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Klüpfel,, Karl August
N, ■'^ed'^r^anr'? und H, Stad
Reisen in .""^ür^ainerica
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BIBIJOTIiEK
ÜKS
1 1 T T E R A R I S C II E ^ V E R EINS
IN STUTTGART.
XLvir
STUTTGART.
GfDRUCKT \VV KOSTEN DKS IIT rKRABISrnrM VFRUNS.
1859
PROTECTOR
DES UTTERARISCHEN VEREIS ]N STUTTGART:
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
VERWALTU?^G:
Präsident:
Dr A. V. Keller, rector der Universität Tübingen.
Kassier;
l)r Zech, prolessor in Tübingen.
Agent:
Flies, sortimontsbuclihändler in Tübingen.
GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS:
Dr Böhmer, .stadtbibliotltckar in Frankfurt a. M.
G freihttrr v. C'ottu, k. bayeri.«cher kämiiierer in Stuttgart,
Dr K. V-. Gerber, kanzler der Universität Tübingen.
Holrath dr Oriinin. mitglied der k. akademie in ßerliu.
Dr G. V. Karajan, vicepräsident der k. akademie in Wien.
Dr E. V. KaiLsler, archivrath in Stuttgart.
Dr Klninpp, director der k. privatbibliothek in Stuttgart.
Dr Kiüpfei, bibliothekar in Tübingen.
Dr Maurer, prol'essor in München.
Dr Menzel in Stuttgart.
Dr Simroek, j(rofe.s.sor in Bonn.
Dr W a (; k c rn a g e l , proFessor in Basel.
N. FEDERMANNS fJNl) H. STADES
REISEN IN SÜDAMERICA
1520 BIS 1555
II E U A IJ S G K ü E B E N
l)n KARL KLÜrFEL.
STTITTÖAHT.
(iKDBUCKT AUK KOSTEN DES MTTERARISCIIEN VEREINS.
NAni UESCOLX'Sa DtS Ai;SSC't:X?8.SKS VOM JUM 1858
i859.
KL'
INDIANISCHE HI8T0RIA.
EIN SCHÖNE KUß TZ WEILIGE HISTORIA NICLAUS FEDER-
MANNS DES JÜNGERN VON ULM ERSTER RAISE SO ER
VON IIISPANIA UND ANDOLOSIA AUSZ IN INDIAS DES
OCCEANISCHEN MORS GETHAN HAT, UND WAS IHM ALL-
BA IST BEGEGNET BISZ AUFF SEIN WIDERKUNFFT INN
HIÖPANIAM, AUFFS KURTZEST BESCHRIBEN, GANTZ LU-
STIG ZU LESEN.
[HAGENAW]
MELVll.
Ped. u. 8t.
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in 2010 witii funding from
University of Toronto
littp://www.arcliive.org/details/nfedermannsundlisOOkl
Dem edlen und vesten herrn johansen wilhelm
VON loubenberg, vom loubenberger stain zu BOG-
ECKH, ROM. KÖNIG. MAIE. RATH ETC. MEINEM Gt^NSTf-
GEN JÜNCKHERRN.
Ein willige dienste und alles gutts von Gott zuvor, Günstiger
Lieber Junckherr. Nach dem ich in erfarung kommen bin , das E.
V. ein sonder liebhaber und erforscher der Antiquiteten, deßglei-
chen auch deren dinger, so sich bei unsern zeitten durch mör-
schiiTung, mit erfmdung der newen Inseln, welclis man die New
weit nennet, auß Gottes des allmächtigen Schickung wunderbarlith
herfür gethon, und noch für und für, mit mancherlai gaben, von
Goldt, Edel gesleiu, und köstlichem holtz, gewürlz und anderm
herfür thun, und eröffnet werden, darauß dann die miltigkhait,
gülte und liebe Gottes gegen dem menschlichen gcschlecht, ynimer
desler mehr erkhant und mit lob und dancksagung billich /n her-
Izen sol genomen werden. Es hat auch Gott der allmächtige on-
zweiffel etwas grösseres drunter verporgen, das vor dem tage
des Herren uns allen zu nutz als wir hoffen, werd erfolgen, wie
E. V. als ich achte, solchs langst vor mir nach ihrem hochbegab-
tem verstände, bedacht und drauff gemerckt hat.
[iv] Dieweil dann etliche, so gemelte New wellt, mit vil ge-
ferlicheit, • schweren raisen und uncostcn erfaren, auch grosse bä-
cher darvon haben geschriben, und solch ding ahngezaigt, deren
sich wohl zuverwundern, So hat sich unther anderm, mein Schwa-
ger Niclaus Federmann von Ulm selig, verschiner zeit, in namen
und ahnschickung etlicher herren auch defs wollen erkundigen,
und so er zwai mal inn Indien über Mör geraiset, hat er die erste
reiß und was ihm und andern mitgeferten drunder begegnet, was
er auch gesehen und erfaren, von eynem tag zum andern, wie es
erstlich auß befelh der Kay, Maiestaten durch ainen Notarien so
mit geraiset Hispanisch inn ain büchlin verzaichnet, ins Teütsch
transferiert und nachgeschriben, welchs gantz lustig und kurtz-
1*
weilig ist zulesen. Und nach dem ich vernommen, daß E. V. das-
selb auch zulesen begeil, hai) ichs der selben als meinem lieben
günstigen JuncKlierrn, und als einem sonderlichen liebhaber und
erforscber der verborgne ding und wunder Gottes, sovil es den
menschen nützlich und bösserlich ist, hiebei wollen zuschicken,
mit fieissiger bitt E. V. wöH solchs in gutlem gefallen von mir alm-
nemen, deren ich auch in merem zu dienen genaigt.
Damit sei Euere Veste sampt allen den ihren, unserm Herren
Jesu Christo tiewlich befolhen. Datum in Ulm, im Monat Maio,
Anno etc. LV.
Ewer vest williger
Hans Kiffhaber
Burger zu Ulm.
Von der außfart Niclaus Federmanns des Jünger von Ulm, auR Hispa-
nia in Indias, und was im in diser raise begegnet, auch was Er gesellen
und erfaren von Insclen , völckern , ihren sitten und gebrauchen , darbei in
was leibs gefahr er mit den seinen gestanden, and wie vil sin erlitten, bif»
zur ahnfart der statt Coro.
Im tausent fünfT hundert und itn neun und zwMintzigsien Jar
des andern tags des Monats Octobris, Gieng ich Niclaus Federmann
der Jünger von Ulm, zu Sani Lucar Paramcda, ain Porl des Möhrs
inn Hispania der Proviiitz [2] Andoh)sia gelegen, zu schiflT, well-
ches mir von Herren Ulrichen Ehingern, von der Herren Rartho-
lome Welsern und geselschalTt wegen, geaignet, und für haupt-
mann desselbigen, sampt ainem hundert und drei und zwaintzig
Hispanjern Kriegs volck; und vier und zwaintzig ti^ul.süher herg-
knappen genennt und fiirgeselzl, mit denen inn das lande Vene-
cuela, so an dem grossen Oclavischen m«)hr gelegen, wulches gu-
bernation und herrschlinge, den gesagten Weisem meinen herren,
von der Römischen Kayserlichen uiaieslat bevolhen, und überge-
ben zu schiffen, und zu hilff Amhrosio Talfnigern von Ulm, so als
Statthalter und Verwalter diser Regierung und gubernatitm aldar
was. Als wir nun mit grossem ungestimmen weiter, und zwaien
sorglichen fortunen, am 23 tag naci» unserer außfartt, em Insel,
Lancaeroten gehaissen , so j)ei dreihundert meilen von Hispania
gelegen, und der sihen Insulas fdie man Insulas Canarias nennet)
aine ist, erraichten, und wir alter auß widerwindl, wie gesagt,
uns drei und zwaintzig tag verweileten, welche Raiß man doch
gewonlich, in 8 biß inn 10 tagen auffs lengst füi schiffet, hetten
wir gebrech ahn wasser, also, das wir gedrungen inn dieser Insel
Wasser zunemmen. Und wiewol dise Insel dem khönigreich Hispa-
nia underworffen, so ist doch nur ain statt so von Christen be-
wonet, darinn gebawen, so gegen Auffgang liget, und nach der
Insel Lancaeroten gehaissen, umb uns aber der wind, der statt
und Port, dasselh zu zufaren verhindert, füren wir in ein Portt
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gegen Nort, oder mitnartit gelegen, Rabicun genannt, daselbst wir
uns, nach sag der schiß leüt wasser zuhnden versahen. Und als
ich mit 10 mannten, darunther vier teütsch, ahn land i3] für, mich
kainer feind versähe, und daselbst niemand pfleget za wonen, es
was aber, aus es unser unglück also erfordert und (xott gestattet,
zu der zeit grosse dürre in diser Inset, hatte lang nit geregnet,
hetten die Arabien, so auß Barbarie, welche 17 meyl gegen der
Insel über gelegen, und an ainem ort diser Insel, ihr wohnaag
zuhaben, und ihr viech, gaiß und kamelthier, aldar zu graßen
und Waiden, wurde vergönnet, von dannen sie in Barbaria ihre
Coniract und geschafft oder handthierung mit dem viech und ge-
nieß derselben, als milch und keß, haben und treiben, danimb sie
dein Hauptmann der Insel, ihnen solches zu gestatten, ihren tribot
geben, gesagts ihr viech an diesem Port Rabicon, da wir ange-
faren dem wasser zu lieb, dessen sie an orten, da sie ihre ge-
wohnliche Wässerung haben, gebrech, hintriben und uns ersahen,
vermainend, wir weren Frantzosen, dann eben urob die selbig zeit,
zwischen Hispania und Franckreich krieg, und die Frentzösischen
schiff und Armada, sich in diser und den andern umbligenden In-
seien auSliielten, und auff die schiff, so auß Hispania nach den
Indias faren, die selbigen niderzuwerffen und zuberaaben verwar-
ten, darumb sich ettwas bei achtzig Arabier oder Moriscos ver-
samleten. Und als wir uns umb das wasser nmb sahen, ihrer we-
der 8org, noch ihrer zusamenrottunge gewarteten, überfielen sie
uns ettwa zehen schrit weit auff ainner hohe, von dannen sie mit
grossen stainen zu uns warffen, mit denen sie gaiitz gewiss, and
ihr maist getrostente wehr ist, dann es seer ein rmg volck, schnels
lattffs von und zum mann, wie ein hirsch springt, darmit theten
sie uns, die wir darzu gantz unversehen, grossen sclKiden, wund-
ten unser vil [4] mit den stainen. darunder ich in kopff auch hart
wund ward. Als sie sich nu unser machtig, und uns zertrennt
sein sahen, welcher trennung wir getrungen, dann wir die stain
nicht gedulden mochten, auch kain weher hetten, darmit wir ihnen
so ferne schaden kundlen thun. Und dieweil wir grossen drang
von ihnen erlitten, uns nicht entschutzen kundten, understunden
wir uns, ain hübe so gegen uns über einzunemen. Und als wir
das thal verliessen, und die höhe zu unserni vorthail auffstigen,
folgten uns die Arabier nach, umbgaben uns zu dreien selten, und
nach langem weriTen und schlagen, so wir 2U beiden seitlcn (helten»
warden der meinen zwen teütsche, und ain Hispanier erstochen,
und rest all mein volck hart wund, und ich mit einem stuinfvorfT
(wie vor gesagt) und noch mit einem rapier, baider wunden in
kopflr, wol gezaichnet, und darzu sampt zweien Hispaniern von
Arabiern gefangen, noch zwen teülscher und zwen Hispamer ga-
ben diu flucht an das mör, alda das schifBen, darmit wir an land
gefaren, unser wartet. Die Arabier aber folgten disen flüchtigen
nach biß ans mör, worflfen auch einstheils von der höhe denen
im schiflin zu, wundten zwen Schiffer oder Marineros, also das
sie sich am gcstad nicht kundten enthalten, noch die vier obge-
sagten personen retten, sonder sich in das Mör zuweitten gedrun-
gen wurde, biß sie die Arabier mit irem stainwerfl'en nit mehr
kundten erraichen, darumb sich die vier flüchtigen in das Mohr,
und ahn das schiflein zuschwimmen begeben musten, dahin sie doch
mit arbait gereichten, und deren einer also schwimmend gewurf-
fen worden, das wa nicht mit eill, von denen im schifllein, doch
mit ihrer gefahr, errelt, were er crtruncken. [5J Die Arabier, so
uns gefangen, fürten uns in einen holen stain. da sie uns verbor-
gen hielten, besorgend, so die im schiß vernemen, wie es gestaft,
wurden sie sich untherslhen, uns mit gewalt zuledigen, und jnen
abzutringen, und dieweil die Arabier, deren gefangnen wir wa-
ren, allein Rescat, oder Schätzung und losung, unserer personen
von uns verhoflflen, und darumb uns cnthiellen, ließ ich mich ge-
gen ihnen mercken, wolle mich mit dem hauptmann des schilTs
Cwelches ich selbs sein ihnen verlaugnet) ber^^den, des sollen sie
mir statt geben, und mich ahn das schilt kernten lassen, die andern
zween, so mit mir gefangen in pfandl hallen, biß ich widerköme,
das ich aber ahn inen nil gehaben mochte, das sie mich ledig wol-
len lassen, oder in das schifl' zukomen vergönnen, aber doch ga-
ben sie mir zu, ich sollte deßhalb ahns schilF schreiben, und mein
mainung dem hauptmann anzeigen, so wollten sie denen im schilT
zeichen geben lassen, das sie an land schickten^ die brieff zu-
holen, doch mit dem geding, das ich musle geloben, nit ahnzu-
zeigen wa wir gefangen lägen, auch das nit über zwen, auß dem
schitr an land Sprüngen. Das geschach, und als miW mein schrei-
ben, auß dem schiffe kamen ^wcn mann, das ein, ein ba^lbirer ixt\»
zuverbinden, der ander ein Kriech, welcher die Arabische sprach
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kundte, darmit wir doch, den Arabiern unwisend, was .sie unser-
halb mit einander redten, in irer sprach auch kunlschafft betten.
Ich schreib auch ahns schiff, sie sollten sich die selbige nacht er-
heben, an das recht Port und statt der Christen wonung Lanca-
rotten genannt faren, und dem hauptman die liandlung ahnzeigen,
damit er eilend auff land unserer ledigung fiirsehung Ihette, und
als mit defs die nacht ahnfiel, [6] sagt ich den Arabiern der haupt-
man» begerte von inen zuvernemen, was oder wievil losung sie
für uns begerten, darauff sie sich lang mit einander beratschlagten,
und von uns grossen Rescat und losung vermeinten zuschetzen,
und doch wa wir uns so tewrcr ledigung widern thetten, welchs
sie für yeden zwaihundort ducaton hetlcn angeschlagen, wolten sie
uns, darmit nit auß langj-m Verzug unserer gufengnüs dem haupt-
man diser Inser fürköme, all drey umb zvvaihunderl ducaten le-
digen, diß alles, was ihro anst hläg waren, hettenn wir durch den
Kriechen obgesagt, gutte knntschaflTt, Als sie aber morgens, an
das gestadl des Mors, da sy das schiff im Port, abendts heUen
gelassen, giengen, auff mainung Rcscats und losung halber, mit
denen so der hauptmann an land schicken wurde, alls wir dann
ihnen zuvcrslehen betten gegeben, /uhandeln, funden sie das schiff
schon abjjefaren was Als sie uns aber sollichs ahnzaiglen, und
wir uns darab verwunderent erzaigten, uimI nach langem nach-
gedencken, die ursach ires abfarens zu urteilen, sagten wir, das
wir schätzten, dieweil die selbige nacht, eben ein scharpffer windt
gewest, werden sie dem Port, als denen es unbekant, nit haben
wollen gelrawen, sonder zu ihrer Sicherheit, inn das Mör gelof-
fen und geschifft sein, also verwarteten sie der zukunffl auff dem
Mör. Aber wir der hilff auff dem lande, jeder theil wie ers zu-
geschehen vermainet, biß an den vierten tag, da kamen ellich des
hauptmanns deiner uff kämellhiern geritten, der sie sich in diser
Insel gebrauchen, und namen uns auß der Arabier händ, und be-
leitelen uns in die statt zum hauptmann der Insel Sancho de Her-
rers geheissen, welcher den fal unserer [7] gefencknus, und die
ursach unserer ahnfart ahn disem ungewonlichem ortte, auff sein
begeren, nach lengs von mir vernam, welcher zustund den Mören
nachzustellen und gefencklich für ine zubringen, aussendet, gleich-
wol acht ich nit weniger urnb den genieß der straff so er von inon
erwartet, als unsern wider recht erlitnen schaden zurechnen, von
ime ahngesehen, di.ser hauptrnann thet mir vasl gull Iractamenl
und heilt mich wol, versähe uns auch uinb hezalung, aller not-
durfft, also belieb ich biß ahn andern lafj daselbst, mich und die
andern gewundlen zubinden, und mit andern der krancken not
zu versehen, und volgents erhub ich mich, und für ab in ein ander
Insel Lagomera gehaissen, zwölff meil darvon gelegen, dahin ich
am andern tag glücklichen ahnkame, lag daselbst drei tag, ver-
sähe das schür, mit holtz, wasser und fleisch nach notlurlft, dann
es zu diser raiß fas. die gelegnest Insel ist, unlher den siben In-
seln, so man die Canarias nennet, und da fast alle schiff anfarcn,
von dar erhub icli mich mein raiß fort nach Sancto Dominjgo zu-
faren, dahin ich von der Insel Lagomera auß, noch 1300 meil
wegs helte zu Continuieren und zuraisen. Also eraichten wir noch
inn disem Monat Pecember, Anno, neun und zvventzig, der min-
dern zahl, das Port und sant Dommigo, iinuoth anzuzaigen, die
andern Inseien, so wir unlher weg<Mi, ehe und wir gehn sant Do-
minigo geraichl l'iagefaren und gesehen, dann wir in dem keiner
außgestanden, doch will ich ahnzaigen das \\\r von der Gemoria
auß, neinhunderl meil wegs faren, ehe und wir land sehen. Dise
fart ist der grrist Gollfo, des Occianischen Mors, und bißher ahn
keinem ort der weit, khain grosserer GollFo, da man lenger ahn
[8J land zuerraichen faret, erfaren oder gescbiffet worden, wol
vil weitfer und auch urigewarsamere raisen, mit grosser mühe und
gefahr, thun die Porlulagesische schilleüt, die inn India und biß
gehn Maluco faren, aber doch sehen sie aufl's lengsl alle acht
tag land.
Als ich nun in dieser Insel, welche Insula Spaniola heißt,
aber die statt Dominigo, welche ftist wol erbawen, und zierlicher
gassen und edificias hat, und hat auch ain starck weherlich schlols
und ain fast gulte porl. Und wiewol in diser Insel, welche fünfl-
hundert meil wegs ringsumb sich begreiffei, vil der fleck?n und
statt von Christen bevvonet sein, so ist doch Sant Dominigo, djts
haupt und beste unter allen disen Inseln, onnolh von art und sitten
der Naturales oder einwoner diser land art zuschreiben, dann es
nu mehr als ein land vor vinrlzig jaren von Christen, erobert und
gewunnen bewißl, und lautgeschreygig ist, wie auch die zu Coro,
als ihr hernach werd hören, ain nackel volck, und eben der sel-
bigen färbe. Sie die Naturales oder einwoner diser land, so dise
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Insel, ehe und die Christen dahin kommen, besessen und beherr»
sehet haben, welche itzt kainen aignen flecken bewohnen, Sonder
sie seind den Christen gar geundertheniget, und dienen den Chri-
sten so vil deren noch bei leben, welcher doch nicht vil mehr
vorhanden, dann nach veniemen, so sollen von fünffhundert tau-
sent Indios oder einwoner so in dem land geweßt, durch die gantz
Insel allerlai nation und sprachen, alls die Christen das land erst
erfunden, welches wie obgesagt, be» 40 jaren, itzt nit über zwain-
tzig tauset bei leben sein, ain grosse summa in ainer kranckhait
welche sie Viroles haissen, auch thails in kriegen, und [9] ain
grosser thail auß übertribener arbait, darzu sie die Christen, in
den Goldbergwercken , genölligl, welches doch wider ihre ge-
wonbait ist, dann sie von arl, ain zart und wenig arbailent voick
geweßt ist, gestorben, und sich in so kurlzer zait ain solche niul-
titud und grosse summa in «in so wenig zal gemindert. Also das
itzt, dise Insell und alle flecken und statt darinnen durch ain kö-
nigliche kamer und hofTgerich, wölches sie Audiencia Real hais-
sen, geregieret werden, die inn der statt sant Dominigo wohnen.
Daselbst fandt ich , meiner herren der Welser Factor Sebastian
Rentzen von Ulm, belib aldar biß ahn den füiiffzehenden tag, mich
wider mit notturO'tiger profandt und untherhaltung des schiffs, 'auif
mein fort raisen gehn Venecuela zu versehen, lud auch alda zehen
p. d, v^armit ich mich wider erhuh, und von sant Dominigo ab-
fuer, wie gesagt, gehn Venecuela schiflcndt, dahin von sant Do-
minigo auß bei zwaihuoderl meiien wegs ist, wiewoi es stracks
wegs, nit über hundert und fünlTtzig meiien seind. Man kan sich
aber des stracken wegs nicht gebrauchen. Dann das Mör daselbst
zufast Corrent, oder lauffend, und die sciiifl', so sie nit höchern
ahnfaren, dann dahin sie stracks wegs begeren, abiregt, fast einem
^^hnellrianenden flufs geleich. Als wir bis ahn den neündten tag
gefaren, welclis ahn einem kliinen weg lang verweilet was, ur-
9acii der fast Ungewissen fart, wie dann gesagt, und auch zu
diser fart nit mehr dann zwen wind prospero oder dienlich seind,
kamen wir abondls uinb die fünfl' ulir, in gesiebt einer Insell, wöl-
che sieben meil vonn den» landt Venecuela ligt, Ruynari gehais-
sen, wölliche der Pilot oder lailer des schiffs für ain andere Insel,
so siben darob gelegen |10j meiien, Curacfto gnaonl, ansähe, und
also äUH falscher erkanutnus, der Insel vom Pilolo oder lailer des
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schiSs selb betrogen, luren wir stracks gegen der Insel ulter, den.
lande Venecuela , terrg Ferma zu , venoaindton also das Port Coro
zuerraichen, wiiiches woi die recht derotta und fart, so es die
Insel Curac^o. darfiir wirs hielten, gewest were. Also umb nüt>'
nacht vngefar^ sähe aioer der scbiffieut aulT dreien orten des schiiTs
fewr, wölche die Indios landvoick am gestadt des Möhrs, darbei
zu vischen, alls sie pficgen zuthun brenten. Alls aber der Piloto
oder laUer dils schiffs solichs gewar» erscbrack er ser, be&orgent
dem iand ziuiahend gefaren sein, denn er erkannte die Insel, so
wir vor nachts gesehen, nit die sein, darfür wir hielten, dann wir
sonst die Costa des lands Venecuela, nit so bald hetten könden
erraichen. Also ließ er eilenls das schiff wider keren, hinder sich
zufaren biß ntorgens frü, das sie das Iand und ihr fart sehen und
erkennen möchten, woldies alles unser not wol erfordert, denn
so wir die fewr, so die Indios wie gesagt, (villeicht auß Schickung
gottesj nit geprennt, und wir die nit gesehen, und also nur ein
halbe stund fortgefaren, wcre onmüglich gwesl, das unser einer
darvon komen were, dann daselbst kain Fori oder ahnfart, sonder
voller baxos, als nidermdrig und steinig, da sich das schifF ange-
stossen, und wir ertrincken hetten müssen. Als wir aber dise ge-
fahr, auß gesagter wamung, als got getiei, fürgangen, und am
morgens das iand sahen, und erkanten das wir ob sechs und zwein-
tzig meiien vom rechten Portt der statt Coro angefaren, und aber
kainswegs vom orte da wir waren, das Porti Coro erraichen kun-
ten, dann wie vor gesagt, das Mör scnier ainem was[l l]s&rfius
gleich abrindt, und auch die wind daselbst vasi Ordinari oder ge-
mainglich Sud oder von mittem tag gehn, und gegen Ost oder
auffgang zefaren nit gestatten, Also auß zwaien bösen das we-
nigest übel zuerwöien, dieweii ich ye mein fart wider gehn santo
Dominigo nemmen muste, ward ich entschlossen, den grossen ko-
sten so auff souil voicks, so ich im sciiiff helle, wöloher bei hun-
dert und siben und viertzig dern ich geradten kundte, zu umb-
gehn, darüber vil uncustens gangen were, so ich sie mit mir
wider zuruckgefürt bette, ließ derhalber ein Kalb ineil vom Iand,
an dem stiUesten ort diser Costa oder gestadt so wir daselbst fan-
den, das schiff, und sprang aubents selbst zehent in den Bäte}
Calso baist das kiain schiff darmit man an Iand füret) bei gutter
wehr, und ahn Iand füren, tbetten uns an ainem ort, da wir ver-
12
inainten von den Indios am wenigsten gesehen zu werden nider,
aulf wohn, die Indios sollen hei naeht wider aull ihre gewonliche
vischereien C^ie dann die vergangen naeht beschehen) kommen,
sie zuiiberf'alien, und ^Iso von ihnen vernemen, wa wir im land
weren, dann wir auch, oh sie die Indios dasclbs, dem Gubernator
m Coro, underthan, und der Chrisl(in freund wt-ren oder nit, gantz
nil wüslen. Wir kundten aber die selbige nacht nichts erwarten,
dann die Indios, als sie das schilT ersehen, betten sie sich in ihre
Hecken und gewarsam geihon, besorgend, alls olTt von Sant Do-
minigo auß beschehen, ain raubschilf were, und uinb sie aulTzu-
heben, zufahen und zuverkauft'en aldar kommen. Dieweil ich nu
sähe, das unser anschlag aber nicht efecl und verf()l<rung wollte
haben, warden wir zu ralh, und schickten zwen mann der unsern.
sie selten das land einwertzs zie[12]hen, so maisl unvermerckt
sie kundten, und ain lleekeii oder Puebh) der Indios erfaren und
bcsichtioen, alls dann so sio des wegs dahin berieht, wider kämen,
darmil wir mil der siercke und maacht so die iiotturfft erhaischete,
dahin raiselen, und mit gütle oder gjnvalil, durch sie gehn Coro,
also haißl le 'all, da df;r (iubenuitor und die Christen wonen,
und erst haben gebawen und edificiert, gewisen zuwerden. So sie
aber im fahl, ainen Indios oder zween, deren sie sich mäohtig
sehen, ergrieflen, das .sie die selbigen fiengcn, und fiir mich brech-
ten, darmil ich v(m ihnen durch ain tollmelschen, so ich bei mir
hette, was uns zuwissen nollwendig, erfüre. Ich Hess auch, alls
ich dise zween Hispanier abgesandt, die s«dbige nacht alles vobk,
wellchs nicht zu der schiflnng nolt oder von nötlen «as, sampt
den Rossen und aller noltnrlltiger provant, aulf drei lag an lan<l
füren, uns mit allem aulf die raiß rüstend, und aulf die gesandten
wartendl, die hotten ain Weiler von dreien häusern, fünff meil
von dem ort da wir angelaren, gelegen, erraicbt. Und als sie bei
nacht also verborgen wartetten, biß sich ain Indios von den häu-
sern weitterle, den selbigen ahnzufallen und mit ihnen zufüren,
das sich aber den selbigen abent nit zutrug. Aber morgens frii
gieng ain India, allain umb wasser etlvvann ferr von den häusern,
deren sie nHcli<riengen. Und als sie sich die mil ihnen zufüren un-
dersluntlcn, sagt sie ihnen inn Hispanischer sprach, die sie ein
wenig kundle, dann sie vor jaren in S/mt Durninigo verkauirt was
worden, und aber von Kay. Miiy. faclor. .luan oder Johann de
13
Ampies gehaissen, welcher der erst Gubernator und besitzer dises
Jaiids geweßt, wider erkauflTt, und in ihr vatler[13]land zu ihrer
freiheit gebracht, von ihnie darumb ahngesehen das er ihme ein
gullen willen unlher den Naturales oder Indios machte, und also
ahn sich ziehe, warunib sie doch gefangen wurde, were doch sie
und die gantz Provinlz so Baragnana heißt, der Christen zu Coro
freund, also Hessens die India wider ledig, gicngen mit ihr in jre
behausung, alda sie etwann bei sechszehen Indios mann und fra-
wen funden, Hessen ihnen durch die gesagt India anzaigen und
sagen, warumb sie da weren, und wie wir mit dem aldar ange-
faren schiff kommen weren, das wir auff land gehn Coro ziehen
möchten, begerten glaids volck des wegs. Also gab jnen der Prin-
cipal des Weilers, zwen Indios zu, mit denen die zwen Christen,
am dritten tag morgens friie khamen. Also erhub ich mich mit
allem volck, uff Coro zu raisen, kamen desselbigen tags an einen
brunnen, bei zwei meilen vom ort, da wir außgezogen, oder da
das schiff stunde, darbei wir die selbige nacht blieben, und des
andern tags erraichten wir den Weiler vorgesagt, aldar die inn-
wohner mit allerley vischen , dern sie vast vil und gult haben,
sauipt anderer speiß, auff uns wartende, und vast wol einpfiengen,
belieben die selbige nacht aldar, schickten etliche Indios gehvi Coro
zum Gubernator, wölcher nicht in aigner person. aber wol sein
Statthalter, Luis Sermienlo gehaissen, dahaim was, Auch. schickten
wir zu den flecken, darfür wir zu raisen betten, das sie mit Pro-
vandt gerüst weren. Also fortziehendt kamen wir alim volgenden
tag, nacht spat an einen Puebles Miraca gchaissen. da selbst wir
auch wol empfangen wurden und die nolturfft funden, daselbst
ruheten wir biß an andern lag, dann sich etliche der meinen ver-
gangnen Li 4] tags hart gegangen betten, dann die tagreiß bei 6
Irieilen weitt, mit gebrech ahn wasser, aiu hais sandig landt, und
den merenteil am gestadt des Mors geraißt waren, umb mittag zeit
khamen leütl, von des Gubernators Stallhalter auß Coro, uns fort
zuhelffen gesant. Dieweil ich nu das volck auß gefalir, und schon
dahaim sein schetzel, übergab ichs Jörgen Ehingern. so mit mir
auß Sant Oominigo abgefaren, mit beuelh er sollte das volckh dem
Gubernator oder seinem Statlhaller, in seinem namen, übergeben
und unther sein gehorsam antworten, und erhübe ich mich wider
ahn das schiff zuraisen, darahn mir, dieweil es vast reich geladen.
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an maisten gelegen wäre, und ahn ainem gefarlichen ort stunde.
Ritt also in tag und nacht wider zurack ahn das schiff, was ich
vor in dreien tagen geraist wäre. Und am fünffzeheten tag Jen-
ners des dreissigsten jars der mindern zai, umm zwo vhr nach
inilteniacht, richten wir die segel aufF, tind faren wider zaruck,
umm das wir die recht Derotta oder fart zunemen, und das portl
Coro zu'^-rai hen, wölches Portt genanter statt Coro, nur von dem
ortt Paragnana, da ich angefaren, unmüglich was zu erraichen,
khamen also als Gott gefiel, in sechs tagen wider in die Insel sant
Dominigo, wollt mich aber in das Porti nit begeben, wölche ein-
zufaren etwas gefarlich ist, nnd dieweil ich zu sant Dominigo nichts
zn schaffen hette, ließ ich ihn dem Batel oder khiainen schiff, ainen
mann, etwann fünff und zwaintzig meil von der statt sant Dominigo,
in einem portt der Insel Acua gehaissen, dafür wir faren, ahn landt
setzen, mit befelch, das er solte auff dem lande gehn Sant Domi-
nigo ziehen, und zu Sebastian Rentzen geh«, ond ihm meine brieff
[15J antwortlen. Als aber Sebastian Rentz in ainer Carabel dreis-
sig meil von sant Dominigo, in ainer Insell Xabona gehaissen, alda
ich nit seiner, sonder des manns den ich zu ihme gesandt, war-
tette, zu mir käme, bracht mir allerlai nofturfflige Provandl inns
land zufüren was ich begerl hette. Lag also in diser Insel , mein
piofandt und was mir von nöllen zu empfahen, und auff gutten
viindt und zeit widerumb gehn Coro zufaren warttcndt, biß an
s<;olißzehenden tag still.
Von disem ort obgemeldt, für ich in ein Insel Sant Juan oder
Johan gehaissen, ftinfflzig meil ob der Insell Xabona vorgeraelt
gi^legen, daselbst fnr ich inn ein Port und statt von Christen be-
wohnet, genannt Sant Jerman , alda lud ich Roß, Ochsen, Schaaff
und ander viech so vil mir die ringcrung deß Schiffs, von dem
volck, so ich außgcsetzl und in Venecuela geschickt, statt gäbe,
und ladi^n kundte, mit dem ich mich eltliche tag daselbst verweilet,
lolgerids füre ich widerjimb ab, sampt ainem ai>dern schiff, auch
meinen herren den Welsern gehörig, und in Sant Jerman zu mir was
kommen, auff Venecuela des land wider zuschiffen. Kamen also uff
den 8 tng deß Mertzens im dreissigsten Jare, in Coro, des rechten
Ports glücklich nnd wol an, dem allmächtigen GoU seie lob, Also
das ich mich von Sant Lucar de Barameda ain purll in Hispania ge-
legen, wie dann im anfong hie vor auch gemeldet; biß in das Portt
15
Coro, des lands Venecuela zuerreichen, mich biß in sechsten mo»
nat, das ist vom andern tag October, im 1529 jare, biß den adhten
tag des Mertzen , des folgenden dreissigsten Jars der minder zal,
verweilet.
AHNKUNFFT IN DIE STATT CORO.
Wie sich Niclaus Federniann etc. in ahukunift der statt Coro im ab-
wesen des Gubcrnators Ambrosii Dalfingers gehalten, auch mit was ehrer-
bietung, triumph und pracht , er sampt dem Hans Seyssenhoffer, den tvider-
komenden Gubernator, obgemeld, empfangen haben.
Als ich nun gehn Coro khame, fand ich den Gubernator nicht,
dann er vor acht Monat ain raiß das lands einwertz gelht um
hetten seither seiner abraiß in Coro khein zeillung von ihme em-
pfangen, und ward das land, in seinem des Gubernalors Ambrosii
Dalfingers von Ulm abwesen, von seinem Statthalter, Luis Ser-
miento gehaissen, geregiret. Als ich aber das schiff, darinnen ich
dahin kommen, außgeladen, und auf den 22 des Mertzens obstends
Jars abfertiget, gehn Sant Dominigo und fort nach Hispania zu-
faren, khame auff den 18 tag Aprilis hernach ain andere Armada
dreier schiff, von meiner herren der Welser leüt, von Sibilia in
Hispania auß gen Venecuela gesandt, darmit ihre diener, ainer
Hanns Seissenhoffer gehaissen, für Gubernator des lands abgefer-
tjget, dann sie in Sibillia besorgten, der Ambrosius Dalfinger
möchte not gelitten haben, und villeicht mit seinem volck von den
Indios der widerkunfft verhindert sein worden, dieweil inn so
Janger zeit, wie hievor ahngezaigl, kain botlschafft von ihme ge-
habt, und Li 71 auch sein stathaller, so er hinder ihm verlassen,
welcher ein Hispanier was, und mehr auff sein dann auff deren
nutz ersehen solte, forthailig gehausei hette. Also ward der ge-
sagt Seyssenhoffer von Kay. May. amptleütten so in di&em land
residiren und wonen, als Factor, Conlador, und Thresorero, das
sein<l, factor, zoll und schatzmaisler, und vom dem andern kriegß-
uolck, und Pobladores oder ein woner, fürn Gubernator ahngeno-
men, und geschworen, hat auch den gesagten des Ambrosii Dal-
fingers Statthalter verkerl, und mir den bcfellch der slatthalterei
auffgeladen, darinn ich residiret und beUb biß Hans Seyssenhoffer
die üubernation wider Übergabe. Dann über fünfftzehen tag nach
gesagter Seissenhoffers ahnkunfft ungefär, khanje der erst Guber-
16
nalor Ambrosius Dalfinger, welcher bei achl Monat, wie vor auch
angezeigt, ainer miß, die er das land einwertz gulhan, außgeweßt,
welchen wir nott gehllen haben, und nicht wider körnend, zweif-
Icten, der ward von SeissenholFer und mir, mit ainer vasl zierHchen
Ordnung, doß kriegßvoicks zuroß und fuß, ein halbe meil von der
statt Coro, unlhor ainer aulFgeschlagnen zellt oder vellhütten, mit
aineni gesungnen Atnbt und Te Deum laudamus, mit trumpetten und
heerbaucken empfangen, aldar wir morgens assen, und nachmals,
wider in die statt Coro zogen. Und wie woll diser Ambrosius Dal-
finger, auff gesagier seiner raiß, vil vor unerfarner, frembder land
durchraisset, da ihme auch auß kranckheit und kriegsfahl, bei
hundert Christen umbkonien, Von dero land Sitten und Ceremonias,
vil zuschreiben were, wils aber hieinil unlherlassen, als ain Ding das
ich allein gehört, und nit selber erfaren, dann [18] mein mainung
nicht ist, anders dann was ich selbs gesehen, und auß aigner er-
fahrung, für warheit bekennen mag, zubeschreiben. Dieweil aber
Ambrosius Dalfinger, glücklich wider gereicht was, des man sicli
doch nit hette versehen, auß gesagter ursach, da übergab Hans
Seissenhoffer, seinen tittel des Gubernators und Capitan general,
des er sich auß gegebnem gewalt Kay. Maiestat biß zu Dalfingers
ahn und nid* rkunüt gebraucht, dem ofitgemellen Dalfinger, alls
ersten Gubernator wider, entschlug sich des selbigen gantz, ließ
auch dem Dalfinger alles Kriegsvokk und einwoner, wie ihme hie-
vor, schweren und unthertlienigen, und sollichs umb die verende-
rung der Gubernation niaisl auß gezweifleler widerkunlft des Dal-
fingers fürsehen, und auff Seissenhoffer gestellt, Und dieweil auch
nach ahnkuntlt des Dalfiii;. is, des Seisseiihoffers etwas bas zuge-
radten was, hat er sich anderer geschefflen in Indias, dern er auch
Coinmission helle , dost statlicher außzuwardten, der Gubernation
müssigen wollen.
Ambrosius Dalfinger aber, gebraucht sich der Regierung nur
biß ultimo Julio, Anno dreissig. Welchen lag er sich erhub, gehn
sant Domuiigo zufaren, und sich <laselbst neben andern Ursachen
die ihnen darzu bewegt möditen haben, seiner kranckheit eines
vierteglichcn fiebers, so er auß gesagter raiß brachte, zu arlz-
neien , dann er in Venecuela kain ringerung, die zeit er in
Coro gelegen, hell erwartet, derhalben ward ich wider für Statt-
halter der Gubernation und Capitan General in seinem abwesen
17
verlassen, und von allem voick darfür ahngenoinmen und ge-
schworen.
1 19J Anfang der reiss Niciaus Fedennanns, von Coro dea land einwerU,
und was für Ordnung und anatalt er auff solche raiss mit seinem volck ge-
macht hat.
Wie ich mich nu aber ' lit ; vil voicks in der statt Coro ohne
«Ott und müssig befand, enlschioss ich mich, ain raiß das land ein-
wertz, gegenn Mittag oder SudmÖhr gelegen zuthun, verhoffendl
aldar nutzlichs außzurichten. Rüstet mir.h mit allem das zu solcher
raiß nolt was. Und auflden 12 tag Septembris Anno etc. im dreis-
sigsten, erhub ich mich mit hundert und zehen Hispaniern zu fuß,
und sechszehen zu ross, sampt bei einem hundert Indios naturales
vom land, der Nation Caquecios gehaissen, weliche unsere not-
turirtige spciß und andern plunder, so zu unserer wehr und un~
Iherhaltung dienstlich, trugen. Desselbigen und ersten tags, ver-
raißten wir drey meil wegs von der statt Coro, daselbst ich den
andern und dritten tag stille läge, und unser läger inain wisen
schlugen, und aldar Ordnung in das volck machten, die uns zu rü-
wiger und gewarsamer forlraisung dienet, Auch ihnen und haupt-
leül und andre ampüeütl so die uott erhiesch, ernennet, dann wir
des volgenden tags, der feinde land erraichten, aine nation Xede-
haras gehaissen, welcher silten, weiß und gebrauch, hernach inn
sonder beschribea werden.
[20] DIE NATION XIDEHARAS.
Von dtir Nation Xidt^haras und deren Gebrauch , auch wie er mit seim
volck vom hcrren des lands und den einwohnet empfangen, und mit
scbanckung verehret worden ist.
Da wir nun den ersten Pueblo oder flecken diser Nation
ahnzogen und einraisselen, welche dann von unserer zukunfft
wissen trugen, dann ich inen sollichs durch einen Tolmetschen,
Cara Vanicero genannt, sampt ettlichen Indios unsern freunden,
soliciis zuuor ahnzeigen ließ, nemlich wie ich sie haimzusuchen,
und mit ihnen freund tschalTl zumachen kerne. Also fanden wir
den Cacique oder herren des fleckens, mit allen seinen innwo-
nern und unlerlhanen anhaims und inn rüwiger possession sampt
aller nolturfft speis und geträncks nach ihrer arl, sampt etlli-
Ped. u. St. 2
18
clien klainelt'rn von goldl, so sie uns verebrelen, und uns dabei
auch wol empfiengen- Gleichwol so isl des golds nit vil inn dieser
Nation, noch inn ihrem land so sie besitzen, haben auch kein bergk-
werck, so Conlracliern und handeln sie nicht mit den andern an-
stossenden Nationen, dann ye aine Nation so das gebirg bewonen,
mit der andern feinde ist, und alle menschenflaisch, und je ainer
den andern, wa sie einander bekommen oder fahen künden, essen.
Also ulierraiftt ich dise Nation Xideharas gehaissen, welche ain
rauch und hoch gebirg besitzen, eltwann bei dreissig meilen. Mir
ist unlher diser Nation auch inn diser zeit und raiß der dreissig
meil wenig begegnet, davon [21] zuschreiben were, die well mich
ohne nott ahnsicht ahnzuzaigei^, die reiß von einem flecken in den
andern, dann ich von diser Nacion, gleichwohl mehr aaß forcht,
dann auß geneigtem willen, woll empfangen, und was sie mir von
Proviant auch ein thail golds gegeben, haben thon müssen. Sie
haben sich auch alle unther Kay. May. und mein an dero statt ge-
horsam und succession ergeben, was ist not ahnzuzaigen, mit was
mühe und arbeit, «olich rau !i gebirg, mit Jen rossen wir fürge-
raißt, dieweil von tedem wo! kann erkennt v. erden, Vvie müsam und
^^chwerlich es zug'ht, sonderlich an örtern dahin k»in roß, ja auch
nie kain Christen zufuß kommen ist, auch was gefahr ahn vil ort-
ten, das hoch gebirg ahnzuraißen gewesl ist, sonderlich wa uns die
innwoner oder Naturales zu widersten betten gewüst, und wiewol
allwegen die flecken, darauß wir uns schaden zu besorgen, vor
besichtigen ließ, ehe wir uns das gebirg ahnzuziehen begaben, so
hetten wir dennocht ofl't goschädiget mögen werden, so die inn-
woner wie ol ge U der geschicklichheit gewest, und ins Gotle
auch verhenget, oder auß genaden uns nicht verhütet helte.
Da wir auff den 23 tag September, Anno etc. im 30 in den
letsten Pueblo oder flecken, diser Nation Xideharas khamen, und
Hittoua haist, warde ich vosi den inn wonern oder naturales bericht,
wie zwo tagreiß von dannen, ein andere Nation Ayamanes ge-
haissen wohneten, welche ihre feindl weren, derhalben, dise zwo
tagraiß unbewondt und öde weren, were auch ein klain volck, und
Zwergen, jedoch streitbar, besessen auch ein rauch und gepirgig
land. Also name ich bei hundert und für^lTtzig Indios oder innwo-
ner, auß dem [22] Pueblo oder flecken Hitovu, das sie uns den
weg und Strassen machten, auch den andern Indios so wir zum
i9
dross und unser notldurfft zutragen gebrauchten., helffen Proviant
tragen, und sonderlich wasser, dessen unther wegen gebrech, uns
an^ezaigt ward.
DIE NATION AYAMANES.
Von diser Nation art, aigenschaft, aitten und gebrauchen, Und wie sia
von der forcht, schrecken und entsetzen der ungewonten nye ersehenen be-
klaidcte und gebartette leiitt und ihren rossen, durch die freündlichait und
alletlay schanckung Niclaus Federmanns etc. entlediget, Kay. May. unther-
thenig worden, und den Christlichen Namen erlangt und bekomen haben.
Als wir nu am dritten tag morgens früe, ein einöde von sechs
biß in acht heüsser, welches die ersten diser Nation Ayarnanes
seind, fand, und sy also unser unbewist, überfielen, die sich als
erschrocken leütt, so zuvor ross, bekleidet und barttet leüt, weder
gesehen noch darvon gehört, wolten empflohen sein, das doch sovil
müglich von uns verhütet ward, ließ mit inen durch ainen Tolniet»
sehen, so der Nation Xideharas bürlig, und ich auß Hitova mit
mir genomen hett, was zu fride und dise leutten zubehertzigen,
und des Schreckens vergessen zumachen, dienete, ahnzaigen und
fürbilden, auch mil vi! umbslenden Amonestirn, welchs sy inen
schwerlich doch liessen fürmalen und einbilden, gäbe inen auch
etliche schanckunge, von eisen hacken, und glässere Paternoster,
so bei vns (wie bewüst) klaines werdts sein, aber bei ihnen, alls
ain frembd ding, [23] groß geacht ist, blieb diesen lag bei inen,
nnd alle freündschafft beweisende, vermainendl, durch sie die Ca-
ciques oder herren deß lands di.ser art und Nation, zu frainde zu-
bringen. Erforschet mich auch durch sie, die gelegenheil dises
iands, auch die macht und innwoner Ich ließ auch, die hundert
und füniftzig Indios, so mit mir von Hitova beer gereißt, allein den
Tolmetschen nicht, wider haim ziehen, gab inen auch schanckungen,
und crzaigel mich ihrer dienste gantz danckbar, und solches auch
darumb, damit die Nation Ayarnanes dester behertziget weren, und
auch sehen wie gutlen glauben wir unsern freunden hielten.
Von diser einöde erhübe ich mich am 27 tag des monats Sep-
lembris, Anno etc. im dreis'sigsten Jare, morgens zwo stund vor
tags, Uii(i zwo mci! von daimea, crraichlen wir einen Pueblo oder
Hecken, darinnen ein reicher Cacique oder landtherr wonen solte,
denen vermainlen wir zu überfallen, und auch also wie die andern
2 *
20
zu IVtJÜiule zubringen. Und wiewol mich die Indios auß vol'ge-
meller eitiöric ballen, ich solle sie vor schicken, darrnit sie dem
Cacique oder Herren, unsere ankunfft nnziiiglen, und so er gähens
Überfalls sich nicht enlselzen Ihette, das wolle ich aber nicht ge-
statten, besorgende, so sie unsere zukunfTl wüßten und innen
wurden, niöclileu sie auß forcht ihre flecken verlassen, oder aber
uns an ainein paFs schaden thiin.
Da wir nun in gesicht des Pueblo oder flecken kamen, und
der Cacique oder Herr mit den seinen, unser unbesorgt, wie wir
uns dann anders nicht versahen, dann das er aldar wonen solte,
sandte ich ettliche zu roFs und zu fuß sampt den Indios, so ich mit
mir auß der einöde ge[24]fürl, eltwann ain rofslauf vorahn, mit
dem Cacique zureden, und also was güttlich nicht kündte ge-
schehen, solten sie der innwuhner sovil sie möchten, mit gewallt
auffhallen, dann sie würden solchem kaum ain anfange geben ha-
ben, wolle ich auch bei inen sein. Darumb ich aber dise vorsen-
det, was allain diese ursach, dannit sie ab so wenig volcks, dest-
minder furcht und enlsilzen haben solten, dann wann ich mit allem
Yoick dargeraißl were.
Als aber die gesandten ahn den Pueblo oder flecken kamen,
fanden sie nicht ein ainigen menschen, wol funden wir das sie die
vergangne nacht da gelegen, dann ihr aiigezüiidt fewr noch brandte.
Da ich nu mit allem volck dahin käme, und gesagls der gesandten
Much befände, kundt ich wol spüren, das sie von den Indios auß
der einode, da wir die vergangne nachl gelegen, ge warnet wassen
worden , bedorift mich aber dessen sträflich gegen ihnen nicht
mercken lassen, dann ich ihrer ferner bedorfl"l. Wir Ihetten uns
aber inn disem flecken nider, dann wir allda Mahis, Juca, ßatata,
Oyama, ainen überflufs funden, welcher Proviandt art, ich zu seiner
zeit hernach beschreibe.
Als wir nun in disem Pueblo oder flecken, bei gutter wachte,
aufF zwo stund geweßt, und also in radl stunden, wie die Naturales
oder innwoner zu bekommen vveren, ließ sich ain summa Indios,
deren ettwann bei sechs hundert, darfür wirs schätzten, waren,
auff einer höhe gegen uns über, mit ainem grossen geschray hören
und sehen, ihre hörner, wie sie in kriegen pflegen zuthun, bla-
sende, und also bei ainem vierthail ainer stund, zu uns schiessendt,
Disen kundten wir so eilend keinen abbruch thun, dann sie hellen
2.«
äie höhe innen, Ich wollte auch [25] nicht gestallen, das man ein
ainige büxen wider sie solle abschiessen, dieweiJ wir imns auch
wol möchten vor ihrem geschofs enthalten, dann sie vns eben ferre,
und also ihr Municion und vorralh der pfeil verschossen, öuch sich
selber deren beraubten, ihnen ohne nutz, aber uns mit mehr ge-
nieß dann schaden, dann wir unseren drofs von den Indios darmit
armirten und bewehreten, welliche wir dann offlmals zu anhlaulTen
etUicher pefj, in die erste gefahr drungen. Darumb ich aber ver-
hüten ließ, das man khain geschofs wider sie sollt lassen abgehn,
was von wir darumb angesehen, damit sie nit durch den schaden
so wir ihnen thetten oder thun möchten, sie sich zu khainer freündt-
scIialTt hernach möchten lassen verursachen, welchs unser fortrai-
sen, obs schon dardurch nicht gar verhindert, doch auffs wenigest
gefärlicher und arbaitreicher, möchte verursachet werden. Ließ
also ain Indio, von denen auß der ainöde, zu ihnen gehn und ihnen
sagen, wie wir allain sie haimzusuchen und mit ihnen freündtschafft
zumachen kommen weren, weren auch nicht darumb da, ihnen ihre
weih vnd kinder zunemen, als sie die Indios, so si4; mit ainander
kriegen, gebrauchen zuthun. Da sie nun den Indio gegen ihnen
kommen sahen, höreten sie auff zu schiessen, alls sie aber ihn ver-
nommen hellen, verliessen sie die höhe mit ainem hellen geschrey,
und giengen uff der andern seitton, sampt dem Indio so ich zu ihnen
gesandt, hinweg, und kamen also weder ainer nach der ander wider
zu vns. Hierauff ließ ich bei zwainlzig wol angelegter und be-
werter mann zu fuß, die hohe einnemen, damit sie den Indios nach-
sehen, und allso auch die landtschafFte besichtigten, von d^nen ver-
name ich, wie sie bei dreissig [261 Pueblos oder fleckejD- rings
umb uns gelegen, gesehen und darundter drei die sie hellen ange-
zündt und brünnen, welchs die Indios selbst gelhon betten. Auch
hellen sie die Indios, so uns zuvor in das leger geschossen, über
ain höhe auß, gegen der höhe daraulF sie zuvor gestanden, gesehen
gehn, welchs alles mir nicht ein gulle anzaigung gäbe. Dann die-
weil sie die drei flecken angezündt, kundten wir wol rechnen, das
es allain auß ainer desperation oder verzweifFelung und harlneckig-
kait geschehen were, dann sie von uns zu überfallen werden, be-
sorgten, und ehe sie uns den genieß und Proviandt ihrer gütler
vergönnen wollen, verpranten sie es alles, darmit weder ihnen
noch uns nichts zu nutz käme. Dise höhe ließ ich mit gutter wachil
22
besetzen zu unserer sicherhait, dann unser ReaJ und leg"er, -von
kainem ortt kundtc vberfaMen werden, da die feinde von diser höhe
zuvor nit gesehen wurden Schicket also nach drei Indios, deren
so mit mir auß der einödo darkhornmen, mit schanckungen zu den
Caoiques oder Herren der umbligenden Hecken ^ welche, ob sie
schon fiit in ihren PuaMo oder flecken weren, wol zufinden, und
wa sie ihren auffrilt haben, zubetretten wüsten, ihnen befellhende,
wie dem vorgesagten, warumb wir darkomen weren, ihnen ahn-
zaigea sollen, auch darneben berichten, so sy zu mir khamcn, und
sich wie freund guttwillig ergeben, wolle ich ihn das vergangen
schon verziegen haben, und für freunde ahnnehmen, auch ihr
freundt seyn, und sie von ihren feinden helffen schützen und er-
retten. Wa aber das nicht, und sy sich meiner angebotner freund-
schafTt widern thetten, wolle ich ihnen nachstellen, auch sie, ihre
landt und veld gebew, verbergen und verprennen, ...ch ', 7] sie,
und ihre weib und kinder fahen, jha für Eschlauos und v.,.i:auffte
leütt haben und vergeben, und in allem wie ain rechter abgesagter
feindt gegen ihnen leben und mich erzaigen.
Nachdem ich die gesagten Indios außgesandt, kamen morgens
umb acht uhrn, ain Cacique mit sechtzig mannen und weibern,
gantz ohn alle wehr, und wie sie pflegen zuthun, wann sie sich für
freunde ergeben, und wiewohl diser Cacique oder Herr^ nit so
klainer person, alls wir die Zwergen, wie hernach gesagt wirt>
haben funden, so bracht er doch eltlich zwerge mit ime, darun-
Iher eltliche von fünfP in secjis spannen die lengsten. Disen Ca.-
cique oder herren, sampt. allem seinem mitgebrachtem volck, ließ
ich täulfen, und sovil sichs laßt einbilden, vom Christlichen glau-
ben sagen. Dann was ist notl, ihnen lang zupredigen, und zeit
mit ihnen zuverlieren, dann solchs muß, und doch mit der zeit,
60 sie golt der Herr begnadet, in die jungen die noch von den
verfürischen und Icüffelischen Ceremonien und Seelen ihrer vät-
ter nicht wissen, und nicht in die allen schon verstockten, ge-r
|}jldel werden. Disem Herren gäbe ich auch etlliche klainetter
von goldt, so sie zu ihrer zier pflegen zutragen, und die mir ver-
cerel worden, auch eltliche messer und scherlin, bestellet mit
ihme frrd, darumb das er sich in Kay. May. und mein, als von
deren wegen ich aldar was, sampt allen den seinen, in gehorsam
ergab Schickt auch durch ihne zu allen umbsessenden Indios Prin-
23
cipales oiler Flerr(3n, (la.s sie auch der gleichen wie er, zu mir
khämen, und sich uniherthanen ihrer der Kay. May. und unsere
freunde ergeben, darinit so ich ielzt das landl duröh^ugei «ines
yeden flecken , darfSSlnach die innwoner freund oder feinde we-
ren, wüste zuverschonen. Also kamen in nachfolgenden funfT ta-
gen, die ich noch in dem Pueblo oder flecken still läge, vil Cacique
oder Herren von vil Pueblos oder flecken, mit welchen ich es mit
täuffen und Amonestationes, auch aller erinnerung halb, gehalten
hab, wie mit disem vorgesagten Cacique oder herren beschebeir
Und wiewol dise alle der Nation Ayamanes iind zwergcn seind,
fände ich doch ettlich darundler > grösserer dispusition oder IcngK
und grosse von leib, von manne und weibern, und als ich die ur-
sach der diÖ'erenz und abthailung befraget, warde mir von ihnen
ahngezaigt, und gesagt, das vor jaren, welches ihre vätfer gedech-
ten, sei ein grosser und general oder gemainer sterbent unter dise
Nation Ayamanes, so derselben zeitten ohne andere nalion oder
völcker, unther gemischt, das land bewonet haben, kominea welche
kranckhait Vioroles gebaissen wirt, fast der art alls bei uns die
urschlecht, dann in gantz Indias khain Peslilentz nie gewefii, dar-
von seind eine solche menge oder summa der Ayamanes oder
Zwergen gestorben, also das sie das landt vor ihren feinden zu
besitzen nicht mer genugsam geweßt seindl, und also auß noth,
sich mit etllichen flecken oder innwonern derselben, der feinde
Xideharas, so ihnen aujQP der seilten gegen mitternacht gelegen,
nechst wohnen, confederirt und zusammen geheyret haben, also
das an disem orll ellliche grösserer dispusition und besserer stalura,
alls lenger und grösser von leib, unther sie gewachsen seindt.
Doch berichteten sie mich, das vier tage raiß von disem flecken,
were das land aliain mit zwergen und vast khlainem volck, und
khain andere Nation under sie vermischet, [29] etllichf tagraiß
weit, das landt einwerlz, bewohnet.
Als ich das und was mir zu fortraißen noth was, von ihnen
befragt und erfaren helle, erhub ich mich, den gesagten z:vvergen
zu zuziehen, und ward auch mit vil der Indios vr t einem flecken
in andern belaillet, uns mit wegmachen und ande r notliirirt wol
gedienet, dann durch dise macht ich vil flecke i und Cacique
oder herrt;n darfür mir raißten, zu freunde, und ward mir gt-
wallt gegen ihnen zubrauchen nicht nott, dann als sie salicii.
24
wie sich die andern ihre nationvervvantcn, ergehen, und ich ihnen
glauben gehallen , warden sie mit gebung aller notlurfTt ganlz
dienslpar.
Und als ich mich den ersten tag Oclobris, Anno etc. im drei-
sigislen, bei einem wasserflus Tocuio gehaissen, dahin wir eben
spat kamen, nider thette, wölcher flufs in aim thai fast schnell lauf-
fet, auch groß und tielF ist, machten wir auß den Rodellas oder
Tartschen so das fußvolck zu ihrer defensa , wehre und beschut-
zung tragen, einen floß sampt etlichen bäumen, so wir darzu ab-
gehawen, daraulT unsern plunder, sampt den Christen, so nit kund-
ten schwimmen vberfurten, den floß mit stricken von einem ort
oder gestatt zum andern ziehend, dann ihn die schnelle und der
gewaltig laulT des wassers abgefüret bette Und als wir das volck
gesagter gestalt, und die rofs überschwemmendt, mit genug mühe
und gefahr, üüer das wasser gebracht, und die nacht ahngefallen
was, thetten wir uns gleich am wasser nider, uns gantz kains
Unfalls des wassers besorgende, kam umb mitnacht ungefähr, der
fluß des wassers so hoch angelauffen, dann es wie wir achteten,
im gebürge geregnet, wol bey uns nit ungewiltert, das er zu uns
ufF die höhe [30] stige, welchs wol zwaier mann höher dann er
am abent, als wir ihm überraist, gewachsen was umbliefl" also die
höhe daraulT wir lagen, das wir von ihme gleich ayner Insel, umb-
geben, allso hette er sich außgebraittel, entfüret etlichen meines
volcks, so in der nidere gelegen, ihren plunder, klaider und speiß,
ehe und sie des wassers ahnlauff" gewar wurden, es schwemmet
uns auch zwei Rofs wol ein viertheil meil wegs von dem leger
abwerls. Also das unser bestes remedio oder vorteyl wäre, allen
plunder auft' die bäume zuhencken, so best wir mochten, und uns
der höhe behelfTen, dann wir darabe nicht kundten, und so gott
hette verhengt, das es noch drei stunden were ahngelofl'en, hette
CS uns mercklichen schaden geboren, und ohne zweifFel, das nie-
mant denn der sich aufl" den bäumen enthalten, were davon kom-
men. Als es aber Gott gefiel, dem sei lob, weret es kaum bey
fünff stunden, und name so vast und eilends wider abe, alls es
hette zugenommen, allso das morgens vor mittag, das wasser so
klein als vor, und der außgerunnen fluß, so uns hette umbgeben,
schon verlofi'en was. Derhalben warden wir verursachet, ob wir
schon der Proviand ettwas gebrech hetten, den selbigen tag, da
25
zubleiben, und dem verloren plunder nachzusuchen, funden also
die zwey rofs, und etllich wenig des verlornen plunders, so sich
zwischen den Stauden und bäumen helle enlhallcn. Erhüben uns
des andern tages, das was auff den drillen läge Oclobris, Anno elc.
im dreissigslen, fort zuraisen, kamen in einen Pueblo oder flecken,
daselbst ward ich von den einwohnern, so auch der nation Aya-
manes feindt, wol empfangen, denn ich die Indios, der Nation so
unsere freündt, auß vorge[3i]melten flecken, mit mir genommen,
fürgesandt helle. Fand bei denen aller Proviandt gullen ralh, da-
selbst ich den lag und biß morgens frue, Mibe biß umb 8 uhr
da erhübe ich mich fort dem gebirge der Ayamanes zuzuraysen
Pieweil aber der Cacique oder Herre und die einwoner dises fle-
ckens, der zwergen des gebürgs feind seind, dann von darauß
fieng sich ahn, das die zwergen wie ich zuvor hab angezeigt, für
sich selbst, anderer nalion onvermischet, wohnen, und kainen Xi-
deharas unlher ihnen gedulden, noch inn der Confederation oder
yerbündlnüs, der andern Pueblos ihrer Nalion auch Ayamanes, so
mit yhren anstössern der Nation Xideharas vermischt, nicht seind,
noch gemeinschafl"! mit jnen haben. Ja auch disen Pueblos, so mit
den Xideharas, durch heyrath, wie auch vor ahngezaigt, vermischt,
feindt und gehafs seind. Als ich aber bei ainer meilen geraißt,
khamcn wir an ein wüstes gebürg, daselbst die rofs fortzubringen,
musam und gefiirlich ist, ward ich entschlossen, dchme nach uns
das gebürg fortahn fast rauch und scharpfl" sein ahnsahe, und so
wir uns schon ilzt ein passo oder weg gemacht hellen, würden
wir doch all halb meyl dergleichen finden, und sich unsere raiß
also lang verziehen, und die zwergen unser gewar werden, uns
auch von dem gebürg schedigen öder aber ihre flecken verlassen
und verhausen wollen. Also wie wir schon ihre flecken erraichten,
sie nicht funden und umbsonst geraißt weren, dann sie sich inn
dem gebürg, wol hellen zuverslecken, so wir ihnen nicht zukund-
ten, und villeicht an orllen, da es mer mit unserm, dann mit irem
ßchaden und gefahr, geschehen möchte, denn wir hellen uns nit
zugetrösten von jnen, wie von den fürgereißlen [32] Indios diser
Nation empfangen zuwerden, als die uns nicht erkhannl, noch von
uns gehöret, vil ehe für ihre feind, als die den andern ihren ge-
hasseten und widerwerligen beislandt, und aber ihnen schadei^
zuthun kommen weren, hallen. Und dievveill loh dise Nation allein
26
zusehen, ab deren klaine, nacl) borensagen zuverwunderen was,
djsen wo{^ zuziehen, mich verursachet, welicher doch uns zu für-
genommer raiße, dem wSiid oder Mitlag mör ziiziehen, nicht dienet,
und solichs gebirg in die harr zu fortraisen unmüglich, darzu so
wurden uns die Rofs, mer verhindern, dann zu vberwindung der
feinde fürdern. Sandte ich einen haublmann mit fünffzig der bas
gerüsten männern zufüfs, sampl ainen Tolmetschen diser Nation,
das sie die Zwergen mit lieb und freindtschafft, und wa nicht füg-
lich, mit gewalt für mich zubringen, und zohe ich mit dem Rest
meines voicks wider zurück, und belib in disem Pueblo oder fle-
cken, darvon ich desselbigen tags, wie vorgehöret ahnzogen
was. Aldar wartet ich biß an den andern tag, das was auff den
fünfflen tag Octobris, der außgesandten, die khamen abendls spat,
brachten ob die hundert und fünCFtzig personen, manne und wei-
ber, welche sie in einem flecken, bei fünfl" meil von dem flecken
da ich einen läge, betten überfallen, und als sie sich zu wehr
gesteh, und freiwillig mich haimzüsüchen, und für mich zfikumen,
nicht wolten begeben, gefangen, ettwa vil im Scharmützel erschla-
gen, und auch der Christen etlich von ihnen auch gewundet, und
erst als die Christen mit den gefangnen am widcrraisen, und zä
uns auff dem weg waren, ihnen ein grosse schar, umb die ge-
fangnen abzudringen nachfolgten, ettwa vil der Christen, [33] auch
die gefangi.en als die unter die Christen, eingeteilt waren, von
den höhenen uiin gebirgen, die sie alweg einzunemen, alls die
deß lands art wissen, sich beflissen, geschedigt und gewundet
Dises waren alles vast klain volck, darunther, wie mir von den
Indios vorgesagt, kein andere Nation vermischt was, und waren
die lengslen von fünf spannen darunter auch etlich von vier spannen
lang, doch zft ihrer grosse zierlicher Proportz und gestalt, von
leib. Tnd dieweil wir uns des voicks, umb seiner klaine willenn?
nicht kundlen gebrauchen, deren wir doch vast not waren, und an
droßvoick gebrech hetten, den Christen ihren blunder zutragen,
dann die Indios so wir ?u Coro außgefuret, fast entloffen und zu-
rück wider haim gekert waren, ließ ich sie tauffen, und wie vor
den andern, was zu fride dienet sagen und amonesliren, und als
ich sie auff glitten weg brachte, auch mit dem Cacique oder herren
des fleckens, darinnen wir lagen, dem feinde sie waren, veraint
und zu freund gebracht, ließ ich sie all biß an zehen person, die
27
mich für iiiHist Principal ahnsahen, wider haim ziehen, ihnen be--
felhende, sie sollen sich gegen ihren Cacique und oberherren, der
gutthat von mir bescheh'en rhumen, und ihnen etliche Prescntes
und schanckiingen die ich ihnen gäbe, anlwurten, und auch darne-
ben sagen, sie sollen in den Puehio Carohana, welcher drei nmeil
von dar gelegen, dahin ich desselbigen tags hinzuziehen, und im
biß ahn andern tag warten wolle, zu mir kome«^, und ihren frid
mit mir bestellen. Darmit zogen sie mit friden, als getedigte
gefangen, jren, und ich meinen wege, fände in dem Pueblo oder
flecken Carohana gult unterschlaifT und freündt, dann sie des Ca-
cique oder herren, [34] des Pueblo oder flecken, darauß wir
gezogen, freunde und derselbigen Confederalion und pündnus wa-
ren, bliben den tag bis an den andern, das was der 7 tage Oclo-
bris, daselbst, dann da funden wir vasl vil und gut wildtpret, von
Hirschen und EUendl, dessen es an den enden ain überflufs hat
Also kamen umb mitlagszeit zwen Cacique oder herren der Zwer-
gen, mit vil ihrem volck, etlwas mit gewehrter band, wellches sie
doch., so sie freunde sein, oder sich darfür ergeben wölk;n, nicht
pflegen zuthun, und als sie die Innwoner vom Pueblo oder flecken
Carohana hellen ersehen, als die ufl" ihrem veld gebewen arbay-^
tend von verren. Ehe auch dann unser wachte gewar worden, er-
hob sich in dem Pueblo oder flecken, ain auffrur und zusammen
lauffen, dann sie besorgten, das sie darumb kernen, sie als Ire
feinde ziiüberfallen, und als ich die ursach irer zusammenrottierung
befragt, und auch in rüslung wäre, zweiflend, ob es wider uns
ahngericht sein mqchte, ließ mir der Cacique oder herr dises flec-
kens sagen, wie seine feind ihnen zuüberfallen kemen, mich bit-
tende, ihme retlung und hilfl" zuthun. Als sie aber dem Pueblo oder
flecken nahenten, sagten mir die Tolmetschen, es weren die Cacique
oder Heren von den Pueblo oder flecken, des gefangnen volcks,
so ich vordriges tags gelediget, und zu stundt alls sie unser an-
sichtig waren, hüben sie Ihre handtbogen in einer handt inn die
liöche, welches undther ihnen ein laichen deß frides ist. Und als ich
sie hieß nider sitzen, deren etwa bei dreihundert waren, verwissu
ich ihnen hoch, das sie wider die Ordnung, freindliches geberd.s,
mit ihren weren kommen weren, denn so mich die Tolmetschen,
und ihre nations genossen, dem, wie [35] ich vorgesagt, zehen
behalten und nicht gelediget helle, nicht hellen verhindert, hellü
28
ich sie überfallen und geschlagen. Also gaben sie mir neben ihrer
entschuldigung das sie also mit gewerter handt, ihrer feinde halben
hetten komen müssen, und das ihnen die, zu ihrer gewarnsame,
wider haimzuziehen noth were. Verehrelen mir auch ettliche Pre-
sentes oder schanckungen von goldt, presentiert und schanckt auch
der Cacique oder Herr, mir ein zwergin bei vier spannen lang, fasl
schöner und gutter proportz oder gestallt, die er sagt sein weib
sein, dann also ist der g;eb.auch unter ihnen zu frides bestettigung
zuthiin. Dise empfing ich, wiewil sy sich fasl übel gehube und
hetrtig wainet, dann sie nicht mainet menschen, sonder teüilen,
darfür sie uns halten, geschenckt sein. Dise zwergin habe ich
mit mir biß gen Coro gefürt, daselbst sie bliben ist, dann ich sie
nicht auß ihrem lande hab wollen furn, darum das sie und alle an-
der Indios, auß ihrem vaterland, und sonderlich in kalten landen, nit
lang leben kh verainigte auch disen Cacique oder Herren, mij
den innwonern dises fleckens, darinnen wir lagen, deren feind sie
zuvor geweßt waren, wie dann z&vor auch angezaigt ist Sie er-
gaben sich auch unther Kay. may. gehorsam und succession, gleich-
wol wil j'^h '^'6 tribul oder underthans laistung, es seie dann mit
gewerter hand und stärckerer macht dann sie sein , mich nicht un-
dersteen von ihnen zu erfordern, dann djser und aller anderer na-
tion der Indios ergebung unther Kay. may. gehorsam, auch die er-
zaigung ihrer freündschaffl, nicht lenger werel, dann die zeit so
sie nicht bessers vermögen.
Durch dise Nation, zohe ich noch ettwann aufT die [36] fünff
tag, ward allenthalben von den Indios oder naturales wol em
pfangen, dann ich ye von ainenn flecken inn andern, der Indios so
ich zu freunde gemacht, fürschicket, darmit man in den Pueblo
oder flecken, dahin wir zogen unsere ankunflt, auch was glauben
wir diser Nation gehalten, und das wir nicht darumb d^r weren
khommen, ihnen ongeursacht laids zuthün, wissenhafl't machte. Uns
ward under dieser nation wenig Present oder schanckung von goldt,
dann sie dessen kainen reichthumb oder ja vast wenig haben, dann
sie sich nur der schwarlzen glitzender körner, angefasset, wie die
Paler noster, zu ihrer zier gebrauchen, auch gebrauchen sy sich
etlicher Mariscos oder mörmuscheln, so sie von andern nationen
erkaulTen, welches ihnen als die dem mör ferr, sellzam seind,
•dann sie von dem mür nichts wissen, auch dahin nicht kommen.
29
Ist ein volck das mit den uinb silzendeii Nationen, ihren nachpaurn
feinde seind, auch nicht ferr raißen, und sich aine Nation der an-
dern termines und herrschung nicht gebrauchen.
Als wir nun auff den zwöllTlen tag Oclobris in den letstcn
Pueblo oder flecken der Nation Ayamanes oder Zwergen kamen,
daselbst sich ain andere Nation, die Cayones ahnheben, die auch
diser Nation Ayamanes vorgemelt feinde seind, also das wir auch
erst der selbigen freündtschalTte mit gütte und ongütte, müsteii
procuriern, erlangen oder erwerben etc.
L37] DIE NATION CAYONES.
AVic diso Cayoiu's überfallen, mit schanckung sich als freunde erzaigt.
Nachmals mit dem Caeique oder bcrren haimlich hinweg gethon, zur rottie-
rung und widerstand sich versanilet. Welche zum andernmal in der nacht
überfallen , mit gwalt gefengklich hingefiirt , und der landherr als frid-
brüchig, in eysene kettln geschlagen, und also der unbtstandt und mißtraw
gerochen und hezak worden ist.
Als ich nun ferrner die Ordnung rnit disen Cayones, wie auch
mi den andern, alls vorgesagt, fürname, und sie morgens frü vor
tage inn ainem Pueblo oder Hecken ungewarnet überfiel. Und ob
sie sich gleichwol anfengklich zu wehr stelten, so wurden sie doch
gestillet, dann ich ihnen durch die Ayamanes, dern ich etlich inil
mir hette, sagen und ahnzaigen liess, wariimb wir doch darkomen
weren, daraulF erzaigtcn sie sich züfriden sein, gaben wir auch et-
lich Present und schanckung von goldt, und alle nolturlTt der speis,
also leiten wir uns am gewarsamesten orte nider, auff mainung,
einen zwen oder drei tag alldar zubleiben, und auch die ummses-
senden Indios und Pueblos oder fiecken diser Nation, wie vor ander
auch, zu freunde ziibringen, darmil wir des rwüwiger und auch mit
wenigster gefshr, fort kündlen riiisen, ließ also die Ayamanes, so
mit mir daher komen, mit etlichen Christen meines volcks, wider
biß in ihre termines, grontzen und gewarsame belaiten, dann sie
sich von den Cayones iren feinden züübeifallen werden besorgen-
ten, und ob ich wol unterstünde, unther ihnen freund tschafft zu-
machen, so wollen es aber [38] die Ayamones, nit gestatten, sag-
ten ihnen weren etliche der ihren, von den Cayones gefangen, und.
erschlagen, und noch ungerochen beliben, daran mir auch wenig
30
gelegen, dann es von mir allein darumb angesehen was, darmit sie
unserer gerechten fraindlschaffl, deslweniger zweifletten, urid auch
erkennten, das wir umb hres hails willen alda weren, dann sonst
hellen wir woUeiden mögen das je einer des andern feind gewesen
weren, dann deslweniger hellen wir uns irer versamlung die uns
holte mögen schaden , besorgen dürffen. Nun als ich disen pueblo
oder flecken und auch die innwoner desselbigen, schon zufriden
gebracht, und vermeint, das wir die Presenl oder schanckung, in
pfandt der freüntschalft gegeben weren, und uns wurde von ihnen
wie von andern Pueblos oder flecken, glauben gehalten, helle sich
der Cacique oder herr, mit all seinem volck, weib und kind, bei
nacht haimlich absentiert oder weg gethon, ihren Pueblo oder
flecken, öde und uns allein darinnen gelassen, welches wir erst des
morgens gewar wurden , dann sie sich in die weiteste ire heüser
von uns gelegen, hellen gethan, wir achten das allein darumb ge-
schehe, umb ihre weib und kinder von unserer Conversation oder
beiwohnung züweitteren. Dieweil sich aber diser unverseheneit
abscntation oder flucht nichts dann zusammen rolierung der umb-
ligenden flecken, irer fraindt was zuversehen, ließ ich die hohene_
und wa wir uns schaden zübesorgen hellen, aufls maist unser ge-
warsam, mit Christen besetzen, belib daselbst biß auff den abent.
Umb fünfl" uhr ungefar sandt ich bei fünlTtzig Christen, darunther
vier zu pferdt, auch etlich Indios unsers drofs, die zu solchem
überfallen, im ersten [39] ahnlaufl" fast gut seind, sandte mit inen
ein tolmelscher, der Nation Ayamanes, so ich mit mir helle, und
deß landsarl wol wüste, inen befelhende, sie sollen die nechslen
Pueblo oder flecken, so uns der Tolmetsch nahet zu sein ahnzaigle,
bei nacht und elvvan drei stunde vor tags, wann man sich der feind
am wenigsten versieht, und jedermann mit schlaff" rüel, überfallen,
und sovil sie kundlen, sahen, also geschachs auch. Sie überfielen
einen flecken, der ellwa zwo meil von unserm leger was, darinnen
sie bei achtzig personcn manne und weiber fiengen, die andern
waren ihnen entgangen. Mit denen khamen sie etwa umb eilff" uhren
gegen mitiiacht, dann inen meines befelchs zu geleben, und sie ersl
gegen tag zu überfallen von unnöten was, darumb das der flecke
klein, und deß voicks wenig, dem sie sich woll ohne forlheil mäch-
lig wüsten. Als ich mich aber an den gefangnen, wa der Cacique
oder herr, so von mir auß dem Pueblo oder flecken geflohen , aufl"-
31
enthielt, befragte, schickt ich zustund die selbige nacht andere
fünfTtzig manne, mit etlichen der gefangnen ihnen den weg zuwei-
sen, sie zu überfallen, und als inen die Christen bei nacht, und
wol zu rechter zeit, da man maist schlaflft, nahendt kamen,
fanden sie die bei gutter wacht. Also stillen sie inen den lufft,
und die liecht ihrer füerer, dem sie sich zii sollicher zeit, und
wann sie sich besorgen, gewonbeit haben zu gebrauchen, über-
fielen sie mit grossem geschrey, als ob ihr noch sovil weren,
darab sie schrecken empGengen, aber sich doch zu wehr stellten,
verwundten sieben Christen, und ward einer erschossen, welchen
die andern Christen an heimliche ort, und da niemandt hin kommet,
begrüben, darmit es die Indios nit gewar wurden, und uns [40] den»
lodt underworffen sein erfuren, dann sie uns für untödlich schätz-
ten, der Indios aber kamen vil umb, und wurden drei und viertzig.
personen gefangen, darundter der Cacique oder herr auch. Den
ließ ich in ein ketten schmiden zu andern, die ich in eisen füret,
als der wider sein zusagen, glauben gebrochen hette. Den rest der
gefangnen, auß beiden orltcn, Ihailet ich under mein volck auß,
ihren drofs und plunder zutragen, dann dem was uns fast nolt,
dann vil der außgefürlcn Indios, was entloffen waren. So wollen
wir auch die wir noch betten, nun des lang getragnen lasts und ar-
beit, ringern, und nicht gar abmerglen, auch in die nolt sparen,
sampt dem sie uns zu widerstand! der feindt, an örtern geferlicher
pöfs, darzu sie ring und unverdechtlich sein, und ob sy schon ge-
sehen werden, gleich als bald für landvolck als feinde, von ferren
geschetzt werden, auch wo! und nutzlich dienen kundten, dann wir
inen auch getrawen dorfften, als die allein durch uns und mit un-
serm hauffen, ir vatleilandte, durch so vil frcmbde nation, wider aö
erraichen sich hellen zu getrosten. Also fürraisten wir kurtz davon
zu schreiben, fünlT tagraiß, das wir kainen flecken zufreünd kundten
bringen, wiewol ich offt der gefangnen, ye einen mit schanckungen
vorsendet, umb die Cacique Naturales, oder herren etlicher flecken,
darmit zu freündlschalU zu Ursachen. Befalch auch den gesandten,
anzuzaigen, auß was verwirckung, wir die vorigen betten gefangen,
das wollt aber nit erschiessen, dann weder die außgesanten, noch
die andern kamen. So funden wir die Pueblo oder flecken, darfür
wir zogen, allweg öde und leer, dann unser durchraisen durch der
gefangnen Indios mitgeseilen, so darvon khamen, un|41]ther alle
32
discr Nation erschall, also das wir in diser nalion Indios, khainen
nye ahnsichtig wurden, allain zwaimal an zwaien pössen hellen ihre
etliche von der höhe da sie von uns nicht geschediget oder über-
eilet mochten werden , uns ins leger geschossen , aber gleichwol
wenig schaden gelhün mit ihrem geschoß, dann so sie uns mit stei-
nen, die sie mit klainer mühe autF uns zufallen, ledig betten mögen
machen, bekrieget hellen, das hat aber Gott der herre ihnen nicht
verhengel, und gcschicklichait auch hertzens kraffte, mangel ge-
geben.
DIE NATION XAGUAS
AVie sich dise Nation und völcker, auß schrecken des .schnellen iiber-
i'als Niclaus Fedeimanns und der seinen , die sie mehr Teuffell dann men-
schen sein vermaititcn, in gehorsam und freündtschafft ergeben haben, und
das mit wolthat aller schanckung von goldt, und darraiciiung aller notturff
tigen Prouiaudt und andenn , genugsam bewisen und (doch gedrungen) er-
zaiget haben.
Wie wir nun in die leisten Termines und flecken diser hie-
vorgemellen nalion kamen, aldar sich ein andere Nalion, dieXaguas
gehaissen anhebt, raisten wir biß an vierdten lag mitten durch
einen wasserflufs, so zwischen zweien bergen inn einem thall rin-
net, dann zii diser Nation, sich die Cayones keines anderen wegs
gebrauchen. Und als ich mich ahn den gefangnen befragete, zaig-
ten sie an, das es allein darumb beschehe, Dieweil dise nation, ye
eine der andern feind weren. Auch baide thail Carne hunana, das
ist mensch[42]en flaisch essen, und einander mit was listen sie
mögen nachsteilen, nemen sie yhren weg durch das wasser, als ein
nackondt volck, und sonst von artt mehr visch denn fleisch seind,
darmit man ir gespor nit künde vermercken oder außgespehet wer-
den, dann dise baide Nation, nimmer mehr rüwig, oder der leindt
unbesorgt leben, dann wann das wasser vast angelo/Ten ist. Und
vviewol CS die Indios, inn anderhalb tagen gelin, oder den weg auß
dem wasser verlassen, so verweilten wir uns doch, wie gesagt, biß
an vierdien lag, dann es uns mit den rossen, und dem plimder
mühesam warde hindurch zukomen. Wir kamen auch dii;e zeit,
allein am mittags und abenls, so wir am gestad des wassers elwann
ein klaine ebne fanden, alda wir uns zu essen und nachts zu röen,
Inder teilen, nicht auß dem wasser. Wir hellen auch mehr gebrech
33
ahn Proviant dann Überfluß, dann wir uns nach ahnzaigen der In-
dios unserer gefangnen, die flecken ehe zu erraichen, uns ver-
sahen. Und da wir aber schon den weg auff dem lande erraicht
hellen, und das wasser verlassen, stunde uns nicht ein wenige mühe
for, die innwoner des lands, der Nation Xaguas, zu frainde zu-
bringen, dann nir kein niittel hellen, das uns zfi dem frid dienet.
Dann die vorgsagl anslosscnd nation unsere feind waren, und wir
mit ihnen onconfederiert, oder bündtnus gemacht, hüben waren,
also das wir die ursach ujjsers fürreisens, und das wir sie zübelai-
digen, nicht alda wcren, nicht zfibezeügen hellen. Doch wäre unser
behelff, das sie mit den Cayones vorgesagt, feinde wassen, und sie
destweniger beleidiget, des Schadens und der gefengknis, so die
Cayones von uns erlitten. Und als wir dem ersten flecken, diser
Nation, nach ansage der [43] Indios Cayones, bei drei meilen
nahend, Ihelten wir uns nidcr, alle ort und unibligende höhenc wo!
behüten, darnut wir von den Indios oder innwonern nicht gesehen
wurden, und auirrtir unther ihnen ursach geben. Schickt aiuli einen
guten teill meines volcks bei nacht umb sie züüberfallen, und was
sie also fahen möchten, fiir mich zubringen, das geschach also, und
Kiiamen morgens vor mitlag, mit etllich wenigen pcrsonen, die sie
inn dem gesagten flecken, der gleicbwoil nicht groli was, also
schlallent, uberjallen heften, welche sich anß schrecken, solchs
unversehens aliii<«rifrs, und von unbckandten leütten, die sie mehr
für leüfel, dann IMcnschen achten, nicht zii wehre gestellt. Als ich
aber nun iium was zii IVide und ainigkhcit, auch inen hertz und
emplangnens schailens \eigesseii zumachen, gern mittel gohnbl
helle, darinit sie nicht auch feinde, wie die Cayones beliben. Dann
neben dem es gar soi gkli< h ist, so ist es auch essens und aller Pro-
viant, aucli der erl'arung des lands halber, vasl beschwerlich und
arbeitreich, neben dem. So helle ich aber gegen inen, das zu ge-
sagtem dinet oder ITnderel, keinen Tolmelsclien dorne ich dorlUe
gedrawen, dann allein zvven die ich mit mir helle, waren von der
Nation Cayones, so wie zuvor geschriben, wir mit uns gefangen
fürten, und auch die sprach der Xaguas kundlen, diewcil aber, wie
gern wirs doch undigan^en hellen, ye kein ander miltel voiliaii(l(*n
was, ließ ich <ler Tolmelsclien einen der mich durzü am taugliclislfii
ahnsalie, sag(;n, ich wolle iline frei ledig, und bilS iiuH) d^r feinde
land, in seine Icrmines oder grenlzen bclcillen lassen, und mit
t'td u. St J
34
schanoknng-en begaben, so er unverkorter rede, die Nation Xaguas,
mit den Worten, so [44] ihme von mir befolhen wurden, zö friden
brechte, und ihrer gefeiis;knuü, das dieselb auß aig'ncr vcrwürckung
imd auch wider ihr vcriiaisscn und gelübde, ihre flecken Tcrlassen,
geflohen und sich zusammen gerottet, selber ain ursach weren, an-
zaigelle, welches er mir versprach und hiislet. Also ließ ich der
erst gefangnen Xaguas fünflT personen ledig, doch behielte ich die
maistc principales oder rürnempste bei mir, sanipt dem Cacique
oder herren, damit sie sich dest weniger wider uns .«etztcn, und
uns zrigehorsainen, ihren herren baß dann durch krieg znledigen
wüsten. Gabe ihnen, nemlich den gelediglen, schanckungen, bei
nnns gantz klaines costens, aber bei ihnen hoch geachtet, die sie
dem umbsitzonden Cacique und herren der flecken sollen bringen,
und von meiner wegen ^ id und gelaite, auch das wir aHain, ihre
Ireündschafl^ zuerlangeri und sie vor ihr<'n feinden zubeschützen
kommen weren, zusage? und anzaigen sollen. Sie sollen sich auch
in den Pucblo oder flet- n, da sie, die außgesandten, gefangen
worden, und Coary geh ssen ist, dahin ich mich zustund erh&b,
mich baimziisHchen und fr i<le mit mir zu bestellen, kommen haissen.
Da wir nun aulT d 25 lag Octobris, umb die neun uhrn,
Ttorgens dahin raichten, .'amen auch inn derselbigen stunde ettlich
Cacique oder herren, I mit ihnen ob acht hundert personen
'Jannc und weiber, wellet ^ daselbs von zwo biß in die drey meilln
jmbsefs seind, z& abend t etlwa umb vier uhr, mit stecklin sonder
ainige gewohre, in der hand tragend, wie sie zübezeügnus der
freündtschairt zölhun iiii gebrauch haben, ßrachten wir auch
schanckungen von goldt . , sampt aller nolturff^ proviand und wil-
prelt, blieb in disem Put'[45]blo oder flecken zwen tag still ligent,
/ard in solcher zeit von den Caciques oder herren viler umbligen-
.'er örlter, haimgesucht, und mir ward kurlz darvon zuschreiben:
'"'urch diese Nation und ihr landt, wölches wir inn fünfl' lagen, für-
aisten, jjiiu freund IschaflTt und glauben gehalten, und isl uns, dar-
lOn parlicular zuschreiben, oder in sonderheil anzüzaigen, in sol-
hen Ugxin, nichts begegnet. Also kamen wir aufl* den leisten lag
melt ,>ionats Octobris, Ihn einen Pueblo oder flecken Cacaridi,
haissen, welchs der leiste flecken diser Nation ist, und dahin wir
'n Coro der stall, da wir erstlich und zii anfang diser raiß auß-
^Tjogfcn drei und siebentzig meilen rechnen, das aller raucheat
35
gebirg", das ich zuvor nie erfaren Iiabe, wol »nag* sclireiben, welches
uns mil den rosgen, alls an orllen, davor nye rofs lunkomen waren,
an etlichen Pässen, und sondertich, durch die Nation Cayones,
wölche wie vor g-omeldt, unser feinde, beliben waren, und dern
hilir, wir die wege zumachen, mangletten, und also die Christen,
solichs seibs thun mosten, ob wir schon bei zweihundert und fünttsig'^
Indios mann und frawen hotten , welche die proviant und anders,
als munition was harnasch uns z& unser wehre dienet, trugen, deren
wir auch vasl notduriTt waren, darmit oder durch welche die Chri-
sten geringerl, und one die, wir schwerlich auch fort betten kün-
den kommen, und wa es lenger geweret, hett es uns grosse mühe,
und unleidenliche arbeit geursacht. Es het aber daz gebürg drei
meil von disem Pueblo oder flecken, wie volgen wirt, ein ende, und
fieng das eben und schönest lande an, das in Indios gesehen mag
sein, welches die Nation oder völcker die Caquetios besitzen, darab
wir uns als wir von [46] der Nation Xaguas vernomen, nicht wenig
verwunderten, und nicht glaubten, vermainende, ob sie schon auch
den namen Caquetios betten, so heten sie schon oder doch der
Sprache nicht wie die Indios zu Coro, da wir außgezogen waren,
auch nicht also Redten, dann wie zuvor gesagt, wir ob drei und
sibentzig meiln von denselbigen, und entzwischen fünO' Nation, dern
jegkliche ein besundere sprach redten, fürgeraisset betten, und tvas
uns solichs alls em ding, das uns erfrewete, wie gewonlich be-
schicht, dest ungleublicher , dann ir wol haben zugedencken, wie
verdrossen, biß zuerraichnng der Caquetios, wir einander züver-
steben, uns haben müssen bebelfTen, dann ich allein der ersten
sprach , alls der Caquetios zwen Christen und vertrawle Tolmel-
schen die dieselbig sprach fast wol kundten, bei mir bette, und her-
nach bei den Xiderharas durch zwen, bei den Ayamones durch drei,
bei den Cayones durch vier, und bei den Xaguas durch fünflP per-
sonen, reden muste. Derhalben ist nicht zuzweilHen, bis einer den
andern verstanden, und also biß in die fünffle zungen sagt, wie ihm
von mir ist befolhen, das yc einer etwas darzu setzt oder darvon
nimpl, also das unther zehen Wörter so ime beuolhen, kaum eines
meines gefallens, unserer notturft gemeß geredt wurde, welches
ich nicht für ain klainen oder wenigen gebrach, und der uns olTl an
erfarung, viler heimlicheit des lands darumb wir dann malst auß-
geraißl, verhindert spüret. Die vorgesagten Nation oder völcker,
3^
36
als Xideharas, Ayamanes, Cayones, und Xaguas, essen alle men-
schen fleisch, und ist ye ein Nation der andern feindt, wie ich
hernach dcrn Nation, yeder sitlen und gebreuche, sovil ich dern
hab erfaren, wil anzaigen.
[47] DIE NATION CAQLETIOS.
Dise Nation volckieicb und vast streitbar, auch überflüssig an goldt,
haben auß aigner maacht alle anstossende Nationen , auß der ebne in das
rauch gebürg z»1 wonen bezwungen, damit sie allein das schönest, ebnest
und fruchtbarest ort besessen und bewontcn. Dise in ahnkunft der Christen
(so ihrer freündtschaflTt begertcn) sich gantz gÄtlwillig, on bezwungen (allein
auß wunder dißoubekhannt voick die Christen, zfcsehen) mit Verehrung einer
grossen summa gelts, erzaiget haben.
Als wir nun wie gesagt, in dem leisten Pueblo der Nation
Xaguas, uns erhüben, und die Caquelios, so das eben land bewo-
nen, welche uns von den Xaguas, für vil, und fast streitbar volck,
angezaigt ward, bei einer meil nahenten, und ihre flecken schon
erreicht hellen, welche in einer fast schonen ebne, wie zuvor auch
angezeigt, an einein grossen wasserfluß. gelegen seind und wonen,
dern flecken wir ob zweinlzig sehen kundlcii. Also Ihetlen wir uns
daselbst nider, und uns berodlschlagen, wie die sach.en ahnzügreif-
fen were, dann demnach wir sahen der Pueblos oder flecken, vil
waren, daraus uns ein grosse Summa Indios Naturales, so sich un-
serer freündtschalTl wideren wollen, abpruch und züsorgen für un-
naohtheiligen widerstandl Ihiui möchten, dann uns die stercke,
freche und geschicklicheit, diser Nation Caquelios, von denen so
bei Coro wonen, erfaren und gütt wissen trugen, sampt dem uns,
wie ich ziivor habe angezeigt, von den Xaguas auch angezeigt was.
Es seind auch all andre nation vorgesagt, von in inn dem gebirge
züwohnen gedrungen, darmit sie allein die ebne und fruchtbarest
lande besitzen und hersch[48]en, dann dise Caquelios an keinem
orle, das gebirge, gleich als wol umb Coro, als an disen orten,
allein das beste, fruchtbarest und ebnes lande bewonen, und auch
andere nation in keiner ebne gedulden. Nu unser notturffl aufl's
sicherst, geniig und wol ziierwegen, wurden wir ziirathe in an-
sehung dise mit wie andre zii überfallen, daiui dern ziivil, an denen
wir wenig, mit ernst hellen zögewunnen, einen Indios Caquelios,
dern so mit uns von Coro uußgeraißt, sampt etlichen der Xaguas,
3T
so auß den leisten Pueblos iferselbigen Nation, mit den Caqiielios,
dem lande und flecken, wir jetzt ahnreislen, uinb saltz fi idtlich
Contraclirn und handlen, ahn die innwoner derselbigen flBckf n, und
Pueblos, welche provintz oder gegne Variqiiecemeto gelieissen, mit
etlichen schanckungen, an die Caciques oder heren zrisrliickcii, und
durch die, sie unserer ankunlTt, und die Ursache unsers fürraisens
ziiberichlen, darneben jnen derhalben sagen lassen, so sie unsere
freunde zusein willens weren, so sollen sie uns enloegen ziehen,
und mit mir fride besteten. Und wiewol wir dise Nation, so eilendt
oder mit giille, ziifride zid)ringen, uns nicht getröstelen, so saher
uns doch solichs gesagter gestalt ahnziirichten, und ir gemült ehe
und wir unsern vorthleil übergeben, zuverniercken, für das gewis-
seste an. Blieben also in gütter wachte und wehr, disen lag und die
selbige nacht, an gesagtem oit ungefar ein ineill von den Fucblos
oder flecken, dann es als wir die Indios, aussendeten, eben spat
was, derhalben sie den abent, mit antwurt nicht wider kamen, so
hellen wir uns auch in unsern vortheil gethon, da wir uns der rofs,
welches unsere maisle wehr, dern die Indios tnaiste forchl tragen,
und ihnen l49J damit grosser abpruch geschieht, künden behelfTen.
Am morgen frue khamen aber die vor außgesandlen, mit elllichen
der Indios Caquelios, dern nicht über vierlzig waren, Brachten nnt
ihnen elllich wildpret, und andre speiß, sagten mir, wie in ihren
Pueblos oder flecken ihre Caciques oder hcrrn, unser wartlielteti,
wollen uns auch gern für freunde hallen, und hellen unserer zü-
kuntr ein freüde und gefallen. Also sendet ich dise wider haim,
sagende. Ich wolle ihnen zu stund nachvolgen, und wiewol sie
unser ziierwarlen, und mit uns, den wege ziizaigen, oder mit zii-
gehn erholten, schlüge ichs ihnen doch mit glimpfle ab, ilarmil ich
mich inn ihrem abvesen, von den gesandten, was mir dieser Ca-
quelios anschlege, und irs erzaigens z""i wissen nolt wus, zid)efra-
gen, allsdann geschähe, kundte auch nicht änderst erfaren, dann
das wir uns von inen, kaines belriigs oder unfreündschalTt hellnn
zübesorgen, dann sich der Caquetio oder Tohtietsch, so ich, wie
oben angezaigt, mit mir auß Coro gefürt, und zu disen Caquetio»,
gesandt helle, hoch rümbt, auß seinem angeben, unsers gntteir
traclaments und wollhallens, so wir allen Nationen, so sie unsere
freinde zusein, erj»ebeii, und dasselbig mit wercken und gaben be-
wisen, gelhon hellen. Auch unser macht und slercke, gegen denen,
38
so uns widerstanden, erzaigct hellen, hieraufl iietten sicfi diese,
unsre freunde zttsein, und was uns not zugeben, bewilliget, darnmb
Ich ihmc schancknng thetle, und freimachele, dann er hU\ der zeit,
einem Christen zudienen, von mir geschenckt was, ich künde aber wol
erkennen, nach dem er die grosse der flecken, und vile des voicks,
mir ahngezeiget, das sie, neben dem sie obgesagls Indios und Tol-
metschcns 160} rede zum thail beweget mag haben, nicht wenig
ursach was, uns als ein voick darvon sie nie gehört, zusehen, und
auch villeicht darumb, das sie sich irer vile und stärcke, uns so
ivir gewallig mit inen handien wollten , fürnemen widerstandt zu-
Ibon getrösteten, und solichs zu urlheilen gäbe mir ursach, das sie
sich, uns entgegen zuziehen, wie die andern Nation, und wie vor
gehöret ist, gethan haben, nicht wollen demütigen, als ob inen, so
sie unsers gehaiß oder befelchs, gelebten, gleichsam ob sie auß
forcht gehorsamten, für schändlich zugerechnet wurde.
Nun als ich aber, den ersten Pueblo oder flecken, diser pro*
vinlz Variquecenento erraichte, fand Ich darinnen grosse Summa
der Indios, deren ob vier tausenl waren, vast wol proporcioniert
und starckh voIck, von denen Ich vast weil empfangen ward. Und
flie sach zu kürlzen, blib ich in denen pueblos oder flecken, so an
disem Wasser ligen, deren 23 waren, und ye ainer ain halbe, und
aafls maist ain meile von dem andern iigt, bei 14 tagen die flecken
^übesichtigen, und die einwoner zii freunde zubringen. Auch die
örtter des landes , so wir fort unser fürgenommenen wegs*, betten
^iireissen, zuerfarcn. Inn allem bewisen sie uns gutte freund-
schafft, und haben uns in disem Pueblos oder flecken diser provtntz
Variquecimeto, schanckunge gehen, aber ongenöttigter und wilku-
riger Verehrung, ob drei tausenl Pesos golds, welches bei 5000
gülden Rheinisch Ihül, dann «es ain reich, und an vilem golde ain
tracticrenl oder gcwerbig volck ist, von denen maus auch refra->
ptieft und erkauft't. , Und so man ihnen gegenschanckungen von
eisen, als hacken, oder äxten, messer, und dergleichen, [51]
das dann ihnen vast nolt ist, vil gold und grosser reichthumb zu
|)ekomnien wem, wie dann wol zugedencken ist. Dieweil sie uns
sovil Present und schanckungen auß gultem willen gaben, un(|
solch» allein umb ihr herrlichait diso darmit zübeweisen, und nicht
wie inn andern flecken und vorfürgeraistcn nalioncn, aus forcht,
deren sy, kundten wir wol spüren, ab uns wenig trugen, dann sie
3Ö
sieb wie z&vur auch angezai^l, ihrer vii jetröiiteUen, denn ici.
etirch glaube, auß disen 23 flt'cken, so sich hin «iiiern halben tage
möchten versamlon, bot dreissig tauscnl indios kriegs volck, diu
darzu dienen und gcubet seind. Dann wie ich hernach, so ich deren
siUen beschreibe, ahnzeig^en \ril, darzfi vest und wol bewehrt
flecken, die nicht kundten wie ander vor erfuren pueblos oder
flecken, überfallen werden, habf^n und besitzen, und solliches dar-
umb, das sie mit vier Nationen, so sie zu vier seilten umligeben,
feinde seind, und sich yeglichs kriegs und i^berfals von ihren fein-
den besorgen und versehen müssen, und »uch hinwider gegen
ihrem widerthail gebrauchen, dann die drei Nation so sie umbge-
ben, als etliche Pueblos oder flecken der Xaguas, deren feinde sie
auch seind. Und ob sie schon mit ettlichcn derselben und nechsl
anstossenden Hecken confederiert seind, und conlractieren oder
gewerbe haben, wie dann die Xaguas umb Saltz mit ihnen handien,
so seind sie doch, wie vor gemeldet, auch ihre feinde. Auch haben
sie SU der anderen seitten, die Nation Ciparicotes. Und zu der drit-
ten seitten, haben sie die Nation Cuibas, welche nalionen alle drei
menschcnfleisch essen, und also ihre feinde, so sie im kriege,
oder wie sie dise mögen erobern, metzigen und schlachten. So
haben sie zu der vierdten seitten C52j ir eigne nation, auch
Caquetios, in dem valle Poblado das ist, im wol bewonten und
reich vöickigem thal, gehaissen Vararida, darvon hernach, wie wir
die am widerkeren von Coro, fürgereißl, wirt ahngezaigt, auoJi
für feinde, also das wir achteten auß vile der feinde mit denen
sie sogar umbgebcn sich so nahent zu sammen pobliert und ge-
hauset betten, damit sie dest gewarsamcr und bafs ihren leiiiden
möchten widerstehn, dann dise das maist oder gröste volck ist,
so wir biß here und hernach, in diser raiß und in so klaiuer land-
schafft, bei ainander und in so gtilter wehr und starcken flecken,
haben gefunden.
In diser Provinz fände ich zeittung von ainem andern mor,
das Sud oder mittäglich mör genannt wirt, welches eben das wa.s,
80 wir mit verlangen verhofl'ten, und wie ahnfengkiich gesagt, die
meiste ursaoh unsers außraisens gevveßt, sollichs zu erraichen,
dann daselbst sich grosser reichthumb von goldt, perlen und edel-
geslainen sich meist zöverhofTen ist, deme nach in anderen gnber-
nationen der Indianischen länder, an örltern da man das gesagt Sud
40
niör erraicht, reichlich gefunden wirt. Und wiewol uns die inn-
vvoiier diser Pueblos oder flecken, wie zuvor ahngezait, darvon
gesagt, so wollen sie doch selbst dargewesen sein, nicht bekhen-
nen, allein (sagten sie) von ihren altern also gehört haben, wel-
ches wir aber allain für außrede, und «inb uns dahin zu gelaillen
von uns nicht getrungen, oder angeniiittet wurden, von ihnen an-
gesehen wol spürten. In denen vierzehen tagen, da ich die flecken
diser provinlz besichtiget und heimsuchet, wie zuvor angezaigt,
mich ufTenthielt, wurden wir oi) den sechstzig Christen kranck,
dar[53Junder etlliche, die weder zu rofs noch ziiffif), von stal
zfdjringen waren, und wiewol wir lenger still züligen, und der
krancken gesundheil zu erwarten, woi noth gewest were, so wollen
doch die Hispanier, dem ungesunden luffl, und feuchte diser pro-
vinlz, die ursach ihrer schwachhail zumessen, verholfent, so sie
von diseni orlte und den lulTt verkerlen, irer kran<kheil gelediget
zuwcrden. Derhalben erhübe ich mich den nechslen, dem ange-
zeigten mör zuzuziehen, ließ etliche der krancken in Hamacos, also
heissen die Iiidiiniische beth, dem art ich hernach ahnzaigen wil,
tragen , darzü ich die Indios unsers drols gebrauchet, und den inn-
wonern zaverslhcn gäbe, darumb sie groß herren weren, wurden
sie gelragen, andere Hessen wir reiten, die gesunden und denen
die rofs gehörten ab, und die krancken, ainen hinder den andern,
aulT selzendt, und also, sovil müglich dissumilierlen wir gegen den
Indios, darmit sie uns Christen, als die sy uns für uiitödtlich ach-
ten, auch kranckheilen unlherworlfen ziisein, nicht spürten, dann
so sie solchs gemerckl, wurde uns nicht wenig nachtail bracht ha-
ben, und nngezweiflet, sy wurden uns auch ziihckriegen haben
unterstanden, demnach habt ihr ziigedencken, zii was ungelegener
zeit sie uns angriffen hellen, und auch wie künunerlich es mir was,
dieweil ich mich in so weitem und unbekhanlem land»», mit kranckem
und unwehrsamen voick, darmit ich weder hindersich ziiraiscn oder
forltziiziehen, nutzlich wege sähe, dann ich mich untlier solchem
/ülck befände, dem freündlschalft ich mich nil lenger, dann die zeit
«vir ihre mechlig, und sie uns ziischwach, zii versehen lietle, auch
unbewußt, was voIck wir vor uns, welche dann diser Provinlz Va-
riquecemef 54]lo , feinde waren und wol zuermessen was, das es
ein wehrsam voIck were, dieweil sie sich, diser flecken, welche
die slerckesten an gebew und volck, feindschaül mochten er-
41
leiden und widersten. Dises alles kundt mich aber fort, und
meinoit fürgenonimnen weg zfiraisen nicht verhindern, dann wir
uns wenigs guls ziiversehen, wider ziinick zuziehen, und bei der
Nation Xaguas, der krancken gesuntheit zu erwarten, dann das
wurde uns von den Naturales oder Indios für forchte und zagheit
gerechnel sein worden, und darinit unser Credito oder glaiib, und
ihr forchte, so sie ob uns helten , geschmelert, und dardurch erst
verursachet, sich gegen uns ziierheben. Also unllier zwaien bösen,
das wenigost arge zu erwölen , zohe icli dergeslalt, wie vorgesa-
get, mehr ziegeünorn und krüplen, dann kriegsleütlen gleich, mei-
nen wege. Mir worden von dissen I'ueblos oder Hecken, bei zwai-
hunderl Indios unsern plünder ziitragen, auch den wege biß ins
gesiebte der flecken ihrer feinde, welches ain ander Nation Cuybas
gehaissen, ziigeben, denen ich zusagte, sie auß der feinde landt
ahn ihre gewahrsame, wider znbeleillen, dann wie ihr vor habt
gehöret, so ward unser droßvolck gröstentails die kranken zutra-
gen gebraucht. Als wir aber dise Indios, so uns den plunder tru-
gen, fürangehen Hessen, und ihr keine acht hetlen, auch von ihnen
uns gar kains belrugs besorgten, allein vermeinten wir, darumb
sie so schwer geladen, also füreileten, sich deß lasts ziiringern,
sie trugen aber disen plunder nit über zwo meill wegs, und Hessen
es alles jin weilen feld, am weg da wir fürziehen müssen, stehn,
und giengen darvon, villeicht besorgende, wir wurden sie biß in irer
feinde landt bringen, und als daini [55] uns lerrer zu dienen, drin-
gen, auch des zugesagten nit glauben halten. Nu betten wir aber
solchen plunder fortzubringen nicht leülle, so was uns nicht zü-
thnn den untlier die Ciiristen außziileilen, dann der gesunden wenig
waren, und so diselben erst beladen und dadurch müde weren wor-
den, so hellen wir den feinden, so uns die ahngewendet hellen,
keinen widerstände, Ihun mögen, klaubten das nötigest, so wir
bedorlFlen darauß, und solicbs unlher die Christen außgeteilel, und
den Rest ließ ich abwegs vergraben, biß aulf die widerkunfli, dann
es forlztibringen sonst kein mitel vorhanden, so wassen uns die
Indios so uns den wege ziizaigen, wie vorgesagt, entloffen, doch
zu allem glücke, ein kleins knablein, und ein Indianisch weih, die
den Indios so uns verlassen, nicht volgen kunlen, uulher und bei
den Christen bliben, darunter die liidia , der Cuybas spracht etwas
kundle, aber doch nit wolle verjehen, das sie den weg wüste.
42
DIE NATION CIJYBAS.
Mit was gcfalir die Ohiistcii iiacb langem erlittenem Inniger den ersten
flecken diuer Nation , so der vergiift«; gcschol's gegen ihren feinden sich ge-
hraucbton, mit vortiil angriffen habcn^und durch einen harten scbarniiitzei gegen
ihnen obgesiegcL Wie sie aucii verursacht den zweiten flecken anzurennen,
in welch«:m sich die innwoner, nuß forcht dos vergangnen Scharmützels, in
ein baiiA eingeschlossen, ottlicb klainotter von goldt, sach essenspeiß ber-
«uß in weg, ihnen zäuctnen, für gestellt, vermaineude sie damit zAvomügen
und abzuweisen. Dieweil solchs aber dio Christen zum abzug nicht über-
wände, wurden sie znictsl mit freundlichen und träwendcn worten zur abn-
gcmöten freündtschafft ond ergcbung beredet, darauft die gantzc Nation zur
gehorsam verursacht worden.
[56] Da wir nun raiszlen zwischen zwaien bergen in einem
thal an ainem grossen wasserfluIS, Coahcri gchaissen, den selbigen
tag SQvil wir mochten, biß zii abents, das wir keinen flecken oder
bewonung der Indios künden ersehen. Also was uns etwas angst,
besorgent, den gebrech an speis, dann wir keine proviant betten,
dann nieniants vorbanden , die uns die trüge , schicket also morgens
frühe, zwcn zu rofs, yeden an ein sonder ortt, auIT das gebirg, die
solten auflr die höhe derselben reitten, dem lande, und wa rauch und
Poblation were, nachsehen, damit wir den nechsten, unseren wege
dahin ncmcn, und nicht etwann den tag auch keine Proviant erraich-
ten, welchs uns mathloß, hinter und für sich zijkommen, müsam wurde
vc^ rSi n, die gesandten kamen aber bald, und mit giittcr botl-
schafTt, deren einer bette aufT dem gebirg, ein grosse ebne, und
das ende desselbigcn gebirgs ersehen, also das wir nit über ein
meii, auß dem thal, autT die ebne betten, und wiewol er weder
flecken noch rauch gesehen, so was es doch hofl'enUch, das sie
nicht fcrr von dar weren, und ein soliches gut eben landt, dar-
d«rch nun solicher grosser wasserfluss, ahn dehme wir durch das
thal geraißt, lauil'et, nicht unbewonet oder öde bleibet. I>a wir
nun die ebne erreichten, thet ich mich mit dem volck aufl ein höhe,
da ich die ebne und das volck so ich aussendet, iibersehen kundt,
sendet also an vier ortt, ye zwen zuroß, die selten den Strassen
nachfolgen, biß ungefähr ein stund oder zwo, biß sie ainige Fiie-
|)loß oder flecken und feldgebcw funden , volgends solich«? an/ei>
jgen, dann wir betten nit weniger mangel an proviant als uberflufs
fut liunger. [57] Als ich. mich aber aufl* der höhe enthielt, und auf
die gesandten wartenden, sahen wir an vil orten, deß umbligenden
43
geliirgs, rauch aiifTgehn, daran wir erkannten, das wir von den
innwonem ersehen weren, und dise fewrräuch ein flecke dem
andern zur kreide oder Warnung gegeben weren. Und wiewol
wir uns ihrer zusammen rollung hellen zöbesorgen, so was uns
doch lieb zuwissen wa ihre wonungen weren, darmil so die (re-
sandlen kein feldgebew zu unserer proviand fünden, wir sie über-
fielen und also den gebreche der speiß büssen möchten, dann die
noUurfft des essens, überlraff die forchl der feinde, und waren ell-
liche meines voicks fast unwillig, alls ob sie verfüret weren, zä
deme, so feieten auch nicht leült, wie dann gemeiniglich beschichl,
die ihnen fürbildetten, das die Indios, wie vor gesagt, so von uns
geflohen, hellen uns allein darumb verlassen, das sie villeicht gev^ösl
hatten, das das lande nicht bewoncl, und darumb sie nicht hunger
mit uns lilten, sich also abgestolen, und unser also mit fug abka-
men, und uns in hungers nolt, auch biß in todt zu stecken. Das
ward aber mit disem, als wir die fewrreich gesehen, alls ain ahn-
zeigung, das leül aldar wonellen, abgestellet. Ich ließ auch dise,
die solichs und auch klainmüligkeit und aulTrürische einbildung
dem voick fürtrugen, nicht ungeslralft, dann ich mich nit wenig
geCahr, von meinen aignen milgenosscn, und die mir doch als ihrem
haupt gehorsamen sollen, und schuldig pflicht laislen, zubesorgen,
so sich dessen Remedio oder hillTe nur ainen tag helle verzogen.
Als aber nicht über lang, der außgesandten zwen kamen, die ett-
Jiche heüser und umbher ettiiche Iraidacker ersehen und erfaren,
aber den flecken öde und onbewonet funden, [58] denen zogen
wir zu, thetlen uns daselbst nider, waren allain sechs heüser nahe
bei ainem bache, und in einer schönen ebne, darauß wir weit um
uns das landt mochten übersehen. Und wiewol das getraid dieser
umbligender äcker nit zeitlig, so was es uns doch zu diser zeit der
notturlft, mehr darzü reiß*, dann ihme der hunger, und dem fast
frischen wasser, der durste, bessern geschmack gaben, dann so
es zu überflüssiger zeit der beste wein und Rephüner geweßt
weren.
Disen abent schicket ich ainen hauplmann mit dreissig mannen
zu fuß, umb deren flecken ainen, darbei wir des lags den rauch
gesehen, zii überfallen, und was sie der innwoner fiengen, für
mich zubringen, und mit ihnen wie mit andern vor auch geschehen,
fride zumachen. Als aber die gesandten , der Pueblo oder flecken
44
einen bei nacht nahendt geweßt, ulso das sie die innwoner dessel-
gen, bui ihren fewren, so sie z("i kriegszeiten pflegen zumachen,
bei guter wachte und wehr sahen und außspeheten, befanden sich
aber dise znülierfallen nil genügsam, kamen also ohne außrichten
wider, um aber mich mehres volcks ziienplössen, befände ich nicht
zulhiin, dann der krancken vil waren, so hette ich nicht volck, die
den gesagten pueblo oder flecken zu überfallen genugsam waren,
und dennocht ettlich bei den krancken, und zu derselbigen hüt
bleiben möchten, dann der flecken was am gebirge, und an ortten
da mit den rossen nichts zuschafl'en und zu handien was. Der-
halben wir der Naturales oder Indios, und den Pueblo oder flecken
zii überfallen, nicht so mächtig waren, als so Avir den behellT der
rofs gehabt betten, dann bei ihnen ainer zu rofs, so es [59] an
ortten da sie ziigebraucheii, inohr außrichlet, auch mehr geförchlet
wirdt, dann füniftzig zu fiiß.
Dieweil mir aber nicht so eilcndt was zuverraiseii, dann an
disem ortt, da ich mich nider gclhon, welches freilich cUwann
aines umbsilzenden Caciquc oder hcrren meyerhoIT was, dann da-
selbst allein sechs heüser waren, die ich achtete allein zur zeit c
sie die umbligenden feldtfrücht einlhnn, gebraucht und bewonet
werden, ein gull und sicher leger hellen, und drumbher gannlz
eben, unsere feinde so uns die überfallen hellen wollen, von ferren
hellen mögen sehen, unns auch der rofs daselbst, welches unser
meiste wehr, herlz und beheilf was, wol gebrauchen, so gebrache
uns auch nicht wasscr, und Mahys, das ist ihr körn, auch hirschen
wildprecht, dessen wir täglich ain nolUirfTl im leger betten. Dann
daselbst deren vil seind, und nicht fast laulTen, von wegen das die
thier von den Indios, i\\s die weder Rofs noch hund haben, nicht
verbaindt seind, auch derhalben zu rofs wol gestochen worden. Als
wir nu bei fünlT lagen aldar gerastet, verniainde die krancken sol-
len sich alda eltwas erquicken und erholen, das doch wol nicht ge-
schähe, sandte ich zehen zu rofs, und fünfl" und dreissig zu fuß, sie
sollen auff" der ebne am wasser hinaufl" suchen, ob sie ainigen Pueblo
oder flecken finden, und so es an orllen were, da sie der innwoner
mächtig, und so sie sich güttlich für mich zukommen, nicht bereden
wollen lassen, sie darzii zii dringen, und was sie fahen möchten,
für micht brechlen, doch sovil es sich leiden wolle, ihrer verscho-
nen, darmit nicht so sie grossen schaden erlitten, und ihres volcks
45
vil umbkhäme, ain ursach wcre, sie desler schwerer, oder gar nicht
zu freunde zubringen. Densel[60]bigen tag, und ettwan drei meiln
von dem flecken, da ich läge, erraichten sie ainen Pueblo oder
flecken, darinnen grosse summa Indios bei ihrer wehr und zur ge-
genwehr in Übung waren. Als aber zwen zu rofs elwann ein ann-
brust schofs, \on demselbigen flecken, solchen und auch ihren vor-
thail zftbesichtigen , khomön waren, und den flecken mit graben
unibgeben, sahen sie ihnen nicht zuthün sein sich inn Pueblo oder
flecken zulassen, dann sie ongeschediget von ihnen, am anlauft' oder
graben, nitt betten khommen mögen. Also gebott der hauptmann
denen zu rofs, sich nicht zu nehmen, allain die zii fiisse giengen mit
ihme, allso das die innwoner allein die zway ersten pferdt, so den
Pueblo oder flecken wie gesagt, besichtigt und erspehet, ersehen
kundten, und aber die andern acht rofs, vor einem getraidacker,
welche sohoch seind, das einer zu pferdt nicht mag gesehen wer-
den sich verbargen, und als die Christen, sich nahenden, maist mit
ihrem vorlheill, so sie kundten, und als aber der hauptmann sich
zurück flihend erzaigl, empfiengen die feinde ein hertz darab, und
gal)en sich auß ihrem vorteil, den fliehenden als sie vermainten,
nachzueilen, der ob fünffhundert waren, die wurden von denen zu
rofs, so sie nun im getraidacker verborgen, hinderzogen, und von
denen so sich fliehend erzaigt, also binden und fornen ahngriff'en,
auch dem im Scharmützel bei sechstzig, gefangen, und acht und
vierlzig erstochen, den rest in die flucht gejagt, und aber der Chri-
sten, wurden nur vier, und doch nicht tödtlich gewundet, auch ein
ross erschossen, dises was der erst Pueblo oder flecken, darinnen
wir die vergiff"ten geschofs fanden, welcher art ich auch hernach
anzeige. Der gefangnen aber so für mich [6tJ khamen, liess ich
sechs ledig, gab ihnen schanckungen, ihren herren zubringen, be-
falch auch ihnen wie andern Nationen zuvor auch, was züfride die-
net, ihnen sagen und anzeigen solten, und auch ihre Cacique oder
herren, zii mir zükomen, machen, wolte ich ihnen ihre gefangnen,
ledig geben, unther denen zwen principal oder fürneme waren,
dem einer vast wundt was, den ich verbinden, und gutt traclament
oder untherhaltung thün ließ, also käme biß an driten tag, nach dem
ich die obgesagten Indios ledig gelassen, niemandts, welches wir
weder zu gültem, noch argem ihrem fürnemen, wüsten zurechnen.
Eltliche unther uns waren der opinion oder meynung, die umbli-
46
g-enden Indios versamleten sieb, urnb uns z&überfallen , und uns die
gefangnen, mit gewalt abzädringen. Andere aber vermaindten, es
geschehe auß forclit, welche ihnen durch gelitnen schaden, einge-
hiidel, und nicht getrawten, besorgende, wir wurden die so also,
iimm die gefangnen zuledigen, und mit uns zu freinde zo huldigen
kernen, auch fahen und nit glauben halten, dann wir niemant hetten,
die unsern ;.,<:brauch, so wir pflegen, gegen denen die sich an uns
ergeben, inen anzeigten, deme sie glauben geben kundten. Des
dritten tags an einem morgen frü, sendet ich aber zwen Indios, auch
vorgesagter gcstalt umb die Cacique oder herren, für mich zubrin-
gen, und ihnen das tractament und Unterhaltung, das inen von uns,
ob sie schon gefangnen weren, geschehe, ahnzeig^en, welches als
Ich ihnen, durch die India, so ich auß der provintz Varfquecemeto
gebracht, sagen ließ, die doch der sprach Cuybas, nit überflissig
gelert was, doch uns dem behelffen musten, wiewol es auch nicht
wenig verhindert, auß teils der [62J spraach halber wie gesagt, sie
nicht gcübet was, und auch das es ein weib was, die es mit der
dapferkeit, die wol nott was, inen, das wir ihr befolhen, mit tapfferm
gemfite zu sagen nit bebertzt Sie bette auch vor denen, als die
ihrer Nation, widerwertige und feinde, ain entsitzen^ Als ich nun
dise auch außgesandt und gelediget bette, reith ich denselbigen
morgen mit zwöltfzufuß, und acht pferdcn, aulfs geiaid, und bega-
ben uns, den hirschen nachzujagen, khamen dem Pueblo oder flecken
darauß die gefangnen waren, vast nahcnt, und in gesiebte einer
grossen multitud, oder menge der Indios, mit weib und kinden,
auch mit gewehr und ungewehr, aulT einer höhe, so ob dem flecken
liget, ihe Hessen sie sich sehen, ihe verbargen sie sich hinder ein
bühcl, also das wir nicht wüsten, warzu es zuschetzen were, dann
dieweil weib und kinder auch darunther, kunten wir sehen, das es
khein kriegsvcrsamlung was, vil mer vermaindten wir, die auß dem
flecken erhüben sich, den Pueblo oder flecken züverlassen, und etl-
wann abwegs in das gebirge, da sie nicht zufinden weren, zuver-
hausen, demnach schicket ich mit eile in das leger, umb die vorge-
sagte India, so gegen ihnen, unser Tohnelschin was, und als die
herzö gebracht, was es etwa umb drei uhrn nach mittags, ent-
schlossen wir uns dem Pueblo oder flecken zu nähenen, als weil
4a»Mi\r reden einander hören kündten, ließ die toimctscliin den
innwonera rüO'en, welche aber auß dem Pueblo oder flecken kain
47
antwort gabon , atlso das wir vermaindten , den Hecken depobliert
und öde gelassen betten, ritten also mit guttcr gcwar und binder-'
hütf oUlicber die icb gestellt an ortt, da sie die böhe, daraufl' wir
die Indios vormals gesu[63]hen, kundten erseben, und so sie sich
wider uns wolten ettwas untersteben , kündten warnen. Inn disein
Pucblo oder flecken funden wir aber niemants, biß wir beinahe in
die mitte des fleckens kamen, für ainen grossen Buhio Calso heissen
ihre boüserj fanden wir aulT zwaien stülen berauß gelegt, ettlicbe
khloinctier von goldt, sampt ettlicben baffen mit speiß und wildt>
pret, aber dabei niemant sahen noch fanden. Ais aber die India
unser tolmetschin den Buhio oder das bauß, und die Ibür dessel>
bige vennainet wie vor andere , auffzätbun , befände sie die thür
vcrrigict und beschlossen , und vername leüt darinnen , denen icb
durch dise sagen ließ, sie solten heraußkommcn und mir huldigen
und freündscbalTt mit mir machen, dann icb were allain darumb
allda, und ihnen schaden zuth&n nicht kommen, dessen wolten sie
sich aber lang nicht bereden lassen, antwortetten berauß, wir sel-
ten das goldt und anders vor der thür nenunen, und ihnen ihre ge-
fangnen wider schicken. Dai'gegen ich ihnen weiter sagen liess :
Ich were von golds wegen nicht da, bette sein selbs genug, auch
ihnen scbanckungen höbers werdts gesandt, sie solten sich willig
berauß zugehn begeben, ihnen solte nichts laids beschchen oder
widerfaren, wa sie aber solichs nil thun wurden, wolle ich das hauß
darinnen sie sich verschlossen hielten; ahnzünden lassen und ver-
brennen, welches das arme voick nicht bcsorgete, verniainlcn als in
ainer veste beschlossen, sicher zä sein. Also zä letst theltcn sie
die thür auff, gieng der Principal oder fürnempst, und ernach ainer
nach dem andern berauß, deren ettwann bei hundert waren, ain
starck und fraidig voIck, auch bei guter wehr. Und als ich ihnen
sagen liess, was sie darmit ver[64]maindtcn, das sie gedechten mir
widerstund zijthun, diewcil ich doch sie, iha ihr ein ganlzes höer,
durch ain ainlzig rofs so ich wider sie schicket, mächtig genugsam
were sie zfiverderben, sovil mer so ich der rofs der menge hctte.
Und als ettlicbe unlher uns uulT den rossen, die hirschen so wir ge-
fangen, hinter ihn fürten, Ijeß ich ihnen sagen, wie thörücb sie uns
zu widerstehn verniainten, so doch ein hirsch bei all seiner schnelle,
uns nicht entgeen möchte, nnd das der Scharmützel so nechst mil
ihnen gehallen, were allaia auß zorn der rofs geschehen, denen
48
wir, von wegen ihrer ungehorsame, des zorncs weren übergangen,
nicht ganlz widerslehn, sonder den rossen zu wilfaren, etwas we-
nigs, ihren willen an ihnen zübegehen, gestatten müssen, dann mein
mainung nicht geweßt ihnen laids zulhün, allain fridlicli mit ihnen
zühandlen, dann so ich es arg gegen ihnen geniainl, were ich
mächtig geweßt sie alle zii verderben, und kaincn darvon kommen
zulassen, und machte mich nur Ireflich mausig ihnen ein forcht ein-
zustecken, und doch das wirs freündtlich mit ihnen gemainlen,
ihnen auch einhildeten. Sie entschuldigten sich ahnfengklich, als die
uns nicht erkhennt, auch nichts von uns gewüßt, haben sie sich vor
uns, alls von denen sie sich anders nichts, dann was feinde züthiin
pflegen, versahen, entwehren wollen. Aber itzt nach dem sie meine
gesandten anders, und warumb wir da weren hetlen vernommen,
weren sie utF dem wege geweßt uns hainizijsüchen, und sich auch
an uns züergeben, dann sie die vergangne tage ihre abgestorbne,
50 von uns erwürgt oder entleiliet worden, zii begraben, verhindert.
Und als sie uns ilzl von ferrem kommen sahen, hellen sie besorget,
das wir sie ziibekriegen [65) keinen, darumb sie ihr weib und kind,
in das gebirge vcnsendöt hellen, und aber sie sich eingesp<;rt, vor
dem ersten unrennen a]so z& sichorn, biß wir ihre memunge,
welche sich für unsere freunde an uns züergeben, fridlich von
ihnen vernemcii. Sic gaben wir auch das gohle so ich, wie vorge-
sagt, auf den sliilen vor dem Buhio oder hauß fanden ligen, deß
ich mich erstlich ziiik inen wideret, damit sie nicht gedechten, das
wir darund) kommen weren, das wir uns mit vilcm golde begerten
znbeladen. Also sandte ich ihren ains tails, und bevelhend, ihre
weib und kind wider inn ihre flecken, und wie vor inn rüwige be-
hausung zubringen, dannit ich an irer ungefelscblen freündtschafl't
nicht zweillclle, die andern naine ich nnl mir, gäbe ihnen auch ihre
verwanten so unsere gtllmgen waren wider, sampt etliche schan-
ckungen, von inesser und gläserne Palernosler, so bei inen fasl
hoch geachl seind , befalch ilinen auch die und)ligenden flecken
ihrer nation und freunde, zu mir zukommen, und auch wie sie, fride
mit mir zu l)eslettigen beriifl'len.
Es kamen allso in naclifolpenden neun lagen, so ich noch in
dem flecken, daiinnen icli mich ahnl'engklich belle nider gelhon und
still läge , eltliche der und)silzende Caciqucs oder hene n . nriich
lieimsachendl, und auch ,<>clienckung bringende, die ich aucji zu
4d
freunde liielt, dann mir was der verzug an disem orte, umb die
nation zi'i hefriden, die siUen und macht der einwoner, und was uns
sonst zii erfaren notwendig, nicht wenig dienstlich, um der si-
chere willen des fortraisens, sampt dem wir uns versahen der
kranciicn gcsundtheit züerwarten, auch umb solche ihre schwachait,
als Geber, und cttliche offene schaden, die von dem wasser werden
geursacht sein , [66] nicht für langwirig achteten , wir betten aber
die tage wir still lagen, mehr kranckhait dann gesundlhait erwar-
tet, dann solche kranckhait was nicht als wir es geachtet betten,
der feuchten Pruvintz Yariquecemelo schuldt, allain der arbait und
der raise die wir vier tag durchs wasser thettcn, sampt der unge-
wonlicheii flüssigen, auch zu zeilten onreiffen speiß, mit deme wir
allerdings, die einem abkhomenen menschen wider zur gcsundtheit
hilffen, gebreche hellen.
Alls ich aber gleich mit mühe und arbeit der krancken halben,
wie zu Yariquecemelo auch, in disem flecken auf^zuge, nemlich das
ander möhr züerraichen, welches ich von der Nation Cuybas, nicht
ferie zii sein vertrösl ward, mir aber für neher dann es an ihme
seihst was, Jilmgezaigt, darmil sie unser abkamen, dann wolzuge-
dencken ist, wie IVidlich wir doch bei ihnen Icblen, nichl wilkoai-
men gaste waren. Also lürraiiiten wir gemach, ye ain lag, zwo,
drei, biß in vier ineil außs maist, mit den krancken, nichl mit wenig
last fünfl' lagraiß lang, yhe von ainem flecken in andern ziehend.
Wir hellen aber auch hilß" der Indios umb unsern drolsplunder und
andere iiollurfTt zutragen, und die innwoner der flecken unser zu-
kundi nichl zusehe wen, auch anzaigten, und also sie zu freünd-
schaffl verursachten, biß wir auff den fünlFzehenden tag Decembris
Anno etc. im dreissigslen, an ainen grossen Fueblo oder flecken,
auch diser Nation, llacarygua gehaissen, khanien, welcher bei ai-
nem grossen wasserflul's ligt, gar nahe zwen armbrust schus brait.
£s was auch wol ain vierlhail meü wegs, das wasser auff pobliert
oder bewonet, und also, ob schon [67] etwa ein hautf behausun-
gen, etwas von dem andern, und also der ebne nach, schier na-
hendt gelegnen dörffern gleich, gebawet anzusehen was, so hat es
aber dennoch alles einen Herren, und den namen Hacarygua, dar-
innen ob sechszehentausent Indios kriegsvolck, one weib, kinder,
und alte leutt, die zu krieg nicht dienen, wonen, wie wirs über-
schlagen haben. Dise innwoner warent Ihaiis Caquecios und lhail5
Fed. u. St. 4
50
Cuyhas, also untficiiiiinlor uonende, von denen ich, uns ineir zu-^
>or unser ahnkunfl'l, durtli unser und ihre freunde, die Cuybas, für
die wir gezogen, anzeigen ließ, wol empfangen ward, erzeiglen uns
mit gebung, etlicher schenckungen von golde, auch wilpredl, und
allerlei nolturflTt der speif^, giitle freund IschafFt, so wolle mich den-
nocht ie geduncken, nicht zulhon sein, uns in disem flecken, lauge
züverharen, dann wir uns, von der vile der innwoner, welche auch
des vergifFten geschofs Überfluß haben, und mehr dann die vor er-
farnen flecken, gebrauchen, etwas über vortheilt sein, sahen, son--
dcriich mit sovil krancken, wie deme aber, so was doch gleich so
M'enig mittel fortzureisen, daran uns die vile der krancken verhin-
dert, blihen also von tag zu tage, willens auflzusein, aldar biß ahi»
fiinlHzehenden lag, dann da waren wir mit Überfluß an vijchen,
wilprel und ander speiß, zu unserer notturlTt unterhallen, welches
uns Stil züligon, und der krancken besserung züerwarlen, grosse
hilfl'e was, und dieweil der Pueblos oder flecken groß was, und der
iunwoner vil, waren wir ihnen deslweniger beschwerlich. In sol-
cher zeit starben mir zwcn Christen, und kamen der krancken
wenig aufl", oder sich besserten, dardurch unser vorlraisen, gefür-
derl were, auch in der zeit der fünfFzehenden [68] tag aufT der
innwoner bit, und darumb ich inen zu willfaren genaigl, damit sie
unserer gerechten ungefelschten frcündschalft dest weniger zweif-
lellen, und auch umb uns, dester weniger beschwerde haben möch-
ten, schicket ich einen Hauptmann, mit dreissig zu fuß und fünffen
zu rofs wider etlliche Pueblos oder (locken, ayner Nation Cuyones
gehaissen, so vier meil nahe bei Hacarigua dem pueblo oder flecken,
darinnen ich mich uider gethon, unlhen an ainem gebirge, wohnen,
und deren feind seind. Der innwoner giengen auch bei achthun-
dert mit ihnen, und ein hauptniann ihrer Nation, doch solle dersel-
bige mit angreilTen der feinde, meines gesetzten hauptmanns ord
nung geleben und sich halten, das ist aber bei denen, so die art
dieses voicks nit wissen, für übel gethon zu achten, mich also an
volck zu enlplössen, dann zweiflich von den Indios angesehen were
uns also zu Irennen, und so wir nicht bei einander, uns ahnzu-
greifl^en, und zuschlagen vermainen möchten, daran wir dann we-
nig gcwinns zfihofTen gehabt hellen,. dann unser an baidcn haulTen
wenig vorhanden waren, und bei mir in dem flecken vil kranckcr
blibeny das was aber von uns alles wol bedacht Es ist aber zu
5i
wissen, dfiS, wie ofFt gesagt, (jje forclil, sg dit- innwoiier ah den
Rossen haben, so gross rsl, das ich mich mit zehen zii rofs, und
wenigen zii fiiß, an ebnen orten, da sich der rols zubchellFen ist,
ainer nierer summa dann ich schreiben darff oder wil, unlherslehen
dörffle, dann es niuss ye.der allmächtige Gotl wider die ungläu-
bigen etwas in unser favor oder gunst würcken, sonst were ein
solche grosse menge, wil darum nicht geacht werden, mir und
denen, so mit mir gebest, soliches zii rliiiin schreibe, auch diser
unser fG9| raiü gcschweigen, als Ilernando Cortes in Jucatan, auch
Pedrerias de Auiha in Aucaragua, und Hernando Colon, alls der
erste dcscubridor, oder erfinder, der Indios in Saiicto Domingo,
und auch andere Kay. May. Gubernatore,*^ und hauptieüt, der India-
nischen lander von so wenig volcks, der Christen als dem jeder
für sich, gegen der vile der feindt, und Indianischen volcks, nicht
allein zuüberwinden., ja auch zu glauben, bei denen, die es nicht
gesehen oder erfaren, unmüglich, welche aber solchs begeren zii-
wissen, die lesen was weilandt Hyeronimus Seilz, und andere der-
halben auß Hispanischer zungen in unser leütsche spräche, ver-
teutscht haben, und auch auß den Relationen, oder fürträgen, so
von yedem hauptmann in Sonderheit gesandt, darneben auch von
yedem, seines Ihuns rechnung -gegeben ist, darinnen die bewc-
rung, wie ich gesagt, oder was ich angezeigt habe, und vil wun-
derbarlichers, inen wirt fürgebildet, und mit gegrünctter warheit
ahngezeigt, wie dann hieinit von mir auch beschicht. Nun unscrm
vorigen Proposito und fürnemcn zQvolgcn, neben deine wie ge-
sagt, die behelir der rofs, uns ursachte, auch das wir in dem flecken
Hacarigua, ein gassen, nechst am wasser holten eingenommen^
die selbige mit gütter biit bei lag und nacht, wol bewaret, auch
leglich und alle stunde je zwen, in dem Pueblo oder flecken auff
und abe züreitten, verordnet, ob sich ainiche enderung der inn-
wohner spürten, so sie uns ahnzOgreilTen gesinnel, kundten wir es
zuvor wol mcrcken, dann sich solches von ihnen nit zübesorgeni
weil sie weib und kinder nicht verhaußten, dann sie seindl also'
gesinnel, so sie nur ainigen wenigen schaden der ihren [70j erlei-
den, und ob schon, sie uns alle lodt zuschlagen und zii überwinden
wüsten, wurden sie umb iren nachtail zu umbgehn, nicht unther-
slen, dann «as sie, a su salva, das ist zu ihrem forthteil, und olin
Blie ihr gefahr, züthon wissen, also auch so mit inen gescharmützelt
4*
52
wirt, wie wenigen schaden sie leiden, und unther zchen tAusent,
nur 200 oder 300 umbkommon , so ist ihr haulT schon zertrennet,
und sonderlich, so sie ihren herren und haupt, verlieren, so isl die
Victoria oder der sig schon erlangt, und so sonst kein mensch umb
körne, dann so sie bchärrig und wie wir bestendig bliben, were
ihnen nichts abzugewinnen, ihr kriegen ist nur von ferren, so weit
sie von ferren schiessen kunnen, und nehmen sich einander nicht,
darumb sie dann uns oflt gesagt haben, wir kündten nit kriegen,
lauffcn zustund zum mann, und machen sy irre, darab sie, als die
dessen ungewon, unbeherlzigt werden, davon aber genüg zftbe-
werung, das mit so wenig Christen so grosse summa der Indios,
geherrschet und überwunden werden, denen zngiit, so auß uner-
farnuß, obgesagler und noch vil trefflicher dinger, von vor ange-
zeigten hauptleüten in Indios geschehen und begegnet, zweifleten.
Ich ließ auch den Cacique oder herren, und oberstes haupt, des
pueblos oder flcckens Hacarigua, die zeit ich die vorgesagten Chri-
sten, zu ihren feinden den Cuyones, gesant, bei mir und unther
meinem losoment, tag und auch bei nacht wonen, und nicht auß
den äugen, dann ich gantz sicher was, das seine unterlhanen ohn
ihne nichts wider uns furzunemen untersthen dörfflen, dieweil sie
Iren herren, nicht bei ihnen, sonder in unsern henden wüsten, wel-
ches das beste pfand unser Sicherheit was. Dem Cacique oder herren
gab ich aber [7i] znverslehen, ihme gesche solichs zu ehrn und
auß freüritschailt, das ich ihme die beiwonung bei mir vergünnet,
und darmit er sehe, das ich nichts wider ihn fürnemen wollt, des-
sen müsse er sich glaubendt erzaigen, es were ihm in dem hertzen
oder nichi, ich Conversiert und redet mit ihm von erforschung des
lands und sonderlich des Sudmöhrs, dessen wir vor zeiltung ge-
habt^ wie auch vor gesagt, davon er aber mir bessere zeittung,
alls der demselbigen nälier gesessen, gaben mir auch zwen wege
dahin zu raisen glitten berichl.
DIE NATION CUYONES.
Wie sich der erste fleck diser Nation, so von deu Christen überfallen
waid, mit titarckcr und ernstlicher gegenwehr erzaigct hat, darauß die
Christen schaden empfangen, und nach dem dise den angebotnen frid und
freündtschafll nicht wolten ahnnehmen noch davon hören, veurden die Chri
»teu, ihren schaden und schaud iü verhüten, als feinde, ernstlich und
feindlich gegen ihnen, dqrch fewr, als mit Äozünduug der heü«er, uutf
53
bluttigem gcwehr, zubandeln (widri ilir fürnemeu) genöttigt, dardtirch ilir
«00 gefangen. Doch blib die Nation ferrncr unbezwungen, also das die
Christen ein andern weg, ihre füvgi nomen raiß zövolbringen , ahnnemen
musten.
Als nu die gesandten zu den Cuyones, am dritten tag, das was
anffden 13 tag Decembris, Anno etc. im dreissigslen Jare, wider-
kamen, und brachlen bei sechs hundert Indios Cuyones, welche sie
in ainem Pueblo oder flecken, als eben der morgen angieng, hetlen
überfallen. Und wiewol sie von mir bevelch hetlen, deren sovil
müglich, unbeschediget für [72] mich zubringen, und nicht mit
ihnen als mit den feinden zfi handeln, noch den Indios und Caque-
cios und Cuybas, so wie auch vorgesagt, auß dem Pueblo oder
flecken Hacarigua, achthundert mit ihnen gegangen, ziithun gestat-
ten, dann mein mainung was nicht, ob ich schon die Innwoner zu
Hacarigua, umb sie zfifriden zustellen, änderst vertröstete, nemlich
sie ziibeleidigen, sonder vil ehe, sie unser, und dises Pueblos oder
flecken, fraindt zumachen, und ihr feindlsafft also hinzulegen, und
solliches darumb, das der ein weg, so mit dem Sud Mör ziizfiziehen
angezeigt, durch die nation Cuyones gienge, darumb sie zu freunde
zuhalten, ich gerne gesehen helle. Als aber die Christen sampt
den Indios, dis^n ersten Pueblo nahendten, und aber die Christen
allein ahngriffen, und die Indios in die hinderhul stellen, soliches
allein darumb, ihnen gegen den Cuyones, als gegen iren feinden,
ohne ein blutigen angriff, nit gelrawlen, welches doch ungenöttigt,
auch wider mein befelch, noch der gesanten mainung was. Als sie
aber, die erste gassen und die heüser derselbigen überfielen, ma-
chelen sie sich in iren heüsern starck, und scheidigeten die unsern
darauß, also das sie ihnen nicht nehenen dorfften, umb aldar allein
schaden zu empfahen, und aber inen kainen thiin kundten. Also
was das leiste Rcmedio oder mittel, nach deme sie sich, nach aller
Amonestation oder erslichung um freindschafft, und mit inen zu-
reden, warumb sie darkommen weren, nit begeben wollen, auch
ire mtinung nicht hören, noch von dem schicssen nachlassen, zün-
deten sie den Pueblo oder flecken an, damit sie sich auß dem
Pueblo oder flecken, auch auß den heüsern begeben miislen, oder
aber verprennen. Also fiengen sie, ob den [73j sechsliundert Per-
sonen, wie dann vorgeschriehenn, mann und weibtr, sampt den
kindeni. Ihm verprunnen auch vil, dern doch ettliche darvon het-
54
ten tuogen komeii, aber dem vil sicli ee wilkürig Selbst verpren*
ten, dann in ihrer feindt hende sich begeben wollen, der Christen
wurden zwen erschossen und ob fünlTzehen wundt, auch ward ein
pfcrdt geschossen, das hernach ober acht tag auch starb, so wur-
den der Indios unserer freunde vil wundl. Ab diser raiß het ich
wenig gefallen, gleich als wol umb den schaden den die meinen
empfiengen, als um der feinde verderben, welchs aber mit rewe
nicht zu widerbringen was, dann sie die gesandten, wie ihr gehört
habt, das alles zh thun genötiget betten, so sie änderst one aini^
ch«js außrichten, nicht wollten widerkheren, welches auch nit zü-
thon was, dann es von den Caquetios und Cuibas, unsern freunden,
deO Pueblo oder flecken Hacarygua, uns für zaghait wurde zuge>
rechnet, weliches uns dann grosse verklainerung, und von inen in
weniger forcht gehalten zuwerden, ursachet und nachthail gebracht
hette. Also gab ich dem Cacique oder herren, und eltlichen Prin-
cipal oder fürncmen dcß fleckens, b(!i zweihundert personen der
gefangenen, meist aber kinder, und gar alt volck, ;iuch eltlich die
geprennt wassen und uns nich dienen kundten, die ich ihnen für
ihren gelitnen schaden der ihren , und zubestetligung unserer
freündlschalTt, für Esclavos oder verkaulTte knecht zuhalten, schen-
cket. Und erhübe mich aufTden dritten tag Jenners, Anno etc. im
ein und dreissigsten Jare, fort dem Sudmöhr, darfür wir es der
Naturales oder innwoner, sage und ahnzeigen nach, biß der zeit
hielten, durch die Nation Cuybas zuraisen, dann uns [74] der weg
durch die Cuyones, darumb das sie unsere feind bliben, abgegra-
\ien und benomen was, ob es wol nach ahnzaigung ellwas näher,
und für die Rofs nicht so mossig, und wiewol wir der krancken
halben wenig gering rt, so waren uns doch die gefangiien Cuyo-
nes, mit denen wir unseren drofs bei vier hundert personen ge-
sterckt, gutte ringerung und hilffe, kamen also desselbigen tags in
ein Pueblo oder flecken Tohibara gehaissen, desselbigen innwoner
erzaigten uns gutte frcündschafl't, umb die wir, durch die auß Ha-
carygua, deren freund sie seind, zuvor procuriert und erworben
betten, daselbst vernamen wir, wie hinfür unsere raiß zä Conti-
nuirn oder zuvolstrecken, große und tiefl'e moß wir vor uns hct»
ten, dahin wir mit den Rossen nit komen möchten besorgeten. find
dieweil uns von den innwonern warde angezeigt, das wir in dreien
tagen in einen Pueblo oder flecken, daseihst man dos gemeldle Stidv
55
inöhr kundte sehen, konien möchten, schicket ich iünfT zu ruf!) und
fiinfT und zwaintzig zfi fuß, die solten in discn flecken udcr Pueblo
Ilahana raisen, so sie anders un verhindert i ml ohne gofahr der
feind dahin koirien möchlen, und aber über sechs tag, als drei da-
hin und sovil herwider, sich nicht wagten, darrnit wir uns auch nit
ziifasl von einander woilerton. Als sie aber am dritten tag, ainer*
grossen wasserfluß, welcher die IValion von ainer andern Genera-
tion oder vülckcrn, die Guaycarins gehaissen, tailel, und daselbst
unserer feinde land aulTliörel erraichlen, darüber sie ohne grosse
gefahr nicht kundten, dann sie darül)er, die zu rofs und die züfiiß
hetten inössen schwiininen, und also ihren vortail müssen überge-
ben. So was auch von dannen biß gen Itaba[75]na, noch wol so
weil als sie gereiset waren, welches uns doch alles nur für drei
tagraiß ahngezaigt was, haben also, diewcil sie lenger außzubiei-
ben nit befelch betten, wiuerkeret, auch die Pueblos oder flecken,
so sie biß an den gesagten wasserflufs fürgeraißt haben, zu freunde
gelassen, und auch von ihnen vernommen, wie auch leüte die lie-
klaidet giengen, auch bürdt hetten, und alls sie ihnen fürbildetcn,
inn allem uns getness, gen Ilabana dem flecken der an dem Sud-
möhr sein soll, dahin tractiern oder handeln, und sie seien auif
dem selbigen wasser, das sie uns für das IVIöhr anzeigten, in ainem
großen hauß dahin kommen. Also das wir zweiflelen, ob das Se-
bastian Gabotto leütt, welcher vor dreien jaren im Rio de Solis, ain
ort des lands allso genennt, Poblierl oder erkundiget, und daselbst
grosse See, daraufl' er ob dreihundert meiln das land einwerlz ge-
faren, funden hat ettwann in ainem schiff, welches die Indios für
ain hauß verteutschen, dahin gefaren weren, dann dises Gabottu
Gubernation oder herrschung, aller gelegenhait nach, miltagwerlz,
an die gubernation und herrschung des hmds Venecueia stossel.
Ab diser zeiltung empfiengen wir gölte / ivcrsichl die Christen zii
erreichen, welches uns nicht ein klem.er behelfl', umb von ihnen
das ander Mör, auch die gelegenhait und heimlicheiten des landes
und desselbigen innwoner zu erfaren, auch so sie in unser guber-
nation gefallen weren, sie daran zu verhindern. Oder aber, so sie
ainiche noU litten, und auß widerwindt dahin geworlFen, sie zU
redten, dann uns were solliches als wol als ihnen nott, umb unsem
banfl'en z« mehren geweßt 176] Nach Verneinung diser zeittung
Zocite ich auff den drei und zwaintzigsten tag Jenners voigemelt.
66
Jars, zu Tohibera auß, stracks dem gesagten wasserflur» zu. Ich
fände in zwaicn Pueblos oder flecken, gehaissen Curaby und Ca-
zaradadi, die inwoner fridlich und mit allerlei schenckung ufT uns
wartende, und aber von dem flecken Cazaradadi ahn, fände ich alle
flecken biß an den flufs des wassers vorgemell, alle despoblierl
nnd öde, welchen ich von «lern Pueblo oder flecken Tohibara auß,
so meine erst gesandten in dreien lagen crraichel, darzu mnste ich
mit den krancken fünlT tag brauchen, und hotten sich die innwoncr
des selbigen fleckens, on angesehen, das sie mit den vorgesandten
meines volcks freunde bliben, waren, verhausset und hinweg ge-
flohen, welches wir auß lorchl geschehen sein erachletten, vil-
leichl zweililleten sie, die erslgcsandtcn weren allein darum alda
geweßt, das land zu besehen, und ich aber sie zu überfallen dar-
keme. Da ich aber ein flocken, zwo meil von dem wasserflufs
gelegen, Curahamara gehaissen, erraichot, und daselb auch nie-
niandt fände, welches uns gantz ungelegen, dann wir niemandt
betten, durch den wir mit der nun ahngeheiiden Nation, die Guay-
raries, freündtschaffl machten, derhalben ich nun geursachet warde
m disem flecken züverharren , die Innwonrr außziispehen und inen
nach zustellen, allsdann geschähe, und sendet zu zwaien orten
leüt. Und als die den Cacique odc herren mit vil der seinen,
durch ein fewr, so sie bei nacht abwegs in einem gehöllz ersahen,
überfielen sie ihn, und densolbigei» ellwa mit achtzehen personen
fiengen und für mich brachten, Sagt ich ihnen die ursach, warumb
ich ihnen nachgestellt helle, auch ihnen [77] verweissende die
flucht, so sie wider das ihnen von den meinen freündtschafl^l zuge-
sagt, gethon betten, Gabe ihn und die seinen ledig, verehret ihn
auch mit ettliche schenckungen , und nam ihnen mit mir zu der
Nation Guaycaries, deren freunde sie seind.
DIE NATION GLAM'ARIES.
Von den kolschwartzen , stoltzen frechen und bö>-en völckern diser n*-
tion, w«8 trang, trute und unlrew sie den ('hristeu hewisen, auch sie eil
(schlagen betrieglicb Angegriffen; das ibuei- aber /.u gross« in nacht ail ge-
ladten ist. Wie der Caciquc oder herr gefangen, n .d nach langer peinli-
cl er frag Cziierfaren (sein betrug und haimli'iben aiiscbltg über die Christen)
«rscbosaen ^^orden, Mnd naohmab. dan verjsrtHilct vokk, auf 500 ei»iochen.
Jtem. V1C ein (Jaciqu»; tins and» in Heckeiis gefangen in koUcn (inp gein»
b«trugh wincnf<j geechitidel und mit andern liiiiwtg gutiiit, A.ic!. wi di«
57
Christen von dem dritt<;n Cacique küii.'tlicb betrogen worden, dardurch er
iTiit den seinni darvon khomeii.
Da i(li aber zu dem gesaglen wasser , so Coaheri geheissen,
khame, und enlhalb bei sechs huiidorl Indios Guaycaries, welchs
ein kolscliwarlz voick als hernach dein arl auch wirl folgen, fande>
beschicket ich den Cacique oder herren, derselben Nation, welcher
bei anderhalb nieil vom wasser seine flecken hat, und allein ihre
vischheiiscr bei disem wasser haben, und auch daselbst ihre merckt
halten, dann die Nation Caquceios, so enthalb und her enhalb woh-
nen, kduflPen ihnen solchi.' visch, und> frucht und essende speiß ab,
dann die Nation Guaycaries, allein dem vischen obligen, und d(>s
wasser herrschen, und also unlhereinander gemischt wonen. Dise
zwo Nation wonen fridlich, doch iede in sondern |78] Pueblos oder
flecke,! für sich selbst, und darum das aine Nation der andern bedarlf.
Von disem Ikis ahn, biß i»een Itabana, fanden wir das hertnäckigsle
boßte falscheste volck, so wir bißher aufl" diser raiß gefunden.
Lnd als nu der Cacique, nach dem ich gesandt käme, erschiene er
mit vil der seinen und mit gewehrter handt , mer schwarizen teuf-
len, dan menschen gleich sehendt, und ich ime, warumbe er nicht
mit freüntlichen gebt^rden, und wie freümls gebrauch khäme, ver-
weissen ließ, darneben ihnte auch anzaigen und zu sagen befalcb,
das er mich verstendiget, was doch sein mainung were, mich ha-
ben darnach zurichten, und mich gegen ihmc also erzaiget, alls ob
mir an ihrer freündtschafl't wenig gelegen were, wiewol es mir
aber nit umbs hertz was, und unser notturlft auch nicht erfordert,
daraufl* ließ er mir sagen, doch ellwas stoltzlich, darumb er bei der
wehr käme, das wer umb der löwen und Tigerlhier willen, so es
daselbst vil hatt, vor denen er sich förchlen müste, darzn so trügen
wir auch unsere wehr, und rhiimetten uns dannoch umb frides
willen darkommen, und wiewol er sich, mehr dann genug, und zii
viel stollz hören ließ, so mnß ichs aber diser zeit gedulden, und
mit ihme dissumiliern, hats aber, wie hernach ahngezaigt wirdt,
wolt bezalen müssen. Ich sagt ihme wie ich gen Itabana, zu raisen
willens were, umb ettliche unsre gesellen, so aldar weren, haini-
zusöchen, doch wolt ich in dem Pueblo oder flecken Carahamara,
niaisten thail meines volcks lassen, ihme befeliiendt, er sollte sie
mit vischen, zu ihrer nolturfft versehen. Saget er mir zur stunde,
die visch weren seiner untherthonen, eines yeden so vil er dern
56
visdiel, <li( wnnli-n den meinen, muh |79) ihre Rescal oder be-
/ulun(j nicht versagt, doch nedl er mir, ich sollte mein voick alles
inil wir nemen, dann die innwoner zu Itabana, weren ein giitt
kricpsvolcK , gegen denen ich meines volcks alles bedörflTen wurde,
dann sie betten deß volcks so wir unsere gesellen hießen, und ufll
dem wasser, in einem hauß dahin konmien weren, auch eltliche
erschlagen. In disem sie sich auch mit dem, so ich der Christen
halber, zuvor wie gesagt, von andern Indios vernomen Conformir-
len, oder bestetigtcn, und vergicichten. Ich ließ ihme aber sagen,
mir weren dero, so ich mit mir netne nicht not, dann ich wolle,
wievil deren zu Itabana weren, mit vil wenigerm volcke der mei-
nen vorsthen, die ich aber mit mir neme, weie meist teils darumb
von inen gedienet züwerden. Des Cacique oder herren mainung
was nicht, dise Warnung uns zu giittem zülhun, allein das wir ihm
zfi nahendt waren, und sorget, er würde uns mit vischen, alls ich
dann ahn ihne begerte, unterhalten u)üssen, und sonst auch über-
trang von uns leiden. Nun aber dise divisicm und Iheilung meines
volcks, was ich znthun genötigt, dann ich in dem mösigen lande,
welches mir ahngezeigt was, das es also were, und ich hernach
deme allso sein befände, mit den krancken nicht fort helle kommen
mögen. So was mir auch nicht \\enig eyl, die Christen, darvon
mir von mehr flecken gleicher sage zeitlung gegeben, zyerreichen.
Dem Cacique oder herren zu Curahamare, gab ich einen Eisenen
hacken zu einer vererung, schicket ja auch mit den krancken, de-
ren sifcen und zwantzig waren, sampt fünfflzig der gesunden, dar-
unther fünlF pferd, wider zurück in sein Pueblo oder flecken, der
dann andcrhalbe meyl von disem wasser, wie vorgesagt, gelegen
was, [80J ime befelhenl. Er solle all sein voIck wider darbringen,
und wie vor sich rüwiger behausung wider ahnnemen, und «ien
meinen gutlen unlherschläff' schafften, welche biß auff" mein wider-
kunin oder beruff'ung, aldar sollten verharren.
Und als ich nun mit fünfl" und dreissig zu fuß und acht zfi roß,
.und bei zwey hundert Indios drofsvolcks, fort und für vil der Na-
tionen Caquecio^ und Guaycaries Pueblos oder flecken reißle, de-
ren in grosser vile, und mit fast vil volcks Poblirl und bewonei
seind, fände diescibigen, auch allweg bei guter wehre, uns wenig
freünlschafl't erzeigende, auch uns nicht presenticrlen, noch auch
die essende speiß, nicht umbsonsl gaben, das uiüste ich aber ge-
59
duideij, vnd im*, ircn dt:3iniuiircn. Suumpte mich auch uhn Keinem
ort lang, darrnit sie nit zeit hcUen sich zurollen, das ich woi nicht
wenig bosorgel, dann sie sich unser wenig forchl tragend, in vil
weg frechl erzeigten. Als ich mich aber dem Pueblo oder flecken
Itabana, bei einer halben lagreyß schon genehet, Schicket ich zwen
Indios, so ich auß dem Pueblo oder flecken Curahamara, mit mir
genomen, voran, dem Cacique oder hcrren mein ahnkunft, und
warumb ich darkomen were, ahnzeigen sollen, der aber solches
zuvor wol wüste, dann diser ein Cacique oder herr, viler deren
Pueblo ist, darfür wir gereißt waren, und fast vil lands und voicks
seiner Nation Caquecios ihme unlherlhenig hall. Diser aber, als
ich in seinen Pueblo oder flecken, welcher ahn einem nicht kleinen
Wasser, dann die Thonaw sein mag, ligel, Cohaheri geheissen,
ahnzoge, sal's er unlher einer grosser Sommerbütten, mit grosser
summa [8f] seiner unferllianen, desseibigen flecken einwoner, inn
seiner majestelt, ab uns sich gantz nichts entsetzende, und als ich
abstünde, den meinen hieß zuessen geben, dessen sie uns visch und
brolt genug brachten, Sagt ich dem Cacique oder berren, wie ich
darkommen were, meine gesellen, so ich wüste, die vor wenig tagen
dageweßt, suchend. Aber er wolle sollichs nicht verjehen oder
bekennen, das Christen, oder leütt die uns gleichten, ye Jahin
kommen weren, wol Iruclierten sie in ainen flecken der Nation
Guaycaries, so zwo tagreiß von dar, am geslade des Mftrs oder des
Sees legen. Und als ich also mit ihme conversieret und bespracht,
«Her gelegenheil des lands, und sonder der Laguna oder Mörj«, das
wir vermeinten, demnach wir also bericht waren, das wirs von
dem Pueblo oder flecken Itabana sehen möchten, mich befraget,
horten wir ainen hanen kbrehor» und ellliche hennen, die wir vom
tage an, da wir zu Coro außgezogen, nit gesehen, noch die Indios
deren auch nicht haben. Und als ich sie fragete, waher ihnen die
kommen, sagten sie von Hamadoa, dann die einwoner daselbst, hel-
len sie von unsern gesellen reasliert und erkaufl'l, also das wir die
Christen erraichen mochten gewifs achtelten, zweiflet uns auch
nicht, die Christen weren in disen Pueblo oder flecken Itabana
kommen, als uns dann von den vor fürreißlen Indios, wie gehört
ist, ward angezaigt, und ob sie vielleicht deren ellliche, als wirs
achteten erschlagen hellen, nicht bekennen durflten, oder aber
nicht wollen, villeichl besorgend, nie möchten von uns d<jrumb
60
geslraflft worden. AUso balle ich ihn, er sollte mir aine seiner Na-
voria, oder Eschlavos, also haissen ihre verkaufTlen leüll, zu kauf-
fen gegeben, darumb er[82]bielel'* ich mich, ime zwifache zalung
zugeben, und darumb, das ich von ihr erfaren möchte, ob die
Christen in disem Pueblo odt-r flecken geweßl weren, und wie sie
mit ihnen gelebt hellen. Daim ich diser zeit nicht fug helle es an-
derer geslall zuerfaren, mir ward aber dise zugeben versagt, wie-
wol sie ilie unthcr inen zu kaulFen und verkaiifTen, gebrauchen.
Und als ich gern biß anß Möhr oder Laguna geraissel, welches sie
mir, das es noch vier meil von dannen were, ahnzeiglen. Sagten mir
auch, wie sie sich dahin kheines wegs oder sIrassen auff dem land
gebrauchten, unib das das land vast mosig und mit nasser bedeckt
ist, allein aulFdem wasser in Canoas, also hcissen ire schiff, dahin
faren. Also befragel ich mich, deme nach wir zwcifllelen, ob es
ein Mör oder See were, so Sebastian Gabotlo, wie vorgesagt, ge-
funden und gefaren bat, were. Aber sie kunlen oder wollen vil-
leichl uns die nolduiflt deßhalbcn nit ahnzeigen, sagten, das sie
nicht weiter dan biß gehn llamadoa, geschiffel weren, biß dahin
es süß und ungesallzen wasser were, und gegen Sud oder aulT-
gang Werls, so weil sie kündlen, sehen sie allain wasser, und
kein gebirge oder lande. Nun was mir durch disen weg, an das
Aör oder Laguna, das ist am See, zu kommen onmüglich, dann ich,
wie vor angezaigt, auff dem lande dahin zuraisen, kheinen weg
helle, was mirs nicht zuthun mit so wenig volcks. Ja mit allem
volck so ich auß Coro außgefürl, und ob sie schon alle gesund ge-
weßl weren, nicht unterstehen dorffen, dieweil unns der behelff
der Rofs abgeschnillen was. Dann die innwoner uns auch wol er-
zaigl hellen, das wir uns von ihnen wenig guls ziiversehen hellen.
So seind sie uns auch aulf dem was[83]ser, und sonderlich mit
ihren schiffen, deren Navigation oder schiffiing wir nicht geübt
waren, und doch gebrauchen hellen müssen, zu dem krieg zuviel
gewont, und haben auff dem wasser den behelff gegen uns, den
wir auff dem lande gegen ihnen haben möchlen.
Dieweil ich nun in disem Pueblo oder Hecken Ilabana nichts
außrichtel, auch die warhait dessen darumb ich geraißet, alls der
Christen halber, zu erfahren, nichts khundle erforschen, blibc ich
nur biß zu mitlag daselbst, übcrschiffel also den wasserflufs, dann
an der andern seilten ein gebirg läge, ellwann einer meil nahendt,
61
daselbst, sagten sie, das Mör oder Laguna vorgesagt, linden an-
schliege, und von der höhe desselbigen gebirgs übersehen möchte
werden. Blib dise nacht inn ein^m Piieblo oder flecken, der Nation
Guaycaries gehörig, und morgens frü rill ich selb drit an das ge-
sagt gebirge, so elwann einer meil ferr dahin was, und giengen
zwen Indios Guaycaries mit uns, die auch der Caquelios sprach
kundlen, dann dise zwo Nation undereinander, wie ich gesagt habe,
wonen. Und als wir unthen ans gebirg kamen, fanden wir einen
arm des wassers Coahery, so für den flecken Itabana, und aber an
disem orlt inn das Mör oder Laguna lauff'et, fanden enhalb ein vi-
scherei der Guaycaries, von eltlichen wenig heiisern, doch darbei
ein grosse Summa Indios, so visch alda zukauffen von mehr orllen
dahin kamen, also das wir schier zweifleten, ob wir uns zu ihnen
zu r eitlen gelrawen wollen. Doch darmil wir ihnen nit erst ein
hertz wider uns mächten, schwemmeten wir alle drei also zu rofs
über den flufs, das uns das wasser über die Sättel gienge, und
also wie die teufl'le meüfi überkamen, [84] dann die rols allein
überschwemmen, und uns die Indios lassen hinüber tragen, was
uns nicht zulhun. Alls wir aber aiilf das gebirge kamen, sahen
wir der Indios anzaigen gemeß, das land von Itabana abwerlz mit
wasser ganlz bedecket, hIso das il/nen zu glauben was, als sie uns
gesagt hellen, sie sich keines wegs aufl" dem lande dahin gebrauch-
ten, aber wir khundlen ob dises wasser ein grosser See, und La-
guna were. nicht übersehen, dann es mit nobel vast bedeckt, als
dann gcwonlichen an wässerigen und moßigen orten, und sonder-
lich morgent frü, als es dann was, geschieht, aber vast schon wol
bewonet und eeben landt. Als ich aber was aldar zusehen was,
bette besichtiget, und zu meinem voick widcrkerel, kurlz ungefähr
in einer vierteil einer stund darnach, käme der Cacique oder herr
von Itabana mit grosser summa voicks der seinen mit gewehrter
handt, und gemalet, wie sie pflegen iiiit krieg zugehen, darab wir
uns entsetzten, und ließ zu stund die rofs saltlen, und in rüstung,
so sie sich ellwäs unlherstunden, in der gegenwehr zu sein, dann
wir kundlen wol merken, das er von den Guaycaries dises Pueblo
oder fleckens bericht was, das ich selb drit an das vorgesagte ge-
birge vereinen was, vermaindten also in meinem absein, die mei-
nen zuüberfallen. Ich ließ ihn auch fragen, warumb er darkommen
were, sagt er, wie er ein weib in einem flecken elwann ein vier-
62
llrai! aiiier nicil des wassers auffwerlz helle, die uere er haimzu-
suchen kommen. Nun aber hüben wir den Rest dises lags hei guUcr
wachle, alls die wir uns eben gegen denen innwonern versahen,
diis sy uns ernacli erzaigeten. Sahen auch das sich grosse summa
Jndios in dem Pueblo oder flecken, dahin diser Ca[85]cique oder
herr gegangen , versamletlen , auch alle mil der klaidung oder artt,
wie sie in krieg zugehn pflegen, als ihr hernach, so ich von diser
Nation gebraucii rede, hören werdet. So verliessen auch die Guay-*
caries innwoner dises fleckens, darinen wir uns nidergethan, ihren
Pueblo oder flecken sampl weih und kindern, verhausetcn und ver-
trugen alles das sie darinnen hellen, samleten sich auch mit dem
vorgcmellen Cacique, welches nil ein gutl zeichen was, so musten
wirs aber gesehen, und als die wir ihr nit, möchlig daran zuvei-
hindern, gefallen lassen, also das wir ab der vile der feind, wie
auch vorgemelt, nicht wenig entsilzen hellen, sonderlich an dem
orlt da wir waren, keinen weg wüsten, der uns zu unserm vorlheil
lifige. Darumb wir bei mitlernachl und aulFs allerslillesl, mit einem
khleinen schiflein der Indios die Christen dr" nicht schwimmen
kundten, überschiff^ten, und die rofs auch uber.schwemblen , also
dergestalt wir sampt dem drofs und all unserm plunder übers was-
ser kamen, und daselbst biß der tag angieng uns nider thelten, und
morgens frü uns wider zurucke, und dem Pueblo oder flecken Cu-
rahamara, da ich das ander mein voick gelassen, zureißten. Als
aber der Cacique oder herr die seinen, welche uns morgen am orte
und im flecken, da sie uns gelassen, vermeinten zuüberfallen und
zu schlagen, nicht lunden, und uns am andern ort des wassers ge-
gen ihnen am geslad lurziehen sahen, fürlielfen sie uns ein pafs
oder weg ahn einem orlt, da wir gar am geslad des wassers für-
zuziehen gedrungen waren, und hellen sich auch der Indios bei
fünfl'zehenhundert, so herüber das wasser, ahn die seilen, da wir
[86] fürraißten, geschwummen waren, in ein verborgen hall ge-
stellt Und da wir also fürzogen, uos gleichwol derselbigen so auff
unser seilten, und übers wasser kamen, nicht besorgten, sonder
allein dem so wir aulf der andern seilten sahen, acht hellen, fien-
gcn sie an uns binden und vornen anzugrcilFen , nuch der Cacique
oder herr, der mit bei siebentausenl Indios, ah wir sie schelzlen, am
ander ort des wassers auch in uns schiessende, mil einem grossen
geschrcy uns also ahnlieffen , und nachdem wir lang mit einander
63
^cscliarniiilzclt hellen, und deren so aulT unser s'eilen uns angriffen,
vil erslaclien, und den rest wider in das wasscr drungen, auch
meine armbrusl scfiülzen, f'enen so sich ins wasscr begeben hellen,
auch denen so bei dem Cacique oder herren auif der andern soillen
des Wassers waren, nicht wenig schade th<M{«'n. Uberlangs horten
sie aufl'zu schiessen, and ab dem Gesludc des wasscrs, das lande
einwertz zufliehen. Derhalben ward von iin.s geacht, das etlwann
der Cacique oder herr von einem schülzen der unsern IrolFen sei
worden, dann das ist ihr arl, so ihr herr oder hauplmann gesche-
diget, hat das spil ein ende, i: »d ist ihr hauff schon zertrennet.
Der Christen wurden nur vier ungewundt, und ich auch durch ein
achsel geschossen, und zwei rofs wurden hart wundt, aber das ein,
dieweil es mit einem vergifften pfeil geschossen was, starb es am
sechsten tage wütende.
Als nun uns die Indios wie vcrgemolt, verliessen, eilelen wir
so vasl wir mochten ahn ein höhe ein halb meil von dem wasser.
Daselbst Ihellen wir uns nieder die wunden zu binden, und railUcn
noch denselbigen abent [8TJ in ein Pueblo oder flecken, darfür wir
am hinein ziehen gerailU warend, darinnen wir aber niemans fan-
den, dann villeicht besorglend sie, das wir den Unfall oder über
trang, so uns von denen zu Itabana beschehen, oder gelitten hel-
len, ahn ihnen rechen wurden, dann sie demselben Cacique oder
herren auch untherlhan waren, und freilich bei disem Scharmützel
auch gewesl seind. Also bliben wir die nacht alda, und als wir
am morgens auH' waren, zündten wir den flecken ahn, und gleichen
thelten wir in allen Pueblos oder flecken disem Cacique oder her-
ren gehörig, darfiir wir raißlen, zogen also mit genug mühe und
arbeit mit den gevvundten mannen und pferden fort, mer zigeünerrv
dann kriegsleülten gleichende. Und als wir anderthalb tagreiß von
dem fluß Coaheri, davon vorgesagt, da sich die Nation Guaycaries
anfahel, etlliche Pueblos oder flecken, die dem Cacique oder heren
zu Itabana nicht unlerthan seind, erreichten, und die innwohnei
bei ihrer wehr, und nicht mit wenigerm stollz, dann wir sie ge-
lassen, fanden, derhalben bliben wir nachts in derem Pueblo odci
flecken keinem, namen bei tag unser nollurflt der proviandt von
ihnen, und thelten uns an das gewarsamest ortt im felde nider und
solches darumb, das sie die gewundten und aucl die rofs nichl
sehen binden , und schaden empfahen zu haben vermerckten , auch
64
darumb, damit ihnen die Indios unsers drofs, solches nicht an--
zeigten.
Also kamcm wir den fiinfTten lag Februario vorgemelts ein
und dreissigslen Jars morgens frü in einen Puehio oder flecken
Corahao gehaisen, daselbst die inn[88]woner unser zukunfft nit
wußten, fanden sie in kriegsrüstung und fast freche, auch den Ca-
cique oder herren der Nution Guaycary, des die vischerei des Was-
sers ist, und mit deme ich die erste freündtschafTl diser Nation ge-
macht , bei ihnen , sampt vil der seinen , darab wir wenig gefallen
trugen, doch nit gedachten auiT wen sie solche rüstung angericht
betten, verzogen daselbst gantz nicht, sonder wir zogen nur stracks
für. Der gesagt Cacique oder herr der Guaycaries gieng mit mir,
und einer der haupUeütt auß dem Pueblo Caraho, jetzt genannt.
Nun waren aber die Christen, so ich zur zeit gen Itabana raißet,
zu Curahamara gelassen, über disen wasserfluss auch passiert, und
sich bei der vischerey nider gethon, damit sie desl weniger ge-
breche an der proviandt hetten, dann diser Cacique oder Herr des
Pueblo oder flecken Curahamara, nicht glauben gehalten, sonder
über das er mir zugesagt, sich von seinem Pueblo oder flecken
enthaußet und öde gelassen heUe, also das die Christen niemandt
hetten, der mit den Guaycaries rescatiert und ihre nolturflltige pro-
viandt von inen erkaulTten, und also ihr leger an das gesagt ortt zu
endern gedrungen waren. Da sie nun uns von fernen kommen sa-
hen, warden sie unserer zukunfft nit wenig erfrewett, dann ihnen
die Guaycaries vil stollz bewisen hellen, und von ihnen überfallen
zu werden, sich besorgten. So hellen sie ihnen auch das Manda-
ment, proviandt oder speiß umb ihre bezalung und rescal versaget.
Sagten mir auch, wie sie zu aller zeit ihre wehre nicht verliessen.
Und als sie mir solchs alles bei einem ziirofs zusagen, schickten,
ließ ich zu stunde den Cacique oder herren der [89] selbigen Na-
tion und diser vischerei herr, sampt dem hauplmann, so baide mit
mir für gelaidtsleüt giengen, auffhallen, fahen und binden, und inn
ain gesteüd füren, und sie peinlich fragen, was sie damit gemaint
hetten, allso in kriegsrüstung sich flnden zulassen, und warirmb
sie sich so bößwiliig gegen den meinen erzaigl, auch ihnen umb
bezalung die narung zu geben versaget. Als sich aber der Ca-
cique oder Herr, ehe dann er eltwas wollte verjehen und beken-
nen, mit vil peinen martern Üeß^ da ließ ich inen zu angcsicht des
65
andern frefarjgen «Tscliiessen, ihmo xum förchtlichem exempel, dem
selbijron sagt ich das lüben zufrislcn zu, so er mir die warheit, was
sie sich wider die meinen fürgenouimen, Confederierl oder enl-
schlüsseu hellen, anzaigele. Der bekhannt mir wie sein Cacique
oder hfir vom Pueblo oder Flecken Carahao, welcher derNalioii Ca-
qoelios ist, sampl dem Cacique oder herren der Nation Guaycaries,
so erst erschossen wäre, yeder mit seinen nntcrlhanen sajnenllirh
also die Christen, desselbigen morgens zuüi)erfallen und zuschlagen
beschlossen betten, und wcren auch schon dessen in Übung und
anzuge, allein helle sie daran unser unversehene ahnkunlTl verhin-
dert. Also ließ ihn inn ein eißne keltin zu andern schmiden, und
schicket zu den meinen, so unser am nasser inn ihrem leger war-
teten, sie sollen ihre rol's und voick in rüstung halten, dann ich
besorget, die Indios aus dem Pueblo oder ll(M.'k<.'n Carahao, so wir-
wie vorgesagt, in rüstung fanden, wurden uns nachfolgen, und am
überpassiern des wassers uns überfallen.
[OOJ Da ich nu zu der visrlierei und der Christen leger käme,
fanden wir bei acht lunidert Indios ilur Guaycaries, bei guller weht
und zum krieg geni4, aulf ihren Cacique oder herren, so ich wie
vorgesagt, ersehiessen ließ, und die Caquetios auß Carahao dens
ilecken, die unsern zu überfallen warteten. Ais ich aber ihnen
gebot, ihre wehr niderzulegen, und sich, so sie anders fründe
weren, inn maß als sie mir, da ich das erstemal fürzoge, gelo-
bet und zugesagt hellen, dessen mit freündtliclien und fridliclien
wercken auch erzaiglen, dessen sie sich aber ttoU/.lirb \vi(ld('r"-
len: Also umbzogen wir sie zu rofs und sie inil reden auffli d-
tende, und nit de-^t weniger die fluclit des wassers znvernu'rcki'n,
grillen wir sy an, dann es an einer schöne ebne was, die zu un -
serm behellf nicht besser helle mögen gtjwünschel werden, ersla
dien ihm ob fünfhundert, dann sie von uns so gar übereilet wa-
ren, und wir mit ihnen sampl frids halben Conversierlen und hand-
lelten, auch sie sich dessen zu uns gar nicht versahen, und also
sich iher wehre nicht gebrauchen kundlen, stachen wir (lern vil zu-
boden, biß wir sie in die flucht brachlen, dann die zu rol's allein in
haufl'en unter sie hinein renndten, und was si(; mochten zu boden
sliessenl, und die zuluß sie wie die siiw erstachen, dami sy hellen
allein die flucht zubehelff, dem sie doi h von s« hnelh; der rol's
überfurlheill waren, also das sie sich zulelst unter dem grals zu-
Fed. u. St. 5
Cd
verbergen, und die lebendigen under den erstoclieiien understun-
den zuretten, dieselbigen warden, nach dem wir, mit den andern
gethon, auch gesuchet und vil erwürget, also das diser ob den
fünfFhundert wie ohgemcll, umbkamen, allem die übers [91] wasscr
zudiehen nicht geweerel mochte werden, und wurden mir fünff
Cbrislen wandt, aber kainer tödlich, und ettwaun dreizehen Indius
unsers drofs. Das aber also anzugreifTen, erforderte unser noth,
und sie erlitten ihre verschuldigung, dann wir betten uns /.übe-
sorgen, so uns die Caquetios wurden nachfolgen, wie uns dann
von den peiiili(h gefragten Indios, gesagt und ahngezaigt was, das
sie es also zu thiin beschlossen und fürgenomen hetten, was es
besser, zu unscrm vortheil, mit wenigen dann vilen zu streitten,
und so wir die also überwunden, welclis wir also auch mit unserni
vortheil Ihup. kundten, weren uns die andern dest weniger mächtig
zu widerstthn, und were weger was sie auff uns ahngeschlagen,
fiele aufTsie. Discn tage biß ahn die nacht bliben wir allda, dann
wir uns übers wasser bei tagt nicht wagen dorfflen, besorgende
des äberfals der Caquetios, und darmit sie uns nicht zerteilt, so
wir eins tails übers wasser schon gezogen, angriffen.
Als aber nun die nacht anfiele, das wir uns des übcrfals nicht
weitter besorgen dorfflen, schwempten wir die Rofs über das
wasser luid das volck hinach, welche nicht schwimmen kundten
«uff flössen, die wir auß Tartschen gemacht hellen, mit alncken
vonn einem gestade des wassers zum andern ziehende. Am mor-
gen frü des andern tags, käme ich in den Pueblo oder flecken Cu-
rahamara, daselbst ich niemandt, sondern den flecken öde fände,
welches auch die ursach war, wie vor abngezcigt ist, das sich die
Christen, ncmlich mein volck so ich allda gelassen, an das wasser
ihr leger zu endern gedrungen waren. Also ließ ich disem Ca-
cique oder Herren lang [921 nachstellen, aber mocbt ihnen nicht
überkho:-,. tcii, derhalbcn zohe ich fort vier mciln von dannen iu
einen andern flecken, den ich auch öde und despoliert fände, wie ich
ihn auch am ersten fürraißen auch funden und gelassen bette, deß
halben Mibe ich biß ahn dritten tag daselbst, schicket mittler weil
etllich Christen zu rofs und fuß wider zurück in Pueblo oder ffe-
cken Curahamara, den sollten sie bei nacht überfallen. Also ge-
schähe es, darinnen funden sie den Cacique oder herren mit allem
semem volck, der hette sich alda zu hauten widcr dahin gcthon,
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vcrmainendc , wir vveren schon fürzogen, und also vor uns sicher
2U sein verhofFet. Welliches wir auch eben wie ers angegrifl'en,
\)edachl betten, und ihnen darzu zu Ursachen, auß seinem Pueblo
oder flerken geraißt waren. Also fiengen sie den Cacique oder
Herren und drei und zweintzig personen manne und weiber, der
meist principalcti oder fürnempslen, den ließ ich zur straff, dieweil
er mir dreimal den glauben gebrochen, in ein ketten schmiden,
und hab also ihn und auch die andern so mit ihme gefangen, biß
Coro gefürt, und die weiber den Christen zu dienen außgetailt.
In disem flecken stieß mich das fieber ahn , also das ich aber
eilents vortreisens verhindert ward, zohe also gemacht von einem
flecken in den andern, die wir alle öde und despoliert fundcn, biß
in den Pueblo Cathary, da wir vor auch geweßt, daselbst auch die
innwohner uns fast wol empfiengen , und uns die freündtschaft die
sie uns vor gethon, widerumb laistetten, bei denen bliben wir zwen
tag still ligen, uns des andern wegs, so durch [93] die Nation
Cuyones zu der Laguna oder See gienge, zuerinnern, welches sie
uns ahnzeigetten, onverhindert erraichen möchten, so wir änderst
ymmer nahent am gebirge uns hielten, dann daselbst es nicht mos-
sig were. Wol berichtetten sie uns eines grossen wasserfluss Te-
men geheissen, Welchen sie zwaier bogenscliiefs weilt, und fast
tieffe sein sagten, dem were aber ihn zu überschifTen mit flössen
oder inn andere wege, wol mittel geweßt. Also käme ich den
zehenden Februarii wider in den Pueblo oder flecken Hacarygua,
da ich zuvor auch fünffzehen tag gelegen was, fände die inn woner
in ruwiger behausung, und wie ich sie gelassen, sie sich aber auch
ab unserer ankunlTt mehr freude, dann ungefalien haben erzeigten.
Also schencket ich dem Cacique oder herren zwei schöne weiber In-
iias, so ich im Pueblo oder flecken Curahamara gefangen, blib auch
in disem Pueblo oder flecken biß ahn den sechstzebenden tag, ver-
hoffende daselbst meines fiebers, welches ich hitz und kälte yeg'
licbs hette, ledig zu werden, und alsdann die raiß der Laguna odep
des Sees für den gemelten fluß Temeri , fürzunemen. Ich schicket
auch mittler zeit, der sechszehen tag, die ich in Hacarygua still
'age, ettlichs voicks zu rofs und fuß an das gebirg der Cuyones^
sampl etlichen Indios, so wir inen zuvor abgefangen helten, also
dadurch freüntschalTt bei in zuerwerben, Erbotte mich auch inen
durch ihre cygne leütl, so meine gefangne waren, sagen, was und
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wieviel vol<ks wir zu Itabana, und auff derselbigen raiß, verderbt
und erschlagen hottoii, so sich uns widergestelt, und unser freindl-
schaift [94] vorachl hellen, Dargegen auch, wie wir denen, so
sich ahn uns crgelien, gullen glauben gehallen und wol tractiert
hellen. Aber das alles wolle bei ihnen nichl erschiessen noch den
vergangnen erlitnen schaden vergessen, und wievil weg wir mit
ihnen sie zu fr«'ünde zu bringen fürnamen, das helle ganlz kein
ansehen, verliessen ihre flecken und verhauseten sich bei nachl
auff die wildesten gebirge, da man ihnen aufF kalzen, weil ge-
schweigen auff rossen, nichl zu mochte komen, also das wir uns
ihrer fraintschafft verwegen niuslen, wie gern wir doch mit inen
ainig geweßl weren, dann wir biß der zeit durch ihr Lande zu der
Laguna oder dem See vorgemelt, zuraisen willens waren. Als sich
meine und vil der meinen kranckheit conlinuiert oder werel, und
derselbigen in der ungewonlichen speiß, und bei abgang aller re-
medio oder hilff, so einem krancken abkommen, wider uirzuhelfFen,
von nötten, sich keiner besserung zu ersehen was, entschloß ich
mich ahu die Costa oder gestadt des Mors, doch nicht über das ge-
birge, und den weg den wir koFumen waren, zuraisen, und von
dannen zeilung gehn Coro zugeben, auch von dannen was uns not,
sampt uns am frischen volck zuslcrcken, erfordern und begern.
Erhüben uns am 27 Februarii zu Ifacarygua, fürraißlen die
Nation Cuybas, darfür wir erst einzogen waren, funden eltliche
Pueblo oder flecken derselbigen bewonet, auch etlliche öde, dann
die so sich verhautet, besorgetten, das wir inen am ersten zug allein
zubetrug glauben gehallen hellen, aber itzt am wi«lderziehen sie
fahen, und für Eschlavos oder für ver[95]kauflte leütt mit uns fü-
ren. Nun dise flüchtigen aber ab der forcht zuwcrllen, oder ihnen
nachzustellen, vil zeit zuverlieren, was uns nicht gelegen noch not,
dann dise so uns nicht gelrawet, und ihre Pueblos oder flecken
verlassen, werden genug Exempel gehabt haben ab deme, wie wir
uns mit denen, so in ihren Pueblos oder flecken unser gewardt,
gehalten haben.
Hie muß ich ahnzeigen einen betrug so uns in deren Pueblo
oder flecken ainem widerfaren ist, Nemlich als wir in ainen Pueblo
der Nation Cuyl'n*;, da wir zuvor nicht geweßl, kamen, und unsern
weg nicht ufl^ Yariquecemeto zunemen, da wir dann zuvor auch
geweßl, vcrmainten, und aber kainen Indio inn disem flecken fun-
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den, denselbigen doch naclistelllc n, und zwo India weiber auff den
Strassen an den wegen, da sie sich unser nicht versahen, gcfang:en
wurden, schirket ich dem aine zu ihrem Cacique oder Herren, mit
etllichen gaben, ihne darmit für mich zubringen, und zu freündl-
schafft zu ursa( hen, wie ihr dann habt gehört, ich mit andern glei-
cher gestallt ( (Ft gethon habe. Nu aber die India kliaiiie wider,
bracht mir ein güldene kleinoth, das was ein teuflische bildlnu»,
so sie zu irer zier an der brusl tragen, sagt mir darneben, ihr Ca-
cique oder Herr were kranck und kündte aigner person nicht kom-
men, bette mich, ich solle die schenckung empfahen, und ihme die
zwai gefangne weil-cj wider ledig geben. Als ich ihriie aber wi-
der empot, er solte, ob er schon kranck were, sich zu mir iun
seinen Pueblo oder flecken tragen lassen, und auch die seinen mit
im bring[96]en, und wider ruwige behausung ahnnemen, müsle er
doch solliches nachdem ich hinweg were, thun, alls dann wolle ich
ihm die gefangnen weiber ledig geben. Am andern lag morgens,
kam ein Indio und etwann bei viertzig personen mit ihnse, der lieft
sich, alls ob er der herr oder Cacique were des fleckens in ainer
Hamaca tragen, wir hielten inen auch für den Cacique oder herren.
Ich ließ mit ihm reden S(uue behausung wider einzunemen, gab
ihm die gefangne zwei weiber wider. Nun aber dise nacht uns
unwisent, erhnb er sich mit allem seinen» voick darvon, und ließ
die Hamaca darinnen man ihn getragen, im hauß hangen, also das
wir morgens nicht einen menschen funden, Darab wir nemen khun-
ten, das diser nicht der Cacique oder herr, sonder ettwann nur ein
schlechter Indio oder Schlavu, und ein verkaufl'ler kneehl, geweßt
müste sein, und also von den» Cacique oder herren zu uns gesanI,
darmit er gegen uns die gefahr bestünde, ob wir ime glauben hiel-
ten, und also die zwei gefangnen weiber zuledigen, dem freilich
das eine des C.icique weib oder verwandle eine geweßt ist, uinb die
selbige zu lediget« , solches alles angericht was, dann wa es sonst
schlechte weiber geweßt weren, hell man uns die gelassen.
Also wurden wir von diseni Indio betrogen, der gleichen uns
auff diser raiß nicht begegnet ist, dabei ihr böß und falsch betrogen
lüste zuerkennen seind.
Nu wollen wir aber disem nachzustellen, wie gerne wir sie
druttd) geslralft betten, lenger nicht zeit verlieren. Vml dieweil
wir des tags, den wir vor uns het[97]fen, keijien Wegweiser wü^-
TO
ten, zogen wir aufT dio Provintz Variquccimeto, inn «Jen selbigen
Pueblos oder flecken Funden wir die innwoner, wie wir die ge-
lassen h(;Uen, daselbst wir unsere nachtrüge namcn, und disen
abent rasten blibcn.
DIE NATION CAQUETIOS.
Von discr volckreieheu scliänen Provint?. der Caquetios , von der griisse
ihrer flecken, vile der inawoner, krieg gebreüchigcm volck , ihrer gerade
Wolgestalto proportz, und schöne derseJbigen weiber. Wie die Christen
iise durc)izogen , wenig freAndtschaffl und gutnilligkait bei ihnen befunden,
auch wenig geförcht worden, also sie euletHt nnit ernst nnd schsrmützlen
haben müssen durchdringen, ein Cacique (aufihihr zu verhüten) erstochen,
vil der seinen erschlagen und gefangen, und also sich, ihere hab und gutt,
mit mühe und noth darvon bracht haben.
Nun 8n dem andern tag, das was ufT den ersten tag des Mcrt*
zens, Erhüben wir uns durch ein Thal, so zwischen zwaien gebir-
gen ligt, zuziehen, aufT welchen gebirgen das gegen Nidergang
die Cyparicotes, und das gegen aufTgang, die Hytotos bewohnen^
und aber die ebne des thals so bei vier meiln brait, als von einem
gebirg an das ander ist, besitzen die Caqnetios, die aber dem zu
Varyquecimeto, ob sie wol einer Nation seind, so seind sie doch
nit freündt, darunim anderhalb tagraiß von Varyquecimeto kein
(lecken ist, sonder das lande despobliert und öde, gleich wol unter
wegen ettlichc alte gebew ihrer art gefunden, so vor [98] zeitten
Pueblo oder flecken geweßt, und aber zerstöre und verprendt
worden. Dise auß Varyquecimeto, wollen mir auch keinen wcg>
weiser zugeben, gesagter ursach halb, dann zu allen seilten haben
tie ihre feinde, und von denen nicht ungeschediget, so sie nicht
mit maacht außzugen, widerkommen möchten besorgtun. Nu dar-
Rhn was uns aber destweniger gelegen, dieweil wir diser spräche
der Caquetios selber tolmetschen hellen , auch des wegs nicht zu
irren, allein in der ebne des Ihals zu bliben.
^Is wir aber uns die Erstonacht bei aincm wasser nider thet-
ten, und den andern morgen frü, die wege verborgcnlicb fürstelten,
und also bei hundert und fünlTtzig Indios mann und weiber, so un-
ser unbesorgt, ahn ihr vcldtgebew giengcn, und wir die fiengen,
und uns mit denen dem flecken nchcnten, kamen uns die Indios V9n
disen» Pueblo oder flecken, inn krigsrüslnng entgegen, welches sie
71
von einem Indio, der die zu rofs von feien gesellen, avisiert oder
berichl waren, deren sich ob siben lausenl, alls wir sie scbetzten,
auß ainem Pueblo oder flecken versamletten, und vermainlen, das
wir sie zu überfnllen khämen, und wie die andern auf? dem foide
zusahen, begegnellen sie uns ganlz freche, und stunden auch ina
aller Ordnung uns zu schicssen. Ich Hess ihnen aber sagen, warumii
ich das voicke auIT dem fehle bette aulT gehallen, und darneben was
zu fride dienet, auch ahnzeigen, gäbe auch ihnen ihre gefangnu
wider, und nach langer rede, die wir mit ihnen hielten, und von
ihrem fürnemen uns zubekriegen, |99J auch zu schiessen, nicht
wollen lassen abwenden, sonder sich frech erza igten, daran wir
aber zu buiden thailen wenig gewinns bellen, dann es was in einer
ebne, da wir die rofs gullen behelff hellen, dargegen waren ihrn
vil zerstrewet und nit gchaufTl, also das sie mehr uns dann wir sie
umbgeben hellen. Als sie aber doch zulelsl sich bereden Messen,
uns ihren vorthail übergaben, und iim iren Pueblo zurück gieiigen,
zogen wir inen nach, llicUcn uns auch inn den selbigen flecken bei
inen nider. Schicket dem Cacique oder herren Verehrungen, und
stillet also seine frechlieit gaiilz, zöge also disen abcnt mx h ein
nieil wegs, in einen andern flecken, dern innwoiier sich uns nit
widersetzten, dann ich inen mein ankuiifft, und warumb wir aldar
waren, zuvor ahnzeigen ließ, zu dehme ich den Cacique auß dum
leisten Pueblo oder flecken auch mit mir namc.
Von der grosse diser Pueblos oder flecken, und vile der inn-
woner, auch was frechen, stollzen, und kriegßgebreüchigem voickos
ist, haben wir bißheer und auff" diser raiß nit erfaren, dann sich in
einem tage, als wirs genlzlich scbetzten, ob den zweintzig tausent
Indios, die zu dem krieg dienen, sich versamlen mögen. Dann dio
selbigen Pueblos oder flecken sein, ob sie schon einer Nation, nit
alle under eines herren herrschung, doch aber wie gesagt, nahendt
und vil bei einander, das ich dern eine vast grosse stimtiia Iiin-
woner bei einander sein schetze, und einem gewaltigen huufl'en
Christen möchten widerstandl Ihun, oder auifs wenigs doch angst
machen, das doch in dem ilzigen Pueblos dises [100] thals ein
andre mainung hat, dann ob wol der inn woner gleich vil, so seind
sie doch mit einander nicht einig oder Conlorme, sonder yhe zwen,
drey, oder vier Puefclos mit einander Confederiert oder verbunden,
derhalben sie weniger gewaltig semd. dann dio in Varyquecimeto,
72
Aber es ist nicht zu zweiflcn, so sie bekriegt wurden, und sie nicht
genugsam zu widersten wereii, so wurden sie sich one zweifTi:! zu
sammen rollen, Confedcriern und verbinden. Dise haben grosse
flecken, olTl ein halbe nicil lang, doch nur eine gassen oder zwo
aulTs meisl. Auch gewonlich inn einem hauß, fünfT, sechs, biß in
achtorlai haußvolck mit weih und kinden. Ist ein volck vasl gutter
lenge und proportz, auch starcker dispusion oder glidmässig. Auch
vast schöne gerade weiber, also und darumb wir dises thal und
Provintz, so die Indios Vararida nennen, El valle delos damas nen-
neten, welches zu teülsch der frawen thal gehaissen ist. In diser
Nation oder Provintz, hört die vergiffte herba oder kraut auff, und
haben auch dern kaine, gebrauchen siel» allain des geschofs als die
zu Coro. Also fürraißten wir dern flecken so in diser Confederation
und bündtiius seind, drei, wol ihrer mehr seind, aber unsers wegs
nicht, dise erzaiglen uns fast schlechte freündtschafTl, dann sie sich
ihrer menge oder vile getröstctlen, und uns auch, ob sie schon vil
gelts haben, nie kein present gethoii. Ja auch uinb die speiß un-
serer notlurlFl, in den Pueblos oder flecken etlliclien, zalung von
uns begert haben, die wir ihnen gleich wol auch nicht gegeben.
Als wir aber nun den dritten lag Merz, einen [iOl] andern
Pueblo oder flecken dern ilzt fürgeraißten pueblos oder flecken,
feinde erraicliten, hellen wir aber mühe und arbeit sie zufriden zu-
bringen, hellen mit ihnen einen kleiner» Scharmützel in dem ersten
flecken, den wir überfielen, brachten sy doch zulelsle auff" gulten
weg, und wiewoi wir uns daselbst nidcrgelhon, wollen den lag alda
bliben sein, dann ich das fieber eben heff"lig helle, und mich auff
dem rofs kaum enthalten kundt, und sie uns aber ymmer fort wei-
sen wollen, und in ander flecken ihrer freunde füren, dann sie auch
den hagel, der dann wir wol für sie mehr dann donnder und blitz
waren, lieber in ihres nachbaurn hauß sahen, liessen wir uns, und
sie wider ihren willen nicht zubeschwei'en, als die erste freunde
diser bindlnus, bereden, und auch darumb, das ihr Pueblos oder
flecken nil an einem ortle was, da wir uns weit umbsehen oder un-
sere wachte, wie unsere notturirt erfordert, haben möchten. Also
umb kürlze willen abzubrechen, welcher kürlze ich mich doch in
diser beschreibung wenig gebraucht, will mir aber zuschreiben
nicht weniger zulang werden, als es dem leser wirl vcrdrüß-
lich sein.
T3
Dise Pueblos oder flocken der andern Confederation odrr
bindtnus, fürraißten wir auch, und nun andere und die leisten distr
Nation Caquelios alinfienffon, und wir aber wie mit den vorigen,
unser freunde zutnaclien gedrungen waren, khainen wir also unver-
sehens in einen PueMo oder flecken morgens ellvva umb siben
uhrn, als sie pflegen zumorgen zuessen, und sie von ur.ns, biß w ir sie
also beim gel'resse [102] überfielen, niebts wüsten, und also hart
erscbrai;ken, auch ein yeder in sein bnuß verlieffe und darinnen
sieh verschlösse. Als ich sie aber beredet, das sie sich für uns
nicht zubesorgen hellen, und auß ihren heüsern giengen auch auß
forcht ihre heüser öffneten, dann ich inen den flecken trewet ahn-
zuzünden, also, das ich sye schon gestillet zu sein, vermeinet. Name
all so mit meineiti volck ellliche heüser ein, ahn orllen unsers mai-
slen vortlieils , lhel<;n uns daselbst nider auff meinung einen tag
allda zubleÜH II, und uns mil dem Cacique oder Herren zu verei-
nigen, und fori durch dise l*u<'ldos oder flecken, so Inn dises Oui-
que oder herren bündinuß und Confederation weren, fridlich ziehen
möchten.
In dem ward mir von den Christen, so die weg zu rofs und
fufs vcrhülellen und wachte hielten, gr'saget, wie sich weih und
kinder dises fleckens gemach nacheinander vom Pucblo oder flecken
abstelen, welches uns nit ein fridlich zeichen was, dann sir sollichs
allein in kriegen, und so sie args fürnemen, zu thun pflegen. Also
ließ ich den Cacique oder herren beruflen, und verwifs im die ab-
sünderuiig der weiber und kinder, unti ließ also die Indios, so ich
anir diser raiß und im Pueblo odei- flecken Curahamaro, und andern
ortten gefangen, in ain ketten ges<hmidet, nn<l mit gefürt, für mich
bringen, und ließ dem Cacique (ider herren sagen, Eben um diser
ursach willen, betten wir dise Indios gefangen, also wurde auch im,
wa er nit anders wolle, auch geschehen, und als er vermaint, man
würde ihn gleich ergreiflen, fahen und anschmiden, [103J welclis
doch mein mainung nicht was, allein solches von mir darumb ahn-
gesehen was, darmit er das verhaußen der weiber und der kinder,
abschüelfe, also wüschet er vom stul daraulf er gegen mir über
sasse, eilents anfl darvor« zulaufl'en, den verschulTe ich ufl'zuhallen,
darmit kein auflVuhr im Pueblo oder flecken wurde. Da er aber von
den Christen angedasl und gefangen sein vermainet, hub er ein
groß geschiay an, die seinen zuhilff beruff"ende, dem nach, und
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iiinb argers zu verhüten, stach wnß meinem bofeleli, ein Christ ein
Schwert durch in, und hüten also mit den innwonern dises Pueblo
oder fleckens ain wüste Scharmützel, erschlugen und fiengen ihre
vil, biß wir sie auß dem Pueblo oder fleiken in die flucht brachten.
Nun aber in dem Buhio (also hcfssen ire heüser) darinnen ich mich
nider gethon, und da ich den Cacique oder herren erfordert helle,
und ihn inn ketten zuschmiden trewet, wie vor ahngezaigl ist, bet-
ten sich ettliche der seinen, die zeit wir mit den andern zuthun
hetlen, und deren nicht acht namcn, aufT ein hohe prucken so mit-
ten im hauß uff vier pfeilern, und dreier männer hoch stunde, dar-
inn sie ihr körn oder Mahys pflegen zuhaben, betten verschlagen,
und als wir nu mit den gethon, und in disem Buhio unser plunder
und kistcn darinnen alles goldt, so wir in Oiser raiß betten erobert,
wolten nemen und uns verrücken, ehe sich die Pueblos oder flecken
diser confederation und bündnus versamleten und uns über fielen,
dann mein volck was fast müdt,und dern vil kranck, auch erst nach
mehr in gehaltnen Scharmützel gewundet. Da rürten sich die Indios
so sich in diser [104] Barbacoa, also haißt es, betten verschlagen,
vermaineiide wir künten sy zusuchen, und wie mit den andern zu-
handlen nit finden, das dann unser mainung gantz nicht was, dann
wir von inen nichts wüsten, noch wa sie sich selber nicht betten
verrathen, holten wir sie nit gespürt Da sie uns aber, als wir un-
versehens in Buhio oder hauß eingiengen, und sie zu uns wie zum
zil schössen, auch unser fünfle, darundter mich abermals durch ein
achsel, Schüssen und verwundten, und uns zurück, biß wir uns
sicher anlegten, dann sie uns von obenherab überherrschsten. Also,
schicket ich fünff Christen die solten dise Barbacoa, umbhawen, und
sich darunther behelffen, dann sie wie gesagt aulF vier pfeilern,
und sonst frey stehet, das ein mann wie lange er ist sich darunther
kan aufl'richten, dann wir dorfl^en den Buhio oder das hauß mit
satiipt den Indios nicht anzünden umb des unsern so wir darinnen
betten, zuverschonen. Aber als die Christen ein groß geschrey im
Buhio oder im hauß betten, und nichts außrichtetten, auch ainer
iien lindern nur verbindcMte, ward ich etlwas darab unwillig, das
sie zu lang umbgiengon, und uns vor den Indios, in unsern vorlhail
7M thun ehe und sie uns überflelen, verhinderten, iiclT ich in den
Buhio oder ins hauß unter die Barbacoa, und als der eine pfeiler
umbgebuwen ward, begabo sich die Barbacoa zuhenoken und die
75
schwere des korns so ufT die hangende seilten ßel, truckto die Bar-«
bacoa gar umb, mit dem die Indios herabcr fielen, und als ich mich
mit meiner Rodelia oder tartschen beschützet, und ein Indio im das
schwerdt durch den leib zustossen anlielTe, gab er mir ein so
Stareken streich mit ainer [i05] lUacana, also haisscn ihre höltzene
schwerdler, die sie haben, das er mir bei zwaien zwerchfingern
braidt, von der Rodella, so auß einem fafsboden gemacht, zerspaltet
und zerschlüge, und als ich ihmc noch einen stich gäbe, und den
fehl der Rodella in der eil nicht gemercket, derhalben auch mich
nicht genug bedecket , traffe er mich mit einem streyche uff den
kopff, das ich vor ihme zu bodcn fiel, und bette mir auch des lebens
abgeholffen, so mir andre nicht zugesprungen weren, und den Indio
nicht gar hingericht betten, läge also wol zwo stunden das ich umb
mich selber nichts wüste, bliben auch die selbige nacht bei gutter
wachte, dann wir uns Überfalls inn disem flecken besorgeten. Dise
Indios in der Barbacoa, deren doch nur zwöllF waren, thcten uns
mehr schaden, und wundlen mir mer volcks dann die andern alle.
DIE NATION CYPARICOTES.
Wie die Christen durch dise Nation zuraisen fürhatton , und durch die
gefangne Wegweiser oder laitter, in ein wildtnua and gchöltz durch abwßg
gefiirt worden, vermainende sie also hungers zusterben, darmit sie, ihre ge-
fengknus, und der erschlagnen todt gerochen und bezalt würde. Auch wie
die Christen, als sie den betrug Termcrckt, zur straff ire drei, den andern
zur forcht und schrecken zerhacken ließen, dardurch die andern doch unbe-
wegt auff ihrem tumemen atarck bliben , und ehe wolten mit ihn sterben,
dann ihr gefangne sein. Und inn was hungers nott die Christen khommen,
das sie beinahe alle durch hunger weren verdorben, dardurch sie ein ge-
fangen Tigerthier, zum auffenthalt ihrs lebens gössen haben, biß sie nach
langem ummgehn ein flecken erraicht, mit proviandt gesterckt, und also fürt
zukomen ihr leben errettet haben.
[106] Jfun am morgens frü, ein stunde vor tags, erhüben wir
uns fort durch die Caquetios, doch nit discr nation, sonder durch
ire feinde die Cyparicotes , am gebirge zuziehen, ließ also einen
Indios lebendig, im Buhio oder hauß, da die eilffo todlen Indios la-r
gen, ahn die seül der Barbacoa binden, damit so die Caquetios da-»
hin kernen er inen sagen solle, das ich disen Cacique oder herren,
auch die innwoner dises Pueblos oder flcckens darumb gestrafft
helle, das sie mir nicht glauben wolten halten, und sich zu ver*
76
hausen understunden, und dashalben alle die mir dergleichen thun,
«uerwarten, und aber die mir glauben halten, werden von mir, wie
r gesehen habe, gull Traclamenl oder Unterhaltung und gutle
freündtschalTt empfahen. Als wir aber etUiche Indios, so wir in
disem flecken gefangen und in ketten fürten, und für Wegweiser
hellen, fürten sie uns durch ein gehüllz biß wir den weg verloren,
und doch fortraißten, auch ihrem ahnzeigen nach, auff einen andern
wege der Cyparicotes kommen sollen, dann die Indios berichteten
uns, diser weg were verwachsen, dann dise wenig, allein wann sie
einander als feinde wollen überfallen, sich dises wegs gebrauchen,
und sonsl nil, welches aber nicht war was, dann diser weg darauflf
wir fürraißlen, was allein der, den die Caquelios gebrauchen, von
dar ihr holtz zum gebew ihrer heüscr zunemen. Dievveil wir aber
disen lag keinen andern wege, welches doch uns die Wegweiser
getrösteten, funden, und uns also die nacht überfiel, Ihelten wir uns
bei einem wässerle nider, behullTen uns des wenigen Manda[107j-
ments oder speiß, so wir mit uns gefürt betten, das doch gar mit
uns auffgienge, dann wir uns desselbigen tags Pueblos oder flecken
zuerraichen versahen. Ich ließ auch die Indios peinlich fragen,
welche doch aulF ihrer ersten sage einhellig verharretlen, und als
wir den andern tag auch keinen wog erreichten, und allein der
Sonnen nach durch den walde, gegen aulTgang zogen, und uns die
hoffnung gantz empfiel, auch von den Indios betrogen sein sahen,
und den gantzen tag on gessen gereiset waren, ja auch keif» was-
ser, dann das wir morgens von dem orlte da wir gelegen , mit uns
genommen hellen, fanden. Also kundlen wir auß den wegfürern
nichts erfragen , weder güttlich noch peinlich , ließ derselbigen
zwen zerhacken, den andern zur forchle, aber das hulffe gantz
nichts, und wollen lieber erstochen werden, dann unsere gefangne
sein. Sie hellen auch uns allein disen wege gewisen, uns zu ver-
furen, damit wir hungers stürben, und sich also an uns rfechelen,
welches uns fast nahe geweßl were.
Da wir aber in diser angst weder hindersich noch für sich zu-
ziehen wüsten , dann wir alle von abgang des speiß und des hun-
gers gantz matloß, und sunderlich des wassers grossen gebreche
hellen, wir waren auch in einem gehüllze, da uir keinen weg
wüsten, auch den wider hindersich nicht zutreffen. Sonderlich was
uns auch die Rofs fortzubringen müsam des dursts halben. Als aber
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ellliche, so ich auff die höchste bäum des waldes zusteigen helle
befohlen, ein wisen uns uff einer seilten ligend, ein halb nieil wegs
ferr ge[i08]sehen anzaiglen, zogen wir darzu. Und als wir nicht
weit gerairjt waren, gaben die liunde, so wir hellen, ellwann ferr
von uns auß ein zeichen , also das wir vennuinlen ellwann an ein
wildes Schwein kommen weren, dann daselbst es deren vil helle.
Schicket allso leült den hunden nachzuhengen, verhoffende ellwas
zuerjagen, damit wir den hunger remedierten und büliten, auch
hofften ellwann wasser zu erraichen darmit wir an ainen Pueblo
oder flecken zukhommen dester baß erwarten möchten. Alls aber
mein volck zu den hunden käme, funden sie in einem geröhr ain
starcks Tigerlhier, welcher arl hernach gesagt wirt, vor den hun-
den stehn, und helle deren schon zwen von einander gerissen. Die
Christen dorfftens aber nicht almgreiffen allain ein Münch so auch
unter ihnen wns, lieff es ahn für andern, zustechen. Alls aber das
Tigerlhier ihnen wolle anspringen, behieng es in einem Weschuco,
dorn es vil inn den wälden hat, das ist ein zehe gewechs wje die
weiden, dise fürwachsen die weg und von ainem bäum zum and* rn
wie fürgezogen stricke, welches dises Münchs glück was, «Sann
sonst were ihm seiner zuvil fraidigkait gelonel worden, also wusch-
ten die andern Christen seine milgesellen auch herzu, und starhcii
das thier, deren ainer al/er Iraffe das mit .«einem spieß eben inris
maul, da bifs es ihme das spießeissen inn der mitte ab, als ol) es
blei geweßt were. Als sie das aber erstachen, geschossen und
wüßt gemelziget hellen, luden sie das auff ein pferdt, un<l fürten
das mit uns, welicher der gröste Tiger wäre, den ich in Indias ge-
sehen habe, daran das Rofs ge[109]nug zu tragen helle, und was
vor aller schier falb. Da wir aber (!ie vorgesagten wisen erraicht,
aber daselbst auch keinen weg fanden , aber doch uns ahn orllen
umbsphen kunlen, da wir das lande bewonel sein achtelten, und
also forlzogen, khamen wir aber ahn ein kleins bächlin, so am ende
des gebirgs durch ein gehüllz rinnet. Daselbst thetlen wir uns nider,
dann daran unser alier heyl und wolfar läge, dann so wir dise nacht
das wasser nicht erraicht hellen, wurden wir übel gehausei haben,
und zusorgen das wir vil volcks durst halben underwegen hellen
müssen lassen, dann cllliche schon schwerlich ahiifiengen nachzu-
folgen.
Als aber der durst gelest, und wir erst den hunger .sehein-
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liciier cmplunden, und nichts iietten, assen sie das Tigerthlcr, wiC'
wol es sonst nit gessen wirt^ dann es ein sUnckend und freilich ein
ungesundes fleisch ist, unsere mägen hettcn aber, glaub ich, bach
scheitter zerzert, und sonderlich dieweil uns^ als jedem kaum
zweyer nuß groß gebiret. Dann wir ob fünlTthalb hundert personeri
drosvolck hellen, das Tiger aber was ungefahrr bei eines halbiä-
rigen kalbs grosse.
Nun am dritten tag zogen wir fori, da wir poblation oder be-
wonet lande zuGnden uns meist versahen, kliamcn ettwann umb die
zwo uhrn nach mittage aufl ein wege der vom gebirgc herab aulF
die ebne gienge. Und wiewol wir von morgens ahn, biß umb zwo
uhrn, nach mittage, disen wege zuerraichen geraißt waren, so was
CS doch ja freilich nicht über zwo [HO] meil vom orlte da wir die
nacht gelegen, so übel kundlc ich mit dem voicke von statt khommen.
Als ich aber disem wege nachzuvolgen, vier zu rofs schicket,
und ich ihnen gemachts mit dem Rest des andern volcks nachzöge,
khamen sie und sagten wir, wie sie einen Pueblo erraicht, wüsten
aber nicht was Nation, und die innwoner hetten sie ersehen, und
weren auffrurig, da was uns aber wenig angelegen, dann das meh-
rer übertraff das weniger. Als wir aber also schon erquickt, und
den pueblo oder flecken erraichten, und aber niemant darinnen fun-
den, dann sich die innwoner schon verhauset hellen. Doch der
gantze flecken voller guttes Mandamenls, proviandt und speis was,
welches sie mit ihnen zuflehen nicht zeit gehabt hetten, das uns
dann mehr nolt, dann der innwoner prescntia oder gegenwertigkeit
was , thetlen uns aldar nider , und blibeo biß an vierdten lag da-
selbst, uns unsere nolt ergetzende, das ist der gröste hunger, so wir
erlitten haben, und so es noch ein nacht gewert helle, und sunder-
lich so wir das wasserbächlin vorgesagt nicht erreicht hellen, were
zu sorgen geweßt, unser wenig Coro erraicht und wider dahin
kommen, dann uns helle, und sonderlich denen zu fuß fortzukomen,
und biß wir das essen erraicht, krafft gemangint, und wiewol wir,
wie ir dann zuvor auch gehört von Vari quecimeto auß, als wir die
Nation Cuibas ahnreiseten, auch gebreche an proviandt erlitten, so
•was es deme doch ungleich. In disen lagen so wir alda lagen,
schicket ich eUhchc Christen die wege des gebirgs zuverhülen, und
als sie drei Indios so derNalion CyTlHJparirotes, hetten gefangen,
und für mich in achten, mit denen wir aber nicht reden oder sie uns
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verslehon kuiullen, bildcHun wir ihnen durch bcdeullcn, und wie
wir n)uchlen, für, (his wir ihnen nicht laidls zuthun kouicn weren,
iicfj ihnen auch gull Tractiiinent und unlherhaitnng lliiui, schicket
auch (lern einen mit gaben oder schenckungen wider heim zu sei-
nem Cacique oder lierren. Desselbigen tags käme em einiger Indio
zu uns ins leger, der auch der Nation Cyparicoles was, aber die
sprach der Caquelios kundte, bracht mir ein schenckung von goldt,
die mir sein Cacique oder herr schicket, umb die gefangnen ledig
zulassen. Als ich aber von discm die gclegenheit des lands, und
das wir nur iunfT lagraiß ahn die Costa oder gestadt des Mors litt-
ten, vername, und ich ihn zuseiiiem Caeique oder hcrreri gesandt
ime zusagen, das er für mich käme, und zu ruwiger behausung
wider inn seinen Pueblo oder flecken sich nider thelte. Ließ auch
disein Indio durch die andern meine Indios, als ob es nicht aul^ mei-
nem bevelch, oder mir wissend beschce, unterrichten, die Ordnung
so wir hielten, mit denen die sich ungehorsam, und wider uns setz>
(cn, und aber die gutten und fridlichen Tractamcnt und Unterhal-
tung wir denen leisteten, die sich an uns ergeben.
Also khame der Cacique oder herr mit allen den seinen, auch
mit schür und geschirre, und thelte sich in seinen Hecken nider, mit
denen wir fride besletligten, und also fridlichen die nechst folgen-
den drei tag durch diso Nation und Vil Pueblos oder flecken der-
selhigen zogen, und bei ihnen gutt unlherschieifl furiden, biß aull
den zwolfTien tag des Alerlzes das gebirge wi[112Jder vorliessen,
and die Nation Caquelios uff der ebne wider erreiclilen. Üise Cd-
quetlos aber, drumb das sie der Cosla oder der geslade des möhrs
nahend wonen, und von den raubschilfen von Sanctu Dominigo, und
andern Insulanis, von den Christen, derselbigen ellich hinweg ge-
furt, betrogen, und verkaufft worden, hellen alle ihie flecken ode
gelassen, und in das gebirge verlolTen, vermaindlen, wir weren
auch mit raubschiffen khommen, also das wir dem khainen, weder
mit frid noch mit krieg mochten bekommen. AlLso schicket ich die
Caquelios so ich mit mir auß ('oro gefiul, etlliohe, die sollten die
umbsitzenden Indios suchen, und ihnen anzaigen, das wir die Chri-
sten weren so in Coro, in des Cacique oder herren Manuaury ge-
haissen, lande wonetlen. Wir wen-n auch nit umb raub, oder ihnen
laids zuthun darkommen, dann wir kündlen wol rechnen, das si« an
diser Costa oder geslade des Möhrs, von uns Christen zu Coro zeit-^
60
tung gehabt wurden haben. Die gesandten Indios aber funden die
iiinwoner balde, dann ein maufs weißt der andern meüße unter-
s<;hlei(l wol, und brachten der Indios vil mit ihnen, welche ab un-
serer zukunlTt freüdc zu haben sich erzaigten, gaben uns auch
allerlay schenckung. Klagleu mir auch wie kurlzlich ain raubschiir
bei ihnen an der Costa oder gestade des mors geweßt, und auß
öiiiem Pueblo oder flecken, vil der Nation Hytodes, so bei vier
nieiln von dar, und in dem birge wonen, auch diserCaquetios feinde
selnd, überfallen und hinweg" gefürl, darumh sie uns auch dahin sein
khomnien besorgclten, und dereniiallu'n ihre flecken verhausset
hellen.
1113] Also raisele ich in ainem grossen wasserflufs Iracuy
gehelssen, der nicht kleirjer als der Rein ist, mit guller Belaülung
u\u\ diensllachtung diser Caqiielios, biß ahn das gestade des Mors,
inn einen Pueblo oder ilecken Xaragua gehaisscn, der ist ahn der
Costa oder gestade des Nordinörs, ob Coro gegen aulTgang achtzig
j- eijcii gebogen. A^jß (iiseiü i'ueblo oder Hecken, zogen wir die
Coslii oder gestade des Mors gegen Coro werts, inn einen Pu(ddo
(iJer Ik'cken Martinico geht;i,*i«en, daselbst erreichten wir die ersten
liidiüs Caquelios, s:) zuvo; unser der Christen zu Coro freund ge-
ittftcht, durch eint n hauplmanii Bar!lio!ome Carco genannt, so von
Coro aul'i die Indio-, so diso Costa oder gestade des Mors bewohnen,
zu freüiid zumachen, vor eijiein .Jarc gesandt Wiirdl. Auß disem
flacken S( hicket ich einen Cbrislen in einer Canoa, also lieissen der
Indios schiff, ulT dew» Mör mit zwölfl" indios gen Coro zu dem Guber-
n.Uor den wir auß Sancto Dominigo schon wider khomen sein
üchelzien, gab ihme eben dise Uclation, zeittung und bericht diser
ralß und unsers außrichtens, welches alles von einem olFnen IVo-
li'.rio Scribano publice, so auch in diser raiß mit gezogen, aniiotirt,
und was .sich von einem flecken ni andern begeben, verzeichnet
hatt. Dann solches alles zu Ihun, und Kay. May. \on allem und
yedent, das ni den Indios wirt außgericbt, iflaubwirdigen berieht
zugeben, ist in allen Indianischen landen Ihrer Kay. May. bevelch
und Ordnung, das habe ich hiemii, doch auli's kürzest nach dem
buchstaben vcrteOtscht, und doch [114] darneben etwa mit umb-
stenden eltlieher dinger, mer zu decleriern nit umbgen künden,
dann auch solche Relation inn Hispuni^cber sprach, an ort gescbri-
ben, du die sitten und vil täil der art und gebreuch der Indianischen
iändcr wol bewußt ist, und derhalben, vva in diseni tranßlado so
kurtz und gantz nach dem buchstaben darvon were gcschriben,
oder der Hispanischen sprach nachgefolget, were es gantz unver-
stentlich, und bei denen, den solliche ding gantz frembde seind, zu
vil vertuncklet geweßt.
WIDER AHNKUNFF >' A SZ DEM LANDE GEHN CORO.
Als nu der Gubernator unser ankunffl und der unsern vil
wundt und kranck sein vernäme, erfordert er uns gen Coro wider
zu reißen, dahin wir fünff und sechstzig meiln am geslade des Mors
zureisen hellen, alles durch die Nation Caquetios, welche zuvor und
auß vorgesagter ursach unsere freunde waren, von denen wir gutl
tractament oder Unterhaltung, und was sy guttes hellen, empfiengen.
Ich schicket also etlliche der schwechslen krancken in zweien Ca-
noen, das seind der Indios schiffe, uff dem Mör gehn Coro, drumb
das sie dester fürderlicher remedio oder hülfe ihrer kranckhait er-
raichten, und zöge mit dem andern lail des volcks aufl' land gehn
Co[il5]ro, machet auch uuterwegcn eine Nation Atycares genannt,
so am gebirgo vvonen, und mit zweien Caquelischen Pueblos oder
flecken Confcderiert oder verbunden waren, unsere freunde, und
empfieng von ihnen schenckungen. Khamen also auff den 17 tag des
Mertzens Im fiinfftzehen hundert und im ain und dreissigslen jare,
meiner raiße. Gott hab lob, ein gutt und glücklich ende erwartet,
wider gehn Coro, da ich den Gubernator fände, welcher raiß wir,
wie ihr habet gehört, die Nation Xydeharas, Ayamanes, undXaguas,
sibentzig meil wegs gebirge fürraißt. Von dar aber, als wir die
ebne erraichlen, durch die Caquetios, Cuybas, und Guaycaries, biß
m den leisten Pueblo oder flecken, das lande einwertz, Itabana ge-
heissen, schelzten wir reichlich fünfflzig meil stracks wegs, alles
gegen dem Südmöhr und mittag vverts gelegen. Und am wider rai-
son von Itabana zogen wir den wege, den wir khommen waren, biß
gehn Yaryquecimeto, den ich nicht rechne. Daselbst namen wir un-
sern wege durch die Caquetios des ihals Yararida, durch die sel-
bigen und durch di(! Cyparicoles, biß an den Pueblo oder flecken
Xaraxaragua, welcher am gestad des Nordlmörs ligl, sein fünff und
dreissig meil. Und von disem Pueblo oder flecken biß gehn Coro,
»eind fünff und scheclitzig meil. So weit seind wir das land uff
Fed. n. St- 6
S2
diser reise durchzogen, dahin zwölff meil von Coro auli, der Nation
Xydeharas, biß wir don Pueblo oder flecken Martynico des Nordt-
iTiörs wider erraichlen, da khaine Christen nie hinkommen, allein
wir aufF diser raiß die ersten.
(ll«! WlhVAl AHNKUNFFT AUSZ CORO INN HISPAM.UI.
.Also blibc ich inn Coro thails meiner kranckheit halb dem fie-
bei*, so mich wider angestossen helle, anßzuwarlen, biß auff den
neündlen tag Decembris gemelts Jars, füre ich gen Sanclo l)omi-
nigo umb Hispania, und fort, auß erfordern meiner herren der
Welser. in Teutschland zuiai^en, khanie aulT den achtzehenden tage
gemelts Monats Decembris., mit guttem wind zu Sancto Dominigo
glücklich ahn, daselbs blib ich aulf Sebastian Rentzen wartend, biß
ufT den vierdten tag Aprilis des zwei und dreissigsten Jars, füren
^vir im namen Gottes mit guttom winde zu Sancto Dominigo ab, der
uns aber nur den selbigen tag Vveret, und aber vom widerwindt, so
uns die nachfolgendt nacht ergriffe, zu einer Insel, Lamona ge-
heissen, anzufaren getrungen wurden, daselbst wir biß an den an-
dern lag, das was den sibenten tag gemelts monats, bliben, aber
auff den abent schifften wir fort, uns also ye mit guttem, und yhe
mit widerwindt, wie nicht weniger sein khan, biß auff den neündten
lag Aprilis. Erhübe sich abcndts spat ein solliche grosse und unge-
stimme fortuna oder welter, weh;hes biß auff den zwülfften tag
April, das ist drei tage, wiTct, und uns nicht allain die segel abzu-
werffen, und uns alle Reparo, oder uns die wellen hin und wider
werffen zu lassen, warden gelrungen. |117] Ja auch von dem un~
«uffiiörenden außschupffen des wassers, so uns die hohen wellen
des Möhrs inn das schiff wurffen, welches wasser sich audi von
dem ungcstimmen regen mehret, und das volck des Schiffs so müde
und mattloß machetc, als die in diser noth auch khain fewr, darbei
zu kochen, im schiffe halten dorfften, noch kundten, und sich allain
rocken brodls behelffen musten., also, das sie auß matthlose und
frosi, den wir warlich alle groß und hart litten, dann wir in drei
und vierlzig graden stunden, und das welter Aerdtwind was das
ist von Mitternacht, und der kältest winde undter allen winden ist,
schier weder die nolhlurfftige arbait zu erreltung dei schifs? thun,
noch auch lenger erleiden khundten.
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Als aber uns die grosse fortza oder stärcke diser Fortuna oder
weüer.s am drillon tage verließ, und der winde ettwas stiller
warrte.^ also, das der arbeit des wasserschöpffens nicht mehr so vil
was, und auch das wiillende Mor stiller wurde, auch das t'ewr dar-
hei zu kochen nun mehr kundt erhalten werden, darab unserer ver-
gangnen arbeit solte vergessen werden, aber doch der widerwind,
welcher uns forlzufaren fast verhinderte, nicht nachliesse noch
auffhoret, und aber gleichwol doch von tag zu tage mehr abname,
biß an den rieündlcn lag, das was auff den ein und zvveintzigsten
tag des monats Aprilis vorgemeldt, bließe ein gutler glücklicher
und uns fast wilkonier wind ahn, der uns unsere raise fort zubrin-
gen hallfe und vergönnet, als es dann Gott gefiel.
[liSJ Hie kan ich gleichwol nicht unterlassen anzuzeigen, das
auff den fünff und zweintzigsten tag Aprilis obgemeldt, als wir fast
einen schönen Sonnenscheinenden tag, auch fast ein still ruwig Mör
hellen, sahen wir ellwa zwen armbrusl schufs weit vor dem schiffe,
ein Strudel des Möhrwassers auffgehen, aines nicht nidern hauß
hoch, welches der natur des Möhrs zuwider ist, und von khainem
Marynero oder schiffer dergleichen vor nye gesehen oder gehö "t.
Als aber der Pilolo, also haißt der laitler des schiffs, solches ersähe,
und also unbedacht ein berg im Mör sein schelzetle. daran das was-
scr also schlüge, und die Segel mit grossem geschrey und genug
erschrecken alles volcks, eilend befalch abzuwerffen, dann so es
ein berg guweßt were, darfür es der Pilolo oder lailter des schiffs
hielle, were uns di(; gefahr des todts neher dann die errettung ü^
lebens geweßt. Als aber die Maryneros oder Schiffer schon inn
ubung und arbait waren die Segel abzuwerffen, dann daran stunde
unser wolfart und genesen oder errettung, gienge diser Strudel,
sich ye mehr und mehr ahnzündet und mehret, schnells lauffs vor
unserm schiffe beiscitz über, darab wir nicht wenig freüde empfien-
gen. alls wir dann ab dem ersten gesiebt laid und schrecken gti-
habt,, dann so es wie vorgesagt, ein gebirge, oder so schon allein
das-, das es dann was, uns genahet und das schiff erreicht und an-
trufft'n, so helle es das schiffe one mitel unterlrucket und unser
hail hingenomen und abgeschnitten.
Das habe ich auch hlemit wollen ahnzaigen, dann es nicht der
wenigsten und wunderbarlichen dinger ey[il9]nes ist, so mir auff
aller diser Indianischen raiße begegnet. Dann auch die Maryneros
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oder schiflleüt im schiffe, auch die Porlugeser, so wir in den Inseln
Acores fanden, und hernach auch in Sibillia anzeigten, als ein vor
nie gesehen noch gehöret ding, sich darab verwunderten, dann es,
ohs schon wasser und im wasser was, so was doch sein artt und
auffwellcn, auch sein geschwinder laufl", einem angezündlcn und
hoch hrinnenden wasser zugleichen.
Und als wir nun aber fortschifTten, und auIT den ein und zwein-
tzigslen tage des Mayen, vorgenieUlls Jars, die Inseln Acores, so
vierthalb hundert meiln von Sibillia inn Ilispania gelegen, dem khö-
nig von Portugal gehörend, unlher siben Inseln, sovil seind ir, eine
Latercera gcheissen, erraichtcn, und dns port namen und alda ahn-
liiren, und uns daselbst mit proviandt zu fürsehen, dann wir über
gewonliche zeit eins lails auß widerwindt und fortuna oder unge-
witter, thails auch auß Calina und abgang des windts und gar zu
stillem welter, das uns nicht kundte fort werfTen, abgang und ge-
breche an wasser und Mandament oder speiß ahnfiengen empfin-
den. Nun aber funden wir in diser Insel grossen hunger, allso das
auch die innwoner derselbigen sich gen Portugal vil haben müssen
verhausen und hungers notl leiden, dann solches hungers wäre ur-
sach, das den vor vergangnen winter das gelraid in Portugal, und
daselbst hungerige Jar geweßl, verfüit, und dise Insel zu gar ent-
blößt worden. Alls wir aber unns sovil wir mochten, durch gute
freunde, so der Patron unsers [120] schilTs daselbst bette, umb
reyliche bezalung, unns etlwas versahen, darmit wir neben einge-
zogener Ordnung, die mit der proviandt oder speiß, must' y^-lnd
len werden, darmit wir in Hispanien und ahn die begerlen port zu-
komen versahen, dahin wir, wie vor ahngezaigt, noch vierthalb
hundert meilen hetten, welche bei zimlichem windl in zwölf! tagen
geschilfet werden.
Als uns aber, wiewol wir mit gulteni winde aufffuren, das
glück zuwider was, und umb gebrechen ahn windt, den wir hellen,
bei neun tagen in Calma und gant/. ohn allen windl im Mör zu
schiffe lagen, und erst auIT den neündten tage Junii, das was am
sechszehenden tag, nach dem wir in der Insel Lalercera außgefa-
ren, das erst lande von Portugal Cabo sanl Vicemc genennet, er-
kanten, und die Costa oder geslade del Algarbe abfuren, unser raiß
zu Continuieren oder volslrecken, daran uns aber der winde ver-
hindert, und also an ainem Port von Portugal, Faro gehaissen, ahn-
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füren, dann der gebreche und abgang der Proviandt oder speiß,
lenger dilalion oder zeit das schifT Zuspeisen nit erlitten mochte
werden.
Als aber wir in disem port oder anfart an land sprangen, wor-
den wir von den innwonern des fleckens selber bericht, wie sechs
raubschifT der Moren als Fuscy und Galliotas geheissen, an diser
Costa oder gestade, sich auff ansprengen und raub der fürfarenden
schiffe enthielten. Hetten auch einen tag darvor ein landschimin mit
eysen geladen, ahngefochten und in das [i2i] Port gejaget. Die
gefahrr, die wir hetten zubeslehen, von disen raubschiffen, so wir
von ihnen angewendet wurden, genug bewegendt, und auch in ahn-
sehung, das unser schiff vast überladen was, und derhalben nit so
gerüst zur gegenwehr, alls die schiff der Moren, welche allein
fewerwerck, geschütz, und was zur verderbung der schiff dienet,
und also ihre schiffe ring geladen, füren. Auch inen schwerlich
abruch oder widerstände von einem geladenen schiffe gelhort kan
werden, dann sie auch vil, und zu solichem gebrauch kriegsvolck
haben, dessen wir dann in unscrm schiffe genug gebreche, mit
füren. Also entschlossen wir uns, alles goldl und perlein so in di-
sem schiffe von allerlay personen was, und auch Kaiserlicher Maye-
stat gehörend, gefürt, welches alles ob sibentzig tausent ducaten
werdt was, an land zuwerffen, und dannit zogen unser neun per-
sonen, darunter Sebastian Rentz von Ulm und ich waren, von disem
flecken Faro, biß mn ein stätllin Ayamont, siben rneil wegs, uff
einem wasserflufs, füren wir inn einem klainen schifliin dahin, aldar
namen wir rofs, und ritten auff dem lande gen Sybillia, dahin ist
von Ayamont fünff und zwaintzig meil, und schickten das schiffe
sein stracken wege gehn Calitz, und fort gehn Sybillia auff dem
Mör, daselbst es von den Moren onangefochten wol ankhame.
WIDERKHLNFFT AUSZ HISPANIA GEHN AUGSPURG.
Das ist ÖS endo meiner raifz, von Sybillia in India, und wider
von dar gehn Sybilb , dahin wir auff den sechtzehenden tag Junii,
im tausent fünff hundert und zwai und dreissigsten jar, wohl ahn-
kumen, von dar reyseten wir baide Sebastian Rentz und ich ahii
Hispanischen der Kaiserin hoff, der zeit zu Medyna del Campo, ein
Statt in Castyllia gelegen, also gehaissen, dahin von Sibillia auß
23 meil sein. Von danflen reißten wir für und durch Vastuniram,
das ist, Gasconien und Franckreich, für Thoiosa, und Lyon, dahin
von Medyna vast zweihundert und dreizehcn im il ist, und von Lyon
gehn Augspurg bei neünlzig mcil, da wir auff den leisten lag
Augusto vorgeinells Jars, Golt dem berren sei lobe, glütklich und
wol ankhamen.
Ende diser Indianischen Historien.
Gclruckt zu Hagenaw hei Sigmund Bund etc.
WARIIAFFTIG HIS'IORIA
UND BESCHREIBUNG EINER LANDTSCIIAFFT ÖER WIL-
DEN, NACKETEN, GRIMMIGEN MENSCHENFRESSER LEU-
THEN, IN DER NEVVEN WELT AMERICA GELEGEN, VOR
UND NACH CHRISTI GEBURT IM LAND ZU HESSEN UNBE-
KANT, BISZ AUFF DISE II NECHST VERGANGENE JAR,
DA SIE HANS STADEN VON HOMBERG AUSZ. HESSEN
DURCH SEIN EYGNE ERFARUNG ERKANT, UND lETZUND
DURCH DEN TRUCK AN TAG GIBT.
DEDICIRT »EM DÜRCHLELCHTIGEN HOCHGEBORNEN HERRN, H. PHI-
LIPSEN LaNDTGRAFF ZU HESSEN, GRAFF ZU CATZENELMBOGEN, DIETZ,
ZIEGENHAIN UND NJDDA, SEINEM G. H.
MIT EINER VORREDE D. JOH. DRYANDRI, GENANT EYCHMAN,
ORDINAKII rROFKSSORlS MEDICI ZV MARPUROK.
INHALT DES BÜCIILINS YOI.GET NACH DEN VORREDE?r.
(FRANCKFUBT AM MAIN
DLKC'H WEYOANDT HAK
1556.)
&v\
R9
Dem durchleuchtigen und hochgebornen Fürsten
und herrn, herrn philipsen landtgraven zu hes-
SEN, GRAVEN zu CATZENELNBOGEN, DIETZ, ZIEGENHAIN
UND NIDDA, etc. MEINEM GNEDIGEN FÜRSTEN
UND HERRN.
Gnad und Fried in Christo Jhesu unserm erlöser. Gnediger
Fürst und Herr. Es spricht der Heilige Königliche Prophet David,
im hundert und siebenden Psalm. Die mit Schiffen auff dem Meer
fuhren, und trieben ihren handel in grossen wassern. Die des
Herrn werck erfaren haben, und seine wunder im Meer. Wenn er
sprach, und einen stürm windt erregcte, der die wellen erhub, und
sie gen himel füren, und in abgruTidt fuhren, das ire seel für angsl
verzagte, das sie tummelten wie ein trunckener, und wüsten keinen
rath mehr. Und sie zum Herrn schreien in irer not, und er sie auß
iren ängsten füret. Und slillete das ungewilter, das die wellen sicli
legten. Und sie froh wurden, das stille worden war. Und er sie zu
lande bracht nach ihrem wuntsch. Die sollen dem HERRN dancken,
und seine gute, und umb seine wunder, die er an den menschen
Kindern thut. Und inen bey der gemein preisen, und bey den alten
rhiimen.
Also bedancke ich mich gegen dem Allmechligen Schöpffer
Himmels, Erden und Meers, seinem Son Jesum Christum und dem
Heiligen Geyst, der grossen gnad und barmiierligkeit, die mir unter
den wilden leuten des lands Prasilien, welches inwoner, die mich
gefangen hatten, genennet [2] die Tuppin Imba, und menschen
fleisch essen. Derer gefangener ich neun Monat gewesen, und viel
andere gefahre mehr durch ihre heilige dreyfaltigkeit, gantz unver-
hoffter wunderlicher weise vviderfaren ist. Das ich nach langem
eilendes gefahr leibs und lebens widerumm in E. F. G. Fürsten-
thumb, mein höchsts geliebtes Vatterlandt, widerumm nach ver-
lauffneReyse und Schiffart undertheniglich anzeigen sollen, welche
ich auffs kürtzesle begriffen hab. Ob E. F. G. zu irer gefeiligen ge-
90
Irgenheit, darinne mit hilff Gotles, durch mich durchzogene Land
und Meer, sich wollen vorlesen lassen, umm wunderbarer geschieht
willen, der Allmechtige Gott in nöten, bey mir erzeygt hat. Damit
auch E. F. G. an mir nicht zweilFde, als solle ich unware ding voi-
gehen, wölte E. F. G. ich ein Paßport, zu disem berichl dienlich,
selbs offerircn. Gott sey in allem allein die ehre. Vnd hevcihe mich
hiemil E. F. G. in underthenigkeit. Dalum WollThagen den zwen-
tzigslen Junii, Anno Domini im FünfTtzehen hundert und Sechs und
FünfTlzigsten.
E. F. G. Geborner unlersaß Hans Staden von Homherg
in Hessen, letzt Burger zum WoltThagen.
91
[1] Dem wolgebornen herrn h. philipsen graff ?\
nassau fjnd sarprück etc. meinem gnedigen herrn'.
wün.s< ilt d. dry ander viel heils mit erbietung
seiner dienste.
Es halt mich Hans Staden, der üilli Buch und Histon» ictz
durch den druck leßl außgehen, gebellen, das ich doch zuvor
seine Arbeit und SchrifTl diser Historien übersehen, Gorntjiren,
und wo es von nölcn ist, verbessern wolle liiser seiner Biltr,
habe ich auß vielerley ursach stall y-t-ben. Erstmals, das ich dis«>s
Authoris Valier, nun mehr in die fünirtziff jar gekand», Cdam» vr
und ich auß einer Stadt, ncndich zu Wetter, geboren und aufTer-
zogen sein) und nicht andere, denselbigen, daheim, und zu Hom-
bergk in Hessen, da er ietz wonhafftig ist, dann als vor ein aulT-
richtigen frommen und dapflTem Mann, der etwa auch in guten
kiinslen studirt, erkant hab, und (wie in gemeinem Sprichwort ist),
der ApITel schmeckt ullwege nach dem stamm, zu verholten Hans
Staden, dieses Ehrlichen Manns Sone, sol in lugenden und fromb-
keit dem Valter nacharten.
Zum andern neme ich die arbeit, diß Büchlein zu übersehen,
desto freudiger und lieber alin , das ich geni in denen geschichten,
so der Mathemalica gemeß sein, alsdann ist die Cosmographia, das
ist die bcschrcibung und abinessung der LandtschafTlen, Stedt, und
wegefahrlen, deren inn diesem Buch auff vielerley weise etlich-^
vorgetragen werden, belustigen, dann ich fast gerne mit diser
sach umgehe, so ich vcrnf^ne, das man auffnchtiü und warHcli,
die ergangenen dinge [2] offenbarel, und an lag brmtfl, wie ich
dann keins wegs zweifei, diser Hans Staden srhivib uud vennelcle
seine Historia und wegetart, nicht auß anderer leut atizeigung,
sonder auß seiner eigen erfarung, grüntlich und gewiß an, sondtr
einigen falsch, ursach, das er daiinn kernen Rhum oder weltliche
£hrgeitzigkcit, sonder allein Gottes Ehr, Lob und danckbarkeit,
(»ir erzeigte v/olthat seiner erlösunge, suchet, lind diß im die
92
vornemsle ursach ist, diese Hislory an tag zubringen, damit ieder-
mann sehen köndte, wie gnediglich und wider alles hoffen, Gott
der Herr diesen Hans Staden, auß so viel gefehrlichkeit, so er
Gott Irewlich angeruffen hat, erlediget, und von der wilden leuth
grimmigkeit (bey denen er bei IX Monat lang, alle tage und stunde,
erwarten muste, das man inen unbannheriziglich, todt geschlagen
und gessen hell) in sein geliebtes Vatterland in Hessen wider
kommen lassen.
Für diese unaußsprechliche Gottes barmhertzigkeit. wolle er
vor sein geringes vermögen ie gerne , Gott danckbar sein und
die wolthat ime geschehen, Gott damit zuloben, aller meniglich,
offenbaren, und indem er difj milde werck also treibt, brenge die
Ordnung der handelung mit sich, das er die ganlzc wegefahrt der
IX jar, so er ausser landt gewest ist, wie sich alle dinge zugetra-
gen haben , beschreibe.
Und dieweil er diß einfeltiger weise nicht mit geschmückten
oder brechtigen worten oder Argumenten vortraget, gibt mir des
einen grossen glauben, es muß sein sach bestendig und auffrichlig
sein, und kundte ie auch keine nülzung darab haben, das er lügen
an statt der warheit vortragen wolle.
Darzu so ist er sampt seinen Eltern hie inn diesem Landt ge-
sessen, nit wie der Landtfarcr und Lügener gewonheit, [3] von
einem landt ins ander, Zigeuners weise, uinblaufTe, müsle also ge-
w arten, wo etwan gewanderte leut, so inn den Inseln gewest, an-
kämen, würden in lügen straffen.
Und ist diß mir gar ein fest argumenl, das sein sach und
diser History beschreibung, auffrichtig sein muß, das er anzeiget^
zeit, statt und platz, da des hochgelerten und weit berümplen
Eobani Hessi Sone, Heliodorus, der sich nun lauge zeit in frembde
lande zuversuchen begeben, und hie bey uns als für todt geschetzt
worden, bei diesem Hans Staden inn der landtschafft oder wilden
leut gewesen ist, und gesehen, wie erbermlich er gefangen und
hinweg gefüret sey. Dieser Heliodorus, sage ich, kann über kur?z
noch lang (wie man hofft das geschehen sol) zu hause kommen,
und wo des Hans Sladens Historia falsch und erlogen were, kan er
in zuschanden machen, und für ein nichtigen Mann angeben.
Von diesen und dergleichen kreffligen argumentcn und Ver-
mutungen, des Hans Stadens auffrichtigkeit zu beschützen und zu
93
bewehren, wil ich dißmal beruhen, und weiter ein wenig anzei-
gung Ihun, was doch die ursach scy, das diese und dergleichen
Historien von ineniglich wenig beyfalls und glaubens gegeben
werde.
Zum ersten habens die Landlfnrer mit ihren ungereumpten
lügen und anzeigung falsclier und erdichtcr dinge dahin bracht,
das man auch denen rechtschafTenen und warhafftigen leuten, so
auß frembden landen kommen, wenig glaubens gibt, und wirt ge-
meinlich gesagt: Wer liegen will, der liege fern her, und über
feldt. Dann niemandts dahin gehet diß zuerfaren , und ehe er die
mühe darauflT legen würde diß zuerfaren, wil ers ehe glauben.
Nun ist aber damit nichts außgericht, das umh der lügen wil-
len die warheit auch sollgeslümmelt werden. Es [4] ist hierauff
zu mercken, das so dem gemeinen mann etliche angezeigte dinge,
nit müglich sein geglaubt werden, und doch so diese dinge bey
verständigen leuten vorbracht und erwägen werden, vor die ge-
wiste und beslendigste ding geacht werden, und sich auch also
erfinden.
Diß nierck auß einem oder 11 Exempel , so auß der Aslronomi
genommen oder gezogen werden. Mir leuthe so wir hie umb
Teutschlandt, oder nahe dabey wonen, wissen auß lang herbrachter
erfarung, wie lang der Winter, der Sommer, sampt den andern
zweien jars zeiten, Herbst und Lentz weren. Item wie lang oder
Mutz der lengste tag im Sommer.^ und der kürtzte tag im winter,
und so mit der nacht zuachten sey.
Wenn nun gesagt wird, das etliche ort in der weit seien, da
die Sonn in einem halben jar nicht under gehe, und der lengste tag
bey denselben leuten VI Monat, das ist eins halben jars lang sey,
und her widerumb die lengste nacht auch VI Monat, oder ein halb
jar langk sey. Item das örler in der Welt funden werden, da in
in einem jar, die quatuor tempora, das ist die vier zeit des jars
doppel sein. Also das zwey Winter, zwen Sommer in einem jar
gewißlich vorhanden sein.
Item das die Sonn sampt andern Sternen wie klein sie uns hie
sein düncken, doch der kleinste stern im Himmel grösser sey, dann
die gantze Erde, und der ding unzelich viel.
Wenn nun der gemeine Mann diese dinge höret, veracht ers
zum höchsten; gibt keinen glauben und acht es sein dinge, die
94
iinmüglicli sein. Dieweil aber diese Natürliche 'i nge bei den Astro-
jiomis dermasscn daricetlian werden, daß die verstcndigen der kunst
liicran nicht zweifFclri.
So muß derlialben nit volaren . dieweil der gemein hauff diese
dm<re unwar helt, das es eben also sein muß, und wie [5] ul»e1
'\ürde die kunst der Astronomie stehen, wann sie diese himlische
Corpora nicht künte demonstriren und anzeigen auß gewissem
öi'undl die Eclipses, das ist, verdunckelung Sonn und Mons, auff
gewisse tag und slund wann sie kommen selten. Ja etliche hundert
jiir vorher angezeigt, und findet sich in der erfarung also war sein.
Ja sprechen sie: Wer ist am himel geweßt. und dise ding gesehen,
und hat es abgemessen.
Antwort: Weil die teglichc erfarung in disen dingen mit den
demonstralionibus zustimmet, So muß man eben so gewiß halten,
als gewiß ist, so ich III um! II zusamen lege in der zal, werden V
dirauß. Und auß den gewissen gründen und demonstrationibu.*
der kunst, Iregt sichs zu, das man abmessen und rechnen kann.
>vie hoch biß an des mons bi.nmel, und von dannen zu allen Pla-
iK;teu, und entlich biß an der' gestirnten himel sey. Ja auch wi^
dick und groß die Sonn, Mond und andere corpora am Himel seien,
imd auß Überlegung des Ilimels, oder Aslronomia, mit der Geo-
metria, rechnet man gar eigentlich ab, wie weit, rond, breit und
lang das erdtreich sey, so doch dise ding alle dem gemeinen man
verborgen und als unglaublich geachtet werden. Die Unwissenheit
vu-re dem gemeinen Mann auch wol zuverzeihen, als der nit viel
in der Philosophie •^ludirt hab. Das aber hochwichtisr«; und tasi
gelerte leuto, an den dingen so wahr erfunden werden, zweiffeln.
ist schimpllicli und auch schcdlich, dieweil der gemeine man auü
dieselbigen siht;t. und »ren irthuinb dadurch besteligt, also sagende;
Wenn das war were, sohetten es dise und jene Seiibenfen nkM
widersprochen. Ergo ete.
Das S. Augustinus und Ladanlius Kirmianu.s düe iieide heilige
gelerk'ste, neben der Theologi.» auch 'w. guten künsten wol erfarne
niiinner) dubitiren, und nicht -zulassen wollen, das die Antipodes
sein künden, das ist. das man leule [<»] (inde, die am gegenwort
des erdtrichs, unden »nder uns mit iren füssen t/egen uns gehen.
und al«o den koplT und leib under sich hangen gegen den Himt^j.
tind doch nicht hiaabfallen etc. DU^ laut seit/ am iü huren, und
fl5
«lelt sich doch allwejg- bey den gelerlcn also, lias es iiiiiit anders
;/cseiii kann und war erl'unden will, wie hoch es die heiligen und
hochgelerlen, so iolzl angezeigt sein, authores, verneint haben.
Dann das vesliglich war muß sein, das diejenigen so ex diamelru
per centrum lerre wohnen, Antipodes sein müssen, und vera pro-
positio ist. Omne versus coelum vergcns, ubicumque locorum,
sursuni est. Und darff man nit hinuntcn in die newe well ziehen,
die Antipodes also suchen, sondern dise Antipodes sein auch hie
im obern halb theil des erdtrichs. Dann wann man zusamen le-
chent und gegen einander hell die eusserste landtschaftt im Occi-
dent, das ist Hispanien und zum Finstern stern gegen das Orient.,
da India landt leit, geben dise eusserste leut und inwoner des erdt-
richs, beynahe ein arl der Antipoden.
Wie auch etliche fromme Theologi herauß deulten wollen,
dafz der Mutter filiorum Zebedey bitte, wahr worden sey, da sie
den Herrn Christum balle, das ircr Söne einer zu seiner rechten
handt, der ander zur lincken handt sitzen möge. Diß sey also ge-
schehen, diyi^weil S. Jacob zu Compostel, nit weit u (ine terre, das
gemeinlich zum Finslern stern genant wirdt, begraben sein sol.,
und ehrlich gehalten würde. Und der ander Apostel in India, das
ist im auiTgang raste: Das also dise antipodes lange vorhanden g« •
weßt, und unangesehen, das zur zeit Augustini die new weit Ame-
rica underm erdtrich noch nicht erfunden, so weren sie doch auch
auir die weise vorhanden gewesen. Etliche Theologi, und sonder-
lich Nicolaus Lyra C<ler sonst ein trefflicher man ist geachtet) wol-
len, das, demnach der Erdtkloß, oder die Welt zum halben Iheil
[7] im Wasser iige und schwinnne, also, das diß halb theil, da wir
auffwonen, über dem wasser heraußgehe. Das ander theil aber
sey unden gar mit dem Meer und wasser also umbgeben, da? da
niemandt wonen kan. Welclis alles wider die kunsl der (. osmo-
graphio streitet. Und nun mehr durch die vilc {^chiffarlen der Spa-
nier und Portugalcser, \iel anders erfunden ist worden, daß dps
Erdtrich allenthalben bewonel werde. Ja auch sub torrida Zona.
welchs unser vorfaren und alle ScribeMtcn nie haben wollen zu-
lassen. Unser tägliche würtz, zucker. perlen, und andere der-
gleichen wahr, werden auß den landen her zu uns bracht. Diß
puraduAon von den Antipodibus, und vorangezeiglen Himmels ab-
.•neissung hab ich mit fleiß anzeigen wüllen, das vorige ArguiiteiU
96
«lamil zu besleltigen, köndlen fast viel der dinge mehr hie ange-
zeigt werden, wo ich mit meinem langen schreiben euch gern ver-
drößlich sein woll.
Doch werden dergleichen Argument viel gelesen werden, in
dem Buch, so der wirdige und Hochgelerle, Magister Casparus
Goldtworm, fleissiger Superintendens E. G. zu Weilburgk und Pre-
dicant: Welchs buchs in VI theil underscheiden von vielerley Mi-
rackeln, wunderwcrcken, und paradoxen, so bey vorigen Zeilen
und noch geschehen sein, sagen wird, und bey kurlzem in truck
verfertiget soll werden. Zu welchem Buch, und zu andern vielen,
so dergleichen dinge boschriben, Als sein: Libri Galeotti, de rebus
vulgo incredibilibus etc. den gütigen Leser, so diser ding weitem
verstandt haben will, ich hiemit gewiesen will haben.
Und sey hiemit genug angezeigt, das es nicht flucks allwege
lügen sein müssen, so etwas wird angezeigt, dem gemeinen Mann
frembd, und unbreuchlich dünckt sein, wie in dieser Historia, da
die leute alle in der Insel nacket gehen, [8] kein heuslich vihe zur
narung, keinerley dinge, so bey uns im Brauch, den Leib zuerhal-
ten, haben, als kleider. Belle, Pferde, Schwein oder Kühe, noch
Wein oder Bier etc. sich aulT ihre weise enthalten und behelffen
müssen.
Damit diese vorrede zum Ende lauff, will ich auch kürtzlich
anzeigen, was disen Hans Staden bewegt hab, seine beide Schif-
farie und wegereise in truck zu verfertigen. Diß möchten viel im
übel außlegen, als woll er hiemit im einen Rhum, oder berechtigen
Namen machen, welchs ich gar viel anders von ime verneme, und
glaub gewißlich, das sein gemül viel anders stehe, wie auch in der
Historia hin und wider vermerkt wirt.
Dieweil er so in vielfeltigem Elend gestanden, soviel wider-
wertigkeil erlitten, daran ihm so offt sein leben gestanden hat, und
gar nicht zu hoffen, sind das er da entlediget und in sein Vatter
heimniet wider kommen würde. Gott aber, dem er allwege ver-
trawet und angeruffen, inen nicht allein von seiner feinde hende,
sondern auch durcli seine gleubiges gebet vielmals Gott beweget
iiat, das under den Gottlosen leuten Gott zuverstehen geben, das
der rechte warhaftige Gott, krefflig und gewaltig, und noch vor-
handen sey. Mann weiß wol, das des Gleubigen gebett Gott kein
aiel, Maß oder zeit, setzen solle, so es aber Gott gefellig ist
97
gewesen, durch «liesen Hans Sladen, sein vvunderwerck bey den
Gottlosen wilden, zusehen lassen, Diß wüste ich nicht zu wider
sprechen.
Auch ist iedermann bewust, das tn'ibsai, kummcr, un£r1ück
und kranckheit etc. gemeinlich die Icut zu Gott bewegen, das si*
in der nolh mehr dann zuvor Gott anrulT'en, etliche bißher nach
papistischer weise, sich etwan disein : \ei jenigen heiligen mit
walfart oder opferen verpflichten, das in aub [9] •'"er Not geholfen
werde, und dise gelübte vasl strenge gehalten werden, außgc-
nommen von denen, so gedencken die heiligen zu belriegcn mit
iren gelübten, wie Erasmus Rolerodamus in colloquiis in dem Nau-
fragio schreibet, das einer im ScliilF S. Christophorum, der zu Parili
hn Tempel, ein bildl etwan 10 elen hoch, wie ein grosser Poli-
phemus, stehet, Diesem heiligen gelobt habe, Wann er im anß
der Nott hilff', wolle er im opflern, ein wechsen liecht also groß,
als der heilige were. Sein nechster nachpawer, der bey ihm saß,
der wüst umb dieses Manns armheit, schaldl in von wegen dieses
.gelübtes, sagt, Wann er gleich all sein narung, die er auil Erden
hette, verkeulU, kondle es doch nicht soviel wachs zuwcgen brin-
gen, das er ein solch groß liecht kündt gezeugen. Antwort im der
darauff, «agt es ihm heimlich, das der heilige es nicht hören solle,
sprechende: Wenn er mir auß dieser not gehoHfen hat, wil ich im
kaum ein unschhcht licht, gemacht eins pfennigs wert, geben.
Und die ander Historia von dem Reuter, so im Schiffbruch
war, die ist eben auch also. Dieser Ueutlcr als er sähe, daß darf
Sühitr vvolt undcrgehen, riefl' er S. Niclaus an, daß er ihn» aulS der
not hüllFe, er woll im sein Pi'ert oder Pagen opfTern, da vermajiel
sein kneclit inen, Er solle das nicht thun, warauff er sonst reiten
wolle, sagt der Juncker zum knecht, heimlich, das der heilige
nicht hören soll. Schweige du stdl, wann er mir auß gelnlÜ't, wil
ich im nicht den Slerlz, das ist den SchwanU vom Pferde geben.
Also gcdachl ein iederer uiider den zweien, seinen heiligen zu be-
triegen und gethaner wollhal bald zu vergessen.
Damit nun dieser Hans Sladen nicht auch also dafür ange-
sehen werde, ielzl so ihm (Joll geholffen hat, dieser wolliial mi
vergessen. So hat er im vorgenommen, mit diesem j lOJ Iruck, und
beschreibung der Hysloryen, Gott in allwege zuloben und preisen,
und aulS Christlichem gemüt, die werck und Gnade an im erzeigt,
red. u. St. 7
<)8
wo er kari und mag, wn lag zubringen. IJ^nd wann diß niclit sein
vornemcns ncre Cwelchs dann etbarlich und gerecht ist), so walte
er viel lieber dieser mühe und arbeil, verseumnis, auch angewen-
tßs kostens, der nicht gering- auff diesen Truck und Formen zu
schneiden ergangen ist, enlhaben seil».
Diese Ilistoria aber dieweil sie durch den Authorem dem
Durchleuchtigen hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Philipsen,
LandlgrafTen zu Hessen ^ GrafF zu Catzeneinbogen, Ditz, Ziegen-
hain und Nidda, seinem Landlsfürsten und Gnedigen Herrn under-
theniglich dedicirt und Zugeschrieben, und in seiner gnade namen
offf'nllich in truck hat lassen außgehen, und lange zeit zuvor her
von hochgemeltem F. unserm Gnedigen Herrn, in meiner und an-
derer viel, gegenwertigkeit, den Hans Staden examinirt, und von
allen stücken seiner Schiffart und gefenknis grünllich außgefragl
und erforsl, davon ich dann vielmals E. G. sampt anderen Herrn
undcrlhenig angezeigt nnd erzelet habe. Und dieweil ich E. G. vor
einen soiiderliclien lieljhaber solcher und dergleichen Astronomi-
schen und Cosmographischen künste, zu sein lange zeit vermerckt^
habe ich diese meine prefation oder vorred E. G. undertheniglich
wollen zuschreiben, Welch E. G. gnediglich also von mirr wolle
annemen, biß so lang ich etwas triffligers in E. G. namen in truck
verfertigen werde.
Mich hiemit E. G. undertheniglich befelhende
Datum Marpurgk am tage Thome.
Anno M.D.LVI.
99
[1] INHALT DES BUCHS.
1) Von zweien Schiffarten, so Hans Staden in neundlhalb
jaren volnbracht hat.
Ist die erste reise auß Porlugalia, die ander auß Hispania, in
die newe weit Americam geschehen.
2) Wie er alda in der Landtschafft der wilden leut Toppinikin
(so dem König von Portugal zustehen;) für einen Büchsenschützen
gegen die feinde dahin gebrauchet sey.
Letzlichen, von den feinden gefangen und wegk geführet, ze-
hendhalben Monat lang in der gefar gestanden, das er getödt von
den feinden und gefressen soll worden sein.
3) Item, wie Gott gnediglichen und wunderbarlicher weise,
diesen gefangen nach vorgeleßnem jar erlöst, und und er in sein
geliebtes Vatterlandt wider heim kommen sey.
Alles Gott zu Ehren und dancksagung seiner milten barm-
hertzigkeit in truck gegeben.
7 *
100
(2] Was hilfft der wechter in der Stadt,
Dem gewcldigen schiff im raeer sein fart
80 sie Gott beide niclit bewart.
CAPUT I.
Ich Hans Sladen von Homberg in Hessen, name mir vor, wenns
Gott gefeilig were, Indiain zubesehen, zöge der meinung von Bre-
men nach Hollandt, zu Campen kam ich bey schiffe, die wollen in
Portugal Saltz laden. Da führe ich mit hin, und wir kamen den
XXIX tag Aprilis des jares 4547 an, bey einer sladt genant Sancl
Tuval (S. TubaO, waren vier wochen auff dem wasser dahin zu-
faren. Von dannen zohe ich nach Lissebona, welchs fünff meii von
[3] Sancl Tuval isl. Zu Lissebona kam ich in ein herberg, der Wirt
war genant der jung Leuhr, und war ein Teutscher, da Jag ich ein
zeit lang bey. Demselbigen Wirt sagt ich, Wer auß meinem Vat-
terlandt gezogen , wann es mir gelingen möcht in Indiam zu sie-
geln. Sagt er. Ich were zu lang aussen blieben. Des Königes
Schiffe, so in Indiam füren, weren hinweg gefaren. Ich ball in,
dieweil ich die reyse versäumet helle, das er mir wolle zu einer
andern helffen, dieweil er die spraach könte, ich wolle wieder in
seinem dienste sein.
Er bracht mich in ein Schiff für einen Büchsenschützen. Der
Capitan in dem Schiff war genant Pinlado, der wolle in Prasilien
faren, auff kauffmanschafft, Halle auch uriaub auff die Schiff zu-
greiffen, so in Barbaria mit den weissen Mor(;n kauffschlaglen.
Auch wo er FrantzÖsische Schiff in Prasilien mil den wilden leuten
kauffschlagen fünde, sollen preiß sein. Auch solle er dem Kö-
nige etliche gefangenen da ins landt füren, dieselbigen hatten straff
verdienet. Doch die newen lande damit zu besetzen, wurden sie
gesparet.
Unser Schiff war wo! gerüst mit aller kriegrüstung, welche
man zu wasser gebraucht. Unser waren drey Teutsoher in dem
101
schifT, einer genant Hans von Bruclihausen, der ander Heiarieb
Brant von Breniinen und Ich.
Beschreibung meiner ersten SchiflTart von Lissebona auß Portugal.
CAPUT II.
Wir siegelten von Lissebona, mit noch einem kleinen schifflin,
war auch unsers hauptmans, kamen ersl[4jmals an bey einer Insel
Eilga de Madera genant, höret dem Könige von Portugal, wonen
Portugaleser darinn. Ist fruchtbar von wein und zucker. Daselbs
bey einer sladl, genant Funtschai (FunchaJ), namen wir mehr
Victalia ins Schiff.
Darnach fuhren wir von der Insel in ßarbariam nach einer
Stadt Cape de Gel genant, höret einem weissen Moren König, Schi-
riffe genant. Die stadl hat vormals der König von Portugal inne
gehabt, derselbige SchirifR hats ime wider genommen. Bey der-
selbigen sladl meinten wir der obgenanlen schiff zu bekommen, die
mit unchristen kauffschlagten.
Wir kamen dahin, funden viel Caslilianisoher fischer da un-
term land, die gaben uns bericht, wie das bey der Stadt sohiffe
weren. Wir fuhren hinbey, so kompt ein schiff auß dem Havingen,
wolgeladen. Dem fuhren wir nach und uberkauien es. Aber das
volck entführe uns mit dem Bolte. [5] Da sahen wir ein ledig bott
auff dem lande stehen, welches uns wol dienlich war zu dem ge-
nomnen Schiff, wir fuhren hinbey und holtens.
Die Weissen Moren kamen slarck angeritten, weiten es ver-
thedingen. Aber sie konten vor unserm geschülz nicht darzu kom-
men. Wir namens, fuhren mit unser beute, welches war Zucker,
Mandeln, Tatteln, bocksheude, gummi Arabicum, Deren das Schiff
wol geladen war, wieder nach dem Eilga de Madera, schickten
unsere kleinen Schiff nach Lissebona, solches dem Könige anzuzei-
gen, wie wir uns mit solcher beut halten sollen, dann es höreten
Valentianische und Castilianische Kaufileul darzu.
Wir wurden von dem Könige beantwortet, sollen die beut da
in der Insulen lassen, und mit unser reise fortfaren, milier weil
wolle sein Altesa gründllich erfaren, wie es darumb were.
Demnach thatten wir und fuhren wider nach Cape de Gel,
zubüsehen, ob wir mehr beul bekommen konten. Aber unser für-
102
nemen war umbsunst, und der windl wurd uns zu entgegen, bey
dem lande, der uns verhinderte. Die nacht vor aller heiligen tag,
fuhren wir von Barbaria mit einem grossen Sturmwind nach Prasi-
lien zu. Als wir nun 400 meil von Barbaria ab waren in das Meer,
kamen viel fische umb das schiff, der fiengen wir mit angelhacken,
Derselben waren etliche, welche die Schiffleut nennelen Albakore,
waren groß, Etlich Bonitte, waren kleiner, Etliche Durado. Auch
waren viel fische da, so groß wie hering, hatten auff beiden selten
fittige, wie eine fledermauß, dieselbigen wurden sehr verfolget von
den grossen, Wann sie die Junte; sich vermerckten, erhüben sie
sich auß dem wasser ihrer grosse hauffen, flogen ungefehrlich zweier
klafflern hoch über dem wasser, [6] etliche sehr nahe, so weit man
absehen könte. Dann fielen sie widerumb ins wasser. Wir funden
ßie offtmals des morgens im Schiff ligen, waren des nachts im flug
darein gefallen. Und sie hiessen in Portugalesischer spraach pisce
Bolador. Darnach kamen wir in die höhe der linie Aequinoctial.
Daselbst war grosse hitze, dann die Sonn stunde recht über uns
wann es umb mittag war, war gar kein windt etliche tage, dann
inn der n?icht kamen offtmals grosse donnerweiter mit regen un(J
vv^indt, erhüben sich bald, vergiengen auch bald, das uns dieseL-»
bjgen nicht, wann wir unter siegel waren, übereilen sollten, musten
wir fleißig wachen.
Als aber nun widerumb windt kam, der wehete sturmb, weret
etliche tage, und war uns entgegen, vermuteten uns, wo er lang
werete, hungersnot zuleiden. Rufften Gott an umb guten windt.
Da begab es sich eine nacht, das wir einen grossen stürm hatten, wa-
ren inn grosser mühe, da erschienen uns viel blawer liechler in detn
Schiff, dero ich nit mehr gesehen halte. Da die bulgen vor ins schiff
schlugen, da giengen der liecnter auch. Die Porlugaleser sagten,
das die liechter ein zeichen gutes zukünfftigen wetters weren, son-
derlich von Gott gesant in nöten zulrösten. Theten Gott eine
dancksagung darfür mit einem gemeinen gebet. Darnach ver-»
schwunden sie wider. Und dise liechler heissen Santelmo, oder
Corpus Santon. Wie nun der tag anbrach, wurde es gut weiter,
und kam ein guter windt, das wir augenscheinlich sahen, das solche
Uechter musten ein wunderwerck Gottes sein.
Wir siegelten hin dunh das Meer mit gutem winde, den
XXVIII tag Januarii, kriegen »vir einen huck landes ins gesicht, in
103
einer la Cape de Sanol Au^ustin genant. Acht nieil darvon kutiien
wir zu Havingen Brannenbucke (Pernauibuco) giMiannL I7j Und
wir waren Ixxxiüt tage im Meer, ehe wir das landt sahen. Da selbst
hatten die Portugaieser einen Flecken auffgericht, Marin genant.
Der Hauptmann des Flecken war genant Artokosliu, dem übcrUf-
ferten wir die gefangenen, luden anch etliche guter auß, die sie
da behielten. Wir richteten unsere sach auß in dem Havingesi,
wolten furlhan siegeln, da wir meinten zuladen.
Wie die wilden des orts Pranneiibucke (Pernainbuco) waren aufFiüriscii wur-
den, uod deu Pcirtugalcsern einen FJutkec vertilgen wolten.
CAPir IM.
So begab es sich, das die wilden des orts wurt'n ;iufrrn!isch
worden gegen die Portugaieser, welchs sie vor[8Jmals ni<;ht wa-
ren, welches nun der Portugaieser halben sich angefangen halle,
so wurden wir gebetten umb Gottes willen, von dem Hauptman
des landes, das wir wollten im Flecken eins£t/en, Garasu genant,
fünff meil von dem havingen Marin, da wir lagen, welches die
wilden sich unkTstunden einzunemen, und die inwoner des Flecken
Marin kunten den andern nicht zu hilff kommen. Dann sie sich
auch vermuteten, das die wilden sie überziehen würden.
Wir kamen den von Garasu zu hilff mit viertzig Mannen un-
sers Schiffs, fuhren in einem kleinen schifflin dahin. Das Flecklin
lag auf einem stramen des Meers, welches sich zwo meil wegs
landtwerts in streckel. Es möchten unser Chr'slcn 90 zur wehr
sein. Darneben dreissig Moren und Frasilianische schlaven, welche
der einwoner eigen waren. Die wilden leut, so uns beleg«;rten,
wurden geachtet auff acht tausent. Wir in der belegerung hatten
nur einen zäum von Reydeln umb uns her.
Wie ire l'estiinge war , und wie sie gegen uns slritten.
CAPUT IUI.
Umb den Flecken her, da wir inne belegert waren, giesig ein
wall, darinnen hatten sie zwo festnngen gemacht, von dicken beu-
men, darinnen hatten sie des nachts ire Zuflucht, ob wir zu inen
hinauß fielen» da wollen sie beyten. Darneben hallen sie die löchcjr
104
in die Erden gemacht, arob den flecken her da lagen sie des tages
inn, darauß kamen sie mit uns zn scbermutzlen. Wann wir nach
inen schössen, fielen sie alle nider, vermeinten sich dem schoß zu«
entbucken, hatten uns sogar belegert, wir kundten weder ab noch
zu kommen. [9] Kamen hart vor den Flecken, schössen Tiel pfeil in
die höhe, meinten sie sollen im niderfalien uns im flecken treffen,
Schossen uns auch pfeile, daran sie baumwoll und wachs gebunden
hatten, und das angesteckt, meinten uns die techer an den hcusern
mit anzustecken, treweten wie sie uns essen weiten, wenn sie uns
kriegten. Wir hatten noch ein wenig zu essen, und das selbige war
bald auff. Dann es da im iand den gebrauch hat, alle tag,, oder ie
über den andern tag, frische wurtzeln zuholen, und meel oder
kuchen darvon zumachen, zn solchen wurtzeln konten wir nit
kommen.
Wie wir nun sahen, das wir vlctalia gebrech leiden musten,
fuhren wir mit zweien Barcken nach einem flecken Tammaraka ge-
nant, victalia da zu holen, so hatten die Wilden grosse beume über
das wässerlin her gelegt, war irer vol auff [10] beiden seilen des
ufers, meinten uns die reise zuverhindern. Wir zerbrochen das-
selbige wider mit gewalt, es wurd eben mitler zeit. Wir blieben
auff dem truckenen. Die wilden konten ans in den Schifften nichts
thun. Aber sie warff'en viel tnickenes holtzes aoß irer schantze
zwischen das ufer und schiff, vermeinten das anzustecken, ihres
pfeffers, der da im lande wechset, darinn zuwerffen, und uns mit
dem dampfi'e auß den schiffen zujagen. Aber es geriet inen nicht,
mitlerweil kam die fiut wider. Wir fuhren zu dem flecken Tamma-
raka. Die inwoner gaben uns victalia. Darmit fuhren wir widerumb
nach der Belegerung bey dem vorigen ort, hatten sie uns die fart
wider gehindert. Also, Sie hatten beume, wie vor, über das wäs-
serlein gelegt, lagen darbey aufi* dem ufer, hatten sie zwen beume
unden, auf ein wenig nahe abgehawen, oben an die beume hatten
sie dinger gebunden, Sippo genant, wachsen wie boppen brcmen,
sein dicker. Das ende hatten sie in irer schantz , war ir meiiiung,
wann wir kernen, und wölten wir hindurch brechen, weiten sie die
Sippo ziehen, das die beume vort an sollen brechen und auff die
Schifi' fallen.
Wir fuhren hinbey, brachen hindurch, der erst« bäum fiel nach
irer schantze, der ander fiel kurtz hinder unser scbiOlein ins was-
105
ser. Und ehe wir anfiengen das wehr zu brechen, rielFen wir un-
gern Gesellen in dem flecklin, das sie ans zuhiiff kernen. Wann wir
anAengen zu raffen, rüfflen die Wilden auch, das uns unsere gesellen
inn der belegerang nit hören kandten, dann sie kondtcn uns nicht
sehen eines gehöltzes halben so zwischen ans war, sonst aber
waren wir so nahe bey ihnen, das sie uns wol heften können hören,
wann die Wilden so nicht geraffen hetten.
Wir brachten die victalia in den fiecken, wie die Wilden
[11] da sahen, das sie nichts könten atißrichten, begerten sie
fried und zogen wider ab. Die belegerang wercte bey nahe einen
Monat, der Wilden bliben etliche todt, aber der ungern Christen
keiner.
Wie wir sahen, das sich die Wilden zu fried begeben hellen,
zohen wir wider zu unserm grossen Schiff, welches vor Marin lag,
daselbs luden wir wasser in, auch Mandioken meel zu victalia. Der
Oberst des fleckens Marin dancket ons.
Wie wir auft Pranncnbacke fuhren nach einer landtschafft Buttugaris ge-
nant, bey ein Frantzösisch i^chiff kamen, and uns mit ime «chlugen.
CAPUT V.
[12] Wir fuhren viertzig meilen von dannen zu einem Havin-
gen, Buttugaris genant, da meineten wir das Schiff mit Prasilien
holtz zu laden, auch den Wilden mehr victalien abzubeuten.
Wie wir dahin kamen , funden wir ein schiff auß Franckreich,
das lud Prasilien holtz, das fielen wir an, meinten es zuneuien, aber
sie verderbten uns den grossen Mastbaoni mit einem schusse, und
entsiegeilen uns, etliche unsers Schiffes wurden erschossen, ctlicho
verwundet
Darnach wurden wir sins wider in Portugal zufaren, dann wir
konten nicht widerunib zu winde wert kommen, in den havingen,
da wir meinten victalia zu bekommen. Der windt war uns zuwider,
wir fuhren mit so geringer victalia nach Portugal, iieden grossen
hunger, etliche assen bocks heud, die wir im Schiff hatten. Man gab
unser ieder einem des tags ein iVösselen wassers, und ein wenig
Prasilianisch wurtzeln meel, waren 108 tag im Meer, den XU tag
Augusti kamen wir bey Insnlen, genant Losa Sores, hören dem Kö«
nige von Portagal, da anekerten wir, ruweten und fischten. Da-
i06
selbst suhen wir ein Scbifi im M«er, da fuhren wir bcy, zuwissen
was es für ein Sclüff were, und es war ein Seereuber, stalte sich
zur wehre, doch kriogteo wir 6ie oberhandt, und namen inea das
Schiff, sie entfuhren uns mit dem bota nach den Insuleu. Das Schiff
halte viel wein UBd brots, dainit wir uns erquickten. Darnach kamen
wir bey fünff schiff, horten dem Könige von Portugal, die sollen
bey den Insehi der Schiff auß India warten, sie in Portugal zu ge-
leileo. Darbey blieben mir, hulffen ein Indischschiff, weiches da an-
kam, geleiten in ein Insel Tercera genant, da hüben wir. Es hatten
sich in der Insel viel Schiff versamlet, welche alle auß den newcn
landen komen waren, etliche wollen [13J in Hispanien, etliche in
Portugal. Wir fuhren auß Tercera bey nahe hundert schiffe in ge-
selschafft, kamen zu Lissebona an, ungeferlich den ächten tag Oc-
tobris, des jars ld48, waren XVI Monat auff der reise gewesen.
Darnach ruwete ich ein zeit lang zu Lissebona, wurde des sins
mit den Hispaniern in die newen land zufaren, die sie inne haben.
Fuhr derhalben von Lissebona mit einem Engellendischen schiffe in
Caslilien, bei eine Stadt Porta Sancta Maria genant. Da wollen sie
das schiff mit wein laden, von dannen reisete ich nach einer->stadt
Civilien genant, da fand ich drey Schiffe, wurden zugerüsl, sollen
nach einer landtschafft Rio de Platta genant, fahren, gelegen in Ame-
rica, dieselbige landtschafft, und das Goltreiche landl Pirau genant,
welchs vor etlichen jaren funden ist worden, und Prasilien, ist alles
ein fußfeste landt.
Dasselbige landt fort einzunemen, waren vor etlichen jaren
schiffe dahin geschickt, deren eins war wider kommen, begerten
niehr hilff, sagten viel, wie Goltreich es sein soll. Der hauplman
über die drey schiff, war genant Dohn Diego de Senabrie, soll von
wegen des Königs ein Oberster sein jn der landtschafft. Ich begab
mich in der Schiff eins, sie wurden sehr wol gerüst, wir fuhren
von Civilien nach Sanct Lucas, da dieCivilische refir ins Meer gehl,
dase ')st lagen wir und warten auff guten windt.
Beschreibung aieijier nndern Schiffart von Civilien auß Hispanien
in Americam.
CAPUT VI.
[ii] Anno Domini 1549, den vierten tag nach Ostern, siegel-
ten wir zu Sanol Lucas auß, und der wint war uns entgegen, namcn
107
zu Lisßebona havingen; wie der wint gut wurd, fuhren wir nach
den Insulen Cannarias, anckerten bey einer Insuien Pallama genant,
da namen wir etlichen wein in das Schiff für die reise. Auch wur-
den die stewrleut der schiffe daselbst eins, wenn sie im Meer von
einander kernen, wo sie in dem landt sollen wider bey einander
kommen, nemlich in 28 Gradus auff der Süden seilen der linien
equinocliai.
Auß Palma fuhren wir nach Cape virde, das ist, das grüne
haupt, welches ligt in der schwartzen Moren landt. Daselbst hallen
wir bey nahe ein Schiffbruch gelilten, von dannen fuhren wir unser
Coß, der windt war uns entg«?gen, verschlug uns etlichemal aufF
das landt Gene, in welchem auch [45] schwartze Moren wonen.
Darnach kamen wir bey einer Insulen an, genant S. Thome, hört
dem Könige von Portugal, ist ein zuckerreich Eilandl, aber unge-
Wint. Es wonen Portugaleser darin, haben viel schwartzer Moren,
das ihre eigene leut sein. Wir namen frisch wasser in der Insel,
siegellen fürt an, wir hatten unsere zwey mitgesellen Schiffe in.
einem sturmbwind des nachts auß dem gesiebt verlorn, also, das
wir allein siegellen, die winde waren uns sehr entgegen, dann sie
haben die art in dem Meer, wann die Sonn auff der Nort seilen der
linien Aequinoctial gehet, so wehen die wind von dem Süden her.
Desselben gleichen, wann die Sonn auff der Süden seilen gehl, kö-
rnen sie von der Norlen seilen, haben die art, das sie fünff Monat
3teiff auß einem ort wehen, hinderten uns vier Monat, das wir un-
ser rechte Coß nicht segelen mochten. Wie da der Monat Sep-»
tember ankam, begunten die winde Nörllich zuwerden, wir selzlen
unser Coß Seud Seud West, nach America zu.
Wie wir in die LÖhe XXVin gradus bey dag lanJt America k-aracn, den
Jlftvingen picht erkennen kündten , dahin ^ir besoheidca waren, und eiq
grosser stürm sich Lcy dem landt erhuL.
CAPUT Vir.
Darnach eines tags, welcher war der 18 Novembris nam der
Stewrman die höhe der Sonnen, befand sich in 28 gradus, da such-
ten wir das Landt Westen an auff. Darnach den 24. lag gemeltes
Monats sahen wir landt. Waren VI Monal im Meer gewesen, stun«
den vielmals grosse gefahr. Als wir nun hart bey das landt kamen^
108
[16J kanten wir den Havingen und die inerckunge nicht, welche
der Oberste Stewrman uns gegeben hatte. DorlTtens auch nicht wol
wagen uns in unbekante havingen zugeben, lovirten so langes dem
lande her; es hub an sehr zu wehen, wir meinten nit anders dann
aufT den Klippen umbzukommen, bundcn ledige faß zusammen, the-
ten pulver darinn, stopITten die sponde zu, bunden unsern wehr
daraufr, ob wir hellen Schiffbruch gelitten, und elliche wercn dar-
von kommen, sollen ire wehr am lande finden, dann die bulgen wür-
den die fasse an das landl werffen, wir lovirten, meinten vom landt
widerum abzufaren, es halff nicht, der windt treibe uns auff die
Klippen, so im wasser verborgen lagen in 4 klopffter wassers hoch,
musten der grossen bulgen halben auffs landt fahren, meinten nicht
anders, dann wir müsten alle miteinander umbkommen.
Doch schickt es Gott, wie wir hart bey die Klippen kamen,
ward unser gesellen einer eins havingen gewar, da füren wir hin-
ein. Daselbst sahen wir ein klein schiiHin, das flöhe vor uns, und
fuhr hinter ein Insel, das wir es nicht sahen, und konlen nicht wis-
sen was es für ein schiff were, aber wir folgten im nit weiter nach.
Sonder Hessen unsern anckcr zu gründe, preiselen Gott, das er uns
auß dem eilend geholffen hatte, rubelen wir, und Irucknelcn unsere
kleider.
Und es war wol umb zwo uhr nach mittage, da wir den ancker
zugrund Hessen , gegen detn abendt kam ein grosser Nache voll
wilder leut bey das Schiff und wollen mit uns reden. Aber unser
keiner kundte die spraach wol verstehen. Wir gaben inen etliche
Messer und Angelhacken, da fuhren sie wider hin. Diselbige nacht
kam wider ein Nache voll, da waren zwen Porlugaleser unter, die
fragten uns, wo wir her weren. Da sagten, wir weren auß Hispa-
nien, meinten sie, [17J wir müsten einen kundigen Steurman haben,
das wir so weren in den havingen kommen, dann sie weren des
havingen kündig, aber mit solchem sturinwelter, wie wir darinn
kommen weren, wüsten sie nit darein zu kommen. Da Siigteii wir
inen alle gelegenheit, wie uns der windt und die bulgen zu einem
Schiffbruch holten bringen wollen. Wie wir nnn nit anders meinten,
dann wir sollen umbkommen, weren wir des havingen piölzlich
weiß worden, und Gott helle uns also darinn geholffen, unverhoffet,
und des Schiffbruchs errettet, und wüsten auch nicht, wo wir
weren.
409
Wie sie solchs höreten, verwunderten sie sich, und danckten
Gott, und sagten, der Havingen, darinnen wir weren, hiesse Supra-
way, und wir weren ungeferlich XVIII meil wegs von einer Insel,
die heissel Sancte Vincente, und hörete dem König von Portugal,
und da woneten sie, und die, so mit dem kleinen SchifHin gesehen
hetten, weren derhalben geflohen, das sie gemeinet hetten, wir
weren Frantzosen gewesen.
Auch fragten wir sie, wie weit die Insel Sancte Catharine von
dannen were, dann wir wollen daselbst hin. Sagten sie, es möchten
ungeferlich XXX meil sein, nach den Süden, und es were daselbst
ein Nation Wilder, die hiessen Carlos, das wir uns wol vorse-
hen, und sagten: Die Wilden des gegenwertigen Havingen heis-
sen die Tuppin Ikins, und weren ire freund, darfür hetten wir
kein not.
Wir fragten sie in was höhe der Sonnen dasselbige landt lege,
sagten sie, in 28 gradus, wie wahr ist. Auch gaben sie uns gleich-
nus, wo bey wir das landt erkennen solten.
[18] Wie wir da widerumb auß dem havingen fahren, das landt widerumh
zusuchen, dahin wir wolten.
CAPUT VIII.
Als sich nun der windt auß dem Ost Sud Osten gestillet, ward
gut Wetter, und der windt wehele auß den Nordosten, giengen wir
zu Siegel, und fuhren wider zurück nach dem vorgemelten ort
landts, wir siegelten zwen tag und suchten den havingen, und kon-
ten in nicht erkennen. Doch merkten wir bey dem lande, das wir
musten bey dem havingen über gesiegelt haben, dann die Sonn ver-
dunckelt war, das wir nicht nemen konten, konten nicht widerumb
zurück kommen des winds halben, der windt verstach uns.
Aber Gott ist ein nothelffer, wie wir des abents gebet hüten,
hatten wir Gott umb Gnad, begab es sich, ehe dann es [19] nacht
wurd, das sich trübe wolcken erhüben nach dem Süden, dahin uns
der windt verslach, ehe wir das gebet vollendet hatten, wurde der
Nordosten wind still, und wehete nicht das maus mercken kundte,
da fieng der Sudenwindt, der doch in der Zeit jares nit viel pflegt
zu regieren, an zuwehen, mit einem solchen doimer und fewr, das
eim schrecken wardt, und das Meer war sehr ungestümb, dann der
iio
Sudenwindt gegen des Nordwinds bulgen vvehete, war auch sö üq'
sler, daß man nicht sehen kunte, und das grosse fewr und donner
machete das voick zaghafftig, das keiner wusle, wo er zugreiffen
solle, die Siegel zuwenden. Auch meinten wir nicht anders, dann
wir müsten die nacht alle ersauffen, so gab doch Gott, sich das
weiter enderte und besserte , und wir siegelten dahin, da wir des
tages herkommen waren, und suchten den Havingen von newem,
aber konten in doch nicht erkennen, dann es waren viel Insulen
bey dem fußfesten lande.
Wie wir nun wider in 28 gradus kamen, sagt der Hauptmann
zu dem Pilot, das wir hinder der Inseln eine führen, und Hessen ein
ancker zu grund gehen, und sehen doch, was es für ein landt were.
Da fuhren wir zwischen zweien landen hinein, daselbst war ein
schöner Havingen in, da Hessen wir den ancker zugrund gehen,
wurden sins mit dem bolte außzufaren, den Havingen weiter zu
erkunden.
Wie unser etliche mit dem bott fubi-en den Havingen zu besichtiger«, funden
ein Crucifix auff einer Klippen stehen.
CAPUT IX.
lind es war auff Sanct Calharinen tag im jar 1549. Als wir
den ancker zu grund Hessen, und denselbigen [20] tag fuhren unser
eliich wolgerüst den havingen weiter zubesehen mit dem botle, und
Hessen uns beduncken, es müsle ein refir sein, die man heisset Rio
de S. Francisco, die 'igt auch in derselbigen provintz, ie weitter
wir hie hinein fuhren, ie lenger die refier war. Und wir sahen uns
umb hin und wider, ob wir auch einigen rauch ersehen konten,
aber wir sahen keinen. Da bedauchte uns, wir sehen hätten vor
einer wiltnus in einem gründe, und fuhren hinbey, da warens alte
Hütten, und vernamen keine leut darinnen, und füren fortan, so ward
es abent, und es lag ein kleine Insel vor uns in der refier, da füren
wir an, die nacht da zubleiben, verhofften uns da am besten zu be-
wachen. Wie wir bey die Insel kamen, war es schon nacht, und
dorfftcns uns doch nicht wol wagen , das wir uns betten ans landt
bogeben, die nacht darbey zu ruhen. Doch giengen unser etlich
rund umb die Insel her, zubesehen, [21] ob auch iemandts darinne
were, aber wir vernamen nicmants. Da machten wir fewr, und hie-
iii
l)en einen palmenbaum umb, und assen den kern darvon, daselbst
enthielten wir uns die nacht, des morgens frü füren wir als weiter
zum landt hinein. Dann unser meinung war gantz, wir weiten wis-
sen, ob auch leut vorhanden weren, dann als wir die alten hiitten
gesehen halten, gedachten wir, es müsten ie leut im lande sein. Wie
wir nun also fort füren, sahen wir von ferrcm ein holtz auff einer
klippen stehen, das schine gleich als ein Creutz, meinten etliche,
wer das dahin wolt bracht haben. Wir fuhren hinbey, so war es ein
groß hültzern Creutz, mit steinen feste auff die klippen gemacht
und ein stück von einem faßboden war daran gebunden, und in dem
faßboden waren buchstaben geschnitten, konten es doch nicht wol
lesen, verwunderten uns, was das für Schiffe möchten gewesen
sein, die solchs da auff gericht hetten, wüsten nicht, ob das der Ha-
vingen were, da wir uns versamlen sollen.
Darnach fuhren wir wider fori an, hinein von dem creutz, wei-
ter landt auff zusuchen, den boden namen wir mit. Wie wir nun so
fuhren, saß einer nider und laß die buchstaben auff dem faßboden,
begund sie zuverstehen, war also darauff geschnitten in Hispa-
nischer spraach: Si vehu por Ventura ecky la armada de suMöjestet,
Tiren uhn Tire ay Averan Recado.
Das ist inTeutsch soviel gesagt: Ob hieher zur abenthewr sei-
ner Majestet Schiffe kerne, die scliiessen ein stück geschützes ab,
so werden sie weiter bescheid bekommen. Und fuhren schnei
widerumb bey das Creutz, und schössen ein Falckenetlin ab, und
begunlen weiter zum lande hinein zufaren.
Wie wir also fuhren, sahen wir fünff Nachen voll wilder
[22] leut, kamen stracks auff uns zugeruddert, so war unser ge-
schütz bereit. Wie sie nun nahen bei uns kamen, sahen wir einen
menschen, der hatte kleider an, und halte einen hart. Der stund
vorne inn dem Nachen, und wir kanten ihnen das er ein Christ war.
Da rüfften wir ihm zu, er solte still hallen , und mit einem Nachen
bcy tins kommen, spräche zuhalten.
Wie er nun so nahe käme , Fragten wir inen, in was Landt-
sehafft wir weren, sagte er: Ihr seil in dem Havingen Schir mir ein,
heißt so auff der wilden leut spraach, und sagte, das irs dessen
versteht, so heissets S. Catharin havingen, welchen namen im die
geben haben, so sie erst erfunden.
Da erfk'ewelen wir uns, dann das war der Ifavingen so wir
112
suchten, waren darinn und wustens nicht, und kamen auch au(T
S. Catharinen tag daselbst hin. Hie höret ir, wie Gott denjenigen
so in nötcn sein, und inen mit ernst anrufTen, hilfTet, und sie er-
rettet.
Da fragte er uns, wo wir her weren, Da sagten wir, weren des
Königs schiiTe von Hispanien, und wollen nach Rio de Platta fahren,
auch weren noch mehr schiffe auff der r^ise, wir hoffeten Qso es
Gott geliebte) sie würden auch bald kommen, und daselbst wollen
wir uns versanden. Da sagte er, Es gefiele im wol, und danckte
Gott, dann er were vor dreien jaren auß der provintz Rio de Plala
von der stelle, die man nennet la Soncion, welche die Hispanier in
haben, herab bey das Meer geschickt, vvelchs sein 300 meil wegs,
das er solle die Nation, welch man heysset Carios, so die Hispanier
freunden haben, dahin hallen, das sie wurlzeln pflantzen, so Man*
dioca heißt, auff das die Schiffe daselbst wider möchten (so sie ge-
brech hell) der Wilden leul viclalia bekommen. Welchs der Haupt-
man also bestellet hatte, so die newe [23J zeitunge in Hispanien
brachte, mit namen Capitan Salaser, der auch wider mit dem an-
dern Schiff kam. Wir fuhren mit inen hin in die hüllen, da er unter
den wilden wonele, die thalen uns gütlich auff ire weise.
Wie ich geschickt wurd mit einem Nachen voll Wilder leut zu unserm
grossen Schiffe.
CAPUT X.
Darnach ball unser Capitan den Mann , so wir unter den Wil-
den funden, Das er einen Nachen mit volck beslellete, die sollen
unser einen bey das groß Schiff führen, damit dasselbige auch da-
hin käme.
Da schickte der Capitan mich hin mit den Wilden leulen nach
dem Schiffe, und wir waren drey nacht aussen [24] gewesen, das
die im Schiff uichl wüsten wie es umb uns stund. Wie ich nun mit
dein Nachen auff einen armbrust schoß nahe bei das schiff kam,
machten sie ein groß geschrey, und stallen sich zur wehr, und
wollen nicht, das ich niit dem Nachen neher kerne, sonder rieffen
mir zu, wie das zugienge, wo das ander volck bliebe, und wie ich
also allein mit dem Nachen voll Wilden leut kerne, und ich schwigo
Stille und gab ihnen kein antwort, Dann der Capitan befalhc mir,
113
Ich soltc trawrich sehen, zumercken, was die in dem Schiffe thun
wollen.
Wie ich inen nun nicht antwortet, rieffen sie untereinander, es
ist nicht recht umb die Sache, die andern müssen todt sein, und sie
kommen mit diesem einem und sie vielleicht mehr hinderhalts haben,
das Schiff also einzunemen, und wollen schiessen. Doch rieffen sie
mir noch ein mal zu, da fieii^ uK an zu lachen, und sagte, seil ge-
trost, gute newe zeitunge, lasset mich neher kommen, so wil ich
euch bericht geben. Darnach sagte ich ihnen wie es umb die sach
wehre, des erfreweten sie sich hochlich und die wilden fuhren mit
ihren Nachen widerumb heim. Und wir kamen mit dem grossen
schiffe nahe bey der Wilden wonunge, daselbs Hessen wir einen
ancker zu grund, lagen da und warteten auff die andern schiffe,
so sich im sturmwint von uns verloren hatten , so noch kommen
sollen.
Und das Dorff da die Wilden wonen, heisset Acultia, und der
Mann, den wir da fundon hies Johan Ferdinando, und ein Busch-
keyner auß der Stadt ßilka, und die wilden, so da waren, hiessen die
Carios, die brachten uns viel wild fleisch und fische, darfür gaben
wir inen Angelhacken.
[25] Wie das ander Schift' unser geselschafft ankam, so sich im Meer von
uns verlorn liatt, darin» der Oberste Steurnian war.
CAPUT XI.
Wie wir ungeferlich drey wochcn daselbst gewesen waren,
kam das schiff, darinn der Oberste Sleurman war. Aber das dritte
schiff war umbkommen, darvon erfuhren wir weitter nichts.
Wir rüsteten widerumb zu fort an zufaren, hallen victalia ver-
samlcl für 6 Monat, dann wir hallen noch wol 300 meil zu Was-
ser fiuen. Wie wir alle ding fertig hallen, eines tages verloren
wir das grosse schiff im havingen, das die reise also verhindert
warde.
[26] Wir lagen da zwey jar in grosser gefar in der willnus,
lieden grossen huugcr, musslen Eydexcn und feld Rallen essen,
und andere selzante gelier mehr, so wir bekommen konlen, auch
wassor sclmcln so an den steinen hangen, und dergleichen mehr,
seltzamer speise. Die wilden, so uns erstmals victalia gnug zutru-
F«<I. H. st, 8
H4
^en, wie «^ie wahr pnug von uns bekommen hatten, entzog uns der
meiste «ujrfjff aulf urifler örler, dürfften ihnen auch nit wol vertra-
wen, 50 das es uns verdroß da zuliegen und umb zu kommen.
Wurden dcrhalben eins das der meiste haufF solte über landt
dahin zur Provintz, die Sumption genant, reisen, welchs noch war
300 nieil von dannen. Die andern solten mit dem uberbliebenen
Schilf dahin kommen.* Der Capitan behielt unser etlich bey sich,
solten mit mi über wasscr fahren. Diejenigen, so über landt zo-
ben, namen victalia mit, durch die Wiltnis zuziehen, namen etlich
Wilden mit sich, zohen hin, aber irer viel waren vor hunger ge-
Florben, die übrigen waren zur slette kommen, wie wir darnach
erfuhren. Uns andern war das Schiff auch zu klein über Meer zu-
laren.
Wie wir raths wurden and fuhreu nach Sanct Vincente, da die Portugaleser
das landt inne haben, veimeinten noch ein schiff von inen zufrachten, damit
unser reise zuenden, litten durch grossen stürm des Meers Schiffbruch, wüsten
doch nicht wie ferne wir von Jbanct Vincente waren.
CAPUT xir.
[27] So haben nun die Portugaleser ein Insel hart bey den
fußfesten land'. eingenommen, die heisset S. Vincente On der wil-
den spraach Urbioneme). Dieselbige Provintz ligt ungeferlich 70
meil wegs von de:if orth, da wir waren, da war unser meinung hin
zufaren und zusehen, ob wir künten von den Portugalesern ein
schiff zu erfrachten bekommen, in Rio de Plat." zufaren, dann ein
Schiff, so wir noch hatten, war uns drin zufaren zu klein. Das zu-
erforschen füren unser etlich mit dem Capitan Salasar genant, nach
der Insel S. Vincente, und unser keiner war mehr da gewesen,
sonder einer der hieß Roman, derselbige ließ sich beduncken das
Jandt wider zuünden.
Wir siegelten auß dem havingen Inbiassape genant, liegt
XXXIV gradus Sudwert equinocial, und kamen ungeferlich zwen
tag nach unser außfart bey ein Insel, Insula [28] de Alkatrases
genant, ungeferlich XL meil von dannen, da wir außfuhren, da-
selbst ward uns der windt zuentgegen, das wir musten dabey an-
ckern. In derselbigen Insel waren viel meer vögel, die man nen-
net Alkatrases, dieselbigen sind wol zu bekommt u, so war es an
ii5
der zeit, das sio jungen zogen. Daselbs giengen wir an !and und
suchten süß wasser in der Insel, und funden noch alte hütlen und
der wilden leut dopffscherben, die vor Zeiten in der Insel gewonet
halten, und funden eine kleine wasserquellen auff einer Klippen.
Daselbst schlugen wir der vorgenanten vögel viel todt, und namen
auch irer eyer mit zu schiff, kochten derselben vögel und eyer.
Wie wir nun gessen hettert, erhub sich ein grosser sturmwinl von
den Süden, das wir nerlich den ancker behalten kundten, und
forchten uns sehr, der windt würde uns auff die klippen schlagen.
Dasselbige war schon gegen abent, und wir meinten noch in einen
Havingen zukommen, der heisset Caninen. Aber ehe wir dahin
kernen , war es nacht, und konten nicht darein kommen, sonder
fuhren vom lande ab mit grosser gefahr, meinten nicht anders dann
die bulgen würden das schiff zu stücken schlagen , dann es war
auff einem haupt landes, da doch die bulgen grösser sein, dann
mitten in der tieffe des Meers, weil vom lande.
Und wir waren die nacht so weit vom land kommen, das wir
es des morgens nicht sehen möchten. Doch nach langem kriegten
wir das landt wider in das gcsicht, und der stürm war so groß,
daß wir uns nerlich lenger enthalten konnten, da ließ sich der Be-
düncken, so mehr im land gewesen war, als er das landt sähe, es
were Sancl Vincente, und fuhren hinzu, da wurd das landt mit
nebel und woicken bedeckt, das man es nicht wol erkennen konle.
Musten alles, so wir hatten, das schwer war, ins Meer werffen,
dadurch das Schiff leichter [29] zu machen der grossen bulgen
halben, waren also in grosser angst, füren hin, meinten den ha-
vingen zutreffen, da die Portugaleser wonen. Aber wir irreten.
Wie nun die woicken ein wenig auffbrachen, daß man das
landt sehen konnte, sagte der Roman, er Hesse sich beduncken der
havinge were vor uns, das wir slracks einer klippen zu führen, da
lege der havinge hinter. Wir fuhren hinbey, als wir hart darbey
kamen, sahen wir nichts dunii den todt vor äugen, dann es war der
havingen nicht, und musten recht auffs land fahren des winis hal-
ben und Schiffbruch leiden, die bulgen schlugen wider das landt
das es ei« grewel war. la baten wir Gott umb gnade und hülff
unser seelen, und thaten wie schiffarenden leulen zugehört, die
Schiffbruch leiden müssen.
Wie wir nun nahe kamen, da die bulgen ans landt schlugen,
8*
116
füren wir so hoch aufT den bulgen her, das wir so stickel hinab-
sahen, gleich als von einer Mauer, den ersten Stoß, so das Schiff
an das laiidt thet, gicng es von einander. Da Sprüngen etliche
herauß und schwummen vorlhan ans land, unser etliche kamen
auff den stücken zu landt. Also halff uns Gott allen mit einander
lebendig ans land, und es wchete und regnete sosehr, das wir gar
verkollen waren.
Wie wir gcwar wurden in was landtschaift der Wilden leut wir den scfaiff-
bnicli gelitten Latten.
CAPUT Xlll.
Als wir nun an landt kommen waren , danckten wir Gott das
er uns lebendig hatte zu lande kommen lassen, und waren doch
gleich wol auch betrübt, dann wir wüsten [30] nicht, wo wir sein
mochten, dicweil der Roman das landt nit recht erkante, ob wir
weit oder nahe von der Insel S. Vincente weren Oder ob auch
Wilde leut da woneten, darvon wir schaden empfahen möchten.
So lauffet ungeferlich unser mitgesellen einer mit namen Claudio
Cder war ein Frantzoß) auff dem ufer hin, das er sich erwermen
möchte, und sihet ein Dorff hinterm gehöltze, darinn waren die
heüser gemacht auff der Christen masse, und er gieng dahin, da
war es ein flecke, darinn wonen Portugaleser, und heisset mit na-
men Itenge Ehm, und ist zwo meil von S. Vincente. Da sagte er
inen, wie wir da betten einen Schiffbruch gelitten, und das volck
were sehr erfroren, und wüsten nicht, wo wir hin selten. Wie sie
das höreten, kamen sie heraußgelauffen, und namen uns mit inen
in ire heuser, und bekleideten uns. Daselbst blieben wir etliche
tage biß wir wider zu uns selbs kamen.
[3ij Von dannen reiseten wir über landt nach S. Vincente.
Daselbst thatlen uns die Portugaleser alle ehr an, und gaben uns
eine Zeitlang die kost. Darnach fieng ein ieder etwas an, das er
sich darvon enthielt. Wie wir da sahen, das wir alle unsere schiff
verloren hatten, schickte der hauplman ein Portugalesisch schiff
nach unserm andern volcke, welches zurucke blieben war in Bya-
säpe, dieselbigen auch dahin zubringen, wie es <lcnn auch ge-
schähe.
ii7
Wie Sancte Vincente gelegen ist.
CAPUT XIIII.
Sancte Vincente ist ein Insel, ligl hart bey dem fußfe.sten landt,
darinnen sein zwen flecken. Einer genant in Portugalos» r spraach
S. Vincenle, aber in der [32] Wilden spraach Orbioneiiie, der ander
leit darvon ungeferliuh zwey uieil, und heisset Uwawa supe, sonst
ligen auch noch etliche heuser in der Inseln die heissen Ingenio,
und in denselbigen machet man den Zucker.
Und die Porlugaleser, so darinnen wonen, haben eine Nation
Prasilianer zn freunden, die heissen Tuppin Ikin, und die Nation
ires landts strecket sich in 80 meil wegs lang das landt hinein, und
an dem Meer her ungeferlich 40 meil.
Und die Nation haben auff beiden selten feinde nach der Sud-
seiten, und auch nach der Nordseilen. Ihre feind aulf der Sudsei-
len heissen die Carios. Und die Feinde aulF der Nordseiten heissen
die Tuppin Inba. Auch werden sie von iren feinden Tawaijar ge-
heissen, ist so viel gesagt, als feind, dieselben halten den Portu-
galesern viel schaden 'gethan und müssen sich noch heutiges tag.«»
für inen förchten.
Wie der ort heysset, daher inen die meyste Verfolgung geschähe von den
Feinden, und wie er gelegen sey.
CAPUT XV.
Es ligt ein ort landes fünlT meil von Sancte Vincenle, der
heisset Brikioka , an dem ort kommen ire feinde die Wilden leute
erstlich an, und faren zwischen einer Inseln, die heissel Sanct iMaro,
und dem fußfesten lande hindurch.
Dieselbige fart den Wilden zu benemen, waren etliche Mam-
melucken gebrüder, ihr vatler war ein Portugoleser, und ire mut-
ier war eine Prasilianische fraw, dieselbigen waren Christen, ge-
schickt und erfaren, beide in der Christen und auch in der Wilden
leut anschlegen und spraach. Der eilest [33] hieß Johan de Praga,
Der ander Diego de Praga, der drill Domingus de Praga, der
vierdte Francisco de Praga, der fünlTte Andreas de praga, und ir
vatler hieß Diago de praga.
Die fünff brüder halten fürgenommen, ungeferlich vor zweyien
jaren, ehe ich dahin kam, mit noch Wilden leuten, so ire Freunde
iid
waren, daselbs eine Feslunge hin zu machen, gegen die feinde auff
der Wilden leut gebrauch, welches sie auch gelhan hatten.
Derhalben auch etliche Porlugaleser, dahin zu ihnen gezogen,
daselbs zu wonen, dieweil es ein fein land war, solchs hatten ire
feinde verspeiet die Tubin Imba, und sich in irem lande gerüstet,
welchs ungeferlich 25 meil darvon anfahet, und waren eine Nacht
da ankommen , mit 70 Nachen und hatten sie , wie ir gebrauch ist,
in der stunde vor tage, angefallen, und die Mamalucken sampt den
Portugalesern, waren [34] in ein hauß gclauffen, welchs sie von
erden gemacht und sich geweret. Die andern wilden leut aber
hatten sich in iren hütten zu hauff gehallen und sich gewerei, die-
weil sie gekont hatten. So das der Feinde viel waren lodt blieben.
Doch zum letzten hatten die Feinde uberhandl kriegen, und den
flecken Brikioka angesteckt, und die wilden alle gefangen, aber
den Christen welcher ungeferlich 8 mochten gewesen, sein, und
den Mammalucken hatten sie nichts thun können in dem hause.
Dann Gott wolle sie bewaren. Aber die anderen wilden, so sie da
gefangen halten, sie sobald von einander geschnitten und getheilet,
und darnach widerumb in ire landlschafTt gezogen.
Wie die Portugaleser , Brikioka •wider auffgeiicht hatten, darnach eirt bol-
werk in die Insel Sanct Maro machten.
CAPUT XVI.
Darnach dauchl es die Obersten und gemeine gut sein, das
man denselbigen ort nit verliesse, sondern bawete dahin auffs
sterckeste. Dieweil man daselbs das gantzc landt verthedingen
konte^ solchs hatten sie gelhan.
Wie nun die Feinde solchs vermerkten, das flecklin Brikioka
ihnen zu starck war anzufallen, fuhren sie die nacht gleichwol vor
den flecken über, zu wasser, und namen zur beut, wenn sie be-
kommen konlen umb S. Vincente her. Dann die inwendig im landt
wonelen, meinten sie hellen kein not, dieweil der flecke da in der
gegenheit auffgerichlel und befestiget war, und darüber lidden sie
schaden.
L35] Darnach bcdauchle die inwoner, sie wollen in die Insel
Sand Maro, welches hart gegen Brikioka über ist, auch ein hauß
hart aufl" das wasser ijawen, darein geschützt und leut thun, solche
farl den Wilden zuverhindern. So hellen sie nun ein Bolwerck in
119
der Insel angefangen, doch nicht geendet, ursach, wie »ifi inith
berichten, das mal kein Porlugaleser büchsen schütz sich darein
wagen wolle.
Ich war da den ort landes zu besehen. Wie die iinvoner min
höreten, das ich ein Ti-uischer war, und mich ettwas aufTj gt;scliütz
verstund, begerten sie von mir, ob ich wölte in dem hause in der
Inseln sein, und da der feinde helffen warten, sie wollen mir mehr
gesellen verschaffen, und mir ein gute besoldung yehen. Auch
sagten sie, wo ichs thelte. Ich solle es gegen dem Könige geniessen,
Dann der König pflegte sonderlich denen, so in solchen ncwen lan-
den hülffe und ralh geben, ir gnediger Herr zusein.
[36] Ich ward mil inen eins, das ich vier Monal in dem hauß
dienen soll. Darnach würde ein Oberster von des Königs wegen da
ankommen mit schiffen, und ein steinen blochhauß dahin machen,
welches dann stercker sein würde, wie auch geschähe. Die meiste
zeit war ich in dem blochhauß selb drille, hatte etlich geschülz bey
mir, war in grosser gcfahr, der Wilden halben, dann das hauß nit
fest war, musten auch fleissig wacht halten, darmit die Wilden nicht
heimlich in der nacht bey hin führen, dann sie sich etliche mal ver-
suchten, iedoch halff uns Gott, das wir irer gewar worden in der
wachte.
üngeferlich nach etlichen Monaten kam der Oberste von des
Königs wegen, dann die gemeine hatte dem Könige geschrieben
wie grossen ubermut die Feinde dem Ort Landes thelen vonn der-
selbigen seilen her. Auch wie ein schönes landt es were, nicht
nützlich solches zuverlassen. Das zuverbessern kam der Oberste
Tome de Süsse genant, und besähe den ort lands, und die stelle, so
die gemeine gern feste gemacht helle.
Da zeigte die geraeine dem obersten an den diensle, so ich
inen gclhan hette, loich da in das hauß begeben, da sonst kein
Porlugaleser in wolle, dann es übel befestiget war. Dasselbige
behagle im wol, und sagte er wolle mein sach beim Könige an-
tragen, wann ihm Gott wider in Portugal hülffe, und ich solts ge-
niessen.
Meine zeit, so ich der Gemeine halle zugesagt zu dienen, war
umb, nemlich 4 Monat, und ich begerte Urlaub Aber der Oberste,
mil sampl der gemeine, begerten, das leb noch walle «i'ii Zeitlang
im diensle bleiben. Darauff ich inen das ja gab, noch zwey jar zu
120
divnen, und wann die zeit nmb were, solle man mich sonder eini-
ges verhindern, mit den ersten schiffen, darinn ich kommen konnte
lassen nach Portugal siegeln, da [37] soUe mir mein dienst vergol-
ten werden. Des gab mir der Oberste von wegen des Königs meine
privilegia, wie da gebreuchlich ist zugeben des Königes büchsen
schützen, so es begercn. Sie machten das steinen bolwerck, und
legten etlich stück geschütees drein , und das bolwerck sampt dem
geschätzt wurd mir befolhcn gute wacht und auffsehens drein zu-
haben.
Wie and suß was Ursachen wir der feinde uns eine zeit im jar mer dann
die ander rerniuten musten.
CAPUT XVII.
Wir musten uns aber irer auff zwo zeite im jare mehr besor-
gen dann sunst, fümemlich wenn sie irer Feinde landt mit gewalt
gedencken einzunehmen. Und diese zwo zeit sein, die eine im Mo-
nat Novembri, so werden etliche Frucht [38] reiffe, die heisset auff
ire spräche Abbati, darvon machen sie ein getrencke, das heisset
Kaa wy. Darneben haben sie dann die Wurtzel Mandioka, die
mengen sie auch etwan darunder, und umb der getrencke willen,
wann der Abati reiffe ist, wann sie widerunib auß dem kriege
kommen, das sie dann des Abatis haben, ire gedrencke darauß
zumachen, Iren feind, wann sie deren gefangen haben, darbey zu
essen, und frewen sich ein gantzes jar durauff, wann die Abati zeit
kompt.
Auch musten wir uns irer vermuten im Augusto, dann ziehen
sie einer art vische nach, dieselbigen steigen auß dem Meer in die
Süssen Wasser, so ins Meer fliessen, daz sie darinnen leichen, Die-
selbigen beissen auff ire spraach Bratti, die Hispanier heisscn sie
Lysses. Umb dieselbigen zeit pflegen sie auch gemeinlich außzu-
(aren und ^ustreiten, darmit sie essen halben desto besser hinkom-
mens haben. Und derselbigen fische fahen sie viel mit kleinen
gcrnlein, schiessen sie auch mit pfeilen, führen ihrer viel gebraten
mit heim, machen auch meel darauß, welches sie heissen Pira Kui.
Wie ich Ton den Wilden gefangen wurd, und wie sicfas zutrug.
CAPUT XVIII.
Ich hatte einen wilden Mann, eines geschlechts, welche heisse
i2i
Carios, der war mein eigen, der fieng mir wild, mit dem gieng ich
auch unterweileft in den WalL
Es begab sich aber auff ein zeit, das ein Hispanier auß der
Insel Sancte Vincente zu mir kam in die Insel Sande Marc, vvelclis
5 meil von dannen ist, in daz bolwerck, darinnen ich wonele, und
noch ein Teutscher, hieß mit namen Heliodorus Hessus, Eobani
Hessi seligen Son, derselbige war in der Insel Sand Vincente, in
einem Ingenio, in welchem man den zucker machet, und das In-
genio war einem Genueser der hieß Josepe Ornio, und dieser He-
liodorus war der kauffleut Schreiber und auß richten, die zu dem
Ingenio gehöreten (Ingenio heisset heuser darinne man zucker
macht). Mit demselbigen Heliodoro hatte ich zuvor mehr kunl-
schafft gehabt, dann doch ich mit den Hispaniern den Schiffbruch
da unter lande leid, inen da in der Insel Sancte Vincente fand, und
er mir freundtschafft bewiese. Er kam zu mir, wolle sehen wie
mirs gieng. Dann halte er vielleicht gehört, ich were kranck.
Ich halle meinen Schlaven den tag zuvor in den walt geschickt
Wild zufahen. Ich wolle des andern tages kommen, [39] und es
holen, das wir möchten etwas zu essen haben. Dann man da im
landl nicht viel mehr hat, dann was auß der wiltnus kompt.
Wie ich nun so durch den wald gieng, erhub sich auff beydcn
Seiten des wegs ein groß geschrey auff der wilden leut gebrauch,
und kamen zu mir ingelauffen, da erkante ich sie, und sie hatten
mich alle rund cmib her bezirckl, und ire bogen auff mich mit pfei-
len gehalten, schössen zu mir ein. Da rüfft ich, nun helff Goll
meiner Seelen. Ich hatte das wort kaum so bald außgesagt, sie
schlugen mich zur erden, schössen und stachen auff mich, Noch
verwundeten sie mich (Gott lob) nicht mehr, dann in ein bein, und
rissen mir die kleider vom leib. Der eine die halßkappen, der an-
der den hut, der dritte das hembd, und so fort an. Fiengen da an
und kieben sich umb mich, der eine sagt er were der erste bei
mir gewesen, der ander sagte er helle mich gefangen. Dievvcil
schlugen mich die andern mit den handlbogen. Doch zum lelzlen
hüben mich zwen auff von der erden, da ich so nackol war, der
eine name mich bey einem arm, der ander bey dem anderen, uniid
etlich hinter mich, und etliche vor mir her, und lieffen so schwinde
mit mir durch den waldt nach dem Meer zu, da sie ire nachen hal-
ten. Wie sie mich bey das Meer brachten, da sähe ich ungeferlich
fta
einen sleinwurff oder zwcn weil ire nachen stehen, die hatten sie
aufj dem Meer ans landt gezogen unter eine hecken, und irer noch
einen grossen hauffen da bey. Wie mich dieselbigen sahen daher
leyten, lielFen sie mir alle entgegen, waren gezieret mit feddern
auf! ihren gebrauch, und bissen in ire arme, und dreweten mir,
also wollen sie mich essen. Und es gieng ein König vor mir her,
mit dem holtze, damit sie die gefangenen todt schlagen, Der pre-
digte und sagte, wie sie mich Iren schlaven den perot (so heyssen sie
die Portugaleser) gefangen [40] betten, und wölten nun irer freunde
todt wol an mir rechen. Und wie sie mich bey die Nachen brach-
ten, schlugen mich ihre etliche mit feusten. Da eilten sie unter
einander, das sie die nachen wider ins wasser schoben, dann ihnen
leyd war, das in Brickioka ein Aliarm würde, wie auch geschach.
Ehe sie nun die Nachen wieder ins wasser brachten , bunden
sie mir die hende zusamen, und sie waren nicht alle auß einer
wonunge, ein ieden Aldea verdroß, das sie solten ledig heim faren
und kieben mit den beyden, so mich behielten, etliche sagten, sie
weren eben so nahe bey mir gewesen, als sie, und sie wolten auch
ir theil von mir haben, und wolten mich da auffder stedte gleich
todt schlagen.
Da stund ich und betete, sähe mich umb nach dem schlage,
doch zum letzten hub der König an, so mich behalten wolte, und
sagte, sie wolten mich lebendig heimführen, aufT däz mich auch ire
weiber lebendig sehen, und ire Fest mit mir betten. Dann sa
wolten sie mich Kawewi pepicke töten, Das ist, sie wolten ge-
drencke machen und sich versamlen, ein Fest zumachen, und mich
dann mit einander essen. Bei den worten Wessen sies bleiben und
bunden mir 4 stricke umb den hals, und muste in ein Nachen stei-
gen, dieweil sie noch auff dem lande stunden, und bunden die ende
der t.' ck an den Nachen und schoben sie ins Meer wiederumb
heim zufahren.
Wie sie mit mir wolten wieder eurück fahren und die unsern ankamen,
meinten mich inen wider zunemen und sie eich wider zu inen wanten, und
schä^rmützclten mit inen.
CAPUT XIX.
(41] Es ligt ein kleine Insol bey der Insel, darinn ich gefangen
wurd, in drr nisten wasser vögel die heissen Uwara, haben rote
423
fe<Idern. Fragten mich, Ob irc Feinde die Tuppin Ikins das jai*
auch da gewesen wuren, und die vügel bcy iren jungen gefangen
hellen, Da sagle ich ja, Aber sie woltens gleichwol besehen, Dann
sie achten die feddern groß, so von den vögeln kommen. Dann hH
ir zierath isl gemeiniich von feddern gemacht. Und der vor ge-
nanten vögel Uwara arl isl, wann sie jung sein, die ersten federn
80 ihnen wachsen, sein weißgraw, Die andern aber wann sie flück
werden, sein sie schwarlzgraw, damit fliegen sie ungeferlich ein
jar, darnach werden sie so rot, als rote färbe. Und sie fuhren hin
nach der Insel, meinten der vögel anzutreffen. Wie sie nun unge-
ferlich zwen büchsenschosse von dem ort kamen, da sie nachcn
stehen hatten, sahen sie zu rucke, da [42] war es voll daselbs der
Wilden Tuppia Ikin, auch etliche Portugaleser unter inen, dann es
volgete mir ein schlave, wie ich gefangen ward, derselbige entkam
inen, und hatte einen lermen gemacht, wie sie mich gefangen bet-
ten, so das die meinten mich zuerlösen, und rieifen denen so mich
gefangen hatten, das sie zu inen kernen, weren sie kün und schaf-
mützeltcn. Und sie kereten mit den Nachen widerumb zu denen ans
landt, und die auff dem landt schössen mit roren und pfeilen zu uns
ein, und die in den Nachen wider zu inen, und bunden mir die band
widerumb loß, aber die stricke umb den hals waren noch feste ge-
bunden.
So hatte nun der König des Nachens, da ich innen war, ein
röhr und ein wenig pulvers, welches ime ein Franlzose für pra-
silien holtze gegeben hatte, das muste ich aulT die am lande ab-
schiessen..
Wie sie so ein weile gescharmützelt hatten, besorgten sie sich
das sich die andern auch etwan mit Nachen sterckten, und inen
nacheilten, und fuhren von dannen, und es wurden irer drey ge-
schossen, und sie fuhren ungeferlich einen Falckenetlin schoß bcy
dem bolwerck zu Brikioka her, da ich pflegte inne zu sein, und wie
wir so vor über fuhren, muste ich in dem Nachen aufl" stehn das
mich meine gesellen gesehen konten, da schössen sie auß dem bol-
werck zwey grober stück ab aulF uns, aber sie schössen zu kurlz.
Miller zeit kamen etliche Nachen von Brikioka uns nach ge-
faren, und meinten sie wollen uns erlangen, aber sie ruderten zu
geschwind hinweg, wie solchs die freund sahen, das sie nichts ge-
schaffen konten, kereten sie widerumb nach Brikioka.
124
«
[43] Was Bicli auff der wider umbreyso begab nach irem lande.
CAPUT XX.
Wie sie nun ung«:ferlich 7 meil wegs vonn Brikioka hinweg
waren nach irer Landtsrhaffl, war es nach der Sonnen zurechnen
gegen abenl uinb vier uhr, und war desselbigen tages wie sie mich
gefangen iialten.
Und sie fuhren bey ein Insel und zbhen die Nachen an landt,
und meinten die nacht da zubleiben, und zogen mich auß dem Na-
chen an land. Als ich aulT das landt kam, konte ich nit sehen, dann
ich unter dem angesicht zerschlagen war, auch nicht wol gehen,
muste in den sant ligen der wunden halben, so ich ira beyn hatte.
Sie stunden umb mich her, und dreweten mir, wie sie mich essen
wölten.
[44J Wie ich nun in so grosser angst und jamcr war, bedachte
das ich vor nie betrachtet, nemlich der betrübte jamerthal, darinn
wir hie leben, und ich fieng an mit weynenden äugen singen, auß
grundt meines hertzen den Psalmen: Auß tieffer noth schrey icl
zu dir etc.
Da sagten die wilden: Sihe wie schreiet er, letzt jamerl in.
Darnach dauchte sie, es were nicht gute legerung inn der In-
seln, die nacht da zu bleiben, und fuhren wider nach dem Fußfesten
lande, daselbs waren hütten, die sie vormals gebawet hatten, und
CS war in der nacht, wie wir dahin kamen. Und sie zohen die
nachen auffs landt, und machten fewer, und leyteten mich darnach
darbey, Da muste ich in einem netze schlaffen, welchs sie in ihrer
spräche Inni heissen, die sein ire Bette, und binden sie an zwen
pfele, über die Erden, oder ist es in einem walde, so binden sie es
an zwen beume, die stricke, so ich an dem halse halte, bunden sie
oben an einen bäum, und sie legten sich die nacht umb mich her,
verspotteten mich und hiessen mich, auff ire spraache, Schere in-
bau ende, Du bist mein gebundenes Tier.
Ehe nun der tag anbrach, fuhren sie wider auß, und ruderten
den gantzeu lag, und ungeferltch wie die Sonne umb Vesper zeit
stund, waren sie noch zwo meil von dem orlh, da sie sich die nacht
hin legeren wollen. So erhebet sich ein grosse schwarlze wolcke,
und kommet hinter uns her, sehr schrecklich, und sie ruderten
schwinde, das sie möchten an land kommen, umb der wolcken und
winds willen.
125
Wie sie nun sahen, das sie ir nit entfahren konten, Sagten sie
zu mir, Nc inungilia dcc Tuppan d<i Quabe, amanasu y an dec
Imme Ranni mc sissc. Das ist so viel gesagt:
Rede mit deinem Gott, das uns der grosse regen und winl kei-
nen schaden thu. Ich schweig stille und thct mein gebete [45] zu
Gott, dieweil sie es von mir begerlen und sagte:
0 du Allmeciitigcr Gott, du Himmlischer und Erdtrichs ge-
walthabor, der du von anbegin, denen, die deinen namen anruffen,
geholffen und sie erhöret hast, unter den Gottlosen, erzeige mir
deine barmhertzigkeit, aufi* das ich erkennen möge, das du noch
bey mir seiest, und die Wilden Heyden, so dich nicht kennen, sehen
mögen, das du mein Gott mein gebet erhörest hast.
Ich läge in dem Nachen gebunden, das ich mich nit umb sähe
nach dem wetler, aber sie sahen stets hindersich, fiengen an zu-
sagen: Oqua moa amanasu. Das ist so viel gesagt: Das grosse wei-
ter gehet hintersich. Da richtet ich mich ein wenig auff, und sähe
hinter mich, das die grosse woicke vergieng, da danckte ich Gott.
Wie wir nun an landt kamen, thelten sie mit mir gleich wie
vorhin^ bunden mich an einen bäum, und lagen des nachts umb
mich her, und sagten, wir weren nun nahe bey irer LandtschafTt,
wir würden den andern tag gegen abent daran kommen, weichet;
ich mich gar wenig frewete.
Wie sie des tages mit mir utnbgicngen, da sie mich bey ire wonunge
brachten.
CAPUT XXI.
Desselbigen tages nngeferlich nach der Sonnen zurechnen,
wars umb vesperzeit, als wir ire wonungen sahen, waren also drey
tage auflf der heimfart gewesen. Dann es waren dahin ich geführet
ward, dreissig meil wegs von Brikioka, da ich gefangen wurd.
[46] Wie wir nun harl I<ey ilire wonung kamen, war es ein dörff-
lin, das hatte sieben hütten, und nanten es Uwattibi. Wir fuhren auIT
ein ufer landes, welchs auff dem Meer ligt, da harte bey waren ihre
weiber in iren wurtzel gewechs, welches sie Mandioka heyssen.
In demselbigen wurtzel gewechs giengen viel irer weiber und ris-
sen wurtzeln auß, den muste ich zu ruffen in irer spraach: A Ju-
nesche been ermi vramme. Das ist: Ich ewer essenspeise komme.
126
Wie wir nun an landt ksmcn, lieffen sie alle auß den hüllen
(welühs auff einem berge hgvj jung und all, mich zubesehen. Und
die niänner giengen inil iren bogen und pfeilen nach iren hüllen,
uird befülhen mich iren weibern, dieselbigen namen mich zwischen
mich, und giengen elliche vor mir, und etliche hinter mir her, Sun-
gen und tantzlen an einem singen, die gesenge so sie den eigenen
leul II pflegen zu singen, wann sie die wollen essen.
[47] Wie sie mich nun vor die hüllen Ywara, das ist Tor ire
Feslunge brachten, welche sie machen rundnmb ire hüllen her, von
grossen langen reydeln, gleich wie ein zäun umb ein garten.
Das Ihun sie umb irer feinde willen. Wie ich nun hinein kam,
lieff das frawen volck zu mir, und schlugen mich mit feuslen, und
rattfTten mich bey dem barl, und sprachen in irer spraach: Sehe in-
namme pepikeae. Das ist so viel gesagt: Den schlag reche ich an
dir von meines freund» wegen, Den die, darunter du gewesen bist,
getödlel haben.
Darnach fürten sie mich in die hüllen, da musle ich in ein
Inni leigen, da kamen die weiber vor und nach schlugen und rauff-
ten mich, und drawelen mir, wie sie mich essen wollen.
So was das Manns volck in einer hüllen bey einander, und
truncken die getrencke, welche sie Kawi nennen, und hallen ire
Gölter bey sich, Tammerka genant, und sungen inen zum ehren, das
sie inen so wol geweissaget halten, daz sie mich fangen sollen.
Solchen gesang höret ich, und es kam in einer halben stund
kein mans volck bey mich, dann allein weiber und kinder.
Wie meine beydcn Heriu zu mir kamen und sagten mir, wie sie mich ihrer
Freunde einen verschenclit hettcn, der solle mich verwaren und todt schla-
gen, wenn man mich essen wolte.
CAlM.r XXII.
Ich wußte iren gebrauch so wol nit, als ich in darnach erfuhr,
und gedacht, letzund rüslen sie zu dich zutödlen. Über eine kleine
weil kamen die, so mich gefangen hallen, [48] mit namen Jeppipo
Wasu, und sein bruder Alkindar Miri, Sagten, Wie sie mich ircs val-
iers bruderipperu Wasu auß freundlschaü'l geschenckl halten, der-
selbige soll mich verwaren, und mich auch lod Ischlagen, wann man
»lieh eüsen wolte, und ime also einen namen mit mir machen.
Dann derselbige Ipperu Wasu helle vor einem Jar auch einen
12?
scblaven gefanfjen, und inen dem Alkindar Miri auft fr» uiult^rJ'jilTt
^»^fischen'jkt, Densolhigcn er tod geschlagen, und einen namv-t dar-
von gewunnen hatte. So das der Alkindar Miri dem Ippt^ru Was«
verheissen helle, den erslen so er lienge, iino wider zuschcnckcn,
Der jenige ich da war.
Weiter sagten die vorgenanle beyde, so mich gefangen hatten:
letzt werden die frawen dich aufführen, Aprasse. Das wort ver-
stund ich da nicht, es heysset aber tantzen, also zohen sie mich wider
mit den stricken, so ich.umb den hals halte, [49] Auß der hüHeu
au(r den platz. Es kamen alle weiber, so in den sieben hüllen waren,
und griffen mich an, und daz manns voick gieng darvon. Da ley-
tcten mich die weiber, etliche bey den armen, etliche bey den
stricken, so ich umb den hals hatte, so hart das ich kaum den athem
konte holen. Also zohen sie mit mir hin, ich wusle nicht was sie
mit mir in dem sinne halten, mit dem wurd ich ingedenck, des lei-
dens unsers Erlösers Jesu Christi, wie der von den schnöden Juden
unschuldig leyd, Dardurch tröstete ich mich und war desto gedül-
liger. Do brachten sie mich vor des Königes hüllen, der hieß Vra-
tinge Wasu, Das ist auff Teutsch gesagt, der grosse weisse vogel,
vor desselbigen hütt«n lag ein heufllin frischer erden, da führten sie
mich bey, und salzten mich darauff, und etliche hielten mich, da
meinte ich nicht anders, dann sie würden mich da als baldt zu lodi
schlagen, und sähe mich umb nach dem Iwera Pemme, darmit sie
die leul erschlagen, und fragte, ob sie mich so baldt tödten wollen,
da sagten sie, noch nicht; da kam eine fraw auß dem hauffen bey
mich, und hatte ein schibcrstück von einem Christallen, zwischen
einem dinge gleich als gebogen reilllin, und schar mir mit demsel-
bigen Christallen die weitnbron an den äugen ab , und wolle mir
den hart vom maul auch absch»ieiden, solchs wolt ich nicht leiden,
und sagte sie sollen mich mit dem barl tödten. Da sagten sie, sie
wollen mich noch nicht tödten, und liessen mir den hart. Doch nach
etlichen tagen schnieden sie mir in ab mit einer scheer, so die
Frantzosen inen geben.
Wii. hio ii.it mir lautzleu vor den hütten, darinne sie dio abgötter Tamerka
Latten.
CAPLi XXIII.
I "jO] Darnach führten j;ie mich von dem ort, da sie mir die au-
^cnbrawcn abgeschorun hatten, \or die hütten, da die Tammerka ir«
128
Abgötter in waren, und machten einen runten kreiß umb mich her,
du stund ich mitten innen, und zwey weiber bey mir, und bunden
mir an ein bein etliche dinger an einer schnüren, die rasselten, und
bunden mir auch eine sdieibe von vögel schwentzen gemacht, war
viereket, binden auff den hals das sie mir über das heubt gieng,
und hcysset auff ire spräche Arasoya, darnach fieng daz wci' ;
vüick alle mit einander an zusingen, und gleich wie ir thon lautet,
so musle ich mit dem beine, daran sie mir die rasseln gebunden
hatten, nider tretlen, auff das es rasselte und zusammen slimmete.
Und das bein darin ich verwundet war thet mir so wehe, das ich
kaum stehen kundte, dann ich war noch nicht verbunden.
[:'(!] Wie sie mich nach dem tantze dem Ipperu Wasu, der mich tödten solte,
heimbrachten.
CAPUT XXIIII.
Wie nun der tantze ein ende hatte, ward ich dem Ipperu Wasu
überliffert. Daselbst halten sie mich in guter bewarung. Da sagte
er mir, ich helle noch etlich zeit zu leben. Und sie brachten ire ab-
götter alle so in der hüllen waren, und setzten sie umb mich her
und sagten. Die heltens geweissagel, das man einen Portugaleser
bette sollen fangen. Da sagte ich, die dinger haben keine macht,
und können auch nicht reden, und ligen, das ich ein Portugaleser
bin, sonder ich bin der Frantzosen freund verwanlen einer, und das
landl da ich daheime bin, heysset Allemanien. [52] Darauff sagten
sie. Das müste ich ligen, dünn wann ich der Frantzosen freund were,
was ich dann unter den Portugalesern thet, sie wüsten wol, das die
Frantzosen eben so wol der Portugaleser feinde weren als sie.
Dann die Frantzosen kämen alle jar mit schiffen, und brechten inen
Messer, Exte, Spiegel, Kcfiime und Scheren, und sie geben inen
Prasilien hollz, Baumwoll, und andere wahr, als federwerck und
pfeffer darfür. Derhalben weren es ire gute freund , welchs die
Portugaleser also nicht getlian hellen. Dann sie weren, in verlegen
jaren, da ins land kommen, und hellen, da sie ietzt noch woneten,
unter iren feinden freundschafft gemacht, und darnach weren sie zu
inen auch kommen, und mit inen zuhandelen begerl, und sie weren
HuiS guter meinunge an ire schiffe kommen und darein gestigen,
gleich wie sie noch heutiges lages theten, mit den Frantzösischen
schiffen, und sagten wenn dann die Portugaleser irer gnug im
129
schiffe gehahl, hetlcn sie sie denn ange^nfTen, gebunden und iren
feinden ziigefürt und denen geben, die betten sie denn gedöttet und
gessen , und irer etlicb betten sie mit irem geschütz zu todt ge-*
srbossen, und vielbochmul mebr, so inen die Portugaleser gethati
betten, auch weren sie ofTtmals mit iren feinden zu kriege kommen,
sie zufangen.
Wie mir die, so mir-h gefangen hatten, zorniges mute klagten , und das die
Portugaleser iren Vattei erschossen betten , das weiten sie an mir
rechen.
CAPUT XXV
( 54] Und weiter sagten sie, das die Portugaleser, denen beiden
so gebrüder waren und mich gefangen hatten, irem vatter einen ab-
geschossen hatten, also das er gestorben were, und desselbigen
ires vatters todt wolten sie nun an mir rechen. Daraufif sagte ich,
was sie das an mir rechen wolten, ich were kein Portugaleser, ich
were kurtz mit den Castilianern dahin kommen, einen Schiffbruch
gelitten, wer der ursach halben so unter inen blieben.
So war ein junger gesel von irem geschlecht, welcher der
Portugaleser schlave gewesen war, und die wilden, darunter die
Portugaleser wonen, waren daselbst hin, in der Tuppin Imba landt
zu krieg gefaren, und hatten ein gantz dorlF eingenommen, und die
Eltisten halten sie gössen. Und was von jungen waren, etliche den
Portugalesern für wahr verbeultet. Also das dieser junger gesel
auch den Portugalesern verbeutlet war, und in der gegenbeit ßri-
kioka bey seinem Herrn war, welcher hieß Antonio Agudin, ein
Callicianer. üenselbigen schlaven hatten die, so mich fiengen,
ungeferlich drey Monat vor mir gefangen. Dieweil er nun von
ihrem geschlecht war, halten sie inen nicht getödtet. Dersel-
bige schlave kante mich wol, den fragten sie, was ich für einer
were. Er sagte es were war, das sich da ein schilF am lande ver-
loren hatte, und die leut so darvor» kommen weren, hetten sie
Castilianer gebeyssen, und weren der Portugaleser freunde, mit
denselbigen were ich gewesen, weiter wüste er nicht von mir.
Wie ich nun hörete, und auch zuvor verstanden hatte, daz
Frantzosen unter inen waren, und auch mit schiffen da pflegten an-
zukommen, bleib ich stets auff einer rede, und sagte: Ich were der
Frantzosen freund verwandler. das sie mich ungetödtet Hessen, bi&
F«d. u. S< 9
130
so lang, das Frantzos-sn kernen und mich [55] erkenneten. Und sie
hielten mich in sehr grosser verwarung, so waren nun etliche
Frantzosen unter inen, so die schiffe da gelassen hatten pfeffer zu-
versamlen.
Wie ein Frantzose, so die Schiffe niiUr den Wilden gelassen hatte, dahin
kam mich zubesehen, und Ihnen befalhe, sie solten mich essen, ich were
ein Portugaleser.
CAPUT XXVI,
Es war eil» Frantzose vier meil wegs von den hätten darinnen
ich war, und wie er nun die zeittungen hörete, kompt er dahin, und
jrehet in ein ander hütten , gegen der hätten über darinne ich war,
da kamen die Wilden zu mir geiauffen, und sagten: Hie ist nu ein
Franlzoß kommen, nun wollen wir sehen, ob du auch ein Frantzoß
seiest , oder nicht, dessen erfrewete ich mich, und gedachte, er ist
ie ein Christ, er wird wol zum besten reden.
Da leiteten sie mich so nacket hinein bey inen, und es war ein
junger geselle, die Wilden hiessen inen Karwattuware, und sprach
mir Frantzösisch zu, und ich kundle inen nicht wol verstehen, so
stunden die Wilden leut umb uns her, und hörelen uns zu. Wie ich
im nun nicht antworten kundt, sagte er zu den Wilden, auff ire
spraach : Tödtet und esset in, den bößwichl. Er ist ein rechter Por-
tugaleser, ewer und mein feindt. Und das verstund ich wol, Bat
inen derhalben umb Gottes willen, das er inen doch sagte, das sie
mich nicht ässen. Da sagte er: Sie wollen dich essen. Da wurd ich
ingedenck des Spruchs Jeremie cap. xvii, der da saget: Vermale-
deiet sey [56] der mensch, so sich auff menschen verlasset. Und mit
deinselbigen gieng ich wider von inen mit grossem hertzcn wehe,
nnd hatte auff den schultern ein stück leinen tuchs gebunden, wel-
ches sie mir gaben, (wo sie es auch bekommen hatten. Das reiß ich
aj>, und die Sonn hatte mich sehr verbrant und warff es dem
Frantzosen vor seine füß, und sagte bey mir selbst, sol ich dann ja
sterben, warumb solte ich dann einem andern mein fleisch ienger
vor hegen. Da leiteten sie mich widerumb in die hätten, da sie mich
verwareten. Da gieng ich in mein netz ligen. Gott dem ist bekant
das eilend, so ich hatte, und hub so schreiend an zusingen, den
verß, Nun bitten wir den Heiligen Geyst, umb den rechten glauben,
aller meyst. Das er uns behäte an unsonn ende, wann wir heim
131
fahren auf> diesem eilende, Kyrioleys Dann sagten sie: Er ist ein
rechter Portugaleser, letzt schreiet er, ime grawet vor dein tode.
Der vor genante Frantzoß war zwen tag daselbs inn den hüt-
ten, darnach des dritten tages reysete er vort an. Und sie hatteA
beschlossen, sie wölten zurüsten, und des ersten tages mich tödlen,
so bald sie alle ding bey einander hellen, Und sie verwarten mich
sehr fleissig, und thaten mir grossen spott an, beyde jung und alt.
Wie ich BO groß zan wehe hatte.
CAPUT XXVII.
Es begab sich, wie ich so im elende war, das gleich wie man
sagt, das ein unglück nicht allein kompt, mir ein zan wehe thet, .«?o
daz ich gar verfiel , durch groß wehe , so fragte mich mein Herr,
wie es keme das ich so wenig esse, ich sagte mir Ihete ein zan weh,
Do kam er mit einem dinge, von holtze gemacht, und wolle in mir
außreissen. Ich sagte [57] er thete mir nicht mehr weh, Er wolle
in mir mit gewalt außreissen. Doch wegert ich mich so sehr, das
er darvon abließ^ ja meinte er, wo ich nicht esse und widerumb
zuneme, wollen sie mich lödten ehe der rechten zeit Gott weiß
wie manchmal ich so herlzlich begerle, das ich möchte, wenns sein
Göttlich will were, sterben ehe es die wilden acht hellen, das sie
nicht iren willen an mir vollenbringen mochten.
Wie sie mich zu irem Obersten Könige Konyan Rebe genant, fübreten, und
wie sie da mit mir umbgiengen.
CAPUT XXVllI
[58J Nach etlichen lagen fürelen sie mich in em ander dorff,
welchs sie heissen Arirab, zu einem König, der hieß Konyan Bebe, und
war der vornemsle König unter inen allen. Bey demselben hellen
sich etliche mehr versamlel, und ein grosse freud gemacht, auff ire
weise, wollen mich auch sehen, dann er bestall hatte mich aufF den
tag auch dahin zubringen.
Wie ich nun hart bey die hütten kam, hÖrete ich ein groß ge-
rulT, von singen und posaunen blasen, und vor den hütten stund ein
kopff oder fünfftzehen auff reydeln, dieselbigen waren von den leu-
ten, so auch ire feind sein, und heissen die Markayas, die sie gös-
sen hatten, und wie sie mich darbey hin leyteten, sagten sie mir,
9*
132
rfie köpfT wcren auch von iren leiiKliMi, die iucsscn Markayas, da
ward mir bang; Itli gedacht, so würden sie auch mit mir umbgehn.
Wie Avir nun zu den hüUcn hinein giengen, so gieng einer von
denen, die mich verwareten, vor her und sprach nnl harten werten,
das es die andern alle höreten: Hie bringe ich d^n Schiaven den
Portugaleser her, und meinte es were ein fein ding anzusehen,
wann einer seinen feind in seiner gevvalt hette. Und er redete viel
andere ding mehr, wie'ir gebrauch ist, leytete mich da der König
saß und tranck mit den andern, und hatten sich mit einander drun-
cken gemacht, in dem getrencke das sie machen, Kawawy genant,
und sahen mich sawr an , und sagten: Bistu kommen unser feindt.
Ich sagte: kh bin kommen, aber ich bin nicht ewer feindt. Da gaben
SFe mir auch zutrincken. So halte ich nun viel von dem Könige Ko-
nyan Bebe gentnt, gehört, es solle ein grosser Mann sein, auch ein
grosser tyrari menschen fleisch zuessen. Und es war einer unter
inen der dauchte mich were es. und ich gieng hin bey ihn, und
redete mit im, gleich wie die wort auff ire spraach gefallen, und
SHgle: [59] Bislu der Konyan Bebe? lebestu noch? ja sagte er ich lebe
noch. Wolan sagt ich. Ich hab viel von dir gehört, wie du so ein
weydiicher Mann seiest. Da stund er aulF, und gieng vor mir her
.spaeieren von grossem hochmul, und er hatte einen grossen runden
grünen stein, durch die lippea des inundes stecken (wie ir ge-
hrauch isQ Auch so machten sie weisse pater noster, von einer arl
Seeschnciln, welches ir zieralh ist, derselbigen hatte diser König
atfch wol vi klufftern am hals hangen. Bey dem zierrath merckt i< h,
das es einer von den fürnemslen sein nuiste.
Darnach gieng er wideruinb sitzen, und begunle mich zutra-
gen, was seine feinde die Tuppin Ikiiis anschlügen, und die Portu-
galeser. Und sagte weiter. Wariuub ich inen helle wollen schiessen
in der gegenheit ßrickioka, dann er erfaren halle, das ich da büch-
senschütz war gewesen gegen sie, Da sagte ich, die Portugaleser
hellen mich dahin geslalt, und helle es müssen thun. Da sagte er,
Ich were ja auch ein Portugaleser, und hieß den Frantzosen so mich
gesehen helle, seinen Son, und sagte. Der mich gesehen helle, der
sagte, Ich könle nicht mit ime reden, und ich were ein rechter Por-
tugaleser. Da sagte ich. Ja es ist war, ich bin lang auß dem lande
geweßt, und hab die spraach vergessen. Da meinte er, Er helle
schon fiinlT Portugaleser helUcn fangen und essen, die alle gesagt
133
hellen sie weren Frantzosen, und helleiis doch gelogen. So viel
das ich mich des leben getröslet, und mich in den willen Gottes be-
falh. Dann ich von inen allen nicht anders vername, dann ich solle
sterben. Da hub er wideriuid) an anfragen, Was dann die Portii-
galeser von im sagten, sie niüsten sich freilich sehr vor ime ent-
setzen. Da sagte ich: Ja sie wissen viel von dir zusagen, wie
grossen krieg du inen pflegest zumachen, aber ietzt haben sie Bri-
ckioka fester gemacht. [60] Ja meinte er, so wolle er sie so fangen,
wie sie mich gefangen hotten in dem wähle hin und wider.
Weiter sagte ich zu im: Ja deine rechten Feinde die Tuppin
Ikins die rüsteten xxv Nachen zu, und werden zuhandt kommen,
und in dein landt fallen, wie auch geschach.
Dieweil er so fragte, stunden die andern und höreten zu.
Summa, Er fragte mich viel, und sagte mir viel. Uümple sich mir,
wie manchen Porlugaleser er bereits helle lodt geschlagen, und an-
derer mehr Wilder leul, das seine Feinde gewesen weren. Wie er
so mit mir in der rede wäre, milier zeit so wurde das gelrencke in
der hüllen außgetrunckcn. Da giengen sie wider in ein andere
hüllen, darinnen auch zutrincken, Das er also mit der rede nachließ.
Darnach in der anderen hüllen fingen sie an, iren spolt mi».
mir zutreiben, und desselbigen Königes Son, band mir die beine
dreymal über einander. Darnach muste ich eben fusses durch die
hüllen her huppen, Des lachten sie und sagten da kompt unser
essen kost her huppende. Da sagte ich zu meinem Herren, der mich
dahin hatte geführet. Ob er mich dahin geführel helle zu lödten.
Da sagte er neyn, es were doch so der gebrauch, das man so iitil
den frembden schlaven umbgienge, und sie bunden mir die stricke
von den beynen wider ab, darnach kamen sie umb mich her gehen,
nnd griffen mir an mein fleisch, der eine sagte die haut am kopiTe
kerne im zu, der ander sagte das dicke am beyne kerne im zu, Dar-
nach muste ich inen singen, und ich sang Geystliche lieder. Da
solle ich inen außlegen auff ire spräche, Da sagte ich. Ich habe von
meinem Gott gesungen. Sie sagten mein Gott were ein unflal. Das
ist auff ire spräche, Teuire gesagt. Die worl Ihelen mir weh<' und
gedachte, 0 du gütiger Gott, was kanslu viel leiden, ein zeit lang
Wie mich die im Dorff nun gesehen [61] und allen hochmut angelhan
hatten, Des anderen lages sagte der König Konyan Bebe zu denen,
so mich verwarten, das sie wol uchlung auf mich haben sollen.
134
Darnach wie sie mich zur hütten hinauß leyten, und wolten
mich widerumb gehn Uwattibi bringen, da sie mich tödten wollen,
Rieffen sie mir so spötlich nach, sie wolten zu hand in meines Her-
ren hütten kommen, und meinen todt bedrencken, mich zu essen,
und mein Herr tröstete mich allezeit, sagte ich solte noch so bald
nicht getöd werden,
,Wie die xxv Nachen der Tuppin Ikina aukainen, davon ich dem König ge
sagt hatte, wolten die hütten anfallen darinn ich war.
CAPUT XXIX.
Miller zeit begab es sich, das die xxv Nachen, der art Wilden,
welche die Portugaleser zufreund haben, Auch wie ich vor gesagt
hab, ehe ich gefangen wurd, dieselbigen in willens waren dahin zu
kriege zufahren, So begab es sich das mal eines morgens, daz sie
das dorff anfielen.
Wie nun die Tuppin Ikins diese hütten wolten anfallen, und
begunlen zuhauft' zuschiessen, so ward disen leyd in den hütten,
und das weibs volck wolle sich auff die flucht geben. Da sagte
ich inen: Ihr haltet mich für einen Portugaleser, eweren feind,
gebet mir nun einen bogen mit pfeilen, und lasset mich loß gehen,
so wil ich euch helffen die hütten verthedingen, Sie theten mir
einen bogen mit pfeilen. Ich rieff und schoß und inachts aulF ire
weiß wie ich best kondl, und sprach ihnen zu, das sie wol ge-
herlzt waren, es solte kein noth haben. Und mein meinung war.
Ich wolle durch das [62] Stacket kommen, welchs uinb die \w\-
len her gieng, und zu den andern lauffen, dann sie kanten mich
wol, und wüsten auch, das ich in dem dorff war. Aber sie verwa-
relen mich all zu wol. Wie die Tuppin Ikins nun sahen , das sie
nichts schaffen konten, giengen sie wider in ire nachen und fuhren
vorl an. lYie sie nun hinweg fuhren, verwarelen sie mich auch
wider.
Wie sich die Oboisten des abents bey Monschein versamletcn.
CAPUT XXX.
Des tages wie die andern widerumb hinweg waren gefaren,
gegen abent, und es war bey Monschein, versamleten sie sich zwi-
schen den hütten auff dem platz, [63] und besprachen sich unlernan-
der, und beschlossen wann sie mich tödten wolten, und leytelen mich
135
auch zwischen sich, verspotteten mich, und dreweten mir. Ich war
trawrig, und sähe den Mon an, und gedachte in mir selb«>^ 0 mein
Herr und mein Gott, hilflf mir dieses eilends zu einem seligen end.
Da fragten sie mich, Warumb ich den Mon so stets ansehe. Da sagt
ich inen: Ich sehe im an er ist zornig. Dann die figur so in dem
Mon ist, dauchte auch mich selbs so schrecklich sein (Gott vergeh
mirs) daz ich seibs gedachte, Gott und alle creaturen müsten zornig
auff mich sein. Da fragte mich der König so mich wolt tödten lassen,
Jeppipo Wasu genant, einer von den Königen inn den hütten, über
vfen ist der Mon zornig. Da sagte ich. Er sihet nach deiner hütten.
Des Worts halben hub er zornig an mit mir zureden. Das wort
widerumb zu wenden, sagte ich, Es wirt deine hütten nicht sein,
Er ist zornig über die schlaven Carios (welchs auch ein art auß
den Wilden ist, die so heyssen) Ja sagte er, Über die komme als
Unglück, es bleib darbey. Ich gedacht nicht mehr daran.
Wie die Tnppin Ikins ein ander Dorff, Mambukabe genant, veibrent hatten
CAPUT XXXI.
Des andern tages darnach kam die zeitung von einem Dorffe
Mambukabe genant, daz die Tuppin Ikins, wie sie da waren abge-
faren, da ich gefangen lag, hatten sie das Dorff Mambukabe, ange-
fallen , und die inwoner waren entlaulfen , biß auff einen kleinen
jungen, den hatten sie gefangen, und hatten inen die hütten verbrant.
Da zohe [64] dieser Jeppipo Wasu Cwelcher thun und lassen war,
über mich, thet mir viel leids an) dahin dann sie waren von seinen
freundes verwanton, wolte inen die hütten widerumb helffen auff-
richten, So nam er gemeinlich alle seine freundlinge von seiner
hütten mit sich. War auch der meinung daher Thonn mitzubringen,
und wurtzelen meel, das Fest fertig zumachen, und mich zuessen.
Und als er außzohe , befalhe er dem , welchem er mich geschenckl
hatte, Ipperu wasu genant, daz er mich wol verwaren solte. So
weren sie wol lenger dann viertzehen tage aussen, und rüsteten
daselbs zu.
Wie ein schiiT von Brickioka kam, und nach mir fragte, sie im ein kurtzcn
bericht gaben.
CAPUT XXX».
[65] itfitlerzeit kompt ein schiff der Portugalescr vyn Brikiok«,
anckerte lucht weit von danncn, da ich gefangen lag, und schoß ein
136
stück gcschützes ab, a uff das es die Wilden liureten, keinen und
spräche mit inen hielten.
Wie sie irer nun gewar wurden, sagten sie zu mir, da sein
deine freunde die Portugaleser, und wollen vielleicht hören, Ob du
auch noch lebest, wollen dich etwan kauffen. Da sagte ich. Es wird
mein bruder sein, dann ich mich des vermutete, das die Portugale-
sischen schiffe, so vor dem ort landes überfuhren, nach mir fragen
würden. Darmit die Wilden nicht meinen sollen, ich were ein Por-
tugaleser, sagte ich inen, ich helle noch einen bruder, welcher
auch ein Frantzose were, unter den PorUigalesern. Wie nun das
Schiff ankam, sagte ich, das würde mein ßruder sein, sie wolten nit
anders, dann ich were ein Portugaleser, und f uhreu hin so nahe bey
das schiff, das sie spraache mit inen konten halten. Da hatten die
Portugaleser gefragt, wie es umb mich were. Da hatten sie geant-
wortet, Das sie nach mir nit weiter fragten. Und das schiff fuhr
wider hin, meinten vielleicht ich were todt. Wie ich das schiff sähe
hin faren, Was ich gedachte, weiß Gott wol, Sie sagten unternander:
Wir haben den rechten mim, sie senden gereyd schiffe nach im.
Wie des Königes Joppipo wjisti ßruiler von Maiubulwibi kam, mir sagte, wiu
sein Brmler, sein Mutter, sampt allen den amlern weren kranek worden, Be-
werten von mir, Das ich mit meinem (iott wüJt niaehen , das sie möchten
^iderumb gesundt werden
r\n\ xxxin.
[60] Und ich vermulele mich alle lag dt?r andern, die aussen
waren, wie ohgemell, und auff mich /urüstelen. Darnach üuIT einen tag
hörete ich ein Schreiens in des Königs hütteii, welcher aussen war.
Mir wurd bang, ich meinte sie weren wider kommen Cdann das ist
der Wilden gewonheil, wann einer nit mehr dann vier lag lang
aussen ist, wann er wider kompt, beschreien in seine freunde von
freuden. Nicht lang darnach, nach dem schreien, kam einer zu mir,
und sagt deines mitherrn Bruder ist kommen, und sagt, das die an-
dern sehr kranek seien worden. Da frewete ich mich und gedacht.
Hie wird Golt etwas außrichtcn wollen. Darnach über eine kleine
seit kam meines mitherrn Bruder in die hütton da ich iure war, und
«atzte sich bey mich, hub an zu schreien, sagle, sein Br 1er, sein
Mutter, seines Bruders Kinder, weren alle mit einander kra.ick wor-
den, und sein Bruder hette inen zu mir geschickt, und solle mir
137
sagen: Ich solle mit meinem Golt machen, das sie möchten wider-^
umb gesandt werden. Und sagte: Mein ßruder leßt sich bedun-
cken, das dein Gutt müsse zornig sein. Ich sagt im ja, mein Gott
ist zornig, das er mich wolle essen, und gen Mambukabe gezogen
were und zurüstele. Und sagte im: Ihr sagt ich sey ein Porluga-
leser, und bins nicht, Und sagte im: Gehe hin zu deinem Bruder,
das er wider herkomme ifin seine hüllen, so wolle ich mit meinem
Golt reden, er solle gesundl werden. Da sagt er, er were zu
kranck, könte nicht kommen, er wüsle wol und helle vermerckt,
wenn ich nur wolle, er würd daselbst auch gesunl. Und ich sagt
im: er solle wol so starck werden, das er solle heim gehn in seine
hüllen, dann solle er recht gesundl werden. Viu\ er gieng mit der
antworl widerumh hin nach Mumbukabe, welchs ist vier meil von
Uwallibi, da i< 1» war.
[(.(7J Wie der kritiickc Kuiiig' Jeppipo AVasu wiricr hc-iin liatn,
CAPUT xxxnii.
Und nach etlichen lagen, kamen sie alle mit einander kranck
wider heim. Da liesse er mich in seine hüllen leylen, und sagte mir,
wie sie weren alle kranck worden, und ich helle es wol gewusi,
dann er were noch ingedenck, das ich gesagt helle. Der Mon
were zornig über seine hüllen. Wie ich die rede vonn ihm hörete,
gedacht ich bei mir selbst: Das müste ie anß verschung Gottes ge-
schehen sein, das ich des abenls wie vorgemell, von dem Mon ge-
redt halte. Es war mir ein grossß freud, und gedachte: Heut ist
Gott mit mir.
[68] Da sagte ich im weiter, Es were war, darumb daz er mich
essen wolle, und ich were sein feind nicht, derhalben kerne im das
Unglück. Da sagte er, Man soll mir nichts tliun, were es sach, das
er widerumb auff kerne. Ich wusle nicht, wie ich Gott am besten
bitten soll, Ich gedacht, kommen sie widerumb zu irer gesundtheit,
so tödten sie mich gleichwol, Sterben sie dann, so werden die an-
dern sagen. Lasset uns ihn tödten, ehe mehr Unglücks seinel halhcn
kompt, wie sie auch schon begunlen zusagen: stalte es Golt heim.
Er ball m-ch gleich sehr, das sie doch möchten gesundl werden,
loh gieng umb sie her, und legte ihnen die hend auff die heupter,
welches sie also von mir begerlen. Es wolle es Goll so nicht
-138
haben, sie begunten zusterbeji. Erst starb inen ein kincit, darnach
starb sein Mutter ein alte fra>v, welche die Duppen zurüsten woUe,
da man die gedrenck inne machen wolte mich zu essen.
Nach etlichen tagen starb im ein bruder, Darnach wider ein
kind, und noch ein bruder, welcher zuvor mir die newe zeittung
bracht, wie vorgemelt, daz sie kranck weren worden.
Wie er nun sähe, das seine kinder, sein Mutter und bruder
tod waren, wurd im sehr leyde, daz er und seine frawen auch
stürben, Do sagte er ich solle meinem Gott sagen, das er nun den
zorn fahren Hesse, das er mochte lebendig bleiben, ich tröstete in
herrlich, und sagte, es würde kein not haben, ahr>r das er nicht
gedechte, wann er auffkeme, das er mich dan tödten wolte. Do
sagte er neyn, und befalh auch denen in seiner hätten, das mir
niemand spot anthete, noch dräwete zu essen. Er bleib gleich wol
noch eine Zeitlang kranck, aber er ward widerumb gesundt, und
seiner frawen eine, welche auch kranck war. Aber es stürben
ungeferlich acht von seiner freundtschafft, one andere mehr, wel-
che mir auch hatten groß leydt angethan. So waren noch zwen
andere Künige auß [69] zweien andern hütten, der eine Vratinge
Wasu, der an der Kenrimakui genant. Dem Vratinge wasu hatte
getreumbt. Ich were vor inen kommen, und bette zu im gesagt. Er
solte sterben, Und er kam des morgens frü zu mir, und klagte es
mir. Ich sagte neyn, es solte kein not haben, das er aber auch nit
gedechte mich zutödten, noch rath darzu gebe. Da sagte er. Nein,
Dieweil mich die, so mich gefangen betten, nicht tödten, so wolle
er mir auch nicht schedlich sein. Und ob sie mich sclion tödteten,
wolle er doch nicht von mir essen.
Desselbigen gleichen der ander König, Kenrimakui, hatte auch
einen träum von mir getreuml, welcher inen sehr erschreckte,
und derselbige rieffmir in seine hütten, und gab mir zuessen, und
darnach klagte er es mir, und sagte, Er were einmal zu kriege
gewesen, und helle einen Portugaleser gefangen, und mit seinen
henden zutodt geschlagen, auch darvon gessen, so viel, das im die
brüst noch gebrechlich darvon were, Und er wolle von keinem
mehr essen. So were im nun so ein schrecklich träum von mir
getrautnbt, daz er auch meinte, er solte sterben. Ich sagte im
auch, CS solte kein not haben, das er nur kein menschen fleisch
tnehr esse.
139
Auch die allen weiber in den hütten hin und wider, welche
mir auch viel leyds gethan hatten, mit rauffen, schlagen und dra-
wen zu essen, Dieselben biessen mich darnach Scherainre, das ist,
mein Son, lass mich ja nicht sterben. Da wir so mit dir umbgien-
gen^ wir meinten du werest ein Portugaleser, den sein wir sehr
gram. Auch so haben wir schon etliche Portugaleser gehabt und
gessen, aber ir Gott wurd so zornig nicht, als deiner, Darbey sehen
wir nun, das du kein Portugaleser must sein.
So Hessen sie mich da ein Zeitlang gehen, sie wüsten nicht
wol wie sie es mit mir hatten, ob ich ein Portugaleser oder [7üJ
ein Frantzoß were. Sie sagten ich hette einen roten hart wie die
Frantzosen, und sie hetlcn auch wol Portugaleser gesehen, aber
die hatten gemeinlich alle schwärtze bärte.
Und nach dem erschrecken, wie der eine mein Herr auff kam^
sagten sie mir von keinem essen mehr, aber sie verwarten mich
gleich wol, wollen mich nicht lassen allein gehen.
Wie der Frantzose, so den Wilden befolhen hatte, sie solten mich esseOf
wider kam, Ich inen batt, das er mich mit neme. Aber meine herren mich
nicht verlassen wolten.
CAPUT XXXV.
[71 J So war nun der Frantzose Karwattuware, von dem ich vor-
gesagt, da er von mir zohe, mit den Wilden leuten, die ihnen ge-
leydeten, und der Frantzosen Freunde warten der guter, welche
die Wilden haben, nemlich pfell'er, und ein art federn, welche sie
auch haben, zu versanden.
Wie er nun wider umb reysele, nach dem ort landes da die
schiffe ankommen, Mungu Wappe genant und Iterroenne, muste
er da hindurch, da ich war, wie er nun auß zohe, vermerckte er
nicht anders dann sie würden mich essen, und er hatte es ihnen
auch befolen, und er war ein Zeitlang aussen, und hatte nicht an-
ders gemeint dann ich were todt
Wie er nun widerumb in die hüllen bey mich kam, redete er
mit mir auif die Wilde spräche, und ich gieng des mals loß, da
fragte er mich ob ich noch lebte, da sagte ich ja, ich danckte Gott,
das er mich so lange behüt hette, So mochte er auch von den Wil-
den vielleicht gehört haben, wie es sich begeben hätte, und ich rielT
ime allein auff einem ort, auff daz die Wilden nicht höreten» was ich
140
redete, sagte zu ihm er sehe wol das mir Gotl noch hette das le-
ben gesparet, auch were ich kein Porlugaleser, ich were ein Teut-
scher, und mit den Hispaniern, Schiffbruch halben, unter die Por-
lugaleser kommen, das er doch den Wilden nun Wülb; auch sagen,
wie ich irne gesagt hette, wie das ich vorm seinen freund verwanlen
were, und das er mich wolte da mit hin neinen, da die schiffe an-
kamen. Dann ich besorgte mich, wo er das nicht thele, wurden
sie doch gedencken es weren lügen, und der malen eins, wann sie
zornig würden mich tödten.
Und thet im eine vermanung in irer Wilden spraach und sagte
üb er auch hette ein Christlich hertz im leihe gehat, oder gedacht
helle das nach disem leben ein anders konnnen würde, [72] das er so
hette darzu geraten, das man mich tödten solt. Da begunte es inen
zurewem, und sagte, er helle nicht anders gemeint, dann ich were
ein Porlugaleser, welches so arge bößwichter weren, wenn sie da
etliche bekommen konnten, inn der provincien von Prasilien, die
wollen sie gleich heneken, welches nun wahr ist. Auch sagte er,
Sic müslen sich auch drucken under inen, und wie die Wilden
mächten mit iren feinden , müssen sie zufrieden sein , dann sie
weren der Porlugaleser erbfeinde.
Meiner bitt nach, Sagte er den Wilden, Ei helle mich das
erste mal nicht recht erkennet, aber ich were anß Allemanien, und
M'cre von iren freunden, und wolte mich mit dahin neiiiei!, da diu
schiffe pflegen an zukommen. Da saglen meine Herren, Nein, sie
wollen mich niemandt lassen, mein «igen vatter oder hruder keine
dann dahin, und brechte inen ein schiff voll guls, nemlirh Exte,
Spiegel, Messer, Kemme und Scheren, Und gebe inen das, dann
sie hellen mich in der feinde landt gefunden, und ich were ir eigen.
Wie der Franlzi^e solchs hörele, sagte er mir, ich hörete wol
daz sie mich nit verlassen wollen. Da bat ich inen umb Gottes wil-
len, daz er mich da holen lassen, und mit in Franckreich nenien
mit dem ersten schiffe das kommen würde, das verhieß er mir und
sagte den Wilden, das sie mich wol verwarten, und nicht tödien,
meine freunde wurden zuhandt nach mir kommen , damit zohe er
vorthan.
Wie der Franlzose hinweg gezogen war, da fragte mich einer
von meinen Herren, Alkindar Miri genanl Cniehl der da kranck
war) was mir der Karwattuwara (so des Franlzosen namt^ war
f4f
aoff der Wilden sprasichej gehen liette? Ob er von meinen landls-
leiilen jrewesen were, ich SHgle, ja, meinte er, warunit) hat er dir
nicht ein niesser geben, das du mir ge[73Jben bettest, und wurd
zornig. Darnach wie sie alle wider gesundt waren begundten sie
widerumb zumurmeln, und sagten, Die Frantzoseii döchten zuhandt
so wenig als die Porlugaleser, Das mir wider bcgundte ieydt zu
werden.
Wie sie einen gefaiigencii ahsen und mich mit darbey lulireten.
CAPUT XXXM.
Volgents aber nach etlichen tagen, wollen sie einen gefange-
nen essen, in einem Dorif Tickquarippe genant, ungeferlich sex
meil von danncn, da ich gefangen lag, so zogen nun etliche mit auß
den hiitten da ich war, die füreten mich mit, und der schlave den
sie essen wolten, war einer Nation die heyssen Marckaya, und wir
fuhren mit einem Nachen dahin.
Wie nun die zeit kam, das sie in betrincken wolten (das ist ir
gebrauch, wann sie einen menschen essen wollen, so machen sie
einen Tranck von wurizeln, die heyssel Kawi, waim der getruncken
ist, darnach lödlen sie in.) Des abents, wie sie im i\t^s andern ta-
ges seinen todt bctrincken wolten, gieng ich hin bey in und sagte
zu im, Ja du bist sill gerüst zum todt, Da la(;hle er und sagt, Ja. So
bey.?set nun die Schnur darinn sie die gefangenen binden, Mussu-
rana, ist von baumwol gemacht, und ist dicker dann ein finger.
Ja meinte, er wer wol gerüst mit allen dingen, dann allein die
Mussurana were noch nicht langk genug (dann es fehlten noch un-
geferlich vi kJofftern daran) Ja sagte er, mit ihnen helte man sie
besser. Und er führele solche reJe als ob er solle zur kirmeß
gehen.
[74] So halle ich nun ein Buch in Porlugalesischer spraüch
bey mir, welches die Wilden in einem schiff genommen halten, das
sie durch hülff der Frantzosen erobert hatten, das gaben sie mir.
Und ich gieng von dem gefangenen, laß inn dem Buch, und
mich jamerte seiner. Darnach gieng ich wider hin zu im, und
redete mit ime (Dann die Porlugaleser haben dieselbige art Mar-
kaya auch zu freunden) und sagte im: Ich bin auch ein gefangener,
so wol als du, und bin nicht her kommen, daz ich von dir essen
142
wolle, sondern ifieine Herren haben mich mit bracht. i)a sagte er,
Er wüste wol, das wir leut kein menschen fleisch essen.
Weiter sagte ich im, er solte getrost sein, dann sie würden
im daz fleisch allein essen, aber sein geysl würde auiF einen an-
der» art '"'hren, da unser leut geysle auch hinfahren, da were viel
freude. Da meinte er. Ob das auch war were. Da sagte ich ja.
Ja sagte er, er hette Gott nie gesehen. Ich sagte, Er würde inen
im andern leben sehen. Wie ich nun die rede mit im geendet
hatte, gieng ich von ime.
Dieselbige nacht, wie ich des tages mit ihm geredt hatte,
kompt ein grosser windt und wehete so schrecklich, das er stücke
von dem tache der hütten wehete. Da fiengen die Wilden mit mir
an zu zürnen, und sagten in irer spraach: Apo Meiren geuppawy
M'ittu wasu Imniou. Der böse Mensch der heylige, macht das der
windt ietzt kompt, dann er sähe des tages in die donnerheude,
meinten das Buch das ich hatte. Und ich thets darumb, das der
schlave unser der Portugaleser rreund were, und ich meinte viel-
leicht, mit dem bösen wetler das Fest zu verhindern. Ich batt Gott
den Herrn und sagt: Herr du hast mich biß hieher behütet, behüte
mich fortan, dann sie murreten sehr aufi" mich.
[75] Wie nun der tag anbrach, wurde es fein weiter und sie
truncken und waren wol zufrieden. Da gieng ich hin zu dem schla-
ven, und sagt im: Der grosse windt were Gott gewesen, und holte
in wollen haben. Darnach über den andern lag ward er gessen. Wuj
das zugehet, werdet ir in den hindersten Capiteln finden.
Was sich begab auff dem heymzuge, als sie den gcHseti h«ttcfl
CAPUT XXXVIl.
Wie das Fest nun gehalten war, fuhren wir wider nach unser
wonunge, und meine Herren führten etlich gebraten fleisch mit sich,
und wir waren drey tage aufF der heimreyse, welches man sunst
wol in einem tage fahren [76] kan, aber es wehete und regnete
sehr. So sagten sie mir, des ersten tages, als wir des abents hüt-
ten machten im holtz, uns zulägern, Ich solte machen das es nicht
regnete; so war ein knab mit uns, der halte noch einen beinkno-
chen von dem schlaven, an demselbigen war noch fleisch, dasaß
er. Ich sagte dem jungen. Er solle den knochen hinM'erff'en, Du
143
srürnetc er und die andern mit mir, sagten , Das were ire rechte
speilS. Darbey ließ ichs bleiben. Wir waren drey lag unterwegen.
Wie wir auff ein vierteil meil weges nahe bei die wonunge
kamen, konten wir nicht weiter kommen, dann die bulgen wurden
groß, wir zohen den nachen aufTs landt, und meinten, es solle des
andern tages gut wetter worden sein, so wollen wir den nachen
heim bracht haben, aber es war gleich ungestümb. Do war ire mei-
nung, über landt zugehen, und darnach wens gut welter würde,
desj Nachen holen, Wie wir nun gehen wollen, so assen sie, und
der junge ass das fleisch vorthan umb den knochen herab, darnach
warff er in hin, und wir giengen über landt, so bald wurde es auch
wider gut wetter. Wolan sagte ich ir wollet mir nicht glauben, als
ich euch sagte mein Gott were zornig, umb des willen, das der
Junge das fleisch so von dem knochen aß, ja meinten die andern,
hette crs doch gessen, das ichs nicht gesehen helle, so solle es
wol gut wetter blieben sein, Darbey bleib es.
Wie ich da widerumb in die hüllen kam, da fragte mich der
ein, der auch theil an mir halte, Alkindar genant, ob ich nun ge-^
sehen hette, wie sie mit iren Feinden umbgiengen, da sagte ich ja,
das ihr sie esset, das dünkt mich schrecklich sein, das todlschlagen
nicht so schrecklich. Ja sagte er, das ist unser gebrauch, so thun
wir den Portugalesern auch.
Derselbige Alkindar war mir sehr gehessig, und helle gerne ge-
habt, [77] das mich der helle todlgeschlagen dem er mich geschenckl
halte. Dann wie ir vor gelesen habt, so hatte im der Ipperu Wasu
einen schlaven geschenckl, lodt zuschlagen, aufT das er einen na-
men desle mehr gewinnen solle. Des hatte im der Alkindar wider
verheissen, den ersten feind, den er Genge, wolle er im wider
schencken, Wie im das nun nicht gebüren wolt mit mir, helle er
es gleiche gerne gethan, doch verhinderte sein Bruder solchs in
alle wege, dann er forchte sich vor weiter plage so im kommen
inöchl.
So hatte nun derselbige Alkindar, zuvor ehe mich die andern
dahin führten, da sie den assen, mir auif ein newes gcdrawet zu
tödten, wie ich nun wider kam, hatte er mitler zeit dieweil ich aus-
sen war, augenwehe bekommen, muste stille ligen, konle nicht
sehen ein Zeitlang, sagte mir stets, ich solle mit meinem Gott re-
den, das ihm die äugen widerumb gut würden. Da sagte ich ja.
144
das er aber liindcn nach nicht böß über mich gcdechte, sagte er,
neyn. Do nach etlichen tagen, krieget er seine gesundtheit wider.
Wie wider ein Scliiff nach mir gnsandt wurd von don Portngalt-sMn. *
CAPir xxxviii.
Wie ich nun in dem fünfften Monat bey inen gewesen war, so
kompt wider ein schiff von der Insel Sanct Vincente dahin, so ha-
ben die Portugaleser das für einen gebrauch, das sie gleichwol in
irer feinde land faren, doch wol gerüst, und kaiinschiagen mit in,
geben inen Messer, und Meppen für Mandiken meel, welches die-
selbigen Wilden daselbst auff etlichen enden viel haben und die
Portugaleser so der schlaven viel haben zum zucker gewechs, [78|
die behüben das meel , dieselbigen damit Zuspeisen. Und wann die
SchiflTe so kaufFschlagen mit disen Wilden, so kommen diser Wilden
einer oder zwen in einem Nachen, und reychen inen auffs fürder-
lichste sie können, die wahr, Darnach heyschen sie, was sie darfur
haben wollen, das geben ihnen dann die Portugaleser. Dieweil
aber die zwen bey dem Schilf sein, halten iren etliche Naehen voll
von ferren und sehen zu, und wann dann das kauffschlagen ge-
halten ist, so fahen die Wilden offtmais an und scharmiitzcln mit
den Porlugalescrn, und schiessen pfeile nach inen, dann fahren
sie widerumb hin.
Das vor genante schifFvolck schoß ein stück geschützes ab,
darmit die Wilden hörelen, das ein Schift" da were, und sie fuhren
dahin, da halten sie nach mir gefraget, ob ich noch lebte, sie ge-
antwortet, ja, hatten die Portugaleser bcgcrel, [79] das sie mich
möchten seiitjn, dann sie hetten ein kist voll wahr, Brechte mein
bruder, auch ein Franzose, weicher mit inen im Schilf were.
So war nu ein Frantzoso genant Claudio Mirando mit den Por-
lugalesorn im Schiff, welcher vormals riiein gesell gewef>en war,
dcnselbigen nante ich meinen bruder, der sagte, ird wür<Je viel-
leicht in dem Schiff sein, und nach mir fragen, dann er gereyl ein
reyse da gewesen war.
Und sie Kamen wider von dem Schiffe an landl, und sagten
mir, mein bruder were noch einmal kommen, und brechte mir ein
kisten voll wahr, und wolte mich gerne sehen. Da sagte ich. Füh-
ret mich so von ferrem hinbey, ich wil mit meinem Hnider reden,
i45
die Portugaleser verstehn uns nicht, und ich vvi! im sagen, Das er
unserm vatlor anzeige, wann er heim komme, das er mit einem
SiMff komme und bringe viel gezengs mit und hole mich. Sie
meinten es werc also gut, aber sie besorgten sich, das uns die
t*ortugaleser verstünden, dann sie hatten einen grossen krieg vor-
handen, den woitcn sie gegen dem Augstmonat vollenführen Aulf
die gegenheit Hrikioka, da ir h gi fangen wurd, und ich wüste alle
ir anschlüge wol, darumb war inen leydt, das ich etwas mit inen
darvon redte. Aber ic^i sagte neyn, die Portugaleser verstünden
meines bruders und meine spräche nicht. Da führeten sie mich
ungeferlich einen steinwurff nahe bey das schiff, so nacket wie
ich allezeit unter inen gieng. Da sprach ich sie an in dem Schiff
und sagte: Gott der Herr sey mit euch lieben brüder, Einer rede
mit mir alleine, und lasset euch anders nicht hören, dann das ich
ein Frantzose sey. Da hub einer an, Johann Senches genant, ein
Boschkeyer, welchen ich wol kennele und sagte zu mir. Mein lie-
ber Bruder, ewert halben sein wir her kommen mit dem Schiffe, und
hfiben nicht gewust, fSOJ ob ir lebend oder tod sein gewesen, dann
das erste schiff brachte keine Zeitungen von euch. Nun hat un::
der Hauptman Brascupas zu Sanctus befolhon, zuforschen, Ob ir
noch beim leben weren; waim wir solches vernemen, das ir noch
lebten, selten vvii zum ersten hören, Ob sie euch auch verkeuffen
wulten, wo nicht, solten wir sehen Ob wir etliche fangen könten,
die euch Quittirten.
Da sagte ich. Nun wolle euch Gott in ewigkeit lohnen, dann
ich bin hie in grosser angst und not, und weiß noch nicht, was sie
anschlagen werden, sie hetten mich wol gereidl gessen, hette es
Gott nicht sonderlicher weise verhindert. Weiter sagte ich inen,
sie werden mich euch nicht verkeuffen, dann gedencket es nicht,
und lasset euch nicht anders mercken, dann das ich ein Frantzose
sey, und gebt mir etliche wahr umb Gottes willen, Messer und
Angethacken. Dasselbige thaten sie, und es fuhr einer mit einem
Nachen beiß schiff und hoiets.
Wie ich nun sähe das mir die Wilden nicht ienger gestatten
weiten mit inen zureden, da sagte ich zu den Portugalesern , sehet
euch wol vor, sie haben einen krieg vorhanden, wider nach Bri-
ckioka. Da sagten sie mir, das sich ire wilden auch sehr rüsteten,
und würden gerad das dorff anfallen, da sie mich inne hetten, das
Fea u. St. 10
146
icfi nur wolgemut wnro, Gott würde alle ding zUm Besten schaffen,
dann ich sehe wol, sie könnten mir nit hellFen. Ja sagte ich, die-
weil es meine Sünde also verdienet haben, ist es besser, das mich
(«Ott hie siraffe, dann dort in jetiem leben, Und bittet Gott das er
mir auß dem eilend helfF.
Darmit befalhe ich sie Gott dem Herrn. Und sie wolten weiter mit
mir reden, aber die WihJen wolten mir nicht lenger gestatten spraach
mit inen zu halten, und fuhren widerumb nach den hüllen mit mir.
[81] Da nam ich die Messer und Angelhacken, und gab sie inen
und sagte: Diß alles hat mir mein bruder der Frantzose geben.
Da fragten sie mich, Was es alles were das mein bruder mit mir
geredt hello. Da sagt ich, Ich helle meinem bruder befolhen, er
solle sehen, das er den Portugalesern entkerne, und zöge in unser
vallerlandl, und brecht^n schiff mit vielen gutem und holete mich,
dann ir weret from, und hütet mich wol, das wolle ich euch dann
belohnen, wann das schiff käme, Und muste also alle zeit das beste
verwenden, und daz gefiel inen wol.
Darnach sagten sie unlernander: Er muß gewiß ein Frantzos
sein, lasset uns inen nun vorlan besser halten. Also gicng ich da
ein Zeitlang unter inen, und fagt: Es wirt bald ein schiff nach mir
kommen, das sie mich nur wol traCiirten. Darnach führten sie mich
in den wall hin und wider, wo sie etwas zulhun halten, muste ich
inen helffen.
Wie nie einen schlnven unter sich hatten, welcher mich stets belog, hette
gerni' gesehen, das sie mich bald getödtet betten, derselbige wurd gotödlet
lind gessen in meiner gegenwartigkeit.
CAPi r xxxix.
So war nnn ein schlave unter inon, der war einer Nation die
heyssen Carlos, und seind auch der Wilden feinde, welche der
Portugaleser freunde sein, derselbige war der Portugaleser eigen
gewesen, und war inen darnach entlanffen. Solche tödten sie
nicht, so zu inen laufTen, es sey dann da sie sonderlich etwas ver-
brechen, sondern halten sie für ir eigen, und müssen inen dienen.
182] Derse-lbige Carios war drey jar unter disen Tuppiti Inba
gfcwesen, und sagte, Er helle mich unter den Portugalesern ge-
sehrii , und ich helle ellich mal unter die Tnppin Inba geschossen,
wann sie dahin zukriege weren kommen.
147
So halten nun die Porlugaleser vor etlichen jaren ihrer Kö-
nige einen erschossen, welchen König, sagte der Carlos, helle ich
geschossen, und regele immerdar an, man solle mich lödten, dann
ich were der rechte feindl, er helle es gesehen, Und er löge es
doch alles mit einander, dann er war drey jar da unter denen ge-
wesen, und es war ersl ein jar vergangen, das ich gen Sanct
Vincente kommen war, da er enltaulTen war. Und ich halt Gott
stets, das er mich wolle vor den lügen behüten.
So begab es sich ungeferlich im jar 1554 den vi Monat, so ich
geredts gefangen war, so wirl der Cario kranck, [83] und sein Herr,
so in halle, batt mich Ich solle im helffen, das er wider gesnndt
würde und Wild fienge, das wir etwas zu essen bekemen. Dann
ich wusle wol, wann er im etwas brechte, da gebe er mir auch
von. Aber so mich deuchte, daz er nicht würde widerumb ge-
sund! werden, wolle er in einem guten freunde schencken, der in
todt schlug»^ und einen namen an im gewänne.
So war er bereits ungeferlich neun oder zehen tage kranck
gewesen, so habe sie zene, seind von einem thier, welches sie
nennen Backe, Denselbigen zan wetzen sie scharfTe, und wo sie
dann das geblül hindert, da schneiden sie mit dem zan über die
haut her, da lauffet das blul herauß, d9S ist so viel, als wann man
hie einem köpffei.
Derselbigen zen^ nam ich einen, meinte im damit die Median
ader zuschlagen. Aber ich konte sie nicht mit durchstechen, dann
der zan war zustumpff, und sie stunden umb mich her. Wie ich
nun wider von im gieng, sähe das es kein nütz war, Fragten sie
mich, ob er widerumb würde gesundl werden. Ich sagte inen:
Ich helle nichts außgericht, es were kein blul heraußgelauffen,
das hellen sie wol gesehen. Ja meinten sie, er wil sterben, Wir
wollen in, ehe dann er stirbet, lodlschlageo. Ich sagte, nein thuls
nicht, er wirl vielleicht widerumb gesundl werden. Aber es halff
nichts, sie zohen in vor des Königes Vratinge hüllen, und irer
zwen hielten in, dann er war so kranck, das er nicht wusle was
sie mit ihm Ihun wollen. So kam der, dem er gegeben war, todt
zuschlagen, und schlegt in auff den kopIT, das daz hiro herauß
sprang, darnach Hessen sie in ligen vor der hüllen und wollen in
essen. Ich sagte, Das sie es nit Ihelen, es were ein krancker
mensch gewesen, sie möchten auch kranck werden. Also wüsten
10*
148
s\e nicht, was sie tliuti wolten. Doch kompt einer auß der hüllen
[84] da ich inne war, und riefT den weibern, das sie ein fewr bey
den todten machten^ und er schneid im den kopfT abe, Dann er hatte
ein äuge, und schein heßlich von der kranckheit, so er gehabt, das
er den kopff hinweg warff, und dem cörper sengele er die haut ab
über dem fewr. Darnach zerschneid er in, und teilete mit den an-
dern gleich, wie ire gewonheit ist, und asstn inen biß aufT den
kopfT und därme, da hatten sie einen eckel an, dieweil er kranck
gewesen war.
Darnach gieng ich hin und wider durch die hütten, in der
einen brieten sie die lüß, in der andern die hend, in der dritten
slücke vom leibe. Da sagte ich men. wie das der Cario, den sie da
brieten und essen wolten, helle mich alle zeit belogen, Und ge-
sagt, Ich helle ewerer freund etliche, dieweil ich bei den Portuga-
lesern gewesen were, erschossen, und es were erlogen, dann vr
bette mich nie gesehen. Nun wisset ir wol, das er ist etliche jar
unter euch gewesen, und nie kranck worden, letzt aber der lügen
*1»alben, so er auff mich gelogen hat, ist mein Gott zornig worden,
und inen gekrencket, und euch in den sinn geben, das ir inen ge-
todtet habt und inen essen soll. Also wirt mein Gott mit allen
sc.heicken Ihun, so mir leydt gethaii haben und thun werden. Für
solchen worlen erschracken ihr viel, das danrke ich dem Allmech-
ligen Gott, das er inn allen so gewaltig und gnedig sich mir er-^
zeigte.
Bitte der halben den Leser das er wolle achlung haben aull
mein schreiben. Dann ich thu diese mühe nit der gestalt, das ich
hjst helle etwas newes zuschreiben, sondern alleine die erzeigte
wollhiit Gottes an den tag zubringen
[85] So neigte es sich nun zu der zeit, di\s sie wolten zu krige
ziheii , Darauff sie sich drey nional zuvor» gerüstet hatten, so hofft
ich stets, wenn sie außzöhen: sollen sie mich mit den weibern da-
heyme lassen, wolle ich, dieweil sie aussen weren, entlaulTen sein.
Wip fin Krantziisisch Schiff ankäme, und mit Hcn Wilden handelte umb
bnumwolltn und l'rasilitnholtz , zu welchem schiff ich gerne gewesen were,
aber e« von Gott nicht versehen war.
CAPUT XL.
1 ngefcrli- h aciit tage zuvorn, wie sie wolten zu kriege auß-
149
fahren, so war ein Franltöeisch sclüfl' acht meii von dannfm «nkoin-
nien in einem Havingen, weichen die Portugaleser Rio de jenero
nennen, und aufT der Wilden spraach Iteronne. Daselbst pflegen
die Frantzosen prasilienholtz zu laden. So kamen sie nun bey dem
Dorir, da ich inne war, auch an mit irem bott, und beutteten den
Wilden pfelFer, Meerkatzen und Fappegeyen ab, Und es kam einer
auß dem bott an landt, der kundte die Wilde spraach, und hieß
Jacob, Derselbige handelt mit inen, den bat ich, daz er mich mit
zu schifTe neme. Aber meine herrn sagten neyn, sie wölten mich
so nicht hin schicken, sondern wollen viel wahr für mich haben.
Da sagte ich inen, das sie mich selbst hin bey das schiff brechten,
meine freund solten inen wahr genug geben. Sie meinten nein, das
sein dein rechte freund nicht.
Dann die so mit dem bott hie sein, hetlen dir ie ein hembd
geben, dieweil du nackel gehest. Aber sie achten nichts aufT dich
Cwie es auch war). Aber ich sagte, Sie würden mich im [86] grossen
schifT kleyden, wann ich dahin kerne. Sie sagten, das schiff würde
noch so bald nicht hinweg fahren, sie müsten erst zu kriege, Aber
wann sie wider kämen, wölten sie mich hinbey führen. So wolte
nun das Bott widerumb hinweg fahren, dann es hatte ein nacht
beim dorff geanckert.
Wie ich nu sähe, das sie mit dem Bott wider hinweg faren
wollen, gedachte ich, 0 du gütiger Golt, wann das schiff nu auch
hinweg feret, und mich nicht mit nimpt, werde ich doch noch unter
inen umbkommen, dann es ist ein volck da kein vertrawen au ff ist.
Mit den gedancken gieng ich zu den hüllen hinauf^, nach dem
Wasser zu, und sie wurden es gewar, und lieffen mir nach. Ich
lieff vor inen her, und sie wollen mich greiffen. Den ersten so
bey mich kam, schlug ich von mir. Und es war das gantze dorlf
hinder mir, doch entkam i« h inen und schwani bey das holt. Wie
ich nun in das bott steigen weil, stiessen mich die Frantzosen wi-
der hinweg, meineten, wo sie mich wider der Wilden willen mit
nemen, möchten sie sich auch gegen sie erheben, und auch ire
feind werden. Da schwam ich betrübt wider nach dem land zu,
und dachte nun sehe ich, das es Gottes will ist, das ich lenger im
eilend bleibe. Und wann ich das entlaulfen nicht versucht helle,
helle ich binden nach gemeint es were mein schuldl gewesen.
Wie ich nun wider bey sie an landt kam , waren sie frölich,
i50
und sagten, Nein er kompt wider. D^ zürnete ich mit inen und
sagte: Meynet ir das ich euch so entlaufTen wolle, Ich bin da im
bot gewesen, und meinen landts leuten gesagt, das sie sich daraufT
schickten, wann ir auß dem krieg kernet, und mich dahin bringet,
das sie dann viel wahr bey einander hetten, und euch geben, sol-
ches behagte inen wol, und waren wieder zufrieden.
f87] \Via die Wilden zu krieg zogen, mich mit uamea, und was sich auflP
dem zuge begab.
CAPUT XLI.
Darnach in vier tagen versamleten sich etliche Nachen, die
zu kriege wolten ziehen, in dem dorif darinn ich war. Da kam der
Oberste Konyan Bebe mit den seinen auch dahin. Da sagte mein
Herr, er wölte mich mit nemen. Sagte ich, das er mich daheime
ließ. Und er hette es auch wol gethan, Doch sagte der Konyan
Bebe, er solle mich mit nemen. Ich ließ mich nicht anders mer-
cken, dann das ich nöde mit zöge, auff das sie, wann ich gut-
willig mit gezogen were , nicht gedacht hetten , das ich inen ent-
lauffen würde, wann sie bey irer feinde landt kernen, und destQ
weniger [88] acht auff mich hellen. Auch war meine meinung, wann
sie mich daheymen hellen gelassen, ich wolle nach dem Franlzösi-*
sehen Schiffe gelauffen sein.
Sie namen mich aber mit, und waren xxxviii nachen slarck,
und ieder nache mit xviii mehr oder weniger besetzt, und es hatte
irer etliche mit iren Abgöttern geweissaget über den krieg mit
träumen und anderm narrenspiel mehr, welcher sie gebrauchen,
so .das sie wol gemutet waren zur sache. Und ire meinung war in
die gegenheit Brickiocka zufahren, da sie mich fiengen, und sich
daselbst umb den flecken im wald umbher verslecken, diejenigen,
so inen derinassen in die hende fielen, mit zu nemen.
Und w(e wir diesen anßzug des krieges anfiengen, war im jar
1554 ungeferlich den xiiii tag Augusti. So lauffen nun Cv^ie hie
bevor gedacht) in disem Monat eine art fische, heissen in Portu-
galesischer spraach Doynges, Auff Hispanisch Liesses, und in
der Wilden spraach Bratti, auß dem Meer in die süssen wasser,
darinn zuleychen. Und die Wilden heissen die Zeit pirakaen. Als
dann ziehen sie zu beiden tjieilcn gemeinlich zu kriege, ihre Feinde
151
so wol, als sie, d«r fische auff rfer reyse zufangen und zuessen.
Und auff der hinreyse fahren sie sanffte, aber zurück auffs schwin-
deste sie können.
So hoffte ich nun alle zeit, das die auch sollen auff der reyse
sein, welche der Portugaleser freunde sein, Dann dieselbigen wa-
ren auch willens diesen ins iandt zufallen, wie mir die Portuga-
leser zuvorne im schiff gesagt hatten.
Sie fragten mich stets auff der reyse, was mich deuchte, Ob
sie auch iemand fangen würden, das ich sie aber nicht erzüniete,
sagte ich ja, auch sagte ich inen, die Feinde würden uns begeg-
nen. So lagen wir eine nacht in einem ort landes, der heysset auch
Uwatlibi, daselbs tiengen wir viel der fische [89J Bralti, welche so
groß sein, als ein guter hecht, und es wehet die nacht mechtig ding,
so schwätzten sie nun mit mir, und wolten viel fragen, do sagte ich
dieser wint wehet über viel todler leut. So war noch ein ander
hauffe von discn auch zu wasser, eine refier, genant die Paraibe,
zwischen Iandt hinauff gelaren, ja meinten sie, wie nahe ha-
ben die der feinde Iandt gereit angefallen, das irer etliche sein
todt blieben Cwie ich binden nach noch erfuhr, das es auch ge-
schehen war).
Wie wir nun eine tage reyß von dannen waren, da sie Iren
anschlag volnbringen wollen, legerlen sie sich ins gehöltz bey ein
Insel, welche S. Sebastian von den Porlugalesern genant wirt, aber
die Wilden heissen sie Meyenbipe.
Wie der abenl ankam, gieng der Oberste Konyan Bebe ge-
nannt, durch den leger her im wald, predigte und sagle, sie weren
ietzt nahe bey der feinde Iandt kommen, das ein ieder sein Iraum
behielte, so im die nacht treumen würde, und das sie zusehen, das
sie sich Hessen etwas glückliches treumen. Wie die rede auß wa-
ren tantzlen sie mit ihren Abgöttern biß in die nacht, darnach
schlieffen sie. Wie mein Herr sich niderlegte, sagte er ich solle
mir auch etwas gutes treumen lassen, ich sagte, ich achte auff
keine treume, sie sein falsch. So mach sagt er, mit deinem Gott
gleichwol, das wir feinde fangen.
Wie der tag nun anbrach , versamleten sich die Obersten unib
ein bocken vol gesotner fisch, welche sie assen, und Ortzeiten die
treume, so viel das sie inen wol gefielen, ettliche tantzlen mit den
abgötlern, und sie waren willens denselbigen Jag auff die naheit
152
bey irer feind land zu fahren, bey einem ort Boywassu kange {ge-
nant, daselbs wolten sie dann beyten biß der abent kern.
Wie wir nun auß fuhren, von dem ort, da wir die nacht gele-
gen hatten, Meyenbipe genant, fragten sie mich noch einmal, |90]
was mich deuchte. Da sagte ich aulT abcntheuer, bey Boywassu
Kange werden uns die Feinde entgegen kommen, seid nur frei-
mütig, und bey denselbigen Boywassu Kange, war mein meinung
ich wolte inen entlaufTen sein, wann wir weren dahin kommen. Dann
da sie mich gefangen hatten, waren wir sechs meil wegs von dem
selbigen ort.
Wie wir nun so fort fuhren an dem lande her, so sahen wir
auch Nachen, die kamen uns entgegen hinter einer Insel her, Da
rieflfen sie: Da kommen unsere feinde die Tuppin Ikins auch her.
Doch wolten sie sich verbergen hinter einen fels mit den Nachen,
BuflT das die andern solten unversehens bey sie kommen. Gleichwol
wurden sie unser gewar, und gaben sich widerumb auflf die flucht
nach irem heymet, Und wir ruderten inen auifs schwindest nach
wol vier gantzer stunde, darnach kamen wir sie an, und irer wa-
ren fünff Nachen voll , waren alle von Brickioka. Ich kante sie
alle mit einander, es waren vi Mammalucken in der fünfl' nachen
uiner, dieselbigen waren getauflft, und deren waren zwcn gebrü-
dcr, einer genant Diego de Praga, Der ander Domingos de Praga.
Dieselbigen beyde theten grosse wehr, einer mit einem rhor, der
ander mit einem flischbogen. Die beyde hielten sich aufT in iren
Nachen zwo ganlze stund gegen etliche und dreissig Nachen der
unsern. Wie sie nun ire pfeil verschossen hatten, fielen die Tuppin
liuba sie an, namen sie gefangen, und etliche wurden als bald todt
geschlagen und geschossen. Die beiden brüder wurden nicht ver-
wundet. Aber zwen von den vi Maiiimelucken wurden sehr hart
verwiindt, und noch der Tuf|)in Ikin auch etliche, \kjf\ler welchen
i.Mn fruw war.
(Ol) Wie sie mit den gefangenen umbgiengen aulf dem beimzuge,
CAPUT XLII.
Es war zwo grosser meil wegB vom lande im Meer da sie ge*
fangen wurden, sie eilten auff das schwindeste so sie kondten wi-
der nach dem lande, sich widerumb zulegorn, da wir <lie nach
153
zuvui'ii lagen. Wie wir nun bey das landl Meyen ktinien, war es
abent, das die Sonn wolle untergehen, da leytelen sie die ge-
fangnen ein ieder seinen in sein hütten» Aber die hart verwnndl
waren, zohen sie ans landt und schlugen sie vorlan zu todt, und
schnieden sie auff iren gebrauch in stück, und brieden das fleisch.
Unter denen, die die nacht gebraten wurden, waren zwen Mamme-
lucken, welche [92] Christen waren, Der eine war ein Portugaleser
Georg Ferrero genant, eines Hauptrnans Sohn. Densclbigen hatte
er gezeuget mit einer Wilden frawen. Der ander hieß Hieronyinus,
denselbigen hatte ein Wilder gefangen, der war auß der liütten,
darinne ich war, und sein name war Parwaa, derselbige briedl den
Hieronymum die nacht, ungeferlich einen schrit von "n'r, da ich lag.
Derselbige Hiernonymus CGott hab sein See!) war des Diego de
Praga blutverwandter.
Denselbigen abent, wie sie sich nun gclegert hatten, gieng
ich in die hütten, darinn sie die beyden brüdcr hatten, mit inen zu
reden, dann es waren meine gute freunde zu Brickioka, da ich
gefangen wurdt. Da fragten sie mich, ob sie auch gessen würden,
ich sagte das müsten sie stellen inn den willen, des himmlischen
Vetters, und seines lieben Sons .fesu Christi, des gecreuzigten vor
unser sünd, inn welches namen wir getnufft sein, mit im in den
tod, demselbigen, sagte ich, glaube ich auch, und derselbige hat
mich auch so lang unter in behüt, und was der AUmechtige Gott
mit uns anfahet, darmit müssen wir zufrieden sein.
Weiter fragten mich die beyden brüder, wie es umb iren vet-
tern Hieronymum were, ich sagte in er lege bey dem fewr und
briete, und hette schon ein stücke von des Ferrero Sohn sehen
essen. Da weineten sie, ich tröstete sie wider, sagte inen sie
wüsten wol, das ich nun in dem 8 Monat ungeferlich unter ihnen
gewesen were, und mich Gott a»ich erhallen helle. Daz wird er
bey euch auch thun, verlrawet im, weiter sagte ich, es solle bil-
lich mir zu hertzen gehen, mehr dann euch, dann ich bin auß
frembden landen, bin des schrecklichen handeis der leut nit ge-
wonet, ir seit ie hie im lande gezogen und geboren. Ja meinten sie
ich were so gar verhertet im eilende, ich achtele es nicht mehr.
[93] Wie ich nun so mit inen in der rede war, hiessen mich die
Wilden von inen gehen, in meine hüllen, sagten was ich so vor
eine lange rede mit inen helle. Das dawerle mich, das ich njusle
154
*von inen geben, sagte inen, das sie sich genlziich in den willen
Gottes begeben, sie sehen wol, was wir vor ein elend in disem ja-
inertal hellen, sie sagten, <ias hellen sie nie so wol erfaren, als
nun, meinten sie, weren Goll doch einen lodt schuldig, sie wollen
auch nun deste frölicher sterben, dieweil ich auch bey ihnen were,
damit gieng ich auß irer hüllen, und gieng durch das gantze leger,
besähe die gefangnen. Gieng also alleine, und hatte niemandl kein
achtung aufi* mich, helle das mal wol können enllauffen, dann es
bey einer Insel war, Meyenbipe genant, möchte ungeferlich zehen
meil wegs von Brickioka sein, aber ich unterließ es umb der ge-
fangenen Christen willen, welcher noch vier lebendig waren.
Dann ich gedacht, entlauf! ich inen, so werden sie zornig, und
schlagen dieselbigen von stund an todl. Vielleicht mittler zeit er-
holt uns Gott all mit einander, und gedachte also bei inen zublei-
ben, und jsie zutrösten, wie ich auch thete. Aber die Wilden waren
mir sehr günstig, dann ich hatte zuvor gesagt, auff abentheur , die
feind würden uns begegnen. Wie es nun auch geriet, sagten sie,
Ich were ein besser Prophet, dann ir Miraka.
Wie sie mit iren feinden tanzten , da wir uns des andern tages legerten.
CAPUT XLIIl.
Des andern tage« kamen wir nicht weit von irer iandschafft, bey
ein groß gebirge Occarasu genant. Daselbs legerten sie sich, die
nacht da zubleiben. Da gieng ich in des obersten Königes CKonyan
Bebe genant) hätten, [94] Fragte in, was er mit den Mammetucken
im sinne helle. Er sagte, Sie sollen gessen werden, und verbot mir,
ich solle nit mit inen reden, dann er were sehr zornig aulT sie, sie
sollen seine daheyme blieben und nicht mit seinen feinden gegen
in zu krige sein gezogen. Ich sagte, er soll sie leben lassen, und
ir''n f't'unden wiederumb verkeulFen. Er sagte sie sollen gessen
werden.
Und derselbige Konyan Bebe halte einen grossen korb vol
jnenschenfleysch vor sich, afs von einem beyne, hielt mir es vor
den mundt, fragte ob ich auch essen wolle. Ich sagte, Ein unver-
nünfTtig thier frisst kaum das ander, solle dann ein mensch den an-
dern fressen. Er beyß darein, sagte, Jau wäre sehe, Ich bin ein
Tiegcr thier, es schmeckt wol, damit gieng ich von im.
155
Denselbigen abent gebot er, ein ieder soll seine gefangene
[95] vor den wall bringen bey das wasser aufF einem platz. Das
geschähe. Da versamleten sie sich, machten einen runden kreiß, da
stunden die gefangenen in. Da musten die gefangenen alle sampt
singen und rasseln mit den Abgöttern Tammaraka. Wie nun die
gefangenen gesungen hatten, fiengen sie an zureden einer nach
dem andern, so frevelmütig und sagten: Ja, Wir zogen auß gleich
wie tapfFere leut pflegen, euch unsere feinde zufangen und zues-
sen. Nun habt ir die oberhant kriegt, habt uns gefangen, aber
wir fragen nichts darnach. Die wehrhafftigen daplfern leut sterben
in irer feinde landl. So ist auch unser land noch groß, die un-
sern werden uns an euch wol rechen. Ja, sagten die andern, Ihr
habt der unsern schon viel vertilget, das wollen wir auch euch
rechen.
Wie die rede auß war, führet ein ieder sein gefangen wider
in sein losament.
Darnach am dritten tage kamen wir wider in ire landtschafft,"
ein ieder führete sein gefangne, da er da heime war, die in dem
dorff üwattibi, da ich inne war, hatten acht Wilder lebendig ge-
fangen, und drey Mammelucken das Christen waren, nenilich Diego
und sein bruder, und noch einen Christen, hieß Anthonio, den
hatten meines Herren Son gefangen, und noch zwen Mammelucken,
welche Christen waren, führten sie gebratten heim, da zu essen.
Und wir waren in den eilfFten tag aulf der reyse auß und heim.
Wie das Frantzösische Schiff noch da war, dabey sie mich bringen wolten,
wie sie mir gelobten , wenn sie widerumb auß dem kriege kämen etc. wie
vorgemelt.
CAPUT XLIIII.
[96] Wie wir nun wider heim waren kommen, begerle ich von
inen, das sie mich wolten nach der Frantzosen Schiff füren, dann
ich were nun mit inen zu kriege gewesen, und inen ire Feinde
helfFen fangen, von welchen sie nun wol gehöret hellen , das ich
kein Portugaleser were.
Sie sagten ja sie wollen mich hinbey führen , Aber sie wollen»
sich erst ruhen, und essen den Mokaen, das ist das gebraten fleisch
der beyden Christen.
156
^yie sie (Ipii eiRfon von den zweien g..l)riitenen Cliristen «s.ien, nemlicli
Jorge Ferrcio des rortugalcsisclicn Hiuptninn.s Sohn.
(AFI r XLV.
[97] So war nun ein König über ein hütten, hart gegen nieiner
hätten über. Derselbige war genant Tatamiri, der hatte den ge-
bratriea und ließ gedrenck machen nach irer gewonheit und irer
vil versamlelen sich, druncken, sungen und machten ein grosse
freude, Darnach des andern tages nach dem trincken, sotten sie
das gebraten fleisch wideruiiib auflf und assens. Aber des andern
Ilieronymi fleisch hing in der hütten darinnen ich war, in einem
korb über dem fewr im rauch wol drey wochen, das es so trucken
war wie ein holtz, und das es so lang ungessen hieng über dem
fewr. War die ursach, Der wilde der es hatte, war genant
Parwaa. Der war aufl* einen andern ort gezogen wurtzeln zu-
holen, die getrenck zu machen, des Hieronymi fleisch darmit zu-
betrincken, das sich also die zeit verlieff, und sie wolten mich
nicht ehe nach dem schiff führen, sie hetten dann das Fest über
Hieronymum gehalten, und das fleisch gessen. Mittler zeit war
das Frantzösisch s?;hiff wider hinweg gefahren. Dann es mochte
ungeferlich acht meil wegs von dannen sein, da ich war.
Wie ich die zeitung hörete, ward ich betrübt. Aber die Wil-
den sagten, Sie pflegen gemeinlichen alle jar dahin zu kommen,
mustc ichs zufrieden sein.
Wie der Allniechtige Gott ein zeichen thot.
CAPUT XLVl.
Ich hatte ein Creutz gemacht, von einem reidel, und vor der
hüUen auffgericht^ darinn ich war, bey dem ich vielmals mein ge-
bet thet zum Herren, und ich halte den wilden befohlen, sie solten
es nicht aiißziehen, es möchte inen unglick darvon kommen, aber
sie verachteten meine rede. Auff ein [98] zeit tvar ich mit inen auff
der visc4jiTey, mittler weil hatte eine fraw das Creutz außgeraufft,
hatte c» ihrem manne geben, der solle ir ein art pator nosler,
welche sie von Meerschnecken heusern machen, darauff reiben,
dieweil es rmit war, welchs mich nun sehr verdroß, bald darnach
lieng i'S Sfhr an ziiregnen, wchrelc elliche tage. Sie kamen in
157
meine tiütten, begerlen, Ich solle mit meinem Gott machen, das
der regen auffhörete, Dann wo es nicht aufThörete, würde es Ire
pflanlzung verhindern ^ Dann ire pflantz zeit war da. Ich sagte es
were ihr schuldt, sie hetlcn meinen Gott erzürnet, da sie das
hoitz hetten außgeraufft. Dann bey dem holtz pflegte ich mit mei-
nem Gott spraach zuhalten. Wie sie nun meinten, das die ursach
zu sein des regens, halff mir meines Herrn Son wider ein Creutz
aulfrichten. Es war ungeferlich umb ein uhr nach mitlage nach
der Sonnen zurechnen. Wie es aulFgerichtet , wurde es von stund
an widerunib schöner weiter, und war vor mitlage sehr unge-
stümb. Sie verwunderten sich alle, meinten mein Gotl Ihel, was
ich wolle.
Wie. ich oines abents mit zweien Wilden auff der Fischerey war, und Gott
ein wuridiT bey mir erzeigte , eines grossen regens und ungewitters halben.
CAPIT XLVIl.
Ich Stund mit einem, welcher auch der vornemsten einer war,
l^arwaa genant, welcher den Hieronyinum gebraten halle. Diesel-
bige und noch einer und ich, slunden und Jischelen; in abscheydung
des lages, erhub sich ein [99] groß regen mit einem (h)t!ner, und
regnete nicht weit von uns, so das uns der windt iian regen zu
nabele. Da balen mich die beydca Wilden, das ich mit meinem
Gott rcöen wölt, daz uns der regen nicht möchte hindern, vielleicht
würden wir noch mehr fische fangen, Dann ich sehe wol, wir hel-
len in der hüllen nichts zuessen. Die wort bewegten mich, und
bat den Herren auß grundt meines herlzen, das er wolle sein macht
bey mir beweisen, Dieweil es die Wilden von mir begerlen, aulT
das sie ie sehen, wie du mein Gott alle zeit bey mir bist. Wie ich
das gebet geendet hatte, so kompt der windt mit dem regen an-
brausen, und regnete ungeferlich sex schrit von uns, und auf!" der
sielte, da wir waren, vernanien wir nichts. So, das der Wilde Par-
waa sagte, Nun sehe ich , das du mit deinem Gotl geredt hast. Und
wir fiengen etliche fische.
Wie wir nun in die hüllen kamen, sagten die beyde den
[100] andern Wilden, Das ich mit meinem Gott geredt helle,
und sich solche ding begeben hetten. Solches verwunderten sich
die andern.
158
Wie sie den andern von den zweyen g< bratenc« rini.sten asson, Hicroüyftiii»
gen au t.
CAPUT XLVIH.
Wie nun der wilde Parwaa alle reydschafft bey ein »»ider
hatte wie vorgemelt, ließ er gedrencke machen, des Hieronymo
i üsc'i zu bedrincken. Wie sie es nun bedruncken, brachten sie
die zwen gebrüder zu mir, uud noch einen, welchen meines Herrn
Son gefangen hatte, Anthonius genant, so das unser vier Christen
bey einander waren. Mustcn mit inen drincken, aber ehe wir
trincken weiten, theten wir unser gebet zu Gott, das er der Seelen
wölt gnedig sein, und uns auch, wann unser stunde kompt. Und
die Wilden schwetzten mit uns, und waren frölich, aber wir sahen
groß elende. Des anderen morgens früh sotten sie das fleisch
wider auif und assens, hattens in einem kurlzen verruckt. Den-
selbigen tag führten sie mich hin zuverschencken. Wie ich nun
von den beiden brüdern schied, baten sie mich, ich solte Gott vor
sie bitten, und ich gab ihnen bericht, ob sie entlaulTen konten, wo
•10 sich hinauß wenden sollen im gebirge, auff das sie ihnen nicht
künlen nachspüren, dann ich des gebirges kundtschafft hatte, dus-
selbige sie auch gethan hatten. Waren loß worden und entlauffenf
wie ich hernachmals erfuhr, ob sie wider gefangen worden, weiß
ich noch nicht.
[101] Wie sie mich hinfulirten zu vcrscJiencken.
CAPUT XLIX.
Sie fuhren mit mir hin, da sie mich verschencken wollen,
Tackwara sutibi genant, und wie wir so ein stück weges vom lande
waren, sähe ich mich umb nach den hütten, da wir außfuhren, und
es war eine schwartze woicken über den hütten. Ich zeigte es
inen und sagte , Mein Gott were zornig über das dorIF, das sie das
Christenfleisch gessen helfen etc. Wie sie mich nun darbrachten
überlieferten sie nnch einem Könige Abbati Bossange genant. Dem-
selbigen sagten sie, das er mir kein über last thun solte, oder Ihun
lassen, dann mein Gott were schrecklich über die, so mir leydt theten.
Dann das hetten sie gesehen, da ich noch bey inen were gewesen.
Und ich ihet im auch selbs eine vermanung, sagte. Es würde bald
mein bruder und freundt verwandten kommen mit einem Schill' vol
159
wahr, (las sie mich nur vvol verwareten, dann wölt i« li inen wahr
gehen. Dann ich wüste fiirwar, mein Gott würde meiner brüder
Schiffe bald her bringen. Das bohagte inen wol. Der König hieß
j. h söhn, und ich gieng mit seinen Sönen auffs weydwerck.
Wie mir die Wilden desselbigen orts erzeleten, wie das vorgemelte .schiir
auß Franckreich wider hinweg gesiegelt wer«.
C.\PUT L.
Sie sagten mir, wie das vorige schiff Maria Bellete genant, von
Pepen, da ich gerne were in gewesen, da volle ladung bekominen
hette, nomlich Prasilien holtz, [102] Pfeffer, Baumwol, Federwerck,
Meerkatzen, Papegogen und dergleichen war, welche da gefeit, und
sie betten da in den Havingen Rio de Jenero ein Portugalesisch schiff
genouunen, und der Portugaleser einen, Ita Wu, einem Wilden
Könige, so genant, geben, der hette ihnen gessen, auch were der
Frantzose, welcher, wie ich gefangen word, den Wilden bcfoihe,
sie sollen mich essen, in dem schiff*, und v«folte wider heim, und
das war das schiff wie vorgemelt, wie ich den vi dden entlieff, und
bey ir Bott kam, und sie mich nicht inneriün wollen, dasselbige
schiff war umbkommen, auff der wider URi^^f reise. Das, wie ich
da mit dem andern schiff in Franckreich J»'ui, niemandt erfahren
hatte, wo es bliben war, wie volgenls gemell wirdt.
Wie kurtz darnach, wie ich dahin verschenkt wurd , ein .ander scliiff auft
Franckreich kam, die Katharina de Vattavilla geuant; welche mich, auß
verschling Gottes, kanflfton , und wie sich es zutrug.
CAPUT LI,
Ich war ungeferlich vierlzehen tage inn dem Flecken Tack-
Tvara sulihi bey dem Könige Abbali Bossange, so begab es sich
eins tags, das ettliche Wilden zu mir kamen, und sagten, sie hellen
hören schiessen, es müste in Ileronne sein, welcher Havingen auch
geheyssen wird Rio de Jenero. Wie ich nun gewisslich erfuhr,
daß ein schiff da war, sagte ich inen, das sie n.icb dahin brechlen.
Dann es würden vielleicht mein brüder sein; sie saglei! ja, und
hielten mich gleichwol auff noch etliche tage.
fl03j Miller zeit begab es sich, das die Frantzosen, ^m dahin
kommen waren, höreten, das ich da unter den Wilden were,
160
schickte der Cepitan zwen gesellen von dein schiff, mit santpl etli-
chen wilden Königen, welche sie zu freunden hatten in den Fle-
cken, da ich inne war, kamen in eine hütten. Der König über die,
hieß Sowarasu. Hart bey der hütten , da ich inne war, mir wurd
die zeitunge bracht, von den Wilden, das da zwen vom schiff
kommen weren. Ich wurd froh, gieng hin zu inen, hieß sie wil-
kommen inn die wilde spraach. Wie sie mich nun so elende sahen
gehen, hatten sie ein mitleiden nüt mir, uiul teileten mir irer klei-
der mit. Ich fragte sie, vvarumm sie kommen weren. Sie sagten:
Meinet halben, Ihnen were befolhen, das sie mich mit zu schiff
brechten, des soften sie alle anschlege brauchen. Da erfrewete sich
mein hertz über die barmherlzigkeit Gottes. Und ich sagte zu dem
einen der [104] zweier, Perot genant, welcher der Wilden spraach
kundie. Er solte so fürvvenden. Er were inein bruder, und hette
mir da etliche kisten vol kaullmanschalft bracht, das sie mich mit
inen zu schiff brechten, und die kisten holelen. Und da er ver-
wendete, Ich wölte under inen bleiben, Pfeffer und andere mehr
wahr zuversamlen, biß das die Schilf wider kämen auffs andere
jar. Den reden nach brachten sie mich mit zu schiff, mein Herr
zohe selbst mit. Sie hatten im schiff alle uiilleiden mit mir, thaten
mir viel guls. Wie wir nun ungeferlich ein lag oder fünff zu schiff
waren gewesen, fragte mich der Wilde König Abbati Bossange,
welchem ich geschenckt war, wo die kisten weren, das ich sie mir
geben ließ, das wir wider möchten in Zeiten heim kommen. Die-
selbige meynung sagte ich dem Obersten des Schiffs. Der befalhe
mir, ich solte inen aufThalten, biß das schiff seine volle last hette,
darumb, ob sie sich ie zürneten und ungemach nnderstünden an-
zuheben, wann sie sehen, das sie mich im schiff behielten, oder
sunst ein verreterey anrichteten. Sintemal es ein volck, da kein
vertrawtin auff ist. Aber mein Herr der König meinte gentzlich,
er wolle mich mit beim nemen. Aber i( h hielt in so lang auff mit
Worten, sagte, das er nicht so sehr eilete. Dann er wüste wol,
wan gute freund zusamen kemen , köndlen sie so bald nit scheiden.
Aber wann sie wollen mit dem schiff wider hinweg fahren, wollen
wir auch vviderumm nach seiner hütten ziehen, hielten in so auff.
Zum leisten, Wie das Schiff gerüstet war, versandeten sich
die Frantzosen im Schiff alle bey einander, und ich stund bey inen,
und mein Herr der König sampt denen, so er mit sich hall, stunden
161
auch du. Und der Haupman des schiflTs ließ den Wilden sagen mit
seinem Dolmetsch: Es behagle im sehr vvol, das sie mich nicht ge-
tüdtet hettcn, nachdem sie [105] mich unter iren Feinden gefangen
hctten. Ließ weiter sagen C<ni(^h mit besserer gefügüchkeil von
ihnen ubzubringenj er hette der gcstalt mich vom lande ins schiff
lassen fordern, das er inen etwas geben wölte, das sie mich so
wol verwaret betten, auch were sein meinung, er wolle mir et-
liche wahr thun, das ich solle unter inen bleiben, dieweil ich bey
inen bekant were, pfetfer und andere wahr versamlcte, die im
dienlich were, biß das er wider kerne. So hatten wirs nun su be-
schlossen, das einer oder zehen von den schiHIeuten sich vcrsam-
let, weiche mir etlicher maß änlich waren, dieselbigen gaben für,
sie weren meine bruder, wollen mich heym haben. Die mcynung
ward inen furgehallf n. Dieselbigen meine brüder wollen in keinen
weg, das ich wider mit inen an iundt soll ziehen, sonder ich solle
heym ziehen, dann unser valier begerte mich noch einmal zusehen,
ehe dann er stürbe. Da ließ inen der Capitan wider sagen: Er
were ir obersler im Schilf, und helle gern, das ich wider mit ihnen
an landl zöge, aber er were nur ein mensch, und meiner brüder
weren viel, er küiidte nichl wider sie thun. Das vorwenden ge-
schah alles, das sie sich wollen mit glimpfi" von den Wilden schleis-
sen. Und ich sagte auch meinem Herrn dem Könige: Ich wolle
gern wider mit inen heym ziehen, aber er sehe wol, das es meine
brüder nit wollen zulassen. Da fieng er an zu schreien im schiffe
und sagte, Wann sie mich dann ie wollen mit nemen, das ich dann
mit dem ersten Schilf wider kerne, dann er bette mich für seinen
Son gehallen, und were sehr zornig über die von Uwallibi, das
mich die hellen wollen essen.
Und seiner weiber eins, vvelchs mit im schiff war, musle mich
beschreien nach irer gewonheit, und ich schrey auch nach irem
gebrauch. Nach dem allem gab im der Hauptmann etliche wahr,
möchte sich belauffen umb fünlf ducalen werdt [106] in Messern,
Exten, Spiegeln und Kemmeii. Damit zohen sie widerumb an landt
nach irer wonunge.
So halfl' mir der Allmechtige Herr, der Gott Abraham, Isaac
und Jacob, auß der gewalt der Tyrannen. Ihm sei lob, preiß und
ehr, durch Jesum Christum seinen lieben Son unsern seiigmacher,
Anten.
Fed, u. St. 1 1
162
Wie die oherstcn des Scliiffs genent waren , und wo das Schiff her war,
und was sich noch begab, ehe wir auß dem Havingcn fuhren, und wie lang
wir auff der rci.se nach Franckreich waren.
CAPUT LH.
[107] Der Hauptman des schiflTes war genant Wilhelm de
Moner, und der Steurman Francoy de Schantz. Das Schiff war
genennet die Calharina von Wattavilla elc. Sie rüsteten das Schiff
wider zu, nach Franckreich zu siegeln. So begab es sich eins
morgens, da wir noch im Havingen cRio de Jenero genant) lagen,
kam ein Portugalesisch schiinem, wolle aus dem Havingen fahren,
hatte gekaulfschlagl mit einer art Wilder, welche sie zu freunden
haben, und heyssen Los Markayas. Der Landtschafft stösset hart
an der Tuppin Ikins Landt, welche die Frantzosen zu freunde ha-
ben. Die beyde Nationen sind feinde zu hauff.
Und es war das Schifllein, welches (wie vor gemelt) nach mir
war, mich den Wilden abzukeuffen. Hörete einem factor Peter
Hösel genant. Die Frantzosen richteten ire Bott zu mit geschütz,
fuhren zu inen hinein, meinten sie zunemen. Namen mich mit, das
ich mit inen reden solt, sie sollen sich auffgebeii. Aber wie wir
das SchifHein anfielen, schlugen sie uns wideruinb ab, wurden et-
liche Frantzosen erschossen, elliche verwundt. Ich wurd auch in
den todt verwundt mit einem schoß, viel herter dann der leben-
digen verwunden keiner. Rieff in der angst zu meinem Herrn,
dann ich fühlte nichts anders, dann todes not, und bat den gütigen
Vatter, die weil er mir auß der Tyrannen gewalt geholffen hette,
mich doch bey dem leben behalten, das ich mochte widerumb in
Christen liindtschaffl kommen und seine erzeigte wolthat an mir
andern leuten auch verkünden. Und ich bekam meine volkomne
gesundtheit wider. Gelobet sei der gütige Gott von ewigkeit zu
ewigkeil.
Anno Domini i554 den letzten Oclobris, giengen wir in dem
Havingen Rio de Jenero zu siege! , und fuhren wider nach Franck-
reich. Wir halten über Meer guten windt, so [108] das sich die
Schifilenl verwunderten, meineten es müste sunderlich ein gäbe
von Goll sein, Ein solch weiter (wie es auch war). Auch thet der
flerr ein sichllicli wunder bey uns im Meer.
Den eisten tag vor dem Christag kamen viel fische umb das
üchiU Imt, welche man nennet Meerschwein. Der fiengen wir so
163
viel, das wir etliche tage satt hatten. Desselbigen gleichen auch
auff der heiligen drey Könige abent bescherte uns auch Gott fische
satt, dann wir hatten sunst des mals nicht viel Zuspeisen, dann was
uns Gott auß dein Meer gab. Darnach ungeferlich den xx tag
Februarii des Jars 55 kamen wir im Königreich vonn Franckreich
an, bei einem Stedtlein Honflor genant, ligt in Normandi. Wir
sahen auff der gantzen widerumm reise kein land bey nahe vier
Monat. Wie sie nun das Schiff auß luden, halff ich inen. Wie das
geschehen war, danckte ich inen allen für die erzeigte wolthat»
Darnach hegerte ich ein paßport vom Hauptman, Aber er hetle
viel lieber gesehen, das ich noch eine reise hette mit im gelhan.
Wie er aber sähe, das ich nicht bleiben wolt, erlangte er mir ein
paßport von Moensoral Miranth Oberster in Normandia. Dersel-
bige, wie er von mir gebort hatte, forderte er mich vor sich, gab
mir die paßport. Und mein hauptman gab mir zergelt. Ich nam
meinen abscheid, zohe von Henfloer auff Habelnoeff, von Habel-
noeff auff Depen.
[109] Wie ich zu Depen in des Hauptmana hauß, des schiff Bellete ge-
führet wurd , darinn ir hauftwirt Oberster wäre , welchs vor uns war auft
Prasilien gesiegelt, und noch nit beym kommen.
CAPUT LIII.
Zu Depen, daher das vorige schiff, Maria Bellete war, in wel-
chem der Tolmetsche (so den Wilden befalhe sie sollen mich essenj
war, und wolte mit über in Franckreich faren, waren auch diesel-
bigen so mich nicht zu sich in ir Bott nemen wolten, wie ich den
wilden entlieff, auch derselbe Hauptmann des Schiffes, wie mir die
Wilden sagten, hatte den Wilden einen Portugaleser geben zu es-
sen. Dann [HO] sie den Portugalesern ein Schiff genommen hat-
ten, wie vor gemelt.
Dieselbigen leut des Schiffes Bellete waren noch nicht mit
dem Schiffe zu lande kommen, wie ich dahin kam. Wie wol sie
nach der rechenschafft das Schiff von Wattuvilla, so nach inen da-
hin kam und mich kauffte, solle drey Monat ehe dann wir, heim
kommen sein. Derselbigen leut weiber und freunds verwandten
kamen zu mir und fragten mich, Ob ich sie nicht vernommen belle.
Ich sagte, Wol hab ich sie vernommen, es sein ein theil Gottloser
leut im Schiff, sie seien, wo sie wollen, und crzalh; inen, wie das
11 ♦
164
einer, so im lande unter den Wilden gewesen were, welcher auch
mit im schiff were, den Wilden befoihen hette, sie sollen mich es-
sen, doch hette mich der Allmechtige Gutt behüttet. Und sagte
inen weiter, Wie das sie weren mit irem bott bey den hülten ge-
faren, darinnen ich war, und den Wilden pfeiTer und Meer katzen
abgebeutet, und ich were den Wilden n tiauffen und zu inen bey
das bott geschwummen, aber sie mich i • !it hellen wollen einne-
men, hette derhalben wider müssen an Lnidt schwimmen unter die
Wilden, welches mir das mal ein groß hertzwebe war. Auch
betten sie den Wilden einen PorUigaleser geben, welchen sie
ge.ssen halten, sagte inen. Wie daß sie meiner gar kein gnad
hellen wollen haben. Mit solchem allem sehe ich nun wot, das es
der liebe Gott so gut mit mir gemeinel hette, Das ich, Gott sejf lob,
vor inen hie bin, euch die newe zeitung zubringen. Sie mögen
auch kommen, wann sie kommen wollen. Aber ich will euch ein
Propiiel sein, das von Gotl solche unbarmherlzigkeil und Tyranney,
so sie da im Landl bey mir gethan haben, Gott vergebs inen, nicht
würde ungestrafft bleiben, es were gleich kurtz oder lang, danu
es augenscheinlich were, das mein seufTtzen den Herrn [111] Gott
im Himmel erbarmel helle. Sagte inen weiter, Wicwol es denen
so mich den Wilden abgekauflt hellen, auff der reise gangen were,
wie auch die warheit ist. Gott gab uns schön welter und windl,
gab uns Fische auß der tieffe des Meeres.
Sie gehielten sich ubei, meinten was mich gedeuchte, ob sie
auch noch vorbanden weren (sie nicht gar zu untröstenj sagte ich,
sie könten noch vielleicht wol wider komuien, wiewol der meyste
hauff und ich auch, nicht anders außrechnen könten, dann sie
niüslen mit dem schiff umbkommen sein.
Nach alle den reden, schied ich von inen, und sagte, Sie sol-
len den andern anzeigen, ob sie kernen. Gott helle mir geholffen,
Ich were da gewesen.
Von Depen fuhr ich mit einem Schiff gen Lunden inn Engel-
landt, da war ich etliche tage, darnach fuhr ich von Lunden in See-
landl, von Seelandt gen Andorff. So hat mir der Allmechtige Gott,
dem alle ding müglich ist, inns Vatteriandt wider geholffen , im sey
ewig lob, Amen.
165
Mein Gebet zu Gott dem Herren dicwell ich in der wilden leut gewalt war
mich zu essen.
0 du Allmechtigkeit, der du den himmel und die Erde ge-
gröndet hast, du Golt unser Vorvälter Abraiiam, Isaak und Jacob,
der du dein voick Israel so gevvaltiglich auß irer feinde Itandl ge-
führet hast, durch das rothe 3Ieer, der du Danielem unter den Lö-
wen behütest, Dich hitl ich, du ewiger gewalthaber, du wollest
mich erlösen auß |112] der band dieser Tyrannen, die dich nicht
kennen, uinb Jesu Christi deines lieben Sons willen, welcher die
gefangene erlöset hat auß ewiger gefengknuß. Doch Herr ist es
dein wille, das ich so einen Tyrannischen todt leiden sol, von die-
sen völckern, so dich nicht kennen und sagen, wenn ich inen von
dir sage, du habest keine macht, mich aus ihren henden znnemen
So stercke mich ic in der leisten stunde, wenn sie iren willen an
mir vollenbringen, das ich ja nicht zweifei an deiner Barmhertzig-
keit. Sol ich dann in diesem elende so viel leiden, so gib mir her-
nach ruhe, und behüte mich ie vor dem zukommenden elende,
darvor sich alle unsere Vorvälter entsetzt haben. Doch Herr, du
kanst mir wol auß irer gewalt helffeii, hillf mir, ich weiß du kanst
mir wol helffen, und wann du mir geholften hast, wil ichs keinem
glück zurechnen. Sonder alleine, das deine gewallige band ge-
hoHfen habe, dann letzt kan mir keines menschen gewalt helffen,
und wenn du mir geholffen hast, auß irer gewalt, deine wolthal
wil ich preisen, und an den tag geben, unter allen völ«ikern, wohin
ich komme, Amen.
Ich kann nicht wol gleuben da8 von hertzon könne Beten ein Mann,
Es sey dann das leibs gefahr oder ander groß Creutz nnd Verfolgung
in treffe an.
Dann wenn der Icichnam mag nach seinem willen leben,
Wil die arme Creatur allezeit wider iren schöpffer streben.
Darumb dem menschen dem Gott zuschickt gegen Sput,
Meyiiet er es warhaftig hertzlich gut.
Daran niemandt zweifcl habe,
»Solchs ist ein Gottes gäbe.
[113] Kein trost, wehr, noch wopen , gefunden wird zu keiner frist,
Dann allein der mit dem glauben und Gotts wort gerüstet ist.
i66
Darumb ein ieder Gottsfürchtiger Mann,
Deine kinder nichts besser» leren kann,
Dann das sie das wort Gottes wol fassen,
So können sie sich in zeit der noth darauff verlassen.
Darmit du lieber Leser nicht seit erachten.
Ich habe dise mein mühe umb rhuni gethan mich für etwas zu
achten.
Es geschieht dem Allmechtigen Gott zulob und preiß.
Der aller menschen hertzen und gedancken- weiß,
Dem lieber Leser befehl ich dich,
Der wolle auch nun vortan behüten mich.
Ende des Ersteh Büchlins.
["5]
WARHAFFTIGER KURTZER
BERICHT, ALLER VON MIR ERFARNEN HÄNDEL UND
SITTEN DER TUPPIN INBAS, DERER GEFANGNER ICH GE-
WESEN BIN. WONEN IN AMERICA, IRE LANDTSCHAFFT
LIGT IN 24 GRADUS AUF DER SEUDEN SEIT DER LINIEN
EQUINOCTIAL, IHR LANDTSCHAFFT STÖSSET AN EIN
REFIER, RIO DE JENERO GENANT.
169
[116] Wie sich die Schiifart anfahet, auß Portugal nach Rio de Jenero gelegen
in America, ungeferlicli in 24 giadns des Tropici Capricorni höhe.
CAPUT I
Lisseliona, ein Stadt in Portugal gelegen, im xxxix gradus,
auflT der Norden seilen, der linieii Aequinoclial. Wann man von
Lissebona wil abfahren nach der Provintz Rio de Jenero, gelegen
inn der LandlschafTl Prasilien, so man auch Americain nennet, Feh-
rel man erstmals auf? Insulen, heyssen die Canarie, sein des Königs
auß Hispanien, der vi hio genant werden. Die erste Gran Cana-
ria. Die ander Lanserutta. Die dritte Forle Ventura. Die vierdte
II Ferro. Die Fünffte La Palma. Die sechste Tineriffe. Von dannen
fehret man auff Insulen, heyssen Los Insules de Cape virde. Ist
soviel gesagt, Die Insulen des grünen heupt, welches grün hcupl
liget inn schwartz Moren landt, welchs man auch wol heysset Gene.
Die obgemelten Insulen ligen unter dem Tropicn Cancri, hören dem
König von Portugal zu. Von den Insulen siegelt man Send seud
West, nach der landtschafTl Prasilien zu, und ist ein grosses weites
Meer, man siegelt olTl drey Monat und lenger, ehe man in die
landtschairt kompt. Erstmals siegelt man über den Tropicum Can-
cri, das er zurück bleibt. Darnach durch die lineam Aequinoctia-
lem. Wann man die Nortwert zurücksiegelt, [11T] so sihet man
den Nordstern Ovelchen man auch nennet Polum articum) nicht
mehr. Darnach kompt man in die höhe des Tropici Capricorni,
und man fehret unter der Sonnen her, und wenn man über die
höhe des Tropici Capricorni ist, nach der mittags seilen, so siebet
man die Sonne hinab nach dem Norten, ist stets grosse hilz zwi-
schen den beiden Tropicis. Und das vorgenant landt Prasilien ligt
ein theil in den Tropicis.
Wie das Landt America oder Prasilien gelegen ist, wie ich zum tlieil ge-
sehen habe.
CAPUT II.
America ist ein grosses Landt, hat viel geschlechl Wilder leul,
dieselbigen haben viel vcrenderung der spraach, und seind viel
170
sellzamer Thierei. Ist lustig anzusehen, die Beume sein allezeit
grüne, hat kein gehöltze das diser landt art gehöltze gleich sey,
die leul gehen nacket, ist in dem theil landes daß zwischen den
Tropicis leigt umb keine zeit des jars so kalt, als hie umm Michaelis,
aber das Iheil landes das sich Seudwerts des Tropicus Capricorni
ligt, ist etwas kelter, Wonen daselbs Niition wildrr, die heyssen
Carlos, dieselbigen brauchen wilde Ihieres heut, welche sie fein
zubereilen, sich damit bedecken. Derselbigen Wilden weiber ma-
chen dinger von baumwollen garn, wie ein sack unten und oben
offen, die ziehen sie an, und heyssen auflP ire spräche Typpoy. Es
hat im landt etliche fruchte der erden und beuttie, darvon sich die
leut und Thier erneren, die leute des Landes sein rodtbrauner Farbe
am leibe, der Sonnen halben, welche sie so verbrennet, ein gera-
des volck, listig zu aller boßheit, sehr [118] geneigt, ire feinde
zuverfolgen und zu essen etc. Ire landtschafTt America hat etliche
hundert meil Norten und Süden in die lenge, deren ich wol fünlF-
hundert meil langes der landtschafTt her gesiegelt habe, und zum
theil in vielen orten des landes gewesen bin.
Von einem grossen gebirge , weiches im Lande ligt.
CAPrr HI.
Es hat ein gebirge, reychet aufT drey meil nahe bey das Meer,
aufT örtern weiter, auch wol neher, und gehet an ungeferlich in
der höhe Boiga de Todolos Sanctus, ein flecken so genanl, dahin
die Portugaleser gebawet und da wonen, und dasselbige gebirge
strecket sich die lenge an dem Meer her, vollkonilich 204 meil,
und in der höhe 29 gradus, auff der Süden selten, der linien equl-
noctial, Endet sich der berg aull örtern, ist er acht meil wegs
breydt. Minder dem berge ist gleich landt. Es kommen viel schö-
ner wasserflüß zwischen dem berge herauß, hat viel wilds. Und
in .Jem berg haltet sich ein art Wilder lout, die heyssen die Way-
ganna, dieselbigen haben keine stete wonungen, wie die andern,
so vor und hinter dem berge wonen. Dieselbigen Wayganna haben
krieg gegen alle die andern Nationen, wa sie der bekommen,
essen sie Dcsselbigen gleichen auch die andern. Sie ziehen dem
gcwildt nach in dem gebirg, sein klug wildt zuschiessen mit dem
handtbogcn, brauchen viel behendigkeit mit andern dingen, nemlirh
mit SchleyfTen und mit Fallen, darmil sie Wild langen.
171
Es hat auch viel wilden honig im gebirge, welches sie essen.
[119] Sie könnten auch gemeinlich der thier plerren und der vögel
gesengte, sie desto besser zuerschleichen und zuschiessen.
Entzünden ir fewr von zweien höltzern, wie auch die andern
Wilden thun. Braten igemeinlich ir fleisch, das sie essen. Sie
ziehen mit weib und kindern.
Wann sie sich etwan hin legem, nahe bey irer Feinde land,
knicken sie hecken hart umb ihre hütten her, aulT das man sie nicht
in der eile uberlauffen könne. Auch etwan umb der Tiger thier
willen. Stecken auch scharffe dörner CMaraga eibe Ju genant)
umb die hütten her, gleich wie man hie Fußangel legt, das thun sie
auß forcht irer feind. Die gantze nacht haben sie fewr bey sich,
wann der lag anbricht, thun sie es auß, auff das man nicht den
rauch sehe und inen nach spüre.
Sie lassen lang har aufF dem haupt, auch lange negel auff den
fingern erwachsen. Sie haben sunst auch der rasseien, Maraka
genant, wie die andern Wilden, welche sie für götter lialten, lis-
ben ire getrencke und däntze. Auch noch wilde thieres zeene,
darmit sie schneiden, Steiner keile darmit sie hawen, wie die an-
dern Nationen auch gehabt haben, ehe sie mit den schiffen haben
gepartirt.
Sie ziehen auch offtmals auß nach iren Feinden. Wann sie
die fangen wollen, setzen sie sich hinter dürre höltzer, die irer
Feinde hütten nahe stehn. Thun das darumb, ob etliche auß den
hütten kernen holtz zuholen, sie so zufangen.
Sie gehen auch viel Tyrannischer mit iren feinden umm, dann
ire feinde mit inen thun. Ursach, sie schneiden inen ofTl mals arm
und bein lebendig ab von grossem neidt. Die andern aber schlagen
dise erst todt, ehe sie sie zerschneiden zuessen.
[120] Wie die Wilden Tuppin Inba der gefangner ich war, ire wonungen
haben.
CAPUT IUI.
Sie haben ire wonungen vor dem vorgenanten grossen ge-
birge hart bey dem Meer, auch hinler dem berge strecket sich ire
wonung wol Ix meil, und es kompt ein fluß wassers auß dem berge
in das Meer fliessen, denselbigen wonen sie auff einen ort, und
heysset die Paraeibe. Die' lenge an dem Meerstrome her haben
172
5!ie ungeferltch xvüi meile landes, die sie bewonen, sein allent-
halben mit feinden bedrengel. Auff der Norlseiten grentzl sie an
uin arl Wilder, heyssen Weiltaka, sein ire feinde, auff der Suden-
seiten ire feinde heyssen Tuppin Ikin, landtwerts in ire feinde sein
genanl Karaya, dann die Wayganna im gebirge hart bey in, und
noch ein arl heyssen Maikaya, wonen zwischen ihnen. Von den-
selbigen haben sie grosse Verfolgung, die vorgenanten geschlechle
haben krieg durch einander her, und wenn irer ein den andern
fahel, den essen sie.
Sie setzen ire wonungen gerne auff örler da sie wasser und
holt/, nicht weit haben. Wild und Fische desselbigen gleichen, und
wann sie es auffeinem ort verheert haben, verändern sie ire wo-
nungen auff andere örler, und wenn sie wollen ire hüllen machen,
versandet ein Oberster unter inen , ein parlhey oder xl Blann und
•,veib, soviel er bekommen kann, das sein gemeinlich freunde und
verwanlen. Dieselbigen richten eine hüllen auff, welche ist unge-
ferlich xiiii füsse hreid, und wol 150 füsse lang, darnach irer viel
sein. Sein ungeferlich ii klöfflern hoch, sein oben rund, wie ein
keller gewelhe, dieselben decken sie dicke mit palmen zwci-[i21]
gen, das es nicht darinn regnel. Die hülle isl alle offen inwendig, es
hat keiner kein sonderlich zugemacht gemach. Ein iedes der par-
teien Mann und weib, hat einen räum in der hüllen, auffeiner sei-
len, von xii füssen, auff der andern seilen desselbigen gleichen
ein ander parlhey, so sein ire hüllen voll, und ein icde parlhey hat
ir eigen fewer. Der oberste der hüllen hat sein losamenl mitten in
der hätten, sie haben alle gemeinlich drey pörtlin, auff iede eins,
und mitten eins, sein nider das sie sich müssen bücken, wenn sie
auß und in gehen, ihrer dörffer wenig haben üher sieben hütten,
lassen einen platz zwischen den hüllen, da sie ire gefangene auff
todt schlagen. Auch sein sie geneigt Festungen umb ire hüllen
zumachen, die ist so: Sie machen ein Stocket umb ire hütten her
auß Palmen beumen , die spalten .sie von einander. Das Stocket isl
wol anderthalb klaffler hoch, machens dick, daß kein pfeil hin-
durch mag kommen, haben kleine schießlöchlin darinn, da sie
herauß Hitschen. Uiid umm das stocket her machen sie noch ein
ander stocket, von grossen hohen reideln. Aber sie setzen die
reydel nicht hart bey einander, nur daß ein mensch nit kan hin-
durch kriechen. Tnd es haben elliche den gebrauch, das sie die
173
köpffe deren, so sie gössen haben, aufTdie stocketen stecken, vor
den eingang der hüUen.
Wie sie Fcwer machen.
CAPUT V.
Sie haben eine art hollzes, die heyssel Urakueiba, das trück-
nen sie, und ncrnen sein dann zwey stecklin eins lingers dick,
reiben eins aulT dem andern, das gibt dann staub von sich, und
die hilze von dem reiben stecket den staub an. üarmit machen
sie fewr.
[122] Warin sie selilaffen.
CAPL'f VI.
Sie schlaffen inn dingern, die heysscn Inni aufT ihre spraach,
sein von baumwollen garn gemacht, die binden sie an zwen pföle
über die erden, und haben die nacht stets t'ewr bey sich. Sie gchn
auch nit gern die nacht auß iren hüllen, ires behules zuthun, one
fewr, so sehr förchten sie sich für dem TeufTel, welchen sie In-
gange nennen, und inen offtmals sehen.
Wie geschickt tsie sein wild thierer und üsche zu scliiessen mit pfeilcn.
CAl'Ur VII.
Wo sie hingehen, es sey im gehöllze, oder beim wasser, ha-
ben sie stets ir bogen und pfeile bey sich. Wann sie im gehöltze
gehn, haben sie steiffir gesiebt in die höhe nach den beumen hin
und wider, wann sie etwas vernemen von groben vögeln, Meer-
katzen oder sunst Thieren, welche sich auff den beumen halten,
gehen hinzu, unterstehen es zuschicssen, volgen im so lange nach,
biß das sie etwas bekommen. Selten wann einer aussen ist nach
waydwerck, das er ledig heym kompt.
Dessclbigen gleichen ziehen sie den fischen nach, hart bey
den ubern des Meers. Haben ein scharpif gesicht, wenn sich et-
wan ein fisch erhebet, da schiessen sie nach, wenig schösse feilen.
Sobald einer troffen wird, springen sie ins wasser, und schwimmen
im nach. Etlich grobe tische, wann sie den pfeil in sich fülen, be-
geben sie sich nach dem grundt, denselben ducken sie nach elwan
174
in die sechs klafflcr lielT, bringen in mit. 1123] Ilaben auch sunst
kliiine hemlin, welches garn, da sie es von stricken, ziehen sie von
spitzen langen blettern, welche sie heyssen Tockaun. Und wann
sie mit den gernlein fisciien wollen, versamlen sich irer ellich, ie-
dcr hat sein eigens bezirckeln, einen ort wassers, da es nicht tieff
ist, dan gehen etliche in den kreis, schlahen ins wasser, so begeret
dt Tisch der lieffe, kompt inen so inn ihr garn. Wer die meisten
fahet, theilet den andern mit.
Es kommen auch olFtmals die, so weit von dem Meer wonen,
hiazu, fangen viel fische, braten sie dürr, zerstossen sie, machen
mehl, darauß, welchs sie wol dürren, daß es lange zeit weren
kann, das füren sie mit heym, essen wurtzel mehl darzu, dann
sollen sie die fische sunst gebraten mit heim füren , wereten sie
nicht lang, dann sie sie nicht saltzen, auch gehet des raehls mehr
utier ein hauiFcn, dann der gantzen gebratnen fische.
Was gestalt die leut haben.
CAPUT VIII.
Ks ist ein feines volck, von leib und gestalt, beid fraw und
Mann, gleich wie die leut hie zu lande, nur das sie braun von der
Sonne sein, dann sie gehen alle nacket, jung und alt, haben auch
gar nichts vor den Schemen, und sie verstellen sich selbst mit ver-
malen, haben kein bärl, denn sie pflücken sie auß mit den wur-
tzeln, so offt er inen wechst, machen löcher in den niund und
obren, darinn hangen sie steine, das ist ir zirat.. und behencken
sich mit ft^dern.
[124] Womit sie hawen und schneiden auff den enden, da sie keiner Cbri-
ßtcii wtihr bekommen können , als Exte, Messer und Scheren,
CAPUT IX.
Sie haben vormals, ehe dann schilfo ins land sein kommen,
und haben auch noch auff vielen orten des landes dahin keine
Schilf kommen, ndiilich ein ait schwartz blawer steine, machen in
wie einen keil, und den breit»'Sten ort machen sie stumpfT scharpff,
ist wol einer spannen lang, zweier finger dick, einer handl breyt.
Etliche sein grösser, etliche kleiner. Darnach nenn n sie, ein schmal
reydelin, und beugen es oben drumb her, bindens mit hast zusamen.
1T5
Dieselbijje ügur haben nun aucli die eiserne keil, so inen die
Christen geben hiiIT etlichen erten. Aber sie machen nun die stähele
auir ein ander weise, ein loch hindurch, da stecken sie die keil ein,
das ist ir beihel, da hawen sie mit.
Sie nemen auch wilde Schweins zeen, und wetzen sie in mitte,
das sie scharff werden, und binden sie dann zwischen zwei höltzlin.
Darmit schaben sie dann ire pfcil und bogen, das sie so rundt wer-
den, als ob sie gedrehet weren. Brauchen auch einen zan von
einem thier Pacca genant, Den wetzen sie vorne scharpff, und .vann
sie gebrechen am leibe haben , des geblüts halben , kratzen sie sich
auü der stete, da es inen wehe thut, das blutet dann, das ist ihr
schrepffen.
Wiis ir brodt ist, wie ire fruchte heyssen, wie sie es pflantzen, und macliau
das maii sein geniessen kann.
( \pnT X.
[125] Die örler dahin sie pflantzen wollen, hawen sie beunie
nidrr, und lassen die einen Monat oder drey dürren, darnach sti-
cken sie fewer dariim und verbrennen sie, dann pflantzen sie ire
wurtzelen zwischen die stocke, von welcher sie iren behelff haben,
heysset Mandioka, ist ein beumlein einer klafl'tern hoch, gilU drey
wurtzeln von sich. Wenn sie der wurtzeln geniessen wollen, ziehen
das beunilin auß, und brechen die wurtzeln ab, und brechen dann
der zweig von den beumen und Steckens wider in die erden , das
krieget diinn wurtzeln, und in vi Monaten wird es so groß, das
man seiner geniessen kann. Sie nützen die wurtzeln aufl" dreyeney
weise.
Zum ersten reiben sie die auff einem stein, gar in klein krüm-
lein, dann presen sie den safft darvun mit einem dinge vonn palmen
zweigen schalen gemacht, heisl tippiti, so wird es trucken, darnacfc
reiben sie es durch ein sieb , und backen dann von dem Meel dün-
nen kuchen.
Das ding darinnen sie ir meel dörren und backen, ist von Thon
gebrant, gestall wie ein grosse Schüssel. Auch nemen sie die
wurtzeln frisch, und legen sie in wasser, lassen sie darinnen faul
weitlen, nemen sie dann wider und legen sin über das fewer in
den rauch, lassen sie trockenen. Die trucknen wurtzeln nennen sie
176
dann Keinrima und weren lang, und wann sie es dann nutzen wol-
len, stossen sie es in einem inörser von hollz gemacht, so >vird es
so weiß, wie weitzen meel, darvon machen sie kuchen die heissen
sie Byyw.
Auch ncmen sie wol gefeulletc Mandiuka, ehe sie inen trucke-
nen, und vcrmcngens mit truckenem und mit grünem, da dörren
sie ein meel auf), das weret wol ein jar, und ist gleich gut zues-
sen, und sie nennen das meel V. Y. than.
Auch machen sK; auß fisch und fleisch meel, thun im also,
braten das fleisch oder fisch über dem fewer im rauch, und Ion
[126] es gantz dörre werden, zerpflücken es, dörren es dennoch
noch einmal aufl" dem fewer in gefessen, welche sie darzu gebranl
haben, hoyssen Yneppaun, darnach stossen sie es klein inn einem
höltzern mürsser, und seihen es durch ein sieb, machen es so zu
meel, das wert lange zeit, dann sie haben keinen gebrauch fisch
und fleisch zu saltzen. Solch meel essen sie dann zu dem wurtzel
meel, und es schmecket zimlich wol.
Wie sie ire speis gar machen.
CAPUT XL
Es sind viel geschlecht der völcker, der kein saltz essen. Die-
jenigen, da ich unter gefangen v^ar, deren etliche essen saltz, welchs
sie von den Frantzosen, die mit inen handeln, gesehen hatten. Aber
sie berichten mich, wie ein Nation völcker, daran ir landl stösset,
heyssen die Karaya, landtwerts hinein von dem Meer ab, die da
saltz machten von palmen beumen, und dasselbige essen, aber die
sein viel brauchten zu essen, lebten nicht lang. Und sie machen es
aufl" den gebrauch, daim ich es sähe und darzu halfi*: Sie hawen
einen dicken palmenbaum umb, und kliberen den in kleine spreiß-
lin, machen darnach ein gestelle von trocknen holtz, legen die
spreißlein darauff, und verbrennen sie mit dem dürren holtz zu
äschen. Von der äschen machen sie laugiMi, und die sieden sie,
das scheidet sich wie saltz. Ich meinet es were Salpeter gewesen,
probieret es im fewr, war aber keiner, schmeckte wie saltz, war
graw von färben. Aber der mehrertheil völcker essen kein saltz.
Wenn sie etwas sieden, es sey fisch oder fleisch, thun sie ge-
meiniicb grünen pfeffer darinn, und wann es ziemlich gar ist, heben
177
sie es auß der brüe, und machen dann einen dünnen brey drauß^
den heyssen sie Mingau, drincken in auß Kürbessen, [127] welche
sie vor gefessen haben. Auch wann sie einerley speise machen
wollen^ es sey fleisch oder fische, das es eine Zeitlang were, das
legen sie vier spannen hoch- über das fewer, auff höltzlein, und
machen dann ein zimlich fewer darunter, lassen es so braten und
reuchern, biß daß es gantz drucken wird. Wann sie es darnach
essen wollen, so .sieden sie es wider auff, und essens, und solch
fleisch heissen Mockaein.
Was für Regiment luid Ordnung sie hahen mit der Obrigkeit und
rechten.
CAPUT XII.
Sie haben sonderlich kein regiment oder recht, ein iede hütte
hat einen obersten, der ist ir König. Dann alle ir obersten sein von
einem stamm, eines gebiets und reginients, man mag drauß machen,
was man wil. Es mag sich clwan einer mehr gebraucht haben.
dann der ander in kriegs handliing, das er dar geslalt mehr gehör
hat. wann sie zu kriege ziehen dann die andern, gleich wie der
vorgemelte Konyan Bfjbe. Sonst hab ich kein sonderlich recht un-
der inen vernonmien, dann das die jüngsten seind den ellisten ge-
horsam, zu thun was ire silten mitbringen.
Wann etwan einer den andern erschlecht, oder erscheußt, ist
die l'reundlschafl^l bereitet den widerumb zu tödten, wie vvol es
selten geschieht. Auch seind sie irem obersten der hätten gehor-
sam, was der einen heißt, das thut er sonder einigen zwanglt, noch
forcht, dann allein auß gutem willen.
Wie sie ire diippen und gefeft backen, die sie brauchen.
(API T xni.
[128] Die Weiber machen die gefeß, die sie nützen, also: Sie
nemen Thon, und machen den wie ein teig, darauß machen sie was
gefeß sie wollen, lassens ein Zeitlang trucknen, wissens fein zu-
vermalen. Und wann sie die backen wollen, stülpen sie die auff
steine, setzen dann viel truckner baumschalen drumb her, stecken
Fed. u. St. 12
1T8
sie an, und darmit werden sie gebacken, das es glühet als ein
heiß eisen.
Wie sie irc gedrencke machen , daran s!e sich truncken tiincken , und wie
sie sich halten mit dem tnncken.
CAPUT XIIII.
Das weibsvolcii machet die gedrencken, sie nemen die wurizel
Mandioka, und siedln grosse düppen voll, wenns gesotten ist, ne-
men sie es auß den düppen, giessens in ein ander düppen oder ge-
feß, lassens ein wenig kalt werden, dann setzen sich die jungen
mägde darbey, und kewen es mit dem munde, und das gekewele
thun sie in ein sonderlich gefeß.
Wann die gesottenen wurtzeln alle gekewet sein, thun sie
das gekewete wider in das düppen, und giessen es widcrumb voll
Wassers, vermengens mit den gekeweten wurtzelen, und dann lassen
sie es widerumb warm werden.
Dann haben sie sonderliche gefeß, welche sie halb in die er-
den begraben haben, brauchen sie darzu, gleich wie man hie die
faß zum wein oder hier gebraucht. Da giessen sie es dann ein,
und machens wol zu, das giert in sich selbst, wird sterck, lassen
es also zween tage stehen, darnach trincken sie es, werden trun-
cken darvon. Ist dicke, speisset auch wol.
Es machet ein iede hütte ire sonderliche gedrencke. Und
[129] wann sich irer ein dorfF will frölich machen, welches ge-
meijilich des Monats einmal geschieht. So gehn sie erst alle mit
einander in eine liütten, Trincken da erst auß, das gehet so aufT
der reige her, biß das sie die gedrencke in allen hätten außge-
truncken haben.
Sie setzen sich um die gefeß her, da sie trincken, etliche auff
fewrbrende, etliche setzen sich auff die erden. Die weiber reichen
inen die gedrencke fein ordentlich. Etliche stehen, singen und
tantzen umb die gefeß her. Tnd auff der stette, da sie trincken,
schlagen sie auch ir wasser ab.
Das trincken wehret die gantze nacht, dantzen auch wol zwi-
schen den brendcn her, rüffen und blasen mit posaunen, machen
ein schrecklich gerücht, wann sie truncken werden- Auch siehst
man wenig das sie uneins werden. Sic sein auch einander sehr
179
günstig, was der eine mehr hat, von essen speiß dann der ander,
theilel er im mit.
Was der Milnner zierde ist, und wie sie sich vennulcn , und wa.« ire
namcn sein.
CAPUT XV.
Sie machen eine platten aufT irem haupt, lassen drumb her ein
krenlzlein von hare, wie ein Münch. Ich hab sie offl gefragt, wo-
her sie das muster der haar helten, Sagten sie, Ihre Vorvätter het-
tens an einem Manne gesehen, der hette Meire Humane geheisseiu
und hette viel wunderbarlichs dings unter inen gethan, und man
wil es sey ein Prophet oder Apostel gewesen.
Weiter fragte ich sie, womit sie hetten die har können ab-
schneiden ehe inen die schiff helten scheren bracht, sagten sie
fI30] hetten einen stein keil genommen, hetten ein ander ding
darunter gehallen, darauff die har abgeschlagen, dann die mitteiste
platte hatten sie mit einem «chiber, eins gehellen Steins, welche
sie viel brauchen zum schern gemacht. Weiter haben sie ein ding
von roten federn gemacht, heyssen kannittare, das binden sie umb
den kopff.
Sie haben auch in den understen lippen des mundes ein groß
loch, das machen sie von Jugend auff, wann sie noch jung sein, ste-
chen sie mit einem spitzen hirtzhorns knochen ein löchlin hindurc li,
darinn stecken sie dann ein steinlein oder ein höitzlein, und schmi-
rens dann mit iren salben, das löchlin bleibt dann offen, wenn sie
nun so groß werden, daß sie werhafflig sein, so machen sie es
ihnen grösser, dann so steckt er einen grossen grünen stein dar-
inn. Der ist so geformiret, und das schmale ende oben , kompl
inwendig in die lippen zu hangen, und das dicke herauß, und die
lippen des mundes hengt inen allezeit uider von dem gewige des
Steins, auch haben sie auff beiden örtern des mundes, in iedem
backen noch einen kleinen stein.
Etliche haben sie von Cristallsteinen, die sein schmal, aber
lang. Und noch haben sie einen zieraht, den machen sie auß gros-
sen Meerschnecken heusern, die heyssen sie Mattepue. i.st gemacht
wie ein halb mohn, das hencken sie an den halß, und es ist schnee
weiß Bogesso genant.
12»
f80
AucFi machen sie weisse korellen von Meerschnecken, die
hencken sie an den hals, isl eins huliiien dicke, haben viel arbeit
solche zu machen.
Auch binden sie Feddotbüsche an die Arme, vermalen sich
Schwarlz, auch mit roten und weissen federn, so bundl durch ein-
ander, und die federn kleiben sie aulT den leib, mit materien die
kompt auß den beumen, das streichen sie auff die örter [131] da
sie sich befeddern wollen. DaraufT bestreichen sie die feddern, das
bleibt kleben. Und sie malen sich auch einen arm schwartz, den
andern rot, die beine und den leib desselbigen gleichen.
Haben auch einen zierraht von Straußfedern gemacht. Das
isl ein groß rund ding vonn federn, das binden sie auff den hin-
dersten, wann sie zu krieg ziehen g»'gen ire feinde, oder wann sie
sunst ein fest machen, heysset Enduap.
Ire namen nennen sie nach den wilden Thieren, und sie geben
sich viel namen, aber doch mit dem unterscheid: Wann sie erst
geboren werden, so wird ihnen ein name gegeben, den behalten
sie nur so lang, biß das sie wehrhalTlig werden, und Feinde todt
schlagen, so viel er dann gelödtet bat, so manchen namen hat er.
W.1S der Weiber zieralif ist.
CAPUT XVI.
Die weiber malen sich unter dem angesichl, und über den
{»antzen leib, auch auff die vorgesagte weise, wie sich die Männer
vermalpn. Aber sie lassen das haar lang wachsen, wie auch an-
dere wtiher. Haben sonderlich keinen zierraht, dann inn den
ehren haben sie löcher, da hencken sie dinger ein, sein ungefer-
lich einer spannen lang, rund, ungeferlich eines daumen dick, heys-
sen auff ire spraach nambibeya, machen es auch von Meerschne-
fken. Matte pue genant.
Ihn namen sein nach den Vögeln, Fischen, Früchte der beume
g'eheyssen, haben von jugend auff nur einen namen, aber so man-
chen schlaven die Männer todt schlagen, so manchen namen geben
sich die weiber auch.
[132] Wann eins dem andern lauset, die leuse essen sie. Ich
hab sie offtmals gefraget, warumb sie es thun. Sie sagten, Es we-
ren ire feinde. Essen inen vom heubt, wollen sich an inen rechen.
181
Es seind auch keine besondere Heb Ammen da. Wann ein
weib in kinds nöten ist, laulFt hinzu wer der nechst darbey ist,
beyde Mann und weib. Ich hab sie sehen gehen ungeferlich in den
vierdten tag darnach, wie sie geberet halten.
Sie tragen ire kinder auff dem rück, in keiben V()n baumwobi
garn getnacht, thun ir arbeit mit in, die kindlin schlafen und seind
wül zufried, wie sehr sie sich mit inen bücken und regen.
Wie sie den kindleiii den ersten nainen geben.
::.\FLT XVI!.
Der Wilden einer, welcher mich fahen hulff, seine tVaw, hatte
einen jungen Son geberet, etliche tage darnach nam er seine nech-
sten nachpaweron der hütten, befragte sich mit inen, was er dem
kinde wol vor einen namen geben solle, der tapfer und schrecklich
were, sie hielten im viel namen vor, die im nicht behagten, meinte
er wolle im der vier Vorvälter namen einen geben, sagte die kin-
der, so der namen betten, gedeieten wol, und weren spülig schla-
ven zu fangen. Nennete die vi Vorvätter, der erste hieß Krimen,
dar ander Ilemittan, der dritte Koem, des vierdten namen hab ich
nicht behalten. Ich gedachte als er von Koem sagte, es müste Chan»
sein. Aber Koem heysset auff ire spraach der morgen. Sagte ich
im, Das er im denselben namen gebe. Dann derselbige würde
freilich seiner Vorvätter einer gewesen sein. Der namen einen
behielt das kindt. So geben sie iren kindern namen, sonder Tauff
und Beschneidung.
[133J Wie viel weiber einer hat, and wie er sich mit inen bult.
r\PlT XVIll.
Es hat der meiste hauff unter inen, einer ein weib, etliche
mehr. Aber etliche von iren Königen haben xiii oder xiiii weiber.
Der König, dem ich das letzte mal geschenckt wurde, von welchem
mich die Frantzosen keufiten, Abbati Bossange genant, der halle
viel weiber. Und eine die sein erste gewesen war, die war die
oberste unter inen. Eine iedere hatte ir eigen losament in der hüt-
ten, eigen fewr, ir eigen wurlzel gevvechs, mit welcher er dann
zulhun hatte, in derselbigeu losament war er, die gab im zu essen.
182
das gieng so umb. Die kindcr, so sie haben, vvcns kneblin sein,
und sie groß werden, ziehen sie auff weydwerck, und was sie
hringcn, gibt ein ieder seiner Mutler, die koehen das, und thcilen
dann den andern mit , und die weiber vertragen sich wol unlerein-
der. Sie haben auch den gebrauch, das einer dem andern ein weib
schenckt, so er einer müde ist. Auch schenckt einer dem andern
etwan ein dochter oder Schwester.
Wie sie sich verloben.
CAPUT XIX.
Sie verloben ire döchter wann sie noch jung sein, und so sie
groß werden, daß inen weibs gebrauch kompt, schneiden sie inen
die haar ab vom kopfl*, kratzen inen besonderliche schnidde in den
rücke, binden inen etliche wilde thiers zen6 an den hals, darnach
wann das haar wider gewachsen ist, und die schnid, dann sie thun
etwas drein damit es schwartz bleibe, wann es zugeheilet, das
halten sie so für ein ehr.
[134] Wann solche Ceremonien geendet sein, darnach über-
liefern sie dem, der sie haben sol, machen sonderlich kein Cere-
monien. Mann und Weib halten sich auch gebürlich, machen Ire
Sachen heimlich.
Item, Ich hab auch gesehen, das ein Oberster von inen bey
zelten des morgens frü durch alle hätten gieng, und kratzte die
kind mit einem scharptfen fischzan in die bein, sie damit forchlsam
zu machen, aufTdas, wann sie unleidlich werden, die altern ihnen
traweten, iener kompt, damit sie sie schweigen.
"Was ire guter sein.
CAPUT XX.
Es ist kein parthierung unter inen. Wissen auch von keinem
gelt zusagen. Ihre schelze sein feddern von Vögeln, welcher der
viel hat, der ist reidi, und welcher seine stein inn den lippen des
iQUnds hat, der ist auch der reichestcn einer.
Ein icde parthey Mann und Weib haben ir eigen wurizeln ge-
"wechs darvon sie essen.
i83
Was ir gröseste ehr ist.
CAPUT XXI
Ir ehr ist, Wann einer viel Feinde gefangen und todtgeschla-
gen hat. Dann das ist gebreuchlich unter inen. So man<hen feind
einer lodlschlecht, so manchen nanien gibt er sich. L'nd das sein
die vornemslen unter inen, welche solcher namen viel haben.
[135] Waran sie gleuben.
CAPUT XX n
Sie gleuben an ein ding, das wechst wie ein kürbs, ist so groß
wie ein halb maß düppen. Ist inwendig hoel, stecken ein stecklin
dardurch, schneiden ein löchlin dar ein, wie ein mundt, und thun
kleine steinlein darein, das es rasselt. Rasseln darmit wann sie
singen und tantzen, und heissen es Tammaraka.
Dieselbigen hat das Mannsvolck, ein ieder sein eigens, so seind
nun etliche unter inen, welche sie heissen Paygi, werden unter
inen geachtet gleich wie man hie die warsager achtet, dieselbigen
ziehen des jars einmal durchs landl inn alle hütten und geben für,
wie das ein geyst sey bey inen gewesen, welcher weil her von
frembden örtern kommen were, hetle inen maacht geben, das alle
die rasseien Tammaraka, welche sie wollen, sollen sprechen und
macht bekommen, wo sie es umb bitten, solle er gewäret sein. Ein
ieder will dann, das in seine rasseien die gewalt komme, machen
ein groß fest, mit trincken, singen und weissagen, halten viel sel-
tzamer Ceremonien. Darnach bestimmen die warsager einen tag in
eine hotten, welche sie ledig machen, müssen keine weiber oder
kinder darinne bleiben, dann gebieten die warsager, das ein ieder
sein Tammaraka rot vermale, mit federn, und dahin komme, so
wolle er inen die gewall uberlieffern, das sie sprechen sollen. Dar-
nach kommen sie in die hütten, so setzen sich die warsager oben
an, und haben ire Tammaraka bey sich in der erden stecken. Dar-
bey stecken die andern ire auch. Ein ied«r gibt den Warsagern
geschenck, welches sein flitschpfeile, feddern, dinger die sie an die
obren hencken, auffdas ie seines Tammaraka nit vergessen werde.
Wann sie dann alle bey einander sein, [136] so nimpt er dann ein
ledern sein Tammaraka sonderlich und bereuchert es mit kraud*^
welchs sie Bittin nennen. Darnach nimpt er die ra.ssel hart vor den
mundt, und rasseil mit, und sagt zu im: Nee Kora, nun rede, und
184
laß dich hören, bistu darinne. Dann redet er kleinlich, und gerad
ein wort, das man nicht wol mercken kan, ob es die rassei thu, oder
ob er es thue. Und das ander volck meinet, die rassei Ihu es. Aber
der warsager thuts selbs, so thut er mit allen rasseln, einer nach
der andern. Ein ieder meinet dann, das seine rassei grosse maacht
bey sich hab. Dann gebieten inen die Warsager, das sie zu kriege
ziehen, feinde fangen, dann die geyster, so in dem Tammaraka
seien, gelüste schlaven fleisch zuessen, demnach ziehen sie zu
kriege.
Wann nun der warsager Paygi auß allen rasseln götter ge-
macht hat, so nimpt dan ein ieder sein rasseln hin, heysset sie lie-
ber Son, machet ir ein eigen hüttlin, da es inne stehet, setzt im essen
vor, begert von im alles, was ^m von nöten ist, gleich wie wir den
warhafTligen Gott bitten. Das sein nun ir götter. Mit dem war-
hafftigen Gott der Himmel und erden geschaffen hat, haben sie
keine bekümmernuß mit, baltens für ein alt herkommens, das Him-
mel und erden gewesen sey. Wissen sonst nichts sonderlich von
anfang der weit.
Dann sie sagen : Es sey einmal ein groß wasser gewesen,
hab alle ire Vorvätter verseuffet, und etliche seien in einem Nachen
darvon kommen, etliche auff hohen beumen. Welchs ich achte, es
müsse die sündflut gewesen sein.
Wie ich nun das erstemal unter sie kam, und sie mir darvon
sagten, meinte ich es were elwan ein TeufTelsgespenst. Dann sie
sagten mir ofPtmals, wie die dinger sprechen. Wie ich nun in die
hütte kam, da die Weissager inne waren, welche die dinger sollen
sprechen machen, musten sie sich alle nieder[137]setzen. Aber
wie ich den betrug sähe, gieng ich zur hütten hinauß, gedachte,
Wie ein armes verbleutes volck ist das.
Wie sie auft den Weibern Weissagerin machen.
CAPUT XXill.
Sie gehen erstmals in eine hütten, und all die weiber der hül-
len, nemen sie die eine vor, die ander nach, und bereucheren sie,
darnach muß das weih kreischen und springen, und umblaufTen,
biß so lange sie müde werden, das sie auff die erden fallen, gleich
als ob sie todt weren, darnach sagt der Weissager, sihe ielzl ist sie
todt, baldt wil ich sie widerumb lebendig machen, wann sie dann
185
widerumb zu sici» selbs kompt, sagt sie sein nun spudig zukünfnige
dinge zusugeii. Wann sit^ dann zu kriege ziehen, so nriüssen inen
die Weiber über den krieg wursagen.
Es fieng einmal meines Herren fravv Cdein ich geschenckl
wurd zu lödtenj eine not hl an zuweissagen, sagte zu ireni Manne,
ir wer ein geyst auß fretnbdeu landen kommen, der begerle von
ir zuwissen, wie bald ich solle getödtet werden, und fragte nach
dem holtz, dannil man mich solle todlschlagen, wo das were. Er
antwortet ir, Es were nicht weit, alle ding were fertig, nur allein,
er Hesse sich beduncken, ich were kein i'orlugaleser, sondern ein
Frajjtzose. Wie das weih ire weissag volnbracht hatte, fragte ich
sie, wurunun sie ntir so nach dem leben stünde, dieweil ich ktin
feind were, ob sie nicht förchlet, das ir mein Gott ein plage zu
schicket. Sie sagte: Ich solle mich nicht daran keren , dann es
weren frembde geysler, wollen bescheid umb mich wissen. Sol-
cher Ceremonien haben sie viel.
[138] Wtirinnen sie aiitt' dem Wiisser l'aren.
CAPUT XXIIII.
Es ist ein art beume im lande, welche heyssen Yga Ywara,
des baums schalen lösen sie gantz ab, von oben an biß unden auß,
machen besunderlich ge.stell umm den bäum her, dieselbige gantz
abzubringen.
Darnach nem.en sie die schale, und tragen sie auß dem berge
bey das Meer, hitzen sie mit fewer, beugen sie binden und forne
hoch aufF, binden mitten zwersl höltzer darüber, das sie sich nicht
weiten, machen nachen darauß, darinnen irer xxx zu kriege kön-
nen fahren. Die schale ist eines daumen dick, wol vier füsse in
die weite, xl füsse lang, etliche lenger etliche kürtzer, dieselbigen
ruddern sie schwinde, fahren darmit so weit sie wollen, wenn das
Meer ungeslümm ist, ziehen sie die Nachen auffs landt, biß es wie-
der gut Wetter wird, sie geben sich über zwo meil weges nicht
ins Meer, aber langes dein lande her, fahren sie weit.
Warumb «in feind den andern esse.
CAPUT XXV.
Sie Ihun es von keinem hunger, sondern von grossem haß und
neid, und wenn sie im kriege gegen einander scharmülzlen, ruffet
i86
einer dem andern auß grossen haß zu, Dete Iinmeraya , Schermiu-
ramme, heiwoe, dich kommen alle unglück an mein essen kost, De
kange Jucve eypola kurine, ich vvil dir noch heuliges tages deinen
kopff zerschlagen, Sehe Innamme pepicke Reseagu, Meiner freunde
lodt an dir zu rechen hin ich hie, Yande soo, sehe mocken Sera,
Ouora Ossorinie Rire etc. Dein fleisch sol heutiges [139] tages ehe
Sonne unter gehet, mein gebrates sein. Solches alles Ihun sie auß
grosser feindtschaffl.
Wie sie ire anschlegc machen , wann sie wollen in irer feinde laudt zu
krieg ziehen.
CAPUT XXVI.
Wann sie wollen in irer feind landt zu kriege ziehen, so ver-
samlen sich ire Obersten, berathschlagen sich, wie sie es machen
wollen, das entbieten sie den in alle hüllen hin und wider, daß sie
sich rüsten. Und nennen ein art fruchte der beume, wann die reiff
werden, so wollen sie sie außziehen, dann sie haben keinen unter-
scheid der jar und tag. Auch bestimmen sie ein zeil außzuziehen,
wann ein art fische lelchen, welche Pralti heyssen auffire spr^ach,
und die leich zeit nennen sie Pirakaen. Auff solche zeit rüsten si*e
sich mit nachen nnd pfeilen, und hart wurtzeln meel, welchs sie
heyssen V Y than zu viclalia. Darnach beratschlagen sie sich mit
dem Pagy, den Weissagern, ob sie auch sollen victoriam haben.
Die sagen dann wol ja. Doch befelhen sie inen, daß sie achtung
auff die jreume haben , die in von den feinden treumen. Wann der
meiste haulf Ireumet, sie sehen irer feinde fleisch braten, das be-
deutet victoriam. Aber wann sie sehen ir eigen fleisch braten, das
bedeute nichts guts, das sie dann daheim blieben. Wann inen die
treumc nun wol behagen, rüsten sie zu, machen in allen hüllen
grosse gelrencke, trincken und tanlzen mit den abgöUern Tamma-
raka, ein ieder bittet seinen, das er im helff einen feind fangen.
Darnach fahren sie hin. Wann sie dann hart bey irer feinde landt
kommen, so befelhen ire Obersten die nacht zuvor, wann sie des
andern lages irer feind landschafTl wollen anfallen, das sie die
treume behalten, welche inen die nacht treumen.
[140] Ich war einen zug mit ihnen. Wie wir nun hart bey
ihrer feinde land waren, den abent zuvor, wie ire meinung war,
187
die andere nacht irer feinde land anzufallen , gieng der öborsler
durch das läger her, sagt das sie die treuinc wol behielten, die
inen die nacht treumen würden, gebot weiter, das die jungen ge-
sellen selten, wenn der tag anbreche, Wild schiessen und vihe
fahen. Das geschähe, der oberste ließ es gar machen, darnach ge-
bot er den andern obersten, die kamen vor seine hüllen, setzten
sich alle aulf die erden, in einen runden kreiß, ließ inen zucssen
geben, wie sie gessen hatten, erzelten sie die treume, soviel das sie
ihnen wol behagten, darnach tantzten sie mit den Tammaraka vor
freuden. Irer feinde hütten besichtigen sie in der nacht, fallen an
in der morgenstund, wenn der tag anbricht. Wenn sie einen fan-
gen, der hart verwundl ist, den tödten sie bald, und führen das
fleisch gebraten mit heim, welche aber noch gesund sein, führen
sie lebendig mit heym, darnach in ihren hütten tödten sie sie, sie
fallen an mit einem geschrey, treten hart wider die erden, blasen
in bosaunen von kürbsen gemacht, haben alle schnür umb sich ge-
bunden, die feinde damit zu binden, vermalen sich mit roten fed<r
dem, auir das sie sich vor den andern kennen, schiessen schwinde,
schiessen auch fewrige pfeile aulf irer feind hüllen, die dumil an-
zustecken. Und wann irer einer verwundl wird, haben sie ir eigen
kreuter damit sie sich heylen.
\V«s ir kriegs rüstung ist.
CAPUT. XXVII.
Sic haben flilschbogen, und die spitzen der pfeilen sind von
knochen, die sie scharpff wetzen, und darauff binden, machen sie
auch von lischzenen, welche man heis[141]set Tibera'i.i, werden
im Meer gefangen. Auch nemen sie baumwoil, vermengen sie mit
wachs, bindens oben an die pfeile, stecken fewr darein, das sein
ire fewrpfeile. Sie machen auch schild von baumschalen, und an-
dern wilden thiers heulen, sie vergraben aueh spitze dörner, gleich
wie hie die fußangel.
Habe auch von inen gehört, aber nicht gesehen, das, wenn
sie es Ihun wollen, sie ire feinde auß den feslungen können ver-
treiben tnil pfefTer, welcher da wechst, der gestall: Sie wollen
große fewr machen, wann der windl wehele, und werffen dann
des pfetfers einen hauffen darein, wann der dampfl" zu inen in die
188
hüllen schlüiro, niüslcn sie inen entweichen, und ich glauhs wol.
Dann ich war ein mal mit den Porlugalesern iti einer provinlz des
landes Brannenbucke genant, wie hie bevor gernell. Da bliebe^i
wir mit einem schilF auff dem Irucknen in einem refier ligen, dann
die Hut war uns entgangen, und es kamen viel Wilder, meinten
uns zuneriien, aber kontens nicht. Da wurfFen sie viel truckner
slreuch z\vischen das schilT und das ufer, vermeinten uns aucii mit
pfefTers darnpfTe zuverjagen. Aber sie konten das holtz nicht an-
zünden.
Mit was Ci-Temonien sie ire Feinde tödten und essen. Womit sie sie todt-
schlagen , und wie sie mit inen iimbgehcn.
CAPUT XXVHI.
Wann sie ire feinde erstmals heimbringen, so schlagen sie die
weiber und jungen. Darnach vermalen sie inen mit grawen t'ed-
dern, scheren im die augbrawcn über den äugen ab, Dantzen umb
in her, binden inen wol, das er inen nicht entlaufft, geben im ein
weih das in vervvaret, und [142] auch mit im zu thun hat. Und
wann die schwanger wirdt, das kindl ziehen sie auff biß es groß
wird. Darnach wann es inen in den siim kompt, schlagen sie es
todt und esscns. Geben im wol essen, halten inen ein zeillang,
rüsten zu, machen der gefeß viel, da sie die gedrencke in thun,
backen sonderliche gefeß, darin thun sie die reidtschafft, darmit sie
in vermakjn, machen Fedderqueste, welche sie an das holtz bin-
den, darmit sie in todlschlagen, macheu ein lange schnür Massu-
rana genant, da binden sie inen ein, wann er sterben soll. Wann
sie alle reidtshafft bey einander haben, so bestimmen sie ein zeit
wann er sterben sol, laden die Wilden von andern dörffern, das sie
aulF die zeit dahin kommen. Dann machen sie alle gefeß vol ge-
trencke, und einen tag oder zwen zuvor«. Ehe dann die weiber
die getrenike machen, führen sie den gefangen ein mal oder zwey
auff den platz tantzen umb inen her.
Wann sie nun alle bey einander sein, die von aussen koininen,
so heysset sie der Oberste der hüllen vvilkommen, spricht: so
kompt, helffet ewern feindt essen. Des tages zuvorne, ehe sie an-
heben zu trincken, binden sie dem gefangenen die schnür Mussu-
rana umb den hals. Desselbigen Inges vermalen sie das holtz^
i89
Ivvera Periirric genant, dannit sie in todl schlagen wollen, welches
geslait ist wie diese Figur anzeigt. (Folgt im Original ein Holtz-
sehnitt.) Ist lenger dann ein klafTter, streichen ding daran das
klebet. Dann nemen sie eycr schalen, die sie graw, und sein von
einem vogel Mackukawa genant, die slossen sie klein, wie staub,
und streichen das an das holtz. Dann sitzet ein fraw und kritzelt
in dem angeklebten eyerschalen staub. Dieweil sie malet, stehet
es vol weiber uinb sie her, die singen. Wann das Iwera Pemmo
dann ist, wie es sein solt, mit fedderquesten und anderer reid-
schafft, hencken sie es dann in eine ledige hütten über die erden
an einen reidel, und singen dann darumb her die gantze nacht.
[143] Dasselbigen gleichen vermalen sie den gefangenen
sein angesicht. Auch dieweii das weib an im malet, dieweil singen
die andern. Und wann sie anheben zulrincken, so nemen sie
den gefangnen bey sich, der trincket mit inen und sie schwatzen
mit im.
Wann das trincken nun ein ende hat, des andern tages dar-
nach ruhen sie, machen dem gefangnen ein hütlin anlF den platz,
da er sterben sol, da ligt er die nacht inne, wol verwaret. Dann
gegen morgen ein guti3 weil vor tage, gehen sie tantzea und singen
umb das holtz her darmit sii; in todtschlalien wollen biß das der
tag anbricht, dann zihen sie den gefangenen auß dorn hütlin, bre-
chen das hüllin ab, inachen räum, dann binden sie im die mussu-
rana von dem hals ab und binden sie im umb den leib her, ziehen
sie zu beiden selten steifF. Er stehet mitten darinn gebunden, irer
viel halten die Schur aull' beider\ enden. Lassen in so ein weil
stehen, legen steinlcin bey in, darmit er nach den weibern werlfe.,
so umb in herlautlcn und dravven im zu essen. Dieselbigen sein
nun gemaU'l und darzu geordiniret, wenn er zerschnitten würd,
mit den ersten vier stücken und) die hütten her zulaulTen. Daran
haben die andern kurlweil.
Wann das nun gescheheii ist, machen sie ein fewer ungefer-
lich zweier schritt weit von dem Schlaven. Das fewer muß er
lehen. Darnach kompt ein fraw mit dem holtz Iwcra Pemme, ge-
saufTen, köret die Fedderquesten inn die höhe, kreischet von freu-
den, laulfet vor dem gefangenen über, das er es sehen sol.
Wann das geschehen ist, so nimpt ein Mans person das holtz,
gehet mit vor den gefangenen stehen, helt es vor in, daß ers an-
190
sihet, dieweil gehet der, welcher in todtschlagen wil, hin, selb
xiiii oder xv und machen ire leib graw mit äschen, [144] dann
kompt er mit seinen zucht gesellen aulT den plalz bey den gefang-
nen , so uberlifFert der ander so vor dem gefangnen steht, diesem
das holtz, so kompt dann der König der hütten und nimpt das holtz,
und steckts dem der den gefangenen sol todt schlagen, einmal zwi-
schen den beynen her, welches nun ein ehr unter inen ist. Dann
nimpt der widerumb das holtz, der den todt schlagen sol, und sagt
dünn: Ja hie bin ich, ich wil dich tödten, dann die deinen haben
meiner freunde auch viel getödtet und gessen, antwortet er: wann
ich todt bin, so habe ich noch viel freunde, die werden mich wol
rechen, darmit schlecht er inen binden auff den koplF, das im das
hirn darauß springt, als baldt nemen in die weiber, zihen in auO*
das fewer, kratzen im die baut alle ab, machen in gantz weiß,
stopiTen im den hindersten mit einem holtze zu, aufl' das im nichts
entgehet. Wann im dann die haut abgefeget ist, nimpt in ein
mannsperson, schneidet im die beine über den kniehen ab, und die
arme an dem leibe, dann kommen die vier weiber, und nemen die
vier stücke, und lauffen mit umb die hütten her, machen ein groß
geschrey von frcuden, darnach schneiden sie im den rücke mit
dem hindersten von dem vorlheil ab, dasselbige theilen sie dann
tinter sich, aber das ingcweyd behalten die weiber, sieden, und in
der brüe machen sit; einen brey, uiingau genant, den trincken sie
und die kinder. Das ingcweid essen sie, essen auch das fleisch
umb das baupt her, das hirn in dem haupt, die zungen, und we[\
sie sunst daran geniessen können, essen die jungen. Wann das
alles geschehen ist, so gebet dann ein ieder widerumb heim, und
nemen ir tbeil mit sich. Derjenige so diseu getödtel hat, gibt sich
noch einen nauien. Und der König der hütten kratzet inen mit ei-
nem wilden thieres zane oben an die arme. Wann es recht ge-
heylet ist, so sibet man |i45J die masen, das ist die ehre darfür.
Dann muß er densclbigen tag still ligen in einem netz, thun im ein
kleines llitschböglin mit einen) pfeil, darmit er die zeit vertreibt,
Scheusset inn wachs. Geschieht darumb das im die arme nicht un-
gewiß werden von dem schrecken des todtschlagens. Diß als hab
ich gesehen und bin dabey gewesen. Sie können auch bey keiner
gesatzten zal weiter zelen, dann biß auff fünff. Wann sie weiter
zefen wollen weisen sie bey fingern und zehen der füsse Wann
191
^e wollen von grosser zal reden, weisen sie auff vier oder fünff
^ersonen, so viel finger und zehen die haben.
Bericht etlicher Thier im Lanrle.
CAPUT XXIX.
Es hat inn dem LandtRehböck, wie hie wild schwein, zweler-
ley art. Deren art eine sein wie hie im land. Die andern klein
wie junge Schweinlein, heyssen Teygasu Dallu, sein sehr übel zu-
fahen in den fallen, welche die wilden brauchen wild zu fangen.
Es hat auch Meerkatzen da, dreierley art. Ein art die heyssen
Key, sein der die hie ins landt kommen.
Dann ist noch ein art die heyssen Ackakey. Springen ge-
meinüch mit grossen haulfen auff den beumen, machen ein groß
geschrey im holtz.
Und ist noch ein art die heyssen Pricki, sein rot, haben härte
wie Zigen , sein so groß wie ein mittelmessig hundt.
Auch hat es ein artlhierer heyssen Dattu, ist ungeferlich einer
spannen hoch, anderthalber spannen lang ist, gewapnet allenthalben
umb den leib her, nur allein am bauch hat es nichts. Das wapen
ist wie hörn, schleusset auff einander [146] mit gelencken, wie
hämisch, hat ein langes spitziges mündlein, einen langen schwantz,
geht gern umb stein klippen jier, sein speiß ist Ameisen, hat fet
fleisch, hab offt darvon gessen.
CAPUT XXX.
Es hat ein art Wildts, heyssel Serwoy, ist so groß wie eine
katze, weißgraw von hare, auch schwartzgraw, hat einen schwantz,
wie ein katz. und wann es geberet, hals ein junges oder sechs,
hat ein schlitz an dem bauch, ist wol einer spannen lang, un4
inwendig des Schlitzes hats noch ein haut. Dann der bauch ist im
nit oiTen, und inwendig dem schlitz hats die dütten, und wo es
hingehet, tregt es die jungen in dem schütz zwischen den zweien
heuten. Ich hab sie ofTlmals helfTcn Fangen, und die jungen auß
dem schlitz gelanget.
Es hat auch viel Tiegerthier im landl , welche die leut würgen
und grossen schaden thun.
192
Hat auch ein art Löwen, welche man heyssel Leoparda, das
ist gesagt, Giawe Löwen. Und anderer sellzanier Thierer viel.
Es ist ein thier genant Cativare, helt sich aufT dem landt und
in dem wassor. Den schilir, so bey den ufern der süssen wasser
stehet, essen sie. Wann sie sich vor etwas förchlen, fliehen sie
ins wasser auff den grund, sein grösser dann »;in sciiaf, haben einen
kopff nach der art, wie ein hase, doch grösser, und kurtz obren,
haben einen sturnpifen schwantz, zimlich hohe beine, Lauffen
schwind aufl" dem lande, von einem wasser zum andern, istschwarlz
graw von haare, hat drey klotzen an iedem fuli, schmacket wie
Schweinen fleisch.
Auch hat es ein art grosser Eydexen im wasser, auch auff
dem lande, dioselbigen sein gut zuessen.
[147] Von einer art wnrnilin , wie kleine flöhe, welche die wilden heyssen
Attun.
CAPUT XXXI.
Es hat würmlein, sein wie flöhe, doch kleiner, heyssen Attun
auff der Wilden spr-iiacli. Werden in den liütlen von der leut un-
reiniffkeit Dieselbigen kriechen einem in die füsse, und es jucket
einem nur inwendig, waiuj sie hineinkriechen, die fressen sich ins
fleisch hinein, das man es sonderllüh nicht fület, Wann man es
nicht gewar wirl und sie als bald herauß langt, hecket es einen
klumpen niesse, so rund wie ein erbis. Wann maus dann gewar
wird und herauß langt, bleibt ein löchlin im fleisch, so groß wie
ein erbis. Ich hab gesehen, wie ich erstmals mit den Hispaniern
da in die landtschafl't kam, das sie etlichen von unsern gesellen die
füsse gar verderbten, dann sie kein acht daraufl" hatten.
Von einer art fledermeusen des landes, wie sie die l»=ut des nachts im schlaft'
in die zeben der füsse und in die Mtirne beissen.
CAPUT XXXH.
Es hat auch ein art fledermeuß, sein grösser dann die so in
Teutschland sein. Die fliegen des nachts in die hütten umb die netz
her, darinne die leut schlaffen. Und wann sie verneinen, das einer
schlaffet und sie machen laßt, fliegen sie bey die füsse, und beissen
193
einen niundt vol, oder beissen sie in die slirne, und fliegen dann
widerumb hinweg.
Da ich under den Wilden war, bissen sie mir ofTlmals von den
zehen der füsse. Wann ich auffwachele, sähe ich die zehen blutig.
Aber sie beissen die Wilden gemeinlich in die stirn.
[148] Von Rinen oder Inien des landes.
CAl'Ui XXXIII.
Dreierley art Bienen sind in dem landl. Die ersten nach der
art schier wie die hie zu landt.
Die anderen, sein schwartz und so groß wie fliegen.
Die dritten, sein klein wie miicken, diese binen alle haben
iren honig inn holen beumen, und ich hab offtmals mit den Wilden
honig auügeliawen.
Von Vögeln des landes.
GAPUT XXXIIH.
Es sind auch viel seltzamer vögel daselbst, ein art genant,
IJwara Pirange, die haben ire füdderungen bey dem Meer, nisten
auff den kuppen, welche ligen hart bey dem lande, ist bey nahe so
groß wie ein huen, hat ein lange schnippen, beine wie ein Rei-
ger, doch nit so lang, hat die natur, die ersten feddern, so den
jungen außspriessen, sein weißgraw. Darnach wenn sie flück
werden, sein sie schwartzgraw , darmit fliegen sie dann bekannt
ein jar, dann verwandeln sich dieseibigen feddern und der gantze
Vogel wird so rot, als einige rote färbe sein mag, so bleibt er dann,
seine feddern sein groß geacht von den Wilden.
Bericht etlicher beume des landes.
CAPUT XXXV.
Es sein da beume, welche die wilden Juni papeeywa nennen,
auff denselbigen beumen wechst ein frucht einem apfel nicht sehr
ungleich, die frucht kawen die [149] wilden, und drucken den saflX
in ein gefeß, darmit vermalen sie sich, wenn sie es erstmals auflf
die haut streichen, ist es wie wasser, darnach über ein weile wird
inen die haut so schwartz wie dinlen , das werel biß in den neund-
fed H. St. 13
194
(en tag, dann so v(;rgehet es, und ni( ehe der zeit, wie viel sie
sich waschen im wasser.
Wie die BaumwoHe wechect ur<l dtr Prahilianifiche pfeffer, auch etliche
andere wurtzeln mehr, \%'ekhc die wilden pflantzen zu essen.
rAi'irr xxxvi.
Die Baumwoll wechset aiiff beumlein, ungeferlich einer klaff-
lern hoch, hal viel äste, wenn sie bliicl gewinnet sie köpfe, wenn
sie wil reilT werden , Ihul sie sich auff, und die woli stehet so in
den knöpffen iimb schwartze kernlein her, welchs die saal ist, dar-
von man sie pflantzl, der knoppen sein die streichlein vol.
Der pfeffer des laiidos ist zweierley art, der eine geel, der
ander rot, wechset doch auff eine w(!ise. Grüne ist er so groß,
wie hagenputten, so auff den dörnern wachsen; ist ein kleines
hcuinlein, ungeferlich einer halben klafftern hoch, und hat kleine
bletlin, hengt vol des pfelFers, ist scharpff in dem munde; pflücken
in ab wann er zeitig ist, trucknen ihn in der Sonnen.
Es sein auch wurtzelen die heyssen .lettiki, sein von gutem
geschmack. Wann sie die pflantzen, schneiden sie die kleine stück-
lein, stecken die stück in die erden, das empfengt sich dann und
breitet sich über die erden her, wie hoppen beume; wirdt voll der
wurtzelen.
195
[150]
BESCHLUSSREDE.
Dem Leser wünschet Hans Staden Gottes gnad und fried.
Günstiger Leser, Diese meine SchifTart und reise hab ich auß
ursach der kürlze nach beschrieben, allein den anfang zuerzelen,
wie ich in der Tyrannischen völcker gewalt kommen bin, darmit
anzuzeigen, wie gewaltiglich one alles hoffen, mich der Nothelff'er
unser Herr und Gott erlöset hat auß irer gewalt. Das auch ein
ieder höre, daß der AUmechtige Gott letzt noch eben so wol seine
Christgleubigen under dem gotlosen Ueydniscbem volck wunder-
barlich beschützet und geleilet, als er von anbegin ie gethan hat
Das auch ein ieder mit mir Gott darfür danckbar sey, und sich in
der zeit der not aulT inen verlasse. Dann er selber spricht: Ruffe
mich an in zeit der noth, so wil ich dich erretten, und du soll mich
preisen etc.
Nun möcht mancher sagen: Ja solte ich das alles drucken las-
sen, was ich mein tag versucht und gesehen hab, müst ich ein
groß buch machen? Es ist war, der gestalt nach wüste ich auch
noch viel mehr '^ubeschreiben Aber es hat die gestalt nicht. Ich
habe die meinung, was mich darzu bewegt hat, diß büchlein zu-
beschreiben, gnugsam hin und wider angezeigt. Wiewol wir alle
schuldig sein Gott zuloben und dancken, das er uns behütet hat,
von der ersten geburt stunden biß au(f die gegenwärtige stund
unsers lebens.
Weiter. So kan ich das wol erachten, das der innhalt dises
büchlins etlichen wird frembd beduncken. Wer kan dazu. [151]
Nichts desto weniger, so bin ich der erste nicht, und werde der
leiste auch bleiben, dem solche schifTarlen, landt und völcker wol
bekant sein. Dieselbigen es auch aller ding nicht mit lachen sein
inne worden, und noch innen werden.
Aber das dem, den man vom leben zum todt bringen wil, solte
13»
196
zu mute sein, als dtneii so weit darvon stöhn und zusehen, oder
die darvon hören sagen, das weiß sich ein ieder wol zuberichten.
Wann die auch alle sollen den Tyrannischen feinden in ire
gewalt kommen, so in America siegeln, wen wolle dann dahin
verlangten.
Aber das weif) ich warhafflig, das mancher ehrlicher Mann in
Castilien, Portugal, Franckreich, auch etliche zu Andorff in Bra-
band, so in America gewesen sein, mir das müssen zeugnuß ge-
ben, das dem so sey, wie ich schreibe.
Aber denen, so solche dinge unbewusl sein, berufe ich mich
öufF diese zeugen, Gott zuvor.
Die erste reyse, so ich thet in America, war mit einem Portu-
galesischcn Schiffe, der Hauptman hieß Pintyado, waren unser
drey Teutschen im schiff. Einer war von Bremen, hieß Heinrich
Brant. Der ander hieß Hans von Bruchhausen, und Ich.
Die ander reise thet ich von Civilien auß Hispanien nach Rio
de Platta, ein provinlz in Amerika gelegen so genant. Der oberste
zu den schiffen hieß Don Diego de Senabrie. War kein Deutscher
aiiff der reyse mit. Aber nach langer mühe, angst und gefahr zu
w asser und land, welches wehrete zwey jar, alles in der einen
reyse wie gemelt. Zum leisten liUen wir Schiffbruch, bey einer
inseln genant S. Vincente, ligl hnit an dem Fußfesten lande Prasi-
lien, und Porlugaleser bewonen sie. Daselbst fand ich einen Lands-
man, Eoba[152]ni Hessii seligen Son einen, der mich da wol era-
pfieng. Noch hatten KaufFherrn vonn Antdorff, welche man die
Schelz heißt, einen Factor da, der hieß'l'eter Rösel, die beyde
müssen mir das zeugnuß geben, wie ich da bin ankommen, auch
wie ich lelzlich von den Tyrannischen feinden bin gefangen worden.
Weiter, die SchiOleut, so mich den Wilden abkaufften, waren
auß Normandi in Franckrei<'li. Der hauptmann des Schiffs war von
Waltavilla, genant Wilhelm de Moner. Der Sfewrman hieß Francoy
de Schantz, war von llnrflor, der Dolmels^'h war von Harflor, ge-
nant Perolt. Die ehrlichen leul (Gott lone es inen in der ewigen
seligkeitj die haben mir geholffen, nechst Gott, in Franckreich.
Haben mir helffen ein paßporl erlüngen, haben mich gekleidet,
gaben mir zerung, d:e müssen mir das zeugnuß sein, wo sie mich
bekonunen haben.
Darnach schiffte ich von Dippaw auß Franckreich, kam gen
197
Luiiden in Eiigellandl. Da erfuhren die kauffg^esellen der Nidder-
lendischen bursche von dem schifTman, damit ich dahin kam, wie
es umb mein sach gelegen war. Luden mich zu gast, verehreten
mich mit einem zeerpfenning. Darnach siegelte ich in Teutschlandl.
Zu AntdoriT kam ich in das hauß von Oka, zu einem kauffherrn
Jaspar Schetzen genant, demselbigen steht der gemelte Factor Peter
Rösel in Sanct Vincente mit zu, wie gemelt. Dem bracht ich die
zeittungen, wie die Frantzosen seines Factors schifflein inn Rio de
Jenero hellen angefallen, aber weren wider abgeschlagen. Der-
selbig kauffher schanckte mir zwen Ketsers * Ducaten zur zehrung,
Gott wolle es im vergelten.
[153] So nun etwan ein junger gesell were, der mit diesem
schreiben und zeugen keinen genügen hette, Darmit er nicht im
zweiffei lebe, so neme er Gott zu hilff, und fahe diese reyse an.
Ich hab im hierin kundtschafft genug gelassen, der spur volge er
nach. Dem Gott hilfft, ist, die weit nicht zugeschlossen.
Dem allmechtigen Gott, der alles in allem ist, sey lob, ehr und
preiß von ewigkeit zu ewigkeit Amen.
Gedruckt zu Franckfurdt am Mayn, durch Weygandt Han,
in der Schnurgassen zum Krug.
* ? Kaisers.
«39
SCHLUSSBEMERKUNGEN DES HERAUSGEBERS.
NICOLAUS FEDERMANN UND DIE WELSERISCHE UNTER-
NEHMUNG IN VENEZUELA.
Federnianns Indianische Historia, diu wir, zum erstenmal seit
ihrer Erscheinung im Jahr 1557, in einem neuen Abdruck der
deutschen Lesewelt vorlegen , ist einer der wenigen deutschen Be-
richte von den zahlreichen Entdeckungs- und Eroberungszügen,
die im iOten Jahrhundert in America gemacht wurden. Der kühne
abenteuerliche Zug, welchen Federmann beschreibt, war ein
Versuch, welcher im Namen des welserischen Handlungshauses in
Augsburg gemacht wurd^e, um dasselbe in Besitz des von Kaiser
Karl V als Pfe d i.r ein Anlehen übernommenen Landes Venezuela
zu setzen.
Es dürfte für den Leser von Federmanns Schrift von Inter-
esse sein, die Geschichte jener merkwürdigen welserischen Un-
ternehmung, des ersten und einzigen großartigen Colunisations-
Versuches, den die Deutschen in der neuen Welt machten, sich zu
vergegenwärtigen. Die Welser, die eines der bedeutendsten Hand-
lungshauser der damaligen Zeit hatten und mit dem immer geidbe-
dürftigen Kaiser Karl V häufig in Geldgeschäften standen, wollten
an der Golderute, die sich in America darbot, auch ihren Antheil
haben. Sie halten von der nördlichen Küste Südamericas gehört, nls
von einem Gebiete, das große Ausbeule verspreche. Diese Gegend
schien ihnen um so lockender, da die Spanier dort sich noch wenig
ausgebreitet hatten. Letztere hatten das Land zwar entdeckt, aber
diese Entdeckung noch nicht gehörig ausgebeutet. Eine von Aroe-
rigo Vespucci veranstaltete Expedition unter dem Führer Alfonso
von Ojeda hatte im Jahr 1499 an der Nordküste von Südamerica
einen günstig gelegenen Seehafen und in dessen Nahe ein Dorf ge-
funden, das wie Venedig auf Pfählen gebaut. war, weßhalb er ei
Venezuela d. h. klein Venedig nannte. In der Folge wurde diese
200
leicht zugängliche Küste das Ziel von Raubschilfen, die von Do-
mingo kamen und die Einwohner, welche ihnen in die Hände fielen,
als Sclaven mitschleppten, um sie in die Bergwerke zu verkaufen.
Um diesen Raubanfälien Einhalt zu thun, beschloß die spanische
Regierung, in jener Gegend eine Niederlaßung zu gründen, von
der aus einige Abwehr geleistet werden könnte.
Ein gewisser Johann \on Ampuez wurde zum Statthalter die-
ser Gegenden ernannt und beauftragt, mit der ihm mitgegebenen
Mannschaft eine Stadt anzulegen. Er segelte 1523 dorthin ab und
fand die Gelegenheit über Erwarten günstig. Es gelang ihm, mit
einem mächtigen Kaziken ein Freundschaflsbündniß zu schließen,
das ihm die Ansiedlung sehr erleichterte. Die beabsichtigte Stadt
wurde angelegt, und zuerst nach dem Tagesheiligen Santa Ana,
später dem Namen eines dort wohnenden Volksstammes folgend
Coro genannt. Sie war zwischen zwei Seehäfen sehr günstig ge-
legen, das anschließende Hinterland sehr fruchtbar und das Klima
gesund. Überdiß verbreitete sich die Kunde, in der Nähe seien
reiche Goldminen. Von diesem Land hatten die Welser durch ihren
Agenten in Spanien gehört, und sie machten nun dem Kaiser Karl,
der um ein bedeutendes Anlehen mit ihnen in Unterhandlung stand,
den Vorschlag, er solle ihnen dieses noch kaum in Besiz genom-
mene Land als Pfand für das zu machende Anlehen zur weiteren
Eroberung, Colonisierung und Ausbeutung überlaßen. Die spani-
sche Regierung, die, wie es scheint, noch keine bestimmten Plane
mit dem Lande hatte, gieng darauf ein, und es wurde nun zwischen
Welser u. Comp, und der Krone Caslilien ein Vertrag geschloßen,
welcher ersleren die Landstrecke zwischen dem Cap Vela und dem
Cap Maracapana als Lehen überließ. Die Welser sollten 4 Schiffe
mit 300 iMann ausrüsten, welche sich mit Lebensmitteln auf ein
Jahr versehen, innerhalb zweier Jahre zwei Städte gründen und
drei feste Plätze anlegen sollten. Von allen Einkünften des Landes
sollten sie 4 Procente beziehen und 12 D Meilen als Eigenthum
besitzen. Das Amt eines Statthalters sollte ein erbliches Vorrecht
der Familie Welser sein, in der Art, daß derjenige vom Könige
dazu ernannt werden müste, den die Familie präsentieren würde.
Über die Eingebornen wurde den Eroberern soweit freie Verfü-
gung eingeräumt, daß sie dieselben zu Sclaven machen durften,
wenn sie ihnen nicht freiwillig die verlangten Dienste leisteten;
201
aucli war es ihnen erlaubt, von den Indianern Sclaven zu kauTen,
unter der Bedingung, daß der vierte Theil des Kaufpreises an die
königliche Kasse bezahlt würde.
Für den Bezug von Ausiüstunosniitteln waren noch allerhand
Vergünstigungen eingeräumt. Waffen durften sie sechs Jahre lang
aus den Arsenalen von Sevilla beziehen, Pferde und anderes Vieh
von d«'n westindischen Inseln nehmen, Lebensmittel zu eigenem
Gebrauch zollfrei einführen. Die ganze neu zu gründende Colonie
wurde übrigens unter spanische Oberhoheit gestellt, alle Verord-
nungen, welche von der spanischen Regierung für die Colonieen
erlaßen wurden, sollten auch für Venezuela gültig sein. Auch
hatten die spanischen Beamten Befugnis, Controle zu üben, be-
sonders nach etwa verheimlichten Schätzen zu forschen und dafür
zu sorgen, dass an den Küsten kein verbotener Handel getrieben
werde. Auf diese Bedingungen hin erhielt das Haus Welser ein
schönes fruchtbares Land von etwa 35000 D Meilen zur Eroberung
und Colonisation. Mehr als 8000 D Meilen davon ist treffliches
Ackerland, das zu den fruchtbarsten und schönsten Länderstrec-
ken Americas gehört, und überdiß durch die Nähe guter Häfen
die beste Gelegenheit für den Umtausch der Producte bietet.
Die Welser waren durch diesen Vertrag zwar nicht unbe-
schränkte Herren des Landes geworden, aber sie konnten darin so
frei schalten und walten, als es immer der Zweck der Colonisierung
forderte. Wenn sie ihre Sache gut machten, konnten sie nicht nur
für sich eine reiche Einkommensquelle eröffnen, sondern ihrem
Vaterland einen unberechenbaren Vortheil verschaffen. Sie konn-
ten Deutschland seinen Anthoil an der neuen Welt sichern, ein
weites Feld für Colonisation und Auswanderung bereiten und in
America eine Stätte deutscher Bildung begründen, die ihm als Er-
gänzung zur spanischen sehr wohlthätig hätte u erden können. Aber
«iieses Glück war den Weisem und Deutschland nicht beschieden.
Die gute Gelegenheit gieng leitler ungenüzt vorüber. Zunächst
freilich machten die Welser ernstliche Anstalten zu kräftiger Durch-
führung des Unternehmens. Es wurden mehr Leute angeworben,
als im Vertrag ansbedungen war, 400 Mann zu Fuß und 80 zu
Pferd, aber es gelang ihnen nicht, die rechten Führer zu gewituien.
An der Spitze der ersten Sendung stand Ambrosius DaUitjgijr
von Ulm, der als Geschätlsführer der Welser mit einem anderen
202
l'lnkjr, Gcorp Ehinger, jenen Vertrag mit der spaoischen Kegie-
rung abgeschloßen hatte. Was er früher war, wißen wir nicht.
Kr zeigt sich bei Ausführung seines Auftrags als ein kühner, un-
erschrockener Mann, aber zugleich roh, grausam und geldgie-
rig; er wüste seine Aufgabe nicht als Missionär europäischer
Cultur, ja nicht einmal als kluger Geschäftsmann aufzufaßen. An-
fangs des Jahres 1529 kam er mit seiner Mannschaft nach Coro,
von wo der bisherige spanische Slatthalter bitter gekrankt ihm wei-
chen muste. Eine seiner ersten Anordnungen war die Einführung
eines hohen Eingangszolles für Waaren , was ihm natürlich die an-
gesiedelten Spanier abgeneigt machte. Ein Hauptfehler war es
aber, daß er, anstatt wie die Verträge es ihm vorschrieben und
die anwesenden spanischen Ofliziere ihm anrietlien, Niederlaßungen
zu gründen, um einen festen Rückhalt im Land zu gewinnen, von
der Sage eines mit fabelhaften Reichlhümorn angefüllten Landes
gelockt, mit uid)edachter Hast einen Raubzug in das Innere antrat.
Er drang durch das Thal Eupari gegen denMagdalencnlluß vor, und
da er nicht alsbald die gehofften Goldreichthümer ftind und die In-
dianer, auf die er stieß, ihm nicht den Weg dazu sagen konnten
oder wollten, so wüthete er grausam gegen sie, zerstörte ihre
Dörfer und Pflanzungen, schleppte sie als Lastträger mit und über-
bürdete sie so, daß sie erlagen. Als ein ungünstigt-s Klima im
Gebirge und ein kriegerischer Volksstamm seinem weiteren Vor-
dringen Hindernisse in den Weg legten, entschloß er sich zur Um-
kehr und kam mit einer durch Krankheil und Krieg sehr vermin-
derten Mannschaft nach halbjähriger Abwesenheit am 3 Mai 1530
in Coro an. Hier war indessen unser Nicolaus Federmann, von
der welserischen Verwaltung mit neuer Mannschaft nachgeschickt,
angekommen. Er hatte mit einem anderen Beamten der Welser
einstweilen die Geschäfte der Statthalterei versehen und trat nun,
nachdem Dalfmger sich erholt und sein Amt wieder übernommen
hatte, auch einen Entdeckungs- und Erolierungszug in das Innere
des Landes an. Diß ist der Zug, den er in der hinlerlaßenen
Schrift beschreibt. Man sieht daraus, daß er nieht mit der Gold-
gier, Härte und Grausamkeil verfuhr, wie Dalfmger, und daß er
sich viel Mühe gab, auf dem Wege gütlicher Unterhandlung und
durch List zu seinem Zwecke zu gelangen, aber, wenn er sich ge-
täuscht sah, wenn er in Noth kam oder wenn er glaubte, sich durch
203
Schrecken iu Respect setzen zu inüßen, so scheute er sich auch nicht
vor Gewaltthal und Quälerei. Er ließ die In^lianer peinlich fragen,
wenn sie ihm nicht den Weg ins Goldland zeigen wollten, in Feßeln
schlagen, wenn sie nicht Leli<'nsmillel liefern wollten, wortbrüchige
Kazikon im Angesicht der Ihrigen niederhauen. Auch trug er kern
Bedenken, Weiber, die ihm als Gefangene in die Mände fielen, den
Seinigen zu beliebigem Dienst auszulheil(Mt. Die Gabe, den Völ-
kerschaften, zu welchen er kam, Vertrauen einzuflößen, sie durch
Güte und Freundlichkeit zu feßeln, ihnen als ein höheres Wesen
zu erscheinen, wie es Cortez in so hohem Grade vermochte, besaß
unser Fcdennann nicht. Sein Zug war zwar reich an Gefahren und
Mühseligkeiten, aber einen bleibenden Erfolg hatte er nicht. Es ge-
lang ihm weder, einzelne Stämme auf die Dauer zu unlerwerfen oder
nützliche Freundschaftsbündnisse mit ihnen anzuknüpfen noch er-
hebliche Ausbeute an Gold zu machen. Der einzigö Gewinn seines
gefahrvollen Zuges war eine nähere Kenntnis des Landes und
seiner Bewohner; er entdeckte fruchtbare, zur Colonisation ge-»
eignete Gegenden, wie die schöne Provinz Bariquicimeto und das
Land der Caquetios. Auch Federmann verlor, wie sein Vorgänger
Dalfinger, viele seiner Leute durch Krankheit, Strapazen und die
Pfeile der Indianer. Seine Erlebnisse waren nicht lockend zu wei-
teren Unternehmungen und er entschloß sich daher zur Rückkehr
nach Europa, wo er nach seinem Bericht im Juni 1532 ankam.
Während seiner Entdeckungsreise hatte auch Dalfinger einen
neuen Zug gemacht. Er war auf demselben seinem Ziel näher ge-
kommen, als früher, denn es war ihm gelungen, von den Indianern,
die ihm reiche Geschenke entgegen brachten, durch grausame Ge-
fangenhaltung große Summen Goldes als Lösegeld zu erpressen.
Auf diesem Zug entdeckte er auch zuerst Neugranada und fand
an dem Gebirgspass, welcher dorthin führt, ein fruchtbares bevöl-
kertes Thal, das zu einer Niederlaßung sehr geeignet gewesen
wäre. Aber anstatt eine solche zu gründen, strebte er in seiner
Goldgier unaufhaltsam vorwärts, da er von bedeutenden Goldla-
gern gehört hatte, die in der Nähe sein sollten. Aber er muste
seine Habgier büßen; eine kriegerische Völkerschaft, die er durch
Plünderung, Mishandlung und Verwüstung ihrer Ländereien ge-
reizt hatte, überfiel ihn mit Übermacht; er verlor viele seiner
Leute, er selbst erhielt durch einen Pfeilschuß eine tötliche
204
Wunde ani Haisc, an welcluT er bald nach üdner Rückkehr in
Coro starb. Die Statthalterschaft von Venezuela gieng nur- auf sei-
nen Lieutenant Bartholomäus Seiler über, und nach dessen baldi-
gem Tod riß sie ein Spanier Namens Johann Carvajal an sich, der
sich aber durch Harte und Grausamkeit so verhaßt machte, daß
er sich nicht halten konnte. Die Welser schickten nun Georg von
Speier, einen erprobten Kriegsmann. Dieser kam im Februar 1535
in Begleitung eines jungen Edelmanns, Philipp von Hütten, nach
Coro, wo wir auch unsern Federmann wieder finden, den Georg
von Speier als einen mit den dortigen Verhältnissen vertrauten
Mann zum Vicestatlhalter annahm. Auch der neue Stalthalter zeigte
keine Lust sich der friedlichen Eroberung des Colonisierens zu
widmen; die Gerüchte vom Goldlaiid waren mit neuer Lebhaftig-
keit aufgetaucht und lockten alle ankommenden Europäer, ihr Glück
zu versuchen. Georg von Speier beschloß, sich alsbald aufzuma-
chen; seinem Vicestatlhalter, der gerne mitgezogen wäre, hinter-
ließ er den Auftrag, eine Niederlaßung am Capo de la Vela zu
gründen. Federmann muste deshalb die Ankunft einiger Schiffe
aus Europa erwarten, die Baumaterialien bringen sollten. Diese
kamen erst im Februar des folgenden Jahres und nun begann Fe-
dermann bauen zu laßen. Da er aber fand, daß es am beabsich-
tig^len Platze an Steinen und Waßer mangle, so war ihm diß ein
V illkommener Vorwand, das Colonisationswerk im Stiche zu laßen,
er brach im Juni 1536 mit 200 Mann zu Fuß und zu Pferd auf,
aber nicht um, wie verabredet war, Georg von Speier zu folgen,
sondern um das Goldland auf eigenen Wegen aufzusuchen.
Indessen hatte Georg von Speier mit den Seinen manche ge-
fahrvolle Abenteuer bestanden, hatte mit den Indianern Iheils ge-
kämjifl, theils Geschenke gewechselt und Freundschaftsbündnisse
geschloßen, einmal auch mehr als 100 in einem Hause gefangen
genommen und hernach das Haus in Brand gesteckt, so daß die
Gefangenen elendiglich umkamen; dann war er durch Moräste und
über hohe Gebirge gezogen und hatte unter diesen Erlebnissen
viele Leute verloren. Durch die Gerüchte vom Goldland , das nach
den Aussagen der Indianer nur noch 20, 10, ja nur 8 Tagreisen
entfernt sein sollte, war er immer weiter nach Süden gelockt wor-
den. Aber seine Lage wurde immer .schwieriger, die Zahl der
Kranken mehrte sich täglich, es fehlte an Lebensmitteln, da die
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Indianer aus Furcht vor den heranrückenden Weißen ihre Dörfer
vtirlaßen und verbrannt und die Felder verwüstet hatten. Die
Geduld der Mannschaft war erschöpft und Georg von Speier sah
sich durch ihr einstimmiges Verlangen genöthigt, umzukehren, ohne
das ersehnte Goldland gefunden zu haben. 550 Meilen etwa halte
er seit seinem Auszug zurückgelegt. Nach dreijähriger Abwesen-
heit kam die Schaar, die voll Hoffnung auf Reichthümer ausgezogen
war, krank, entkräftet, halb nackt und mulhlos in Coro an, von
400 waren nur noch 460 übrig. Ihr Führer Georg von Speier
itmste auch noch die Demüthigung erleben, daß er von der spa-
nischen Regierung in S. Domingo der Statthalterschaft eiitsezt
wurde und ein Untersuchungscommissär seiner wartete, um ihn
zur Rochenschaft zu ziehen.
Etwas besser war es unserem Federmann ergangen, doch war
er auch nicht zu sicheren Ergebnissen gelangt. Nach sehr an-
strengenden Märschen kam er in das wirklich goldreiche Neugranada
und traf auf der Hochebene von Bogota mit zwei andern spani-
schen Eroberungszügen zusammen, die von Peru und Ou'to her-
kamen. Alle drei Anführer: Federmiiim, Gonzalo Ximenes de Que-
sarla und Benalcazar machten auf den Ruhm der Entdeckung des
Landes und die Statthalterschaft in Neugranada Anspruch, ent-
schloßen sich jedoch zu einer friedlichen Vereinbarung, in Folge
deren Federmann einen schönen Antheil an der gemachten Beute
bekam und überdiß mit seinen von Strapazen und Entbehrungen
geschwächten Leuten bei den Spaniern stärkende Verj>flegung fand.
Alle drei kamen überein, sie wollten nach Spanien reisen und dort
dem Könige ihre Ansprüche zur Entscheidung vorlegen.
Benalcazar erhielt eine Slatlhallerschafl, nur nicht gerade die
von Neugranada, Ximenes de Üuesada muste gegen den Sohn des
Pedro de Lugo, auf dessen Kosten seine Expedition ausgeführt wor-
den war, zurückstehen. Federmann verschwindet vom Schauplatz;
er soll sich in die Niederlande begehen haben, um den Kaiser auf-
zusuchen. Die Welser waren mit ihm unzufrieden und beschul-
digten ihn, er habe bedeutende Geldsummen, die er eigentlich ihnen
hätte abliefern sollen, auf eigene Kti^'iinung nach Antwerpen ge-
schickt. Von diesem zweiten Eroberungszug hat er keine Nach-
richten hinterlaßen.
Auch in Venezuela war ihm üble Nachrede gefolgt. Während
206
Georg von Speier auf seinem langwierigen Zuge verschoHen zu
sein schien, hatten die Welser Federmanns Ernennung zum Statt-
halter von Venezuela l>elrieben. Aber dort war er nicht beliebt;
er hatte in Coro eifrige Gegner, welche nun eine Vorstellung ge-
gen seine Ernennung eingaben, in welcher sie nachzuweisen such-
ten, daß Fedeitnanns Verwaltung nachlheiüg für die Colonie ge-
wesen sei; er habe die Indianer schlecht behandelt und dadurch
Abneigung gegen die Europäer und Widersetzlichkeit hervorgeru-
fen, er habe bevölkerte Gegenden verödet, indem er die Einwohner
gezwungen mit ihm zu ziehen. Dadurch wurde die Ernennung Fe-
dermanns hintertrieben. Sein Verschwinden vom Schauplatz läßt
vermuthen, daß er gegenüber von den verschiedenen gegen ihn
erhobenen Beschuldigungen sich nicht ganz rein wüste.
In Venezuela hatte sich indessen Georg von Speier zu be-
haupten gewust. Er war beliebt unter der dortigen Bevölkerung,
der üntersuchungscommissär konnte nicht gegen ihn aufkommen,
überdiß versuchte derselbe eigennüzige Umtriebe, die seine Ab-
berufung nöthig machten. Georg von Speier, in sem Amt wieder
eingesetzt, rüstete sich zu einem neuen Zug, starb aber, ehe er
denselben antreten konnte. Sein Begleiter Philipp von Hütten, nun
provisorischer Statthalter, versuchte die beabsichl'gte Unterneh-
mung auszuführen; sie scheiterte aber gleich anfangs an den
Schwierigkeiten eines Gebirgsübergangs, bei dem fast alle Pferde
umkamen, und Hütten moste mit den Trümmern seiner Mannschaft
ohne Erfolg zurückk«'hren. In Coro war indessen gänzliche Ver-
wirrung eingerissen; der Spanier Carväja! hatte sich der Gewalt
bemächtigt, fieng mit Hütten Händel an, und ließ ihn, nachdem er
durch eine scheinbare Versöhnung ihn sicher gemacht, mit seiu^m
Leutenant Bartholomäus Welser im Schlafe überfallen, gefangen
nehmen und bald darauf, in der Karwoche des Jahres 1546, ent-
haupten. Carvajal erreichte jedoch damit seinen Zweck, in den
Besitz der Statthalterschaft zu gelangen, nicht, es kam ein Mächti-
gerer über iiui, der spanische Beamte Juan Perez de Tolosa, der
nach vorgonominener Untersuchung das Todesurtheil über ihn aus-
sprach und unverweilt vollziehen ließ.
Mit der welserisclien Herrschaft war es aber nun zu Ende
Zwar wurde am Hofe zu Madrid noch einige Jahre darüber ver-
handelt, da die Welser ihre Ansprüche nicht aufgeben wolllen,
20T
aber im Jahr 1555 wurde der Vertrag mit ihnen förmlich aufgeho->
ben, die Krone Spanien zog Venezuela wieder an sich und schickle
einen königlichen Statthalter. So gieng der Antheil der Deutschen
an Südamerica , der für die Zukunft Deutschlands so wichtig hätte
worden können, verloren und man kann nicht läugnen, großen-
Iheils durch die Schuld der Welser, die es nicht verstanden hatten,
die rechten Leute für eine so schwierige and wichtige Aufgabe
auszuwählen, und die es wohl mehr auf augenblicklichen Gewinn,
als auf großartige Plane abgesehen hatten.
Werfen wir schließlich noch einen Blick auf Federmann und
seine Schrift ! Wir hcdauren, daß wir über seine Lebensverhält-
nisse vor seiner ersten Reise gar keine Nachricht ausfindig machen
konnten. Wir wißen nur, daß der Herausgeber seiner Reisebe-
schreibung, Hans Kiefhaber, sein Schwager, ein Bürger von Ulm
war, daß dieser nach dem Ulmer Rathsprotokoll vom 28 Nov.
1543 als nächster Erbe Federmanns auftritt und vom Bathe zu Ulm
einen Ausweis darüber erhält. Daß Fetlermann kein Mann von
sonderlicher Bildung war, werden die Leser seiner Schrift aus dem-
schwerfälligen, ungelenken Stil derselben wohl schließen, übri-
gens kommt die mangelhafte Form nicht allein auf Federmanns
Rechnung, da ja sein Reisebericht nach seiner Bemerkung S. 80
die Übersetzung der von dem spanischen Notar gemachten Auf-
zeichnungen, und von ihm nur mit eingestreuten Erläuterungen
erweitert ist.
Die deutsche Schrifi, wie sie uns vorliegt, ist lange nach dara
Tod Federmanns von dessen Schwager Kiefhaber, der ein Kauf-
mann war und häufige Geschäftsreisen nach Lyon machte, heraus-
gegeben und im Jahre 1557 bei Sigmund Bund in Hagenau auf 63
Ouartblättern gedruckt. Dieser Druck ist, wie es scheint, sehr
selten geworden; er ist weder bei Ebert, noch bei Brunet ver-
zeichnet. Mehrere neuere Scliriftsleller, die über die welserische
Unternehmung geschrieben haben, beklagen, daß sie Federmanns
Reisebeschreibung nicht haben bekommen können. So F. W.- Bar-
Ihold in seiner Geschichte der deutschen Seemacht in Räumers hi-
storischem Taschenbuch, Jahrgang 1850, S, 68 If. und K. v- Klö-
den in seiner Abhandlung »die Welser in Augsburg als Besitzer
von Venezuela« in der Berliner Zeitschrift für allgemeine Erdknnde
B V, S. 441, wo derselbe sagt, die Reisebeschreibung Feier-
208
mamis sei eine außerordenlliche Seltenheit und wie es scheine nur
in einem einziger Exemplar vorhanden, welches früher in der Klo-
sterbibliotiiek zu denWengen in Ulm hefindlich, jetzt wahrscheinlich
in der königlicht-n Ceiilralbibliothek zu München sei. Dieses Exem-
plar ist übrigens nicht das einzige in Deutschland, es befinden sich
solche auch auf der konigl. öffentl. Bibliothek in Slullgart und auf
der Universitätsbibliothek zu Tübingen, welches letztere aus der
Bibliothek des Martin Crusius stammt. Eine französische Über-
setzung der federmannischen Schrift hat Henri Ternaux gegeben im
ersten Bande seiner Sairmilung alter aiiiericanischer Reisebeschrei-
bungen: »Voyages, relations et memoires originaux pour servir ä
ta decouverte de TAmerique, publ. pour la premiere fois en frangais,
Paris 1838.- Eine neuere deutsche S(;hrift von Karl Klunzinger »Der
Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerica u. s. w.
Stuttgart 1857t; gibt einen Auszug aus dem Bericht Federmanns.
HANS STADE VON HOMBERG IN HESSEN.
In demselben Jahre mit Federmanns Schrift erschien Hans
Stades Beschreibung seiner Reis^ nach Brasilien und seines Auf-
enthaltes unter den dortigen Wilden. Üb(T seine Persönlichkeit
konnten wir eben so wenig nähere Nachrichten ausfindig machen,
als über Federmann. Er ist nach der Vctrrode des mit seinem Vater
befreundeten Professors Eiühinann in Marburg eines ehrlichen Man-
nes Sohn, der auch in guten Künsten studiert hatte und zu Homberg
in Hessen wohnte. Hans Stade selbst setzt seinem Fleimatsort bei
»Bürger in WoUhagen«. AulTaÜend ist es, daß der Vorredner gar
nichts von den Lebensverhältnissen seines Schützlings erwähnt. Da-
gegen bemüht er sich verschiedene (fründe für die Glaubwürdig-
keit des Erzählers beizubringen. Einmal hebt er Hans Stades ei-
gene Berufung auf den Sohn des Eobiinus Hesse hervor, kann jedoch
nicht beifügen, daß dieser Hcliodorus Hesse wirklich aus fremden
Ländern zurückgekehrt sei und die Berichte Stades bestätigt habe.
Auch sonst haben wir keine Nachricht von Heliodorus. Außerdem
ergeht sich Eiclimann in versrhiedenen Analogieen, um nachzuwei-
sen, wie Berichte von uatürii( hen Dingen, die dem gemeinen Mann
unglaul)lich und unmöglich erscheinen, von der Wißenschaft als
wahr und wirklich nachgewiesen worden seien. Ein gewichtigeres
209
Zeugnis für die Glauhwürdiglceit von Stades Schilderung ist uns das
l'rtheil eines anderen Europäers, Jean Lery, eiiies französische»
reformierten Gcisilichen, der als Missionär zwei Jahre nach Stade
Brasilien heroiste und eine im löten Jahrhundert viel gelesene Rei-
sebeschreibung herausgab, die 1 578 zuerst zu Reuen gedruckt*, eine
Reihe von Ausgaben und mehreren Übersetzungen ins Lateinische er-
lebte. Dit'ser sagt, er habe den Bericht Stades mit seinen Aufzeich-
nungen verglichen und gefunden, dali seine Beschreibung der bra-
silianischen W ilden und anderer Beobachtungen auf dem Land und
auf der See so mit der scinigen übereinstimme, dali man glauben
sollte, sie hätten die Erzählung vorher einander niitgetheilt. (Jbei -
diu macht Stade selbst in seiner Schrift den Eindruck eines gewi-
senhaften wahrheitsliebenden und verständig beobachtenden Man-
nes. In seiner Bildung scheint er sich etwas über Fedcnnann zu
erheben, namentlich zeigt er sich als ein frommer, in seiner ßibcl
wohl bewanderter Christ.
Das uns vorliegende Original ist i557 in Frankfurt am M'am
bei Weygandt Han gedruckt, füllt samml Titel, Vorrede und
Anhang 167 Quartseiten, und ist mit zahlreichen zum Theil nicht
Übeln Holzschnitten ausgestattet. Dieser alte Druck ist seilen und
eine neue Aullage nie veranstaltet worden. Das Exemplar, wel-
ches vorliegendem neuen Abdruck zu Grunde liegt, gehört der
Tübinger Universitätsbibliothek und stammt wie Federmann aus der
Büchersammlung des Martin Crusius. Eine lateinische Übersetzung
von Stades Schrift findet sich im dritten Bande der von Bry und
Merian veranstalteten Sammlung indischer Reisebeschreibungen*''*,
wo die Erzählung mit vielen Kupferstichen veranschaulicht wird.
Henri Ternaux hat auch diesen Stade in seine oben angeführten
Voyages, rolations u. s. w. in französischer Übersetzung aufge-
nununen. Sie findet sich im ersten Bande.
* Jean de L^iy, Histoire d'un voyage fait en la terre rln Bi'f^ait dite
Aniciiqiic. Ronen 1578.
** Theod. Bry et M. Merian, Collectiones peregrinationiim in Indiani
orientalfiin et occideutatem, 25 parlibns compreiiensee. Francof. 15110 — 1054.
F«d. H- St. '14
FRIEDRICH VON LEHR
comthur des k. ordena der württembcrgiEcheu krc^no
director der k. haudbibliothek
eecretür ihrer majestät der königin
mitlicgriiiider des litterarischpii Vereins
Präsident desselben von 1839 bis 1849
mitglied des ausschußeB seit 1849
ist gestorben lu Stuttgart
am 5 december 1854
dem Jahrestage der Stiftung des Vereins.
TM'i'^
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E
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Klüpfel, Karl August
^N. Federmanns und H. Stade;
Reisen in Südamerica
PLEASE DO NOT REMOVE
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