anfange der schrift liegen bei jedem yolke anezerhalb im
bereichs der beglaubigten geschichte. dasz aber gerade eine nShmr
folge von Völkern in der Vervollkommnung der schrift ftiniMiAir att
den wogen der zeit ablösen muste , hat seinen vernünftigen gnad.
dasz die ägyptischen priester, nachdem sie jahrhnnderte lang wort*^
bilder gelernt und geschrieben, nicht zu lautzeiehen übei]^BiagM^
erklärt sich einfach aus der macht einer im kostendunkel gubaliW
tradition. aber warum begannen die Hebräer und Griechen dN
schreiben sofort mit bloszen lautzeichen? die antwort ist: vd j
diese Völker die erfindung einer schrift auf ihre spräche ohne tot*
eben fortschritt gar nicht anwenden konnten, denn dieiokrifliit
ein product der spräche; sie verhält sich zur spräche wie dmhnar
kröne zum stamm, keine eiche trägt palmenblätter.
Ueber uxiBere schriftzeichen. 425
Der niedrigste zustand des Sprachenlebens ist deijenige' der
pnumten silben- oder Wurzelsprachen, der ursprüngliche
«•eh hat in lauter silben und wurzeln gesprochen, und wo ein
Ik auf der weit in dem zustande Adams und Evas sich noch be-
idet, thut es dies noch heute. Ton allen Silbensprachen haben es
BT zwei , die ägyptische und die chinesische , zu einer litteratur ge-
Mhtf besonders die letztere, die auch besser bekannt ist. in der
BBeaigchen spräche also ist jede silbe ein begriff für sich, eine
bne ihrer eigenen art, und kann weder durch flexion noch durch
mmmensetzung einen buchstaben verlieren, ohne yOUig abzu-
nben: schi heiszt zehn, eul beiszt zwei, während wir Deutschen
18 zwei zig, goth. tyai tigjus, das neue wort zwanzig gebildet
iben, kann der Chinese nur eul-schi zusammensprechen, wenn er
lanzig meint, wir flectieren: der fremde, plur. die fremden, der
hisese sagt : i der fremde , pei die classe , also i-pei die fremden-
eine formenlehre gibt es im chinesischen gar nicht, die
^rache setzt sich aus 450 Wurzelsilben zusammen, wie wir
B5 filr das ägyptische kennen, diese 450 wurzelsüben sind die
Inente, die unveränderlichen atome der spräche, in laute unteilbar.
■1 dieselbe silbe bedeutet je nach der ausspräche und betonung
ndiiedenes. so bezeichnet, wie Max Müller in seinen Vorlesungen
■Heilt, in Cochinchina die silbe ba 1) eine dame, 2) ahn, 8) fOrsten-
fcwtling, 4) was von einer ausgepreszten frudit übrig bleibt^
^drei, 6) ohrfeigen, unter ba ba ba ba sollen also bei richtiger
l^nrache die Cochinchinesen verstehen: drei -damen- ohrfeigten-
M fBrstengttnstling. aus den 450 chinesischen Wurzelsilben wer-
■laiio durch verschiedene betonung 1263, und dann durdi blosz
MerHche Zusammensetzung 42718 wOrtcor, die im kaiserlichen
Mdwdrterbuche verzeichnet stehen, so nennt der Chinese d«i tag
fe «-> söhn der sonne, blosze formwOrter hat er gar nicht, wo
eine 'Präposition setzen: ^mit einem bakeP, lateinisch baoulo,
der Chinese: ^anwenden stock' y-cang. die verschiedenheii
wortclassen, der verba, nomina und formwOrter wird von
gar nicht gefühlt, wie wir zufällig unter stolz sowol ein subst»
ein adj. verstehen : Mer stolz ist keine tugend', ^stolz lieb ich
Spanier', so bedeutet ly chinesisch sowol pflügen als den
ab den pflügenden ochsen, und ägyptisch anh lu leben, das
und lebend oder lebendig, der Chinese hat aber die syntak-
e regel , dasz das subject immer dem verbum , das adjectiv im-
seinem Substantiv vorangeht, ngo iä ni heiszt: ich schlage
, ni ta ngo du schlägst mich, ngo und ni sind aber keineswegs
mina. für ^icb hören' wird mit einem appellativum gesagt:
ht hören' oder 'dummkopf hören', oder etwas ebenso höfliches,
keiszt also ngo adjectivisch vor jin gestellt 'ein schlechter
h% umgekehrt jin ngo der mensch ist schlecht. t4 heiszt
f * Max Müllers vorlesnngen über sprachwiBsenschaft sind benutzt.
l
426
Ueber unsere schriftzeichen.
^grösze', ^grosz' und ^grosz sein, schlagen'; t& jin ein groaur
mensch , jin tä der mensch ist grosz.
Eine solche verknöcherte spräche war, sobald das yolk sanU
wurde, weil der anbaa von getreide and reis an der BohoUe fiMdiiillk
wol auch einer bleibenden Überlieferung von generation wn gm
ration, und einer erhaltung durch die schriftsehr fthig, abcrai
aiphabet hätte ihr gepasst wie ein rock dem äffen« die wnnddhi
lieszen sich durch bilder malen, z. b. \y der ochs oder dar pfliig h-
zeichnete zugleich das pflügen und pflügend, knn alle ereöhaiiiim^
formen des begriffis, aber den buchstaben 1 nnd j entaprioli Ui
bild der Wirklichkeit, die wurzeln verwehrten geradem eiiw Mf
lösung in ihre laute, weil sie bei verschiedener anaspradhe
denen sinn annahmen, die bilder dagegen genügten dem
nis und waren das natürlichste mittel der schrifb. keine
erfindung geht aber über das bedürfnis hinaus. — Die ■obnftnl
mit ihr die bildung ist in China wie in Aegjpten das eigentnm MT
priesterkaste , der mandarinen , geblieben, daher komint die ifr
Veränderlichkeit der chinesischen bildung. die mandarineii aiad ii
einzigen Staatsbeamten, über den unendlichen schwierigkeitanv'B
in der bilderschrift überlieferte erst einmal zn erlemeni
jede lust, sie auch noch zu vermehren, jeder sati in
sischen buche gibt neue räthsel auf. bis zum 26n Jahrs
bücher lesen imd nachschreiben zu können ist dort sohon
die masse des volkes übt nur die mechanischen thüaigkeileii
erwerblichen ezistenz, soweit sie sich in der fandlie forteben.
930 v. Chr. geb. ist die kunst mit geschnittenen holiplatt»
drucken erfunden, aber seit reichlich 2000 jähren ist die
gegen 400 millionen menschen , trotz innerer revolntioiien
selben stufe des lebensgenusses und der arbeit stehen geUielMi*
Ich habe beim chinesischen länger verweilt, weU dasselbe
besten unterrichten kann, warum die menschen anf der
ihres Sprachenlebens nur eine bilderschrift, aber noeh kein üji/ktUt-]
«rfinden konnten, und inwiefern jenes mittel die künale
lebens zu erhalten wol geeignet, sie zu mehren hOchat invtoOikmmf^
ist. unvollkommen ist es, weil es ein geheimbeaits der
käste bleibt, weil es dem lernenden die ganze lebenszeit koaWi
der Überlieferung erst zu bemächtigen, weil es endlich lom
geistiger begriffe, denen keinerlei sinnliches bild entqprieUi
nicht eignet.
Auf der nächst hohem stufe des sprachenlebent rtehi fi*
Turanier, nomadische Völker, die Tartaren, ICalijen, tat0»
Türken und Ungarn, ihre sprachen nennt man agglnfeinaim (0*
leimende) oder endungssprachen, weil sie ausser den b^griflUtf
Wurzelsilben, welche unveränderlich sind, andere, ihres begriflMki^
Sinnes entkleidete, blosze deutesilben anhängen, um die waadlntü
des dingwortes und Zeitwortes zu bezeichnen, im türkisohenilktCT
die Wurzel für ^lieben'; daraus werden durch blosze i aleimaag toa
Ueber unsere schriftzeichen. 4äl
«■dangen 36 andere Zeitwörter abgeleitet und jedes verbum wird
«jeder regelmftszig auf dieselbe weise coi^'ogiert : sey-er-im ich liebe,
I0f-er-sen du liebst, sev-er er liebt, sey-er-iz wir lieben, sey-er-siz
ihr liebt , sey-er-ler sie lieben, 'die toranisohen sprachen sind alle
vm sehr dorchsichtigem sjstem, aber unter einander in den formen
gewilüg yerschieden, weil während des nomadischen lebens die
dntasilben sich rasch abnutzten und jede unyerständlich werdende
im durch neue, leichtere anleimungen wieder ersetzt wurde« alle
toinischen yölker haben, wenn sie endlich zu festeren Wohnsitzen
tbffgiengen , yon den anwohnenden yölkem sich deren aiphabet er-
hvgt, weil aber keine Stetigkeit der erhaltung oder entwicklung
der spräche lag, sind ihnen die frflchte der bildung fremd ge-
die Türken haben nur den arabischen koran. Ungarn allein
«heint sich aufsurafifen.
üeber die turamsche stufe haben sich auf der ganzen erde nur
zwei YÖlkerfamilien zu organischen Sprachgebilden erhoben: die
Arier und die Semiten, die Arier sind die stammyäter der Inder,
Parier, Kelten, Römer, Griechen, Germanen und Slayen. sie mögen
ii einer urzeit mit den stammyätem der semitischen Araber,
Hstater, Phönizier und Assyrier zusammen gewohnt haben, nach-
her durch eine grosze klufb staatlichen lebens yon ihnen getrennt,
haben sie mit verschiedenen Wörtern und yerschiedener gnunmatik
Ansprache ausgebildet, gemeinsam haben sie dies, dasz sie mit
ien Wurzelsilben andere an sich nicht bedeutungslose endungen un-
•aflOslich derart yerbanden, dasz die bestandteüe der neuen Wörter
ftce lelbst&ndigkeit und ihr einzelleben yöllig yerloren, indem die
Biaen Wörter bis zur Unkenntlichkeit sich yon ihnen entfernten, im
:iMikrit, der spräche der alten Indier, erkennt man noch, wie die
^4idination und conjugation aus der ansetzung yon hinzeigenden
)hi an die begrifflichen entstand, da ist die arische wurzel Air
l'; Sanskrit da-d&-mi geben ich, da-d&-ti geben er ■■ griechisch
-mi, di-dö-si «s lateinisch do, dat. schon im lateinischen ist da
Verschmelzung d6r demente ganz unkenntlich, aber der form«
ied gewahrt, ein paar beispiele mögen Ihnen zeigen, dasz
die Wörter selbst, nicht blosz ihre formen, ein früher gemein-
leben der Indogermanen noch immer bezeugen: sanskritdama
i) ist S9 altpersisch dema, keltisch daimh, griediiioh döma,
:h domus, im deutschen aber ist das wort erst zu ümber, dann
>i Zimmer geworden, das haus der uryäter ist uns nur noch ein
linimer. der bruder ist sanskrit bbrätha, altpersisch br&tar, latei-
Üch frater, slavisch bratru, gotbisch bröthar, althochdeutsch bruo-
Itf. als die Arier in seszhaftem leben die ersten künste friedlicher
Mtur entwickelten, wurde ihrer spräche für alle Zeiten der Stempel
l^r höheren Vernunft aufgeprägt, obwol ihre grundwörter auch
Iben wurzeln gewesen waren, reichlich 500 an der zahl, wurden
ftb aus denselben von vorn herein die Terschiedenen wort-
Imssen, die noniina, verba und form Wörter mit so innerlicher
i
428 üeber unsere schriftzeichen.
energie und biegsamkeit unter einander verschieden abgeleitet, das
sie gegenseitig formell selbständig dastanden , ohne von ihren Stoff'
liehen elementen abhängig zu sein und ohne, wie bei den AQg3rpten
oder Chinesen, zugleich den gegenständ, die eigenschaft und £•
thätigkeit bezeichnen zu müssen, oder, wie bei den nomadoi, im
einen bestandteil immerfort durch einen andern zu ersetsen. dienr
war aber, wie die that, so das gepräge einer geweckteren ventmit
denn wie unendlich viel begriffliche Unterscheidung hat sich in jflM
wortclassen mit ihrer organischen flezion den folgenden geechM-
tem zu bewustlosem und mühelosem empfang doch M^on il^
lagert! — Als ein volk mit solcher spräche durch die erfordenÜMi
eines ackerbaulichen und commerciellen lebens zur erfindmig is
Schrift veranlaszt wurde, konnte es unmöglich mit einer bilder- ml
Silbenschrift sich begnügen oder auch nur fertig werden, die «o*
zelnen Wurzelsilben hatten ja gar keine selbständige bedeafang
mehr, wenn wir die Wörter *sich', ^sein', ^selbst' ansspreohen, mr
fühlt es noch , dasz sie von derselben hauptwurzel aasgegangen fliil
und nur ihre endungswurzeln sich ursprünglich untersäiiedaii
solche Wörter wären im chinesischen, wie im türkischen eine reio0
Unmöglichkeit, sie könnten weder durch 6in bild , iiooh dnroh öi»
Vereinigung eines wurzelbildes mit einem endongs- oder dentcUU
geschrieben werden, wir zeigen wol durch einen schnh noch imBur,
dasz einer schustert , aber dasz einer geschustert hat oder sehuten
wird, kann das bUd des schubs uns nicht verdeutlichen, fiesaboist
In den indogermanischen und semitischen s^Nrachen von anfwig tt
nicht das wortatom gewesen, da haben Sie den innerlichen, iwingot-
den grund, warum die fiectirenden sprachen, wo auch immer sie Ml
zum bedürfnis der schrift sich ausgelebt hauen , sofort in den Im*
ten der wirklichen wortatome sich bemächtigen musten. dadank
gewannen sie statt vieler hunderte von bildem , die sich ihnen dv>
boten , die wenigen , leicht faszlichen zeichen eines alphabets. dN
letzten schritt in der erfindung des heutigen alphabets haben &
arischen Griechen gethan; ihnen- gebührt die ehre dessen, irowt
jede elementarschule ihren Unterricht beginnt, die PhOnizier hitlBi
eigentlich die aus Aegypten geschmuggelte waare nur handelsnlBV
benutzt und verbreitet und mit neuer etikette versehen, die Gli-
chen brachten mit den vocalen erst System und leben in die saeke.
sie übten die schrift; nicht zum zwecke bloszer tradition, senden dl
allgemeines mittel der menschlichen bildung und Vernunft vt
hülfe der schrift, der eine auf den ergebnissen des andern fort*
bauend, haben sie alle Wissenschaften und künste erfänden, nieU
zu kastenmäszigem gebeimbesitz, sondern zu öffentlichem gemflt*
gut. jeder trug in sich gleiches recht zu priesterlicher wttrde.
Von dieser zeit an gewinnt das aiphabet seine weltgesducttr
liehe mission. es wurde den Eömern überliefert, damit diese es n-
samt den geistigen schätzen, die darauf gebaut waren, in der gum
damals zugänglichen weit verbreiteten und der religion die wege
Ueber unsere schriffczeiclien. 429
Wmten, welche ihren jungem befiehlt, nicht mehr zu herschen, son-
4vii zu dienen, und jedwedes, das sie zmn heile dienlich weiss, alle
MBschen zu lehren, und nun strOmen die schätze der christlichen
Udong in die uralten statten heidnischer macht wieder zurück, all-
ibonU erscheinen die missionäre, gesittung und aufklttrung zu
kiogen, und das erste, was sie die beiden lehren, ist gotte« wort,
tbibel, in der landessprache und in europftisoher schrift die
doner brittische bibelgesellschaft hatte bis 1854' schon 26 mil-
Sonen bibeln in 177 Übersetzungen und 150 sprachen gedruckt, mit
wnchiedenen alphabeten; da berief 1854 unser landsmann Bunsen
«Bsn congresz der hauptsächlichsten missionsgesellschaften nach
Lo&don , auf welchem für alle ferneren publicationen von dem Ber-
liaer professor Lepsius ein musteralphabet für alle sprachen der
weit mit lateinischen buchstaben vorgelegt wurde, dieses muster-
alphabet ist seitdem In Europa zu immer allgemeinerer geltimg ge-
kagt. es ist anerkannt als eine genügende und als die geeignetste
fnmdlage der künftigen weltschnft. alle sprachen, welche noch
krine andere litteratur haben, werden , wie man hofft, nie einer an-
cbn tchrift sich bedienen, von 250 sprachen der weit wurde mehr
ib die hälfte vor 10 jähren bereits in dem Lepsiusscheu aiphabet
ftdroekt und gelesen; jedes folgende jähr hat neue eroberungen
dMelben gesehen, es ist ein ziel der menschlichen entwicklung,
te Qinstmals eine religion alle menschen verknüpfe, viele andere
äaigungspuncte müssen dem vorausgehen, schon bringen im dienste
in handeis dampf und electricität die enden der weit in ungeahnte
MBib; es wird keine ewigkeit mehr dauern, dass jemand, wenn er
üaeqprache lesen gelernt hat, auch alle oder die meisten anderen
Ipnchen zu lesen verstehen wird.
^ Die ursprüngliche erfiudung der schrift hat eigentlich nichts
iMiiles, wie Guttenbergs erfindung der druckerei oder die e&t-
iidnmg von Amerika , oder die reformation. sie hat noch keinen
lUter anders als zu dem bekannten räthsel von den 18 fremden
|MiUen und ihren 5 dolmetschen! begeistert* während ein genie
Hfc eingeborener geisteskraft eine arbeit von generationen voraua-
lat, entstand der gebrauch der schrift, weil daa schreiben und lesen
pk doch gegenseitig bedingt, in ganz allmfthliöher, langsamster ver>
Eiitang. wenn trotzdem, dasz etwas geniales nicht nun gründe
P|t, die Wirkungen der schrift heute nicht nur die weit umge-
lUten , sondern jeden einzelnen auf eine höhere stufe der vemunft
kheben, so musz sie schon aus den edelsten vernunftrieben ur-
Irfinglich hervorgeflossen sein, und so ist es in der that dann
MBU zwar der wesentliche unterschied des menschen vom thier in
iir spräche an sich, in dem vermögen , seine Wahrnehmungen selbst
llMkffend auf andere wesen zu übertragen besteht, so bleibt doch
lies vermögen, ungereizt, in dem niedrigen kreise sinnlicher be-
k * Lepsius Standard aiphabet 1863 ist benutst.
l
430 Ueber unsere scliriftzeichen.
dürfnisse. der wilde hegt keinen gedanken, kein geftüil, kana
willen , der in die ferne , der in die zakunft reichte, seine woii»
richten sich nur an hörende, das gesprochene wort schellt nnmittdl-
bar zum freund oder feind hinüber, eine zeichnong von bildem ü
schon eine künstlerische regung, sie dient, wie dergesengdemokn^
so dem äuge , den innerlichen eindruck der dinge gleichsem wiedv
fremd und gegenständlich vorzustellen, auf dasz der geist die fi%
heit des nachdenkens darüber gewinne, daher ist audi eine scUft
mit wortbildem nirgends in einem yolke geübt, wo niöht ans Mm
Wohnsitzen heraus eine mOglichkeit besdbaulichen lebens sidi mUr
wickelt hatte, mit dem vemunfttriebe, der die knnst sa leidiMi
entdeckte, verbindet sich nun bei der schrift, da diese wesenfliflh
ftlr andere geschieht, der innerlichste quell des mensehlicfaen IbImh^
der trieb der liebe, die, von gott in unser herz gepflanzt, jedei i^
lebte, erlernte, gewollte gleichgesinnten mitzuteilen dringt, wlhivl
aber das wort in grOszerer entfemung des ortes oder der seit ragt
hört verhallt, können durch die schrift auch örtlich entfernte ft»
empfindungen tauschen, zeitlich entfernte ihre caltnr den koniMi'
den geschlechtem übermitteln, das geschriebene wort spriolita
allen gegenden und Zeiten, wichtig ward daher die knnst des kiM
erst da, wo das ackerbauliche leben eines volkes nnter mlcfatigM
regenten eine geschichtliche Überlieferung hervorrief! die boik-
staben heiszen lateinisch litterae^ und sehr passend verstehen ^
lateiner darunter nicht nur die demente der schrift, sondendki'
darin niedergelegte wissen, die gesamte sprachlidie bildong uid
litteratur. — Wenn eine litterarische bildung den werdendoi g^
schlechtem zur mitgift angesammelt wird , ^o wirkt diese wiedcnn
veredelnd auf alles kommende leben , erhaltend und schütwnd tff
die spräche selbst zurück, denn die schrift ist für eine spräche, wii
schon vorher gesagt ist, was das laubdach für den bäum, bietet bA
dem bäumlein kein licht und luft zur entfaltung seiner krOBS, ^
vergeht es schnell, jede spräche lebt sich, wie der banm,'»11inlliM
und unaufhaltsam aus , aber je mehr sie eine classische littendnr 6^
zeugt, desto kräftiger widersteht sie dem nagenden lahne der mL
wie wenig ist unser hochdeutsch seit Schiller und Lessing yeribitetl
dagegen bei den wilden Amerikas ändert sich die spräche Cut llf
lieh, ein missionär schreibt über ein wüstenvolk Südafirikaii te
der schrift und der schule entbehrt: *die vereinzelten dorfbewokiV
sind gezwungen , von ihrem geburtsdorfe aus die wildnis oft *■
grosze strecken zu durchziehen, dann begeben sich yftter nnd rntttt*
und alle, welche eine last tragen können, wochenlang anf dieniK
und lassen ihre kinder von einigen schwachen alten beaafincUigek
der kleine nachwuchs , von dem einige zu lallen anfemgen , wtinrfld
andere gerade einen ganzen satz fertig bringen, nnd die nodhiUei*
sich herumbalgen und mit einander spielen , diese einSftchen UbIv
der natur gewöhnen sich den lieben langen tag an eine selbst"
erfundene spräche, die beweglichen mit geläufigerer snnge
üeber niiBere Bchriftzeicheii. 431
1 m den weniger reifen herab , und so geht ans diesem kinder-
lel ein dialekt mit einem bunten gemisch von Wörtern nnd phrasen
rror, die regellos an einander gelmüpft werden, nnd nach dem
starben einer generation ist der Charakter der spräche total ver-
dert'
Idi habe Ihnen in der einleitnng gesagt, dass die heutige be-
aehtnng uns vielleicht zu auffallenden wünschen fahren konnte;
k kann es mir nicht versagen, deren zwei noch aus -dem vertrag
I feigem: der erste betrifR; unsere deutsche druckschrift, der zweite
schreib- xmd leseunterricht.
Die gebrüder Orimm, und nach ihnen viele gelehrte, verlangten,
solle die deutsche druck- und Schreibschrift, weil sie doch nur
ü den lateinischen buchstaben verderbt sei, ganz wieder verbannen
■d sich durchaus nur der letzteren , zumal sie runder und schöner
Ann, bedienen, damit hatten sie wol recht der altnationalen
neaschrift gegenttber, welche, auf buchenstftbe (daher buchstaben)
IHdmitzt, zu priesterorakeln gedient hat, die aber um so weniger
«dient, der Vergessenheit entrissen zu werden, als sie audi wol
idits weiter ist als eine entstellung der griechischen buchstaben.
kr unser jetziges schriftsystem , da es von einem lebenden volke
i tiglichem gebrauche geübt war, hatte ein recht des bestehens wie
ris sndere sitte. vollends war es unmotiviert, die logische unter-
Mdung der dingwOrter von den übrigen durch grössere schrift
dider ganz zu verbannen, wenn dennoch die lateinischen lettem
m jähr zu jähr im deutschen druck an herrschaft gewinnen, so hat
H jetzt seine volle berechtigung aus der wahrscheinlichen bestim-
Wmg der lateinischen schrift zur weltschrift. unsere deutsche litte-
hr hat mehr als jede andere einen kosmopolitischen beruf, sie ist
knfen und verpflichtet , an dem gedankenverkehr der übrigen völ-
fer beherschend teilzunehmen, das deutsche aiphabet aber ersdiwert
In fremden das lernen unserer spräche; erschwert es doch uns
Ibst in der elementarschule das erlernen unserer eigenen spräche;
jü damit komme ich auf das zweite:
^ Man möge es mir als lehrer zu gute halten, wenn ich schliesz«»
1^ diese pftdagogische seite der frage hervorhebe. *wir alle, denen
k deutschen schriftzeichen lieb sind, wie eine traute erinnemng an
II eigene kindheit, wie viele mechanische mühe hfttten wir erspart,
Im wir statt der deutschen kleinen und grossen, geschriebenen
M gedruckten, und der lateinischen kleinen und groszen buch-
Vben nur die letzteren hätten lernen dürfen , statt sechs alpbabete
■r zwei ! denn für das kleine kind sind wirklich alle jene alpha-
jls verschieden , jede mechanische erleichterung aber ist ihm ein
ibtiger gewinn. — Man bedenke doch nur, dasz das kind in seiner
lache, also in seiner Vernunft, dieselben schweren stufen der ent-
Iklung durchläuft, wie die menschheit vor ihm in Jahrtausenden
kum hat. mit dem zustand, worin Adam und Eva lebten, beginnt
lien weg seines lebens. in unschuldsvoller heiterkeit träumt es
432 Ueber unsere sehriftzeichen.
dahin, das heimatliche zimmer ist sein paradies, der weihnaehtsi
bescheert ihm alle thiere in friedlichem verein, bild und ding
ihm noch gleich, es wundert sich, wenn es einen lebenden ]
sieht, dasz er die beine rührt, nur wo sein sinnliehes bedit
waltet, da erwacht sein begehren, wo es befriedigt ist, seine
erst wenn es sich der yerschiedenheit seiner person von anderen
wuszt wird und 'ich' sagt, gesellt sich der eigenwille und bald i
die Sünde seiner seele zu. es spricht in endongeloBen b^
Wörtern, wie die Chinesen, und stellt nur das subject voran: m
gut! zucker süsz! mama geben zuoker! — dann folgt einnoD
sches leben, wo der familienvater zum herm wird nnd swisc
fremden das faustrecht gilt, zu dem bedürfiiis der nahnmg tritt
trieb hinzu, die körperkraft zu üben, sich zu recken und zn stred
über die natur oder über schwächere zu heredien. das sind
ersten flegeljahre, die ohne den stock gerechter weise kaum vori
gehen, der augenblick regiert die kinder auf ihrer toraniBehen iti
sie fühlen schon, dasz ihre spräche aus flectierten Wörtern bell
sie gebrauchen und vergessen endungen und ilexionen. — Aber
wenn das seszhafte leben in der schule beginnt, ersohliesit sidi
herz der gewohnheit, deutlich und richtig* zu sprechen, in d
periode tritt dann die erfindung des lesens und scdireibena. anoh i
fioU noch ,. wie die neuere pädagogik mit recht betont, mit bilc
und anschauungsmitteln nicht gekargt werden; blosz meebutfi
wissen vergiszt der knabe ebenso leicht, wie der nomade seit«
Wörter, darum sage ich auch , weg aus der schule mit den fl
flüssigen alphabeten ! noth'wendig ist nur das lateinisöhOi das s
auf der ganzen weit gebraucht wird, das lernen überfiflssigarzek
ist ein hemmschuh für eine gesunde Übung der kraft, hierin \
zu leicht an der kindlichen seele gesündigt, und nur zu oft der gi
zu derjenigen flüchtigkeit gelegt, welche das hauptleiden um
Schüler ist. — Das deutsche volk hat in maasz und gewidik
zeichen der übrigen weit angenommen, warum sollte es nidit a
wenn wir es auch kaum erleben werden, auf gesetzgeberisehemu
eine einfachere schrift und eine gleiche rechtscbreibung einf&l
können? geehrte Versammlung! nicht alle Wünsche, dk i
hegen darf, sind erfüllbar, möge mir aber der wünsch erfttUt B
dasz Ihnen der behandelte gegenständ teilnähme eingeflOszt.
Husum. P. D. Gh. Hsmnies
0. Schneider: Isokrates ausgewählte reden. 438
34.
'ES AUSGEWÄHLTE REDEN. FÜR DEN SCHULOEBRAÜOH BR-
ciT VON DR. Otto Schneider, Professor emerit. am
NASivM zu Gotha, erstes bandohen. Demonious, Eua-
AS, Areopaoiticus. zweite AUFLAGE. Leipzig, B. G. Teubner.
. VI u. 117 8. 8.
3 in zweiter aufläge vorliegende erste bändchen Isokniteisoher
ftt ref. in erster aufläge wiederholt und öfter in der secunda
igen gymnasii gelesen, wie der herausgeber im Torworte
btig bemerkt, so ist diese bearbeitung in doppelter hinsieht
nlausgabe; einmal, weil sie bestimmt ist, dem scholzwecke
m , sodann weil sie unmittelbar eine frucht der schule ist.
iden seiten hin ist denn diese bearbeitung eine vortreffliche
en. nur darf man nicht vergessen und übersehen, dasz diese
m leuchtendes muster von tiefen kenntnissen in der griechi-
»rache, von allseitiger gründlicher belesenheit in den alten
a, einen reichen schätz von feinen bemerkungen bietet, die
enmerk anderer tüchtiger gelehrten in der weise auf sich
8z wir, z. b. in der trefflichen bearbeitung Demosthenischer
on Behdantz , vielfache Verweisungen auf unser vorliegendes
iden.
le besondere zierde des buches, durch die es sich vor andern
sgaben auszeichnet, besteht darin, dasz 0. Schneider auf aus-
lete leistungen im gebiete der philologie hinwies; er glaubt,
t unbestrittenem rechte, so seine ausgäbe nicht bloss ftlr
nere schüler, sondern auch für angehende lehrer brauchbar
t zu haben.
nken wir also dem herausgeber für seine treffliche bearbei-
md wünschen wir, dasz das buch in weitester Verbreitung
sn stifte , den es zu bringen durchaus mächtig ist« der tezt
wenigen ausnahmen, der von Baiter und Sauppe.
snn ref. einige bemerkungen folgen läszt, um nicht gaas
kuic vom herausgeber zu scheiden, von denen vielleioht die
er die andere berücksichtigung verdient, so sollten di^
ich nur ein kleines zeugnis davon ablegen, dasz er sich. schon
e seiner Schulzeit unausgesetzt mit Isokrates und den andern
ichen Schriftstellern der dekado beschäftigt hat. den anstosz
rorzugung gerade dieser Schriftsteller gab wiederum Rost,
i uns den Panegyricus in der trefflichsten, gewinnreichsten
IB.
1 1 , 4 : TOCOUTiu — öcov Vgl. uoch Isokr. 8, 47 tocoüt({i —
«ivoi ^€v — f)|Li€ic be. für TOcoöTOv — öcovirep vgl. 12, 121
•V ßeXTiouc, ocovTTep biev^T»^oiev ; 8, 47, Plut. Pompej. 77
Ihf — öcov Ol ^^v — Ol hi.
■k. f. phil. u. päd. II. abl. 1875. hH. 9. 28
i
434 0. Schneider: Isokrates ausgewählte reden.
1, 11: beiTMa, Aeschin. ep. 12, 4, Plut. Nik. 29, Pompcg. 36,
Luk. Skjth. 7, und in dem bekannten schol. toO oIkou b€CT|xa 1K|H-
(p^pujv.
1, 10: T^V€i, vgl. auch Plut. de his qui sero (Wyttenl). HI)
12 : Y^V€i [xi\ oubfcv AlciüTTtjj TrpocrJKUJV, An*. 2, 16, 4.
1, 13: Ta TTpoc Touc Oeouc, ganz so 2, 20, noch treffender ftr
den sinn der stelle Demosth. 3, 26 rd bk irpöc TOuc Oeoik €iciEfik\
Isokr. 11, 15.
1, 19: diraTT^^^^cOai , vgl. ^iribciicvucdai Is. 9, 4, XeiulCeB.
2, 1, 21 (Kühn) = denuntiare, Piderit zu Cic. de or. 1, § 103.
1, 29 : KOivrj, lies Is. 10, 40; zudem vgl. noch fELr den gedaskn
Plut. Oth. 13 KOivfiv f) TuxTi irap^xo^ca teuTf|v irficiv, L78.or. 2,10
Xdc iv TUJ TToX^jLltjJ TliXOC KOlvdC VCfltZcVTCC.
1, 36: ßeßaiOT^pav, Aeschin. 2, 173 -rtiv btiMCKporiav ßepotoc
f Xeiv, Plut. Philop. 5 Tfjv TTÖXiv ix^iv ßeßaiÖTcpov, Ib. 6, 87; 16, J8.
1, 37: KttTacTaGetc, Is. 2, 4; 8, 50, zu KaTdcraac 3, 55.
1, 43: TT€Trpu)|Li^vr], die jedem zugeteilte ^otpa; daro vgl 19,29.
1, 44: TTpaTMOcreiac, 2, 18 stehen sich gegenüber iproda-
•npaTMareia.
1, 48: ekÖTUJC, lies 15, 136.
1, 46: elXiKpiveic, Xen. Cyr. 2, 4, 29 Twv bwoTurrdTunftfi
7rpo0ij^u)v.
1, 49: Sttou, vgl. 5, 120, 140, 142.
1, 50: dTT(, T^jLivdZiecOai 2, 35, bibdcKCiv Aescb. 3, 18.
1, 52: dTTiKpareiv c. acc. ist eine sehr seltene constmotioii.
Zu 9, 1: dTTiqpepo^^vujV , treffend 19, 33, Mfttzner ad Aoüpk*
s. 240, Aesch. 1, 40. 3, 77, Caes, 6, 19.
ILiouciKf), vgl. Lotholz zu Bas. s. 80; Thuk. 5, 16, 6.
9,2: €1 t(c dcTiv, vgl. Mätzner ad Lyk. s. 305 und treisi*
die ähnliche ausein andersetzung bei Tacitus Agr. 46 : *8i qw pf'
rum manibus locus , si , ut sapientibus placet non cnm corpore tf*
stinguntur magnae animae' usw. ; überhaupt ist diese stelle flir ^
ersten paragraphen des Euagoras sehr zur vergleiehnsg geeigaA
so z. b. 'nosque, tuam domum, ab infirmo desiderio et mnliihn^
lamentis ad contemplationem virtutum tuamm voces' usw.; A^
Apol. c. 32.
AeiTTcvT' oiibejLiiav — UTTcpßoXriv, Luk. Ikar. 7 koI |iiib6|ilw
ToTc fiXXoic UTTepßoXfjv diroXifiirdveiv.
irepi — bieXGeiv, Aesch. 1, 157 bieSi^vm ircpi ti&v trouitu^
9, 10: oub€v6c, lies 5, 27. der gedanke ähnlich 2, 48 und 49»
Tfl XÖ€i, vgl. 15, 94, 133.
9, 14: aux)Liu»v, siccitates, Caes.
9, 18: bir|V€TK6V, biaqp^peiv im lobenden sinne, Plat. ApcL
c. 23.
9, 21: TiTveiai, Plut. Pyrrh. 1, 4 dx bt xfic 4>e{aCTivovim
OuTar^pec, Stob. fior. I s. 176 (Meineke) o{Stoc ö ßui|iAc ircpläfiä-
0. Schneider: Isokrates aasgewählte reden. 435
>v TÖv KQipöv, ^v Jj TÖ xocjLia cuv^ßt] T€v&6ai, XiOivoc TiTveiai,
je h* übpicfi^vTic irpoOccjniac Trap€X6oua)C, xP^^^oc öpärm.
\ii\lovwc f| kqt' ävOpujTrov, Plat. Apol. c. 5, Jusün. 24, 8
yenem supra hnmanum modum insignis polchritadinis.
(prj^ac, treffend Xen. Hipp. 9, 9 (oi Geol) irdvra Icaci Ka\
Docrj^aivouci iL &v dO^Xuici xai iv kpoic Kai iv oiuivotc xal £v
fJMatc Kai iv öveipaci, Cjrop. 8, 7, 3, Mem. 1, 1, 3, Luk. Ikar.26.
9, 22 : TTiXiKOUTOic, lies ep. 8, 9.
xdXXoc xai ^|Lir]v xal cuicppocuvtiv , in anderer folge stehen
eee snbst. in der näheren erklärung; vgl. 4, 52; 15, 276; Plat.
Bmetr. 1.
9, 30: dv dccpaXeia, vgl. 7,7 und 9; 8, 90; 9, 69; 12, 233
id Xen. Hier. 2, 10 iv äcqpaX€i(jt xaGicrdvau
TauTiic Tf]c vuKTÖc, wie Ovid. trist. I 3: cum snbit illins
isiissima noctis imago.
bieXidv, Thuk. 4, 110 -rfiv iruXiBa bii^pouv.
9, 31 : Ti bei X^TOVta biaipißciv; 6, 104; 3, 63 ri bei ^cncpo-
»T€iv; Ae'sch. 3, 141 ti bei rä nXeiu) X^f^iv;
9, 32: Ktti ^övoc — Kttl fiei', so 7, 75, ep. 9, 4.
9, 33 f. : gedanke Justin. 37, 1 : ut non sui tantum temporis,
mun etiam superioris aetatis omnes reges maiestate superaverit.
9, 39: jLiTibfev uTrocT€iXd^€vov, Plat. Apol. c. 10 oöre ^iya
Ire c^iKpöv dTTOKpuipd|Lievoc tiü) Xifw oöb' i^irocTeiXdfievoc,
at Tit. 19, 2, moral. (Wjttenb.) I s. 229 TrofißricidZecdai Kai
jbiv UTTOCT^XXecOai, Aesch. 2, 70, Demosth. 4, 51; ttbrigens vgL
Bnote Jacobs Attika XXVII 1.
9, 39: dTußßdv€uC€V, lies Kühn ad Xen. comm. 1, 1, 18.
9, 40: XÖTUJV euperrjc: red^ttnstler. yergl. Aesch. 1, 166;
173, 200, 215.
9, 42: Kp. TTGieicOai Trepi, auch 2, 18.
9, 44 : ToG irpocduTTOU, der herausgeber citiert jetzt noch Menke
Lnkian Timon s. 147. ich weisz nicht, ob dort folgende stellen
km angefahrt sind : Luk. Ikar. 23, 30, Xen. Cyr. 1, 3, 9, Plat.
». (Wyttenb.) I s. 802.
9, 47: Tpiripeic £vauTniTif)caTO, vgl. Sommerbrodt zu Luk.
IT. 21 und Aesch. 2, 173, 174: T61X0C olKobo^efv, veuicoiKOUC
b5o^€iv.
9, 51 : TToXu Sv fpTOV €Tri, dafttr 15, 11 etri b* öv oö ^iKp6v
|0V. — fjXOov oiKrjCüVTec, Arr. An. 1, 26, 4: dirl oIkicjliüj dgf]X9ov.
9, 52: TToXXd KaiiupGuJKiJüC, Flut. Timol. 22 KttTiupGou jiiaXXov
»oral. III s. 986.
9, 53: ouK eqpGacav — xai, auch 17, 23.
9, 56: TTdXiv dv^Xaße, Xen. Cjr. 4, 6, 7, Plat. crit. c. 16 ivf^e,
ftoc 7T€pi TiXeiovoc TToioö, jLir|Te dXXo \xr\bkv irpö toO biKaiou,
kr. 4, 74.
9, 57 : ßaciXeuc, Isokr. 9, 20, 64; 8, 68 ßaciXeüc 6 jii^ac, Plat.
iL c. 32 ö |Li€Tac ßaciXeuc, Xen. Ages. 1, 6 ßaciXeuc ö TTepcuiv,
28*
i
436 0. Schneider: Isokrates ausgewählte reden.
Aesoh. 3, 132, 163 6 Tuiv TTepcdiv ßociXeuc, Arr. An. 1, 9, 2 |i^
ßaciXeuc.
9, 58 : irix tö ßaciXciov diriCTdc, so Xen. Cjr. 2, 3, 22 ^neibiv
KaTacTujfiev M töv bpöfiov.
9, 59: dK — TrpatMäTUüv, es ist also nichl nötig mit Wolf
öpfiTiGevTOC hinzuzusetzen nach analogie von 8, 116; reList gut
der ansieht Schneiders; für Wolf könnte sprechen 7, 7 Aoac€bai)i6-
vioi re tö ^^v iraXaiöv dK cpauXujv Kai TaTreiv<Xiv iröXeuiv 6p|U|-
O^VTCC — Kardcxov. — xaid fiixpöv, negativ schon 11, 31.
9, 64: Tf|V T^p TTÖXiv -^ clXe, Justin. 25, 4, Ptolemaeam tdeo
strenuum et manu fortem fuisse tradunt, ut nrbem Corcjnun com
sexaginta ceperit.
9, 65: ol ji^v Tdp elXov, C. N. Epam. 5 namqoe ille (Agi*
memnon) cum universa Graecia vix decem annis nnam cepit urbeOt
ego contra ex una urbe nostra dieque uno totam Ghraeciain libenvi*
9, 69 : diTiCTricuj Tf)V bidvoiav, das gegenteil steht 6, 8 dnocri)-
cai Tfiv bidvoiav tujv dxofievurv.
9, 71 : Ti Tdp diT^XiTrev eubaifiovioc; vielleicht eine nofolÜNr
die kraft der rhetorischen frage.
9, 72: cöiraibiac xal iroXimaibiac, wir: viele und gute kmd«r,
anschauung des Griechen?
Geöc Iv dvGpuuTTOic, ein gott in menschengestalt.
9, 73 : f)ToO|Liai usw., gedanke wie 15, 7 ; 2, 36.
TOTC TCXVlKlüC f XO^Cl, 2, 44 TOIV GÖTU) T€XVIKU>C Tr€Troiftfi^v»v.
9, 74: im toic fpTOic qpiXoTijiioujLi^VGUc , Mfttiner ad Lji
243, 316, Xen. Mem. 2, 6, 11 (Kühn).
9, 77: qpiXocoqplav , vielleicht so: zu s. 8 mit bezog aof dtf
weiter unten folgende usw. •
X^Y^iv Kai Tipdireiv, wie auch 5, 13; 15, 132: vgL ep. 9,8
7TpdTT€lV f| XeT€lV.
9, 80: 7Tapo£uv€iv, fehlt wol die construction mit diri, wie^
3, 4; 6, 12; mit dem dat. Lyk. 87.
7, 4: dvbeiaic, auch schon 2, 33 a\ ydp ^erptÖTfirec fifiUov
dv Tak dvbeiaic f| raic öirepßoXaic fveiciv.
7, 5 : ibc dm TÖ ttgXu, schon 2, 34.
7, 10: Güeiv, so Plat. Alkib. I 121« ßaciXdwc TeWeXiofa*»
Guei Kai dopidZei f] 'Acia, Luk. Gall. 9, 21, 26.
7, 11 : dvbpöc, treffend Aeschin. ep. 11, 10 icn hk Kol ndXctfC
Kai dvbpöc €Ö q)povoOvTOC fpTov, Isokr. 15, 250 t#|v iröXiv — *•*
bk (pp6\r\c\v dvbpöc.
biaXiTTÖVT6c, Aesch. 3, 220 el fif) cuv€X(£>c, dXXd biaXchnUV*
7, 12: bi€CKapiq)T]cd|Li69a xai bieXucajLicv : vgl. BehdantiD0>^
Olynth. II 9.
oubdva xpovov, Caes. 7, 24 ne quod omnino tempiis is^
mitteretur ab opere.
7, 16: dv T^vofievTiv, genügt die blosze verweismigaiif S^**
TÖV bfjjLiov KOTaTatiwv, opp. Aesch. 1, 173; 2, 174.
0. Schneider: IsokrateB ansge^HUilte reden. 487
7, 17: irap* Ik6vtu)v tujv 'QX^ivujv Tf|v f|T€iLiov{av fXaßov,
az 80 8, 30 irap* ^kövtujv toiv 'QXrjvuiv T#iv fiTCfioviav 4X6-
ifACV.
7, 20: 4£ouciav toC ttouTv, aber 3, 46 Xaßdiv b* iSoudav,
CT€ TTOuiv 6, Ti Sv ßouXuifiai.
7, 25: ^Tibev beojLi^vouc, lies: tragen.
7, 29 : äpx€c9ai, hier mit dem be^ff des heiligen, anfangs, der
eihe, Buttmann Lexil. I 26 (Xen. Cyr. 1,5, 14: drrö OeSv 6p-
k0at).
7, 32: TOIV oiKuiV Tüüv )Li£T<SiXujv , 8, 88 Touc oTkouc toOc
^iCTOUC
7, 32: TOUC bk KttT* djLiTTopiav dKir^^irovrec, TOtc 5* de xdc
iXac dpTaciac dq)op|Lif)v irap^xovTCC: vergl. die Shnliche stelle
irk. 57 TToic tap Ol) beivöv touc jifev dirl £|üiTrop(av dirobrvioOvTac
i€iib€iv inX Tf|v Tfic TTÖXeuic ßorjöeiav, toOtov bi ^övov — Kai
tT* ^pxaciav dKTrXeiv, Mätzner übersetzt: dasz dieser allein gar
Hü erwerb ausschiffte; Is. 17, 4. zu bemerken ist der regelmSszige
•brauch der verben der äuszeren bewegung mit 4k componiert»
7, 33 : buoiv Gdiepov irdGoiev, f| — fj *wo dagegen ein verbum
nzntritt, pflegt ein neuer satz mit f\ ydp — fi zn feigen', dazu
ll. Plat. Apol. c. 32 buoTv Tdp 9dT€p6v 4cti tö TeGvdvai- fi
«P— ^.
7, 36: Td irpöc cqpdc auTOÜc, s. zu § 31,
7, 41 : dOeXiiceiv, im wechselnden sinne Xen. Cyr. 8, 7, 26.
7, 60: 7rX€0ve£iaic — IcÖTTiTac, 4, 17 icojLioipf)cai — TrXeo-
Sac.
7, 60: Tdc icÖT. kqI Tdc 6^0 lÖT., Aeschin. 3, 83 Icoc Kai
KNOC.
7, 78: ö^oiac Kai irapaTrXiiciac (Entz ad SalL Cat. 14, 4),
HS. 5, 16, Isokr. 15, 192, Demosth. 3, 27.
7, 81 : eic toOto Td TrpdTM-i Aeschin. 3, 82, Demosth. 3, 9.
Zum index.
bibövai 7, 64; biacKapi(päc9ai 7, 12; KordcTacic 1, 37; 7,23.
kfOdvui — Kai 9, 53. — Die äuszere ausstattong des baohes T€r^
Mt volles lob.
Sondershausen. Gottlob Habticann«
35.
BER DIE FÜNFZEHNTE VERSAMMLUNG MITTELRHEINI-
BBER GYMNASIALLEHRER IN HEIDELBERG UND DIE
SCHÜLFRAGE.
' Bas (^esetz über das unterrichtswesen steht vor der thür, ei ist
l^b pflicht des lehrerstandes seine arteile und wünsche aotsn-
^hen. in diesem gefühle hatte die 15e Tersammlung mittelriieini-
l
438 Ueber die löe Versammlung mittelrh. gymnasiallefarer in Heidelberg.
scher gymnasiallehrer, welche am pfiogstdienstag in Heidelberg abge-
halten ist, folgende thesen zur debatte gestellt:
1) das gymnasium hat in jeder classe der mathematik nnd den Bat8^
Wissenschaften zusammen 6 stunden wöchentlich in iriduMii
welche von fachlehrem in methodischer weise aossonatien nni
bei erfüllung dieser forderungen erscheint dasselbe ala die beiti
vorbereitungsanstalt für jede art von wissenschaftlichen stadiei*
2] für höhere bildungszwecke ist neben dem gymnasium ein driBfW*
des bedürfnis die sechsclassige lateinlose realschnle mit der b^
rechtigung, ihren abiturienten ein zeugnis ffir den eiiyihngci
militärdienst auszustellen.
3) wirkliche einführung in das römische altertnm und genfigeod«
Verständnis der schwierigeren lateinischen selraliärifUteller
(Virgil und Livius eingeschlossen] können ohne kenntnis toi
friechischer spräche und litteratur nicht erreicht werden, ei M
ies einer von den gründen, weshalb die realschulen I ordimg
oder realgymnasien zu den ihrem lateinischen nnterricht in in
oberen classen gesteckten zielen nicht zu gelangen YermSgea.
4) wenn in einem gymnasium in folge von biforcation oder Ol
anderem gründe ein teil der schüler vom gpiechischen dlspendert
ist, so werden hierdurch der lateinische, der dentsohe und dir
geschichtliche Unterricht schwer geschädigt.
5) der Vorschlag, den fremdsprachlichen Unterricht im gymauini
mit dem französischen zu beginnen und das lateinische ent !■
einer mittleren classe folgen zu lassen, ist zurücktaweiies. fii*
für diese änderung geltend geroachten vorteile sind snm teil sii-
gebildet, teils stehen sie in keinem Verhältnis zu der sieheici^
starken Schädigung des classischen Unterrichts.
6) im Interesse gröszerer Vertrautheit mit dem altertnme, beütfcr
einsieht in die grundlagen unserer bildung, der weckong vd
Stärkung idealen sinns erscheint ein starkes betonen dei griaeU-
schen Unterrichts am gymnasium im allgemeinen geboten, ii^
besondere wäre eine Vermehrung der griechischen stunden isefc
an preusziscben gymnasien wünschenswerth; jedenfalls vb^
42 wöchentliche stunden in allen classen zusammengenoBM
das geringste masz, mit welchem man die notwendigen siele dei
griechischen Unterrichts erreichen kann.
Die Versammlung versprach von bedeutung zu werden, die obenUi
Schulbehörden von Baden, Württemberg, Baiem, Hesaen • Darmitodti
Rheinprovinz, Elsasz-Lothringen waren vertreten, dazu zahlreiehe diiw*
toren und lehrer ans diesen gegenden und Hessen- Nassau, andi dii
königreich Sachsen war vertreten darch Eckstein aus Leipzig, der !■*
fällig in Heidelberg war. endlich beteiligten sich einige profeewH
der Universitäten Würzburg, Straszburg und Heidelberg, die foraelli
leitung der Verhandlungen durch herrn director Uhlig (Heidelberg) vtf
vorzüglich — kurz der günstigen bedingungen waren viele: aber dtiaoA
sind die Verhandlungen eigentlich resultatlos geblieben, das lag H*
teil an der fassung der thesen. sie waren zu vorsichtig, nm UBiwti-
deutig zu sein, these 3 verurteilt das realgymnasinm und these t e^
wirft den plan zu einer reformierten realschule. aber es ist das nin|
klar ausgesprochen und auch in der debatte lehnte der referent, Gesu*
aus Frankfurt, diesen gedanken ab. man liesz deshalb these % tsdj
fallen und damit auch die abstimmung über die eigentlich breoseve
frage, indem man nur das verlangen nach mittelschulen ansipeA
welche ihre abiturienten mit dem militärzeugnis entlassen. hteiM
wurde von einigen das bedenken geäuszert, dasz durch err^tsig
solcher mittelschulen die allgemeine bildung der geschäftlichen beb*
herabgedrückt werden könne, im gegenteil, sie wird gehoben weiÄ**»
was nützt es denn, unsägliche mühe an die demente der alten spite^
[Jebar die 16e Tersammlung mittelrh. gymnasiallehrer in Heidelberg. 439
iSTorwenden, nm da abzubrechen, wo diese arbeit erst eben anfängt
rteht natsbar zu werden ? die geistige schalong ist nieht aosichlieszlich
u dts latein gebunden, über diesen tum gnten teil nutzlosen be-
■ikangen wird viel wichtiges und wesentliches Yersttumt. in der ge-
Mkiehte, der geographie, im deutschen sind unsere tertianer und seenn-
daaer stümper. eine gute mittelschule mit einer neueren spräche wird
tiie weit bessere allgemeine bildung gewähren als es die mittleren
dsiMo der gymnasien vermögen, strebsame und wohlhabende schftler
Verden dann nach der mittelschule auf einer fachschule fremde sprachen,
ipeeielle gebiete der geographie, der geschichte, der naturwissenschaf-
tez ziw. betreiben, die ihr beruf fordert, die andern thesen 1. 4. 6. 6
dtd angenommen, freilich mit einigen änderungen, die aber den sinn
siekt wesentlich berühren, am lebhaftesten war die Übereinstimmung
btt these 5, welche die Ostendorfschen vorschlage verwirft, die debatte
bichte hierbei bemerkenswerthe mitteilungen über ältere plane ähn-
Üflher art. sonst ist oft mit kleinen majoritäten oder doch nicht mit
te gefühl abgestimmt, dasz alle, welche gleich stimmten, nun auch
wiriüich einig wären in der praktischen erledigung der frage, gelegent-
Beb warf Eckstein die frage auf, ob das griechische dem latein in
iir Stundenzahl gleichzustellen oder gar vor demselben zu bevorzugen
nl Eckstein hat seine stärke bekanntlich ganz vorzugsweise im latei-
luelieD, deshalb ist es ein zeichen der zeit, dasz gerade von ihm diese
bderong zur erwägung gestellt wurde, femer wurde von zwei selten
rfse beschränkung der lateinischen stunden empfohlen, reichsschulrath
Btnmeister empfahl die einrichtung von Elsasz- Lothringen: 8 statt
iOitnnden. es habe sich gezeigt, dasz 8 stunden genügten, über diese
viehtigen dinge ist man hinweggegangen und redete hin und wieder
fter gmndsätze und methoden. das ist der hauptgrund, weshalb die
rtiismmlung resultatlos verlief, die thesen konnten sich schärfer fassen
■Men, aber die discussion muste sich auf klarstellnng des Sinnes be-
lArinken, alsbald hätte man mit namensaufruf abstimmen sollen, wer
B 10 oft und so lebhaft besprochenen dingen noch keine überzeugeog
{•vonnen hat, auf den kommt es nicht an. gewis sind solche ver-
iMmluogen zunächst dazu da, meinungen in der debatte auszutauschen
Hli zu vertheidigen, aber jetzt muste denjenigen männem, welche
tMB&chst über das Unterrichtswesen beschlieszen sollen, ein beitrag
(iKefert werden zur beurteilung der Stimmung der lehrerweit über die
Mügsten schulfragen, die so mannigfaltig zusammengesetzte Heidel-
MiVer Versammlung war dazu besonders geeignet, noeh besser aber
tfie et, wenn von den leitenden behörden frag^bogen an die einzelnen
Malten geschickt würden mit doppelfragen — so dasz dann die lehrer
Ui mit ihrer Unterschrift für die eine oder andere seite ansiosprechen
iNea. oder so, dasz angegeben würde, von so viel lehrem der anstalt
Itoiten so viel für diese, so viel für die entgegengesetzte ansieht.
t würde dadurch ein verhältnismässig dentliches bild von den mei-
m der lehrerweit über das latein in der realsehule, den lateinischen
Mbats, die erhöhnng der griechischen stunden, die Verwandlung der
tea in eine elementarclasse usw. erhalten, gewis können diese mei-
te|^n nicht entscheidend sein, das wird am wenigsten ein lehrer for-
Im — das urteil der fachleute ist ?on zu vielen dingen beeinfluszt — ,
W wichtig wäre es doch das urteil zu vernehmen.
Zum Schlüsse sei es dem ref. gestattet, hier einige sachliche be-
iHkiiDgen anzuknüpfen und zwar zunächst über die schrift von E. Lsas
pnasium und realsehule. sie hat das grosze verdienst mit nachdruck
Mit zu haben, dasz es notwendig ist den risz zu beseitigen, der durch
Ire bilduDg geht und in dem gegensatz von gjmnasium und reel-
le seineu ausdruck findet, der gebildete musz fähig sein, die ent-
duDg seines volkes auf allen gebieten mit Verständnis zu begleiten.
lalb darf auch die schule, so weit sie nieht fachschule ist, keinen
[
440 Ueber die 16e Versammlung mittelrh. gymnasiallehrer in Heödelbeig.
andern unterschied kennen als den der höheren und niederen ttnfe.
die Volksschule bildet die knaben, welche schon mit dem 14n jabre in
das leben übergehen, die mittelschule behält sie bis migeflhr sm
16n jähre und entläszt ihre abiturienten mit dem 'schein', «nf faeh*
schulen mancherlei art können dann beide kateg^rieen ihre bildoy
vervollständigen, die höchste stufe ist das gymnasinm, nntenehiite
nicht nar durch den um 3 jähre längeren cnrsne, sondern vor iHm
durch die einrichiung seines lehrplans. hier allein wird grieehiMfc wA
lateinisch gelehrt, aber auch keiner soll diese humanietische STOiidlagt
entbehren, der diese längste zeit auf seine allgemeine aosbiidirnff w-
wenden kann, das gymnasium musz deshalb alle diejenigen rorkeai^
nisse geben, welche notwendig sind, um den Unterricht an den n^
schiedenartigen faehschulen und vor allem den Vorlesungen der uifi^
sität zu folgen, das gymnasium leistet das jetst nicht in ffenfigeadir
weise, es hat noch zu viel von einer philologischen faehechnle, Lsas
hat einige änderungen im lehrplan vorgeschlagen, die ee dun aihr
befähigen sollen, diese vorschlage sind wohldurchdacht nnd- praktiiQk
durchführbar, doch bedarf es, glaube ich auch noch einiger andw»
vor allem der folgenden:
1) die sexta musz elementarclasse werden, der lateinUehe uti^
rieht erst in quinta begannen, die schüler der oberen claasen leigci
oft ganz überraschende lücken in sehr elementaren dingen, arge w*
wechslungen von Vorstellungen, die bei dem elementamnterricht gelliif
gemacht werden müssen, der grund davon liegt darin, dats die haifl'
kraft der schüler schon von dem lateinischen in anspmch genonHi
wird, ehe die elementaren kenntnisse und fertigkeiten befestigt sind, h
verdrängt dann eine Vorstellung die andere, es vrärd nur eingekn^
was eingeübt werden sollte, und schon von quinta an hören die^lsfü
der lehrer nicht auf über lücken an der und an jener stelle, ein gismr
teil der schüler musz dann in quinta, quarta und tertia die dopptlftt
zeit sitzen und der cursus der gymnasien dauert gewis für die «Uftt
nicht 9 sondern 10 jähre, für manche aber 11 und 12. nnd was hsbM
denn die meisten abiturienten an wirklich festem besitz von dem gii^
chischen und lateinischen? es ist herzlich wenig, man darf beaserai
erfolg hoffen, wenn eines nach dem andern gelernt wird, die wüli,
welche in sexta hierdurch frei wird, ist der sagengeschichte, der ■stl^
geschichte, vor allem aber dem deutschen zuzuwenden, wird das lateii
ganz abgeschafft, so sind 6 stunden nötig, will man Termitteln wA
4 stunden latein lassen, um die ersten anfange zu überwinden, so gt-
nügen 4 stunden deutsch, das lesebuch masz in sexta ein ksopt-
bildungsmittel sein, die begebenheiten und gegenstände der natu, ms
groszen Schicksale und die beiden der Völker macht es dem kaibti
bekannt, vor allem aber wird das Sprachgefühl gebildet nnd das fi^
stäudnis der regeln vorbereitet, die der knabe später lernt, deshalb mam
viel, recht viel gelesen und wieder erzählt werden. Yor allem aberoMi
dem knaben zeit und kraft gelassen werden, alles dies wirklich fai M
aufzunehmen, und sie fehlt ihm, wenn er das ganze pensam dessoti-
Spiesz verarbeiten soll.
Jetzt hat das deutsche in sexta 2 oder 3 stunden wöchentlid wA
in diesen stunden wird grammatik getrieben mit rttcksicht aaf te^
latein, dann Orthographie und interpunctionslehre, dann mfissea M-* *
dichte gelernt werden — was bleibt da noch an zeit für das lesebaMt
Wird durch solche änderung etwa heimlicher weise die azt an £s
humanistische grundlage des gymnasiums gelegt? gewis nicht. W
fähig ist zum studieren, der musz griechisch und lateinisch inSjahna
lernen können, wer das nicht kann, der ist eben nicht fUhig aui sfei-
dieren. und wie ganz anders lernen die jungen, die in den eleisatsa
sicher sind? jeder weisz es, der in quinta oder' quarta schüler
einer gpiten Volksschule erhielt.
Erklärung. 441
t) die zweite fordemng ist: in den oberen classen ist die prodaction,
K »ind die sogenannten freien arbeiten zu beschränken, vor allem
ilt dies Ton dem lateinischen anfsatz, der die beste kraft der prima
ir lieh in ansprach nimmt, ein tüchtiger lehrer wird die besprechnng
Bd correctnr lateinischer aufsätze zwar sehr anregend, sehr fruchtbar
■•eben können, aber einen anderen gegenständ nicht weniger, sondern
teit mehr, der lateinische aufsatz ist in neuester zeit so oft ver-
tbcidigty auch ist die macht der tradition in der schule so stark, dass
vol die meisten gegner öfter hin- und hergeschwankt haben, ehe sie
ra (ler Überzeugung kamen, er musz fallen, mir ist der letzte zweifei
iveh die prog^mnasmata von Moritz. Seyffert genommen, es sind das
Iraebttüeke aus musterbearbeitungen lateinischer aufsätze. wenn ein
■s feistroller mann und dazu ein so groszer Stilist dergleichen phrasen
■ebeibt, so musz wol in dem lateinschreiben selbst eine starke ver-
nehung liegen, leeres gerede zu machen.
3) das griechische ist dem lateinischen in der Stundenzahl gleich-
Mitellen nud im lateinischen selbst ist die einseitige rücksicht auf
■ÜUitische fertigkeit fallen zu lassen und mehr gewicht auf gute über-
Mtiang aus dem lateinischen in das deutsche zu legen, das griechische
iprieht für sich selbst, und auch für den zweiten satz nur einige werte
^r begründung. gewis ist die syntax und ist ferner die gewöhnung an
^ genaue auffassung und Scheidung des wortsinnes eine wesentliche
■afgabe des gjmnasiums, aber wir gehen darin zu weit, wir bemühen
^, den secundanern feinheiten des Sprachgebrauchs beizubringen^
•eiche grosze philologen des vorigen Jahrhunderts nicht beachteten,
Vtiui sie lateinisch schrieben, jene beherschten die spräche, unsere
l>bfiJer lernen feine brocken, und was ist das resultat? Waitz in Göt-
^gen, dessen seminar von sehr zahlreichen Studenten ans allen teilen
^tscblands besucht wird und meist von durchschnittlich wohlbegabten
M strebsamen Studenten, klagte mir einmal lebhaft, wie wenige der-
iiben einen lateinischen text geläufig übersetzten, und das gleiche ist
Üerer orten beobachtet, am meisten aber sieht man es auf der schule
t. und doch haben wir die letzte kraft der schüler angespannt.
SrRASZBURa im Elsasz. G. Kaufmann.
36.
ERKLÄRUNG.
' In dem vorigen jahrgange dieser Zeitschrift hat der unterzeichnete
Iten 'das lateinische vocabularium* behandelnden aufsatz veröffentliekt,
If welchen herr Studienlehrer Ludwig Mayer in dem programm des
nigl. Wilhelmsgymnasiums zu München am Schlüsse des Schuljahren
ilV74 'copia verborum, ein wichtiger teil der classischeu Studien* 8. 24
l^eist. wenn herr M. verwundert fragt, was z. b. vocabeln, wie for-
^ und tenax unter ein und derselben rabrik sollen, so hat er wol
Ersehen, d.-isz die vorgeschlagene anordnung streng alpha-
%ti3ch ist, also die Wortklassen (das substantivum und das adjecti-
iB) ebenso wenig ausscheidet, wie unsere progressiv geordneten wörter-
felber. herr M. hat offenbar nur nach dem anfange meines aufsatzes
I keft 4 geurteilt, da es möglich ist, dasz es auch anderen lesern
llter zeitschritt bei durchsiebt jenes heftes ergangen ist wie hm. M.,
iBiache ich auf diesen an* sich wichtigen umstand hierdurch nochmals
llhierksaro.
'-' Zur genugthuang gereichten mir folgende werte in The Nation
i 498, ^i'ewYork, Jan. 14, 1875, welche ich, da sie für die diesseitigen
I
432 Ueber unsere sehriftzeichen.
dahin, das heimatliche zimmer ist sein paradies, der weilmaohta:
besoheert ihm alle thiere in friedlichem verein, bild und ding
ihm noch gleich, es wundert sich, wenn es einen lebenden 1
sieht, dasz er die beine rührt, nur wo sein sinnliehes bedlL
waltet, da erwacht sein begehren, wo es befriedigt ist, seine
erst wenn es sich der yersdiiedenheit seiner person von änderet
wuszt wird und 'ich' sagt, gesellt sich der eigenwille und bald i
die Sünde seiner seele zu. es spricht in endongslosen begi
Wörtern, wie die Chinesen, und stellt nur das subject voran: m
gut! zucker süsz! mama geben zucker! — dann folgt ein non
sches leben, wo der familienyater zum heim wird und swisc
fremden das faustrecht gilt, zu dem bedttrfius der nahnmg tritt
trieb hinzu, die körperkraft zu üben, sich zu recken und zu stred
über die natur oder über schwächere zu hersehen. das sind
ersten flegeljahre, die ohne den stock gerechter weise kaum vorti
gehen, der augenblick regiert die kinder auf ihrer tonmiflchen iti
sie fühlen schon , dasz ihre spräche aus flectierten Wörtern bell
sie gebrauchen und vergessen endungen und ilexionen. — Aber
wenn das seszhafte leben in der schule beginnt, ersohliesit sidi
herz der gewohnheit, deutlich und richtig* zu sprechen, in d
periode tritt dann die erfindung des lesens und sdureibens. watk \
soll noch,, wie die neuere pSdagogik mit recht betont f mit UU
und anschauungsmitteln nicht gekargt werden; blosz meohsaiM
wissen vergiszt der knabe ebenso leicht, wie der nomade seltei
Wörter, darum sage ich auch , weg aus der schule mit den ti
flüssigen alphabeten! noth'wendig ist nur das lateinische, das»
auf der ganzen weit gebraucht wird, das lernen überfiflssigarflQC
ist ein hemmschuh für eine gesunde Übung der kraft, hierin i
zu leicht an der kindlichen seele gesündigt, und nur zu oft dergr
zu derjenigen flüchtigkeit gelegt, welche das hauptleiden ms
Schüler ist. — Das deutsche volk hat in maasz und gewkiit
zeichen der übrigen weit angenommen , warum sollte es mM v
wenn wir es auch kaum erleben werden, auf gesetzgeberischem n
eine einfachere schrift und eine gleiche rechtschreibnng enfU
können? geehrte Versammlung! nicht alle Wünsche, die i
hegen darf, sind erfüllbar, möge mir aber der wünsch carfUH i
dasz Ihnen der behandelte gegenständ teilnähme eingeflOsst
Husum. P. D. Ch. HnnmiM
0. Schneider: bokrates aatgewüUte reden. 433
34.
»KBATES AUSGEWÄHLTE REDEN. FÜR DEN fiOHULOEBRAüOH BE-
KLART VON DR. OtTO SCHNEIDER, PROFESSOR EMERIT. AM
OTMNASIUH ZU GoTHA. ERSTES bXnDCHEN. DeMONIOUS, EuA-
OORAS, Areopaoiticus. zweite AUFLAGE. Leipzig, B. G. Teubner.
1874. VI u. 117 8. 8.
Das in zweiter aufläge vorliegende erste bändchen Isokrateischer
den hat ref. in erster aufläge wiederholt und öfter in der secunda
m hiesigen gymnasii gelesen, wie der herausgeber im Torworte
hr richtig bemerkt , so ist diese bearbeitung in doppelter hinsieht
ne Schulausgabe; einmal, weil sie bestimmt ist, dem schulzwecke
I dienen, sodann weil sie unmittelbar eine frucht der schule ist.
ich beiden selten hin ist denn diese bearbeitung eine vortreffliche
II nennen, nur darf man nicht vergessen und übersehen, dasz diese
d)eit, ein leuchtendes muster von tiefen kenntnissen in der griechi-
dien spräche, von allseitiger gründlicher belesenheit in den alten
hiechen, einen reichen schätz von feinen bemerkungen bietet, die
Im augenmerk anderer tüchtiger gelehrten in der weise auf sich
Pg, dasz wir, z. b. in der trefflichen bearbeitung Demosthenischer
fiden von Behdantz , vielfache Verweisungen auf unser vorli^endes
«eh finden.
Eine besondere zierde des buches, durch die es sich vor andern
■dralaosgaben auszeichnet, besteht darin, dasz 0. Schneider auf aus-
Itteichnete leistungen im gebiete der philologie hinwies; er glaubt,
Bid mit unbestrittenem rechte, so seine ausgäbe nicht bloss ftlr
Msamere schüler, sondern auch für angehende lehrer brauchbar
^ttacht zu haben.
Danken wir also dem herausgeber für seine treffliche bearbei-
VBg, und wünschen wir, dasz das buch in weitester Verbreitung
|tt Segen stifte , den es zu bringen durchaus mächtig ist« der tezt
Hk mit wenigen ausnahmen, der von Baiter und Sauppe.
Wenn ref. einige bemerkungen folgen länt, um nicht gaas
|pU|ißöXu)c vom herausgeber zu scheiden, von denen vielleidht die
■e oder die andere berücksichtigung verdient, so sollten di^
Mnn auch nur ein kleines zeugnis davon ablegen, dasz er sich schon
A ende seiner Schulzeit unausgesetzt mit Isokrates und den andern
iHechischen Schriftstellern der dekade beschäftigt hat. den anstosz
■r bevorzugung gerade dieser schriftsteiler gab wiederum Rost,
^ mit uns den Panegyricus in der trefi^lichsten , gewinnreichsten
'•ise las.
Zu 1 , 4 : TOCOUTUJ — 6cov vgl. noch Isokr. 8, 47 tocout({i —
^v dK€ivoi jn^v — fmeic bL für tocoOtov — öcovirep vgl. 12, 121
öcoÖTOv ßeXtiouc, öcovTTcp biev^TKOiev; 8, 47, Plut Pompej. 77
•coÖTOv — öcov Ol ixi\ — Ol bi.
"•Jahrb. f. phil. u. päd. II. abt. 1875. hfl. 9. 28
i
444 Philologische programme der provinzen
logen zu denen seiner spätem dramen fortgeschritten. Tielleieh
sogar wahrscheinlich aber hat Thespis Vorgang ihm gar nicht
geschwebt, sondern er ist von selbst auf diesen weg gekommen h«
den epischen gedieh ten besonders der kykliker. darauf setil
Voss mit Beruh ardy, der in den prologen bei £. vielmehr einleit
von historischen büchern als von epischen dichtongen sieht, mneeia
Bemhardy wird widerlegt, den schlusz macht eine erörtenuog der ;
hat £. mit den prologen den zweck erreicht, der ihn an ihre
führung veranlnszte, und die frage wird bejaht und endlich E.
den Vorwurf vertheidigt, als habe er durch die prologe einen fei
der dramatischen composition gemacht, wobei verf. auf den wesenl
unterschied zwischen dramatischer composition bei den alten i
der neuzeit genau eingeht, anhangsweise bespricht verf. noc
prologe der Iph. in Aul. und des Rhesos, die ja beide nicht i
deisch sind.
Heilioen STADT, köuigl. kath. gjm. 6 classen, 11 lehret, 218 sc
9 abit. — Abb. des Oberlehrers dr. Schneiderwirth: *die P
nach griechisch-römischen quellen', verf. leitet seine arbeit ein m
Zeichnung der uns verlorenen autoren, welche über die geechieh
Parther geschrieben, auszer ihnen haben wir nnr serstrenta bemerk
in den erhaltenen Schriftstellern, auszerdem münzen, aus dene
wenig ausbeute zu gewinnen, die Parther sind von weltgesehiebl
bedeutung, sie haben die Unterjochung des Orients durch den oc
gehindert, die cultur befördert, gleiohwol hat man den bruohst
ihrer geschichte in Deutschland wenig beachtnng geschenkt i
dadurch für unsere kenntnis des altertums entstandenen rist will
eintreten und nach griechisch-römischen quellen den kämpf der Pt
gegen die Seleukiden und gegen Rom erzählen, verf. beschrei
ersten groszen abschnitte zuerst das land und führt dann, wa
ihrer ältesten geschichte bekannt ist, vor. ihre kämpfe für unabhi
keit, Unterwerfung unter Meder und Perser, teilnalune an den P
kriegen, den fall an Makedonien, die kämpfe makedonischer sat
und gewaltherren in und um Parthien, bis sie endlich unter Sei
Nikator kamen und in das syrische reich einverleibt wurden, db
ther erhoben sich gegen die Seleukiden, von den Arsakiden an^
zwei jähre lang gieng alles gut, da fiel Arsakes I und sein naä
Tiridates I kam in nachteil, dasz er zu den Skythen fliehen i
es kam ihnen aber nun die zerrüttete läge des syrischen reiel
statten. Tiridates I gewann seinem volke die freiheit wieder,
oberte auch Hyrkanien, besiegte den Seleukos II und begrfindel
herschaft der Parther immer fester, starb nach 87jähriger re^
sein nachfolger Artaban I hatte mit Antiochos III kämpfe au bes
die unglücklich abliefen. Artaban muste bundesgenosse vonAat
werden, blieb aber herscher von Parthien und Hyrkanien. anf Ai
folgte Priapatios« welcher 15 jähre regierte, dann folg^ Phrahi
er bezwang die Marder, nach seinem tode innerer hader im Seleul
reiche wie im reiche von Baktra. dadurch bekam das Parllifl
luft. auf Phrahates I folgte Mithridates I, er macht daa kleine
zu einem groszen. er erneuert die angriffe auf Medien, der '.
wurde mit abwechselndem erfolge geführt, endlich siegen die Pi
Atropatene ward ein vasallenreich der Parther, Medien parthiseh
vinz. Mithridates greift Hyrkanien an, die Perser werden 4bh
ebenso die Elymaier, vergebens treten ihm die Syrer entgegcB,
lonien, Armenien, Mesopotamien werden erobert, das grieduBehc
von Baktra wird angegriffen und zerstört, Mithridates rieht
Indien, sein reich geht vom Euphrat bis zum Indus, vom pen
meerbusen bis zum hyrkanischen meere. dieses wurde Tpn ih]
auch im Innern gefestigt, die Seleukiden beginnen abermals
kämpf gegen die Parther, wurden aber aufs neue besiegt, der gefi
Schlesien, Sachsen, Brandenburg. 1873. 445
JSaig von Mithridates ehrenvoll behandelt. Mithridates starb 136,
ka folgte sein söhn Phrahates II, er hielt den gefangenen Seleukiden-
Aüg Demetrins II Nikator fest, um ihn wider seinen brnder, der den
^Tischen thron usurpiert, zu gebrauchen, dieser brnder Antiochos VII
n^te den parthischen planen entgegenzuwirken durch einen neuen
taiog gegen die Parther 129. er siegte, mit einem ungeheuren beere
liBjrien eingebroahen, in drei treffen, gewann Babjlonien und Medien,
h folgenden jähre sind die Parther glücklicher, die syrischen feinde
Ittden yemichtet, Antiochos stirbt bald darauf. Phrahates II bestraft
tm die städte, die mit den Syrern gemeinsame saohe gemacht, darunter
Ueiikia am Tigris, mit dem siege über Antiochos VII sind die Par-
har unbestrittene herren im obern Asien, doch hatten sie nach der
MiKheidenden schiacht gegen Antiochos noch grosze gefahren zu be-
kiken, aber sie wurden, freilich nur unter schweren kämpfen und nach
IB falle zweier könige überwunden, zuerst machten die gegen An-
gebot VII zu hilfe gerufenen Skythen zu schaffen, in einer schiacht
ift ihnen, während deren die Griechen im parthischen beere über-
itngen, fiel Phrahates II, nun zogen die Skythen nach plünderungen
iy nur teile setzten sich in grenzländern des Partherreiches fest, auf
krmkatet II folgte Artaban II, er nahm den kämpf auf, fiel aber bald,
■i folgte Mithridates, der den krieg gegen die Skythen fortsetzte und
r bewältigte diesen feind und wandte sich wieder gegen den westen,
IM«n Statthalter Himeros seine Stellung nur zum nachteile des reichs
ibrsQcht. dem treiben dieses mannes machte Mithridates ein ende,
r begründete auch die horschaft der Parther über Armenien, Syrien
Mi indirect auch in ihre gewalt, indem es der vasall der Parther, der
Mg Ton Armenien nahm, im zweiten abschnitt führt yerf. uns die
Ivner im kämpfe gegen Rom vor; unter den nächsten nachfolgern
Btbridates II Mnaskires, Sanatroikes, Phrahates III ward das Parther-
iiflii durch thronstreitigkeiten geschwächt, von verderblichen folgen
jir auch der treulose abfall Tigranes II von Armenien, sie verloren
im nördlichen Mesopotamien ihr regiment. zwischen Römern nnd
lem fand die erste bezeugte berührung 92 statt, damals suchten
Parther römische freundscbaft nach, die bitte ward gewährt, diese
lg war nur vorübergehend, dauernd werden die beziehungen
im dritten Mithr idatischen kriege, nach dem siege des Lncnllus
Tigranokerta (69) erschienen armenische und pontische gesandte
4n bitte um bnndesgenossenschaft beim Partherkönig, auch Lncnllus
Lte gesandte, sich ebenfalls um ein bündnis bewerbend, der
lerkönig trat auf die seite des letztern, hielt jedoch nur neutralität.
tiiu, des Lucullns nachfolger, verlangte durch gesandte erneuerung
wmrtngBj Phrahates III gieng auf den antrag ein und fiel sogar in
m ein und belagerte Artakata. als sich Tigranes den Römern
rorfea, wurde ihm nicht etwa Armenien genommen und den Par-
gegeben, er behielt es. es kam nun zu Streitigkeiten mit den
, die zum kriege führten, obgleich Phrahates III jetzt das
idschaftsbündnis zu erneuem suchte, die Parther verloren darch
iche gewaltmaszregeln grosze stücke ihres gebietes, der könig
von Pompeius dazu höhnisch bebandelt. Phrahates versuchte noch
tal durch gesandte ein leidliches Verhältnis herzustellen, zurück-
lesen, begann er krieg mit dem Römervasallen Tigranes II, dieser
Pompeius zu hilfe, da kam von Phrahates wieder eine bittende
idtschaft. Pompeius kam Tigranes nicht zu hilfe, sandte aber be-
ächtigte zur Schlichtung des Streites über die grenze zwischen
tates und Tigranes. Phrahates liesz sich den ungerechten urteile-
!h wie mehrfache kränkungen aus furcht vor den röm. legionen
gefallen, auch unter Mithridates III war die Stellung des Parther-
keine vorteilhafte, dieser erklärte gleich dem Armenierkönige
ivasdes krieg, den er glücklich führte, während desselben aber
446 . Philologische programme der provinzen
usurpierte sein brtider den thron. Orodes. es folgen non thront
keiten, Mithridates floh zum syrischen Statthalter and bat nm i
einsetzang auf den parthischen thron, derselbe wollte ihm in
sein, ward jedoch durch andere befehle gehindert. Mithrida
führte nun den krieg gegen den bmder allein, siegte, wurde
vertrieben, floh nach Babylon, wo er sich dem bmder ergeben
der brnder liesz ihn tödten. nun war Orodes I königi gegen ihn
nabm der triumvir M. Licinius Crassus als proconsal Yon Syrlei
krieg, schlug zunächst den Statthalter von Mesopotamien, drang
dieses land ein, kehrte dann ungehöriger weise nach Syrien xnr&ek
mit schlieszt verf. seine auf eingehenden Studien beruhende und ni
beherschung des stoflfes geführte, von gesundem urteil leugende
eine fortsetzung ist verhieszen, wir sehen ihr im interesse der geic
Wissenschaft mit begierde entgegen, wünschen nur, dasz Yen, si
schliesze, die quellenstellen, auf welche er seine behauptung
entwickelungen gründet, für den ersten teil nachträglich, für dei
ten gleich bei der Veröffentlichung beizubringen.
Webmiobbode. gräflich StoUbergsches gymn. 6 claBsen, 1$
239 Schüler, 6 abit. — Abb. des rectors dr. Bschmann: 'disf
qua auctor antiquitatis Germanicae reliquias, quae Wemigeroda«
vantur, ad illustrandam Taciti Germaniam adhibere eonatur'.
einer den gegenwärtigen blühenden zustand der schule sehild
und wünsche für die zukunft aussprechenden, in äusserst schönen
geschriebenen einleitung geht verf. auf die Verdienste der areh
sehen Wissenschaft nm die schriftstellererklärung ein nnd wend
dann zur besprechung der auf das deutsche altertom bes6|
antiquitäteusaramlung der StoUbergischen grafen und rerheisi
schätze aus der Sammlung näher zu behandeln, aus denen sich
für die erklärung von Tacitus Germania ergibt, verf. bespridit
Tacitus bericlit über die Wohnungen der alten Germanen in cap
sein angenmerk ist besonders auf die dort erwähnten unterirc
höhlen gerichtet, deren sich noch im gebiet der grafsehaft finden
solche beschreibt verf. vasen erwähnt' Tao. cap. V, und zwar s
und irdene, von jenen besitzt das musenm in Wernigerode keiae
plare, zahlreiche aber von diesen, und zwar teils unverletz
gegrabene, teils trefflich hergestellte und ergänzte, wichtiger
die ehernen gefäsze. diese aber übergeht verf., weil Tacitus die
nicht erwähnt, von waffen redet der römische beschreibar Gern
cap. VI. die zahl der eisernen geräthe, die aus dem gannai
altertum übrig geblieben ist, ist eine verschwindend klehie ssg
der steinernen und ehernen geräthe. an eisen müssen unsere adtf
mangel gelitten haben, ein exemplar einer eisernen frameaspi
im dortigen museum, fest, aber unschön, schöner sind die e
frameaspitzen. eine spitze einer gröszeren lanze ist Torhaadea
ständige Schwerter, panzer, helme fehlen, von solchen sind nur
und zierrathen dort gesammelt, schilde sind überhaupt nicht TOrh
was sich aus Tac. ann. II 13 leicht erklärt, au Germ. cap. XU
verf. erläuternd an: die in Wernigerode erhaltenen torqnea seien
ehern und von groszer ähulichkeit. auch die armringe der alte
manen pflegten gewunden zu sein, wie sich ans dortigen ezeai
und aus dem erhaltenen fragmente des ahd. Hildebranuliedes e
die dort bewahrten sind mehr für den arm einer Jungfrau passe
für den eines Soldaten, die königlichen gesohenke dieser art
sowol von bedeutendem werthe als umfange, wie sich aus Nibel. tn
ergibt: 'da gie er bi dem wazzer — sint den grimmegen tM*.
bekennt sich verf. auch zu Eöchlys conjectur in cap, XV insigBii
für magna arma, meint aber, es könne auch mag^ae armülae |
den haben, von dem in cap. XV erwähnten gelde finden sick sw
münzen in der Sammlung, viel mehr in der gräflichen mfinssaa
Schlesien, Sachsen, Brandenburg. 1873. 447
Dd in der von K. Zeisberg. verf. geht über auf die cAp. XVII er-
IkDten nadeln, deren feinheit und brauchbarkeit gerühmt wird, auch
M »olchen aus erz hat die Wernigeroder Sammlung noch exemplare.
I folgen erläuterungen aus der Sammlung zu cap. XXIV durch hin-
•itangen auf einen würfel, der mit der fünf bezeichnet ist, zu c. XXXI
ireh erwähnung yorhandener eiserner ringe, die letzten selten widmet
vf. der besprechung des germanischen götterdienstes , im anschlusse
1 eap. XLV, IX, XXVII, unter mater im cap. XLV sei Nerthus yerstan-
M. Ton den ebergestalten, welche die alten Germanen auf schlld
id heim führten, ist im dortigen museum ein exemplar erhalten, das
mt »ehr als amulet gebraucht scheint, cap. XLV handelt auch vom
iffBStein und verf. weist aus seinen schätzen bernsteinschmucke nach.
I». IX erwähnt die hauptgötter, cap. XXVII spricht von den be-
Bttangen, wobei er auf die urnen, die man in den grabhügeln gefun-
01« und auf die grabhügel selbst eingeht, fünf der letztern bespricht
irC^genau nach ihrem inhalte. möchte es dem geehrten Verfasser
cht an zeit fehlen, die übrigen schätze des dortigen museums weitern
«i«en SU erschlieszen. des dankes derjenigen, welche als meister und
mgmt sich des Studiums des deutschen altertums befleiszigen, kann er
KVis sein, und auch ferner stehende werden abhandlungen gleich be-
Hrtendes inhaltes und ebenso ansprechender form stets gern lesen.
WS aber auch durch solche arbeiten die genauere kenntnis unseres
Üartama wesentlich gefördert wird, braucht in einer wissenschaftlichen
liUchrift nicht besonders hervorgehoben zu werden.
QusDLiirBUBO. königl. evangel. gymnasium 9 classen, 16 lehrer,
% schaler, 13 abit. — Abh. des prof. dr. Merkel: 'nachtrage zum
Üfnunm von 1871'. zunächst führt der Verf. die auf s. 4 jenes pro-
PMunes angedeutete hypothese, wonach ziemlich alle im texte des
Rjleischen Agamemnon entdeckten ausfälle von versen sich er-
D aus dem schadhaften zustande einer hs. des lOn Jahrhunderts,
iRn paginierung sich so ergäbe, dasz alle im Laurentianus einzeln
verbanden erscheinenden verskola in jenem original gesondert und
krechter abfolge als zeilen sorgsam bemessener Seiten gedacht und
teehnung gebracht würden, aus. in einem stücke, dem Agamemnon,
der Laur. die grundlage zur reconstruction nicht, sie musz nach
aas den neuen hss. gewonnen werden und der gelehrte glaubt sie
iinen zu haben, für Agam. gründet sich die kritik seit P. Victorius
•iae hs. des ganzen Stücks von ziemlich neuem datum und beson-
•igeatümlichkeiten. es fragt sich, ob dieser cod. Florentinus eine
ung unserer notizen über die recension des 12n Jahrhunderts
diese frage will verf. erörtern und beginnt mit auszählung der
des archetypos im Agamemnon, die neunte Seite dieses arche-
endete mit 274 Hrn., nach welchem verse das fragment aus
ehios ausgefallen scheint; in der mitte der lOn seite endigte die
•eite des Laurent, mit einer lücke von 730 versen, welche allein
t. ausfüllt, diese verse füllten ungefähr 20 Seiten des archetypos.
der lln seite ist nach 349 eine lücke von einem verse, auf der 16n nach
fehlt ein verspaar, auf der 17n fehlt ein vers nach 653, die 18e hat
e einbusze erlitten (nach xa^KoO ßaqpdc wird das punctum gestrichen),
19 wird unten nach 625 ein vers ergänzt, auf 23 nach 759 mit Her-
eine lücke angenommen, 832 erklärt sich die grammatische nn-
eit daraus, dasz hier aus zwei halben versen einer von abschrei-
gemacht ist, welche die andern hälften der beiden nicht lesen
ten, s. 29 ist bei 972 eine entschiedene lücke auch im Florent.
deutet. 8. 32 des archetypos begann mit zeile 15 der 33n seite des
ent., 8. 34 mit z. 31 der letzten erhaltenen seite des Laurent., s. 35
sz mit 1168, s. 36 mit 1204, s. 37 mit 1240, s. 38 mit 1276, s. 39
1313, doch ist nach 1284 eine lücke, s. 40 mit 1349, s. 41 mit 1386,
mit 1486, s. 43 mit 1464, s. 44 mit 1499, s. 45 mit 1535, s. 40 mit
li
448 Philologische programme der provinzen Schlesien, Sachsei
1571, 8. 47 bis 1606, am Schlüsse fehlen swei verse, 8. 48
36 Seiten bis zum schlusE. verf. wirft nun die frage auf: li
mit hilfe dieser ermittelangen über die seitenabgrenznngen im
pns berechnen, wie viel räum auf den verlorenen 12 blättern d
den Choephoren zugefallen, wie grosz die lUeke im eingang diesei
ist? verf. rechnet aus, dasz uns etwa nur 12 bis 13 verse im <
dieses Stückes fehlen, da in diesem umfange ein dialogischer
sich nicht ausgestalten konnte, so nimmt M. an, die leisten se
Agam. im archetypos hätten wol mehr zeilen enthalten und e<
so auf den prologos eine genügende anzahl von versen. die zc
der Seiten erscheint im Agamemnon in viel g^ösierer regelmä
als in den meisten andern dramen. der iFlorenünuB bietet ni
deres, als dasz er, wo Laurent, fehlt, diesen vertriit und '
sprechnng der Strophen eintritt, ihn ersetat und der metr. ki
nötige grundlage liefert, und dasz er dem Laur. sur seite die 1
des archetypos um einige schritte weiter, bis annähernd zu dem
wo die eigentliche metrische forschung beginnt, fördert, der k«
der metrischen forschung liegt in dem satze, daas alles subjed
gestalten der verszeilen von übel sei. das subjectlve ändern
einem rationellen auf grund der ermittelung traditioneller üb
werden, die uns überkommenen verszeilen sind die der s]
metriker, und auch sie haben wir oft nicht mehr, die metrik
tage müste auf den überlieferten rhythmischen perioden in il
verbürgten abgrenzung fuszen, und diese darf man als erhalt«
auch oft entstellt und fast unkenntlich, betrachten, der begin
Perioden wie das ende sind in der Überlieferung -nleht deutl
zeichnet, lagen wol oft nicht im versanfang und veraende des J
in den hss. traten in zeiten metrischer gleichgilUgkeit sehlim
derbnisse ein, schon seit 10 jh., mehr im 13 — 14. im Florent
Unwesen nicht weiter gediehen als im Laur. verf. führt non
weiohungen des Florent. vom Laurent, in den beiden ersten eh{
Agamemnon vor und legt dann den bestand seiner allein eri
aulometrie dar. den schlusz machen einige emendationeni zu 9i
für ßiarai, 448 dccov für öccoic, 534 KaicocTp(|iouc für kokoci
669 2!eq)0pou fiTU^voc oder riydivoc für 2;€q>0pou 'Htovtoc, 321
irdpoc für dXXtuv irdpa, 950 Yamiiac ÖLK&tac für dxdTO, 1016 wpö
für irpöc cqpuYdc, über die emendation von xäpiy gesteht vei
unsicher zu sein, 1081 öövip für öopia, und «Tocifioic für ir
1086 ficXaxxP^wv für ficXoTK^pwv, 1088 Tp<rtav für xöxnv- moc
der geehrte hr. verf. doch entschlieszen, seinen immer ans eing
Studien hervorgegangenen und von wesentlicher bedentnag
Wissenschaft bleibenden lateinischen und deutschen pablieatk
ansprechenderes äuszeres kleid anzuziehen, gewis, er wfiide seil)
bedeutenden ergebnisse dem weitern gelehrten publioom dada
lesbarer machen.
Gütersloh. H. E. Bwsii
ZWEITE ABTEILUNG
Ob GYMNASIALPÄDAGOeiK WD DIE ÜBKIGEN
LEHBFÄGHEB
MIT AU8SCHLU8Z DER CLASSISCHBN PBILOLOOIS
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HERMANN MASIUS.
37.
ZUR PRAXIS DER SCHULMATHEMATIK.
Seit ich in diesen Jahrbüchern meine aphoristischen bemer-
wnge*^ über den mathematischen Unterricht auf gymnasien ver-
imtlicht habe, welche trotz ihrer scharfen spräche nicht ohne
Hrkennung geblieben und auch in der Schraderschen gymnasial-
Hagogik an der einschlägigen stelle benutzt sind, habe ich den
igenstand nicht aus den äugen verloren, und heute wende ich mich
pKomehr zu ihm zurück, weil ich mit schwerwiegenden erfahrungen
I^Brechnen habe, an dieser stelle musz ich mich zwar, was die
iheollegen anlangt, in etwas beschränken, da ich vorzugsweise die
ksamkeit der nicht-mathematischen collegen, vielleicht auch
directoren und schulräthe in anspruch nehmen möchte; gleich-
werden auch erstere einige bemerkungen finden, die ihnen viel-
t der nähern erwägung würdig scheinen dürften, nebenbei soll
einem altem lehrbuche gezeigt werden , dasz über gewisse Seiten
methode des mathematischen Unterrichts ein abschlusz gefunden
der solche leistungen ganz und gar zurückweist.
i Mit der einführung der neuen masze, gewichte und münzen ist
lilich das leben wie die schule von einem ungeheuren ballast be-
Bit worden , der geschäftskreise , gespräch und lectüre mit unend-
ihen Schwierigkeiten belegte und ein leichtes gegenseitiges ver-
Indniäs in sehr vielen fällen unmöglich gemacht hat. für den
ienunterricht an unsern hohem lehranstalten kann also von jetzt
. eine neue aera datieren , denn die belehrungen über münzen,
PK imd gewichte, die ehedem einen so bedeutenden teil der
terrichtszeit zu absorbieren pflegten — es war das zwar eine
nehaus falsche ansieht, welche so verfahren zu müssen glaubte»
Hjahrb. f. phil.u. päd. II. abt. 1875. hfl. 10. 29
i
450 Zur praxis der schulmathemafcik.
aber sie hatte einen für naive verstandeskräfte schwer sa über-
wältigenden schein von berechtigung — sind nun ganz UherAüBÖg
geworden, auch der umstand, dasz man jetzt wol nothgednmgn
schon in der sexta die vollen consequenzen des decimalen sjiiems
ziehen, dasz somit der bruch als zahl verschwinden und nur ab
zahlform beibehalten werden musz, wird gewisse lehrerkraie anf
andere vordem perhorrescirte bahnen bringen und die gegenaeit^vi
bestrebungen verständiger lehrer als gerechtfertigt erscheinen hutti,
wobei sich denn von selbst versteht, dasz die brutale ignoraii
solche bestrebungen als zu idealen anschauungen entsprangen niflU
fernerhin denuncieren kann, es erheben sich zwar nodi hier mid eh
stimmen, welche der alten Verteilung der lehrpensa im rechenmitar-
richte der gymnasien trotz aller wissenschaftlichen mahnnngoi toi
competenter seite das wort reden, allein das vorgehen der elflomtv-
lehrer, sogar derer auf dem flachen lande, in entgegengesetiier riel-
tung und das rechtzeitige eingreifen der schnlvorstfinde nnd lekal-
behörden werden solche velleitäten doch bald in das nichts loiflflk-
weisen und den deckmantel pädagogischer erfahrnng, mit dem ma
sich zu umhüllen liebt, als zu sehr durchlöchert und mottenachlKig
nicht ferner mehr gelten lassen.
In einem puncto sind alle beteiligten einig : der rechenuBfar'
rieht in den unteren gymnasialclassen ist fast überall niekt wdar
reichend und hemmt und beeinträchtigt aller orten die erfidge te ^
mathematischen Unterrichts auf den obem classen. trots
Zugeständnisses trägt man aber selten bedenken, die hf
fahrlässigkeit, das rechnen dem ersten besten lehrer oder
zu überantworten, in aller gemütsruhe fortzusetsen, indem
kaum die entschuldigung oder selbstvertheidigung hinsuftgl, ta,
es sich im augenblicke nicht anders machen lasse, wennglmch füUtf
zusetzen , dasz dieser augenblick von jahrelanger dauer srin vM
solche ausreden sind mehr als ironie: für lateinische und grieohUi:
lehrer wird überall aufs beste gesorgt und ihrethalben werte g^;
rade andere fachlehrer zurückgedrängt, anstatt dasz man aus
der bisherigen lehrervorbildung sich entschlieszen sollte, gerdfete^
mathematiker und naturhistoriker eher eine stelle in den uUB
classen zu gewähren, da sie zu ihrer Specialbildung die frühen tfi
bildung auf dem gymnasium, also nicht unbedeutende kenntuMiii
lateinischen und griechischen hinzurechnen dürfen, was beksantUl
bei den eigentlichen philologen nach Seiten der mathematik
naturwissenschaften nicht der fall ist. dem erkannten mangd
man dadurch zu begegnen, dasz man für den rechenuniSRMH
elementarlehrer berief, denn das sind, sagte man sich, gute
meister und sie werden den klagen über den schlechten rechenuit*'
rieht am ersten abhelfen können, die erfinder dieser einriehtni
haben schwerlich viel von der mathematik verstanden, denn abUlfi •
ist nicht geschaffen und konnte auch auf diese weise nicht
werden, das will ich zuerst nachzuweisen suchen.
Zar praxis der schulmathematik. 461
£8 ist keine blosze phrase, dasz man mit den vier species durch
I leben kommen könne, es ist das in der that die ganze Wahrheit.
» fragen nemlich , welche das gewöhnliche geschftftsleben an die
illiematik stellt, erfordern zu ihrer technischen erledigung nur
ügkeit in den vier ersten rechnungsarten. demnach besteht auch
I aufgäbe der elementarschule einzig und allein darin , allseitige
Aenfertigkeit in diesem engen kreise zu erzielen, die Untersuchung
r vom leben vorgelegten aufgäbe bis zu der ausrechnung, also die^
alyse der aufgäbe, gelingt in den allermeisten fftllen durch ein-
die Überlegung, und zu dieser führt man nicht nur durch metho-
ieh geordnete zahlreiche Übungen, sondern auch durch ander-
dtige ausbildung der verstandeskräfte, damit diese in reifem
Jnren allen nöthig werdenden Überlegungen genüge leisten können»
1 entsteht die sog. raisonnierende oder schlieszmethode, deren
iaptspitze in der zurückführung auf die einheit beruht, früher
■Imi das kopfrechnen in den elementarschulen naturgemftsz eine
iroBze stelle ein , allein dasselbe trat mehr und mehr mit der ein-
Ummg des decimalsystems in den gewöhnlichen verkehr zurück»
I würde fernerhin die quelle unzähliger fehler werden , so dasz
Bder, auch der schüler, sich desselben so viel als möglich enthalten
inn, wenngleich man die schlagfertigkeit, an die es gewöhnte,
iidit gern entbehren mag. die bruchform wird ebenfalls aus dem
Aen entschwinden, man wird vielleicht noch mit halben, vierteln
ftd achteln handeln, aber nicht mehr mit Yj ^^^^ V4 » Vs« Vs i"®^*
M dürfen , so dasz auch die Volksschule sich dieser formen je eher
|. lieber entschlagen musz. die kaufmännische arithmetik machte
ilher wie auch jetzt nur die Voraussetzung, kaufmännische begritfe
I analysieren und drei oder vier formein zu entwickeln, welche das
pvoUte resultat der angestellten rechnungen möglichst sicher
Irilien , und in gleichem falle findet sich die sogenannte politische
ttmetik oder die rechenschablonen einzelner subalternen beamten-
Migorieen, in denen man selten der fertigkeit eine wurzel ausza-
Iken oder einen logarithmen aufzuschlagen benöthigt sein dürfte.
1^ Ganz andere bedürfnisse hat der rechenunterricht auf gymna-
m zu berücke<ichtigen. sie entspringen dem umstände, dasz der-
pe für den mathematischen Unterricht in den obem elassen pro-
Ibntisch vorbilden soll und musz. aus diesem gründe kann auch
i elementarlehrer den rechenunterricht in den untern elassen nicht
tteilen , da er die bedürfnisse der obem gar nicht oder höchstens
kr oberflächlich kennt, die elementarschule sieht ihre aufgäbe in
W gewinn ung der resultate, das gymnasium legt auf die ergebnisse
kr wenig gewicht, weit mehr und vorzugsweise aber auf die art
t Zahlenverbindungen und die Umwandlung derselben in andere
llformen. alle die Operationen , die später in der tertia an alge*
ibehen und buchstabengröszen vorgenommen werden müssen,
II in der sexta und quinta an numenschen zahlen fest einzuüben
■ das rechnen mit Zahlenaggregaten — zusammengesetzter zahlen
29»
i
452 Zur praxifl der acholmathematiV.
— so wie die mechanischen Operationen mit klanu lenmchMi ml
ein hauptthema für diese imterrichtsstufen. dabei darf mdit n-
beachtet bleiben, dasz die für diese materien yonulegeiideaiinid M
einzuübenden regeln über ausfühmng und anordnnng der eiBMlMi
rechenweisen später in keiner art abgeftndert werden, hflchihM
ergänzungen imd Weiterbildungen finden dürfen, damit m koMr
stelle der Zusammenhang verloren gehe und die stetigknt dar o^
Wicklung ins stocken gerathe. sach- und wort- und «eiche— tt*
rungen über
2 + 3 — (1 + 1) + (1 + 1 + 1) — l + l-fl + 1+1-8
6 — 2 = (1 + 1 + 1 + 1 + 1) - (1 + 1)
= 1 + 1 + 1 + 1 + 1 — 1 — 1 — 1 + 1+1 -S
7 + 3 — 5 — 9 + 16 — 11 + 22 = 7 + 3 + 16 + 22 — 6—9-11
= (7+3 + 16 + 22) — (5 + 9+11) — 48— 25-«
87.65=87(70 — ö)=87. 70 — 87-5— (90 — 8).70— (90— S)-S
= (90 . 70 — 3 . 70) — (90 • 5 — 3 • 6)
= 90 . 70 — 3 . 70 — 90 . 5 + 3 . 5 — (90— 3)(70-i)
1 4 2 — 5 , 1
8 — ö 6 6-(8 — 6) • 3 — 7
sind für sexta und quinta unbedingt erforderlich und in der qnuli
durch von selbst sich darbietende formein zur buchatabenberednuDV
hinüberzideiten , damit in dem tertianer nicht der gedanke nt
komme, diese sei etwas wiUkürliches, vielleicht eigene zar jj^ige ft
ihn erfundenes, werden die gedachten yorttbongen und tibV'
leitungen nicht vorgenommen , so ist von einem firfihzeitigQB ttf*
ständnis des arithmetischen und auch teilweise des geometriMte
lehrpensums in der tertia keine rede , so lernt auch hier aeifart der
bessere schüler nur mechanisch und es dänmiert ihm vielleidit s^
das lichtvollere erfassen dieser abstractionen entgegen, wemiffdii
schule verlassen musz. in der kritischen beurteilung der BcettM^
sehen lehrbücher kommen wir noch einmal auf diesen gegattttfl
zurück.
Wenn in der elementarschule die ausdehnung des reduu*
über grosze zahlen nicht erforderlich ist, wenn femer nur die ent*
vier rechnungsarten daselbst in betracht zuziehen sind, so mntfdti
gymnasium in beiderlei hinsichten diese beschr&nkungen lilli> :
lassen, ein anderes ist es mit 2 und 3 und 17 und 267 au redwüi
ein anderes mit 7^94, 8947673 usw., weil die richtigkeit der nül' ^
täte in kleinern Zahlenrechnungen sich weniger schwer und gewiMtf*
maszen instinctiv herausfühlt als in solchen mit grOeseni ttlta
und die so erzeugte , vielleicht rathend gewonnene sicheilieit €t^
erleichterung gewährt, ein überspringen von sohwierigkeiteiL fft*
läszt, das in vielen fällen von Übel ist dieser punot wird wie HA-
fach überschätzt, so doch häufig genug zum nachteil einee maair
tigen rechnens übersehen und steht in Verbindung mit der findenng
vieler lehrer, dass die resultate der aufgaben in den sammelwalne
Zur praxia der scliuliuiLthematik.
453
uungsfUgt werdon sollen, ein solches verfahren ist für den
■ebKdlicfa, weil et- dadurch zum rathen und planlosen arbeiten
irird, für den lehrer aber zum mindesten überflüssig, dieser
erdiee jede aufgäbe, die er stellen will, vorher auf ihre
igkeiten hin prüfen , damit den schUlem nicht unbilliges zu-
t werde, was vielfach namentlich von jtlngern lehrem über-
ird. dasz in der quaiia das radicieren in bestimmten zahlen
nnd bia zur vollen mccbaniscben fertigkeit wenigstens bei
4ntwnrzel eingeübt werden müsse, ist uns in keiner weise
mft, weil spllter ivol die theoretische Unterweisung dnroh ein
iapiele erläutert &ber niemals aus Zeitmangel die volle fertig-
dieeer Operation trzielt wird,
■a hfingt mit den einzuführenden logarithmen zusammen, auf
insiisitun musz
nan für die ansrechnung von 4567-894
m lassen:
1667
4567
894
894
36636
und nicht 1«368
41103
41103
18368
36536
4082998
4082998
in rechnen musz
456, 7(89} ■ 0, 9(764) für siebenstellige
9 nnd dnrcll die
brOdie:
klammerzeichen angedeutete periodische
456,78989898
6,9(764)
4111109090
329752929 J
27407393 ■
1827159 ■
329752 fl
37407 ■
1827 ■
T
329 ■
i
\
447,0456914 -H
■lals anders gerechnet hat als :
a
+ 2„ft + A'
+ s
~
+ 2o*ft+a6>
\
-(- a'ö+2afi' + 6» .
|-3a*> + A<.
r die division hat man sich, was form und sprachlichen
anlangt, vielfach herumgestntten. wenn, was niemand
t, 46785 : 679 identisch ist mit so mnsz man sprechen '.
454
Zur praxis der schnlmaÜiematik.
46785 dividirt durch 679 und nicht 679 dividirt in 46785 od«rgir
46785 dividirfc in 679. auch schreibt man sehr viel leichter und bener
^^^ ' 697 I 46785 | 67,1 . .
46785 I
4182
4965
4879
860
67
,1.. I
als:
4182
4965
4879
860
schon der raumerspamis halber, abgesehen von dem vortmle, dm m
dem ersten Schema divisor und quotient als moltiplicandns owl
multiplicator unter einander zu stehen kommen, das gebiftnoUiehe
Schema für die wurzelausziehung scheint das folgende zu sein:
1/2'= 1,414
1
2|
100
96
28
1 400
281
282
1 11900
11296
Wir müssen es trotz des vielseitigsten gebrauöba perhorreMknii
nicht allein weil es umständlich ist, sondern auch weil ee die opflo-
tion nicht als die direct entgegengesetzte der potenzienmg
läszt und somit dem schüler zum teil unyersüüidlioh bleibt, da
(432,56)2 =
= 16
24
9
172
4
4320
25
51900
36^
187108,1536
j/187 108,1686
16
27
24
MM
m
so ist auch
31
9
220
172
488
4^
4841
4320
5215
25
51903
51900
36
36
Znr präzis der schulmathematik. 457
idi ladb den lehrstunden in secunda und prima, er achtet das kleine
png nnd huldigt ans unbedacht dem Vorurteile, es sei schwieriger
mi darum auch ehrenwerther, den Pythagoras und das problem des
hffjpoB zu demonstriren als das sieb des firatosthenes. solche ge-
\niksa sind nun zwar jugendlich naiv, treten aber nicht selten
diidigend hervor und sollten in jedem falle energisch zurück-
(•wiesen werden, wer wie ich jahrelang in allen dassen unterrichtet
mi stets das bestreben empfunden hat, das möglichste unter ge-
Itbeiien umständen zu leisten, der kann nur davon zeugnis geben.
Im der rechenunterricht in der sexta und die anf&nge der geometrie
i der tertia für den tüchtigen und einsichtsvollen lehrer interes-
ttter sind als die andern partieen der elementaren mathematik.
iMMheh greifen die stunden in sexta und tertia die physischen krttfte
1« lehrers mehr an als jene in secunda und prima, und darum ist es
fiGg, fOr sie jüngere kräfte heranzuziehen.
Heilung für die bezogenen übelstftnde kann nur in der voll-
Hidigen durchführung des fachlehrersystems gefunden werden,
Mb dasselbe mit allen seinen consequenzen angenommen wird, jRie
■ lA der westfälischen directoren-instruction (Wiese, preuszisches
dUwesen I s. 716) auseinandergesetzt worden, diese instruction
ttmet überhaupt geist und leben und es ist nur zu bedauern, dasz
h sieht allgemein vorgeschrieben ist , sondern nachfolger gefanden
ptk die nicht im entferntesten sich mit ihr vergleichen lassen, man
ihr zu groszen idealismus vorgeworfen, und den lebendigen
rganismus des lebrercollegiums ersetzt durch die auto-
ratie des anstaltsdirectors, die weder physisch noch
iienschaftlich ausreichen kann, zum beweise setzen wir
US berührenden gedanken hierher. *der director ist viertens
it des ganzen innem gebietes der anstalt, sowol des unter-
als der erziebung (?) der ihr zur bildung (sie!) anvertrauten
die grundlage des unterrichte bildet der allgemeine lehrplan
die modificationen, welche durch specielle anordnungen fOr ein*
•nstalten getroffen sind, die aufgäbe des direotors ist es nun,
lUem dahin zu wirken , dasz dieser lehrplan von dem lehrer-
pfun als ein organisches ganzes erfaszt und verstanden, dasz er
wie in seinen teilen in den conferenien zum gegenstände
^er und gründlicher erörterungen gemacht, die gedeihlichste
seiner ausMhrung erwogen und dadurch in jedem einzelnen
iede des collegiums ein lebendiges interesse für eine frucht-
j^ende fortentwickelung der ganzen anstalt hervorgerufen und
Iten werde, die bei dieser durcbarbeitung des lehrplans betonten
itze stehen zwar im allgemeinen teils durch höhere verord-
nen teils durch die zum gemeingut gewordene und sich immer
fer entwickelnde idee des hohem deutschen unterrichtswesens
fest, allein im einzelnen ist noch vieles durchzubilden, sowol
den umfang als was die methode der verschiedenen unterrichte-
betritft : und wiederum hat jede anstalt nach der eigentümlich-
456 Zur praxis der scholmatliematik;
man den weg des kleinen zeigers x minuten, so mnsi dar gxtao»
zeiger o; -f- 60 minuten durchlaufen, und da die geedhwindSgiDnln
1 und 12 sind^ so ist der weg des gröszem zeigers so viel mal gitar
als der des kleinem , wie viel mal seine geschwindigkeit die dn
letztem übertrifft, und dadurch erhält
X ^ J_
60 + a? 12
oder in fernerer behandlung
12x=60'+ X
12a; — a; = 60
11 a; = 60
60
X = -jY usw.
so musz man auch die vorhin genannte aufgäbe in der quiaii dei
gymnasiums in analoger weise behandeln, damit die varberaitaiy
perfect werde, demnach sagt man : die zinsen von 700 sind so ni
mal gröszer als die von 450, wie viel mal 700 selbst gröner ist ib
450 und erhält damit:
450 22,5 ,
_ = _. oder
450 • ic = 22,5 • 700 oder
22,6 ■ 700
^ "" 46Ö •
Diese andeutungen sind für die kundigen and nachdsokflida
leser hinreicliend, um meine gedanken klar zu stellen« ich kfiuitt
bei grösserer ausführlichkeit noch schlagender specificieren, aber ü
glaube hinlänglich dargethan zu haben, dasz gerade der imaniBai*
hang zwischen dem rechenunterricht in den unteren daesen mid dM
mathematisch-wissenschaftlichen auf den oberen eine andere behnd-
lung des erstem erfordert, als diejenige ist, welche auf der eleimittf'
schule als zweckmäszig erachtet werden musz. und nun wird vm-
auch die behauptung nicht auffallend finden, dasz ein elementaiUnt
den rechenunterricht in sexta, quinta und quarta im aUgemfliiBI
nicht ertheilen kann, wer unterrichten und lehren will, vom bA
weit über den zu unterrichtenden erheben, er musz ana dem woDli
schöpfen und im stände sein, jede augenblickliche und jede kttii^gi
Schwierigkeit ins äuge zu fassen, ein primaner steht in benig im
wissen und methodik in der lateinischen spräche gewiss eichonr ih
ein seminaristisch vorgebildeter elementarlehrer in der matiietiutt \
und doch wird es keinem schul vorstände einfallen, einen
in die sexta zum lateinischen Unterricht zu schicken, aei
noch so tüchtig und wie man zu sagen pflegt , von nator som Ufff
geschaffen.
Aber auch dort, wo ein mathematiker ex professo den
Unterricht leitet, sieht es häufig genug nicht besi r aas alsaidtf^
wärts; der junge lehrer hat meist hohe schrauben im köpfe, arMtat
Zar praxis der schulmathematik. 457
dcfa nach den lehrstunden in secunda und prima, er achtet das kleine
\mng und huldigt aus unbedacht dem verurteile, es sei schwieriger
md darum auch ehrenwerther, den Pythagoras und das problem des
k^ypus zu demonstriren als das sieb des Eratosthenes. solche ge-
inken sind nun zwar jugendlich naiv, treten aber nicht selten
±fidigend hervor und sollten in jedem falle energisch zurück-
Bwiesen werden, wer wie ich jahrelang in allen classen unterrichtet
ad stets das bestreben empfunden hat, das möglichste unter ge-
»henen umständen zu leisten, der kann nur davon zeugnis geben,
ISS der rechenunterricht in der sexta und die anfönge der geometrie
i der tertia für den tüchtigen und einsichtsvollen lehrer interes-
mter sind als die andern partieen der elementaren mathematik.
eilich greifen die stunden in sexta und tertia die physischen kräfte
as lehrers mehr an als jene in secunda und prima, und darum ist es
tllig, für sie jüngere kräfte heranzuziehen.
Heilung für die bezogenen übelstftnde kann nur in der voll-
ladigen durchführung des fachlehrersjstems gefunden werden,
«DU dasselbe mit allen seinen consequenzen angenommen wird, yrie
i in der westfälischen directoren-instruction (Wiese, preuszisches
thnlwesen I s. 716) auseinandergesetzt worden, diese instruction
dimet überhaupt geist und leben und es ist nur zu bedauern , dasz
e nicht allgemein vorgeschrieben ist , sondern nachf olger gefunden
li, die nicht im entferntesten sich mit ihr vergleichen lassen, man
liihr zu groszen Idealismus vorgeworfen, und den lebendigen
rganismus des lehrercollegiums ersetzt durch die auto-
xatie des anstaltsdirectors, die weder physisch noch
wissenschaftlich ausreichen kann, zum beweise setzen wir
m rma bertlhrenden gedanken hierher. Mer director ist viertens
irigent des ganzen innern gebietes der anstalt, sowol des unter-
idits als der erziehung (?) der ihr zur bildung (sie !) anvertrauten
mnd. die grundlage des Unterrichts bildet der allgemeine lehrplan
jjld die modificationen, welche durch specielle anordnungen für ein-
|he anstalten getrofifen sind, die aufgäbe des directors ist es nun,
allem dahin zu wirken, dasz dieser lehrplan von dem lehrer-
^om als ein organisches ganzes erfaszt und verstanden, dasz er
t^mzen wie in seinen teilen in den conferenzen zum gegenstände
Itiger und gründlicher erörterungen gemacht, die gedeihlichste
seiner ausführung erwogen und dadurch in jedem einzelnen
jliede des collegiums ein lebendiges interesse für eine frucht-
löngende fortentwickelung der ganzen anstalt hervorgerufen und
ft*llen werde, die bei dieser durcharbeitung des lehrplans betonten
föidsätze stehen zwar im allgemeinen teils durch höhere verord-
nen teils durch die zum gemeingut gewordene und sich immer
Irfer entwickelnde idee des höhern deutschen Unterrichts wesens
Rufest, allein im einzelnen ist noch vieles durchzubilden, sowol
den umfang als was die methode der verschiedenen unterrichts-
reige betrifft : und wiederum hat jede anstalt nach der eigentümlich-
458 Zur praxis der schulmathematik.
keit ihrer mittel und lebrer, ihrer örtlichkeit und ihres ganxenbeMD-
dern standpunctes recht sorgfältig zu überlegen, wie gerade nenf
dem angemessenen wege sich dem ziele nfthem kOnne and mflsN . . .
obwol nämlich der director die höhere ttberaiöht des gamen IhIni
und den mittelpunct bilden musz, in welchem erkenntais und pmii
ihre einheit findet, so kann er doch nicht alles allein tkai,
und eine teilung der umfassenden arbeit wird in jeder
hinsieht zweckmäszig sein, zu dem ende yerieilen die aü-
glieder des coUegs die hauptfächer des Unterrichts der ari nnler eii-
ander, dasz der einzelne ein einzelnes fach zur speciellen an&kht
und bearbeitung übernimmt, sich mit dem stoffe, den hilfinnittdi,
der methode, den wissenschaftlichen fortschritten dieses &elies,dH
dasselbe betreffenden Verordnungen bekannt macht und die nsftiK
dische durchführung durch die ganze anstalt oder eine ihrer bildinp-
stufen als seine besondere aufgäbe betrachtet, einem jedn wiii
natürlich dasjenige fach zufallen , in welchem er selbst am meutai
beschäftigt ist: allein seine sorge erstreckt sich auch über seil«
eigwBne leb rerthätigkeit hinaas auf die übrigen lehrer,
welche in demselben zweige unterrichten, mit ihm ab
dem hauptlehrer haben sie zunächst das ineinandergreifen deaimli^
richts zu überlegen und ihn in der entwerfung des lehrplüM ft
unterstützen; zugleich wird er selbst wohlthun, wenn er sich W
kurze chronik über sein fach anlegt, in welcher er sowol littemiiM
notizen, eigene bemerkungen, beobachtungen und erfidimngeiitTV*'|
Ordnungen usw., als auch den genehmigten fachlehrplan nadii
hauptumrissen einträgt, ebenso ist er es, von welchem baBpMdh|
lieh die vorschlage zur anschaffung von büchem und aadem Ur
mittein für das von ihm vertretene fach erwartet werden»
diesen vorarbeiten der hauptfachlehrer und der mit ihnen in dv=j
selben föchem beschäftigten amtsgenossen gehen alsdann die msftt';;
dischen oder fachlehrpläne hervor, in denen jeder einielne
gegenständ nach lehrstoif, methode und hülfsmitieln dbxdi
classen der schule einer scharfen und bestimmten abgrsaiing
einer jeden zugetheilten lehrabschnittes verfolgt wird; diesslhlj
bilden , nachdem sie in der conferenz berathen und Ton uns
den eventuell nothwendigen modificationen genehmigt sind,
specialinstructionen für die behandlung der einseinen vnt
gegenstände^ durch welche jeder neu eintretende lehrer in dsttj
gang derselben eingeführt wird: sie sind übrigens Yon Mit
einer revision zu unterwerfen, damit das lehrercoll^am sieh
wissenschaftlich und didaktisch in Vertrautheit mit der saohe
imd keine auf dem betreffenden gebiete neue und bedeatiaasv^]
scheinung unbeachtet vorübergehe.'
Ich bin in der that überzeugt , zunächst dasz wenn dissi ii
struction wirklich durch- und ausgeführt würde , niemals die Uifli
über einen ungenügenden rechenunterricht erhört Verden wirili
falls ein mathematiker denselben ertheilte, der eet. par. nicht sin A
Zur präzis der sclialmathematik. 459
ichter lehrer wäre , und dann weiterhin , dasz sie in der mathe-
k gerade um so eher erfüllt werden musz, als director und
Irath meistenteils die 'notwendige controle nicht handhaben
ton. herr Dorschel in Stargard wünscht meine erfahrungen.
denn zwei für eine, an einem wesillllischen gymnasinm war ein
er mathematischer lehrer, der vor vielen anderen den Vorzug
I, gate disciplin halten zu können; er hatte deshalb ruf und
anerkennung. mit den kenntnissen seiner schfiler stand es herz-
lehlecht, sie wüsten im groszen und ganzen gar nichts, d. h.
I etwa die schlechtem sondern auch die besten befanden sich
tieaem unzulässigen standpuncte, und die schriftlichen arbeiten
ibiturientenprüfung wurden Jahrzehnte lang dadurch gewonnen,
das brouillon der dem p.-s.-collegium einzusendenden vorlagen
lehrer gestohlen wurde, da kam ein neuer director, der viel-
t etwas hatte munkeln hören , und um die ttbelstände zu heben,
l er auf seine studierstube und studierte den schon damals ver-
m Kries. gewandt im reden that er sich nun zuweilen die
gthnung, auch von der mathematik bescheiden zu sprechen, der
r schmunzelte in seinen hart, denn ein solcher mann konnte
seinen cirkel nicht verderben, ein vorwitziger candidat aber
Um, mann unverschämt ins geeicht gelacht haben , was freilich
nschafUich , aber nicht durch die regeln der klugheit gerecht-
|t war. an einem gjmnasium in Ostpreuszen war ein bekannter
«matiker unter drei directoren — erst der dritte hat ihn be-
|t, der niemals studiert und niemals ein examen bestanden
r, weil er wahrscheinlich seine aus Schlesien datierten diplome
li erbschaft oder auf eine andere weise an sich gebracht; zur
Aar Untersuchung waren sie nicht mehr vorhanden, so weit
ie Sache unverfänglich und könnte vielleicht auch heute noch
Iren, dasz aber ein solcher allerdings gewandter elementarlehrer
k zwanzig und mehr jähre die erste lehrsteile der mathematik
iden kann, ohne, was wohl zu beachten, sich fachwissenschaft-
inntergefördert zu haben, das übersteigt doch alle grenzen und
iü demjenigen coUegen recht zu geben ^ der es vor kurzem ans-
tDchen, dasz schulrätbe und directoren nicht selten es redit
^•then, wenn ihr mathematicus nachsieht verdiene, es ist
1^ non omnia possumus omnes, und niemand verlangt von dem
Itasialdirector tiefere mathematische kenntnisse — mit der
hnathematik allein reicht man indes auch hier nicht aus — man
loch einem guten director zu , urteile über leistungen und dis-
I seines mathematikers , erstere wenigstens indirect, fällen zu
sn, so dasz die dienstliche autorität nicht geschädigt wird; aber
steilen über \vissen und methode, über lehrbücher, hülfsmittel,
lloren geht er am besten zur berathung mit seinem mathe-
een collegen über und wenn auch nur in der strengen weise
n mitgetheilten instruction. was aber die schulrätbe anlangt,
jltiach den neuesten ereignissen die anstellung von katholischen
■
460 Zur praxis der scholmathemalik.
und evangelischen schulräthen hinfällig geworden; man benfi
daher in den rath des oberpräsidenten wirkliche laehadralittti^
dann wird es mit dem mathematischen unterrichte ftof gjiiiMMi
schon besser werden, ohne dasz eine wissenschaftliche prüfiofh
commission allzu strenge urteile ÜQlt und den mathernttton
anstalt ftir fehler verantwortlich macht, die der scholrsfh
ich könnte über diese dinge noch manches beibringe, nodi
erfahrung mitteilen , an dieser stelle werden jedoch dioae
andeutungen genügen, aber einen andern punct wiU ich aieU mi
stillschweigen übergehen, es ist wol an allen anstalten ans Yonekrift
der brauch eingeführt, dasz die directoren häufig die lehntnata
besuchen, um sich über den gang des Unterrichts, Aber diehiltBif
der Schüler, über die art und weise, wie der lehrer die diaciplian
handhaben und den Unterricht fruchtbringend zu machen aiidit,
unterrichten, und die so gesanmielten erfahrongen fOr
leitung der anstalt zu benutzen, an und für dch ist daa nkfat i
nicht tadelnswerth , sondern verdient alle anerkennnng,
der schulvorstand die nötige einsieht hat, die gewoniieBfln
rungen zu verwerthen, oder aber die nötige energie, daa
in rechter weise abzustellen, oder endlich auch den nOtigen taisli
vertrauen der lehrer in rechter art zu gewinnen, wenn nicht'
regel 'abusus non toUit usum' zu beherzigen wftre« ao mSchto
wis mancher coUege nach seinen praktischen erüahnuigeB den
wand von zeit und die gelegenheit zu gegenseitigem bgv
nutzen der dargelegten einrichtung entgegenhalten und ihren
fall wünschen: keines weges aber darf sie all^ und unerglniil
stehen bleiben, das lehrercollegium einer anstalt mnai ein
ganisches ganze bilden, und kein director kann
seine person ein solches allein herstellen, öffsnüicha
fungon sind billiger weise in verruf gekommen, daa abil
examen gibt nicht aller orten und nicht allseitige gelegenheiti
achtungen von pädagogischer Wichtigkeit anzustellen ,
wiederhergestellt und als allgemeine Vorschrift angeordnet
was man früher classenexamina nannte, diese können in
weise eingerichtet sein, entweder treten die in einer clasaa
richtenden lehrer unter dem Vorsitze des directors insanmMi
prüfen die betreifende classe an einem tage uno tenora in
gegenständen und dann wird sich zeigen, wo daa gute, v
mangelhafte zu finden , welcher lehrer zu wenig eifer , wddMK-
viel an den tag gelegt, dann werden mit den ttbelstftndeaa andk
mittel, ihnen abzuhelfen, erkannt werden, da hilft kein aehein
tinig, Schüler und lehrer erkennen sich in voller Wahrheit, and
müste mit ihrer Wahrhaftigkeit schlecht bestellt sein,
director nach einem solchen classenexamen nicht mit all
andeutungen über die hervorgetretenen resultate sich genOgen
könnte, wenn er noch genöthigt sein sollte, persönliche
zu machen, die empfindliche gemüter verletzen dürften, eine
3
Zur präzis der schulmathematik. 461
t der classenprüfungen ist, an einem tage die ganze anstalt in
Bern lehrüache zu revidieren, damit die betreffenden fachlehrer ein
id ttber die leistungen nach den yerscbiedenen classen- und alters-
alini, über das gegenseitige ineinandergreifen , das vorbereiten für
ihere classen und das wiederholen vorhergegangener lehrpensa
hahan imd durch nachfolgende meditation und besprechung
Behtbar machen, jeder director wird mir zugeben müssen, dasz
ine arbeit durch solches verfahren unendlich erleichtert, dasz das,
m in der that erreicht werden soll, mit groszer Sicherheit zum vor-
Mn kommen wird und gerade in den fächern, für welche er keine
^alstudien gemacht hat.
Aus meinen erlebnissen weisz ich die nothwendigkeir solcher
issenexamina zu schätzen aber auch die Unbeliebtheit zu würdigen,
e sie bei schwerfälligen collegen finden, ich habe aber immer
Ar gehalten , dasz für ein rechtes ziel auch die rechten mittel ein-
ihalten werden sollen: ich habe demnach zweimal in der conferenz
eines frühem collegs unter Zustimmung des directors dahin gehende
itrBge gestellt, die aber, obgleich angenommen, in ihrer ausführung
[ calendas graecas vertagt wurden : nach einer dritten annähme der
iederholt von mir gestellten antrage wurde ein versuch gemacht,
dl ich selber vorgieng und in unmittelbarer aufeinanderfolge der
iBsen tertia bis prima nach ihren verschiedenen abteilungen in der
iQiematik prüfte: der versuch hat keine nachfolge gefunden; der
lector hat in seinem disciplinarberichte meine bemühun|[en,
liürlich nicht unter meinem namen, als bemerkenswerth
rvorgehoben, ist dafür belobt worden, und ich — hatte ärgerliche
dtbritte mit den collegen, wobei der director niclft einmal auf meine
ib trat, habeant sibi ! und kehren wir nach diesen abschweifungen
limserm thema zurück, nicht ohne jedoch es zu betonen, dasz per-
iche erlebnisse nur der sache halber mitgeteilt werden, es
t im schulleben noch viel schein, und man darf nicht an-
, ihn von zeit zu zeit aufzudecken.
Nach altem gebrauche beginnt auch heute noch der Unterricht
geometrie in der quarta: anderwärts hat man demselben eine
mte formenlehre oder den geometrischen anschauungsunter-
substituiert, ich kann mich mit diesen einrichtungen nicht ein-
iden erklären, die drei untern classen haben wöchentlich 10
len und die sind nur eben ausreichend, um eine angemessene
^keit im rechnen zu erzielen , auf der andern seite aber ist ein
t derer anschauungsunterricht durchaus tiberflüssig, weil der
rieht in der geometrie überhaupt und ausschlieszlich, auf
lasien wenigstens, allein auf anschauung beruhen sollte, es ist
pädagogischen und wissenschaftlichen standpuncte aus durchaus
isig, die anfangsgründe der geometrie nach Euklid oder nach
mdre zu lehren, letzterem, der bei uns durch Grelle, Tell-
►f, vielleicht auch durch Brettner eingebürgert worden, ist es
i
462 Zur praxis der schulmaihematik.
nur in geringem grade gelungen, die härten und ni
des erstem , insofern dessen werk als lehrbuch für die ji
trachtet werden darf, zu mindern , er ttbertrifflt ihn sogar
läufigkeit und in der künstlichkeit des systematiBdlien i
nirgends als in der mathematik erlangt der alte sati: tanti
quantum memoria tenetur eine so eminente bedentnng, und
folge zu geben , musz das gedächtniswissen auf das Ueinvfe^ i
beschränkt werden , und das kann wiederum nur dadurch fa<w]
werden, dasz man die anschauung nicht allein zur hfllfe »iir%w ^ «
dern dasz man sie ausschlieszlich zum principe des beweiset
das wird auch noch in anderer weise erkannt, ^e allee daak*
der erfahrung ausgeht, so auch die mathematik; sie ist
Schaft, die in der natur gegebenen anschauungen der gendetf
der ebene, der flächen und der körper werden begrifflieh
die grösze und gestalt treten zunächst als wesentliohe
hervor , ihnen tritt die läge der verschiedenen gebilde rar
damit auch der Übergang der einen läge in eine andere, wflOS^
bewegung gegeben ist. die bewegung ist aber xnnichst eiB0
schreitende oder aber eine drehende : als masz der
bewegung ist die strecke, als das der drehenden der winkd
sehen, und somit haben wir die grundlegenden definiücnen:
linie ist der geometrische ort eines punctes , der sich in
richtung fortbewegt, und winkel ist der drehungsonterscUsd
gei:aden (oder zweier ebenen), dem winkel unn der geraden BiiBl
als drittes zur seite die (geradlinig begrenzte) figur, die didanki
steht, dasz sich mehre gerade in mehren puncten schneideA
aber, dasz sich eine strecke abwechselnd fortschreitend und
bewegt bis dahin, dasz sie in ihre ursprüngliche läge
ist. damit haben wir denn die beiden Sätze: zwischen n
giebt es ^ — - linien, n Seiten und ^7^ -^ diagOBilflAt
die auszen-(drehungs-) winkel jeder nseitigen fignr sind ^S
mithin die innenwinkel derselben = (n — 2) flachen, also
auch in der einfachsten figur, dem dreieck, die drei ii
= TT (einem flachen) und da das dreieck so beschaffen sein
dasz zwei seiner winkel möglichst grosz, der dritte aber
klein ist, so geht dasselbe über in das gebilde zweier panlldn:
einer dritten schneidenden, man kommt zugleich zu dem
einer grösze, die sich beständig der grenze 0 nähert, ohne jeMhl
zu werden.
Gesetzt auch , diese anschauungen würden mit recht tob tej
wissenschaftlichen bedenken getroffen , die man gegen me erihite
hat, so würde ich mich doch noch sehr lange besinnen, obuhfli
nicht dennoch dem ersten unterrichte zu gründe legen sollte» A
ihnen entsprechenden resultate sind unbedingt richtig, der mg
diese resultate zu erhalten , ist möglichst kurz und gewährt vdDi
Verständnis, das jederzeit klar hervortritt, während jeder anden ■
Zur praxis der Bchnlmathexnatik. 463^
)llen durch wucherndes gesträuch verdeckt wird, wie die*
er auszenwelt unbedenklich feststeht, weil mit der«nnahme
alle erscheinungen weit leichter und besser erklftrt werden
ÜB wenn eine scheinexistenz der auszenwelt statuiert wird,
le sinnliche und von den möglichen fehlem befreite an-
vollstftndig beweisgültig und jeder deduotion aus kfinsUich
den begriffen vorzuziehen ; ich wiederhole : die mathematik
rwissenschaft mit dem zusatze: und nicht philo-
ich will noch einzelnes specialisieren. wenn man den
den geometrischen ort eines punctes erklärt, der in der-
ene verbleibend sich so um einen festen punct bewegt, dass
B dieselbe entfemung beibehalten, so ist es auch notwen-
;e andere krumme linien, namentlich die drei übrigen kegol-
and die Wellenlinie ihrer entstehung nach herbeizuziehen»
parabeln, Wellenlinien treten bald genug in den wissen-
ten horizont der schüler, die wesentlichen merkmale der-
nd für die mathematische geographie und für die phjsik
rlich , ihre demonstration aber diesen disciplinen vorzube-
t nicht rathsam , da dieselbe an dem von uns angezeigten
»t leichter und fruchtbringender bewirkt werden kann, ba
len flächen spricht man auch von den abwickelbaren und
ionsflächen aus demselben gründe, und indem man sie zur
isierung der in der elementaren Stereometrie vorkommen-
er benutzt, erhält der tertianer eine ausreichende Übersicht
ganzen gebiete der schulgeometrie, in der nicht einmal die
ler Symmetrie, der projection und der perspective zu fehlen
. im weitem verlaufe des unterrichte kann man an-
8- und synthetische beweise in fruchtbarer weise mit eiik-
abiniren. Scheitelwinkel sind einander gleich, weil sie das
derselben drehung sind oder aber, weil wenn a und y die
tnkel und ß ihr gemeinschaftlicher neben winkel a-\~ ßt^a^n
y =z n also a -\- ß = ß -}- y oder a = y. dasz man sich
»z, in den synthetischen beweisen gerade im anfange
ni machen, selbst wenn sie für die betreffenden schüler
|üch sind, versteht sich von selbst, um die nOtige ver-
fang geistiger Vorgänge durch sinnliche mittel redit ein-
en lehren, so ist nichts unverfänglicher als der sohlnsz:
I Winkel a und ß sind einander gleich und zusammen gleich
eben, also ist jeder ein rechter, und doch thut man wohl
hreibeo zu lassen : a -{- ß = 7T. und a = j3, also a-^a = tc
i^s 7t oder a = — . auch vielfache mittel der anschauung
I nebeneinander stellen, ist z. b. 0 der halbierungspunct
le AB^ so heiszt das AO = OB aber auch -40 = -r- ÄB^
den Euklidöchen beweis für den satz: *der peripherie-
t gleich der balfto des zugehörigen centrum- winkeis' gibt,
l
464 Zur praxia der schnlm&thematik.
musz man auseinandersetzen und zeigen, dasz die sohenke]
Winkels^ dessen Scheitel in der peripherie des kreiaee hemin^
wird, stets durch dieselben puncte gehen, also stete denselben
ausschneiden , dasz also alle peripheriewinkel ttber denselben
einander gleich sind, und dann fährt man fort, der säte kau]
noch synthetisch dadurch bewiesen werden, dasz man xeigt,
peripheriewinkel ist gleich der hftlfte des zilgeliQiigen c
winkeis auch der winkel der sehne und tangente. somit hat n
dieser stelle nicht zwei sätze, sondern nur einen sati, und es
sichtlich, dasz die zweispaltung des einen gedankens fllr den 1
unnöthig ist, aber davon sich herschreibt, dasz man gesagt ha
contrumwinkel ist doppelt so grosz als der zugehörige peri]
Winkel, ähnliches tritt noch an anderen stellen henror. so
noch in den meisten lehrbüchem: U. wenn man doxeh emen
innerhalb des kreises zwei sehnen legt, so ist das prodoct d
schnitte der einen sehne gleich dem der abschnitte der aweiten
und 2. wenn man von einem puncte auszerhalb des kreise
tangente zieht, so ist das quadrat derselben gleich dem prod«
einer beliebigen sekante und dem auszerhalb des kreiBee lii|
stücke derselben', es musz heiszen: ^gegeben ein kreis n
punct, so ist das product der zugehörigen absehnitte jeder
diesen punct gehenden geraden unveränderlich, weil fttr einen
halb des kreises liegenden punct gleich dem quadrate der 1
kürzesten sehne, und für einen auszerhalb des kreises befind
punct gleich dem quadrate der tangente\
Vor allem gehören die anschauungsbeweise in die elem
Stereometrie, namentlich in diejenige, welche anf den g jmni
speciell gelehrt werden kann, weil der Zeichenunterricht anf
anstalten wol immer in den ersten anfangen stecken bleiben
so versteht es sich von selbst, dasz der Stereometrie nur wenig
gewährt werden kann , wie beklagenswerth das auch sein mag
so mehr musz die anschauung herbeigezogen werden, sfttn
^steht eine gerade auf zwei sich schneidenden geraden in
scbnittpuncte senkrecht, so steht sie senkrecht auf der dun
schneidenden geraden bestimmten ebene', oder *zwei winkst
dreiseitigen körperlichen ecke sind stets gröszer als der dritte
'die n winkel einer nseitigen körperlichen ecke sind kleii
zwei flache', sind durch) die anschauung unmittelbar gs]
während die synthetischen beweise oftmals einen zu gros»
parat erfordern : keinenfalls dürfen erstere unterdrückt werde
sind präcise und klar vor die schüler hinzustellen, damit li
als das erscheinen, was sie in Wahrheit sind, bestätigungei
correcturen der anschauung, insofern letztere durch YenD;
nerung specieller daten dem irrthum anheimfallen kann, di
der herleitung der cubischen inhalte der kOrper das Caval
princip platz greifen müsse, ist uns niemals zweifUhaft ge
auch dieses ist nur ein reiner ausfiusz der anschauung i die
Zur praxis der schulmathematik. 465
L ganzen gebiete der geometrie, welche auf gymnasien gelehrt
Brden kann^ die vorherrschende rolle zu spielen hat.
Der systematische aufbau der geometrischen sätze ist nächst
ir anschauung vorzugsweise zu berücksichtigen, wenn man irgend
eiche Unterrichtserfolge sicher stellen will, er gibt allein die not-
endigen anhalts- und orientierungspuncte, und erlaubt, die einzeln-
aiten zurückzusetzen mit dem bewustsein, durch nachdenken die-
slben in jedem besondem falle wieder reproducieren zu können.
18, was wir mathematische bildung nennen dürfen, hängt allein
(m ihm ab, und wenn ein mann, der solche erhalten, späterhin auch
ttxe und beweise vergessen hat, das ganze steht ihm doch noch klar
or äugen und er fühlt es deutlich heraus, dasz die mathematik nicht
or eine illustration der logischen gesetze und der methode, wie
■a überhaupt im studieren vorauschreiten müsse, sondern weit
mta die Vermittlerin der beziehungen der auszenwelt zu unserm
■sie durch masz und zahl ist. gegen den systematischen aufbau
kndigen mündlicher Unterricht und lehrbücher in gleicher weise,
id die folgen davon sind künstliche beweise und langathmige aus-
Bandersetzungen, die in einer so logischen Wissenschaft wie die
laihematik nicht vorkommen sollten, einige andeutungen werden
IS erhärten, es ist schon oben eine kleine skizze gegeben worden
ber den Zusammenhang zwischen linien, winkeln und figuren in
Ken allgemeinen beziehungen. hieran anknüpfend kann nun ein
oppelter weg eingeschlagen werden ^ entweder es werden die ein-
ibien arten der figuren nach beschaffenheit und zahl der winkel
id Seiten abzuhandeln sein, oder aber es sind andere gesichtspuncte
lEnifinden, wenn der erste weg, wie es gar bald sich ausweist, sich
Uit fruchtbar erweisen sollte, da bieten sich nun dar die begriffe
^gruenz, gleichheit und ähnlichkeit, als Übereinstimmung in ge-
Ul und inhalt, beziehungsweise in inhalt oder in gestalt allein.
I^pruente figuren decken einander (symmetrische figuren können
leongruente verwandelt werden, wenn eine derselben in ihrer
^M um 180^ gedreht wird) ; gleiche figuren können in congruente
zerschnitten werden, und ähnliche erfordern gleiche winkel
gleiche Verhältnisse homologer selten, die beiden ersteren be-
ungen begreift man sofort, nicht aber die letzte, und das rührt
weil man das Zwischenglied ausgelassen, notwendig musz
begriff der ähnlichen läge eingeschoben werden , und also sind
iche und ähnlich liegende figuren als solche zu erklären, welche
■nllele Seiten haben, aus der Parallelität der selten ergibt sich
■m die gleichheit der Verhältnisse homologer selten und der be-
lis der ähnlichkeit durch zurückführung auf die analogen con-
^nz^ätze. das alles bedingt aber den einschub des Satzes 'wenn
in einem dreieck eine parallele zur grundlinie zieht, so ver-
sieh die oberen abschnitte zu einander wie die ganzen selten
umgekehrt', dieser darf also nicht mit hülfe des satzes: ^paral-
amme oder dreiecke von gleichen grundlinien verhalten sich
Jl. Jahrb. f. phil. n. päd. II. ahl. 1&75. hfl. lU. 30
ti
466 Zur praxie der sclirilmatbeinatik.
wie ihre hohen usw.' bewiesen werden, sondern ist nnabbSiigig tob
ihm herzuleiten, schon deshalb, weil man das verhSltnis von figana
als ein doppel Verhältnis von strecken darstellen miiai, mid tooiit
erst die einführung des einfachen verhftltnisseB naehmweiaea htk
der erste teil der planimetrie beschäftigt sich also in rein gpomtl^
rischer methode mit linien und winkeln und mit der congraens ni
gleichheit der figuren, auch des kreises: der zweite teil fOlirt änA
das vergleichen an strecken und figuren znr zahl und handelt wmd
von zahlenausdrücken der strecken und dann von denen der igm
und kreise.
Dieser systematische aufbau bedingt auch ansaohhui alles lioU
streng noth wendigen oder alles Jessen, was sich als eineeinlHhi
Wiederholung erweist, bedingt somit au&tellang der MnmuB^
liehst knapper zahl durch betonung der neuen und die entwiddm
fortführender gedanken. es gibt lehrer, die es sieh aagek^pea im
lassen , dasz jeder schüler zu jeder zeit jeden sati dea lehiboeh«
kennt und beweisen kann, das ist in der that ein ecgebnii gntm
energie und ausdauernden fleiszes, hat aber für denswec&detvalff-
richts wenig zu bedeuten, der besteht n&mlich nieht dariUi diB
man viel weisz, sondern dasz man viel kann, die repetitioMi k
der mathematik sollen nicht auf einfache Wiederholung dea ^otlaf
gerichtet sein, sondern die lösung vieler aufgaben ermQglielNn. Ä
auflösung von aufgaben ist aber nicht Sache der mathntnaBed
erfindung, denn die kann man nicht von schülem, lAmdeni mir
vorzugsweise begabten verlangen, wol aber sacbe der sarllddttka|:
auf bekanntes und überliefertes, gewisse angaben treten iMi fl
den Vordergrund, wir nennen sie hauptaufgaben nnddOdndij
solche auf: ein dreieck zu construiren 1) aus drei eeiteni t) MJ
zwei Seiten mit dem eingeschlossenen winkel, 3) ana \
und einem gegenüberliegenden winkel, 4) aus zwei winkeln ait tf\
eingeschlossenen seite, ö) ein dreieck in ein anderea an i
mit beibehaltung der läge der grundlinien und zwei andern krj
Stimmungsstücken, 6) ein dreieck zu constmieren ans eil
nen seite, dem gegenüberliegenden winkel und einem drifttat^^
Stimmungsstücke, 7) einen kreis zu construiren, der drei
kreise berührt — Gergonnesche lösung — , 8) , 9) und 10)
geometrischen ort eines punctes zu finden, der sich nm
puncto in derselben ebene verbleibend , so hemmbewegti
verhältnisz oder die summe der quadrate oder die difibnM ^^^
quadrate der entfemungen unverändert bleibt, 11) ein dreieck^
construieren, das einem gegebenen dreiecke congment nnd
andern gegebenen gleich sei, 12) ein dreieck za eonatmienBt
einem gegebenen congruent und einem zweiten gegebenen
sei, 13) ein dreieck in gleiche oder verhältnisgleicfae teile n
von einem eckpuncte oder einem puncte einer seite oder
puncto im innern aus, 14) ein dreieck aus den drei htfhen si'
struieren. diesen aufgaben treten andere sogenannte gnad- <"]
Znr praxifl der schalmathematik. 467
adamentalaufgaben zar seite , die bestimmte forderangen der con-
rmerenden geometrie erftillen und demnach überall wiederkehren.
Bselben lauten: 1) einen winkel anzutragen, 2) eine parallele zu
dien, 3) einen winkel zu halbieren, 4) eine strecke zu halbieren,
eine senkrechte zu fällen, 6) eine senkrechte zu errichten, 7) eine
reeke in n gleiche teile zu teilen, 8) eine tangente im puncte
MB kreises zu legen, 9) eine tangente von einem auszerhalb ge-
{«nen puncte an den kreis zu legen, 10) an zwei gegebene kreise
M gemeinschaftliche tangente zu legen, 11) für zwei gegebene
eiae eine chordale zu construieren, 12), 13) und 14) zu zwei ge-
ibenen strecken das matiiematische oder das geomecrische oder das
nnonische mittel zu construieren, 15) zu drei gegebenen strecken
e Tierte proportionale zu finden, 16) eine strecke in verhftltnis-
eiche teile zu teilen, 17) eine strecke so zu teilen, dasz das grtezere
Bek das geometrische mittel werde zwischen dem kleinem stttcke
id der ganzen strecke, 18) zu einem innerhalb oder auszerhalb
MS kreises gelegenen puncte die zugehörige polare zu con-
raieren.
Diese aufgaben enthalten die zielpuncte der planimetrischen
mmasialgeometrie, und sie in Verbindung mit dem Torhin be-
rocbenen systematischen aufbau setzen uns in den stand , das
ilerrichts- und Übungsmaterial in der zweckmftszigsten weise den
kfllem darzubieten, dasz dabei eine sorgfältige durchbildung
I einzelnen nicht fehlen darf, versteht sich von selbst, ver«
Merungen zeigen sich immer wieder an verschiedenen steUen als
liwendig, Umstellungen und näherer aneinanderschlusz anschei-
md auseinandergehender sätze, so wie die ausmerzung künstlicher
Bweise und auflösungen sind stete folge des ernsten naehdenkens,
m Stoff den schülem in der leichtesten und angemessensten form
B vermitteln, damit sie verstehen und nicht auswendig lernen und
I wohl geordneten und durchsichtigen gedankenverbindungen ge-
^igen. auch hierfür ein beleg aus der praxis. wenn man die drei
1) ein rechtwinkeliges dreieck zu construieren mit einer
te und der projection der zweiten auf die hypotennse; 2) durch
gegebenen punct innerhalb eines g^febenen kreises eine sehne
Isgen, so dasz die differenz der entstehenden abschnitte gleich
gegebenen strecke; 3) ein dreieck zu construieren ans einer
dem gegenüberliegenden winkel und der diesen winkel
ierenden transversalen einer vergleichenden betrachtung unter-
jhht, so wird man die erste und dritte fQr eine geometrische lösung
i ganz leicht finden, die dritte ist ja mit dem problem des
US 'gegeben ein winkel und ein punct auf seiner halbierungs-
es soll durch diesen punct eine strecke von gegebener länge
Igt werden, so dasz ihre endpunete auf die Schenkel des gegebe-
winkeis fallen' identisch und von dem alten geometer in einer
geometrischen construction für den rechten winkel gelöst (vgl.
aafgabensammlung von La Fremoire, deutsch von Beuschle)«
30*
468 Zur praxis der schnlmathem atik.
die zweite aufgäbe wird zuweilen in einem zu frUhen omsoa gesUli
und dann also gelöst: man verbinde den mittelponot des kreiMBmi'
dem gegebenen puncte und beschreibe über der so erhaltenen ttnoki
einen halbkreis , in welchem man durch die halbe gegebene ikeeb
einen punct bestimmt, der mit dem gegebenen puncte YeitemdencBi
verlangte sehne gibt, diese lösung ist schwer in eine be&iedigMd
analjse zu bringen und musz dem schüler als ein kleines knnsMd
erscheinen, leichter ist eine andere lösung mit leicht dnrdhidiaii
lieber analjse. sei der gegebene punct P und die Terkngte lefai
ÄB^ so dasz ÄP < BPy so schneide man iLP Ton SPundtwi
von B aus ab «= BQ, verbinde dann Q und P mit dem kreianuitoS
puncte 0, dann ist POQ ein gleichschenkeliges dreieek mit In
kannten seiten , und somit die aufgäbe zurttcl^fQiirt auf die In
kannte: ein dreieek aus drei Seiten zu constrnierea. dan diM
lösung besser ist, als die gewöhnliche, die eigentlich auf dieobe
genannte sechste aufgäbe sich gründet, ist wol auf den ersten Uic
klar, sie leidet nur an dem groszen Übelstande, dass die anajjsis di
abschneiden der ^P von B statt von P aus erfordert, was sonst da
schüler geradezu verboten werden musz. und diese schwiengke
wird auch nicht durch einführung des sogenaimten symmetriscbe
punctes Q gehoben, da Q allerdings zu P symmetrisch liQgti sbf
so , dasz die gerade , für welche die symmetrische läge stattfinde!
erst construiert werden musz. geht man nun zur algehnöfl^
lösung über, so findet man für 1) durch beranziehung desl^ytti
goraa, wenn man die gegebene kathete a, die projeotion y^ma ai
X und die projection der zweiten kathete mit l bezeichnet sofort dk
gleichung a^ = x ' {l -}- x). für nr. 2 tritt sogleich der sehasMifc
beim kreise heran, ein punct im kreise hat eine kürzeste sehne^ ikn
halbe länge sei a , die verlangte sehne hat zwei abschnitte, dura
kleinster x sein soll, dann ist der andere x-^ly weil x -f- 1 -^ «■■?
also hat man die gleichung a^ =^ x {l -\- x).
Was nun die dritte aufgäbe anlangt, so bestimmen seite vai
Winkel einen kreis , und die mitte der seite noch die mitte de« sb*
gehörigen bogens. diese drei puncte seien Ä^ C und Jlf, so AmuM
die gegebene seite und MC die sehne des halben kreisbogOM V^
wenn nun B der dritte punct des dreiecks ist, dann musz drriid
MCD ähnlich MCB sein, wenn JD der schnittpunct von.iCis'
BM ist, also folgt MC^ = MD - MB. ist nun a — MC undW
kannt, ebenso BB gegeben = l imd MJD =» o;, so ist wjedo»
a*^ =u X (l-\- x), die drei gegebenen aufgaben sind also, wenn Joi^
identisch, doch unmittelbar zusammenhängend und ihre geometriNh
lösung ist dadurch bewirkt, dasz man um l als durofamesser eis»
kreis schlägt, an den endpunct von l eine tangente von der giW
a legt und den endpunct dieser mit dem mittelpuncte des kniN'
verbindet, dann ist das auszerhalb des kreises liegende Segment ^'
Diese auseinandersetzung wird hoifentlich meine gedankflS A9|
art und naturgemäsze behandlung von Sätzen und aofgabes "^
Zar praxis der schulmathematik. 469
deren beweisen und lösungen klar machen, das nähere eingehen
mf die Stereometrie kann ick mir unter hinweisung auf das früher
bemerkte ersparen ; es erübrigt nur noch eine kurze erörterung über
das arithmetische lehrpensum. dasselbe ist seinem umfange nach
iwischen verschiedenen lehrem höchst strittig, allein wenn man be-
denkt, dasz die geometrie eine summe von arithmetischem wissen
iHid können verlangt, so wird man nicht sehr fehlen, wenn man sich
XQ der ansieht bekennt, in die schularithmetik gehöre alles das-
jenige, was zur erledigung des geometrischen pensums erforderlich
sei. dahin gehören zunächst die sieben grundoperationen und die
algebraischen gleichungen ersten und zweiten gradeft kettenbrüche
and combinationslehre sind abzuweisen, dagegen die Reihen für
log (1 -f- ^) ) sin X und cos x mitzutheilen , damit die einrichtung
des logarithmischen handbuches ganz und gar verständlich werde,
aoeh eine allgemeine summationsformel ftlr geschlossene reihen ist
im anschlusse an die progressionen zu entwickeln und der binomische
lefarsatz in die aufgäbe des potenzierens einzuschlieszen. die ent-
wicklang der Cardaniseben formel schlieszt sich leicht an die er-
ledigung von X -\-y =^ a und xy ^= h^ an, und der irreducibile fall
wird wie die Umwandlung der formein x = — — =^-^ — — usw.
durch Substitutionen goniometrischer functionen in der trigono-
meirie erledigt, hauptsacbe bleibt auch hier das lösen von aufgaben,
nicht allein schematischer, in denen rechenschwierigkeiten zusammen-
gehftnfb sind, sondern von aufgaben, die dem bürgerlichen leben und
der geometrie entnommen sind , von denen bekanntlich die ersteren
Beifit auf gleichungen ersten , die letzteren auf gleichungen zweiten
indes führen, schematische aufgaben, beispielsweise von der form :
xt = yz
X'\-y'\-z-\-t = a
a;2 + y2 ^ ;g2 + ^2 = 52
x^ + y^ + z^ + t^ ^ c*
uid ähnliche finden sich in jüngster zeit vielfach in den schul-
Fogrammen als abiturientenaufgaben angeführt und es scheint
daraus hervorzugehen, dasz sie mit verliebe auch beim unterrichte
behandelt werden, ich finde mich in der läge, die aufgaben mehr
sn betonen, welche sachliche grundlagen in werte kleiden und durch
«ine analyse die gleichungen herzustellen verlangen, wünschens-
werth sind vorzugsweise algebraische lösungen geometrischer auf-
gaben neben rein geometrischen analysen. die physik bietet gewis
«in weites feld für schöne aufgaben, aber ich würde ratben, dasselbe
anf gymnasien nur sparsam zu betreten, da die sachlichen Schwierig-
keiten recht häufig bedeutender sind, als dasz sie schüler dieser an-
*Wten mit interesse und ohne furcht entgegen nehmm sollten,
^«nn die physik aber im unterrichtsplan mehr räum erhält, dann
^wde ich gern diese beschränkung fallen lassen.
I
470 Zur praxis der schulmatheinatik.
Hüten musz man sich beim vortrage der arithmetik, aUznaeiff
in abstractionen sieb zu verlieren : die allgemeine zahl wird achOka
erst nur nach der bestimmten verständlich, und ich moai dfliUb
an dieser stelle auf die oben gemachten bemerkungen Aber dfli
rechenunterricht verweisen, die abstractionen, wie sie z. b. H. Schwin
in der Zeitschrift für math. und naturw. Unterricht bei der entviek-
lung der ersten arithmetischen grundbegriffe verlangt, sind fllrdn
tertianer unbrauchbar, sie geben weder fireude noch volles venttBi*
nis. andererseits musz die abstraction nicht gescheut werden, wcm
es sich um die ganze kenntnisnahme eines problems handelt fii
auflösung eines 6jstems von n gleichungen mit n unbekuinten flünt
auch im elementarunterrichte die determinantenmetfaode ins Mi
ein Schüler, der drei gleichungen mit drei unbekannten behandatt
hat und zu den schluszgleichungen gekommen ist, wird Yonsfllbifc
einsehen , dasz dasselbe verfahren bei vier und fünf gleiakiuigHi
nicht ausführbar ist, er wird also fragen, wie man diese ftlkodtf
das Problem im allgemeinen erledige, soll ihm da die determiniiti
in ihrer ersten entstehung vorenthalten werden? ich bin nioht dff
ansieht, wenn ich auch vorschlage, die betreffenden mitteilaiigai
mehr historisch zu halten, hierher gehört auch noch die bemsricu^
dasz die diophantischen aufgaben nach der divisionsmethode wd
nach der weise der Gaussschen congruenzen, sowie die nnnuriidMS
gleichungen höherer grade zur auflösung nach der NewtoaiA«
approximationsmethode vorgelegt werden müssen.
Ein wesentliches hilfsmittel des Unterrichts ist das lehrbnA
welches niemals fehlen sollte, da auch das sdilechtesto , wie aai
sich auszudrücken beliebt, besser als gar keines ist. frölich'diBMi
und ausarbeitungen des Vortrages von selten der sohlller giiid fV
der art, dasz sie zur zeit wol nur an wenigen orten plati graifti*
doch gibt es auch noch recht mittelmäszige lehrbficher, die htrff
mehr schaden als nutzen, man musz für diese frage notwoidig
zwischen groszen und kleinen anstalten unterscheiden und eneh dk
sogenannten utraquistischen anstalten ins äuge fassen, d» b. soliM
in denen die muttersprache der Zöglinge nicht die deatsehe o■ll^
richtssprache ist. an gröszeren gymnasien, etwa mit 18 getnmihB
classen, sind mindestens vier lehrer der mathematischen vnd ttikv*
wissenschaftlichen fächer nothwendig, und die einheit des lehtplMi
durchzuführen ist hier eine nicht leichte aufgäbe, sie .kann Bf
durchgeführt werden durch einen streng naeh dM
gesetzlichen bestimmungen des norm allehr plana eat*
worfenen leitfaden, der auch die normativen f flr dt>
rechenunterricht enthält, ein solcher leitfaden emQ|^Bctt
einheit in den definitionen, in den zeichen und algorithnMn{ ^
schreibt das durchzunehmende lehrpensum auf jeder stufe unswflilil'
haft Vormund gestattet endlich der individualitit i^
lebrers in der umkleidung des gerippes, in der durok'
'ngung, ancignung und erweiterung desselben ToU*
I
Zar praxis der schulmathematik. 471
freiheit, ohne die des neben- oder überstehenden leh-
rers in irgend einer weise zu beschränken, das, was der
leitfiden enthält, musz gewust werden, unabänderlich und unent-
wegt, dann hat niemand sich zu beschweren und zu entschuldigen
imd andere für seine nachlässigkeit oder ungeschicktheit verant-
wortlich zu machen, man setze einmal den umgekehrten fall, dasz
Bin weitläufiger angelegtes handbuch im gebrauche sei, dessen inhalt
sieht ganz, sondern nur zum teil in den lehrstunden bewältigt werden
kann, weil es auch anderen zwecken wie dem Selbstunterrichte oder
der onterstfitzung des häuslichen fleiszes dienen soll , dann werden
dnreh lehrerwechsel, durch längere erkrankungen und Vertretungen,
durch schlechte schülerjabrgänge und wer weisz wie viele andere
BBtftftnde lücken über lücken in der wissenschaftlichen ausrüstung
der zOglinge entstehen , die kein lehrer beseitigen kann , da das not-
wendige nicht fest umgrenzt worden und das subjective belieben
bei lehrem und schülem mehr als bedenkliche Schwankungen ver-
OTBacht. der eine lehrer hält diesen satz, der andere jenen für über-
flfissig, der eine will periodische decimalbrüche an dieser stelle, der
andere an jener, dieser fordert vielfache lösungen und beweise, jener
anr eine einzige naturgemäsze lösung für das vorgelegt problem
md einen einzigen durch die Stellung des lehrsatzes bedingten be-
weis. 80 entsteht eine dissolution, die auch ernstes streben der col-
legen niemals wird beseitigen können, an kleineren anstalten sind
aeist nur zwei mathematische lehrer und jeder von ihnen hat eine
Ibgere reihe von jähren dieselben schüler, so dasz er auch mit einem
frOezem handbuche nicht fehlen kann , da es in seiner band liegt,
4y material desselben nach seiner begabung zurechtzulegen ohne
tiftlrchten zu müssen , seinen nachfolger zu beeinträchtigen, indes
tee ich auch hier einen scharf abgegrenzten leitfaden zur unter-
itttzung des mündlichen Unterrichts für zweckdienlicher als ein
•MiftÜirliches lehrbuch, das womöglich der abklatsch des mündlichen
VBrtngs seines Verfassers sein soll, abgesehen davon, dasz letztere
^deicht in der mathematik kaum als möglich und noch weniger als
shtbringend vorgestellt werden kann — er führt zum mindesten
einer unerträglichen breite der darstellung, deshalb auch zur
itheit und zu opfern an zeit, die die meisten lernenden
»ken musz — unsere Wissenschaft beruht auf dem lebendigen
^e des lehrers, dereine selbständige durcharbeitung
^ Seiten des scbülers verlangt und somit auch nur eine zusammen-
MloDg der notwendigen anhaltspuncte in einem kurzen leitfaden
•fordert, für utraquistische anstalten hat der mündliche Unterricht
^möglich noch gröszere bedeutung, hier ist er zunächst das
kne und das alles und ein ausführliches lehrbuch der
I^Gszte fehlgriff, so dasz ich nicht abgeneigt wäre, dem ver-
lier eines solchen für solchen zweck jede pädagogische begabung
kosprechen schon aus dem gründe, weil in langen auseinander-
••buniren die ^efahr des raisverstanden Werdens sich eben so an-
I
472 Zur praxis der Bchnlmathematik.
häuft wie in langen rechnungen die reohenfehler. » illler mÜMier
andern muttersprache als die unterrichtaspn amd, im aifiNBge
wenigstens, mehr als andere auf das gedächtnkwisseiL «nguiiuM
und da ist es doch eine quälerei sonder gleichen, du gedBdrtaülbcr
das geringste masz hinaus in anspmch za nehmen und toi te
strengen bestreben abzuweichen, anschanung und wortaoi-
druck und zeichendarstellung desselben gidankeii ii
der möglichst gröszten congruenz hinzustellen, wir Terlangu te
ja bei jedem lehrstoffe, in der mathematik trifft es du
wesen der Wissenschaft selbst, und deijenigSi welcÜMtdiBier
auffassung nicht beizutreten sich wenigstens den anftbhein gibt, daf
auch nicht mitreden wollen, der mündliche Unterricht boabeieWigi
auf jeder stufe des lemens, in der elementarschide wie «af dMi
gymuasium und der Universität, den Zöglingen die ertiea gnmdriMi
in fester Umgrenzung unter hinwegräumung der seitraiibendaB wd
ermüdenden Schwierigkeiten und hinweisung auf fernere aMpmh
zu geben, und erfordert auf Seiten der schüler eine telbstladige wd
ausreichende aneignung des übermittelten lehrstoffiss dnrdh ist-
gebende aufmerksamkeit und rasch nachfolgende hSoslidie repe*
tition an der band eines leitfadens, nicht eines handbaehes, iräiL
dieses die freie reproduction der gedanken behindert, eirt der ia
den elementen einer Wissenschaft gefestigte, über die bedenUidMi
Schwierigkeiten hinausgeführte jünger ist beflüiigt, weiter aiqge-
dehnten darstellungen nahe zu treten und läuft jedenfaUi mnidar
gefahr, sein urteil durch form der darstellung und geistreiohe wt
fassung des Stoffes gefisuigen nehmen zu lassen, als derjenige, waUkr
bei schlechter mündlicher Unterweisung sofort antodidactiseh TOnr
gehen gezwungen ist. wenn auch für andere wiBSensohAflflE diMtr
gedanke limitirt werden müste , für die mathematik ist er ohne aOt
einschränkung festzuhalten. Heis und Eschweiler haben ihmxnÜBV
Planimetrie schon vor mehr als 15 jähren auf eine andere wM
volle rcchnung getragen, dieselben haben ein grOsmee lehibach
über die genannte disciplin verfaszt und dasselbe in zwei .tefla g^ ,
teilt, deren erster unsem anforderungen vollständig eBtspkK l
indem er nur das strenge system der planunetrie enthalte B seilt
während der zweite teil die erweiterungen desselben naeh IdffsttM
und aufgaben in sich schlieszt. über die ausfühmng liart sieh w^
den Verfassern rechten, der plan selbst ist unanfechtbar nnd iM
Schriftsteller darf ihn meiner ansieht nach fortan nnbeachtst IsHflk
Eine negative illustration zu allem, was ieh bis jelslMl"
eiuandergesetzt, liefern die mathematischen lehrbflöher von Bnttsv
— lehrbuch der geometrie von Brettner, neu bearbeitet voo Eiste
Ratibor bei Wichura 1867; I teil planimetrie 175 Seiten md U'
figurenin Steindruck; II teil trigonometrie 146 Seiten und 51 fligWi
III teil Stereometrie 102 Seiten und 89 figuren. von der sritlnlft
liegt mir vor die 5e aufläge in der ursprünglichen fb m der Bcitts^
sehen bearbeitung (1857), die sich als leitfaden einfuhren will, tbtf
Zur praxig der schulmathematik. 473
loch noch 232 Seiten aufweist und, wie ich vernehme, jetzt neu aus-
pm«ben werden soll, vielleicht ebenfalls in erweiterter form. —
^ae mit diesem lehrbuche geleistet werden kann , darüber liegen
mr directe erfahnmgen vor, von deren discussion ich indes vor-
infig absehen will, um zu einigen darlegungen überzugehen,
raldie die unbrauchbarkeit desselben nachweisen werden, auf eine
OHummenbängende kritische erörterung kann ich ebenfalls nicht
ingehen, denn sonst müste ich ein buch schreiben , um alles unzu-
Ingliche und verkehrte anzuführen, greifen wir in das capitel der
ledmalbrüche , so werden sofort periodische und ungeschlossene
ikiitperiodische decimalbrüche — numerische irrationalzahlen —
Dit einander verwechselt, und über die multiplication und division
kr erstem, mit der doch schon mehr als 50 jähre vorher Meier
äirsch seine aufgabensammlung begann, auch nicht ein einziges
vOrtchen angeführt, die Verwandlung eines decimalbruches in einen
lewöhnlichen bruch musz wörtlich mitgeteilt werden :
*Auch ein decimalbruch läszt sich in einen gemeinen bruch ver-
irandeln. ist er ein endlicher decimalbruch, so schreibt man ihn mit
lern nenner und hebt auf, so lange es geht: z. b.
0,032 = -^ = *
1000 125
ifi er ein periodischer mit der periode beginnender decimalbruch^
E macht man die periode zum Zähler und eine mit so vielen 9 , als
> periode ziffem hat, geschriebene zahl zum nenner, und hebt
Npenn es geht auf.
0,1111... = 4-
0,142857 142857
142867 15873 5291 1
^999^9 llilU 37837 7
er endlich ein nicht unmittelbar mit der periode anfangender
nodischer decimalbruch , so wendet man beide bis jetzt gelehrten
)den an. ist z. b. 0,0833 . . (wo hier die periode beginnt, ist
it zu ersehen !) gegeben, so sagt man 0,08 «» r^rrr und die periode
n lüü
CS — von den hundertteilen, mithin stdit
0,08333 . . = '^, = 41, = --/^ = 4 = '
100 9U0 180 36 12
0.06G = {j = -;^ = -i-
nehme doch gefälligst notiz von der rechenfertigkeit , welche
15 _3 1_
180 ae 12
s buch voraussetzt ,^- = —r = -rz- A
i
474 Zur präzis der schulmatlieinaäk.
Es läszt sich hier kurz nach folgender ans dieser dantellny
abgeleiteten regel verfahren, man setze das komma hinter äa enli.j
periode und von der sich so ergebenden zahl zieht man die us ^
Ziffern vor der periode bestehende zahl ab. diese diffBrens iife fc|
Zähler, und der nenner ist ein product aus einer mit so yieklnieaM
bestehenden zahl als die periode ziffem hat, und der einheü eiür
hohem Ordnung mit so yielen nullen als demimalstaHen Tor^
periode stehen, also :
83 .
0,08333 . . gibt ^ und 9 • 100 = 900,
also : 0,08333 . . = -^ usw.
6
0,066 . . gibt ~- und 9 • 10 =« 90,
also : 0,066 . . = -^ .
23478
0,2347878 . . gibt -^ und 99 • 1000 — 99000,
* ° 23244 '
aUo: 0,2347878.. = 4^,'
Die darstellung musz für quintaner und qnartanw, akU
tertianer wie Br. vorschreibt, also lauten:
-X .^ «^ 4678 2330
^;
*"''° - 100 =
50
2)
46,(78) = X
■
4678,(78) = 100 x
46,(78) = Ix
4632 = 99 a?
oder 46
,(78)
3)
978,45(326) — x
978,45326,(326) « :
97346,(326) =-
100000 x
100 X
ndcr
4682 16U
99 84
oder 978,46(326) — .•"«*•*
97747481 = 99900 x
und daher die eine regel:
Man setze den periodischen bruch gleich x^ mnltiidieiere
gleichung erstens mit einer 1 und so vielen nullen als TorstellaitBi
periodenstellen, dann zweitens mit einer 1 und so vieieiL niiUflB d
vorstellen da sind , subtrahiere beide gleichungen von ftinandtir m
löse nach x auf.
Das will aber alles noch nicht viel sagen, herr Brottaer In
spricht auch natürlich recht breit und doch unfertig die geonwtriieli
reihe und leitet die formel s = -z her für die fialiende in
1 — e
unendliche reihe.
Zur praxis der sehulmathematik.
475
8 einzige praktische beispiel der elementaren zahlenlehre,
die sommation des periodischen decimalbruches ist ihm nicht
Umens werth, geschweige denn, dasz er die Übereinstimmung
'er&hrens mit dem oben hergeleiteten nachweisen sollte: wir
das hier nachholen , wenn auch nor zum nutzen der lehrer,
das buch noch gebrauchen wollen, es ist
f326^ = ^^^^^ -J- 326 , 826 ,
100
97846
100
97846
100
97845
100
+
+
+
326
100000
326
100000
326
99900
100000
( ^ +
100000000
1000
+
1000000
1 —
^ 97846
J_ 100
1000
999 • 97846 + 326
+
+ ... 1
326 1000
100000 999
99900
97846326 — 97846
999Ö0
97845 (1000 — 1) + 326
99900 ""
die decimalbrücbe schlieszen sich bei Br. die kettenbrttohe
. ihre definition wird in numerischen beispielen angedeutet,
in also geschlossen: ^man bedient sich der kettenbrttche,
mit groszen zahlen geschriebene brfiche, die sich nicht auf-
lasen, in mit kleineren zahlen geschriebene und ihnen fast
brttche zu verwandeln, teils um geometrische verhftltnisse
; als brttche schreiben lassen [wie naiv !]) deren glieder grosze
ind und keinen gemeinschaftlichen divisor haben, mit Ueine-
en möglichst genau auszudrücken.'
(SU diese andeutungen, die nirgends verwerthet werden?
«h als numerisches beispiel die zahl 3,141592 . . • gewfthlt
um hernächst in der geometrie die Metiussche zahl -r^ ab-
, herr Fiedler hat dieselbe zwar aufgeführt, aber ihre ab-
für unnötig erachtet, was man sonst bei seiner ebenfalls
^chen langweiligkeit kaum begreifen kann.
1 darf in Br.s arithmeük nicht suchen, das unzulftngliche,
iehe tritt allüberall hervor, in der lehre von den algebrai-
Uen, wie bei den gleichungen sowol im text als auch in den
m: nirgends wird das wesentliche hervorgehoben und
r breiten geschwätzigkeit verbergen sich selbst
rfahrenen leser die wenigen körner einer ge-
n Unterweisung, auch in den rechnungen findet man
reraltete formen und es ist einem gerade zu mute, als läse
inem vor langen langen jähren geschriebenen buche, das in
llgenden auflagen auch in nichts fortgeschritten ist. einige
tjDÖgen das gesagte bewahrheiten : sie sind nicht ausgesucht,
;geradezu dem ersten aufschlagen entnommen, das System
gleichungen
t
i
476
Zur praxis der schnlmathematik.
X -{- y mm 14t
a; + i» — 12
y + Ä — 10
wird auf zweifache weise aufgelöst, nur nicht auf die gehtinw
die jeder schüler kennen musz, nemlich ^ -f- y -}~ 5 "■ 18, l(
£; = 4, j^ e=3 6, o; = 8. statt dessen schreibt Br. eintiial:
X -j- y aa 14
a:4-xf = 12
a: + £f = 12
y + ;? = 10
y — m
2
10
2y =
y =
12
6
daher o? -f- 6
:8
14
daher 8 + ^
4.
12
und fuhrt das andere mal eine noch wunderlichere reohnung
indem er von der Substitutionsmethode gebrauch maclii.
An einer andern stelle wird die aufgäbe: *drei nhlen U
eine stetige geometrische proportion, ihre summe betrigt S6,
product aber 216, welche zahlen sind es?' also gelöst:
a ', ae = ae ', ac^, daher
26
a + ae + ae^ = 26
a-i
+ ^ + «»
a»e» — 216
a= j/^^^ 6 •
r e^ ~ e
usw. woraus folgt e =
3
1
l 3
f "^ =2
8
a =
\ -18
^ 1
Dasz es heiszen musz:
oc y
y 2
x + y + z= 26
xz *»y^
j^3 e» 216
xyz — 216
y = 6 deshalb
iT + r == 20
xz
= 36 usw.
weisz ja jeder secundaner, der nur halbwegs aunrmohwMhm i
rieht empfangen, über die dioph. aufgaben Vvua auch gieqsioclHi
nur angefahrt, der gegenständ sei schwer und man mOg« rid
Zur präzis der achnlmathematik. 477
ir bebandlung von 3 aufgaben genügen lassen, aus dieser behand-
le — der bekannten divisionsmethode — kann kein mensch etwas
nca, und der fall dreier unbekannter und einer gleiohung ist
4lrlkh übergangen, kein problem ¥rird ordentlich angegriffen.
• eapitel Ton den arithmetischen reih^i fuhrt nicht au der so
ickten summationsformel Air dieselben bei der die bii^omial-
«fificienten eine so hervorragende rolle spiden und der binomiscl^e
hrsats selbst wird mit hülfe der comlnnationslehre hergeleitet,
Me dasz auf einen verstftndlichen Zeichenausdruck gedrungen wird
Iff dass negative oder bruchexponenten in fhige kommen, rechnen
nt m«i aus dem buche gewis nicht, denn das zu diesem zwecke
geftlhrte ist zu leicht und zu unbedeutend.
Die Fiedlersche bearbeitung der übrigen teile des lehrbuches
m jähre 1867 und 1868 unterscheidet sich von der ursprünglichen
nk mannigÜEdtige zusätze und historische anmerkungen sowie
ich die aufnähme der sätze des Menelaos und des Ceva in der
mimetrie; die trigonometrie und Stereometrie scheinen unver-
dert geblieben zu sein und von der sphärischen trigonometrie und
1 kegelschnitten nehmen wir hier natürlich keine notiz, weil sie
I gymnasialcursus keine aufnähme gefunden haben, übrigens ge-
ht die sphärische trigonometrie in die Stereometrie, am das ur-
rflngliche buch brauchbar zu machen, hätte eine gänzliche um-
beitnng desselben stattfinden müssen, das hat der neue bearbeiter
ix vermocht, und so finden wir ^e planimetrie, die keinem der
n entwickelten gesichtspuncte gerecht wird , weder nach selten
r anschau ung und des systematischen aufbauee, noch nach selten
r geometrischen analysen und constructionen. wenn hezr Fiedler
Mm jeden abschnitte einige haupt- und grundaufgaben hinzu-
ilgt, so scheint er damit die ersten grundlagen itlr geometrische
ngen geben zu wollen, aber er bedenkt nicht, dasz einem schttler,
IT sein buch durcharbeiten musz, keine zeit dafür übrig bleibt
jkend zugleich an keiner stelle desselben dazu auch nur indirecte
liitung gegeben wird, wenn man die sätze des Menelaos und des
|ia mitteilt , so musz man doch auf die Gtorgonnesche lösung des
ikmsproblems losgehen wollen, sonst hat das keinen sinn, und
pn man die flächeninhaltsformeln der planimetrie ableitet, so
m man auch die Simpsonsche regel mituehmeii, die für die ge-
PBlichen lebensspbftren allein brauchbar ist.
Zur herleitung von n = 3,141592 wird dio gewöhnliche de*
•lion mit hülfe der in- und umgeschriebenen polygone (ass regel-
kiige Vielecke) angewandt und dann historisch das Archimedessche
^Itnis 3 ^, und das Metiussche —r^ angeführt, weiter werden
i geometrische constructionen mitgeteilt, unter andern die Gelder-
kconstruction der Metiusschen zahl und die bekannte Spechtsche :
■I man aber so weit geben wollte, so muste auch hinzugefügt
■pB einmal die herleitung durch die Simpsonsche regel und die
I
478
Znr präzis der schalmaibeiiiatik.
Leibnitzscbe reihe fUr — . letztere darfte nmsoweniger fiUaii
^ie moderne mathematik ja die berechnang irraüoiialflr
durch reihenentwickelong bewirken musas. Fiedler dncb
weniger anstand nehmen, das aaszafübren« als er in dn
metrie die reihen für sin nnd cos mitteili man sielii, ai
tiberall feste principien.
In der trigonometrie habe ich mich nach der anwendngi
Bezoutschen methode, die in der arithmetik aasdrflcUidi
worden , zwar nicht für den fall wo sie vorzügUdie dimie
sondern für eine allgemeine betrachtnng, f&r die man kanmTOii
gebrauch machen wird, aber vergebens omgesehen.
Ist tag (p =
a
T
so folgt aas
8in tp
eo8 tp b
ain g> = X • a xmd cos tp «=» X'* 6, also 1 ■— X (fl^ + S^ ote
also sin 9> e= = und cos 9 ^
ist femer a sin o; + ^ cos x
V +
s» Cy SO setzt man a ■« A «1
h ^= Xsiutp und c = X sin (o; -f- 9^) 9 ^ <^^^ <^^ ^ m.% -|" ^\
cos X = cos (g> + rc). es ist aber X = J^(flt j^ ^t) und -r- »1|<
also sind alle hilfsgrößzen bekannt, diese doch so leichten
die aber wegen ihrer anwendangsföhigkeit eine gxoBie
haben, finden sich nicht, dafür lange aaseinandersetemgaiinl'
unmasse von leichten rechenausführungen, die jeder sebfllor 1
im köpfe vollbringt, wenn ihm die wenigen grondfonnehi, 16—1
etwa, geläufig sind, was soll man dazu sagen, wem maa
meilenlangen erörtemngen über natur und Wahrheit der
riechen functionen nicht zu den kurzen resultaten kommt:
1) die goniometrischen functionen sind periodiseh also
sin { sin r
j (2flf« + 9)
\.
cos ^ 9) SS SOS
tng V tng
2) die Zeichenregel derselben lautet: sinns ist positiT inlwll
Cosinus negativ in II und III und tangente positiy in Uli
(die lateinischen zahlen bezeichnen die qnadiranten)
3) Cosinus und cotangente sind sinus und tai^g^te des
winkeis
um in kurzen Sätzen den umfang und die lösnng der
haben: Mie functionen der winkel aller grade, minntennndi
auf functionen der winkel unter 45^ zurückzuführen*.
Dasz wenn man winkel von 2 an -{- tp einführt, aaeh£0i><
Planimetrie vom winkel gegebene definition nicht piuut» das
auch negative winkel eingeführt werden müssen, Teratebt adk'
selbst, die winkel von der grösze 2or7r -{- 9 hat man aber vnr f^
nötig , wenn man den in der Brettnerschen arithmetik wirkBcfc ^
adjpki
Zur pr&iis der »chalmathematili.
479
«u irredacibiÜB erledigen will, auch die prasis der wirk-
reefanting leidet an vielfacben Ungeschicklichkeiten, man
ir die folgende g«gen(lberstellung , in der die linke seite
mg von Fiedler gibt, die rechte meine eigene mit bezug-
»on, «M'l>ei P. vorhergegangen ist.
Gegeben a :>•= lö, c
.:.m[180-(^+.)]
a:Bin|!; also
,|sin(^+«)-sm^
8 ^ — aalaßig -^ .
»inß-
- cotg/
i umgetragen gibt
_>T •_ ys
' » sCs ~ IS
mm. y — 106" usw.
-6 — 6,
■ + '-'
S = 60».
•I.J
- 'g J "'S \
-('->) ,
■ + («
-») ■
L^setzt gibt:
die werthe
9 1 . y
3»^ (^
oder
cot« y.
woraus
-^ = 63» 24' 47",6 und
y = 106" 49' 35",3.
die gegebenen daten ist meine recbnnng jedenfalls die
'ihre zweckmSszigkcit ergibt sich aber noch aus einem
Jude. BO leichto aufgaben wie die vorgelegte berechnet
^Bten nach der geometrischen analyais, waa Fiedler nie*
htb. die führt sofort auf ein dreieck mit zwei bekannten
Mt dem eingesclilort.^enen winke), dessen trigonometrische
ion in unserm fnllu auf das Verhältnis " , , fuhrt, so
o + c — b
■nch ein grSszerer Zusammenhang gewKhrt ist.
■ ich schlieszlich noch einen blick anf die Stereometrie
P, so ist diese schon deshalb ungeschickt genug angelegt,
^einmal der versuch gemacht ist, sie in gleicher weise wie
totrie aufzubauen, man beachte ferner nur die lehre von
nichen ecke, von den regelmäszigen kOrpern, wie den
480 Zur praxis der schnlmathematit.
schuitten der kugel u. dergl. und wird auch hier wieder b«ttti|^
finden, dasz probleme wol angegriffen, nicht al orledigt aiid« im
Eulersche satz gehört beispielsweise zum nachweise , dan die tM
möglichen poljeder (regelmftszige körper) auch wirklioh exiitinii
darf daher nicht unterdrückt werden, um so waufv, als Mine her
leitung keine Schwierigkeiten macht, die körperliche ecke wird er
ledigt durch das sphärische dreieck — ich halte diesen weg fibr da
besten , da er der geringen anschauungsföhigkeii und der going«
fertigkeit im zeichnen , welche bei unseren gymnaaiaaten natfliU
sind , rechnung trägt — und da ist es nun das einfaehate vm dv
weit, den winkel- und seitensatz, die sechs congrueniBltie und da
satz über den flächeninhalt herzuleiten, auch die beiden fonnebi
sin a sin b Bio c
ein a sin ß sin y
COS a = COS & cos c ^ sin a sin h cos ft
mitzuteilen , da ja die Umwandlung der letzten derselben nad fa
entsprechenden für das polardreieck wegen der in der gewämlnhi
trigonometrie erlangten rechenfertigkeit in jedem fidle sohongi'
sichert ist. wünschenswerth würde es auch gewesen sein, wenn fa
inhalt der pyramide vermittelst der summe der qnadiatakki
2n' = — ^^^ — - ^"^ hergeleitet, vor allem aber, daa 4i
zusammengehörige auch wirklich zusammengestellt worden wlia
SchHeszen wir diese bemerkungen ab. die Breünerachen Ur
bücher sind in der form, in welcher sie gegenwärtig vorliegen, itBSt
werthlos und deshalb ungeeignet, dem mathematischen natenidi
zumal an utraquistischen gymnasien zu gründe gelegt su wardn
sie beschweren das gedächtnis der zöglinge mit einem ballest , da
zu nichts anderem nützen kann als zu der vorstellnng, die wAit
matik sei zur quäl der schüler erfunden, sie geben sn wenig« osai
selbständiges arbeiten, wie es sich für schüler ziemt, an ermS^idM
und machen es selbst dem lehrer unmöglich, das überflflas^ aosa
scheiden oder das unzulängliche zu ergänzen oder das verkehis n
verbessern, das wäre imge&hr dieselbe aufgäbe ala die,
schlechten schüleraufsatz in eine genieszbare form zu gie8ie&
Ich wiederhole , die Brettnerschen lehrbücher sind eine Bege*
tive illustration meiner früheren erörterungen, imd wenn milk ■■
einer fragen will, weshalb ich denn diese kritik an dieser stilb ih
da doch der Verfasser wie der bearbeiter nicht mehr anf sdv
weilen, so habe ich nur das eine wort: selbstvertheidignug.
Posen. Fmu-
E. Koch: griechische schulgrammatik. 481
38.
fltlECHlSCHE SCHULGRAMMATIK AUF GRUND DER ERGEBNISSE DER
vergleichenden sprachforschung bearbeitet ton dr. e rn s t
Koch, prof. an- der k. sächs. Fürsten- und landesschule
zu Grimma, dritte aufläge. Leipzig, druck und verlag von
B. G. Tenbner. 1874. XII u. 384 s. 8.
Bef. will nur mit wenigem auf die neue aufläge dieses sehr ver-
Üenstlichen buches hinweisen; der bearbeiter des buches hat es in
nditer Würdigung des zu leistenden verstanden, hervortretenden
Dlngeln, sei auch die anzahl derselben vei'hältnismäszig gering,
eignete abhülfe zu schafifen.
§ 6 anm. lautet : lang — das durch contraction entstandene ai
md Ol, z. b. '€pfiaT, XP^coi. aber weder hier noch 23 und 33 ist
)twas über die quantität und b^tonimg von efiTrXoi gesagt. § 7, 3, c :
verliert nur die einsilbige enclitica ihren accent', wol mit einem
nsatze wie : der im paroxytonon liegt. § 1 1 anm. wol : vor yocalen
md diphthongen , ebenso § 17, 4. unter § 19, 1 genauer: werden
{«bildet; § 26, 5 (sjnkope). § 56 anm. 1 eici 6eol, aber so müste
neh ohne den begriff der existenz betont sein, weil €!c( das erste
rort im satze ist, nach § 7. 5. b). — § 83, 2, b): nos fugiat, c) :
idi vor etwas fürchten ; anm. ist wol vor q)ößiij , wie Üblich , der
liikel TLU einzusetzen, wie ref. dieses an anderer stelle mit bei-
fielen belegt zu haben glaubt, von sehr praktischen beispielen der
{Vgleichenden forschung verweist ref. ganz in der kürze beispiels-
pise auf § 9, 6; § 13. sehr geföllt, dasz der artikel sofort mit dem
Pm an den a- und o-stämmen zur einübung gelangt, die Home-
e formenlehre ist kurz, bündig, verständlich^ ausreichend, das
dständige paradigma Traibeuuj, sowie eine Übersicht der tempus-
pdong findet der schüler in zwei tabellen am ende des buches.
Für die syntax , die , bei trefflicher kürze und klarheit in der
rang der regeln, mit praktischem sinne ausgewählte beispiele als
^e bietet, erlaubt sich ref. nur eine bemerkung, da er wol schon
einige auf die syntax zielende wünsche ausgesprochen hat.
ler trifft das urteil des leider zu früh dahingeschiedenen professor
iberger zu, der sich in anerkennender weise (Teubners mit-
igen 1873, nr. 3, s. 42) über den syntaktischen teil dieser
ktik ausgesprochen hat. ref. würde aber in einigen para-
)hen in der einen oder andern anmerkimg rücksicht nehmen auf
wenn auch seltenem Sprachgebrauch des besten atticismus ; er
itder ansieht, dasz gerade die tüchtige, kleinere ausgäbe Lysiani-
4er reden von Frobberger bald da, bald dort geeignete anhalt-
•Bcte bietet.
Ref. wünscht der umsichtigen, trefflich vermittelnden gram-
Wschen arbeit des hrn. Koch eine immer gröszere Verbreitung.
?^ Die Uuszere ausstattung läszt nichts zu wünschen übrig.
SONDERSIIAUSEN. GOTTLOB HabTMANN.
lS;ahrb. f. phil. u. päd. II abt. 187.-). hfl. 10. 31
1
[
482 Zur Psychologie Aber mens, animoa, ingeninm,
39.
ZÜB PSYCHOLOGIE ÜBEB MENS, ANIlfüS, INOENIDIL
•
In den *reden und aafsätzen' von O. BflmeliB» kndv
der Universität Tübingen — auch Verfasser der Shakespeuwtafitt
— vom jähre 1875 findet sich das eine und and^, yon demnek
Schulmänner gewinn ziehen könnten und soUtea. dieBemxwMb
würde aber sehr unvollkommen entsprochen, wenn dies hiernr
etwa im auszug mitgeteilt würde, denn nicht der Udiiste gona
und gewinn , den ich daraus den amtsgenossen sogeweadefc
möchte, besteht in der durch dieses buch gebotenen
meisterhafter darstellungsform , welche schlechterdings anyaMnt
genossen und angeeignet sein will, man weisz ja in der tbat nidikk
soll man die packende darlegung des Werdens der gedanken und dii
überzeugende dialektik oder aber die plastisch -poetische ■BsefaB*
lichkeit in diesen reden und aufsätzen höher anschlagen, wlhnil
man so manches grosze buch über kleine gegenstände schon im fi-
cerpt geschrieben wünschen möchte , wäre jeglicher anssog aas di^
sen 'kurzgefaszten urteilen ^über grosze fragen' ein nnzedit aickt
allein gegen den Verfasser, nein und noch mehr an dem leeer.
Es sollen demnach vorerst nur die nummem bezeichnet wsrihs,
die auch um ihres inhalts willen in unseren kreisen nicht nngiihw
bleiben sollten, es sind dies : die reden über Hegel nnd lor Vtt
des geburtstags des deutschen kaisers, sodann die korsen im ls|nli^
stil gehaltenen aufsätze über die Ökonomie der ftmter, flbor ftndt,
und mitleid in der tragödie, zu Hermann und Dorothea*, über är;
teilung der Universalgeschichte, über Stransz, wider seinen
glauben und wider die formein des alten, vor allem aber die nb'
über den in der aufschrift genannten gegenständ, über die lekrt
von den seelenvermögen. i
Diese rede bietet dessen, was in der schule nnmittelbamiBi
umfassenderem gewinn verwendbar ist, am meisten, anf drei Unrf
bezügliche puncto hinzuweisen , sei deshalb die aufgäbe der mt ;
folgenden Zeilen , nachdem zuvor die leitenden grondgedankoi te" \
selben werden vorgelegt sein.
Die seit etwa hundert jähren Übliche, aber in nenereriritto' j
sonders von Herbart und seiner schule angefochtene anbtelliiBgii^'i
drei seelen vermögen, ^vorstellen, wollen und fühlen', ist sDerihlP j
*) anknüpfend an die hier zur spräche gebrachten äasseilleUDäHia
der herrlichen dichtung, möchte ich an einen kandigem die ftagtril^
ten: lassen sich innere gründe aufzeigen, waram der dioliter «s ff i
sängen die namen der musen, und zwar jedem einielnea Mra4t Wi
von dieser oder jener muse vorgesetzt hat, oder ist dies TerralM ^
zig aus seiner gewissermaszen registratorischen ordnungdiebe ü *
klären, der die blosz sachlichen Überschriften jeden gesaagt ^^\
genügten?
Zur Psychologie über mens, animas, ingeniam. 483
Bohriüchbar, um durch irgend welche art von attributen dieser sog.
rermOgen einzelne individuen zu charakterisieren und so zu sagen
Ol geistiges Signalement derselben zn geben, dies läszt sich viel-
lehr scheinbar nur durch aufzfthlung einer groszen reihe von unter-
shflidungsmerkmalen bewerkstelligen, sobald man aber diese hun-
nrte von prädicaten, die wir in bttchem und im leben von mensch-
dben persönlichkeiten ausgesagt finden, Schürfer ins äuge faszt,
dQt sich heraus, dasz dieselben denn doch wiederum nur wenige
if^pen von psychischen lebensttuszerungen und vorgingen bilden
id sich darnach ordnen lassen, und zwar machen sich folgende
ei classen von erscheinungen bemerklich, welche einesteils je unter
dl gleichartig sind , andemteils jedesmal von denen der anderen
appen ihrem wesen nach ganz deutlich sich unterscheiden.
'Wenn wir von jemand aussagen, dasz er von den gegenständen
iner sinnlichen Wahrnehmung sich die gestalt, grösze und färbe
iebt und sicher einpräge, den ort dieser Wahrnehmung oder einen
imal zurückgelegten weg nicht wieder vergesse , oder dasz er sinn
r mechanische causalität habe, jede maschine schnell begreife, oder
in er gut erzähle oder seine meinungen überzeugend darzulegen
id gegen einwände zu begründen wisse, dasz er leicht sprachen
me, dasz er seine Vorstellungen vielföltig unter einander in immer
me combinationen bringe oder dasz er anläge zur mathematik habe,
mr einer abstrakten gedankenbewegung nur schwer zu folgen ver-
lege; so ist leicht zu erkennen, dasz wir mit diesen und hundert
hdichen prädicaten den intellect eines menschen kennzeichnen,.
rintellectuellen anlagen und kräfte, die vorstellungsreihen , die-
he wustsein erfüllen, aber nicht nach ihrem inhalte, sondern
|di ihren formalen Seiten, ihrem flusz, dem grade ihrer bestimmt-
|tty der art ihrer Verbindungen und verknüpAingen.'
'Von einer ganz andern art sind dagegen prädicate wie die fol-
ien. wir hören von jemand , dasz es ihm eine wichtige herzens-
elegenheit sei, gut und viel zu essen, eine noch wichtigere, gut
viel zu trinken, oder er sei sehr sparsam und auf Vermehrung
Vermögens bedacht; er sei gesellig, fOr seine handlungsweise
ein entscheidender punct, was die leute darüber sagen, eben
gehören aber auch die urteile, es sei jemand gafhenig, mit-
lig, oder er sei wiszbegierig und interessiere sich für Wissenschaft-
fragen, er liebe die musik und die gaben der poesie; sein
ktsgefUhl sei stärker entwickelt als die empfänglichkeit für die
Ipuigen des gewissens, sociale und politische fragen beschäftigen
p lebhafter, als kirchliche und religiöse dinge, alle diese und ahn-
jk prädicate , so buntscheckig und fremdartig sie sich neben ein-
ausnehmen, haben doch den gemeinsamen ausgangs- und
lelpunct, dasz sie angeben, auf was ein mensch sein interesse
seine aufmerksamkeit richtet, welche motive ihn bestimmen,
er für guter hält, die er erstrebt, was für übel, die er vor ande-
I vermeidet, oder mit anderen werten, sie sagen uns, welche trieb -
31*
i
474
Zur praxiB der schulmathematik.
Es läszt sich hier kurz nach folgender aus dieiwr danfedbiig
abgeleiteten regel verfahren, man setze das konama Hinter die enki
Periode und von der sich so ergebenden zahl zieht man die SM te
zififern vor der periode bestehende zahl ab. diese difforeni ist im
Zähler, und der nenner ist ein product aus einer mit so vielen
bestehenden zahl als die periode ziffem hat, und der einbeit
hohem Ordnung mit so vielen nullen als demimalgtellen vor im
periode stehen, also :
0,08333 . . gibt
83
3
76
also: 0,08333..
und 9 • 100 = 900,
76
900
usw.
0,066 . . gibt
6
0
also : 0,066 . . =
und 9- 10 = 90,
6
90
0,2347878 . . gibt
23478
234
23244
und 99 1 1000 — 99000,
also : 0,2347878 . .
23244
99000 -
Die darstellung musz für quintaner und qnartaner, wM
tertianer wie Br. vorschreibt, also lauten:
2330
60
1) 46.78 = ^ =-
2) 46,(78) = X
4678,(78) = 100 a?
46,(78) = Ix
4632 = 99 X
3) 978,45(326) = x
978,46326,(326) « 100000 x
97346,(326) = 100 x
oder 46,(78)
4682
99
84
oder 978,45(326) —
viutm
97747481 = 99900 x
und daher die eine regel:
Man setze den periodischen bruch gleich x^ mnltqdiMeCi
gleichung erstens mit einer 1 und so vielen nullen als YonUDmwt
periodenstelleU; dann zweitens mit einer 1 und so vielen mBm ^
vorstellen da sind , subtrahiere beide gleichungen von
löse nach x auf.
Das will aber alles noch nicht viel sagen, herr
spricht auch natürlich recht breit und doch unfertig die
reihe und leitet die formel s = her fttr die falleiA iü
1 — e
unendliche reihe.
Zur präzis der ftchulmaihematik.
475
Dms einzige praktische beispiel der elementaren zahlenlehre,
nlich die summation des periodischen decimalbraches ist ihm nicht
I erwfihnens werth, geschweige denn, dasz er die Übereinstimmung
MB Terfahrens mit dem oben hergeleiteten nachweisen sollte: wir
tten das hier nachholen , wenn auch nur zum nutzen der lehrer,
kbe das buch noch gebrauchen wollen, es ist
0,40(«} Jo; = -—^ -|- ^f^f^^^^ + ITwyvwvST i • • •
100
97846 . 826_
' 100 ' 100000
97846 . 326
ICH) '^ 100000
100000
1000
100000000
+
1000000
97845
1000
IrtA I
+ ...)
826 1000
100
100000 999
9J845_ , 326 ^^
100 » 99900 "^
97845 (1000 — 1) + 326
999 • 97845 + 826
99900
99900
97845826 — 97845
99900
An die decimalbrüche schlieszen sich bei Br. die kettenbrttohe
I d. h. ihre definition wird in numerischen beispielen angedeutet,
i dann also geschlossen: 'man bedient sich der kettenbrflche,
b um mit groszen zahlen geschriebene brache , die sich nicht auf-
^ lassen, in mit kleineren zahlen geschriebene und ihnen fast
iehe brüche zu verwandeln, teils um geometrische Verhältnisse
I sich als brüche schreiben lassen [wie naiv !]) deren glieder grosze
len sind und keinen gemeinschaftlichen divisor haben, mit kleine-
zahlen möglichst genau auszudrücken.'
Wozu diese andeutungen, die nirgends verwerthet werden?
in noch als numerisches beispiel die zahl 3,141592 . . . gewfthlt
:den, um hernächst in der geometrie die Metiussche zahl -rr^ ab-
llv
lUen. herr Fiedler hat dieselbe zwar angeführt , aber ihre ab-
mg für unnötig erachtet, was man sonst bei seiner ebenfalls
tträglichen langweiligkeit kaum begreifen kann.
Man darf in Br.s arithmetik nicht suchen, das unzulängliche,
iderliche tritt allüberall hervor, in der lehre von den algebrai-
m zahlen, wie bei den gleichungen sowol im text ab aach in den
fielen: nirgends wird das wesentliche hervorgehoben und
*einer breiten geschwätzigkeit verbergen sich selbst
B erfahrenen leser die wenigen körner einer ge-
llten Unterweisung, auch in den rechnungen findet man
EbII veraltete formen und es ist einem gerade zu mute, als läse
i in einem vor langen langen jähren geschriebenen buche, das in
■n folgenden auflagen auch in nichts fortgeschritten ist. einige
Cle mögen das gesagte bewahrheiten : sie sind nicht ausgesucht,
a geradezu dem ersten aufschlagen entnommen, das System
Arei gleichungen
476
Zur praxis der schalmathematik.
a; -f* 3/ = 1^
a; -f. 5 «s 12
wird auf zweifache weise aufgelöst, nur nicht auf die gebllluni
die jeder schüler keimen musz, nemlich x -{• y -j- g ^« 1%^ %
je; s=r 4, 2/ <= 6, o; = 8. statt dessen schreibt Br. einmal:
X -^ y ==s lA a; + 3/=14
ir-t-0 = 12
y + £J = 10
3/ — ^= 2
y ^ Z =10
23/
3/
12
» 6 daher a; -f" ^ "^ ^^
x~B
daher 8 + i? — 12
0-«4.
und führt das andere mal eine noch wunderlichere reohnung
indem er von der Substitutionsmethode gebrauch machi.
An einer andern stelle wird die aufgäbe: *drei laUen U
eine stetige geometrische proportion, ihre summe betrBgt 86,
product aber 216, welche zahlen sind es?' also gelOst:
'^ daher
a : ac = ae : ae*
26
a '\- ae -{- ae^ =
= 216
a^e^
usw. woraus folgt e
a
a
a
3
JL
3
J6
3
3
26
l + e + e«
|/äl6" 6
-^ = 2
18
Dasz es heiszen musz:
X
y
xyz
26
216
xz
y'
y
216
^ deshalb
X -^ z = 20
xz = no
usw.
weisz ja jeder secundaner, der nur halbwegs anannohoida fl
rieht empfangen, über die dioph. aufgaben wird auch gmpndm
nur angeführt, der gegenständ sei schwer und man m(lg« wA
Zur präzis der schnlmathematik. 477
Kr befaandlung von 3 aufgaben genügen lassen, aus dieser behand-
Sy — der bekannten divisionsmethode — kann kein menscb etwas
wum^ und der fall dreier unbekannter und einer gleiobnng ist
kUrlieh übergangen, kein probl^n ¥rird ordentlich angegriffen,
i» oapitel Ton den arithmetischen reih^i führt nicht au der so
itkten summationsformel Air dieselben bei der die binomial-
Njfficienten eine so hervorragende rolle spiden und der binomiscl^e
ksats selbst wird mit hülfe der oomlnnationslehre hergeleitet,
hM dasz auf einen verstftndlichen Zeichenausdruck gedrungen wird
1er dass negative oder bruchexponenten in fhige kommen, rechnen
nt m«i aus dem buche gewis nicht, denn das zu diesem zwecke
sgefübrte ist zu leicht und zu unbedeutend.
Die Fiedlersche bearbeitung der übrigen teile des lehrbuches
nn jähre 1867 und 1868 unterscheidet sich von der ursprünglichen
urch mannigfaltige zusfttze und histoiische anmerkungen sowie
nrch die aufnähme der sätze des Menelaos und des Ceva in der
Itnimetrie; die trigonometrie und Stereometrie scheinen unver-
■dert geblieben zu sein und von der sphärischen trigonometrie und
■I kegelschnitten nehmen wir hier natürlich keine notiz, weil sie
m gjmnasialcursus keine aufnähme gefunden haben, übrigens ge-
prt die sphärische trigonometrie in die Stereometrie, um das ur-
Irtngliche buch brauchbar zu machen, hätte eine gänzliche um-
ibeitung desselben stattfinden müssen, das hat der neue bearbeiter
idit vermocht, und so finden wir eine planimetrie, die keinem der
bm entwickelten gesichtspuncte gerecht wird , weder nach selten
lir Anschauung und des systematischen aufbauee, noch nach selten
■r geometrischen analysen und constructionen. wenn hezr Fiedler
htm jeden abschnitte einige haupt- und grundaufgaben hinsn-
Mgt, so scheint er damit die ersten grundlagen ftlr geometrische
kngen geben zu wollen, aber er bedeiik:t nicht, dasz einem schttler,
^ sein buch durcharbeiten musz, keine zeit dafür übrig bleibt
Borend zugleich an keiner stelle desselben dazu auch nur indirecte
ieitung gegeben wird, wenn man die sätze des Menelaos und des
>tft mitteilt , so musz man doch auf die Oergonnesche lösung des
Kbnsproblems losgehen wollen, sonst hat das keinen sinn» und
IfeD man die flächeninhaltsformeln der planimetrie aUeitet, so
üb man auch die Simpsonsche regel mitnehmen , die für die ge-
Imlichen lebensspbftren allein brauchbar ist.
Zur herleitung von n = 3,141592 wird die gewöhnliche de*
leiion mit hülfe der in- und umgeschriebenen polygone (ass regel-
Itzige Vielecke) angewandt und dann historisch das Archimedessche
1 mvft
Aältnis 3^ und das Metiussche — - angeführt, weiter werden
W geometrische constructionen mitgeteilt, unter andern die Gelder-
hi construetion der Metiusschen zahl und die bekannte Spechtsche :
■Ol man aber so weit gehen wollte, so muste auch hinzugefügt
pien einmal die herleitung durch die Simpsonsche regel und die
i
488 G. Bümelin: reden und aa&ftUe.
den Inhalt eines ganz kurzen aufsatzes samt der angehliigteB miti-
anwendung ausziehe.
Wie alt ist Hermann im Goetheschen epoB? niBmand hlltib
für jünger als 25 jähre, und doch erzfthlt die matter, es an an eiiMB
montag morgen vor nunmehr 20 jähren gewesen, dasz der yite ik
seine erste liebeserklärung gemacht habe, und dieser anaehroiiinni
ist nicht der einzige, die mutter geht durch garten, feld, wembeift
und sieht die ftille der trauben, imterscheidet auch bereits die reite-
den der einzelnen Sorten, gleich darauf wird erwfilmt, dass die «nto
folgenden tages anheben solle; juliimd September sind yerwedwlL
der Verfasser schlieszt mit der beherzigenswerthen wamimg: *
unter den denkbar günstigsten umständen einer diöhterischan
Position derartige Widersprüche sich einnisten, was mtlsaea wir flir
möglich halten in Schriftwerken, die von minder welterfidmea
autoren verfaszt, aus dunkleren zeitaltem stanmien, dem Yertenr
nie gedruckt und übersichtlich vor äugen lagen? die philologen be-
achten dies nicht genug; sie schlieszen zu leicht tmd nach mf
falsche lesarten, Verschiedenheit der Verfasser, oder soolien du
widersprechende durch künstliche mittel in einklaag zu bring«.'
Doch auch der übrige Inhalt ist auszerordenÜidi lehrreich mi
anregend, wir finden unter den reden eine über Hegel, andere Ute
das rechtsgefühl, über den begriff des volks, über das veililltiiifl dar
politik zur mord; imter den aufsätzen das verschiedenste, efaaHO
statistische und nationalökonomische auseinandersetsnngen wie be-
merkungen über die einteilung der universalgeschiditei endlich
auch eine Würdigung der litterarischen Wirksamkeit ton Dtiü
Strausz.
Ob die art, wie Eümelin an seine stoffe heraatritti jed«
interessiert wie mich , ist fraglich, er bedarf eines Iftngeni
und nötigt den leser, sich zimächst über vieles, was nidht
zu gehören scheint, mit ihm auseinanderzusetzen; dann erst, nn
er sich das feld frei gemacht zu haben glaubt, folgt das oigoatBril
raisonnement, nun scheinbar gesichert und begründet, dennodiBidit
immer überzeugend , meist in Überraschender weise selbstlndjg ui
von dem hergebrachten abweichend, stets neue gesichtsponeiefc^
die betrachtung an die band gebend, der weg, welchen er fUntiit
nicht eben bequem zu gehen; aber er leitet aufwSrts nnd lolmtai^
einer weiten aussieht, wie sie nur jemand geben kann, dertfberdv
gleichen umfang des wissens und des blickes gebietet, in der nk
Über Hegel ist mir besonders die billigkeit und unparteiliohkeiti aft
welcher der mensch und die Wirksamkeit gewürdigt werden, n|*'
nehm gewesen ; über das System und die schule wird abfiffljg f^
urteilt, wie das bei dem, der zu Lotze weitergegangen ist nnd Uff
und da selbst einen nachhall von Schopenhauerschen Stadien tt*
klingen läszt, zu erwarten stand, allein gerecht und feinsinBig s^
gleich ist es , dasz mit der anerkennung der verd iste des IiU*"
sophen um das Verständnis der geschichte in den ereignissen
Bericht uftw.'der SOn yersammung dentscher pliilologen. 489
Ige ein triumph, eine be Währung Hegelscher Staatsweisheit geftin«
toi wird, fast noch treffender sind die mSngel in der litterarischen
kiligkeit des andern landsmannes, David Stransz, herausgehoben,
nr ist es ganz aus der seele gesprochen, wenn behauptet wird,
frischlin sei ein so gutes und dickes buch gar nicht werth und die
pstalt Ulrichs von Hütten sei nicht in den historischen hintergrund
ngeseichnet, auf dem sie ganz verständlich werde, andererseits
ttirt mich der letzte aufsatz ^wider die formein des alten glaubens'
ia seinem abschlusz unbefriedigt, und auch das urteil über Strausz
itilistische bedeutsamkeit, so hervorragend sie ist, Iftszt sich wegen
dir surfickstellung Lessings anfechten. — Indes über dies und an-
dres kann gestritten werden, den hohen werth des buches sollen
«ad können diese bemerkungen nicht schmftlem.
Halle. 0. Nasbmann.
41.
BERICHT ÜBEE DIE VERHANDLUNGEN DEB DREISZIG-
8TBN VERSAMMLUNG DEUTSCHER PHILOLOGEN UND
SCHULMÄNNER IN ROSTOCK,
vom 28 September bis 1 october 1875.
In der sweiten hälfte des septembermonais d. j. entfaltete sieh in
1» ilten hansastadt Rostock eine falle deatsohen leben« und wirkent,
Vii es dieser ort bisher noch nicht gesehen hatte, swei ereignisse
Mnn es, um die sich nach einander diese kondgebongen gruppierten:
kaiiermanöver des neunten armeecorps und die SOe yersammlang
{her Philologen und Schulmänner, beide ereignisse bilden su
ider eine gegenseitige ergänzong; denn deutsche manneskraft, wie
rieh dranszen auf den manöverfeldern bewies, nnd deateche wissen-
wie sie Yorzagsweise auch yon den philologen gepflegt wird,
zusammen bilden erst die volle bittte dentschep lebens. gianzYoll
prächtig war das erscheinen des kaisers und seiner trappen und
die begeisterung des Yolkes, bescheidener und anscheinbarer fflr
ange der einzng der philologen, die aber darum nicht minder liebe
waren, denn wenn auch, wie es zu gehen pflegt, der glani und
gepränge de/ Rostocker kaisertage das interesse der einwohner im
Len grade in ansprach genommen und fflr die dauer des man5Ters
Yollständig absorbiert hatte, so fanden dooh auch die bestrebunges
deutschen philologen bei dem gebildeten teil Yon Rostocks ein-
lluierschaft den lebhaftesten anklang und die philologen selbst die
istlichste aufnähme, und die zu ehren des kaisers festlich geschmückte
\ßi,t hatte mit ausdrücklicher absieht ihren schmuck noch nicht ab-
liegt, als die münner des deutschen geistes und der deutschen bildung
iKogen.
H Die 30e philologenversammlung tagte vom 28 September bis 1 october
Itden räumen der Tonhalle, zu Präsidenten waren auf der vorjährigen
imluDg in Innsbruck die herren prof. dr. F. Y. Fritzsche und schul-
(tor Krause, beide in Rostock, erwählt.
,Die zahl der erschienenen mitglieder betrug 310, welche Ziffer frei-
}ßk auf früheren versammlangen zum teil bedeutend übertroffen wurde.
i
490 Bericht über die Verhandlungen der 80n Yezsammlung
es erklärt sich diese geringe anzahl gewii ans der Imge Bostoeks, dai
an einem ende des deutschen reiches gelegen für die tSddeiitsdk«
collegeo weniger leicht erreichbar ist.
Die in anlasz dieser Versammlung erschienenen fettMluiften Mk
folgende t
1) von der Universität Rostock: de nnmeriB orationii tololM diBi
F. V. Fritzsche.
2) von der groszen Stadtschule (gymnasinm and realichnle) n
Rostock : zwei niederdeutsche gebete des fünfzehnten jahrknadertiL im
K. £. H. Kr a use. lobgedicht auf die zusammenkauft Frans I and KnlT
in Aigaes mortes. von dr. F. Lindner.
3) zu Laurembergs Scherzgedichten, ein kritischer beitrag inLipf
bergs ausgäbe, festschrift zur begrüszung der Rottoeker philoleg«-
Versammlung von Friedrich Latendorf. Roatoek 1875b
Als geschenke waren auszerdem in hinreichenden ezMipUrtn ih-
gegangen:
1) Troja und seine ruinen. Vortrag von dr. Heinrlek SeklU*
mann, gehalten in der aula der Universität Rostock den 17'aagut UIL
Waren 1875.
2) Vortrag über das encyclopädische Wörterbuch d«r frininiliriMi
und deutschen spräche von prof. dr. C. Sachs, gehalten in der gwil-
schaft für neuere sprachen in Freiburg im Br. von prof. T. MerktL
anhang von dr. A. Strodtmann und dr. Paul Lindau. Berlin IM
Erste allgemeine Sitzung.
Dienstag, 'den 28 September, loy« nhr.
Am präsidententische befinden sich prof. Fritzsche and dir.
als Vertreter der mecklenburgischen regierung und der ftadt
sind anwesend der schulrath dr. Hartwig und der bürgennoistor dr.
biegel, als Vertreter der Universität Rostock prof. dr. tob
magnificenz.
Der erste präsident, prof. Fritzsche, beginnt seino
über das Verhältnis der fortsehritte der philologie wfthrend d«r «■'■^ ^
hälfte dieses Jahrhunderts zu den fortschritten der lotsten f6 Jakre
folgenden werten:
^Hochansehnliche Versammlung! mit frende habe loh d«B
übernommen, Vertreter der Wissenschaft hier an einem
scher erde herzlich zu begrüszen. hat mir doch Ihr gfitigM
im vorigen jähre das erste präsidium unserer jetsigon ym
einstimmig übertragen, auf das prächtige militäriaehe t^thaotpifl,
ches sich nahe bei Rostock zu wasser und zu lande dam möge
folgt nun ein drama des tiefsten friedens. aber auch wir stM i
von geistigen militärschaaren, auch wir dienen dem etaate mit
scher treue. — Es ist bekannt, dasz Sr. königl. hoheit dem _
das wohl der schulanstalten seines landes sehr am henMB Bagt,
dasz diese von Seiten Sr. königl. hoheit sieh eines g^roMen
interesses erfreuen, mit tiefgefühltem danke bekenne ich
Se. königl. hoheit geruht hat, unsere versammlang in Bortoefc — P*
■ mm
nehmigen und zu bewirthen. zu den Vorbereitungen
das Präsidium von vielen selten kräftigo unterstütanng arfalina.
Staatsregierung betrachtet die förderung der schulen and i * —
für eine ihrer hauptaufgaben , und so war sie et, weloke
unternehmen wesentlich schützte und förderte, die fiadi
viele angesehene bürger dieser Stadt haben sieh ebenfalla bei
bereitungen mit hingäbe und liebe würdig beteiligt, onsera
dige Universität zeigte natürlich für unsere vrissenschafKUehe
lung ebenfalls ein lebendiges interesse. so haben bei den
deutscher philologen und Schulmänner in Rostock. 491
rbeiten für die einzelnen sectionen mehrere fachprofessoren dem prä-
idiain ihre mitwirkun^ bereitwillig^ geliehen. — Zur erreichnng unserer
wecke pflegen wir uns bei diesen Zusammenkünften gern mit dem ans-
prach des Apollo: yvübOi ccauröv zu beschäftigen, der jüngere philo-
^ lobt den jetzigen stand seiner Wissenschaft und läszt von hier aus
me blicke in eine goldene zukunft schweifen, ein veteran aber sieht
*era auch in seine ferne Jugendzeit zurück und liebt es, das sonst und
Im jetzt mit prüfendem äuge zu vergleichen.'
Nach diesen einleitenden worten ist der redner bei seinem thema
iBfelangt und wirft also die frage auf: 'in welchem Verhältnis
itehen die fortschritte der philologie und besonders der
Ijnnasien während der ersten hälfte dieses Jahrhunderts
II den f ortschritten der letzten 25 jähre, und welche aus-
lichten sind uns für die nächste zukunft eröffnet?'
Redner hofft, dasz bei der beantwortung dieser frage vor einem so
lewählten auditorium, wie er es vor sich hat, flüchtige andeutungen an
■teile eingehender ausführungen genügen werden. — ]3ann fährt er fort:
''die wissenschaftlichen fortschritte eines Volkes hängen immer mehr
oder weniger von den politischen ereignissen ab, und gerade in der
dtttschen geschiebte tritt diese erscheinung oft in den Vordergrund,
■aeh den siegeu von 1813 — 1815 erhob sich die Wissenschaft mit solcher
Mbaelligkeit, dasz sie bald einen herlichen aufschwnng nahm, so haben
neh schon die letzten 5 jähre gesunde fortschritte und bedeutende er-
folge aufzuweisen, und muste nicht auch das jähr 1870 eine gleiche
^kung hervorbringen, oder vielmehr, muste nicht dieses jähr der
deutschen bildung noch gröszere und reichere fruchte verheiszen als
jcfie siege? das so lange ersehnte, entbehrte gut der deutsehen reichs-
^iaheit besitzen wir erst seit 1870; von diesem gute sind einem jeden
mkren Deutschen begeisterung für kaiser und reich unzertrennlich,
4be begeisterung, welche das jähr 1815 noch nicht erzeugen konnte.
Wie ich nun selbst den stand der philologie nur günstig beurteile,
i» möchte ich hier den Schwarzsehern entgegentreten, welche den
^tbea Untergang unserer philologie und noch vieler anderer wisaen-
ten prophezeien mit ausnähme der naturwissenschaften. so musz
denn auch die einseitigen lobredner der frühern philologie als meine
ler bezeichnen, dennoch achte ich die ehrenwerthen gesinnungen
»r gegner, es sind wohlwollende und einsichtsvolle, ja teils be-
», wissenschaftlich erprobte männer. eine Wahrnehmung tritt uns
überall entgegen, dasz diese gegner mit ihren ideen nicht sowol
^f geg^nwart leben als vielmehr in vergangenen zelten nmher-
reifen. zugegeben, dasz das stillleben der frühern zeit für das ge-
der Studien ersprieszlicher war als die ruhelose, geräoschvoUe
iwart, so folgt daraus doch nur, dasz wir dennoch vorwärts gehen
diese Schwierigkeiten überwinden müssen, bekanntlich sind es
den politischen ereignissen gerade die socialen Verhältnisse,
16 auf die cultur, Wissenschaft und auf die nnterrichtsanstalten
gewaltigen einflnsz ausüben, betrachte ich nun die socialen ver-
isse der neuzeit, so möchte ich fast sagen, dasz wir jetzt wie in
mir neuen weit zu leben scheinen, wie nun jeder sich den socialen
Mältnissen der gegenwart assimilieren soll, so hielt es auch der Staat
^ seine pflicht, zum teil neue einrichtungen zu trefi'en und dies« dem
Ufirfnisse der gegenwart richtig anzupassen, eine war hier unab-
llbiich, dasz bildung sehr oft jetzt lebensfrage, ja eine bedingung der
Ibtenz ist, und dasz nicht sehr oft jemand ein gesichertes fortkommen
II, der nicht in seinem fache selbständig zu denken fähig ist. jeder
B fortan von sich sagen können: cogito, ergo sum; freilich nicht in
|ft sinne des Cartesius, aber auch nicht in dem sinne des Epikur.
' 8o war denn das streben unserer regierungen zumeist darauf ge-
trtet, gedankenlosigkeit aus der volkschule zu verbannen und höhere
492 Beriebt über die TerhoDdlungen der SOn Tereammiung
bildoDB allgemein zu veTbreiten. in anderer beiitbung war aber die
ileutacbe Bchula acbon früher naBtergültig) so «nide äie bücliste rui-
sicht angewondet; man verstand ea, die bewllfarteii ciaric^btiuigeQ >iiii
früher featzuhalten und eifrig zd fördern, offeobar haben ansere m^r
rangen dem jetzigen bedlirfnUse der witsensehaften und ganz besoodtn
der Philologie recbnnng getragen, und die vnTbadtngun^u ein«
deihlichea fortentwicklnng sind erfüllt, mein« ^^er verdamm^ii
freilich fast jede nene einrichtnag, namentlich die der verglekheodc«
sprach forachung, worin sie nicht eine nene wiiiencchaft sehen waWea.
sondern vielmehr eine riickgüngige bewe^ng. doch kann dieie omI
BO junge wizEenichaft «ich achon auf sichere reanlt«le and ganz bej«i>
tendc erfolge stutzen, in der tbat sollte man die Tergleicheoden sprich-
Stadien schon jetzt hoch achten und sie als einen factor ansehen, mii
dem wir auch in der pbilologie tu reohnea haben, verkleinern lliit
sich freilich alles and jedes anoh noch eo schöne wiaaenichsnilcl.r
streben, anstatt sicbere entdecknngen anznerkennen, wanden die gigt"
die kebrseite hervor nnd halten sieb an kable hjpoibe^en. vttna ^'
schön emporbliihende sprach wiBsengcbaft ohne bÄweiBe mit solcliti
waffen angegriffen wird, ae erheben sieb »olcbe angrlffa nicht über if
nivean des gewöhnlichen nnd verdienen nicht, beacbtat zn weriu.
wenn aber unsere gegner die jetzigen leistilngen der philologen Öbci-
baupt angreifen, und wenn sie ftir die g/mnaaien sogar die frühem
iuBtitationen snrückfordern, ao machen sie scheinbare gründe geltend,
worauf antwort geboten scheint.'
Redner wendet sich nan im folgenden zunSchst gegen ilie behsop-
tung der gegner, dasz früher noch mehr theoretloobe werke gesuhrie^
wui^en als jettt, eine bebauptung, deren riabtigkeit er einfach he»U«l".
auf dem gebiete der conjectnralkritik und dar hShcrn hritll: iitut
neuerdings gute und gelehrte antersnchtmgea seböne früeble getrifü
auch werde dabei die besonoenheit nicht ausser aagen gesetit; sD«
meist seien Immanuel Bekker und Bentlej noch jetzt Vorbilder in ^~'
böbem kritik. dann beseitigt er den einwand der gegner, dasz n
bedeutende gestalten wie die eines Friedrich Aogcst Wolf, Qattbvi
Hermann, Aagost Boeokh in der neuem seit niobt mehr antreffe dadl
die erklUniug, warum groszartige schulen in der pbitolugie der gsf*'
wart nicht melir wie früher möglich seien, einerseit* batten früher, *•
jeder studierende überhaupt, besouders jeder theologe, zugleich hnmai»!
zn werden sich bestrebte, die grUnder einer sebnle immer viel gröivi*
auEwahl, und andererseits waren die eigentliobeo philotogen, daiitut
ein facb betrieben, viel mehr auf dinen lebrer angewiesen als wis jtM.
wo die pbilologie studierenden meist zwei allerdings verwandte li'At
umfassen nnd sich daher unter mehrere lebrer verteilen, nlao nfirlK
jene männer in unserer gegenwärtigen zeit auch nicht ao leicht groBt
schulen gegründet haben, dann zn dem eigentlichen ziele der ge^B'<'
sehen angriffe, den gymnasieo, zurückkehrend fShrt rcdner also foit:
'Die freunde durchgreifender reformen glauben, das* sie du mU
auf ihrer seile haben; das volk ist aber diesen grunzen reformeD df
gymnasien abgeneigt und steht hier meinen gegnem viel näher, dix)
reformer und unsere gegner bewegen sich meist in eztremen. JM^
möchten am liebsten beinahe alles ttndern, diese an den fröberea i>
stitntionen gar nichts geilndert sehen, dasz nnsera regierung nanStip
reformen nicht herbeiwünscht, scheint die erfahnmg zu beEtSli{^B: btl
der nnzabl von re form vorschlagen iat es doch nur ein verschniadttl
kleiner tril, welcher von der regiernng bestätigt wird, atsu gebt re|i<-
rung und volk band In band; das volk zeigt ein unbedingtes vtrtnW'
zu derselben, denn es weisz eben , dasz die reformeii meistern sst^
helfen, dasz die zahl der lehrgegenstände nicht ohne not vermehrt "ii^
nnaere gegner aber klagen schon jetzt über eine überbürdnug i*'
gymnasien und stehen also den anschannngen sehr nahe, denen info!(*
deutschet' philologen und schulmänner in Rostock. 493
» Tltar, um für die realien mehr räum zu (gewinnen, für ihre söhne
irweitige dispensationen erbaten and dagegen den lateinischen nnter-
; sehr gern bestehen Heszen. ebenso beschweren sich unsere gegner
die jetzige grosse beschrftnkung des lateinischen, die gymnasien,
icen sie, hieszen einst mit recht lateinische schulen; mit geringen
em wurden damals staun enswerthe erfolge erzielt, aus diesen
den wurden die grösten mftnner gebildet, auf welche Deutschland
I nach Jahrhunderten stolz ist. so viel steht fest, dasz der latei-
he Unterricht ebenso notwendig ist wie der griechische, dasz beide
«hen sich gegenseitig ergänzen, und dasz mit dem verfalle der
ft spräche auch die andere notwendig sinken würde, aber ein so
Bger kritiker wie Gottfried Hermann glaubte doch, dasz der be-
f&kte lateinische Unterricht immer noch für formelle bildung aus-
hend sei und verwahrte sich nur gegen weitere beschränkungen,
welchen er für die gymnasien das schlimmste besorgte, solche
fcere beschränkungen sind bis heute nicht eingetreten und auch
tt zu fürchten für die zukunft. im griechischen war der unterrieht
Wolf ein mangelhafter und ist seiSiem ein glanzpunct geworden.
Bon auch der lateinische Unterricht immer noch genügend ist, so
scn doch unsere gjmnasien jetzt wol höher stehen als jene viel-
liesenen lateinischen schalen, weiter beschränkt darf allerdings das
inische nicht werden; denn da die philolog^e und Wissenschaft ein
lein^t vieler nationen ist, wurden von jeher die gelehrten werke
meist lateinisch geschrieben bei allen nationen. geschähe dies
it, 80 würde ein sehr grosser teil dieser werke dem auslande ver-
ossen bleiben; auch würde das ausländ repressalien brauchen und
r philolog in seiner muttersprache schreiben, da müste ein jeder
9log zu einem lebendigen polyglotten werden oder unsere wissen-
it würde bald verkümmern, dennoch wissen unsere gegner gegen
ire jetzigen gymnasien vielerlei vorzubringen und zu bemängeln.
I wenige worte über eine hauptbeschwerde. im allgemeinen be-
^n sie, dasz der Unterricht ein ganz gründlicher und wahrhaft
teher sein müsse; das Stadium der lateinischen spräche sei und
to doch die hauptsacbe. dies Stadium bilde den formsinn ganz
Slich ; es sei nötig für die deutsche spräche und ausserdem sei es
ich nur angewandte logik. so lernten die schfiler bald aueh
■I forschen, und auf den Universitäten studierten sie dann ebenso
lilich ein jeder sein hauptfach und lernten dann vieles andere biniu.
■atage sei der gymnasialunterricht ein encyklopä^eher; num be-
■ jeUt gleich mit dem vielwissen und verkehre das goldene sprich-
b 'non multa sed multum' in sein gegenteil. soweit unsere gegner.
ktn denn aber nicht unsere Schüler zu allererst ihr eigenes Jahr-
fert und dessen wichtigste entdeckungen richtig yersteben lernen,
'war dies nötig, mästen da nicht teils einige neue lehrgegenttiade
i^ommen, teils mehrere alte im stundenplane besser bedaeht ^rerdanT
ireisheit der jetzigen gjmnitsien besteht hauptsäehlieh darin » daai,
k auch der gjmnasialunterricht sich jetzt über mehr diaeiplinen
reitet hat, er dennoch die alte gründlichkeit gewahrt hat. dasz
Mi hohe und schwer zu treffende ziel so glücklich erreicht worden
halte ich für die frucht zeitgemaszer Organisation und so zugleich
I für einen triumph unserer philologenversammlungen.
Bo bezichen denn unsere Jünglinge auch jetzt noch gründlich vor-
ftet die Universität, wo sie in einer der frühem analogen weise
gtadium obliegen und sich auf den Staatsdienst vorbereiten, dem
In können sie jetzt nicht mehr so leicht verloren gehen, allerdings
das Studium früher ein freieres; allein die jetzigen ezamina und
fee beschränkungen musz eben jeder in seinem eigenen Interesse
■I den kauf nehmen, er musz jene grössere freiheit opfern auf dem
rdes Vaterlandes.
i
494 Bericht über die verliandlungen der 30n vonaminliiiig
Die gegner verdammen aber mit den ^mnaaien mgl^kh imIi mA
die Zeitrichtung, sie möchten, glanbe ich, jene frühere periode nild^
rnfen können, die zeit des humanismus, wo der philolog alt fiwt aIM>
niger Vertreter der geistesbildnng änsierlich in höehitem aBiekiilni
aber seitdem haben grosze männer auch noch in andern wiateaiAifttt
einen sehr ehrenvollen platz eingenommen, dennoeh acbeima fii
Philologen mehr gewonnen als verloren zu haben, das ftiiiiliMMt im
höhern geistesbildung ist die olassische philologie nnd wird m IHM
bleiben, sie kommt einerseits dem Staate nnd Tolke zu gute lud tiM
andernteils den pbilologen selbst gröszere fruchte denn früher« m
zahl der eigentlichen pbilologen nnd deren unmittelbarer fehUer wmIIi
früher doch nnr einen sehr kleinen bruehteil der gelehrten aM« te
Volk selbst konnte sich an den groszen ideen unserer harliehen wUmi-
Schaft direct noch nicht beteiligen : diese Scheidewand ist gefallea, A
fruchte der philologie erntet jetzt auch das volk. eine gania laU lli
gjmnasien ist ins leben getreten, und so ist denn aaoh dar wia»-
schaftliche Wirkungskreis der pbilologen ein grösierer gewordaa; rii
schönes gut ist uns zu teil ff e worden, das bewuetsein, dem Staate
volk unmittelbar und in weitem umfange dienen zn kSnnen. an *"'
erhabenen dienst haben sich mit der philologie nenera
vereinigt und wirken zusammen im schönsten blinde , und _
und realschulen, sie bilden ein und dasselbe volk. eo iat denn flr
ein edler Wettstreit geboten, eine darüber hinaosgehenda rivalitit
vom übel.
Auch möchte ich dies ^ine betonen: Jeder Dentaoha ist jatst ili
glied des reiches, für welches er mitzuwirken hat. seinam fBistai wi
dem engern Vaterland, dem sein dienst zunftohst gehSrt, bleibt tf Ji
auch ferner von herzen zugethan. dagegen war der frfiliara paitiBW
rismus den pbilologen nicht selten schädlich; dieselbe wisse uieksftliifct
bildung in einem Staate war vielleicht schon im nacbbarstaata
80 konnten sich damals die schüler groszer pbilologen kanm dnrsh gav
Deutschland ausbreiten, der damals so heftige streit in den
war wol wesentlich auch ein streit um die wissenscbaftUaha
in Deutschland und hatte auszerdem noch einen politischen
ich erinnere nnr daran, welche kluft damals noch Sftddtntsöhlsaft 1W
Norddeutschland trennte, dieser streit der schulen war fBr dis wiMM-
Schaft nachteilig; unser verein hat diesen streit immer bakftsspit. tet
aber das alles so geworden ist, verdanken wir wol erst den nagca fV
1870; seitdem ist auch die patriotische Zuneigung gekonuMn.
Aber, fragen die gegner, ist unser jetziger eifer flr das
reich nicht auch ein einseitiger particularismus? hat Dentsdilsdl
Wissenschaften der ganzen weit in pacht genommen? sind sie si^
vielmehr gemeingut aller nationen? müssen wir nicht aneh für tnmk
Völker mitwirken? stand in dieser beziehung die frfthera pMlsli|i>
nicht höher da, deren tendenz auch zum teil kosmopolitisch warf >■»
dasz wissenschaftliche werke nicht ausscblieszlich Dentschlaad U^
hören, ist freilich gewis; aber nicht minder gewis ist, dasa disss W9M
der gegenwart nach auszen noch viel schneller zu finden siai. i*
ganzen ist der Charakter solcher werke ein internationaler nnd «srtf
schon früher, wo bei uns die schulen eines Hermann und Boackh wd f*
England die eines Porson fast ganz gleichzeitig blühten, ahar
hatten unsere älteren pbilologen schon damals meist DentscUaai ^
iiVLge gefaszt, und in sehr vielen fällen kann man dies historiseh asflk-
weisen, um wie viel mehr müssen wir jetzt ein gleiches thonl iMt*
beziehnngen zu auswärtigen gelehrten beschränken sich gans sif dtf
rein wissenschaftliche gebiet, den streit führte man früher fibsihi^^
besonders gegen ausländer viel rücksichtsloser, jetst schralbsa M
alle Philologen und gelehrten in einem durchaus humanen ton, aad ihi*
Polemik ist streng objectiv. so können denn die werke r^ttnMBAft
deutscher philologen und schulmänner in Rostock. 495
•lehrten jetxt im aaslande nur Sympathie erwecken, über diese hat
ich gtkBK neuerdings der holländische kritiker Gebet in einer freund-
<^en snschrift an mich und indirect an andere deutsche philologen
■i^feaprochen. ich bezweifle nicht, dasz das, was Cobet mir in classi-
sher spräche zuschickte, auch dem Inhalte nach classisch ist.
Was schlieszlich Deutschland selbst betrifft, so war die Sehnsucht
■ch einem einigen deutschen reiche schon längst sehr gross und fast
Dgemein. unser verein beabsichtigte schon bei seiner gründung wenig-
\muB die deutschen philologen innig mit einander zu verbinden; die
leiehen ansichten wurden schon von früheren philologen geteilt, samm-
lefen von ausgaben waren für ganz Deutschland bestimmt; man sieht
tea schon daraus, dasz die allermeisten derselben in deutscher spräche
kcefaazt sind, namentlich alle Schulausgaben, ich habe hier nament-
mk eine doppelte art von ausgaben vor äugen, die bis in die neueste
eit fallen und Ihnen allen bekannt sind, dem titel nach für den
ehalgebrauch bestimmt sind sie der gröszem hälfte nach wirklich em-
tfehlenswerthe Schulausgaben; noch wichtiger sind die ausgaben, welche
lae mittelstellung einnehmen, geeignet zum gebrauch studierter an-
lebender lehrer. solche bücher waren früher eine Seltenheit; doch
laben einige frühere gelehrte vorgearbeitet, diese bücher stehen
rissenschaftlich viel höher als jene erste classe von ausgaben, sie
»fassen griechische und lateinische schriftsteiler, doch nur classiker,
itlehe für schulen, Universitäten und privatlectüre besonders notwendig
änd. berühmte philologen und auch schon heimgegangene waren mit-
■ibeiter oder begründer, herausgeber aber professoren, schulmänner,
privatgelehrte : alle wollten durch uneigennützige arbeit sich gemein*
■Itslich machen, man möchte wünschen, dasz diese ausgaben sich an
nU noch vermehren; gerade jetzt kommen sie in ruf und kommen
•iaem praktischen bedürfnisse entgegen.
Was aber unsere zeit betrifft, so ist die Signatur derselben keine
Mdere, als diesem deutschen reiche redlich zu dienen; das endlich ge-
ladene grosze Vaterland soll uns nicht verloren gehen, die liebe zu
kiser und reich wollen wir unsem schülem tief ins herz hineinsohreiben.
Im ist ein neues band, welches alle philologen Deutschlands innig ver-
ladet, damit sind uns auch in wissenschaftlicher beziehung keine
fefunstigen aussiebten eröffnet: sollten wir für kaiser und reich dienend
int noch besser wirken können als bei der ehemaligen lerspUtterung?
Mil begann die zweite hälfte dieses Jahrhunderts ungünstig wegen der
llgen des Jahres 1848, woran alle Wissenschaften schwer zu tragen
■Itea; dennoch hat die philoIogie rüstig fortgearbeitet, die erfolge
lit 1848 sind geradezu groszartig zu nennen: praktische thätigkeit
Btin ohne Wissenschaft entspricht nicht mehr dem bedürfnisse der
ligenwart.
f Für kaiser aber und reich, für unser ganzes geliebtes Vaterland
iMen Sie uns fortan unablässig fortarbeiten bis zum letzten athem-
p^ unsere lebens. was wir jetzt säen, geht dem vaterlande nicht ver-
■leii, unsere kinder und kindeskinder werden es einernten.'
Nach dieser mit groszer wärme gesprochenen und sehr beifällig
■fgenommcnen rede gab prof. Fritzsche einen kurzen nekrolog der
•deutenderen im letzten Jahre verstorbenen gelehrten, er beschränkte
leb auf männer wie Tischendorf in Leipzig, Hitzig in Heidelberg,
ßpperdey in Jena, Clason in Kostock, Donner, Ewald u. a.
Hierauf ergriff herr schulrath dr. Hartwig aus Schwerin das wort,
1^ die Versammlung namens der mecklenburgischen regierung zu be-
piszen:
:, 'Hochzoverehrende herrenl wenn Sie zur erörterung wissenschaft-
liher fragen an einem orte zusammengetreten sind, wo unmittelbar
feirher den musen durch kriegerisches getöse schweigen auferlegt war,
Ü ist dies allerdings ein zufälliges zusammentreffen, es liegt aber nahe,
1
496 Bericht über die verhandlangen der 8Qn vemaininlmig
in diesem zusammentreffen einen hinweis zu erblicken «if den destoeh«
geist, welcher mit seinen neigangen den beschftftignngen des Mtto
zugewendet, den ihm dargebotenen kämpf matig anfofiiniti SMk liok-
kehr ruhiger zeiten aber sich mit verdoppeltem eifer den wJgieMchift«
zuwendet; auf den deutschen geist, welcher die wiMensehnflei botk-
schätzend, sie zwar um ihrer selbst willen betreibt, in ihnen nbwtkitk-
wol nicht ein todtes capital ansammelt, sondern sie nntsbar nuwt nr
nationalen erziehung und zur erreicbunff nationaler nwecke; wie ff
denn einst Preuszens könig nach anglückfichen k&mpfen bot anbahMf
besserer zeiten die Universität BerUn, jftng^ aber nnaam kaiicr ii
Universität Straszburg gründen liesz. durch Ihre wähl MeeUeabn
hocbzuverehrende herren, für die diesmalige yersammlung, habt 81
den beweis gegeben, dasz Sie solche hochschltiani^ der mimmtAA
auch hier zu finden und deshalb in diesem lande wiHkomaien n wk
hoffen, diese hoffnung täuscht Sie nicht. Se. kgL hoheit|
herzog, dessen landesväterliche fürsorge dem nnterrichtsweMB anf
stufen von jeher in besonderem grade zugewendet gewesen iit|
vor einem jähre mit groszer freude Ihren entschlnss, ^e dieqlbtige v»>
Sammlung in unserm lande abzuhalten, auch das minlsterinm A buk
erfreut, Vertreter der deutschen pädagogik in Ihnen hier TsrsewtWsi
finden, und von ihm ist mir der ehrenvolle auftrag geworden, Tham dl
willkommen in Mecklenburg zuzurufen, ich thne dies mit dem
dasz die eindrücke, die Sie in Mecklenburg empfangeni not
die erinnerungen , die Sie mit hinweg^ehmen , nur frenndHche
mögen.'
Die beg^üszung seitens der Stadt Rostock hatte herr
dr. Crumbiegel übernommen, er sprach folgendes;
'Meine herren! nachdem meine geehrten Vorredner Ton üuSBlfM^
männischen standpuncte aus sich verbreitet haben über das wsssSj M
und den zweck ihres Vereins, kann ich mich weiterer einleitender Mte
nach dieser richtung hin enthalten, ich habe Ihnen den festesgrsfl ml
das willkommen des magistrats, der repräsentirenden büryenebsft mi
gesammten bewohner Rostocks darzubringen, wir haben soeben M-
und freudentage hier verlebt; Se. majestät der kaiser hat Bosloekäl
seiner gegenwart beglückt, und er führte mit sieh einen teÜ Mtap
rühm- und sieggekrönten heeres. welchen anteil die wissensehsft WJ
die schule daran hat, dasz ein solches beer aufgestellt weiden
darüber herscht jetzt nur eine stimme, so ist es ein erfroalkhii i^
eignis, dasz unmittelbar an diese kriegerischen fest- nnd firendisli|i
sich die Versammlung dieser hauptfactoren des deutsehen henw *
schlieszt. der kaiser und das ganze armeecorps haben Tielfaeii ei 9tt
gesprochen, dasz es ihnen hier wohl gefallen unter uns; dann ki^
ich den wünsch, dasz auch Sie, meine herren, sich liier behagKeh fttk
mögen und der Stadt Rostock ein freundliches andenken bewslnfr
mit diesem aufrichtigen wünsche heisze ich Sie allerseits henUeh «8*
kommen.'
Herr prof. von Zeh ender, magnificenz, begrüsste die TerssHfllBl
mit folgenden werten:
'Meine hochgeehrte herren , philologen und schulminnerl idi vfl
Ihre kostbare und kurz bemessene zeit nicht unanffemeasen IsMS ii
anspruch nehmen; versagen kann ich es mir aber nicht» Sie nah ii
naraen der Universität zu begrüszen. mit freuden werden 8ie oi ab
bereit finden, die zwecke Ihres hierseins nach kr&ften su nMsin;Bf^
freuden haben wir Ihnen unsere universitfttsgebftude, dnnh die i
ficenz unsers groszherzogs erst vor wenigen jähren mit
erstanden , zu freiester disposition überlassen, so sehr wir nns
Ihres dankes würdig zu machen bestrebt sein werdeUi liierflir bwlsif Sl
des dankes nicht; denn wie hätte wol der tempel unserer wisseasAsi
esser und würdiger verwendet werden können als dadnrok, dma ti
deutscher philologen und schulmänner in Rostock. 497
Ihaen für Ihre zwecke zur disposition gestellt wurde, mögen diese ver-
kttdlangeii einen ehrenvollen platz einnehmen in den annalen Ihrer
fnammenkünfte, segensreich wirken für die erziehung der Jugend, reiche
frftebte tragen auf dem gebiete der Wissenschaft, und endlich möge
die wähl des ortes Sie nicht gereuen, mögen Sie alle nur angenehme,
fireiudliche und liebe erinnerungen aus Rostock in Ihre heimat mit-
Mhmen!'
Der Präsident Fritzsche dankt in einer kurzen erwiderung den letzten
4rei rednern und erklärt hierauf die 30e Versammlung deutscher philo-
lofen und schulmänner feierlichst für eröffnet.
Es folgen jetzt mitteilungen des zweiten Präsidenten, herm dir.
Krause, die von ihm zu secretairen vorgeschlagenen herren dr. Krüger
lad dr. Blaurock, beide aus Rostock, werden von der Versammlung
«BDinm consensn angenommen, sodann macht dir. Krause mitteilung
Iber die erschienenen festschriften (siehe oben) und begründet hierauf
Ae thatsache, dasz die von der Universität zur verfugung gestellte aula
liebt zum versammlungslocal gewählt sei, durch die angäbe, dasz die-
selbe in akustischer hinsieht Schwierigkeiten biete, hierauf anzeige der
Ttncbiedenen locale für die einzelnen sectionssitzungen. über den jetzt
fOB dir. Krause gemachten Vorschlag einer Statutenveränderung, nach
welchem in rncksicht auf die grösze der insertionskosten der schlusz-
Mts Ton § 3, c: 'welche einige monate vor der Versammlung durch das
«wlblte Präsidium derselben bekannt gemacht werden' gestrichen wer-
ita soll, erhebt sich eine kurze debatte, an der sich besonders prof.
Xekstein aus Leipzig beteiligt der verschlag wird von dir. Krause
ielbst zurückgenommen, nachdem prof. Eckstein, der die Berliner und
Würzburger Statuten s. z. wesentlich redigierte, die erklämng abgegeben,
^4ui durch besagten schluszsatz dem präsidium keineswegs die freiheit
■ finommen werden solle, je nach den umständen den termin der ersten
^ nkSodigung früher oder später zu bestimmen.
Hierauf erhält herr hofrath prof. dr. von Leutsch aus Göttingen
in wort und richtet an die Versammlung im interesse des von ihm
lidifierten anzeigers die bitte um mitteilung von notizen über im kriege
^0/71 gefallene deutsche philologen und schulmänner, verspricht zu-
Kch ein regelmäszigeres erscheinen des anzeigers und macht schliesz-
auf eine in der Waisenhausbuchhandlung zu Halle erschienene schrift
hl buchhändlers Bertram 'manuscript und correctur' aufmerksam.
Kach ihm richtet prof. Eckstein an den Präsidenten Fritzsche
fentlich die bitte, eine pflicht der pietät gegen Gottfried Hermann
herausgäbe des noch fehlenden (siebenten) bandes von Hermanns
ola zu erfüllen, dir. Krause teilt in bezug hierauf mit, dasz
gjmnasiallehrer Fritzsche in Güstrow bereits mit der herausgäbe
bandes beschäftigt sei.
Nach einer jetzt gemachten längern pause folg^ der Vortrag des
prof. dr. Susemihl, magnificenz, in Greifswald: 'über die eom-
tion der politik des Aristoteles*, von dem wir im folgenden einen
et geben.
Die eigentlich systematischen Schriften des Aristoteles sind wenig-
lltns ihrer groszen mehrzahl nach nicht von ihm selber herausgegeben.
fcicht1ich der poetik bezeugt er dies selbst (c. 15 z. e.). aber sie
mit der absieht einer künftigen herausgäbe , wenn auch vielleicht
ist für die zeit nach seinem tode, von ihm verfaszt. sie sind im
ntlichen freie, erweiternde Überarbeitungen seiner mündlichen vor-
von seiner eigenen band, aber man hat zur ergänzung gleich bei
ersten herausgäbe auch entwürfe von ihm für diese vortrage und
hgeschriebene collegienhefte seiner zuhörer mit benutzt, so dasz
t selten doppelte, ja dreifache bearbeitungen derselben partieen
iMtanden sind, die anf uns gekommenen redactionen sodann, d. h. die
ff. j-ihrb. f. phil.u. päd. II. abl. IST.S. hft. 10. 32
t
498 Bericht über die verhandluugen der 80n yersunniliing
des Andronikos von Rhodos and seiner nachfolger, haben ftberditi
sohnitte, die erst von Peripatetikern herstammen, mit anfgeBonmi
Fremde bestandteile dieser art, doppelte receneionea, 9pnß%
Übergänge, ungleichmäszigkeiten der ansfühmng, lÜcken, yewetw
finden sich reichlich aach in der politik, nnd dae ganae derselbe
nur ein torso, aber es weist deutlich den bis ins einseifte feil
gliederten grnndplan des Aristoteles auf.
Aus der einleitong (I 1. 2) über den wahren begriff yon kaai
Staat im unterschied von einander nnd im gegensats aar nlaioal
lehre über beide erwächst die hanpteinteilnng in SkoBonuk (I 9
nnd Politik im engern sinne, letztere xerfUlt wieder ia Terfiss
und gesetzgebungslehre. die gesetzgebnngslehre fehlt gans nnd
nachweislich wider des Aristoteles absieht, die TerfaMongslehrs
VIIl) liegt auch nur unvollständig vor. Aristotelei nntarsdeidet |
Piaton eine beste Verfassung von den übrigen , sieh iohrittweiM i
weiter von ihr entfernenden Verfassungen, diese aweiteilnng is
grundlage seiner Verfassungslehre, aber in kunstvoll emqplifilerter i
er beginnt mit einer kritik der von anderen theoretikem anfgesb
musterverfassungen und derjenigen wirklich bestehenden verfam
die sich eines besonders guten rufes erfreuen (b. II). seine ei|
ansichten über die beste Staatsform schimmern dabei sehon vii
durch, aber er läszt dieser kritik doch noch nieht nnmittelbar a
resultat die eigene aufstellung folgen, er legt vielfflehr saTSrden
positiven allgemeinen grundlagen für alle Verfassungen (III 1 — IS
baut auf denselben dann in einem zweiten, spedeUen teil (III 1
YIII B. e.) die besonderen Verfassungen nach einander anf, anen
Idealkönigtum (III 14 — 17) und die eigentlich normale bette Terlsi
die eigentliche aristokratie (III 18. VII. YIII), dann zweitens die 11
Staatsformen (IV. V. VI).
Jene allgemeinen bestimmungen zerlegen sieh wieder in iwei
pen, eine ganz allgemeine (III 1 — 5) und eine die besonderen ▼)
sungen und ihren werthunterschied herausarbeitende (in 6— IS).
wird gezeigt, 1) welches der wahre begriff des Staatebürgers ist (DI
2) dasz jeder Staat nur durch änderung seiner Verfassung ein si
wird (III 3), 3) dasz die bürgertngend je nach der verfassong eiiK
schiedene, die beste Verfassung aber diejenige ist, in welcher die
mit der mannestugend möglichst zusammenfällt (HI 4), daas ebei
halb aber auch in dieser besten kein bürger gewerbliche thili
treiben darf (III 5). hier wird 1) der untersehied der richtigen ((
Verfassungen nnd der abarten (irapcKßdcetc) entwickelt (III 6) in
drei formen der ersteren, königthum, aristokratie und politie, sow
drei entsprechenden der letzteren, tjrannis, Oligarchie nnd deaok
zunächst nach dem blosz numerischen maszstab des hersehens vontf
mehreren oder vielen gewonnen (III 7). dann aber seigt ndi 1
vorderste a) dasz dieser maszstab doch bei der Oligarchie nnd <
kratie nur eine accessorische bestimmung ergibt nnd das eigen
wesen beider Verfassungen vielmehr in der eigennÜtsigen herseliaf
der reichen, hier der armen besteht (III 8), femer, b) dasa a) '
dies demokratische, noch jenes oligarchische rechtsprincip das '
ist, sondern nllein das aristokratische (III 9), dass jedoch f) ***
letztcrii selbst eine bedingte berechtigung des demoeratiseben sie
im Staatsleben folgt, indem bei einer wirklichen tüchtigen bOrges
diese selbst der souverän (xOpioc) sein, dabei aber die beaondinni
geschäfte den von ihr zu beamten gewählten besonders tftehtSgcn
nern überlassen musz (III 10. II). schrittweise nähert rieh ab
Untersuchung der beantwortung der frage, welche von den ricbtigf
fassungen denn nun die richtigste oder beste ist, nnd wim die ai
zu ihr stehen, aber wirklich geleistet ist diese antwort docb noeh
im gegenteil, die frage selbst wird, wenn auch mit nnderan wortei
deutscher philologen und schulm&nner in Rostock. 499
■ folgMiden f) deutlich aufgeworfen, soviel Wiederholungen aus dem
iekstroraufgehenden dieser folgende abschnitt (III 12. 18) daher auch
Hitldlt, er ist nicht mit Bemajs als eine blosse andere bearbeitnng
iisst ihm Toranstehenden (III 10. 11) ansusehen, im gegen teU, Thurot
Mt das richtige erkannt, indem er durch Umstellung von 1283^ 9 — 13
ssdttelbar vor 1284* 3 (€l hi Ttc usw.) sinn, vorstand und xnsammen-
issf herstellte und sugleich eine grosse l&cke unmittelbar vor der so
Mfestellten partie nach Conrings teilweisem vorgange nachwies, von
Isa drei denkbaren fällen ist nur einer erhalten und xwar der gerade
IS schwersten denkbare, dasz die tfichtigkeit einzelner die aller ande-
«i MIrger zusammengenommen tibertrim, der ausnahmsfall der aller-
MMtsa Verfassung, des absbluten königtums solcher einselner. es fehlt
Ist fall des hestehens einer ganzen bürgerschaft aus lauter tüchtigen
ritasem ohne das dazwischwischentreten eines solchen umslandes, d. h.
Hi eigentliche aristokratie oder normale beste Verfassung des Aristo-
idsa. es fehlt der fall, dasz die zahl der tüchtigen leute eine geringere
Hii die gesamttüchtigkeit der übrigen bürger doch immer noch grösser
ü als die besondere tüchtigkeit dieser einzelnen, d. h. die bereits von
lir höhe herabsteigende gemischte aristokratie oder auch gar nur
Die nun folgende, groszenteils in übler Ordnung überlieferte ab-
nadlong über das königtum (III 14—17) lässt als berechtigt im ent-
ikkejiten Staate von allen königtümem allein jenes ideale bestehen.
Im ichluszcapitel des 3n buches leitet unmittelbar über zu der aus-
fvialtang der eigentlichen besten Verfassung^ die im 7n und 8n buche
miefangen, aber weitaus nicht vollendet wird, der gesamtorganismns
h Werkes zwingt nicht minder als alle speciellen beweise zu der an-
ühAs, dasz sonach diese beiden bücher vor das vierte zu stellen sind,
iah der besprechung von zwei wichtigen Vorfragen (YII 1 und YU 2. 8)
Ügskt sich der entwurf der besten Verfassung nun zunftchst über die
ktteren, natürlichen (VII 4 — 7) und sodann über die inneren, socialen
ii socialpolitischen bedingungen (Vn 8—12) für das Zustandekommen
Mff solchen, kommt dann aber im ausbau von ihr (YII 18 bis YIII s. e.)
hht über die erziehung hinaus, ja bringt nicht einmal dies capitel zum
■Bhluss. alle von Aristoteles selbst gemachten Vorausankündigungen
iVexug auf andere puncte bleiben unerledigt.
Der anfaag des vierten buches (IV 1. 2) stellt die dem staatskun-
noch ausser der kenntnis der im absoluten sinne (teXdkc) beste»
die ausdrücklich als im voraufgehenden abgethan beaeich*
ird, obliegenden zahlreichen aufgaben ausdrücklich auf, zeigt, wie-
facher bedeutung noch von einer relativ besten Verfassung die
eein kann und ausserdem noch, wo beides nicht zutrifft, wenigstena
der relativ besten ansgestaltung der jedesmal geff ebenen verCMsnng^
jetzt darauf hingewiesen wird, dass es vom Oligarchie und demo-
mehrere Unterarten von sehr Teraohiedenem weithe gibt, wir
i erst jetzt bestimmt, dasz im allgemeinen die rangordnnng der
ingen diese ist: königtum, eigentliche und dann nneigentuohe-
»kratie, politie, demokratie, Oligarchie, tyrannis. endlich wird ge-
ll die reiben folge der noch zu besprechenden fünf puncte bezeichnet
ll streng an diese reihenfolge bindet sich auch die sich demnächst
eilieszende ausführung, wenn schon die abschnitte III 3 und 4 anf..
erlich von Aristoteles selbst herrühren, die in III 12 begonnene
»nchung auvollendet abbricht und die bemerkungen III 12 ende
iJll 13 ende vielmehr mit III 9 hätten verbunden werden müssen,
^ines stört diese harmonic wesentlich, die fünf abschnitte sind
lieh III 3-10. III 11. III 12. III 14—16 nebst VI 1—7, endlich V.
VI gehört also vor buch V und die citate des letztem buches im
rühren teils überhaupt, teils in ihrer jetzigen gestalt erst von
Urheber der uns überlieferten redaction her. auch das 8e capitel
82*
♦■
<
i
500 Bericht über die Verhandlungen der 30n vereammlang
vom 6n bache gehört nemlich in der that zmn tbema von Hl 14— 1(
und VI 1 — 7, es ist der ansatz zu der in III 16 ans^rficklioh voiMtl-
tenen ergänzung, aber es ist auch beim blossen ansatse in einer lol-
chen geblieben, und nicht minder fehlt die in VI 1 anfang in aninckt
gestellte besprechung der 'combinationen'. dasz aber in der nng-
Ordnung der Verfassungen genauer auf die beste, politieaiÜge deao-
kratie zunächst erst die beste, politieartige Oligarchie und dann ent die
zweitbeste demokratie usw. folgt, lieg^ zwar nur einschliesBlieh, aber
doch deutlich genug in den wirklich gegebenen anafühningen.
Schon im Verzeichnis der Schriften des AristoteleB bei DiogOBN
Laertios findet sich eine politik genau von 8 b&chem; lehoa diM
exemplar scheint also wenigstens nicht erheblich amfXiiglieher gewcKt
zu sein als unser jetziger besitz, jenes Verzeichnis r&hrt aber luehici
sorgfältigsten Untersuchungen von dem Smymäer Hermippot, dem idiin«
des Kallimachos, als letzter quelle her. — —
Nach schlusz dieses Vortrags begaben sich die mitglieder ii an
ihnen angewiesenen sectionslocale. es constitnierten sieh folgw^
sectionen : 1) die pädagogische, 2) die germanistisch-romanlaehe, t) fi>
orientalische, 4) die mathematisch-natnrwissenschaftlidhe.
Am nachmittage desselben tages fand wieder in der Tonhaüt eh
wol von allen mitgliedem besuchtes festessen statt, anter den Uia|V
des festmarsches aus ^Tannhäuser* begann die täfel. der priiidMti
prof. Fritzsche, brachte den ersten toast auf Se. majeatit oei katv
aus, gleich darauf der zweite präsident, dir. Kranae« einen toait Mf
Se. königl. hoheit den groszherzog Friedrich Franz II. als dritter n^
ner sprach herr dr. Krüger (Rostock); er begr&sste in llofm ü-
sprache im namen der Rostocker collegen die anwesenden glMe. Vdi
darauf sprach herr prof. Eckstein (Leipzig) folgendes: 'meine dMB
und herren! Sie haben toaste gehört auf kaiser und reieh nnd pttf'
herzog, Sie sind begrüszt von den Rostocker collegen, tfiiis fehlt
dieser alten Stadt zu gedenken, die in ihrer einriehtoni; bis aif
heutigen tag das mittelalter bewahrt hat, trotzdem dass sie im _
politischen liberalismus steht, dieser stadt, die ein bedentender'ilkklif
mit dem alten Athen, ihren hafen Warnemünde mit dem PlilBf n^
fliehen hat. viel drastischer als dies wort Fritz Beoters ist «in *
eres, das ein Römer von den nordischen barbaren aussagte: d**
eorum stomachus! mag das gelten oder nieht, dines haben saefc'^
alten philologen anerkannt: die gastlichkeit der nordisehea barbüi^
die alte banse- und seestadt und die an alter nieht minder beriM*
Universität, die nur einmal ein Bützowsches interregnnm gehabt M
lebe hoch!* der toaste folgten noch viele, unter denen besonden iti*
launige dichterische improvisation des herm dr. Latendorf attf M<^
rin bemerkenswerth ist.
Gegen 8 uhr trennte sich die gesellschaft in der heitersten liV^
um sich Kpäter noch einmal auf Steinbecks bierkeller sn TereiDigw»^
Von den beiden gesungenen tafelliedern teilen wir das
gaudcamus Rostochiense, mit:
1. Gaudeamus igitur
Rostochi dum sumus!
post peractos dies gratos
huc et illuc dissipatos
nos habebit domus.
2. Ubi sunt, qui ante nos
Rostochi fuere?
abeas Berolinum,
adi mare Balticnra,
mos si vis vidiere.
3. Pugnae Salaminiae
vidimus exemplnm.
Caesar ipse posterae
classicae victoriae
consecravlt templnm.
4 Cena nostra breris est,
brevi finietnr,
venit nox veloeiter,
Bacchi vis atroelter —
nemini parcetur.
deatscher philologen und schnlm&imer in Rostock.
ÖOI
ft^Vivat Philologia
occid- orientis!
vivat Academia,
Tivat res scholastica,
cos aetema mentis.
6. Vivant omnes Lalagae,
Phjllides formosae,
yivant et Penelopae
nostrae et Lncretiae
bonae laboriosae.
7. Ter vivat Germania
et qoi eam regit.
Caesarea maiestas,
magni Ducis Caritas
qnae nos hie protagit.
8. Pereat tristitia
omnis criticorom.
pereat diabolns
omnis academicns
atqne irrisores.
Zweite allgemeine sitzung.
Mittwoch, den 29 September, IOV4 nhr.
Auf der tagesordnung steht zonftchst der rortraff des herrn hofrath
prof. dr. H. Fritz sehe in Leipzig 'über den dW|p draddc bei Pindar».
Im anschlusz an das Horazische Pindarom qnisqms usw. zeigt red-
itr, dasz die begeisterung schon des altertoms für Pindar namentlich
bi der tiefe seiner gedanken seinen grund habe, Pindar nennt sich
tibti coqxk, weiser und sänger zugleich, interessant ist dasz schon
Uk jfingere Zeitgenosse Herodot sich auf Pindar beruft (vöfxoc ßactXcOc
imuiv); noch höher stellt ihn Plato insonderheit wegen der sittlichen
Mteii, wie sie bei Pindar ausgeprägt sind, sie bewirkten, dasz Pindars
fiektongen sich vollständig erhielten, während von Simonides u. a. nur
bscmenta da sind, er schildert den sieg in Olympia usw., an dam
mt nur die Verwandtschaft, sondern das ganze heimatland des preia-
l^uronten teilnahm, selbst in den Hades zu den entschlafenen dringt
■i künde, der juSel ist wie der siegesjubel in unsem jüngsten kriegs-
hben. vor allem wird den göttem gedankt und geopfert, groszer
Ikiten betrachtung erweckt grosze gedanken. der dichter
i^kt an die macht der gottheit, an die ahnen des Siegers osw.
Der Sieger musz den sieg verdient haben; oder vielmehr der sieg
iifc sin gnadengeschenk der gottheit (ZcO fxcrdXai dp€Tal Ik c^ev | 6va-
Mc ir^vrat), aber nur dem guten schenkt die gottheit einen solchen
iif. Tifia ö'draeolci dvriKCiToi.
: Wer ist dieser dvf|p dyaOöc? es ist der held und der gate mann
Msich; der held bei Homer ist dfaBdc, und gott bei Plato (Timaeoa)
WdraOöc. wie gott bei Plato eine urgestalt des sehdnen usw. vor-
hbrebt, so wohnt bei Pindar die urgestalt des mannes» wie er sein
ML der religiöse zug bei Pindar erinnert an die psalmen wie an Klop-
htk. wir können auch hier sagen: intra! et heic deoa est. die
Mmigkeit charakterisiert Pindar insbesondere; so wird der erste
■iptsatz: Tifidv 6€Öv! der g^te mann erkennt seine abhXngigkeit von
feit und dagegen seine eigene schwäche als sterblicher, er fünlt, dasz
m durch die gottheit ihm kraft zu grossen thaten kommt, ao lernt
V nasz zu halten in allen dingen; er will nicht selbst ein gott sein.
Schreckend sind die bilder von Phaethon und von Bellerophon.
Wie gegenüber der [i^ottheit, so wahrt der gute mann die göttlichen
i^QDgen auch gegenüber den bürgern; das Vaterland ist selbst von
ir gottheit prescliatfeu und neben Zeus wohnt die Themis, weil cdf-
^Ifia sospita. echt dorisch betrachtet Pindar den mann geschaffen als
k sein Vaterland, der gute wehrt den feind ab, fest gleich einem Ajax
M raft sterbend, was Uoraz nachdichtet: dulce et decorum est usw.
■tkts geht dem wackern manne über die eintracht der bürger; nichts
Wr die gerechtigkeit. denn übler ruf haftet an Phalaris. neben ge-
Mtigkeit walten milde und gnade: quondam cithara tacentem osw.
hr. od, II 17. der reichtum musz in enger Verbindung mit der tugend
i
502 Bericht über die Verhandlungen der 30n verBammlimg
stehen; der reicbtam des guten mannes erhöht anch den elui
Vaterlandes (fiCToXoTTp^ircia) in aufwand, £ncht der rosse für die s
usw. ein fürst wie Thero ist dtCiOöc, gänzlich analog der gotthei
Plato. überall hin sendet er segen [Oljmpic II, extrentf.].
Im kreise der seinigen erscheint der av)P|p är(aQ6c simlehit e:
mit kindesliebe, gleich dem Antilochus, der flir seinen vater Kesto
leben liesz (Pythic. 6). es klingt wie eine mahnong des Deksl
wenn Chiron dem Achill zurief: ehre vater und mntter! und ti q
pov KcbvCtiv TOKduiv dTaOolc? — Castor und PoUnz sind dem di
das ideal der bruderliebe.
Auch ein vaterherz hat der dvfip dyaOöc. von gnun gebeugt
zehrt sich Hiero bei dem Verluste seiner tochter; da tröstet ihn P
(flebili sponsae iuvenemve raptum plorat usw.). da redet Pindar
freunde als freund, der dvV|p dyaOöc kann nicht leben ohne trea
nossen, fiia ipuxi^ sind Achill und Patroklos. diese freandschaft ht\
sich in treue, milde, heiterem zusammenleben: fXmc^la bt «pp^
cufiiröxaici öfxiXctv ficXiccdv dfx€(߀t rprytöv irdvov. da erklingen i
und Saitenspiele, gepflegt wird die mnsenkunst dTXalCcrai 6i KOl
ciKdc ty duiTtfi , und der lohn dieses mnsendienstes ist onsterblie
seines namens, im anschlusz an Horaz: nigro invidet Orco!
An diesen Vortrag reihte sich ein sehr anziehender Vortrag des
Bartsch aus Heidelberg: 'vom germanischen geiste in den ronanB
sprachen'.
Der vortragende beabsichtigte die einwirknng in seigen, w
das germanische element auf die romanischen sprachen ansgeiibt
das in dem wortbestande desselben Ittngst und mit glftniendem ei
nachgewiesen ist, daher diese etjmologische seite gsns übergi
wurde, dagegen wurde bezüglich der ableituog dasjenige hervorreh
was entweder in bestimmten ableitungsendangen gennaniseher her
ist oder bei lateinischer endung germanischen einflusz verrSth. ii
Zusammensetzung zeigen sich deutsche einwirkungen teils in snbsl
vischen compositis, wie in den mit ablaut gebildeten, teils, wo»
meisten, in den Zusammensetzungen mit prftpositionen. von dei
balen Zusammensetzungen wurden die imperativiseh gesehriel
hervorgehoben, ferner in den pronomin albildungen nnd in den t
bien wurden zahlreiche analogien und gleichnngen swisohen romt
und germanisch bemerkt, endlich machte der vortragende auf
reihe syntaktischer erscheinungen aufmerksam, in denen sich g(
■nischer geist kund gibt, den letzten gegenständ des > Vortrags bi
die bedeutungslehre, indem an einer aus grosser fülle ansgewl
zahl von Wörtern die nicht aus dem lateinischen, sondern ans den
manischen erklärbare romanische entwickelung der bedevtungen p
wurde, auch wies der vortragende auf diejenigen Wie hin, in <
durch anklang an deutsche st&mme veranlasst der romanische au«
von dem im lateinischen üblichen für denselben begriff abweicht.
Dieser durch zahlreiche beispiele illustrierte Vortrag des gels
redners erfreute sich des ungeteilten beifalls aller suhörer.
Nachdem jetzt gjmnasialdirector Krause als swetter prii
einige geschäftliche mitteilungen gemacht und n. a. auf die jsts
eingegangene festschrift des herrn dr. Lat endo rf: 'beitraginLa
bergs Scherzgedichten' sowie auf den vertrag des prof. Merkel
das encyklopädische Wörterbuch von prof. Sachs' (s. o. erste siti
hingewiesen hatte, erhielt prof. £ckstein das wort snr ords
mäszigen feststellung des nächstjährigen Versammlungsortes, er I
aus, dasz locale Schwierigkeiten die abhaltung der yersammlnng in
der mitteldeutschen Städte (Weimar, Eisenach) nicht rathsam erscl
lieszen, dasz aber auch das zuerst vorgeschlagene süddentsche 8
bürg bis jetzt noch nicht zu einem Versammlungsorte geeignet sei
daher die wähl auf Tübingen gefallen sei. Tübingen, dessen n
deutecher philologen und schulm&imer in Rostock. 503
ntit an jabren der Rostocker nicht viel nachstelle, diese stadt, die zwar
■lekt dnreh ihren handel aber dnrch ihre reisende läge sieb ansseichne,
is «iaeai lande gelegen, das gerade diesem vereine stets seine besondere
tdlaabme geschenkt habe, in einem lande, dessen schalen ihren alten
Ttka bewuirten, müsse als besonders geeignet erscheinen fdr abbaltnng
«iser versammlang deatseher philologen and schalmänner. aneb sei
na dort aas bereits eine freandlicbe aafnahme sagesichert in besag
sif das prilsidiam für die dortige versammlang seien die berren prof.
Tmdfel and prof. Schwabe sa prftsidenten vorgesehlagen.
Die Tcrsammlang billigte die wähl Tübingens und bestfttigte die
gttsnnten berren als Präsidenten.
Hieranf ergreift gymnasialdirector Kr aase das wort, nicht in sei-
■m amt als sweiter präsident zn einer geschSftlichen mitteilang, ton-
im zu einer nachweisung über die vitae Catonis fragmenta
Ksrbargensia. der archivar Könnecke habe diese f^agmente einer
•Bfeblich lateinischen quelle des Plutarcb für die vita Catonis min. in»
Fsidaischen archivalien gefanden and H.Nissen habe sie bekanntlich
■U dem Marburger index lectionam für das Wintersemester eben berans"
figeben. die handschrift solle mit Sicherheit dem beginn des ISn jähr-
iunderts angehören, handschriften könnten leicht tSaschen and am so
Widiter, je grösser die freade sei, die das aaffinden verlorener band-
sAriften mache. Gustav Freytag habe den stoff zn einem schönen
itasae benntst. ein nahe liegendes beispiel über tl(asehang in betreff
4»» alters einer handschrift finde sich in des vortragenden kleiner fest*
sekrift, ein anderes biete der streit über die Rostocker Sallnstbandsebrift.
*- Hinsichtlich der Marbarger fragmente habe schon A. V. Gntsehmid
iiZaraekes litterar. centralblatt vom 85n angast d. j. s.*1162 erklllrt,
■SB habe es augenscheinlich nicht mit einem lateinischen original,
iMdem mit einer Übersetzung aus dem griechischen su thun. vom alter-
tai könne keine rede sein, stamme das bruchstück wirklich aus dem
Mfang des 13n jahrbanderts, so sei es interessant wegen seiner ver-
liHaismissig reinen latinität. man könne den Übersetzer etwa mit
iMaardns Aretinus vergleichen, aber ob zweifellos die handschrift
iMe. XIII inenntis sei?^
'Meine berren', fährt der vortragende fort, 'ich kann Ihnen nun
ll|en, dasz die fragmente zweifellos Übersetzung sind, ich kann Ihnen
iü Übersetzer nennen : den Florentiner Lapus , and kann Ihnen den ,
Itveis hier gedruckt in die band legen, der foliant, den Sie hier sehen,
Jh Venediger druck von 1496, enthält die Übersetzung des Platarch,
den Cato und die fragmente. ich habe sie voIbtSmUg vergliehen,
die vergleichuDg lleg^ hier, in die Nissenschen fragmente einge-
m, vor. es stimmt alles genau; in den eonjeotaren für die an-
irllchen stellen hat Nissen oft das richtige getroifen, oft auch oieht.
bedaure herzlich, dem gelehrten seine treude stören sa müssen.
^ Der incunabel druck in meinem besitz, den ich auf einer anction
^r erwarb, und der aus den doubletten der herzoglioben bibliothek
»tha stammt, hat zwei teile von 146 und 144 folioseiten. teil II hat
* dem referenten sind durch herrn dir. Krause nachtrilglich noch
llgende uotizen mit(>eteilt: ^seitdem hat zunächst herr prof. Teuf fei
I tSt.-anz. für Württemberg seine Überzeugung ausgesprochen, dasz die
llgmente eine ungenaue Übersetzung seien, s. das referat im deut-
ken reichsanzeiger 1875 nr. 235. ebenso erklärte sich Otto Seeck
I' Hermes X heft 2 mit v. Gutschmid völlig einverstanden, und H.
jlliaen selbst in der Jenaer litteraturzeitung 1875 nr. 41 macht be-
fHit, dasz die fragmente aus der Übersetzung des Lapus von Florenz
^akf von der J. Bernays ihm eine ältere ausgäbe (1520 Ascensius)
fpchafft habe.'
504 Bericht über die yerhandlungen der 80n yenammlang
hinter der Übersetzung des Platarch noch: 1) Bnffiis de neU
sulari imperialiqae dignitate ac de accessione Bommi impeiiL t) Plt-
tonis virl illustris vita per Guarinam Yeronensem edita. 8) AniMSm
viri illustris vita per Guarinum Veronensem edita. 4) Caroli atpi
viri illustris vita per Donatum Acciolum editft. auf fol. 144» imm-
Seite, schlieszt der zweite, hier mit dem ersten snsammenfebntat
teil mit den Worten : virorum illnstrinm vitae ex Platareho QtMM k
latinum versae : solertique cnra emendatae foelioiter explicisat: | Ym^
tiis impressae per Bartolcimeum de Zanis de Portesio Anno nottii Ht
uatoris 1496. die octo Mensis lunius (I). *
Teil II fol. 64, rückseite, beginnt: Catonis Inniorto* Tili ühMtall
vita ex Plutarcho Graeco in Latinum per Lapum Florentiniui T«m.
Das erste Nissensche fragment steht foL 68 rüekseit« s. 7 Ut 42,
das zweite fol. 71 Vorderseite z. 3 bis 34.
Der alte und der Nissensche druck mit der darchTerglftidwing üd
hier den herren zur einsieht bereit.' •
Hierauf erfolgte der schlusz der Sitzung gegen 1 nhr. — ^
Am abende dieses tages fand im stadtthe&ter an ehren dar nt
Sammlung eine f estvorstellung statt; es wurde Lessingt 'Nathn te
weise' gegeben; voraus gieng ein prolog von Hermann Ebert.
Nach dem theater begann um 9 uhr der festeommeri in im
festlich geschmückten versammlungssaale. herr gymnaaiallehrar Battg
(Rostock) führte das hauptpräsldium, unterstützt von mahreraa fio^
Präsidenten, vou ausgebrachten toasten erwähnen wir das bock arf ;
kaiser Wilhelm (berr Reuter), auf den groszherzog Friedriok Fnu 11 ;
(prof. Schirrmacher -Rostock), auf die philologenversammlang ML
Philippi-Rostock). der räum dieser blätter gestattet uns nielilp an Ai
zahlreichen au diesem abend gehaltenen, zuiA teil sehr laonigOn lita
einzugehen, auf Vorschlag des hauptpräsidenten worden an den kaiMb
den groszherzog, den cultusminister dr. Falk und an den fBrstea Bt
marck depeschen abgesandt, spät noch blieben die teilnebmer ii itt
heitersten Stimmung beisammen.
Dritte allgemeine Sitzung.
Donnerstag, den 30 September, 9^/^ nhr.
Für diese Sitzung waren zwei vortrage angekündigt von hunfnL
dr. Oppert vom coll3ge de France aus Paris und von herni pnL k»
Rohde aus Kiel.
Nach einigen geschäftlichen mitteilungen des zweiten pzUtolM
sprach zunächst herr prof. Oppert 'über den heutigen stand dsr kdr
Schriftforschung und über die beziehung Assyriens snr blMlsckMi gl"
schichte und Chronologie'.
Redner will aus dem groszen gebiete der keilschriftforsekaag Mt
zwei allgemein interessante punkte herausheben.
1) es gibt zwei arten von keilschrift; die eine^ die nnprilnriiiki^
aus hieroglyphen entstandene, idiographische und später syllaUlibi
Schrift der Assyrer, Armenier, Meder, Susianer und Sumerier neaat BM
die anarische im gegensatz zu der später wahrscheinliob seit C|yiM
aus der babylonischen schrift gebildeten al tpersisohen odor ari-
schen keilschrift. es ist nun klar, dasz die anarische achrifti dsfü
sich fünf Völker bedienten, um fünf sprachen ausxudrQeken. av fp
einem volke erfunden sein kann, wer ist dieses Tolk? dieas tn^
soll den ersten punct dieses Vortrags bilden, alles l&aat aaf rfMi
nordischen oder wenigstens mehr nördlichen ausgang^pnnct diasos^vlki*
schlieszen, dessen existenz redner schon im jähre 1864 erkannte.
' ebenso teil I fol. 91. M. Catonis senioris Tiri illustris vita tf
Plutarcho Graeco per Franciscum Barbarum in Latinum Tersa.
deutBcher philologeu und schülmänner in Rostock. 505
Man hat non dieses volk mit einem falschen naroen akkadiBch
oiannt. yeranlaszt durch eine Sonderbarkeit des um die keilschrift
oekverdienten Irländers Hinks. der wirkliche name dieses Volkes ist
UrSumer. Hinks, mit dem redner im jähre 1865 hierüber zu sprechen
lelcgenheit hatte, nannte diese spräche deshalb die akkadische, weil
kof allen hierhin gehörigen Inschriften sowol ältester wie späterer zeit
lie könige sich insgesamt als könige von Sumer und Akkad bezeichnen,
ros welchen beiden namen nun aber nur der name Akkad in der bibel
rorkomme (Genes. 10, 10]. redner weist indes nach, dasz aus 4 directen
^randen, die wir hier nicht ausführen können, die spräche nicht akka-
Uieh, sondern sumerisch zu nennen sei, zu welchen directen beweisen
Ir den ausdruck sumerisch noch besondere beweise gegen die bezeich-
iBBg akkadisch kommen, man soll also den falschen, unwissenschaft-
lehen namen aufgeben und den richtigen einführen, so gleichgültig an
nd für sich der name ist, so hört er doch auf, es zu sein, wenn man
&18 diesem falschen namen, wie es geschieht, die unzulässigkeit ge-
viiser traditionen, und namentlich der biblischen, herleiten will, auf
Ui wesen dieser sumerischen spräche, die sich an das turanlsche idiom
a Tieler hinsieht anschlieszt, im specielleu eingehen, kann der redner
a diesem vortrage um so weniger, als noch manche puncto unbestimmt
nd strittig sind.
8) der zweite punct, auf den redner aufmerksam macht, sind die
ttsiebungen der spätem assyrischen geschichte zu den thatsachen der
ibel. während im groszen und ganzen durch die auf findung der keil-
eliriften die historische bedeutung der bücher der könige und der
kroniken in beträchtlicher weise gewachsen ist (wie auch das ansehen
•t altehrwürdigeu Herodot durch die entdeckung und erklämng der
llpersischen texte über allen zweifei gestellt ist), gibt es doch auch
tncte, wo nach der meinung mancher gelehrten absolut keine überein-
timmung hergestellt werden kann, und wo man nach diesen gelehrten
ta assyrischen monumenten recht geben soll und nicht der bibel.
•gen diese ansieht wendet sich der redner. nach der biblischen chro-
ftlogie besteht zwischen dem tode Salomos und der wegfahrung der
All Stämme eine Zwischenzeit von 257 jähren; es ist bekannt, dasz
le bücher der könige und die Chroniken aus den reichsannalen schöpfen,
ach den assyrischen eponymenlisten beschränkt sich aber diese zeit auf
10 jähre, diese eponymenlisten sind Verzeichnisse (täf eichen) von namen,
ach denen die Assyrer, wie die Athener nach ihren archonten, das jähr
aicichneten. jene gelehrten nun wollen dadurch Übereinstimmung
[visehen beiden berichten schaffen, dasz sie nicht blosz 47 jähre aus
ar geschichte Judas und Israels herausnehmen, sondern auch einen
|aig als apokryph, als von der bibel erfunden, hinstellen, der an
jni stellen der königsbücher und der Chroniken als könig von Assyrien
aiaeht ist, nämlich den könig Phul. redner hingegen bringt die über-
patimmung dadurch zu wege, dasz er, ohne die biblische Chronologie
i geringsten anzutasten, vielmehr in den assyrischen berichten Ifieken
ivimmt. solche lücken sind von vorn herein sehr denkbar, denn da
ir die Assyrer nach eponymen rechneten, während man in Babylon
ad im südlichen Chaldiia die jähre nach den jähren der regierenden
loige bestimmte, so fehlten natürlich, wenn ein babylonischer könig
kar Assyrien geherrscht hatte, die eponymen in den listen und sogar
I den für Ninivo geraachten tafeln auch die königsnamen, da die
karlieferung wuszte, dasz nach dem oder dem eponymus so und soviel
plkre ausgefallen seien, wenn demnach eine Unterbrechung der epo-
fUenlisteii von vorn herein als denkbar und erklärlich erscheint,
a weist nun redner im folgenden durch angestellte rechnung nach, dasz
h auch wirklich stattgefunden haben musz. er gelangt zu
Pltem resultat unter betonung der thatsache, dasz der name Phul
Miklich ein babylonischer sei, durch combination verschiedener facta
k
506 Bericht über die yerhandlungea der SQn YerHammlnng
und beBouders herbeiziehung; der beiden feststehenden lonnoifiMtandai
vom 15 juni 763 und Tom 13 jani 809.' es ist also gnmdlos, ik vA-
stenz des königs Phul zu bezweifeln. — Noch ein anderer sthiiitaig
Widerspruch zwischen der bibel und den assyrischen keiliehiiflit, im
sich an den namen Asrija knüpft, wird vom vortragend«! dnreh imHh
erklärung der keilschriften gehoben, es ist sn bedanem, das* vsilnl>
liehe bücher, die bis jetzt den keilschriften gegenOber ai^ in dNr
respectvollen und keineswegs für die forscher allein aehmeieMkiftH
reserve befunden haben, wie auch z. b. das ansgezeiehnato wsik ?■
Max Duncker, dergleichen unreife ideen als historisch bogribidft *>
nehmen und dadurch denselben einen nachdmck yarsdiaffea, to
thatsachen haben dürfen, redner schlieszt mit einer karaan
betrachtung über die ausbreitung, welche die assyrischen atadliB
letzten jähren auch in Deutschland gewonnen haben» wo
lange zeit unter dem Unglauben und der zweifelsoeht sa letdan
Nach diesem mit grosser lebendigkeit gesprochenen und inltaM ht
Zuhörer mit vollstem interesse verfolgten vortrage sprach harr
Roh de 'über griechische novellendichtung und ihren
mit dem Orient', leider zwang die kürze der seit den i
zu sprechen, weshalb der Vortrag vielleicht nicht allgeaciB H !■
geltung gelangte, die er verdiente, redner wies darauf bin, da« ^
grosze zahl kleinerer erzählung^en in poesie und proaa goMlngak wd
eigentum nicht eines einsigen, sondern vieler vdlker saSan, ohne
man bestimmt nachweisen könnte, bei welchem volko ale
standen, allein die thierfabel hat nachgewiesener maaien
zur geburtsstätte. aber auch viele andere kleine enlhlongaa
chen der Griechen, die man bisher nach dem Oriente glanbta ^
zu müssen, erscheinen dem vortragenden viel uraprttnffliehar laiv
griechischen fassung. er glaubt, dasz sie von Qriechenland enfttf
nach dem Orient verbreitet haben, ihrem Charakter nach tMMß
diese novellen in mehrere gruppen; einige sind erotischer nator (ish
der Sammlung des Aristides von Milet); andere behandeln ttaU
den indischen Scherzgeschichten lächerliche Stoffe (so beoondert !■ ^
baris); noch andere sind pathetisch- tragischen Inhalts oder fallsniiil
kategorie der rachenovellen. die Sammlung des Aristidea ist als ili
ausnähme zu betrachten; sonst pfleg^ten solche eraShlnngan wol ikKJ
aufgezeichnet zu werden, sondern pflanzten sich von mnad
fort. Alexander der grosze soll der erste gewesen sein« der tieh
geschichten erzählen liesz; durch ihn wurden sie nickt
lieh in den Orient eingeführt, wo sie später mit so grosser vorUsbe ^\
pflegt sind.
Auf die frage des Präsidenten, ob jemand in diesem Tortrafs
bemerken wolle, meldet sich hofrath Leute ch (GdtÜngen) SSH
nachdem er einleitend die dem vortrage zn gründe UegandeB sair
fassenden, mühsamen Studien anerkannt und alsdann die nrkrall
genialität des altgriechischen geistes gepriesen, ans der as sieh
dasz auch das scheinbar unbedeutendste, das nur so ppbonhg f*"
schaff'ene für lange Jahrhunderte und die versohiedansten vSlh« ib
mittel zur cultnr ward, bemerkt er zur sache selbst folgcndas.
erscheint ihm der name 'novelle' verfehlt deshalb, weil dadl
Sache in ein falsches licht gesetzt werde; denn der Vorredner
von einer novellistischen richtung als etwas besonderess Im
sehen, während doch jene erzählungen nur ein ansflnss dsi
erzeugung der Griechen überhaupt seien, zweitens habe dar
die schöne Verbindung und gruppierung seines Stoffes dadnrdi
' man kann ja die ganze biblische Zeitrechnung durch die
flnstemis von 809 auf das genaueste feststellen.
deutscher philolog^n und schulmftnner in Rostock. 507
4iii er parallelen (gezogen habe aus der gefichichte der noyellistik
merer seit, dadurch sei aber manches zu sicher hingestellt; er hStte
«tvts mehr vorsieht gewünscht, drittens endlich habe er sich sehr ge-
treat, dasz der Vorredner den Griechea die selbständige erfindnng dieses
Itteratursweiges gewahrt habe, redner stützt diese ansieht noch durch
Mge stellen aus Homers Ilias. somit zeige sich denn auch hier, dasz
«fr unser wissen nicht vom orient als dessen urquell abzuleiten haben,
Hadern dasz die Orientalisten, wenn sie vorwärts wollten, von den
dtüischen philologen recht tüchtig lernen müsten.
Kach diesem vortrage folgten programmgemäsz 'mitteilun^en
Iss Präsidenten Fritzsche über eine bitte des bibliotne-
kars prof. dr. Bindseil in Halle*, es betraf diese bitte die von
prof. Bindseil herausgegebene concordanz zum Pindar, über welche die
ttrtanunlung ein gutachten abgeben solle, wie aber schon die philologen-
Virtammlung in Halle sich gegen derartige concordanzen ausgesprochen,
l.a. auch ans dem materiellen gründe, weil solche werke allzu umfang-
tlieh und theuer würden, so kann auch jetzt der prilsident nichts zur
iBpfehlung dieser arbeit sagen, so sehr er auch sonst die Wissenschaft-
Uen gründe anerkennt, von denen sich der Verfasser leiten liesz.
Hierauf erfolgte der schlusz der Sitzung um 12 uhr.
Am nachmittag fand eine festfahrt nach Wamemünde statt, an
lileher sich die mehrzahl der gaste beteiligte.
Das zu ehren der fremden veranstaltete raketenmanöver sowie
ibige andere mit den dortigen rettung^apparaten angestellten Übungen
htea für viele Zuschauer einen neuen, groszartigen anblick dar. nach
iir ankunft in Rostock um 7 uhr bewegte sich der zug der zurück-
likehrten vom strande nach dem markte, wo eine prachtvolle illumi-
Union des rathhauses die laute bewunderung aller hervorrief, um 9 uhr
^Ireimgte man sich dann noch einmal in der Tonhalle, wo für unter-
iftttong durch concertmusik gesorgt war.
Vierte allgemeine Sitzung.
Freitag, den 1 october, 1074 uhr.
' Bevor die beiden angekündigten vortrage des gymnasiallehrers
bHeinr. Schmidt in Wismar und des Oberlehrers dr. Pfitzner in Parehim
tlten werden, macht der erste präsident, prof. Fritzsche, mitteilung
zwei audienzen, die das präsidium bei dem groszherzoge gehabt,
htomuf der zweite präsident folgende eingegangenen depeschen verliest:
'Schwerin, den 30 septbr. — Prof. Fritzsche, Rostock, bin sehr
^iankbar für den mir übersendeten grusz. wünsche der Versammlung
rfirSliliches gedeihen, bedaure Ihren Sitzungen nicht persönlich bei-
prohnen zu können. groszherzog.'
I 'Yarzin, den 30 septbr. — An präsidium der Versammlung dmit-
■•liar Schulmänner. Rostock. — Für Ihren freundlichen gmsi Wilieh
eiankend, vertraue ich auf femer erfolgreiches wirken der deutschen
UKhnle und ihrer pflege deutscher gesinnung. v. Bismarck.'
- Nachdem alsdann der zweite präsident noch auf folgendes werk, das
■M'elegt ist: der gott zu Pytho, eiue didaskalia, herausgeg. von Karl
laither. Leipzig, in comm. bei Friedr. Fleischer. 1871. aufmerksam
Eacht, gelangt gymnasiallehrer dr. Schmidt zum wort, das thema
es fast eine stunde dauernden Vortrages, über den wir im folgenden
In referieren, lautete: 'über den bildlichen ausdruck der Griechen'.
Die philologische forscbung der Jetztzeit, erörtert einleitend der
riber, ist zu ihren ^roszen resultaten hauptsächlich durch den rein
loschen maszstab gelangt, den sie an die sprachlichen erscheinungen
fi, und auf diese weise hat sie unter anderm eine tiefere kenntnis
5C)8 Bericht über die Verhandlungen der 30n venMunmlwng
der flexionsformen, der formenwörter und der grmmmatik fiberhii^ »
schlössen, doch musz das streben der wisaensohaft auch danif n*
richtet sein, die mit unmittelbarer naturinnigkeit wirkenden Mikta Iff
antiken spräche zu erschlieszen and so dem antiken gfliste in MtaM
inneren wesen näher zu treten, dahin gehört die kenntnii 4er ikr
griechischen modulation, die aus der wort- und satisiellang und Mm
anderen mittein erschlieszbar ist und ans das so wirkangvroUe mA«
der griechischen rede lehrt ; dahin gehört anch die kenntnis der pUfti-
schen bilder der alten sprachen, weiche ans die maleiiaehe fiU^ift
namentlich der dichter erkennen läszt and einen weiteren blick iiAi
entwicklang der spräche eröffnet.
Die hierauf zielenden grundlegenden forschnngen können am biila
in der griechischen spräche gemacht werden, da diese eine reinirti^
nale und daher vollkommen natürliche entwicklang seigt, idQii«dtii
modernen sprachen durch die antiken zu sehr beeiatflaast sind wk
selbst die ältesten deutschen Sprachdenkmäler, wie Ulfilas bibtltti^
Setzung, die althochdeutschen ^lossare, Otfried nsw* eine so Hub
einwirkung lateinischer und biblischer spräche and denkweise tüp/tf
dasz es schwer hält, ja unmöglich ist, die arsprttnglidi dertiehe tf
schauung überall festzustellen, auszerdem erscheint die al' _
spräche schon aus dem gründe als natarfrlscher, weil das leben Im Mm
natur eine frischere und bezeichnendere bildersprache ersengtt ebiü'
abgeschlossenen räumen bei streng geordneter bernflicher thjtlghljt
Man gehe von einem Studium zunächst der Homerisehea
aus, denn diese zeigen in voller ausführung die plastisehe
nicht eines einzelnen, wenn auch des gn^östen diehters, sondern dis
ganzen Volkes, die tropen (= metaphern), welche in den I
vorrath übergegangen sind, sind nichts als knne skisaen,
und abbreviaturen dieser gleichnisse. es g^lt dann, in
nach und nach verlöschenden zügen die nrsprüngliehe bildHefce n;
schauung wieder zu erkennen, ein ähnliches stndinm, wie wen iv
geologe aus abdrücken oder Fragmenten von versteineningen die
sprünglichen Organismen wieder zu erkennen versueht. von imi H^
ten aus sucht der naturforscher bis zu diesem liele Tormdringei. tf
erforscht zuerst die jetzt lebenden Organismen, denen die der
analog gewesen sein müssen; sodann vergleicht er eine mögfiollt
fangreiche reihe antiker Versteinerungen oder fragmente, daisilt dif
einem stücke schwer oder gar nicht erkennbare an anderen fand»
erkennen lasse, so sollte auch der philologe snerst weaigiteM
lebende spräche, am besten seine mutterspraehe, namentluh wll
das von convenienzen so wenig beherschte volk gebrancbt, lebeafif
durchdringen versuchen, dann eine sehr grpsse iSllb Ton daten m ^
altgriechischen spräche sammeln und nun durch gegenseitige W^^
chung anhaltspuncte für das Verständnis gewinnen.
Durch einige beispicle wurde erläutert, dasz man erst durok jßfß
erweiterten gesichtspuncte und durch eine einheitliche anffassoff ^
einzelnen stellen gröszeres licht für die Interpretation der altn mW^
steller, namentlich der dichter, gewinne, so habe man s. b. (TSij|L dl|
Passowsche Wörterbuch] für das adjectiv aTOuiv die allerrerseliieMM
bedeutungen aufgestellt; es solle ^glühend', 'schimmernd'» *biMMt
'schwarzgebrannt' usw. bedeuten, auch von kesseln gesagt MSm^ vtf
'feuer darunter angezündet sei', und doch zeige schon eine stribi*!
ersten pythischen Kpinikion Pindars, dasz bei dem worte an dou Csifci»
erscheinung gar nicht zu denken sei; es werde ohne amnaluBe awfM
der gluthitze und übertragen von einem feurigen oder aneh Uelgisrigü \
temperament und wesen gebraucht, man müsse anfhÖzen,
an das zu denken, was auf eine einzelne stelle passe mtd
bedenken, dasz ein plastisch darstellender dichter gmu
als lediglich logische Verdeutlichung erstrebe. besn|f wurde hioW
deutscher philologen und schulmänner in Rostock. 509
iueh auf eine stelle bei Pindar, Ol. X, genommen, wo der atOujv AXib-
W^ dessen 'angeborene gemütsart nicht zn ändern sei*, unmöglich der
'branngelbe fuchs* sei : denn was habe die färbe mit der Sinnesänderung
n thnn? auszerdem zeige das yerb at6€iv, welches (im gegen satz zu
|pmxcc6ai) die feuersglut ohne rücksicht auf die lichterscheinung be-
liehne, die bei atOujv zu gründe liegende Vorstellung.
Femer wurde hervorgehoben, dasz man, ehe man sich ganz heimisch
\m griechischen gemacht habe, die verwandten sprachen nicht allzu sehr
lar Interpretation herbeiziehen solle; das sei sache späterer zeit, in der
B« historische entwicklung des bildlichen ausdruckes noch weiter zu
r«ifolgen sei.
Eine Wissenschaft der 'tropologie' (in des redenden sinne) kann
auf umfangreichen Sammlungen von materialien auferbaut werden,
mnsz dabei zunächst von zwei ganz verschiedenen gesichtspuncten
gehen, den einen hat Karl Hense in werthvollen abhandlungen über
Be i^ersonificationen im griechischen innegehalten, er geht von dem
liaselnen tropos (metapher) aus und zeigt, wie weit sich ihr gebrauch
mlreeke. man musz in dieser weise fortfahren and auszer der personi-
Ication die bildliche anwendung der naturkräfte und naturobjecte über-
Nupt zeigen, der zweite weg besteht darin, dasz man zusammenstellt,
Vielehe bilder auf einzelne hervorragende gegenstände angewandt werden.
lls ein beispiel wurde Pindars reichtum an bildlicher beseichnnng des
jpManges hervorgehoben. — Aus solchen Sammlungen von materialien
Verden am besten positive forschungen sich begründen lassen nnd die
|e£ihr vorgefaszter und deshalb irre leitender meinungen am leichtesten
kreh sie beseitigt werden.
Es folgte hierauf der Vortrag des Oberlehrers hm. dr. Pfitzner in
Pteehim, in i^relchem derselbe, von der zeit gedrängt, nur eine kurze
Aarakteristik der beicleu Florentinischen handschriften des Tacitus gab.
ftl erfreute sich dieser vertrag schon nicht mehr eines grossen audi-
iMinms wie die früheren, weil von den mitgliedem manche teils schon
iübgereist waren , teils sich zur abreise rüsteten.
;. Das ende der diesjährigen schönen philologenversammlnng war nahe,
erübrigten denn nur noch die referate über die thätigkeit der ver-
iedenen sectionen. zuerst referierte der Vorsitzende der pädagogi-
hen section, herr gymnasialdirector Krause, sodann der vor-
nde der germanistisch-romanistischen seotion, herr prof.
Reinhold Bechstein aus Rostock, über diese beiden sectionen
nken wir in einer fortsetzung noch ausführlicher zu berichten, der
referent war herr prof. dr. Philip pi aus Rostock als Vorsitzender
orientalischen section.
Die orientalische section hat 3 Sitzungen gehalten, nachdem die-
in der ersten Sitzung dienstag den 28 sept. sich constitaiert hatte,
welcher gelegenheit prof. Philippi zum Präsidenten, prof. Redslob
bürg) zum vicepräsidenten, dr. Nottebohm (Berlin) nnd stad. phil.
er (Schwerin) zu Schriftführern erwählt waren, füllten den g^^sten
der zweiten sitzung am 29 sept. Verhandlungen über die angelegen-
en der deutschen morgenländischen gesellschaft aus.
Daran knüpfte sicli ein Vortrag des hrn. prof. Oppert (Paris): 'über
Sprache der alten Meder% sowie ferner bemerkungen des hrn. geh.
rath Fleischer (Leipzig) 'über das Verhältnis der darstellnng ur-
nglicher persischer Wörter in semitischer Schrift zu den Ursprüng-
en persischen Wörtern selbst*, die dritte Sitzung am 30 sept. wurde
wünsch nnd unter zahlreichem hospitium der pädagogischen section
dem sectionslocal der letzteren abgehalten, herr professor Schlott-
nn (Halle) hielt einen Vortrag 'über die neu entzifferten griechi-
en Inschriften in sogenannter cypriotischer schrift, insbesondere die
fein von Idalion».
i
510 Bericht usw. der 30n yersammlung deutbcher philologen.
Sodann gab herr prof. Schlottmann noch einige noiiaen 1) ib«
die unweit des Onondazaflusses (im »taate Neujork) ansgegrabeaa itatM
mit phönicischer inschrift im anschlosz an seinen über dieaen fegw-
stand auf der vorjährigen generalversammlang in Innsbmok gehaoBMa
Vortrag, sowie 2) über die momente, welche in letzter seit fir die «Up
heit der moabitischen altertümer hervorgetreten sind, «m acblnm kt
Sitzung wurde herr prof. Roth (Tübingen) cum präses der orientaUfd«
section für die 31 e Versammlung deutscher philologen und ■ebulmlwfr
einstimmig gewählt.
Was endlich die mathematisch -naturwissenschaftliche seettsa tt>
langt, so fiel das referat über deren thätigkeit während dieser fv-
Sammlung aus, weil der versitzende derselben, herr dr. Adaa ssi
Schwerin, nicht mehr anwesend war.
Dem herkommen gemäsz ward hierauf von dem ersten prldJeitw
diese letzte Sitzung und damit die diesjährige versammloag flbetksift
durch eine schluszrede beschlossen, wie anderswo so waren es sw
hier werte des dankes, die der würdige prftsident an die Tersanalni
richtete, werte des dankes an die mitgUeder, die bis ans eads s»
gehalten und noch jetzt am vierten tage erschienen waren; daak star
auch der Corona der früheren tage, dank besonders den aiaacn, tii
teils in den allgemeinen Sitzungen, teils in den seetionea freiwillig olv
auf wünsch vortrage gehalten, an diese danksagnng knttpfle slu dh
bitte um entschuldigune für das präsidium, wenn es seinen oblinfenbitta
nicht ganz so nachgekommen sei, wie es selbst wol gewfiiueht ~
'und nun noch die abschiedsworte!' schlieszt der redner. 'der
unserer arbeit allhier ist für Sie alle der anfang au neoen
denn die akademischen ferien und die Schulferien eilen sa
diejenigen herren, welche zum teil aus weiter ferne an nna
sind, sie bitten wir beim abschiede recht herzlich, dass
lieben Stadt Rostock, unserer ehrwürdigen Universität und den
die sie hier gefunden haben, auch noch in der ferne ein
andenken schenken mögen!'
Der letzte, dessen stimme in dieser Sitzung in dem saale eiUtfli
der diese tage hindurch eine so besuchte pflege^tte des X6f9C gewMM
war, war hofrath prof. Leutsch. er sprach n>Igeade8;
'Es ist mir der ehrenvolle auftrag geworden, den daak, dsavlr
in so reichem masze schuldig sind, hier ausznspreehen. da hsb*
ich denn nun vor allem zuerst dem präsidium zu danken, es ist Av
ein dank, der schon sehr häufig ausgesprochen worden; aeU eriM
stereotyp sein, so musz er etwas persönliches haben, dass leb BM^^
meinem innem dränge folgcj das thue ich um so lieber, well ioh
dasz ich mich mit allen anwesenden in Übereinstimmung beflads
ist mir nicht blosz rührend, es ist mir erhebend gewesen, hier In
Philologie zu treiben unter der leitung eines mannes, der niehA
der liebling, sondern auch einer der nächsten verwandten OslIflM
Hermanns, dieses praeceptor Germaniae, gewesen ist. er bat VM M
so liebenswürdig geleitet: wie sollen wir ihm anders danken« als ~ '
dasz wir ihm sagen, dasz wir ihn auch in diesen tagen als den
söhn Gottfried Hermanns erkannt haben? ich glaube, dasa darin
unser zweiter präsident, herr dir. Krause, seinen dank geftiadsa hit:
er wird seinen lohn darin finden, einem solchen Vertreter der yblTnlspi»
zur Seite gestanden zu haben; ebenso auch die herren seeniska'
redner dankt dann im folgenden den verschiedenen aossebfiassni b^
sonders dem wohnungsausschusz , weiter der Universität nnd der llsik '
Hostock. 'Rostock wird ja immer gepriesen', fährt er fort*, 'als a^t
hansestadt; ich' bin weit entfernt davon, ihr diesen mhm sa sebalbflk
Rostock ist aber auch eine wahrhaft classische Stadt, denn am sisbsili*
tage wurde Apollo geboren, und diese zahl 7 ist seitdem ballig gavtM'
in Griechenland, nun finden wir aber hier 7 Strassen, die Ins Iss'
Yersammlung von Bchulmännern höherer lehranstalten. 511
ikreiit 7 strandthore, 7 kirchen usw. wir finden aber auch 7 rosen auf
mm Lindenberge (?), nnd was ist die rose? die blume des Dionysos!
0 walten hier in verbindang Apollo and Dionysos, meine herren, dieser
ladt sagen wir jetst lebewohl, sugleich damit lassen Sie uns rufen
sWhoeh !
(fortsetznng folgt.)
Fraüenmark. Adolf Brandt.
42.
nBESAMMLUNG VON SCHULMÄNNERN HÖHERER LEHR-
ANSTALTEN, GEHALTEN ZU HALBERSTADT.
Im verwiehenen jähre traten nach einiger Unterbrechung die be-
tannten Oschersleber schulmännerversammlungen wieder ins leben.
mm ort der diesjährigen Zusammenkunft war Halberstadt bestimmt und
Ir. Gustav Schmidt, director des domgymnasiums su Halberstadt, zum
fMiitzenden gewählt worden, auf seine einladung hatte sich am sonn-
ig Tor pfingsten c. eine recht zahlreiche Versammlung im locale der
tiesigen löge eingefunden, herr provinzialschulrath Todt (Magdeburg)
ad einige ehrengäste waren erschienen; anszerdem waren die beiden
IjBnasien und die beiden realschulen zu Magdeburg, gymnasiüm und
fvaischule zu Halberstadt, die gymnasien zu Quedlinburg, Wernigerode,
Wolfenbüttel, Blankenburg und Braunschweig durch ihre direotoren und
Ukitr vertreten, director dr. Schmidt (Halberstadt) eröffnete die ver-
■ammlung um 11 V4 uhr durch eine begrüszung der auswärtigen gaste,
kvsi gegenstünde waren zur Verhandlung vorgeschlagen worden, director
IT. He ine mann (Wolfenbüttel) schlug vor, über den wegfall des nach-
HiltagsuDterrichts in debatte zu treten, Oberlehrer dr. A. Richter
(Htlberstadt, domgymnasium) beantragte über die frage zu verhandeln :
'vis ist die ju^^end in den oberen classen zur lectüre der deutschen
•bttiker anzuleiten.'* die Versammlung beschlosz, dasz zunächst der
^^t^v^re gegenständ zur berathung kommen sollte, der antrag von
ir. Richter, ein referat über die Verhandlungen der Versammlung nach
■bsfli herkommen in einer Zeitschrift erscheinen zu lassen, fand die
lifiirwortung von schulrath Todt und die billigang der Versammlung;
te onterzeichnete wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden zum referenten
IMrählt.
Dr. Ki cht er (Halberstadt) berichtete zunächst einleitend, dasz das
pMelite thema der reihe der fragen entnommen sei, welche die be-
prtknngsgegenstände der ersten conferenz der direcioren in der provinz
Ikbsen bildeten, die frage sei zwar in folge dessen vielfach durch-
iltrbeitet worden, bei der gedachten conferenz sei es jedoch aas mangel
El seit nicht zur mündlichen erörterung und debatte darüber gekommen.
Ml der bedeutuog der sache und der mannigfaltigkeit der ansiehten, die
pib in bezog auf diesen punct geltend machen können, glaubt referent
ril dieser Versammlung zur eingehenden besprechnng vorlegen zu dürfen.
MiDe aKsicbt gienge nicht darauf hin, die für die debatte bestimmte
Mit darcli einen langen Vortrag über die frage erheblich zu kürzen,
Moal sie neuerdingH in mehreren allseitig bekannten druckschriften
Üa den verschiedensten seilen aus eingehend erörtert sei. er beab-
ilhtige vielmehr zum zweck mündlicher berathung das gestellte thema
ll die teile, die es darbietet, zu zerlegen und die in den unterabtei-
hbgen liegenden fragen durcli tbesen zu beantworten.
* Seine erste these, welche zunächst feststellen sollte, dasz die
Itatschen classiker auf allen classen höherer schulen gelesen werden
iDeo, lautete:
512 Versammlung von Schulmännern höherer lehTanstalten«
1) die beschäftigang mit den deutschen claseikem, betonden ■
der neuhochdeutschen litteratur, bildet einen wetentiidien \
staadteil auf allen classen höherer lehranstalteii.
Referent bemerkt dasa, dasz die these nieht nur gegen eiBMUI
humanistische oder dogmatische ansichten, welche den werfk ud i
bedeutung unserer classischen nationalen litteratnr rerkennen, soeli
auch gegen jene kenner unserer spräche und litteratnr MfiekUti
welche die lehrstunden am gymnasium und an der realsehiae mit mm
mittelhochdeutschen oder gar althochdeutschen und gothieehea eon
ausfüllen und die beschäftigung mit der neuhochdentsehen Utteratiri
priyatbeschäftigung der Schüler überlassen möchten, ihre begiBaii
beruhe darauf, dasz die kenntnis unserer litteratnr ein unefselibH
bestandteil unserer allgemeinen bildung sei, der in gleieher wtim •
entwicklung unserer phantasie und unseres gesohmaekea, nnserei
kenntnisvermögens , wie unseres Charakters fördert nnd miaere mm
Persönlichkeit veredelt, unsere höheren lehranstalten bitten aSer i
ses wesentliche stück der bildung unserer jngend in Tennftteb.
folge dies aus ihrem Charakter als deutsehe aohnlen, welche <
nationale gut unserer spräche und litteratnr au wahren nnd in Bck
berufen sind; es folge dies aus ihrem wesen als lehranataltea. eis
seits bedürften die werke unserer classiker einer erkUrmig, wraa
dem Verständnis der Jugend nahegeröckt werden sollen, nnd anderem
erwerbe erfahrungsmäszig unsere Jugend die kenntnis onaerer Ifttsnl
schätze nicht von selbst, etwa nur durch vermittelnng dea hanies. I
endlich die neuhochdeutsche litteratur anf allen elaasen unserer bS
ren schulen zu treiben sei, gehe daraus hervor, daea der gebalt >
meisterwerke unserer litteratur allen stufen der jngendliehen entwv
lung des geistes nicht nur entspricht, sondern dieselben fiberragt
Da keiner der anwesendeu Germanisten den altdentaebea nl
rieht auf kosten der beschäftigung mit der nenhoehdentseben litlsri
treiben wollte, so wurde die these einstimmig von der Tenaanrii
angenommen.
Die zweite, vom referenten absichtlich weitgefasate, these gtb
einer sehr lebhaften debatte Veranlassung und gieng ans darselbeaH
einem amendement von director dr. Holzapfel (Magdebnrg, realsehili
in folgender fassnng hervor:
2) der Unterricht in der deutschen litteratnr erfordert aneh wd <
obern stufe erläuternde classenleotüre ^on meisterweilcsB i
selben.
Die absieht des referenten gieng dahin, die art nnd weiss •
beschäftigung mit der deutschen litteratur znnftcbst im allcaveli
zu bestimmen , indem er den von Hiecke aufgestellten grandsalii ^
jeder deutsche Unterricht auf lectüre beruhen müsse, anf den litleitl
Unterricht in den oberen classen höherer schulen zur anwendnng bnd
er wies darauf hin, wie sich im lateinischen nnd grieebiaehen dl
langjährige bewährte praxis ein canon von sehriftstellem ud wv)
herausgestellt habe, die als muster und repräsentanten ibrer galt
gelten und an denen der gang der litteratnr gezeigt werden kSi
diese verteilen wir auf die einzelnen classen nnd fllbren Ae lefa)
unmittelbar zur frischen quelle der litteraturkenntnia, indes wir ih
die werke selbst in die band geben, in ähnlicher weise aei !■ di
sehen zu verfahren, er fordert erklärung der litteratnrwerfce, ^
sich dieselben von selbst nicht vollständig dem verstlndala der M
erschlieszen, freilich hnbe diese interpretation ein anderes ausii
die erklärung eines antiken Schriftstellers, er empfiehlt efnen vH
weg zwischen den überspannten anforderung^n von Hieeke nnd dea
schlagen von P. Wackemagel und R. v. Raumer, deren aaalehtei
bezng anf lyrische gedichte berechtigung haben, er bfilt alles
wünschenswerth , was Hiecke für das erste und zweite atadlliB dai
Versammlung von Schulmännern höherer lehranstalten« 513
kliniDg forciert, während alles, was er sonst verlange, fiher das ziel
Idnaoigehe. zum erstem gehöre: sinngem&szes vorlesen des ganzen
oder eines gröszern abschnittes, wegränmnng der Schwierigkeit im ein-
itlnen durch historische und sprachliche erläuternngen, auffassung des
■Uns, dem der schriftsteiler gefolgt ist. daran schlieszen sich be-
wkrende mitteilnngen aus der litteraturgeschichte , poetik, metrik und
rktorik.
8ehulrath Todt (Magdeburg) regte die weitere debatte an, indem
tr die fragen anfwarf: 'welche meisterwerke bedürfen der erklärung
ud in welcher weise soll erklärt werden?' er wies daranf hin, dasz
wsrke wie Lessings Laokoon wohl der erklämng bedürften, während
•ädere, namentlich poetische werke, nur dem äsäetischen gennsz dar-
gtboten zu werden brauchten.
Dr. Richter fordert erklärung von prosawerken, von schwierigen
epischen gedichten und von dramen; nur bei einzelnen lyrischen und
Itiehteren epischen gedichten genüge sinngemäszes vorlesen.
Director v. He ine mann legt gewicht auf ästhetische erläuterung
dtr knnstform.
Prof. Voigt (Halberstadt, domgymnasium) weist darauf hin, dasz
Dopstocks öden nur mit erklärung gelesen werden können.
Director dr. 6. Schmidt: ehe die schüler zur lectüre der antiken
trafodie kommen, soll am deutschen drama, z. b. ao Schiiiers Teil, die
kaiMtform des dramas ihnen zum bewustsein gebracht werden ; auch er-
fordere die sprachliche form erklärungen.
Probst und director Bormann (Magdeburg, pädagogium u. kl. u.
1* fr.): die notwendigkeit einer erklärung gebe eine riehtsohnur zur
tniwahl der werke, die in der classe gelesen werden sollen, während
tadere der häuslichen lectüre zu überlassen seien, er warnt davor,
innh die erklärung das kunstwerk zu zerpflücken und empfiehlt, wo es
•aginglich ist, die erklärung in form der einleitung der lectüre voraus-
luehicken.
Director Paulsieck (Magdeburg, realsohnle H) unterscheidet
Bwisohen erklärung des teztes und ästhetischer erklärung des kunst-
Werkes nach Inhalt und form; nur die letztere will er gelten lassen, die
'tigentlicbe lection der privatbeschäftignng anheimgeben, lyrische ge<
^chte, in denen die reflexion vorwalte, bedürften der erklärung.
Director Holzapfel legt gewicht auf gutes vorlesen und verlangt
^tmentlich classenlectüre.
Dr. Richtor betont, dasz dem standponcte unserer classen eemäsz
4is erklärung sich nicht nur auf eine ästhetische beeohränken könne,
andern manche historische und sprachliche erläuternngen mit auf-
iMkaen müsse, ferner hebt er hervor, dasz es bei erklärung von knnst-
INrken auf den totaleindruck ankomme, das Verständnis mancher einzel-
kiiten könne und werde erst dem sohüler später aufgehen.
Schnlrath Todt faszt die gewonnenen ergebnisse der debatte zu-
NMimen und will die erklärende classenleotüre so eingenohtet wissen,
ijits sie anleitung und anregung zur selbständigen besebäfUgong mit
In deutschen classikern gebe.
Director Dihle ^.Quedlinburg) verständigt sich mit Richter über den
rinn der zweiten these, entwickelt verwandte ansichten wie die von
lormann und Richter und zieht in betreff der lyrik die analogie des
ttrchenliedes herbei, man könne auch ohne weitere erklärung manches
lernen lassen, wozu das leben erst das rechte Verständnis gebe.
Nachdem Oberlehrer Hynitzsch (Quedlinburg) geuusz und ver-
ttndnis des kunstwerkes als gegensatz behandelt, worauf von anderer
•ite (schulrath Todt, dr. Richter) entgegnet wird, dasz sich beides
(■genseitig nicht ausschliesze, und dr. Ne bring (Wolfenbüttel) viel
istüre, aber wenig erklärung empfiehlt, kommt die debatte zum ab-
phlnsz.
11. iahrK. f. phiJ. n. nrid. 11. abt. 1875. hf». 70. 88
514 VersammluDg von Bchulmännem höherer lehranBÜüten.
Die dritte bis fünfte these Richters bestimmten den nrnfasgier
lecttire; sie wurden in folgender fassang angenommen:
3) aus dem mittelalte r sind abschnitte des NibelnngenliedM ni
eine auswabl der lieder Walthers von der Vogelweide im <kWm1
zu lesen, im übrigen ist die kenntnis der mittelalteiliehea Itli-
ratur durch Übersetzungen und Inhaltsangaben an fermlUdi.
4) für die beschäftigung mit der neuem litteratnr ist dnrek 4m im
director Dietrich (Erfurt) aufgestellten lehfplan mit eiai|«i,
nicht unerheblichen modificationen ein ansgangapnneft nr w-
ständigung gegeben.
5) die besoh&ftigung mit der deutsehen litteratnr nnf der icUi
sehlieszt in gewisser weise mit der seit der IMheitakrieif al.
doch kann auch die neuere und neueste literator snr keuw te
Schüler gebracht werden, soweit sie den bUdongicweek« te
schule dienstbar ist.
Zur dritten these bemerkte referent, dass er die frage, wleviit
das mittelhochdeutsche auf den höheren schulen getrieben werdae mI,
nicht ihrem ganzen umfange nach in die debatte sieben wolle, er krito
dieselbe durch die entscheidung für erledigt, dass die beaeUflbai
mit dem mittelhochdeutschen bei dem Vorhandensein der wM naiht
nöthigen lehrkräfte wol als wünschenswerth in betrachten, jedeiftli
aber auf das bezeichnete masz zu beschrftnken sei. sa den UMeritv-
werken, deren kenntnis durch Inhaltsangaben und fibeiMtraiMi n
vermitteln sei, rechne er: Hildebrandslied, Waltharini, Heiland, QMiii^
rosengarten, thierepos, abschnitte ans Hartmann von der Aue, Pwifil
Yriedancks bescheidenheit. die Osterwaldsohen eraUilangen Ml te
alten deutschen weit empfiehlt er zur privatlectttre.
Auf den zweifei von Holzapfel, ob die fordemngen dieser Unm irf
realschul en gegenwärtig schon ausführbar seien, bemertt sehiliiA
Todt, dasz nach seinen erfahrungen die mdglichkeit Walther TQS iv
Vogelweide auch auf realschulen mittelhochdeutsch sn lesen | Tti^ttpi
zumal an lehrkräften gar kein mangel mehr sei.
Zur vierten these setzt referent zunftehst den lelirplan TOB DlelriA
auseinander, er ist folgender:
tertia b: Uhland (erzählende gediehte), Schwab, JastiniiKt''
ner, Chamisso.
tertia a: Körner, Arndt, Sohenkendorf, Bttekert.
secunda b: Nibelungenlied, Walther von der Vogelwei^ti
Klopstock.
secunda a: Schiller (bailaden, culturhistorisehe gediefate, liishtHt
ideendichtungen , historische Schriften, dramen).
prima: Lessing, Herder, Goethe, Schiller, je ^n seBtstir.
Auster den modificationen dieses lehrpiana, die ans der itdukkt
auf die Individualität der lehrer und die zusammensetsonif der dMi*
nötig wären, macht Richter zur kritik desselben folgendes geHesd:
1) sind erweiterungen nöthig; es fehlt s. b. Lnther, Hsui Ssfihi,
es fehlt von III 6 bis IIb an prosalectüre , in IIa und I nmss etassbo
von Shakespeare herangezogen werden;
2) andererseits scheint ihm Herder nur in beschrlnkter weiss W^
die schule zu gehören, jedenfalls sei er nicht ein halbes jäte liB| *
treiben ;
3) die Verteilung wird eine wesentlich andere sein kennen, ftikMi
Klopstock von Hb nach I, Walther von der Vogelweide jedealUk siA
IIa zu legen.
Diese kritik findet allgemeine Zustimmung, auf den sweiM *■
schulrath Todt, ob sie nicht die ganze Dietriohsche Torlnge nailsVl
erwidert Richter, dasz mit ausnähme der gewünschten besobti^knf ^
lectUre Herders alles, was Dietrich verlangt, jedenfalls odt sna !■
' nj^e der sehullectüre gehöre; auch könne Dietrichs plan litlsrsilW
Versammlung von Schulmännern höherer lehranstalten. 515
for tnderen pläoen die priorität für sich in ansprach nehmen, ebenso
wBueht probst Bor mann, dasz wenigstens unter den höheren schulen
eiisr provinz eine Verständigung über den lehrplan im deutschen erzielt
warde, und befürwortet den Dietiichschen plan als ausgangspunct einer
•olehsn hinsichtlich des umfanges, nicht der anordnung. was letz-
tere betrifft, so warnt er vor dem vorschlage (Schraders), Walther von
teVogelweide nach I zu legen; es sei das zu verführerisch, in rück-
liekt auf die abgehenden wünsche er in Hb einen cursns Schillerscher
ketue, unbeschadet, dasz derselbe in erweiterter gestalt und höherer
wtise in I wiederkehren könne, gegen Oberlehrer dr. Holstein (Magde-
kvf, domgymnasium), der über das lehrbuch von Panlsieck verhandelt
Mhea will, bemerkt Richter, dasz damit die debatte auf ein fremdes
ftblst geleitet würde, die frage nemlich, ob auch in den oberen classen
loeli deutsche lesebücher geführt werden sollen.
Bei erklärnng der fünften these bringt referent zunächst den grund-
nti in anwendung, dasz das beste für die Jugend nur eben gut genug
mL im ganzen lasse sich daher sagen, dasz wir unsere belehrungen
Uer deutsche litteratur auch mit ablauf der zweiten classischen periode
IthUeszen werden, was die neuere und neueste litteratur betrifft, bo
kSimen wir hier leicht ein zu viel und zu wenig thun. ein zuviel
lebeiBt es zu sein, mit Osterwald bei gelegenheit einer frage über Heine
al einen kleinen essay über den weitschmerz zu extemporieren, in
ItB lord Byron und Lenau nicht fehlen dürfen, und ebenso würden
Hr anstand nehmen, Hamann, Jean Paul, Zacharias Werner, Berthold
Lierbach in die zahl der Schriftsteller aufzunehmen, die in der sohule
lesprochen werden müssen, denn die aufgäbe der schule kann es nicht
•fai, über jede litterarische erscbeinung zu orientieren, anderseits sei
hn gar nicht abzusehen, warum die schule sich auch gegen die er-
ekeinungen der neuesten litteratur verschlieszen solle, die den bildungs-
wteken derselben dienstbar sind, als beispiele werden Finten, Geibel,
Hitav Freytag angeführt, die schule solle in lebendiger wechsel-
rirkong mit dem geistigen leben der nation gebend und empfangend
Ich jede herrliche geistesblüte zu eigen machen, welche unserer jngend
pthört.
Diese ausführung fand allgemeine Zustimmung.
Hieran schlössen sich noch folgende vier thesen als folge runden:
6) ein vollständiger Vortrag der litteraturgeschichte als selbständiger
Wissenschaft findet keine stelle im lehrplan höherer lehranstalten,
vielmehr ist der Unterricht in der litteraturgeschichte mit der
lectüre zu verbinden.
7) ein abstracter und systematischer Unterricht in der poetik findet
nicht statt, doch sind die schüler bei der lectüre der deutschen
und griechischen dichtungen planmäszig mit dem wesen der dicht-
gattungen bekannt zu machen.
8) auch in der rhetorik findet kein abstracter und systematischer
Unterricht statt, doch wird der Inhalt der rhetorik bei lectfire
der alten redner, namentlich des Cicero, und bei durchnähme der
aufsätze den schülern zum bewnstsein gebracht.
9; es ist die nötige zeit auszuwerfen, um den schülern ein littera-
risches kunstwerk als ganzes zur anschauung zu bringen.
Zur sechsten these bemerkte referent, dasz in einer zeit, in welcher
m deatdche litteraturgeschichte sich als selbständige Wissenschaft von
hr deutschen geschichte abzweigte, es nahe lag, diese neue disciplin
heb in den lehrplan der höheren schulen einzuführen, die fortge>
ftrittene didaktik habe aber den Vortrag einer vollständigen litteratur-
rehichte auf diesen schulen beseitigt, denn sie habe die gymnasien
ihrer bestimmung zurückgerufen, durch beschäftigung mit den ele-
laten jeder Wissenschaft zu selbständigen wissenschaftlichen Stadien
Vianzubilden. was auf höheren schulen als litteraturgeschichte gelehrt
38*
516 Nekrolog.
worden sei, sei meistens nur ein an selbständiger abbab au pSunci
werken gewesen, man hätte die schüIer auch Über perioden hingtflhit,
in welchen weni^ bildende elemente für die jagend enthalftea MCi,
und hätte über eine masse von namen , notiteo und nrteilea iber dk
Schriftsteller und ihre werke es nicht zur bildenden kenntaU vad wm
genusz dieser werke selbst kommen lassen, an stelle dee blotm f•^
trags sei auch hier ein ordentlicher Unterricht sn teilen, er soll in
äuge behalten, dasz die kenntnis der beiden elassUehen periodean-
serer litteratur als ein notwendiges erfordernis unserer budong isn-
sehen ist. den hanptbestandteil dieses unterriehts bilde die dnrcEnihM
der meisterwerke selbst, damit verknüpfe sieb natnrgemlsi die Mh
graphie des dichters, dessen innere entwicklang sieh ebea in irfiii
werken darlegt, ebenso seien die verwandten persOnliöhkeitea, disM
an die haupterscheinung einer periode anschliessend snr TenlebktMki
•betrachtungsweise heranzuziehen, endlich können übersiobteallber gUH
entwicklungsreihen als anregung zu weiteren Stadien dienen.
In Übereinstimmung damit sprach auch schulrath Todft gegen d«
Vortrag der litteraturgeschichte, wie er noch auf tödhtersobilen iUick
sei; V. Heinemann empfiehlt zur Überleitung von der eittei nr
zweiten classischen periode eine Übersicht in 4-^ standen n gebw.
Referent sprach noch über den von einigen selten Inat _
wünsch, in prima eine zusammenfassende übersieht über den
gang der deutschen litteratur zu geben und machte Torschtedene ^
dagegen geltend, dem stimmten auch Bor mann nnd Dihle Üiwk
erklärten es auch für unausführbar, diese Übersicht mit den fsiUlf
der deutschen geschichte in prima zu verbinden.
Zur ausführung und debatte über these 7 — 9 fehlte es sa lA
namentlich zu einer Verständigung über den nntersehied des gelallt
liehen, aber planmäszigen, und des systematischen unteniehtsi ebW
konnten die ansichten und forderungen, wie sie Laas aafgettillt ki^
nicht mehr besprochen werden, doch würde wol von keiner selli It*
fürwortet sein , dei^ Unterricht im deutschen in dem masse sa siitf
rhetorischen zu machen, wie Laas das will.
Sämtliche thesen werden angenommen.
An diese Verhandlungen schlosz sich ein fröhliches, von enstes wd
heiteren trinksprüchen belebtes festmahl. sum ort der nXehsliB R*
sammenkunft wurde wieder Halberstadt bestimmt and dlreetor Spiflfb
(Halberstadt, realschule) zum versitzenden gewählt.
Halberstadt. Dr. Arthur Biohtii-
43.
NEKROLOG.
DigDum Und« mata veltt
HorsUia
Dr. Jacob A. Becker, seit 1843 lehrer am gymnaalnm laKite
starb plötzlich am 26 februar d. j. zu Wiesbaden, wohin er rieh iMh
seiner 1873 erfolgten Pensionierung zurückgezogen hatte, tial betnMrt
von seiner familie wie von seinen zahlreichen freonden. er «ar ih
mann von seltener philologischer Wissenschaft and von ebenao UsdtNK
wie heiterem Charakter, zu Heidesheim bei Mains am 14 septamharifli
geboren, besuchte er das bischöfliche gymnasinm (semiBUiUi) ttn*
Stadt von 1819—1825, in welchem er in jeder elasse die ereten fnta
erhielt, studierte dann zu Gieszen philologie, wo er in dam VOR Fi
Osann reorganisierten philologischen Seminar mit der goldanaR meiaffl
ausgezeichnet wurde, nach Hihmlich bestandenem ezam<tt war ar v
Prognunme der höheren lehranstalten der provinz Westfalen 1874. 517
lidift hanslehrer bei dem erzherzog Stephan, besitzer der herschaft
Sekaambnrg in Nassau, dann accessist und lehrer am gymnasium zu
Wtilbnrg. im jähre 1834 ins engere Vaterland zurückgekehrt, wirkte
er loerst in den oberen classen des gymnasiums zu Bensheim, dann seit
1S48 in denen zn Mainz, nach dem tode des director Grieser ward er
pfofisorisch zu dessen nachfolger ernannt; aber zum teil schon unter
4eiii Torgänger erwachsene Verhältnisse bestimmten die damalige regie-
raif, wie es scheint, nicht ohne einflusz eines hohen geistlichen herrn
m dem aaslande , die reichlichst dotierte stelle auch einem ausländer
n fibertragen. B.s Verdienste um die anstalt wurden dadurch anerkannt,
Im er (mit anderen collegen) mit dem titel professor und nachher mit
4eiii Philippsorden decoriert wurde.
Dasz er ein eifriger lehrer war, das lassen wir seine zahlreichen
Mhfiler bezeugen, in wie auszer Hessen, was weniger bekannt sein
ifirfie, ist das, dasz er, obwol im besitze einer ungewöhnlichen gelehr-
Makeit, den rühm des lehrers dem verführerischeren des Schriftstellers
forsiehen zu müssen glaubte. — Schon auf der Universität fühlte die
rtiebe ader seines heitern humors sich von dem lateinischen komiker
fersnz angezogen, und er hatte zu dessen bearbeitung vielfache samm-
iBgen gemacht, nur zwei specimina hiervon in den Mainzer program-
Hm von 1852 und 1870 zu veröffentlichen war ihm vergönnt: 1) de
iomaBomm censura scentca. accedunt variae de didascaliis Terentianis
[laettioneB partim chronologicae partim criticae, pietätsvoll seinem
ikrer Fr. Osann gewidmet, der bekanntlich sich auch um die lateini-
cksn komiker namhafte Verdienste erworben hatte; 2) qnaestiones de
itlii Donati in Terentium commentariis, pars I. — Von der in letzterer
•brlft versprochenen fortsetz nng ward er teils durch die folgende kriegs-
•it, teils durch den Überzug nach Wiesbaden und den bald darauf er-
bifenden tod abgehalten. — Am 28 februar ward seine irdische hülle
■ter groszer teiloahme von hoch und nieder, namentlich unter be-
l^tong der lehrer und schüIer des Mainzer gymnasiums, auf dem fried-
Mfe der Stadt beerdigt, in welcher er seine erste Jugendbildung ge-
Mnen und in welcher er dagegen der bildung der jug^nd seine bestea
■A&iiesjahre gewidmet hatte, have pia anima!
44.
PROGRAMME DEB HÖHEBEN LEHRANSTALTEN DER
PBOVINZ WESTFALEN 1874.
BiELiFELD. gymnasium und realschule erster Ordnung, ins lehr-
Mleginm traten ein G. Rubel von Remscheid, dr. Wold. Richter
(M Torgau, dr. J. Mannhard von Husum, dr. G. Faltin von Mets,
). Perthes von Dortmund, zu mich. 1873 gieng gymnasiall. Gramer
h $ls rector der höheren bürgerschule zu Munster im Elsasz, oberl.
ir« Alf. Eberhard als prof. am kloster U. L. F. zu Magdeburg; es trat
h oberl. dr. Hedicke von Bernburg, ord. lehrer dr. Wilbrand von
live, zu Ostern 1874 ord. lehrer W 11 h. Sohle er von Hamburg, die schule
Üelt wieder ansehnliche geschenke. schülerz. am schlusz 333, abit. des
nu. 8, der realsch. 3. — Abh.: Moli^re in England, von Oberlehrer
V Claas Humbert. 22 s. 4. der verf. fuhrt hier einen in seinem
f einigen jähren erschienenen werke über Möllere, Shakespeare und
I deutsche kritik angedeuteten gedanken weiter aus; um Moli^res
flh auch durch historische Zeugnisse zu belegen, stellt er die urteile,
lebe die bedeutendsten englischen kritiker und schriftsteiler über ihn
518 Programme der höheren lehranstalten der provins Westfiilan 1871
gefällt haben, zusammen, woraus sich um so mehr tehliessen lasit, als
sich annehmen lasse, dasz in noch höherm masce als die deatsche kritik
die Engländer ihren Shakespeare über MoUöre atellen mliften. die tlh
handlang zerfällt in zwei teile: urteile der Engländer fiber If. im all-
gemeinen und urteile über einzelne werke, das progrwnm enthlU wb
den ersten teil und bringt die höchst anerkennenden, teUweiie W-
geisterten urteile englischer antoren über Moli&re als meneehea, ab
kritiker und besonders als dichter, woraus erhellt, data den aal^fihh
ten autoren unter den dramatikern aller ceiten and Völker Moliin tti-
selbe bedeutung hat wie der tragiker Shakespeare, et sind luater Mdm
Gibbon, Hugh, Blair, Eemble, Dibdie, Francis Jefffej, Haglttt, Inak
d'Israeli, W. Scott, Bezant.
Bochum, gjmn. es gieng ab dr. Pieper, ee trat eis d&JiL
Czwalina von Mors, schülerz. 158, abit. mich. 1878 4, osten 18741
— Abb.: commentationis de Graecorum hjporchematis pars prier. im
oberl. dr. Walther. 16 s. 4. 1) de hyporchematis noaniae: l||a^
chematicum distinctum est a ceteris melicae poesis ganeiitas ad ftd
latiorem exspatiandi campum aperuit arti orchestioae. 2) qoaa aiai-
brationes illius exstent apud veteres scriptores. die hjpwehaMta
schon bei Homer angedeutet; II. 18, 804 ist nicht mi| Arialaich aa
tilgen; die dreizahl des hyporchema, sänger, tKnier, nmailDBry hkA
dann später wieder, der sängerchor umschloss einen tlasanhsr, te
den inhalt des gesanges mimisch darstellte; mit dem aurflcktitlaa te
gesanges entstand aus dem hjporchema der pantomimva. die drataaU
auch bei Lncian. de salt. § 16. der paean dagegen Terlaagt aar sMi
chöre, die sänger des paean tanzen zugleich, and swar nUfL dh
musiker bedienten sich in ältester zeit der oither, splAar dar tÜL
3) de hyporchematis origine et incrementis. es entstand naek &JM
der pyrrhiche , was zu verwerfen ist ; die pyrrhiche diente aUda A«
cult des kretischen Zeus, nicht des Apollo; es entstand vialaalvsai
dem paean, dieser ernst, jenes heiter, daher hyporekeaaala nieht Mmi
auf Apollo gedichtet, das hyp. soll bei den Kretern entataodaa aiiii
die es von dort entlehnenden Derer passten die eereaaoaiasa Am
Apollocult an. Thaletas wird als der erste hyporehematikar geaiMl»
d. h. er machte mit den kretischen hyporchemen die LaeedXaiOBier kl*
kannt und verdrängte die cither durch die tibia. ihm fast gleidsattfl
ist Xenodamus von Eythera und Xenokritus; auch PlndaTy ftatfaia^
Simonides, Bakchylides werden als hyporehematikar genannt; sack
Aristophanes und Sophokles haben die gattnng versneht. geM ^^
des peloponnesischen krieges wurde das hyporchema vom utj^fnaktf
verdrängt.
BuRosTBiNFUBT. gvmn. und realsch. ercfter ordnang. obeiL Xf-
salus starb am 8 novbr. 1873; es trat ein cand. Blaakenbarg SU
Mühlhausen; der ord. lehrer dr. Wandt geht ab an die realsekdaM
Elberfeld, hülfsl. Gottbrecht ans gymn. sa Hamm, Edler aaakBV'
ford; als ord. lehrer tritt ein dr. Weidemann von der ffsahik>ii *
Kiel, als hülfsl. cand. Lagrize aus Metz und dr. Theopold 9aß.§k^
Lippe, schülerz. 200, abit. des gymn. 13, der realseh. S«. — Ohwik-
handlung.
(fortsetznng folgt.)
Hbrford.
Persona] notizen. 519
(9.)
PEBSONALNOTIZEN.
(Unter mitbenutzung des 'centralblattes' yon Stiehl und der ^Zeit-
schrift für die österr. gyrnDasien'.)
BraeBBaBfCB« befSrderBBfCB , YcraeteBBipeB« BBSaelehBBBfeB*
Urbe, ord. lehrer an der Andreasschnle In Berlin, znm Oberlehrer be-
fordert.
Ulm an n, Stadienlehrer am St. Annengjmnasram. in Aagsbarg, als
grmnasialprofessor nach Landau versetzt.
Uinline, dr., oberl. am Magdalenengymn. in Breslau | alz 'professor'
Hieb off, dr., oberl. am Kölnischen gymn. in Berlin ( prftdieiort.
Ireuker, dr., ord. lehrer am Friedr.-Wilh.-gymn. in Kdln, zum oberl.
befördert.
^fiitner, dr., ord. lehrer am Friedr.-gymn. in Breslan, als Oberlehrer
an das gymn. in Schweidnitz versetzt.
Syiienhardt, dr., Oberlehrer am Friedr.-Werderschen^
gymn. in Berlin I als 'professor*
*reese, dr., oberl. am gymn. in Stralsund r prftdiciert.
(ertziza, oberl. am gymn. in Lyck j
kimme, dr., director des gymn. zu Heiligenstadt, erhielt den preusz.
rothen adlerorden IV cl.
(attmann, dr. oberl., zum direetor des gymn. in Schrimm ernannt.
lateke, dr., oberl. am gymn. in Burg, als 'professor' prftdiciert.
lajnowsky, prof. am gymn. in Königgrätz, zum director des gymn.
in Wittingen ernannt.
Uiter, dr. , ord. lehrer am gymn. in Paderborn, zum Oberlehrer be-
fördert.
Uff, dr., oberl. am gymn. in Arnsberg, zum direetor des gymn. in
Attendorn ernannt.
Ulstein, dr., Oberlehrer am domgymn. in Magdeburg, als 'professor'
prädiciert.
Uek, dr. hofrath, ord. prof. der univ. Göttingen, erhielt den preozz.
kronenorden II cl.
tlmperding, ord. lehrer am progymn. in Siegburg , zum Oberlehrer
ernannt.
Ifer, dr. prof., director des Friedr.-Wilh.-gymn. zu Köln, erhielt den
pr. rothen adlerorden IV cl.
Ay ssler, dr., oberl. am gymn. in Opneln, alz ^profezsor' prftdiciert.
iwitsch, dr., rector der höh. bUrgerschule in Cnun, als Oberlehrer an
die realsch. in Reichenbach versetzt.
hzel, oberl. am gymn. in Stralsund, als ^professor' prl&diciert.
Iiiig, ord. lehrer am gymn. in Beuthen, alz Oberlehrer an daz gymn.
in Patschkaa berufen.
tahmer, dr. , oberl. an der realschule in Stralsund, als 'professor'
prädiciert.
^osta, ord. lehrer am Kneiphöfschen gymn. in Königsberg, zum Ober-
lehrer befördert.
llrz, prof. am Ludwigsgjmn. in München, zum rector daselbst ernannt.
intz, dr., oberl. am Kneipböfschen gymn. in Königsberg, als 'pro-
fessor' prä<Iiciert.
ilger, dr., oberl. am Wilbelmsgymn. in Berlin, als director des gymn.
in Lackau bestätigt.
^hl, dr., ord. lehrer an der realschule in Neisze, zum Oberlehrer be-
fördert.
520 PersonalnotizeiL
V. Ranke, dr. geh. reg.-rath, ord. prof. der nniy. Berlin, eriiielt dai
comthurkreuz I cl. vom hess. Verdienstorden Philipp« dei grou-
mütigen.
Rantz, dr., ord. lehrer am gymn. in Düren )iiim Oberlehrer be*
Reithaus, dr., ord. lehrer am gymn. in Stralsund ) fSrdeil
Richter, dr. Arth., oberl. am domgymn. in Halherstadtl ^ . # ,
Schuck, dr. oberl., prorector am Johaanesgymn. in f jj-^SST^
Breslau J P"«»«w*i
Sommerbrodt, dr., proylnsialschulrath sn Breslaa, ernieli den preoSi
rothen adlerorden III cl. mit der schleife.
Sonnenburg, dr., ord. lehrer am gymn. in Bonn, erhielt das pfUiMt
'Oberlehrer'.
Steinbart, dr., director der realsch. in Rawitschf nun dueetor im
realsch. in Duisburg ernannt.
Stier, dr., ord. lehrer der realsch. in Neisze, cum Oberlehrer enml.
Snffrian, dr., geh. reg.- und proyinzialschalrath in M&OBter, aiUib
das Lippesche ehrenkreuz II cl.
Unger, prof. am gymn. in Hof, zum rector daselbst emumt
VaniSek, Alois, director des untergymn. in Trebitsoh, snm direeft<tf te
staatsgymp. in Kenhaus ernannt.
Wiese, dr., geh. oberreff ierungsrath usw. in Berlin, «rhieH dsD ski-
rakter eines wirkl. gen. oberregierungsrathes.
Wilmanns, dr., ord. prof. und oberbibliothekar der iiniT. KSrngArnft
in gleicher eigenschaft an die univ. Berlin bemfea*
JabUftam.
Am 18 october begieng oberstudienrath dr. K. A. Sohmid, rtetirte
gymnasiums in Stuttgart, beffründer und heraasKeber der 'sev
klopädie des gesamten erzienungs- und anterriehteweaant'i i^
öOjähriges amtsjubiläum unter der allgemeineten und ehreMilbbi
teilnähme aus allen gegenden Deutschlands« nnter den muät
fachen anszeichnungen, welche dem jubilare an teil wvd^ Mi
wir an dieser stelle die yerleihung des eomthnrkrensei dai M^
württembergischen Friedrichsordens hervor.
In rahestand getreten t
Rose, conrector des gymn. zu Hameln, und erhielt derselbe ta ffi^
rothen adlerorden IV cl.
Stephan, director des gymn. zu Sehrimm.
Gestorben t
Ebel, dr., ord. prof. der uniy. Berlin.
Eichholtz, dr., ord. lehrer am gymn. zum grauen kloeter in Btili»
Freyschmidt, dr., oberl. an der Friedriehsrealscbnle in Beite»
Peschel, dr. Oskar, geh. rath, ord. prof. an der onir. Ltfpdfi tf^
langem leiden am 1 septbr. ^
Schwydop, oberl., prof. am Kneiphöfschen gymn. in KSnigriMfl^'^
Solly, dr., ao. prof. an der univ. Berlin. '
Stadelmann, dr. Heinrich, Studienlehrer in Speier, aterb — 1 ^^
zu Schopf loch in Franken, 46jährig. (glücklicher naebbfldiiir*^
Übersetzer antiker dichtung; ein langjähriger trener iiitaiWfr
auch dieses blattes.)
Straten, dr., Oberlehrer am gymn. in Meldorf.
Walther, dr., Oberlehrer an der realschnle in Frankfort a^diO.
Wiskemann, dr. oberl., prof. am gymn. in Hersfeld«
ZWEITE ABTEILUNG
l GTMNASIALPlDAeoeiE UND DIE tlBBIGM
LEHRFlGHER
MIT ▲U88CHLÜSZ DXB CLA8SIB0BSH PBIC.0L0OIB
HERAU80B0EBEN VON PROF. DB. HBBIUNM MAJBIUS.
46.
IE ABHÄNGIGKEIT DES 0TMNA8IALLEHREBB VOM
ÜBTEILE ANDEBEB.
Der priTatmann kann urteile anderer Aber aein thmi und
«I annehmen oder ablehnen, kritik an sich selbst üben oder iiidit
beides ist gröstenteils in sein belieben gestellt.
Anders der Staatsbeamte, ist sehon sein ganaes leben
tserhalb seines amtes — freilich bei der einen beamtesMlasee
rmildem, bei der andern einer schXrfem beurteilnng anggt-
t| so ganz im besondem seine amtliehe th&tigknt. die Oftnt-
bait seiner Stellung, die ihn auch zu fortwährender selbst-
rfiieilung nötigt, bringt dies einmal so mit sich, aber aiehtblosz
• mitbttrger urteilen über ihn; aneh der Staat braoobt fttr
• leistungsiUhigkeit einen prttfungsmesser, um sa erbiuctai^ an
ahe stelle er den einzelnen bringen und wo and wie er seine
I und leistungen am besten yerwerthen kann.
Unterliegt nun auch der lehrer und seine amtiishe fhitigkait
rbeurt eilung, so hat er keinen gnmd, sieh darüber in bo*
im; das ist einmal das gemeinsame loos aller beawten. aVga-
m über Yon den imforderumgen, die im aUgemeinen an dae att^
t gebaren aller beamten gestellt werden, so setst sieh im beson-
Iflber den gjmnasiallehrer das urteil fest:
1) nach dem ausfalle seiner Staatsprüfung;
S) nach der Stellung zu seinen schülern (und deren ange-
hörigen) ;
S) nach den berichten des directors und schulrathes über
seine amtliche thStigkeit;
4) nach dem Verhältnis zu seinen amtsgenossen und mit*
bürgern; innerhalb des preuszischen Staates auch
•iahrb. f. phil. a. prid. II. »bt. 1875. hH. 11. 84
I
522 Die abhängigkeit des gjmnasialleliren vom urteOe andenr.
5) nach den bescheiden der königlichen wissensohtfi
liehen prüfangscommissionen über die mflndliehe bm
schriftliche prüfung der abiturienten, und endlidi
6) nach den etwaigen wissenschaftlichen leiBtungeidfl
lehrers in programmen, Zeitschriften nnd bflchem.
NB. Die Öffentlichen prOfangen am seUnsM doB idnl
Jahres bleiben hier wol besser ganz ausser beiraoht. bei andera
Völkern wird denselben eine weit grössere Wichtigkeit beigel^ A
bei uns Deutschen, bei jenen arten sie daher g«r nicht adtn a
groszartiges schaugepränge aus, um die eitelkeit der sehfllerai
ihrer angehörigen zu kitzeln, die leistungen der schule in ein iii(l(|
liehst günstiges licht zu stellen und dadurch das urteil 6m u
meisten beteiligten zu fälschen und zu bethören« unter mu lebi
ken weder lehrer und schüler, noch die in der regel nicht aUrsidM
Zuhörer den öffentlichen schulprtifungen in gleicher weise beaditiiii
in wenigen stunden wird in sich drftngender aufeinanderfolge in i
vielen unterrichtsgegenstftnden geprüft, dasz nur der faehmani
halbwegs im stände ist, sich über den prüfenden lelirar md seia
leistungen ein einigermaszen begründetes urteil festausteOea; di
urteil der zuhörer dagegen pflegt hin und heran schwanken, j
nachdem der lehrer befangen oder unbefangen dabei auftritt hÜi
wünschenswerth ist es aber, dasz sich unsere schlnaaprflftagBii ihi
bescheidenen Charakter, den sie bis jetzt gehabt, auch CaneiiiiBba
wahren, die beistimmende, liebevolle miene, das aaerkennends vffi
des lehrers, die gute censur, die Versetzung in die höhen dsM —
das sind ebenso gefahrlose als sicher wirksame mittel, die leiitopg»
des Schülers anzuerkennen , seinen lerneifer ansnspomen und sM
ein günstiges urteil der eitern über lehrer nnd adiide n*^
zielen.
Beginnen wir nun mit dem, was am nSchsten liegt, sut te
urteilen der schüler, die sie sich über den lehrer aehoawik*
rend ihrer Schulzeit, teils nach derselben zu bilden pfl^gan. .
Der gymnasiallehrer steht gleichsam mit dem einen fnsn laiv
praxis, wie der volksschullehrer, mit dem andern in der
Schaft, wie der Universitätslehrer, und er sftnke, wenn er der
Schaft untreu würde , in kurzer zeit zu einem bloaaen
hinab, während nun die beiden anderen die bildang dar gros*
mehrzahl ihrer Zöglinge gewissermaszen ab8chlieaien,ao
sich der gymnasiallehrer nie in einem solchen yerhSltniaae m
schülem ; denn er schlieszt nichts ab , sondern legt nur den graal
zu ihrer spätem bildung. er darf daher auch nidit, wie die
anderen, auf anerkennende beurteilung seitens seiner löglinga,
nachdem diese die schule verlassen haben , mit bestimmthflii M^-
nen; denn wer fragt bei dem fertigen hause noch riel naflh svi'
grundlage? das thut selbst der bauherr nicht mehr, wemsrl'
seinen bau fix und fertig über dem boden dastehen sieht.
Dem entsprechend nimmt die grosze mehrsaU der sMkr^
IKe ablitagigkeit des gyiiiiiarädlehreni Tom orteOe uderer. 6Sd
gjBiiisieii spSter nach ihrem abgange eine gleichgiltige, wenn nicht
gv nnireuidliche Stellung zu schule und lehrer ein« nicht blosz die,
welche, um eine subaltemenlaofbahn einzuschlagen, oder um sich
dM xeognis ftir einjährigen militftrdienst su erwerben, die anstalt
bonidien und mit halber gymnasialbildung Terlaesen, sondern auch
liekt wenige Ton den schflJem, die die abiturientenprUfong bestan-
den haben, werden der Wissenschaft, sn der dae gymnasium den
fmd 8U legen bemüht ist, in dem tftglichen einerlei der spftteni
benfiuurbeit untreu, verlieren so auch das interesse an ihrem firOhem
MhnUeben und das gedächtnis an die mtthwaltung ihrer lehrer. ist
die loeht der schule minder straff gewesen, dann bleiben auf&llende
^jenheiten oder blöszen einzelner lehrer, kleine glflcklich ausge-
ttrie listen und gelungene Umgehungen der schultncht seitens der
•ikiler am längsten und zfthesten in ihrer rOckerinnerung haften
nd geben zur Unterhaltung über ihre frttheren lehrer den belieb-
tvien redestoff.
Nur die alumnatsanstalten befinden sich in rflcksicht auf ihre
biheren schüler in einer weit gflnstigem läge, man« sieht dies
ndit deutlich an ihren erinnerungsfesten; denn diese machen sich
vie Ton selbst, während die flbi^en gjmnasien in der regel erst
deriei anderweitige hebel ansetzen mttssen, um ihre gedenktage
ttigermaszen würdig zu feiern, aber die treue anhftnglichkeit der
iMer an solche anstalten mit alumnaten ist nicht iJlein der aus-
%ack ihres Verhältnisses zu ihren früheren lehrem, sondern es wir-
kt selbstredend auch andere umstände günstig mit ein. die lieb-
fnronnene örtlichkeit, das jahrelange, enge zusammenleben der
tfg^inge und in folge dessen die gemeinsamen, guten und schlimmen
kblttisse mancherlei art — das macht lehrem und schülem solche
käfd zu wahren freuden- und ehrentagen.
%! Im allgemeinen thut aber der gymnasiallehrer gut, auf gün-
Hige beurteilung seitens seiner früheren sdifller mit be-
Pimmtheit nicht zu rechnen, findet er sie dennoch, desto besser
kr ihn; er mag dann das wohlwollende urteO als eme besondere
des Schicksals hinnehmen.
Von den schülem freilich, die auf dem wohlgel^gten gründe
gymnasialbildung später in die äugen faUende, hühere bauten
werden sich manche in daa^barer rOckerinnerung auch
noch fragen: von welchem lehrer habe ich im gymnasium
Ito^t aufpassen, auffassen und das aufgefaszte mündlich und schrifb-
idi wiedergeben gelernt und so zum lernen überhaupt die erste
Kregung erhalten, die mich jetzt beföhigt meine besondere fach-
IJMenschaft mit den übrigen zu verbinden, die daraus gewonnene
lltticht dem leben dienstbar zu machen und in wort und schrift
P nutz und frommen meines Volkes zu verwerthen? wird dem
ksmasiallehrer brieflich oder durch mündliche Unterhaltung davon
jknde , so sind dies lichtblicke in seinem leben , die ihn für ander-
iite Undankbarkeit seiner früheren schüler vollauf entschädigen.
84*
524 Die abhängigkeit des gymnasiallelirers Tom nrtofle andflME.
Aber auch schon während der sohulzeit urteileii die scktier
über den lehr er. soll oder kann sioh dieser dem entsiehen? ai-
wort : gewisz nicht.
Denn wie er luft und licht Eum athmen nnd leben bnnoU, m
zu freudiger, fruchtbarer Wirksamkeit die anerkennnng ud
neigung seiner zOglinge. daraus folgt: er mnsz ihr urteil
Die jüngeren schüler werden aber jedem lehrer bald
nung zollen, teilweise auch ihre Zuneigung entgegentragen, woiflr
es nur versteht zu cht zu halten; darnach stellt sieh nabewiitar
weise ihr urteil über den lehrer fest davon httngt ihm
ihr ganzes gebaren ab.
Jener vater erwiderte also seinem freunde, der ihm ftr
söhn ein gjmnasium empfahl und die kenntnisse nnd leiatong« Im
lehrer desselben weiüäuftig aufzählte, nicht gaai mit nmeeU; du
ist mir alles ziemlich gleichgiltig; ich meinesteile urteile tina
werth oder unwerth einer schulanstalt anders, ich fir^ bht
halten die lehrer gute zucht oder nicht? dem ireu tt
zucht halten, soviel werden sie doch wol wissen, dasa mn sik
von ihnen noch etwas lernen kann; wenn aber nicht, so wird <r ai
seinem scharfen äuge imd obre die schwächen der lehrer gir hat
ausspähen, auf dumme dinge verfallen und so meine gatan alwMtei
die ich mit ihm habe, zu schänden machen.
Der vater meinte mit seinem urteile natOrlich nioU C
eigenartige (subjective) zucht, die der einzelne lehrer übt, M
dem die allgemeine (objective), die durch die ganie anstatt hn
waltet; nach dieser letztem stellte er werth oder unwerth ca>
schule im allgemeinen fest.
Jene ist von niemandes beihilfe abhängig; ja im wüSrnmitm
falle erzwingt sich der lehrer, wenn er nur sonst das seng danU
selbst in einer zuchtlosen schule gehorsam und aneikeumag. m
ist also nach der persönlichkeit des lehrers verschiedeB; derciv
thut und läszt, was, wenn es der andere thäte oder liesse, mitaU^
gerade eine entgegengesetzte Wirkung hervorbrächte, in daaiateMi
classen, namentlich aber in quarta und tertia, dringt die mgautSf
zucht des einzelnen lehrers schwerer durch; dagegen ist sie in Äi
oberen classen leichter durchschlagend, denn wenn hier der khü
sich nur stets bereit zeigt, alles was er ist und kann eamiibi
zu nutz und frommen seiner schüler, so werden sidi diese soflh wiB
ganze eigenart williger gefallen lassen, durch seine lehre fltar'
Wissenschaft und durch seine persönlichkeit auch für edles, wUSif
gebaren gewonnen werden. •
Aber der junge lehrer, der bei seinem eintritt ins gymnari*
der erfahrung noch ganz entbehrt, wird seine eigenartige vi
nach allen Seiten hin nur dann entfalten lernen, wenn er dural''
allgemeine, die durch die ganze schule hencht, kräftig niv
stützt wird.
Für die allgemeine zucht ist aber in seiner dasse der ordi
Die abhftiigigkeit des gymiuinallehren vom urteile andere. 626
»vins, im ganzen gymnasium der director verantwortlich.
beide bloss in ihren stunden gute disciplin halten, so wiU
wifarHefa nicht viel sagen, denn der natnr der sadie nach flben
m iatA oensnr, Versetzung, zum teil auch noch durch ihren einflusB
fiof die abiturientenprttfung einen solchen druck auf ihre schttler,
Imb diese ihm willig oder unwillig folge leisten mflssen.
Die anderen lehrer sind aber flberidlten, scharfen urteilen von
itttai ihrer schtQer und deren angehOrigen weit mehr ausgesetzt^
biBOBders wenn sie in gegenständen, die mit recht oder unrecht für
■nider wichtig gelten, unterrichten mttssen. das zuchthalten wird
ikneB deswegen weit schwerer; denn die sehtQer geben auf ihr urteil
n der oensur weniger und schlagen ihren einflusz auf die Versetzung
n die nSchst höhere classe geringer an als den der hauptlehrer. ee
hna daher nicht fehlen, dasz sie durch disciplinarfUle nidit selten
ii die läge kommen , die beihilfe des Ordinarius oder dee directors
ii anspruch nehmen zu mflssen, auf deren urteil Aber den vor-
liegenden fall, d. h. zugleich auch immer Aber den beistand
M^enden lehrer alles ankommt.
Es ist dies einer der schwierigsten, kitzlichsten puncto
k dem ganzen schulleben, denn freudigkeit des lehrers in seinem
binife oder dumpfer mismut, treibende Tust am wirken und schaffen,
oder geknicktes ehrgefllhl und gelfthmte thatkraft — idles hSngt bei
lolehen disciplinarflUlen davon ab, ob das fraglidie urteil so oder
10 tnsftllt. es verlohnt daher der mflhe, gerade auf diese art der
^OQrteilung, der möglicher weise jeder lehrer ausgesetzt ist,
Otwas nfther einzugehen.
Kommt bei einem lehrer, der sonst mit seinen schfllem -fertig
, doch einmal ein disciplinarfall schlimmerer art vor, so wird er
in der regel selbst zu helfen wissen; seine zeither geflbte snb-
Joetive zucht ist hinreichende gewfthr dafBr, dasz fie aDgemdne der
schule trotz des einzelnen falles darunter nidit schaden
sieht er sich aber dennoch veranlaszt, beistand zu suchen, so
eine den bericht des lehrers irgendwie answeifUnde unter-
g ganz vom Abel, der vereinzelte fall spricht entschieden
r den lehrer und gegen den sdifller. ja seihet wenn jener aus*
eise einmal fehlgegriffen hfttte, auch dann mun sieh der
T auf die seite des lehrers stellen und nicht auf die dee schfl-
denn was wftre die folge des entgegengesetzten verfishrens?
heilbar würden die fölle sich mehren , wo der lehrer den beistand
dtt directors suchen mtiste — und doch ist nur das eine gute
Mlinle, in der die lehrer die beihilfe des directors wenig
Oder gar nicht brauchen, des directors machtbeftignis* tritt in
'Iher solchen schule scheinbar zwar zurück und mehr in den hinter-
^t^nd; aber desto gröszer ist dabei sein verdienst; denn nur seiner
fli^icht und tüchtigkeit verdanken es die lehrer zum teil, dasz sie
^b , ohne seine beihilfe tagtäglich in anspruch zu nehmen , unter
pkren schülem frei und selbständig bewegen können.
•
i
526 Die abhängigkeit des gymnasiallehrerB YOm urteile andner«
Aber auch die lebrer, die die zügel der zncht minder gsfnaäk
und 8tra£f fübren, verdienen, wenn sie sich an den ordinariM oibr
director bilfesucbend wenden müssen, die schonendste rfOuäaMr
nähme, äuge und ohr der schttler, besonders der öfter etraSlUig«,
sind immer o£fen und scharf; sähe die Untersuchung ttber den lU-
fall nur im entferntesten so aus, als sollte auch über den lehrir
ein urteil gesprochen und auch über ihn gerioht gehalten wwtai
was folgt daraus? nun auf der einen seite würde der Bchlaae sMt
ling dies sicher herausfühlen, dasselbe oder fthnliohet gqgmi im
It'hrer wieder versuchen oder, um sich klüglioher weise selbitfli
decken , diesen oder jenen mitschüler für soldie versnolie gewiBMa;
auf der andern seite aber würde der schwache zuchthalter ftUe dar
art, ehe er sich einer solchen Untersuchung und beorteiliuig foa
neuem aussetzte, gar nicht mehr an die grosse gloeke hingen, dir
durch seine eigene disciplin noch schlaffer machen nnd so snflk <b'
zucht der ganzen anstalt je länger desto mehr untergraben, dm
ein solches übel Mszt weiter um sich, und alle lehrer, nidit Uott
der director, müssen hier hilfreich beispringen ; hier beisst es so gm
mit recht: heute dir, morgen mir.
Jedes urteil in einem straffalle, welches das ansdin des Ittrat
in den äugen der schüler zu schmälern im stände wäre — dMiik
selbst für den lehrer imerträglich, der im^ übrigen seine gans» tmür
liehe thätigkeit der beurteilung durch andere geim und wSBf
unterwürfe. — ■ Wollte der director, der dem lehrer gegenflbsr indt
umsichtig und schonend genug vorgegangen wäre, die saoiiediinli
ein hohes strafmasz wieder gut machen und so dem straflUKgA
schüler seine eigne machtvoUkommenheit zeigen und fUdbar naetai
— so wäre auch damit wenig oder nichts erreicht, denn wsi viB
das besagen, wenn der schüler doch herausmerkt, dasa daa
des lehrers mit in frage gezogen ist?
Aber überhaupt strafen? haben wir gymnasiaMehrer
strafen , die den schüler sicher und empfindlich trefien? der vo^
gesetzte des Soldaten, der polizei- und strafrichter — dvs batai
solche strafen, wir lehrer aber nicht; es müste denn einer dssisi^
arbeiten, arrest und carcer nennen oder gar die prflgektnft, A^
für die oberen classen unmöglich, selbst für die onteren hOsMt^
denklich ist. aber was wäre von einem gjmnasiam sn nrWIfli, ^
dem täglich oder auch nur allwöchentlich solcherlei stnfin aiiliä
vielfach verhängt werden? da sich mit jeder wiederliohDig dB
strafe die empfindlichkeit derselben notwendiger weise abstnpft
so würde die zahl der strafen ins maszlose wachsen nnd sieh sltarfkr
lieh immer mehr schüler daran gewöhnen, doch wosn Aber
bestreitbare sache erst viel werte machen? auch eine tot
erlassene Verfügung des preuszischen unterriehtsministera sshtfc
sparsame, maszvolle Verwendung solcher strafen $1b selbii*
verständlich voraus.
Wir gy mnasiallehrer haben zwar auch zuchtmittei} absr iktß
Die ftbh&iigigkeit des gymnaBiallehren Tom atteüe anderer. 627
Hrnlien nicht auf ftoszerlicher macht Vollkommenheit; sie woneln
Mmehr allesamt in einem ethischen unteignmde, d. h. in der
rissenschaftlichen Strebsamkeit und sittlichen Persönlichkeit des
ahms. diese ethischen zuchtmittel reichen auch vollkommen
um flir die grosze mehrzahl der schttler, wie sie dem gymaasiom zu-
fdSihri werden, aber doch nicht gegen die, deren eigner familie
NhoB der sittliche antergrond fehlt
Gegen diese art schaler, die selbst die sonst wohlbegrOndete
neht einer anstalt su durchbrechen wagen, wftren wir lehxer rat&-
od hilflos, wenn wir nicht wenigstens eine strafe besSssen, die, weil
Beden Sträfling immer empfindlich trifft und zugleich auch seine
fMiimungsgenossen nachdenklich und stutzig macht, diesen namen
virklich verdient, schon Melanchthon hat sie als wirksame, zweck-
■itsprechende anempfohlen mit den worrten: 'ich will lieber eine
rereinsamte schule, als eine Tcrliederte (malo scholam deso-
•tam quam dissolutam).'
üebel ists um eine schule bestellt, in der der dirsotor znrttcik-
oiMai, diese strafe, die einzige, die wir besitzen, rechtzeitig zu
'sriiSngen, und in der die schttler dieses ftuszerste zuchtmittel der
Mchlieszung nicht glauben fOrchten zu mflssen.
Der director bekommt zur aufnähme sOhne aus familien von so
Aer Sitte und feiner bildung, dasz selbst der lehrer seine eigenart
^t befruchten könnte; aber er darf auch denen die aofoahme
■At versagen, die aus ihm bislang unbekannten, vielleieht unge*
Bdeten oder roh gearteten familien stammen, ist es nun nicht redit
id pflicht der lehrer, wenn die ganze wudit der sittlichen zncht-
Atel über einen zOgling der letztem art nichts vermag, durch seine
lliemung — mag der betroffene und seine angehMgen darOber
tteilen, was sie wollen — die flbrigen schttler vor unsitilioher
Mieckung zu schützen und so die zucht der ganzen anstalt sn retten
il tu bewahren?
• Es dreht sich bei der entfemung eines schttkrs mA nie allein
ft sufmerksamkeit, fleisz oder forte chritte; denn diese
id je nach der begabung des einzelnen sehr verschieden und darum
fekigel, die sich dabei zeigen, bald milder, bald stiengerin be-
iiüen; auch hat der lehrer in der oensur und der verweiganuig
W Versetzung ausreichende zuchtmittel dagegen, selbst der iSdl der
ifcmung eines schülers wegen ganz mangdhafter begabung flUt
ÜKr betracht; denn er tritt Suszerst selten ein, weil die lehrer, da
I strafe auch die eitern, und zwar ganz unverschuldet, mit
ife, darüber sehr glimpflich und milde zu urteilen pflegen.
' £s bleibt also nur das zuchtlose betragen übrig; dies aber
|t ganz in der band des schülers. ist er nun von hause aus an
llitlosigkeit gewöhnt und darum geneigt, auch die disciplin der
Hde, sei es in oder auszerhalb derselben, sei es offen oder im ge<^
Itoen, zu unterwühlen, da mag, wenn das gjmnasium über ihn
•e seine einzige strafe verhängt, auch seine familie veraakul*
528 Die abhängigkeit des gymnasiallehrerB vom urteile aadenr.
deter maszen mitleiden, denn das gymnaeium ist kein corractiai^
haus für von ihrer familie sittlich verwahrloste k % eondacn n»
Stätte , in der gute sitte und edle bildung, wie sie die gxoaie suk^
zahl unserer Zöglinge aus dem väterlichen hause in die schule wä^
bringt, erhalten, gehegt und gepflegt werden soll, der mittMMIij|li
vater wird freilich über härte der strafe und über zu grotw stM|i
der lehrer klagen und unberufene auf seine seite treten* aber sokhv
bittern urteile, die die lehrer dabei zu hören bekommen, mQgtt
sie sich getrösten; denn sie dürfen auf die beistimmnng imd biDjpif
der Väter rechnen, deren wohlgeartete kinder sie so vor ninitfliAir
ansteckung behüten.
Mag diese strafe nun in dem bloszen rathe an den Titer, im
sehn fortzunehmen, oder in einem förmlichen beachlnssste
entfernung seitens des lehrercollegiums bestehen, «ie wird iiiMr
erst nach eingehendster erwägung aller gründe f&r und wider f»
hängt, es ist daher bedenklich und au^Uend, daas der bueüUna
der entfernung — wenigstens in Preuszen — vor seiner anaflüimv '
noch einer bestätigung durch die königliche aufslGhtabehfirdebedsfi
hinreichend gegen misbrauch wäre eine (noch so streqge) vakt»
suchung des falles durch das pr. seh. k. auf gmnd einer eingd^tA
besch werde des vaters. aber selbst wenn diese dervorgem-
neten behörde begründet erschiene, so dürfte die antennzduuig nokt
sowol die wiederaufnähme des Schülers in die anetalt beiweebi^
als die mahnung an das lehrercollegium , von seinem rechte fbriü
einen maszvoUem gebrauch zu machen, denn jeden&Ua fthkn«
die lehrer selbst besser als jeder andere heraus, ob und wamvcB
dem ungesetzlichen, ungehorsamen, unsittlichen gebaren eiaei soU-
1er s gerade ihrer anstalt gefahr droht, nach den thfttsaehan sbr
ist der misbrauch der strafe äuszerst selten, eher der alln legi^
liehe gebrauch zu tadeln.
Soll aber diese strafe auf schüler und lehrer fördenam wiifai^
so ist sie rechtzeitig zu verhängen, d. h. ehe der aohwaeks
zuchthalter das Steuer ganz aus der band verliert, oder dar U"
sichere gefahr läuft, durch immer wiederkehrenden kämpf mit dv
ungebühr seiner schüler seine eigene und daduroh anoh die saflU
der ganzen anstalt zu untergraben, wenn der direetor slomt ni
zaudert — was wird die folge sein? offenbar die notwendji^
öfterer Wiederholung der strafe, bis jener sich zuletit fingen BMi:
was wäre besser für dich, den schüler loswerden, oder dm
schwachen lehrer? kommt der direetor aber in diesen awisipilt
mit sich selber, dann trägt er durch zu langes zandem eingottd
schuld an einer so überaus peinlichen läge, bei vereinielten ftta
braucht er sich wegen bitterer urteile seitens der beteefate
schüler und ihrer angehörigen wahrlich nicht zu härmen} kelmn A'
fälle in folge seines zauderns, wie das nicht ausbleiben kau, ate
öfter wieder, dann trifft ihn und seine anstalt der tadel aieU V
■verdient.
Die abhängigkeit des gymnasiallehrers vom nrteile anderer. 529
NB. Gegen die strafe der entfemung hat man , um dies der
eltsamkeit wegen nicht ganz mit schweigen zu übergehen, sogar die
crringemng der schtilerzahl und die minderung des Schulgeldes
geltend gemacht, aber das ist der klftglichste einwand von allen.
BiSgen dem ausgewiesenen scbüler einige gesinnungsgenossen nach-
cdgen, das ist ja ein segen für die eitern der rückbleibenden,
oit dem Vollzüge der strafe werden die schwachen zuchthalter neuen
noth, alle lehrer grOszere freudigkeit gewinnen, die zucht der schule
deh wieder befestigen und die schülerzahl sich eher mehren als min-
ien, denn welcher vater würde seinen söhn nicht lieber einer schule
nit guter zucht anvertrauen, als einer zuchtlosen?
Wäre der director eitel genug, vor den leuten mit einer groszen
ichülerzahl, oder vor der königlichen aufsichtsbehörde mit einer
proszen schulgeldeinnahme prunken zu wollen, so werden kenner die
nche leicht durchschauen und den werth dieses ruhmes auf das rich-
ige masz hinabschrauben, denn einmal ist das gynmasium eine an-
ttalt, die dem Staate ihre steuern nicht in klingender münze auszu-
aUen hat, sondern in den geistig-sittlichen leistungen der schüler.
lolcher leistungen bedarf der staat zu seiner erhaltung und fort-
nitwicklung aber nicht minder als eines mit gold- und Silberbarren
mgefüllten Staatsschatzes, zweitens aber ist die schülerzahl eines
Qrmnasiums ein sehr zweifelhafter werthmesser seiner leistungen;
inie sehr hohe , wenn sie nicht in der grösze der stadt oder in con-
Ssttionellen Verhältnissen eine entschuldigung findet, meist kein lob,
riel eher ein tadel.
Wo gäbe es aber endlich ein lehrercollegium, das ohne die
dringendsten gründe geneigt wäre die ausschlieszung, diese einzige
llp^e, die wir besitzen, über einen schüler zu verhängen? ist sie
iber angezeigt, dann sollen die lehrer, vorab der director, damit
ikbt zaudern und abgünstige urteile der beteiligten oder un-
bcmfener nicht fürchten, denn jeder baumeister musz den stein,
im er seinem baue einfügen will , behauen , oder, läszt er sich nicht
mauen, als unnütz fortwerfen.
Aus all dem gesagten aber folgt: das urteil seiner schüler
knin dem lehrer nimmermehr gleichgiltig sein; wie sein leib luft
Ni licht zum athmen und leben , so bedarf seine seele zu freudiger
feUsamkeit die anerkennung und Zuneigung seiner schüler. trotz-
ittn wird er sich aber wie vor dem feuer hüten, um ihre gunst zu
buhlen, anszer seiner amtlichen thätigkeit daher anderweitige
iBttel, um sich in ihre gunst einzuschleichen, als tief unter seiner
•firde liegend verschmähen, denn selbst wenn es ihm gelänge,
tech solche mittel seinen zweck während ihrer Schulzeit wenig-
^8 scheinbar zu erreichen, so träfe ihn nach derselben desto
Mierer die misachtung seiner früheren schüler.
Namentlich junge lehrer, die mit den älteren schülem allerlei
ELhrungen zu suchen pflegen, laufen die äuszerste gefahr dadurch
en und sieb selbst zu schaden, darüber hat sich vor einiger zeit
530 Vortrag über Pindar.
in dieser Zeitschrift ein erfahrener seholmaim in teiner aUnl'
lung: *noctes scholasticae' — so nmsiohtig aua^asprodm, tm
kaum noch ein wort über die sache zu sagen flbrig l^kibt jofi
lehrer vergessen bei ihren berührongen, die sie mit Ütenm-soUln
eingehen, nur zu leicht, dasz sie es mit unebenbflrtigeB nlki
haben und verleiten diese dadurch , dasz sie dieselben «ieii gU^
stellen, zur eitelkeit, zur Überhebung und sum cliquenweMik dv
Cliquenwesen, das jene unwissentlich oder gar absiditlkli dajiql
unter den schülem fOrdem, hat die nnliebsamaten
drauszen unter den leuten zur folge; aber es lockert aaeii die
innerhalb der schule, zunftchst pflegt es sidi gogen andtn
lehrer zu wenden, später aber, sobald der junge leimr ia diehBlr
ren classen aufrückt, folgerechter weise auch g^gen diesea
gewöhnlich hat eine solche clique zum ansbKngeecbild den
^Vereinigung zu gegenseitiger wissenschaftlicher fortbfldnDg'; h
aller regel artet sie aber unter anregung bereits abg^gsagOMradfr
1er zu einem seminar aus für irgend eine stndentiacbe Teriniim
d. h. sie verpflanzt das, was allenfalls auf die nniversitit geUM^
zum nachteü aller schüler und gar nicht selten snm siehen n^
derben einzelner ins gjmnasium. hat der director sdioit in äi^
gemeinen eine pflicht, gegen solches Unwesen, das nnter den IsalM^
namentlich aber unter den in mitleidenschaft gesogeaen ilftuit Al
schüler die schärfste beurteilung findet, donih aUeiMhihi
darbietende mittel einzuschreiten, so im besondem g^gSB jsigt
lehrer, die durch ungebürliche annttherung an ftlteie sbMhr dii
Unwesen neue nahrung zuführen.
Im ganzen: so lange noch die grosze Überzahl der soUkr Ai
wunderlichen glaubens lebt, dasz censur, vei-setzong und das vtf
über den abiturienten in der endprüfung in das belieben Ai
lehrers gestellt sei, also von dessen machtToUkommenkeit
abhänge — und nicht ganz allein von ihrem eigenen
gebaren, ihren eigenen wissensch'aftlichon leistnngen -^ so
haben wir lehrer es nach dieser seite hin mit unebenbilrtigfi
zu thun, auf deren urteil wir nicht mehr geben sollen, ab dmAi
es verdient.
(schlasz folgt)
Beuthen an der Oder. OLAWKr.
46.
VORTRAG ÜBER PINDAE.
gehalten in der philosophisch -historischen geaelltehaft an üiMslII'
Ich musz die nachsieht der gesellschaft sehr in aaspnuk
men, wenn ihr die wähl des gegenständes. Aber den idi tüli
ftorechen werde, weniger zusagt, ein anderes thema, welcheiÜ
Vortrag über Pindar. 531
lir früher ausgedacht hatte, zeigte sich bei näherer beirachtung
ohwieriger als es anfangs erschien , gewis erforderte es sehr aos-
ecfehnte Torbereitungen en detail , zu denen es mir in der letzten
Bit an der nötigen musze fehlte, ich wollte nemlich die geschiohte
m Philologie an unserer Universität darstellen, womöglich nicht in
llgemeinen umrissen, wie sie schon mehrere mal von manchen
istoriken beiläufig abgethan worden ist, sondern mit genauer an-
•be der eigentümlichen Verdienste eines jeden namhaften lehrers
ad gelehrten, die Schwierigkeit aber, dem einzelnen gerecht zu
rtrden und der besondere mangel an zureichenden berichten über
10 lehrerthätigkeit, über den eigentümlichen Charakter des akade-
liachen Unterrichts in den drei verflossenen Jahrhunderten — von
rflherem Studium der philologie kann kaum die rede sein — be-
kimmte mich zunächst, bis etwa reichere quellen sich mir erschlossen
aben, die Untersuchungen hieiHber fallen zu lassen und nur ge-
igentlich das material dazu zu vermehren ; vielleicht kann ich später
•rauf zurückkommen und würde als Pfälzer und Heidelberger vor-
iglich mich dazu aufgefordert fühlen, den gang zu beschreiben,
ralchen die humaniora auf unserer hochschule genonmien haben.
m einem hübschen gedieht, welches vor mehr als 300 jähren Jacob
Bejllus verfaszte, wissen wir allerdings soviel, dasz Heidelberg
Aon damals fUr eine Juristenschule galt, neben welcher unserer
Ulologie nur ein sehr bescheidenes leben zu führen vergönnt war.
a der Voraussetzung, dasz es bei uns nicht mehr so schlimm bestellt
ii wie damals, wende ich mich denn zu meinem heutigen thema.
Im object nun, welches ich an die stelle jener Schilderung setzte,
lird, wie ich hoffe, auch Ihnen nicht ganz interesselos sein, wenn
IVdi Pindar mehr zu den bewunderten als gelesenen autoren ge-
irt. ich will versuchen, in cultur- und litterargeschichilicher weise
k verfahren, wenn ich von den bearbeitungen des dichters spreche,
H kann damit die auffassung desselben von den ersten zeiten an in
lirbindnng treten und , so weit es die erhaltenen angaben erlauben,
pttigt werden, in welchem grade man den Pindar zu verstehen, zu
Isieszen, zu beurteilen vermochte.
Die Zeitgenossen waren gewis am meisten im besitz der mittel,
kn dichter auf seinen oft verschlungenen wegen zu folgen, seine
Insten winke zu begreifen, seine absichtlich verhüllten andeu-
hBgen zu erkennen ; denn ihnen lag das klar vor äugen , was für
fe8 zum teil in undurchdringliches dunkel versenkt ist, das factische
iiterial seiner gesänge. dieses auch für die nachweit zu sichern
M damit ihr einen vollkommenen einblick in die production des
llehters zu gewähren, war man gewis nicht bedacht, es fehlte ein
ife, der gespräche mit bedeutenden dichtem aufzeichnete, desto
ibiger bemächtigte sich die sage der poetischen thätigkeit Pindars
U als einzelne der peripatetiker unter andern auch die bio-
l^)hie ausgezeichneter münner zum gegenständ ihrer gelehrten be- '
MuDgen machten , hatte sich Pindars leben mehr wie das anderer
522 Die abhängigkeit des gjmnasialleliren vom urtefle anderer.
5) nach den bescheiden der königlichen wissensohaft-
lichen prüfangscommissionen über die mflndliche ml
schriftliche prüfung der abiturienten, und eadHdi
6) nach den etwaigen wissenschaftlichen leistungendei
lehrers in programmen, Zeitschriften und bflcheni.
NB. Die Öffentlichen prüfnngen am scUusae des iM*
Jahres bleiben hier wol besser ganz auszer beiraoht. bei aadoMi
Völkern wird denselben eine weit grössere Wichtigkeit beigel^ ab
bei uns Deutschen, bei jenen arten sie daher g«r nicht seUn ii
groszartiges schaugepränge aus, um die eitelkdt der sofaflkrnd
ihrer angehörigen zu kitzeln, die leistungen der Bchnlo in ein mlfg-
lichst günstiges licht zu stellen und dadurch das urteil der m
meisten beteiligten zu fälschen und zu bethören, nnter uns eehei-
ken weder lehrer und schüler, noch die in der regel nicUt nUniete
Zuhörer den öffentlichen schulprtifungen in gleicher weise beaeUng^
in wenigen stunden wird in sich drängender aufeinanderfidgo iB lO
vielen unterrichtsgegenstftnden geprüft, dasz nur der faohnaii
halbwegs im stände ist, sich über den prüfenden lehrer md mm
leistungen ein einigermaszen begründetes urteil feettneteDen; in
urteil der zuhörer dagegen pflegt hin und her an ach wanken, ji
nachdem der lehrer befangen oder unbefangen dabei anitritt UöM
wünschenswerth ist es aber, dasz sich unsere schlnsaprflfaBgwi i»
bescheidenen Charakter, den sie bis jetzt gehabt, aooh fimuiriui k-
wahren. die beistimmende, liebevolle miene, das anerkenneadtmi
des lehrers, die gute censur, die Versetzung in die höhere düBS —
das sind ebenso gefahrlose als sicher wirksame mittel« die kistqgn
des Schülers anzuerkennen, seinen lerneifer anxusponuni und
ein günstiges urteil der eitern über lehrer nnd lohple
zielen.
Beginnen wir nun mit dem, was am nSohsten li^, mit te
urteilen der schüler, die sie sich über den lehrer aohoBWlh-
rend ihrer Schulzeit, teils nach derselben zu bilden pflegen«
Der gymnasiallehrer steht gleichsam mit dem einen ftiSM iite
praxis, wie der volksschullehrer, mit dem andern in der
Schaft, wie der Universitätslehrer, und er sänke, wenn er der
Schaft untreu würde , in kurzer zeit zu einem blosaen
hinab, während nun die beiden anderen die bildang der
mehrzahl ihrer Zöglinge gewissermaszen abschliesieniSO
sich der gymnasiallehrer nie in einem solchen verhdtnisae ■
schülem ; denn er schlieszt nichts ab , sondern legt nur den fru'
zu ihrer spätem bildung. er darf daher auch niditi wie die
anderen, auf anerkennende beurteilung seitens seiner löglingti
nachdem diese die schule verlassen haben, mit bestimmfhat
nen; denn wer fragt bei dem fertigen hause noch riel
grundlage? das thut selbst der bauherr nicht mehr,
seinen bau fix und fertig über dem boden dastel liL
Dem entsprechend nimmt die grosze mehrsani [er sehAlsr iftt
Die abhängigkeit des gymnaeiallehrerg Tom urieüe anderer. 636
gymnasien spSter nach ihrem abgange eine gleichgUtige, wenn nicht
gar unfreundliche stelliing zu schule und lekrer ein« nicht blosz die,
welche, um eine subaltemenlaufbahn einzuschlagen, oder um sich
das Zeugnis ftir einjährigen miliifirdienst lu erwerben, die anstalt
besuchen und mit halber gymnasialbildung verlassen, sondern auch
nicht wenige Ton den schttlem, die die abiturientenprtlfong bestan-
dm haben, werden der Wissenschaft, zu der das gymnasium den
grund zu legen bemttht ist, in dem tftglichen einerlei der spfttem
bemfsarbeit untreu, verlieren so auch das interesse an ihrem firOhem
sehulleben und das gedftchtnis an die mtthwaltung ihrer lehrer. ist
die zucht der schule minder straff gewesen, dann Ueiben auffidlende
eigenheiten oder blöszen einzelner lehrer, kleine glflcklich ausge-
flUirte listen und gelungene Umgehungen der schultncht seitens der
sehfller am längsten und ztthesten in ihrer rOokerinnerung haften
und geben zur Unterhaltung über ihre früheren lehrer den belieb-
testen redestoff.
Nur die alumnatsanstalten befinden sich in rflcksidit auf ihre
früheren schüler in einer weit gfinstigem läge, man sieht dies
recht deutlich an ihren erinnerungsfesten; denn diese machen sich
wie von selbst, während die Abrufen gymnasien in der regel erst
illerlei anderweitige hebel ansetze mflssen, um ihre gedenktage
einigermaszen würdig zu feiern, aber die treue anhftnglichkeit der
ichfller an solche anstalten mit alunmaten ist nicht allein der aus-
dmck ihres Verhältnisses zu ihren früheren lehrem, sondern es wir-
ken selbstredend auch andere umstände günstig mit ein« die lieb-
gewonnene örtlichkeit, das jahrelange, enge zusammenleben der
lOglinge und in folge dessen die gemeinsamen, guten und soblimmen
erlebnisse mancherlei art — das maoht lehrem und scfafllem solche
fcete zu wahren freuden- und ehrentagen.
Im allgemeinen thut aber der gymnasiallehrer gut, auf gün-
stige beurteilung seitens seiner früheren sdiüler mit be-
tiimmtheit nicht zu rechnen, findet er sie dennoeh, desto beeser
hr ihn; er mag dann das wohlwollende urftefl als eme besondere
giinst des Schicksals hinnehmen.
Von den schfllem freilich, die auf dem wohlgel^glen gründe
lar gymnasialbildung später in die angen faUende, höhere bauten
mflühren, werden sich mandie in daa^barer rOekerinnemng auch
ipftter noch fragen: von welchem lehrer habe ich im gymnasium
nerst aufpassen, auffassen und das aufgefaszte mündlich und schrifb-
lieb wiedergeben gelernt und so zum lernen überhaupt die erste
aregung erhalten, die mich jetzt befähigt meine besondere fach-
wissenschaft mit den übrigen zu verbinden, die daraus gewonnene
■nsicht dem leben dienstbar zu machen und in wort und schrift
m nutz und frommen meines Volkes zu verwerthen? wird dem
Umnasiall ehrer brieflich oder durch mündliche Unterhaltung davon
hinde, so sind dies lichtblicke in seinem leben, die ihn für ander-
■reite Undankbarkeit seiner früheren schüler vollauf entschädigen.
84*
524 Die abhängigkeit des gymnasiallehrers Tom nrtofle
Aber auch schon während der sohulzeit orteüen die schüL
über den lehr er. soll oder kann aioh dieser dem entsiehen? n
wort : gewisz nicht.
Denn wie er luft und licht zum athmen nnd leben bmeU, i
zu freudiger, fruchtbarer Wirksamkeit die anerkannimg nad ii
neigung seiner Zöglinge, daraus folgt: er mnsz ihr urteil beaoUa
Die jüngeren sc^üler werden aber jedem lehrer bald maAm
nung zollen, teilweise auch ihre Zuneigung entgegentngen, woifl
es nur versteht zucht zu halten; darnach stellt aioh nabewarti
weise ihr urteil über den lehrer fest davon httngt ihm gegvittc
ihr ganzes gebaren ab.
Jener vater erwiderte also seinem freunde, der ihm ftr teile
söhn ein gymnasium empfahl und die kenntnisse nnd leütong« di
lehrer desselben weiüftuftig aufzählte, nicht gaai mit nniecht: dl
ist mir alles ziemlich gleichgiltig ; ich meinesteile urteile IUm
werth oder unwerth einer schulanstalt anders, ich fr^ m
halten die lehrer gute zucht oder nicht? dem ireu i
zucht halten, soviel werden sie doch wol wiaseB, daea mem ad
von ihnen noch etwas lernen kann; wenn aber nicht, so wird er n
seinem scharfen äuge und obre die schwächen der lehrer gar ba
ausspähen, auf dumme dinge verfallen und so meine gatan absidila
die ich mit ihm habe, zu schänden machen.
Der vater meinte mit seinem urteile natOrlich nioU i
eigenartige (subjective) zucht, die der einzelne lehrer flbt, M
dem die allgemeine (objective), die durch die ganie anstett h
waltet; nach dieser letztern stellte er werth oder anwerth en
schule im allgemeinen fest.
Jene ist von niemandes beihilf e abhängig; ja im wiMiin— li
falle erzwingt sjch der lehrer, wenn er nur sonst das leng dank
selbst in einer zuchtlosen schule gehorsam und aaerkauraag. i
ist also nach der persönlichkeit des lehrers verBchiedea; der eil
tbut und läszt, was, wenn es der andere thäte oder liesae, mUeie
gerade eine entgegengesetzte Wirkung hervorbrächte, in denuatep
classen, namentlich aber in quarta und tertia, dringt die eigeaaiüi
zucht des einzelnen lehrers schwerer durch; dagegen ist sie ia d
oberen classen leichter durchschlagend, denn wenn hier der leta
sich nur stets bereit zeigt, alles was er ist und kann ffiir»— *»
zu nutz und frommen seiner schüler, so werden sich diese sneh sa
ganze eigenart williger gefallen lassen, durch seine lefarefltari
Wissenschaft und durch seine persönlichkeit auch für edles, eitfjl
gebaren gewonnen werden. •
Aber der junge lehrer, der bei seinem eintritt ins gyianeein
der erfahrung noch ganz entbehrt, wird seine eigenartige üf
nach allen Seiten hin nur dann entfalten lernen, wenn er daroh^
allgemeine, die durch die ganze schule herscht, kräftig inA
stützt wird.
Für die allgemeine zucht ist aber in seiner dassa der ord
Die abhftngigkeit des gymiuinallehren vom urteile anderer. 626
^rinsy im ganzen gymnasium der director verantwortlich,
im beide blosz in ihren stunden gute disciplin halten, so wiU
ft wahrHefa nicht viel sagen, denn der natnr der sadie nach flben
) dBreh censnr, Versetzung, znm teil aach noch durch ihren einflim
f die abiturientenprttfdng einen solchen druck auf ihre schfUer,
m diese ihm willig oder unwillig folge leisten mflssen.
Die anderen lel^r sind aber überleiten, scharfen urteilen voa
itai ihrer schtQer und deren aagehOrigen weit mehr ausgesetzt^
Monders wenn sie in gegenstftnden, die mit recht oder unrecht für
inder wichtig gelten, unterrichten mttssen. das zuchthalten wird
im deswegen weit schwerer; denn die sehüler geben auf ihr urteil
i der oensur weniger und schlagen ihren einflusz auf die Versetzung
1 die nSchst hOhere classe geringer an als den der hauptlehrer. es
Bm daher nicht fehlen, dasz sie durch disciplinarfSlle nicht selten
i die läge kommen , die beihilfe des Ordinarius oder des directors
1 anspruch nehmen zu mflssen, auf deren urteil Aber den vor-
Agenden fall, d. h. zugleich auch immer Aber den beistand
Mhenden 1 e h r e r alles ankommt.
Es ist dies einer der schwierigsten, kitzlichsten puncto
I dem ganzen schulleben, denn freudigkeit des lehrers in seinem
mfe oder dumpfer mismut, treibende Tust am wirken und schaffen,
kr geknicktes ehrgefllhl und gelfthmte thatkrafk — idles hingt bei
Ichen disciplinarfUllen davon ab, ob das fraglidie urteil so oder
t ansfUlt. es verlohnt daher der mflhe, gerade auf diese art der
•urteilung, der möglicher weise jeder lehrer ausgesetzt ist,
Niae nfther einzugehen.
Kommt bei einem lehrer, der sonst mit seinen schfllem iertig
M, doch einmal ein disciplinarfall schlimmerer art vor, so wird er
Ml in der regel selbst zu helfen wissen; seine zeither geübte snb-
Ktive zucht ist hinreichende gewfthr dafBr, daez fie allgemeine der
toten schule trotz des einzelnen falles darunter uidit schaden
ilei sieht er sich aber dennoch veranlaszt, beistaad zu suchen, so
tre eine den bericht des lehrers irgendwie anzweifelnde unter-
tabnng ganz vom übel, der vereinzelte fall spricht entschieden
It den lehrer und gegen den sehüler. ja selbet wenn jener aus*
Jimsweise einmal fehlgegriffen hfttte, auch dum muea sieh der
hietor auf die seite des lehrers stellen und nicht auf die dea eohü-
h. denn was wäre die folge des entgegengesetzten verfidirens?
Itebar würden die fUlle sich mehren , wo der lehrer den beistand
ii directors suchen müste — und doch ist nur das eine gute
iHüe, in der die lehrer die beihilfe des directors wenig
ier gar nicht brauchen, des directors machtbeftignis tritt in
liter solchen schule scheinbar zwar zurück und mehr in den hinter-
k&d; aber desto gröszer ist dabei sein verdienst; denn nur seiner
hsicht und tücbtigkeit verdanken es die lehrer zum teil, dasz sie
Hl, ohne seine beihilfe tagtäglich in anspruch zu ndimen, unter
^n Schülern frei und selbständig bewegen können.
I
526 Die abhängigkeit des gymnasiallehrerB Yom urteile aadere:
Aber auch die lehrer, die die zügel der zncht minder g
und stra£f führen , verdienen , wenn sie sich an den ordinarii
director hilfesuchend wenden müssen, die schonendste rfli
nähme, äuge und ohr der schüler, besonders der öfter straf!)
sind immer o£fen und scharf; sfthe die Untersuchung Aber dei
fall nur im entferntesten so aus , als sollte auch Aber den 1
ein urteil gesprochen und auch über ihn gericht gehalten i
was folgt daraus? nun auf der einen seite würde der echlaa
ling dies sicher herausftlhlen, dasselbe oder Shnliches gegi
k'hrer wieder versuchen oder, um sich klüglicher weise se
decken , diesen oder jenen mitfichüler für soldie versnobe gen
auf der andern seite aber würde der schwache zuchthalter fli
art, ehe er sich einer solchen Untersuchung und beurteüui
neuem aussetzte , gar nicht mehr an die grosse glocke^ hinge
durch seine eigene disciplin noch schlaffer machen und so ai
zucht der ganzen anstalt je länger desto mehr untergraben,
ein solches übel friszt weiter um sich, und alle lelirery nich
der director, müssen hier hilfreich beispringen; hier heiBzt es (
mit recht: heute dir, morgen mii*.
Jedes urteil in einem straffalle, welches das aasehn des
in den äugen der schüler zu schmälern im stände wSre —
selbst für den lehrer unerträglich, der im^ übrigen seine gani
liehe thätigkeit der beurteilung durch andere gern nnd
unterwürfe. — ■ Wollte der director, der dem lehrer g^genübe
umsichtig und schonend genug vorgegangen wäre, die sacht
ein hohes strafmasz wieder gut machen nnd so dem strafil
schüler seine eigne machtvoUkommenheit zeigen und fühlbar i
— so wäre auch damit wenig oder nichts erreicht, denn n
das besagen, wenn der schüler doch herausmerkti dasa das vei
des lehrers mit in frage gezogen ist?
Aber überhaupt strafen? haben wir gjninasiallehre:
strafen, die den schüler sicher und empfindlich trefEm? d(
gesetzte des Soldaten, der polizei- und strafriohter — die
solche strafen, wir lehrer aber nicht; es müste denn einer ds
arbeiten, arrest und carcer nennen oder gar die prügelstrai
für die oberen classen unmöglich, selbst für die unteren höc
denklich ist. aber was wäre von einem gjmnasium zu nrtd
dem täglich oder auch nur allwöchentlich solcherlei strafiBn i
vielfach verhängt werden? da sich mit jeder wieduriioln]
strafe die empfindlichkeit derselben notwendiger vreise abel
so würde die zahl der strafen ins maszlose wachsen nnd sieh i
lieh immer mehr schüler daran gewöhnen, doch wosn ttber e
bestreitbare sache erst viel werte machen? auch eine vor I
erlassene Verfügung dos preuszischen Unterrichtsministers si
sparsame, masz volle Verwendung solcher strafen als 8(
verständlich voraus.
Wir gy mnasiallehrer haben zwar auch Suchtmittel; abe
Die abh&ngigkeit des gymnasiallehren Tom urteile anderer. 627
bimheii nicht auf ftoszerlicher machtvollkommenheit; sie wuneln
Tidmehr allesamt in einem ethischen untergrondet d. h. in der
wiMenschaftlichen Strebsamkeit und sittlichen Persönlichkeit des
iehiers. diese ethischen zuehtmittel reichen auch Tollkommen
WB$ fdüt die grosze mehrsahl der schttler, wie sie dem gymaasiiun zn-
gMuri werden, aber doch nicht g^en die, deren eigner familie
•choD der sittlidie untergrtmd fehlt
Gegen diese art schaler, die selbst die sonst wohlbegrOndete
neht einer anstalt zu durchbrechen wagen, wftren wir lehxer rat&-
md hilflos, wenn wir nicht wenigstens eine strafe besSssen, die, weil
neden Sträfling immer empfindlich trifft und zugleich auch seine
gMümungsgenossen nachdenklich und stutzig macht, diesen namen
wirklich verdient, schon Melanchthon hat sie als wirksame, zweck-
iBtsprechende anempfohlen mit den worrten: 'idi will lieber eine
▼ereinsamte schule, als eine verliederte (malo scholam deso-
btam quam dissolutam).'
üebel ists um eine schule bestellt, in dsr der direotor zurttök-
Mheut, diese strafe, die einzige, die wir besitzen, rechtzeitig zu
▼erliftngen , und in der die schüler dieses ftuszerste zuehtmittel dw
ttsschlieszung nicht glauben fClrchten zu müssen.
Der director bekommt zur aufnähme sOhne aus £unilien von so
<dkr Sitte und feiner bildung, dasz selbst dsr lehrer. seine eigenart
^it befruchten könnte; aber er darf auch denen die aufoahme
>Kht versagen, die aus ihm bislang unbekannten, vieUeieht unge-
Udeten oder roh gearteten familien stammen, ist es nun nicht redit
MI pflicht der lehrer, wenn die ganze wucht der sittlichen zucht-
idttel über einen zögling der letztem art nichts vermag, durch seiiie
Wfemung — mag der betroffene und seine angehO^gen darOber
■'teilen, was sie wollen — die übrigen sohttlffir vor unsittlicher
■ttteckung zu schützen und so die zucht der ganzen anstatt zu retten
nd zu bewahren?
Es dreht sich bei der entfemung eines schfllerB wol nie allein
lü aufmerksamkeit, fleisz oder fortschritte; denn diese
hd je nach der begabung des einzelnen sehr verschieden und danon
Pisgel, die sich dabei zeigen, bald milder, bald stranger sn be-
Meilen; auch hat der lehrer in der oensur und der Verweigerung
Ir Versetzung ausreichende zuehtmittel dagegen, selbst der fiül der
Mfemung eines schülers wegen ganz mangelhafter begabung flQlt
Mer betracht ; denn er tritt Suszerst selten ein, weil die lehrer, da
li strafe auch die eitern, und zwar ganz unverschuldet, mit
Afe, darüber sehr glimpflich und milde zu urteilen pflegen.
£s bleibt also nur das zuchtlose betragen übrig; dies aber
igt ganz in der hand des schülers. ist er nun von hause aus an
lehtlosigkeit gewöhnt und darum geneigt, auch die disciplin der
kle, sei es in oder auszerhalb derselben, sei es offen oder im ge«
tfmen, zu unterwühlen, da mag, wenn das gjmnasium über ihn
isse seine einzige strafe verhängt, auch seine familie vera^ul-»
i
528 Die abhäng^gkeit des gymnaeiallehrerB Tom uxteile anderar.
deter maszen mitleiden, denn das gymnaalom ist kein correeiioiii»
haus für von ihrer familie sittlich verwahrloste kinder, Bondeni oat
st&tte, in der gute sitte und edle bildung, wie sie die groue mflb^
zahl unserer Zöglinge aus dem väterlichen hause in die sdnde att*
bringt, erhalten, gehegt und gepflegt werden solL der mitbeU^gi»
vater wird freilich über härte der strafe und über zu grooe ilipgi
der lehrer klagen und unberufene auf seine seite treten« aber aokhir
bittern urteile, die die lehrer dabei zu hOren bekommen, wSgm
sie sich getrösten; denn sie dürfen auf die beistimmtmg und bHUgoif
der Väter rechnen, deren wohlgeartete kinder sie so vor nniJtUtdwr
ansteckung behüten.
Mag diese strafe nun in dem bloszen rathe an den vater, da
söhn fortzunehmen, oder in einem förmlichen beaehlnBiete
entfemung seitens des lehrercoUegiums bestehen, sie wird immm
erst nach eingehendster erwägung aller gründe ffir und widar n^
hängt, es ist daher bedenklich und auf&llend, dau der beseUnn
der entfemung — wenigstens in Preusz^i — vor seiner aaafldmvf
noch einer bestätigung durch die königliche aufsiehtsbehSTdebedaff
hinreichend gegen misbrauch wäre eine (noch so streiige) uatar-
suchung des falles durch das pr. seh. k. auf grund einer eingringta
beschwerde des vaters. aber selbst wenn diese der YOigeori-
neten behörde begründet erschiene, so dürfte die untersuohaog wiM
sowol die wiederaufnähme des Schülers in die anstalt beiweotai^
als die mahnung an das lehrercollegium , von seinem rechte fivte
einen maszvollem gebrauch zu machen, denn jeden&lla flüdam
die lehrer selbst besser als jeder andere heraus, ob und waBBTtt
dem ungesetzlichen, ungehorsamen, unsittlichen gebaren eines lelfr
lers gerade ihrer anstalt gefahr droht, nach den tbatsachen ihr
ist der misbrauch der strafe äuszerst selten, eher der allm lagiA^
liehe gebrauch zu tadeln.
Soll aber diese strafe auf schüler und lehrer fOrderaam wiifaii
so ist sie rechtzeitig zu verhängen, d. h. ehe der Bohwaoks
zuchthalter das Steuer ganz aus der band verliert, oder dflr ■■'
sichere gefahr läuft, durch immer wiederkehrenden kämpf nit dr
ungebühr seiner schüler seine eigene und dadurch auch die waM
der ganzen anstalt zu untergraben, wenn der director siiuit nd
zaudert — was wird die folge sein? offenbar die notwendj^ea^
öfterer Wiederholung der strafe, bis jener sich zuletit fragen antf*
was wäre besser für dich, den schüler loswerden, oder da
schwachen lehrer? kommt der director aber in diesen awiapsM
mit sich selber, dann trägt er durch zu langes zaudmm ein gut id
schuld an einer so überaus peinlichen läge, bei vereinieltea flU*
braucht er sich wegen bitterer urteile seitens der betnCaida
schüler und ihrer angehörigen wahrlich nicht zu härmen; kehnadii'
fälle in folge seines zaudems , wie das nicht ausbleiben kau, ak*
öfter wieder, dann trifPt ihn und seine anstalt der tadel BiflU»^
verdient.
Die abhftngigkeit des gymnairiaHehrers vom urteile anderer. 529
NB. Gegen die strafe der entfemiing hat maUi nm dies der
Usamkeit wegen nicht ganz mit schweigen ku tthergehen, sogar die
ningerang der schülerzahl nnd die mindenmg des Schulgeldes
dtnd gemacht, aber das ist der kläglichste einwand von allen.
iBgen dem ausgewiesenen schüler einige gesinnungsgenossea nach-
d^, das ist ja ein sogen für die eitern der rttekbleibenden.
nt dem Vollzüge der straie werden die schwachen znchthalter neuen
lath, alle lehrer grüszere Freudigkeit gewinnen, die zuoht der schule
idi wieder befestigen und die s<äülerzahl sich dier mehren als min-
Ikb, denn welcher vater würde seinen söhn nicht lieber einer schule
üt guter zucht anvertrauen, als einer zuchtlosen?
Wäre der director eitel genug, vor den leuten mit einer groszen
ckfilerzahl, oder vor der königlichen aufsichtsbdiOrde mit einer
l<08ien Schulgeldeinnahme prunken zu wollen, so werden kenner die
•die leicht durchschauen und den werth dieses ruhmes auf das rieh-
igb masz hinabschrauben, denn einmal ist das gynmasium eine an-
tob, die dem Staate ihre steuern nicht in klingender münze anszn-
lUen hat, sondern in den geistig-sittlichen leistungen der schüler»
Didier leistungen bedarf der staat zu seiner erhaltung und fort-
ilwieklung aber nicht minder als eines mit gold- und Silberbarren
VgefQllten Staatsschatzes, zweitens aber ist die schülerzahl eines
yamasinms ein sehr zweifelhafter werthmesser seiner leistungen;
IM sehr hohe, wenn sie nicht in der gr(teze der stadt oder in con-
wionellen Verhältnissen eine entschuldigung findet, meist kein lob,
U eher ein tadel.
Wo gäbe es aber endlich ein lehrercoUegium, das ohne die
imgendsten gründe geneigt wäre die ausschlieeznng, diese einzige
bife, die wir besitzen, über einen schüler zu verhfaigen? ist sie
kr angezeigt, dann sollen die lehrer, vorab der dix«ctor, damit
idit zaudern und abgünstige urteile der beteiligten oder on-
rfener nicht fürchten, denn jeder baumeister moss den stein,
er seinem baue einfügen will, behauen, oder, lisit er sich nieht
ÜlMen, als uiinatz fortwerfen.
jt Aus all dem gesagten aber folgt: das urteil seiner schOler
Ita dem lehrer nimmermehr glei<£giltig sein; wie sein leib luft
jM licht zum athmen und leben, so bedarf seine seele an freudiger
Idnamkeit die anerkennung und zuneigniig seiner sohfller. troti*
Mn wird er sich aber wie vor dem feuer hüten, um ihre gunst zu
ihlen, anszer seiner amtlichen thätigkeit daher anderweitige
ittel, um sich in ihre gunst einzuschleichen, als tief unter seiner
Irde liegend verschmähen, denn selbst wenn es ihm gelänge,
feth solche mittel seinen zweck während ihrer Schulzeit wenig-
tos scheinbar zu erreichen, so träfe ihn nach derselben desto
iierer die misachtung seiner früheren schüler.
'. Namentlich junge lehrer, die mit den älteren schülem allerlei
Mlhrungen zu suchen pflegen , laufen die äuszerste gefahr dadurch
•Ben und sich selbst zu schaden, darüber hat sich vor einiger zeit
{
530 Vortrag über Pindar.
in dieser Zeitschrift ein erfahrener schnlmann in seiner abhu
lung: ^noctes scholasticae' — so umsichtig aoegesproehen, d
kaum noch ein wort über die sache su sagen übrig l^leibt jin
lehrer vergessen bei ihren bertthrungen, die sie mit llteren-edrilb
eingehen, nur zu leicht, dasz sie es mit unebenbürtigen ntti
haben und verleiten diese dadurch, dass sie dieselben rieh gioel
stellen, zur eitelkeit, zur überhebung und sum cliqnenweeen. di
Cliquenwesen , das jene unwissentlich oder gar abrieUtioh dadoR
unter den schülem fördern, hat die unliebsamsten urM
drauszen unter den leuten zur folge; aber es lockert auch die nti
innerhalb der schule. zunSchst pflegt es ridi gegen ander
lehrer zu wenden, später aber, sobald der junge Idmr in dieUh
ren classen aufrückt, folgerechter weise auch gegen diesen seÜM
gewöhnlich hat eine solche clique zum aushftngeschfld den nsMi
^Vereinigung zu gegenseitiger wissenschafüieher forttiUuig'; i
aller regel artet sie aber unter anregung bereits abgegangener wM
1er zu einem seminar aus für irgend eine studentische ferlundusj
d. h. sie verpflanzt das, was allenfalls auf die nniversitftt gshk
zum nach teil aller schüler und gar nicht selten som siehe» jb
derben einzelner ins gjmnasium. hat der direotor sehen im ri
gemeinen eine pflicht, gegen solches Unwesen, das unter den leotoi
namentlich aber unter den in mitleidenschaft gesogenen Ttten di
schüler die schärfste beurteilung findet, dorch alle rieh fti
darbietende mittel einzuschreiten, so im besondera gegen jnig
lehrer, die durch ungebürliche annftherung an filtere sohflkr da
Unwesen neue nahrung zuführen.
Im ganzen: so lange noch die grosze Überzahl der sdiflisrdi
wunderlichen glaubens lebt, dasz censur, vei-setsnng und das iiitl
über den abiturienten in der endprüfung in das belieben dl
lehrers gestellt sei, also von dessen machtvollkommenhti
abhänge — und nicht ganz allein von ihrem eigenen ritäichi
gebaren, ihren eigenen wissensch'aftlichon leistnngen —- SO IflV
haben wir lehrer es nach dieser seite hin mit unebenbürtigei
zu thun, auf deren urteil wir nicht mehr geben sollen, als dssidb
es verdient.
(schlass folgt.)
Beuthen am der Oder. Olawsit.
46.
VORTRAG ÜBER PINDAE.
gebalten in der philosophisch - historischen geselUchaft an llriirifcf
Ich musz die nachsieht der gesellschaft sehr in snspraek Mh
men, wenn ihr die wähl des gegenständes, über den ieh krii
sprechen werde, weniger zusagt, ein anderes thema, welche«»
Vortrag über Pindar. 531
Qir früher ausgedacht hatte, zeigte eich bei näherer betrachtiixig
idhwieriger als es anfangs erschien , gewis erforderte es sehr aus-
gedehnte Vorbereitungen en detail, zu denen es mir in der letzten
Bit an der nötigen musze fehlte, ich wollte nemlich die geschichte
1er Philologie an unserer Universität darstellen, womöglich nicht in
iQgemeinen umrissen, wie sie schon mehrere mal von manchen
Ustoriken beiläufig abgethan worden istj sondern mit genauer an-
fibe der eigentümlichen Verdienste eines jeden namhaften lehrers
md gelehrten, die Schwierigkeit aber, dem einzelnen gerecht zu
Verden und der besondere mangel an zureichenden berichten über
lie lehrerthätigkeit, über den eigentümlichen Charakter des akade«
Biachen Unterrichts in den drei verflossenen Jahrhunderten — von
Mherem Studium der philologie kann kaum die rede sein — be-
dimmte mich zunächst, bis etwa reichere quellen sich mir erschlossen
üben, die Untersuchungen hieiüber fallen zu lassen und nur ge-
egentlich das material dazu zu vermehren ; vielleicht kann ich später
larauf zurückkommen und würde als Pfälzer und Heidelberger vor-
flglieh mich dazu aufgefordert fühlen, den gang zu beschreiben,
telchen die humaniora auf unserer hochschule genommen haben.
OS einem hübschen gedieht, welches vor mehr als 300 jähren Jacob
licjllus verfaszte, wissen wir aUerdings so viel, dasz Heidelberg
dion damals für eine Juristenschule galt, neben welcher unserer
Philologie nur ein sehr bescheidenes leben zu führen vergönnt war.
B der Voraussetzung, dasz es bei uns nicht mehr so schlimm bestellt
iri wie damals, wende ich mich denn zu meinem heutigen thema.
Im object nun, welches ich an die stelle jener Schilderung setzte,
vird, wie ich hofife, auch Ihnen nicht ganz interesselos sein, wenn
IKfa Pindar mehr zu den bewunderten als gelesenen autoren ge-
hlrt. ich will versuchen, in cultur- und litterargeschichtlicher weise
to verfahren, wenn ich von den bearbeitungen des dichtere spreche,
fei kann damit die auffassung desselben von den ersten zeiten an in
prbindung treten und , so weit es die erhaltenen angaben erlauben,
Eigt werden, in welchem grade man den Pindar zu verstehen, zu
eszen, zu beurteilen vermochte.
Die Zeitgenossen waren gewis am meisten im besitz der mittel,
km dichter auf seinen oft verschlungenen wegen zn folgen* seine
kbisten winke zu begreifen, seine absichtlich verhüllten andeu-
Itaigen zu erkennen ; denn ihnen lag das klar vor äugen , was für
^ zum teil in undurchdringliches dunkel versenkt ist, das factische
fetter ial seiner gesänge. dieses auch für die nach weit zu sichern
|Ul damit ihr einen vollkommenen einblick in die production des
lehters zu gewähren, war man gewis nicht bedacht, es fehlte ein
|ll, der gespräche mit bedeutenden dichtem au&eichnete. desto
Ifiriger bemächtigte sich die sage der poetischen thätigkeit Pindars
ftd als einzelne der peripatetiker unter andern auch die bio-
l^>bie ausgezeichneter männer zum gegenständ ihrer gelehrten be- '
feebuDgen machten , hatte sich Pindars leben mehr wie das anderer
532 Vortrag über Pindar.
koryphtten jener blütezeit hellenischer litteratur in einen eyi
mythen verwandelt, nicht nur lassen sich auf den mnnd d«
fenden kindes oder später des jflnglings bienen nieder,
sÜBzen gesang einzoflOszen, er bringt es anch so weit, dasx ix
satz zu andern durch die götter begeisterten stngezn er i
die gOtter selbst begeistest und Pan, hingerissen Tom rem d
Pindars, sie den Nymphen vorträgt, welche bei seiner gebi
den reigen um sein väterliches haus aofgefährt hatten, di
bewerben sich um die mächtigen töne seiner hymnen. wen
vor seinem tode erscheint ihm Persephone im tranm nnd
sich darüber, dasz er sie allein unter allen gotibeiten no(
besungen habe; zugleich weissagt sie ihm, er werde das nai
wenn er bei ihr sei. und wirklich kam Pindar nicht mehr di
von der göttin verlangten hymnus niedennschreiben, aber c
sich einer mit seinen dichtungen sehr vertrauten frenndin e
im träum und trug ihr ihn vollständ^f vor. de erwacht, »
ihn dann auf und beglückte die weit mit dem aneedotom
andern wäre es Demeter gewesen, die in gleichem einne, aber
dem dichter einen solchen schmeichelhaften vorwarf gemad
der tod nahte sich ihm in anmutigster weise, jndem er auf i
ihm zärtlich geliebten knaben Theozenos gelehnt plOtdich ve
so wurde ihm das gebet erfüllt um das beste, was im leben
teil werden könne, er hatte den theoren zu Zens Ammon in
aufgetragen, diesen wünsch an den gott zu richten, sogar di<
seiner frauen Megakleia und Timozena könnten blosse pen
tion seiner groszen berühmtheit und der hohen ehren sein,
allenthalben vornehme gastfreunde erwiesen; aneh die der
Protomache und Eumetis lassen eine deutung auf ttberlegei
dichterischen wettkämpfen und auf poetische erfindungsg;
von diesen mythischen dementen seiner biographie las»
immerhin eklige historische nachrichten absondern. Tai
mutter Deiphantus und Eleidike; freilich hat man jenem di
ker Pegredes und Skopelinus, welche seine lehver gewee
mögen, und dieser die dichterin Myrtis untergeschoben, dies
denn mit ihrem leiblichen söhne sich in einen mnsisdien af
gelassen haben, was ihr von Korinna zum vorwnrf gemadi
sie sagt in den wenigen bruchstücken , die uns von ihr gl
sind, dasz sie ßavd q>oGc' £ßa ITivbäpoto iror' £piv. doA
nach Aelian V. H. XIII 25 selbst so kühn gewesen, and hat
mal den sieg über ihn davon getragen, wie es sdieint, falli
erfahrungen in die Jugendzeit des lyrikers, und man darf vi
annehmen, dasz in späteren jähren Myrtis nicht mit gleid
folge gegen ihn auftreten konnte, daher Korinna damab m
grund sich über ein solches wagnis ungünstig aosspradi*
soll im unmut ob seiner niederlage die Korinna ein scliwein £
haben, was Schneidewin unglaublich scheint, lieber eohilt
Aelian einen nugator und nennt die geschicfate eine infieeti
Vortrag über Pindar. 533
riola a male sanis grammaticulis ex iis locis extorta, qui y3v Boiui-
tiov proTerbimn tangunt. es kann dennoch an der sache etwas
liehtiges sein , denn Eorinna hatte die kampfrichter bei dem böoti-
idien agon dadurch gewonnen, dasz sie im einheimischen dialekt
MBg, wfthrend Pindar von vom herein die künstliche form der Ijri-
•Aen spräche sich angeeignet hatte, welche ans epischen nnd dori-
Mhen elementen gemischt einem grösseren publicum zusagen muste.
JOMT derbe ausdruck musz auf die schweHftlligkeit und plumpheit
far mondart, die daheim doch besser gefiel, gedeutet werden, in
idnder schlimmem lichte wird uns der ungalante ausspruch des
jungen poeten erscheinen, wenn man bedenkt, dasz die erhabene
^yrik Pindars sich nicht scheut, die mutter der Solischen heroen
Cratheus und Salmoneus eine kuh zu nennen (P. N. 142). übrigens
•lud er in seinen lehrjahren zu Eorinna im Verhältnis eines füg-
amien Jüngers zur erfahrenen meisterin, welche ihm über seine ver-
tiiehe unumwunden Zurechtweisungen erteilen durfte, wie das be-
kannte *man solle mit der hand sften, nicht mit dem ganzen sack',
llf Pindar mit seinen kunstmitteln zu verschwenderisch umge-
gngen war. sonst wissen wir von seinen lehrjahren wenig, zu den
Ukram wird auch Lasus von Hermione gezfthlt, ein gewandter
bdmiker, der eigentümliche Übungen angestellt haben musz, wie
Ke, ein ganzes lied zu verfassen, in welchem kein c vorkam, äciTMOC
iM\ , wie zufällig in dem dn , aus sechs versen bestehenden psalm
ler Lutherschen Übersetzung kein k zu finden ist. die eigentüm-
Behe richtung der poesie Pindars wurde wol frühe auch dadurch
kestimmt, dasz er ftgide, d. h. Zeitgenosse eines der angesehensten
Biechischen geschlechter war, das in Theben, Sparta, Thera und
Kyrene seine Vertreter hatte, noch mehr, dasz er einer familie an-
yriiOrte, die schon lange priesterliche functionen im dienste Apollos
tanah. die hohe achtüng, welche ihm insbesondere zu Delphi be-
Mesen wurde, konnte ihn in dem glauben bestärken, er sei dem
■otte selbst theuer; all seine dichtungen sind von dem gedanken
Ittthdrungen, dasz götterhuld das höchste gut des manschen sei
IM er nur dadurch etwas vermöge, ein beweis solober ausaeich-
pUig war es , wenn der dichter an den theoxenien in Delphi zu dem
pMe geladen wurde , woran nur die dem gott ganz besonders nahe
thenden Verehrer sich beteiligen sollten, der prophetes in Pjtho,
b. der oberpriester rief aus: TTivbdpioc 6 )üioucoiTOiöc in\ rö
tciirvov Tili Oeuj. dies vorreebt, zum tische des gottes zu kommen,
gieng auf die epigonen des dicbters über.
Die lyrische, wie nachher die dramatische dichtung, war bei
in Griechen, wir wissen nur nicht mehr in welchem umfange,
ß anstand des Wetteifers, nicht blosz die athleten und wagen-
[er stritten mit einander um den preis, auch die dichter, welche
im glücklichen :;ieger besangen, giengen einen wettkampf ein;
tris auch nicht blosz in dieser gattung, sondern bei vielen fest-
en veranlassungen. Pindar scheint mit groszen Schwierigkeiten
534 Vortrag über Pindftr.
in der ersten periode seines poetischen wirkens g« [mplt m
so dasz ihm Soszerst selten gelang, seine riTalen zu übertiefiiBB. ii
der Pjthia IX, die etwa in sein vierzigstes jähr ftllt, konnte
erst von zwei orten sprechen, von Aegina nnd Megara^ wo er
Vaterstadt Theben ehre gemacht hStte; erst in aeinem 8te jdv»
ol. 74 erhielt er den aaftrag , einen olympischen deger n
und seine öden sprechen in starken ausdrucken von den
künsten ^TTißouXia, die seine Widersacher anwandten , um ibn A
verkleinem nnd ihm den kränz zu rauben, aber aach NeiklTS
von seiner Zuversicht, diese neider zu überwinden, die nttgiMv
entschiedenheit sich in Pyth. I Suszert. die namen dieeer ffgwr
sind uns nicht erhalten; es magren ihrer viele gewesen aein, dm
groszen abstand von Pindars geist und kunst das pnUieam lUtM
bald zu ermessen vermochte, er fand daher, dasz 'blind der 4ldk
liehen häufe an gemüt zumeist sei'. mOglidi, daei BiBMiriifai 4l^
unter zu rechnen ist, welcher viel älter als Pindar doohnochiji
ihm in die schranken treten konnte, doch ist nicht ohne
anzunehmen , dasz darum ein feindliches verhMtnia swiaohen
und überdies noch zwischen Pindar und Bakdivlides. dm
des Simonides, bestanden habe, wenn es auch für Bakd^lidee lalK
kend sein mochte, dasz- seine eignen landslente in KetDa ndfeM
gehung seiner bei Pindar einen hymnus auf Apollo besfedüll
(Isthm. I 8). wir haben die deutung auf beide kanetgcaoMei^
Ol. I 86 wol nur prosaischen scholiasten zuzusehveiben,
Schöpfer auch von anderen ergötzlichen histörchen eind, wie
der an N. V sich anschlieszenden. bei Bakch^des
eine grosze ähnlichkeit der metrischen formen mit
er schlosz sich demnach in der ausübung seiner lyrik mehr m lil^
dar als an seinen oheim an. Simonides selbst mag dnxeh
liebere, dabei höchst anmutige und gemüÜidie diditong Inge P
hohen grad von popularitftt bewahrt haben, die von der
erhabenem dichtung Pindars erst , nachdem sie ihre ToUflttdnv
reicht hatte, überboten werden konnte, bis dahin aber
liehen vorrang behielt, einmal aber durchgedrungen an
anerkennung, behauptete Pindar sich um so glftniendee. i
sehen , gegründet auf die würdevollste sittliche haltong nnd
frömmigkeit, erhob ihn zum geistigen fOhrer seiner aatiflik .lAl
viel man auf seine aussprüche gab, kann die bekaasEle
lehren, dasz die Athener ihn für die ehrenvolle «Atiwwi^
mit einem bedeutenden geschenk erfreuten und seine Worts iMV
that mit geld aufwogen. Isokrates, der älteste gewihrsmaitt dM
weisz aber nichts von dem, was man später hinsndiflliMs»;«-^
dadurch nur für die darum zu Theben über ihn veifaBagte
entschädigt worden, er hatte in der blute seines
der that das höchste ansehen bei allen irgend bodeats^dl **»
genossen, Hiero, Thero, Xenokrates, Thrasybolos, Cteemhalf
Sicilien, Arcesilaus in Cyrene^ Megakles in Athen p Diagans v
Vortrag über Pindar. 535
thodus, den Aleuaden in Thessalien, den vornehmsten geschlechtem
n Aegina, unter denen dasjenige des auch von Herodot erwähnten
uampon besonders zu nennen ist, weil in 3 öden N. Y, IsÜun. IV
md V von ihm besungen, alle diese bewarben sich eifrig um seine
puist und sein praeconium. doch wissen wir im ganzen wenig von
Minem leben, welcher unterschied mit unserer litterarischen tradi-
tton! wir können Schiller und Goethe woche für woche, ja tag für
teg verfolgen, während uns niemand belehrt über die entwicklung
4m inneren wie künstlerischen lebens von Pindar und über das ein-
wirken seiner Schicksale und erfahrungen auf sein dichten, nur aus
leinen werken , von denen vielleicht kein zehntel uns geblieben ist»
kSunen wir versuchen Schlüsse zu ziehen und mit hülfe einiger
ihronologischen daten, namentlich für die olympischen öden es
wigen, die stufen nachzuweisen, auf denen er nach und nach den
noith seiner dichterischen grösze erstieg, und auch die spuren des
ladilassens seiner kraft und energie hier und da wahrnehmen, für
beides hat die neueste darstellung Pindars yon L. Schmidt das
iciste geleistet: früher war man versucht, die sämtlichen gedichte
les Ijrikers als erzeugnisse von gleichem werthe anzusehen, von
Betern standpuncte aus, welchen die beurteilung des Pindar jetzt
txeicht hat, wollen wir einen rückblick auf die zeiten werfen, wo
■in sich mit dem dichter eifrig beschäftigte, aber nur allmählich
br bedingungen eines wahren Verständnisses und künstlerischen
fBnusses seiner werke herr wurde, vieles läszt sich sagen von dem
«rdienste der Alexandriner um die interpretation im einzelnen^
jeht so von ihrer auffassung des poetischen Stiles und der organi-
lüon der öden, bemerkenswerth ist, dasz auch der stoiker Chry-
ippus, ein Zeitgenosse des bedeutendsten alexandrinischen kritikers
kiiitarch, den Pindar commentierte ; dann dessen gegner Krates
Ml Mallos, welcher als der erste grammatiker, den Born kennen
nte, in der geschichte der philologie eine wichtige stelle ein-
immU aus dem bis dahin geleisteten bildete der mann mit den.
kirnen eingeweiden, Didymus, einen neuen commentar, welcher den
■I erhaltenen scholien zu gründe liegt, hierauf haben wir nun von
In lesem Pindars zu sprechen , vor allem von der bewunderungs-
llDen Schilderung des Horaz; von Plutarch, welcher seinem lands-
Kn ein sehr reges interesse zuwandte und in einem leider ver-
nen buche über Deiphantus und Pindar eigens von ihm handelte;
Mi Pausanias , der seiner in der periegese gedenkt , von Apollonius
md Herodianus, von Aristides, Lucian, Philostrat, Athenäus, den
drcbenvätem Clemens Alex, und Origenes, dann Libanius und
hlianus, endlich Stobäus. diese alle und noch andere autoren, die
I nennen zu weit führen raüste, gedenken des Pindar oft und gem^
kden ersten byzantinischen Jahrhunderten tritt stillschweigen ein.
kotius, der freilich mehr auf prot^aiker achtete, gedenkt keiner
todschrift von ihm im myriobiblon, und so alte handschriften wie
In Aeschylus, Sophokles und Aristophanes existieren nicht von.
536 Vortrag über Pindar.
Pindar. der erste Byzantiner, welcher sich so riel wir wiasei
annahm, ist Eostathius, von seinen scholien blieb die eia
gerettet, merkwürdig ist in diesem prooemiom die ahniuii
bezttglichkeit der sogenannten parekbasen, d. h. digresBionan
person des Siegers, er findet, dasz dieser mit der abaohweifiu
gar nicht in Verbindung stehe und er nur dadnrcli geehrt
dasz ihn der gesang auf gleiches niveau mit den groeien gc
der heroenweit hebe, bald dasz eine verschmelznng und verf^
mit dem preis des gekrönten Wettkämpfers wirklieh etatthih
durch den genealogischen Zusammenhang, oder durch die im i
oder in der geschichte erscheinenden und jetzt von den siegi
folgten Yorbüder, oder indem eine hervortretende gnome i
besungenen Zeitgenossen und an den beiden der Toneit verai
licht wird, diese sfttze waren den philologen der renaissanoe
durch eigenes nachdenken noch aus einer ihnen bekannt gewc
Überlieferung gegenwärtig, die ausgaben des Aldne in Venec
des Kallierges in Rom eröfiheten ihnen eine nene weit, in de
schauen schwelgend sie doch weit entfernt waren, den ide
dieser dichtungen zu begreifen und ihre eigentliehe bedent
fassen, es genügte ihnen, die bestandteile, die ihrem blic!
zunächst darboten, die erzählenden und gnomisdien perti
einzelnen in betracht zu ziehen, und* vorzüglich sagten iln
prächtigen, vom edelsten religiösen und sitflidhen geiste
drungenen denksprüche zu , welche in jener wemger das Sstli
als das ethische würdigenden zeit das wesentlichste eigebi
poesie Pindars zu enthalten schienen. Melanchthon madit dii
lische anwendung derselben in einem gedichte , welches seine
nischen Übersetzung beigefügt ist, zum hauptzweck ihrer 1
auffallender ist, was er von dem historischen werttie vidi
sagt: quae canunt regum memoranda facta litteris nnllis alüs
ähnlich spricht sich Caspar Peucer, Melanchthons sohwiegem
der vorrede der Übersetzung Melanchthons ans, welche n(
lebzeiten desselben 1558 in Basel, nach seinem tode 1568 in^
borg herauskam : legatur Pindarus propter veterem hietorian
sertim cum multa narret, quae nuspiam alibi exstant. dodi i
hinzu : historiis vero intexit ubique gravissima praeeept| UMi
femer, dasz magis penetrant in animos talia scripta, in
dulcissime mixta sunt historiis praecepta: qnod onm in Pii
carminibus splendidissime et suavissime fiat, nihil dnlHom est
lectionem bonis naturis valde prodesse. die eigentliche bestu
der Siegeslieder verkennt er ganz und gar, wenn er sagt: vi
Pindarum sumpta occasione ex urbis aut &miliae alicnins
relicto humili argumento velut evolantem in sublimem aeC
regionem laetissimo cantu veteres historias celebrare. S
scheint mit mehr poetischem sinn den Pindar geleseii zn hab
anfang des folgenden Jahrhunderts arbeitete Firasmas Scfami
gleich Professor der mathematik und griech. spr^die in Witti
Vortrag über Pindar. 88T
ienstlicher weise als kritiker und ex^[et Pindars und sein
itar ist noch hente beachtenswerth. verfehlt aber mnsz die
de vorausgehende Synopsis dispositionis heisxen, ihre ein-
in exordinm, propositio, confirmatio, digpressio, regreesio,
8 macht aus dem siegeslied eine panegyrische rMe imd serlegt
ganze dichtung in alle teile, ja teilehen, vermag aber nidht
lere band aufzuzeigen , welches sie zosammenhttlt. indem or
ression freilich nach dem vorgange griechischer erklirer als
; überall beliebtes abschweifen vom eigentlichen objeot be-
:, bleiben seine leser unbekannt mit der wirkliohen anläge
jfes&nge. Gerhard Yossius ist Schmidt in seiner poötik ge*
^enn er behauptet: ordinem in vario argumento magis regit
I poetae quam anxia artis cura; itaque ooncessum etiam est
ab uno ad aliud devolare argumentum — fit hoc apnd Pin*
saepe — per digressionem : erebo in amoena qnaedam vireta
nir. Pindarus und viele philologen waren damals derselben
g. es mag hinreichen, Bobert Lowth zn nennen, weldier in
werke praelectiones de sacra poesi Hebfaeoruni 1768 anlaes
nnen blick auf Pindars digressionen zu werfen und ihn wegen
3 an Zusammenhang zu tadeln , welchen nur die dürftigkeit
[enstandes entschuldige, einer besseren ansieht darüber be-
wir nun meines wissens zuerst bei Johann Gottlob Ekhneider
sm 1774 zu Straszburg erschienenen ^versuch über Pindars
nd Schriften'. Heyne, obgleich er den dichter in den ejUns
ischer Vorlesungen eingeführt hat (die nttohsten vorginger
B Oxonienses West und Welsted 1697} und 1778 eine da-
rdienstliche ausgäbe besorgte, beobachtet dodi über die an-
r ode ein tiefes stillschweigen, hier gieng der sehüler über
rer hinaus , er entdeckte, um mich seiner werte zn bedienen,
llkommenen bau und die Schönheit an dem kürper der öden',
man bis dahin 'blosz aus den SchmidtMhen skeleten* be-
. Schneiders verdienst ist durch den anfeatai von Friedridi
über Pindar, erschienen 1792 in den nachtrügen in Siilien
oner theorie der schOnen künste I 1, 49 — 76 etwaa in
I gestellt worden, da Jacobs denselben Inhalt inlsslNvever
iederholt. beide beschrSnken übrigens ihre anerkennung des
I durch manche nach unseren heutigen bcfgriffsn nngegtüa-
BStellung, erlSutem auch zu wenig die wahiheit ihrer anaidit
gedichten selbst, weniger den Organismus derselben als ihre
he und rhythmische Schönheit hob Wilhelm v. Humboldt her-
Icher als junger mann zu derselben zeit wie Jacobs eifHg Pindar
ie und von einigen öden sehr dankenswerthe Übersetzungen
, er sagt unter anderm : 'es ist nicht Pindars absieht, in dem
des hörers durch ein durchgeführtes thema ein bestimmtes
fege zu macheu, es ist ihm genug, ihn durch mehrere ein-
HDSze und glJinzende bilder, durch tiefe und gedankenreiche
ftu den empßndungen der grösze und erhabenheit überhaupt
ik f. phil. u. p.a. ü. aht. lbT5. hfl. 11. 86
I
538 Vortrag über Pindar.
zu stimmen, welche die feier eines sieges in den grossen spielan for-
derte, imd die durch den bei£EÜl der znjauchsenden menge, dank
das ehrwürdige alter der feier, endlich durch masik und tau la
mächtig unterstützt wurden.' und an einer andern stelle legi er
dem Tindar und Aeschjlus vorzugsweise die gäbe bei mit dv
grOsten bestimmtheit auftretende gestalten su schadOFen, mdir eiBMli
als in enger Verbindung, mehr ruhig als in zu reger bewegug, aa
dasz vor der einbildungakraft gewissermaszen eine verluBdiqg
musikalischer und plastischer eindrücke entstehe.' er bemerkt, *k
diesem sinne könne man wol bestreiten , was Pindar von rioh nt*
sage , er sei kein bildner auf festem fuszgestell weilende gebiUs n
machen'.
Mit tieferer imd wärmerer empfindung als Jacobe OAdgitamr
anerkennung der dichterischen eixiheit jener schOpfnngen wig Hn^
boldt blickte Thiersch auf die Verflechtung von vef^gangenhflit nd
gegen wart, von überirdischem und menschlichem in 6inen kxau im
ruhmes , die durch ihre geschlossenheit erst das enkominm mid cp-
nikium ausbildet, er hob die Wichtigkeit des mytfane und MJMT
verklärten gestalten, welche einer grauen vorzeit angehUrig doA
für stammverwandt mit den Zeitgenossen galten, hervor, de»
ungeachtet konnte er sich nicht von der Vorstellung gani 1offf»^fl^—i
dasz manchmal nur zufällige umstände und gedenken nur «nftiah»*
eines mythus gefllhrt hätten, es blieb also Dissen vorbdialtoB, d»
zweckmäszigkeit und bezüglichkeit der gewählten sagen fUr nm
nirgends fehlende eigentümlichkeit der epinikien zu erkllnn nl
als solche zu erweisen, dasz ihm diese schöne aufgäbe m Itaa gi-
glückt «ei , behaupteten seiner zeit die sehr günstigen kritikM fiia
Welcker und von Boeckh, auf dessen historischen f orsclnuigCB aa
groszer teil der Übersichten Dissens beruht, so anerkenneasMft
nun auch das bestreben dieses eifrigen und begeisterten engsiw
war , den Zusammenhang der Pindarischen gesänge anfsuheDfla vi
damit uns in stand zu setzen , sie mit ähnlichen gefDUen md Öl-
drücken auf uns wirken zu lassen wie auf die ereten niliOrsr, it
läszt sich doch nicht leugnen , dasz das emsige beeireben fUr iDm
eine erklärung zu geben, ja zu erfinden, DisiBcn h&nfig auf ali«V
gelockt hat und die methode , allgemeine begriffe von glOek wi
tugend als leitende puncto des ideenganges überall xa snbetitaiBVi
eher für die analyse einer lobrede als die eines preisgediditei pMlIr
dessen Wirkung aus der individuellsten haltung groesartiger ikihi
und Verhältnisse hervorgeht, diese Schattenseite von Dimsm d>^
Stellung ist denn auch von den eben genannten beartflikn inK
übersehen worden, sie haben sich aber nicht damit begnügt, i>>*
hypothesen zu bestreiten , sondern auch einfachere und der po^
sehen ausführung entsprechendere grundlagen einiger SMgeÄl^
nachgewiesen, darin sind noch andere wie Gottfried HermaBB (dNe*
falls recensent von Dissens Pindar, aber minder gt g wie Wakb^
geneigt), Rauchenstein, Ernst von Leutsch, Th. Mommeen aaflb 9^
Vortrag über Pindar. 689
t benehnng auf einzelne öden gefolgt, jetzt hat L. Sehmidt die
rgebniase seines Vorgängers einer ToUstftndigen und durebgraifen-
m prttfung unterzogen und eigene gegründetere aoffassongen oft
i die stelle gesetzt.
Pindar besasz die kunst, in der Situation der gefeierten Sieger
M eigentümliche zu entdecken, welches sie in bwiehung braefate
1 einer entsprechenden in der durch die sage ▼erklirten heroischen
Mneit, in welcher noch die gOtter mit den menschen in firennd-
diem verkehr standen, diese erhebung der heitern und glSasenden
Bgenwart zu der in idealem sinne angeschauten vei^gangenheit ist
n grundzng, der in dem uns noch erhaltenen reste Pindariseher
Msie, die epinikien auf die sieger in Olympia, Delphi, Nemea und
if dem Isthmus durchzieht, das gefühl, sich lu jener hübe empor-
Bfaragen zu wissen, war in den äugen der so geehrten das be-
Ifickendste, was sie in dieser weit erreichen konnten und die er-
dtnng ihres ruhmes als Olympioniken und pythioniken, nemeoniken
id isthmioniken durch die preislieder ihnen die wichtigste an-
ilegenheit. vielleicht hat dies vorzüglich dazu beigetragen, daai
ieser teil von Pindars werken nicht mit den übrigen untei^gegangen
i, die für uns als Schöpfungen von aUgemeinerem und mehr un-
ittelbarem interesse noch höheren werth haben nrasten, besonders
nie hymnen, skolien, dithyramben und fhrani. von dem hin-
iszenden schwung, dem göttlichen enthusiasmus Pindars, den
ioraz rühmt, gibt wenigstens das Ittngere dithyrambenfiragment
me besonders klare Vorstellung, das siegeslied mag v<m den
iheren lyrikem mehr mit beziehung auf die Personalien des da*
tfch gepriesenen individuums, auf seine fiunilie, seinen stamm, der
ismöglich bis zu der mythischen periode zurOckgeftlhrt wurde, ge-
Uitet worden sein , und noch Simonides schemt dieses verfahran
fobachtet zu haben. Pindars fortschritt bestand, wenn man jene
Mahme hinsichtlich der vorgünger fassen darf, in einer innigeren
■knüpfnng des jüngst erlimgten ruhmes mit dem liogst gekaan-
ü des hauses, geschlechtes und Staates, so dass der glans des neuen
Ufes heller leuchtete durch die glorie, welche einst die ahnen
likrahlte und diese gleichÜEdls su firischem lichte belebte durch
|ii preis der feurig nachstrebenden gegenwart es ist nun ein
lisentlicher vorzug der griechischen poesie überhaupt^ dau aie iidt
if eine einheimische mythologie stützen kann, welche für sie
rineswegs zur antiquität geworden ist, wie das schon von der
huschen sage und von unserer deutschen gilt, die Zeitgenossen
iiss Pindar und Aescfaylus wenigstens glaubten noch an die wahr-
iit jener traditionen , sie sehen darin keine fingierte grundlage der
hhterischen phantasie; daher diente auch der griechische Sänger
hki blosz der Unterhaltung und ergötzung seines publicums, er
ttkie auch auf sein gefÜhl, das er mächtig hob und zu den edelsten
Hichen regungen steigert, denn diese gründeten sich auf die
tensten und ergreifendsten anschauungen. das ethische und pla-
S6*
k
540 Vortrag über Pindar.
stische element der dichtung Pindars wird aber, wie HnmboUt
richtig empfand, wirkungsvoll nnterattttit durch die kraft dei
rhythmas, dessen gestalt allen sprttchen und aohildenmgaii jodv
betrachtung und jedem bilde sein besonderes oolorit gibt muitiMr
jeden gesang den nur ihm eigenen ton, die nur ihm eigene stimmiiig
verbreitet, man möchte gern wissen, wie weit Hnmboldt gelaigt
war in erforschung der metrik Pindars, als er in dem eingaognr
Übersetzung der vier Pjthia folgendes schrieb: *mieh über me aidi-
bildung der lyrischen silbenmasze der Griechen im deatadMi ge-
nauer zu erklären, verspare ich, bis ich, wie iqh bald hofle, ia
stände bin, über die Pindarisohen silbenmasie selbst reohflBiflhft
abzulegen, eine arbeit, die um so notwendiger ist, als gendidi»
neuesten und berühmtesten herausgeber des Pindar sie lom neht
geringen nachteil der genaueren kritischen behandlung des diflUsn
so gut wie gänzlich vernachlässigt haben', dies schrieb er m
december 1795 in der neuen deutschen monatsschrift von Genli nad
ein halbes jähr vorher an F. A. Wolf: 'ich vrill jetit vollstiwHgi
aber so kurz als möglich meine grundsätze über Pindars mefcnknii
über die art, wie er in dieser rücksicht emendiert werden mnsi, snf-
stellen'. an denselben schreibt er 28 november 1795 mit basNhni
auf die berühmtesten herausgeber Pindars: 'Heyne konnte iehiMh
nicht umhin bei gelegenheit der silbenmasze und meiner vonilMihs
dazu eins gelegentlich abzugeben, obgleich ich ihn nicht gOMUft
habe', diesen ausfall, der übrigens ganz gerecht ist, h&tte eriAfli
5 Januar 1796 um alles in der weit zurücUaufen mQgen« wie giw
seine berechtigung zu einem so strengen urteil war, kfiBBM vir
nicht wissen, da er seinen Vorsatz nicht ausgeführt hat. im te
älteren ausgaben finden wir allerdings die Strophen in fids V-
rhythmische glieder geteilt; oft sind, wie in einem kaleidesknp fc
verschiedensten unter einander heterogensten metrs sosamMi^
geworfen, welche das gefühl der einheit und hamumie duich*
nicht aufkommen lassen, dies gründet sich auf die grille dsr gBi^
matiker überall viersilbige füsze zu finden, sogenannte ^pn^^
antispasten, Choriamben, ioniker, epitrite, paeone von mandMAi
formen, wo die reihe durch hiatus und ancipität einer ailbe la flüta
schien, ehe die letzte syzygie geschlossen war, wurde kataleiaoto
gar brachykatalexe statuiert, bisweilen gieng man aaöh IQI|^
darüber weg. Gottfried Hermann tilgte in seiner wichtigMl M*"
mentatio de metris Pindari viele übelstände der alten abteämgii'
stellte eine menge verse in ihrer eigentlichen form und auadshtfV
her, da er aber die norm nicht gelten liesz, dass jeder WS iNi
Pindar mit einem wortausgang schlieszen, also versmidA ond «sp-
ende immer zusammenfallen müsse, gelang es ihm nickt, fltav
mit gleicher Sicherheit zu verfahren, er gab dem Pindar ilfft*
men, die dieser nicht anwandte und liesz namentlich anakiv*
von iamben und anapästen in der mitte der verse zu, wekhstf*
sorgfältigere betrachtung ausschlieszen muste. Boeckh hat das f
* Vortrag «ber Pindar. Ml
entt, jenes princip aiifgestellt, erident durchgeftthrt und dadoreh
B Pmdariache metrik im ganzen und groaien fixiert zn haben, die
rophen nnd epoden sind von ihm mit sehr wenigen ausnahmen
dier geordnet, wir finden in seinem text weit Ungwe Terse als
i Hermann oder gar Heyne und dessen sftmtlichen vorgftngenu
rgebens hat man sich gegen diese formen aufgelehnt, sie ergaben
ah in folge der von den alten überlieferten regel ans der wort-
"eehung. wo diese auch nur an einer stelle in den Strophen, a&ti-
rophen und epoden eintritt, musz man die verknflpfiuig der ein-
Inen rhythmischen glieder zu einem ganzen Toraussetzen. es ge-
igte aber nicht , diese Zusammensetzungen von 2, 3, 4, 5 gliedern
1 einer periode, die man unter dem namen eines yerses, eines
iehos nur in uneigentlichem sinne begreifen konnte, man muste
ahmehmen, wie die kola bei Pindar nicht weniger wie bei andern
rrikem in einer symmetrischen folge zu einander stehen, dasz die
nhythmie bei ihm wie bei den ttbrigen lyrikem darin liegt, dasz
lieder von gleicher grösze in einer bestimmten anzahl einauder ent-
peehen müssen, und dies entweder so geschieht, dasz dieselben
lUen unmittelbar auf einander folgen in stichischer, distichisöher,
riitichischer usw. aufistellung oder ein centrum einsdblieszen, welches
b isoliertes kolon ist oder ein wiederholtes, meeodisch oder palino-
Bieh. das ensemble solcher perioden erstreckt sich einige male über
[iBze Strophen, abgerechnet den ersten (proodos) oder letzten Ten
j^odos) und nimmt demnach eine ^iel grOszere ausdehnung ein als
•e von vielen leuten perhorrescierten langen verse, für die man
■krzhaft behauptete , dasz ein anderes format der bflcher nOtig
Pürde. ich schreibe sie gewöhnlich auf die rftnder eines doctor-
Ifloms als des bequemsten materials. dasz Boeckh nun diese sym-
Istrie mit seinem scharf beobachtenden geiste nicht wahrnahm,
■det seine erklftrung in einigen vorurteiltti, die er nicht ablegen
Poehte, wie wenn er den einzelnen daktylischfioi fasz für eine rhyth-
liiehe grösze von zwei trochften erklftrte statt von einem nur und
dreizeitige Iftnge nicht gelten liesz, ohne die man in der messung
Pindarischen perioden nicht zurecht kOmmL das Terdienst^
Symmetrie nachgewiesen und aus den alten riiythmikem
idert zu haben, gebührt Wes^hal und Boesbach.
f Man wird bei vergleichung dessen, was auf diesem fdde bis
fpttfried Hermann die philologen wüsten, und dessen, was heute
irtBteht, einen allgemeinen unterschied wahrnehmen, dort in jeder
ift mehrere falsch abgeteilte glieder , indem es überhaupt für rich-
fB messung an einem regulativ fehlte, hier der complez eines
Koszartigen strophenbaues. die strophe föllt, wie gesagt, nicht
Iken mit dem einen System zusammen oder zerfällt in zwei, in
ili, sehr selten in vier perioden , die mitunter in einander über-
pifen und sich in einander verschlingen, es ist darum der cha-
jkter der Pindariscben dichtung nicht blosz ein plastischer, sondern
pb architektonischer, nur von dieser architektonik ausgehend
I
542 G. Biedermann: lateinisches elementarbucfaf
kann man die ausdehnung der einzelnen teile richtig besümineii, ns
also auch richtig definieren, was durch glficklichen takt Hennau
und in höherem grade Boeckh gelungen ist. der dialekt, den Pindv
in seiner dichtung anwandte, ist ein ans epischen, dorischen md
Solischen formen mit feiner auswahl gemischter, die loliamen «^
lehnt er meistens der delphischen spräche, also auch in diesem n
der heiligen Pjtho treu, dem vorbilde des eben&Ue bOotiadkn
dichters Hesiod.
Heidelberg. L. Eatsib. t
47.
Lateinisches eleicentabbuch für die erste klassb der iJLTta*
SCHULE (sexta) VON GsoRa Biedermann. Mfiiiohen,Th6odK
Ackermami. 1876. VII u. 136 8. 8.
Erst durch die neue Schulordnung vom 20n augost 1874 Uni
die bayerischen gjmnasien einen neunjährigen corsos statt dei Kl
dahin achtjährigen erhalten und hiermit zugleich die verpflieUiil
überkommen, auch in die elemente des lateinischen einnifUnii
während vorher schon beim eintritt in die unterste dlasse eiiff
Studienanstalt die kenntnis der anfangsgründe der lateimidA
spräche vorausgesetzt worden war. in folge dieser nmgestdtiiif
erschienen nach einander als lehrmittel für die unterste cUsse naht
dem bewährten büchlein von A. H. Hartwig das elementaihudi te
bekannten Verfassers einer verbreiteten schulgrammatik, L. S^gd-
mann, eigentlich eine Umarbeitung seines schon in vier aufUf**
ausgegebenen vorbereitungsunterrichts ; femer ein elementiriNidi
des deutsch-lateinischen Unterrichts von A. Brunner und J. KKn»
diesen reiht sich nun Biedermanns elementarbuch an, das dv*
selben zwecke wie das werkchen von Engelmann, aadi in dB*
lieber, doch nicht völlig gleicher anordnung des Stoffes verftlgt
grammatische Unterweisung und lexicalische belehmng gehen Uv
mit steten Übungen band in band; auf systematische darsteDnC
und Vollständigkeit wird aus praktischen gründen versiditet, ^
gegen auf Sparsamkeit und faszlichkeit der regeln besondfres gs*
wicht gelegt, nach einleitenden bemerkungen über ansspraekeai
Schreibung werden die declinationen der substantiva nnd a^eetiv*
so behandelt, dasz durch mitteilung weniger verbalformen sogieMk
die bildung kleiner Sätze möglich wird, hierauf wird die conjuptifl*
von esse und nach der comparation der adjectiva die erste wajjop'
tion im activum und passivum abgehandelt, den schlnss bOdfla^i*
grund- und Ordnungszahlen bis mille, die pr&positionoi, endfidiA
personalen und possesiven pronomina , die demonstraÜTa hie, Oki '
und das relativum. im anhange sind einige zusammenhangende kl^
stücke zum übersetzen ins deutsche mitgeteilt, die bei BmOBff'
Kraus behandelten adverbia übergeht Biedermann , ebenso die ^
Engelmann aufgenommenen deponentia der ersten ooigngatioii; ^
gegen hat Engelmann die demonstrativen und relativen proWHWi^
R. Hofinann: BchalbibeL 648
Aggeachlossen. ein Wörterverzeichnis hat Biedermann im gegen-
Uie zu den anderen genannten verfiissem seinem buche mit rocht
ieht angehftngt, da bei der ttbersichtlichen znsammenstellang der
ocabeln kein bedtUfais vorliegt und da die sichere einprSgnng der
rOrter gewis gefördert wird, wenn sie der schttler gerade da nach-
Bsehlagen^gezwungen ist, wo er ihnen zum ersten male begegnete.
m den gennsregeln ist nach F. Heerdegens verschlag im Nflm-
wrger gymnasialprogramm von 1873 wieder auf die alt^ reimverse
n abgekürzter gestalt zurückgegriffen worden, als ein glttcklicherer
priff erscheint es, wenn die regeln Ober die ausspräche in der ratio-
nellen, jüngst von A. Spengel in den Sitzungsberichten der MOnche-
■er akademie vertretenen weise gegeben werden, die schroibung ist
digegen noch nicht durchaus nach den jetzt anerkannten normen
geregelt und es finden sich noch der buchstabe j, millia, auctumnus,
DanubiuB usw. in der fassung der rogeln war durch Engelmann
trefflich vorgearbeitet ; doch liesze sich manches wol noch präciser
(eben z. b. bezüglich der zweiten declination auf er. auch die ord-
•nng kann im einzelnen vielleicht noch gewinnen; stftnde z. b.
Ae^tus statt in § 12 erst in § 17, wo die regel durch aufnähme
im Begriffes ^Iftnder' ergänzt werden kann, so bedttrfte es keiner
msdracklichen angäbe des genus. in § 9 erscheint der begriff oon-
jigation gebraucht, ohne dasz er vorher erlftutert wftro. beilftufig
kemerkt erscheint hier die Schreibung mit c, wfthrend sonst koigu-
|ition geschi'ieben wird, so auch z. b. vocativ, wtfhrond sonst vokativ
Itoht. in § 15 tritt der begriff attribut auf, der auch dem schttler
Meh nicht erklärt ist. anderes dürfte gestrichen werden, weil es
tter die unterste stufe hinausgreift, z. b. § 16 die erwfthnung der
hai fero und gero zusammengesetzten' a^jectiva. solche und ver-
edle kleinigkeiten werden bei der benutzung des buches nodi
pkb^ich entdeckt werden, dasz sie der brauchbarkeit fllr die schule
|beh keinen einirag thun, zumal da sie bei einer neuen anflage leicht
)ert werden körmen, bedarf keiner weitem andeutung. auch
die vorzügliche ausstattung empfiehlt sich Biedennanns buch,
wir die anerkennung recht vieler lehrer der untersten olassen
ischen.
MöNNERSTADT. EmMunou
48.
f- SCHÜLBIBEL.
llBLISCHE GESCHICHTE UND LEHRE IN URKUNDLICHEM WORT FÜR
DIR HÖHEREN ABTEILUNQBN DER EVANOELI80HBN SCHULE BE-
' ARBEITET VON DR. RuDOLPH HOFMANN, ORD. PROFESSOR
DER THEOLOGIE UND DIRECTOR DES KATECHET. UND pIdAOOG.
" SEMINARS AN DER UNIVERSITÄT ZU LEIPZIG. Dresden, C.C.Mein-
; hold und söhne. 1875.
Lln anbetracht, dasz religiöse und kirchliche fragen dermalen in
Vordergrund des öffentlichen lebens getreten sind, darf die an^
t
544 R. Hofmann : schulbibeL
zeige und besprecbung dieses buches in keinem blatte fehlen,, du
irgendwie mit den angelegenheiten von schule, kirche and aiait^
theologie und bibelwissenschaft sich beschäftigt, wie denn audib»*
reits vor geraumer zeit die Augsb. allg. ztg. (8 april 1875 nr. 98 befl.)
einen eingehenden und im wesentlichen zustimmenden bericht dv-
über erstattet hat. nirgends aber darf dies weniger untexfaleiben, ab
in unsem Jahrbüchern, denn wäre auch die frage, ob für die em*
gelische Volksschule eine schulbibel mehr und mehrniiAbireialieh«
bedürfnis sei, nicht so entschieden zu bejahen, als dies von dem Ta^
fasser mit guten gründen geschieht ; hinsichtlich deijenigen sohalfliv
deren lehrer den grösten leserkreis dieser blätter bild^, stdiici
jedem einsichtigen jedenfalls fest, dasz zu gründlicher nntörweinm
in bibelkunde und christlicher religion ein solches lehnnittel etw»
höchst notwendiges, darum längst gewünschtes, und eine gedifgvi
bearbeitung dess<^lben hoch willkommen ist.
Zur begründung des eben gesagten möge es mir geeiattet
an diesem orte die Sätze zu wiederholen, mit denen ich in
anfsätzen ^über den religionsunterricht in evangelisclien schnlen nf
der schule des obergymnasiums' im Württemberg, oorrespondan*
blatt 1873 s. 175 ff. meinen, durch vielj&hrige er&hnmg hen«^
gerufenen, gedanken und wünschen ausdruck gegeben habe. LuiÜMn
bibelübersetzung ist und bleibt natürlich nicht allein als fondgrabt
der religiösen kenntnisse von geschichte und lehre, sondern ragUA
als meisterwerk deutscher spräche das grundbuch auch dea gynnir
siums. dessenungeachtet haben wir an unserer dermaligen LuUmt-
bibel dasjenige mittel nicht, dessen wir für die an^bendesrBE-.
gionsunterrichts auf den obem stufen desselben bedflxfen, wM
anders dieselben in ihrer vollen bedeutsamkeit erfaait und difliff
gemäsz gelöst werden sollen, geben wir, wie als das eimig rioUigi
verlangt werden musz, um unsere schüler mit der bibliMhen xiK-
gionswelt nicht blosz bekannt, sondern vertraut zu maohen, gfbai
wir diesen von stunde zu stunde die abschnitte zum dnroUMi
teilweise zum auswendiglernen an, aus denen sie mit selbstliidjgaB
nachdenken den geschichtlichen oder lehrhaften Stoff schöpfen toDoi
und können ; so begegnen wir Schwierigkeiten und bedenkm itf^
schiedener art. dieselben haben nach uraltem herkommen die voll-
ständige bibel im unveränderten Luthertext in bänden, das bt tt
viel und zu wenig, denn es ist ein offenes geheimnis, das zwtreiir
zelne pädagogen und namentlich theologen in abrede siefaen, aadtft
aber, und wol die meisten erzieher, schulmänner und ^ttesgdflhii
mit den überzeugendsten gründen als unzweifelhafte walnlMttil
sich tragen und aussprechen , d&sz im alten testament eine beMdt*.
liehe anzahl höchst verfönglicher abschnitte sich findet, die,
sie von der Jugend in der schule und vollends zu hanse gelesSB
den , das sittliche Schamgefühl verletzen und der phantasie f erdor^
liebe nahrung zuführen, wiederum enthalten d' e bflcher aicki
wenige stücke genealogischen, statistischen, levi' [sehen inbiH^
R. Hofmann: schalbibeL 545
dclie zwar für den gelehrten bibelforscher sehr frerthyoll, aber
r die schule auch auf der stufe des gymnasiums völlig entbehrlich
id. selbst von einigen lehrbüchem ist der volle umfisng nicht
Idachterdings notwendig, doch mOge immerhin der ganze psalter,
ie Propheten und das ganze buch dei; spräche, ohnehin auch Hiob,
•nchem erwünscht sein, yieles von den geechichtsbttchem bleibt
me allen schaden in der schule unbenutzt und ungelesen. anderer-
ita ist in den psahnen. Hieb, propheten notonsdh die Lutherbibel
i sehr vielen stellen teils unverständlich und in betreff des sinns
r einzelnen worte, besonders aber des Zusammenhangs, irreleitend,
als gibt sie den urtext entschieden falsch und schief wieder, ftlr
ihrer und schüler, für den Unterricht überhaupt, ist dies ein mis-
bnd, der bei der verfügbaren zeit von zwei woohenstunden die
rirklich nutzbringende behandlung und verwerthung der bibel
ahau unmöglich macht und vorerst als unerreichbares ideal er-
dbeinen iSszt wenn es unumgänglich notwendig ist, vornweg die
fadach berichtenden abschnitte der bibel der vorbereitenden privat-
Ntflre der schüler zu überlassen, und dieser stoff sodann in der
ikntnnde nur repetitorisch abgefragt wird, so ist hier schon, noch
Mhr aber bei den lehrbüchem, eine abhSlfe dringenderes bedürfiiia,
h die beseitigung schlechter teztausgaben griechischer und rümi-
Aer classiker. der religionsunterricht des gymnasiums kann seiner
■ilsabe, wie sie die heutige evangel. kirche und biblische wissen-
Aaft stellen musz, so lange nicht vollkommen gerecht werden, bis
tals absolut unentbehrliche lehrmittel eine dem dermaligen stand
dinge entsprechende schulbibel zur verfDgung steht.
1 Eine solche schulbibel musz von der Lutherbibel auf der einen
IJte alles, was darin zu viel ist, ausmerzen, teilweise durch zusam«
ide summarien ersetzen, auf der andern das, was jene zu
hat, ergänzen, die ergänzung kann aber auf zweierlei weise
ten, entweder in der art der von Meyerschen-Stierschen be-
Inng, so dasz der Luthertext im ganzen, etwa auf gmnd der
iwärtig in der arbeit begriffenen revision der Cansteinschen
— diesem seit zwölf jähren fortgehenden, nunmehr auch auf
alte testament sich ausdehnenden denkmal dentscfa-evangeliseher
und sorge für unser Lutherwerk — unverändert stehen bleibti
aber mit etwas freierer Stellung gegenüber dem herkSmmliohen
im letzteren falle wäre jedoch ein weit engeres anschliessen
ir geboten, als die an sich treffliche Bunsensche bearbeitung
Iftreist, d. h. der Luthertext müste ganz unangetastet stehen blei-
p, auszer wo er entschieden falsch ist oder schiefes bietet; auch
wo geändert würde, dies in der pietät- und stilvollen weise zu
dehen, wie man heutzutage unsere gothischen bau werke des
ilalters restauriert, die vielen stellen alten und neuen testa-
welche als geflügelte worte der bibel in der Lutherschen
lg durch Spruch- oder liturgische bücher oder herkommen
evangelischen volke, selbst unsern weltlichen schriftsteilem.
t
646 R. Hofmann: sdiiilbibeL
theuer und geläufig sind , müsten sogar dann unverftnäert bekam
werden , wenn daran durch leichte ändemng etwas zn besaeni wto
solche Sprüche z. b. ^Christum lieb haben ist besser, denn aDai
wissen' lieszen sich ja durch kleingedmckte anmerknngen bmb-
tigen. das gleiche könnte geschehen mit abschnitten, weMwdiB
kritik entschieden verurteilt hat, die aber dennoch nidit gaoi «i|-
fallen dürften, z. b. die geschichte von der ehebrecherinJoh. 7,58 i
weitere erklärende bemerkungen können dabei wol entbehrt werda;
eher wären sehr genau revidierte inhaltsangaben der eimelpw ik
schnitte des textes am platze, ebenso wie andere angelegeahflitai
der gymnasien im deutschen reich derzeit zum zweck einhflidkhff
einricbtungen geordnet werden, ist es notwendig nnd thnnlieh, te
auch die Zersplitterung des religionsunterrichts in nnseren mitU*
schulen (gymnasien) ernstlich ins äuge gefaszt nnd die nlttjga
schritte gethan werden, um die bei aller Freiheit aocb hier eitolr
liehe einheit anzubahnen, der erste schritt dieser art ist aberinflna
erachtens die herstellung einer guten schulbibel. eine lolebe iolili
aber das gemeinsame werk der kirche und schule sein, wihncUfr
lieh ein besseres werk, als wenn die erstere die letxtere nor ebna
bevormunden und über gebühr zu beherschen oder diese von te
kirche sich zu emancipieren und derselben widerpart zn haltoit^
müht ist.
Es wäre in der that unbescheiden gewesMi, diese vor
drei jähren geschriebenen , der Schulpraxis entsprossenen _
hier in solcher ausführlichkeit zu wiederholen, wenn damit ihM
zugleich der zweck erreicht wäre , im folgenden am so kflrnr all
zu können, hat sich ja dadurch in nngesuohter weise daigsAM^
wie überraschend grosz die Übereinstimmung in dieser augekftt
heit unter theologen und schulmännem entlegener MndsehiAn to
deutschen reichs ist. denn nicht allein im bewnstsein des
bedürfnisses einer schulbibel und in der begrttndnng de88elba^
auch hinsichtlich der art, wie demselben entsprochen werden iotti^
lautet die obige auseinandersetzung vielfach beinahe bis anb mit
hinaus gleich mit dem ^Vorwort für lehrer nnd erzieher*, die Si ^
— XVI die herausgäbe der vorliegenden schulbibel nnd densg»*
staltung in überzeugender weise rechtfertigt, so ist denn dv Be-
richterstatter wie der leser aller weiteren darlegnng des mitte
Verfasser im erfreulichsten einklang stehenden nrteib ii iB*
wesentlichen puncten überhoben, und der weitere teil dieser
kann sich darauf beschränken, einerseits in kurzem abrisi die
tümlichkeiten der gebotenen gäbe zu kennzeichnen, sn sagSb,
der verf. in dieser schulbibel nach inhalt , umfang nnd tona
und was er damit bezweckt, andererseits durch offene mittwim
dessen , was an dem buch minder befriedigend und einer
rung bedürftig erscheint, nach kräften einiges dain beizntngieB, m
dasz eine neue umgearbeitete ausgäbe, die wol nicht lange WBti^
sich warten lassen , zu einem tioch vollkommeneren banstein
B. Hofmann: schulbibeL 547
Ür den neubau unserer theuren evangelischen kircbe, den jeder
^abensfreudige sobn derselben mit Zuversicht hofft und anstrebt,
md dessen fundamente da und dort bereits zu tage treten, worin
Hr besteht, kann hier selbstverständlich nicht erörtert werden.
lieaer und jener wink im nachfolgenden dürfte jedoch etliche für
jleiehgesinnte wohl verständliche andeutnngen enthalten.
Mit klarer einsieht in die läge der dinge legt der verf. in sei-»
Dem Vorwort dar, dasz und warum ein bloszer bibelanszug der evan-
gelischen Christenheit , die mit den reformatoren darin eins ist und
Ueibt, dasz die ganze bibel quelle und norm des religiössittlichen
glaubens und lebens ist, nicht genüge, sie verlangt auch für die
■ehnle eine bibel , deren erstes es sein musz , durchaus nichts vom
wesentlichen inhalt des bibelworts auszulassen und auch von der
Lntherbibel möglichst viel zu behalten, neben diesem conservativen
Interesse hat aber andererseits die rücksicht auf wirklich berechtigte
ibrderungen der gegenwart herzugehen , wonach beim gebrauch der
Inbel zur Unterweisung der Jugend nicht alles, was in diesen heiligen
vkunden enthalten ist, beibehalten werden darf, sondern das eine
und andere , was offenbar nicht für kinder geschrieben ist und nicht
Ar sie taugt , weggelassen werden musz. — Läszt man die von so
^len Seiten und mit guten gründen vorgebrachten bedenken in
leireff mancher sittlich und ästhetisch anstöszigen stellen des alten
lestaments fortwährend unbeachtet und kommt nicht auch noch
4Bdem wohlbegründeten wünschen hinsichtlich der Verständlichkeit
Vid gesunden auffassung der bibel entgegen, so ist mit Sicherheit
"durauf zu rechnen , dasz das evangelische volk immer weniger nach
;Mner bibel fragt und dieselbe namentlich mehr und mehr aufhört,
r«im buch des hauses zu sein. — Demgemäsz musz eine bearbeitung
^kr bibel für die schule, eine schulbibel, geboten werden, welche
^esteils nichts von dem eigensten wesen der schrift nach inhalt
^irie nach form preisgibt, andern teils nichts enthält, was in der
Miale nicht lesbar ist.
I Gemäsz diesen grundsätzen und diesem zweck hat nun der
perf. in seiner schulbibel ausgelassen, was in das eigentliche
mbett der Offenbarungsgeschichte nicht gehört, somit — nichts
m neuen testament, wol aber vom alten gewisse, jedoch nicht
geschlechtsregister, rein jüdische gesetzesbestimmungen und die
krjphen, da sie das ansehen einer Offenbarungsurkunde nicht
nspruchen können; endlich einzelne bücher, welche denselben
lioff behandeln; hat in eins zuammengearbeitet, nicht blosz
fa zweite bis fünfte buch Moses, die bücher Samuels, die königs-
'%nd Chronikbücher, sondern auch die vier evangelien; hat offenbare
[Unrichtigkeiten der Lutherbibel beseitigt, und zwar im
en testament in genauem anschlusz an die principien und arbei-
der 'fast von der ganzen evangelischen kirche Deutschlands
uftragten commission', soweit dieselben bis jetzt gedruckt vor-
legen, nemlich in dem bereits fertigen neuen testament und in den
548 B. Hof mann: schuUnbel.
von prof. Biehm 1873 im auftrag der conferenE als probe
gegebenen büchem: Is buch Mose, psalter und Jcaia; liat
geradezu ausgeschlossen alle ttsthetisch-BitÜiek aastOengn«^
Zählungen des alten testaments; dagegen aber mehrere fllr diii«^
stSndnis wichtige zugaben eingeschaltet: teÜB einleifenb«^
iSuterungen, jedoch in möglichst engem rahmen, über dia geaeUehU
liehen verhttltnisse der biblischen bttcher, namen dar TiirfMMi,
kanon, text der Schriften, teils pragmatische ttberbliokei mfcii
über den geschichtsinhalt und lehi^ehalt der einselneB ofbnbtKfUft
Perioden licht geben.
In betreff der formalen seite hat er beibehalten das vAat
liehe wort und möglichst auch die äussere gestalt unserer faibd^
hingegen die bücher anders geordnet nach chronologis, uitk-
abfassung, beziehungsweise auch nach dem stofi^ z. b. die IdnUchV
und prophetischen bücher da eingereiht , wo sie geschichtlich ihft
stelle haben, auszer wo dies nicht thunlidi war, wie bei dem poHit
und den neutestamentlichen briefen. doch ist auch bei den leMeni^
wie bei Hieb u. a. die aufeinanderfolge der bücher gdadit
die einteilung hat die alte capitel- und versbeieichnmig B#<
beibehalten, auszer wo dies unbeschadet anderer rttcksiditeB
schehen konnte, bei dem psalter, den neutestamentlichen
und der Offenbarung des Johannes, die spräche ist die IiiiifaBi%
wie sie von der genannten conmiission mit aller Schonung das attV''
tümlichen kolorits revidiert worden ist, jedoch mit ansg
gebrauch der von derselben eingehaltenen grundsütse, indondii
heutigen feineren gefühle für das schickliche noch in
masze rechnung getragen wird.
Nach diesem mit sicherer band gezeichneten entwnzf
wir nun in dieser schulbibel ein sorgfältig und fleiszig dsnl^
geführtes werk gefertigt, dem die herzen vieler, die es mit
kirche und schule wohl meinen , zufallen werden, es ist ein
das in betracht der grösze der aufgäbe und soweit es aof den
warf möglich ist, im ganzen und in vielen wesentlichan
wohlgelungen heiszen kann , und -hir welches vor allem die
weit , und zwar vornehmlich die gelehrten* und realschnlan, äUkt
minder aber auch die lehrerseminarien und die sog. tffrhtnriwiBHt
aufrichtig dankbar zu sein alle Ursache haben.
Am würdigsten bethätigt sich aber dieser dank, gewis saah hl
sinne des verf., da er in löblicher bescheidenheit *ain i
demütigen und selbstverleugnenden liebe geschaffim haben will, db
im voraus darauf verzichtet, es allen recht zu machen*, doroh
liehe winke über etwaige Unebenheiten, lücken und mBagal des
mehr fertig vor uns stehenden gebäudes.
Die ausstellungen , die ich einzig mit der oben
absieht zu machen mir erlaube, lassen sich unter die Deidan
puncte befassen: die schranken, welche eine schnlhibd
R. Hofmann : schulbibel. 549
Igen wart sich zu stecken hat, sollten mit rücksicht auf die natur
(T Sache, d. h. auf die bedttrfnisse, die eine solche zu befriedigen
i, zum teil auch, um die eigenen grundsätze des verf. consequenter
ordizoführen , einesteils enger gezogen, andemteils aber um ein
itee weiter gesteckt worden sein.
In erster beziehung ist nur das 6ine gemeint : eine schulbibel
uerer zeit, welche aus ganz guten gründen den text der Lutheri-
lien bibelttbersetzung , wie er als ergebnis der fleiszigen und um-
ditigen arbeit der revisionscommission teils vorliegt teils in aus-
dit steht, als maszgebend anerkennt, hätte sich die selbstbeschrttn-
Bng auflegen sollen , dasz der verf. vorerst nur das neue testament
iit dem revidierten text veröffentlicht , mit allem anderen aber zu-
»wartet hätte, bis auch das alte testament vollständig revidiert
sriiegt. statt dessen gibt dieselbe nur drei alttestamentliche bücher
idem texte der, erst noch voraussichtlich manche änderungen er-
ihrenden, probe von Riehm, die sämtlichen übrigen Schriften aber
ider fassung und mit den Verbesserungen, welche der verf. selbst
■dl den von jener commission aufgestellten grundsätzen, aber nach
(gener wähl für gut befunden hat. wir haben auf diese weise einen
OB drei verschiedenen revisionsorganen (commission, Biehm, Hof-
unn) festgestellten text erhalten, da ist z\i fürchten , dieser um-
Ind kennte der aufiiahme und abnähme des buchs empfindlichen
htrag thun. eine Wartezeit von einigen jähren hätte sich reichlich
jriohnt, indem dadurch in höherem grade ein werk erzielt worden
Üre, das schon durch den auf ganz einheitlicher grundlage auf-
Iribauten text diejenige vertrauensvolle au^hme sich gesichert
■Ite , die ihm in vollem masze zu gönnen und zu wünschen ist. es
ja immerhin möglich gewesen, zugleich mit der ausgäbe des
testaments das so umsichtig entworfene programm für die
dtung des ganzen vorzulegen und die vollständige schulbibel
aussieht zu stellen für die nicht ferne zeit, welche uns die voll-
lige textre Vision auch des alten testaments bringen wird. —
frkge , ob in einer schulbibel nicht besser auch der stoff etwas
und z. b. die psalmen und noch mehr das hohe lied nicht
ganzer Vollständigkeit geboten werden sollten, möchte ich weder
ten noch verneinen.
Entschieden aber möchte ich die behauptung aussprechen und
begründen suchen, dasz sich der verf. die schranken zu enge ge-
skt habe , enger als es nicht allein das ideal einer schulbibel aus
iTer zeit und für dieselbe verlangt, sondern auch seine eigenen
idsätze zugelassen, teilweise selbst gefordert hätten.
Fürs erste wird dem gebrauch der schulbibel eine viel zu enge
ize gesteckt, wenn derselbe s. IX auf das 11 — 13e lebensjahr
Schüler eingeschränkt und gesagt wird, mit dem eintritt in die
^humenenzeit solle die ganze bibel den kindem eingehändigt
len. was zur rechtfertigung dieser wol die meisten leser über-
550 KHofmann: BohnlbibeL
rascbenden und mit der sonstigen wol allzu grossen Sngstlidikä:
des verf. in betreff der decenz der ausdrücke wenig ttbernnstüuia
den Vertrauensseligkeit gegenüber Ton den katedinmenoa bemari
ist , überzeugt wol keinen mit der erfabrung des lebens bekanti
pfarrer, lehrer und erzieber. diesen allen wird es schwer ersidiffic
sein, wie gerade auf dieser altersstufe die sittlich anstösiigen staDc
des alten testaments weniger bedenklich sein sollen » weil 'die kife
chumenenzeit an sich, mit der weihe , die über sie ao^gegosssB ii
das ihrige dazu beitragen wird, die darin liegende yeirnichinig ffl
den kindem fem zu hidten'. vielmehr ist, ob auch der pastordi
katechumenenunterricht mit allem ernste behandelt und die eoi
firmation noch so wichtig und eindringlich zu machen weiss, kn
zeit unpassender für einhändigung der ganzen bibel, als die tih
verf. bezeichnete, das alter von 11 — 18 jähren ist dasjenige« i
welchem alle jene stellen ein für allemal dem heranwaclisendcB gi
schlecht unbekannt bleiben sollten, weil es gerade in diesen jiln
am ehesten gift daraus saugt, der schaden , der tu befllrehtoi ii
wenn es nach dem verschlag des verf. gehalten wird, wire «i
gröszer, als wenn diese und jene selbst erwachsenen glieder di
kirche zeitlebens kein vollständiges bibelbuch in die hinde beklM
indes erbeten ja nach löblicher sitte der neuzeit in den mdita
evangelischen ländem die in der kirche getrauten von ihror g
meinde eine ganze bibel , und diese zeit ist eben die geeignete n
die eingetretene Verspätung in keiner weise zn bedanern« bn i
sein 20s jähr hat jeder christenmensch vollauf zu thon, den seh
in einer noch mehr verkürzten schulbibel gebotenen inhalt ventehi
und üben zu lernen.
Fürs andere hat vielleicht eine zu grosze und in der ihsii
der schriftstellerwelt seltene bescheidenheit des verf. ihn Teriünd«
seiner schulbibel ausdrücklich diejenige umfassende bestininuiaig i
geben, die sie haben kann und, so gott will, auch haben wirdtfi
lieh vornehmlich auch einerseits den bedürfhissen der hanssadsfll
andererseits und noch mehr denen der gelehrten-, real- und obi
realschulen , und zwar bis zum sl)schlusz der gymnasiaJieit, S0V
der theologischen und schuUehrerseminarien und der tOchteriasüM
zu dienen, für diesen zweck ist das vorliegende werk , wie ota h
merkt, schon in seiner jetzigen gestalt eine nützliche und weriMl
gäbe und es hätte niemand mit recht es dem verf. verargen kflni
wenn er ohne scheu seinem buche die adresse an alle diese kni
beigegeben hätte.
Allerdings wäre aber im interesse dieser höheren sebnlsii j
doch auch abgesehen davon, zu wünschen, dasz der yerf. nochi
einer weiteren beziehung sich die grenzen seiner arbeit
< diese an prüderie grenzende ängstlicbkeit hat den verf. h '
1 Mos. 2, 25 sogar zar auslassang eines ganz schönen siifi der UM
sehen erzählnng verfübrt.
R. Hofinann: schnlbibeL 561
90 gesogen hätte, dem genannten zwecke zu lieb» der, wie ge*
{i, nicht als neuer und besonderer, sondern als ein ganz angesucht
iÄ die natur der sadie gegebener, einer schnlbibel unserer gegen-
ri Torschweben musz und mittelst derselben erreicht werdrat soll
d kann, muste notwendig da und dort manches gesagte nicht oder
den gesagt, und umgekehrt manches nichtgesagte ausdrücklicher
d genauer gesagt sein, mit andern werten: diese nnd jene be-
■knng möchte man wegwünschen und andererseits ist an nichi
■igen stellen des alten testaments eine beriohtigoQg des textes^
10 ein stärkeres eingreifen von selten des Terf., zu vermissen, wo-
leh itir den gebrauch in der schule empfindliche mftngel und
eken entstehen.
Es wird genügen, zum beleg für diese beiden behauptungen
lige besonders aufMlende proben herauszugreifen und zugleich
ndeuten, wie bei einer zweiten bearbeitung, insbesondere mittelst
Igftltiger revision der Übersetzung, welche da und dort sicherlich
U weiter gehen dürfen, als die der commission, das fehlende
Mite ergänzt werden können.
Wegzuwünschen wäre z. b. die bemerkung s. 178, nicht etwa
V wegen der ableitung der Leviratsehe von Levi (statt von Levir,
K wol ein druckfehler sein mag*), sondern weil der im ^uch Bath
pU^gende fall keineswegs die durch das gesetz vorgeschriebene
ihatsehe, sondern vielmehr eine in unbestimmbarer zeit entstan*
volkssitte, somit etwas ganz besonderes ist, da es sich ja gar
um einen bruder des verstorbenen mannes handelt, es ist dies
in meinem programm vom j. 1856 und in manchen anderen
überzeugend genug nachgewiesen. — Ein zweites, was den.
nahe legt, es möchte weggeblieben sein, ist der satz s. 359:
hohelied Salomos läszt duroh den irdischen Schleier die himm-
liebe durchscheinen, die gott mit der gemeine, als seiner ge*
braut, verbindet und die stärker ist als der tod.' dieses
alten Sauerteigs steht ebenso sehr mit der sonstigen gesunden
mg dieser schulbibel, z. b. bei der firage über den Verfasser
itateuchs und den des zweiten teils von Jesaia, wie mit der
dt im Widerspruch, denn wo steht in dem gedieht auch nur
leile von himmlischer liebe? wie will man einem Christen-
len unserer tage auch nur den schatten davon hinter dieeem
)r nachweisen? sage man doch offen dem volk und den
>m: *das hohelied ist eine bochpoetische und ergreifende
Bderung von den freuden und leiden einer treuen in allen ver-
kussen sich bewährenden bräutlichen liebe, schon die alten
pcben ausleget haben aber dem gedieht eine allegorische den-
k gegeben, als ob dadurch das liebesverhältnis zwischen gott
1 dem volk versinnbildlicht wäre, in folge davon ist das buch
tD alttestamentlichen kanon aufgenommen worden und haben
auch einzelne christliche ausleger alter und neuer zeit he-
uen lassen , die liebe Christi zu seiner kirche hineinzugeheim-
l
552 R. Hofinann: Bchalbibel.
niesen ; allein der text berechtigt in keiner weise zu dieser
— Endlich können wir mit der schon oben angeführten lassmg dv
ansieht über die apokryphen nicht übereinstimmen , dan rie Ui
ansehen einer Offenbarungsurkunde nicht beanspraehen kÜBMi'.
das ist ohne aUen anstand zuzugeben, aber können denn i. h. dv
buch Esther oder das hohelied mit irgend einem flir wob GfariMM
giltigen grund diesen anspruch erheben? die bereehtignng n &
sem anspruch beruht überhaupt nie und nimmermehr Mif IniM^
liehen gründen und menschlichen autoritäten. der antendhiad ihr
von kanonischen und apokryphischen büchem des alton teetaoMli
hat lediglich nur die durchaus morschen stützen des maohtipivii
der alten jüdischen Synagoge zur gmndlage. was hat aber dff
glaube des Christen, ob ein buch offenbarunganrknnde sei oiv
nicht, mit diesem jüdischen tribunal zu schaffisn?' daa eönigntk*
tige in dieser sache ist das, was hr. Schultz in seiner alttestttMlL
theologie I s. 17 also ausdrückt: ^diese lesebüeher, die wog, ^
kryphen, schon frühe von den synoden zu Hippo und Kartk^i
393, 415 und 419 n. Chr. in der abendländisch-katholiBelMn kndki
endgiltig in die Sammlung heiliger bücher aufgenommen , zinllk
kenntnis der religiös-sittlichen zustände in Israel zn Jesn leit
behrlich. sie sind es ja hauptsttchlich, die uns ein bild daTOa
können , was glaube , sitte , hoffhung war in den frommen
denen sich das Christentum sowol in Jesus selbst als in
* die katholische kirche beagt sich prineipiell imter die aataiifll
der traditioD and der concilien, kraft welcher antoritüt nicht nur maiNktt
von den altjüdiscben satzniigeii, sondern alles mögUehe mWi vi^
dauliches und nnverdanlicbes, den klreheng^noMen in giaabea vitff
tbun auferlegt ist. diese dürfen sich darüber in keiner weise bekiMMf
was sie zu leiden haben, geschieht nach ihrem willen ond klr^HflMj
grundsatz. volenti non fit inioria. sind sie jm mach nm so bMMn
Christen, je mehr sie sieb von ibrer kirche nnd deren nnfsUbSHB
Oberhaupt zumuten lassen; denn sie gehören Cbiiito an, ym/Xwiä^
weit sie der kirche angehören und sich unterwerfen, der eraafiHMht
Christ dagegen gehört der kirche an, nur weil und so weit er ChM
angehört, kraft dieser 'durch den söhn uns gewonnenen fnShitSffi^
8, 36 hat für uns jegliche knecbtschaft unter der menachen
mögen sie den kanon oder die auslegung und muffasiUDg
der kirche, z. b. in betreff des bohenlieds u. dgl. betreffen, eia
mal aufgehört, wenn wir unter derlei uns nodi bengeut aadi VHa ip^j
wider unser gewissen und unsem wahrbeitssinn streiten mag, 10 ^^''Kq
wir, was wir nicht zu wollen prineipiell berechtigt, nein Y&towfcf f*^
pflichtet sind, dasz man sich bei uns so schwer Ton dieetn ^'■"^
losmacht, beruht scblieszlich auf dem völlig verkehrten Torarlitt, l4^,
jenigen, welche möglichst viel von traditionellem saaertalg ümAÖM^
haben eben deshalb, auch in der evangelischen chrietenhetti ^k^
'entschieden gläubigen und frommen' zu gelten, pnd niui hdie
nötig, ihnen in Wissenschaft und leben noch alle mögliche
zumachen, die freien fürchten die knechtischen, ni
hat grundsätzlich mit dieser furcht und diesem yomrieil .
beweist dies durch mehr als ^in beispiel; nur da nnd dort koBH^rfl
stück oder ring der rostigen kette zum Vorschein. der flHL
B. Hofmann: schulbibel. 568
üngem näherte; sie lehren die form verstehen, in welcher das neue
»ligiöse leben gestalt gewann, und ihr Zusammenhang mit der
nblischen religion ist so stark, der geist alttestamentlioher frOmmig-
iMit bei aller Verschiedenheit dieser bttcher so mächtig in ihnen,
iasz es unbedingt gerechtfertigt ist, sie auch der religiösen er-
banung, wenn auch in mehr nebensächlicher weise, zugänglich zu
Bachen, das ist gegen die einseitigkeit übertriebener bibelverehrung,
wie sie wol in der reformierten kirche vorgekommen ist, entschieden
isttznhalten.' das evangelische volk lutherischer confession will mit
neht, in der von Luther so schön formulierten beschränkung, die
apokryphen in seiner bibel nicht missen, und auch eine schulbibel
^brf sie nicht vornehm ignorieren, sie wird vielmehr dieselben
zwar nicht voUständig, wol aber in ausgiebigen proben, z. b. aus
Sirach und, was die geschichtlichen abschnitte betrifft, in auszttgen,
4ie jedoch die färbe und lebendigkeit des Originals beizubehalten
kben, aufnehmen müssen, wenn sie anders, was wiederholt als
bringender wünsch ausgesprochen sein möge, recht allgemein ver-
leitetes schul- und hausbuch werden soU. — Doch damit haben
irir bereits das andere gebiet der wünsche betreten, welche dahin
4ehen , der verf. möchte mit gröszerer entschiedenheit und selbst-
thltigkeit das eine und andere behandelt haben, d. h. in berichtigung
^ Luthertextes um ein gut^s stück weiter gegangen sein, darüber
3K>ch einige werte und etliche belegproben.
£s musz zwar bereitwillig anerkannt werden , dasz keineswegs
Vosz da, wo die revisionscommission oder Biehm vorgearbeitet
jii))en , sondern auch je und je an andern dunkeln stellen die selb-
•:4ttiidig berichtigende band des verf. wahrzunehmen ist. so sind
hub. nicht allein 1 Mos. 4, 26, sondern auch 4 Mos. 10, 29 und
}S8, 23 und in manchen andern bei Luther ganz unverständlichen
z. b. 2 Sam. 23, 5. Sprüche 30, 15 u. a. die fehler gehörig
»essert. allein wer A sagt, soUte auch B und C sagen; eine
zahl der berichtigung höchst bedürftiger sätze und abedmitte
dieser wohlthat nicht teilhaftig geworden und sollte bei einer
rbeitung einer gründlichen revision unterworfen werden, mit-
auch solche, die Biehm gleichfalls noch unbeanstandet ge-
rn hat.
Gleich 1 Mos. 2,4 — 7 musz an der hand der neuen erklärer
bessere Ordnung und construction gebracht werden. Luthers
[t gibt kein richtiges bild von dem hergang. — Der ausspruch
'1 Mos. 4, 7 wird in der Übersetzung Luthers notwendig mis-
standen; man findet darin den zwar schönen, aber nicht in den
imenbang passenden gedanken: frömmigkeit ist die wurzel
Sittlichkeit, hier ist zu ändern , aber nicht nach der auffassung
Bunsen , die mehr geistreich als einfach und natürlich ist , son-
mit Oehler (theol. des alten testaments I s. 249 u. a.) : 'nicht
, wenn du gut handelst, so hebt sich dein angesicht, siehst du
^r aus' usw. dies ist bei vergleichung mit v. 6 der entschieden
N. jmhrb. f. phil. u. p&d. II abt. 1875. hft. 11. 36
554 B. Hofinann : schulbibeL
richtige und einfache sinn dieser worte. — Auch bei 1 \
läszt sich der Luthertext nicht festhalten , die meisten aus]
verschiedenen standpuncten sind in der volletftndig klan
Setzung eins: ^nicht soll mein geist in den menschen wa
immer, in ihrer abirrung (von göttlicher Ordnung) sind si
und es seien ihrer tage (fortan) 120 jähre/ — Die scfareibai
fluth' s. 11 sollte aus triftigen grttnden beseitigt und mil
vertauscht werden. — Dasz 1 Mos. 15, 3 die worte bei Lutiu
völlig anderes besagen als der grundtext, ist nicht wohl
zweifbin. Bunsens erklSrung und ttbersetsung trifft jeden!
sinn besser, und sollte sie auch nicht ganz zutreffend sein, g
doch lieber annähernd richtiges als entschieden fiedsehes. -
selbe ist zu sagen über die anmerkung su 1 Mos. 41, 43. -
1 Mos. 47, 22 ist notwendig zu verbessern, gleichfalls nach '.
— In der viel besprochenen stelle 1 Mos. 49, 10 sollte je
^der meister' und ^der held' nicht stehen bleiben und du
leichter änderung gesetzt sein: ^der herscherstab' und *d(
bringer'. — 2 Mos. 17, 15. 16 ist bei Luther unverstftnd
musz berichtigt werden, etwa in der fassung: 'der
mein panier, und sprach : ja (ich hebe) die band sum throne J
krieg hat Jehova gegen Amalek von kind zu kindeskiiid«'
von dem inhalt der capitel 2 Mos. 21 — 23, die den gei
humanität im mosaismus so trefflich beurkunden, mehr
wenigen stellen s. 78 aufgenommen sein sollte, sei im vorflb
bemerkt und dabei , für den fall künftiger aufhahnie , auf de
bei Luther 23, 19 'du sollst das böcklein nicht kochoi, di
an seiner mutter ist' statt ' in seiner mutter milc
gewiesen. — 2 Mos. 32, 4 geben die worte: 'er entwad
einem griffel und machte ein gegossenes kalb* durchaus ki
das sich zu klarer Vorstellung erheben l&szt. neuere wOrtc
und auslegungen müssen hier und sonst oftmals bei schi
technischer dinge noch mit allem fleisz benutzt werden,
thers , hierin begreiflicher weise besonders unklare und irre
Übersetzungen zu berichtigen, ja, wie Luther selbst sei
fleischer und handwerker aller ürt zu rathe zog, nm die >
mögliche deutlichkeit zu erzielen, musz der bearbeiter sol
scfauitte in unsem tagen neben den litterarischen hüfiunitti
den Wörterschatz des jetzigen tageslebens und der gasse m
und benützen, wenn er eine allseitig genügende sdbial- an
bibel zu stände bringen will. — 2 Mos. 32, 29 ist wieder
Luther ganz und gar unrichtig verstanden und wiedezgegel
commentar von Keil trifft hier wol das rechte, es liiri sl
zu sagen sein: 'versehet euch heute mit einer gäbe fttr
(weihet euch seinem dienste), indem ihr (den eben bewie«
horsam bewährend in seinem dienst) söhn und bruder nie
kennet und euch so einen sogen erwerbet.' — 4 Hos. 16, 2
dem hebr. text 17, 3. 7) ist ebenfalls ohne verbessenmg g
E. Hofmann: sclralbibeL 5&6
Terstehen, es musz etwa übeAetzt werden: 'die pfannen dieser,
» durch ihre sttnden ihr leben verwirkt haben» schlage man an
eiten blechen.' — 5 Mos; 5, 7. 8. 9 hat Luther in anfÜEÜlender
jd wirklich tadelnswerther weise, da es sich um die hanptnrlrande
8 mosaismus handelt, die im hebrftischen mit dem tezt in 2 Mos.
^, 3. 4. 5 fast ganz und gar gleichlautenden worte teilweise in
llkllrlich yerftnderter form wiedergegeben, dort v. 7 'vor*, hier
3 *neben'; dort v. 8 'kein bildnis machen einigerlei gleichnis',
er Y. 4 HEein bildnis noch irgend ein gleichnis machen*; dort ▼. 9
ber die kinder', hier v. 5 'an den hindern' gesetst die sohnlbibel
■t nicht minder auffallend alle diese fehler rahig stehen, wihrend,
an irgendwo, hier eine berichtigung ebenso leiäit als unerlftszlich
Ire.
Doch genug der ausstellungen. sie betreffen sftmÜich leichtere
■duditliche abschnitte des pentatenchs. daraus mag ersehen wer-
B,* wie Viele derartige wünsche nach berichtigungen in sein«n
Mischen stücken, im segen Jakobs, Bileams, Moses, desgleichen
i sonstigen dichterischen oder prophetischen Schriften sich geltend
■den lieszen und wie entschied^ im interesse dieses bibäwerks
■I der Sache, der es dienen soll, verlangt werden muss, dasz in
■er zweiten bearbeitung ein gründlich revidierter tezt geboten
ittde. geschähe das nicht, so hfttte jedenfalls die gelehrt^oschule
Um grund zu erklären: da behalte ich lieber meine vollständige
klherbibel, zumal wenn sie einmal in der, ob auch vielleicht allzu
icmenden revision der commission voriiegen wird^ und beheUe
Hl damit wie bisher, andere dagegen wenden sich in ihrer not
■Deicht von allen bibeln mit Luthers tezt ab und legen bei ihrem
Mnrricht einzig die Übersetzung von Bansen oder anderen lu
le; wieder andere lassen sich gar an diesem oder jenem bibel-
genügen, also: 'est periculum in mora' und: Sideant con-
ne quid detrimenti capiat respublica*.
Andererseits konnten diese ausstellungen zeigen , dasi ei dem
iterstatter keineswegs um bloszes tadeln zu thun war. er hat
redlich bemüht, überall zu zeigen, wo und wie gebessert wer-
ikann und soU. zugleich musz der verehrte hr. vorl seibat dem
1, wie viel mehr dem wiederholten ausdruck der anerkmaung,
iweg es anftlhlen, dasz die ganze beepreehung einzig nur cto-
mitzuarbeiten an dem hochwichtigen werk, das er mit so
lichem und dankenswerthem ernst, fleisz und geschieh unter-
jtomen hat, und bandreichung zu thun, auf dasz bei einer noch-
iKgen durcharbeituug der groszen und schweren aufgäbe bei ihm
iinem gewissen sinn sichs bewahrheite, wie ^das bessere der feind
Eguten' ist.
I SOBÖNTHAL. L. MbZOEB.
36
i
656 Bericht über die Verhandlungen der 80n venwininlirag
BERICHT ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER DBES
STEN VERSAMMLUNG DEUTSCHER PHILOIiOOEN 1
SCHULMÄNNER IN' ROSTOCK,
vom 28 September bis 1 october 1875.
(fortsetzang and schlnsx,)
Pttdagogisohe seotion.
Erste Sitzung, mittwooh, den 29 sept., Ton S— 10 nhr.
• Nachdem tags zutot nach schlnsz der ersten allgemeinen si
sich die pädagogische section in der aula des gymnatinrns consti
hatte, bei welcher gelegenheit dir. Krause zum Torsitzenden, die k
lic. Schmidt aus Rostock und dr. Wellmann aus Waren in scdiriftni
erwählt waren, fand am mittwoch, den 29 septbr., morffens 8 uk
erste Sitzung statt, auf die tagesordnung war ebenMIs in dei
Versammlung des vorhergehenden tages die zweite der beiden
meldeten prof. Ecksteinsohen thesen und ein Tortng des dir
dr. Nölting in Wismar gesetzt.
1. Die zur besprechung gelangende these des prof. Ecketein L
^es ist dringend an der zeit, die Ordnung des achalljalirea nael
bürgerlichen jähre zu regeln, und die nniversitäteB sind zu dei
^ nähme an dieser zweckmäszigen regelung anfznfordem.'
Prof. Eckstein erhält zunächst das woct znr begrfindnng i
these. nach der kurzen historischen notiz, dass die ■ehnlferisB
gar nicht so etwas altes, sondern erst zu anfang dieses Jahriiu
entstanden seien und nach flüchtiger berÜhmng der frage nael
Sömerferien geht der thesensteller dazu über. Über die gxoszc
schiedenheit der ferien in den verschiedenen teilen DentscUaB
sprechen, grosze Verschiedenheit in bezug auf ferien besteht besQ
zwischen Nord- und Süddentschland und selbst zum teil swisefas
einzelnen preuszischen landesteilen. Eckstein ist zwar kein freu
centralisierung und will auf geistigem gebiete den particnlaiiü
Deutschland gewahrt wissen; auch gewährt diese Tersehiedenhei
ferien für den schulmann den vorteil, anderswo hospitieren m U
deunoch aber ist Eckstein für aufgäbe der jetzigen elnriehtaB|
anschlusz der ferien mehr an das bürgerliche wie an das .kirel
jähr, weil wirklich in der bestehenden einrichtnng von somnei
Wintersemester ein groszer nachteil liegt, der nachteil ist wol gei
da, wo das Schuljahr im herbst beginnt; hingegen die schiden, i
Ostern beginnen, haben vor sich ein traurig zerrissenes somraertsa
wo man nicht warm, oder vielmehr zu warm wird, daiu eins
anderer Unterbrechungen.' Eckstein meint, die vorteile des ansski
an das bürgerliche jähr liegen darin, dasz eine gleichmlaiigsn
teilung der arbeitskraft der sehüler auf die winterseit in Stande kc
also dasz jedes semester etwas von der winterzeit abbekomme, e
in die mitte des Jahres eine gröszere ferienzeit gelefft wisseoi ek|
dies vielleicht für die kleineren sehüler bedenken taabem kSaaa
diese einrichtnng spricht die analogie vieler länder: Rnssland, 8i
den, England, weniger Frankreich richten sich naeh dem bfiffsri
jähr. Eckstein verkennt die Schwierigkeiten nicht, die sldi dc
führung seines Vorschlags entgegenstellen, besonders nieht dss
festhalten an den terminen, an denen nun seit einer langen leih
Jahren die ferien gewesen, der thesensteller wünscht, Sass bis
über die frage nach den Schulferien allein debattiert und erst dss
frage nach den Universitätsferien besprochen werde.
deutacher philologen und schulmänner in Rostock. 567
•
Bector Fnlda will die fragen nach dem schnljahr und den schal-
erieD, die in Ecksteins auseinandersetzung zasamraengeworfen seien,
(«trennt wissen.
Director Krause erwidert hierauf, beide fragen lieszen sich natur-
^eroäsz nicht trennen; wenn man über das Schuljahr spreche, so müsse
Btn eben auch über den anfang und die Unterbrechungen desselben,
I. i. die ferien sprechen, derselbe eröffnet die discussion, nachdem
taf seine anfrage die Versammlung ihre Zustimmung erteilt, dasz zuerst
iter das Schuljahr allein debattiert werde.
Director Raspe (Güstrow) bittet prof. Eckstein, einmal ein ge-
lAneres bild zu geben über die künftige läge der schultage und arbeits*
itanden.
Prof. Eckstein: die sache ist sehr einfach, die kirchlichen feste
ni ostem (die heilige woche) würden eine kurze Unterbrechung herbei-
fihren, pfingsten wieder, dann folgt eine längere Unterbrechung von
ß&f Wochen in den hundstagen und endlich die Weihnachtszeit, in der
tlagere erbolung zu gewähren ist.
Director Steinhausen (Friedland i. M.):' so einfach liegt die sache
lieht, wenn wir mit dem ersten Januar beginnen, so wird allerdings
fis gleichheit der beiden semester erreicht, aber nur scheinbar, denn
veon prof. Eckstein sagt, dasz die hundstagsferien 6 wochen dauern
lollen, so würden von dem zweiten semester schon 6 wochen abgehen;
lisa noch die weibnachtsferien. also das zweite semester würde un-
rerhältnismäszig verkürzt, auch michaelis musz mindestens eine kleine
ptose gemacht werden, um Schülern noch ezspectanz zur Versetzung zu
{«währen.
Prof. Eckstein: schon jetzt steht das Sommersemester in gani
pOBzem misverbältnis 'zum Wintersemester, besonders wenn ostern
l^t fällt.
Director Steinhausen: ganz recht! so wie es ist, kann es nicht
ikiben. es fragt sich nur, ob nicht ein anderer reformvorschlag ge-
Mcbt werden kann, z. b. der, dasz das Schuljahr am 1 april beginne
ikoe rücksicht auf osteru.
Director Raspe: prof. Eckstein hat in der begründung seiner these
iMagt, dasz die schüler dabei vielleicht zu kurz kommen möchten,
■ran musz aber gleich die ganze frage scheitern, denn wir sind um
br Schüler wegen da. wenn die schüler schon durch 4 wochen heraus-
fcDen, wie viel mehr werden sie es, wenn wir 6 oder gar 6 wochen
n haben!
UProf. Eckstein: in Süddeutschland dauern die langen ferien bei-
e 7 wochen (Raspe: das ist auch nicht gut!), dieser schade ist
Ibrdings anzuerkennen, ist aber kleiner, wenn die ferien zwischen
pa beiden schulhalbjahren liegen.
ft Director Stein (Oldenburg): dieser reform steht wol nur entgegen,
Im allen reformen entgegensteht: das ungewöhnliche der saehe. die
Iform soll das möglichst vollkommene leisten; das ist gleich unmög*
Kh. die Ungleichheit der semester wird bleiben, wenn wir das schul-
|lkr mit dem 15 Januar beginnen und mit dem 30juni enden lassen, so
(bd das 5Vt monate. davon gehen ab 8 tage osterferien und 4 tage
jingstterien, zusammen etwa % monat, bleiben ö'/e monat. das zweite
hftester würde mit dem 15 august beginnen und mit dem 20 december
iUieszen. dieses zweite semester ist ja allerdings kürzer, hat aber
■0 Vorzug, dasz die arbeitszeit in die küblere Jahreszeit fällt und
Üiter, dasz die thätigkeit der schüler gar nicht unterbrochen wird.
y^ und 4V6 monate geben zusammen ungefähr 41 wochen, was dem
MTange des heutigen Schuljahres entspricht, allerdings werden sich
■irisse übelstände herausstellen, aber vollkommener ist die neuere ein-
tbtung als die ältere.
558 Bericht über die verhandlangen der 80n venwwninlfiiig
•
Provinzialschulrath dr. Klix (Berlin): die firage steht bereiti leit
25 Jahren aaf der tagesordnung. es müste doeh tot allem Mch dM
Verbindung hergestellt werden zwischen schule nnd miUtftr m Orts«
und michaelis. das darf man doch nicht so mit einem haadwinlni M
Seite setzen ; denn wenn auch einige hochgestellte militin fir dm m-
gestrebten fall Snderungen in der militärorganisation in aoMiflhlm-
stellt haben, so bleibt das doch noch sweifelhaft. wir h«beii ukib
deutschen Ostseeprovinzen und die Schwell mit ine ange m hmm.
also Schwierigkeiten bleiben, ich glaube nicht, da» die gefeBWiitfft
Ordnung so durchaus schlecht sei. die katholischen anataltea fcahii
ihren schulanfang zu michaelis gesetit; aber su ostem Ist dock te
anfaug vorteilhafter, denn unsere beiden semeeter mfiMen dea de*
druck eines iambus machen und nicht eines trochine. • was im eomB»
Semester versäumt wird, wird im langen Wintersemester stats eiogtksH
wir wollen beim alten bleiben!
Prof. Eckstein: was die militftrfrage anlanget, so kommt dlsiilfci
doch wenig in betracht für die schulf^age; immer nur wenige sekllir
werden zur zeit davon betroffen, was die bürgerliehen YerklltBiw
anlangt, so wird der eintritt der lehrseit ein anderer werden, WHi
der schulanfang ein anderer wird, die universitlten wftrden natUil
eine ganz andere einrichtung treffen, aber der yergleieh mit dem mi
ist wirklich schief, ich habe nur das ^iae ins äuge gefasit» du Mh
knüpfen an das kirchliche zu beseitigen und gans bMonaers den wssM
zu ostern.
Director Steinhausen: ich darf dir. Stein wol erwiflem, te
seine rechnung doch immerhin nicht vollkommen richtig ist. wen vir
6 Wochen hundstagsferien haben, so musz in den S unten filsii ii
dieser zeit so viel verlernt sein, dasz l'/t mdnate dain gehSrta, ■
das verlernte wieder einzuholen; also sind sie beinahe an stuiAü.
(rufe: oh!)
Prof. Hertzberg (Bremen): das metrische System von wMM
Klix verstehe ich nicht recht, was das anbetrifft, dass die knabsiB
viel verlernen würden, so kann man das durch sogen, farianslnnta ik*
ändern, wie sie bei uns in Bremen üblich sind, da haben die sciflVi
welche wollen, 3 woclien mit ungefähr 3 stunden täglich besetit Am
einrichtung erfordert allerdings ein opfer der lehrer; dasselbe wirdibv
durch klingende münze wieder gut gemacht.
Oberlehrer Schneider (Qartz a. O.): mit jährlieher TerssiMI
kommen wir bei kleinen gjmnasien nicht aus; man wird immer vili'
darauf zurückkommen müssen, zu beiden terminen sn venetsen. H**
Semester steht also selbstänoig da; darum darf nicht die fem A*
iambus, auch nicht des trochäus, sondern ein spondens gewonnsn ffi^
den. den gewinnen wir durch prof. Ecksteins Vorschlag, die
Zeitunterschiede sind wirklich nicht schwer wiegend, es ist
ordentlich unbedeutend, wenn 3 wochen weihnachtoferien» 1 woebsi
ferien, 5 wochen hundstagsferien und etwa i woche oetoberteim p"
geben werden, jedenfalls sind so die beiden Semester gltiuhmiiif'f-
jetzt sind die hundstage ganz furchtbar störend; es ist mit der flBlItf
anstrengung nichts zu erreichen, ich bin entschieden dafBTi das
jähr mit dem bürgerlichen jähr gleichmässig zu teilen, dia
z. b. das etwas gestörte Verhältnis zum milltär, sind nicht
Director Steinhausen: was Eckstein gesagt hat, ist
dasz 6 wochen im Semester störender sind als zu ende, was _
Hertzberg aus Bremen gesagt hat, sogen, ferienstonden einäaühMi
geht wol für Bremen, aber nicht für kleine gymnasien. wena sl«
Oberlehrer Schneider gesagt hat, dasz bei kleinen gymaasisn eins jtt^
liehe Versetzung nicht möglich sei, so kann ich ihm mitteilen, dsM ^
sie wirklich durchgeführt habe.
deutscher philologen und schalmänner in Rostock. 569
Rector Fat da (San^erhansen) : ich hin für heibehaltnng des zu
•tem bef^innenden Schuljahres, allerdings unter m&sziger verlängerong
er osterferien. mit dem anfan^ des gymnasialschuljahrs häng^ auch
uaammen der anfang des Schuljahrs bei den Volksschulen, gesund-
eitarücksichten verbieten für diese den anfang su j'anuar. die Jugend
rird erst wetterfest mit dem besuche der schule, es ist hingewiesen
.nf die grossen Schwierigkeiten,- die durch die verftnderlichkeit des
«terfestes entstehen, in unserer provinz Sachsen ist schon ein ver-
lieh gemacht, diesem nach teil zu begegnen, da je nach der läge des
•terfestes die ferien sich zu demselben verschieden stellen, bei frühen
«terterminen liegen sie fast ganz nach denselben, sonst vorher, wenn
inn die osterferien noch etwas verlängert werden, so läszt sich dadurch
lie Schwierigkeit des wechels auf die angegebene weise noch bedeutend
rermindem. einen hanptgrund für die beibebaltung der bestehenden
»rdnung finde ich in den militärverhältnissen; diesen punct kann ich
ades jetzt nicht erörtern, da er mit der Universitätsfrage zusammen-
liängt.
Oberlehrer Schneider: dir. Steinhausen möchte ich erwidern,
ich hatte gesagt: wäre jährliche Versetzung durchführbar, so würde
uns die ferienfrage nicht so interessieren, ich meine aber, derartiges
kt nur möglich an gymnasien, wo cöten sind, sonst halte ich jähr-
liehe Versetzung für pädagogisch falsch, sextaner, quintaner unreif in
die folgende classe hinüberzuwerfen ist gefährlich; sie ein ganzes jähr
nrückzuhalten , falsch, also weil die kleinen gymnaslen in der regel
keine parallelcöten haben, so halte ich jährliche Versetzung daselbst
ftr undurchführbar.
Director Krause: ich glaube, die debatte ist auf abwege gerathen,
Mf die frage nach jährlicher oder halbjährlicher Versetzung, kehren
wir zur ersten frage über das Schuljahr zurück.
Prof. Eckstein: ich kann mich sehr kurz fassen, es sind eine
reibe von bemerkungen gemacht, aus denen hervorgeht, dasz es seine
Schwierigkeiten haben wird, sich von den alten Verhältnissen loszn-
iiis2en. am liebenswürdigsten hat der College aus Sangerhausen auf
tie Witterungsverhältnisse hingewiesen, nun, Sangerhausen ist wol
^as windig, aber wenn z. b. ostern in den märz fällt, da wird die
iWterfestigkeit der Jugend auch gerade nicht erreicht, ich begreife
i^r nicht, wie man die osterferien vor oder nach ostern legen kann.
iD viel ist aber doch auch hervorgegangen aus den erörterungen, dass
^ Verhältnisse jetzt so bedenklich sind, dasz eine abänderung wün*
isbenswerth ist. die frage nach Semester- oder jahrescursen ist ja
ecklich abgeschnitten; darüber ist man meist einig, nun haben wir
dieser eanzen frage uns wirklich nicht einzulassen in eine klein-
hhe berechnung der wochen ; ich habe nur im allgemeinen gesagt, das
Unljahr solle mit dem bürgerlichen in Übereinstimmung gesetzt werden«
bk bleibe bei meiner Überzeugung.
Da sich niemand weiter zum wort meldet, läszt der versitzende
bröber abstimmen, ob die Versammlung mit dieser these des prof. Eek-
lein eiuvorstande«. es ergibt sich eine ansehnliche majorität dafür.
Prof. Eckstein erhält das wort zur begründung des zweiten teils
•iner tiiese, der worte: 'und die Universitäten sind zu der teilnähme
m dieser zweckmäszigen regelung aufzufordern', er hält diesen punct
Ir schwieriger darum, weil wir in Deutschland noch durchaus auf die
imester angewiesen sind, doch glaubt er, dasz die Universitäten mit
RNiden eine solche einrichtung begrüszen werden, die sie von dem
MBmer erlöst, ^wir haben in dieser sache nicht die initiative und
liuieu den anschhisz der Universitäten an diese regelung nur als einen
Vnsch bezeic'iineu. eine agitation dafür ist bereits im werke.
Rector Fulda ist der ansieht, dasz das zwischen den Universitäten
■d dem militär bestehende Verhältnis nicht geändert werden könne;
560 Bericht über die Verhandlungen der 80n yenunmloiig
denn manöver könnten immer nnr im herbit, nie im winter abfehaltt»
werden, es würde, wenn also keine congrnem swiechen dtn entrebtt»
veränderten nniversitätssemestern und .dem militärJAlur mSgUeh sei, ti»
Student 3 semester einbUszen müssen.
Gymnasialdirector Kruse (Qreifswald) conttAÜert naeh soiaeB «^
fabrnngen unter den universitätslebrem selbst ein groasea üHarMie fh
abänderung der bestehenden semesterordnung and ttbereimtifliimiag aü
dem Schuljahre, besonders auch die profesaoren, welohe aSluM hMHkM,
hätten den sehnlichsten wünsch, Schulferien und nniTenitltoferieB ii
Übereinstimmung gebracht zu sehen, et käme auf d«n Teimeh an, ok
die Universitäten sich nicht zum anschlosc an die angaatrabto regeinf
bewegen liesen.
Prof. Eckstein bestätigt die erf abrangen des dlreetor KraMwa
Leipzig aus und fügt hinzu, dasz auch x. b, geriehtabaamta aiir. «a
lebhaftes Interesse an einer änderung hätten.
Der Präsident läszt abstimmen: der zweite teil dar EekataiaKkia
these wird fast einstimmig angenommen.
2. Vortrag des gymnasialdirector Nölting aoa Wiamar: '8btr
einige gangbare fehler in der Schulausgabe des griechiaehen und lateir
nischen'.
Redner kann bei der kürze der zeit nicht aoafilhrliab aaf zBt
fehler eingehen, die nach seiner erfahrung in der anaapraaha das gm*
chischen und lateinischen gemacht werden, er waisa aahr woU, dm
die richtige ausspräche einer todten spräche nieht die badantaif kt
wie die einer lebenden, auch würden, selbst wann dia wiMaasebA
im Stande wäre, die ausspräche genau festzustellen, rialiaiafat deck
unsere organe dieser ausspräche nicht gewachsen aaia. maaeiwii i*
jedoch möglich, sehr ausführlich erörtert ist die falsche auaapraelie te
diphthonge at, €t, et, €U in den erläuterungen zu Curtina acbnlgramaalik.
nach den erfahrungen des redners wird falsoherwaiaa cn und o p^
gleich gesprochen , ebenso et und €U. redner zieht aaeh ab vaa te
ausspräche des Z^ welches weich gesprochen werden man, abaaia VM
der ausspräche des 6 und will nur auf zwei pnneta hinwaliaB, f»
denen der eine schon öfter besprochen wurde, dar aadara aoeh aieH
der eine punct betrifiPt die Verschiedenheit der ansspraaha in dar ynM
und poesie. in der poesie wird fast allgemein jetzt der aeeant all pr
nicht vorhanden übergangen, in der prosa herscht ar allaln. ta «tri
in der prosa in Wörtern wie dvOpuiiroc die von nator lange aad h
Wörtern wie T0irr€c6ai die durch position lange vorletata ailbe pv
flüchtig gesprochen und besonders in Wörtern letzterer art fast gzip
verschluckt; gerade so wie wir im Deutschen eine vorletata rilbs ait
mehreren consonanten nach sich völlig unbetont lassen, wann dar aort*
accent auf der drittletzten , silbe steht, man sollte hier aoeh dar fHB'
tität neben dem accent und trotz desselben zu ihrem raoht vaikili*
und sich nicht damit entschuldigen, dasz der uns g^nz gelänfiga daMki
accent solches unmöglich mache, wir haben auch im daataehea riii
ganze menge von Wörtern, in denen accent und länge aiah gana ai*
vertragen, z. b. aufständisch, achtungsvoll usw. lange endailban Bti4*
weiter falscher weise kurz gesprochen, so wir sie nieht mit einaa csi-
sonanten schlieszen, z. b. coqpia. in Wörtern wie crponTfföC, WP ^
accent auf der letzten silbe liegt, kommt ebenfalls die länge derTl^
letzten silbe nicht zum ausdruck.
Der zweite punct betrifft die ausspräche grieehiaohar
gesetzter Wörter, die doch sicher eine elnheit bilden, solche
8etzung-en haben wir uns, verführt durch die Schreibart nnaarer
gewöhnt zu zerreiszen und sprechen nicht irapoivdl sondern
eine unnatürliche auseinanderzerrung, da solche Wörter im
iranz gewis ebenso einheitlich zu sprechen sind, wie wir im
ire Zusammensetzungen auch in der ausspräche ala einhält
deutscher philologen und aohnlinftiiner in Bottodc 561
Ml, wenn wir i. b. sprechen: herein, herum, darelB new. nnd niditt
ir-eiB, her-om, d^r-ein.
Im Uteinieehen ist die Sachlage eine gans andere, während wir
m aoBspraehe des gpriechischen eiqjBr theorie Terdanfcen, Ist die In den
shnlen übliche aosspraohe des lateiniechen doch offenbar die kirch*
ehe, also eine traditionelle, diese nnn nmangestalten , wie es als an«
smeseen erscheinen könnte, also nicht allein den slschlant aneinmenen
eim c, sondern auch bei ti^ femer das « yereehieden an spreehen^
okarf im auslante^ weich in der mitte Ton awei roealen: aas wird
■saerordentlich yiel Schwierigkeiten machen, nodb schvderiger wfirde
B sein, die l&nge durch position, welche Corssen wenigatena bei vielen
rtetem nachgewiesen hat, in der ausspräche einanfäuren: rir, pMtBf
tfßfu usw. ob das möglich sein wird, beaweifelt redner durehauSb
Bteresiant ist ihm der gegenständ dadbroh, weil in den yersehiedenen
^nlen Terschiedener gebrauch herscht. einaelne sobulen halten sich
{aas an die traditionelle ausspräche: AeMiiMt, puer^. erti aUmfthlieh,
Msonders in folge der grammatik von Zumpt, wnrden die endsUben
liag gesprochen, nun ist man aber Tiel weiter gegangen; man hat
umfangen, udgeftthr wie im griechischen, einen kursen stamm kurs
n sprechen, also h6mOf Hgo» redner meint nun, wenn man so weit
|ilie, dasz man die kürsen richtig spreche, so weit man es Tcrmöge,
IS dfirfe man auch nicht auf halbem wege stehen bleiben und müsse
«irklich alle resultate, die z. b. Corssen erlangt habe, in der ansspraohe
tmrenden. ob das aber wtinschenswerth sei, bleibe dahingestellt; klar
Mi, dass, je weiter man sich entferne von der traditionellen ansspraehe^
disto grössere conflicte entständen mit dem leben, das ja so viele Wörter
dni lateinischen entlehnt habe, so dasz der vorteil den naohteil viel*
kiefat nicht aufwiegen würde, redner schliesst mit der frage» woher es
Wnme, dasz, während man sonst den vocal vor einer position durchaus
hm spreche, man in einem einsigen werte die länge, steonlich allgemein
i|tcche, nemlich in dem werte i$i7
Nach diesem vortrage schreitet man sur feststelluug der tages-
•daong für die nächste sitsung am folgenden tage, für die nur die seit
Vü 8—9 uhr morgens zu geböte steht, auf Vorschlag des herm prof»
Isrtiberg (Bremen) wird nach einigen Verhandlungen beschlossen,
iiaea für die orientalische seetion angekündigten Vortrag des herm
lief. Schlottmann aus Halle über die sogenannte esrpriousehe sehrift
feit anzuhören und zu diesem sweeke die numerisck kleinere orienta-
Ibhe seetion zu ersuchen, für morgen das sitanngslocal der pädagogi*
Men seetion mit dieser zu teilen.
^ Es fragt sich, womit die voraussichtlieh noch bleibende seit ans-
NföUt werden soll, da es nicht möglich ist, in derselben die .snrüek-
tllte erste these des prof. Eckstein gribidlieh an behaiideln*, so
ilieszt die Versammlung im einverständnis mit dem. thesensleller
Mbst einen vertrag des herra dir. dr. Rehdants ans Krensbnrgt ^ie
Msche litteratur und die deutsche Jugend' auf die lagesordmmg sa
Zweite Sitzung, donnerstag, den 30 sept., von 8 — 9 uhr.
In der heute vereinigten orientalischen und pädagogisch-didaktischen
llktioD überträgt der Vorsitzende der letzteren dem versitzenden der
•i
* diese these lautete : 'der dualismns der höheren schulen ist weder
horch ein gesamtgjmnasium (bifurcation oder gar trifürcation) noch
Itoeh Vernichtung der realschulen zu beseitigen, den realschülem
Bder besuch der Universitäten gestattet werden, aber unter grösseren
hränkungen. die errichtung von mittelschulen ist ein dringendes
Würfhis.
I
562 Bericht über die verhandlmigen der 80n Tenamnilnng
ersteren, herrn prof. Philippi ans Rostock, das prXsidinm, nadbdti
der orientalischen section gedankt für die bereiiwilligkeity mit du
anf den wünsch der pädagogischen section eing^angeii.
Hierauf hält herr prof. Schlottmann (Halle) den aiigeküiidii
Vortrag ^iiber die neu entzifferten griechischen insohriftan in m
cypriotischer schrift, insbesondere die tafel Yon Idalion'.
Redner kann bei der ktine der seit nur die hauptpanete di
gegenständes berühren, er beabsichtigt, snerst eine knne fiber
über die geschichte dieser entdeckung sn geben, sodann Qber da« n
der Schrift das sicherstehende und eine übersetrang der tafel Ton In
mitsnteilen, hierauf eine bisher noch nicht yerenehte gesehiehti
deutung ▼orsnbringen und endlich eine der basonden sehwtef
stellen specieller zur prüfung Torsolegen. — Seit langen saitea
stierten in fast allen tnünssammlnngen Enropas eine aniahl tob miii
die man schleohterdingH nicht unterzubringen wüste, mit einer ael
die man nicht deuten konnte, manche hielten die lelurtft fflr phSaid
«0 erklärte noch Qesenius in seinem bahnbrechenden werke bmm
Phoen. eine solche münze für phönicisch, während er von einer and
deren Zeichnung er beifügte, behauptete, dass sie nicht phSnidaeh
der geniale forscher auf dem gebiete der nnmlsniatik, der kariog
Lujnes, ist der erste gewesen, der diese denkmäler in richtiger w
örtlich untergebracht hat. er erkannte, dasz diese tämtliehen mli
nach Cypern gehören, er erkannte die Identität der sehrift mit aadsi
Gjpern gefundenen denkmälern. er ist selbst da geweaen nnd hst
bedeutendste dieser denkmäler, die tafel von Idalion, in aeineB b<
gebracht, eine auf beiden selten schön beschriebene erstafel, mit eil
ringe an der seite, der zum aufhängen diente, er hat dieae fSotsckoi
niedergelegt in seinem epochemachenden werke: nnmismatione et
scriptions cypriotes. seitdem ist dieser name 'oypriotiaeh* nersel
geblieben; Franzosen und Engländer gebrauchen ihn, aneh redner
ihn beibehalten wissen. Luynes machte nun anch dantnngaveiwi
ausgehend von einer münzinschrift, wo er in den bnchataben EY <
abkürzung von dem namen des köni^s Enagoraa erkannte, di
knüpfte er weitere, aber falsche conjectnren. auf diese deotu
versuche von Luynes gründet sich dann der unglttekliehe vemek
Roth, die ganze Inschrift von Idalion in semitischer spräche si
klären. Luynes selbst erkannte wol die schwächen dieeer arbeit, li
sie jedoch, weil sie an ihn anknüpfte, in prachtvoller avastattai|
deutscher spräche in Paris drucken, wobei er besondere fypen (Gr
cypriotische schrift gieszen liesz.
Der erste weitere schritt zur entzifferung nnd erkllmng dieisr
Schriften geschah durch den auf dem gebiete der semitischen epignf
hervorragenden Franzosen Yoget, der das glück hatte, die erste phSiddf
griechische bilinguia zu finden, dennoch kam man bedeniend «li
dufch die auffindung einer phönicisoh-cypriotischen bilingnia, dii i
englische consul Laug auf dem gründe des alten Idalion entlsd
ein griechischer freund deutete ihm den phönicischen teil deriailhi
in demselben stehen nun zu anfang die Worte: 4m vierten jahie
königfs Malkjathftn, des königs von Kition und Idalion*; anf der grie
scheu Seite entsprechen nach jetzt feststehender deatnng die WM
ßaciK^Foc MtXKideovuic KtTtOi Ka[c] 'IboXtwv ßaaX^Foc. Lan« eiku
nun durch suharfsinnige combination die stelle dieser einiuneane
die in der cypriotischen schrift durch puncto geschieden alnd, g
richtig, lesen aber konnte er noch nichts.
Dem Engländer George Smith blieb es vorbehalten, snent eimel
zu lesen, er las zuerst das wort ßaciX^Foc, und hiervon anagehend 1
er durch scharfsinnige combination zur entziffemng einer liemiie
anzahl von zeichen, auch erkannte er schon, dasa die worte aa e
verschieden auslauteten, dasz also casusendungen vorhanden tefai
deatMher phiiologen und nohnlmänimr in Boatodc 668
ftker di« spräche dem indogermanUehen spraehttmmm aiigieli6r«n mfitte.
idoeh hielt er trots des Wortes ßactX^Foc die spräche nieht fBr grieehiseh.
Der erste, der wirklich licht in die sache bradite, ist der Teistor*
MM Brandes, dessen letste arbeit die entsiifemng dieser insehriften
«r. er erkannte snerst den griechischen Charakter nnd hat ganae
iUen richtig gelesen; allerdings mnsten auch manche misgriffe mit
■torlanfen. Moriti Schmidt selgte diese arbeiten an nnd beseidmete
\m mit recht als eine der glKnsendsten entdecknngiett der nemeit. er
ilbat arbeitete weiter nnd liat im wesentlichen snerst das i^lablsohe
fitem dieser schrift richtig erkannt, dann schrieben Deker nnd 8igls*
Hmd in der Cnrtinsschen seitschrift iiber diesen gegenständ, sfo haben
ilbetKadig mit Schmidt zum teil die gleicl|en ei^bnisse gewonnen.
■ einigen pnnoten sind sie bedeutend weiter gegangen als Sdimidt nnd
Mben namentlich sprachTergleichend eine ansahl Ton formen richtig
«stimmt. Seh. hat dagegen einwendnngen erhobe% in einseinen pnncten
iH recht, io gewissen haaptpnncten mit unrecht, an erwShnen ist noch
ine besprechung dieses gegenständes Ton Bergk, der einsehies richtig
limerkte, leider aber in wesentlichen stficken die arbeit seiner tot-
fliger nicht genug berücksichtigte.
Was nun die cypriotische schrift selbst anbetrifft, so ist dieselbe
Mas syllabische und erinnert an die assyrische keilschrift. das eigen«
Naliche besteht darin, dass Yon den mutae die 3 labiales ba, pa, pha,
tts 8 dentales da, ta, tha und die 8 gutturales ga, ka, kha durch je
Ab seichen ausgedrückt werden, die Silben werdea in anderer weise
flbUdet als in der assyrischen keibchrift, nemlich so, dass, wenn ein
WMonant das wort endet, die geschlossene silbe mit e geschlossen wird.
M aufeinanderfolgenden consonanten in der mitte wird der dem yorher*
priMuden Tocale entsprechende laut hinangefiigt: iaiMoc ■■ |Aic66c. bei
JPMten mit swei consonanten an anfaug wird iwischen diese ein vocal
■lietst, der dem Tolgenden entspricht: iroToXic ■■ irrdXic (yorgl. das
Mwa des hebr&ischen). charakteristisch ist femer, dass das digamma
Itoehaus geschrieben ist. ausserdem haben Deker nnd Sigismnnd in*
Ital gefunden, dasz auch der coasonant je yorluiDden ist, was Schmidt
C unrecht in sweifel gezogen hat. endlioh ist noch liininfilgen, dasi
ny (v) nicht geschrieben wird, wo es yor einem starken consonanten
lekt, z. b. irdTo für irdvra, dOpunroc für dvOpumoc
^- Was die spräche betrifft, so ist das denkmal ein höchst wichtiges.
Riehst bestätigt sich die griechische ttberliefemng« dasa beeonders
■Itadier sich in Cypem niedergelassen haben, es sind eine gansa an-
von eigennamen , welche specifisch arkadisch sind, statt dud ist
r geschrieben dirO c. dat., statt t findet rieh öfter u; ttOpöStti.
r uiden sich einzelne formen, die Qomerisch sind: IM, ö fibr 6o
kommen specifisch cjrprische eigenheiten, welche wif als solche
n aus den eigennamen bei HesYchins. so ist beaonden heryof-
n das Yon Hesychius als cyprisch beseiehnete wie ■« Kod, dc ■•
t dann besonders die wunderliche eigenheit des cyprischen. dass es
I gen. s. auf ou ein v ephelkysticon hat. Schmidt sieht diese yon
' er und Sigismnnd gemachte entdeckung yöllig mit unrecht in iweiftl.
taterdem finden sich noch eine anzahl yon sprachgeschichtlioh höchst
inrkwürdigen und interessanten formen, z. b. das längst yermntete
iF^vai für öoOvai, ferner der acc. sing, der dritten dedination mit v:
iMeran, den arzt. • •
Redner liest nunmehr eine Übersetzung der tafel yon Idalion yor,
ei bemerkend, dasz ihm im ganzen alles sicher zu sein scheint, dass
h die in betracht kommenden zahlen der geldsummen sehr zweifel-
sind, 'als die Stadt Idalion Meder und Kittier belagerten in des
lokypros jähre, des sohnes des Onasagoras, beauftragte der könig
' ypros und die Stadt, die Idalier, den Onasilos, den söhn des
ikjrpros, den arzt and die gebrüder, die menschen, die im kämpfe
i
664 Bericht über die Verhandlungen der 80n Tertammlmig
gelitten hatten, ohne lohn za heilen, and sngleioh BAgton m der kBal|
und die Stadt dem Onasilos und den gebrfidem atutatt der Uze ni
anstatt ehrengeschenks m geben seitens des haosae dos ^i^f vi^
seitens der Stadt an silber 1 talent (hier steht ein saUseiehea rli » du
man viel zu hoch für 11 talente erkl&rt hat), oder aber es solHe gthsa
statt dieses Silbertalentes der köniff und die atadt dem OnasUotui
den gebrndem von dem lande des königs« welches in dam Alsaprii
tischen heiligen bezirke liegt, das in der niedemnff befindHeka gnai-
stück, welches des Onkas tennenflnr heiszt und alle darauf veiiiiii
nen pflanzungen, es abgabenfrei inne zu haben mit ToUer nntaBisnm
während lebensdauer. sollte aber jemand den Onasüoa oder die |f*
brüder oder die kindeskinder des Onasikjpros ans diesom graadsÜak
exmittieren, alsdann soll, wer sie exmittiert, sahlea dem Onasiks edtf
den gebrüdern oder den kindeskindem diese sÜbersammey aasUberds
talent. und dem Onasilos allein ohne die andern gebrftder sagte la te
könig und die Stadt zu geben anstatt des ehrengeschenkes, das sa te
taxe kommt, an silber 42 minea, oder aber es sollte gaboa dor kisi|
und die Stadt dem Onasilos statt dieser silbersnmmo Ton dorn laade i«
königs, dem Malanischen, in der ebene gelegenen, das giiinilsWAi
welches des Amenias tennenflnr heiszt, samt lülen darauf bofladttelm
Pflanzungen, welches grandstück anstösst an den baoh dos Diyndes wd
an die priesterin der Athene, und den in dem aekorfeldo von ttaail
gelegenen garten , welchen da Diweithemis, der dolmotseher, iaas Wl
als tennenflnr, welcher anstöszt an Pasagoras, den söhn dies OsiM-
goras, und alle darauf befindlichen pflanzungen, dlesolbaa slBeke i^
gabenfrei inne feu haben mit voller nutzniesznng wihrond labsamdL
sollte aber jemand den Onasilos oder die kinder des Onasiloa aas alt
sem lande oder aus diesem garten entfernen, alsdann soll, war sie «^
fernt, zahlen dem Onasilos oder den kindem diese saamio aa iflbir)
42 minen. — Und dies auf die talente bezügliche, 'diese TOtoiabaiM
werte legte der könig und die Stadt nieder zu der gSttfai Athaas, 9»
über IdaUon ist, mit eidsohwüren, nicht zu brechen diese ansage wlbnai
lebensdauer. sollte jemand diese ansage brechen, dem soll ss dM
frevelschuld sein, diese ländereien und diese gärten solltan dssOssri
kypros kinder und kindeskinder inne haben, welche in dam heffigV
bezirke von Idalion sind.'
Da mittlerweile die zeit schon sehr weit vorgerüekt ist (am 9 dt
soll die dritte allgemeine Sitzung beginnen), so kann redner die biMi*
letzten teile seines Vortrags nicht mehr in vorgenommener weiss sih
führen, er weist nur noch kurz darauf hin, wie diese InsobiUlsa Mer
nisse für eine uralte oultur auf Cypem seien, die mit YotdersiJw ^
Verbindung stehe. derTortrag wird mit grossem beifall watgmamam
man begibt sich darauf schleunigst in die dritte allgemeine sitSMgi ^
welche ein anderes mitglied der orientalischen sectiony prof. OpMrt^
Paris, einen Vortrag über assyrische keilsohriftforsohnng aagekfiMi^kA
Dritte Sitzung, freitag, den 1 oct., von 8 — 10 ahr.
^ Auf der tagesordnung steht .zunächst der in der Torigaa
aus mangel an zeit nicht mehr gehaltene vertrag des kam
dr. Rehdantz aus Kreuzburg: ^über die römische Htteratar aad
deutsche Jugend'.
Redner geht ohne einleituag in die sache und beseiehaet
Vortrag von vom herein als einen kämpf gegen die phrase, die dsnh
die römische litteratur bei unserer Jugend allzu sehr geaftbrt wird. '**
kennte sie nicht, diese dämonen? wir hören sie ja in der latanatleMh
wir ringen gewaltig gegen sie im kämpfe wider den
mir, der ich leider durch das Studium des Demosthenes ein SQ
ohr bekommen habe für alles, was phrase ist, mir tönt slSy
sie gut gemeint ist, in tischreden usw. unaufhörlich ontgafSB.*
daottcher philologen und flchnlmftaner in RottodL 5W
e pbraae wird in den schulen genihri durch das lateinische. wMh-
wir im deutschen aufsats viel an sehr den yedankaninhalt hetooan,
itt den inhalt mit der form oonform su machen, wanden wir im
nlselien alle kraft auf die form, ohne auf den Inhalt denkend da-
hen. diese gedanken sind dem redner gekommen daroh aina saane
•r nnterseconda eines gjrmnaaiQms, wo bei dar fibarsatanng eiaas
saareichen satses ans einem lateioisohen sohiiftstelür as groaiar
Ca der erklilrung bedurfte, um die sehfiler an beftiadigen. <die
sa achiittelten ihre jugendlichen hüapter, nnd mir gioag es dnroh
aale: ist denn wirklich «die lateinische litteratar so toU von phraaaa?
B wirklich unsem jung^ sum bewustaeia konmieii dia onwahrksit
»r Schriften? sollte wirklich daraus sich erkliran laasitt das ab-
lan des Studiums dieser classiker? und warum ist aas erst jatat
mm bewnstsein gekommen? wir alle wissen ja, wie nm 1600 das
«tea der lateinischen litteratar elektrisch auf die geister befreiend
le. nun schärften swar die Streitigkeiten des Ito imd 17n Ji^r-
torts den blick für den inhalt dieser sohrifteni aber wir wissen
, wie in den schulen das streben der besten lohrar dieser aait» der
tea, wie alle ihre exercitationes nur darauf gaiiohtat waren and
' mit mehr oder minder bewustsein, die Oden su bildan aa dam
alen geweba der toga yirilis Bomana, ohne dia wahriieit der ge*
ten su beräcksicbtigen. so stand es mit diesen sahalen; etwas
er die norddeutschen schulen, etwas mehr grfindliehkait and etwas
r hahnebächene Steifigkeit, wie konnte auch yon dnar lait naah
dreiszisjährigen kriege, wie konnte Ton lehrera damaUgar aaity
diesen homines obscuri et humUes, wie koaata Toa aokSiaa dia
isnt politische litteratar der Bömer aaf irgend walcha gatst> and
befriedigende weise erörtert werden?'
Redner zeigt nun im folgenden, wie die phrase, nur ein Istaen Ton
aantel tod tagend und Wahrheit, in das hen des fransösisahen
SS gefallen und von diesem nicht selbst denkandan Talke ailrig
legt sei, wie dann wir Deutsehen auf den standpnnat gekomman
i, dasz wir als massstab unserer bildnng dia frtuiaösisMa gaaall-
llsphrase ansahen, 'nun, die freiheitsicriege haban aas aofl pdU-
an kindem zu jtinglingen , die stürme Ton 1866 and 1870 sa mla^
geschlagen, hat aber diese gewaltige entwioklang nnaars tanam
IS Tertiefend gewirkt auf uns, dass wir nicht melur dam formalis-
su liebe das wesen der dinge ausser acht lassen? iah könnta das
dem lateinischen Unterricht nicht sagen.' radaor kaauat non aaf
I Torfall aus seiner Schulzeit su sprechen, wo er nnd aaiaa mit-
br zuerst in praktischer weise bekanntaohaft gamaehl alt dar
rfschen phrase. 'damit trat ein widarwilla bei nna ai« gagaa dia
■lache litteratar, der lange jähre unaaarottbar bliab.» was wir. ab
Inge fühlten, ist mir später klar gewordaa. nidrt viala latainisoha
Ihm sind, auf Wahrheit und sdiöahait das Inbalta aaimsehsil,
kmh und geeignet, die geister und harsea nnserer jagand wailar
■den.' redner findet den grund hierfttr in dar art &i antstahnag
limischen litteratar, die, geboren durch das eintreten dar halleni*
I gedankcnwelt, wie einst zu Perikles Zeiten die sophistische bil-
V so neben allem gnten, was sie brachte, doch auch Tieles gesunde
vreiszend, wesentlich negativ wirkte, auf diesem so rasierten
a nun eine eigne litteratur zu eraeagen, dazu fehlte es einerseits
lOmischen geiste an arkraft, andererseits auch der römischen ge-
bte an den auszem günstigen bedingungen. die blutigen bürger-
ß hinderten die Sammlung und klärang, bei der es nur möglich ist,
B nreinigen feistes zu schaffen, diese parteikimpfe sind henror-
ba aus dem ebrgeiz einzelner, und die lateinischen Schriften sind
iiagelbilder dieser kämpfe, kein wunder daher, dass in ihnen dar
j^ die leidenschaft, die phrase so wichtig sind« ja, es gibt Tiala
i
566 Beriobt über die verhaiidluiigen der 80n Tonaiiiiiiliing
werke der römischen litteratnr, welche die achtimic ▼or der
l^radezu trüben, daza kommt, daaz dem praktiMhen r9miadieB
jeder sinn für das ideale fehlt, das um der saehe aelbat wQhm neb
einer sache hingibt, der Deutsche brauobt aber dieae Uealitit; danni
kann anch die römische litteratnr sein hers aaf keiae weite erflHML
^wer da glanbt, dase Livius, wo er rhetorischer sohriftateUer whd, Um
Caesar, dieser gewaltige geist in seinen diplomatitehen eoniBMBluiN»
dasz diese sich messen könnten mit den Griechen, mit Heredeto i«i-
seliger, aber treuherziger Wahrheitsliebe, mit Thnkjdidea SBpeittillil>
keit, mit Xenophons bescheidenheit, der kennt nieht die wiriraag
Schriften anf das herz der jngend. nnd das hers mnti gefaHt
die maszlosigkeit und bescheidenheit des lateinitohen aaedniehi mM
sich in dem häufigen gebrauch des Superlativs: vir elariaiiaw «• dffjp!«
gegen welche lügen man erst allmählich abstumpft, ea gibt keiM
römischen Schriftsteller, selbst den liebenswürdigen Vergil ud CMI
nicht ausgenommen, der an die Qriechen hinanreichte.
Trotz dieser absprechenden urteile erkennt jedoeh redaer die
litteratur nicht nur um ihrer formbildenden bedeatang willen an (wd
welcher rernünftige lehrer möchte diesen formalismos aa^gebeaf), w
will anch unter beschränkung und richtiger aaswabl der Ist-
türe den in ihr steckenden ethischen werth yerwerthet aehea. aoUf*
ten, wie leider auch die prachtvolle Miloniana wird man freiKek hMm
lassen müssen, aber zur erziehung unserer jugead ra gntea ilHli*
bürgern sind manche Schriften der Kömer geeignet doroii Ma alnM^
geeetzlichen sinn, der durch sie hindurchweht, dureh die ToUet offc^
fähige Vaterlandsliebe, die sich in ihnen offenbart, aa^ bUdet der
das concrete und reale gerichtete sinn der Römer ein
gewicht zu unserm hang zur abstraction und an trlaiaereiea.
dem erklärt nur die römische litteratur und' g^schiehte dea gaag te
Weltgeschichte bis auf unsere tage; die Napoleoaen habea sieh W
Caesar und Aug^stus raths erholt, 'kennen also raflaaea wir da
die mittel, durch welche alles geworden ist, aber befraohtaader
wir wirken durch die alle keime der befruchtung in aiah
griechische litteratur. also kurz! wir werden die grammatiauh fswMJi
Stellung des lateinischen unerschütterlich festhalten, die lat^Bie fMl*
halten, aber sie äuszerlich beschränken, innerlich siebten, ao dusii
den letzten 5 jähren des gymnasialcurses griechisch aad laliMiA
gleichviel Unterrichtsstunden haben.'
Die frage des Vorsitzenden, ob die yersammlnng Über ditsM b
geschmackvoller form und mit grosser wärme gehaltenea vortiaf dM
debatte wünsche, wurde bejaht.
Director Lothhola (Stargard i. P.) betont, data in
wärtig viel ventilierten frage so viel feststehe, daaa der
unserer nationalen litteratur durch Schiller, Herder aaw. Mk
lieh anlehne an das Studium der griechischen litteratur and
römischen, mit recht sei auch in neuerer aeit wiederholt anf dii
Seligkeit der römischen litteratur im Verhältnis zur griechiaukji My
gewiesen; aber dennoch glaube er, dasz dir. Rehdanta die
litteratur zu ungünstig beurteilt habe, was den hinweia aaf dea
hyperbolischen gebrauch des lateinischen superlatiya betrefltoi aof
sich ähnliche redewendungen auch im deutschen, ohne daaa
ursprünglich darin liegenden Übertreibung überhaupt noek
dagegen sei groszes gewicht darauf zu legen, daaa der si
unseres wissenschaftlichen lebens gestört werden würde, wanndblifc
litteratur nicht mehr in dem bisherigen umfange betrieben
unsere ganze Jurisprudenz verdankten wir den Römern ,
das Studium anderer Wissenschaften, besonders der theolefie, nl
kenntnis der lateinischen spräche erforderlich, redner wi^desM^ dl*
ihm die auseinandersetzungen des herm dir. Rehdanta etwaa JUmUWw
deutsclier philologen and schulmäimer in Rostock. 567
sheinen, und fürchtet nicht so üble sittliche folgen der lat. litteratnr
ir die schule wie der Vorredner.
Director Steinhaas en (Friedland i. M.) billigt, was dir. Rehdants
ber den die jagend mehr anziehenden inhalt der griechischen sohrift-
heller gesagt hat, ebenso ist er aber auch damit einverstanden, dase
B dem lateinischen Unterricht auf dem gymnasiam durchaus festzu-
alten sei. denn wenn Cicero in de officiis an Quintus schreibe: ^de
»bo8 ipsis utere tno iudicio — nihil enim irapedio — , orationem aotem
•aünam efficies profecto legendis nostris pleniorem', so gelte das nicht
loox für Quintas, sondern besonders auch den lehrem stehe das recht
a, de rebus ipsis suo iudicio uti. man dürfe sich nicht scheuen, die
rahrheit zu sagen und auch in der prima bei der lateinischen lectüre
aranf hinzudeuten, dasz hier eine phrase, dort ein nngeschichtlicher
inn sich geltend mache, die primaner seien in der läge, die Wahrheit
Q schätzen, redner fuhrt dann in bezui; auf die grammatisch- formale
tsllung des lateinischen des weiteren ans, welch eine unentbehrliche
dldungsschule des geistes durch den lateinischen Unterricht gewonnen
ferde. er ist daher der ansieht, dasz das griechische vermehrt, das
tteinische aber nicht allzusehr verkürzt werden dürfe.
Dir. Rehdantz: in der sache stimme ich dem letzten redner ja
bei; ich will nur 2 stunden des lateinischen Unterrichts in der secnnda
uf das griechische übertragen, dem ersten redner mnsz ich aber
Mfen, dasz, wenn wir uns nicht mehr bewust sind, phrasen lu ge-
kranchen, wir dann auch schon der phrase verfallen sind, was er
fstagt hat über den Zusammenhang unsers wissenschaftlichen lebens,
•0 ist das zwar richtig, aber diese speciellen Wissenschaften der juris-
iradenz wie der theologie beschäftigen uns in der schale sehr wenig
nd gehören auf die Universitäten.
Provinzialschulrath Wehrmann (Stettin) hält eine beschränkung
^ lateinischen für nicht geboten, sobald man dem nachteile, den die
ithaische litteratnr auf unsere Jugend ausüben könne, durch richtige
faterpretation begegne, wenn die lateinischen Schriftsteller so gelesen
«Irden, als ob sie lauter Wahrheit und Vorbilder enthielten, könnten
ik freilich schädlich wirken, aus dem drastischen beispiele, das dir.
lehdantz aus seiner präzis angeführt, gehe doch nur die forderung
Wrror. in schonender und zarter, dann und wann auch kräftiger weise
üf ein etwaiges Verderbnis in dem jedesmaligen Schriftsteller hinzu-
Hifen, bei dem sonst ein hoher sittlicher ernst wohl vorhanden sein
taue. Schiller -ergreife bekanntlich unsere Jugend mächtig, und ge-
Nie er sei reich an phrasen. die schöne Miloniana dürfe man freilich
v der schule nicht lesen, weil der redner für eine angerechte sache
Mnite, die Ode: Integer vitae nicht bis zum Schlüsse lüs lebensregel
Üfftellen.
Provinzialschulrath Kl ix (Berlin) erklärt, es sei gegenüber der
1 in einer pädagogischen section ausgesprochenen ansieht, der
lleinisehe aufsatz sei die blute und stütze des gymnasiums, neuerdings
^ wohlbekannter seile her in höhnender und widerwärtiger weise be-
mptet, dergleichen thorheiten müsten ein ende nehmen, das lateinische
lirke eDtsittlichend, die lectUre des Cäsar sei eigentlich ein attentat
■f die deutsche Jugend, durch viel latein in der schule zöge man viele
MQiten heran, als er seines freundes Rehdantz recht kräftige polcmik
■gen die phrase zu anfang seines Vortrags gehört, habe er gefürchtet,
Mz der verehrte Demostheniker auch in die art dieser leute gerathen
rf. indes sei in diesem Vortrag umgekehrt wie in der ars poetica die
■lier formosa am ende erschienen, der schlusz habe ihn sehr getröstet,
■r scheine ihm eine kleine inconsequenz darin zu liegen, die lateinische
Hsratur so anzuerkennen und doch ihr die phrase vorzuwerfen, ihm
i die lateinische phrase doch noch viel lieber als die französische,
I sie doch immer noch einen inhalt habe, von ganzem herzen stimme
568 Bericht über die verhandlangen der SOn ventaininliing
er aber der ansieht bei, dasz der griechischen lectfire ffiSnertr rsns
in den schulen zu gönnen sei. er wolle aber dir. Rehdanti gebstai
haben, seinen vertrag drucken sn lassen als einen heilMimen dlmpfiB
gegenüber allen, die die philologen als bornierte menschen danasttllsi
suchten, die immer nur in der Vergangenheit lebten.
Prof. Dinter (Grimma) bittet dir. Behdants um ein veneichnif 4t
lateinischen schritten, die er für die sehullectfire noeh lalasse. e
wisse allerdings nicht recht , was nach dem absprechenden nrteila dt
Tortragenden noch übrig bleiben solle.
Dir. Rehdantz: ich nenne phrase nur die gans bewnste dirir
genz des inhalts mit der form, und diese geht ulerdingt durch ndi
Schriften.
Da sich niemand weiter zum werte Ineldet, so fragt der TSf
sitzende , ob die Versammlung als solche sich über den Tortrag abi-
sprechen wolle.
Dir. Stein: insofern keine these vorliegt, iat keine abstünanf
möglich.
Provinzialschulrath Klix: aber es darf ein antrag gestellt wtrtai
Dir. Rehdantz: ich möchte also bitten an eonatatleren, ob fii
Versammlung sich im allgemeinen, abgesehen von allen apeGiAUflta,
mit der tendenz dieses Vortrags einverstanden erkl&rt.
Dir. Stein: wenn es sich darum handelt, dem Tortrage samtlbmis
auf grund der vom redner gegebenen definition: phraae ist bewaitoih
des Widerspruchs zwischen Inhalt und form, d. h. mit andern trtw
lüge , dann müssen wir wohl alle mit dem vortrage einveretandeB icii<
aber es sind doch auch noch viele andere puncte berührt, die weit Itai
diese elementare bestimmung hinausgehen; ich bitte daher fflier dlM
puncte erst um eine debatte.
Provinzialschulrath Klix: ich stelle den antrag, dem redner ta
dank auszusprechen für seinen vertrag mit der bitte, denselben n var
öffentlichen.
Da der antrag unterstützt wird, so läset der vorsitaende abatiaMt^
die Versammlung erklärt einstimmig sich dem redner an dadk fW
pflichtet und bittet ihn um Veröffentlichung seines vortrage.
Da der gymnasial lehrer B. Pansch aus Rendsburg auf ib h^
sprechung seiner angekündigten thesen über evangeUaehen reU|lMr
Unterricht an höheren schulen im hinblick auf die» kune aor w0k
bleibende zeit verzichtet, so erhalt herr Oberlehrer dr. Frio4rUk
Latendorf aus Schwerin das wort zur begrtindung der Ton ika |^
stellten thesen, welche lauten: *Für die statiatiseh-blographiMkM
angaben in den schulprograramen ist es wünschenswerthi ri^ M^
wendig, dasz
1) für neu eintretende lehrer nicht blosz ihr äusserer büdunmm
sondern auch ort und zeit der gehurt und stand der ehsA V"
gegeben wird;
2) für abiturientcn und die aus 'den oberen claasen angachdJBid*
Schüler die persönlichen angaben über ort und seit der «borti
stand und Wohnort der eitern in derselben vollatlndlgken wlir
geteilt werden, wie es bereits von selten des reichs in nbSarliBftV'
und freiwllligenzeugoissen verlangt wird;
3) über die todesfälle ehemaliger zöglinge genauer und regelBitsi|i'
bericht abgestattet wird;
4) dasz periodische Zusammenstellungen von lehrem tiad ssUlü*
nicht blosz bei Jubiläen der einzelnen anatalten, aondera gW^
zeitig und gemeinsam von allen höheren schulen imgaBset<'
sehen reiche veröffentlicht werden;
deutscher philologen und achulmänner in RoBtock. 569
5) dasz In diesen wiederkehrenden listen mit der chronologischen
anordnung zugleich eine gliedernng nach berufsfächern Yerbunden
wird, um das beharren und den Wechsel innerhalb derselben in
ihrer örtlichen und zeitlichen bedingtheit klar zu erkennen, und
endlich
6) yielleicht die hauptsache, dasz sorgsame alphabetische register
über lebende und abgeschiedene und über das von ihnen beiden
erreichte lebensalter — womöglich für den Zeitraum mehrerer
generationen — angefertigt werden, um einerseits die absolute
und relative mortalität der verschiedenen berufsciassen zu ver-
folgen, andererseits zugleich innerhalb nicht weniger familien-
gp^ppen das beharren und den Wechsel in phjsischen und psychi-
schen qnalitäten (u. a. neigungen, körperliche gesnndheit,
krankheitsaulagen u. dgl.) anschaulich zu beobachten.'
Der thesensteiler sagt einleitend, dasz er lieber durch eine erst in
wa 2 bis 3 monaten fertige eigene statistische arbeit in der praxis
tuigt hätte, was er in den thesen nur andeuten konnte, so könne
bei der kürze der zeit nur ganz allgemein die gesichtspuncte an-
iben, die ihn bei diesen thesen geleitet hätten, es sind zwei gesichts-
incte, ein allgemeiner und zugleich politischer und ein specieller und
fleich individueller, die vergleichung der oft sich widersprechenden
ogramme thut evident dar, dasz hier ein mangel vorliegt, dasz nun
n politisches bedürfnis vorhanden ist, ist schon damit bewiesen, dasz
Ml Seiten des reichs gewisse statistische angaben von den schulen
irlaDgt werden, prof. Virchow sagte vor 4 jähren auf der Schweriner
kthropologenversammlung: 'unsere zeit musz gut machen, was die
irgangenheit gesündigt hat'; er sprach das in bezug auf volksüber-
»feruDg. redner aber meint, dasz wir nicht bloss die Sünden der
irgftDgenheit gut zu machen, sondern auch die mängel der gegen wart
itingleichen und dafür zu sorgen haben, dasz unsere nachkommen in
esem puncte besser von unserer gereifteren einsieht denken, gegen-
>er der ansieht, die der thesensteiler dieser tage von collegen gehört,
At im lauf der geschichte doch eigentlich nur fSr wenige menschen
« bedürfnis vorhanden sei, ihren ausgangspunct genau zu kennen,
eicht er die Überzeugung aus, kein einziges Individuum stehe so
idrig, dasz es in seinem kreise, in der Ordnung, in welche es gott
vtellt, vergessen werden dürfte, und andererseits kein Individuum
ihe SO hoch, dasz es vergessen dürfte, dasz es den besten teil dessen,
ü es der weit gibt, nicht sich zu danken, sondern der weit entlehnt
i, im einzelnen seine thesen zu vertheidigen, dazu fehlt dem redner
llrdings die zeit.
Provinzialschulrath Klix bittet den thesensteiler um nähere schrift-
kt entwicklung seiner speciellen gesichtspuncie.
Dr. Fried r. Latendorf antwortet, dasi er dies in dem letaten
■ ihm geschriebenen programm des Schweriner gymnasiums bereits
dum.
Der Präsident spricht dem thesensteller den dank der Versammlung
s und die bitte, über these 6 und 6 noch ganz besonders detaillierte
tichtspuncte aufzustellen.
Nachdem hierauf der Vorsitzende, herr gymnasialdirector Krause,
r Versammlung: seinen dank abgestattet dafür, dasz sie ihm seine
liidialgeschäfte immer leicht gemacht habe, ist die letzte Sitzung der
44gogisc}ien sectiou für die diesjährige Versammlung geschlossen.
Auf die aufforderung des provinzialschulrath Kl ix bezeugt die ver-
Amlung ihrem Präsidenten für die umsichtige durchführung seiner
m so mühsamen wie die geduld oft auf die probe setzenden auf-
ht ihren dnnk durch ein allgemeines erheben von den sitzen.
H.jthrb. f. phil.u. päd. II. abt. 187?. hft. II. 37
570 Bericht über die verhandlangen der 30n Yenttmmlaiig
Germanistisch-ro man istische Section.
Erste Sitzung, dienstag den 28 sept.
Bei dem referat über die sitznngen der germaniBtiseh-romaiiiitiMbei
section bemerkt referent im voraus, dasz es ihm leider nieht nSgliak
war, denselben selbst beizuwohnen, und dasi daher dieser kbscr
gehaltene teil seines berichte sich nicht auf eigne anfieichnafn
gründet.
Die german.-roman. section constitnierte sich nach dem schlnai dir
ersten allgemeinen sitsnng in einem anditoriwn der oniTenittft oatcr
Vorsitz des herrn prof. dr. Reinhold-Beohstein (Bostoek).
Nach einigen begrüszungsworten erinnert derselbe an den im letriM
jähre erfolgten tod einiger fachgenossen, hierauf mittallnnfsn nr
schiedener art. die im jähre 1859 eingegangene ^Zeitschrift f&r.aealwhi
mundarten' ist in diesem jähre von Frommann wieder ins leben p-
rufen, ein verein für niederdeutsche Sprachforschung gagrifaidet, k,
Lübben in Oldenburg zur weiterführung des mit dem TSistOffbisw
dr. Schiller in Schwerin gemeinsam begonnenen mittelniederdeataota
Wörterbuchs auf längere zeit beurlaubt.
Hierauf wähl der Präsidenten und Schriftführer; prisident ist jnL
dr. Bechstein, vicepräsideut geheimer hofrath prof. dr. Bartseh m
Heidelberg; Schriftführer sind die herren dr. Nerger und privstdscMt
dr. Lindner, beide aus Rostock.
Nachdem hierauf die tagesordnung für die nächste sitinng feilp"
setzt ist, vertagt sich die Versammlung.
Zweite sitzuug, mittwoch den 89 sept., 8—10 ahr.
Der Präsident macht die mitteilung, dasz iVb: die section «iigi*
gangen sind ein Vortrag über das encyklopädische wdrterbach der fril^
zösischen und deutschen spräche von prof. dr. Sachs, gehalten fM
prof. Merkel in Freiburg, nebst anhang enthaltend kriliken Toa ^
A. Strodtmann und dr. Paul Lindau, sowie eine namenülek flr
romanisten interessante schrift von prof. Bartsch, alsdann hält dtf
Tagesordnung gemäsz hcrr dr. Lübben (Oldenbon^) den angekfiadiflM
vertrag: 'Charakteristik der mittelniederdeutschen Utteratnr'. das mm*
niederdeutsche, das führt der redner ans, erreicht das mittelhoehdeatMht
nicht in der lyrik und im epos, übertrifft es aber fast im draaSi ^
war seiner zeit eben so gut Schriftsprache, wie das hochdeatsehSi tf^
weist in der prosa eine erstaunen erregende reichhaltigkeit aoL ftsl'
lieh verdrängte dann mit dem sinken der hansa das hoehdentsehs Ü^
sen sprachzweig als Schriftsprache immer mehr; jetst ffleicht das aisita^
deutsche einer majestätischen eiche, die freilich aus ihrer wnnel Mit
mächtige schöszlinge treibt, deren krpne aber vergangen ist.
Es knüpft sich an diesen vertrag eine knrse diseossion. naeh 4l^
selben erörtert herr prof. Sachs (Brandenburg) die frage: 'wis M
falsche gelehrsamkeit und volksweisheit die spräche beeinflnsstf* »
diesen sehr interessanten vertrag knüpft sich eine lebhafte debatls, fit
wegen der vorgerückten zeit abgebrochen werden moss.
Dritte Sitzung, donnerstag den 30 Sept., morgens 8 nhr.
Auf der tagesordnung steht ein vertrag des herrn prof. dr. Mali
(Berlin): 'über die celtischen sprachen und deren einflosi auf ^
deutsche, englische, französische und die übrigen romanischen spraiiit
die ein^anderung der Gelten aus Asien nach Europa geschah fiflhir tl*
die der Germanen, als nun diese später die ihnen voransgegsagesit
Völkerschaften teils verdrängten, teils sich auch mit ihnen TarmisehMi
nahmen sie überall die höhere cultur der besiegten an, wo sie riek v^
deutscher philologen und Bchulmänner in Boetock. 571
tenselben berührten, so übernahmen sie auch eine meng'e celtischer
»ezeicbnungen für gegenstände, die sie erst dieser höheren cnltor ver-
tankten, redner bringt zahlreiche beispiele bei zur erläatemng dieser
richtigen thatsacbe.
Es erfolgt eine kurze debatte; nach derselben wird die Sitzung bis
1 uhr Tertagt.
Hierauf hält herr geh. hofrath prof. dr. Bartsch dem verstorbenen
Ireslauer germanisten Heinrich Rückert einen langem nekrolog,
lurch den er sich den von dem versitzenden ausgesprochenen dank der
rereammlung erwirbt.
Heinrich Rückert wurde am 14 februar 1828 in Coburg geboren,
Friedrich Rückerts ältester söhn, in Coburg und später in Erlangen,
wohin der vater als docent der orientalischen sprachen berufen wurde,
erhielt' Rückert seine ausbildung; 1840 bezog er die dortige Universität,
um Philologie zu studieren, g^eng 1841 nach Berlin und von da nach
Bonn. 1845 habilitierte er sich als privatdocent für geschichte und
deutsches altertum in Jena« wurde 1852 auszerordentlicher professor in
Breslau, später Ordinarius, hier blieb er bis zu seinem tode. in den
tS jähren seines dortigen wirkens war er niemals recht gesund, in den
letzten jähren muste er wiederholt seine Vorlesungen aussetzen, den-
Boeh war er ununterbrochen literarisch thätig und geistig rüstig, rheu-
Batismus nötigte ihn im letzten Jahre nach Landau zu gehen; von dort
•ehrieb er noch heitere briefe, um so überraschender war die todes-
buide für alle seine freunde: am 11 September starb er zu Breslau,
Wohin er zurückgekehrt war.
Seine thätigkeit war nicht ausschliesslich philologisch, sondern zu-
fleich auf die gesebichtsforschung gerichtet, daher er auch bei seinen
philologischen arbeiten besonders die culturhistorische seite der ger-
manistischen Wissenschaft hervorhebt, seine 'annalen der deutschen
ftschichte. 2e aufl. 1861' und seine 'geschichte des mittelalters' zeich-
ien sich ans durch gute gruppierong und schöne darstellung, ohne je-
ioch die Wissenschaft besonders gefördert zu haben, sein bestes werk
bt ohne zweifei seine 'deutsche culturgeschichte in der seit des über-
imngs aus dem heidentum in das Christentum', die 1854 in zwei bänden
iibgeschlossen war. den Übergang von geschichtlichen zu germanisti-
■dien arbeiten bildet die herausgäbe des 'lebens des heiligen Ludwig'
K50. bedeutsamer war seine ausgäbe des 'welschen gastes' 1851, die
^te und bis jetzt einzige ausgäbe dieses gedichtes. in seinem zwei
hbre später von ihm ebenfalls zuerst herausgegebenen 'bruder PhiKpps
darienleben' war der mitteldeutsche Charakter verkannt, ins jähr 1857
fent seine ausgäbe des 'Lohengrin'; in den letzten jähren edierte er
hu 'könig Rother'; über der ausgäbe des 'Heliand' ist er dahinge-
langen.
Rückert ist zu rücksichtsvoll und zu schwankend zwischen ver-
lehiedenen parteien, um zum herausgeber geeignet zu sein; dage|;en ist
■^ ein feiner erklärer. ein gewisser mangel an präcision schadet jedoch
t^ioer darstellung; die geistreichen gedanken verlieren dadurch an be-
wtüng und eindringlichkeit; dies scheint auch seinen akademischen
Erträgen geschadet zu haben, seine Persönlichkeit war die liebens-
^rdigste und humanste, die man sich denken kann; im gegensatz zu
•901 vater war er schmal und zierlich; mit ihm aber hatte er das
«Unkle, schöne äuge, dessen feuer bei ihm jedoch zu einem milden
^chte gedämpft war. trotzdem dasz er auszerordentlich zurückgezogen
■•ble, war er doch von allen collegen hochgehalten; auf ihn ist an-
wendbar der Vera aus der Antigene :
'nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da\
^nn Rückert auch nicht tief einschneidet in die geschichte des ger-
manistischen Studiums, so war er doch ein echter Vertreter humanen
37*
572 Bericht usw. der 30n Yersammlung deutBcher philologen.
Wirkens, und die deutsche philologie hat «n ihm einen bedentealei
jünger verloren an Charakter und geist.
Nach diesem vortrage wird der pr&sident f8r das nftehete Jahr be-
stimmt: herr prof. Adalbert von Keller in Tübingen, nun sweites
Präsidenten wird herr prof. Ludwig Holland gewult.
Hierauf folgt ein bericht des berm dr. Theobald moM Haabirf
'über den 14. nederlandsche taal- en letterkundig congres te MiMtriebL
Zu diesem congress ergiengen einladungen auch an den in mImi
bestrebungen ihm verwandten niederdeutschen verein« es bildeten üA
3 sectionen, eine für Schauspielkunst, buchhandel nnd knnitgeMUcUi»
die zweite für geschiohte (bier trafen Protestanten nnd katlmkm bart
auf einander), die dritte, für die fachgenossen die wiehtigite, fb lÜt^
ratur und poesie. zur erreichnng grösserer versehmeliung mmaAm
dem katholischen Belgien und dem protestantischen Holland wwoe ver>
geschlagen, die vlämiscben eigentttralicbkeiten fallen sn laifen. Tide
wollten auch eine politische einheit, einige auch ein
mit Niederdeutschland in wissenschaftlichen bestrebungen. ein
zusammengehen würde für beide teile von grossem TOiteil Min;
niederdeutsche Orthographie z. b., die erst in ihren anfingen ftMfcli
könnte sich nach dem muster der Schwestersprache gestalten.
Vierte Sitzung, freitag den 1 october, morgeikii 8 nhr.
Nach einem vortrage des herrn dr. Begemann ans Berlin: 'Osr
das Annolied', worin der redner u. a. das verhältnif der kaiaeicbMiE
und des Annoliedes dahin feststellt, dasz keins von beiden au Um
andern, sondern beide aus einer altem quelle sch5pfen| wild W •■-
trag des herrn prof. Sachs eine von herrn dr. Theobald aaf||eNWi
Zuschrift an den bibliothekar herrn dr. Hansen, nütglied det gülin
besprochenen Vereins für niederländische sprachei genchtet| ISdgsdhi
Inhalts: 'die deutsch-romanistische abteilung der 80n TefianalBf
deutscher philologen und Schulmänner spricht Ihnen nnd Ihren frtaiiM
ihre lebendige Sympathie aus für Ihr auf anbahnnng nlherer Be-
ziehungen zwischen der niederländischen und der TolketflmUeb wMtt-
deutschen litteratur gerichtetes streben und gibt sieh der hafJBMBg hh
dasz es gelingen werde, die nahe Verwandtschaft der spnMhea dvk
eine übereinstimmende Schreibweise klarer als bisher ine liflhfe P
»teilen.
Hierauf folgt ein bericht des herrn dr. Nerger (Roatoek) 'tber ^
neu gegründeten verein für niederdeutsche spraehfoneanng*. ^
berichterstatter ersucht die Versammlung, für das gedeihen det Ttfiii*
zu wirken und namentlich durch gewinnung neuer mitgUeder aebM |d^
mittel und kräfte zu vermehren. — Es melden sich sofort mehren lü^
mitglieder an.
Zum schlusz hält noch herr dr. Theobald einen Tortng ft*
'Vereinbarung über phonetische Schreibweise für die dialeetÜBiwHi^i
an den sich eine sehr lebhafte debatte anschliesat. es wird datf^
schusz, bestehend aus den vier herren dr. Theobald, prof. 8aflli»fc
Nerger und dr. Begemann damit beauftragt, bis cur niebaten pUUlii^
Versammlung in Tübingen unter heranziehong geeigneter krlfti vi^
schlage auszuarbeiten für eine zweckmäszigere beceiehnnng ifiM^
lieber und dialektischer laute, die bisher nicht haben beseiehnet m'i'
können. \
Damit schlieszt die germanistisch- romanistische seetlon dir A^
jährigen Versammlung ihre thätigkeit im hinblick schon anf aeoe nl^
in den sectionssitzungen des nächsten Jahres.
Frauenmark. Adolf BiAnv«
Yenammlimg von lehrern höherer lehranstalten Sohleaent. 678
49.
^BSAMMLÜNG VON LEHBEBN HÖHEBEB LEHB-
^STALTEN SCHLESIENS, GEHALTEN Zu BBE8LAÜ.
)er ^verein von lehrern höherer lehranftalten Sehlesieni' hielt am
fti seine sweite generalversammlang ah, hei der die anetalten von
an (7), Brieg, Freibarg, Grosi-Ologau (2), Oörliti (gymaX Jaaer^
an, Neisze (realsch.), Oels, Ohlan» Batibor, Beichenbaeh, Sehweid*
Sprottan, Striegan nnd Wohlan dnreh 70 mitgUeder yerireten waren,
die beiden proWnziaUchalräthe, geh. rath Dulenbnrger nnd Bonuner»
nahmen teil.
fit übergehnng des minder wichtigen wollen wir nnr erwfthneny
der vorstand in dankenswerther weise hiesige firmen (Priebatseh*
kart) veranlasst hatte, eine ansstellong von gans nenen oder sehr
len lebrmitteln in einigen aimmem des sitsnngsloeals (realeehnle
heiligen geist) sn veranstalten.
)ie erste Versammlung, welche voriges jähr in Brieg abgebalten
B, hatte beschlossen, eine waisennnterst&tsnngseasae in gründen,
diese angelegenheit referiert der zeitige voriitsende des sn diesem
ke gewählten provisorischen Vorstandes, dir. Müller (Breelan, Job.«
«). das ministerinm hat noch einige ändemnffen gewünaebt, vmA
eselben jetzt vorgenommen sind, so dürfte in Inner seit die grÜn*
des fonds erfolgen.
>ie diesjährige Versammlung eröffnet dir. Beisaeker (Brealan, Matth.«
•) mit begrüszung der erschienenen mitglieder nnd erstattet berieht
das verflossene vereinsjahr. danach s&hlt der verein über SSO mit»
sr; cassenbestand ca. 460 mark, das k. proviasialsehnleolleginm
ebt bericht über die alljährlich abzuhaltenden versammlnngon.
Inf Antrag von Stenzel (Breslau, iwinger) wird naeh kwier debatle
dossen, an das staatsministerinm eine petition betreffe abftndenuif
er bestimmungen des statuta der königl. witwenoaase absneenden«
bh das carenzjahr wegfallen zn lassen, den witwen % dee gehalte
lension zn gewähren nnd auch die 'städtieeben behöroen am, an*
Iten.
Die nächste Versammlung soll gleich naeh den oeterfeieriafen wie»
m Breslau abgehalten werden, der vorstand dee alchstea jabrea
ht aus dir. Reimann (Breslau, heil, geist)' Toreitsendery 8ehmidt
list) Stellvertreter, Stenzel (Breslau, swinger) eaeeenwarti Biehter
I Schriftführer, Adrian (Oörlits), {Meyer (Preibnrg), Zopf (Brief)
taer.
Herauf hielt Schmidt (Breslau) seinen anffekündigtea T0ttraf&
realschule I Ordnung, ihre aufgäbe nnd berechtignng'.
Udner versichert zuerst, dass ihm jede agcreeenre teadens, tniU>
er 19 jähre als lehr er der mathematik und plqrsik an einer real«
e beschäftigt sei, fernliege, seine aufgäbe sei schwierig « da er
i zwei Seiten sich wenden müsse, gegen die, welche der realsohnle
irfen, sie hätte ihre aufgäbe, dem bürgerstande eine tüchtige bil-
zu geben, aus den äugen gelassen, und g^gen die, vrelcbe die
ehule als eine neben dem gjmnasinm vollständig überflüssige an-
hinstellen.
üe anfange der realschalen scheinen dem ersten Vorwurf eine ge-
> berecbtii^'ung zu verleihen, sie wurden gegründet, um dem intelli-
B bürgerstande gelegenheit zu geben, sich in naturwissenschaften
len neuern sprachen ein masz von wissen anzueignen, das er auf
Ijmnasiam nicht finden konnte; sie verdanken also ihre entstehnng
imstande, dasz die gymnasiale bildung in diesen fächern eine
I seigte.
574 VerBamxnlung von lehrern höherer lehransttlten SehlenoDt.
Redner gibt zu, dasz das streben nach gewissen bereebtigvnfM
vielfach ein motiv gewesen sei, den lehrplan an modifieiareB; aber ei
sei eine Übertreibung, die jetzige realscbule I ordnnnc eindg als «b
product dieser berechtigungsjagd hinzustellen, so gewaltsam lasse sieh
ein schulwiesen nicht ganz in andere bahnen treiben, so selmell wiit
die zahl der realschulen nicht gewachsen zumal bei den dQrfügea bs-
rechtigung^n, wenn nicht ein innerer grund vorbanden gewesen wiie.
Das gymnasium gewährte in natnrwissenschaften wenig oder niebli^
die realschnle viel; daher wurde der gedanke rege 9 denen diese lesl-
bildung zu geben, die sich technischen fUchem widmen woHtea, W
denen ein wissenschaftliches Studium der naturwissaneohaftan aStIg M,
z. b. berg-, bau-, hütten- und forstfaeh. der Staat veriangle dm
kenntnis des latein; aber nicht dies allein, sondern vor allem der M-
danke, dasz Staatsbeamte von so einflussreiober stellong eine tfleht^
allgemeine bildung von der schule mitbringen mttsten, war der _
zur einftihrung des latein. die ideale seite der bildung durfte
konnte auf den realschulen nieht mehr vemaebllasigt WMden,
sie die Vorbereitung fUr die höheren technisohen Stadien an sieh
wollten.
Rßdner ist von der notwendigkeit der mittelscbolan oder hShvHi
bürgerscbulen ohne latein (wie Breslau deren 8 beaitit) ndt betecb-
tigung ihrer abiturienten zum einjährigen dienst ttbetsengt; dlssi
hätten jetzt den zweck der realschulen von früher in erflIUeB; tnli-
dem machten sie die realschulen nicht überflüssig, die gvniiiäaieB «t*
nigstens thäien es nicht; denn wie geh. rath Wiese anf den oetdfcw
conferenzen bemerkte, handle es sieh erst darum, ein aolelwe gymaastei
herzustellen, zunächst müsse es eingestandenermaaaeB die nalsnriss»-
schaften mehr berücksichtigen. Laas teile denselben je 1 standm m;
weiter gehe kein anderer verschlag; nur welchem gegenstände
abgenommen werden sollen, darüber seien die ansiohten sehr
den. in 2 stunden könne aber dem sohüler nur ein gewisMa
der allgemeinen begriffe beigebracht werden, die gegner der
wären damit auch zufrieden; aber wenn eine solene TorbÜdvag
für andere facultäten genüge, so doch nieht für die. welche natnnriiscB-
Schaft oder medicin studieren wollten, die ansienten von piofeswf
der naturwisBenschaft , welche den gjmnasialabiturienten wegen ssiHr
besseren geistigen Schulung trotz der geringeren vorkenntniae ftr-
zögen, stützten sich auf die üble erfahmnr, die sie mit ein oder iwii
realscbulabiturienten gemacht hätten und würden dnreh entgegeiurenMi
urteile aufgewogen; andererseits motiviere das urteil die bequenuiiUlit
der herren professoren, die es störend fänden, daai einielae rinlsiiiii-
abiturienten über das gewöhnliche masz der Vorbildung liliiaiisghiHi*
es sei aber ein unwürdiges und unhaltbares verhiltius« dnn fswd*
diese fäcber auf der Universität erst mit dem ABC beginnen mlsM-
auch der mangel an guten lehrern der naturwissenschnft bernhe duH^t
höchstens verlöre sich der gjmnasialabiturient in eine apecialitH ^rf
käme nicht zu dem nötigen überblick des gesamten gebiete, dar
wand, dasz ja alle groszen naturforscher von den gymnulen n
seien, sei halb trivial, halb unwahr; denn einerseits hfttten rie
überhaupt nicht studieren können und das genie breche sieh
bahn; möglicher weise hätten sie aber bei besserer vorMldnng IK^ I.
mehr leisten können; andererseits wären viele lebrstOhle mit isil'
besetzt, die nie ein abiturientenexamen auf dem gjnr'isiiun alglkf^
hätten.
Redner gibt zu, dasz die gjmnasialabiturienten durch den Aw
bildenden einflusz der Sprachstudien mehr an strenff logieehes isaN* Wi
irewöhnt und dadurch auch mehr zur wissensohaftliehen arbeit ffsä^ l**
K
^en. aber die realschulen seien auch verbessernngsAhig.
suchen sie so umzugestalten, dasz der realschnlabitnnent dneh ^
Venammlimg von lehrem höherer lehranstalten Schlesieni. 575
weiterten amfang der Sprachstudien in g^edankenreichtam, präcision and
Gewandtheit des ausdrunks, Sicherheit des urteile nicht hinter den an-
dern abiturienten zurückstehe, dann würde die realschule eine weit
bessere Vorbildung für das Studium der sogenannten realen disciplinen
gewShren.
Der Vorschlag, bis secunda eine einheitliche bildung (gymn. lehrplan
mit etwas grösserer berücksichtigung der naturwissenschaft) zu geben,
und dann eine bi- oder trifurcation eintreten zu lassen, wie in den
octoberconferenzen dir. Reisacker vorgeschlagen, sei zu beachten, aber
•r scheine praktisch nicht durchführbar, erstens sei der schüler, der
irgend einer abteilung heizutreten sich entschlossen habe, schon früher
Seneigt, die andern fkcher zu vernachlässigen, and die erstrebte ein-
eitliche bildung würde vielleicht schon von tertia an illusorisch —
lehrer an realschulen hätten darin bezüglich des latein schon viele trübe
erfahrungen gemacht — , zweitens wäre die gefahr der Zersplitterung
der kriifte des Schülers noch weit gröszer als jetzt auf der realschule;
auch müste rücksicht auf die gesundheit des schülers genommen wer-
den, und schlieszlich würde eine zwei- oder dreifache prima besonders
an communalanstalten wegen ihrer kostspiel igkeit heftigen Widerspruch
erfahren.
Die realschulen ohne latein Gallenkamps seien zu sehr fachschulen
«nd befähigten deshalb nur zu rein technischen Studien, dürften sich
such etwa nur in den centren der industrie und teohnik halten, redner
b< ein etwas geringeres masz von mathematischen und naturwissen-
schaftlichen kenntnissen mit einer gründlichen sprachlichen bildung für
«rstrebenswerther.
Was nun die Verbesserung der realschulen betreffe, so müsse die-
selbe die mathematisch -naturwissenschaftliche seite des unterrichte
mehr berücksichtigen; dazu sei aber eine Vermehrung der Stundenzahl
nicht nötig, es empfehle sich in rücksicht auf die phjsik die anfangs-
gründe der differentialrechnung in prima hinzuzufügen, (die einteilung
<ler classenpensa könne erst nach feststellung der übrigen unterrichte-
gegenstände versucht werden.)
Die hanptfrage sei: wie können bessere resultate durch den betrieb
^er fremden sprachen auf der realschule erreicht werden? gegen die
' »ehanptung, dasz dies ohne erlemung des griechischen unmöglich sei
(Laas), wendet redner ein, dasz man auch ohne kenntnis des griechi-
I ichen sich mit griechischer kunst und Wissenschaft, antiquitäten und
geschichte bekannt machen könne, auch auf dem gymnasium würde
oei der beschränkten lectüre die kenntnis dieser dinge mehr durch den
feschichtliehen, lateinischen und deutschen Unterricht vermittelt, ond
^ese quelle sei auch dem realschüler nicht verschlossen, wenn man
nicht etwa meine, zum grammatischen Verständnis der übrigen sprachen
**i griechisch absolut notwendig, so drohe das den realschulen prophe-
zeite Unglück nicht allzusehr, redner bezwecke mit seinen vorschllgen
^nszer erzielung besserer sprachlicher erfolge auch einen gemeinsamen
^terban beider anstalten; er befürworte ein starkes entgegenkommen
•*itens der realschulen, hoffe aber auch auf eine gleiche bereitwilligkeit
^^ concessionen seitens des gjmnasiums.
Der lateiniäche Unterricht müsse den Schülern eine sichere gramma-
•ische grundlaji^e verschaffen und ihm von vorn herein die irrige ansieht
Jj^öehmen latein sei nebensache; daher seien dem latein in VI bis IV 9,
**^ bis 11 h G, 11^/ bis I 5 stunden wöchentlich zuzuweisen.
Für französisch eeien in V und IV 3 stunden (also wegen der durch
^^ö lateinisclien Unterricht schon gewonnenen grammatischen grundlage
^eniger nla bisher) anzusetzen, die ausreichten, die formenlehre excl.
J^r unreo:eIm;iszip'oii verba durchzunehmen, in III und 116 6, IIa und
* ^ stunden.
576 VerBammlung von lehrern höherer lehranstalten Schleneni.
Für das englische sei in der mittelstafe (III und Uh) kein niiBf
da einerseits die phjsik als neuer ffegenstaod hinsatretei anderemiu
viele Schüler mit dem einjährigen dienstzeuffnis die «ehiu« Teriiiwwi,
für die der beginn einer neuen spräche sweoklos sei. ffir die obcntef«
seien je 2 standen genügend, im examen sei bloss das Terstladaii eb«
nicht zn schwierigen prosaikers nachzuweisen, der schSler soll Uims
im Stande sein bei Fortsetzung seines Studiums einschlafende fa^
wissenschaftliche Schriften ohne erhebliche Schwierigkeiten sa leseL
Auf diese weise würde in den unter classen das latein das oentran
des Unterrichts werden, von III an würde das fransösisehe der stsDhui
des griechischen auf dem gymnasium zu dem UUAn entepreehen. &
sprachlichen anfordemngen an die realschüler blieben swsr Im vw-
gleich mit den an die gjmnasiasten gestellten anrüek, aber das sei W
den geforderten mehrle istungen in den realien natftrlloh. es komm
nur darauf an, wie die sprachlichen unterrichtsgegenstiUide betiislw
würden, und welchen >influsz sie auf die ganze gefistifs ndfSe 4m
Schülers, ausübten.
Als bestes kriterium für diese sei der deutsche anfsata. aUfeaiis
anerkannt, daher müste der sprachliche Unterricht vor allem den idies-
kreis erweitern , im logischen denken und disponieren befestigea lai
zur beherschung der muttersprache führen, somit sei die leetlbe alj^
liehst umfangreich, und man mache die schaler mit der slsssitfisi
litteratur der fremden sprachen bekannt das ziel sei nicht aafeitigflf
freier aufsätze oder conversationsfertigkeit, die ja hdehstens lehrer to-
säszen, die selbst längere zeit in Frankreich oder England aagehndt
hätten, sondern die fähigkeit, den fremden antor in ein gutes dsilMk
zu übertragen und umgekehrt, daher sei auch im abitoiientcnsii—
blosz die anfertigung eines lateinischen und fransösisehen SAmtiiliMi
zu verlangen.
Die Verteilung der lehrgegenstände ergibt folgender lectloa^plii;
Sexla
Qaintt
Ontrtt
Tertia
Uot«-.
secnnda
Beligion
Deutsch
Lateinisch ....
Französisch ....
Englisch
Geogr. und geschichte
Naturwissenschaften
Mathem. und rechnen
Schreiben
Zeichnen
Gesang
~8är
2
4
9
8
2
4
2
2
2
4
9
3
3
2
3
2
2
2
8
9
8
4
2
5
2
8
2
8
6
6
4
2
7
2
2
8
6
6
8
6
4
8
1
8
6
4
1
8
6
6
I
2
30
32
82
82
+ 2
82
+ « +«
tm deutschen erscheine eine Vermehrung deV stondenzaU M^
nötig ; im gegenteil könnten die 4 stunden in V den Wegfall der sM
stunde geschichte ermöglichen, da die sagen des classisehen altSfttff
mit mehr vorteil von dem lehrer des deutschen behandelt würden; dsfr
träten 3 stunden geographie ein.
Für da» rechnen seien in VI 4, in V 3, In IV nnd III 2
genügend, und fände dasselbe damit seinen abschlusz; die eise
in 116, die ihren Ursprung der berücksichtigung kanfininnls^hsr ^
dürfnisse verdanke, liege dem zwecke der realschnlen fern.
Mathematik beginne in IV mit 3 stunden planimetriCi daaH ^
^mnasium nicht zu sehr zurückbleibe; dafür erhalte sie In Uli ^
Yenammliiiig von lehrem höherer lehranttalien Sehleiiani. 577
« in inft 3 für algebra, 2 fär plaoimeirie, in III a umgekehrt , in
4, in IIa und I 6 standen.
Eeschreibende natnrwissenschaft Ton VI bie Ilif S ttnnden, ph^eik
nne in IIb mit 4 Bt., chemie erst in IIa, hier jedes i S stJ, in I h
, nnd Übungen im chemischen laborstorinm.
Zeichnen ist obligatorisch k t st., lineameichnen in I 8 st., in Ter-
en mit projectionalehre. das linearseichnen beginne in nia, nnp
TOtt beiden sei obligatorisch.
Die 80 umgestaltete realschale würde mit dem gymnaeiam sieh
n in die y orber eitang derer, welche auf oniversititen und (eehni-
n hochschnlen studieren wollten, w&re aber kein hlndenris für die
rickhing der mittelschalen ohne latein, welche, ausgestattet mit der
chtignng, einjährige dienstzeagnisse anssnstellen , die andern an-
ten Ton einer anzahl nicht dahin gehörender schttler entlasten würde»
leineren Städten, wo die mittel nicht aasreichten, könnten ebenfalls
he mittelschalen ohne latein errichtet werden, oder bfirgersehnlen
latein, deren lehrpUn jedoch dem der realsehnle bis Hb entsprechen
te, gerade so wie die progymnasien den gjmnatien.
Dagegen kann sich redner mit der anffassnng der stellnnff der
icholen von Bonitz nicht befreunden, die entfinrnang des latein
de den risz in der bildung unserer höheren stände ▼oUeaden. die
Itate im latein seien allerdings mangelhaft, .aber daraus folgere er,
( der Unterricht verstärkt werden müsse.
Was zuletzt die bereohtigungen anlange, so sei er auf starken
BTspruch gefaszt; denn er beanspmehe Weehtignng für alle faeol*
Itadien, er behaupte nicht, dasz der realsehalabiiivient ebenso gut
der gy mnasialabiturient für die philologiseh-historisehen Stadien
Mreitet sei, aber ein gesundes Verhältnis werde erst dnroh diese
ehstellung erreicht, bis jetzt habe man mit ungleichen waffen ge-
ipft; die befähigteren sehüler seien der bereehtignngen wegen immer
gymnasien zugeführt worden, eine gefahr sei fii dieser gleieh-
Motigung nicht zu finden, die nötige allgemeine bildung, auch naeh
sprachlichen seite hin, würde die realsehnle auch gewähren; das
Basium bestehe besonders für die, welche sieh für theologie, philo-
s und historische Studien vorbereiten wollten ; Juristen würden beide
eine ziemlich gleiche anzahl entlassen und für die bedeateade sa-
i von verwaltungsbeamten, die aus den jaristen herrorgiengen, haltd
lie realschulbildung für entschieden empfehlenswerth. für medlcda
ite die realschule natürlich weit besser vor. nnd tollte ja eiamsJ,
realschüler sich philologischen und historisehen Stadien wldmea
en, so würde er entweder bald snrüoksehreekeat oder er wfiide»
ja schon oft realabiturienten in iVt jnhren da4 esunea naf deai
aasium gemacht hätten, auch die kraft in sieh fühlen* die iehwlerif •
pa zu überwinden.
'Gebe man der realschule gleiehee reeht, daaa köaaea nad werdaa
Mden höheren Unterrichtsanstalten als sehwestera ohne neld nad
^8t in gleichem streben sich in die arbeit teilen, der Wissenschaft
I neue junger zuzuführen.
Es wird beschlossen, über die gestellten thesen:
l) die realschule I Ordnung hat ihre Schüler nicht für den eintritt
in das bürgerliche leben, sondern für wissenschaftliche Studien»
sei es auf Universitäten oder technischen hochschnlen auszubilden.
ß sie hat wie bisher die naturwissenschaften in bedeutend grösserem
^ umfange als das gjmnasium in ihren lehrplan aufzunehmen.
I] um den sprachlichen Unterricht für die allgemeine bildung der
k Schüler wirksam zu machen, ist der unterridit im lateia wesent-
. lieh zu verstärken.
I
578 Venammlang von lehrem h^^herer lehranstalteil Sohleneoi.
4) die englische spräche ist nur in IIa und I in je 8 st. wSelieBÜM
zu lehren; die schäler sollen darin nnr bis sam Terstiiidais elaei
leichten prosaikers geführt werden.
5) die abitnrienten der realschale I Ordnung erhalten in Jedsr Ui-
sicbt gleiche rechte mit den gymnasialabitorienten,
eine abstimmung nicht yorsanehmen, dagegen in eine allgemcitte dsbstti
einzutreten«
Koerber (Breslau, Elisabethgymn., prof. der natnrwisssasnhsll ss
der Universität) : nach seiner meinung seien, nachdem die mittelseksks
an stelle der realschulen getreten, die letiteren anf den ansstsrbeshf
gesetzt, these 1 setze voraus, dass die realsehnle dasselbe leiste vii
das gymnasium und die vorbereitenden technischen sehnten, aber ssr
die weihe der hellenischen bildung befKhige snm nniversellen stidhii
auf der Universität, nach dem ausspruch vieler mitglieder von prfifiu^
commissionen fehle den realabiturienten etwas, was die gyanaäsl-
abiturienten voraus hätten; das drängen sum stndinm habe in dvtts^
hebung der jungen leute seinen grund, die sieh jetst einbüdetea, sli
realabiturienten etwas besonderes su sein, sehen seien einige ifst
schulen zu gymnasien umgewandelt worden, andere wfirden in mltlil-
schulen werden müssen, das gymnasium nehme chemie and ea|Biifc
hinzu und verstärke die naturwissenschaft etwas, dann seien As nsl*
schulen überflüssig.
Schmidt: eine Verstärkung sei nur in dem masse mSglieh, dM
die erworbenen kenntnisse der sogenannten allgemeinen bildnag M^
sprechen ; den Unterricht in den reellen erheblich verstibkien, dan tr
als Vorbereitung für das Universitätsstudium gelten könne, das Sil d«
gymnasium nicht im stände, vollends noch mehr gegenstjnde Site
nehmen, müsse sich das gymnasium entschieden wei^m, damit es lilM
an demselben überflusz von lehrgegenständen kranke wie die ml*
schule.
Dir. Heine (Breslau): er stimme dem ersten teil der thesis 1 M
sei aber ein gegner des zweiten, die gymnasien versichteten gen srf
die verschiedenen staatlichen berechtigungen, die realsehnlen wiasehCtf
sie. wenn einmal die realabiturienten su jedem faeolMtHtadlsB i»
gelassen würden, dann bekämen wir theologen, die kein neues iMta^
ment, Juristen, die kein corpus iuris lesen könnten, medieiner alt vi
ohne Sprachbildung , und auch die naturwlssensehaftler wfirden ia ivrf
teile gespalten, dadurch käme ein risz in die Wissenschaft; nntirte
gemeinsamen dach der Universität sollten sich dann die ▼erseUstaV
richtungen vereinigen, gewöhnlich entsprösse der stamm einer wsilA
hier solle der stamm aus den zweigen hervorgehen, ee mfisse stoetli' .
heitliche bildung sein, es tauge nichts, dasz der eine so, der aadsnit
vorbereitet hinkomme, das gymnasium bereite aber genfigend ver; dtf
Jurist sei im latein so weit vorgebildet, dass er bei weiterem fortaiM^
das corpus iuris lesen könne; ebenso komme der medieiner mit
kenntnissen aus. dasz aus einzelnen realabitnrlenten etwas
auf die unteren schiehten, der ventM
sohlimmern risz zu wege bringen, wctf
recke, ein gymnasial abitnrient, der asV"
wenn er in 3 fahren nieht fsili» «srf^
sei, sei noch kein beweis, denn die gesetze seien für die menMi tSß^
für die ausnahmen. — Der risz, der durch die wegnähme M h^
entstände, erstrecke sich nur auf
des redners würde einen weit
er sich bis zur Universität erstrecke, ein gymnasial abitnrient|
Wissenschaft studiere, möge, wenn er in 3 jähren nieht fertig eert^
länger studieren; auch die realschulen gäben nicht die genfigeads fl^
bildung und sollten es wol auch nicht, mit demselben recht UssftJ
die andern facultäten auch eine Vorbereitung auf ihr spedellsB CMs
verlangen; davon sei man aber zurückgekommen, nnd s. b. die ti0^
betriebene juristische Propädeutik ^ei abgeschafft.
Nordtmeyer (Breslau, h. geist): eine vergleiohnng Islle sM^
Ungunsten der realschule nus, weil das material sn ungleich sei; ^
§
Yemmmlang Yon lebrem höherer lehnuMtalten Schleiiiiit. 579
m Achickten erst ihre söhne auf daa gviiuiasiam, nnd wenn es dort
it gienfi^, auf die realschale; über % der sdifiler sei Torher erst
dem gymnasium gewesen, ningekehrt giengen die guten realschfiler
1er auf das gymnasiam. daher seien die leistnngen nngleieh nnd
nrteil der nniversität beeinflosst.
Hoehne (Wohlan): die Statistik des Torredners spreehe fOr das
inasinm. warum schickten denn sogar reallehrer ihre söhne auf das
inasinm? die frage sei: war die realschiile bedBrfnis, nnd ist sie es
t noch? die alte sei es gewesen, dann aber habe man SQ Tiel
infgepropft, die regierang habe berechtignngen gegeben, und das
ein fehler gewesen« die Hoffmannsche mittelsehale sei aie sohnle
snkanft and sie werde die realsehule remiehten. anf dem grmna-
1 sei die hauptsache die sprachliche bildnng, natorgesehiohte bis III
e er für genögend. die andern anstalten sollten das latein fallen
en; dies allein sei nicht der weg sam altertom, sondern der elgent-
s sei das griechische, darch das dringen des latein in den nuttel-
Bt würde aach nichts; die realsehalen sollten mehr fransösisoh nnd
lach treiben; den mittelpnnct müsten die natnrwissensehaften bilden,
demnach müsten sie mit entsprechenden berechtignngen, s. b. fttr
tfach usw., verseben werden, aber nicht für die nnlFersitlt.
Bector Mejer (Freiburg): hellenische bildang liege auf dem knnst-
let, and diese könne man sich ebenso gnt wie das logisehe auf an*
\m wege erwerben, redner erachtet die blfnreation niebt für so
rierig, nnd befürwortet gemeinsame bildnng bis seonnda, Tonda fttr
»logen und Juristen gymnasiale, für medleiner nnd natnrwissea-
ifller reale Vorbereitung, medidner, mathematiker nnd natnrwissen«
iftler sollten den gymnasiasten eigentlich gar nieht anfinebmen.
Director Heine fragt dagegen, ob denn sehen so grosse klagen
lalb erhoben worden seien? aber theologle i. b. könne kein real-
tter studieren, weshalb solle man die berechtignng gewtthrea, deren
realsehule schon genug habe.
Pinzger (Reichenbach): die realsehule wünsohe für sich keine
ichtigungen, sie wäre z. b. die berechtignng, eiig&hrige dienstsenff-
le auszustellen, gern los ; aber für das siel Ihres strebens branehe ue
leihen. — Wenn theologen vom gymnasinm jetst oft das hebrllsehe
kholten, warum nicht auch das griechische? — « Anf die urteile der
fessoren dürfe man nicht so viel geben, da sie ja das material Ton
realschulen zu wenig oder gar nieht l^ennen.
Director Hasp er (Gr.-Glogau): die realsohnlen beanspmehten iwmr
kte, aber die pflichten hätten sie nicht hingestellt, es sdielne, als
Ürften sie die rechte, um existieren zu können; das könne uns aber
tt bestimmen, das griechische sei nnentbebrliehs der heUenisaias
Ihre sich mit dem deutsehtum in dem idealismns, nnd den bmnohten
I deshalb stellen wir die Hellenen Über die Römer, es wire ein
iSck, wenn wir später ideale nnd reale ftrste haben würden« übfi-
• zweifle er auch nach dem neuen plane daran, dasi die realsehnle
■aner haben werde.
Schmidt: er sei überzeugt, dasz die realsehule primaner haben
de, wenn sie die berechtigung erhalte, seine thesen würden fallen,
die Gymnasiallehrer keine kenntnis der realschulen hätten, der
ibe, dasz die gymnasien eine Universalbildung gewährten, sei aber-
dbe. der sinn für spräche verhalte sich zu dem sinn für natnr-
•snschaft etwa wie der gehörssinn zu dem gesichtssinn , nnd beide
Aen »eibständig ausgebildet werden.
Rector Koeszler (Striegau): dem Vorwurf, dasz an den realschulen
Materielles gelehrt werde, stehe der gegenüber, dasz an den gymna-
I bei der beschäftieung mit dem altertum mitunter die pflege des
Isnalitätsbewustseins vernachlässigt worden sei. der dnalismns sei
•len, eine einheit nicht mehr möglich, um die Idealität zn pflegen,
i
580 In obitum poetae clarissimi, amici carisBimi Henrioi StaiMinimn.
müsse aber latein getrieben werden, und swar grfindlieh. aneh in
der realschale müsten sprachen das centmm sein, theologen, phQo-
logen und historiker könnten sich allerdings nor auf dem gymnasimi
die nötige vorbildang erwerben, in kleinen st&dten sei ttbri^bni eiM
schule ohne latein ganz unmöglich.
Director y. Raczek (Gr.-Glogan) : er sei realschaldireetor geweioi
und unter seiner leitung sei die anstalt in ein gymnaoiam nmgewudsU
worden, er sei froh gewesen, als er den letzten realschüler lotgewoidei.
das beste kriterium bleibe der deutsche aufsatz, und dieser fei, aach
bei den besten realschülern , stets nüchtern« das ideale komme bv
aus dem g^echischen.
Richter (Breslau, zwinger): wir seien keine ideaUsten mekr; dai
moderne habe eine so grosze berechtigung, dasz das gynrnasiimi te
Jetztzeit nicht mehr entspräche, das gjmnasium müsse aneh etm
reales mitgeben, wenn es der neozeit genügen wolle; daher müsse«
die realien mehr pflegen, dazu empfehle sich die erriohtang tod imI-
gjmnasien.
Schmidt: auch die reahchulen pflegten den idealismus. woa
dienten denn die deutschen classiker? die beschlftigiuig mit den ■ltl^
Wissenschaften sei ebenfalls nicht ohne idealitttt, aas Tentlnd^te
allgemeinen gesetze sei ein ideal.
Nach einigen persönlichen bemerkangen wurde die^ debatts if-
schlossen; eine abstimmung wurde, wie erwähnt, nicht beliebt, disir
zweck, einen gedankenaustausch herbeizuführen, erreicht seL
Zwei andere thesen, betreffend den griechischen «atenrielit in
Schneck (Breslau, Matth.-gjmn.) und die prädicate beim 'obeiMn^
examen von Guhrauer (Breslau, Magd.) kamen wegen Torgerfiektsr MÜ
nicht mehr zur berathung.
Nachmittag vereinigte ein diner die teilnehmer noch bis SOB staL
Breslau. G. Duaui.
50.
IN OBITUM
POETAE CLABISSnn, AMICI GABIS8IMI
Henrioi Stadelmanni.
Solvite, o Phoebi comites, capillosl
ora nobiscum atque genas acerbis,
Yirgines Divae, lacrimis rigate!^
tu quoque, Apollo!
Namque qni vestrum est ubi personabat
duicibns nemus fidibns modisque
verba cogebat lepidis, poeta
ingeniosus :
Huius excepit spiritum pudica
ore, quam dilexit amore fido,
uzor eztremum. — Miseranda fata
ncc toleranda!
Prob dolor! conclamat amica turba
atque conclamant pueri tenelli;
irriti quaerunt oculis parentem
non redenntem. **
ramme der höheren lehranstalten der provinz Wettfiden 1874. 68t
AmbiamQS ergo rogom flagrantem
naeniat tristesqne canamus atque:
molliter, gemamns, amiee snaTis,
088a cubanto!
NoN. OoTOBR. MDCCCLXXV. Awc. Beiohbmhabt.
(44.)
KOOBAMME BEB HÖHEREN LEHBANSTALTEN DBB
PBOVINZ WESTFALEN 1874.
(fort8etsang.)
Dortmund, gymn. und realsch. erster Ordnung. reL-lehrer Perthe«
; ab an da8 gymn. zu Bielefeld; httlfsl. dr. Bttbel fett Migeftellt,
ülfsl. cand. Biedenweg vom progjmnaainm in Garts nsd eand«
elsieck; gymnasiallebrer Nodnagel geht ab an die realsch. ga
sn, hülfsl. Bert wird aU ord. lehrer angeetellt. sehttlen. 408,
des gymn. 10 and 1 ext., der realseh. 1. — Abb.: gesehichte dei
lasiams zu Dortmund. III. von dir. dr. A. Döring (enthält tu-
h einen aufsats über Jacob Schöpper als theologischen und drmma-
m Schriftsteller vom Gymnasiallehrer H. A Jnnghans). 41 •• 4.
ambach, Schöpper und die reformatorische bewegong in IX>rtmniid
570. Lambach war friedfertig, auch freisinnig, aber noeh nicht
hiedener vertheidiger der evangelischen lehre, ein kateehiemat
iredigers Schöpper von 1549 ist das erste naohweialioh in Dort-
1 gedruckte buch. Jacob Schöpper, geb. 1612 bis 1616, starb 1654;
it geschrieben Synonyma, enth. bocbdeutacbe namen ffir lateinische
»r, um die niederdeutschen prediger mehr ans hoehdentsche in
bnen; sodann theologische Schriften, einen kateehismns fttrselifller
rer schulen, lateinisch, halb katholisch, halb evangeliseh; lateiniaehe
(hismuspredigten , in freisinnig katholischem sinn; endlieh 6 latei-
e Schuldramen (Inhalt hier ansführlich angegeben). 1656 trat
ger Job. Heitfeldt für das Lutherthnm anf, wurde aber 'abgeteilt.
Bewegung nahm zu; prediger D. Wiokradt ist 156S fSiderer der
nation, und seitdem ist auch Lambach entschieden anf dieser selte.
sth gab immer mehr nach; in 8 von den 4 pfarrUrohen wurde 1570
lesse abgeschafft.
IOtbbsloh. gymn. schülerz. ^6, abit. IS. — Ohne abhaadluBc.
Iaobn. realsch. erster Ordnung, cand. Bartlinf ffieng ab as die
Khnle zu Barmen- Wnpperfeld ; es trat ein ord. lenrer dr. Wolff
ter reaischule zu Stettin; prorector dr. Behröer gieng ab fn die
dinle zu Perleberg; die 3e oberlehrerstelle erhlett dr. Treutler
der realschnle zu Remscheid; als ord. lehrer angestellt cand.
ettig; hülfsl. caed. Metz gieng ab. schfilers. 821, ablt. 4. — Als
rede am Geburtstage dea kaisers. von Oberlehrer dr. Trentler.
4.
Lamm. gymn. hülfsl. dr. Mücke angestellt; als ord. lehrer trat
hr. Ed. Mein ecke; prof. Rempel wegen krankheit beurlaubt.
erz. 159, abit. 4. — Ohne abhandlung.
IsBFOBD. Friedrichs^ymn. oberl. Meier zum 3n oberl. ernannt;
K. Müller provis. hülfsl. schülerz. 156, abit. 6. — Abb: ge-
lte des gymnasiums zu Herford. III. von prof. dr. Kölscher.
4. die gesehichte des gymnasiums von 1640 — 1660: A. Lonieerus,
Slandorp, Catharinus und andere rectoren; Streitigkeiten swisehea
582 Programme der höheren lehranstalten der proyini Weii&kn 1811
aebtissin und rath der Stadt über das (rjmnasiam; der vergldeli vw
1643; die ältesten schulgesetse; die griechische syntaz für das ^mu-
siam von 1667.
HözTEB. könig Wilhelmsgymn. als Ir Oberlehrer dr. O. Groseh
von Wernigerode, als Ir ord. lehrer dr. Herrn. Nölle von OsnaMck'
angestellt; der ord. lehrer Lorenz g^eng ab an die höhere bürgeneh.
zu Freiburg in Schlesien und trat prov. für ihn ein dr. K. Frick au
Schwerin, als probelehrer cand. R. Michels ans Schwerin; eand. dr.
K. Czwalina gieng über an das gjmn. zu Wesel als ord. lehrer, der
prov. lehrer dr. H. Müller von Nenstrelitz gieng ab an dae p&dmgoglui
zu Ilfeld. schülerz. 126. — Abh.: de re metrica LncretÜ ter. Eri.
Büchel. 9 s. 4. die abhandlnng behandelt einzelne eigentfimliek-
keiten der 'metrik des Lucretius, haupts&ehlich L. Mfillers boeh si
gründe legend, und g^bt viele beispiele an« dem dichter an.
Iserlohn, realsch. erster Ordnung, es starb proreetor J. J. Kruiei
auch ein hart mitgenommenes opfer der alten bnrschensohafliverfolgufi
der ord. lehrer Grunicke gieng ab an die realschule in Aseheiflebtfi;
als oberl. trat ein A. Hollenberg vom Joachimsth. gymn. sn Beriiii
es geht ab zeichenl. Schürmann an die höhere hnrgenehnle laMu^
bürg, an dessen stelle tritt L. Brnne von Minden; f3r eine nene Wh-
lehrerstelle ist gewählt cand. Wagner zu Hersfeld. sehfilenahl tl^
abit. 3. — Abh. des oberl. O. Ries: discussion einer mit der elliMO
und ihren verschiedenen krümmnngshalbmessem znsemmeiih&ngeMii
curve. 16 s. 4.
Lippstadt, realsch. erster Ordnung, hülfsl. Marschall gieng ab
an die höhere bürgersch. zu Nassau; als ord. lehrer trat ein dr. WiUt
von der höheren schule zu Chur, gieng darauf ab an das gymnasim n
Greiz; es trat ein hülfsl. dr. Frenkel und cand. Callenberg; es gekl
ab hülfsl. Killmann als ord. lehrer an die höhere bürgerschide sa Ift
Friedland, schülerz. 275, abit. 8. — Abh. des ober!, dr. Mfilleri im
erste chemische lehrgang. 20 s. 4. die abhandlung will die erfthroitN
des verf. in bezug auf die Vorzüge und mängel des Arendtseheo Iw
bucbes (1868), welches er seinem unterrichte zu gründe gelegt hil| br
gründen und entsprechende Verbesserungsvorschläge machen.
Minden, gymn. und realsch. erster Ordnung. hülfsL Köhlsr trti
ein, oberl. Quapp gieng ab als director der realsch. erster ordmsg ü
Leer, oberl. Bosch als dirigent der höheren bürgerschnle so ArolMi
es traten ein ord. lehrer dr. Schröder von der höheren bOrgencL A
Delitzsch, als zweiter hülfsl. dr. Lacke mann, es gehen ab dr^Yei^
1 ander als ober], am lyceum zu Hagenau, dr. Yöloker an das C^
zu Prenzlau, es tritt ein dr. Bus s manu von Hamm, sehfilers. 890| eUk
des gjmn. 3, der realsch. 4 und 1 ext. — Abh. des oberL dr. Baasisf:
die brombeeren der gegend von Minden. 15 s. 4.
MÜNSTBB. akademie. winter 1874/5. prooem. scr. J. Bospatt; itf
Philippi III regis Macedonum ab a. 205 a. Ch. usqne ad seenniBB ei*
Romanis bellum gestae. 15 s. 4.
SiEOBN. realschule erster Ordnung, die feierliche einweihsag ^
neuen realschulgebäudes fand am 2 juni 1873 statt, der frfihere nrafei
Oberlehrer dr. Langensiepen wurde definitiv entlassen, derord.lshitf
dr. Schwarz zum oberl. ernannt, eine 5e ord. lehrerstelle eingsfiehti^
der ev. rel. -lehrer pf. Reuter schied aus; es geht ab hülfsl. dr. H. Potl'
mahn an die realschule zu Lippstadt, tritt ein cand. dr« Pape vi*
Halberstadt, das 25jährige directorjubiläum des dir. dr. Sohnabsl ^
diesem gelegenheit zur begründung einer neuen Stiftung snm belli*
verwaister und groszjlUiriger töchter von lehrern der schnle. scUUi^
zahl 297, abit. 10. — Abh. des dr. J. Heinzerling: die 8ienilla'*'
mundart. 18 s. 4. die genannte mnndart gehört zu den binnendsotsiktf
mundarten, d. h. den hochdeutschen, die neignng sum niederdenticti'
zeigen, und zwar zn der niederrheinfrUnkischen; als nnterabteihng der
Programme der höheren lehranstalten der provinz Westfalen 1874. 583
selben hat sie nicht ausschliesslich die herschaft in dem ganzen Sieger-
lande, sondern ist ein stück von der hessischen mnndart eingenommen.
die anklänge einerseits an das niederdeutsche, anderseits der gegensats
gegen das hessische machen die siegerländer mnndart zn einem inter-
eesanten gegenständ der Untersuchung, der verf. betrachtet hier die
Tocale, die lehre von den consonanten hat er erst begonnen; es ist zu
wünschen, da8z er mnse und gelegenheit finde, bald die abhandlung zn
vollenden, dabei auch die versprochene vollständige idiotismensammUing
so geben, d. h. die Biegener programme von H. Schütz zn vervoHstän*
digen, deren werth seiner zeit von J. Grimm im deutschen wörterbuche
gewürdigt worden ist. als sehr instructiv begrtiszen wir die beigegebene
■pracbkarte des Siegerlandes.
SoBST. archigymn. als ord. lehrer trat ein eand. Aug. Klempt,
als ord. lehrer angestellt hülfsl. A. Fromme. Schülers. 271, abit. 8. —
Abb. des oberl. dr. Bresina: über die bewegung materieller puncto
aaf einer rotierenden starren geraden linie. 29 s. 4.
Abmsbbbo. gymnasium Laurentianum. gymnasiall. dr. v. Fr icke n
gieng als regierungsschulrath nach Königsberg, cand. Rehdans als
külfsl. an das gymn. zu Culm, Küster als ord. lehrer an das gymn. zu
Attendorn, es trat ein cand. Goeke. schülerzahl am schlusz 223,
abit. 26. keine abh.
Attbndobn. gymnasium. das bisherige progymnasium , 1825 mit
drei lehrern und drei classen eröffnet, ist als paritätisches gymnasium
1878 eröffnet, es traten ein als gymnasiall. K. Küster von Arnsberg,
oberl. dr. Ernst Peiffer aus Mülhausen imElsasz, oberl. Raradohr
vom Lyceum I zu Hannover; provis. hülfsL Joh. Brül schied aus.
sebUlerzabl 68. — Abh. des gymnasial!. K. Küster: 'Lessing als philo-
log.* 22 s. 4. eine antike natur ist Lessing schon oft und mit recht ge-r
nannt. von ihm gilt das wort Goethes, wie von einem (classiker und
romantiker in Italien): 'jeder, der von Jugend an seine bildung den
Oriecben und Römern verdankt, wird nie ein gewisses antikes her-
kommen verleugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen, was er ab-
geschiedenen lehrern schuldig ist, wenn er auch sein ausgebildetes
taleDt der lebendigen gegenwart unaufhaltsam widmen wird und, ohne
es zu wissen, modern endigt, wenn er antik angefangen hat.' er ist
iamer den alten treu geblieben, er gehörte in die zeit, von der Goethe
ss^ (urteile französischer kritiker): ^die Franzosen haben durch ein-
^hniDg misverstandener alter lehren und durch nette convenrenz ihre
Poesie dergestalt beschränkt, dasz sie zuletzt ganz verschwinden mnsz,
<)t sie sich nicht einmal mehr in prosa auflösen kann, der Deutsche
^tr auf gutem wege und wird ihn gleich wieder finden, sobald er das
*chüdliche bestreben aufgibt, die Nibelungen der Ilias gleichzustellen.*
eben darum, weil er sich unablässig mit den alten beschäftigte, verfiel
^ oft in langes schweigen; denn eben dies Studium gab ihm einen ge-
lten halt, eine befriedigung in sich; denn 'indem dasselbe*, wie
5^ethe an einem andern orte sagt (campagne in Frankreich), 'unser
iiUieres mit groszen gegenständen und gesinnungen füllt, bemächtigt
*■ sich aller wünsche, die nach aussen strebten, hegt aber jedes wür-
^%e verlangen im stillen busen; das bedürfiiis der mitteilung wird im-
^fr geringer, und der liebhaber arbeitet einsam, für genüsse, die er
^it anderen zu teilen kaum in den fall kommt.' überall, wenn wir
^^essings werke durchblättern, tritt uns seine philologische und histo-
rische gelehrsamkeit entgegen, er ist kein dilettant gewesen, aber er
''Jcht nicht den letzten zweck in den philologischen Untersuchungen,
^^ will der modernen weit das altertum als Spiegel für litteratur und
*^ben vorhalten, er ist ein ganzer pbilolog gewesen; seine philologische
^'^Hhie in seinen Untersuchungen über Schriftsteller ist musterhaft, er
^^>t in den alten; wie manche Sentenzen entlehnt er aus ihnen, und
^^''gends ist darin etwas gesuchtes, in der geschichte der alten litte-
584 Lippesche programme 1874.
ratur and kanst sind seine kenntnifise und leistungen henrorragend. er
hat nicht, wie die fachphilologen, von vornherein eine lebentufgabt
sich gestellt, sondern überall auf der hoehwacht der seit itehendY «ultt
er sich zu den antiquarischen Studien, durch deren aiubeatiug er eia
Zeitbedürfnis glaubte befriedigen su können, io der formalen philolefit
bezeichnen wir sunächst Lessings belesenheit als eine nngewShaliBM,
seine kenntnis der kunst als ebenso gross; seine beletenheii dehnt ndk
aus bis cum untergange der alten litteratnr und Bber einen tehr bt-
trSchtlichen teil der neuern bearbeitung. waa seine kritik anbetrifk^
so ist sie nicht mit besonderem lob hervoriuheben , sie leidet an n^
jectiven einfallen, an dem mansel einer siebern metbode. Mine e^
klärung ist besser, er will stets den Schriftsteller nur ana aiek erUbt
wissen, warnt vor dem herbeischleppen überflfissigen materials. seiM
ästhetische kritik ist epochemachend geworden, seine 9tym6hpaAm
Untersuchungen verdienen keine weitere beachtnng. wir wiiaen, iau
er die lateinische spräche gut zu handhaben wnste. anf (gnte fib•^
Setzungen gab er viel, seine Verdienste um die litteratnrgeMhiehts
der Griechen und Römer sind allbekannt; ebenso um die knnstarttUs-
logie; er sieht im einzelnen schärfer als Winkelmann, knrs, er ist «i
echter phiiolog gewesen; er hat seinem volke den ewigen weitkte
classischen Studien gezeigt.
Bocholt, höhere bürgerschule. lehrer Jansen und Wasttr^
giengen ab, es traten ein Fr. Weber vom oollegium snSohwjiiate
Schweiz, Joh. Janssing, zuletzt rector in iischeberg; letalerer ftaf
nach 6 monaten ab und trat ein Q. Seppeier vom rallisgymnisiiuin
Osnabrück, schülerzahl 72. — Keine abhandlang.
(schluBs folgt.)
Hebford. Hölsohkl
51.
LIPPESCHE PROGRAMME 1874.
Detmold, gymnasium Leopoldinum nebst realcUaeen. all ^
gymnasiall. trat Rieh. Stegmann von Soest ein; dr. HnehtBttf
gieng als oberl. an das gymn. zu Seehausen ab, eand. Heraatib
hülfsl. au das gymn. zu Mors, als erster oberl. trat ein proH dr.TrefU*
aus Friedland, als erster gymnasiall. B. Winkelsesser tob a>^
zu Guben, schülerzahl 196, abit. des gymn. 3, der realseh. 7. — U**
Abhandlung.
Lemgo, gymnasium. der englische Unterricht in qnntte fiel^
und trat dafür Unterricht in botanik und Zoologie ein. soliillemUlK
abit. 7. — Abhandlung des ord. lehrers dr. von Gell: 'über das starf"
tane formensystem einer form 2r und 6r Ordnung'. 18 s. 4.
BücKEBUBG. gymnasium. am 19n juli 1878 starb eonreetor drW*
Fuchs, als hülfsl. trat ein cand. Kam Iah ans Minden, m in/t it^
gymnasiallehrerwitwen- und waisencasse gestiftet ■rbfllonsM M
abit. 6. — Abhandlung des oberl. Chr. Berkenbnsek: 'die lahiti*
der hyperbel'. 27 s. 4.
Herford. HOlaob»
1^'
^
ZWEITE ABTEILUNG
tTMNASIALP.'iDAeOGlK UND DIE ÜBRI6EN
LEHEFiCHEfi
.AU80E0EBBN VON l'ROF. DIt. HeRMAMN MaSIUS.
(45.)
iBHÄNGIGKEIT DES G YMN ÄS 1 4L LEHRERS VOM
URTEILE ANDEEER.
men wir neu von den arten der beorteilung, der der
]lebreruiiterworfeuist,diebe scheide derwiesenschaft-
irUfangscommisäioueii Über die leistnngen der abitn-
aia eine der wichtigsten heraus und h&ren wir über diese
euszen wenigstens seit längerer zeit schon eingebürgerte
iche einrichtung die ansieht eines alten Gcbulmanneii. er
in einen jüDgern tehrer darüber also :
iBn ich, geehrter herr, Ihrem wünsche, meine ansieht Ober
Bg des gymnasiallehrers zn den urteilen der wissen-
«n prtlfungsconimissionen kennen zu lernen, hier nacb-
10 wUste ich nicht, was mich anderes dazu berechtigte, als
tgjBhrige erfahrung.
feld, BUS dem diese herausgewachsen ist, sind, wie Ihnen
die deutschen aufsfitze der abituricnten; aber manches
he, was von diesen gilt, wird, mutatis mntaodis — auch
« Unterrichtszweige passen, um nun die durch meine lange
f hin zerstreuten orinneruDgeii 7,u ordnen, will ich ver-
iese unier einige allgemäiBn gtdii.'hU^uacte zu sammela :
er zweck der einrichtung der wissenschaftlichen prttfungs-
immissionen (in Preuszen);
ie dabei beteiligten;
IT inhalt der urteile, und
ie auffassung der urteile durch den lehrer.
p staatliche einrichtung ist wenigstens ftlr die lehrer an
«szischen höheren lebranstalten so maazgebend, duz bb
.£ phil. u. |.:.il. IJ.iht. in-ib. hfl. IS. SB
I
586 Die abhSugigkeit des gymnasiallelirerB vom nrtefle aadarer.
kaum zweckentsprechend wäre, Ibnen , geebrier herr, einseitig bl
meine ansiebt darüber kundzugeben, sie bat anbSnger and 1
redner gefunden, aber aucb gegner. von den letzteren hebe ieh x
ebe icb Ibnen meine eigene erfabmng darlege, wenigstenB einen ^
weg beraus und zwar einen sebr entscbiedenen. ich meine profei
J. Hülsmann, der seine grundansicbt über die sache in dieser a
scbrift (Ile abt. 1874 beft 1 s. 35 f.) niedergelegt bat.
J. H. macht durch diesen seinen aufisatz auf den leser den
druck eines geistig strebsamen, freimüthigen inannes, der fDr »
amtliche thätigkeit und sein wissenschaftliches streben, ohne irg
eines S u s z e r n anstoszes zu bedürfen , selbst einsteht, leicht
greiOich, dasz ein solcher mann auch den einflusz, den die beschf
der wissenschaftlichen prttfungscommissionen etwa auf den Idi
üben sollen , abzulehnen geneigt ist. zum bessern verstSndnis
Sache mag aber die aufzählung folgender tbatsacben dienen:
1) zu einer gewissen Verstimmung, die gegen die nrteilsiassi
der wissenschaftlichen prüfungscommission zu Bonn ui
den lehrem mehrerer gymnasien der Bheinprovinz plstx
griffen hatte, nahm das königl. rheinische provinzialsd
collegium durch ein anschreiben (12n Septbr. 1871) an
ihm untergeordneten anstalten Stellung, da 'die gntacb
der commission zu Bonn auf die betreffenden lehrer ni
selten einen befremdenden, teilweise selbst einen t
letzenden eipdruck gemacht bStten."
2) darauf folgte die dieses anschreiben misbilligende^
fOgung des ministers v. Mühler vom 5n Januar 1872, de
hauptstelle also lautet:
Vas dann den anstalten selbst als gntachten über
abiturientenarbeiten zugefertigt wird , haben dieselben i
als das urteil, worin wissenschaftliche prüibngBeommisi
und provinzialscbulcollegium übereinstimmen, nnbedii
zur Weisung und nachachtung dienen zu lassen.'
3) namentlich gegen diese stelle der ministeriellen verfüg
hat herr dir. Bonitz, der im übrigen die staaÜiehe einricht
anerkennt und billigt, in der Berliner Zeitschrift fltr
gymnasial wesen (november 1872) seine wohlb^prtti
tevL bedenken ausgesprochen , und endlich
4) herr prof. J. B. Meyer, mitglied der Bonner prflftn
commission, in der Zeitschrift 'im neuen reich' 1^
nr. 26 — darauf erwidert und neue vorschlBge in betreffe
Schulrevisionen gemacht.
Prof. J. Hülsmann geht nun (in di eser Zeitschrift a. a.a) d
die ganze Streitfrage wegen des für oder wider ge¥ri88ermasfeB >
einfachen tagesordnung über mit den werten :
^ den Wortlaut des anschreibens bat berr provinsialsehnlntb U*
'"•mann 1873 im «eptemberheft der Berliner zeitscbr. f. d. gymn««"'
nnt gemacht.
Die abhäDglgkeit des gymnasiallehrera Tom urteile anderer. 587
*£s liegt keine veranlassang vor, sicK mit der
Sache ausdrücklich und angelegentlich zu befassen,
der schaden, den die schule durch diese staatliche einrichtnng der
wissenschaftlichen prüfungsconunissionen erleiden kann und oft
genug erlitten hat, liesze sich tragen, wenn die uniTersitftts-
professoren sich jener arbeit nicht erwehren, wenn sie sich diese
(wie J. B. Meyer vorgeschlagen) noch zu erschweren bereit wiren,
80 sei dies ihre sache.'
Die kritik J. Hülsmanns gipfelt aber in den sfttzen:
a) 'die ganze einrichtung ist eine belSstigung der uniTersitäts-
professoren , noch dazu einiger wenigen aus der philosophi-
schen facultät, die nicht einmal die desfalsigen wünsche
aller übrigen professoren und deren anforderungen an die
leistungsfKhigkeit der zur Universität übergehenden abitu-
rienten zu vertreten im stände sind/
'ihre mühewaltung ist eine meist 1) wirkungslose, 2) ver-
drieszliche und noch dazu nicht ^ten 3) unerwünscht wir-
kende arbeit. 't *
h) 'die nachrevisionen sind 1) der mehrzahl nach yergebliche
arbeit, da sie zu besonderen bemerkungen keinen anlasz
geben; andere 2) geben zu tadel Veranlassung, der ent-
weder, ohne wesentlich beachtet zu vrerden, gleichgiltig
hingenommen wird, oder verletzt.'
c) 'sie führen zu collisionen zwischen dem künigl. provinzial-
scbulcollegium und der wissenschaftL prüfnn^commission.'
Ganz abgesehen von dem logischen Widerspruche, dasz die
ttfiliwaltung des revisors *meist 1) wirkungslos, nicht selten
•*ber 3) unerwünscht wirksam' sein soll, so ist dieselbe für den be-
^l^offenden lebrer blosz deswegen wahrÜch nicht vei^blioh, weil
jv&er zu bemerkungen über die yerbesserten arbeiten keine Teran-
Ittsimg gefunden hat. es sei denn, ein lehrer wftre so bodenlos ein-
C^bildet, dasz er seine leistung über jede kritik erhaben glaubte,
^bst über die beistimmende, die nichts wesentUehes zu tadeln
ß^. eher könnte in dem lehrer, wenn sich der fisll Öfter wieder-
wte, ein leiser zweifei auftauchen, ob auch der revisor der ihm
fliegenden arbeit dieselbe aufmerksamkeit und sorgfidt zugewandt,
>k er selbst der Verbesserung, oder ob jener sidi nicht etwa die
w& vielleicht verdrieszliche arbeit leicht gemacht habe.
In der regel wird aber der lehrer auch diese , um so zu sagen,
passive anerkennung seiner leistung seitens des revisors nicht ab-
^nen; denn eingepfercht in die engen vorstellungskreise , die in
^ vielen kleinen gjmnasialstädten maszgebend sind, bedarf er der
eiligen aufmunterung und Zustimmung von auszen her gar sehr;
Men falls wird er aber dieselbe seinen amtsgenossen und dem direc-
•Or und schulrathe gegenüber sehr wohl verwerthen können.
Lob oder tadel des revisors — nun in beiden ftillen wird der
Mirer kritik üben und sich fragen müssen : ist der tadel des revisors
38*
588 Die abhängigkeit des gymnasiallehren vom urteile aadeier. %
begründet oder sein lob verdient? gegen den tadel wird er ÖA
natürlich wehren — freilich nur so lange, als er die gründe des
revisors dafür nicht stichhaltig findet, im andern falle« wo flm die
Selbstkritik zur anerkennung des tadeis zwingt i wird er nch iki
nicht blosz gefallen lassen ^ sondern auch für die sokniift beaelitffli
müssen; denn wer Iftszt sich, wenn er es irgend vermeiden fanm,
gern zum zweiten male tadeln? ja selbst wenn diem lehier die
nötige schärfe der Selbstkritik fehlte, so wird ihn der edialiatii —
und zwar mit recht — zur beachtnng des tadeis nOtigan.
Oanz anders verhSlt es sich freüich mit der vorher angesogeaei
ministeriellen Verfügung (vom 5n januar 1872) de noB appellttdo;
doch dagegen hat herr dir. Bonitz a. a. o. bereits bedenken eriiobeii
und die rede kommt, da es sich dabei gerade um eine sehr widitip
art der beurteilung der gymnasiallehrer handelt, auch in diaeen
briefe weiter unten noch einmal darauf zurück.
J. Hülsmann stellt zwar nicht die frage, aber sie dringt «h
bei seiner abgunst gegen die staatliche einrichtong der wisMOiiehifr
prüfungscommissionen wie von selbst auf: *wosn llbarhiapt
abiturientenprüfungen? vor erlasz des abitarientenrBgkBMb
hat es ja dem Staate an beamten und gelehrten nicht geMdi' —
Ganz richtig, das passt jedoch nur auf die begabten edilller; d»
helfen sich auch ohne prüfung, ja sogar trotz einer sohlediten wMk.
später von selbst weiter, wie stehts aber mit der übergroenn wAt
heit der mäszig begabten oder unbegabten, die sieh tretiden
zu den höheren lehranstalten herandrängen?
Welch schroffe unterschiede geistiger bildnng and geietigtf
leistungsf&higkeit mögen sich vor einführung der abitnrieniBH|irtlhug
schon unter den Studenten, später aber noch weit mehnmisr te
beamten aller höheren beruf sclassen gezeigt haben, je nzribilwi
sie von diesem oder jenem gymnasium zur hochschule Agegngm
waren.
Selbst jetzt ersitzt sich, um so zu sagen, gar '»^^f>'f na*
begabte primaner das prüfungszeugnis, weil er nns lebrer trab
seiner wenig genügenden leistungen durch seine BchnUagentai
durch gutes betragen, treuen fleisz und ernsten willen n miMw
beurteilung und zur erteilung des Zeugnisses gewiasermanen Ter
leitet und zwingt.
Wie würde aber die zahl der unbeföhigten erst waohsen, whb
sie sich auch ohne jede prüfung ein abgangszeugnis lur hoeheobde
in prima ersitzen könnten, femer wie peinlich wäre i^la^^»« flto te
lehrer die, auch ohne prüfung in seine band gelegte, maobttoD-
kommenheit , für oder gegen die erteilung eines abgangneogaiMV
zu stimmen, jetzt schon ist es schwer genug einen aonefc
aber für Universitätsstudien ungeeigneten sdhQler Ton
Fähigkeit zu überzeugen ; durch den gänzlichen Wegfall jeder prtflnf
würde dies noch viel schwerer werden, und wie harter, nngendrtff
beurteilung seitens der schüler und deren angehöligen wtra der
Die abhängigkeit des gymnasiallehren vom urteile anderer. 589
lehrer ausgesetzt, der doch einmal einem primaner das abgangs-
Zeugnis verweigerte, im grossen und ganzen wttre aber die folge:
in dem einem gymnasinm würde ttbergrosze milde in erteilong der
abgangszengnisse einreiszen, an dem andern aber vielleiclit wied«:
ttbergrosze strenge hersohen% je nachdem entweder gntmtttige nach-
sieht oder strenges Pflichtgefühl unter den lehrem die Oberhand
g^ewOnne.
Soll aber die abiturientenprflfnng auch femer bestehen bleiben,
so musz der staat die beurteilung der leistungsffthigkeit
ler einzelnen gymnasien, wie sie in der prflfung zu tage tritt, doch
irgend jemandem anheimgeben.
Aber wem? selbstverständlich nicht dem director des gynma-
dmns. denn dieser ist ja als lehrer bei der sache beteiligt, so dasz
lach seine eigenen leistungen mit in frage konmien; dann ist er
Inrch den amtlichen, vielleicht auch persönlichen verkehr mit den
lehrem in seinem urteile über die leistungen der abitnrienten viel-
fach beengt, gegen dasselbe, wenn es ungttnsüg ausfiele, würden
lieh die lehrer weit mehr als gegen die bescheide der wissenschaft-
lichen prüfungscommission sträuben und wenn es beistimmend
laatete, dasselbe trotzdem mit dem mistrauen aufiiehmen, dasz es
mehr das ergebnis bloszes Wohlwollens, der ausflusz milder nach-
ncht oder kluger vorsieht wäre, selbst vereinzelte Vertretungen des
ichulrathes bei der prüfung durch den director, wie sie bisweilen
rorkommen, haben immerhin ihr bedenkliches.
Es bliebe also nur der provinzialschulrath übrig, die betrefien-
len räthe sind aber durch die verschiedenartigste arbeit, die sie auf
lieh nehmen müssen, überaus belastet; ihnen zu ihrer zeitherigen
ntthwaltung, die jetzt schon eine ungewöhnliche arbeitskraft voraus-
letzt, auszerdem noch die alleinige beurteilnng der durch den
lehrer verbesserten schriftlichen arbeiten der abiturienten aufbürden
— das hiesze wahrlich von ihnen unmögliches fordern.
Man hat das gymnasium gewissermaszen eine philosophisdhe
Busultät im kleinen genannt — wo fände äch da ein schnlraüi, der
Pber die leistungen der abiturienten in allen unterrichtsftchem ein
K>Ilgiltiges urteil abgeben könnte? ohne ein so vielseitiges wiaeen
m verlangen, tragen die lehrer ihrem schulrathe ihr vertrauen schon
mtgegen, wenn es von ihm heiszt: in einem fache grfindliöh, im
illgemeinen aber philosophische durchbildnng.
' in den zwanzigern dieses Jahrhunderts, wo für die abgangsseng-
■isse 3 nummem herkömmlich und gesetzlich waren, sprach sich b. b.
Itr rector des gyronasiums zu Brieg bei der abiturientenprüfang grnnd-
lätzlich gegen erteilung des Zeugnisses nr. 1 aus; auch der begabteste,
Idt guten positiven kenntnissen ausgerüstete Schüler erhielt höchstens
las Zeugnis nr. 2, während nr. 1 ringsum in Schlesien freigebig erteilt
Ivnrde. der griind war nicht etwa geringere leistungsfähigkeit der lehrer
lad Schüler des Brieger gymnasiums, sondern eine strengere ansieht des
mctors Yon der sache.
590 Die abhängigkeit des gymnasiallehren vom urteile andecer.
Es liegt also offenbar in dem interesse der schalräilie Mlbst,
die last der beurteilung der abiturientenarbeiten zum griMen Uik
auf die schultern anderer m&nner abzuwälzen, die nicht wis ae
mit den einzelnen gymnasien und lehrem in yiel£Eudie bertb-
rung kommen und lauch eine unfreundliche gar nicht zn schoiui
brauchen.
Prof. J. Hülsmann hat den oben erwähnten aufsatz dae oüt^
gliedes der Bonner prüfungscommission, prof. J. B. Meyer, m der
Wochenschrift 'im neuen reich' gelesen und zieht dazaiis die aeUun-
folgerung : die von dem letztem angeführten beispiele 'von Temifllh
lässigter schulaufsicht, von unterlassener oder falscher ooneotnr and
beschämend, und abhilfe so schreiender mängel und schiden dringad
notwendig.'
Nun das spräche ja geradezu für beibehaltung der wissen-
schaftlichen prüfungscommissionen. der betreffende Bchuhitt
wird solche mängel und schaden wol auch bemerkt haben, die
wissenschaftliche prüfungscommission hatte nur, als ganz unbetei-
ligte mittelbehörde, freiere band, sie rückhaltslos aof^deokai od
weit mehr zeit und musze sich in sie zu vertiefen ala der admlntti
dem wenige wochen vor der mündlichen prflfung der abibuieiiea
von so vielen anstalten auf einmal die schriftlichen arbeiten mr eis-
sicht vorgelegt werden.
Selbst durch einzelne collisionsfälle zwischen der kOniglidm
aufsichtsbehörde und zwischen der wissenschaftlichen prttfinigi-
commission, auf die J. Hülsmann zu reden kommt, werden die rot'
teile dieser staatlichen einricktung nicht aufgewogen, unbegrün-
dete erwiderungen eines lehrers unschädlich zu machen — dunhit
ja das provinzialschulcollegium das einfache mittel in der band, die-
selben an diesen zurückzusenden.
Neu war mir übrigens eine Vermutung J. Hülsmanna, die er
gleichfalls in seinem aufsatze in dieser Zeitschrift auageaprodwa.
er hält es nemlich 'für äuszerst wahrscheinlich , dasz die TOn J. B.
Meyer, dem mitgliede der Bonner prüfungscommission, gacQgin
mängel, wenn nicht ausschlieszlich , so doch vorzugsweise ia te
abiturientenarbeiten einzelner katholischer gymnasien derBheni-
provinz zum Vorschein gekommen wären.'
Er bringt dies mit der ultramontanen richtung innerhalb dar
katholischen kirche in Verbindung, dasz sich diese richtung, weUe
die Jesuiten gern mit der katholischen kirche Überhaupt identifleiens
möchten, in Preuszen unter den ministem Eichhorn, v. Baumarnnd
V. Mühler in die zeither blosz von katholischen geistlichen geleMse
lehranstalten verschiedener art und zum teil auch in die volkaedsle
derselben confession eingedrängt und immer mehr räum geweeuMS
hat — das war eine allbekannte, viel beklagte thatsache.
Neu aber wäre es und noch weit gefährlicher, wenn sidi diaie
richtung, wie man aus J. Hülsmanns Vermutung (und auch
Die abhängigkeit des gymnaBiallehrera Tom artefle anderer. 591
chen reden prof. Sybels) schUeszen muez, bereits anoh in einzelnen
gjmnasien der Bheinprovinz einzunisten anfienge.
Da hiesze es sich zur abwehr rüsten und von der Wissenschaft
und dem Staatsgesetze das nötige rüstzeug holen, ein guter anCang
ist bereits gemacht mit der nunmehr gesetzlichen allgemeinen
Vorprüfung der theologen; diese ist so recht geeignet, die tiefe kluft
allmählich wieder aus&len zu helfen, die schon jetzt die einseitig
theologische bildung sehr vieler geistlichen, katholischer und au<^
evangelischer, von der allgemeinen, wissenschaftlichen bildung der
übrigen Staatsbürger scheidet.
Inzwischen aber — bis die Wissenschaft und das Staatsgesetz
über den dermalen entbrannten kämpf im laufe der nSchsten Jahr-
zehnte wieder ganz herr werden, da findet der schulrath, was die
höheren lehranstalten anbetrifft, gerade an der prüfVmgscommission
die wirksamste bundesgenossin. denn sie trSgt ja nicht den namen:
katholische oder evangelische, sondern den namen: wissen-
schaftliche prüfungscommission und kann — noch besser als der
schulrath — diesem ihrem Charakter durch ihre ganz fireie Stellung
anerkennung und nachachtung erzwingen.
Was endlich prof. J. Hülsmann gegen die von prof. J. B. Meyer
in Vorschlag gebrachten regelmftszigen inspecticmen der gymnasien
seitens der schulrftthe in Verbindung mit mitgliedem der wissen-
schaftlichen prüfungscommission gelegentlich in seinem au&atie
sagt, dem wird jeder gymnasiallehrer gern beistimmen,
an beurteilern haben wir im vergleich mit anderen beamten-
dassen jetzt schon wahrlich genug; das wftre wieder, wie J« EL
ganz richtig sagt , ein neues mistrauensvotum gegen lelmr, directo-
ren und schulräthe. die segensreiche einwirknng der schulrftthe auf
den von F. A Wolf im wesentlichen erst begründeten gymnasial-
lehrerstand, wobei der gründer an nichts weniger dachte, aJs an oon-
fessionelle unterschiede, hat sich aber in Preussen und auch ander-
wftrts bereits über ein halbes Jahrhundert so wohl bewBhrt, dasi aie
lei ihren schulinspectionen der mitwirknng von mitgliedem der
Wissenschaftlichen prüfungscommissionen, die ja bai ihrer gansen
geistigen arbeit mehr auf die theorie als auf die präzis angewiaaen
sind , sehr wohl entrathen können.
Nachdem ich mir durch die darlegung der ansieht prot J. Hflla-
Banns, der im gründe die ganze staatliche einrichtung der wissen-
schaftlichen prüfungscommissionen beseitigt wissen will, gewisser-
maszen den weg gebahnt, werde ich nun versuchen, Ihnen, geehrter
herr , auf ginind meiner eigenen erfahrung meine gedanken Über die
lache mitzuteilen.
Ad nr. A. der zweck der staatlichen einrichtung der wissen-
schaftlichen prüfungscommissionen (in Preuszen).
Schon oben ist gesagt: der gymnasiallehrer steht mit dem einen
losze in der praxis , mit dem andern in der theorie. auf diese that-
lache gründet sich , wie die forderung wissenschaftlicher leistungen
582 Programme der höheren lehranstalten der proYini Westfiden 1871
aebtissin und rath der Stadt über das gymnasinm; 'der vergleieh toi
1643; die ältesten Schulgesetze; die griechische syntax für das gyauM-
sium von 1667.
HözTBB. könig Wilhelmsgymn. als Ir Oberlehrer dr. O. Groseh
von Wernigerode, als Ir ord. lehrer dr. Herrn. Nölle yon Oenabrtek'
angestellt; der ord. lehrer Lorenz g^eng ab an die höhere bürgenek.
zu Freiburg in Sohlesien nnd trat prov. für ihn ein dr. K. Friek au
Schwerin, als probelehrer cand. R. Michels ans Schwerin; eand. dr.
K. Czwalina gieng über an das g^mn. zn Wesel als ord. lehrer, der
prov. lehrer dr. H. >iüller von Nenstrelitz gieng ab an daa pftdagociiB
zu Ilfeld. schülerz. 126. — Abh.: de re metrica LacretU scr. Eri.
Büchel. 9 s. 4. die abhandlung behandelt einzelne eigentfiMliek-
keiten der 'metrik des Lncretius, hanptsKchlich L. Mfillere back R
gmnde legend, und gibt viele beispiele aus dem dichter an.
IsEBLOHM. realsch. erster Ordnung, es starb prorector J. J. Krnse,
auch ein hart mitgenommenes opfer der alten bnrschensohafteTerfolgWBl^
der ord. lehrer Grunicke gieng ab an die realschnle in Aschenlebei;
als oberl. trat ein A. Hollenberg vom Joachimath. gymn. n BeiUiL
es geht ab zeichenl. Schür mann an die höhere bürgezBchiüe snHM^
bürg, an dessen stelle tritt L. Brnne von Minden; fSr eine aene hÜli-
lehrerstelle ist gewählt cand. Wagner zu Hersfeld. sohiUerBahl tU^
abit. 3. — Abh. des oberl. O. Ries: discussion einer mit der eUioie
und ihren verschiedenen krümmungshalbmessem zneemmenhKngenof
curve. 16 s. 4.
Lippstadt, realsch. erster Ordnung, hülfsl. Marsehall gieaf ab
an die höhere bürgersch. zu Nassau; als ord. lehrer trat ein dr, WiUt
von der höheren schule zu Chur, gieng darauf ab an das gymnastm n
Greiz; es trat ein hülfsl. dr. Frenkel und cand. Callenberg; es geht
ab hülfsl. Kill mann als ord. lehrer an die höhere bfirgersohnle SB m;
Friedland, schülerz. 275, abit. 8. — Abh. des oberl. dr. Mfiller: Otr
erste chemische lehrgang. 20 s. 4. die abhandlung will die eifahmaM
des verf. in bezug auf die vorzöge und mängel des Areadtschea lau-
buches (1868), welches er seinem unterrichte zu gründe gelegt hat| be-
gründen und entsprechende verbesserungsvorschläge machen.
Minden, gymn. und realsch. erster Ordnung. hülfsL KShler trat
ein, oberl. Quapp gieng ab als director der realsch. erster ordanag n
Leer, oberl. Bosch als dirigent der höheren bürgerachnle sa ArolaaBS
es traten ein ord. lehrer dr. Schröder von der höheren bürgersbk n
Delitzsch, als zweiter hülfsl. dr. Lacke mann, es gehea ab dr. Vor»
1 ander als oberl. am lyceum zu Hagenau, dr. Völcker aa das gjaa-
zu Prenzlau, es tritt ein dr. Bussmanu von Hamm, schfilers. 360^ ML
des gjmn. 3, der realsch. 4 und 1 ext. — Abh. des oberL dr. BaaaiBf:
die brombeeren der gegend von Minden. 15 s. 4.
MÜNSTBB. akademie. winter 1874/6. prooem. scr. J. Bospatt: res
Philippi III regis Macedonum ab a. 206 a. Ch. nsqne ad seenadBai esa
Romanis bellum gestae. 15 s. 4.
Siegen, realschule erster Ordnung, die feierliche einweihaag daa
neuen realschulgebäudes fand am 2 juni 1873 statt, der frfihere fsrdla
Oberlehrer dr. Langensiepen wurde definitiv entlassen, der ord. lehier
dr. Schwarz zum oberl. ernannt, eine 6e ord. lehrerstelle eiageriehlati
der ev. rel. -lehrer pf. Reuter schied aus; es geht ab hülfsl. dr. H. Poel-
mahn an die realschule zu Lippstadt, tritt ein cand. dr. Pape fsa
Haiborstadt, das 25jährige directorjubiläum des dir. dr. Sehnabel p^
diesem gelegenheit zur begründung einer neuen Stiftung sam besba
verwaister und groszjühriger töchter von lehrern der sennle. scUlsr»
zahl 297, abit. 10. — Abh. des dr. J. Heinzerling: die BiemiUBitr
mundart. 18 s. 4. die genannte muudart gehört zn den biaaendealsalaa
mundarten, d. h. den hochdeutschen, die neigung sam niedefdeatacihaa
zeigen, und zwar zu der niederrhein fränkischen; als anterabteUaag dar-
Programme der höheren lehranatalien dar prcrriaa Wettfitoi 187i. 58S
aelben hat sie nicht antSi-hlieszlich die hertchaft in dem ganaea 8iegel^
lande, sondern ist ein stück yon der heseisehea mnndart eingenommen,
die anklänge einerseits an das niederdentadie, aaderteita der gegensata
gegen das hessische machen die siegerllader nniadart au einem inter^
eesanten gegenständ der nntersnehnng. der mf. betrachtet hier dia
yoeale, die lehre von den conaonanten bat er erat begonnen; ea iat an
wünschen, daifz er mnse nnd gelegenheit finde, bald die abbandlnnff an
▼ollenden, dabei aach die Tersproonene ToUttEndige idiotitmeaaammning
an geben, d. h. die Siegener programme yob H. Sehfita au TenrollatXn*
digen, deren werth seiner aeit Ton J. Orimm Im deutaehaa wörterbndie
gewürdigt worden ist. als sehr instmetiy begrüsaen wir die beigegebene
sprachkarte des Siegerlandes.
80BST. archigymn. als ord. lehrer trat ein eand. Ang. Klempt,
als ord. lehrer angestellt hülfsl. A. Fromme, sebülera. 971, abit. 8. —
Abb. des oberl. dr. Bresina: über die bewegnng materieller pnnete
anf einer rotierenden starren geraden linie. S9 s. 4.
AaxsBBao. gymnasinm Lanrentiannm. gymnaeiall. dr. ▼. Frieken
gieng als regiemngssehnlrath nach K5nigMierg| eand. Behdans alt
bülfsl. an das gymn. zu Colm, Küster ab ord. lehrer an das gjmn. an
Attendorn, es trat ein eand. Ooeke. sehüleraabl am aehlnsa S23,
abit. 26. keine abh.
ATTBHDoaH. gjmnasiam. das biaherige progyamasinm , 1885 mit
drei lehrern and drei classen eröffnet, ist als pantfttiaehes gymnaainm
1878 eröffnet, es traten ein als gymnaaiall. K. Küster von Arnsberg«
oberl. dr. Ernst Peiffer aas Mülbaoaea ImElaaat, oberl. Bamdohr
yom Lyceum I zu Hannover; provia. hülfet Job. Brül schied ans.
schülerzabl 68. — Abh. des gjmnasiall. K. Küster: 'Lessing als philo-
log.* 22 8. 4. eine antike natar ist Lessing schon oft nnd mit roont ge-«
nannt. von ihm gilt das wort Goethes 9 wie von einem (elassiker and
romantiker in Italien): 'jeder, der von jagend an seine bildang den
Griechen nnd Römern verdankt, wird nie ein gewisses antikes her-
kommen verleugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen, waa er ab-
geschiedenen I eh rem schnldig ist, wenn er aneh sein aasgebildetes
taleut der lebendigen gegenwart ananfhaltsam widmen wird und, ohne
es za wissen, modern endigt, wenn er antik angefangen hat.' er ist
immer den alten tren geblieben, er gehörte in die aelt, von der Goethe
aagt (urteile französischer kritiker): Mie Franaosen haben durch eui-
fübrung misverstandener alter lehi^n nnd durch nette eonveulena ihre
poesie dergestalt beschränkt, dasa sie anletat gaaa rereehwinden mnaa,
da sie sich nicht einmal mehr in prosa anflöfea kaaii« der Dentsebo
war auf gutem wege and wird ihn gleich wieder finden, sobald er daa
schädliche bestreben aufgibt, die Mibelongen der Iliaa gleichanstellen.*
eben darum, weil er sich unablässig mit den alten beaeklftigte, Tcurfiel
er oft in langes schweigen; denn eben dies stodtan gab Ihm einen ge-
wissen halt, eine befriedigung In sich; denn 'Indem dasselbe % wie
Goethe an einem andern orte sagt (eampagne In f^ankreleh), 'nnaer
inneres mit groszen gegenständen nnd gemnnngaa füllt, bemächtigt
es sich aller wünsche, die nnch ansäen strebten, hegt aber Jedes wür-
dige verlangen im stillen busen; das bedürfnis der mltteilung wird im-
mer geringer, und der liebhaber arbeitet einsam, für genüsse, die er
mit anderen zu teilen kaum in den fall kommt.' überall, wenn wir
Leasings werke (inrchblättern, tritt uns seine philologische and histo-
rische gelehrsam keit entgegen, er ist kein dilettant gewesen, aber er
sucht nicht den letzten zweck in den philolog^ischen antersuchungen,
er will der modernen weit das altertnm als Spiegel für litteratar and
leben vorhalten, er ist ein ganzer philolog gewesen; seine philologische
akribie in seinen Untersuchungen über s^riftsteller ist masterhaft, er
lebt in den alten; wie manche Sentenzen entlehnt er aus ihnen, nnd
nirgends ist darin etwas gesuchtes, in der geschichte der alten litte-
584 Lippesche programme 1874.
ratur und knnst sind seine kenntnisse und leistungen heiromiffliid. er
hat nicht, wie die fachphilolog^cn , von vornherein eine lebenMufgabt
sich gestellt, sondern überall auf der hoehwaoht der seit atehend, waalU
er sich zu den antiquarischen Studien , durch deren »oabeataBf er eil
Seitbedürfnis glaubte befriedigen su können, in der formalen philoloffi«
bezeichnen wir sunächst Lessings belesenheit als eine nngewdhniiiat,
seine kenntnis der kunst als ebenso gross; seine beleeenbeii dehnt iM
aus bis sum untergange der alten litteratur nnd Qber einen sehr be-
trächtlichen teil der neuern bearbeltung. was seine kritik anbetrifl,
so ist sie nicht mit besonderem lob hervorzuheben, sie leidet an iib-
jectiven einfallen, an dem mangel einer siehem melhode. eeinc «r-
klämng ist besser, er will stets den Schriftsteller nnr mm sieh eridlit
wissen, warnt vor dem herbeischleppen überflüssigen materials. seiM
ästhetische kritik ist epochemachend geworden, seine etjmologiiehci
Untersuchungen verdienen keine weitere beachtnng. wir wissen, dsn
er die lateinische spräche gut zu handhaben wüste, anf Ignte Uer
Setzungen gab er viel, seine Verdienste um die litteratargesehiehts
der Griechen und Römer sind allbekannt; ebenso nm die knnstareUo*
logie ; er sieht im einzelnen scbärfer als Winkelmann, kors, er ist di
echter philolog gewesen; er hat seinem volke den ewigen werth te
classisohen Studien gezeigt.
Bocholt, höhere bürgerschule. lehrer Jansen nnd Westarp
giengen ab, es traten ein Fr. Weber vom coUegium sn Sohwjs is ler
Schweiz, Job. Janssing, zuletzt rector in Ascheberg; letalerer glcap
nach 6 monaten ab und trat ein G- Seppeier vom ratiiagymnaaiafli a
Osnabrück, schülerzahl 72. — Keine abhandlong.
(schluss folgt.)
Herford. RöLnaan^
51.
LIPPESCHE PROGBAMME 1874.
Detmold, gymnasium Leopoldinum nebst realclaseen. all uL
gjmnasiall. trat Rieh. Stegmann von Soeat ein; dr. HaehtsaB>
gieng als oberl. an das gymn. zu Seehausen ab, eaad. HerBtaik
hülfsl. an das gymn. zu Mors, als erster oberl. trat ein prof. dr. TrepU*
aus Friedland, als erster gymnasiall. B. Winkelaesser tob 0*^
zu Guben, schülerzahl 196, abit. des gymn. 3, der realsolu 7. — Kall*
Abhandlung.
Lemgo, gymnasium. der englische unterrieht in q[aatta fiel M
und trat dafür Unterricht in botanik und Zoologie ein. sohftlefitkllK
abit. 7. — Abhandlung des ord. lehrers dr. von Gall: 'ftber das atarf"
tane formensystem einer form 2r nnd 6r Ordnung*. 18 s. 4.
BücKEBUBO. gymnasium. am 19n juli 1873 starb conreetor dr.W.
Fuchs, als hülfsl. trat ein cand. Kam Iah aus Minden, es iil äM
gymnasiallehrerwitwen- und waisencasse gestiftet sehfileniU lÜ^
abit. 6. — Abhandlung des oberl. Chr. Berkenbaseh: 'die lehn Vi*
der hyperbeP. 27 s. 4.
Herford. HöLSOBVi
ZWEITE ABTEILUNG
POE GYMNASIALPÄDAGOGIK UND DIE tBMGEN
LEHBFlGHEB
MIT AUSBCHLU81 DKR CLAB8I80limV PHZLOLOOU
HEBAU80E0EBEN VON PBOF. DR. HERMANN MaSIUS.
(45.)
DIE ABHÄNGIGKEIT DES OYMNASIALLEHBEBS VOM
URTEILE ANDEBEB.
(schlofls.)
Nehmen wir nun von den arten der benrteilnng, der der
gyumasiallehrer unterworfen ist, die b e 8 c h e i d e der Wissenschaft-
Heben prüfungscommissionen über die leistangen der abita-
dienten als eine der wichtigsten heraus nnd hOren wir ttber diese
"^inPreuszen wenigstens seit längerer zeit schon eingebflrgerte
--• staatliche einrichtung die ansieht eines alten schnhnannes. er
tehreibt an einen jttngem lehrer dartlber also':
«Wenn ich, geehrter herr, Ihrem wünsche , meine ansieht ttber
Bestellung des gymnasiallehrers zn den nrieihm der wissen-
Aaftlichen prüfungscommissionen kennen su lernen, hier nach-
^mme, so wüste ich nicht, was mich anderes dam berechtigte, als
i^ine langjährige erfahrung.
Das feld , aus dem diese heraasgewachsen ist, sind, wie Urnen
kikannt, die deutschen Aufsätze der abitorientan; aber manches
■^entliehe, was von diesen gilt, wird, mntatis mntandis — anch
W andere unterrichtszweige passen, um nun die doroh meine lange
tfahrung hin zerstreuten erinnerungen zu ordnen, will ich ver-
liehen, diese unter einige allgemeine gesichtspuncte zu sammeln :
A) der zweck der einrichtung der wissenschaftlichen prüfungs-
commissionen (in Preuszen);
B) die dabei beteiligten;
C) der i n h a It der urteile , und
D) die auf Fassung der urteile durch den lehrer.
Diese staatliche einrichtung ist wenigstens für die lehrer an
llen preuszischen höheren lehranstalten so maszgebend, dasz es
N. Jahrb. f. phil. u. päd. II. abt. 1875. hfl. 12. 38
596 Die abhängigkeit des gymnasiaUehrerB TOm nrteile anderer.
Es heiszt freilieb: der director ist blosz der Vermittler zwisehen
dem lebrer und zwiscben der königlicben aufsicbtsbebörde — blosz
der erste unter glelcben. das nimmt sieb auf dem papier ganz
gut aus; aber im leben, in der scbule selbst yerbftlt es sich doch
ganz anders, der director bat, jaermnsz mancherlei maohtmittel
haben, die er dem einen lehrer gegenüber so, dem andern gegent&ber
anders verwenden kann, gerade die staatliche einrichtong, von der
hier die rede geht, ist aber so recht geeignet, den director selbst und
auch seine lehrer vor dem möglichen misbrauch dieser machtmittel
zu schützen und zu bewahren, denn hier ninunt jener ausnaliins-
weise wirklich einmal eine ganz gleiche Stellung za den übrigen
lehrem ein. da seine leistungen in der sehnle, wie sie bei der
abiturientenprüfung zu tage treten , ebenso dem urteile der wissen-
schaftlichen prüfungscommission unterliegen, wie die der übrigen
lehrer. femer musz er selbst — aber auch der schulrath — sich,
um so zu sagen, einen lehrer warm halten, der den guten ruf und
das ansehen der anstalt vor der wissenschaftl. prüfungscommission
und dadurch zugleich auch vor dem königl. Unterrichtsministerium
begründen und erhalten hilft, mögliche gunst oder abgunst des
directors und schulrathes ist dabei ganz ausgeschlossen; denn lob
oder tadel steht ja — schwarz auf weisz — zur einsieht aller be-
teiligten.
Wird so der strebsame lehrer aller wohldienerei überhoben, da
er den gröszeren staatlichen lebenskreisen gegenüber eine ge-
wisse sichere Stellung gewinnt, so wird ihn eben dieses gefUü der
Sicherheit auch leichter herr werden , lassen sowol über etwaiges
Cliquenwesen innerhalb und auszerhalb seines collegiums, als auch
über die kleinlichen machtverhältnisse, wie sie sich in den engen
vorstellungskreisen einer mittel- oder kleinstadt herauszubilden
pflegen.
Ad nr. C. der inhalt der urteile der wissenschaftlichen
prüfungscommission.
Dieser erstreckt sich :
1) auf die wähl der themata;
2) auf die leistungen der abiturienten im verhIÜtnis zum
reglement, und endlich
3) auf des lehrers a) censur der arbeiten und h) auf seine
Verbesserung.
Ad C nr. 1. Was die auswahl der fremdsprachlichen exercitien
betrifft, da stimme ich hm. dir. Bonitz (vgl. zeitschr. f. d. gymnasialw.
Berlin, november 1872 s. 829 unten) ganz bei, wenn er den zweifei
ausspricht, ob 'anders als durch die umfassende erfahrung (des aas-
wählenden lehrers) auf diesem gebiete ein sicheres urteil eixieU
werden könne und ob jeder revisor in dem falle sei, auf diesem wege
u einem urteile gelangt zu sein und es bewahrt zu haben.' absicht-
liche erschwerung oder erleichterung der exercitien seitens des
lehrers , deren z. b. die königl. ministerialverfügung vom 5 janaar
Die abh&ngigkeit des gymnasiaUehren vom urteile anderer. 597
)72 erwähnang thut, wäre natürlich vom reyisor zu tadeln, aber
lebe flüle sind wol selten; denn beides ist ja geradem gegen das
teiesse des lehrers. einmal würde er, was doch sicherlich keiner
nm thäte, offenbar seinen schülem, das andere mal dem mfb seiner
istalt and seinem eigenen schaden.
Was dagegen das gewählte thema fOr den deutschen aufiukts
ibetrifii, so wird sich der revisor darüber leichter und sicherer ein
itreffendes urteil bilden können, als über die ezerdtien« — Hein
rrfidiren bei der wähl: es war für mich immer eine art schreck-
hnsz, wenn ich den termin erfahr^ an dem der director die themata
I den schnlrath schicken woUte. in der swischenseit kam ich nicht
ler zur rohe, als bis ich die vier themata, aus denen der schnlrath
DS aaswählen sollte, aasfindig gemacht hatte.
Gedruckte Sammlungen von au^ben waren nicht in mainer
grenen, überaus beschränkten bücherei \ aber selbst die etwa in der
rmnasialbibliothek vorhandenen hatte ich eine gewisse scheu zu
mutzen ; denn passende themata ausfindig zu machen — das hielt
bganz und gar für meine arbeit und nicht für die eines fremden.
War das blatt mit meinen angaben endlich in der band des
rectors, dann sagte ich mir: nun ist für die diesmalige abitorienten-
üfang deine hauptarbeit gethan. das übrige ist Sache deiner
fauler; dem einen wird die leistung leicht werden, dem andern
hwerer. wer aber von ihnen über ein solches thema, wie du es
ich eingehendster Überlegung festgestellt hast, trotzdem nichts
ehtes zu sagen wüste, der wäre, auch wenn er sonst in anderen
igenständen mancherlei vereinzelte kenntnisse besäsaCf wegen
uuth an Vorstellungen und mangel an arteil für aniversititB-
ndien überhaupt nicht reif.
Die befähigung zur beurteilung deutscher aufsÜBe, wie auch
nr wähl des themas, setzt aber, wie schon angedeutet , bei dem
brer, natürlich auch bei dem revisor, nicht blosz Vertiefung in
ne einzelwissenschaft voraus, sondern philosophische
archbildung. das wesen der letztem besteht nnn tdls in der
rmittlung der eigenen erfahrung (durch die sinne) mit der
'emden, wie diese in den büchem und wissensehaften (■« ver-
mgenheit) niedergelegt ist, zum andern teile aber in der befimeh-
mg der seele des lernenden mit den treibenden vontelhmgen
r zeit (= gegenwart), d. h. in der innigen Verbindung des
issens mit dem leben.
Nur eine solche bildung beföhigt den lehr er zur Stellung pas-
nder themata ftlr die deutschen aufsätze und den revisor zur
mrteilung der getroffenen wähl, auch dem letztem wird es aldann
ieht werden, sich von seinem weitem standpuncte aus auf den
igem des lehrers zu versetzen und auch in die engsten vorstellungs-
«ise des schülers hinabzusteigen.
NB. In der bereits erwähnten ministerialverfügung (vom
Januar 1872) , aber auch in früheren, älteren findet sich die klage
598 Die abhängigkeit des gymnasiaUehrers vom urteile madent,
vor, dasz die themata zu den deutachen aufiafttsen der abüurientn
nicht selten unpassend ausgewählt w&ren — ein vorwnrfi dembOdui
wahrscheinlich auch berichte der wissenschaftl. prttfnngseonuniwiflB
zu gründe liegen, wie weit der tadel wirklich anasudehnea und be-
gründet ist — wäre aus den Programmen zu entnehmen, wo die tiie-
mata verzeichnet zu werden pflegen, von einer solehen mniichao hi
mich teils eine gewisse scheu abgehalten, andern lehrem etwM n
zeuge zu flicken, teils hat mir der sammelfleiss und die nit dam g«-
fehlt, gut wäre es aber, ^ wenn einmal ein lehrer dnxeh den tinfc-
sächlichen nachweis der anpassenden themata aoa den progranmia
die Sache ins reine brächte, da sie nicht blosz den die thmnita Y(ff'
schlagenden lehrer betrifft, sondern zugleich aoeh immer den m-
wählenden schulrath, in dessen band es ja liegt, alle vorgeeeUagawi
themata zu verwerfen und an deren stelle selbst ein aaderea ta be-
stimmen.
Ad C nr. 2. die leistungen der abitorienten imyeriilUBiv
zum reglement.
Das abiturientenreglement verlangt ftür die dentsdieB aalMtae
von dem abiturienten *die fähigkeit, einen ihm bekannten gpgst-
stand mit eigenem urteile aufzufassen und wohlgeordnet, in nek*
tiger, klarer und gebildeter (?) spräche darzustellen'.
Die hauptsache ist und bleibt : der gegenständ mnn dem aki*
turienten bekannt, d. h. das thema vom lehrer pasaend wt
gewählt sein, jede rede , jede sohrift ohne den nOtigen Tarradi m
gedanken artet notwendigerweise in inbaltleeres geechwälx ana.
Hat der schüler, was er sagen soll, dann wird er aadi un d«
wie nicht allzusehr verlegen sein; die belehrung darttber liiigiiiaf ji
schon in untersecunda, vor welcher classe prodnotiTe themata IJr
den scbüler ganz und gar vom übel wären, schon in nnterBeemda
hat aber der lehrer alle nur zu erübrigende zeit darauf zu verwendez,
wie 1) der vorrath an Vorstellungen Über die saohe , die in der mele
des Schülers schlummern, hervorzulocken (inventio) , nnd wie 8) dv
hervorgelockte, noch so spärliche stoff zu ordnen (dispoaitio) aeL
Wie gering daher auch der gedankenvorrath in den tnftltim
meiner untersecundaner sein mochte, trotzdem habe ieh ne ge-
zwungen, denselben immer eine art entwurf voranzastelhm, bb-
weilen ihnen auch nach der durchnähme der aufafttze in der
eine aus allen aufsätzen ausgezogene , von mir anszerdem
disposition in die feder dictirt, die sie mir eingeschrieben mit des
nächsten aufsatze einliefern musten.
Wie wichtig dies für schüler und lehrer ist, geht z. b. ans dit-
ser thatsaebe hervor: ich selbst habe nie den text der deutochea
aufsatze der abiturienten zuerst durchgelesen, sondern TOiber imW
die vor an stehenden dispositionen. daraus ersah loh in lUff
regel, ob die aufsatze selbst den forderungen des reglementiii
den wesentlichsten puncten entsprechen würden, oder ob nidii bv
sehr selten hatte ich nach durchsieht des textea meine voxter ge-
Die abhängigkeit des gymnaaiallehren Tom urteile anderer. G99
lazte ansieht ganz zu yerwerÜBn^ meiat nur im einaelnen su be-
durfinken.
Und in der that,'der umfong der poeitiTen kenntBisae, der grad
er urteilsreife des abiturienten Iftszt sich schon aus dem entwürfe
es aufsatzes erkennen und daraus ersehen :
ob 1) die gedanken richtig sind, a) nach den denkgesetzen
und h) nach der erfahrung und zwar der eigenen durch
die sinne, und der fremden durch eitern, leh)rer, bttoher
und Wissenschaften, und
ob sie 2) zur sache gehören oder auszerhalb des ToratellnngB-
kreises des themas liegen.
So sind denn die dispositionen vor den deutschen anfsfttzen nicht
losz für schüler und lehrer überaus widitig, sondern auch he-
uern, zeit und mühe ersparend für den revisor, um damaoh die
on dem reglement geforderte urteilsreife des abitarientMi in auf-
ndung und anordnung des Stoffes festzustellen.
Wer aber den stoff hat, der wird — wenigstens in seiner
lu ttersprache — auch die form leicht finden; darum über die
prachliche darstellung der gedanken nur ein paar worte.
Alles, was man hier zu fordern pflegt: richtigkeit, Üarheit,
firze und wohllaut des ausdrucks — darüber iSszt sich wol dies und
»es dem schüler vorreden; aber yon der lehre bis zum gebrauch,
on den rhetorischen regeln bis zu ihrer «nwendung in den deiit^
chen aufsfttzen — da ist ein sehr weiter, weg. der lehrer salbet
Ann hierbei nur wenig thun; fortgesetzte lectüre, langjfihrige eigene
bung, geistige begabung — mit einem worte: die ganze eigenart
es schtüers bedingen seine leistungen in der sprachlichen darstel-
mg seiner gedanken.
An den fehlem und misgriffen im ausdrucke, die in seinen
igenen deutschen aufsätzen und in denen seiner mitsohüler Tor-
ommen, wird der einzelne im laufe der vier letsten sohu^ahre
m besten kennen lernen, was er zu vermeideB und was er sn er-
treben hat.
Im übrigen unterstützen den lehrer des deutschen hierin alle
sdem ; es wäre mithin eine wunderliche einbildung desselben, wenn
r die leistungen seiner schüler in der mutterq^raehe, ihre fort-
flliritte in der mündlichen und schriftlichen dttstellung der ge-
anken, ohne die tagtägliche beihilfe aller seiner amtsgenossen
ankbar anzuerkennen, sich allein zugute schreiben wollte.
NB. Das reglement verlangt imter anderm auch von dem
biturienten ,
dasz er 1) in 'gebildeter' (?) spräche schreibe; dagegen
thut es 2] der * reinheit' des ausdrucks keine erw&hnung.
Ad nr. 2. niemand wird mit dem alten tumvater Jahfl ein-
ebürgerte fremd Wörter verdrängen wollen; jeder femer, der
Oie kunst oder Wissenschaft erlernt, wird die unter aUen cultur-
600 Die abhängigkeit des gymnasiallehrers vom. arteile andeier.
Völkern gäng und gäben (»> internationalen) kanstauadrücke finan*
der zunge gebrauchen dürfen; aber es dr&ngt sich dermalen eme
fluth von ganz überflüssigen fremdwörtefn in die deataohe rede
und litteratur ein.
Halbgebildete mischen sie, um damit gewisaermasien geiftign
Staat zu machen, gern in ihre gespräche; jedoch aach in den icbif-
ten der gebildeten und gelehrten treiben sie ihr unweaen. niflbt
blosz Zeitungen und Zeitschriften wimmeln von solchen ««««fa—
fremd Wörtern, sondern auch sehr viele gjmnasialprogramme
und andere prosaschriften belehrenden oder erzählenden Inhalte.
Jüngst ist diesem Unwesen der generalposfaneiater Stephan nf
dem von ihm verwalteten Staatsgebiete mit so glfloUiohan crfdgi
entgegengetreten, dasz nun jeder, der deatsch lesen und aohnilNa
gelernt hat, die kunstausdrücke, die das postweaen regoln, Uflbt
verstehen und für seinen gebrauch verwerthen kann, mag ihm dv
unterrichtsminister bald nachfolge leisten und an die wnnel des aa-
wesens dadurch gewissermaszen die axt anlegen, daaa er nm dea
abiturienten auch 'reinheit' des ausdrucks verlangt; natllriieh
wären dadurch zugleich auch die lehrer gezwungen, ihren wAA-
lern mit gutem beispiele voranzugehen und namentlich in ilm
programmschriften solche unnütze fremdwOrter gani an meiden.
Für einen altclassisch geschulten Schriftsteller iata natürihi
recht bequem und leicht, da ein fremd wort zu gebrauchen, wo
er die mühe scheut, statt dessen ein echt deutsches anafindiig n
machen.
Aber Goethe sagt mit vollem recht: gar oft, w^m wir aiAt
recht wissen, was etwas ist, oder den muth nicht haben, etwM
rein deutsch auszusprechen, dann brauchen wir gern ein freaid-
wort, entweder um unsere unkunde zu verdecken, oder um naaeie
f eigheit (oder böse absieht) zu bemänteln«
Und in der that — was für unheil haben biaweilen aoUe
fremd wörtdr, unter denen sich die grosze masse der halbgebiUelBa
oder der ganz rückständigen, die nur deutsch reden und ventekwi,
alles mögliche zu denken pflegt — als landläufige achlagwOrter aa-
gericbtet , Fei es auf staatlichem gebiete , oder auf Vir^lt^ifthMn aad
wirthschaftlichem.
Je gröszer die gefahr ist , dasz das Unwesen in den aehriltaa
immer weiter fortwuchere, desto mehr vermisse ich in dem regle-
ment eine desfallsige forderung an die leistnng dea >abitnriwtg
sie wäre, gerade an die gymnasien gerichtet, um so begründeter nad
billiger, als die beiden altclassischen sprachen, die in ihnen eiiBio
bevorzugte Stellung einnehmen , meist als unerschöpfliche faadgKd^
für unnütze fremd Wörter ausgebeutet werden.
Ich .meinesteils habe daher von untersecnnda ab von den
gebürgerten und den geduldeten lehn Wörtern («= kunat nnd -i
Schaft) die unnützen fremdwörter in den deutschen anfitfttfa
Die abhftngigkeit des gymnasiallehren vom urteile anderer. 601
meiner schüler ausgeschieden nnd anch in den arbeiten der abita-
rienten — unter dem vorwürfe geistiger trSgbeit — onerbitÜich
gestrichen.
Ad nr. 1. das reglement verlangt von dem abitarienten
onter anderm auch, dasz er in 'gebildeter' spräche schreibe.
Ich habe dies beiwort in den Unterschriften unter den abitu-
riantenaufsätzen wol sehr selten gebraucht; denn offen gesagt^ es ist
mir unerfindlich, was es eigentlich bedeuten soll, man könnte an
den unterschied von Volkssprache und neuhochdeutsch' denken; das
aber meint das reglement kaum, aber die gefahr, dasz die schfUer
— gleichviel was man sich bei dem worte denken mag — in *un-
gebildeter' spräche schreiben, liegt sehr fem, nach der erfahrung
dagegen eine andere sehr nahe.
Viele schttler — namentlicfa aus den unteren und mittleren
Volksschichten — lieben es, wenn sie nur die feder zum schreiben
ansetzen, gewählt, vornehm und so geschraubt zu schreiben,
als wenn sie auf stelzen einhergiengen; sie halten die redeweise in
der fsunilie gewissermaszen für zu niedrig und zu gemein fttr
schriftliche darstellung der gedanken. andere sditll^ — beson-
ders in prima — ergehen sich gern in hochtrabenden redens»
Vrten, in philosophisch klingenden redewendnngen und in oft
gar nicht verstandenen wissenschaftlichen kunstausdrIldEen
fremder zunge.
Allen diesen schülem habe ich wer weisz wie oft gesagt: sprecht
und schreibt, wie euch der Schnabel gewachsen ist, d. h. wie ihr es
von der m u tt e r gelernt habt.
Die vorsprechenden mütter sind ja jahrtaosende ftlter als
iUe lexicographen und grammatiker zusammen, dieser beiden letz-
Itren sache ist es daher auch gar nicht, gesetse aufzustellen;
denn die spräche ist uns ja gegeben; wir brauchen sie uns nicht erst
■ach erklügelten gesetzen zu schaffen, beide haben also vielmehr
mar ihatsftchlich, d. h. historisch nachzuweisen, was nnd wie
die m u 1 1 e r vorspricht.
Auch heute noch dient diese dem jungen kiade als leben-
iges lezicon und gibt jedem den grundstodk (■« wnrseln) seines
^pfttem auch noch so reichen wortvorrathes an die band nnd mit anf
•einen lebensweg. aber die mutter leistet auch, was der leziec^graph
fticht kann; denn dessen buch ist ja im gründe von A bis Z un-
terständlich und sinnlos.
Die mutter dagegen spricht dem kinde die worte in ihrem in-
bigbten zusammenhange vor; denn sie stellt sie immer so neben
linander, dasz sie ein verständliches ganze, d. h. einen satz
bilden, ja mehr noch, durch hebUng und Senkung der stimme
bezeichnet sie auszerdem noch den Sinngehalt der einzelnen silben
■n worte, des einzelnen wortes im satze (und im verse) und des ein-
Mlnen satzea in der periodo.
So dient die mutter dem kinde vom frühesten lebensalter an
y. Jahrb. I. phil. u. päd. II. abt. 1975. hfl. 12. 89
I
602 Die abhängigkeit des gymnaBmlMnrtni vom utol« anderar.
nicht blosz als lebendiges lezicon, sondern zngldcli
lebendige grammatik.
Darum habe ich die kurz vorher angedeuteten , sehr hlnfig«
sprachlichen misgriffe der schüler, mochten sie den eülIehM■la^
druck, eine ganze redewendung, oder die sprachliche dantelfa^g
im allgemeinen betreffen, unz&hlige male mit den Worten getilgt:
^spricht die mutter so?' auch in den abitnrientenmrbeitNi, &
von solch sprachlichen misgriffen noch nicht ganz frei waren, hibe
ich dieselbe rüge mit denselben Worten ausgesprochen.
Meine meinung geht nun dahin: es stttnde in dem abi-
turientenreglement statt der forderung: einer *galnldeifliif —
weit besser die andere: einer gemeingebrftuchliolien, tob dar
rede weise der mutter nicht abweichenden spräche.
Ad C nr. 3 a. der revisor und die oensur deranftÜMdirA
den lehrer.
Der lehrer der muttersprache ist nach ^iner richtong Un tiUar
daran, als alle seine amtsgenossen, während diese nSmlioh in ikm
Unterrichtsfache mehr oder weniger selbstftndig vorgehen kADMi
unbekümmert um die übrigen lehrflUsher, so ist der lelmr d«
muttersprache von allen andern abhängig, seinen sdhQlem aMni
ja der inhalt für ihre deutschen aufsätze und mündlichen vortrt^
von allen Seiten zu und pflegt je nach dem umfange ihrer poaitiveB
kenntnisse in den einzelnen sprachen, Wissenschaften nnd klliiitai
sehr verschieden zu sein.
Aber nach einer andern seite hin ist er den übrigen labm
und auch dem revisor gegenüber in einer sehr gllnatigen laffs*
denn es handelt sich ja bei ihm um die mu tter spräche, «die aieU
blosz innerhalb der schule gesprochen wird, sondern aoch druuMa
aller orten in seinem ganzen vaterlande, er hat also ein gritoMWt
recht als alle übrige lehrer, seinen schülem zu sagen: allea, wm
ich euch in betreff eurer aufsätze und mündliehen TOiMige -*
jetzt in der schule — lehre, das könnt ihr spftter aaeh ni
leben unmittelbar benutzen und verwerthen.
Auffindung, anordnung, darstellung des gednkea*
Stoffes in der muttersprache — diese geistige mflhwaltong iit
und bleibt dieselbe, mag es sich drehen um die geringe, viamUar
bare leistung eines secundaners oder um einen praohÖMUi , wie 9*
ein hervorragender Schriftsteller oder groszer redner aafltlliri. te
unterschied liegt bei dem prachtbaue nur in der groszen flille wias-
schaftlicher kenntnisse , in der weit grüszeren reife des nrtA
natürlich auch in hoher geistiger begabung.
Wenn dem wirklich so ist, so wird auch der revieör, w*
wohl beleumdet in der Wissenschaft sein name wäre, bei sHMi
eigenen geistigen Schöpfungen keine anderen wege wandeln kfli'
nen, als er sie den lehrer bei anleitung seiner Schiller an dendi>t-
scben auf Sätzen und bei beurteilung der leti wandeln iMfc
eben diese thatsache wird den revisor selbst, al r mekden kb^
Die abhftngigkeit des gyumasiallehrers TOm nrieile aadorer. 606
licht blo8z vor einem ungerechten urteüsspmche schtttsen, son-
lern auch vor einem unbilligen; denn bei anftngem, wie es ja
die abiturienten noch sind, gilt ja der pftdagogische grondsatz: ape
nagis, quam re ac maturitate laudantur.
Ein solcher Urteilsspruch wird aber dem revisor nur dann
eicht werden und sicher zutreffen, wenn er nicht bloszden ersten
;eil des Urteils des lehrers, wo dieser die einmalige leistong dee abi-
Orienten im Verhältnis zu den forderungen dee reglemente feetstellt,
l^enau einsieht ^ sondern auch den zweiten teil desselben, der —
rielleicht das lob im ersten einschränkend, yielleiöht den tadel mil-
lemd — auch auf die früheren leistungen des sohttlers in secunda
rnd prima zurückgreift.
Dem rey isor wird's natürlich leicht, ein von nebenrücksichten
j^ nicht beeinflusztes (objectives) urteil über die deutschen abi-
;nrientenarbeiten auszusprechen, er hat ja die schüler in aller rogel
iicht gesehen und wird sie später möglicher weise nie TOr äugen
laben, anders der gymnasiallehrer. der ist jähre hindurch
nit seinen schülem durch tausend fftden eng verbunden und ver-
irachsen; es wird ihm also herzenssache sein, nicht alles auf 6inen
irurf zu setzen und den schüler bloss nach der 6inen probearbeit su
t>eurteilen.
Der lehrer darf übrigens die beachtung auch dee zweiten
^es seines arteils über die früheren leistungen des abiturienten
rom revisor sogar verlangen; denn die auffordenmg zu billiger
rflcksichtnahme darauf zieht sich ja wie ein rother &den dnroh das
janze abiturientenreglement hindurch.
Also nur häufig wiederkehrender Zwiespalt zwischen dem
»rsten und zwischen dem zweiten teile des urteile kOnnte in dem
revisor den gedanken an charakterschwache des lehrers, die vor
linem gerechten, aber h arten urteile zurflckscheuti erwecken, oder
tweifel an dessen leistungsffthigkeit anregen und auch begründen*
Ad C nr. 3 h, der revisor und die Verbesserung der dent-
ichen aufsätze durch den lehrer.
'Hast du die deutschen aufsätze, die dir deine seenndaaer and
primaner im laufe von 43 diensijahren^ eingeliefert, alle ohne aoa-
lahme in derselben weise verbessert, wie die abitorientenarbeiten,
lie du deinen amtsgenossen, dem schulrathe und der wiseensehaffl.
Mrfifungscommission zur einsieht vorlegst?' — wenn jemand diese
irage an mich stellte, so wäre es eine arge lüge, wenn ich sie mit ja
leant wertete.
Auszenstebende pflegen das beständige verbessern von schüler-
arbeiten für eine zeittödtende, geistlose arbeit zu erklären, mag dies
Nif die unteren classen und auf die fremdsprachlichen ezercitia mehr
^ jahrlich 8 deutsche aufsätze; jährlich 70 schüler; 43 dienstjabre
> also 8 X 70 X 43 = 24,080 deatsche aafsätze.
89*
604 Die abbängigkeit des gymnasiallehrerB vom urteile anderer.
oder weniger passen ; auf die deutschen aufsfttze in den beiden obe^
sten classen, wohin diese allein gehören, passt es darehaiis nifliii
mich bat die Verbesserung in der regel ^istig ¥oll und gani in la-
sprucb genommen, und gar nicht selten legte ich bei demleWen
aufsatze die feder weg, um diesen oder jenen gedanken xeieberi den
ich in irgend einem der aufsfttze vorgefunden hatte.
Freilich brauchte ich zu nachsiditigem, liebevollem venenkn
in die Unklarheit der gedanken und in die unreife des Urteils uid n
tieferem eingehen in die abirrungen vom thema und in die vaMgi
der sprachlichen darstellung seitens meiner schtüer immer fliae
gemütsverfassung, wie sie die eigene geistige besehSflagong (gm-
duction) bei mir selbst voraussetzt.
Eine solche seelenstimmung kann niemand enwingen } . CbU(b
sie mir, dann war auch meine Verbesserung der deateduoi anUt»
minder eindringend, oberflächlicher und ungenflgender. im allge-
meinen habe ich — selbst eine jeweilige ungttnstige aedenatinmiiiig
mühsam niederkämpfend — die aufsfttze der unterseonndaner vad
der Oberprimaner am gründlichsten verbessert, um jene in die saelie
80 rasch als möglich einzuführen und diesen zuguterletat noch eiamil
eindringlich zu zeigen, welche kritik sie selbst spftteihin an ikn
eigenen, freien leistungen anzulegen hfttten.
Bei den abiturientenaufsfttzen bin ich nun wenigsisni
bestrebt gewesen, eine Verbesserung nacb allen Seiten hin m er
zielen, freilich dachte ich dabei zunächst an mich selbst und tt
meine zufriedenstellung und nicht an den revisor; denn ich wtrli
den director sofort gebeten haben , mich von einerlast, dar id
nicht gewachsen wäre, frei zu machen, sobald ich eraeben, daai dii
leistungen meiner schüler, mithin auch die meinigen , mslmn
male weit hinter den forderungen des reglements xuzUdkgsUislMB
wftren.
Aber ich hegte nach so schonungsloser Selbstkritik dabei dii
hoffhung, dasz meine Verbesserung auch den revisor befiriedigfls
werde, und in der that kann er daraus sehr wohl abnehmen, wie
der lehrer seinen Unterrichtsgegenstand überhaupt anfaaii; dm
keiner brSchte eine solche annfthemde mustercorrectnr — amh deU
für den 6inen fall — zu stände, der sich nicht vorher dorsh Isi^
jährige, mühsamste Übung bei der Verbesserung der deotadiSB srf-
Sätze seiner schüler darauf vorbereitet und dazu beflKhigi hMs: W
der revisor aber aus der Verbesserung des lehrers das enisle ifas-
ben desselben nach den hauptrichtungen seines unterriobtafMiHshB
erkannt, so wird auch er seine gröszere oder geringere anfriedsahtf
mit den leistungen der einzelnen abiturienten aussprechen mid wA
hüten, an einzelnheiten und kleinigkeiten, die er selbst sicfcflritt
nicht vermeiden könnte , herumzumäkeln. denn daa letalere W*
stimmt und ändert und bessert wenig oder nichts an der saahe-
Ad D. wie hat der lehrer das urteil der wissenscbafUidwi
prüfungeommission aufzufassen?
]
Die abh&ngigkeit des gymnaaiaÜebren vom urteile anderer. 605
Diese frage ist schon oben gelegentlich an mehreren stellen
wenigstens zum teil beantwortet worden, hier mnsz aber die rede
anf cQe verfttgang des ministers t. MOhler (vom 5 jannar 1872) de
non appellando noch einmal znrttckkommen.^
Dieselbe verlangt also , dasz wir lehrer nns das vereinbarte ur-
teil der wissenschaftUcben prüfungscommission und des königlichen
provinzialschulcollegiums über die abitnrientenarbeiten * anbe-
dingt' zur nachachtung jind weisnng sollen dienen lassen, nun
gesetze des Staates und anordnungen der behOrden mnsz jeder
bfirger, vorab aber der beamte, mOgen sie ihm gefidlen oder nicht,
befolgen — ein hauptgrundsatz, mit dem schon die volksschale die
seele der lenienden kinder befrachten sollte, da auf ihm die Wohl-
fahrt aller, d. h. der bestand des Staates selbst beruht, aber hier
handelt es sich doch nicht um gesetze und amtliche anordnungen,
sondern um urteile, mögen diese nun allein von der wissenschaft-
lichen prüfungscommission herstammen, oder mit der kOnigludien
anfsichtsbehörde vereinbart sein, da wlbre denn anbeding te onter-
werfang unter ein fremdes urteil eine forderung, der beim besten
willen kein geistig strebsamer gymnasiallehrer nachkommen und
deren erffillung kein machthaber erzwingen kOnnte. die rede- and
Schreibefreiheit läszt sich durch gesetze einschrftnken, oder durch
machtgebote unterdrücken, aber nicht die gedankenfreiheii schon
ein altes Sprichwort sagt ja : gedanken — d^e sind zollfrei«
In so allgemeiner ausdehnung kann also die unbedingte
Unterwerfung nicht gemeint sein, da die mehrfach angesogene
königl. ministerialver^gung im weitem Wortlaut auch aaf schrift-
liche erwiderungen ('remonstrationen') der lehrer gegen die urteile
der wissenschaftlichen prüftmgscommission besag nimmt, so deutet
herr dir. Bonitz a. a. o. den sinn der ndnisterialverfttgong wol gans
richtig, wenn er meint: nur schriftliche erwiderangen der lehrer
seien fortan unbedingt ausgeschlossen.
Aus meiner erfahrung kenne ich nnr swei hierher besOgliche
ftlle. einmal verwies der sdiulrath den sieb beschwerenden lehrer
an den betreffenden revisor selbst, aber als wie an einen privat-
■lann; die behörde könne sich damit nicht bebssen. in einem
■weiten falle soll die beschwerde bis an das königliche onterriehts-
Biinisterium gelangt sein, da ich meine nase nicM gern in die an-
gelegenheiten meiner amtsgenossen gesteckt habe, weiss ich aber
nicht, wie das endgiltige ergebnis ausgefallen ist. aber nach der
erfahrung des herm dir. Bonitz müssen solche f&Ue vor dieser mini-
aterial Verfügung öfter vorgekommen sein; auch thut diese selbst
solcher scbriftlicben erwiderangen von einzelnen lehrem der
Sheinprovinz erwähnung.
Die abiturientenprüfung ist der gipfelpunkt, zu dem alle krftfte
im gjmnasium emporstreben; es ist daher ein verdienst des herm
^ vgl. oben die angeführte haoptstelle ans dieser TerfQgang.
606 Die abhängigkeit des gymnasiallehren yom urteile aiider«r.
dir. Bonitz, dasz er auf die königliche ministerialverfttgiiiig Tom
5 Januar 1872 hingewiesen hat, durch welche die stdlimg des
lehr er 8 zum revisor in einem sehr wesentlichen pnncte eine lo-
dere als früher geworden ist.
An eine völlige gefangennähme des eigenen urtefls kann dabei
schon deswegen nicht gedacht werden, weil die commieBion den
namen ^wissenschaftliche' fUhrt; denn gerade die wissenechaft
warnt ja ganz allgemein ihre jünger, anf die worte des andern ra
schwören, selbst wenn dieser ein meister p seinem &che wtre.
Schriftliche erwiderungen der lehrer auf die urteile der
wissenschaftlichen prüfungscommission hätten in der that, wenn lie
hSufig wiederkehrten, für die königlichen voi^gesetsten b^Orden iiir
unbequemes, misliches; jedoch unziemliche oder nngereohtfertigU
können ja kurzer band zurückgewiesen werden, dag^en wtre, da
es sich hierbei nicht um gesetze oder amtliche Yerordnuiigeo, eoii-
dem um urteile handelt , der völlige ausschlnsz der — wahneheii-
lich nicht zahlreichen — berechtigten schrifUlchen erwidenngMi
für uns lehrer sehr hart und geradezu ungerecht, dens irrei
ist menschlich; wie der lehrer, so kann auch der reTieor eia-
mal irren.
Ich fasse nun, geehrter herr, am ende meiner langieii qnitel
das über die sache aus meiner erfahrung beigebrachte noeh^bml
kurz zusammen: die staatliche einrichtung der wissenBchaftliflhBi
prüfungscommissionen ist trotz vereinzelter stimmen, die sieh di-
gegen erklärt haben:
1) wohlbegründet in der doppelten, der praktiaohen md
wissenschaftlichen thätigkeit des gymnaaiallehreri, nad
2) ganz geeignet, dem einzelnen lehrer innerhalb dea ooUe*
giums und dem director und schulrathe gQgeaüber mm
sichere Stellung zu verschaffen, die ihn aller woUdieBWi
ganz und gar überhebt, femer ist
3) der revisor kenner des besondem üaches, was bei diar beorW-
lung des lehrers durch director oder schulrath nidit iiaiBflr
der fall ist.
4) die beiden letzteren kommen mit dem lehrer in vielfiMsha Be-
rührung , in freundliche oder minder freundliche, ao da« bei
ihren urteilen gunst und abgunst keineswegs gani ^aufge-
schlossen sind, das urteil des revisors hat (in den aller
meisten fällen) gar nichts persönliches an sidi; es ist also aa
gunst oder abgunst dabei überhaupt nicht zu denken.
5) auszerdem befindet sich der revisor in der lagCi die leistnagea
vieler höherer lehranstalten unter einander vergleiciMn n
können; der lehrer kennt aber nur die leistongen seiner
Schüler, wie sollte der letztere in seinem gegennrteil
nicht masz halten und sich bescheiden, wenn sich der rsfiior
durch das ergebnis der prüfung einmal für nicht gan be-
friedigt erklärt, endlich ist
Die abh&ngigkeit des gymnaeiallehren vom urteile aaderer. 607
6^ die mübewaltuiig des revisors — bei dem gans kSrglicb za-
w gemessenen lobne — mebr ein ebrenamt; er wird es daher
im sinne des altrömischen sebiedsriehiers üben, der jede ihm
vorli^^de sacbe immer ex aequo et bono beurteUte. der
gynmasiallebrer hat um so mehr auf eine benrteilung der art
ein anrecht, als er sich nicht, wie der universitfttslefarer, frei
und nach seiner neigung in ^in fach vertiefen darf, sondern
in aller regel seinen blick nach mehreren selten hin wen-
den und sich auszerdem noch allstOndlich um die fortschritte
seiner schüler abmühen musz, um die sich der universitftts-
lehrer gar nicht zu kümmern braucht
Meinen brief an Sie, geehrter herr, kann ich aber nicht
schlieszen, ohne den wünsch auszusprechen, dasz ich mich in der
deutung der hauptstelle der Öfter angezogenen ministerialverfligung
vom 5 Januar 1872 entweder geirrt, oder dasz, wenn dies nicht der
üeJl wftre, das demnächst erscheinende Unterrichtsgesetz die saohe
anders auffassen und feststellen werde.»
£s bleiben nun noch die lehrer zur bespreohung übrig, die
nicht zur gjmnasialpr^ungscommission der abiturienten gdiören*
diese können sich in betreff ihrer wissenschaftlichen thfttigkeit und
praktischen brauchbarkeit auf die bescheide der Wissenschaft-
liehen prüfungscommission nicht berufen, natürlich auch nicht
darnach beurteilt werden, auf welchem wege aber koAmt|der Staat
zu einem werthmesser ihrer leistungsffthigkeit? nun, nach ihrer
Staatsprüfung liegt die beurteilung ihrer amtlichen Wirksamkeit
in der band des directors und schulrathes. von deren urteil
hftngt die anstellung des candidaten und das aufrücken des lehren
ab, und wenn sich auch die beförderung in eine oberlehrerstelle und
die erteilung des professortitels (inPreuazen wenigstens) der unter-
richtjsminister und die bestfttigung der durectoren S. Miyestät Höchsi-
selbst vorbehalten hat — so ist auch in den beiden letzten flQlen das
urteil des directors, an dessen gymnasinm der lehrer thfttig ist,
im gründe doch maszgebend, denn ohne oder gar gegen dasselbe
findet wol selten eine beförderung statt.
Dies ist auch in der natur der sache begründet; denn wohl und
wehe des gjmnasiums liegt zwar jedem lehrer am herzen, vor allem
aber doch dem director. daraus ergibt sich auch seine steUnng schon
zu dem schulamtscandidaten, dessen wähl zum lehrer entweder
seiner anstalt segen bringen kann oder nachteil.
Aber es fragt sich : ist das Verhältnis des directors zum candi-
daten heute noch ganz dasselbe als in der zeit vor der mitte unsere
Jahrhunderts? damals war das probejahr für den candidaten eine
wirkliebe prüfungszeit. der von ihm vertretene lehrer, derbe*
treffende Ordinarius der clas&e, der director — alle hatten sich durch
besuche in seineu stunden über ihn ein urteil zu bilden und er
selbst etwaige fingerzeige derselben bereitwillig anzunehmen, trotz-
IC
608 Die abhängigkeit des gymnasiallebren Tom urteile anderer.
dem dehnte es sich, selbst wenn der prOfling anoh praktiadyroU
bewährt erschien, in der regel über die gesetzlieli festgesteinlieit
eines jahres hinaus, der grund war dieser : bei der damaligea iddit
allzugroszen zahl höherer lehranstalten war das angebet geistiger
arbeit bei weitem gröszer als die nachfrage, der direotor hatte ftr
seinen Urteilsspruch und für die auswahl unter den eaadidaten einet
weiten Spielraum.
Das ist aber inzwischen anders geworden, nadidem
sich in den letzten zwei jahrzehenden vor 1873 — alleiB in Pkeunea
— die zahl der gymnasien auf 218^ der progymnaeien snf 80, der
realschulen erster Ordnung auf 79, die zahl der realschnlen iweHer
Ordnung auf 16 und der höheren bttrgerschulen auf 83 in edinfillir
aufeinanderfolge vermehrt — seitdem hat das probe jähr §riam
Charakter als prüfungszeit fast ganz verloren; nur der nameiit
geblieben, weil jetzt die nachfrage nach geistiger arbeit grOmr ist
als das angebot , so kommt bei der not um candidaten ftof das vr-
teil des directors nicht eben viel an; weitgefehlt, dass dieeem flfr
die auswahl auch heute noch ein weiter Spielraum blieboi ist ermekt
selten gezwungen schon dem prttfling, wie einitai hilfildirer, die
volle Stundenzahl zuzuweisen und für seine mehrarbeit eine tage*
messene geldentschädigung zu gewähren, übrigens gibt es jelit
nicht etwa weniger candidaten als früher; im gegenteQ, es sind ihrer
weit mehr; aber trotzdem steht die wachsende zahl derselben nodi
nicht in dem richtigen Verhältnis zur zahl der vielen, in letiter soft
neu entstandenen höheren lehranstalten.*
Ob diese thatsache , dasz das probejahr fast ganz an%ehQart Int
für die candidaten eine prüfungszeit zu sein , den gymnaaien fllrder
sam oder nachteilig ist — das braucht man kaum m firages. VM
manchen seiten her werden daher bereits ungünstige arteile
laut über die leistungsföhigkeit einer bedenklichen aniaU fei
lehrem.
unter anderen stimmt auch herr prof. Fahle in dieser uär
schria (n abt. bd. 109 u. 110 zweites heft s. 71 tt. 1874) in die
klagen mit ein, dasz sich ^der wirklich brauchbaren krlfte unter des
lehrem zu wenige vorfänden und die zahl derer, die in handwsÄe-
mäsziger erfassung des berufs untergegangen, allzusehr wachse.'
Um nun auf der einen seite die leistungsfiLhigkeit des giDM
Standes zu heben, auf der andern die ftnszere läge der lehier asf
gesetzlichem wege besser und sicherer zu stellen, macht prot Nde
a. a. 0. im wesentlichen folgende vorschlage :
^ die provinz Posen z. b. hatte bis sa den viersiffem 8 _,
im jähre 1873 aber 18 höhere lehranstalten. jede scnnle dnreksekattl^
lieh blosz zvL 10 etatsmäszigen lehrem gerechnet — veiUlfc sish die
bedürfniszahl an lehrem früher und jetzt wie 80 sa 180. alao wir
innerhalb des Zeitraumes weniger jahrzehende für 180 neoe lehier nl
dem entsprechend für ebenso viel candidaten rath zu sohaffev.
Die abh&Dgigkeit des gymnasiallehrert Tom urteile anderer. 609
*£8 Bind für das höhere lehrfach zwei examina einzaftliren:
a. das erste (leichtere) nach dem triemmiom vor einer pro-
Tinzialprttfungäcomnussion («> zeitherigen wissenschafU.
prüfungscommission),
b. das zweite (abschlieszende) nach der eidesleistnng nicht
vor ende des fünften jahres nnd nicht nach dem siebenten
jähre vor eine^ centralprfifangscommission (in Berlin?),
der prOfling musz sich die facultas für prima in einer der
dr ei ^'^ prOfungsgruppen des zeitherigen reglements erwerben
und darf, wenn er dies nicht sofort erreicht, die grüfung nur
noch einmal wiederholen.'
chdem nun prof. Fahle inhalt und ziel der beiden prttfungen nSher
gegeben und für die zweite das zeitherige reglement als masz-
bend angenommen, stellt er den f orderungen an den lehrer
sse berechtigungen gegenüber:
a. die erste prüfung berechtigt zur eidesleistung, zum probe-
jahr (?) und zur collaboratur, die mit ausreichenden geld-
mitteln auszustatten sei;
h, die zweite prüfung gibt dem collaborator den anspmöh auf
1) den amtstitel Oberlehrer, 2) das recht zum anCrOcken im
gebalt nach dem dienstalter und 3) den rang der richter
erster Instanz. Oberlehrer, denen wegen ansgeaeielmeter
leistungen der professortitel erteilt worden, erhalträ den
rang eines rathes vierter dasse.'
8o einschneidend in das zeitherige verfahren diese vorschlfige
eh wären , unerhört und ohne Vorbild sind sie nicht, denn mit
r immerhin sehr bedenklichen ausnähme der inte, die nach
machtem Staatsexamen unvermittelt sogleich in die volle praxis
itreten und so unbeaufsichtigt gewissermaszen über leib und leben
rfügen , findet sich in verwandten bemftarten die ganz Ihnliche
irichtung zweier prüfungen , z. b. bei theologen, riehtem und
beren Verwaltungsbeamten.
Freilich könnte man einwenden: bei der gesteigerten nadifrage
eb arbeitskräften, die dermalen im lehrstande das aagebot oflte-
r übersteigt, scheinen das ja neue erschwemngen m aeia, gaas
•ignet, von der wähl des bemfes eher absns^reeken, als data
isnladen.
Aber wenn die nicht vereinzelten urteile und klagen über
nähme völlig geeigneter lehrkräfte in unserm stände audi nur
m teil begründet wären , so musz doch von irgend woher abhilfe
tnmen. dann aber stehen jetzt — im günstigen gegensatze zu
Iberer zeit — den forderungen auf der andern seite berech ti-
*® die philosophische Propädeutik dem mathematicos, wie prof.
ihle thut, zuzuweisen, ist zweckwidrig; sie gehört in den bereich des
lurers der mutter^prache , der sie für seinen anterricht gar nicht ent-
bren kann.
610 Die abhängigkeit des gymnasiallehren vom urteile anderer.
gungen des lehrers der art gegenüber, dasz sich auch begabte higk
dem berufe gern zuwenden werden.
NB. Unter den wesentlichen berechtigimgeiL erwShiit prof.
Fahle auch das aufrücken im gehalt nach dem dien stalter; iber
ohne nSher anzugeben , wie er sich das mögUcli denkt. Ins jebt
hängt das aufsteigen in eine höhere stelle von der yersetsnig,
Pensionierung oder dem to de eines amtsgenossen ab; datnaii
aber für die einzelne anstalt drei so unsichete dinge, daaidieBsi-
alter und gehalt der lehrer an den verschiedenen gymnasiengv
nicht selten sehr verschieden sind, die sofortige ansgleichnng dioNr
gegensätze,* die bei dem richterstande schon längst durah gawU ge-
löst sind, mag für den augenblick schwierig, ja unmöglich aain; flr
die Zukunft aber ist sie nicht blosz billig, sondern notwendig.
In Preuszen freilich wird sie durch die städtischen gjnasr
sien neben den königlichen erschwert, das meiste apncht skr
für ein aufrücken sämtlicher lehrer nach dem dienst alter in ftm
10 classen durch eine ganze provinz hin, so dass die ente daM
— auszer dem wohnungsgeldzuschusse — mit 1800 maik gslsll
begönne , die letzte mit 4500 mark abschlösse, würde daduxi^ dii
kämmereicasse einer st ad t je zuweilen in folge der grOaiscai oU
äl terer lehrer zu stark belastet, so hätte der staat — nach srftt-
lung des normaletats an allen, auch den städtischen gymnaaifln —
mit dem, was er selbst an seinen gymnasien durch die leitwdSip
mehrbelastung einer commune erspart, ausgleichend (dnvdi seiai
mittel) einzutreten, auf diese weise wären die städtischen hehftds
vor der gefahr, die sie jetzt laufen, bewahrt, dasz gerade die
tigsten , brauchbarsten lehrer ihren gymnasien den rOokia
Berlin mit seinen 'vielen höheren lehranstalten, an denen
etat bereits festgestellt ist, wäre schon jetst in der lag«, dM
ascensionsrecht aller dortigen lehrer nach dem dienatalter ia
etwa 10 classen zu regeln und festzustellen.
Warum prof. Fsdile neben seinen anderweitigen, aenei
vorschlagen, die wissenschaftliche leistungsfähigkeit und pnWsdb
brauchbarkeit des jungen lehrers zu prüfen und lu benrteilsif
das sogenannte probe jähr noch beibehalten vrissen wSl, iitirf'
fallend, bei der dermaligen not um candidaten verfehlt das wsär
herige probejahr, wie schon gesagt, seinen zweck fast gani. Trwijgr
begabte candidaten brauchen ein ungünstiges Zeugnis daa diiachin
nicht zu fürchten; sie finden trotzdem anstellung, wenn niditiä
dieser, so an jener anstalt; andere, die ein leidliches oder gotH
examen gemacht haben, halten jetzt das probejahr fOr nichta wmgf
als für eine prüfungszeit. gar nicht selten treten sie in disool-
legien ein, nicht um weiter zu lernen, sondern, sicher in dflakel-
hafter überhebungf denken sie nicht daran, bei anderen lehren nft
zu suchen und deren fingerzeige zu benutzen, läset sie ma te
director gewähren , thut er sogar ihrer Selbstüberhebung ans hjffi
welchem gründe den älteren lehrem gegenüber noch vorsohab, '
J
Die abhftngigkeit des gymnasiaUehren TOm urieila andectr. 611
; ftir einen solchen anf&nger zeit nnd lost vortlber, weiter su
reben. und doch, was spricht denn das allerbeste zengnis fttr ein
teil ans? offenbar doch nur, dasz der candidat mit dem lernen
len guten anfang gemacht habe, mit anderen werten: je besser
s Zeugnis des prüflings, desto sohftrfer der sporn fllr dmi, der es
halten, fort und fort zu streben, nur mittelmftszige kOpfe be-
itlgen sich mit ihrem zeugnis , um auf den lorbeeren aoszamlien,
e sie mtthelos errungen.
Die neuen vorschlage , die herr prof. F^e in betreff der prt^-
mg und beurteilung der candidaten und oollaboratoran macht,
arden , wenn sie billigung und in daf schulleben eingang fKnden,
A sogenannte probe jähr, dessen zweck ja die oollaboratnr weit
llndlioher und sicherer zu erfCQlen geeignet wlbre, vOllig überfltUsig
Bohen. bei der dermaligen not um candidaten gibt das probejahr
r wissenschaftliche und praktische leistungsffthigkeit einen rich-
ten werthmesser nicht mehr ab. dagegen gewlQiren die neuen
»rschlSge auf der einen seite auch dem pirttflinge, der vielleicht
ngsamer arbeitet und das triennium unter äuszerlich ungünstigen
nständen hat durchmachen mtlssen, zur Vorbereitung tkxi die spft-
re hauptprttfung mehr zeit" und musze, femer die nOtigen gäd-
ittel und Bücher (z. b. aus der gymnasialbibliothek); sie zwingen
n zugleich zu wissenschaftlichem weiterstreben nnd bewahren ihn
> vor handwerksmäszigem betriebe seines bem£B. auf der andern
ite würden sie den nicht seltenen dunkel der anftnger nieder*
dien und ihnen zeigen , dasz es , um nach dem ersten examen die
iltere hauptprüfung bestehen zu kOnnen, erst recht gilt, wissen-
hafüich weiter zu streben und sich praktisch tu bewfthren.
Da das aufrücken der Oberlehrer im gehalt iiadi prof. Fahles
VBchlägen sich nach dem dienstalter regeln soll, so kftme das
itfaerige examen pro ascensione yon selbst in Wegfall; denn
V würde nach der bestandenen hauptprüfung, d. h. nach minde-
BD8 vier oder fünf dienstjahren, geneigt sein, lang getriebene, Heb-
(wordene Studien aufzugeben, um auf ungewissen erfolg hii^pfllr
le andere der drei prüfiingsgruppen des reg^ements nadbtriglioh
A ein examen zu machen?
um dem mangel an candidaten für die eine oder die andere der
rei prüfuDgsgnippen vorzubeugen, anf der andern aber flberflille
Terhüten, müste das königliche Unterrichtsministerium, das allein
I nötige Übersicht über das ganze besitzt, die zahl der candidaten
r die einzelnen gruppen alljährlich veröffentlichen, die de-
V statt der fünfjährigen vorbereitangszeit muf das (zweite) haiipt-
en wäre eine vierjährige angemessener, für einen begabten colla-
imtor vielleicht noch zu lang, für einen minder begabten, aber streb-
ten ausreichend, für collaboratoren, welche das zweite examen über-
■pt nicht bestehen, mäste der Staat, wenn sie es nicht etwa vorzögen,
, eine andere schule abzugehen, irgendwie billige sorge treffen, etwa
geh alterszulagen.
612 Die abhängigkeit des gymnasiallehren TOm urteile
kane der philosophischen facnltttten den Binden , oder iwwk-
entsprechender noch die gymnasialdireoioren ih. prinuuun da
Sachverhalt kund thon, damit der einxelne gleich Ton TonlMnHi
seinen küi^gen stndien eine ihm selbst und zogleieh ancb im
staatsbedürfhisse fSrdersame richtnng geben kSante.
Das sogenannte coUoqninm pro rectoratu endlich war, yntS^
stens was die zeit bis in die vierziger unsere jahrhnndBrfts.ttlMiBft
— alle beamtenclassen im preuszischen Staate snr Yerg^Mfamg wt
herangezogen — einzig in seiner art.
Damfds wurden nämlieh bei der mtadgen lahl hflhKV hkr
anstalten für das directorat pur lehrer in Torschlag gafaraeki, &
sich bereits jähre lang in der schule wohl bew&hrt und anehdinh
wissenschaftliche leistungen mehr oder weniger bekannt, warn td
berühmt gemacht hatten, wozu solche mlnner noch einar be-
urteilung und prüfung durch ein examen vnterwerlan? bei
anderen berufsclassen rücken altbewährte beamte — ohna jadeftn-
liche nachprüfung — in directoratsstellen oder hUhan
collegien ein.
In den letzten zwei jahrzehenden sind in folge der aieh
steigernden zahl höherer lehranstalten bei beaetzong der
in der that auch jüngere lehrer in frage gekommen, die aieh dank
wissenschaftliche leistungen in Programmen, leitadoiAHi ote
sonst wenig oder gar nicht hervorgeihan hatten, fllr
wäre eine wissenschaftliche nachprüfung angezeigt, die
vor einer wissenschaftlichen prüf ungscommission paaiender tot im
schulrathe abgehalten würde, der wegen der TioTanitigkinit dv
prüfungsgegenstftnde zwei wissenschaftlich nnd praktinh naU bt-
leumdete gymnasialdirectoren oder Oberlehrer als
colloquium hinzuziehen müste. der schulrath ist in der
der zahl der directoren hervorgegangen ; er kennt alao fia
eigenschaften eines directors und dessen pflichten and reeUa
als die mitglieder der wissenschaftlichen prüftmgaeonnniaaifln.
« Wenden wir nun unsere aufmerksamkeit Ton den
beurteilung, der der gymnasiallehrer gleioheam intra
ausgesetzt ist, auch einmal nach auszen hin.
Das gymnasium steht, lehrer und schüler bewagen aiah
gruud und boden ihrer bürgerlichen gemeinde, es kann dahnr mU
fehlen, dasz ihre amtliche thätigkeit, ihr ganzes tHnnnad Immb
auch der beurteilung seitens ihrer mitbürger insgoaetat laL dv
eitern der schüler ist schon oben an einigen stellen gedaefak; ab*
auch andere , unmittelbar gar nicht beteiligte mitbürger nrteilsi
über uns und unsere schüler; ja sie sind, was das thnn und
der letzteren auszerhalb der schule anbetrifft, gar nioht
besser im stände darüber zu urteilen, da die lehrer IBmüsha
dienste nicht thun können, so erfahren sie erst das lehnte
was sich einzelne schüler oder ganze cliqüen de lien draaisti
gegen die zucht des gymnasiums erlauben, die o« (AmMng if
Die abh&ngigkeit des gymnasiallehren yom urteile anderer.* 618
nheimischen schttler mögen wir mhig nnd getrost ihren ange-
brigen überlassen; über die auswärtigen dagegen steht uns eine
ktria potestas delegata zu, die zu üben wir wie ein recht, so eine
licht haben.
Trotzdem ist in den groszen stftdten eine derartige beaufirichti-
ing der auswärtigen schüler gleich null; die Schwierigkeit der-
Iben ist dort so grosz, dasz man den lehrem kaum mit recht einen
nrwnrf machen darf, wenn sich allerlei ungebührlidikeiten der
hfiler ihrer kenntnis entziehen, aber auch in. den Tielen kkinen
fmnasialstftdten steht es damit noch übel genug, arge ansschrei-
tngen auszerhalb der schule können dort den lehrem, wenn
e nicht ihrer amtlichen pflicht entgegen äuge und obt dagegen
srschlieszen wollen , auf die länge freilich nidit yerborgen bleiben,
> dast eine Untersuchung eingeleitet und eine bestrafimg erfidgen
um.
Aber die leute reden gern und urteilen scharf über solche
Inge, denken jedoch meist nicht daran, dem Ordinarius oder direetor
izeige zu machen, am allerwenigsten wollen sie sich mit ihrem
imen und zeugnis an der sache beteiligen und machen so eine
dtersuchung über straffälliges betragen der sdiüler auszerhalb
»r anstalt äuszerst schwierig oder geradesu unmöglich, dagegen
Innen wir wenig oder nichts thun; es bleibt uns nur übrig, auch
ir uns das wort in ansprach zu nehmen: wo kein kläger, da ist
idi kein richter.
Zwei puncto gibt es aber doch, gegen welche siehmisliebige
r teile der eitern oder auch anderer bewohner der gfoinasialstiidt
I richten pflegen, wo die lehrer, wenn sie nur misbrindbe abttellem
idlen, dies auch in ihrer band haben, gewisse nebenbeechäftigungwi
V lehrer geben nemlich, besonders wenn sie snr bleibenden
•wohnheit werden, anstosz zu abgünstigen urteikn über
krer und schule, gemeint ist dae Unwesen fortlaufender
riTatstunden und die gewerbsmäsiige pensionahaltereL
Früher liefen die klagen darüber bloss in der nächsten um-
ibung um; ganz neuerdings hat sich aber auch in den weitesten
«isen des staatslebens die aufinerksamkeit auf diese nebenbeaehif-
Bgen gerichtet, es lohnt daher, andi auf diese art der beurtei-
lt g <le8 gymnasiallehrers mit ein paar Worten einiugelieii.
Dem söhne eines wohlhabenden mannes, w€kin sich je au-
eilen ein bedürfnis dazu herausstellt, für geld Privatunterricht
i erteilen — wer hätte dagegen etwas einzuwenden? das bedürf-
M vorausgesetzt, hat der lehrer ein recht, auszer dem honorar für
ine mehrarbeit auch noch den dank des vaters zu beanspruchen,
snn er dessen entweder unbegabten oder arbeitsscheutti söhn wirk-
Bb fördert und für geistige arbeit gewinnt, da dies nur einzelfäUe
in werden, so bat der lehrer üble urteile nicht zu befürchten, aber
B abgunst wendet sich auch gar nicht gegen solche einzelfUle,
ndern gegen fortlau fende, gewohnheitsmäszige privatstunden
614 Die abhängigkeit des gymnasiallelirers yom urteile andaeb
einzelner lehrer. das ist aber ein häszlicfaer zopf aus altor teit, te
endlich ganz abgeschnitten werden sollte.
In älterer zeit bezogen nemlich in den sogenannten Tatniaiirliwi
schulen nur der rector und vielleicht noch ein oder zwei haaptMinr
ein festes, überaus mftsziges gehalt; ftlr die nebenlehrar bSdefo
auszer dem geburtstagsgeschenke" und anderen gaben der iflllkr
das privatstundengeld den hauptteil ihrer ganzen einnalune. dM
hat sich schon gegen ende des vorigen Jahrhunderte nun bann
gewandt und in der ersten h&lfte des unsrigen immer nwlv ioi-
geglichen. wenn aber selbst jetzt, wo wenigstena in PranrnB dii
wohlwollende fürsorge des gegenwftrtigen unterriehtaminiatBn dii
drückendsten sorgen von unsem schultern abgewftlst hat — cii
lehrer fortlaufend und gewohnheitsmftszig privatstonden erteüfc, im
stellt sich ein testimonium paupertatis aus, und der direeior aaüli
entschieden dagegen eintreten, wir sollen ja unsre adhlller dodk
den öffentlichen Unterricht ans classenziel bringen; feruiBAto
dies ein einzelner lehrer nicht, so wfire das geld fttr fortlanfendt
privatstunden weiter nichts als eine unverdiente prinde Ar iaiii
Unfähigkeit.
Die privatstunden lähmen die beste kraft des lehren', die ff
nach der täglichen amtlichen thätigkeit der wiaseneehaft wa «idma,
oder durch die nötige erholung zu erfirischen and m etibka w-
pflichtet ist. hat der lehrer in der schule seine pflidit ganmal
voll gethan, dann kann er am Schlüsse des schn^'ahrae bU ndt
sagen : ich wasche meine bände in Unschuld , trotzdem daa iah dis-
sen unbegabten oder jenen faulen schüler nicht habe ana elaaasBBil
bringen können, mit den privatstunden dagegen stellt es n-
ders. da musz er mit aufreibung seiner besten knft aneh den w^
fähigen oder trägen schüler weiter fördern, oder — das
ablehnen und die privatstunden aufgeben, thut er dies
bessere Überzeugung dennoch nicht, so geschieht ihm ganz tmU,
wenn die beteiligten über ihn übel urteilen« die ™^*rtw Htar
übrigens — freilich mit einzelnen rühmlichen ausnahmen — weta
durch die privatstunden nicht sowol die geistig-sittliche fiMsrmg
ihrer söhne erreichen, als vielmehr die gunst des lehrers ersehlekks,
um so sicherer auf eine gute censur und auf Versetzung des solw
in die nächst höhere classe rechnen zu können, wohlhabende sltas
können die kleinigkeit für ihre kinder leicht aufwenden, aadcn
bringen ein opfer , das eine wohlbestellte schule von ihnen niM n
fordern braucht.
*' noch' in den zwanzigem dieses jahrhanderts ttberTeishtss ii
Brieg die primancr alljährlich ihrem rector ein solches s^hsititUi
geschenk (in geld); ja derselbe .war vocationsmftssig davmaf «■■•'
wiesen, sein nachfolger, ein ebenso hervorragender lehrer als m*
fühlender mann, lehnte eine solche gäbe ab, da ihm 'legelalwig
wiederkehrende gnnstbezeugnngen dieser art unbequem und bedcaktfck
wären.'
Die Abhängigkeit des gymoaaiallehren ▼om arteile anderer. 616
Noch schärferen urteilen setxt sich aber die gewerbs-
ftaaige pensionshalterei einzelner lehmr ans.
DkTitBr fragen natürlich: warum hiltderlehrerpensionlre?
itwort: natflzlich des er werbes wegen, demgemftsz erwarten sie,
IT lehrer werde sich, wo erwerb niid pfliebt", wie das bei der
nsionshalterei gar nicht ausbleiben fauK, nter einander ins ge-
linge kommen, wenn irgend mOglich, fllr jeses eMtsebfiidan diese
Wartung ist gewis in manchen Allen unbegrOndet md trMgegiadb;
»er nicht allein darauf kommt es an, sondern flbr die sdmle iat auch
18 wichtig, was trotzdem die leute dransien — ob mit recht oder
irecht — über die sache urteilen.
Der glaube aber, dasz die pensionshalterei für den gymnaaial-
hrer ein ergibiger erwerbszweig sei, mnsz dranszen unter den
aten weit verbreitet sein, denn wie hätte — wenn dem nicht so
äre — z. b. in einer der commissionen des prensziachen abgeord-
ytenhanses der gedauke angeregt und ein antiag gestellt werden
Innen, die gymnasiallehrer auf grund dieser *aiisgibig«i' erwerbs-
lelle von dem wohnungsgeldzuschusse auszuschliesien? nach
Instigem verlauf der erürterung ist der desfidsige antrag nicht
irehgedrungen; aber der antragsteiler kennt auch die wahre sach-
ge schlecht genug.
Denn durchaus nicht alle gjmnasiaUehrer kommen hierbei in
itracht, vorab nicht die bedeutende zahl der wissensehafQioh streb*
onen lehrer, durch deren leistungen im beeondem die gymnaaial-
Idung auf der höhe, auf der sie jetzt steht, erhalten wird, diese
la denken nicht daran, das gymnasium fär eine melkende kuh zu
ilten, die sie mit milch und butter zu versorgen bitte. — * Wie
sgerecht wäre es daher gewesen, gerade diese siemlieh zablreiohe
aase von lehrem — zum dank fCbr ihre uneigenntttaigkeit -— eines
irteils zu berauben, dessen sich alle anderen beamten erfreuen.
Mz aber die gefahr, dieses vorteile verlustig angehen, aaohnnr
»mte heraufbeschworen werden, das ist der beete» beleg dafttr, wie
it leute drauszen über die beredete saehe urteilen.
Aber auch innerhalb der schule richtet die penaJonahalterei
lal schaden an. denn wie oft kommt ein aolcher lehrer in die läge,
Mi seinen pensionären mancherlei zu sehen und m hören, dea er
laaer gar nicht sähe oder hürte. liegt ihm der erwarb am hemn
» und das hat man doch in den meisten fUlen voraoszosetaen — ,
> wird er ihnen vieles durch die finger sehen müssen und so die
icbt der anstalt heruntersebrauben. jedoch auch unmittelbar —
*^ an einem gymnasium hatte vor zwei jahrzehenden ein lehrer
MB Staate etwa 400 thaler gehalt, von acht schüleru aber 2400 thaler
nsion. frage und antwort ist überflüssig, auf welche seite sich das
faiglcin der wage neigen werde, wenn man — in einem 8tritti|ren
lle — auf die eine schale der wage die pfl ich t -|- 400 thaler gehalt,
if die andere die erwerbslnst + 2400 thaler pensionshonorar legen
Bebte.
616 Die abh&ngigkeit des gymnaBiallehreni Tom urieile
durch gegenseitige nachgiebigkeit der pensionshalter bn atnfbiitiBi-
mungen, Versetzungen der pensionftre, ja selbst bisweilea aoek bn
dem abiturientenexamen schadet dieser erwerbsiweig ivft «fbob
nicht wenig.
Hat aber die pensionshalterei bei allen Iriurem ihr bedsnUkhaii
so ganz im besondem bei dem director. schwache, edaraoaifcn
abhängige lehrer und junge streber wird es immer gebea, imgb-^
neigt sind, dem director abzulauschen, was er in betreff an« p«-
sionaire wt&nscht und was nicht, auszerdem merken die leMm «
bald, dasz ihr pensionshalter über die anderen lehrer immnUn mm
gewisse macht ausübt und diese zu ihren gonaten anaOben mid w-
werthen kann.
Jetzt — nach erfQllung des normaletats für die
sollte die gewerbsmäszige pensionshalterei in die
schranken eingedämmt oder lieber daroh geeets gani
werden, man müste sich freilich mtthe geben, an stftB d ige» aekt-
bare familien in der gynmasialstadt zu gewinnen, die väk/t im
Oberaufsicht der betreffenden Ordinarien und des direetors
Schüler in obhut und pflege nehmen, wenn der denuriige
nur lohnt und die ausgewählten pensionshalter Yon selten dsr
nachdrücklich unterstützt werden, so dürften sich würdige
denen der director die schüler vertranensroll inweieen
überall unschwer finden, freilich wie lange die lehrer seihet dii
besser zahlenden pensionäre für sich in anspmoh nehmen ^ ao
werden wir unter den mitbüi^em wenig pensionshalte
denen die schule volles vertrauen schenken konnte.
Die übrigen mittel , die der gymnasiallehrer etwa Dodh besitakk
um sich eine günstige beurteilung seiner amtliehen thlti^sift
und seiner anderweitigen geistigen bestrebungen in
helfen ihm bei der groszen mehrzahl seiner mitbfliger in
nähe wenig oder nichts, ich meine seine wissensohafUiehmi Mr
stungen in Programmen, Zeitschriften und bflohera.
In den groszen gymnasialstädten werden diese
durch die fülle des geistigen lebens, die sich in
richtungen hin ergieszt, fast erdrückt; in den vielen kleiaflA skff
sind ganz andere werthurteile vorhersehend, die daa intwums im
mitbürger erregen und ihr thun und lassen r^gdn und bariÜMM^
es dreht sich hier in der nächsten Umgebung des lehren aOss M
nur um geldinteressen , lebensgenusz und die kleinliehsteft aatk^
Verhältnisse, gegen solche interessen kommen wisaeaaehaft*
liehe bestrebungen schwer auf; die gefahr liegt nahe, dassssch
der strebsame lehrer, im kämpfe dagegen mürbe gemacht, immmt
flusse derselben endlich erliege, aber trotzdem ist ea seiae jfüMi
geistige bildung in den nächsten kreisen, in denen er
zu verbreiten oder wenigstens die anerkennung derselben
den anderen obwaltenden interessen durch seine wisseasehaft-
lichen leistuugen anzubahnen, seine amtsgenossen mfissea diM
Die abhängigkeit des gymnasiall^icen Tom urteile anderer. 61 T
willig oder unwillig beachten; der schalratli wird de gern sehen
und nnterstfitzen. im allerschlimnisten falle hStte der lehrer aber
«llen gnind, auf beachtung nnd biUigimg derselben seitens der
grossen zahl strebdamer fachgenossen aasserhalb seiner stadt mit
beeümmtheit zu rechnen , zugleich aber auch die beste gelegenheit,
den guten ruf und das ansehn seines gymnasiums nach aussen hin
XU verbreiten, jüngere lehrer mOgen sich das gesagt sein lassen;
iltere kennen die sache aus eigener erfiriir^ng.
Freilich sind selbst unter den faehgenossen stimmen laut
geworden gegen das programmschreiben, man hat die werth-
losigkeit vieler programme fdr die Wissenschaft betont, ferner die
grosse zahl, die die lesung erschwere, ja fast unmöglich mache,
hervorgehoben und endlich sogar den kostenpunct gegen sie in an-
echlag gebracht.
Aber den werthlosen Programmen stehen die werthvollen
mit einem gesunden wissenschaft^chen kerne gegenüber, und wer
bat sie alle gelesen, verglichen und werth oder unwerth so genau
abgemessen, dasz er mit grund behaupten kOnnte: die werth-
losen bilden die bedenklich hohe ttberzahl. — Tor der groszen
masse der jShrlich erscheinenden programme kOnnte man in der
that fast erschrecken; aber der einzelne liest doch nur die abhand-
lungen , welche entweder in sein besonderes fach einschlagen oder
einen inhalt von für jede schule wichtigem Interesse haben, jeden-
falls wftre die Verdrängung derselben aus den Programmen ein ge-
fährlicher schritt in die leistungsffthigkeit des ganzen Standes.
Der kostenpunct fiele aber ganz auszer betracht, wenn das
programmschreiben den zweck wirklich mit erreichen httlfe,
den wissenschaftlichen Wettstreit unter den amtsgenossen einer und
derselben anstalt anzuregen und den wissenschaftlichen sinn des
ganzen Standes zu erhalten und zu stSrken. ausser den universitftts-
Professoren — welche beamtenclasse gibt es, die innerhalb eines so
kleinen kreises von beteiligten, wie ilm die Idirer eines gynmasiunis
bilden, im stände wSre, alljährlich auch von der Wissenschaft-
1 i eben Strebsamkeit der zu dem kreise gehörigen Öffentlich seng-
nis abzulegen , wie wir gymnasiaDehrer in unseren Programmen es
anstreben und zum teil wenigstens thatsichlich erreichen?
Im ganzen: das gjmnasium hat den grund zu legen sn
der geistig-sittlichen bildung derer, die einst als lehrer, Ordner
vind leiter das leben des ganzen Volkes bilden, regeln und mit
neuen Vorstellungen befruchten sollen.
Zu diesem zwecke braucht das gymnasium mittel; aber
auszer einer strafe, von der oben eingehender die rede war, besitzt
es keine macbtmittel, sondern nur ethische Suchtmittel, diese
letzteren reichen aber aus, den zweck zu erföllen; sie reichen femer
auch aus, uns die anerkennung und das wohlwollen unserer
so zahlreichen beurteiler zum groszen teile wenigstens zu ge-
winnen und zu erhalten.
N. jihrb. f. phil. u. päd. II. abt. 1875. hO. 12. 40
618 Zur lehrmethode der geogn^hie.
Wir wollen daher nach anderartigen mittein, um nnaer od sa
erreichen, auch gar kein verlangen tragen, denn sonst hlüoi wir
ja nichts besseres und eiligeres zu thun, als wenn wir bei doi
j esuiten in die lehre giengen, um die machtmittel kennen n
lernen, durch die diese in ihren schulen die herschaft flberdoi
geist ihrer zöglinge zu erlangen getrachtet haben, die jesmitaa
sind in der that bestrebt gewesen, nicht durch ethische sudit-
mittel, sondern durch schlau berechnete, selbstische macktmittel
ihre Schuljugend zu willenlosen Werkzeugen zu macheiii die be-
gabten Zöglinge für ihre herschgelttste auszonutien und sn nr-
werthen, die unbegabten aber geistig zu verdonunen. sie flid
es, die in ihren schulen durch ihre machtmittel such doi grand
gelegt haben zu den staatlich-kirchlichen wirren, die dennabsi da»
geistige leben aller vorgeschrittenen cultorvOlker, insondniMfe
aber des deutschen Volkes im tieüsten gründe untarwnhlsB.
Das mag uns gymnasiallehrem als wamung dienen, .wir im-
den uns daher hüten das gleiche zu erstreben und zu thnn; TiebMhr
soll sich, wie zeiiher so auch fernerhin, der .1 ehrer den sehfllsra
— der director den lehrern gegenüber sn deä iweiten nd
nicht — nach der weise und dem vorgange der Jesuiten — an des
ersten teil jenes dichterwortes halten:
Entzwei und gebiete — tQehtig wort;
verein and leite — bessrer horti
BeUTHEN. OxJkWSKT»
52. •
ZÜB LEHRMETHODE DEB OEOGBAPHIE.
Das methodische zeichnen von skizzen bildet mit recht
nicht unwesentlichen teil des geographischen Unterrichts anf dff
hohem schule ; die vorteile desselben beruhen bekannüich auf im
satze: was man selbst vollzieht, prSgt sich besser ein, als
blosz sieht, aus der reihe von bedeutenderen autoritttten,
sich für die zeichnende methode ausgesprochen haben, will ieh
das urteil von A. Kirchhoff in der Zeitschrift für das fljnmsiiil
wesen (von Bonitz , Jacobs und Buhle) 25r Jahrgang (Berlin 1871)
aus seiner lehrreichen abhandlung über die Bittersche mettiods is
der Schulgeographie anführen: 'im kartenzeichnen allein (noisliA
im methodischen) kann sich die topische geographie heilmittd dff
vergeszlicbkeit schaffen , weil der schüler erst hieäi>ei ein sllstiftjf
Interesse für auffassung des rein räumlichen erhSlt, indem dss iha
sonst unnütz erscheinende wissen plötzlich die wesenttidiste be-
deutung für die präzis des könnens gewinnt.'
Die zeichnende methode kann selbstverständlich in Tenduede-
ner weise zur ausführung gebracht werden; darin aber henwU fibcr*
Zur lehrmethode der geographie. 619
Dstinunmig, dasz man gewisse puncte mit mögliohster genanigkeit
stzulegen habe, um von ihnen bei der anläge der karte anssogehen*
\ß natürlichste scheint zu sein, die anggeseichneten pnncte eines
ades, welche bestimmend sind Air seine geetalt, naeh geographi-
her breite und Iftnge dem gedächtnis einznprSgen, dieselben auf
a gradnetz dieses landes einzutragen nnd die »eichnung selbst an-
schlieszen. für die skizzierung der grossen continente und der
eane ist das auch die beste methode. soll aber die skiue mehr
itails enthalten, wie bei den einzelnen eoropftiachen Undem nnd
«onders den teilen von Mitteleuropa, wo mehr als hundert außge-
ichnete puncte zu merken und festzulegen sind, so erscheint das
nprSgen der breiten- und Iftngengradzahlen aller dieser puncte als
ne starke belastung des gedächtnisses.
Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat bekanntlieh t. Canstein
1 jähre 1835 in seiner ^anleitung zum freien entwerfen der physi«
hen erdrilume' vorgeschlagen, nach einfachen geometrischen
guren zu zeichnen, welche sich der gestalt des landes am besten
ischlieszen und die zu lernenden gradzahlen auf die allerwichtig-
en zu beschränken, später sind andere schulmtoner in t. Cansteins
sztapfen getreten, ich habe früher selbst mit dieser mettiode ver-
che in der schule gemacht, ohne mich indes damit befreunden sa
(nn^n. erstens ist es sehr schwer zu bestimmen, welche fignr sich
\r form des landes am besten anschlieszt und insofern hat jede ein-
che geometrische figur etwas willkürliches ; man kann s. b. jedes
nd in ein dreieck einzwängen, so dasz in dessen um£uig teile seiner
nriszlinien zu liegen kommen, zweitens, das merken der conitmo-
m der für die einzelnen länder ersonnenen figuren ist gar mdit so
icht und einfach ; es ist eine belastung des gedächtnisses. drittens,
t nun auf grund der construierten figur die Zeichnung des landes
»Uendet, so erscheint die erstere als etwas firemdartiges nnd un-
hönes darin , wenn man sie nicht wegwischt, was aber sdir nnbe-
lem ist. um recht deutlich zu sein, will ich v. Cansteins fignreii-
ethode an einem bestimmten lande, z.b. Italien, erläutern; imt der
Agenden construetion legt er eine ansahl Ton poneten fest: am
lehne ein gleichschenkliges trapez AB CD so: iiC ist genau in
döstlicher richtung von Ä aus zu ziehen und erhttt eine beliefaige
Ige; diese strecke teilt man in drei gleiche teile ÄE ^» SO- ■*
C; jeder teil bedeutet 30 meilen. in E und G errichte man per*
lidikel und gebe jedem 25 meilen länge, also EF"^ QH\ ziehe
irch F und 7/ eine parallele zm AC und schneide sie durch die
) meilen langen linien AB und CD ab. dann fallen die puncte
it folgenden orten zusammen :
A mit Ferrara;
B mit Genua;
C mit Altamaura, einer stadt südlich von Bari in Apulien;
IJ mit St. Eufemia;
E b e i dem \\ geogr. meilen nördlich davon liegenden Ancona;
40*
620 Zur lehrmethode der geographie.
JP bei dem 3 geogr. meilen südlich davon liegeaden Ciriti
Vecchia;
£r mitten in den golf der Tremitünseln;
J7 mitten in den golf Yon 6a(fta.
Terl&ngert man femer AB ttber Ä hinaas um 10 meilen; 80 eririOt
man die Pomündung; verlängert man AB fiber S hinans um 15
meilen, und ebenso CD Clber D hinaus um dasselbe stflek, so eriiltt
man den Col di Tenda und Beggio an der strassse von Mearina; mii
bestimme femer C. Lenca durch verlSngerung der AO und dnreh
einen von Beggio auf diese Verlängerung gefiülten perpendikeL —
Zu den drei vorhin gemachten einwendungen g^gen die flgnmi-
methode fttge ich noch eine vierte hinzu : der schfller ist geii0ttgt)
dem v. Cansteinschen trapez zu liebe, objecto zu lernen, die wegea
ihrer unwichtigkeit auf der hohem schule gewöhnlich gar nidii ge-
lernt werden, nemlich Altamura, St. Eufemia, die Trenutmudn.
dasselbe kommt auch bei verschiedenen anderen Iftndam vor.
Von anderen zeichnenden methoden will ich hier ntir noch die
gradnetzmethode besprechen, gern hätte ich mich Aber die ton
director professor dr. Stöszner in Döbeln (kOnigr. Sachsen) in lemBi
realschulprogrammen 1870 vorgeschlagene methode nnterriditit,
aber ich konnte trotz meiner bemühungen kein ezemplar de| Pro-
gramms erlangen und der dortige buchhändler schreibii es sei gi■^
lieh vergriffen.
Legt man der skizze von Italien eingradnetz zu gronde, w
musz der schüler mindestens folgende gradzahlen wissen:
Genua 44 V^« breite, 26 V^® länge. Gaöta A^Vj^^ br., 31 V,» 1.
Cremona 45 » br., 27 Vj« 1. Salerao 407,® br., 82V,» L
Addaquelle 46 V2^ br., 28 ^ 1. Nordostecke des Gaigsno 48* br^
Pomündung 45 « br., 30 M. 34 » 1.
Amomtindung 43 V^^ br., 28 ^ 1. C. Leuca 40 <> br., 36* L
Bom 42 0 br., 30» 1. C. Spartivento 38® br., 34 • L
verfährt man ebenso bei den übrigen europäischen ländetn, ao \A
der schüler im ganzen wenigstens 100 gradzahlen sich euaiDpilBa:
wiederum ein übermäsziger anspmch an das gedächtnis, besondsn
wenn man erwägt, dasz ftlr die allerwichtigsten pmiele der
gesamten erdoberfläche das einprägen der gradzahlen nieU m-
gangen werden kann, auszerdem nimmt das entwerfen im gnt
netzes auf der schultafel, welches der lefarer in jeder niniühfi
Unterrichtsstunde für seine skizze nötig hat, zeit weg, besondsn
wenn es im laufe der stunde erneuert werden musz.
Diese übebtände haben mich veranlaszt, über eine beeaenvB-
thode nachzudenken ; ich glaube eine solche gefunden zu haben val
erlaube mir sie im folgenden zu erläutern.
Dieselbe sucht die einprägung eines landes dadordi keibeaa-
führen, dasz sie die differenzen derjenigen pnnete, welch«
^ine ausgezeichnete läge haben, ins äuge faazt und das
Zur lebrmethode der geogn^hie« 681
nd nach verschiedenen richtungen hin gleichsam ans-
iszt. ich behaupte, dasz es leichter ist, Italien mittelst folgender
ten zu zeichnen, als auf grund eines gradnetzes. die stredke
irin-6enua nehme ich als maszeinheit d* i. etwa 16 geographische
9ilen und lege unter möglichst genauer berflcksiohtigung der weltr
genden folgende ausgezeichnete puncto fast:
Turin — Cremona «= l^/a imch 0-
Cremona — nördliche Pomttndung -» l'/. nach 0.
Nördliche Pomttndung — Addaqnelle ^^ 2 nach NW-
Nördliche Pomttndung — Bom ■» 3 nach B.
Turin — Genua =« 1 nach SO.
Genua — Amomttndung 3=* 1 nach SO*
Bom — nordostecke des Ghurgano ■» 2% nach 0.
Nordostecke des Gargano — C. Spartivento -» 4 nach 8.
Bom — GaSta a> 1 nach SO.
GaSta — Salemo = 1 nach SO.
C. Spartivento — C. Leuca ■» 2% nach NO.
mer musz beachtet werden, was auch beii der zugrunde-
gung des gradnetzes nicht unterbleiben darf, dasa der
eridian von Genua den St. Gotthardt trifft, sowie aach Corsica und
ordinien halbiert; dasz der meridian der Pomttndung dnroh Bom
id die Sgatischen inseln an Siciliens westecke geht. ofUak\mt hat
fr Schüler nach dieser methode weniger und ein&chere sahlen za
erken, als nach der gradnetzmethode, auch wenn man ihn zur
ientierung über die absolute geographische läge Italiens ansser-
\m noch lernen iSszt, dasz der meridian von Bom der 80e ist, dass
Spartivento und die westecke Siciliens vom 38n paralltl ge-
hnitten wird und dasz die Addaquelle ein wenig unter dem i7a
irallel liegt, ein weiterer vorteil besteht darin, dass der sohttler
gleich die entfemungen gewisser ausgezeichneter ponete von ein-
ider kennen lernt, indem er die distanzzahlen sofort in geographi-
he meilen verwandeln kann, will man zu« erlintemng cba Tor-
iges eine bestimmte gegend an der schnltafel skizzieren, um di«
lative läge der einzelnen teile anschaulich zn machen, so ist man
cht an eine vorherige construction von gradlinien odsrgo*
lasen figuren gebunden, wenn man die methode der distanzen an»
sndet. diese methode habe ich im lauft der letzten jabrs.an^ge*
beitet und zwar zunSchst fttr die europlischen linder, die masi-
oheit konnte natürlich nicht ftlr alle iSnder dieselbe sein; vielmehr
kbe ich dazu immer eine solche strecke gewShlt, mittelst welcher
ch die distanzen zwischen den ausgezeichneten puncten eines landes
ler Stromgebietes in möglichst einfachen und leicht behaltbaren
Uen ausdrücken lassen , so dasz meistens ganze zahlen und von
Heben nur halbe, drittel und viertel angewendet sind, zu den aus-
zeichneten puncten eines landes rechne ich die ecken (ans- und
■springende) der küstenlinien, Wendungsstellen im laufe der flflsso
. b. Basel, Mainz), fluszmündungen, an denen oder in deren niha
622 Zur lehrmethode der g^grapbie.
gewöhnlich städte liegen , und auch die quellen grösserer und klei-
nerer flüsse , welche in der nShe eines namhaften ber j^es oder in
einem wichtigen gebirge entspringen*
Vergleicht man die distanz zweier puncte, z. b. der nOrdlidMi
Pomündung und Bom auf den im schulgebrauöh befindlidien karten
von Kiepert, v. Sydow u. a., so wird man bald finden, daai nicht
überall diese distanz genau das dreifache der strecke Genna — TnriB
beträgt; es hftngt dies mit der mehr oder weniger genauen laidi-
nung dieser karten zusammen, ich habe die distanzen ao genau aa-
gegeben, als es bei diesen kleinen Verschiedenheiten der karten flbe^
haupt möglich war; jedenfalls aber sind sie für skizien und freie
entwürfe hinreichend genau, die anwendung des geradlinigen
maszes ist aber bei entwürfen von der grösze der einzelnen eoropii-
schen länder, Buszland nicht ausgenommen, voUatlndig gerecht-
fertigt, weil zwischen der distanz zweier puncto auf der erdkngd
und ihrer geradlinigen entfemung im kartenbilde ein 80 geringer
unterschied ist, dasz man beide für unsem zweck' ala gleieh eetien
kann, für die entfemung von Paris bis Petersburg betrigt dieser
unterschied noch nicht 7 meilen; denn berechnet man ans der geo-
graphischen breite und ISnge dieser orte ihre kürzeste ent&ninng
auf der kugeloberflttche , d. h. die länge des zwischen ihnen liegen-
den bogens des gröszten kreises — den erddurchmesser zn 1719
meilen genommen — so erhält man 292,238... meilen, mieztman
dagegen auf einer karte von Europa die strecke mit dem ziikieli
so bekommt man 286 meilen. soll also der entwnrf einen fliehen-
räum darstellen, dessen gröster durchmesser 300 geogr, meilen nicht
viel überschreitet, so wird die anwendung des geradlinigen
maszes ganz oder beinahe ganz mit der Wirklichkeit flbereinfltimmen.
Für die Zeichnung auf der schultafel nimmt man die mll^
einheit so grosz , als es nötig ist , um das von den schfllem za ler-
nende recht deutlich zu machen, viel deutlicher, ala sie es anf der
Wandkarte vor sich haben, wo die deutlichkeit dnrdi das nicht la
lernende und in vielen fftUen auch durch den zn kleinen maszstab
beeinträchtigt ist. zum abstecken der distanzen benutzen die sohflhr
zweckmäszig ein kleines lineal , mit welchem man halbe reebte m-
geben kann (für die richtungen NO, NW, SO, SW) und woianf eine
strecke von 3 bis 4 centimetem in drittel und viertel geteilt ist;
diese strecke ist für die skizze in der kladde oder im heft gewttn*
lieh die maszeinheit; statt des lineals kann allen&lls dn steifa
papierstreifchen dienen.
Als maszeinheit für die pyrenäische halbxnsel kabe iA
die entfemung der beiden caps de Gata und Palos angewendet^ i» U
eine strecke von etwa 22 geogr. meilen. also
C. Finisterre — Bidassoamündung C. da Boca — Tarifa «i* S.
= 4. Tarifa — C, de Gate — ».
C. Finisterre — C. da Roca = 3. Tarifa — Aranjnez ■» 3.
Zar lehrmetbode der geogrsphie. 633
I Falos — C. de Creuz ^ 4. Äraiguez — Bidas&oamfindang
CreuE — BidassotkinUiidiiug ^ S'/j-
S'/j. Aranjuez — Tajgquelle ^ 1.
AIa maszeinheit für Frankreich, wie bei Itatien, dio
kft von 15 meilen, nemlich Dtlnkircheu — Amiens. also
)DB — Paris ^ 1. DUnkircben — Havre de Gracs
I — Yerdan — 2. = 2.
— Seineqoell« ■= 2. Havre — Cberbourg —> 1.
— Orleans -= 1 . Cherbourg — spitze der norman-
iqaelle — Lyon ■>= l^*/,. nischen bucht = 1.
i — Loirequelle ■= 1. Spitie dieser bucht — nordwest-
tqaelle — ATignon = I. ecke der Bretagne — 2.
iqaelle — Bordeaux = 3. Nordwestecke der Bretagne —
aaux — Tonlouse = 2. nordecko des Loirebusena =i 2.
Mise — C. Grenz = 2.
Fflrdie britieclien inseln benutze leb die strecke London
OTcr alB masz, d. j. etwa 14 geogr. meilen. also
on — Bristol = 2. TweedmQndung — Glasgow =
ol — Sonthampton ^ 1. l'/j>
ol — C. Landsend ^ 2^/3. Glasgow — nordostecke von Lr-
on — Boston ^ 2. land •^= l'/j,
on — Liverpool = 3. Nordostecke — uordweeteoke Ir-
■pOoI — nordkllsfe von Unds -= 3.
igleeea = 1. Nordostecko — aUdostecke von
■pool — TrentmOndung ■=■ Irland = S'/s-
',. Nordostecke Irlands — sUdspttza
ImOndung — TjnemUndiing von Schottland =1 1.
l'/j. Glasgow — Dundee = 1.
mtkndung— TweedmUndung Dundee — Aberdeen = 1.
. I. Äberdeen — Invemesz ^ l'/j-
Invemesz — C. Duncansby = i'/j.
Für Bnssland, Skandinavien und ÜBnemark gebraucht
tweckmfiszig dasselbe masz, nSmIich die entfemung der Wolga-
• von Petersburg, d. i. eine strecke von etwa 44 geographischen
n. also
|Bburg — Moskau = 2. Kaean — Uralquelle ™ 2.
SB — Astrachan ^ 4. Petersburg — Wilna — = 2.
ichan — südostendf des Knu- Petersburg — Riga ^ l'/j-
WS •= 2. Petersburg — TomeSmUndung
«han — Asow = 2, = 2',,,
■ — Odessa ^ 2. Petersburg — Archangel ^ S'/j.
» — BuginUndung bei Nowo- Archangel — Petschoraqnelle ^ 3.
orgiewsk >» 3. Archangel — nordwestäpitze von
A — Tu!a = V,. Kanin =-= l'/j-
*— Kiew ^ 2. Tomeämandung — Stockbolm
tu — Kasan ^ 2. ^ 2', i-
624 Zur lehrraethode der geographie.
Tome^mündung — Nordcap»»2. StockHolin — Ystad -■ iVj-
Stockholm — Trondjem -» 2. Ystad — Skagon «i« 1«
Stockholm — C.Lindesnaes = 2. Tstad — Ribe in Jfltland «» 1.
Für die Balkanhalbinsel und das ftgäischemeer istdi»
strecke von Constantinopel bis zum Südwesteingange deor Daida-
nellenstrasze als maszeinheit empfehlenswerth, das sind etwa 8&
geographische meilen. also
Constantinopel — Vama «s i. C.Matapan — in8al8aatorin«"lt.
Südwesteingang der Dardanellen C. Matapan — C* Lingoeita ■■ %*
— Salonichi = 1. Santorin — nordapitia von BImk
Salonichi — Cattaro s» 1 W dus •» 1.
Südwesteingang der Dardanellen Nordspitze von Bhodus — Siqfa*
— C. Matapan «== 2, — 1.
C. Matapan — Zeitun *» 1.
Für Mitteleuropa endlich, d. h. fCbr das Dentacha Boiek,.
die oesterreichisoh-ungarischemonarchie und die klei*
nen nachbarstaaten beider eignet sich als maaseinheit
die entfemung der quelle des weiszen Main Yon der Wemqiielk
oder die entfemung der Elbquelle von Eöniggrfttz, also eine stmik»
von etwa 9 geographischen meilen.
1. Das gebiet des Bheines nebst anschlflssen an benachbarte
gebiete :
Vorderrheinquelle — Chur »» 1. Bern — Bhoneeintritt in doi
Chur — eintritt des Rheins in Genfer see "i* 1.
den Bodensee »= 1. Mainz — Sohweinfiurfc ai* 2.
Rheineintritt in den Bodensee — Schweinfurt — wdsze Maingnelte
Basel = 2. — V/^.
Basel — Mainz «= 3^,. Emmerich — Lüitich «i* S.
Mainz — Bingen = Yj. Lüttich — Namur «■ */^.
Bingen — Emmerich ««= 372* Namur — Luzembnig ■■ 2.
Emmerich -^ Rheinmündung bei Namm: — Mona ■■ 1.
Katwjk «= 2. Mens — Gent »■ 1.
Basel — Bern = 1. Gent — Antwerpen — ■ V4-
Namur — Gertmideiiberff ^ !•
2. Das gebiet der Weser, nebst anschlüssen:
Werraquelle — weisze Mainquelle Münden — Leinemflndnng ■« S«
SS 1. Bremerhafen — HaaemVadiaig
Werraquelle — eintritt der Fulda bei Meppen ■» 1 V4.
bei Münden <=» 2. Meppen — Emmerich -■ !%•
Münden — Bremerhafen = 3V4.
3. Das gebiet der Elbe, nebst anschlüssen:
Elbquelle — Königgrfitz «s 1. Schwarze Elstermfindnng—Mfg'
Königgrätz — Moldaumdg. = 1 ^V deburg »= 1 y^.
Moldaumündung — mündungder Magdeburg — HavebnUndiiBg
schwarzen Elster = 3. =» 174-
Zar lehrmethode der geographie« 626
avelmttndung — Euxhafen »» Magdebaig — weisse Mainqnello
3 /2» ^ 3 /j.
4. Das gebiet der Oder, nebst ansehlfissen:
lerquelle — Glatzer Neisse- Glatser Neissemflnduxig «— > Lau»
mttndang «= 2. sitzer Neissemttnduxig «• SVs»
ierquelle — Weichselquelle «s Lansitzer Neissemtlndiuig —
lV2- Swinemflnde «• 8.
latzer Neissemfindong—Prosna- Lansitzer Keissemflndimg —
mttndimg «= 27^. schw. Blstermündang «• 2.
5. Die Donau.
maueschingen — Begensbnrg Draumflndnng — Alntamflndniig
- 4. - 1%
^gensburg — Presburg -■ 6. Alntamflnduig — nOrdL Donau-
"esburg — Waitzen -■ 2^/^. mllndnng «■ 6Vf
aitzen — Draumttndung a» 4.
6. Die Weichsel.
eichselquelle — Sandomir «» NowoG6orgiew8k(Bngni(biidnBg)
SVs* — Brahemfladimg ^ 8.
ndomir — Nowo Oeorgiewsk Brahemfindnng — Daazig -■ 2.
— 3.
7. Die deutsche Ostseeküste.
ensburg — Lübeck «» 2. Swinemünde <- aordoeteokePom-
Ibeck — nordwestecke Pom« mems «■ 4Vf
mems -> 2. NordoateckePomsMms— EOnigt-
>rdwesteckePommems— Swine* berg «i* 2.
münde «» 2. Königsberg — * Memiel «• 2.
Will man in derselben Aizze stücke beaadhbartar linder,
dche eine verschiedene maszeinheit haben, sor darsttüoBg
ingen, z. b. Mittelftiinkreich und die Schweiz, to braucht man mur
s entfemung zweier distanzpuncte beider Utoder Mif eSner guten
rte in geographischen meilen zu* bestimmen and diese ttveck*
irch das gewünschte masz auszudrücken; in onserm iUle z. b. dift
!W$ke von der quelle der Seine bis Basel, wdehe SO meilm be-
l|gt; diese distanz, mit dem für Frankreich angswendetoi mum
messen, ist = 2, mit dem für Mitteleuropa gemessen ist lis
. 3V3.
Offenbar läszt sich die methode der distanzen auch auf die ein-
Inen stücke und gebiete von Asien, Afrika und Amerika an*
mden, unter der bedingung, dasz, wie schon oben bemerkt, der
üste durcbmesser des gebietes oder landes 300 meilen nicht viel
«rscbreitet, weil dann die geradlinigen distanzen mit den
rklicben kürzesten entfemungen auf der erdoberflAche noch in
Bfigender weise übereinstimmen, am besten benutzt man für die
cmessung solcher gebiete karten, welche nicht den ganzen be*
626 Zur erkläruog einer stelle aus Schillen 'glocke^.
treffenden erdteil enthalten, wo also nicht zu grosse stfleke einer
kugelzone projicirt sind , weil man dann den beigegebenen gerad-
linigen maszstab, unter beobachtung der vorhin angegebenen be-
dingung, ohne weiteres anwenden kann, will man aber einiahM
länder auf der karte des ganzen betreffenden erdteils anameeaen, Ibo
musz man mit dem dieser karte beigegebenen maszatab TonidUig
sein, um nicht in grobe irrtümer zu fallen; der maszatab paart be-
kanntlich nicht ftir alle teile einer solchen karte und kann ea aodi
nicht; miszt man beispielsweise auf einer karte, welche «ni Anen
und Europa enthält, die entfemung zwischen Paris und FMardniig
mit dem daselbst angegebenen maszstab, so findet man bei t. I^jdow
330 meilen, bei Kiepert 340 meilen, wShrend die wirkliohe kllneil»
entfemung 292,2... meilen beträgt; man muss also andenraiftig,
nötigenfalls durch rechnung, erst prdfen, ob der beig^gebeBe aun-
stab für das auszumessende stück des erdteils branohbar ist.
Für das zeichnen der oceane und continente halte idi das m-
grundelegen des gradnetzes für das zweckmftszigste; indes lege idk
darauf weniger wert; wenn der schüler nach methodiseher anUtmig
gelernt hat, auf der schultafel oder auf dem parier die »nta^^mm
länder und naturgebiete der erdteile zu skizzieren, ao kann ibi,
scheint mir, das freie entwerfen von ganz Asien oder Amerika er
lassen bleiben, weil allein schon die construction des gradnelni
dieser beiden continente sehr umständlich ist, gans abgesehen dt-
Ton, dasz ein sogenannter erdteil, mit geologisöhem enge hetraehM,
weiter nichts ist als ein Agglomerat von ungleichartigen stUekas,
welche zu sehr verschiedenen zelten entstanden sind, also nkUi
homogenes.
Wenn man für das entwerfen geographisdier afcisaen dBe se-
thode der distanzen für empfehlenswerth hält, weil ne keioMhi
vorhergehende construction von hilfslinien nOfig maefati so kon
man indes verschiedener meinung darüber sein, welche tob ta
vielen möglichen distanzen zwischen den ansgezeiehneten puaete
«ines landes die allerzweckmäszigsten sind; ich habe flddi bcodU^'
recht zweckmässige zu finden; wenigstens wird jeder, dsrsidbdb
mühe gibt, noch zweckmäszigere aufzusnchen, bald finden, dssi diii
seine Schwierigkeiten hat.
Düsseldorf.
53.
ZÜB EBKLÄBÜNG EINER STELLE AUS SCHILLEBB
* GLOCKE \
Cholevius bespricht in seiner bekannten 'anleitiiag svsb-
fassung deutscher aufsätze', 2e aufl., s. 122 das thems:
mag Schiller im lied von der glocke
Zur erkläruDg einer stelle aus Sohillen 'glooke'. 687
Dem Schicksal leihe sie die lange;
selbst herzlos, ohne nitgeffihl»
begleite sie mit ihrem scbwnnge
des lebens wechselTolles spiel.
s Schicksal herzlos und ohne mitgeftlhl nennen? — darauf auf-
arksam gemacht, dasz Schiller nicht das Schicksal , sondern die
ocke herzlos nenne, hat Ch. in der 3n anfl. der onveribidert abge-
ackten stelle seines baches die anmerktmg beigeftigt:
'ieh verstehe den sati so: nicht die i^oeke allein* sondern beide
sind herslos; das Schicksal and anch die glocke selbst, die üun
die sänge leiht.
Ich bin durch diese bemerkung nicht im geringsten zu der
loleviusschen ansieht bekehrt und glaube , dasz diese Überhaupt
mig Zustimmung finden wird.
Zwar ist nicht zu bestreiten, dasz das wort 'selbst' unter um:
luden eine solche vermittelungsrolle übernehmen kOnne» dasz hier
)0 'selbst herzlos' so viel bedeutete als 'eben so herzlos',
leich falls herzlos', dann aber wird die klarheit und ooncinni-
t der in ihrer einfachheit so schönen stelle gestOrt und getrübt;
r uns so natürlich ansprechende, keiner aoskgekunst und dia*
stischen Steigerung bedürftige gedanke, '
dasz die glocke dem Schicksal die stimme leihe nnd, Indem sie
selbst zwar herzlos (ein todtes metall) sei, doch mit Ihren klingen
das wechselTolle spiel des lebens begleite,
rd durch einen neuen gedanken, die herzlosigkeit des echiekaalSi
irchkreuzt, der uns unerwartet kommt und noch dazu unbefrie*
B^ Iftszt, weil er nur angedeutet wird, man kOnnte sageui
herzlos angedeutet wird, der dichter hat ja j^les gesagt, er
lireitet zum schlusz und spricht nun noch mit der ganzen erhaben*
it seiner rede eine das werk vollendende und krOnende weihe aas«
•z er mit den werten
Und, wie der klang im ohr Tergehet, osw«
idi noch einen neuen gedanken bringe, kann man nicht dagegen
iwenden, denn dieser entflieszt wie Ton selbst und umnittdbar
m eben vorher gesagten und hat dabei noch den besondem sehOnen
ruf, die 'glocke' gleichsam vor unserm ohre anettlnen m lasien.
Doch kehren wir noch einmal zu den in rede stehenden vier
rsen zurück, es liegt uns hier ein parallelismus vor, dessen erstes
ied von der ersten zeile, dessen zweites von den drei anderen ge«
Idet wird ; das zweite glied hat durch den uns vorgeführten gegen*
tz zwischen der fühllosigkeit der glocke und ihrem amte als schick-
Isbegleiterin eine erweiterung und ausschmückung erhalten, diesen
inigen , natürlichen gegensatz möchten wir auch wol nicht gern
lesen gegen den andern gedanken, der uns durch die von Cholevius
m 'selbst' erteilte function aufgedrllngt wird; denn beide functio-
m auf einmal kann das 'selbst' nicht haben, nicht zu vei^gessen,
ez sich der oben angegebene concessivsatz jetzt in folgenden, sich
628 Belege zu Schillers suevifimen aas Hebels allenumn. gedichten.
selbst richtenden causalsatz yerwandelt: weil die glocke eben so
herzlos ist wie das Schicksal, begleite sie dasselbe mit ihren kUngHU
allenfalls herauszulesen wäre der schon eher m statnierende aber
doch auch sonderbare satz : die glocke ist zwar eben so henlos wie
das Schicksal, aber sie begleite doch (wenigstens) nsw«
Man müste belesener sein als ich, nm zn wissen, ob ChokviQS
der erste und einzige ist, der obige behanptnng aufgestellt hat ick
erwähne aber, dasz man bei den auslegem eine andere bemerinmg
zu dieser stelle findet« es könne auüßEdlen, dass Schiller, statt ia
glocke eine seele und mitgeftlhl zuzuschreiben, sie herdoe nenne;
doch tritt dies nur als beUäufige bemerkung, nicht als anssteHmig
auf. ich möchte aber auch in bezug hierauf zu erwigen geben, dssi
die auffassung und darstellung der glodke, als einer beeadtan und
mitfühlenden, gerade am Schlüsse der dichtnng vielldehi werngsr
passend gewesen wSre, weil ein derartiger gedanke, wenn waA
nicht ganz neu, doch als ein solcher erscheint, der fOnnlioh behandelt
werden muste, nicht blosz angedeutet werden durfte.
Als curiosum und als Illustration zu dem bekannten seU tob
auslegen und hineinlegen füge ich bei dieser gelegenheit Bodi b«,
dasz Oötzinger (deutsche dichter, 2e aufl., I s. 322) die werte ia
Schillers ^kraniche des Ibycus' Mer lieder sttszen rnund', sogar vntar
beihülfe allerlei gelehrton apparats, durch: der 'an liedem sOs»
mund' erklttrt, indem er den genitiv lieder nicht tob mimd (der
mund der lieder), sondern von sttsz (an liedem sflsi, rmt fiedoi
sttsz) abhängen läszt. in der that begreift man kaum, wie der flld-
gens um historische interpretation unserer dichter wddTerdial»
mann zu einer solchen verirrung pedantischer verstandeaanffaiiwg
kommen konnte, wie schön, wie dichterisdi und wie natOiliohiit
es, statt die lieder, die sangeskunst zu sagen: mund der lieder, illnr
mund der lieder! so haben die dichter dler Völker geeproehen, Toa
Homers Upf) \c TriXe^dxoio und Virgils odora cannm Tis bis indis
neueste zeit.
ASCHBRSLEBEN. Db. KuEI.
64.
BELEGE Zu SCHILLEBS SUEVISMEN AUS HEBELS ALLS*
MANNISCHEN GEDICHTEN.
(Schiller ist nach der Cottaschen ausgäbe 1869 in einem bandt, HtWI
nach der ausgäbe Aarau 1862 citiert.)
Abe (hinab). Schiller s. 118. Daniel: Abe, abe, weisurSeU-
del ! mürbe Knochen, fahret in die Grube mit Fieudn.
Hebel s. 1: Wo d' Wiese luegt, und Heek go Todta»
aben ins Thal sprii^
(Das n ist euphonisches einschiebsei vor einem Tooal, vieie
mehreren hochdeutschen dialecten.)
Belege zu Schillers Baevismen aus Hebels allemaiUL gediohtett. 689
ebd. 8. 5: und abe gegenem (Jsieht zu!
ebd. Bis zum tiefen Bocksaum abe.
ebd. Und fallt in prSchtige Zipfle.
Ueber e Bücken abe.
ebd. 8. 4 : Fallt bis zu de Chnödlenen abe FSltli aa lUtlL
ebd. 8. 6: Goht kei Ghrneg in Cheller, ke Zttber aben an
Brunnen.
ebd. Jez gohts wieder witers, und alliwil aben und ab e !
ebd. 8. 7 : Aber wie de gohsch vom Bergwerdi abe go Schöpfe,
Bis an Stetten aben uf diner steinige Landstrasz.
ebd. 8. 8 : Sieben an der ufer und neben an der abe.
ebd. 8. 9 : A b e n in Budensee.
ebd. s. 10: Jez bruttlet er abe go Bhinau.
ebd. Wo Liestel aben und Basel.
ebd. Lueg, isch sei nit d'Chlftbi, und chunnt er nit ebe
dort abe?
Diese beispiele aus dem ersten gedieht mOgen genOgen.
Den brodkorb höher hSngen: Schiller 8. 268:
Lassen wir uns aus einander sprengen,
Werden sie uns den Brodkorb hoher hSngen.
Hebels. 152:
Jo, i musz es sage, und wenns mi gnfidige Landsher
über churz und lang erfahrt, und henktieh der Brodkorb
höher, wie der selber förchet, nimmtg mi nit wunder.
Dahinten bleiben (zurückstehn). Schiller s. 282:
Und wo der Fürst sich hingetraut, da wlD der Chraf,
Mein gnSd'ger Herre, nicht dahinten bleiben«
Hebel s. 75 :
Und mi Häberli seit: ^Do blibi jo nit dehintel*
Drum. Schiller s. 282 : Neumann :
Das alles wiszt ihr! Wohl bewandert seid ihr
In eures Landes Chronik, Kellermeister.
Kellermeister :
Drum waren meine Ahnherrn Taboriten
Und dienten unter dem Prokop und Ziska.
Hebel s. 84 :
Drum meint ers treu (s. t. a. meint ers doeh anch treu).
ebd. s. 123:
Gell, i chumm hüt spoot? Drum isch e Meiddeli g'storbe
z'Mambach.
D ü s s e 1 n (leise reden). Schiller s. 96 : Spiegelberg :
Der Magistrat und Bürgerschaft düsselten Bache.
Viehoff, Schillers gedichte I, s. 67 (die schlinunen monarchen) :
Hört doeh nur den Kammerjunker düsseln:
Euch beehrt Madonna mit geheimen Schlüsseln
In — ihr Schlafgemacb.
630 Belege zu Schillers suevismen aus Hebels allemann. gediohieo«
Yiehoff verwecbeelt in der anmerkung 'dflsBeln' (leiie VBden)
und 'duseln' (schlaftrunken gehen), das wort findet sioli annerdm
noch bei Schiller in dem briefe an Soharfifenstem (OOdekea kritiidi»
ausgäbe I s. 58): oder dem Boigerl ins Ohr gedisselt.
Hebel s. 59 :
Aber wo der Hanptma bi Famau usen an Wald chmuiti •
Düszlet er: Bnebe z'ruck! I hör e WSgeli &hre.
Feuerjo! (ruf beim brande.) Schiller s« 108 : SchweiMr :
Wir indesz Gasse auf Gasse nieder, wie Fmieii — Bonttjo!
Feuerjo! durch die gaaxe Stadt
Hebel s. 65 :
Vetter Hans Jerg, 's stürmt! Furio ! 's lauft alles dran um»
eb. s. 95 : und Furio und Mordio
und schwer! Wetter ziehen no.
Fluchen (schwören). Schiller s. 96: Spiegelberg:
Und fluchen , Sturm zu laufen wider die Stadt,
ebd. s. 121: Schweizer:
Ich hab' damals bei meiner Seele geflnclit.
Hebel s. 62 : 's gfluecht, der Uehli muess sterbe.
Vgl. Meyer, neue beitrage s. 47.
Gelt? (nicht wahr?) Schiller s. 105: Gelt, Brader, gelt?
ebd. s. 107: Gelt, Bruder?
ebd. s. 148: Mohr:
Gelt Fiesco? Wir zwei wollen Genua CTsaminenwilrieww.
ebd.: Gelt! er hat's schlau gemacht?
Gödekes kritische Schillerausgabe I, s. 193:
Aber gelt! — mit einem derben Stosse
Hat man dir dein Bttrgermaul pitscbirt.
Schiller s. 118: Daniel:
Gelt, Vogel! Das habt ihr freilich yergessen.
ebd. Daniel: Ja gelt, gelt? Das war noch eine Zeit?
ebd.: Gelt, junger Herr, das habt ihr rein ansgesehwitrt?
Viehoflf , Schillers gedichte 11 , s. 263 :
Nun lebe wohl ! ich sag' Ade,
Gelt? ich war heut bescheiden.
Hebel s. 84: G eil, i chumm hüt spootV
ebd. s. 126 : 'Gell, es isch chumli so', seit jets der ElngeL
G i c h t e r (krSmpfe). dieses wort findet sich bei Schiller an•M^
ordentlich häufig in seinen jugendproducten, zuletit meines wissou
im Don Carlos (I. ausg. 1787; Kurz, kritische anggabe Uli s. 340):
0 still von diesem , weg davon , nicht weiter.
Qas ist die Nei*Ye, wo ich Gichter spttre.
Schiller s. 815 : Auf die Illusion des Zuschauers, die Sjmpe&ie
mit künstlichen Leidenschaften, hat Schauer, Gicht er nadCtti-
machten gewirkt. Gichterisch (krampfhaft), ebd. s. 101 : Oieli*
tri sehe Empfindungen werden jederzeit von einer Dissfliwaii der
mechanischen Schwingungen begleitet. — Daneben findet sidi aaek
Belege su SchUlerB eucvismeii aas UebcU allcmana. gedichtet. 631
e form krampfig, ab. s. 158: 'Gianettiiio bäumt sieb krauipfig
die Hob', wofUr in der bUbnenbearbeitung gicbteriacb eteht.
MSdekeB kritische ausgäbe III, b. 325.) ebenso krampf für
ichter, wie s. I8ö: Luise. Ins Obr des Allwissenden schreit
ich d«r letzte Krampf des zertretenen Wurms, vgl. Schillers be-
ghongeii 2u eitern usw. s. 18: 'Dieses Kind (eine Schwester Schil-
n) ist. . ÄnHalsgicbtern gestorben*. -Scberr, Schiller und seine
It ä. 71: besonders hart setzten ihm die kinderkrSmpfe zu, welche
an in Scbwaben mit dem nomen 'gicbter' bezeichnet. — Hebel
123: 's bat e Fieberli g'ha und leidige Gicbter.
Gift und Operment (anri pigmentum).
Schiller s. 165: Miller: Ist mir's doch wie Gift und Opor-
ent, wenn ich den Federfiichser lu Gesichte krieg'. — Hebel s. 14;
Sei isch ene wie Gift und Poperment.
HaBSelieren (lärmen). Schiller s. 106: Spiogelberg: Jetzt
eif ich, und meine Kerls drauezen fangen an zu stUrmen and zu
isselieren, als kam' der jüngste Tag. — Hebel s. 9:
Mengmol haselierscb, und 's musz der alles us Weg geh!
Heben (halten). Schiller b. 107: Spiegelberg: Bis ihm kein
emd mehr am Leibe hebt. — Hebel s. 127:
Wemme bete will, enanderno hebt er eim 'b Muul zu.
Hast (hitze). Schilters, 115: Kosinsky: Schaum auf dem
lude, rebn' ich nach Haus, wähle mir einen dreispitzigen Degen,
id damit in oller Hast in des Ministers Baus. — Hebel s. 31:
Triuk e SchlUckli Brenz, er chüelt der ahbe di Hast ab.
Lamento. Schillers. 106: Spiegelberg: Und das erbfirmliche
neter und Lamento. — Hebel s. 31:
Mer han'e Lamento Öbbe g'seh.
ebd. 8. 152:
's wird nit z'beschreibe sy, was für e Lamento ins Land chnnnt.
Lebknchen. Schiller s. 95: Moor: Von einem Ntlmborger
Amer um Lebkuchen gewickelt. — Hebel s. 45:
Was henki der denn dra?
Ne sch&nen Lebkuechen-Ma.
Lock (bOschet). Schiller s. 144: Mohr: Entwischt ro:r ein
lek Haare. — Hebel s. 125:
Und e LQckli Heu.
- Lutherisch. Schiller s. 274: Questenberg:
Dasz länger nicht im Dome lutherisch
Gepredigt werde ketzerischer GrSul
Des Festes reine Feier nicht besudle.
Hebel s. 4 :
Dnd schangscbierscb der Glauben und wirscb e luthrische
Chetzerl
Maie (zweigbüschel, Uumonstrauaz). Schiller s. 269: Max:
Wenn alle HUte sich und Helme schmflcken
Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder.
J
632 fielege zu Schillers saevismen aus Hebels aUemaim«
Hebel s. 85 :
Und Chüngeli, leg'di weidlr a,
De muesch domo ne Meye ba.
ebd. s. 84:
und mitem Meyen uffem Hnet.
Mordjo (ruf bei einem mord). Schiller s. 121: Bluber.
Mordjo ! Mor<\jo ! — Schweizer — Spiegelberg — Beisst sie aus-
einander! ebd. 8. 127 : Daniel: (xnftdiger Herr, jagt ein Traj^ fmt-
riger Beiter die Staig herab, schreien Mordjo, Mordjo«
Hebel s. 95 :
Und Forio und Mordio
und schweri Wetter ziehnem no.
Schwätzen (schwatzen). Schiller s« 119: Danial: Veigmm?
Wie schwätzt ihr wieder? ebd. s. 149: Fiasco: loh ¥rill Sie be-
schwätzen, bis Sie hierher folgen, ebd. a. 108: Sofawan: Soipg^
doch, 80 schwätz doch! ebd. s. 104: d. a. Moor: und dn baatflür
den Fluch aus dem Herzen geschwätzt.
Hebel s. 4: Fehlt der näumis, so schwetz, und hettwhgm
näumis, se sag mer'sl
ebd. 8. 8: und de grüeszisch alle Lttt, und Bchwfttiiseli
mit alle!
ebd. 8. 30: ^Losz en schwätze', seit der GrOnrodk, *wwi
er nit goh will!*
ebd. 8. 129 : Er seh wetzt und fragt sie das nnd deis.
ebd. 8. 96: Schwetz, Aetti, gohts em eohterst anno 80?
ebd. 8. 98: Schwetz lisli, Aetti, bis merltber ä^Baukiom,
und do an Berg nnd Wald yoML
ebd. s. 125: ^Schwetz mer nit so närsch' seit drof dar Epgd
und lächlet.
Wette rleucht (blitz). Schiller s. 6 (die aohlaohtj^ adioi
fleugt es fort wie Wetterleucht (vom blitz der kanone). Wott•^
leuchten (subst. in derselben bedeutung). ebd. & 819: YomBia-
pfindung zum Ausdruck der Empfindung herrscht eben die aduülb
und ewig bestimmte Succession von Wetterleuchten aa Da■M^
schlag, ebd. s. 109: Schweizer: Wir wollen über aie her wia &
Sttndfluth und auf ihre Köpfe herabfeuem wie Wetterleachtei.
Wetterleuchten (verb. in der bedeutung blitzen), ebd. a^ ISl:
Leonore — Wenn sein wetterleuchtender Blick sie tnt —
Hebel 8. 14:
Im Wetterleih (d. i. blitzschnell), sen isch der weit und hau
kei Marcher mee, und au kei Engel do.
Wüst (häszlich). Schillers. 6:
Bald herum in wüsten Pfützen drehn.
ebd. s. 88 : Und Ochsenaugen sind so wüste Aogen nidit
ebd. 8. 118: Daniel: Gottlob! es heilte glttöUidi faisanfA
wüste Narbe, kritische Schillerausgabe von 09deke I, s. 214:
Zu den dentBchen geschlechtimainwi. 6SS
Hast's verstanden? Denk an mich!
Wüster Vogel packe dich.
Ubland sagte von dem werte *bediademt' in Platens pQger von
Just: 's isch e wtteschtes Wort. — Hebel 8. 97:
Jo wegerli, nnd 's Hus wird alt und wttest:
der Rege wäscht der'i} wüester alli slacht.
Ekfurt. Bcxbergeb.
65.
ZU DEN DEUTSCHEN GESCHLECHTSNAMEN.
Im litterarischen centralblatt 1874 nr. 34 befindet dch eine
zeige meiner schrifb über die altdeutschen personennamen. der
sbrte referent, dessen wohlwollende und anerkennende benrteilnng
ch zu aufrichtigem danke verpflichtet, gestatte frenndlichst, dan
{ im interesse der sache auf seine gegenbemerknngen su antworten
r erlaube. •
Es ist dem ref. aufgefallen, das« die altdentache form bald
rsiv voransteht, bald aber ganz fehlt, und er meint, sie liitte
mer stehen müssen, tlas wftre allerdings eine gleiohmlssigere
Ordnung gewesen, schien mir aber nicht nnnmginglieh notwendig
sein, zumal da ich mich überhaupt einer sehr Imappen darstellnng
wohlerwogener absieht beflissen habe, wer genau beobpehtei,
nmt wahr, dasz die alte form überall da unterdrückt worden ist,
> der an erster stelle auftretende heutige familienname budisttb*
h mit ihr zusammentrifft, wie bei Abo, Altwig, Arbogaati
ibrand, Bernot, Degenhard, Edward, Fridrich, 6er«
ar, Hildebrand, Hugo> Markwari, Sando, Sigmund,
.einmar, Walther, Widekind, Wilibald, Wolfgang,
tte ich solche namen zweimal unmittelbar nadi einaader hiliga-
lUt, 80 würden, muste ich befürchten, mehr leser gdaagweill ala
ihrer kenntnis gefördert werden, auf bekannte geringe abwei-
nngen der Schreibung im verhftltnis der heutigen tnraltelispnflha
iubte ich ebenfalls in der regel keine rflcksieht neihmen an dfirftn;
ber stehen z. b. Dietmann, Oastolph, Oottaokalk, &ar«
nth, Heidebrecht, Landfried, Wienrioh aueh nur dnmal
fgefubrt. — Hinsichtlich der beziehung der kosefbrmen bitte ich
n ref. s. 7 meiner einleitung zu vergleichen, wo jedem fehlgriffe
areichend vorgebeugt sein dürfte, wie sollte sich Timme usw.
f den ganzen vorhergehenden absatz beziehen, in dem sich Diet-
ied, Dietber, Dietger^ Diethard befinden, denen allen das m fehlt?
• Auch darüber, dasz und weshalb der zweite teil der zusanunen-
bsungen unerklärt geblieben ist, habe ich mich zu anfang (s. lY)
•gesprocben. zum beweise, dasz meine Unterlassung stOrung
inge, führt der ref. an, dasz mit dem namen Wolfram, wdcher
H.jahrb. I. pi.il. u. päd. II. &h\. 1875. hfl. 12. 41
634 Zu den deutschen geschlechtsnamen.
s. 100 unmittelbar hinter Wolfermann stehe, nichts amabngen
sei. urteile ich richtig, so soll. der anstosz nicht in der aiifSnnanda>
folge dieser beiden namen liegen, sondern darin, dasz die bedeatong
von ram im dunkel schwebe, wer aber das buch im znsainmenhuige
liest und gebraucht, wird leicht gewahr, was der einigennasua
unterrichtete ohnehin weisz, dasz ram gleich hram, hraban ist;
man vgl. z. b. Adalhram : Allram, Paldhram: Peldram, Gkuhrui:
Gausrapp, Wichraban: Wygram. dazu tritt, dasz die fem
Wolfram selbst im altd. genug vorkommt, desgleichen in andern
namen die kürzung ram. wie hätte ich in unertrSglioher hinfimg
Wolfhraban, Wolfhram, Wolfram cursiv auftreten lassen dUrfSen und
die reihe der heutigen geschlechtsnamen wieder mit Wolfram be-
ginnen? bei Bertram und Guntram ist dasselbe yer&hrsn be-
obachtet worden. — Ganz besonders bedauert der ref. , dm dem
büchlein kein alphabetischer index beigegreben ist. ttber dieesn Vor-
wurf bin ich erstaunt, das wäre ein index zu einem regizter, dv
den umfang gewis um das dreifache, da im index jedem namen siis
eigne zeile gebührt, vermehrt haben wttrde. — Die wflnzcke dM
geehrten ref. haben es , wie man sieht , auf den bedarf nnd die be-
quemlichkeit des laien abgesehen; ich wüste nicht, woduroh idi
sollte zu erkennen gegeben haben, dasz ich diesen vorkQgHweifle ia
äuge gehabt hätte, wie es am Schlüsse des Vorwortes heiszt, hit
meine schrift den standpunct der Wissenschaft überall zn wahnz
gestrebt und zugleich auf das bewustsein der gebildeten nuymig-
fache rttcksicht genommen, eine populäre znsammenateUnng, vie
der ref. urteilt, habe ich keineswegs beabsichtigt; ob dem entaz
Satze seiner gefälligen anzeige : *dies büchlein madit keine gelehilBt
ansprüche', so freundlich er unstreitig gemeint ist, zn widerepceehM
sei, will ich andern zu entscheiden überlassei).
In betreff einzelner deutungen hebt der ref. alz irrig henai:
Wudicke, Wuttcke, Wattig, die ich aof den ztamm Wod,
Wut bezogen habe, es liege vielmehr ein slavisohea appeOetiv n
gründe, mich dünkt, wenn aus dem lOn Jahrhundert anadrOeUiek
Wodicho nachgewiesen wird und es hente familien gibt» die Wo*
dicke, Wottke, Wodick heiszen, darf man getrost jene nzaia
mit dem u hinzuschreiben; vgl. Woderich nnd Wnttrioh. —
Dasz Göttling dem mhd. getelinc entspreche, hatte bekanndkh
J. Grimm (gr. I' 221) gelehrt; dagegen ist ja an sich niehts
wenden, nur dasz der name und zwar hödist beqnem ana
altd. Personennamen ebenfalls erklärt werden kann; man nt^
Eberling und Ebeling, Siegling und Seiling, Bttthliag
und Bühling, Herling, .Perling, Tettling» Oerliag«
Gundling, Mündling, Niedling, Nütling, Oerthliag,
Redling, Beichling. — Auch den namen Opitz hüt der nt
für ein slavisches appellativ. mir durfte es unbestritten gsnügMi
mich an Obizo, Opizo zu halten; genau ebenso rind entstaadfla
Abitzsch und Apitz, Lopitzsch, Nopitsch, Bobitzsclt —
Zu den deutsohen cfeseblechtsiiAmeii. 635
Gewis nicht direct zu Beginbreht, bemerkt der reü, sei Benne-
bart h za stellen, auch nicht indirect? mein buch enthfit eine
überaus grosze zahl heutiger geschlechtsnamen » welche durch yer-
mittelung sich aus dem altd. entwickelt haben, wobei sehr häufig
auch umdeutung im spiel ist. bei Bennebarth Übrigens scheint
die Sache ziemlich einfach zu sein, da hier der zweite yocal schon in
altd« formen auftritt, bard aus beraht einzeln gleichfalls begegnet,
andere beispiele derselben art sind heute: Frobarth, Oumbart
und Gompart, Hägenbarth, Siebard und Segebiart» Isen-
bart, Willbarth, Harbarth und Herbart, Lambardt,
Limpardt, Membart, Neubart, Bubarth. auffallender,
dünkt mich, könnte es erscheinen, dasz ich Bennefarth aus
Baginfrid gedeutet habe, da der stamm frid, fred ein a überhaupt
nicht zeigt; aber das jetzige a entspringt aus dem e. daher die heu-
tigen nebenformen: Sejffarth, Ooffarth, Herfart, Lefarth,
Mayffartb, Biffarth und Befardt. — In betreff der namen
auf -mann, von denen der ref. urteilt, dasz sie Vol am richtigsten
in der regeP unter die deminutiva aufzunehmen gewesen wttren,
lasse ich einen sehr deutlichen, wie ich glaube, wichtigen unter-
schied gelten, die alten Zusammensetzungen mit -man, z. b. Liud-
man (Lüttmann), Dietman (Tittmann), Baginman (Bein-
mann) sind ebenso selbständig wie alle übrigen yollnamen; andörs
steht es um die jungem Verbindungen des wertes mit einem voU-
namen, einer gekürzten oder patronymischen form, z. b. Landfer-
mann, Eckermann, Arnemann, Diesmann, Bentzmann,
Thielemann, Eurtmann, Sickermann, Eversmann,
Mannesmann, diese letztem treten daher nicht unabhängig auf,
sondern scblieszen sich an diejenigen namen, zu denen sie allda ge-
hören können, wie Landfermann zu Landfrid, Arnemann zu
Arno, bisweilen sind zweifei über die ältere oder jüngere geltuAg
wolberechtigt, schwerlich bei Hartmann, Hermann, Wich-
mann, obs'chon die koseformen Hart, Her, Wich als heutige
gescblechtsnamen existieren, dagegen etwa bei Ahlmann, Bai-
dermann, Engelmann, Hillmann, Beineman, Tolk-
mann u. a. m. — Die auslegung des namens Lohengrin als Garin
le Loherain ist mir zwar bekannt; doch vermute ich, dasi er in sei-
ner mhd. form auf anlehnung beruht, wie denn Abel geomdeia von
lohe (vgl. brant) und grim abgeleitet hat.
Dem von dem ref. am Schlüsse seiner anzeige ausgesprochenen
und gut begründeten wünsche, dasz die Statistik mit ihren reichen
mittein sich der lebenden deutschen familiennamen bemächtigen
möge , scbliesze ich mich aus vollster Überzeugung an.
Bonn. K 0. Ajndbesen.
41*
636 Programme der höheren lehranstalten der provinz Westfalen 1674.
(44.)
PROGRAMME DER HÖHEREN LEHRANSTALTEN DER
PROVINZ WESTFALEN 1874.
(schlasz.)
Brilon, gymnasium Petrinuro. cand. A. Hcohstein gteng ab ta
das Friedrich-Wilhelmgymnasium zu Köln, ebenso schied aas eandidat
Jos. Pietz; als hülfsl. traten ein cand. dr. Stienen und dr.Böhmer,
letzterer zum ord. 1 ehrer ernannt, schülerzahl 236, abit. S3. — Abb.
des ord. lehrers dr. W. Böhmer: 'Untersuchungen über die Ci«Mlde
des Diocles'. 25 s. 4.
Coesfeld, gymnasium Nepomuceniannm. prof. dr. Hüppe feierte
8u oetober 1873 sein 50jäbr. dienstjubilänm. als ord. lehrer trat ein
hülfsl. H. Nie her von der realschule zu Münster; elementarl. Koeh
schied aus als kreisschulinspector, für ihn trat ein L. JfirgeBB, der
evang. religionsl. pf. Greeven schied aus und trat an eeine atelle
pf. Mangelsdorf; als probelehrer traten ein dr. Rahe und Baache,
dr. Kuho gieng nach 6 monaten als hülfsl. an das gjmn. an Bheiae.
schülcrzahl 140, nbit. 14. — Abhandlung des prof. Fr. Rnmp: 'die
stHtischen gesetze des Keils. 9 s. 4.
Dorsten, progymnasium. schülerzahl 80. — Keine Abbandlong.
MÜNSTEB. gymnasium Pauli num. der ord. lehrer Aag. Baach-
mann gieng als oberl. an das gymn. zu Warendorf, hfilfal. dr. Wrede
als ord. lehrer an das gymn. zu Kempen; der von CÜlm bernfene lehrer
Schröder ist wegen krankheit in ruhestand getreten; als hülfal. tratea
ein cand. G. Hane; hülfsl. dr. F. Giese gieng als ord. lehrer an du
Mariengymnasium zu Posen, der ord. lehrer dr. Hechelmann ab
director an das gymn. zu VVarburg; probelehrer cand. W. Kern per aad
dr. C. Botke traten ein, cand. dr. Potthast gieng ab: Ms probelehrer
traten ein cand. K. Starmans, Gerb. Marsch, Frs. wörmana;
hülfsl. Püning von der realschule und hülfsl. Schacht in ordentltehea
gymnasiall. ernannt, schülerzahl 622, abit. 53. — Abhandlung des oberL
Beruh. Leinemann: 'die theorie der parallelen geraden*. 16a. 4.
Münster, realschule Ir ordn., verb. mit der pro^nzialgewerbesehDle.
zeichenl. Kramer trat ein, hülfsl. Nieberg gieng als ord. lehrer an
das gymn. zu Coesfeld, cand. Th. Schmülling aam hfilfal. eraaiuit,
zeichenl. Frede starb 22n Januar 1874; als probel. trat ein cand. dr.
H. Ilovestadt; dr. Püning geht über an das gymnaaiam. achfilenaU
409, abit. 10. — Abb. des dr. Adolf Bergmann: Ma PhMre de Ra-
cine comparee & celle d^£uripide\ 12 s. 4.
Paderborn, gymnasium Theodorianum. das gymnasium hnfc 18 voll-
ständig gesonderte classeu (la und 6, IIa und 6 in parallelcötua ceteilt,
I 128, II 118 Schüler am schlusz). dr. B. Hüser von Warburg us ord.
lehrer eingetreten, als technischer lehrer Friedr. Rohrbaoh, obtfl*
dr. E. Giefers in ruhestand getreten, gymnasiall. dr. Erdmann na
rector der höhern bürgerschule in Papenburg ernannt; oand. Merint
gieng ab an das gymn. zu Warburg; die probelehrer Reis mann ud
Neu haus traten ein. schülerzahl am schlusz 483, abit. 60. — AbL
de.s dir. dr. Anton Jos. Schmidt: ^einiges über kursaichtigkeit und
befangcnheit im urteilen'. 28 s. 4. wir begegnen überall, aagt der
Verf., Widersprüchen, wodurch die Unsicherheit des menschlichen orteili
erhellt, bei den Hellenen ist bald von vielen göttem, bald von einem
göttlichen wcsen die rede; die griechischen götter sind national nach
dem glauben des volkes und doch werden -sie wieder ala vollkommeae
wesen gedacht, in physischer und moralischer hinsieht, und wiedenui
Programme der höheren lehranetalten der proTim WestftüieiL 1874. 837
milaater, schwach, ohnmächtig; sie sind allm&chtig^ und wiederom dem
geschick unterworfen, das chaos der Widersprüche moss den glauben
an höhere wesen untergraben, und doch finden wir wirkliche glftabig-
keit bei den gebildetsten Athenern, widersprüohe finden sich selbst
bei Plato in seiner Würdigung der knabenliebe | in seiner idee der ge-
rechtigkeit; die regierungsweise des Platonischen Staates steht im Wider-
spruche mit dem idealen Staate; der ernste philosoph serstört die hei-
ligsten rechte des weiblichen geschlechts und verkennt die sittliehkeit
des eigenthuinsrechtes. die einsieht in solche Widersprüche mnss den
menschen demütigen, schützt uns aber aoeh dadurch gerade vor über-
hebang.
Bbcklinghadsbn. gjmnasium. in ruhestand trat prof. dr. W. C as-
pers nach 52jähriger dienstzeit. es trat ein lebrer Hnkesteln, er.
religionslehrer pf. Rumpf f; gjmnasiall. Schürhols gienff ab als kreis-
schulinspector, probel. cand. Fr. Busch trat ein, eana, Job. Boeil
gieng ab nach Attendorn. schülerzahL166y abit. 15. — Abb.: 'snr le
Tartuffe de Meliere, par dr. Casimir Kiohter'. 25 s. 4.
Rbkine. gymnasium Dionjsianum. als lehrer trat ein Hermann
Gruchot von der realschule zu Münster, wegen der gestiegenen fre-
quenz der prima und secunda war eine teilung der olassen m mehren
fkchern nötig, und wurde deshalb eine neue lehrkraft gewonnen, cand.
B. Loh mann, oberl. dr. Temme wurde benrlaubt snr Stellvertretung
des regieruugsschulraths in Münster, als dessen Stellvertreter trat ein
cand. dr. A. Ruhe vom gymn. zu Coesfeld; cand. Schneiderwirth
gieng ab als hülfsl. bei der hohem bürgerschule an Papenburg, Krembi
bei der höhern bürgerschule zu Oberlahnstein, sehüleriahl 188, abit.
21. — Abb. des gymnasiall. dr. Frans Drope: 'die realien in den
alten classikern, grad und art ihrer berücksichtignng bei der leetfire*.
15 s. 4. der verf. weist zunächst an literatur, konst, leben der alten
nach, welch ein reicher bildungsgehalt in den realien des classisehen
altertums liegt, wodurch ihre berücksichtignng bei der lectfire gerecht-
fertigt ist. zuerst sind dieselben soweit sn erledigen, als von ihrer
kcnntnis das volle Verständnis der betreffenden stelle bedingt is^; dann
aber an solche erklärun^en auch erläutenmgen sn knüpfen, die Über
das Verständnis der vorliegenden stelle hinaosgehen, sofern dieselben
dazu dienen, den schüIer fruchtbar anzuregen» ihm eine vielseitigere
auffassung dieser oder jener partie des lebens der alten su verschaifen.
was aus dem geschichtlichen und geographischen Unterricht bekannt
ist , ist auszuscheiden, so eignet siä nir tertia das wichtigste ans den
kriegs^altertümern der Römer und der mjthologie, für seennda die
hauptpnncte der griechischen taktik, bei Cicero die römischen staats-
altertümer, für prima die hauptpnncte der alten philosophie. im fe-
biete der classisehen realien ist, wo es angeht, die vorffihrong einer
bildlichen darstellung des gegenständes die beste art der erlintemng,
daher die Wandtafeln zur veransehanliebnng antiken lebens so sehr i«
empfehlen sind, der schüler ist auch ansuhalten seine vorbereitong fBr
die lectüre auch auf die bekannteren realien, namentlich die allgemeiB
(geschichtlichen, auszudehnen, wo bisher noch nicht berührte realien
in der lectüre erscheinen, hat eine einleitung des lehrers vorauszugehen,
i\W natürlich kurz sein musz; wo es die lectüre notwendig macht, sind
auch excurse hu ilirer stelle, ein besonders günstiges geschick einer
anstalt ist es, wenn sie den schüler in ein museum plastischer kunst-
werke und altertümer hineinführen kann; dadurch ist auch dem lehrer
das beste mittel ^ef^ebcn, den schüler in das Verständnis der bildenden
künste überhaupt einzuführen.
KiETBRRa. pro^yninasium Nepomuceanum. als ev. religionsl. trat
ein pf. Coers. frymnasiall. Glose gieng ab an die landwirthscbaft-
liche anstalt zu Lüdinghausen, als hülfslehrer trat ein cand. Kolck;
gymnasiall. Pieper gie% ab als kreisschulinspector, als hülfil. trat
638 Programme der höheren lehranetalten der proYins Westfiilen 1874.
ein cand. Grosseboble; dirigent Scballan trat dann ans als krsii-
schnlinspector; die leitung übernahm interimistiBch dr. Beekel; hfilfid.
caplan Schalte und zeichenl. Bö de k er scheiden ani, es tritt eia
L. Luce. schülerzahl 58. — Keine Abhandlang.
Vrbdbn. progymnasiam Georgianam. rector Schröder gieng ab
als kreisschulinspector, es trat ein reallehrer Wolff. sehülera. 40. —
Keine abbandlang.
Warburo. gymnasiam. das bisherige katholische progjnwuiom
zu Warburg ist seit sommer 1874 za einem paritätischen gymnasiui
erweitert, zum ersten director gjmnssiall. dr. Adolf Heohelmaas
vom gymn. za Münster ernannt, als Interim, lehrer caad. F. Hering
von Paderborn angestellt, als ord. lehrer dr. Anton Barkholt tob
Münster; gjmnasiall. Ludwig geht in ein pfarramt fiber. sohttlembl
165. — Abhandlang des gjmnasiall. F. Spielmann: ^der Yeniisdardi-
gang am 9n december 1874'. 18 s. 4.
Wabendorf. gymnasium. mlchaelis 1873 trat der direetor dr. Jet.
Franz Gauss, bisher erster oberl. am gymn. an Kempen, afai, als
dritter oberl. Aug. Buschmann vom gymn. sn Münster hUliil. dr.
Stiene gieng ab an das gymn. zn Brilon, hülfsl. Znmloh als achal-
inspector für die kreise Dortmund und Bocbnm; som ersten ord. lehrer
wurde ernaunt Iwan Bäumer; es traten ein cand. Wilh. Botert va4
Fr. Wilh. Höh in g. schülerzahl am sohlusz 178, abit S7. — Abhand-
lung des oberl. Aug. Buschmann: 'de Eumene n rege PergAineBoma.
pars prior.» 28 s. 4. cap. I. de fontibus et recentiornm soriptia. IL ds
regui Pergameni origine de Philetaero, Eumene I, Attalo. HL olUHido
Eumenes II Attali I filius regnare coeperit: IV. qnomodo reges Pergs-
meui in Romanorum venerint societatem.' Y. de Eamene 11 ifewanom»
socio, de pace Philippo data, de Nabide. VI. de beUo AatioeUas
(schlacht von Magnesia s. 19). VII. Eumenes Bomae Teraataa» de ei-
peditione a Manlio in Gallograeciam facta, de pace Antiocho datm
regnum Pergamenum aliquanto auctum ad sammum potestatis fastigfui
evehitur.
Herford. HOlsobei.
INHALTSVERZEICHNIS.
Bemerkungen zu dem artikel des hrn. prof. dr. Fahle 'siebseha premsifolie
Bchnlfragen'. {Darschel.) 8. 80.
Berichtignng. [ffom.) 8. 304.
Biedermann: latein. elementarbach für die oniertte datee der latein-
schule (sezta). München 1875. {Eus9ner,) s. 64S.
Bohemus, Joh., gekrönter poet, rector der krenisehnle >a Dresden
1689—1676. (MeUzer.) s. 190. 269.
Brial: quelques mots sur rinstruction pnbliqne en Fraaoe. Paris 1878.
{Kämmet.) 8. 147.
Curtins, Georg, 25jähriges akademische« jabiUnm. (IMImA.) s. 267.
Deutsche gesohlechtsnamen. {AndreMen,) s. 688.
£rklftmng. {Wendty Kappes, Damm.) s. 109.
— (Sanegg,) s. 441.
EUendt: lat. grammatik, bearbeitet Toü M. S^Tffert 14e anfl. Berlin 1874.
{Sanegg.) s. 226.
Wähle und Lampe: phjsik des tilglichen lebeas usw. Leipsig 1874»
(Fahle.) s. 40.
Französisches unterriehtswesen siehe Br^aL
Geographie , zur lehrmethode derselben, (deck.) s^ 618.
Götze: geographische repetitionen fttr die oberclaasen Ton gjrmnatieB
und realschulen. 2e aufl. Hains 1874. (ffoUtti^) a. S87.
Griechisches extemporale in gymnasialprima. (Be$$m) ■• 1.
G jmnasiallehrer , die abhängigkeit derselben Tum nriella anderer,
{Olawtky), s. 521. 585.
Gymnasium und gegenwart. (WoMreh.) §• 806.
Meskamp: etymologisches latein. vocabularinm fBr VI und V; Hildes-
heim 1874. (Kauxch.) s. 94.
Hofmann: schulbibel. Dresden 1875. (Mezger,) s. 548.
Meiler: grundrisz einer historischen einleitung in die bibel für höhere
bildungsanstalten. Aarau 1874. (Suier,) s. 289.
Kirchner: gnindrisse der mythologie und sagengesehiehte der Grieehen
und Römer. 2e aufl. Gera 1872. (FoUbrechL) s. 98.
JCoch: griech. scbulgrammatik usw. 8e aufl« Leipsig 1874. (Hmtmanm.)
8. 481.
640 Inhaltsyerzeichms.
Köln, die Universität daselbst im kämpfe gegen den anfistrebendeB
humanismus. {Kämmel.) s. 401.
JLampe und Fahle: phjsik des täglichen lebens siehe Fahle.
Mathematik siehe schalmathematik.
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. {Bieck,) a. 66. ll^- i<(l-
Maturitätszeugnis, nicht maturitätsprüfung. (Bielmayr,) «• 888.
MelU: die schönsten sagen des classischen altertums nnd det deattchsn
mittelalters. Wien. {VoUbrecfU.) s. 98.
Mensae secundae. Y. Reinhardi super Demotthene iadicianu (SUmU-
manru) s. 159.
Nekrolog, betr. M. Thümmel. (Stier,) s, 8.
— betr. dr. Becker. {Wiegand,) s. 10.
Noctes scholasticae. zur frage über didaktische und plldagogiaehe an-
leitung der schulamtscandidaten. (* * *) s. 858.
Noire: pädagogisches skizzenbuch. Leipzig 1874. {E, in M.) s. 888.
Fersonalnotizen. (herausgeber.) s. 109. 255. 350. 519.
Preuszen, zur schulstatistik. {Hess,) s. 866.
Programme. {Doberenz.) s. 160.
— {Benicken,) s. 255. 300. 350. 397. 442.
— l/iölscher.) s, 517. 581. 636.
Psychologie, zu derselben, über mens, animus, ingeniom. (Mexgn.)
ü. 482.
Randglossen zu dem artikel ixrfitv äyay. (Fahle,) s. 107.
Reis: 1 ehrbuch der phjsik. 2e aufl. Leipzig 1878. (Fahie,) s. 46.
Religionsunterricht, in mittleren classen und bei confimuuiden. (B,H»
in B.) s. 154.
Rümelin: reden und aufsätze. Tübingen 1875. {liasemmm») s. 487.
Bchaubach: griech. vocabularium für den elementarontenieht. Leipiig
1873. (Doberenz.) s. 93.
Schöne: griech., röm. und deutsche sagen für den Unterricht in onteren
classen. 2e aufl. Iserlohn. (Follbrecht,) s. 98.
Schillers glocke, zur erklärung einer stelle aus derselben. (Ke^,)
s. 626.
Schillers sueviämen. (Boxberger.) s. 628.
Schneider: Isokrates ausgewählte reden, für den Bchnl^bimnch v-
läutert. 2c aufl. Leipzig 1874. (Harimann,) s. 488.
Schriftzeichen, unsere. Vortrag. (Hennings,) s. 418.
Schulmathematik, zur praxis derselben. (FcJde,) B. 449.
Seyffert-Ellendt: latein. grammatik siehe Ellendt.
Sophokles, zur Antigene desselben. (Heubach,) 8. 186.
Sprachhistorische resultate, Verwendung derselben beim nnterrieht
(Lang,) s. 333.
Stadelmanni in obitum. (Reichenhardt.) s. 580.
VersammlnDg deDtscbor phitologen nnd aohalmäDner in InnEbmcli 1874.
(PeratAonir.) s. S38. 293.
Versammlang deutscber pLilologon and salialmltiiner in Rontooic 1875,
(Brandl.) l. 489. 556.
VerBammlnng mittelibüinUcher
gjrmiiHiallelirer In Heidelberg 1ST6.
[Kaufmann.) >. 437,
iltichUr.) ,. 611.
(Dtialal.) B. 573.
Wagntr: flores et fractus latioL edit. Itl. Lipsiiie 1S75. (fiarlmtmn.)
: 387.
fVaraäein: neues vereinfachtes UomorwÖrterbucli. Stuttgart 1ST4.
[Sorgenfrey.) s. ata.