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Full text of "Neue Wirbelthiere zu der Fauna von Abyssinien gehörig"

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The Field Museum's Africa Council: 


http://www.archive.org/details/neuewirbelthiere00rupp 


Neue Wirbelthiere 


zu der 


Fauna von Abyssinien gehörig, 


entdeckt und beschrieben 


D: Eduard Küppell. 


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Srankfurt am Main. 
In Commission bei Siesmund Schmerber. 


1835 — 1840. 


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Allgemeine Vorrede. 


Vor fünf Jahren begann ich auf meine eigenen Kosten die Herausgabe der Beschreibung und 
Abbildung der von mir auf meiner letzten afrikanischen Reise entdeckten abyssinischen Wirbel- 
thiere, und ich war mir dabei wohl bewusst, wie manchen Schwierigkeiten und Opfern ich durch dieses 
Unternehmen entgegen ging. Das Publikum, welches sich für ähnliche Bekanntmachungen interes- 
sirt, ist wenig zahlreich; Buchhändler unternehmen daher den Verlag solcher Werke für eigene 
Rechnung beinahe nie, weil sie dabei keine Aussicht auf Gewinn haben. Ist daher der von mühseliger 
Reise heimkehrende Naturforscher nicht im Stand, eine nahmbare Geldsumme bei der von ihm 
gewünschten Veröffentlichung seiner Entdeckungen zuzulegen, oder wird er hierin nicht von einer 
Regierung durch pecuniäre Zuschüsse kräftig unterstützt, wie dieses in Frankreich, England und 
Russland der Fall ist, so gerathen grössere mit colorirten Abbildungen versehene naturgeschichtliche 
Werke immer vor ihrer Vollendung ins Stocken. Trotz der grossen liberalen Unterstützung von Seiten 
des Königs von Preussen, ist von Ehrenberg’s zoologischem Werk über Nordost-Afrika kaum der 
zehnte Theil publieirt worden; die naturhistorischen Abbildungen brasilianischer Thiere des Prinzen 
von Neuwied sind unvollendet geblieben; Natterer’s ungeheuerer Vorrath an neuentdeckten Natura- 
lien scheint nie durch erläuternde Abbildungen und Erklärungen gemeinnützig zu werden. Bei der 
Herausgabe des gegenwärtigen Werks kündigte ich nur zwölf Hefte an; ich suchte zugleich die 
Gewinnsucht der Buchhändler durch das Zugeständniss eines sehr bedeutenden Rabatts zu reizen, 
um so meiner Bekanntmachung einigen Absatz und Verbreitung zu verschaffen; dabei richtete ich 
meine Bearbeitung so ein, dass, wenn ich dieselbe abzubrechen gezwungen seyn würde, das davon 
Erschienene leicht zu einem gesonderten Ganzen, für jeden Naturforscher brauchbar, abgeschlossen 
werden konnte. Gewöhnlich gab ich in den einzelnen Lieferungen ohne Preiserhöhung mehr als die 
doppelte Zahl der versprochenen Textbogen, und auf den Tafeln öfters zahlreichere Abbildungen 
als ich angekündiget hatte. Aber trotz dem allen fanden sich in ganz Europa kaum 60 Abnehmer 
auf dieses Werk, wesshalb ich nach und nach grosse Geldopfer zu bringen genöthiget war; um 
das Ergebniss meiner Forschungen wenigstens zu verbreiten, habe ich freilich eine nahmbare Anzahl 
Exemplare des ganzen Werks theils verschenkt, theils mit naturhistorischen Publicationen anderer 
Autoren, wenn solche für mich Interesse hatten, direet vertauscht. Indem ich zwei Hefte, das Zwölfte 


und Dreizehnte, als doppelte Lieferungen erscheinen liess, entsprechen dieselben durch Text und Tafel- 
zahl dem Inhalt von Fünfzehn Lieferungen, und es gelang mir in denselben alle von mir beobachteten 
Fische des rothen Meeres, die Vögel aus den fünf ersten Ordnungen, den grössten Theil der Säuge- 
thiere, und die vorzüglichsten unter meinen neuen Amphibien abzubilden und zu beschreiben. In 
einem Vierzehnten Doppelheft gedachte ich die Abbildungen und Beschreibung der von mir entdeck- 
ten Vögel aus den beiden letzten Ordnungen dieser Klasse zu veröffentlichen, und in einem Fünfzehnten 
Heft von gleicher Stärke und Umfang wollte ich alle neuen Thiere aus den noch zu durchmusternden 
Familien der Säugthiere und Amphibien darstellen. So sollten die von mir gesammelten Belege zu 
einer Naturgeschichte der Wirbelthiere des nordöstlichen Afrika bekannt gemacht werden, welcher 
diese Abbildungen als Vorläufer dienen. 

Aber ich ward es überdrüssig, fortwährend grosse Geldopfer zu bringen, um so mehr, da der gehoffte 
kleine Ersatz durch den Ertrag der von mir veröffentlichten Reise nach Abyssinien keineswegs meinen 
Erwartungen entsprach; ja das Endresultat dieser Publication meines Reiseberichts war, dass ich die 
ganze Edition selbst mit Verlust auf meine baaren Auslagen des Druckes einem Buchhändler als 
Eigenthum überlassen habe, damit wenigstens diese Bekanntmachung in Circulation gesetzt werde, 
ehe ein Theil ihres Interesses verloren ist durch das unvermeidliche compilatorische Abschreiben, welches 
sich Bücherfabrikanten erlauben. 

Was mir noch von neuen abyssinischen Wirbelthieren zu veröffentlichen übrig geblieben ist, werde 
ich nach und nach in einzelnen monographischen Abhandlungen in dem Museum Senckenbergianum 
publiciren, wie ich dieses bereits theilweise mit meiner Bearbeitung der Nilfische gethan habe. Vielleicht 
trägt dieses dazu bei, ein grösseres Interesse für jene naturhistorische Zeitschrift zu erwecken, die sich 
nur mit Mühe fortschleppt, trotz des pecuniären Zuschusses, welcher dem Verleger für die Fortsetzung 
dieser Herausgabe gemacht wird. 

Schliesslich muss ich noch bemerken, dass ich in gegenwärtigem Werk bei allen Maasangaben 
mich des Pariser Fusses bedient habe, und solcher durch das Zeichen O, dessen Untereintheilung in 
Zoll durch /, und in Linien durch angedeutet ist, welches, wie ich später fand, von dem gewöhn- 
lichen Gebrauch abweicht, dem zufolge der Fuss durch ‘, der Zoll durch ”, und die Linie durch ” 


bezeichnet wird. 


Frankfurt a. M. den 1. Mai 1840. 


Dr. Eduard Ruppeu. 


Neue Wirbelthiere 


der Fauna von Abyssinien gehörig, 


entdeckt und beschrieben 


D: Eduard Wüppell. 


Saugelhiere. 


Srankfurt am Main. 
In Commission bei Siegmund Schmerber. 


1835. 


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Dem 


Hohen Senate 


der freien Stadt Frankfurt, 


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seines Strebens, die wissenschaftliche Bildung in der Vaterstadt zu fördern 


ehrfurchtsvoll gewidmet 


Verfasser. 


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Saugethiere. 


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Colobus. Illiger. 
Taf. 1. 


Colobus Guereza. Rüppe. 


Diagnos. Colobus corpore, facie, sincipite, auchenio et cauda ad dimidiam usque aterrimis; tznia frontali, regione temporali, parauchenio, 
mento, gutture et cingulo ab interscapulio ad primnam elongato -- villis sericeis longissimis, pracordia hypochondria et lumbos 
obtegentibus — candidissimis, niveis. Cauda parte posteriore albicans floccosa, callus analis colore nigro, albo limbato. 


Die Affen-Gattung, welche Illiger mit der Benennung Colobus in dem Prodromus mammalium 
et avium aufstellt, kann wohl als eine bisher unvollständig gekannte angenommen werden, weil 
nur wenige Häute von den bei derselben genannten Arten nach Europa gebracht worden sind, 
welche überdiefs als von den Bewohnern der Gegenden, in welchen sie leben, zubereitet, zur 
Untersuchung und generischen Bestimmung kaum geeignet sein mochten. Sie ist defswegen auch 
nicht von Cuvier in der zweiten Ausgabe seines Regne animal als Gattung aufgenommen worden. 
Somit vermissen wir bei allen Schriftstellern jede Auskunft über die Zahnbildung, das Knochen- 
gebäude, die Zergliederung der inneren Theile und die Lebensart der Thiere, die derselben an- 
gehören sollen. In dem durch das an den vordern Extremitäten gänzliche Fehlen des Daumens 
charakterisirte Geschlecht Colobus, stellte Kuhl*) drei Arten auf, welche C. polycomos, ferrugineus 
und Temminckii benannt werden; Desmarest**) glaubte sich berechtiget, die beiden ersten dieser 
Arten als Altersverschiedenheiten vereinigen zu müssen. Temminck endlich ***) scheint das ganze 
Geschlecht verwerfen zu wollen, um es mit Semnopithecus zu verschmelzen. Ungewilsheit über 
Gattung und Arten sind überall ersichtlich. 

In den waldigen Niederungen von Süd- und West - Abyssinien (den Provinzen Godjam und 
Kulla) erhielt ich mehrere Individuen einer neuen Art dieses seltenen Geschlechts; diese weicht 
sowohl durch Farbenvertheilung als Haarbildung so auffallend von den bekannten Arten ab, dals 
über ihre specifische Verschiedenheit kein Zweifel obwalten kann. Anders verhält es sich mit dem 
Hautfragment, über welches Herr Bennet der Zoologischen Gesellschaft in London am 26. Juni 
1832 Bericht erstattete, und welches er fragsweise dem Colobus polycomos zuschreibt, das aber 
vermuthlich einer Haut von meinem C. Guereza angehört. Eine genaue ausführliche Beschreibung 
dieser neuen Art dürfte daher den Naturforschern gewils nicht unwillkommen sein. 


*) Kuhl Beiträge etc. pag. 7. genus III. 
«*) Desmarest mammalogie pag. 53, genre V. 
***) Temminck tableau methodique pag. XII. 
Säugethiere. 1 


2 Colobus Guereza. 


Osteologie. 


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Zahnformel. Incisores Canini , — |, Molares - —, 


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132: 

Backen-Zähne des Kiefers lter und 2ter, 2 spitzig; 3ter 4ter und Ööter, 4 spitizig, alle 
senkrecht gestellt. 

Backen-Zähne der Lade Iter und 2ter, 2 spitzig von vornen nach hinten schiefgestellt ; 
3ter und 4ter, 4 spitzig; der Ste, 5 spitzig, die vereinzelte fünfte Spitze nach hinten gerichtet; 
der 3te, 4te und Ste senkrecht gestellt. 

Gesichtsfläche fast geradlinig von dem vorderen Zahn-Rande des Kiefers bis zu dem 
oberen Augenhöhlen - Rand. 

Schädelfläche. — Der obere Augenhöhlen-Rand tritt etwas hervor, dadurch, dafs die Glatze 
(glabella) hinter demselben vertieft ist. Die Stirne erscheint dagegen mit einer merklichen Wöl- 
bung. Von dem Jochbeinfortsatz des Stirnbeins (processus zygomaticus ossis frontis) erhebt 
sich eine deutliche scharfkantige Leiste (crista seu linea plani semicircularis), welche über die 
äufsere Fläche des Stirn und des Scheitelbeines laufend, sich an dem hinteren Theile des letzteren, 
mit der von der entgegengesetzten Seite kommenden vereinigt, und zu einer gemeinschaftlichen 
eine Linie und drüber erhabenen Leiste verschmilzt, welche sich an dem Hinterhauptbein endiget, 
und so die Grenze für die Insertionen des Schläfemuskels bildet. Der Jochbein-Bogen ist über 
der Schläfegrube nach vornen stark gewölbt und nach der Gesichtsfläche vorgeschoben. 

Die ganze Wirbelsäule besteht aus 56 Wirbeln, wovon 7 dem Hals, 12 dem Rücken, 7 den 
Lenden, 3 dem Becken und 27 dem Schwanze angehören. Verglichen mit dem Skelet eines 
Cercopithecus sabäus, finde ich nur nachstehende Verschiedenheiten als nahmbar herauszuheben. 
Das Schulterblatt des Colobus bildet ein gleichschenkliches Dreieck, wobei der untere Rand zur 
Basis dient, und sich zu den beiden andern verhält wie 4 zu 3. Die Spina desselben ist nach 
dem Acromium zu abgeplattet. An dem Becken ist der innere obere Rand des Ileum nach 
aulsen zu übergebogen, so dafs dieser Theil des Beckens schaufelförmig ausgehöhlt erscheint. Die 
hintere Fläche des Ischion, welche den Schwielen entspricht, ist auffallend breit. Der Metacarpus 
des Daumens hat an seinem Fingergelenk keine Phalangen, statt deren endiget er mit einem unter 
der Haut liegenden, auf ihm articulirenden Knöchelchen, das kaum eine Linie im Durchmesser hat 
und wie ein Sesambeinchen gestaltet ist. An sich ist der Daumen-Metacarpus nur halb so lang 
als derjenige des Mittelfingers, welcher der längste der Vorderhand ist. Derjenige des Ringfingers 
ist etwas kürzer, die des Zeige- und des kleinen Fingers beide gleich lang. 


Körperbeschreibung und Ausmessung. 


Farbe. Ganzes Gesicht, Ohren, Oberkopf, Nacken, die ganze Mitte des Vorderrücken, 
Schultern, Brust, Bauch, die vordere Hälfte des Schwanzes, die Schenkel und Füfse schön sammet- 
schwarz; ein Stirn-Rand, die Gegend der Schläfe, Seiten des Halses, Kinn und Kehle, ein 
Gürtel, der von den Schultern aus an den Seitentheilen des Körpers hinzieht, sich auf den Lenden 
vereiniget, und mit langen, seidenartigen Haaren über die Brust, Unterleib und Hüften herab- 
hängt, so wie eine Einfassung um die nackten Schwielen des Hintern, schneeweils; hintere Hälfte 


Colobus Gruereza. 3 


des Schwanzes, die sehr flockig ist, weifs; jedes Haar ist durch viele braune feine Ringe leicht 
gefleckt und hierdurch von silbergrauem Ansehen. Auf den Hüften und im Gesicht weilse Haare 
im schwarzen Grunde eingemischt. Die Behaarung überhaupt ist lang und sanft anzufühlen, die 
weilsen Haare auf den Seiten des Körpers theilweise über einen französischen Fuls lang. Schwielen 
am Hintern, Fufssohlen und Nägel schwarz; die Nägel sind länglich, zusammengedrückt und convex 
gewölbt. Die nämliche Farbenvertheilung findet bei den beiden Geschlechtern, wie auch bei den 
Jugendlichen Thieren statt, nur sind eben bei letzteren und den ausgewachsenen Weibchen die 
weilsen Haare an den Seiten des Körpers viel kürzer. 


Körperausmessung eines ganz ausgewachsenen Männchens, nach dem Leben aufgenommen: 


Von der Nasenspitze bis zur Basis des Schwanzes *) . © ß 0 . A 
Schwanzlänge, ohne die Quaste 0 . Ä 0 6 6 6 : RA AEG: 
Länge der Quaste . ö . Ö . © 6 0 . 6 0 . — #2 W_ 


Nach dem Skelet aufgenommen: 


Länge des Schädels von dem Rande des mittleren Schneidezahns bis an das Ende 


der Crista oceipitalis o o ö 0 B ö . . . .— 5%. 
Verticalhöhe des ganzen Kopfes von der Basis des Unterkiefers bis zur oberen Fläche 

des Stirnbeines 6 o 6 ö 0 ° s 6 ö GE, 
Länge der vorderen Extremität vom Kopfe des Humerus bis zum Anfang der Handwurzel — 11. 3. 
Von dem linken Ende des Os pisiforme bis zur Nagelspitze des Mittelfingers . — 4,10. 
Länge der hintern Extremität vom Kopfe des Femurs bis zum Anfang der Fufswurzel 1. 3. 9. 
Von dem hintern Ende des Astragalus bis zur Nagelspitze der Mittelzehe . ee 
Länge der Wirbelsäule vom Foramen occipitale bis zum Ende des letzten Beckenwirbels 1. 4. 8. 
Länge sämmtlicher Schwanzwirbel . 0 0 . B . . . . 2 d — 


Notitzen über den innern Körperbau: 


Der Magen ist im Verhältnisse zu der Masse des Körpers sehr grols; er bildet einen läng- 
lichen halbbogenförmig gekrümmten Sack, durch mehrere transversale Muskelstreifen wulstig ein- 
geschnürt; das Cöcum ist ein kurzer Kegel mit breiter Basis; das Colon lang, um doppelt so 
dick als die dünnen Därme. 

Von der Cardia bis zum Ductus choledochus, längs der inneren Krümmung des Magen- 


sackes gemessen © ® . ® . Ö 0 6 : 0 0 ae 
Länge der dünnen Därme . 0 D 0 b . . . . 0 oe & 
Länge des Cöocum . D 0 ö 0 . . . . . - .— 3 
Länge des Colon und Rectum . . . . . . . . . . 3.11. — 


Die Leber bestehet aus 4 Hauptlappen, von denen jeder mehrere kleine Einschnitte hat. 
Der rechte Lungenflügel theilt sich in vier, der linke in drei Lappen. 


*) Alle meine Maasangaben sind in französischen Fuss, Zoll und Linien ausgedrückt. 


4 Colobus Guereza. 


Die Vagina ist der ganzen Länge nach an der inneren Wand mit vielen kleinen Fleisch- 
warzen besetzt. Ende December fand sich im Uterus ein beinahe ganz ausgebildeter Fötus. Die 
Ruthe ist dünn, ziemlich lang, frei herabhängend, mit kleiner stark gerunzelten Eichel.*) 

Der abyssinische Colobus lebt in kleinen Familien auf hochstämmigen Bäumen meist in der 
Nähe von fliefsendem Wasser. Er ist behende, lebhaft, und doch nicht lärmend; dabei über- 
haupt von harmloser Natur, indem er nicht wie so manche Affenarten grolse Verwüstungen unter 
den Anpflanzungen anrichtet. Ich sah einige Individuen, die durch unsere Jäger angegriffen 
wurden, von Baumästen 40 Fufs hoch herabspringen. Die Nahrung dieser Thiere bestehet aus 
wilden Früchten, Sämereien, Insecten und ähnlichem; mit dem Einsammlen solcher Nahrungsmittel 
sind sie den ganzen Tag beschäftiget, Nachts schlafen sie auf Bäumen. In Abyssinien kömmt 
dieser Affe nur in den Provinzen Godjam, in der Kulla, und besonders in Damot vor; in lezterer 
wurde namentlich von den Landeseingebornen vor Zeiten regelmäfsig Jagd auf ihn gemacht, weil 
es zu den Attributen der Auszeichnung gehörte, ein mit dem Theile des Felles eines Colobus, 
welcher den Gürtel mit den langen Haaren enthält, verziertes ledernes Schild zu besitzen. Man 
bezahlte daher ehemals ein solches Stück Fell zu Gondar bis zu einem Species Thaler. Der 
abyssinische Landesname dieses Thieres ist Guereza. Hiob Ludolf in seinem schätzbaren Werke 
über Aethiopien erwähnt bereits seiner,**) und publicirte auch eine angebliche Abbildung desselben, 
die aber ganz willkührlich nach einem anderen Affen gefertiget ist. Auch Salt erwähnt dessen 
in seiner zweiten Reise nach Abyssinien,***) gibt aber davon eine ganz fehlerhafte Beschreibung, 
aus der man sieht, dafs er dabei nur die Ludolfische Abbildung, und das Bruchstück einer Haut 
benutzte. Zu bemerken ist, dafs in den Abyssinischen Provinzen, die Salt bereiste, dieser Colobus 


gar nicht vorkommt. 


*) Was man unter dem Namen Backentaschen verstehet, deren An’- oder Abwesenheit man bei der Charakteristik einzelner Genera 
der Familie der Affen aufführt, habe ich nie recht verstehen können, denn ich fand in dem Munde keines einzigen Affen an den von 
mir beobachteten Gattungen Cynoscephalus, Macacus, Cercopithecus, oder Colobus etwas das mit einer Tasche verglichen werden könnte, 
obgleich die naturwissenschaftlichen Schriftsteller solches annehmen. F. Cuvier, in seinem Artikel Cynoscephales (Mammiferes Livraison 
12) beschreibt ausführlich die Backentaschen folgendermassen: L’on trouve de chaque cot& des joues l’ouverture d’un sac, qui descend 
jusque sous le cou, et ou ces animaux cachent les aliments qu’ils ne consomment pas. Alle Affen, die ich geschen habe, pflegen harte 
Nahrungsmittel einige Zeit zwichen der innern Wange und dem Zahnfleisch zu bewahren, wahrscheinlich um durch mechanischen Druck 
eine vermehrte Absonderung des Speichels zu bewirken. Hierbei wird äusserlich die Form des Backens aufgeblähet, gleich wie bei jedem 
Menschen, der an diese Stelle der Mundhöhle einige Haselnüsse brächte. Wie kann aber so eine ganz mechanische Sache, die bestimmt 
allen Aflenarten gemein ist, zur Aufstellung von Backentaschen als generischer Charakter einzelner Sippen aufgeführt werden ? 

**) Historia Aethiopica Lib. I. Cap. 10. 58. Die Abbildung ist wahıscheinlich nach einem Hapale ouistiti gefertiget. 

***) Salt Appendix pag. XLI. 


Macacus. Ouvier. 


Taf. 2. 


Macacus Gelada. Riüppell. 


Diagnos. Mas adultus. Macacus sineipite, dorso quasi pallio vestito — villis perlongis laxis, ad humeros et brachia porrectis, — corpore 
subtus, antibrachiis, podiis et podariis ex brunnco nigricantibus; coma nuchali, regione temporali, parte externa scelidum et cauda 
— apice floccosa — glandicoloribus. Pars depilis ad jugulum, altera ad pectus — forma triangulari, apicibus adversis —, 
carneis. Facies nuda et calli anales ex cinereo - nigricantes. 


Osteologie 


Zahnformel. Incisores 2 Canini —ı, Molares 22 32, 
_ s—5 


Schneide-Zähne des Kiefers und der Lade von fast gleicher Gestalt, senkrecht gestellt und 
gleich gereihet. 

Eck-Zähne des Kiefers sehr robust, sehr lang (viermal so lang als die Backen -Zähne) 
nach hinten und vornen mit einer langen Furche versehen. 

Backen-Zähne sind im Ganzen gestaltet wie bei den Cynoscephalus Arten; ausgezeichnet 
sind die drei letzteren des Kiefers dadurch, dafs an ihnen ausser der vierspitzigen Krone, eine 
zwar etwas tiefer liegende, aber doch wohl vorspringende, nach vornen gerichtete, queer laufende 
Schmelzleiste deutlich sichtbar wird, welche an dem 3ten und 4ten Backen-Zahn der Lade eben- 
falls vorhanden, aber an der hinteren Seite derselben bemerkbar ist. Der 5te Backen-Zahn der 
Lade ist 5spitzig. An den Zähnen, deren Kronen-Spitzen abgenutzt sind, verschwinden auch 
diese Leisten. 


Schädelbildung. 


Der Schädel kürzer als bei einem Cynoscephalus hamadrias von gleicher Körpergrölse, da- 
gegen fällt der verticale Durchmesser durch seine bedeutende Erhöhung auf. Die ganze Gesichts- 
fläche ist von dem vorspringenden obern Augenhöhlen-Rand bis zu dem untern Nasenhöhlen- 
Ausschnitt ausgeschweift, so dals selbst die Nasenknochen an der Bildung dieser concaven Linie 
betheiligt sind. Von der sehr vertieften Maxillar-Grube an ist die Gesichtsfläche dabei sehr 
comprimirt bis zu dem Intermaxillar-Knochen, mit welchem sie breiter wird, und auch die concave 
Profil-Linie sich wieder erhebt, und mit einer Wölbung über der Basis der Schneide-Zähne endet; 
das ganze Gesichts-Profil gewinnt dadurch die Gestalt einer wellenförmigen Linie. Die wohlaus- 
gedrückten, hervortretenden Linien der Schläfemuskel-Fläche schliefsen eine etwas vertiefte dreieckigte 
Glatze (glabella) auf der Stirnfläche ein, vereinigen sich sodann auf der Mitte des Schläfebeins 
zu einer gemeinschaftlichen Leiste, welche dem Verlaufe der Stirn und Pfeil-Naht folgend bis zum 
Hinterhaupt sich erstreckt. Die Scheitelknochen sind beträchtlich gewölbt und erhaben. Mit 
dieser Darstellung von dem Schädel- und Zahnbau ist eine Aflen-Art charakterisirt, welche als 
ein Binde-Glied die Mitte zwischen den Gattungen Cercopithecus und Cynoscephalus hält, und 
zugleich als eine von den Typen beider wesentlich verschiedene angenommen zu werden geeignet ist. 


Bei dem ganz ausgewachsenen Weibchen, welches immer Y; kleiner als das alte Männchen, 
Sängethiere. 2 


6 Macacus Gelada. 


ist die Stirnglatze unter Berücksichtigung der allgemeinen Verhältnisse bei weitem gröfser als beim 
Männchen; dagegen sind die Eck-Zähne an beiden Kiefern viel kürzer und beinahe von gleicher 


Länge wie die Backen-Zähne. 


Körperform, Farbe und Ausmessung. 

Altes Männchen: Stark hervorstehende Augenwölbung, ein ausgeschweiftes Profil der Nasengegend, 
schräg nach oben zu gerichtete Nasenlöcher, dick aufgeworfener Mund mit starkem zugerundetem 
Kinn, das ganze grauschwärzliche Gesicht unbehaart, mit drei Hautfurchen unter jedem Auge auf 
beiden Seiten der Nase. Hinterkopf und an demselben ein Schopf, Ohren-Gegend, Nacken, 
ganzer Rücken und Hinterbeine mit sehr langen, weichen Haaren, wovon die des Rückens (der 
wie von einem Mantel bedeckt aussieht) an 10 Zoll messen; diejenigen, welche als ein Schopf 
auf dem Nacken herabhängen, sind etwas gelockt. Die Haare der Stirn, Ohren und Nacken- 
Gegend, ein von den Wangen nach aussen abstehender Backenbart, so wie die Hinterbeine und 
der ganze Schwanz sind eichelfarbig; diejenigen des Scheitels und längs des ganzen Rückens, 
sind schwarzbraun. Seiten des Bauchs und der oberen Hälfte der vordern Extremitäten, braun; 
Kehle, Vorderhals, Brust, Bauchmitte, untere Hälfte der vordern Extremitäten und Rückenseite 
der vier Hände braunschwarz. Auf dem Vorderhals und über der Brust zwei grolse dreieckigte 
und fleischfarbige, nackte Hautstellen, die mit ihren Spitzen gegen einander gekehrt sind, so 
dafs das ganze der Gestalt einer Sanduhr nicht unähnlich erscheint. Rings um die nackte Stelle 
auf der Brust bemerkt man grau und weils gesprenkelte Haare. Die beiden Schwielen auf der 
nackten Hautstelle des Hintern sind ganz von einander getrennt, ihre Färbung dunkelgrauschwarz; 
die Nägel sind schwarz, länglich, gewölbt und die an den Vorderextremitäten viel gröfser als die 
an den hintern. Der Schwanz ist lang, wohlbehaart und endigt mit einer dicken Quaste. Das ganze 
Thier hat durch die lange Haarbedeckung des Nackens und Körpers ein sehr massives Ansehen ; 
es trägt seinen Kopf etwas zurückgebogen und wagerecht gestellt, und hält den Schwanz an 
seiner Wurzel etwas aufwärts gekrümmt, dann bis zur Spitze vertical herabhängend. Die Haare 
in der Gegend der Ohren sind nach vorn zu gerichtet, welches dem Kopfe ein wildes Ansehen 
gibt, besonders wenn der Affe mit den Zähnen bleckt. 


Ausmessung eines ganz ausgewachsenen Männchens nach dem Leben aufgenommen. 


Länge von der Spitze der Schnautze bis zur Schwanzwurzell . ö 0 Ir 2 
Länge des Schwanzes ohne die Haarquaste ö . . . . . a 
Länge der Haarquaste . . . ° . . . . . . ..— 6.— 
Höhe des Körpers am Kreuze 5 0 0 ß e . ö ® . 1 686. 
Abstand von der Mitte des Mundes bis zum Suborbitalrand . . . . — 311 


Schädel-Dimensionen. 


Gröfster Horizontaldurchmesser des Unterkiefers vom obern Rand der Schneide-Zähne 


bis an den hintern Rand des aufsteigenden Bogens . . . . . — 46. 
Gröfster Horizontaldurchmesser des Schädels . 0 ° o h ° . — 6 — 
Verticalhöhe des ganzen Schädels . Q 6 . 0 6 h ° RAIN 


Das junge Männchen hat die Haare des Nackens und Rückens viel kürzer und stärker gelockt, 


Macacus Gelada. 7 


und die schwarzbraune Farbe ist an allen den Stellen, wo sie bei dem Erwachsenen vorkommt, 
viel heller, so auch das eichelfarbige Colorit. In diesem Farbenkleide ist es um Y, kleiner als 
das alte Männchen. Das ausgewachsene Weibchen ist ganz so gefärbt wie das junge Männchen, 
aber etwas kleiner als dasselbe. 


Ausmessung eines ausgewachsenen Weibchens. 


Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel o . 20.20, 
Länge des Schwanzes ohne die Haarquaste . . . . n 0 0 la ah — 
Länge der Haarquaste . © ö 0 ö 0 . ® 0 0 ot 3 — 


Die Haare des Kopfes und Rückens sind auch kürzer und nicht gelockt. Als sehr merk- 
würdig sind mir mehrere regelmälsige Reihen von % Zoll langen Warzen vorgekommen, die an 
dem Halse, der Brust und dem Bauche des Weibchens vorkommen. Rund um die nackte Haut- 
stelle an den Afterschwielen gewahrte ich einen anderen Saum solcher dicht gestellten, aber etwas 
größseren Warzen, jede bei Y, Zoll lang. Sie sind schwammig anzufühlen, doch konnte ich 
keinen nach aufsen mündenden Secretionskanal entdecken; auch wollte ich nicht unterlassen zu 
bemerken, dafs, da ich kein frisch erlegtes Thier für meine Untersuchung erhielt, ich mich aufser 
Stand befand, weitere Nachforschung über die Function dieses fremdartigen Organs anzustellen. 
Eben so wenig kann ich bemerken, dafs diese Gebilde constant seyen, da ich nur ein Weibchen 
beobachtet habe. 

Der abyssinische Landesname dieses Affen ist Gelada; er bewohnt in zahlreichen Familien 
felsigte mit Buschwerk versehene Gegenden, und hält sich immer auf der Erde auf, In solchen 
grolsen Gesellschaften suchen diese Thiere gemeinschaftlich ihre Nahrung auf, welche aus Sämereien, 
Wurzeln und Knollengewächsen besteht. Nicht selten richten sie grofse Verwüstungen auf den 
angebauten Feldern an. Ich beobachtete die Gelada in den gebirgigen Distrikten von Haremat, 
Simen und bei Axum, welche Gegenden sämmtlich 7 bis 3000 Fufs über die Meeresfläche erhoben 
sind. Nachts ziehen sie sich in die Höhlen und Spalten der Felsen zurück; wenn sie angegriffen 
werden, so lassen sie Töne laut werden, welche wie ein rauhes Bellen klingen, vertheidigen sich 
aber nie gegen Menschen, wie die Cynoscephalus hamadrias immer zu thun pflegten. 

Schliefslich gebe ich eine Zusammenstellung der Standorte von den verschiedenen Affen-Arten, 
die ich in den von mir besuchten Gegenden des nördlichen Afrikas zu beobachten Gelegenheit 
hatte, nebst einer Aufzeichnung der Landesnamen, die ihnen von den Bewohnern der einzelnen 
Provinzen, in denen sie vorkommen, ertheilt werden. Ich verbinde damit die wohlgemeinte Absicht, 
durch meine Beiträge die Irrthümer zu berichtigen, welche theils durch Reisende, theils durch 
die Schriftsteller den Synonymen zu diesen Thierarten einverleibt worden sind. 

Cynoscephalus hamadrias.*) Ungemein häufig in ganz Abyssinien, von der Meeresküste 
bei Massaua bis zu einer Höhe von 8000 Fufs; kömmt auch in Sennar, Kordofan und Darfur 
vor; heifst zu Massaua Combei, im östlichen Abyssinien Heve, im westlichen Gingero, in Kordofan 
und Darfur Farkale, in Egypten, wo er häufig gezähmt lebt, Nisnas. 

Cynoscephalus babouin.**) Häufig in Abyssinien um den Dembeasee, in der Kulla, bei 


*) Le Tartarin F. Cuvier Mammiferes fasc. V. e a h 
**) L’Anubis F. Cuvier fasc. L. & le Babouin fasc. VI, beide Figuren dieselben Species. Zu bemerken ist, dass bei beiden Abbil- 


8 Macacus Gelada. 


Sennar und in den Wüstensteppen bei Ambukol in der Provinz Dongola, in einer absoluten 
Höhe von 2000 — 5000 Fuß. Heifst in West-Abyssinien Gingero, in Sennar Bedir, in Egypten, 
wo er häufig gezähmt lebt, Nisnas. 

Macacus Gelada. Kömmt nach meinen Beobachtungen nur in den Hochgebirgen der 
abyssinischen Provinzen Haremat, Simen und Godjam vor, in einer absoluten Höhe von 7000 — 
8500 Fuß. Heifst in Abyssinien Gelada. 

Colobus Guereza. Nur in den Thälern des westlichen Abyssiniens in der Kulla, Godjam 
und Damot; in einer absoluten Höhe von 4000 — 5000 Fufs. Heifst in Abyssinien Guereza. 

Cercopithecus griseoviridis*) Häufig in allen niedern Gegenden von ganz Abyssinien, 
in Sennar und Kordofan, in einer absoluten Höhe von der Meeresküste bis beiläufig 4000 Fuls. 
Heifst in Abyssinien Tota, in Sennar Abellen, und ebenso in Egypten, wo er ungemein häufig 
gezähmt vorkommt. 

Cercopithecus ruber.**) Kömmt nur in Kordofan und Darfur vor, in einer absoluten Höhe 
von 3000 Fufs. Heifst in Kordofan Nango; wird selten in Egypten in gezähmtem Zustande 
angetroffen, und heifst daselbst gleichfalls Abellen. 

Inuus macacus.***) Häufig in den von Egypten westlich gelegenen Oasen, von wo aus er 
in Menge nach Alexandrien und Cairo eingeführt wird; er heifst daselbst Girt. Da er auf der 
ganzen Küste der Barbarei bis nach Marocco vorkommt, so ist mir die bestimmte Höhe seiner 
Standörter unbekannt. 

Otolicnus senegalensis.-}) Häufig in Kordofan, Sennar und wahrscheinlich auch in den 
südlichen Provinzen Abyssiniens.. Absolute Höhe des Vorkommens 2500 — 4000 Fuß. Heifst in 
Kordofan Teh, in Sennar Tong. 

Aufser diesen acht Arten, welche ich alle selbst im wilden Zustand beobachtet, habe ich 
noch Nachrichten eingesammelt von dem Vorkommen zweier anderer Affen. Der eine scheint ein 
unbekannter grofser Cynoscephalus zu sein, von durchaus weilser Haarfärbung, rothen Schwielen 
am After und mittelmäfsig langem Schwanze; er kömmt in den südlichen Provinzen von Abyssinien 
und von da westlich bis nach Darfur vor, und soll in waldigen Distrikten leben. Die zweite 
Art, welche so grofs als ein junger Esel sein soll, mit spannlangen, grauschwarzen Haaren, nicht 
sonderlich langem Schwanz und weifslichen Schwielen am Hintern, ist vermuthlich auch ein 
Cynoscephalus; er bewohnt die Wälder, ist brutal und wird von den Eingebornen gefürchtet. 
Sein Landesname ist in Darfur Tingel und seine Verbreitung nach Osten zu, reicht nur bis in 
die südlichen Gebiete von Kordofan. Dieses dürfte vielleicht der wahre Cynoscephalus porcaria 
des Boddärt sein, den Fred. Cuvier mit dem am Cap vorkommenden Cynoscephalus sphingiola 
(Herman und Fischer) verwechselt hat.f-f) 


dungen, die über die Nase und Wangen laufenden Hauffurchen ganz fehlen, und im Coloriren die schwarzen Haare des Rückens 
schlecht, oder gar nicht ausgedrückt sind. 
*) Le Grisvert. F. Cuvier Mammiferes fasc. VII 
**) Le Patas. F, Cuvier Mammiferes fasc. LIX. 
***) Le Magot. F. Cuvier Mammiferes fasc. II. 
+) P. Brown new illustrations of Zoology fig. 44 London 1776. 
tt) Den Cynoscephalus sphingiola vom Cap bildet F. Cuvier sehr gut in den Mammiferes fasc. VII. unter dem Namen Choacma ab. 
Von Boddärt’s Cynoscephalus porcaria ist mir nichts bekannt, als dessen Originalfigur im Naturforscher. 


— | 


Taf, 3, 


Antilope Defassa. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus. Antilope cornubus validis, elongatis, lunatis, acuminatis, a parte basali ad apicalem, ubi levigata, annulatis, 
media parte extrorsum, apice antrorsum flexis. — Frons laete rufescens, plaga a cantho nasali ad orbitam adscendens candide 
alba, regio nasalis brunnea, chiloma cum mento et collari ab auriculis ad gulam albicantes; corpus supra rufescens intermixtis 
pilis einerascentibus, subtus obscurioribus; linea medio abdomine alba. Pedes colore fumato. Cauda subfloccosa infra albicans 
tarsum non attingit. 

Foemina statura maris, ecornis, mammis gaudet quatuor. 


Diese schöne Antilopen-Art, welche durch die Richtung ihrer Hörner in die Abtheilung der 
Reduncinen des Herrn Hamilton Smith gehört, bildet durch ihren massiven Körperbau, und die 
Form des Schwanzes einen Uebergang aus dieser Abtheilung zu derjenigen der Damaliden des- 
selben Schriftstellers. 


Aeussere Körperbeschreibung. 


Die Hörner, welche nur an dem Männchen vorkommen, sind gestreckt und stark, von grau- 
brauner Farbe. In ihrer aufsteigenden Richtung sind sie in der Mitte etwas nach aussen, dann 
nach den Spitzen zu, nach vornen zu gebogen, während diese auch nach innen convergiren. Von 
der Wurzel der Hörner, bis zu dem glatten Theil der die Spitze ausmacht, (ohngefähr %, Theil 
der Länge) zählt man bis zu achtzehn Ringen, die theilweise nach hinten zu gespalten sind. An 
der Basis sind die Hörner 3Y, Zoll von einander abstehend, während der Raum zwischen den beiden 
Endspitzen 13%, Zoll beträgt; sie erheben sich unmittelbar über dem äufseren Augenwinkel; der 
ganze Kopf ist massiv, die Nasenkuppe unbehaart; vor den Augen sind weder Vertiefungen, 
noch sonstige Anzeigen von Thränensäcken wahrnehmbar. Die Ohren ziemlich grofs, breit, nach 
aufsen zu abstehend, der Hals kurz, robust, der Körper am Blatt etwas höher als an dem Becken 
die Füfse mittelmälsig stark, die Hufe hinten breit, vorn ein wenig zugerundet, der Schwanz von 
mittlerer Länge, herabhängend und reicht kaum bis zum Fersenbein, die Rübe wenig behaart 
und mit einer Quaste; das Weibchen hat 4 Zitzen und keine Inguinalhöhlen. 


Länge des Kopfes von der vordern Basis der Hörner bis zur Schnautze . ee rl 
Länge des Körpers von der hintern Basis der Hörner bis zur Schwanzwurzel . 5. 7. — 
Von dem Haarwirbel auf dem Blatt bis zur Schwanzbass . D . . 93. 8. — 
Länge der Schwanzrübe . . . . . . . . . el 
Länge der Schwanzrübe mit der Quaste . . . . ö 0 o Ik n— 
Höhe des Körpers am Blatte . . . . . . . . 2 33.9. — 
Höhe des Körpers am Kreuze . . . . . . . . o & = 
Länge der Hörner beim ausgewachsenen Männchen längs der äufseren Biegung 1. 10. 3. 
Ihr gröfster Umfang an der Basis . . . . . . . . .. — No 
Länge der Ohren c © h . . 0 © © a: .— 82. 
Länge der Spur . - . ® . ö 0 0 : . . .— 3 6. 

— .3 |. 


Breite derselben . . . . . . . . . . . : 
Bäugethiere. 3 


10 Antilope Defassa. 


Das Haar des ganzen Balgs ist Borsten ähnlich, in der kalten Jahreszeit ziemlich lang, meist 
bis zu 6 Zoll, in der Sommerzeit mifst es nur die Hälfte dieser Länge. Auf der Rückenmitte 
über den Schultern ist ein Haarwirbel, von wo an die Haare über den ganzen Körper diver- 
girend ablaufen, daher sie längs des Nackens von hinten nach vorn zu, abwärts laufend, gerichtet 
sind, und vorn am Halse eine Haarnaht bilden; das Weibchen hat noch aufserdem einen 
Haarwirbel am Hinterhaupt unmittelbar hinter den Ohren, und beide Geschlechter auf den Bauch- 
seiten etwas über der Nabelgegend einen andern Wirbel. Die innere Fläche des Ohrs ist mit 
langen weifsen Haaren diek bewachsen. Das Maul, Kinn und ein Saum um die Nasenkuppe, 
schmutzig grauweifs; ein schön weilser breiter Fleck erhebt sich von dem innern Augenwinkel 
bis über den Augenhölenrand. Von den Ohren läuft ein schmales gelblich weifses Halsband herab 
und schliefst sich an der Kehle. Ueber der Nasenkuppe wird ein dunkelbrauner Flecken bemerk- 
lich, welcher im Aufsteigen auf der Gesichtsfläche immer heller wird, und auf der Stirne in eine 
hellrothbraune Farbe übergeht. Die Haare des Körpers sind rothbraun gefärbt mit graulichen 
untermischt, welche letztere auf den unteren Theilen desselben dunkler werden. Die hintere Seite 
der Ohren ist röthlich braun, ihr Randsaum schwärzlich. Die untere Seite des Bauchs, so wie 
die Fülse sind schwarzgrau, welche Farbe gegen das Ende der Füfse in das Rauchschwarze über- 
gehet. Die Fefsel und Hufe sind von einem weilslichen Haarsaum eingefalst. Der hintere Rand 
des Schenkels, das Innere desselben und ein Streifen längs der Mitte des Bauches weils. Die 
Rübe des Schwanzes auf der obern Seite rothbraun, auf der untern weißlich, die kurze Endflocke 
rauchschwarz. Beide Geschlechter haben eine ganz gleiche Färbung der Haare. 

Diese Antilope erreicht die Körpergrölse einer ausgewachsenen Kuh; sie lebt in den gras- 
reichen Triften des westlichen Abyssiniens, namentlich um den Dembea-See und in der Kulla; 
gewöhnlich trifft man sie in kleinen Familien von 4 — 6 Stücken an, und unter diesen immer 
nur ein ausgewachsenes Männchen. Ihre beliebteste Nahrung sind die Blätter und Fruchtkolben 
von Holeus Sorghum, sonst auch jede andere wildwachsende Grasart; ihr Gang ist etwas schwer- 
fällig, auch sind sie nicht sehr menschenscheu. Der Abyssinische Landesname ist Defassa ( 2 &r1 )- 
Das Thier kommt auch südlich von Sennar und in Kordofan vor, und der dorten dafür gebräuch- 
liche Name ist Bura. Mehemet Beg, türkischer Statthalter in Kordofan, zeigte mir in Cairo die 
Haut eines in jenem Lande erlegten Individuums, wodurch ich dessen Identität mit A. Defassa 
erkannte, Die kurze Notiz, die ich zur Beschreibung der Säugethiere meiner vorigen Reise p. 22 
von einer Antilope Bura gegeben, ist somit auf die nun hier beschriebene Art anzuwenden. 

Die Abyssinier machen auf diese Thiere nur zufällig Jagd, weil alles Fleisch überhaupt in jenem 
Lande in geringem Werthe steht, und das Fell zu nichts besonderem verarbeitet wird; dagegen 
sollen diese Antilopen die gewöhnliche Nahrung der übrigens im nördlichen Abyssinien nur sehr 
vereinzelt vorkommenden Löwen seyn. 


11 


Taf. 4. 
Antilope Decula. Rippen. 


Diagnos. Mas adultus. Antilope cornubus erectis subcontortis Parte intermedia deflexis, apieibus rotundatis adversum inclinatis, carina 
antica breviori, postica longiori, basi triangulari obsolete annulatis, — Corporis colore ex fuscescente badio, juba dorsali et 
gastreo nigricante, linca ad latera dorsi alba, lineolis transversis tribus ad quatuor albescentibus conjuncta, stria punctorum 
alborum ad pectoris et lumbi latus, cauda subfloccosa Supra rufescente, infra alba, apice nigricante, Pictura ceterarum partium 
ab illa Antilopes sylvatice (Sparm.) non differt, 

In die Abtheilung der Tragelaphus Antilopen des Herrn von Blainville, gehört die schön 
gezeichnete Gazelle, die hier beschrieben wird, und welche ich in den buschigen Felsenthälern 
auffand, die den nordwestlichen Abhang des Abyssinischen Hochlandes bilden. Die Form ihrer 
Hörner und die Verhältnifse der Körpertheile gleichen in vielfacher Hinsicht denen der Antilope 
sylvatica (Sparm,), von welcher Art sie sich durch eine kleinere Statur, und verschiedene Farben- 
zeichnung, nämlich den fehlenden weilsen Streifen längs des Rückens, einen grauschwarzen Bauch, 
das Vorhandenseyn eines weilsen Längestreifen auf den Seiten des Rückens, der durch mehrere 
Querstreifen mit der schwärzlichen Mähne, die über den Rücken hinzieht, verbunden ist, so wie 
durch eine verschiedene Schwanzfärbung unterscheidet. Ich kann die Beschreibung dieser vermuthlich 
neuen Art um so genügender mittheilen, da ich mehrere Individuen beiderlei Geschlechts und 
verschiedenen Alters vor mir liegen habe, und will es dann dem Gutdünken der Systematiker 
anheim stellen, ob sie diese constanten Abweichungen für zureichend erachten, um meine Antilope 
Decula als von der A. sylvatica specifisch verschieden, zu trennen, 


Ganz altes Männchen. 


Hörner: robust, mit dreikantiger Basis, allmählich nach der Spitze zu abgerundet, unten 
auf zwei Seiten gekielt, die Kiele durch Drehung des Horns um seine Axe ein Drittel eines 
Kreisbogens beschreibend. Farbe der Hörner braunschwarz; ihre Richtung ist an ihrer Basis 
vertical aufsteigend, und etwas nach aufsen zu laufend ; dann biegen sie sich ein wenig. vorwärts; 
der nun folgende leierartig geschweifte Zwischenraum der mittlern Theile der Hörner ist etwas 
rückwärts geneigt, aber die convergirenden Endspitzen sind wieder ein wenig nach vorn zu gerichtet. 
Die unteren %, der Hörner sind durch feine, wellenförmige Querlinien geringelt, die sich im Alter 
viel abnutzen und stark ausspringen. Die Endspitzen sind ganz glatt. 

Farbe: Oberkopf, Stirn und Außenseite der Ohren röthlichbraun; Seiten des Kopfes röth- 
lichgelb; Mitte der Nase von der Nasenkuppe an bis gegen die Augen hin und ein Fleck auf 
der Mitte des Scheitels kastanienbraun. Ober- und Unterlippe, ein grofser Fleck an der äufsern 
Basis der Ohren, zwei andere unter dem Auge und auf den Wangen, und ein feiner Streif vor 

. dem vordern Augenwinkel, weils. Hals graubraun. In der Mitte des Vorderhalses und an dem 
Anfange der Brust ein grofser weilser Fleck; Nacken und eine Mähne, die vom Scheitel an längs 
des Halses über den ganzen Rücken bis zur Schwanzwurzel ziehet, dunkelkastanienbraun. Grund- 
farbe des ganzen Körpers und der Schenkel rothbraun mit braungrauen Haaren untermischt. Zur 
Seite des Rückens ziehet ein weifser Streif vom hintern Ende des Schulterblattes bis zum Becken- 


12 Antilope Decula. 


kamm hin, allwo noch die Spur einer weilsen Querlinie sichtbar ist, die nach dem Rückgrat 
gehend, die hintern Enden der weilsen Seitenlinien mit der schwarzbraunen Rückenmähne vereiniget. 
Unter dieser weilsen Seitenlinie längs der Mitte des Rumpfes erscheint eine Reihe von 7 — 9 
weilsen Flecken, und 2 andere etwas tiefer stehend auf jedem Schenkel. Brust und Bauch schwarz- 
grau. Aeulsere Seite des obern Theils der Vorderfüfse, ihre ganze untere Mitte, nebst einem 
Längestreifen auf der vordern Seite der Läufe, Gegend um die Afterklauen, und ein Saum um 
den Haut-Rand der Hufe dunkelkastanienbraun. Oberer Theil der innern Seite der Vorderfülse, 
innere Seite der Vorderläufe und Gegend der Fefsel weils; äufsere und hintere Seite der Vorder- 
läufe hellrehbraun. Aeufsere und hintere Seite der Keule und die obere äufsere Seite der Wade 
rothbraun; unterer Theil der Wade aufsen und innen dunkelkastanienbraun; obere innere Seite 
der Wade nebst einem Streif längs ihrer vordern Seite, vordere Seite der Hinterläufe, ein runder 
Fleck auf der innern Seite der Ferse, so wie die Gegend der Fefsel weils; äufsere und hintere 
Seite der Hinterläufe hellrehfarbig; Einfafsung der Hinterhufe und der Fefsel schwarzbraun. 
Schwanzrübe oberhalb rothbraun, unterhalb weifslich; Quaste des Schwanzes, schwarzbraun. 

Die Haare im Ganzen sind zwar etwas steif, doch glatt aufliegend und von mittler Länge; 
die Mähne längs des ganzen Rückens bildet einen drei Zoll langen Haarkamm. Auch der 
Schwanz ist durchaus ziemlich stark behaart. — Zwischen den Ohren auf dem Nacken ist ein 
Haarwirbel und oben auf der innern Seite jedes Vorderfufses der gewöhnliche Haarwirbel. Von 
Thränensäcken keine Andeutung, an den Weichen 2 Inguinalgruben und vier Brustwärzchen; 


keine Haarbüschel an den Vorderfülsen. 


Ausmessung des ausgewachsenen Männchens. 


Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel . . . A 10% 
Länge der Schwanzrübe . . c . . . . . . . . — 16. 
Länge des Schwanzes mit der Haarquaste . . . . . . . .. — 9 8. 
Länge des Kopfes von der Nasenspitze bis zur Hornwurzel . . . . 2 0,9: 
Höhe der Hörner in direkter Linie von der Basis bis zu ihrer Spitze . . 8 6. 
Abstand der Hörner an ihrer Wurzel 0 . . . . . . .—_— 8 
Umfang jedes Horns an der Bass . . . . . . . . .— 4 — 
Abstand der Endspitzen der Hörner . . . . . . . . .— 3. — 
Höhe des Körpers am Blatt ö . . . . . . . . . 2. 30 
Höhe des Körpers am Kreuz . 2 . . . . . . . . 2. 3 6. 
Länge der Ohren . o A ö . 0 . . . . . u —e4, — 
Länge der Spur . . . . . . . . . . . . — 1— 
Breite der Spur . . . . . . . . . . . .— 12% 


Altes Weibchen. 

Ohne Hörner; Färbung des Kopfes ganz wie beim alten Männchen, eben so die Zeichnung 
an der Mitte des Vorderhalses, nur mit dem Unterschied, dafs da dieselben beim Weibchen mehr 
grauweils sind, solche nicht so scharf von dem rehgelben Grunde des Halses sich abscheiden. 
Seiten des Halses, Nacken, ganzer Körper, Brust, Bauch und äufsere Seite der Beine rehgelb. 


Antilope Decula. 13 


Ein kastanienbrauner Streif ziehet von dem Haarstern zwischen den Ohren längs des Nackens 
und Rückens bis in die Gegend der Schwanzwurzel, aber die Haare bilden bei dem Weibchen 
keine Mähne. Die weifsen Farbenzeichnungen an Vorder- und Hinterfüssen und die Schwanz- 
färbung an beiden Geschlechtern gleich. Die weifsen Streifen zu beiden Seiten des Rückens weniger 
scharf hervortretend; von ihnen gehen zwei weilse Querlinien leicht angedeutet ab, die eine über 
dem Kopfe des Femurs, die andere am Ecke des vorspringenden Beckenknochens. Es hat vier 
Zitzen. Sämmtliche Körperdimensionen sind Y, geringer als beim alten Männchen. 


Zweijähriges Männchen. 


Die wellenförmigen Linien im untern Drittel der Hörner sehr deutlich ausgedrückt. Die Fär- 
bung des ganzen Thiers wie beim alten Männchen, nur ist das Schwarzgraue auf der Bauchseite 
weniger ausgebreitet; die zwei weilsen Längestreifen am Rücken sind sehr deutlich, und oben 
‚übers Kreuz her durch vier schwach angedeutete weilse Querlinien mit der Rückenmähne ver- 
bunden. Zu bemerken ist, dafs sich bei diesem Individuum einige wenige weilse Haare in dem 
braunen Haarkamm längs der Rückenmitte in der Gegend des Beckens vorfinden, welche allen 
andern Individuen gänzlich fehlen. 


Neugebornes Kalb. 


Färbung wie beim alten Weibchen; die schwach angedeutete weifse Seitenlinie durch vier 
weilse Querstreifen mit dem schmalen, aber dunkeln Rückenkamme verbunden. Die weilsen 
Flecken auf der Körperseite und auf den Schenkeln schon bemerkbar. Der Schwanz ist noch 
ganz kurz und einförmig rehgelb gefärbt. 

Diese Antilopenart lebt paarweise in den buschigen Bergthälern von Abyssinien an dem 
Dembea-See und nach der Kulla zu; ihre Nahrung besteht in kleinen zarten Blättern, besonders 
lieben sie die abgefallenen reifen Früchte wilder Sykomorfeigen. Sie pflegen im Monat October 
ein Junges zu werfen, und der Monat Mai, oder der Anfang der Regenzeit soll die Zeit ihrer 
Begattung seyn. Sie sind schnellfüfsig und scheu, und werden zuweilen von den Eingebornen 
mit Hunden gehetzt. Ihr Fleisch ist nicht sonderlich schmackhaft. Diese Gazellen-Art heilst bei 
den Landeseingebornen Jägern in der Amhara Sprache Decula*) ( PTfYA). 


*) Dieses Wort ist nicht zu verwechseln mit dem Thecula (Tr WA) der Abyssinier, womit sie den Canis pictus (Chien Vencur 
Levaillant) bezeichnen. 


Säugethiere. 4 


14 


Taf. 5. 


Antilope Beisa. Riüppel. 


Diagnos. Mas adultus. Antilope cornubus longis, rotundatis, tenuibus, rectis, parte basali annulatis. Facies exalbida, vittis tribus ex fusco 
umbrinis valde distincta, quarum una a fronte ad regionem nasalem lata, sed inter oculos angustior, altera a fronte per oculum 
ad genam, tertia a regione parotidea ad gulam producta. Ejusdem coloris sunt, — tenia, a gula collo anteriore ad sternum 
descendens, ubi divisa ad latera pectoris et abdominis decurrit, — armilla antibrachii, et caud& apex comatus. Corporis colore 
isabellino , peetoris et abdominis albicante, juba cervicali et dorsali rubiginosa. 

Foemina adulta differt a mare juba cervicali et dorsali corporis colore. 


Als ich mich im Jahr 1825 auf meinen Jagdexcursionen in den Steppen südlich von Ambucol 
in der Provinz Dongola befand, erhielt ich von den dortigen Landeseingebornen Kunde von dem 
Vorkommen einer Antilope, welche sie Dammah benannten und die nach ihrer Beschreibung die 
Gröfse eines Maulthiers haben sollte, mit langen geraden Hörnern bei beiden Geschlechtern, einem 
fahlgrauen Körper und schwarzen und weifsen Zeichnungen am Kopfe.*) Sieben Jahre später war 
ich so glücklich in den Niederungen längs der abyssinischen Küste westlich von Massaua ein 
Antilopen-Paar zu erhalten, das mir die Bestätigung der Aussage jener Jäger von Ambucol gab. 
Diese schöne Art, obgleich im Allgemeinen durch Statur, Grundfarbe des Körpers und Form 
der Hörner, dem am Cap vorkommenden Oryx nahestehend, ist doch durch ihre eigenthümliche 
Farbenvertheilung so sehr von derselben unterschieden, dafs ich gleich beim ersten Anblick solche 
als eine besondere, neue Art erkannte, und sie mit dem zu Massaua für dieses Thier gebräuch- 
lichen Trivial-Namen Beisa bezeichnete. **) 

Diese Antilope, welche die Gröfse eines ganz ausgewachsenen Hirsches erreicht, hat bei 
beiden Geschlechtern gerade aufrecht stehende, dünne, zugerundete, an der unteren Hälfte wellen- 
förmig geringelte, an der oberen ganz glatte Hörner von schwarzer Farbe. Die Haare des Körpers 
sind kurz, anliegend und etwas steif. Auf dem Kreuze bildet sich ein Haarwirbel, von welchem 
aus längs des Rückgrates ein vorwärts gerichteter niederer Haarkamm bis in die Gegend der 
Ohren läuft, woselbst abermals ein Haarwirbel; -zu beiden Seiten dieses Haarkammes auf dem 
Nacken eine Haarnaht, so wie zwei kleine Haarwirbel vor jedem inneren Augenwinkel, und ein 
anderer auf den Seiten des Bauches, nicht fern von der Nabelgegend. Der Schwanz ist mittel- 
mälsig lang, die Rübe mit kurzen Haaren bewachsen, und die Endspitze mit einer buschigen 
Quaste. Die Ohren sind grofs, offen, und am inneren Rande stark behaart, dagegen fehlen bei- 
nahe gänzlich jene Haarstreifen, die bei andern Antilopen die Basis der Ohrmuschel besetzen. 
Thränensäcke sind weder durch eine äufserliche Oeffnung ersichtlich, noch durch eine nackte Hautstelle 
angedeutet; die Nasenkuppe ist bis zum nackten Rande der Nasenlöcher behaart. Inguinal- 
vertiefungen sind keine vorhanden; beide Geschlechter haben vier Milchwarzen an den Weichen. 
Die Hufe sind schmal, länglich, und vorn zugespitzt. 


en) Zoologischer Atlas zu meiner ersten Reise im nördlichen Afrika, Säugethiere pag. 22. 
) Meine desfalls in Massaua gefertigte Beschreibung theilte mein Freund, Herr Straus-Dürkheim, in Paris der Societe d’histoire 
naturelle jener Stadt im Jahr 1832 mit, 


Antilope Beisa. 15 


Dimensionen eines ganz ausgewachsenen Männchens. 


Kopflänge von der Nasenspitze bis zur vordern Seite der Basis der Hörner ol 
Kopflänge von der Nasenspitze bis zum Anfang der Ohröffnung . . . 13 — 
Länge der Ohren . . . . . . 0 . . . . vo lb 
Abstand der Hörner an ihrer Basis . . . . . . . . . — 1 -— 
Ihr Umfang daselbst e . . . . . . . . . . — 5 |]. 
Länge der Hörner . . . . ö . . . . ö . oo & & & 
Entfernung der Hornspitzen von einander . . . . . . o = GG & 
Körperlänge von der hintern Basis der Hörner bis zum Anfange des Schwanzs. 5. — — 
Länge der Schwanzrübe . . . . . : . . . . . 1L— © 
Länge des Schwanzes mit der Quaste . 0 . . . . . o Io eb 
Höhe am Kreuz und am Blatt . . . . . . . . . . 2%. — 
Länge der Spur . . . ® . . . . . . . . — 2. 10 
Breite der Spur . . . ö 0 . b . . . . 2 23.‘ 


Die Grundfarbe des ganzen Thiers ist eine schwer zu beschreibende, und läfst sich ohngefähr 
als eine fahlgrau-isabellfarbige angeben. Die Gegend des Mundes und der Nasenspitze, des vorderen 
und hinteren Augenwinkels, Basis der Ohren, die Vorderfüfse und Bauchmitte, sind weils. Ein 
dreieckiger Fleck, der auf der Stirn an der Basis der Hörner beginnend, durch einen schmalen 
Streif mit einem länglichen, glockenförmigen Flecke auf dem Gesichts-Profil verbunden ist, ein 
schräg ablaufender schmaler Streif durch die Augen über die Wangen nach der Gegend des 
Mundwinkels ziehend, dann ein spitzzulaufendes Halsband, das von der Basis der Ohren zur Kehle 
geht, von da aus einen gedoppelten Streifen längs der Mitte des Unterkiefers sendet, der dann 
zusammengeschmolzen längs der Mitte des Vorderhalses bis auf die Brust verläuft, wo er sich 
spaltet, hinter dem Bug herzieht und als- schmales Band längs den Seiten der Brust und des 
Bauchs bis zu den Weichen sich erhebt; ferner ein breites, schräg gestelltes Armband, um die 
Schiene der Vorderfüfse, endlich ein Flecken vorn auf dem Laufe derselben Füfse — sämmtlich von 
schwarzbrauner Farbe Die Mähne längs des Nackens, so wie der Haarkamm auf dem 
Vorderrücken rostroth, welches letztere in der Gegend über dem Kreuz dunkelbraun wird, und 
so endiget. Schwanzrübe fahlgrau, Schwanzquaste schwarz; äufsere Seite der Ohren fahlgrau mit 
einem schwärzlichen Saume nach der Spitze zu. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen 
durch eine mit dem allgemeinen Farbenkleide des Körpers übereinstimmende Färbung der Nacken- 
Mähne und des Rückenkammes; in der Gröfse sind sich beide Geschlechter gleich. 

Ich erhielt diese schöne Antilope in den Niederungen der Küstenlandschaft bei Massaua, wo 
sie in der regnerischen Jahreszeit nicht selten sein soll; da sie aber durch die Nachstellung der 
türkischen Soldaten scheu gemacht wurden, so hat man jetzo grofse Mühe sie zu erlegen. Sie 
kömmt an der ganzen Küste des rothen Meeres bis nach Souakin zu vor, vielleicht selbst in 
Egypten, wenigstens erwähnt ihrer bereits der unglückliche Burckhardt auf seiner Reise von 
Schendi nach Souakin.*) Auch auf den Basreliefs des Tempels von Kalabschi in Unter-Nubien, 


*) Burckhardt’s Reisen in Nubien, Weimar 1820, p. 602. 


- 


16 Antilope Beisa. 


erinnere ich mich eine Abbildung dieses Thiers gesehen zu haben,*) und Prosper Alpinus bildete 
bereits das Horn einer Beisa ab, das er in Egypten erhalten hatte. Es scheint mir daher wahr- 
scheinlich, dafs sie das Thier sei, welches der grölsere Theil der alten Schriftsteller mit der 
Benennung Oryx bezeichnet hat; auch mochte wohl Pallas sich geirrt haben, wenn er den 
Oryx des Oppian in der am Vorgebirge der guten Hoffnung lebenden geradhörnigen Antilope 
(Ant. Oryx autorum) zu erkennen glaubte, wie auch Professor Lichtenstein, der den Oryx der Alten 
mit Linne’s Ant. Gazella identisch glaubte, oder Hamilton Smith, der damit eine in Persien 
vorkommende Antilope als solchen bezeichnete, welcher er nach Pallas den Namen Ant. Leucoryx 
beilegte. Die abweichenden Meinungen dieser Schriftsteller sind von wenig Belang, die Thatsache 
aber ist, dafs jetzo die Familie der Oryces vier ganz verschiedene Arten enthält: 


a) mit geraden Hörnern 

1) Antilope Oryx (Pallas) aus der Cafferei, 

2) A. Beisa (R.) aus Ost-Nubien und Abyssinien, 

b) mit etwas rückwärts gekrümmten Hörnern 

3) A. Gazella (Duffon, Linne) im westlichen Nubien und Egypten, 

4) A. Leucoryx (Pallas) aus Persien und Indien? 

Die Antilope Beisa lebt in kleinen Familien in flachen Thälern die mit lichtem Gebüsch 
bewachsen sind, nährt sich vom Grase, läuft äufserst schnell und ist scheu. Wenn sie ange- 
schossen worden, oder hart verfolgt wird, vertheidigt sie sich muthig mit ihren spitzen Hörnern, 
mit denen sie in solchen Fällen den Jägern bisweilen lebensgefährliche Verletzungen beigebracht 


haben soll. 


Capra. Linne. 
Taf. 6. 
Capra walie. Rüppel. 


Diagnos. Capra cornubus crassis, nodosis, basi subrhomboidali, fronte protuberante, naso resimo, barba mediocri. 
ex umbrino fuscescente, subtus partim albescente, pedibus albidis, antibrachio, carpo et tarso antice plagis nigricantibus. 


Corporis colore supra 


Die verschiedenen Arten, aus welchen das Geschlecht Capra besteht, sind, obgleich gering 
an Zahl, doch keineswegs so leicht zu charakterisiren, als man nach ihrer kleinen Anzahl ver- 
muthen möchte, und zwar deshalb, weil sämmtliche Arten im wesentlichen des Körperbaues, in 
der Gröfse und Hauptform der Hörner und im Farbenkleide viele Aehnlichkeit mit einander haben. 
Drei dieser Arten sind von den vorzüglichsten neuern Schrifstellern über Säugethiere **) mit 


*) Vergleiche Gau Monumente Nubiens Tafel 15. 
**) Hamilton Smith p. 300; G. Cuvier p. 275; Fischer p. 482; Desmarest p- 480. 


Capra Walie. 17 


gleicher Benennung als eigenthümliche Arten unter den Namen Capra Ibex, caucasica et Aegagrus 
aufgeführt worden. Die erste Art wird bezeichnet durch knotige Hörner mit vierkantiger Basis, 
einförmigen fahlgrauen Balg mit schwarzen Füssen, und etwas convexes Gesichtsprofil 1); die 
zweite durch knotige Hörner mit dreikantiger Basis, graubraunen Balg, schwarze Rückenmähne 
und schwarze Füsse °); die dritte endlich durch einfach gerippte Hörner, vorn angeschärft, 
gerades Gesichtsprofil, rothbraune Körperfarbe und schwärzliche Füsse 3), 

Zu diesen drei Arten fügte in neuerer Zeit F. Cuvier und Fischer eine vierte hinzu, die im 
sinaitischen Gebirg und in Oberegypten vorkömmt. Ihr Schedelbau ist ganz wie bei €. Ibex; 
die Hörner sind zwar auch mit einer viereckigen Basis und ihre Krümmung ist mit einzelnen 
Knoten besetzt; aber unter gleichem Körperverhältnifs sind sie immer weit dünner als bei dem 
Ibex, auch ist ihre Basis mehr ein verschobener Rhombus, und kein Rechteck, Farbe des Balgs 
einförmig hell zimmetfarbig, der Bart schwarz, die Füsse weils und dunkelbraun gezeichnet. 
F. Cuvier benannte diese Art Capra nubica, eine ganz unpassende Benennung, denn ich kann 
auf das Bestimmteste erklären, dafs dieses Thier nicht südlich vom 24. Breitegrad im nord- 
östlichen Afrika vorkömmt; der Name Capra arabica, der im Wiener Museum vor vielen Jahren 
dem dortigen Exemplare gegeben wurde, welches diese Sammlung schon im Jahr 1807 durch 
P. Agnelli vom Sinai zugeschickt erhalten, verdient daher die Priorität, wenn er auch nicht 
passender ist *). Zwei andere Arten von Capra stellte Hamilton Smith in seiner Abhandlung 
über die Wiederkäuer auf; die eine benennt er C. Jaela, und giebt als deren Vorkommen Abys- 
sinien an °). Während meines zweijährigen Aufenthaltes in jenem Lande gelang es mir nie ein 
ähnliches Thier aufzufinden, das durch sehr dicke, gefurchte, aber nicht knotige Hörner mit 
Andeutung einer dreikantigen Basis, eine Haarmähne, längs des Vorderhalses, der Brust, und 
des Gelenkes der Vorderbeine, so wie bartloses Kinn charakterisirt wurde.- Die Farbe seiner 
Haare wird braungelb angegeben; das Ganze hat ungemein viele Aehnlichkeit mit dem Ovis 
tragelaphus (Cuv.) ©) das ziemlich häufig in Oberegypten, Nubien und längs der Westküsten des 
rothen Meeres vorkömmt. 

Die andere Art, welche der brittische Naturforscher aufgeführt hat, benannte er Capra 
Jemlahica ?); sie soll aus den Gebirgen im Central-Asien abstammen. Der Kopf derselben hat ein 
gerades Profil, die Hörner sind flach gedrückt dick, nicht. sonderlich lang, ihre vordere Kante 
knotig. Haare des Gesichts und der Füsse kurz anliegend, ein schwarzer Streifen längs des 
Gesichtsprofils und vornen an den Beinen, der übrige Körper sehr langhaarig, von schmutzig 


1) Schrebers Säugthiere COCLXXXI. A. 
2) Ich habe nie Individuen dieser Art zu Gesicht bekommen; die Beschreibung ist naelı den Autoren und der Abbildung in 
Schreber CCLXXXTI. B. 


3) F. Cuvier Mammiferes, Vol. 2. Taf. 112, Capra sibiriea (Pallas) scheint noch eine eigene gut begründete Art zu sein; ihre 
Hörner sind ganz ähnlich denen des Ibex; die Füsse und Balg sind dı _Capra arabica ganz gleich; Beschreibung und Abbildung 
findet sich in Pallas Spicilegia XI. Taf. 3. p. 52. IE 


4) Die Abbildung dieses Thiers, die F. Cuvier, Mammiferes Vol. 3. Taf 108. publieirte, ist nicht naturgetreu, oder vielmehr das als 
Original dienende Thier hatte durch climatischen Einfluss eine ungewöhnliche Haarbedeckung und Färbung angenommen. Die Abbil- 
dung von Hemprich, in dessen Symbol» Phıysic» Taf. 18. ist viel besser. 

5) Hamilton Smith in Grifith’s R&gne animal. Vol. 5. p. 301. figura. 

6) Description de l’Egypte, histoire naturelle, mammiferes, und Schrebers Säugthiere CCLXXXVII. B. 


7) Hamilton Smith loco citato p. 308, figura. 


Säugethiere. 


18 Capra Walie. 


weisser Farbe. G. Cuvier *) glaubte ferner ein sehr grosses Thier zu der Gattung Capra rechnen 
zu müssen, das Daniel**) unter dem Namen Tackhaitse abbildete. Der Pariser Gelehrte benannte 
es Bouquetin ä Criniere, Daniel beschrieb es als eine Antilopenart ***), die durch ihre Körper- 
form und Hornbildung der Ant. equina sehr nahe steht. Der Balg dieses Thieres ist einförmig 
blaugrau, mit einer langen dunkelfarbigen Mähne längs des Nackens. Durch einen Irrthum in 
der Zeichnung verleitet, glaubt Cuvier an ihm einen Bart wahrzunehmen, den es nicht hat. Sein 
Standort ist das Plateau von Südafrika. In ganz neuerer Zeit glauben sich einige Naturforscher 
berechtiget, den Steinbock der Pyrenäen von demjenigen der Alpen specifisch zu trennen, worüber 
nähere Mittheilungen zu gewärtigen sind 7). 

Nach Aufführung aller bisher bekannten Thiere, die von verschiedenen Naturforschern zu 
der Gattung Capra gezählt wurden, komme ich zu der Beschreibung einer neuen Art, die ich 
in den bis zur permanenten Schneeregion sich erhebenden abyssinischen Gebirgen entdeckte. Sie 
unterscheidet sich von allen bekannten Arten gleich auf den ersten Anblick durch ihr stark convexes 
Gesichtsprofil, und einen länglichten konischen Höcker, der sich zwischen der Basis der 
Hörner befindet, und sich bei den beiden von mir eingesammelten Individuen als ein eigenthüm- 
liches Merkmal über die Stirnfläche erhebt, durch welchen fremdartigen Knochenbau sich diese 
Art sehr charakteristisch von allen andern wohl unterscheidet. Die Hörner (des Männchens), 
welche bei gleichem Körperverhältnifs bei weitem dicker als die von Capra Ibex sind, haben 
eine Basalfläche, welche vornen durch zwei rechte Winkel, hinten aber durch eine Zurundung 
gebildet wird. Vom innern rechten Winkel läuft eine Kante der Hornkrümmung entlang, die 
durch ihre “acht bis neun starke Knoten als eine sägeförmige Leiste erscheint, ungefähr wie beim 
europäischen Steinbock; ausserdem umgeben das Horn viele dichtstehende wellenförmige Rinnen. 
Die Ohren sind klein, aufrecht stehend; die Pupille rhomboidisch gespalten; der ganze Körper 
hat grosse Aehnlichkeit mit dem des gewöhnlichen Steinbocks, ist jedoch etwas mehr hochbeinig. 
Das Kinn ist mit kurzem Bart versehen; um die Hörner und oben auf dem Nacken sind die 
Haare struppig und etwas gelockt; allda ersieht man auch einen Haarwirbel, und zwei andere 
sind auf der gewöhnlichen Stelle an den Seiten des Bauchs. Von einem Haarkamm längs des 
Nackens oder Rückens ist keine Spur vorhanden. Zwei Haarnäthe laufen an den Seiten der 
Brust vorn aufwärts, und zwei andere Näthe ziehen vom Hinterbug bis in die Mitte der Bauch- 
seiten. Auf den Knieen sind die bei allen Ziegenarten vorkommenden unbehaarten Schwielen; der 
kurze Schwanz ist unten unbehaart, und endet mit einem Büschel; diesen trägt das Thier nach 


Belieben auf- oder abwärts. 


*) G. Cuvier Regne Animal, 2e edition. Vol. 1. p. 276. 
**) Daniel African scenery pl. 24. 
***) Auch Hamilton Smith, p. 180 hält diese Abbildung für die einer Antilopen-Art, die er mit dem Namen Antilope barbata bezeichnet. 
+) Dass die sogenannte Antilope lanigera des Hamilton Smith auch nichts als eine Ziegenart ist, die aber eine eigene Art bildet, 
will ich bei dieser Gelegenheit bemerken. pP 


Capra Walie. 19 

Körperdimensionen eines erwachsenen Männchens. 
Länge von dem vordern Ende des Mauls bis an den vordern Rand der Hörner —', 10, — 
Gröfster Durchmesser der Hörner Re u ie 
Länge vom hintern Rande der Hörner bis zur Schwanzbass . . . . dr — — 
Länge der Schwanzrübe ee, nn 2 


Länge des ganzen Schwanzes ee Er 1: Se Rs 
Höhe am Kreuz . ; : . o . : B 4 : & h 6 2. 7. — 
Höhe an der Gruppe © 3 

Umfang des Basalknoten der Hörner 


— Er 
Länge der Hörner längs der äussern Krümmung a er 1. 11. — 
Bängendes» Ohres- en... 0 ee Be er er 3° 
Längerdem Spur, men SE He re A ee 
Breiteitderselben er re re ne 


Aeussere Beschreibung des Thiers. 

Vordere und obere Seite des Kopfes, Nacken- und Rücken schön kastanienbraun; Nase, ein 
krummer Streif, der sich zwischen Auge und Ohr nach vorn zu biegt, Seiten des Halses, des 
Körpers und Bug umbrarothbraun; Gegend unter dem Auge und Ohr, Kinn, Vorderhals, Brust, 
innere Seite der obern Hälfte der Füsse, und hintere Hälfte des Bauchs schmutzig, weils ; äussere 
Seite der Vorderfüsse und Schenkel, so wie die mittlere Seite des Bauches fahlgrau. Lauf der 
Vorderfüsse weifslich, mit einem grossen schwarzen Fleck vorn über der Fufsbeuge, und einem 
ähnlichen Streifen vorn auf dem Metatarsus, der sich hinten über der Fessel vereiniget. Am 
Hinterfufs ziehet an der vordern Seite des untern Dritttheils der Schiene längs des Metatarsus 
ein breiter schwarzer Streif herab, schickt eine Binde quer über den Tarsus und eine andere 
über das Fesselgelenk. Die Schwanzwurzel ist kastanienbraun, das Schwanzende schwarz. Die 
innere Ohrenfläche ist unten weils, oben rothbraun gesäumt, die Aussenseite des Ohres roth- 
braun. Die Iris hellbraun, die Pupille dunkelblau. Auf dem Nacken des jungen Männchens 
bemerkt man einige unter die braunen Haare gemischte wollähnliche weisse Haarlocken. Am 
Unterleibe sind vier Milchwarzen; zwischen dem After und Schwanze zwei Vertiefungen, die mit 
einer stark riechenden Pomade gefüllt sind. & 

Das Weibchen dieses Steinbocks ist mir .nie zu Gesicht gekommen; es soll sich durch weit 
kürzere, dünnere, zugerundete Hörner von dem Männchen auszeichnen und bartlos seyn. Diese 
Thiere bewohnen die höchsten felsigten Gebirge Abyssiniens, welche wenigstens einen Theil des 
Jahres mit Schnee bedeckt sind, welswegen sie auch nur in den Provinzen Simen und Godjam 
vorkommen. Dieses Wild gehört dermalen in Abyssinien zu den Seltenheiten. Der abyssinische 
Landesname desselben heifst in der Amhara Sprache Walie (D/AA), in der Geez Sprache 
Waital (® EP MA). Ueber die Mährchen, welcherdie Abyssinier mir von dieser Ziege erzählten, 
soll einiges in meiner Reisebeschreibung angeführt werden. 


—————— 


rs Due 
Ya 1 u Te 2 a A ce ee rn BL U 4 # AEUE I ZE u  ; 


20 


Taf. 7. Fig. 1. 
Antilope redunca. Poalls. 


Diagnos. Mas adultus. Antilope cornubus mediocribus, lunatis, dimidio inferiori oblique annulato, apice lavigato antrorsum convergenti- 
j ineurvo; cauda mediocri, villosa; sinu lacrimali scopisque nullis, flexura antibrachii callosa, fossis inguinalibus quatuor; corporis 
colore rufo-fulvo, labiis, orbita, gula, ventre, parte interna pedum et cauda subtus albidis; parte antica antipedum umbrofusca; 

regione parotica macula einerascente, pilis brevissimis albidis circumdata. Foemina ecornis mari statura minore. 


Die von Buffon unter dem Namen Nagor abgebildete Antilope, welche einstens Adanson 
von Senegambien nach Frankreich geschickt hatte, war seit jener Zeit nicht neuern direeten 
Beobachtungen unterworfen worden. Die Buffon’sche Beschreibung dieses Thiers ist höchst unvoll- 
ständig; die dazu gehörige Abbildung *) macht diesen Fehler noch fühlbarer, und da seitdem 
über diese Antilope nicht ferneres publieirt wurde als in Schrebers Säugthiere (Taf. 265.) eine 
erbärmlich colorirte Calque der Buffon’schen Tafel, so finde ich mich veranlafst eine ganz genaue 
Originalzeichnung und Beschreibung dieses Thiers bekannt zu machen. Ich erhielt von demselben 
in Abyssinien mehrere ausgewachsene Individuen; Vergleichungen, die ich im Pariser naturhistori- 
schen Museum vornahm zwischen der abyssinischen A. redunca, und denjenigen, welche man in 
neuerer Zeit vom Senegal erhalten hat, überzeugten mich, dals beide zu einer Thierart gehören, 
wie sich Aehnliches mit mehreren andern Antilopen bewährte, die gleiehzeitig in Abyssinien und 
in Südafrika oder Senegambien leben, eine Thatsache, deren Möglichkeit in neuerer Zeit meh- 
rere Naturforscher angefochten haben, die das in ihrem Kopfe ausgegrübelte Prineip feststellen 
wollten, dafs den verschiedenen Antilopenarten sehr begrenzte Landstrecken von der Natur zur 


Fortpflanzung festgesetzt seien ! 


Aeussere Beschreibung. 


Das ausgewachsene Männchen der Nagor-Antilope hat die Grösse eines einjährigen Hirsches; 
die Hörner, deren Basis ziemlich robust ist, sind im untern Drittheil ihrer Länge schräg aufwärts 
und ein wenig rückwärts gerichtet; dann krümmen sie sich nach vorn zu, indem gleichzeitig die 
Endspitzen gegen einander etwas weniges convergiren. Die untere Hälfte der Hörner hat 7 bis 8 
schräg gestellte Ringe, ihre Endspitzen sind glatt, und in dem mittleren Theil“sieht man Andeu- 
tungen von Längsstreifen. Die directe_ Entfernung zwischen der Spitze eines Horns und seiner 
Basis entspricht dem Abstand der letzteren von der Mitte der Oberlippe. Die Nasenkuppe ist 
ganz nackt, die Nasenlöcher sind halbmondförmig. Von Thränensäcken ist an der äussern Kopf- 
haut gar keine Andeutung, dagegen ist schräg abwärts von der Basis der Ohren und etwas 
nach vorn zu laufend ein weifslicher Streifen mit ganz kurzen Haaren besetzt, in dessen Mitte 
sich ein rundlicher schwärzlicher Flecken abzeichnet. Die Körperhaare sind vergleichlich mit den 
meisten Antilopen-Arten, lang (beiläufig 1”,,Zoll) und weich anzufühlen. Zwischen den Ohren 
auf dem Hinterkopf ist ein Haarwirbel, von ‘welchem an die Haare des Oberkörpers bis zur 
Schwanzspitze rückwärts gerichtet sind. Ein anderer Haarwirbel ist vorn an der Basis des Halses 
in der Höhe des Gelenkkopfes am Schulterblatte, in welchem sich die zwei an den Seiten der 


*) Buflon bist. nat. Vol. XII. Taf. 46. 


Antilope redunca. 21, 


Brust auflaufenden Haarnäthe vereinigen. Unter der Biegung der Vorderfüsse ist eine nackte 
Schwiele, welche den an dieser Stelle gewöhnlich bei vielen Antilopenarten befindlichen Haar- 
büschel ersetzt. In den Weichen sind vier tiefe Inguinalgruben; die Hufe sind schmal, länglich, 
ziemlich scharf zugespitzt; der Schwanz ist kurz und mit weichen Zottelhaaren dick bewachsen. 


Körperausmessung des erwachsenen Männchens. 


Kopflänge von der Nasenspitze bis zur vordern Seite der Basis der Hömer . 0%. 7. 104 


Transversaldurchmesser der Hörner PR a ES re de 
Länge eines Hornes längs der äussern Krümmung gemessen Fe N} 
Entfernung zwischen den beiden Hornspitzen BE I — vage 
kängeydes Os; . U. 
Körperlänge von der hintern Basis der Hörner bis zum Anfang des Schwanzes 3. 1. 3, 
Länge der Schwanzrübe . © . a & h e 6 ö De — 3.0. 
Länge des ganzen Schwanzes zuzüglich der Haare a en Ar), 
Kopfhöhe am Kreuz und am Blatt Due: oe. Baar me. Cl 
BängendersSpurs na RU... ee ee os: 
Breite der Spur Me en Teen 


Die Grundfarbe des ganzen Körpers ist röthlich gelb, dabei ist die Basis jedes rothgelben 
Haares aschgrau. An der Gesammtfarbe finden folgende Modificationen statt: Die Lippen und 
die Kehle so wie ein schmaler Ring um die Augen sind weifslich. Das Kopfprofil längs der 
Nase bis zum Scheitel ist gelbbraun; die langen Haare auf der innern Seite des Ohrs und der 
mit ganz kurzen Haaren bewachsene Streifen schräg abwärts vom Ohr sind weifslich; in letz- 
terem ist der bereits erwähnte schwärzlich gefärbte runde Flecken. Die Brustmitte, der Bauch 
und die innere Seite des obern Theils der Beine sind weils. An den Vorderfüssen ist längs ihrer 
vordern Seite von der halben Länge der Speichen an bis zu den Hufen ein schwarzbrauner 
Streifen, während bei den Hinterfüssen sich ähnliches nur in der Mitte der Tarsus vorfindet. 
Die obere Seite des Schwanzes ist rothgelb, die untere weils, die Hörner sind leberbraun. 

Das Weibchen ist um Y,, Theil kleiner als das Männchen, und hat gleich allen andern 
Antilopen aus der Abtheilung der Reduncinen, keine Hörner. Bei meinen Exemplaren ist Nase 
und Stirn etwas dunkler gefärbt, wodurch sich das Weisse der Augen mehr heraushebt; auch 
ist die Rückenfarbe mehr graubraun. Es hat 4 Milchwarzen. 

Ich beobachtete diese Antilope ziemlich häufig in der wellenförmigen Hochebene der abyssi- 
nischen Provinz Woggera und in den grasreichen Niederungen um den Dembea-See. Beide 
Gegenden sind so ziemlich ganz von Gebüsch entblöfst, ihre relative Höhe 6 bis 8000 Fuls 
über dem Meeresspiegel; dort weiden diese Thiere in kleinen Gesellschaften von 4 bis 6 Stück. 
Die Weibchen sind weit weniger mistrauisch als“ die. Männchen, welche vor jedem fremden 
Gegenstand zurückbleiben, und daher weit schwieriger zum Schufs kommen; ihre Feinde in 
Abyssinien sind vorzugsweise Löwen, Leoparden und wilde Hunde (Canis pietus). Der 'abyssi- 
nische Landesname des Thiers ist Boher (Nh Z:) *)- 

*) Ludolf in seiner Historia Acthiopica Lib. I. Cap. 10. 72. schreibt wohl aus Verschen MY) Z: Capreolus; wenigstens kenne 


ich unter dieser Benennung kein Wild aus Abyssinien. 6 


Säugethiere. 


ara 


22 Antilope Madoqua. 


Der auf Tafel 13. Fig. 1. a und b abgebildete Schedel ist derjenige eines ausgewachsenen 
Weibehens. Bei dessen Vergleichung mit demjenigen verwandter Arten ist die grosse Länge des 
zahnlosen Theils am Oberkiefer auffallend; derselbe mifst 3 Zoll Länge, während der von den 
6 Mahlzähnen besetzte Raum nur 2 2“ mifst. Die Nasenknochen sind gleich wie bei allen 
Antilopen, welche keine sich nach aussen öffnende Thränengruben haben, sehr lang und schmal; 
ihre Endspitzen reichen beinahe bis zum halben Durchmesser der Augenhöhle; dagegen sind die 
Intermaxillarknochen kurz, und erstrecken sich nicht bis an die Nasenknochen. Die Thränen- 
gruben ersetzt ein ziemlich grosser rhombischer Spalt, der durch eine tendinöse Membran über- 
zogen ist. Die Ränder der Pfeilnath zwischen den Frontalknochen bilden gemeinschaftlich eine 
etwas elliptische Erhöhung. 

Noch ist zu bemerken, dafs man in den Papieren des vielverkannten Bruce, eine recht gute, genaue 
Beschreibung dieses Thieres gefunden hat, welche in der 3. (Edinburger) Ausgabe seiner Reisen 
im 7. Bande pag. 362 abgedruckt ist. 


Taf. 7. Fig. 2. 
Antilope Madoqua. Bruce. 


Synon.: Antilope grimmea? Pallas et F. Cuvier. 

Diagnos. Mas adult. Antilope cornubus medioeribus, reetis, eylindrieis, longitudinaliter striatis, antice subcompressis, parte basali nonnullis 
annulis undulatis, apice lavigato; ante oculos stria horizontali calva viscositatem secernente; inter cornua peniecillo pilis elon- 
gatis divergentibus; cauda brevi, subtus et supra pilosa, scopis ad antipedes nullis; ungulis spuriis minutissimis. Corporis 
colore ex einereo rufescente, a naribus usque ad verticem stria nigrieante; gula, labiis, ventre et parte interna pedum albidis; 
ad labium inferius utringue macula einerascente. Pedes a spuriis ungulis apicem versus nigricantes, nigredine ad anticas tibias 
linealiter ascendente. Cauda supra. nigra, infra albida. 

Fomina ecornis, mammis 4, in utroque sexu fossa inguinales dus. 


Ob die von mir abgebildete abyssinische Antilope mit derjenigen identisch ist, welche Pallas *), 
Vosmar **) und F. Cuvier ***) unter dem Namen Ant. grimmea bekannt gemacht haben, und 
die vom Senegal und Guinea herstammte, wage ich nicht zu entscheiden. Gleiche Grösse, Form 
der Hörner, nackte Hautstreifen auf den Seiten des Kopfes zwischen Augen und Nasenlöcher 
haben beide Arten gemein, und auch so ziemlich die Hauptvertheilung der Farben. Aber die 
von Grimm vor 160 Jahren am Cap beobachtete Antilope war nichts als ein junges Individuum 
derjenigen Thierart, welche vor 20 Jahren Blainville unter dem Namen Antilope mergens unvoll- 
ständig beschrieb, und wovon Lichtenstein in seinen Darstellungen neuer Säugthiere, Taf. XI. 
eine mangelhafte Abbildung bekannt machte +). Ohne Zweifel ist das von mir nachstehend zu 
beschreibende Thier identisch mit demjenigen, wovon in der 3. Ausgabe von Bruce’s Reisen 
unter dem Namen: „madogua Antilope“ eine gute Beschreibung und erkenntliche Abbildung 
gegeben wurde++), und von welchem Thier bereits Hiob Ludolf vor 150 Jahren unter gleicher 
Benennung Erwähnung that +FY). 

*) Spicilegia fasc. I. Taf. 3. pag. 41. und Miscellanea Taf. 1. 

**) Natuurlyke Historie van het guineesche Jufler-Bokje, Amsterdam 1766. 
**") Mammileres. Vol. 2. Taf. 110. 

+) Sowohl in der Lichtenstein’schen Abbildung als auch Beschreibung ist der nackte Hautstreifen an beiden Seiten des Kopfs 

vergessen worden. 


tr) Bruce Travels 3. edit. Vol. 7. pag. 360. und Taf. 56. 
{rt) Historia Aethiopiea Lib. I. cap. 10. 73. PP: Madokua, animalia qua capris assimilabat Gregorius. 


Antilope Madoqua. 23 


Aeussere Beschreibung. 


Das ausgewachsene Männchen der Madoqua entspricht in Grösse dem drei Monat alten 
Kalbe eines Damhirsches; es hat gerade, zugerundete, auf der vordern Seite der ganzen Länge 
nach etwas comprimirte Hörner, deren unteres Drittheil mit 6 bis 8 wellenförmigen Ringen 
gerippt ist; im mittleren Verlauf haben sie schwach angedeutete Längsfurchen; an der geglätte- 
ten Endspitze sind die Hörner noch einmal so weit von einander entfernt als an der Basis. Die 
Nasenkuppe ist ganz unbehaart bis an den Mundrand; statt der Thränensäcke ist in einiger 
Entfernung vor jedem Auge und etwas unterhalb ein nach der Nase zu laufender schmaler 
haarloser Hautstreifen, unter welchem eine Drüsenmasse liegt, die eine gelbliche, starkriechende 
Pomade ausschwitzt, ganz wie solches bei der capischen Antilope mergens der Fall ist. Zwischen 
den Hörnern bilden ziemlich lange Haare einen trichterförmigen Wirbel, der wie ein gespreitzter 
Pinsel abstehet. Etwas unterhalb der Ohren ist ein anderer Haarwirbel, von welchem aus bis 
zum Schwanze die Haare rückwärts laufen. Die Haare des Halses sind etwas spröde, diejenigen 
des Körpers ziemlich lang und weich. Der Schwanz ist kurz, ziemlich behaart, und endet in 
eine Quaste. An den Vorderfüssen kein Haarbüschel oder Schwiele. In den Weichen zwei tiefe 
Inguinalgruben, und bei den Weibchen vier Milchwarzen. Die Hufe und Nebenhufe sind ganz 
besonders klein, letztere kaum bemerkbar. 


Körperausmessung. 


Kopflänge von der Nasenspitze bis zur vordern Seite der Basis der Hömer . 0%. 5. 4“ 
Transversaldurchmesser eines Hornes 0. 0. 7. 
Dessen verticale Länge Ce Be: er Nee Oms2mag! 
Entfernung zwischen den Endspitzen der Homer. . . .20..2.0.20..2.0 1 3. 
Länge der Ohren a TEE re a re U el 
Körperlänge von der hintern Basis der Hörner bis zum Anfang des Schwanzes 2. 3. 0. 
Länge der Schwanzrübe U OU IN. Bene ne ee 6 — 2. 3. 
Der ganze Schwanz mifst zuzüglich der Haaruate . . 2 2020.20 — 4 6. 
Körperhöhe am Kreuz . . . B 6 a 6 6 6 © 6 6 2. 0. 0. 
Länge der Spur SO TE N u 2 An Ve 1. 
Breite der Spur a a 5 engen ee ae ne ed: 


Die Grundfarbe des ganzen Thiers ist gelblich roth; da aber genau betrachtet alle Haare 
des Oberleibs und der äussern Seite der Beine an der Basis und Endspitze aschgrau sind, so 
erhält der ganze Balg ein gesprenkeltes Ansehen. Von der Nasenspitze bis zu den Hörnern 
gehet ein schwarzbrauner Streifen; von gleicher Farbe ist der trichterföormige Haarschopf. Die 
Kopfgegend der nackten Hautstreifen, ein dünner Strich über den Augen, und die Basalgegend 
der Ohren sind grau. Lippen, Kehle, Bauch und innere Seite der Füsse grauweils. Zu beiden 
Seiten des Unterkiefers ein schwarzgrauer Flecken. Unterer Theil der Füsse zwischen den After- 
klauen und Hufen, und ein Flecken an der Vorderseite der Biegung der Vorderfüsse, rauchschwarz; 
zuweilen verlängert sich dieser schwärzliche Flecken abwärts bis an die Hufgegend. Schwanz an 
der Basis gelbgrau, die Quaste oberhalb schwarz, unten weils. Das Weibchen unterscheidet 


24 Antilope Madoqua. 


sich von dem Männchen nur durch den Mangel der Hörner, in Grösse sind sich beide gleich; 
an den Jungen ist der schwarzbraune Streifen längs des Kopfprofils nur an der Nasenspitze 


angedeutet *). 

Die Madoqua-Antilope kömmt nur in bergigen mit Buschwerk bedeckten Gegenden vor, 
und zwar in solchen, die 5000 bis 8000 Fuls über der Meeresfläche erhaben sind. Ich beobach- 
tete das erste Individuum zu Galla in der Bergkette westlich von Massaua; später fanden wir 
das Thier häufig auf den Bergen um die Thäler der Kulla; es lebt immer Paarweise, und ist 
wegen seines flüchtigen Eindringens ins Gebüsch schwierig zu jagen. Der abyssinische Landes- 
name ist Madoqua, mit welcher Benennung übrigens die dort gleichfalls vorkommende Ant. montana 
zuweilen bezeichnet wird. — An dem Schedel ist die nahmbare Vertiefung vor jeder Augen- 
höhle bemerkbar, worin die den gelblichen Schleim absondernde Drüse liegt; die nämliche Ver- 
tiefung ist bei dem Schedel von Ant. oreotragus, pygmaa und dem irrigerweise Ant. mergens 
benannten Thiere. 


Ich gebe hier noch eine Zusammenstellung, nicht allein der Antilopen-Arten, sondern auch sämmtlicher 
Wiederkäuer, die ich auf meiner nordafrikanischen Reise beobachtet und eingesammelt habe: 

Camelus dromedarius (Lin.); nicht selten in ganz verwildertem Zustande, in den Steppen von Kordofan; es 
sind aber immer herrnlos gewordene Thiere, die aus der Domestieität entlaufen sind. Kömmt nie in Abyssinien 
vor, mit Ausnahme der flachen Thäler längs der Meeresküste. 

Camelopardalis Giraffa (Lin.). Die in dem Atlas zu meiner vorigen Reise, Taf. 8. gegebene Abbildung ist 
ungenügend, da man dabei meine nach dep Leben gefertigte Skizze nicht benutzte; die vielen in neuerer Zeit 
nach den in London (wo jetzo gleichzeitig sich sieben lebende Giraffen befinden) und Paris gepflegten Thieren 
publieirten Abbildungen ersetzen die meinige vollkommen. Nach meinen neuesten Vergleichungen kann ich der 
Meinung über die Artenverschiedenheit dieses Thieres aus Nord- und Südafrika nicht beistimmen. Die angege- 
bene Differenz in den Kniebüscheln ist irrig, diejenige des Grössenunterschiedes des mittleren Hornes und der 
Lacrymalknochen ungenügend, und der angebliche Farbenunterschied ist theilweise durch die Lohe bei dem 
Gerben der Haut hervorgebracht. Die Giraffe kömmt ziemlich häufig in kleinen Familien von 4 bis 6 Stück in 
den mit Buschwerk bewachsenen Steppen und Thalniederungen südlich vom 17. Breitegrad vor. In den bergi- 
gen Gegenden Abyssiniens findet sich dieses Thier nie. 

Antilope Dorcas (Lin.) ; häufig in kleinen Familien in den sandigen Flächen von Egypten, dem peträischen 
Arabien, Nubien, Kordofan und Sennaar; auch längs der abyssinischen Küste bei Massaua; heifst bei den Arabern: 
Gasal, zu Massaua: Schoka **). 


*) Der durch Salt aus Abyssinien gebrachte Antilopenkopf, welcher sich in dem College of Surgeons in London befindet, und den 
Blainville unter dem Namen Ant. Saltiana beschrieb, ist nach den von mir gemachten Untersuchungen derjenige einer jungen Antilope 
Madoqua. _Blainville übersah ganz die an diesem Kopfe deutlich bemerkbaren unbehaarten schwarzen Hautstreifen, die in einiger Ent- 
fernung vom Auge nach der Nasenspitze verlaufen, aber er bemerkte ganz richtig, dass der in Rede stehende Kopf keine Thränengruben 
habe. Durch eine unglückliche Uebereilung wendete Lichtenstein den Blainville'schen Namen Ant. Saltiana auf eine kleine Antilopenart 
an, welche die preussischen Gelehrten Hemprich und Ehrenberg bei Massaua an der abyssinischen Küste eingesammelt hatten; obgleich 
dieses Thier mit sehr deutlichen Thränengruben verschen ist. Dr. Cretzschmar, der die Bekanntmachung der von mir auf meiner vorigen 
afrikanischen Reise entdeckten Säugthiere besorgte, copirte ohne Prüfung Lichtenstein’s Irrung; ja Herr Elhrenberg selbst auf Taf. VIII. 
der Mammalia seiner Symbol» physic» bezeichnete die kleine Antilope von Massaua immer noch mit dem irrigen Namen Antilope 
Saltiana; als er aber im Jahr 1832 die Beschreibung ausarbeitete, entdeckte er die Verwechselung, und benannte nun das von Lichten- 
stein, in meinem Atlas und in seinem Werke abgebildete Thier, seinem verstorbenen Reisegefährten zu Ehren Antilope Hemprichii. 

**) Die von Herrn Ehrenberg unter dem mir unpassend scheinenden Namen Antilope arabica aufgeführte Art, von welcher Lichten- 
stein (Neue Säugethiere, Taf. VI.) eine Abbildung gab, findet sich nicht bloss in Arabien, sondern auch in Persien und Indien ; aber ich 
zweile, ob die unlängst lebendig nach Paris von Egypten überschiekte Antilope, welche unstreitig eine Ant. arabica ist, aus Nubien 
abstamme, wie angegeben wird. Vermuthlich ward sie von Djetta her nach Cairo gebracht. Mehrmals wurde diese Thierart von Indien 
nach England gesendet, und in neuerer Zeit unter folgenden Namen beschrieben, die als Synonyme aufzuführen sind: 

durch Hamilton Smith als Ant. Cora in Griffith Vol. V. p- 261. und durch Sykes als Ant. Bennettii (das Citat in dem Index der 
Proceedings of the Zool. Soc. von 1833 als pag. 114 ist fehlerhaft, ich kann aber die wahre Beschreibung nicht auffinden.) 


Antilope Madoqua. 25 


Antilope Dama (Pallas), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 14.und 16., lebt in zahlreichen Herden in den Steppen von 
Sennaar, Nubien und Kordofan, und durch ganz Nordafrika unterm 20. Breitegrad bis an den atlantischen Ocean. 
Dieses Thier heilst in Ostafrika Ledra oder Addra. Bennett (Proceeding for 1833 pag.2.) glaubt die am Senegal 
lebende Race unter dem Namen A. Nanguer und diejenige von Marocco unter dem Namen A. Mhorr specifisch 
trennen zu müssen, welcher Ansicht ich nicht beistimmen kann. 

Antilope Sömmerringüi (Rüppell), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 19. Wurde von mir nur in den buschigen Thälern 
längs der abyssinischen Küste beobachtet; kömmt übrigens auch vermuthlich auf der grossen Insel Dahalak vor; 
lebt in kleinen Familien; zieht zuweilen in grossen Herden, wenn Nahrungsbedarf das Auswandern nöthig 
macht. Es ist ein Irrthum, wenn bei der Beschreibung des Thiers in meinem vorigen Atlas durch Herrn 
Dr. Cretzschmar gesagt wurde, dals die Haare an mehreren Stellen der Körperhaut fleckenweise in verschiedene 
Richtungen gestellt sind, wodurch das Ganze das Ansehen eines gewässerten Seidenbandes habe. Diese Täu- 
schung war veranlalst durch das ungleiche Trocknen der von ihm beschriebenen Haut, an welcher beim Abziehen 
einzelne Streifen von Muskelfasern verblieben waren. Der Landesname des Thiers ist Arab. 

Antilope montana (Rüppell), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 3. Ich hatte ein ausgewachsenes Männchen dieser 
Thierart im Jahr 1823 von Sennaar unter dem gewils weit passenderen Namen Ant. brevicaudata anhergeschickt, 
welche Artenbezeichnung man hier ganz unbefugter Weise umänderte. Auf den Hochebenen von Woggera, 
in der Umgegend von Gondar, und in den Thälern der Kulla erlegte ich seitdem mehrere Individuen dieser 
Art, so dals ich mehreres zur Vervollständigung der Beschreibung derselben mittheilen kann. Diese Antilope 
wird nicht grösser als jenes im Jahr 1823 erhaltene Individuum; nur das Männchen ist mit Hörnern versehen; 
beide Geschlechter haben zwei Inguinalgruben, deren Oeffnung mit einem weissen langen Haarbüschel über- 
wachsen ist. Das Weibchen hat 4 Milchwarzen. Ganz besonders merkwürdig ist, dals die jungen Männchen am 
vordern Winkel der Maxillarknochen kleine Spitzzähne besitzen, wie die Moschusthiere, oder der Mundjack 
Hirsch. Aber durch eine eigene Anomalie verliert Ant. montana bei zunehmendem Wachsthum diese Spitz- 
zähne *). Dieses Thier lebt Paarweise in grasreichen Triften, welche mit niederem Buschwerk durchsetzt sind; 
sein abyssinischer Landesname zu Gondar ist Fecko. 

Antilope Madogua (Bruce), Rüpp. neue Wirbelthiere, Taf. 7. Fig. 2. Die Confusion, welche mit dieser 
Antilope und dem von Grimm erwähnten capischen Thier gemacht wurde, besprach ich ausführlich vorstehend 
auf pag. 22. Hat gleiches Vorkommen mit Antilope montana, liebt jedoch mehr die bergigen Gegenden. Heilst 
in Abyssinien Madoqua, und bei Massaua Danido. 

Antilope Oreotragus (Forster). Lebt Paarweise in den felsigen Berggegenden Abyssiniens, die mit Gebüsch 
bewachsen sind; heifst in jenem Lande Sassa; bei Massaua, wo dieses Thier auch von mir eingesammelt 
wurde, Goptu. Ist unwiderruflich identisch mit der am Cap lebenden Art. 

Antilope Hemprichi (Ehrenberg). Rüpp. Atlas Säugethiere, Taf. 21. unter dem unrichtigen Namen Ant. 
Saltiana. Lebt Paarweise in niederem Gebüsch der abyssinischen Küstenlandschaft. Heilst daselbst Atro. 

Antilope redunca (Pallas), Rüpp. neue Wirbelthiere (Säugethiere Taf. 7. Fig. 1.). Vorkommen auf den gras- 
reichen Hochebenen von Abyssinien, und durch ganz Nordafrika bis zum Senegal. Heilst in ersterem Lande Bohor. 

Antilope Defassa (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere (Säugethiere Taf. 3.). Lebt Paarweise in den buschigen 
Thälern im nördlichen Abyssinien, woselbst es Defassa heilst; kömmt auch in Kordofan, Darfur und bis nach 
Senegambien vor. Es ist das nämliche Thier, welches mir die Eingebornen der beiden ersteren Länder mit 
dem Namen Boura und Chora bezeichneten, welches mithin Synonyme sind. In dem Londner zoologischen Garten" 
lebt anjetzo ein Weibchen, das von Westafrika geschickt wurde, und welches Herr Bennett vorläufig mit dem 
Namen Ant. Singsing bezeichnete. Ist Büffons Antilope Koba, wovon man bis jetzo nichts kennt als den von 
diesem Naturforscher abgebildeten Schädel (Buffon Mammiferes. Vol. X. pl. 32. Fig.1.), identisch mit meiner 
Ant. Defassa ? 

Antilope Decula (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere, Taf. 4. Häufig Paarweise in den buschigen Niederun- 
gen des nördlichen Abyssiniens, woselbst der Landesname Decula. 

Antilope Addax (Lichtenstein), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 7. Lebt in zahlreichen Herden in den sandigen 
Steppen von Nubien und vermuthlich im ganzen nördlichen Afrika vom 16 bis 20. Breitegrad. Heifst in Nubien 
Akas. Nach meinen genauen Vergleichungen im Brittischen Museum ist das von Blainville unter dem Namen 
Antilope nasomaculata beschriebene Thier, welches Hamilton Smith in Griffith Naturreich, Vol. 5. pag. 204., 


*) Siche meine Mittheilung an die Londner zoologische Gesellschaft in ihren Proceedings for 1836. pag. 3. 


Säugethiere. T 


26 Antilope Madoqua. 


Gott weils warum, unter dem neuen Namen von Antilope mytilopus abgebildet hat, nichts als ein unausgewach- 
senes Individuum von Antilope Addax, dessen Schwanz verstümmelt ist! Andere Synonyme des nämlichen Thiers 
sind Ant. suturosa (Otto) und Ant. gibbosa (Savi), so dals dieses kaum seit 14 Jahren den Naturforschern 
bekannte Thier nun schon fünf verschiedene Namen erhielt! 

Antilope Strepsiceros (Pallas). Das erste Individuum dieser Thierart, welches ich in Abyssinien erhielt, war 
ein ganz altes Männchen, dessen Haarkamm längs des ganzen Vorderhalses weilsgrau gefärbt war; da nun alle 
Autoren diesen Körpertheil als schwarz bezeichnen, so glaubte ich eine von dem capischen Strepsiceros ver- 
schiedene Thierart zu besitzen; aber bald erlegten wir jüngere Individuen in Abyssinien, wo die erwähnte 
Körperstelle die normale schwarze Farbe hatte, und genaue Vergleichungen mit Exemplaren, die von Guinea 
und der Caplandschaft stammen, überzeugten mich, dafs das abyssinische Thier mit jenen specifisch identisch 
ist. Der Strepsiceros lebt in kleinen Familien von 4 bis 6 Stück auf behölzten felsigen Bergzügen, sowohl an 
der Seeküste bei Massaua, als bei Gondar und auf den Bergen der Kulla. Der abyssinische Name des Thieres 
ist Agazen. Bei Massaua heifst das Männchen Garrua, das Weibchen Nellet; die Araber von Nubien und 
Kordofan nennen es Tendal, unter welcher Bezeichnung es in meinem vorigen zoologischen Atlas (Säugethiere 
pag. 22. Note) aufgezeichnet ist. 

Antilope Algazella (Linn.) F. Cuvier mammiferes, Vol. I. Taf. 106. im Winterkleide; lebt in Herden in den 
Steppen von Nubien und selbst in Egypten bis in die Nachbarschaft des Fajoum; heifst bei den Arabern Abu 
Harab. Dieses Thier ward von Lichtenstein und Fischer irriger Weise mit Ant. leucoryx des Pallas verwech- 
selt. Hamilton Smith *) hat noch eine Confusion veranlafst, indem er ein von mir aus Nubien eingeschicktes 
junges Individuum von Ant. Algazella, als eine eigene Art trennte, und unter dem Namen Ant. Tao aufführte! 

Antilope Beisa (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere. Taf. 5. Lebt Paarweise in den buschigen Thälern an 
der abyssinischen Küste des rothen Meeres, und selbst nördlich bis Egypten und westlich bis Kordofan. Heilst 
bei Massaua Beisa. Es ist das nämliche Thier, welches mir in Kordofan Damma benannt wurde **). 

Capra arabica (Mus. Vindobon.), Cap. nubica (F. Cuv.), Cap. sinaitica (Ehbg.); lebt Familienweise in felsi- 
gen Gebirgsgegenden von Mittelegypten, im peträischen Arabien und in Hedjas; niemals südlich vom 24. Breite- 
grad in Nubien oder Abyssinien beobachtet. Heifst im arabischen Beden. 

Capra Walie (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere. Taf. 6. Lebt nur auf den sich zur permanenten Schnee- 
region erhebenden Felsbergen in Abyssinien, allwo in kleinen Familien auf den unzugänglichsten Höhen. Heifst 
im Abyssinischen Walie. 

Ovis tragelaphus (Lin.) Abbildung in der Description de l’Egypte, Mammiferes pl. 7. Fig. 2. Vorkommen in 
kleinen Familien in ganz Nordafrika bis zum 18. Breitegrad, auf felsigen Hügelzügen. Heifst in Nubien Tedal. 

Ovis steatopygus (Pallas), welches als Zuchtschaf häufig in Arabien, Nubien und am abyssinischen Küsten- 
striche in grossen Herden lebt, ist nichts als eine Monstrosität von Ovis ammon, hervorgebracht durch künst- 
liche Verdrehung der Schwanzwirbel. Viele dieser Zuchtschafe haben keine Hörner, und statt Wolle ein 
straffes Haar. 

Bos caffer (Sparmann) kömmt in grossen Herden in den sumpfigen Niederungen nördlich von Abyssinien 
vor; wir erlegten daselbst 4 Individuen; heifst in Abyssinien Gosch; das Thier wird nie gezähmt; es kömmt auch 
in Kordofan und vermuthlich im ganzen Sudan vor, und heilst im Kordofan Kuah. 

Bos bubalis (Brisson) findet sich in beinahe verwildertem Zustande in den sumpfigen Niederungen des egyp- 
tischen Delta’s vor; heilst daselbst Gamus; kömmt als Hausthier südlich von Egypten nicht vor. 

Der Zuchtochse in Kordofan und Abyssinien ist die mit dem Speckbuckel versehene Rage von Bos taurus. 
Der groshörnige Ochse, welcher in den südlichen abyssinischen Provinzen gezogen wird, ist gleichfalls nur 
Racenvarietät von Bos taurus, die dem groshörnigen Rindvieh der Maremmen in Italien ähnelt. Der abyssini- 
sche Name derselben ist Sanka. 


*) Ruminantia in Griffith animated Kingdom, pag. 189. 

**) Zu vorstehend beschriebenen 14 Antilopenarten, die ich alle selbsten in Nordost-Afrika eingesammelt habe, sind noch zwei hinzu- 
zufügen, welche in Abyssinien vorkommen, von mir flüchtig in einiger Entfernung gesehen wurden, aber nicht erjagt werden konnten. 
Die eine ist ein ganz kleines Thier, das auf den buschigen Hügeln in der Provinz Simen Paarweise lebt; nur das Männchen behörnt. 
Hat grosse Achnlichkeit mit der Ant. pygmasa (Pallas). Die andere Art ist so gross wie ein Pferd, sehr hochbeinig, Hörner ähnlich der 
Ant. Koba, aber weit grösser und robuster, und sollen in beiden Geschlechtern vorkommen. Heisst im Abyssinischen Wodembi, und 
lebt Familienweise in buschigen Thälern. 


Herpestes sanguineus. 27 


Herpestes. Illiger. 


Die in Afrika vorkommenden Arten dieser Gattung sind weit zahlreicher als man vermuthet hatte; da 
mehrere derselben sich durch Grösse und Farbe sehr nahe stehen, so ist ihre Verwechslung erklärlich, Geoffroy 
St. Hilaire, in der Description de l’Egypte, Mammiferes Vol. 2. p. 138. beschrieb in allem 8 Arten von Herpestes, 
die zur Zeit jener Publication den europäischen Naturforschern bekannt waren. Diesen Aufsatz reproducirte 
ohne Zubusse oder kritische Untersuchung Desmarest in der Encyclopedie Methodique (Mammiferes pag. 218.); 
von den beschriebenen 8 Arten sollten angeblich 3 Indien, und eben so viel Afrika und Madagascar bewoh- 
nen; das Vaterland der beiden andern war unbekannt. Herr Ehrenberg in den Symbolz physice vermehrte die 
Zahl beobachteter Arten durch den Herpestes leucurus, aus Nubien !), Herr Bennett durch seinen Herpestes 
vitticollis aus Indien 2); eine mit letzterem nahe verwandte, ja vielleicht identische Art ist der von Herrn Ogilby 
beschriebene Herp. gambianus vom Senegal 3). In ganz neuerer Zeit hat Dr. Smith in dem South African 
Quarterly Journal 2) ein Verzeichniss der afrikanischen Wirbelthiere zu drucken begonnen, worin er 5 Arten 
afrikanischer Herpestes aufführt. Diese Arbeit ist mir erst bei meiner jüngsten Anwesenheit in London zu 
Gesicht gekommen, aber vor jener Zeit hatte ich bereits die Abbildungen der 4 Herpestes lithographiren und 
coloriren lassen, die ich vor 5 Jahren in Abyssinien und Kordofan einsammelte; zwei von mir als neu abge- 
bildete Thiere sind daher höchst wahrscheinlich identisch mit denjenigen, welche Dr. Smith unter dem Arten- 
namen H. madagascariensis und H. tzenianotus beschrieben hat; es scheint mir auch, dafs dieser Naturforscher 
aus Versehen als neu zwei andere Arten aufführt, die bereits Desmarest und Ehrenberg: beschrieben haben; denn 
mir dünkt, dafs H. caffer (Smith) synonym ist mit H. griseus (Geoffroy), und ferner H. albicaudatus (Smith) 
mit H. leucurus (Ehrenberg). Bei fast allen bisher bekannt gemachten Beschreibungen dieser Thierarten war 
der Bau der Schedel unberücksichtiget geblieben, oder aus dem zufälligen Ausfallen ‘der Mahlzühne ganz irrige 
Consequenzen gefolgert, wie z. B. durch Herrn Ogilby 5), der durch dasselbe sich veranlafst fand, für Herpestes 
Mungos von Indien einen eigenen Gattungsnamen — Mungos — vorzuschlagen. 

Auf meinen nordafrikanischen Reisen beobachtete ich 6 verschiedene Arten von Herpestes; die eine ist 
der seit den ältesten Zeiten bekannte H. pharaonis; dieses Thier kömmt sehr häufig in Unteregypten vor, heilst 
daselbst Nims; in der Description de l’Egypte findet sich eine gute Abbildung des Thiers und Schedels ®). Die 
zweite Art ist Ehrenbergs Herpestes leucurus ?). Ich erlegte ihn sehr häufig in Nubien, allwo sein Landes- 
name „Abu Turban“ ist. In Körpergrösse stehet er nur etwas weniges dem H. pharaonis nach, und seine 
Schedelform ähnelt in vergrössertem Maasstabe meinem H. gracilis (Taf. 10. Fig. 2.). Die vier andern von mir 
beobachteten Arten haben bei weitem kleinere Körperdimensionen, ihre Schedelform und Wirbelzahl ist unter- 
einander abweichend; sie leben alle südlich vom 16. Breitegrad, und wenn die Smith’schen Arten mit den 
meinigen identisch sind, so sind einige derselben bis an die Südspitze von Afrika verbreitet. 


Taf. 8. Fig. 1. 
Hoerpestes sanguineus. Rüppell. 


Synon.: Herpestes madagascariensis? Dr. Smith. 
Diagnos. Herpestes capitis colore cinereo nigro punctato, corpore ex isabellino rufo, pilis annulis et apieibus umbrinis; gula, pectore et 
ventre albicante, pedibus isabellinis; cauda corporis longitudinem paululum excedente, zqualiter villosa, colore isabellino et nigro 
variegato, parte apicali rubiginosa; plantis pedum nudis. 


Körpergrösse und Form derjenigen eines Wiesels ähnlich; die Haare des ganzen Oberkopfs 
sind hellgrau, jedes Haar in seiner Mitte mit schwärzlichem Farbenring; der Nacken, Rücken 


1) Dieser Name ist sehr unglücklich gewählt; denn sowohl ich als die preussischen Reisenden selbst, beobachteten Individuen dieser 
Art, deren Schwanz statt weiss, schwarz ist. 

2) Proceedings of the Zoological Society of London, 1835. pag. 66. 

3) Proceedings etc. 1835, pag. 66. 

4) 2e Series, No, 2. Cape town, 1834. 

5) Proceedings of the Zool. Society, for 1835. pag. 103. 

6) Desc. de l’Egypte, Mammiferes, pl. 6. Fig. 1. u. Suppl. pl. 1. Fig. 1. 

7) Symbols plysic®, Mammalia. Tab. 12. 


28 Herpestes sanguineus. 


und die Seiten des Körpers rothisabellfarbig, die Haare kastanienbraun geringelt; Kehle, Vorder- 
hals und Bauch weifslich; Vorderfüsse isabellfarbig, Hinterfüsse mehr röthlich. Der lange Schwanz, 
welcher durchaus stark behaart ist, hat eine rothgelbe Grundfarbe, jedes Haar mit 2 bis 3 
dunkelgrauen Ringen; das Schwanzende einförmig rostroth. Die Iris ist hellbraun. Die Nägel 
der Füsse sind an einem Individuum sehr grofs und hellgrau, an einem andern mittelmässig und 
dunkelhornfarbig; beide waren am nämlichen Orte erlegt. Bei allen Herpestes sind zu beiden 
Seiten des Afters kleine Drüsen, die in zwei Blindsäcke ausmünden und eine gelbliche öhlige 
Flüssigkeit ausscheiden, welche das Thier oft in gekauchter Stellung an Steinen oder Holzwerk 


abstreift. 
Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der äussersten Nasenspitze bis zur Schwanzbasis 6 0. 11°. 6" 
Länge des Schwanzes bis zum Ende des Haarbüschels © . © © . — 12. 6 
Der Haarbüschel des Schwanzes allein gemessen, beträgt . . . ....—. 16 
Von der Nasenspitze bis zum Mundwinkel . nn nn. —erlel 
Von dem Mundwinkel bis zum vordern Rand des Ohrs . ö ö . o — |. 
Verticalhöhe des Ohres . o e Mn . 0 ) 
Länge der Vorderfüsse von der Basis 18 Nagels. der Mittelzehe bis zum Ende 

der Handwurzelknochen © . a o ® a . 2 — 1- 
Länge der Hinterfüsse von der Nagelbasis bis zum Ende de Be ...—. 1.59 


Die Beschreibung des Craniums folgt weiter unten, bei dessen Vergleichung mit demjenigen 
der verschiedenen andern von mir aufgefundenen Arten; unterdessen gebe ich hier die Zusam- 
menstellung der Wirbelzahl der 3 Arten von Herpestes, wovon ich vollständige Skelette heim 
gebracht habe: 


Herpestes pharaonis. H. sanguineus. H. gracilis. 
Rippenwirbel ©. FE ar Ill: A: 15 au 14 
Lendenwirbel : : A R 6 A . 2 5 R 5 6 
Beckenwirbel 5 E R 0 3 & 5 5 3 a A 3 
Schwanzwirbel . 5 B ® 283 S : 22 ö F 25 


Dieses Thier hat 4 Milchwarzen am Bauch; die Beiden am Inguine lassen sich nicht mit 
Bestimmtheit erkennen. Die Zunge ist in der Mitte des vordern Drittheils mit feinen hornigen 
rückwärts gerichteten Stacheln besetzt; jeder Lungenflügel ist in 4 Abtheilungen gesondert; die 
Leber bestehet aus 7 ungleichen Lappen; die dünnen Därme und der Zwölffinger-Darm messen 
zusammen eine Länge von 3°. 3°. 0”; das Rectum und das Colon zusammen 7’. 2”. 

Die Herpestesarten überhaupt bewohnen Erdhöhlen in buschigen Gegenden; sie jagen bei 
Tag kleine Vögel, und berauben die Nester; auch leben sie von Mäusearten und sind ziemlich 
blutdürstig; übrigens lassen sie sich leicht zähmen, und zeigen dann viele Anhänglichkeit; sie 
schleichen sehr niedergekaucht einher, und legen sich beim Schlaf gerollt zusammen; ihre Stimme 
ist ein ziemlich scharfes eintöniges Pfeiffen. 

Ich beobachtete diese Art nur im Kordofan, allwo solche bei den Landeseingebornen Abu 


Wusie benannt wird. 
— 


29 
Taf. 8. Fig. 2. 
Herpesies gracilis. Rüppel. 


Diagnos. Herpestes toto corpore colore cinereo flavicante, pilis annulis et apicibus umbro -fuseis, parte postica cauda nigra, collo et 
ventre rufescente; cauda clongata villosa longitudinem corporis quinta parte excedente; planta pedum seminuda., 


Die schlanke Körperform, der verhältnifsmässig weit längere Schwanz, und die Körperfarbe 
unterscheidet diese Art sehr gut von der vorbeschriebenen, auch selbst ohne Berücksichtigung 
der wesentlichen Verschiedenheit ihres Schedelbaues. Der Schwanz ist um ein. Fünftheil länger 
als der Körper, durchaus gleich lang behaart. Nur der mittlere Theil der Fufssohlen ist unbe- 
haart. Die Grundfarbe des Kopfes, des ganzen Oberkörpers, der Füsse und des Schwanzes ist 
gelbgrau, alle Haare mit dunkelbraunen Ringen und Endspitzen, wodurch sich quer über den 
Rücken undeutliche Wellenlinien abzeichnen. Das Ende des Schwanzes ist schwarz, Kehle, Hals 
und Bauch röthlich grau, Iris hellbraun; die Nägel, welche bei verschiedenen Individuen sehr 
in Grösse variiren, sind hornfarbig. 

Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzbass. . .. m. ı1. 74 
Länge des Schwanzes mit der Quaste a ee © ee Qt 
Die Quaste allein gemessen £ a Re er ee — 1. &. 

Die übrigen Dimensionen wie bei Herpestes sanguineus. Ueber den innern Bau dieses 
Thiers und der beiden nachfolgenden besitze ich keine Notiz; dasselbe wurde von meinen Jägern 
in den Thälern westlich von Massaua an der abyssinischen Küste ziemlich häufig eingesammelt; 
es. bewohnt Erdhöhlen in buschigen Gegenden; sein Name bei den Landeseingebornen ist Sakie. 


Taf. 9. Fig. 1. 
Herpestes Mutgigella. Rüppell. 


Diagnos. Herpestes colore dorsi et caude umbrino. nigricante, pilis capitis, ventris et pedum annulis rufescentibus variegatis; cauda equa- 
liter villosa corporis longitudine decima parte minore, parte postica nigra; parte epila plantarum pedum angusta, 


Bei sonst ganz gleichem Körperverhältnifs ist die Länge des Schwanzes merklich kürzer als 
diejenige der vorher beschriebenen Arten; dieselbe ist beiläufig ein Zehntheil geringer als der 
Körper. Besonders bemerkenswerth ist es, dafs ich Individuen dieser Art einsammelte, woran 
ganz ausnahmsweise von allen bekannten Arten von Herpestes der ganze Balg einförmig schwarz- 
braun gefärbt ist, während bei andern Individuen diese Farbe am Halse, Körper und den Beinen 
durch rothbraune Endspitzen und Ringe der Haare gesprenkelt erscheint, gleich wie solche Zeich- 
nung bei allen andern bekannten Herpestesarten der Fall ist. Bei diesen beiden Farbenvarietäten 
von H. Mutgigella ist immer Oberkopf, Nacken, Rückenmitte und Schwanzende glänzend schwarz. 
Die Nägel der Füsse sind von mittelmässiger Grösse und dunkelbraun gefärbt; der nackte Theil 


der Fufssohlen beschränkt sich auf einen schmalen Hautstreifen. 


Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzbasis . . . M. No 

Länge des Schwanzes mit der Quaste . el Wa: 0 — 11. 6. 

Die Quaste allein gemessen . ! . 0 . 6 . 5 6 6 — 1. 6 
8 


Säugethiere, 


30 Herpestes zebra. 


Dieses Thier lebt im Gebüsch in Erdhöhlen um die Häuser in der abyssinischen Provinz 
Dembea und Simen, stiehlt die Eier der Haushühner, und greift auch das junge Hofgeflügel 
selbst an; der ihm in jenen Gegenden gegebene Landesname ist Mutgigella. 


nn 


Taf. 9. Fig. 2. 
Herpestes zebra. Rüppell. 


Symon.: Ichneumon tänianotus? Smith. 


Diagnos. Herpestes supra colore umbrino fusco, parte posteriori dorsi 13 — 15 fasciis flavo - umbrinis transversalibus, gula, pectore, 
ventre et parte interna pedum ferruginea, linea media abdominali alba, extremitate pedum fuscescente; cauda corpore tertia 
parte minore, subcuneiformi, unguibus antipedum majoribus. 


Ob dieses Thier nur climatische Varietät von demjenigen ist, welches Dr. Smith unter dem 
Namen Ichneumon tänianotus beschreibt, angeblich von Port-Natal abstammend *), oder jenes, 
welches F. Cuvier unter dem Namen Mangouste & bandes, ohne Angabe des Vaterlandes, abbil- 
det **), oder endlich des Mungo, jenes angeblich in Indien lebenden Thieres, wovon Daubenton 
in Buffon, Vol. 13. Taf. 19. eine Figur bekannt machte, dieses müssen fernere Untersuchungen 
aufklären. Alle diese Thiere stimmen darin mit einander überein, dafs ihr Schwanz vergleichs- 
weise zum Körper kürzer als gewöhnlich und keilförmig geformt ist, und dafs sie mit regel- 
mässigen dunkleren Querstreifen über den Hinterrücken gezeichnet sind. Aber der weisse Farben- 
streif, der über Brust und Bauchmitte hinzieht, bei den 7 Individuen, die ich in Abyssinien ein- 
sammelte, und die verhältnifsmässig sehr grossen Nägel der Vorderfüsse werden in keiner Beschrei- 
bung jener Thiere erwähnt. Vergleichungen mit der von mir publicirten Abbildung des Schedels 
werden zur Entscheidung der Frage wegen der Selbstständigkeit der Thierart dienlich seyn, und 
ich bin der erste, der den von mir vorgeschlagenen Artennamen verwerfen wird, sobald ich über 
dessen Unnöthigkeit belehrt bin. 

Die Grundfarbe des Oberkörpers, des Schwanzes, und der Aussenseite der Füsse ist dunkel- 
braun, jegliches Haar mit ein bis zwei rothgelben Ringen, welche auf der hintern Körperhälfte 
so regelmässig gestellt sind, dafs bei glatt gestrichenen Haaren der Rücken gelbgrau und dunkel- 
braun gebändert erscheint, so dafs man ziemlich deutlich von .der Basis des Schwanzes nach 
vorn zu 13 bis 15 Paar dieser abwechselnden Farbenstreifen abzählen kann. Die Gegend um 
den Mund, die untere Kopfhälfte, der Hals, Brust, Bauch und innere Seite der Schenkel sind 
rostroth; von der Mitte der Brust an ziehet längs des ganzen Unterleibes ein weisser Streifen. 
Gegen das Ende zu sind die Füsse kastanienbraun, und eben so ist die Spitze des Schwanzes. 
Die Nägel der Vorderfüsse sind besonders grols, ihre Farbe dunkelhornbraun. Die verlängerten 
Barthaare an der Oberlippe und diejenigen über den Augen sind schwarz. Die Haare des Schwan- 
zes verkürzen sich von der Basis desselben nach seiner Spitze allmählich, wodurch er ein konisches 
Ansehen erhält; an seiner Endspitze selbst bildet sich wieder eine Haarquaste. 


*) African Zoology, Cape Town 1834. pag. 114. 
**) F. Cuvier Mammiferes. Vol. 4. (64we Livraison.) 


| 


Herpestes zebra. 31 


Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzbass . . . ...1%.1.34% 
Länge des Schwanzes zuzüglich der Quaste Ten A ee 
Die Haarquaste besonders gemessen . . .. 0 0 u. 


Dieses Thier lebt gleich den andern von mir Bao Badialen Hohestee: Arten in Erdhöhlen 
unter Buschwerk; ich beobachtete bereits im Jahr 1825 ein Individuum in gezähmtem Zustande 
in Kordofan, wo die Eingebornen dieses Thier „Gottoni“ benennen; später fand ich es ziemlich 
häufig in den Niederungen der Kulla und im Küstendistrict bei Massaua; es führt in diesen Ge- 
genden bei den Landeseingebornen den gleichen Namen, welchen ich bei den vorstehenden Arten 
angegeben habe. 


Bemerkungen über die vier Herpestes-Schedel, welche auf Tafel 10. Fig. 1—4. 
abgebildet sind. 


Die Normalzahl der Zähne der Gattung Herpestes ist an beiden Kiefern auf jeder Seite 
6 Mahlzähne, die aber je nach dem Alter des Thiers, und vielleicht auch in Folge seiner 
gewöhnlichen Nahrungsart oft in Zahl und selbst in Form merklich variiren *). Bei ganz alten 
Individuen finden sich zuweilen am Oberkiefer nur noch vier Paar Mahlzähne, wie man solches 
bei Fig. 3. (einem Herpestes sanguineus) ersehen kann; bei andern Individuen nutzt sich die 
Krone der Zähne ganz ab, und die Reihenfolge derselben bildet dann eine gleichförmige Fläche. 
Die vier Schedel, welche auf der Tafel No. 10. abgebildet sind, weichen durch folgende ver- 
schiedene Bildung unter einander ab: 

1) Durch mehr oder weniger Verengung des Schedels gleich hinter der Augenhöhle. Diese 
Verengung ist bei H. Mutgigella **) (Fig. 4.) bei weitem am stärksten, dagegen bei H. gracilis 
(Fig. 3.) kaum angedeutet. 

2) Durch die mehr oder weniger geschweifte Form des Jochbeines. Bei H. gracilis (Fig. 2.) 
ist das Jochbein beinahe horizontal verlaufend, und bei H. sanguineus (Fig. 3.) bildet es ein 
beträchtliches Bogensegment. 

3) Durch Abschliessung der Augenhöhle mittelst einer Knochenleiste oder eines Ligaments. 
Bei H. Mutgigella (Fig. 4.), bei H. leucurus und H. pharaonis ist die ganze Orbitalhöhle durch 
einen Knochenrand gebildet; bei den 3 andern neuen Arten schliefst den hintern Rand ein 
Ligament. 

4) Durch das Vorhandensein oder gänzlichen Mangel eines Knochenkammes längs der Mittel- 
linie des Oceipitalknochens. Bei H. pharaonis ist dieser Knochenkamm am stärksten ausgespro- 
chen; etwas weniger stark bei H. Mutgigella (Fig. 4.); bei weitem schwächer zeigt er sich bei 
H. zebra (Fig. 1.); er ist nur in der hintern Hälfte des Craniums bei H. gracilis (Fig. 2.) und 
bei H. leucurus; endlich ist er gar nicht vorhanden bei H. sanguineus (Fig. 3.). . 

5) Durch die Form des hintern Leistenrandes des Oceipitalknochens. Das Ende des Knochen- 
kammes längs der Mitte des Oceipitis bildet bald eine verlängerte Spitze, wie bei H. leucurus, 
und H. Mutgigella (Fig. 4.), bald vereiniget sich dasselbe rechtwinkelig mit der querlaufenden 


*) Ganz irrig hat Desmarest in der Encyclopedie, Mammalogie pag. 211. die Zahl der Mahlzähne auf 5 oben und unten angegeben. 
**) Aus Versehen ist bei der Unterschrift diese Abbildung ZHerpestes fuscus benalmt. 


32 Herpestes zebra. 


Leiste des Oceipitis, wie bei H. zebra (Fig. 1.), H. pharaonis und H. gracilis (Fig. 2.), bald 
aber ist diese Querleiste selbsten ausgekerbt, und nach vorn geschweift, wodurch die Median- 
knochenleiste mit derselben einen stumpfen Winkel bildet, wie bei H. sanguineus (Fig. 3.). 

6) Durch die verschiedene Länge der Apophyse des Winkels unter dem Gelenkkopf des 
Unterkiefers, wenn anders der ersichtliche Unterschied nicht eine Folge des Alters ist. 


Viverra. Jlliger. 


Die grosse Schwierigkeit, die verschiedenen Arten von Thieren zu charakterisiren, welche die Gattung 
Viverra der neueren Zoologen !) bilden, zu entscheiden, was climatische Farbenvarietät, und was Alters- 
verschiedenheit sei, dieses ist jedem Naturforscher bekannt, welcher sich mit Artenbestimmung dieser Thiere 
abgegeben hat, und so lange man wie bisher die Berücksichtigung des Schedelbaues vernachlässiget, wird das 
Schwankende der Selbstständigkeit der verschiedenen aufgestellten Arten fortbestehen. So hat z. B. F. Cuvier 
in seinen Säugethierabbildungen drei verschiedene Genetten abgebildet, die in der Malerei gar verschieden 
aussehen; die eine davon ist Genette du Senegal?), die beiden andern Genette de Barbarie 3) benahmt; 
bei Beschreibung einer der letzteren sagt nun Cuvier, dafs er nicht gewißs sei, ob die andere nicht eine 
Genette du Cap sei. Was will er aber damit sagen? glaubt er dafs Viverra genetta (Lin.), welche in Spanien 
und Südfrankreich vorkömmt, nicht auch in der Barbarei, am Senegal, und durch ganz Afrika bis zum Cap der 
guten Hoflnung gefunden werde? Dieses ist ganz irrig, wie ich durch directen Vergleich zu beobachten Gele- 
genheit hatte. Ich bin der Meinung, dafs die drei erwähnten Cuvier’schen Abbildungen, so verschieden auch 
ihre Farbennuancen sind, nichts als climatische Varietäten einer und derselben Art sind, wozu als Beleg Reihen- 
folgen von Uebergängen vorhanden sind; noch mehr, ich wage zu behaupten, dals bei allen dreien eine Ver- 
nachlässigung im Colorit ist, indem sich bei jeder derselben in der Mitte der schwarzen Flecken auf den Körper- 
seiten ein braunlicher Farbenanflug befinden sollte, welche Färbung je nach den verschiedenen Localitäten an 
Ausdehnung und Lebhaftigkeit zunimmt. So entstehet nach und nach J. Geoflroy’s Genetta pardina *), deren 
Farbenschattirung bei der einen in Abyssinien einheimischen Art die vorherrschendste ist, und wenn die Flecken 
eckig gestaltet sind, so hat man J. E. Gray’s Viverra maculata 5), alles Synonyme des nämlichen Thiers. Ob die 
vier Thiere, die Dr. Smith in seiner African Zoology unter den Namen Genetta vulgaris, G. fossa, G. tigrina 
und G. felina aufführt, alle zusammen zu einer Art gehören, dieses müssen die Untersuchungen und Verglei- 
chungen des Schedelbaues entscheiden ®). ö 

Die am häufigsten in Egypten, Nubien, Kordofan und Abyssinien von mir beobachtete Art von Viverra 
gleicht durch die Färbung bald der Genetta vulgaris, bald der G. senegalensis, bald jener G. pardina, und 
Reihenfolgen von Uebergängen dieser Färbung habe ich beobachtet, während bei allen der Schedelbau identisch 
ist. Alle diese Thiere haben eine Art von Haarkamm längs ihrer Rückenmitte, und solcher ist in der hintern 
Körperhälfte dunkelschwarz oder braunschwarz gefärbt. Unterhalb dieses Haarkammes auf beiden Seiten des 
Körpers 3 bis 4 Längsreihen von Flecken verschiedentlicher Grösse und Form, je nach den einzelnen Individuen, 
jedoch in der Regel etwas länglich rechteckig; die Flecken sind nach aussen zu mehr oder weniger schwarz, 
und bräunlich in ihrer Mitte; das Verhältnifs dieser beiden Farben zu einander ist sehr verschieden. Nach dem 
Bauch zu und auf den Schenkeln sind einige kleine unregelmässig gestellte dunkle Flecken; unter dem Auge 
und an den Seiten der Nasenspitze ein weisser Fleck; zwischen beiden ein schwarzbrauner. Längs des Nackens 


1) Diejenigen Thiere, welche Cuvier und die französischen Naturforscher als Gattung: Genette benennen. 

2) Mammiferes, Vol. 2. Taf. 52. 

3) Mammiferes, Vol, 1. Taf. 64. und Vol. 3. Taf. 47. 

4) Gucrin Magazin de Zoologie, 2° Annde (1832) 1° Classe pl. 8. 

5) Spieilegia Zoologica, 4. London 1830. Taf. 9. 

+ 6) Vielleicht habe ich selbst Gelegenheit desshalb in der Folge Untersuchungen anzustellen, wenn die reichhaltige Sendung Capischer 
Thiere angelangt ist, welche das Frankfurter Museum der rühmenswürdigen Liberalität des Herrn Dr. von Ludwig verdanken wird. Wir 


erwarten in Kurzem die Ankunft eines neuen Geschenks wissenschaftlicher Seltenheiten, wodurch dieser rastlose Mann auch bei uns 
sein thätiges Wirken bewährt, 


Viverra abyssinica. 33 


zwei Paar schräg abwärts über die Schultern laufende dunkele Farbenstreifen, die zuweilen theilweise unter- 
brochen sind. Die vordere Seite des Halses, die Vorderfüsse und die Bauchmitte aschgrau. Der Schwanz mit 
zehn Paar Bändern, wovon abwechselnd das eine schwarz oder dunkelbraun, das andere graubraun oder grau- 
weils gefärbt ist, die einzelnen Bänder bei verschiedenen Individuen von ungleicher Stärke, das heilst bald sind 
die dunkeln, bald die helleren die breitesten. 

Der Schedel aller dieser Thiere, wie verschieden auch immer ihre Farbennuance und die Grösse der Flecken 
seyn mag, und gleichviel ob sie aus Südeuropa oder aus irgend einem Theil von Afrika abstammten, ist durch 
eine scharfe wohl entwickelte Knochenleiste charakterisirt, welche vom Oceiput längs der ganzen Scheitelmitte 
gegen die Orbitalgegend zieht, allwo sich dieselbe bifureirt, und den Dornfortsatz theilweise bildet, welcher 
dem Ligamente als Anlehnungspunkt dient, das die Augenhöhle schlielst. 

Das Skelet dieses Thiers zählt: 


13 Rippen - Wirbel , 
7 Lenden- „ 
83 Becken- „, 


22 Schwanz- „, 

In der Total-Körperlänge variiren die Individuen etwas untereinander; das gröfste von mir beobachtete 
mafs von der Nasenspitze bis zur Schwanzbasis 1°. &. 6”, und die Länge des Schwanzes zuzüglich der Endhaare 
betrug 1%. 4. 0“. Bei allen ist nur ein schmaler Hautstreifen längs der Fulssohle unbehaart. Die Viverra 
genetta lebt Paarweise auf hohlen Bäumen, jagt gewöhnlich des Nachts nach Vögeln und Mäuseartigen Thieren, 
dringt gelegentlich auch in Häuser ein, um das zahme Geflügel auszurauben; entwickelt durch das Ausschwitzen 
der zwischen After und Genitalien gelegenen Drüsen einen sehr starken Moschusgeruch, daher das Thier auch 
bei den Arabern in Kordofan und Dongola Sabat benannt wird. In Abyssinien, wo es sehr häufig vorkömmt, 
führt es bei den Landeseingebornen zu Gondar den Namen Aner. Aber in jenem Lande entdeckte ich eine 
andere Art von Viverra, deren Gattungsunterschied von Viverra genetta nicht allein durch eigenthümliche 
Färbung des Felles, sondern namentlich durch den Schedelbau begründet ist. 


Taf. 11. 
Viverra abyssinica. Rüppell. 


Diagnos. Viverra corpore et pedibus colore isabellino, linea mediana dorsali et tribus striis biarcuatis nigricantibus ad latera dorsi utrinque, 
parte externa pedum posticorum et lateribus colli nonnullis maculis nigricantibus variegatis; cauda villosa, octodecim annulis 
nigris et isabellinis alternantibus; gula, labiis et regione infraorbitali albidis, parte basali mastacis nigricante, ventre eine- 
rascente. Crista ossea in medio cranii aut juba dorsali nulla. 


Dieses Thier scheint etwas kleiner zu verbleiben als die gewöhnliche Viverra genetta; denn 
das von mir zu beschreibende Individuum muls nach den beinahe obliterirten Knochennäthen 
des Kopfes zu urtheilen, vollkommen ausgewachsen seyn. Das Cranium hat, wie schon bemerkt, 
keine Spur einer Knochenleiste längs der Pfeilnath, sondern ist ganz glatt und gleichförmig 
gewölbt; es ist ferner im Vergleich zu den verwandten Arten bei den Dornfortsätzen, an welche 
sich das die Augenhöhle abschliessende Ligament anheftet, nahmbar breiter, während der ganze 
Kopf etwas mehr gestreckt, aber weniger hoch ist. 

Körperausmessung. 


Länge des Cranium vom vordern Ende des Intermaxillarknochens bis zum obern 


Rande des Foramen oceipitale . nn nn nn. ala 
Breite des Cranium zwischen den Spitzen der Dornfortsätze über der Augenhöhle — — 101, 
Gröfste Vertiealhöhe des Cranium a ee ee 1; 2 
Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzbasis  . 2.0. 1. 93. 0 
Länge des Schwanzes bis zum Ende der letzten Haare & 6 . : i l. 3.8 


Säugethiere. 9 


“ 


3 Viverra abyssinica. 


Die Grundfarbe des Kopfes ist gelbgrau, jedes Haar mit einer weilslichen Spitze; die Gegend 
zwischen dem Auge und dem Mundwinkel, der ganze Unterkiefer, der Rand der Oberlippe, und 
die Gegend zu beiden Seiten der Nasenspitze sind weils; hinter den Nasenlöchern, da wo der 
Schnurrbart einsitzt, ist ein breiter grauschwarzer Flecken; die Schnurrborsten selbst theils ein- 
förmig schwarz oder weils, theils von beiden Farben zugleich. Grundfarbe des ganzen Körpers 
grau isabellfarbig; längs der Rückenmitte von dem Kreuz bis zur Schwanzbasis verläuft ein 
schwarzer Streifen; zu seinen beiden Seiten zwei andere etwas breitere schwarze Streifen, welche 
auf dem Nacken gegen einander convergiren, in der halben Körperlänge abwärts geschweift sind, 
und sich auf den Schenkeln wieder aufwärts krümmen. Von der hintern Seite der Ohren an 
verläuft ein drittes ähnlich gekrümmtes schwarzes Paar Streifen, welches aber unregelmässig ver- 
schiedentlich unterbrochen ist; unter demselben auf den Seiten des Halses und der Schenkel sind 
noch einige vereinzelte schwarze Flecken. Die Kehle, Brust, Bauch und innere Seite der Beine 
ist weilsgrau; die äussere Seite der letzteren isabellfarbig. Der gleichförmig ziemlich dick behaarte 
Schwanz ist durch 9 Paar Bänder geringelt, jedes Paar isabellfarbig und schwarz; die Endspitze 
selbst ist schwarz. Auf dem Rücken ist kein Haarkamm, der sich wie vorstehend bemerkt, bei 
jeder Viverra genetta vorfindet. 

Zwischen dem After und den Geschlechtstheilen ist eine Vertiefung in Gestalt eines umge- 
kehrten Y, innerhalb welcher die den Moschus absondernden Drüsen sich münden. Die Lunge 
bestehet im linken Flügel aus drei, im rechten aus vier Abtheilungen; in der Leber zählt man 
sieben Lappen. Die Milz ist lang, sehr schmal, dreikantig, von verwaschen rother Farbe; dals 
ein Blinddarm fehlt, ist bekannt. 

Dieses Thier, wenn in Gefangenschaft, zieht sich bei Tage fortwährend in den dunkleren 
Theil seines Behälters zurück, und rastet wie die Herpestes in zusammengerollter Lage; bei 
Nacht ist es fortwährend unruhig, und strebt zu entrinnen. Zufällig dem Kerker entwischt, 
schleicht es vorsichtig einher, sich bald in gerader Stellung auf die Hinterfüsse emporrichtend, 
wobei die Vorderfüsse am Körper anliegen, und es mit dem wagrecht ausgestreckten Schwanze 
das Gleichgewicht hält. In dieser fremdartigen, an das Kanguroo erinnernden Stellung, schauet 
es ängstlich um sich. Uebrigens scheint dieses Thier in Abyssinien bei weitem seltener vorzu- 
kommen als Viverra genetta (V. pardina Isid. Geoffroy); beide haben bei den Eingebornen 
gleichen Landesnamen; und die paganischen Neger im Kordofan bezeichnen diese Thiere mit 
dem Worte: Dejum. 

In den südlichen Distrieten von Abyssinien, in Sennaar und Kordofan beobachtete ich ferner 
die Viverra civetta, überall, von den dortigen mahomedanischen Bewohnern, Sabat benannt; 
die paganischen Neger im Kordofan nennen dasselbe Durmu; lebt in Erdhöhlen, wird häufig 
eingefangen und in Domestieität gezuchtet, um den von ihm secernirten Moschus einzusammeln, 
der in die Höhlung von Öchsenhörnern aufbewahrt und verschickt wird, und ein wichtiger 
Handelsartikel von Afrika aus nach China, Indien, Arabien und die Türkei ist; man verkauft 
davon die Unze Gewicht zu Massaua um 3 bis 8 spanische Thaler. 


Viverra abyssinica. 35 


Zu den vorstehend beschriebenen fleischfressenden Thieren aus der Familie der langgestreckten Schleicher, 
oder im Systeme in deren Nachbarschaft gestellt, gehören noch nachstehende, die in den nordostafrikanischen 
Ländern von mir einheimisch beobachtet wurden. 

Gulo mellivorus (Retzius); dieselbe Art, wie die in der Cap-Landschaft lebende, von mir eingesammelt bei 
Ambucol, in der Provinz Dongola, wo es bei den Landesbewohnern den Namen Abu Keem führt. Iris dunkel- 
braun, Pupille großs; vier Milchwarzen, wovon zwei am Bauch und zwei am Inguine; Zunge zart, ohne merk- 
liche Hornstacheln; Lunge auf jeder Seite in drei Abtheilungen getrennt; die Leber bestehet aus sechs Lappen; 
Milz länglich, dreikantig; kein Coecum; kein Drüsenkranz um den After oder die Geschlechtstheile. Bewohnt 
Erdhöhlen, nährt sich von Springmäusen, Hasen und selbst Schildkröten. 

Mustela zorilla (Desmarest); findet sich ziemlich häufig in Nubien, Sennaar, Kordofan und selbst zu Gondar. 
Lebt in Gruben und ist überall ein gefährlicher Feind des Hausgeflügels; verbreitet einen höchst wiederlichen 
durchdringenden Knoblauchsgeruch; heifst bei den Arabern jener Länder: Abu afene, bei den Negern im 
Kordofan: Sauele, zu Gondar: Onkufs. Iris schwarzbraun, Pupille vertical gespalten; Zunge mit kleinen 
feinen Warzen besetzt; rechter Lungenflügel in vier, linker in zwei Abtheilungen getrennt. Die Leber hat 
ausser vier Haupt- und zwei kleineren Lappenabsonderungen, einen Einschnitt für die Gallenblase; Darmkanal 
ohne Blinddarm, und durchgehens von gleicher Weite; er ist beiläufig dreimal so lang als der Körper, ohne 
den Schwanz gemessen. Am Bauch sind sechs Milchwarzen; die Geruchsdrüsen liegen nicht wie bei den Viverren 
in einer besondern Vertiefung, sondern unmittelbar um das Rectum. 

Herr Ehrenberg glaubt sich berechtiget, eine von ihm in Nordafrika an den Brunnen westlich von Alexan- 
drien eingesammelte Mustela-Art, welche die gröfste Aehnlichkeit in jeder Beziehung mit Mustela zorilla hat, 
als eine selbstständige Art aufzustellen; er benennt solche Mephitis (Mustela) 1ybica *). Auch die in Cairo 
ungemein häufig als Parasit Hausthier lebende Mustela vulgaris (Linn.) trennt der Berliner Gelehrte specifisch, 
und bezeichnet sie mit dem Namen Mustela subpalmata. Ich kann dieser Ansicht nicht beipflichten; das Thier 
ist übrigens nicht in Egypten einheimisch, sondern in die Städte eingeführt und gezuchtet, weil es wegen seiner 
Verfolgung der Ratten sehr nützlich ist. 

Lutra capensis? (Cuv.) An den Flufsufern in der abyssinischen Provinz Tigre kömmt ein hierher gehöriges 
Thier ziemlich häufig vor, ich habe es aber nicht selbst gesehen oder verglichen, daher sein Gattungsname 
problematisch. Heiflst bei den Abyssiniern: Dschari. 


In Abyssinien findet sich ein Nagethier, das durch Form des Schedels, Zahl und Krone der 
Zähne, Lebensart, Fufszehen und Form der Nägel, endlich durch das Sammetartige des Pelzes 
die auffallendste Aehnlichkeit mit den am Vorgebirge der guten Hoffnung lebenden Bathyergus- 
arten hat, nur mit dem Unterschiede, dafs bei dem von mir in Abyssinien entdeckten Thiere 
ein kleines äusseres Ohr vorhanden, und der Schwanz etwas verlängert und zugerundet ist **). 
Da nun von der Gattung Bathyergus bisher nur sehr wenig Arten bekannt sind, so halte ich 
es für zweckwidrig, wegen dieser unwesentlichen Eigenthümlichkeit die Sündfluth neuer Gattun- 
gen zu vermehren, obgleich einige ausgezeichnete Gelehrte in London und Paris **%) über die- 
sen Punkt mit mir verschiedener Ansicht sind 7). Jenes neue Thier benenne ich 


*) Symbola physice, Mammalia, Decas II, Bogen K. zweite Seite, 

**) Zu bemerken ist, dass Illigers Angabe der Mahlzähne der Bathyergus (Prodromus Mammalium pag. 86.) „supra et infra utrin- 
secus quatuor “ wenigstens bezüglich des Bath. capensis irrig ist, denn solcher hat sicherlich nur drei Paar Mahlzähne oben und unten. 
Desmarest in der Encyelopedie, Mammalogie pag. 324. hat diesen Fehler wörtlich copirt. 

***) Herr J. E. Gray und Isidor Geoflroy St. Hilaire. 

+) Will man mit aller Gewalt dieses Thier zu einer eigenen Gattung erheben, so dürfte man solche passender Weise Tachyoryctes 

benennen, von raxvg, schnell, und oguxryy, Gräber. 


36 
Taf. 12. 
Bathyergus splendens. Rüppel. 


Mas adult. Batlıyergus corporis colore ex rufo einnamomeo, splendore rutilo lucidissimo in vivo, post mortem evanescente; naso, 
gula, pectore, ventre, cauda et extremitate pedum murino nigricante, aurieulis externis breviusculis, dentibus ineisoribus perlon- 
gis, antrorsum colore melleo, cauda cylindrica, apice aut rufescente, aut albicante; plantarum unguibus mediocribus albicantibus. 


Diagnos. 


Pullus toto corpore colore umbro nigricante. 

Die Körperform dieses Thieres ist ein ziemlich dicker Kopf, mittelmässiger Leib, der aber 
wegen des verhältnifsmässig langen weichen dichtstehenden Haares ein untersetztes Ansehen hat; 
die Füsse sind kurz, der Schwanz zugerundet etwas konisch; ein grosser Theil der stark ent- 
wiekelten Schneidezähne, deren vordere Fläche honiggelb ist, zeigt sich beinahe fortwährend. 
Die Nasenspitze ist unbehaart; die Bartborsten kurz und nicht besonders steif; die Augen klein, 
das äussere Ohr zugerundet, kurz, aber wohl entwickelt; die Nägel der Hinterfüsse doppelt so 
grols als diejenigen der vordern. 


Körperausmessung. 


Von der Nasenspitze bis zum vordern Rand des Auges as Sale TEEN 
© bs 5 5 5 5 » des Ohres - 8 o ® . 0. 1.11 
R 5 25 „ zur Schwanzbasis . i : R 0 . & : 0. 9.5 
Länge des Schwanzes RER ‚02% 2.00 
Länge der Hinterfüsse von der Endspitze des Nagels der Mittelzehe bis zum Fersenbein 0. 1. I 
Länge des Nagels allein gemessen . a & o . e . . e 0. 0. 21% 
Länge der Schneidezähne des Unterkiefers längs ihrer äussern Krümmung gemessen 0. 0. 8 
Größter. Umfang des"Bauchs re a rer 0 


Bemerkungen über das Skelet. 

Die Schneidezähne beider Kiefer haben dreikantige Basis, und sind alle auf ihrer innern 
Seite gegen das Ende schräg ausgekerbt, wodurch die meisselförmige Schärfe gebildet wird. Die 
zwölf Mahlzähne sind unter sich durchaus gleich; jeder ähnelt einem etwas verschobenen Cylin- 
der, dessen Endfläche (Zahnkrone) eine gegen einander übergestellte halbelliptische Auskerbung 
hat. Die Apophysis coronoidea des Unterkiefers, welche bei dem capischen Bathyergus ganz 
mangelt, ist bei der abyssinischen Art lang und sichelförmig gekrümmt; ferner ist an der äussern 
Seite des Gelenkkopfes des Unterkiefers ein starker Fortsatz bemerkbar; beides Knochenbildun- 
gen, welche den gewöhnlichen Nagern fremd sind. Die Wirbelsäule zählt 45 Wirbel, wovon 
zukommen dem Halse 7, den Rippen 12, den Lenden 6, dem Becken 3, und dem Schwanze 17. 
An dem übrigen Knochenbau wülste ich nichts bemerkenswerthes heraus zu heben, als die Aus- 
breitung der Kammleiste des Schulterblatts an dessen ziemlich grossem Rabenschnabelfortsatz, 
den scharfbegrenzten rhombischen Vorsprung in der Mitte der vordern Seite des Humerus, die 
ziemlich stark geschweifte Krümmung der Fibula, das durchaus Zusammengewachsenseyn der Ulna 
mit dem Radius. 

Körperfarbe. 

Der ganze Balg des ausgewachsenen Thiers ist beinahe einförmig zimmetfarbig, worauf sich im 

Leben die Lichtstrahlen mit dem schönsten Goldglanze spiegeln; aber dieser prächtige Schimmer 


Bathyergus splendens. 37 


verschwindet beinahe ganz nach dem Tode; alle Haare sind übrigens an der Basis rauchgrau, und 
diese Farbe verdrängt selbst das Zimmetfarbige in der Nasengegend, auf der Kehle, der Brust und 
dem Bauch; auch der Schwanz ist rauchgrau, und seine Endspitze bald roth, bald weiss. Einzelne 
weisse steife Haare befinden sich an der Basis der Nägel, welche letztere hell hornfarbig sind. Die 
Iris ist dunkelbraun. 

Das junge Thier ist einförmig dunkelblaugrau; in jedem Alter ist der Balg von einer Zartheit, 
die mit der feinsten Seidewatte wetteifert, so dass dieses Thier, wenn es häufiger vorkäme, einige 
Aufmerksamkeit im Pelzhandel verdiente. 


Anatomische Notizen. 

Die Form des Magens lässt sich am besten durch die gegebene Abbildung (Taf. 12.) erkennen. 
Der halbmondförmige Sack (B. D.) ist unfern der Insertion der Cardia (C.) durch eine Einschnü- 
rung in zwei ungleiche Hälften gesondert. Nach der muskulösen Verengung des Pylorus erweitert sich 
der Darmkanal wieder beträchtlich während eines Verlaufs von beiläufig zwei Zoll; der nicht son- 
derlich lange dünne Darm mündet unter rechtem Winkel in den abermals sehr erweiterten Mast- 
darm und sondert von demselben einen sehr geräumigen Blinddarm (E.) ab, längs dessen Innerem 
eine Membran spiralförmig verläuft. Der eigentliche Mastdarm verschmälert sich allmählig, bis er 
sich wieder gegen den After (A.) hin etwas erweitert. Bemerkenswerth ist, dass bei den Weib- 
chen für die Genitalien und für den Urinabfluss eine besonders getrennte äussere Oeffnung vorhanden 
ist. *) Die Leber ist in sechs Lappen abgetheilt. 

Länge des Magensacks längs der innern Krümmung (B.D.) gemessen. . . . ... 2% 6% 
Länge des dünnen Darms vom Pylorus bis zur Einmündung in den Mastdarm . . . 16. 2 
Län gerdes@Blinddarıns Pe ro ur Er 3er 
Länge des Mastdarms und Reetum. . 2 2 2 nn 2 mn nn ne. 20. 

Dieses Thier bewohnt fortwährend Erdhöhlen, die es mit unglaublicher Schnelle gräbt, indem es 
mit den Vorderfüssen scharrt, und die gelockerte Erde mit den Hinterfüssen zurückschnellt; es bildet 
sich dadurch am Anfange jedes Ganges eine Maulwurfshaufen ähnliche Erderhöhung, die ich auf den 
Wiesen in der Umgegend von Gondar zusammen gruppirt häufig vorfand. Das Thier kömmt nie bei 
Tag aus der Erde; es lebt bloss von Vegetabilien; wenn mehrere eingefangene Männchen in einen 
Holzbehälter zusammen gesperrt waren, so bissen sie sich merkwürdig unter einander. Der Landes- 
name dieses Thieres ist in der Provinz Dembea: Felfel. 


Sciurus. Linne. 


Aus der Abtheilung der sogenannten Erdeichhörnchen, bezeichnet durch straffes borstenähnliches Haar und 
einen etwas zweizeiligen Schwanz, findet sich in ganz Abyssinien, Sennaar und Kordofan ziemlich häufig eine Art 
vor, welche dem am Cap lebenden Sciurus setosus (Forster) durch die Farbe und ihre Vertheilung und die Körper- 
dimensionen ungemein ähnlich ist, auch in unserm Museum bisher immer mit dieser Species verwechselt wurde, aber 
sich durch wohl entwickelte äussere Ohren sehr gut von der Capischen Art specifisch unterscheidet, welche letztere 
gewissermassen gar keine äussere Ohren-Muschel hat. Ich benannte jene neue Art nach den vorherrschenden zwei 


*) Leider ist meine Zeichnung und Beschreibung der Genitalien dieses Thieres mit so gar manchem andern interessanten Papier in 
dem unglücklichen Schifibruch mehrerer meiner Kisten an der französischen Küste abhanden gekommen. 


Säugethiere. 10 


38 Sciurus multicolor. 


Farben Sciurus leucoumbrinus. Da ausser dem angeführten Unterschied der Ohren und anderer Bildung des Craniums 
sich beide Arten im übrigen äusserlich ganz gleich sind, so ist eine ausführliche Beschreibung der Abyssinischen 
überflüssig. Das Thier heisst in den Thälern bei Massaua Schillu, und in Kordofan Sabera. Die in Abyssinien beobach- 
teten Individuen, verglichen mit denjenigen, welche ich in Kordofan einsammelte, weichen von letzteren durch dunk- 
leres Braun auf der obern Körperhälfte und den Seiten des Kopfes ab, welches jedoch keinen specifischen Unterschied 
begründet, wie der Vergleich der Schedel und die Körperdimensionen ausweisen. Die zweite von mir eingesam- 
melte Art dieser Abtheilung ist gleichfalls neu; ich benannte sie Seiurus rutilus, und sie ward auf Tafel 24 des 
zoologischen Atlasses zu meiner früheren Reise nach Afrika abgebildet und beschrieben. 

Von auf Bäumen lebenden Eichhörnchen, deren Balg mit weichem Haar wohlversehen ist und deren Be- 
haarung des Schwanzes die Rübe eylindrisch umgiebt, fand ich in Abyssinien nur eine Art; sie ist neu für die 
Wissenschaft. 


—— 


Tafel 13. 
Sciurus multicolor. Rüppel. 


Diagnos. Capite supra, dorso, cauda, lateribusque corporis pilis rubiginosis, annulis umbrino-fuseis, apieibusque albidis partim variegatis; 
lateribus capitis, rhinario, metatarsibus et basi caudae subtus rubiginosis, gula et ventre isabellinis, aunulo orbitali et parte ınc- 


diana gastraci ex flavo albicante. 

Grössenverhältniss der einzelnen Theile: 
Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Basis des Schwanzes, in gerader Linie gemessen . 8. 6% 
Längs der Rückenkrümmung gemesen . 2» v2 2 nenne 9 6 
Länge der Schwanzrübe „ » © 2 2 se 2 nenn nenn... 9 10 
Schwanzlänge bis zur Endspitze der Behaarung . . oe 2 2 een nn en 10. 4 
Verticallänge,derAOhren, „er er el er 7 

Nasengegend und Wangen, Seiten des Halses und des Bauchs, unteres Drittheil der Füsse und 
die untere Seite des Schwanzes bei seinem Beginn rostroth; Oberkopf, ganzer Rücken, Schwanz, 
Seiten des Körpers und äussere Seite der Beine rostroth, alle Haare mit mehreren braunschwarzen 
Ringen und zum Theil mit weissen Endspitzen; Vorderhals, Bauch und innere Seite der Beine isabell- 
farbig, welches zuweilen gegen die Bauchmitte ins Weisse übergeht. Die Augen sind gelbweiss ein- 
gefasst, eben so der Mund; die Bartborsten schwarz; vordere Seite der Schneidezähne honiggelb; die 
Nägel der Füsse hornbraun. An den Weichen hat das Thier vier Zitzen. 

Vorkommen auf den Bäumen, von deren Früchten und Knospen es sich ernährt; lebt in den Thälern 
der Kulla und dem Ostabhange der abyssinischen Küstengebirge; heisst bei den Eingebornen Sakie. 


Ueber die andern Thiere aus der Ordnung der Nager, welche ich in Nord-Afrika einsammelte, bemerke ich, 
dass der in Abyssinien häufig vorkommende Hase mit der ägyptischen Art (Zepus aegyptiacus, Linn.) identisch ist, 
während der in Ober-Nubien und Kordofan lebende Hase (Lepus isabellimus, Rüppell Atlas Taf. 20.) leicht kennt- 
lich durch seine verhältnissmässig viel längeren Ohren, specifisch von dem abyssinischen Hasen verschieden ist. Das 
in Abyssinien und Nubien lebende Stachelschwein ist identisch mit dem in Nord-Afrika und Sicilien einheimischen 
Hystrix eristatus; es heisst bei den Bewohnern der abyssinischen Küste in der Tigr&-Sprache Endet. *) 

Die Beschreibungen und andere Mittheilungen über die zahlreichen Arten von Nagern aus der Familie der 
Mäuseartigen Thiere (Mus, Dipus, Meriones, Hypudäus, Psammomys u. A.) muss ich für andere Gelegenheit versparen. 


) Salt, im Appendix zu seiner Reise, benennt es in dieser Sprache Confus, welches aber die Bezeichnung des Igels ist. 


39 


Tafel 14. 
Tanis simensis. Rüppell. 


Diagnos. Margine labiali, gula, pectore, parte interna et infima antipedum, latere anteriori scelidum, dimidio anteriori et inferiori caudae 
comosae albis; cauda supra rubiginosa, postice nigricante; stria supereiliari et figura ypsiloniformi in parte antica pectoris flavo 
albicante; capite, corpore et pedibus plus minusve ex isabellino-rubiginosis, dorsum versus pilorum apicibus fusco-umbrinis ct 
nigricantibus. 


Grösse und Gestalt eines starken Schäferhundes, wie aus folgenden Ausmessungen ersichtlich: 
Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Basis des Schwanzes über die Rückenkrüm- 


In un ea 3 e messen re 2 3 1 A010) 
Länge des Schwanzes bis zur Endspitze der Haare , . . 2 2 2 2 2.2.2.0. — [10 9 
Schwanzrübe, u ed 
Länge des Kopfs, von der Nasenspitze bis zum unteren Vorderrand der Ohrenmuschel — 8 2 
Vertikallängerdes/O hrese 2 2 


Körperhöheram Kreuzs rg 2 6 

Am Kopf ist die Nasenkuppe und ein Streifen der Mitte des Unterkiefers entlang von rostrother 
‚Farbe; der Mund ist rundum mit Weiss begrenzt, von welcher Färbung auch die Seiten des Halses, 
dessen Vordertheil und der innere Rand der Ohren ist; über die Augen geht ein gelblich-weisser Strei- 
fen; das Uebrige des Kopfes und die Aussenseite der Ohren ist rothisabell; die Endspitze der Ohren 
dunkelbraun. Der ganze Oberkörper, die äussere Seite der Beine und die Mitte des Vorderhalses bis 
zur Brust sind braunroth. Am Körper selbst sind die meisten Haare mit schwarzer Endspitze, unter- 
mischt mit einigen weissen Haaren. Die Brust, der Bauch, die innere Seite und das Ende der Vor- 
derfüsse, ein Streifen längs der vordern Seite der Hinterfüsse und deren Ende sind weiss; die obere 
Seite des Schwanzes und dessen hintere Hälfte ist schwarzbraun, vorne ist er auf der untern Seite 
weiss. Auf dem Braunrothen des Vorderhalses bemerkt man drei zusammen convergirende Striche 
von gelblich-weisser Farbe, welche zusammen ein Y abzeichnen. 

Wir beobachteten diesen wolfsartigen Hund in den Bergen von Simen, wo er rudelweise zusam- 
men lebt, zahme Schafe und kleines Wild truppweise jagt, den Menschen jedoch niemals gefährlich 
wird. Er kömmt auch in den meisten andern abyssinischen Provinzen vor; sein Landesname in Simen 
ward mir Kaberu angegeben. 


Zusammenstellung der von mir in Nordost-Afrika beobachteten fleischfressenden Thiere aus der 
Gattung Canis, Hyaena und Felis. 
Canis niloticus (Geofl.), Rüpp. Atlas, Tafel 15. Aegypten, Nubien, Abyssinien und Arabien. 
„ variegatus (Rüpp.) 
„ mesomelas (Linn.) 
mittelt zu haben. Sicherlich erhielten wir im Modat-Thal an der abyssinischen Küste einen ächten Canis 
mesomelas, der im hiesigen Museum aufgestellt ist, dessen Cranium aber verloren ging, so dass directer 


Ich glaube durch in Abyssinien beobachtete Uebergänge die Identität beider Arten er- 


Vergleich mit C. variegatus nicht vorgenommen werden konnte. Letzterer ist abgebildet im Atlas zu 
meiner früheren Reise, Taf. 10., und kömmt vor in ganz Abyssinien, Sennaar und Nubien. 

„ Zerda (Zimmermann). Rüpp. Atlas, Tafel 2. Aegypten und Nubien. 

„» pallidus (Rüpp.) Atlas, Tafel 11. Kordofan. 

„ famelicus (Rüpp.) Atlas, Tafel 5. Nubien. 

„ Anthus (F. Cuvier). Atlas, Tafel 17. Sennaar und Kordofan. 

simensis (Rüpp:) Wirbelthiere, Tafel 14. Abyssinien. 

pictus (F. Cuvier). Atlas, Tafel 12. Kordofan, Nubien und Abyssinien. 


” 


” 


40 Zusammenstellung der fleischfressenden Thiere. 


Hyaena striata (Storr). F. Cuvier Mammiferes. Vol.1. pl. 55. Nubien, Aegypten und Arabien; nie in Abyssinien oder 
Kordofan. 

„ erocuta (Storr). Schreber, Tafel 96. B. Kordofan, Sennaar und Abyssinien *), nie nördlich vom 18. Breite- 
grad. Kömmt in Abyssinien bis auf 12,000 Fuss über der Meeresfläche lebend in den Berghöhen von 
Simen vor. 

Felis maniculata (Rüppell) Atlas, Tafel 1. Nubien und Kordofan. 

Chaus (Güldenstädt) ibid. Taf. 4. Aegypten, Nubien und Abyssinien. 

caracal (Linn.). Schreber, Tafel 110. Ebendaher. 

chalybeata (Hermann). Schreber, Taf. 101. C. Nubien und Abyssinien. **) 

Leopardus (Linn.) Schreber, Tafel 101. Arabien, Aegypten, Nubien und Abyssinien. ***) 
Leo (Linn.). In ganz Nord-Afrika, überall selten. +) 


Die beobachteten Arten aus den Gattungen Gulo, Mustela, Lutra, Herpestes und Viverra habe ich bereits auf 
Seite 97 —35 beschrieben und aufgeführt. Aus der Ordnung der Fleischfresser (von welchen ich die Cheiropteren 
trenne) habe ich in Nordost-Afrika noch folgende eingesammelt: 

Erinaceus auritus (Geoffroy) Descript. de ’Egypte, Mammiferes pl. 5. Fig. 3. Aegypten, Nubien und Abyssinien. 

Sorex indicus (Linn.); abgebildet unter dem Namen Sorer crassicandus, in Lichtenstein’s Säugethiere, Tafel 40. 
Fig. 1.; findet sich, wie es scheint, bloss in den Häfen an den Ufern des rothen Meeres, und auf meh- 
reren Inseln, die Schiflfahrts-Verkehr mit Indien treiben, wie Massaua, Dahalak u. a.; das Thier ist 
daher wahrscheinlich aus Asien durch Schiffe eingeführt worden. 


Die verschiedenen Cheiropteren, von welchen ich 17 Arten eingesammelt habe, die Thiere aus der Ordnung 
der Pachydermen, so wie die Cetaceenartigen Bewohner des rothen Meeres, von welchen ich freilich nur einige 
wenige beobachten konnte, kann ich wegen bedingter Beendigung des gegenwärtigen Werkes vorerst nicht näher 
beschreiben und aufführen, und ich behalte mir diese Aufgabe für eine andere Bekanntmachung vor. 


*) Wenn man die Verschiedenheit beobachtet, welche Individuen dieser Thiere in Färbung, Länge und Dichtigkeit der Haare dar- 
bieten, hervorgebracht durch Jahreszeit, vorherrschendes Clima und Alter, so kömmt man unwillkührlich auf den Gedanken, dass Hyacna 
fusca und villosa nichts als Varietäten von H. crocuta seyen. 

**) Die grosse Verschiedenheit in dem Umfang, der Anzahl und der Farbenintensität der Flecken, welche bei Felis chalybeata vorkömmt, 
hatte ich bei eilf von mir eingesammelten Individuen recht überzeugend zu beobachten Gelegenheit; wären mir diese Häute vereinzelt 
vorgekommen, so würde ich sicher eine specifische Verschiedenheit gemutlimasst haben. 

***) In ganz Afrika und Arabien kömmt nur eine Art grosser gefleckter Katzen vor, und keine unter den Namen F. leopardus und 
F. pardus zu trennende Arten. Der von Elırenberg abgebildete Leopard aus Syrien ist mit dem abyssinischen identisch. 

+) In mehreren compilatorischen naturhistorischen Schriften werde ich als Autorität citirt für die Existenz einer eigenen Löwenart, die 
keine Mähnen habe; ich habe nie eine dieser Bestien eingesammelt; die von mir gesehenen Individuen hatten freilich keine Mähnen, doch 
da sie alle aus warmen Distrieten abstammten, so ist hierin die Ursache dieses Mangels zu suchen. 


Ende der Beschreibung der Säugethiere. 


Druckfehler. 


Seite 7 u, 8. lies Cynocephalus statt Cynoscephalus. 
„» 7. Zeile 35 lies Hamadryos statt hamadrias. 


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Neue Wirbelthiere 


zu 


der Fauna von Abyssinien gehörig, 


entdeckt und beschrieben 


D: Eduard Wüppell. 


Vögel. 


Srankfurt am Main. 
In Commission bei Siegmund Schmerber. 


1835. 


1; 


Brönnersiche Offein. 


Vogel. 


Buceros. Linne. 


In der 36. Lieferung der Planches coloriees stellt Herr Temminck eine allgemeine Uebersicht 
über die von ihm bis zum Jahre 1824 gekannten Arten der Gattung Buceros auf, welcher er vor 
Kurzem in seiner 89. Lieferung noch einen ergänzenden Nachtrag beigesellt hat, und es erhellt aus 
diesen Arbeiten, dafs der holländische Naturforscher 31 Buceros - Arten kennt. — Nur sechs 
derselben bewohnen den afrikanischen Continent *); alle anderen leben auf dem Continent von 
Indien und den grofsen Inseln dieser Weltgegend.. Den so bekannten Arten hat Herr Hodgson 
ganz kürzlich eine neue aus Indien abstammende beigefügt, welche er unter dem Namen Buceros 
nepalensis in den Proceedings of the Zoological Society for 1832, pag. 15 beschrieb. Während 
meines Aufenthalts in Abyssinien gelang es mir drei der bekannten afrikanischen Buceros- Arten 
einzusammeln, nämlich den Buceros carunculatus, nasutus und erythrorhynchus; ausser diesen 
fand ich in jener Provinz drei andere Arten, die ich für neu halte, und deren Abbildung und 
Beschreibung ich hier mittheile. 


Taf. 1. 


Buceros cristatus. Rüppell. 


Diagnos. Buceros rostro valde compresso, galea elevata, ad verticem usque adscendente: culmine arcuato, continue convexo, transverse 
ad latera rugato, margine antico cultrato; colore mandibularum viridi, tacnia basali et galea ex albido flavescente ; 7 
corpore aterrimo, viridi-splendente; plumis faciei, oceipitis et partim colli apicibus ex cinereo caerulescentibus; tergo, uropygio, 
erisso, tibiis interne et reetricibus quatuor externis apicibus albis. 

Der Schnabel des Männchens ist von schmutzig grüner Farbe; er hat eine vierkantige Basis, 
die gelb gesäumt ist; der Länge nach hat er schwach angedeutete Furchen. Auf seiner obern 
Seite trägt er einen helmförmigen Aufwuchs, der über der Augengegend beginnt, und dessen 
hinteres Ende eine elliptische Fläche bildet, die schräg von oben nach vornen zu abläuft. Dieser 
Aufwuchs ist oben zugerundet, er verschmälert sich allmählich bis zum Anfang des vordern Drittels 
des Schnabels, wo er durch eine geradlinigte verticale Zuschärfung endet. Die Schnabelränder 
sind undeutlich ausgekerbt. Um die Augen ein nackter Hautring von königsblauer Farbe. Die 
zu einem Busche verlängerten Federn des Hinterhauptes sind an ihren Spitzen breit, zugerundet, 
und liegen nicht sehr dicht aufeinander; diejenigen der Ohrengegend sind gewöhnlich nach auswärts 
gerichtet. Sämmtliche Federn des Gesichtes, des Kopfes und der Seiten des Halses endigen mit 


*) Die als in Afrika vorkommenden bekannten Arten sind: Buceros buceinator, carunculatus , fasciatus, coronatus, nasutus et 
erythrorhynchus. 


4 Buceros cristatus. 


einem runden bläulichgrauen Flecken, der an den Deckfedern des Ohres verlängert ist. Das 
Hauptgefieder des ganzen Vogels ist schwarz mit grünem Schiller; die innere Seite des Flügel- 
bugs, der Unterrücken, Bürzel, Steils, so wie die innere Seite der Schienen sind schneeweiss. 
Der lange keilförmige Schwanz ist etwas zugerundet, und schwarz von Farbe; die vier äussern 
Schwanzfedern an der Spitze schneeweiss. Iris dunkelbraun; Füfse und Nägel schmutzig graubraun. 


Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 5 : 5 et ER 
Länge vom Flügelbug bis zum Ende der 4ten Schwanzfeder, welche die längste ist 1. 2. 3. 
Länge des Schnabels von der Spitze bis zum hintern Ende des Helmes . Pa Zu Pa 7 
Länge des Tarsus: e : 0 & 5 : ä BE B oo 2 % 


Das Weibchen, welches um etwas weniges kleiner als das Männchen ist, unterscheidet sich 
von demselben blos durch die Form des Helmes, welcher zwar an seiner Basis wie bei dem 
Männchen gebildet ist, aber allmählich in eine bogenförmige Kante sich verliert, die auf der 
halben Schnabellänge endet. Die Farbe desselben ist im Ganzen graubraun und nur an der 
Basis erscheint sie gelblich, wie bei dem Männchen. 

Ich beobachtete auf meiner ganzen abyssinischen Reise nur vier Individuen dieser schönen 
Buceros- Art, und zwar alle an demselben Ort. Die hochstämmigen Baumgruppen bei der Stadt 
Goraza am Zana-See waren der Aufenthalt dieser Vögel, und es gelang uns nur ein Paar von 
ihnen am Ende des Monats März zu erlegen. Das Weibchen führte damals in seiner Bauchhöhle 
schon 10 stark entwickelte Eierdotter. Den Magen fand ich mit den klebrigen Beeren des 
Wanze-Baums (Cordia abyssinica) angefüllt, jedoch auch unter denselben Ueberbleibsel von 
Bupresten und Heuschrecken. Der gekannten anatomischen Beschreibung habe ich nichts beizu- 
fügen, sie ist durch die Mittheilungen des Herrn Owen genügend erläutert *). Ich bemerke hier 
noch, dafs die von mir beobachteten Buceros-Arten (mit Ausnahme des B. carunculatus) immer 
nur auf hohen Bäumen, und zwar Paarweise leben; ihr Flug ist langsam und gleichförmig in 
regelmässigen abwechselnd auf- und abwärts gerichteten Linien: sie fliegen nie anhaltend, sondern 
immer nur von einem Baume zum andern. Buceros carunculatus lebt dagegen meist auf der 
Erde, auf Wiesengrund und Ackerfeld Käfer und Reptilien im Laufe suchend. Oft erblickt 
man ihn in Gesellschaften von 8 — 10 Stück auf den Brachfeldern einherwandeln. Am Abend 
horsten sie auf isolirten Baumstämmen, übernachten aber nie im Gehölze. Im Kordofan pflegte 
man diesen Vogel für mich regelmässig lebendig einzufangen, indem man ihn durch stetes Nach- 
jagen zu Pferde so lange verfolgte, bis er aufs äusserste ermüdet sich nicht mehr aufschwingen 
konnte. Er heifst im Kordofan Om Tortor, von seinem Rufe, der den beiden letzten Silben 
ähnlich ist; sein abyssinischer Name ist Abba Gumba (AN: ?PN). Ich bemerke noch, dafs 
man bei dieser Art die beiden Geschlechter durch die verschiedene Färbung des Hautsackes am 
Halse erkennen kann; derjenige des Männchens ist in der Mitte der Kehle und am Unterkiefer 
königsblau, nach dem Halse zu mit einer breiten zackigen ziegelrothen Einfassung versehen; bei 
den Weibchen ist der ganze Hautsack einförmig königsblau. 


*) Proceedings of the Zoological Society for 1833, p. 102. 


Wa W. a ee A Le ee u U U hen a a a Di a nn Da Ale U 0 


Taf. 2. Fig 1. 


Buceros limbatus. Rüppell. 


Diagnos. Buceros rostro crasso valido adunco, culmine sulco a basi ad apicem producto distineto; maxillis basi tumefactis, colore 
sanguineo, tomiorum et sulei maxillaris umbrino; corporis colore ex umbrino, capitis et colli ex cano fuscescente; tectrieibus 
albo limbatis, unde pietura variegata alarum; abdomine et tibiis albis. Rectricum quatuor intermediae cum penna externa 
corporis colore, hacc vexillo interno apicali albido, tertia et quarta albae. 


Diese Art stehet ungemein nahe dem Buceros fasciatus, welchen Levaillant in den Oisseaux 
d’Afrique Taf. 233 abgebildet hat; beide unterscheiden sich von einander durch ihre Körper- 
gröfse, indem der von mir hier aufgestellte um ein bedeutendes grölser ist als der von Levaillant 
beschriebene, während auch des letzteren Schnabel mit einem Aufwuchse versehen ist, der meiner 
Art fehlet, obgleich ich wegen der Länge des Schnabels, und der tiefen und breiten Kerben 
an dessen Kiefer-Rändern auf keine Weise zweifeln kann, dafs die von mir gesammelten Vögel 
nicht alte Individuen seien. 

Der Schnabel ist gleichförmig als Bogensegment gekrümmt; an der Basis bildet er durch 
die Zuschärfung des obern Drittels ein Pentagon, welches sich abscheidet durch eine breite Furche, 
die von den Nasenlöchern bis gegen die Schnabelspitze verläuft, und wodurch sich gleichzeitig 
längs der hintern Hälfte der Zuschärfung auf jeder Seite eine Wulstleiste bilde. An der Basis 
des Unter- und Oberschnabels sind einige parabolische Rippenstreifen, von vorn nach hinten zu 
verlaufend. Die Farbe des Unterschnabels ist lackroth, die des obern schwarzbraun; bei einem 
der drei von mir gesammelten Individuen gehet auch die Basis des Unterschnabels in diese 
Farbe über. 

Kopf, Hals und Brust braungrau; Rücken und Flügel braunschwarz, Bauch und Schenkel 
weils. Viele der kleinen und mittleren Flügeldeckfedern sind an den Fahnen weils eingefalst; 
auch die äufsere Fahne der primair Flugfedern ist fein weils gesäumt, während die innere Fahne 
der secundairen Flugfeder eine breite weilse Verbrämung hat. Die vier mittleren Schwanzfedern 
sind braunschwarz, die zwei folgenden jeder Seite weils; die äufsere endlich braunschwarz, nur 
der Rand der innern Fahne und ein breites Dreieck an ihrem Ende sind weils. Der Schwanz 
ist ziemlich lang, beinahe rechtwinkelig abgestutzt. Die Iris dunkelbraun; die Augenwimpern 
bestehen aus starken schwarzen Borsten; die nackte Haut um die Augen und an der verlängerten 
Basis des Unterschnabels sind schwarzgrau. Fülse graubraun. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzend . . ar 1... 
Länge vom Flügelbug bis zur Endspitze der 4ten Flugfeder, welche die längste st — 10. 9. 
Länge des Oberschnabels längs der Zuschärfung . . . B ® ..— 4 10 
Länge des Tarsus . 6 0 0 . . o . . Sees: 


Beide Geschlechter sind sich durch Gröfse, Färbung und Schnabelbildung ganz gleich. Wir 
erhielten diese Vögel in der abyssinischen Provinz Temben, im Monat Juni; sie waren gerade 
damals in der Maus, und lebten paarweise auf hohen, dickbelaubten Bäumen; ihre Stimme ist 


ein zweitöniges abgesetztes Pfeifen. Nahrung: Beeren und grofse Insecten. 


Vögel. 2 


6 
Taf. 2. Fig. 2. 
. . . 
Buceros flavirostris. Füppell. 
Diaynos. Buceros rostro valde compresso culmine a basi ad apieem arcuato, acuto; colore eitrino, tomiis fuscis. — Fronte, vertice, 


cervice et regione parotidea ex albo nigroque variis; fascia supraorbitali, genis, collo, mento et gastraco toto cum tibiis, 
albis, plumarum pectoris rhachibus nigris. Corpore supra nigro, teetricibus alarum ad apicem albo maculatis; remigum primariorum 
fascia interrupta simpliei, — secundariorum dupliei, albis. Rectrices corporis colore, tribus lateralibus fascia mediana lata, 
altera apicali, albis. 

Diese Art ist mit Buceros erythrorhynchus nahe verwandt durch eine fast gleiche Vertheilung 
der Farben und eine ähnliche Schnabelbildung. Die Basis des letzteren ist wegen der Höhe und 
scharfen Firsten-Kante des Oberkiefers dreikantig; an den stark comprimirten Seiten desselben 
ist eine kaum angedeutete Längs-Furche wahrnehmbar; kein helmartiger Aufwuchs ist vorhanden. 
Die Firste ist gleichförmig von ihrer Basis bis zur Spitze gekrümmt und von schöner zitrongelber 
Farbe; die Kiefer-Ränder und die Schnabelspitze schwarzbraun; der nackte Hautring um die 
Augen so wie die beiden nackten Stellen an den Seiten der Kehle blaugrau. Iris braun, Ober- 
kopf und Ohrengegend schwarzgrau, jede Federfahne weilsgrau gerändet. Ein breiter Streifen 
über die Augen, Kehle, Hals, Brust, Bauch und Schenkel schmutzigweils. Die Federn der Brust 
haben einen schwärzlichen Schaft; Rücken, Flügel und Schwanz chocoladebraun; alle Flügeldeck- 
federn endigen mit einem weilsen zugerundeten Flecken, der sich hier und da eiförmig auf dem 
dunklen Grunde abzeichnet. Die Fahnen der grofsen Schwungfedern haben in ihrer Mitte einen 
runden schneeweilsen Flecken zur Seite des schwarzen Schaftes. Die drei ersten Schwingen der 
zweiten Reihe sind ausser dem gleichen Bande wie die ersten noch durch breite weilse Spitzen 
ausgezeichnet. An den drei äussern Schwanzfedern befinden sich zwei Binden, deren eine in der 
Mitte ihrer Länge durch den schwarzen Schaft getrennt ist, die andere das Ende der Feder 
begrenzt. Der Schwanz ist etwas zugerundet. Die Fülse graubraun. 


Ganze Länge des Vogels . © : : : : : 6 : : Be 1% 
Länge des Oberkörpers, längs seiner Firste . & . . . . — 3 5 
Vom Flügelbug bis zum Ende der 4ten Flugfeder, elelle die längste ist e — 1. 4 
Länge des Schwanzes . c . ® ® 0 . . B . G — 8. — 
Länge des Tarsus : ö e . ö D e 9 0 0 6 — les: 
Nur in einer einzigen Gegend Abyssiniens, — den Thälern am Fufse des Taranta-Gebirgs 
unfern Massaua, —- fanden wir diese Buceros- Art; auch hier,kömmt sie nur vereinzelt vor, und 


lebt auf den schönen buschigten Tamarinden- und Sycomore- Bäumen. Im Magen desselben 
fand ich Raupen und Naback-Früchte. Sein Ruf ist gleichsam ein zweitöniger reiner Pfiff, ungefähr 
wie beim gemeinen Kukuk. Die verschiedenen nahe verwandten Buceros - Arten lassen sich jede 
durch ihre eigenthümliche Stimme sehr gut in der Ferne schon unterscheiden *). 


*) Um unnöthigen Anfragen vorzubeugen, bemerke ich, dass ich von den eben beschriebenen drei Buceros - Arten keine Doubletten 
nach Europa gebracht habe. j 


Touraco. Buffon. 


Die unter dem Namen Touraco von Buffon und Levaillant zusammengestellten Vögel bilden eine 
Sippe, welche Cuvier und andere in zwei, Wagler in drei Gattungen vertheilt haben. Ich schliefse 
mich den Ansichten dieses letzteren Naturforschers an, und indem ich die zwei von mir in Abyssinien 
entdeckten Arten dieser Sippe beschreibe, gebe ich zugleich eine kurze Uebersicht der bis jetzt 
bekannten Arten, aus denen sie zusammengesetzt wird. Sie kommen wie es scheint alle in Afrika vor. 

Die Stelle, welche die Touraco in dem Systeme einnehmen sollen, ist öfters bestritten worden. 
Man glaubt, dafs diese Vögel ihre äussere Vorderzehe rückwärts wenden, und rechnet sie daher 
in die Classe der Wendezeher. Manche Naturforscher schalten sie wegen der die drei Vorder- 
zehen an ihrer Basis verbindenden Membran in die Classe der Hühner-Arten ein, zu welcher 
Meinung sich auch Cuvier neigt. Blainville *) dagegen führt einige anatomische Beobachtungen 
an, durch welche dieser Eintheilung bestimmt widersprochen wird. Ich bemerke hiermit auf das 
Ausdrücklichste, dafs die von mir beobachteten beiden Touraco- Arten, wegen der Membran die 
ihre drei vorderen Zehen untereinander verbindet, verhindert sind, die äussere Vorderzehe rück- 
wärts zu wenden, vielmehr können sie dieselbe nur seitwärts stellen, wodurch sie leichter längs 
der Baumäste sich fortbewegen; es ist ihnen aber unmöglich mit abwärts gerichtetem Körper zu 
klettern. Ihr ganzer Habitus nähert diese Sippe in vielem den Alectoriden von Südamerika, und 
wenn man nun gleich die Touraco in Ermangelung der die Nasenlöcher überdeckenden Hornplatte, 
wegen der geringen Zahl ihrer Schwanzfedern, und dem Nichtvorhandensein der Blinddärme nicht 
wohl in die Ordnung der hühnerartigen Vögel unterbringen kann, so ist ihre Stellung unter den 
Wendezehern nicht weniger unpassend, da ihnen die Merkmale der Fufsbildung, welche dieser 
Ordnung angehört, abgehen, und andererseits die Bindehaut der drei vorderen Zehen, so wie 
ihr drusiger Vormagen, sie von derselben ausschliefst. Cuviers Ansicht, sie als Bindeglied zwischen 
beide Ordnungen aufzustellen, ertheilt ihnen daher gewils die für sie im System passende Stelle. 


Systematische Eintheilung der Touraco. 


1. Corythaix **). Illiger. 


Gattungscharakter: Nasenlöcher eirund, von den Federn der Stirn überdeckt; kurze zuge- 
rundete Flügel, die Schwingen der zweiten Reihe von gleicher Länge mit denen der ersten; ein 
kleiner nackter Ring um die Augen, zuweilen mit Fleischwarzen ; Federn des Kopfes eine Haube biidend. 

Corythaix Persa, Vaillant Promerops pl. 16 **), Buffon Vol. 6. T. 601. 

Corythaix Buffonii, Vaillant Promerops. pl. 17, Seligman Vol. 1. Taf. 13. 

Corythaix erythrolophos, Temminck pl. Color. 23. 

Corythaix ‚porphyreolopha, Vigors »)- 

Corythaix leucotis, Rüppell Abyss. Fauna Taf. 3. 


*) Nouveau Bulletin de la societe philomatique. Mars 1826. 
**) Durch Wagler in Spelectos und durch Vieillot in Opaetus umgeändert. A: N 
***) Sonderbare Verwechselungen wurden bei dieser und der folgenden Art gemacht; denn Cuvier vereinigte sie zusammen, und 
Wagler benannte die eine Spelectos eorythaix, und die andere Spelectos persa. 
+) Ich kenne diese Art nur aus der Citation in den Proceedings of the Zoological Society for 1833, pag. 106. 


2. Musophaga. Jsert. 


Gattungscharakter: Mittelmäfsig lange Flügel, die Schwingen der zweiten Reihe etwas 
kürzer als die der ersten; Nasenlöcher vornen länglich zugerundet, unbedeckt; Basis des Schnabels 
zuweilen als Hornscheide bis auf die Stirn verlängert; Gegend zwischen dem Schnabel und dem 
Auge, und ein Ring um die Augen unbefiedert. 

Musophaga violacea, Vaillant Promerops pl. 18. 

Musophaga gigantea, Vaillant Promerops pl. 19 *). 


3. Chizaerhis. Wagler. 


Gattungscharakter : Die Nasenlöcher bilden einen halbmondsförmig gekrümmten schmalen 
Spalt, ganz freiliegend; die Schwingen der ersten Reihe viel länger als die der zweiten, so dals 
die Flügelspitzen über die Basis des Schwanzes weit hinausreichen; die Federn des Nackens 
verlängert und zugespitzt; Gegend um die Augen befiedert. 

Chizaerhis variegatus, Vaillant Promerops pl. 20. 

Chizaerhis zonurus, Rüppell Abyss. Fauna Taf. 4. 


Taf. 3. 


Corythaix leucotis. Rüppell. 


Diagnos. Corythaix rostro coceineo; palpebris superioribus papillis carneis; pilco erista plicatili obscure viridescenti ornato; collo et peetore 
laete prasinis, abdomine et tibiis canescentibus; dorso, alis et cauda ex violaceo viride-splendentibus; remigibus ex sanguineo 
purpurascentibus viride marginatis. — Macula anteocularis et plaga auricularis ad collum descendens nivcae. 

Der Oberkopf dieser schönen Art, die bereits von Buffon gekannt war, ohne dafs seine 
Andeutung **) berücksichtiget wurde, ist mit einer zugerundeten Haube, die aus zerschlissenen 
Federn bestehet, geziert, und welche der Vogel gewöhnlich aufgerichtet trägt; sie ist von glän- 
zend dunkelgrüner Farbe. Ein Flecken vor dem Auge und ein verticaler von der Ohrengegend 
zu den Seiten des Oberhalses herabsteigender Streifen von schneeweilser Farbe; alle übrigen Theile 
des Kopfes, des Halses, so wie die ganze untere Seite des Körpers und der Schienen aus dem 
Grünen in das Graue spielend. Rücken und Flügel dunkelgrünviolet, die Schwingen von dem 
schönsten Karminroth, rundum mit einer lauchgrünen Einfassung; der Schwanz ist oben und 
unten schwärzlichviolet mit einer Andeutung von feinen dunkelen wellenförmigen Querlinien. Bauch 


*) Wagler änderte den Geschlechts-Namen Musophaga in Phimus um, und rechnete die Art M. gigantea zu der folgenden Section. 
**) Buflon oisscaux enlumines folio edit. Vol. VI. p- 386, 


Chizaerhis zonurus. 9 


und Schenkel dunkelgrau; Schnabel lackroth, an der Basis grünlich, der Anfang der Wölbung 
gelb. Oberschnabel fein gezähnt. Ein lackrother Warzenring umzieht das Auge und auf dem 
oberen Augendeckel bemerkt man aufgerichtete Papillen von derselben Farbe. Iris lebhaft karmin- 
roth. Füfse schwarzbraun. Beide Geschlechter und auch die Jungen Vögel haben ganz gleiches 
Gefieder. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis an das Schwanzende . e In a au 
Länge des Schwanzes . . 6 0 . . . ö 0 0 = ve: 
Länge vom Flügelbug bis zum Ende der 4ten Flugfeder . . . 0 — 6.310: 
Länge des Tarsus . e e © . 5 c o . . 6 — 2 


Die Zunge ist kurz, dreieckig, mit breiter fleischigter Basis, vornen zugespitzt; der Kropf 
fehlt, dagegen ist der Vormagen stark entwickelt; die Wände des Magensacks sind dickhäutig 
und etwas fleischig, bilden jedoch keine Muskelmasse, wie bei den hühnerartigen Vögeln; in 
demselben wurden Beeren und andere Sämereien gefunden. Der Darmkanal ist 1%, so lang als 
der ganze Körper ohne den Schwanz gemessen; Blinddärme fehlen. Das Sternum ist schwach 
gebauet; von dessen vier hintern Einschnitten sind die äusseren %, so lang als die inneren, und 
überhaupt halb so lang als das ganze Sternum. Der Kiel des Sternum ist nicht sonderlich erhaben, 
er endet vorn mit einer rückwärts laufenden Kante. 

Die Corythaix leucotis ist ziemlich häufig in ganz Abyssinien; sie lebt Paarweise in dem 
dichten Gebüsche hochstämmiger Bäume zurückgezogen; ihre Stimme entspricht den dumpf aus- 
gesprochenen Sylben Hu, Hu; sie fliegt langsam in gerader Linie, von Zeit zu Zeit wie die 
Tauben mit den Flügeln mehrmals hintereinander schlagend. 


Taf. 4. 


Chizaerhis zonurus. Rüppell. 


Diagnos. Chizaerhis rostro eitrino, capite et collo ex badio fuscescentibus, plumis nuchae elongatis, lanceolatis, albomarginatis; gastraco 
et tibiis ex umbrino et albido variis. — Corpus supra ex umbrino cineraseens remigibus nigricantibus, carum vexillis internis 
macula alba. Rectrices dilute brunneae, earum intermediae concolores, quatuor externae media parte taenia exalbida lata, 
apicibus fuliginosis. 

Der ganze Kopf ist dunkelbraun gefärbt; sämmtliche Federn des Hinterhaupts sind verlängert 
und zugespitzt, mit weilslichem Saume und Endspitze; selbst die Federn hinter dem Auge und 
auf der Ohrengegend haben eine feine weilsgraue Spitze. Die zugespitzten Federn des Nackens 
trägt der Vogel meistens gesträubt. Auf der Gegend der Brust gehet das Gefieder mehr ins 
Rothbraune über; auch bemerkt man an den Federn des unteren Theiles derselben längs des 
Schafts einen weifsen Streifen; Rücken und Flügeldeckfedern blaugrau mit schwarzem Schaft und 
brauner Randeinfassung; die Schwungfedern schwarzbraun; und alle (mit Ausnahme der ersten) 


auf ihrer halben Länge an der innern Fahne mit einem grolsen weilsen viereckigen Flecken; 
Vögel. 3 


10 Chizaerhis zonurus. 


vordere Hälfte des Schwanzes und dessen beide mittleren Federn lichtbraun; die vier äusseren 
Schwanzfedern am Ende mit einer 3 Zoll breiten rufsschwarzen Binde, vor derselben eine gleich 
breite von weißslicher Farbe; Bauch und Schenkel hell aschgrau längs des Federschafts mit einem 
bräunlichen Streifen; Füfse schmutziggrau; Schnabel zitrongelb; Iris kastanienbraun. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . ö N 
Der Schwanz allein gemessen . 0 B © . 0 . . . — 9 6. 
Länge des Tarsus . © © . & o . B . a . — Ik 8. 
Länge vom Flügelbug bis zum Ende der 4ten Flugfeder . . . . 9: 2. 


Zunge, Magenbau, sonstige innere Organisation und Nahrung ganz wie bei der vorher 
beschriebenen Art. Die Kieferschneide ist nicht gezähnt. Dieser Vogel heifst in der Provinz 
Amhara Guguka (»F#), eine Benennung welche seiner gewöhnlichen Stimme entspricht. Beide 
Geschlechter und selbst die Jungen sind sich in ihrem Gefieder ganz gleich; sie bewohnen in 
kleinen Familien hochstämmige Bäume, die in der Nähe von fliefsendem Wasser stehen. Ihr 
Flug ist schwerfällig, kurz und wellenförmig, wie bei den Buceros-Arten. Ich beobachtete diese 
Vögel in den abyssinischen Provinzen Temben, Dembea und in der Kulla. 


Perdix. Linne. 


Auf meiner vorigen Afrikanischen Reise beobachtete ich sieben Arten des Geschlechts Perdix, 
von welchen drei neu waren; eben so viel neue Hühner-Arten gelang es mir auf meiner letzten 
Bereisung dieses Continents aufzufinden. Indem ich deren Beschreibung und Abbildung bekannt 
mache, wollte ich vorerst einige Bemerkungen über diejenigen meiner früheren Reise aufzählen. 

Perdix Heyi, das ich unter dem Namen P. flavirostris eingeschickt hatte, welchen Namen 
Herr Temminck ganz willkührlich änderte, als er eine Abbildung nach den von mir erhaltenen 
Exemplaren Pl. color. 328 u. 329 bekannt machte, kommt ungemein häufig in ganz Arabien 
längs der Küste des rothen Meeres vor, wo es namentlich regelmäfsig von den Eingebornen auf 
die Märkte von Djetta lebendig zum Verkauf gebracht wird; sein Name in der Provinz Hedjas 
ist Hadjel. 

Perdix saxatilis. Die auf dem Sinai-Gebirge ziemlich häufig vorkommende Art ist identisch 
mit derjenigen, welche Gray in seiner Indian-Zoology Vol. 1. Taf. 54 und Gould in der Century 
of Himalaja Birds Taf. 71 unter dem Namen von P. chukar abbildeten. Der Unterschied zwischen 
P. saxatilis und der Sinaitischen Art beschränkt sich darauf, dafs bei letzterer der schwarze Fleck 
in der Mitte der Kehle und am Mundwinkel etwas größer ist, dagegen derjenige an der Basis 
des Oberkiefers fehlt; dafs das ganze Gefieder des Rückens und der Brust mehr isabellfarbig, und 
das Gefieder um den schwarzen Halskragen beinahe weils ist. An den Binden auf den Weichen 


ist der gelbliche und violette Theil ganz verblafst, und nur die schwarzen und braunen Quer- 
streifen sichtbar. 


He ee a an Anh. . 


Perdix melanocephala. - 11 


Perdix ventralis. (Valenciennes Diet. Sc. Nat. Vol. 38, p- 435.) Es findet sich ziemlich 
häufig in den westlichen Provinzen Abyssiniens, im Kordofan und wie es scheint bis zum Senegal. 
Bemerkenswerth ist, dafs diese Art den Schwanz vertical zusammengedrückt und in die Höhe 
gerichtet trägt; der Schnabel ist schwarz; die Füfse und ein nackter Ring um die Augen ziegel- 
roth; die Iris braun. Diese Hühner laufen immer auf der Erde in kleinen Familien längs des 
Abhanges der felsigen Hügel; ihre Stimme ist derjenigen des gewöhnlichen Feldhuhns (P. cinerea) 
ähnlich. Sie heilsen im Kordofan Quera. 

Perdix coturnix wird das ganze Jahr hindurch häufig in Egypten angetroffen, ist im 
Monat April auch in Dongola von mir beobachtet worden, und im Februar an der Küste bei 
Massaua. 

Perdix Clappertonii (Rüppell’s Atlas Taf. 9) früher in den Steppen von Kordofan von 
mir beobachtet, nun auch in vielen Gegenden Abyssiniens gefunden; ist nicht identisch mit 
P. bicalcaratus (Buffon enlum. pl. 137), wie Cuvier vermuthete. 

Perdix rubricollis (Rüppell’s Atlas Taf. 30), kömmt nur längs der abyssinischen Küste 
bei Massaua vor. 

Perdix francolinus wurde von mir im Winter einige Mal im Delta beobachtet, jedoch 


nie zum Schufs erhalten. 


Taf. 5. 


Perdix melanocephala. Riüppel. 


Diagnos. Perdix vitta frontali supra pileum ad nucham usque ducta, — infraorbitali, et collari ab regione parotidea, quae ex albido et 
nigro striolata, per latera colli ad pectus plaga angustiori elongata, nigris; vitta superciliari lata et gula nivea; collo et medio 
abdominis ex isabellino rufescente; corpore supra schistaceo, plumis margine rufescentibus, infra dilutiori; hypochondriis 
fasciis albescentibus utrinque nigromarginatis ; cauda supra subtilissime undulata; rostro et pedibus colore corallino. 


Der erste Anblick dieser Hühnerart erinnert sogleich an die sich mit ihr wiederholende 
Hauptvertheilung der Farben, welche ihre Vergleichung mit P. saxatilis, petrosa und rubra 
darbietet; man unterscheidet sie aber leicht von allen dreien durch ihren kohlschwarzen Oberkopf 
und ihre Körpergröfse. Der Oberkopf ist mit einer schönen schwarzen Haube geziert, welche 
sich von der Stirne um die ganze Basis der Nasenlöcher herum bis zum Kieferrande ausbreitet, 
und, nachdem sie auf dem Scheitel etwas schmäler geworden, bis zum Nacken reicht; sodann zieht 
ein breiter Streifen von dem vorderen Augenwinkel über das Auge bis zum Nacken hin, der wie 
die Kehle schneeweils ist. Ein anderer schwarzer Streifen, der am Mundwinkel beginnt, und den 
untern Rand der Augenlieder einfalst, sich an den Seiten des Halses verbreitet, umgiebt die 
weilse Kehle und steigt verlängert als breiter Flecken bis zur Brust herab. Die Ohrengegend 
weils und schwarz gesprenkelt. Der Nacken, Hals, Bauchmitte und Schenkel aus dem Röthlichen 
ins Isabellfarbige spielend. Flügeldeckfedern, Rücken und Brust hellschieferblau, sämmtliche Federn 


12 - Perdix Erckelii. 


mit einem isabellbraunen Randsaume. Flugfedern hellbraun, die äussere Fahne gleichfalls isabell- 
farbig eingefalst. Schwanz aschgrau, die mittleren Federn mit vielen feinen hellbraunen Wellen- 
linien. Die blaugrauen Federn auf den Weichen mit einer breiten weifslichen Randbinde, die auf ° 
beiden Seiten schwarz eingefalst ist. Das ganz alte Männchen hat an den Füfsen keinen Sporn, 
sondern nur eine Warze; die Füfse und die nackte Hautgegend um die Augen sind lackroth. 
Iris rothbraun; Schnabel des alten Männchens lackroth, beim jungen ist er hornschwarz; an 
letzterem ist auch der schwarze Halskragen nur mit dunkelbrauner Farbe angedeutet, so wie die 
Endspitzen seiner Kopfhaube ebenfalls bräunlich sind. 


Ganze Körperlänge des alten Männchen . e e © : : > in 8 0 
Länge der Flügel vom Bug bis zur Spitze der 4ten Flugfeder len c — 2} 
Länge des Schwanzes . . . . N © h B . a . — 5% 
Länge des Tarsus 5 . . 6 ® 6 . 0 e G . — 


Ich erhielt von diesem schönen Feldhuhn nur zwei Individuen, beide lebendig, ein altes und 
ein junges Männchen, und zwar im Monat August zu Djetta; die Beduinen hatten sie in den 
benachbarten Gebirgen mit Schlingen gefangen; es hat also einen gleichen Standort wie P. saxa- 
tilis. Dieses Huhn soll nicht selten in jenen Gegenden vorkommen, und sein Trivialname in 
Djetta ist Gohal. 


Taf. 6. 


Perdix Erckelii. Rüppel. 


Diagnos. Perdix pileo castaneo ; frontis et faciei plumulis rigidioribus nigris albo striolatis; macula postoculari et gula albis; plumis 
colli castaneis, albo marginatis — pectoris griseis, stria intermedia lanceolata castanea — abdominis, crissi et hypochondriorum 
albieantibus stria intermedia lanceolata ct margine castaneis — dorsalibus et alarum teetrieibus hepatieis, margine castaneis, 
tergo, uropygio, reetrieibus et remigibus hepatieis, seeundariarum vexillis externis colore dilutiori undulatis. Rostrum et pedes 
colore corneo, pedes maris bicalcarati. 


Das hier beschriebene grofse Feldhuhn, welches wegen der beiden gleichlangen Sporne am 
Männchen in die Abtheilung der Frankoline gehört, hat einen schwarzbraunen Schnabel, der an der 
Schnabelwurzel schwarz ist. Oberkopf braun; eine schwarze Binde ziehet von der Stirn über die 
Augen nach dem Nacken zu; hinter den Augen ein kurzer weilser Streifen. Die ganze Umgegend 
der Augen ist befiedert, der Raum zwischen Augen und Schnabel, so wie die Wangengegend 
sind schwarz, jede der Federn in ihrer Mitte mit einem schmalen zugespitzten weilsen Längs- 
streifen. Kehle schneeweiss; der ganze Hals und der ihm zunächst liegende Theil des Vorderrückens 
mit braunen Federn, die auf beiden Seiten weils eingesäumt sind; Brust aschgrau, jede Feder 
längs des Schafts mit einem gestielten birnförmigen kastanienbraunen Fleck, der, wo er am 
breitesten ist, eine weilse Einfassung hat. Die Bauchfedern weifslich, in der Mitte längs des 
Schafts mit einem langgezogenen birnförmigen kastanienbraunen Flecken, die Fahnenränder der 
Federn mit breiter braunen Einfassung. Vorderrücken und kleine Flügeldeckfedern leberbraun; an 


Perdix gutturalis. 13 


den Federn dieser Theile ist der gröfste Theil des Schaftes weils, nur gegen das Ende zu wird 
er kastanienbraun; ihre Fahnenränder aber sind gleichfalls mit einem breiten braunen Saume einge- 
falst. Grofse Flügeldeckfedern leberbraun mit gelbgrauen dunkelbraun gerandeten wellenförmigen 
Binden auf ihren äufsern Fahnen. Flugfedern dunkel leberbraun, die äufsere Fahne fein isabell- 
farbig gesäumt. Unterrücken, Schwanzdeckfedern und Schwanz graubraun, die Federn des erstern 
mit dunkelbraunem Schaft; die der beiden letzteren mit undeutlichen gelben und dunkelbraunen 
gewellten Querlinien. Fülse hornfarbig. Iris kastanienbraun. 


Ganze Körperlänge des ausgewachsenen Männchens . © 6 © h A Leer an 
Flügellänge vom Bug bis zur Endspitze der 4ten Flugfeder . © © 9. —. 
Schwanzlänge . 0 R . 0 . . 9 5 0 5 ao © 
Länge des Tarsus . . B . & 0 R e 3 0 ee 


Das Weibchen hat im Ganzen ein gleiches Gefieder wie das Männchen, und unterscheidet 
sich von diesem nur durch eine geringere Körpergröfse, da es beinahe um ein Achttheil kleiner 
ist, und keine Spornen am Tarsus hat. 

In allen mit Buschwerk versehenen Gebirgsgegenden Abyssiniens kömmt dieser Frankolin 
sehr häufig vor. — Man trifft ihn paarweise, immer auf der Erde, und vernimmt überall ihr 
auffallendes Geschrei; ihr Rufen besteht in einem schnell hintereinander wiederholten Ausstossen 
der Silbe Ga. Sie ernähren sich von Sämereien, Zwiebelgewächsen, zartem Grals u. dergl. Das 
Fleisch der Weibchen, besonders zur Zeit wo sie bald zu brüten anfangen, ist sehr schmackhaft. 
Ich fand im Monat September gegen das Ende der Regenzeit beiläufig 20 angeschwollene Dotter 
in ihrer Bauchhöhle. 

Diesen schönen Frankolin (wohl der gröfste unter den bekannten) habe ich mit dem Namen 
des Herrn Theodor Erckel von hier, dermalen am Senckenbergischen Museum angestellt, dem 
Systeme einverleibt, um diesem jugendlichen Gehülfen, der mich auf meiner abyssinischen Reise 
begleitete, meine Zufriedenheit mit seinen treu geleisteten Diensten zu bezeugen. Er war der 
Erste, der ihn auf dem Taranta-Gebirge erlegte. 


Perdix gutturalis. Rüppel. 


Diagnos. Perdix rostro nigricante, pedibus testaceis; pileo fuscescente,, gutture albido, regione parotica et parauchenio lucide ferrugineis, 
plumis hujus apieibus nigro- maculatis. — Plumae dorsales et caudales sicut tectrices colore hepatico, fasciis subtilioribus 
transversis undulatis obsolete flavescentibus, hinc inde latioribus colore fuliginoso et maculis castaneis variegatis. — Plumae 
dorsi et tectricum scapo, et stria oblonga ad ejus latera ex flavido albescentibus bene notatae, et ab illis caudae et uropygii 
hac carentibus distinctae. Pectus maculis castaneis adspersum. Abdomen sordide isabellinum — fasciis cordiformibus fuliginosis — 
erissum undulatis. Hypochondriorum plumae elongatae vexillo externo casterneo — intano fasciis variegatae, Tibiae hepaticae 
unicolores. Remiges primariae concolores laete rufescentes, apicem versus brunneae, — secundariae uti tectrices pictae. 


Das Feldhuhn, welches durch vorstehende Diagnose als eine neue Art in die Cataloge der 
Frankoline eingeführt wird, hat eine nahe Verwandschaft zu Perdix afra Latham *) und auch 


*) Temminck Gallinaces vol. 3. pag. 337. 
Vögel. 4 


14 Perdix gutturalis. 


wohl zu P. Levaillantii Temm. *), weswegen ich bedauern muss, durch die beschränkte Anzahl 
der Tafeln, die für meine zoologischen Entdeckungen bestimmt sind, verhindert zu seyn eine 
Abbildung desselben zu geben. Ich will es daher versuchen, durch eine genaue Beschreibung 
seines Kleides und besonders Hervorheben der ihm eigenthümlichen Merkmale, dasselbe kenntlich 
und unterscheidbar darzustellen. 
Der Schnabel ist länglich ohne sehr breit zu seyn, und der Kiefer von dunkler fast schwärz- 
“licher Hornfarbe, die Lade dagegen an ihrer Wurzel etwas heller. Die Füfse ziegelrothbraun 
und an manchen mit einem über drei Linien langen Sporn versehen. Die Haube dunkelbraun 
theilweise mit helleren Federrändern, die wenig sichtbar sind und ins Rostfarbene spielen. Die 
Kehle ist einfarbig schmutzigweils, das ganze Gesicht, die Ohrengegend, die Halsseiten, der 
Nacken und eine schmale Einfassung um den weifslichen breiten Kehlflecken hellrostfarbig. Alle 
Federn dieser Theile endigen mit halbmondförmigen oder zugerundeten schwarzen Flecken, aus- 
genommen die Gegend vor und über dem Auge, welche einfarbig ist. Auf dem ganzen Rücken, 
dem Schwanze, den Flügeldecken und der Brust bildet eine bald mehr ins Bräunliche, bald ins 
Graue übergehende Leberfarbe den Grundton. Die Federn des Oberrückens, der Flügeldecken, 
so wie die der zweiten Schwingenreihe sind von feingewellten schmalen in das Mattgelbliche 
spielenden Querbinden durchzogen. Hier und da erscheinen ganz unregelmäfsig zwischen denselben 
einzelne breite dunkelbraune Flecken, die an den Schulterdecken und den Federn der zweiten 
Schwingenreihe auch von helleren und breiteren Querlinien eingefafst sind. Eben so zeichnen 
sich auf der Schultergegend einzelne Federn durch kastanienbraune Flecken aus. Alle Federn 
dieser Theile haben einen hellgelben Schaft und zu dessen beiden Seiten einen schmalen Streifen 
von derselben Farbe, wodurch eine mehr oder weniger helle Linie auf denselben sichtbar wird. 
Diese Zeichnung wird auf dem Unterrücken, Bürzel und den Schwanzfedern nicht wahrgenommen, 
da allen Federn dieser Theile die lichte Linie fehlt. Die mehr in das Graue spielende Brust 
ist mit lichten kastanienbraunen Flecken getüpfelt. Der Unterleib, die Weichen und der Steils 
sind von schmutziger Isabellfarbe. Die Federn des Unterleibes von dunkelrufsfarbigen herzför- 
migen Flecken durchzogen, die etwas spitz auslaufen. Diejenigen der Weichen, und namentlich 
die längeren, haben an der äufsern Fahne einen breiten langen kastanienbraunen Flecken und 
sind an der inneren von abwechselnden helleren und dunkleren Linien durchzogen; alle Federn 
des Steifses sind auf diese Weise in abwechselnder Färbung gewellt. Die Schienen sind einfarbig 
hell leberbraun. Die erste Schwingenreihe besteht aus ungescheckten Federn, welche von der 
Wurzel bis zum letzten Drittheil hell röthlich, und am Ende, so wie an der äufseren Fahne 
dunkel leberbraun gefärbt sind. Die untere Seite des Flügels ist lohbraun. 
Das Weibchen ist ebenso gefiedert und gezeichnet wie das hier beschriebene Männchen, hat 

aber keinen Sporn am Fersenbein. 


Ganze Körperlänge ; e e c : 6 c e . c —U EI 3%. 
Länge vom Flügelbug bis zur 4ten Flugfeder . c . 2 : © — 6. 3. 
Schwanzlänge . ö . . 0 © ö o . . o _ 2. 2. 
Länge des Tarsus . E 3 e E . 0 © 6 q e — 1. 6. 


*) Temminck pl. col. No. 477. 


Perdix gutturalis. , 15 


Diese Hühnerart ist in Abyssinien bei weitem seltner als die vorher beschriebene. Wir 
beobachteten sie nur in drei Distrieten, und zwar immer in felsigten Gebirgslandschaften, die mit 
leichtem Gehölze bewachsen sind; nämlich zu Halai, bei Axum und in der Provinz Temben. 
Das weibliche Individuum, welches wir erlegten, wird in meiner Sammlung vermifst, und scheint 
auf der weiten beschwerlichen Reise abhanden gekommen zu seyn. Besondere Beobachtungen 
über die Sitten dieser Hühnerart hatte ich keine Gelegenheit zu machen. 

Vergleicht man nun die vorstehende Beschreibung meiner neuen Art mit dem Kleide der 
Perdix afra, so ergiebt sich, dafs allerdings für den ersten Anblick eine auffallende Aehnlichkeit 
zwischen beiden unverkennbar sei, dals aber eine eben so grolse charakteristische Verschiedenheit 
obwalte, wie die genaue Vergleichung es ersehen läfst. 

Perdix afra hat, anstatt des breiten und langen Kehlfleckens bei P. gutturalis, nur eine unbe- 
deutende weilse Stelle am Kinn. Der Hals jenes ist regelmäfsig schwarz- und weifsgescheckt 
und diese Farbenmischung unterbrochen, — am Nacken durch einen breiten rostfarbenen Streifen, 
der vom Scheitel bis zum Rücken zieht, — an den Halsseiten durch einen anderen von gleicher 
Farbe, der von dem äufseren Augenwinkel in gewundener Richtung bis zu der Brust herabzieht. 
Beide Streifen sind hier und da schwarz gefleckt. An P. afra ist der ganze Unterleib gleich- 
förmig weils und rufsbraun gewellt. Der Unterrücken, der Bürzel und der Schwanz haben dieselbe 
Federfärbung wie die Federn des Oberrückens und der Flügeldecken, an welchen Theilen bei 
P. gutturalis keine Federn eine Andeutung von den weißslichgelben Linien zeigen, welche den Schaft 
begleiten. Die Schwingen der ersten Reihe haben endlich bei P. afra einen gelben Schaft, sind 
dunkelbraun von der Wurzel bis zur Spitze und auf den äufseren Fahnen mit gelben Querstreifen 
gewellt; auch ist die untere Spitze der Flügel dunkelbraun gefärbt. — Diese Unterscheidungs- 
merkmale bemerke ich ganz gleichförmig an drei Individuen von P. afra, die mir zur Untersu- 
chung vorliegen, und in der That sind solche so erheblich, dafs ich sie vollkommen genügend 
“erachten mufs, um meine P. gutturalis als eine ‘von jenen spezifisch verschiedene und neue Art 
aufzustellen. Noch mehr aber unterscheidet sich diese von P. Levaillantii Temm., durch die auf- 
fallend verschiedene Zeichnung, die diese letztere Art am Halse, Unterleib und anderen Theilen 
darbietet. 

Bei dieser Gelegenheit wollte ich noch bemerken, dafs die drei hier aufgezählten Arten, 
als P. afra, Levaillantii und gutturalis in Betreff des verlängerten und etwas comprimirten Schna- 
bels auf einen gleichförmigen Typus in der Bildung dieses Theiles hinweisen, der vielleicht für 
die Begründung einer Abtheilung geeignet seyn dürfte. 


Otis. Linne. 


Die Anzahl der von den Naturforschern gekannten Arten dieses Geschlechts hat sich in den 
letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Temminck in den Planches coloriees, aber namentlich 
die englischen Naturforscher Gray, Gould und Sykes beschreiben und bilden die meisten der 


16 Otis melanogaster. 


neuentdeckten Arten ab, die grofsentheils von dem Indischen Continent abstammen. Meine 
afrikanische Reisen bereicherten diese Gattung gleichfalls mit zwei Arten, wovon die eine in 
meinem früheren zoologischen Atlas abgebildet ist, die andere mache ich nachstehend bekannt *), 
und füge noch die Beschreibung einer mir wenig bekannt scheinenden Art bei, die unserem Museum 
unlängst vom Vorgebirg der guten Hoffnung, durch Herrn von Ludwig, zugesendet worden ist. 


Taf. 7. 


Otis melanogaster. Rüppel. 


Diagnos. Mas adultus: Otis corporis colore supra isabellino, pileo fuscescenti variegato, facie et regione parotidea sordide albida, linea 
implumi ab angulo oris et oculi ad nucham porrecta, auriculam ambiente; vitta postoculari nigra in cervice conjuncta , albo 
limbata; gula nigra mentum versus guttis albidis adspersa; collo isabellino, lineolis umbrinis undulatis, antice nigro, utrinque 
albo limbato; pecetore, abdomine et tibiis nigris, dorso isabellino, maculis lanceolatis striolisque subtilioribus nigro umbrinis; 
flexura alarum cum tectrieibus candide albis; remigum primariarum prima nigra, secunda et tertia vexillis externis et apieibus 
nigris, internis albis, reliquis albis apice nigro, — secundariarum vexillis externis albis, internis apieibusque nigris; rectri- 
cibus supra taeniis 5 — 6 latioribus colore umbrino distinctis. Mas juvenis ab adulto distinguendus gula alba, et carente 
vitta postoculari striaque colli anteriori nigra. 

Foemina adulta gula alba, collo, abdomine, flexura alarum et tectrieibus isabellinis, lineis subtilissimis umbrinis variegatis. 


Bei dem alten Männchen hat der ganze Oberkörper einen isabellfarbigen Grundton, der 
auf den Flügeln etwas heller, auf dem Schwanze etwas dunkler als auf dem Rücken ist. Stirn 
und Oberkopf dunkelbraun; Gegend der Augen und Ohren schmutzig gelbweifs. Von dem Mund- 
winkel ziehet um die Ohrenöffnung nach dem hintern Augenrande ein unbefiederter schmaler 
Streifen von grauer Farbe. Am äufsern Augenwinkel beginnt eine schwarze Binde, deren beide 
Ränder weils eingefalst sind, und die mit derjenigen der entgegengesetzten Seite auf dem Nacken 
verbunden ist. Der Hals ist auf dem isabellfarbenen Grunde mit feinen schwarzen Querlinien 
gewellt. Die Kehle schwarz, nach dem Kinn zu weils getüpfelt. Von der Kehle bis zu der 
Brust ziehet längs des Vorderhalses ein schwarzer auf beiden Seiten weils eingefafster Streifen 
herab, der auf der Brust von einzelnen weifsen Federn unterbrochen wird. Der ganze Unterleib 
ist schön kohlschwarz, eben so die Schenkel, welche unten mit einem weilsen Saume eingefafst 
sind. Die Federn des Rückens und der Schultern sind sämmtlich von feinen dunkelbraunen 
Querlinien unregelmäfsig durchzogen, wobei noch aufserdem diejenigen des Vorderrückens mit 
einem länglichen dunkeln lanzettförmigen Flecken gezeichnet sind. Der Grund der Schwanz- 
federn ist oberhalb etwas dunkler als der übrige Oberkörper, und diese Färbung wird nach den 
Seiten des Schwanzes immer stärker, so dafs die äufsere Feder ganz schwarz ist; auf seiner obern 
Fläche sind 5 — 6 braune Querbinden, und zwischen diesen schmale wellenförmige Linien. Die 
untere Fläche des Schwanzes ist schwarz; die Endspitze der Federn schwarz und weils getüpfelt. 

An den Flügeln ist die äufserste Schwungfeder ganz schwarz; die zweite und dritte haben 
die äufsere Fahne und Endspitze schwarz und die innere Fahne weils. Die übrigen Schwung- 
federn haben beide Fahnen weiss und eine schwarze Endspitze. Die Schwingen der zweiten 


*) Die in Afrika vorkommenden Trappen-Arten sind: Otis arabs, hubara, Denhamii, afra, caffer (Licht,) oder torquata (Cuv.), 
Nuba, cacrulescens , mcelanogaster und Vigorsii. 


Otis Vigorsi. 17 


Reihe sind gegen ihr Ende zu und an ihrer ganzen innern Fahne schwarz, während die äussere 
Fahne weils ist. Auch die Achsel, der Flügelbug, und die kleinen Deckfedern sind schnee- 
weils; aber die mittleren Flügeldecken sind wie der Rücken isabellfarbig, mit kleinen schwarz- 
braunen lanzettförmigen Flecken ‚und wellenförmigen Querlinien. Iris dunkelbraun; Oberschna- 
bel dunkel hornbraun; die Lade und die Füsse fleischfarbig. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende ee Eu er 
Längs des Flügels vom Bug bis zum Ende der dritten Flugfeder B Io Io 8 
Schwanzlänge ö 0 . 6 . 0 0 : . e a oh 
Länge des Tarsus er ee euer ul 6: 
Nackter&lheilhder „Ribia er Er —, ob —o 


Das junge Männchen unterscheidet sich von dem alten männlichen Vogel dadurch, dals 
seine Kehle weils ist, und dafs ihm die schwarze vom Auge bis zum Nacken ziehende Binde, 
so wie der schwarze Längsstreifen am Vorderhalse fehlt. Auch ist bei dem jungen Männchen 
die zweite Schwinge der ersten Flugfederreihe schwarz. 

Am Weibchen, das dem jungen Männchen ähnelt, ist selbst der Bauch, der Schenkel 
und Flügelbug isabellfarbig; alle Schwingen der Flügel sind schwarz, und haben unregelmässig 
einzelne weisse Flecken. 

Diese Trappen leben Paarweise auf den zu Ackerland benutzten Ebenen in der Umgegend 
des Zana-Sees, in der abyssinischen Provinz Dembea. Lebensart und Nahrung wie die der be- 
kannten ähnlichen Arten dieses Geschlechts; wir hörten nie die Stimme dieses Vogels. 

Ich füge hier die Beschreibung einer andern in neuerer Zeit entdeckten Trappenart bei, die 
in der Caplandschaft vorkömmt, und welche das Frankfurter Museum der Freigebigkeit des 
Herrn von Ludwig verdankt, dessen patriotischer wissenschaftlicher Sinn allgemein gekannt 
ist. Wir erhielten diesen Vogel unter dem Arten-Namen Otis Vigorsii eingeschickt; mir ist 
unbekannt wer solchen vorgeschlagen hat; auch weils ich nicht, ob die Beschreibung dieses 
Vogels nicht etwa schon in einem andern naturgeschichtlichen Werke bekannt gemacht wurde. 


Otis Vigorsii. 

Diaynos. Otis colore isabellino, lineis umbrinis rivulatis variegato, gula macula longitudinali, et nucha lunula nigra; sub regione paro- 
tica macula albida, tibiis et parte media abdominis isabellina, pennis dorsalibus macula lanceolata isabellina, nonnullis ma- 
culis irregularibus umbrinis intermixtis; remigibus vexillo externo et apice umbrino, vexillo interno rufescente; tarsis bre- 
vISsımis. 

Das Hauptgefieder des ganzen Vogels ist isabellfarbig, mit sehr vielen dichtstehenden feinen 
wellenförmigen braunen Linien gescheckt. Beim Oberkopfe ist die Grundfarbe mehr ins Schmu- 
tzigweisse übergehend. Ueber den Nacken gehet ein schmaler Streifen von schwarzer Farbe, 
der hinter der Ohrengegend endet. Unter der Ohrengegend sind die Halsseiten gelblich weils, 
und längs der Mitte der Kehle ist ein schwarzer breiter Strich. Die Deckfedern des Rückens 
haben nach ihrer Spitze zu einen isabellfarbenen lanzettförmigen Fleck, dem eine breite schwarz- 
braune Querbinde vorangehet. Oft wiederholt sich diese braune Binde mehrmals auf der näm- 
lichen Feder. Die Flugfedern und grossen Deckfedern der Flügel rostroth, gegen das Ende zu 
schwarzbraun; die beiden ersten Flugfedern beinahe ganz schwarzbraun. Bauchmitte, Schenkel 


Vögel. h) 


18 Corvus. 


und Aftergegend isabellfarbig. Ueber die obere Seite des Schwanzes gehet eine schmale dunkel- 
braune Binde. Füsse und Basis des Unterschnabels gelblich, das übrige des Schnabels dunkel- 
braun. Der Tarsus ist in Vergleich zu den bekannten Arten ganz ungewöhnlich kurz. 


Ganze#Körperlänge War. I . , Re EI ii 
Länge der Flügel ® 6 0 Ai 0 c 0 o a 11. 9. 
Tkängerdes#Schwanzeseee Er RE Er 3. — 
Länge des Tarsus ee Be id SE A. 2. 9. 
Länge des nackten Theils der Tibia 2 © . . 0. 1. 3. 


Wir besitzen zwei Individuen dieser Trappen-Arf, die sich beinahe ganz gleich sind, nur 
dafs der eine den schwarzen Flecken an der Kehle etwas grösser hat. Beide kommen von Süd- 
Afrika, aber leider ist an keinem derselben das Geschlecht angegeben. Ich bemerke bei dieser 
Gelegenheit, dafs alle kleine Trappenarten eine nackte Knorpelwarze am Flügelbug haben. 


Corvus. Linne. 


Von den eigentlichen Raben, das heist denjenigen Vögeln, welche die Naturforscher gegen- 
wärtig unter diesem Gattungsnamen zusammenstellen, kommen bekanntermassen Arten in allen 
Ländern und Climaten vor, von welchen mitunter einige sehr nahe verwandte sind. In den von 
mir bereisten Afrikanischen Provinzen sind die Rabenarten nicht minder verschieden und zahl- 
reich als in irgend einer andern Weltgegend, wie man aus nachstehender geographischen Ver- 
breitungs-Uebersicht ersehen kann, in welcher ich die zu der Gattung Corvus familienweise 
gehörigen Vögel mit aufführe. 

Corvus corniz (Linne) kömmt im Winter zwischen Cairo und Suez ziemlich häufig vor, wurde 
auch im peträischen Arabien von mir beobachtet. 

„ monedula (Linn.) | beide Arten ungemein häufig in Unter-Egypten und dem peträi- 

„ frugilegus ee) schen Arabien. 

„ scapulatus (Daudin) beide Arten häufig in allen niedern Gegenden südlich vom 

„ aßinis (Rüppell) 

„ erassirostris (Rüppell) Diese zwei Arten bewohnen die hochgelegenen Distriete von 

„ capensis (Levaillant) 

Pica vulgaris (Cuwv.) ziemlich häufig im Winter in Unteregypten. 
„ senegalensis (Cuv.) häufig in Kordofan. 
Ptilonorhynchus (Kitta) albirostris (Rüppell) lebt auf der Hoch-Landschaft von Abyssinien. 
Pyrrhocoraxz graculus (Temm.) auf den höchsten Schneegebirgen Abyssiniens (14,000 Franz. 
Fufs) von mir eingesammelt, durch nichts von der europäischen Art sich unterschei- 


18. Breitegrad. Nie in Egypten beobachtet. 


Abyssinien. 


dend. Auch auf dem Sinaitischen Gebirge ward eine Pyrrhocorax-Art von mir beob- 
achtet, jedoch nicht eingesammelt, um solche näher bestimmen zu können. 


19 
Taf. 8. 


Corvus crassirostris. Rüppell. 


Diagnos. Corvus rostro permagno, compresso, arcuato, culmine distincto, rotundato, naribus suleis profunde excavatis, cauda rotundata, 
remigibus %; longitudinis caud» aquantibus; corporis colore aterrimo, pectore et collo splendore purpurascente, alis nitore 
coerulco, tectrieibus minoribus fusco-umbrinis, nucha nivea, pedibus et rostro nigro, illo apice albo. 


Dieser colossale Rabe hat durch das Farbenkleid und ungewöhnlich verdickten Schnabel eine 
auffallende Aehnlichkeit mit dem in Südafrika lebenden Corvus albicollis (Lath.), so dafs ich 
selbst in Abyssinien der Meinung war, jene längst bekannte Art in der nördlichen Hemisphäre 
wiedergefunden zu haben, und es daher unterliefs mehrere Individuen einzusammeln; aber man 
hat nur nöthig beide Arten neben einander zu stellen, um sich alsobald von ihrem specifischen 
Unterschied auf das Bestimmteste zu überzeugen *). 

Der ungewöhnlich dicke etwas comprimirte Schnabel hat an der Firste eine breite Basis; 
diese Firste ist in ihrem Verlaufe zugerundet, und gleichförmig als Bogensegment gekrümmt; 
zu beiden Seiten der Firste ist eine Hohlleiste, in welcher die vollkommen eirunden offenen 
Nasenlöcher liegen, welche wie immer bei den Rabenarten von vorwärts gerichteten Borsten 
ganz überdeckt sind. Sämmtliche Federn des Oberkopfs und Nackens liegen ganz flach an und 
sind seidenartig anzufühlen; diejenigen der Kehle sind etwas zugespitzt, und an den Halsseiten 
und Brust sind sie zugerundet. Die vierte Flugfeder ist am längsten; sie reicht, wenn der Flügel 
beiliegt, bis 2%, Zoll von der Schwanzspitze; der Schwanz ist zugerundet, und seine Seitenfedern 
sind 2 Zoll kürzer als die mittleren. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . A 0. 
Länge des Schnabels von dem Mundwinkel bis zur Spitze längs der 

Kieferschneide. gemessen... u. ee ee 
Länge des Schnabels von der Basis bis zur Spitze längs der Firste 

gemessen . s . . ® . o 0 6 . 5 3. T. 
Gröfste Verticalhöhe des Schnabels . . i ö 0 © Po. 1. T. 
Vom Flügelbug bis zur Endspitze der dritten Flugfeder . © 0 1. 3. —. 
Länge des Schwanzes 2 en An ee ee Te ae Be 
Länge des Tarsus 0 . o . . . . & 0 0. 2. 8. 


Die Grundfarbe des ganzen Gefieders ist glänzend kohlschwarz, die Seiten des Halses etwas 
dunkelpurpurfarbig schimmernd, das übrige mit blauschwarzem Schiller. Am Flügelbug sind die 
kleinen Deckfedern dunkel kastanienbraun mit schwarzen Federn untermischt; auf dem Nacken 
ist ein grosser etwas birnförmiger schneeweisser Flecken, der ganz anders gestellt und geformt 
ist als bei dem in Südafrika lebenden Corvus albicollis; er ziehet bis an die obere Fläche des 
Scheitels. Schnabel und Füsse sind pechschwarz mit Fettglanz; die Endspitze des ersteren ist 
weils. Iris kastanienbraun. 

Dieser Rabe bewohnt nur das abyssinische Hochland, welches mehr denn 5000 Fufs über. 
der Meeresfläche erhaben ist. Wir beobachteten ihn zuerst zu Halai auf dem Tarantagebirge, 


*) Es ist überhaupt eine höchst eigene Sache, die grosse Aehnlichkeit in der allgemeinen Farbenvertheilung bei verschiedenen 
Arten, welche in Abyssinien und am Cap vorkommen, und zwar lebend unter andern Vögeln, die in beiden Weltgegenden identisch 
B ) 
sind. Beispiele hiervon werde ich namentlich bei der Gattung Lanius, Lamprotornis, Oriolus, Buphaga und andern anführen. 


20 Corvus affınis. 


dann wieder in der Provinz Agame, in beiden nur in kleinen Familien; aber ziemlich häufig 
findet er sich in Simen, und ganz besonders in Gondar selbst; seine Sitten sind ganz die des 
Corvus frugilegus; er sucht nämlich seine aus Käfern und Würmern bestehende Nahrung im 
Dünger und auf Brachfeldern, und schreit gewöhnlich beim Fliegen. 


nn 


Taf. 10. Fig. 2. 
Corvus aflfinis. 


Diagnos. Corvus rostro valido, mandibula basi triangulari, culmine arcuato, antiis pilis tectis, qui divergentes antrorsum et sursum spectant; 


Rüppell. 


pennis jugularibus bifidis, alis elongatis, apiceem caud» valde excedentibus; cauda subrotunda; corporis colore splendido nigro 


viridescente. 


Bei vollkommen gleicher Körpergrösse mit Corvus corona, unterscheiden sich beide Arten 


durch Schnabelbildung, durch die 


verschiedene Federbedeckung der Nasenlöcher (Schneppe 


llliger) und durch die Länge der Flügel; endlich durch die Länge der Phalangen, welche auch 


mit viel stärkeren mehr gekrümmten Nägeln bewaffnet sind. 
Zur bessern Uebersicht des Unterschiedes beider Arten stelle ich von beiden die Beschrei- 
bung derjenigen Körpertheile, durch welche sie sich von einander unterscheiden, nachstehend 


neben einander: 
Corvus afinis. 

Der Oberschnabel ist dreikantig an der Ba- 
sis, und seine Firste krümmt sich gleichförmig 
und in fortlaufendem Bogen von der Basis bis 
zur Spitze. 

Die Borsten, welche die Nasenlöcher bede- 
cken, nach vorn und oben gerichtet. Federn der 
Kehle und des Vorderhalses in eine bifurcirte 
Spitze endend. 

Flügelspitzen 2 Zoll länger als das Schwanz- 
ende. 

Schwanz zugerundet, 6 Zoll lang. 

Länge des Tarsus . 30" 

Länge der Mittelzehe . 19% 

Das ganze Gefieder ist mehr grünlichschwarz, 
und durchaus stahlglänzend. 


Ganze Körperlänge 18. 


Corvus corona. 
Der Oberschnabel gerade, nur gegen die 
Spitze zu allmählich abwärts gekrümmt. 


Die Borsten an den Nasenlöchern alle nach 
vorn zu gerichtet. Federn der Kehle in einen 


einfachen zugespitzten Winkel auslaufend. 


Flügelspitzen 1 Zoll kürzer als das Schwanz- 


ende. 
Schwanz beinahe rechtwinkelig, 7 Zoll lang. 
Länge des Tarsus 26” 
Länge der Mittelzehke. . 15 


Das Gefieder ist theils sammetschwarz, theils 
blauschwarz, am Nacken, Brust und Bauch 
ohne Glanz. 


Ganze Körperlänge 17, 


Diese Rabenart beobachtete ich in den nämlichen Gegenden lebend, worin Corvus scapulatus 


vorkömmt; besonders häufig ist sie bei Massaua und bei Schendi. 


In den höher gelegenen abyssinischen Provinzen wird diese Art durch eine etwas grössere 
geleg y 


ersetzt, in welcher sich die von Lichtenstein unter dem Namen Corvus capensis angedeutete 


Corvus capensis. 2 


Art*) zu erkennen glaube, und die längst schon Le Vaillant, freilich etwas ungenügend unter 
gleicher Benennung abgebildet hat**), später aber von Herrn Temminck mit dem neuen Namen 
Corvus segetum beglückt wurde ***). 


Taf. 10. Fig. 3. 
Corvus capensis. Le Vaillant. 


Diagnos. Corvus rostro recto, elongato, valido, remigibus unciam unam et dimidiam a caud:® apice terminantibus, illa: quadrata, pinnis 
= jugularibus bifidis, colore capitis, nuch® et pectoris aterrimo, gula, teetrieibus minoribus et gutture nigro violaceo splendente, 
partibus reliquis colore nigro »neo-viridescente, 


Der Schnabel ist beinahe gerade, dabei länger und an der Basis viel niederer als bei 
Corvus affınis; die Federn, welche die Nasenlöcher bedecken, sind alle horizontal gerichtet. 
Die Federn der Kehle in doppelte Spitze auslaufend, und zwar ist die sie veranlassende Aus- 
kerbung bei weitem tiefer als bei vorstehend beschriebener Art, deren Verschiedenheit auch 
noch ferner durch Flügellänge und Farbennuancen begründet ist. Die Flügelspitzen reichen 
nämlich nur bis 14, Zoll vor das Ende des Schwanzes, welcher beinahe rechtwinkelig abgestutzt 
und dabei verhältnifsmässig zu den verwandten Arten ziemlich lang ist. Auch sind die Nägel 
der Zehen nambar kürzer. 

Der Kopf, Nacken, die Seiten des Halses und eine Art von Halskragen über die Brust 
sind von glanzloser sammetschwarzer Farbe; die Kehle, kleine Deckfedern und der Unterleib 
sind gleichfalls kohlschwarz, aber mit stahlblauem Schiller; der schwarze Rücken, grosse Flügel- 
deckfedern und Schwanz mit dunkelviolet grünem Glanze. 

Ganze,-Körperlänge; .... re WE u el 
Länge der Mittelzehe 3 san 5 nie  . —e-  — 1176. 
Länge vom Flügelbug bis zur Endspitze des Flügels . .  . 20. 13714 
Schwanzlänge,, = _.__ sb wu a. nu aa, re ee 6%, 

Dieser Rabe pflegt nicht allein beim Schreien, sondern überhaupt auch in der Ruhe die 
Kehle stark aufzublähen, gleich als hätte sie einen gefüllten Kropf, weshalb er auch von meinen 
Jägern der Kropfrabe benannt wurde. Wie schon bemerkt ist das climatische Vorkommen dieser 
Art wesentlich verschieden von demjenigen der vorbeschriebenen Raben. Ihr Ruheort die Spitzen 
hoher Bäume; etwas Eigenthümliches ihrer Lebensart wüfste ich nicht zu bemerken. 


Der unermüdliche Naturforscher Kuhl, in seinen Beiträgen zur Zoologie (Frankfurt 1820, 4to.) pag. 150 
bildete, und wohl mit vielem Recht, für mehrere in neuerer Zeit entdeckte Vögel, die auf den grossen ostin- 
dischen Inseln leben, eine eigene Gattung, die er Ptilonorhynchus benannte. Herr Temminck in der 67. Liefe- 
rung seiner Planches coloriees, bei Gelegenheit der Beschreibung einiger dieser Vögel änderte, ohne nähere 
Angabe der Ursache, den Kuhlischen Gattungsnamen in Kitta um. Cuvier endlich in seiner neuen Ausgabe des 
Regne Animal übersah ganz von dieser Gattung Notiz zu nehmen, obgleich sie sicherlich ganz gut begründet 
ist, und ihren Platz im Systeme in der Nähe der Raben einzunehmen hat. 


*) Lichtenstein, Verzeichniss der Doubletten, pag. 20. No. 199. 
**) Oiseaux d’Afrique pl. 52. 
***) Cuvier rögne animal 2e edition Vol. I. pag.421. Nota, und Temminck planches coloriees, 70 Livraison, Genre Corbcau, Espece. 6. 


Vögel. 6 


22 
Taf. 9. Fig. 1.7, Fig. 2. 9. 
Ptilonorhynchus (Kitta) albirostris. Rüppell. 


Diagnos. Ptilonorhynchus mas colore supra et subtus nigro splendore coeruleo, remigibus primariis rubiginosis, apice nigro, teetrieibus 
majoribus et cauda nigris, rostro albido; foemina capite, collo et peetore cinereo coerulescente. 


Durch die von mir entdeckte nachstehend zu beschreibende Art zeigt sich die Gattung 
Ptilonorhynchus als eine auch in der Fauna von Afrika repräsentirte Form; der Vogel: hat 
übrigens durch Hauptvertheilung der Farben mit dem auf Java heimischen Ptilonorhynchus holo- 
sericeus eine merkwürdige Verwandtschaft. Grösse und Statur einer Mandelkrähe (Coracias 
garrula). Der milchweisse Schnabel, welcher etwas comprimirt ist, hat eine zugerundete Kuppe 
(eulmen), von der Basis an fortlaufend parabolisch gekrümmt; an der Schnabelspitze ist eine 
schwache Auskerbung. Der haarige Federstern, welcher einen grossen Theil der Schnabelbasis 
und die Nasenlöcher ganz überdeckt, hat seinen Centralpunkt dicht am Augenliederrand, und 
diejenige seiner Federn, welche nach oben gerichtet sind, krümmen sich gegen ihr Ende nach 
hinten zu. Das ganze Gefieder des Vogels ist lebhaft glänzend und seidenartig anzufühlen. Die 
Spitze der Flügel reicht nicht ganz bis an die Hälfte der Schwanzlänge; die erste Flugfeder 
ist nur 2 Linien kürzer als die dritte, welche die längste ist, und der die zweite und vierte 
beinahe gleich kommen. Der Schwanz ist rechtwinkelig abgestutzt; die Nägel der Zehen mittel- 
mässig, aber stark gekrümmt. 


Ganze Körperlänge £ © 0 ui] . c 5 : 0 5 111, ° 
Schnabellänge m a el: ERBE oe. vun 11" 
Länge «dest Flügels ur Wr Eee. 6’. 2" 
Länge des Schwanzes . - . 0 ® . 5 i - a a 4. au 
Länge:.des: Tarsus- „u. 2 0 rege. ne 12% 


Bei dem Männchen ist das Gefieder des Kopfes, Halses, der kleinen und mittleren Flügeldeck- 
federn und der übrige Körper blauschwarz mit Stahlglanz ; die grossen Flügeldeckfedern und der 
Schwanz sind sammetschwarz, die Flugfedern zimmetroth, der untere Theil ihrer äussern Fahnen 
und die Endspitzen der Federn schwärzlich. Die Füsse sind schwarzbraun, die Iris rothbraun. 

Bei dem Weibchen und jungen Vogel ist die ganze Kopfgegend, der Hals und obere Theil 
der Brust von blaugrauer Farbe mit Seidenglanz; das übrige ist wie beim alten Männchen. 
Die Zunge ist länglich flach, vorn hornartig, zugespitzt, in einige Fasern auslaufend, an der 
Basis ist sie fleischig; in dem halbmuskulösen Magen fanden sich Beeren und Sämereien. 

Dieser Vogel lebt in zahlreichen Familien immer auf lichtstehenden Baumgruppen, in den 
höhern Gegenden Abyssiniens; wir beobachteten ihn häufig auf dem Tarantagebirge, auf dem 
Plateau von Artegerat, und in der Provinz Simen; auch bei Gondar kömmt er vor zur Zeit 
wo die Früchte der Cordia abyssinica reifen. Er hat eine klagende eintönige Stimme, die er 
nur im Fluge verlauten läfst; man begegnet ihn beinahe immer in Schaaren fliegend, wobei der 
Flug nie besonders rasch; in ihrer Gesellschaft kömmt gewöhnlich Lamprotornis morio vor, dessen 
Gefieder bei beiden Geschlechtern ziemlich die nämliche Farbenvertheilung hat. 

Von andern Gattungen, die im Systeme in die Nähe der Raben gestellt werden, beobachtete 
ich in Nord-Ost-Afrika nachstehende bereits längst beschriebene Arten : 


Ptilonorhynchus albirostris. 23 


Coracias garrula. Kömmt häufig in Egypten vor, und ist auch im peträischen Arabien 
nicht selten. f 

Coracias abyssinica (Buflon enlum. pl. 626.). Ziemlich häufig in lichtbehölzten Gegenden süd- 
lich vom 18. Breitegrad, im Kordofan, bei Schendi, und in den niedern Gegenden 
von Abyssinien. 

Coracias Levaillantü (Le Vaillant oiseaux de Paradis, Vol. I. pl. 29.). Ziemlich häufig in den 
niedern Gegenden von Abyssinien, besonders an der Meeresküste bei Massaua. 

Colaris afra (Cuv.) Zuerst beschrieben und abgebildet in Shaw Nat. Miscellany pl. 401 als 
Coracias afra, dann von Le Vaillant oiseaux de Paradis I. pl. 35 unter dem Namen: 

e le petit Rolle violet, endlich von Jardine in seinen ornithological illustrations pl. 109 
unter dem Namen Zurystomus gularis. Zu bemerken ist, dafs Cuviers Gattungs- 
name Colaris älter ist als das von Vieilloet in Gebrauch gesetzte Wort Eurystomus, 
und daher den Vorzug verdient. Dieser Vogel ward von mir in den Thälern des 
Takazze Stromes unterm 14. Breitegrad beobachtet; er lebt dort einzeln auf hohen 
Bäumen; der Schnabel des einzigen von mir erlegten Individuum war strohgelb, Iris 
hellbraun, Füsse röthlichbraun; Zunge hornig, flach lanzettförmig zugespitzt; im halb- 
muskulösen Magen waren kleine Scarabäen. 

Buphaga erythrorhyncha (Temminck pl. coloriees No. 465.); schon früher in dem Appendix 
zu Salts Reisen von Latham unter dem Namen Tanagra erythrorhyncha angeführt, 
aber von Stanley bei dessen genauer Beschreibung, ebendaselbst pag. LIX fragweise 
bereits zu den Buphaga gerechnet. Es ist daher eine zwecklose Neuerung, wenn Herr 
Ehrenberg in neuerer Zeit diesen Vogel mit dem Worte Buphaga abyssinica bezeich- 
net hat, wie denn überhaupt es diesem Herrn wohlgefällt, ältere längst angenommene 
Artennamen durch andere von ihm in Vorschlag gebrachte verdrängen zu wollen. 
Diese Buphaga ist ungemein häufig auf den Weideplätzen an der abyssinischen Küste, 
ward aber nie von mir in Sennaar oder Kordofan beobachtet. 


Nachtrag zu Buceros flavirostris. 

Ich beeile mich die Entdeckung mitzutheilen, dafs der von mir unter dem Namen Buceros 
flavirostris Taf. 2. Fig. 2 und pag. 6 als neu beschriebene und abgebildete Vogel bereits unter 
gleicher Benennung von Latham General history of birds Vol. 2. p. 331 sehr gut erkenntlich 
als eigene Art aufgeführt wurde. Dafs ich dieses früher übersehen hatte, geschah, weil ich der 
ganz irrigen Meinung war, dafs Herr Temminck, nachdem er eine specielle Monographie der 
Gattung Buceros in der 36. Lieferung seiner Planches coloriees, und einen ausführlichen Nach- 
trag dazu in der 89. Lieferung bekannt gemacht hatte, sämmtliche sich auf diese Gattung. bezie- 
hende Notizen benutzt haben müsse, besonders aber wenn solche sich in einem grossen orni- 
thologischen Werke, wie das Lathamische befänden. Es liefert dieses einen neuen Beleg, wie 


oberflächlich gewisse Autoren ihre Mittheilungen bearbeiten! 


24 Lamprotornis. 


Lamprotornis. Temminck. 


Viele der bereits bekannten Arten dieser Gattung bewohnen die von mir bereisten Provinzen 
des nordöstlichen Afrika. Aber auch zwei neue. glaube ich daselbst entdeckt zu haben. Indem 
ich deren Abbildung und Beschreibung bekannt mache, will ich gleichzeitig einige Mittheilung 
geben über die Verbreitung und einige nicht beschriebene Alterskleider der von mir beobachteten 
Lamprotornis Arten. 

1) Lamprotornis mit kurzem rechtwinkeligem Schwanze. 

Lamprotornis leucogaster (Temm.) *). Diesen Vogel beobachtete ich in kleinen Fami- 
lien zusammenlebend in der abyssinischen Provinz Agame. Die ausgewachsenen Männchen und 
Weibchen dieser so schön gefärbten Art sind sich in Grösse und Gefieder ganz gleich und hin- 
länglich bekannt; aber wenn ich nicht irre, so ist das Jugendkleid derselben nicht beschrieben, 
und ich habe das Vergnügen diese Lücke auszufüllen, eine um so nöthigere Sache, da zwischen 
den verschiedenen Alterskleidern dieses Vogels ein auffallender Farbenunterschied ist. Im Jugend- 
alter ist sein Gefieder folgendermassen : 

Der ganze Oberkopf, die Ohrengegend, der Rücken und die Flügeldeckfedern sind matt 
kastanienbraun, die Federn auf den Seiten mit feinem rostrothem Saume; auf dem Nacken sind 
die braunen Federn auf beiden Seiten hellgrau eingefalst. Kehle und ganze untere Körperseite 
weils, jede Feder gegen die Endspitze des Schafts kastanienbraun, welche Farbenzeichnung 
auf dem Halse mehr einem Längsstreifen, auf der Brust und den Bauchseiten mehr einem rund- 
liehen Tropfen gleicht. Die kastanienbraunen Flügel haben die obern %, ihrer innern Fahne 
von rostrother Farbe, welches aber bei anliegendem Flügel nicht bemerkbar ist. Der Schwanz 
ist einförmig kastanienbraun, mit Ausnahme der äussersten Steuerfedern, deren innere Fahne 
zur Hälfte rostroth ist; hier und da erscheint auf dem Oberkopfe bereits eine der schönen blau 
violetten Federn, mit prachtvollem Purpurschiller. Ganze Körperlänge 7 Zoll. 

Lamprotornis rufiventris (Rüppell) oder L. chrysogaster varietas abyssinica. Ueber den 
L. chrysogaster scheint ein wahrer Unstern einer Verurtheilung zur Confusion obzuwalten. Buffon 
vor allem bildete ab und beschrieb unter dem Namen Merle & ventre Jaune de Senegal **) 
eine Vogelart, von welcher er sagt 1) dafs von der Kehle an die ganze untere Körperseite 
lebhaft orangegelb gefärbt sei; 2) dafs einige der Flugfedern an ihrer äusseren Fahne weils 
gerändet seien, welches beides auch durch die von ihm bekannt gemachte Abbildung bestätiget 
wird. Diesen Vogel nannte Gmelin Turdus chrysogaster, und Temminck machte daraus seinen 
Lamprotornis chrysogaster **). Nun kömmt Vieillot in dem Tableau eneyclopedique et metho- 
dique, Ornithologie pag. 668, und beschreibt unter dem Namen Turdus ehrysogaster den von 
Buffon, Plan. enluminees No. 221 unter dem Namen Merle du Cap de bonne esperance abge- 
bildeten Vogel, dessen ganze untere Körperseite vom Schnabel an orangegelb ist, dagegen über- 
gehet er ganz die Buffon’sche Tafel 358 unter irgend einem Artennamen aufzuführen. Van 
Swindern bei der Bekanntmachung des von Kuhl bearbeiteten systematischen Catalogs der Planches 


*) Merle violet A ventre blanc de Juida. Buffon enlumine fol. Vol. IV. pag. 116 und pl. 648. _Fig. 1. 
”*) Planches enluminees, fol. Edition. Vol. IV. pag. 97. Tafel 358, 
”**) Manuel d’Ornithologie, 2e edition. 


» 


Lamprotornis. 25 


enluminees des Buffon macht eine neue Verwirrung, denn er bezeichnet beide Tafeln No. 221 
und 358 als den nämlichen Turdus chrysogaster vorstellend. In ganz neuerer Zeit theilt Herr 
Ehrenberg mit *), dafs er bei seinem Aufenthalt an der abyssinischen Küste ein einziges Indi- 
viduum von einer Vogelart erhalten habe, welche er mit dem senegalischen Lamprotornis chry- 
sogaster für identisch halte, obgleich ersterer etwas kleiner von Statur sei. Im Zeitlaufe meiner 
Reisen in Dongola, Kordofan und Abyssinien erhielt ich ohngefähr 30 Individuen einer Lam- 
protornisart, wovon von unserm Museum mehrere Individuen dem Herrn Temminck mitgetheilt 
wurden, welcher sie gleichfalls immer für Lamprotornis chrysogaster erklärte. Wenn man nun 
aber nicht alle Glaubhaftigkeit oder Genauigkeit bei Beschreibungen und Abbildungen dem 
Buffon absprechen will, so halte ich es für unmöglich, den von mir in Ostafrika eingesammelten 
rothbäuchigen Lamprotornis und den von Buffon und andern Autoren als Lamprotornis chrysoga- 
ster angenommenen Vogel für identisch zu halten, worüber das Nähere zu ersehen durch meine 
nachstehende Beschreibung des von mir Lamprotornis rufiventris benannten Vogels. 

Lamprotornis nitens (Temm.). Buffon pl. 561 und Levaillant Oiseaux d’Afrique pl. 90. 
Ungemein häufig in allen Niederungen von Abyssinien, Sennaar und Kordofan, bewohnt in 
grossen Schaaren das Gebüsch in der Nähe von Hirtenwohnungen. Sehr nahe mit ihm verwandt 
ist der nur in Abyssinien vorkommende Lamprotornis chalybäus Ehrenberg (Symb. phys. Aves 
I. Tafel X.). Da das Jugendkleid dieser Art nicht beschrieben ist, und sich sehr wesentlich vom 
ausgefiederten Vogel durch die Farbe unterscheidet, so gebe ich davon nachstehend eine genaue 
Abbildung und Beschreibung, um so zu verhüten, dafs ruhmgierige Artenfabriken die Wissen- 
schaft mit einem neuen Synonyme behelligen. 

II. Lamprotornis mit langem Schwanz. 

Lamprotornis aeneus (Temm.). Levaillant Oiseaux d’Afrique, Vol. 2. pl. 87. Die Be- 
schreibung und Abbildung in Buffon Planches enluminees Vol IV. pag. 91 und Taf. 220 unter 
dem Namen Merle & longue queue du Senegal, welche man gewöhnlich als diese Art vorstel- 
lend, eitirt **), scheint mir eine andere Art zu seyn. Diesen Vogel erhielt ich am Bahher 
Abbiad und im Kordofan, wo er in buschigen Gegenden familienweise zusammen lebt; seine 
Iris ist hellgelb. 

Lamprotornis morio (Temm.). Sehr gut ein Männchen davon abgebildet durch Levaillant 
Oiseaux d’Afrique, Vol. 2. pl. 83 als le Roupenne; findet sich in mehreren mit Buschwerk 
bedeckten abyssinischen Provinzen der höhern Landschaft, wie Haremat, Simen und Gondar, 
gewöhnlich in grossen Familien zusammen lebend. Aber Abyssinien beherbergt eine andere neue 
Art, die zwar mit L. morio durch das verschiedene Farbenkleid beider Geschlechter ziemlich 
übereinstimmt, doch auf den ersten Blick sich durch den weit dünneren gerad gestreckten Schna- 
bel und durch weit keilförmigeren Schwanz genügend unterscheidet, und die ich nachstehend 


unter dem Namen Zamprotornis tenuwirostris bekannt machen werde. 


*) Symbol» physic», Aves Decas I, Bogen aa. Note. 
**) Van Swinderen Catalogue, pag. 4. und Cuvier Regne animal Vol. I. pag. 371. 


— 


Vögel. 


26 
Taf. 10. Fig. 1. 
Lamprotornis tenuirostris. Rüppel. 


Diagnos. Lamprotornis rostro tenui elongato, culmine recto, dertro subdeflexo, cauda cuneata, rectricibus intermediis longioribus, colore 
maris pileo et regione parotica nigro viridescente, gutture, pectore, abdomine, flexura alarum, tergo et uropygio nigro coerules- 
cente; interscapulio, tectrieibus, cauda et tibiis pernigris; remigibus ferrugineis, eorumque apice nigro. Foemina capite, collo 
et gastr&o nigro coeruleo, plumarum apicibus aut limbo cinerascentibus. 


Der Schnabel dieses Vogels ist viel schlanker und an der Basis schmäler als bei allen andern 
mir bekannten Lamprotornisarten; seine Kuppe ist beinahe gerade, und nur gegen die Spitze 
zu krümmt sie sich etwas abwärts; besonders fällt dieses Abweichen von der Normalform der 
Gattung auf, wenn man diesen Vogel mit dem ihm im Gefieder so ähnlichen Lamprotornis 
morio vergleich. Der Schwanz ist lang, stark gestaffelt; aber besonders noch durch das Her- 
vorragen der beiden mittleren Federn vollkommen keilförmig. Die Flügelspitzen reichen bis zum 
Viertheil der Schwanzlänge; ihre erste Flugfeder ist verkümmert, die zweite nur weniges kürzer 
als die dritte, welche die längste ist. 

Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . 12‘. 8 


Länge des Schwanzes . . 6 a . c © c ß . . 6. 0 
Vom Flügelbug bis zum Ende der dritten Flugfeder 0 . 6 ö 5. 8 
Länge des Schnabels vom Mundwinkel bis zur Spitze 2 0 0 ® l. 12, 
Dessen Breite an der Basis . . . . . . . ö . c — 5 
Seine Verticalhöhe ebendaselbt 0 0 u. — 3% 
Länge des Tarsus 0 a ee ee N: "0 22: l. 3 


Länge. (der Mittelzehe en — 10% 

Das Gefieder des Männchens und Weibchens ist verschieden gefärbt. Bei ersterem ist der 
Oberkopf und die Ohrengegend grünlich schwarz, der Nacken, die Kehle, Brust, kleine Flügel- 
deckfedern und Hinterrücken blauschwarz; der Bauch, die Schenkel, Schwanz, Rückenmitte und 
grosse Flügeldeckfedern rauchschwarz; die grossen Flugfedern sind schön rostroth, und gegen 
das Ende zu schwarz. Füsse und Schnabel schwarz, Iris braun. Bei den Weibchen ist der 
ganze Kopf, der Nacken und die ganze Brust von matt blauschwarzer Farbe, jede Feder mit 
einer hellgrauen Endspitze; am Bauch und Bürzel sind die Federn dunkelblau mit einer schmutzig 
grauen Randeinfassung. 

Diese Vögel leben schaarenweise zusammen in Gegenden, wo Hochgebüsch vorkömmt, auf 
dessen dünnen Aesten sie sich herumtreiben; dieselben Sitten hat Lamprotornis morio und aeneus, 
die alle lange Schwänze haben, während die mit kurzen Schwänzen beschriebenen Arten auf der 
Erde und im niedern Gebüsch ihrer Hauptnahrung, aus verschiedenen Insekten bestehend, nach- 
streben. Alle von mir beobachteten Lamprotornisarten sind im Leben sehr beweglicher Natur, 
wie die Drosseln, und nicht sonderlich geräuschvoll, im Gegensatze mit den Ixosarten. Keiner 
dieser Vögel zeichnet sich durch angenehme Stimme aus. 


u 


Taf. 11. Fig. 1. 
Lamprotornis rufiventris. Rüppell. 


oder Lamprotornis chrysogaster varietas abyssinica. 


Diagnos. Lamprotornis capite supra viridi-cinerascente, gula et pectore, dorso et tectrieibus colore viridi nigricante, splendore metallico; 
inter oculos et nares macula nigra, uropygio et cauda coeruleo nigricante, illa lineis transversis obscurioribus ; abdomine, crisso 
et tibiis ferrugineis, remigibus umbrino-nigris, vexillo interno parte media albido-isabellino. 


Grösse einer Blaudrossel (Turdus cyaneus). Stirn und Oberkopf graugrün; Nacken, Rücken, 
Flügeldeckfedern, Kehle, Hals und Brust bis zur Bauchmitte schön schwarzgrün mit lebhaftem 
entenhälsigem Metallschimmer. Die Gegend zwischen Augen und Nasenlöcher ist schwarz, der 
Bürzel und die obere Seite des Schwanzes glänzend stahlblau, letzterer mit feinen wellenförmigen 
dunkleren Querlinien. Die Flugfedern sind schwarzbraun; an jeder ist der mittlere Theil der 
innern Fahne weifslich isabellfarbig. Der Bauch, die Schenkel und die Aftergegend sind dunkel- 
rostroth und glanzlos; die untere Seite des Schwanzes rauchschwarz. Schnabel und Füsse schwarz, 


Iris hellgelb. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende a 
Länge des Schwanzes ENT 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der dritten Flugfeder ® ö oo 4. 2 

Länge des Tarsus 5 e 5 5 5 5 . > B 5 ö 1. 114 
Länge des Schnabels vom Mundwinkel bis zur Spitze . .. . — 10 


Beide Geschlechter haben im ausgebildeten Zustande ein gleiches Farbenkleid; die jungen 
Vögel unterscheiden sich von den ausgefiederten, indem sich auf der Brust und dem Halse 
rostrothe Federn unter den von grüner stahlglänzender Farbe befinden. 

Dieser Vogel kömmt ungemein häufig in vielen der wärmeren Provinzen Abyssiniens, beson- 
ders auch längs den Küstengegenden, ferner in Sennaar, Schendi und Kordofan das ganze Jahr 


über vor. 


Taf. 11. Fig. 2. 
Lamprotornis chalybaeus. Avis juvenis. 


Diagnos. Lamprotornis pileo et cervice viridi-umbrino splendente, regione parotica et macula ante oculos nigra, dorso et tectricibus 
majoribus colore viridi-aneo splendore chalybao, tectricibus minoribus, uropygio, parte superiori caud& et tibiis coerulescenti- 
violaceis, gutture, collo, pectore et abdomine rufo-isabellino. 


Grösse und Totalhabitus der Rohrdrossel (Turdus iliacus). Oberkopf und Nacken dunkel- 
grünbraun, taubenhälsig opalisirend; der Raum zwischen dem Mundwinkel und Auge und die 
Ohrengegend schwarz; kleine Flügeldeckfedern, Rückenmitte, Bürzel und obere Seite des Schwan- 
zes grünblau mit Stahlglanz; grosse Flügeldeckfedern braungrün mit schönem entenhalsigem 
Schiller. Flugfedern dunkelbraun, auf ihrer äussern Fahne mit blaugrünem Schiller. Die ganze 
untere Seite des Vogels vom Schnabel bis zur Schwanzbasis ist schmutzig röthlich isabellfarbig, 
die Endspitzen der Federn der Brust sind etwas heller; auf den Schenkeln kömmt bereits das 
schöne stahlblaue Gefieder zu Tage, in welchem der ausgebildete Vogel glänzt. Die untere 
Seite des Schwanzes ist schwarzbraun. Schnabel und Füsse schwarz. 


28 Oriolus. 


Die Zunge dieses Lamprotornis ist schmal, etwas comprimirt, und hierdurch längs der Mitte 
ausgehohlt; ihre Substanz ist hornig, und die Endspitze etwas zaserig. Der Magen ist mem- 
branös; in demselben fanden sich vorzugsweise Termiten und Insekten-Larven. Bei der von 
Herrn Ehrenberg bekannt gemachten sehr genauen Abbildung eines erwachsenen Männchens*) 
finde ich das Colorit des Bauchs etwas ungenügend; denn in der Natur ist solches vom schön- 


sten lebhaft glänzenden Königsblau. 
— 


Oriolus. Linne. 


Von dieser Gattung beobachtete ich in dem von mir bereisten Theile von Afrika nur 2 Arten; 
die eine ist die wohlbekannte Oriolus galbula, die in ganz Egypten das ganze Jahr über nicht 
ungewöhnlich ist, auch im peträischen Arabien heimisch ist, und in beiden Gegenden auf Dattel- 
palmen lebt. Die zweite ist der Vogel, von welchem Buffon**) unter dem Namen le Moloxita, 
wie es scheint nach Mittheilungen des abyssinischen Reisenden Bruce, eine kurze Notiz bekannt 
machte, die aber seitdem wenig beachtet wurde. Dieser Vogel, welchen es mir glückte in 
ziemlicher Anzahl in Abyssinien aufzufinden, hat zwar eine nahe Verwandtschaft mit dem in 
Indien vorkommenden Oriolus melanocephalus Linn., ist aber doch bestimmt von ihm verschieden, 
und wenn anders die von Levaillant gegebene Abbildung und Beschreibung des Jugendkleides 
seines Loriot Coudougnan nicht als irrthümlich anerkannt wird, als eine eigene selbstständige 
Art, oder doch als sehr merkbare und constante climatische Varietät der Capischen Art zu 
betrachten. Es gäbe also in Zukunft drei Arten von ÖOriolus, die sich durch ihr Farbenkleid 
sehr nahe stehen, welches bisher die verschiedenen ornithologischen Autoren zu grosser Verwir- 
rung veranlafst hat; und es wird nicht überflüssig seyn, solche nachstehend zu analysiren. 

Buffon kannte, wie es scheint, nur den abyssinischen Oriolus, der, wie schon bemerkt, 
von ihm unter dem Namen „Le Moloxita ou le religieux d’Abyssinie“ beschrieben, aber nicht 
abgebildet wurde. 

Vaillant ***) bildete Männchen und Weibchen des am Cap vorkommenden schwarzköpfigen 
Pirol ab, den er Coudougnan benennt, und stellt die Frage auf, ob dieser Vogel nicht mit 
dem von Buffon beschriebenen Moloxita identisch sei. 

Latham 7) benennt den in Rede stehenden Levaillantischen Vogel Oriolus monachus, 
und führt den Buffon’schen aus Abyssinien abstammenden Moloxita als Synonym auf. 

Lichtenstein +f) führt unter einem neuen von ihm gegebenen Namen, Oriolus larva- 
tus, den Coudougnan der Caffrerei auf. 

Vieillot in dem zweiten Bande der Enceyclopedie +f}) sagt bei seiner Beschreibung des 
in Indien lebenden Oriolus melanocephalus, dafs er den von Levaillant beschriebenen Loriot 
Coudougnan nicht für eine von dem indischen ©. melanocephalus verschiedene Art halte; aber 


*) Symbole physice, Aves Decas I. Tafel X. 
**) Folio edition, Vol. IV, pag. 123. 
***) Ojscaux d’Afrique Vol. VI. Taf. 261. 262. pag. 38. 
7) General history of birds, 1822, Vol. 3. pag. 142. 
ir) Doublettenverzeichniss, 1823, pag. 20. 
irr) Paris 1823, pag. 696. 


Oriolus moloxita. 29 


durch eine unglückliche Vergessenheit führt er (pag- 665) den Moloxita des Buffon als einen 
eigenen Turdus unter dem Namen Turdus monachus auf! Ze a 

Temminck endlich in seinem Arten-Verzeichnifs der Gattung Oriolus, abgedruckt in der 
54. Lieferung seiner Planches coloriees, die 1826 ausgegeben wurde, begehet vor allem den 
groben Irrthum, dafs er sagt: Espece 5. Oriolus melanocephalus Vaillant pl. 263, patrie cer- 
taine l’Afrique meridionale!! (Dieser Vogel kömmt nur in Ostindien vor, obgleich in ganz neuerer 
Zeit Obrist Sykes auch behauptet, dafs derselbe in Afrika lebe) *). Ferner giebt er als Espece 6. 
dem nun. bereits zweimal mit verschiedenem lateinischen Gattungsnamen bezeichneten Loriot 
coudougnan eine neue Benennung, Oriolus coudougnan (Temminck) ! 

‚Ich‘ gebe nun nachstehend eine genaue Beschreibung des Jugend - und Alterskleides des von 
Buffon unter dem Namen Le Moloxita beschriebenen abyssinischen Pirol, welche ich durch eine 
getreue Abbildung versinnliche, und überlasse es dem Gutdünken jedes einzelnen Naturforschers, 
diesen Vogel entweder als eigene Art, oder als eine constante climatische Varietät des capi- 
schen gelb und schwarzen Pirol (O. monachus) zu betrachten. 


ee 


Taf. 12. Fig. 1. 
Oriolus moloxita. Buffon. 


Diagnos. Oriolus capite et collo aterrimo, pectore, ventre, grisso, parte inferiori caud®, auchenio et uropygio colore citrino; intersca- 
pulio et tectricibus minoribus prasi is; tectrieibus majoribus ct remigibus primariis atque secundariis nigricantibus, his limbo 
externo, illis apice niveo, rectrieibus intermediis tota longitudine, lateralibus parte media viridi, rostro coccineo, pedibus nigris. 


Der ganze Kopf, Nacken und Hals schön sammetschwarz ; das Schwarze erstreckt sich 
übrigens keineswegs auf die Brust, wie solches bei Oriolus melanocephalus der Fall ist. Basis 
des Halses, Brust und ganze untere Körperseite, Bürzel und theilweise der Schwanz vom schön- 
sten gleichfarbigen Zitrongelb; Rückenmitte, kleine Deekfedern der Flügel, die obere Seite der 
zwei mittleren Schwanzfedern, und theilweise in abnehmendem Verhältnisse, der Basaltheil der 
4 Paar zur Seite stehenden Schwanzfedern , schön zeisiggrün. Flügel dunkel rauchgrau, die 
mittleren Deckfedern mit weisser Endspitze, wodurch eine Querbinde über die Flügel gebildet 
wird; die erste und zweite Flugfeder auf der äussern Fahne weils gerändet. Schnabel und Iris 
lackroth, Füsse grauschwarz. Beide Geschlechter des ausgewachsenen Vogels sind sich in der 
Federfärbung ganz gleich; das Jugendkleid ist durch den rein zitrongelben Schwanz erkenntlich, 
dessen zwei mittlere Federn allein hell grasgrün sind. 

Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende. . 9 44 
Länge des Oberschnabels von dem Mundwinkel bis zur Endspitze.. . 0. 111, **) 
LängeddestTarsuien ne ee EEE. 00 
Länge der Mittelzehe, ohne den Nagel . . . 20 .2.020..0 8 
Länge des Schwanzes Te 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Flugfeder, welche die längste ist 5. 4 

*) Proceedings of the Zoological Society 1832. pag. 87. 

**) Bei ©, monachus beträgt die Schnabellänge 14“ und bei O. melanocephalus von Ostindien 1414. 


Vögel. 


vi 


so Prionops (Lanius) eristatus. 


Dieser Vogel lebt schaarenweise zusammen in buschigen Gegenden in der abyssinischen 
Provinz Temben, deren relative Höhe beiläufig 5000 franz. Fuls: beträgt; ihre-Nahrung bestehet 
gleich den bekannten Arten aus Beeren und Insekten-Larven. Ihre Stimme: ist mir nicht beson- 


ders aufgefallen. 
u — - 


Lanius.  Linne. vo 


Die an verschiedentlich gefärbten und geformten Arten so zahlreiche Gattung der Lanius, 
welche über die gemässigte und heisse Zone des ganzen Erdballs verbreitet ist, wurde in 
neuerer Zeit in sehr viele Untergattungen abgesondert. Eine derselben benannte Vieillot Przo- 
mops; sie ist gegründet auf einen zugeschärften Federkamm, welcher die Nasenlöcher ganz 
überdeckt, und dem ganzen Profil des Vertex entlang stehet; man kannte bis jetzo nur eine 
Art dieser Untergattung, die zuerst von. Shaw unter dem Namen Lanius plumatus beschrieben 
wurde *), wovon später Levaillant unter der Benennung Le Geoffroy den alten und jungen Vogel 
abbildete **), und die endlich Vieillot in der Galerie des Oiseaux unter dem Namen Prionops 
Geoffroy noch einmal und zwar ziemlich mittelmässig darstellte ***). Bei meiner früheren Berei- 
sung der abyssinischen Küste (1827) sammelte ich in nahmbarer Anzahl einen Vogel ein, der 
viele Aehnlichkeit mit diesem Lanius plumatus hat, und welchen ich Lanius cristatus benannte, 
den aber Herr Dr. Cretzschmar, welcher damals die Beschreibung der von mir entdeckten Vögel 
während meiner Abwesenheit bekannt machte, ganz irriger weise mit jenem Lanius des Levail- 
lant identisch hielt, und selbst die vielen von mir überschickten Doubletten sämmtlich beim 
Vertauschen als Lanius Geoffroy bezeichnete. Die Selbstübernahme der Bekanntmachung meiner 
neuentdeckten Vögel giebt mir Veranlassung diese Irrung zu berichtigen; und vor allem mufs 
ich die Genauigkeit der Levaillantischen Abbildung des Prionops plumatus bestätigen, die ich 
Gelegenheit hatte, mit einem in Herrn von Feldegg’s Sammlung befindlichen Exemplare des 
Vogels selbsten zu prüfen. 

uU nn 


Taf. 12. Fig. 2. 
Prionops (Lanius) cristatus. Rüppell. 


Diagnos. Prionops plumis ante et supra oculos positis antrorsum et sarsum speetantibus, orbita verrucis--citrinis circumdata, capite, collo 
et gastreo colore niveo, nucha avis adulti torque isabellino, ayis juvenis torque cinereo, dorso et alis nigris, remigibus primariis 
vexillo interno parte media, et remigibus secundariis apice limbo albo, rectrieibus nigris, lateralibus colore albo terminatis, 
rostro nigro, pedibus colore isabellino, unguibus corneo. “ 


Körpergrösse des Lanius minor; die Federn, welche die Kopfgegend vor und ‚über dem 
Augenliederrand besetzen, haben haarförmige etwas steife Bartzasern, die alle theils vorwärts, 
theils aufwärts nach der Median-Linie des Kopfes gerichtet sind, so dafs sie sich auf derselben 
als kammförmige Zuschärfung vereinigen. Sie überdecken ganz die Schnabelbasis ‘und Nasen- 


*) Shaw general. Zoolog. Vol. VII. pag. 292. 
**) Oiscaux d’Afrique Vol. 2, pl. 80 und 81. 
***) Galcrie des Oiscaux pl. 142. Dieser Vogel muss also in Zukunft Prionops plumatus heissen, 


n_ 


Prionops (Lanius) cristatus. 31 


löcher. ' Alle diese Federn sind schneeweifs, ebenso der ganze Nacken, die Kehle, Brust, Bauch, 
Bürzel' und ‘die Endspitzen der Schwanzfedern. Von der Ohrengegend gehet eine schwach ange- 
deutete Binde von gelblich grauer Farbe über den Hinterkopf. Rücken , Schwanzdeckfedern, 
Flügel und gröfster Theil des Schwanzes dunkel rauchschwarz; auf der Mitte der innern Fahne 
der Flugfedern ist ein schneeweisser Flecken, der jedoch bei anliegendem Flügel nicht sichtbar 
ist. An der Endspitze der grossen Flugfedern ist ein schmaler kaum bemerkbarer weisser Saum. 
Der Schwanz ist etwas zugerundet; dessen äusserste Feder ist schneeweils; bei den andern wird 
das Weisse allmählich durch schwarze Farbe nach der Spitze der Federn gedrängt, so dafs die 
beiden mittleren Schwanzfedern beinahe ganz schwarz sind. Rund um die Augen ist ein wohl- 
entwickelter Ring von citrongelben Fleischwarzen. Die Füsse sind isabellgelb, die Nägel horn- 
braun, die Iris braun, der Schnabel schwarz. Beide Geschlechter sind ganz gleich gefärbt, aber 
im Jugendalter ist der Hinterkopf und Nacken dunkelgrau, welche Farbe durch ein weisses 
Halsband vom schwarzen Gefieder des Rückens getrennt ist. 
Ganze Körperlänge . . 2. 0; 


Länge des Schnabels vom Mundwinkel bis zur Endspitze — 9 
Länge vom Flügelbug bis zur Endspitze der vierten Flugfeder 4. 4 
Länge des Schwanzes ee ERDE 4 
Länge des Tarsus 4 . ee a a a a en LO) 


Diesen Prionops fand ich im ie 1827 in zahlnbiehen Schaaren, während der Regenzeit 
(Januar und Februar), in den Thälern der abyssinischen Küste bei Massaua; er lebt auf nie- 
derm Gebüsch auf Insekten Jagd machend; während meiner neuern Bereisung von Abyssinien 
ist mir kein einziges Individuum dieser Art vorgekommen. 

Ob der in dem Appendix zu Salts Reise nach Abyssinien pag. I. durch Lord Stanley be- 
schriebene Lanius poliocephalus das Jugendkleid vorstehenden Vogels sei, vermuthe ich ohne 
es behaupten zu können, da jene Beschreibung unvollständig ist; Latham hielt freilich den von 
Salt überbrachten Vogel, den er vor sich liegen hatte, für identisch mit dem von Levaillant 
Oiseaux d’Afrique pl. 74 abgebildeten Lanius silens; sollte sich übrigens meine Vermuthung 
bestätigen, so müfste in Zukunft der Name meines Prionops eristatus in Prionops poliocephalus 


umgeändert werden *). 


Uebersicht der geographischen Verbreitung der von mir auf meinen Reisen in Afrika einge- 
sammelten zur Sippe der Lanius gehörigen Arten. ur 
Lanius rufus (Brisson), kömmt in Abyssinien, Kordofan, Nubien, ganz Egypten und dem 
peträischen Arabien ziemlich häufig vor. 
ED. collurio (Brisson), ‘beobachtet nur in Egypten und dem peträischen Arabien. 
E. cubla (Latham), sehr gut abgebildet in Leyaillant Ois. d’Afrique pl. 72; häufig an der 
abyssinischen Küste, auch in Sennaar und Kordofan. 
L. eruentatus (Ehrenberg), abgebildet in Symbol physica, Aves Decas I. Tafel 3; häufig in 
r der abyssinischen Küstenlandschaft, auf lichtem Mimosen-Gesträuch lebend. 


*) Uebrigens ist in neuerer Ze it der Name Lanius poliocephalus noch einer Art durch Lichtenstein gegeben worden, die am 
Senegal vorkömmt, und welche er im Berliner Doubletten-Catalog pag. 45 beschrieben hat, 


32 Prionops (Lanius) cristatus. 


Lanius personatus (Temminck), abgebildet planches coloriees No. 256. Fig. 2. Dieser Vogel, 
welchen ich zu Anfang des. Jahres 1822 häufig im peträischen Arabien ‚einsammelte, 
und mit dem Artennamen L. diadematus bezeichnete, ward von Herrn Temminck, als. er 
dessen Abbildung nach vom Frankfurter Museum erhaltenen Exemplaren bekannt machte, 
mit. dem Artennamen L. personatus belegt; im Verlauf meiner 'spätern' Reise "beobach- 
tete ich diesen Vogel als einen zahlreichen Bewohner von ganz Egypten, Nubien, Kordo- 
fan und Abyssinien. Wenn daher die Benennung des Herrn Lichtenstein, als er im Jahr 
1823 diese Gattung in dem Berliner Doubletten Catalog als L. nubicus beschrieb, zwar 
mit der Temminck’schen gleichzeitig. ist, so dürfte doch letztere den Vorzug. verdienen, da 
die andere als auf eine einseitige Localität sich beziehend, nicht die vorzüglichste ist. 

L. erythrogaster (Rüppell), sehr gut abgebildet in meinem zoologischen Atlas Taf. 29., ward 
nur in den behölzten Niederungen von Sennaar beobachtet. 

L. erythropterus (Shaw) oder L. senegalensis (Lin. Gmel.); mittelmässig abgebildet auf 
Buffon planches coloriees No. 479. Fig. 1.; kömmt häufig an der abyssinischen Küste, 
allen niedern Provinzen des Landes und auch in Sennaar und Kordofan vor, jedoch mit 
elimatischer Farbenveränderung. Mit dieser Art machte Latham (General history of 
Birds vol. 2. pag. 23), die Verwechselungen, dafs er mit ihr synonym aufstellt den Lanius 
Tchagra, vom Cap, den Levaillant (Ois. d’Afrig. Vol. 2. pl. 70.) abbildete, eine sehr gut 
begründete Art, durch den langen vorn allmählich gekrümmten Oberschnabel, die grünliche 
Farbe des Oberkopfes, Rücken- und Flügeldeckfedern, und eine aschgraue Brust und 
Bauch sehr leicht erkenntlich. Dagegen scheint mir der Lanius senegalensis des Buffon 
(pl. enluminees 297. 1.), nichts als eine ungenügende Abbildung dieses L. erythropterus, 
an welchem der Schwanz nicht richtig dargestellt ist, während an der Abbildung des 
ersteren (pl. 479. 1.) die weissen Schulterfedern, welche nur unter dem Flügelbug sich 
befinden, irrthümlich oberhalb und hinter demselben gemalt sind. Von dem L. erythro- 
pterus beobachtete ich zwei durch climatischen Einflufs veranlafste Varietäten; bei dem in 
Kordofan lebenden Vogel ist Nacken und Rückenmitte, isabellfarbig, und die ganze untere 
Körperseite beinahe milchweißs, auch sind die Füsse hellbraun; diejenigen, welche an der 
abyssinischen Küste vorkommen, haben den Nacken, die Seite des Halses und die Rücken- 
mitte grünbraun, Brust und Bauch blaugrau, und die Füsse dunkelbraun; sonst sind beide 
Spielarten durch Statur, Schnabelform und übrige Färbung identisch. Zu’ bemerken ist, 
dals zuweilen bei beiden der Unterschnabel gelblich ist. Als Beweis, mit welcher unver- 
zeihlichen Leichtfertigkeit gewisse Schriftsteller eompiliren, mache ich darauf aufmerksam, 
dals Vieillot in der Eneyclopedie er keinen einzigen dieser Vögel als Art un 
men oder sonst erwähnt hat! ” 

L. @thiopicus (Vieillot), beschrieben in der oe methodique, Orig pag. 731, 
aber die als synonym eitirte Abbildung des. Levaillant, Ois. d’Afrique pl. 68 ist irrig, 
denn dieses ist eine eigene Art, die unser Museum in mehreren Exemplaren besitzt, 
und die heissen dürfte L. boubon Levaillant. Ersterer ist der von Buffon Vol. IV. pag. 123 
beschriebene Merle noir et blanc d’Abyssinie. Dieser Vogel ist sehr häufig an der abys- 
sinischen Küste, auf niederem Gebüsche lebend. 


2 


Falco. 33 


Lanius collaris (Latham), noch einmal von Latham beschrieben als Lanius abyssinicus*), gut 
abgebildet von Levaillant Afrique pl. 61 und 62 als Le Fiscal; auch in Jardine orni- 
thological illustrations pl. 52; ward von mir nur in der mittleren Zone Abyssiniens, d. h. 
in einer Höhe von 5 & 7000 Fufs über die Meeresfläche beobachtet. 

L. brubru (Latham), sehr gut beide Geschlechter abgebildet von Levaillant pl. 71; findet sich 
sehr häufig sowohl an der abyssinischen Küste als in den mittleren Zonen dieses Landes. 

L. excubitor (Linne), kömmt häufig in Egypten und im peträischen Arabien vor. 

L. minor (Linne), ebenfalls häufig in beiden Ländern, aber auch an der abyssinischen Küste, 
auf der Insel Dahalak beobachtet. 

Prionops cristatus (Rüppell), häufig in gewissen Jahreszeiten an der abyssinischen Küste. 

Tamnophilus olivaceus (Vieillot), abgebildet in der Gallerie des oiseaux pl. 139. Von mir 
auf Tamarinden Bäumen im Kordofan erlegt. E 


Falco. Linne. 


Nachstehend beschriebene Arten der zahlreichen Gattung Falco, sämmtlich aus Nord-Ost- 
Afrika, sind, wie es mir scheint, bis jetzt alle den Naturforschern unbekannt **); ich befolge hierbei 
die von Cuvier angenommenen Unterabtheilungen, jedoch nur indem ich die für seine Sectionen 
gebrauchte Benennung in Klammern hinter das Wort Falco beifüge, wie ich denn überhaupt 
geneigt bin, statt der endlos sich mehrenden neuen Gattungsnamen, die von einigen Natur- 
forschern vorgeschlagene Trinair-Nomenclatur in Anwendung zu bringen. 

Der Beschreibung meiner neuentdeckten Falken lasse ich wie gewöhnlich eine Zusammen- 
stellung folgen nicht allein sämmtlicher von mir in Afrika beobachteten Arten dieser Gattung, 
sondern auch der übrigen Raubvögel, die ich in jenem Lande eingesammelt habe. 


*) General history of birds 1822. Vol. 2. pag.22 und 33. 

**) Die grofse Schwierigkeit, ja ich möchte sagen die Unmöglichkeit, die Falkenarten nach blofsen Beschreibungen zu erkennen, 
macht mich nur mit all zu vielem Grunde befürchten, dass mehrere meiner neuen Arten bereits von irgend einem Naturforscher beobachtet 
und beschrieben wurden. Jede freundliche Zurechtweisung werde ich daukbar anerkennen und benutzen; unterdessen hatte ich nicht 
unterlassen, meine Vögel in die ornithologischen Sammlungen zu London, Knowselay und Paris zu bringen, um mich durch Vergleichung 
zu belehren, aber wenig oder nichts meiner Absicht förderliches vorgefunden. 


= 


Vögel, 


34 Falco (Aquila) albicans. 


Taf. 13. 
Falco (Aquila) albicans. Rüppell. 


x 


Fig. 1. Avis adulta masc, et fem. 
Fig. 2. Avis hornotina. 


Diagnos. Mas adult. Falco corporis colore albido rufescente, remigibus primariis umbro-nigricantibus, tectrieibus majoribus et mediis 
umbrino fuscis, apicibus albidis, cauda recta, subtus et supra umbro-cinerascente; pennis capitis et colli acuminatis, cera et 
pedibus colore citrino. 


Avis hornotina. Capite, collo antice, pectore, ventre et tectrieibus minoribus colore umbrino fusco, rhachi hepaticis, remigibus 
secundariis et primariis umbrino nigricantibus, cauda supra umbro fusca, subtus rufo-cinerascente, tibiis, tarsis et crisso colore hepatico. 


Avis annotina. Capite et collo rufescente sordido, pectore, auchenio et interscapulio umbrino fusco, pennarum parte mediana 
hepatica, tectrieibus minoribus, abdomine et tibiis albido rufescentibus; reliqua ut in avi hornotina. 


Diese Adlerart, welche ich in allen Alterskleidern vielfältig zu beobachten Gelegenheit hatte, 
kömmt in Körpergröße dem ausgewachsenen Vogel eines Falco brachydactylus gleich. Beide 
Geschlechter sind sich gleich in Gröfse und Färbung; die Flügelspitzen reichen bis 31% Zoll vor 
dem Schwanzende, welches letztere beinahe rechtwinkelig abgestutzt ist; denn ganz genau ge- 
nommen ist die äußerste Seitenfeder des Schwanzes etwas krümmer als die dazwischen befind- 
lichen. Der Schnabel ist stark, lang gestreckt und ohne Auskerbung oder Zahn an der Kante. 
Die Federn des Kopfes, Nackens und Vorderhalses sind sämmtlich zugespitzt; die Fülse bis an 
die Basis der Zehen befiedert; die Klauen stark, aber nicht sonderlich lang. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . 2% 3. 0% 
Länge des Schnabels längs der Krümmung von der Endspitze bis zum Anfang 


der Wachshaut . : ; . 5 0 5 6 ö & 0 5 — 19: 
Verticalhöhe des Schnabel . 5 R > N = x R 5 E — — 11%. 
Länge des Schwanzes 5 B 2 o ; 8 5 & 8 ‚ B B — 9 — 
Länge des Tarsus . : . ; b 5 8 & : : : & A — 2.6. 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten Flugfeder . . . 5 1. 7. 4. 


Das Gefieder des alten ausgemausten Vogels in beiden Geschlechtern ist auf dem Kopf, 
Halse, Rückenmitte, den kleinen Flügeldecken, an den Beinen und der ganzen untern Körper- 
seite schmutzig röthlichweifs. Schwungfedern schwarzbraun; die Schwungdecken dunkelbraun, 
gegen den Endrand zu’hellgrau; der Schwanz oben graubraun, unten rothgrau, dessen Endrand 
verwaschen rostroth. Wachshaut und Zehen eitrongelb; Nägel und Schnabel schwarz; Iris gelbbraun. 

Bei dem jungen Vogel ist das ganze Gefieder mit Ausnahme des Nackens, der Schenkel und 
der Aftergegend dunkel schwarzbraun, dabei auf jeder Feder längs des Schafts ein gelbbrauner 
Streifen, welcher am Kopfe, Hals und Brust schmal, etwas breiter am Bauch, und noch breiter 
und lanzettförmig auf der Rückenmitte und den Flügeldeckfedern ist. Die obere Schwanzseite und 
die Schwingen der Flügel sind einförmig schwarzbraun; Nacken, Schenkel und Aftergegend 
schmutzig braunroth; untere Seite des Schwanzes graubraun. 

Der einjährige Vogel hat beinahe durchaus ein leberbraunes Gefieder, nur einzelne schwarz- 
braune Flecken sind auf den Seiten der Federfahnen der Brust und Rückenmitte zerstreuet; die 


Falco (Circaetus)' funereus. 35 


Schwingen, grofse Deckfedern der Flügel und die obere Schwanzseite ist dunkelbraun; auf letzterer 
sind acht undeutliche dunkelgraue Querbinden gezeichnet, wovon sich weder bei dem jungen noch 
älteren Vogel eine Spur findet. 

Bei dem zweijährigen Vogel ist der Kopf und Hals hellrostroth, Rückenmitte und Brust 
leberbraun mit schwarzbraunen Flecken; Bauch, Schenkel, After- und kleine Flügeldeckfedern 
röthlichweils; Flügel und Schwanz wie beim ganz. alten Vogel. 

Wir fanden diese Adlerart ziemlich häufig in der abyssinischen Provinz Simen; sie ver- 
sammelten sich  familienweise an dem Aas des von uns getödteten Wildes, wovon sie mit Gier 
fralsen; ward sonst in keinem der von uns bereisten Landstriche beobachtet; aber in den 
Kasten, in welchen Herr Burchell seine in Süd-Afrika gemachten reichhaltigen Naturaliensamm- 
lungen auf seinem Landsitze zu Fullham nun seit beinahe 20 Jahren nutzlos für die Wissenschaft 
verschlielst, fand ich gleichfalls Individuen dieser Falkenart, welche er in der Caffrerei erlegt.hatte. 


Taf. 14. 
Falco (Circaetus) funereus. Rüppell. 


Diagnos. Femina adulta. Falco rostro validissimo, apice elongato, uncinato, cera cinerascente, pilis sursum curvatis teeta, pedibus validis, 
tarsıs reticulatis, alis caudae apicem recte truncatum aequantibus, totius corporis colore umbrino chocoladino, cauda supra 
nigricante tribus fasciis cinerascentibus, margine albido. 


Von dieser ausgezeichneten Falkenart,. welche in Gröfse etwas weniges den in gleicher Ab- 
theilung stehenden Falco brachydactylus und Falco pectoralis übertrifit, erhielt ich nur ein einziges 
Individuum, das ein ausgefiedertes altes Weibchen zu seyn schien. Falco funereus unterscheidet 
sich von jenen beiden verwandten Arten, die gleichfalls in Abyssinien und Nord-Ost-Afrika ziem- 
lich häufig vorkommen, nicht allein durch Farbe, sondern namentlich durch den bei weitem 
stärkeren Schnabel und durch sehr robuste Klauen an der innern und hintern Zehe. Besonders 
bemerkbar ist die starke Entwickelung der Haare, welche sich an der Basis der Wachshaut 
befinden und letztere beinahe ganz überdecken, wobei sie sich bogenförmig nach dem Scheitel zu 
krümmen. Der Schnabel ist sehr robust, hoch, gleichförmig gekrümmt, und ohne Auskerbung. 
Die ziemlich langen Tarsus der robusten Fülse sind mit netzförmiger Beschuppung; ein Theil 
derselben ist durch das Gefieder der Schenkel überdeckt. Die Klauen, besonders das innere 
Paar und diejenige der Hinterzehe sind grols und stark; der Schwanz rechtwinkelig abgestutzt, 
und kaum einen halben Zoll länger als die Endspitzen der Flügel, welche durch die dritte 


Schwungfeder gebildet wird. 
Körperausmessung. 3 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . 2. 3raolz 
Länge des Schnabels von der Spitze bis zur Wachshaut 
Verticalhöhe des Schnabels © c 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der anitten Sehwanzieer 
Schwanzlänge 

Länge des Tarsus 


Beoe-w 
eoso| 
N 


36 Falco (Nisus) polyzonus. 


Die Federn des Halses und Nackens sind zugerundet. Die Färbung des ganzen Gefieders ist 
dunkel chocoladebraun; die Schwingen und die obere Schwanzseite schwarzbraun, letztere mit 
weilsem Endrande, und drei schmalen rothgrauen Bändern. Schnabel und Nägel schwarz, Wachs- 
haut und Fülse blaugrau. Iris kastanienbraun. 

Da, wie schon bemerkt, wir nur ein einziges Individuum dieser Falkenart erlegten, so ist 
uns die durch Alters- oder Geschlechts - Verschiedenheit veranlafste Aenderung in der Farbe des 
Gefieders unbekannt. Auch sind mir dessen Lebensart und Nahrung unbekannt, denn das 
erlegte Individuum safs ruhig auf einer Felszacke an dem Wege von der Kulla nach Gondar, 
und sein Magen war ganz leer. 


Taf. 15. 
Falco (Nisus) polyzonus. KRüppell. 


Fig. 1. Avis adulta, masc. et fem. 
Fig. 2. Avis hornotina. i 


Diaynos. Mas adult. Corporis statura ea Falconis cantantis quarta parte minore, pennarum colore persimili; capite, cervice, dorso et 
collo schisticolore, pectore, tibiis, uropygio, teetricibus et remigibus albis, lineis fuscescentibus subtiliter undulatis, dimidio 
posteriori remigum nigricante, cauda subrotundata, supra nigra, rectrieibus lateralibus apicibus et tribus fasciis albis, cera, rostro 
et unguibus nigris, pedibus aurantiacis. 


Avis hornotina colore capitis, dorsi et colli hepatico, gula albida, scaphis gulae et pectoris umbrinis, abdomine et tibiis 
albis, zonis flavo-umbrinis variegatis, tectricibus mediis colore hepatico, majoribus umbrinis, albo-marginatis, remigibus vexillo 
interno albo umbrino, fasciis quinque fuscis variegato, vexillo externo et pennarum apice umbrino. Cauda subrotundata, cinereo- 
umbrina, pennis lateralibus albidis, tota cauda fasciis quinque fusco-umbrinis; uropygio albido. 


Bisher wurden die vielen Exemplare dieser Falkenart, welche ich in der Provinz Dongola, in 
Kordofan und an der abyssinischen Küste eingesammelt hatte, von den Herren Lichtenstein, 
Temminck und Cretzschmar. ganz irrthümlicherweise identisch mit Falco musicus (Daudin) *) 
gehalten, da beide Vögel in mancher Hinsicht in der Färbung ihres Gefieders übereinstimmen; 
aber der constante Gröfsenunterschied beider Arten in allen Altern, indem Falco musicus vom 
Cap wenigstens Y, gröfser als mein Falco polyzonus aus Nord-Africa ist, hätte allein hinreichen 
müssen, um diese Vögel in ihrem verschiedenen Altersgefieder näher zu untersuchen, wo man 
denn sicher die zwischen denselben stattfindenden Verschiedenheiten herausgefunden hätte, die man 
aus nachfolgender Beschreibung ersehen wird **). 

Der Kopf dieses Vogels erscheint wegen der ziemlich langen Tarsen und des langen zuge- 
rundeten Schwanzes etwas klein; der Schnabel ist kurz und von der Basis an gekrümmt; er hat 
an seiner Kieferleiste keinen Zahn, die Nasenlöcher sind oval, ‘der Haarstern vor den Augen 
wenig entwickelt; an den Flügeln ist die vierte Flugfeder am längsten; ihre Spitzen reichen bis 
zur halben Schwanzlänge; die Federn der Schenkel überdecken einen Theil der Tarsen. 


*) Abgebildet in Le Vaillant Oiscaux d’Afrique Vol. I. pl. 27. 


=) Es wird gebeten, alle jene Vögelbälge, welche früherlin verschiedene Sammlungen vom Frankfurter Museum durch Herrn 
Cretzschmar unter dem Namen Falco musicus empfangen haben, nunmehr als Falco polyzonus (Rüppell) zu bezeichnen. 


Falco (Nisus) polyzonus. 37 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 0 le 

Länge des Schwanzes, besonders gemessen © © . ! 0 -—- 6.2. 
» »  Sehnabels längs seiner Krümmung von der Spitze bis zum en er 

Wachshaut ? . : 5 = — 8 

»  » Flügels vom Bug bis zur Spitze der vierten Sekwungteder : : n l.— 1 

» »  Tarsus A : ö 0 R . ° 3 a 5 k & R — 31. 


Bei den ausgefiederten alten Vögeln ist der ganze Kopf, Kehle, Brust, Nacken und kleine 
Deckfedern der Flügel von schiefergrauer Farbe, welche auf der Brust ins Aschgraue, an der 
Kehle ins Schimmelgraue, und an der Ohrengegend ins Rothgraue übergehet; der Bauch, die Beine, 
der Bürzel und die Aftergegend, die grofsen Deckfedern der Flügel und der Basaltheil 
der Schwungfedern sind weils mit feinen dichtstehenden aschgrauen Zickzacklinien gebändert; das 
Uebrige der Schwungfedern, die beiden mittleren Schwanzfedern, und ein grofser Theil der seit- 
lichen Federn des Schwanzes sind braunschwarz; letztere haben die Endspitzen und drei breite 
Querbinden von reinweilser Farbe. Füfse, Wachshaut und Unterschnabel orangengelb, Oberschnabel 
und Klauen schwarz, Iris schön karminroth. 

Junger Vogel. Oberkopf, Ohrengegend, Nacken, Brust, Rücken und Flügeldeckfedern hell 
leberbraun; die mittleren Flügeldeckfedern mit weilslichem Endrand; die Primär- und Secundär - 
Flugfedern auf der äufsern Fahne dunkel leberbraun, auf der innern weilslich mit schmalen 
schwarzbraunen Querbinden. Kehle weils, längs des Federnschafts der Kehle und der Brust ein 
schmaler dunkelbrauner Streifen; Bauch, Schenkel und Aftergegend weils mit gelbbraunen wellen- 
förmigen schmalen Querbinden. Ein weifser Streifen auf dem Rücken, unmittelbar 
an der Schwanzbasis; der Schwanz selbst oben in der Mitte graubraun, die beiden äufsern 
Federn jeder Seite des Schwanzes weils, sämmtliche Schwanzfedern mit fünf breiten schwarz- 
- braunen Bändern. Oberschnabel und Wachshaut schwärzlich, Unterschnabel an der Basis gelblich; 
Fülse orangengelb. 

Bei dem zweijährigen Vogel hat das Braune der ganzen obern Körperseite einen blaugrauen 
Anflug; die Kehle ist blaugrau; auf dem Bauch befinden sich unter den weils und braun gebän- 
derten Federn mehrere die auf weilsem Grunde mit feinen aschgrauen, dichtstehenden, wellen- 
förmigen Linien gezeichnet sind; auf den Schenkeln sind gleichfalls Federn mit der Zeichnung 
des vollständigen Gefieders und Jugendkleides untermischt. Schnabel und Wachshaut sind wie 
beim jungen Vogel. 

Diese Falkenart findet sich ziemlich häufig in den tropischen Provinzen von Nord-Ost-Afrika, 
besonders an der abyssinischen Küste; lebt auf einzelstehenden Hochbäumen; jagt auf Tauben 


und kleinere Vögel. 


10 


Vögel. 


u 


33 Falco (Buteo) Augur. 
Taf. 16. 
Falco (Buteo) Augur. Riüppel. 


Fig. 1. Avis adulta masc. 
Fig. 2. Avis hornotina. 


Diaynos. Mas adult. Capite, cervice, dorso et teetrieibus colore umbro-nigricante, gastreo albo, Ihypochondrio maecula nigrieante, cauda 
acquali supra einnamomea, subtus rufescente, remigibus secundariis et primariis einereo caeruleseentibus, faseiis umbro-fuscis et 
apicibus nigricantibus, alarum apice longitudinem caudae aequante, 


Femina adulta a mari diflert, gula et maculis duabus ad latera colli nigris et apice marginali caudae nigrieante. Avis 
hornotina gastreo aterrimo, et cauda uti feminae adultae. 


Der ausgewachsene Vogel beiderlei Geschlechts gleicht in Körpergröfse dem Weibchen des 
Hühnerhabichts (Falco palumbarius). Die Tarsus sind auf der vordern Seite bis über ihre halbe 
Länge herab befiedert; sie sind stark und von mittelmäfsiger Länge. Die Endspitzen der Flügel 
reichen bis an den hintern Rand des rechtwinkelig abgestutzten Schwanzes; ihre dritte Schwung- 
feder ist die längste. Der Schnabel ist nicht sonderlich robust, die Nasenlöcher eirund. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . 0 b a ln 


Länge des Schwanzes . q 0 : 0 ? : 5 : a ; . — 6. 6. 
»  » Sehnabels von der Spitze bis zur Wachshaut längs der Krümmung — 1.3. 
»  » Flügels vom Bug bis zur Endspitze der dritten Schwungfeder . 0 1. 5. 2. 
ee larsusee: B : : ? ; ; 5 ; : e 5 : — 9636: 


Das Farbenkleid der verschiedenen Alter und selbst des Geschlechts dieser Falkenart ist sehr 
von einander abweichend. Beim alten ausgefiederten männlichen Vogel ist Oberkopf, Ohren- 
gegend, Nacken, Rücken und Flügeldecken bräunlichschwarz; die ganze untere Körperseite ist 
schneeweils; an der Basis der Wachshaut nach dem Auge zu ein weilslicher Fleck, und einige 
Federn auf den Seiten des Halses weifs mit Schwarz gescheckt. An der äufsern Seite der 
Schenkel sind auch einige vereinzelte schwärzliche Federn. Die Flug- und großen Deckiedern 
sind bläulichgrau, wobei die innere Fahne der Federn nach ihrer Basis hin beinahe rein weils, 
und beide Fahnen mit dunkelbraunen schmalen Wellenstreifen gebändert sind; gegen das Ende 
hin sind die Schwingen schwarzbraun. Die obere Seite des Schwanzes ist zimmetfarbig, die 
untere schmutzig röthlichweifs.. Füfse und Wachshaut schmutzig gelb, Iris rothbraun, Nägel 
schwarz, Schnabel hornfarbig. 

Das alte Weibchen unterscheidet sich von dem ausgefiederten Männchen nur durch eine 
schwarze Kehle, und einen breiten schwarzen Streifen an den Seiten des Halses; auch hat der 
Schwanz auf der obern Seite längs seines Endrandes eine dunkelbraune Borde. Bei dem ein- 
jährigen Vogel ist die ganze untere Körperseite rabenschwarz, auch ist der Nacken nicht 
gescheckt, sondern gleichfalls einfarbig schwarz; die Schwanzfärbung wie beim alten Weibchen. 
Die Uebergänge der verschiedenen Gefieder in einander, wurden sämmtlich von mir beobachtet 

Die Hauptnahrung dieses Falken sind kleine Vögel und Feldmäuse, welche letztere er 
besonders verfolgt, wenn die T'hiere durch das Niederbrennen dürrer Grasflächen oder durch 
den zufälligen Lärm bei dem Marsch einer nambaren Menschenmasse aus ihren Schlupfwinkeln 


Falco (Buteo) hydrophilus. 39 


gejagt werden, daher diese Falken öfters dem Zuge von Armeen oder Handels-Caravanen vor- 
anschweben. Dieses mag wohl mit Veranlassung gewesen seyn, dafs die Abyssinier diesem Vogel 
eine besondere Prognosticationsgabe zuschreiben, was bereits Salt in seiner Reise erwähnt 
hat *); wenn er aber hinzufügt, dafs unter keiner Bedingung die Abyssinier erlauben, einen 
dieser Vögel zu tödten, so mufs dieses Vorurtheil ein sehr partielles und locales gewesen seyn, 
denn da wir bei ein Dutzend dieser Falken zu verschiedenen Zeiten und in mancherlei Provinzen 
Abyssiniens erlegten, so hätte doch wohl irgend einmal dieses zu Discussionen Veranlassung 
geben müssen. 

Ich beobachtete diesen Vogel ziemlich häufig in allen Gegenden Abyssiniens, mit Ausnahme 
des Uferdistriets längs des Meeres und der hohen Schneeberge; sein Landesname in der Amhara- 
Sprache ist Gedakede **). 


Taf. 17. 


Falco (Buteo) hydrophilus. Rüppell. 


Fig. 1. Avis adulta. 
Fig. 2. Femina hornotina. 


Diugnos. Avis adulta. Capite, dorso et tectrieibus umbrinis, dorso maculis fuliginosis variegato; nucha, gula et regione parotica albida, 
scapho et apicee plumarum umbrino; pectore, ventre et tibiis albidis; cauda, remigibus primariis et secundariis colore hepatico, 
fasciis permultis umbrinis variegato; cauda aequali, alarum apice 1, uncia majore; tarsis robustioribus. 

Avis hornotina (femina) regione parotica, pectore, ventre, tibiis et crisso ferrugineo, peetore et ventre maculis lanccolatis 
umbrinis variegato. 


In Körpergröfse kömmt diese Art ganz mit der vorher beschriebenen überein, unterscheidet 
sich aber von ihr, selbst ohne Berücksichtigung der Färbung des Gefieders, durch stärkere Tarsus. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . : 121108277 
Länge des Schnabels ohne die Wachshaut längs der Krümmung ö . e — 1 2%. 
Verticalhöhe des Schnabes . . - a a DS ee Eee 
Länge des Schwanes . . BE . 2 0 a — le — 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der dritten Schwungfeder . . > 1. 5. 4. 
Länge des Tarsus . ; ; 6 . 0 : ® 6 c ® . — 3.6. 


Das Gefieder des alten Vogels ist auf dem Oberkopfe und Nacken graubraun; da aber jede 
Feder an der Basis weils ist, und diese Farbe an mehreren Federn sich nambar auf den Seiten 
der Fahnen ausbreitet, so erscheint der Nacken gescheckt; die Ohrengegend und diejenige 
zwischen den Augen und der Schnabelbasis ist aschgrau, jede Feder mit dunklerem Schaft; zu 
beiden Seiten der Wachshaut bilden einige weilse Federn einen Flecken. Die Federn der Kehle 


sind weils mit dunkelbrauner Endspitze; Brust, Bauch, Schenkel und Aftergegend weils, jedoch 


an mehreren Stellen mit einem rostrothen Anflug; Rücken und Flügeldecken chocoladebraun; die 


*) H. Salt voyage to Abyssinia, Appendix IV., pag. 43. 
**) Nach Salt, loco cit. ist sein Landesname Goodie-Goodie. 


40 Falco (Astur) unduliventer. 


Rückengegend zunächst dem Nacken ist dunkelbraun mit Weifls gescheckt. Ganze untere, Hälfte 
der Flugfedern schwarzbraun, die obere Hälfte der äufseren Fahne der grolsen Schwingen, sämmt- 
liche kleine Schwingen und die obere Seite des Schwanzes graubraun, alles mit vielen dunkel- 
braunen Querbinden. Die innere Fahne sämmtlicher grofsen Schwingen weils. Die untere Seite 
des rechtwinkelig abgestutzten Schwanzes ist grauweils. 

Bei dem jungen Vogel ist kein weilser Flecken an der Basis der Wachshaut; der ganze 
Oberkopf und die Kehle sind dunkel kastanienbraun, die Ohrengegend gelblich rostroth, der 
Nacken, Brust und Bauch rostfarbig mit grofsen schwarzbraunen Flecken, die Schenkel und After- 
gegend schmutzig rostroth, die Flügeldeckfedern und der Rücken einförmig dunkel kastanienbraun. 

Der zweijährige Vogel unterscheidet sich von dem vollkommen ausgefiederten nur durch hell 
rostrothe Flecken, welche auf dem Weilsen der Brust, des Bauchs und der Schenkel zerstreut 
sind, während diese Körpertheile bei dem ganz alten Vogel rein weils sind. Die Federn der 
innern und untern Seite der Schenkel sind auch schmutzig graubraun. 

Dieser Busard ward von mir ziemlich häufig in der abyssinischen Provinz Dembea beobachtet; 
immer sals er auf Felsen oder trocknen Baumstämmen in der Nähe von Bächen, wobei er auf 
Reptilien und Mäuse Jagd zu machen scheint, welche in seinem Magen vorgefunden wurden. 


Taf. 18. Fig. 1. 
Falco (Astur) unduliventer. Rüppel. 


Avis annotina masc. 


Diagnos. Mas annotinus. Capite, collo, dorso et tectrieibus colore chocoladino, cauda elongata aequali, supra colore einereo umbrino, 
postice albo limbata, rectrieibus intermediis vexillo interno quatuor fasciis albidis, mento albido, gutture, pectore et ventre 
umbrino cinerascente permultis zonis albis variegato; crisso albido, tibiis ferrugineis, remigibus chocoladinis, parte basali 
vexilli interni fasciis hepaticis, parte apicali fasciis albidis. 


Von dieser Falkenart erlegten wir nur ein halb ausgefiedertes Männchen, dessen Körper- 
gröfse beiläufig 1 Zoll mehr beträgt als diejenige des ausgewachsenen Weibchens von Falco Nisus. 
Der Schnabel ist beträchtlich hoch, der Zahn an der Kieferschneide ganz stumpf und abgerundet. 
Der Schwanz ist lang und beinahe rechtwinkelig abgestutzt, indem nur die äufseren Federn 
etwas weniger verkürzt sind. An den Flügeln ist das fünfte Paar Schwingen das längste, und 
ihre Spitze reicht bis zum obern Drittel der Schwanzlänge. Die Tarsen sind nicht besonders 
lang; ihr oberer Theil ist durch die Befiederung der Beine überdeckt. Die Nägel der innern 
und hintern Zehe sind besonders stark. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende er: : 1°. 3°. 10. 
Länge des Schwanzes besonders gemessen 6 6 0 a : . B ö -- 6. 6. 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung . & Q . B 0 0 —— 8. 
Verticalhöhe des Schnabels B B A : : = 5 P . : —— 6%. 
Flügellänge vom Bug bis zum Ende der fünften Schwinge . er : — 87. 


Länge des Tarsus 6 6 : : a . — Au. 


Falco (Astur) perspicillaris. 41 


Das Gefieder des Kopfs, Nackens, ganzen Rückens und der Deckfedern der Flügel ist ein- 
förmig dunkel chocoladebraun, die sechs mittleren Schwanzfedern auf der obern Seite dunkel 
schwarzbraun, auf der innern Fahne mit vier weilsen Querbinden, die auf den äufseren Fahnen 
als graubraune Färbung fortgesetzt sind; das folgende Paar Schwanzfedern hat nur eine An- 
deutung von kleinen weilsen Flecken, die zwischen gröfseren von dunkelbrauner Farbe auf einem 
hell leberbraunen Grund abwechseln. Die Seitenschwanzfedern sind oben hell leberbraun, unten 
blaugrau, während die acht mittleren Schwanzfedern gleichbreite weifse und dunkelbraune Bänder 
haben. Die obere Seite der Flugfedern ist chocoladebraun, auf der innern Fahne mit sechs 
dunkleren Flecken; die untere Seite der innern Fahnen ist mit sechs Paar abwechselnd weils 
und dunkelbraunen Binden. Kehle und Aftergegend weilslich, das Uebrige der untern Körperseite 
hellbraun, mit vielen dichtstehenden weifsen Querstreifen; Schenkel schmutzig rostroth; Schnabel, 
Wachshaut und Nägel schwarz; Iris und Füfse orangegelb. 

Das einzige von mir eingesammelte Individuum wurde in den Thälern der abyssinischen 
Provinz Simen erlegt; es machte auf kleine Fringillen-Arten Jagd. 


————— 


Taf. 18. Fig. 2. 
Falco (Astur) perspicillaris. Rüppell. 


Femina adulta. 


Diagnos. Femina ad:ılta. Falco capite, cervice, dorso et tectrieibus ex einereo schistaceis, cauda elongata aequali, albo-limbata, supra ex 
rufo einerascente, infra albicante, utrinque fasciis quinque umbro-nigricantibus, gula et crisso albido, regione parotica, jugulo, 
pectore, abdomine et tibiis ferrugineis; maxilla dente fortissimo. 


Die Körpergröfse des ausgewachsenen Weibchens (einziges von uns eingesammeltes Individuum) 
entspricht vollkommen derjenigen eines Falco nisus weiblichen Geschlechts, nur mit der Bemerkung, 
dafs bei Falco perspicillaris die Spitzen der Flügel bis zur halben Schwanzlänge reichen, und 
die Tarsen etwas kürzer sind als bei Falco nisus. Der kurze Oberschnabel hat an den Seiten- 
kanten einen sehr starken Zahn; ein Theil der Wachshaut ist durch vorwärts gekrümmte Haare 
überdeckt; um die Augen gehet ein nackter lebhaft orangefarbiger Hautring. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzene . . . N. EHRE 
Länge des Schwanzes, besonders gemessen . 20m m me 6. 6. 
Länge des Oberschnabels längs der FRBIEE Sure Inn le ——)». 
Verticalhöhe des Schnabes . .- B ae — 
Flügellänge vom Bug bis zur le Bee vierten Flugfeder RE NV 
Länge des Tarsus . . ke ee ©: —2 — 


Der ganze Oberkopf, Rücken und Flügel sind graublau mit bräunlichem Anflug. 
Die Schwingen der Flügel an der äufsern Fahne haarbraun; ihre innere Fahne ist auf der untern 
Seite und oben an der Basis weils mit sechs dunkelbraunen Querbinden. Die grolsen und kleinen 


Deckfedern haben längs ihres Schafts eine Reihenfolge schneeweilser Flecken, die aber beim 
11 


Vögel. 


_ HR un 2 


42 Falco (Nisus) sphenurus. 


zusammen lie;enden Flügel überdeckt sind. Der gleichförmig abgestutzte Schwanz ist hinten 
weils gerändert, oberhalb graubraun, auf der untern Seite weilslich, beides mit fünf breiten 
schwarzbraunen Bändern; Kehle und Aftergegend weils; Ohrengegend, Seiten des Halses, Brust, 
Bauch und Schenkel hell rostroth; Fülse, Iris und Basis der Wachshaut orangegelb; Nägel schwarz; 
Schnabel schwärzlich an der Spitze, bläulich nach der Basis zu. 

Das erlegte Weibchen wurde bei Gondar geschossen, als es eben. auf der Erde safs, und auf 
Mäuse lauerte; einen etwas kleinern Vogel, der im Gefieder ganz diesem Faiken ähnelte, 
beobachtete ich in gleicher Gegend, als er auf kleine Fringillen Jagd machte; er war zweifels- 
ohne das Männchen, und demnach sind sich beide Geschlechter durch Farbenkleid gleich *). 

Die letzte von mir in Abyssinien beobachtete Falkenart, welche ich den Naturforschern 
unbekannt vermuthe, hat durch Farbe und Gröfse ungemein viele Aehnlichkeit mit dem in Indien 
vorkommenden Falco Dussumieri; aber der keilförmige Schwanz des ersteren unterscheidet beide 
Arten wesentlich; von dieser Bezeichnung entnahm ich den von mir vorgeschlagenen Namen: 


Falco (Nisus) sphenurus. ZRüppell**). 


Diagnos. Mas adultus. Falco capite, cervice, dorso et alis colore cinerascente, remigibus longitudine dimidium caudae aequantibus, vexillo 
externo et apice nigricante, parte basali albicante rivulis fuscis undulatis; cauda elongata subcuneiformi, supra colore cinerascente, 
apicem versus fascia nigra, limbo marginali albido, rectrieibus binis medianis et duabus lateralibus concoloribus, octo intermediis 
vexillo interno fasciis nigricantibus. Gula ex albido cinerascente, pectore et abdomine ex rufo isabellino, lineis albicantibus 
permultis variegato; erisso albicante; pedibus et cera flavis. 


Hätte dieser Falke einen rechtwinkelig abgestutzten Schwanz, so wäre seine Körperform der- 
jenigen eines gewöhnlichen Sperbers (Falco nisus) ganz gleich; aber die Steuerfedern seines 
langen Schwanzes sind keilförmig gestaffelt; die Flügelspitze, gebildet durch die vierte Schwinge, 
reicht bis zur halben Länge des Schwanzes; der kurze, ziemlich hohe Schnabel hat an der Seiten- 
kante einen starken Zahn; die Tarsus sind schlank, nur an ihrer Basis etwas befiedert. Die 
Körperdimensionen des alten Männchens sind: 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Ende der mittleren Schwanzfedern 11°. 10%. 
Länge des Schwanzes, besonders gemessen Ei nat. 0. EEE 
Länge des Oberschnabels von der Spitze längs der Krümmung bis zur Wachhauut — 6. 
Verticalhöhe des Schnabels . 2 B : a 2 ® £ 5 5 . ö — 5%. 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten Shwine . . . 2... 6. 8. 
Länge des Tarsus On eo Dr ee REN 1. 2er 


Das alte Männchen hat folgendes Gefieder: Grundfarbe des Oberkopfes, Nacken, Rücken, 
Flügeldecken, und obere Schwanzseite schiefergrau, die kleinen Deckfedern etwas mehr schwarzgrau, 
ebenso wie die äufsere Fahne und Endspitze der Schwingen, während der obere Theil ihrer 
innern Fahne weifsgrau mit dunkleren Bändern. Das Ende des Schwanzes ist weils gesäumt; 
die zehn mittleren Steuerfedern haben vor diesem weilsen Saume eine schwarze Binde; das 
zweite bis fünfte Paar Steuerfedern hat aufserdem auf der innern Fahne fünf schwarze Flecken, 
zwischen welchen die Grundfarbe ins Weifsliche übergeht. Die grofsen Flügeldeckfedern haben 


*) Hätte der auf Java vorkommende Falco Aldrovandii (Reinwardt), abgebildet in Temminck’s pl. col. Taf. 128., ein anderes Verhältnifg 
der Flügellänge zu derjenigen des Schwanzendes, so wäre ich geneigt die Identität des Falco perspicillaris mit jener Art anzunehmen, 
worauf aufmerksam zu machen ich doch nicht unterlassen will. 

**) Ob dieser Falke in die Abtheilung der Nisus oder der Astur gehört, weifs ich wirklich nicht zu bestimmen; Cuvier rechnet den 
ganz nalıe stehenden Falco Dussumieri zur letzten. 


w EZ En 


Falco (Nisus) sphenurus. 43 


längs ihres Schafts eine Reihenfolge weilser Flecken, die aber bei anliegendem Flügel nicht sichtbar 
ist. Kehle, Schenkel und Aftergegend sind grauweils, Ohrengegend blaugrau, Brust und Bauch 
röthlich isabell mit feinen weifslichen wellenförmigen Querlinien. Füfse, Wachshaut und Iris 
orangegelb, Schnabel und Nägel schwarz. 

Das einzige von mir eingesammelte Männchen ward auf der Insel Dahalak bei Massaua 
erlegt; es befand sich auf Mimosen-Bäumen, wo es auf kleine Vögel Jagd machte. 


Da ich keine Beschreibung neuer Arten, zu den Gattungen der Geier oder Eulen gehörig, 
bekannt zu machen habe, so folgt nachstehend die systematische Zusammenstellung aller von mir 
in Afrika beobachteten Arten, welche in die Ordnung der Raubvögel gehören. 

Vultur aegypius (Savigny), ziemlich häufig vorkommend in Egypten, Nubien, Kordofan und 
an der abyssinischen Küste. 

V. chassefiente (Levaillant), V. Percnopterus (Linne), ungemein häufig in den nämlichen 
Gegenden, in welcher vorstehende Art lebt. 

V. Kolbii (Lin.), nur in den Provinzen südlich vom 16. Breitegrad beobachtet; besonders häufig 
in Abyssinien. 

V. occipitalis (Burchell), lebt in den nämlichen Landschaften wie V. Kolbii, ist aber viel 
seltener, baut sein Nest auf die Spitze einzeln stehender hoher Bäume, allwo öfters 
mehrere Nester neben einander befindlich sind, von denen aber immer nur eins im Ge- 
brauch ist, und daher die andern vermuthlich dem nämlichen Paare zu früheren Bruten 
gedient haben. 

Percnopterus cathartes (Cuv.), ungemein häufig, und beinahe als parasitisches Hausthier in 
allen von mir besuchten afrikanischen Provinzen. 

Percnopterus monachus (Temm.), kömmt erst südlich vom 16. Breitegrad vor, aber alsdann 
in grofsen Schaaren; ist in Abyssinien bei weitem häufiger als vorerwähnte Art. 

Gypaetos barbatus (Storr), von mir beobachtet und eingesammelt in Oberegypten, zwischen 
dem Nil und rothen Meere, im sinaitischen Gebirge; ist ganz besonders häufig auf allen 
Hochgebirgen Abyssiniens; überall unwiderruflich dieselbe Art, welche in Europa vorkömmt. 


Von der Gattung Gypogeranus (Iliger) habe ich Individuen der einzigen bekannten Art, 
G. serpentarius, in Kordofan, Sennaar und Abyssinien beobachtet und eingesammelt. Ich stimme 
der Ansicht jener Naturforscher bei, welche diesen Vogel aus der Ordnung der Raubvögel in 
diejenige der Wadvögel (Grallatores, Iliger) versetzen, und zwar in die Nachbarschaft der Gat- 
tung Dicholophus, mit welcher der Gypogeranus in jeder Beziehung ungemein viele Aehnlichkeit 
hat. Es ist dieses der Vogel, von welchem Father Jerome Lobo, in seiner Description of 
Abyssinia, Cap. 2. (London 1735. pag. 52.) unter dem Namen Feitan Favez (soll heissen 
Scheitan Faras, das heifst das Pferd des Demons) spricht. 

In Erwiederung der Bemerkung des Herrn Ogilby (Proceedings of the zoological Society, 
1835. pag. 104) bemerke ich, dafs, trotz der genauesten Vergleichung des abyssinischen Gypo- 
geranus mit demjenigen von der Cap Landschaft, den unser Museum dem Herrn von Ludwig 


verdankt, ich zwischen beiden nicht den geringsten Unterschied entdecken kann. 


44 Falco (Nisus) sphenurus. 


Falco peregrinus (Lin.), ziemlich häufig in Egypten, Nubien und an der abyssinischen Küste. 
Herr Temminck bildete auf Taf. 479. unter dem Namen Falco pelegrinoides einen Falken 
ab, den ich nur für die Jugend des F. peregrinus halte, welcher Ansicht auch Herr Nat- 
terer von Wien ist. Der von Herrn Temminck abgebildete Vogel ist von mir bei Dongola 
erlegt worden. 

F. tinunculus (Linne), sehr häufig in Egypten,-Nubien und demp eträischen Arabien. 

F. cenchris (Fritsch), ungemein häufig in Abyssinien, Nubien und Egypten, jedoch nur perio- 
disch mit den Zügen der Wander-Heuschrecken, die wohl auch sein unregelmälsiges Vor- 
kommen in Süd-Europa bedingen. so 

F. aesalon (Temm.), einzeln in Unteregypten. % 

F. biarmicus (Temm.), häufig bei Schendi in Nubien, einzeln in Abyssinien. 

F. rupicola (Vieillot), häufig in ganz Nord-Afrika, und wo der F, cenchris vorkömmt , immer 
mit ihm untermischt. 

F. concolor (Temm.); wurde nur auf der Insel Barakan, am rothen Meere (28. Breitegrad) 
beobachtet, allwo er ziemlich häufig vorkam. 

F. (Aquila) imperialis (Bechstein), einzeln in Oberegypten und an der abyssinischen Küste. 


” „ naevius (Lath.), einzeln in ganz Nord-Afrika. 

> » Pennatus (Lin.), nur ein einziges altes Weibchen beobachtet und erlegt in der 
Provinz Dongola. 

5 » albicans (Rüpp.) abyssinische Hochberge *). 


F. (Haliaetus) vocifer (Levaillant), ziemlich häufig an den Ufern des Bahher Abbiad und 
des Zana Sees in Abyssinien. 

F. (Pandion) haliaetus (Lin.), häufig an den Küsten des peträischen Arabiens. 

F. (Circaetus) brachydactylus (Wolf), einzeln in Unteregypten und dem peträischen Arabien. 

> »  funereus (Rüpp.), sehr einzeln in Abyssinien. 

2, » pectoralis (Smith) oder Circaetus thoracicus (Cuv.), ziemlich häufig in Abyssinien. 

F. (Teratophius) ecaudatus (Shaw.), nicht selten südlich vom 16. Breitegrad. 

F. (Morphnus) occipitalis (Cuv.), häufig in Kordofan, Sennaar und Abyssinien. 

F. (Buteo) augur (Rüpp.), häufig in Abyssinien. 


n »  hydrophilus (Rüpp.), häufig in Abyssinien. 

F. (Astur) perspieillaris (Rüpp.), sehr einzeln in Abyssinien. 

= »  palumbarius (Lin.), einzeln in Unteregypten. 

F. (Nisus) vulgaris (Lin.), nicht sonderlich häufig in Egypten. 

R „ maurus (Temm.), einzeln in Abyssinien und Kordofan. 

> » Polyzonus (Rüpp.), häufig in Kordofan, Sennaar und Abyssinien. 
3 „ sphenurus (Rüpp.), einzeln am rothen Meere. 


b *) Eine genaue Vergleichung dieser Art mit Temminck’s Falco rapax (Pl. color. 76. Livraison PI.455) dürfte vielleicht die Identität 
dieser beiden Vögel ausweisen, worauf ich aufmerksam mache, mit der Bemerkung, dafs ich sämmtliche Individuen meiner neuen Falken- 
Arten Herrn Temminck bei seiner Anwesenheit in Frankfurt im Jahre 1835 zeigte, und ihn berathend über die Identität meines Falco 


albicans mit jenem Falco rapax befragte, worauf er mir bestimmt erwiederte: „Non, ce sont certainement des especes differentes, dont 
eelle de ’Abyssinie m’est inconnue,“ 


Falco (Nisus) sphenurus. . 45 


Falco (Nisus) gabar (Lath.), häufig südlich vom 20. Breitegrad. 
F. (Aelanus) melanopterus (Daudin), häufig in ganz Nord-Afrika, 
F. (Milvus) ater (Lin.), der häufigste Raubvogel in Nord-Afrika. 
5 55 vulgaris (Lin.), oder Milvus ictinus (Savigny), häufig in Unteregypten. 
F. (Pernis) aprivorus (Lin.), Egypten und das peträische Arabien. 
F. (Buteo) sagitta (Rüpp.), einzeln in Abyssinien. 
»  unduliventer (Rüpp.), einzeln in Abyssinien. 
F (Circus) rufus (Lin.), häufig in Nord-Afrika. 
rufinus (Rüpp.), nur ein einziges Individuum beobachtet in der Provinz Schendi, 


„ » 
siehe den Zoologischen Atlas zu meiner vorigen Reise, Vögel, Tafel 27. 
5, Es cyaneus (Montagu), häufig in Unteregypten *). 
Strix (Otus) ascalaphus (Savigny), nicht sonderlich häufig in Egypten. 
= 5 brachyotos (Lath.), in ganz Nord-Afrika; auch bei Gondar. 
55 55 africana (Temm.), ziemlich häufig in Sennaar und Abyssinien. 
5 9 leucotis (Temm.), lebt auf Bäumen in Kordofan und Abyssinien. 


‚Jlammea? (Lin.), häufig in Egypten und Arabien, hat immer weilsen Bauch und dunkel- 
braune Iris, im übrigen der europäischen Art ganz gleich. 

(Bubo) lactea (Temm.), lebt auf Bäumen in Kordofan, Sennaar und Abyssinien, sieht 
recht gut bei Tag. Die von Herrn Temminck publicirte Abbildung, pl. col. Taf. 4. ist so 
milslungen, dafs, wenn der Name nicht dabei geschrieben stände, man schwerlich die beab- 
sichtete Vogelart erkennen würde. 

(Noctua) passerina (Lin. Gmel.), sehr häufig auf Dattelbäumen in Egypten. 

5 »  pusilla (Lath.), Levaillant afr. Taf. 46. einzeln in Sennaar. Unbegreiflicher 
Weise ist diese Levaillant’sche sehr gute Abbildung nicht in der Encyclopedie Methodique, 
ebensowenig als überhaupt die Art aufgeführt. 

(Scoops) vulgaris (Lin.), in ganz Nord-Afrika bis nach Abyssinien, jedoch nirgends häufig. 


” 


In dem 21. Bande der Annales des Sciences naturelles, Paris 1830, inserirte ich eine kritische 
Zusammenstellung aller bekannten Geierarten, wodurch ich dargethan habe, dafs Vultur aegypius 
und V. auricularis identisch sind, dafs Herr Temminck und beinahe alle neuern Ornithologen 
unter dem Namen Vultur fulvus zwei in Europa lebende Arten, nämlich den Vultur fulvus und 
den Vultur chassefiente des Levaillant mit einander verwechselt hatten, dafs Vultur monachus 
(Lin.) nichts ist als die Jugend von Vultur einereus, und Latham’s Vultur angolensis nichts als 
eine Falkenart **). Diese meine Abhandlung veranlafste Herrn Temminck in der 89. Lieferung 


*) Eine neue Falkenart aus Dalmatien, welche dem Circus cyaneus ungemein nalıe stehet, werde ich in der in einigen Wochen 
beendigten zweiten Abtheilung des 2. Bandes des Museum Senckenbergianum, unter dem Namen Circus dalmatinus ausführlich beschreiben. 


**) Diagnose des Falco angolensis, nach dem in unserm Museum aufgestellten Individuum: Selinabel sehr lang gestreckt, com- 
primirt, an der Basis gerade, nach der Spitze gleichförmig gekrümmt, an der Kieferschneide auf jeder Seite undeutlich doppelt ausge- 
randet; ein grofser federloser Hautring um jedes Auge, nach dem Scheitel zu mit kleinen Fleischwärzchen besetzt; der übrige Theil des 
ganzen Koptes und Halses dicht befiedert mit zugerundeten Federn gleich denen der Brust oder des Rückens. Schwanz rechtwinkelig abgestutzt; 
die Flügelspitzen, gebildet durch die gleichlange vierte und fünfte Schwinge, einen Zoll kürzer als das Die Federhosen 


Vögel. 


we mu — 4 


N 


46 Falco (Nisus) sphenurus. 


seiner Planches coloriees eine Art von Replique bekannt zu machen, worin er mit Recht einige 
von mir gemachte Irrungen beim Citiren von Abbildungen rügt, die ich gemacht zu haben 
anerkenne, zugleich mich aber mit Impertinenzen überhäuft, die ich Jedermann zu würdigen 
überlasse, der Interesse an so etwas nimmt. Ich befasse mich blofs mit der Berichtigung natur- 
geschichtlicher Kenntnisse, und nur in dieser Beziehung antworte ich heute auf jenen Tem- 
minck’schen Aufsatz. Dieser Autor fährt fort hartnäckig zu behaupten, dafs man anjetzo zehn 
Arten von Geiern kenne. In dem Museum der Senckenbergischen naturforschenden Gesell- 
schaft allhier befinden sich dermalen ausgestopfte Individuen aller jener Vögel, welche diese 
vorgeblichen zehn Arten bilden sollen, so dafs Jedermann, der diese Sammlung besucht, sich 
anschaulich überzeugen kann, dafs in der That nur höchstens acht Geierarten anzunehmen sind, 
wovon ich nachstehend noch einmal die einzelnen Charaktere heraushebe. 


1) Vultur cinereus (Lin. Gmel.). 
Buffon pl. 425.; die Jugend dieses Vogels ist Vultur monachus Lin., dessen Synonym 
V. imperialis (Temminck), abgebildet in Levaillant ois. d’Afr. pl. 12, unter dem Namen 
Le Chincou. Charaktere: lange schwarze zugerundete Federn an der Basis des Halses; 
ganzer Hinterkopf mit dickem Flaumgefieder bedeckt, lange zugespitzte Federn mit 
breiter Basis am Bauch, Flügeldeckfedern gleichfalls zugespitzt. Vaterland: Europa und 
ganz Asien. 


2) Vultur fulvus (Lin. Gmel.). 

Werner Atlas des oiseaux d’Europe. Kranz an der Basis des Halses gebildet durch 
weifse lange und breite Federn. Die kleinen Flügeldecken bestehen aus zugespitzten, die 
Bedeckung des Bauchs aus langen, schmalen zugespitzten Federn. Vaterland: das östliche 
Europa und Indien. 


3) Vultur Kolbü. 
Jugend abgebildet in dem Atlas zu meiner Reise in Afrika, Vögel Taf. 32. Kranz an der 
Basis des Halses gebildet durch kurze weilse zugerundete Federn. Federn der Brust, des 
Bauchs und der Flügeldecken in allen Alterskleidern zugerundet. Der ganz alte Vogel 
wird ganz weils; die Gröfse entspricht derjenigen der stärksten Geierart. Vaterland: Arabien 
"und ganz Afrika von Abyssinien an südlich. 


erstrecken sich bis auf die halbe Länge des Tarsus, welcher letztere netzförmig beschuppt ist. Die Länge der vordern Mittelzehe ist in 
deın Verhältniss zu den seitlichstehenden Zehen, wie solches bei allen Falken gewöhnlich ist, die sich in dieser Beziehung auf den ersten 
Blick von allen Geierarten unterscheiden. Die Nägel sind lang, robust und zugeschärft. 

Das Gefieder des alten Vogels ist grolsentheils schneeweifs, mit Ausnahme der Rückenmitte, der grofsen Flügeldeckfedern, der 
Endspitzen der Schwingen und des Schwanzes, welches alles rauchschwarz ist; längs des Endrandes des Schwanzes eine zollbreite 


weilse Binde. 
Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . 0 « . e . B . . 2. 17. 4. 
Schnabellänge von dessen Spitze bis zur Wachshaut längs der Krümmung . 5 = . > o — 1.11, 
Flügellänge „ Q 1. 4 — 
Länge des Schwanzes . : . . c = > ) . — 7.— 
„ des Tarsus E ’ c, 5 N 5 9 D 2 e A e 2 A 3 5 5 d a ö 0 — 2.11. 
» der Mittelzehe . ri = — 2» 16 


Vaterland angeblich das tropische westliche Afrika, in den Provinzen Angola und Congo. Auf jeden Fall bildet dieser Falke eine 
neue Abtheilung, wofür ich den Namen Gypohierax vorschlage. 


Falco (Nisus) sphenurus. 47 


4) Vultur chassefiente (Levaillant). 

Le perenoptere, Buffon, pl. 426. Le chasse fiente, Levaillant, pl. 10. Vultur percnopterus, 
Borckhausen Deutsche Ornith. Heft 10. pl. 1. Lange schmale zugespitzte braune Federn 
an der Basis des Halses; längliche zugespitzte Federn an der Brust und dem Bauch; Deck- 
federn der Flügel zugespitzt. Vaterland: das ganze Süd-Europa, ganz Afrika und 
Asien bis nach Indien. 

Unser Museum besitzt ein in Ungarn erlegtes Individuum, welches der Bastard eines 
V. fulvus und V. chassefiente zu seyn scheint, da es im Federkranz an der Halsbasis 
die Charaktere-beider Arten vereinigt. 

5) Vultur aegypius (Savigny.). 

Descript. de P’Egypte Ois. pl. 11. und Griffith animal Kingdom, unter dem Namen: 
Nubien Vulture; Vultur auricularis Levaill. pl. 9. Kranz an der Basis des Halses aus schwarz- 
braunen kurzen zugerundeten Federn gebildet; unter dem Kinn ein Bart von schwarzen 
Borsten; lange schmale zugespitzte Federn an der Brust und Bauch; Deckfedern der Flügel 
länglich, etwas zugespitzt. Zu gewissen Zeiten, vermuthlich durch Nahrungsmangel, wenn 
lange in Gefangenschaft, hinter dem Ohr eine Hautfalte. Vaterland: ganz Afrika. Ich 
hatte während meiner Anwesenheit in London im verflossenen Sommer Gelegenheit, in den 
Menagerien der Zoologischen Gesellschaften im Regents Park und in Surry, mehrere der 
sogenannten Vultur auricularis vom Cap lebendig zu beobachten, und bin dabei immer 
mehr in meiner Ansicht bestärkt worden, dafs dieser Vogel identisch mit demjenigen ist, 
welchen die Naturforscher unter dem Namen V. aegypius kennen. Nur wenn dieser Vogel 
lange in Gefangenschaft lebt, entwickelt sich hinter dem Ohre längs der Halsseite eine 
Runzel, welche ich bei den vielen, von mir im wilden "Zustande erlegten Individuen nie 
beobachtet habe. Burchell hatte längst schon die nämliche Bemerkung bekannt gemacht; 
er sagt ausdrücklich in seiner Reise Vol. I. pag. 377. „On the body of a dead ox I 
observed several large vultures (Vultur auricularis Levaillant), but the auricular appendage, 
which suggested this name, was not observable in the birds we shot, neither in the male, 
nor in the female. “ *) 


6) Vultur pondicerianus (Latham.). 

Temminck pl. col. Taf. 2. Lange stark entwickelte Hautfalte an den Seiten des 
Halses. Federn des Kranzes an der Basis des Halses zugerundet. Federn des Bauchs und 
der Flügeldecken gleichfalls zugerundet. Vaterland: Ostindien. 

7) Vultur indicus (Latham.). 

Noch einmal beschrieben von Latham unter dem Namen Vultur Chagoun, abgebildet 
von Levaillant Ois. d’Afrique Taf Il, und in Gray, Indian Zoology. Vol. 1. Taf. 14. 
unter dem Namen Vultur leuconotatus. Federn an der Basis des Halses kurz zugerundet, 

Federn des Bauchs lang schmal zugespitzt, diejenigen der Flügeldecken zugerundet; wird 


nie gröfser als ein Welscher Hahn. Vaterland: nur Indien. 


*) Nach der mir von Herrn Dr. Wibmer, Leibarzt S. M. des Königs von Griechenland, gemachten Mittheilung wurde diese Geierart 
auch bei Athen getödtet, und könnte demnach auch in die europäische ornithologische Fauna aufgenommen werden. 


48 Ibis. 


8) Vultur occipitalis (Burchell.), 

oder V. abyssinieus Latham; der alte Vogel sehr gut von mir abgebildet in dem Atlas 
zu meiner Reise in Afrika Taf. 22; die Jugend von Temminck pl. 13., letztere unter dem 
Namen Vultur galericulatus. Federn der Halskrause kurz zugerundet, diejenigen des 
Bauches und der Flügeldecken ebenso; auf dem Hinterhaupte ein Schopf von Flaumen. 

Vorkommen in ganz Afrika und in Süd-Arabien. 
Zu bemerken ist, dafs Burchell in seinen Reisen den jungen und alten Vogel dieser Geier- 
art unter zwei verschiedenen Artennamen beschrieben hat, nämlich Vol. 2. pag. 195, die Jugend 
unter dem Namen Vultur pileatus; und Vol. 2. pag. 329, den alten Vogel als Vultur oceipitalis. 


Endresultat. 


Von den durch Herrn Temminck aufgeführten zehn Geierarten ist demnach zu streichen: 
Vultur auricularis, der identisch ist mit V. aegypius, 

»  ümperialis, identisch mit V. cinereus, 

> angolensis, unwiderruflich eine Falkenart. 
Dagegen hat er unter dem Namen Vultur indieus zwei verschiedene Arten zusammengemischt, 
nämlich Latham’s Vultur indicus aus Indien und meinen Vultur Kolbii aus Afrika. Nicht zu 
übersehen ist übrigens, dafs Daudin und Latham denjenigen Vogel, welcher bei mir V. chasse- 
fiente heifst, mit dem Namen V. Kolbii bezeichnen; da aber die in meinem Atlas auf Taf. 32. 
publicirte Abbildung nach specieller Berathung des Herrn Temminck mit dieser Artenbenennung 
bezeichnet wurde; da ferner Herr Temminck im Jahre 1828 unserm Museum einen alten Vogel 
dieser Art, vom Cap abstammend, den Jedermann täglich in unserer Sammlung besichtigen kann, 
gleichfalls unter dem Namen Vultur Kolbii zuschickte, ja er das Nämliche eben jetzo wieder in 
einer Sendung an Herrn von Feldegg gethan hat, so enthalte ich mich jeglicher Bemerkung 
über Aufklärungen, die einem von jenem Naturforscher zu Theil werden können. 


— 


Ibis. Cuvier. 


Die preufsischen Naturforscher Herr Hemprich und Ehrenberg. bereicherten auf ihrer Reise 
längs der Küste des rothen Meeres im Jahre 1825 die Wissenschaft neben vielen andern Ent- 
deckungen auch mit einer neuen Art von Ibis, welche sie in den Gebirgen östlich von Gomfuda 
in Arabien erlegten, und der sie den Namen Ibis comata gegeben haben. Dieselbe Art ist ein 
Jahr später auch von mir zu wiederholten malen in dem Thale Ailat bei Massaua eingesammelt 
worden. Auf der Höhe des Tarantagebirgs, das an der abyssinischen Küste dem rothen Meere 
entlang hinzieht, entdeckte ich eine andere neue Art von Ibis, die sich durch einen an der 


Kehle herabhängenden Fleischlappen sehr auszeichnet, welcher mir auch die Veranlassung zu 
ihrer Benennung gab. 


Ibis carunculata. 49 


o) 


Taf. 19: 
Ibis carunculata. KRüppell. 


Diagnos. Ibis corporis colore viride-umbrino, plumis capitis et colli margine malachitico, pectore et ventre aeruginoso, tectrieibus mino- 
ribus albis, tectricibus mediis parte mediana umbrina, margine albo, plumis posterioribus colli elongatis, gula caruncula verrucosa 
lumbriciformi cinerascente; rostro et pedibus colore rufo umbrino. 


Der ganze Kopf und Hals dieses Vogels ist in allen Alterskleidern befiedert, wobei die hintern 
Federn des Halses bedeutend verlängert, jedoch sonst durch nichts von den übrigen ausgezeichnet 
sind; die grofsen Deckfedern der Flügel sind eben so lang als die Flugfedern, und ihre Spitze reicht 
bis beinahe ans Ende des Schwanzes. Der Tarsus ist verhältnifsmälsig zu den verwandten Arten 
kurz; unter der Kehle hängt beim erwachsenen Vogel beiden Geschlechts ein 12 Zoll langer, 
warziger, etwas comprimirter Fleischlappen von dunkelgrauer Farbe, der bei den jungen Vögeln 


nur schwach angedeutet ist. 
Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . ......22°. 7. 
Länge des Schnabels 6 0 ö . u Se 4. 1. 
Länge des Tarsus N NEAR er 2. 6. 
Vom Flügelbug bis zur Flügelspitze EEE Don 13. 6. 
Länge des Schwanzes 5 u: 5. — 


Die Grundfarbe des ganzen Gefieders ist grünlich braun, die Federn des Kopfes, Halses und 
des Rückens malachitgrün gesäumt, diejenigen der Brust und des Bauches mit einem spangrünen 
Anflug. Die kleinen Deckfedern der Flügel sind schneeweils; die mittleren Deckfedern und die- 
jenigen am Flügelbug sind längs der Schafte braungrün, und auf den Seiten mit einer breiten 
schneeweilsen Einfafsung. Füfse und Schnabel rothbraun; Iris kastanienbraun mit perlgrauem 
Ring. 
Dieser Vogel lebt in Familien zusammen auf den Wiesengründen auf der Höhe des Taranta 
Gebirges (8000 Fuß); er läfst im Fluge eine sehr stark schallende Trompetenähnliche Stimme 
ertönen, wodurch man ihn von weitem erkennt. Nahrung gleich den verwandten Arten: Wasser- 
insekten, Würmer und kleine Amphibien, die sie auf der Erde laufend, oder im Sumpfe watend, 
einfangen. 
Aulser dieser Art beobachtete ich noch folgende vier Ibis auf meiner afrikanischen Reise: 
Ibis religiosa (Cuv.), nur zur Ueberschwemmungszeit in Oberegypten, das ganze Jahr über un- 
gemein häufig bei Schendi, Sennaar, am Bahher Abbiad und am Zana-See; während der 
Winterjahreszeit auf der Insel Dahalak und bei Massaua; Standort von der Meeresküste 
bis 5000 Fufs. 3 

I. hagedasch (Lichtenstein) häufig am Zana-See, am Bahher Abbiad und zu Sennaar das ganze 
Jahr über. Standort 2000 — 5000 Fufs über der Meeresfläche. 

I. comata (Hemprich) nur während der Regenzeit in den Thälern westlich von Massaua, der 
Meeresküste gleich. 

I. falcinellus (Cuv.) im egyptischen Delta im Winter, am Zana-See in Abyssinien gleichfalls 
im Januar, und während der Regenzeit im August bis zur Höhe der Gebirge von Simen 
bei Angetkat (10,000 Fufs) beobachtet. 


— 


Vögel, 13 


50 Pogonias. 


Pogonias. Zlliger. 


Auf meiner Reise nach Sennaar und Kordofan im Jahr 1823, entdeckte ich einen neuen zur 
Gattung Pogonias gehörigen Vogel, den ich mit dem Namen Pogonias melanocephalus bezeichnete, 
und der in dem im Jahr 1827 erschienenen Hefte des zoologischen Atlas zu meiner früheren 
Reise in Afrika (Vögel, Taf. 28 fig. a.) abgebildet ist *). In denselben Provinzen beobachtete 
ich.gleichzeitig ziemlich häufig den von Leach, Zoological Miscellany Vol. 2. Taf. 97, unter dem 
Namen Pogonias Vieilloti abgebildeten Vogel *) In Abyssinien, wo diese beiden Arten gleich- 
falls vorkommen, beobachtete ich noch zwei andere Pogonias, von welchen der eine bereits 
früher unter verschiednerlei Gattungs- und Arten-Namen, aber nie als ein Pogonias, beschrieben 
wurde; die andere Art scheint mir den Naturforschern unbekannt zu seyn. 


— 


Taf. 20. Fig. 1. 
Pogsonias Brucii. Rippell. 


‚Synonym. Phytotoma tridactyla Auctorum. 
Abyssinian Plantcutter, Latham Vol. VI. Taf. XCVIH. 
Abyssinian Barbican, Latham Vol. III. Taf. LI. 
Bucco Saltii Stanley in Salts Reise, Appendix IV. pag. LIV. 
Diagnos. Pogonias regione frontali, parotica, gula et parte media colli pectorisque colore coccinco, oceipite, nucha, parte laterali pectoris, 


dorso et ventre nigro, alis et cauda nigro-umbrinis, remigibus vexillo externo limbo flavoviridi, vexillo interno parte basali al- 
bido, teetricibus majoribus et mediis margine albis. 


Der sehr robuste Schnabel dieses Pogonias hat an seiner Kieferschneide nur eine scharfe 
Zahnauskerbung, hinter welcher ein schwächerer Ausschnitt eine bogenförmige Kantenschärfe 
bildet; die sehr kleinen eirunden Nasenlöcher sind ganz von den Federn an der Basis des 
Schnabels und von mehreren daselbst befindlichen kurzen Borstenhaaren bedeckt; ähnliche stehen 
unten am Kinn. Die Dicke des Schnabels und des Kopfes verbunden mit der Kürze des 
Schwanzes geben dem Vogel ein robustes zusammengepacktes Ansehen. Die Flügel sind kurz, 
zugerundet. Die Primär- und Secundär-Flugfedern von gleicher Länge; bei ersteren die äußerste 
Feder kurz, die folgende drei Linien kürzer als die dritte, welche mit der vierten und fünften gleich 
lang ist. Der Schwanz ist rechtwinkelig abgestutzt; die grofsgetafelten Tarsus etwas kürzer als 
die Mittelfufszehe, zuzüglich ihres kleinen aber robusten Nagels. 


*) Herr Ehrenberg, welcher zwei Jahre später als ich (1825) an der abyssinischen Küste diesen Vogel gleichfalls einsammelte, fand sich 
bewogen, denselben in dem angeblich im Jahr 1828 gefertigten Hefte seiner Symbolae Physicae unter dem Namen Bucco bifrenatus abzu- 
bilden; als er nun durch meine Publication ersah, dafs der fragliche Vogel kein Bucco sondern ein Po; 
Gattungsnamen in dem Texte seiner Beschreibungen, deren Druckdatum nicht angegeben ist, führte auch 
an, ist aber obstinat, den von ihm in Gebrauch gesetzten Artennamen „bifrenatus“ beizubehalten, Zugleich bezeichnet er irrigerweise 
Herra Dr. Cretzschmar als denjenigen, welcher den Namen Pogonias melanocephalus vorgeschlagen habe; alle Namen der im Atlas zu 
muEiuerg vorigen Reise abgebildeten Vögel sind von mir, mit Ausnahme der Arten - Namen Perdix Heyi, Silvia Rüppellii und Psittacus 
Meyeri, indem man bei deren Bekanntmachung willkührlich und ohne meine Erlaubnifs meine ei 
sind: Perdix flavirostris, Sylvia capistrata und Psittacus flavoscapulatus. 

”*) Vieillot hat diese Art aus mir unbekannten Gründen in der Encyclopedie methodique, pag. 1421, Pogonias fuscescens benannt, 


nn ist übrigens bereits früher von Levaillant in seinem Promerops und Gucpiers, Tafel D, unter dem Namen „Le Rubicon“ 
abgebildet, 


gonias sei, so änderte er den 
als synonym meine Abbildung 


genen Artennamen änderte, die folgende 


Pogonias Brucii. Sl 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . oo me 


Länge des Schwanzes besonders gemessen 20 000. ae l. 104 
Länge des Oberschnabels längs der rum m un Pag a ig! 
Gröfste Verticalhöhe des Schnabels er 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der dritten Flugfeder Sa ee en Be, 
Längendes-Marsuss 2 u. 0 0. 0 0 — io. 


Das Gefieder an der Stirne, der Augengegend, der Kehle und des Vorderhalses ist lebhaft zinnober- 
roth; Hinterkopf, Nacken und ganzer Rücken sammetschwarz mit etwas stahlblauem Schimmer; 
Seiten des Halses, Brust, Bauch, Schenkel und Schwanz rauchschwarz, Flügel braunschwarz; die 
innere Fahne der Primär- und Secundär-Flugfedern nach der Basis zu weils, die äufsere Fahne 
der letzteren, so wie die ihnen zunächst befindlichen Primär-Flugfedern grünlichgelb gerändert; die 
Flügeldeckfedern braunschwarz, auf beiden Seiten weifs bordirt. Schnabel und Fülse schwärzlich 
hornfarbig, Iris rothbraun. Beide Geschlechter sind sich durch Gefieder und Gröfse ganz gleich; 
der etwaige Unterschied des Jugendalters ist mir unbekannt. 


Die Zunge ist kurz, flach, hornig, mit gespaltener Spitze; im halbmuskulösen Magen finden 
sich nichts als Beeren, welches die Nahrung aller Pogonias-Arten zu seyn scheint; das Fett die- 
ses Vogels hat eine eigenthümliche dunkelrothe Farbe und dabei eine dem Wachs ähnliche Con- 
sistenz. Die Pogonias leben vereinzelt oder paarweise, und klettern längs der dünnen Zweige 
der stark belaubten Sträucher und Bäume anher, nach Beeren suchend, namentlich auf Naback 
(Zizyphus Spina Christi) und Wanze (Cordia abyssinica); sie haben eine eintönige ziemlich 
laute Stimme. 

Vorkommen: die Provinz Haremat und die Thäler von Simen in Abyssinien. 

Der zufällige Verlust einer der hinteren Zehen an einem von mir erlegten Individuum dieser 
Pogonias - Art erinnerte mich an den problematischen abyssinischen Vogel Phytotoma 
tridactyla (Daudin) *), den früher Buffon, nach Brucens Originalzeichnung und Notizen, unter 
dem Namen „Ze Guifso Balito“ beschrieben hatte **); es freute mich nicht wenig zu finden, 
dafs mein Pogonias und jene so lang vergeblich gesuchte Phytotoma tridactyla unwiderruflich 
identisch sind, ein neuer Beweis, dafs alles, was Bruce als auf eigene Beobachtung begründet 
mitgetheilt hatte, wahrhaft ist; und ich hoffe noch manchen Beleg für die Ungerechtigkeit zu 
liefern, mit welcher Salt, Lord Valentia und Andere den Ruhm des muthigen Schotten zu ver- 
dunkeln suchten, um sich selbsten hoch zu stellen. Man wird mich daher hoffentlich rechtferti- 
gen, wenn ich den Artennamen dieses Pogonias dessen erstem Beobachter dedicire. 


*) Daudin, Traite d’Ornithologie Vol. 2. Taf. 28. Fig. 1., copirt in Latham mit muthmafslicher Colorirung in dessen Gencral history 
of Birds, Vol. VI. Taf. 98. 

**) Buffon histoire naturelle des oiseaux, fol. edit. Vol. IV. pag. 178. Buffon’s Beschreibung ist wörtlich folgende: La tete, la gorge 
et le devant du cou sont d’un beau rouge qui se prolonge en une bande assez etroite sous le corps jusqu’aux couvertures inferieures de 
la queue (?); tout le reste du dessous du corps, la partie superieure du cou, le dos et la queue sont noirs; les couvertures superieures 
des ailes brunes, bordees de blanc; les pennes des ailes brunes, bordees de verdätre, et les pieds d’un rouge tres-obscur. Les ailes dans 
leur situation de repos ne vont qu’au milieu de la longueur de la queuc. 


—— 


u 


52 Pogonias undatus. 


Taf. 20. Fig. 2. 
Pogonias undatus. Rüppell. 


Diaynos. Pogonias fronte coceinea, sincipite, regione parotica, cervice, pectore et gula nigra, post oculos stria alba deorsum flexa, dorso 
umbrino pennarum margine clariore; hypochondrio et tibiis albidis lineis et maculis nigricantibus undulatis, parte mediana 
abdominis flavicante rivulis nigris variegata; remigibus primariis et secundariis, rectrieibusque colore umbrino fusco, pennarum 
margine externo limbo flavicante, uropygio nigro, apice flavo. 


Die Gesammtform des Körpers und des Schnabels entspricht ganz der vorbeschriebenen Art, 
nur sind alle Verhältnifse der Dimensionen um ein Fünftheil geringer; die Bartborsten an der 
Schnabelbasis sind wenig entwickelt, wefshalb die kleinen eirunden Nasenlöcher mehr frei liegen. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . .......8% 8%. 


Schwanzlänge besonders gemessen . . c s ö . 6 ö . . . 1. 6%. 
Länge des Schnabels längs der Krümmung der Firste SE . 9: 
Verticalhöhe des Schnabels . © ö & 0 o e . e 0 a ;s 
Flügellänge vom Flügelbug bis zur Spitze der dritten Flugfeder a: . 2a. 
Tängexdes@larsusg Er Er a : 9: 


Beide Geschlechter der ausgefiederten Vögel sind sich ganz gleich in der Färbung; die Stirne 
lebhaft zinnoberroth, die obere und hintere Kopfgegend, diejenige der Ohren, die Kehle, der 
Nacken und Halsmitte sind sammetschwarz; hinter jedem Auge ein schmaler, schneeweilser Streifen, 
der sich bogenförmig abwärts krümmt; Rücken und Fiügeldeckfedern braunschwarz mit hellerer 
Borde am Endrande; Bauchmitte grünlichgelb; Brust und Seiten des Halses schwarz; der Bauch so 
wie auch die Schenkel perlgrau mit wellenförmigen schwärzlichen Querlinien. Die Deckfedern 
des Schwanzes sind schwarz mit grüngelben Endspitzen. Flugfedern, grofse Flügeldecken und 
Steuerfedern schwarzbraun, die äufsern Fahnen mit feinem gelbgrünem Randsaume; die innern 
Fahnen der Flugfedern nach ihrer Basis zu grauweils; Schnabel und Nägel schwarz; Fülse dun- 
kelbraun; Iris rothbraun. 

Bei dem jungen Vogel ist der Nacken, die Kehle und die Seiten des Halses schwarz mit 
Weifs gesprenkelt, im übrigen gleicht er ganz dem ausgefiederten Vogel. 

Wir erlegten in den Sommermonaten, während der Regenzeit, ziemlich viele Individuen bei- 
derlei Geschlechts in den Thälern der abyssinischen Provinz Simen, wo diese Vögel auf dickem 
Gebüsch paarweise leben, jedoch abgesondert von vorbeschriebener Art. Die Nahrungsweise 
haben beide miteinander gemein. 

ee ee 


Centropus. Jlliger. 


Drei zur Gattung Centropus gehörige Arten beobachtete ich auf meinen nordafrikanischen 
Reisen; genau untersucht scheint mir nur eine derselben den Naturforschern ganz unbekannt; 
aber die Confusion, welche in den ornithologischen Werken bei Aufführung der beiden andern 
Arten stattfindet, veranlafst mich bei Auseinandersetzung derselben eine genaue Abbildung von 
einem dieser Vögel bekannt zu machen, da wifsentlich keine vorhanden ist. 


Centropus. 53 


. Im Jahr 1760 beschrieb Brisson *), unter dem Namen Cuculus senegalensis, mit folgender 
vollkommen genügender Diagnose, den einen der nordafrikanischen Centropus: „Cuculus superne 
rufo-fuscescens, inferne sordide albus, colore obscuriore leviter transversim striatus **); vertice et 
collo superiore nigricantibus, scapis pennarum saturatioribus et lucidioribus; uropygio fusco, colore 
dilutiore transversim striato; reetrieibus nigricantibus.“ Buffon publicirte drei und zwanzig Jahre 
später eine treffliche Abbildung dieses Vogels auf Taf. 332 seiner Planches enluminees, unter Bei- 
behaltung des Brisson’schen Namens: Coucou du Senegal; aber bei der Beschreibung dieser 
Tafel (Vol. VI. pag. 441.) bediente er sich, ich, weils nicht warum, des Namens: Coucou rufal- 
bin. Sonderbarer Weise giebt Buffon in dem nämlichen Bande seines Werkes, pag. 438, nach 
den Notizen des Sonnini, eine zweite sehr gute Beschreibung dieses Vogels unter dem Namen: le 
Houhou d’Egypte, drückt aber dabei die ganz irrige Muthmafsung aus, dafs dieses das Weibchen 
des von ihm auf der Tafel 824 abgebildeten Coucou des Philippines sey. Gmelin, in der von ihm 
publieirten dreizehnten Ausgabe des Linneischen Systema Naturae, führte die in Rede stehenden 
Vögel folgendermafsen auf: 

1) pag. 412: Cuculus senegalensis, mit Citation von Brisson Vol. 4. pag. 120, von Buffon 
Taf. 332, und von Lathams strait heeled cuckou, welches letztere ein ganz anderer 
Vogel zu seyn scheint. 

2) pag. 420: Cuculus aegyptus, mit Citation des Houhou d’Egypte des Buffon und Sonnini, 
welches alles mit vorstehendem identisch ist; dann fügt er aber ungeschickter Weise als 
Varietas  Buffon’s Coucou des Philippines, pl. 824, bei. 

Im Jahr 1805 publieirte Levaillant in seinen Oiseaux d’Afrique, Vol. V. Taf. 219, eine 
andere, aber bei weitem schlechter ausgefallene Abbildung des in Rede stehenden Vogels, unter 
dem Namen: Le Coucal Houhou, und erwähnt (loco eit. pag. 54.) als synonym ganz. richtig 
den von Buffon unter gleichem Arten-Namen beschriebenen Vogel, bemerkt zugleich, dafs diese Art 
nicht allein in Egypten, sondern auch am Senegal und in Südafrika vorkomme; ob aber seine 
Behauptung, dafs sie sich selbst in Ostindien vorfindet, wahr sey, dürfte eine neue Bestätigung 
verdienen. In dem Anno 1811 erschienenen Prodromus Syst. mammalium et avium von Illiger 
begründete dieser Schriftsteller für die Spornfuls-Kukuke den Gattungsnamen Centropus, ohne 
jedoch weitere Artenrepräsentanten nahmhaft aufzuführen. Leach, im ersten Bande seiner Zoological 
Miscellany, gedruckt 1814, scheint sonderbarer Weise das Illigerische Werk nicht gekannt zu 
haben, denn er bildete für dieselbe Gattung Centropus den Namen Polophilus, und gab (loco 
citato pag. 116 und 127) die Beschreibung und Abbildung von vier Arten, wovon aber keine 
aus Afrika zu seyn scheint. 

Die von Buffon zuerst gemachte Confusion reprodueirte und vermehrte im Jahr 1820 
Herr Temminck in seiner Analyse du systeme general d’ornithologie, die der zweiten Ausgabe 
seines Manuel d’ornithologie vorgedruckt ist; daselbst heist es bei der Gattung Centropus, 
pag. LXXIV: 

1) Centropus aegyptius, figure pl. 220 par Levaillant sous le nom Coucal noirou ! 


*) Brisson, ornithologie Vol. IV. pag. 120. 

**) Man mufs die helleren Federn der unteren Körperseite se 
zu bemerken, die übrigens vorhanden sind. 

Vögel. 14 


hr aufmerksam betrachten, um die feinen dunkleren Transversallinien 


54 Centropus. 


2) Centropus philippensis, figure par Buffon pl. 824, dont le jeune äge: C. senegalensis 
Levaillant pl. 219, ou Buffon pl. enlum. pl. 332. 
so dafs also Herr Temminck unter dem nämlichen Arten-Namen, C. philippensis, zwei durch 
Vaterland, Gröfse und Färbung auffallend verschiedene Vögel miteinander vereiniget, und mit dem 
den einen derselben bezeichnenden Sonninischen Namen einen ganz fremden Vogel beglückt!! 

Nicht aufser Acht zu lassen ist das im Jahr 1820 publicirte lateinische systematische Namens- 
verzeichnifs der Buffon’schen Tafeln, welches van Swindern nach der Bearbeitung des Heinrich 
Kuhl bekannt machte; denn solches ist in vieler Beziehung unter der unmittelbaren Mitwirkung 
des Herrn Temminek gefertiget, indem Kuhl am naturhistorischen Museum in Leyden angestellt 
war. In diesem Namensverzeichnifs stehet Buffons Coucou du Senegal (pl. 332) als Centropus 
senegalensis, und dessen Coucou des Philippines (pl. 824) als Centropus aegypticus aufgeführt, 
welches also gerade das Entgegengesetzte ist, was im vorerwähnten Temminck’schen Manuel 
stehet !! 

Vieillot, in der Ornithologie der Encyclopedie methodique (1823), pag. 1353, hat das Ver- 
dienst auch die Irrungen zu vermehren, indem er‘ die Buffon’sche Tafel 332, welche unwiderruflich 
Brissons Cuculus senegalensis ist, mit dem ‘neuen Namen Corydonix aegyptius bezeichnet; die 
Levaillantische Tafel 220, die Temminck Centropus aegyptius benannte, bezeichnet er mit dem 
Namen Centropus bicolor; die Tafel 219 des nämlichen Levaillant übergehet er ganz! und Buffon’s 
Tafel 824, die unter dem Namen Centropus philippensis längst angenommen war, beglückt er 
mit dem neuen Namen: Corydonix pyrrhopterus! 

Ich komme nun an die Kritik der Lathamischen letzten Ausgabe seiner General history of 
Birds (London 1824), worin über die in Rede stehenden Centropus- Arten sich Folgendes findet: 
Er beschreibt, Vol. 3. pag. 242, unter dem Namen Egyptian Coucal, ziemlich gut Brissons Cuculus 
senegalensis, führt auch als synonym die Levaillantische Tafel 219 an, macht aber bei der 
Schwanzlänge, die er auf drei Zoll angiebt, einen unverkennbaren Druckfehler (soll wahrscheinlich 
acht Zoll heifsen); auch scheint es mir, dafs er irrthümlich eine Notiz über einen andern afri- 
kanischen Centropus (Cent. superciliosus, von dem ich bald reden werde) im Auge hatte, wenn 
er von seinem Egyptian Coucal sagt: lower belly, thighs, and under tail coverts pale blackish 
green, with fine dusky stripes. 

Endlich verdient noch eine Erörterung die Arbeit des Herrn Audouin in der ‘von ihm 
geschriebenen: Explication sommaire des planches d’histoire naturelle de la description de PEgypte, 
4° edition von 1825, Vol. 1. pag. 267, wo er bei Gelegenheit der Taf. 4. Fig. 1, — eine 
schöne Abbildung des Brisson’schen Centropus senegalensis — eine Synonymik dieses Vogels giebt, 
dabei vor allem den Fehler macht, dafs er den Lathamischen Namen Centropus aegyptiacus 
annimmt, weil der Brisson’sche weit älter ist. Er begeht ferner den Irrthum, als synonym den 
strait heeled coucal des Latham (gen. hist. of Birds, Vol. 3. pag. 246.) aufzuführen, denn von 
diesem sagt Lathams Beschreibung ganz ausdrücklich: Rump and upper tail coverts brown, 
striated a crofs with deep brown; under parts from the breast dirty white, with very obscure trans- 
verse striae; under tail coverts the same, but more obscure. — Alle diese Phrasen passen nicht 


auf den Centropus senegalensis, aber mehr auf den untenstehend von mir beschriebenen Centropus 
superciliosus. 


Centropus. 55 


Nach dieser kritischen Erörterung ist für die eine in Nordafrika lebende Centropus- Art 
folgende Synonymik aufzustellen: 


Centropus senegalensis. 


Quculus senegalensis (Brisson). 

Le coucou du Senegal (Buffon), pl. 332. 

Le coucouw rufalbin (Buffon), Vol. VI. pag. 441. 

Le Houhou d’Egypte (Buffon), Vol. VI. pag. 438. 

Le Toulou houhou, ou Corydonix aegyptius (Vieillot), Encyclopedie, pag.1353, und Galerie 

des Oiseaux pl. 46. 

Le Coucal houhow (Levaillant), Ois. d’Afr. V. pl. 219. 

Centropus senegalensis (Kuhl), im Index zu Buffon. 

Egyptian Coucal (Latham), General hist. of Birds, Vol. 3. pag. 242. 

Centropus aegyptius (Audouin), in der Descript. de PEgypte, Vögel, pl. 4. fig. 1. 
Vaterland: Egypten, bei Foua im Delta, und Senegambien; auch in Südafrika; ob aber auch 

in Indien? Nie von mir in Abyssinien oder Nubien beobachtet. 


Die zweite nordafrikanische Centropus-Art erlegte ich im Jahr 1823 ziemlich häufig in 
den südlichen Gegenden der Provinz Dongola; späterhin auch in Kordofan, Sennaar und in den 
niedrig gelegenen Distrieten von Abyssinien. Ich hatte ihr seiner Zeit, wegen des weilsen Farben- 
streifens über den Augen, den Speciesnamen Centropus superciliosus gegeben, aber Herr Temminck, 
für dessen ornithologische Artenkenntnifs ich zu jener Zeit noch eine sehr befangene, günstige 
Meinung hegte, erklärte rund weg diesen Vogel für Centropus senegalensis (des Latham ?)! und 
bisher figurirte dieser Vogel unter diesem Namen in der Sammlung unsers Museums. Herr 
Ehrenberg, der diesen Vogel gleichfalls in Arabien und an der abyssinischen Küste im Jahr 1825 
einsammelte, fand sich *): mit Recht veranlafst, denselben als eine von den Naturforschern 
nicht erkannte Species aufzuführen, und der Zufall wollte, dafs auch er dieselbe gleich mir mit 
dem Namen Centropus superciliosus bezeichnet hat. Eine ganz genaue Abbildung und Beschrei- 
bung. dieses Vogels scheint mir um so nöthiger, als Herr Ehrenberg erstere ganz unterlassen hat, 
und bei letzterer ich einige interessante Zusätze zu machen im Stande bin. 


*) Symbolae physicae, Aves Decas I. Bogen r. 


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96 Centropus superciliosus. 
Taf. 21. Fig. 1. 


Centropus superciliosus. : Ehrenberg et Rüppell.. 


Synon. Strait heeled coucal (in parte) Latham. 

Diagnos. Centropus fronte, occipite, cervice et lateribus colli umbrino-fuscis, illis scapis piceis, his longitudinaliter lineis denticulatis 
albicantibus pictis; supra oculos a naribus sineiput versus fascia subflavescente, interscapulio et tectrieibus badiis, scapis 
dentieulatis albidis, remigibus primariis cinnamomeis, apieibus badiis, remigibus secundariis eodem colore nonnullis rivulis 
cinnamomeis variegato, tergo et uropygio fusco viridibus, permultis Jineis clarioribus transverse Striatis; cauda rotundata, nigroviridi, 
rectrieibus apice limbo albido ;' gula albida, scapis lucidis, pectore, hypochondriis et crisso sordide isabellinis, scapis denticulatis 
albis, transverse lineis fuseis subtiliter striatis; parte mediana ventris alba. 

Der ziemlich robuste, etwas comprimirte Schnabel hat eine zugerundete Firste, die von. der 
Basis an gleichförmig gebogen ist. Die freiliegenden Nasenlöcher bilden jedes einen halbmond- 
förmigen Spalt, dessen obere Seite aus einer hornigen Membran besteht; der Rand des oberen 
Augenliedes ist mit robusten Borsten besetzt. Die Federn des Nackens und Halses sind alle 
zugespitzt mit steifem Schafte und weitfaserigem Fahnenbarte; der Schwanz ist lang, hinten zuge- 
rundet und etwas gestaffelt. Die Flügelspitze, gebildet durch die vierte Flugfeder, geht bis zum 
Drittheil der Schwanzlänge. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . & 6 © . : E ur 
Länge des Schnabels längs der Krümmung der Firste a a ee le Ali: 
Flügelläinge vom Bug bis zur Spitze der vierten Flugfeder 3° ar Ars ..— 6.11. 
Länge des Tarsus Zu Dee : Zi 1 ae he er: 


Die Stirne, der Oberkopf, Ohrengegend und der Nacken sind umberbraun, dabei die Federn- 
schafte der beiden ersteren pechschwarz, und längs derjenigen der beiden letzteren ein gelblich- 
weilser, auf den Seiten sägeförmig gezackter Streifen; von der Gegend der Nasenlöcher an zieht 
über die Augen her ein weifsgelber Streifen; Vorderrücken und kleine Flügeldeckfedern kaffebraun, 
längs jeden Federnschafts gleichfalls ein weifslicher, auf den Seiten gezähnelter Streifen ia dunkel- 
braunem Grunde. Hinterrücken und Deckfedern des Schwanzes dunkelbraun mit vielen dichtstehenden 
gelblichgrauen Querstreifen. Schwanz oberhalb schwarzbraun mit grünem Schiller, unten schwarzbraun, 
der äufserste Rand der Federn weils gesäumt, die mittleren Schwanzfedern nach der Basis zu 
mit einigen feinen braungrauen Querstreifen. Kehle weifslich; Hals und Brust schmutzig isabell, 
mit milchweifsen, glänzenden Federschaften, längs deren Seiten eine feine, braune Zackenlinie. 
Bauch und Aftergegend gelbgrau mit feinen, braunen, wellenförmigen Querlinien; die Federn dieser 
Körpergegend gleichfalls mit weitfaserigem Barte. Flugfedern und grofse Flügeldecken matt 
rostroth, nach den Endspitzen zu eichelbraun. Oft sind die innern Fahnen der Flugfedern mit 
feinen, bisterbraunen Bändern versehen, deren Anwesenheit jedoch weder ein besonderes Alter noch 
Geschlecht bezeichnet. Füfse und Schnabel braunschwarz, Iris karminroth. 

Die Zunge ist lanzettförmig, hornig, mit etwas weniges gespaltener Spitze; im membranösen 
Magen eines Individuums fand ich, sonderbar genug, ein junges Chamaeleon; sonstige gewöhnliche 
Nahrung Hymenopteren und Scarabäen; lebt paarweise auf hohen belaubten Bäumen in Kordofan, 
Sennaar und auf der abyssinischen Küsten - Landschaft. 


Centropus monachus. 57 


Eine Vogelart, wovon ich Exemplare in mehreren Museen zu Paris und London, ich weils 
nicht aus welchem Beweggrunde, mit dem Namen Centropus senegalensis Latham bezeichnet 
fand, ähnelt ungemein dem vorstehend beschriebenen Vogel, nur sind ihre Körperdimensionen 
sämmtlich beiläufig % Theil stärker, am Hinterkopfe fehlen ihnen die weifsen Streifen längs des 
Schafts der Federn; dagegen ist die Grundfarbe des Nackens mehr dunkelbraun, die obere 
Seite der Schwanzfedern ist beinahe durchaus mit feinen grauen Querstreifen gezeichnet, die Seiten 
des Bauchs sind mehr gleichförmig hell isabellgelb, indem die feinen, wellenförmigen, bräunlichen 
Querlinien nur sehr schwach angedeutet sind. Diese Vögel dürften wohl nur eine climatische 
Varietät des Centropus superciliosus seyn, die jedoch vorläufig, um Irrungen vorzubeugen, 
besonders aufgeführt werden muß. 


Taf. 21. Fig. 2. . 
Centropus monachus. Riüppel. 


Diagnos. Centropus fronte, vertice et regione parotica nigris, occipite et cervice nigro splendore azureo, alis et interscapulio laete ferru- 
g p gione p gris, oceip! p p 
gineis, remigum apice glandicolore, tergo, uropygio et cauda supra fusco-umbrinis, hac infra fusco- viridi ; rectricibus rotundatis 
postice subtiliter albo-limbatis, gastraeo albo flavicante, scapis lucidis. 


Der an der Basis ziemlich hohe und comprimirte Oberschnabel läuft in eine hackenförmig 
über den Unterkiefer herabragende Endspitze aus; die Borsten am Rande des obern Augenlieds 
sind besonders stark entwickelt; der Schaft der Federn am Oberkopfe und Vorderhalse ist steif, 
und dabei ihr Fahnenbart schlaff und weitschichtig. An den Flügeln ist die sechste Schwinge 
die längste, und reicht bis zum Drittheil der Schwanzlänge; der Schwanz ist gestaffelt und 
zugerundet, sämmtliche Schwanzfedern ganz besonders breit. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . sAER 95% 
Schwanzlänge besonders gemessen Do De re ae 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung er Fi irste Ay Sue Sau: — 1 2 
Länge des Flügels vom Bug bis zur ei der sechsten Schwinge . oo — Tu &% 
Länge des Tarsus . oo k & 


Der Vorderkopf und die Ch um 23 Augen bis akeischt mit der untern Seite des 
Unterschnabels, ist grünlichschwarz; der Hinterkopf, die Seiten des Halses und der ganze Nacken 
bis an die Rückenmitte hinab, ist blauschwarz mit schönem Stahlschimmer; die Federnschafte 
beider Körpertheile pechglänzend. Rückenmitte und Flügel rostroth, das Ende der Primär- und 
Secundär-Flugfedern grünbraun; Hinterrücken, obere Schwanzdecke und Schwanz dunkel-sepien- 
braun, die Federn des letzteren am Endrand weils gesäumt. Die ganze untere Körperseite 
weifslich ins Isabellfarbige spielend, die steifen Federnschaften des Halses glänzend, Schnabel und 
Füfse dunkel-hornfarbig, Iris karminroth. 

Lebt paarweise auf Hochbäumen in den Thälern der Kulla in Nord-Abyssinien; Nahrung 
verschiedenerlei Insecten. 

15 


Vügel. 


58 Picus. 


Als die Abbildungen einiger von mir auf meiner früheren afrikanischen Reise entdeckten 
Vögel durch ein Mitglied der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft, in dem öfters 
eitirten Werke: „Rüppells Atlas zur Reise im nördlichen Afrika“, publicirt wurden, beabsichtigte 
derselbe keineswegs alle von mir entdeckten Vögel zu beschreiben, eben so wenig als die von 
mir auf jener Reise beobachteten bekannten Vögel aufzuzählen. Warum es also dem Herrn Ehrenberg 
eingefallen ist, in seiner Zusammenstellung: „de avibus scansoribus in Africa boreali et Asia 
occidentali in genere, prolusio“ zu sagen, dals ich in jenen Gegenden in allem nur zwei zu dieser 
Classe gehörige Vögel beobachtet habe, während er deren zwölf Arten, als von ihm eingesammelt, 
aufführt, weils ich nicht; es ist aber solches eine um so gröbere Irrung, da in meinem angeführten 
zoologischen Werke allein Drei neue Vogelarten, zur Classe der Scansores gehörig, abgebildet 
sind *). Nachstehende Zusammenstellung wird übrigens Herrn Ehrenberg belehren können, dals 
ich in den von mir bereisten nordöstlichen afrikanischen Provinzen, mit Ausschlufs von Asia, 
nicht zwei, sondern vier und zwanzig Arten von Aves scansores eingesammelt habe, von denen 
acht vor meiner Reise den Naturforschern unbekannt waren. Ehe ich diese übersichtliche 
Zusammenstellung gebe, will ich zuerst nachfolgend einige Gattungen derselben durchgehen, um 
über verschiedene Arten aus denselben einige Bemerkungen mitzutheilen. 


— 


Picus. Zinne. 


In Sennaar und Kordofan beobachtete ich im Jahr 1823 zwei Arten von Spechten, die ich 
provisorisch zu jener Zeit P. punctatus und P. fuscescens benannte. Erstere erklärten die hiesigen 
Ornithologen ohne weiteres für den Picus punctuligerus Wagler **); die letztere fraglich für 
den von Levaillant abgebildeten Pic a baguettes d’or ***). Aber bei solcher Zusammenstellung 
mufs man ganz übersehen haben, dafs Wagler von seinem P. punctuligerus sagt: „Mento, 
gula, collo postico et laterali punctulis nigris“ ; ferner „loris et regione parotica flavido albidis“; 
denn bei den von mir eingesammelten Individuen der ersten Art ist Kehle und oberer Theil des 
Halses in beiden Geschlechtern einförmig gelblichweifs! ferner sind die Federn der Ohrengegend 
schwarz, in ihrer Mitte und auf den Seiten hellgrau gerändert! — Levaillant beschreibt seinen 
Pic a baguettes d’or folgendermafsen: „le mäle a le front d’un brun roux auquel succede un 
peu de noir; le dos, le croupion, en un mot tout le plumage du dessus de P’oiseau sont sur un 
fond brun olivace, coupes de festons d’un blane jaunätre; de chaque cöte (de la gorge) on 
appercoit deux balafres noires, tombant sur la poitrine etc. etc.“ Aber von denjenigen meiner 
Vögel, welche in Frankfurt auf diese Beschreibung bezogen wurden, hat das Männchen die 
Stirne und den Vorderkopf von erdbrauner Farbe, an den Endspitzen der Federnschafte mit 
einem isabellfarbigen Flecken; das Ende der Deckfedern des Schwanzes ist rostroth, die Federn 
der ganzen vordern Körperseite sind aschgrau, längs ihrer Mitte mit einem graubraunen Streifen, 
welche aber keine Zeichnung einer besonderen Binde an der Seite des Halses veranlassen. Man 

*) Psittacus Meyeri, Pogonias melanocephalus und Bucco (Micropogon ) margaritatus, 


**) Systema avium, Pici, N°. 36. 


***) Ois. d’Afrique Taf. 253, genannt durch Illiger und Wagler: Picus fulviscapus, und durch Vieillot in der Eneyclopedie, pag- 
1314: P. fuscescens, 


Picus. 59 


ersieht also leicht, dafs nur eine höchst oberflächliche Vergleichung meiner beiden Spechtarten 
mit den erwähnten Waglerischen und Levaillantischen die Meinung von ihrer Identität verursachen 
konnte. 

Herr Ehrenberg, während seines Aufenthalts an der abyssinischen Küste im Sommer 1825, 
erhielt von jeglicher jener beiden Spechtarten ein Individuum, die aber an Ort und Stelle so 
wenig einer speciellen Untersuchung gewidmet wurden, dafs man von keinem derselben weils, 
wessen Geschlechts es gewesen; aber der Analogie halber erklärte er beide für Weibchen, und 
beschrieb dieselben in einer Note auf Bogen r, zweite Seite seiner Decas 1. Aves der Symbolae 
Physicae, unter den Namen Picus aethiopicus und P. Hemprichii. 

Ich würde es für eine Verpflichtung halten, genaue Abbildungen der beiden Geschlechter dieser 
zwei Arten bekannt zu machen, wenn ich die Tafelanzahl meiner zoologischen Publicationen nicht 
möglichst beschränken mülste, und ich nicht ferner wülste, dafs ehestens der Herzog von Rivoli in einem 
speciellen monographischen Werke die Abbildungen sämmtlicher Spechtarten bekannt zu machen 
beabsichtiget, worin denn unfehlbar die beiden in Rede stehenden Arten auch einen Platz finden 
werden. Unterdessen will ich nicht ermangeln, deren ausführliche Beschreibungen hier mitzutheilen, 
da, wie schon bemerkt, Herr Ehrenberg dieselben nur fragmentarisch, d. h. in einem einzigen 
Farbenkleide bekannt gemacht hat. 


Picus aethiopicus. Ehrenberg. 


Mas adult. Fronte et vertice colore schistaceo, pennarum apice coceineo; occipite suberistato lorisque laete coceineis; stria supraorbitali, 
fascia a naribus regionem paroticam versus, mento, gulaque ex albo-flavicantibus ; regione parotica nigricante, pennarum margine 
laterali cinerascente, lateribus colli albidis permultis maculis nigris variegatis. Auchenio, dorso, alis et cauda umbro viridibus, 
illis fasciis et maculis albidis variegatis, interscapulio et uropygio subprasinis; caudae apice, rachibus rectricum et remigum 
eitrinis; peetore et abdomine albido flavicantibus maculis rotundis nigris variegatis; rostro, pedibus et unguibus colore corneo, 
iride coccinea; totius corporis longitudine 0°. 8. 4", 

Femina adulta a mari differt: fronte et oceipite nigris maculis albis punctatis; loris et regione parotica nigris, pennarum margine 
laterali albo. 

Patria; arbores frondosae in provinciis Africae Kordofan, Sennaar et in regionibus torridis Abyssiniae. 


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Picus Hemprichii. Ehrenberg. 


Mas adult. Sineipite glandicolore pennarum apice clariore, vertice et oceipite coceineo, hoc subcristato, fascia supereiliari alba , zegione 
parotica totoque gastraeo ex albido-cinerascente, longitudinaliter fusco striato; cervice, dorso et alis umbrofüseis, lineis eikielo 
transversis variegatis, cauda viride umbrina fasciis flavicantibus, rachibus rectricum et remigum flavis, caudae tectrieibus apicem 
versus coccineis; totius corporis longitudine 0°. 5‘. 8”. 

Femina adulta a mari diflert vertice et occipite nigro fusco. x e 

Avis hornotina: pileo, cervice, interscapulio et humeris ex cinereo isabellinis, alis et cauda umbro -cinerascentibus, zachlbuR concoloribus 
maculisque albidis variegatis, gastraeo ex albido-isabellino, fascia superciliari et regione parotica alba; statura avi adulta sexta 
parte minori. 

Patria. Eaedem provinciae africanae ut speciei praecedentis. 


Der von Stanley in dem Appendix zu Salt’s Reisen sub N°. 14 beschriebene Picus abyssinicus 


ist mir nie in jenem Lande vorgekommen. 


60 Chalcites, Coccyzus, Micropogon. 


Von der Gattung Cuculus trennte unlängst Herr Lesson unter der Gattungs- Benennung 
Chalcites alle jene kleinen Arten der Tropenländer des alten Continents, bei welchen die Federn 
der obern Körperseite sämmtlich einen Metallglanz haben, deren Secundär-Flügelfedern bei 
weitem kürzer als die Primären sind, wobei auch der Schwanz immer nur von mittelmäfsiger 
Länge ist; ich beobachtete mehrere Arten derselben in Sennaar und Abyssinien, wovon übrigens 
keine für die Wissenschaft neu ist; alle lebten familienweise auf niederm Buschwerke zusammen, 
und unterschieden sich durch diese Lebensweise nambar von den ächten Cuculus- Arten, wefshalb 
ich diese Trennung als eine Unterabtheilung, rücksichtlich der vielen Arten, welche von dieser 
Gattung bekannt sind, annehme. 


Die südeuropäische Coccyzus-Art, C. glandarius oder C. pisanus, beobachtete ich ziemlich 
häufig in allen von mir bereisten nordöstlichen Provinzen Afrikas, bis Abyssinien; und von den 
ächten Cuculi, aufser dem gewöhnlichen C. canorus, den von Leach als Cuculus afer *) sehr 
gut abgebildeten Vogel, den bereits früher Levaillant als Variete du Coucou Edolio **) gleichfalls 
recht gut darstellte, welchen aber demohngeachtet, aus einer unbekannten Veranlassung, Herr 
Ehrenberg als eine neue Art unter dem Namen Cuculus pica ***) beschrieben hat!! 


Warum eben dieser Herr Ehrenberg den in meinem zoologischen Atlas, Vögel, Tafel 20, 
im Jahr 1826 unter dem Namen Bucco margaritatus recht gut abgebildeten Vogel, welchen 
später Herr Temminck unter seine Gattung Micropogon aufführte, und als solchen auf Tafel 490 
seiner Planches coloriees darstellte, noch einmal im Jahr 1828 unter dem ganz fehlerhaften 
Gattungs-Namen Tamatia mit einer neuen von ihm ausgedachten Artenbezeichnung „erythropygos“ 
abbildete; die Veranlassung hierzu habe ich wirklich nicht ermitteln können. Ich beobachtete 
den Vogel bereits im Jahr 1823, während er den seinigen erst zwei Jahre später an der 
abyssinischen Küste einsammelte. 


Von den beiden durch mich in Abyssinien eingesammelten Indicator- Arten, ist die eine 
unverkennbar der von Herrn Temminck (pl. 542) abgebildete und beschriebene Indicator 
archipelagicus, eine mithin höchst unpassende Artenbenennung, weil der Vogel in Abyssinien 
häufig ist; zugleich will ich eine Irrung rügen, welche Herr Temminck in der Beschreibung dieses 
Vogels machte, wenn er sagt, dafs dessen Schwanz sechs Zoll lang sey; denn da die Länge des 
ganzen Vogels ganz richtig als eben so viel angegeben ist, so ist die erste Angabe zweifelsohne 
eine Irrung; an meinen Exemplaren aus Abyssinien beträgt die Schwanzlänge netto zwei Zoll. 
Ich hatte diese Art seiner Zeit „Indicator ‚flaviscapulatus“ benannt, gewifs eine weit passendere 
Bezeichnung, als der Temmincksche Name. Vorkommen, ziemlich häufig in den Thälern von 


*) Leach Miscellany, pl. 31. 
**) Levaillant Oiseaux d’Afrigue, Vol. V. pl. 209. 
”**) Symbolae physicae, aves Decas. I. Bogen r. 


Indicator diadematus. 61 


Abyssinien. Der laute Ruf dieses Vogels, wenn er Bienenbauten entdeckt, um dadurch seine 
Gefährten herbeizulocken , ist bekannt. 

Die zweite von mir in Abyssinien eingesammelte Indicator- Art, stimmt so ziemlich mit der 
Beschreibung des von Levaillant abgebildeten „Petit Indicateur“*) überein, aber nachstehend 
herausgehobene Modification der Färbung dürfte vielleicht zwei Arten begründen, welches ich 
nicht behaupten kann, da ich nur ein einziges Individuum dieser muthmaßlich neuen Art erlegt 
habe, und dem Frankfurter naturhistorischen Museum gerade der ächte capische Indicator minor 
des Levaillant fehlt, während es die drei andern bekannten Arten: Indicator albirostris, I. major 
und I. archipelagicus, besitzt, und ich auf meiner letzten Reise nach London und Paris, die 
andere Art in Natur zu untersuchen keine Gelegenheit hatte, so dafs es neuern Beobachtungen 
vorbehalten ist, den specifischen Unterschied zwischen den beiden fraglichen Arten zu begründen. 


Vergleichung des Unterschieds zwischen 


Indicator minor (Levaillant.) und Indicator diadematus (Rüppell.) 
Schnabel braungelb; Schnabel dunkelgrau. 
Ganzer Kopf grau olivenfarbig. Längs der Schnabelbasis von einem Auge 


zum andern ein wohlausgesprochener Streifen 
von reinweilser Farbe. 


Die ganze untere Körperseite, mit Ausnahme Ein reinweilser Fleck an der untern Basis 
des Bauchs, der schmutzigweils, grün olivenfarbig, | des Unterschnabels; der Bauch mit dem übrigen 
ins Graue spielend. der untern Körperseite gleichfarbig grau mit 

isabell Anflug. 
Ganze Körperlänge . .  . 5° 10% 


Vaterland: die abyssinischen behölzten Ge- 
genden, jedoch wie es scheint nur vereinzelt. 


Drei Arten zur Linneschen Gattung Psittacus gehörig, sammelte ich auf meinen afrikanischen 

Reisen ein: 

Psittacus Meyeri (Rüppell), abgebildet im Atlas zu meiner vorigen Reise, Vögel Tafel 11; 
findet sich ziemlich häufig in kleinen Familien in Abyssinien, Sennaar und Kordofan; zu 
bemerken ist, dafs bei der Beschreibung jener Abbildung nicht angeführt wurde, dals das 

“alte Männchen mit einer breiten, schwefelgelben Binde geziert ist, welche von einem 
Auge zum andern über den Oberkopf zieht; auch hat in diesem Alterskleide der Bauch 
grünbraune, wellenförmige, grofse Flecken. 

Psittacus Tarantae (Stanley); beschrieben im Appendix in Salts Reise, pag. LII. Das Männchen 
trefflich abgebildet durch Edward Lear in seinen Illustrations of the Family of Psittacidae, 
Tab. 39 (London 1832). Ziemlich häufig in ganz Abyssinien, lebt Schaarenweise zusammen 
in buschigen Thälern. 


*) Oiscaux d’Afrique, pl. 242. 
Vögel. 


16 


62 Aves scansores. 


Psittacus ( Paleornis) torquatus (Brisson); Buffon, Vol. VII. pag. 123. Tafel 551. Sehr 
häufig in allen nordwest-afrikanischen Provinzen, südlich vom sechszehnten Breitegrad; ist 
selbst an der abyssinischen Küste bei Massaua gemein. Nährt sich besonders von den 
Früchten des Naback (Zizyphus Spina Christi) und der Gelid - Bäume. 

Ich beobachtete ferner auf der Durchreise in den Thälern der abyssinischen Provinz Simen 
eine Papageiart von der Gröfse und Färbung des Psittacus Levaillantü, konnte aber keine 

Zeit auf dessen Erjagen verwenden. 


Zusammenstellung der von mir im nordöstlichen Afrika beobachteten Vögel, zu der Linne- 

schen Ordnung der Scansores gehörig: 

Picus aethiopicus (Ehrenberg), häufig in den behölzten Niederungen von Abyssinien, Sennaar 
und Kordofan. 

P. Hemprichiü (Ehrenberg), ebenfalls häufig in den nämlichen Localitäten wie vorstehende Art. 

Jyn& torquilla (Lin.), in Egypten und dem peträischen Arabien. 

Cuculus canorus (Lin.), ziemlich häufig in Egypten und Arabien. 

©. afer (Leach), häufig in den Niederungen von Abyssinien, Sennaar und Arabien, 

C. (Chalcides) Clasüi (Levaillant), ziemlich häufig in Abyssinien. 

C. (Chaleides) cupreus (Lath.), nicht sonderlich häufig in Abyssinien. 

C. (Chalcides) auratus (Buflon), selten in Abyssinien. 

Coccyzus glandarius (Lin.), sehr häufig in ganz Nordostafrika. 

Centropus senegalensis (Brisson), nur in Unteregypten beobachtet. 

C. superciliosus (Ehrenberg und Rüppell), häufig in Kordofan, Sennaar und Abyssinien. 

C. monachus (Rüpp.), paarweise in den abyssinischen Thälern der Kulla. 

Indicator archipelagicus (Temminck) oder J. llaviscapulatus (Rüpp.), ziemlich häufig in 
den buschigen Niederungen von ganz Abyssinien. 

J. diadematus (Rüpp.), vielleicht J. minor (Levaill.), einzeln in den Niederungen von 
Abyssinien. 

Bucco chrysozonicus (Levaill. Barbus, pl. 32.) oder Capito rubrifrons (Vieillot), häufig 
in Abyssinien und Sennaar. 

Micropogon margaritatus (Rüpp.), häufig in allen buschigen Niederungen südlich vom 
sechszehnten Breitegrad. 

Pogonias melanocephalus (Rüpp.), häufig in Abyssinien, Sennaar und Kordofan. 

Pog. Vieilloti (Leach), ebenso. 

Pog. Bruci (Rüpp.), nur in den Niederungen von Abyssinien. 

Pog. undatus (Rüpp.), ebenso. 

Trogou Narina (Levaillant), nur erlegt in der mittleren Waldregion längs der abyssinischen 
Küste. 

Psittacus Meyeri (Rüpp.), familienweise in den behölzten Thälern von Kordofan und Abyssinien. 

Ps. Tarantae (Stanley), häufig in ganz Abyssinien, selbst bis zu einer Gebirgserhebung von 
achttausend Fufs über der Meeresfläche. 


Columba albitorques. 63 


Psittacus (Paleornis) torquatus (Brisson), sehr häufig in allen Niederungen südlich vom 
sechszehnten Breitegrad, auch in den Thälern bei Massaua. 
Ps. Levaillantii (Kuhl)?? in den Thälern von Simen, jedoch die Art nicht selbst erlegt. 


———— 


Columba. Linne. 


Die von mir bereisten afrikanischen Provinzen beherbergen dreizehn verschiedene Arten von 
Tauben, von welchen mir vier den europäischen Naturforschern unbekannt zu seyn scheinen. 
Ich gebe vor allem nachstehend ihre Beschreibung und Abbildung, und werde dann von der 
geographischen Verbreitung der übrigen Arten, so wie von ihrem Vorkommen reden. 


Taf. 22. Fig. 1. 


Columba albitorques. Rüppell. 


Diagnos. Statura Columbae oenadis, pennis colli acuminatis, cauda mediocri, recte truncata, corporis colore coeruleo vinaceo, torque 
niveo nuchali, apice et scapo pennarum colli, et tectrieibus majoribus albis, tectrieibus mediis vexillo externo parte mediana 
macula fusca, remigibus umbrinis; cauda supra et subtus umbro fusca, fascia cinereo - eoerulescente transversali, 


In Körpergröfse entspricht diese Taubenart der europäischen Holztaube; gleich ihr hat sie 
einen mittelmäfsig langen, rechtwinkelig abgestutzten Schwanz; charakteristisch an diesem Vogel 
sind die pfeilförmig zugespitzten Federn rund um den Hals, welches sich auch bei Columba 
guinea (Edwards) vorfindet. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . a2 
Länge des Schnabels . 5 0 . . 6 . . . . et 9. 
Länge des Schwanzes . Konnte ee ae a a 2: 
Vom Flügelbug bis zur Spitze ir zweiten Flugfeder WR 
Länge des Tarsus . 5 le: 10: 


Die Grundfarbe des ende ist bläulich- ein um aan Nacen gehet unterhalb der 
Ohrengegend ein ziemlich breites, schneeweilses Halsband; unterhalb desselben rund um den 
Hals sind die Federn, während anderthalb Zoll Länge, sämmtlich pfeilförmig zugespitzt, und ihre 
Spitze, so wie ein Theil des Schafts weils; die mittleren Deckfedern der Flügel haben alle im 
mittleren Theil ihrer äufsern Fahne einen schwarzen eirunden Flecken; sämmtliche Flugfedern 
sind hell-kastanienbraun, die vordern grolsen Deckfedern aber schneeweils, wodurch sich auf 
dem Flügel ein also gefärbter Spiegel abzeichnet. Die hintern grolsen Deckfedern und der 
Mittelrücken sind graubraun, der Schwanz schwarzbraun mit einer halben Zoll breiten hell-graublauen 
Binde in einiger Entfernung vom Schwanzende. Fülse, Schnabel und nackter Ring um die 


64 Columba lugens. 


Augen lackroth, Iris blaugrau, fleischige Verdickung über den Nasenlöchern weifs. Beide Geschlechter 
sind sich ganz gleich. Lebt in grofsen Schaaren, ihre Nester auf hohe Bäume bauend, unfern 
der Brachfelder auf den Höhen des Tarantagebirgs und in der Provinz Simen in Abyssinien, 
welche Gegenden eine relative Höhe von beiläufig sechs bis acht tausend Fuls über der Meeres- 
fläche haben. 


Taf. 22. Fig. 2. 


Columba lugens. Rüppell. 


Diagnos. Statura Columbae turturis, cauda mediocri subrotundata, fronte, regione parotica et gula colore isabellino, vertice, sincipite, nucha 
et collo einereo-coerulescentibus, tergo, uropygio et crisso viride-coerulescentibus, ventre ex rufo vinaceo, lateribus colli macula 
quadrata nigra, remigibus hepaticis, vexillo externo limbo cinerascente, tectrieibus coeruleo-umbrinis, minoribus et mediis 
parte mediana fusciore, majoribus tergum versus margine laterali rubiginoso ; rectricibus binis medianis umbrinis, octo lateralibus 
supra et subtus nigricantibus, margine apicali cocruleo - albicante. 


Körpergrößse einer Turteltaube, mittelmäfsiger Schwanz mit zugerundetem Endrande, die 
Spitzen der Flügel reichen bis zur halben Schwanzlänge. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge yon der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . .  ..... 1% 6% 
Schwanzlänge besonders gemessen e . . 6 c 4 a . . e 4. 2. 
Länge des Schnabels „2.0 ee De GE 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der zweiten Flugfeder u ds lb 
Länge des Tarsus . . . . . © 0.2.0. 10 


Stirn, Ohrengegend und Kehle isabellgelb, Oberkopf, Nacken und Halsseiten blaugrau,, auf 
jeder Halsseite unter der Ohrengegend ein rautenförmiger schwarzer Flecken. Brust, Bauch, 
Schenkel, Aftergegend und Bürzel grünlichgrau, nach der Bauchmitte ins Weinfarbige spielend. 
Vorderrücken, kleine Deckfedern der Flügel, Schwanzdeckfedern und die beiden mittleren Steuer- 
federn schmutzig-erdbraun; von den großsen Deckfedern der Flügel sind diejenigen nach deren 
äufserem Rande zu blaugrau mit dunklerer Mitte, diejenigen nach dem Rücken zu bisterbraun, 
am seitlichen Rand rostroth; Flugfedern leberbraun, an der äufseren Fahne fein hellgrau gesäumt; 
die zehn seitlichen Steuerfedern sind oberhalb blauschwarz, unten rauchschwarz, auf beiden Seiten 
des Schwanzes mit blauweifser Endborde. Schnabel schwärzlich; Füfse, nackter Ring um die Augen 
und Iris lackroth. Beide Geschlechter sind sich ganz gleich. 

Diese Taubenart repräsentirt in dem abyssinischen Hochlande die in der niedern Nillandschaft 
und namentlich in den Provinzen Dongola und Egypten so ungemein häufig vorkommende 
Columba turtur; gleich ihr baut sie ihr Nest in niederem ‚Gebüsch, und läuft häufig auf dem 
Boden hin. Bei beiden Arten ist Aehnlichkeit in der Hauptvertheilung der Farben, und nur 
ihre Nüancen oder Schattirungen sind verschieden. Wir beobachteten diese Art ziemlich häufig 
in den nämlichen abyssinischen Provinzen, in welchen vorbeschriebene Taubenart vorkömmt. 


— 


Columba bronzina. 65 
Taf. 23. Fig. 1. 


Columba bronzina, Rüppell *. 


Diagnos. Statura Columbae turturis paulo minore, cauda mediocris recte truncata, parte antica capitis et gula alba, sincipite, nucha, 
collo et toto gastraeo , gula excepta, ex umbrino rufis, collo et pectore splendore aeneo, interscapulio violaceo fusco, alarum 
tectrieibus, tergo, uropygio et duabus rectricibus medianis ex rufo umbrinis, remigibus nigro -fumigatis, rectricibus octo latera- 
libus caudam versus nigris, apice fascia lata, latere superiori cinereo-schistacco, inferiori clariore, 


Die Körpergröfse dieser Taube ist etwas geringer als bei der Turteltaube; ihr Schwanz von 
mittlerer Länge, rechtwinkelig abgestutzt, und die Flügelspitzen kurz, denn sie überragen die 


Flügeldecken kaum um dreiviertel Zoll, so daß sie nur bis an das vordere Drittheil der Schwanzlänge 
gelangen. 


Körperausmessung. 


Die ganze Körperlänge beträgt . © ® : . SOBR ee 9 5: 


Der Schnabel besonders gemessen ; : 5 5 A 5 & : = — 5 
Bängendes#Schwanzes 7 eo: 
Länge des Flügels a 2 1 a a a ie Al N, 
Tarsus . o ö e . 5 6 R 5 A : 0 : : 0 19 


Färbung beider Geschlechter ist ganz gleich, und ihre Vertheilung hat manche Aehnlichkeit 
mit derjenigen der Columba larvata (Tourterelle a masque blanc, Levaillant, Vol. 6. Taf. 269.) 
Der Hauptunterschied besteht in der Färbung des Schwanzes; dieselbe ist in fraglicher Figur 
schwarz, aber in Levaillants Beschreibung nicht bestimmt angegeben, so dafs vielleicht doch 
neuere genaue Nachforschungen die Identität beider Arten ausweisen dürften, welches ich also 
besonders empfehle; doch wenn dem auch so wäre, so glaube ich durch Bekanntmachung einer 
genauen Abbildung und Beschreibung der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen, und mache selbst 
darauf aufmerksam, beide Arten einer genauen Vergleichung zu unterwerfen, um nöthigenfalls 
ein überflüssiges Synonym zu unterdrücken. Meine Forschungen in dieser Beziehung in London 
und Paris waren fruchtlos. 

Bei Columba bronzina ist die vordere Hälfte des Kopfs und der Kehle rein weifs; die hintere 
Kopfhälfte und die Mitte des Nackens rothviolett mit Purpurschimmer; die Gegend unterhalb der 
Ohren grauviolett; die hintere Seite des Halses und dessen ganzer vorderer Theil, so wie die 
Brust dunkel-kupferroth mit Metallschiller; Bauch, Schenkel und untere Schwanzdecken dunkel- 
roströth; Vorderrücken blauviolett, gleichfalls mit Schillerglanz; Flügeldecken, Hinterrücken, obere 
Schwanzdeckfedern und die beiden mittleren Steuerfedern röthlich -bisterbraun ; Flugfedern schmutzig- 
dunkel-blaubraun, deren äufsere Fahnen mit einem helleren Randsaume; die zehn seitlichen 


*) Um grübelnden Recensenten zuvor zu kommen, bemerke ich, recht wohl zu wissen, dafs das Wort „bronzina“ nicht ächt lateinisch 
ist; da aber bei Tauben der Artennamen aenea, rufina etc. ete. bereits verwendet wurde, auch der schulgerechte Illiger für lateinische 
Diagnosen die einem Zeitgenossen des Cicero gewifs unverständlichen Worte: caffeatus für kafleebraun, brasilianus für brasilienholzbraun, 
indicus für dunkelblau etc. etc. als classisch in seiner Terminologie des Thierreichs aufgestellt hat, so sehe ich nicht ein, warum man 
nicht eben so berechtiget ist, das Wort bronzinus zur Versinnlichung eines Artencharakters bei der Nomenclatur in Anwendung zu 
bringen. 

Vögel, 17 


66 Columba semitorquata. 


Steuerfedern sind oben und unten schwarz mit einer zollbreiten blaugrauen Endbordirung. 
Schnabel schwarz, Iris, nackter Augenring und Füfse lackroth. 
Lebt paarweise in lichtem niedern Gebüsch der Thäler in der abyssinischen Provinz Simen, 


woselbst übrigens nur einzeln vorkommend; sonst nirgends in Abyssinien beobachtet. “ 


Taf. 23. Fig. 2. 
Columba semitorquata. Rüppell. 


Diagnos. Statura Columbae oenadis, sed cauda longiore subrotundata, vertice caesio, gula isabellina, sincipite, nucha et regione parotica 
erythrinis, jJugulo, pectore, ventre et crisso lilacinis, auchenio lunula tenui nigra, dorso, teetrieibus minoribus ac majoribus, 
rectricibusque duabus medianis viride - hepatieis, remigibus glandicoloribus margine externo albo limbato, alarum flexura et tectricibus 
externis violaceis, rcetricibus decem lateralibus basi fusco-violaceis, apice cinereo-umbrinis, fascia lata intermedia nigra. 


Diese Taubenart hat in der Farbenvertheilung, besonders aber durch die schwarze mondförmige 
Zeichnung auf dem Nacken eine täuschende Aehnlichkeit mit der in Südeuropa und ganz Afrika 
ungemein verbreiteten Columba risoria, so wie auch mit der in Indien lebenden Columba humilis *), 
unterscheidet. sich aber von beiden durch bei weitem stärkere Körpergröfse und verhältnifsmäfsig 
längeren Schwanz, durch Farbe der Schenkel und Aftergegend, welche bei jenen weils, bei 
C. semitorquata röthlich-blaugrau ist; von C. risoria durch den viel schmäleren schwarzen Ring im 
Nacken und dafs solcher nicht durch Weifs bordirt ist, endlich dafs bei jener die äufseren Steuerfedern 
der ganzen Länge nach weils eingefalst, während solche bei meiner abyssinischen Art schwarz und 
nur an den Endspitzen graublau sind. Auf jeden Fall sind diese Unterscheidungs - Merkmale bei 
weitem triftiger, als diejenigen, wodurch Herr Temminck seine indische Columba humilis specifisch 
von der gewöhnlichen Columba risoria getrennt hat. 


Bei Columba semitorquata ist: 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende ö c SE l 
Länge des Schnabels Se re ur ir 8; 
Der Schwanz besonders gemessen . . . er Fe er A 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der zweiten Flugfeder ° Se: El, ch 1er: 
Tängendesglarsuse 2 Tee ee 08 


Stim und Kehle blafs-röthlichisabell, Oberkopf hell-violett, Nacken und Ohrengegend 
röthlich-lila; um die hintere Hälfte des Halses ein schmales, schwarzes Halsband; Brust, Bauch, 
Schenkel und Aftergegend bläulich - lila; _Rückenmitte, sämmtliche Flügeldeckfedern, diejenigen 
des Schwanzes und dessen beide mittlere Steuerfedern hell-grünlichbraun. Die Deckfedern 
längs des vorderen Randes des Flügels sind grauviolett. Flugfedern graubraun, deren äufsere, 
Fahne weifsgrau gesäumt; die zehn seitlichen Steuerfedern sind blauschwarz, gegen das Ende 
mit einer zwei Zoll breiten, braungrauen Borde, die auf der untern Seite des Schwanzes blaugrau 


*) Temminck, pl. col. 259. Ob wohl eigene Art? 


Alcedo. 67 


ist; zwischen beiden Farben quer über den Schwanz ist ein breiter, schwarzer Streifen. Schnabel 
schwarz, Fülse, nackter Augenring und Iris lackroth. 

Lebt paarweise auf Hochbäumen in der Waldgegend am Tarantagebirg. Diese und die 
vorherbeschriebene Taubenart heifst bei den Abyssiniern jener Gegend Erekbe. 


Aufser diesen vier neuen Taubenarten beobachtete ich im nord-östlichen Afrika folgende 
neun Arten, die schon früher den Natürforschern bekannt waren: 
Columba gwuinea (Lin. Gmel.), oder C. trigonigera (Wagler), lebt truppweise auf Bäumen 
in der Nähe der bewohnten Ortschaften von Abyssinien, Sennaar und Kordofan. 

»  cambayensis (Lath. und Lin. Gmel.), oder © maculicollis (Wagler), oder auch 
C. aegyptiaca (Lath.), ungemein häufig in allem lichten Gesträuch von Nordafrika 
bauend; selbst als Parasit in verlassenen Wohnungen. Ist seltener in Abyssinien als in 
den niederen Nillandschaften von Sennaar an nördlich. 

» eapensis (Lin. Gmel. und Latham), oder C. atrogularis (Wagler), häufig in kleinen 
Familien in buschigen Gegenden südlich vom zwanzigsten Breitegrad. 

„  risoria (Lin.), ziemlich häufig in dem Strauchwerk in Egypten, aber ganz besonders 
in der Umgegend von Massaua an der abyssinischen Küste, woselbst als Parasit in verlassenen 
Wohnungen. 

„, senegalensis (Brisson), oder C. afra (Latham), oder C. chalcospilos (Wagler), 
häufig in denselben Gegenden, südlich vom zwanzigsten Breitegrad, wo Ü capensis lebt. 

»  turtur (Lin.), sehr häufig in Egypten und Nubien, in zahlreichen Familien auf 
Mimosengesträuch. 

»  livia (Lin.); in grofsen Schaaren in allen Felsklüften von Egypten in der Nähe des 
Nilstromes und unfern der Brunnen in der Wüste; auch halbgezähmt in eigends zu diesem 
Zweck von den egyptischen Bauern erbauten Taubenthürmen. 

» Waalia (Bruce), oder C.abyssinica (Lath.), oder C. madagascarensis (Brisson), 

* oder auch C. humeralis (Wagler) , paarweise in dichtbelaubtem Baumschlag in ganz 

Abyssinien bis an die Küste von Massaua. 
arquatris (Temm.), Schaarweise auf Bäumen in der Nähe von Brachfeldern in Abyssinien. 


Alcedo. Linne. 


Von den sieben Arten von Eisvögeln, welche ich in Nordost- Afrika eingesammelt habe, ist 
nur ein einziger für die Naturforscher neu; derjenige, welchen Herr Dr. Cretzschmar in dem 
Atlas zu meiner vorigen Reise auf Taf. 28. Fig. b unter dem Namen Dacelo ( Alcedo) pygmaus 
abbilden liefs, war längst schon wissenschaftlich beschrieben, und zwar in mehreren Büchern, 
wovon das eine ex professo in Abyssinien vorkommende Vögel abhandelt *). Uebrigens ist 


*) Stanley in dem Appendix zu Salts Reise nach Abyssinien, pag. LVI. 


63 Alcedo semicaerulea. 


auch nach meiner Ansicht die Gattungs- Trennung Dacelo verwerflich, welche allein auf die Nahrung 
von Insekten gewisser Eisvögelarten gegründet ist; sonst müsste man, um consequent zu seyn, 
auch den Larus candiacus, welchen ich in Egypten gewöhnlich auf den Wiesen herum fliegen 
sah, blos nach Heuschrecken jagend, gleichfalls als eine eigene Gattungs-Abtheilung aufstellen, 
welches schwerlich je einem Naturforscher einfallen wird. Der Arten-Namen „pygmaeus“ ist 
aber in jeder Beziehung unpassend, denn ich werde nachstehend von einem andern, fern von 
den Gewässern in Abyssinien lebenden Alcedo reden, der sich von Insekten nährt, und kaum 
halb so grofs ist als jener von Herrn Cretzschmar irriger. Weise benannte Dacelo pygmaeus; 
derselbe mufs seinen, vierzehn Jahre früher, ihm von Lord Stanley gegebenen Namen „Alcedo 
chelicuti“ wieder annehmen *). e 

Forskäl beschrieb unter dem Namen Alcedo semicaerulea **) sehr ausführlich einen von 
ihm in Jemen eingesammelten Eisvogel, .den sehr ungeschickter Weise Lin. Gmelin, nachdem 
er ihn, pag. 457, sub N". 41, als eigene Art aufgeführt hatte, abermals, pag. 455, sub N’. 10, 
unter den Synonymen des Alcedo senegalensis major des Brisson aufführt! Vieillot, in der 
Eneyclopedie, pag. 297, adoptirte ebenfalls diese Forskälische Art als selbstständig, aber Latham, 
in seiner General history of Birds, Vol. IV. pag. 23, hatte wieder die unglückliche Idee, dieselbe 
als Synonym von Alcedo senegalensis aufzuführen. Um ferneren Verwechselungen vorzubeugen, 
gebe ich eine genaue Abbildung des vom schwedischen Reisenden beschriebenen Vogels, da noch 
keine davon vorhanden ist, mit genauer Angabe der durch Alter veranlafsten Verschiedenheiten, 
und mit besonderer Heraushebung des Unterschieds von Alcedo senegalensis. 


Taf. 24. Fig. 1. 


Alcedo semicaerulea. Forskal. i 


Diagnos. Avis adulta. Fronte et regione parotica isabellina, capite fulvo cinerascente, ante oculos macula nigra, supra a naribus et infra 
a basi mandibulae usque ad oculos stria flavide- alba; auchenio et lateribus colli einerascentibus et sordide albo-variegatis; regione 
parotica subferruginea; interscapulio, tectrieibus, dimidio postico remigum et parte inferiore caudae nigris, dimidio 
superiori remigum, tergo, uropygio et cauda supra lucide eyaneis, gutture albo, pectore ex isabellino albido, pennarum 
margine nigro-limbato, hypochondrio, ventre et crisso ex albido-ferrugineis, epigastrio albido-cinerascente, parte interna 
flexurae alarum laete ferruginea; rostro sordide rubricoso, apice flavido. 

Avis hornotina. Auchenio et pectore sordide isabellino, pennarum margine cinereolimbato, ventre et crisso ferrugineo, rostro nigricante, 
apice flavido. 


Der Schnabel dieses Vogels hat gar keine Längsfurchen, womit mehrere andere Alcedines 
versehen sind; dabei ist dessen Firste zugerundet. Der Schwanz ist vergleichlich zu den 
gewöhnlichen Arten lang zu nennen; hinten ist er etwas zugerundet; von den Flugfedern ist die 
dritte am längsten, die zweite um eine halbe Linie kürzer, und die äufserste differirt nicht sehr 
viel von der vorhergehenden. ? 


*) Stanley’s Beschreibung ist übrigens bei weitem genauer als die des Herrn Cretzschmar, 
**) Descriptio animalium, 1775, pag. 2. 


Alcedo semicaerulea. 69 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzene . . . 0%. zu 


Länge des Oberschnabels längs der Firste u a ARNO RN 
Länge des Schwanzes A ee ee 
Breite des Schnabels unter der Basis der Nasenlöcher R E 2 5 a en 5. 
. Vom Flügelbug bis zur Spitze der dritten Flugfeder RE 
Länge des Tarsus Baar 0 — — 0 


Beim ausgefiederten Vogel ist Oberkopf und Nacken fahlgrau, die Gegend zwischen der 
Schnabelbasis und dem Auge schwarz, ein schmaler Streifen oberhalb und unter derselben, so 
wie auch die Stirn isabellfarbig, Ohrengegend rostroth, Kehle und Vorderhals rein weils; Nacken, 
Seiten des Halses und Brust hellgrau, mit feinem schwarzen Endrande der Federn; Rückenmitte, 
Flügeldeckfedern und Schwingen schwarz, die Basis der innern Fahne der letzteren weils; die 
äulsern Fahnen der grofsen Flügeldeckfedern, der Hinterrücken und die obere Seite des Schwan- 
zes schön kornblumenblau mit Glanzschiller; Rand der Schwanzfedern grauschwarz gesäumt; 
Bauchmitte schmutzig weils; Seiten des Bauchs, der Aftergegend, so wie auch die innere Seite 
der Flügel am Bug, hellrostroth; untere Seite des Schwanzes rauchschwarz; Schnabel und Füfse 
schmutzig lackroth, ersterer mit hellerer Spitze. 

Bei dem jungen Vogel ist der Nacken und die Brust röthlich isabell, ersterer grau gebän- 
dert, letztere mit schwarzgrauem Randsaume; die Bauchmitte ist gleichfalls rostroth; der bei 
weitem kürzere Schnabel schwarz mit gelblicher Spitze. 


Vergleich des Unterschieds zwischen 


Alcedo semicaerulea und Alcedo senegalensis. 
Oberer Theil des Rückens schwarz, Hinter- Ganzer Rücken und Spiegel der Flügel grün- 
rücken und Spiegel der Flügel kornblumenblau | blau. 
ins Lazurblaue übergehend. 
Schnabel und Füfse schmutzig lackroth. Oberschnabel röthlich gelb, Unterschnabel und 
Fülse schwarz. . 
Innere Seite des Flügels unter dem Bug rostroth. Innere Flügelseite unter dem Bug weils. 
Breite des Oberschnabels unter den Nasen- Breite des Oberschnabels unter den Nasen- 
löchern 5 R E n ü e 5 Lin. | löchern . h P , 6 r 5%, Lin. 


Vorkommend ziemlich häufig an den Ufern der Waldströme in Abyssinien, mit der bekann- 


ten Lebensweise des europäischen Eisvogels. 

Die dritte Art der von mir in Abyssinien beobachteten Eisvögel ist der im südlichen Afrika 
besonders häufig vorkommende Alcedo maxima Lin. Gmel.; dieser Vogel ist übrigens in jener 
Provinz selten. Zu bemerken ist, dafs bei der Beschreibung des Weibchens sowohl Vieillot in der 
Encyclopedie, als auch Latham in seiner General history of birds Fehler machten; ersterer sagt 
loco citato pag. 282: „La femelle a le bas du cou et la poitrine d’un roux ferrugineux onde 
de noir, le reste de la surface inferieure du cou est blanc et couverte de petites lignes noöres.“ 
Latham sagt Vol. 4, pag. 13: „The female differs in having the throat and half the neck 
pale ferruginous, insteat of black, the rest of the cender parts white transversely marked with 
narrow lines of black.“ Die Thatsache aber ist, dafs an der untern Körperseite dieses Vogels 
18 


Vögel. 


70 Alcedo cyanostigma. 


das Weibchen die ganze Kehle rein weils hat, indem nur längs der Schnabelbasis gleich wie 
beim Männchen sich eine Reihenfolge halbschwarzer Federn befindet; ‚um den Vorderhals und 
obern Theil der Brust gehet eine breite einfarbig rostrothe Binde. Der untere Theil der Brust, 
die Bauchmitte und ein Theil des Bürzels sind weils, während die Seiten des Bauchs und Schen- 
kel auf gleicher Grundfarbe mit blaugrauen Flecken und Streifen gescheckt sind. 

Die vierte und fünfte Art der im nördlichen Afrika lebenden Eisvögel sind Linne’s Alcedo 
ispida und A. rudis; beide kommen häufig in Egypten vor; ersterer auch längs der Ufer des 
rothen Meeres bis bei Massaua, sonst aber nicht am Nilstrome südlich von Egypten beobachtet; 
letztere Art hingegen ungemein häufig in Nubien und Abyssinien. Die sechste Art ist der von 
Buffon auf Tafel 783 Fig. 1 abgebildete Zodier de Juwida, beschrieben Vol. VII, pag. 98; 
der hier abgebildete Vogel ward von Kuhl Alcedo caerulea benamt; Latham *) führte diese 
Abbildung als Var. a. von Linne’s Alcedo caeruleocephala auf; Folgendes eine kurze Beschrei- 
bung des von mir in Abyssinien erlegten Vogels, worauf ich diese Buffonsche Abbildung beziehe. 


Alcedo caerulea. Kuhl. 
Synon.: Todier de Juida, Buffon pl. 783. Fig. 1. 


Ganze Körperlänge re ZollE0: 
Länge des Schnabels . B E 5 2 2 5.10. 
Länge des Schwanzes . R : 5 ou Il: 


Oberkopf schwarz, die Federn mit königsblauen schmalen Querstreifen; von der Schnabel- 
basis über die Augen her bis oberhalb der Ohrengegend ein hell rostrother Streifen; Ohren- 
gegend schön violett, Kehle und ein Büschel dicht über dem Flügelbug an den Seiten des 
Halses schneeweifs; Nacken, Seiten des Halses, Brust und Bauch hellrostroth; Rücken und die 
Spitzen der Flügeldeckfedern dunkelultramarinblau schimmernd; Grund der Flügeldeckfedern, der 
Flugfedern und des Schwanzes schwarzbraun; Hälfte der innern Fahne der Flugfedern rostroth; 
Schwanzdeckfedern lebhaft ultramarinblau; Füfse und Schnabel verwaschen lackroth. 

Die Nahrung dieses Vogels sind vorzugsweise Insekten; wenn man also halsstarriger Weise die 
Gattung Dacelo aufrecht halten wollte, so würde dieser Art wohl der Name „pygmaeus“ am 
passendsten sein. Vorkommend auf lichtem Gebüsch in der abyssinischen Provinz Temben. 

Der siebente von mir beobachtete Eisvogel ist: 


Taf. 24. Fig. 2. 
Alcedo cyanostigma. Rüppell. 


Diaynos. Capite et cervice eristato, colore nigro fasciis malachiticis; a naribus ad oculos stria ferruginea, gula et collo antice niveis, a 
mandibula regionem paroticam versus per latera colli stria ferruginea nigromaculata, supra humeros ad latera colli macula alba, 
et post oculos stria cyanca, dorso et alis fuseis, pennis interscapulii, tectrieibus et uropygio apice coeruleo; cauda supra coerulea 
infra ferruginea, peetore umbrino fusco, abdomine et tibiis ferrugineis, rostro nigro, pedibus umbrinis. 


Bei oberflächlicher Vergleichung dürfte man geneigt seyn die hier zu beschreibende Art mit 
dem in Indien vorkommenden Alcedo cristata Lin. Gmel. zu verwechseln **); aber bei genauer 


*) Vol. 4. pag. 41. 
”*) Abgebildet in Buflon pl. 756 unter dem Namen: Le petit Martin p&cheur huppe. 


Alcedo cyanostigma. 7 


Untersuchung findet man den Unterschied in der Farbe und Länge des Schnabels, in der schwarz- 
gescheckten rothbraunen Binde, die von der Basis des Unterschnabels unter dem Auge her längs 
den Seiten des Halses abwärts verläuft, in der schwarzbraunen Farbe der Brust, endlich in der 
gleichen graubraunen Färbung der Fahnen der Flugfedern. 

Der alte und junge Vogel von Alcedo cyanostigma hat in beiden Geschlechtern die Federn 
des Oberkopfs und Nackens schmal und verlängert; ihre Grundfarbe ist schwarz mit feinen 
schmalen seladongrünen Querstreifen; von den Nasenlöchern nach den Augen hin und hinter 
letzteren auf der Ohrengegend verlängert ist ein schmaler rostrother Streifen; unter demselben 
von der Basis des Unterkiefers längs der Seiten des Halses zieht ein anderer braun und schwarz 
gescheckter Streifen, hinter welchem gleichfalls an den Seiten des Halses ein weilser Flecken, 
oberhalb welchem nach dem Nacken zu ein glänzend königsblauer Streifen. Kehle und Ober- 
hals schneeweifs; Brust schmutzig dunkelbraun; innere Seite der Flügel am Bug, Bauch, Schenkel 
und Aftergegend schmutzig rostroth; Rücken und Flügel braunschwarz, das Ende der Rücken- 
federn und der kleinen Flügeldeckfedern mit kornblumblauem Rande. Deckfedern des Schwanzes 
an der Basis braunschwarz, nach der Spitze zu kornblumenblau; obere Seite des Schwanzes 
schwarz violett, untere Seite rauchgrau. Schnabel schwarz; die dunkelbraunen Fülse haben nach 
vorn drei Zehen, deren Nägel hellgrau. Iris rothbraun. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende er A N. 
Bängenxdes4Schnabelse sr rau Er Er SEE Er: l. — 
Länge des Schwanzes . . et. A re IE 
Vom Flügelbug bis zur Spitze il deiten Flugfeder a: 00 


Bei dem jungen Vogel ist der Schnabel beiläufig Y, Kae ui die Federn der Brust 
schmutzig rostroth mit schwarzbraunem Randsaume. Dieser Eisvogel ist ziemlich häufig an den 
kleinen Bächen, welche sich in Abyssinien in den Zana-See ergiefsen. 


Zusammenstellung der von mir in Nordostafrika eingesammelten 
Arten von Alcedo. 


Alcedo chelieuti (Stanley) Rüpp. Atlas, Vögel. Taf. 28 Fig. b.; unter dem zu unterdrückenden 
Namen Dacelo pygmaea; häufig im Gehölze der abyssinischen Küste. 

semicoerulea (Forsk.) Rüpp. Wirbelth. Taf. 24 Fig. 1.; häufig in Abyssinien. 

maxima (Lin.) Buffon Pl. 679 *); einzeln in Abyssinien. 

ispida (Lin.) Buffon Pl. 77.; häufig in Unteregypten, einzeln der Küste des rothen Meeres entlang. 
rudis (Lin.) Buffon Pl. 716.; häufig in ganz Egypten, Nubien und Abyssinien. 

„ ecerulea (Kuhl) Buffon Pl. 783 Fig. 1.; ziemlich häufig in Abyssinien. 

cyanostigma (Rüpp.) Neue Wirbelth. Taf. 24 Fig. 2.; häufig am Zana- See in Abyssinien. 


Da unter den von mir in Afrika eingesammelten Meropsarten sich keine befindet, welche 
den Naturforschern unbekannt ist, so beschränke ich mich nachstehend ein Verzeichnifs derselben 


*) Sonderbarer Weise erklärt gerade diese Figur Kuhl in dem oft eitirten Index zu den Planches coloriees für ein Weibchen, 
während alle andern Schriftsteller solche als Männchen betrachten. 


72 Merops Arten. 


mitzutheilen, mit Hinweisung auf deren geographische Verbreitung, welche letztere aber bei so 
unstät herumziehenden Vögeln wie die Bienenfresser sind, von nicht besonderem Interesse ist. 
Ich habe übrigens die Bemerkung gemacht, dafs die kleineren Arten weit stationairer sind als die 
gröfseren, die alle sehr unregelmäfsig und dann immer in grofsen Schaaren verschiedene Land- 
strecken besuchen. 
Merops apiaster (Lin.) Levaillant, Promerops. Taf. 1. Im Frühling in grossen Schaaren .. in 
Esypten und Arabien. 
supereiliosus (Latham) *) Levaill. Taf. 6 als: le Guepier Savigny pl. 6 bis; die Jugend 
ibid. als le Guepier rousse gorge pl. 16; in letzterem Alterskleide ist es Forskäls Merops 
egyptius (Desc. Animalium. p. 1) und Vieillots Merops ruficollis. Ist auch Buffon’s Guepier 
de Madagascar. pl. 259. Zufällig in grofsen Schaaren im Juni und Juli im Fajoum 
und in Oberegypten; im September zuweilen sehr zahlreich in der Provinz Dongola; 
dann wieder Jahre lang ganz entfremdet in diesen Ländern. 

„ coeruleocephalus (Latham), le Guepier rose a tete bleue, Levaillant pl. 3; le Guepier 

de Nubie, Buffon pl. 649. (schlechte Abbildung.) In grofsen Schaaren in den Winter- 

monaten an der abyssinischen Küste, in Sennaar und Kordofan. 

viridis (Latham), schlecht abgebildet in Buffon pl. 740 als Guepier a collier de Madagas- 

car, mittelmäfsig bei Levaillant pl. 10 als le Guepier Lamarck. Ist nicht der als 

Merops viridis in der Encyclopedie p. 273 beschriebene Vogel. Sehr häufig das ganze 

Jahr über in Egypten, Nubien und Abyssinien. 

erythropterus (Latham). Sehr gut beschrieben in dessen General history of Birds Vol. 4 

pag. 140, wo auch gut abgebildet auf Tafel LXX; ist bei weitem schlechter darge- 

stellt von Buffon auf pl. 318 als le petit Guepier du Senegal. Häufig das ganze Jahr 
über in den warmgelegenen Thälern von Abyssinien, in Sennaar und Kordofan. 

„  variegatus (Vieillot), beschrieben von Latham Vol. 4 p. 142 als Var. A von seinem 
Swallow-Tailed Bee-Eater. Letzterer ist M. chrysolaimus oder M. Tawa der Autoren; 
abgebildet von Levaillant pl. 8 und von Jardine pl. 99, ein Vogel der nur in Indien 
vorkömmt; Merops variegatus, den Levaillant pl. 7 unter dem Namen le Guepier & 
collier gros bleu ou Sonnini sehr mittelmäfsig abbildete, beobachtete ich in kleinen 
Schaaren im Monat März in den Niederungen von Abyssinien. 

» Bulockii (Levaillant); Scarlet throated Bee- Eater Latham Vol. 4 pag. 137, jedoch mit 
dem Bemerken, dafs die in der Beschreibung angegebene weifse Bauchbinde (,„acrofs 
the belly just before the thighs a white band“) sich nicht vorfindet. Die Levaillantische 
Abbildung dieses Vogels auf Taf. 20 läfst zu wünschen übrig. Ward von uns nur in 
der Kulla in Abyssinien, und zwar in geringer Zahl im Monat März beobachtet. 


Zwei andere Vögelgattungen, die im Systeme in der Nähe von Merops stehen, will ich hier 
noch aufführen, mir vorbehaltend, von den Nectarinien, wozu dieselben den Uebergang bilden, 
weiter unten zu reden. 


*) Die Beschreibung von Latham, Gen. Hist. of Birds, Vol. 4 pag. 127 ist schr gut, nur weifs ich nicht, was er mit dem Ausdruck 
„the first quills shortest‘“ auszudrücken beabsichtigte. 


Saxicola. 73 


Epimachus erythrorhynchus (Cuv.), le Promerops moqueur Levaillant pl. 1 und 2. Häufig in 
zahlreichen Familien in den mit Hochbäumen versehenen Niederungen von Abyssinien, 
Sennaar und Kordofan. Ist ziemlich lärmend und weit kenntlich durch seinen Ruf, der 
oft wiederholten Silbe „Ga“ ähnlich. Seine aus Insekten bestehende Nahrung fängt er 
nicht im Fluge wie die Meropsarten, sondern sucht solche auf den Rinden der Bäume. 

» eyanomelas (Cuv.), le Promerops Namaquois, Levaillant pl. 5 und 6, unwiderruflich 
eine von vorstehendem Vogel verschiedene Art, die zwar in den nämlichen Ländern von 
mir beobachtet wurde, jedoch immer in ganz abgesonderten Familien lebend, die auch 
in ihrer Stimme nicht die geringste Aehnlichkeit haben. *) 

Upupa epops (Lin.). Häufig in Egypten, im Winter; sonst nirgends südlich beobachtet. Upupa 
capensis habe ich nie wahrgenommen in den von mir besuchten afrikanischen Tropenländern. 


——— —_— 


Saxicola. Bechstein. 


Bei meiner Bereisung von Nordostafrika in den Jahren 1822 —1827 entdeckte und bestimmte 
ich mehrere Arten von Saxicolen, deren Abbildungen sich theilweise vorfinden in dem über jene 
Reise publicirten zoologischen Atlas, theilweise in Temminck’s ornithologischem Kupferwerke. **) 
In Abyssinien hatte ich abermals Gelegenheit eine grofse Mannigfaltigkeit neuer Arten, in diese 
Gattung gehörig, einzusammeln, wovon eine jede auf die genau beobachtete Veränderung, die 
durch Geschlecht und Alter hervorgebracht wird, begründet ist, wodurch ich einen wesentlichen 
Dienst für die Berichtigung der Artenkenntnifs geleistet zu haben glaube. Ich bedauere nur 
abermals wegen verpflichteter Beschränkung der Tafelzahl nicht alle abbilden zu können. Nach 
der Beschreibung dieser neuen Vögel werde ich eine Uebersicht über die Verbreitung aller von 
mir in Nordostafrika beobachteten Arten von Saxicolen geben. 

Ich beginne mit denjenigen Saxicolen, welche diese Gattung mit den Turdus verbinden, so 
dafs selbst mehrere von mir zu ersteren gerechneten Vögel, bisher von den Naturforschern unter 
die letzteren aufgeführt wurden; aber meine Beobachtung ihrer Lebensart und Totalhabitus 
bestimmten Mich zu dieser Neuerung, worüber ich in Egypten selbst schon mit meinem Freunde 
und Reisegefährten, dem bekannten Ornithologen Herrn von Kittlitz, ganz gleicher Ansicht war. 
Es sind solches die sogenannten Turdus cyaneus und saxatilis ***); beide Arten leben ganz wie 
die andern Saxicolen, einzeln auf felsigen Gegenden, in uncultivirten Strecken, hüpfen meist auf 
dem Boden und strecken sich zuweilen empor, um sich mistrauisch umzusehen, sind menschen- 
scheu, haben einen abgesetzten Flug, kurz sind in jeder Beziehung der Lebensart jenen Vögeln 
ähnlich, welche in den neuern Systemen unter dem Gattungsnamen Steinschmetzer — Saxicola — 


zusammenstehen. 


*) Sicherlich müssen diese beiden Vögel von den übrigen Epimachus, welche alle die australischen Inseln bewohnen, generisch gesondert 
werden, und dürften mit dem Sucrier du Protea des Levaillant als eigene Gattung mit dem Namen Promerops aufzustellen seyn. 

**) Saxicola pallida, isabellina, melanura, monacha et deserti. h 

***) Mein Freund, der durch seine gehaltreichen ornithologischen Beobachtungen rühmlichst bekannte Naturforscher, Ritter Albert de 
la Marmora, sagt auch in einer Abhandlung im fünf und zwanzigsten Bande der Turiner Academie pag. 260 bei Gelegenheit der Be- 
schreibung der Saxicola leucura, dafs dieser Vogel in jeder Beziehung mit Turdus saxatilis eine Gattung bilden mülse. 


19 


Vögel 


74 


Taf. 25. 
Saxicola semirufa. Rüppel. 


Fig. 1 mas adult.; Fig. 2 avis hornotina. 


Diagnos. Avis adulta mas ct fem. supra toto.corpore subtus gula, pectore, tibiis et cauda colore anthracino, ventre et crjsso rubricoso, 
remigum dimidio basali niveo; avis annotina colore fuliginoso, infra terreo, permultis lineis trausversis nigris varicgato; avis 
hornotina parte mediana capitis, nucha et cauda colore fuliginoso, ad latera capitis pennarum apice ferrugineo, dorso et parte 
inferiore capitis fusco umbrino, illo pennarum margine, isto lineis transversis ferrugineis variegato. 


Die Körpergröfse dieser Art ist die stärkste aller mir bekannten Steinschmetzer, und über- 
trifft selbst diejenige der Singdrofsel, Saxicola (Turdus) eyanea; der Schnabel an der Spitze 
unmerklich ausgekerbt mit etwas einwärts gebogenem Kieferrande; die Tarsus von verhältnifs- 
mäfsig mittler Länge und robust; der Schwanz etwas weniges zugerundet durch eine geringe 
Verkürzung der zwei Paar seitlichen Steuerfedern. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . ..0.8% 2, 


Schwanzlänge besonders gemessen ee: 6 io ve a: 0.0 2 11 
Länge des Oberschhabels . . 20020. c Dr: 6 6 —_— —- 8 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten Flugfeder . o © © — 4 2 
Länge des Tarsus N LER er 0 Pe] 


In beiden Geschlechtern des ausgefiederten Vogels ist die ganze obere Körperseite, der 
ganze Hals und die Brust und Schenkel sammetschwarz, Bauch und untere Schwanzdeckfedern 
rostroth; die obern %, der Schwingen schneeweils, wodurch sich auf dem beiliegenden Flügel 
ein rhombischer Spiegel abzeichnet. Bei dem einjährigen Vogel ist die obere Körperseite mehr 
braunschwarz, dabei die Federn der Rücken - und Halsseite mit etwas ins Röthliche ziehen- 
dem Randsaume, die ganze untere Körperseite graubraun mit schwarzen Querlinien; gegen 
den After zu ist bereits die Grundfarbe rothbraun; der weifse Spiegel auf den Flügeln wie beim 
alten Vogel. Der junge Vogel hat die Mitte des Oberkopfs und Nackens so wie den Schwanz 
von braunschwarzer Farbe, die Seiten des Kopfs und des Halses dunkelbraun mit rostrothen 
Tüpfeln, die Flügeldeckfedern, diejenigen der obern und untern Schwanzseite und des Bauchs 
haben schmalen rostrothen Randsaum und rostrothe Querstreifen; der weilse Spiegel auf dem 
Flügel ist etwas weniger bestimmt abgezeichnet als beim alten Vogel. Schnabel und Fülse sind 
in allen Alterskleidern schwarz, Iris dunkelbraun. Nahrung Insekten wie bei den rn Saxicolen. 
Lebt paarweise das ganze Jahr über auf den felsigen Hügeln in der Umgegend des Zana-Sees 
in Abyssinien. 8 


Taf. 26. Fig. 1. 
Saxicola albiscapulata. Rüppell. 


Synon.: Turdus montanus? Lichtenstein. 


Diagnos. Mas adultus. Capite, collo, peetore, dorso, cauda, tibiis et alis, exceptis tectrieibus minoribus niveis, colore anthracino splen- 
dente, ventre et uropygio rubiginoso, inter peetus nigrum et epigastrium rubiginosum fascia nivea. Femina adulta a mari 
differt, tectrieibus minoribus nigris, et deficiente fascia albida subpectorali; pullus femin® persimilis. 


Durch Körpergröfse gleicht dieser Vogel auf das Vollkommenste der vorstehend beschriebenen 
Art, so dafs für beide die bei jener angegebenen Dimensionen gültig sind; nur die Vertheilung 


Saxicola sordida. 75 


der Farben, obgleich in der Schattirung auch nahe verwandt, begründet den specifischen Unter- 
schied beider Arten. Das alte Männchen hat den ganzen Kopf, Hals, Brust, Rücken, Flügel, 
Schwanz und Schenkel von dunkelblauschwarzer Farbe, der Bauch und die Brust sind lebhaft 
rostroth; über die Brust, auf der Grenze der schwarzen und rothen Farbe ein schneeweißser 
Querstreifen; die kleinen Deckfedern der Flügel schneeweifs, die Schwanzdeckfedern oben und 
unten sind rostroth mit schwarzer Säumung am Endrande. Schnabel und Füfse braunschwarz. 
Iris dunkelbraun. 

Das alte Weibchen ist vollkommen dem Männchen gleich gefärbt, nur fehlen ihm die weilsen 
Schultern und der weilse Querstreifen über die Brust her, welche beide Körpertheile blauschwarz sind. 

Der junge Vogel ist ganz dem Weibchen ähnlich. 

Vorkommen das ganze Jahr über paarweise ziemlich häufig auf den felsigen Partieen in 
ganz Abyssinien. 


Taf. 26. Fig. 2. 
Saxicola sordida. Riüppel. 


Diagnos. Avis adulta in utroque sexu supra ex cinereo olivaceo fusco, gula sordide isabellina, reliquo gastraco sordide ex rufino olivacco;; 
cauda supra et subtus alba, rectrieibus binis intermediis et margine terminali caudae fusce olivacco,; parte basali vexilli interni 
remigum sordide isabellino ; tarsis subelongatis. 


Diese Art bildet ein Bindeglied zwischen der Gattung Saxicola und Sylvia, aber die Lebens- 
weise bestimmt ihre systematische Stelle unter den ersteren. In Körpergrölse gleicht sie der 
Saxicola rubicola, nur sind die Tarsus jener nahmbar länger, und der Schnabel verhältnifsmäßsig 
mehr gestreckt; auch sind die grofsen Deckfedern der Flügel länger als gewöhnlich bei den 
Saxicolen, welches wir jedoch auch bei einer nachstehend zu beschreibenden andern neuen Art 
(S. albifrons) gleichfalls bemerken werden. 

Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . 0%. 5%. 31,4 


Länge des Schwanzes, besonders gemessen . . 2. 202 0.0.0 — 1 8 
Länge des Oberschnabels längs der Fite . 2 no 6. 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Schwinge . : . . . o — lo 
Länge des Tarsus Sa a ze a er er a 


Die ganze obere Körperseite des Vogels in Bert Geschlechtern ist schmutzig dunkeloliven- 
grün, die mittleren Flugfedern mit einem feinen helleren Randsaume. Kehle schmutzig grau 
isabell, die übrige Bauchseite röthlichgrau; alle Federn haben die überdeckte Basalhälfte von 
dunkelblaugrauer Farbe. Schwanz oben und unten weils, die beiden mittleren Steuerfedern und 
der Endrand der übrigen dunkeloliven, welches auf der äußersten dem seitlichen Randsaum ent- 
lang sich verlängert. Die innere Fahne der Flugfedern nach der Basis zu gelblichweils; Fülse 
und Schnabel braunschwarz, Iris dunkelbraun. 

Ich kenne von diesem Vogel nur das Farbenkleid des ausgefiederten Vogels; wir beobach- 
teten ihn ziemlich häufig während der Sommermonate auf den felsigen Höhen der Provinz Simen 
in Abyssinien, sonst aber in keiner von mir bereisten Gegend. 


—— ge 


76 


Taf. 27. 


Saxicola rufocinerea. Rüppel. *® 
Fig. 1. Mas adult. Fig. 2. Avis hornotina. 


Diaynos. Avis adulta capite, cervice, tergo et alis ex cinerco olivaceis, stria supraciliari, regione parotica, gutture et pectore ex einerco 
coeruleis; abdomine, tibiis, uropygio, crisso caudaque supra et subtus flavide rubiginosis, marg ine terminali caud» rectrieibusque 
binis medianis hepaticis. 

Avis hornotina toto capite, dorso, tectrieibus et pectore maculis isabellinis, ventre et tibiis sordide isabellinis. 


Wenn man diesen Vogel oberflächlich betrachtet, so erinnert er an denjenigen, welcher von 
Levaillant (Oiseaux d’Afrique Vol. 3. pl. 103) unter dem Namen l’Espioneur abgebildet ist, 
und welchen die Autoren zu der Gattung Turdus rechnen, der aber meines Erachtens wohl 
füglich auch unter den Saxicolen aufgezählt werden mufs; aber unberücksichtiget, dafs letzterer 
beinahe ein Viertheil gröfser als die von mir zu beschreibende Art ist, finden sich auch durch 
genauere Vergleichung der Farbe beider Arten, besonders bei dem Jugendkleide, so auflalsliche 
Eigenthümlichkeiten, dafs über ihre Verschiedenheit kein Zweifel obwalten kann. 

Bei der abyssinischen Art sind die Körperdimensionen: 


Ganze Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzene . . ... 0 5. 11 
Länge des Oberschnabels längs der Firste le a u 
Schwanzlänge, besonders gemessen . . . . c . . ..— 2 2. 

Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten Sehminse SE ea, 
Yang estdes ol arsu se re 5251073 


mithin in allen Verhältnissen beiläufig ein Viertheil geringer als bei dem Espioneur aus Südafrika. 

Der ausgefiederte Vogel der ersteren Art hat den Oberkopf, Nacken, Flügel und Rücken 
von grau olivengrüner Farbe; ein Streif von den Nasenlöchern an über jedem Auge her, Kehle, 
Vorderhals und obere Brust schmutzig blaugrau; Gegend zwischen Augen und Schnabel grau- 
schwarz, unterer Theil der Brust, Bauch und Schenkel gelblich rostroth, die beiden mittleren 
"Steuerfedern und der Endrand der übrigen nebst Saume längs eines Theils der äufsern Fahnen 
leberbraun. Schnabel und Füfse braunschwarz, Iris dunkelbraun, um die Augen ein Ring von 
kurzen weifsen Stippchen. 

Der etwas jüngere Vogel und das Weibchen haben die Mitte der Kehle weifslich; der Strei- 
fen unmittelbar über den Augen ist blauweils; das Graublaue der Brust ziehet ins Röthliche; die 
Schwung- und Deckfedern sind an der äufsern Fahne und hinten weilsgrau gerändet. Bei dem 
jährigen Vogel ist auf dem Kopf, Nacken, Rücken, Flügeldeckfedern und vorderem Oberkörper 
an der Spitze jeder Feder ein isabellfarbiger Tupfen, das Ende der Federn grünbraun gerändet; 
die Brust ist schmutzig isabell, die Federn theilweise mit braunem Randsaume; die Flügel, der 
Schwanz und Schwanzdeckfedern wie beim alten Weibchen. Um die Augen gleichfalls ein Ring 
von kurzen weifsen Stippchen. 

Vorkommen in den Wintermonaten, (Juli bis September) paarweise auf den felsigen Höhen 
der abyssinischen Provinz Simen; sonst nirgends beobachtet. 


—— 


IT 


Taf. 28. Fig. 1. 
Saxicola lugubris. Rüppel. 


Diagnos. Mas adultus pileo et cervice ex umbrino cinerascente, regione parotica, gula, collo, auchenio, pectore, ventre, tibiis, intersca- 
pulio, tergo et alis nigris, uropygio et crisso isabellino; cauda basin versus flavide rubiginosa, rectrieibus binis intermediis et 
dimidio posteriori totius caud® nigris. Femina adulta pileo fusciore plumis pectoris subtiliter albo limbatis. Avis hornotina 
capite, dorso et alis sordide chocolatinis, gastraeo cinereo umbrino, teetricibus caud® supra et subtus isabellinis, cauda avi adulta 
simili, parte basali colore flavide albo. 


Körpergröfse vergleichlich einer Saxicola oenanthe, nur sind bei der abyssinischen Art Flügel 
und Tarsus etwas kürzer, dagegen der Schwanz um ein weniges länger. Die genauen Ausmes- 
sungen sind: 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende u 
Länge des Oberschnabels längs der Firste ee De a rt 
Schwanzlänge besonders gemessen o . et ER: 0.02 — 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Flueleder . c . ö 0 93 4 
Länge des Tarsus oo oo a a ro ee Ch 


Das ausgefiederte alte Männchen hat den ganzen Oberkopf und Nacken braungrau, welches 
über die Augen her in einen weilslichen Streifen übergehet; das Uebrige des Kopfes, der Rücken 
und Flügel, Kehle, Brust und Bauch, die hintere Schwanzhälfte und die beiden mittleren Steuer- 
federn schön braunschwarz, auf der Brust und dem Bauch mit Glanzschiller. Aftergegend und 
obere Schwanzdecke isabell, Basalhälfte der Schwanzfedern rothgelb. Beim alten Weibchen ist 
die Mitte des Scheitels mehr dunkelbraun als beim Männchen; ferner haben die schwarzen Federn 
der Brust und des Bauchs einen feinen weißslichen Randsaum. Am jungen Vogel ist der ganze 
Oberkörper chocoladebraun, dessen untere Seite braungrau, der Basaltheil des Schwanzes und 
dessen Deckfedern weilslich isabell. 

Vorkommen in den felsigen Thälern der abyssinischen Provinz Simen, und auf den vulkani- 


schen Hügeln um Gondar. 


Taf. 28. Fig. 2. 
Saxicola melaena. Rüppel. 


Diagnos. Avis adulta in utroque sexu toto corpore nigro, excepta parte basali vexilli interni remigum octo primariarum, nivea. Avis 
hornotina colore fuliginoso, interscapulio, tectrieibus minoribus et gastr@o pennarum apice macula ferruginea. 


Körpergröfse etwas stärker als bei Saxicola rubetra, nur sind die Flugfedern etwas kürzer, 


wodurch der Schwanz um so viel länger erscheint. 
Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . .» 0%. 6. — 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . » 00.0. 0m 2 1. 
Länge des Oberschnabels längs der Firste . 202 en a. TT T, 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Fugfeder . » . . h — 3. 6. 
Länge des Tarsus 5" anzu su en Tee BE RE > EEE a2 


Das ganze Gefieder des ausgewachsenen Vogels in beiden Geschlechtern ist einförmig rauch- 


schwarz, nur der mittlere Theil der innern Fahne der acht ersten Flugfedern ist rein weils, 
20 


Vögel. 


78 Saxicola albifrons. 


welches übrigens nur beim Fluge sichtbar ist; beim jungen Vogel ist Kopf, Rücken, Deckfedern 
der Flügel und die vordere Körperseite durch kleine gelbbraune am Ende der Federn befind- 
liche Fleckchen getüpfelt. Füfse und Schnabel schwarzbraun, Iris dunkelbraun. 

Wir erhielten von dieser Saxicolenart nur wenige Individuen, und zwar nur in der Umge- 
gend eines unserer Lagerplätze in den felsigen Thälern unfern des Vulkans Alegua in der abys- 


sinischen Provinz Agame im Monat Juni. 
pe 


Saxicola albifrons.. Rüppell. 


Diagnos. Avis adulta mas toto corpore colore anthracino, vexillo interno remigum nigricante, fronte ad basin rostri nivea; femina toto 
corpore nigro umbrino concolore, fronte et gula punctulis umbrinis cinereis variegata. 


Ich bedauere sehr von dieser neuen Art keine Abbildung bekannt machen zu können, weil 
ich eine beschränkte Zahl von Tafeln meiner Publication nicht überschreiten darf; um so mehr 
zu bedauern, da bei nahe verwandten Arten einer zahlreichen Gattung, wie es namentlich bei 
Saxicolen der. Fall ist, naturgetreue bildliche Versinnlichungen zur Feststellung der einzelnen Arten 
so wesentlich sind. 

Die Totalkörpergröfse ist in allen Verhältnifsen ein Fünftheil geringer als bei meiner Saxicola 
melaena; die nämliche Bemerkung ist bezüglich des Verhältnisses der Schwanzlänge zu derjenigen 
der Flügelspitzen anwendbar. 

Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . ...0. 5. 2" 
Länge des Schwanzes besonders gemessen . © E . . - . a — 2220: 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firste 6 0 & & _— — 61 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Flugfeder . ö h © ö : — 2. 10% 
Länge des Tarsus a 5 © . a . © 0 . c . — — 10% 


Das Gefieder des ausgewachsenen Vogels ist durchaus von rein blauschwarzer Farbe, nur 
der an die Basis des Oberschnabels stofsende Theil des Vorderkopfes ist von rein weilser Farbe; 
die innere Fahne der Flugfedern ist grauschwarz. Beim Weibchen ist das ganze Gefieder braun- 
schwarz, die Stirn und Kehle graubraun. Wir begegneten diese Art nur in der abyssinischen 
Provinz Temben bei dem Flecken Tackeragiro, da wo die terrassenförmig abschüssigen Berghöhen 
die Hochebenen begrenzen; es war im Monat Juni; da unser dortiger Aufenthalt von kurzer 
Dauer war, so gelang es uns nicht das Jugendkleid dieses Vogels zu beobachten, wie denn über- 
haupt in allem nur drei Individuen davon eingesammelt wurden; jedoch scheinen mir die aus vor- 
stehender Beschreibung herauszuhebenden Charaktere genügend, um die Art als selbstständig 
aufzuführen. 


Dieses sind alle von mir beobachtete Arten von Steinschmetzern, die ich als von den 
Naturforschern bisher ungekannt betrachte. Ich gebe nun die geographische Zusammenstellung 
sämmtlicher Saxicolen, welche ich auf meinen verschiedenen Reisen in Nordostafrika und dem 
peträischen Arabien beobachtete, wobei ich zugleich in Berücksichtigung ziehen werde die Bekannt- 
machungen des Herrn Dr. Ehrenberg, befindlich auf Bogen z seiner Symbolz physic®, Aves, 


Saxicolen. 79 


unter der Aufschrift: de avibus Cornieinis et Canoris in Africa libyca et Asia occidentali; um 
so mehr, da der Berliner Gelehrte behauptet, dafs ich nur in allem zwei Arten von Saxicolen 
auf meinen afrikanischen Reisen eingesammelt habe *), während er in jenen von ihm bereisten 
Ländern einundzwanzig Arten beobachtete, wovon aber nur siebzehn Arten auf die von mir 
besuchten Länder kommen !**) Die Thatsache aber ist, dafs, nachdem ich fünf jener Ehren- 
bergischen Saxicolenarten, nämlich Saxicola morio, S. moesta, $. xanthomelaena, $. rostrata und 
S. Hemprichii vorläufig nicht als selbstständig anerkenne, sondern sie als Synonyme von andern Arten 
aufführte, ich doch noch einundzwanzig wohl begründete Arten von Saxicolen als von mir ein- 
. gesammelt aufzählen werde. Auch dürften noch aufserdem die vier Ehrenbergischen Arten Saxicola 
vittata, S. erythraea, S. xanthophrymna und S. leptorhyncha, die jede nur auf ein einziges Indi- 
viduum begründet ist, vielleicht als blofse zufällige Varietäten oder Bastarde mit andern Arten 
sich verschmelzen, wie bereits Herr Professor Lichtenstein gemuthmafst hat, und demnach die 
Totalzahl der auf Ehrenberg’s Reisen in Nordafrika beobachteten Arten sich auf dreizehn be- 
schränken! ***) Suum cuique! Nur bei wissenschaftlichen Forschungen keine kleinliche neidische 
gehässige Partheilichkeit, die doch am Ende zu keinem Resultate führt. 


Geographische Verbreitung der von mir in Nordostafrika und dem peträischen 
Arabien beobachteten einundzwanzig Arten, zur Gattung Saxicola gehörig: 
Sazxicola leucura (Lichtenstein) oder S. cachinans (Temm.), avis adulta, Descript. de l’Egypte, 

oiseaux pl. 5. Fig. 1; avis hornotina, abgebildet als das Weibchen durch Albert della 
Marmora im Bande 25 der Turiner Academie Schriften Taf. IX. Egypten, Nubien und 
peträisches Arabien. 
„ monacha (Rüpp.) Icon. Temminck pl. col. 359. Nur in Nubien und auch dort höchst 
selten; ist vielleicht nur eine zufällige Varietät von Saxicola leucura. +) 

lugubris (Rüpp.) Neue Wirbelthiere, Taf. 28. Fig. 1. Abyssinien. 

„  melaena (Rüpp.) ibid. Taf. 28. Fig. 2. Abyssinien. 

„  albifrons (Rüpp.), vorstehend beschrieben auf pag. 78. Abyssinien. 

„ lugens (Lichtenstein), hierzu zähle ich dessen $. moesta, beide beschrieben in seinem 
Doublettenverzeichnifs pag. 33.; ferner Ehrenberg’s Saxicola morio. Egypten, Nubien 
und Abyssinien. 

„ deserti (Rüpp.) Temminck pl. col. 359. Fig. 2. Egypten und Nubien. 

stapazina (Temminck) hierzu zähle ich Ehrenberg’s Saxicola xanthomelaena, indem ich 

nach den genauen Vergleichungen keinen Unterschied zwischen dem italienischen und 

egyptischen Vogel auffassen kann. Egypten, Nubien und peträisches Arabien. 

„ aurita (Temminck). Egypten und Arabien. 


„  oenanthe (Bechstein). Ich zähle hierzu Ehrenberg’s $. rostrata. Egypten und Arabien. 


*) Symbola physic», Aves. Bogen f. f., zweite Columne. 2 f 

**) Hr. Ehrenberg führt als in Egypten beobachtete Saxicolenarten dreizehn auf; in Arabien ebenfalls dreizehn, wovon aber bereits 

eilf mit den in Egypten vorkommenden identisch; in Nubien zehn Arten, unter welchen abermals sich acht schon unter den egyptischen 
befinden, also in allem siebzehn Arten. 

***) Zu diesen dreizehn Arten sind hinzuzufügen Saxicola cyanea, 

ersteren zu den Turdi, letztere aber zu der Gattung Curruca rechnet. f 

+) Herr Ehrenberg, 1. c., Bogen a. a., zweite Columne, glaubt sich berechtiget, diese Art mit me 


S. saxatilis und S. melanura, wovon Hr. Ehrenberg die beiden 


iner Saxicola pallida zu vereinigen. 


s0 Saxicolen. 


Saxicola isabellina (Rüpp.) Atlas zu meiner vorigen Reise, Vögel. Taf. 34. Fig. b. Nubien und 
Abyssinien. *) 2 

pallida (Rüpp.), avis hornotina, Atlas zu meiner früheren Reise. Vögel, Taf. 34. Fig. a.; 
Avis adulta (schlecht abgebildet) Temminck pl. col. 472. Fig. 1 unter dem Namen 
Saxicola isabellina. Der alte Vogel unterscheidet sich vom jungen durch dunklere Ohren- 


” 


gegend, und dafs die hintern 24 des Schwanzes dunkelbraun sind. Vorkommen Nubien. 

„ rubicola (Bechstein) Buffon pl. enl. 678. Fig. 1. Ich rechne hierzu Ehrenberg’s S. Hem- 
prichii; Egypten, Arabien, Nubien und Abyssinien. 

„  rubetra (Bechstein) Buffon pl. enl. 678. Fig. 2. Egypten und Arabien. 

„  rufocinerea (Rüpp.) Neue Wirbelthiere Taf. 27. Fig. 1 und 2. Abyssinien. 

„  sordida (Rüpp.) ibid. Taf. 26. Fig. 2. Abyssinien. 

„  melanura (Rüpp.) Temm. pl. col. 257. Fig. 2. Sinai und die Küste des rothen Meeres 
bis Massaua. **) 

„  albiscapulata (Rüpp.) Neue Wirbelthiere. Taf. 26. Fig. 1. Abyssinien. 

„  semirufa (Rüpp.) ibid. Taf. 25. Fig. 1 und 2. Abyssinien. 

» Cyamea oder Turdus cyaneus (Gmel.) Buffon pl. enl. 250. Egypten und peträisches 
Arabien. 

„  sawatilis (Latham) Buffon pl. enl. 562. Egypten, Arabien und Abyssinien. 


Familie der Drosseln. 


Die Zweideutigkeiten, welche in neuerer Zeit durch die endlosen Unterabtheilungen der alten 
Linneischen Gattungen entstanden sind, weshalb von verschiedenen Autoren die nämliche Art bald 
zu der einen, bald zu der andern Unterabtheilung gerechnet wird, machen mich wohl mit Recht 
befürchten, dafs ich manchem auf meinen Reisen eingesammelten drosselartigen Vogel nicht die 
passendste Gattungsbenennung des jetzigen ornithologischen Systems anweisen werde; aber es 
genügt mir die einzeln beobachteten Arten genau kenntlich zu machen, damit spätere Schrift- 
steller die etwa in Vorschlag zu bringenden Berichtigungen mit desto grösserer Sicherheit unter- 
nehmen können. 

Vor allem die Beschreibung der von mir als ungekannt erachteten Arten. 


*) Der von Herrn Temminck unter dem Namen S. isabellina auf Tafel 472 Fig. 1. abgebildete Vogel ist der alte Vogel meiner S. 
pallida, welche letztere sonderbarer Weise Herr Ehrenberg mit meiner Saxicola monacha vereinigen will. In dem Atlas zu meiner vorigen 
Reise, Vögel pag. 52 ist nur das Gefieder des alten Vogels beschrieben, und selbst da zu bemerken vergessen worden, dafs der äufserste 
Randsaum des Schwanzes weils ist, auch dafs unter dem feinen weilsen Strich, der von der Basis der Naseulöcher bis oberhalb der 
Augen verläuft, ein schwarzer sich befindet, der durch die Augen selbst geht, wie an der Abbildung theilweise ersichtlich. In der Körper- 
länge ist durch Druckfehler 9 Zoll 9 Lin. statt 6 Zoll 9 Lin. angegeben. Im Jugendalter haben die Rücken- und kleinen Fülgeldeck- 
federn hellrostrothe Endspitzen ; auf der Brust und dem Bauch sind die rothgelben Federn mit feinem braunen Randsaume. Findet sich 
in Abyssinien auf den Hochgebirgen häufig bis an die Schneeregionen. 

**) Ich will hier nur gelegentlich erinnern, dafs bei diesem Vogel und bei S. isabellina Hr. Temminck, der doch anerkennt, beide 
von mir erhalten zu haben, sich anmalste seinen Namen hinter die Artenbezeichnung zu setzen. 


—— 


8 


Taf. 29. Fig. 1. 


Merula (Turdus) simensis. Rüppell. 
Synon.: Song 'Thrusch Var. C. Latham General history of birds Vol. V. pag. 23. 


Diagnos. Statura Turdo musico persimili, rostro et tarsis fortioribus, supra ex umbrino olivaceo concolore, remigum vexillo interno 
duabus tertiis basin versus lacte ferrugineo; reetricum externarum apice et limbo laterali isabellino; gula albida, gastr&o isabel- 
lino, maculis triangularibus nigricantibus; pedibus et unguibus glandicoloribus. 


Die Körperdimensionen und die Hauptvertheilung der Grundfarben ähneln ungemein der 
gewöhnlichen Singdrossel (Turdus musicus) und in Beziehung auf erstere unterscheidet sie sich 
nur durch robusteren Schnabel und Fülse, auch dafs die vier äufseren Flugfedern von gleicher 
Länge sind, und dann gleichsam ein Absatz bis zu den folgenden Flugfedern ist, während bei 
der Singdrossel sich alle in fortlaufender Progression verkürzen. 

Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . 0% gu 54 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . . ö . B o o = A & 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firte . . ...2.0— — 10 
Vom Flügelbug bis zur Endspitze der zweiten Flugfeder . 0 © ö 0.9 — 
Länge des Tarsus u a ee ae 


Die ganze obere Körperseite ist einförmig braun olivenfarbig, nur die Secundair-Flugfedern 
hinten mit einem hellgrauen Randsaume; sämmtliche Flugfedern haben zwei Drittheil ihrer innern 
Fahne nach der Basis zu lebhaft rostroth, wie an der besonders gefertigten Zeichnung des isolir- 
ten Flügels zu ersehen. Die äufsere Schwanzfeder ist an der Endspitze und längs des freien 
Fahnenrandes isabell; Kehle weißslich, Gegend um die Augen und Ohren gelb und braun 
gescheckt; ein heller weilsgelber Streif von der Basis der Nasenlöcher über die Augen ziehend. 
Die ganze untere Körperseite hell isabell mit braunschwarzen dreieckigen Flecken an der End- 
spitze der Federn. Oberschnabel und die Spitze des Unterschnabels, Tarsus, Zehen und Nägel 
dunkelhornfarbig ; Basaltheil des Unterschnabels gelblich grün. Iris braun. 

Diese Beschreibung bezieht sich auf ein männliches Individuum; ich schofs es auf den Hoch- 
bergen Abyssiniens bei Angetkat, wo der Vogel während der Monate August bis October unge- 
mein häufig in Schaaren auf niederem Gesträuch war; da ich ihn irriger Weise identisch mit der 
europäischen Singdrossei hielt, so unterliefs ich davon mehr als ein Individuum aufzubewahren. 


Petrocincla semirufa. *) Rüppell. 


Diagnos. Statura et colore Petrocincle supereiliose persimili, at avi adulta toto gastr@o late flavo rubiginoso concolore, avi hornotina 
capite, collo, et tectricibus minoribus pennarum apice et scapho rubiginoso; stria alba postoculari, ante oculos nulla. 


Die gröfste Aehnlichkeit in Körpergröfse und Vertheilung der Farben findet statt zwischen 
diesem Vogel und dem die Caplandschaft bewohnenden Janfredrice des Levaillant, aber genaue 
Vergleichung ergibt in beiden Alterskleidern constanten Unterschied, und zu dieser Vergleichung 
wurde nicht etwa blos jene Abbildung, sondern eine Reihenfolge von Individuen benutzt, bei 
welchen immer die Verschiedenheiten sich als feststehend bewährten. Nach Belieben mag man dieses 


*) Dieser Vogel hat die gröfste Verwandtschaft mit Le Janfredrie Levaillant Ois. d’Afrique Vol. 3. pl. 111, den Swainson ausdrück- 
lich zu seinen Petrocincla als P. supereiliosa (Latham’s Turdus phoenicurus) rechnet; siche dieses Autors Werkehen: Birds of western 
Afrika. Edinburgh 1837. pag. 284. 

Vögel. 21 


82 Ixos leucopygius. 


nun als Folge einer celimatischen Raceabänderung oder als Belege zur Annahme zweier selbst- 
ständigen Arten betrachten. 

Die Körperdimensionen der abyssinischen Art sind: 
Ganze Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . 2 ....0% 6. 10% 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . 9 0 . e : . . —aB27 23. 
Länge des Oberschnabels ala a: TE > _— — 7 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der vierten Schringe 0 ® . 0 ® c — .3.2. 
Länge des Tarsus z — 1 1% 


Beim alten Vogel in Beden Geclechem ist der Oberkopf bis ae mit dem Mund- 
winkel kohlschwarz; ein schneeweifser Streifen ziehet von der Basis der Nasenlöcher auf beiden 
Seiten des Kopfs über dem Auge her nach dem Nacken zu. Nacken und Vorderrücken grün- 
lichbraun mit rostrothem Schiller; ganze untere Körperseite von der Dillenkante an, Hinterrücken 
und Schwanz einfarbig gelbrostroth; zuweilen ist die Bauchmitte weils; die beiden mittleren 
Schwanzfedern und ein Theil des Randsaumes der äufsersten dunkelgrünbraun; eben so der ganze 
Flügel, wobei der äufsere Fahnenrand etwas weniges heller. Schnabel schwarz, Fülse und Nägel 
grünbraun; Iris dunkelbraun. 

Bei dem jungen Vogel ist die Kehle röthlichgrau mit Braun gesprenkelt; der weifßse Streif 
auf beiden Seiten des Kopfs beginnt erst oberhalb des Auges, und ist daher ziemlich kurz; der 
Oberkopf ist dunkelbraun, sämmtliche Federn längs des Schafts mit rothbraunem Streif; die 
Flügeldeckfedern und die hintern Schwingen haben an den Endspitzen einen gelbrothen Fleck. 

Dieser Vogel lebt einzeln oder paarweise auf niederem Gebüsch in durch gröfsere Bäume 
beschatteten Thälern der Bergkette längs der abyssinischen Küste, auch in der Provinz Simen, an 
beiden Orten beiläufig in einer relativen Höhe von 4 bis 6000 Fufs über der Meeresfläche; es 
sind Standvögel. 


Taf. 30. Fig. 1. 
IxXos leucopygius. Rüppell. 


Diagnos. Statura Meruls» pilaris, toto capite, uropygio et crisso albo, reliquo corpore umbrino chocolatino, pennis colli et pectoris albo- 
limbatis, cauda rotundata, lineis fuscioribus transversis. Avis annotina vertice cinerascente, oceipite chocolatino. 


Die Körpergröfse entspricht derjenigen einer Wachholderdrossel, nur ist der Bauch etwas 
schlanker und der Schwanz durch die Zurundung etwas anders geformt; der comprimirte etwas 
gekrümmte Schnabel ist robust wie bei den andern bekannten Ixosarten; die scharf abgeschnittenen 
zugerundeten Federn des Halses und der Brust haben einen eigenthümlich zerschlissenen Rand, 
welcher durch einen helleren Farbensaum noch mehr herausgehoben wird. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . 201,097 9 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . ee eu 2! 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung ae Firste o . 6 c —_— — 9. 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der fünften Flugfeder 2 ee RE 9 
Länge des Tarsus — 1. 31%. 


Ixos leucopygius. 85 


Beim alten Vogel in beiden Geschlechtern ist der ganze Kopf, Kehle und Ohrengegend milch- 
weils, auf dem Vertex und Nacken etwas ins Bleigraue ziehend; auf der Stirn und dem Vorder- 
kopf sind die Federnschafte und ihre Endspitzen glänzend schneeweils. Aftergegend, untere 
Schwanzdecken und Bürzel gleichfalls rein weils; das übrige Gefieder des Vogels ist chocolade- 
braun, um den Hals und am Schwanz etwas dunkeler, letzterer und die Flugfedern mit feinen 
dunkleren Querlinien, die jedoch nur in gewissen Richtungen sichtbar sind. Sämmtliche Federn 
des Halses, der Brust, des Vorderbauchs und des Oberrückens haben einen weilslichen Rand- 
saum. Der Schnabel und die schlanken ziemlich gekrümmten Nägel sind schwarz, die Füfse hell- 
braun, die Iris lebhaft karminroth; Zunge schaufelförmig, hornartig, in doppelte Zuspitzung endend. 
Nahrung sowohl Vegetabilien als Insekten. 

Der junge Vogel unterscheidet sich von dem alten ausgefiederten durch blaugrauen Scheitel 
und dafs die Federn des Hinterkopfs wie diejenigen des Rückens, chocoladebraun mit hellerem 
Randsaume gefärbt sind. 

Lebt schaarenweise immer auf niederem dichten Gebüsch in den Thälern der mittleren Wald- 
region längs der abyssinischen Küste; ist sehr beweglich und lärmend, und schreiet, wie die 
Epimachus erythrorhynchus, beim Auffliegen die oft und schnell wiederholten Sylben: Ga, Ga. 


Zusammenstellung der geographischen Verbreitung der von mir in Afrika 
beobachteten drosselartigen Vögel: 


Merula (Turdus) vulgaris (Linn.), Buffon pl. 555, einzeln im Winter in den Gärten um Cairo. 
erythroptera (Lin.) Buffon pl. 354; sehr häufig in Nubien und Abyssinien. *) 
simensis (Rüpp.) Neue Wirbelth. Taf. 29. Fig. 1; häufig auf den abyssinischen 
Hochgebirgen. 

musica (Linn.) Buffon pl. 406; im Delta und bei Cairo im Winter in strenger Ver- 
einzelung; auch an der Küste des rothen Meeres bei Massaua. 

viscivora (Linn.) Buffon pl. 489; im Monat April in der Umgegend von Souez einige 
Individuen auf Distelgesträuch. 

pilaris (Linn.) Buffon pl. 490; im Winter in der Provinz Dongola vereinzelt auf 
lichtem Gebüsch. 

olivacea (Linn.) Le Grivrou Levaill. Afr. Vol. 3. Taf. 98; sehr häufig an der abyssi- 
nischen Küste auf dem Tarantagebirg im Monat April. 

Petrocincla semirufa (Rüpp.) Waldige Thäler in mehreren Provinzen Abyssiniens. 

Ixos arsinoe (Lichtenstein) häufig das ganze Jahr über auf niederem Gebüsch in Egypten, 
Nubien und Abyssinien. 

Levaillantii (Temminck) oder Jos anthopygos (Ehrenberg) Levaillant Ois. d’Afr. Vol.3. 
Taf. 106. 1; häufig das ganze Jahr über im Fajoum in Egypten und bei Akaba im peträi- 
schen Arabien auf Tarfasträuchen; sonst nirgends beobachtet. 


” 


” 


” 


*) Herr Lichtenstein rechnet diesen Vogel zu seiner Gattung Sphenura, aber Lebensart und Aufenthalt ist ganz übereinstimmend 
mit Merula vulgaris, so dafs man diese beiden Arten nur mit Zwang wegen der verschiedenen Form des Schwanzes in zwei Gattungen 
vertheilen kann. 


u .— NW u „ oo 


84 Motacilla longicauda. 


Ixos plebejus (Rüpp.) Atlas Vögel, Taf. 23. Häufig im Kordofan auf Buschwerk schaarenweise. 

Ist verschieden von Crateropus platyeireus Swainson, Birds of western Afrika pag. 274. 

leucocephala (Rüpp.) Atlas Vögel, Taf. 4.; häufig in Sennaar und Abyssinien; schaaren- 

weise das ganze Jahr über in dickem Gebüsch. 

„ leucopygius (Rüpp.) Neue Wirbelthiere, Taf. 30. Fig. 1. Schaarenweise in der mittleren 
Waldregion längs der abyssinischen Küste. *) 


— en 


Motacilla. Linn. 


Von dieser Gattung, unter welcher ich die von Cuvier mit dem Namen Budites abgesonderten 
Vögel mit begreife, sammelte ich in: Nordafrika sechs Arten ein, wovon nur eine mir neu zu 
seyn scheint; die andern fünf Arten sind: 

Motacilla alba (Lin.) Buffon pl. col. 652, Fig. 2. In allen ihren Farbenvariationen sehr häufig 

im Herbst und Winter in ganz Egypten und Nubien, auch an den Küsten des rothen 

Meeres. 

capensis (Lichtenstein) Levaill. Ois. d’Afr. IV, pl. 178. Häufig in Nubien und Abys- 

sinien; kömmt zur Zeit der Nilüberschwemmung auch nach Egypten. 

„  ‚flava (Linn.) Buffon pl. col. 674. 2. Im Winter und Frühling häufig in Egypten und 
auch in Nubien, untermischt mit den beiden nachfolgenden Arten. 

„ boarula (Lin.) Buffon pl. col. 28. Fig. 1.; das ganze Jahr über in Egypten, Arabien 
und auf den Höhen von Abyssinien. 

„ melanocephala (Lichtenstein) Rüpp. Atlas Vögel, Taf. 33. b., in den nämlichen Län- 
dern das ganze Jahr entlang; scheint sich mit M. flava durch Begattung zu mischen 
und somit endlose Uebergänge zu erzeugen. 

Die sechste Art ist 

Taf. 29. Fig. 2. 


Motacilla longicauda. Rüppell. 


Diagnos. Motacilla cauda perlonga, capite et dorso ex viridescente schistaceo, toto gastrao, orbitis et macula ad basin narium niveis, 
torque tenui pectorali nigro, remigibus et alarum teetrieibus nigris, istis albo limbatis; cauda rectrieibus sex externis niveis, 
medianis nigris limbo laterali albo. 


Körperform, Totalhabitus und Lebensart ganz der gewöhnlichen weifsköpfigen Bachstelze ent- 
sprechend, nur mit bei weitem längerem Schwanze. Die Ausmessungen sind: 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . - or. 7. 6, 
Schwanzlänge besonders gemessen ee ee ee re 0 3. 6. 

Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firste 5 ; : B eu 116; 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der dritten Flugfeder SCI — 3.3. 
Länge des Tarsus BR : : c 0 7° . er — Jr 


*) Weil doch Herr Ehrenberg so gern die Artenzahl der Vögel vergleicht, welche er und ich auf den Reisen in Afrika einsammelten, 
so bemerke ich, dafs nachdem ich die beiden zu den Saxicolen von mir gerechneten Drosseln, und die Malurusarten, die er unter dem 
Gattungsnamen Sphenura mit hierher versetzte, abziehe, er in allem sechs zu der Familie der Drosseln gehörige Vögel einsammelte, 
nämlich Merula erythroptera, musica, pilaris, vulgaris, Ixos arsinoe und Levaillantii. 


Emberiza. 35 


In beiden Geschlechtern ist die Farbe der obern Körperseite grünlich schiefergrau; an jedem 
Nasenloch ist ein kleiner weilslicher Flecken; um die Augenlieder geht ein weifslicher Ring, der 
sich nach hinten zu als ein kurzer konischer Streifen verlängert. Vom Mundwinkel an unter 
den Augen her bis an die Ohrengegend ist ein schwarzer Strich. Die untere Körperseite ist rein 
weils, auf den Seiten des Bauchs ins Graue übergehend; über die Brust von einem Flügelbug 
zum andern ziehet ein schmales schwarzes Band. Die Flügel sind schwarz, die grofsen und mitt- 
leren Deckfedern mit weilser Randeinfassung; die vier äufsern Steuerfedern sind rein weils, das 
folgende Paar mit schwarzem Randsaum; die vier mittleren Schwanzfedern schwarz mit Weils 
gesäumt. Schnabel und Nägel schwarz, Fülse schwarzbraun. Wir beobachteten diesen Vogel nur 
während der Monate August und September während der Periode des Regens längs der Bäche in 
der höhern Weidelandschaft der abyssinischen Provinz Simen; sonst nirgends auf meinen Reisen. 


Nachträgliche Bemerkung zu Indicator diadematus pag. 6l, und 
Pogonias Brucii pag. 50. 

Ich hatte seit der Bekanntmachung des neunten Heftes dieses Werks Gelegenheit einen aus der 
Caplandschaft abstammenden Indicator minor zu erhalten, und habe durch genaue Vergleichung 
erkannt, dafs dieser Vogel mit dem von mir in Abyssinien eingesammelten Individuum, welches 
ich als eigene Art unter dem Namen I]. diadematus beschrieb, identisch ist. Die von früheren 
Autoren über jenen Vogel bekannt gemachten Notizen waren so ungenügend, dessen von Levaillant 
gegebene Abbildung so mangelhaft, dafs eine Artentrennung mir gerechtfertigt schien. Ich 
beeile mich solche zu widerrufen, indem ich zugleich auf die von mir gegebene vollständige 
Beschreibung aufmerksam mache. Ferner fand ich, dafs der von mir Pogonias Brucii benannte 
Vogel, welcher bereits so vielerlei Namensbezeichnungen erhielt, auch durch Herrn Swainson in 
seinen Zoological Illustrations Vol. 2. Taf. 68 unter dem Namen Pogonias rubrifrons dargestellt 
wurde. Der englische Naturforscher hat nicht im entferntesten geahndet, dals der von ihm als 
neu aufgestellte Vogel bereits in mehreren in England und Frankreich herausgekommenen sehr 
verbreiteten ornithologischen Werken dargestellt und beschrieben ist; ich glaube mich daher 
einigermalsen entschuldiget, Swainson’s Abbildung früherhin übersehen zu haben, da seine Publi- 
cationen auf dem Continent, so wenig verbreitet sind. 


— 


Emberiza. Linn. 


Bereits in dem Atlas zu meiner vorigen Reise wurden drei von mir entdeckte Ammerarten 
abgebildet und beschrieben, die ich zu jener Zeit in Nubien und Kordofan eingesammelt 
hatte. *) Aufser diesen drei Arten beobachtete ich in neuerer Zeit noch drei andere, von denen 
aber zwei, Emberiza hortulana und E. miliaria längst bekannt, die andere aber den Naturfor- 


schern neu ist. 


*) Eimberiza striolata (Rüpp.) E. c»sia (R.) und E. llavigaster (R.) 
22 


Vögel. 


86 
Taf. 30. Fig. 2. 
Empberiza septemstriata. Rüppell. *) 


Diagnos. Emberiza capite et collo nigro, illo striis septem albis pieto, dorso, tectrieibus minoribus et remigibus primariis colore einna- 
momeo, illis parte scaphali, istis apieibus umbrinis; remigibus secundariis et rectrieibus umbrinis limbo cinnamomco; pectore, 
ventre et crisso cinnamomeo; tarsis rufescentibus, unguibus et maxilla nigris, mandibula ex flavo-rufescente. 


Körpergröfse und Form dem Zip-Ammer (Emberiza Cia, Lin.) entsprechend, mit folgenden 
Ausmessungen : 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . ..0%. 5. 4, 


Länge des Schwanzes besonders gemessen . & a Ä 0 . . © — 1.10. 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firste 6 SL 8 — — 4. 
Vom Flügelbug bis zur Spitze der zweiten Schwinge . . . en 2 — 2. 10. 
Länge des Tarsus 0.0 En 1 ER e Se: —_— — 7% 


Beim alten Vogel beiderlei Geschlechts ist der ganze Kopf und Oberhals glänzend schwarz 
mit sieben weilsen Streifen, der eine längs des Scheitels verlaufend, vier andere, je zwei oberhalb 
und unterhalb des Auges, und noch ein Paar von dem Mundwinkel längs der Seiten der Kehle. 
Rücken und Deckfedern der Flügel dunkelbraun, zimmetfarbig eingefalst, Schwanz und Secundair- 
Flugfedern etwas heller braun, mit noch hellerem Randsaume; Primair-Flugfedern rostroth, an 
der Endspitze mit grossem dunkelbraunem Flecken, der sich als Streifen längs der Schafte ver- 
längert; Brust, Bauch, Schenkel und untere Schwanzdecken schön zimmetfarbig; Oberschnabel 
und Nägel schwarzbraun, Unterschnabel rothgelb, Iris dunkelbraun, Füfse hellrothbraun. 

Bei jüngeren Vögeln ist die Kehle an der Dillenkante weilslich, und der Vorderhals ganz 
fein weils gesprenkelt. 

Vorkommen auf Buschwerk, in den grasigen Hügeln der Umgebung von Gondar in Abyssi- 
nien; woselbst wie es scheint das ganze Jahr über. 


Geographische Verbreitung der von mir beobachteten Emberizen. 


Emberiza c@sia (Rüpp.) Atlas zu meiner Reise, Vögel, Taf. 10 Fig. b.; im Winter 1824 in 

Nubien; im März 1831 als Zugvogel bei Cairo; im Februar 1832 an der abyssinischen 

Küste in der mittleren Bergregion. 

striolata (Rüpp.) ibid. Tafel 10 Fig. a.; im Winter in Obernubien in den buschigen 

Niederungen als Standvogel. 

„  septemstriata (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 30 Fig. 2.; Umgegend von Gondar als Stand- 
vogel, im Winter. 

ss ‚flavigaster (Rüpp.) Atlas zu meiner Reise, Vögel, Taf. 25.; im Winter in Kordofan 
als Standvogel. 


*) Diese Art ward auch seitdem im Jahr 1836 von Herrn Dr. A. Smith auf seiner Reise in Südafrika entdeckt, und unter dem Namen 
Emberiza Tahapisi in den 1836 in der Capstadt gedruckten Report of the expedition for exploring central Africa pag. 48 beschrieben. 
Meine Entdeckung ist übrigens vier Jahre älter, und ich konnte an der bereits beendeten Abbildung nichts mehr ändern, um so mehr da 
ich diesen Vogel unter meiner Benennung schon früher an mehrere Muscen abgegeben hatte, 


Cinnyris affinis. 8 


Emberiza hortulana (Linn.) Buffon pl. col. 274 p. 1; im Februar 1831 auf den Höhen des Taranta- 
Gebirgs in Abyssinien, im September 1832 auf den Gebirgen von Simen, wahrscheinlich 
nur als Zugvogel von Norden gekommen. 

»  wmiäliaria (Linn.) Buffon pl. col. 233 ; im Winter 183] in Unteregypten einzeln, 


Cinnyris. Ouvier. 


Von dieser durch den herrlichen Farbenschmuck des Gefieders der Männchen so ausgezeich- 
neten Gattung beobachtete ich in Nordostafrika acht Arten, die theilweise identisch sind mit 
mehreren, die in Senegambien und der Caplandschaft leben, theilweise unvollständig von andern 
Autoren beschrieben wurden, oder auch ganz neue Arten sind. Von beinahe allen habe ich die 
durch Geschlecht und Alter hervorgebrachte Verschiedenheit der Färbung beobachtet, welches bei 
den meisten der bekannten Arten so selten der Fall ist. Ich beginne mit der Beschreibung der 
neuen Arten, von welchen ich Abbildungen vorlege. 


Taf. 31. Fig. 1. 
Cinnyris affinis. Rüppel. 


Diagnos. Mas adultus statura Cinnyris metalliei, at rostro dupliei longitudine, caudaque quali; fronte, mento et pectore nigris splendore 
coeruleo purpureo; vertice, cervice, interscapulio, tergo, collo et gula viridibus splendore aureo metallico, uropygio ultramarino, 
torque pectorali nigro; cauda nigra subtiliter transverse striata, lateraliter mox limbo viridi-aureo, mox limbo azureo; ventre 
et crisso citrino, macula aurantiaca subhumerali. 

Femina et avis juvenis capite, collo et tergo viridi-umbrino, a basi maxille ad latera colli pectus versus stria sordide flavida, 
parte mediana colli nigra, ventre et crisso cinereo flavicante. 


Ich bezeichne diese Art mit dem Namen afinis, weil sie mit dem Cinnyris metallicus *) 
und C. platurus **) eine grofse Aehnlichkeit in der Färbung des Gefieders und der Körpergröfse 
hat. Die beiden ersten Arten, welche in Nordostafrika leben, sind von mir genau verglichen 
worden; aber die dritte ist mir nur durch die Levaillantische Abbildung bekannt. Cinnyris affınis 
hat in jedem Alter und Geschlecht den Schnabel um 2, länger als C. metallicus; auch sind bei 
demselben nie die beiden mittleren Schwanzfedern verlängert; die Verschiedenheit der Färbung 
wird durch untenstehende Beschreibung ersichtlich. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 5 5 0° 4. 0,4, 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Fire . 2... — 8 
Schwanzlänge besonders gemessen . o © 0 - . eülaude oa 
Flügelläinge vom Bug bis zur Spitze der dritten Schwinge . . o EZ zRr Zar 
Länge des Tarsus 5 . b 5 A B s a 6 ° 0 oo. — 56%. 


Beim alten Männchen ist Vorderkopf und Kehle schwarz mit lebhaftem blauem Stahlglanz; 
das Uebrige des Kopfes, Ohrengegend, Nacken, ein_breiter Streif über den Vorderhals, kleine 
Flügeldeckfedern, Rückenmitte und Bürzel schön grünbraun mit Goldglanz; von einem Flügelbug 


*) Nectarinia metallica (Lichtenstein) Rüppell’s Atlas, Vögel. Taf. 7. 
**) Le Sucrier figuier, Levaillant Ois. d’Afric. Taf. 293 Fig. 2. 


a u u en 


83 Cinnyris gularis. 


zum andern, über die vordere Basis des Halses gehet ein fünf Linien breites königsblauglänzendes 
Band, hinter welchem ein anderer schmaler Streifen von schwarzer Farbe; zu dessen Seiten am 
Rande der Flügel ein orangegelber Flecken. Bauch und Aftergegend citrongelb, Schenkel schwärzlich. 
Flügel bisterbraun; Schwanz ober- und unterhalb blauschwarz, auf der Rückenseite mit dunkleren 
feinen Querlinien; die Steuerfedern haben den Seitenrand bei einigen Individuen goldgrün, bei andern 
stahlblau gesäumt; obere Schwanzdeckfedern königsblau; Füfse, Schnabel und Iris dunkelbraun. 

Bei dem Weibchen ist die ganze obere Kopfhälfte, der Nacken, Flügel und Bürzel schmutzig 
grasgrün, der Schwanz blauschwarz; vom Mundwinkel an ein gelbgrauer Streif unter den Augen 
her; Mitte der Kehle und Vorderhals schwarzgrau; der übrige Unterkörper gelblich graugrün. 
Beim jungen Männchen, das überhaupt ziemlich dem alten Weibchen ähnelt, erblickt man auf 
der obern Körperseite und vorn am Halse einige zerstreute Federn mit dem goldgrünen Metall- 
glanz, auch einige der königsblauen Federn der breiten Brustbinde, so wie auch die orangegelben 
Büschel unterhalb des Flügelbugs. 

Findet sich zahlreich in kleinen Familien auf den Asclepias-Sträuchen und auf Akazien in den 
Thälern der abyssinischen Küstenlandschaft bei Massaua und auf dem Wege nach dem Taranta- 
Pafs; ich beobachtete daselbst auch einige wenige Individuen von Cinnyris metallicus, die so 
ungemein häufig in dem Nilthale der Provinz Dongola leben. Lebensart und Nahrung haben 
beide Arten ganz gleich; letztere bestehet in kleinen Insekten, welche sich zwischen den Staub- 
fäden in den Blumenkronen aufhalten. 


Taf. 31. Fig. 2. 
Cinnyris gularis. Rüppell. 


Diagnos. Mas adult. Capite, collo postico, et interscapulio ex umbrino cinereo, stria supraciliari, et capistro ab angulo malari latera 
colli versus ex albido cinereo, gula, gutture et pectoris parte anteriore viridi splendore aeneo, pectore infra limbo angusto ex 
viridi eoeruleo; remigibus primariis et secundariis umbrinis cinereo limbatis; tergo, uropygio, tectrieibusque inferioribus caudas 
umbrinis, istis margine albo; ventre et crisso sordide cinereo umbrinis; cauda nigra subcoerulea, rectricibus externis lateraliter 
et postice limbo albicante. Avis juvenis a mari diflert gula et gutture nigro fumigato, gastr&o fuscescente. 


Diese Art, von welcher ich nur zwei Individuen, ein altes Männchen und einen jungen Vogel 
im Jahr 1824 in den sogenannten Sommermonaten (Februar und März) im Kordofan erhielt, 
dürfte vielleicht während der Regenzeit mit prächtigerem Farbenschmuck geziert seyn, als das 
von mir nachstehend zu beschreibende Gefieder, und in jenem vielleicht bereits den Ornithologne 
unter einem älteren Namen bekannt seyn; aber alle meine Nachforschungen dieses auszumitteln 
waren von ungenügendem Erfolg; es bleibt mir also nichts übrig als die genaue Abbildung und 
Beschreibung zu veröffentlichen, vervollständigende Beobachtungen von der Folgezeit gewärtigend. 

Körpergröfse, Schwanzform und Schnabellänge ganz gleich mit Herrn Ehrenberg’s Cinnyris 
abyssinicus, wovon dieser Vogel vielleicht das Winterkleid ist? 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . 0% 44. gu 
Länge des Schwanzes besonders gemessen e 0 . . © : . — 1 3. 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firste © 6 $ 6 — — 10 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der dritten Fugeer . . 2.0 2 5 


Länge des Tarsus 


ee Er e: — — ek 


Cinnyris Tacazze. 8 


Bei dem alten Männchen ist die obere Körperseite schmutzig grünbraun, die Flügel und der 
Hinterrücken etwas dunkler, die Flügeldeckfedern mit weissgrauem Randsaume; ein Strich über die 
Augen her, und ein anderer vom Mundwinkel an längs der Seiten des Halses nach dem Flügelbug 
zu von schmutzig weissgrauer Farbe; die ganze vordere Halsseite bis zur Brust schön goldgrün mit 
lebhaftem Metallglanz; unten an der Brust ist diese Farbenzeichnung begrenzt durch ein schmales 
Band von grünblauer Farbe; untere Schwanzdeckfedern haarbraun mit breitem weissem Rande; 
Schwanz bläulich schwarz mit feinen dunkleren Querlinien; die äusserste Schwanzfeder auf der Seite 
und an der Endspitze mit hellerem Randsaume. Füsse, Schnabel und Iris dunkelbraun. Der junge 
Vogel entspricht ganz dem alten Männchen, nur ist der ganze Vorderhals glanzlos und einförmig 
braunschwarz; an der Kehle einige graue Federn; der Bauch ist mehr dunkel grüngrau. 

Ich fand diesen Vogel in der angeführten Jahreszeit in den Steppen von Kordofan ziemlich häufig 
auf Asclepias-Sträuchen. Die Cinnyrisarten überhaupt sind schreiende und bewegliche Vögel. 


ar_2: 
Taf. 31. Fig. 3. 


Cinnyris Tacazze. Rüppell. 
Synon.: Certhia Tacazze, Stanley im Appendix zu Salt’s Reise nach Abyssinien, pag. LVIII. 
Splendid Creeper, Latham Gen. hist. IV. p. 226. 


Diagnos. Mas adult. Rectrieibus binis intermediis elongatis, capite et collo colore aeneo micante, pectore, 1ectricibus minoribus, dorso et 
uropygio violaceo-chalybaeis micantibus, ventre, tibüis, alis et cauda anthracinis, rectricibus elongatis limbo laterali chalybaco. — 
Mas juven. rectrieibus intermediis minoribus, capite, collo et gastraeo umbrino cinerascentibus plumis splendore aenco et chaly- 
baeo variegatis, uropygio et tectricibus minoribus violaceo-chalybacis, alis umbrino-nigricantibus, limbo isabellino, cauda coerulca 
nigricante, rectrieibus lateralibus margine postico albido. — Femina adulta supra ex umbrino viridescens, stria supraciliari et capi- 
stro ab angulo maxillari isabellinis; gula sordide albicante, gastraco flavido-viridescente, cauda rotundata nigra, postice et late- 
raliter margine albo. 


Von diesem prachtvollen Vogel ward bereits das Männchen durch Salt während seiner Reise in 
Abyssinien im Jahr 1814 eingesammelt, und sehr ausführlich durch Lord Stanley am oben angeführ- 
ten Orte beschrieben; aber Latham ist der einzige ornithologische Schriftsteller, der davon Notiz 
nahm, während die französischen Compilatoren Vieillot und Lesson diese Art ganz mit Stillschweigen 
übergehen. Indem ich die Abbildung dieses Vogels bekannt mache, habe ich zugleich das Vergnügen 
das Farbenkleid des Weibchens und jugendlichen Alters beschreiben zu können. 

Die Körpergrösse, Schwanzform und Schnabellänge entspricht ganz derjenigen des Cinnyris famo- 
sus von Süd-und Central- Afrika, welche, wie weiter unten zu ersehen, auch häufig in Abyssinien 
vorkömmt. Die beiden mittleren Schwanzfedern des alten Männchens sind nahmbar verlängert; bei 
jungen Individuen übertreffen sie die andern nur um ein paar Linien, und das Weibchen hat den 
Schwanz ganz zugerundet. 

Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Ende der langen Schwanzfedern . . . 0%. 7. 8% 


Länge des Schwanzes besonders gemessen. » » 2: 2 2 nn nen nn. dd 9 
Länge des Oberschnabels längs der Krümmung der Firste . ». » .2....— 11]. 
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten Schwinge . » «x 2 2. 3 2. 

— 8: 


Bängeydes, (Larsus u ee ee De u SZ 

Das Gefieder des Männchens ist sehr ausgezeichnet durch den Farbenreichthum und die Mannichfal- 

tigkeit des Metallschillers. Ganzer Kopf und Hals dunkelgelbbraun mit Tombackglanz; Brust, kleine 
Vögel. 23 


90 Cinnyris 'Tacazze. 


Flügeldecken, Rücken und Bürzel blauviolett in verschiedenen Nuancen in Purpur übergehend; das 
ganze übrige Gefieder matt sammetschwarz, die langen Schwanzfedern an der äussern Seite dunkel- 
violett gerändet. Füsse, Schnabel und Augen schwarzbraun. 

Das junge Männchen hat Kopf, Rücken und untere Körperseite graubraun und schwarz gescheckt, 
stellenweise mit tomback und violett glänzenden Federn untermischt; die Federn des Flügelbugs haben 
bereits den violetten Stahlglanz, die Flügel selbst sind schmutzig dunkelbraun mit hellerem Rand- 
saume; die Schwanzfedern blauschwarz, in die Quere fein dunkel gestreift, die seitlichen Federn 
mit weisslichem Endrande. 

Die ganze obere Körperseite des Weibchens ist schmutzig braungrün; ein weissgelber Streifen ist 
oberhalb dem Auge und ein anderer unter demselben vom Mundwinkel nach den Seiten des Halses 
ziehend; die untere Schwanzdecke und der vordere Flügelrand an dem Bug sind weissgelb. Flügel 
erdbraun mit hellerem Randsaum, Kehle hell aschgrau, übrige untere Körperseite hell gelbgrün; 
Schwanz matt schwarz, dessen hinterer Rand und der seitliche der äussersten Steuerfedern weiss 
gesäumt. 

Weit entfernt, dass diese Cinnyrisart bloss in den tiefgelegenen heissen Thälern von Abyssinien 
lebt, wie Salt in seiner Reise berichtete, ward sie vielmehr in ziemlicher Menge im Monat April 
auf den Höhen des Taranta-Gebirgs (8300 Fuss über der Meeresfläche) eingesammelt. Cinnyris 
famosus fanden wir im Monat August häufig auf den Hochgebirgen von Simen bis beinahe an die 
Schneeregion auf glockenartigen Blumen, aus deren Kelche sie mit ihrer langen in Zaserbüschel 
endigenden Zunge die Insekten herausholen. 

Ausser diesen drei neuen Arten von Cinnyris beobachtete ich in Nordost-Afrika noch folgende 
länger bekannte Arten: 

Cinnyris famosus (Cuv.) Vieillot oiseaux dores, Vol. 2. Taf. 37. mas. Taf. 38. fem.; sehr häufig in 
der Provinz Simen in Abyssinien, bis zu einer Höhe von 12000 Fuss über der Meeresfläche 
lebend. 

pulchellus (Vieillot) Buffon pl. 670., Fig. 1. und Levaillant ois. d’Afr. pl. 293. Fig. 1. 
Vorkommen auf niederm Gesträuch in Kordofan *). 


” 


abyssinicus oder Nectarinia habessinica, Ehrenberg Symbolae Aves, Tafel IV. Sehr häufig 
in den Thälern der abyssinischen Küste entlang **). 

metallicus (Cuv.) oder Nectarinia metallica, Lichtenstein, Rüppell’s Atlas, Vögel, Tafel 7. 
au.b. Vorkommen südlich vom 24. Breitegrad in Nubien, Sennaar und Kordofan, gesellig 


» 


auf Mimosen -Bäumen lebend ***). 


*) Das Weibchen hat die obere Körperseite graubraun, die untere schmutzig gelblich weiss, Schwanz schwarz, die seitlichen Federn 
mit weisser Endspitze, und die äusserste an der freien Fahne weiss gesäumt. Das junge Männchen gleicht dem Weibchen, hat aber 
Kehle und Vorderhals schwärzlich mit goldgrünem Schiller. Das alte Männchen im Winterkleide gleicht dem Weibchen, nur sind die 
Flügel dunkelbraun mit goldgrün glänzenden Schultern, der Schwanz schwarz und die mittleren Federn sehr verlängert, 

**) Dieser Vogel hat so viele Achnlichkeit mit Cuvier’s Cinnyris purpuratus, Vieillot pl. 11., dass ich es dahin gestellt lasse, ob beide 
Arten nicht identisch sind, in welchem Falle dem Cuvier’schen Namen die Priorität zukommt. 

”**) Die ziemlich schreiende Stimme dieses Vogels entspricht den Sylben „Tschau“ welches dem Schrei junger Katzen ähnelt. Ich 
bedauere recht sehr, keinen vom Cap der guten Hoflnung abstammenden Vogel zu besitzen, welcher dem Sucrier figuier des Levaillant, 
Taf. 293. Fig. 2., entspricht, der in der Eneyelopedie pag. 589. C. platurus benannt wird; denn Schnabelbildung, Körperform und Farben 
dieses Vogels sind so dem C. metallicus ähnlich, dass nur die genaueste Vergleichung über ihre specifische Verschiedenheit entscheiden kann. 


Ploceus larvatus. 9 


Oinnyris proteus, Le Sucrier Prote Levaillant Afr. Taf. 295. Fig. 2. Findet sich zahlreich im Juli 
und August in den Thälern von Simen in Abyssinien (6500 fr. Fuss.) *) 


— ZZ 
Familie der Fringillen **). 


Ploceus. Cuvier. 


Aus dieser Untergattung, von welcher ich sechs Arten eingesammelt habe, halte ich drei für neu, deren Be- 
schreibung und Abbildung ich vor allem veröffentliche. 


Tafel 32. Fig. 1. 
Ploceus larvatus. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus: Fronte, vertice, regione parotica, gula et pennis dorsalibus prope humeris nigris; sincipite ignco-castaneo; cervice, 
dorso, collo, peetore, abdomine et tibiis eitrino-aurantiacis; tectricibus parte media nigris margine eitrinis; remigibus primarlis 
et secundariis badiis, his margine externo, illis interno flavo-virente; cauda supra et subtus flavo-umbrina, Juteo-limbata; rostro 
nigro, pedibus et unguibus cortieinis. — Femina adulta et avis juvenis: Pileo, nucha, regione parotica et uropygio flavo-virentibus; 
stria supraorbitali, gutture et pectore citrinis; auchenio dorso et humeris cinereo-umbrinis, hypochondriis flavo-cinerascentibus, 
ventre sordide albicante, alis umbrinis, remigibus primariis margine interno et externo flavo, secundariis et tectricibus majoribus 
margine externo albicante, rostro fusco-hepatico, mandibula subtus albicante. 


Diese schöne Ploceusart hat grosse Aehnlichkeit mit dem von Swainson abgebildeten Ploceus 
textor ***) vom Senegal, wovon ich Individuen zum Vergleich benutze; jener unterscheidet sich von 
letzterem hauptsächlich durch die geringere Ausdehnung der schwarzen Farbe am Oberkopf, und 
dass das Gelbe des Nackens mit dem der Brust vollständig verbunden ist. 

Ganze Körperlänge . . . 6. 10% Flügellänge . . . 3%. 6 
Schwanzlänge besonders. . 1. 11. Länge des Tarsus . — 11. 
Schnabellänge längs der Firste . . . 10% 

Beim alten Männchen ist Stirn und vordere Hälfte des Oberkopfs, Augen, Ohrengegend und 
Kehle matt kohlschwarz; über die hintere Hälfte des Oberkopfs geht eine lebhaft rothbraun gefärbte 
Binde; Nacken, Rückenmitte, Seiten des Halses und ganze vordere Körperseite lebhaft pomeranzen- 
gelb; die Rückenfedern, welche den Flügelbug überdecken, sind schwarz; die Federn des Flügel- 
bugs schwarz, seitlich gegen das Ende zu lebhaft gelb; Flügel grünbraun, die äussern Fahnen der 
Flugfedern zeisiggrün gerandet, die obere Hälfte der innern Fahne schwefelgelb; Schwanz zeisiggrün 
mit grüngelbem Randsaum. Schnabel schwarz, Füsse und Nägel rindenbraun; Iris kastanienbraun. 

Beim ausgefiederten Weibchen und jungen Vogel ist der ganze Oberkopf, Nacken und Bürzel 
zeisiggrün, die Federn dem Schaft entlang etwas dunkler; ein schmaler Streif von den Nasenlöchern 
an über jedem Auge hinziehend, Kehle, Vorderhals und Brust eitronengelb; Bauchmitte schmutzig- 
weiss, Bauchseite gelblichgrau; Rücken-und Flügeldecken graubraun; Flügel fahlbraun, die grossen 


*) Sonderbarer Weise finde ich den auf dieser Tafel schr gut abgebildeten Vogel nirgends citirt, weder in der Eneyclopädie, noch 
in Latham, noch bei Cuvier, Lesson oder in dem Dictionnaire des Sciences naturelles! Wurde er von allen übersehen? Beim Weibchen 
ist die ganze obere Körperseite grau olivenfarbig, die untere dunkelbraungrau mit hellgrau gesprenkelt; ein weisser Zü 
Mundwinkel unter den Augen längs der Halsseiten. Beim jungen Männchen ist bereits die Kehle schwarz und der Vorderhals feuerroth 
mit lazurblauen Wellenlinien; der Bauch schwarz, grau und isabell gesprenkelt. 


**) Bei der Beschreibung der vielen von mir beobachteten Arten dieser grossen Familie werde ich sämmtliche Untergattungen anneh- 
‚so wie ferner theilweise diejenigen, welche in neuester Zeit 


gel gehet vom 


men, die Cuvier in seiner zweiten Ausgabe des Regne animal aufgestellt hat 
Swainson in seinem gehaltvollen Werkchen: die Vögel von West-Afrika, in Gebrauch setzte. 
***) Zoological Illustrations 2nd Series, Birds Tafel 37. 


92 Ploceus Galbula. 


Flugfedern aussen zeisiggrün gerandet, die obern 2 der innern Fahne grüngelb; diejenigen der zweiten 
Ordnung und die grossen Deckfedern gelblichweiss gesäumt. Schwanzfedern wie beim Männchen. Der 
Schnabel ist dunkelhornbraun, die untere Hälfte des Unterschnabels heller. 

Diese Ploceus-Art beobachteten wir häufig in den Thälern von Simen, allwo sie ihr künstlich 
geflochtenes, birnförmig geformtes Nest in Gesellschaft nahe beisammen an die Zweige, welche flies- 
sendes Wasser überragen, bauen. Nahrung vorzugsweise der Samen von Büschelmais, in welchem sie 
grosse Verheerungen anrichten. 

et. 
Tafel 32. Fig. 2. 


Ploceus Galbula. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus: Fronte, regione hypophthalmica et mento rhöaecoloribus; vertice, sincipite, lateribus colli, gula et toto gastraco citri- 
nis; cervice, dorso et tectricibus flavo-virentibus, his parte scaphali subfuscis; remigibus primariis et secundariis umbrinis, ınar- 
gine flavo-virente; rectricibus flavo-umbrinis, limbo flavo-virente; rostro rufo nigricante, pedibus et unguibus luteis. — Femina a 
mare differt fronte viride flavicante, sinceipite et nucha flavo-virente, gula paululum albicante. — Avis hornotina: pileo, cervice et 
dorso cinereo-virentibus; gula, pectore et abdomine sordide albicantibus, jugulo dilute-flavicante, alis cinereo-umbrinis, remigi- 
bus limbo flavo-virente, tectricibus margine albicante, parte scaphali fuscescente, cauda ut in avi adulta, maxilla colore corneo, 
mandibula rufo-albicante. 


Dieser Ploceus, den ich nach der mit Oriolus Galbula ähnlichen Färbung des Gefieders benannte, 
ist vermuthlich die kleinste Art der Gattung; seine Dimensionen sind: 


Ganze Körperlänge . . . 5%. 1% Flügellänge . . . . 2. 8% 
Schwanz besonders gemessen 1. 5 Länge des Tarsus . . — 10 
Länge des Schnabels der Firste entlang . . . 7% 


Beim ausgefiederten Männchen ist die Stirn, die Gegend vor und unterhalb der Augen, und die 
Begrenzung des Unterschnabels klaprosenroth; Scheitel, Nacken, Seiten des Kopfs und ganze untere 
Seite des Körpers schön zitrongelb, Rücken - und Flügeldeckfedern zeisiggrün, längs der Federn- 
schafte etwas dunkler gefärbt, die Flugfedern rothbraun mit gelbgrünen Seitenrändern, der Schwanz 
gelbbraun, seitlich zeisiggrün gesäumt; Schnabel schwarz, Füsse und Nägel gelblich, Iris rothbraun. 

Das Weibchen hat die Stirn grünlichgelb, das Hinterhaupt, Nacken und Rücken zeisiggrün, die 
Gegend dem Federnschaft entlang etwas dunkler; Kehle schmutzig weiss; Oberschnabel dunkelhorn- 
braun, der Unterschnabel etwas heller; das übrige Gefieder wie beim Männchen. 

Der junge Vogel hat die obere Seite des Kopfs und Körpers graugrün mit einigen dunklen Längs- 
strichen; Kehle, Brust und Bauch schmutzig weiss; Vorderhals schmutzig hellgelb; Flügel graubraun, 
die grossen Flugfedern mit zeisiggrünem Randsaume; die Flügeldeckfedern sind weisslich gerändet 
und dem Schaft entlang mit dunklerer Flamme. Oberschnabel röthlich braun, Unterschnabel ver- 
waschen fleischfarbig. 

Diese Ploceus-Art ist ungemein häufig im Modat-Thale an der abyssinischen Küste, wo sie auf 
Büschen schaarweise lebt; die andere daselbst gleichfalls sehr häufig vorkommende Ploceus-Art, 
P. aurifrons Temm. lebt dagegen immer in der Nähe der Wohnungen, an verschiedenerlei Bäume 
ihre Nester gruppenweise anheftend. 


93 


Tafel 33. Fig. 1. 
Ploceus rubiginosus. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus: Capite, rostro et gula nigris; cervice, dorso, peetore et abdomine rubiginosis; alis umbrino-fuseis, margine rufo- 
albicante, tectricibus humeri medio umbrino-fuseis, lateribus ferrugineis; cauda colore hepatico limbo dilutiore, pedibus et ungui- 
bus rufo-umbrinis. — Femina et avis hornotina : Pileo, cervice, dorso, tectrieibusque humeri einereo-umbrinis, parte scaphali umbro- 
fusca; stria superciliari flavicante, regione parotica, lateribus colli, pectore et hypochondriis dilute ferrugineis; mento, ventre et 
crisso albicantibus, alis et cauda ut in mari; maxilla ex rufescente umbrina, mandibula ex rufo-albicante. 


Durch die Körpergrösse steht diese Ploceus-Art in der Mitte zwischen den beiden vorbeschrie- 
benen; in der Hauptvertheilung der Farben haben sie einige Aehnlichkeit, aber die Nuancen sind 
wesentlich verschieden, indem hier alles rothbraun ist, was dort zitrongelb. 


Ganze Körperlänge . . . 5. 8% Flügeläne . . . 2%. 11% 
Schwanz besonders gemessen 1. 7 Länge des Tarsus . — 91 
Schnabellänge längs der Firste . . 714”. 


Das ausgefiederte Männchen hat den ganzen Kopf, die Ohrengegend und Kehle sammetschwarz; 
Nacken, Rücken, Brust und Bauch sind bräunlich rostroth, die Flügeldeckfedern ebenso, mit braun- 
schwarzen Flammen; Flügel und Schwanz dunkelhornbraun, erstere mit röthlich-weissem, letzterer mit 
gelbgrauem Randsaum; Schnabel schwarz, Füsse hornbraun, Nägel grau; Iris rothbraun. Bei dem 
Weibchen ist der Oberkopf, Nacken, Rücken und Schulterdeckfedern graubraun, längs des Schafts 
mit dunkleren Flammen; von den Nasenlöchern an geht über die Augen ein gelblicher Streifen; 
die Ohrengegend, der Unterhals, die Brust und die Seiten des Bauchs sind verwaschen rostfarbig; 
das Kinn nebst einem Theil des Oberhalses und der Bauch sind schmutzig weiss. Flügel und Schwanz 
wie beim Männchen. Oberschnabel hornbraun, Unterschnabel schmutzig röthlich weiss. 

Der junge Vogel ist dem Weibchen gleich gefärbt, nur fehlt ihm der gelbliche Streifen über 
den Augen. 

Wir beobachteten diese Art nur in einer einzigen Provinz von Abyssinien, dem beinahe 4000 Fuss 
über der Meeresfläche liegenden Temben, allwo dieselbe auf niederm Gebüsch in kleinen Familien 
lebt. Die Nahrung aller Ploceus-Arten besteht in Sämereien und Aehnlichem. 


Pyrgita. Cuvier. 


Von den fünf durch mich eingesammelten Arten dieser Untergattung ist eigentlich keine unbeschrieben ; aber 
ich halte es für nöthig, die eine derselben abzubilden, zur Berichtigung einer Verwechselung, wovon ich Veran- 
lassung bin, und die sich in Swainson’s Birds of Western Africa, Vol. I. pag. 208, findet, indem dieser Naturforscher 
in Folge meiner mündlichen Aussage einen ihm neu scheinenden Vogel mit Lichtenstein’s Fringilla simplex (abge- 
bildet in Temminck Taf. 358.) identisch hielt und als letzteren beschrieb *). 


*) Der Irrthum von meiner Seite kam daher, weil ich, bei meiner Rückkehr aus Kordofan nach Frankfurt im Jahr 1828 den von mir 
in jenem Lande eingesammelten Vogel, von dem hier die Rede ist, im hiesigen Museum unter dem Namen Fringilla simplex Lichtenstein 
aufgestellt fand. Ich hatte aber die ächte Fring. simplex gar nicht eingesammelt, und da ich die Section der Vögel des zoologischen 
Atlas meiner frühern afrikanischen Reise nicht bearbeitete, weil dieses eigenmächtig durch einen Andern während meiner Abwesenheit 
begonnen wurde, so wollte ich mich damals gar nicht in die Forschungen über die Thiere dieser Section einmischen. Jetzt aber, wo ich 
alles selbst gründlich vergleiche, musste mir das Irrthümliche jener Namensanwendung alsbald auflallen. 


24 


Vögel. 


94 


Tafel 33. Fig. 2. 
Pyrgita Swainsonii. Rüppell. 


Synom.: Pyrgita simplex. Swainson. 
Diagnos. Mas adultus; Capite et nucha colore murino, toto gastraco einereo, dorso et tectrieibus alarum umbrino-ferrugineis, remigibus 
rectrieibusque hepatieis, limbo dilute ferrugineo; rostro nigro, pedibus et unguibus rufo-umbrinis. Femina a mari diflert stria gulari 
alba, ventre et erisso sordide albicante. 


Die Körpergrösse und der Totalhabitus des Vogels entspricht dem gemeinen Sperling: 


Ganze Körperlänge . . . 6%. 2% Flügellänge . . . . 3. 24 
Schwanzänge . » » ». 2 2. Länge des Tarsus . . —. 10. 


Länge des Schnabels längs der Firte . . . 6% 


Obgleich das Gefieder beider Geschlechter sehr ähnlich ist, so ergiebt doch ein genauer Ver- 
gleich genügende Unterscheidungsmerkmale in der Färbung. Das ausgefiederte Männchen hat den 
ganzen Kopf und Nacken von mäusegrauer Farbe; die untere Körperseite ist etwas mehr hell röth- 
lichgrau, wovon die Schattirung längs der Kehle und Bauchmitte noch lichter ist. Der Rücken und 
die Flügeldeckfedern sind rostfarbig braun; die Flug - und Steuerfedern dunkelhaarbraun, die Ränder 
verwaschen rostroth gesäumt; an den Spitzen einiger der kleinen Flügeldeckfedern ist etwas weiss; 
der Schnabel ist schwarz, die Füsse rothbraun; Iris hellbraun. 

Bei dem Weibchen ist das Graue des Kopfs etwas heller; längs der Kehle ist ein deutlicher rein- 
weisser Streifen, und die Bauchmitte und Aftergegend sind gleichfalls viel lichter als bei dem Männchen. 

Lebt Paarweise auf Buschwerk in den Niederungen von Abyssinien, Sennaar und Kordofan ; 
ebenso an der Westküste von Afrika. 


Euplectes. Swainson. 


Die vier Arten dieser Gattung, welche Abyssinien und Nubien in grossen Schaaren bewohnen, sind gleichfalls 
sämmtlich beschrieben, oder wenigstens mit capischen durch Buffon und andere abgebildeten Vögeln so nahe ver- 
wandt, dass ich die Veröffentlichung einer neuen Zeichnung für unnöthig erachte *). 


Euplectes xanthomelas. Rüppell. 


Icon.: „Le Grosbec de Coromandel Buffon pl. 101,“ cui persimilis, statura paulo minore. 

Diagnos. Mas adultus: colore totius corporis atro, exceptis tergo et humeris luteis, tectrieibus ac remigibus secundariis flavolimbatis; maxilla 
nigra, mandibula alba, pedibus et unguibus einereo-umbrinis, iride fusca. Femina: colore ex rufo-isabellino flammeis longitudi- 
nalibus umbrinis, flexura humeri et tergo viride-favis nigro-variegatis, rostro albo rufescente. Mas juvenis: capite, cervice et 
dorso ex rufo isabellinis umbrino variegatis; gula nigra, peetore et abdomine sordide isabellino; scapulis Navis, alis, cauda et 
tibiis nigris, teetrieibus alarum isabelline limbatis: maxilla nigricante, mandibula ex rufo-albicante, 

Totius corporis longitudo . . . 5. 1%; longitudo alarum . . . 2. 10% 
Cauda separatim mensurata . . 1. 5 en tarsie Eee — 10: 
longitudo rostri . . . 6" 
Habitat socialiter in vallibus provinciae Temben et Simen. 


*) Dieses ist der Fall mit meinem Euplectes xanthomelas, der die täuschendste Achnlichkeit hat mit Fringilla capensis Linn. (abge- 
bildet in Buflon pl. 101. als Grosbee de Coromandel), und doch halte ich beide Vögel für verschiedene Arten. Von dem durch Buflon 
(fol. Edition, Bd. 4. Seite 177) nach einer Zeichnung, die Bruce aus Abyssinien zurückbrachte, beschriebenen Grosbee d’Abyssinie, 
Fringilla abyssinica Latham, ist zwar keine dafür gefertigte Abbildung vorhanden, und diejenige, welche Vieillot in der Eneyelopedie 
Seite 953, als hierzu gehörig eitirt, (Vieillot Oiseaux chanteurs, Taf. 28.**, identisch mit Taf. 24. Fig. 2. in Brown’s Illustrations) ist 
sicher nichts als Swainson’s Euplecetes melanogaster vom Gambia (Swainson’s Birds of Western Africa, Vol. 1. Seite 182). Aber der 
eigentliche Buflon’sche Eupleetes abyssinieus ist durch die Färbung so nahe verwandt mit Dr. Smith’s Euplectes Taha (Illustrations of 
the Zoology of South Africa Part 2nd Aves, plate 7), dass man nur nöthig hat auf dieser Abbildung das Schwarze, welches über den 
Nacken geht, auf einen schmalen Streifen an der Basis des Nackens zu reduciren, und man erhält eine schr getreue Abbildung eines 
Euplectes abyssinieus. Die Nothwendigkeit, die Zahl meiner Tafeln möglichst zu beschränken, zwingt mich, keine Abbildung dieses Vogels 
zu veröffentlichen, wie ich sonst gerne getlan hätte. 


Serinus citrinelloides. 95 


Euplectes abyssinicus Auctorum. 


Icone: Euplectes Taha, Smith Southafrica, Taf. 2. cui persimilis, attamen torque nigro graciliore. 


Diagnos. Mas adultus: Fronte, pileo, nucha, dorso, parte postica abdominis et crisso colore eitrino; gutture, regione parotica, pectore, 
epigastrio ac hypochondriis et parte anteriore ventris, atris; torque atro basi cervicis, alis et cauda umbrino-fuseis, pennarum 
margine limbo clariore; maxilla nigra, mandibula fusco-corallina; pedibus et unguibus fusco-umbrinis. Femina adulta: gula et 
stria superciliari rufo-isabellina, notaco sordide umbrino, pennarum margine ferrugineo-limbato; gastraeo dilute isabellino, flammis 
longitudinalibus umbrinis, rostro ex rufo umbrino-fusco. Mas juvenis a femina diflert gastraco nonnullis maculis atris, crisso et 
uropygio pennis eitrinis intermixtis. 


Totius corporis longitudo . . . . 4. 10%; Alarum longitudo . . . . 2%. 6" 
Cauda separatim mensurata . .. 1. 4 Tarsi longitudo . ». » 2.2 — 9 
Culmen rosti . . . 6%. 


Habitat gregatim in agris fertilibus lacum Dembensem ceircumdantibus, praecipue seminibus Holci Sorghum vescens. 


Estrilda. Swainson. 


Fünf Arten von Estrilda erhielt ich in Kordofan, Sennaar und Abyssinien; keine derselben ist für die Wissen- 
schaft neu, und von allen sind genügende Abbildungen vorhanden. 


Linaria. Cwuvier. 


Aus dieser Abtheilung fand ich in Aegypten bei Cairo im Winter den gewöhnlichen Hänfling, Linaria vulgaris. 


Serinus. Cuvier. 
Fünf Arten dieser Gattung habe ich in Abyssinien eingesammelt; vier derselben scheinen mir neu zu seyn, wovon 
ich die Beschreibung und Abbildung veröffentliche. 


Tafel 34. Fig. 1. 
Serinus citrinelloides. Rüppe. 


Diagnos. Mas adultus: pileo, cervice et dorso flavo-virentibus, parte scaphali striis umbrinis; fascia superciliari, gutture, pectore et ab- 
domine citrinis, pectore et collo striis flavo-virentibus, alis et cauda fusco-rufo-umbrinis, limbo flavo-virente; maxilla rufo-cinerca, 
mandibula flavo-albicante. Femina a mari differt vertice, cervice et interscapulio viride-cinerascentibus, Dammis umbrinis varic- 
gatis, gastraeo sordide flavo-cinerascente, 


Bei diesem den europäischen Girlitz in Abyssinien repräsentirenden Vogel hat das Gefieder des 
Männchens folgende Färbung: Oberkopf, Nacken, Rücken - und Deckfedern der Schultern zeisiggrün 
mit einem braunen Streif längs des Federnschafts; über die Augen hin geht ein zitrongelber Streif, 
und die ganze untere Körperseite ist zitrongelb, in welchem auf der Brust und dem Hals einige 
zeisiggrüne Längsstreifen sind. Ohrengegend zeisiggrün, Flügel und Schwanz dunkelrothbraun, die 
Ränder der Federn mit zeisiggrüner Einfassung; Oberschnabel röthlichgrau, Unterschnabel gelblich- 
weiss. Das Schwanzende ist etwas ausgekerbt. Iris kastanienbraun. 

Ganze Körperlänge . . 4. 9% Länge der Flügel . . 2. 5” 
Länge des Schwanzs . 1. 6. Länge des Tarsus . . — 6% 
Oberschnabel längs der Firste . . 424”. 

Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch dunkleren Oberkopf und Rücken; nur 
die Stirn, der Streifen über die Augen, ein Ring um den Nacken und der Hinterrücken sind zeisig- 
grün, und auf der untern Körperseite bloss der Hals, die Brust und der Vorderbauch; der Hinter- 
bauch ist weisslich, auf den Seiten mit dunkelbraunen grossen Flammen. Der Randsaum der Flug- 
federn und der Schwanzfedern ist schmutzig gelblich weiss. 

Dieser Vogel ist ein Bewohner der Thäler von Simen; seine Nahrung und Lebensweise ent- 


spricht derjenigen unsers gemeinen Girlitz. 


96 


Tafel 34. Fig. 2. 
Serinus nigriceps. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus: Capite, nucha, gula ac regione parotica nigricantibus; jugulo, pectore, abdomine, tergo, flexura alarum et apieibus 
iM teetricum mediarum ex flavo-virentibus; auchenio et interscapulio sordide viride-Navis, striis scaphalibus fuseis, alis et cauda 
umbrino-nigris albo-limbatis, rostro sordide rufo-umbrino. Femina : capite, cervice, interscapulio et tergo sordide virescenti-umbrinis 
striis fuscioribus; gastraeo, uropygio et scapulis sordide flavo-virentibus; alis et cauda umbrino-nigricantibus; tectrieibus mediis 

et majoribus limbo externo albis. 


Die Farbenvertheilung dieses Vogels ist mit derjenigen der europäischen Fringilla Spinus nahe 
verwandt. Das alte Männchen hat den ganzen Kopf oben und unten schwarzbraun, der Nacken und 
die Gegend zwischen den Schultern ist schmutzig zeisiggrün mit dunkleren Flammen dem Schaft 
entlang; Schultern, Rückenmitte, ganzer Unterkörper von der Kehle an, und die Spitzen der mitt- 
leren Deckfedern lebhaft grüngelb. Flügel und der etwas ausgekerbte Schwanz glänzend schwarzbraun, 
mit lichtem Randsaum. Schnabel und Füsse schmutzig rothbraun; Iris dunkelbraun. 

Ganze Körperlänge . . 5% 0%; Flügellänge . . 2% 10% 
Länge des Schwanzes. . l. 7 Länge des Tarsuss — 714 
Schnabel längs der Firste gemessen . 4% 

Bei dem Weibchen ist die Haube des Kopfs braun, welches ins Zeisiggrüne spielt; die übrige ganze 
untere Körperseite und der Bürzel ist schmutzig zeisiggrün; Nacken, Rückenmitte und Deckfedern des 
Flügelbugs sind zeisiggrün mit dunkleren Flammen den Schaften entlang; Flügel und Schwanz schwarz- 
braun mit feinem lichterem Randsaum. 

Lebt in zahlreichen Schaaren vereint auf niederm Gesträuch in der Nähe der Saatfelder auf der 
Höhe von Entschetgab in der Provinz Simen (10000 Fuss über dem Meere). Nahrung Sämereien 
und Aehnliches. 

gen 


Tafel 35. Fig. 1. 
Serinus xanthopygius. Rüppell. 


Diagnos. Mas et Femina adult.: capite, cervice, interscapulio, tergo humerisque cervinis parte scaphali flammis fuscis; uropygio eitrino; 
gula et parte mediana abdominis flavo-albicante, pectore et hypochondriis flavicanti-einereis, alis et cauda ex rufo-umbrinis, pen- 
narum limbo clariore; maxilla colore corneo, mandibula subflavicante, 


Die beiden Geschlechter dieser Finkenart sind sich durchaus gleich; Kopf, Nacken, Rücken und 
Flügeldeckfedern rehfahlgrau, den Schaften entlang mit dunkleren Flammen, Bürzel lebhaft zitronen- 
gelb; Flügel und Schwanz röthlichbraun, die Federn mit feinem lichterem Randsaum; Kehle und 
Bauchmitte gelblich weiss; Seiten-und Vorderhals, Brust und Bauchseiten röthlich grau, welches auf 
der Grenze der weisslichen Kehle etwas dunkler ist. Oberschnabel verwaschen hornfarbig ins Röth- 
liche spielend; Unterschnabel gelblichweiss; Füsse rothbraun, Iris dunkelbraun. 

Ganze Körperlänge . . . 4%. 10% Flügellänge . . 2%, 7 
Schwanz besonders gemessen I. 7 Länge des Tarsus — 6 
Schnabellänge längs der Firste . 4%, 

Lebt schaarenweise zusammen auf dem Buschwerk des Schoada Thales in der abyssinischen Provinz 

Simen. Nahrung verschiedenerlei Sämereien. 


— ZZ 


97 


Tafel 35. Fig. 2. 
Serinus tristriatus. Rüppell. 


Diagnos. Mas: capite, cervice, dorso et alis cinereo-umbrinis, capite et regione parotica nonnullis Nammis fuscioribus; a naribus supra 
oculos stria alba, gula medio alba, lateraliter stria umbrino-fusca; jugulo, pectore et hypochondriis ex isabellino-einerascentibus, 
abdomine einereo-favicante, rostro umbrino rufo, pedibus colore corneo. Femina a mari diflert stria gulari cinereo-albicante 
nec alba. 


Das Männchen dieser Finkenart hat den Kopf und die ganze obere Körperseite zuzüglich der 
Flügel und des Schwanzes von graulich rothbrauner Farbe; am Oberkopf und der Ohrengegend sind 
dunklere Flammen; unfern der Nasenlöcher beginnt ein milchweisser Streifen, der über jedem Auge 
verläuft; längs der Kehle ist ein anderer weisser Streifen, der nach der Brust zu etwas breiter wird, 
und seitlich mit Dunkelbraun begrenzt ist; Hals, Brust und Seiten des Bauchs isabellröthlich, das 
etwas ins Grünliche spielt; Bauchmitte gelblichgrau; Schnabel verwaschen bräunlich roth; Füsse 
hornfarbig, Iris dunkelbraun. 

Ganze Körperlänge . . 5. 2 Länge der Flügel . . 2. 6% 
Der Schwanz allein gemessen I. 10; Länge des Tarsus . . — 8. 
Schnabel der Firste entlang . 41, 


Das Weibchen unterscheidet sich bloss dadurch von dem Männchen, dass bei demselben der 
Streifen der Kehle entlang schmutzig grauweiss statt milchweiss ist. Gefieder des Jugendalters unbekannt. 

Auf der Höhe des Taranta-Passes, 8000 Fuss über der Meeresfläche, in buschigen Felsschluch- 
ten, beobachteten wir zuerst diesen Vogel, welcher daselbst Paarweise lebt; später fanden wir 
ihn wieder in gleicher Höhe und unter ähnlichen Verhältnissen in den Thälern der abyssinischen 
Provinz Simen. 


Amadina. Swainson. 


Von fünf in Abyssinien lebenden Arten dieser Unterabtheilung halte ich nur eine für neu, wovon nachste- 
hende Beschreibung und Abbildung. 


Tafel 36. Fig. 1. 
Amadina larvata. Rüppell. 


Diagnos. Mas adult.: Fronte, regione ophthalmica ac parotica, gulaque nigris; vertice nigro-caerulescente ; sineipite, nucha, lateribus colli, 
jugulo et pectore purpureis, dorso et alis fusco-hepaticis, cauda rufo-umbrina, subrotundata, rectricum margine et uropygio pur- 
pureo, ventre terreo purpureo-induto, hypochondriis nonnullis punctulis albis, rostro et pedibus chalybeis. 


Ich erhielt von dieser schönen Art nur ein einziges Individuum, ein dem Anschein nach ausge- 
fiedertes Männchen; es hat die Stirn, die Gegend um Augen und Ohren und die Kehle rauchschwarz; 
Oberkopf, Nacken, Seiten des Halses, Vorderhals und Brust mattpurpurroth; Rücken und Flügel 
dunkelleberbraun; Schwanz, der etwas zugerundet ist, rothbraun in der Mitte jeder Feder, seitlich 
sich ins Purpurrothe verlaufend, von welcher Farbe auch der Steiss ist. Bauch röthlich schwarzbraun; 
längs der Seiten des Körpers einige kleine weissliche Fleckchen; Schnabel und Füsse verwaschen 
blauviolett. 

Ganze Körperlänge . . . 44. 3%; Flügelläine . . . 2. 
Schwanz besonders gemessen 1. 7 Länge des Tarsus . — 6), 
Schnabel längs der Firste gemessen . 4”. 


Vorkommen: Sehr einzeln beobachtet in den Thälern der abyssinischen Provinz Simen. 
Vögel. 25 


1% 


93 Coliuspasser torquatus. 


Vidua. Quvier. 


Die zwei bekannten Arten, Vidua paradisea Cuv., und V. erythrorhyncha Swainson (Emberiza vidua, Linne) 
finden sich schaarenweise in mehreren Gegenden von Abyssinien; ausserdem noch zwei andere Vögel, deren Arten- 
verwandte bisher gleichfalls wegen ihres langen Schwanzes zu der Gattung Vidua gerechnet wurden; da aber 
bei den ächten Viduen die Verlängerung des Schwanzes nicht durch die Steuerfedern, sondern durch die Schwanz- 
deckfedern veranlasst wird, so schlage ich vor, die Sperlinge, wo der lange Schwanz bloss eine Folge der unge- 
wöhnlich langen Steuerfedern ist, in einer eigenen Untergattung abzusondern, wofür ich als Bezeichnung den 
Namen Coliuspasser in Anwendung bringe. Zwei Arten dieser Unterabtheilung erhielt ich in Abyssinien; die eine 
scheint mir der Vogel zu seyn, welchen Brown in seinen Zoological Illustrations, Taf. XI abgebildet hat; wenig- 
stens stimmt diese Figur ganz mit einem meiner abyssinischen Vögel, mit Ausnahme eines kleinen Büschels weisser 
Federn auf der Brust, der bei dem von Brown abgebildeten Individuum in Folge des Ausstopfens leicht verschwun- 
den seyn kann. Leider finde ich die Brownsche Tafel in keinem der von mir benutzten ornithologischen Werke 
citirt, und weiss daher nicht, ob dieser Vogel bereits von irgend Jemand einen Artennamen erhalten hat, welchem 


der meinige, wie natürlich, weichen müsste. 


Coliuspasser flaviscapulatus. Rüppell. 


Icon maris: Brown Zoological Ilustrations, Taf. XI, nomine Yellow shouldred Oriole. 


Diagnos. Mas adult. Notaco et gastraeo aterrimo, scapulis eitrinis, remigibus apice umbrinis, tectrieibus limbo tenuissimo flavicante, medio 


pectoris macula nivea, rostro et pedibus nigris, cauda subrotundata, 


Corporis longitudo . . . 8. 10” NEO Go oo oh €@ 
Gaudas er ur 0.08-734.02,6 Tarsıs .. — 1 
Manila . . 694". 


Femina colore flavo-umbrino, gula flavo-albicante, notaco permultis lammis umbrino fusceis variegato, alis et cauda umbrinis mar- 
gine ferrugineo; scapulis margine flavo-virente, rostro et pedibus umbrino-albicantibus. 
Habitat in campis prope Gondar. 


— 


Tafel 36. Fig. 2. 
Coliuspasser torquatus. Rüppel. 


Diaynos. Mas adultus: corporis colore nigro, exceptis vertice, nucha, jugulo et fascia intermedia per latera colli, miniis; interscapulio, 
teetrieibus et crisso isabelline limbatis, rostro nigro, pedibus umbrino-rufis. Femina: capite, cervice et dorso flavo-umbrinis, llam- 
mis umbrino-fuseis variegatis; stria supereiliari flavicante, alis et cauda sordide umbrinis, isabelline limbatis; gula flavicante, 
ventre albo-isabellino, pectore et lateribus colli flavo-rufescentibus striolis umbrinis pictis, rostro et pedibus rufo-albicantibus. 


Bei dem ausgefiederten Männchen ist Stirn, Ohren- und Augengegend, Kehle, Brust, Bauch, 
untere Hälfte des Nackens, Rücken, Flügel und Schwanz schön kohlschwarz; Oberkopf und Nacken, 
der obere Hals und ein schmaler Verbindungsstreifen mit dem Nacken, schön feuerroth, der Ober- 
kopf mit feinen schwarzen Querlinien. Die Rückenmitte, die Flügeldeckfedern und die untern Schwanz- 
decken sind blass isabellfarbig gesäumt. Schnabel schwarz; Füsse und Iris rothbraun, 

Ganze Körperlänge . . . 9. 3% Flügellänge . . .„ 3% 2% 
Schwanz besonders gemessen 5. Länge des Tarsus . — 101, 
Schnabel längs der Firste . . 7% 


Das Weibchen hat Kopf, Nacken, Rücken - und Flügeldeckfedern verwaschen röthlichgelb mit vielen 
dunkelbraunen Flammen; ein blasser strohgelber Streifen gehet über die Augen; Kehle schmutzig 
gelblichweiss; Brust, Seiten des Halses und des Bauchs gelblich röthlich mit feinen braunen Längs- 
streifen; Bauch schmutzig weiss isabell ; Flügel und Schwanz hornbraun, die Federn mit einer feinen 


Pyrrhula striolata. 99 


lichteren Säumung; die untern Schwanzdeckfedern braun, in der Mitte mit breiter gelbgrauer Ein- 
fassung. Oberschnabel und Füsse hornbraun, Unterschnabel röthlich weiss. Das junge Männchen unter- 
scheidet sich von dem Weibchen bloss durch längere Schwanzfedern. 

Kömmt häufig auf Buschwerk in den Thälern der Provinz Simen vor. 


Pyrrhulalauda. A. Smith. 


Die zwei von mir in Abyssinien beobachteten Arten sind beide bekannt und genügend abgebildet; daher 
ich nur in der allgemeinen Uebersicht auf dieselben zurückkommen werde. 


Pyrrhula. Latham. 


Ausser den beiden von mir in Nubien und am Sinai eingesammelten Arten, entdeckte ich auf den Höhen der 
Gebirge von Simen eine dritte Art, die mir neu scheint. 


Tafel. 37. Fig. 1. 
Pyrrhula striolata. Rüppel. 


Diaynos. Mas adultus : Capite, cervice, dorso, teetrieibusque umbrinis, pennarum margine laterali sordide isabellino; stria superciliari et 
gastraco flavicante; jugulo, pecetore, hypochondriis et crisso striis umbrinis pictis; alis et cauda umbrinis, pennarum limbo externo 
viride-flavo; maxilla et pedibus colore corneo, mandibula cinereo-albicante. Femina a mari differt gula albicante. 


Beim Männchen ist die ganze obere Körperseite licht kastanienbraun, die Seitenränder der Federn 
des Kopfs, Nacken und Flügeldeckfedern schmutzig isabell gerändet, der äussere Rand der Flug- 
und Schwanzfedern zeisiggrün gesäumt; von den Nasenlöchern geht über die Augen ein weisslich- 
gelber Streifen; Kehle und untere Körperseite weisslichgelb, der untere Hals, die Brust, Bauchseiten 
und die untere Schwanzdecken mit kastanienbraunen Längsstreifen. Oberschnabel und Füsse horn- 
farbig, Unterschnahel hellgrau. Iris dunkelbraun. 

Ganze Körperlänge . . : 5. 11 Flügellänge . . . 2. 9% 
Schwanz besonders gemessen 1. 9. Länge des Tarssuıs . — 9. 
Oberschnabel längs der Krümmung der Firste . 6yt. 


Das Weibehen unterscheidet sich von dem Männchen dadurch, dass der Streif über den Augen 


und die ganze untere Körperseite statt weisslich-gelb, schmutzig weiss ist. 
Diesen Vogel beobachteten wir schaarenweise auf den Juniperus-Sträuchen der Höhe von Halai 


und in Simen (8 bis 10,000 Fuss über der Meeresfläche). 


Colius. Linne. 


Von dieser Gattung beobachtete ich zwei Arten in Abyssinien; die eine derselben ist neu. Ich verweise 
hinsichtlich ihrer ausführlichen Beschreibung und Abbildung auf meine Monographie der Gattung Colius, abge- 
druckt im 1. Hefte des 3. Bandes des Museum Senckenbergianum *). 


*) Durch die Laune des Buchhändlers sind die ornithologischen Tafeln in diesem Hefte nicht colorirt, eben so wenig als bei meiner 
in derselben Zeitschrift publieirten Monographie der Trappen ; ich habe aber von beiden Abhandlungen eine Partie Separat-Abdrücke 


fertigen lassen, bei welchen alle Vögel vortrefllich in Farben dargestellt sind. 


100 


Parus. Linne. 
Tafel 37. Fig. 2. 
Parus leucomelas. Rüppell. 


Diagnos. Parus toto corpore colore anthracino, exceptis alarum tecetricibus et remigum margine externo niveis. 

Das ganze Gefieder von blauschwarzer Farbe, mit Ausnahme der Flügeldeckfedern, die schnee- 
weiss sind, und der Schwungfedern, von welchen die der ersten Ordnung. mit einem feinen, diejenigen 
der zweiten Ordnung mit einem breiten weissen Randsaum an der äussern Fahne versehen sind. 
Iris dunkelbraun; Schnabel und Füsse schwarz. 


Ganze Körperäne . . . 5. 7% Länge der Flügel . 3. 2 
Schwanz besonders gemesen 2. 0. Länge des Tarsus . — 9. 
Schnabel längs der Firste gemesen . . . 5. 

Wir erhielten nur zwei Individuen dieser schönen Meise-Art; beide waren Männchen, daher 
mir etwaige Farbenveränderung durch Geschlechtsunterschied unbekannt ist; jene Vögel kamen ver- 


einzelt vor auf dem Buschwerk bei Halei auf dem Taranta-Gebirg und in der Provinz Temben *). 


Zusammenstellung der von mir beobachteten Vögel aus der Familie 
der Fringillen. 

Ploceus alecto **) (Temm.) pl. col. Taf. 446. Kordofan, Sennaar und ganz Abyssinien. 

„ superciliosus ***) (Rüppell) Atlas Taf. 15. Gleiches Vorkommen. 

„ aurifrons (Temm.) pl. col. Taf. 175 u. 176. Sennaar und Abyssinien. 

» larvatus (Rüppell) Wirbelthiere, Taf. 32. Fig. 1. Simen in Abyssinien. 

» galbula (Rüppell) Wirbelthiere, Taf. 32. Fig. 2. Abyssinische Küstenthäler. 

»  rubiginosus (Rüppell) Wirbelthiere, Taf. 33. Fig. 1. Temben in Abyssinien. 
Pyrgita domestica (Cuv.), häufig in Aegypten, zu Djetta. 

» eisalpina (Cuv.), in Aegypten und Nubien. 

„» hispaniolensis (Cuv.), nur in Aegypten beobachtet. 

5 montana (Cuv.), bei Cairo und im peträischen Arabien. 

» Swainsonii (Rüppell) Wirbelthiere, Taf. 33. Fig. 2. Kordofan, Sennaar und Abyssinien. 


*) Diese schöne Parus-Art ist nicht ganz neu für die Wissenschaft, denn zweifelsohne ist es dieselbe, welche Swainson (Birds of 
western Africa, Vol. 2. pag. 42.) unter dem Namen Parus leucopterus, als vom Gambia abstammend, beschreibt; er hielt jenen Vogel 
für identisch mit demjenigen, den Levaillant (Oiscaux d’Afrique III. T. 137) unter dem Namen Mesange noire abbildete, welcher im 
Systeme seit langer Zeit den Namen Parus niger führt; daher die Einführung einer neuen Benennung für diese Abbildung ganz verwerf- 
lich, und sie ist gerade in diesem Fall um so unangenehmer, da, wie gesagt, Swainson die Confusion machte, den Vogel vom Gambia mit 
demjenigen aus der Caplandschaft für eine Art zu halten. Unser Museum besitzt den ächten Parus niger des Levaillant, welchen wir der 
Freigiebigkeit des Herrn von Ludwig zu verdanken haben; die genaue Vergleichung desselben mit demjenigen, den ich in Abyssinien 
einsammelte, hat mich von ihrer speeifischen Verschiedenheit überzeugt. Dass ich den ganz unnöthigen neuen Swainson’schen Artennamen 
beseitige, geschicht bloss, um dem Vererben jener Verwechslung vorzubeugen. 

**) Swainson bildet für diesen Vogel eine eigene Untergattung, die er mit dem Namen Dertroides bezeichnete, welche Trennung 
mir unnöthig scheint. Die merkwürdig langen Ruthen, womit die Männchen dieser Art verschen sind, will ich nach eigener Beobachtung im 
Vorbeigehen bier erwähnen; diese Eigenthümlichkeit ist übrigens bereits durch Lesson angegeben worden, 


”**) D. A. Smith will gleichfalls diesen Vogel von den Ploceus getrennt wissen, und bildet dafür eine eigene Untergattung, benannt 
Ploceuspasser. 


Parus leucomelas. 101 


Euplectes zanthomelas (Rüpp.) Wirbelthiere, pag. 94. Abyssinien. 
„ abyssinicus (Auctorum) ibid. pag. 95. Ebendaher. 
» ‚Jlammiceps (Swainson) Birds of Western Afrika, Vol. 2. Taf. 13. Ebendaher. 
» igmicolor, (Fringilla ignicolor Ehrenberg) Symbolae Physic. aves, Tafel 2. Nubien. 
Estrilda caerulescens (Swainson) Fring. astrild. Linn. Vieillot ois. chant. pl. 12. Kordofan, Sennaar 
und Abyssinien. 
» bengralus, Es. phoenicotis (Swainson) Vieillot pl. 5. Ebendaher. 
= minima (Vieillot) pl. 10. Ebendaher. 
„ einerea (Vieillot) pl. 6. Kordofan und Abyssinien. 
„ elegans (Vieillot) pl. 25. Nubien und Abyssinien. 
Linaria vulgaris (Cuv.) Unterägypten. 
Serinus luteus (Fring. lutea Lichtenst.) Temm. pl. 365. Nubien. 
„» eitrinelloides (Rüpp.) Wirbelthiere, Tafel 34. Fig. 1. Simen. 
» nigrriceps (Rüpp.) ibid. Taf. 34. Fig. 2. Ebendaher. 
» anthopygius (Rüpp.) ibid. Taf. 35. Fig. 1. Ebendaher. 
» Tristriatus *) (Rüpp.) ibid. Taf. 35. Fig. 2. Ebend. 
Amadina detruncata, (Fringilla detruncata Lichtenstein Doubletten-Catalog No. 255.) Nubien 
und Kordofan. 
nitens (Vieillot) ois. chant. pl. 21. Nubien, Kordofan und Abyssinien. 
‚Jrontalis, ibid. pl. 16. Ebendaselbst. 
» polyzona (Fringilla polyzona Temm.) pl. 221. Fig. 2. und 3. Abyssinien. 
» larvata (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 36. Fig. 1. Simen. 
Lozxia (?) cantans (Linne) Brown Illustrations, Taf. 27. Fig. 2. Nubien, Sennaar und Kordofan **). 
Vidua paradisea (Cuv.) Vieillot ois. chant. Taf. 37 und 38. Abyssinien. 
„ erythrorhyncha (Swainson) Emberiza Vidua Lin. Vieillot pl. 36. Abyssinien. 
Coliuspasser flaviscapulatus (Rüpp.) Brown zoolog. Illustrations, Tafel 11. Abyssinien. 
» torguatus (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 36. Fig. 2. Simen. 
Pyrrhulalauda erucigera (Smith) Temm. pl. 269. Fig. 1. Djetta. 
leucotis, Stanley im Appendix zu Salt’s Reise, Vol. 2. Seite 368. Fringilla otoleuca, 
Temm. pl. 269. Fig. 2. Nubien. 
Pyrrhula githaginea (Lichtenstein) Temm. pl. 400. Nubien und Aegypten. 
» sinaica (Lichtenstein) Temm. pl. 375. Arabia petraea. 
25 striolata (Rüpp.) Wirbelthiere. Tafel 37. Fig. 1. Simen. 
Colius senegalensis (Linn.) Vieillot Galerie, pl. 51. Sennaar und Abyssinien, 
„  leucotis (Rüpp.) Mus. Senckenberg. Vol. 3. Tafel. 2. Fig. 2. Abyssinien. 
Parus leucomelas (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 37. Fig. 2. Abyssinien. 


” 


” 


” 


*) Swainson bildet aus einigen wenigen Serinusarten von grauer Farbe mit weissem Streifen über den Augen eine eigene Untergat- 
ogel gehören würde, wenn man die Aufstellung dieser Abtheilung genehmiget. 


tung, die er Crithagra benennt, wozu also dieser V ige 
keine der vorhandenen Untergattungen der Fringillen; den 


**) Dieser Vogel passt wegen seiner eigenthümlichen Schnabelbildung in 
Loxien steht er am nächsten. 


26 


Vögel. 


102 Alauda ruficeps. 


Familie der Lerchen. 


Aus vier Untergattungen *) dieser Familie sammelte ich 17 wohlbegründete Arten ein; die meisten derselben 
sind längst bekannt; drei Arten wurden als das Ergebniss meiner früheren afrikanischen Reise in Temminck’s orni- 
thologischem Kupferwerk abgebildet; vier andere, wovon ich nachstehend spreche, halte ich für bisher unbeschrie- 
bene Arten. 


Tafel 38. Fig. 1. 
Alauda ruficeps. Rüppell. 


Diagnos. Mas et Femina: pileo rubiginoso, fronte et sineipite striis nonnullis umbrinis; fascia superciliari et gula alba, rcgione parotica 
isabelline et umbrine variegata; cervice, dorso, alisque umbrinis, pennarum margine cinnamomeo; pectore et hypochondriis dilute 
ferrugineis, ventre et crisso rufo-albicantibus, macula pectorali umbrino-nigricante ad flexuram alarum; cauda fusco-umbrina, rectri- 
cum lateralium margine externo albo; rostro Navo-umbrino, mandibula basi caeruleo-albicante, pedibus dilute-rufescentibus. 


Das Charakteristische dieser Lerche ist der rostrothe Oberkopf, begrenzt durch einen weissen 
Streifen oberhalb der Augen; an der Basis des Schnabels und am Hinterkopf sind die Spitzen der 
Federn dunkelbraun; diejenigen des ganzen Oberkörpers und der Flügel sind gleichfalls in der Mitte 
dunkelbraun, die der Flügel und des Rückens breit rostfarbig gerandet; im Nacken ist der Federn- 
rand mehr rehfarbig; Kehle weiss; Hals, Brust und Seiten des Bauchs verwaschen rostroth, auf der 
Brust an jedem Flügelbug ein grosser schwarzbrauner Flecken, und an der Basis des Halses einige 
dunkelbraune Striche. Schwanz dunkelbraun, die zwei Paar seitlichen Federn auf der äussern Fahne 
weiss gesäumt; Schnabel gelblich braun, die Basis des Unterkiefers bläulichweiss. Füsse verwaschen 


braunröthlich. 
Ganze Körperlänge . . . 5%. 5% Flügellänge . . . „ 3% 5% 
Schwanz besonders gemessen 1. 7 Länge des Tarsus . . — 9 


Oberschnabel der Firste entlang . . . 51,4, 


Beide Geschlechter sind sich ganz gleich; Vorkommen ziemlich häufig auf den Saatfeldern um 
Entschetgab in der Provinz Simen. 


Tafel 38. Fig. 2. 
Macronyx flavicollis. Rüppell. 


Diaynos. Mas et Femina: supra colore umbrino, pennarum margine ex rufo isabellino, fascia superciliari ante oeulos flava, postice albi- 
cante, stria oculari umbrina einerascente, subtus albieante; gula aurantiaca, fascia lata nigra externe albicante marginata; flexura 
alarum limbo flavo, peetore ventre et crisso ex rufo isabellinis, hypochondriis fuscioribus; cauda umbrina, rectrieibus tribus late- 
ralibus parte apicali albis; rostro umbrino, mandibula medio albicante; pedibus et iride glandicoloribus. Avis juvenis: gula et 
stria supereiliari alba, pectore et lateribus colli isabellinis, maculis umbrinis varicgatis. 


Bei dem ausgefiederten Vogel beiderlei Geschlechts ist die ganze obere Körperseite dunkelbraun, 
alle Federn mit einem röthlich-isabellgelben Rande; von jedem Nasenloch geht ein zitrongelber 
Streifen über die Augen her, welcher hinter den letzteren weiss gefärbt ist; durch die Augen selbst 
zieht ein brauner Streifen, unterhalb welchem nach der Ohrengegend zu ein anderer weisser Streifen 
ist. Kehle und Vorderhals lebhaft orangegelb, durch eine breite schwarze Binde begrenzt, die sich 
an die Mundwinkel anlehnt, über die Brust nach dem Bauch zu ausbreitet, und die wieder unterhalb 
der Ohrengegend mit Weiss bordirt ist. Die übrige untere Körperseite ist röthlich isabell, die Seiten 


2 Ich rechne die Anthus in die Familie der Lerchen; andere Ornithologen zählen sie in diejenige der Sänger (Sylvien); sie bilden 
den Ucbergang der einen Familie zu der andern. 


Anthus sordidus. 103 


des Bauchs etwas dunkler; auf den Seiten der Brust sind einige braune Flecken. Der Rand des 
Flügelbugs ist zitrongelb; Flugfedern und Schwanz haarbraun, erstere fein röthlich-weiss gesäumt; 
bei letzteren enden die drei Paar seitlichen Federn mit einem grossen weissen Flecken, der progressiv 
sich verkürzt, aber von der obern Seite kaum sichtbar ist. Schnabel hornbraun, die Mitte des Unter- 
schnabels mit einem weissen Flecken. Füsse und Iris hellbraun. 

Ganze Körperlänge . . . 6%. 5 Flügellänge . . . . 3% 44 
Schwanz besonders gemessen 1. 10. Länge des Tarsus . . 1 11% 
Oberschnabel der Firste entlang . . . 6 

Der junge Vogel hat die Kehle und den ganzen Streifen über den Augen von schmutzig röth- 
lich-weisser Farbe; kein schwarzes Halsband ist vorhanden, dagegen sind auf den Seiten des Halses 
und der Brust einige braune Flecken. 

Dieser Vogel findet sich sehr zahlreich in den grünenden Fluren der Höhen von Simen bei 
Entschetgab; seine Lebensweise entspricht ganz derjenigen der gewöhnlichen Lerche. 


en 


Tafel 39. Fig. 1. 
Anthus sordidus. Rüppell. 


Diagnos. Mas et Femina: colore supra ex viridescente umbrino, pennarum alarum margine limbo clariore, gastraco sordide cinerascente- 
rubiginoso; gula, regione parotica et stria superciliari sordide isabellinis; cauda viridescenti-umbrina, vexillo externo apiceque 
rectrieis ultimae et apice ‚rectrieis penultimae einereo-flavicante; maxilla fusco-umbrina, mandibula et pedibus flavo-umbrinis. 


Das Hauptgefieder dieses Vogels in beiden Geschlechtern ist auf der ganzen obern Körperseite 
schmutzig graubraun, sämmtliche Federn der Flügel mit einem feinen lichteren Randsaum; die untere 
Körperseite ist schmutzig graurostroth, die Kehle, die Ohrengegend und ein Streifen über die Augen 
schmutzig isabellgelb; Schwanz grünlich braun, der freie Rand der äussersten Steuerfeder nebst ihrer 
und der nächstfolgenden Feder Endspitze graugelb. Oberschnabel graubraun, Unterschnabel und Füsse 
gelbbraun. 

Ganze Körperlänge . . . 6%. 6% Länge der Flügel 3. 8” 
Schwanz besonders gemessen 2. 6 Länge des Tarsuss — Il 
Oberschnabel längs der Firste gemessen . 7” 
Lebt auf den Wiesengründen in den Thalniederungen der Provinz Simen. 


ne 


Anthus cinnamomeus. Rüppell. 


Diagnos. Sexus uterque supra colore cinnamomeo, pennarum parte scaphali fammis umbrinis; stria isabellina supraorbitali, gula albicante, 
collo et pectore isabellinis nonnullis maculis umbrinis pietis, ventre et crisso rufo-albicantibus, hypochondriis dilute rubiginosis; 
cauda umbrina nigricante, exceptis rectricibus lateralibus utrinque binis albo-flavicantibus; maxilla fusco-umbrina, mandibula et 
pedibus rufo-albicantibus. 


Obgleich es kaum möglich ist, Vögel aus der Gattung Anthus durch blosse Beschreibung genau 
kenntlich zu machen, so ist mir doch nicht gestattet, diesem Misstande durch eine naturgetreue Abbil- 
dung abzuhelfen; möge die Wahl meiner Worte befriedigend ausfallen. Der ganze Oberkörper in 
beiden Geschlechtern ist zimmetbraun, dem Schaft der Federn entlang mit dunkelbraunen Flammen. 
Bei den Schwungfedern ist diese braune Farbe die vorherrschende; und das Zimmetbraune beschränkt 


104 Anthus sordidus. 


sich auf Randeinfassung. Ueber die Augen zieht ein isabellfarbiger Strich; die Kehle ist weisslich, 
auf den Seiten mit einem schmalen braunen Streifen. Brust und Hals isabellfarbig mit einigen wenigen 
braunen Längsstrichen; Bauch und Aftergegend röthlich weiss, welche Farbe auf den Seiten des Bauchs 
ins verwaschen Rostfarbige übergeht. Der Schwanz ist dunkelbraun, die beiden äusseren Steuerfedern 
jeder Seite gelblich weiss, jedoch bei dem zweiten Paar ein Theil der innern Fahne und der Schaft 
dunkelbraun. Oberschnabel und Iris dunkelbraun, Unterschnabel und Füsse röthlich weiss; um die 
Iris geht ein Kranz von gelblich weissen Stippchen. 

Ganze Körperlänge . . . 6%. 8% Flügellänge . . . 3% 74 

Schwanz besonders gemessen 2. 6 Länge des Tarsus . 1 — 

Oberschnabel der Firste entlang . . 6. 


Diese Anthusart hat gleiches Vorkommen mit der vorherbeschriebenen. 


Zusammenstellung der von mir beobachteten lerchenartigen Vögel. 


Certhilauda desertorum (Swainson); Alauda desertorum Stanley im Appendix zu Salt’s Reise; 
A. bifasciata (Temminck), Rüppell Atlas. Vögel, Tafel 5.; aus den Wüstesteppen von 
ganz Nordafrika und Arabien. 

Alauda bilopha (Rüpp.); Temm. pl. 244. Fig. 1.; Gebirgsthäler des peträischen Arabiens. 

calandra (Linn.). Häufig in Aegypten und Nubien. 

brachydactyla (Leisler). Häufig in Aegypten, Nubien und Abyssinien. 

cristata (Linn.). Häufig in denselben Gegenden. 

arvensis (Linn.). Häufig in Unterägypten und Arabien. 

isabellina (Temm.) A. deserti (Lichtenst.) Temm. pl. 244.; häufig in Aegypten, Nubien 

und Arabien. 
»  ruficeps (Rüpp.) Wirbelthiere. Taf. 38. Fig. 1. Abyssinien. 

Macronyx flavicollis (Rüpp.) Wirbelthiere. Taf. 38. Fig. 2. Abyssinien. 

Anthus arboreus (Bechstein), im Winter häufig in Unterägypten. 

pratensis (Bechstein) Ebendaher. *) 

ceciliüi (Savigny) Descrip. de l’Egypte, oiseaux, pl. 5. Fig. 6. A. rufogularis Brehm; bei 

Souez häufig im April. 
rufescens (Temm.), häufig im Winter in Unterägypten, auch in Dongola und dem peträi- 


” 


schen Arabien. 
„ campestris (Bechstein). Ebendaher. 
» aquaticus (Bechstein). Ebendaher. 
„  sordidus (Rüpp.) Wirbelthiere. Tafel 39. Fig. 1. Simen in Abyssinien. 
» einnamomeus (Rüpp.). Ebendaselbst, Seite 103. Ebendaher. 


*) Ist in der Descript. de l’Egypt. Taf. 13. Fig. 6. unter dem Namen Anthus arboreus beschrieben und abgebildet; der in dem 
nämlichen Werk, Tafel 5, Fig. 5. abgebildete Anthus Coutelli ist mir unbekannt; Ehrenberg hält ihn für Anthus aquaticus. (Symb. Phys. 
Aves. Bogen d.d.) 


Hirundo pristoptera. 105 


Familie der schwalbenartigen Vögel. 


Dreizehn zur Linne’schen Gattung Hirundo gehörige Arten habe ich in Nordafrika eingesammelt, und eine 
vierzehnte beobachtet, ohne ihrer habhaft zu werden; nur eine einzige derselben halte ich für unbeschrieben. 


Tafel 39. Fig. 2. 
Hirundo (Chelidon) pristoptera. Rüppell.*) 


Diagnos. Mas et Femina: Capite, dorso et gastraeo atro-caeruleis, alis et cauda anthracinis, flexura alarum nivea, lateribus pectoris sub 
Nlexura alarum niveis; margine externo remigis primae serrulato ; cauda forficata, alis majore. 


Das Charakteristische und zugleich etwas ganz Ungewöhnliche ist bei dieser Art der Rand des 
Bartes der äussern Fahne der ersten Flugfeder, indem er sägeförmig ausgezackt ist, wobei jede 
Bartfaser dieser Fahne eine vorwärts gerichtete Spitze hat, die gleichsam einen Hacken bildet. Der 
Schnabel ist sehr klein, der Schwanz gabelförmig ausgeschnitten, und einen halben Zoll länger als 
die Endspitzen der Flügel. 


Ganze Körperlänge . . . 5%. 3% Flügellänge . . . 3% 11% 
Schwanz besonders gemessen 2. 6 Länge des Tarsus . — 4 


Oberschnabel der Firste entlang . . 21,” 


Der ganze Kopf, der Nacken, Rücken und die untere Körperseite sind dunkelschwarzblau; Flügel, 


Schenkel und Schwanz rauchschwarz; innerer Rand der Flügel unterhalb dem Bug, und dahinter 
liegende Federn der Seiten des Bauchs schneeweiss, wodurch am vordern Flügelrand ein weisser Far- 
benstreif sich zeigt. 

Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Diese schöne Schwalbenart baut ihr Nest in den Felsen- 
spalten der Thäler in der Provinz Simen. 


Von den acht durch mich eingesammelten Arten der Gattung Caprimulgus, wurden bereits drei als für die 
Wissenschaft neu in meinem zoologischen Atlas und in Temmincks planches coloriees abgebildet; drei andere dieser 
Arten sind von längerer Zeit her den Naturforschern bekannt; die übrigen beiden Arten scheinen mir neu zu seyn. 
Da es schwierig ist, sie durch blosse Beschreibung des Gefieders richtig kenntlich zu machen, so ist um so mehr 
zu bedauern, dass mir der Raum nicht gestattet, eine Abbildung zu veröffentlichen. 


. De .. 
Caprimulgus tristigma Rüppell. ”*) 
Diagnos. Capite, pectore, cervice, dorso, alarum tectrieibus et cauda supra sordide cinerascentibus, permultis maculis, punctulis ac lineis 


umbrino-fuscis variegatis, nonnullis maculis isabellinis cervici et tectricibus interspersis; remigibus umbrinis, tribus externis parte 
sso rubigi- 


mediana vexilli interni macula rotunda alba; remigibus secundariis umbrinis, fasciis rubiginosis pictis; ventre ct cı 
nosis lineis umbrinis variegatis, gula isabelline et umbrine lineolata, jugulo maculis duabus albicantibus; fibrissis eximiis, cauda 
recte truncata, 
Totius corporis longitudo . . . 10%. 2” Longitudo alarum . . . 6%. 9" 
Cauda scparatim mensurata . . 4 0 Marsus io 
Maxilla . . 6% 
Habitat solitarius in campis prope Gondar. 


*) F. Boje von Kiel hat die Linne’sche Gattung Hirundo in einem in der Isis von 1822, Seite 545 abgedruckten Aufsatz über die 
Classification der Vögel in mehrere, durch neue Namen bezeichnete Untergattungen abgesondert, dieselben aber nicht durch aufgestellte 
Kennzeichen, sondern nur durch aus der europäischen Fauna aufgeführte Beispiele erläutert. Vermuthlich hat er diese neuen Untergat- 
tungen in einem andern mir unbekannten ornithologischen Werk charakterisirt. 

**) Dieser Caprimulgus hat viele Achnlichkeit mit Swainson’s Scotornis trimaculatus (Birds of Western Africa, Vol. 2. pag. 70), ist 
aber durch die Färbung des Schwanzes verschieden. Ist dieses vielleicht bloss Sexualunterschied ? 


Vögel. 27 


106 


Caprimulgus poliocephalus. Rüppell. 


Diagnos. Mas: Capite supra colore cinereo-cervino, vertice nonnullis maculis nigris; nucha torque plumis fuseis apicibus rubiginosis, 
{ collo, regione parotica et pectore nigricantibus punctulis isabellinis variegatis, medio gulae macula alba; jugulo fusco pennarum 
apice rubiginoso; ventre et crisso sordide isabellinis, illo permultis lineis transversis umbrinis; dorso umbrino-einerascente, non- 
nullis plumis nigris, vexillo externo et parte apicali isabellinis; remigibus primariis umbrinis, 2a, 3a ct 4a dimidio longitudinis 
fascia nivea, secundariis umbrino et rubiginoso fasciatis; cauda reete truncata umbrino-fusca, fasciis clarioribus paululum conspi- 
euis picta, reetricibus quatuor lateralibus albis, margine vexilli externi rufo-fusco, recetricibus binis medianis einerascentibus, litturis 
ct striis umbrino-fuseis variegatis; fibrissis eximiis. 
Totius corporis longitudo . . » » 9 6"; Longitudo alarum . . . . 5. 8% 
Cauda separatim mensurata . .. 3 10 LDOrSUSEr BE De re ne: 
Manilla . .„ 6% 


Habitat solitarius in vallibus provinciae abyssinicae Aulla, 


Zusammenstellung der von mir beobachteten schwalbenartigen Vögel. 


Hirundo (Cotyle) torquata (Linn.) Buflon, pl. 723. Fig. 1. Barakit in Abyssinien. 
paludibula (Vieillot) Levaillant ois. d’Afrique, pl. 246. Fig. 2. 


r „» riparia (Linn.) Aegypten und Nubien. 

55 » rupestris (Scopoli). Ebendaher. 

» (Cecropis) Savigny autorum; H. cahirica Lichtenstein Descript. de l’Egypte Oiseaux. 
Taf. 4. Fig. 4., mit der Benennung Hirundo Riocourii. Aegypten, Arabien, 
Massaua. 

, „  rustica (Linn.). Aegypten, Nubien und Simen. 

= r seneg.alensis (Linn.). Buffon, Taf. 310, und besser Swainson birds of West- 
Africa, Vol.2. Taf. 6. Temben in Abyssinien. 

5 r capensis (Linn.). Buffon, Taf. 723. Fig. 2. Temben. 

” »  ‚filicaudata (Latham, Franklin*) H. ruficeps, Lichtenstein Doubletten-Verzeich- 


niss No. 598. Latham General history of birds, Tafel 113. Temben. 
» (Chelidon) wrbica (Linn.). Aegypten und Nubien. 
> » pristoptera (Rüpp.) Wirbelthiere. Tafel 39. Fig. 2. Simen. 
Cypselus apus (Linn.). Aegypten und Nubien. 
35 ambrosiacus (Linn.) Temm. pl. 460. Fig. 2.; ist auch Cyp. parvus, Lichtenstein Doub- 
letten-Verzeichniss No. 603. Aegypten und Nubien. **) 
Caprimulgus europaeus (Linn.) Buffon, Tafel 193. Aegypten. 
» tsabellinus (Temm.) pl. 379. C. egyptius, Lichtenstein Doubletten-Verzeichniss, No. 610. 
Nubien, Aegypten. 
2 erimius (Rüpp.) Temm. pl. 398. Sennaar. 
»  infuscatus (Rüpp.) Atlas. Tafel 6. Nubien und Abyssinien. 
» tristigma (Rüpp.) Wirbelthiere. Seite 105. Abyssinien. 
» poliocephalus (Rüpp.) Wirbelthiere, Seite 106. Abyssinien. 


*) Franklin, in den Proceedings of the Zoolog. Society for 1830, pag. 115, hat mit H. ‚Rlieaudata die Lathamische Bezeichnung: 
Wire tailed Swallow übersetzt, 

**) Ich beobachtete noch ferner eine schr grosse Cypselusart, von ungemein raschem Flug, auf den Höhen bei Entschetgab in Simen, 
konnte ihrer aber nicht habhaft werden. 


Muscicapa semipartita. 107 


Caprimulgus (Scotornis) climacurus (Vieillot) Galerie, pl. 122. Schendi. 
2 longipinnis (Shaw), oder Macropteryx africanus, Swainson Birds of West-Africa, Vol. 2. 
pl. 5. Abyssinien. 


Familie der Fliegenfänger, Muscicapa. Linne. 

Aus der Cuvier’schen Gattung Mascipeta beobachtete ich in den abyssinischen Küstenthälern (Modat) zahl- 
reiche Individuen der schönen von Swainson beschriebenen Art Mus. melanogaster *); ich hatte dort die beste 
Gelegenheit, mich zu überzeugen, dass die beiden verlängerten mittleren Schwanzfedern des ausgefiederten Männ- 
chens unbestimmt bald durchaus rothbraun, bald rein weiss gefärbt sind mit schwarzem Schaft, bald selbst gleich- 
zeitig eine der Federn roth und weiss ist. Bei einem in unserm Museum aufgestellten Individuum aus Abyssinien 
sind sogar die acht mittleren Schwanzfedern weiss; der Artennamen melanogaster ist übrigens nicht der passendste, 
denn die Farbe des Bauchs ist dunkelblaugrau, und nicht schwarz, selbst nach Swainson's eigener Beschreibung. 
Das Weibchen hat die Schwanzfedern ohne Verlängerung, und alle sind durchaus rothbraun gefärbt. Schade, dass 
diese prachtvolle Species noch nie abgebildet wurde; vielleicht hole ich diesen Mangel bei anderer Veranlassung 
nach. — Von ächten Muscicapen erhielt ich fünf Arten, worunter zwei neu sind. 


Tafel. 40. Fig. 1. 
Muscicapa semipartita. Rüppel. 


Diagnos. Notaeo utriusque sexus schisticolore-cano, exceptis remigibus cinereo-umbrinis, externe cano-limbatis; gastraco rubiginoso; cauda 
subgradata, supra et subtus cana, rostro et pedibus nigris. 


Die Färbung dieses Vogels ist in beiden Geschlechtern sehr einfach, der ganze Oberkörper ist 
einfach schiefer-griesgrau, mit Ausnahme der graubraunen Schwungfedern, an welchen der obere 
Theil der äussern Fahne hellgrau gesäumt ist; die ganze untere Körperseite ist rostroth; der etwas 
gestaffelte Schwanz ist oben und unten griesgrau; Schnabel und Füsse schwarz, Iris dunkelbraun. 


Ganze Körperlänge . . . 6. 0% Länge der Flügel . 3%. 3% 
Schwanz besonders gemessen 2. 6. Länge des Tarsuss . — 9%. 
Oberschnabel längs der Krümmung der Firste . 51. 


Bewohnt die unbebauten mit Strauchwerk bedeckten Flächen um Gondar; ward auch früher von 


mir in Kordofan eingesammelt. 
u 


Musecicapa chocolatina. Rüppell. 


Diaynos. Mas adultus: capite, cervice et tergo cinereo umbrinis; interscapulio, alis et cauda colore chocolatino, remigum secundariarum 
margine clariore; gastraeo sordide einerascente, gula et parte mediana abdominis paululum albicante; rostro et pedibus nigri- 


cantibus, fibrissis eximiis, cauda subrotundata. 
otius corporis longitudo 6°. 2”; cauda 2. 5”; alae a flexura usque ad apicem tertiae rı 2a; ta ; ge 
t poris longitudo 6°. 2”; cauda X. 5’; alaca fl jue ad tertiae remigis 3. 2V4; tarsus 9”; maxilla 5\2 


Von dieser Art erhielten wir nur ein einziges verflogenes Individuum in den Thälern der Provinz 
Simen; ward sonst nirgends wo beobachtet. 


Von der durch Temminck begründeten Gattung Drymophila **) waren alle bis jetzt bekannte Arten aus dem 
indischen Archipel abstammend. Ein von mir in Abyssinien entdeckter Vogel muss einen Platz in dieser Gattung 


*) Birds of Western-Africa, Vol. 2. pag. 55. 
**) Planches coloriees, 70e Lieferung. 


108 Drymophila abyssinica. 


einnehmen, obgleich dessen Nasenlöcher nicht so dicht an der Schnabelbasis befindlich sind, als bei den javani- 
schen Arten, und demnach auch nicht von den Stirnfedern ganz überdeckt werden; im Uebrigen stimmen alle andere 
von Temminck angegebene Charaktere, und die Verwandtschaft der Färbung des Gefieders ist auch zu berück- 


sichtigen. 


Tafel 40. Fig. 2. 
Drymophila abyssinica. Rüppell. 


Diagnos. Mas et Femina: Capite, collo, peetore et ventre glauco-fuscis, dorso et alarum tectrieibus, hypochondriis et tibiis ex rufo-virente- 
umbrinis; rectrieibus et cauda hepaticis, limbo rufo-virente; rostro et pedibus colore corneo, illo margine flavicante. 


Der ganze Kopf, Nacken, Hals, Brust und die Bauchmitte sind dunkel schimmelgrau; der Rücken, 
die Flügeldeckfedern, die obern Schwanzdecken, die Seiten des Bauchs, die Schenkel und der Rand 
der Flug- und Steuerfedern sind grünlich rothbraun; die Mitte der Flug- und Schwanzfedern ist dunkel 
leberbraun, Schnabel und Füsse hornfarbig, der Rand des Ober- und Unterschnabels gelblich; Iris 


dunkelbraun. 
Ganze Körperlänge . . . . 6%. 0% Länge des Flügels . . 2. 9% 
Der Schwanz besonders gemessen 2. 3. Länge des Tarsus . . — Il 


Oberschnabel der Firste entlang . 61. 

Die Bartborsten am Mundwinkel sind nicht sehr zahlreich. Die Färbung des Gefieders in beiden 
Geschlechtern ist sich ganz gleich. Dieser Vogel kömmt nur sehr vereinzelt in den Thälern von Simen 
vor; er hält sich in diekem Gebüsch auf, wie die verwandten Arten, auf Insekten Jagd machend. Ueber 
seine sonstige Lebensweise sind keine Beobachtungen gemacht worden. 


Aus der Gattung Edolius Cuvier (Dicrurus Vieillot) beobachtete ich nur eine Art, welche diejenige ist, die 
Herr Ehrenberg in seinen Symbolae physicae, Aves, nach einem einzigen zu Ambucol erhaltenen Exemplar eines 
Jungen Vogels unter dem Namen E. lugubris aufgestellt hat; ich halte den seitdem durch Swainson unter dem Namen 
Dicrurus canipennis beschriebenen Vogel *) für ein ausgefiedertes Individuum jenes E. lugubris, wenigstens kann 
ich keinen Unterschied zwischen Swainsons Beschreibung und dem von mir eingesammelten ausgefärbten Vogel der 
Ehrenbergischen Art aufinden; dieselben sind am Kopf, Nacken, Rücken und der ganzen untern Körperseite schwarz 
mit bläulichem Schiller; die Flügel und der Schwanz sind rauchschwarz, glanzlos, die innere Fahne aller Flug- 
federn hell graubraun mit dunkelbrauner Endspitze. Schnabel und Füsse schwarz; für Ausmessungen und andere 
Notizen verweise ich auf die sehr ausführliche Ehrenbergische Beschreibung. Kömmt häufig in ganz Abyssinien, 
Sennaar und Kordofan vor; lebt paarweise auf Bäumen. Nahrung vorzugsweise Insekten. 


Zusammenstellung der beobachteten Arten von Fliegenfängern. 


Muscipeta melanogaster (Swainson). Thäler der abyssinischen Küste, 
Muscicapa grisola (Linn.) Buffon, Tafel 565. Fig. 1. Aegypten und Arabien. 
„ albicollis (Temm.) Buffon, Tafel 565. Fig. 2. Arabien. 
35 senegalensis (Linn.) M. Pririt Vieillot, Levaillant ois. d’Afr. Pl. 161. Fig. 1. mas. **) 
Abyssinien und Kordofan. 
» semipartita (Rüpp.) Wirbelthiere, Tafel 40. Fig. 1. Ebendaher. 
» chocolatina (Rüpp.) Wirbelthiere, Seite 107. Simen in Abyssinien. 


*) Birds of Western Africa, Vol. 1. pag. 254. 
**) Das Weibchen dieses Vogels ist in Levaillant pl. 161. Fig. 2. schr ungenügend abgebildet, und gleiches ist bei Buflon Tat. 567. 
Figur 1. der Fall; denn alle von mir beobachteten Weibchen haben eine dunkel rothbraune scharf mit Weiss begrenzte Binde über die Brust. 


Troglodytes micrurus. 109 


Drymophila abyssinica (Rüppell) Wirbelthiere, Tafel 40. Fig. 2. Simen. 
Ceblepyris (Campephagaj) phoenicea (Swainson) Birds of Western Africa, Vol. 1. Tafel 27 und 28. 
Abyssinien und Sennaar. 
»  (@raucalus) pectoralis, Jardine ornithological illustrations, Tafel 57. Abyssinien. *) 
Edolius lugubris (Ehrenberg) Symbolae physicae, aves. Tafel 8. (avis juvenis) Abyssinien, Sennaar 
und Kordofan. 


Es bleibt mir nur noch der Raum von zwei Tafeln Abbildungen für Vögel übrig! ich will sie benutzen für 
einige meiner Arten aus der Familie der Sylvien, besonders weil in der Section der Vögel des naturhistorischen 
Atlasses zu meiner früheren afrikanischen Reise einige Arten von Prinien als Malurus abgebildet wurden **) und zwei 
andere Vögel (Tafel 12 und 18) gleichfalls als Malurus dargestellt sind, die nicht die geringste Beziehung mit 
jenen Prinien oder den ächten Malurus (deren Typus Lathams Sylvia cyanea ist) haben, sondern vielmehr als 
eigene Gattung in die Familie der Drosseln aufzustellen sind. ***) 


Familie der Sylvien. 


Troglodytes. Cuwvier. 
Tafel 41. Fig. 1. |>2\ 
Troglodytes micrurus. Rüppel. 


Diagnos. Troglodytes cauda alarum apice breviori, notaco colore cervino cinerascente, alis et cauda hepaticis limbo marginali clariore ; stria 
superciliari, gula et tectricibus inferioribus caudae albicantibus, regione parotica, pectore et ventre ex rufo-isabellinis. 


Mit Recht verdient wohl dieser Zaunschlüpfer, dass sein Artenname die ungewöhnliche Kürze seines 
Schwanzes andeute; die Spitzen der Flügel sind bei ihm länger als dessen Ende. 


Ganze Körperlänge . . 2. 11% Flügelläne . . 1%. 111," 
Schwanzlänge . . 2... — 8 Länge des Tarsuss — 8 
Oberschnabel . . 5%. 


Die ganze obere Körperseite und die Flügel sind graubraun, ins Rehfarbige übergehend, die 
Flug- und Schwanzfedern leberbraun mit feinem hellerem Randsaum; ein Streif über die Augen 
und die Kehle weiss; Vorder- und Seitenhals, und die übrige untere Körperseite verwaschen röthlich 
isabell; Schnabel, Füsse und Nägel hell gelbbraun; Iris karminroth. Der Vogel trägt beim Hüpfen 
gewöhnlich den kurzen Schwanz in die Höhe; er lebt Paarweise auf niederem Gesträuch, sich von 
ganz kleinen Insekten nährend. 

Vorkommen: Kordofan, Sennaar und ganz Abyssinien. 


*) Ich verweise bezüglich der Ceblepyris auf meine Monographie dieser Gattung, abgedruckt im dritten Bande des Museum Sen- 
ckenbergianum, Seite 21. 

**) Malurus clamans et gracilis, Tafel 2. a et b., Mal. pulchellus, Tafel 35. a, Mal. ruficeps, Tafel 36. a, welcher Letztere den Ueber- 
gang zu der Section der Cisticula macht, und Mal. inquietus, Tafel. 36. b. 

***) Es sind dieses die unter dem Namen Malurus acaciae und M. squamiceps abgebildeten Vögel. Lichtenstein in seinem Doubletten- 
Verzeichniss des Berliner Museums, Seite 40, beschrieb den ersteren als den Typus einer neuen von ihm unter dem Namen Sphenura 
aufgestellten Gattung. Dass dieser Vogel nebst dem ihm verwandten Malurus squamiceps meines Atlasses und der Fluteur des Levaillant 
eine besondere Gattung bilden müssen, damit bin ich vollkommen einverstanden, und nehme auch für dieselbe den Namen Sphenura an; 
nur sind die durch Lichtenstein der Sphenura acaciae angereiheten I1 amerikanischen Vögel (No. 456 — 466) nicht dazu passend, eben 
so wenig als No. 455., den ich auch bereits vorstehend, Seite 83, unter den Meruliden als Merula erytlroptera aufgeführt habe. 


28 


Vögel. 


110 


Prinia. Horsfield. 
Tafel 41. Fig. 2. [= !| 
Prinia rufifrons. Rüppell. 


Diagnos. Prinia fronte rubiginosa, vertice, cervice et collo cinereo-murinis, alis dilute einereo-umbrinis, teetrieibus limbo albicante, gutture 
albo, peetore et abdomine flavicanti-albis, tibiis rubiginosis, cauda supra et subtus umbrino-nigricaute, remigis externi margine 
laterali et macula apicali, binis subsequentibus sola macula apicali alba. 


Bei dieser, wie bei den meisten andern Prinienarten, entspricht der lange gestaffelte Schwanz vier 
Neuntheilen der ganzen Körperlänge; die äussere Zehe ist etwas länger als die innere; an den kurzen 
zugerundeten Flügeln ist die vierte Schwungfeder die längste. 

Ganze Körperlänge . . . 4. 6%; Flügelänge . . . 1% 9% 
Schwanz besonders gemessen 2. 1 Länge des Tarsuss . — 9 
Oberschnabel längs der Krümmung der Firste . 5. 


Stirn rostroth; Oberkopf, Nacken, Seiten des Halses und Rücken mäusegrau; zwischen Mundwinkel 
und Augen einige weisse Pünetchen auf grauem Grund. Flügel hellbraun, sämmtliche Deckfedern 
mit einem feinen weisslichen Randsaum. Schwanz schwarzbraun, die drei Paar seitlichen Schwanz- 
federn mit weisser Endspitze, und die Fahne der äussern Feder weiss gerändet. Ganze untere Kör- 
perseite gelblich weiss, Schenkel rostfarbig. Der Schnabel ist bald hornbraun, bald gelbgrau, welches 
auch die Farbe der Füsse. Iris braun. 

Lebt auf niederem Buschwerk in den abyssinischen Küstenthälern, sich von ganz kleinen Insekten 
ernährend; hat ganz die Lebensart des Zaunkönigs, wedelt meistens mit dem Schweif und schlüpft 


durch das Blattwerk. 
—— 


Prinia mistacea. Rüppell. 


Diagnos. Mas. Capite, collo, dorso et alis einereo-olivaceis, alarum flexura margine albo, remigum limbo externo rufeseente, stria super- 
eiliari et gastraeo albo-Navicante, erisso et tibiis paululum rufescentibus, cauda dilute cinereo-rufescente, apice albo reetriecum 
macula fusca; rostro nigro, pedibus colore corneo. Femina supra rufo-olivacea, remigibus et rectrieibus einereo-olivaceis mar- 
gine externo rufescente, his apicem versus macula fusca; gula alba, stria superciliari, gutture, pectore et ventre albo-Navicanti- 
bus, hypochondriis, tibiis et erisso rufo-lavicantibus; rostro et pedibus colore corneo. 

In utroque sexu angulo oris fibrissae duae validae. 


In der Körperform ist diese Art der vorherbeschriebenen ganz gleich, nur im Ganzen etwas grösser. 
Ganze Körperlänge . . 5%. 0% Flügelläne . 2. 0% 
Schwanz besonders . . 2. 4. Tarsus . ..— 9 
Oberschnabel. . 5%. 


Was sie besonders auszeichnet, sind zwei an jedem Mundwinkel befindliche schwarze Borsten. In 
der Färbung beider Geschlechter herrscht eine kleine Verschiedenheit. Beim Männchen ist der Ober- 
kopf und überhaupt die ganze obere Körperseite nebst den Flügeln olivenfarbig, welches stark ins 
Graue zieht; Schwanz licht röthlichgrau; die Flug- und Steuerfedern haben einen ins Rostfarbige spie- 
lenden Randsaum; Rand des Flügelbugs weisslich. Die Federn des stark gestaffelten Schwanzes unfern 
der Endspitze mit einem dunkelgrauen Flecken, die Endspitze selbst mit weisslichem Rand. Streifen 
über den Augen, Kehle, Vorderhals, Brust und Bauch gelblich weiss; Steiss und Schenkel verwaschen 
röthlich gelb; Schnabel schwarz, Füsse hornfarbig, Iris dunkelbraun. Bei dem Weibchen ist der ganze 


Sylvia cinnamomea. 111 


Oberkörper mehr ins Rothgrüne spielend, die Flug- und Steuerfedern grau olivenfarbig, mit grün- 
rothem Rande, letztere unfern der Endspitze mit einem graubraunen Flecken. Kehle weiss; Streif 
über die Augen, Hals, Brust, und Mitte des Bauchs weisslich gelb; Seiten des Bauchs, Schenkel, After- 
gegend und Bürzel verwaschen gelblichroth; Schnabel und Füsse hornfarbig. Lebensart und Nahrung 
wie bei vorbeschriebener Art; findet sich häufig in dem niedern Strauchwerk um Gondar. 


Von den Salicarien trenne ich diejenigen Sylvien, welche einen etwas abwärts gebogenen Oberschnabel, einen 
zugerundeten Schwanz, mittelmässige Flügel haben, und deren obere Körperseite durchgehends verschiedentlich 
zimmetfarbig mit dunkelbraunen Flammen gefärbt ist; Typus dieser Section ist Sylvia eisticola, wornach ich die- 
selbe mit dem Beinamen Cisticola bezeichne. Ich fand zwei Arten in Abyssinien, die hierzu gehören, auf deren ein- 
fache Beschreibung ich mich beschränken muss. 


Sylvia (Cisticola) lugubris. Rüppell. 


Diagnos. Mas adultus: Fronte et vertice rufescente-umbrinis, stria superciliari albo-flavicante, gutture et flexura alarum albidis; cervice et 
uropygio cinerascente-cervinis; dorso, tectrieibus, remigibusque umbrino-nigricantibus, illis cinerascenti, his rufe ti-marginatis; 
peetore et ventre sordide isabellinis; lateribus pectoris cinerascenti et umbrino-variegatis; tibiis dilute ferrugineis; cauda fusco- 
umbrina, rectricum apice et fascia transversa terlia parte pollicis distante sordide albicante; maxilla umbrina, mandibula, pedibus 
et unguibus colore corneo, 

Corporis longitudo . 5. 1; Alayı. ur 2/05 
Caudan rat Tarsuss . . — 101, 
Maxilla . 5,” 
Avis juvenis ab adulto differt: statura minore, dorso, teetrieibusque sordide umbrinis, remigum margine umbrino-cinerascente. 
Habitat in agris prope Gondar in Abyssinia. 


Sylvia (Cisticola) erythrogenis. Feüppell. 


Diaynos. Pileo, nucha, interscapulio, tectrieibus alarım et caudae, remigibusque secundariis parte scaphali nigro-umbrinis, lateraliter rubi- 
ginosis; remigibus primariis hepatieis margine externo basin versus rubiginoso; stria supereiliari, regione parotica et lateribus 
colli, uropygio et tibiis rubiginosis; gutture, parte mediana pectoris et ventris ex isabellino albidis, prope Nexuram alarum non- 
nullis flammis umbrinis, parte laterali ventris et crisso rufo-isabellinis; cauda gradata, umbrina, reetricum margine laterali rubi- 
ginoso, apice rufo-albicante cum macula nigricante; maxilla umbrina, mandibula et pedibus colore cornco, iride umbrino-rubra. 

Corporis longitudo . 5. 0%; Alan 2 057% 
CGaudasr Er 9) Tarsuss . . — 10 
Maxilla . 5%". 
Habitat in agris prope Gondar et in vallibus provinciae Simen. *) 


Von eigentlichen Sylvien besitze ich aus der Unterabtheilung der Salicaria eine neue Art. 


Tafel 42. Fig. 1. 
Sylvia? (Salicaria) cinnamomea, Rüppel. 


Diaynos. Alis mediocribus in utroque sexu, cauda cuneata paululum gradata; capite supra colore cervino, stria supraciliari flavo-albicante; 
inter oculos et rostrum macula fusca ; cervice, dorso, cauda, alarum tectrieibus, margine externo remigum, pectore, crisso, lateribus 
colli abdominisque eolore einnamomeo; remigibus glandieoloribus, gutture et parte mediana abdominis sordide albicante, rostro 
fusco-umbrino, pedibus rufo-umbrinis. 


Diese Art dürfte wegen ihrer kurzen zugerundeten Flügel und ihres keilförmigen gestaffelten 


*) Der Vogel, welchen Buflon auf Tafel 582. Fig. 2. unter dem Namen Figuier tachete du Senegal abbildet, ist dieser Cisticola un- 
gemein ähnlich, unterscheidet sich aber durch kleinere Statur und den Mangel der rostrothen Ohrengegend. Latlham (Vol. 7. Seite 94.) 
beschreibt diese Buflon’sche Figur unter dem Namen Sylvia undata. 


112 Sylvia umbrovirens. 


Schwanzes in einer eigenen Untergattung abgesondert werden, worauf ich jedoch nur hier aufmerksam 
mache, ohne einen besondern Namen für deren Bezeichnung in Anwendung zu bringen. *) 


Die Ausmessung ergiebt: 


Ganze Körperlänge . . 6. 4” Flügel bis zur Spitze der 5. Feder 2°. 6” 
Schwanz besonders gemessen 2. 10; Tarsus. » » » 02.0. — 10% 
Länge des Oberschnabels . 53," 


Der Oberkopf ist braungrau, welches allmählig auf dem Nacken ins Zimmetfarbige übergeht, 
das der Hauptfarbenton der ganzen obern Körperseite ist; die Flugfedern haben diese Farbe nur 
am äussern freien Rande und sind im übrigen eichelbraun; ein gelblichweisser Streif gehet über die 
Augen; Raum zwischen Augen und Schnabel dunkelgrau; Kehle, Vorderhals und Bauchmitte schmutzig 
weiss; Seiten des Halses und des Bauchs, Brust und Aftergegend blass zimmetfarbig, Schnabel schwarz- 
braun, Füsse und Iris rothbraun. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, leben Paarweise auf niederm 
Buschwerk, sind sehr beweglich, tragen zuweilen den gestaffelten Schwanz in die Höhe gerichtet, 
und gleichen durch diese Sitte den Prinien. Nahrung kleine Insekten; Vorkommen auf den Wiesen 
von Entschetgab in der Provinz Simen. 


Aus der Abtheilung der Sylvien, die Koch mit dem Namen Ficedula als Untergattung zusammenstellt ‚und 
deren Typus Sylvia sibilatrix ist, beobachtete ich eine Art, die mir neu scheint, von der ich aber gleichfalls nur 
die Beschreibung veröffentlichen kann. 


Sylvia (Ficedula) umbrovirens. Rüppell. 

Diaynos, Capite, cervice, dorso, teetricibusque umbrino-virentibus, remigibus et cauda umbrinis, margine laterali flavo-virente, stria super- 
eiliari Navicante; gutture, peetore et abdomine sordide isabellinis; maxilla et pedibus rufo-umbrinis, mandibula sordide flavicante; 
cauda aequali; ricto nonnullis fibrissis. 

Diese nur auf die Beobachtung eines einzigen Individuums begründete Art, dessen Geschlecht 
nicht einmal auszumitteln war, hat grosse Aehnlichkeit mit Sylvia trochilus, von welcher sie sich aber 
namentlich durch einen kürzeren, dabei etwas höheren Schnabel und durch das Vorhandenseyn einiger 
Bartborsten unterscheidet. Kopf, Nacken, Rücken und Flügeldeckfedern braungrün; Flügel und Schwanz- 
federn dunkelhornbraun mit zeisiggrünem Randsaume; über die Augen ein gelblicher Streif, der aber 
nicht bis zum Schnabel zieht; untere Körperseite schmutzig isabell, das auf den Seiten des Halses 
und der Brust ins Röthlichgraue spielt, während die untern Schwanzdecken ins Gelbliche übergehen. 
Oberschnabel und Füsse hornfarbig; Unterschnabel graugelb. 


Ganze Körperlänge . . 4. 2 Flügellänge . . . .„. 2%. 1% 
Schwanzläne . . . . . 5. Länge des Tarsus . . — 9 
Öberschnabel längs der Krümmung der Firste . 4, 
Die Lebensweise dieses Vogels soll derjenigen der Sylvia trochilus entsprechen, womit ihn meine 
Jäger verwechselt haben. Vorkommen: niederes Gebüsch in den Thälern von Simen. 


*) Unser Museum besitzt mehrere ähnlich geformte Sylvienarten, die aus Java und Australien abstammen, aber uns ohne Artenbestim- 
mung zugekommen sind; sollten englische Naturforscher für diese Gruppe in neuerer Zeit nicht bereits einen eigenen Gattungsnamen ge- 
bildet haben? 


Sylvia lugens. 113 


Aus der Bechsteinischen Unterabtheilung der Curruca beobachtete ich in Abyssinien eine neue Art, die aber 
leider gleichfalls nur auf ein einziges eingesammeltes Individuum begründet ist. 


Tafel 42. Fig. 2, 
Sylvia (Curruca) lugens. Rüppell. 


Diaynos. Capite supra, regione parotica et collo, dorso et alis colore chocolatino; gula sordide einerascente, pennarum apice albo, pcetore 
. F . » * n * . in a 2 
ventre et crisso ex isabellino cinerascentibus; cauda subrotundata, fusco-umbrina, postice albo-limbata, rectrieis externae vexillo 

laterali et parte apicali albis; rostro nigro, pedibus umbrinis. 


Oberkopf, Ohrengegend, ganzer Oberkörper und Flügel einförmig chocoladebraun, Kehle dunkel- 
grau mit weisslichen Federspitzen; untere Körperseite verwaschen grau mit isabellfarbigem Anflug; 
Schwanz schwarzbraun, die äussere Fahne der seitlichsten Steuerfeder, ein Fleck an ihrer Endspitze 
und der Endrand der übrigen Schwanz/edern weiss. Der Schwanz selbst ist etwas weniges zugerun- 
det, jedoch beträgt der Unterschied der Steuerfedern nur zwei Linien. 


Ganze Körperlänge . . . 5. 6 Länge des Flügels . . 2. 3% 
Schwanzlänge besonders . . 2. 2 Na Soon MM 
Oberschnabel längs der Firste . . 5% 


Die Thäler von Simen in Abyssinien. 


Zusammenstellung der von mir beobachteten Vögel aus der Familie 
der Sylvien. 


Troglodytes micrurus (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 41. Fig. 1. Kordofan, Sennaar und Abyssinien. 
Prinia clamans (Rüpp.) als Malurus clamans im Atlas, Tafel 2. Fig. a. Nubien. 
gracilis (Rüpp.) als Mal. gracilis, ibid. Tafel 2. Fig. b. Aegypten. 
pulchella (Rüpp) als Mal. pulchellus, ibid. Taf. 35. Fig. a. Kordofan. 
(?) inguieta (Rüpp.) als Mal. inquietus, ibid. Taf. 36. Fig. b. Peträisches Arabien. 
(2) ruficeps (Rüpp.) als Mal. ruficeps, ibid. Taf. 36. Fig. a. Kordofan und Abyssinien. 
rufifrons (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 41. Fig. 2. Küstenthäler von Abyssinien. 
„  Mmistacea (Rüpp.) Wirbelthiere, Seite 110. Gondar. 
Sylvia (Cisticola) typus, oder Sylvia Cisticola (Temm.) Aegypten, Nubien. 
lugubris (Rüpp.) Wirbelthiere. Seite I11. Abyssinien. 
5 „ erythrogenis (Rüpp.) ibid. Seite 111. Abyssinien. 
„  (Salicaria) cinnamomea (Rüpp.) ibid. Tafel. 42. Fig. 1. Abyssinien. 
galactodes (Temm.) Aegypten, Nubien und Abyssinien. 


” 


” 


” 


” 


” 


” ” 


” ” 

” » palustris (Bechstein). Aegypten. 

” » phragmitis (Bechstein). Aegypten und Nubien. 

en 5 arundinacea (Brisson). Aegypten. *) 

” » turdoides (Meyer). Djetta in Arabien. **) 

r “ crassirostris (Rüpp.) Atlas. Tafel 33. Fig. a. Kordofan. 


*) Ehrenberg benennt diese Species S. pallida, und die vorhergehende S. languida. Beide aus Nubien (Symbolae physicae, Aves) ; ich 
habe keine Verschiedenheiten au denselben erkannt. 
**) [ch kann bei genauer Vergleichung keinen specifischen Unterschied zwischen dieser Speeies und Ehrenbergs S. Stentoria ermitteln. 


29 


Vögel, 


114 Zusammenstellung der Vögel. 


Sylvia (Curruca) subalpina (Bonelli). Aegypten. 
orphaea (Temm.). Aegypten und Arabien. 


N „ melanocephala (Latham). Aegypten. *) 

5 „ atricapilla (Brisson). Aegypten, Nubien und Arabien. 

x s cinerea (Brisson). Ebendaher. 

a4 „ garrula (Brisson). Ebendaher. 

5 „ eapistrata (Rüpp.). S. Rüppelli Temm. Atlas, Taf. 19. a. b. Aegypten. 
Br „ Qugens (Rüpp.) Wirbelthiere, Taf. 42. Fig. 2. Abyssinien. 

RN » luscinia (Linn.). Aegypten und Arabien. 

> » swecica (Linn.). Aegypten, Nubien und Abyssinien. 

Br „ rubecula (Linn.). Aegypten und Nubien. 

5 » phoenicurus (Linn.). Ebendaher. 


r » Tithys (Seopoli). Ebendaher. 

(Ficedula) sibilatrix (Bechstein). Aegypten und Arabien. 

trochilus (Linn.). Aegypten und Nubien. 

Bonelli (Vieillot). Aegypten, Arabien und Abyssinien. 

» » rufa (Latham). Aegypten. 

drevicaudata (Rüpp.) Atlas, Tafel 35. Fig. b. Kordofan. 

umbrovirens (Rüpp.) Wirbelthiere, Seite 112. Abyssinien. 

„(Zosterops) madagascariensis (Latham). Levaillant ois. d’Afrique, pl. 132. Abyssinien. 


Aus der Ordnung der Scharrvögel (Rasores) habe ich bereits die von mir beobachteten 10 Arten von Perdix 
vorstehend Seite 10—15, und 13 Arten von Columba, Seite 63—67 aufgeführt; alle andere zu dieser Ordnung gehö- 
rigen Vögel, die ich eingesammelt habe, sind bekannte Arten, und ich habe nur die Mittheilung ihres Standorts 
anzugeben. 

Numida ptilorhyncha (Lichtenstein), findet sich in zahlreichen Ketten in allen mit Wasser verse- 
henen Thälern südlich vom 16. Breitegrad in Abyssinien, Sennaar und Kordofan. **) 
Pterocles guttatus (Temm.). Aegypten und Nubien. 
exustus (Temm.). Nubien und Abyssinien. 
» Lichtensteinii (Temm.). Aegypten, Nubien und Arabien. 
= coronatus (Lichtenstein). Nubien und Arabien. 
Diese vier Arten kommen überall in den beigemerkten Ländern in grossen Schaaren vor. 


Aus der Ordnung der Laufvögel (Cursores) wurden vorstehend Seite 15 die von mir beobachteten Arten der 
Gattung Otis aufgezählt; nachträglich gebe ich hier das Verzeichniss der übrigen zu dieser Ordnung gehörigen Vögel, 
welche ich eingesammelt habe: 

Struthio camelus (Linn.). In ganz Nord-Afrika, selbst an der Küste Massaua gegenüber; meist nur 


Paarweise oder in kleinen Familien. 


*) Curruca momus? Elırenberg. 
”*) Wo Lichtenstein diese Art beschrieben hat, gelang mir nicht aufzufinden; Cuvier eitirt dieselbe in der zweiten Ausgabe seines 
Regne Animal. Vol. I. Seite 476. 


Zusammenstellung der Vögel. 115 


Cursorius isabellinus (Meyer). Ungemein häufig in Abyssinien, Sennaar und Kordofan, seltener 
in Nubien und Aegypten. 
» Temminckii (Swainson). Nur ein einziges Individuum bei Gondar erhalten. 
Oedicnemus crepitans (Linn.). Aegypten, Nubien und Abyssinien. 


» afinis (Rüpp.). Abyssinien. *) 


Als Nachtrag zu der auf Seite 83 gegebenen Zusammenstellung drosselartiger Vögel, welche ich in Afrika 
beobachtete, muss noch beigefügt werden: 


Sphenura acaciae (Lichtenstein), als Malurus abgebildet in meinem zoolog. Atlas, Taf. 18. Aegyp- 
ten und Nubien. 
» squamiceps (Rüpp.), gleichfalls als Malurus abgebildet. Ebendaselbst, Taf. 12. Peträisches 
Arabien. 
Gracula gallinacea (Cuvier) Levaillant ois. d’Afrique, pl. 93.; häufig an der abyssinischen Küste 
und in Sennaar. 


Endlich ist den auf Seite 80 beschriebenen neuen Arten von Saxicolen noch nachfolgende beizufügen, die aus 
Versehen unter den Muscicapen eingetragen war. 


Saxicola albofasciata. Aüppell. 


Diagnos. Mas : Collo, pectore, dorso, alis et cauda nigris; ventre, uropygio et fascia ad basin remigum secundariarum niveis; fascia inter 
pectus et ventrem nigra et rubiginosa variegata; sub alarum flexura pennis nonnullis albis; rostro et pedibus nigris. 
Femina et avis juvenis: Capite et collo sordide umbrino, hoc punctulis ferrugineis variegato; tergo, alis et cauda glandicolori- 
bus, tectricibus margine rufo-isabellino, faseia transversa per alas et uropygio albis, peetore et ventre sordide rufo-isabellinis. 
Corporis longitudo . . . . 5. 0%; NEO 0 0 0 96 Wi 
Cauda gerne. le 9, Tarsus . . . — 9) 
Maxilla . . 5. 
Habitat prope Entschetqab in Abyssinia. Saxicola bicolor (Sykes, Proceedings for 1832, pag. 92.) Indiae incola aflinis est. 


Die von mir beobachteten sehr zahlreichen Arten aus der Ordnung der Wadvögel (Grallatores) und Schwimm- 
vögel (Natatores) zu beschreiben und die geographische Verbreitung der einzelnen Arten aufzuführen, muss für eine 
andere Gelegenheit verspart bleiben. Aus diesen beiden Ordnungen habe ich 116 Arten eingesammelt, von welchen 
in gegenwärtigem Werke nur die Gattung Ibis (Seite 49.) abgehandelt wurde. 


Systematisches Verzeichniss der Vögelgattungen, von welchen ich während meiner beiden Reisen 
in Nordost-Afrika und Arabien Arten eingesammelt habe, nebst Hinweisung, wo dieselben in gegen- 
wärtigem Werk abgehandelt wurden. 


I. Raptatores. (Raubvögel,) 


Gesammtzahl der Arten. 

Vultur 4, Percnopterus 2, Gypaetos 1, (Seite 46.**) . . 2 2. . . oa 0000 U 
Falco 7, Aquila 4, Haliaetus 1, Pandion I, Circaetus 3, Teratophius 1, De , Buteo 4, 

Astur 2, Nisus 5, Aelanus N. Milvus 2, Pernis 1, Circus 3 (Seite 44) Oo 5 oa 00 0 00 

Otus 4, Strix 1, Bubo 1, Noctua 2, Scops 1 (Seite 44). » » 2 2 2 nen nn nn 9 


*) Dieser Vogel ist von mir beschrieben worden im 2. Band des Museum Senckenbergianum, Seite 210. 
**) Gypogeranus serpentarius, den ich sowohl in Sennaar als auch in Abyssinien einsammelte, rechne ich in die Ordnung der Wadvögel. 


116 Zusammenstellung der Vögel. 
Gesammtzahl der Arten. 
Uebertrag ... 52 


IT. Ambulatores. (Gangvögel.) 
Corvus 7, Pica 2, Pyrrhocorax 1, Ptilonorhynchus 1, Coracias 3, Colaris 1, ne 1 San =) 16 


Buceros (Seite 3, und Nachtrag $. 23) . . - BEER : 6 
Lanius 12, Prionops I, Tamnophilus 1, Oriolus 2, (S. 31) ae see a 6 
Museipeta 1, Museicapa 5, Drymophila 1, Ceblepyris 2, Edolius 1, ($. 108). De: 10 
Lamprotornis 7 (Seite 24.), Merula et Petrocincla 8, Ixos 5 SR N Sphenura 2 nnd 
Graculaula (SON) ri on) 
Motacilla (S. 84.) . » 6 
Troglodites 1, Prinia 7, Cisticola 3, Sale T, (Cirruca 13, ioodula 6, VZostetope 1, & 113) 38 
Saxicola (S. 73, und Nachtrag 8. 115.). . . nen ee EEE: 5 122 
Certhilauda 1, Alauda 7, Macronyx 1, Anthus 8, (@. 104). he 17 


Ploceus 6, Pyrgita 5, Euplectes 4, Estrilda 5, Linaria 1, Serinus 5, Anbainays, oral! Vidua 2, 
Coliuspasser 2, Pyrrhulalauda 2, Pyrrhula 3, Colius 2, Parus 1.(8. 100). . 2... 44 


Enberizan((5-28.0%) Gr or En 
Cinnyris (8.90) . . . N a VO RE EN), 
Upupa 1, Epimachus 2, Merops 7. (. 71) 0 LES) 
Alcedo (8. 67.) . » » a at 


Hirundo 11, Cypselus 2, une @. 106) 2 


III. Scansores. (Klettervögel.) 
Picus 2, Iynx 1, Cucculus 5, Coceyzus 1, Centropus 3, Indicator 2, Bucco 1, Micropogon 1, 
Pogonias 4, Trogon 1, Psittacus 4, (5.58 — 63.) » » : 2 22 nn en en. 25 
Corythaiz@l»g Chizaerrhisslkl(Sarga1 oO )y e 2 


IV. Rasores. a) 


Numida 1, Pterocles 4, = NA a Pe 
Perdix (S. 10) . . . FREE BERTREE ET EE EI EN TEIREER PETER R]I) 
Columbau(5:4070) Er Sr er 


V. Cursores. (Laufvögel.) 
Struthio 1, Otis 4, Oedienaemus 2, Cursorius 2, (S. 15. und 8.114) . » 2 2.2.2.20..9 
365 
Zuzüglich der 116 Arten aus der Ordnung der Wad- und Schwimmvögel habe ich demnach in Allem im nord- 
östlichen Afrika und an den asiatischen Küsten des rothen Meeres 481 Vögelarten eingesammelt, welche Zahl ich 


leicht noch durch Zuzählung der im mittelländischen Meere vorkommenden Wasservögel, die ich nicht eingesammelt 
habe, nahmıbar vergrössern könnte. 


Ende der Beschreibung der Vögel. 


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Neue Wirbelthiere 


der Fauna von Abyssinien gehörig, 


entdeckt und beschrieben 


D: Eduard Wüppell. 


Amphibien. 


Srankfurt am Main. 
In Commission bei Siesmund Schmerber. 


1835. 


= 
» Brönner’sche Ofhein. 


Amphibien. 


— 


Ueber die Familie der Schildkröten überhaupt. 


Dem Bedürfnisse, das Linneische Genus Testudo in mehrere Gattungen zu trennen, und diese 
wieder in einzelnen Gruppen familienweise zusammenzustellen, wurde in neuerer Zeit durch die 
successiven Arbeiten von Brongniart, Merrem, Fitzinger, Bell und Gray entsprochen. Des 
Ersteren Abtheilungen benutzten die anderen Autoren zu ihren Gruppen, in welchen die nach 
ihren speciellen Ansichten gebildeten Gattungen aneinander gereihet wurden; aber nicht immer 
war man hierin glücklich, weil man sich auf Kennzeichen fusste, welche die unnatürlichsten 
Trennungen veranlassten. 

Man ersieht dieses aus Gray’s Anordnung; die sich auf die Anzahl der Bauchschilder gründet, 
wodurch er Sternotherus von Emys trennt, um jene mit Chelodina bei dem Genus Chelys, das 
zu Fitzingers Familie der Chelydoideae gehört, zusammenzustellen *). Vor Kurzem hat endlich 
Herr Biberon von den Emyden unter dem Namen Pentonyx eine am Cap vorkommende Art 
generisch getrennt, welche an allen Füssen 5 Nägel und auf der Bauchplatte 13 Schildabthei- 
lungen hat. In den Bächen und stagnirenden Gewässern am östlichen Abhang der abyssinischen 
Küstengebirge entdeckte ich eine Süsswasserschildkröte, welche zu jenem Biberonischen Genus 
Pentonyx gehört; sonderbar dafs ich, als ich diese Art gleichfalls als den Typus eines neuen 
Geschlechts erkannte, auch dasselbe mit dem Namen Pentonyx bezeichnete, ehe mir die von 


*) Fitzinger’s und Gray’s Eintheilung der Schildkröten stehet wie folgt zu einander. 


Familie der Fitzinger : Veränderungen oder Unterabtheiluugen durch Gray und Bell: 
I. Carettoidea 1) Caretta (Merrem). 


2) Spargis (Merrem). 

Testudo. 

Kinyxis (Bell). 
Pyxis (Bell). 
Chersis (Wagler). 
Cistuda (Gray). 
Kynosternon (Spix). 
2) Emys (Brongniart) Sternotherus (Bell) von Gray in Familie IV. 
|Cheloain (Bell) 


II. Testudinoidea 1) Testudo (Brongniart) 


III. Emydoidea 1) Terrapene (Merrem) 


3) Chelodina (Fitzinger) beide bei Gray in Familie IV. 


Chelodina (Fitzinger) 
4) Chelydra (Schweigger). 

IV. Chelydoidea 1) Chelys (Dumeril). 

Trionyx. 

Emyda (Gray). 
Wagler und Carl Lucian Bonaparte endlich haben in neuerer Zeit (Saggio di una distribuzione metodica degli animali vertebrati, 

Roma 1831. pag. 70.) die Testudinata in 3 Sippen: Testudinidae, Trionycidae und Chelonidae abgetheilt, wovon erstere 7, die beiden 

anderen jede 2 Hauptgeschlechter enthält, die wiederum in nicht weniger als 24 Untergeschlechter getrennet sind. 

Amphibien. l 


V. Trionychoidea 1) Trionyx (Geoflroy) 


2 Pentonyx Gehafie. 


Herrn Biberon gebildete Gattung bekannt war. Ob die Naturforscher diese Gattung annehmen 
werden, wird die Folge lehren. Wie dem immerhin seyn mag, meine Absicht ist, die in Abys- 
sinien vorkommende neue Art zu beschreiben, welche von der am Cap lebenden Pentonyx 
sehr leicht zu unterscheiden ist, indem bei meiner Art das 3te Paar der Bauchschilder nicht 
unmittelbar bis an die gemeinschaftliche Mittellinie reicht, sondern blos mit einem spitz auslau- 
fenden Winkel derselben zugekehrt ist. 


Pentonyx. Biberon. 
Taf. 1. 


Pentonyx Gehafie. Rüppel. 


Diagnos. Pentonyx testa ovata, depressa, scutellis disci maris area subcentrali laevi, costis radiantibus virgatis; scutis lineae me- 
dianae subcarinatis; scutellis abdominalibus tertii ordinis lineam medianam non attingentibus, sed angulo acuto terminatis. 
Scutellis in foeminae disco laevibus. Color in utroque sexu supra umbroviridescens, capite et pedibus fusco punctulatis; parte 
sternali flavicante, scutellis analibus pelvi adnatis. Cauda brevis. Infra mandibulam verrucae duae. 

Das Charakteristische dieser Süsswasser-Schildkröte, welches sie von den bekannten Arten 
auf den ersten Anblick unterscheidet, ist, dafs das 3te Schildpaar des Bauchpanzers nicht 
wechselsweise an der Medianlinie zusammenstösst, indem deren vordere Begrenzungslinie nicht 
rechtwinkelig transversal verläuft, sondern von aussen nach innen zu rückwärts als Diagonale 
gehet, einen spitzen Winkel bildet, und so dem dritten Schildpaar eine pyramidale Grund- 
form giebt. j 

Das Rückenschild, welches eiförmig elliptisch, etwas flach gedrückt ist, bestehet aus 
13 Medianschildern, wovon diejenigen des Männchens gegen den hintern Rand zu eine hexagonale 
glatte Fläche haben, von deren Kanten rundum schwach angedeutete Leisten strahlenförmig 
nach dem Schildrande verlaufen. Die drei mittleren Schuppen längs der Medianlinie zeigen eine 
schwache Andeutung einer Carina; die rhomboidalen Randschuppen, 24 an der Zahl‘, haben 
alle an einem Winkel zunächst dem äussern Rande eine glatte Raumfläche, von welcher aus 
schwach angedeutete Streifen fächerförmig nach den beiden Seiten verlaufen, welche von jener 
glatten Fläche am entferntesten sind. Bei den Weibchen verschwinden die Streifen der Rücken- 
und Randschilder beinahe gänzlich. 


Körperausmessung. 


Ganze Länge von der Spitze der Nase bis zum Scwanzende . . ......0. 5. 10%. 
Länge des Kopfs von der Nasenspitze bis zum Hinterhauptfortsatz . 5 & — 1. —'. 
Länge von der Nasenspitze bis zum vordern Augenwinkel . 6 © 6 6 — — 3. 
Länge von der Nasenspitze bis zum vordern Rand der Ohrenmembran : i — — 9. 
Breite des Kopfes, an dem obern Augenhöhlenrand a ö . : o 9 a 2770 
Breite des Kopfes an der Ohrengegend . 6 : ; ; ; : ; 2 — 1— 


Von der Mitte des Mundes bis zum Mundwinkel 5 5 j . 2 ; —_ — by. 


Pentonyx Gehafie. 3 


Verticalhöhe des Kopfes an den Ohren gemessen . » 0.0. 0. —' 8“. 
Länge des Rückenschildes ee "en. no — Au. 
Dessen grösste Breite 000 nn 2 are: Wr, Me Me ee 3: 
Länge des Schwanzes, vom Ende des Bauchschildes an . c u And: — — 8. 
Länge des Vorderfusses von dem Ende des Humerus bis zur Spitze des Nagels 

der Mittelzehe o ; ; R & : s 5 5 a E 0 — 1. 314. 
Länge des Hinterfusses von dem Ende des Femurs bis an die Spitze des Nagels 

der Mittelzehe 0 : . . 6 . 2 tu: zer 


Der Kopf und Hals ist im Verhältniss zu den verwandten Arten breitgedrückt; die Fläche, 
worin das Auge liegt, läuft schräg abwärts nach den Seiten zu. Der Schwanz ist kurz und 
ziemlich dick; derjenige des Weibchens ragt kaum über das Rückenschild hervor. Die Nägel 
der Füsse sind wie gewöhnlich bei den Süsswasserschildkröten länglich, gewölbt, mit zugeschärften 
Rändern; ihre Farbe ist gelbbraun. Zu bemerken ist, dafs das Becken mit dem hintersten Paare 
der Sternalschilder fest verwachsen ist; ebenso fremdartig sind zwei kleine Warzen, an der Kehle 
in der Mitte des Unterkiefers, deren Function mir unbekannt ist. 

An beiden Geschlechtern ist die Farbe des Rückenschildes, der obern Seite des Kopfes, des 
Halses und der Füsse grünbraun ; auf letzteren und der Mitte des Kopfes sind viele kleine saft- 
braune Flecken bemerkbar. Die ganze untere Körperseite ist hellokergelb. Die Iris ist braun 
mit labyrinthartigen goldgelben feinen Linien durchwirkt. 

Das grösste von mir beobachtete Individuum war 10 Zoll lang. Diese Thiere finden sich 
häufig in allen fliessenden oder stagnirenden Gewässern auf dem östlichen Abhange der abyssi- 
nischen Küstengebirge, meistens in den Felsenlöchern verborgen, und auf ihre Nahrung lauernd. 
Diese besteht aus Mollusken, Wasserinsecten und kleinen Fischen, von welchen jene Gewässer 
wimmeln. Ein äusserst widerlicher Geruch ist diesen Schildkröten eigenthümlich, deren Name bei 
den Landeseingebornen in der Gegend von Massaua Gehafie ist; von Benutzung derselben ist 
keine Rede. Ende des Monats October fand ich in einem Weibchen 17 vollkommen ausgebildete 
Eier; jedes war 9 Linien lang, von elliptischer Form und schmutzig gelblicher Farbe; ihre Schale 
von einer dünnen hornartigen Substanz; der Dotter lebhaft orangegelb, das Eiweiss von glas- 
heller Durchsichtigkeit. 


Ich halte es für zweckmässig, einige meiner Beobachtungen über Trionyz aegyptiaca hier mitzutheilen, die ein Bewolıner des ganzen 
Nilstromes ist, vom abyssinischen Zana See an bis zum Mittelländischen Meere, um so mehr da Geoflroy St. Hilaire’s Beschreibung dieses 
Thiers in der Description de l’Egypte *) über Lebensweise des Thieres gar nichts enthält. Cuvier in der 2ten Ausgabe des Regne 
Animal **) sagt auf die Autorität Sonninis gestützt, dass diese Schildkröte ganz besonders gern die frisch ausgegangene Brut der 
Krokodile verzehre. In den Mägen aller von mir secirten Individuen von Trionyx fand sich nichts als vegetabilische Nahrungsmittel, 
namentlich Datteln, Kürbiss - und Gurken-Fragmente. Nach der Versicherung der Landeseingebornen gehet das Thier regelmässig Zur 
Nachtzeit aufs Land, um ähnliche Nahrungsmittel aufzusuchen. Wir selbst fingen 2 dieser Schildkröten mit Angelhaken, an welchen als 
Köder Brodteig geheftet war, nie aber mit einer Fleischlockspeise; und ich erhielt von den Fischern die bestimmte Versicherung, dafs 
diese Thiere keine solche Nahrung aufnehmen. R ' 

Am 10. Juli 1825 beobachtete ich in Oberegypten eine Trionyx, die auf dem obern Rande des steilen Ufers einer Nilinsel mit den 
Vorderfüssen den Sand sanft wegscharrte; sie legte auf diese Weise eine Gruppe von 29 kugelrunden weissen Eiern bloss, wovon jedes 


*) Histoire Naturelle Vol. 1. 4. pag. 115. 
**) Vol. 2. pag. 16. 


4 Caretta Bissa. 


16 Linien im Durchmesser hatte, und die beiläufig drei Zoll unter der Oberfläche lagen; sie hatten beinahe ihre vollkommene Brütereife 
erlangt. Wir nahmen die Eier in unsere Barke, aber nur cin einziges Junge zerbrach nach ein Paar Stunden die kalkige Eihülle, und 


vermochte augenblicklich und lebhaft in einem Wasserbecken zu schwimmen. 


In den von mir bereisten Provinzen von Nord-Afrika beobachtete ich nur 2 Landschildkröten- 
Arten, die auch beide längst gekannt sind. Die eine, Testudo graeca, kömmt ziemlich häufig in 
Unteregypten vor, und ist hinlänglich von den Naturforschern gekannt; ich kann mich daher 
überheben von ihr eine Beschreibung oder Mittheilungen zu machen. Die zweite ist die von 
Miller unter dem Namen Testudo sulcata abgebildete Art, welche Abbildung Schneider *) 
abermals sehr getreu bekannt machte, aber nur den unglücklichen Gedanken hatte, den Miller- 
schen Namen zu verwerfen, und statt dessen T. calcarata vorzuschlagen **). Millers Angabe, 
dafs diese Schildkröte aus Westindien abstamme, beruhet zweifelsohne auf einer Verwechselung. 
Ich beobachtete sie im nord-östlichen Afrika, jedoch nicht nördlicher als den 18ten Breitegrad ; 
sie kömmt in Kordofan, Sennaar und den niederen Distrieten von Abyssinien bis an die See- 
küste bei Massaua vor. In Kordofan und Dongola heist sie Abu Gefne; in der Umgegend von 
Massaua Gafot ***). Der Schuppenpanzer eines ausgewachsenen Individuums ist 15 Zoll lang und 
11 Zoll breit; das Thier wiegt alsdann bei AO Pfund; es lebt von Vegetabilien. Die Ein- 
gebornen geniessen nie das Fleisch desselben. 


— 


Caretta. Merrem. 
Taf. 2. 


Caretta Bissa. Rüppell. 


Diagnos. Carctta testa ovata, lacvi, margine integro, scutis 25, dorsalibus 13 contiguis, vertebralibus hexagonis, dilatatis, secundo, tertio 
et quarto subexcavatis; ventri scutis 13; rostro prominente, parabolico, tomiis integerrimis arcuatis; scutis undecim in capite, 
Cauda testam excedente, pedibus unguibus binis, corporis colore supra castaneo, maculis flavescentibus variegato. 


Der Kopf dieser Seeschildkröte zeichnet sich von allen andern Arten durch seinen von den 
Nasenlöchern an hervorspringenden Schnabel aus, dessen Durchschnittsprofil halbeirkelförmig ist. 
Der Oberkieferrand ist durchaus zugeschärft, ohne Auskerbung, und seine Leiste in förmiger 
Linie geschweift; der Mundwinkel selbst erstreckt sich bis unter die Mitte der Augenhöhle. Der 
Schädel ist mit I1 grossen Hornplatten bedeckt, wovon die grösste, welche auf der Mitte des 
Kopfes liegt, ein unregelmässiges Achteck bildet, begrenzt durch 4 Paar ungleiche Schilder. 
Ein ötes Paar liegt an der Basis der Nasenlöcher, welche letztere dicht beisammen stehen, 


*) Sammlung vermischter Abhandlungen, Berlin 1784. 
**) Loco citato pag. 315. 
***) Nach N. Pearce (Life and Adventures. Vol. 2. pag. 33.) heist die Landschildkröte in der Tigre Sprache Abbagovica, und im 
Amharischen Uller ; ich hatte keine Gelegenheit diese Angabe zu berichtigen. 


Caretita Bissa. 5 


etwas nach oben zu gerichtet, in einer Auskerbung der Hornmasse des Kiefer. Auf den Wangen 
befinden sich 6 grofse Schilder, wovon 3 den hintern Theil der Augenhöhle bilden, welche oben 
von 3 der Seitenschilder des Schädels und unten von der Hornmasse des Oberschnabels ge- 
schlossen wird. Das Augenlied, schräg abwärts von hinten nach vorn zu gespalten, enthält 
einen mehrfachen Ring von kleinen Hornplättchen. Der Hals ist dick, mit dem Kopfe von 
gleichem Durchmesser und mit sehr vielen Quer- und Längsfalten bezeichnet; zuweilen ist dieses 
maschenähnliche Gewebe mit kleinen Schildchen versehen, deren Ränder sich nicht berühren. 

Das Rückenschild hat eine eiförmige Gestalt, auf den Seiten ist es etwas eingedrückt, im 
übrigen durchaus glatt, und mit einem bogenförmigen nicht ausgezackten oder sägeförmigen 
Rand versehen. Nur über dem Hals ist letzterer etwas ausgekerbt, und die beiden hintersten 
Randschilder laufen unter einem stumpfen Winkel zusammen. Die Rückenwölbung hat 13 Haupt- 
schilder, und der Rand 25. Von den Hauptschildern nehmen 5 die Medianlinie ein, 4 sind 
auf den beiden Seiten. Das vorderste und letzte Median- oder Wirbelschild ist längs seiner 
Mitte etwas aufgeworfen; das erste bildet ein ziemlich regelmässiges Sechseck, an dem eine sehr 
breite Seite mit einer ganz schmalen wechselt; dabei ist es beinahe dreimal so breit als lang. 
Das 2te, 3te und 4te Wirbelschild sind sich ziemlich gleich, sämmtlich sechsseitig ; ihre mittlere 
Fläche ist etwas eingedrückt, und sie sind \/, breiter als lang, dadurch dafs die 4 nach den 
Körperseiten zu gerichteten Ränder doppelt so lang sind als die in die Quere laufenden. Das 
hinterste Wirbelschild gleicht wieder durch die abwechselnd sehr grofse und kleine Randseite 
dem lsten Wirbelschild, aber da es nur um Y, kürzer als breit ist, so entspricht es mehr einem 
gleichseitigen Dreieck mit abgestutzten Winkeln. Zu bemerken ist, dafs dessen hinterer Rand 
aus einer vorwärts gebogenen Linie bestehet. Von den 4 Paar Seitenschildern haben die vordern 
und hintersten eine unregelmässig vierseitige Randbegrenzung, während die beiden mittleren Pen- 
tagone bilden. 

Das über dem Hals befindliche Randschild ist ein stark in die Quere gezogenes Parallelogramm, 
dessen vorderer Rand ausgeschweift und um %, kürzer ist als der ihm entgegenstehende hintere 
Rand; das nächstfolgende Randschild ist nur halb so grofs und hat eine entgegengesetzte Form 
und Stellung, nämlich der äufsere Rand bestehet in einer auswärts gewölbten Linie, und ist 
doppelt so grofs als der gegenüber stehende innere. Die beiden am hintern Endrand der Me- 
dianlinie liegenden Randschilder gleichen sphärischen Dreiecken wegen der concaven Einbiegung 
des hintern Randes des letzten Wirbelschildes und der Auskerbung am Ende des Rückenpanzers. 
Alle andere Randschilder gleichen theils länglichen Rhomben, theils, wenn sie an der Trennungs- 
nath der Seiten-Rückenschilder anstossen,, sehr flach gedrückten Pentagonen. 

Das Bauchschild bestehet aus 21 Hornplatten, wovon, wie bei Caretta imbricata, eine un- 
gleiche dreieckige vorn an der Medianlinie liegt; dann folgen an beiden Seiten derselben 6 Paar 
Schilder, neben welchen in einer 2ten Reihe 4 Paar Schilder liegen. Hinter jedem Vorderfuls 
ist noch ein überzähliges Seitenschild. Alle diese Schildplatten sind von unregelmässiger Tra- 
pezoidalform, die sich am zweckmässigsten aus der publieirten Abbildung ersehen lässt. 

Die Vorderfüfse, welche um Y, länger als die Hinterfüfse sind, endigen in eine stumpfe 
Spitze, und sind mässig breit; auf ihrer ganzen obern und einem grolsen Theil der untern Fläche 


sind sie mit verschiedentlich grofsen Schildehen bewachsen, welche sich mit ihren Rändern be- 
Amphibien. 2 


6 Caretta Bissa. 


rühren; die Hinterfüfse laufen in eine Zurundung aus; der Daumennagel ist abwärts gerichtet, 
aulserdem ist an der Phalanx des 2ten Fingers ein kleiner zugeschärfter Nagel, mithin an jedem 
Fuls 2 Nägel. ‘Der Schwanz ist robust und kegelförmig; er reicht etwas über den hintern Rand 
des Schildpanzers hinaus; sein Ende ist zugerundet, die Hautbedeckung runzeligt, und auf der 
obern Seite mit nicht zusammenstofsenden Hornschuppen bewachsen. Die Mündung der Cloake 
ist nahe an dem Schwanzende; hinter ihr bildet eine Hautverlängerung eine Art von Klappe. 


Körperausmessung. 


Länge von der Spitze des Schnabels bis zum Ende des ausgezogenen Schwanzes 3°. 10%. —’ 
Länge des Kopfes von der Schnabelspitze bis zum Ende des Hinterhauptfortsatzes 


(längs der Profillinie gemessen) c . e 0 2 - > — T 6. 
Breite des Kopfes hinter den Nasenlöchern . e 8 © . . 0 a 3. 
Breite des Kopfes am hintern Augenwinkel . & . 5 0 5 . — 3 2. 
Breite des Kopfes an der Ohrengegend . 3 - © . 6 0 — 4 0 — 
Verticalhöhe des Kopfes bei der Augengegend . > . 6 o . — 93 4. 
Länge des Rückenschildes . . . . . : . & . : 2. 3. 0 — 
Dessen gröfste Breite . © 6 . ® . ö 6 1. 8 8. 
Länge des Schwanzes, vom Ende des Banleeikldes bis zu seiner Spitze, wenn 

gewaltsam ausgezogen . . B a . . c © l. — — 
Länge der Vorderfülse vom Ende des Humers an längs der äufsern Krümmung 

gemessen o 6 & . ö © 0 c . . 1. 3,2 8. 
Länge der Hinterfüsse vom Ende des Femurs längs der äufsern Krümmung ge- 

messen . & 0 . h . . . . . . . — 11. 3. 


Die Grundfarbe des Rückenschilds ist rothbraun, dem alten polirten Mahagoniholze nicht 
unähnlich; unregelmässige helle hornfarbige Flecken und schwärzliche Wolken sind darauf ge- 
zeichnet. Das Brustschild ist schmutzig gelblich; die Oberseite des Kopfes schwarzbraun mit 
röthlichen Schildrändern; die Wangen röthlichgelb, jedes grolse Schild in der Mitte mit einem 
schwarzbraunen grofsen Flecken. Der Schnabel ist hell hornfarbig , auf den Seiten mit einigen 
grofsen schwärzlichen Flecken. Die obere Seite der Fülse schwarzgrün, mit helleren ins Gelbliche 
spielenden Schuppenrändern; der Schwanz ist auf der obern Seite dunkel, auf der untern hellgrün. 


Das eben aus dem Ei gekrochene Junge, dessen ganze Körperlänge 3'/,; Zoll beträgt, hat 
die 13 Medianschilder des Rückens jedes mit einem starken Kiele versehen, und der Seitenrand 
des Panzers ist sägeförmig. 


Diese Meerschildkröte ist die häufigste, welche im rothen Meere vorkömmt. Die Schildplatten 
des Männchens sind dünn und daher viel weniger geschätzt als diejenigen der Weibchen, welches 
bei den Landeseingebornen Baga genannt wird, während das Männchen Bissa heisst. Im Monat 
Februar und März kömmt das Weibchen zum Eierlegen auf die sandigen Inseln, scharrt seine 
Eier ein, und pflegt dann regelmässig den Ort bei Nachtzeit zu besuchen, was den Fischern sein 
Einfangen sehr erleichtert. 


FE 


Caretia olivacea. 7 


Aufser dieser Caretta finden sich im rothen Meere noch zwei andere Arten; die eine, die 
sehr grols wird, scheint mir mit C. imbricata nahe verwandt oder identisch zu seyn; ich besitze 
sie nicht selbst, aber in Berlin sind Individuen, die von Dr. Hemprich’s Reisen abstammen ; die 
3te Art ist die nachstehend beschriebene C. olivacea. Die von Bruce abgebildete Art, die 
Cuvier C. virgata benannte, ist mir nie im .rothen Meere vorgekommen. 


Taf. 3. 


Caretta olivacea. Eschscholtz. 


Diagnos. Caretta testa subovata regione colli et scelidum excavata, margine ad latera postice serrato, scutis dorsalibus 19 vel 21 con- 
tiguis, vertebralibus angustis, subcarinatis, marginalibus 27; rostro truncato apice uncinato, tomiis integris, scutis capitis 
13 irregulariter subdivisis. Cauda brevis, pedes unguibus binis, corporis colore supra olivacco,, infra flavescente. 

Eschscholtz erhielt auf seiner Seereise um den Erdball in dem chinesischen Meere zwei In- 
dividuen dieser Schildkrötenart, eine junge und eine ausgewachsene, und bildet erstere in seinem 
zoologischen Atlas Taf. 3. unter dem Namen Chelonia olivacea ab; Gray in seiner neuen Be- 
arbeitung der Reptilien *) vereinigte diese Art mit Chelonia caretta. Von meiner Reise auf dem 
rothen Meere brachte ich gleichfalls ein ausgewachsenes Individuum dieses Thieres mit. Indem 
ich dessen nach der Natur gefertigte Abbildung und Beschreibung bekannt mache, werde ich 
einige Verschiedenheiten herausheben, welche zwischen den von mir und Eschscholtz beobachteten 
Exemplaren statt finden, wie solche bekanntermassen häufig bei Schildkrötenarten bemerkt sind, 
und ich halte mich verpflichtet diese Art durch Abbildung und Beschreibung nochmals bekannt 
zu machen, um einen weiteren Beleg zu ihrer obgleich bezweifelten specifischen Selbstständigkeit 
zu liefern. 

Der Kopf läuft vorne von dem Ende der Nasenlöcher an beinahe vertical abwärts; er ist 
sehr massiv, beinahe eben so breit als lang, oben mit 13 Haupthornschildern bedeckt, welche 
durch unregelmässige Furchen in 21 Unterabtheilungen zerfallen. Das Hauptmittelschild, ein 
unregelmässiges Trapez, nach hinten zu mit breiter Basis und nach vorn zu stumpfwinkelig 
auslaufend, lässt sich durch Streifenandeutungen in drei hexagonale Flächen trennen. Es wird 
umgeben von 5 Paar pentagonalen Schildern, die durch einige undeutliche Furchen in 18 Trapeze 
zerfallen; das vorderste Kopfschildpaar, unmittelbar hinter den nahe beisammen liegenden eirunden 
Nasenlöchern, gleicht einem verschobenen Viereck. Die Schärfe des Oberkiefers endet in der Mitte 
des Mundes mit einem Haken, hinter welchem ein kleiner Seitenzahn folgt; der übrige Rand 
verläuft geradlinigt in horizontaler Richtung, bis beinahe unter den äusseren Augenwinkel. Die 
Zahl der Wangenschilder ist eben so unbestimmt, als die des Schädels, sie wechselt von 7—9 
Hauptschildern, und mehreren kleineren an der Ohrengegend. Drei derselben, und drei des 
Schädels, so wie die Hornmasse des Kiefers bilden zusammen den Rand der Augenhöhle. Das 


*) Gray Synopsis Reptilium Part. 1. pag. 54. 


8 Caretta olivacea. 


Augenlied, wie gewöhnlich schräg- abwärts von hinten nach vorn gespalten, bestehet aus einem 
dreifachen Ring kleiner Hornplatten. Der ziemlich dicke und kurze Hals ist ganz umgeben mit 
kleinen länglich ovalen Schuppen, die sich nicht berühren, und gleichsam wie Ringe aussehen. 


Das Rückenschild hat eine eiförmige Gestalt, ist in der Mitte und nach vorn zu stark 
gewölbt, mit einem schwach angedeuteten Kiele längs der sämmtlichen Wirbelschilder; nach 
den Seiten zu ist es concav ausgeschweift. Der Schildrand ist auf dem Nacken und über den 
vordern Extremitäten einwärts gebogen, auf den Seiten und nach hinten zu sägeförmig ausge- 
zackt, an der Endspitze mit einem scharfwinkeligen Ausschnitt. In dieser Hinsicht gleicht diese 
Schildkröte der Caretta Caouanna. Der ganze Rücken hat 19 Haupt- und 27 Rand-Schilder; 
von ersteren liegen 7 in der Medianlinie, und 6 auf jeder Seite. Die Medianschilder mit Aus- 
nahme der hintersten, sind von gleicher Breite. Das vorderste ist eben so breit als lang, hat 
nach vorn einen zugerundeten Rand, nach hinten wird es von 4 Linien begrenzt, wovon die 
beiden mittleren etwas bogenförmig vorwärts gerichtet zusammenlaufen, und eine Auskerbung 
bilden, die von der vordern Randspitze des nachfolgenden Schildes ausgefüllt wird. Das 2te und 
3te Wirbelschild sind von gleicher Gröfse, und um die Hälfte länger als breit, beide nach vorn 
zugespitzt und am hintern Rande wie das erste ausgekerbt. Das 4te und 5te Wirbelschild haben 
gleiche Länge und Breite, das 4te ist in der Form dem vorhergehenden ähnlich, der hintere 
Rand des 5ten ist dagegen bogenförmig gebildet, indem seine Wölbung nach hinten gerichtet 
ist, wodurch auch der vordere Rand des 6ten Wirbelschildes concav erscheint. Dasselbe ist in 
der Mitte der Länge und Breite nach gleich, aber es verschmälert sich nach hinten zu. Sein 
Endrand wird wieder durch 2 bogenförmige unter einem vorwärts gerichteten Winkel zusammen- 
laufende Linien gebildet. Das 7te Wirbelschild endlich lässt sich vergleichen mit einem sphä- 
rischen Dreieck, dessen Winkel abgestutzt sind; es ist vorn schmal, und breitet sich allmählich 
aus, so dals es bei seiner Berührung mit dem vorletzten Randschilde beinahe noch einmal so 
breit als lang ist; der hintere Endrand ist nach vorn zu ausgeschweift, und nicht nach hinten, 
wie an der von Eschscholtz gegebenen Abbildung. 

Die Form der Randschilder hat, wie schon bemerkt worden, ungemein viel Aehnlichkeit mit 
denen der Caretta Caouanna. Das in der Mitte über dem Nacken befindliche Schild ist ein in 
die Quere gezogenes Hexagon, dessen beide grofse Transversalseiten gegen einander concav ge- 
bogen sind. Das nächstfolgende Paar ist ein regelmässiges Trapez, dessen nach dem Rande ge- 
richtete Basis doppelt so lang als die gegenüber stehende Seite ist. Das 2te Paar sieht aus wie 
ein regelmäfsiger Rhombus, das 3te wie ein ziemlich flach gedrücktes Pentagon; die 8 folgen- 
den sind unregelmässige Rauten je nach der vorstehenden Schärfe, wodurch die Zacken des 
sägeförmigen Schildrandes gebildet werden. Das 12te Randschild ist ein Pentagon mit breiter 
Basis; das 13te oder hinterste endlich hat wieder eine viereckige rautenförmige Gestalt, von 
welchem die gröfste Seite längs der Medianlinie des Körpers anliegt. 


Das Bauchschild besteht aus 20 Hauptabtheilungen, wovon längs der Medianlinie 6 Paar 
liegen; jede der zwei Seitenreihen enthält 4 Stücke. Ausserdem ist am vordern und hintern 
Ende der Medianlinie ein kleines dreieckiges Schildchen angelehnt, und der Raum zwischen dem 
2ten Median-Schildpaare so wie dem Seitenrande hinter den Vorderfüßsen wird von 5—6 kleinen 


Caretta olivacea. 9 


Hornplatten eingenommen. Alle Abtheilungen des Bauchschildes haben eine unregelmässige 
Trapezoidalform. 

Die Vorderfüfse sind Y, länger als die hinteren; erstere endigen ziemlich zugespitzt, und sind 
überhaupt etwas schlanker als an den verwandten Arten; der Daumen -Nagel ist ziemlich klein, 
und horizontal gerichtet; derjenige des Index kaum bemerkbar, daher ihn auch Eschscholtz bei 
den beiden von ihm untersuchten Exemplaren übersehen hat. Die Hinterfüfse sind gegen ihr 
Ende zugerundet, gleichfalls jeder mit 2 Nägeln, von denen derjenige des Daumens robust und 
abwärts gerichtet ist. Die Schuppenform der Fülse ist so verschiedenartig, dafs sie keine nähere 
Beschreibung zuläfst. Der Schwanz ist kurz, konisch, und reicht im natürlichen Zustand nicht 
über das Rückenschild hervor; er endet zugespitzt; seine runzliche Haut ist nicht mit Hornplätt- 
chen besetzt; eine Hautverlängerung überdeckt die Cloake. 


Ausmessung eines alten Weibchens. 


Ganze Körperlänge von der Spitze des Schnabels bis zum Ende des Schwanzes . 3%. — 6, 
Länge des Kopfes von der Schnabelspitze bis zum Ende des Hinterhauptfortsatzes 

längs des Profils gemessen . nn le N 
Breite des Kopfes hinter den Nasenlöchern ö 6 6 6 6 6 : 6 — 2.2 
Breite des Kopfes am hintern Augenwinkel u ne — eb 
Breite des Kopfes an der Ohrengegend . nn nm 6. 
Verticalhöhe des Kopfes über der ee ne ..0.— 32 
Länge des Rückenschildes . ö . 6 . 6 6 : © © 1. 11. 6 
Dessen gröfste Breite . a 0 0 - . . . l. 8 — 
Länge des Schwanzes, (wenn gewaltsam Augen] vom ira des Bauchzeitider 

bis zu seiner Spitze 5 ; ee VE DR: — NT. — 
Länge der Vorderfüfse vom Ende des Hera längs der äussern Keakhraung 

gemesen . . . . ER EBEN? BE 2 EEE 1. 122: 
Länge der Hinterfülse vom Ende des Femurs an gemessen . 5 e — 953. 


Die Farbe des Rückenschildes ist schmutzig olivengrün, ebd die obere Seite des Halses, 
des Kopfes und der Fülse; die untere Seite aller dieser Theile ist einförmig schmutzig schwefel- 
gelb; die Iris dunkelbraun, die Conjunctiva, welche einen grofsen Theil der Augenhöhle ausfüllt, 
schmutzig blaugrau. 

Das von mir beschriebene Individuum, ein ausgewachsenes Weibchen, erhielt ich Medio 
October zu Massaua. Diese Art liefert gar kein Schildplatt, indem die Rückenschilder aus 
schuppigen zugleich splittrigen Lagen bestehen, die sich nicht ablöfsen, und auch keiner Politur 
fähig sind. Auch diese Meer -Schildkröte wird von den Landeseingebornen Bage benannt. „Für 


die Brüte-Zeit dieser Art ward mir der Monat Mai angegeben. 


Amphibien. 


10 
Stellio. Daudin. 
Taf. 5. 


Stellio cyanogaster. 


Diagnos. Stellio capite depresso, supra squamis rotundatis, laevibus, regione parotidea subcarinatis, et subaculeatis, parte mediana dorsi, 
cauda et pedibus squamis carinatis, parte laterali dorsi squamis minutis, colore nigro, nonnullis majoribus flavescentibus 
acuminatis interpositis, gula et abdomine colore cyaneo, parte laterali colli utrinque plaga alepidota, ante anum series quinque 
squamarum hexagonarum. 

Diese der gesammten Körperform nach mit Stellio vulgaris ziemlich nahe verwandte Art unter- 
scheidet sich von jener durch einen weniger dicken Kopf, durch das Fehlen der mit einem 
kleinen Warzen-Kranze umgebenen Höckerschuppen längs des Rückens, durch bei weitem klei- 
nere Dornschuppen welche die Schwanzringe bilden, und endlich durch die Farbe. 

Zähne. Im Ober- und Unterkiefer stehen 3—4 sehr kleine konische Schneidezähne, die 
auf jeder Seite ein etwas gröfserer vorwärtsgeschobener kegelförmiger Eckzahn einschliefst; es 
folgen letzteren je 19 kleine pyramidenförmige, etwas comprimirte Backenzähne, dicht an ein- 
ander gereihet, und allmählich von vorn nach hinten zu an Gröfse zunehmend. Der Kopf hat 
einen Wulst längs des Nasenprofils und ist herzförmig, der obere Augenhöhlenrand an seinem 
hintern Ende einwärts geschweift. Die Schuppen des Oberkopfs gewölbt und zugerundet; an der 
Ohrengegend sind sie schwach gekielt. Die Kehle und der Hals sind gleichfalls mit etwas ge- 
wölbten, zugerundeten Schuppen bedeckt. Auf der Rückenmitte zugerundete gekielte gleichför- 
mige Schuppen. Auf den Seiten des Rückens sind sie von zweierlei Größse und Farbe; die 
grölseren sind alle gelb, ziemlich regelmässig gestellt und in ihrer Mitte konisch zugespitzt, die 
kleineren, bei weitem die zahlreichsten, sind glatt und von braunschwarzer Farbe. Auf beiden 
Seiten des Halses befindet sich eine ovale nackte Hautstelle, circa 3 Linien hoch, die eine gelb- 
liche Pomade ausschwitzt. Die Schuppen des Bauchs und der untern Seite der Beine rauten- 
förmig und dachziegelartig sich überdeckend; sie sind doppelt so grofs als die des Halses. Vor 
dem After 5 Reihen sechskantiger Hornplatten, jede Reihe aus 10 Stücken bestehend. Alle 
Schuppen der obern Seite der Beine sind gekielt, und nach aufsen zugespitzt. Die Fufszehen 
sind bei weitem dünner aber länger als bei Stellio vulgaris; die Nägel beider Arten gleich 
robust. Der Schwanz ist rund und von kreisförmig liegenden Trapezoidal-Schuppen umgürtet, 
die längs der einen Diagonale, welche von vorn und aussen nach der Medianlinie des Schwanzes 
läuft, gekielt sind. An der untern Seite fehlen die Kiele; je nach vier Lagen dieser Schwanz- 
schuppen bildet sich eine Art von schwach angedeuteten Einschnürungen. 


Körperausmessung. 


Ganze Körperlänge ON a Be er eo 
Von der Mundspitze bis zum hintern Rande der verdickten Muskelmasse an den 

Ohren a 0 e . . e o . 0 0 B 0 0 — 15 
Von der Mundspitze bis zum Mundwinkel . 6 . . . ® o 0 — — 05 


Von der Mundspitze bis zum vordern Rande der Tympanalmembran 0 ö — be 


Stellio cyanogaster. 1 


Von der Mundspitze bis zum Ende des vorspringenden Orbitalrandes ee LER. 
Gröfste Breite des Kopfes, bei der Ohrengegend ee eK — 12 
Verticalhöhe des Kopfes ebendaselbst u ee er se Zi al 
Dicke des Halses . N 2 oe} —_— — 9% 
Länge der Vorderbeine von Ken Achselhöhle bis zur Silke der Mittelzehe & — 2. 3. 
Daumenlänge . 6 9 ; ö R R 5 & 2 5 s ; 6 — — 3. 
Länge: der. 2ten Zee... Me. 
Länge der Mittel- und 4ten Zehe ie at ee ie ne ee FR BON: 
Länge der öten Ze Sn er: 
Gröfste Breite des Bauchs er a B 0 x. erg -—- 15. 
Länge der Hinterbeine von den Weichen bis zur Spitze der Aren Zee . . — 3. 3. 
Daumenlänge . : © : : e 2 6 : 6 : : . 0 — — 4 
2te Zehe . 6 . o . > . . 0 ? 5 6 i ® 6 — — T. 
Mittelzehe & 0 ® 5 : : a = E 0 0 : ; : —_ — 8 
4te Zehe . : h s 3 h : 2 5 2 e € e R R — — 9, 
Ste Zehe . 3 $ 6 0 5 : 2 6 6 e 0 — — 9. 
Von der Mundspitze bis zum After een PAR Ba 5 ed: 
Breite des Schwanzes 6 Linien hinter seiner Basis 0 ; . 0 


Die Farbe des Oberkopfs, Nacken, die obere Seite der Beine nd der ganze Schwanz grün- 
lichbraun; der Rücken, die Seiten des Körpers und theilweise die Basis der Beine sind schwarz- 
braun mit einzelnen gelblichen Schuppen; Kehle und untere Körperseite schön schmalteblau; die 
untere Seite der Füfse und des Schwanzes gelbbraun; die Schuppen vor dem After und die 
Nägel hornfarbig. Iris dunkelbraun. Im Weingeiste bleichen diese Farben sehr ab, obgleich sie 
immer angedeutet bleiben. 

Dieser Stellio kömmt ziemlich häufig vor bei Massaua an der abyssinischen Küste, auf Felsen 
lebend, wo er seiner Nahrung, die aus verschiedenen Insecten bestehet, nachjagt. 


Trapelus. Cuvier. 


Cuvier trennte von dem Geschlechte Agama (Daudin) unter dem Namen Tapaya und Tra- 
pelus diejenigen Arten, welche einen breitgedrückten Bauch und vergleichsweise zu den eigent- 
lichen Agama- Arten einen nicht sonderlich langen, dünnen zugerundeten Schwanz haben; zwi- 
schen beiden Geschlechtern führte er aber keine auffafsliche Unterscheidungszeichen an, und wie 
es scheint beruhet die generische Trennung auf der geographischen Verbreitung und auf fremd- 
artigen Stacheln. Fitzinger warf beide Geschlechter wieder zusammen unter dem gemeinschaft- 
lichen Namen Tapaya, oder vielmehr er verwechselte die am Cap vorkommende Agama orbi- 
cularis, welche ein ächter Trapelus von Cuvier ist, mit der Lacerta orbicularis Linne aus 
Mexico, die der Typus von Cuvier’s Geschlecht Tapaya ist. In neuerer Zeit hat Wiegmann *) 


*) Herpetologia Mexicana, Berlin 1834. pag. 18. 


12 Trapelus flavimaculatus. 


für dieses letztere Thier abermals einen neuen Geschlechts- Namen Phrynosoma_ vorgeschlagen, 
zugleich nimmt er das Cuvier’sche Geschlecht Trapelus an, ebenso dessen Geschlecht Agama, 
das er aber mit Wagler Amphibolurus benennt. Dr. Adolph Reufs, als er unlängst einige 
Amphibien beschrieb *), die von meiner vorigen afrikanischen Reise herrührend in dem hiesigen 
Museum aufgestellt sind, fand sich bewogen das Geschlecht Trapelus ganz zu verwerfen, und es 
mit den wahren Agama Cuvier’s zu vereinigen; dabei hat Dr. Reufs meiner Ansicht nach irriger- 
weise ein und dieselbe Species in 7 verschiedene Arten abgesondert, je nach der zufälligen Fär- 
bung oder durch verschiedenes Alter hervorgebrachten Differentien an in Weingeist mehrere Jahre 
aufbewahrten Individuen. Ich kann versichern, dafs alle diese vermeinten 7 Arten nichts als ganz 
zufällige locale Varietäten sind, und alle sind identisch mit dem Agama variable des Geoffroy 
St. Hilaire, nur mit der Bemerkung, dafs die von diesem Gelehrten in der Description de 
’Egypte Reptiles pl. 5. fig. 3 u. 4. gegebene Abbildung sehr misslungen ist **). Uebrigens be- 
weisen Dr. Reufs Diagnosen selbsten das ganz Schwankende seiner Artentrennungen, welches bei 
Vergleichung der Original-Exemplare sich bewährt. 

Ich reihe mich den Ansichten Cuvier’s an, welcher die in Afrika lebenden Agamaiden in 2 
Untergeschlechter trennt, wovon das eine, die wahren Agama, einen verhältnissmässigen dicken 
kurzen Kopf, schlanken Körper, und beträchtlich langen etwas vertical zusammengedrückten 
Schwanz hat ***), das andere aber, die Trapelus, gleichfalls mit dickem Kopfe, sich durch einen 
bauchigen breitgedrückten Körper, und verhältnifsmässig viel kürzeren dünnen zugerundeten 


Schwanz auszeichnet ). 


Taf. 6. Fig. 1. 


Trapelus flavimaculatus. Rüppel. 


Diaynos. Trapelus squamis capitis subeonvexis, regione parotica conice acuminatis, apertura auriculari supra trispinosa, squamis dorsa- 
libus mediocribus, imbricatis, ad corporis latera subcarinatis, partim cuspidatis; pedibus et cauda squamis carinatis. Gutture 
flavo in sacculum conicum expanso, lineis coeruleis radiatis rivulato; corporis et caudae colore umbroflavicante , regulariter 
zonis obscurioribus variegato, in quibus supra spinam dorsalem series macularum quadrangularum flavicantium. Pori femorales 
aut scutelli anales nulli. 


Der ziemlich massive Kopf hat die gewöhnliche herzförmige Gestalt durch die hinter der 
Ohrenöffnung verdickte Muskelmasse, und den bedeutend überhängenden obern Augenliederrand. 
Die Schuppen längs des Mundspaltes bilden eine gleichförmige Reihe flacher Rhomben, nur die 
Mittelschuppe des Unterkiefers ist etwas gröfser als die andern; diejenigen welche den oberen 
Augenhöhlenrand einfassen, überdecken sich dachziegelartig. Die übrigen Kopfschuppen sind 


*) Museum Senckenbergianum Vol. 1. pag. 27 u. f. 
e **) Die Abbildung, welche nach einer unter meiner Aufsicht nach dem Leben gefertigten Zeichnung in dem Museum Senckenbergianum 
Vol. 1. Taf. 3. Fig. 3. publieirt wurde, ist bei weitem besser als alle andere bekannte. 
***) Agama colonorum (nachstehend abgebildet) und Agama sinaita (Rüppell. Atlas Reptil. Taf. 3.) 
+) Agama orbicularis (Daudin) identisch mit A. variable Geoflroy, und mein nachstehend zu beschreibender Trapelus flavimaculatus. 


Trapelus flavimaculatus. 13 


unregelmässig zugerundet und jede etwas gewölbt; diejenigen an der Ohrengegend laufen etwas 
konisch zugespitzt aus, mit meist abwärts gerichteter Spitze. Die Schuppen auf den Augenlie- 
dern bilden einen kleinen Stachelkranz. Der obere Rand der Ohrenöffnung wird durch drei 
Zuspitzungen gebildet. Die Schuppen des Rückens sind etwas zugerundet und überdecken sich 
dachziegelartig; an den meisten ist gegen den hintern Rand hin eine kleine Spitze bemerkbar, 
welche als das Ende eines undeutlichen Kieles erscheint. Die Schuppen der obern Seite der 
Beine und rund um den Schwanz sind rhomboidalisch, jede mit einem deutlich ausgesprochenen 
diagonal laufenden Kiele versehen; diejenigen der Kehle, des Bauchs und der untern Seiten der 
Beine sind zwar auch rhombisch und überdecken sich, aber an ihnen sind die Kiele nur ganz 
schwach angedeutet. Am After und den Weichen findet keine besondere Schuppenbildung statt. 
Die Zehen der Füfse sind zugerundet, die Nägel klein und zugeschärft. Die Kehle bildet einen 
herunterhängenden vertical zusammengedrückten konischen Hautsack, dessen Ende nach hinten 
zu verläuft. 


Körperdimensionen. 


Ganze Körperlänge ; Fe u er ae EL 0)0-c 
Länge des Kopfes bis zur Veranzung, ie Halo 0 ; e e 6 i ä al. 
Von der Spitze der Nase bis zum Mundwinkel, welcher unmittelbar unter dem vor- 

dern Rand der Ohrenöfnung st » - 2 2 ee 0. 0.0. ll. 
Entfernung zwischen den Nasenlöchern . 0 . . - 6 0 . 0 Al 
Entfernung zwischen der Wölbung der obern Augenlieder Be.» Pre 
Gröfste Breite des Kopfes etwas vor der ae ne Eee rw: 
Dicke des Halses . . er le 
Länge der Vorderbeine von der Achselhöhle, bis zum db der An Zehe . 0 1. 8. 
Länge der Daumenzehe ee re 24: 
Länge der 2ten Zee . . ie wis Vale er: 
Länge der Mittel- und 4ten Zene) 6: 0 er: 
Länge der 5ten Zehe . 5 . . 0 o © 0 LER 0 . 20 2 
Länge der Hinterfülse von den Weichen bis zum Ende der A4ten Zehe ö 6 6 2. 29% 
Länge der lten Zehe der Hinterfülse . 000 . a & 6 ö 0 Beer 
Länge der 2ten Zee . . .» SE - . ne N 
Länge dee Mitteeebe 000m 5. 
Langerder.Atenl Zehe 0... 1: 0° BE er BE FE 6. 
Länge der 5ten Zehe e . R 5 o — 31 
Von der Mundspitze IR zum After er Vo eis #5 Se id. T. 
Gröfste Breite des Körpers Re 1. 4. 
Schwanzdicke, 4 Linien hinter dem After . ö . — 3 


Die Farbe des ganzen Körpers ist hellgelbbraun, mit een Tee Binden über den 
Rücken und Schwanz; auf ersterem sind deren 5, auf letzterem 13. Längs der Medianlinie des 
Rückens und Schwanzes befindet sich in jedem braunen Querstreifen ein rhombischer hellgelber 
Flecken. Die Kehle und untere Seite des Körpers ist hell strohgelb. Von dem Rande des 
4 


Amphibien. 


14 Agama colonorum. 


Mundes laufen nach der hinteren Zuspitzung des Kehlsackes lasurblaue Linien fächerförmig zu- 
sammen. Die Iris ist dunkelbraun. Auch die obere Seite der Schenkel hat einige braune Quer- 
bänder, und bei jungen Individuen ist der Rücken graubraun, die kegelförmigen Endspitzen der 
einzelnen Schuppen gelblich; dabei sind immer die dunkelbraunen Querbinden mit ihren rhom- 
bischen gelben Flecken längs der Medianlinie erkenntlich. Im Weingeiste verbleichen alle diese 
Farben und nehmen eine grauliche Tinte an. 

Der Oberkiefer hat in der Mitte 2 kleine konische auseinander stehende Schneidezähne; 
dann kömmt ein robuster Eekzahn,, der aufser der Reihe der übrigen stehet; auf beiden Seiten 
folgt nun eine Reihe von 14—15 konischen gleichföormigen Backenzähnen, die an Grölse von 
vorn nach hinten zunehmen. Gleiche Bewaffnung hat der Unterkiefer, nur sind seine Eckzähne 
beinahe von gleicher Gröfse mit den Backzähnen. Zunge kurz, zugerundet, fleischig. Nahrung 
Insecten, welche das Thier im Laufen auf der Erde fängt; es lebt immer auf flachem Boden, 
bewohnt Sandlöcher, und läuft sehr schnell. 

Vaterland: Arabien, besonders bei Djetta. 

Ich vermuthe, dafs der unter dem Namen Agama Ruderta in der Description de l’Egypte 
Reptiles, Supplement Pl. 1. Fig. 6. abgebildete Saurier mit dem vorstehend beschriebenen nahe 
verwandt, vielleicht identisch ist, in welchem Falle aber diese Abbildung sehr viel zu wünschen 
übrig läfst, und die meinige als nach dem Leben gefertiget, so wie deren Beschreibung eine vor- 


züglichere Berücksichtigung verdient. 


Agama. Daudin. 
Taf. 4. 


Agama colonorum. () 


Diagnos. Agama capite squamis imbricatis, laevibus, regione parotidea et ad latera colli nonnullis tuberculis flavicantibus, multispinosis, 
gula in sacculum aurantiacum producta, postice torquete nigricante, juba spinosa brevi in nucha; corpore, pedibus et cauda 
squamis rhomboidalibus imbricatis, parte dorsali et tota cauda carinatis, iis lineae medianae caudae fortioribus. Ante aper- 
turam analem squamae majores septem. Corporis color supra brunneus, linea dorsalis longitudinalis et pars inferior corporis 
Davicans. Cauda longissima. 


Seba*) bildete eine Lacerta ab, die man gewöhnlich für den Typus der in Guinea vorkom- 
menden Agama colonorum hält, obgleich jener Schriftsteller das Original seiner Abbildung als 
aus Amerika abstammend angiebt. In Abyssinien, nahe bei Gondar fand ich ein dieser Abbil- 
dung ziemlich ähnliches Thier; ich kann zwar dessen Identität mit dem in Guinea vorkommen- 
den nicht verbürgen, da ich von demselben keine ausführliche Beschreibung kenne**); aber vor- 
läufig nehme ich dieselbe an, da es meines Erachtens leichter ist, bei genauer Vergleichung zu 


*) Seba Thesaurus Vol. 1. Tab. CVII. fig. 3. 
**) Daudin’s Beschreibung , Reptiles Vol. 3. pag. 356. ist höchst oberflächlich und mangelhaft. 


Agama colonorum. 15 


bestimmen, ob die Thiere als 2 Arten getrennt werden müssen, als den für das eine gegebenen 
neuen Namen aus der Feder der Compilatoren verschwinden zu machen. 

Der Kopf dieser Agama ist herzförmig gestaltet durch die Anschwellung in der Ohrengegend; 
nach vorn zu ist er zugespitzt, die Spitze selbst abgestutzt; er ist dabei, wenn der Kehlsack 
nicht berücksichtiget wird, flach gedrückt und hat auf der Nasenkuppe einen kleinen convexen 
Wulst; die Supraorbital- Gegend ist verdickt, aufgeworfen; die Nasenlöcher sind gespalten jedes 
in kleine Warzen, welche seitwärts gerichtet mit dem untern Augenliederrand gleich hoch ge- 
stellt sind. Der Mundspalt erstreckt sich bis in die Mitte zwischen den äusseren Augerwinkel 
und die Ohrenmembran. Die Zähne und Zunge sind ganz wie bei Trapelus. Die Kehle erwei- 
tert sich in einen nach hinten zu konisch auslaufenden Hautsack; die Schuppen des Oberkopfs 
sind zugerundet, mittelmässig grols; sie überdecken sich dachziegelartig, und sind nicht gekielt; 
diejenigen des Halses und der Kehle sind ganz klein, von rhombischer Gestalt, und mit einer zu- 
gespitzten Erhebung. Oben auf des Nackens Mitte ein kurzer Kamm aus 9 gekrümmten in 
eine Längslinie gestellten konischen Stacheln bestehend. Um die Ohren und an den Seiten des 
Halses einige kleine Gruppen divergirender konischer Stacheln. Die Schuppen des Rückens, der 
obern Seite der Füfse und des sehr langen Schwanzes sind rhombische, sämmtlich gekielt, und 
überdecken sich dachziegelartig. Der Schwanz ist etwas vertical zusammengedrückt, die Schuppen- 
kiele auf der obern Schwanzkante am stärksten; der untere Theil des Körpers und der Füflse 
ist mit kleinen rhombischen ungekielten Schuppen bekleidet; vor der Aftermündung eine Reihe 
von 10—11 flachen Hornschuppen. Die Fufszehen sind kurz; die Nägel zusammengedrückt 
und an der Spitze ausgekerbt. 


Ausmessungen. 


Ganze Körperlänge EEE ENDE 12. — 
Länge des Kopfes von der Nalenapie bis an die Halsverengung . . . .- 2. 
Länge von der Nasenspitze bis zum hintern Augenwinkel een # — 8 
Länge von der Nasenspitze bis zum Mundwinkel . ö — 
Länge von der Nasenspitze bis zum vordern Rand der Tympanalmembran . ® — 11. 
Länge von der Nasenspitze bis zu den Nasenlöchern 6 . . u 
Entfernung zwischen den beiden Nasenlöchern . ö . — 34. 
Breite des Kopfes zwischen den auswärts gebogenen Orbitalrändern - 0 0 — 1. 
Gröfste Breite des Kopfes, in der Gegend des Mundwinkels — 10. 
Verticalhöhe des Kopfes, in der Augengegend vor dem Anfang des Kelldeke: . — 6% 
Länge der vordern Extremitäten von der Achselhöhle bis zur Nagelspitze der vier- 
ten Zehe . 1 91). 
Daumenzehe — 20 
2te und öte Zehe, eb — 3% 
Mittel- und 4te Zehe, jede © — Ay, 
Länge der Hinterfüfse von den Weichen bis zum he 1 4ten Zehe 2. 9 
i — 2 


Daumenzehe 


16 Pristurus. 

2te Zehe . : i 2 5 E 2 . Ä . 5 0 : : 9 . —H 
Mittel- und 4te Zeh ö ‘ . B k . ° . > 0 ö ° ® — 5 
öte Zehe . R . o a 5 k ® . ö o o ® ö ö e — 5. 
Länge von der Nasenspitze bis zum After . . . 9 Q 0 . . . 4. 11%. 
Breite des Schwanzes, !/, Zoll hinter seiner Basis . ® ° . ® 0 B — 6%. 
Dessen Höhe ebendaselbst Q 5 k 2 o . 0 ö R ö 5 E — 5%. 


Gröfste Breite des Körpers . o . B . . a . . B . 5 1. 11%. 

Die Grundfarbe der obern Seite des ganzen Thiers ist grünlich braun, die Bauchseite grau- 
gelb; einzelne Schuppen auf dem Oberkopf, die Gruppe von Dorn-Stacheln auf dem Halse und 
dem Nacken, und ein Medianstreifen längs des ganzen Rückens hellgelblich; der Kehlsack ist 
lebhaft orangegelb, und hinter demselben ein blauschwarzes Halsband, welches den Kehlsack von 
der Brust absondert. 

Im Weingeist wird die Rückenfarbe gelbgrau, und die andern Farben sind stark abgebleicht. 

Vorkommen: Abyssinien in der Gegend von Gondar ; das Thier pflegt ganz ruhig auf Felsen 
zu sitzen, nur von Zeit zu Zeit den Kopf auf- und abwärts bewegend, vielleicht um die Auf- 
merksamkeit seiner Beute zu fesseln, die in Scarabäen und andern Insecten bestehet; bemerkt es 
eine ihm selbst drohende Gefahr, so läuft und springt es schnell mit in die Höhe gerichtetem 
Schwanze. 


Pristurus. Nov. Gen. Rüppell. 


In der Familie der Ascalabotes stellte Cuvier mehrere Genera zusammen, die sich alle durch 
zugerundete dünne lange Fufszehen, von denen jede mit einem Nagel versehen, kenntlich machen, 
und sich von einander selbst durch die Form des Schwanzes generisch unterscheiden *). Auf der 
Küstenlandschaft von Abyssinien entdeckte ich eine neue Abtheilung dieser Sippe, welche sich 
durch einen vertical zusammengedrückten Schwanz auszeichnet, dessen Schärfe oben und unten 
stark sägeförmig gezähnt ist, und welcher ich den Namen Pristurus beilege **). 


Characteres generici. 


Caput subdepressum,, breve, antice rotundatum: Nares laterales prope apicem rostri: Oculi 
magni, pupilla nocturna, subrotunda: Membrana tympani profunde latens: Lingua crassa, depressa, 
apice integro: Dentes maxillares integri aequales, uneinati: Cutis trunci sublaevis, subtilissime 
retieulata: Pedes pentadactyli, digiti graciles, rotundati, elongati, uncinati: Cauda compressa, 
elongata, supra et infra carina serrata: Pori femorales nulli. 


*) Die Ascalabotes mit zugerundetem Schwanz benannte Cuvier theils Stenodactylus, theils Gymnodactylus; diejenige mit abge- 
plattetem Schwanze Phyllurus, und Gray endlich benennt Eublepharis eine neue Unterabtheilung dieser Sippe, deren Charaktere mir 
nicht bekannt sind. 

”*) Von zgırög gesägt, und odp« Schwanz. Wiegmann in seiner Herpetologia Mexicana pag. 19. vereiniget Cuviers und Grays 


Untergeschlechter des Ascalabotes alle, und benennt das hieraus gebildete einzige Geschlecht Gymnodactylus. 


IE 


17 


Tafel 6. Fig. 3. 
Pristurus flavipunctatus. Rüppell. 


Diagnos. Pristurus corporis colore ex brunneo fuscescente, dorso, pedibus et ventre punctis flavicantibus *); cauda corpore tertia parte 
longiore, ad basin caudae maris utrinque verruca, partes genitales recondente. 


Der konische, etwas flach gedrückte, Kopf ist vorn zugerundet, mit grossen Augenhöhlen, die 
schräg gerichtet von innen nach aussen zu gestellt sind; der weit gespaltene Mund erstreckt sich 
bis unter den hintern Rand der Augenhöhle, und ist ringsum durch eine Reihe grosser Schuppen- 
platten begrenzt, wovon diejenige, welche die Mitte des Unterkiefers einnimmt, die grösste von allen. 
Die Nasenlöcher liegen auf den Seiten, etwas von der Nasenspitze zurückstehend. Die Hautbede- 
ckung des obern Theils des Kopfes und Körpers ist glatt, durch ganz feine Linien in ein engdurch- 
brochenes kleinmaschigtes Netz abgetheilt; an der Kehle, den Bauchseiten und der unteren Fläche 
der Füsse sind die Maschen dieses Netzes etwas convex; die Kante des vertical zusammengedrückten 
Schwanzes ist oben mit Y, Linien hohen Stacheln gezähnt, welche sich in einer Reihe bis zur Rücken- 
mitte erstrecken, und dort allmählig verschwinden. Bei den Weibchen beginnt diese Zahnreihe erst 
über dem Becken; die untere Kante des Schwanzes ist nur halb so stark als die obere. Hinter dem 
After sind zu beiden Seiten je zwei kleine Warzen, welche zu den Genitalien gehören; der zufällig 
abgebrochene Schwanz regenerirt sich zugerundet ohne die sägeförmig ausgezackte Kante. 


Körperdimensionen. 


Ganze Länge des Thiers . . . 2% 101| Mittezeke . . x. 2. 2.2.0.0 — 125. 
Von dem vordern Kopfende bis zum Vierten Ze he sr u > 
Mundwinkell . 2 2 2 200 2% | Fünfe Zee . ». 2 2 22.0 1% 
Von dem vordern Kopfende bis zur Länge der Hinterfüsse von den Weichen 
Ohrenöfnung . . . » .— 4 bis zum Ende der vierten Zeke — 8%, 
Grösste Breite des Kopfes in der One Daumenlänge . . a | 
gegend Zweite Zehe. 2 2 2 2 22. — 1 
Entfernung des obern Rands der Augen- Dritte und fünfte Zee . ». . . — 2 
höhle 3 ..—- 15, | Vierte Zee . . . — 21a 
Länge der Vorderfüsse von der Aahssll Von der Mundspitze Kr zum neAten 1 13, 
höhe bis zum Ende der vierten Zehe — 6%, | Grösste Körperbreite. . » x... — 31% 
Daumenlänge der Vorderfüse .. — | Schwanzbreite an seiner Basis, etwas 
Zweite Zehe ee ee WA hinterm After gemesen . . . — Mu 


Die Farbe des ganzen obern Körpers und Schwanzes ist braungrau, diejenige der Bauchseite grau- 
gelb; auf dem Rücken und der obern Seite der Beine viele kleine hellgelbe Flecken. 

Der Magen ist eine einfache längliche Erweiterung des Darmkanals, welcher letzterer sehr kurz 
ist, nur eine Rückbiegung macht und kurz vor dem After sich wieder etwas aufblähet. Die ziemlich 
grosse Leber bestehet aus drei Lappen. Die Nahrung dieses Thieres sind Spinnen und andere kleine 
Insekten von weichem Körper; er lebt auf Bäumen, ist nicht lichtscheu, läuft ziemlich flink, und zieht 
sich unter die Baumrinden zurück, oder lässt sich herabfallen, wenn er Gefahr erblickt. 

Vorkommen: die Bäume an der Küstenlandschaft von Abyssinien bei Massaua. 


*) Die übrige Körperbeschreibung ist in den Geschlechtscharakteren enthalten. 
Amphibien. 5 


18 
Tafel 6. Fig. 2. 
Hemidactylus Naviviridis. Rüppell. 


Diagnos. Hemidactylus capite et corpore depresso, supra colore Navo-viridi, subtus dilute aurantiaco, cute dorsali et scelidum uniformiter 
granulosa, granis subtilissimis; cauda depressa supra lineis annulatim divisa; annuli lateraliter univerrucati, infra parte mediana 
seutis hexagonis dilatatis. Pori femorales utrinque 4— 6. Ad latera ani utrinque verrucae duae, colore sulfureo. 


Eine von Hemidactylus granosus (Rüpp. Atlas Taf. 5. Fig. 1.) durch die gleichförmig kleinkörnige 
Hautfläche des Rückens und der Füsse, so wie auch durch Farbe und Grösse sehr leicht zu unterschei- 
dende Art. Der Kopf und ganze Körper ist flach gedrückt, der Mund bis an den hintern Rand der 
Augen gespalten, durch eine Reihe grösserer Schuppen begrenzt, welche unmittelbar unter dem Kinn 
in zwei Reihen gestellt sind; sonst ist die Haut der ganzen obern Seite des Kopfes, des Körpers und 
der Füsse mit gleichförmigen, ganz kleinen runden sich nicht überdeckenden Schuppen besetzt; die- 
jenigen des Bauchs und der untern Seite der Füsse sind dagegen weit grössere und rhombisch gestal- 
tete Schuppen, deren Ränder sich überdecken; an den Schenkeln auf jeder Seite des Afters eine Reihe 
von 4 bis 6 grossen runden Schuppen, jede mit einer Porenöffnung; hinter dem After sind zu beiden 
Seiten auf der untern Seite des Schwanzes zwei kleine Wärzchen; der an der Basis platt gedrückte 
Schwanz ist in einer Länge von drei Linien, oben mit Schuppen wie der Rücken, unten mit solchen 
wie die des Bauches bedeckt, dann findet sich auf der obern Seite in regelmässigen Entfernungen 
von 1, Linie jede, eine Andeutung einer linearen transversalen Einschnürung, wovon die sechs vordern 
jede mit sechs kleinern Wärzchen besetzt sind. Längs der Mitte der untern Schwanzseite ist eine 
Reihe von in die Quere gezogenen grossen hexagonalen Schuppen, welche, wie schon bemerkt, drei 
Linien hinter dem After beginnen. 


Körperdimensionen 


Ganze Körperlänge . . » 2... 5% 10 | Länge einer jeden der vier übrigen 
Von der Mundspitze bis zum Mund- No 0 ro aan 
winkel. 2. 2 2 2 202000.2.— 5% | Länge der Hinterbeine von den Wei- 

Von der Mundspitze bis zur Ohren- chen bis zum Ende der viertenZehe — 13%, 
öfnung . . en 18V; Daumenlänges. Wr ee. a 2 
Grösste Breite des Kopfes) etwas vor Länge der zweiten Zee . 2... — 21% 

den Ohren sich befindend . . . — 6 Länge der dritten ehe . 2... — 
Entfernung zwischen des obern Augen- Länge der vierten und fünften Zehe, 

lied-Randes . . . ee, jedes re m RN a 31, 
Länge der Vorderbeine von Mder Altn- Von der Mundspitze bis zum After . 2 61, 

höhle bis zum Ende der viertenZehe — 10 Schwanzbreite hinter dem After. . — 4 
Daumenlänge . . 2 2 2 202002 — 1% | Grösste Körperbreite . . 2.2. — 8 


Farbe im Leben: Die ganze obere Körperseite einförmig gelbgrün, die Zehen der Füsse mehr gelblich, und 
die von oben sichtbar in Eckkanten der Auskerbungen der untern Fastarein himmelblau. Um die Augen gehet ein 
gelber Ring. Iris gelbbraun, die Pupille wie bei allen Geccoiden länglich gespalten, schwarz. Die vier Warzen zu 
den Seiten des Afters lebhaft schwefelgelb; die ganze untere Körperseite ist verwaschen hell orangegelb, nur die 
quergestreiften Tafeln der Fusszehen sind bläulich. Die im Weingeist aufbewahrten Exemplare sind auf der Rücken- 
seite einförmig gelblich grau, auf der Bauchseite verhlasst strohgelb. 

Das Vaterland dieses Hemidactylus ist die Insel Massaua und die benachbarte Küstenlandschaft; er bewohnt 
altes Gemäuer, und kann an der untern Seite der horizontalen Decken der Wohnungen einher laufen. Sein Sehorgan 
ist nur für das Dunkele dienlich, daher er seine Nahrung, die in Fliegen und ähnlichen Insekten bestehet, zur 
Nachtzeit aufsucht. 


Ende der Beschreibung der Amphibien. 


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Neue Wirbelthiere 


der Fauna von Abyssinien gehörig, 


entdeckt und beschrieben 


von 


D: Eduard Nüppell. 


Fische des rotihen Meeres. 


Srankfurt am Main. 
In Commission bei Siegmund Schmerber. 


1835. 


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Vorrede zur Abtheilung der Fische. 


Das Studium der Ichthyologie hatte für mich immer ein vorzüglicheres Interesse; aber im 
allgemeinen ist jenes Studium gerade dasjenige, welches unter den Naturforschern bei weitem weniger 
thätige Verehrer hat, als die meisten andern Sectionen der Naturgeschichte. Ursache hiervon dürfte 
seyn, dals beim Einsammeln und Beobachten der Fische man meistentheils von ganz fremden Personen 
abhängig ist, dafs das Bearbeiten und Aufbewahren einer Fischsammlung mühsam und kostspielig 
ist, und letztere als eine Schaubelustigung den Laien wenig anspricht; da endlich die einzelnen 
Fische ihre Formen und Farben beim künstlichen Aufbewahren ungemein ändern, so haben sie, wenn 
nicht gleich nach dem Einfangen gewissermassen noch belebt beobachtet, nur sehr secundaires wissen- 
schaftliches Interesse. Ich war daher sowohl auf meiner früheren als letzten Bereisung des rothen 
Meeres besonders bemühet, alle Fische an Ort und Stelle naturgetreu zu zeichnen, zu beschreiben, 
und von den meisten ein Farbenbild nach frisch eingefangenen Individuen zu fertigen. Die Skelette 
möglichst vieler Arten wurden bearbeitet, dabei die Organisation der Ernährungswerkzeuge untersucht, 
und über ihre Nahrung, Vorkommen, Verbreitung und Nutzen in Beziehung auf den Menschen, 
Notizen eingesammelt. Freilich konnte dieses alles nur bei einem kleinen Theil der dreihundert 
vierundvierzig verschiedenen Fischarten geschehen, die ich im Zeitlauf meiner mehrfachen Reisen 
am rothen Meere einsammelte. Viele dieser Fische waren bisher unbekannt für die Wissenschaft; 
von den meisten waren gar keine, von andern nur sehr fehlerhafte Abbildungen vorhanden; ich gab 
daher der Veröffentlichung meiner Fischzeichnungen vor allem den Vorzug. Der naturhistorische Atlas 
zu meiner früheren Reise in Afrika enthält die Abbildungen von fünfundneunzig, gegenwärtiges Werk 
von einhundert und siebzehn Fischen; ich darf von diesen Abbildungen mit einigem Selbstgefühle 
sagen, dafs sie in Beziehung auf Genauigkeit mit den bestgelungensten ichthyologischen Darstel- 
lungen den Vergleich aushalten können; fast alle sind nach der Natur colorirt; wo dieses nicht statt 
finden konnte, oder wo das Coloriren unwesentlich war, wie z. B. bei einförmigem Silberglanz, da 


liefs ich die Abbildung farbenlofs. 


Am Auffinden der von Forskäl in seinen geschätzten Descriptiones Animalium beschriebenen 
Fische des rothen Meeres war mir ganz besonders gelegen. Der schwedische Naturforscher hatte 
in allem in jenem Meere einhundert sechsundvierzig Arten erhalten, von welchen ich nur einhundert 
einunddreifsig wiederfand. *) 

Bei der successiven Bekanntmachung meiner ichthyologischen Beobachtungen habe ich einzelne 
Familien zusammen abgehandelt, ohne systematische Reihenfolge; der ausführliche alphabetische Index 
am Ende des Werkes wird das Auffinden der einzelnen Arten erleichtern; ich füge demselben noch eine 
systematische Zusammenstellung der verschiedenen Familien bei, in der Reihenfolge, welche Cuvier 
in seiner grossen Naturgeschichte der Fische in Anwendung setzte. 

Da viele neue Gattungen, sowohl im letztgenannten Werke, als in der zweiten Ausgabe von 
Cuviers Regne Animal aufgestellt wurden, so hatte ich in allem nur zwölf Formen als den Typus 
neuer Gattungen vorzuschlagen **); drei jener Cuvier’schen neuen Gattungsabtheilungen fand ich 
mich bewogen nicht anzunehmen (Mesoprion, Calliodon und Pelamis). Meine Beobachtung, dafs 
bei einigen Fischen der Unterschied des Geschlechts durch verschiedene Färbung, und selbst durch 
die Form der Flossen bezeichnet ist ***); dafs bei andern Fischen letztere und sonstige Theile des 
Körpers in verschiedenen Altersperioden wesentliche Modificationen erleiden +), daher mehrmals der 
nämliche Fisch von ausgezeichneten Naturforschern als verschiedene Arten beschrieben wurde, dieses 
werden die Ichthyologen als interessante Mittheilung aufnehmen und weiter verfolgen. 

Schliefslich will ich noch aufmerksam machen, wie mehrere im indischen Ocean häufig vor- 
kommende Gattungen ganz dem rothen Meere fremd zu seyn scheinen, wenigstens nie von mir 
beobachtet wurden; es sind dieses namentlich die Gattungen Polynemus, Stromateus, Gymnetrus, 
Ophidium, Ephippus, Johnius und Otolithus. Ich muthmafse übrigens, dals beiläufig ein Viertheil 
der Fischarten, welche das rothe Meer beherbergt, meinen Beobachtungen entgangen seyn dürfte, 
und hierzu gehören alle die Arten, welche die grolsen Tiefen bewohnen, mit deren Einfangen die 
Araber ganz unbekannt sind. Es ist in dieser Beziehung im rothen Meere noch ein weites Feld 
für Entdeckungen offen. 

Geschrieben am 1. März 1838. Dr. Eduard Rüppell. 


*) Die fünfzehn Fische, durch Forskäl beschrieben, welche ich nicht auffand, sind: Gobius nebulosus, Scarus sordidus, Mullus 
aurillamma, Labrus inermis, Labrus ramentosus, Labıus oyena varietas 3, Sceiaena Abusamf, Sciacna Abuhamrur, Scomber kirm, Scomber 
mellit, Chaetodon pietus, Esox marginatus, Clupea belama, Mugil scheli und Exocetus volitans. 

**) Die zwölf von mir aufgestellten neuen Gattungen benannte ich : Enneapterygius, Pristotis, Sphaerodon, Gazza, Petroskirtes, Aster- 
ropteryx, Halichöres, Pseudochromis, Haliophis, Uropterygius, Xenodon und Nebrius. 

***) Z. B. Lebias dispar, Diacope bohar. 
+) Z. B. Balistes tlavimarginatus, Aspisurus unicornis. 


Fische 


aus dem rothen Meere. 


———_ 


In den Beschreibungen der auf meiner vorletzten afrikanischen Reise beobachteten Fische aus 
dem rothen Meere charakterisirte ich eine von mir aufgestellte Gattungsform aus der Familie der 
Gobioiden, welcher statt des gewöhnlichen Kiemenspalts ein kleines über den Brustflossen befind- 
liches Loch eigenthümlich ist. Ich benannte dieselbe Petroskirtes*); damals hatte ich nur eine 
einzige Art aufgefunden, die sich durch mehrere kleine Hautlappen an verschiedenen Stellen des 
Kopfes, durch nahmbare Verlängerung der vordern Strahlen der Rückenflosse, durch ausgekerb- 
ten hintern Rand der Schwanzflosse und durch die Farbenzeichnung kenntlich macht. Heute 
liefere ich die Beschreibung und Abbildung einer neuen Art dieser Gattung, deren Auffindung 
das Resultat der Forschungen meiner letzten Reise ist. 


Taf. 1. Fig. 1. 


Peitroskirtes ancylodon. Rüppel. 


Diagnos. Petroskirtes capite leevi excepta fimbria unica supra oculos, in utraque maxilla lateribus nonnullis dentibus perlongis, uncina- 
tis, pinna dorsali et anali radiis aequalibus non articulatis nec furcatis, pinna caudali truncata ; corporis colore umbrino, 
dorso fasciis sex clarioribus variegato, nonnullis punctis nigricantibus intermixtis, parte anali albipunctata, ventre et Pinnis 
ventralibus aurantiacis. 

Länglich ovaler, vertical zusammengedrückter Körper, mit rechtwinkelig abgestutzter Schwanz- 
flosse; die Strahlen der Rücken und Afterflosse sind alle gleich hoch; keiner davon ist gespal- 
ten, aber auch keiner steif und in stechende Zuspitzung auslaufend. Der hintere Rand beider 
Flossen ist durch eine Membran mit der Basis des Schwanzes verbunden. Die Strahlenzahl der 
Flossen ist: 

Brfl.  , Ball. 2, RO. 2, Akt. 2, Schl.2 + +2. 

In der verwachsenen Kiemenhaut kann man 6 Strahlen wahrnehmen. Der ganze Körper 
ist schuppenlos, und keine Spur einer Seitenlinie erkenntlich; auf dem Kopfe ist am obern 
Augenliederrande jeder Seite eine Hautzaser. Die Hälfte der kleinen runden Oeffnung, welche 
oberhalb jeder Brustflosse zu den Kiemen führt, ist mit einer Membran bedeckt. Der Mund 
ist oben und unten mit einer Reihe gleichförmiger feststehender, dicht an einander gestellter 
Hackenzähne besetzt; unfern des Mundwinkels stehen oben 2, unten 1 sehr langer gekrümmter 


*) Atlas zur Reise im nördlichen Afrika, Fische des rothen Meers. p. 110 u. Abbildung Taf. 28. Fig. 1. 
Fische. 1 


2 Enneapterygius pusillus. 


Hackenzahn. Körperfarbe hellbrauner Grund, in der obern Hälfte mit 6 dunkelbraunen unre- 
gelmässigen Querbinden und schwärzlichen Flecken ; die untere Körperhälfte mit mehreren 
Längsreihen weisslicher Punkte. Die Bauchseite vom Mund bis zum After lebhaft pomeranzen- 
gelb. Iris röthlich mit einem Kreise brauner Punkte. Rücken und Afterflosse hellbraun mit 
dunkelbraunen Marmorirungen; längs des Randsaumes der Rückenflosse eine doppelte Reihe 
weisser Punkte. Schwanzflosse weisslich hyalinisch; Bauchflossen zitrongelb. 

Körperlänge 2 Zoll; kömmt einzeln vor zu Massaua; lebt mit den Blennius- Arten zwischen 


Korallen. 


Die an sonderbaren Formen so reiche Familie der Acanthopterygier mit stacheligen Operculn (& joues cuirassdes 
Cuvier) lieferte mir eine sehr ausgezeichnete Gattungsform; die unverkennbar von allen bisher beschriebenen 
verschieden ist, und welche als selbstständiger Typus nach meiner Meinung in Cuviers System neben dessen 
Hemitripterus eingeschalten werden mufs. Folgendes sind die eigenthümlichen Kennzeichen dieser neuen Gat- 
tung, für welche ich den Namen Enneapterygius vorschlage *). 


Enneapterygius, nov. Gen. Rüppell. 


Characteres generiei: Caput alepidotum , properculum carinis duabus, opereulum supra 
pinnas pectorales elongatum. Os labiis carneis, dentibus setaceis minutissimis permultis armatum, 
membrana branchialis sub gula continuata, radiis 7. Corpus squamis magnis, margine serrato; 
linea lateralis sola parte anteriore expressa. Pinn® dorsales tres, dus anteriores spinos®. Pinnz 
ventrales thoracici, radiis binis veluti Blennii. 


— 


Taf. 1. Fig. 2. 


Enneapterygius pusillus. Rüppell. 


Diaynos. Enneapterygius oculis magnis, margine supraorbitali et naribus tentaculatis, ore depresso, corporis colore viridescenti, sub ocu- 
los vitta umbrina azureo limbata, operculis punctulis brunneis et coeruleis. Pinn& colore viridescenti hyalino, nonnullis punctis 
umbrinis variegat®. 

Die unverhältnifsmässig grossen etwas nach oben zu hervorstehenden Augen, wodurch die Stirn 
wie vertieft erscheint, erinnert an die Scorpänen; das Präopereulum ist mit dem Infraorbital- 
knochen ganz verschmolzen, und verdrängt beinahe gänzlich den Interopereularknochen; auf erste- 
rem sind zwei erhabene Leisten, von dem Mundwinkel aus wagrecht rücklaufend. Das Oper- 
culum verlängert sich über die Brustflossen in einer nach oben zu mondförmig gekrümmten 
Spitze, gleichfalls wie bei den Scorpänen. Der Mund ist horizontal gespalten, nach hinten zu 
breit, und mit einer Binde bürstenförmiger Zähne besetzt; über jedem Auge und Nasenloch ist 
ein einfacher Hautlappen. Die Kiemenhaut beider Seiten umgürtet gemeinschaftlich den Bauch, 
und wird durch 7 Paar Strahlen unterstützt. Wegen Kleinheit des Individuum (nicht einmal 
10 Linien) konnte ich Zahnbewaffnung am Gaumen oder Schlund nicht erkennen. 


*) Von ewea- Neun zrepu£ - Flosse. 


Enneapterygius pusillus. 3 


Die Rückenflosse beginnt unmittelbar hinter den Augen, und ist in drei Abtheilungen ge- 
trennt; die vorderste bestehet aus 3 Stacheln, wovon der dem Kopfe nächste dreimal so lang 
als der hinterste ist, wodurch eine kleine dreieckige Flosse entstehet; nach einem kurzen Zwi- 
schenraume folgt die zweite aus 11 Stacheln bestehende Flosse; sie ist nach hinten etwas zuge- 
rundet; die letzte oder dritte Abtheilung der Rückenflosse, die blos aus gespaltenen Strahlen 
bestehet, ist niederer als die mittlere. An der Afterflosse konnte ich nichts als einfache Strah- 
len erkennen; sie sind sämmtlich von gleicher Länge, und ihre Spitze etwas über ihre Verbin- 
dungsmembran hervorragend. Die Brustflossen sind sehr lang, nach hinten zugespitzt, und rei- 
chen bis weit über den After hinaus. Die Bauchflossen , wovon jede nur aus zwei einfachen 
Strahlen bestehet, sitzen weit vor den Brustflossen, dem Anfange der ersten Rückenflosse gegen- 
über; die Schwanzflosse ist vertical abgestutzt. 

Bril. — , Baflı — , R.- ++ An. ıt, 

Der Körper ist mit grossen Schuppen bedeckt, deren Rand fein gezähnt ist; hinter dem 
obern Winkel des Kiemenspalts bemerkt man auf 7 Schuppen eine durch leistenförmigen Strich 
angedeutete Seitenlinie; dann verschwindet solche, bis wieder auf der mittleren Schuppenreihe 
der hintern Körperhälfte durch eine leichte Auskerbung eine Art von Seitenlinie angedeutet ist. 
Vor dem After ist eine warzenähnliche Verlängerung wie bei vielen Blennius-Arten. Die Grund- 
farbe des Körpers ist hellgrün; von den Augen abwärts um die Kehle herum gehet eine breite 
braune Binde, auf beiden Seiten lasurblau gesäumt; feine braune und himmelblaue Punkte sind 
auf den Opereuln zerstreuet. Iris schön hyazinthroth; die Bauchflossen dunkelbraun, die andern 
Flossen graulich hyalinisch mit einigen braunen Punkten längs der Strahlen. 

Ich beobachtete diesen Fisch nie grösser als 10 Linien lang, und zwar zu Massaua im 
Monat März. Ist solches die Jugend einer grössern Art, wobei sich vielleicht das Stachelige 
der Opereuln besser heraushebt? Auf jeden Fall charakterisirt die Form der Bauchflossen diesen 


Fisch als den Typus einer neuen Gattung. 


Schl. 3+ +3. 


Eine andere von mir entdeckte Gattung gehört zu den Scomberoiden, in Cuviers Sippe der Zeus, und zwar 
in die Nähe der Gattung Eguula, mit welcher sie durch Form des Körpers und der Flossen, die beinahe 
schuppenlose Haut und den stark vorschiebbaren Mund eine auffallende Aehnlichkeit hat, nur ist die Zahn- 
bildung sehr wesentlich verschieden , indem bei meiner neuen Gattung der Mund mit einer Reihe konischer 
Zähne besetzt ist, worunter mehrere sehr robust, während die Equula-Arten einen beinahe zahnlosen Mund, oder 
wenigstens nur ganz kleine bürstenförmige Haarzähne haben; auch ist die gedoppelte Stachelreihe längs der 
Basis der Rücken- und Afterflosse nicht vorhanden, oder wenigstens nicht dem Auge, sondern nur dem Gefühl 
bemerkbar. Ich benenne diese neue Gattung nach dem Trivialnamen des Landes 


Gazza, nov. Genus. Rüppell. 


Characteres generici: Corpus compressum, cute squamis minutissimis tecta , 
fortiores elongati. 


ore mediocri, 


multum protractili, unica serie dentium uneinatorum armato, © quibus nonnulli 
Dentes palatinales et vomerales nulli. Praeoperculum margine duplici, externo parte inferiore 
serrato. Characteres reliqui generis Equula praeter spinas ad latera pinn& dorsalis et analis, 


quae tactu sed non visu conspicu® sunt. 
—— 


Taf. 1. Fig. 3 


Gazza equulaeformis. Rüppell. 


Diagnos. Gazza corpore ovali colore argenteo, pinna caudali falcata, parte anteriori pinna dorsalis et analis elongata, pinnarum colore 
carneo hyalino, pinna dorsali nigro limbata. 


Vollkommen ovaler stark vertical zusammengedrückter Körper mit mittelmässig gespaltenem 
Munde in der halben Körperhöhe befindlich; grosse Augen, nackthäutiger Kopf und Operculn, 
der Körper mit ganz kleinen kaum bemerklichen Schuppen bedeckt, wie mehrere Scomberarten, 
nur an der Basis der kleinen Bauchflossen eine lange lanzettförmige Schuppe. Die Seitenlinie 
ist wenig geschweift, und läuft im obern Viertel der Körperhöhe mit der Rückenkrümmung 
parallel bis in die Mitte der Schwanzbasis, dann über dieselbe wagrecht, ohne eine Spur von 
Carina. Die Maxillarknochen bilden wie bei den Equula am Mundwinkel einen S förmig ge- 
krümmten Knochen ; die Kiemenöffnung ist weit gespalten, jedoch der Spalt beider Seiten nicht 
mit einander über die Brust zusammenhängend. Es befinden sich in der Kiemenhaut 3 Strahlen. 
Die Auszackung des untern Randes des Praeoperculum fein und gleichförmig; die Brustflossen 
sind klein und etwas zugespitzt; die direct unter ihnen ansitzenden kleinen Bauchflossen sind 
zugerundet. Der Anfang der Rückenflosse ist etwas weniges vor der halben Körperlänge, und die 
Afterflosse beginnt eben so weit hinter derselben; bei beiden ist der vordere Theil erhöhet, aber 
ihrer beiden erster Strahl verkümmert. Längs der ganzen Basis dieser zwei Flossen ist zu beiden 
Seiten jedes Strahls ein nach hinten gerichteter Stachel, der jedoch nur durch das Gefühl be- 


merkbar ist. Die Schwanzflosse ist hinten stark ausgekerbt. 


3 


1 
Brill. — Ih 


—, Bal. — , RR. 


10 > All. 


Schl. 6 + +6. 

Körperfarbe silber, nach dem Rücken zu im Leben schwach angedeutete feine bräunliche 
wellenförmige Querlinien, die im Tode verschwinden. Iris hellbraun, Flossen fleischfarbig hyali- 
nisch; der freie Rand der Rückenflosse fein schwarz gesäumt; die vordern steifen Strahlen der 
verticalen Flossen stahlblau. — Vomer und Zunge sind ganz zahnlo.. Da ich nur ein einziges 
Individuum dieses Fisches erhielt, so wollte ich solches nicht zur Untersuchung des Baues seiner 
Eingeweide opfern, die höchstwahrscheinlich in nichts von denjenigen der Equula verschieden 
sind. Körperlänge des beobachteten Individuums 5%, Zoll. Ich erhielt es zu Massaua im Monat 
November. Dortiger Landesname: Gazza. 


Labroides. Cuv. 


In meinen früheren ichthyologischen Bekanntmachungen über das rothe Meer, stellte ich unter dem Namen 
Pharopteryx eine neue Gattung auf, wovon ich eine nach einem nicht mehr belebten Individuum gefertigte 
Beschreibung und Abbildung lieferte. *) Später erkannte ich in Paris, dals diese vermeinte neue Gattung mit 
derjenigen identisch ist, die Cuvier Plesiops benannte, was jedoch nicht früher von mir ausgemittelt werden 
konnte, da der Pariser Gelehrte die von ihm also benahmte Gattung nie charakterisirt hatte, noch irgend eine 
Abbildung derselben vorhanden ist. Indem ich eine neue von mir im rothen Meere aufgefundene Plesiopsart 
bekannt mache, will ich vor allem die auf meiner letzten Reise nach dem Leben gefertigte Beschreibung meines 
Pharopteryx (Plesiops) nigricans mittheilen. 


*) Atlas zu meiner Reise im nördlichen Afrika, Fische, Pag. 15 u. Tafel 4. Fig. 2. 


Plesiops coeruleo -lineatus. 5 


Plesiops nigricans. Rüppell. 
Diagnos. Pl. corporis ct pinnarum colore ex viridi nigricante, operculis, ventre et Pinnis coeruleo-punctatis; parte inferiore line: latera- 
lis squamis 16. 
Grundfarbe des Körpers und aller Flossen schwarzgrün; auf den Operculn, der untern 
Körperhälfte und allen Flossen, mit Ausnahme der schwarzen Brustflosse, himmelblaue Punkte. 
Iris dunkelbraun. Auf dem untern Streifen der Seitenlinie zählt man 16 Schuppen. 


— 


Taf. 2. Fig. 5. 


Plesiops coeruleo-lineatus. Rüppel. 


Diagnos. Plesiops. corporis et pinnarum colore nigricante, operculis nonnullis rivulis albis; ramentis spinarum pinn® dorsalis umbro- 
viridescentibus, vitta azurea per basin pinna dorsalis et analis. Pars inferior linex lateralis squamis 12. 

Kopfprofil in halbparabolischer Krümmung, die Augen etwas schräg gestellt, wodurch ihr 
oberer Rand ziemlich nahe an einander kömmt; Körper länglich oval, die Schuppen über die 
Basis der Rücken- und Afterflosse verlängert; der obere Theil der Seitenlinie läuft mit der 
Rückenflosse parallel bis an ihr hinteres Ende ; der untere beginnt über der halben Länge 
der Afterflosse; er zählt seiner Länge nach nur 12 Schuppen ; Bauchflossen sehr lang und von der 
der Gattung eigenthümlichen Form ; Schwanzflosse zugerundet ; die Hautlappen an der Spitze 


der Stacheln der Rückenflosse weit weniger ausgesprochen als bei vorbeschriebener Art. 


Ü 
19 ? 


12 
7’ 


Bafl. —, Rf. 


7’ 


Bril. All. ——, Schil. 3+2 +3. 

Grundfarbe des ganzen Körpers und der Flossen schwarzbraun; auf dem Kopfe und den 
Operculn einzelne kleine hufeisenähnliche weifsliche Zeichnungen. Die Lappen an den Stacheln 
der Rückenflosse hellbraun; längs der Basis der ganzen Rückenflosse, durch die Mitte der After- 
flosse und am freien Rande der Kiemenhaut ein lasurblauer Streifen; die Bauchflossen sind grau- 
braun mit vielen feinen schwärzlichen Punkten auf der die Strahlen verbindenden Membran. 


Brustflossen schwärzlich, Iris dunkelbraun. 
Die von dieser Art eingesammelten Individuen waren kaum 3 Zoll lang, und wurden zu 


Massaua im December eingefangen. 


Unser Museum besitzt eine dritte Plesiopsart, deren Körperform und Strahlenzahl ganz meinem Pl. nigricans 
gleich ist, welche aber von dunkelbraun-grüner Farbe durchaus himmelblau punctirt gewesen zu seyn scheint; 
die Flossen deuten eine einförmige hellbraune Farbe an, diejenige des Rückens und Afters mit einem lasur- 
blauen Randsaume; Vorkommen im Javanischen Meere. Körperlänge 6 Zoll. Diese Art ward von Kuhl einge- 
sammelt und heifst Plesiops corallicola im Leydner Museum. 


EEE en 


Von eigentlichen Zabrus Arten, d. h. solche die Cuvier unter diesem Namen in der 2ten Ausgabe seines 
Regne animal charakterisirte *), fand ich auf meiner vorletzten Bereisung des rothen Meeres nur eine Art, die, 
wie ich seiner Zeit mitgetheilt habe, höchst wahrscheinlich Lacepedes Labrus latovittatus ist; ich erhielt seitdem 


re 
*) Eine Reihe konischer Zähne an beiden Kiefern, Kopf und Operculn gleichförmig beschuppt, keine Zähnung oder Stacheln an 
letzterem; Seitenlinie ununterbrochen in gerader Richtung von den Operculn nach der Schwanzmitte gehend. 
2 


Fische. 


6 Labrus quadrilineatus. 


eine zweite Labrusart in jenem Meere, die gleichfalls mit der Lacepedischen Figur einige Aehnlichkeit hat, ob- 
gleich zweifelsohne eine eigene selbstständige Art. Da übrigens Lacepedes Figur von ersterer *) namentlich in 
Beziehung der Form der Afterflosse sehr unrichtig, und seine Beschreibung derselben ganz ungenügend ist, so 
finde ich mich bewogen, meine von beiden Arten nach dem Leben gefertigte Abbildungen zu publiciren. Ich 
gebe ferner die Abbildung und Beschreibung einer dritten Labrusart aus dem rothen Meere, deren Körperform 
und der gänzliche Mangel der Schuppen am Präopereulum so sehr von den übrigen Arten der Cuvierschen Gat- 
tung abweicht, dafs man füglich dafür ein eigenes Untergenus bilden dürfte, wozu die beiden von Forskäl 
(Descript. Animalium pag. 34) beschriebenen Labrus inermis et ramentosus und vermuthlich noch manche andere 


zu zählen sind. **) 


Taf. 2. Fig. 1. 
Labrus quadrilimeatus. Rüppell. 


Diagnos. Labrus corpore oblongo, pinna caudali truncata, corporis et pinnarum colore atrocoeruleo, vittis longitudinalibus utrinque duabus 
azureis, una ab angulo oris infra oculos per dimidium corporis ad medium basis cauda decurrente, altera ab extremitate 
maxille supra oculos usque ad marginem superiorem pinn® caudalis; margine externo pinn® dorsalis, analis et caudalis 
albo; angulo postico pinn® dorsalis et analis, et lunula in pinna caudali colore aterrimo. 

Vollkommen konischer Kopf, kleiner Mund mit fleischigen Lippen, grosse Augen, lang- 
gestreckter elliptischer vertical comprimirter Körper mit rechtwinkelig abgestutzter Schwanzilosse; 
die Stacheln der Rücken- und Afterflosse sind ziemlich robust und scharf zugespitzt, von vorn 
an sich, während der 3 ersten progressiv verlängernd, dann im übrigen Verlauf der Flossen von 
gleicher Höhe und hinten in einen zugespitzten Winkel endend; die Schuppen sind von mittel- 
mässiger Grösse, und bedecken den ganzen Kopf, so wie einen Theil der Basis der Schwanz- 
flosse; die ununterbrochene Seitenlinie ist unter der Rückenkrümmung unmerklich geschweift; 
der Kiemenspalt beider Seiten läuft auf der Brust zusammen; das Operculum über der Brust- 


flosse ohrenförmig verlängert. 


8 
1282, 


Ban) Ri. Al. — 


fsR2 52 


Brfl. 


, Sch. 3+ +3. 

Grundfarbe des Körpers und aller Flossen schwärzlich blau; zwei lasurblaue Längsstreifen 
gehen auf jeder Seite vom Kopf bis zum Schwanz, die eine vom Mundwinkel unter dem Auge 
her bis in die Mitte der Schwanzbasis, die andere von der Endspitze des Mundes über die 
Augen her, verliert sich auf dem obern Rande des Schwanzes. Der Raum zwischen diesen 
beiden blauen Streifen ist sammetschwarz. Rücken - und Afterflosse sind aussen weils gesäumt; 
beide haben ihren hintern Endwinkel schwarz. An der Basis jedes der 4 ersten Strahlen der 
Rückenflosse ist ein gelber Flecken. Die Schwanzflosse ist am hintern Rande hyalinisch, welche 
Farbe sich an einen schwarzen halbmondförmigen Flecken anlehnt. Iris dunkelbraun. 

Ich beobachtete diese Art nie grösser als 21, Zoll lang, und ich erhielt sie in der Umge- 
gend von Massaua, wo sie zwischen den Korallenästen lebt. 


*) Laceptde Vol. 3. Taf. 28. Fig. 2., und Beschreibung pag. 526. 


**) Cuvier im Regne Animal Vol. 2. pag. 256 glaubt die in Freyeinet’s Reisen Taf. 54. No. 2 unter dem Namen Chelidon dore 
abgebildete Labrusart mit Forskäls Labrus inermis identisch; in diesem Falle wären an besagter Figur schr unpassend die Präoperculn 
als beschuppt dargestellt. 


— 


Taf. 2. Fig. 2. 


Labrus latovittatus. 
Synonym : Lacepede Vol. 3. Taf. 28. Fig. 2.; Paradys? Renard Vol. 1. Taf. 4. Fig. 131. 


Diagnos. Labrus corpore elongato compresso, pinna caudali truncata, pinn® dorsalis parte spinosa minus alta parte articulata, corporis 
colore coerulescente, vitta lata cuneiformi nigerrima ab ore incipiente, per oculos ad extremitatem caudz decurrente; margine 
inferiore basis caud® nigro; torque pinnas pectorales adunante, vertice capitis et parte basali pinn® dorsalis et analis umbrinis 


Lang gestreckter vertical comprimirter Körper mit rechtwinkelig abgestutzter Schwanzilosse, 
kleine zugerundete Bauchflossen ; der stachelige Theil der Rückenflosse etwas niederer als der- 
jenige der gespaltenen Strahlen; die Stacheln der Rücken- und Afterflosse sind robust und scharf 
zugespitzt. Bei letzterer ist der erste sehr klein, die beiden andern progressiv verlängert. Die 
ununterbrochene Seitenlinie ist etwas vor dem hintern Ende der Rückenflosse abwärts geschweift. 
Der Mundspalt ist sehr klein, die Lippen ziemlich fleischig; alle Schuppen des Kopfs und Kör- 
pers klein; die Zähne bilden nicht eine fortlaufende Reihe neben einander stehender Kegel, son- 
dern an beiden Kiefern ist eine Binde kleiner bürstenförmiger Hackzähne, in deren äusserer 
Reihe von oben und unten ein paar vorwärts gerichteter weit von einander entfernter starker 
konischer Zähne sind, eine Zahnbildung die wesentlich von allen andern Labrusarten verschieden 
ist, und vielleicht als Typus einer neuen Unterabtheilung dienen könnte, wofür einen eigenen 
Namen zu bilden ich gerne den produetiven Classificatoren überlasse. — Die Strahlenzahl der 


Flossen ist: 


Bei. , Balı —, Rio, , All >, Schf. 5+ 5 +5. 

Farbe des Vertex Kastanienbraun, welches nach den Seiten des Kopfes und Körpers ins 
Braungraue übergehet, und dann nach der hintern Körperhälfte ins Lasurblaue. Von dem Mund 
durch die Augen bis zum hintern Rand der Schwanzflosse gehet ein breiter nach vorn zu etwas 
keilförmig verschmälerter sammetschwarzer Streifen; die untere Schärfe des Schwanzes gleichfalls 
schwarz; Rücken- und Afterflosse kastanienbraun ; längs des äussern Randes der gespaltenen 
Strahlen beider Flossen ein breiter lasurblauer Streifen; Brust- und Bauchflossen hellblau; von der 
Basis der Brustflossen gehet um den Bauch herum eine braunschwarze Binde. 

Die Länge des einzigen von mir beobachteten Individuum betrug 23%, Zoll; ich fing es selbst 


bei Tor zwischen Korallen. 
— 


Taf. 1. Fig. 4. 
Labrus fusiformis. Rüppel. 


Diagnos. Labrus capite conico acuminato, corpore cylindrico elongato, pinna caudali rotundata; praeoperculis et operculis nudis , illis 
minutis, linea laterali recta continua; corporis colore viridescente, 
b ore ad angulum pra&operculi; pinna dorsali et anali rufescente 
p. ventralibus et pectoralibus flavis rufescentibus, caudali viridi. 


unica serie squamarum membranacearum ; corporis squamis 
squamis ventralibus maculis coerulescentibus; vitta coerulea a 
permultis lineis umbrinis diagonaliter decurrentibus variegata ; 


Langgestreckter beinahe cylindrischer Körper mit konisch zugespitztem Kopf, an welchem der 
Oberkiefer des ziemlich gespaltenen Mundes etwas verlängert ist; derselbe ist mit mittelmässigen 
fleischigen Lippen versehen, und innen mit einer Reihe gleichförmiger regelmässig stehender 
konischer Zähne besetzt, von denen nur die mittleren Paare etwas grösser als die andern sind. 
Der Kopf ist ganz schuppenlos; nur auf den Opereuln ist eine Andeutung halbmondförmig an 
einander gereiheter Hautvertiefungen, die an eine Schuppenreihe erinnern. Der hintere Rand 


8 Pseudochromis olivaceus. 


des Opereulum verlängert sich ohrenförmig über die Basis der Brustflosse, welche nicht sonderlich 
grofs und hinten etwas zugerundet ist. Die Bauchflossen sitzen vertical unter denselben, und 
sind nur halb so grofs als erstere. Rücken- und Afterflosse haben durchaus gleiche Höhe; nur 
der erste Strahl der Afterflosse ist sehr klein. Die ungespaltenen Strahlen beider Flossen sind 
nicht steif, und ihre Endspitze nicht stechend. Die Schwanzflosse ist etwas zugerundet; in der 
Kiemenhaut sind 6 Strahlen. 


° , Ball. RL. , An, Schl.3+ +3. 


Bril. 7202 DR 13 


Die Schuppen des Körpers sind klein; die Seitenlinie läuft in gerader Linie von dem obern 
Ende des Kiemenspalts zur Schwanzmitte. Grundfarbe des Kopfes, Körpers und der Schwanz- 
flosse dunkelgrasgrün; auf der untern Hälfte des Körpers an der Basis jeder Schuppe ein bläu- 
licher Fleck; ein himmelblauer Streifen gehet von dem Mundwinkel nach der Ecke des Pr&oper- 
culum ; Rücken- und Afterflosse röthlich hyalinisch mit vielen wellenförmigen bräunlichen diagonal- 
laufenden Streifen. Brust- und Bauchflosse rothgelb; hinter dem Ende der Brustflossen an der 
Seitenlinie eine kleine Gruppe schwarzgrauer Schuppen. Körperlänge 15 Zoll. Kömmt einzeln 
zu Djetta und Massaua vor; ich konnte keinen Trivialnamen für diesen Fisch erfahren. 


Schon während meiner Bereisung des rothen Meeres im Jahr 1822 beobachtete ich zwei unter sich nahe 
verwandte Fischarten, die unfehlbar zu einer Gattung gehören, über welche ich aber mit mir selbsten nicht 
einig werden konnte, indem ich diese Fische bald zu Julis bald zu Chromis zu rechnen geneigt war *). In 
meiner Unschlüssigkeit über den passenden Gattungsnamen, unterliefs ich meine Beschreibungen und Abbildun- 
gen bekannt zu machen. In Folge neuerer Vergleichungen finde ich mich bewogen, diese beiden Fische wegen 
des Vorhandenseyns von Gaumenzähnen als eine eigene Gattung in der Familie der Labroiden aufzuführen, für 
welche ich den Namen Pseudochromis vorschlage, als Hindeutung ihrer nahen Verwandtschaft mit den Chromis. 
Folgendes sind die eigenthümlichen Kennzeichen dieser Gattung. 


Pseudochromis, nov. Gen. Rüppell. 


Characteres generici: Dentes in utraque maxilla uniseriati, minuti, conici, antice fortiores, 
irregulares, uncinati; dentes palatini sphaeroidei minutissimi, triplici plaga dispositi, arcum semi- 
lunarem zequantes; dentes pharyngei uncinati, setiformes; rictus oris minutus. Labia mediocria; 
os non protractile; operculum angulo postico elongato, pr&operculum margine integro, utrumque 
squamis minutis teetum; apertura branchialis sub gula continuata; membrana branchialis radiis sex. 
Linea lateralis interrupta; radii tres anteriores pinn& dorsalis et analis spinosi,' reliqui flexibiles. 


— 


Taf. 2. Fig. 3. 
Pseudochromis olivaceus. Rüppell. 


Diagnos. Pseudochromis corpore compresso, pinna dorsali et anali postice elongata, angulo acuminato, pinna caudali truncata, ventra- 
libus elongatis; corporis et pinnarum colore olivaceo, post pinnam pectoralem nonnullis maculis coeruleis irregulariter variegato, 
angulo operculari nigro, margine laterali pinne caudalis flavicante. 


Langgestreckter vertical zusammengedrückter Körper, mit halbparabolisch gekrümmtem Kopf- 
profil; der kleine Mund etwas schräg abwärts gespalten, daher der Unterkiefer hervor zu stehen 


) Ich habe den einen dieser Fische selbst seiner Zeit Herrn Cuvier unter dem provisorischen Namen Julis olivaceus zugestellt. 


Pseudochromis flavivertex. =9 


scheint; unter demselben sind 6 bis 8 Poren; grosse Augen nahe beisammen liegend; der hintere 
Rand des Suboperculum unten von dem des Opereulum durch einen tiefen Einschnitt getrennt; 
Rücken- und Afterflosse nach hinten zugespitzt, und etwas höher als an ihrem vordern Theile; 
die 3 ersten Strahlen dieser beiden Flossen sind klein aber scharf zugespitzt; dann kommen bei 
der Rückenflosse 17 ungespaltene aber biegsame Strahlen, der Rest der Strahlen beider Flossen 
ist wie gewöhnlich gespalten. Die Schwanzflosse ist vertical abgestutzt; Brustflossen zugerundet, 
Bauchflossen ziemlich lang, zugespitzt; ihr vorderer Stachel ist klein. 


0 1 
Brfl. 2 Bafl. SB Rfl. 


» All, Schfl. 3+ +3. 


3-F17 
10 

Kopf, Körper und alle Flossen dunkel olivengrün , mehrere Schuppen auf den Seiten des 
Körpers unregelmässig zerstreuet mit einem königsblauen Rand; die Verlängerung des Operculum 
schwarz; Seitenränder der Schwanzflosse grüngelb; Iris braun mit rothem Ring um die Pupille. 

Die bürstenförmigen Schlundzähne sind in 6 Parthieen getrennt; der Magen ohne Stumpfsack, 
und durch nichts von dem übrigen Darmkanal abgesondert; letzter ist sehr kurz, hat keine 
Blinddärme, und macht nur eine unbedeutende Rückbiegung. Eine einfache dünne Schwimm- 
blase ist vorhanden. i 

Dieser Fisch, welchen ich nie länger als 3 Zoll grofs beobachtete, findet sich häufig, aber 
immer einzeln zwischen den Korallen des rothen Meeres. 


—— 


Taf. 2. Fig. 4. 
Pseudochromis flavivertex. Rüppell. 


Diaynos. Pseudochromis cap corporis et pinnarum colore violaceo, excepta pinna dorsali et yitta lata citrina a parte anteriore capitis 
ineipiente, per verticem capitis corporis usque ad extremitatem pinnz caudalis decurrente; margine externo pinn» analis 
nigro limbato. 

Bei ganz mit vorstehend beschriebener Art übereinstimmender Kopfform ist der Körper von 

P. flavivertex mehr schlank, und die Rücken- und Afterflosse durchaus von gleicher Höhe; auch 

hier sind die 3 ersten Strahlen beider Flossen klein aber robust und zugespitzt; die Seitenspitzen 

der Schwanzflosse sind ein wenig über den vertical abgestutzten Endrand verlängert; die zuge- 
spitzten Bauchflossen sind etwas kürzer als bei vorbeschriebener Art. 


—, Sch. 3+ 2. +3. 


0 
Brfl. — TE 


en 

Die Körperfarbe ist sehr ausgezeichnet; von der Spitze des Oberkiefers über den Vertex und 
längs der Basis der Rückenflosse, dem obern Theile des Schwanzes und dem obern Rande der 
Schwanzflosse ziehet ein lebhaft zitrongelber Streif; auch die ganze Rückenflosse ist von der näm- 
lichen Farbe; die nächste Farbenschattirung der Rückenseite ist dunkelviolett, welches nach der 
Bauchmitte zu ins Fleischfarbene übergehet; die sehr grossen Augen haben eine braune Iris mit 
gelbem Ring um die Pupille; hinter dem Auge ein hellerer mondförmiger Flecken; die Flossen 
mit Ausnahme der Rückenflosse, violett fleischfarbig, die Afterflosse mit einem feinen schwarzen 
Randsaum. Die Lippen des Mundes sind gelblich. Ich beobachtete diesen Fisch nie grösser als 


21, Zoll; Vorkommen die Korallen bei Massaua. 


,„ All. 


3+ 18 
Ball. — , Ri. 


Fische, 3 


10 Julis semiceeruleus. 


Im ersten Hefte der Fischbeschreibungen meiner vorigen afrikanischen Reise machte ich pag. 25. Taf. 6. 
die Abbildungen und Beschreibungen von 2 Julis-Arten bekannt, mir für eins der folgenden Hefte jener Pub- 
lication die Mittheilungen über die übrigen von mir entdeckten Fische dieser Gattung vorbehaltend; aber diese 
Aufgabe unterblieb, weil ich eine bestimmte Gränze bei jenem Werke nicht überschreiten konnte. Indem ich 
heute diese Vernachlässigung nachhole, fange ich damit an zu bemerken, dafs ich mich bewogen finde, die an 
Arten so zahlreiche Abtheilung der Labroiden, welche Cuvier mit dem Namen Julis bezeichnete, in zwei Gat- 
tungen zu trennen. Ich lasse den Namen Julis denjenigen Fischen, deren Oberkiefer mit einer Reihe konischer 
Zähne besetzt ist, die alle etwas hackenförmig vorwärts gekrümmt sind, und wovon die beiden mittleren be- 
deutend länger als die übrigen sind; die andere Abtheilung welche ich Halichöres benenne, hat die den beiden 
mittleren grossen Zähnen des Oberkiefers folgenden gleichfalls etwas grösser als die übrigen Zähne, und ihre Spitze 
ist halbmondförmig nach hinten gekrümmt; ferner ist am Ende der Intermaxillarknochen an dem Mundwinkel 
noch ein nach aussen und vorwärts gerichteter verlängerter konischer Zahn, der gewöhnlich den Rand der 
Fleischlippen überragt, und an die Eckzähne eines Ebers erinnert, daher ich zur Bezeichnung dieser Unter- 
abtheilung den Gattungsnamen Halichöres vorschlage*). Zur Versinnlichung dieser verschiedenen Gattungen 
finden sich auf Taf. 5 die Zähne des Intermaxillaris der Halichöres abgebildet. Diese beiden Abtheilungen haben 
übrigens alle andere von Cuvier der Gattung Julis zugewiesene Merkmale mit einander gemein, nämlich schup- 
penlosen Kopf, ununterbrochene Seitenlinie am Ende der Rückenflosse abwärts gekrümmt, und länglich ellip- 
tische Körperform mit etwas verdickten Fleischlippen am Munde. 

Ausser den beiden von mir am oben angeführten Orte beschriebenen Julis purpureus und J. aygula fand 
ich noch 5 andere Arten im rothen Meere, die sämmtlich zu den von mir als ächte Julis bezeichneten Fischen 
gehören; ihre Beschreibung folgt nachstehend: 


Taf. 3. Fig. 1. 
Julis semicoeruleus. Rüppel. 


Diaynos. Julis capite, corporis dimidio inferiore, pinnis pectoralibus, ventralibus et p. anali colore coeruleo; dorso, pinna dorsali et caudali 
viridi, striis eircum oculos, per opereula, et lineis tribus longitudinalibus pectinatis per corpus decurrentibus lateritiis ; vitta 
longitudinali per pinnam dorsalem et analem decurrente, et linea prope marginem lateralem pinns» caudalis lateritia. 


Die gewöhnliche länglich elliptische Körperform der Julis- Arten ; die Bauchflossen klein, 
etwas vor den Brustflossen ansitzend; die stacheligen Strahlen der Rückenflosse robust und etwas 
niederer als die gespaltenen Strahlen; an ihrer Basis sind sie von den ziemlich grossen Körper- 
schuppen überdeckt; der hintere Rand der Schwanzflosse mit doppelter Auskerbung, indem er 


in der Mitte zugerundet ist, und die beiden Seitenwinkel verlängert sind. 


1 
14? 


1 
322 


Bril. Bafl. Rt. 2, AM, Sch. 2+ +2. 

Der gröfste Theil des Kopfes, der Opereuln unterhalb der Augen, und die ganze untere 
Körperhälfte ist von reiner grünblauer Farbe, die obere Körperhälfte und die Kopfgegend hinter 
den Augen ist schön grasgrün; zinnoberrothe unregelmässig gekrümmte Streifen gehen über den 
Oberkopf und von den Augen über die Operculn bis hinter die Brustflossen; drei etwas ausge- 
zackte zinnoberrothe Streifen ziehen jeder Körperseite entlang, die eine längs des Rückenprofils, 
die beiden andern ober- und unterhalb der Basis der Brustflosse; letztere ist violett mit schwärz- 
licher Endspitze, die Bauch- und Afterflosse grünlichblau, die Rückenflosse grasgrün, die beiden 
letzteren längs ihrer Mitte mit einem zinnoberrothen Streifen ; Schwanzflosse in der Mitte blau- 
grün, am hintern Rand grasgrün, der äussere Seitenrand dunkelviolett, nach innen von einem 
zinnoberrothen Streifen begrenzt. Iris karminroth. Körperlänge bis zu 11 Zoll beobachtet. Häufig 
auf den Märkten von Djetta im Monat August. 


*) Von «As -Meer, und xoioog - Schwein. 
— 


11 
Taf. 3. Fig. 2. 
Julis umbrostygma. Rüppel. 


Diaynos. Julis corporis colore viridi, ventre clariore, vittis duabus longitudinalibus rubris, capite punctulis et ramentis umbrinis circa 
oculos; seriebus tribus macularum nigricantium ad latera corporis; pinna dorsali, caudali et anali viridescente; dorsalis 
parte anteriore maeula nigra, et vittis duabus longitudinalibus lateritiis; anali vittis duabus eoceineis, stria alba intermedia; pinna 
caudali recte truncata, interstitio radiorum basi rufescente, apice flavescente; pinnis pectoralibus et ventralibus viridescentibus. 


Die Form des Körpers und Schuppen ganz mit vorstehender Art übereinstimmend, nur ist hier 
die Schwanzflosse rechtwinkelig abgestutzt; auch ist die Strahlenzahl der Flossen beider Arten ganz 
gleich. Grundfarbe des Kopfes und ganzen Körpers grasgrün, nach der Bauchmitte ins Hellgraue 
übergehend; längs jeder Körperseite von der obern und untern Basis der Brustflosse bis zum 
Schwanzende zwei cochenillrothe Streifen; um die Augen sternförmig gestellte schwärzliche Striche, 
und auf den Operculn mehrere einzelne Punkte von gleicher Farbe. Drei Längsreihen gebildet 
durch Gruppen ähnlicher Punkte und Flecken auf den Seiten des Körpers; die obere welche die 
stärkste ist, unfern der Basis der Rückenflosse, die beiden andern in den cochenillrothen Längs- 
streifen. Die Rückenflosse beginnt vorn mit einem schwarzbraunen Fleck; die Grundfarbe dieser 
Flosse ist grasgrün, mit einem ziegelrothen Streifen am freien Rand und an der Basis. Auf der 
Afterflosse folgen sich nachstehende Farben in parallelen Streifen vom Körper aus: Grasgrün, 
Karminroth, Weifs, Grasgrün, Karminroth und Grasgrün. Der Grund der Schwanzflosse ist auch 
grasgrün, die Strahlen an der Basis rosenroth, nach dem Endrande der Flosse strohgelb. Brust 
und 'Bauchflosse hellgrün. Iris braun mit gelbem Ring um die Pupille. 

Ich beobachtete diese Art nur sehr einzeln, theils bei Mohila, theils zu Djetta, in den 
Sommermonaten. Körperlänge 7 Zoll. 


Julis lunaris. Cuv. 


Symon.: Labrus lunaris Linne nec Bloch *); Scarus gallus Forskäl pag. 26, No. 11; Icon. vide 
Gronovius Museum Ichthyologicum Taf. VI. Fig. 2. (figura optima secundum exemplar sp. vin. 
servat.) Julis Hardwickii? Gray Indian Zoology. Tab. 92. Fig. 1. 


Diagnos. Julis pinna caudali apieibus lateralibus elongatis, corporis colore obscure viridescente, lineis purpureis circa oculos, ad opercula 
et sub labio inferiore, abdomine vittis duabus longitudinalibus violaceis; squamis omnibus transversaliter coeruleo striatis; pinna 
pectorali ovata, colore purpureo, margine coeruleo; ventralibus coeruleis, parte anteriore stria purpurea; pinna dorsali et anali 
basi viridi, postea purpurea, coerulea, et margine flavoviridi. Pinna caudalis medio flava, versus latera violacea, margine ex- 
terno coeruleo. 


Die grosse Farbenveränderung, welche bei diesem Fisch in belebtem Zustande und wenn in 
Weingeist aufbewahrt statt findet, veranlafst mich eine genaue Beschreibung beider bekannt zu 
machen. Das was man von der Körperform und den veränderten Farbenzeichnungen an einem Wein- 
geist-Exemplare ersehen kann, ist übrigens schon recht gut in der angeführten Gronovius’schen 
Figur ausgedrückt; nachstehend eine Farbenbeschreibung dieses Fisches nach dem Leben ent- 
worfen : 

Grundfarbe des Kopfes und ganzen Körpers dunkelgrasgrün, auf jeder der mittelmässig 
grossen Schuppen ein verticaler bläulicher (nach Forskäl purpurfarbiger) Streifen; um die Augen 
sternförmig gestellte Striche, die mitunter bis an den Opercularrand verlängert sind; zwei Striche 


*) Ich vermuthe, dafs Labrus viridis Bloch T. 282 aus Japan abstammend gleichfalls diesen Julis lunaris vorstellen soll. 


b 


12 Julis semipunctatus. 


längs der Bauchschärfe von der Kiemenöffnung bis zum After, und zwei Querbinden um das 
Kinn laufend, sämmtlich von violetter Farbe. Die Brustflossen sind karminroth, nach der hintern 
Endspitze zu etwas dunkel, um den ganzen Rand mit einer himmelblauen Einfassung. Diese 
Flossen sind zugerundet. Die Bauchflossen sind bläulich hyalinisch, der erste gespaltene Strahl 
mit einer verlängerten Zuspitzung; vor ihm ein purpurfarbiger Längsstreif. Rücken- und After- 
flosse an der Basis grün, mit folgenden Farbenstreifen: karminroth, himmelblau, gelbgrün. Die 
mit zwei ziemlich langen Gabelspitzen versehene Schwanzflosse ist in der Mitte bis zum hintern 
Rande grüngelb; auf beiden Seiten verläuft bis zu dem Ende der Gabelspitzen ein karminrother 
Streifen, dessen äusserer Rand himmelblau ist. Iris karminroth. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 
Brfl. I, Schl.2+ +2. 

Bei in Weingeist aufbewahrten Exemplaren ist der ganze Kopf schmutzig graublau; nur mit 
Aufmerksamkeit gewahrt man durch etwas lichtere Färbung die Andeutung der violetten Streifen. 
Der Körper ist grünlich; die Verticalstriche auf jeder Schuppe sind schwarzgrau; die Brustflossen 
blaugrau mit weisser Randeinfassung; Rücken- und Afterflosse gelbweils, in der Mitte mit einem 


1 8 3 
Bafl. — , Ril. —, Ally» 


blaugrauen Längsstreifen; das Entgegengesetzte bei der Schwanzflosse. 
Diese Julisart ist eine der häufigsten im rothen Meere; ihre Körperlänge beträgt selten über + 


10 Zoll. 
——— 


Taf. 3. Fig. 3. 


Julis semipunctatus. Rüppell. 
Synon.: Labre ceinture?? Lacepede Vol. 3, pl. 28. Fig. 1. 


Diagnos. Julis corpore elongato-elliptico, compresso, pinna caudali truncata; spinis pinna dorsalis et analis gradatim elongatis; cor- 
poris et pinnarum colore ex carneo isabellino ; capite, parte anteriori corporis, et parte basali pinn® dorsalis, analis et caudalıs 
punctulis umbrinis; pinna dorsali et anali vitta longitudinali mediana umbrina, parte externa margine albo et limbo flavicante; 
pinna caudali postice flava, parte mediana semicirculo umbrino; ad dorsum, parte basali pinn» dorsalis macule dus semiellip- 
tic» colore umbrino. 


Diese ausgezeichnet schöne Julisart hat zwar einige Aehnlichkeit mit dem von Lacepede am 
angeführten Orte abgebildeten Labre ceinture; aber die Erbärmlichkeit der Beschreibungen dieses 
Autors, welche sich bei diesem, wie bei den meisten andern Fischen bewährt, macht es mir bei 
dem Ungenügenden der Abbildung ganz unmöglich, über die Identität beider Arten zu entschei- 
den, welches daher den Pariser Gelehrten überlassen bleiben mufs, die Commersons Original- 
Zeichnungen zu Rathe ziehen können. 

Länglich elliptischer Körper mit gerade abgestutzter Schwanzflosse; die Stacheln der Rücken- 
flosse schwach und wenig zugeschärft, verlängern sich allmählich, so dafs kein plötzlicher Höhen- 
unterschied zwischen dem letzten stacheligen und dem ersten gespaltenen Strahl dieser Flosse ist; 
der vorderste gespaltene Strahl der Bauchflosse läuft als eine lange dünne Zuspitzung aus. Körper- 


schuppen ziemlich klein. 


9 
1207, 


Bril. 2, Ball. : ‚ Ri. 


A. = , Schfl. 3 + +4 
Die Grundfarbe des ganzen Körpers ist fleischfarbig, nach dem Kopf zu ins Bläuliche, nach 


dem Schwanz zu mehr ins Röthliche ziehend; die Basis jeder Schuppe ist rothbraun; unter der 


Julis semipunctatus. 13 


Mitte der Rückenflosse und auf der Schwanzbasis oben am hintern Ende jener Flosse sind zwei 
grosse halbelliptische dunkelbraune Flecken, deren convexer Rand verwaschen ist, Der ganze 
Kopf und der vordere Körper so weit die Brustflossen reichen, ist mit kleinen runden schwarz- 
braunen Flecken betupfel. Die Basis der Rücken-, After - und Schwanzflosse bläulich fleisch- 
farbig mit schwarzbraunen Flecken, dann kommt ein breiter rothbrauner ‚Streif, der auf der 
Schwanzflosse sichelförmig gekrümmt ist; der äussere Rand dieser drei Flossen ist gelblich, 
welches bei der Rücken- und Afterflosse innen weils und himmelblau gesäumt ist. Brust- und 
Bauchflosse fleischfarbig hyalinisch; längs des vordern Strahls der letzteren ein brauner Streifen. 
Die Iris ist wie der Kopf fleischfarbig, und hat, sonderbar genug, sechs grosse dunkelbraune 
runde Flecken; um die Pupille ein gelblicher Ring. 7 

Ich erhielt diesen Fisch nur ein einziges Mal; es war zu Mohila im Monat Juni; seine 
Körperlänge betrug 6 Zoll. PR, P 


Julis trimaculatus. Reüppell. 


Diagnos. Julis corpore elongato elliptico, pinna caudali truncata, pinnis ventralibus mediocribus, eircum oculos et ad opercula lineis 
cutaneis elevatis poris perforatis; corporis colore viridi, squamarum parte basali obscuriore; striis nonnullis purpureis aut 
violaceis ad opercula, sub gula et medio ventris; parte basali pinn® dorsalis et analis violacea, in medio pinna dorsalis et 
ad latera caud® utrinque macula nigra. 


Körperform und Flossen des Rückens, Bauchs und Schwanzes ganz übereinstimmend mit dem 
Taf. 3. Fig. 2. abgebildeten Julis umbrostygma. Strahlenförmig rund um die Augen, und wag- 
recht auf die Operculn ziehen Hautleisten, jede von mehreren Poren durchlöchert; die Schup- 
pen sind mittelmässig grols, und theilweise längs der Basis der Rücken - und Afterflosse über 
dieselbe verlängert. 


0 1 8 3 0 
Brfl. En? Bafl. = Rfl. ep Aftfl. md Schfl. 3 + +4 


Bei der Farbenbeschreibung mufs ich bemerken, dafs solche nicht nach einem frisch einge- 


sammelten Exemplare gefertiget ist: der Grund des Körpers ist hellgrün, an der Basis jeder 
Schuppe ein dunkelgrüner Flecken, oder vielmehr ein dunkeler über die Schuppe diagonal lau- 
fender Verticalstreifen; über die Opereuln und um das Kinn einige anscheinlich violette Streifen, 
wovon sich der eine längs jeder Seite der Bauchschärfe von den Operculn bis zum After verlän- 
gert. Die untere Hälfte der Rücken - und Afterflosse dunkel violett; die äussere Hälfte dersel- 
ben, so wie die Mitte der Schwanzflosse scheint gelb zu seyn; der hintere Rand der letzteren 
ist farbenlos. Charakteristisch für diese Art sind drei grosse schwarze Flecken, wovon der eine 
in der Mitte der Rückenflosse, die beiden andern jeder auf einer Seite des Schwanzes in dessen 
Mitte liegen. Die Basis der Brustflossen hat eine scheinbar violette Binde; der zunächst folgende 
Theil der Flosse scheint gelblich, nach dem Ende derselben ins Grauliche übergehend. 

Das eingesammelte Individuum dieser Art war nur 4 Zoll lang; man hatte es zu Massaua 
im Februar gefangen. 

Dieses sind alle von mir im rothen Meere beobachtete Arten, die zu den eigentlichen Julis gehören. Ich 
komme nun an die Beschreibung derjenigen Arten, die ich unter dem Gattungsnamen Halichöres vereinige, und 
deren Charakteristik ich vorstehend pag. 10 entwarf. Eine besondere Zeichnung, eines Oberkiefers dieser Gat- 
tung findet sich auf Taf. 5. Zu dieser Gattung glaube ich mit Bestimmtheit folgende zwei Arten, durch Bloch 
und Schneider aufgeführt, zählen zu müssen: 


Labrus chloropterus Bloch Taf. 283, und Labrus miles Schneider pag. 264. No. 95. 


— 
Fische. 4 


14 
Taf. 4. Fig. 1. 
Halichöres coeruleo-vittatus. Rüppel. 


Diagnos. Halichöres corpore elongato elliptico, pinna caudali subrotundata, parte spinosa pinn® dorsalis minus elevata parte articulata, 
pinnis ventralibus radio secundo elongato; corporis eolore parte dorsali glauco, ventrali carneo, vitta longitudinali undulata 
coerulea; circa oculos maculis lateritiis limbo coeruleo; pinna dorsali et anali rufa, tribus lineis longitudinalibus coceineis, pinna 
caudali flavescente, macula coccinea irregulari. 


Die Körperform ist gleich der von Julis umbrostygma länglich elliptisch mit abgestutzter an 
den Seiten etwas zugerundeter Schwanzflosse; die Mundlippen nicht sonderlich verdickt; die 
Schuppen sind von mittelmässiger Grösse; der stachelige Theil der Rückenflosse etwas niederer 
als derjenige mit den gespaltenen Strahlen; die Stacheln dieser Flosse scharf zugespitzt; der 
erste gespaltene Strahl der Bauchflosse in eine verlängerte Zuspitzung auslaufend. 

. Bel. I, Bal.— , Rf. I, Al, 

Grundfarbe des Kopfes und der untern %, des Körpers hell fleischfarbig, der Rücken meer- 
grün, nach dem Vorderkopf zu ins Gelbliche ziehend; um die untere Hälfte der Augen sind 
einige unregelmässige grosse karminrothe Flecken mit lasurblauem Randsaum; ein horizontaler 
karminrother Streifen ziehet längs des Anfangs der Seitenlinie ; dann. bildet eine gedoppelte 


Längsreihe von himmelblau gerändeten Schuppen einen sägeförmig ausgezackten blauen Streifen 


, Schf. 4+ +4. 


vom Ende der Brustflosse bis an die obere Basis der Schwanzflosse; hinter der Brustflosse ziehet 
schräg abwärts ein röthlicher Streifen. Rücken- und Afterflossen hellziegelroth mit drei feinen 
karminrothen Längslinien; Schwanzflosse gelblich, in der Mitte mit einem Hahnenkamm ähnlich 
ausgezackten karminrothen Flecken. Brust - und Bauchflosse röthlich hyalinisch ; Iris lebhaft 
karminroth. 

Die innere Organisation dieser und der andern von mir beobachteten Halichöres ist ganz 
mit derjenigen der Labrusarten übereinstimmend : abgestumpfte eylindrische Gaumenzähne auf 
3 Platten befindlich, membranöser Magen ohne wesentlich bemerkliche Absonderung vom Darm- 
kanal, welcher letztere nur eine Rückbiegung, macht, keine Blinddärme hat, und ziemlich 
wulstig ist; Leber ohne Lappenabtheilung; dünnhäutige einfache Schwimmblase. 

Ich beobachtete die Körperlänge dieses Fisches nie über 7 Zoll; er kömmt häufig auf dem 
Markte von Djetta vor. 


Taf. 4. Fig. 2. 


Halichöres variegatus. Rüppell. 
Synonym: Voorn, Renard I. Fol. 9. No. 62.2? 


Diagnos. Halichöres corpore elongato clliptico, pinna caudali subrotundata, corporis squamis minutis colore parte dorsali viridescente, 
ventrali carneo, multis punctis obscurioribus variegato; per medium corporis lineis longitudinalibus interruptis flavicantibus, et 
sub pinna dorsali fasciis sex lanceolatis colore albicante; post oculos macula rhomboidali coerulea, et per opercula anteriora 
nonnullis lineis coeruleis; pinna dorsali rivulis undulatis violaceis et rufescentibus variegata, parte anteriore et media macula 
nigra, margine albo. 


Bei mit der zuletzt beschriebenen Art ganz gleich gestaltetem Körper, sind bei dem H. 
variegatus die Lippen etwas dieker, und die Höhe des stacheligen Theils der Rückenflosse gehet 
unmerklich in diejenige der gespaltenen Strahlen über; die Schuppen des Körpers sind bei weitem 


Halichöres multicolor. 15 


kleiner; die Strahlenzahl der Flossen beider Arten ist gleich, nur dafs bei dem H. variegatus auf 
jeder Seite der Schwanzflosse einige kleine Strahlen mehr sind. 

Die Farbe des Oberrücken ist hell braungrün, der Bauch blaulich fleischfarbig, beide Farben 
in der Körpermitte in einander übergehend; über den ganzen Körper sind einzelne dunkelbraune 
Schuppen zerstreuet, und in seiner obern Hälfte befinden sich feine wellenförmige unterbrochene 
gelbliche Horizontallinien. Von der Basis der Rückenflosse laufen sechs lanzettförmige weilsliche 
Streifen abwärts; hinter dem Auge ist ein rhombischer lasurblauer Flecken, und über das Präo- 
perculum ziehen drei blaue feine Linien. Rücken- und Afterflosse der Länge nach hell und 
dunkelviolett wellenförmig gestreift; am Anfange und in der Mitte der Rückenflosse ein schwar- 
zer runder Flecken, weils gesäumt ; Schwanzflosse isabellfarbig; Brust - und Bauchflosse fleisch- 
farbig; an der Basis der ersteren ein dunkelblauer Flecken. Iris karminroth. Gewöhnliche 
Körperlänge 6 Zoll; kömmt häufig zu Massaua in jeder Jahreszeit vor. ’ 


—— ge 


Taf. 4. Fig. 3. 
Halichöres multicolor. Rüppel. 


Diagnos. Halichöres corpore elongato elliptico, pinna pectorali acuminata,, caudali subrotundata, dorsalis radio primo paululum elongato, 
reliquis radiis spinosis- subminoribus radiis artieulatis; corporis colore parte dorsali umbrino, ventrali Nlavicante; fasciis sex 
viridescentibus a basi pinn# dorsalis usque ad dimidium corporis. Linea frontalis viridis; opereula et linea horizontalis post 
pinnas pectorales aurantiaca; linea ab angulo oris per oculos usque sub extremitatem posteriorem pinn dorsalis et rivuli 
ad opercula pectusque, colore coeruleo. Pinna dorsalis et analis parte basali viridi parte externa rosacea lineis tribus violaceis 
undulata; pinna caudalis rosacea rivulis verticalibus fuscis, 


Die Körperform der vorher beschriebenen Arten; aber bei der gegenwärtigen ist der erste 
Strahl der Rückenflosse etwas verlängert, die übrigen Stacheln aber etwas niederer als die ge- 
spaltenen Strahlen der Flosse. Die Brustflossen laufen in Zuspitzung aus; die Körperschuppen 
sind mittelmässig klein. 


 , Bafl Rn. — 


Bril. 130% ” en ® 


All. >, Schfl. 4+, +4 

Die obere Hälfte des Kopfes und Körpers kastanienbraun, mit 6 helleren Querbinden von 
der Basis der Rückenflosse rechtwinkelig ablaufend; die untere Hälfte des Kopfes und Körpers 
nach vorn zu schwefelgelb, nach hinten fleischfarbig ; ein grünlicher Streifen ist längs des Ver- 
tex; eine schmale Linie die von dem Mundwinkel beginnt, durch die Augen zieht, und am 
obern Y, der Körperhöhe mit der Rückenkrümmung parallel bis zum Ende der Rückenflosse 
läuft, von lasurblauer Farbe; einige unregelmässige Linien von gleicher Farbe auf den Operculn 
und vor den Bauchflossen, und ein pomeranzengelber horizontaler Streifen von der hintern Basis 
der Brustflosse bis über die Mitte der Afterflosse. Iris karminroth; Rücken- und Afterflosse an 
der Basis hellgrasgrün, nach dem äussern Rande zu rosenroth; in diesen Farben drei schmale 
violette Längsstreifen; die etwas erhöhete vordere Endspitze der Rückenflosse schwarz, die andern 
Flossen rosenroth hyalinisch, diejenige des Schwanzes mit verticalen wellenförmigen dunkelen Linien. 

Körperlänge 6 Zoll; ich beobachtete diese Art nur sehr einzeln zu Djetta im Monat Juli. 


— 


16 
Taf. 5. Fig. 1. 


Halichöres eximius. Rüppell. 


Synonym: Labrus hortulanus?? Lacep. Vol. 3. Tab. 29. Fig. 2., et Labrus centiquadrus?? 
Lacep. Vol. 3. pag. 493. 


Diagnos. Halichöres corpore elliptico, pinna caudali truncata, corporis et capitis colore viridi, squamis partis posterioris corporis verti- 
caliter nigro striatis; capite et operculis rivulis lateritiis; parte anteriori corporis et pinna dorsali guttis lateritüs; regione supra 
pinnam pectoralem punctis nigris; maculis tribus eitrinis supra dorsum ad basin pinn» qua colore glauco, versus marginem 
colore erythrino. Pinn» reliqu» rufe, caudalis et analis rivulis obscurioribus., Ad latera caud® ct ante pinnam pectoralem 
macula nigra. 


Ob die erbärmliche Figur, welche Lacepede am angeführten Orte von einer Labrusart mit 
einer noch schlechteren Beschreibung und zwar an zwei Stellen seines Buchs unter zwei verschie- 
denen Namen bekannt machte, mit dem hier von mir abgebildeten Fische identisch sei, dieses 
zu untersuchen mache ich die Pariser Gelehrten aufmerksam; übrigens könnte man dann eben so 
gut das Monstrum als gleiches beabsichtigend annehmen, welches Renard Vol. 1. Taf. 7. Fig. 50 
unter dem Namen Corbeille abbildete. 

Die Körperform des Halichöres eximius ist länglich elliptisch mit etwas zugespitztem Kopfe, 
vertical abgestutzter Schwanzflosse, und allmählich an Länge etwas zunehmenden Stacheln der 
Rückenflosse. Die Schuppen sind ziemlich grols. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 

Bl. , Ba. —, RM, AN, Sch. 44 +4 

Grundfarbe des Kopfes und Körpers schön smaragdgrün; über die Operculn und an den 
Augen einige unregelmässige ziegelrothe Streifen; der vordere Theil des Rückens und Bauchs 
ziegelroth gefleckt; die Gegend unmittelbar über und hinter den Brustflossen hat an den meisten 


Exemplaren kleine schwarze Flecken, manchmal fehlen solche; alle übrigen Schuppen des gan- 


zen Körpers mit einem verticalen schwarzgrünen Streifen, wodurch das ganze Aehnlichkeit mit 
einer Quadermauer erhält; an der Rückenkrümmung sind drei Flecken von lebhaft zitrongelber 
Farbe, zwei im Verlauf der Flosse, der dritte etwas hinter ihrem Ende; oben an der Schwanz- 
basis auf beiden Seiten ein kleiner schwarzer Flecken. Rückenflosse an der Basis meergrün, 
nach dem Rande zu lackroth, mit zwei ungleichen Reihen zinnoberrother Flecken auf der Bin- 
dungsmembran; alle andere Flossen verwaschen ziegelroth; oben an der Basis der Brustflosse ein 
schwarzer Fleck; die After- und Schwanzflosse mit dunkleren wellenförmigen Querstreifen. Iris 
zinnoberroth. Gewöhnliche Körperlänge 9 Zoll. Diese Art findet sich ziemlich häufig in der süd- 
lichen Hälfte des rothen Meeres in der Sommersjahreszeit an den Korallenbänken. 


Halichöres marginatus. Rüppell. 
Icon. vide Klein missus IV. Taf. XII. Fig. 5. 


Diagnos. Halichöres corpore compresso elliptico, pinna caudali subrotundata, corporis colore nigroviridescente, capite et parte anteriori cor- 
poris rivulis undulatis prasinis, limbo azureo; pinna dorsali, anali et caudali nigro viridescentibus, permultis punctis rulis 
coeruleo limbatis, margine exteriore pinnarum azureo, limbo flavicante; parte basali pinn» caudalis lunula viridi limbo coeruleo. 


Elliptisch vertical zusammengedrückter Körper mit etwas zugerundeter Schwanzflosse, kurzer 


Brustflosse und verlängertem erstem gespaltenem Strahl der Bauchflosse ; die Stacheln der Rücken- 
flosse sich allmählich etwas verlängernd nach dem Anfange der gespaltenen Strahlen zu; mittel- 


Halichöres bimaculatus. 17 


mässig grosse Schuppen; die vordern mittleren Zähne beider Kiefer sehr wenig entwickelt, aber 
die Spitzzähne am Mundwinkel deutlich hervorstehend. Die Lippen ziemlich stark. 
Brfl. , Bafl. —, Sch. 2+, +2. 

Grundfarbe des ganzen Körpers schwarzgrün, auf dem Kopfe und dem vordern Theil des 
Rückens und Bauchs wellenförmige grasgrüne Streifen, jeder lasurblau gesäumt; Rücken, After- 
und Schwanzflosse schwarzgrün mit sehr zahlreichen hellrothen Punkten getüpfelt, jeder himmel- 
blau eingefafst, der freie Rand dieser drei Flossen mit einem doppelfarbigen Saume, gelbbraun 
nach innen, himmelblau nach aussen. Auf der Basis der Schwanzflosse eine grosse halbmond- 
förmige grüne Zeichnung mit einem himmelblauen Saume; Brust- und Bauchflosse schwarz- 
grün; Iris dunkelbraun; Körperlänge 6 Zoll. Ich erhielt diesen Fisch im Sommer bei Mohila, 
im Winter zu Massaua, also kömmt er in Ei Ausdehnung. des rothen Meeres vor. 


9 3 
13 ? An. ere 


Ril. 


F 


Taf. 5. Fig. 2. mi 
Halichöres bimaculatus. Rüppell. 


Diagnos. Halichöres corpore elongato elliptico, compresso, pinna caudali una ’ capite colore prasino, circa oculos et ad gulam striis 
violaceis, dorso viridi, ventre flavo-rufescente; per medium corporis vitta longitudinali coerulea, sub qua series macularum 
ejusdem coloris; in medio dorsi utringue macula nigra coeruleo-limbata. Pinna pectoralis et ventralis colore carneo, p. dorsalis 
et analis ad basin violacea, serie macularum czrulearum, pars reliqua coccineo-, nigro-, coeruleo-, prasino-, violaceo- et rufo- 
striata. Pinna analis absque stria nigra et violacea. Pinna caudalis flava, maculis coeruleis. 


Elliptisch vertical zusammengedrückter Körper mit etwas zugerundetem Kopfprofil, wenig 
verdiekten Mundlippen, kurzen Brustflossen, vertical abgestutzter Schwanzflosse, und mittel- 
mässig grossen Schuppen. Der erste Stachel der Afterflosse ganz verkümmert; die Strahlenzahl 
der Flossen ist: ; 
20der3 


1 
Bal. —, Ri. I, Ad, Schl.2+ +2 


0 
Br. & m 


18% 

Die Farbe des Oberkopfes und der Operculn ist grasgrün, nach dem Kinn ins Violette über- 
gehend; über die Operculn und um die Augen sternförmig gestellte Streifen von rothvioletter 
Farbe; Grund des Rückens grasgrün, des Bauches gelblich fleischfarbig; längs der Körpermitte 
ein himmelblauer Streifen, unter welchem eine Fleckenreihe von gleicher Farbe; in dieser Gegend 
ist die Grundfarbe gelbgrün. In der Mitte ‚des Rü ckens ist auf der Seitenlinie ein unregel- 
mässiger schwarzer Flecken himmelblau gesäumt. Brust- und Bauchflosse hellfleischfarbig, oben 
an der Basis der erstern ein kleiner schwarzer Flecken; Rücken und Afterflosse an der untern 
Hälfte rothviolett mit einer himmelblauen Fleckenreihe längs der Basis; dann folgen bei ersterer 
folgende Farben in wellenförmigen Linien scharf von einander abgeschieden : Ziegelroth, Schwarz, 
Himmelblau, Grasgrün, Hellviolett und Rothbraun; und bei der Afterflosse Ziegelroth, Himmel- 
blau, Grasgrün und Rothbraun. Die Schwanzflosse ist hellorangegelb mit himmelblauen Flecken. 
Iris zinnoberroth; Körperlänge 7 Zoll. Ich erhielt diesen Fisch zu Massaua in den Wintermonaten; 
er kömmt daselbst, wie es scheint, nur sehr einzeln von 


—— 


Fische. fi) 


18 


£ Taf. 5. Fig. 3. a Vahne. 
../°;« Malichöres)sexfasciatus, Rüppell. 


Diagnos. Halichöres corpore elongato elliptico, pinna caudali subrotunda, labiis incrassatis sulcatis, corporis colore dorso umbrino, 
ventre coerulescente, fasciis sex nigricantibus transversalibus per latera, regione frontali maculis coeruleis margaritata; pinna 
pectorali et ventrali flavicante, anali nigra, dorsali et caudali umbrinis, permultis Jineis purpurcis variegatis. Squama mediocres. 


Länglich elliptische Körperform mit zugerundeter Schwanzflosse und sehr dicken aufgewor- 
fenen mit Furchen versehenen Lippen. Die Schuppen von mittelmässiger Grösse; der Kiemen- 
spalt beider Seiten nicht um das Kinn herum in Verbindung stehend, gleich wie bei allen vor- 
stehend beschriebenen Arten dieses Geschlechts der Fall ist; auf den Präoperculn ist eine Andeu- 
tung von kleinen Schuppen; am Oberkiefer in der Mitte ist nur das eine Paar verlängerter 
Zähne vorhanden; sie stehen auseinander, sind etwas meiselförmig und nach vorn zu gerichtet 
wie bei der Gattung Anampses ; die hackenförmig rückwärts gekrümmten Zähne der andern 
Halichöres fehlen; sonst ist am Oberkiefer die gewöhnliche Reihe gleichförmiger konischer Zähne, 
und am Mundwinkel der auswärts gerichtete verlängerte Eckzahn, der übrigens gröfstentheils 
durch die verdickten Lippen überdeckt ist. Die Stacheln der Rücken - und Afterflosse sind 
robust und zugespitzt; sie verlängern sich progressiv von vorn nach hinten zu. Die Bauch- 
flossen gehen in eine verlängerte Zuspitzung aus. 

, Ba. , Rd. , All. 7» Sch. 34, +3. 

Die Grundfarbe des Oberkopfs und Rückens ist dunkel rothbraun, die Bauchseite des Kör- 

pers himmelblau; sechs sehr breite blauschwarze Transversalbinden laufen vom Rücken abwärts; 


Bril. 


die vorderste vom Anfange der Rückenflosse bis etwas unter die Basis der Brustflosse, die letzte 
nimmt die ganze Basis der Schwanzflosse ein. Am Oberkopf sind einige bläuliche Flecken; die 
Lippen sind fleischfarbig; Brust- und Bauchflosse gelblich, Afterflosse grauschwarz; Rücken- und 
Schwanzflosse rothbraun mit vielen karminrothen wellenförmigen Linien. Iris röthlichgelb. Körper- 
länge 9 Zoll. Ich erhielt diesen Fisch zu Djetta im Monat August. 


In dem Atlas zu meiner früheren afrikanischen Reise gab ich die Beschreibung von fünf Arten der Lac&pe- 
dischen Gattung Cheilinus, als von mir zu jener Zeit im rothen Meere beobachtet *). Ich mufs heute aufmerk- 
sam machen, dals ich irriger Weise zwei ganz verschiedene Arten unter dem Namen Cheilinus fasciatus zusam- 
menstellte und beschrieb, wovon die eine wirklich mit dem von Bloch Taf. 257 abgebildeten Fische identisch 
ist, die andere aber nachstehend von mir unter dem Namen Cheilinus quinqueeinetus beschrieben wird. Diese 
Verwechselung macht meine früher gegebene Beschreibung unrichtig und verworren. Ich gebe daher vor allem 
die neuerdings nach dem Leben gefertigte Farbenbeschreibung desjenigen Fisches, den ich mit jenem Cheilinus 
fasciatus des Cuvier und Bloch als einerlei halte: Länglich elliptischer Körper mit etwas gabelförmiger Schwanz- 
flosse, das hintere Ende der Rücken - und Afterflosse in stark verlängerte Zuspitzung auslaufend; Bauchflossen 
klein, mittelmässig grosse Schuppen; Grundfarbe des Körpers grüngelb; um die Augen sternförmig, gestellte 
rothe Streifen, und röthliche kleine Flecken unterhalb der Brustflossen längs der Bauchmitte; 7 breite braune 
Transversalbinden von dem Rücken abwärts laufend; einzelne schwarzbraune Striche an der Basis der Schup- 
pen, die sich in diesen dunkleren Querstreifen befinden; ein schwärzlicher runder Flecken oben am Operculum, 
gelbliche Flossen, wovon die Brustflossen mit einem dunkelbraunen Flecken an ihrer Basis, die Rücken- und 
Afterflosse mit rothen Fleckenreihen gegen ihren äussern Rand zu; die Schwanzflosse an der Basis mit einem 
dunkelbraunen mondförmigen Flecken, nach dem hintern Rande zu mit einer gleichfarbigen Einfassung. Die 
zweite von mir mit diesem Fisch als identisch gehaltene Art, und die mit ihm untermischt lebend vorkömmt, ist 


*) Fische des rothen Meeres, pag. 21. Ich benannte sie Cheilinus lunulatus, Ch. trilobatus (oder richtiger Ch. Abudjubbe), Ch. 
fasciatus, Ch. coceincus et Ch. mentalis. 


19 
Taf. 6. Fig. 1. 
Cheilinus quinquecinctus, Riüppel. 


Diagnos. Cheilinus corpore elliptico, pinna dorsalis et analis margine postico acuminato, p. anali truncata, radiorum apicibus elon- 
gatis, corporis et capitis colore umbroviridi, per latera corporis fasciis quinque flavicantibus; pinnis pectoralibus flavis, reliquis 
umbro-fuscescentibus, analis et dorsalis margine postico flavo, linea coceinea prope marginem externum p. dorsalis. 


Durch Körperform, Zuspitzung des hintern Endes der Rücken - und Afterflosse, die gleich- 
falls etwas erhöhet ist, und durch die Verlängerung der Strahlung der Schwanzflosse über ihre 
Verbindungs-Membran hinaus ähnelt gegenwärtige Art ungemein dem von mir (Atlas der Fische 
Taf. 6. Fig. 1.) abgebildeten Cheilinus lunulatus; aber bei Ch. quinqueeinctus sind die Bauch- 
flossen kurz, obgleich auch zugespitzt. Die grossen Schuppen des Kopfes und Körpers und die 
auf der Basis der verticalen Flossen überliegenden membranösen Schuppen wie bei Ch. lunu- 
latus; auch die beiden ersten Stacheln der Afterflosse sind auf abwechselnder Seite ausgehohlt, 
wie der Kiel einer geschnittenen Schreibfeder. Die Lippen sind nicht sonderlich verdickt. Die 
Strahlenzahl der Flossen ist übereinstimmend mit Cheilinus faseiatus *) nämlich: 

Sch. 1+ 2 +1. 
Die Grundfarbe des Kopfes und ganzen Körpers ist hellgrünbraun; über den Körper gehen 


ı 
5’ 


9 
10 ? 


3 
8’ 


Brf. 2 , Bafl. 


12 Rfl. 


Al. 
fünf verticale gelbliche Binden; die letzte nimmt die Basis der Schwanzflosse ein, die folgende 
ist am hintern Ende der Rücken - und Afterflosse, und verlängert sich auf ihrem hintern Rande; 
die drei übrigen Streifen folgen sich in gleichen Entfernungen, so dafs der vorderste unmittelbar 
hinter der Basis der Brustflosse verläuft; mehrere Schuppen des grünbraun gefärbten Körpertheils 
haben an ihrer Basis einen braunschwarzen verticalen Streifen. Die Brustflossen sind gelblich, die 
übrigen Flossen schwarzbraun; unfern des obern Randes der Rückenflosse und mit ihm parallel 
ziehet ein karminrother Längsstreifen her. Iris rothbraun. Die Schuppenzahl in dem obern Theile 
der Seitenlinie beträgt 15, in dem untern Theile 9. Die gewöhnlich von mir beobachtete Kör- 
perlänge dieses Fisches ist 10 Zoll; ich erhielt solche sämmtlich auf dem Markte von Djetta. 

Noch habe ich zu bemerken, dafs ich gleichfalls zu Djetta ein etwas grösseres Individuum 
dieser Art erhielt, an welchem ich folgende Farbenmodificationen beobachtete : Vorderkopf bis 
zum Präopereulum und ganze vordere Hälfte des Körpers bis zum After schmutzig dunkelzießel- 
roth; Operculum und übriger Körper dunkelgraubraun ; Brustflosse dunkelgelb ins Röthliche 
ziehend; alle andere Flossen schwärzlich braun; der schmale | arminrothe Streifen am Rande der 
Rückenflosse war vorhanden; schwärzliche Verticalstreifen be anden sich unregelmässig an der 
Basis mehrerer Körperschuppen, aber von den fünf lichteren Querbinden war keine Spur zu 
erkennen. Liebhaber neuer Arten könnten leicht in Versuchung kommen diese Varietät als eine 
selbstständige Art aufzustellen, welches bestimmt ein Irrthum wäre. 


*) Es ist zu bemerken, dafs Bloch bei seiner Beschreibung des Sparus faseiatus, den letzten gespaltenen Strahl der Rücken- und 
Afterflosse, der bis an die Basis bifureirt ist, jedesmal für 2 Strahlen gezählt hat. 


gang Pr 
Sagt 


Taf. 6. Fig. 2. 
Cheilinus undulatus. Rüppel. 


Diagnos. Cheilinus labiis crasstssimis, fronte gibbosa, corpore elliptico, parte posteriori pinn» dorsalis et analis angulo truncato, pinna 
caudali rotundata; squamis operculorum paululum conspicuis; corporis colore viridi, capite rivulis et punctis aurantiacis, 
rcgione pinnarum pectoralium et ventris lineis umbrinis labirinthiformibus variegata, dorso et parte posteriori corporis ad 
omnium squamarum basin stria verticali viride umbrina. Pinn® omnes colore viridi fusco, verticales multis lineolis viridibus 
clarioribus variegat». 


Diese durch ihr prachtvolles Farbenkleid ganz besonders ausgezeichnete Art, unterscheidet 
sich noch ausserdem von den bekannten Arten durch ihren beinahe schuppenlosen Kopf (ob durch 
Alter?), und durch das höckerförmige Kopfprofil. Die Form des Körpers, mit Ausnahme dieses 
Höckers, ist oval; die Mundlippen sind ungewöhnlich dick ; der stachelige Theil der Rücken- 
und Afterflosse ist niedrig, da aber der äussere Rand dieser beiden Flossen eine beinahe wag- 
rechte Linie verfolgt, so nehmen die Strahlen derselben bis zu dem drittletzten an Länge zu, 
bedingt durch die Form des Körpers; hinten ist die Spitze beider Flossen schräg abgestutzt. Der 
freie Rand des stacheligen Theils dieser Flossen ist verdickt, und die Schuppen längs ihrer 
Basis überdecken nur einen sehr kleinen Theil derselben. Die Brust-, Bauch - und Schwanzflossen 
sind zugerundet. Die Seitenlinie besteht aus einfachen Strichen, und zählt auf dem obern 
Streifen 15, auf dem untern 10 Schuppen. Jedes Paar der Nasenlöcher bestehet aus 2 ganz 
kleinen Poren. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 
> Balı —, Rl., Al, Schl.3+ +3. 

Die Grundfarbe des Kopfes ist meergrün; über seine vordere Hälfte und auf der Gegend 
des Prä- und Suboperculum sind viele orangegelbe dünne Streifen und kleine Flecken; hinter 
dem Auge ziehen einige königsblaue Linien; Gegend der Brustflossen, des Operculums und des 


Brill. 


Bauchs bis zum After hellgrün mit ganz feinen labyrinthartigen braunen Linien. Ganzer Rücken 
und hintere Hälfte des Körpers bis zur Schwanzflosse hellgrün,, an der Basis jeder Schuppe ein 
breiter dunkelgrünbrauner Verticalstreifen; die Flossen sind sämmtlich dunkelgrün, die drei ver- 
ticalen mit sehr vielen feinen wellenförmigen hellgrünen Linien. 

Der Mund ist mit einer einfachen Reihe konischer Zähne besetzt; in der Mitte ist oben und 
unten ein Paar kleiner ‚Zähne, zu deren Seite jedesmal ein langer vorwärtsgerichteter konischer 
Zahn. Die halbsphärischen Zähne der Schlundplatten sind von mittelmässiger Grösse; in der 
Wirbelsäule sind 9 Rippen und 14 Schwanzwirbel; von den 5 Strahlen der Kiemenhaut ist der 
am meisten nach innen liegende ungewöhnlich breit. Structur des Darmkanals wie bei den ver- 
wandten Labrusgattungen. Ich beobachtete nur wenige Individuen dieser Art, alle waren über 
2 Fuls lang, und man hatte sie immer bei Djetta eingefangen, wo übrigens, sonderbar genug, 
dieser schöne Fisch keinen Trivialnamen hat. 


Während meiner ersten Bereisung des rothen Meeres entdeckte ich eine sehr schöne Art der so seltenen 
Gattung Anampses *) (A. coruleopunctatus, Rüpp. Atlas Taf. 10. Fig. 1.). Auf meiner letzten Reise glückte es 


mir abermals eine neue Art derselben zu erhalten, die mit der andern durch schöne Farbenzeichnung und Selten- 
heit wetteifert. 


.) Ist nicht der von Seba Vol. 3. p. 31. Fig. 2. abgebildete Fisch, den Bloch Schneider pag. 263 Labrus nigrescens benennt, dieser 
mein Anampses eoeruleopunctatus? Cuvier rechnet wohl aus Irrthum zu den Anampses den Labrus Tetraodon Bl. Schneider P- 263; 
denn dieses ist meiner Ansicht nach ein Scarus. 


—— u 


7» 


m 


21 


Taf. 6. Fig. 3. 
Anampses diadematus. Rüppel. 


Diagnos. Anampses corpore elliptico, compresso, pinna caudali truncata, corporis colore viridescente; labiis, diademate inter oculos, rivulis 
ad opercula, et stria verticali ad marginem omnium [squamarum parte posteriori corporis colore coerulco; pinna caudali 
flavicante, vittis lateralibus coeruleis. 


Ich fange damit an zu bemerken, dafs diese prachtvolle Anampsesart nicht in frisch belebtem 
Zustande von mir beobachtet wurde, und meine Farbenbeschreibung nach dem einzigen in Wein- 
geist aufbewahrten Individuum gefertiget ist, welches meine Jäger zu Tor einsammelten, während 
ich im Jahr 1831 den Berg Sinai bestieg. Die ovale Körperform ähnelt sehr der meines 
Anampses coeruleo- punctatus, nur ist bei gegenwärtiger Art die Schwanzflosse hinten nicht aus- 
wärts gerundet, sondern vertical abgestutzt. Der Mund ist etwas zugespitzt; wenn geschlossen 
überdeckt ihn ganz die etwas verdickte Lippe des Oberkiefers, die an der Endspitze des Mun- 
des zwei Einschnitte hat. Der Kiemenspalt beider Seiten ist nicht mit einander um die Brust 
herum zusammenhängend. Der Opercularrand bildet über der Brustflosse eine etwas längliche 
lappenförmige Zurundung, und hat am Suboperculum eine Art von Einbiegung. Die Seitenlinie 
fehlt an den zwei vordersten Schuppen, zieht am obern Drittel der Körperhöhe mit der Rücken- 
krümmung ziemlich parallel bis unter den sechs letzten Strahl der Rückenflosse , wo sie sich 
abwärts zur Körpermitte biegt, und dann in halber Höhe den Schwanz wagrecht durchläuft; in 
allem zählt man der Seitenlinie entlang 30 Schuppen; an der Basis der Schwanzflosse sind meh- 
rere Reihen kleiner Schuppen, welche zwischen den Strahlen lanzettförmig einliegen ; die Stacheln 
der Rückenflosse sind mittelmässig stark und zugespitzt; sie sind etwas niederer als die gespal- 
tenen Strahlen; auch die 3 Stacheln der Afterflosse sind zugespitzt; die Bauchflossen mittel- 
mässig lang, und ebenfalls zugespitzt. 


9 
Bafl. — , Rfl. 


Brfl. — on All. 


2 11? 

Die Grundfarbe des Kopfes und ganzen Körpers scheint dunkelgrasgrün zu seyn; die Lippen 
und ein Streifen ober und unter dem Mund, so wie eine Binde längs der Kehle bis zum Ende 
der Kiemenhaut, ferner ein Stirnband zwischen den Augen und einige labyrinthartige Linien auf 
den Operculn von blauer Farbe; längs jeder Schuppe auf den hintern % des Körpers ein verti- 
caler, und auf dem Bauch zwischen der Brust- und Afterflosse ein horizontaler dünner Streif, 
scheinbar von blauer Farbe. Brustflosse gelb, an der Basis und dem obern Rande blau ge- 
säumt. Die drei verticalen Flossen orangegelb; in der Mitte zwischen jedem Strahl der Rücken- 
flosse ein dreieckiger königsblauer Flecken; unfern des Seitenrandes der Schwanzflosse ein blauer 
Streifen, und längs der Basis und des freien Randes der Afterflosse gleichfalls eine blaue Ein- 
fassung. Die Bauchflossen scheinen gelblich mit einem breiten blauen Streifen längs des dritten 
gespaltenen Strahls. Körperlänge 10 Zoll. 

Ich erhielt auf meiner ganzen Reise nur ein einziges Individuum dieser Fischart , und zwar 


zu Tor, gleichzeitig mit einigen Anampses caruleo- punctatus. 


Schl. 3+ 2, + 3. 


— 


Fische. 6 


22 


Taf. 7. Fig. 1. 
Xyrichthys altipinnis. Rüppel. 


Diagnos. Kyrichthys corpore compresso, vertice parabolico, operculis et pr&opereulis alepidotis, radiis articulatis pinna» dorsalis et analis 
elevatis, pinna caudali rotundata, membrana branchiostega radiis sex; corporis colore viride-rufescente, pinna dorsali et anali 
viridescente rivulis obliquis rufis. Pinn» ventrales minute, jugulares, nigr®, postice albo-limbata. 


Obgleich das Kopfprofil dieses Fisches nicht so jäh vertical abwärts gerichtet ist als bei den 
andern bekannten Gattungsarten, so wülste ich doch nicht denselben füglich in irgend eine 
andere der bekannten Unterabtheilungen der Labroiden einzuschalten. Der ganz schuppenlose 
Kopf hat die Augen weit nach oben zu gestellt, und das Kopfprofil bildet eine stark auswärts 
geschweifte Parabel; der Mund ist klein, mit nicht sonderlich dicken Fleischlippen besetzt, und 
enthält mehrere Reihen konischer Zähne, wovon die äusserste Reihe am stärksten, und in ihr 
die vier vorderen Paar robuste Hacken wie bei vielen Julisarten. Die Kiemenhaut beider Seiten 
ist um die Kehle durch eine gemeinschaftliche Membran verbunden, und enthält 6 Paar Strah- 
len. Die Opereuln bilden über der Brustflosse eine ohrenförmige Verlängerung. Die Körper- 
schuppen sind von mittelmässiger Grösse, mit membranösem Rand. Die Seitenlinie, welche an 
den 3 vordersten Schuppen kaum bemerkbar ist, wird unter dem drittletzten Strahl der Rücken- 
flosse abgesetzt; sie bestehet aus einfachen Strichen, wovon die obere Linie 19, die untere 
7 Schuppen zählt. Der stark comprimirte Körper ist beinahe durchaus von gleicher Höhe; die- 
selbe ist dreimal in seiner Länge enthalten; nur etwas weniger verschmälert sich der Körper 
gegen das Ende der verticalen Flossen, wodurch die Schwanzbasis hoch ist. Die Schwanziflosse 
selbst ist zugerundet; die Rückenflosse beginnt weit nach vorn zu, oberhalb dem Rande des 
Präopereulum; ihre beiden ersten Strahlen sind etwas verlängert, und die gespaltenen Strahlen 
dieser und der Afterflosse sind zweimal so lang als der dritte steife Strahl jeder dieser beiden 
Flossen; übrigens sind beide wieder nach hinten zu etwas zugerundet; der letzte gespaltene 
Strahl ist doppelt. Die Bauchflossen sind klein, zugerundet, und sitzen vor den Brustflossen an. 


Br. — , Bal.—-, RI. — 


Al. —, Sch. 14 +1. 


11 1272 12 

Die Grundfarbe des ganzen Körpers ist verwaschen röthlich grün, jede Schuppe mit einem 
helleren Randsaume ; Rücken - und Afterflosse grünlich mit rothbraunen schmalen Diagonal- 
streifen, von vorn nach hinten zu abwärts gerichtet. Am Anfange der Rückenflosse ist ein 
schwarzer Fleck; Brustflossen gelblich-grün; hinter den Brustflossen sind drei schwarze Schuppen. 
Bauchflossen grünlich schwarz, hinten weifs gesäumt ; Schwanzflosse an der Basis hellgrasgrün, nach 
hinten zu braungrün. Iris schön zinnoberroth. Die Körperlänge des einzigen von mir beobachteten 
Individuum betrug 10 Zoll; ich erhielt es zu Djetta, wo diese Art den Fischern unbekannt ist. 


— 

Als ich die verschiedenen schönen Scarusarten, welche ich im Jahr 1826 und 27 im rothen Meere beobach- 
tet hatte, bekannt machte *), schmeichelte ich mir nicht einen sehr nahmbaren Nachtrag zu dieser Gattung 
dorten auffinden zu können; ich habe jedoch auf meiner letzten Reise abermals 6 Arten dieses Geschlechts 
beobachtet, welche alle mit Ausnahme einer einzigen (Scarus niger Forskäl) bisher nicht beschrieben wurden. 
Zwei dieser neuen Scarusarten gehören zu Cuviers Unterabtheilung Calliodon, welche Gattungstrennung anzu- 
nehmen ich mich nicht berechtiget glaube, indem sonst bei einem meiner neuen Fische das erwachsene Indivi- 
duum zur Gattung Calliodon gehörte, während die Jugend ein ächter Scarus ist. Die ähnliche Beobachtung 
bestimmte mich früher, Cuviers generische Trennung der Mesoprion von den Diacope nicht anzunehmen. 


*) Atlas, Fische des rothen Meeres. Taf. X) und 21. 


TR, 


Taf. 7. Fig. 2. 
Scarus (Calliodon) viridescens. Rüppel. 


Diagnos. Scarus corpore ovali elliptico, pinna caudali postice recte truncata; dentibus maxilla supcrioris non plagis continuis unitis, sed 
irregulariter antrorsum et lateraliter flexis; ad narices anteriores cirrlis duobus; corporis colore viridescente, ante oculos striis 
duabus rubris; regione supra pinnam pectoralem nigro punctata. Pinna viridescentes hyaline, dorsalis et analis riyulis rufes- 
centibus, caudalis postice albo-limbata. 


Elliptischer Körper mit vorn etwas zugerundetem Kopfprofil und vertical abgestutzter Schwanz- 
flosse; an jedem der vordern Nasenlöcher eine 3 Linien lange Hautzaser; die grossen Schuppen 
längs der Basis der Rückenflosse überdecken einen nahmbaren Theil derselben, besonders nach 
dem Kopfe zu; die Seitenlinie, aus zerästelten Strichen gebildet, ist am hintern Ende der 
Rückenflosse abgesetzt und zählt im obern Streifen 19, im untern 7 Schuppen. Die ungespaltenen 
Strahlen der Rückenflosse verlängern sich etwas über ihre Verbindungs-Membran; alle Strahlen 
der ganzen Flosse sind durchaus gleich lang; die Bauchflossen sind klein und zugerundet. 

Brfl. a Bafl. u, Ri. = Aftll. , Schfl. 4 + — +4 

Die Kieferbewaffnung der Scarusarten bestehet *bekanntermassen aus verticalen Reihen dicht 
sich folgender Zahnembryonen, die neben einander stehend durch eine gemeinschaftliche Schmelz- 
masse so mit einander verbunden sind, dals jeder Kiefer nur mit zwei wie bei den Tetraodon- 
Arten gestalteten grossen Zähnen versehen zu seyn scheint; die Spitzen der vordersten Reihe der 
einzelnen Zahnembryone bilden an dem zugeschärften Rande dieser Verschmelzungsmasse eine 
feine Auszackung; aber zuweilen nehmen einige Zahnembryone bei einzelnen Arten am Ober- 
kiefer auf den Seiten eine horizontale Richtung, und bilden konische Seitenauswüchse in un- 
bestimmter Zahl bei den Individuen derselben Art, oft selbst sind dieselben auf den beiden 
Seiten des nämlichen Individuums ungleich; gewöhnlich aber ist die Anzahl der Auswüchse nicht 
über drei. Inzwischen giebt es einige wenige Arten, wo in gewissem Alter oft auch in jedem 
Individuum längs der ganzen Krümmung des Oberkiefers zahlreiche Zahnembryone sich aus der 
Normalreihe theils vorwärts, theils-nach der Gaumenhöhle zurück, drängen, wodurch dieser ganze 
Kiefer mit einer ungleichen Reihe konischer Hacken besetzt wird; diese Arten vereinigte Cuvier 
zu einer besondern Gattung unter dem Namen Calliodon; da aber, wie schon bemerkt, nach 
meiner Beobachtung diese gewissermalsen abnorme Hackenzahnbildung nicht an allen Individuen 
der nämlichen Gattung in verschiedenen Altersperioden vorhanden ist, so verwerfe ich diese gene- 
rische Trennung. Bei Scarus viridescens ist der ganze mittlere Theil des Oberkiefers mit regellos 
auswärts gerichteten konischen Hacken besetzt; die Seiten des Oberkiefers und der ganze Unter- 
kiefer bildet eine scharf ausgezackte Kante. Die Grundfarbe des ganzen Fisches ist grasgrün, 
jede Schuppe mit einem etwas helleren Rande; zwei schmale karminrothe Streifen ziehen auf 
jeder Kopfseite zwischen Augen und Mundwinkel; in der Gegend oberhalb und hinter der Brust- 
flosse sind auf jeder Schuppe 4 — 6 braunschwarze Punkte. Alle Flossen grasgrün; Rücken - und 
Afterflosse mit rothbraunen diagonallaufenden wellenförmigen Linien; an dem vordersten Stachel der 
ersteren ist ein schwärzlicher Flecken; die Schwanzflosse ist hinten weils gerändet. Iris karmin- 
roth. Ich beobachtete diesen Fisch nur sehr einzeln vorkommend auf dem Markte von Djetta, 


im Monat Juli. 
———— 


Taf. 7. Fig. 3. 
Scarus (Calliodon) coeruleo=-punctatus. Rüppell. 


Diagnos. Scarus corpore elongato subelliptico, pinna caudali rotundata, dentibus state juvenili plagis continuis unitis, adulta maxilla 
superiore spinis antrorsum spectantibus irregulariter armata, ramento cutaneo ad narices anteriores, corporis colore parte dor- 
sali prasino, ventrali isabellino, permultis guttis coeruleis irregulariter variegato, parte media ventris et inferiore operculorum 
concolore. Macula coerulea irregularis sub angulo oris. Pinna analis rufescens radiis coeruleis; pinn® reliqua rufo-flavicantes, 
ventrales maculis albis, caudalis maculis coeruleis variegata, 


Langgestreckter elliptischer Körper, das Kopfprofil über den Augen etwas weniges auswärts 
geschweift, Schwanzflosse zugerundet. Die Zähne jeder Seite des Oberkiefers sind bei jungen 
Individuen in eine zugeschärfte gemeinschaftliche Masse verschmolzen; bei den erwachsenen Fischen 
ist die convexe Seite der Zahnmasse mit einer Reihe unregelmässig stehender konischer Spitzen 
besetzt; an jedem der vordern Nasenlöcher eine kleine Hautzaser. Die Schuppen der obersten 
Reihe des Rückens verlängern sich nur sehr wenig über die Basis der Rückenflosse; der obere 
Theil der Seitenlinie bestehet aus 19- zerästelten, der untere aus 6 einfachen Streifen. Die unge- 
spaltenen Strahlen der Rückenflosse verlängern sich etwas über ihre Verbindungsmembran. 

Bel. —, Bal.— , RM , 0. —, Schl. 4+ + 4. 

Grundfarbe des Kopfes und ganzen Oberkörpers lauchgrün, nach der Mitte des Bauchs 
röthlichgelb; auf den Schuppen des Oberkopfes, der obern Hälfte der Operculn, und auf dem 
Körper, mit Ausnahme der Bauchmitte sind viele unregelmässig gestellte ziemlich gleichförmige 
runde schmalteblaue Flecken; unter dem Mundwinkel um das Kinn ein blauer ausgezackter 
Flecken; Rücken-, Brust- und Schwanzflosse verwaschen roth, letztere mit vielen schmalteblauen 
rundlichen Flecken ; Bauchflossen röthlichgelb mit weissen Flecken. Afterflosse hellziegelroth, 
längs jedem Strahl ein himmelblauer Streifen. Iris röthlich mit gelbem Ring um die Pupille. 
Körperlänge 11 Zoll. Vorkommen einzeln in der Umgegend von Djetta im Monat August. 


Taf. 8. Fig. 1. 
Scarus niger. Forskal. 


Diagnos. Scarus corpore ovato oblongo, colore nigro fusco, pinna caudali nigricante margine postico et laterali coeruleo-limbato, postice 
aut truncata aut apieibus subelongatis. Labia, linee ramentosoe circa oculos et fascia gularis rufe, pinna pectorales rufo um- 
brina, ventrales, dorsalis et analis eodem colore, margine coeruleo. Dentes viridescentes. 


Elliptische ovale Körperform, das Gesichtsprofil vor den Augen etwas weniges einwärts ge- 
schweift, die Schwanzflosse hinten rechtwinkelig abgestutzt, an einigen Individuen mit etwas 
weniges verlängerten Seitenspitzen, welches vielleicht sexueller Unterschied ist. Rücken - und 
Afterflosse hinten zugespitzt; die Seitenlinie am hintern Ende der Rückenflosse abgesetzt, zählt 
längs des obern Streifen 18 und an dem untern 7 Schuppen. Die Zähne sind von meergrüner 
Farbe; auf den Seiten des Oberkiefers befinden sich gewöhnlich 1 — 2 hackenförmige Auswüchse. 
Die Strahlen der Rücken- und Afterflosse verlängern sich allmählich, so dafs der letzte dieser 
Flossen Y, länger als der zweite von vorn ist. 

Bel. 2, Ball. —, Rl. — , All. , Sch. 2+ +2. 

Grundfarbe des Kopfes, Körpers und der Schwanzflosse schwarzbraun , die andern Flossen 

rothbraun. Rücken- und Afterflosse am äussern Rande, Bauch- und Schwanzflosse an sämmt- 


Scarus collana. 25 


lichen Rändern himmelblau gesäumt; Lippen zinnoberroth; eine schmale Binde um die Kehle 
und geschlängelte Striche um die Augenhöhle sternförmig gestellt von dunkelrother Farbe. Iris 
rothbraun. Körperlänge 12 Zoll; Vorkommen einzeln zu Djetta im Monat August. 


— 


Taf. 8. Fig. 2. 
Scarus collana. Rüppell. 


Diagnos. Scarus corpore elliptico oblongo, pinna caudali recte truncata, eorporis colore parte dorsali viridescente, ventrali et labiali 
erythrino. Labium inferius et stria malleiformis sub mandibula colore coeruleo. Pinna dorsalis et analis rufa, supra et subtus 


coeruleo-limbata; inter radios pinn® dorsalis series macularum viridescentium, collane similis. Pinna caudalis coerulea, tribus 
maculis coccineis. 


Vollkommen elliptische Körperform mit rechtwinkelig abgestutzter Schwanzflosse ; Seitenlinie 
unterbrochen, aus einfachen Strichen, im obern Theil aus 18, im untern aus 6 Schuppen beste- 
hend. Die Zähne sind durch weisse Schmelzmasse verschniolzen; nie bemerkte ich Seitenaus- 
wüchse am Oberkiefer. Die Bauchflossen sind bei weitem kleiner als bei $. niger, und die 
Strahlen der Rücken - und Afterflosse durchaus von gleicher Länge. Die Strahlenzahl der Brust- 


flosse ist veränderlich. 


Ü 
13—15 


1 
5°’ 


9 
10? 


(J 
0 Sch. 3+ +3. 


Die Grundfarbe der obern Körperhälfte ist hell grasgrün, diejenige des Bauchs fleischfarbig, 
die Lippen hellröthlich; der freie Rand der Unterlippe, eine hammerförmige Zeichnung längs 
des Kinns, und ein rundlicher Flecken zu ihren beiden Seiten, himmelblau. Brustflossen grünlich, 
der äussere Rand bräunlich; Bauchflossen verwaschen lackroth, vorn mit schmalteblauem Rand- 
saum; Rücken - und Afterflosse ziegelroth, beide am obern, untern und vordern Rande schmalte- 
blau eingefalst. Zwischen jedem Strahl der Rückenflosse ist ein runder smaragdgrüner Flecken, 


Brfl. Bafl. Rfl. Afl. 


welches einer Perlenschnur ähnelt. Schwanzflosse schmalteblau mit drei unregelmässigen ziegel- 
rothen Flecken. Iris gelb. Körperlänge 8 Zoll. Diese Scarusart wird häufig zu Massaua im 
Monat November eingefangen. 


Taf. 8. Fig. 3. 
Scarus pulchellus. Rüppell. 


Diagnos. Scarus corpore oblongo, fronte parabolica, pinna caudali recte truncata, apicibus lateralibus subacuminatis, capite et corpore 
colore viridescente, ventre et stria mastacea rubra. Strie eircum oculos radiatim posit®, macule permulta ad opercula, Pr20- 
perceula, parte dorsali dimidii anterioris corporis, et basi squamarum parte posteriori corporis colore coceineo. Pinna pecto- 
ralis viridescens margine postico flavicante; p. ventralis fava radio primo coeruleo; p. dorsalis coceinea radüs et limbo ‚marginali 
coeruleis; p. analis coerulca rubro-variegata, margine flavicante, p. caudalis coceinea, margine postico flavicante, laterali coeruleo. 


Dieser ausnehmend schön und vielfarbig gezeichnete Scarus hat ein vollkommen parabolisches 
Kopfprofil; die verschmolzenen Zähne bilden eine mosaikartige Oberfläche wie bei meinem 
Scarus bicolor; der Oberkiefer ist gleichfalls ohne Seitenauswüchse. Der Körper ist länglich 


elliptisch geformt, die Schwanzflosse rechtwinkelig abgestutzt, mit etwas verlängerten Seitenspitzen; 
Fische. T 


26 Scarus pulchellus. 


die Bauchflossen von mittlerer Grösse, etwas zugerundet; die Strahlen der Rücken- und After- 
flosse unter sich gleich lang; die Seitenlinie abgesetzt, aus zerästelten Strichen gebildet, an dem 
obern Streifen 17, am untern 7 Schuppen zählend. 

Bel. I, Ba, RM, AM, Schl. 24, 42% 

Die Grundfarbe des ganzen Oberkörpers ist grasgrün, worauf folgende Zeichnungen, sämmt- 
lich von schön ziegelrother Farbe: ein Streif längs des freien Randes der Oberlippe, sternförmig 
gestellte Striche um die Augen, viele dichtgestellte runde Flecken auf der Suborbital- und Nasal- 
gegend, auf dem Operculum und auf sämmtlichen Schuppen der vordern Körperhälfte mit Aus- 
nahme derjenigen Schuppen unterhalb der Brustflossen bis zum After hin; endlich ein verticaler 
Streif längs der Basis jeder Schuppe der hintern Körperhälfte. Die Kopfgegend unter dem Mund 
ist hellviolett mit unregelmässigen grasgrünen Flecken und Streifen; der Rand des Kiemenspalts 
ist unten zinnoberroth eingefalst, und eine breite ziegelrothe Binde ziehet wagrecht von der Mitte 
des Unterkiefers rückwärts; sie ist auf beiden Seiten grasgrün eingefalst; die Gegend vor und 
unterhalb der Brustflossen bis nach dem After zu ist grasgrün, die Bauchmitte aber verwaschen 
orangegelb. Brustflossen grünlich, der hintere Rand breit schmutzig gelb; Bauchflossen gelblich, 
vorn hellblau gerändet. Alle Strahlen der Rückenflosse und der freie Rand längs der ungespal- 
tenen Strahlen schmalteblau; die Membran zwischen den Strahlen ziegelroth, und der freie Rand 


längs der gespaltenen Strahlen grasgrün. Schwanzflosse karminroth, gegen den hintern Rand zu 
gelbgrün gesäumt, der Seitenrand und die verlängerten Endspitzen schmalteblau. Die Afterflosse 
ist hellblau an der Basis, nach dem gelblichen äussern Rand zu mit königsblauen und ziegel- 
rothen Marmorirungen. Iris karminroth, nach aussen zu ins Grünliche übergehend. 

Im Monat August ward dieser Fisch sehr häufig auf dem Markte von Djetta feilgeboten; 
gewöhnlich war er 1— 1% Fuls lang. Schade, dafs die hohe Temperatur jener Jahreszeit so 
äusserst schnell das treffliche Fleisch dieses Fisches und überhaupt aller Scarusarten verdarb. 
Der arabische Trivialname sämmtlicher ‚Arten ist Harid. 


Scarus sexvittatus. Rüppell. 
Icon. Gronovius Museum Ichthyol. II. pag. 8 et Taf. VII. Fig. 42? 


Diagnos. Scarus corpore elongato clliptico, colore parte dorsali cinerascente sordido; per latera vittis sex longitudinalibus nigricantibus, 
dimidio inferiore capitis et ventre colore flavicante; pinnis pectoralibus et ventralibus flavis, margine externo fusco ; pinna cau- 
dali truncata, coerulea, radiis flavicantibus; pinna dorsali et anali flavicante, margine coeruleo. 


Ich bemerke, dafs meine Beschreibung dieses Fisches nicht nach einem frisch eingesammelten 
Exemplare gemacht ist, da solches von meinem Gehülfen während einer meiner Excursionen 
erkauft und bearbeitet wurde, so dafs keine nach dem belebten T'hiere gefertigte Notizen vor- 
handen sind; die auszeichnenden färbigen Längsstreifen auf dem Körper, ungewöhnlich bei allen 
andern von mir im rothen Meere beobachteten Scarus, werden jedoch jedem späteren Naturfor- 
scher den von mir zu beschreibenden Fisch leicht wieder erkenntlich machen, wobei ich ihm 
erinnere, dafs gegenwärtige Beschreibung mangelhaft ist. 

Die Körperform des Fisches ist länglich elliptisch, ungemein ähnlich dem von mir abgebil- 
deten Searus psittacus*); die Seitenlinie ist ebenfalls wie bei demselben aus zerästelten Strichen 


*) Rüppell’s Atlas, Fische. Taf. 20. Fig. 1. 


Scarus sexvittatus. | j 27 


gebildet, auf dem obern Streifen mit 17, auf dem untern mit 7 Schuppen; die Strahlen der 
Rücken- und Afterflosse durchaus gleich hoch, die Bauchflossen mittelmässig, die Schwanzflosse 
vertical abgestutzt. 
Bel. — , Ba, RN, An, 
Die Grundfarbe des Oberkopfes und Oberkörpers schmutzig grüngrau, die untere Hälfte des 
Kopfes und der Bauch gelblich fleischfarb; längs der Seiten des Körpers, unterhalb des Verlaufs 
der Rückenflosse, 6 breite, schwärzliche Längsstreifen. Brust - und Bauchflossen gelblich , ihr 
vorderer Rand dunkelbraun; Rücken - und Afterflosse gleichfalls gelblich, nach aussen zu mit 
einem blauen Randsaum. Membran der Schwanzflosse blau, die Strahlen gelblich; die Zähne 
sind weils und ohne Seitenauswüchse am Oberkiefer. Die Körperlänge des einzigen von mir 
beobachteten Individuums ist 10 Zoll. Ich erhielt es zu Djetta im Monat Juni. 


Schfl. 2+ +2. 


Ich halte es für zweckmässig, hier noch eine Uebersicht sämmtlicher von mir im rothen Meere beobachteten 
45 Fischarten zu geben, die zu Cuviers Familie der Labroiden gehören, wobei ich hinweise wo sich deren 
Beschreibung und Abbildung vorfindet. 
Pseudochromis olivaceus (R.) Neue Wirbelthiere. Fische. . . . . . . pag. 8. Taf. 2. Fig. 3. 


» flavivertex (R.) Ibidibid: en. re Zi 
TabruszfusiformisilR.) 22 re 2 Br > De ine, 24} 
»y = quadrilineatus_{(e.) 2.0 en Ep. u 207, 1° 

»  Jlatovittatus (Lacepede) » » DD La MD on nn nnd 1 0, Ener 

».. (6. 


* Cheilinus lunula (Cuv.) Iter Atlas, Fische . ». ». » 2 2 2 2202.09 
* » trilobatus (Lacep.) oder Abudjubbe (R.) ibid . .» » 2...» 
» fasciatus (Cuvier) Bloch Taf. 357. Atlas . » » 2» 2.0.09 
und Nachtrag: Neue Wirbelthiere . . . a Den: » ce) 
» quinquecinctus (R.) Neue Wirbelthiere. Fische. De Sa) 
» undulatus (R.) ibid. 1b 
» mentalis (R.) Iter Atlas, Fische... 2. 2. 000.09 

» coccineus (R.) ibid. ibid. er 
a aygula (R) . . - » aD 0.50 pag- 25. Atlas, Taf. 6. Fig. 


gsgsukenene 


@ 


» purpureus (R.) . . » » a: ee » 98. Atlas » & » 2. 
» Jlunaris (Cuv.) Neue Wirbelthiere ud I RE. » 1. 
und Abbildung: Gronovius Mus. Teen ee ee a Tail. #2: 
» umbrostygma (R.) Neue Wirbelth. Fische . . . . . 2. 2... .. Pa& 11. Taf. 3. » 2. 
» semipunctatus (R,) . ibid. ibid. RT IE » 2.» » 8 
» semiczruleus (R.) 0 » B » » 10. » 83» 1. 
» trimaculatus (R) . . » » » 38. 
Xyrichthys bimaculatus (R.) Iter Adiins Fische sad » 8 »10. » 2. 
» altipinnis (R.) Neue Wirbelth. . . » 2... ee. N rn 1 
Anampses diadematus (R.) ib. ib. ar Are » 2. »6 » 3. 
» ceruleo-punctatus (R.) Iter Atlas, Fische » 2. »10. » 1 
Halicheres caruleo-vittatus (R.) Neue Wirbelthiere. » U» Av» N 
» multicolor (R.) . . ib. . . ib. »Bb. » Ani 
» variegatus (R) . ». » .. 0» » 14.» 4A 2 
» eximius (R.) ee om » 16.0.5. m ME 
» sexfasciatus (R.) . . » ...» » 3. ».5.» 8 
» bimaculatus (R) . ». » ..09» » 17.»5.0»2% 
» marginatus (R) . » » 2.09» » 16. 


Klein, Missus IV. Taf. XII. Fig. 5. 


28 


* 


* 


Plesiops nigricans (R.) Atlas, Fische . . "2 00202 . pag. 15 u. Atlas Taf. 4. Fig. 2. 
und Nachtrag dazu: Neue Wirbelthiere ET TTN 
» ceruleo-lineatus (R.) Neue Wirbelth.. . . x» 2...» 5 Taf. 2. » 5. 


Scarus psittacus (Forsk.) Atlas . » 2 2 2...» 77 u Atlas » 20. » 
»  gibbus (R.) Atlas . 2. 2 2 220m nenn. 9 Blu Atlas » 20. » 2. 
»" ghobban (Forsk.) Atlas. . 2» 2 2 2220 nn.n 78. 


m 


* 7» Serrugineus (Forsk.) Atlas. . » » 2» 2 20.0000. 7. 


»  harid (Forsk.) Atlas . » » 2 2 2 2 2220000. d 80 u Atlas » 21 » 1 
>»  mastax (R.) Als . 2... 2.02 0m 000.0. 2 80 u Atlas » 21 » 2 
» bicolor (R.) Atlas .. a Era sr Al, SER) 
»  niger (Forsk.) Neue Wirbelthiere > 2020.20. . Pag. %4 u. Neue Wirbelth. » 8 » 1. 
»  collana (R.) ib. ib. oo UT NE ib. DB 2. 
» pulchellus (R.) » . » RAN Erd! » » » 8» 8 
»  sexvittatus (R.) » . » . » 2%6 u. Gronoy. II. Taf. VI. Fig. 4 
» (Calliodon) viridescens (R.) Neue Wirbelthiere » 23 u. Neue Wirbelth. Taf. 7. Fig. 2, 
» (Calliodon) caruleo-punctatus (R.) ib. rn 2dau: ib. ib. » le 8 


Forskäl erwähnte nur 9 Arten obiger Fische (die mit Sternchen bezeichneten), aber er beobachtete im 
rothen Meere drei andere Arten, die es mir nie zu erhalten glückte, nämlich: 


Scarus sordidus Forsk. Desc. Anim. 2 repa:30. None. 


Labrus inermis ib. ib. SR DR Sau ke Baar a Se rar BA 27 
Labrus ramentosus ib. ib. er ET 
— 


Familie der Schuppenflosser. (Les squammipennes.) Cuv. 


In dem 7ten Bande von Cuviers Naturgeschichte der Fische (gedruckt 1831) findet sich die Beschreibung 
aller dem Pariser Gelehrten bekannten Arten der Gattung Che&todon, wobei er über die im rothen Meere vor- 
kommenden Arten die Mittheilungen benutzte von Herrn Ehrenberg, die Beschreibungen von Forskal, und was 
ich über die Fische jenes Meeres im Jahr 1828 in dem Atlas zu meiner vorigen Reise bekannt gemacht hatte. 

Cuvier stellt folgende Arten als im rothen Meere lebend auf: 


pag- 39. 


» 42. 


» 74. 
» 79. 
ungemei 


Chatodon semilarvatus (Ehbg.). Ich halte diesen Fisch für nichts als für ein junges Exemplar von Ch. 
lunatus Ehbg., denn man darf nicht vergessen, dals die Strahlenzahl der Afterflossen bei der Beschrei- 
bung dieses letzteren Fisches bei Cuvier (vermuthlich durch einen Druckfehler) irrig angegeben ist. 
Ch. striangulus (Solander), identisch mit dem von mir (Atlas Taf. 9. Fig. 3.) abgebildeten Chztodon 
triangularis, welches ich unmöglich errathen konnte, da Solanders Beschreibung zum erstenmal durch 
Cuvier 4 Jahre nach der meinigen bekannt gemacht wurde. 


. Ch. larvatus (Ehbg.)) beide nach den Belegstücken, die ich von meiner Reise heimbrachte, unverkenn- 
. Ch. karraf (Ehbg.) bar Altersverschiedenheiten einer einzigen Art. 

. Ch. pietus (Forsk.) dieser Fisch ward seit Forskal von keinem einzigen Naturforscher wiedergefunden. 
3. Ch. mesoleucus (Forsk.); auch bisher von Niemand wiedergefunden, bis ich während meines letzten 


Aufenthalts in Djetta im Jahr 1833 an einem Tage viele Individuen auf dem dortigen Markte vorfand. 


. Ch. lunatus (Ehbg.) wie oben bemerkt nach meiner Meinung identisch mit Ch. semilarvatus. 
. Ch. marginatus (Ehbg.) ist identisch mit dem von mir sehr gut unter dem Namen Ch. dorsalis im 


Jahr 1828 (Atlas Taf. 9. Fig. 1.) abgebildeten Fisch, welcher Name von Reinward in Leyden längst 
dieser Art gegeben wurde, und also die Priorität behalten mufs. 


- Ch. fasciatus (Forsk.) oder Ch. flavus (Schneider.) 


Ch. sebanus (Cuv.) ind endlich nich lech 5 e . . 
Ch. auriga (Forsk.) sind endlich nichts als Geschlechtsverschiedenheiten einer Art; beide kommen 


n häufig und zusammen lebend im ganzen rothen Meere vor; Ch. sebanus ist meistens etwas kleiner; 


die gelben Querstreifen auf dessen Stirn sind nicht immer bemerkbar; ich bin selbst der festen Ueberzeugung 


. 


Ch&todon mesoleucus. 2 


dafs Ch. setifer (Bloch) Cuv. p. 76 immer dieselbe Art ist; ich fand solche gleichfalls sehr häufig im rothen 
Meere, und selbst Cuvier, ehe er dieses gemeinschaftliche Vorkommen wulste, stellte die Frage auf *) ob nicht 
Ch. setifer und Ch. sebanus eine Art sei, wie solches bereits Schneider gleichfalls hinsichtlich der Ch. setifer 
und auriga muthmalste **). 

Es erhellt also hieraus, dafs nach meinen Beobachtungen Cuvier wenigstens 4 Arten von Chztodon doppelt 
in seinen Fischbeschreibungen aufgenommen hat, oder mehrere früher aufgestellte Gattungsnamen willkührlich 
durch neue verdrängte, und dafs als Endresultat Ch»todon karaff, marginatus, setifer, sebanus und höchst 
wahrscheinlich auch Ch. semilarvatus aus den systematischen Verzeichnissen wegfallen müssen. Ich publicire beige- 
hend die von mir nach dem Leben gefertigten Abbildungen von zwei der vorstehend erwähnten Arten, Ch. 
lunatus und Ch. mesoleucus, da keine derselben bisher bekannt gemacht wurde; zugleich gebe ich die Abbil- 
dung einer von mir neu entdeckten Art, welche ich wegen ihres gelb und schwarzen Farbenkleides mit dem 
Namen Ch. austriacus bezeichne, und die höchst wahrscheinlich der Fisch ist, den Aelian als seine zweite 
Art der Citharaedus des rothen Meeres erwähnt ***). 


— 


Taf. 9. Fig. 1. 
Chaetodon mesoleucus. Forskäl. 


Diagnos. Chztodon capite conico, pinna dorsali et anali parte media acuminata et postice oblique truncata, corporis colore dimidio 
anteriori albicante, posteriori atro-purpurascenti, lineis verticalibus 14 nigris; fascia oculari nigricante, margine posteriori pinne 
caudalis hyalino, ad basin pinn& lunula alba cornubus fulvis; pinnis pectoralibus et ventralibus albo hyalinis. 


Elliptisch zugerundeter, dabei stark comprimirter Körper mit konisch hervorstehendem Munde; 
Endrand der Schwanzflosse geradlinig, die Rücken - und Afterflosse hinten schräg abgestutzt, so 
dafs ihr mittlerer Theil in eine Zuspitzung ausläuft; der erste gespaltene Strahl der Bauchflossen 
bildet gleichfalls eine verlängerte Zuspitzung. 


0 1 13 
Br. —, Bal.—, Ri, Al. 


3 
19 ? 


Sch. 2+ +2. 

Die vordere Hälfte des Körpers bis zum vierten Stachel der Rückenflosse milchweiss; die 
ganze hintere Hälfte des Körpers, der ihr entsprechende Theil der Rücken- und Afterflosse 
und selbst die 4 vordern Stacheln der Rückenflosse dunkelpurpurschwarz; über diesen Theil des 
Körpers gehen 14 sammetschwarze verticale Linien; eine schwarze Binde ziehet über den obern 
Theil des Vertex von einem Auge zum andern, und verlängert sich etwas auf den Präoper- 
culn; Brust- und Bauchflossen weifslich hyalinisch, Rücken- und Afterflosse schwarz gerändet, 
nach hinten zu mit einem ganz feinen weissen Saume. Die Basis der Schwanzflosse dunkel- 
purpurschwarz, die hintere Hälfte sammetschwarz, der Endrand röthlich hyalinisch; unfern des 
Schwanzendes eine halbmondförmige Zeichnung , deren nach vorn zu gerichtete Krümmung weilslich 
ist; die Hornspitzen des Halbmondes sind gelblich. Iris kastanienbraun. 

Diesen Fisch beobachtete ich nicht grösser als 4 Zoll lang; er scheint in Familien zusam- 
men zu leben, die zufällig wandern; wenigstens brachte man denselben nur während einer ganz 
kurzen Zeit im Monat Juli zu Djetta in nahmbarer Anzahl zu Markte, und dann nie mehr. 


*) Vol. 7. pag. 76. **) Systema Ichthyologis p. 226. ***) Cuv. Vol. 7. p. 37 bezog diese Stelle auf Bloch’s Ch. vittatus. 


————— 


Fische. 8 


30 
Taf. 9. Fig. 2. 
Chaetodon austriacus. Rüppell. 


Diagnos. Chatodon corpore compresso elliptico, pinna dorsali et anali postice subrotundata, caudali cuneiformi truncata, corpore, pinnis 
ventralibus, dorsali et parte spinosa pinn& analis colore eitrino, lateribus corporis striis horizontalibus ceinerascentibus; regione 
oris, fascia oculari, fascia per opercula, basi pinna caudalis, pinna anali, et margine postico pinna dorsalis colore aterrimo; 
regione frontali inter oculos flava, striis quatuor nigris transversis; pinna pectorali et margine postico pinn® caudalis erythrino. 
Pr&operculum margine serrato. 


Vollkommen elliptischer vertical stark zusammengedrückter Körper, die Rücken- und After- 
flosse gleichföormig hoch, nur am hintern Rande etwas zugerundet, die Schwanzflosse etwas keil- 
förmig abgestutzt; der hintere und untere Rand des Präoperculum fein gezähnt. 


o 1 13 3 o 
Br. — , Bal—, Ri Zn, Al, Schl.3 + +3. 


Grundfarbe des Kopfes und ganzen Körpers citrongelb, Gegend des Mundes schwarz; von 
jedem Mundwinkel ziehet aufwärts dicht an dem vordern Augenhöhlenrand ein schmaler schwar- 
zer Streifl, um sich auf der Kopfschärfe über den Augen zu vereinigen; der Raum zwischen 
diesen beiden Streifen ist gelb, und wird durch vier transversale schwarze Linien abgetheilt; die 
schwarze Ocularbinde beginnt am Anfange der Rückenflosse, und verlängert sich bis auf den 
Winkel, den die Brust zwischen den Kiemenspalten bildet. Mit dieser Binde parallel zieht ein 
anderer schwarzer Streifen über die Operculn und einen Theil des Vorderrücken. Ueber die 
Seiten des Körpers gehen 11 schmale graue horizontale Streifen, von denen der vierte von oben 
gezählt nach hinten zu sich etwas erweitert. Brustflossen rosenroth, Bauch- und Rückenflosse 
eitrongelb; mit dem Rande der gespaltenen Strahlen der Rückenflosse ziehet eine schwarze Binde 
parallel auf beiden Seiten orangegelb gesäumt. Afterflosse und Basis der Schwanzflosse schwarz; 
die 3 steifen Stacheln und der freie Rand der ersteren orangegelb; oben und unten am Seiten- 
rande der Schwanzflosse ein gelber Flecken; der hintere rosenrothe Rand dieser Flosse durch einen 
gelben Streifen von der schwarzen Basis derselben getrennt. Rand des Präoperculum fein gezähnt. 

Von dieser Chztodon-Art beobachtete ich nur ein einzigesmal einige wenige Individuen im 
Monat Juli auf dem Markte zu Djetta; der gröfste derselben hatte 2%, Zoll Länge; kein eigen- 
thümlicher Landesname war dafür bekannt. 


Taf. 9. Fig. 3, 
Chaetodon lunatus. Cuvier. 


Synon. Piscis juvenis Ch. semilarvatus. Ehrenberg. 


Diagnos. Chastodon corpore elliptico, ore prominente, pinna caudali subrotunda, dorsali et anali postice acuminata et oblique truncata, 
corporis colore ex roseo violaceo; ad latera dorsi lineis verticalibus violaceis 15; fascia lata nigra per verticem, oculos et 
properculum, et in ca supra oculos macula triangulari rosca; pinnis pectoralibus et ventralibus erythrinis hyalinis, dorsali, 
anali et caudali aurantiaca ; fascia nigra ad basin caud& et dimidii posterioris pinn& dorsalis et analis. Pinna caudalis postice 
stria fusca, nigro limbata et margine erythrino. 


Elliptischer Körper mit konisch hervorstehendem Munde, die Rücken- und Afterflosse hinten 
schräg abgestutzt, die Schwanzflosse etwas weniges zugerundet. Die Stacheln der Rücken- und 


Chztodon lunatus. 31 


Afterflosse sehr robust, und abwechselnd auf einer Seite verdickt; die Körperschuppen grofs, von 
rhombischer Form. 


12 


0 
Bril. ’ 
26—27 


16 ? 
Grundfarbe des ganzen Körpers und der gepaarten Flossen verwaschen röthlich violett; eine 


1 3 
Ball. — , Rü. Ad. 77, Schl.2+- +2. 


breite schwarze Binde gehet über den Vertex durch die grössere Hälfte der Augen, bis zum 
untern Rande des Suboperculum; über den Augen auf der Mitte der Stirn ist in dieser schwar- 
zen Binde ein dreieckiger röthlich violetter Flecken; vom vierten Stachel der Rückenflosse an 
nach hinten zu laufen 15 feine lebhaft violette Linien senkrecht über den Rücken bis zum 
untern Drittel der Körperhöhe. Rücken-, After- und Schwanzflosse schön orangegelb; von der 
Mitte des stacheligen Theils der Rückenflosse läuft mit dem Körperprofil parallel längs der 
Basis des hintern Theils dieser Flosse über den Schwanz bis zur Hälfte der Basis der Afterflosse 
ein sammetschwarzer mondförmiger Streifen, nach innen zu orangegelb gerändet. Endrand der 
Schwanzflosse helllackroth; davor eine hellbraune Binde, auf den Seiten schwarz gesäumt. Iris 
rothbraun. Körperlänge 11 Zoll. 

Von dieser sehr schönen und ungewöhnlich grossen Chatodon-Art erhielt ich nur zwei 
Individuen; man brachte mir solche zu Djetta im Monat Juli, indem man mir als deren Trivial- 
name das Wort Mochhella angab. 

Ich wiederhole es, dafs ich fest der Meinung bin, dafs der von Herrn Cuvier unter dem 
Namen Chatodon semilarvatus beschriebene Fisch nichts als die Jugend der vorstehend beschrie- 
benen Art ist, und dafs vermuthlich ein Beobachtungsfehler in der Angabe der Strahlenzahl der 
Afterflosse bei Cuvier’s Beschreibung des Ch. lunatus (Vol. 7. p. 57.) statt fand. 


Von Heniochus Arten kömmt der allgemein im Indischen Meere verbreitete H. macrolepidotus im ganzen 
rothen Meere ziemlich häufig vor; sonderbar ist es, dals ich ihn nie grösser als 5 Zoll lang beobachtete, da er 
doch in den Moluckischen Gewässern weit grösser werden soll, und dafs Forskäl dieses Fisches gar nicht er- 
wähnt. Zu bemerken ist, dals die alten männlichen Individuen dieser Heniochus am Rande des Supraorbital- 
knochens einen kleinen Zackenauswuchs erhalten, dessen Cuvier nicht erwähnt. Zahlreich sind im rothen Meere 
die Individuen zu der Gattung Holacanthus gehörig; aber leider sind mehrere Arten derselben so ungemein 
nahe mit einander verwandt, dafs ich mich für incompetent erkläre zu entscheiden, was eine eigenthümliche Art 
oder nur Folge von localer Race ist. Forskäl beschrieb unter seinen Chztodon drei Arten von Holacanthus, 
hielt aber auch die beiden erstern nur für Varietäten, und benannte sie Chxtodon asfur, Ch. asfur varietas ceeru- 
lescens und Ch. maculosus. Ich beobachtete auf meiner vorigen Reise die beiden erstern, bildete den einen 
unter dem Namen Holacanthus asfur ab, beschrieb den zweiten unter demjenigen von H. carulescens, und beschrieb 
endlich eine dritte, mir neu scheinende Art unter dem Namen Holacanthus lineatus. Cuvier im 7 Bande seiner 
Fische fand es für gut, von dieser meiner Mittheilung, wovon ich ihm doch mehr denn 2 Jahre vor seiner Publi- 
cation ein Exemplar zugestellt hatte, gar keine Notiz zu nehmen, denn er änderte meinen Namen Hol. ceru- 
lescens in Hol. heddaje, und führte meinen Holacanthus lineatus gar nicht auf; dagegen beschrieb er unter dem 
Namen Holacanthus maculosus (Forsk.) und Hol. mokhella (Ehrenbg.) zwei Arten, die beide von meinem Hol. 
lineatus nur durch eigene Combinationen der Kopffärbung zu unterscheiden sind. Alle diese drei Arten sind in 
der Körperform, Strahlenzahl und Hauptvertheilung der Farben ganz übereinstimmend. Forskäl’s Hol. maculosus 
hat auf dem Nacken und über den Brustflossen auf grauem seidenglänzendem Grund, schwarzblaue längliche 
Flecken, einen lebhaft gelben mondförmigen Flecken in der Körpermitte, und gelbliche Tupfen auf der grauen 
Schwanzgflosse *). Ehrenberg’s Hol. mokhella hat den Grund der Körperfarbe lebhaft dunkelblau, keine schwarz- 


*) Forskäl Descript. Animal. p. 62. No. 85. et Cuv. Poissons Vol. 7. pag. 176. 


32 Holacanthus striatus. 


blaue längliche Flecken am Nacken und über der Brustflosse, dagegen zahlreiche Verticallinien, die in der vor- 
dern Körperhälfte hellblau, in der hintern Körperhälfte weisslich sind; ferner hat diese Art einen gelblichen 
Flecken auf den Seiten des Körpers, und eine gelbe Schwanzflosse *); mein Hol. lineatus endlich ist von grau- 
brauner Körperfarbe mit eigenthümlichem Seidenglanz; auf dem Nacken und über den Brustflossen hat solcher 
schwarzblaue verticale Flecken; feine himmelblaue Querstreifen gehen über den Kopf, den ganzen Körper, und 
über die Rücken- und Afterflosse; dieser beiden Flossen äusserer und hinterer Rand, so wie der vordere Rand 
der Bauchflossen ist himmelblau gesäumt; über die ganze Mitte des Körpers ziehet ein breiter grüngelber 
mondförmiger Flecken und dessen obere Spitze verlängert sich auf dem Rande der Rückenflosse bis an deren 
Ende. Schwanzflosse einförmig gelb, nur hinten am Rand himmelblau gesäumt. Ich halte es für ersprieslich, eine 
genaue Abbildung dieses Fisches bekannt zu machen, und überlasse es dann den Systematikern, ob man diese 
drei Racen als verschiedene Arten aufstellen will, oder solche zu einer verschmilzt, zu welcher Ansicht ich 
mich bekenne. 


— | — 


Taf. 10. Fig. 1. 
Holacanthus Iineatus. Riüppell. 


Diagnos. Holacanthus pinna dorsali postice elongata acuminata, anali oblique truncata, corporis colore ex umbrino cinerascente splen- 
dore sericco; capite, corpore, pinna dorsali et anali lineis semilunatis coeruleis, nucha et parte corporis supra pinnas pectorales 
maculis elongatis nigro-coeruleis; per dimidium corporis fascia lata semilunari flavo-viridi, usque ad apicem posticum pinn& 
dorsalis elongata; pinna dorsali et anali margine externo et postico coeruleo-limbato, pinnis ventralibus cinereis, antice coeru- 
leo-marginatis; pinna caudali flava, postice limbo coeruleo. 


0 REN 12 3 0: x 
PP, Vo, Di, Ag CGl+Z+L®) 


Ich beobachtete ferner im rothen Meere zu Djetta mehrere Individuen einer Fischart, die unverkennbar 
mit Lac&pede’s Holacanthus Dux übereinstimmt, wovon Bloch T. 195 eine erkenntliche Abbildung bekannt machte, 
weshalb ich einer weiteren Beschreibung dieses ausgezeichneten Fisches überhoben bin. Endlich erhielt ich zu 
Massaua viele Individuen einer kleinen Holacanthus-Art, die mit Ehrenberg’s Hol. ceruleus ***) eine auffallende 
Aehnlichkeit hat, aber durch den sehr grossen Unterschied in der Anzahl der Strahlen an der Rücken- und 
Afterflosse verschieden zu seyn scheint, und die ich daher provisorisch unter dem Namen Holacanthus striatus 
beschreibe, gewärtigend zu vernehmen, ob jene Strahlenzahlangabe von Hol. ceruleus nicht etwa auf einer 


Irrung beruhe. 


m 
Taf. 10. Fig. 2. x 
. .. 
Holacanthus striatus. Rüppell. 
Diaynos. Holacanthus pinna dorsali et anali postice rotundata, capite et corporis colore aterrimo ,. lineis subconvexis albidis et coeruleis 


alternantibus verticaliter striato, pinnis pectoralibus hyalinis, caudali flava. 


Das Kopfprofil .bildet eine vollständige parabolische Linie, wobei sich der Mund in der 
Längsaxe befindet; der Körperhöhendurchmesser erweitert sich progressiv, bis an die Gegend der 
Schwanzbasis, über welche hinaus ein weniges der hinten zugerundete Theil der Rücken- und 


*) Cuvier Poissons Vol. 7. pag. 177. 


**) Die deutsche Beschreibung dieses Fisches findet sich in: Rüppell’s Atlas Fische, pag. 134; zu bemerken ist, dass daselbst bei 
der Strahlenzahl der Afterflosse !;, statt %%ı stehet. 


***) Cuvier Poissons Vol. 7. pag. 194. 


Holacanthus striatus. 38 


Afterflosse verlängert ist. Auch ee ai zugerundet , die Bauchflossen zu- 


t. in [en 
Sebuz t RE ee ir + "37 „36% 


En 1 12 . 
BER. 75» Ball. Go Alena A, Schfl. 20. *) 


Die Grundfarbe. des Kopfes, des rpers, der Rücken - Rn der Afterflosse ist sa 
schwarz, mit vielen verticalen , etwas nach dem Mund zu gekrümmten Linien, Ye Se von 
lasurblauer und schneeweisser Farbe. ‚Je immer die. vierte dieser Linien ist etwas stärker als 
veisser Streifen läuft längs des Kopfprofils. Der fünftletzte Streifen stehet durch 
eine Krümmu Ei Afterflosse mit dem allerletzten Streifen in Verbindung, und am hintern 
Rande der beiden erticalen Flossen sind einige verkettete Kreislinien gezeichnet. Die "Basis der 
Schwanzflosse eg az. mit einem feinen lasurblauen Verticalstreifen; die Flosse selbst ist 
hellgelb und ihr Endrand fleischfarbig hyalinisch. Die Brntlossen sind grau. Iris schwärzlich 
mit zwei verticalen weissen Streifen. Ich beobachtete iesen Fisch nie grösser als 2 Zoll lang; 


er kömmt im Sommer ziemlich Haula ill; - den | orallen bei. Massaua vor. 
= 


Ne - x an 2 > Da 
| “ 

In meinen früheren ichthyologischen Mittheilungen stellte ich 4 Arten der Gattung Platax, als im rothen 
Meere lebend, auf **), nämlich Platax orbieularis, teira, wvespertilio und albipunctatus. Ich habe seit- 
dem Gelegenheit gehabt, mich zu überzeugen, dafs. mein Pl. albipunctatus nichts als die Jugend von Pl. vesper- 
tilio ist, welchen Namen, ich weiss nicht welshalb, Cuvier in Pl. Blochii ändertegJauch sehe ich gar keinen Grund 
ein, ı warum dieser Schriftsteller als von diesem P]. vespertilio verschieden, einen Pl. Gaimardii & Pl. Ehren- 
be rgüi aufstellt ‚so dass also hier abermals 4 Ouvierische Arten mit einander als identisch zu vereinigen sind. 

FT Veber den Psettus rhombeus, oder Scomber rhombeus des Forskäl, welcher in vielen Bu ne des rothen 
Meeres familienweise lebt, und gleich dem Platax orbicularis Exeremente als Nahrungsmittel „ erwähne ich 
hier nichts besonderes, ib Herr Cuvier im Bande pag. 245 diese Fischart weitläufig a hat. 

Die grosse Schwierigkeit, die verschiedenen Arten der Gattung Pimelepterus zu unterscheiden, hat 
Cuvier in seiner Bearbeitung derselben ganz besonders herausgehoben. Trotz dem glaube ich doch mit Bestimmt- 
heit die drei von mir im rothen Meere beobachteten Arten dieser Gattung unter den 8 Beschreibungen zu 
erkennen, die Cuvier als im indischen ‚Meere vorkommend, mittheilt, u und zwar sind es 


die andern; ein ı 


Pimelepterus marciac, Quoy & Gaim. Er 
> fuscus Cuv. “ 
5 altipinnis Cuv. 


Was diese letztere anbelangt, so muss deren Name unge Bindert werden, denn es ist: durch Cuvier ganz 
übersehen worden, dass Forskäl von diesem Fische eine kurze aber gut erkenntliche Beschreibung ‚gegebe 

unter dem Namen Sciaena tahmel ***). Da nun auch von ER lee fuscus keine Abbildung bek 
gemacht wurde, so gebe ich beigehend eine von mir nach der Natur gefertigte Zeichnung dieses Fisches, 
genauen Notizen über dessen innere Organisation. nu 


*) Bei Ehrenberg’s Hol. coeruleus ist die Strahlenzahl der Rfl; =, Al, angegeben, siehe Cuv. am vorbemerkten Orte. 

**) Im Texte meiner Fischbeschreibungen hatte ich 18:68.) die beiden Arten Platax teira und P, vespertilio mit einander ver- 
iniget; im Register aber machte ich auf diese Irrung aufmerksam. 
einiget; it 5 gl ‘ BR g ir 2 Pr 
***), Forskal Descript. Animalium pag. 53. No. 66, in 


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Fische. 2 9 E-: 


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Taf. 10. Fig. 3. 
Pimelepterus fuscus. Owvier. 


Diagnos. Pimelepterus capite parabolico, fronte inter oculos multum elata, pinna dorsali et anali »qualiter alta, postice acuminata, p. 
caudali paululum excisa, totius corporis longitudine (inclusa pinna caudali) altitudine triplo majori; corporis colore schistaceo, 
ventre clariore, pinnis verticalibus margine fuscis. 
Tr 


Der ganze Körper ähnelt einem Eillipsoid, wobei der Mund in der Längsaxe liegt; die 
grösste Körperhöhe ist dreimal in der Körperlänge, zuzüglich der Schwanzflosse enthalten; die 
Gegend der Stirn zwischen den Augen ist breit und flach, und springt selbst als ein kleiner 
Höcker seitwärts über jedem Auge vor. Die Entfernung zwischen den beiden Augenrändern ver- 
hält sich zur ganzen Körperlänge wie 13: 130. Der erste Stachel der Rückenflosse ist klein, 
die folgenden verlängern sich progressiv bis zum fünften, der , der grölsten Körperhöhe gleich 
kömmt; die drei letzten Stacheln sind etwas niederer, aber die gespaltenen Strahlen sind von 
gleicher Höhe mit den mittleren steifen Stacheln der Rückenflosse ; die Afterflosse hat ganz 
gleiche Höhe mit dem ihr gegenüber stehenden Theil der Rückenflosse; die Schwanzilosse ist 


hinten etwas weniges ausgekerbt. 


ı 
FE) 


0 
19 ? 


Ganz besonders zu bemerken ist, dafs bei den Pimelepterus-Arten der Subopercularknochen 


Brfl. 


Ball. Rn. I An. , Schfl. 3 + — +3. 


nicht den untern Rand des Kiemenspalts bildet; seine Stelle nimmt ein die mit Schuppen be- 
deckten Strahlen der Kiemenhaut, welche Eigenthümlichkeit gar nicht weder in Cuvier’s Figur 
Taf. 187, noch in derjenigen von Quoy & Gaimard (Voy. de P’Uranie Taf. 62. Fig. 4.) aus- 
gedrückt, oder im Texte erwähnt wird. Die Grundfarbe des ganzen Körpers und der Flossen 
ist schiefergrau; nach dem Bauche zu ist diese Farbe 


ler; der äussere Rand der Flossen, mit 
ın. An den Kiefern sind 32 bis 36 
meisselförmige in eine Spitze auslaufende, knieförmig gekrümmte Zähne, hinter welchen eine schmale 


Ausnahme der Bauchflossen, schwarzgrau. Iris dunk 


Binde kleiner bürstenformiger Zähne. Am Gaumen sind drei, und auf der Zunge eine ellip- 
tische Stelle, wo die Knochenmasse zu Tage liegt mit einer etwas rauhen bürstenähnlichen Ober- 
fläche. Der Schlund ist mit mehreren Parthieen feiner dichtstehender Hackzähne bewaffnet. Der 
Magen ist ein stark muskulöser Stumpfsack, an dessen halber Länge das Duodenum spitzwinkelig 
sich inserirt; letzteres ist mit zahllosen kleinen vielfach zerästelten Blinddärmen besetzt, so dafs 
ich deren Anzahl auf beiläufig 1000 schätze. Cuvier beobachtete deren nur 52! bei seinem P, 
marciac*). Der in viele Windungen zusammengeknaulte dickhäutige Darmkanal ist dreimal so 
lang als der ganze Körper. Das Rectum ist etwas erweitert; die Leber bestehet aus vier unglei- 
chen Lappen (nach Cuvier nur aus zwei) mit einer 9 Zoll langen dünnstieligen Gallenblase. 
Die Milz ist dreilappig, zugerundet, die Schwimmblase einfach (nach Cuvier hinten gabelförmig) 
und sehr dünnhäutig. Im Skelet sind 9 Rippen und 16 Schwanzwirbel; der letzte Schwanzwirbel 
hat auf beiden Seiten einen horizontal vorspringenden Hacken. Ich beobachtete nur einmal eine 
zahlreiche Familie dieser Fische zu Tor, und zwar im Monat Mai; alle waren über 2 Fuls lang; 
sie schienen eben fertig gelaicht zu haben. Der arabische riviälname dieser Fische ist Tahmel. 


*) Hist. des Poissons, Vol. 7. pP: 268. 


Taf. 10. "Fig. 4. 


Pimelepterus tahmel. Riüppel. 
Synon.: Scieena tahmel Forskäl p. 53. No. 66. Pimelepterus altipinnis Cuv. Vol. 7. pag. 270. 


Diagnos. Pimelepterus corpore elliptico, fronte inter ‚oculos gibbosa, mediocriter elata, parte posteriori pinn» dorsalis et a levata, 
et oblique truncata, pinna caudali falcata, corporis longitudine altitudine 234 majori; colore viridi einerascente ; a ’ 
rali striis 15 longitudinalibus ‚ferrugineis. f 


inea late- 


Der elliptische Körper dieser Art hat einen bei weitem ‚grösseren Höhendurchmesser als 
Pimelepterus fuseus, denn er ist nur 2%, mal in der ganzen Körperlänge enthalten; der Abstand 
zwischen den Augenliederrändern ist dagegen geringer und verhält sich zur Körperlänge wie 

115; ferner ist dieser "Theil des Kopfes mehr convex, und bildet hier in der Profil- 
linie eine Art von Höcker. Die vordern gespaltenen Strahlen der Rücken- und Afterflosse sind 
nambar lang; die hinteren verkürzen sich allmählich, so dafs dieser@Theil der Flossen. gleich- 
sam abgestutzt ist. Die gespaltenen Strahlen dieser beiden Flossen, so wie die Basis der Schwanz- 
flosse sind so, durch eine verdickte mit kleinen Schuppen versehene Haut bedeckt, dafs man nur 
nach deren Wegnahme die Strahlenzahl ausmitteln kann; solche ist übereinstimmend mit der- 
jenigen von Pimelepterus fuscus, nämlich: 

Brfl. > ‚ Bal.—, Ri. m 3 

An jedem Kiefer zähle En in der vordern Reihe 32. En 36 Meisselzähne von der bekannten 

Form. Die Grundfarbe des ganzen Körpers und der Flossen ist hellßrau; zwischen der Seiten- 


Al, Schl. 3 + +38. 


linie und der Bauchschärfe befinden sich 15 hell rostrothe Längslinien; unter dem Höcker zwi- 
schen den Augen und der Öberlippe ist ein silberglänzender konischer Streifen. Sämmtliche 


Flossen sind dunkelgrau. 


Die von mir beobachteten Indivi ieser Art waren nur 16 Zoll lang; man überbrachte 


mir solche sämmtlich zu Djetta im Monat Juli, und zwar gleichfalls mit der Trivialbenennung 
Tahmel. 


Pimelepterus marciac. Quoy & Gaimard. 
Icon: Expedition de l’Uranie, Zoologie. pl. 62. Fig. 4. 


Diagnos. Pimelepterus fronte subgibbosa, paululum clata, corpore, elliptico, parte spinarum articulatarum pinna dorsalis et analis altitu- 
dine quali, pinna caudali falcata, longitudine corporis altitudine 2%, majori; colore cinerascente lineis 17 ‚longitudinalibus 
ferrugineis sub linea laterali, lunula splendore argenteo inter oculos et maxillam superiorem, pinna pectorali dimidio posteriori 
albicante. 


Diese Art hat die elliptische Körperform, den mittelmässigen Stirnhöcker, die Form der 
Schwanzflosse und das Farbenkleid von Pimelepterus tahmel, ähnelt aber durch die gleichförmige 
Höhe der gespaltenen Strahlen der Rücken- und Afterflosse dem Pimelepterus fuseus. Die Kör- 
perhöhe derselben verhält sich zur Körperlänge wie 1 :2,,, und die Entfernung zwischen dem 
Rande der Augenhöhlen ist 114, mal in der Körperlänge enthalten *). Die Strahlenzahl der 


Flossen ist auch etwas von derjenigen der beiden vorbeschriebenen Arten abweichend: \ 
aa 
2 ei 
*) Zur Erleichterung der Unterscheidung der vorstehend beschriebenen 3 Arten von Pimelepterus aus dem rothen Mcere, gebe ich 
hier eine Zusammenstellung des Verhältnisses der Körperhöhe und der Breite des Raums zwischen dem Orbitalrande zur Körperläuge: 
bei P. fuscus 1:3 und 1,0; 10,0 
„ P. talhmel 1: 2%, und 1,0 2 11,5 
„ P. marciac 1 : 2), und 1,0 : 11,5 


36 Pimelepterus tahmel. 


Bril. n ‚ Bafl. ! Rt u , Attil. ) Sch. 3 HZ +3: 

Der Grund der Körperfarbe und der Flossen ist hellgrau; über die Seiten des Körpers un- 
terhalb der Seitenlinie ziehen 17 rostrothe Längsstreifen; zwischen den Augen und dem Ober- 
kiefer unter dem Stirnhöcker ist eine hellglänzende silberfarbige Binde; die hintere Hälfte der 
Brustflossen ist weifslich hyalinisch. Ich beobachtete von dieser Art nur ein einzigesmal eine 
kleine Familie, die im Monat Juli auf den Markt zu Djetta gebracht wurde; alle Individuen 
waren beiläufig 9 Zoll lang. Die Herren Quoy und Gaimard erhielten den von ihnen am ange- 
führten Orte beschriebenen Fisch in den Gewässern um Neuholland. 


Von der Gattung Pempheris beobachtete ich gleichfalls im rothen Meere eine Art, die ich mit dem von 
Cuvier beschriebenen Pempheris mangula identisch halte, wovon Russell (Fishes of Vizagapatam Taf. 114) 
eine ziemlich gute Abbildung bekannt machte, indem nur der Rand der verticalen Flossen zu dunkel gezeichnet 
ist. Der sonderbare Zufall, dass eins meiner in Weingeist geworfenen Exemplare dieser Fischart das im natür- 
lichen Zustande parabolisch gekrümmte Kopfprofil in eine beinahe horizontale Linie verzog, durch welche Form 
Cuvier seine Art Pempheris nesogallica charakterisirte, führte mich zur Entdeckung, dass beide vorgebliche 
Arten mit einander identisch sind, und mithin die letztere aus dem ichthyologischen System zu streichen ist. 
Auch ersehe ich aus den von mir gesammelten Individuen, dass der schwarze Flecken an der Zuspitzung der 
Rückenflosse durch unmerkliche Uebergänge zuweilen ganz verschwindet, welshalb ich sogar die Selbstständigkeit 
von Cuvier’s Pempheris vanicolensis als Art sehr in Zweifel ziehe. An den Individuen, die ich am rothen Meere 
einsammelte, fehlt der schwarze Flecken an der Basis der Brustflossen; die Körperfarbe ist rothgrau mit Silber- 
glanz; die Strahlenzahl der Flossen 

Br. —, Bafı —, RS, Af.—, Schfl, — 

Meine anatomischen Notizen über diesen Fisch weichen merklich von der durch Cuvier über Pempheris 
oalensis mitgetheilten Beschreibung ab. Ich fand als Magen einen membranösen elliptischen Stumpfsack; der 
Darmkanal, welcher am Pylorus mit 10 Blinddärmen besetzt ist, macht nur eine Rückbiegung, und ist nur 2% 50 
lang als der ganze Körper; die Schwimmblase endet nach hinten zu in zwei grosse Blindsäcke. Nahrung Cru- 


staceen. Körperlänge 5 Zoll. Ich beobachtete diesen Fisch nur einmal; es war eine zahlreiche Familie; man fing 
sie im nördlichen Theile des rothen Meeres bei Mohila im Monat Juli. 


Ich gebe hier noch eine Uebersicht aller von mir im rothen Meere beobachteten Fischarten aus der Familie 
der Schuppenflosser. 
Chatodon striangulus (Soland. oder mein Ch. triangularis) Rüppell Atlas T. 9 Fig. 3. 
5 larvatus (Ehbg.), identisch mit des nämlichen Schriftstellers Ch. karraf. 
»* mesoleucus (Forsk.), Rüpp. Abyss. Wirbelth. Taf. 9. Fig. 1. 
> lunatus (Cuy.) adultus von Ch. semilarvatus (Ehbg.), Rüpp. Abyss. Wirbelth. Taf. 9. Fig. 3. 
37 dorsalis (Rüpp.) Atlas Taf. 9. Fig. 2; ist identisch mit Cuvier’s Ch. marginatus. 
Javus (Rüpp.) Atlas Taf. 9 Fig. 1. 
auriga (Forsk.) Fish. of Zeilan Taf. 7. 
3 sebanus (Cuv.) Seba Vol. 3. Taf. 25 Fig. 11. 
setifer (Bloch.) Bl. Taf. 426. Fig. 1. 
n, austriacus (Büpp.) Abyss. Wirbelth. Taf. 9 Fig. 2. 
Heniochus macrolepidotus (Cuv.) Bloch. Taf. 201 Fig. 1. 
Holacanthus asfur (Rüpp.) Atlas Taf. 34 Fig. 2. 
ur heddaje (Cuv.). x 
5 lineatus (Rüpp.) Abyss. Wirbelth. Taf. 10 Fig. 1 ist identisch oder nur Varietät von Holacanth. me- 
soleucus (Forsk.) und Hol. mokhella (Ehbg.). 


Meiner Meinung nach alle drei Altersverschiedenheit 
einer Art. 


Scomber chrysozonus. 37 


Holacanthus dux (Lacep.) Bloch. Taf. 195. 
5 striatus (Rüpp.) Abyss. Wirbelth. Taf. 10 Fig. 2. 
Platax orbicularis (Rüpp.) Atlas Taf. 18 Fig. 3. 
teira (Cuv.) Forsk. Icones Taf. XXII. 
» vespertilio adult. Bennet Fishes of Zeilan Taf. 5; Jugend als Pl. albipunctatus Rüpp. Atlas Taf. 18 Fig. 4. 
Psettus rhombeus (Cuv.) Russell Taf. 59. 
Pimelepterus fuscus (Cuv.) Abyss. Wirbelthiere Taf. 10 Fig. 3. 
tahmel (Rüpp.) Abyss. Wirbelthiere Taf. 10 Fig. 4. 
m marciac (Quoy & Gaimard) Zool. de l’Uranie Taf. 62 Fig. 4. 
Pempheris mangula (Cuv.) Russell. Taf. 114. identisch mit P. nesogallica & P. vanicolensis. 


ar 


” 


” 


u — 


Familie der Scomberoiden. *) 
Scomber. (wie. 


Scomber kanagurta. Oiwier. 
Icon: Russell fishes of Vizagapatam. Taf. 136. 


Bereits in meinem zoologischen Atlas pag. 93 genügend beschrieben; nur muls ich bemer- 
ken, dafs sich ein Druckfehler in der Angabe der Strahlenzahl der Rücken - und Schwanzflosse 
eingeschlichen hat, und solche wie folgt zu ändern ist: 

RL. + +5, Sch. 6 + — +6.) 

Eine mit dieser Seomberart durch Körperforn und Strahlenzahl ungemein nahe verwandte 
Art ist die nachstehend von mir beschriebene, deren Farbenkleid übrigens genügend ihre Selbst- 
ständigkeit und zugleich ihre Neuheit bewährt. 


Tata le Big 1. 
Scomber chrysozonus. Rüppel. 


Diagnos. Scomber corpore elongato fusiformi, capite supra colore coeruleo viridi, vertice nigro punctato, post oculos quatuor maculis 
ellipticis splendore tombaceo, corpore parte dorsali viridi, tribus striis longitudinalibus fuscescentibus. ventre colore carneo, 
splendore argenteo; per latera ad lineam lateralem striis duabus flavicantibus; post pinnas pectorales maculis duabus rotundis 
nigro-viridescentibus; ad basin pinna dorsalis prim& utrinque stria azurea, quatuor punctis nigricantibus. Pinna colore hyalino, 


caudalis postice nigro limbata. 

Länglich spindelförmiger Körper, mit etwas vertical zusammengedrücktem Kopfe und schlan- 
ker Schwanzbasis; die Länge des Kopfes ist 3), mal in der ganzen Körperlänge enthalten, und 
beträgt «weniges mehr, als des Körpers gröfster Verticaldurchmesser. Im Vergleich mit S. 
kanagurta ist der Körper nicht so hoch, aber etwas dicker. Die Seitenlinie verläuft mit kaum 
merklicher Schweifung im obern Drittel der Körperhöhe; sie hat an der Basis der Schwanzflosse 


*) Ich werde bei der Beschreibung der zu dieser zahlreichen Familie gehörigen Arten, welche ich im rotlien Meere beobachtete, 
und die sich auf 36 belaufen, ganz die Ordnungsfolge im Auge halten, welche Cuvier und Valenciennes bei ihrer Bearbeitung der Scom- 
beroiden sich als Basis festgesetzt haben; dieses wird hoffentlich späteren Reisenden die Vergleichungen an Ort und Stelle sehr erleichtern. 

**) Ich hatte den ganz kleinen letzten Strahl der ersten Rückenflosse übersehen, und bei der Schwanzflosse zählte ich zwei kleine 


10 


Seitenstrahlen mit den grösseren zusammen. 


Fische. 


38 Scomber mierolepidotus. 
© 

zu beiden Seiten die gewöhnlichen zwei Hautfalten. Die Schuppen des ganzen Körpers sind 
klein‘ durchaus gleichförmig und deutlich sichtbar ; der Kopf ist nackthäutig, mit Ausnahme der 
Suborbitalgegend, wo einige undeutliche Schuppen auf dem Präopereulum, an dessen unterer 
Krümmung feine divergirend laufende Striche. Die Augen sind auf den Seiten der Orbitalränder 
durch eine verdickte Membran überwachsen, welche in der Mitte einen verticalen Spalt hat. 
Der erste Strahl der Rückenflosse ist nur um weniges niederer als der zweite, und die beiden 
letzten so klein, dafs man sie leicht übersehen kann. Die Brust- und Bauchflossen sind klein. 
+, +5 All. +5, Sch. 6 +. + 6. 

Farbe des Oberkopfs blaugrün, mit vielen kleinen schwarzen Flecken auf dem Vertex zwi- 


1 


Brf. 2, Ball. — , Ri. 


o 


schen den Augen. Hinter den Augen nach der Scheitelmitte zu auf jeder Seite zwei gelbliche, 
ovale, tombackartig schillernde Flecken, die nach dem Tode wenig deutlich sind. Operculn und 
untere Kopfseite rosenroth mit Silberschimmer. Obere Hälfte des Körpers grasgrün mit Gold- 
schimmer, untere Körperhälfte fleischfarbig mit Silberglanz; längs der Mitte des Körpers von 
der Brustflosse nach der Schwanzbasis verlaufen auf jeder Seite zwei gelbgrüne Streifen, oben 
darüber drei dunklere Streifen, zwischen letzteren und der Rückenschärfe sind mehrere dunkel- 
grüne Flecken. Nach dem Tode verschwinden diese Flecken und Streifen, und an ihrer Stelle 
erscheinen auf einem stahlblau schimmernden Grunde zwei Reihen dunkelgrüner gegen einander 
convergirender Striche, die unter einem spitzen Winkel, der nach hinten zu gerichtet ist, zusam- 
menstossen. Unmittelbar hinter jeder Brustflosse sind zwei runde schwarzgrüne Flecken von un- 
gleicher Grösse, wovon der vorderste fein schwarz gesäumt. Längs der Basis der ersten Rücken- 
flosse ist auf jeder Seite des Rückens ein lasurblauer Strich, worin vier schwarze runde Flecken. 
Die Flossen sind alle fleischfarbig hyalinisch; der hintere Rand der Schwanzflosse fein schwarz 
gesäumt. Iris silberfarbig mit röthlichem Ring um die Pupille. 

Der Mund ist mit einer Reihe sehr kleiner feiner Zähne besetzt; die Zunge ist vorn zuge- 
rundet, nach: dem Schlund zu bildet sie eine vollkommen zugeschärfte dünne Leiste. Der Magen 
ist ein langer halbmuskulöser Stumpfsack, in dessen Hälfte sich der Pylorus rechtwinkelig inserirt; 
er ist mit zahllosen kleinen Blinddärmen dicht umwachsen. Die Gallenblase ist ungewöhnlich 
jang, dünn, wurmförmig; der knaulförmig zusammengewundene Darmkanal macht mehrere Rück- 
biegungen, und ist etwas länger als der ganze Körper; die Milz ist klein, länglich oval; keine 
Schwimmblase war bemerkbar. 

Ich beobachtete diese Art nie grösser als 11 Zoll lang; man bringt sie häufig im Frühling 


auf den Markt von Massaua. 
ee —u 


Taf. 11. Fig. 2. 
Scomber microlepidotus. Rüppell. 


Diaynos. Scomber corpore lanceolato fusiformi, pinna caudali minuta, falcata, toto corpore squamis minutis tecto, excepta parte pro- 
perculorum; corporis colore parte dorsali azurea, ventrali argentea, vertice et dorso duplici serie punctulorum fuscescentium; 
pinnis hyalinis, sub pinna pectorali macula cinerea. 


Diese Art, zwar in der Gesammtkörperform dem Scomber chrysozonus nahe verwandt, ist 
jedoch bei weitem schlanker, indem ihr gröfster Höhendurchmesser vollkommen 4%, mal in der 


Thynnus bilineatus. 39 


E 
ganzen Körperlänge enthalten ist, während solcher bei S. chrysozonus nur Y, der Körperlänge 


mifst. Aber was beide Arten auf den ersten Blick unterscheidet, ist die sehr klein beschuppte 
Körperhaut von S. microlepidotus, welches mich auch zu der gewählten Artenbenennung ver- 
anlafste. Nur einige grössere Schuppen befinden sich auf dem Präopereulum und vor den Brust- 
flossen. Als weniger wichtigen Unterschied zwischen beiden Arten erwähne ich den eonstanten 
Unterschied in der Strahlenzahl der Flossen; auch ist der Abstand zwischen den beiden Rücken-- 
flossen bei S. microlepidotus etwas geringer als bei der andern Art. 


1 


Z,.Rn 


tg +5 Ant rs, Schf. 6 + + 6. 

Oberkopf und Rücken stahlblau mit Andeutung von 2 Längsreihen kleiner dunkler runder 
Flecken, Operculn und Bauch silberfarbig; Flossen hyalinisch; hinter jeder Brustflosse ein grauer 
Flecken. Alle von mir beobachtete Individuen waren nur 4 Zoll lang; ich erhielt sie zu Massaua 


Brfl. I 


7’ Bafl. 


im Monat November. 


Thynnus. Cwuwvier. 
Taf. 12. Fig. 2. 
Thynnus bilineatus. ZRüppell. 


Diagnos. Thynnus corpore elongato fusiformi, pinnis pectoralibus minutis, basi squamata; lineis lateralibus utrinque binis, superiori 
dorso parallela, ab operculis usque sub ultimam pinnulam, inferiori post apicem pinna pectoralis verticaliter decurrente, postea 
euryature ventris parallela usque ad basin pinn® caudalis, ubi valde carinata; corporis colore violaceo, operculorum pectorisque 
viridescente, pinnis rufo-cinerascentibus, apicibus atropurpureis. 


Langgestreckter spindelförmiger Körper mit kleinen Brust- und Bauchflossen, und stark 
mondförmig ausgeschweifter Schwanzflosse; der Körper durchaus mit kleinen Schuppen bedeckt, 
die jedoch sehr leicht ausfallen; nur in der Gegend der Brust- und Bauchflossen zen die 
Schuppen fester, und sind auch etwas grösser, welches Cuvier als einen besondern Charakter 
bei mehreren Scomberoiden mit dem Namen „Corselet“ bezeichnet. Der gröfste Theil der 
Brustflossen ist mit kleinen Schuppen bewachsen. Merkwürdig und ganz ungewöhnlich ist die 
Seitenlinie; sie beginnt am obern Ende des Kiemenspalts und läuft mit der Rückenkrümmung 
parallel im obern Fünftheil der Körperhöhe bis unter die drittletzte falsche Flosse (Pinnula). An 
der Endspitze der Brustflosse läuft von dieser Seitenlinie eine ganz gleich gebildete Schuppen- 
linie senkrecht abwärts, macht am untern Fünftheil der Körperhöhe eine bogenförmige Krüm- 
mung und verläuft als eine zweite Seitenlinie mit der Bauchschärfe parallel, bis in die Mitte 
des Schwanzes, an dessen Basis sie eine verdickte Hautleiste bildet, zu deren beiden Seiten 
sich eine Hautfalte befindet. Jede dieser zwei Seitenlinien wird durch Erhöhungen in einer 
Reihe grösserer Schuppen gebildet, die auch fester aufsitzen als die andern bei weitem kleineren 
Schuppen des Körpers. 

Brfl 


b > 5 Schfl. 7 + +7. Kiemenhaut:: 7. 
Grundfarbe des ganzen Körpers ‚hell violett, nach dem Rücken zu etwas dunkler; die 
Opereuln, der durch die grösseren Schuppen gebildete Brustpanzer und die Haut in der Mitte 


der Schwanzflosse sind grüngelb mit Tombackschiller. Iris braun; die Flossen rothgrau hyalinisch; 


40 Thynnus (Pelamis) unicolor. 


die vordere verlängerte Spitze der beiden Rücken- und der Afterflosse, der Brust- und der 
Schwanzflosse sind purpurschwarz. 

Der Mund ist mit einer Reihe etwas von einander abstehender feiner konischer Zähne be- 
setzt; am Vomer sind 3 Parthieen ganz feiner bürstenförmiger Zähne, wodurch eine Art 
von Halbmond gebildet wird. Auf der Zunge sind gleichfalls ähnliche Zähnchen, so wie am 
Schlund oben und unten je drei Platten. Der Magen ist ein langer, dünnhäutiger spindel- 
förmiger Sack; ganz nahe an der Cardia läuft der Pylorus rechtwinkelig ab, derselbe ist mit 
einem dichten Kranz ungemein zahlreicher ganz kleiner Blinddärme besetzt, die so zusammen- 
gewachsen sind, dafs ich ihre Zahl nicht ausmitteln konnte; der Darmkanal macht keine Rück- 
biegung und ist Y%, so lang als der ganze Körper. Die Leber bestehet auf der rechten Seite 
aus zwei zugerundeten Lappen von sehr ungleicher Grösse, und auf der linken aus einem sehr 
langen prismatischen Lappen, welcher die ganze Länge des Magensacks überdeckt. Die Milz 
ist sehr klein, von erbsenförmiger Gestalt; eine lange einfache dünnhäutige Schwimmblase ver- 
läuft den Nieren entlang. 

Ich erhielt nur ein einziges Individuum dieser Art; seine Länge betrug 12 Zoll; man über- 
brachte es mir zu Massaua im Monat December. Der mir dafür angegebene arabische Trivial- 


name ist Dairack. 


Da ich keinen hinreichenden Grund finde, nach dem Beispiel von Cuvier die mit etwas robusteren Zähnen 
bewaflneten Thynnus-Arten als eine besondere Gattung unter dem Namen Pelamis abzusondern, so gehört hierher: 


Taf. 12. Fig. 1. 


Thynnus (Pelamis) unicolor. Rüppell. 
Synon. Dangiri-Mangelang, Renard Taf. 36. Fig. 189. 


Diagnos. Thynnus dentibus robustis irregularibus, uniseriatis, corpore fusiformi, pinna pectorali mediocri, caudali falcata, pinnulis supra 
et subtus sex, linca laterali undulata, corporis colore violaceo, pinna anali et secunda dorsali parte anteriore nigra, apice 
elevato albido. 


Die gewöhnliche spindelförmige Körperform des Thunfisches, mit grosser sichelförmig aus- 
geschweifter Schwanzflosse; die Brustflossen sind von mittlerer Grösse; sie entsprechen einem 
Siebentheil der ganzen Körperlänge, in welcher 4'/, mal die grölste Körperhöhe enthalten ist. 
Die erste Rückenflosse ist niedrig, ihr zweiter Strahl am längsten, die nachfolgenden progres- 
siv sich ein wenig verkürzend. Die zweite Rückenflosse und die Afterflosse sind beide kurz, bei 
ihrem Anfange in eine verlängerte Spitze auslaufend, die hinten sichelförmig ausgekerbt. ist. 
Hinter diesen beiden Flossen folgen 6 Paar falsche Flossen. Der sogenannte Panzer, welcher die 
Basis der Brust- und Bauchflossen umgiebt und verbindet, ist nicht mit Schuppen, sondern mit 
dichten wellenförmigen Längsstreifen versehen, welche auch das ganze Präopereulum überziehen. 
Sonst ist die Haut: des Körpers ganz glatt. Die Seitenlinie läuft in unregelmässiger wellenför- 
miger Windung vom obern Ende des Kiemenspalts schräg abwärts bis über das hintere Ende 
der Afterflosse, und dann längs der Körpermitte; auf der Basis des Schwanzes bildet sie eine 


Thynnus (Pelamis) unicolor. 4 


dicke Hautleiste, neben welcher auf der Schwanzflosse auf jeder Seite oben und unten eine 
Hautfalte. 


1 14 1 3 
9 Bafl. 5, Ri. var 7 +6, Alfl. To + 6,x Schfl. 13 + nn + 12. Kiemenhaut 6. 


Die Farbe des Körpers ist nach dem Rücken zu einförmig schwarzviolett, nach dem Bauch 
zu rothviolett; erste Rückenflosse hellgrau, Bauchflosse schwarzblau; die andern Flossen an der 
Basis grauschwarz, gegen den Rand zu schwarz; das zugespitzte vordere Ende der Rücken-und 
Afterflosse milchweils, die untern falschen Flossen grauweißs, die obern schwärzlich. Iris silber- 
grau. Der Mund ist mit einer Reihe konisch zugespitzter Zähne besetzt, die unter sich von 
einander abstehen. Der Magen bestehet aus einem starckhäutigen sehr langen Stumpfsack, wo 
die Cardia und der Pylorus nahe beisammen stehen; in letzteren ergiefst sich die Galle durch 
fünf verschiedene Kanäle aus der sehr langen wurmförmigen Gallenblase. Sonderbar dafs diese 
Art gar keine Blinddärme hat! Die Leber ist in mehrere Lappen getheilt, wovon der eine beson- 


Brfl. 


ders lang, dünn und von cylindrischer Form ist. Der Darmkanal macht nur eine Rückbiegung, 
und ist ?/, so lang als der Körper. Eine Schwimmblase mangelt. 

Ich erhielt auch von dieser Fischart nur ein Individuum; es war 18 Zoll lang; man über- 
brachte es mir zu Djetta im Monat Juli ohne Namenangabe. 


Die von mir öfters im rothen Meere beobachteten Cybium, welche ich mit Cuvier’s Cybium Commersoniü 
identisch halte, hatten alle die Strahlen der ersten Rückenflosse fadenförmig über ihre Verbindungs - Membran 
verlängert, wie solches in der von mir publicirten Abbildung und Beschreibung angegeben ist *). Cuvier machte 
von dieser eigenen Bildung keine Erwähnung, und unterliefs selbst ganz meine Abbildung zu citiren, obgleich 
er solche lange schon von mir erhalten hatte, und sie unbestreitbar viel richtiger als die von Lacepede publicirte 
ist. Uebrigens ist zu bemerken, dass bei meiner in Rede stehenden Abbildung die Zahl der falschen Flossen 
zu 9 Stück gezeichnet ist, während in der Beschreibung deren 10 angegeben sind; welches daher rührt, dass 
bei der Abbildung die erste falsche Flosse als noch mit der Rücken - und Afterflosse verbunden, ausgedrückt 
ist, wie solches öfter der Fall ist, und selbst Cuvier giebt in seiner Beschreibung **) die Zahl auf dem 
Rücken zu 10 und auf dem Bauch nur zu 9 an. 


Von der Gattung Trichiurus beschrieb bereits Forskäl unter dem Namen Clupea haumela***) die eben 
nicht sehr selten bei Djetta vorkommende Art, wovon später Russellf) eine ziemlich gute Figur nach einem im 
indischen Meere erhaltenen Individuum bekannt machte. Cuvier vergleicht im 8. Bande seiner grolsen Ichthyo- 
logie diese Art aufs genaueste mit den sehr nahe verwandten beiden Fischarten, welche theils im indischen 
Meere, theils an der Ostküste von Amerika vorkommen; er bestimmte für dieselben als Artennamen Trichiurus 
haumela; zur näheren Kenntnifs dieses Fisches verweise ich auf das in Rede stehende Werk. 


Die bis jetzt bekannten Histiophorus-Arten beschränken sich, nach Cuvier’s Angabe auf drei, von denen 
die eine nur dem indischen Meere eigenthümlich ist. Die Skizze, welche von derselben Herr Valenciennes im 
8. Bande der Ichthyologie Taf. 229 unter dem Namen Histiophorus indicus nach dem im Berliner Museum auf- 
bewahrten Exemplare bekannt machte, welchen Fisch Herr Ehrenberg seiner Zeit in Gomfuda erhalten hatte, ' 


*) Rüppells Atlas, Fische. Tafel 25 Fig. 1. und pag. 94. 
**) Cuvier, Vol. 8. pag. 168. 
**%*) Descriptio animalium pag. 72. No. 106. 

+) Fishes of Vizagapatam. No. 41. 


Fische. 11 


42 Histiophorus immaculatus. 


setzt mich in Stand, ein von mir zu Djetta eingesammeltes Individuum dieser Gattung näher zu vergleichen, als 
eine neue Art zu erkennen und als solche zu beschreiben, wenn anders jene durch Herrn Valenciennes publi- 
cirte Abbildung und Beschreibung naturgetreu ist. 


———— rn 


Taf. 11. Fig. 3. 


Histiophorus immaculatus. Rüppell. 


Diagnos. Histiophorus corpore elongato subeylindrico, compresso, pinna dorsali anteriori semieirculari, immaculata, pinna pectorali 
mediocri, longitudine corporis 13', eam »quante; pinna ventrali aterrima radiis tribus, e quibus medius longissimus, postice 
membrana vestitus; corporis colore parte dorsali coeruleo, ventri argenteo. Pinn® anales du», albide, anterior angulo externo 
nigricante. 


Langgestreckter, vertical zusammengedrückter etwas cylindrischer Körper mit konisch zuge- 
spitztem Kopfe und grosser robuster halbmondförmiger Schwanzflosse ; die Operculn hinten zuge- 
rundet, das Präoperculum ohne Stachel; da die Spitze des Oberkiefers etwas abgebrochen ist, so 
können die Körperverhältnisse nur theilweise ausgemittelt ‘werden. Ich nehme als Einheit die 
gröfste Verticalhöhe des Körpers an, welche unter dem Anfange der Rückenflosse ist, und der 
Entfernung vom Centrum der Augen bis zum gekrümmten Rande des Operculum genau gleich 
kömmt. Diese Körperhöhe ist 6 mal in der Körperlänge enthalten, gerechnet von dem hintern 
Rande des Operculum bis in die Mitte des Randes der Schwanzflosse; zweimal so lang als die- 
selbe ist die Entfernung vom vordern Rande der Augenhöhle bis zu der jetzigen (etwas verstüm- 
melten) Spitze des Oberkiefers, und 1%; mal vom Centrum des Auges bis zur Spitze des Unter- 
kiefers. Die Brustflossen messen %, der Körperhöhe, und sind daher 13%, mal in der ganzen 
Körperlänge enthalten. 

Der erste Strahl der Rückenflosse ist sehr klein; die folgenden verlängern sich allmählich 
bis zum 18., welche dreimal dem gröfsten Höhedurchmesser des Körpers entspricht; dann neh- 
men die Strahlen wieder nach und nach an Länge ab, bis zu den vier letzten, welche ganz 
niedrig sind, und eine Verbindung zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse bilden. Der 
Haupttheil dieser Flosse ähnelt auf diese Weise einem halben Kreisbogen; sämmtliche Strahlen 
sind einfach und dünn. Die zweite Rückenflosse, welche sehr niedrig ist, bestehet aus 7 gespal- 
tenen Strahlen, wovon der hinterste etwas grösser als die andern. Dieser zweiten Rückenflosse 
gegenüber befindet sich eine ihr in allem ganz ähnliche zweite Afterflosse, und vor derselben, 
durch einen Zwischenraum getrennt, der so grols als die Flosse selbst ist, befindet sich die 
erste Afterflosse, ein gleichseitiges Dreieck, aus 10 ungespaltenen Strahlen bestehend. Der erste 
Strahl der kleinen Brustflossen ist nicht sonderlich robust, aber ungespalten. Die Schwanzflosse 
hat an ihrer Basis mehrere kleine Strahlen; sie ist stark halbmondförmig ausgeschweift, und 
ihre Winkel laufen in scharfe Zuspitzung aus. Die Bauchflossen beginnen jede mit einem klei- 
nen Stachel, der dicht anliegt an einem sehr langen breitgedrückten Strahl, welcher seiner 
ganzen Länge nach hinten mit einer schmalen Membran besetzt ist, die ihn mit einem dritten 
gleichfalls sehr kleinen Strahl an der Basis verbindet. 


Br. , Ba. , Rn + Lt , am +4, Schl.5+ + 5. 


Elacate pondiceriana. 43 


Die Körperhaut ist mit kleinen rhombischen Schuppen bedeckt, die leicht ausfallen; die 
Schuppen an der Basis der Rückenflosse und vor den Bauchflossen sind länglich und zugespitzt. 
Die Seitenlinie ist hinter dem Kiemenspalt halbbogenförmig ‚gekrümmt bis an die Endspitze der 
Brustflossen; dann verläuft sie in gerader Richtung längs der halben Körperhöhe. Auf dem 
Schwanze befindet sich zu ihren beiden Seiten eine Hautfalte.e Die Kiemenhaut beider Kopf- 
seiten ist mit einander vereint, und umgiebt den Bauch, ohne an demselben angewachsen zu 
seyn; sie wird durch 7 Paar Strahlen unterstützt. Längs der Bauchmitte ist eine tiefe Furche, 
die von der Basis der Bauchflossen bis zum After reicht, und in welche sich jene Flossen ganz ' 
verbergen können. Auch längs der Basis der Rückenflosse bildet die Haut eine Leiste, jedoch 
ist diese Flosse zu hoch, um sich beim Niederlegen ganz in die durch die Leisten gebildete 
Vertiefung bergen zu können. 

Die Grundfarbe des Körpers ist auf dem Rücken dunkelblauviolett; der Bauch und die 
Seiten des Körpers sind silberweils; die Rücken-, Bauch- und Schwanzflosse sind einförmig 
sammetschwarz, Brust- und Afterflossen hellgrau, an der vorderen Ecke der ersten Afterflosse 
ein schwärzlicher Flecken. Iris dunkelbraun mit hellerem Ring um die Pupille. Das Flecken- 
lose der Rückenflosse gab mir Veranlassung zum gewählten Artennamen, da solches sie von den 
drei andern bekannten Arten unterscheidet. 

Der Mund ist längs beider Kiefer mit einer schmalen Binde feiner Granulationen bewaffnet; 
da ich nur ein einziges Individuum dieser Art erhielt, so wollte ich solches nicht zu anatomi- 
schen Untersuchungen der innern Organisation verstüummeln, welche wohl wenig von derjenigen 
der bekannten Arten abweichen dürfte. Dieses Individuum ist 18 Zoll lang und ward mir zu 
Djetta im Monat Juli gebracht, ohne dafs mir die Fischer einen besondern Namen dafür ange- 
ben konnten, daher ich vermuthe, dafs der Fisch in jener Gegend nur zufällig eingefangen wird. 


— 


Taf. 12. Fig. 3. 
Elacate pondiceriana. Cwvier. 


Diaynos. Elacate corpore elongato, capite depresso, pinna caudali falcata, lobo superiore elongato, corporis et pinnarum colore nigro 
umbrino, ventre flavo albicante. 


Da von dieser durch Cuvier zuerst beschriebenen Art*) bis jetzo keine Abbildung vorhan- 
den ist, und der innere Körperbau derselben so nahmhaft von der Beschreibung abweicht, welche 
jener Naturforscher von einer andern Elacate (E. atlantica. Cuv.) mittheilt, so finde ich mich 
veranlalst, meine Beobachtungen über dieselbe ausführlich bekannt zu machen. In der Körper- 
form sind sich alle Elacaten ziemlich ähnlich: ein langgestreckter etwas keilförmiger Körper, abge- 
platteter Kopf, dessen breiter horizontal gespaltener Mund vorn eine Art von Halbkreis bildet, 
wenig verlängerte vordere Strahlen der Rücken- und Afterflosse, tief unten ansitzende zugespitzte 


Brustflossen, sind allen bekannten Arten der Gattung gemein. Die von mir zu beschreibende 
? 


*) Histoire naturelle des poissons. Vol. 8. p. 329. 


44 Elacate pondiceriana. 


Art hat die Form der Schwanzflosse eigenthümlich, indem sie hinten mondförmig ausgekerbt ist, 
wobei die obere Spitze der Flosse bedeutend länger als die untere; zu beiden Seiten der Zu- 
schärfung der Schwanziflosse ist eine Reihe kleiner dicht aneinander liegenden Strahlen, die man 
jedoch nur nach gänzlicher Wegnahme der Haut beobachten kann. Die Strahlenzahl der Flos- 


sen ist: 


1 1 8 2 2 0 oO 
Bril. mr Bafl. 3 dh : + m? Aftfl. a Schfl. a ir 1 Kiemenhaut 7. 


Der ganze Kopf ist nackthäutig; nur auf den Präoperkeln sind einige ganz kleine, zuge- 
spitzte, durch eine gemeinschaftliche Fetthaut überwachsene Schuppen. Die Seitenlinie läuft 
zuerst etwas schräg aufwärts bis über die Basis der Brustflosse, dann in etwas wellenförmiger 
Linie allmählich abwärts bis in die Schwanzmitte. Der ganze Körper mit Ausnahme der Gegend 
des Schulterknochens, ist mit sehr kleinen Schuppen bewachsen, die mitunter etwas zugespitzt 
sind. Die einzel stehenden sehr robusten kleinen Stacheln, welche die erste Rückenflosse bilden, 
haben abwechselnd ihre Spitzen bald rechts bald links gerichtet. 

Farbe des Oberkopfes, des grösseren Theils des Körpers, und sämmtlicher Flossen dunkel- 
braunschwarz; nur die untere Seite des Kopfes und des Bauchs sind gelbgrau. Iris silberfarbig. 

Der Mund ist oben und unten mit einer breiten Binde kleiner Hackzähne bewaffnet; die 
Zunge, der Gaumen und der ganze Vomer sind mit ganz feinen Granulationen besetzt, die nur 
durchs Gefühl bemerkbar werden. Der Magen ist ein stark muskulöser mit Längsfurchen ver- 
sehener Stumpfsack; der Pylorus inserirt sich unter spitzem Winkel in der halben Magenlänge; 
nach einer Zoll Länge des Darms kömmt ganz abnorm ein wurmförmiger Blindsack, Y/, so lang 
als der Magen; derselbe ist so wie der zunächst folgende T'heil des Darms unregelmässig mit bei- 
läufig 27 Baumstammartigen Auswüchsen besetzt, wovon ein jeder wiederum in 50 bis 70 kleine 
Blinddärme ausgehet, so dafs also in allem beiläufig 1600 dieser kleinen Blinddärme vorhan- 
den sind. Der Darmkanal macht in seinem Verlauf nur eine Rückbiegung, und ist Y, mal so 
lang als der ganze;Körper. Eine Gallenblase ist nicht vorhanden, aber die Galle ergiefst sich durch 
einen deutlichen Kanal direct in den erwähnten wurmförmigen Blindsack. Dieser Fisch besitzt 
keine Schwimmblase; zu Massaua heifst er Houta; daselbst brachte man ihn im Monat September 
häufig zu Markt. Beinahe alle Individuen waren 2 und 2'/ Fufs lang. 

Die Wirbelsäule zählt 12 Rippen und 13 Schwanzwirbel; der letzte Schwanzwirbel hat auf 
den Seiten einen horizontalstehenden Hackenfortsatz. 


Von der Gattung Chorinemus, unter welcher Benennung Cuvier diejenigen Arten der Gattung Lichia 
zusammenstellt, deren hintere Strahlen der Rücken- und Afterflosse nicht durch eine gemeinschaftliche Membran 
mit einander verbunden sind — eine Abtheilung, die eigentlich Lac&epede aufstellte und mit dem’ Namen „Scon- 
beroides“ bezeichnete, hatte ich in meinem zoologischen Atlas*) zwei Arten als im rothen Meere vorkommend 
beschrieben, nämlich Chorinemus (Lichia) lysan und Ch. (Lichia) Toloo-parah. Ich führte dabey an, dafs erstere 
identisch sei mit dem von Lac&pede beschriebenen Scomberoide commersonien; denn es ist unverkennbar ein 
Druckfehler oder ein Versehen von dem der Naturgeschichte unkundigen Herausgeber von Forskäls Beobachtun- 
gen, wenn das von Forskäl in der Diag. ganz richtig angegebene „albido maculatus“ in der Beschreibung als’ 


*) Atlas, Fische; pag. 91. 


“ F Elacate pondiceriana. 45 


„macul® obsolete fusce“ angegeben wird!). Ich sehe daher nicht ein, warum Cuvier in seinem Werke zwei 
Arten unter dem Namen Chorinemus Commersonii und Ch. lysan aufführt, und ich schlage vor, die erstere als 
einen neueren Namen zu streichen. 

Bei meiner Beschreibung von Chorinemus toloo-parah, die Jetzt Cuvier blos Ch. toloo benennt, habe ich 
einen ähnlichen Verstofs durch Unachtsamkeit begangen, denn in der Diagnose 2) stehet ganz richtig ‚, Pars 
anterior pinnae dorsalis et apices pinn® caudalis nigricantes“, während in der Beschreibung irriger Weise 
stehet: „die Spitzen der Rücken- und Afterflosse und die Seiten der gabelförmigen Schwanzflosse schwarz‘‘; 
denn die Afterflosse ist wie die übrigen Flossen durchaus röthlich hyalinisch. 

Ich beobachtete auf meiner letzten Reise im rothen Meere eine dritte Art der Gattung Chorinemus, welche 
seitdem Cuvier unter dem Namen Ch. moadetta beschrieben hat 3).. Diese Art unterscheidet sich auf den ersten 
Anblick sehr leicht von dem ihr sehr ähnlichen Ch. toloo-parah, durch die Art der Körperhaut; bei letzterem 
bestehet sie aus kleinen kurzen ıhomboidalischen Schuppen, jede in der Mitte mit einer Vertiefung, und alle 
durch eine gemeinschaftliche fettige Epidermis überwachsen; Ch. moadetta hat lauter sehr kleine Schuppen aus 
langgezogenen schmalen spitzigen Rhomben bestehend, gleichfalls durch eine metallglänzende Fetthaut über- 
zogen ?). 


Ich habe in dem Atlas zu meiner vorigen Reise 5) vorgeschlagen, die Fische der Gattung Trachinotus je 
nach dem gänzlichen Mangel’ an Zähnen oder dem mit bürstenförmiger Zahnbinde bewaffneten Munde in zwei 
Abtheilungen zu trennen; für die erstere den Namen Trachinotus beizubehalten, letztere aber als Cäsiomorus zu 
bezeichnen, unter welcher Benennung Lacepede bereits einen ächten Trachinotus mit seiner bekannten Leicht- 
fertigkeit in seiner unverdaulichen ichthyologischen Bearbeitung aufgeführt hatte. Cuvier 6) glaubte sich berech- 
tiget, diese Gattungstrennung zu verwerfen, da er überhaupt sehr launig und inconsequent in der Annahme von 
auf Zahnbildungs - Verschiedenheit begründeten Fischgattungen ist, wenn solche nicht von. ihm selbsten in Vor- 
schlag gebracht wurden ?). Er beschreibt eine grofse Anzahl von Trachinotus- Arten aus dem indischen Meere; 
aber ich finde mich veranlafst, ihm abermals den Vorwurf machen zu mülsen, die nämliche Art unter zwei, ja 
vielleicht noch mehr verschiedenen Namen aufgeführt zu haben. Nach meiner Ansicht ist Trachinotus Mokale 
(pag. 423), Tr. Blochii (pag. 425) und Tr. falcatus (pag. 430) bestimmt immer die nämliche Art, die ich selbst 
identisch mit Cuvier’s Tr. drepanis (pag. 429) halte®). Wie dem immer seyn mag, ich habe im rothen Meere 
nur die zwei Arten zu beobachten Gelegenheit gehabt, welche ich am angeführten Orte zur Genüge unter dem 


Namen Trachinotus falcatus und Cäsiomorus quadripunctatus beschrieb. 
®R. 


Meine vier Unterabtheilungen der an Arten so reichen Gattung Caranx, je nach der Art der Zahnbewaft- 
nung des Mundes hat gleichfalls Cuvier nicht berücksichtiget, dagegen fand er erspriefslich, dieselbe, je nachdem 
die Körperform langgestreckt oder konisch, oder mehr hoch und mit zugeschärftem Kopfprofile ist, in ächte 
Caranx und in Carangues abzutheilen. Ich glaube, dafs die Grundlage meiner Unterabtheilungen mehr Beifall 
finden wird , und befolge solche auch gegenwärtig bei nachstehenden Beschreibungen. 

I. Caranx mit ganz zahnlosem Munde. 

Ich beschrieb in meinem zoologischen Atlas zwei zu dieser Section gehörige Arten, den €. petaurista 

(Geofiroy) und €. speciosus (Lacep.). Cuvier glaubt beide Arten vereinigen zu müssen 9), indem er den letz- 


1) Descript. Animalium, pag. 54. No. 69. 5 ’ 
2) Rüppell’s Atlas Fische, pag. 91. « 
#) Histoire naturelle des Poissons, Vol. 8. pag. 382. 
#%) In meiner Abhandlung: „Neuer Nachtrag von Beschreibungen im Nil entdeckter Fische“ gedruckt im 2ten Bande des Muscum 
Senckenbergianum, habe ich pag. 26 bereits mitgetheilt, dass ich bei allen von mir im rothen Meere beobachteten Arten der Gattung 
Chorinemus hinter jeder Brustflosse eine fistelartige Vertiefung fand, in welcher sich Schleim absondert, der aus der Oefinung aus- 


. 


läuft, gleichwie ich ähnliches bei dem Bagrus auratus des Nils entdeckte, und auch von andern bei Neucrates Ductor und Cetopsis - 


coecutiens beobachtet wurde. 
5) Loco citato pag. 88, & 
6) Poissons. Vol. 8. pag. 398. 
?) Nur als ein Beispiel dieser Behauptung stelle ich die Frage: warum trennt Cuvier die Gattung Pelamis von Thynnus? 
8) Ich hatte die drei ersten Arten bereits längst in meinem Atlas als synonym zusammengestellt; aber ich irrte wenn ich den in 
Amerika vorkommenden Trachinotus rhombeus gleichfalls dazu zälılte. 
®) Loc. eit. Vol. 9. p. 130. 


Fische. 


12 


s » 


46 Caranx micropterus. 


teren für die Jugend von ersterem betrachtet, ja er führt selbst an, dafs Hr. Geoffroy gleicher Meinung ist. Dafs 
beide Arten ungemein viele Aehnlichkeiten haben, ist nicht zu läugnen, und ich will keineswegs mit vollkom- 
mener Bestimmtheit behaupten, dals solche specifisch getrennt werden müssen. Nur eins kann ich als Thatsache 
mittheilen, dafs nicht durch Altersverschiedenheit das Verschwinden der Verticalstreifen des C. petaurista veran- 
lafst werden kann, denn ich besitze ein zu Massaua eingefangenes Individuum eines C. speciosus, das 21/, Franz. 
Fufs lang ist, und bei welchem alle dunklere Verticalstreifen auf das Lebhafteste ausgedrückt sind; nie beobach- 
tete ich einen C. petaurista, der grölser als 18 Zoll lang gewesen wäre. 
II. Caranx, deren Mund mit einer Reihe kleiner feiner haarförmiger Zähne besetzt ist. 

Auf meiner vorigen Reise sammelte ich 2 Arten, zu dieser Section gehörig, ein. Die eine nimmt Cuvier 
(. c. p. 51) unter dem von mir gegebenen Namen als Caranx djettaba an; die zweite, welche ich Caranx 
macrophthalmus benannt hatte, ist nach des Pariser Naturforschers Vergleichung (p. 60) identisch mit dem 
früher durch Herren Quoy und Gaimard unter dem Namen Caranx mauritanus beschriebenen Fisch, welcher 
Bezeichnung also die Priorität zukommt. Während meines letzten Aufenthalts in Djetta erhielt ich eine dritte 
hierher gehörige Caranx - Art, welche sehr viele Aehnlichkeit mit dem von J. R. Forster beobachteten Scomber 
helvolus hat, der im atlantischen Meere vorkommen soll*). Da die bekannt gemachte Beschreibung nicht 
genügend ist, um die Identität beider Arten zu beweisen, auch keine Abbildung derselben vorhanden zu seyn 
scheint, so gebe ich dem von mir im rothen Meere gefundenen Fisch provisorisch einen eigenen Namen, den ich 
gerne supprimirt wissen will, sobald man beide Arten als einerlei erkannt hat. 


———n nt 


Taf. 13. Fig. 1. 
Caranx micropterus. Rüppel. 


Diagnos. Caranx corpore ovali compresso, squamis minutis tecto, colore argenteo margaritaceo, pinna dorsali prima minutissima, pinnula 
spinosa ante pinnam analem nulla, pinnis ventralibus postice per membranam ventri annexis. 


Vertical zusammengedrückter im Profile eiförmig gestalteter Körper, der Unterkiefer etwas 
verlängert , die BE grols; der Körper mit Ausnahme der Gegend vor den Brustflossen, ferner 
theilweise die Suborbitalgegend mit sehr kleinen Schuppen besetzt. Der Bogen der Seitenlinie 
flach gedrückt; er reicht bis etwas vor die Endspitze der langen Brustflossen; der übrige Theil 
der Seitenlinie wagrecht ‚mit einer mittelmässig robusten Carina versehen; neben ihrem Ende 
sind auf der Schwanzbasis keine Hautfalten. Die erste Rückenflosse ist ganz ungewöhnlich nie- 
drig; der Anfang der zweiten Rückenflosse und der Afterflosse nur etwas weniges höher als der 
übrige Verlauf dieser Flossen. Vor der Afterflosse fehlt die bei den Caranx-Arten gewöhnliche 
kleine Flosse aus zwei steifen Stacheln bestehend. Die Brustflossen sind sehr lang und sichel- 
förmig, die Bauchflossen klein; ihr hinterster Strahl durch eine Membran an den Bauch gewach- 


sen. Schwanzflosse etwas gabelförmig. r . 
o 1 67 ı 1 0 
Brfl. , , Ball. -, Rd. +, AN, Schl.5 + +5. 


Die Grundfarbe des Körpers ist blaugrau silberfarb mit Perlenmutter Glanz; die verticalen 
Flossen hellblau, Brust- und Bauchflossen gelblich hyalinisch; der hintere Rand der Schwanz- 
flosse fein schwarz gesäumt. Iris goldgelb. Die innere Seite der Mundhöhle und die Zunge 


sind mit einer schneeweissen lederartigen Haut überzogen, welche sich ablösen läfst. Folge eines 
krankhaften Zustandes? 


*) Siehe Schneider Systema Ichthyolog. pag. 35. Appendix zu No. 40., Scomber Carolinus. 


Caranx coeruleopinnatus. 47 


Ich beobachtete diesen Fisch nur ein einzigesmal und zwar bei Djetta im Monat Juli; seine 

Körperlänge betrug 9 Zoll. 
III. Caranx, deren beide Kiefer mit einer bürstenförmigen Binde haarförmiger Zähne besetzt sind. 

Ich beschrieb seiner Zeit aus dieser Abtheilung 5 Arten *), die ich Caranx ferdau, eruleopinnatus, fulvo- 
guttatus, Bajad und Rufselli benannte. Cuvier hat die erstere Art unter gleicher Benennung angenommen ; den 
zweiten Namen hat er irriger Weise auf eine ganz andere Art angewendet, die Quoy und Gaimard bei Neu- 
Guinea entdeckten, deren Brustgegend beschuppt, und wo der Anfang der zweiten Rücken- und Afterflosse 
in Zuspitzung verlängert ist, also unstreitig von meinem C. c«ruleopinnatus verschieden; daher ich von letzte- 
rem zur besseren Erkenntnifs nachstehend eine genaue Beschreibung nebst einer naturgetreuen Abbildung mit- 
theile. Die von Quoy und Gaimard beobachtete Art wird somit den ihr von diesen Reisenden gegebenen 
Namen Caranx punctatus beibehalten. Dafs übrigens Cuyier meinen Caranx Bajad, der höchst wahrscheinlich 
Forskäls Scomber Bajad ist (wohl erkenntlich durch das gänzliche Ueberwachsen der Haut über die zwei 
steifen Stacheln vor der Afterflosse), mit Forskäls Scomber fulvoguttatus identisch hält **), ist ein grober 
Verstols; er hat dadurch eine sehr nachtheilige Confusion verursacht, und ich bleibe bei meiner Meinung, dafs 
die von mir abgebildeten Caranx Bajad und fulvoguttatus die nämlichen Arten sind, welche der Schwedische 
Reisende unter gleicher Benennung aufführte. Herrn Ehrenberg’s neuer Name des letzteren, C. auroguttatus, 
ist als ganz zwecklose Neuerung zu cassiren. i 

Dals Cuvier den von mir Caranx Russelli benannten Fisch in C. wodagawa umänderte, ist für die Wissen- 
schaft ganz indifferent; der mit diesen beiden Namen bezeichnete Fisch ist der nämliche. 

Da ich auf meiner letzten Reise keine zu dieser Abtheilung gehörige neue Art beobachtete, so gebe ich 
hiermit die erwähnte ausführliche Beschreibung und Abbildung meines C. c@ruleopinnatus. 


Taf. 13. Fig. 2. 
Cafanx coeruleopinnatus. Rüpp. nec Ouwvier. 


Diagnos. Caranx corpore ovali compresso, subrhomboidali, fronte parabolica, parte anteriori pinna dorsalis secund:e mediocriter elevata, 
anali elongata acuminata, pinnis pectoralibus perlongis, falcatis; linea laterali tertia parte posteriore recta, scutis minutis 
loricata. Corporis squam&» minut®#, pars ante pinnas ventrales et occipitis alepidota. Color corporis ex argenteo coeruleus, dorso 
nonnullis guttis irregularibus flavis. Pinna dorsalis, analis et caudalis coerulescens. 


Der Körper ist vertical zusammengedrückt eiförmig elliptisch, sich dabei dem Rhomboidalen 
etwas nähernd, indem bei dem Anfang der zweiten Rücken- und Afterflosse das Körperprofil 
eine Art von stumpfen Winkel bildet. Dabei ist das Kopfprofil über den Augen convex; die 
Augen sind grols.. Die vorderen > der Seitenlinie sind ein weitgespanntes Bogensegment, das 
hintere Y, liegt wagrecht, und ist mit sehr kleinen gekielten Schuppen gepanzert. Zu beiden 
Seiten ihres Endes ist eine Hautfalte auf der Schwanzbasis. Die Körperschuppen sind klein aber 
wohl ausgesprochen. Der Vorderkopf und ein keilförmiger Streif auf dem Vertex vom Anfang 
der ersten Rückenflosse bis etwas oberhalb der Augen, ferner die ganze Brust, mit Inbegriff der 
Basis der Brustflossen und des Raums um die Bauchflossen, ist schuppenlos. Die Brustflossen 
sind sehr lang, sichelförmig. Bei der ersten Rückenflosse ist der dritte Strahl am längsten, und 
entspricht Y, des gröfsten Verticaldurchmessers des Körpers, welcher am Anfang der zweiten 
Rückenflosse ist. Letzterer ist etwas erhöhet, aber nach aussen zugerundet, während der Anfang 
der zweiten Afterflosse in eine verlängerte Zuspitzung ausläuft. Die Schwanzflosse ist hinten 


stark ausgekerbt. 


*) Atlas, Fische, pag. 98. 
**) Cuvier Poissons. Vol. 9. pag. 75. 


48 Caranx sansun. 


1 1 & 1 2 2 208 
Br. , Balı —, Rt, Al +7, Schl.a +, +4 


Die Grundfarbe des Körpers ist bläulich silberglänzend mit einigen wenigen gelblichen unre- 
gelmässigen Fleckchen auf der Rückenseite.e Rücken, After- und Schwanzflosse schmutzig dun- 
kelviolett, die andern Flossen röthlich hyalinisch. Körperlänge 18 Zoll. Vorkommen zu Djetta 


in den Wintermonaten. 

IV. Caranx, bei deren Mund die äußerste Reihe der bürstenförmigen Zahnbinde mit etwas stärkeren 
hakenförmigen Zähnen besetzt ist. 

Aus dieser Abtheilung sammelte ich auf meiner vorigen Reise zwei Arten ein, die ich unter den Namen 
Caranx Rotleri und C. sansun beschrieb. Cuvier rechnete den letzteren zu seinem C. Peronii, ich dagegen hielt 
ihn mit dem von Russell Taf. 144 abgebildeten Gundi parra identisch; da es unmöglich ist, nach blossen Be- 
schreibungen dieses genügend zu untersuchen, so finde ich mich veranlafst, von dem von mir als Caranx 
sansun beschriebenen Fisch eine genaue Abbildung bekannt zu machen. 


Taf. 13. Fig. 3. 
Caranx sansunm. Rüppell. 


Die ausführliche Beschreibung dieses Fisches findet sich in meinem zoologischen Atlas, Fische, 
pag. 101, worauf ich verweise. Ich bemerke nur noch anhangsweise, dafs die Schilder der 
Carina grofs und ganz besonders robust sind, dafs Brust und Operculn mit deutlich sichtbaren 
kleinen Schuppen bedeckt sind, dafs die ziemlich robusten konischen Zähne der äusseren Reihe 
an beiden Kiefern ihre Spitzen rückwärts gerichtet haben; endlich dafs ich auch Individuen dieser 
Fischart fand, an welchen an der Rücken- und Afterflosse ein gespaltener Strähl weniger war, 
als ich angab, nämlich: Rfl. — + — uud Afl. — + —-, welches meine alte Ansicht bestätiget 
hinsichtlich des Fluctuirenden der Strahlenzahl bei zur nämlichen Art gehörigen Individuen. 


+ 


Caranx Rotleri gehört gewissermafsen zu meiner Abtheilung No. III, weil die Zähne der äufsersten Reihe 
um ein wenig grölser als die andern sind. Diese Art ist übrigens wegen ihrer breiten Schuppenpausen längs der 
Seitenlinie so ausgezeichnet, dafs mit derselben nicht leicht eine Verwechselung möglich ist. Ich finde es mit- 
theilenswerth, dafs sämmtliche Schwanzwirbel dieses Fisches eine stark ausgesprochene zugeschärfte horizontal- 
gerichtete Transversalapophyse haben. 


Nachstehend beschriebene Art, zu meiner vierten Section gehörig, die ich auf meiner letzten Reise im 
rothen Meere beobachtete, hat meines Bedünkens ungemein viele Aehnlichkeit mit Caranx xanthurus (Kuhl 
und Van Hasselt), wovon übrigens keine Abbildung, sondern blos die Cuvier’sche Beschreibung, bekannt ist *), 
daher bei etwaiger Identität beider Arten, die nur durch Vergleichung der Original-Fische zu erkennen mög- 
lich ist, mein Arten-Name, als der später gebildete, wegfallen muß. 


*) Cuvier, Poissons Vol. 9. pag. 55. Diese Achnlichkeit ist Veranlassung zu dem von mir gewählten Artennamen. 


— 


» 
Taf. 14. Fig. 1. 
Caranx affinis. Rüppel. 


Diagnos. Caranx corpore elongato fusiformi, dimidio posteriori line@ lateralis valde loricato, anteriori mediocriter curvato, dorsi colore 
viridescente, striis verticalibus obscurioribus post mortem evanidis; ventre, pinnis ventralibus et anali violacco-hyalinis, pinnis 


dorsalibus, caudali, pectoralibusque flavis, excepta basi pinn® prima dorsalis et apice anteriori pinn® secund, albicante, 
Macula nigra ad aperturam superiorem branchiarum. 


Lang gestreckter spindelförmiger Körper mit kleinem Mund, dessen äussere Zahnreihe aus 
kleinen konischen Hackzähnen bestehet; nach dem Kopf zu bildet etwas weniger als die halbe 
Länge der Seitenlinie ein weit gespanntes Bogensegment; der übrige hintere Theil derselben, 
der wagrecht verläuft, ist mit Schildern gepanzert, wovon die mittleren ziemlich breit; es sind 
in allem auf jeder Seite 41 dieser Schilder. Der vorderste Strahl der ersten Rückenflosse ist 1%, 
so lang als der vierte, welcher der längste, und etwas weniger kürzer als die Basis der Flosse 
ist. Der Anfang der zweiten Rücken- und der Afterflosse ist ein wenig eıhöhet, ihr letzter 
Strahl etwas verdickt und länger als der vorhergehende; die Schwanzflosse ist hinten stark aus- 
gekerbt. Eine Membran überdeckt einen nambaren Theil der Orbitalhöhle, die nur für die 


Pupille einen verticalen elliptischen Spalt offen läfst. 


1 
235% 


2 


Al. ı 
0 


+, Sch. 4+ + 4. 

Die Grundfarbe des Oberkopfs ist dunkelgrün, diejenige des Rückens meergrün, der Bauch 
so wie die Bauch- und Afterflosse hellviolett, ersterer mit Silberglanz. Am lebenden Fisch bemerkt 
man über den Rücken bis in die halbe Körperhöhe regelmässige verticale breite dunklere Binden, 
die nach dem Tode ganz verschwinden. Oben am Opereulum ein schwarzer Flecken. Brust - Rücken- 
und Schwanzflosse hellgelb; die Basis der ersten Rückenflosse und die vordere Endspitze der 
zweiten Rückenflosse sind weils. Iris braun mit gelbem Ring um die Pupille. 


Brfl. — Bafl. Ri. + 


23—24? 52 0° 


Der Magen ist ein stark muskulöser Sack, dessen unteres Drittheil sich nach vorn zu um- 
biegt; der sehr kurze Darmkanal entspricht blos einem Drittel der ganzen Körperlänge; sonder- 
bar ist es, dafs gar keine Blinddärme vorhanden sind; auch keine Schwimmblase konnte ich 
wahrnehmen, obgleich die Bauchhöhle weit hinter den After in die Muskelmasse zu beiden Sei- 
ten der Schwanzwirbelapophysen eindringt. Ende September fing man diesen Fisch sehr häufig 
zu Massaua; er war damals gerade im Laichen begriffen; kein von mir beobachtetes Individuum 
war länger als 7 Zoll. 


Taf. 14. Fig. 2. 


Caranx bixanthopterus. Füppel. 
Symon.: Caranx melampygus?? Cuy. Vol. 9. pag. 116. 


Diagnos. Caranx corpore compresso, ovato-elongato, pinna caudali falcata, parte anteriori pinne dorsalis secundz et Pinne analis 
elongata, acuminata; corpore squamis conspicuis, dimidio posteriori line lateralis valde loricata, scutis 35, ad basin caud® 
utrinque plieis binis; corporis colore in dorso coeruleo, ventre erythrino, splendore opalino, capite inter oculos chrysochloro. 
Pinna pectorales flava, ventrales albicantes; pinns» reliqua coeruleo-cinerascentes. 


Länglich elliptischer vertical zusammengedrückter Körper mit etwas zugeschärftem paraboli- 


schem Kopfprofil und wenig gespaltenem Munde, dessen äussere Zahnreihe aus nicht besonders 
' 13 
Fische. 


Ei 


50 Caranx bixanthopterus. 


robusten Hacken gebildet ist. Die Brustflossen sehr lang, sabelförmig gekrümmt; der erste 
Strahl der vordersten Rückenflosse ist ganz verkümmert; der dritte, welcher der längste ist, 
entspricht % der Basis dieser Flosse, und ist halb so lang als die Zuspitzung in welche der 
"Anfang der zweiten Rückenflosse ausläuft. Auch die Afterflosse beginnt mit einer verlängerten 
Zuspitzung. Die Schwanzflosse ist gabelförmig. 


1 1 8 1 2 1 { 
Brfl, 5» Ball. —, Ri. —- + 209 All. 7 + N Schfl. 4 + 7 +4 


Das vordere %, der Seitenlinie bildet ein weitgespanntes Bogensegment; das hintere 5% ist 
mit progressive zunehmenden ziemlich robusten Schildern besetzt, an deren Ende auf beiden 
Seiten auf der Schwanzbasis eine Hautfalte.. Die Körperschuppen sind mittelmässig klein aber 
deutlich ausgesprochen. ; 

Grundfarbe des Körpers nach dem Rücken zu bläulich, nach dem Bauch helllackroth, beides 
mit Opalschiller. Der Vorderkopf zwischen den Augen goldgrün. Iris gelblich Die Brustflossen 
sind lebhaft strohgelb, die Bauchflossen weifslich, die andern Flossen schmutzig blaugrau. Körper- 
länge 10 Zoll. 

Dieser Fisch kam nur sehr einzeln auf dem Markte von Djetta vor; es war im Monat Juni. 
Es wäre zwecklos, sich bei so nahe verwandten Arten bei den Landeseingebornen nach einem 
Trivialnamen zu erkundigen. 


Dieses sind alle von mir während meiner mehrfachen Bereisung des rothen Meeres beobachteten Caranx- 
Arten. Ich komme nun zu den übrigen Fischen aus jenem Meere zu Cuvier’s Familie der Scomberoiden gehörig. 
Da ich von beinahe allen bereits in meiner früheren ichthyologischen Bekanntmachung Erwähnung gethan 
habe, so bleibt mir nur übrig, einige Zusätze und Bemerkungen zu Cuvier’s Bearbeitung dieser Abtheilung zu 
machen. 

In der 2ten Ausgabe des Regne animal Vol. 2 pag. 209 sagt Cuvier, dafs er von den Caranx, unter dem 
Namen Citula diejenigen Fische trennen wolle, bei welchen der Anfang der Rücken - und Afterflosse in eine 
sehr lange Spitze verlängert ist. In seiner grofsen Ichthyologie giebt er diese Unterabtheilung, ich weils nicht 
aus welchem Beweggrunde, wieder auf; aber auf eine mir unerklärbare Weise beschreibt er den von mir als 
Citula armata aufgestellten Fisch unter 2 verschiedenen Namen, nämlich als Caranx eirrhosus und Caranx arma- 
tus; beide bilden sicherlich nur eine einzige Art, und der von Cuvier herausgehobene Unterschied in dem Kopf- 
profil an getrockneten Individuen von ihm beobachtet, rührt von Verzerrung beim Ausstopfen her. Zu bemerken 
ist, dafs zuweilen bei Citula cirrhosa der vor der ersten Rückenflosse befindliche horizontale Stachel unter der 
Haut verborgen liegt; dals ferner die Gegend der Brust immer schuppenlos ist, ein schwärzlicher Flecken oben 
am Opereulum und an der vordern Basis der Brustflossen sich befindet, und die verlängerte Spitze der Rücken- 
und Afterflosse vorn schwarz ist. Uebrigens ist es möglich, dafs ich mich irre, wenn ich die Russell’sche Tafel 
No. 151 als diese Art vorstellend aufführte. 


Den von mir als Citula eiliaria beschriebenen und abgebildeten Fisch *) hat Cuvier in Olistes Rüppellii 
umgetauft. Ich hatte früher die Cuvier’sche Gattung Citula und Olistes mit einander vereinigt, deren ganzer 
Unterschied darin bestehen soll, dafs einige Strahlen in der Mitte der Rückenflosse sich fadenförmig verlängern. 
Aus welchem -consequenten Grunde nun Cuvier die Gattung Citula unterdrückt, und diejenige, die er Olistes 
benennt, allein fort behält, weils ich nicht; dals bei der von mir publieirten Figur die verlängerten Strahlen 
des mittleren Theiles der Rückenflosse an der Basis gespaltene Strahlen vorstellen, ist ein Fehler, den mein 
Lithograph machte, der sich übrigens auf meiner Original- Zeichnung eben so wenig befindet, als von einer 
solchen Bildung in meiner gedruckten Beschreibung Erwähnung geschieht. Ich habe auf meiner letzten Reise 


*) Atlas, Fische. Taf. 25. Fig. 8. 


Caranx bixanthopterus. 51 


eine Citula ciliaria erhalten, die jene fadenförmig gebildeten mittleren Strahlen auch an der Afterflosse hat, 
im übrigen aber nicht von den andern Exemplaren dieser Fischart unterschieden ist, so dafs ich es für möglich 
halte, dals Cuvier’s Olistes malabaricus und Olistes Rüppellii eine Art sind, die übrigens rechtmälsiger ‚Weise 
den von mir ihnen gegebenen Arten-Namen Citula ciliaria beibehalten mülsten. 

“, a 


- _ 

Die von mir im Jahr 1830 abgebildeten und beschriebenen Sceyris indicus und Blepharis fasciatus*) 
schickte ich seiner Zeit direct an Herrn Cuvier ein, und er schrieb mir über dieselben im nämlichen Jahre: 
„Elles sont nouvelles et je les adopte avec vos noms.“ Warum er nun trotz diesem 3 Jahre später sehr mittel- 
mäfsige Figuren beider Arten (Vol. 9. Taf. 252 und 253) unverkennbar nach Weingeist- Exemplaren fertigen 
lies, und meiner Beobachtungen gar nicht erwähnte; ferner nach pag. 154 des nämlichen Bandes ausdrücklich 
anführt, dals bis jetzo keine Blepharis- Arten im rothen Meere beobachtet wurden! diese Unrichtigkeiten und 
Verwirrungen mag ein Anderer commentiren, aber sie zu rügen will ich nicht unterlassen. 


Dafs der von mir als Nomeus nigrofasciatus beschriebene Fisch wirklich zur Gattung Seriola gehört, 
konnte ich unmöglich errathen, da diese beiden Gattungen von Cuvier in der 2ten Ausgabe seines Regne ani- 
mal Vol. 2 p. 206 neben einander gestellt sind, und erst ihr Unterschied im Jahr 1833 im 9ten Bande seiner 
Ichthyologie charakterisirt wurde; warum übrigens auch hier ganz ohne Noth Cuvier meinen Arten- Namen um- 
änderte, weils ich auch nicht. In meiner bekannt gemachten Beschreibung dieses Fisches **) sind einige wesent- 
liche Irrungen vorgefallen, die ich zu berichtigen mich beeile, indem ich gleichzeitig einige anatomische Noti- 
zen über diesen Fisch mittheile; beide Kiefer von Seriola (Nomeus) nigrofasciatus sind mit einer bürstenförmi- 
gen Binde feiner kleiner Hakenzähne besetzt; hinter derjenigen des Oberkiefers sind am Gaumen 8 Parthieen 
ähnlicher Zähne, welche zusammen einen Halbmond bilden. Die Zunge ist glatt, der Magen ein langer mus- 
kulöser spindelförmiger Sack, an dessen obern Drittel auf der linken Körperseite sich der Pylorus rechtwinkelig 
inserirt; ihn besetzt eine Reihe von ziemlich langen gleichgrofsen Blinddärmen, 22 an der Zahl. Der Darmkanal 
macht nur eine kurze Rückbiegung, und ist Y, mal so lang als der Körper. Die Leber bestehet aus drei Haut- 
lappen, wovon derjenige der linken Seite 1, mal so lang als jeder der andern ist. Auf der rechten Körper- 
seite liegt die sehr lange wurmförmig gebogene Gallenblase. Die Milz ist klein und länglich oval. Schwimm- 
blase ist keine vorhanden. 


Von der Gattung Equula beobachtete ich im rothen Meere die zwei Arten, welche Cuvier als Equula 
cabella und E. gomora in seinem 10ten Bande beschrieben hat. Forskals Scomber mellit (Deseript. Animalium 
p. 58. No. 77), den Cuvier Equula berbis benannte, gelang es mir nicht aufzufinden. In die Nähe dieses Fisches 
gehört meine neue Gattung Gazza, wovon ich in der ersten Lieferung zu diesem Werke die Typusart unter 
dem Namen Gazza equuliformis beschrieb und abbildete. Derselben sind beizufügen Scomber minutus (Bloch 
Taf. 429 Fig. 2) und Cuvier's Equula dentex, so wie vermuthlich noch gar manche zu entdeckende Art, daher 
meine Ansicht, für diese kleine Gruppe eine eigene Gättung zu bilden, hoffentlich Eingang findet. 

E] 


Ich gebe, wie gewöhnlich, hier eine Zusammenstellung aller von mir im rothen Meere beobachteten und 
entdeckten Fische zu den Scomberoiden von Cuvier gehörig, mit Hinweisung auf deren mir bekannte besten 


Abbildungen: 
Scomber kanagurta (Cuv.) Russell Fishes £ 2 e ’ : . & . Taf. 136. 
5 chrysozonus (Rüpp-) Wirbelthiere 5 0 en ER 5) 1 Fig. 1. 
5 microlepidotus (Rüpp.) 9) o ö e 5 a 6 o ll 222 
Thynnus bilineatus (Rüpp.) 3) R : e n: RL DER TEE Rn 12 el 
„  unicolor (Rüpp.) » R 6 5 Er En B5 12 ro 
Cybium Commersonü (Cuv.) Rüpp. Atlas o ? . & & h B a » aa 
*) Atlas, Fische. Taf. 33. Fig. 1 und 2. 
»*) Atlas, Fische. pag. 92. 
“ Am: 
ug * 
r3 
ni n & 


 - " 


52 Caranx bixanthopterus. 


Trichiurus haumela (Cuv.) Russell Fishes 2 r Jg Q ö 1 R 9 Tafel 41. 
Histiophorus immaculatus (Rüpp.) Wirbelthiere . B ö ı 0 ö > 11 Fig. 3. 
Elacate pondiceriana (Cuv.) Wirbelthiere © h o h J 0 5 D 9 12 „8. 
Chorinemus Lysan (Cuv.) Russel ©. 0.02 020 a. 

5 Toloo (Cuv.) Russell . 2 hi R e 5 9 8 ß ö » 137. 


55 moadetta (Cuv.) FE 
Trachinotus falcatus (Lac£p.) Russell . a A ö o . 0 R ° „154. 
Cäsiomorus quadripunctatus (Rüpp.) Atlas . . ö o 0 8 a 2 ” a m 
Caranx pelaurista (Geoffroy) Descript. de ie Q 0 = 0 9 5 > 3 „38. 
» speciosus (Lac&pede) Russell . 5 . 5 ® - 0 „ 19 
» djettaba (Rüpp.) Rüpp. Atlas . S a 2 5 B o > 3 „ 8 
» mauritanus (Quoy und Gaimard) Rüpp. Atlas 5 ö ö 0 0 > 5 „ 4 
» mieropterus (Rüpp.) Wirbelthiere B > 5 ö . 5 e "> 3 „1 
»  Jerdau (Rüpp.) Atlas . & SR B 2 c 9 ß > 2515,16} 
» eeruleopinnatus (Rüpp.) Wirbelthiere. 0 e ö 5 5 3 o > 3... 2% 
»  JFulvoguttatus (Rüpp.) Atlas 8 5 6 ö o 3 B . 5 > De 
»  Bajad (Rüpp.) Atlas . o 9 c © ® 0 0 ö . 5%) 3 „ >. 
„» wodagahwah (Cuv.) Russell Bun £ R E 2 5 5 P o » 139. 
„» Rotleri (Lacep.) Bloch ö D D 5 5 5 c ö 0 . » 346. 
„» sansun (Rüpp.) Wirbelthiere 0 ® a 0 0 0 0 y 13 „ 3. 
„»  affinis (Rüpp.) es 5 e 9 c 0 ö > > Tan mg 


bivanthopterus (Rüpp.) Wirbelthiere 

Citula armata (Rüpp.) 
Olistes ciliaria (Cuv.) Atlas 0 b Q o 5 . ö 25 8 
Seyris indieus\((Rüpps)Atlası ame an a De 33 1. 
Blepharis fasciatus (Rüpp.) Atlas . 2 3 5 n 5 5 ö a J = 3 9% 
Seriola nigrofasciata (Rüpp.) Atlas £ 8 a 5 o . . 5 6 24 2 
Equula cabella (Cuv.) Russell ö , . e 62 

» gomora (Cuy.) Russell . N > R Rae!, 0 - R o h 
Gazza equuliformis (Rüpp.) Wirbelthiere 5 6 o 0 b ö ö D 5 1,3 


— 


Familie der Sclerodermen. (Zes Sclerodermes. Cuv.) 


Diese Familie, welche zu Linne’s Zeit aus den 2 Gattungen Balistes und Ostracion bestand, ist in den letz- 
ten 50 Jahren mit keiner neuen Gattung bereichert worden; aber die ungemein vielen Arten, welche, als zu 
ersterer gehörig, in neuerer Zeit entdeckt wurden, machten es für die Wissenschaft förderlich, für mehrere der- 
selben eigene Untergattungen aufzustellen. Cuvier theilte daher in der 2ten Ausgabe seines Regne Animal 
die Balistes in 4 Untergattungen ab, in eigentliche Balistes, Monacanthus, Aluterus und Triacanthus. Tilesius 
glaubt sich berechtiget, gleichfalls eine neue Untergattung vorzuschlagen, die er Balistapus benahmte *); Gray 
endlich bezeichnet den von ihm abgebildeten Balistes barbatus mit dem Gattungsnamen Anacanthus **). Auch 
ich finde mich veranlasst, für einen durch ganz fremdartige Zahnbildung von allen andern bekannten Arten der 
Gattung Balistes abweichenden Fisch eine eigene Untergattung vorzuschlagen, der ich eben wegen dieser Zahn- 
bildung den Namen beilege: 


Xenodon, nov. genus. Rüpp. 


Characteres generici: Dentes in utraque maxilla 8, ordinati, compressi, cestiformes, excepto 


pari secundo maxillee superioris, qui cuneiformes, ceterisque longiores; characteres reliqui a Bali- 
stibus non differunt. 


*) Memoiren der Petersburger Academie Vol. VII. Taf. IX. 
**) Indian Zoology Vol. I. Taf, 84 Fig. 2 


93 


Taf. 14. Fig. 3. 


Xenodon (Balistes) niger. Rüppel. 
Synon.: Baliste noir. Lacepöde. Vol. I. Tafel XV. Fig. 2. 


Diagnos. Xenodon corpore ovali compresso, ore declivi, sursum spectante, mento prominente, basi caudae inermi, pinna caudali hirundi- 
nacea, apicibus perlongis, toto corpore et pinnis colore atro-viridescenti, ore, pinna dorsali secunda, anali et-caudali margine 
azurco; dentibus rufis. 


Die Körperform dieses Fisches, mit Ausnahme des Schwanzes, ist ein regelmäfsiges Ellipsoid, 
wobei der Mund etwas oberhalb der Längsaxe liegt, und zwar so, dafs er schräg nach oben zu 
gerichtet ist. Die Augen befinden sich ziemlich hoch, nach dem Vertex zu; die Brustflossen sind 
klein, hinten zugerundet; die zweite Rücken- und die Afterflosse sind in ihrem vordern Theil 
doppelt so hoch als an ihrem Ende; die Schwanzflosse ist grols, halbmondförmig, auf den Seiten 
mit sehr langen dünnen Gabelspitzen. Der ganze Körper ist durchaus mit einer robusten Knor- 
pelhaut bedeckt, welche durch regelmäfsige Diagonallinien in Rhomben abgetheilt ist; an der 
Schwanzbasis ist keine Stachelbewaffnung. 


0 3 
17? Bafl. 7 


Brfl. +, Al, Schi. 


Grundfarbe des ganzen Körpers und aller Flossen grünlich schwarz; der äufsere Rand der 
zweiten Rücken- und der Afterflosse, ferner der ganze Rand der Schwanzflosse und derjenige 
der Mundöffnung ist himmelblau; der hintere Rand der Schwanzflosse ist noch insbesondere 
weils gesäumt. Die Zähne sind schön lackroth; Iris dunkelblau mit röthlichem Ring um die 
Pupille. Ganze Körperlänge, ohne die Gabeln der Schwanzflosse, misst 10 Zoll, und zuzüglich 
der letztern 14 Zoll. 

Ich erhielt von diesem Fisch nur ein einziges Individuum im Monat Juli zu Djetta; sonst 
nirgends beobachtet. 


Von den eigentlichen Balistes beschrieb ich in dem Atlas zu meiner vorigen Reise sieben Arten. *) Ich 
bemerke vor allem, dafs ich irriger Weise den von Forskäl beschriebenen Balistes assasi, von welchem ich auf 
Taf. 7. Fig. 1 eine naturgetreue Abbildung gab, mit dem Balistes aculeatus (Bloch Taf. 149) identisch hielt, 
und in Folge dieser Voraussetzung diese letztere Figur als sehr ungenügend erklärte; ich hatte seitdem Gele- 
genheit ein Individuum dieses Blochischen Balistes aculeatus von Isle de France zu erhalten und zu vergleichen, 
und hierdurch selbst erkannt, dafs jener Fisch und der von mir abgebildete unwiderruflich zwei Arten sind, 
auch dals die Blochische Abbildung erstere recht gut dargestellt hat. Ich erinnere also hiermit auf das aus- 
drücklichste, dals alles, was ich über Balistes aculeatus am angeführten Orte gesagt habe, so wie meine unter 
dieser Bezeichnung gegebene Abbildung als auf Balistes assasi (Forsk.) bezüglich betrachtet werden muks. 

Von den von mir in meinem erwähnten Werke neu beschriebenen beiden Arten: Balistes albicaudatus und 
.B. flavimarginatus, wovon ich keine Zeichnungen publicirte, glaube ich es ersprieslich dieselben nachzuliefern, 
denen diejenige einer andern neuen Balistesart folgt, welche ich auf meiner letzten Reise im rothen Meere 
entdeckte. 


*) Section der Fische, pag. 27 — 33. 


Fische. 14 


Taf. 16. Fig. 1. 
Balistes albicaudatus. Rüppel. 


Diagnos. Balistes corpore elongato subelliptico, pinna caudali recte truncata, basi caudae 7 — 11 seriebus aculeorum armata, toto capite 
cataphracto, corporis colore cafleato, os versus fusce violaceo, ante pinnas pectorales stria semiarquata prasina; pinna caudali 
alba parte mediana macula semilunari umbrina; pinnis pectoralibus, secunda dorsi et anali ex rufescente hyalinis. *) 


Länglich elliptische Körperform mit vertical abgestutzter Schwanzflosse, die Strahlen der 
Rücken- und Afterflosse alle ziemlich von gleicher Länge. Der ganze Kopf ist gleich dem übri- 
gen Körper mit rhombischen granulirten Knochenschuppen bedeckt; an der Basis des Schwanzes 
sind dieselben jede mit einer kleinen nach vorn gerichteten Zacke bewaffnet, welche 7 bis 11 
horizontale Linien bilden; der Spalt der Kiemenöffnung gehet nur bis zur Höhe des obern Randes 
der Brustflossen; die Membran zwischen dem After und dem am Ende des Sternum ansitzenden 
artikulirten Knochen ist am Endrand mit zwölf Spitzen bewaffnet, welche diese Membran über- 
ragen, und abwechselnd rechts und links mit der Spitze abgekehrt stehen; es ist dieses das 
Ende eben so vieler Strahlen, die unter der Haut verborgen liegen; ihre Zahl variirt bei den 
verschiedenen Arten von Balistes von 12 — 15, und es sind diese als die beiden Bauchflossen 
anderer Fischarten zu betrachten, welche zusammengewachsen und unter der Haut verborgen sind. 

Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


3 o 0 


0 0 
Bafl. 7 + Ey Afl. 2a Schfl. 1 + — +1. 


14 ? 


Ich bemerke hier’ im Vorbeigehen, dafs bei allen Balistesarten, wenn man den gewöhnlich 


Brfl. 


ganz fest aufwärts gestellten vordersten Stachel der ersten Rückenflosse rückwärts zu biegen 
beabsichtiget, wozu er meistens vielen Widerstand leistet, in so einem Falle man nur nöthig 
hat, die Spitze des dritten Stachels dieser Flosse etwas vorwärts zu biegen, worauf sich alsobald 
jener scheinbar so fest eingekeilte vorderste Stachel von selbsten rückwärts legt. 

Die Grundfarbe des ganzen Körpers ist dunkelkaffebraun, nach dem Mund zu ins Dunkel- 
violette übergehend; vor der Brustflosse ein feiner halbmondförmig gebogener grasgrüner Streifen. 
Die Mundlippen sind fleischfarbig, die Iris dunkelbraun, die erste Rückenflosse hellbraun, die 
zweite Rückenflosse so wie die Brust- und Afterflosse röthlich hyalinisch, die Schwanzflosse milch- 
weifs, in der Mitte mit einem bisterbraunen Halbmond. 

Dieser Fisch wird in den Wintermonaten häufig zu Massaua gefangen; ich beobachtete kein 
Individuum, das über 7 Zoll lang gewesen war. Er wird nicht als Speise benutzt. 


Taf. 15. 


Balistes flavimarginatus. Rüppell. 
Fig. 1 Piscis adultus; Fig. 2 Piscis juvenis. 


Diagnos. Balistes corpore elliptico compresso, basi caude sex seriebus aculeorum armata, piscis adulti lateribus capitis inter oculos et 
os cute laevi, seriebus sex verrucarum longitudinalium, paulo conspicuarum vestita; pinna caudali Junulata, lateraliter acuminata, 
corporis et pinnarum colore ex viridi umbrino, parte pectorali ab ore anum versus sordide flavicante, pinnarum margine tlavo. 
Piscis juvenilis pinna caudali subrotundata, corporis colore thalassino, maculis fuscis rotundis irregulariter adsperso, parte pecto- 
rali, veluti piscis adulti, sordide flavicante, pinnis prasinis margine flavo. 


So auffallend auch immer die Verschiedenheit der Farben und selbst diejenige der Form der 
Schwanzflossen der beiden von mir unter gleicher Benennung abgebildeten Fische ist, so sind 


*) Sollte dieser Balistes albicaudatus vielleicht die nämliche Art seyn, die Lac&pede Taf. 18. Fig. 2 unter dem Namen Baliste arınd abbildete? 


Balistes flavimarginatus. 5 


solche doch nichts desto weniger sicherlich blos durch Alter veranlafste Modificationen einer ein- 
zigen Art. Dafs die Form des Endrandes "der Schwanzflosse bei verschiedenen Fischarten im 
Verlauf ihres Lebens zuweilen grolse Abänderung erleidet, hatte ich mehrmals zu beobachten 
Gelegenheit, und führe als ein recht ausgezeichnetes Beispiel den Aspisurus (Naseus) fronticor- 
nis*) an. Wie manche Nominalart, die auf solchen Unterschied begründet ist, wird noch aus 
dem Systeme zu beseitigen seyn! 

Die ausgewachsenen Individuen von Balistes flavimarginatus, welche eine Körpergröfse von 
mehr denn 11, Fufs erlangen, haben, unberücksichtiget des Schwanzes, eine elliptische vertical 
zusammengedrückte Körperform; die Seiten des Kopfes zwischen dem Auge, dem Mundwinkel 
und dem Spalt der Kiemenöffnung sind beinahe nackthäutig, indem nur ganz kleine Knorpel- 
erhebungen in sechs Längslinien gestellt, als die Spur der in der Jugend hier gewesenen dich- 
teren Beschuppung vorhanden sind, welche letztere übrigens auch schon sechs nackte Hautstreifen 
erkennen lälst. Auf jeder Seite der Schwanzbasis sind sechs Reihen konischer Knochenwarzen; 
die Strahlen der zweiten Rücken- und der Afterflosse sind im vordern Theile derselben beinahe 
doppelt so lang als im hintern; die Seitenspitzen der Schwanzflosse verlängern sich über den 
vertical abgestutzten mittleren Theil des Randes um zwei Zoll. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


0 3 0 
Brfl. —, Rl.— + „I, Al. 


a, Sch. I+ +1. 

Die Farbe des gröfsten Theils des Körpers und der Flossen ist schmutzig grünlich braun; 
die Mundgegend, die untere Hälfte der Operkeln und der Vorderleib unterhalb derselben bis 
unfern des Afters sind röthlich gelb; die in der obern Hälfte der Operkuln befindlichen nackten 
Hautstreifen sind dunkler schattirt als die Grundfarbe; der freie Rand der Brustflossen und der 
äufsere Rand der zweiten Rücken- und Afterflosse, so wie auch der Endrand der Schwanzflosse 
sind gelb eingefafst. Iris gelb. 

Bei jungen Individuen, die zuzüglich der Schwanzflosse kaum fünf Zoll Längedurchmesser 
hatten, fehlen, wie schon bemerkt, an jener Flosse ziemlich die Verlängerungen der Seitenspitzen, 
ja bei einigen Fischen war diese Flosse sogar etwas zugerundet; die sechs nackten Hautstreifen 
unterhalb der Augen sind zwar sichtbar, jedoch sind sie viel schmäler als bei dem ausgewach- 
senen Fische. Die sechs Reihen von Knochenwarzen auf jeder Seite des Schwanzes sind vollkom- 
men erkenntlich. Der Grund der Körperfarbe ist nach dem Rücken zu grünlich grau, unterhalb 
der Rückenflosse merklich dunkler, durchaus mit unregelmäfsigen runden braungrauen Flecken 
gesprenkelt. Gegend um den Mund und die untere Körperhälfte von derselben an bis zum After, 
blafsgelb. Die Flossen sind grünlich, die zweite Rücken-, die After- und die Schwanzflosse am 
äufsern Rande gelblich eingefalst; auf der ersten Rückenflosse mehrere grünbraune Flecken. * 

Diese Balistesart ist besonders häufig im Meere bei Djetta, woselbst sie oft auf den Markt 
gebracht wird, obgleich nur der Qualitäten der Fische unkundige Pilger solche kaufen, weil 
Balistes überhaupt nicht allein von schlechtem Geschmack, sondern sogar ungesund als Nahrung 
seyn sollen. 


*) Gewils ist als Gattungsbezeichnung das von Commerson gebrauchte Wort Naseus, das nicht auf alle Arten anwendbar ist, viel 
unpassender, als das Wort Aspisurus, welches ich in Anwendung setzte, und womit Lac&pede eine unnöthige Unterabtheilung der Gat- 
tung bezeichnete. Auf jeden Fall ist Cuvier’s Naseus brevirostris (Vol. 10. Taf. 291) nichts als Jugendalter von Naseus fronticornis, wie 
ich durch viele Uebergänge im rothen Meere häufig zu beobachten Gelegenheit hatte, mithin erstere Art aus dem Systeme wegfallen muss. 


36 


Taf. 16. Fig. 2. 
Balistes rivulatus. Rüppell. 


Diagnos. Balistes corpore subelliptico, cauda inermi, pinna caudali piseis adulti apieibus lateralibus subelongatis, juvenilis margine postico 
subrotundato, regione opereulari striis sex alepidotis, corporis colore eitrino, rivulis longitudinalibus ultramarinis, fascia inter 
oculos, macula semieirculari ad latera pinnae dorsalis primae et secundae, fasciaque ad basin caudae colore nigro; pinna dorsali 
prima nigra; secunda, anali et caudali ex flavido viridibus, permultis maculis caeruleis variegatis, margine externo albolim- 
bato; labiis colore erytlırino. 


Diese Balistesart scheint nicht über 6%, Zoll lang zu werden, in welcher Gröfse sie eben so 
wie die vorstehend beschriebene Art durch die seitlich verlängerten - Spitzen der Schwanzflosse 
sich von dem von mir abgebildeten jüngeren Individuum unterscheidet, an welchem der hintere 
Rand der Schwanzflosse etwas zugerundet ist. Die Körperform ist im verticalen Durchschnitt 
rundlich elliptisch, wobei jedoch der Bauch vor der Aftergegend einen Vorsprung macht; durch 
die erschlaffte Haut, welche den Beckenknochen überdeckt. Auf der Schwanzbasis ist keine 
Spur von Stacheln oder Knochenwarzen bemerklich; über die Operkuln ziehen sechs nackthäutige 
Streifen; der vordere Theil der zweiten Rücken- und der Afterflosse ist nambar höher als der 
hintere; die Strahlenzahl der Flossen ist: 

Brfl. 4 Rf. — + = Aftil. a „Sch. 1 + — +. 

Die Grundfarbe des ganzen Körpers und des Schwanzes ist schön zitrongelb mit vielen schma- 
len unregelmäfsigen lazurblauen Längsstreifen und einzelnen Strichen; von einem Auge zum 
andern über die Stirn gehet eine schwarze Binde; an der Basis der ersten und zweiten Rücken- 
flosse ist ein schwarzer halbzirkelförmiger Fleck; ein schwarzes Band gehet um die Basis des 
Schwanzes; die erste Rückenflosse ist schwarz, die zweite und die ihr gegenüber befindliche 
Afterflosse, so wie auch die Schwanzflosse sind gelbgrün mit lazurblauen Flecken; der freie Rand 
dieser Flossen ist weils gesäumt. Brustflossen einförmig gelbgrün, Lippen und Mund fleischfarbig, 

Ich erhielt diesen Fisch im Monat July zu Djetta; er scheint daselbst nicht sonderlich häufig 
vorzukommen. 

Ich besitze die Skelette von fünf Balistesarten aus dem rothen Meere, welche, die allgemeine 
Körperform ausgenommen, keine wesentliche Verschiedenheiten unter sich zeigen. Alle haben 
an beiden Kiefern vier Paar robuste in einer Reihe sich folgende konische Zähne; hinter den- 
jenigen des Oberkiefers lehnen sich drei andere Paar konischer Zähne dicht an; am Schlund ist 
oben und unten ein Knochenpaar mit doppelter Reihe konischer Zähne besetzt. Die Zahl der 
Rippen ist bei Balistes viridescens, rivulatus, flavimarginatus et stellatus sieben Stück, nur B. assasi 
hat deren acht auf jeder Seite. Bei diesen fünf Arten sind in der Wirbelsäule achtzehn Wirbel, 
und bei jeder wird die Kiemenhaut durch sechs Strahlen unterstützt, wovon der äufserste ganz 
besonders breit ist. 


Monacanthus. Cuvier. 


Auf meiner früheren Reise erhielt ich im rothen Meere einen ganz kleinen zu dieser Gattung gehörigen 
Fisch, über welchen ich aber keine nach dem Leben gefertigte Beschreibung mitzutheilen hatte, daher ich mich 
begnügte, ihn unter dem Namen Monacanthus pusillus aufzuführen, *) um spätere Reisende auf sein Dasein 


”) Atlas zu meinen Reisen, Sect, der Fische, pag. 34. 


Monacanthus pardalis. 57 


aufmerksam zu machen. Kein anderes Individuum dieser Art ist mir seitdem vorgekommen; ich bemerke über 
dieselbe nachträglich, dafs die ganze Körperhaut mit zahllosen kleinen Wärzchen, die rauh anzufühlen sind, bedeckt 
ist; die Schwanzbasis hat keine besondere Bewaffnung, und bei den zwölf Strahlen der Schwanzflosse findet dieselbe 
Eigenthümlichkeit statt, welche ich bei nachfolgender Art beschreiben werde. Bei dieser zweiten im rothen 
Meere aufgefundenen Art hatte ich abermals die Unannehmlichkeit, dafs solche während einer von mir gemach- 
ten Land-Excursion, in der Gegend des Hafens Tor für mich eingesammelt wurde, ich daher nur ein längst 
abgetrocknetes Exemplar zu beschreiben vorfand ohne bestimmte Notiz über dessen Färbung im lebenden 
Zustande. Ich konnte freilich die Hauptvertheilung des Colorits erkennen, aber die Nuancen der Farben 
waren erstorben, und ihre genaue Angabe ist von späteren mehr begünstigten Beobachtern zu ergänzen. Wird 
durch dieselbe einstens die Aehnlichkeit bestätiget, welche ich zwischen diesem Fisch und der von Renard 
Fol. 25. No. 134 unter dem Namen Ewanwe bekannt gemachten Abbildung zu finden glaube? 


Taf. 15. Fig. 3. 
Monacanthus pardalis. Rüppell. *) 


Diagnos. Monacanthus corpore "antice subrhomboidali, postice semielliptico, compresso, pinna caudali rotundata, cute laevi, basi cauda 
lateraliter permultis pilis setosis antrorsum spectantibus, labiis erythrinis, corporis colore umbrine; permultis maculis angulatis 
fuscioribus picto, operculis rivulis novem longitudinalibus tureinis (?), pinna dorsali secunda, anali et pectorali rufescentibus, 
caudali cinerascente (?); dentibus cestiformibus in maxilla superiore acuminatis. 


Das Körperprofil dieses Fisches ist in dfken vorderer Hälfte zwischen der Basis des Stachels 
der ersten Rückenflosse, dem Munde, der Endspitze des Backens und des Afters rauten- 
förmig; die hintere Körperhälfte entspricht einer parabolischen Form, an deren Axe die Schwanz- 
basis mit der zugerundeten Flosse ansitzt. Die zweite Rücken - und die Afterflosse haben ihre 
Strahlen beinahe durchaus von gleicher Länge, und sind wenig hoch; der Stachel der ersten 
Rückenflosse ist im obern Theil an seiner vordern Kante, im unteren auf seinen beiden Seiten- 
kanten gezackt, und hinten an seiner Basis mit einer kurzen Membran versehen; die Strahlen 
der Schwanzflosse sind an ihrer Basis dreikantig und bieten durch ihre abwechselnde Stellung 
bald eine breite, bald eine schmale Fläche dar, welches ich sonst bei keiner Balistesart beobach- 
tete. Die ganze Körperhaut ist mit feinen Granulationen besetzt, die durch die Lupe betrachtet, 
kleine rhombische Gruppen bilden; auf jeder Seite der Schwanzbasis ist ein grofser rundlicher 
Flecken mit zahllosen feinen kurzen Nadeln besetzt, deren Endspitzen nach dem Kopf des Fisches 
gerichtet sind; am Ende des Sternum ist eine kleine articulirte mit Stacheln versehene Knochen- 
platte. 

Die Zähne dieses Monacanthus haben eine eigenthümliche Form und Stellung; sie sind nicht 
konisch wie die der gewöhnlichen Balistes, sondern am Oberkiefer dreieckig und vertikal zusam- 
mengedrückt, wie diejenige mancher Squalusarten; die Basis der beiden seitlichen Paare des 
Oberkiefers liegt nicht in gleicher Linie mit derjenigen der beiden mittleren Paare, sondern 
stehet tiefer; ferner stehen von der zweiten Reihe Zähne, welche bei den Balistes immer von der 
vordern ganz überdeckt werden, am Oberkiefer zwischen dem ersten und zweiten Paare, die End- 
spitzen eines Zahnpaares deutlich hervor, so dafs man beinahe sagen könnte, dieser Monacanthus 
besitze am Oberkiefer in der vordersten Reihe zehn Zähne. **) 


*) Aus Verschen stehet auf der Tafel parthalis statt pardalis, so wie auch bei Fig. 2. juvenir statt juvenis. 
**) Siehe auf Tafel 15 die besondere Zeichnung der Zähne dieses Monacanthus. 


Fische, 15 


58 Tetraodon semistriatus. 


Die Strahlenzahl der Flossen ist: 
Si, RR +, AM 
Die Grundfarbe des ganzen Körpers und der Schwanzflosse scheint braun gewesen zu seyn, 
die Seiten des Körpers durchaus mit eckigen zwei Linien grofsen dunkleren Flecken getigert; 
unter dem Auge auf dem Operculum sind neun bis zehn schmale dunkelblaue (?) Wellenstrei- 
fen; Brust-, zweite Rücken- und Afterflosse verwaschen röthlich; die kurze Membran an der 
Basis des die erste Rückenflosse ersetzenden Stachels ist schwärzlich. 
Diese Abbildung ist in natürlicher Gröfse gerechnet; neben derselben ist ein Umrifs der 
Zähne; das einzige von mir beobachtete Individuum ward bei Tor im nordöstlichen Golfe des 


Bril. Schl.1 +. +1. 


rothen Meeres eingesammelt. 


Familie der Gymnodonten. Les Gymnodontes. Cuv. 


Von der hierzu gehörigen Gattung Diodon erhielt ich im rothen Meere nur eine Art, den bekannten Diodor 
punctatus Cuv. (Bloch, Tafel 126), welchen auch bereits Forskäl auf seinen Reisen im rothen Meere beobachtete 
(Dese. Animal. pag. XVII). Der arabische Trivialname dieses Fisches ist zu Djetta: Schokie; das von mir 
von dieser Art gefertigte Skelet ward von Professor Agassi@®in seinem Werke über fossile Fische beschrieben. 

Von Tetraodonarten sammelte ich auf meiner früheren Reise sechs Verschiedenheiten ein, welche ich in dem 
dazu gehörigen naturhistorischen Atlas beschrieben und theilweise abgebildet habe. *) Auf meiner neueren 
Reise erhielt ich zwei andere Arten dieser Gattung, wovon mir die eine neu scheint, die andere durch Total- 
form und sonstige Particularitäten die gröfste Aehnlichkeit mit dem von Russell (Taf. XXIX, Fig. 1.) abgebil- 
deten Tetraodon lunaris hat, aber durch Strahlenzahl und durch kleine Verschiedenheiten in der Färbung von 
derselben abweicht, welche mir jedoch zu unwesentlich erschienen, um deshalb eine neue Art aufzustellen. 
Meine unten folgende Beschreibung ist nach dem Leben gefertiget. 


Taf. 16. Fig. 3. 
Tetraodon semistriatus. Rüppell. 


Diagnos. Corporis forma persimili Tetraodonti perspicillari (Hemprich), elongato-elliptica, capite et cauda exceptis permultis spinis hirsutis, 
orbitis protuberantibus, pinnis pectoralibus recte truncatis, anali, dorsali et caudali subrotundata, corporis et pinnarum colore ex 
viridi prasino, parte dorsali permultis punctis, parte ventrali et pinna caudali multis lineis borizontalibus albidis pictis, annulo 
circa anum et regionem aperturae branchiarum nigris. 


Der langgestreckte etwas elliptisch zugerundete Körper, welcher mit Ausnahme des Vorder- 
kopfes und des Schwanzes durchaus mit kleinen Stacheln dicht besetzt ist, die seitlich aufwärts 
hervorstehenden Augenränder, die abgestutzte Form der Brustflosse, die zugerundete Rücken-, 
After-und Schwanzflosse, und die zweispitzigen Hautfühler an den Nasenlöchern sind ganz gleich 
denjenigen des Tetraodon perspieillaris (Hemprich); auch Körpergröfse und Strahlenzahl der Flos- 
sen (mit Ausnahme derjenigen am After) sind in beiden Arten gleich; diese Strahlenzahl ist bei 
gegenwärtigem Fische 

Br. — , 

Der specifische Unterschied beider Arten gründet sich allein auf die Vertheilung der Farben, 
wodurch sie freilich sehr von einander abweichen. Tetraodon semistriatus ist folgendermafsen ge- 
zeichnet: Grundfarbe des ganzen Körpers grasgrün, Gegend um den Mund blafsgelb, Haut um 


0 o 0 
Bal. — , Al, Schl.1+— +1. 


*) Pag. 62. der Section der Fische, und Tafel 17. 


Tetraodon lunaris. 59 


die Kiemenöffnung und Basis der Brustflosse schwarz, auf letzterer drei eitrongelbe Striche. Die 
untere Hälfte des Bauchs milchweifs, um den After ein schwarzer Ring; von demselben laufen 
weilse dünne Striche aus in divergirender Richtung nach dem Schwanz, dem Rücken und der 
Kopfgegend; besonders zahlreich sind dieselben am Vorderleib, wo auf dem Raume zwischen den 
Brustflossen deren vierundzwanzig sind; um jede Augenhöhle gehen vier concentrische weilse 
Ringe; zwei ähnliche Ringe gemeinschaftlich um die Brustflosse und Kiemenöffnung; zwei weilse 
Streifen verlaufen über die Basis der Rücken- und Afterflosse. Die obere Hälfte des Kopfes und 
ganzen Körpers ist mit kleinen weilsen Flecken dicht besäet; alle Flossen sind grasgrün, die 
vordern %, der Schwanzflosse mit weilsen wellenförmigen Längsstreifen. Iris braun mit gelbem 
Ring um die Pupille. Körperlänge bis zu 16 Zoll. 

Dieser Fisch ward im November zu Massaua einzeln eingefangen nach frischem Südost Winde, 
sonst aber nirgends im rothen Meere beobachtet. 


Tetraodon lunaris. Cuv. 
Russell fishes of Coromandel. Vol. I. Taf. 29. Fig. 1. 


Diagnos. Tetraodon corpore subelaviformi, pinna caudali postice truncata, apicibus lateralibus paulo longioribus, pinna dorsali et anali 
acuminata, cute partis median® ventris et dorso pinnis pectoralibus opposito subasperis, reliquo corpore cute laevi. Linea late- 
rali conspicua, a naribus incipiente, sub oculos arquatim decurrente, postea dorso approximata flexuosa. Corporis colore parte 
dorsali carneo, lateribus ex argenteo nitido, ventre lacteo; pinnis pectoralibus flavicantibus; pinna dorsali, anali et caudali ex 
viridi hyalinis, ista margine laterali azureo. 


Die Körperform* dieses Fisches ist kolbenförmig zu nennen; nach der Basis der Schwanz- 
flosse- ist dieselbe vertical comprimirt, der hintere Rand jener Flosse senkrecht abgestutzt, dabei 
die Endspitzen der Seitenränder etwas verlängert; an der Rücken- und Afterflosse ist der zweite 
Strahl der längste; die folgenden verkürzen sich regelmälsig und zwar so, dafs der äufsere Rand 
dieser beiden Flossen gemeinschaftlich in eine verticale Linie zusammentrifft; die Brustflossen sind 
am hintern Rande gleichfalls durch eine gerade Linie abgestutzt. Die untere Seite des Bauchs 
nach der Mitte zu ist mit kleinen rückwärts gerichteten Stacheln besetzt, und auf der obern 
Körperseite hat die Gegend des Vertex und der ihr zunächst liegende Theil des Rückens auch 
ganz feine Stachelwarzen; der ganze übrige Körper ist glatthäutig. Die ungewöhnlichen Krüm- 
mungen, welche die Seitenlinie macht, sind auf der von Russell gegebenen Abbildung dieses Fisches 
recht gut dargestellt; diese Seitenlinie beginnt an den Nasenlöchern, verläuft vorwärts nach dem 
Munde zu, drehet sich dann als Halbzirkel unterhalb dem Auge her, und verläuft dann unregel- 
mäfsig geschlängelt in der vordern Körperhälfte unfern des Rückens, in der hintern beinahe in 
halber Höhe, bis zur Schwanzmitte. 

Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


0 0 Ü 
Brfl. 7 > Ri.» All ST» 


Sch. —. 

Der ganze Rücken des Fisches vom Munde an ist fleischfarbig, die Seiten des Körpers 
glänzendes Silber, der Bauch matt milchweifs; Brustflosse gelblich, die andern Flossen grünlich 
hyalinisch; der Seitenrand der Schwanzflosse und deren Endspitzen himmelblau. Iris gelb mit 
rothem Ring. Körpergröfse des einzigen von mir eingesammelten Exemplares 6 Zoll; es ward 


im Monat April mit der Angel bei Souez gefangen. 


60 Tetraodon sordidus. 


Da von dem in dem Atlas zu meiner vorigen Reise beschriebenen Tetraodon sordidus keine Abbildung 
vorhanden ist, deshalb gar leicht die desfallsige Notiz übersehen oder unberücksichtiget wird, und dann später 
der nämliche Fisch noch einmal durch andere als eine neue Entdeckung aufgeführt werden könnte, so halte ich 
es für ersprielslich, eine nach dem Leben gefertigte colorirte Zeichnung hiermit nachzuliefern. 


Taf. 16. Fig. 4. 
Metraodon sordidus. Rüppelt. 


Diagnos. Tetraodon corpore elongato subeylindrico, cute hispidissima aculeis minutis apice albidis; parte postica caud® et annulo 
circa aperturam branchiarum et oculos cute laevi; pinna pectorali postice recte truncata, dorsali, anali et caudali subrotundatis, 
colore dorsi et capitis thalassino, ventris ex roseo livido, labiis et apertura branchiarum flavis, pinnis flavide viridescentibus, 


caudali nigro-marginata. 

Länglicher, ziemlich gleichförmig eylindrischer Körper, gegen die Schwanzbasis hin allmählich 
vertical comprimirt; dieser Körpertheil, so wie ein Ring um jedes Auge und um die Kiemen- 
öffnung nackthäutig, während der ganze übrige Körper mit feinen kleinen Stacheln dicht besetzt 
ist; an dem Nasenloch der gewöhnliche kleine Hautlappenfühler. Die Brustflosse ist hinten gerad- 
linigt abgestutzt, die drei andern Flossen mit beinahe gleichlangen Strahlen, und die Endwinkel 
etwas zugerundet. 


° , An. , Sch. 2 


o 
Bril. RI. ——, u > 


14 ? 


Die Farbe der ganzen obern Körperseite ist einförmig schmutzig meergrün, die Bauchseite 


verwaschen rosenroth; Mund, Lippen und Rand des Kiemenspalts gelblich; Iris lebhaft gelb; alle 
Flossen gelblich grün, an der Schwanzflosse die drei freien Ränder schwarz. * 

Körpergröfse bis zu zwölf Zoll; dieser Fisch ist mir nur einzeln im nördlichen Theile des 
rothen Meeres vorgekommen. 

Von drei Tetraodon-Arten, T! perspieillaris, calamare und diadematus habe ich die 
Skelette eingesammelt. Dasjenige des ersteren unterscheidet sich von den andern leicht durch 
die aufwärts gerichtete Orbita, die stark hervorstehet, während solche bei den andern Arten 
unterhalb der Fläche des Scheitels liegt. Alle drei Arten haben achtzehn Wirbel in der Rücken- 
säule, die aber unter sich so verschiedentlich geformt sind, dafs sich über dieselben nichts Allge- 
meines sagen läfst. Von Rippen ist keine Spur vorhanden; alle drei Arten haben fünf Strahlen 
in der Kiemenhaut*) und eine sehr robuste hufeisenförmig gekrimmte Schwimmblase. 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere eingesammelten Fische aus der Classe 
der Plectognathen. 


1) Familie der Sclerodermen: 


Balistes assasi (Forskäl) Rüppell Atlas (unter dem irrigen Namen B. aculeatus.) . Taf. 7. Fig. 1. 
»  lineatus (Schneider) Bloch Syst. Ichthyol.. 0 . . 0 © . ö „ 87. 
»  viridescens (Lac&pede) Lacep. Vol. I. 2 BIENEN: MER ui Ar »„ 16. „ 8. 
„  stellatus (Lac&pede) ibid. . 0 e © 5 B 0 ö a: 9m 
„ eorulescens (Rüpp.) Atlas . ö c RE 9; y» us 
Jlavimarginatus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere re ee © & » 125. „ 1u.2% 


*) Nicht sechs Strahlen, wie ich irrthümlich auf pag. 63 meines früheren zoolog. Atlasses angegeben hatte. 


Scylliium heptagonum. 61 

Balistes albicaudatus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere . . 0 5 0.200200... Taf. 16. Fig. 1. 

»  rivulatus (Rüpp.) ibid. ö a na ou a E16 2! 
Xenodon niger (Rüpp.) ibid. ae re . N »„ 1 „ 8. 
Monacanthus pardalis (Rüpp.) ibid. »„ 2. „ 3 

»  pusilus (Rüpp.) nur Neainieien i in meinem Aka, Fische, pag- 4. 

2) Familie der Gymnodonten : 

Diodon punctatus (Cuv.) Bloch . ö . 6 . 6 6 s ö . 0 0 Taf. 126. 
Tetraodon Honkeni (Linn.) Rüpp. Atlas . 6 R 6 G o 0 . 6 » 17. Fig. 2. 

> perspieillaris (Hemprich und Ehrenberg) ii 

s semistriatus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere . . ae ae »„ 16. „ 38. 

> calamara (Russell) Rüpp. Atlas pl Ah 

" diadematus (Rüpp.) ibid. 5 N 

> lunaris (Cuv.) Russell fishes of en ä ö o 0 ö 6 Dot 

> sordidus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere 0. 0.08 TIERE ES - We: Om, Ar 
Ostracion cubicus (Linn.) Bloch ö H 6 0 6 . 0 0 . b 5 „ 137. 

5 argus (Rüpp.) Atlas, Fische : 0 0 5 ö R 6 ö a re. 

> eyanurus (Rüpp.) ibid. . ö - o 0 ö ö 0 0 0 5 le 2: 

% turritus (Forsk.) Bloch . o DERENNER De. a u © „ 136. 


Familie der Plagiostomen. Dumeril. 
Sippe der Squalus. 


Diese an verschiedenen Formen so ungemein reiche Sippe ward bereits von Cuvier in viele Unterabtheilun- 
gen getrennt, grölstentheils begründet auf die Stellung und Anwesenheit der Flossen, diejenige der Spritzlöcher, 
Zahl und Lage der Kiemenöffnungen. Die Unterabtheilungen dürfen aber vielleicht zweckmälsig noch vermehrt 
werden durch kritische Berücksichtigung des Zahnbaues. Da es mir an hinlänglichen Beobachtungen mangelt, 
um diese Arbeit auf einigermalsen genügende Art zu unternehmen, so begnüge ich mich vorläufig untenstehend 
nur eine neue Gattung, von mir im rothen Meere entdeckt, aufzustellen. 


Scyllium. Cuv. 
Taf. 17. Fig. 1. 


Scylliium heptagonum. Rüppell. 


Diagnos. Scyllium capite rotundato, ore mediocri, maxilla superiore 10 seriebus dentium armata, naribus tentaculatis, dorso post spira- 
cula paulum gibboso, corporis sectione transversali forma heptagona, pinnis ventralibus in parte post pinnam dorsalem primam, 
pinna caudali dimidio longitudinis totius corporis aequali, corporis et pinnarum colore hepatico, permultis ocellis fusco-umbri- 
nis variegato, pinna caudali margine dorsali fasciis 17 fusco-umbrinis. 


Diese Scylliumart hat mehrere sie wesentlich auszeichnende Eigenthümlichkeiten; die hintere 
Basis ihrer ersten Rückenflosse ist dem Kopfe näher gestellt als diejenige der Brustflossen; der 
vordere Rand dieser ersten Rückenflosse verlängert sich in eine zugeschärfte Leiste, die längs 
der Körpermitte bis oberhalb der Augen verläuft; die zweite Rückenflosse sitzt auf dem zwischen 
der Bauch- und Afterflosse gegenüber befindlichen Raum. Längs beiden Seiten des Körpers ver- 


laufen drei Leisten, gebildet durch in der Haut befindliche starke Knorpelgranulationen ; diese 
Fische. 16 \ 


62 Nebrius concolor. 


sechs Leisten zuzüglich derjenigen, welche sich auf der Rückenmitte befindet, geben dem Körper 
in seinem Querdurchschnitt eine siebenkantige prismatische Form. Der Kopf ist vorn ganz zuge- 
rundet; die ziemlich dicht hinter den Augen befindlichen Spritzlöcher sind grols, vertical gespalten; 
die drei letzten Kiemenspalten befinden sich noch oberhalb der Brustflossen, welche letztere beson- 
ders stark entwickelt sind; oberhalb der Spritzlöcher erhebt sich das Rückenprofil des Körpers 
in einer abgesetzten parabolischen Linie, die sich in ihrem Verlauf mit der Schärfe der Rücken- 
flosse verschmilzt. Die Schwanzflosse ist sehr lang, beinahe der Hälfte des ganzen Körpers ent- 
sprechend; gegen das Ende des untern Randes derselben sind die den Squalusarten eigenthüm- 
lichen zwei Auskerbungen. 

Der Mund ist nicht sonderlich grofs, beide Kiefer halbeylindrisch gewölbt, und jeder mit 
zehnfachen Reihen kleiner dreizackiger Zähne besetzt, wovon die mittlere Zacke die längste; an 
jedem der Nasenlöcher ist eine fühlerförmige Verlängerung der Haut. Farbe des ganzen Körpers 
und der Flossen hell leberbraun mit vielen kleinen dunkelbraunen Flecken gescheckt; nur der 
Vorderkopf, die Bauchmitte und die Afterflosse sind frei von diesen Flecken, und über die Rücken- 
seite der langen Schwanzflosse sind siebzehn dunkelbraune Verticalstreifen, mit eben soviel Flecken- 
reihen wechselnd. Iris gelblich weils mit vertical gespaltener Pupille. Das von mir beobachtete 
Individuum war 3/, Fufs lang; es war das einzige welches mir zu Gesicht gekommen, und wurde 
bei Djetta im Monat July eingefangen, soll aber in anderer Jahreszeit nichts weniger als selten 
dorten vorkommen. Der arabische Trivialname ist Baglul. 


— 


Nebrius *) nov. gen. Rüppell. 

Mit diesem neuen Gattungsnamen bezeichne ich diejenigen Squalus, die in jeder Beziehung 
den Seyllium ganz ähnlich gebildet, wie dieselben mit Spritzlöchern versehen sind, Hautfühler 
an den Nasenlöchern haben, wo die erste Rückenflosse den Bauchflossen gegenüber ansitzt, die 
zweite oberhalb der Afterflosse etwas vorgestellt ist, und die mit einer ziemlich langen gerade 
gestreckten Schwanzflosse versehen sind; deren nicht sonderlich grofser Mund mit mehreren Reihen 
breitgedrückter Zähne besetzt ist, wovon jeder in einen halbbogenförmigen Rand ausgehet, der 
mit neun bis zehn ziemlich gleichen kurzen Spitzen ausgezackt ist;**) und hierdurch unterscheiden 
sie sich von den Scyllium mit langen Schwanzflossen, deren Zähne bekanntermafsen dreizackig sind. 


Tarı17. Big, 2: 
Nebrius concolor. ‚Rüppel. 


Diagnos. Nebrius pinna dorsali prima pinnis ventralibus opposita, dorsali secunda paulo anteriore anali, caudali valde elongata, lobo 
superiori minutiusculo, spiraculis minutis, cute granulata, tactu tamen laevi, corporis et pinnarum colore ex cinereo rufescente, 


Die Totalform des Körpers ist keulenförmig, am zugerundeten Kopfe etwas weniges flach 
gedrückt; der Mund ist nicht fern von dem Vorderrande des Kopfes, und an der innern Seite 
der Nasenlöcher ist ein wohlentwiekelter Hautfühler. Das Spritzloch hinter jedem Auge ist sehr 

*) Nach Aristoteles bezeichneten die Griechen die Seyllium mit dem Worte veßoieı, daher die Anwendung dieses Worts sehr 


passend." Siehe Rondeletius pag. 380. 
**) Siche die besondere Zeichnung eines Zahnes auf Tafel 17, oberhalb der Schwanzflosse von Fig. 2. 


Carcharias melanopterus. 63 


klein; von den fünf Kiemenspalten ist das hinterste Paar dicht beisammen, und es ist unmittelbar 
oberhalb des vordern Randes der Brustflossen gelegen; letztere sind nicht sonderlich entwickelt. 
Die erste Rückenflosse sitzt unmittelbar über den Bauchflossen, die zweite theilweise etwas vor 
dem Anfange der Afterflosse; der untere Lappen der Schwanzflosse ist ganz unbedeutend vor- 
geschoben, das obere Flossenende wie gewöhnlich mit zwei schmalen Auskerbungen. Die ganze Haut 
des Körpers und der Flossen ist gleichförmig mit kleinen Knorpelkörnern chagrinirt, und durchaus 
glatt anzufühlen; die Farbe des Körpers und aller Flossen ist schmutzig rothgrau, Iris gelblich. 
Körperlänge des einzigen von mir beobachteten Individuums 2%/; Fufs. Ich erhielt es zu Massaua 
ohne bestimmte Namensangabe. 


Carcharias. Ouwvier. 


Fünf Arten, zu dieser Unterabtheilung der Familie der Squalus gehörig, beobachtete ich im rothen Meere, aber 
nur eine derselben glaube ich zu erkennen in der kurzen Andeutung, welche Forskäl in seinen Thierbeschrei- 
bungen Arabiens von fünf verschiedenen Squalusarten gegeben hat. *) Ob eine Beschreibung einer der vier 
andern von mir beobachteten Arten irgendwo sonst bekannt gemacht wurde, habe ich nicht ermitteln können; 
ich halte es daher ersprieslich, von denselben Zeichnungen unter eigenen Benennungen zu veröffentlichen, ganz 
bereitwillig, letztere wieder zu beseitigen, wenn sich solche als Synonyme bewähren sollten. 


Carcharias melanopterus. Quoy & Gaimard. 
Synon.: Squalus carcharias minor. Forskal. 
Icon: Voyage de l’Astrolabe; hist. naturelle pl. 43. 


Diagnos: Carcharias capite subrotundato, paulum depresso, ore dentibus triangularibus margine serratis et basi corpus versus dilatatis, 
Pinnarum margine externo concavo exciso, nigro limbato, apice nigro, corporis et pinnarum colore ex flavido cinerascente; oculis 
membrana nictitante nulla. 


Der Kopf dieses Hayen ist vorn etwas zugerundet, dabei ein wenig abgeflacht, der Mund 
mit mehreren Reihen flachgedrückter Pyramidalzähne besetzt, deren Seitenkanten fein ausgezackt; 
ihre Basis ist auf der nach dem Körper zu befindlichen Seite etwas verlängert und am Rande 
gleichfalls fein gezähnelt. Die Zähne des Unterkiefers sind bei weitem schlanker als die des obern. 
Die Brustflossen sind mittelmäfsig grols; unmittelbar über ihrem vordern Rande befindet sich die 
letzte der fünf Kiemenspalten. Die Basis des vordern Randes der ersten Rückenflosse ist dem 
hintern Rande der Basis der Brustflossen gegenüber befindlich. After - und zweite Rückenflosse 
sind gleich grofßs, sitzen einander gegenüber, und haben ihren äussern Rand ziemlich stark aus- 
gekerbt, wobei sich die Flosse nach dem Schwanz zu in eine Spitze verlängert; ähnliches, jedoch 
weniger entwickelt findet auch bei der ersten Rückenflosse statt. Alle Carcharias des rothen 
Meeres haben den obern Theil der Schwanzflosse noch einmal so lang als den untern Lappen, 
und unfern dessen Endspitze die gewöhnliche Auskerbung. Die ganze Körperhaut ist durchaus 
glatt anzufühlen; ihre Grundfarbe so wie die der Flossen ist graugelb, dunkler nach dem Rücken 
und heller am Bauch; alle Flossen haben den äufsersten Rand schwarz gesäumt, und die dem 


*) Was Forskäl von seinem Squalus carcharias major (Descriptio Animalium pag. 20.) und ferner von S. massasa, Kumel, und 
Kelb el bahr (l. c. pag. X.) bekannt machte, ist zu ungenügend um auch nur wahrscheinlicher Weise eine Art zu charakterisiren. 


64 Carcharias albimarginatus. 


Kopfe zunächst gelegene Endspitze derselben ist schwarz; die Augen sind ohne Nickhaut. Da 
die jungen Individuen, an denen sich noch ein Stück der Nabelschnur befand, den Mund schein- 
bar ganz zahnlos haben, indem die Zähne noch mit einer Schleimhaut überdeckt sind, so darf 
man Forskäl’s Squalus massasa als hierzu gehörig vermuthen. Ich beobachtete diese Hayfischart 
bis zu einer Körperlänge von 31, Fufs; sie ist die häufigste im rothen Meere und heilst im Arabi- 
schen Abu kirsch. Der eigenthümliche Geruch, welchen diese Fische haben, macht sie frisch 
gefangen zu einer widerlichen Speise; man pflegt sie einzusalzen und zu trocknen, und dann 
sind sie eine verkäufliche Waare. 


Taf. 18. Fig. 1. 
Carcharias albimarginatus. Rüppel. 


Diagnos. Carcharias corpore et pinnarum forma persimili C. melanopteri, attamen dentibus triangularibus basi latiore; branchiarum aper- 
tura ultima et penultima supra pinnas pectorales posita; corporis colore cinereo flavicante; margine externo omnium pinnarum 
earumque apicibus anterioribus albidis, oculis membrana nictitante, 


In sehr vieler Beziehung gleicht die Körperform dieser Squalusart dem vorstehend beschrie- 
benen C. melanopterus; aber der vordere Rand des Kopfes ist bei jener mehr hervorragend, 
und die Zähne, welche den Rachen bewaffnen, sind zwar gleichfalls flachgedrückt pyramidalisch, 
mit gezähnelter Seitenkante, jedoch mit bei weitem breiterer Basis, wogegen der Seitenvorsprung 
an derselben geringer; auch sind die beiden letzten Spalten der Kiemen oberhalb der Brust- 
flosse befindlich; die zweite Rücken- und die Afterflosse verlängern sich nach hinten in eine 
Zuspitzung; der äufsere Rand sämmtlicher Flossen, nebst ihrer dem Kopf zunächst gelegenen 
Endspitze ist milchweils; die Grundfarbe des Körpers wie bei C. melanopterus. Die Augen sind 
mit einer Nickhaut versehen. Wir erhielten diese Art mehrmals an den steilen Felsenufern von 
Ras Mehamet, wo diese Fische mit der Angel in ziemlicher Tiefe (zehn Klafter) gleichzeitig 
mit Diacope-Arten eingefangen wurden; die Araber bezeichneten ihn gleichfalls mit dem Worte 
Abu kirsch. Körperdimension wie bei C. melanopterus. 


Taf. 18. Fig. 2. 
Carcharias obesus. Rüppel. 


Diagnos. Carcharias capite antice semicirculari, depresso, ore margini anteriori approximato, dentibus tricuspidatis armato, cuspide media 
longiore, marginibus integris; apertura branchiarum postica margini anteriori pinnae pectoralis supraposita; pinna dorsali prima 
pinnis ventralibus vieiniore pinnis pectoralibus; cute glabra, corporis et pinnarum colore ex flavo cinereo, apice antico Pinnarum 
dorsalium et p. caudalis colore lacteo; oculis membrana nictitante. 


Sehr bezeichnend für diese Art ist der breite vorn zugerundete flachgedrückte Kopf, unfern 
dessen vorderem Rande sich der Mund befindet; letzterer ist an beiden Kiefern mit dreispitzigen 
Zähnen bewaffnet, von welchen die mittlere Zacke bei weitem die gröfste ist; ihr Seitenrand 
ist nicht gezähnelt; auch ist zu bemerken, dafs die auf den Seiten des Oberkiefers befindlichen 
Zähne nur zweispitzig sind, indem die kleine Zacke an der vordern Basis der grofsen mittleren 
Zacke verkümmert. Die abgestumpfte zugerundete Kopfform giebt dem ganzen Thier ein sehr 
plumpes Ansehen. Nur der letzte Kiemenspalt befindet sich oberhalb der Brustflossen, die andern 
sind alle vor denselben. Die erste Rückenflosse ist näher an den Bauch- als an den Brustflossen ; 


Carcharias acutidens. 65 


die zweite Rücken- und die Afterflosse, welche gegen einander über ansitzen, sind mehr entwi- 
ckelt als an den beiden vorbeschriebenen Arten. Die Augenhöhle ist ganz besonders grols und 
dreiviertel derselben mit einer chagrinirten Nickhaut bedeckt. 

Die Farbe des ganzen Körpers und der Flossen ist einförmig gelbgrau, nur die äufserste 
Spitze der beiden Rückenflossen und die beiden Endspitzen der Schwanzflosse sind milchweifs. 
Die Körperlänge des einzigen von mir beobachteten Individuums betrug 314 Fufs; ich erhielt es 
zu Djetta unter dem Namen: Kelb el Bahher. 


Taf. 18. Fig. 3. 
Carcharias acutidens. Rüppell. 


Diagnos. Carcharias capite subdepresso elliptico, ore dentibus lanceolatis acutis margine Jaterali laevi, basi dilatata; apertura branchiali 
postica supra marginem pinnarum pectoralium posita, pinna dorsali prima ab illa magis distante, quam a pinnis ventralibus, 
corporis et pinnarum colore ex viridescente cinereo, gastraeo flavo-cinerascente, oculis membrana nictitante. 


Dieser Hay unterscheidet sich von den vorherbeschriebenen Arten durch seine zu ganz dünnen 
spitzen Pyramiden geformten Zähne, deren Seitenkanten ganz glatt, das heifst nicht ausgezackt 
sind; ihre Basis ist etwas seitlich ausgedehnt. Der Kopf ist ein wenig platt gedrückt und vorn 
zugerundet; der hinterste Kiemenspalt ist senkrecht über dem vordern Rande der Brustflossen; 
die erste Rückenflosse sitzt näher an den Bauchflossen als an jenen; die zweite Rückenflosse 
beginnt ein klein wenig vor der Afterflosse, mit welcher sie gleiche Gröfse und Form hat. Eine 
Nickhaut ist vorhanden. Grundfarbe des Körpers und der Flossen grünlichgrau, die Bauchseite 
mehr gelblichgrau, der äufsere freie Rand der Flossen etwas dunkeler. Die von mir beobach- 
teten Individuen waren beiläufig 21, Fufs lang; ich erhielt sie zu Djetta auf dem Markt ohne 
besondere eigenthümliche Namensbezeichnung. Ob wohl die dortigen Fischer die einzelnen Arten 
durch eigene Benennungen zu unterscheiden pflegen ? 


Taf. 18. Fig. 4. 


Carcharias acutus. Rüppel. 
Synon.: Pala sorra? Russell. Taf. XIV. 


Diagnos. Carcharias capitce subelongato, acuto, ore dentibus armato triangularibus obliquis, margine laterali integris, et basi corpus versus 
dilatatis; branchiarum aperturis duabus postiecis supra pinnas pectorales positis, pinna dorsali prima illis propiore pinnis 
ventralibus; pinna dorsali secunda parva, post dimidium pinnae analis posita. Corporis et pinnarum colore ex flavido cine- 
rascente, gastraeo albescente, margine externo pinnarum pectoralium et ventralium albo limbato; membrana nictitante nulla. 


Der pyramidale ziemlich zugespitzte Kopf, welcher etwas flachgedrückt ist, die Kleinheit, der 
unausgekerbte Aufsenrand und die. ‚Stellung der zweiten Rückenflosse ziemlich rückwärts von dem 
vordern Rande der Afterflosse, bezeichnen sehr leicht erkenntlich diese Art, die auch durch den 
zugeschärften nicht ausgezackten Seitenrand ihrer Zähne ausgezeichnet ist. Die Zähne ähneln in 
der Form denjenigen des Carcharias melanopterus, indem sie einer schräggestellten comprimirten 
Pyramide ähnelt, deren Spitze am Ober- und Unterkiefer nach dem Körper zu geneigt ist, die 
auf der nämlichen Seite an der Basis einen Fortsatz haben, und deren zugeschärfter Rand, wie 
schon bemerkt, nicht ausgezackt ist. Von den Kiemenspalten sind die beiden letzteren noch ober- 


halb der Brustflossen. Die Augen haben keine Nickhaut. Die Grundfarbe des Körpers und der 
Fische. 17 


66 Zygaena Mokarran. 


Flossen ist gelblichgrau; der äufsere Rand der ersten Rückenflosse und der ganze obere Flügel 
der Schwanzflosse sind schwarz gesäumt; die äufsere Endspitze der Brustflossen und die hintere 
Verlängerung der zweiten Rücken- und der Afterflosse sind milchweißs. Die gröfste von mir 
beobachtete Körperlänge dieses Fisches betrug 18 Zoll; er war im Sommer ziemlich häufig auf 
dem Markte von Djetta. 


Zygaena. Cuvier. 


In der Monographie der Gattung Zygaena, welche Herr Valenciennes im neunten Bande der Memoires du 
Musde publicirte, hat derselbe vier verschiedene Arten charakterisirt, welche durch die Form des Kopfes, die 
Stellung der Nasenlöcher und einige kleine Verschiedenheiten in der Gröfse und Stellung der Flossen unter- 
schieden sind. Ein von mir im rothen Meere eingesammelter Hammerfisch palst auf die Beschreibung keiner 
jener vier Arten; sein Kopfzuschnitt ist selbst so eigenthümlich, dafs ich kein Bedenken nehme, jenes Indi 
viduum als eine neue Art zu beschreiben, obgleich meine Beobachtungen sich auf die Untersuchung eines 
einzigen, aber ganz ausgewachsenen Thieres gründen. 


Taf. 17. Fig. 3. 


Zygaena Wokarran. Rüppell. 


Synon.: Squalus zygaena, Forsk. descript. animalium, pag. X. No. 21. 
Cornuda, Don A. Parra histor. Natural, Havana 1787, Lamina 32. 


Diagnos. Zygaena capite antice recte trancato paulum sinuato, angulo laterali ante oculos recto, nec uncinato ut in Z. malleo, sulco a 
naribus decurrente nullo; a basi antica pinn® dorsalis prim» usque ad marginem capitis quartam partem totius longitudinis 
corporis aequante, pinna dorsali prima tertia parte majore latitudine capitis, pinna dorsali secunda et anali margine externo valde 
exeiso et apice postico elongato acuminata. 


Dieser von mir im rothen Meere entdeckte Hammerfisch weicht ab von den bekannten Arten 
vorzüglich durch den ihm eigenthümlichen beinahe geradlinigten vordern Rand des Kopfes, in 
welcher Beziehung ihm einigermafsen der Zygaena Malleus des mittelländischen und atlantischen 
Meeres ähnelt; aber er unterscheidet sich von demselben wesentlich durch den Mangel des hacken- 
förmigen Vorsprungs vor der Augenhöhle *) und durch das gänzliche Fehlen der Furche längs 
des vordern Kopfrandes, eine Verlängerung der Nasenlöcher. Nachstehende Vergleichung der 
einzelnen Körperverhältnifse wird übrigens noch auffallender die Verschiedenheit beider Arten 
herausheben. 


Zygaena Mokarran: Zygaena Malleus: 
Die Transversalbreite des Kopfes ist Y, kürzer Der Querdurchmefser des Kopfes ist ganz 

als die Schwanzflosse. gleich der Länge der Schwanzflosse. 
Die Entfernung zwischen dem Endrande des Die nämliche Entfernung ist gleich dem drit- 


Kopfes und der vordern Basis der ersten Rücken- | ten Theil der ganzen Körperlänge. 
flosse entspricht dem vierten Theil der ganzen 
Körperlänge. 


”) Diese Kopfform findet sich auch in dem von Parra abgebildeten Hammerfisch, daher ich ihn als ein Synonym aufgeführt habe. 
Herr Valenciennes rechnete diese Figur zu Zygaena tudes. 


F nf sa Ba 2 u 207 EEE u Se Zr a 5 A u En a 


Zygaena Mokarran. 67 


Zygaena Mokarran: Zygaena Malleus: 

Länge der ersten Rückenflosse längs ihrer vor- Die Länge dieser Flosse ist kaum etwas gröfser 
dern Krümmung beträgt %, der Transversalbreite | als der halbe Transversaldurchmeiser des Kopfes. 
des Kopfes. Die zweite Rückenflosse sitzt etwas | Die zweite Rückenflosse weiter rückwärts ansitzend 
weniges vor dem Anfang der Afterflosse an, ihre | als der Anfang der Afterflosse; ihr äufserer Rand 
vordere und hintere Endspitze in stark verlän- | wagrecht, und nur ihre hintere Spitze in eine 
gerte Zuspitzung auslaufend, der dazwischen lie- | nahmbare Verlängerung auslaufend. 
gende äufsere Flossenrand tief ausgeschnitten. 


Die beiden hintersten Kiemenspalten sind noch oberhalb der ziemlich grofsen Brustflossen 
befindlich; der halbbogenförmige Mund ist mit mehreren Reihen sehr robuster flacher zugespitzter 
Zähne bewaffnet, deren Seitenkanten fein ausgezackt sind; die Zähne des Oberkiefers haben 
ihre Spitzen nach dem Mundwinkel zu gerichtet, und auf gleicher Seite an ihrer Basis einen 
Fortsatz; die Zähne des Unterkiefers sind schlanke Pyramiden, deren Basis auf beiden Seiten 
durch einen Fortsatz ausgebreitet ist. *) Grundfarbe der obern Seite des Kopfes, des Körpers und 
der Flossen schmutzig blaugrau, Bauchseite schmutzig fleischfarbig; Iris graugelb. 

Die ganze Körperlänge eines von mir zu Massaua erhaltenen männlichen Individuums betrug 
etwas über neun französische Fufs; das Unthier war beim Verfolgen seiner Beute auf den sandigen 
Strand aufgelaufen, konnte nicht mehr flott werden, und wurde so lebendig eingefangen. Gewöhn- 
lich pflegt beim Schwimmen in offener ruhiger See die Endspitze der Rücken- und Schwanzflosse 
den Meeresspiegel zu überragen. Der arabische Trivialname dieses Fisches ist Mokarran. 


u —n 


Pristis. Latham. 


Von dieser Gattung findet sich ziemlich häufig im rothen Meere der sogenante Pristis pectinatus, **) von 
welchem ich mehrere Individuen einsammelte; keins derselben war über 21%, Fufs lang, aber nach der Versi- 
cherung der Eingebornen, die durch mir gezeigte Bruchstücke des vordern Kopfendes Belege erhielt, soll 
dieser Fisch über 10 Fufs Länge erreichen. Uebrigens hatten diese Bruchstücke so viele Aehnlichkeit mit Pristis 
antiquorum, dals ich es dahin gestellt lassen muls, ob solche wirklich zu P. pectinatus gehören, oder ob gar 
dieser nichts ist als das Jugendalter von jenem, und beide demnach zu einer Art verschmelzen. Nachstehende 
nach dem Leben gefertigte Beschreibung dürfte um so willkommener seyn, da solche von P. pectinatus meines 
Wilsens noch nicht bekannt gemacht wurde. 

Die Säge entspricht genau dem vierten Theil der ganzen Körperlänge, und mifst an der Basis 1%, ihrer 
eigenen Länge; längs der Seitenkanten ist sie mit 29 — 30 rechtwinkelig ansitzenden schlanken konischen 
Zähnen besetzt, ganz gleich einander gegenüber stehend, und in Zwischenräumen, die nach dem Kopf zu doppelt 
so breit sind als nach der Endspitze der‘ Säge. Die erste Rückenflosse ist unmittelbar den Bauchflossen gegen- 
über, etwas hinter der Hälfte der Körperlänge, unberücksichtiget der Säge; die zweite Rückenflosse ist ziemlich 
nahe an der Basis der Schwanzflosse; letztere hat die Form eines stumpfwinkeligen Dreiecks, und ist am End- 
rande schräg vorwärts von oben herab gestutzt. Der halbbogenförmige Mund ist an beiden Kiefern mit einer 
Binde kleiner durchaus gleichförmiger rhombischer abgeflachter Zähne bewaffnet, ganz ähnlich denjenigen der 
Rhinobatusarten. Rückenfarbe des ganzen Körpers, der Säge und der Flossen fahlgraugelb, Bauchseite gelblich 
weils; diese Farbe macht einen auf der obern Körperseite sichtbaren feinen Randsaum längs der Brust- und 


*) Siehe die besondere Zeichnung dieser Zähne auf Taf. 17, oberhalb der Schwanzflosse von Fig. 3. 
**) Latlam Linnean Transactions. Vol. 2. Taf. 18. 


68 Torpedo panthera. 


Bauchflossen. Iris graugelb, Pupille rechtwinkelig horizontal gespalten. Die von mir eingefangenen Individuen 
fanden sich, wie die Rhinobatus, auf der Meeresfläche nahe liegenden Sandbänken lebend; ich erhielt solche 
bei Tor und bei Massaua; Forskäl die seinigen zu Djetta und Loheja. Ueberall ist ihr arabischer Trivialname: 


Abu Munschar. 


Von Rhinobatus habe ich auf meiner letzten Reise nichts beobachtet, was mir Veranlafsung wäre zu einem 
Zusatz zu der von mir publicirten Abbildung und Beschreibung der beiden bekannten Arten: Rhinobatus 
djettensis und R. halavi. *) 


Die im rothen Meere lebende Art von Torpedo, welche Herr Ehrenberg Torpedo panthera benannte, ward 
von Olfers **) und von Henle ***) als bloße Varietät von T. marmorata aus dem mittelländischen Meere 
betrachtet; in der That sind beide Fische durch Gesammtform des Körpers, Stellung der beiden Rückenflossen 
und Hauptfarbenvertheilung sich so ähnlich, dafs ich die Frage über ihre Identität nicht zu entscheiden wage, 
um so mehr, weil ich keine jener Torpedoarten aus dem mittelländischen Meere zum Vergleich besitze; da ich 
übrigens eine nach dem Leben gefertigte colorirte Zeichnung jenes im rothen Meere lebenden Torpedo besitze, 
so glaube ich mich verpflichtet solche zu veröffentlichen, um so mehr, da ich bei Vergleichung derselben mit 
den von C. L. Bonaparte gegebenen Darstellungen von Torpedo marmorata finde, dals die Contour - Zeichnungen 
des vordern Kopfprofils etwas verschieden sind. 


Taf. 19. Fig. 1. 
Torpedo panthera. ZEhrenberg. 


Diegnos. Torpedo curvatura frontali ante oculos paululum inflexa, margine spiraculorum fimbriis sex, cauda supra dipterygia, corporis 
colore latere dorsali ex umbrino flavido maculis irregularibus albidis variegato, latere ventrali sordide albicante, pinnis verticali- 
bus flavide einerascentibus immaculatis. 


Der einzige mir bemerkbare Unterschied zwischen dem Zitterrochen des rothen Meeres und 
der ihm so sehr nahe stehenden gelb und weils gefleckten Art, die das mittelländische Meer 
bewohnt, ist, dafs der vordere Körperrand des ersteren vor jedem Auge eine leichte Einbiegung 
hat, so dafs der ganze Vorderrand des Körpers in drei Bogensegmente zerfällt. An dem Rande 
der Spritzlöcher sind sieben Auszackungen; die erste Rückenflosse ist etwas gröfser als die zweite; 
jene stehet über der hintern Mitte der Bauchflossen. Der Rand der zugerundeten Schwanzflosse 
verläuft etwas schräg von oben nach vorn zu. Nach einem nicht im allerbesten Erhaltungszustande 
befindlichen Skelette glaube ich die Zahl der Knorpelstrahlen, welche die Flossen unterstützen, 
folgendermafsen ausgemittelt zu haben: Brfl. 52, Bafl. 10, erste Rfl. 7, zweite Rfl. 6, Schwanz- 
flosse, oberer Lappen 19, unterer 26. Der halbbogenförmige Mund ist mit einer schmalen Binde 
feiner zugespitzter cylindrischer Zähne besetzt, die etwas nach dem Gaumen zu geneigt sind. 
Die Farbe der ganz glatten Haut ist auf dem Rücken des Fisches verwaschen gelbbraun mit 
vielen unregelmäfsigen ungleichen grauweilsen Flecken gescheckt; die Bauchseite ist schmutzig 
weils. Körperlänge 8 Zoll; die electrische Kraft wie bei den Zitterrochen im mittelländischen 
Meere. Der Fisch heifst im arabischen Raad; er findet sich, wie es scheint, nicht sehr häufig, 
denn ich erhielt in allem nur zwei Exemplare, beide zu Tor im Monat Mai. 


*) Atlas zu meiner ersten Reise, Fische, Taf. 14. Fig. I und 2, und pag. 54 des Textes. 
**) Die Gattung Torpedo, Berlin 1831, pag. 15. 
***) Ueber Narcine, Berlin 1834, pag. 30. 


ae ae u ei WE ee Se 


Pastinachus Uarnak. 69 


Im Atlas zu meiner früheren Reise *) gab ich die Beschreibung von drei Trigonarten aus dem rothen Meere; 
dieselben gehörten zu derjenigen Abtheilung der Adansonischen Gattung Trigon, deren langer dünner Schwanz 
ganz oder theilweise unten mit einer Flossenhaut besetzt ist, für welche specielle Unterabtheilung ich das Wort 
Trigon beizubehalten vorschlug; eine andere Abtheilung jener Adansonischen Gattung Trigon, deren Schwanz 
sehr lang, dünn und ganz flossenlos ist, bezeichnete ich als Untergattung mit dem Namen Pastinachus; die von 
mir beobachtete hierzu gehörige Art sollte in einem späteren Hefte jener Publication beschrieben und abge- 
bildet werden, welches aber zu jener Zeit nicht veröffentlicht wurde. Ich machte bereits damals in jenen 
Beschreibungen aufmerksam, wie verschieden die Zahnbildung der beiden von mir abgebildeten Trigonarten, 
T. Lymma und T. Sephen sey. Die Zähne der andern Abtheilung, die ich Pastinachus nenne, sind in dieser Bezie- 
hung nicht minder eigenthümlich. Ehe ich zur Beschreibung, dieser Pastinachusart schreite, muls ich mittheilen, 
durch meine neuern Forschungen gefunden zu haben, dafs der von mir als Trigon Forskälii abgebildete Fisch ) 
von Trigon Sephen als eigene Art nicht getrennt werden darf, indem ersterer nichts als ein Jüngeres Indivi- 
duum von letzterem ist, und der auf das Glatthäutige des Schwanzes begründete Unterschied ist nur Folge des 
Alters. Die nämliche Verschiedenheit der gröfseren oder geringeren Knorpelgranulation auf der Haut des 
Rückens und Schwanzes findet bei Forskäls Raja Uarnak statt; diese bildet, wie schon bemerkt, meine Unter- 
abtheilung der Trigon, bezeichnet durch einen ganz langen peitschenförmigen und flossenlosen Schwanz, und 


für welche ich den Gattungsnamen Pastinachus anzuwenden vorschlage. 
[2 


Taf. 19. Fig. 2. 


Pastinachus Uarnak, Rüppel. 
Synon.: Raja Uarnak. Forsk. pag. 18. No. 16, b. 


Diagnos. Pastinachus corpore perdepresso, antice semirhombeo ostice semielliptico, cauda flabelliformi, triplici longitudine co oris, 
'g P' ’ p' P Tp 
latere superiori uno vel duobus aculeis serratis armato, parte mediana dorsi et caudae basi tuberculis minutis cartilagineis, cor- 
pP » P gi! 
pore et cauda supra colore umbrino viridi plus minusve areolis umbrinis fuscioribus variegato. 


Die Form des Körpers ähnelt vollkommen derjenigen eines Trigon Sephen, unberücksichtiget 
der Verschiedenheit des Schwanzes; sie entspricht einer flachgedrückten halbsphärischen Scheibe, 
deren vorderes Drittheil durch zwei unter stumpfem Winkel cohvergirende Secanten beschnitten 
ist. Der Schwanz ist dreimal so lang als der Längsdurchmesser des Körpers, beinahe cylindrisch 
peitschenförmig, und sich allmählich verdünnend. Auf seiner obern Seite am Ende des vordern 
Sechstheils der ganzen Länge sind ein bis zwei robuste Stacheln, deren Seitenrand sägeförmig 
gezähnelt. Die Gegend zwischen den Augen und die Längsmitte der Rückenseite ist mit feinen 
körnigen Knorpelgranulationen bewachsen; der hiermit bedeckte Raum endet bei jungen Indivi- S 
duen in einer Zuspitzung vor der Basis des Schwanzes; bei alten Fischen aber erstrecken sich 
diese Knorpelgranulationen über die ganze obere Seite des Schwanzes bis zu defsen Ende. Unmit- 
telbar über dem Centrum der Körperscheibe befinden sich einige starke knöcherne Tuberkeln in 
einer Längsreihe dicht hinter einander. 

Die Körperfarbe variirte in den verschiedenen von mir beobachteten Individuen; jedoch sind 
Uebergänge vorhanden, die keine auf diesen Farbenunterschied begründete Artentrennung zulalsen. 
Bei einigen Individuen war die Rückenseite des Körpers und des Schwanzes von hellmeergrüner 
Grundfarbe mit dicht stehenden erbsengrofsen olivengrünen Flecken gezeichnet; die ganze untere 
Körperseite schmutzig weils, die Iris gelblich. Bei andern Individuen war der Rücken gelbbraun 
mit vier Linien grofsen dunkelbraunen Flecken gescheckt; endlich bei einer dritten Varietät war 


*) Section der Fische, pag. 51. 4 
**) Atlas, Tafel 13. Fig. 2, welehe Abbildung nun als Trigon Sephen piscis juvenis zu bezeichnen ist. 


Fische. 18 


70 Mylobatis Eeltenkee. 


bei ganz kleinen dichtstehenden dunkelbraunen Flecken, die Grundfarbe des Rückens rothgrau. 
Der Mundspalt ist eine wellenförmige Linie, an der die Bogenkrümmungen beider Kiefer genau 
in einander pafsen; dieselben sind mit kleinen rautenförmigen Knochenplatten mosaikähnlich 
besetzt. Zur Versinnlichung der verschiedenen Zahnbildungen bei den von mir in gegenwärtigem 
Werke und im Atlas zu meiner früheren Reise beschriebenen beiden Trigonarten, dem Pastinachus 
und der Torpedo, gebe ich eine Abbildung dieser Zähne auf Taf. 19. Pastinachus Uarnak findet 
sich ziemlich häufig auf flachen Sandbänken, welche von Bivalven bewohnt werden, die ihm zur 
Hauptnahrung dienen; er erreicht eine Körpergröfse bis zu sechs französischen Fuls; diese ganz 
ausgewachsenen Individuen werden von den arabischen Fischern Uarnak benannt, die jüngeren aber 


heifsen Omesscherit. 


Myliobatis. Dwumeril. 5 


Von dieser Gattung sammelte ich nur ein einziges Individuum ein, das mir zu Djetta gebracht wurde; es 
ist solches unverkennbar jener von Russell unter dem Namen Eeltenkee abgebildete Fisch, für welchen daher 
füglicher Weise das Indische Wort als Artenbezeichnung dienen kann. 


Myliobatis Eeltenkee. Russell. 


Icon: Russell fishes of Coromandel. Vol. I. Taf. VII.; an Lacepede Vol. I. Taf. 6. Fig. 2.2? 
als Raie aigle. *) 


Diagnos. Myliobatis capite protuberante, rhinario paraboliter prominente, pinnarum pectoralium et ventralium margine postico crenato, pinna 
dorsali minuta, ad basin caudae ante aculeum erenatum posita; illa flabelliformi, quadrupla longitudine corporis: ore lamina 
ossea vestito, transversim nec longitudinaliter subdivisa; corporis colore supra ex nigro olivaceo, maculis albis variegato, subtus 
lacteo, concolore. 

Ob diese Art wirklich diejenige ist, welche Linne nach Margraff’s Beschreibung Raja Narinari benannte, 
bin ich nicht im Stande zu ermitteln; auf jeden Fall aber ist die von mir im rothen Meere beobachtete Art 
identisch mit derjenigen, von welcher Russell eine Abbildung veröffentlichte. Der Körper ist, zwischen den 
Endspitzen der Brustflossen gemelsen, zweidrittel breiter als vom Kopfende bis zur Schwanzbasis, und der 
Schwanz entspricht viermal dem Längsdurchmesser des eigentlichen Körpers. Oben an der Basis des Schwanzes 
ist eine kleine Rückenflosse, und dahinter ein robuster seitlich gezähnelter Stachel. Der Kopf selbst stehet auf 
der Rückenseite über die eigentliche Körpermalse etwas empor; die auf den Seiten befindlichen Augen sind 
ziemlich grofs und ohne Nickhaut; hinter denselben etwas nach der Rückenmitte zu sind die birnförmig gestal- 
teten Spritzlöcher. Die Nasenspitze stehet als eine flache parabolische Mafse unterhalb des Kopfes hervor, und 
unmittelbar unter der Augengegend auf der untern Kopfseite ist der Mund, der von einer in zwei spitze Lappen 
auslaufenden Nasenklappe begrenzt wird. Der Mund selbst ist oben und unten mit einer abgeflachten Knochen- 
malse bewaffnet, wovon die am Oberkiefer rechtwinkelig ist, und durch sechs Querfurchen in sieben ziemlich 
gleiche hinter einander liegende Streifen unterabgetheilt wird. Die Knochenplatte am Unterkiefer läuft nach 
vorn spitzwinkelig aus, sie ist schmäler als jene und gleichfalls durch mit dem Endrande parallel laufende 
Furchen in sieben gleichgrosse hinter einander liegende Winkelstreifen abgetheilt. **) Der hintere Rand der sehr 
grolsen Brustflossen ist ausgeschweift und durch feine Einschnitte ausgezackt, ebenso derjenige der kleinen 
Bauchflossen, mit welchen kleine eylindrische Knorpelfortsätze, den Abzeichen der männlichen Individuen der 
Rajen, der ganzen Länge nach verwachsen sind, daher das von mir beobachtete Exemplar wohl noch ziemlich 
jung gewesen ist. 


*) Ist dieses der Fall, so wäre die Indische Art von Myliobatis identisch mit Linne’s Raja Narinari aus dem brasilianischen Meere, 
**) Siche die Abbildung dieser Zähne auf Tafel 19. 


Cephaloptera. a1 


Die Körperfarbe ist auf der Rückseite schwärzlich olivengrün, durchaus mit vielen weißen rundlichen 
Flecken getigert; die untere Körperseite ist milchweils. Iris grau mit vertical gespaltener Pupille. Das einzige 
von mir eingesammelte Individuum mafs zwischen den Endspitzen der Brustflossen in direeter Linie 21 Zoll. 
Zu Djetta benannte man diesen Fisch Om Ruesch; zu Massaua bezeichnet man ihn mit Tobagot. 


Von der Gattung Cephaloptera erhielt ich zu Massaua ein ganz colofsales, aber am Schwanze und Kopf 
verstümmeltes Individuum, das über die Brustflossen gemelsen mehr als vierzehn französische Fuls in directer 
Linie mafs! Ich versuchte es trotz seiner unbehülflichen Größse zu skelettiren, aber nachdem ich mich einen 
ganzen Tag lang mit dieser Arbeit abgemartert hatte, brach das ganze biegsame Knorpelgerüste beim Umwen- 
den des Körpers in zahllose Stücke zusammen; die hierauf einzeln aufbewahrte Zahnbewaffnung der beiden 
Kiefer, welche ich zum Trocknen an die Luft legte, entwendeten mir die Raubvögel! kurz, alles was ich über 
diesen höchst merkwürdigen Colols mitzutheilen habe, ist, auf seine Anwesenheit im rothen Meere aufmerksam 
zu machen. Ist, soviel ich mir erinnere, die von Russell Taf. IX als Eregoodoo Tenkee abgebildete Art. Man 
benannte dieses Unthier zu Massaua Daira. 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere eingesammelten oder beobachteten 
Plagiostomen. 

Scyllium heptagonum (Rüpp.) *) Wirbelthiere Sr ne 3 ö ö oo . Taf. 17. Fig. 1 
Nebrius concolor (Rüpp.) ibid. B B . B ® oo 17. 2 
Carcharias melanopterus (Quoy & Gaimard) Nor: as N skcolabe 6 Slalme: »„ 8 „1 
» albimarginatus (Rüpp.) Wirbelthiere ee. Se 
„»  acutidens (Rüpp.) ibid. B . . o . o o 0 o eu, 
„»  obesus (Rüpp.) ibid. 0 0 0 . 0 s e 0 . a nn 2 
„»  acutus (Rüpp.) ibid. 0 Fe REN ENE 56 an 
Zygaena Mokarran (Rüpp.) ibid. . 0 ö 0 0 D » . o ö pn 
Pristis pectinatus (Latham) Lin. Trans. Vol. 2. 5 & 0 0 5 ö ö 20 > 
Rhinobates halavi (Cuv.) Rüpp. Atlas . R 5 5 3 2 . ö 0 ® 2 
55 djettensis (Schneider) ibid. 5 . © ö . e 0 ® 14. 1 
Torpedo panthera (Ehrenberg) Rüpp. Wirbelthiere . ö A i ö 6 ö 3 else 
1 
2 
2, 


Trigon Lymma (Cuv.) Rüpp. Atlas . . ER 3 FE Be »„ 13 „ 
»  Sephen (Cuv.) zugleich T. Forskälii Rip) Atlas o ö o . 0 0 19.0, 
Pastinachus Uarnak (Rüpp.) Wirbelthiere . . ö ® & . . Serle 
Myliobatis Eeltenkee (Russell) fishes of Goromande . o . 0 ® 5 . „ VI. 
Cephaloptera ibid. 0 . >» Ix. 


(Eine Abbildung von dieser Gephalopiera ol, wie Sich Hermehnet von Hera Ehedbere publieirt worden 
seyn, die aber nicht zu bekommen ist!) 


— 


Die Artenzahl der von mir im rothen Meere beobachteten Fische, zu der Ordnung der Malacopterygier 
gehörig, ist sehr gering, denn sie beschränkt sich auf 34; jedoch die Ausbeute anderer Reisender ist in dieser 
Beziehung nicht glücklicher gewesen. Ich befolge bei der Aufzählung und Beschreibung der hierhin gehörigen 
Arten die von Cuvier aufgestellten Unterabtheilungen, bedingt durch die Stellung oder gänzlichen Mangel der 
Brustflossen, indem hierdurch sehr natürliche Familien begründet werden. 

*) So eben theilt mir der mich hier besuchende Herr J. Heckel von Wien mit, dafs dieser Fisch von Herrn Lesson in dem Atlas 
zur Reise der Coquille unter dem Namen S. malaisianum abgebildet sey. Schon seit mehreren Jahren hat Herr Lesson die Verpflichtung 
gegen mich übernommen, mir dieses Werk zuzuschicken, aber dieselbe noch nicht gehalten! daher ich ganz unwillkührlich seine Bekannt- 
machung übersah. 


72 Belone Choram. 


Malacopterygii abdominales. 
1) Familie der Cyprinoiden. 


Aufser dem in meinem zoologischen Atlas beschriebenen und abgebildeten Lebias dispar *) beobachtete ich 
keine andere hierhin gehörige Art oder Gattung. 


2) Familie der Esoces. 
Belone. Cuvier. 


Von den beiden mir zugekommenen Arten dieser Gattung ist die eine bereits von Forskäl als Esox Choram 
angedeutet worden; **) dieselbe hat viele Aehnlichkeit mit dem von Russell auf Tafel 175 abgebildeten Fisch, 
den er Wahlah kuddera benannte, unterscheidet sich aber von ihm durch den Mangel einer doppelten Seiten- 
linie, deren Russell in seiner Abbildung und Beschreibung erwähnt; auch findet Verschiedenheit in der Strahlen- 
zahl statt, und am Forskälischen Belone finde ich eine kurze Carina an dem Ende der Seitenlinie, daher 
unstreitig beide Fische verschiedene Arten sind. Ich benenne den Forskälischen Fisch 


Belone Choram. Rüppell. 


Diagnos. Belone corpore elongatissimo, subeylindrico, ab apice rostri usque ad marginem anticum orbitae sextam partem longitudinis cor- 
poris aequante; linea laterali sub pinnas pectorales incipiente, ventri approximata, ad basin caudae carina cutanea terminata, 
pinna anali pinnae dorsali longitudine aequali, sed paulo capiti propius posita. Pinna caudali postice excisa, lobo supcriori 
breviore; corporis colore parte dorsali ex viridi coerulescente, gastraeo argenteo, pinnis sordide cinerascentibus. 


Die gewöhnliche langgestreckte beinahe cylindrische Körperform der Gattung mit weitgespal- 
tenen schmalen pyramidalisch zugespitzten Kiefern; der Unterkiefer ist nur ein ganz Weniges 
länger als der obere; die Entfernung von der Spitze des ersteren bis zum vorderen Orbitalrande 
ist genau Y, der ganzen Körperlänge, zuzüglich der Schwanzflosse; die Bauchflossen sitzen etwas 
näher dem Schwanzende zu als der Spitze der Kiefer; dicht über ihnen her verläuft die Seiten- 
linie, welche unfern des untern Winkels des Präoperculum beginnt, am Bauche her in gerader 
Linie fortläuft, und auf der Basis der Schwanzflosse eine kurze, wenig ausgesprochene, Hautcarina 
bildet. Die After- und Rückenflosse sind sich in Lage und Form ganz gleich, aber erstere der 
letzteren um etwas weniges mehr vorgeschoben. Der hintere Rand der Schwanzflosse ist ausge- 
kerbt, dabei der obere Lappen kürzer als der untere, welches übrigens bei mehreren andern 
Arten auch der Fall ist. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 

1 Schl. 5 +4 + 5. 


182102 


ı 1 1 
—, Baflı —, Rl. ——, All. 


Brfl. 


Die Kiemenhaut unterstützen vierzehn Strahlen, von denen die drei hintersten sehr breit und 
flach sind. Der Subopercularknochen ist gänzlich vom Operculum überdeckt; in der Wirbelsäule 
zählt man 47 Rippen und 29 Schwanzwirbel; der hinterste von letzteren hat auf beiden Seiten 
eine horizontal stehende zugeschärfte Leiste. Der ganze Körper ist mit kleinen gleichförmigen 
Schuppen bedeckt. Die Rückenfarbe ist grünlichblau, der Bauch und die Seiten des Körpers 
silberfarbig; Iris blausilberfarbig. Beide Kiefer sind an dem äufsern Rande mit bürstenförmigen 
feinen konischen Zähnen besetzt, hinter welchen in unregelmäfsiger Reihenfolge gröfsere konische 
Zähne stehen. Die Zunge ist ganz fleischig; am Schlund oben vier, unten ein Bündel bürsten- 


*) Section der Fische, pag. 66., und Tafel 18. Figur 1 und 2. 
”*) Descript. Animalium pag. 67. No. 98, c. 


Belone platura. 713 


förmiger Zähne. Der Darmkanal ist muskulös, jedoch ohne eine besondere Absonderung für Magen, 
und verläuft ohne Rückbiegung oder Verengung in gerader Linie vom Schlund bis zum After; 
längs der ganzen Bauchhöhle unter der Wirbelsäule liegt eine lange einfache dünne Schwimmblase. 

Der Fisch kömmt häufig im rothen Meere vor, in zahlreichen Familien zusammen lebend; 
er wird bis vier Fufs lang, heifst im arabischen Choram, und das Fleisch, welches den Geruch 
desjenigen von Esox lucius hat, ist ziemlich schmackhaft. 


Taf. 20. Fig. 1. 
Belone platura. Rüppel. 


Diagnos. Belone corpore subpentagono, cauda depressa rhomboidali, pinna anali pinna dorsali majore et paulo ante illam incipiente, 
pinna caudali subexeisa, Jobo inferiori majore; ab apice rostri usque ad marginem orbitae anteriorem quarta pars longitudinis 
corporis, colore dorsi viridi-fusco, ventris argenteo, vitta longitudinali tenui azurea. 


Dieser Fisch, welcher einige Aehnlichkeit mit dem von Lesueur beschriebenen Belone argulus 
von Westindien hat, *) unterscheidet sich von demselben durch geringere Länge der Rücken - 
und Afterflosse, und verhältnifsmäfsig weniger zahlreiche Strahlen der Flossen; die Körperform 
in der vordern Hälfte ist fünfeckig zu nennen durch die gegiebelte Rückenseite, und die beiden 
rechten Winkel seitlich von der Bauchfläche; von der Afterflosse an ist der Körper in die Quere 
gedrückt und dadurch unregelmäfsig rhombisch geformt, so dafs sich an den Seiten der Schwanz- 
basis eine zugeschärfte fleischige Carina bildet, an welcher jedoch die Seitenlinie gar keinen 
Antheil hat, indem sie unterhalb derselben verläuft. Die Entfernung von der Spitze des Unter- 
kiefers bis zum vordern Orbitalrande ist genau ein Viertel der ganzen Körperlänge ; die Afterflosse 
ist etwas länger als die Rückenflosse, und beginnt ein wenig vor derselben; die Schwanzflosse 
ist hinten ausgekerbt mit etwas verlängertem untern Lappen; die Seitenlinie ganz wie bei vor- 


stehend beschriebener Art. 


1 
10—11 


1 1 
11—12? All. 15—16? 


Ball. — 


Brfl. Ri. Schl. 4 + + 5. 

In der Kiemenhaut sind nur 11 Strahlen, alle ziemlich von gleicher Stärke; die Wirbelsäule 
hat 42 Rippen- und 24 Schwanzwirbel, wovon der letzte gleichfalls mit einem breiten Transversal- 
fortsatz; Zähne wie bei Belone Choram; Darmkanal ohne besondere Abtheilung für den Magen, 
verlaufend als cylindrische Röhre in gerader Linie vom Schlund bis zum After; das vordere 
Drittheil war beinahe noch einmal so dick als das hintere; die Leber hat eine freiliegende Gallen- 
blase, die sich etwas vor der halben Länge des Darmkanals in denselben einmündet. Dieser 
Fisch hat eine lange dünnhäutige Schwimmblase. Körperlänge 15 Zoll; häufig im Winter zu 


Massaua. 2 
— 


Hemiramphus. Cuvier. 


Die beiden durch Forskäl eingesammelten Arten dieser Gattung benannte der schwedische Naturforscher 
Esox marginatus **) und E. far; nur letztere ist von mir im rothen Meere aufgefunden worden; ich erhielt 
aber noch eine andere Art dieser Gattung, die übrigens auch nicht neu ist, indem bereits von Lac&pede beide 
Hemiramphus abgebildet wurden, wie gewöhnlich in dessen Werken, ziemlich schlecht, aber doch erkenntlich. 


*) Journal of the Academy of natural Sciences of Philadelphia, 8vo. Vol. 2. pag. 125, cum tabula. 
**) Von diesem Fische findet sich in Russell Tafel 177 eine gute Abbildung, nur ist an derselben der Anfang der Seitenlinie verrückt, 


Fische 19 


74 


Hemiramphus Gamberur. Rüppell. 


Synon.: Esox Gamberur Lacep. Vol. 5. pl. 7. Fig. 2.*) Hemiramphus erythrorhynchus? 
Lesueur im Journal of Nat. Scienc. of Philadelphia. Vol. 2, pag. 135. 


Diagnos. Hemiramphus corpore quadrangulari, ab apice mandibulae usque ad marginem anteriorem orbitae quintam partem longitudinis 
corporis aequante, pinna dorsali et anali oppositis, longitudine aequali, linea laterali a margine inferiori suboperculi incipiente, 
recte decurrente, ventri approximata, basin caudae non atlingente; corporis colore dorso thalassino, ventre erythrino, splendore 
argenteo, lateribus vitta longitudinali azurea, apice mandibulae testaceo, pinna caudali violacea, margine laterali nigricante. 


Der Hauptunterschied zwischen dieser Art und dem von Forskäl beschriebenen Esox marginatus 
bestehet in der Gleichheit der Länge der Rücken- und Afterflosse, die ganz genau gegeneinander 
übersitzen. Die Kopfform und diejenige der Schwanzflosse ist die allen Arten der ganzen Gattung 
eigenthümliche, daher nichts speciell darüber zu bemerken. Von der Spitze des Unterkiefers bis 
zum vordern Orbitalrande ist ein Fünftel der ganzen Körperlänge; der Körper selbst im Querdurch- 
schnitte ist beinahe viereckig; die Seitenlinie beginnt am untern Rande des Suboperculum und 
verläuft unfern der Seitenkante der Bauchfläche, bis sie in einigem Abstande von der Basis der 
Schwanzflosse endet. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


Bel. —, Ba. , RL , Al, Schl.5+— + 5. 


co Ta 

In der Kiemenhaut sind dreizehn Strahlen. Die den Körper bedeckenden Schuppen sind 
ziemlich grofs; Rückenfarbe meergrün, Bauch und Körperseiten fleischfarbig mit Silberglanz; 
längs der Seiten des Körpers ein lazurblauer Streifen. Spitze des Unterkiefers ziegelroth; Iris 
weilslich. Alle Flossen hyalinisch, nur die Schwanzflosse in der Mitte violett und der seitliche 
Rand schwärzlich. Der kleine Mund ist mit einer Binde ganz feiner Bürstenzähne besetzt; am 
Schlund oben und unten eine sehr robuste Knochenplatte dicht mit bürstenförmigen Hackzähnen 
besetzt; der Darmkanal ohne Erweiterung, Absonderung oder Rückbiegung. Sehr eigenthümlich 
ist die Schwimmblase; sie hat die Länge der ganzen Bauchhöhle, und bestehet aus einer grolsen 
Menge kleiner runden Blasen, die durch Zellgewebe traubenähnlich zusammengewachsen sind, 
und unter sich scheinbar keine Verbindung haben. 

Ich beobachtete diesen Fisch nie grölser als sieben Zoll lang; er ist häufig in der Bucht 
von Massaua; wenn von Feinden verfolgt, schleudert er sich aus dem Walser, und zwar mit 
solcher Kraft, dafs er mehrmals von der glatten Oberfläche des Meeres wieder abprallt, und so eine 
lange wellenförmig gebogene Linie in der Luft verläuft. Der Fisch heifst zu Massaua Gamberur. 


Hemiramphus Far. Rüppel. 
Synon.: Esox Far, Forskal desc. anim. pag. 67. 98. b. Hem. Commersonii Cuvier Rögne animal. 
Vol. 2. pag. 286. 
Icon.: Lacepede Vol. 5, pl. 7. Fig. 3., als Variete de l’Esoce Espadon. 


Diagnos. Hemiramphus corpore elongato subeylindrico, capite ab apice mandibulae ad marginem anteriorem orbitae quartam partem 
totius corporis aequante, pinna dorsali dupliei longitudine pinnae analis, linea laterali veluti H. Gamberur, corporis colore parte 
dorsali thalassino, ventre et lateribus albido, ad latera corporis vitta argentea longitudinali, 3 vel 4 maculis nigris picta. 


Der Körper dieses Fisches ist im Querdurchschnitt mehr elliptisch als viereckig, sonst aber 
wie vorstehende Art geformt, nur ist der Unterkiefer verhältnifsmälsig länger, denn von defsen 


*) Cuvier, Rögne Animal, Vol. 2. pag. 286. Note, citirt diese Figur irriger Weise als eine Abbildung von Hemiramphus marginatus. 


Bagrus thalassinus. 75 


Endspitze bis zum vordern Rande der Augenlieder entspricht beiläufig dem vierten Theil der 
ganzen Körperlänge; auch ist die Basis der Rückenflosse doppelt so lang- als die ihr gegenüber 
befindliche Afterflosse. Verlauf der Seitenlinie wie bei H. Gamberur. 

Die Strahlenzahl der Flossen ist: 
ee Ball. 2, Rf. 2, An. , Schf. 4+ + 

In der Kiemenhaut sind dreizehn Strahlen. In der Wirbelsäule sind fünfunddreifsig Rippen- 
und vierzehn Schwanzwirbel. Das obere Drittheil des Körpers ist meergrün, das Uebrige bläulich 
silberweils; da wo sich beide Farben scheiden, ist ein metallglänzender Längsstreif, auf welchem 
drei bis vier schwarze Flecken. Die Flossen sind bläulich hyalinisch, der obere Lappen der 
Schwanzflosse isabell, und ihr hinterer Rand schwarz gesäumt. Verdauungsorgane und Schwimm- 
blase ganz wie bei vorbeschriebener Art. Hemiramphus Far erreicht eine Körperlänge von fünfzehn 
Zoll, kömmt häufig im ganzen rothen Meere vor, und lebt in zahlreichen Familien zusammen; 
der arabische Trivialname dieses Fisches ist Far. 


Brfl. 


——— 


3) Familie der Siluroiden. 


Die zu dieser Familie gehörenden Gattungen sind alle, mit sehr wenig Ausnahmen, Flüsse oder Sülswaßser- 
Seen bewohnend, und zwar grolfsentheils solche, die der wärmeren Erdzone angehören, namentlich ist dieses 
der Fall mit den Arten der Gattung Bagrus. *) Ich war daher nicht wenig überrascht, im rothen Meere, das 
bekanntlich jeglicher Süfswalserzuströmung entbehrt, eine eigene Art jener Gattung, und zwar ziemlich häufig 
vorkommend aufzufinden, die aber, wie es scheint, den Beobachtungen früherer Naturforscher entgangen ist. 


Taf 20. Rig 2: 
Bagrus thalassinus. Rüppell. 


Diagnos. Bagrus capite subdepresso, parte mediana vertieis scuto osseo, ore tentaculis sex, pinna adiposa minuta, salmonibus simili, 
pinna caudali lobo superiori magno, apertura narium postica semilunari, valvulis cutaneis clausa, radio primo pinnae dorsalis et 
pectoralis robusto, utringue margine serrato, linea laterali aperturam branchiarum non attingente, sub aculeo pinnae dorsalis 
incipiente; corporis cute glabra, colore carneo nitore argenteo. 


Etwas flachgedrückter Kopf, hinter den seitlich gestellten Augen mit parabolisch aufsteigen- 
dem Vertex; längs der Medianlinie ein robustes Knochenschild, von einer Fetthaut überdeckt; 
der Körper langgestreckt mit glatter Haut, einem etwas vertical zusammengedrückten Fleisch- 
kegel ähnelnd. Seitenlinie erst unterhalb des Stachels der Rückenflosse beginnend, in gerader 
Linie nach der Mitte der Schwanzbasis verlaufend; Schwanzflosse stark ausgekerbt, deren oberer 
Lappen länger als der untere; erste Rückenflosse kurz aber hoch, dem verticalen gröfsten Körper- 
durchmefser an Höhe gleich; ihr vorderer Stachel so wie derjenige der Brustflossen sehr robust 
und lang, auf beiden Seiten gezähnelt; die Fettflosse sehr klein und kurz, den ersten Strahlen 
der Afterflosse gegenüber ansitzend. 

: Ri. — 


1 3 o 
Brfl. SD TB 9 Ad.» Schfl. 9+ SE +1. 
Kiemenhaut mit fünf Strahlen; die Kiemenspalten beider Körperseiten mit einander über 


die Brust vereiniget. Die hintern Nasenlöcher sind grofs, halbmondförmig gespalten und durch 


Ball. 


*) Die einzige mir bekannte Ausnahme macht Mitchells Silurus (Bagrus) marinus von Neu-York. 


76 Plotosus anguillaris. 


eine Hautklappe verschliefsbar; der flachgedrückte ziemlich grofse Mund hat sechs Bartzasern, 
wovon das längere Paar am Mundwinkel, die beiden andern kurzen am Unterkiefer befindlich. Beide 
Kiefer sind mit einer breiten Binde feiner bürstenförmiger Zahne bewaffnet; hinter derjenigen 
des Oberkiefers befinden sich zwei sehr grofse birnförmige Platten zu den Seiten des Vomer 
gelegen, jede gleichfalls mit feinen bürstenförmigen Zähnen dicht besetzt: Körperfarbe röthlich 
silberfarbig, nach dem Bauch zu ins Fleischfarbige übergehend; Flossen verwaschen blaugrau; 
Endspitze der Rückenflosse und oberer Rand der Schwanzflosse schwärzlich; Iris röthlich. 

Am Schlund sind oben zwei Partien feiner cylindrischer zugespitzter Zähne; ihnen gegen- 
über ist das Ende der hintersten sehr stark entwickelten Kiemenbogenknochen, deren Abflachung 
gleichfalls mit feinen dünnen Zähnchen bürstenförmig besetzt ist. Der Magen bildet einen musku- 
lösen cylindrischen Stumpfsack, an defsen hinterm Dritttheil der Pylorus rechtwinkelig einmündet. 
Blinddärme sind keine vorhanden; der Darmkanal macht zwei Rückbiegungen, ist so lang als 
der ganze Körper und erweitert sich birnförmig in der Nähe des Afters. Die Wirbelsäule hat 
18 Rippen- und 27 Schwanzwirbel; die Transversalfortsätze sind bei ersteren sehr stark entwik- 
kelt; der verticale Dornfortsatz vom dritten bis zum neunten Rippenwirbel ist gespalten, mit 
breiter Fläche und die Endspitzen divergirend; zwischen diesen Spaltungen stecken senkrechte 
breite Knochenlamellen, die von den Wirbeln nach der Basis der Strahlen der Rückenflosse 
gehen; eine Knochenbildung, die ich bei mehreren Bagrusarten des Nils (z. B. bei B. auratus 
Desc. de l’Egypte Poissons, pl. 14. Fig. 3) gleichfalls wahrnahm. 

Ich beobachtete diesen Fisch bis zu einer Körpergröfse von 21, Fuls; er ist häufig im Meere 
bei Massaua, und sein Trivialname ist Bayad. 


— 


Plotosus. Lacepede. 


Die im rothen Meere vorkommende Art dieser Gattung ist der längst bekannte P. anguillaris, der von Bloch 
auf Tafel 373. Fig. 1, und noch besser von Russell auf Tafel 166 abgebildet wurde; schon Forskäl hatte diesen 
Fisch beobachtet, und erwähnt seiner als zu Mocka erhalten. *) Mir brachten ihn an einem Tage in nahmbarer 
Anzahl die Fischer zu Tor, im nördlichen Theile des rothen Meeres. Nachstehende nach dem Leben gefertigte 
Farbenbeschreibung und Notizen über den innern Körperbau dürften nicht überflüssig seyn. 

Rückenfarbe und obere %, des Körpers gelblich braun mit vier milchweifsen Längsstreifen, vom Kopf bis 
zum Schwanze verlaufend; Bauchseite milchweißs, die verticalen ungepaarten Flossen hellbraun, mit schwarzem 
Randsaume, die andern Flossen grau hyalinisch; die beiden hinter dem After befindlichen räthselhaften trauben- 
förmigen Auswüchse lebhaft karminroth. Diese Auswüchse fanden sich bei allen von mir beobachteten Indivi- 
duen. Die Zähne dieses Fisches sind in Bloch abgebildet und von Cuvier genau beschrieben. Der Magen und 
Darmkanal ist beinahe von gleicher Weite, ersterer in Gestalt eines V gekrümmt; unter spitzem Winkel läuft 
der Darm am Pylorus rückwärts, ohne merkliche Krümmung bis zum After, so dafs der ganze Darmkarial kaum 
der Körperlänge gleichkömmt, die beiläufig sechs Zoll mifst. Keine Blinddärme sind vorhanden, dagegen eine 
kurze robuste Schwimmblase. Dieser kleine Fisch wird wegen der Wunden, welche er beim Einfangen durch 
seine lebhafte Bewegung mit den sägeförmig gezähnelten vordern Stacheln seiner Rücken - und Brustflossen 
machen kann, gefürchtet. 

In der Kiemenhaut sind 11 Strahlen; die Wirbelsäule hat 55 Wirbel, wovon 10 mit Rippen versehen. 


“ *) Deseript. animal. pag. XVI. No. 36, als Silurus arab. 


Clupea Sirm. 77 


s 4) Familie der Salmones. 


Aus dieser gafzen Familie fand ich im rothen Meere nur eine einzige Art, welche in die Cuvier’sche Gat- 
tung Saurus gehört; dieselbe ist von Russell (Tafel 172) recht gut unter dem Namen Badi Mottah abgebildet, 
und dürfte daher den Namen Saurus Badimottah führen. Ich erhielt mehrere Individuen dieses Fisches im 
Golfe von Souez; keins derselben war über zehn Zoll lang; die ganze Körperfarbe und die der Flossen war 


meergrün; die Strahlenzahl der Flossen ist 


1 1 1 0 0 
Brill. 75, Bafı —, Ri» A. 7, Sch. 9 +5 + 6. 


In der Kiemenhaut sind 14 Strahlen, und die Wirbelsäule besteht aus 53 Wirbeln. Ueber innere Organisation 
oder Trivialname besitze ich keine Notiz. 


—— 


5) Familie der Clupeen. 


Vier Arten von derjenigen Gattung dieser Familie, für welche Cuvier das Wort Clupea im engern Sinne 
anwendete, beobachtete ich im rothen Meere; aber sonderbarer Weise stimmt keine derselben mit derjenigen 
Art überein, welche Forskal unter dem Namen Clupea belama *) weitläufig beschrieben hat, und die sehr gut 
bezeichnet ist durch die Phrase: ‚‚Pinna dorsalis incipit a fine baseos ventralium et ejus basis finitur e regione 
ani;‘ ferner durch: ,Squamae trilobae ..... pinna analis radiis 32.“ **). Eine meiner vier Arten könnte 
möglicher Weise dieselbe seyn, welche Forskal (pag. XVII, No. 44) als Clupea Sirm andeutete, daher ich 
wenigstens diesen Namen bei meiner Beschreibung in Anwendung setzen will. Alle von mir eingesammelten 
Clupeen haben einen vollkommen zahnlosen Mund. : 


Taf. 21. Fig. 1. 
Clupea Sirm. Forskaäl. 


Diagnos. Clupea oculis mediocribus, vertice post illos utrinque striis septem divergentibus, pinnis ventralibus minutis, corporis colore dorso 
coeruleo, ventre ex argenteo roseo, angulo superiori operculi macula aurantiaca et ab illa caudam versus vitta flavicante, pinna 
dorsali flavicante, alis duabus membranaceis utrinque ad latera pinnae caudalis; ventre non cultrato sed subrotundato. 


Der Kopf dieser Art, im Vergleich mit den drei andern Arten, ist etwas konisch zugespitzt, 
die Augen und dıe Bauchflossen vergleichlich kleiner, die Rückenflosse niedrig, die Mitte ihrer 
Basis den Bauchflossen gegenüber, die Afterflosse kurz und noch niedriger, die Schwanzflosse 
stark ausgekerbt. Der Bauch ist unten nicht zugeschärft, sondern etwas zugerundet, die Schuppen 
des Körpers ziemlich grofs, von rhombischer Form, meistens in der Mitte ihres freien Randes 
mit einer kleinen Verlängerung; die Seitenlinie sehr schwach angedeutet, kaum erkennbar, in 
etwas abwärts geschweifter Krümmung verlaufend; auf jeder Seite der Schwanzflosse zwei mem- 
branöse vermuthlich aufrichtbare Schuppen, wie bei Lutodeira chanos. ***) Die Strahlenzahl ist 


Brl. —-, Ball. —, Rü. 


0 
nn , Al. —, Schl. 44 +4. 


1027 19 

Der Rücken dieses Fisches ist schön ultramarinblau mit Stahlglanz, der Bauch fleischfarbig 
mit Silberglanz; hinter dem obern Ende des Kiemenspalts ein orangegelber Flecken, von wo an 
ein längs der Seiten des Rückens verlaufender hellgelber Streifen beginnt. Mundgegend, Rücken- 
flosse und Schwanzflosse verwaschen gelblichgrün, die übrigen Flossen blals fleischfarbig. Der Magen 


*) Descript. animal. pag. 72. No. 107. 
**) Die beiden andern von Forskäl auf nämlicher Seite als Clupeen beschriebenen Cl. humela und Cl. dorab gehören zu zwei ganz 
verschiedenen Gattungen; erstere zu Trichiurus, letztere zu Chirocentrus. 
***) Sielle deren Beschreibung und Abbildung im Atlas zu meiner früheren Reise, pag. 18. und Tafel 5. Fig. 1 und 2. Section der Fische. 


Fische. 20 


78 Clupea punctata. 


ist ein langer spindelförmiger Stumpfsack, in dessen halber Länge der Pylorus sich spitzwinkelig 
inserirt; der Darmkanal macht nur eine Rückbiegung, und ist so lang als der ganze Körper; 
das vordere Fünftheil von jenem ist mit vielen kurzen Blinddärmen besetzt. Ich konnte keine 
Schwimmblase erkennen; diese Art ist die gröfste unter den von mir beobachteten Clupeen des 
rothen Meeres; sie mifst bis zu 7 Zoll Länge, und findet sich häufig bei Massaua. 


Taf. 21. Fig. 2. 
Clupea punctata. Rüppell. 


Diagnos. Clupea oculis magnis, vertice utrinque striis quatuor, pinnis ventralibus mediocribus, colore Jorsi coeruleo, serie 10 — 12 macu- 
larum nigricantium prope lineam medianam; vitta longitudinali flava ad latera corporis, gastraeo ex argentco rosco, pinna dorsali 
flavicante, pinnis reliquis colore erythrino diaphano, ventre subcarinato cultrato. 


Bei dieser Art ist vergleichlich mit der vorherbeschriebenen der Kopf etwas kürzer, die Augen 
gröfser; die Rücken- und die Bauchflossen sind gleich hoch, dem halben verticalen Körperdurch- 
messer entsprechend; Afterflosse sehr niedrig; Schuppen länglich mit zugerundetem Rande, und 
ziemlich grofs; keine Seitenlinie ist bemerkbar. Zu beiden Seiten des Vertex sind vier fächer- 
förmig gestellte Furchen. 


1 o 
Brfl. Ball, —, RE. —, An. , Schl5+ + 5 


0 
161° 

Rücken schön stahlblau, auf beiden Seiten der Medianlinie entlang eine Längsreihe von 
zehn bis zwölf runden schwarzen Flecken; unter der blauen Farbe ein schöner orangegelber 
Streifen längs der Körperseiten. Bauch silberfarbig, Rückenflosse gelblich hyalinisch, Schwanz- 
flosse graulich, die andern Flossen röthlich hyalinisch; Iris silberfarbig. 

Der Magen und die Einmündung des Pylorus wie bei vorstehend beschriebener Art, aber 
der Darmkanal viel kürzer; er macht keine Rückbiegung. Ich konnte keine Schwimmblase 
erkennen. Keins der von mir beobachteten Individuen war über 2", Zoll lang, welches die 
Gröfse des ausgewachsenen Fisches seyn soll. Die Araber benennen diesen Fisch Laaf, welches 
übrigens soviel als Köder bedeutet, und womit alle kleinere Fische, die man beim Angeln der 
grölfseren verbraucht, bezeichnet werden. 


Taf. 21. Fig. 3. 


Clupea quadrimaculata. Rüppell. 

Synon.: Clupea Schaleh? Forsk. pag. XVII. No. 45. 

Diagnos. Clupea capite obtuso, oculis magnis, squamis subrotundatis, vertice utrinque striis binis, pinnis ventralibus mediocribus, corporis 
colore ex viridi argenteo, vitta longitudinali flavicante, a branchiarum apertura superiori, ubi supra et subtus macula flava; pin- 
narum colore erythrino hyalino. 

Diese im Totalhabitus dem von mir Clupea Sirm benannten Fische ähnelnde Art, bleibt 
wie es scheint, immer viel kleiner, und unterscheidet sich von derselben namentlich durch gröfsere 
Augen und viel gröfsere Bauchflossen, endlich durch den zugerundeten Rand der Schuppen; 
dabei ist die Stellung und Form der Flossen wie bei Clupea punctata. Zu den Seiten des Vertex 
sind nur je zwei Furchen bemerkbar. 


2 An. 


1 
Bafl. ra 10° 


Brill. —, > 7. RM. 


Sch. 4 +, +4. 
Der Grund der Körperfarbe ist Silber mit grünlichem Schiller, nach der Rückenmitte zu 
ins Bläuliche spielend; vom obern Ende der Kiemenöffnung an nach dem Schwanze ein wagrechter 


Engraulis heteroloba. 79 


grüngelber horizontaler Längsstreif, über und unter demselben am Rande des Kiemenspalts ein 
gelblicher runder Flecken; die Flossen sind fleischfarbig hyalinisch; Iris gelbbraun; Darmkanal 
und Magen wie bei Clupea punctata. Ich glaube eine dünnhäutige lange Schwimmblase zu erken- 
nen. Körperlänge scheinbar nicht über vier Zoll. Vorkommen periodisch, und dann in grolsen 
Schaaren, in der Bucht von Massaua. 

Die vierte von mir im rothen Meere eingesammelte Clupeen-Art ist die von Russell bekannt 
gemachte 


Clupea Kowal. Russell. 
Icon: Russell fishes of Coromandel. Taf. 186. 


Diagnos. Corporis forma Clupeae Sirm valde affıni, at diametro verticali majore, vertice utrinque striis scx divergentibus; squamarum 
forma et coloribus speciei illi simillima. 


Der einzige Unterschied zwischen der hier zu beschreibenden Art und dem von mir Clupea 
Sirm benannten Fische ist ein gröfserer Vertical-Durchmefser des Körpers, welche Y, der ganzen 
Körperlänge zuzüglich der Schwanzflosse gleich kömmt, während solche in jener Art kaum Y, dieser 
Länge beträgt. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


1 
Brfl. 15, Bafl 


1 
Dr) 


2 
18 ? 


Ich besitze keine nach dem Leben entworfene Notizen über die Färbung dieses Fisches, den 
ich als eigene Art erst hier bei genauer Vergleichung erkannte. Uebrigens ist seine Form so 
ganz dem von Russell am angeführten Orte abgebildeten Thiere ähnlich, dafs ich kein Beden- 
ken trage solche als identisch zu betrachten. Die von mir eingesammelten Exemplare sind drei Zoll 
lang; ich erhielt sie entweder zu Djetta oder Massaua, vermuthlich untermischt mit Clup. Sirm. 


1 
Ri.y, Al. 


Schl. 4 +, + % 


Die im rothen Meere ziemlich häufig vorkommende Art von Engraulis, obgleich sehr nahe 
verwandt mit dem von Russell auf Taf. 187 unter dem Namen Nattoo abgebildeten Fisch, halte 
ich wegen der etwas abweichenden Stellung der Flossen und anderer Strahlenzahl der Rücken- 
flosse, ferner wegen der ungewöhnlichen vier membranösen Lappen auf den Seiten der Schwanz- 
flosse für eine eigenthümliche Art, welche Lappen die Veranlafsung der Namensbezeichnung sind. 


Taf. 21. Fig. 4. 
Engraulis heteroloba. Riüppel. 


Diagnos. Engraulis corpore elongato, compresso, capite obtuso, oculis magnis, rietu amplissimo, ossibus maxillaribus serratis, ventre inter 
pinnas peetorales et ventrales cultrato, aculeis sex, linea laterali nulla, squamis laxis, corporis colore viridi-hyalino, vitta lon- 
gitudinali lata argentea, supra pinnas pectorales squama magna acuminata, pinna dorsali ventralibus opposita, pinna caudali 
utroque latere lobis duobus membranaceis. 


Langgestreckter comprimirter Körper, der vor dem Oberkiefer befindliche Kopftheil hervor- 
geschoben, indem der auf der untern Körperseite befindliche weitgespaltene Mund etwas zurück- 
stehet; die ihn begränzenden grofsen Maxillarknochen haben ihren freien Rand fein gezähnelt; 
die Brustflossen sitzen ziemlich tief unten am Bauche an; an der obern Seite ibrer Basis ist eine 
sehr lange zugespitzte Schuppe; die Bauchflossen sind sehr klein und beinahe am Ende des zweiten 
Fünftheils der ganzen Körperlänge; etwas weniges weiter rückwärts ist der erste Strahl der 


80 Butirinus glossodontus. 


ziemlich kurzen Rückenflosse, die einer Art von gleichseitigem Dreieck ähnelt; die Afterflosse ist 
gleichfalls kurz; auf beiden Seiten der gabelförmigen Schwanzflosse befindet sich ein Paar mem- 
branöser grofser Schuppen, deren längste Seite frei liegt, und welche sich vermuthlich aufrichten 
können, wie ähnliche bei Lutodeira Chanos der Fall ist. 
2 Ball. —, Rn. —-, 
Die Körperschuppen sind grofs und leicht ausfallend; keine Seitenlinie ist bemerkbar. Längs 
der Bauchschärfe zwischen den Kiemen und den Bauchflossen sind hinter einander sechs Stacheln. 
Die Körperfarbe ist grünlich hyalinisch mit einer breiten silberfarbigen Binde längs jeder Seite; 
die Kopfgegend hat Tombakschiller, die Flossen sind fleischfarbig hyalinisch. Ueber innere Orga- 
nisation besitze ich keine Notizen; alle von mir eingesammelten Individuen waren weniger als 


drei Zoll lang. Kömmt periodisch scharenweise vor im Winter in der Bucht von Massaua. 


o o 
Bril. AN. Schl.3 + + 3. 


Lutodeira Chanos (Rüppell.) der Mugil Chanos des Forskäl, ward von mir sehr ausführlich beschrieben 
und abgebildet in meinem vorigen Atlas (Fische, Taf. 5. Fig. 1 und 2); sonderbarer Weise nahm Cuvier davon 
keine Notiz, obgleich ich ihm diese Bekanntmachung lange vor dem Drucke des zweiten Bandes seiner neuen 
Auflage des Regne animal zugestellt hatte *); er sagt blos in diesem Bande auf Pag. 233 am Ende einer 
Note: „le Mugil Chanos de Forskäl est de la famille des cyprins“, welches aber ein Irrthum ist, denn dieser 
Fisch gehört in die Familie der Clupeen; Cuvier spricht in der Beschreibung dieser beiden Familien gar nichts 
über fraglichen Fisch. 


Die im rothen Meere von mir beobachtete Art von Zlops, Forskals Argentina machnata, ward sehr gut von 
Russell Tafel 179 unter dem Namen Jinagow abgebildet; die ungewöhnliche Federkielartige Knochenlamelle, 
welche sich zwischen den beiden Schenkeln des Unterkiefers befindet, beschrieb bereits der Schwedische Natur- 
forscher; auch bemerkte er, dafs die Strahlen der Kiemenhaut variiren; an meinen Exemplaren sind deren 
28 bis 29; während Forskal bis zu 34 zählte; in den Strahlen der Flossen sind wir ziemlich übereinstimmend; 
ich zähle: 

Brfl. , Ball, RN, A, Schfl. 5 + +6. 

Die Wirbelsäule bestehet aus 44 Rippen- und 18 Schwanzwirbeln; die zehn ersten Rippenwirbel haben breite 
lanzettförmige verticale Dornfortsätze, diejenigen der zwanzig zunächst kommenden Wirbel sind dünn, und in 
doppelter einander entgegengesetzter Richtung geschweift; hinter der Zahnreihe des Oberkiefers sind vier 
Partieen feiner bürstenförmiger Zähne in einer halbmondförmigen Binde gestellt. 


Dat.2022Figg3} 
Butirinus glossodontus. Rüppel. 


Synon.: Argentina glossodonta. Forskäl. 


Diaynos. Butirinus corpore elongato subelliptico, abdomine non carinato, squamis non deciduis, colore ex argenteo nitidissimo. 
Cuvier**) und Agassiz ***) betrachten den im rothen Meere vorkommenden Butirinus, den 
Forskäl als Argentina glossodonta sehr weitläufig beschrieben hatte+), als identisch mit der in 


*j Cuvier eitirte an einer andern Stelle dieser neuen Auflage seines Regne animal (Vol. 2, Pag. 146 in der Note bei Gelegenheit 
des Sillage Sihama) gerade dasjenige Heft meines Atlasses, worin jener Lutodeira abgebildet und beschrieben ist! — 
**) Memoires du Musce. Vol. 5. pag. 272. 
””*) Spix Genera piscium per Brasilia etc. pag. 49. 
+) Forskäl Descript. animal. pag. 68. No. 99. 


En NE, OR BG 


Butirinus glossodontus. E 81 
dem brasilianischen Meere lebenden Art dieser Gattung. Ich bedauere* recht sehr, dafs a kein 
Individuum jenes amerikanischen Butirinus zur ganz genauen Vergleichung zu Gebote stehet; bei 
Vergleichung der von derselben publicirten trefflichen Abbildung *) mit den von mir im rothen 


Meere eingesammelten Fischen kann ich nicht den geringsten Unterschied auffassen; aber in der 
Beschreibung derselben sagt Agassiz ausdrücklich **): „Corpus subcompressum , squamis tenuibus, 
deciduis tectum: abdomen carinatum, sed non serratum.“ Da nun die im rothen Meere lebende 
Art den Bauch ganz flach hat, so dafs der Querdurchschnitt des Körpers etwas rhomboidal geformt 
ist, also von einem corpus subcompressum und abdomen carinatum keine Rede seyn kann, ferner 
die Körperschuppen ziemlich fest angewachsen sind; so bin ich entschieden, die Fische aus dem 
amerikanischen und dem rothen Meere als zwei Arten zu sondern. Im Uebrigen palst die sehr 
ausführliche Beschreibung, welche Agassiz bekannt machte, in jeder Beziehung auf die im rothen 
Meere lebende Art, über deren Skelet und Strahlenzahl ich nachstehende Notiz ertheile, beson- 
ders da sowohl Forskäl, als auch der Neufchateller Naturforscher und Cuvier über das Skelet der 
von ihnen. beschriebenen Art nichts mittheilen. 
Die Strahlenzahl der Flossen von Butirinus glossodontus ist: 


Bril. —, Ball.“ 


Io, Ri, All, Schfl.7 + +7 

In der Kiemenhaut sind 13 Strahlen; die Wirbelsäule bestehet aus 68 Wirbeln, wovon 
36 mit Rippen versehen; die 22 folgenden.Wirbel haben den abwärts gerichteten Dornfortsatz 
bifureirt; an den letzten 7 Wirbeln ist der obere und untere Dornfortsatz sehr breit, so dafs 
dieselben zusammengenommen eine verticale Knochenleiste bilden. Die zwischen der Basis der 
Rückenflosse und der Wirbelsäule befindlichen Knochen bestehen jeder aus zwei Lamellen, wovon 
die eine auf der Mitte der andern unter rechtem Winkel ansitzt. Der von Forskäl gegebe- 
nen Beschreibung des Darmkanals wülste ich nichts beizufügen. 


Dieser Fisch ward von mir nur zu Djetta beobachtet, allwo sein Trivialname mir Bunnuck 
angegeben wurde. 


Chirocentrus Dorab (Cuv.) oder Clupea Dorab (Forsk.) ***), wovon Russell auf Tafel 199 unter dem indi- 
schen Namen Wahlah eine gute Abbildung veröffentlichte, ist mir nur zweimal im rothen Meere vorgekommen. 
Forskäls äussere Beschreibung dieses Fisches und Cuviers anatomische Notizen 71) überheben mich einer neuern 
Mittheilung ; ich bemerke zu denselben nur nachträglich, dafs Ch. Dorab seine Brustflosse nur in horizontaler 
Richtung bewegen kann, dafs die Zähne des Unterkiefers nicht festgewachsen sind an dem Knochen, sondern 
sich bewegen lassen; auch ergab meine Zählung der Strahlenzahl ein etwas von Forskal und Russell abweichen- 
des Resultat, nämlich: 

3 


5 0 
Brfl. 7, > Ball. , >» Ri. , All —5, Schfl. 5 + at 

*) Spix l. c, Taf. XXIU, Fig. 2. 

**) Ibid. pag. 48. Zeile 6 v. u. 
*%*) Descript. animal. pag. 72, No. 108. 

+) Regne animal, Vol. 2. pag. 325. 

— 
Fische. 21 


82 Echeneis vittata. 


Malacopterygii subbranchiales. v 
1) Familie der Pleuronecten. e 


Ich erhielt keinen neuen Beitrag zu den fünf Arten aus dieser Familie, welche den Gattungen Hippoglossus, 
Rhombus, Achirus und Plagusia angehören, und die ich ausführlich im Atlas zu meiner vorigen Reise (Fische 
pag. 121) beschrieben habe. Die Ursache davon liegt unstreitig an dem ‘mangelhaften Betrieb der Fischerei im 
rothen Meere; denn Russell beobachtete im indischen Meere so viele Fische, die zu dieser Familie gehören, dals 
deren Artenzahl im rothen Meere sicherlich auch ziemlich bedeutend zu muthmalßsen ist. 


2) Familie der Schiffshalter. 


Eine Art der Gattung Echeneis kömmt ziemlich häufig im rothen Meere vor, die auch im indischen Meere 
durch Russell eingesammelt wurde, aber von diesem Naturforscher meines Erachtens irriger Weise als identisch 
mit der im atlantischen Ocean lebenden Echeneis neucrates gehalten wurde; ich bezeichne daher die indische 
Art mit dem neuen Namen: 


Echeneis vittata. Rüppell. 


Icon: Russell fishes of Coromandel. Tab. 49. Bonaterre Encyclop. methodique, Ichthyologie. 
Tab. 33. Fig. 124. 
Synon.: Echeneis neucrates, Forsk. descript. animal. pag. XIV. No. 7. 
Diagnos. Echeneis disco capitis laminis 24, pinna caudali piscis juvenilis acuminata, piscis adulti angulis lateralibus elongatis, et margine 


postico concave exciso; corporis et pinnarum colore cinerascente, vitta nigra ab apice capitis utrinque per latera corporis; pinna 
caudali margine laterali albo. E 


Dieser Fisch scheint, wie schon bemerkt, bisher mit Echeneis neucrates verwechselt, welcher 
letztere jedoch, wenn ich nicht irre, schon dadurch kenntlich ist, dafs der Saugapparat auf seiner 
Kopffläche immer einige Furchen weniger hat. Die Strahlenzahl der Flossen ist auch verschieden, 
eben so das Colorit, welches ich an den im rothen Meere beobachteten zahlreichen Individuen 
als sehr constant beobachtete. Die neue von mir hier zu beschreibende Art bietet auch die von 
mir bereits mehrmals herausgehobene Eigenthümlichkeit dar, dafs die Schwanzflosse in dem ver- 
schiedenen Lebensalter des Fisches in ‚der Form grofse Modificationen erleidet. Bei jungen Indi- 
viduen ist diese Flosse am hintern Rand durch zwei unter rechtem Winkel convergirende Linien 
begrenzt; mit zunehmendem Wachsthum verlängern sich die Spitzen des Seitenrandes, so dafs 
beim ausgewachsenen Fisch, der beiläufig drei Fufs lang ist, der hintere Rand der Schwanzflosse 
concav ausgeschnitten erscheint. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 

Br. , Ball. 4, Rd. , An. —, Schl.3 + +8 

In der Kiemenhaut sind 9 Strahlen; das Skelet zählt 14 Rippen- und 16 Schwanzwirbel, 
wovon die letzteren besonders langgestreckt sind; diejenigen Wirbel, welche in der Nähe des 
Kopfes befindlich, haben robuste lange Transversalapophysen. Beide Kiefer sind mit einer Binde 
feiner bürstenförmiger Zähne besetzt; längs des Gaumens ein breiter Streifen ähnlicher Zähne; 
am Schlund oben 6, unten 4 Platten mit kleinen bürstenförmigen Zähnen. 

Die Grundfarbe des Körpers und der Flossen ist dunkelaschgrau; von der Spitze des Mauls 
durch die Augen längs der Körperseiten bis zum Schwanz ein breiter schwarzer Streifen, an dessen 


‚unmittelbarem Seitenrand der Körper etwas heller. Der seitliche Rand der Schwanzflosse ist bei 


jungen Fischen weils; bei älteren Individuen reducirt sich dieses auf einen weilsen Flecken an 
der seitlichen Endspitze der Flosse, und im Alter verschwindet die weilse Farbe ganz. 


Rn ".- - # WE EEE, m WE. > ee "es rin u ur ar a ia Fu WE WE; 


Uropterygius concolor. 83 


Der Fisch kömmt häufig im rothen Meere vor; er wird gewöhnlich eingefangen parasitartig 
am Bauche eines Trigon oder Carcharias ansitzend; auch am Bauch unserer Barke pflegten sich 
eine Zeitlang mehrere dieser Fische aufzuhalten; sie kamen, so oft etwas über Bord geworfen 
wurde, zu dessen Aufschnappen hervor, nahmen aber dann eilig wieder ihren vorigen Standort ein. 


Heifst im nördlichen Theile des rothen Meeres: Delka, oder auch Gammel el Kirsch; im 
südlichen Theile: Keid. 


Malacopterygii apodes. 


Ich beschrieb aus dieser Abtheilung in meiner früheren Publication neun verschiedene Arten, wovon die eine 
eine eigene neue Gattung, bildet.*) Zu diesen Beschreibungen habe ich diejenige zweier Fischarten hinzuzufügen, 
als das Ergebnils meiner neueren Reise, wovon die eine gleichfalls den Typus einer eigenen Gattung bildet; es 
ist solches eine Muraene, die mit Ausnahme einer kleinen kurzen Flosse an der Schwanzspitze gar keine Flossen 
hat, und wofür ich daher als Gattungsbezeichnung vorschlage 


Uropterygius nov. gen. Büppell. 


Character generieus: Corpus subeylindricum compressum, elongatum, alepidotum, apertura 
branchiarum parva, lateralis, nares tentaculatae; e pinnis sola.pinna caudalis adest, minuta, sub- 


rotundata; rietus magnus, utraque maxilla dentibus acutiusculis dupliei serie ordinatis. Palatum 
dente unico uncinato. 


Taf. 20. Fig. 4. 
Uropterygius concolor. Rüppel. 


Diaynos. Uropterygius ano ante dimidium longitudinis corporis posito, corpore colore hepatico fusco, regione operculorum nonnullis 
lineis longitudinalibus nigricantibus, labiorum margine punctulis coeruleis nigrolimbatis. 


Der ziemlich gleichförmig elliptisch zugerundete Körper ist nur in der Gegend der Kiemen 
etwas erweitert, und nach dem Schwanzende zu allmählich comprimirt; letzteres ist allein mit einer 
niedrigen zugerundeten Flosse besetzt. Die Augen sind verhältnifsmälsig ziemlich großs, in der 
Mitte zwischen Kopfende und Mundwinkel; die Nasenlöcher wie gewöhnlich bei den Muraenen 
mit kurzen Hautfühlern versehen. Beide Kiefer sind mit einer doppelten Reihe konischer zuge- 
spitzter Zähne bewaffnet, wovon diejenigen der innern Reihe am robustesten. Am Vomer befindet 
sich ein isolirter starker konischer Zahn. Der Kiemenspalt verläuft horizontal, und ist ziemlich 
klein; der After befindet sich etwas vor der halben Körperlänge. 

Die Farbe des ganzen Fisches ist einförmig dunkel leberbraun; über die Gegend der Operkuln 
verlaufen einige dünne schwärzliche Längslinien; am Rande beider Kiefer sind einzelne kleine blaue 
Flecken -zerstreuet, die schwarz gesäumt sind. Iris dunkelbraun mit weifsem Ring um die Pupille. 

Ich erhielt nur zwei Individuen dieses Fisches, beide zu Massaua, ein jedes war zehn Zoll 
lang; das eine derselben hatte im Monat März seine Bauchhöhle mit stark entwickelten Biern 
gefüllt. — Wäre die Zahnbildung anders, so würde ich diese Fische zu der Lacepedischen Gat- 
tung Gymnomuraena gerechnet haben. 


*) 1 Conger, 7 Muraenen, 1 Haliophis. 


6 u mE U 


ee er 


8 Muraena bilineata. 


Muraena bilineata. Rüppel. de 


Diagnos. Muraena capitis eolore dilute testaceo nonnullis seriebus punctulorum nigrorum regulariter positorum picto, corpore ex Hlavo 
cinerascente permultis lineis longitudinalibus albidis variegato, 'pinna dorsali caerulesceente, anali carnea, ista duabus lineis 


umbrinis. i 
Bei den zahlreichen Muränenarten, die sich durch Körperform alle ganz ähnlich sind, und 
wobei in der Regel die Strahlenzahl der Flossen nicht zu ermitteln ist, wird der Arten - Unter- 
schied blos durch die Körperfarbe bestimmt; daher die Selbstständigkeit der einzelnen Arten 
schwierig festzusetzen ist. Gar manche der in den Compendien aufgeführten Arten ist übrigens 
sogar blos nach in Weingeist aufbewahrten Individuen beschrieben! Dieses ist wenigstens nicht 
bei den von mir im rothen Meere beobachteten Arten der Fall. Muraena bilineata hatte im 
Leben folgende Färbung: Kopf verwaschen lackroth mit vielen in verschiedenen Krümmungen 
aber symmetrischen Linien stehenden schwarzen Punkten; eine weitschichtige Reihe dieser schwar- 
zen Punkte ist in halber Körperhöhe vom Kopfe bis oberhalb des Afters; Körperfarbe verwaschen 
gelbgrau mit einigen feinen weilslichen Längslinien gescheckt. Die Rückenflosse, welche unfern 
der Gegend des Mundwinkels beginnt, ist blaulich, die Afterflosse fleischfarbig; letztere ihrer 
ganzen Länge nach auf den Seiten mit zwei rothbraunen Linien. Körperlänge zwei Fufs. 
Zu Djetta ohne besondere Namensbezeichnung erhalten. 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere eingesammelten Arten, in die Classe 
der Malacopterygier gehörig. 


Lebias dispar (Rüpp.) Icon. Rüpp. Atlas . . ö or R er .  . Taf. 18. Fig. 1 u. 2. 
Belone platura (Rüpp.) Wirbelthiere . . - 5 5 . B R 8 ö DR2USE,, ml: 
» Choram (Rüpp.) ibid. 0 . . . ö < 5 B pag. 72. 
Hemiramphus Gamberur (Rüpp.) Dackhs Vol. 5. h B . 0 B . . Taf. 7. Fig. 2. 
5 Far (Rüpp.) ibid. e o R 6 ö ö 0 ö B o Rs: 


Bagrus thalassinus (Rüpp.) Wirbelthiere . b ö - B R ö & ö 208 023 
Plotosus anguillaris (Lacep.) Russell . B . : 0 ö . 0 . . „ 166. 
Saurus Badimottah (Cuv.) ibid. . . a“ 0 e c ö B . B „ 172. 
Clupea Sirm (Forsk.) Rüpp. Wirbelthiere . . 0 . . B D . nal 
»  punctata (Rüpp.) ibid. en 6 Su a ., 221.205 
»  gquadrimaculata (Rüpp.) ibid. . 5 an: ae . . 5 . Re: 


Sam 


„» .Kowal (Russell) . . 2 d © 0 . . D o . „ 186. 
Engraulis heteroloba (Rüpp.) Wirbelthiere o o . 5 B B . . m Ale, ch 
Lutodeira chanos (Rüpp.) Atlas . 5 o d . - ö 6 © o . De lu>! 
Elops machnata (Linne) Russell . a e ö 5 B 6 ee B „ 179. 


Butirinus glossodontus (Rüpp.) Wirbelthiere . 0 © iu . . 6 q en Alben Br 
Chirocentrus Dorab (Cuv.) Russell 5 b o e e B 5 2 6 5 „199: 
Hippoglossus Erumei (Cuy.) Russell . 2 ä E e E e . . 5 » 69. 


Rkhombus pantherinus (Rüpp.) Atlas . s 5 © e 5 5 E e a 5 BL. 
Achirus barbatus (Geoflroy) Atlas B k o 9 a o s 2 0 0 ol el 
Plagusia bilineata (Cuv.) Russell 5 3 e 0 0 & 0 : 0 6 » 73. 

»  "dipterygia (Rüpp.). Atlas 3 6 a - . . ö . F 0 u alı..u3! 
Echeneis vittata (Rüpp.) Russell 5 o 0 ö . 6 c 5 ö : » 49. 
Uropterygius concolor (Rüpp.) Wirbelthiere © . 0 ö . ö ö o PR 2U mer ed: 
Conger einereus (Rüpp.) Atlas . & ° & & e 6 6 D 5 Ö RIESE 
Muraena ophis (Rüpp.) Atlas . 0 ö . 6 0 . 5 . © 0 RR 


Apogon novemstriatus. 85 


Muraena reticulata (Cuv.) Bloch u © ee: “2.00. Taf. 416. 
n, geometrica (Rüpp.) Atlas & ® B . ö 0.00.0980. Fig. 1. 
» tigrina (Rüpp.) ibid. . . . u in Or 2} 
» Jlavimarginata (Rüpp.) ibid. Dahn. Ei 


” hepatica (Rüpp.) ibid. . 0 o e 0 . D 0 B . pag. 120. 
> ceinerascens (Rüpp.) ibid. B > . ö B EI. rn a 
9 bilineata (Rüpp.) Wirbelthiere . s a De : . De 700284 
Haliophis guttatus (Rüpp.) Atlas ö 0 0 » . . 0 Re . Taf 2. „ 3. 
— 


Familie der Baarschen. Les Percoides. Cuv. 
Apogon. Lacepede. 


Als ich während der Jahre 1822 — 27 das rothe Meer bereiste, beobachtete ich nur drei 
Arten der Gattung Apogon, von welchen ich die nach der Natur gefertigten Beschreibungen und 
theilweisen Abbildungen seiner Zeit veröffentlichte *). Durch Cuviers zweiten Band seiner allge- 
meinen Naturgeschichte der Fische aufmerksam gemacht, fand ich bei meiner neueren Reise, dafs 
das rothe Meer ziemlich viele Arten jener Gattung beherbergt, die sich aber alle ziemlich nahe 
stehen; nach meinen Beobachtungen ist ihre Anzahl wenigstens acht Arten, über welche ich nach- 
folgende Notizen zusammenstelle. 


Apogon lineolatus. Ehrenb. 
Icon.: Rüpp. Atlas, Fische. Taf. 12 Fig. 1. und Renard Fol. 40. No. 204. 


Diagnos. Apogon corporis colore roseo, splendore metallico, lineis duodecim verticalibus rubro-umbrinis per latera corporis, basi caudae 
utrinque macula nigra, pinnis erythrinis hyalinis, iride flava, supra et subtus stria horizontali caerulea. Habitat prope Massauam. 


Apogon annularis. Rüppell. 
Icon.: Lacep. Vol. 3. pl. 32 Fig. 2. als Ostorhinque Fleurieu. 


Diagnos. Apogon corporis colore coccineo fusco, splendore metallico, basi caudae fascia lata nigra, pinna dorsali prima ex rufo umbrina, 
Pinnis reliquis ex roseo hyalinis. Habitat prope Tor. 


Cuvier **) glaubte diesen Fisch identisch mit dem im mittelländischen Meere lebenden Apogon rex mullorum; 
aber der an mehr als zwanzig von mir eingesammelten Exemplaren beobachtete constante schwarze breite Ring 
um die Basis des Schwanzes, in Verbindung mit einem bei weitem kürzeren Körper vergleichlich zum Höhen- 
durchmesser, gestattet mir keinen Zweifel über die Verschiedenheit beider Arten. Dieses Verhältnißs der Körper- 
länge zur Höhe ist bei Apogon annularis wie 1:2%,; bei Apogon rex mullorum wie 1:3),. 


Taf. 22. Fig. 1. 
Apogon novemstriatus. Rüppell. 


Diagnos. Apogon corpore elongato, diametro longitudinali verticali 4‘, aequali, capite obtusato, oculis magnis, corporis colore lateribus 
argenteo, dorsum et ventrem versus rufescente, utrinque striis quatuor longitudinalibus nigricantibus unaque medio verticis; ad 
latera caudae macula nigra; pinnis erythrinis hyalinis. 


Der von mir hier abgebildete aus dem rothen Meer abstammende Apogon unterscheidet sich 
von demjenigen, welchen Cuvier nach einem von Timor erhaltenen Exemplare beschrieb, und 


*) Rüppells Atlas, Fische, pag. 48. und Tafel 12. Fig. 1. 
**) Vol. 2, pag. 151 seiner grossen Naturgeschichte der Fische. 


Fische. 22 


86 Apogon bifasciatus. 


wovon ich eine nach dem Leben colorirte Zeichnung besitze, die Herr von Kittlitz fertigte, durch 
einen länger gestreckten Körper, durch die Anwesenheit eines grofsen runden schwarzen Fleckens 
auf den Seiten der Schwanzbasis, gröfsere Augen und rechtwinkelig abgestutzte Schwanzflosse, 
auf welche Verschiedenheit, die freilich nur durch die Beobachtung eines einzigen Individuums 
begründet ist, das kaum 1, Zoll Länge hatte, diese problematische Art von mir aufgestellt wird. 
Der Kopf ist vorne zugerundet, die Augen grofs, der Körper mehr als gewöhnlich langgestreckt, 
indem sich der gröfste Höhendurchmesser zur ganzen Länge verhält wie 1:4, Aus der Strah- 
lenzahl der Flossen ist bei den meisten Apogonarten kein Kennzeichen zu entnehmen, da sie 
gewöhnlich übereinstimmt. 


1 2 0 
Bal.—, RI +, Al, Schl. 44 +4. 


Brfl. ——, 

Der Grund der Körperfarbe ist röthlich, auf den Seiten Silber; er ist mit neun schwarz- 
braunen Längsstreifen gezeichnet; ein ungleicher beginnt oberhalb der Orbita, und verläuft längs 
der Medianlinie des Vertex bis zum Ende der zweiten Rückenflosse; die andern Streifen sind auf 
beiden Seiten gleich; das oberste Paar fängt an den Nasenlöchern an, verläuft über den Augen 
her, längs des Rückens, und vereiniget sich oben auf der Basis des Schwanzes; das zweite Paar 
ist über dem Munde mit einander verbunden, läuft durch die Augen gegen die Mitte des Schwanzes 
zu, allwo ein runder schwarzer Flecken in einem silbernen Kreise befindlich; das dritte Paar 
beginnt am Mundwinkel, und zieht bis unten an die Basis des Schwanzes; das vierte Paar end- 
lich verläuft längs der Bauchschärfe von der Spitze der Dillenkante bis zum Ende der Afterflosse. 
Alle Flossen sind röthlich hyalinisch. Zu Massaua im Monat Februar ein einziges Exemplar 
erhalten. 


Taf. 22. Fig. 2. 
Apogon bifasciatus. Rüppell. 


Diaynos. Apogon colore argenteo, nitore tombaceo, fascia fusco-umbrina a margine antico pinnae dorsalis primae et margine postico 
pinnae dorsalis secundae; illa margine anteriori, et apice pinnae ventralis fusco; corpore post mortem striis sex longitudinalibus 
flavicantibus, pinnis dorsalibus, anali et ventralibus subtilissime umbro-punctatis. 


In Körperform ähnelt dieser Fisch ungemein dem von Cuvier abgebildeten Apogon trima- 
culatus *), nur sind bei dem Fische des rothen Meeres beiläufig alle Körperdimensionen Y, kleiner, 
und nach meiner Beobachtung an mehr denn zwanzig lebenden Individuen ist immer der Rücken 
mit zwei verticalen braunen Streifen gezeichnet, wie aus nachfolgender Beschreibung ersichtlich. 
Uebrigens hat auch die erste Rückenflosse immer sieben Strahlen, von denen die beiden ersten 
klein, der dritte am längsten ist; die zweite Rückenflosse ist etwas zugerundet, und die Schwanz- 


flosse hinten schwach ausgekerbt. 


0 


Brfl. FE 


Ba. , RZ + —,An. Z,Schl.a+ — +4 

Körperfarbe Silber mit Tombackschiller; zwei braune Verticalstreifen verlaufen von dem Rücken 
bis zur halben Körperhöhe am Anfange und Ende der Rückenflosse. Der vordere Rand der ersten 
Rückenflosse schwärzlich, die Bauchflossen weilslich, gegen die Endspitze zu schwärzlich; die 


übrigen Flossen fleischfarbig hyalinisch, dabei sind Rücken-, After- und Bauchflossen fein braun 


*) Hist. Nat. des Poissons, Vol. 2, Taf. 22. 


Apogon enneastigma. 8 


punctirt. Iris hellbraun mit Silberring um die Pupille. Nach dem Tode werden die beiden verticalen 
Streifen wenig bemerkbar, und längs der Körperseiten zeigen sich mehrere lichte Längestreifen. 
Gröfste Körperlänge drei Zoll; häufig vorkommend zwischen den Korallen bei Djetta. 


Apogon taeniatus. Ehrenberg. 


Diagnos. Apogon corporis colore brunneo flavescente, splendore tombaceo, quinque lineis longitudinalibus dilutioribus pieto, supra pinnas 
pectorales macula circulari fusca, margine clariore; macula rotunda ad basin caudae, fascia verticali per dimidium pinnae dorsalis 
secundae pinnam analem versus, apice p. ventraiium et margine antico pinnae primae dorsalis nigricante, 


Ich halte mich um so mehr verpflichtet vorstehende ausführliche Diagnose dieser Art zu entwerfen, weil 
diejenige, welche meiner veröffentlichten Beschreibung: dieses Fisches vorangeht *), etwas mangelhaft ist. Zugleich 
wiederhole ich, dafs die Strahlenzahl an der Rückenflosse - + — ist, während Cuvier solche als — + — ange- 
geben hat. **) Vorkommen zu Djetta. 


Taf. 22. Fig. 3. 


Apogon enneastigma. Rüppell. 
An Apogon heptastigma? Cuvier Vol. 2. pag. 160. 


Diagnos. Apogon capite subrotundato, corporis colore ex rufescente-albido splendore tombaceo, pinnis rufescentibus dilutioribus, margine 
antico pinnae dorsalis nigro, macula rotundata nigra areola flavicante circumdata supra pinnas pectorales, punctulis quinque fuscis 
ad basin pinnae dorsalis, duobus antice et postice, uno intermedio, punctulo fusco utrinque ad latera basis caudae, 


Diese Art scheint mir sehr nahe verwandt mit dem von Cuvier l. c. beschriebenen Apogon 
heptastigma, der gleichfalls aus dem rothen Meere abstammt, mir aber daselbst nicht vorgekom- 
men ist. Eine directe Vergleichung beider Arten wäre daher sehr wünschenswerth, um mit Bestimmt- 
heit über ihre specifische Verschiedenheit zu entscheiden. Uebrigens ist schon aus der sehr kurzen 
Cuvier’schen Beschreibung ersichtlich, dafs der Kopf jener Species zugespitzt ist, während solcher 
bei meinem Fische vollkommen zugerundet ist. Der kleine Unterschied in der Strahlenzahl der 
Rückenflossen ist vielleicht weniger gewichtig, als das Vorhandenseyn des schwarzen, gelbroth- 
gerändeten Fleckens oberhalb der Brustflossen, welcher bei allen meinen Individuen sehr deutlich 
ausgesprochen ist. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 


Brfl. Baf. —, RL. + ——, Al 


9—10 ? 


Schfl. 5 + + 4. 

Die Schwanzflosse ist am hintern Rande etwas ausgekerbt und hat abgerundete Seitenecken. 
Grundfarbe des ganzen Körpers und der Flossen fleischfarbig, ersterer mit Tombackschiller, letztere 
nach dem freien Rande zu röthlicher; der vordere Rand der Rückenflosse ist schwärzlich; des 
dunklen Fleckens mit gelbrothem Rande oberhalb jeder Brustflosse ist bereits gedacht; es finden 
sich ferner fünf schwärzliche Flecken an der Basis der Rückenflossen, und zwar je zwei zu den 


Se 
12—13 ? 8? 


Seiten ihres Anfangs und Endes, und ein ungepaarter in der Auskerbung, wodurch die vordere 
und hintere Rückenflosse bedingt wird. Zu den Seiten des Schwanzes ist gleichfalls ein kleiner 
schwärzlicher Fleck, so dafs also der Fisch in allem mit neun dunklen Flecken gezeichnet ist, 
woher ich den Artennamen entnommen. 

Die von mir eingesammelten Individuen waren alle 1%, Zoll grofs; sie wurden mir zu Massaua 
überbracht, woselbst sie bei abfliefsender Ebbe wegen der Nachstellungen der Wasservögel sich 
zwischen den Korallenzweigen verstecken, und so leicht zu fangen sind. 


*) Atlas, Fische, pag. 48. **) Vol. 2. pag. 159. 


88 Apogon coccineus. 


Taf. 22. Fig. 4. 
Apogon punctulatus. Rüppel. 


An Apogon variegatus? Valenciennes nouv. Annales du Musee. Vol. I. pag. 55. 


Diagnos. Apogon corpore altiusculo, capite subacuminato, pracopereulo margine integro, linea laterali sub dimidio pinnae dorsalis secundae 
terminata, pinna caudali rotundata, corporis et pinnarum colore dilute prasino permultis punctulis fuscioribus variegato, pracoper- 
culo stris quatuor flavicantibus, parte superiori opereuli macula nigra ovali flavolimbata. 


Vergleichlich zu den andern Apogonarten ist der Höhendurchmesser des Körpers viel beträcht- 
licher als gewöhnlich; er beträgt etwas mehr als /, der ganzen Körperlänge; dabei ist der Kopf 
konisch zugespitzt. Besonders eigenthümlich ist, dafs die Seitenlinie unterhalb der Mitte der zweiten 
Rückenflosse endet: Am Rande des Praeoperculum kann ich keine Zahnung entdecken; das Oper- 
culum und die Schwanzflosse sind zugerundet; die Strahlenzahl der Flossen ist: 


0 
13? 


Körperfarbe hell grasgrün, durchaus mit sehr vielen dichtstehenden bouteillengrünen Punkten 


Bal.-, RR. + 4, Al, Schl.4 + — +4. 


Bril. 9 


gescheckt; hinter dem Auge und unterhalb desselben verlaufen über das Präoperculum vier 
gelbliche Streifen; oben am Operculum ist ein grofser runder schwarzer Flecken gelblich einge- 
falst. Flossen gelblichgrün mit vielen dunkleren Punkten; Iris gelbbraun. Körperlänge 18 Linien. 
Vorkommen zwischen den Korallen bei Massaua. Es wäre ersprielslich, den von Cuvier Vol. 7. 
pag. 443 sehr kurz beschriebenen Apogon auritus genau mit vorstehend beschriebenem Fische zu 
vergleichen. Die Seitenlinie und Form des Opereulum sind Kennzeichen, die leicht, wenn gehörig 


berücksichtiget, Identität oder Verschiedenheit ausweisen. 

Die achte und letzte von mir im rothen Meere beobachtete Apogonart scheint mir nahe verwandt, vielleicht 
selbst identisch, mit dem von Cuvier unter dem Namen Apogon cupreus *), freilich nur mit ein paar Worten 
angedeuteten Fisch, in welchem Falle aber diese Beschreibung, namentlich bezüglich der Strahlenzahl der ersten 
Rückenflosse, eine Berichtigung erheischt. In dieser nicht von mir lösbaren Ungewilsheit entschlofs ich mich die 
zu publicirende Abbildung mit einem eigenen Namen zu bezeichnen. 


Taf. 22. Fig. 5. 


Apogon coccineus. Rüppell. 
An Apogon cupreus ? Ehrenberg. 


Diagnos. Apogon capite subcuneiformi, operculo postice angulo acuto, pinna dorsali prima radiis sex, pinna caudali subfalcata, corporis et 
pinnarum colore coccineo concolore, 


Die Kopfform ist etwas konisch, das Operculum mit einer horizontal laufenden Leiste ver- 
sehen, die am hintern Rande eine Zuspitzung bildet; die erste‘ Rückenflosse bestehet bei allen 
von mir untersuchten Individuen (fünf Stück) nur aus sechs Stacheln; die Schwanzflosse ist etwas 
gabelförmig; der gröfste Höhendurchmesser ist 3y, mal in der Körperlänge befindlich. 


0 1 


> Bal.—, R0.- . 


2 
+, Al, Schl.3+- +3. 


Bril. 


Die Farbe des ganzen Körpers und aller Flossen ist einförmig lebhaft karminroth; Iris schwarz- 
braun. Das gröfste von mir. beobachtete Individuum mifst 21 Linien; findet sich nicht sonderlich 
häufig zu Massaua, in gleicher Localität mit den verwandten Arten. 


*) Hist. Nat. des poissons, Vol. 2. pag. 158. 


Apogon coceineus. 8 


Die Form des Darmkanals, Magen und Zahl der Blinddärme habe ich bei dem Apogon 
lineolätus*) beschrieben. Auf einen Druckfehler, der sich bei der Angabe der Kiemenstrahlen an 
demselben Orte befindet, will ich hier aufmerksam machen. **) Schliefslich will ich noch die Zahl 


der Wirbel eines Skeletts von meinem Apogon bifasciatus mittheilen; dasselbe zählt zehn Rippen- 
und vierzehn Schwanzwirbel. 


Cheilodipterus. Lacepede. 


Eine zu dieser Gattung gehörige Art kömmt ziemlich häufig im rothen Meere vor, und ward bereits aus- 
führlich durch Forskäl unter dem Namen Perca lineata ***) beschrieben. Gmelin in der dreizehnten Ausgabe 
des System. naturae änderte diesen Namen in Perca arabica um; und Cuvier benannte nunmehr diesen Fisch, 
von welchem er (Vol. 2. Taf. 23) eine Abbildung veröffentlichte, Cheilodipterus arabicus! Einige wenige Berich- 
tigungen und Zusätze sey mir vergönnt der Cuvier’schen Beschreibung beizufügen. Am lebenden Fisch ist die 
Iris braun mit zwei horizontalen goldgelben Streifen, wie ähnliche blaue Streifen von mir bei Apogon lineolatus 
beobachtet und abgebildet wurden. Am Pylorus sind nicht, wie Cuvier sagt, drei, sondern vier Blinddärme, gleich 
wie solches ebenfalls bei Cheilodipterus quinquelineatus der Fall ist. Eine einfache wohlentwickelte Schwimm- 
blase ist vorhanden. Die Wirbelsäule bestehet aus 9 Rippen - und 14 Schwanzwirbeln; unfehlbar ist es ein Druck- 
fehler, wenn Cuvier die Strahlenzahl der Bauchflossen zu Y, statt Y, angab. 


Ambassis. Commerson. 


Schon Cuvier stellt die Frage auf+), ob nicht der mit wenigen Worten durch Forskal unter dem Namen 
Sciaena safgha beschriebene Fisch+}) ein Ambassis Commersonii oder eine andere nahe stehende Art dieser 
Gattung sey. Es freuet mich, diese scharfsinnige Muthmassung durch directe Beobachtungen einigermalsen bestä- 
tigen zu können; denn da ich zu Massaua einen in jeder Beziehung mit Cuviers Ambassis Commersonii iden- 
tischen Fisch in nahmbarer Anzahl einsammelte, so ist dieses wahrscheinlicher Weise die nämliche Art, die seiner 
Zeit Forskäl unter dem Trivialnamen Safgha erhielt. Da Cuviers Abbildung ff) und sehr ausführliche äulsere 
und innere Körperbeschreibung dieses Fisches ziemlich erschöpft, was darüber zu sagen ist, so verweise ich auf 
beides, und bemerke hier nur, dafs keins der von mir eingesammelten Individuen länger als drei Zoll ist; dafs 
im lebenden Zustande die Farbe des Rückens meergrün mit Lazurschimmer ist, der Bauch, die untere Hälfte 
des Kopfs und die Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse sind hyalinisch lackroth; längs den Seiten des Kör- 
pers zieht ein zwei Linien breiter silberglänzender Streif; das Präoperculum hatte gelblichen Tombackschiller. 
Schwanzflosse gelbbraun mit schwarzen Endspitzen, auch die Spitze der ersten Rückenflosse ist schwärzlich. Iris 
gelblich. Die Knochenplatten am Schlunde sind mit kleinen halbsphärischen Zähnchen besetzt; die nach vorn 
zu gerichteten Stacheln, welche wie gewöhnlich die concave Seite der Kiemenbogen besetzen, sind®esonders 
lang. In der Wirbelsäule sind 10 Rippen- und 14 Schwanzwirbel. Jede Rippe erweitert sich unfern der Basis 
zu beiden Seiten, und erscheint so gewilsermalsen von zugespitzter Blattform. 


Grammistes. Bloch, Cuvier. 


Von der bekannten Art — Grammistes orientalis, Bloch — abgebildet in Seba III, Taf. 27 Fig. 5, erhielt ich 
ein einziges Individuum im Monat Mai in der Nachbarschaft des Hafen Tor; es schien eben einem Raubfische 
entkommen zu seyn, delsen Verwundungen noch an dem Körper sichtbar waren, und in deren Folge der Fisch 
betäubt an der Oberfläche des Wassers schwamm. Sonst ist mir diese Art nirgends vorgekommen; da sie klein 
verbleibt, und nicht durch Angelköder angelockt wird, so hat sie wenig von der Nachstellung arabischer Fischer 
zu fürchten. 


*) Atlas, Fische, pag, 47. 
**) Loc. eit. pag. 48 stehet vier statt sieben Strahlen. 
***) Dese. Animal. pag. 42. No. 43. 
+) Hist. Nat. des Poissons, Vol. 2. pag. 177. 
++) Descript. Animal. pag. 53. No. 67. 
+++) Cuvier, Vol. 2. Taf. 25 und pag. 176. 


Fische. 23 


{ll Serranus micronotatus. 


Serranus. Cuv. 


In meinem vor zehn Jahren publicirten Atlas erwähnte ich funfzehn Arten dieser Gattung als von mir im 
rothen Meere damals beobachtet und eingesammelt, von denen ich theilweise Abbildungen und Beschreibungen 
veröffentlichte *), theilweise auf diejenigen in Cuviers Ichthyologie hinwies. Im Verlaufe meiner neueren Reise 
gelang es mir, nachträglich zwei andere Arten von Serranus als Bewohner jenes Meeres aufzufinden; die eine 
ist Forskäls Perca lunaria **), deren Beschreibung Cuvier nicht in Berücksichtigung gezogen hatte, und die, wie 
ich längst vermuthete, wirklich eine Serranusart ist, welche unter den Namen S. lunaria, in die Nähe von Serranus 
Rogaa aufzustellen ist, wenn anders beide Fische nicht als Geschlechtsunterschied einer einzigen Art zu vereinigen 
sind, worüber mir directe Beobachtungen mangeln; beider Körperform und Färbung ist so ähnlich, dafs ich über 
Serranus lunaria nichts anzuführen benöthige als auf meine Abbildung von Serranus Rogaa hinzuweisen ***) mit 
der Bemerkung, dafs bei ersteren die Rücken-, After- und Schwanzflosse am hintern Rand weils eingefafst sind. — 
Die zweite Art von Serranus, welche ich auf meiner letzten Reise zum erstenmal beobachtete, hat manche 
Aehnlichkeit mit der kurzen Beschreibung, welche Cuvier mit der Aufschrift Serranus maculosus (Vol.2. p.332) 
veröffentlichte, nach einem in Weingeist aufbewahrten Individuum von unbekannter Herkunft; indem ich hierauf 
aufmerksam mache, beschreibe ich vorläufig meine Art unter eigener Benennung, bis die Sache durch directe 
Vergleichung gehörig erörtert ist. 


Serranus micronotatus. Rüppell. 


Diaynos. Serranus capite cuneiformi, maxilla inferiori elongata, praeoperculo rotundato, solo margine' verticali serrato, operculo unispinoso, 
3 pinna caudali rotundata; corpore et pinna dorsali ex caerulco einerascente, permultis punctulis castaneis variegato, parte inferiori 
capitis et ventris immaculata, vitta cinereo-albicante a regione suborbitali usque ad pinnas pectorales, dentibus caninis clongatis 

nullis. 

Langgestreckter Körper mit konischem Kopfe, an defsen Ende der Unterkiefer etwas hervorsteht. Das 
Präoperculum ist zugerundet, nur delsen verticaler Rand ist fein gezähnelt; am obern Ende des Operculum ist 
nur ein Stachel bemerkbar; die Schwanzflosse ist zugerundet. Der zweite Stachel der Rückenflosse ist doppelt 
so lang als der erste, nnd wird von keinem der folgenden übertroffen; die Strahlenzahl der Flossen ist: 


0 
14 ? 


1 
5’ 


Ra. , Aa. 


Brfl. un 


Ball. Schl. 5 + +5. 


3 
9 ’ 

An den Kiefern fehlen vorn die gröfseren Hackenzähne, welche die meisten Serranus besitzen; die Haut 
über beiden Kiefern ist schuppenlofs. Farbe des Körpers und aller Flossen blaugrau, der Oberkopf, der Körper 
und die Rückenflosse mit vielen kleinen kastanienbraunen runden Flecken, die untere Kopfhälfte und die 
Bauchmitte sind fleckenloßs; ein hellgrauer Streifen verläuft unterhalb der Augen her bis an die Basis der 
Brustflossen. Iris braun mit gelbem Ring; Körperlänge 7 Zoll; von Massaua im November. 

Dafs Forskals Perca miniata wirklich der von mir unter dem Namen Serranus miniatus abgebildete Fisch 
ist 7), und nicht eine Diacopeart, wie Cuvier glaubt, will ich hier nochmals in Rückerinnerung bringen. 


Plectropoma. Cuvier. 


Von Plectropoma maculatum Cuv. habe ich auf meiner letzten Reise abermals mehrere Individuen zu Djetta 
eingesammelt. Nachträglich zu dem, was ich über diesen Fisch in meinem Atlas (pag. 110) mittheilte, habe ich 
folgendes zu bemerken: Die Wirbelsäule bestehet aus 10 Rippen- und 14 Schwanzwirbeln; die Ossa interspinosa 
des zweiten und dritten Stachels der Rückenflosse sind in eine gemeinschaftliche mit doppelter Carina versehene 
dreieckige Lamelle zusammengewachsen. 

Ich kann nicht umhin, meinen Zweifel auszudrücken, ob dieser Plectropoma maculatum und der gleichfalls 
von Cuvier aufgeführte Plectropoma Leopardus (Vol. 2. pag. 392. Taf. 36) zwei verschiedene Arten sind; denn 
Körperform und Vertheilung der Farben sind bei beiden übereinstimmend. 


*) Atlas, pag. 104— 109 und Taf. 26. 27. 
**) Deseript. Animal. pag. 39. No. 37. 
”**) Atlas, Fische. Taf. 26. Fig. 1. 

t) Atlas, Tafel 26. Fig. 3. 


Diacope coccinea. 9 


Diacope. Cuwvier. 


Vor acht Jahren veröffentlichte ich meine Gründe, weshalb ich die beiden Cuvier’schen Gattungen Diacope 
und Mesoprion nicht von einander trennbar annehmen könnte, indem nämlich hierdurch manche Fischart im 
Jugendalter der einen dieser Gattungen angehörte, und in einer andern Lebensperiode zu der andern gerechnet 
werden mülste.*) Meine neueren ichthyologischen Beobachtungen haben mir vollkommen die Richtigkeit 
dieser Ansicht bestätiget. Auf meiner ersten Bereisung des arabischen Meerbusens erhielt ich sieben Arten der 
also begrenzten Gattung Diacope; von drei derselben veröffentlichte ich nach der Natur gezeichnete Abbil- 
dungen **); von zwei andern jener Arten waren bereits erkennbare Abbildungen in Blochs und Lace&pedes Werke 
vorhanden***), die beiden übrigen Arten kannte man nur durch kurze Beschreibungen. Ich fange damit an 
ihre nach dem Leben gefertigte colorirte Zeichnungen vorzulegen, und lasse dann die Beschreibung und theil- 
weise Abbildung von fünf andern Diacopearten folgen, die ich auf meiner letzten Reise des rothen Meeres 
beobachtete. Warum ich namentlich die Abbildung jener zwei Arten nachliefere, geschieht, weil durch die nicht 
genügenden Beschreibungen Cuviers nicht alle Zweifel bei mir beseitiget sind, ob wirklich die von mir als Diacope 
annularis (Kuhl) und D. coccinea (Cuv.) bezeichneten Fische identisch mit denjenigen sind, welche der Pariser 
Naturforscher unter jenen Namen aufgeführt hat. Dieses kann nur durch eine directe Vergleichung entschieden 
werden, und dieses möglich zu machen, bezwecke ich mit meiner Abbildung. 


Taf. 24. Fig. 2. 


Diacope annularis. Kull. 
Synon.: Mesoprion annularis Cuv. Vol. 2. pag. 481. 


Diagnos. Diacope corpore elliptico compresso, pinna caudali recte truncata, parte basali pinnae dorsalis et analis lepidota, sinu praeoper- 


culari et callositate suboperculari parum conspicua; corporis colore dorso coccineo, ventre albicante, stria cuneiformi ab aculco 


primo pinnae dorsalis ad orbitam lateris utriusque, dorso caudae maculis duabus albidis, cum macula nigra intermedia, pinnis 
rufescentibus, margine externo pinnae ventralis nigricante. 
11 3 0 
P.P-, Ve 2, D A. +, +4 


BR 13—15 9? 


Corporis longitudo unciae 6—9; prope Massauam capta. +) 


Taf. 23. Fig. 2. 


Diacope coccinea. Cu. . 
Synon.: Sciaena gibba Forsk. desc. anim. pag. 46. No. 48. +) 


Diagnos. Diacope fronte supra oculos gibba, sinu praeoperculari et callositate operculorum eximia, parte basali pinnae dorsalis, analis et 


caudalis lepidota, ista valde excisa, corporis et pinnarum colore erythrino, rivulis binis flavis subocularibus, pinna dorsali, anali 
et ventrali margine postico albolimbato. 
{) 1 10 3 {) 
PP. V.Z» Dig» A» + rated: 


Corporis longitudo unciae 15; prope Djettam capta. +++) 


*) Siehe meinen Atlas, Fische, pag. 70. 
**) Taf. 19. Fig. 1 und 3. Diacope argentimaculata, fulvilamma et lineata. 
***) Bloch, Tafel 246. Diacope octolineata et Lac&pede, Vol. 3. Taf. 15. Fig. 2. Diacope bohar. 


+) Die in deutscher Sprache abgefasste Beschreibung dieses Fisches stehetim Atlas zu meiner vorigen Reise pag. 74. 


++) Cuvier stellte den unter diesem Namen beschriebenen Forskälischen Fisch als eigene Art auf unter dem Namen Diacope gibba. 
(Vol. 2. pag. 438.) 


+++) Siehe meine in deutscher Sprache abgefasste Beschreibung, Atlas, pag. 75. F 


92 Diacope erythrina. 


Taf. 83. Fig. 1. 
Diacope melanura. Rüppell. 


Diagnos. Diacope corpore elongato subelliptico, sinu praeoperculari ut in specie praceedente, oculis magnis, pinna caudali subexeisa, 
corporis colore erythrino, pinnae caudalis testaceo, basi nigro, margine postico albo, parte basali pinnae dorsalis et analis lepi- 
dota, colore erytlırino, marginem versus fusciore, limbo externo albo. 


Abgesehen von der schlankeren Körperform und den ein wenig gröfseren Augen, hat diese 
Art und die vorstehend beschriebene Diacope coceinea durch Färbung und Strahlenzahl so ungemein 
viele Aehnlichkeit, ja zwischen den beiden Extremen der Körperform und Färbung beobachtete 
ich so verschiedene Uebergänge, dafs ich es nicht zu behaupten wage, ob wirklich die beiden 
von mir als zwei «Arten abgebildeten Fische specifisch verschieden sind. Indem ich daher beide 
Extreme der Formen abbilde, halte ich es für erspriefslich auf jenen Uebergang ausdrücklich 
aufmerksam zu machen, damit spätere Reisende diese meine Zweifel möglicher Weise genauer 
erörtern mögen. 

Diacope melanura ist, wie schon bemerkt, bei weitem schlanker; der gröfste Höhendurchmelser 
des Körpers ist 3Y, mal in der ganzen Länge enthalten, während solches bei D. coccinea nur 
2‘, mal der Fall ist; auch hier ist der Basaltheil der Rücken-, After- nnd Schwanzflosse mit 
kleinen Schuppen bewachsen. Die Schwanzflosse ist hinten ausgekerbt, das Präoperculum stark 
eingeschnitten zum Einlenken des wohlentwickelten Höckers des Operculum; die Brustflosse lang 
und zugespitzt; der vierte Strahl der Rückenflosse ist der längste; Unterkiefer etwas weniges 
länger als der Obere; Strahlenzahl der Flossen ganz wie bei D. coccinea. Farbe des Kopfes 
und Körpers einförmig verwaschen karminroth; am Mundwinkel und an der Auskerbung des 
Präoperculum etwas Zitrongelb. Rücken- und Afterflosse karminroth an der Basis, dann roth- 
braun, der Theil, welchen die gespaltenen Strahlen unterstützen, weils gesäumt. Basis des Schwanzes 
und Mitte der Schwanzflosse schwarz, die Seiten dieser Flosse ziegelroth, und deren hinterer 
Rand weifs gesäumt. Bauchflossen karminroth, vorne weils eingefalst; Brustflossen röthlich gelb, 
Iris roth mit gelbem Ring um die Pupille. 

Der Magen bildet einen sehr langen robusten Stumpfsack; am Pylorus sind vier Blinddärme; 
der Darmkanal ist kurz, ohne Rückbiegung; die Leber ist in drei ungleiche lange Lappen abge- 
theilt. Einfache grofse, aber nicht sonderlich robuste Schwimmblase. Körperlänge 6 bis 7 Zoll. 
Heifst in Djetta Asmoudi; häufig auf dem Markte daselbst im Sommer. 


Taf. 23. Fig. 3. _ 
Diacope erythrina. Rüppel. 


Diagnos. Diacope fronte gibbosa, praeoperculo subexeiso, operculo marginem prope posticum aculeis duobus obtusis, pinna dorsali et 
anali postice acuminatis, caudali reete truncata, corporis et pinnarum colore rubro minio, ventre erythrino, mandibula flavicante. 


Diese Diacopeart wäre für Cuvier ein ächter Mesoprion, denn der Rand des Präoperculum 
ist nur unten schwach gezähnt, hat kaum eine Andeutüng von Auskerbung, und am Suboper- 
eulum gar keinen Höcker, der dieser Auskerbung entspricht; unfern des hintern Randes des 
Operculum sind zwei schwache Knochenspitzen. Der Mund ist mit einer dicht besetzten Reihe 
kleiner konischer Zähne regelmälsig bewaffnet, hinter welcher eine Binde feiner bürstenförmiger 
Zähne. Der Unterkiefer ist etwas hervorstehend; über den Augen bildet der Vertex einen höcker- 


Diacope: coeruleo-lineata. E52 


ähnlichen Vorsprung. Der verticale Höhendurchmesser ‚entspricht dem dritten Theil der Körper- 
länge, der hintere Theil der Rücken- und Afterflosse ist verlängert und läuft in eine Zuspitzung 
aus, deren Basis fein beschuppt ist. Die Schwanzflosse ist rechtwinkelig abgestutzt, die Bauch- 
flossen sind lang und in Spitze auslaufend. 


0 1 10 3 {) 
Brfl. SUR Ball. 5 Ri. 12? Afl: DE} Schfl. 4 + ei +4 


* Fr 


we Taf.24. Fig. 1. 
Diacope nigra. Cu. . 
Synon.: Sciaena nigra. Forsk. pag. 47. No. 49. FR 


; n x 4 5 5 r ce JE, n n 2 

Diagnos. Diacope capite a pinna dorsali os versus arquato, maxilla dentibus minutis conieis armata, oculis magnis, praeopereulo multum 
exciso, parte postica pinnae dorsalis et analıs alta, pinna caudali recte truncata, pinna pectorali magna, corporis et pinnarum 
colore nigro, regione ventralium fusco - violaceo. 


Auf’ meiner früheren Reise war mir dieser von Forskäl recht gut beschriebene Fisch nie zu 
Gesicht gekommen; dasselbe Schicksal "hatten, wie es scheint, andere Reisende; denn Cuvier 
(Vol. 2. pag. 431) bemerkt ausdrücklich, dafs er den Fisch in Natur nicht beobachtete. Da nun 
diese Art sich durch eine eigenthümliche Körperform von allen andern mir bekannten Diacope 
unterscheidet, so halte ich mich um so mehr verpflichtet, deren von mir nach dem Leben gefer- 
tigte Zeichnung und Beschreibung zu veröffentlichen. Das Kopfprofil ist ein regelmäßiger Viertel- 
kreisbogen; der vergleichlich kleine Mund ist etwas schräg gestellt, dessen äufserer Rand durchaus 
mit einer Reihe kleiner ungleicher konischer Zähne besetzt, hinter welchen sich einige wenige 
bürstenförmig gestellte noch kleinere Zähne befinden. Das Präoperculum ist am untern Winkel 
sehr tief in horizontaler Richtung ausgeschnitten, und die in diesen Ausschnitt eingelenkte Spitze 
des Subopereulum ist länglich. Der ganze Körper ist elliptisch geformt, der gröfste verticale Durch- 
messer nicht völlig dreimal in der ganzen Länge ‚enthalten, der Basaltheil der Rücken - und After- 
flosse fein beschuppt; der hintere Theil dieser beiden Flossen ist erhöhet und läuft in eine 
Zuspitzung aus; die Schwanzflosse ist vertical abgestutzt. 

1 


Ü 10 
Bril. Z,, Ball. Rfl. Ze AN. > 


Sch. + +4 
Farbe des ganzen Körpers und aller Flossen sammetschwarz, nur die Gegend unter dem 
Unterkiefer und um die Bauchflossen dunkelviolett. Iris goldgelb. Körperlänge 15 Zoll. Wurde 


mir zu Djetta Saggar benannt; Forskal giebt als Trivialname das Wort Gatie an. 


Taf. 24. Fig. 3. 


. . - .. 
Diacope coeruleo-lineata. Rüppell. 
Synon.: Mungi Mupudie? Russell Taf. 110., in welchem Falle: Mesoprion quinquelineatus 
Cuv. Vol. 2. pag. 445. 

Diagnos. Diacope corpore elongato subelliptico, pracoperculo exeisione nulla, et latere inferiori subserrato, pinna dorsali et anali postice 
rotundata, caudali reete truncata; corporis et pinnarum colore’ex viridi flavo, illo utrinque vittis longitudinalibus sex coeruleis 

et macula nigra supra pinnam analem ; regione suboperculari colore roseo, gastraco flavo. 1 

Ich vereinige fragweise den hier zu beschreibenden Fisch mit demjenigen, welchen Russell 

auf Taf. 110 seiner Coromandelischen Fische abbildete; der einzige mir bemerkbare Unterschied 


Fische. 24 x &* 
L; 


94 °  Diacope rivulata. 


bestehet in dem nicht Vorhandenseyn einer niedern stacheligen Rückenflosse, deren Russell sowohl 
in seiner Abbildung als auch in deren Beschreibung ausdrücklich erwähnt. Der Körper meiner 
Diacope coeruleolineata ist länglichgestreckt elliptisch; Rücken- und Afterflosse hinten zugerun- 
det; die Schwanzflosse beinahe rechtwinkelig abgestutzt; der Rand des Präopereulum mit einer 
ganz leichten Einbiegung, er ist nur an der untern Seite gezähnelt; am Suboperculum bemerke 


ich keine Spur eines konischen Auswuchses; die Strahlenzahl der Flossen ist: 


10 


0 1 3 0 
Bafl. ——, Rfl. 55 All, —, Schfl. 3 +7 +8 


Brfl. TR 


Grundfarbe des Körpers und aller Flossen hellgelb; sechs himmelblaue etwas unregelmälsige 
Längsstreifen verlaufen auf jeder Körperseite in deren obern Dreiviertheil; die dritte dieser Streifen, 
vom Rücken abwärts gezählt, ist im Verlauf ihrer halben Länge nach dem Kopfe zu gespalten, 
und etwas hinter dieser Spaltung ist auf der Seitenlinie ein grofser elliptischer schwarzer Flecken. 
Die untere Hälfte des Körpers spielt ins verwaschen Rosenrothe, die obere mehr ins Bläuliche; 
alle Flossen sind hellgelb, nach dem Rande zu etwas dunkler. Iris braun mit gelbem Ring um 
die Pupille. Der Mund ist nicht sonderlich weit gespalten, beide Kiefer am äufsern Rande mit 
einer Reihe ungleicher mittelmäfßsiger Hackenzähne besetzt, hinter welchen eine Binde "kleiner 
bürstenförmiger Zähnchen. Beobachtete gröfste Körperlänge: 6%, Zoll; im September öfters zu 
Massaua erhalten unter dem Trivialnamen Gehan; zu Djetta heifst dieser Fisch Gushabra. 

Es bleibt mir noch übrig von zwei Diacopearten zu reden, die beide bereits von Cuvier 
beschrieben wurden, zu welcher Beschreibung ich aber einige nachträgliche Bemerkungen zu 
machen habe. ° 


Diacope rivulata. Cu. 
Icon: Cuv. hist. nat. des Poiss. Vol. 2. Taf. 38. 


Diagnos. Diacope praeopereulo valde ineiso, callo subopereulari eximio, corpore elliptico compresso, pinna dorsali et anali basi lepidota, 
apice postico acuminato, caudali recte truncata, capite et corporis colore ex viridi umbrino, vertice, operculo et basi squa- 
marum dimidii superioris corporis punctulo azureo; praeoperculo et suboperculo lineis azureis rivulatis; in linea laterali 
principio pinnae analis opposita, macula nivea; pinna dorsali et dimidio externo pinnae caudalis ex umbrino flavicante, pinnis 
reliquis ex coeruleo cinerascentibus apicibus fuscioribus; margine antico p. pectoralis albolimbato. 


PP, v-, DO,1.-Z, C4+-. +6 

In dem von Cuvier untersuchten und beschriebenen Exemplare scheint der kleine ovale weilse Fleck gefehlt 
zu haben, welcher sich in der Seitenlinie dem Anfange der Afterflosse gegenüber befindet; vielleicht ist er 
auch nur vom Pariser Gelehrten übersehen worden; im übrigen stimmen meine Exemplare und Zeichnung in 
jeder Beziehung mit Cuvier’s Beschreibung überein. Der weilse Saum am vordern Rande der Bauchflosse ist 
vielleicht nicht constant. 

Am Pylorus fand ich wie gewöhnlich bei den Diacopearten 5 Blinddärme; die Schwimmblase. war robust, 
hinten zugespitzt, und nach vorn zu in zwei. Zurundungen ausgehend. Das Fett des Fisches hatte eine eigen- 
thümliche orangegelbe Farbe. Die von mir eingesammelten Individuen waren bis zu 15 Zoll lang; ich erhielt 
sie zu Djetta ohne Angabe eines Triyialnamens. 

Mesoprion monostigma (Cuv.), den ich öfters zu Massaua erhielt, ist sicherlich identisch mit des nämlichen 
Autors Diacope fulviflamma. Ich selbst hatte früher beide auch specifisch getrennt, wegen der bei dem sogenann- 
ten Mesoprion monostigma mehr gelben Flossen, der nicht bemerkbaren gelblichen Längenstreifen auf dem 
“Körper und dessen mehr röthlich grauen Grundfarbe ; aber spätere Beobachtungen einer langen Reihe instructiver 


Uebergänge beweisen mir die Irrung, und ich hoffe, dafs diese Mittheilung abermals zur Ausmerzung einer 
Nominalspecies beitragen wird. 


9 
Cirrhites. Lacepede. 


Die einzige im rothen Meere yon mir beobachtete Art dieser Gattung ward von mir seiner Zeit (Atlas, 
Fische, ‚pag. 13, und Tafel 4, Fig. 1) unter dem Namen Cirrhites maculatus, Lacep. *), ausführlich beschrieben 
und abgebildet. Ich wiederhole hier auf das Bestimmteste, dafs diese Art nur fünf flache Strahlen in der Kiemen- 
haut hat; **) daher, wenn bei allen andern Arten eben so, diese Gattung in Cuvier’s System in eine andere 
Gruppe gestellt werden muls. Die Wirbelsäule bestehet aus 9 Rippen - und 17 Schwanzwirbeln. 

Sr 
Priacanthus. Cuvier. 


Der von Forskäl unter dem Namen Sciaena hamrur beschriebene Fisch ***) gehört. zu dieser Gattung, 
worunter ihn bereits Cuvier unter dem Namen Pria. hamrur aufzählte. Es ist zwar von demselben keine Abbil- 
dung vorhanden, und ich besitze eine nach dem Leben colorirte Farbenskizze; da aber der Fisch ziemlich 
ähnlich ist dem von Bloch auf Taf. 319 abgebildeten Priacanthus macrophthalmus, so unterlafse ich deren Veröffent- 
lichung, und bemerke nur, dafs an diesem Fisch, Je nach dem Alter die Schwanzflosse mehr oder weniger stark 
halbmondförmig ausgeschnitten ist, deren hinterer Rand einen schwärzlichen Saum hat, und dafs die Zahl der 
gespaltenen Strahlen der Rückenflosse von 12 auf 15 varürt; am Skelet sind 9 Rippen- und 13 Schwanzwirbel; 
der Unterkiefer ist etwas schwach, wegen einiger ovalen Durchlöcherungen. Von den Rippen sind die vier 
hinteren Paare nach der Basis zu flach und breit, dann aber wie gewöhnlich in eine Spitze auslaufend. 


Dieser Fisch scheint familienweise zusammen zu leben und zu ziehen, so dafs er nur periodisch, aber dann 
immer in nahmbarer Anzahl gefangen wird. 


Therapon. Ouvier. 


Von den beiden Arten dieser Gattung, welche im rothen Meere, und zwar sehr häufig vorkommen, und 
die Cuvier mit den Namen Th. servus und Th. theraps beschreibt, ist bereits die erste sehr erkenntlich von 
Forskäl angedeutet worden+); aber die andere Art hat der Pariser Naturforscher, ohne es zu ahnen, unter 
zwei verschiedenen Benennungen doppelt aufgeführt, nämlich Vol. 3, pag. 130 als Therapon theraps, mit einer 
sehr guten Abbildung, und das anderemal auf pag. 133 als Th. ghebul; denn der zwischen beiden Arten als 
Unterschied angegebene vierte dunklere Streifen von der Achselhöhle nach der Schwanzbasis ziehend, den man 
im Leben beobachtet, verschwindet bei den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren mehr oder weniger. Die 
vorhandenen Abbildungen von Therapon servus in Bloch Taf. 138 Fig. 1, und von Th. theraps in Cuvier Vol. 3 
Taf. 53 sind gut und lafsen nichts zu wünschen übrig. Die Wirbelsäule beider Arten zählt 10 Rippen- und 
15 Schwanzwirbel; erstere wird selten größser als 9 Zoll; die andere bleibt, wie es scheint, immer Y, kleiner; 
beide heifsen im Arabischen Jerbua, und werden als Speise wenig geschätzt, indem ihnen wie den Scolopsis- 
arten ein Fucusgeruch eigenthümlich ist. 


Myripristis. Cuvier. 

Nur eine Art dieser Gattung ist mir zugekommen, von. welcher ich auch seiner Zeit eine colorirte Abbil- 
dung und deren Beschreibung veröffentlichte +}). Forskäl hatte dieselbe gleichfalls eingesammelt, und mit dem 
Namen Sciaena Murdjan bezeichnet +++), daher ich diesen Fisch Myripristis Murdjan benahmte. Bei meiner 
Beschreibung bemerkte ich ausdrücklich, dals dieses die nämliche Art ‚ist, welche Cuvier unter dem Namen 
Myripristis seychellensis bekannt machte. Ich habe hier noch nachträglich die Zahl der Wirbel des Skelettes 
dieses Fisches mitzutheilen; er hat 10 Rippen- und 15 Schwanzwirbel; der vorderste der eısteren trägt keine 
Rippen. 


*) Als Druckfehler stehet am angeführten Orte: C. maculosus, 
**) Lacepede gibt die Zahl der Kiemenstrahlen auf 7, und Cuvier auf 6 an. 
***) Descript. animal. pag. 45 No. 44. 
+) Descript. animal. pag. 50 No. 57 als Sciaena Jarbua. 
++) Atlas, Fische, pag. 86 und Taf. 23. Fig. 2. 
+t+) Descript. Animal. pag. 48 No. 52. 


96 


Holocentrus *). Artedi. 


Als ich die Küsten des rothen Meeres zum erstenmal bereiste (1822—27), beobachtete ich nur vier Arten 
der Gattung Holocentrus, von welchen ich in meinem zoologischen Atlas (Fische Taf. 22 und 23) sehr wohl 
gelungene Abbildungen bekannt machte. Irriger Weise bezeichnete ich einen dieser Fische als die von Forskal 
unter dem Namen Sciaena spinifera beschriebene Art, und diesen Irrthum erkannte ich zuerst, als ich in neuerer 
Zeit zu Djetta (1832) eine fünfte Holocentrusart zu beobachten Gelegenheit hatte, welche die eigentliche 
Forskälische Sciaena spinifera ist. Indem ich nun eine nach dem Leben gefertigte Zeichnung dieses Fisches 
bekannt mache, will ich zugleich die Verwechselungen berichtigen, welche ich und selbst Cuvier über die im 
rothen Meere vorkommenden Holocentrus veröffentlichte. 

Forskäl hat drei Arten von Holocentrus beschrieben, sämmtlich als Sciaenen; von der ersten, die er als 
Sciaena rubra (pag. 48. No. 51) aufführt, sagt er namentlich : „corpore colore rubro, vittis longitudinalibus utrin- 
que 8 albo-rubentibus. Annulus osseus circa oculos serrato-spinosus, antice bicornis. Pinna dorsalis prior albida, 
vittis 2 rubris longitudinalibus .. ... P. caudalis medio flavicans (und also auf den Seiten dunkler ?) ete.‘“ Bei 
Forskäls Angabe der Strahlenzahl der Flossen sind einige wesentliche Druckfehler, wie solches so häufig bei 
den Notizen in der nach dem Tode dieses Autors von einem Nichtnaturforscher besorgten Publication vor- 
kömmt. **) Ich veröffentlichte auf Taf. 22 Fig. 1 unter dem Namen Holocentrus ruber eine sehr gute colorirte 
Abbildung dieses Fisches, und führte ganz richtig als Synonym davon auf die in Seba Vol. 3. Taf. 27. Fig. 1 
befindliche Abbildung. Cuvier besafs diesen Fisch aus dem rothen Meere, durch Herın Geofiroy heimgebracht, 
erkannte ihn recht gut als identisch mit der Sebaischen Abbildung, ahndete aber nicht dals er gleichzeitig 
Forskäls Sciaena rubra sey, und benannte jenen Fisch Holocentrum orientale (Vol. 3. pag. 197), welcher Arten- 
name also dem bei weitem älteren Forskälischen den Platz räumen mufs. 

Die zweite Holocentrusart, welche Forskäl beobachtete, beschrieb er als Sciaena sammara (pag. 48, No. 53). 
Auch in dieser Beschreibung befindet sich ein wesentlicher Druckfehler, den ich seiner Zeit herausgehoben 
habe ***); es sind nämlich auf pag. 49 Zeile 6 von oben, hinter den Worten: „in medio tres spinae“ die Worte 
„macula nigra“ weggelalsen, welches andere Autoren zur Aufstellung einer Nominalspecies veranlafst hat. Von 
diesem Fische publicirte ich gleichfalls eine sehr wohl gelungene Abbildung (Taf. 22 Fig. 3) unter dem ganz 
richtigen Namen Holocentrus sammara, und bemerkte, dafs dieser Fisch identisch ist mit demjenigen, welchen 
Cuvier unter dem Namen Holocentrum christianum bekannt machte (Vol. 3. pag. 219.) 

Die dritte Art von Holocentrus, welche Forskal beobachtete, beschrieb er als Sciaena spinifera (pag. 49. 
No. 54); von derselben sagt dieser Naturforscher namentlich: ‚Color argenteo-ruber, macula obseuriore utrin- 
que pone oculos et ad basin P. pectoralis.“ Ich hatte dieses nicht gehörig berücksichtiget, als ich auf Taf. 23 
Fig. 1 einen Holocentrus aus dem rothen Meere abbildete, dessen Körper einfarbig roth ist, der aber keinen 
dunkleren Flecken hinter den Augen hat, dagegen auf der Schwanzbasis oben einen weißslichen Flecken 
besitzt +). Leider hat Cuvier (Vol. 7. pag. 498) bei seinen Zusätzen zu Holocentrum spiniferum die von mir 
veröffentlichte Abbildung gleichfalls als die von Forskäl beschriebene Sciaena spinifera darstellend, anerkannt; 
zugleich sagt er ganz richtig, dafs der von mir abgebildete Fisch mit demjenigen identisch sey, welchen Bennet 
unter dem Namen Holocentrus ruber publieirte +}), welche Bennet’sche Figur übrigens viel schlechter ist, als 
die, so ich gezeichnet habe, und woran namentlich der weilse Flecken oben an der Schwanzbasis fehlt ff). 
Bennet benannte, wie vorstehend bemerkt, den von ihm abgebildeten Fisch Holocentrus ruber; da aber dieser 
Artenname bereits nach Forskal von mir und Cuvier demjenigen Fische gegeben wurde, welchen ich in meinem 


*) Ich folge dem Beispiele des berühmten Hellenisten. Schneider, und des gelehrten Gronovius, welche diesen Gattungsnamen als 
Masculinum gebrauchen, während Cuvier in neuerer Zeit dieses Wort in Holocentrrum umgeändert hat. 


**) So wurde z. B. bei dieser Sciaena rubra die Strahlenzahl der Brustflossen mit der der Schwanzilossen verwechselt; bei der 
Rückenflosse stehet - 5 Z statt a 5 > und bei der, Afterflosse 14. statt = 
***) Atlas, Fische, pag. 85, Note. 
+) In dieser unter dem fehlerhaften Namen Holocentrus spinifer publicirten Abbildung hat der Zeichner das Versehen gemacht, die 
beiden ersten gespaltenen Strahlen der Rückenilosse, welche zufällig abgebrochen waren, nicht auszuzeichnen, so dass man nach dieser 
Abbildung glauben könnte, diese Flosse habe 13 Stacheln und 11 gespaltene Strahlen, während solche im Texte richtig zu > angegeben sind. 


++) Fishes of Ceylon, Taf. 4. ; 


ttt) Bennet im Texte giebt die Strahlenzahl der Rückenilosse irrig als 7, au, in seiner Zeichnung ist in dieser Hinsicht ganz richtig rn 


Holocentrus spinifer. 97 


vorigen Atlas auf Taf. 22. Fig. 1 sehr gut abgebildet habe, so schlage ich vor, jenen von mir auf Taf. 23. Fig. 1 
und von Bennet auf Taf. 4 abgebildeten Fisch mit dem Artennamen Holocentrus caudimaculatus zu bezeichnen. 


Ich gebe nun eine von mir nach der Natur gefertigte Abbildung von Forskäls Sciaena spinifera, für welche allein 
in Zukunft der Name H. spinifer gültig ist. 


Taf. 25. Fig. 1. 
Holocentrus spinifer. *) Rüpp. (nee Cuv. nec Rüpp. Atlas) 


Synon.: Sciaena spinifera. Forsk. 


Diagnos. Holocentrus vertice linea recta decliva, ad latera verticis striis 6 — 7 divergentibus **), capite cuneiformi, corpore altiusculo, 
subrhombeo; parte spinosa pinnae dorsalis radio secundo longo, Pinnaque colore coceineo, pinnis reliquis ex erythrino flavivan- 
tibus ; corporis colore ex argenteo roseo, post oculos et supra basin pinnae pectoralis macula coccinea. 


Dieser Holocentrus zeichnet sich vor den andern im rothen Meere lebenden Arten sehr 
leicht aus durch das in gerader Linie schräg abwärts laufende Kopfprofil, und durch einen, im 
Vergleich zu den andern Arten, im Verticaldurchmesser höheren Körper; derselbe verhält sich 
zur ganzen Körperlänge wie 1:3. Die seitlich vom Vertex gelegenen dreieckigen Knochenplatten 
haben 6 — 7 divergirende Rippen; der Rand der Nasenknochen ist mit zwei starken Zacken 
versehen, und die Zuspitzung am untern Winkel des Präoperculum ist ganz besonders robust. 
Der zweite Stachel der Rückenflosse ist der längste, und übertrifft um die Hälfte die Länge des 
vordersten Stachels; die Schwanzflosse ist hinten stark ausgekerbt, und an den Spitzen zugerun- 
det; die Strahlenzahl der Flossen ist: ***) 


0 
13—15” 


1 
13—15? 


4 0 
an Sch + +5 


Körperfarbe hell lackroth mit Silberglanz, längs der Basis des stacheligen Theils der Rücken- 
flosse und am verticalen Rand des Präoperculum ein weifser Streifen; zwischen letzterem und 
dem Auge ein grofser zinnoberrother Flecken; ein gleichgefärbter kleinerer unter der Eckspitze 
des Operculum und oberhalb der Basis der Brustflosse. Der stachelige Theil der Rückenflosse 
lebhaft zinnoberroth, alle andere Flossen gelblich hyalinisch. Iris blafsgelb; Körperlänge bis zu 
15 Zoll. Der Magen, in welchem ich ziemlich grofse Crustaceen vorfand, ist ein stark muskulöser 
langer Stumpfsack; unfern seines untern Endes inserirt sich unter spitzem Winkel der Darmkanal, 
dessen Anfang mit 16 Blinddärmen besetzt ist. Die Leber bestehet aus drei Abtheilungen, von 
welchen zwei sehr lange schmale dreikantige Lappen sind; der Darmkanal macht nur eine Rück- 
biegung, und ist %, so lang als der ganze Körper. Eine einfache, grofse, dickhäutige Schwimm- 
blase ist vorhanden, an deren innerer Seite, gegen den Kopf zu, sich eine stark entwickelte rothe 
Drüse befindet. Die Wirbelsäule zählt 10 Rippen- und 15 Schwanzwirbel; zu bemerken ist, dafs 
der vorderste Wirbel keine Rippen trägt, und die hintersten Rippen ungewöhnlich breit gedrückt 
sind. Die Kiemenhaut hat 8 Strahlen. Dieser Fisch kömmt periodisch häufig zu Djetta vor; sein 
Fleisch ist besonders schmackhaft. 


Baflı—, Ril. 


Brfl. Afl. 


*) Ich bedauere ungemein, kein Individuum von Holoc. leo (Cuy.) zum Vergleich zu besitzen; denn da von demselben gar keine 
brauchbare Abbildung existirt, und Cuvier den Unterschied zwischen Hol. leo und Hol. spinifer auf Richtung der Verticallinie des Oper- 
culum und auf eine unwesentliche Verschiedenheit der Strahlenzahl gründet, so glaube ich es möglich, dafs beide Arten identisch sind. 

**) Cuvier legt wohl mit Unrecht Gewicht auf die Zahl der Streifen dieses Theils des Kopfes, denn bei dem nämlichen Individuum 
sind zuweilen die beiden Seiten des Kopfes in dieser Beziehung ungleich! 

***) Die gezähnelten Körperschuppen verlängern sich auch bei dieser Art an der Basis der Afterflosse in scharfe Zuspitzung, welches 
aber beim Lithographiren meiner Zeichnung auszudrücken vernachlässigt wurde. 


Fische. 25 


98 Sphyraena affinis. 


Percis. Bloch. Schneider. 


In meinem früheren Atlas (Fische, pag. 19) beschrieb ich unter dem Namen Pereis cylindrica eine neue Art 
dieser Gattung, wovon ich eine sehr gute colorirte Abbildung veröffentlichte (Taf. 5. Fig. 2). Ich bemerkte 
dabei ganz ausdrücklich, dafs die Zahl der schwarzen, runden, gelbgerandeten Flecken oberhalb der Basis der 
Afterflosse nicht constant sey, dafs die durch dieselbe veranlafste Artentrennung mir unbegründet schiene, die sie 
bezeichnenden Benennungen Percis hexophthalma und P. polyophthalma synonym seyn dürften, und wenn daher 
der von mir vorgeschlagene Namen Percis cylindrica als bereits früher vergeben nicht anwendbar ist, so muls 
ein neuer gewählt werden, wofür ich das Wort: „caudimaculata“ vorschlage. Vor allem bemerke ich, dafs ich 
als neuen Beleg meiner vorstehend recapitulirten Ansicht bezüglich der muthmaßslichen Identität von P. hexoph- 
thalma und polyophthalma, auf meiner letzten Bereisung des rothen Meeres Individuen dieser Fischart einsam- 
melte, auf welchen nicht allein die Fleckenzahl jeder Körperseite 2, 4, 5und 6 Stück ist, sondern auch wo die 
Zahl beider Seiten unter sich nicht gleich ist! Uebrigens ist nicht zu läugnen, dafs jedesmal, wo über fünf 
Flecken auf den Körperseiten sind, auch der Kopf punctirt ist, wo aber die Normalzahl der Flecken drei ist, der 
Kopf Diagonalstriche hat. Vielleicht bezeichnet der Unterschied die beiden Geschlechter einer einzigen Art. 
Sonderbar ist es, dals Forskal diesen Fisch, der häufig auf dem Markte von Djetta verkäuflich ist, und durch 
seine lebhaften Farben auffällt, nicht beschrieben hat. — In der Wirbelsäule des Skelets sind 10 Rippen- und 
20 Schwanzwirbel. 


Sphyraena. Bloch. Schneider. 


Von dieser so wohl charakterisirten Gattung sind zwar im ganzen genommen die einzelnen Arten wegen 
der Aehnlichkeit ihrer Körperform und wenig abweichender Färbung schwierig zu bezeichnen; aber diejenigen, 
welche im rothen Meere vorkommen, besitzen eine jegliche Eigenthümlichkeiten, wodurch sie wenigstens unter sich 
leicht von einander zu trennen sind. Die eine der vier von mir eingesammelten Arten ist unverkennbar diejenige, 
welche Russell auf Tafel 174 sehr gut unter dem Namen Jellow abgebildet hat, und für welche Cuvier den 
Namen Sphyraena Jello in seiner grofsen Ichthyologie (Vol. 3. pag. 349) in Gebrauch setzte; sie ist leicht 
erkenntlich durch den breiten dunkelgrünen Farbenstreif, der an seiner unteren Seite mit acht verticalen Aus- 
zackungen versehen längs der ganzen obern Hälfte des Körpers verläuft; ferner ist für diese Art bezeichnend 
zwei Knochenspitzen oben am hintern Rande des Operculum befindlich; der Rand des Präoperculum ist zuge- 
rundet; die Flossen sind grüngelb, nur die Bauch- und Afterflosse weilslich; die von mir eingesammelten Indi- 
viduen waren nicht länger als 12 Zoll, und deren Skelet zählt 12 Rippen - und eben soviel Schwanzwirbel. Die 
Strahlenzahl der Flossen ist: 


pn Bril. 2, > RO +, AN, Sch. 3+ +3. 
Dieses ist wahrscheinlich der von Forskäl als Esox sphyraena Var. 8 angeführte Fisch *). 
Eine mit diesem Fische und gleichzeitig mit Sphyraena viridis (Cuv.) aus dem atlantischen Meere nahe 


verwandte Art, die im rothen Meere von mir eingesammelt wurde, benenne ich, eben wegen dieser Verwandtschaft: 


Bafl. 


Sphyraena affıinis. Rüppel. 


Diaynos. Sphyraena operculo postice prope pinnam pectoralem basi acuminata, praeoperculo semicirculari, corpore squamis illis Sp. jello 
majoribus, colore gastragj argenteo, dorsum versus fusco-viridescente, viginti excisionibus versus ventrem; pinnis dorsalibus, anali 
et parte mediana caudalis, nigro viridescente, ista lateraliter flavicante, i 


Der Hauptunterschied zwischen dieser Art und Sphyraena Jello bestehet in der Form des 
Operculum und in den bei weitem gröfseren Körperschuppen; ersterer fehlen am obern Rande des 
Operculum die beiden Auszackungen, und unten bildet dieser Rand einen einfachen stumpfen 
Winkel .direet der obern Basis der Brustflosse entsprechend; das Präoperculum beider Arten hat 
einer bogenförmig gekrümmten Rand. An der Aftergegend sind bei Sp. affınis in dem Vertical- 
durchmefser 24 Schuppen, während Sp. Jello deren an gleichem Orte 32 hat. Die Schwanzflosse 


*) Deseript. Animal. pag. XVI. No. 37. 


Sphyraena Agam, 99 


der ersten Art ist weniger gabelförmig als diejenige der andern, dagegen bei dieser der abge- 
flachte Vertex zwischen den Augen bei weitem breiter. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 
Br. -, Ba. 2, Ri. = +, Al. I, Schfl. 4-+ +4 

In der Körperfarbe beider Arten ist wieder mehrere Uebereinstimmung; der Rücken ist dunkel- 
grün, der Bauch silberfarbig, erstere Farbenschattirung bildet oberhalb der Seitenlinie durch 
zwanzig schräg gerichtete Ausschnitte eine Art von wellenförmiger Grenzlinie; die ungepaarten 
Flossen sind in der Mitte schwarzgrün, an der Basis und am freien Rande gelblich. Körperlänge 
18 Zoll. Ward mir zu Djetta mit dem Trivialnamen Djadd bezeichnet. 


Taf. 25. Fig. 2. 


Sphyraena Agam. Riüppell. 
Synon.: Esox sphyraena Forsk. pag. XVI. No. 37. 


Diagnos. Sphyraena corpore subeylindrico mediocriter elongato, pinna caudali postice tribus exeisionibus, corporis colore dorso sordide 
viridescente, gastraeo albicante, pinna dorsali prima cinerascente radiis caeruleis, pinna dorsali secunda, caudali et anali nigri- 
cante, apieibus albide rufescentibus. 


Der Körper dieser Art vergleichlich zu den andern Sphyraenen scheint im Verhältnis zu 
seiner Dicke, kürzer zu seyn; aber dieses ist blos eine optische Täuschung, veranlafst durch den 
weniger zugespitzten Kopf; denn der gröfste Verticaldurchmesser des Körpers ist kaum achtmal 
in der ganzen Länge enthalten, wie solches gewöhnlich bei den Sphyraena-Arten der Fall ist. 
Der Rand des Operculum bildet einen stumpfen Winkel unmittelbar an der obern Basis der 
Brustflossen; das Präoperculum ist ein gleichförmig geschweiftes Bogensegment; ungewöhnlich 
geformt ist der hintere Rand der Schwanzflosse, und zwar fand ich diese Conformation bei allen 
von mir beobachteten Individuen. An diesem Rande bilden drei halbrunde Ausschnitte vier Spitzen, 
wodurch diese Art sehr leicht erkenntlich ist. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 

Brfl. — 


13 ? 


Ba. , RR +, An, Schfl. 4 + +4. 
An dem gröfsten Höhendurchmesser des Körpers befinden sich auf jeder Seite 22 Schuppen. 
Farbe des Kopfs und Rückens dunkelmeergrün; nach dem Tode erscheinet auf den Seiten 
des letzteren eine Andeutung eines ins Bläuliche spielenden sägeförmig ausgezackten Längsstreifens. 
Der Bauch ist weilslich; die erste Rückenflosse dunkelgrau mit himmelblauen Strahlen; die zweite 
Rückenflosse, die After- und die Schwanzflosse schwärzlich, an jeder Flosse die äufsersten zwei 
Endspitzen lackroth hyalinisch. Brust- und Bauchflosse blaugrau hyalinisch, Iris gelblich braun. 
Der Magen ist ein grofser robuster spindelförmiger Sack, wo der Pylorus ganz nahe an der Cardia, 
ersterer mit einem dichten Kranz von Blinddärmen besetzt; der Darmkanal verläuft ohne Rück- 
biegung direct zum After; er ist diekhäutig und im Innern durchaus mit einem stark entwickel- 
ten Blutgefälsnetz überwachsen; die Gallenblase ist ungewöhnlich grofs; die robuste wohl entwickelte 
Schwimmblase gehet nach dem Kopf zu in zwei Blindsäcke aus. Die Wirbelsäule ist wie bei 
Sp. Jello; beide Arten haben an der Seite des letzten Schwanzwirbels einen horizontalen Fort- 
satz. Das Fleisch dieses Fisches fand ich sehr schmackhaft, und hat den Geruch desjenigen eines 
Esox lucius. Der Fisch soll bis zu 6 Fuls grofs werden; ich selbst sah ihn bis zu 5 Fuß lang; 
er wird nur mit der Angel eingefangen, welche ein schnellsegelndes Schiff bei frischem günstigem 
Wind nachschleift. Heifst im Arabischen: Agam. 


100 Sphyraena flavicauda. 


Taf. 25. Fig. 3. 
Sphyraena flavicauda. Rüppell. 


Synon.: Sphyraena obtusata?? Cuvier. 


Diaynos. Sphyraena operculo basi pinnas peetorales versus subexeiso, margine pracoperculi rectangulari, pinna caudali paulum Iunulata, 
oculis magnis, corporis eolore dorso viridi, ventre caeruleo argenteo, vitta longitudinali flavicante intermedia, linea laterali fusca, 
pinna caudali viride flavicante, limbo laterali umbrino. 


Ob der hier zu beschreibende Fisch identisch mit demjenigen ist, welchen Cuvier als Sphyraena 
obtusata (Vol. 3. pag. 350) beschrieben hat, ist mir auszumitteln nicht möglich; beide Arten 
haben eine wesentliche Verwandtschaft durch Form des Operculum und Praeoperculum, welche 
übrigens bei dem hier zu beschreibenden Fisch schuppenlos sind; Cuvier erwähnt aber einer beson- 
dern stumpfen Form des Endes des Unterkiefers, wovon ich bei meinen Individuen nichts wahr- 
nehme; auch schweigt er über die Gröfse der Augen, die doch so auffallend ist; in allgemeiner 
Körperdimension und Strahlenzahl der Flossen sind auch einige Verschiedenheiten, welches alles 
zusammengenommen mich bestimmt hat, den nachstehend zu beschreibenden Fisch unter einem 
eigenen Artennamen abzubilden. 

Die Länge des Kopfs ist 3), mal in der ganzen Körperlänge enthalten; und der Durch- 
messer der Augenhöhle entspricht Y, der Kopflänge; der hintere Rand des Operculum ist der 
Basis der Brustflossen gegenüber stark ausgekerbt; derjenige des Präoperculum bildet unten einen 
rechten Winkel; die Schwanzflosse ist hinten schwach ausgekerbt; der letzte Strahl der zweiten 
Rücken- und der Afterflosse ist länger als der vorherstehende; im gröfsten Verticaldurchmesser 
des Körpers sind auf jeder Seite 18 bis 20 Schuppen. Die Strahlenzahl der Flossen ist: 

Bal.—, Ri. — 


6° "DD 


+ Al, 


Körperfarbe nach dem Rücken meergrün, der Bauch bläulich silberweils; von den Brust- 
flossen an längs der Mitte des Körpers zieht ein braungelber Streifen; Seitenlinie bisterbraun; 
Brust- und Rückenflossen grau hyalinisch, Bauch- und Afterflosse röthlich hyalinisch, Schwanz- 
flosse grünlichgelb, der Seitenrand braun gesäumt. Iris braun mit gelbem Ring. Der Pylorus ist 
besetzt mit zwei Partieen unter sich flach zusammengewachsener Blinddärme, wovon die eine aus 
zehn, die andere aus dreizehn Stück bestehet; Darmkanal kurz ohne Rückbiegung; längliche 
wurmförmige Milz; grofse freiliegende Gallenblase; lange robuste einfache Schwimmblase. Körper- 
länge 15 Zoll. Heifst zu Massaua Dotuf. 


1 
Brfl. 13° 


Schl. 4 + +4. 


Sillago. Cuvier. 


Die einzige im rothen Meere vorkommende Art ist Forskäls Atherina Sihama, von welcher ich in meinem 
vorigen Atlas, Taf. 3. Fig. 1 eine gute colorirte Abbildung, und auf pag. 9 der Sect. der Fische eine sehr aus- 
führliche Beschreibung bekannt machte. Ich weils derselben nichts beizufügen als die beobachtete Zahl der Wirbel 
des Skelets, welche 12 Rippen- und 22 Schwanzwirbel beträgt. 


Upeneus. Cuvier. 


Forskal beschrieb unter dem Namen Mullus auriflamma und M. vittatus*) die beiden von ihm beobachteten 
Fische, welche zu der seither gebildeten Gattung Upeneus gehören. Nur den letzten derselben gelang es mir 


*) Descript. Animal. pag. 30. No. 19. und 20. 


Upeneus flavolineatus. 101 


aufzufinden; aufser ihm erhielt ich noch vier Arten dieser Gattung, die aber 


forscher beobachtet, und deren Beschreibung und Abbildung auf mehr oder w 
gemacht wurde. 


auch bereits durch andere Natur- 
eniger genügende Weise bekannt 


Upeneus vittatus. Forsk. Cw. 
Icon: Lacep. Vol. 3. Taf. 14. Fig. 1. (figura bona). Russell Vol. 2. Taf. 158. (figura mediocris.) 


Diagnos. Upeneus vertice arquato, oculis magnis, ore dentibus minutissimis, vix conspicuis, medio nullis; operc: 
opereulari nulla, cirrhis mediocribus, marginem praeoperculi non attingentibus 
duabus umbrinis, ventre vittis tribus sulphureis, pinnis albidis, 


ulo subrotundato, spina 
; corporis colore roseo albicante, dorso vittis 
dorsalibus striis tribus, caudali striis 6 vel 7 subobliquis umbrinis, 
7 1 


P.P.,,V.-,D. + A, C4+ +4 
Longitudo unciae 9; prope Djettam captus. 


Upeneus lateristriga. Cuv. 
Icon: Lacep. Vol. 3. Taf. 13. Fig. 2. (figura bona.) 


Diagnos. Upeneus capite subelongato, vertice paulo sinuato, maxilla labiis carnosis, ore dentibus minutis conicis uniseriatis, spina oper- 
eulari, cirrhis elongatis basin pinnarum ventralium attingentibus, pinna dorsali radio primo minutissimo, radio postico pinnae 
dorsalis secundae elongato acuminato; corporis colore ex roseo flavicante, vitta longitudinali utringue a naribus per oculos usque 
sub dimidium pinnae dorsalis secundae, lateribus basis caudae macula umbrina; pinna ventrali, margine antico pinnae dorsalis 
primae, dimidio inferiori pinnae dorsalis secundae, et margine laterali pinnae caudalis, fuscis; pinna anali et dimidio externo Pinnae 
secundae dorsalis flavicante lineis longitudinalibus violaceis. 

0 1 8 1 1 0 
P.P. ir’ 7 D. Di Ah e.3+7+3% 
Longitudo unciae 10; prope Massauam captus. 


Upeneus cyclostoma. Cuv. 
Icon: Lacep. Vol. 3. Taf. 14. Fig. 3. (figura pessima.) 


Diagnos. Upeneus capite subelongato, vertice sinuato, ore labiis carnosis, dentibus conieis uniseriatis, 
eirrhis elongatis basin pinnarum ventralium attingentibus, operculo unispinato,, pinna dorsali 
dorsi ex rufo-viridescente, ventrem versus flavicante, pinna dorsali secunda et anali violacea, 
dorsali prima violacea concolore, pinnis ventralibus et pectoralibus ex viridi hyalinis, 
rhorum apice colore citrino, striis minutis azureis stellatim positis, circa oculos. 


maxilla superiori inferiore longiore, 
prima alta, caudali falcata ; colore 
lineis flavicantibus undulatis, Pinna 
caudali violacea radiis flavicantibus; cir- 
0 1 8 1 1 0 
P. P. 07 V.—, D. + 5 A. c.3 + Tuch 
Corporis longitudo unciae 12; prope Mohilam captus. 
8 DE PXOP) P 


Upeneus barberinus. Cuv. 
Icon: Lacep. Vol. 3. Taf. 13. Fig. 3. (figura bona.) 


Diagnos. Upeneus capite subelongato, vertice parabolico, ore labiis carnosis, dentibusque minutis conieis multiseriatis, cirrhis mediocribus, 
marginem praeopereuli non superantibus, opereulo semiarquato, unispinato, colore dorsi ex viridi flavo, ventrem versus carneo, 
isto albo; vitta nigro-umbrina a maxilla per oculos usque sub finem pinnae dorsalis secundae decurrente; ad latera basis caudae 
macula nigricante; pinna dorsali prima violacea flavicante, dorsali secunda et anali violacea, lineis flavis undulatis variegatis, 
Pinnis pectoralibus, ventralibus et caudali flavide hyalinis, 


0 1 8 0 1 0 
PP, V7,D+53,14,0C4+ +4 


Corporis longitudo unciae 9; prope Massauam captus. 


Taf. 26. Fig. 1. 
Upeneus flavolineatus. Cw. 


Diagnos. Upeneus capite mediocri, vertice parabolico, ore dentibus minutissimis, Jabiis mediocribus, cirrhis longitudine praeoperculi, oper- 


eulo unispinato, colore dorsi viridi, ventre ex rosco argenteo, vitta intermedia citrina ab oculis ad dimidium caudae; pinna cau- 
dali flavido-viridi, pinnis reliquis ex viridi hyalinis. 


Da keine Abbildung dieser Art vorhanden ist, so halte ich es für ersprielslich, meine nach 
dem Leben gefertigte colorirte Zeichnung zu veröffentlichen. Die Körperform dieses Fisches ist 
Fische. 26 


EEE EEE TU WET SER WEN A u u ee ur, in . Par G 


102 Upeneus flavolineatus. 


langgestreckt, der Kopf kurz mit parabolischem Profil, der Mund mit schmaler Binde bürsten- 
förmiger Zähnchen besetzt. Die Bartzasern gehen bis zum Rande des Präoperculum; das Oper- 
culum hat eine kleine Spitze; die Schwanzflosse ist ziemlich stark gabelförmig. Die Strahlenzahl ist: 


Bel. 4, Bat. Rt +, AU, 


Die Rückenfarbe ist schmutzig hellgrün, darunter ein breiter eitrongelber Streifen, wagrecht 
von dem Auge bis oberhalb der Hälfte des Schwanzes verlaufend; die Seiten des Bauchs sind 
blafs rosenroth, die Bauchmitte silberfarbig, beide Rückenflossen hyalinisch grün, Schwanzflosse 
grüngelb, die andern Flossen weifslich; Iris unten weifslich, oben bräunlich, um die Pupille ein 
gelber Ring. Bartzasern gelblich. Muskulöser cylindrischer Magenstumpfsack, in dessen Mitte der 
Pylorus rechtwinkelig sich inserirt; der Anfang des Darms ist mit 18 in zwei Reihen gestellten kurzen 
Blinddärmen besetzt; derselbe macht nur eine Rückbiegung und ist %, so lang als der Körper. 

Beobachtete Körpergröfse: 8 Zoll Länge. Einzeln zu Mohila vorkommend, allwo der Trivial- 
name: Abu Daken. 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere beobachteten Fische, zu der Familie 
der Baarschen gehörig. 


Apogon lineolatus (Ehrenberg) Icon: Rüpp. Atlas . o o ö ö o . Taf. 12. Fig. 1 
„  annularis (Rüpp.) Icon: Lacep. Vol. 3. 0 6 . 0 B . ö Fra: 7 Fe} 
„  novemstriatus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere re: Su: 12250 
»  bifasciatus (Rüpp.) ibid. . 5 ö ua: B ö 5 . 0 De m 
„»  taeniatus (Ehrenberg) Cuvier, Vol. 2. 0 ER oe; 2  nrpag:r 109! 
„ enneastigma (Rüpp.) Neue Wirbelthiere a oe a 
»  Punctulatus (Rüpp.) ibid.: * . a: a E22 nd: 
„ eoccineus (Rüpp.) ibid. >0E2200: 
Cheilodipterus arabicus (Cuv.) Cuv. Hist. Nat. » 8. 
Ambasis Commersonü (Cuv.) ibid. » 9. 
Grammistes orientalis (Bloch) Seba Vol. II. 0 Hy 
Serranus rogaa (Forsk. Cuv.) Rüpp. Atlas . . . . . . ® . . pn ihn do 
> lunaria (Forsk. Rüpp.) Neue Wirbelthiere ö © ö . ö . pag. 90. 
m Merra (Cuv.) Bloch o 0 . 0 . . a 0 . Taf. 329. 
> oceanieus (Cuv.) Lacep. Vol. I. 0 . . Ber 
» louti (Forsk. Rüpp.) syn. Serr. Ra cu) Rpp. A B 6 ao 
” miniatus (Forsk. Rüpp.) ibid. o 8 & Q 202: 
CH myriaster (Cuv.) ibid. . ö 6 e 5 . ö - ® ö 0 9 logge db 
en summana (Cuv.) Vol. 2. ° 0 B 6 .. pag. 344. 
Jugend davon, Serranus leucostigma A) ir Vol. SE 29 8346. 
» fuscoguttatus (Rüpp.) Rüpp. Atlas 6 R ke e . . Sr Tal. 270002: 
2, areolatus (Cuv.) Cuv. Vol. 2. 6 a ö e ö 0 > ö .  pag. 350. 
>> sermaculatus (Rüpp.) Rüpp. Atlas o . . - e 0 0 107. 
> hemistiktos (Rüpp.) ibid. > ö 5 0 6 © . e San Wal 27.0,, 08 
» JSaveatus (Cuv.) Cuv. Vol. 2. 2 0 o 2 . e a ö .  pag. 329. 
> salmoides (Cuv.) Lacep. Vol. 3. . 6 . ö e e © & . Taf. 34. „ 8. 
» JAlavimarginatus (Rüpp.) Rüpp. Atlas . . ö © B 5 6 .  pag:. 109. 
» mieronotatus (Rüpp.) Neue Wirbelthiere . . & B 0 o 25,90. 
Plectropoma maculatum (Cuv.) Bloch . . . . . . 0 . 0 . Taf.’ 228. 


Diacope octolineata (Cuv.) Bloch » 246. 


vr. > LE’ A A 7 


Platycephalus. 103 


Diacope bohar (Forsk. Rüpp.) Lacep. Vol.3. . . 0.00.00. Taf.15. Fig. 2. 
Die Jugend davon, Diacope quadriguttata (Cuv.) Vol. %. 200.200. pag. 427. 

„  argentimaculata Eon Cuv.) Rüpp. Atlas ve 00.0 ae 

»  JFulviflamma (Forsk. Cuv.) ibid. o . . 


Pira?.. er: BE: 19. 2. 
Die Jugend davon, Mesoprion monostigma (Cuv.) Vol. sn Dix 446. £ 
»  lineata (Rüpp.) Rüpp. Atlas . . Te un 
»  coceinea (Cuv.) Rüpp. Neue Wirbelthiere He md 
„ melanura (Rüpp.) ibid. o Han 
„  annularis (Kuhl) ibid. ® 0 0 RA? 
„»  erythrina (Rüpp.) ibid. . 6 Seie B « u a Bin a 3. 
» nigra (Forsk. Rüpp.) ibid. B o ph pp ih 
„  eoeruleo-lineata. (Rüpp.) ibid. 0 u 
»  rivulata (Cuv.) Cuvier, Vol. 2. o 09 6 » 38. 
Cirrhites maculatus (Lacep.) Rüpp. Atlas > . 0 ö . A 
Priacanthus hamrur (Forsk. Cuv.) Cuv. Vol. 3. Bo mon 8 Bro ea 
Therapon servus (Cuv.) Bloch > 5 Q e R ö 9 0 0 . Taf. 238. 
>= theraps (Cuv.) Cuv. Vol. 3. » 58 
Myripristis Murdjan (Forsk. Rüpp.) Rüpp. Atlas . a ° 2 © . > . Fig. 2. 
Holocentrus diadema (Lacep.) ibid. . 5 o . . . o 6 ä 0 
en) samara (Forsk. Cuv.) ibid. . . o o 0 © ö o o ö Fo an 
”s ruber (Forsk. Cuv.) ibid. . R ze 
5 caudimaculatus (Rüpp.) ibid. (als Hispinifer.) ö 0 o . Suse el: 
>> spinifer (Forsk. Rüpp.) Neue Wirbelthiere Ö 6 0 0 ö Some el: 
Percis caudimaculata (Rüpp.) Rüpp. Atlas (als P. eylnanen pi Po 2} 
(Percis hexophthalma und poly en Ehrenb.) 
Sphyraena Jello (Cuv.) Russell 6 172: 
» affinis (Rüpp.) Neue Wirbelthiere u ee a. nac98: 
> Agam (Rüpp.) ibid. 0 B © 0 © © c : Taf. „ % 
»  Jlavicauda (Rüpp.) ibid. R . h 9 0 6 . e y Ö or, 
Sillago sihama (Forsk. Rüpp.) Rüpp. Atlas e ö 2 9 © R o an ik 
Upeneus vittatus (Forsk. Cuv.) Lacep. Vol.3. . 2 - 6 6 R ö ö Slam 
„»  lateristriga (Cuv.) ibid. ö ® . 6 0 ö o 0 . D 132: 
» eyclostoma (Cuv.) ibid. “ o . . 5 0 6 o 0 ö ee: 
»  barberinus (Cuv.) ibid. ö . ö ® ö e Tr - > 13... 
»  Javolineatus (Cuv.) Neue Wirbelthiere . 0 © © © . 0 Dh dh 


———— 


Familie der Dornköpfe, — les Joues cuirassees. Cuv. 
Platycephalus. Bloch. Schneider. 


Unter dem Namen Cottus insidiator beschrieb Forskäl *) eine von ihm im rothen Meere entdeckte Art, die 
nunmehr als Platycephalus insidiator aufgeführt wird, und wovon erträgliche Abbildungen vorhanden sind in 
Bloch auf Taf. 424, unter dem Namen Platycephalus spathula, und in Russell auf Taf. 46 unter dem Namen 
Irrwa. ‚Cuvier’s Beschreibung des äufseren Körpers und der innern Organisation **) erschöpft diesen Gegenstand. Eine 
zweite Art dieser Gattung, von mir im rothen Meere eingesammelt, die ich als Plat. tentaculatus beschreiben 
werde, ist wahrscheinlich der von Herrn Cuvier unter dem Namen Plat. longiceps mit ein paar Worten ange- 
deutete Fisch ***); da aber in dieser Beschreibung die Aufzeichnung der sehr leicht auffafslichen und sehr bezeich- 


*) Descript. Animal. pag. 25. No. 8. 
**) Hist. Nat. des Poissons, Vol. 4. pag. 227. 
***) Ibid. pag. 255. 


104 Platycephalus tentaculatus. 


nenden Artenkennzeichen fehlt, nämlich der am Rand des Kiemenspalts freischwebende zungenförmige Haut- 
lappen und die ausgezackte Zottenmembran am obern Rande des Augenlieds, so wie auch die Fühler an den 
Nasenlöchern, da ferner die Körperfarbe verschieden von meinen Beobachtungen angegeben wird, so finde 
ich mich veranlafst diese Art unter der von mir vorgeschlagenen Benennung bekannt zu machen, immerhin auf- 
merksam machend, dafs die erwähnte Cuvier’sche Notiz für eine spätere genaue Vergleichung zu berücksichtigen 
sey, um aus der Wissenschaft verwirrende Synonyme zu beseitigen. 


Taf. 26. Fig. 2. 


Platycephalus tentaculatus. Rüppel. 
An Plat. longiceps?? Cuv. Vol. 4. pag. 255. 


Diagnos. Platycephalus capite elongato nonnullis eristis osseis aculeatis armato, margine superciliari fimbriato, naribus tentaculatis, mar- 
gine opereulari lobo cutaneo linguiformi, corporis colore supra thalassino, gastraeo colore lacteo, pinnis ex viridi albescentibus 
permultis maculis viride-fuscis variegatis; linea laterali laevi. 


Der Kopf dieses Fisches ist ziemlich langgestreckt; von der Mundspitze bis zum Ende der 
Operculn ist %, der ganzen Körperlänge, ohne die Schwanzflosse; die Augen sind grofs und 
schräg gestellt; zwischen denselben zu beiden Seiten des Vertex verlaufen zwei Knochenleisten, 
wovon jede vor dem Auge eine, und hinter demselben drei Dornspitzen hat. In der Mitte des 
Vertex laufen von jeder Seite gegen einander zu vier bis fünf fächerförmig stehende niedere 
Knochenleisten; hinter jedem Auge verläuft eine zweite Knochenleiste bis oberhalb des Eckwin- 
kels des Opereularspaltens, welche Leiste mit fünf Dornzacken bewaffnet ist. Auf dem Operculum 
selbst sind zwei Leisten, jede in eine Dornspitze auslaufend und unfern der untern Begrenzung 
des Präoperculum ist noch eine Knochenleiste mit zwei Dornzacken; endlich bildet das hintere 
Ende des Schulterknochens eine robuste Dornspitze. Am untern Rande des Opercularspaltens ist 
eine stark entwickelte zungenförmige Hautmembran; am obern Orbitalrande befindet sich ein 
doppeltzackiger Hautfühler, und ein anderer kürzerer Hautfühler ist an jedem der vier Nasen- 
löcher. Der erste Strahl der vordersten Rückenflosse ist von den übrigen getrennt; der hinterste 
Strahl der sehr stark entwickelten Bauchflosse ist der längste; die Schwanzflosse ist zugerundet. 
Die Seitenlinie ist kaum bemerkbar; die ziemlich kleinen Körperschuppen haben meist einen fein 
gezähnelten Rand. 


0 
20° 


8 0 


1 0 
Bafl.—, Rü. + 2, 


Bril. Al. —, Schl. 4 + +4. 

Kopf und Rücken meergrün, Bauchseite milchweils; alle Flossen grünlichweifs mit vielen 
dunkelgrünen Flecken gescheckt; Iris grüngelb, Pupille schwarzblau. Außer der breiten Binde 
bürstenförmiger Zähnchen längs beider Kiefer ist zu beiden Seiten des Vomers vorn ein kleiner 
elliptischer Fleck mit feinen Zähnchen besetzt; das Ende der sehr breiten Zunge ist herzförmig. 
Der Magen bestehet aus einem langen spindelförmigen Stumpfsack , wo der Pylorus ganz nahe 
an der Cardia sich inserirt; ersterer ist mit sieben kurzen Blinddärmen besetzt; der Darmkanal 
macht nur eine grofse Rückbiegung und ist eben so lang als der ganze Körper. Keine Schwimm- 
blase ist vorhanden, Die Wirbelsäule hat 11 Rippen- und 16 Schwanzwirbel. Der Fisch hält sich 
im Sande verborgen, auf seine Beute lauernd, wefshalb er selten von den arabischen Fischern 
eingefangen wird. Ich erhielt ihn zu Tor, zuweilen bis zu einer Körperlänge von 22 Zoll; heifst 
daselbst gleich der andern Platycephalusart: Rogat. 


Scorpaena barbata. = 105 


Scorpaena. Linne. 


Die durch Cuvier in seinem vierten Bande der Naturgeschichte der Fische bekannt gemachten Artenbeschrei- 
bungen dieser Gattung sind meistentheils so ungenügend, dafs trotz der genauesten Aufmerksamkeit ich nicht eine 
der drei Arten wieder zu erkennen vermag, die ich im rothen Meere eingesammelt habe, obgleich ich bei jeder 
derselben einen eigenthümlichen leicht auffafslichen Charakter auffand, welcher deren Bezeichnung möglich macht. 
Damit spätere Naturforscher nicht in die nämliche Verlegenheit kommen, worin ich mich befinde, ist wohl das 
Zweckmässigste, genaue Zeichnungen und Beschreibungen der von mir beobachteten drei Arten zu veröffentlichen; 
durch dieselben wird es einem Kritiker möglich werden auszumitteln, ob meine Vermuthungen über die ange- 
deuteten Synomyme Bewährung finden. 


Taf. 27. Fig. 1. 


Scorpaena barbata. Rüppell. 
An Scorpaena cirrhosa® Cuv. Vol. 4. pag. 318, vel Scorp. Novae Guineae, ibid. pag. 320. 


Diagnos. Scorpaena corpore Sc. scrofa simillimo, regione inter orbitam et nares utrinque striis quatuor divergentibus, capite alepidoto 
solitis lineis spinosis armato, tentaculis supra oculos nullis, naribus, osse suboculari, maxillari, mandibulari et margine inferiore 
praeoperculi fimbriis cutaneis; linea laterali tribus locis et ventre singulariter tentaculis vestito; corporis et pinnarum colore 
castaneo, permultis rivulis maculisque sordide flavis marmorato. 


Die Körperform entspricht ganz der von Salviani (Taf. 197) abgebildeten Scorpaena scrofa 
des Mittelmeeres; beider Kopfbewaffnung ist in dem Wesentlichsten ganz ähnlich; denn vor jedem 
Nasenloch ist eine Dornspitze; der Augenliederrand hat drei Knochenzacken; auf beiden Seiten 
des Vertex sind zwei Knochenleisten, das mittlere Paar mit zwei, das äussere mit drei Zacken; 
zwischen jedem Paar Knochenleisten sind zwei einzelne Dornspitzen. Auf dem Opereulum sind 
zwei unter spitzem Winkel convergirende Knochenleisten; quer über die Mitte des Praeoperculum 
verläuft eine Leiste mit sechs Dornzacken, unterhalb derselben sind am Rande des Praeoper- 
culum durch Auskerbungen vier Spitzen gebildet; der Suborbitalknochen läuft nach vorn zu in 
zwei Zackenspitzen aus. Ganz eigenthümlich für diesen Fisch ist eine zwischen den Orbita längs 
des Kopfprofils befindliche Knochenleiste, zu deren Seiten an der vordern Wölbung der Orbita, 
oberhalb der Nasenlöcher sich vier fächerförmig gestellte Knochenleisten befinden, wie aus der 
Zeichnung der vordern Ansicht des Kopfes ersichtlich; ferner, dafs die hintern Zacken des Orbital- 
randes durch eine über den Vertex ziehende Querleiste mit einander verbunden sind. 

Hautfühler sind an den Augen keine ; aber vor den Nasenlöchern, und an jedem der beiden Zacken 
des Suborbitalknochens ist ein Hautfühler; auf dem Maxillarknochen sind vier, an den Auskerbun- 
gen des Präoperculum drei, und auf jeder Seite des Unterkiefers drei bis vier Hautfühler. 

Im Uebrigen ist der Kopf ganz schuppenlos; die Körperschuppen sind mittelmäfsig, und an 
ihrem Rande sind keine Zahnelungen bemerkbar; längs der Seitenlinie sind nur an drei Stellen 
Hautlappen, die aber immer partienweise zusammenstehen, nämlich unterhalb des Anfangs, der 
Mitte und des Endes der Rückenflosse. Von den ungespaltenen Strahlen der Rückenflosse ist der 
vierte der längste; jeder derselben scheint durch das Verwachsen zweier Stacheln gebildet. An 
den mittelmäfsig grofsen zugerundeten Brustflossen ist der erste Strahl einfach, die sechs folgen- 
den gespalten, und die zwölf übrigen wurmförmig und gegliedert; der zweite Stachel der After- 
flosse ist ganz besonders robust. 


ı 1 11+1 3 . 
Brf. 7, > Ball. —-, Rfl. T—, All. Z,> Schl. 3 + 75 + 3% 


(*) Ich kenne keine andere Scorpaenenart, die an der Afterflosse nur vier gespaltene Strahlen habe, 


Fische, 27 


106 Scorpaena aurita. 


Alle übrige Eigenthümlichkeiten der Körperform sind an der Zeichnung zu Genügen er- 
sichtlich. 

Die Farbe des ganzen Körpers und aller Flossen ist kastanienbraun mit sparsamen schmutzig 
gelben Marmorirungen; gegen die Bauchmitte gehet die Grundfarbe mehr ins Röthliche über. Die 
Iris ist braun. Beobachtete Körpergröfse 10 Zoll. Einzeln vorkommend zu Massaua. 


Taf. 27. Fig. 2. 
Scorpaena aurita. Rüppell. 


Diagnos. Scorpaena capite breviusculo, alepidoto, solitis spinis armato, inter oculos linea elevata semielliptica retrorsum flexa, operculo 
angulo superiori Jobo cutaneo auriculari, tentaculis supraorbitalibus, ante nares, prope ossa maxillaria et nasalia; linca laterali et 
regione ventrali supra pinnam analem posita nonnullis fimbriis cutaneis, squamis corporis margine integro; corporis colore ex 
viridi flavescente, maculis rufo-umbrinis variegato, nonnullis punctulis albidis adsperso, pinnis ex viridi hyalinis, maeulis fasciis- 
que umbrinis pictis, pinna dorsali, anali et caudali margine externo albo limbato. 


Vergleichlich zu der vorstehend beschriebenen Art hat dieser Fisch einen kürzeren dickeren 
Kopf, an welchem noch folgende Eigenthümlichkeiten bezeichnend: die Augen verbindet quer 
über den Vertex ein hufeisenförmig gebogener Wulst; das hintere Ende der Kiemendeckel ver- 
längert sich unterhalb der Seitenlinie als ohrenförmig zugerundeter Lappen; die mit Dornzacken 
besetzte wagrechte Linie quer über das Praeoperculum, stehet dem Auge ziemlich nahe; im Uebrigen 
ist die Zahl und Stellung der Dornzacken des Kopfes ganz wie bei meiner Scorpaena barbata 
beschrieben ist. Der Vorderrand der Augenlieder ist jedoch ohne Leisten; am obern Augenlieder- 
rand und vor den Nasenlöchern ist ein Hautfühler, eben so an der Eckspitze des Nasalknochens; 
und zwei derselben sind an jedem Maxillarknochen. Der Unterkiefer hat keine Hautlappen, dage- 
gen finden sich welche zerstreuet längs der Linea lateralis und unterhalb derselben. Der Kopf 
ist schuppenlos, die Körperschuppen mittelmäfsig mit glattem Rande; die Afterflosse ist so grofs 
als der von den gespaltenen Strahlen der Rückenflosse eingenommene Raum, und ihm gegenüber 
stehend. 


1 1 1+1 
an, Ban. —, rn. 


Bril. ‚An. = 


>> 

Die Grundfarbe des Körpers ist grüngelb mit rothbraunen Marmorirungen und vielen runden 
weifslichen Fleckchen, namentlich unterhalb der Seitenlinie; unter dem Munde sind gelbliche und 
braune labyrinthähnliche Farbenzeichnungen; die Flossen sind grünlich hyalinisch mit braunen 
unterbrochenen Streifen und Fleckenreihen; der freie Rand der Rücken-, After- und Schwanz- 
flosse ist fein weils gesäumt. Die Iris silberfarbig mit braunen Flecken. Der Magen ist ein muskulöser 
zugerundeter Stumpfsack, an dessen Pylorus zwei kurze Blinddärme befindlich; der Darmkanal 
macht nur eine Rückbiegung, und entspricht 2, der Körperlänge. Der Mangel einer Schwimm- 
blase ist allen bekannten Scorpänenarten eigen. Beobachtete Körpergröfse 4 Zoll; wurde von mir 
an den meisten Korallenriffen des rothen Meeres beobachtet. 


Sch. 3 + +3. = 


Scorpaena chilioprista. 107 


Taf. 27. Fig. 3. 


Scorpaena chilioprista. Rüppell. 
An Scorpaena rubropunctata? Cuv. Vol. 4. pag. 324. 


Diagnos. Scorpaena capite et operculis solitis spinis armatis, illo lepidoto squamis minutis, cum squamis corporis margine serratis, parte 
capitis inter nares et 03 excisione pyriformi, lobo cutaneo supraorbitali, ante nares, et ad spinas ossium nasalium; linea laterali 


tentaculis minutiusculis; corporis colore ex rufo-umbrino, ad basin caudae annulo dilutiore, pinnis rufescentibus permultis punctu- 
lis maculisque fuscioribus variegatis. 


Bei im Allgemeinen mit den vorbeschriebenen Arten übereinstimmender Körperform charak- 
terisiren diese Scorpaena ganz besonders die kleinen Schuppen, womit Operculum und Präoper- 
culum bewachsen sind, deren Rand so wie auch derjenige der Körperschuppen fein gezähnelt ist; 
diese Schuppen veranlassen auch, dafs die beiden auf den Operculn befindlichen Zacken nicht durch 
convergirende Leisten mit einander verbunden sind. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal dieser 
Art ist, dafs auf der vordern Seite des Kopfes zwischen den Nasenlöchern und dem Munde ein 
birnförmig gestalteter Ausschnitt ist. Am Kopfe sind nur oberhalb der Augen, vor den Nasen- 
löchern und an der einen Zacke der Nasalknochen Hautfühler; auch befinden sich welche längs 


der Seitenlinie. Das Ende der Afterflosse ist etwas demjenigen der Rückenflosse vorgeschoben; 
die Strahlenzahl der Flossen ist: 
D= u, 
Die Körperfarbe ist rothbraun mit mehreren dunkleren grofsen Flecken; unfern der Basis des 
Schwanzes ist eine verticale breite hellere Binde ringförmig um denselben verlaufend; die Flossen 
sind hellröthlich mit vielen feinen dunkleren Punkten gescheckt. 
Diese so wohl charakterisirte Art scheint nie gröfser als drei Zoll lang zu werden; man über- 
brachte sie mir ziemlich zahlreich zu Massaua. 


Brfl. Bad. —, Rf. Al. —, Sch. 4 + I + 4 


ll. 
5+11? 


Pterois. Cuvier. 


Genaue Vergleichungen, welche ich erst hier in dem Arbeitszimmer machen konnte, belehrten mich, dafs 
ich drei Arten dieser Gattung im rothen Meere eingesammelt hatte, während ich an Ort und Stelle deren nur 
zwei beschrieb. Ich verwechselte nämlich Cuvier’s Pterois volitans und muricata, indem sie beide ungemein viele 
Aehnlichkeit in dem Totalhabitus und der Farbe haben; aber doch ist durch folgende Charaktere Pterois muri- 
cata von der andern Art scharf zu unterscheiden: 

1) durch die breite Binde von Stacheln und Dornen, welche von den Nasalknochen unter den Augen quer 

nach dem Eckwinkel des Präoperculum verläuft; 

2) durch die mit einem starken Dorn versehene Lamelle zu beiden Seiten des Kopfprofils zwischen Augen 

und Mund; 

3) durch die verhältnilsmäfsig kürzere Ausdehnung der Brustflosse, deren Strahlen nicht das Ende der Rücken- 

flosse erreichen; 

4) durch die stark entwickelte Länge der Bauchflossen , welche nur wenig kürzer als die Brustflossen sind *); 

5) durch einen Strahl weniger an der Rücken- und Afterflosse. 

Die von Cuvier publieirte Beschreibung und Abbildung, der Pterois volitans **) ist ihren Zweck erschöpfend; 
die Figur, welche Benuet von Pterois muricata unter dem Namen Scorpaena miles bekannt machte ***), hat die 
Brustflossen viel zu kurz; denn dieselben sind in der Natur, wie ganz richtig Cuvier bemerkt, beinahe eben so 


*) Cuvier sagt, Vol. 4. pag. 304, von Pterois muricata : „les pectorales n’ont que le tiers de sa longueur.“ Worauf sich dieses sa 
bezieht, ist mir aus dem übrigen Texte nicht ersichtlich, 
**) Vol. 4. pag. 360 und Taf. 88. 
***) Fishes of Ceylon Taf. 9. 


108 Pterois cincta. 


lang als die Bauchflossen ; über die Färbung der Pterois muricata, wenn in belebtem Zustande, besitze ich keine 
Notizen, weil, wie schon bemerkt, ich diesen Fisch mit Pt, volitans identisch wähnte; die Strahlenzahl der 
ersteren ist: 

v 1 13 3 9 

Brfl. -, Ball, RN, AN, Schl.3 + 5 +3. 

Die Wirbelsäule zählt 10 Rippen - und 14 Schwanzwirbel. 

Die dritte von mir eingesammelte Pterois-Art ist neu, und sehr ausgezeichnet, obgleich sich auch an ihr 


sehr vieles vom Totalhabitus der Artenverwandten wiederholt. 


Taf. 26. Fig. 3. 
Pterois cincta. Rüppell. 


Diagnos. Pterois tentaculis supraorbitalibus perlongis, acuminatis, bicoloribus, fascia infraorbitali aculeis irregularibus hispida, margine 
praeoperculi, ossibus nasalibus et parte superiori operculi serratis; pinnis pectoralibus radiis decem superioribus perlongis, 
filiformibus, sex inferioribus vermicularibus; capite et gastraeo ante pinnas ventrales colore testaceo, corpore ex rufo umbrino 
fusco, faseiis octo transversalibus lacteis cincto, nonnullis marginem versus bifurcatis; caudae basi colore castaneo, striis duabus 
longitudinalibus coeruleis; pinna dorsali anteriore et pinna pectorali nigra radiis lilacinis; p. caudali, anali et parte posteriori 
p. dorsalis dilute rubicosa immaculata. 


Elliptischer, vertical zusammengedrückter Körper mit stark emporstehenden Augenliedern, an 
deren oberen Rande ein langer zugespitzter Hautfühler, welcher seiner Länge nach schwarz und 
ziegelroth gestreift ist; fünf Paar andere Hautfühler befinden sich, das eine vor den Nasenlöchern, 
zwei Paar am vordern und untern Rande der Nasalknochen, und die andern zwei Paar am untern 
Rande des Präoperculum; vor jedem Nasenloch ist ein kleiner Stachel; der obere Rand der 
Orbita nebst einer verlängerten Leiste bis zum obern Ende des Kiemenspalts ist mit einer Zacken- 
reihe besetzt; mit letzterer parallel mehr dem Vertex zu ist eine zweite mit Dornen besetzte Leiste. 
Am untern Rande des Nasenknochens sind sternförmig gestellte Knochenleisten, und wagrecht 
rückwärts von demselben unter den Augen her bis zum Rande des Präoperculum ist ein breiter 
durch aufgesetzte Dornspitzen rauher Streifen; der Präopercularrand selbst ist mit unregelmälsigen 
Zacken gezähnelt; das Allgemeine des Kopfs ist mit kleinen, der Körper mit etwas grösseren 
Schuppen besetzt. Die Stachelstrahlen der Rückenflosse sind sehr lang; jede bestehet eigentlich 
aus zwei mit einander verwachsenen Knochen; nur an der Basis sind die Strahlen durch eine 
Membran verbunden, die als dünner Pyramidalstreifen nach jeglicher Strahlenspitze verläuft. Die 
zehn obern Strahlen der Brustflosse sind theilweise so lang, dals sie das Ende der Schwanzflosse 
erreichen; nur an der Basis sind sie bis zu 1 Zoll Länge durch eine gemeinschaftliche Membran 
mit einander verwachsen. Die sechs untern Strahlen der Brustflossen sind cylindrisch, wurmförmig, 
gleichfalls nur an der Basis zusammen verbunden; sie verkürzen sich progressiv. Die Bauch- 
flossen sind kaum halb so lang als die Brustflossen, und ihre gespaltenen Strahlen laufen jegliche 
in zwei dünne Fäden aus; die Schwanzflosse ist ziemlich langstrahlig, hinten etwas zugerundet. 
a Ball.—, RI. 2, 

Der achte ungespaltene Strahl der Rückenflosse ist der längste, und dreimal so lang als der 
erste, welcher dem elften und zwölften gleich ist; die hintere Hälfte der Rücken- und Afterflosse 
lauft in eine keilförmige Spitze aus. 


3 


Bril. > Sch. 4 +, +4 


Afl. 


Der Kopf und die Körpergegend vor den Brustflossen ist hellziegelroth, der übrige Körper 
ist dunkelrothbraun mit acht feinen milchweilsen Querstreifen, wovon sich einige am Bauch und 
Rücken bifureiren. Basis des Schwanzes hellbraun mit zwei hellblauen Längsstreifen auf jeder 


Synanceia. 109 


Seite; durch die gelbe Iris gehet ein verticaler schwarzer Streif; Brust-, Bauch- und vordere 
Hälfte der Rückenflosse schwarz mit lackrothen Strahlen; hintere Hälfte der Rückenflosse, Schwanz- 
und Afterflosse einfarbig hell ziegelroth; ein weifser eirunder Flecken hinter Jeder Brustflosse. Die 
Körperlänge des einzigen von mir beobachteten Individuums war 7y, Zoll; ich erhielt es zu Djetta, 
wo der Fisch El Djennach, d. i. die Hölle, heifst, in Beziehung auf die ‘äufserst schmerzlichen, 
angeblich giftigen Wunden, welche der Fisch mit seinen scharf gespitzten Flossenstacheln verur- 
sacht. Das Thier, wenn frei in einem geräumigen Wasserbecken herumschwimmend, oder in der 
Ruhe seine Flossen ganz ausbreitend, gewährte einen höchst sonderbaren fremdartigen Formen- 


anblick. Von einem sich aus dem Wasser Emporschleudern oder periodischen Fliegen wie bei den 
Trigla-Arten kann keine Rede seyn. 


Synanceia. Bloch. 


Die einzige von mir im rothen Meere beobachtete Art ist diejenige, welche Schneider auf Taf. 45 unter dem 
Namen Synanceia verrucosa abgebildet hat, die zwei Jahre später Lac&pede unter dem Namen Scorpaena brachion 
sehr mittelmäfsig darstellte *), und welche in neuerer Zeit Cuvier unter dem Namen Synanceia brachion ausführ- 
lich beschrieben hat **). Dem von Schneider gegebenen Namen gebührt also trotz der verführerischen Autorität 
Cuvier’s unwiderruflich der Vorzug. Der Fisch selbst scheint übrigens im rothen Meere nichts weniger als häufig 
zu seyn, und ich sah davon nur ein einziges Exemplar, das zu Gomfuda eingefangen ward ***), 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere beobachteten Fische zu Cuvier’s Familie 
der Dornköpfe (les joues cuirassees) gehörig. . 

Platycephalus insidiator (Forsk. Bloch) Russell . 6 - B Jar: n o . Taf. 46. 

» tentaculatus (Rüpp.) Wirbelthiere » 26. Fig. 
Enneapterygius pusilus (Rüpp.) ibid. 
Scorpaena barbata (Rüpp.) ibid. 

e aurita (Rüpp.) ibid. 6 o 

& chilioprista (Rüpp.) ibid. . 6 a 
Pterois volitans (Cuv.) Cuv. und Val. Vol. 4. 

” muricata (Cuv.) Bennet fishes 

e cincta (Rüpp.) Wirbelthiere 6 
Synanceia verrucosa (Schneider) Bloch. Schneider 


SSoRNNSNH- 


Familie der Brassem. Les Sparoides. Cuvier. 


Das rothe Meer liefert zahlreiche Arten verschiedener Gattungen dieser Familie. Viele derselben sind wegen 
nicht sehr ausgezeichneter Körperform und wenig hervorstechender Farben nicht leicht ohne Beihülfe natur- 
getreuer Abbildungen zu beschreiben; und ich bezweifle, ob es möglich ist, die verschiedenen Sparoiden, welche 
Herr Ehrenberg im rothen Meere einsammelte, und die durch Cuvier als neue Arten beschrieben wurden, nach 
der davon bekannt gemachten blossen Wortbeschreibung wieder zu erkennen. Ob mir dieses wenigstens bei 
einigen gelang, lasse ich dahin gestellt seyn. Die Veröffentlichung und genaue Beschreibung nach der Natur 
gefertigter Zeichnungen ist die Hauptaufgabe, die ich zu lösen beabsichtige; so wird hoßentlichisfeste Basis 
gelegt, auf der spätere naturforschende Reisende in dem rothen und indischen Meere sicher weiter schreiten können. 


*) Lacepede Vol. 3. Taf. 12. Fig. 1. (1803.) 
**) Cuvier, Vol. 4. pag. 447. h i 
***) Ich ersehe dureh Cuvier I. c..dafs auch Herr Ehrenberg diesen Fisch unter dem neuen Namen Synanceia sanguinolenta abgebildet 
habe. Leider ist es mir noch immer nicht möglich geworden, diese zehn Ehrenbergischen Fischtafeln zu Gesicht zu bekommen. 


Fische. 28 


0% 


110 Chrysophris sarba. 


Sargus. Cuvier. 


Sargus Noct. Ehrenberg. 
Synon.: Sparus annularis. Forsk. pag. XV, No. 17. *) 


Diagnos. Sargus corpore ovali elliptico compresso, dentibus cestiformibus supra et subtus octo, corporis colore argenteo nitente; ad 
latera caudae maeula "nigra, pinnis rufescentibus hyalinis, dorsali marginem versus flavicante, radiisque spinosis alternantibus 
colore azureo, ventralibus flavis, margine antico fuscescente. 


PPRIZ,v-,DooAgm &3+ +3. 

Das Einzige, was ich zu Cuvier’s ausführlicher Beschreibung dieses Fisches **) beizufügen wülste, ist dafs die 
grofse ziemlich dickhäutige Schwimmblase nach dem Kopfe zu in zwei halbsphärische Säcke ausläuft, und sich 
binten in zwei konische Spitzen verlängert, die zu beiden Seiten der Schwanzwirbel-Apophysen liegen. Das 
Peritonäum ist ganz schwarz. Dieser Fisch ist eine der häufigsten Arten, welche mit der Angel im nördlichen 
Theile des rothen Meeres gefangen werden; er scheint nie über 8 Zoll grols zu werden; sein Trivialname zu 


Souez und Tor ist Nocta. 


Chrysophris. Cw. 
Taf. 28. Fig. 1. 


Chrysophris sarba. Forsk. Cuv. 
Synon.: Sparus sarba. Forsk. pag. 31. No. 22. Chitchillee? Russell, Taf. XCI. 


Diagnos. Chrysophris vertice quadrantiformi, corpore elliptico compresso, pinna dorsali spinis alternantibus dilatatis azureis; ad basin pin- 
narum ventralium squama perlonga, et stria horizontali flava; corporis colore argenteo, nitore erythrino, pinna ventrali, anali et 
lobo inferiori pinna® caudalis flavis, pinnis reliquis ex cinereo erythrinis; post mortem per latera corporis striae 14 umbrinae. 


Obgleich von diesem Fische nach Cuvier’s Versicherung bereits drei Abbildungen vorhanden 
sind ***), und ich als solche noch aufserdem eine Russell’sche Figur aufführe, so finde ich doch 
keine derselben auch nur erträglich naturgetreu; auch ist Cuvier’s und Forskäl’s Beschreibung des 
Farbenkleides in so fern unrichtig, da sie nur angibt, wie der Fisch aussieht, nachdem er lange 
Zeit abgestorben ist. 

Das Kopfprofil bildet einen vollkommenen Viertelkreis, die mittelmäfsigen Augen stehen 
ziemlich nahe an dieser Profillinie, und beiläufig in der halben Körperhöhe; der Körper ist ziem- 
lich regelmäfsig elliptisch geformt, sein Höhendurchmesser ist 2, mal in der ganzen Körperlänge, 
zuzüglich der Schwanzflosse, enthalten; Rücken- und Afterflosse sind nicht sonderlich hoch, und 
ihre Strahlen sind ziemlich gleichmäfßsig lang; die Brustflossen sind sehr stark entwickelt und zuge- 
spitzt, die Schuppe an der äufsern Basis der Bauchflosse ist besonders lang. 


Br. — 


—, Bal. —,R0., Al. —-, Sch. 4 + +4. 


Die abwechselnd auf einer Seite breit gedrückten steifen Stacheln der Rückenflosse sind immer 
auf dieser breiten Seite stahlblau; Rücken - und Afterflosse können sich zwischen den seitlich 
befindlichen hervorstehenden Körperschuppen beilegen. Kopf und Körper einförmig silberfarbig 
mit lackrothem Schiller; zwischen den Augen ein dunkleres Stirnband; längs der Basis der Bauch- 
flossen ein horizontaler orangegelber Streifen; Bauch- und Afterflosse, so wie auch der untere 


*) Cuvier übersah zwar dieses Synonym anzuführen, aber unbezweifelt bezeichnet Forskal diese Fischart, als im arabischen Meere von 
ihm beobachtet, von welcher er sehr bezeichnend sagt: „ad caudam non ocellus, sed macula nigra, P. V. flava,“ 
”*) Vol. 6. pag. 51. 
”**) Lacep. Vol. IV. Taf. 26. Fig. 2 und 3, und Renard Taf. 27. No. 147. 


Chrysophris berda. 111 


Theil der Schwanzflosse, strohgelb; die andern Flossen röthlich grau hyalinisch. Iris hellbraun. 
Einige Zeit nach dem Tode erscheinen längs der vierzehn obern Schuppenreihen je ein horizon- 
taler hellbrauner Längsstreifen. Körperlänge bis zu 12 Zoll. Ist eine mittelmäfsige Speise, kömmt 
aber häufig im rothen Meere vor. Heist im Arabischen Sarba. 


Taf. 29. Fig. 1. 


Chrysophris haffara. Forsk. Cuv. 
Synon.: Sparus haffara. Forsk. pag. 33. No. 25. 


Diagnos. Chrysophris vertice parabolico, ante nares subsinuato, os versus recte truncato, corpore subelliptico compresso, pinna caudali 
excisa, corporis colore argenteo nitore opalino, pinnis erythrinis hyalinis. 


Das parabolische Kopfprofil ist unterhalb der Augen gleichsam wie ahgestutzt, wodurch der 
Fisch ein eigenthümliches Ansehen erhält; die Augen sind ziemlich grofs; des Körpers Höhen- 
durchmesser ist dreimal in der ganzen Länge, zuzüglich der Schwanzflosse, enthalten; die unge- 
spaltenen Strahlen der Rücken - und Afterflosse sind nicht sonderlich robust; die Bauchflossen 
sind zugerundet, der hintere Rand der Schwanzflosse stark ausgekerbt. 


am Bafl. 


1 11 
19° RA. - 


Bril. 9 aD 


Ad. 0, Sch. 3 + 2 + 3. 

Körperfarbe reines Silber mit blaugelbem opalinischem Schimmer, Flossen fleischfarbig hyali- 
nisch; Iris gelbbraun. Am membranösen Magenstumpfsack konnte ich nur drei Cöcums erkennen; 
die Schwimmblase ist diekhäutig und von gewöhnlicher spindelförmiger Gestalt. Körperlänge nicht 


über 6 Zoll; häufig im nördlichen. rothen Meere, allwo unter dem Trivialnamen Haffara bekannt. 


Taf. 27. Fig. 4. 


Chrysophris berda. Forsk. Cuv. 
Synon.: Sparus berda. Forsk. pag: 32. No. 24. Calamara? Russell. Taf. XCM. 


Diagnos. Chrysophris vertice parabolico subsinuato, oculis ori vicinis, corpore elliptico compresso, spinis pinnae dorsalis et analis fortio- 
ribus, pinna pectorali elongata acuminata, corporis colore ex viridi argenteo, squamarum basi stria fusciore, labiis viride caeruleis, 
Pinnis viride cinereis, excepta pinna pectorali flavicante, supra basin pinnarum ventralium stria horizontali caerulescente. 


Das wellenförmig geschweifte parabolische Kopfprofil, die etwas herausgetriebenen unfern des 
Mundwinkels gestellten Augen, und die sehr robusten Stacheln der Rücken - und Afterflosse geben 
diesem Fisch ein eigenthümliches Ansehen. Der Körper ist kurz und breit, etwas elliptisch, sein 
Höhendurchmesser ist kaum etwas mehr als zweimal in der ganzen Länge enthalten; die Schwanz- 
wurzel ist fleischig und ihre Flosse vertical abgestutzt; der erste gespaltene Strahl der Bauchflosse 
hat eine kleine fadenförmige Verlängerung; die Brustflosse ist lang und zugespitzt; der vierte 
Strahl der Rückenflosse ist der längste; an den vordern Nasenlöchern ist ein kleiner Hautfühler. 


Brfl. —, Bal.—, Ro. U, A0.——, Sch. 2 + + 2% 


15” 5°’ 11-12? - 

Körperfarbe grünlich Silber, an der Basis jeder Schuppe ein dunkelgrüner Verticalstreif; Ober- 
lippe blaugrün, Kinn weifs, Flossen graugrün, schwarz gerändet; die Stacheln der Rückenflosse 
wie gewöhnlich abwechselnd, auf der einen Seite breit und himmelblau; nur die Brustflosse ist 
gelblich hyalinisch. Ueber der Bauchflosse verläuft ein verwaschener bläulicher Farbenstreif. Die 
Seitenlinie ist braun. Die Körpergrösse ist bis zu 8 Zoll; ist häufig auf dem Fischmarkte zu 


Djetta, allwo sein Trivialname Abu Bassal. 


112 Sphaerodon, nov. gen. 


Chrysophris bifasciatus. Forsk. Cuv. 


Synon.: Chaetodon bifasciatus. Forsk. pag. 64. No. 90. 

Icon: Lacep. Vol. 3 pl. 3. Fig. 3., als Labre chapelet. 

Diagnos. Chrysophris corpore subelliptico, compresso, vertice quadrantiformi, corporis colore argenteo, capite per verticem fasciis duabus 
nigro-violaceis, una per oculos, altera per marginem operculorum ; pinna dorsali, pectorali, et caudali aurantiaca, ventrali et 
anali turchina, ista dimidio postico caeruleo. 

Ob dieser Fisch wirklich derjenige sey, welchen Commerson auf Isle de France gezeichnet hat, und den 
Lac&pede auf oben citirter Tafel abbildete, eine Meinung, die Cuvier ausgesprochen, dieses wage ich nicht zu 
widerlegen, mache jedoch aufmerksam, dafs von jener Commerson’schen Figur gesagt wird: „le corps sur un 
fond argente, offre sur chaque flanc dix lignes brunes, interrompues, formede chacune par une serie de taches 
obscures“, eine Körperfärbung, wovon weder Forskal noch ich irgend eine Spur beobachtete. Der vertical 
comprimirte Körper ist etwas unregelmäfsig elliptisch, indem der Mund weit unter der Körperhälfte stehet, dabei 
aber das Kopfprofil ein Bogensegment bildet. Die Augen sind ziemlich nahe am Munde befindlich, die Brust- 
flossen lang und zugespitzt, die steifen Strahlen der Flossen wie bei Chry. berda; die Schwanzflosse ausgekerbt. 

En an Sch. + +4 

Die von Cuvier so besonders herausgehobenen Streifen auf dem Präoperculum, sind bei den Exemplaren 
aus dem rothen Meere gar nicht bemerklich, weder im frischen noch getrockneten Zustande des Fisches, weder 
bei grofsen noch kleinen Exemplaren. 

Die Hauptfarbe des Körpers ist Silbergrund mit tombackartigem Metallglanz, nach dem Rücken und Kopfe 
zu ins Violette übergehend. Zwei schwarzviolette Querbinden ziehen über den Vertex, die eine durch die 
Augen bis zum Mundwinkel, die andere vom Anfang der Rückenflosse über den Rand des Operculums bis zur 
Hälfte des Kiemenspalts. Brust-, Rücken - und Schwanzflosse orangegelb, Bauch - und Afterflosse königsblau, die 
obere Hälfte der letzteren gelblich; auch der vordere Strahl der Bauchflosse ist himmelblau. Iris braungelb, 
nach dem Vertex zu mit einem schwärzlichen Flecken. — Der Magen ist ein kurzer musculöser Stumpfsack; der 
Pylorus nur mit drei Coecums besetzt, der Darmkanal mit einer Rückbiegung, ist 2%, so lang als der ganze 
Fisch, welcher zuweilen einen Fufs grols wird; die robuste Schwimmblase verlängert sich in zwei Blindsäcke, 
welche an den Seiten der Schwanzwirbelapophysen liegen. Nahrung kleine Fische, besonders Clupeen, auch die 
Thiere der Bivalven. Ist ein häufig vorkommender sehr schmackhafter Fisch, dessen Trivialname nach Forskäl, 
Rabagi ist. 


0 1 
Brfl. 7, Ball. —, Rfl. Afl. 


Cuvier rechnet *) einen andern von Forskäl im rothen Meere beobachteten Fisch, den Letzterer 
Sciaena grandoculis benannte, gleichfalls zu den Chrysophris; dieses ist aber irrig, denn derselbe 
muls wegen seines eigenthümlichen Zahnbaues eine eigene Gattung bilden, welche ich bezeichne 
mit dem Namen: 


Sphaerodon, nov. gen. Rüppell. 


Es ist der hierzu gehörige Fisch in jeglicher Beziehung ein Chrysophris, nur sind seine Zähne 
verschieden; an beiden Kiefern sind nämlich in der Mitte vier konische robuste Zähne, hinter 
welchen sich eine breite Binde feiner bürstenförmig gestellter Hackzähnchen befindet; auf den 
Seiten der Kiefer ist nur eine einzige Reihe flacher sphäroidischer Zähne, die an Volumen von 
vorn nach hinten zu progressiv zunehmen. Auch ist der vordere Rand der Maxillarknochen gezäh- 
nelt; demnach wäre die Charakteristik der Gattung wie folgt zu bezeichnen: 

Characteres generici: Opercula et praeopercula lepidota; dentes in utraque maxilla antice 
Quatuor coniei validi, post quos permulti dentes eriniformes setacei; maxillarum latera unica serie 
dentium gradatim robustiorum, corona sphaeroidea; margine antico maxillarum serrato. Pinnae 
veluti generis Lethrinus; attamen spinae pinnae dorsalis in utroque latere aequales. 


”) Cuvier, Vol. 6. pag. 134. 


113 
Taf. 28. Fig. 2. 


Sphaerodon grandoculis. Forsk. Rüpp. 


Synon.: Sciaena- grandoculis, Forsk. pag. 53. No. 65. Chrysophris grandoculis, Cuv. Vol. 6. 
pag. 134. 


Diagnos. Sphaerodon capite supra oculos gibbo, oculorum interstitio elato, subtuberculato, oculis permagnis, corpore ovali-oblongo, pinnis 
ventralibus elongatis acuminatis, p. caudali falcata, corporis colore dorso violaceo, ventre carneo, pinnis cinereo-violaceis, pecto- 
ralibus pallide rufis, dimidio antico pinnae dorsalis caeruleo-maculato, postice, veluti pinna analis basi maculis nigris. 


Das Kopfprofil macht wegen der hervorstehenden sehr grofsen Augen eine stumpfwinkelige 
Biegung; der etwas schräg gespaltene Mund befindet sich etwas unter der halben Körperhöhe, 
und das Profil des Kinns macht gleichfalls einen stumpfen Winkel; die Mundlippen sind etwas 
starkhäutig, der Raum auf der obern Kopfseite zwischen den Augen ist breit, abgeflacht, und nach 
dem Mund zu mit kleinen Warzen besetzt; die Körperform ist länglich oval, wobei der gröfste 
Höhendurchmesser etwas mehr als dreimal in der ganzen Länge enthalten; die Schuppen auf den 
Operkeln und dem Körper sind mittelmäfsig, alle von rhombischer Form. Die Seitenlinie läuft 
im obern Viertel der Körperhöhe mit der Rückenkrümmung parallel; im Verticalkörperdurchmesser 
sind 22 Schuppen. Die steifen Stacheln der Rückenflosse sind nicht wie bei den Chrysophris- 
arten, abwechselnd auf einer Seite breit, sondern gleichförmig ; der dritte Stachel der After- 
flosse ist der längste, während es bei den Chrysophris immer der zweite ist. Der hintere Theil 
der Rücken- und Afterflosse verlängert sich in eine schräg abgestutzte Zuspitzung ; auch die Bauch- 
flossen sind lang und zugespitzt, und die Schwanzflosse etwas gabelförmig ausgeschnitten. 

1 10 


°  Bafl.--, Ri. 


Brfl. 
il 14? 6? 10° 


Al. —, Schl.3 + —— +3. 

Farbe des Oberkopfs grünbraun, Operkeln gelblich fleischfarb, zuweilen mit einigen grün- 
gelben wellenförmigen Längsstreifen; Lippen am Mundwinkel zinnoberroth; Rücken blauviolett 
hyalinisch; Bauch violett fleischfarbig, Brustflossen röthlich, die andern Flossen bläulich grau; 
zwischen den steifen Strahlen der Rückenflosse eine doppelte Reihe bläulicher Flecken, und an 
der Basis mehrerer gespaltenen Strahlen der Rücken- und Afterflosse schwarze Flecken. Iris roth- 
braun mit gelbem Ring um die Pupille. 

Membranöser Magenstumpfsack, am Pylorus mit drei kurzen Blinddärmen; kurzer Darmkanal, 
der zwei kleine Rückbiegungen macht. Die Leber bestehet aus zwei langen Lappen; die Milz 
ist klein, rund, schwarzgefärbt, die Schwimmblase einfach und robust. Nahrung: Crustaceen und 
Schalthiere. Körperlänge 16 Zoll. Die Wirbelsäule enthält 10 Rippen - und 14 Schwanzwirbel, 
wovon der letzte einen transversalen Dornfortsatz hat. Der gezähnelte Maxillarknochen ist unge- 
wöhnlich breit und robust. u 

Im Monat August wurde dieser Fisch öfters auf den Markt von Djetta gebracht, und hiels 
daselbst wegen seiner grofsen Augen: Abu ain; er ist eine wohlschmeckende Speise. Ob nicht 
noch mehrere anjetzo unter den Chrysophrisarten eingemengte Fische in diese neue Gattung gehören, 
müfsen spätere Untersuchungen ausmitteln. 


Fieche. 29 


114 Dentex. 


Pagrus. Cuvier. 


Pagrus spinifer. Forsk. Rüppell. 

Synon.: Sparus spinifer Forskäl, pag. 32. No. 23. Pagrus spinifer et P. longifilis Cuv. 

Icon: Russell, Taf. 101. 

Diagnos. Pagrus capite quadrantiformi, corpore ovali, spinis 3— 7 pinnae dorsalis plus minusve elongatis filiformibus, corporis colore ex 
argenteo roseo, pinnis erythrino-hyalinis, post mortem per latera corporis lineis undecim flavicantibus, interstitio caeruleo. 

Cuvier stellte unter vorstehend als Synonyme von mir angegebenen Namen wieder eine Fischart doppelt auf, 
denn nach meinen directen Beobachtungen, belegt durch eine zahlreiche Suite von Uebergängen, ist die un- 
gleiche Länge der fadenförmigen Strahlen der Rückenflosse weder Verschiedenheit von Arten, noch von Geschlecht 
bezeichnend. Ich kann nicht genug meine Beobachtung herausheben, dafs die Form der ungepaarten Flossen in 
verschiedenen Altern und Lebensperioden vieler Fische grolse Abänderungen erleidet; Stubengelehrte oder ober- 
flächliche Naturaliensammler werden daher, wenn sie diese Thatsache nicht auffassen wollen, mit ihren vorgeb- 
lichen neuen Arten, endlose Synonyme in der Wissenschaft einführen. 

Der hier zu beschreibende Fisch ist sehr gut in Russell abgebildet; er hat ein regelmässiges halbbogen- 
förmiges Kopfprofil, der kleine Mund ziemlich tief unter der halben Körperhöhe befindlich; elliptischer com- 
primirter Körper; die beiden ersten Strahlen der Rückenflosse sehr klein, die fünf folgenden verlängern sich 
fadenförmig, je nach den verschiedenen Individuen, so dafs der vorderste dieser Strahlen zuweilen der Länge 
der ganzen Körperhöhe gleich ist; alle steife Strahlen der Rückenflosse sind stark comprimirt, und zwar auf 
beiden Seiten sich gleich, und nicht abwechselnd auf der einen breiter, wie bei den Chrysophrisarten. Der erste 
gespaltene Strahl der Bauchflosse gehet in verlängerte Zuspitzung aus; die gespaltenen Strahlen der Rücken - und 
Atterflosse sind nicht sonderlich entwickelt; Brustflossen lang und zugespitzt, Schwanzflosse wenig ausgekerbt. 

Bel. , Bafı -, Ren, Al, Schf. 3+ 7 +4. 

Körperfarbe Silber mit röthlichem Schiller, alle Flossen rosenroth hyalinisch; Iris gelblich. Nach dem Tode 
erscheinen auf jeder Körperseite elf gelbliche Längsstreifen, und deren Zwischenraum wird himmelblau. Als 
Magen der gewöhnliche membranöse kurze Stumpfsack; ich konnte keine Blinddärme am Pylorus entdecken; die 
Leber hat die Gestalt eines H, indem zwei längliche Lappen in ihrer Mitte quer über den Magen mit einander 
verbunden sind. Darmkanal kurz mit einer Rückbiegung; einfache mittelmäfsige Schwimmblase. Der Fisch scheint 
nicht gröfser als 6 Zoll lang zu werden, findet sich häufig im nördlichen Theile des rothen Meeres, und wurde 
mir in Souez Nedjar benannt. 


Dentex. Cwuvier. 


In meinem früheren Atlas beschrieb ich den von mir auf Taf. 12. Fig. 3 abgebildeten Fisch als eine neue 
Art von Cantharus, eine Gattung, die Cuvier unmittelbar in die Nähe von Dentex stellte. Die von mir sehr 
zahlreich beobachteten Individuen hatten keins auch nur eine Spur von Hackzähnen an den Kiefern, wodurch 
die Gattung Dentex charakterisirt wird. In vieler Beziehung schien mir der in Rede stehende Fisch mehr zu 
der Gattung Cantharus als zu den Dentex zu palsen. Sonderbarer Weise betrachtete Cuvier meine Abbildung für 
eine Scolopisart (Vol. 5. pag. 329) , später aber (Vol. 6. pag. 558) erklärte er dieselbe selbsten identisch mit dem 
von ihm unter dem Namen Dentex tambulus beschriebenen Fisch. Da letzterer nur nach verblafsten Weingeist- 
exemplaren vom Pariser Naturforscher beschrieben war, so erhielten meine nach dem Leben entworfene Beschrei- 
bungen neues Interesse. Ich muss hier vor allem bemerken, dafs unwiderruflich Ehrenberg’s Dentex bipunctatus 
(Cuvier 6. p. 247) nichts als dieser nämliche Cantharus filamentosus oder Dentex tambulus ist, an welchem die 
Einwirkung des Weingeists die an ihm beschriebene Farbenschattirung verursachte, wie ich durch Belegstücke 
unsers Museums darthun kann. Auch diese Fischart gibt einen Beweis für das Fluctuirende in der Länge der 
Flossenstrahlen; denn ich besitze Uebergänge, wodurch man ersieht, wie nach und nach der erste gespaltene 
Strahl der Bauchflosse eine beinahe doppelte Länge bekömmt. 

Unter den von mir eingesammelten Dentex tambulus, welche ich alle zu Djetta erhielt, finde ich nun einige 
Individuen, welche in jeder Beziehung mit den andern übereinstimmen, aber gröfsere Augen und ein kürzeres 
mehr abwärts gebogenes Kopfprofil haben, ungefähr wie die Mullusarten; ferner besitzen diese Individuen in 
der äufsersten Reihe Zähne acht grölsere vereinzelt stehende konische Zähne, und ihre Rückenflosse ist etwas 


u - u FE ne m UF A a A u nd. 


Dentex nufar. 115 


breiter. Ist dieses etwa Geschlechtsunterschied der nämlichen Art? Ist dieses nicht etwa der von Cuvier (Vol. 6. 
pag: 248) als Dentex tolu beschriebene Fisch, den Laschenault auch mit dem Dentex tambulus untermischt in 
Indien erhielt, und als Individuen einer Species einschickte! Der Schuppenrand beider Fischvarietäten ist fein 
gezähnelt, Strahlenzahl der Flossen ganz gleich, gemeinschaftlich das Verlängern des einen Strahls des obern 
Lappens der Schwanzflosse und der Bauchflosse; kurz, eben so gut als bei mehreren Blenniusarten sich die 
Männchen durch Hackzähne und durch ein verschiedenes Kopfprofil von den Weibchen abzeichnen, dürfte ähnlicher 
Unterschied der Geschlechter einer Dentexart der orientalischen Meere eigenthümlich seyn, und mithin bin ich 
der Meinung, dafs Cuvier’s Dentex tolu und tambulus nichts als eine einzige Art bildet; spätere naturfor- 
schende Reisende jener Weltgegenden werden hoffentlich diese meine Muthmafsung durch directe Beobachtungen 
erörtern *). 

Ehrenberg’s Dentex variabilis und fasciolatus, die er selbsten als Varietäten einer nämlichen Art erklärt “2, 
sind mir nicht zugekommen, dagegen beobachtete und zeichnete ich in Souez 


Dentex nufar. Ehrenberg. 
Cuvier, Vol. 6, pag. 240. 


Diagnos. Dentex vertice parabolico, corpore ellipsoide compresso, capitis et corporis squamis mediocribus, margine subserrato; pinna dorsali 
radiis spinosis tenuibus, 1 et 2 minutis, tertio elongato, pinna caudali subexcisa, corporis colore argenteo, nitore rosaceo, pinnis 
erythrinis; post mortem fascjae quatuor latae verticales colore cinerascente. 


Das Kopfprofil ist langgestreckt parabolisch, die Augen mittelmäfsig grofßs, der Körper ellipsoidisch, die 
stacheligen Strahlen der Rückenflosse schlank, auf beiden Seiten gleich; die beiden ersten sind klein, der dritte 
am längsten und dem halben Höhendurchmesser des Körpers gleich. Die Brustflossen zugespitzt, die Schwanz- 
flosse wenig ausgekerbt; die Kopf- und Körperschuppen klein, alle mit feingezähneltem Rande; die vier Hack- 
zähne vorn an beiden Kiefern weit auseinander stehend, die folgenden kurz, die äulsere Reihe gleichförmig, die 
innere fein bürstenförmig. 

Brfl. 


> Ba. , RM, an. Z, Schf. 3+ 2 + 3. 
Körperfarbe Silber mit rosenrothem Schimmer; alle Flossen fleischfarbig, ins Blaue spielend; nach dem 

Tode erscheinen auf dem Körper vier breite vom Rücken abwärts laufende grauliche Streifen. Iris röthlich gelb. 
Am stumpfsackförmigen Magen liegen Cardia und Pylorus dicht beisammen, letzterer mit vier kurzen Cöcums 

besetzt; der Darmkanal macht eine Rückbiegung und entspricht zwei Drittheilen der Körperlänge. Die Leber 

liegt als halbmondförmige Masse quer über den Magen; die dünnhäutige Schwimmblase ist großs, läuft nach dem 

Kopf zu in zwei halbsphärische Säcke aus, und verlängert sich in zwei Zuspitzungen, zu den Seiten der Schwanz- 

wirbelapophysen gelegen. = 
Gewöhnliche Körperlänge 8 Zoll; häufig zu Souez, allwo der Trivialname Neffar. 


An diese Dentexarten aus dem rothen Meere reihe ich unter gleicher Gattungsbenennung einen andern von 
mir daselbst entdeckten Fisch an, der gleich der Gattung Sphärodon ein Bindeglied zwischen Dentex und 
Lethrinus bildet, ja selbst Verwandtschaft mit den Gattungen Pentapus und Cantharus hat; um aber nicht die 
Zahl neuer Gattungsnamen eilfertig zu vergrölsern***), will ich diesen Fisch vorläufig noch als einen Dentex 
beschreiben; sollten durch spätere Beobachtungen noch mehrere ähnliche Fische entdeckt werden, so kann sich 
leicht ein anderer das Vergnügen machen, eine eigene Benennung für die aufzustellende Gattung vorzuschlagen. 
Das Eigenthümliche dieses Fisches ist, dals sein wenig gespaltener Mund, der mit etwas fleischigen Lippen ver- 
sehen ist, die Zähne ganz wie bei Lethrinusarten hat, nämlich an beiden Kiefern oben und unten in der vordern» 
Reihe mehrere vereinzelt stehende konische Hackzähne, hinter welchen eine Binde bürstenförmiger feiner 
Zähnchen und auf den Seiten der Kiefer eine einzige Reihe regelmäfsig stehender konischer Zähne von mittler 
„Gröfse. Das Präopereulum ist mit Schuppen besetzt, wie bei den ächten Dentices, und bei meiner Gattung 
Sphärodon. 


*) Es ist dann ganz gleichgültig, welcher der drei Artennamen, Dentex tolu, tambulus oder filamentosus beibchalten wird. 
**) Cuvier Vol. 6. p. 242; sind diese Fische nicht vielleicht junge Individuen von Diacopearten? z. B. von Diacope bohar und D. 
fulvilamma, wo die Flecken auf den Körperseiten zufällig nicht sichtbar waren. 
***) In der Familie der Sparoiden sind bereits drei Gattungen, jede auf eine einzige Art begründet, nämlich: Crenidens, Scattarus 
und Sphärodon. 


116 Lethrinus Harak. 


Taf. 29. Fig. 2. 
Dentex? rivulatus. Rüppell. 


Diaynos. Dentex corpore elliptico, fronte sinuata, ore minutiusculo, labiis carnosis, dentibus veluti generis Lethrinus, oculis, corporisque 
squamis magnis, pinna dorsali et anali postice acuminata, caudali subexeisa; capitis colore viridescente, regione operculari lineis 
caeruleis undulatis, corpore ex albido cinerascente, pinnis rufescentibus hyalinis, limbo externo flavicante. 


Der Körper ist ziemlich gleichförmig elliptisch, nur über den Augen ist im Kopfprofil eine 
kleine Einbiegung ; die Vertiealhöhe entspricht einem Drittheil der ganzen Länge; die Augen 
sind grofs, ihr Durchmesser ist beinahe ein Drittheil der Kopflänge; die Böschung des Präoper- 
culums ist schuppenlos, das Präopereulum selbst hat vier Reihen mittelmäfsig grofser Schuppen; 
auch die Körperschuppen sind verhältnifsmäfsig grols. Rücken- und Afterflosse wohl entwickelt, 
nach hinten in eine Zuspitzung auslaufend; die steifen Stacheln derselben auf einer Seite abwech- 
selnd etwas breiter; Brust - und Bauchflosse zugespitzt, beide ziemlich lang; Schwanzflosse hinten 
ausgekerbt. 

Br. , Bal.—, Rü. 


2, Ad, Schl.2 +. +2. 
Kopffarbe grünlich mit himmelblauen wellenförmigen Längsstreifen über die Operkeln, zwischen 
Augen und Mund; Körperfarbe verwaschen silberfarbig grasgrün. Flossen röthlich hyalinisch, die 
ungepaarten nach dem Rande zu gelblich. Iris silberfarbig. 
Ich erhielt von diesem Fische nur ein einziges Individuum, daher ich keine anatomische Notiz 
besitze; er hatte 18 Zoll Körperlänge; es war auf dem Markte von Djetta im Monat November; 


man wulste mir keinen bezeichnenden Trivialnamen anzugeben. 


Lethrinus. Cuvier. 


In Cuvier’s neuester Bearbeitung dieser Gattung sind meines Erachtens abermals mehrere Arten unter ver- 
schiedenen Benennungen doppelt aufgeführt worden, welches ich jedoch nur als eine Muthmafsung auszusprechen 
wage, um geflissentlich zu bitten, meine naturgetreue Abbildungen am passenden Orte gebührend zu vergleichen. 

Einer der best bezeichneten Forskalischen Fische, welcher zu den Lethrinus gehört, ist delsen Sciaena harak, 
welchen Cuvier ganz übersehen hat, daher ich vermuthe, dafs er nicht von Herrn Ehrenberg eingesammelt 
wurde; aber dieser Fisch scheint mir mit einer andern in Cuvier’s Werk beschriebenen Art, dem Lethrinus 
erythrurus identisch zu seyn. 


Taf. 29. Fig. 3. 


Lethrinus Harak. Forsk. Rüpp. 
Synon.: Sciaena Harak. Forsk. pag. 52. No. 63. Lethrinus erythrurus? Cuv. Vol. 6. p. 293. 


Diagnos. Lethrinus corpore subelliptico, vertice ante oculos paululum angulato, corpore colore pallide thalassino, infra lineam lateralem 
macula utringue nigra oblonga rhomboidali, colore fulvo cincta *). 


. Das Kopfprofil macht etwas vor den Augen einen stumpfen Winkel, wie an der Abbildung 
ersichtlich; der Mund ist wenig gespalten, die Lippen etwas fleischig; an den vordern Nasen-' 
löchern ist ein kleiner Hautfühler befindlich, der Körper comprimirt, länglich elliptisch, die Augen- 
und die Körperschuppen von mittelmäfsiger Gröfse; die Stacheln der Rücken - und Afterflosse 


o A 
*) In Forskals Beschreibung stehet als Druckfehler : „colore Fusco eincta.“ 


Lethrinus Ramak. 117 


abwechselnd auf einer Seite stärker, welches bei allen Lethrinusarten .der Fall zu seyn scheint; 
der vierte ‚Strahl der Rückenflosse ist der längste; die Schwanzflosse am hintern Rande wenig 
ausgekerbt. 
, Ball. Z, 
Die nackte Haut des Präopereulum ist durch schmale Wülste etwas gerippt. Körperfarbe 
blals meergrün, nach dem Rücken und dem Vertex zu mehr dunkelgrün, nach dem Bauch zu 
ins Gelblichweilse übergehend; in der Mitte jeder Körperseite unterhalb der Seitenlinie ist ein 
länglicher rhombischer schwarzer Flecken mit Gelbgrün bordirt; alle Flossen sind grünlich hyali- 
nisch. Iris dunkelbraun mit gelbem Ring um die Pupille. Körperlänge nicht über 12 Zoll. 


Häufig auf dem Markte zu Djetta im Monat September; ist ziemlich wohlschmeckend; heifst 
im Arabischen M? Harak. 


Bril. 


Ra. 2%), An. ——, Schl. 3 + +3. 


Taf. 28. Fig. 3. 


Lethrinus Ramak. Forsk. Rüpp. 
Synon.: Sciaena Ramak. Forsk. pag. 52. No. 64. Lethrinus Ehrenbergii? Cuv. Vol. 6. p. 312. 


Diagnos. Lethrinus capite elongato conico, operculo unispinoso, squamis mediocribus, praeopereulo et regione suborbitali poris perforata, 
corpore subelongato, dorsum versus colore viride umbrino, ventre carneo violaceo, per latera corporis striis duabus longitudina- 
libus subisabellinis; pinnis ex rufo-cinereo hyalinis, ventralibus subviolaceis. 


Wäre der hier von mir abgebildete Fisch mir nicht zu Djetta unter dem dort gebräuchlichen 
Trivialnamen „Ramak“ zugekommen, so würde ich es nicht wagen damit denjenigen zu iden- 
tifieiren, den Forskal unter gleicher Benennung mit einigen wenigen Worten andeutete; aber auch 
diese wenigen Worte Forskäls stimmen in jeder Beziehung mit dem mir unter gleicher Benen- 
nung zugekommenen Fisch. Ob übrigens dieses auch mit Cuvier’s Lethrinus Ehrenbergii der Fall 
ist, dieses können nur im Berliner Museum angestellte directe Vergleichungen entscheiden. 

Der konisch länglich geformte Kopf, defsen Profilfläche nur einige Wellenbiegungen macht, 
die etwas breiten Operkeln, hinten mit einer stumpfen Knochenspitze, unterscheiden diesen Fisch 
leicht von dem ihm ähnlichen Leth. Harak; die Farbe, fleischige Lippen und breiter Kopf vom 
Leth. latifrons. Der gröfste Verticaldurchmesser entspricht genau der Länge des Kopfes, und ist 
gleich dem dritten Theil des Körpers ohne Schwanzflosse; die Augen sind mittelmälsig grols, die 
Strahlenzahl der Flossen genau wie bei vorbeschriebener Art; die nackthäutige Kopfgegend der 
Praeoperkeln ist von vielen kleinen Poren durchlöchert; um die vordern Nasenlöcher ist ein 
wulstförmiger Rand. Körperfarbe nach dem Rücken zu hellgrünbraun, nach dem Bauch zu ver- 
waschen fleischfarbig. violett; ein blafs isabellgelber Streifen gehet durch die Brustflossen nach der 
Schwanzmitte; etwas über ihr ist die Andeutung eines zweiten ähnlichen Farbenstreifs. _Flossen 
röthlich grau hyalinisch, die Bauchflossen etwas bläulich. Iris braun mit gelbem Ring um die Pupille; 
nach dem Tode bildet der dunkler werdende Rand der Schuppen netzförmige Zeichnungen. 

Ich beobachtete den Fisch nie über 10 Zoll Körperlänge. 


*) Auch hier ist ein Druckfehler in Forskäl; denn nachdem gesagt wird: „radii idem cum praecedente‘“ d.h. mit Lethrinus Mahsena, 
stehet " statt 2; Forskäl zählte nämlich den letzten gespaltenen Strahl doppelt, denn alle Lethrinusarten haben nur neun gespaltene 
Strahlen an der Rückenilosse. 


Fische. 30 


118 Lethrinus latifrons. 


Lethrinus nebulosus. Forsk. Cuv. 
Synon.: Sciaena nebulosa. Forsk. pag. 52. No. 61. 


Diagnos. Lethrinus corpore ovali-oblongo, capite cuneiformi ore labiato, pinna caudali bifida, piona pectorali et ventrali elongata acumi- 
nata, illa margine superiori, ista apice caerulescente; corporis colore fusco flavescente, praeoperculis punctulis et lateribus corporis 
striis irregularibus caeruleis. 


Länglich ovale Körperform mit keilförmigem Kopfe und fleischigen Lippen am nicht sonderlich gespaltenen 
Mund. Die Körperhöhe, welche ein Drittel mehr beträgt als die Länge des Kopfs, entspricht dem dritten Theil 
der ganzen Körperlänge ohne die Schwanzflosse, die etwas gabelförmig ist; die Brust- und Bauchflossen sind 
lang und zugespitzt, und ihre Endspitzen reichen über den Anfang der Afterflosse hinaus. Die Zähne sind robust, 
die Körperschuppen mittelmäfsig grofs. 

Brü. --, Bafl. —, Rd. 2, Al, Schl.2+ 2 + 2. 

Grund der Körperfarbe braungelb, die Seiten des Kopfes mit vielen himmelblauen Punkten, der Körper mit 
unregelmäfsigen himmelblauen Längsstreifen. Flossen braungrau hyalinisch, der obere Rand der Brustflossen und 
die Endspitzen der Bauchflossen blau. 

Dieser Fisch wird bei 15 Zoll lang, ist sehr schmackhaft, und heifst zu Tor, wo er öfters mit der Angel 
gefangen wird: Schauer. 


Taf. 28. Fig. 4. 


Lethrinus latifrons. Rüppell. 
Lethrinus variegatus? Cuv. Vol. 6. pag. 287, oder Lethrinus semicinctus? Cuv. Vol. 6. p. 294. 


Diagnos. Lethrinus corpore elongato, capite inter oculos elato labiis crassis, dentibus lateralibus minutis acuminatis, naribus anterioribus 
tentaculatis, pinna pectorali et ventrali mediocri, caudali falcata; corporis colore dorsum versus umbrino viridi, ventre albido 
viridi, fasciis sex latis verticalibus fuscioribus, squamis earum margine nigricantibus, liaea laterali punctulis caeruleis. 


Der Kopf dieses Lethrinus ist zwischen den Augen sehr breit gedrückt, so dafs der Raum zwischen 
den Augen einem Drittel des gröfsten Höhendurchmessers gleich kömmt; die starken fleischigen 
Lippen, und die vergleichlich zu den andern Arten kürzeren Brust - und Bauchflossen, charakteri- 
siren besonders wohl diese Art; die Körperhöhe beträgt ein Sechstel weniger als die Länge des 
Kopfs, und entspricht einem Viertel der ganzen Körperlänge, zuzüglich der Schwanzflosse*). Die 
Strahlen der Rückenflosse sind nicht sonderlich robust, und ihre beiden Seiten kaum merklich in 
Breite verschieden; die Augen sind ziemlich grofs, ihr Durchmesser dreieinhalbmal in der Kopf- 
länge enthalten; der Operkularrand hat eine kleine Spitze; die Zähne des Munds sind alle konisch 
zugespitzt und nicht sonderlich robust**). Der dritte Stachel der Afterflosse ist ein Drittel länger 
als der zweite. 

Brfl. -, Bafl. —, Rf. 2, An. S, Schl.2 + — + 2%. 

Die Haut des Prä- und Suboperculum von vielen Poren durchlöchert. Rückenfarbe grünbraun, 
Bauch graugrün; sechs dunkelgrüne breite Querstreifen ziehen über den Körper, innerhalb welchen, 
in der Nähe der Seitenlinie die Schuppen einen schwärzlichen Rand haben. Längs der Seiten- 
linie sind bläuliche kleine Punkte. Flossen hellgrau hyalinisch, die Strahlen der Rücken - und 
Schwanzflosse mit Querreihen dunkelgrüner Punkte. Iris bräunlich mit gelbem Ring. 

Am muskulösen Magenstumpfsack sind nur zwei kleine Blinddärme; der Darmkanal macht 
eine Rückbiegung und ist zwei drittel so lang als der Körper. Kömmt häufig bei Mohila vor, 
ist wenig schmackhaft, selten über 15 Zoll lang; er ward mir von den Arabern Bungus benannt. 


*) Cuvier sagt von seinem Lethrinus variegatus: „sa hauteur n’est presque que le cinqui&me de la longueur totale.“ 
Pr . m ee: AH B 
) Cuvier erwähnt von Leth. semieinetus ausdrücklich: „les dents sont plus longues et plus robustes qu’a aucune autre espece. 


119 


Taf. 29. Fig. 4. 


Lethrinus Mahsena. Forsk. Rüpp. 


Symon.: Sciaena mahsena. Forsk. p. 52. No. 62. Lethrinus bungus? Ehrenb. Cuv. Vol, 6. p- 279. 
Lethrinus mahsenoides? Ehrenb. Cuv. Vol. 6. pag. 286, piscis Juvenis. 

Diagnos. Lethrinus vertice subdeclivo, fronte supra oculos paululum gibba, altitudine eorporis tertiam partem totius longitudinis (inclusa 

pinna caudali) acquante, pinna pectorali perlonga, acuminata, falcata *), pinna caudali subexcisa, lateraliter rotundata, labiis 

carnosis, dentibus robustis, molaribus tribus posticis e duobus conis adunatis formatis; corporis colore argenteo ex viridi fusco, 


squamarum margine fusciore, post mortem striis longitudinalibus caeruleis, fasciisque sex latis verticalibus clarioribus, 
rubro-violaceis hyalinis, margine postico pinnae caudalis cinerascente, 


Diese Art ist leicht erkenntlich an ihrem Kopfprofil, welches über den Augen eine Art von 
Höcker bildet, und von demselben abwärts durch eine schräg gestellte Linie bezeichnet wird; die 
Augen sind ziemlich grofs, der Mund wohl gespalten, mit fleischigen Lippen versehen; der Körper 
ist vergleichlich zu den andern von.mir beschriebenen Arten hoch und kurz, der gröfste Höhen- 
durchmesser entspricht dem dritten Theil der ganzen Länge, zuzüglich der Schwanzflosse; der 
Kopf ist um ein Siebentel kürzer als der Höhendurchmesser; die Brustflossen sind sehr lang, und 
reichen bis über den Anfang der Afterflosse hinaus; ihr dritter Strahl ist um einige Linien länger 
als die zunächstgelegenen, welches übrigens gewöhnlich bei den Lethrinusarten der Fall ist; auch 
die Bauchflossen sind lang und zugespitzt; an der Afterflosse ist der zweite und dritte Stachel 


gleich lang. Die Schwanzwurzel ist kurz, ihre Flosse hinten stark ausgeschnitten, die Seitenspitzen 
zugerundet. 


Pinnis 


zu 
11’ 


Der Schulterknochen zeigt sich als lange nackte Knochenlamelle hinter dem obern Ende des 
Kiemenspalts; auch bei dieser Art ist das Präoperculum durch zahlreiche Poren durchlöchert; 
dasselbe bemerkt man am Unterkiefer; hinten am Opercularrande ist eine stumpfe knöcherne Spitze. 

Der Mund ist vorn mit vier Paar sehr robusten konischen Zähnen besetzt, hinter welchen 
eine dichte Binde feiner bürstenförmiger Zähnchen. Auf jeder Seite der Kiefer stehet eine Reihe 
starker Zähne, gewöhnlich sieben an Zahl, wovon die vier vordern aus einfachen, die hintern aus 
gedoppelten quer neben einander gestellten und mit einander verwachsenen Kegeln bestehen. Körper- 
farbe Silber ins Dunkelgrüne spielend, nach dem Bauch gelbgrau, der Schuppenrand etwas dunkler; 
nach dem Tode erscheinen sechs breite hellere Querbinden vom Rücken abwärts verlaufend, und 
auf jeder Schuppe ein bläulicher Längsstreifen, die zusammen Linien bilden. Die Flossen sind 
röthlich violett hyalinisch, der hintere Rand der Schwanzflosse dunkelgrau. Ich beobachtete diesen 
Fisch bis zu 18 Zoll Körperlänge; er ist eine treflliche Speise, und heilst zu Djetta Mahsena. 

Im Jugendalter ist die höckerartige Erhebung der Stirn noch nicht vorhanden, die braunen 
Querbinden über den Körper wenig deutlich, dagegen die hellere Basis jeder Schuppe scharf 
ausgesprochen, so dafs die Körperseiten mit weilslichen Punkten gezeichnet sind. Auf der Schwanz- 
flosse sind Andeutungen von verticalen braunlichen Streifen, und auch auf den Strahlen der 


1 10 
Bril. Bafl. ——, Rf.-) , Al. —-, Schfl. +2 +2 


Rückenflosse sind dunklere Schattirungen; der Endrand der Schwanzflosse ist immer dunkel. In 
dieser Färbung beobachtete ich nie mehr als neun Zoll lange Exemplare. Vermuthlich ist dieses 
die von Cuvier nach Herrn Ehrenberg’s Notizen als Lethrinus mahsenoides beschriebene Art. 


*) Warum gerade von dieser Art Forskal sagt: Radius P. pect. secundus apice filum emittit, weils ich nieht; denn bei vielen Lethri- 
nusarten hat dieser Strahl oder vielmehr der dritte eine fadenförmige Verlängerung. 


120 Crenidens. 


Die sechste von mir eingesammelte Art rechne ich muthmaßslich zu Cuvier’s Lethrinus Gothofredi, weil die- 
selbe sich gleichfalls von Leth. nebulosus durch etwas spitzeren Kopf, kleineren Mund, und weniger fleischige 
Lippen unterscheidet; auch hier ist der vierte Strahl der Rücken-, und der dritte der Afterflosse der längste, die 
Seiten der Schwanzflosse zugespitzt; ich besitze keine Notizen über die Farben im belebten Zustande; bei den 
in Weingeist aufbewahrten Exemplaren sind keine Farbenzeichnungen am Kopf zu erkennen; jede Körper- 
schuppe hat an ihrer Basis einen weisen Flecken; die Körperlänge beträgt nur sechs Zoll. Der Fisch wurde zu 
Tor während einer meiner Landexcursionen eingesammelt und bisher immer von mir vermuthlich irrig als die 
Jugend von Leth. nebulosus betrachtet. Spätere Reisende mülsen dieses näher erforschen. 


Crenidens. Cuvier. 


Die einzige Art, wofür in neuerer Zeit Cuvier diese Gattung bildete, ist von Forskäl entdeckt und in defsen 
Descript. Animalium pag. XV, No. 19 als Sparus crenidens beschrieben worden. Cuvier publicirte von diesem 
Fisch eine sehr gute Abbildung, anatomische und äufsere Körperbeschreibung, daher ich in dieser Beziehung 
jeder Mittheilung überhoben bin. Aber die von Cuvier angegebenen Farben sind diejenigen eines durch längeren 
Tod veränderten Individuums; ich beobachtete den Fisch häufig ganz belebt zu Souez, wo er noch wie zu 
Forskal’s Zeiten den Trivialnamen Boteit führt; seine Körperfarbe ist Silber mit grüngelbem Goldschimmer, die 
Schwanzflosse grasgrün hyalinisch, die andern Flossen grüngelb. Iris hellbraun mit gelbem Ring um die Pupille; 
Körperlänge 6 Zoll; der Fisch ist immer eine schlechte Speise. 


Zusammenstellung der von mir eingesammelten Fische aus der Familie der Sparoiden: 


Sargus Noct (Ehrenberg). 
Chrysophris sarba (Forsk. Cuv.) Rüppell Wirbelthiere o 6 ® oo . Taf. 28. Fig. 1. 
haffara (Forsk. Cuv.) ibid. . 2 202000. 29, 
berda (Forsk. Cuv.) ibid. > s ® © & ö © ö ö D ke 
) bifasciatus (Forsk. Cuv.) Lac&epede Vol. 3. © 0 . 6 ö ö DES 
Sphaerodon grandoculis (Forsk. Rüpp.) Rüppell Wirbelthiere . . ö ° a m eb 
Pagrus spinifer (Forsk. Rüpp.) Russell 5 0 . A „ 101. 
Denter tambulus (Cuv.) Rüppell Atlas, Fische, als Cantharus anentän o ö pn 1 ch 
»  tolu (Cuv.) an Species?? 
„  nufar (Ehrenberg) 
Dentex? rivulatus (Rüppell) Wirbelthiere . R R © a © Q . Q 29 
Lethrinus Harak (Forsk. Rüpp.) ibid. . . o o ° c o e 0 o >29. 
5 Ramak (Forsk. Rüpp.) ibid. . ö c o o . o ö a . neh ch 
28 
29. 


” 


” 


vorm 


» nmebulosus (Forsk. Cuv.) 
> latifrons (Rüpp.) ibid. . Q ° 0 0 ö 0 0 . o ) 
a5 Mahsena (Forsk. Rüpp.) ibid. o 0 © 0 R B D . © Y) 
En Gothofredi? (Cuv.) 

Crenidens Forskalii (Cuv.) Cuv. hist. des Poiss. . . ö ® o . B ö „162. „ 4 


— 


Von zur Familie der Meniden gehörigen Fischen beobachtete ich auf meiner früheren Reise zwei Arten von 
Caesio; die eine ist identisch mit Lac&pedes Caesio caerulaureus*); die andere war neu, und ich habe sie unter 
dem Nanıen Caesio striatus beschrieben, davon auch eine sehr gute nach dem Leben gefertigte Zeichnung publi- 
cirt (Atlas, Taf. 34. Fig. 1); nichts desto weniger ist dieselbe von Cuvier ganz übersehen worden. Eine dritte 
Caesioart, die ich auf meiner letzten Reise einsammelte, ist zweifelsohne identisch mit dem von Cuvier unter 
dem Namen Caesio lunaris (Vol. 6. pag. 441) beschriebenen Fisch, obgleich an meinen Individuen nur die End- 
spitzen, nicht aber der Seitenrand der Schwanzflosse schwarz gefärbt ist. Ich erhielt diesen Fisch zu Massaua 
in. den Wintermonaten, besitze aber keine Notizen über dessen innere Organisation. 


9) Lac£pede Vol. 3. pag. 86. In meinem vorigen Atlas pag. 130 habe ich den Lacepedischen französischen Artennamen Azuror im 
Lateinischen mit azuraureus bezeichnet, und überschen, dafs Lacepede selbsten das Wort mit caerulaureus übersetzt hatte. 


Meniden. 121 


Der in meinem vorigen Atlas als Smaris oyena (Taf. 3. Fig. 2) abgebildete Fisch, den seiner Zeit Forskäl als 


Labrus oyena beschrieb, gehört zu der Gattung Gerres. Ich verweise auf meine am angeführten Orte abgedruckte 
ausführliche Mittheilungen. 


Als Anhang zu der Familie der Meniden, und unter dem Gattungsnamen Aphareus, beschreibt Cuvier einen 
Fisch, von welchem bereits Lacepede und Renard Abbildungen bekannt gemacht hatten, und von dem Herr 
Ehrenberg und ich angeblich eine zweite Art im rothen Meere beobachtet haben sollen, die Cuvier als Aphareus 
rutilans beschreibt. Ich sage angeblich, denn mir scheint es sehr problematisch, ob der im rothen Meere ziem- 
lich häufig vorkommende Fisch wirklich specifisch von demjenigen verschieden sey, den Commerson auf Isle de 
France gezeichnet hatte, und wovon Cuvier blofs getrocknete Häute untersuchte. Der vorgebliche Unterschied 
in der Länge des dritten und vierten Strahls der Rückenflosse kann leicht Altersverschiedenheit seyn. Die Stelle 
dieses Fisches unter den Meniden, finde ich keine natürliche; denn sein weitgespaltener Mund ist wegen der 
Kürze der aufsteigenden Apophysen der Intermaxillarknochen nicht im entferntesten hervorschiebbar; ich wülste 
ihm übrigens doch keine passendere Stelle unter den Acanthopterygiern anzuweisen *). Cuvier klagt, dals er keine 
anatomische Notizen über diese Gattung mittheilen könne **);; ich beeile mich um so mehr diese Lücke auszu- 
füllen, da dieser Fisch wesentliche Eigenthümlichkeiten in dieser Beziehung besitzt. Die äufsere Körperform 
dieses Fisches ist: Langgestreckter gegen beide Extremitäten spindelförmiger Körper, mit grofsen Augen, etwas 
hervorstehender Unterkiefer, bis unterhalb der Mitte der Augenhöhlen gespaltener Mund, sehr weite Kiemen- 
öffnung,, lange sichelförmige Brustflossen, an welchen der fünfte Strahl der längste ist, mittelmälsige Bauchflossen, 
sehr stark verlängerter letzter Strahl der Rücken- und Afterflosse, grofse gabelförmige mit langen Seitenspitzen 
versehene Schwanzflosse, mittelmälsige gleichförmige Schuppen auf dem Kopf und Körper, ununterbrochene mit 
der Rückenkrümmung parallel laufende Seitenlinie ohne Carina, dieses ist die Beschreibung des Totalhabitus 
der Körperform. 

So Al, Schfl. 5 + —- + 5. 

Körper rosenroth silberfarbig, nach dem Rücken zu ins Karminrothe übergehend; Vertex und Seiten des 
Kopfes braun zinnoberroth, Kinn röthlich violett, Brust-, Bauch- und Afterflosse hyalinisch rosenroth, Rücken- 
und Schwanzflosse schmutzig zinnoberroth. In der Kiemenhaut sind sieben Strahlen, wovon der hinterste unge- 
wöhnlich breit. Beide Kiefer mit einem Saume ganz feiner beinahe mikroskopischer Zähnchen besetzt. Jeder 
Kiemenbogen ist mit einer doppelten Reihe dichtstehender nach der Mundhöhle gerichteter concavgekrümmter 
zugeschärfter Lamellen besetzt, die mit vereinzelt stehenden Büscheln feiner Dornspitzen bewaffnet sind. Der 
Vomer ist ganz zahnlos. Am Schlund sind oben und unten mächtige Partieen feiner Hackzähne, wodurch 
ersichtlich, dafs sich der Fisch nur von nackten Mollusken und gallertartigen Meertbieren ernähren kann. Der 
Magen ist ein muskulöser länglicher Stumpfsack, in defsen halber Länge sich der Pylorus spitzwinkelig inserirt; 
derselbe ist mit fünf langen kolbenförmigen Cöcums besetzt; der Darmkanal macht eine Rückbiegung und ist 
zwei Drittel so lang als der Körper. Die Milz bestehet aus zwei kleinen cylindrischen Massen, die sich unter 
spitzem Winkel vereinigen; die Schwimmblase ist länglich, einfach, robust. Die Wirbelsäule bestehet aus zehn 
Rippen - und vierzehn Schwanzwirbeln; die drei letzten Rippenwirbel haben ihre Transversalapophysen, woran 


2 1 
Brfl. 1a Bafl. Ta Rfl. 


die Rippen befestiget, durch eine querliegende Knochenlamelle mit einander verbunden, wodurch sich ein eckiger 
Ring bildet, der auch unter den Schwanzwirbeln fortgesetzt ist. Am meisten bei diesem Fisch ist mir aufgefallen, 
dafs hinter den Kiemen an der innern Seite jedes Schulterknochens eine Höhle ist, deren Raum ein robustes, 
dem Anschein nach von dem arteriosen Sinus entspringendes Blutgefäls einnimmt, das sich stark verästelt, und 
in lauter kleine traubenförmige Drüsen "endet, wodurch eine entfernte Aehnlichkeit mit den Hülfskiemen der 
Heterobranchen statt hat. Ich mache die Anatomen auf diese abnorme Bildung aufmerksam, deren Function 
mir ganz unbekannt ist. 

Der Fisch wird über drei Fufs lang, ist sehr schmackhaft, ziehet periodisch in grolsen Schaaren wie die 
Scomberarten, und heilst in Djetta: Faras. 


*) Ich will doch bemerken, dals die schr weitgespaltenen Kiemen, und die Kiemenbogen, welche bis vorn an die Symphysis des Unter- 
kiefers ragen, an die ächten Scomberarten erinnern. 
**) Vol, 6. pag. 485. 


Fische. 3l 


122 Pristipoma stridens. 


Zusammenstellung der von mir im rothen Meere eingesammelten Fische zur Familie der 
Meniden gehörig: 
Caesio caerulaureus (Lac£p.) 


„ striatus (Rüpp.) Rüpp. Atlas . . ee . Taf. 34. Fig. 1. 

„  lunaris (Cuv.) Renard ö 0 ö ö 0 . o ° 5 o 0 » 32. „174. 

Gerres oyena (Forsk. Cuy.) Rüpp. Atlas, als Smaris oyena 0 & & . SS 2: 

Aphareus rutilans (Cuv.) Lacep. Vol. II. . . ee Rap eier 
— 


Familie der Umbern. Les Scienoides. Cuwvier. 
Pristipoma. Cuvier. 


Forskäl beschrieb zwei zu dieser Gattung gehörige Fische, die er Sciaena stridens und S. argentea benannte. 
Ersterer ward von Cuvier (Vol. 5. pag. 260) unter dem neuen Namen Pristipoma simmena aufgeführt, ohne zu 
ahnden, dafs dieses der sehr gut vom Schwedischen Naturforscher charakterisirte Fisch sey, daher jene unnöthige 
neue Artenbenennung wegfallen muß. 


Taf. 31. Fig. 1. 
Pristipoma stridens. Forsk. Rüpp. 


Synon.: Sciaena stridens, Forsk. pag. 50. No. 58. Pristipoma simmena. Ehrenberg in Cuv. ]. c. 


Diagnos. Pristipoma vertice parabolico, corpore elongato, squamis mediocribus, radiis spinosis pinnae dorsalis gracilioribus, corporis colore 
argenteo, dorso vittis longitudinalibus duabus prasinis et 2 — 3 lineis gracilioribus minus expressis, ad marginem operculi macula 
umbrino-nigricante, pinnis «inereo hyalinis. 


Länglich elliptischer Körper mit parabolischem Kopfprofil, durchaus mit mittelmäfsig kleinen 
fein gezähnelten Schuppen bedeckt, an der Brustflosse (gleichwie bei allen von mir beobachteten 
Arten der Gattung) der sechste Strahl am längsten, wodurch ihre Form zugespitzt; auch hat 
bei allen Arten der vorderste gespaltene Strahl der Bauchflossen eine kurze fadenförmige Verlän- 
gerung *). Die Stacheln der Rückenflosse sind schlank, der erste ein Viertel so lang als der vierte, 
welcher der gröfste ist und fünf achtel der Körperhöhe gleich kömmt; an der Afterflosse ist 
ungewöhnlicher Weise der dritte Stachel etwas länger als der zweite. 

Brfl. , Ball, RN, AN, Schl.3 +7 +3. 

Unfern des untern Randes des Präopereulum einige ausgekerbte Vertiefungen. 

Grund der Körperfarbe rein silberweils; zwei grasgrüne Längsstreifen, die eine von der Augen 
Mitte bis zur Hälfte des Schwanzes, die andere oberhalb der Augen beginnend bis zum hintern 
Ende der Rückenflosse verlaufend; zwischen diesen Streifen und oberhalb derselben sind noch 
zwei bis drei mattgelbe Streifen sichtbar. Der Verlauf der Seitenlinie ist braungrau gezeichnet; 
am hintern Rande der Operkeln ein braunschwarzer Flecken S alle Flossen grünlich hyalinisch. 

Langer membranöser Magenstumpfsack, der Pylorus mit sechs Blinddärmen besetzt **). Der 
Darmkanal macht nur eine Rückbiegung, und ist so lang als der Körper; die dünnhäutige Schwimm- 
blase ist vorn zugerundet, hinten in Spitze auslaufend. 

Körperlänge sieben Zoll; häufig im April zu Souez, wo noch der Trivialname Gurgur wie 
zu Forskals Zeiten gebräuchlich; es ist eine schlechte Speise. 


*) Dieses ward auf der Abbildung vergessen. 
**) Cuvier Vol. 5. pag. 261 gibt ihre Zahl auf fünf an. 


Pristipoma kaakan. 123 


Die zweite von Forskäl erwähnte Pristipomenart *) beschrieb Cuvier ausführlich unter Beibehaltung des 
Forskälischen Namens als Pristipoma argenteum **). Ich muß zu derselben nachträglich bemerken, dafs laut 
meinen Beobachtungen dieses sehr häufig im rothen Meere vorkommenden Fisches die Strahlenzahl der Rücken- 
und Afterflosse veränderlich ist, und zwar bei ersterer variiren sie von =, bei der andern von =; die Kör- 
perforn entspricht genau dem von mir als-Pristipoma nagab (Taf. 80. Fig. 2) abgebildeten Fisch; Körperfarbe 
Silber mit Tombakschiller, die obern zwei Drittel dicht besäet mit unbestimmten etwas unregelmäfsig gestellten 
kleinen braunschwarzen runden Flecken; Rückenflosse schmutzig grau hyalinisch, zwischen den Stacheln und 
Strahlen mit vielen kleinen braunen Flecken, wodurch Diagonalstreifen gebildet werden. Schwanzflosse grau, 
gegen den freien Rand zu dunkler. Körperlänge 15 Zoll. 


Höchst wahrscheinlich stellt die Lacepedische Abbildung Vol. 3. Taf. 23. Fig. 1., benannt Labre commer- 


sonien, diesen Fisch vor, im welchem Falle also Cuvier’s Pristipoma Commersonii eine zu unterdrückende 
Art ist. 


Die dritte Pristipomenart, die ich im rothen Meere einsammelte, entspricht in jeder Beziehung dem von 
Cuvier unter dem Namen P. kaakan ausführlich beschriebenen Fische; um diese Identität möglicherweise ver- 


sichern zu können, publicire ich eine getreue Abbildung des von mir als Cuvier’s Pristipoma kaakan gemuth- 
mafsten Fisches aus dem rothen Meere. 


Taf. 30. Fig. 1. 
Pristipoma kaakan? Owvier. 


Diagnos. Pristipoma corpore elongato elliptico, squamis magnis, spinis p. dorsalis et analis perlongis et fortioribus, corporis colore argenteo 
angulo postico opereuli fuscescente; pinnae dorsalis parte spinosa basi vittis duabus umbrinis, parte radiorum articulatorum 
duabus lineis punctulorum umbrinorum, 


Körperform etwas weniger lang gestreckt als bei vorbeschriebener Art, dabei die Körper- 
schuppen gröfser, und die Stacheln der Rücken - und Afterflosse merklich länger und robuster; 
der dritte der ersteren Flosse milst fünf Achtel des grössten Höhendurchmessers des Körpers; der 
zweite Stachel der Afterflosse ist etwas weniges kürzer, dabei ungewöhnlich dick, und auf der 
Vorderseite gerippt; auch der dritte Stachel ist sehr dick, aber ein Viertel kürzer. 


3 
7—3? 


Brfl. —, Bal.—, RI. 5, Al. 


n 2 Schl. «+ , +4 

Der Opercularrand läuft etwas weniges zugespitzt aus; Körperfarbe einfarbig Silber mit Tombak- 
glanz, der Winkel des Operculum etwas dunkelgrau; auf der Membran der grau hyalinischen 
Rückenflosse längs ihrer Basis zwischen den stacheligen Strahlen eine doppelte Reihe grofser 
brauner Flecken, welche zwei unterbrochene Streifen bilden; an den gespaltenen Strahlen dieser Flosse 
sind es zwei höher stehende Reihen kleinerer Flecken. Die übrigen Flossen sind graugelb hyalinisch. 

Der Magen ist ein robuster Stumpfsack, der Pylorus mit sechs Cöcums von ungleicher Länge 
besetzt; die Gallenblase ist ausgezeichnet grols; die starke Schwimmblase endiget vorn in zwei 
Wölbungen und ist hinten zugerundet. 


Körperlänge 15 Zoll. Häufig zu Massaua; schmackhaft. Heifst daselbst Hocko. 


*) Sciaena argentea. Descript. anim. pag. 51. No. 60. 
**) Cuv. Vol. 5. pag. 250. 


124 Pristipoma punctulatum. 


Taf. 30. Fig. 2. 
Pristipoma nageb. Rüppell. 


Diagnos. Pristipoma corpore, pinnarum spinis et squamis Prist. argentei similibus, colore argenteo, dimidio superiori corporis fasciis sex 
verticalibus punctulis irregularibus umbrinis; pinna dorsali margine nigro limbato, tribus seriebus Jongitudinalibus punctulorum 
umbrinorum. 


Körperform elliptisch mit etwas konischem Kopfe; die Körperhöhe drei ein Drittel mal in der 
ganzen Länge enthalten; die Stacheln der Rücken - und Afterflosse nicht ungewöhnlich robust; 
der vierte der ersteren ist etwas gröfser als die halbe Körperhöhe; die Schuppen sind nicht 
sonderlich groß. 


Brfl. -, Ball. —-, RN, an. — 


=, 2, AN. —-, Sch. a + — + 4. 

Grundfarbe des Körpers Silber, auf der obern Körperhälfte acht Verticalstreifen, gebildet 
durch unregelmäfsig gestellte kleine dunkle Flecken; gewöhnlich sind abwechselnd die Streifen 
einfach und doppelt; Flossen grünlich hyalinisch, auf der Rückenflosse einige Längsreihen brauner 
Flecken. Zahlreiche Individuen, alle ganz gleich gefärbt, beobachtete ich häufig auf dem Markte 
von -Djetta; keins derselben war gröfser als sieben Zoll Länge. Die Fischer unterscheiden diese 


Art nicht von P. argenteum, und benennen beide Nageb. 


Taf. 30. Fig. 3. 
Pristipoma punctulatum. Rüppell. 


Diagnos. Pristipoma vertice quadrantiformi, corpore elliptico, spinis pinnae dorsalis tertiam partem altitudinis corporis vix aequantibus, 
squamis mediocribus, corporis colore argenteo, dimidio superiori permultis punctulis umbrinis seriatim positis picto, pinna dorsali 
nonnullis maculis umbrinis. 


Dieser Fisch unterscheidet sich von allen Pristipomen des rothen Meeres durch die Höhe 
seines Verticaldurchmessers, welcher nur zwei Dreiviertel mal in der ganzen Körperlänge enthal- 
ten ist, durch das als Viertelkreis gekrümmte Kopfprofil, und durch die vergleichlich wenig hohe 
Rücken - und Afterflosse; bei ersterer ist der längste Stachel kaum einem Drittel der ganzen Körper- 
höhe gleich, und der zweite sehr robuste Stachel der Afterflosse ist noch um ein Viertel kürzer 
als jener. Die Brustflossen sind dagegen besonders lang, und wie immer durch die Verlängerung 
ihres fünften Strahls zugespitzt; der ganze Körper hat, wie die Abbildung zeigt, eine elliptische 
Form. 


1 
16 ? 


Körperfarbe silbermetallglänzend, die obern zwei Drittel mit sehr vielen etwas gewellten Längs- 


3 


Brfl. =, Sch. 3 + — +3. 


Bafl. —, Rü. 22, All. 
reihen kleiner dichtstehender brauner Punkte; die Flossen sind bläulich grau hyalinisch, der vordere 
Theil der Rückenflosse mit zwei, der hintere mit drei Reihen braunlicher Flecken. Ich beobachtete 
diesen Fisch nur bis zu acht Zoll Körperlänge; es war bei Massaua, wo er selten zu seyn scheint. 


Die sechste Pristipomenart, die ich im rothen Meere einsammelte, ist diejenige, welche Russell sehr gut auf 
Taf. 124 abbildete, und die Cuvier Prist. Caripa benannte; sie ist sehr leicht kenntlich durch vier grofse dunkele 
Flecken auf der obern Hälfte des Körpers, wovon der vorderste sich über den Vertex erstreckt; die Rücken- 
flosse.hat einen grofsen dunklen Flecken in der Mitte ihrer steifen Strahlen, welche übrigens nicht sonderlich 
robust sind; dagegen ist der zweite Stachel der Afterflosse dick; die Schuppen mittelmäfsig. 


Br. —, > RI. , Al. , Schl.5 + +5. 


Körperlänge nicht über fünf Zoll grofs. Einzeln zu Massaua beobachtet. 


Bafl. 


Diagramma crassispinum. 125 


Diagramma. Cuwvier. 


In dem Atlas zu meiner früheren Reise beschrieb ich sechs Arten von Diagramma, unter dem Namen Diagr. 
gaterina (Cuv.), lineatum (Cuv.), Schotaf (Cuv.), punetatum (Cuv.), cinerascens (Cuv.) und flavomaculatum 
(Ehrenberg); von der ersten und vierten Art publicirte ich die Abbildungen. Ich muß heute vor allem mitthei- 
len, durch neuere Beobachtungen die Ueberzeugung erlangt zu haben, dafs Diagramma punctatum und cinerascens 
nichts als eine einzige Art ist, indem bei letzterer allmählich die Flecken verschwinden *); ferner ist gleichfalls 
Forskäls Sciaena faetela**), woraus Cuvier seine Diagramma faetela machte, nichts als ein altes Individuum von 
Ehrenbergs Diag. flavomaculatum, wovon ich genügend die Uebergänge nachweisen kann; es sind demnach aber- 
mals ins künftige zwei Cuvier’sche Arten als solche zu streichen. 

Was ich als Diagramma Schotaf (]. c. pag. 126) beschrieb, und welches der Fisch ist, den Forskal unter dem 
Namen Sciaena Schotaf aufführt, leicht erkenntlich durch rothe Lippen und schwärzliche Flossen, scheint mir 
nicht derjenige Fisch zu seyn, den Cuvier unter gleichem Namen andeutet, denn die Rückenflosse meiner Exemplare, 
weit entfernt niedrig zu seyn, wie Cuvier sagt, ist namentlich an den gespaltenen Strahlen höher als bei irgend 
einer andern Diagrammenart des rothen Meeres; diese Strahlen messen die Hälfte der gröfsten Körperhöhe; der 
zweite Stachel der Afterflosse ist robust und länger als der dritte. Ich bedauere, keine Abbildung dieses Fisches 
bekannt machen zu können, weil die Tafelanzahl meines Werkes beschränkt werden mufs. 

Dals Forskäls Sciaena Abu Mgaterin der nämliche Fisch wie Cuvier’s Diagramma lineatum ist, habe ich in 
meinem Atlas pag. 125 angeführt. Die grofsen Variationen der Färbung dieses Fisches habe ich ganz besonders 
am angeführten Orte herausgehoben; man mufs diese meine Mittheilungen als auf directe Beobachtungen begrün- 
det, als einen Zusatz und Berichtigung von Cuvier’s Arbeiten nicht übersehen. 

Ich komme nun an die Beschreibung zweier Arten von Diagramma, die ich erst auf meiner letzten Bereisung 
des rothen Meeres einsammelte; die eine hat sehr viele Verwandtschaft mit Cuvier’s Diagramma Blochii ***), 
ist vielleicht nichts als die Jugend dieses Fisches; da ich aber zu verschiedenen Zeiten immer ganz gleich 
gefärbte Individuen erhielt, und eine gute nach der Natur gefertigte colorirte Zeichnung veröffentlichen kann, 
so will ich solches nicht unterlassen, gleichzeitig geflissentlich an die von mir selbsten gemuthmaßste Verwandt- 
schaft mit jenem Blochischen Fisch erinnernd. 


Tara 2 
Diagramma albovittatum. Rüppell. 


Diagnos. Diagramma vertice parabolico, corpore subelliptico, parte posteriori pinnae dorsalis anteriori altiore, pinna caudali rotundata, cor- 
poris colore dorso et lateribus umbrino, ventre flavicante, vittis tribus albidis utrinque, una a vertice capitis, os versus pro- 
longata, usque ad spinam ultimam pinnae dorsalis, altera a naribus supra oculos usque ad latera superiora caudae, tertia sub 
oculis incipiente, ad latera inferiora caudae decurrente; pinnis, excepta pinna anali urmbrina, colore flavido, parte postica dorsalis 
striis duabus, et pinna caudali stria mediana duabusque fasciis obliquis utrinque, colore umbrino. 


P.P.2,V7,D,A.-2,0C3+, +8 


Corporis longitudo unciae 5. Prope Massauam capta. 


Taf. 30. Fig. 4. 


Diagramma crassispinum. Rüppel. 
An Pristipoma nigrum ? Mertens, Cuv. Vol. 5. pag. 258. 


Diaynos. Diagramma capite breviusculo, vertice parabolico, spinis pinnae dorsalis et analis robustissimis, auhet ein pinnae dorsalis elon. 
gatis, tertia spina pinnae analis secunda multum minore; corporis colore ex einereo nigricante, pinnis nigris. 


Im Allgemeinen gleicht die Körperform dieses Fisches derjenigen der Diagramma gaterina, nur 
ist der Höhendurchmesser etwas stärker, indem er zwei und dreiviertelmal in der ganzen Körper- 
länge enthalten ist; ungewöhnlich für eine Diagramma-Art sind die sehr robusten Stacheln der 


*) Ich hatte dieses als Muthmafsung bereits auf pag. 127 jenes Atlasses ausgesprochen. 
**) Desc. animal, pag. 51. No. 59. d. 
***) In Bloch auf Taf. 320 als Anthias Diagramma abgebildet. 


Fische. 32 


126 Glyphisodon. 


Rücken- und Afterflosse, und die tiefe Auskerbung an ersterer zwischen den Stacheln und den 
gespaltenen Strahlen. An der Rückenflosse ist der erste Stachel sehr kurz; die drei folgenden 
verlängern sich in gleicher Progression, bis zum vierten, welcher der gröfste, und zweieinfünftel- 
mal in dem Höhendurchmesser des Körpers enthalten ist. Der vorletzte Stachel ist etwas niederer 
als der letzte, aber ein wenig höher als der zweite, und halb so lang als der achte gespaltene 
Strahl dieser Flosse. Rücken- und Afterflosse sind hinten zugerundet; der dritte Stachel der After- 
flosse ist ein Drittel kürzer als der zweite. Die mittelmäfsig langen Brustflossen sind zugerundet. 


1 1 14 
Ball 16—17? 


Brfl. 17° 5’ 


Rt. All. Schl.3 + +3. 


Körperfarbe grau blauschwarz, an der Brustflosse und die Gegend des Unterkiefers graugelblich; 
alle Flossen schwarz. Körperlänge 12 Zoll. Einzeln zu Djetta beobachtet. 


Scolopsis. Cuvier. 


In meinem vorigen Atlas bildete ich ab drei Arten dieser Gattung (Taf. 2. Fig. 1 — 3), und diese Zahl 
habe ich durch neuere Beobachtungen im rothen Meere nicht vermehrt. Die eine meiner Arten glaubte ich 
irriger Weise identisch mit dem von Herren Quoy et Gaimard unter dem Namen Scolopsis lineatus abgebildeten 
Fische, welche Benennung ich daher gebrauchte. Cuvier widerlegte diese Ansicht und bezeichnet mit Recht den 
in Rede stehenden Fisch als Scolopsis Ghanam (Vol. 5. pag. 348), weil kaum ein Zweifel obwalten kann, dafs 
dieser Fisch Forskäls Sciaena Ghanam ist. Nicht so übereinstimmend bin ich mit dem Pariser Naturforscher 
bezüglich der zweiten von mir abgebildeten Art; ich halte sie identisch mit dem von Russell (Taf. 104) abge- 
bildeten Kurite, und benannte sie gleichförmig Scolopsis Kurite. Cuvier, ohne genügenden Grund, glaubt beide 
Fische verschieden, und benennt nun den meinigen S. Ruppelli; ich kann aber diese Verschiedenheit nicht 
zugeben, daher diese neue Benennung wegfallen mußs. Auch ist ganz ohne Zweifel mein Scolopsis bimaculatus 
und Herrn Ehrenberg’s Scol. taeniatus identisch, wefshalb letztere Benennung gleichfalls als später aufgekommen 
nicht zu berücksichtigen ist. 


Amphiprion. Bloch. Schneider. 


Auch von dieser Gattung beobachtete ich auf meiner letzten Reise keine andere Art als den in meinem Atlas 
Taf. 35. Fig. 1. abgebildeten Amphiprion bieinctus. 


Glyphisodon. Ouvier. 


Den Fisch des rothen Meeres, welchen ich in meinem vorigen Atlas (pag. 35) für identisch mit Glyphisodon 
saxatilis aus dem atlantischen Meere hielt, trennte Cuvier von demselben unter dem eigenen Namen Glyph. Rahti, 
von welcher Art er auch noch mehrere andere Fische, als angeblich verschieden trennt, die im indischen Meere 
leben, aber ganz gleich geformt und gleich gezeichnet sind; er benannte dieselben Glyph. waigiensis und Glyph. 
bengalensis. Alle diese Trennungen sind nur nach in Weingeist aufbewahrten Exemplaren gemacht! Bei der 
Beschreibung von Glyph. bengalensis sagt Cuvier übrigens ganz naiv (Vol. V, pag. 458): „La comparaison la 
plus soignee que j’ai pu faire (du Glyph. bengalensis) avec l’espece d’Amerique (Glyph. saxatilis) ne m’a donne 
que des differences bien l&geres, et dont quelques-unes ne sont peut-etre pas constantes.“ Ich finde es nach 
so einem Bekenntnifse ganz nutzlos, diese vorgeblichen durch die genauesie Vergleichung nicht wohl zu unter- 
scheidenden Arten anzunehmen, besonders aber da Cuvier selbst anerkennt, dafs mehrere Fische, die im indi- 
schen Ocean leben, auch im atlantischen Meere vorkommen. Ich halte daher fortan den im rothen Meere 
beobachteten Fisch (Forskäls Chaetodon saxatilis), den ich Glyphisodon saxatilis benannte, mit allen jenen oben 
erwähnten Cuvier’schen Fischen für eine einzige Art, und gebrauche für sie den gleichen Namen, 

Die zweite Glyphisodonart, die von mir im rothen Meere eingesammelt wurde, ist Forskäls Chaetodon sordi- 
dus, wovon ich zur Genüge in meinem vorigen Atlas pag. 34 gesprochen habe. Um Herrn Cuvier nicht voreilig 
zuvorkommen zu wollen, beschrieb ich in gleichem Werke fünf verschiedene Fische unter dem gemeinschaft- 
lichen Gattungsnamen Pomacentrus, auf deren Unterabtheilung aufmerksam machend. Cuvier trennte auch wirklich 


Dascyllus cyanurus. 127 


drei derselben unter dem neuen Gattungsnamen Dascyllus *); von den beiden andern Arten ändert Cuvier (Vol. 5. 
pag. 241) den Namen des einen Pomac. punctatus Quoy et Gaimard in Pomac. vanicolensis um! die andere 
führt er unter gleicher Benennung mit mir als Pomac. pavo auf. 


Ich habe auf meiner letzten Reise drei andere Pomacentrusartige Fische im rothen Meere aufgefunden, wovon 
die eine, um consequent zu seyn, als neue Gattung gesondert werden muß. 


Taf. 31. Fig. 3. 
Pomacentrus biocellatus. Rüppel. 


Diagnos. Pomacentrus margine pracoperculari et suborbitali serrato, pinna dorsali et anali postice elongata acuminata, caudali recte trun- 
cata, corporis colore ex viridi fusco, caudam versus flavido-viridi, vertice lineis quinque longitudinalibus et operceulo punctulis 


coeruleis, medio postico pinnae dorsalis et supra basin caudae macula nigra «oeruleo-limbata, apice pinnarum ventralium et margine 
externo p. dorsalis et analis turchino. 


Ein niedlicher Fisch, kaum 21 Linien lang, durch Körperform und Farbe nahe verwandt mit 
Cuvier’s Pomacentrus tripunctatus (Vol. 5. pag. 421) und Glyphisodon biocellatus (Vol. 5. p. 282). 
Der Körper ist elliptisch, comprimirt, der Rand des Präoperculum und Suborbitalknochens deutlich 


gezähnelt, das Ende der Rücken- und Afterflosse in verlängerte Zuspitzung auslaufend; Schwanz- 


flosse vertical abgestutzt. 


0 
1702 


1 
5’ 


12 
16 


2 
155%, 


Bri. Bafl. RA. All. Schl.5 + +5. 

Farbe des Körpers und der Flossen dunkelgrün, nach dem Schwanze zu und die Schwanz- 
flosse gelbgrün; dem Vertex entlang und durch die Augen ziehen fünf feine himmelblaue Längs- 
streifen, die sich als Reihen kleiner Flecken nach dem Rücken zu fortsetzen; die Operkeln sind 
blau gefleckt, und zuweilen ist an der Basis jeder Körperschuppe ein kleiner himmelblauer Flecken. 
In der Mitte der hintern Hälfte der Rückenflosse und auf der obern Seite der Schwanzwurzel 
ein runder schwarzer Flecken mit himmelblauer Einfassung; die Spitze der Bauchflossen und der 
freie Rand der Rücken - und Afterflosse königsblau. Iris dunkelbraun. 


Lebt zwischen den Korallen bei Massaua. 


Taf. 31. Fig. 4. 


Dascyllus cyanurus. Rüppell. 
An Pomacentrus viridis? Ehrenberg in Cuvier Vol. 5. pag. 420. 


Diagnos. Dascyllus praeoperculo serrato, suborbitali squamis tecto, pinna caudali falcata, corporis colore favo-viridi, caudam versus cyaneo, 
pinna caudali lateraliter coerulea, operculo coeruleo maculato, ad basin pinnae pectoralis macula nigra, pinnis reliquis erythrinis hyalinis. 


Ovaler Körper mit stark ausgeschnittener Schwanzflosse, und zugespitztem etwas verlängertem 
Ende der Rücken- und Afterflosse; das Präoperculum mit gezähntem Rande, der Suborbitalkno- 
chen gar nicht sichtbar. 


‚Ro. ——, An. , Schfl.3 + +3. 


o 
Bafl. Em ST 


17 5 
Körperfarbe schön grasgrün, auf den Operkeln vier bis fünf lasurblaue Flecken, zuweilen 
einige blaue Punkte unter den Brustflossen; Basis des Schwanzes und Seiten der Schwanzflosse ' 


lasurblau, die Mitte derselben und die übrigen Flossen röthlich hyalinisch; an der Basis der Brust- 


Brfl. 


*) Zwei dieser Fische, die neu für die Wissenschaft waren, sind in meinem Atlas abgebildet, nämlich auf Taf. 8. Fig. 2 als Poma- 
centrus (Dascyllus) marginatus (Rüpp.) und Fig. 3 als Pom. (Daseyllus) trimaculatus (Rüpp.). Bei Dascyllus marginatus ist in meiner 


ö Laer DO 
Beschreibung bei der Strahlenzahl der Rückenflosse (pag. 38) ein Druckfehler; es soll 7, statt 7, heissen. 


128 Pristotis cyanostigma. 


flosse ein schwarzer Flecken. Iris lasurblau. An dem halbmuskulösen Magenstumpfsack sind zwei 
kleine Blinddärme; der Darmkanal ist kurz mit einer Rückbiegung; die ziemlich grofse Schwimm- 
blase ist dünnhäutig, und verlängert als konische Säcke zu beiden Seiten der Schwanzwirbel- 
apophysen. Körperlänge nie über 20 Linien. Häufig zu Massaua im Monat November, wo der 
Rogen dieser Fische stark entwickelt war. 


Pristotis, nov. genus. Rüppell. 


Characteres generici: Dentes in utraque maxilla uniseriati, basi cestiformes, apice acumi- 
nati, operculum bispinosum, praeoperculum margine serrato, suboperculum integrum, linea lateralis 
sub dimidio postico pinnae dorsalis terminata. 

Der Unterschied zwischen dieser neuen Gattung und Pomacentrus ist gegründet auf die beiden 
robusten Stacheln an dem Opercularrande der ersteren befindlich. 


Taf. 31. Fig. 5. 
Pristotis cyanostigma. Rüppell. 


Diagnos. Pristotis corpore elliptico compresso, lobo superiori pinnae caudalis elongato, acuminato, operculo semicirculari paululum serrato, 
corpore 2; superioribus colore viridescente, coeruleopunctato, ventre carneo immaculato, stria coerulea ab oculis ad apicem capi- 
tis, pinnis erythrinis hyalinis, dorsali et caudali cocruleo punctatis, basi pinnae pectoralis macula nigra. 


Elliptischer vertical comprimirter Körper mit stark gabelförmiger Schwanzflosse, woran die 
obere Spitze bedeutend verlängert ist. Rücken- und Afterflosse hinten zugespitzt, dagegen der 
Opereularrand zugerundet. Schuppen vergleichlich zu der Körperdimension mittelmäfßsig; unter dem 
Unterkiefer vier deutliche Poren. In der Zaenlaus an) fünf Strahlen. 

2 Schl.5 + + 5. 


1112? 


0 1 
Bril. > Bafl. —, Rfl All. 


Grundfarbe des Kopfes und Rückens ullen des Batch fleischfarbig, die Operkeln und die 
obern zwei Drittheile des Körpers mit kleinen lasurblauen Punkten; ein lasurblauer Streifen von 
dem Auge nach der Endspitze des Kopfes; oben an der Basis der Brustflosse ein schwarzer Flecken; 
die Flossen fleischfarbig hyalinisch, die Membran der Rückenflosse mit zwei Reihen himmelblauer 
Punkte; der Basaltheil der Schwanzflosse gleichfalls blau punktirt. Iris braun mit goldgelbem Ring. 

Form des Magens, Kürze des Darmkanals mit den beiden kleinen Blinddärmen am Pylorus, 
und in Gabelspitze auslaufende Schwimmblase ganz wie bei Dascyllus cyanurus. Körperlänge nie 
über 26 Linien beobachtet. Häufig zu Massaua. 


Zusammenstellung der Fische des rothen Meeres aus der Familie der Umbern. 


Pristipoma stridens (Rüpp.) Wirbelthiere . & o . & 5 0 ö . Taf. 31. Fig. 1. 
55 argenteum (Cuv.) Lacepede Vol. 3. a ö © e 6 eo hg Ah 
>” Kaakan? (Cuv.) Wirbelthiere . . . . 0 . ö ö o »„ 30. „1. 
= Nageb (Rüpp.) ibid. . . o . . . . o ® 0 c » 30. 5 2% 
» Punctulatum (Rüpp.) ibid. » 30. 5 3 
> Caripa (Cuv.) Russell „ 124. 

. Diagramma gaterina (Cuv.) Rüpp. Atlas »„ 32 „41. 


cn Schotaf (Rüpp. nec Cuvier) Atlas pag. . 126 and, Wir beltiieren pag: 123. 


Familie der Dornträger. 129 


Diagramma lineatum (Cwv.) Seba Vol.d. 2... 2 2 020.200. Tal 9. Fig. 18. 


er (Cuv.) piseis juvenis. Rüpp. Atlas 0 . Fe » Mn 2% 


2 einerascens (Cuv.) piscis’ adultus. Wirbelthiere 


o ö a pag. 125 

ee (Ehrenberg) piscis juvenis. Atlas . > 0 R . „ 127. 

2 \faetela (Cuv.) piscis adultus. Wirbelthiere EEE 125: 
9 albovittatum (Rüpp.) ibid. . ä e . D e 0 . . Taf. 31. Fig. 2. 


An piscis juvenis Diagr. Blochii? Cuv. 


5 crassispinum (Rüpp.) ibid. . » 30.» 

Scolopsis ghanam (Cuv.) Rüpp. Atlas » % 
» bimaculatus (Rüpp.) ibid. » % » 
» kuriti (Russell) ibid. 2. 


Amphiprion bicinetus (Rüpp.) ibid. WE rn u: » 3. 


Dascyllus BrEGRAUES (Cuv.) Bloch . o 0 . d 5 3 ö 0 s © ET 
es marginatus (Cuv.) Rüpp. Atlas . o o o 5 o B . . » & 
33 trimaculatus (Cuv.) ibid. . © c : s 5 . ß e . 8. 


35 cyanurus (Rüpp.) Wirbelthiere 
Pomacentrus pavo (Lacep.) Bloch Ö . 
" vanicolensis (Cuv.) Voyage de l’Astrolabe . 000 . © 00 
en biocellatus (Rüpp.) Wirbelthiere . a s e . . . . . »„ 3. „ 
Pristotis coeruleopunetatus (Rüpp.) ibid. ® . . . . . 
Glyphisodon saxatilis (Forsk. Rüpp.) Bloch ö e @ 0 f D 0 0 „213. ,„ 
a5 ordidusi(Rüpp.), Alla re 


HopnprkrespwHpowme 


u 


Familie der Dornträger. Les Teuthies. Cuvier. 


Aulfser den zehn zu dieser Familie gehörigen Fischen, welche ich in dem Atlas zu meiner vorigen Reise 
beschrieb und theilweise abbildete, habe ich während meines letzten Aufenthalts am rothen Meere keine andere 
Art dieser Familie beobachtet. Die seit kurzem erfolgte Publication des zehnten Bandes von Cuvier’s allgemeiner 
Ichthyologie, welche die Teuthies abhandelt, gibt mir Veranlassung, zu meiner früheren Bekanntmachung einige 
Nachträge und Berichtigungen zu liefern. 

Den Fisch des rothen Meeres, welchen ich mit Bloch’s Amphacanthus punctatus identisch hielt, und unter 
diesem Namen beschrieb und abbildete *), glaubt Herr Valenciennes von demselben verschieden, welches zu 
widerlegen mir unmöglich ist, da ich Forster’s Originalzeichnung, worauf die Blochische Art begründet ist, nicht 
vergleichen konnte. Ich stimme übrigens den Ansichten des Pariser Ichthyologen bei, dafs erstere Fischart der 
von Forskäl beschriebene Scarus stellatus sey. Warum änderte aber Herr Valenciennes meine Benennung statt 
in Amphacanthus stellatus in Amph. nuchalis? da ersteren Namen für diesen Fisch bereits vor 36 Jahren Schneider 
(pag. 209) gebraucht hat! 

Bezüglich der Zweifel des Herrn Valeneiennes, ob der von mir als Amphacanthus siganus abgebildete Fisch 
wirklich Forskäls Scarus siganus sey, weil letztgenannter Autor (pag. 25) sagt, dafg dieser Fisch, den er im 
rothen Meere nur bis zu ein Fufs Länge beobachtete, im persischen Golf zu Basra zwei Fuls grofs werde, ist 
zu bemerken, dafs, da Forskäl nie aufserhalb der Strasse Bab-el-Mandeb kam, indem er in Yemen starb, jene 
Notiz über einen Fisch von Basra, von dem Editor der Descriptio Animalium, dem bekannten Niebuhr, der kein 
Naturforscher war, beigefügt wurde, daher sehr wahrscheinlich auf einer Irrung beruht. 

Bei Beschreibung des Skelets der Amphacanthusarten begehet Cuvier eine Irrung, wenn er (Vol. 10 pag.117) 
sagt: „les os styloides de leur &paule, se prolongent en se recourbant jusqu’ä s’attacher par leur extremite aux 
premiers interepineux de l’anale“; denn diese Verbindung wird auf jeder Seite durch einen eigenen Knochen, 
der sich an der Styloid-Apophysis anlehnt, und nicht durch eine Verlängerung der letzteren gebildet. Die Wirbel- 
säule der drei Amphacanthusarten , die ich einsammelte, enthält jede 10 Rippen- und 13 Schwanzwirbel; der 
hinterste von den ersteren trägt keine Rippen. Von den fünf Strahlen der Kiemenhaut ist besonders der erste 
sehr breit und kurz. 


*) Atlas, pag. 46, und Taf. 11. Fig. 2. 
Fische. 33 


130 Acanthurus. 


Ich glaubte es ersprießlich, dem Lac&pedischen Gattungsnamen Aspisurus vor dem Commersonischen Worte 
Naseus den Vorzug zu geben, mit welchem gleiche Fische von jenen beiden Autoren bezeichnet wurden, weil 
letzterer Name nur für diejenigen Arten pafst, die eine konische Verlängerung am Kopfprofil vor den Augen 
haben, welche andern Arten ganz mangeln, auch zuweilen in der Jugend fehlt, während alle bekannte Arten 
der Gattung immer an der Schwanzbasis die zwei Paar Knochenplatten mit zugeschärfter Kammleiste besitzen, 
welche das Wort Aspisurus versinnlicht; daher verbleibe ich auch bei letzterem als Gattungsname, obgleich 
Cuvier das andere vorziehet. Dafs der von mir unter dem Namen Aspisurus elegans beschriebene und abge- 
bildete Fisch 1) Bloch’s Acanthurus lituratus ist 2), war mir entgangen; da übrigens die davon durch Schneider 
bekannt gemachte Notiz höchst mangelhaft ist, und darin selbst gesagt wird: „Forstero ipso monente, nisi quod 
colores sicci exempli videre non potuit,“ so bin ich einiger Mafsen für jenen Fehler zu entschuldigen. Von der 
von mir mitgetheilten nach dem Leben gezeichneten Farbe nimmt Herr Valenciennes gar keine Notiz, und 
beschreibt nach andern Angaben (von Herrn Lesson) ein Colorit, das sehr von dem von mir beobachteten und 
abgebildeten abweicht. — Der Fisch, welchen ich unter dem Namen Aspisurus unicornis beschrieb 3), weil er 
Forskals Chaetodon unicornis ist ?), benennt jetzo Herr Valenciennes nach Commerson Naseus fronticornis! und 
doch ist es weltbekannt, dafs letztgenannter Reisende seine erste exotische Excursion, wobei er jenen Fisch 
beobachtete, mit Bougeinville im Jahr 1766 machte, also drei Jahre nach Forskäls Tode; dafs ferner Commer- 
sons Beobachtungen erst 23 Jahre nach denjenigen von Forskäl (erstere 1775 durch Niebuhr, letztere 1798 durch 
Lacepede) bekannt wurden! — Das Horn auf dem Kopfprofil vor den Augen, und die Gabelspitzen der Schwanz- 
flosse sind bei diesem Fisch in den verschiedenen Lebensperioden von sehr abweichender Länge, letztere zuweilen 
gar nicht vorhanden, und nach den von mir an sehr vielen Individuen gemachten Beobachtungen, wovon Beleg- 
stücke in dem Senckenbergischen Museum aufgestellt sind 5), kann nicht der geringste Zweifel obwalten, dafs 
Naseus brevirostris (Cuvier Vol. 10, pag. 277 und Tafel 291) nichts ist als die Jugend von Aspisurus unicornis, 
daher als eigene Art wegfallen mufs. 


Die fünf von mir beschriebenen Acanthurusarten 6) hat Herr Cuvier mit einer einzigen Ausnahme ange- 
nommen, und in seinem zehnten Bande unter gleicher Benennung aufgeführt; die von mir unter dem gemein- 
schaftlichen Namen Acanthurus nigricans zusammengestellten Fische von Indien, Isle de France und aus dem 
rothen Meere hält er für drei verschiedene Arten, und benennt den ersteren (Russell, Taf. 82) Acanth. Mata, 
den zweiten (Bloch, Taf. 213) Acanth. Blochii, und den dritten (beschrieben von Forskäl, pag. 64, No. 90) 
benennt er Acanth. nigrofusceus. Da ich dieser Ansicht keineswegs beipflichte, so verharre ich dabei mit Schneider, 
diese drei Fische unter dem gemeinschaftlichen Namen Acanthurus nigricans zu vereinigen ?). Noch will ich 
bemerken, dafs Acanthurus Sohal vor dem Anfang der Rückenflosse eine horizontalgerichtete, scharfe Stachel 
hat, gleich wie solches bei allen Amphacanthusarten der Fall ist. Acanth. Sohal, nigricans und velifer haben 
neun Rippenwirbel, wovon aber die zwei vordersten keine Rippen tragen, die beiden ersten Arten besitzen vier- 
zehn, die letzte dreizehn Schwanzwirbel. 


Zusammenstellung der Fische aus der Familie der Teuthies. 


Amphacanthus siganus (Rüppell) Atlas . . AN EBie 1. 
PS stellatus (Bloch, Schneider) Rüppell Ads (als AN pimetstie) ö 0 : Be ee} 
> luridus (Ehrenberg) ibid. ö . 6 0 . . ® . . . pag. 45. 

Aspisurus lituratus (Rüppell) als Aspisurus elegans o o © Pelgar- 0 ® . Taf. 16. Fig. 2. 
5 unicornis (Forsk. Rüpp.) Forsk. Icones 0 Ouge . . . 0 ee: 


1) Atlas, pag. 61, und Taf. 16. Fig. 2 

2) Bloch, Schneider, pag. 216. — 

3) Atlas, pag. 60. 

4) Descript. Animal, pag. 63, und Icones, Taf. XXI. 

5) Man ersiehet daran namentlich die progressive Verlängerung des Mundes, 

6) Atlas, pag. 56 — 60. 

7) In den Proceedings der Londoner zoolog. Gesellschaft für 1835, pag. 207 trennte Bennet den von Bloch Taf. 427. Fig. 1 abgebil- 
deten Ac, velifer unter dem Namen Ac. Blochii, von dem von mir abgebildeten Fische (Atlas, Taf. 15, Fig. 2), und benennt letzteren 
Ac. Rüppellii; diese Trennung ist aber unbegründet, weil die Blochische Figur unrichtig colorirt ist. 


Familie der Meeräschen. 131 


Acanthurus Sohal (Bloch, Schneider) Rüppell Atlas . ö . 0 0 0 q . Taf. 16. Fig. 1. 
» nigricans (Bloch, Schneider) Bloch „ 213. 
” Gahhm (Forsk. Cuv.) Seba, Vol. 3. . © EEE a 
en velifer (Bloch, Schneider) Rüpp. Atlas . b . e : 6 Ö h ee ei 
” rubropunctatus (Rüpp.) ibid. . 5 0 R h ö r h o n a ON 


—e—— 


Familie der Meeräschen und Kornährenfische. 
Les Mugiloides et Atherines. Cuv. 
Mugil. Linne. 

Ich bemerkte in meinem früher publicirten Atlas (pag. 140), dafs von den vier Arten dieser Gattung, die 
ich im rothen- Meere eingesammelt hatte, drei auf dem Transporte anher sehr litten, daher nicht ausführlich 
beschreibbar waren; meine neuerdings gemachten Sammlungen und die Publication des elften Bandes der Cuvier’schen 
Naturgeschichte der Fische, worin diese Gattung abgehandelt wurde, setzen mich heute in Stand, jene Lücke 
nachzuholen; ich bedauere gleichzeitig, dals ich nicht reichlicher die sich überall so’ ähnlichen Arten von Mugil 
in den verschiedenen Gegenden des rothen Meeres eingesammelt habe, weil ich dann sicherlich bedeutend mehr 
aufzuzählen hätte, als es nachstehend der Fall ist. *) 

Ueber meinen Mugil macrolepidotus, wovon ich eine ausführliche Beschreibung uud Abbildung (Atlas, p. 140 
und Taf. 32. Fig. 2) veröffentlichte, welche Art auch Cuvier unter gleicher Benennung annahm, habe ich nichts 
weiter mitzutheilen; dieser Fisch scheint, wie schon bemerkt, Forskäl entgangen zu seyn. Eine andere von 
Forskaäl beschriebene Art, die er Mugil öur benennt, und von welcher er sagt: „Labio utroque ciliato, inferiori 
unicarinato, oculis pinguedine fere obtectis operculo, macula p. p. oblonga obliqua,“ glaubt Cuvier identisch mit 
dem in Russell Vol. 2, Taf. 180 abgebildeten Fische; der von mir beobachtete Mugil des rothen Meeres, welchen 
ich mit jenem Forskälischen M. öur vereinige, hat aber eine ganz feine Reihe beinahe mikroskopischer Zähnchen 
am Rande der Lippen lose angewachsen, welches Forskal mit dem Worte „ciliato“ ausdrückte; aber Russell 
sagt ausdrücklich über den von ihm abgebildeten Fisch (Vol. 2, pag. 64): „the mouth with hardly any lips, 
without teeth.“ Ist dieses richtig, so sind beide Fische verschiedene Arten. Die grosse Formenverwandtschaft 
zwischen jenem M. öur aus dem rothen Meere und dem M. cephalus des mittelländischen Meeres erwähnt Cuvier 
ganz besonders; Körperfarbe, Form und Strahlenzahl der Flossen sind bei beiden ganz gleich; bei der euro- 
päischen Art finde ich die Zähne deutlicher, den Mund etwas gestreckter und auch den Kopf länger; ich mache 
ferner darauf aufmerksam, dafs sich bei beiden Arten am untern Rande des Präoperculum drei schwach aus- 
gesprochene schräg gestellte Auskerbungen, und unterm Unterkiefer sechs Poren vorfinden. Mugil öur hat in 
der die Augen überdeckenden Fetthaut unterhalb der Augen eine bogenförmige Reihe von Poren; Schuppen 
am Operculum sind vorhanden, aber wenig ausgesprochen. Ueber dem Anfang der Afterflosse sind in vertikaler 
Linie dreizehn Schuppen; die Kopflänge ist vier dreiviertelmal in der ganzen Körperlänge enthalten und dem 
grölsten Körperdurchmesser gleich. 

Die dritte von mir eingesammelte Art ist zweifelsohne identisch mit dem von Russell Taf. 181 unter dem 
Namen Kunesee abgebildeten Mugil, wofür Cuvier den Namen Mugil cunnesius in Gebrauch setzte; ich hielt 
diesen Fisch früher mit Forskals M. täde identisch, weil er von ihm sagt: „labio unicarinato“ d. h. dafs der in 
der Mitte des Unterkiefers befindliche Kiel nicht ausgekerbt ist; da aber der Schwedische Naturforscher den 
Hauptcharakter des Fisches gar nicht erwähnt (dessen übrigens auch Cuvier gar nicht gedenkt), nämlich sein 
breites ganz schuppenloses Operculum, welches die Russell’sche Figur ganz besonders gut darstellt, so wie ferner 
die lange zugespitzte Schuppe über der Brustflosse befindlich; so lasse ich es dahin gestellt seyn, ob der von 
mir in Djetta eingesammelte und dort T“de benannte Fisch, der zweifelsohne der von Russell abgebildete Aunesee 
ist, Forskäls Mugil täde wirklich sey; in dieser Ungewilsheit adoptire ich den für jene Figur durch Cuvier in 
Gebrauch gesetzten Namen. Dieser Fisch hat keine Zähne oder Fleischwarzen an den Lippen; der Kopf ist 


*) Cuvier beschreibt im elften Bande wenigstens acht Arten von Mugil als im rothen Meere lebend, unter den Namen: Mugil cepha- 
lotus, erenilabris, fasciatus, labiosus, macrolepidotus, carinatus, scheli und täde. 


132 Atherina. 


ein Sechstel länger als die gröfste Körperhöhe, und milst etwas mehr als den vierten Theil der Körperlänge; in 
der Verticallinie oberhalb des Anfangs der Afterflosse sind zwölf Schuppen; die vier Auskerbungen am untern 
Rand des Präoperculum sind wenig ausgesprochen; unter dem Unterkiefer sind keine Poren bemerkbar; die 
Körperfarbe ist einförmig Silber ohne Streifenandeutung, der Rücken blaugrün. Noch hat dieser Fisch die Eigen- 
thümlichkeit, dafs auf den Schuppen unterhalb unter und vor den Brustflossen sich auf jeder ein vertical verlaufen- 
der Strich befindet, während sonst immer hier wie auf den Schuppen des Körpers diese Striche horizontal sind. 

Die vierte von mir eingesammelte Mugilart halte ich identisch mit dem Forskälischen M. cerenilabris; dieser 
Fisch hat viele Aehnlichkeit mit den von Cuvier Taf. 310 abgebildeten Mugil labeo; aber der von mir einge- 
sammelte Fisch hat den Rand der Unterlippe stark ausgezackt; auch sind sechs ausgezeichnete Auskerbungen 
am untern und hintern Rande des Präoperculum befindlich, welches letztere an der halben Kopfhöhe einen merk- 
lichen Einschnitt hat; die Afterflosse beginnt vor der zweiten Rückenflosse; die Basis beider und diejenigen der 
Brust- und Schwanzflosse sind mit Schuppen; unterhalb der Brustflosse haben die Schuppen einen schräg abwärts 
verlaufenden Strich, alle andere Schuppen nur an ihrer Basis einen kleinen horizontal verlaufenden Strich ohne 
Zerästelung; dreizehn Schuppen in der Verticallinie über dem Anfang der Afterflosse. Kopflänge ein Sechstel 
kleiner als die gröfste Körperhöhe und vier Dreiviertelmal in der ganzen Körperlänge enthalten. Am Unter- 
kiefer erkenne ich keine Poren. 

Alle Mugilarten des rothen Meeres heifsen gewöhnlich bei den Eingebornen: Arabi. 


Atherina. Linne. 


Die von Forskäl unter dem Namen Atherina hepsetus (pag. 69. No.101) beschriebene Art rechnet Cuvier zu seiner 
Ath. pectoralis, welche letztere sehr leicht erkenntlich ist durch den dunklen Flecken in der Mitte der Brust- 
flosse, während die Basis und Endspitze derselben heller sind. Von einer solchen Färbung erwähnt Forskäl gar nichts, 
aber er hebt einen grofsen schwarzen Fleck heraus, in der Iris am obern Rande. Nach Cuvier’s Versicherung 
haben spätere Naturforscher (Geofiroy und Ehrenberg) jene Atherina pectoralis zu Souez und Massaua einge- 
sammelt, welches ihn namentlich bestimmt zu haben scheint, die Forskälische Atherina mit dieser Art als identisch 
anzunehmen. Ich habe diesen leicht erkenntlichen Fisch im rothen Meere nicht aufgefunden, dagegen beobach- 
tete ich in nahmbarer Zahl eine andere Atherina, welche mit keiner der von Cuvier beschriebenen überein- 
stimmt, und die ich daher nachstehend unter einem neuen Namen aufführe. Ich fand sie ungemein häufig im 
rothen Meere; sollte dieses nicht etwa die von Forskal beobachtete Art seyn, weil sie ausser allen andern von 
demselben erwähnten Kennzeichen namentlich den schwarzen Flecken in der Iris besitzt. 


Taf. 33. Fig. 1. 


Atherina Forskälii. Rüppel. 
An Atherina hepsetus, Forsk. pag. 69. No. 101. 


Diagnos. Atherina capite obeso, supra plano, oculis magnis, ore declivo, praeoperculi margine postico exciso, nonnullis poris lacunosis ad 
latera capitis, sub oculis, et maxilla inferiori; corpore cylindrico, squamis magnis, linea laterali paulum conspicua, recta, in parte 
antica corporis deficiente; radio postico pinnae dorsalis secundae et analis elongato, corporis colore dorso viride-thalassino, ventre 
ex roseo-argenteo, Jateribus vitta lata nitente argentea, supra limbo flavo et coeruleo, pinnis hyalinis, iride marginem superiorem 
versus macula nigra. 


Breiter, dicker, kurzer Kopf mit abgeflachtem Vertex, schräg gestelltem Munde und sehr 
grofsen Augen, der hintere Rand des Präopereulum mit einer starken Auskerbung. Oberhalb des 
Operculum auf den Seiten des Vertex in einer Furche zwei Poren; zwei andere Furchen mit 
Poren zwischen den Augen und Oberkiefer, und am Unterkiefer. Der Körper ist langgestreckt, 
vorn eylindrisch, hinten etwas spindelförmig, die Schuppen ziemlich grols, neun in der Hälfte des 
gröfsten Körperumfanges; die Seitenlinie bestehet aus einer kleinen Kerbe an der Basis der dritten 
Schuppenreihe von oben gezählt; sie fehlt auf den neun vordersten Schuppen; die Brustflossen 
liegen mit schräg abwärts gerichteter Spitze; der hinterste Strahl der zweiten Rücken- und der 
Afterflosse ist etwas verlängert. 


Blennius. 133 


1 1 6 1 1 
Bel. Ba > RM +, an. 4, sohn. 7 + +7 


Oberkopf und Rücken meergrün, dann kömmt auf jeder Seite dem ganzen Körper entlang 
ein schmaler, oben himmelblauer, unten gelblicher Saum, welchem ein breiter Silberstreifen folgt, 
vom Auge an bis zur Schwanzmitte verlaufend; der Bauch ist röthlich weils, alle Flossen farbenlos 
hyalinisch. Das ganze Präoperculum ist stark silberglänzend; die Basis der Schuppen des Rückens 
ist ganz fein schwärzlich punktirt, und längs der Seiten des Körpers sind auch Reihen ganz 
feiner dunkler Punkte. Iris gelblichweifs, oberhalb der Pupille unfern des Orbitalrandes ein grofser 
schwarzer länglicher Flecken. Der Magen unterscheidet sich durch nichts vom Darmkanal, welcher 
letztere ohne Cöcums ist, nur eine Rückbiegung macht, und zweidrittel der Körperlänge milst; 
das Peritonäum ist schwarz; die lange Schwimmblase erstreckt sich als doppelte Kegelspitze weit 
in die Muskeln des Schwanzes hinein. Körperlänge 4Y, Zoll. Versammelt sich im Sommer in 
ungeheuern Schaaren in den ruhigen Buchten. Heifst bei den Arabern: Belama., 


Zusammenstellung der von mir beobachteten Fische aus der Familie der Mugiloiden 
und Atherinen. 


Mugil macrolepidotus (Rüppell) Atlas Er GE Dr Er Taf3320Ri0 2: 
»  öur (Forsk.) Wirbelthiere 0 . 6 . . 0 . . . »  pag. 131. 
» eumnesius (Cuv.) Mugil täde? (Forsk.) Russell . . . Er Tatel8l: 


„  erenilabris? (Forsk.) Wirbelthiere . ö o ö 6 o a o .  pag. 132. 
Atherina Forskalä (Rüppell) Wirbelthiere . . Taf.3. „ 1 


— 


Familie der Schleimfische. Les Gobioides. Ouvier. 
Blennius. Linne. 


Unter dem Namen Blennius cornifer beschrieb ich in dem Atlas zu meiner vorigen Reise (Fische, pag. 112) 
die einzige ächte Blenniusart, welche ich im rothen Meere eingesammelt hatte; ich glaubte sie identisch mit der 
Abbildung, welche Seba Vol. III, Taf. 30. Fig. 4 veröffentlicht hat; die sehr langen einfachen zugespitzten 
Hautfühler oberhalb der Orbita ansitzend, und die an Länge dem Kopf gleich sind, die grofsen Augen, das 
vertical abschüssige Kopfprofil, die kleine halbmondförmige Auskerbung am obern Ende des Kiemenspalts und 
die braune Körperfarbe durchaus hellblau punctirt, machen den Fisch aus dem rothen Meere leicht kenntlich. 
Verlängerte Eckzähne besitzt er keine; aber die Zähne überhaupt sitzen alle unbeweglich, sind an der Basis 
etwas meiselförmig, und nach dem freien Ende zugespitzt, so dals derselbe auf jeden Fall eine ächte Blenniusart 
und kein Salarias ist; daher Cuvier’s Muthmafsung, in meinem Fisch einen Salarias gibbifrons zu erkennen *), 
nicht haltbar. Ob aber nicht vielleicht jene Sebaische Figur diesen Salarias gibbifrons darstellt, wie Cuvier glaubt, 
weil in der Beschreibung stehet: „denticuli piliformes‘“, will ich nicht mit Bestimmtheit widersprechen. 

Mir scheint es jetzo wahrscheinlich, dafs mein Blennius cornifer der aus Indien abstammende Fisch ist, den 
Linne unter dem Namen Blennius cornutus (Amoenitates academicae I, pag. 316) kurz aufführte. Ich bedaure 
daher ungemein, keine nach dem Leben gefertigte Abbildung meines B. cornifer veröffentlichen zu können; übri- 
gens ist die von mir gegebene äulsere Körperbeschreibung ausführlich und charakteristisch genug, um diesen 
Fisch als selbstständige Art zu erkennen und im Systeme als solche aufzunehmen. Ich habe seitdem noch eine 
zweite neue ächte Blenniusart im rothen Meere aufgefunden; aber auch von ihr besitze ich leider keine nach 
der Natur gefertigte Zeichnung, und selbst die Farbenbeschreibung ist nach einem in Weingeist aufbewahrten 
Individuum gefertiget. 

*) Cuvier, Vol. 11. pag. 315. 


Fische. 34 


ee 


134 Blennius semifasciatus. 


Blennius semifasciatus. Rüppell. 


Diagnos. Blennius capite antice recte truncato, supra orbitam tentaculis breviusculis 12 — 15 apicibus ramosis, sub oculis serie bina 
pororum, linea laterali arquata, dimidio corporis terminata, pinna dorsali aequali continua, caudali margine subrotundo, maxilla 
dentibus caninis, labio margine integro, corporis colore (in spiritu vini) hepatico, sub. oculos striis radiatim positis et ad opercula 
punctulis albis, corporis dimidio superiori fasciis septem, e striis duabus umbrinis parallelis compositis; pinnis rufescentibus 
hyalinis, pectorali albo-punctata, anali versus marginem externum fuscolimbata. 

Das Kopfprofil ist von den Augen abwärts vertical abschüssig; die Augen sind von mittlerer Gröfse, ober- 
halb eines jeden ist ein kurzer Hautfühler, der in zwölf bis fünfzehn Spitzen sich zerästelt, um die untere 
Krümmung der Orbita ist eine doppelte Reihe von Poren, und eine einfache Reihe derselben verläuft längs des 
Präopereularrandes. An den Nasenlöchern sind keine Hautfühler; der Rand der Oberlippe ist nicht ausgezackt; 
an den Seiten des Unterkiefers ist ein robuster Hackzahn; die Rückenflosse ist durchaus von gleicher Höhe, die 
Schwanzflosse zugerundet; die Seitenlinie bogenförmig gekrümmt, verläuft bis zur halben Körperlänge. 

Brfl. 15, Bafl. 2, RA. 29, Afl. 20, Schfl. 14. 

Die Grundfarbe des Körpers an einem in Weingeist aufbewahrten Exemplare ist hell leberbraun, vom Auge 
abwärts gehen feine weilse (vermuthlich einst lasurblaue) Linien in divergirender Richtung; auf den Operkeln 
und den Brustflossen sind feine weilse (blaue?) Punkte. Vom Rücken abwärts verlaufen bis zur halben Körper- 
höhe sieben braune Streifen, jede gebildet durch zwei parallele Striche; die Flossen sind rothgelb hyalinisch, 
der freie Rand der Afterflosse dunkel gesäumt, die Endspitzen an den Zerästelungen der Supraorbital-Teutakeln 
sind weils. Körperlänge zwei Zoll. Einzeln zu Massaua. 


Im Jahr 1828 veröffentlichte ich die Charakteristik einer neuen Gattung aus der Familie der Gobioiden, die 
ich Petroskirtes benannte *); ich beschrieb davon ausführlich zwei Arten, unter dem Namen Petroskirtes mitratus 
(Atlas Taf. 28. Fig. 1) und Pet. ancylodon (Wirbelthiere Taf. 1. Fig. 1). Wenn nun Herr Valenciennes in dem 
im Jahr 1836 publicirten elften Bande der Cuvier’schen allgemeinen Naturgeschichte der Fische diese Fische 
zuzüglich einiger anderer-ihnen verwandten Arten unter dem neuen von ihm in Vorschlag gebrachten Gattungs- 
namen Blennechis aufführt, so ist dieses eine dietatorische, aber ganz überflüssige Willkühr, die man sich leider 
nur gar zu oft in Paris zu erlauben pflegt. Als ob dort allein das wissenschaftliche Kriterium zu Hause sey, das 
bevorzugt ist, neue Gattungen zu erkennen und aufzustellen! Solche Anmafsungen waren immer lächerlich, man 
muls aber defshalb doch nicht unterlassen, sie gebührend zu rügen. Wo haben je Herr Cuvier und Valenciennes 
vor dem Jahre 1836 von ihrer Gattung Blennechis etwas bekannt gemacht?! Was Herrn Ehrenbergs neue Benen- 
nung dieser Fischart als: Omobranchus anbelangt, so wurden von deren Existenz auch die Ichthyologen erst im 
Jahr 1836, und zwar durch jenen elften Cuvier’schen Band, in Kenntnils gesetzt; die zehn Tafeln Fischabbil- 
dungen, welche dieser Autor gefertiget haben soll, sind dem Anscheine nach allein für Cuvier existirend; denn 
Niemand sonsten hat je dieselben erhalten können, obgleich namentlich ich mich wegen derselben wiederholt 
nach Berlin an Herrn Professor Lichtenstein, Müller und Wiegmann gewendet habe, ohne sie je nur zu Gesicht 
bekommen zu können! 


Von der Gattung Salarias beobachtete ich auf meiner früheren Reise vier Arten, die ich unter den Namen 
Salarias quadripinnis, cyclops, flavo-umbrinus und rivulatus beschrieb; von den beiden erstgenannten habe ich colo- 
rirte Abbildungen veröffentlicht **), und von ihnen allein hat Herr Valenciennes in dem elften Bande der 
Geschichte der Fische Notiz genommen (pag. 320 und 326), jedoch mit gänzlicher Nichtberücksichtigung meines 
Textes; bei Salarias cyclops sind nämlich auf der Tafel durch den Lithographen irrig die kurzen Hautfühler an 
den Nasenlöchern als zerästelt dargestellt, welche nun auch Herr Valenciennes so beschreibt, während in mei- 
nem Texte ganz richtig stehet: „eine einfache Hautfranze an den Nasenlöchern.“ 

Mein vor zehn Jahren bekannt gemachter Salarias flavo-umbrinus ist identisch mit dem im Jahr 1836 nach 
Herrn Ehrenberg’s Notizen beschriebenen Salarias dama (C. u. V. Vol. 11. pag. 336), daher meine Benennung, 


*) Atlas, Section der Fische, pag. 110. 
**) Atlas, Taf. 28, Fig. 2 und 3, 


Salarias fuscus. 135 


als weit früher veröffentlicht, beibehalten werden mufs. Jene willkührliche Namensveränderung veranlafst mich, 
eine naturgetreue Abbildung dieses Fisches bekannt zu machen. Ich will dabei meinen Salarias rivulatus in 
Rückerinnerung bringen, den Herr Valenciennes, wie oben bemerkt, auch ganz übersehen hat, und endlich 
mehrere seitden von mir im rothen Meere entdeckte neue Arten dieser Gattung beschreiben. 


Taf. 32. Fig. 


Salarias N Zune) 
Rüppell’s Atlas, pag. 113. (1829.) 
Synon.: Salarias dama Ehrenberg in Cuv. Vol. 11. pag. 336. (1836.) 


Diagnos. Salarias vertice galea cutanea, supra oculos et ante nares ramentis cutaneis digitatis, corporis colore umbrino fusco rivulis irre- 
gularibus et fasciis verticalibus viride flavicantibus, pinnis viride-Navicantibus radiis fuscis, dorsali rivulis obliquis umbrinis et 
dimidio postico rubrolimbato, dimidio antico non semper separato, sed solum altitudine minore; dentibus caninis nullis, labio 
superiori papillis crenato. 


P. P. 14, V.2, D.29, A. 18— 19, €. 14. 
Corporis longitudo unciae 4; prope Mohilam et Massauam captus. *) 


Taf. 32. Fig. 2. 
Salarias fuscus. Rüppel. 


Diaynos. Salarias fronte rotundata, protuberante, oculis magnis, tentaculis supraorbitalibus simplicibus minutis, margine labii superioris 
erenato, dentibus caninis et tentaculis ad nares nullis, pinna dorsali continua, altitudine aequali, pinnae analis radiis duobus 
anterioribus minutis, tribus sequentibus filiformibus elongatis, corporis et pinnarum colore umbrino fusco excepta pinna pectorali, 
caudali et basi caudae flavicantibus; macula nigra ad basin superiorem pinnae pectoralis. 


Der zugerundete Kopf mit seinen sehr grolsen Augen, hervorstehender Stirn und gleichzeitig 
etwas rückwärts geschobenem Munde, macht diese Salariasart leicht kenntlich; über den Orbita 
ist ein einfacher kurzer zugespitzter Hautfühler; derselbe fehlt an den Nasenlöchern, auch sind 
keine verlängerten Hackzähne im Munde; der Rand der Oberlippe ist gezähnelt. Die Rücken- 
flosse hat keine Absonderung und ist durchaus von gleicher Höhe, mit Ausnahme der progressiv 
verlängerten drei vordern Strahlen. Die zwei ersten Strahlen der Afterflosse sind sehr klein **), die 
drei folgenden sind die längsten, und bis an die Basis von einander getrennt; Schwanzflosse 


zugerundet. 
Brfl. 16, Bafl. 2, RR. 30, All. 20, Schd. 12. 


Oberhalb der Brustflosse bis zur halben Körperlänge ist eine Andeutung von Seitenlinie. Der 
ganze Körper, die Rücken-, After- und Bauchflosse, und die Iris einförmig dunkelbraun, Brust- 
und Schwanzflosse, so wie die Basis der Letzteren grüngelb; an der obern Basis der Brustflosse 
ist ein eirunder schwarzer Flecken. 

Diese Art erinnert an den von Cuvier beschriebenen Salarias frontalis aus dem rothen 
Meere (Vol. 11. pag. 328), scheint mir aber von demselben verschieden, denn in jener Beschrei- 
bung stehet: „Base de la dorsale et de l’anale d’un bel orang'e qui porte (sur le front) de long's 
tentacules simples;* auch geschieht keine Erwähnung des schwarzen Fleckens an der Brustflosse. 

Körperlänge drei Zoll; zu Massaua im Monat April erhalten. 


*) Deutsche Beschreibung in meinem früheren Atlas, pag. 113. 
**) Wurden auf der Tafel abzubilden vergessen. 


136 Gobius. 


Salarias nigrovittatus. Rüppell. 


Diagnos. Salarias oculis permagnis, vertice subrotundo, protuberante, tentaculis dentibusque caninis nullis, corporis colore cinereo-umbrino 
tertio superiori altitudinis vitta eximia nigra, pinnis cinerascentibus hyalinis, margine labiali integro. 

Von dieser Art ist mir nur ein einziges, achtzehn Linien langes, Individuum zugekommen, das sich übrigens 
durch seine Kopfform und ausgezeichnete Körperfarbe von allen mir bekannten Arten sehr wohl unterscheidet. 
Dieser Fisch hat noch weit gröfsere Augen als Salarias fuscus, dabei gleichfalls den vordern Theil des Kopfes 
zugerundet und stark über den Mund hervorstehend. Hautfühler sind keine vorhanden, weder an den Orbita, 
noch an den Nasenlöchern; auch hat er keine verlängerten Hackenzähne, und der Rand der Oberlippe ist ohne 
Auskerbungen. Eine Seitenlinie verläuft bis zum vordern Drittel des Körpers; die Rückenflosse ist durchaus von 
gleicher Höhe und ununterbrochen, die Schwanzflosse hinten rechtwinkelig abgestutzt. 

Brfl. 14, Bafl. 2, Rü. 20, Afl. 19, Schil. 14. 

Kopf röthlichbraun, Körper graubraun; im obern Dritttheil der Körperhöhe verläuft vom Ende der Brust- 
flossen bis zur Basis des Schwanzes ein schwarzer Streifen; alle Flossen sind grau hyalinisch; Iris gelb. 

Zu Massaua im Frühling erhalten. 


Von nachstehender Salariasart besitze ich keine nach dem Leben entworfene Beschreibung, daher die zu 
gebende Notiz blos nach Weingeist-Exemplaren gefertiget ist, welches ich geflissentlich bemerke. 


Salarias unicolor. Rüppell. 


Diagnos. Salarias corporis forma Salariae flavo-umbrino persimili, capite galea cutanca, tentaculis supraorbitalibus et ante nares ramosis, 
illis elongatis, apieibusque acutis, margine labiali crenato, parte anteriori pinnae dorsalis posteriori minus clevata, ct ab illa 
separata, totius corporis et pinnarum colore umbrino fusco. 

Dieser Fisch hat in Körperform und Strahlenzahl der Flossen die gröfste Aehnlichkeit mit dem von mir 
abgebildeten Salarias flavo-umbrinus, und der einzige erhebliche Unterschied beschränkt sich auf die Form der 
Hautfühler oberhalb der Augen, die bei ersterem länger sind und in zugespitzte Zerästelung ausgehen; auch ist 
die vordere Hälfte der Rückenflosse durch bis an den Rücken gehenden Einschnitt von der hintern Hälfte getrennt. 
Die Farbe des ganzen Fisches ist bei dem in Weingeist aufbewahrten Individuum einförmig dunkel leberbraun. 
Die Körperlänge beträgt fünf Zoll. Dieser Fisch befindet sich unter der von mir zu Massaua gemachten Sammlung. 


Opisthognathus. Cuvier. 


Der von mir in meinem vorigen Atlas, Taf.28, Fig. 4 unter dem Namen Opisthognathus nigromaculatus beschrie- 
bene und abgebildete Fisch ist nach Herrn Valenciennes Untersuchung identisch mit Cuvier’s Op. Sonneratii, 
welches ich unmöglich errathen konnte, da letzterer zum erstenmal im Jahr 1836 beschrieben wurde! und auch 
bis zur Stunde aufser meiner Abbildung keine andere davon vorhanden ist. Es ist ein Druckfehler, wenn in 
meinem vorigen Atlas pag. 115 die Strahlenzahl der Bauchflossen vier statt eins-fünf, und die der Kiemenhaut 
zu drei statt zu sechs angegeben ist. Der Magen bestehet aus einem kurzen robusten Stumpfsack, der Darm- 
kanal macht nur eine Rückbiegung und ist halb so lang als der Körper; keine Blinddärme sind vorhanden. Die 
Gallenblase ist sehr lang; im Darmkanale fand sich eine ziemlich grofse Muschel eines Buceinum. Die Schwimm- 
blase ist einfach und dünnhäutig. In der Wirbelsäule sind zehn Rippen - und achtzehn Schwanzwirbel. Auf 
meiner neuern Reise erhielt ich abermals nur zwei Individuen, beide gleichzeitig im Monat März zu Massaua. 


Gobius. Linne. 


In meinem früheren Atlas beschrieb ich ausführlich sechs Fische, welche zu der Gattung Gobius gehören 
und gab eine Andeutung von zwei andern von mir zwar eingesammelten, aber nicht direct beobachteten Gobius- 
arten; nur von einem einzigen, den ich @ob. echinocephalus benannte, veröffentlichte ich eine Abbildung (Taf. 34, 
Fig.3.). Obgleich ich diese meine Publication vor acht Jahren geschenksweise den Pariser Ichthyologen zuschickte, 
und Cuvier mir seiner Zeit darauf erwiederte: ‚nous adoptons ces especes nouvelles,“ so ersehe ich doch durch 


Gobius caeruleopunctatus. 137 


den von Herrn Valenciennes im Jahr 1837 veröffentlichten zwölften Band der Naturgeschichte der Fische, dafs 
meine Bekanntmachung über die Gobius des rothen Meeres von jenem Pariser Naturforscher ganz here 
sichtiget blieb! mehrere meiner neuen Arten wurden von ihm beschrieben unter andern erst Jetzt in Vorschlag 
gebrachten Namen *); bei einer andern Art copirte Herr Valenciennes meine Beschreibung, gebrauchte sogar 
meinen Artennamen, gibt aber dafür einen andern Autor an, und eitirt weder meinen Text neh meine Abbil- 
dung **) ! Indem ich nun nachstehend noch einmal die zehn Arten von Gobius beschreibe und mehrere davon 
abbilde, die ich theils auf meinen früheren, theils auf der letzten Reise im rothen Meere beobachtete, will ich 
es geduldig abwarten, ob endlich einige Pariser naturhistorische Schriftsteller sich es abgewöhnen werden, zuweilen 


fast gar keiner Berücksichtigung dasjenige zu würdigen, was ausser ihrem Lande Wissenschaftliches zu Tage 
gefördert wird. 


Taf. 32. Fig. 3. 


Gobius caeruleopunctatus. Rüppell. 


Rüppell’s Atlas, Fische, pag. 134. (1829.) 
Synon.: Gobius pavoninus! Cuv. et Val. Vol. 12. pag. 112. (1856.) 


Diagnos. Gobius corpore elongato compresso, squamis minutissimis, pinnis dorsalibus et anali altiusculis, caudali acuminata, dentibus 
caninis elongatis nullis, corporis et pinnarum colore umbrino olivaceo, illo lineis diagonalibus septem clarioribus caeruleo-puncta- 
tis, capite, regione pinnarum pectoralium et pinnis duabus dorsalibus ocellis turchinis margine caeruleo, analis parte basali 
punctulis azureis, pectorali et ventrali punctulis albicantibus fasciatim positis, pinna caudali fusca, margine postico flavo externe 
nigro - limbato. 

0 Ü 6 


0 0 
PRI,vI,D 444,0, 54% +8. 


Corporis longitudo unciae 5. Obvius prope Messatan, ubi Hout-el-Din ab incolis vocatur. 


Gobius ornatus. Rüppell. 
Rüppell's Atlas, pag. 135. 
Synon.: An Gobius ventralis? Cuvier, Vol. 12. pag. 113. 


Diagnos. Gobius corpore elongato subeylindrico, squamis magnis, pinna caudali rotundata, mediocri, dentibus caninis elongatis nullis, cor- 
poris colore dorsum versus thalassino, ventre rufescente, ante pinnas pectorales flavicante, seriebus duabus longitudinalibus macu- 
larum turchinarum, dorsum versus permultis seriebus punetulorum caeruleorum cum lineis undulatis turchinis alternantibus, opereulis 
et parte antica capitis maculis striisque caeruleis; pinnarum colore hyalino, dorsalibus et anali longitudinaliter, pectoralibus et 
caudali verticaliter striatis Deu umbrinis seriatim positis; punctulis flavicantibus inter spinas pinnarum dorsalium. 

0 Ü 0 


6 o 
D-SR- er? ua iur mo am Br rä 
Corporis longitudo unciae 314; obvius prope Massauam. 


Gobius albomaculatus. Zeüppell, 
Rüppell’s Atlas, pag. 135. 
Synon.: Gobius quinqueocellatus! Cuv. Vol. 12. pag. 95. 


Diaynos. Gobius corpore subeompresso, squamis minutis, vertice parabolico, radiis 2 — 4 pinnae dorsalis primae corporis altitudine majo- 
ribus et membranam pinnae superantibus, pinna caudali rotundata, maxilla inferiore dentibusque caninis elongatis, apice lateraliter 
spectantibus; corporis colore dorso viridi fusco, ventre carneo, fasciis quinque umbrinis verticalibus, inter quas dorsum versus 
maculae caeruleo-albicantes; operculis lineis quatuor longitudinalibus caeruleis, fascia smaragdina, post mortem flavicante, inter 
medias interposita; supra basin pinnae pectoralis et ad latera caudae macula rotunda nigricante; pinna pectorali flavicante, dorsa- 
libus, anali et caudali umbrino-hyalinis, dorsali secunda basi tribus ocellis nigris caeruleo-limbatis et inter radios punctulis caeruleo- 
albicantibus; pinna a marginem lateralem versus supra et subtus ocello nigro caeruleo- limbato. ***) 

P.P. I, v-,D-+ n, A, C4+ +4 
Corporis longitudo unciae 3Y,; obvius prope Massauam. 


*) Z. B. mein Gobius caeruleopunctatus als G. pavoninus; mein Gobius albomaculatus als G. quinqueocellatus. 
**) Gobius echinocephalus. In dem mir in Cairo von Herrn Ehrenberg selbsten geg gebenen handschriftlichen Verzeichnifs aller von ihm 
im rothen Meere beobachteten Fische befindet sich dieser Artenname nicht! 
**) Zuweilen hat die Schwanzilosse selbst drei dieser schwarzen blaugerändeten Flecken, und anderseits sind die Ocellen an der Basis 
der Rückenflosse nicht sichtbar. 


DE 
Fische. 3 


138 Gobius. 


Gobius rivulatus. Rüppell. 
Rüppell’s Atlas, pag. 136. 


Diagnos. Gobius capite et corpore compresso ellipsoideo, alepidoto, illo rotundato, pinnis dorsalibus basi unitis, caudali rotundata, dentibus 


minutiusculis, caninis elongatis nullis, capitis et corporis colore prasino permultis lineis obliquis undulatis cinnabarinis picto, 
pinnis colore gramineo. 
{0 0 6 0 1 0 
bl en Nord Mb Ar mn Auen e5+7 +9 


Corporis longitudo uncia 1),; prope Insulam Judal captus, ubi obvius. 


Gobius echinocephalus. Rüppell. 


Rüppell’s Atlas, pag. 136, et icon Taf. 34, Fig. 3. 
Synon.: Gobius echinocephalus! Cuv. Vol. 12, pag. 134. 


Diagnos. Gobius capite obeso rotundato, papillis carnosis hirsuto, margine praeopereuli poris nonnullis, corpore compresso breviusculo, 
squamis magnis tecto, pinna caudali rotundata, margine infundibuli pinnarum ventralium verrueis erenato, dentibus caninis elon- 
gatis nullis, corporis eolore rufo-umbrino, capite clariore, pinnis marginem versus nigricantibus. 

o 0 6 1 1 0 
BSP nn Nenn, Dit Ar cs +8. 
Corporis longitudo lineae 14; obvius prope Massauam. 


Gobius diadematus. Rüppell. 
Rüppell’s Atlas, pag. 137. 


Diaynos. Gobius capite subdepresso, rotundato, corpore elongato antice cylindrieo, postice compresso, cute alepidota, pinna caudali rotun- 
data, dentibus breviusculis, caninis elongatis nullis, corporis colore dorso umbrino-Navicante, ventre albicante, faseia umbrina 
per verticem et oculos angulum praeopereuli versus, capite supra punctulis, dorso maculis striisque irregularibus sex umbrinis; 
pionis hyalinis, dorsali et anali fascia umbrina prope marginem. 


P.P.L,v-,D4+2,12,03+-+4N 

Corporis longitudo unciae 214; obvius prope Souez. \ 

Dieses sind die sechs Arten, welche ich in meinem vorigen Atlas beschrieben habe; aufserdem gab ich in 
demselben Andeutungen über zwei andere von mir eingesammelte Gobius, über welche ich aber keine nach dem 
Leben gefertigte Notiz weder damals besals, noch seitdem zu machen Gelegenheit hatte; den einen dieser Fische, 
für welchen ich provisorisch den Namen Gobius punctillatus vorschlug, glaube ich jetzo höchst wahrscheinlich 
identisch mit dem von Cuvier (Vol. 12. pag. 57) beschriebenen Gobius albopunctatus; alle Angaben der Farben 
stimmen überein, und der kleine Unterschied in der Strahlenzahl ist von wenig Belang; ich nehme daher den 
von Cuvier gebrauchten Namen an, und gebe hier noch eine genaue Beschreibung meines Fisches, nach einem 
Weingeistexemplare gefertiget. 


Gobius albopunctatus? Cuvier. 
Synon.: Gobius punctillatus, Rüppell Atlas, pag. 138. 


Diagnos. Gobius capite depresso, regione praeoperculari tumida, corpore subelongato postice compresso, squamis mediocribus membrana- 
ceis, dentibus caninis elongatis nullis, pinna caudali rotundata? capitis et corporis colore flavido-rufescente, dorso et lateribus 
maculis umbrinis, permultis punctulis albis variegatis, pinnis isabellinis hyalinis, pectorali punctulis albidis, dorsali prima 
maculis fuseis. 


o 7 o 6 0 o 0 
PPRI,VI,DI+ 2, A ,0C4+— +4 
Corporis longitudo unciae 2. Prope Mohilam captus. 
Da ich ferner bei genauer Untersuchung finde, dafs das einzige in Weingeist aufbewahrte Exemplar des unter 
dem provisorischen Namen Gobius fuscus (Atlas, pag. 137) von mir angedeuteten Fisches am äulsern Rande der 
ersten Rückenflosse eine breite helle Binde hat, sonst aber sämmtliche Flossen dunkel braungrau sind, dals ferner 


an der Basis jeglicher Schuppe der untern Körperhälfte ein hellerer Punkt angedeutet ist, während auf der 


*) In meinem vorigen Atlas sind bei der Beschreibung dieses Fisches namentlich in der Strahlenzahl der Flossen mehrere Druckfehler. 


Gobius. 139 


obern Hälfte einige braunschwarze Schuppen gruppenweise zusammenstehen, so halte ich es für möglich, dafs 
dieser Fisch identisch mit demjenigen ist, den mit wenigen Worten Herr Cuvier unter dem Namen Gobius nebulo- 
punctatus (Vol.12. pag. 58) aufführt, und der gleichfalls aus dem rothen Meere abstammt; daher ich diese Arten- 
benennung gleichfalls annehmen will. 


Gobius nebulo-punctatus. Ouvier. 
Synon.: Gobius fuscus, Rüppell Atlas, pag. 137. 


Diagnos. Gobius capite breviusculo depresso, praeoperculis tumidis, dentibus caninis elongatis nullis, corpore squamis mediocribus, pinna 
caudali acuminata, corporis et pinnarum colore fusco, dorsum versus nonnullis squamis umbrino-nigricantibus, 
albicantibus, margine externo pinnae dorsalis primae fascia lata isabellina. 

0 0 6 o 0 0 
P.P. > V. RD Ir alaln molar 44 ++ 
Corporis longitudo unciae 3; prope Tor captus. 


ventre punctulis 


Von den beiden nachstehend beschriebenen Gobiusarten, welche das Ergebnifs meiner letzten Reise sind, 
scheint mir die eine ungekannt zu seyn; die andere aber fand bereits Forskäl auf. Erstere hat durch Körper- 
form und Grölse, die Strahlenzahl der Flossen und den Mangel an Schuppen die grölste Aehnlichkeit mit dem 
vorerwähnten Gobius rivulatus, daher die Abbildung des einen diejenige des andern versinnlichen kann. 


Taf. 32. Fig. 4. 
Gobius citrinus. Rüppel. 


Diagnos. Gobius capite et corpore compresso, elliptico, alepidoto, pinna caudali rotundata, dentibus caninis elongatis nullis, corporis et 
pinnarum colore citrino, basi pinnae dorsalis et analis vitta azurea nigrolimbata, striis quatuor ejusdem coloris, duabus ab oculis 
deeurrentibus, tertia a vertice ad opereula, quarta ante pinnas pectorales posita, angulo superiori operculi macula nigra. 


Kurzer, stark comprimirter Körper, ganz schuppenlos und mit zugerundetem Kopfprofil; am 
Präoperculum eine Reihe von fünf Poren; im Munde keine verlängerten Eckzähne; der Rand 
sämmtlicher Flossen zugerundet. 


0 
6’ 


_ır 
10° 


1 0 


Bril. Bafl. RI. O- + AN. ——, Sch. 5+ +5. 


1) 

Farbe des ganzen Körpers und aller Flossen lebhaft zitrongelb; längs der Basis der Rücken- 
und Afterflosse ein lasurblauer fein schwarz gesäumter Streifen; vier ähnlich gefärbte Streifen 
verlaufen über die vordere Hälfte des Körpers, nämlich zwei vorn und hinten, von der Augen- 
höhle abwärts, sich beide in der Iris verlängernd, eine dritte vom obern Ende des Kiemenspalts 
an, allwo ein schwarzer Flecken, über den Vertex her, und ein vierter, der über die Basis der 
Brustflosse geht. Scheint nicht gröfser als vierzehn Linien lang zu werden, und findet sich häufig 
zwischen den Klippen bei Massaua. Dieser Fisch hat ziemlich viele Aehnlichkeit mit Cuvier’s 
Gobius coryphaenula (Vol. 12. pag. 131) und mit @. quinquestrigulus (ibid. p. 133), beide 
.vermuthlich nur nach durch Weingeist entstellten Exemplaren beschrieben; vielleicht ist der eine 


von ihnen, vielleicht auch beide mit vorstehend beschriebener Art identisch. 


Taf. 32. Fig. 5. 


Gobius arabicus. Linn. Gmel. 
Symon.: Gobius anguillaris. Forsk. pag. 23. No. 5. An Gobius filifer? Cuv. Vol. 12. p. 106. 


Diagnos. Gobius capite depresso, maxilla inferiori prominente, dentibus caninis Jateralibus elongatis nullis, in utraque maxilla antice serie 
dentium uncinatorum, corpore elongato, squaınis minutis paululum conspicuis, pinna dorsali prima membrana medioeri, sed radiis 
2 — 4 filiformibus elongatis, pinna caudali elongata acuminata, corporis et capitis colore flavo-umbrino, multis punctulis eneruleis 
pieto, illo nonnullis maculis umbrinis variegato ; pinnis einerascentibus, dorsali prima et caudali caeruleo-punctatis, pectorali 


stigmatibus Navis, caudali margine flavo, lateraliter nigro limbato. 


140 Gobius. 


Deprimirter Kopf mit etwas hervorstehendem Unterkiefer, Körper ziemlich lang gestreckt, 
vorn cylindrisch, von kaum kenntlichen Schuppen bedeckt, die Schwanzflosse lang und zugespitzt, 
die Brustflossen zugerundet, die Membran der ersten Rückenflosse niedrig, aber ihr zweiter, dritter 
und vierter Strahl bedeutend verlängert, dem vierten Theil der ganzen Körperlänge gleichkom- 
mend; an beiden Kiefern in der vordern Reihe acht robuste gleich lange Hackenzähne, aber 
keine verlängerten Eckzähne auf den Seiten, welches bei allen meinen Individuen constant. 


C 2 Schl.3 + + 3. 


RO. +, All. 


0 0 
Brill. Tan? Bafl. c° 


2 

Kopf und Körper gelbbraun, durchaus mit feinen himmelblauen Punkten, auf letzterem aufser- 
dem mehrere kleine dunkelbraune Flecken zerstreut; die Flossen graubraun, die erste Rückenflosse 
fein blau punctirt, die Brustflossen mit vielen verticalen Reihen zitrongelber Fleckchen; die Mitte 
der Schwanzflosse blau und schwarz punktirt und mit gelb eingefafstem Rande, welcher auf der 
äufsern Seite einen schwarzen Saum hat. Bei den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren ziehen 
über den Körper acht diagonalgestellte dunkelschattirte Binden. 


Körperlänge 4, Zoll. Häufig zu Djetta. 


Von der Gattung Periophthalmus beobachtete ich im rothen Meere nur eine Art, die längs der Küsten des 
ganzen indischen Meeres sehr verbreitet vorkömmt, welche Schneider Periophthalmus Koelreuteri benannte, und 
die von Pallas in seiner achten Sammlung merkwürdiger Thiere, Taf. 2. Fig. 1 ziemlich gut abgebildet ist. 
Dieser Fisch ist ungemein häufig bei Massaua, zwischen den von der Ebbe entwässerten Uferfelsen herumsprin- 
gend, auf kleine Crustaceen Jagd machend. 


Noch einen kleinen Fisch aus der Familie der Gobioiden, freilich nur ein einziges Exemplar, fand ich im 
rothen Meere, der mit der Gattung Eleotris verwandt ist, aber doch hinlänglich von derselben sich unterscheidet, 
um den Typus einer selbstständigen neuen Gattung zu bilden, die ich in meinem vorigen Atlas unter dem Namen 
Asterropteryz semipunctatus beschrieb und abbildete.*) Auch hiervon hat Herr Valenciennes für gut befunden in 
seinem zwölften Bande gar keine Notiz zu nehmen. 

5 


Zusammenstellung der von mir beobachteten Fische zu der Familie der Gobioiden gehörig: 


Blennius cornifer (Rüppell) Atlas 6 . & 0 5 ä a a .. pag. 112. 
> semifasciatus (Rüpp.) VErBelthaere, e . e Sr: . 0 2 09.184. 
Petroskirtes mitratus (Rüpp.) Atlas ara et 
“ ancylodon (Rüpp.) Wirbelthiere . 5 o 0 ® . ® ö Dell. 
Salarias quadripinnis (Cuv.) Atlas 0 ° © . 0 c & . © 5 Hy 
5 cyclops (Rüpp.) Atlas . 0 e o 0 ö 5 c 6 h neh 
„ flavo-umbrinus (Rüpp.) Wirbelthiere o 5 5 ö o . ä 0 8 
5 rivulatus (Rüpp.) Atlas 0 © o . Q o 6 ® 6 .  pag. 114. 
» JSuscus (Rüpp.) Wirbelthiere . o ö @ : R ö R e . Taf. 32. Fig. 2. 
H nigrovittatus (Rüpp.) Wirbelthiere © . . ö 0 e . .  pag. 136. 
59 unicolor (Rüpp.) ibid. P 5 - . ö „ 136. 


Opisthognathus Sonnerati (Cuv.) Rüpp. Atlas . ö 0 . o ö . . Taf. 28. Fig. 4. 
Gobius caeruleopunctatus (Rüpp.) Wirbelthiere . R ö 6 Q n x : 
ornatus (Rüpp.) ibid. 0 2 h = ö ö & 5 € : .  pag. 137. 

” albomaculatus (Rüpp.) ibid. . 6 & B ö ö 6 5 6 G „ 137. 
rivulatus (Rüpp.) ibid. 


*) Atlas, pag. 138 und Tafel 34. Fig. 4 


Chironectes. 141 


Gobius echinocephalus (Rüpp.) Atlas . 
ep diadematus (Rüpp.) Wirbelthiere 
” albopunctatus (Cuv.) ibid. ö o a ö ö Q 0 ö c „» 138. 
5 nebulo - punctatus (Cuv.) ibid. Ö . . D 6 „» 139. 
> eitrinus (Rüppell) ibid. ö ö ö 0 ö o B . - Taf. 32. Fig. 4. 
es arabicus (Lin. Gmel.) ibid. . . 6 5 e . 0 6 . 32 5 

Periophthalmus Kölreuteri (Schneider) Pallas VIIL 

Asterropteryz semipunctatus (Rüpp.) Atlas . 


5 o B 6 0 D ’ . Taf. 34. Fig. 3. 
pag. 138. 


” 2. ” 


= 
"= 

N 
ee 


— 


Familie der Seeteufel. Les Pectorales pediculdes. Cuvier. 


Chironectes nummifer. Cuv. 
Icon: Memoires du Musee, Vol. 3. Taf. 17. Fig. 4. 


Diagnos. Chironectes radio antico pinnae dorsalis primae apice membrana verrucosa, radio sccundo cylindrico, recto, subhispido, tertio 
apice recuvo elato, granulato, corpori membrana adnato, cute granulosa scabra, linea arquata tuberculis tentaculatis per opercula 
et circa gulam, tentaculis cutaneis singulis ad pectus, -post pinnas pectorales, et basi caudae; linea laterali antice dorso proxima, 
semicirculari, postice pinnae anali vicina ; corporis et pinnarum colore ex umbrino flavo, punctulis maculisque fuscioribus variegato; 
parte mediana pinnae dorsalis secundae macula circulari umbrino-fusca, margine flavo. 

10 6 3 10 0 0 
P.P.S ‚v.,,D. + 2’ Aa, © vo“ 
Corporis longitudo unciae 4; prope Massauam captus. 


Man darf nicht vergelsen, dals Cuvier’s Beschreibung in den Me&moires du Musde nach einem trocknen 
Exemplare gefertiget ward, daher die scheinbare Verschiedenheit mit vorstehender nach dem Leben entworfener 
Diagnose. Die von Herrn Valenciennes veröffentlichte Beschreibung von Chironectes chlorostigma *) ist zu unvoll- 
ständig, und vermutblich in der Angabe der Strahlenzahl fehlerhaft, um sie mit vorstehendem oder nachfolgendem 
Fische, beide aus dem rothen Meere, vergleichen zu können. 


Taf. 33. Fig. 2. 
Chironectes caudimaculatus. Rüppell. 


Diagnos. Chironectes radio secundo pinnae dorsalis conico, postice membrana vestito, apice recuryo, radio tertio elongato, depresso, ore 
antrorsum declivo, apice mandibulae protuberante, corporis cute granulata, verrucarum serie circulari per opercula, sub man- 
dibula continuata, linca laterali verrucosa undulata, corporis ct pinnarum colore ex rufo-umbrino, permultis maculis et ocellis 
umbrinis irregulariter variegato, margine pinnae dorsalis secundae et analis fusciore, pinna anali supra et subtus ocellis binis 
nigricantibus. 


Bezeichnend für diese Art ist die Stelluug des Mundes, defsen Spalte schräg abwärts von 
hinten nach vorn verläuft; die Symphysis des Unterkiefers bildet einen hervorstehenden Höcker; 
das Ende des vordersten freistehenden dünnen Strahls als Anfang der ersten Rückenflosse war 
abgebrochen, kann daher nicht beschrieben werden; der folgende Strahl ist unten konisch, das 
Ende rückwärts gebogen, hinten der ganzen Länge nach durch Haut mit dem Körper verwachsen; 
der dritte Strahl ist lang, ziemlich gleichförmig stark, an der Endspitze gekrümmt, und dicht 
an dem Rücken aufgewachsen; die ganze Körperhaut ist mit kleinen rauh anzufühlenden Knorpel- 
körnern granulirt; längs der wellenförmig geschweiften Seitenlinie, und auf einer Spirallinie die 
von der Symphysis des Unterkiefers über die Operkeln unterhalb der Augen hinzieht, sind knor- 
pelige Höckerwarzen, wovon vermuthlich jede im Jugendalter einen Hautfühler hatte, die aber 


*) Cuvier, Vol. 12. pag. 426. 


Fische. 36 


142 Fistularia. 


bei dem einzigen beobachteten 11 Zoll langen Individuum nicht mehr vorhanden waren. An der 
Bauchflosse zähle ich nur fünf Strahlen, und die vier letzten der Afterflosse sind gespalten. 
Brfl. 2, Balı —, RN. + , AN, Schl. —. 


sn 

Die Farbe des Körpers und der Flossen war (an einem nicht ganz frischen Exemplare) röthlich 
braun, durchaus mit sehr vielen ungleichen dunkleren kleinen Flecken und Punkten dicht gescheckt; 
einige grölsere Flecken sind oberhalb des Afters, hinter der Brustflosse und unter der Rücken- 
flosse; an dem Seitenrande der Schwanzflosse oben und unten sind zwei eirunde schwarze Flecken, 
paarweise gestellt; der äulsere Rand der Rücken- und Afterflosse war dunkel gesäumt. 

Ich erhielt diesen Fisch bei Tor, unter dem Trivialnamen Dofduf, womit auch die Krötne 
im Arabischen bezeichnet werden. 


— 


Familie der Röhrenmäuler. Les bouches en flute. Cuvier. 
Fistularia. Linne. 

Zu Mohila erhielt ich zweilndividuen der im ganzen indischen Ocean verbreiteten Art von Fistularia, welche 
zwar im Allgemeinen mit der in Westindien vorkommenden F. tabaccaria ungemein viele Aehnlichkeit hat und 
auch früher mit ihr verwechselt wurde, aber nach Cuvier doch specifisch verschieden ist. Dieser Autor benennt 
wohl mit Unrecht diejenige des indischen Oceans immaculata, denn sie besitzt wirklich längs der Rückenmitte 
eine Fleckenreihe, und es wäre wohl erspriefslich, diesen Artennamen in F! Commersoni, nach dem ersten Entdecker 
des Fisches, umzuändern. Russell (Taf. 173) veröffentlichte von derselben eine Abbildung, wufste aber keine 
Körperfarben anzugeben, welches ich hiermit nachhole. Die Rückenseite ist olivengrün, der Bauch schmutzig 
weils; längs der vordern Hälfte der Rückenmitte, bis zur Gegend des Kiemenspalts, verläuft eine Längsreihe 
schmaler blauer Flecken, zu beiden Seiten dieser Fleckenreihe ist ein bläulicher Strich; alle Flossen grünlich 
hyalinisch, Iris hellbraun mit gelbem Ring; die Körperhaut ist schuppenlos, das hintere Drittel der Seiten- 
linie ist durch eine Reihe kleiner Dornspitzen gezähnelt. Von jedem Auge vorwärts verläuft eine wagrechte 


Leiste mit nach vorn zu gerichteten Zacken. 


Br.“ , Ball. —, R0.*, An. 2, Sch. 34 +3. 

Kein Wirbel des Rückgrats trägt Rippen; neunundfunfzig Wirbel, vom Kopf an gezählt, haben Trans- 
versalapophysen, wovon die vordersten breit und lang, beinahe wagrecht verlaufen, dann allmählich schlanker 
und kürzer werden. Zwölf dieser Wirbel, da sie bereits die Afterflosse unterstützen, gehören eigentlich zum 
Schwanze, der noch aufserdem zweiundzwanzig Wirbel ohne Transversalapophysen zählt. Merkwürdig sind hinten 
an dem Kopf zwei stark verlängerte Lamellen, einem Fünftel der ganzen Körperlänge gleich. Es sind solche die 
von Cuvier Occipitalknochen benahmten Skelettheile. 

Dieser Fisch mals zuzüglich der fadenförmigen Verlängerung der Schwanzflosse drei Fufs zwei Zoll. Die 


Araber benannten ihn Kurbatsch, welches soviel als Peitsche heilst. 


Amphisile. Klein. 


Bereits Forskal erhielt die bekannte indische Art dieser Gattung A. scutata zu Lobeja, und erwähnt ihrer 
pag. XVII, No. 53. Ich erhielt nur ein einziges Individuum, das mir zu Massaua, aber in nicht frischem Zustande, 
überbracht wurde; daher ich über Färbung, Skelettbildung und dergleichen nichts mitzutheilen im Stande bin. 


Zusammenstellung der Fische aus den Familien der Seeteufel und Röhrenmäuler. 
Chironectes nummifer (Cuvier) M&m. du Musee, Vol. 3. . . . B 0 . Taf. 17. Fig. 4. 
3 caudimaculatus (Rüpp.) Wirbelthiere ö A . ö = e een 
Fistularia Commersoniü (Rüpp.) Russell R a © . . ® o . . „ 173. 
Amphisile scutata (Klein) Bloch . e 2 ö 0 0 6 . 0 0 o „198 „2. 


Syngnathus. 143 


Familie der Büschelkiemen. Les Lophobranches. Owvier. 
Hippocampus. Ow. 
Taf. 33. Fig. 3. 
Hippocampus fuscus. Reüppell. 


Diagnos. Hippocampus rostro mediocri, sineipite cuneiformi, obtuso, subscabro, orbitis supra et postice aculeatis, margine supraorbitali et 
aculeo conico sub sincipite tentaculato, corpore ut congenerum annulis undecim septemecarinatis eineto, carinarum angulis paulu- 
lum protuberantibus; corporis colore umbrino fusco, pinnis clarioribus. 


Die hier zu beschreibende Art hat grofse Aehnlichkeit mit dem von Willoughby Taf. J. No. 25. 
Fig. 5 abgebildeten Hippocampus, welcher aber angeblich von Westindien abstammt, und daher, 
wenn hierin keine Irrung, specifisch verschieden seyn dürfte. Der Schnabel ist nicht sonderlich 
lang; von dem Höcker vor den Nasenlöchern bis zum Ende des Unterkiefers ist ein Drittel der 
ganzen Kopflänge, wenn man als deren Ende die Kiemenöffnung betrachtet; die Mitte des Vertex 
ist ein abgestutzter Kegel, mit feinen kleinen Spitzen, aber keine Spur von Hautzasern; von der 
Spitze oben auf der Basis des Schnabels läuft eine Leiste nach Jedem Orbitalrande, welcher letztere 
oben und hinten eine kleine Dornspitze hat, gleich wie bei Hipp. brevirostris; zwischen den Augen 
und der Kiemenöffnung ist noch ein anderer konischer Höcker; an demselben so wie oben an 

‚jedem Orbitalrande ist eine längliche Hautzottel; der Rand des Os humeralis hat auch einige 
kleine Dornzacken. Der siebenkantige Körper ist in eilf Ringe abgetheilt, wie bei Hipp. breviro- 
stris, jedoch sind an jenem die an den Eckwinkeln befindlichen Dornhöcker ganz klein, so wie 
Aehnliches auch bei den Kanten des viereckigen Schwanzes statt findet. Man ersieht aus dieser 
Beschreibung und meiner Abbildung, dafs mit Ausnahme der Zasern auf dem Vertex die im 
mittelländischen und im rothen Meer lebende Hippocampusart nahe verwandt sind; die Strahlen- 
zahl der Flossen ist jedoch wesentlich verschieden, und letztere Art zählt: 

Brfl. 15., Rfl. 16., All. 3. 

Die Körperfarbe im Leben ist einförmig dunkelbraun, die Flossen sind hellbraun, alle flecken- 
los; bei den in Weingeist aufbewahrten Individuen löfst sich leicht die Epidermis ab, und dann 
erscheint der ganze Körper gelbgrün mit sehr vielen feinen weilslichen dichtstehenden Punkten. 
Ich erhielt von diesem Fische nur zwei Individuen, beide zu Djetta; sie sind 314 Zoll lang. 


. ’ 

Syngnathus. Linne. 
Leider ist gerade diejenige Syngnathusart, von welcher ich eine nach dem Leben gefertigte Farbenskizze und 
kurze Beschreibung entwarf, im Zeitlauf der Reise abhanden gekommen; von den beiden andern von mir im 
rothen Meere eingesammelten Syngnathus wurden, als sie noch lebten, die Farben nicht beobachtet, auf welche 


Lücke ich aufmerksam mache. 


Taf. 33. Fig. 4. 
Syngnathus spicifer. Rüppel. 


Diaygnos. Syngnathus capite octavam partem longitudinis corporis aequante, rostro mediocri, corpore antice compresso, opereulis longitu- 
dinaliter carinatis, carina ob strias laterales figuram spicae formante; pinnis ventralibus nullis, corporis eolore (in spiritu vini) 
umbrino viridescente, ventre ab ano antice fasciis 14 flavidis; pinna dorsali radiis 26, caudali fusca. 


Der Kopf milst den achten Theil der Körperlänge, und etwas weniger als doppelt die Länge 
des Schnabels (Entfernung vom vordern Augenrande bis zur Mundspitze); die Operkeln haben 
über ihre Mitte einen schlanken Längswulst, von dessen beiden Seiten Furchen auslaufen, wodurch 


144 Syngnathus. 


eine Figur gleich einer Fruchtähre gebildet wird. Der siebenkantige Theil des Körpers, zwischen 
Kopf und After, ist in sechzehn Ringe abgetheilt; unmittelbar dem After gegenüber beginnt die 
Rückenflosse; Bauchflossen sind keine vorhanden; der für die Aufnahme der Eier bestimmte 
Hautsack erstreckt sich längs siebzehn Schwanzringen, welchen nach hinten dreiundzwanzig andere 


Ringe folgen. Brü. 16, Rf. 26, Schfl. 6. 

Die Farbe des in Weingeist aufbewahrten Individuums ist braungrün; über den Bauch ver- 
laufen sechzehn gelbliche Querbinden; die Schwanzflosse ist dunkelbraun, Brust- und Rückenflosse 
sind farblos. Körperlänge fünf Zoll. Zu Tor erhalten. 


Syngnathus brevirostris. Rüppell. 


Diagnos. Syngnathus capite decimam partem longitudinis corporis aequante, rostro brevissimo, vertice et operculis laevibus, Pinnis ventra- 
libus nullis, p. dorsali radiis 19, corporis colore (in spiritu vini) flavide cinerascente, albopunctato, annulorum angulis fuscioribus, 
operculis nonnullis striis albidis. 

Der Kopf mifst den zehnten Theil der ganzen Körperlänge, und der Schnabel entspricht einem Dritttheil 
der Kopflänge; Operkeln und Vertex glatt; der eigentliche Körper, obgleich siebenkantig, erscheint eylindrisch; 
zwischen Kopf und After sind achtzehn Ringsegmente, längs des Eiersacks eilf, und am übrigen Theil des 
Schwanzes neunzehn; die kurze Schwanzflosse ist zugerundet. 

Brfl. 7, Rfl. 19, Schi. 7. 

Körperfarbe des in Weingeist aufbewahrten Individuums graugelb, mit zahllosen helleren Punkten; die Eckkanten 
der Körperringe sind nicht punktirt, daher scheinbar dunkler gefärbt; über den Kopf sind einige weilsliche unre- 
gelmäfsige Binden. Die Flossen sind hellgrau. Körperlänge zwei einhalb Zoll. Von Massaua. 


Syngnathus flavofasciatus. Rüppell. 


Diagnos. Syngnathus capite brevi, nonam partem corporis acquante, rostro dimidio longitudine capitis, vertice post mortem crista serrata, 
in vivo non perspicua, pinnis ventralibus breviusculis, pinna dorsali radiis 31, corporis colore carnco, capite lineis longitudinalibus 
quinque fuscis, corpore fasciis viginti aurantiacis, annulis coceineis interpositis, regione anali turchina, gastraeo punctulis coceineis 
pinna dorsali hyalina, lineis quatuor coccineis. 

Dieses ist die Syngnathusart, welche ich, wie oben bemerkt, nur nach einer von mir nach dem Leben gefer- 
tigten Farbenskizze und kurzen Notiz beschreiben kann, da das Original-Exemplar abhanden ist. 

Kurzer Kopf, dem neunten Theil der ganzen Körperlänge entsprechend; er ist doppelt so lang als der 
Schnabel; die Gegend der Kiemen ist etwas aufgeblasen; auf dem Vertex soll nach meinen Notizen, nach dem 
Tode eine ausgezackte Knochenleiste sichtbar seyn; dicht vor dem After sind zwei kleine Bauchflossen ; der Anfang 
der Rückenflosse ist etwas hinter dem After; Schwanzflosse kurz, abgestutzt. 

Brfl. 15, Bafl. 3, Rfl. 31, Schfl. 12. 

Grundfarbe des ganzen Körpers fleischfarbig; fünf dunkelbraune Längsstreifen unten und neben am Kopf; 
dem ganzen Körper und Schwanz entlang sind auf dessen oberer Hälfte achtzehn bis zwanzig orangegelbe Quer- 
streifen, zwischen welchen eirunde ziegelrothe Ringe; die untere Seite des Bauchs mit doppelter Reihe rother 
Punkte; der After ist indigoblau; Rückenflosse röthlich hyalinisch, mit vier feinen ziegelrothen Längslinien. 
Mitte der Schwanzflosse lackroth. Iris hellgelb; Körperlänge drei einhalb Zoll. Von Djetta. 


Fische des rothen Meeres, aus der Familie der Büschelkiemen. 
Hippocampus fuscus (Rüpp.) Wirbelthiere ö Ö ö B 0 G . Taf. 33. Fig. 8. 
Syngnathus spieifer (Rüpp.) ibid. 0 ö . 0 B 6 0 © ö » 3. 4. 
” brevirostris (Rüpp.) ibid. 0 0 6 a a a 0 Ö D pag: 144. 
»  Javofasciatus (Rüpp.) ibid. . & R D ö R b e : B r „4144. 


Ende der Fischbeschreibungen. 


Verzeichniss 
der 


einzelnen Familien, aus welchen ich Fischgattungen im rothen Meere einsammelte, nach Cuvier's 
System zusammengestellt, nebst Hinweisung, wo solche in gegenwärtigem 
Werke beschrieben sind. 


——— 


Familie der Baarschen . . — Les Percoides pag. 85 — 103. 


5 » Dornköpffe . . — Les joues cuirassdes „ 103 — 109. 
„ » Umbern . . . — Les Scienoides „122 — 129. 
» Brasem . . . — Les Sparoides ° 0 B 6 ö 6 ö „ 109 — 120. 
” „» Rüsselmäuler . — Les Menides ? k & x £ & 6 . c „ 120 — 122. 
en » Schuppenflosser — Les Squammipennes & . ö 6 a e » 2383 — 386. 
en » Makrellen . . — Les Scomberoides n ö ö 6 0 ö ö . „ 7 — 51 
> » Dornträger . . — Les Teuthites Ser „129 — 131. 
5 » Meeräschen . . — Les Mugiloides et diherines . 0 0 o © „ 131 — 133. 
s » Schleimfschee. — Les Gobioides . ’ b B : 5 . 6 £ „133 — 14. 
» » Seeteufel . . . — Les pectorales pediculees „441 — 142. 
> » Lippfsche. . . — Les Labroides „ 4— 4. 
s „» Röhrenmäuler . — Les bouches en flutes . D B 5 6 „ 142. 

» »  Weichstrahlflosser — Les Malacopterygiens 0 o a © 5 0 » »„ 72 — 84. 
> » Büschelkiemen . — Les Lophobranches . 6 6 R h 0 5 n „143 — 144, 
H » Knorpelhautfische — Les Sclerodermes 52 _ 60 
9 » Nacktzähne . . — Les Gymnodontes : 2 

es » Hayen u. Rochen — Les Plagiostomes »„ 1 — 7 


Alphabetisches Verzeichniss 
der 


verschiedenen Fischarten und Gattungen, welche theils beschrieben, theils als Synonyme citirt werden. 


Acanthurus Blochii 130. Amphacanthus luridus 130. Apogon coccineus 88. 102. 


Gahhm 131. > nuchalis 129. „ eupreus 88. 
es litturatus 130. es siganus 130. „» enneastigma 87. 102. 
> Mata 130. "5 stellatus 130. » heptastigma 37. 


>> nigricans 130. 131. Amphiprion bieinctus 126. 129. » lineolatus 85. 102. 


rubropunctatus 131. 
Rüppellii 130. 
Sohal 130. 131. 
velifer 130. 131. 


” 
Achirus barbatus 84. 


Ambassis Commersonii 89. 102. 
Fische. 


Amphisile seutata 142, 
Anampses caeruleo -punctatus 20. 27. 
> diadematus 21. 27. 
Aphareus rutilans 121. 142. 
Apogon annularis 85. 102. 
» bifasciatus 86. 102. 


ı 


” 


novemstriatus 85. 102. 


punctulatus 88. 102. 
taeniatus 87. 102. 
variegatus 88. 


Argentina glossodonta 80. 


manchnata 80. 


37 


146 


Aspisurus elegans 130. 
litturatus 130. 

> unicornis 130. 
Asterropteryx semipunctatus 140. 141. 
Atherina Forskalii 132. 133. 

>> hepsetus 132. 

ns pectoralis 132. 

RS sihama 100. 
Bagrus auratus 76 

„ thalassinus 75. 84. 
Balistes aculeatus 53. 
albocaudatus 54. 60. 
assasi 53. 60. 
caerulescens 60. 
flavo-marginatus 54. 60. 
»  lineatus 60. 

„ noir 58. 
rivulatus 56. 60. 
stellatus 60. 

„  Viridescens 60. 
Belone Choram 72. 84. 

„  platura 73. 84. 
Blennechis 134. 

Blennius cornifer 133. 140. 
cornutus 133. 

= semifasciatus 134. 140. 
Blepharis fasciatus 51. 52. 
Butirinus glossodontus 80. 84. 
Caesio caerulaureus 120. 122. 
lunaris 120. 122. 

„  striatus 120. 122. 
Caesiomorus quadripunctatus 45. 52. 
Calliodon 22. 

Cantharus filamentosus 114. 
Caranx affınis 49. 52. 
armatus 50. 

Bajad 47. 52. 
bixanthopterus 49. 52. 
caeruleopinnatus 47. 52. 
eirrhosus 50. 

djettaba 46. 52. 
ferdau 47. 52. 
fulvoguttatus 47. 52. 
macrophthalmus 46. 
mauritianus 46. 52. 
melampygus 49. 
micropterus 46. 52. 

» Peronii 48. 

„ petaurista 45.52. 
punctatus 47. 

„ Rotleri 48. 52. 

»  Russelli 47. 

„ sansun 48. 52. 

»  speciosus 45. 52. 

„  wodagawa 47. 52. 

„  xanthurus 48. 
Carcharias acutidens 69. 71. 


” 


” 


” 


Carcharias acutus 65. 71. 
albimarginatus 64. 71. 

> melanopterus 63. 71. 

& obesus 64. 71. 
Cephaloptera 71. 

Chaetodon auriga 28. 36. 
austriacus 30. 36. 
bifasciatus 112. 
dorsalis 28. 36. 
fasciatus 28. 

flavus 28. 36. 
karraf 28. 

larvatus 28. 36. 
lunatus 28. 30. 36. 
marginatus 28. 
mesoleucus 28. 29. 36. 
pietus 28. 

saxatilis 126. 
sebanus 28. 36. 
semilarvatus 28. 30. 
setifer 29. 36. 
sordidus 126. 
striangulus 28. 36. 

" unicornis 130. 
Cheilinus coccineus 27. 
fasciatus 18. 27. 
lunula 27. 
mentalis 27. 
quinquecinetus 19. 27. 
trilobatus 27. 
> undulatus 20. 27. 
Cheilodipterus arabicus 89. 102. 


” 


Chironectes caudimaculatus 141. 142. 


chlorostigma 141. 
» nummifer 141. 142. 
Chirocentrus Dorab 81. 84. 
Chorinemus Iysan 44. 52. 
> Toloo 44. 45.52. 
cn moadetta 45. 52. 
Chrysophris berda 111. 120. 
9 bifasciatus 112. 120. 
> haffara 111.120. 
sarba 110. 120. 
Cirrhites maculatus 95. 103. 
Citula ciliaria 50. 
„ armata 52. 
Clupea belama 77. 
„ dorab 81. 
„ haumela 41. 
kowal 79. 84. 
„ punctata 78. 84. 
„ quadrimaculata 78. 84. 
„ Schaleh 78. 
„ Sirm 77. 84. 
Conger cinereus 84. 
Cottus insidiator 103. 
Crenidens Forskalii 120. 


» 


Verzeichniss der verschiedenen Fischarten etc. 


Cybium Commersonii 41. 51. 
Dascyllus aruanus 127. 129. 

” eyanurus 127. 129. 
marginatus 127. 129. 

FB trimaculatus 127. 129. 
Dentex nufar 115. 120. 

„»  rivulatus 116. 120. 

» tambulus 114. 120. 
tolu 115. 120. 
annularis 91. 103. 
argentimaculata 103. 
bohar 103. 
caeruleo-lineata 93. 103. 
coccinea 91. 103. 
erythrina 92. 103. 
fulviflamma 94. 1083. 
lineata 103, 
melanura 92. 103. 
nigra 93. 103. 
octolineata 102. 
quadrimaculata 103. 
„  rivulata 94. 103. 
Diagramma albovittatum 125. 128. 
Blochii 125. 
cinerascens 125. 128. 
crassispinum 125. 128. 
faetela 125. 128. 
flavomaculatum 125. 
Gaterina 125. 128. 
lineatum 125. 128. 
punctatum 125. 
> Schotaf 125. 128. 
Diodon punctatus 58. 61. 
Echeneis vittata 82. 84. 
Elacate pondiceriana 43. 52. 
Elops machnata 80. 84. 
Engraulis heteroloba 79. 84. 
Enneapterygius nov. gen. 2. 

> pusillus 2. 109. 
Equula berbis 51. 

caballa 51. 52. 

dentex 51. 

gomora Sl. 52. 
Choram 72. 

„» far 73. 

»  Gamberur 74. 

„  marginatus 73. 
Fistularia immaculata 142. 

H Commersonii 142. 
Gazza noy. gen. 3. 

„  equulaeformis 4. 51.52. 
Gerres oyena 121. 122. 
Glyphisodon bengalensis 126. 

= Rahti 126. 
saxatilis 126. 129. 
sordidus 126. 129. 
waigiensis 126. 


” 


” 
Diacope 


” 


Verzeichniss der verschiedenen Fischarten etc. 


Gobius albomaceulatus 137. 140. 
»  albopunctatus 138. 141. 
» anguillaris 139, 
„ arabicus 139. 141. 
»  eitrinus 139. 141. 
» eaeruleo-punctatus 137. 140. 
» eoryphaenula 139. 
»  diadematus 139. 141. 


» echinocephalus 136. 138. 141. 


»  filifer 139. 
» fuscus 139. 
» nebulo-punctatus 139.141. 
„» ornatus 137. 140. 
» Pavoninus 137. 
» Punctillatus 138. 
» Quinqueocellatus 137. 
» quinquestrigulus 139. 
»  rivulatus 138. 140. 
ventralis 137. 
Halenderee nov. gen. 10. 
> bimaculatus 17. 27. 
>> caeruleo-vittatus 14. 27. 


> eximius 16. 27. 
> marginatus 16. 27, 
multicolor 15. 27. 


9 sexfasciatus 18. 27. 

2 variegatus 14. 27. 
Hemiramphus Commersonii 74. 

5 erythrorhynchus 74. 

es Far 74. 84. 

CH Gamberur 74. 84, 
Heniochus macrolepidotus 31. 36. 
Hippocampus fuscus 143. 144. 
Hippoglossus Erumei 84. 
Histiophorus immaculatus 42. 52, 
Holacanthus asfur 31. 36. 

> caerulescens 31. 

m dux 32. 37. 

ss heddaje 31. 36. 

5 lineatus 31. 32. 36. 

rn maculosus 31. 

5 mokbhella 31. 

es striatus 32. 37. 


Holocentrus caudimaculatus 97. 103. 


) christianum 96, 
> diadema 103. 
>> Leo 97. 


ss orientale 96. 
> ruber 96. 1083. 
en sammara 96. 103. 
spinifer 96. 97. 103. 
Julis ph 27. 
» lunaris 11. 27. 
»  Purpureus 27. 
„ semicaeruleus 10. 27. 
semipunctatus 12. 27. 
trimaculatus. 183. 27. 


Julis umbrostigma 11. 27. 
Labrus fusiformis 7. 27. 
»  latovittatus 7. 27. 
„» oyena 121. 
quadrilineatus 6. 27. 
Tees dispar 84. 
Lethrinus bungus 119. 
erythrurus 116. 
> Gothofredi 120. 
> Harak 116. 120. 
latifrons 118. 120, 
Mahsena 119. 120. 
55 mahsenoides 119. 
= nebulosus 118. 120. 
= Ramak 117. 120. 
> semieinctus 118. 
variegatus 118. 
Tutodeika Chanos 80. 84. 
Mesoprion annularis 91. 
es monostigma 94. 103, 
5 quinquelineatus 93. 
Monacanthus pardalis 57. 61. 
H pusillus 56. 61. 
Mugil Chanos 80. 
„ erenilabris 132. 133. 
cunnesius 131. 133. 
„ macrolepidotus 131. 133, 
„ oeur 131. 133. 
taede 131. 
Mullus auriflamma 100. 
»  Vittatus 100. 
Muraena bilineata 84. 85. 
einerascens 85. 


” 

flavimarginata 85. 
” 
> geometrica 85. 


> hepatica 85. 

9 ophis 84. 

> reticulata 85. 

tigrina 85. 

Myliobatis Eeltenkee 70. 71. 
Myripristis murdjan 95. 103. 

es seychellensis 95. 
Naseus brevirostris 130. 

»  fronticornis 130. 
Nebrius nov. gen. 62. 

„» eoncolor 62. 71. 
Nomeus nigrofasciatus 51. 
Olistes ciliaria 52. 

»  malabarica Sl. 

»  Rüppellii 51. 
Omobranchus 134. 


Opisthognathus nigromarginatus 136. 


9 Sonneratii 136. 140. 
Ostorhinque Fleurieu 85. 
Ostracion argus 61. 

= eubicus 61. 

5) eyanurus 6l. 


147 


Ostracion turritus 61. 
Pagrus longifilis 114. 

»  Spinifer 114. 120. 
Pastinachus Uarnak 69. 71. 
Pelamis 40. 

Pempheris mangula 36. 37. 
) vanicolensis 36. 
Perca arabica 89. 

»  lineata 89. 

»  Junaria 90. 

Percis caudimaculata 98. 

» eylindrica 98. 

»  hexophthalma 98. 

» Ppolyophthalma 98. 
Periophthalmus Kölreuteri 140. 141. 
Petroskirtes ancylodon 1.134. 140. 

5 mitratus 134. 140, 
Pharopteryx 4. 

Pimelepterus altipinnis 33. 35. 

> fuscus 33. 34. 37. 

H marciac 33.35.37. 

s tahmel 35. 37. 
Plagusia bilineata 84. 

» dipterygia 84. 

Platax albopunctatus 33, 

» Blochii 33. 

»  Ehrenbergii 33. 

»  Gaimardii 33, 

„» orbicularis 33. 37. 

„»  teira 33. 37. 

vespertilio 33. 37. 
Pläryeenhalus insidiator 102. 109. 
> longiceps 103. 

” spatula 102. 

> tentaculatus 103. 109. 
Pleetropoma Leopardus 90. 

H maculatum 90. 102. 
Plesiops caeruleo-lineatus 5. 28. 

5 nigricans 5. 28. 
Plotosus anguillaris 76. 84. 
Pomacentrus biocellatus 127. 129. 

cn marginatus 127. 

" pavo 127. 129. 

> punctatus 127. 

es trimaculatus 127. 

= vanicolensis 127. 129. 

5 viridis 127. 
Priacanthus hamrur 95. 
Pristipoma argenteum 123. 128. 

FH Caripa 124. 128. 

n Kaakan 123. 123, 

” Nageb 124. 128. 


u nigrum 125. 
en punctulatum 124. 128. 
Mn simmena 122. 


5 stridens 122. 128, 


Pristis pectinatus 67. 71. 


148 Verzeichniss der verschiedenen Fischarten etc. 


Pristotis nov. gen. 128. 

„ eyanostigma 128. 129. 
Psettus rhombeus 33. 
Pseudochromis nov. gen. 8. 
flavivertex 9. 27. 

55 olivaceus 8. %7. 
Pterois cincta 108. 109. 
muricata 107. 109. 

„ volitans 107. 109. 
Rhinobatus djettensis 68. 71. 

en halavi 68. 71. 
Rhombus pantherinus 84. 
Salarias cyclops 134. 

„ dama 135. 


” 


” 


„ Navo-umbrinus 134. 135. 


» fuscus 135. 
nigrovittatus 136. 
„ quadripinns 134. 
rivulatus 134. 
unicolor 136. 
Bere Noct. 110. 120. 
Saurus Badimottah 77. 84. 
Scarus bicolor 28. 
caeruleo-punctatus 24. 28. 
„  collana 25 28. 
ferrugineus 28. 
„ ghobban 28. 
» gibbus 28. 
„ harid 8. 
„  mastax 28. 
„  niger 24. 28. 
psittacus 28. 
»  Pulchellus 25. 8. 
sexvittatus 26. 28. 
„  siganus 129. 
„ stellatus 129. 
viridescens. 23. 28. 
Scaens Abu Mgaterin 125. 
„  argentea 123. 
faetela 125. 
»  grandoculis 113. 
„  gibba 91. 
» hamrur 9%. 
» Murdjan 9. 
„ nigra 98. 
„  rubra 96. 
„  safgha 89. 
sammara 96. 
schotaf 125. 


Sciaena spinifera 96. 97. 
stridens 122. 

» tahmel 35. 
Scolopsis bimaculatus 126. 129. 
ghanam 126. 129. 
kurite 126. 129. 
lineatus 126. 
Rüppelli 126. 
taeniatus 126. 
Scomber Bayad 47. 
chrysozonus 37. öl. 
fulvoguttatus 47. 
helvolus 46. 
kanagurta 37. 51. 


” 


mierolepidotus 38. 51. 


Scorpaena aurita 106. 109. 
barbata 105. 109. 
chilioprista 107. 109. 
cirrhosa 105. 
rubropunctata 107. 
Serihum heptagonum 61. 71. 

> malaisianum 71. 
Scyris indicus 51. 52. 
Seriola nigrofasciata Sl. 52. 
Serranus areolatus 102. 
faveatus 102. 
flavomarginatus 102. 
fuscoguttatus 102. 
hemistiktos 102. 
leucostigma 102. 
5 louti 102. 
en lunaria 90. 102. 
maculosus 90. 
> Merra 102. 
micronotatus 90. 102. 
miniatus 102. 

> myriaster 102. 

X oceanicus 102. 

= punctulatus 102. 

Rogaa 102. 

sn salmoides 102. 

9 sexmaculatus 102. 

summana 102. 

Sillago sihama 100. 103. 
Silurus arab 76. 

„ marinus 75. 
Smaris oyena 121. 
Sparus annularis 110. 

»  berda 111. 


Druckfehler. 


Sparus erenidens 120. 
»  haffara 111. 
„  sarba 110. 
spinifer 114. 
Sphaerodon nov. gen. 112. 

5 grandoculis 113. 120. 
Sphyraena affınis 98. 103. 

> Agam 99. 103. 

3 flavicauda 100. 103. 

> Jello 98. 108. 
obtusata 100. 

9 viridis 98. 
Synanceia verrucosa 109. 
Syngnathus brevirostris 144. 

> flavofasciatus 144. 

> spicifer 143, 144. 
Tetraodon calamara 61. 

> diadematus 61. 

” Honkenii 61. 
lunaris 59. 61. 

= perspicillaris 61. 

H semistriatus 58. 61. 

sordidus 60. 61. 
Therapon ghebul 9. 

>> servus 95. 1083. 

>> theraps 95. 103. 
Thynnus bilineatus 39. 51. 

35 unicolor 40. 51. 
Torpedo panthera 68. 71. 
Trachinotus Blochii 45. 

> drepanis 45. 

> falcatus 49. 52. 

en) Mokale 45. 
Trigon Forskalii 69. 

»  Lymma 69 71. 

» Sephen 69. 71. 
Upeneus barberinus 101. 103. 

„ eyelostoma 101. 103. 
flavolineatus 101. 103. 

» lateristriga 101. 103. 

„  Vittatus 101 103. 
Uropterygius nov. gen. 83. 

en concolor 83. 84. 
Xenodon nov. gen. 52. 

> niger 53. 61. 
Xyrichthys bimaculatus 27. 

es altipinnis 22. 27. 
Zygaena Mokarran 66. 71. 


” 


Pag. 2. Zeile 17 statt carneis lies carnosis. — p. 13. Z. 20 st. umbrostygma ]. umbrostigma. — p. 27. Z. 33 st. umbrostygma I. um- 
brostigma. — p. 36. Z. 44 st. mesoleucus ]. maculosus. — p. 52. Z. 29 st. cabella 1. caballa. — p. 71 Z. 40 st. Brustflossen 1. Bauchllossen. 


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