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Full text of "N. Federmanns und H. Stades Reisen in Südamerica, 1529 bis 1555"

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Klüpfel,,  Karl  August 

N,  ■'^ed'^r^anr'?  und  H,  Stad 
Reisen  in  .""^ür^ainerica 


1 


BIBIJOTIiEK 


ÜKS 


1 1  T  T  E  R  A  R  I  S  C  II  E  ^  V  E  R  EINS 


IN  STUTTGART. 


XLvir 


STUTTGART. 

GfDRUCKT   \VV  KOSTEN  DKS  IIT  rKRABISrnrM   VFRUNS. 

1859 


PROTECTOR 
DES  UTTERARISCHEN  VEREIS  ]N  STUTTGART: 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


VERWALTU?^G: 

Präsident: 
Dr  A.  V.  Keller,  rector  der  Universität  Tübingen. 

Kassier; 
l)r  Zech,  prolessor  in   Tübingen. 

Agent: 
Flies,    sortimontsbuclihändler  in  Tübingen. 


GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS: 

Dr  Böhmer,  .stadtbibliotltckar  in  Frankfurt  a.  M. 

G    freihttrr   v.  C'ottu,  k.   bayeri.«cher  kämiiierer  in  Stuttgart, 

Dr  K.  V-.  Gerber,  kanzler  der  Universität  Tübingen. 

Holrath  dr  Oriinin.  mitglied  der  k.  akademie  in  ßerliu. 

Dr  G.  V.  Karajan,   vicepräsident  der  k.  akademie  in  Wien. 

Dr  E.  V.  KaiLsler,    archivrath  in  Stuttgart. 

Dr  Klninpp,  director  der  k.  privatbibliothek  in  Stuttgart. 

Dr  Kiüpfei,  bibliothekar  in  Tübingen. 

Dr  Maurer,   prol'essor  in  München. 

Dr  Menzel  in  Stuttgart. 

Dr  Simroek,  j(rofe.s.sor  in   Bonn. 

Dr  W a (; k c rn a g e l ,  proFessor  in  Basel. 


N.  FEDERMANNS  fJNl)  H.  STADES 


REISEN  IN  SÜDAMERICA 


1520  BIS  1555 


II    E    U    A    IJ   S    G    K    ü   E   B   E   N 


l)n  KARL  KLÜrFEL. 


STTITTÖAHT. 


(iKDBUCKT  AUK  KOSTEN  DES  MTTERARISCIIEN  VEREINS. 

NAni  UESCOLX'Sa  DtS  Ai;SSC't:X?8.SKS  VOM  JUM  1858 


i859. 


KL' 


INDIANISCHE  HI8T0RIA. 

EIN  SCHÖNE  KUß  TZ  WEILIGE  HISTORIA  NICLAUS  FEDER- 
MANNS DES  JÜNGERN  VON  ULM  ERSTER  RAISE  SO  ER 
VON  IIISPANIA  UND  ANDOLOSIA  AUSZ  IN  INDIAS  DES 
OCCEANISCHEN  MORS  GETHAN  HAT,  UND  WAS  IHM  ALL- 
BA  IST  BEGEGNET  BISZ  AUFF  SEIN  WIDERKUNFFT  INN 
HIÖPANIAM,  AUFFS  KURTZEST  BESCHRIBEN,  GANTZ  LU- 
STIG ZU  LESEN. 

[HAGENAW] 

MELVll. 


Ped.  u.  8t. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  witii  funding  from 

University  of  Toronto 


littp://www.arcliive.org/details/nfedermannsundlisOOkl 


Dem  edlen  und  vesten  herrn  johansen  wilhelm 
VON  loubenberg,  vom  loubenberger  stain  zu  BOG- 

ECKH,  ROM.  KÖNIG.  MAIE.  RATH  ETC.  MEINEM  Gt^NSTf- 
GEN  JÜNCKHERRN. 

Ein  willige  dienste  und  alles  gutts  von  Gott  zuvor,  Günstiger 
Lieber  Junckherr.  Nach  dem  ich  in  erfarung  kommen  bin ,  das  E. 
V.  ein  sonder  liebhaber  und  erforscher  der  Antiquiteten,  deßglei- 
chen  auch  deren  dinger,  so  sich  bei  unsern  zeitten  durch  mör- 
schiiTung,  mit  erfmdung  der  newen  Inseln,  welclis  man  die  New 
weit  nennet,  auß  Gottes  des  allmächtigen  Schickung  wunderbarlith 
herfür  gethon,  und  noch  für  und  für,  mit  mancherlai  gaben,  von 
Goldt,  Edel  gesleiu,  und  köstlichem  holtz,  gewürlz  und  anderm 
herfür  thun,  und  eröffnet  werden,  darauß  dann  die  miltigkhait, 
gülte  und  liebe  Gottes  gegen  dem  menschlichen  gcschlecht,  ynimer 
desler  mehr  erkhant  und  mit  lob  und  dancksagung  billich  /n  her- 
Izen  sol  genomen  werden.  Es  hat  auch  Gott  der  allmächtige  on- 
zweiffel  etwas  grösseres  drunter  verporgen,  das  vor  dem  tage 
des  Herren  uns  allen  zu  nutz  als  wir  hoffen,  werd  erfolgen,  wie 
E.  V.  als  ich  achte,  solchs  langst  vor  mir  nach  ihrem  hochbegab- 
tem verstände,  bedacht  und  drauff  gemerckt  hat. 

[iv]  Dieweil  dann  etliche,  so  gemelte  New  wellt,  mit  vil  ge- 
ferlicheit,  •  schweren  raisen  und  uncostcn  erfaren,  auch  grosse  bä- 
cher darvon  haben  geschriben,  und  solch  ding  ahngezaigt,  deren 
sich  wohl  zuverwundern,  So  hat  sich  unther  anderm,  mein  Schwa- 
ger Niclaus  Federmann  von  Ulm  selig,  verschiner  zeit,  in  namen 
und  ahnschickung  etlicher  herren  auch  defs  wollen  erkundigen, 
und  so  er  zwai  mal  inn  Indien  über  Mör  geraiset,  hat  er  die  erste 
reiß  und  was  ihm  und  andern  mitgeferten  drunder  begegnet,  was 
er  auch  gesehen  und  erfaren,  von  eynem  tag  zum  andern,  wie  es 
erstlich  auß  befelh  der  Kay,  Maiestaten  durch  ainen  Notarien  so 
mit  geraiset  Hispanisch  inn  ain  büchlin  verzaichnet,  ins  Teütsch 
transferiert  und  nachgeschriben,  welchs  gantz  lustig  und  kurtz- 

1* 


weilig  ist  zulesen.  Und  nach  dem  ich  vernommen,  daß  E.  V.  das- 
selb  auch  zulesen  begeil,  hai)  ichs  der  selben  als  meinem  lieben 
günstigen  JuncKlierrn,  und  als  einem  sonderlichen  liebhaber  und 
erforscber  der  verborgne  ding  und  wunder  Gottes,  sovil  es  den 
menschen  nützlich  und  bösserlich  ist,  hiebei  wollen  zuschicken, 
mit  fieissiger  bitt  E.  V.  wöH  solchs  in  gutlem  gefallen  von  mir  alm- 
nemen,  deren  ich  auch  in  merem  zu  dienen  genaigt. 

Damit  sei  Euere  Veste  sampt  allen  den  ihren,  unserm  Herren 
Jesu  Christo  tiewlich  befolhen.  Datum  in  Ulm,  im  Monat  Maio, 
Anno  etc.  LV. 


Ewer  vest  williger 


Hans  Kiffhaber 
Burger  zu  Ulm. 


Von  der  außfart  Niclaus  Federmanns  des  Jünger  von  Ulm,  auR  Hispa- 
nia  in  Indias,  und  was  im  in  diser  raise  begegnet,  auch  was  Er  gesellen 
und  erfaren  von  Insclen ,  völckern ,  ihren  sitten  und  gebrauchen ,  darbei  in 
was  leibs  gefahr  er  mit  den  seinen  gestanden,  and  wie  vil  sin  erlitten,  bif» 
zur  ahnfart  der  statt  Coro. 

Im  tausent  fünfT  hundert  und  itn  neun  und  zwMintzigsien  Jar 
des  andern  tags  des  Monats  Octobris,  Gieng  ich  Niclaus  Federmann 
der  Jünger  von  Ulm,  zu  Sani  Lucar  Paramcda,  ain  Porl  des  Möhrs 
inn  Hispania  der  Proviiitz  [2]  Andoh)sia  gelegen,  zu  schiflT,  well- 
ches  mir  von  Herren  Ulrichen  Ehingern,  von  der  Herren  Rartho- 
lome  Welsern  und  geselschalTt  wegen,  geaignet,  und  für  haupt- 
mann  desselbigen,  sampt  ainem  hundert  und  drei  und  zwaintzig 
Hispanjern  Kriegs  volck;  und  vier  und  zwaintzig  ti^ul.süher  herg- 
knappen  genennt  und  fiirgeselzl,  mit  denen  inn  das  lande  Vene- 
cuela,  so  an  dem  grossen  Oclavischen  m«)hr  gelegen,  wulches  gu- 
bernation  und  herrschlinge,  den  gesagten  Weisem  meinen  herren, 
von  der  Römischen  Kayserlichen  uiaieslat  bevolhen,  und  überge- 
ben zu  schiffen,  und  zu  hilff  Amhrosio  Talfnigern  von  Ulm,  so  als 
Statthalter  und  Verwalter  diser  Regierung  und  gubernatitm  aldar 
was.  Als  wir  nun  mit  grossem  ungestimmen  weiter,  und  zwaien 
sorglichen  fortunen,  am  23  tag  naci»  unserer  außfartt,  em  Insel, 
Lancaeroten  gehaissen ,  so  j)ei  dreihundert  meilen  von  Hispania 
gelegen,  und  der  sihen  Insulas  fdie  man  Insulas  Canarias  nennet) 
aine  ist,  erraichten,  und  wir  alter  auß  widerwindl,  wie  gesagt, 
uns  drei  und  zwaintzig  tag  verweileten,  welche  Raiß  man  doch 
gewonlich,  in  8  biß  inn  10  tagen  auffs  lengst  füi schiffet,  hetten 
wir  gebrech  ahn  wasser,  also,  das  wir  gedrungen  inn  dieser  Insel 
Wasser  zunemmen.  Und  wiewol  dise  Insel  dem  khönigreich  Hispa- 
nia underworffen,  so  ist  doch  nur  ain  statt  so  von  Christen  be- 
wonet,  darinn  gebawen,  so  gegen  Auffgang  liget,  und  nach  der 
Insel  Lancaeroten  gehaissen,  umb  uns  aber  der  wind,  der  statt 
und  Port,  dasselh  zu  zufaren  verhindert,    füren  wir  in  ein  Portt 


6 

gegen  Nort,  oder  mitnartit  gelegen,  Rabicun  genannt,  daselbst  wir 
uns,  nach  sag  der  schiß  leüt  wasser  zuhnden  versahen.  Und  als 
ich  mit  10  mannten,  darunther  vier  teütsch,  ahn  land  i3]  für,  mich 
kainer  feind  versähe,  und  daselbst  niemand  pfleget  za  wonen,  es 
was  aber,  aus  es  unser  unglück  also  erfordert  und  (xott  gestattet, 
zu  der  zeit  grosse  dürre  in  diser  Inset,  hatte  lang  nit  geregnet, 
hetten  die  Arabien,  so  auß  Barbarie,  welche  17  meyl  gegen  der 
Insel  über  gelegen,  und  an  ainem  ort  diser  Insel,  ihr  wohnaag 
zuhaben,  und  ihr  viech,  gaiß  und  kamelthier,  aldar  zu  graßen 
und  Waiden,  wurde  vergönnet,  von  dannen  sie  in  Barbaria  ihre 
Coniract  und  geschafft  oder  handthierung  mit  dem  viech  und  ge- 
nieß derselben,  als  milch  und  keß,  haben  und  treiben,  danimb  sie 
dein  Hauptmann  der  Insel,  ihnen  solches  zu  gestatten,  ihren  tribot 
geben,  gesagts  ihr  viech  an  diesem  Port  Rabicon,  da  wir  ange- 
faren  dem  wasser  zu  lieb,  dessen  sie  an  orten,  da  sie  ihre  ge- 
wohnliche Wässerung  haben,  gebrech,  hintriben  und  uns  ersahen, 
vermainend,  wir  weren  Frantzosen,  dann  eben  urob  die  selbig  zeit, 
zwischen  Hispania  und  Franckreich  krieg,  und  die  Frentzösischen 
schiff  und  Armada,  sich  in  diser  und  den  andern  umbligenden  In- 
seien auSliielten,  und  auff  die  schiff,  so  auß  Hispania  nach  den 
Indias  faren,  die  selbigen  niderzuwerffen  und  zuberaaben  verwar- 
ten, darumb  sich  ettwas  bei  achtzig  Arabier  oder  Moriscos  ver- 
samleten.  Und  als  wir  uns  umb  das  wasser  nmb  sahen,  ihrer  we- 
der 8org,  noch  ihrer  zusamenrottunge  gewarteten,  überfielen  sie 
uns  ettwa  zehen  schrit  weit  auff  ainner  hohe,  von  dannen  sie  mit 
grossen  stainen  zu  uns  warffen,  mit  denen  sie  gaiitz  gewiss,  and 
ihr  maist  getrostente  wehr  ist,  dann  es  seer  ein  rmg  volck,  schnels 
lattffs  von  und  zum  mann,  wie  ein  hirsch  springt,  darmit  theten 
sie  uns,  die  wir  darzu  gantz  unversehen,  grossen  sclKiden,  wund- 
ten  unser  vil  [4]  mit  den  stainen.  darunder  ich  in  kopff  auch  hart 
wund  ward.  Als  sie  sich  nu  unser  machtig,  und  uns  zertrennt 
sein  sahen,  welcher  trennung  wir  getrungen,  dann  wir  die  stain 
nicht  gedulden  mochten,  auch  kain  weher  hetten,  darmit  wir  ihnen 
so  ferne  schaden  kundlen  thun.  Und  dieweil  wir  grossen  drang 
von  ihnen  erlitten,  uns  nicht  entschutzen  kundten,  understunden 
wir  uns,  ain  hübe  so  gegen  uns  über  einzunemen.  Und  als  wir 
das  thal  verliessen,  und  die  höhe  zu  unserni  vorthail  auffstigen, 
folgten  uns  die  Arabier  nach,  umbgaben  uns  zu  dreien  selten,  und 


nach  langem  weriTen  und  schlagen,  so  wir  2U  beiden  seitlcn  (helten» 
warden  der  meinen  zwen  teütsche,  und  ain  Hispanier  erstochen, 
und  rest  all  mein  volck  hart  wund,  und  ich  mit  einem  stuinfvorfT 
(wie  vor  gesagt)  und  noch  mit  einem  rapier,  baider  wunden  in 
kopflr,  wol  gezaichnet,  und  darzu  sampt  zweien  Hispaniern  von 
Arabiern  gefangen,  noch  zwen  teülscher  und  zwen  Hispamer  ga- 
ben diu  flucht  an  das  mör,  alda  das  schifBen,  darmit  wir  an  land 
gefaren,  unser  wartet.  Die  Arabier  aber  folgten  disen  flüchtigen 
nach  biß  ans  mör,  worflfen  auch  einstheils  von  der  höhe  denen 
im  schiflin  zu,  wundten  zwen  Schiffer  oder  Marineros,  also  das 
sie  sich  am  gcstad  nicht  kundten  enthalten,  noch  die  vier  obge- 
sagten  personen  retten,  sonder  sich  in  das  Mör  zuweitten  gedrun- 
gen wurde,  biß  sie  die  Arabier  mit  irem  stainwerfl'en  nit  mehr 
kundten  erraichen,  darumb  sich  die  vier  flüchtigen  in  das  Mohr, 
und  ahn  das  schiflein  zuschwimmen  begeben  musten,  dahin  sie  doch 
mit  arbait  gereichten,  und  deren  einer  also  schwimmend  gewurf- 
fen  worden,  das  wa  nicht  mit  eill,  von  denen  im  schifllein,  doch 
mit  ihrer  gefahr,  errelt,  were  er  crtruncken.  [5J  Die  Arabier,  so 
uns  gefangen,  fürten  uns  in  einen  holen  stain.  da  sie  uns  verbor- 
gen hielten,  besorgend,  so  die  im  schiß  vernemen,  wie  es  gestaft, 
wurden  sie  sich  untherslhen,  uns  mit  gewalt  zuledigen,  und  jnen 
abzutringen,  und  dieweil  die  Arabier,  deren  gefangnen  wir  wa- 
ren, allein  Rescat,  oder  Schätzung  und  losung,  unserer  personen 
von  uns  verhoflflen,  und  darumb  uns  cnthiellen,  ließ  ich  mich  ge- 
gen ihnen  mercken,  wolle  mich  mit  dem  hauptmann  des  schilTs 
Cwelches  ich  selbs  sein  ihnen  verlaugnet)  ber^^den,  des  sollen  sie 
mir  statt  geben,  und  mich  ahn  das  schilt  kernten  lassen,  die  andern 
zween,  so  mit  mir  gefangen  in  pfandl  hallen,  biß  ich  widerköme, 
das  ich  aber  ahn  inen  nil  gehaben  mochte,  das  sie  mich  ledig  wol- 
len lassen,  oder  in  das  schifl'  zukomen  vergönnen,  aber  doch  ga- 
ben sie  mir  zu,  ich  sollte  deßhalb  ahns  schilF  schreiben,  und  mein 
mainung  dem  hauptmann  anzeigen,  so  wollten  sie  denen  im  schilT 
zeichen  geben  lassen,  das  sie  an  land  schickten^  die  brieff  zu- 
holen, doch  mit  dem  geding,  das  ich  musle  geloben,  nit  ahnzu- 
zeigen  wa  wir  gefangen  lägen,  auch  das  nit  über  zwen,  auß  dem 
schitr  an  land  Sprüngen.  Das  geschach,  und  als  miW  mein  schrei- 
ben, auß  dem  schiffe  kamen  ^wcn  mann,  das  ein,  ein  ba^lbirer  ixt\» 
zuverbinden,  der  ander  ein  Kriech,  welcher  die  Arabische  sprach 


8 

kundte,  darmit  wir  doch,  den  Arabiern  unwisend,  was  .sie  unser- 
halb  mit  einander  redten,  in  irer  sprach  auch  kunlschafft  betten. 
Ich  schreib  auch  ahns  schiff,  sie  sollten  sich  die  selbige  nacht  er- 
heben, an  das  recht  Port  und  statt  der  Christen  wonung  Lanca- 
rotten  genannt  faren,  und  dem  hauptman  die  liandlung  ahnzeigen, 
damit  er  eilend  auff  land  unserer  ledigung  fiirsehung  Ihette,  und 
als  mit  defs  die  nacht  ahnfiel,  [6]  sagt  ich  den  Arabiern  der  haupt- 
man» begerte  von  inen  zuvernemen,  was  oder  wievil  losung  sie 
für  uns  begerten,  darauff  sie  sich  lang  mit  einander  beratschlagten, 
und  von  uns  grossen  Rescat  und  losung  vermeinten  zuschetzen, 
und  doch  wa  wir  uns  so  tewrcr  ledigung  widern  thetten,  welchs 
sie  für  yeden  zwaihundort  ducaton  hetlcn  angeschlagen,  wolten  sie 
uns,  darmit  nit  auß  langj-m  Verzug  unserer  gufengnüs  dem  haupt- 
man diser  Inser  fürköme,  all  drey  umb  zvvaihunderl  ducaten  le- 
digen, diß  alles,  was  ihro  anst  hläg  waren,  hettenn  wir  durch  den 
Kriechen  obgesagt,  gutte  knntschaflTt,  Als  sie  aber  morgens,  an 
das  gestadl  des  Mors,  da  sy  das  schiff  im  Port,  abendts  heUen 
gelassen,  giengen,  auff  mainung  Rcscats  und  losung  halber,  mit 
denen  so  der  hauptmann  an  land  schicken  wurde,  alls  wir  dann 
ihnen  zuvcrslehen  betten  gegeben,  /uhandeln,  funden  sie  das  schiff 
schon  abjjefaren  was  Als  sie  uns  aber  sollichs  ahnzaiglen,  und 
wir  uns  darab  verwunderent  erzaigten,  uimI  nach  langem  nach- 
gedencken,  die  ursach  ires  abfarens  zu  urteilen,  sagten  wir,  das 
wir  schätzten,  dieweil  die  selbige  nacht,  eben  ein  scharpffer  windt 
gewest,  werden  sie  dem  Port,  als  denen  es  unbekant,  nit  haben 
wollen  gelrawen,  sonder  zu  ihrer  Sicherheit,  inn  das  Mör  gelof- 
fen und  geschifft  sein,  also  verwarteten  sie  der  zukunffl  auff  dem 
Mör.  Aber  wir  der  hilff  auff  dem  lande,  jeder  theil  wie  ers  zu- 
geschehen  vermainet,  biß  an  den  vierten  tag,  da  kamen  ellich  des 
hauptmanns  deiner  uff  kämellhiern  geritten,  der  sie  sich  in  diser 
Insel  gebrauchen,  und  namen  uns  auß  der  Arabier  händ,  und  be- 
leitelen  uns  in  die  statt  zum  hauptmann  der  Insel  Sancho  de  Her- 
rers geheissen,  welcher  den  fal  unserer  [7]  gefencknus,  und  die 
ursach  unserer  ahnfart  ahn  disem  ungewonlichem  ortte,  auff  sein 
begeren,  nach  lengs  von  mir  vernam,  welcher  zustund  den  Mören 
nachzustellen  und  gefencklich  für  ine  zubringen,  aussendet,  gleich- 
wol  acht  ich  nit  weniger  urnb  den  genieß  der  straff  so  er  von  inon 
erwartet,  als  unsern  wider  recht  erlitnen  schaden  zurechnen,  von 


ime  ahngesehen,  di.ser  hauptrnann  thet  mir  vasl  gull  Iractamenl 
und  heilt  mich  wol,  versähe  uns  auch  uinb  hezalung,  aller  not- 
durfft,  also  belieb  ich  biß  ahn  andern  lafj  daselbst,  mich  und  die 
andern  gewundlen  zubinden,  und  mit  andern  der  krancken  not 
zu  versehen,  und  volgents  erhub  ich  mich,  und  für  ab  in  ein  ander 
Insel  Lagomera  gehaissen,  zwölff  meil  darvon  gelegen,  dahin  ich 
am  andern  tag  glücklichen  ahnkame,  lag  daselbst  drei  tag,  ver- 
sähe das  schür,  mit  holtz,  wasser  und  fleisch  nach  notlurlft,  dann 
es  zu  diser  raiß  fas.  die  gelegnest  Insel  ist,  unlher  den  siben  In- 
seln, so  man  die  Canarias  nennet,  und  da  fast  alle  schiff  anfarcn, 
von  dar  erhub  icli  mich  mein  raiß  fort  nach  Sancto  Dominjgo  zu- 
faren,  dahin  ich  von  der  Insel  Lagomera  auß,  noch  1300  meil 
wegs  helte  zu  Continuieren  und  zuraisen.  Also  eraichten  wir  noch 
inn  disem  Monat  Pecember,  Anno,  neun  und  zvventzig,  der  min- 
dern zahl,  das  Port  und  sant  Dommigo,  iinuoth  anzuzaigen,  die 
andern  Inseien,  so  wir  unlher  weg<Mi,  ehe  und  wir  gehn  sant  Do- 
minigo  geraichl  l'iagefaren  und  gesehen,  dann  wir  in  dem  keiner 
außgestanden,  doch  will  ich  ahnzaigen  das  \\\r  von  der  Gemoria 
auß,  neinhunderl  meil  wegs  faren,  ehe  und  wir  land  sehen.  Dise 
fart  ist  der  grrist  Gollfo,  des  Occianischen  Mors,  und  bißher  ahn 
keinem  ort  der  weit,  khain  grosserer  GollFo,  da  man  lenger  ahn 
[8J  land  zuerraichen  faret,  erfaren  oder  gescbiffet  worden,  wol 
vil  weitfer  und  auch  urigewarsamere  raisen,  mit  grosser  mühe  und 
gefahr,  thun  die  Porlulagesische  schilleüt,  die  inn  India  und  biß 
gehn  Maluco  faren,  aber  doch  sehen  sie  aufl's  lengsl  alle  acht 
tag  land. 

Als  ich  nun  in  dieser  Insel,  welche  Insula  Spaniola  heißt, 
aber  die  statt  Dominigo,  welche  ftist  wol  erbawen,  und  zierlicher 
gassen  und  edificias  hat,  und  hat  auch  ain  starck  weherlich  schlols 
und  ain  fast  gulte  porl.  Und  wiewol  in  diser  Insel,  welche  fünfl- 
hundert  meil  wegs  ringsumb  sich  begreiffei,  vil  der  fleck?n  und 
statt  von  Christen  bevvonet  sein,  so  ist  doch  Sant  Dominigo,  djts 
haupt  und  beste  unter  allen  disen  Inseln,  onnolh  von  art  und  sitten 
der  Naturales  oder  einwoner  diser  land  art  zuschreiben,  dann  es 
nu  mehr  als  ein  land  vor  vinrlzig  jaren  von  Christen,  erobert  und 
gewunnen  bewißl,  und  lautgeschreygig  ist,  wie  auch  die  zu  Coro, 
als  ihr  hernach  werd  hören,  ain  nackel  volck,  und  eben  der  sel- 
bigen färbe.   Sie  die  Naturales  oder  einwoner  diser  land,  so  dise 


10 

Insel,  ehe  und  die  Christen  dahin  kommen,  besessen  und  beherr» 
sehet  haben,  welche  itzt  kainen  aignen  flecken  bewohnen,  Sonder 
sie  seind  den  Christen  gar  geundertheniget,  und  dienen  den  Chri- 
sten so  vil  deren  noch  bei  leben,  welcher  doch  nicht  vil  mehr 
vorhanden,  dann  nach  veniemen,  so  sollen  von  fünffhundert  tau- 
sent  Indios  oder  einwoner  so  in  dem  land  geweßt,  durch  die  gantz 
Insel  allerlai  nation  und  sprachen,  alls  die  Christen  das  land  erst 
erfunden,  welches  wie  obgesagt,  be»  40  jaren,  itzt  nit  über  zwain- 
tzig  tauset  bei  leben  sein,  ain  grosse  summa  in  ainer  kranckhait 
welche  sie  Viroles  haissen,  auch  thails  in  kriegen,  und  [9]  ain 
grosser  thail  auß  übertribener  arbait,  darzu  sie  die  Christen,  in 
den  Goldbergwercken ,  genölligl,  welches  doch  wider  ihre  ge- 
wonbait  ist,  dann  sie  von  arl,  ain  zart  und  wenig  arbailent  voick 
geweßt  ist,  gestorben,  und  sich  in  so  kurlzer  zait  ain  solche  niul- 
titud  und  grosse  summa  in  «in  so  wenig  zal  gemindert.  Also  das 
itzt,  dise  Insell  und  alle  flecken  und  statt  darinnen  durch  ain  kö- 
nigliche kamer  und  hofTgerich,  wölches  sie  Audiencia  Real  hais- 
sen, geregieret  werden,  die  inn  der  statt  sant  Dominigo  wohnen. 
Daselbst  fandt  ich ,  meiner  herren  der  Welser  Factor  Sebastian 
Rentzen  von  Ulm,  belib  aldar  biß  ahn  den  füiiffzehenden  tag,  mich 
wider  mit  notturO'tiger  profandt  und  untherhaltung  des  schiffs,  'auif 
mein  fort  raisen  gehn  Venecuela  zu  versehen,  lud  auch  alda  zehen 
p.  d,  v^armit  ich  mich  wider  erhuh,  und  von  sant  Dominigo  ab- 
fuer,  wie  gesagt,  gehn  Venecuela  schiflcndt,  dahin  von  sant  Do- 
minigo auß  bei  zwaihuoderl  meiien  wegs  ist,  wiewoi  es  stracks 
wegs,  nit  über  hundert  und  fünlTtzig  meiien  seind.  Man  kan  sich 
aber  des  stracken  wegs  nicht  gebrauchen.  Dann  das  Mör  daselbst 
zufast  Corrent,  oder  lauffend,  und  die  sciiifl',  so  sie  nit  höchern 
ahnfaren,  dann  dahin  sie  stracks  wegs  begeren,  abiregt,  fast  einem 
^^hnellrianenden  flufs  geleich.  Als  wir  bis  ahn  den  neündten  tag 
gefaren,  welclis  ahn  einem  kliinen  weg  lang  verweilet  was,  ur- 
9acii  der  fast  Ungewissen  fart,  wie  dann  gesagt,  und  auch  zu 
diser  fart  nit  mehr  dann  zwen  wind  prospero  oder  dienlich  seind, 
kamen  wir  abondls  uinb  die  fünfl'  ulir,  in  gesiebt  einer  Insell,  wöl- 
che  sieben  meil  vonn  den»  landt  Venecuela  ligt,  Ruynari  gehais- 
sen,  wölliche  der  Pilot  oder  lailer  des  schiffs  für  ain  andere  Insel, 
so  siben  darob  gelegen  |10j  meiien,  Curacfto  gnaonl,  ansähe,  und 
also  äUH  falscher  erkanutnus,  der  Insel  vom  Pilolo  oder  lailer  des 


11 

schiSs  selb  betrogen,  luren  wir  stracks  gegen  der  Insel  ulter,  den. 
lande  Venecuela ,  terrg  Ferma  zu ,  venoaindton  also  das  Port  Coro 
zuerraichen,  wiiiches  woi  die  recht  derotta  und  fart,  so  es  die 
Insel  Curac^o.  darfiir  wirs  hielten,  gewest  were.  Also  umb  nüt>' 
nacht  vngefar^  sähe  aioer  der  scbiffieut  aulT  dreien  orten  des  schiiTs 
fewr,  wölche  die  Indios  landvoick  am  gestadt  des  Möhrs,  darbei 
zu  vischen,  alls  sie  pficgen  zuthun  brenten.  Alls  aber  der  Piloto 
oder  laUer  dils  schiffs  solichs  gewar»  erscbrack  er  ser,  be&orgent 
dem  iand  ziuiahend  gefaren  sein,  denn  er  erkannte  die  Insel,  so 
wir  vor  nachts  gesehen,  nit  die  sein,  darfür  wir  hielten,  dann  wir 
sonst  die  Costa  des  lands  Venecuela,  nit  so  bald  hetten  könden 
erraichen.  Also  ließ  er  eilenls  das  schiff  wider  keren,  hinder  sich 
zufaren  biß  ntorgens  frü,  das  sie  das  Iand  und  ihr  fart  sehen  und 
erkennen  möchten,  woldies  alles  unser  not  wol  erfordert,  denn 
so  wir  die  fewr,  so  die  Indios  wie  gesagt,  (villeicht  auß  Schickung 
gottesj  nit  geprennt,  und  wir  die  nit  gesehen,  und  also  nur  ein 
halbe  stund  fortgefaren,  wcre  onmüglich  gwesl,  das  unser  einer 
darvon  komen  were,  dann  daselbst  kain  Fori  oder  ahnfart,  sonder 
voller  baxos,  als  nidermdrig  und  steinig,  da  sich  das  schifF  ange- 
stossen,  und  wir  ertrincken  hetten  müssen.  Als  wir  aber  dise  ge- 
fahr,  auß  gesagter  wamung,  als  got  getiei,  fürgangen,  und  am 
morgens  das  iand  sahen,  und  erkanten  das  wir  ob  sechs  und  zwein- 
tzig  meiien  vom  rechten  Portt  der  statt  Coro  angefaren,  und  aber 
kainswegs  vom  orte  da  wir  waren,  das  Porti  Coro  erraichen  kun- 
ten,  dann  wie  vor  gesagt,  das  Mör  scnier  ainem  was[l l]s&rfius 
gleich  abrindt,  und  auch  die  wind  daselbst  vasi  Ordinari  oder  ge- 
mainglich  Sud  oder  von  mittem  tag  gehn,  und  gegen  Ost  oder 
auffgang  zefaren  nit  gestatten,  Also  auß  zwaien  bösen  das  we- 
nigest  übel  zuerwöien,  dieweii  ich  ye  mein  fart  wider  gehn  santo 
Dominigo  nemmen  muste,  ward  ich  entschlossen,  den  grossen  ko- 
sten so  auff  souil  voicks,  so  ich  im  sciiiff  helle,  wöloher  bei  hun- 
dert und  siben  und  viertzig  dern  ich  geradten  kundte,  zu  umb- 
gehn,  darüber  vil  uncustens  gangen  were,  so  ich  sie  mit  mir 
wider  zuruckgefürt  bette,  ließ  derhalber  ein  Kalb  ineil  vom  Iand, 
an  dem  stiUesten  ort  diser  Costa  oder  gestadt  so  wir  daselbst  fan- 
den,  das  schiff,  und  sprang  aubents  selbst  zehent  in  den  Bäte} 
Calso  baist  das  kiain  schiff  darmit  man  an  Iand  füret)  bei  gutter 
wehr,  und  ahn  Iand  füren,  tbetten  uns  an  ainem  ort,  da  wir  ver- 


12 

inainten  von  den  Indios  am  wenigsten  gesehen  zu  werden  nider, 
aulf  wohn,  die  Indios  sollen  hei  naeht  wider  aull  ihre  gewonliche 
vischereien  C^ie  dann  die  vergangen  naeht  beschehen)  kommen, 
sie  zuiiberf'alien,  und  ^Iso  von  ihnen  vernemen,  wa  wir  im  land 
weren,  dann  wir  auch,  oh  sie  die  Indios  dasclbs,  dem  Gubernator 
m  Coro,  underthan,  und  der  Chrisl(in  freund  wt-ren  oder  nit,  gantz 
nil  wüslen.  Wir  kundten  aber  die  selbige  nacht  nichts  erwarten, 
dann  die  Indios,  als  sie  das  schilT  ersehen,  betten  sie  sich  in  ihre 
Hecken  und  gewarsam  geihon,  besorgend,  alls  olTt  von  Sant  Do- 
minigo  auß  beschehen,  ain  raubschilf  were,  und  uinb  sie  aulTzu- 
heben,  zufahen  und  zuverkauft'en  aldar  kommen.  Dieweil  ich  nu 
sähe,  das  unser  anschlag  aber  nicht  efecl  und  verf()l<rung  wollte 
haben,  warden  wir  zu  ralh,  und  schickten  zwen  mann  der  unsern. 
sie  selten  das  land  einwertzs  zie[12]hen,  so  maisl  unvermerckt 
sie  kundten,  und  ain  lleekeii  oder  Puebh)  der  Indios  erfaren  und 
bcsichtioen,  alls  dann  so  sio  des  wegs  dahin  berieht,  wider  kämen, 
darmil  wir  mil  der  siercke  und  maacht  so  die  iiotturfft  erhaischete, 
dahin  raiselen,  und  mit  gütle  oder  gjnvalil,  durch  sie  gehn  Coro, 
also  haißl  le  'all,  da  df;r  (iubenuitor  und  die  Christen  wonen, 
und  erst  haben  gebawen  und  edificiert,  gewisen  zuwerden.  So  sie 
aber  im  fahl,  ainen  Indios  oder  zween,  deren  sie  sich  mäohtig 
sehen,  ergrieflen,  das  .sie  die  selbigen  fiengcn,  und  fiir  mich  brech- 
ten,  darmil  ich  v(m  ihnen  durch  ain  tollmelschen,  so  ich  bei  mir 
hette,  was  uns  zuwissen  nollwendig,  erfüre.  Ich  Hess  auch,  alls 
ich  dise  zween  Hispanier  abgesandt,  die  s«dbige  nacht  alles  vobk, 
wellchs  nicht  zu  der  schiflnng  nolt  oder  von  nötlen  «as,  sampt 
den  Rossen  und  aller  noltnrlltiger  provant,  aulf  drei  lag  an  lan<l 
füren,  uns  mit  allem  aulf  die  raiß  rüstend,  und  aulf  die  gesandten 
wartendl,  die  hotten  ain  Weiler  von  dreien  häusern,  fünff  meil 
von  dem  ort  da  wir  angelaren,  gelegen,  erraicbt.  Und  als  sie  bei 
nacht  also  verborgen  wartetten,  biß  sich  ain  Indios  von  den  häu- 
sern weitterle,  den  selbigen  ahnzufallen  und  mit  ihnen  zufüren, 
das  sich  aber  den  selbigen  abent  nit  zutrug.  Aber  morgens  frii 
gieng  ain  India,  allain  umb  wasser  etlvvann  ferr  von  den  häusern, 
deren  sie  nHcli<riengen.  Und  als  sie  sich  die  mil  ihnen  zufüren  un- 
dersluntlcn,  sagt  sie  ihnen  inn  Hispanischer  sprach,  die  sie  ein 
wenig  kundle,  dann  sie  vor  jaren  in  S/mt  Durninigo  verkauirt  was 
worden,  und  aber  von  Kay.  Miiy.   faclor.   .luan  oder  Johann  de 


13 

Ampies  gehaissen,  welcher  der  erst  Gubernator  und  besitzer  dises 
Jaiids  geweßt,  wider  erkauflTt,  und  in  ihr  vatler[13]land  zu  ihrer 
freiheit  gebracht,  von  ihnie  darumb  ahngesehen  das  er  ihme  ein 
gullen  willen  unlher  den  Naturales  oder  Indios  machte,  und  also 
ahn  sich  ziehe,  warunib  sie  doch  gefangen  wurde,  were  doch  sie 
und  die  gantz  Provinlz  so  Baragnana  heißt,  der  Christen  zu  Coro 
freund,  also  Hessens  die  India  wider  ledig,  gicngen  mit  ihr  in  jre 
behausung,  alda  sie  etwann  bei  sechszehen  Indios  mann  und  fra- 
wen  funden,  Hessen  ihnen  durch  die  gesagt  India  anzaigen  und 
sagen,  warumb  sie  da  weren,  und  wie  wir  mit  dem  aldar  ange- 
faren  schiff  kommen  weren,  das  wir  auff  land  gehn  Coro  ziehen 
möchten,  begerten  glaids  volck  des  wegs.  Also  gab  jnen  der  Prin- 
cipal des  Weilers,  zwen  Indios  zu,  mit  denen  die  zwen  Christen, 
am  dritten  tag  morgens  friie  khamen.  Also  erhub  ich  mich  mit 
allem  volck,  uff  Coro  zu  raisen,  kamen  desselbigen  tags  an  einen 
brunnen,  bei  zwei  meilen  vom  ort,  da  wir  außgezogen,  oder  da 
das  schiff  stunde,  darbei  wir  die  selbige  nacht  blieben,  und  des 
andern  tags  erraichten  wir  den  Weiler  vorgesagt,  aldar  die  inn- 
wohner  mit  allerley  vischen ,  dern  sie  vast  vil  und  gult  haben, 
sauipt  anderer  speiß,  auff  uns  wartende,  und  vast  wol  einpfiengen, 
belieben  die  selbige  nacht  aldar,  schickten  etliche  Indios  gehvi  Coro 
zum  Gubernator,  wölcher  nicht  in  aigner  person.  aber  wol  sein 
Statthalter,  Luis  Sermienlo  gehaissen,  dahaim  was,  Auch. schickten 
wir  zu  den  flecken,  darfür  wir  zu  raisen  betten,  das  sie  mit  Pro- 
vandt  gerüst  weren.  Also  fortziehendt  kamen  wir  alim  volgenden 
tag,  nacht  spat  an  einen  Puebles  Miraca  gchaissen.  da  selbst  wir 
auch  wol  empfangen  wurden  und  die  nolturfft  funden,  daselbst 
ruheten  wir  biß  an  andern  lag,  dann  sich  etliche  der  meinen  ver- 
gangnen Li  4]  tags  hart  gegangen  betten,  dann  die  tagreiß  bei  6 
Irieilen  weitt,  mit  gebrech  ahn  wasser,  aiu  hais  sandig  landt,  und 
den  merenteil  am  gestadt  des  Mors  geraißt  waren,  umb  mittag  zeit 
khamen  leütl,  von  des  Gubernators  Stallhalter  auß  Coro,  uns  fort 
zuhelffen  gesant.  Dieweil  ich  nu  das  volck  auß  gefalir,  und  schon 
dahaim  sein  schetzel,  übergab  ichs  Jörgen  Ehingern.  so  mit  mir 
auß  Sant  Oominigo  abgefaren,  mit  beuelh  er  sollte  das  volckh  dem 
Gubernator  oder  seinem  Statlhaller,  in  seinem  namen,  übergeben 
und  unther  sein  gehorsam  antworten,  und  erhübe  ich  mich  wider 
ahn  das  schiff  zuraisen,  darahn  mir,  dieweil  es  vast  reich  geladen. 


i4 

an  maisten  gelegen  wäre,  und  ahn  ainem  gefarlichen  ort  stunde. 
Ritt  also  in  tag  und  nacht  wider  zurack  ahn  das  schiff,  was  ich 
vor  in  dreien  tagen  geraist  wäre.  Und  am  fünffzeheten  tag  Jen- 
ners des  dreissigsten  jars  der  mindern  zai,  umm  zwo  vhr  nach 
inilteniacht,  richten  wir  die  segel  aufF,  tind  faren  wider  zaruck, 
umm  das  wir  die  recht  Derotta  oder  fart  zunemen,  und  das  portl 
Coro  zu'^-rai  hen,  wölches  Portt  genanter  statt  Coro,  nur  von  dem 
ortt  Paragnana,  da  ich  angefaren,  unmüglich  was  zu  erraichen, 
khamen  also  als  Gott  gefiel,  in  sechs  tagen  wider  in  die  Insel  sant 
Dominigo,  wollt  mich  aber  in  das  Porti  nit  begeben,  wölche  ein- 
zufaren  etwas  gefarlich  ist,  nnd  dieweil  ich  zu  sant  Dominigo  nichts 
zn  schaffen  hette,  ließ  ich  ihn  dem  Batel  oder  khiainen  schiff,  ainen 
mann,  etwann  fünff  und  zwaintzig  meil  von  der  statt  sant  Dominigo, 
in  einem  portt  der  Insel  Acua  gehaissen,  dafür  wir  faren,  ahn  landt 
setzen,  mit  befelch,  das  er  solte  auff  dem  lande  gehn  Sant  Domi- 
nigo ziehen,  und  zu  Sebastian  Rentzen  geh«,  ond  ihm  meine  brieff 
[15J  antwortlen.  Als  aber  Sebastian  Rentz  in  ainer  Carabel  dreis- 
sig  meil  von  sant  Dominigo,  in  ainer  Insell  Xabona  gehaissen,  alda 
ich  nit  seiner,  sonder  des  manns  den  ich  zu  ihme  gesandt,  war- 
tette,  zu  mir  käme,  bracht  mir  allerlai  nofturfflige  Provandl  inns 
land  zufüren  was  ich  begerl  hette.  Lag  also  in  diser  Insel ,  mein 
piofandt  und  was  mir  von  nöllen  zu  empfahen,  und  auff  gutten 
viindt  und  zeit  widerumb  gehn  Coro  zufaren  warttcndt,  biß  an 
s<;olißzehenden  tag  still. 

Von  disem  ort  obgemeldt,  für  ich  in  ein  Insel  Sant  Juan  oder 
Johan  gehaissen,  ftinfflzig  meil  ob  der  Insell  Xabona  vorgeraelt 
gi^legen,  daselbst  fnr  ich  inn  ein  Port  und  statt  von  Christen  be- 
wohnet, genannt  Sant  Jerman ,  alda  lud  ich  Roß,  Ochsen,  Schaaff 
und  ander  viech  so  vil  mir  die  ringcrung  deß  Schiffs,  von  dem 
volck,  so  ich  außgcsetzl  und  in  Venecuela  geschickt,  statt  gäbe, 
und  ladi^n  kundte,  mit  dem  ich  mich  eltliche  tag  daselbst  verweilet, 
lolgerids  füre  ich  widerjimb  ab,  sampt  ainem  ai>dern  schiff,  auch 
meinen  herren  den  Welsern  gehörig,  und  in  Sant  Jerman  zu  mir  was 
kommen,  auff  Venecuela  des  land  wider  zuschiffen.  Kamen  also  uff 
den  8  tng  deß  Mertzens  im  dreissigsten  Jare,  in  Coro,  des  rechten 
Ports  glücklich  nnd  wol  an,  dem  allmächtigen  GoU  seie  lob,  Also 
das  ich  mich  von  Sant  Lucar  de  Barameda  ain  purll  in  Hispania  ge- 
legen, wie  dann  im  anfong  hie  vor  auch  gemeldet;  biß  in  das  Portt 


15 

Coro,  des  lands  Venecuela  zuerreichen,  mich  biß  in  sechsten  mo» 
nat,  das  ist  vom  andern  tag  October,  im  1529  jare,  biß  den  adhten 
tag  des  Mertzen ,  des  folgenden  dreissigsten  Jars  der  minder  zal, 
verweilet. 

AHNKUNFFT  IN  DIE  STATT  CORO. 

Wie  sich  Niclaus  Federniann  etc.  in  ahukunift  der  statt  Coro  im  ab- 
wesen  des  Gubcrnators  Ambrosii  Dalfingers  gehalten,  auch  mit  was  ehrer- 
bietung,  triumph  und  pracht ,  er  sampt  dem  Hans  Seyssenhoffer,  den  tvider- 
komenden  Gubernator,  obgemeld,  empfangen  haben. 

Als  ich  nun  gehn  Coro  khame,  fand  ich  den  Gubernator  nicht, 
dann  er  vor  acht  Monat  ain  raiß  das  lands  einwertz  gelht  um 
hetten  seither  seiner  abraiß  in  Coro  khein  zeillung  von  ihme  em- 
pfangen, und  ward  das  land,  in  seinem  des  Gubernalors  Ambrosii 
Dalfingers  von  Ulm  abwesen,  von  seinem  Statthalter,  Luis  Ser- 
miento  gehaissen,  geregiret.  Als  ich  aber  das  schiff,  darinnen  ich 
dahin  kommen,  außgeladen,  und  auf  den  22  des  Mertzens  obstends 
Jars  abfertiget,  gehn  Sant  Dominigo  und  fort  nach  Hispania  zu- 
faren,  khame  auff  den  18  tag  Aprilis  hernach  ain  andere  Armada 
dreier  schiff,  von  meiner  herren  der  Welser  leüt,  von  Sibilia  in 
Hispania  auß  gen  Venecuela  gesandt,  darmit  ihre  diener,  ainer 
Hanns  Seissenhoffer  gehaissen,  für  Gubernator  des  lands  abgefer- 
tjget,  dann  sie  in  Sibillia  besorgten,  der  Ambrosius  Dalfinger 
möchte  not  gelitten  haben,  und  villeicht  mit  seinem  volck  von  den 
Indios  der  widerkunfft  verhindert  sein  worden,  dieweil  inn  so 
Janger  zeit,  wie  hievor  ahngezaigl,  kain  botlschafft  von  ihme  ge- 
habt, und  Li  71  auch  sein  stathaller,  so  er  hinder  ihm  verlassen, 
welcher  ein  Hispanier  was,  und  mehr  auff  sein  dann  auff  deren 
nutz  ersehen  solte,  forthailig  gehausei  hette.  Also  ward  der  ge- 
sagt Seyssenhoffer  von  Kay.  May.  amptleütten  so  in  di&em  land 
residiren  und  wonen,  als  Factor,  Conlador,  und  Thresorero,  das 
sein<l,  factor,  zoll  und  schatzmaisler,  und  vom  dem  andern  kriegß- 
uolck,  und  Pobladores  oder  ein  woner,  fürn  Gubernator  ahngeno- 
men,  und  geschworen,  hat  auch  den  gesagten  des  Ambrosii  Dal- 
fingers Statthalter  verkerl,  und  mir  den  bcfellch  der  slatthalterei 
auffgeladen,  darinn  ich  residiret  und  beUb  biß  Hans  Seyssenhoffer 
die  üubernation  wider  Übergabe.  Dann  über  fünfftzehen  tag  nach 
gesagter  Seissenhoffers  ahnkunfft  ungefär,  khanje  der  erst  Guber- 


16 

nalor  Ambrosius  Dalfinger,  welcher  bei  achl  Monat,  wie  vor  auch 
angezeigt,  ainer  miß,  die  er  das  land  einwertz  gulhan,  außgeweßt, 
welchen  wir  nott  gehllen  haben,  und  nicht  wider  körnend,  zweif- 
Icten,  der  ward  von  SeissenholFer  und  mir,  mit  ainer  vasl  zierHchen 
Ordnung,  doß  kriegßvoicks  zuroß  und  fuß,  ein  halbe  meil  von  der 
statt  Coro,  unlhor  ainer  aulFgeschlagnen  zellt  oder  vellhütten,  mit 
aineni  gesungnen  Atnbt  und  Te  Deum  laudamus,  mit  trumpetten  und 
heerbaucken  empfangen,  aldar  wir  morgens  assen,  und  nachmals, 
wider  in  die  statt  Coro  zogen.   Und  wie  woll  diser  Ambrosius  Dal- 
finger,  auff  gesagier  seiner  raiß,  vil  vor  unerfarner,  frembder  land 
durchraisset,    da  ihme  auch  auß  kranckheit  und  kriegsfahl,    bei 
hundert  Christen  umbkonien,  Von  dero  land  Sitten  und  Ceremonias, 
vil  zuschreiben  were,  wils  aber  hieinil  unlherlassen,  als  ain  Ding  das 
ich  allein  gehört,  und  nit  selber  erfaren,  dann  [18]  mein  mainung 
nicht  ist,  anders  dann  was  ich  selbs  gesehen,  und  auß  aigner  er- 
fahrung,  für  warheit  bekennen  mag,  zubeschreiben.    Dieweil  aber 
Ambrosius  Dalfinger,  glücklich  wider  gereicht  was,  des  man  sicli 
doch  nit  hette  versehen,  auß  gesagter  ursach,  da  übergab  Hans 
Seissenhoffer,  seinen  tittel  des  Gubernators  und  Capitan  general, 
des  er  sich  auß  gegebnem  gewalt  Kay.  Maiestat  biß  zu  Dalfingers 
ahn  und  nid*  rkunüt  gebraucht,  dem  ofitgemellen  Dalfinger,  alls 
ersten  Gubernator  wider,  entschlug  sich  des  selbigen  gantz,  ließ 
auch  dem  Dalfinger  alles  Kriegsvokk  und  einwoner,  wie  ihme  hie- 
vor,  schweren  und  unthertlienigen,  und  sollichs  umb  die  verende- 
rung  der  Gubernation  niaisl  auß  gezweifleler  widerkunlft  des  Dal- 
fingers fürsehen,  und  auff  Seissenhoffer  gestellt,  Und  dieweil  auch 
nach  ahnkuntlt  des  Dalfiii;.    is,  des  Seisseiihoffers  etwas  bas  zuge- 
radten  was,  hat  er  sich  anderer  geschefflen  in  Indias,  dern  er  auch 
Coinmission  helle ,  dost  statlicher  außzuwardten,  der  Gubernation 
müssigen  wollen. 

Ambrosius  Dalfinger  aber,  gebraucht  sich  der  Regierung  nur 
biß  ultimo  Julio,  Anno  dreissig.  Welchen  lag  er  sich  erhub,  gehn 
sant  Domuiigo  zufaren,  und  sich  <laselbst  neben  andern  Ursachen 
die  ihnen  darzu  bewegt  möditen  haben,  seiner  kranckheit  eines 
vierteglichcn  fiebers,  so  er  auß  gesagter  raiß  brachte,  zu  arlz- 
neien ,  dann  er  in  Venecuela  kain  ringerung,  die  zeit  er  in 
Coro  gelegen,  hell  erwartet,  derhalben  ward  ich  wider  für  Statt- 
halter der  Gubernation  und  Capitan  General  in  seinem  abwesen 


17 

verlassen,   und   von  allem   voick  darfür   ahngenoinmen  und  ge- 
schworen. 

1 19J  Anfang  der  reiss  Niciaus  Fedennanns,  von  Coro  dea  land  einwerU, 
und  was  für  Ordnung  und  anatalt  er  auff  solche  raiss  mit  seinem  volck  ge- 
macht hat. 

Wie  ich  mich  nu  aber  '  lit  ;  vil  voicks  in  der  statt  Coro  ohne 
«Ott  und  müssig  befand,  enlschioss  ich  mich,  ain  raiß  das  land  ein- 
wertz,  gegenn  Mittag  oder  SudmÖhr  gelegen  zuthun,  verhoffendl 
aldar  nutzlichs  außzurichten.  Rüstet  mir.h  mit  allem  das  zu  solcher 
raiß  nolt  was.  Und  auflden  12  tag  Septembris  Anno  etc.  im  dreis- 
sigsten,  erhub  ich  mich  mit  hundert  und  zehen  Hispaniern  zu  fuß, 
und  sechszehen  zu  ross,  sampt  bei  einem  hundert  Indios  naturales 
vom  land,  der  Nation  Caquecios  gehaissen,  weliche  unsere  not- 
turirtige  spciß  und  andern  plunder,  so  zu  unserer  wehr  und  un~ 
Iherhaltung  dienstlich,  trugen.  Desselbigen  und  ersten  tags,  ver- 
raißten  wir  drey  meil  wegs  von  der  statt  Coro,  daselbst  ich  den 
andern  und  dritten  tag  stille  läge,  und  unser  läger  inain  wisen 
schlugen,  und  aldar  Ordnung  in  das  volck  machten,  die  uns  zu  rü- 
wiger  und  gewarsamer  forlraisung  dienet,  Auch  ihnen  und  haupt- 
leül  und  andre  ampüeütl  so  die  uott  erhiesch,  ernennet,  dann  wir 
des  volgenden  tags,  der  feinde  land  erraichten,  aine  nation  Xede- 
haras  gehaissen,  welcher  silten,  weiß  und  gebrauch,  hernach  inn 
sonder  beschribea  werden. 

[20]  DIE  NATION  XIDEHARAS. 

Von  dtir  Nation  Xidt^haras  und  deren  Gebrauch ,  auch  wie  er  mit  seim 
volck  vom  hcrren  des  lands  und  den  einwohnet  empfangen,  und  mit 
scbanckung  verehret  worden  ist. 

Da  wir  nun  den  ersten  Pueblo  oder  flecken  diser  Nation 
ahnzogen  und  einraisselen,  welche  dann  von  unserer  zukunfft 
wissen  trugen,  dann  ich  inen  sollichs  durch  einen  Tolmetschen, 
Cara  Vanicero  genannt,  sampt  ettlichen  Indios  unsern  freunden, 
soliciis  zuuor  ahnzeigen  ließ,  nemlich  wie  ich  sie  haimzusuchen, 
und  mit  ihnen  freund tschalTl  zumachen  kerne.  Also  fanden  wir 
den  Cacique  oder  herren  des  fleckens,  mit  allen  seinen  innwo- 
nern  und  unlerlhanen  anhaims  und  inn  rüwiger  possession  sampt 
aller  nolturfft  speis   und  geträncks  nach  ihrer  arl,   sampt  etlli- 

Ped.  u.  St.  2 


18 

clien  klainelt'rn  von  goldl,  so  sie  uns  verebrelen,  und  uns  dabei 
auch  wol  empfiengen-  Gleichwol  so  isl  des  golds  nit  vil  inn  dieser 
Nation,  noch  inn  ihrem  land  so  sie  besitzen,  haben  auch  kein  bergk- 
werck,  so  Conlracliern  und  handeln  sie  nicht  mit  den  andern  an- 
stossenden  Nationen,  dann  ye  aine  Nation  so  das  gebirg  bewonen, 
mit  der  andern  feinde  ist,  und  alle  menschenflaisch,  und  je  ainer 
den  andern,  wa  sie  einander  bekommen  oder  fahen  künden,  essen. 
Also  ulierraiftt  ich  dise  Nation  Xideharas  gehaissen,  welche  ain 
rauch  und  hoch  gebirg  besitzen,  eltwann  bei  dreissig  meilen.  Mir 
ist  unlher  diser  Nation  auch  inn  diser  zeit  und  raiß  der  dreissig 
meil  wenig  begegnet,  davon  [21]  zuschreiben  were,  die  well  mich 
ohne  nott  ahnsicht  ahnzuzaigei^,  die  reiß  von  einem  flecken  in  den 
andern,  dann  ich  von  diser  Nacion,  gleichwohl  mehr  aaß  forcht, 
dann  auß  geneigtem  willen,  woll  empfangen,  und  was  sie  mir  von 
Proviant  auch  ein  thail  golds  gegeben,  haben  thon  müssen.  Sie 
haben  sich  auch  alle  unther  Kay.  May.  und  mein  an  dero  statt  ge- 
horsam und  succession  ergeben,  was  ist  not  ahnzuzaigen,  mit  was 
mühe  und  arbeit,  «olich  rau  !i  gebirg,  mit  Jen  rossen  wir  fürge- 
raißt,  dieweil  von  tedem  wo!  kann  erkennt  v.  erden,  Vvie  müsam  und 
^^chwerlich  es  zug'ht,  sonderlich  an  örtern  dahin  k»in  roß,  ja  auch 
nie  kain  Christen  zufuß  kommen  ist,  auch  was  gefahr  ahn  vil  ort- 
ten,  das  hoch  gebirg  ahnzuraißen  gewesl  ist,  sonderlich  wa  uns  die 
innwoner  oder  Naturales  zu  widersten  betten  gewüst,  und  wiewol 
allwegen  die  flecken,  darauß  wir  uns  schaden  zu  besorgen,  vor 
besichtigen  ließ,  ehe  wir  uns  das  gebirg  ahnzuziehen  begaben,  so 
hetten  wir  dennocht  ofl't  goschädiget  mögen  werden,  so  die  inn- 
woner wie  ol  ge  U  der  geschicklichheit  gewest,  und  ins  Gotle 
auch  verhenget,  oder  auß  genaden  uns  nicht  verhütet  helte. 

Da  wir  auff  den  23  tag  September,  Anno  etc.  im  30  in  den 
letsten  Pueblo  oder  flecken,  diser  Nation  Xideharas  khamen,  und 
Hittoua  haist,  warde  ich  vosi  den  inn  wonern  oder  naturales  bericht, 
wie  zwo  tagreiß  von  dannen,  ein  andere  Nation  Ayamanes  ge- 
haissen wohneten,  welche  ihre  feindl  weren,  derhalben,  dise  zwo 
tagraiß  unbewondt  und  öde  weren,  were  auch  ein  klain  volck,  und 
Zwergen,  jedoch  streitbar,  besessen  auch  ein  rauch  und  gepirgig 
land.  Also  name  ich  bei  hundert  und  für^lTtzig  Indios  oder  innwo- 
ner, auß  dem  [22]  Pueblo  oder  flecken  Hitovu,  das  sie  uns  den 
weg  und  Strassen  machten,   auch  den  andern  Indios  so  wir  zum 


i9 

dross  und  unser  notldurfft  zutragen  gebrauchten.,  helffen  Proviant 
tragen,  und  sonderlich  wasser,  dessen  unther  wegen  gebrech,  uns 
an^ezaigt  ward. 

DIE  NATION  AYAMANES. 

Von  diser  Nation  art,  aigenschaft,  aitten  und  gebrauchen,  Und  wie  sia 
von  der  forcht,  schrecken  und  entsetzen  der  ungewonten  nye  ersehenen  be- 
klaidcte  und  gebartette  leiitt  und  ihren  rossen,  durch  die  freündlichait  und 
alletlay  schanckung  Niclaus  Federmanns  etc.  entlediget,  Kay.  May.  unther- 
thenig  worden,  und  den  Christlichen  Namen  erlangt  und  bekomen  haben. 

Als  wir  nu  am  dritten  tag  morgens  früe,  ein  einöde  von  sechs 
biß  in  acht  heüsser,  welches  die  ersten  diser  Nation  Ayarnanes 
seind,  fand,  und  sy  also  unser  unbewist,  überfielen,  die  sich  als 
erschrocken  leütt,  so  zuvor  ross,  bekleidet  und  barttet  leüt,  weder 
gesehen  noch  darvon  gehört,  wolten  empflohen  sein,  das  doch  sovil 
müglich  von  uns  verhütet  ward,  ließ  mit  inen  durch  ainen  Tolniet» 
sehen,  so  der  Nation  Xideharas  bürlig,  und  ich  auß  Hitova  mit 
mir  genomen  hett,  was  zu  fride  und  dise  leutten  zubehertzigen, 
und  des  Schreckens  vergessen  zumachen,  dienete,  ahnzaigen  und 
fürbilden,  auch  mil  vi!  umbslenden  Amonestirn,  welchs  sy  inen 
schwerlich  doch  liessen  fürmalen  und  einbilden,  gäbe  inen  auch 
etliche  schanckunge,  von  eisen  hacken,  und  glässere  Paternoster, 
so  bei  vns  (wie  bewüst)  klaines  werdts  sein,  aber  bei  ihnen,  alls 
ain  frembd  ding,  [23]  groß  geacht  ist,  blieb  diesen  lag  bei  inen, 
nnd  alle  freündschafft  beweisende,  vermainendl,  durch  sie  die  Ca- 
ciques  oder  herren  deß  lands  di.ser  art  und  Nation,  zu  frainde  zu- 
bringen. Erforschet  mich  auch  durch  sie,  die  gelegenheil  dises 
iands,  auch  die  macht  und  innwoner  Ich  ließ  auch,  die  hundert 
und  füniftzig  Indios,  so  mit  mir  von  Hitova  beer  gereißt,  allein  den 
Tolmetschen  nicht,  wider  haim  ziehen,  gab  inen  auch  schanckungen, 
und  crzaigel  mich  ihrer  dienste  gantz  danckbar,  und  solches  auch 
darumb,  damit  die  Nation  Ayarnanes  dester  behertziget  weren,  und 
auch  sehen  wie  gutlen  glauben  wir  unsern  freunden  hielten. 

Von  diser  einöde  erhübe  ich  mich  am  27  tag  des  monats  Sep- 
lembris,  Anno  etc.  im  dreis'sigsten  Jare,  morgens  zwo  stund  vor 
tags,  Uii(i  zwo  mci!  von  daimea,  crraichlen  wir  einen  Pueblo  oder 
Hecken,  darinnen  ein  reicher  Cacique  oder  landtherr  wonen  solte, 
denen  vermainlen  wir  zu  überfallen,  und  auch  also  wie  die  andern 

2  * 


20 

zu  IVtJÜiule  zubringen.  Und  wiewol  mich  die  Indios  auß  vol'ge- 
meller  eitiöric  ballen,  ich  solle  sie  vor  schicken,  darrnit  sie  dem 
Cacique  oder  Herren,  unsere  ankunfft  nnziiiglen,  und  so  er  gähens 
Überfalls  sich  nicht  enlselzen  Ihette,  das  wolle  ich  aber  nicht  ge- 
statten, besorgende,  so  sie  unsere  zukunfTl  wüßten  und  innen 
wurden,  niöclileu  sie  auß  forcht  ihre  flecken  verlassen,  oder  aber 
uns  an  ainein  paFs  schaden  thiin. 

Da  wir  nun  in  gesicht  des  Pueblo  oder  flecken  kamen,  und 
der  Cacique  oder  Herr  mit  den  seinen,  unser  unbesorgt,  wie  wir 
uns  dann  anders  nicht  versahen,  dann  das  er  aldar  wonen  solte, 
sandte  ich  ettliche  zu  roFs  und  zu  fuß  sampt  den  Indios,  so  ich  mit 
mir  auß  der  einöde  ge[24]fürl,  eltwann  ain  rofslauf  vorahn,  mit 
dem  Cacique  zureden,  und  also  was  güttlich  nicht  kündte  ge- 
schehen, solten  sie  der  innwuhner  sovil  sie  möchten,  mit  gewallt 
auffhallen,  dann  sie  würden  solchem  kaum  ain  anfange  geben  ha- 
ben, wolle  ich  auch  bei  inen  sein.  Darumb  ich  aber  dise  vorsen- 
det, was  allain  diese  ursach,  dannit  sie  ab  so  wenig  volcks,  dest- 
minder  furcht  und  enlsilzen  haben  solten,  dann  wann  ich  mit  allem 
Yoick  dargeraißl  were. 

Als  aber  die  gesandten  ahn  den  Pueblo  oder  flecken  kamen, 
fanden  sie  nicht  ein  ainigen  menschen,  wol  funden  wir  das  sie  die 
vergangne  nacht  da  gelegen,  dann  ihr  aiigezüiidt  fewr  noch  brandte. 
Da  ich  nu  mit  allem  volck  dahin  käme,  und  gesagls  der  gesandten 
Much  befände,  kundt  ich  wol  spüren,  das  sie  von  den  Indios  auß 
der  einode,  da  wir  die  vergangne  nachl  gelegen,  ge warnet  wassen 
worden ,  bedorift  mich  aber  dessen  sträflich  gegen  ihnen  nicht 
mercken  lassen,  dann  ich  ihrer  ferner  bedorfl"l.  Wir  Ihetten  uns 
aber  inn  disem  flecken  nider,  dann  wir  allda  Mahis,  Juca,  ßatata, 
Oyama,  ainen  überflufs  funden,  welcher  Proviandt  art,  ich  zu  seiner 
zeit  hernach  beschreibe. 

Als  wir  nun  in  disem  Pueblo  oder  flecken,  bei  gutter  wachte, 
aufF  zwo  stund  geweßt,  und  also  in  radl  stunden,  wie  die  Naturales 
oder  innwoner  zu  bekommen  vveren,  ließ  sich  ain  summa  Indios, 
deren  ettwann  bei  sechs  hundert,  darfür  wirs  schätzten,  waren, 
auff  einer  höhe  gegen  uns  über,  mit  ainem  grossen  geschray  hören 
und  sehen,  ihre  hörner,  wie  sie  in  kriegen  pflegen  zuthun,  bla- 
sende, und  also  bei  ainem  vierthail  ainer  stund,  zu  uns  schiessendt, 
Disen  kundten  wir  so  eilend  keinen  abbruch  thun,  dann  sie  hellen 


2.« 

äie  höhe  innen,  Ich  wollte  auch  [25]  nicht  gestallen,  das  man  ein 
ainige  büxen  wider  sie  solle  abschiessen,  dieweiJ  wir  imns  auch 
wol  möchten  vor  ihrem  geschofs  enthalten,  dann  sie  vns  eben  ferre, 
und  also  ihr  Municion  und  vorralh  der  pfeil  verschossen,  öuch  sich 
selber  deren  beraubten,  ihnen  ohne  nutz,  aber  uns  mit  mehr  ge- 
nieß dann  schaden,  dann  wir  unseren  drofs  von  den  Indios  darmit 
armirten  und  bewehreten,  welliche  wir  dann  offlmals  zu  anhlaulTen 
etUicher  pefj,  in  die  erste  gefahr  drungen.  Darumb  ich  aber  ver- 
hüten ließ,  das  man  khain  geschofs  wider  sie  sollt  lassen  abgehn, 
was  von  wir  darumb  angesehen,  damit  sie  nit  durch  den  schaden 
so  wir  ihnen  thetten  oder  thun  möchten,  sie  sich  zu  khainer  freündt- 
scIialTt  hernach  möchten  lassen  verursachen,  welchs  unser  fortrai- 
sen,  obs  schon  dardurch  nicht  gar  verhindert,  doch  auffs  wenigest 
gefärlicher  und  arbaitreicher,  möchte  verursachet  werden.  Ließ 
also  ain  Indio,  von  denen  auß  der  ainöde,  zu  ihnen  gehn  und  ihnen 
sagen,  wie  wir  allain  sie  haimzusuchen  und  mit  ihnen  freündtschafft 
zumachen  kommen  weren,  weren  auch  nicht  darumb  da,  ihnen  ihre 
weih  vnd  kinder  zunemen,  als  sie  die  Indios,  so  si4;  mit  ainander 
kriegen,  gebrauchen  zuthun.  Da  sie  nun  den  Indio  gegen  ihnen 
kommen  sahen,  höreten  sie  auff  zu  schiessen,  alls  sie  aber  ihn  ver- 
nommen hellen,  verliessen  sie  die  höhe  mit  ainem  hellen  geschrey, 
und  giengen  uff  der  andern  seitton,  sampt  dem  Indio  so  ich  zu  ihnen 
gesandt,  hinweg,  und  kamen  also  weder  ainer  nach  der  ander  wider 
zu  vns.  Hierauff  ließ  ich  bei  zwainlzig  wol  angelegter  und  be- 
werter mann  zu  fuß,  die  hohe  einnemen,  damit  sie  den  Indios  nach- 
sehen, und  allso  auch  die  landtschafFte  besichtigten,  von  d^nen  ver- 
name  ich,  wie  sie  bei  dreissig  [261  Pueblos  oder  fleckejD-  rings 
umb  uns  gelegen,  gesehen  und  darundter  drei  die  sie  hellen  ange- 
zündt  und  brünnen,  welchs  die  Indios  selbst  gelhon  betten.  Auch 
hellen  sie  die  Indios,  so  uns  zuvor  in  das  leger  geschossen,  über 
ain  höhe  auß,  gegen  der  höhe  daraulF  sie  zuvor  gestanden,  gesehen 
gehn,  welchs  alles  mir  nicht  ein  gulle  anzaigung  gäbe.  Dann  die- 
weil  sie  die  drei  flecken  angezündt,  kundten  wir  wol  rechnen,  das 
es  allain  auß  ainer  desperation  oder  verzweifFelung  und  harlneckig- 
kait  geschehen  were,  dann  sie  von  uns  zu  überfallen  werden,  be- 
sorgten, und  ehe  sie  uns  den  genieß  und  Proviandt  ihrer  gütler 
vergönnen  wollen,  verpranten  sie  es  alles,  darmit  weder  ihnen 
noch  uns  nichts  zu  nutz  käme.    Dise  höhe  ließ  ich  mit  gutter  wachil 


22 

besetzen  zu  unserer  sicherhait,  dann  unser  ReaJ  und  leg"er,  -von 
kainem  ortt  kundtc  vberfaMen  werden,  da  die  feinde  von  diser  höhe 
zuvor  nit  gesehen  wurden  Schicket  also  nach  drei  Indios,  deren 
so  mit  mir  auß  der  einödo  darkhornmen,  mit  schanckungen  zu  den 
Caoiques  oder  Herren  der  umbligenden  Hecken ^  welche,  ob  sie 
schon  fiit  in  ihren  PuaMo  oder  flecken  weren,  wol  zufinden,  und 
wa  sie  ihren  auffrilt  haben,  zubetretten  wüsten,  ihnen  befellhende, 
wie  dem  vorgesagten,  warumb  wir  darkomen  weren,  ihnen  ahn- 
zaigea  sollen,  auch  darneben  berichten,  so  sy  zu  mir  khamcn,  und 
sich  wie  freund  guttwillig  ergeben,  wolle  ich  ihn  das  vergangen 
schon  verziegen  haben,  und  für  freunde  ahnnehmen,  auch  ihr 
freundt  seyn,  und  sie  von  ihren  feinden  helffen  schützen  und  er- 
retten. Wa  aber  das  nicht,  und  sy  sich  meiner  angebotner  freund- 
schafTt  widern  thetten,  wolle  ich  ihnen  nachstellen,  auch  sie,  ihre 
landt  und  veld  gebew,  verbergen  und  verprennen,  ...ch  ',  7]  sie, 
und  ihre  weib  und  kinder  fahen,  jha  für  Eschlauos  und  v.,.i:auffte 
leütt  haben  und  vergeben,  und  in  allem  wie  ain  rechter  abgesagter 
feindt  gegen  ihnen  leben  und  mich  erzaigen. 

Nachdem  ich  die  gesagten  Indios  außgesandt,  kamen  morgens 
umb  acht  uhrn,  ain  Cacique  mit  sechtzig  mannen  und  weibern, 
gantz  ohn  alle  wehr,  und  wie  sie  pflegen  zuthun,  wann  sie  sich  für 
freunde  ergeben,  und  wiewohl  diser  Cacique  oder  Herr^  nit  so 
klainer  person,  alls  wir  die  Zwergen,  wie  hernach  gesagt  wirt> 
haben  funden,  so  bracht  er  doch  eltlich  zwerge  mit  ime,  darun- 
Iher  eltliche  von  fünfP  in  secjis  spannen  die  lengsten.  Disen  Ca.- 
cique  oder  herren,  sampt. allem  seinem  mitgebrachtem  volck,  ließ 
ich  täulfen,  und  sovil  sichs  laßt  einbilden,  vom  Christlichen  glau- 
ben sagen.  Dann  was  ist  notl,  ihnen  lang  zupredigen,  und  zeit 
mit  ihnen  zuverlieren,  dann  solchs  muß,  und  doch  mit  der  zeit, 
60  sie  golt  der  Herr  begnadet,  in  die  jungen  die  noch  von  den 
verfürischen  und  Icüffelischen  Ceremonien  und  Seelen  ihrer  vät- 
ter  nicht  wissen,  und  nicht  in  die  allen  schon  verstockten,  ge-r 
|}jldel  werden.  Disem  Herren  gäbe  ich  auch  etlliche  klainetter 
von  goldt,  so  sie  zu  ihrer  zier  pflegen  zutragen,  und  die  mir  ver- 
cerel  worden,  auch  eltliche  messer  und  scherlin,  bestellet  mit 
ihme  frrd,  darumb  das  er  sich  in  Kay.  May.  und  mein,  als  von 
deren  wegen  ich  aldar  was,  sampt  allen  den  seinen,  in  gehorsam 
ergab    Schickt  auch  durch  ihne  zu  allen  umbsessenden  Indios  Prin- 


23 

cipales  oiler  Flerr(3n,  (la.s  sie  auch  der  gleichen  wie  er,  zu  mir 
khämen,  und  sich  uniherthanen  ihrer  der  Kay.  May.  und  unsere 
freunde  ergeben,  darinit  so  ich  ielzt  das  landl  duröh^ugei  «ines 
yeden  flecken ,  darfSSlnach  die  innwoner  freund  oder  feinde  we- 
ren,  wüste  zuverschonen.  Also  kamen  in  nachfolgenden  funfT  ta- 
gen, die  ich  noch  in  dem  Pueblo  oder  flecken  still  läge,  vil  Cacique 
oder  Herren  von  vil  Pueblos  oder  flecken,  mit  welchen  ich  es  mit 
täuffen  und  Amonestationes,  auch  aller  erinnerung  halb,  gehalten 
hab,  wie  mit  disem  vorgesagten  Cacique  oder  herren  beschebeir 
Und  wiewol  dise  alle  der  Nation  Ayamanes  iind  zwergcn  seind, 
fände  ich  doch  ettlich  darundler  >  grösserer  dispusition  oder  IcngK 
und  grosse  von  leib,  von  manne  und  weibern,  und  als  ich  die  ur- 
sach  der  diÖ'erenz  und  abthailung  befraget,  warde  mir  von  ihnen 
ahngezaigt,  und  gesagt,  das  vor  jaren,  welches  ihre  vätfer  gedech- 
ten,  sei  ein  grosser  und  general  oder  gemainer  sterbent  unter  dise 
Nation  Ayamanes,  so  derselben  zeitten  ohne  andere  nalion  oder 
völcker,  unther  gemischt,  das  land  bewonet  haben,  kominea  welche 
kranckhait  Vioroles  gebaissen  wirt,  fast  der  art  alls  bei  uns  die 
urschlecht,  dann  in  gantz  Indias  khain  Peslilentz  nie  gewefii,  dar- 
von  seind  eine  solche  menge  oder  summa  der  Ayamanes  oder 
Zwergen  gestorben,  also  das  sie  das  landt  vor  ihren  feinden  zu 
besitzen  nicht  mer  genugsam  geweßt  seindl,  und  also  auß  noth, 
sich  mit  etllichen  flecken  oder  innwonern  derselben,  der  feinde 
Xideharas,  so  ihnen  aujQP  der  seilten  gegen  mitternacht  gelegen, 
nechst  wohnen,  confederirt  und  zusammen  geheyret  haben,  also 
das  an  disem  orll  ellliche  grösserer  dispusition  und  besserer  stalura, 
alls  lenger  und  grösser  von  leib,  unther  sie  gewachsen  seindt. 
Doch  berichteten  sie  mich,  das  vier  tage  raiß  von  disem  flecken, 
were  das  land  aliain  mit  zwergen  und  vast  khlainem  volck,  und 
khain  andere  Nation  under  sie  vermischet,  [29]  etllichf  tagraiß 
weit,  das  landt  einwerlz,  bewohnet. 

Als  ich  das  und  was  mir  zu  fortraißen  noth  was,  von  ihnen 
befragt  und  erfaren  helle,  erhub  ich  mich,  den  gesagten  z:vvergen 
zu  zuziehen,  und  ward  auch  mit  vil  der  Indios  vr  t  einem  flecken 
in  andern  belaillet,  uns  mit  wegmachen  und  ande  r  notliirirt  wol 
gedienet,  dann  durch  dise  macht  ich  vil  flecke  i  und  Cacique 
oder  herrt;n  darfür  mir  raißten,  zu  freunde,  und  ward  mir  gt- 
wallt  gegen    ihnen   zubrauchen    nicht   nott,   dann    als   sie  salicii. 


24 

wie  sich  die  andern  ihre  nationvervvantcn,  ergehen,  und  ich  ihnen 
glauben  gehallen ,  warden  sie  mit  gebung  aller  notlurfTt  ganlz 
dienslpar. 

Und  als  ich  mich  den  ersten  tag  Oclobris,  Anno  etc.  im  drei- 
sigislen,  bei  einem  wasserflus  Tocuio  gehaissen,  dahin  wir  eben 
spat  kamen,  nider  thette,  wölcher  flufs  in  aim  thai  fast  schnell  lauf- 
fet,  auch  groß  und  tielF  ist,  machten  wir  auß  den  Rodellas  oder 
Tartschen  so  das  fußvolck  zu  ihrer  defensa ,  wehre  und  beschut- 
zung  tragen,  einen  floß  sampt  etlichen  bäumen,  so  wir  darzu  ab- 
gehawen,  daraulT  unsern  plunder,  sampt  den  Christen,  so  nit  kund- 
ten  schwimmen  vberfurten,  den  floß  mit  stricken  von  einem  ort 
oder  gestatt  zum  andern  ziehend,  dann  ihn  die  schnelle  und  der 
gewaltig  laulT  des  wassers  abgefüret  bette  Und  als  wir  das  volck 
gesagter  gestalt,  und  die  rofs  überschwemmendt,  mit  genug  mühe 
und  gefahr,  üüer  das  wasser  gebracht,  und  die  nacht  ahngefallen 
was,  thetten  wir  uns  gleich  am  wasser  nider,  uns  gantz  kains 
Unfalls  des  wassers  besorgende,  kam  umb  mitnacht  ungefähr,  der 
fluß  des  wassers  so  hoch  angelauffen,  dann  es  wie  wir  achteten, 
im  gebürge  geregnet,  wol  bey  uns  nit  ungewiltert,  das  er  zu  uns 
ufF  die  höhe  [30]  stige,  welchs  wol  zwaier  mann  höher  dann  er 
am  abent,  als  wir  ihm  überraist,  gewachsen  was  umbliefl"  also  die 
höhe  daraulT  wir  lagen,  das  wir  von  ihme  gleich  ayner  Insel,  umb- 
geben,  allso  hette  er  sich  außgebraittel,  entfüret  etlichen  meines 
volcks,  so  in  der  nidere  gelegen,  ihren  plunder,  klaider  und  speiß, 
ehe  und  sie  des  wassers  ahnlauff"  gewar  wurden,  es  schwemmet 
uns  auch  zwei  Rofs  wol  ein  viertheil  meil  wegs  von  dem  leger 
abwerls.  Also  das  unser  bestes  remedio  oder  vorteyl  wäre,  allen 
plunder  auft' die  bäume  zuhencken,  so  best  wir  mochten,  und  uns 
der  höhe  behelfTen,  dann  wir  darabe  nicht  kundten,  und  so  gott 
hette  verhengt,  das  es  noch  drei  stunden  were  ahngelofl'en,  hette 
CS  uns  mercklichen  schaden  geboren,  und  ohne  zweifFel,  das  nie- 
mant  denn  der  sich  aufl"  den  bäumen  enthalten,  were  davon  kom- 
men. Als  es  aber  Gott  gefiel,  dem  sei  lob,  weret  es  kaum  bey 
fünff  stunden,  und  name  so  vast  und  eilends  wider  abe,  alls  es 
hette  zugenommen,  allso  das  morgens  vor  mittag,  das  wasser  so 
klein  als  vor,  und  der  außgerunnen  fluß,  so  uns  hette  umbgeben, 
schon  verlofi'en  was.  Derhalben  warden  wir  verursachet,  ob  wir 
schon  der  Proviand  ettwas  gebrech  hetten,  den  selbigen  tag,  da 


25 

zubleiben,  und  dem  verloren  plunder  nachzusuchen,  funden  also 
die  zwey  rofs,  und  etllich  wenig  des  verlornen  plunders,  so  sich 
zwischen  den  Stauden  und  bäumen  helle  enlhallcn.  Erhüben  uns 
des  andern  tages,  das  was  auff  den  drillen  läge  Oclobris,  Anno  elc. 
im  dreissigslen,  fort  zuraisen,  kamen  in  einen  Pueblo  oder  flecken, 
daselbst  ward  ich  von  den  einwohnern,  so  auch  der  nation  Aya- 
manes  feindt,  wol  empfangen,  denn  ich  die  Indios,  der  Nation  so 
unsere  freündt,  auß  vorge[3i]melten  flecken,  mit  mir  genommen, 
fürgesandt  helle.  Fand  bei  denen  aller  Proviandt  gullen  ralh,  da- 
selbst ich  den  lag  und  biß  morgens  frue,  Mibe  biß  umb  8  uhr 
da  erhübe  ich  mich  fort  dem  gebirge  der  Ayamanes  zuzuraysen 
Pieweil  aber  der  Cacique  oder  Herre  und  die  einwoner  dises  fle- 
ckens,  der  zwergen  des  gebürgs  feind  seind,  dann  von  darauß 
fieng  sich  ahn,  das  die  zwergen  wie  ich  zuvor  hab  angezeigt,  für 
sich  selbst,  anderer  nalion  onvermischet,  wohnen,  und  kainen  Xi- 
deharas  unlher  ihnen  gedulden,  noch  inn  der  Confederation  oder 
yerbündlnüs,  der  andern  Pueblos  ihrer  Nalion  auch  Ayamanes,  so 
mit  yhren  anstössern  der  Nation  Xideharas  vermischt,  nicht  seind, 
noch  gemeinschafl"!  mit  jnen  haben.  Ja  auch  disen  Pueblos,  so  mit 
den  Xideharas,  durch  heyrath,  wie  auch  vor  ahngezaigt,  vermischt, 
feindt  und  gehafs  seind.  Als  ich  aber  bei  ainer  meilen  geraißt, 
khamcn  wir  an  ein  wüstes  gebürg,  daselbst  die  rofs  fortzubringen, 
musam  und  gefiirlich  ist,  ward  ich  entschlossen,  dchme  nach  uns 
das  gebürg  fortahn  fast  rauch  und  scharpfl"  sein  ahnsahe,  und  so 
wir  uns  schon  ilzt  ein  passo  oder  weg  gemacht  hellen,  würden 
wir  doch  all  halb  meyl  dergleichen  finden,  und  sich  unsere  raiß 
also  lang  verziehen,  und  die  zwergen  unser  gewar  werden,  uns 
auch  von  dem  gebürg  schedigen  öder  aber  ihre  flecken  verlassen 
und  verhausen  wollen.  Also  wie  wir  schon  ihre  flecken  erraichten, 
sie  nicht  funden  und  umbsonst  geraißt  weren,  dann  sie  sich  inn 
dem  gebürg,  wol  hellen  zuverslecken,  so  wir  ihnen  nicht  zukund- 
ten,  und  villeicht  an  orllen,  da  es  mer  mit  unserm,  dann  mit  irem 
ßchaden  und  gefahr,  geschehen  möchte,  denn  wir  hellen  uns  nit 
zugetrösten  von  jnen,  wie  von  den  fürgereißlen  [32]  Indios  diser 
Nation  empfangen  zuwerden,  als  die  uns  nicht  erkhannl,  noch  von 
uns  gehöret,  vil  ehe  für  ihre  feind,  als  die  den  andern  ihren  ge- 
hasseten  und  widerwerligen  beislandt,  und  aber  ihnen  schadei^ 
zuthun  kommen  weren,  hallen.    Und  dievveill  loh  dise  Nation  allein 


26 

zusehen,  ab  deren  klaine,  nacl)  borensagen  zuverwunderen  was, 
djsen  wo{^  zuziehen,  mich  verursachet,  welicher  doch  uns  zu  für- 
genommer  raiße,  dem  wSiid  oder  Mitlag  mör  ziiziehen,  nicht  dienet, 
und  solichs  gebirg  in  die  harr  zu  fortraisen  unmüglich,  darzu  so 
wurden  uns  die  Rofs,  mer  verhindern,  dann  zu  vberwindung  der 
feinde  fürdern.  Sandte  ich  einen  haublmann  mit  fünffzig  der  bas 
gerüsten  männern  zufüfs,  sampl  ainen  Tolmetschen  diser  Nation, 
das  sie  die  Zwergen  mit  lieb  und  freindtschafft,  und  wa  nicht  füg- 
lich, mit  gewalt  für  mich  zubringen,  und  zohe  ich  mit  dem  Rest 
meines  voicks  wider  zurück,  und  belib  in  disem  Pueblo  oder  fle- 
cken, darvon  ich  desselbigen  tags,  wie  vorgehöret  ahnzogen 
was.  Aldar  wartet  ich  biß  an  den  andern  tag,  das  was  auff  den 
fünfflen  tag  Octobris,  der  außgesandten,  die  khamen  abendls  spat, 
brachten  ob  die  hundert  und  fünCFtzig  personen,  manne  und  wei- 
ber,  welche  sie  in  einem  flecken,  bei  fünfl"  meil  von  dem  flecken 
da  ich  einen  läge,  betten  überfallen,  und  als  sie  sich  zu  wehr 
gesteh,  und  freiwillig  mich  haimzüsüchen,  und  für  mich  zfikumen, 
nicht  wolten  begeben,  gefangen,  ettwa  vil  im  Scharmützel  erschla- 
gen, und  auch  der  Christen  etlich  von  ihnen  auch  gewundet,  und 
erst  als  die  Christen  mit  den  gefangnen  am  widcrraisen,  und  zä 
uns  auff  dem  weg  waren,  ihnen  ein  grosse  schar,  umb  die  ge- 
fangnen abzudringen  nachfolgten,  ettwa  vil  der  Christen,  [33]  auch 
die  gefangi.en  als  die  unter  die  Christen,  eingeteilt  waren,  von 
den  höhenen  uiin  gebirgen,  die  sie  alweg  einzunemen,  alls  die 
deß  lands  art  wissen,  sich  beflissen,  geschedigt  und  gewundet 
Dises  waren  alles  vast  klain  volck,  darunther,  wie  mir  von  den 
Indios  vorgesagt,  kein  andere  Nation  vermischt  was,  und  waren 
die  lengslen  von  fünf  spannen  darunter  auch  etlich  von  vier  spannen 
lang,  doch  zft  ihrer  grosse  zierlicher  Proportz  und  gestalt,  von 
leib.  Tnd  dieweil  wir  uns  des  voicks,  umb  seiner  klaine  willenn? 
nicht  kundlen  gebrauchen,  deren  wir  doch  vast  not  waren,  und  an 
droßvoick  gebrech  hetten,  den  Christen  ihren  blunder  zutragen, 
dann  die  Indios  so  wir  ?u  Coro  außgefuret,  fast  entloffen  und  zu- 
rück wider  haim  gekert  waren,  ließ  ich  sie  tauffen,  und  wie  vor 
den  andern,  was  zu  fride  dienet  sagen  und  amonesliren,  und  als 
ich  sie  auff  glitten  weg  brachte,  auch  mit  dem  Cacique  oder  herren 
des  fleckens,  darinnen  wir  lagen,  dem  feinde  sie  waren,  veraint 
und  zu  freund  gebracht,  ließ  ich  sie  all  biß  an  zehen  person,  die 


27 

mich  für  iiiHist  Principal  ahnsahen,  wider  haim  ziehen,  ihnen  be-- 
felhende,  sie  sollen  sich  gegen  ihren  Cacique  und  oberherren,  der 
gutthat  von  mir  bescheh'en  rhumen,  und  ihnen  etliche  Prescntes 
und  schanckiingen  die  ich  ihnen  gäbe,  anlwurten,  und  auch  darne- 
ben sagen,  sie  sollen  in  den  Puehio  Carohana,  welcher  drei  nmeil 
von  dar  gelegen,  dahin  ich  desselbigen  tags  hinzuziehen,  und  im 
biß  ahn  andern  tag  warten  wolle,  zu  mir  kome«^,  und  ihren  frid 
mit  mir  bestellen.  Darmit  zogen  sie  mit  friden,  als  getedigte 
gefangen,  jren,  und  ich  meinen  wege,  fände  in  dem  Pueblo  oder 
flecken  Carohana  gult  unterschlaifT  und  freündt,  dann  sie  des  Ca- 
cique oder  herren,  [34]  des  Pueblo  oder  flecken,  darauß  wir 
gezogen,  freunde  und  derselbigen  Confederalion  und  pündnus  wa- 
ren, bliben  den  tag  bis  an  den  andern,  das  was  der  7  tage  Oclo- 
bris,  daselbst,  dann  da  funden  wir  vasl  vil  und  gut  wildtpret,  von 
Hirschen  und  EUendl,  dessen  es  an  den  enden  ain  überflufs  hat 
Also  kamen  umb  mitlagszeit  zwen  Cacique  oder  herren  der  Zwer- 
gen, mit  vil  ihrem  volck,  etlwas  mit  gewehrter  band,  wellches  sie 
doch.,  so  sie  freunde  sein,  oder  sich  darfür  ergeben  wölk;n,  nicht 
pflegen  zuthun,  und  als  sie  die  Innwoner  vom  Pueblo  oder  flecken 
Carohana  hellen  ersehen,  als  die  ufl"  ihrem  veld  gebewen  arbay-^ 
tend  von  verren.  Ehe  auch  dann  unser  wachte  gewar  worden,  er- 
hob sich  in  dem  Pueblo  oder  flecken,  ain  auffrur  und  zusammen 
lauffen,  dann  sie  besorgten,  das  sie  darumb  kernen,  sie  als  Ire 
feinde  ziiüberfallen,  und  als  ich  die  ursach  irer  zusammenrottierung 
befragt,  und  auch  in  rüslung  wäre,  zweiflend,  ob  es  wider  uns 
ahngericht  sein  mqchte,  ließ  mir  der  Cacique  oder  herr  dises  flec- 
kens  sagen,  wie  seine  feind  ihnen  zuüberfallen  kemen,  mich  bit- 
tende, ihme  retlung  und  hilfl"  zuthun.  Als  sie  aber  dem  Pueblo  oder 
flecken  nahenten,  sagten  mir  die  Tolmetschen,  es  weren  die  Cacique 
oder  Heren  von  den  Pueblo  oder  flecken,  des  gefangnen  volcks, 
so  ich  vordriges  tags  gelediget,  und  zu  stundt  alls  sie  unser  an- 
sichtig waren,  hüben  sie  Ihre  handtbogen  in  einer  handt  inn  die 
liöche,  welches  undther  ihnen  ein  laichen  deß  frides  ist.  Und  als  ich 
sie  hieß  nider  sitzen,  deren  etwa  bei  dreihundert  waren,  verwissu 
ich  ihnen  hoch,  das  sie  wider  die  Ordnung,  freindliches  geberd.s, 
mit  ihren  weren  kommen  weren,  denn  so  mich  die  Tolmetschen, 
und  ihre  nations  genossen,  dem,  wie  [35]  ich  vorgesagt,  zehen 
behalten  und  nicht  gelediget  helle,  nicht  hellen  verhindert,  hellü 


28 

ich  sie  überfallen  und  geschlagen.  Also  gaben  sie  mir  neben  ihrer 
entschuldigung  das  sie  also  mit  gewerter  handt,  ihrer  feinde  halben 
hetten  komen  müssen,  und  das  ihnen  die,  zu  ihrer  gewarnsame, 
wider  haimzuziehen  noth  were.  Verehrelen  mir  auch  ettliche  Pre- 
sentes  oder  schanckungen  von  goldt,  presentiert  und  schanckt  auch 
der  Cacique  oder  Herr,  mir  ein  zwergin  bei  vier  spannen  lang,  fasl 
schöner  und  gutter  proportz  oder  gestallt,  die  er  sagt  sein  weib 
sein,  dann  also  ist  der  g;eb.auch  unter  ihnen  zu  frides  bestettigung 
zuthiin.  Dise  empfing  ich,  wiewil  sy  sich  fasl  übel  gehube  und 
hetrtig  wainet,  dann  sie  nicht  mainet  menschen,  sonder  teüilen, 
darfür  sie  uns  halten,  geschenckt  sein.  Dise  zwergin  habe  ich 
mit  mir  biß  gen  Coro  gefürt,  daselbst  sie  bliben  ist,  dann  ich  sie 
nicht  auß  ihrem  lande  hab  wollen  furn,  darum  das  sie  und  alle  an- 
der Indios,  auß  ihrem  vaterland,  und  sonderlich  in  kalten  landen,  nit 
lang  leben  kh  verainigte  auch  disen  Cacique  oder  Herren,  mij 
den  innwonern  dises  fleckens,  darinnen  wir  lagen,  deren  feind  sie 
zuvor  geweßt  waren,  wie  dann  z&vor  auch  angezaigt  ist  Sie  er- 
gaben sich  auch  unther  Kay.  may.  gehorsam  und  succession,  gleich- 
wol  wil  j'^h  '^'6  tribul  oder  underthans  laistung,  es  seie  dann  mit 
gewerter  hand  und  stärckerer  macht  dann  sie  sein ,  mich  nicht  un- 
dersteen  von  ihnen  zu  erfordern,  dann  djser  und  aller  anderer  na- 
tion  der  Indios  ergebung  unther  Kay.  may.  gehorsam,  auch  die  er- 
zaigung  ihrer  freündschaffl,  nicht  lenger  werel,  dann  die  zeit  so 
sie  nicht  bessers  vermögen. 

Durch  dise  Nation,  zohe  ich  noch  ettwann  aufT  die  [36]  fünff 
tag,  ward  allenthalben  von  den  Indios  oder  naturales  wol  em 
pfangen,  dann  ich  ye  von  ainenn  flecken  inn  andern,  der  Indios  so 
ich  zu  freunde  gemacht,  fürschicket,  darmit  man  in  den  Pueblo 
oder  flecken,  dahin  wir  zogen  unsere  ankunflt,  auch  was  glauben 
wir  diser  Nation  gehalten,  und  das  wir  nicht  darumb  d^r  weren 
khommen,  ihnen  ongeursacht  laids  zuthün,  wissenhafl't  machte.  Uns 
ward  under  dieser  nation  wenig  Present  oder  schanckung  von  goldt, 
dann  sie  dessen  kainen  reichthumb  oder  ja  vast  wenig  haben,  dann 
sie  sich  nur  der  schwarlzen  glitzender  körner,  angefasset,  wie  die 
Paler  noster,  zu  ihrer  zier  gebrauchen,  auch  gebrauchen  sy  sich 
etlicher  Mariscos  oder  mörmuscheln,  so  sie  von  andern  nationen 
erkaulTen,  welches  ihnen  als  die  dem  mör  ferr,  sellzam  seind, 
•dann  sie  von  dem  mür  nichts  wissen,  auch  dahin  nicht  kommen. 


29 

Ist  ein  volck  das  mit  den  uinb  silzendeii  Nationen,  ihren  nachpaurn 
feinde  seind,  auch  nicht  ferr  raißen,  und  sich  aine  Nation  der  an- 
dern termines  und  herrschung  nicht  gebrauchen. 

Als  wir  nun  auff  den  zwöllTlen  tag  Oclobris  in  den  letstcn 
Pueblo  oder  flecken  der  Nation  Ayamanes  oder  Zwergen  kamen, 
daselbst  sich  ain  andere  Nation,  die  Cayones  ahnheben,  die  auch 
diser  Nation  Ayamanes  vorgemelt  feinde  seind,  also  das  wir  auch 
erst  der  selbigen  freündtschalTte  mit  gütte  und  ongütte,  müsteii 
procuriern,  erlangen  oder  erwerben  etc. 


L37]     DIE  NATION  CAYONES. 

AVic  diso  Cayoiu's  überfallen,  mit  schanckung  sich  als  freunde  erzaigt. 
Nachmals  mit  dem  Caeique  oder  bcrren  haimlich  hinweg  gethon,  zur  rottie- 
rung  und  widerstand  sich  versanilet.  Welche  zum  andernmal  in  der  nacht 
überfallen ,  mit  gwalt  gefengklich  hingefiirt ,  und  der  landherr  als  frid- 
brüchig,  in  eysene  kettln  geschlagen,  und  also  der  unbtstandt  und  mißtraw 
gerochen  und  hezak  worden  ist. 

Als  ich  nun  ferrner  die  Ordnung  rnit  disen  Cayones,  wie  auch 
mi  den  andern,  alls  vorgesagt,  fürname,  und  sie  morgens  frü  vor 
tage  inn  ainem  Pueblo  oder  Hecken  ungewarnet  überfiel.  Und  ob 
sie  sich  gleichwol  anfengklich  zu  wehr  stelten,  so  wurden  sie  doch 
gestillet,  dann  ich  ihnen  durch  die  Ayamanes,  dern  ich  etlich  inil 
mir  hette,  sagen  und  ahnzaigen  liess,  wariimb  wir  doch  darkomen 
weren,  daraulF  erzaigtcn  sie  sich  züfriden  sein,  gaben  wir  auch  et- 
lich Present  und  schanckung  von  goldt,  und  alle  nolturlTt  der  speis, 
also  leiten  wir  uns  am  gewarsamesten  orte  nider,  auff  mainung, 
einen  zwen  oder  drei  tag  alldar  zubleiben,  und  auch  die  ummses- 
senden  Indios  und  Pueblos  oder  fiecken  diser  Nation,  wie  vor  ander 
auch,  zu  freunde  ziibringen,  darmil  wir  des  rwüwiger  und  auch  mit 
wenigster  gefshr,  fort  kündlen  riiisen,  ließ  also  die  Ayamanes,  so 
mit  mir  daher  komen,  mit  etlichen  Christen  meines  volcks,  wider 
biß  in  ihre  termines,  grontzen  und  gewarsame  belaiten,  dann  sie 
sich  von  den  Cayones  iren  feinden  züübeifallen  werden  besorgen- 
ten,  und  ob  ich  wol  unterstünde,  unther  ihnen  freund tschafft  zu- 
machen, so  wollen  es  aber  [38]  die  Ayamones,  nit  gestatten,  sag- 
ten ihnen  weren  etliche  der  ihren,  von  den  Cayones  gefangen,  und. 
erschlagen,  und  noch  ungerochen  beliben,  daran  mir  auch  wenig 


30 

gelegen,  dann  es  von  mir  allein  darumb  angesehen  was,  darmit  sie 
unserer  gerechten  fraindlschaffl,  deslweniger  zweifletten,  urid  auch 
erkennten,  das  wir  umb  hres  hails  willen  alda  weren,  dann  sonst 
hellen  wir  woUeiden  mögen  das  je  einer  des  andern  feind  gewesen 
weren,  dann  deslweniger  hellen  wir  uns  irer  versamlung  die  uns 
holte  mögen  schaden ,  besorgen  dürffen.  Nun  als  ich  disen  pueblo 
oder  flecken  und  auch  die  innwoner  desselbigen,  schon  zufriden 
gebracht,  und  vermeint,  das  wir  die  Presenl  oder  schanckung,  in 
pfandt  der  freüntschalft  gegeben  weren,  und  uns  wurde  von  ihnen 
wie  von  andern  Pueblos  oder  flecken,  glauben  gehalten,  helle  sich 
der  Cacique  oder  herr,  mit  all  seinem  volck,  weib  und  kind,  bei 
nacht  haimlich  absentiert  oder  weg  gethon,  ihren  Pueblo  oder 
flecken,  öde  und  uns  allein  darinnen  gelassen,  welches  wir  erst  des 
morgens  gewar  wurden ,  dann  sie  sich  in  die  weiteste  ire  heüser 
von  uns  gelegen,  hellen  gethan,  wir  achten  das  allein  darumb  ge- 
schehe, umb  ihre  weib  und  kinder  von  unserer  Conversation  oder 
beiwohnung  züweitteren.  Dieweil  sich  aber  diser  unverseheneit 
abscntation  oder  flucht  nichts  dann  zusammen  rolierung  der  umb- 
ligenden  flecken,  irer  fraindt  was  zuversehen,  ließ  ich  die  hohene_ 
und  wa  wir  uns  schaden  zübesorgen  hellen,  aufls  maist  unser  ge- 
warsam,  mit  Christen  besetzen,  belib  daselbst  biß  auff  den  abent. 
Umb  fünfl"  uhr  ungefar  sandt  ich  bei  fünlTtzig  Christen,  darunther 
vier  zu  pferdt,  auch  etlich  Indios  unsers  drofs,  die  zu  solchem 
überfallen,  im  ersten  [39]  ahnlaufl"  fast  gut  seind,  sandte  mit  inen 
ein  tolmelscher,  der  Nation  Ayamanes,  so  ich  mit  mir  helle,  und 
deß  landsarl  wol  wüste,  inen  befelhende,  sie  sollen  die  nechslen 
Pueblo  oder  flecken,  so  uns  der  Tolmetsch  nahet  zu  sein  ahnzaigle, 
bei  nacht  und  elvvan  drei  stunde  vor  tags,  wann  man  sich  der  feind 
am  wenigsten  versieht,  und  jedermann  mit  schlaff"  rüel,  überfallen, 
und  sovil  sie  kundlen,  sahen,  also  geschachs  auch.  Sie  überfielen 
einen  flecken,  der  ellwa  zwo  meil  von  unserm  leger  was,  darinnen 
sie  bei  achtzig  personcn  manne  und  weiber  fiengen,  die  andern 
waren  ihnen  entgangen.  Mit  denen  khamen  sie  etwa  umb  eilff"  uhren 
gegen  mitiiacht,  dann  inen  meines  befelchs  zu  geleben,  und  sie  ersl 
gegen  tag  zu  überfallen  von  unnöten  was,  darumb  das  der  flecke 
klein,  und  deß  voicks  wenig,  dem  sie  sich  woll  ohne  forlheil  mäch- 
lig  wüsten.  Als  ich  mich  aber  an  den  gefangnen,  wa  der  Cacique 
oder  herr,  so  von  mir  auß  dem  Pueblo  oder  flecken  geflohen ,  aufl"- 


31 

enthielt,  befragte,  schickt  ich  zustund  die  selbige  nacht  andere 
fünfTtzig  manne,  mit  etlichen  der  gefangnen  ihnen  den  weg  zuwei- 
sen, sie  zu  überfallen,  und  als  inen  die  Christen  bei  nacht,  und 
wol  zu  rechter  zeit,  da  man  maist  schlaflft,  nahendt  kamen, 
fanden  sie  die  bei  gutter  wacht.  Also  stillen  sie  inen  den  lufft, 
und  die  liecht  ihrer  füerer,  dem  sie  sich  zii  sollicher  zeit,  und 
wann  sie  sich  besorgen,  gewonbeit  haben  zu  gebrauchen,  über- 
fielen sie  mit  grossem  geschrey,  als  ob  ihr  noch  sovil  weren, 
darab  sie  schrecken  empGengen,  aber  sich  doch  zu  wehr  stellten, 
verwundten  sieben  Christen,  und  ward  einer  erschossen,  welchen 
die  andern  Christen  an  heimliche  ort,  und  da  niemandt  hin  kommet, 
begrüben,  darmit  es  die  Indios  nit  gewar  wurden,  und  uns  [40]  den» 
lodt  underworffen  sein  erfuren,  dann  sie  uns  für  untödlich  schätz- 
ten, der  Indios  aber  kamen  vil  umb,  und  wurden  drei  und  viertzig. 
personen  gefangen,  darundter  der  Cacique  oder  herr  auch.  Den 
ließ  ich  in  ein  ketten  schmiden  zu  andern,  die  ich  in  eisen  füret, 
als  der  wider  sein  zusagen,  glauben  gebrochen  hette.  Den  rest  der 
gefangnen,  auß  beiden  orltcn,  Ihailet  ich  under  mein  volck  auß, 
ihren  drofs  und  plunder  zutragen,  dann  dem  was  uns  fast  nolt, 
dann  vil  der  außgefürlcn  Indios,  was  entloffen  waren.  So  wollen 
wir  auch  die  wir  noch  betten,  nun  des  lang  getragnen  lasts  und  ar- 
beit, ringern,  und  nicht  gar  abmerglen,  auch  in  die  nolt  sparen, 
sampt  dem  sie  uns  zu  widerstand!  der  feindt,  an  örtern  geferlicher 
pöfs,  darzu  sie  ring  und  unverdechtlich  sein,  und  ob  sy  schon  ge- 
sehen werden,  gleich  als  bald  für  landvolck  als  feinde,  von  ferren 
geschetzt  werden,  auch  wo!  und  nutzlich  dienen  kundten,  dann  wir 
inen  auch  getrawen  dorfften,  als  die  allein  durch  uns  und  mit  un- 
serm  hauffen,  ir  vatleilandte,  durch  so  vil  frcmbde  nation,  wider  aö 
erraichen  sich  hellen  zu  getrosten.  Also  fürraisten  wir  kurtz  davon 
zu  schreiben,  fünlT  tagraiß,  das  wir  kainen  flecken  zufreünd  kundten 
bringen,  wiewol  ich  offt  der  gefangnen,  ye  einen  mit  schanckungen 
vorsendet,  umb  die  Cacique  Naturales,  oder  herren  etlicher  flecken, 
darmit  zu  freündlschalU  zu  Ursachen.  Befalch  auch  den  gesandten, 
anzuzaigen,  auß  was  verwirckung,  wir  die  vorigen  betten  gefangen, 
das  wollt  aber  nit  erschiessen,  dann  weder  die  außgesanten,  noch 
die  andern  kamen.  So  funden  wir  die  Pueblo  oder  flecken,  darfür 
wir  zogen,  allweg  öde  und  leer,  dann  unser  durchraisen  durch  der 
gefangnen  Indios  mitgeseilen,  so  darvon  khamen,  un|41]ther  alle 


32 

discr  Nation  erschall,  also  das  wir  in  diser  nalion  Indios,  khainen 
nye  ahnsichtig  wurden,  allain  zwaimal  an  zwaien  pössen  hellen  ihre 
etliche  von  der  höhe  da  sie  von  uns  nicht  geschediget  oder  über- 
eilet mochten  werden ,  uns  ins  leger  geschossen ,  aber  gleichwol 
wenig  schaden  gelhün  mit  ihrem  geschoß,  dann  so  sie  uns  mit  stei- 
nen, die  sie  mit  klainer  mühe  autF  uns  zufallen,  ledig  betten  mögen 
machen,  bekrieget  hellen,  das  hat  aber  Gott  der  herre  ihnen  nicht 
verhengel,  und  gcschicklichait  auch  hertzens  kraffte,  mangel  ge- 
geben. 

DIE    NATION   XAGUAS 

AVie  sich  dise  Nation  und  völcker,  auß  schrecken  des  .schnellen  iiber- 
i'als  Niclaus  Fedeimanns  und  der  seinen ,  die  sie  mehr  Teuffell  dann  men- 
schen sein  vermaititcn,  in  gehorsam  und  freündtschafft  ergeben  haben,  und 
das  mit  wolthat  aller  schanckung  von  goldt,  und  darraiciiung  aller  notturff 
tigen  Prouiaudt  und  andenn ,  genugsam  bewisen  und  (doch  gedrungen)  er- 
zaiget  haben. 

Wie  wir  nun  in  die  leisten  Termines  und  flecken  diser  hie- 
vorgemellen  nalion  kamen,  aldar  sich  ein  andere  Nalion,  dieXaguas 
gehaissen  anhebt,  raisten  wir  biß  an  vierdten  lag  mitten  durch 
einen  wasserflufs,  so  zwischen  zweien  bergen  inn  einem  thall  rin- 
net, dann  zii  diser  Nation,  sich  die  Cayones  keines  anderen  wegs 
gebrauchen.  Und  als  ich  mich  ahn  den  gefangnen  befragete,  zaig- 
ten  sie  an,  das  es  allein  darumb  beschehe,  Dieweil  dise  nation,  ye 
eine  der  andern  feind  weren.  Auch  baide  thail  Carne  hunana,  das 
ist  mensch[42]en  flaisch  essen,  und  einander  mit  was  listen  sie 
mögen  nachsteilen,  nemen  sie  yhren  weg  durch  das  wasser,  als  ein 
nackondt  volck,  und  sonst  von  artt  mehr  visch  denn  fleisch  seind, 
darmit  man  ir  gespor  nit  künde  vermercken  oder  außgespehet  wer- 
den, dann  dise  baide  Nation,  nimmer  mehr  rüwig,  oder  der  leindt 
unbesorgt  leben,  dann  wann  das  wasser  vast  angelo/Ten  ist.  Und 
vviewol  CS  die  Indios,  inn  anderhalb  tagen  gelin,  oder  den  weg  auß 
dem  wasser  verlassen,  so  verweilten  wir  uns  doch,  wie  gesagt,  biß 
an  vierdien  lag,  dann  es  uns  mit  den  rossen,  und  dem  plimder 
mühesam  warde  hindurch  zukomen.  Wir  kamen  auch  dii;e  zeit, 
allein  am  mittags  und  abenls,  so  wir  am  gestad  des  wassers  elwann 
ein  klaine  ebne  fanden,  alda  wir  uns  zu  essen  und  nachts  zu  röen, 
Inder  teilen,  nicht  auß  dem  wasser.  Wir  hellen  auch  mehr  gebrech 


33 

ahn  Proviant  dann  Überfluß,  dann  wir  uns  nach  ahnzaigen  der  In- 
dios unserer  gefangnen,  die  flecken  ehe  zu  erraichen,  uns  ver- 
sahen. Und  da  wir  aber  schon  den  weg  auff  dem  lande  erraicht 
hellen,  und  das  wasser  verlassen,  stunde  uns  nicht  ein  wenige  mühe 
for,  die  innwoner  des  lands,  der  Nation  Xaguas,  zu  frainde  zu- 
bringen, dann  nir  kein  niittel  hellen,  das  uns  zfi  dem  frid  dienet. 
Dann  die  vorgsagl  anslosscnd  nation  unsere  feind  waren,  und  wir 
mit  ihnen  onconfederiert,  oder  bündtnus  gemacht,  hüben  waren, 
also  das  wir  die  ursach  ujjsers  fürreisens,  und  das  wir  sie  zübelai- 
digen,  nicht  alda  wcren,  nicht  zfibezeügen  hellen.  Doch  wäre  unser 
behelff,  das  sie  mit  den  Cayones  vorgesagt,  feinde  wassen,  und  sie 
destweniger  beleidiget,  des  Schadens  und  der  gefengknis,  so  die 
Cayones  von  uns  erlitten.  Und  als  wir  dem  ersten  flecken,  diser 
Nation,  nach  ansage  der  [43]  Indios  Cayones,  bei  drei  meilen 
nahend,  Ihelten  wir  uns  nidcr,  alle  ort  und  unibligende  höhenc  wo! 
behüten,  darnut  wir  von  den  Indios  oder  innwonern  nicht  gesehen 
wurden,  und  auirrtir  unther  ihnen  ursach  geben.  Schickt  aiuli  einen 
guten  teill  meines  volcks  bei  nacht  umb  sie  züüberfallen,  und  was 
sie  also  fahen  möchten,  fiir  mich  zubringen,  das  geschach  also,  und 
Kiiamen  morgens  vor  mitlag,  mit  etllich  wenigen  pcrsonen,  die  sie 
inn  dem  gesagten  flecken,  der  gleicbwoil  nicht  groli  was,  also 
schlallent,  uberjallen  heften,  welche  sich  anß  schrecken,  solchs 
unversehens  aliii<«rifrs,  und  von  unbckandten  leütten,  die  sie  mehr 
für  leüfel,  dann  IMcnschen  achten,  nicht  zii  wehre  gestellt.  Als  ich 
aber  nun  iium  was  zii  IVide  und  ainigkhcit,  auch  inen  hertz  und 
emplangnens  schailens  \eigesseii  zumachen,  gern  mittel  gohnbl 
helle,  darinit  sie  nicht  auch  feinde,  wie  die  Cayones  beliben.  Dann 
neben  dem  es  gar  soi  gkli<  h  ist,  so  ist  es  auch  essens  und  aller  Pro- 
viant, aucli  der  erl'arung  des  lands  halber,  vasl  beschwerlich  und 
arbeitreich,  neben  dem.  So  helle  ich  aber  gegen  inen,  das  zu  ge- 
sagtem dinet  oder  ITnderel,  keinen  Tolmelsclien  dorne  ich  dorlUe 
gedrawen,  dann  allein  zvven  die  ich  mit  mir  helle,  waren  von  der 
Nation  Cayones,  so  wie  zuvor  geschriben,  wir  mit  uns  gefangen 
fürten,  und  auch  die  sprach  der  Xaguas  kundlen,  diewcil  aber,  wie 
gern  wirs  doch  undigan^en  hellen,  ye  kein  ander  miltel  voiliaii(l(*n 
was,  ließ  ich  <ler  Tolmelsclien  einen  der  mich  durzü  am  taugliclislfii 
ahnsalie,  sag(;n,  ich  wolle  iline  frei  ledig,  und  bilS  iiuH)  d^r  feinde 
land,  in  seine   Icrmines  oder  grenlzen  bclcillen  lassen,  und  mit 

t'td    u.  St  J 


34 

schanoknng-en  begaben,  so  er  unverkorter  rede,  die  Nation  Xaguas, 

mit  den  Worten,  so  [44]  ihme  von  mir  befolhen  wurden,  zö  friden 

brechte,  und  ihrer  gefeiis;knuü,  das  dieselb  auß  aig'ncr  vcrwürckung 

imd  auch  wider  ihr  vcriiaisscn  und  gelübde,  ihre  flecken  Tcrlassen, 

geflohen  und  sich  zusammen  gerottet,  selber  ain  ursach  weren,  an- 

zaigelle,  welches  er  mir  versprach  und  hiislet.    Also  ließ  ich  der 

erst  gefangnen  Xaguas  fünflT  personen  ledig,  doch  behielte  ich  die 

maistc   principales  oder  rürnempste  bei  mir,  sanipt  dem  Cacique 

oder  herren,  damit  sie  sich  dest  weniger  wider  uns  .«etztcn,  und 

uns  zrigehorsainen,  ihren  herren  baß  dann  durch  krieg  znledigen 

wüsten.    Gabe  ihnen,  nemlich  den  gelediglen,  schanckungen,  bei 

nnns  gantz  klaines  costens,  aber  bei  ihnen  hoch  geachtet,  die  sie 

dem  umbsitzonden  Cacique  und  herren  der  flecken  sollen  bringen, 

und  von  meiner  wegen  ^  id  und  gelaite,  auch  das  wir  aHain,  ihre 

Ireündschafl^  zuerlangeri    und  sie  vor  ihr<'n  feinden  zubeschützen 

kommen  weren,  zusage?   und  anzaigen  sollen.   Sie  sollen  sich  auch 

in  den  Pucblo  oder  flet-    n,  da  sie,  die  außgesandten,  gefangen 

worden,  und  Coary  geh    ssen  ist,  dahin  ich  mich  zustund  erh&b, 

mich  baimziisHchen  und  fr  i<le  mit  mir  zu  bestellen,  kommen  haissen. 

Da  wir  nun  aulT  d       25  lag  Octobris,  umb  die  neun  uhrn, 

Ttorgens  dahin  raichten,   .'amen  auch  inn  derselbigen  stunde  ettlich 

Cacique   oder  herren,        I   mit  ihnen  ob  acht  hundert  personen 

'Jannc  und  weiber,  wellet  ^  daselbs  von  zwo  biß  in  die  drey  meilln 

jmbsefs  seind,  z&  abend t  etlwa  umb  vier  uhr,  mit  stecklin  sonder 

ainige  gewohre,   in  der  hand  tragend,  wie  sie  zübezeügnus  der 

freündtschairt   zölhun   iiii    gebrauch   haben,     ßrachten    wir   auch 

schanckungen  von  goldt  . ,  sampt  aller  nolturff^  proviand  und  wil- 

prelt,  blieb  in  disem  Put'[45]blo  oder  flecken  zwen  tag  still  ligent, 

/ard  in  solcher  zeit  von  den  Caciques  oder  herren  viler  umbligen- 

.'er  örlter,  haimgesucht,  und  mir  ward  kurlz  darvon  zuschreiben: 

'"'urch  diese  Nation  und  ihr  landt,  wölches  wir  inn  fünfl'  lagen,  für- 

aisten,  jjiiu  freund IschaflTt  und  glauben  gehalten,  und  isl  uns,  dar- 

lOn  parlicular  zuschreiben,  oder  in  sonderheil  anzüzaigen,  in  sol- 

hen  Ugxin,  nichts  begegnet.    Also  kamen  wir  aufl*  den  leisten  lag 

melt    ,>ionats  Octobris,  Ihn  einen  Pueblo  oder  flecken  Cacaridi, 

haissen,  welchs  der  leiste  flecken  diser  Nation  ist,  und  dahin  wir 

'n  Coro  der  stall,  da  wir  erstlich  und  zii  anfang  diser  raiß  auß- 

^Tjogfcn     drei  und  siebentzig  meilen  rechnen,  das  aller  raucheat 


35 

gebirg",  das  ich  zuvor  nie  erfaren  Iiabe,  wol  »nag*  sclireiben,  welches 
uns  mil  den  rosgen,  alls  an orllen,  davor  nye  rofs  lunkomen  waren, 
an  etlichen  Pässen,  und  sondertich,  durch  die  Nation  Cayones, 
wölche  wie  vor  g-omeldt,  unser  feinde,  beliben  waren,  und  dern 
hilir,  wir  die  wege  zumachen,  mangletten,  und  also  die  Christen, 
solichs  seibs  thun  mosten,  ob  wir  schon  bei  zweihundert  und  fünttsig'^ 
Indios  mann  und  frawen  hotten ,  welche  die  proviant  und  anders, 
als  munition  was  harnasch  uns  z&  unser  wehre  dienet,  trugen,  deren 
wir  auch  vasl  notduriTt  waren,  darmit  oder  durch  welche  die  Chri- 
sten geringerl,  und  one  die,  wir  schwerlich  auch  fort  betten  kün- 
den kommen,  und  wa  es  lenger  geweret,  hett  es  uns  grosse  mühe, 
und  unleidenliche  arbeit  geursacht.  Es  het  aber  daz  gebürg  drei 
meil  von  disem  Pueblo  oder  flecken,  wie  volgen  wirt,  ein  ende,  und 
fieng  das  eben  und  schönest  lande  an,  das  in  Indios  gesehen  mag 
sein,  welches  die  Nation  oder  völcker  die  Caquetios  besitzen,  darab 
wir  uns  als  wir  von  [46]  der  Nation  Xaguas  vernomen,  nicht  wenig 
verwunderten,  und  nicht  glaubten,  vermainende,  ob  sie  schon  auch 
den  namen  Caquetios  betten,  so  heten  sie  schon  oder  doch  der 
Sprache  nicht  wie  die  Indios  zu  Coro,  da  wir  außgezogen  waren, 
auch  nicht  also  Redten,  dann  wie  zuvor  gesagt,  wir  ob  drei  und 
sibentzig  meiln  von  denselbigen,  und  entzwischen  fünO' Nation,  dern 
jegkliche  ein  besundere  sprach  redten,  fürgeraisset  betten,  und  tvas 
uns  solichs  alls  em  ding,  das  uns  erfrewete,  wie  gewonlich  be- 
schicht,  dest  ungleublicher ,  dann  ir  wol  haben  zugedencken,  wie 
verdrossen,  biß  zuerraichnng  der  Caquetios,  wir  einander  züver- 
steben,  uns  haben  müssen  bebelfTen,  dann  ich  allein  der  ersten 
sprach ,  alls  der  Caquetios  zwen  Christen  und  vertrawle  Tolmel- 
schen  die  dieselbig  sprach  fast  wol  kundten,  bei  mir  bette,  und  her- 
nach bei  den  Xiderharas  durch  zwen,  bei  den  Ayamones  durch  drei, 
bei  den  Cayones  durch  vier,  und  bei  den  Xaguas  durch  fünflP  per- 
sonen,  reden  muste.  Derhalben  ist  nicht  zuzweilHen,  bis  einer  den 
andern  verstanden,  und  also  biß  in  die  fünffle  zungen  sagt,  wie  ihm 
von  mir  ist  befolhen,  das  yc  einer  etwas  darzu  setzt  oder  darvon 
nimpl,  also  das  unther  zehen  Wörter  so  ime  beuolhen,  kaum  eines 
meines  gefallens,  unserer  notturft  gemeß  geredt  wurde,  welches 
ich  nicht  für  ain  klainen  oder  wenigen  gebrach,  und  der  uns  olTl  an 
erfarung,  viler  heimlicheit  des  lands  darumb  wir  dann  malst  auß- 
geraißl,  verhindert  spüret.    Die  vorgesagten  Nation  oder  völcker, 

3^ 


36 

als  Xideharas,  Ayamanes,  Cayones,  und  Xaguas,  essen  alle  men- 
schen fleisch,  und  ist  ye  ein  Nation  der  andern  feindt,  wie  ich 
hernach  dcrn  Nation,  yeder  sitlen  und  gebreuche,  sovil  ich  dern 
hab  erfaren,  wil  anzaigen. 

[47]     DIE  NATION   CAQLETIOS. 

Dise  Nation  volckieicb  und  vast  streitbar,  auch  überflüssig  an  goldt, 
haben  auß  aigner  maacht  alle  anstossende  Nationen ,  auß  der  ebne  in  das 
rauch  gebürg  z»1  wonen  bezwungen,  damit  sie  allein  das  schönest,  ebnest 
und  fruchtbarest  ort  besessen  und  bewontcn.  Dise  in  ahnkunft  der  Christen 
(so  ihrer  freündtschaflTt  begertcn)  sich  gantz  gÄtlwillig,  on  bezwungen  (allein 
auß  wunder  dißoubekhannt  voick  die  Christen,  zfcsehen)  mit  Verehrung  einer 
grossen  summa  gelts,  erzaiget  haben. 

Als  wir  nun  wie  gesagt,  in  dem  leisten  Pueblo  der  Nation 
Xaguas,  uns  erhüben,  und  die  Caquelios,  so  das  eben  land  bewo- 
nen,  welche  uns  von  den  Xaguas,  für  vil,  und  fast  streitbar  volck, 
angezaigt  ward,  bei  einer  meil  nahenten,  und  ihre  flecken  schon 
erreicht  hellen,  welche  in  einer  fast  schonen  ebne,  wie  zuvor  auch 
angezeigt,  an  einein  grossen  wasserfluß.  gelegen  seind  und  wonen, 
dern  flecken  wir  ob  zweinlzig  sehen  kundlcii.  Also  Ihetlen  wir  uns 
daselbst  nider,  und  uns  berodlschlagen,  wie  die  sach.en  ahnzügreif- 
fen  were,  dann  demnach  wir  sahen  der  Pueblos  oder  flecken,  vil 
waren,  daraus  uns  ein  grosse  Summa  Indios  Naturales,  so  sich  un- 
serer freündtschalTl  wideren  wollen,  abpruch  und  züsorgen  für  un- 
naohtheiligen  widerstandl  Ihiui  möchten,  dann  uns  die  stercke, 
freche  und  geschicklicheit,  diser  Nation  Caquelios,  von  denen  so 
bei  Coro  wonen,  erfaren  und  gütt  wissen  trugen,  sampt  dem  uns, 
wie  ich  ziivor  habe  angezeigt,  von  den  Xaguas  auch  angezeigt  was. 
Es  seind  auch  all  andre  nation  vorgesagt,  von  in  inn  dem  gebirge 
züwohnen  gedrungen,  darmit  sie  allein  die  ebne  und  fruchtbarest 
lande  besitzen  und  hersch[48]en,  dann  dise  Caquelios  an  keinem 
orle,  das  gebirge,  gleich  als  wol  umb  Coro,  als  an  disen  orten, 
allein  das  beste,  fruchtbarest  und  ebnes  lande  bewonen,  und  auch 
andere  nation  in  keiner  ebne  gedulden.  Nu  unser  notturffl  aufl's 
sicherst,  geniig  und  wol  ziierwegen,  wurden  wir  ziirathe  in  an- 
sehung  dise  mit  wie  andre  zii  überfallen,  daiui  dern  ziivil,  an  denen 
wir  wenig,  mit  ernst  hellen  zögewunnen,  einen  Indios  Caquelios, 
dern  so  mit  uns  von  Coro  uußgeraißt,  sampt  etlichen  der  Xaguas, 


3T 

so  auß  den  leisten  Pueblos  iferselbigen  Nation,  mit  den  Caqiielios, 
dem  lande  und  flecken,  wir  jetzt  ahnreislen,  uinb  saltz  fi idtlich 
Contraclirn  und  handlen,  ahn  die  innwoner  derselbigen  flBckf  n,  und 
Pueblos,  welche  provintz  oder  gegne  Variqiiecemeto  gelieissen,  mit 
etlichen  schanckungen,  an  die  Caciques  oder  heren  zrisrliickcii,  und 
durch  die,  sie  unserer  ankunlTt,  und  die  Ursache  unsers  fürraisens 
ziiberichlen,  darneben  jnen  derhalben  sagen  lassen,  so  sie  unsere 
freunde  zusein  willens  weren,  so  sollen  sie  uns  enloegen  ziehen, 
und  mit  mir  fride  besteten.    Und  wiewol  wir  dise  Nation,  so  eilendt 
oder  mit  giille,  ziifride  zid)ringen,  uns  nicht  getröstelen,  so  saher 
uns  doch  solichs  gesagter  gestalt  ahnziirichten,  und  ir  gemült  ehe 
und  wir  unsern  vorthleil  übergeben,  zuverniercken,  für  das  gewis- 
seste an.  Blieben  also  in  gütter  wachte  und  wehr,  disen  lag  und  die 
selbige  nacht,  an  gesagtem  oit  ungefar  ein  ineill  von  den  Fucblos 
oder  flecken,  dann  es  als  wir  die  Indios,  aussendeten,  eben  spat 
was,  derhalben  sie  den  abent,  mit  antwurt  nicht  wider  kamen,  so 
hellen  wir  uns  auch  in  unsern  vortheil  gethon,  da  wir  uns  der  rofs, 
welches  unsere  maisle  wehr,  dern  die  Indios  tnaiste  forchl  tragen, 
und  ihnen  l49J  damit  grosser  abpruch  geschieht,  künden  behelfTen. 
Am  morgen  frue  khamen  aber  die  vor  außgesandlen,  mit  elllichen 
der  Indios  Caquelios,  dern  nicht  über  vierlzig  waren,  Brachten  nnt 
ihnen  elllich  wildpret,  und  andre  speiß,  sagten  mir,  wie  in  ihren 
Pueblos  oder  flecken  ihre  Caciques  oder  hcrrn,  unser  wartlielteti, 
wollen  uns  auch  gern  für  freunde  hallen,  und  hellen  unserer  zü- 
kuntr  ein  freüde  und  gefallen.    Also  sendet  ich  dise  wider  haim, 
sagende.  Ich  wolle  ihnen  zu  stund  nachvolgen,  und  wiewol  sie 
unser  ziierwarlen,  und  mit  uns,  den  wege  ziizaigen,  oder  mit  zii- 
gehn  erholten,  schlüge  ichs  ihnen  doch  mit  glimpfle  ab,  ilarmil  ich 
mich  inn  ihrem  abvesen,  von  den  gesandten,  was  mir  dieser  Ca- 
quelios anschlege,  und  irs  erzaigens  z""i  wissen  nolt  wus,  zid)efra- 
gen,  allsdann  geschähe,  kundte  auch  nicht  änderst  erfaren,  dann 
das  wir  uns  von  inen,  kaines  belriigs  oder  unfreündschalTt  hellnn 
zübesorgen,  dann  sich  der  Caquetio  oder  Tohtietsch,  so  ich,  wie 
oben  angezaigt,  mit  mir  auß  Coro  gefürt,  und  zu  disen  Caquetio», 
gesandt  helle,  hoch  rümbt,  auß  seinem  angeben,  unsers   gntteir 
traclaments  und  wollhallens,  so  wir  allen  Nationen,  so  sie  unsere 
freinde  zusein,  erj»ebeii,  und  dasselbig  mit  wercken  und  gaben  be- 
wisen,  gelhon  hellen.  Auch  unser  macht  und  slercke,  gegen  denen, 


38 

so  uns  widerstanden,  erzaigct  hellen,  hieraufl  iietten  sicfi  diese, 
unsre  freunde  zttsein,  und  was  uns  not  zugeben,  bewilliget,  darnmb 
Ich  ihmc  schancknng  thetle,  und  freimachele,  dann  er  hU\  der  zeit, 
einem  Christen  zudienen,  von  mir  geschenckt  was,  ich  künde  aber  wol 
erkennen,  nach  dem  er  die  grosse  der  flecken,  und  vile  des  voicks, 
mir  ahngezeiget,  das  sie,  neben  dem  sie  obgesagls  Indios  und  Tol- 
metschcns  160}  rede  zum  thail  beweget  mag  haben,  nicht  wenig 
ursach  was,  uns  als  ein  voick  darvon  sie  nie  gehört,  zusehen,  und 
auch  villeicht  darumb,  das  sie  sich  irer  vile  und  stärcke,  uns  so 
ivir  gewallig  mit  inen  handien  wollten ,  fürnemen  widerstandt  zu- 
Ibon  getrösteten,  und  solichs  zu  urlheilen  gäbe  mir  ursach,  das  sie 
sich,  uns  entgegen  zuziehen,  wie  die  andern  Nation,  und  wie  vor 
gehöret  ist,  gethan  haben,  nicht  wollen  demütigen,  als  ob  inen,  so 
sie  unsers  gehaiß  oder  befelchs,  gelebten,  gleichsam  ob  sie  auß 
forcht  gehorsamten,  für  schändlich  zugerechnet  wurde. 

Nun  als  ich  aber,  den  ersten  Pueblo  oder  flecken,  diser  pro* 
vinlz  Variquecenento  erraichte,  fand  Ich  darinnen  grosse  Summa 
der  Indios,  deren  ob  vier  tausenl  waren,  vast  wol  proporcioniert 
und  starckh  voIck,  von  denen  Ich  vast  weil  empfangen  ward.  Und 
flie  sach  zu  kürlzen,  blib  ich  in  denen  pueblos  oder  flecken,  so  an 
disem  Wasser  ligen,  deren  23  waren,  und  ye  ainer  ain  halbe,  und 
aafls  maist  ain  meile  von  dem  andern  iigt,  bei  14  tagen  die  flecken 
^übesichtigen,  und  die  einwoner  zii  freunde  zubringen.  Auch  die 
örtter  des  landes ,  so  wir  fort  unser  fürgenommenen  wegs*,  betten 
^iireissen,  zuerfarcn.  Inn  allem  bewisen  sie  uns  gutte  freund- 
schafft,  und  haben  uns  in  disem  Pueblos  oder  flecken  diser  provtntz 
Variquecimeto,  schanckunge  gehen,  aber  ongenöttigter  und  wilku- 
riger  Verehrung,  ob  drei  tausenl  Pesos  golds,  welches  bei  5000 
gülden  Rheinisch  Ihül,  dann  «es  ain  reich,  und  an  vilem  golde  ain 
tracticrenl  oder  gcwerbig  volck  ist,  von  denen  maus  auch  refra-> 
ptieft  und  erkauft't. ,  Und  so  man  ihnen  gegenschanckungen  von 
eisen,  als  hacken,  oder  äxten,  messer,  und  dergleichen,  [51] 
das  dann  ihnen  vast  nolt  ist,  vil  gold  und  grosser  reichthumb  zu 
|)ekomnien  wem,  wie  dann  wol  zugedencken  ist.  Dieweil  sie  uns 
sovil  Present  und  schanckungen  auß  gultem  willen  gaben,  un(| 
solch»  allein  umb  ihr  herrlichait  diso  darmit  zübeweisen,  und  nicht 
wie  inn  andern  flecken  und  vorfürgeraistcn  nalioncn,  aus  forcht, 
deren  sy,  kundten  wir  wol  spüren,  ab  uns  wenig  trugen,  dann  sie 


3Ö 

sieb  wie  z&vur  auch  angezai^l,  ihrer  vii  jetröiiteUen,  denn  ici. 
etirch  glaube,  auß  disen  23  flt'cken,  so  sich  hin  «iiiern  halben  tage 
möchten  versamlon,  bot  dreissig  tauscnl  indios  kriegs  volck,  diu 
darzu  dienen  und  gcubet  seind.  Dann  wie  ich  hernach,  so  ich  deren 
siUen  beschreibe,  ahnzeig^en  \ril,  darzfi  vest  und  wol  bewehrt 
flecken,  die  nicht  kundten  wie  ander  vor  erfuren  pueblos  oder 
flecken,  überfallen  werden,  habf^n  und  besitzen,  und  solliches  dar- 
umb,  das  sie  mit  vier  Nationen,  so  sie  zu  vier  seilten  umligeben, 
feinde  seind,  und  sich  yeglichs  kriegs  und  i^berfals  von  ihren  fein- 
den besorgen  und  versehen  müssen,  und  »uch  hinwider  gegen 
ihrem  widerthail  gebrauchen,  dann  die  drei  Nation  so  sie  umbge- 
ben,  als  etliche  Pueblos  oder  flecken  der  Xaguas,  deren  feinde  sie 
auch  seind.  Und  ob  sie  schon  mit  ettlichcn  derselben  und  nechsl 
anstossenden  Hecken  confederiert  seind,  und  conlractieren  oder 
gewerbe  haben,  wie  dann  die  Xaguas  umb  Saltz  mit  ihnen  handien, 
so  seind  sie  doch,  wie  vor  gemeldet,  auch  ihre  feinde.  Auch  haben 
sie  SU  der  anderen  seitten,  die  Nation  Ciparicotes.  Und  zu  der  drit- 
ten  seitten,  haben  sie  die  Nation  Cuibas,  welche  nalionen  alle  drei 
menschcnfleisch  essen,  und  also  ihre  feinde,  so  sie  im  kriege, 
oder  wie  sie  dise  mögen  erobern,  metzigen  und  schlachten.  So 
haben  sie  zu  der  vierdten  seitten  C52j  ir  eigne  nation,  auch 
Caquetios,  in  dem  valle  Poblado  das  ist,  im  wol  bewonten  und 
reich vöickigem  thal,  gehaissen  Vararida,  darvon  hernach,  wie  wir 
die  am  widerkeren  von  Coro,  fürgereißl,  wirt  ahngezaigt,  auoJi 
für  feinde,  also  das  wir  achteten  auß  vile  der  feinde  mit  denen 
sie  sogar  umbgebcn  sich  so  nahent  zu  sammen  pobliert  und  ge- 
hauset betten,  damit  sie  dest  gewarsamcr  und  bafs  ihren  leiiiden 
möchten  widerstehn,  dann  dise  das  maist  oder  gröste  volck  ist, 
so  wir  biß  here  und  hernach,  in  diser  raiß  und  in  so  klaiuer  land- 
schafft,  bei  ainander  und  in  so  gtilter  wehr  und  starcken  flecken, 
haben  gefunden. 

In  diser  Provinz  fände  ich  zeittung  von  ainem  andern  mor, 
das  Sud  oder  mittäglich  mör  genannt  wirt,  welches  eben  das  wa.s, 
80  wir  mit  verlangen  verhofl'ten,  und  wie  ahnfengkiich  gesagt,  die 
meiste  ursaoh  unsers  außraisens  gevveßt,  sollichs  zu  erraichen, 
dann  daselbst  sich  grosser  reichthumb  von  goldt,  perlen  und  edel- 
geslainen  sich  meist  zöverhofTen  ist,  deme  nach  in  anderen  gnber- 
nationen  der  Indianischen  länder,  an  örltern  da  man  das  gesagt  Sud 


40 

niör  erraicht,  reichlich  gefunden  wirt.  Und  wiewol  uns  die  inn- 
vvoiier  diser  Pueblos  oder  flecken,  wie  zuvor  ahngezait,  darvon 
gesagt,  so  wollen  sie  doch  selbst  dargewesen  sein,  nicht  bekhen- 
nen,  allein  (sagten  sie)  von  ihren  altern  also  gehört  haben,  wel- 
ches wir  aber  allain  für  außrede,  und  «inb  uns  dahin  zu  gelaillen 
von  uns  nicht  getrungen,  oder  angeniiittet  wurden,  von  ihnen  an- 
gesehen wol  spürten.  In  denen  vierzehen  tagen,  da  ich  die  flecken 
diser  provinlz  besichtiget  und  heimsuchet,  wie  zuvor  angezaigt, 
mich  ufTenthielt,  wurden  wir  oi)  den  sechstzig  Christen  kranck, 
dar[53Junder  etlliche,  die  weder  zu  rofs  noch  ziiffif),  von  stal 
zfdjringen  waren,  und  wiewol  wir  lenger  still  züligen,  und  der 
krancken  gesundheil  zu  erwarten,  woi  noth  gewest  were,  so  wollen 
doch  die  Hispanier,  dem  ungesunden  luffl,  und  feuchte  diser  pro- 
vinlz, die  ursach  ihrer  schwachhail  zumessen,  verholfent,  so  sie 
von  diseni  orlte  und  den  lulTt  verkerlen,  irer  kran<kheil  gelediget 
zuwcrden.  Derhalben  erhübe  ich  mich  den  nechslen,  dem  ange- 
zeigten mör  zuzuziehen,  ließ  etliche  der  krancken  in  Hamacos,  also 
heissen  die  Iiidiiniische  beth,  dem  art  ich  hernach  ahnzaigen  wil, 
tragen ,  darzü  ich  die  Indios  unsers  drols  gebrauchet,  und  den  inn- 
wonern  zaverslhcn  gäbe,  darumb  sie  groß  herren  weren,  wurden 
sie  gelragen,  andere  Hessen  wir  reiten,  die  gesunden  und  denen 
die  rofs  gehörten  ab,  und  die  krancken,  ainen  hinder  den  andern, 
aulT  selzendt,  und  also,  sovil  müglich  dissumilierlen  wir  gegen  den 
Indios,  darmit  sie  uns  Christen,  als  die  sy  uns  für  uiitödtlich  ach- 
ten, auch  kranckheilen  unlherworlfen  ziisein,  nicht  spürten,  dann 
so  sie  solchs  gemerckl,  wurde  uns  nicht  wenig  nachtail  bracht  ha- 
ben, und  nngezweiflet,  sy  wurden  uns  auch  ziihckriegen  haben 
unterstanden,  demnach  habt  ihr  ziigedencken,  zii  was  ungelegener 
zeit  sie  uns  angriffen  hellen,  und  auch  wie  künunerlich  es  mir  was, 
dieweil  ich  mich  in  so  weitem  und  unbekhanlem  land»»,  mit  kranckem 
und  unwehrsamen  voick,  darmit  ich  weder  hindersich  ziiraiscn  oder 
forltziiziehen,  nutzlich  wege  sähe,  dann  ich  mich  untlier  solchem 
/ülck  befände,  dem  freündlschalft  ich  mich  nil  lenger,  dann  die  zeit 
«vir  ihre  mechlig,  und  sie  uns  ziischwach,  zii  versehen  lietle,  auch 
unbewußt,  was  voIck  wir  vor  uns,  welche  dann  diser  Provinlz  Va- 
riquecemef 54]lo ,  feinde  waren  und  wol  zuermessen  was,  das  es 
ein  wehrsam  voIck  were,  dieweil  sie  sich,  diser  flecken,  welche 
die   slerckesten  an   gebew  und  volck,    feindschaül  mochten   er- 


41 

leiden  und  widersten.  Dises  alles  kundt  mich  aber  fort,  und 
meinoit  fürgenonimnen  weg  zfiraisen  nicht  verhindern,  dann  wir 
uns  wenigs  guls  ziiversehen,  wider  ziinick  zuziehen,  und  bei  der 
Nation  Xaguas,  der  krancken  gesuntheit  zu  erwarten,  dann  das 
wurde  uns  von  den  Naturales  oder  Indios  für  forchte  und  zagheit 
gerechnel  sein  worden,  und  darinit  unser  Credito  oder  glaiib,  und 
ihr  forchte,  so  sie  ob  uns  helten ,  geschmelert,  und  dardurch  erst 
verursachet,  sich  gegen  uns  ziierheben.  Also  unllier  zwaien  bösen, 
das  wenigost  arge  zu  erwölen ,  zohe  icli  dergeslalt,  wie  vorgesa- 
get,  mehr  ziegeünorn  und  krüplen,  dann  kriegsleütlen  gleich,  mei- 
nen wege.  Mir  worden  von  dissen  I'ueblos  oder  Hecken,  bei  zwai- 
hunderl  Indios  unsern  plünder  ziitragen,  auch  den  wege  biß  ins 
gesiebte  der  flecken  ihrer  feinde,  welches  ain  ander  Nation  Cuybas 
gehaissen,  ziigeben,  denen  ich  zusagte,  sie  auß  der  feinde  landt 
ahn  ihre  gewahrsame,  wider  znbeleillen,  dann  wie  ihr  vor  habt 
gehöret,  so  ward  unser  droßvolck  gröstentails  die  kranken  zutra- 
gen gebraucht.  Als  wir  aber  dise  Indios,  so  uns  den  plunder  tru- 
gen, fürangehen  Hessen,  und  ihr  keine  acht  hetlen,  auch  von  ihnen 
uns  gar  kains  belrugs  besorgten,  allein  vermeinten  wir,  darumb 
sie  so  schwer  geladen,  also  füreileten,  sich  deß  lasts  ziiringern, 
sie  trugen  aber  disen  plunder  nit  über  zwo  meill  wegs,  und  Hessen 
es  alles  jin  weilen  feld,  am  weg  da  wir  fürziehen  müssen,  stehn, 
und  giengen  darvon,  villeicht  besorgende,  wir  wurden  sie  biß  in  irer 
feinde  landt  bringen,  und  als  daini  [55]  uns  lerrer  zu  dienen,  drin- 
gen, auch  des  zugesagten  nit  glauben  halten.  Nu  betten  wir  aber 
solchen  plunder  fortzubringen  nicht  leülle,  so  was  uns  nicht  zü- 
thnn  den  untlier  die  Ciiristen  außziileilen,  dann  der  gesunden  wenig 
waren,  und  so  diselben  erst  beladen  und  dadurch  müde  weren  wor- 
den, so  hellen  wir  den  feinden,  so  uns  die  ahngewendet  hellen, 
keinen  widerstände,  Ihun  mögen,  klaubten  das  nötigest,  so  wir 
bedorlFlen  darauß,  und  solicbs  unlher  die  Christen  außgeteilel,  und 
den  Rest  ließ  ich  abwegs  vergraben,  biß  aulf  die  widerkunfli,  dann 
es  forlztibringen  sonst  kein  mitel  vorhanden,  so  wassen  uns  die 
Indios  so  uns  den  wege  ziizaigen,  wie  vorgesagt,  entloffen,  doch 
zu  allem  glücke,  ein  kleins  knablein,  und  ein  Indianisch  weih,  die 
den  Indios  so  uns  verlassen,  nicht  volgen  kunlen,  uulher  und  bei 
den  Christen  bliben,  darunter  die  liidia ,  der  Cuybas  spracht  etwas 
kundle,  aber  doch  nit  wolle  verjehen,  das  sie  den  weg  wüste. 


42 

DIE  NATION  CIJYBAS. 
Mit  was  gcfalir  die  Ohiistcii  iiacb  langem  erlittenem  Inniger  den  ersten 
flecken  diuer  Nation ,  so  der  vergiift«;  gcschol's  gegen  ihren  feinden  sich  ge- 
hraucbton,  mit  vortiil  angriffen  habcn^und  durch  einen  harten  scbarniiitzei  gegen 
ihnen  obgesiegcL  Wie  sie  aucii  verursacht  den  zweiten  flecken  anzurennen, 
in  welch«:m  sich  die  innwoner,  nuß  forcht  dos  vergangnen  Scharmützels,  in 
ein  baiiA  eingeschlossen,  ottlicb  klainotter  von  goldt,  sach  essenspeiß  ber- 
«uß  in  weg,  ihnen  zäuctnen,  für  gestellt,  vermaineude  sie  damit  zAvomügen 
und  abzuweisen.  Dieweil  solchs  aber  dio  Christen  zum  abzug  nicht  über- 
wände, wurden  sie  znictsl  mit  freundlichen  und  träwendcn  worten  zur  abn- 
gcmöten  freündtschafft  ond  ergcbung  beredet,  darauft  die  gantzc  Nation  zur 
gehorsam  verursacht  worden. 

[56]  Da  wir  nun  raiszlen  zwischen  zwaien  bergen  in  einem 
thal  an  ainem  grossen  wasserfluIS,  Coahcri  gchaissen,  den  selbigen 
tag  SQvil  wir  mochten,  biß  zii  abents,  das  wir  keinen  flecken  oder 
bewonung  der  Indios  künden  ersehen.  Also  was  uns  etwas  angst, 
besorgent,  den  gebrech  an  speis,  dann  wir  keine  proviant  betten, 
dann  nieniants  vorbanden ,  die  uns  die  trüge ,  schicket  also  morgens 
frühe,  zwcn  zu  rofs,  yeden  an  ein  sonder  ortt,  auIT  das  gebirg,  die 
solten  auflr  die  höhe  derselben  reitten,  dem  lande,  und  wa  rauch  und 
Poblation  were,  nachsehen,  damit  wir  den  nechsten,  unseren  wege 
dahin  ncmcn,  und  nicht  etwann  den  tag  auch  keine  Proviant  erraich- 
ten,  welchs  uns  mathloß,  hinter  und  für  sich  zijkommen,  müsam  wurde 
vc^  rSi  n,  die  gesandten  kamen  aber  bald,  und  mit  giittcr  botl- 
schafTt,  deren  einer  bette  aufT  dem  gebirg,  ein  grosse  ebne,  und 
das  ende  desselbigcn  gebirgs  ersehen,  also  das  wir  nit  über  ein 
meii,  auß  dem  thal,  autT  die  ebne  betten,  und  wiewol  er  weder 
flecken  noch  rauch  gesehen,  so  was  es  doch  hofl'enUch,  das  sie 
nicht  fcrr  von  dar  weren,  und  ein  soliches  gut  eben  landt,  dar- 
d«rch  nun  solicher  grosser  wasserfluss,  ahn  dehme  wir  durch  das 
thal  geraißt,  lauil'et,  nicht  unbewonet  oder  öde  bleibet.  I>a  wir 
nun  die  ebne  erreichten,  thet  ich  mich  mit  dem  volck  aufl  ein  höhe, 
da  ich  die  ebne  und  das  volck  so  ich  aussendet,  iibersehen  kundt, 
sendet  also  an  vier  ortt,  ye  zwen  zuroß,  die  selten  den  Strassen 
nachfolgen,  biß  ungefähr  ein  stund  oder  zwo,  biß  sie  ainige  Fiie- 
|)loß  oder  flecken  und  feldgebcw  funden ,  volgends  solich«?  an/ei> 
jgen,  dann  wir  betten  nit  weniger  mangel  an  proviant  als  uberflufs 
fut  liunger.  [57]  Als  ich. mich  aber  aufl*  der  höhe  enthielt,  und  auf 
die  gesandten  wartenden,  sahen  wir  an  vil  orten,  deß  umbligenden 


43 

geliirgs,  rauch  aiifTgehn,  daran  wir  erkannten,  das  wir  von  den 
innwonem  ersehen  weren,  und  dise  fewrräuch  ein  flecke  dem 
andern  zur  kreide  oder  Warnung  gegeben  weren.  Und  wiewol 
wir  uns  ihrer  zusammen  rollung  hellen  zöbesorgen,  so  was  uns 
doch  lieb  zuwissen  wa  ihre  wonungen  weren,  darmil  so  die  (re- 
sandlen  kein  feldgebew  zu  unserer  proviand  fünden,  wir  sie  über- 
fielen und  also  den  gebreche  der  speiß  büssen  möchten,  dann  die 
noUurfft  des  essens,  überlraff  die  forchl  der  feinde,  und  waren  ell- 
liche meines  voicks  fast  unwillig,  alls  ob  sie  verfüret  weren,  zä 
deme,  so  feieten  auch  nicht  leült,  wie  dann  gemeiniglich  beschichl, 
die  ihnen  fürbildetten,  das  die  Indios,  wie  vor  gesagt,  so  von  uns 
geflohen,  hellen  uns  allein  darumb  verlassen,  das  sie  villeicht  gev^ösl 
hatten,  das  das  lande  nicht  bewoncl,  und  darumb  sie  nicht  hunger 
mit  uns  lilten,  sich  also  abgestolen,  und  unser  also  mit  fug  abka- 
men, und  uns  in  hungers  nolt,  auch  biß  in  todt  zu  stecken.  Das 
ward  aber  mit  disem,  als  wir  die  fewrreich  gesehen,  alls  ain  ahn- 
zeigung,  das  leül  aldar  wonellen,  abgestellet.  Ich  ließ  auch  dise, 
die  solichs  und  auch  klainmüligkeit  und  aulTrürische  einbildung 
dem  voick  fürtrugen,  nicht  ungeslralft,  dann  ich  mich  nit  wenig 
geCahr,  von  meinen  aignen  milgenosscn,  und  die  mir  doch  als  ihrem 
haupt  gehorsamen  sollen,  und  schuldig  pflicht  laislen,  zubesorgen, 
so  sich  dessen  Remedio  oder  hillTe  nur  ainen  tag  helle  verzogen. 
Als  aber  nicht  über  lang,  der  außgesandten  zwen  kamen,  die  ett- 
Jiche  heüser  und  umbher  ettiiche  Iraidacker  ersehen  und  erfaren, 
aber  den  flecken  öde  und  onbewonet  funden,  [58]  denen  zogen 
wir  zu,  thetlen  uns  daselbst  nider,  waren  allain  sechs  heüser  nahe 
bei  ainem  bache,  und  in  einer  schönen  ebne,  darauß  wir  weit  um 
uns  das  landt  mochten  übersehen.  Und  wiewol  das  getraid  dieser 
umbligender  äcker  nit  zeitlig,  so  was  es  uns  doch  zu  diser  zeit  der 
notturlft,  mehr  darzü  reiß*,  dann  ihme  der  hunger,  und  dem  fast 
frischen  wasser,  der  durste,  bessern  geschmack  gaben,  dann  so 
es  zu  überflüssiger  zeit  der  beste  wein  und  Rephüner  geweßt 
weren. 

Disen  abent  schicket  ich  ainen  hauplmann  mit  dreissig  mannen 
zu  fuß,  umb  deren  flecken  ainen,  darbei  wir  des  lags  den  rauch 
gesehen,  zii  überfallen,  und  was  sie  der  innwoner  fiengen,  für 
mich  zubringen,  und  mit  ihnen  wie  mit  andern  vor  auch  geschehen, 
fride  zumachen.    Als  aber  die  gesandten ,  der  Pueblo  oder  flecken 


44 

einen  bei  nacht  nahendt  geweßt,  ulso  das  sie  die  innwoner  dessel- 
gen,  bui  ihren  fewren,  so  sie  z("i  kriegszeiten  pflegen  zumachen, 
bei  guter  wachte  und  wehr  sahen  und  außspeheten,  befanden  sich 
aber  dise  znülierfallen  nil  genügsam,  kamen  also  ohne  außrichten 
wider,  um  aber  mich  mehres  volcks  ziienplössen,  befände  ich  nicht 
zulhiin,  dann  der  krancken  vil  waren,  so  hette  ich  nicht  volck,  die 
den  gesagten  pueblo  oder  flecken  zu  überfallen  genugsam  waren, 
und  dennocht  ettlich  bei  den  krancken,  und  zu  derselbigen  hüt 
bleiben  möchten,  dann  der  flecken  was  am  gebirge,  und  an  ortten 
da  mit  den  rossen  nichts  zuschafl'en  und  zu  handien  was.  Der- 
halben  wir  der  Naturales  oder  Indios,  und  den  Pueblo  oder  flecken 
zii  überfallen,  nicht  so  mächtig  waren,  als  so  Avir  den  behellT  der 
rofs  gehabt  betten,  dann  bei  ihnen  ainer  zu  rofs,  so  es  [59]  an 
ortten  da  sie  ziigebraucheii,  inohr  außrichlet,  auch  mehr  geförchlet 
wirdt,  dann  füniftzig  zu  fiiß. 

Dieweil  mir  aber  nicht  so  eilcndt  was  zuverraiseii,  dann  an 
disem  ortt,  da  ich  mich  nider  gclhon,  welches  freilich  cUwann 
aines  umbsilzenden  Caciquc  oder  hcrren  meyerhoIT  was,  dann  da- 
selbst allein  sechs  heüser  waren,  die  ich  achtete  allein  zur  zeit  c 
sie  die  umbligenden  feldtfrücht  einlhnn,  gebraucht  und  bewonet 
werden,  ein  gull  und  sicher  leger  hellen,  und  drumbher  gannlz 
eben,  unsere  feinde  so  uns  die  überfallen  hellen  wollen,  von  ferren 
hellen  mögen  sehen,  unns  auch  der  rofs  daselbst,  welches  unser 
meiste  wehr,  herlz  und  beheilf  was,  wol  gebrauchen,  so  gebrache 
uns  auch  nicht  wasscr,  und  Mahys,  das  ist  ihr  körn,  auch  hirschen 
wildprecht,  dessen  wir  täglich  ain  nolUirfTl  im  leger  betten.  Dann 
daselbst  deren  vil  seind,  und  nicht  fast  laulTen,  von  wegen  das  die 
thier  von  den  Indios,  i\\s  die  weder  Rofs  noch  hund  haben,  nicht 
verbaindt  seind,  auch  derhalben  zu  rofs  wol  gestochen  worden.  Als 
wir  nu  bei  fünlT  lagen  aldar  gerastet,  verniainde  die  krancken  sol- 
len sich  alda  eltwas  erquicken  und  erholen,  das  doch  wol  nicht  ge- 
schähe, sandte  ich  zehen  zu  rofs,  und  fünfl"  und  dreissig  zu  fuß,  sie 
sollen  auff"  der  ebne  am  wasser  hinaufl"  suchen,  ob  sie  ainigen  Pueblo 
oder  flecken  finden,  und  so  es  an  orllen  were,  da  sie  der  innwoner 
mächtig,  und  so  sie  sich  güttlich  für  mich  zukommen,  nicht  bereden 
wollen  lassen,  sie  darzii  zii  dringen,  und  was  sie  fahen  möchten, 
für  micht  brechlen,  doch  sovil  es  sich  leiden  wolle,  ihrer  verscho- 
nen, darmit  nicht  so  sie  grossen  schaden  erlitten,  und  ihres  volcks 


45 

vil  umbkhäme,  ain  ursach  wcre,  sie  desler  schwerer,  oder  gar  nicht 
zu  freunde  zubringen.  Densel[60]bigen  tag,  und  ettwan  drei  meiln 
von  dem  flecken,  da  ich  läge,  erraichten  sie  ainen  Pueblo  oder 
flecken,  darinnen  grosse  summa  Indios  bei  ihrer  wehr  und  zur  ge- 
genwehr  in  Übung  waren.  Als  aber  zwen  zu  rofs  elwann  ein  ann- 
brust  schofs,  \on  demselbigen  flecken,  solchen  und  auch  ihren  vor- 
thail  zftbesichtigen ,  khomön  waren,  und  den  flecken  mit  graben 
unibgeben,  sahen  sie  ihnen  nicht  zuthün  sein  sich  inn  Pueblo  oder 
flecken  zulassen,  dann  sie  ongeschediget  von  ihnen,  am  anlauft'  oder 
graben,  nitt  betten  khommen  mögen.  Also  gebott  der  hauptmann 
denen  zu  rofs,  sich  nicht  zu  nehmen,  allain  die  zii  fiisse  giengen  mit 
ihme,  allso  das  die  innwoner  allein  die  zway  ersten  pferdt,  so  den 
Pueblo  oder  flecken  wie  gesagt,  besichtigt  und  erspehet,  ersehen 
kundten,  und  aber  die  andern  acht  rofs,  vor  einem  getraidacker, 
welche  sohoch  seind,  das  einer  zu  pferdt  nicht  mag  gesehen  wer- 
den sich  verbargen,  und  als  die  Christen,  sich  nahenden,  maist  mit 
ihrem  vorlheill,  so  sie  kundten,  und  als  aber  der  hauptmann  sich 
zurück  flihend  erzaigl,  empfiengen  die  feinde  ein  hertz  darab,  und 
gal)en  sich  auß  ihrem  vorteil,  den  fliehenden  als  sie  vermainten, 
nachzueilen,  der  ob  fünffhundert  waren,  die  wurden  von  denen  zu 
rofs,  so  sie  nun  im  getraidacker  verborgen,  hinderzogen,  und  von 
denen  so  sich  fliehend  erzaigt,  also  binden  und  fornen  ahngriff'en, 
auch  dem  im  Scharmützel  bei  sechstzig,  gefangen,  und  acht  und 
vierlzig  erstochen,  den  rest  in  die  flucht  gejagt,  und  aber  der  Chri- 
sten, wurden  nur  vier,  und  doch  nicht  tödtlich  gewundet,  auch  ein 
ross  erschossen,  dises  was  der  erst  Pueblo  oder  flecken,  darinnen 
wir  die  vergiff"ten  geschofs  fanden,  welcher  art  ich  auch  hernach 
anzeige.  Der  gefangnen  aber  so  für  mich  [6tJ  khamen,  liess  ich 
sechs  ledig,  gab  ihnen  schanckungen,  ihren  herren  zubringen,  be- 
falch  auch  ihnen  wie  andern  Nationen  zuvor  auch,  was  züfride  die- 
net, ihnen  sagen  und  anzeigen  solten,  und  auch  ihre  Cacique  oder 
herren,  zii  mir  zükomen,  machen,  wolte  ich  ihnen  ihre  gefangnen, 
ledig  geben,  unther  denen  zwen  principal  oder  fürneme  waren, 
dem  einer  vast  wundt  was,  den  ich  verbinden,  und  gutt  traclament 
oder  untherhaltung  thün  ließ,  also  käme  biß  an  driten  tag,  nach  dem 
ich  die  obgesagten  Indios  ledig  gelassen,  niemandts,  welches  wir 
weder  zu  gültem,  noch  argem  ihrem  fürnemen,  wüsten  zurechnen. 
Eltliche  unther  uns  waren  der  opinion  oder  meynung,  die  umbli- 


46 

g-enden  Indios  versamleten  sieb,  urnb  uns  z&überfallen ,  und  uns  die 
gefangnen,  mit  gewalt  abzädringen.  Andere  aber  vermaindten,  es 
geschehe  auß  forclit,  welche  ihnen  durch  gelitnen  schaden,  einge- 
hiidel,  und  nicht  getrawten,  besorgende,  wir  wurden  die  so  also, 
iimm  die  gefangnen  zuledigen,  und  mit  uns  zu  freinde  zo  huldigen 
kernen,  auch  fahen  und  nit  glauben  halten,  dann  wir  niemant  hetten, 
die  unsern  ;.,<:brauch,  so  wir  pflegen,  gegen  denen  die  sich  an  uns 
ergeben,  inen  anzeigten,  deme  sie  glauben  geben  kundten.  Des 
dritten  tags  an  einem  morgen  frü,  sendet  ich  aber  zwen  Indios,  auch 
vorgesagter  gcstalt  umb  die  Cacique  oder  herren,  für  mich  zubrin- 
gen, und  ihnen  das  tractament  und  Unterhaltung,  das  inen  von  uns, 
ob  sie  schon  gefangnen  weren,  geschehe,  ahnzeig^en,  welches  als 
Ich  ihnen,  durch  die  India,  so  ich  auß  der  provintz  Varfquecemeto 
gebracht,  sagen  ließ,  die  doch  der  sprach  Cuybas,  nit  überflissig 
gelert  was,  doch  uns  dem  behelffen  musten,  wiewol  es  auch  nicht 
wenig  verhindert,  auß  teils  der  [62J  spraach  halber  wie  gesagt,  sie 
nicht  gcübet  was,  und  auch  das  es  ein  weib  was,  die  es  mit  der 
dapferkeit,  die  wol  nott  was,  inen,  das  wir  ihr  befolhen,  mit  tapfferm 
gemfite  zu  sagen  nit  bebertzt  Sie  bette  auch  vor  denen,  als  die 
ihrer  Nation,  widerwertige  und  feinde,  ain  entsitzen^  Als  ich  nun 
dise  auch  außgesandt  und  gelediget  bette,  reith  ich  denselbigen 
morgen  mit  zwöltfzufuß,  und  acht  pferdcn,  aulfs  geiaid,  und  bega- 
ben uns,  den  hirschen  nachzujagen,  khamen  dem  Pueblo  oder  flecken 
darauß  die  gefangnen  waren,  vast  nahcnt,  und  in  gesiebte  einer 
grossen  multitud,  oder  menge  der  Indios,  mit  weib  und  kinden, 
auch  mit  gewehr  und  ungewehr,  aulT  einer  höhe,  so  ob  dem  flecken 
liget,  ihe  Hessen  sie  sich  sehen,  ihe  verbargen  sie  sich  hinder  ein 
bühcl,  also  das  wir  nicht  wüsten,  warzu  es  zuschetzen  were,  dann 
dieweil  weib  und  kinder  auch  darunther,  kunten  wir  sehen,  das  es 
khein  kriegsvcrsamlung  was,  vil  mer  vermaindten  wir,  die  auß  dem 
flecken  erhüben  sich,  den  Pueblo  oder  flecken  züverlassen,  und  etl- 
wann  abwegs  in  das  gebirge,  da  sie  nicht  zufinden  weren,  zuver- 
hausen,  demnach  schicket  ich  mit  eile  in  das  leger,  umb  die  vorge- 
sagte India,  so  gegen  ihnen,  unser  Tohnelschin  was,  und  als  die 
herzö  gebracht,  was  es  etwa  umb  drei  uhrn  nach  mittags,  ent- 
schlossen wir  uns  dem  Pueblo  oder  flecken  zu  nähenen,  als  weil 
4a»Mi\r  reden  einander  hören  kündten,  ließ  die  toimctscliin  den 
innwonera  rüO'en,  welche  aber  auß  dem  Pueblo  oder  flecken  kain 


47 

antwort  gabon ,  atlso  das  wir  vermaindten ,  den  Hecken  depobliert 
und  öde  gelassen  betten,  ritten  also  mit  guttcr  gcwar  und  binder-' 
hütf  oUlicber  die  icb  gestellt  an  ortt,  da  sie  die  böhe,  daraufl'  wir 
die  Indios  vormals  gesu[63]hen,  kundten  erseben,  und  so  sie  sich 
wider  uns  wolten  ettwas  untersteben ,  kündten  warnen.  Inn  disein 
Pucblo  oder  flecken  funden  wir  aber  niemants,  biß  wir  beinahe  in 
die  mitte  des  fleckens  kamen,  für  ainen  grossen  Buhio  Calso  heissen 
ihre  boüserj  fanden  wir  aulT  zwaien  stülen  berauß  gelegt,  ettlicbe 
khloinctier  von  goldt,  sampt  ettlicben  baffen  mit  speiß  und  wildt> 
pret,  aber  dabei  niemant  sahen  noch  fanden.  Ais  aber  die  India 
unser  tolmetschin  den  Buhio  oder  das  bauß,  und  die  Ibür  dessel> 
bige  vennainet  wie  vor  andere ,  auffzätbun ,  befände  sie  die  thür 
vcrrigict  und  beschlossen ,  und  vername  leüt  darinnen ,  denen  icb 
durch  dise  sagen  ließ,  sie  solten  heraußkommcn  und  mir  huldigen 
und  freündscbalTt  mit  mir  machen,  dann  icb  were  allain  darumb 
allda,  und  ihnen  schaden  zuth&n  nicht  kommen,  dessen  wolten  sie 
sich  aber  lang  nicht  bereden  lassen,  antwortetten  berauß,  wir  sel- 
ten das  goldt  und  anders  vor  der  thür  nenunen,  und  ihnen  ihre  ge- 
fangnen wider  schicken.  Dai'gegen  ich  ihnen  weiter  sagen  liess : 
Ich  were  von  golds  wegen  nicht  da,  bette  sein  selbs  genug,  auch 
ihnen  scbanckungen  höbers  werdts  gesandt,  sie  solten  sich  willig 
berauß  zugehn  begeben,  ihnen  solte  nichts  laids  beschchen  oder 
widerfaren,  wa  sie  aber  solichs  nil  thun  wurden,  wolle  ich  das  hauß 
darinnen  sie  sich  verschlossen  hielten;  ahnzünden  lassen  und  ver- 
brennen, welches  das  arme  voick  nicht  bcsorgete,  verniainlcn  als  in 
ainer  veste  beschlossen,  sicher  zä  sein.  Also  zä  letst  theltcn  sie 
die  thür  auff,  gieng  der  Principal  oder  fürnempst,  und  ernach  ainer 
nach  dem  andern  berauß,  deren  ettwann  bei  hundert  waren,  ain 
starck  und  fraidig  voIck,  auch  bei  guter  wehr.  Und  als  ich  ihnen 
sagen  liess,  was  sie  darmit  ver[64]maindtcn,  das  sie  gedechten  mir 
widerstund  zijthun,  diewcil  ich  doch  sie,  iha  ihr  ein  ganlzes  höer, 
durch  ain  ainlzig  rofs  so  ich  wider  sie  schicket,  mächtig  genugsam 
were  sie  zfiverderben,  sovil  mer  so  ich  der  rofs  der  menge  hctte. 
Und  als  ettlicbe  unlher  uns  uulT  den  rossen,  die  hirschen  so  wir  ge- 
fangen, hinter  ihn  fürten,  Ijeß  ich  ihnen  sagen,  wie  thörücb  sie  uns 
zu  widerstehn  verniainten,  so  doch  ein  hirsch  bei  all  seiner  schnelle, 
uns  nicht  entgeen  möchte,  nnd  das  der  Scharmützel  so  nechst  mil 
ihnen  gehallen,  were  allaia  auß  zorn  der  rofs  geschehen,  denen 


48 

wir,  von  wegen  ihrer  ungehorsame,  des  zorncs  weren  übergangen, 
nicht  ganlz  widerslehn,  sonder  den  rossen  zu  wilfaren,  etwas  we- 
nigs,  ihren  willen  an  ihnen  zübegehen,  gestatten  müssen,  dann  mein 
mainung  nicht  geweßt  ihnen  laids  zulhün,  allain  fridlicli  mit  ihnen 
zühandlen,  dann  so  ich  es  arg  gegen  ihnen  geniainl,  were  ich 
mächtig  geweßt  sie  alle  zii  verderben,  und  kaincn  darvon  kommen 
zulassen,  und  machte  mich  nur  Ireflich  mausig  ihnen  ein  forcht  ein- 
zustecken, und  doch  das  wirs  freündtlich  mit  ihnen  gemainlen, 
ihnen  auch  einhildeten.  Sie  entschuldigten  sich  ahnfengklich,  als  die 
uns  nicht  erkhennt,  auch  nichts  von  uns  gewüßt,  haben  sie  sich  vor 
uns,  alls  von  denen  sie  sich  anders  nichts,  dann  was  feinde  züthiin 
pflegen,  versahen,  entwehren  wollen.  Aber  itzt  nach  dem  sie  meine 
gesandten  anders,  und  warumb  wir  da  weren  hetlen  vernommen, 
weren  sie  utF  dem  wege  geweßt  uns  hainizijsüchen,  und  sich  auch 
an  uns  züergeben,  dann  sie  die  vergangne  tage  ihre  abgestorbne, 
50  von  uns  erwürgt  oder  entleiliet  worden,  zii  begraben,  verhindert. 
Und  als  sie  uns  ilzl  von  ferrem  kommen  sahen,  hellen  sie  besorget, 
das  wir  sie  ziibekriegen  [65)  keinen,  darumb  sie  ihr  weib  und  kind, 
in  das  gebirge  vcnsendöt  hellen,  und  aber  sie  sich  eingesp<;rt,  vor 
dem  ersten  unrennen  a]so  z&  sichorn,  biß  wir  ihre  memunge, 
welche  sich  für  unsere  freunde  an  uns  züergeben,  fridlich  von 
ihnen  vernemcii.  Sic  gaben  wir  auch  das  gohle  so  ich,  wie  vorge- 
sagt, auf  den  sliilen  vor  dem  Buhio  oder  hauß  fanden  ligen,  deß 
ich  mich  erstlich  ziiik  inen  wideret,  damit  sie  nicht  gedechten,  das 
wir  darund)  kommen  weren,  das  wir  uns  mit  vilcm  golde  begerten 
znbeladen.  Also  sandte  ich  ihren  ains  tails,  und  bevelhend,  ihre 
weib  und  kind  wider  inn  ihre  flecken,  und  wie  vor  inn  rüwige  be- 
hausung  zubringen,  dannit  ich  an  irer  ungefelscblen  freündtschafl't 
nicht  zweillclle,  die  andern  naine  ich  nnl  mir,  gäbe  ihnen  auch  ihre 
verwanten  so  unsere  gtllmgen  waren  wider,  sampt  etliche  schan- 
ckungen,  von  inesser  und  gläserne  Palernosler,  so  bei  inen  fasl 
hoch  geachl  seind ,  befalch  ilinen  auch  die  und)ligenden  flecken 
ihrer  nation  und  freunde,  zu  mir  zukommen,  und  auch  wie  sie,  fride 
mit  mir  zu  l)eslettigen  beriifl'len. 

Es  kamen  allso  in  naclifolpenden  neun  lagen,  so  ich  noch  in 
dem  flecken,  daiinnen  icli  mich  ahnl'engklich  belle  nider  gelhon  und 
still  läge ,  eltliche  der  und)silzende  Caciqucs  oder  hene n .  nriich 
lieimsachendl,  und  auch  ,<>clienckung  bringende,  die  ich  aucji  zu 


4d 

freunde  liielt,  dann  mir  was  der  verzug  an  disem  orte,  umb  die 
nation  zi'i  hefriden,  die  siUen  und  macht  der  einwoner,  und  was  uns 
sonst  zii  erfaren  notwendig,  nicht  wenig  dienstlich,  um  der  si- 
chere willen  des  fortraisens,  sampt  dem  wir  uns  versahen  der 
kranciicn  gcsundtheit  züerwarten,  auch  umb  solche  ihre  schwachait, 
als  Geber,  und  cttliche  offene  schaden,  die  von  dem  wasser  werden 
geursacht  sein ,  [66]  nicht  für  langwirig  achteten ,  wir  betten  aber 
die  tage  wir  still  lagen,  mehr  kranckhait  dann  gesundlhait  erwar- 
tet, dann  solche  kranckhait  was  nicht  als  wir  es  geachtet  betten, 
der  feuchten  Pruvintz  Yariquecemelo  schuldt,  allain  der  arbait  und 
der  raise  die  wir  vier  tag  durchs  wasser  thettcn,  sampt  der  unge- 
wonlicheii  flüssigen,  auch  zu  zeilten  onreiffen  speiß,  mit  deme  wir 
allerdings,  die  einem  abkhomenen  menschen  wider  zur  gcsundtheit 
hilffen,  gebreche  hellen. 

Alls  ich  aber  gleich  mit  mühe  und  arbeit  der  krancken  halben, 
wie  zu  Yariquecemelo  auch,  in  disem  flecken  auf^zuge,  nemlich  das 
ander  möhr  züerraichen,  welches  ich  von  der  Nation  Cuybas,  nicht 
ferie  zii  sein  vertrösl  ward,  mir  aber  für  neher  dann  es  an  ihme 
seihst  was,  Jilmgezaigt,  darmil  sie  unser  abkamen,  dann  wolzuge- 
dencken  ist,  wie  IVidlich  wir  doch  bei  ihnen  Icblen,  nichl  wilkoai- 
men  gaste  waren.  Also  lürraiiiten  wir  gemach,  ye  ain  lag,  zwo, 
drei,  biß  in  vier  ineil  außs  maist,  mit  den  krancken,  nichl  mit  wenig 
last  fünfl'  lagraiß  lang,  yhe  von  ainem  flecken  in  andern  ziehend. 
Wir  hellen  aber  auch  hilß"  der  Indios  umb  unsern  drolsplunder  und 
andere  iiollurfTt  zutragen,  und  die  innwoner  der  flecken  unser  zu- 
kundi  nichl  zusehe  wen,  auch  anzaigten,  und  also  sie  zu  freünd- 
schaffl  verursachten,  biß  wir  auff  den  fünlFzehenden  tag  Decembris 
Anno  etc.  im  dreissigslen,  an  ainen  grossen  Fueblo  oder  flecken, 
auch  diser  Nation,  llacarygua  gehaissen,  khanien,  welcher  bei  ai- 
nem grossen  wasserflul's  ligt,  gar  nahe  zwen  armbrust  schus  brait. 
£s  was  auch  wol  ain  vierlhail  meü  wegs,  das  wasser  auff  pobliert 
oder  bewonet,  und  also,  ob  schon  [67]  etwa  ein  hautf  behausun- 
gen,  etwas  von  dem  andern,  und  also  der  ebne  nach,  schier  na- 
hendt  gelegnen  dörffern  gleich,  gebawet  anzusehen  was,  so  hat  es 
aber  dennoch  alles  einen  Herren,  und  den  namen  Hacarygua,  dar- 
innen ob  sechszehentausent  Indios  kriegsvolck,  one  weib,  kinder, 
und  alte  leutt,  die  zu  krieg  nicht  dienen,  wonen,  wie  wirs  über- 
schlagen haben.    Dise  innwoner  warent  Ihaiis  Caquecios  und  lhail5 

Fed.  u.  St.  4 


50 

Cuyhas,  also  untficiiiiinlor  uonende,  von  denen  ich,  uns  ineir  zu-^ 
>or  unser  ahnkunfl'l,  durtli  unser  und  ihre  freunde,  die  Cuybas,  für 
die  wir  gezogen,  anzeigen  ließ,  wol  empfangen  ward,  erzeiglen  uns 
mit  gebung,  etlicher  schenckungen  von  golde,  auch  wilpredl,  und 
allerlei  nolturflTt  der  speif^,  giitle  freund IschafFt,  so  wolle  mich  den- 
nocht  ie  geduncken,  nicht  zulhon  sein,  uns  in  disem  flecken,  lauge 
züverharen,  dann  wir  uns,  von  der  vile  der  innwoner,  welche  auch 
des  vergifFten  geschofs  Überfluß  haben,  und  mehr  dann  die  vor  er- 
farnen  flecken,  gebrauchen,  etwas  über  vortheilt  sein,  sahen,  son-- 
dcriich  mit  sovil  krancken,  wie  deme  aber,  so  was  doch  gleich  so 
M'enig  mittel  fortzureisen,  daran  uns  die  vile  der  krancken  verhin- 
dert, blihen  also  von  tag  zu  tage,  willens  auflzusein,  aldar  biß  ahi» 
fiinlHzehenden  lag,  dann  da  waren  wir  mit  Überfluß  an  vijchen, 
wilprel  und  ander  speiß,  zu  unserer  notturlTt  unterhallen,  welches 
uns  Stil  züligon,  und  der  krancken  besserung  züerwarlen,  grosse 
hilfl'e  was,  und  dieweil  der  Pueblos  oder  flecken  groß  was,  und  der 
iunwoner  vil,  waren  wir  ihnen  deslweniger  beschwerlich.  In  sol- 
cher zeit  starben  mir  zwcn  Christen,  und  kamen  der  krancken 
wenig  aufl",  oder  sich  besserten,  dardurch  unser  vorlraisen,  gefür- 
derl  were,  auch  in  der  zeit  der  fünfFzehenden  [68]  tag  aufT  der 
innwoner  bit,  und  darumb  ich  inen  zu  willfaren  genaigl,  damit  sie 
unserer  gerechten  ungefelschten  frcündschalft  dest  weniger  zweif- 
lellen,  und  auch  umb  uns,  dester  weniger  beschwerde  haben  möch- 
ten, schicket  ich  einen  Hauptmann,  mit  dreissig  zu  fuß  und  fünffen 
zu  rofs  wider  etlliche  Pueblos  oder  (locken,  ayner  Nation  Cuyones 
gehaissen,  so  vier  meil  nahe  bei  Hacarigua  dem  pueblo  oder  flecken, 
darinnen  ich  mich  uider  gethon,  unlhen  an  ainem  gebirge,  wohnen, 
und  deren  feind  seind.  Der  innwoner  giengen  auch  bei  achthun- 
dert mit  ihnen,  und  ein  hauptniann  ihrer  Nation,  doch  solle  dersel- 
bige  mit  angreilTen  der  feinde,  meines  gesetzten  hauptmanns  ord 
nung  geleben  und  sich  halten,  das  ist  aber  bei  denen,  so  die  art 
dieses  voicks  nit  wissen,  für  übel  gethon  zu  achten,  mich  also  an 
volck  zu  enlplössen,  dann  zweiflich  von  den  Indios  angesehen  were 
uns  also  zu  Irennen,  und  so  wir  nicht  bei  einander,  uns  ahnzu- 
greifl^en,  und  zuschlagen  vermainen  möchten,  daran  wir  dann  we- 
nig gcwinns  zfihofTen  gehabt  hellen,. dann  unser  an  baidcn  haulTen 
wenig  vorhanden  waren,  und  bei  mir  in  dem  flecken  vil  kranckcr 
blibeny  das  was  aber  von  uns  alles  wol  bedacht     Es  ist  aber  zu 


5i 

wissen,  dfiS,  wie  ofFt  gesagt,  (jje  forclil,  sg  dit-  innwoiier  ah  den 
Rossen  haben,  so  gross  rsl,  das  ich  mich  mit  zehen  zii  rofs,  und 
wenigen  zii  fiiß,  an  ebnen  orten,  da  sich  der  rols  zubchellFen  ist, 
ainer  nierer  summa  dann  ich  schreiben  darff  oder  wil,  unlherslehen 
dörffle,  dann  es  niuss  ye.der  allmächtige  Gotl  wider  die  ungläu- 
bigen etwas  in  unser  favor  oder  gunst  würcken,  sonst  were  ein 
solche  grosse  menge,  wil  darum  nicht  geacht  werden,  mir  und 
denen,  so  mit  mir  gebest,  soliches  zii  rliiiin  schreibe,  auch  diser 
unser  fG9|  raiü  gcschweigen,  als  Ilernando  Cortes  in  Jucatan,  auch 
Pedrerias  de  Auiha  in  Aucaragua,  und  Hernando  Colon,  alls  der 
erste  dcscubridor,  oder  erfinder,  der  Indios  in  Saiicto  Domingo, 
und  auch  andere  Kay.  May.  Gubernatore,*^  und  hauptieüt,  der  India- 
nischen lander  von  so  wenig  volcks,  der  Christen  als  dem  jeder 
für  sich,  gegen  der  vile  der  feindt,  und  Indianischen  volcks,  nicht 
allein  zuüberwinden.,  ja  auch  zu  glauben,  bei  denen,  die  es  nicht 
gesehen  oder  erfaren,  unmüglich,  welche  aber  solchs  begeren  zii- 
wissen,  die  lesen  was  weilandt  Hyeronimus  Seilz,  und  andere  der- 
halben  auß  Hispanischer  zungen  in  unser  leütsche  spräche,  ver- 
teutscht  haben,  und  auch  auß  den  Relationen,  oder  fürträgen,  so 
von  yedem  hauptmann  in  Sonderheit  gesandt,  darneben  auch  von 
yedem,  seines  Ihuns  rechnung -gegeben  ist,  darinnen  die  bewc- 
rung,  wie  ich  gesagt,  oder  was  ich  angezeigt  habe,  und  vil  wun- 
derbarlichers,  inen  wirt  fürgebildet,  und  mit  gegrünctter  warheit 
ahngezeigt,  wie  dann  hieinit  von  mir  auch  beschicht.  Nun  unscrm 
vorigen  Proposito  und  fürnemcn  zQvolgcn,  neben  deine  wie  ge- 
sagt, die  behelir  der  rofs,  uns  ursachte,  auch  das  wir  in  dem  flecken 
Hacarigua,  ein  gassen,  nechst  am  wasser  holten  eingenommen^ 
die  selbige  mit  gütter  biit  bei  lag  und  nacht,  wol  bewaret,  auch 
leglich  und  alle  stunde  je  zwen,  in  dem  Pueblo  oder  flecken  auff 
und  abe  züreitten,  verordnet,  ob  sich  ainiche  enderung  der  inn- 
wohner  spürten,  so  sie  uns  ahnzOgreilTen  gesinnel,  kundten  wir  es 
zuvor  wol  mcrcken,  dann  sich  solches  von  ihnen  nit  zübesorgeni 
weil  sie  weib  und  kinder  nicht  verhaußten,  dann  sie  seindl  also' 
gesinnel,  so  sie  nur  ainigen  wenigen  schaden  der  ihren  [70j  erlei- 
den, und  ob  schon,  sie  uns  alle  lodt  zuschlagen  und  zii  überwinden 
wüsten,  wurden  sie  umb  iren  nachtail  zu  umbgehn,  nicht  unther- 
slen,  dann  «as  sie,  a  su  salva,  das  ist  zu  ihrem  forthteil,  und  olin 
Blie  ihr  gefahr,  züthon  wissen,  also  auch  so  mit  inen  gescharmützelt 

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wirt,  wie  wenigen  schaden  sie  leiden,  und  unther  zchen  tAusent, 
nur  200  oder  300  umbkommon ,  so  ist  ihr  haulT  schon  zertrennet, 
und  sonderlich,  so  sie  ihren  herren  und  haupt,  verlieren,  so  isl  die 
Victoria  oder  der  sig  schon  erlangt,  und  so  sonst  kein  mensch  umb 
körne,  dann  so  sie  bchärrig  und  wie  wir  bestendig  bliben,  were 
ihnen  nichts  abzugewinnen,  ihr  kriegen  ist  nur  von  ferren,  so  weit 
sie  von  ferren  schiessen  kunnen,  und  nehmen  sich  einander  nicht, 
darumb  sie  dann  uns  oflt  gesagt  haben,  wir  kündten  nit  kriegen, 
lauffcn  zustund  zum  mann,  und  machen  sy  irre,  darab  sie,  als  die 
dessen  ungewon,  unbeherlzigt  werden,  davon  aber  genüg  zftbe- 
werung,  das  mit  so  wenig  Christen  so  grosse  summa  der  Indios, 
geherrschet  und  überwunden  werden,  denen  zngiit,  so  auß  uner- 
farnuß,  obgesagler  und  noch  vil  trefflicher  dinger,  von  vor  ange- 
zeigten hauptleüten  in  Indios  geschehen  und  begegnet,  zweifleten. 
Ich  ließ  auch  den  Cacique  oder  herren,  und  oberstes  haupt,  des 
pueblos  oder  flcckens  Hacarigua,  die  zeit  ich  die  vorgesagten  Chri- 
sten, zu  ihren  feinden  den  Cuyones,  gesant,  bei  mir  und  unther 
meinem  losoment,  tag  und  auch  bei  nacht  wonen,  und  nicht  auß 
den  äugen,  dann  ich  gantz  sicher  was,  das  seine  unterlhanen  ohn 
ihne  nichts  wider  uns  furzunemen  untersthen  dörfflen,  dieweil  sie 
Iren  herren,  nicht  bei  ihnen,  sonder  in  unsern  henden  wüsten,  wel- 
ches das  beste  pfand  unser  Sicherheit  was.  Dem  Cacique  oder  herren 
gab  ich  aber  [7i]  znverslehen,  ihme  gesche  solichs  zu  ehrn  und 
auß  freüritschailt,  das  ich  ihme  die  beiwonung  bei  mir  vergünnet, 
und  darmit  er  sehe,  das  ich  nichts  wider  ihn  fürnemen  wollt,  des- 
sen müsse  er  sich  glaubendt  erzaigen,  es  were  ihm  in  dem  hertzen 
oder  nichi,  ich  Conversiert  und  redet  mit  ihm  von  erforschung  des 
lands  und  sonderlich  des  Sudmöhrs,  dessen  wir  vor  zeiltung  ge- 
habt^ wie  auch  vor  gesagt,  davon  er  aber  mir  bessere  zeittung, 
alls  der  demselbigen  nälier  gesessen,  gaben  mir  auch  zwen  wege 
dahin  zu  raisen  glitten  berichl. 

DIE  NATION  CUYONES. 

Wie  sich  der  erste  fleck  diser  Nation,  so  von  deu  Christen  überfallen 
waid,  mit  titarckcr  und  ernstlicher  gegenwehr  erzaigct  hat,  darauß  die 
Christen  schaden  empfangen,  und  nach  dem  dise  den  angebotnen  frid  und 
freündtschafll  nicht  wolten  ahnnehmen  noch  davon  hören,  veurden  die  Chri 
»teu,  ihren  schaden  und  schaud  iü  verhüten,  als  feinde,  ernstlich  und 
feindlich   gegen   ihnen,  dqrch  fewr,    als  mit  Äozünduug   der   heü«er,    uutf 


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bluttigem  gcwehr,  zubandeln  (widri  ilir  fürnemeu)  genöttigt,  dardtirch  ilir 
«00  gefangen.  Doch  blib  die  Nation  ferrncr  unbezwungen,  also  das  die 
Christen  ein  andern  weg,  ihre  füvgi  nomen  raiß  zövolbringen ,  ahnnemen 
musten. 

Als  nu  die  gesandten  zu  den  Cuyones,  am  dritten  tag,  das  was 
anffden  13  tag  Decembris,  Anno  etc.  im  dreissigslen  Jare,  wider- 
kamen,  und  brachlen  bei  sechs  hundert  Indios  Cuyones,  welche  sie 
in  ainem  Pueblo  oder  flecken,  als  eben  der  morgen  angieng,  hetlen 
überfallen.  Und  wiewol  sie  von  mir  bevelch  hetlen,  deren  sovil 
müglich,   unbeschediget  für  [72]  mich  zubringen,  und  nicht  mit 
ihnen  als  mit  den  feinden  zfi  handeln,  noch  den  Indios  und  Caque- 
cios  und  Cuybas,  so  wie  auch  vorgesagt,  auß  dem  Pueblo  oder 
flecken  Hacarigua,  achthundert  mit  ihnen  gegangen,  ziithun  gestat- 
ten, dann  mein  mainung  was  nicht,  ob  ich  schon  die  Innwoner  zu 
Hacarigua,  umb  sie  zfifriden  zustellen,  änderst  vertröstete,  nemlich 
sie  ziibeleidigen,  sonder  vil  ehe,  sie  unser,  und  dises  Pueblos  oder 
flecken,  fraindt  zumachen,  und  ihr  feindlsafft  also  hinzulegen,  und 
solliches  darumb,  das  der  ein  weg,  so  mit  dem  Sud  Mör  ziizfiziehen 
angezeigt,  durch  die  nation  Cuyones  gienge,  darumb  sie  zu  freunde 
zuhalten,  ich  gerne  gesehen  helle.    Als  aber  die  Christen  sampt 
den  Indios,  dis^n  ersten  Pueblo  nahendten,  und  aber  die  Christen 
allein  ahngriffen,  und  die  Indios  in  die  hinderhul  stellen,  soliches 
allein  darumb,  ihnen  gegen  den  Cuyones,  als  gegen  iren  feinden, 
ohne  ein  blutigen  angriff,  nit  gelrawlen,  welches  doch  ungenöttigt, 
auch  wider  mein  befelch,  noch  der  gesanten  mainung  was.    Als  sie 
aber,  die  erste  gassen  und  die  heüser  derselbigen  überfielen,  ma- 
chelen  sie  sich  in  iren  heüsern  starck,  und  scheidigeten  die  unsern 
darauß,  also  das  sie  ihnen  nicht  nehenen  dorfften,  umb  aldar  allein 
schaden  zu  empfahen,  und  aber  inen  kainen  thiin  kundten.    Also 
was  das  leiste  Rcmedio  oder  mittel,  nach  deme  sie  sich,  nach  aller 
Amonestation  oder  erslichung  um  freindschafft,  und  mit  inen  zu- 
reden, warumb  sie  darkommen  weren,  nit  begeben  wollen,  auch 
ire  mtinung  nicht  hören,  noch  von  dem  schicssen  nachlassen,  zün- 
deten sie  den  Pueblo  oder  flecken  an,   damit  sie  sich  auß  dem 
Pueblo  oder  flecken,  auch  auß  den  heüsern  begeben  miislen,  oder 
aber  verprennen.   Also  fiengen  sie,  ob  den  [73j  sechsliundert  Per- 
sonen, wie  dann  vorgeschriehenn,  mann  und  weibtr,  sampt  den 
kindeni.  Ihm  verprunnen  auch  vil,  dern  doch  ettliche  darvon  het- 


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ten  tuogen  komeii,  aber  dem  vil  sicli  ee  wilkürig  Selbst  verpren* 
ten,  dann  in  ihrer  feindt  hende  sich  begeben  wollen,  der  Christen 
wurden  zwen  erschossen  und  ob  fünlTzehen  wundt,  auch  ward  ein 
pfcrdt  geschossen,  das  hernach  ober  acht  tag  auch  starb,  so  wur- 
den der  Indios  unserer  freunde  vil  wundl.  Ab  diser  raiß  het  ich 
wenig  gefallen,  gleich  als  wol  umb  den  schaden  den  die  meinen 
empfiengen,  als  um  der  feinde  verderben,  welchs  aber  mit  rewe 
nicht  zu  widerbringen  was,  dann  sie  die  gesandten,  wie  ihr  gehört 
habt,  das  alles  zh  thun  genötiget  betten,  so  sie  änderst  one  aini^ 
ch«js  außrichten,  nicht  wollten  widerkheren,  welches  auch  nit  zü- 
thon  was,  dann  es  von  den  Caquetios  und  Cuibas,  unsern  freunden, 
deO  Pueblo  oder  flecken  Hacarygua,  uns  für  zaghait  wurde  zuge> 
rechnet,  weliches  uns  dann  grosse  verklainerung,  und  von  inen  in 
weniger  forcht  gehalten  zuwerden,  ursachet  und  nachthail  gebracht 
hette.  Also  gab  ich  dem  Cacique  oder  herren,  und  eltlichen  Prin- 
cipal oder  fürncmen  dcß  fleckens,  b(!i  zweihundert  personen  der 
gefangenen,  meist  aber  kinder,  und  gar  alt  volck,  ;iuch  eltlich  die 
geprennt  wassen  und  uns  nich  dienen  kundten,  die  ich  ihnen  für 
ihren  gelitnen  schaden  der  ihren ,  und  zubestetligung  unserer 
freündlschalTt,  für  Esclavos  oder  verkaulTte  knecht  zuhalten,  schen- 
cket.  Und  erhübe  mich  aufTden  dritten  tag  Jenners,  Anno  etc.  im 
ein  und  dreissigsten  Jare,  fort  dem  Sudmöhr,  darfür  wir  es  der 
Naturales  oder  innwoner,  sage  und  ahnzeigen  nach,  biß  der  zeit 
hielten,  durch  die  Nation  Cuybas  zuraisen,  dann  uns  [74]  der  weg 
durch  die  Cuyones,  darumb  das  sie  unsere  feind  bliben,  abgegra- 
\ien  und  benomen  was,  ob  es  wol  nach  ahnzaigung  ellwas  näher, 
und  für  die  Rofs  nicht  so  mossig,  und  wiewol  wir  der  krancken 
halben  wenig  gering  rt,  so  waren  uns  doch  die  gefangiien  Cuyo- 
nes, mit  denen  wir  unseren  drofs  bei  vier  hundert  personen  ge- 
sterckt,  gutte  ringerung  und  hilffe,  kamen  also  desselbigen  tags  in 
ein  Pueblo  oder  flecken  Tohibara  gehaissen,  desselbigen  innwoner 
erzaigten  uns  gutte  frcündschafl't,  umb  die  wir,  durch  die  auß  Ha- 
carygua,  deren  freund  sie  seind,  zuvor  procuriert  und  erworben 
betten,  daselbst  vernamen  wir,  wie  hinfür  unsere  raiß  zä  Conti- 
nuirn  oder  zuvolstrecken,  große  und  tiefl'e  moß  wir  vor  uns  hct» 
ten,  dahin  wir  mit  den  Rossen  nit  komen  möchten  besorgeten.  find 
dieweil  uns  von  den  innwonern  warde  angezeigt,  das  wir  in  dreien 
tagen  in  einen  Pueblo  oder  flecken,  daseihst  man  dos  gemeldle  Stidv 


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inöhr  kundte  sehen,  konien  möchten,  schicket  ich  iünfT  zu  ruf!)  und 
fiinfT  und  zwaintzig  zfi  fuß,  die  solten  in  discn  flecken  udcr  Pueblo 
Ilahana  raisen,  so  sie  anders  un  verhindert  i  ml  ohne  gofahr  der 
feind  dahin  koirien  möchlen,  und  aber  über  sechs  tag,  als  drei  da- 
hin und  sovil  herwider,  sich  nicht  wagten,  darrnit  wir  uns  auch  nit 
ziifasl  von  einander  woilerton.  Als  sie  aber  am  dritten  tag,  ainer* 
grossen  wasserfluß,  welcher  die  IValion  von  ainer  andern  Genera- 
tion oder  vülckcrn,  die  Guaycarins  gehaissen,  tailel,  und  daselbst 
unserer  feinde  land  aulTliörel  erraichlen,  darüber  sie  ohne  grosse 
gefahr  nicht  kundten,  dann  sie  darül)er,  die  zu  rofs  und  die  züfiiß 
hetten  inössen  schwiininen,  und  also  ihren  vortail  müssen  überge- 
ben. So  was  auch  von  dannen  biß  gen  Itaba[75]na,  noch  wol  so 
weil  als  sie  gereiset  waren,  welches  uns  doch  alles  nur  für  drei 
tagraiß  ahngezaigt  was,  haben  also,  diewcil  sie  lenger  außzubiei- 
ben  nit  befelch  betten,  wiuerkeret,  auch  die  Pueblos  oder  flecken, 
so  sie  biß  an  den  gesagten  wasserflufs  fürgeraißt  haben,  zu  freunde 
gelassen,  und  auch  von  ihnen  vernommen,  wie  auch  leüte  die  lie- 
klaidet  giengen,  auch  bürdt  hetten,  und  alls  sie  ihnen  fürbildetcn, 
inn  allem  uns  getness,  gen  Ilabana  dem  flecken  der  an  dem  Sud- 
möhr  sein  soll,  dahin  tractiern  oder  handeln,  und  sie  seien  auif 
dem  selbigen  wasser,  das  sie  uns  für  das  IVIöhr  anzeigten,  in  ainem 
großen  hauß  dahin  kommen.  Also  das  wir  zweiflelen,  ob  das  Se- 
bastian Gabotto  leütt,  welcher  vor  dreien  jaren  im  Rio  de  Solis,  ain 
ort  des  lands  allso  genennt,  Poblierl  oder  erkundiget,  und  daselbst 
grosse  See,  daraufl'  er  ob  dreihundert  meiln  das  land  einwerlz  ge- 
faren,  funden  hat  ettwann  in  ainem  schiff,  welches  die  Indios  für 
ain  hauß  verteutschen,  dahin  gefaren  weren,  dann  dises  Gabottu 
Gubernation  oder  herrschung,  aller  gelegenhait  nach,  miltagwerlz, 
an  die  gubernation  und  herrschung  des  hmds  Venecueia  stossel. 
Ab  diser  zeiltung  empfiengen  wir  gölte  /  ivcrsichl  die  Christen  zii 
erreichen,  welches  uns  nicht  ein  klem.er  behelfl',  umb  von  ihnen 
das  ander  Mör,  auch  die  gelegenhait  und  heimlicheiten  des  landes 
und  desselbigen  innwoner  zu  erfaren,  auch  so  sie  in  unser  guber- 
nation gefallen  weren,  sie  daran  zu  verhindern.  Oder  aber,  so  sie 
ainiche  noU  litten,  und  auß  widerwindt  dahin  geworlFen,  sie  zU 
redten,  dann  uns  were  solliches  als  wol  als  ihnen  nott,  umb  unsem 
banfl'en  z«  mehren  geweßt  176]  Nach  Verneinung  diser  zeittung 
Zocite  ich  auff  den  drei  und  zwaintzigsten  tag  Jenners  voigemelt. 


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Jars,  zu  Tohibera  auß,  stracks  dem  gesagten  wasserflur»  zu.    Ich 
fände  in  zwaicn  Pueblos  oder  flecken,  gehaissen  Curaby  und  Ca- 
zaradadi,  die  inwoner  fridlich  und  mit  allerlei  schenckung  ufT  uns 
wartende,  und  aber  von  dem  flecken  Cazaradadi  ahn,  fände  ich  alle 
flecken  biß  an  den  flufs  des  wassers  vorgemell,  alle  despoblierl 
nnd  öde,  welchen  ich  von  «lern  Pueblo  oder  flecken  Tohibara  auß, 
so  meine  erst  gesandten  in  dreien  lagen  crraichel,  darzu  mnste  ich 
mit  den  krancken  fünlT  tag  brauchen,  und  hotten  sich  die  innwoncr 
des  selbigen  fleckens,  on  angesehen,  das  sie  mit  den  vorgesandten 
meines  volcks  freunde  bliben,  waren,  verhausset  und  hinweg  ge- 
flohen, welches  wir  auß  lorchl  geschehen  sein  erachletten,  vil- 
leichl  zweililleten  sie,  die  erslgcsandtcn  weren  allein  darum  alda 
geweßt,  das  land  zu  besehen,  und  ich  aber  sie  zu  überfallen  dar- 
keme.     Da  ich  aber  ein  flocken,   zwo  meil  von  dem  wasserflufs 
gelegen,  Curahamara  gehaissen,  erraichot,  und  daselb  auch  nie- 
niandt  fände,  welches  uns  gantz  ungelegen,    dann  wir  niemandt 
betten,  durch  den  wir  mit  der  nun  ahngeheiiden  Nation,  die  Guay- 
raries,  freündtschaffl  machten,  derhalben  ich  nun  geursachet  warde 
m  disem  flecken  züverharren ,  die  Innwonrr  außziispehen  und  inen 
nach  zustellen,  allsdann  geschähe,   und  sendet  zu  zwaien  orten 
leüt.     Und  als  die  den  Cacique  odc  herren  mit  vil  der  seinen, 
durch  ein  fewr,  so  sie  bei  nacht  abwegs  in  einem  gehöllz  ersahen, 
überfielen  sie  ihn,  und  densolbigei»  ellwa  mit  achtzehen  personen 
fiengen  und  für  mich  brachten,  Sagt  ich  ihnen  die  ursach,  warumb 
ich  ihnen  nachgestellt  helle,   auch  ihnen  [77]  verweissende  die 
flucht,  so  sie  wider  das  ihnen  von  den  meinen  freündtschafl^l  zuge- 
sagt, gethon  betten,  Gabe  ihn  und  die  seinen  ledig,  verehret  ihn 
auch  mit  ettliche  schenckungen ,  und  nam  ihnen  mit  mir  zu  der 
Nation  Guaycaries,  deren  freunde  sie  seind. 

DIE  NATION  GLAM'ARIES. 

Von  den  kolschwartzen ,  stoltzen  frechen  und  bö>-en  völckern  diser  n*- 
tion,  w«8  trang,  trute  und  unlrew  sie  den  ('hristeu  hewisen,  auch  sie  eil 
(schlagen  betrieglicb  Angegriffen;  das  ibuei-  aber  /.u  gross«  in  nacht ail  ge- 
ladten  ist.  Wie  der  Caciquc  oder  herr  gefangen,  n  .d  nach  langer  peinli- 
cl  er  frag  Cziierfaren  (sein  betrug  und  haimli'iben  aiiscbltg  über  die  Christen) 
«rscbosaen  ^^orden,  Mnd  naohmab.  dan  verjsrtHilct  vokk,  auf  500  ei»iochen. 
Jtem.  V1C  ein  (Jaciqu»;  tins  and»  in  Heckeiis  gefangen  in  koUcn  (inp  gein» 
b«trugh  wincnf<j  geechitidel     und  mit  andern  liiiiwtg  gutiiit,    A.ic!.  wi     di« 


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Christen  von  dem  dritt<;n  Cacique   küii.'tlicb    betrogen   worden,    dardurch  er 
iTiit  den  seinni  darvon  khomeii. 

Da  i(li  aber  zu  dem  gesaglen  wasser ,  so  Coaheri  geheissen, 
khame,  und  enlhalb  bei  sechs  huiidorl  Indios  Guaycaries,  welchs 
ein  kolscliwarlz  voick  als  hernach  dein  arl  auch  wirl  folgen,  fande> 
beschicket  ich  den  Cacique  oder  herren,  derselben  Nation,  welcher 
bei  anderhalb  nieil  vom  wasser  seine  flecken  hat,  und  allein  ihre 
vischheiiscr  bei  disem  wasser  haben,  und  auch  daselbst  ihre  merckt 
halten,  dann  die  Nation  Caquceios,  so  enthalb  und  her  enhalb  woh- 
nen, kduflPen  ihnen  solchi.'  visch,  und>  frucht  und  essende  speiß  ab, 
dann  die  Nation  Guaycaries,  allein  dem  vischen  obligen,  und  d(>s 
wasser  herrschen,  und  also  unlhereinander  gemischt  wonen.  Dise 
zwo  Nation  wonen  fridlich,  doch  iede  in  sondern  |78]  Pueblos  oder 
flecke,!  für  sich  selbst,  und  darum  das  aine  Nation  der  andern  bedarlf. 
Von  disem  Ikis  ahn,  biß  i»een  Itabana,  fanden  wir  das  hertnäckigsle 
boßte  falscheste  volck,  so  wir  bißher  aufl"  diser  raiß  gefunden. 
Lnd  als  nu  der  Cacique,  nach  dem  ich  gesandt  käme,  erschiene  er 
mit  vil  der  seinen  und  mit  gewehrter  handt ,  mer  schwarizen  teuf- 
len,  dan  menschen  gleich  sehendt,  und  ich  ime,  warumbe  er  nicht 
mit  freüntlichen  gebt^rden,  und  wie  freümls  gebrauch  khäme,  ver- 
weissen ließ,  darneben  ihnte  auch  anzaigen  und  zu  sagen  befalcb, 
das  er  mich  verstendiget,  was  doch  sein  mainung  were,  mich  ha- 
ben darnach  zurichten,  und  mich  gegen  ihmc  also  erzaiget,  alls  ob 
mir  an  ihrer  freündtschafl't  wenig  gelegen  were,  wiewol  es  mir 
aber  nit  umbs  hertz  was,  und  unser  notturlft  auch  nicht  erfordert, 
daraufl*  ließ  er  mir  sagen,  doch  ellwas  stoltzlich,  darumb  er  bei  der 
wehr  käme,  das  wer  umb  der  löwen  und  Tigerlhier  willen,  so  es 
daselbst  vil  hatt,  vor  denen  er  sich  förchlen  müste,  darzn  so  trügen 
wir  auch  unsere  wehr,  und  rhiimetten  uns  dannoch  umb  frides 
willen  darkommen,  und  wiewol  er  sich,  mehr  dann  genug,  und  zii 
viel  stollz  hören  ließ,  so  mnß  ichs  aber  diser  zeit  gedulden,  und 
mit  ihme  dissumiliern,  hats  aber,  wie  hernach  ahngezaigt  wirdt, 
wolt  bezalen  müssen.  Ich  sagt  ihme  wie  ich  gen  Itabana,  zu  raisen 
willens  were,  umb  ettliche  unsre  gesellen,  so  aldar  weren,  haini- 
zusöchen,  doch  wolt  ich  in  dem  Pueblo  oder  flecken  Carahamara, 
niaisten  thail  meines  volcks  lassen,  ihme  befeliiendt,  er  sollte  sie 
mit  vischen,  zu  ihrer  nolturfft  versehen.  Saget  er  mir  zur  stunde, 
die  visch  weren  seiner  untherthonen,  eines  yeden  so  vil  er  dern 


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visdiel,  <li(  wnnli-n  den  meinen,  muh  |79)  ihre  Rescal  oder  be- 
/ulun(j  nicht  versagt,  doch  nedl  er  mir,  ich  sollte  mein  voick  alles 
inil  wir  nemen,  dann  die  innwoner  zu  Itabana,  weren  ein  giitt 
kricpsvolcK ,  gegen  denen  ich  meines  volcks  alles  bedörflTen  wurde, 
dann  sie  betten  deß  volcks  so  wir  unsere  gesellen  hießen,  und  ufll 
dem  wasser,  in  einem  hauß  dahin  konmien  weren,  auch  eltliche 
erschlagen.  In  disem  sie  sich  auch  mit  dem,  so  ich  der  Christen 
halber,  zuvor  wie  gesagt,  von  andern  Indios  vernomen  Conformir- 
len,  oder  bestetigtcn,  und  vergicichten.  Ich  ließ  ihme  aber  sagen, 
mir  weren  dero,  so  ich  mit  mir  netne  nicht  not,  dann  ich  wolle, 
wievil  deren  zu  Itabana  weren,  mit  vil  wenigerm  volcke  der  mei- 
nen vorsthen,  die  ich  aber  mit  mir  neme,  weie  meist  teils  darumb 
von  inen  gedienet  züwerden.  Des  Cacique  oder  herren  mainung 
was  nicht,  dise  Warnung  uns  zu  giittem  zülhun,  allein  das  wir  ihm 
zfi  nahendt  waren,  und  sorget,  er  würde  uns  mit  vischen,  alls  ich 
dann  ahn  ihne  begerte,  unterhalten  u)üssen,  und  sonst  auch  über- 
trang  von  uns  leiden.  Nun  aber  dise  divisicm  und  Iheilung  meines 
volcks,  was  ich  znthun  genötigt,  dann  ich  in  dem  mösigen  lande, 
welches  mir  ahngezeigt  was,  das  es  also  were,  und  ich  hernach 
deme  allso  sein  befände,  mit  den  krancken  nicht  fort  helle  kommen 
mögen.  So  was  mir  auch  nicht  \\enig  eyl,  die  Christen,  darvon 
mir  von  mehr  flecken  gleicher  sage  zeitlung  gegeben,  zyerreichen. 
Dem  Cacique  oder  herren  zu  Curahamare,  gab  ich  einen  Eisenen 
hacken  zu  einer  vererung,  schicket  ja  auch  mit  den  krancken,  de- 
ren sifcen  und  zwantzig  waren,  sampt  fünfflzig  der  gesunden,  dar- 
unther  fünlF  pferd,  wider  zurück  in  sein  Pueblo  oder  flecken,  der 
dann  andcrhalbe  meyl  von  disem  wasser,  wie  vorgesagt,  gelegen 
was,  [80J  ime  befelhenl.  Er  solle  all  sein  voIck  wider  darbringen, 
und  wie  vor  sich  rüwiger  behausung  wider  ahnnemen,  und  «ien 
meinen  gutlen  unlherschläff'  schafften,  welche  biß  auff"  mein  wider- 
kunin  oder  beruff'ung,  aldar  sollten  verharren. 

Und  als  ich  nun  mit  fünfl"  und  dreissig  zu  fuß  und  acht  zfi  roß, 
.und  bei  zwey  hundert  Indios  drofsvolcks,  fort  und  für  vil  der  Na- 
tionen Caquecio^  und  Guaycaries  Pueblos  oder  flecken  reißle,  de- 
ren in  grosser  vile,  und  mit  fast  vil  volcks  Poblirl  und  bewonei 
seind,  fände  diescibigen,  auch  allweg  bei  guter  wehre,  uns  wenig 
freünlschafl't  erzeigende,  auch  uns  nicht  presenticrlen,  noch  auch 
die  essende  speiß,  nicht  umbsonsl  gaben,  das  uiüste  ich  aber  ge- 


59 

duideij,  vnd  im*,  ircn  dt:3iniuiircn.  Suumpte  mich  auch  uhn  Keinem 
ort  lang,  darrnit  sie  nit  zeit  hcUen  sich  zurollen,  das  ich  woi  nicht 
wenig  bosorgel,  dann  sie  sich  unser  wenig  forchl  tragend,  in  vil 
weg  frechl  erzeigten.  Als  ich  mich  aber  dem  Pueblo  oder  flecken 
Itabana,  bei  einer  halben  lagreyß  schon  genehet,  Schicket  ich  zwen 
Indios,  so  ich  auß  dem  Pueblo  oder  flecken  Curahamara,  mit  mir 
genomen,  voran,  dem  Cacique  oder  hcrren  mein  ahnkunft,  und 
warumb  ich  darkomen  were,  ahnzeigen  sollen,  der  aber  solches 
zuvor  wol  wüste,  dann  diser  ein  Cacique  oder  herr,  viler  deren 
Pueblo  ist,  darfür  wir  gereißt  waren,  und  fast  vil  lands  und  voicks 
seiner  Nation  Caquecios  ihme  unlherlhenig  hall.  Diser  aber,  als 
ich  in  seinen  Pueblo  oder  flecken,  welcher  ahn  einem  nicht  kleinen 
Wasser,  dann  die  Thonaw  sein  mag,  ligel,  Cohaheri  geheissen, 
ahnzoge,  sal's  er  unlher  einer  grosser  Sommerbütten,  mit  grosser 
summa  [8f]  seiner  unferllianen,  desseibigen  flecken  einwoner,  inn 
seiner  majestelt,  ab  uns  sich  gantz  nichts  entsetzende,  und  als  ich 
abstünde,  den  meinen  hieß  zuessen  geben,  dessen  sie  uns  visch  und 
brolt  genug  brachten,  Sagt  ich  dem  Cacique  oder  berren,  wie  ich 
darkommen  were,  meine  gesellen,  so  ich  wüste,  die  vor  wenig  tagen 
dageweßt,  suchend.  Aber  er  wolle  sollichs  nicht  verjehen  oder 
bekennen,  das  Christen,  oder  leütt  die  uns  gleichten,  ye  Jahin 
kommen  weren,  wol  Iruclierten  sie  in  ainen  flecken  der  Nation 
Guaycaries,  so  zwo  tagreiß  von  dar,  am  geslade  des  Mftrs  oder  des 
Sees  legen.  Und  als  ich  also  mit  ihme  conversieret  und  bespracht, 
«Her  gelegenheil  des  lands,  und  sonder  der  Laguna  oder  Mörj«,  das 
wir  vermeinten,  demnach  wir  also  bericht  waren,  das  wirs  von 
dem  Pueblo  oder  flecken  Itabana  sehen  möchten,  mich  befraget, 
horten  wir  ainen  hanen  kbrehor»  und  ellliche  hennen,  die  wir  vom 
tage  an,  da  wir  zu  Coro  außgezogen,  nit  gesehen,  noch  die  Indios 
deren  auch  nicht  haben.  Und  als  ich  sie  fragete,  waher  ihnen  die 
kommen,  sagten  sie  von  Hamadoa,  dann  die  einwoner  daselbst,  hel- 
len sie  von  unsern  gesellen  reasliert  und  erkaufl'l,  also  das  wir  die 
Christen  erraichen  mochten  gewifs  achtelten,  zweiflet  uns  auch 
nicht,  die  Christen  weren  in  disen  Pueblo  oder  flecken  Itabana 
kommen,  als  uns  dann  von  den  vor  fürreißlen  Indios,  wie  gehört 
ist,  ward  angezaigt,  und  ob  sie  vielleicht  deren  ellliche,  als  wirs 
achteten  erschlagen  hellen,  nicht  bekennen  durflten,  oder  aber 
nicht  wollen,  villeichl  besorgend,  nie  möchten  von  uns  d<jrumb 


60 

geslraflft  worden.  AUso  balle  ich  ihn,  er  sollte  mir  aine  seiner  Na- 
voria,  oder  Eschlavos,  also  haissen  ihre  verkaufTlen  leüll,  zu  kauf- 
fen  gegeben,  darumb  er[82]bielel'*  ich  mich,  ime  zwifache  zalung 
zugeben,  und  darumb,  das  ich  von  ihr  erfaren  möchte,  ob  die 
Christen  in  disem  Pueblo  odt-r  flecken  geweßl  weren,  und  wie  sie 
mit  ihnen  gelebt  hellen.  Daim  ich  diser  zeit  nicht  fug  helle  es  an- 
derer geslall  zuerfaren,  mir  ward  aber  dise  zugeben  versagt,  wie- 
wol  sie  ilie  unthcr  inen  zu  kaulFen  und  verkaiifTen,  gebrauchen. 
Und  als  ich  gern  biß  anß  Möhr  oder  Laguna  geraissel,  welches  sie 
mir,  das  es  noch  vier  meil  von  dannen  were,  ahnzeiglen.  Sagten  mir 
auch,  wie  sie  sich  dahin  kheines  wegs  oder  sIrassen  auff  dem  land 
gebrauchten,  unib  das  das  land  vast  mosig  und  mit  nasser  bedeckt 
ist,  allein  aulFdem  wasser  in  Canoas,  also  hcissen  ire  schiff,  dahin 
faren.  Also  befragel  ich  mich,  deme  nach  wir  zwcifllelen,  ob  es 
ein  Mör  oder  See  were,  so  Sebastian  Gabotlo,  wie  vorgesagt,  ge- 
funden und  gefaren  bat,  were.  Aber  sie  kunlen  oder  wollen  vil- 
leichl  uns  die  nolduiflt  deßhalbcn  nit  ahnzeigen,  sagten,  das  sie 
nicht  weiter  dan  biß  gehn  llamadoa,  geschiffel  weren,  biß  dahin 
es  süß  und  ungesallzen  wasser  were,  und  gegen  Sud  oder  aulT- 
gang  Werls,  so  weil  sie  kündlen,  sehen  sie  allain  wasser,  und 
kein  gebirge  oder  lande.  Nun  was  mir  durch  disen  weg,  an  das 
Aör  oder  Laguna,  das  ist  am  See,  zu  kommen  onmüglich,  dann  ich, 
wie  vor  angezaigt,  auff  dem  lande  dahin  zuraisen,  kheinen  weg 
helle,  was  mirs  nicht  zuthun  mit  so  wenig  volcks.  Ja  mit  allem 
volck  so  ich  auß  Coro  außgefürl,  und  ob  sie  schon  alle  gesund  ge- 
weßl weren,  nicht  unterstehen  dorffen,  dieweil  unns  der  behelff 
der  Rofs  abgeschnillen  was.  Dann  die  innwoner  uns  auch  wol  er- 
zaigl  hellen,  das  wir  uns  von  ihnen  wenig  guls  ziiversehen  hellen. 
So  seind  sie  uns  auch  aulf  dem  was[83]ser,  und  sonderlich  mit 
ihren  schiffen,  deren  Navigation  oder  schiffiing  wir  nicht  geübt 
waren,  und  doch  gebrauchen  hellen  müssen,  zu  dem  krieg  zuviel 
gewont,  und  haben  auff  dem  wasser  den  behelff  gegen  uns,  den 
wir  auff  dem  lande  gegen  ihnen  haben  möchlen. 

Dieweil  ich  nun  in  disem  Pueblo  oder  Hecken  Ilabana  nichts 
außrichtel,  auch  die  warhait  dessen  darumb  ich  geraißet,  alls  der 
Christen  halber,  zu  erfahren,  nichts  khundle  erforschen,  blibc  ich 
nur  biß  zu  mitlag  daselbst,  übcrschiffel  also  den  wasserflufs,  dann 
an  der  andern  seilten  ein  gebirg  läge,  ellwann  einer  meil  nahendt, 


61 

daselbst,  sagten  sie,  das  Mör  oder  Laguna  vorgesagt,  linden  an- 
schliege,  und  von  der  höhe  desselbigen  gebirgs  übersehen  möchte 
werden.    Blib  dise  nacht  inn  ein^m  Piieblo  oder  flecken,  der  Nation 
Guaycaries  gehörig,  und  morgens  frü  rill  ich  selb  drit  an  das  ge- 
sagt gebirge,  so  elwann  einer  meil  ferr  dahin  was,  und  giengen 
zwen  Indios  Guaycaries  mit  uns,  die  auch  der  Caquelios  sprach 
kundlen,  dann  dise  zwo  Nation  undereinander,  wie  ich  gesagt  habe, 
wonen.    Und  als  wir  unthen  ans  gebirg  kamen,  fanden  wir  einen 
arm  des  wassers  Coahery,  so  für  den  flecken  Itabana,  und  aber  an 
disem  orlt  inn  das  Mör  oder  Laguna  lauff'et,  fanden  enhalb  ein  vi- 
scherei  der  Guaycaries,  von  eltlichen  wenig  heiisern,  doch  darbei 
ein  grosse  Summa  Indios,  so  visch  alda  zukauffen  von  mehr  orllen 
dahin  kamen,  also  das  wir  schier  zweifleten,  ob  wir  uns  zu  ihnen 
zu  r eitlen  gelrawen  wollen.    Doch  darmil  wir  ihnen  nit  erst  ein 
hertz  wider  uns  mächten,  schwemmeten  wir  alle  drei  also  zu  rofs 
über  den  flufs,  das  uns  das  wasser  über  die  Sättel  gienge,  und 
also  wie  die  teufl'le  meüfi  überkamen,  [84]  dann  die  rols  allein 
überschwemmen,  und  uns  die  Indios  lassen  hinüber  tragen,  was 
uns  nicht  zulhun.     Alls  wir  aber  aiilf  das  gebirge  kamen,  sahen 
wir  der  Indios  anzaigen  gemeß,  das  land  von  Itabana  abwerlz  mit 
wasser  ganlz  bedecket,  hIso  das  il/nen  zu  glauben  was,  als  sie  uns 
gesagt  hellen,  sie  sich  keines  wegs  aufl"  dem  lande  dahin  gebrauch- 
ten, aber  wir  khundlen  ob  dises  wasser  ein  grosser  See,  und  La- 
guna were.  nicht  übersehen,  dann  es  mit  nobel  vast  bedeckt,  als 
dann  gcwonlichen  an  wässerigen  und  moßigen  orten,  und  sonder- 
lich morgent  frü,  als  es  dann  was,  geschieht,  aber  vast  schon  wol 
bewonet  und  eeben  landt.    Als  ich  aber  was  aldar  zusehen  was, 
bette  besichtiget,  und  zu  meinem  voick  widcrkerel,  kurlz  ungefähr 
in  einer  vierteil  einer  stund  darnach,  käme  der  Cacique  oder  herr 
von  Itabana  mit  grosser  summa  voicks  der  seinen  mit  gewehrter 
handt,  und  gemalet,  wie  sie  pflegen  iiiit  krieg  zugehen,  darab  wir 
uns  entsetzten,  und  ließ  zu  stund  die  rofs  saltlen,  und  in  rüstung, 
so  sie  sich  ellwäs  unlherstunden,  in  der  gegenwehr  zu  sein,  dann 
wir  kundlen  wol  merken,  das  er  von  den  Guaycaries  dises  Pueblo 
oder  fleckens  bericht  was,  das  ich  selb  drit  an  das  vorgesagte  ge- 
birge vereinen  was,  vermaindten  also  in  meinem  absein,  die  mei- 
nen zuüberfallen.    Ich  ließ  ihn  auch  fragen,  warumb  er  darkommen 
were,  sagt  er,  wie  er  ein  weib  in  einem  flecken  elwann  ein  vier- 


62 

llrai!  aiiier  nicil  des  wassers  auffwerlz  helle,  die  uere  er  haimzu- 
suchen  kommen.    Nun  aber  hüben  wir  den  Rest  dises  lags  hei  guUcr 
wachle,  alls  die  wir  uns  eben  gegen  denen  innwonern  versahen, 
diis  sy  uns  ernacli  erzaigeten.    Sahen  auch  das  sich  grosse  summa 
Jndios  in  dem  Pueblo  oder  flecken,  dahin  diser  Ca[85]cique  oder 
herr  gegangen ,  versamletlen ,  auch  alle  mil  der  klaidung  oder  artt, 
wie  sie  in  krieg  zugehn  pflegen,  als  ihr  hernach,  so  ich  von  diser 
Nation  gebraucii  rede,  hören  werdet.    So  verliessen  auch  die  Guay-* 
caries  innwoner  dises  fleckens,  darinen  wir  uns  nidergethan,  ihren 
Pueblo  oder  flecken  sampl  weih  und  kindern,  verhausetcn  und  ver- 
trugen alles  das  sie  darinnen  hellen,  samleten  sich  auch  mit  dem 
vorgcmellen  Cacique,  welches  nil  ein  gutl  zeichen  was,  so  musten 
wirs  aber  gesehen,  und  als  die  wir  ihr  nit,  möchlig  daran  zuvei- 
hindern,  gefallen  lassen,  also  das  wir  ab  der  vile  der  feind,  wie 
auch  vorgemelt,  nicht  wenig  entsilzen  hellen,  sonderlich  an  dem 
orlt  da  wir  waren,  keinen  weg  wüsten,  der  uns  zu  unserm  vorlheil 
lifige.   Darumb  wir  bei  mitlernachl  und  aulFs  allerslillesl,  mit  einem 
khleinen   schiflein  der  Indios   die  Christen   dr"   nicht  schwimmen 
kundten,  überschiff^ten,  und  die  rofs  auch  uber.schwemblen ,  also 
dergestalt  wir  sampt  dem  drofs  und  all  unserm  plunder  übers  was- 
ser  kamen,  und  daselbst  biß  der  tag  angieng  uns  nider  thelten,  und 
morgens  frü  uns  wider  zurucke,  und  dem  Pueblo  oder  flecken  Cu- 
rahamara,  da  ich  das  ander  mein  voick  gelassen,  zureißten.    Als 
aber  der  Cacique  oder  herr  die  seinen,  welche  uns  morgen  am  orte 
und  im  flecken,  da  sie  uns  gelassen,  vermeinten  zuüberfallen  und 
zu  schlagen,  nicht  lunden,  und  uns  am  andern  ort  des  wassers  ge- 
gen ihnen  am  geslad  lurziehen  sahen,  fürlielfen  sie  uns  ein  pafs 
oder  weg  ahn  einem  orlt,  da  wir  gar  am  geslad  des  wassers  für- 
zuziehen gedrungen  waren,  und  hellen  sich  auch  der  Indios  bei 
fünfl'zehenhundert,  so  herüber  das  wasser,  ahn  die  seilen,  da  wir 
[86]  fürraißten,  geschwummen  waren,  in  ein  verborgen  hall  ge- 
stellt   Und  da  wir  also  fürzogen,  uos  gleichwol  derselbigen  so  auff 
unser  seilten,  und  übers  wasser  kamen,  nicht  besorgten,  sonder 
allein  dem  so  wir  aulf  der  andern  seilten  sahen,  acht  hellen,  fien- 
gcn  sie  an  uns  binden  und  vornen  anzugrcilFen ,  nuch  der  Cacique 
oder  herr,  der  mit  bei  siebentausenl  Indios,  ah  wir  sie  schelzlen,  am 
ander  ort  des  wassers  auch  in  uns  schiessende,  mil  einem  grossen 
geschrcy  uns  also  ahnlieffen ,  und  nachdem  wir  lang  mit  einander 


63 

^cscliarniiilzclt  hellen,  und  deren  so  aulT  unser  s'eilen  uns  angriffen, 
vil  erslaclien,  und  den  rest  wider  in  das  wasscr  drungen,  auch 
meine  armbrusl  scfiülzen,  f'enen  so  sich  ins  wasscr  begeben  hellen, 
auch  denen  so  bei  dem  Cacique  oder  herren  auif  der  andern  soillen 
des  Wassers  waren,  nicht  wenig  schade  th<M{«'n.  Uberlangs  horten 
sie  aufl'zu  schiessen,  and  ab  dem  Gesludc  des  wasscrs,  das  lande 
einwertz  zufliehen.  Derhalben  ward  von  iin.s  geacht,  das  etlwann 
der  Cacique  oder  herr  von  einem  schülzen  der  unsern  IrolFen  sei 
worden,  dann  das  ist  ihr  arl,  so  ihr  herr  oder  hauplmann  gesche- 
diget,  hat  das  spil  ein  ende,  i:  »d  ist  ihr  hauff  schon  zertrennet. 
Der  Christen  wurden  nur  vier  ungewundt,  und  ich  auch  durch  ein 
achsel  geschossen,  und  zwei  rofs  wurden  hart  wundt,  aber  das  ein, 
dieweil  es  mit  einem  vergifften  pfeil  geschossen  was,  starb  es  am 
sechsten  tage  wütende. 

Als  nun  uns  die  Indios  wie  vcrgemolt,  verliessen,  eilelen  wir 
so  vasl  wir  mochten  ahn  ein  höhe  ein  halb  meil  von  dem  wasser. 
Daselbst  Ihellen  wir  uns  nieder  die  wunden  zu  binden,  und  railUcn 
noch  denselbigen  abent  [8TJ  in  ein  Pueblo  oder  flecken,  darfür  wir 
am  hinein  ziehen  gerailU  warend,  darinnen  wir  aber  niemans  fan- 
den, dann  villeicht  besorglend  sie,  das  wir  den  Unfall  oder  über 
trang,  so  uns  von  denen  zu  Itabana  beschehen,  oder  gelitten  hel- 
len, ahn  ihnen  rechen  wurden,  dann  sie  demselben  Cacique  oder 
herren  auch  untherlhan  waren,  und  freilich  bei  disem  Scharmützel 
auch  gewesl  seind.  Also  bliben  wir  die  nacht  alda,  und  als  wir 
am  morgens  auH'  waren,  zündten  wir  den  flecken  ahn,  und  gleichen 
thelten  wir  in  allen  Pueblos  oder  flecken  disem  Cacique  oder  her- 
ren gehörig,  darfiir  wir  raißlen,  zogen  also  mit  genug  mühe  und 
arbeit  mit  den  gevvundten  mannen  und  pferden  fort,  mer  zigeünerrv 
dann  kriegsleülten  gleichende.  Und  als  wir  anderthalb  tagreiß  von 
dem  fluß  Coaheri,  davon  vorgesagt,  da  sich  die  Nation  Guaycaries 
anfahel,  etlliche  Pueblos  oder  flecken,  die  dem  Cacique  oder  heren 
zu  Itabana  nicht  unlerthan  seind,  erreichten,  und  die  innwohnei 
bei  ihrer  wehr,  und  nicht  mit  wenigerm  stollz,  dann  wir  sie  ge- 
lassen, fanden,  derhalben  bliben  wir  nachts  in  derem  Pueblo  odci 
flecken  keinem,  namen  bei  tag  unser  nollurflt  der  proviandt  von 
ihnen,  und  thelten  uns  an  das  gewarsamest  ortt  im  felde  nider  und 
solches  darumb,  das  sie  die  gewundten  und  aucl  die  rofs  nichl 
sehen  binden ,  und  schaden  empfahen  zu  haben  vermerckten ,  auch 


64 

darumb,  damit  ihnen  die  Indios  unsers  drofs,    solches  nicht  an-- 
zeigten. 

Also  kamcm  wir  den  fiinfTten  lag  Februario  vorgemelts  ein 
und  dreissigslen  Jars  morgens  frü  in  einen  Puehio  oder  flecken 
Corahao  gehaisen,  daselbst  die  inn[88]woner  unser  zukunfft  nit 
wußten,  fanden  sie  in  kriegsrüstung  und  fast  freche,  auch  den  Ca- 
cique  oder  herren  der  Nution  Guaycary,  des  die  vischerei  des  Was- 
sers ist,  und  mit  deme  ich  die  erste  freündtschafTl  diser  Nation  ge- 
macht ,  bei  ihnen ,  sampt  vil  der  seinen ,  darab  wir  wenig  gefallen 
trugen,  doch  nit  gedachten  auiT  wen  sie  solche  rüstung  angericht 
betten,  verzogen  daselbst  gantz  nicht,  sonder  wir  zogen  nur  stracks 
für.  Der  gesagt  Cacique  oder  herr  der  Guaycaries  gieng  mit  mir, 
und  einer  der  haupUeütt  auß  dem  Pueblo  Caraho,  jetzt  genannt. 
Nun  waren  aber  die  Christen,  so  ich  zur  zeit  gen  Itabana  raißet, 
zu  Curahamara  gelassen,  über  disen  wasserfluss  auch  passiert,  und 
sich  bei  der  vischerey  nider  gethon,  damit  sie  desl  weniger  ge- 
breche an  der  proviandt  hetten,  dann  diser  Cacique  oder  Herr  des 
Pueblo  oder  flecken  Curahamara,  nicht  glauben  gehalten,  sonder 
über  das  er  mir  zugesagt,  sich  von  seinem  Pueblo  oder  flecken 
enthaußet  und  öde  gelassen  heUe,  also  das  die  Christen  niemandt 
hetten,  der  mit  den  Guaycaries  rescatiert  und  ihre  nolturflltige  pro- 
viandt von  inen  erkaulTten,  und  also  ihr  leger  an  das  gesagt  ortt  zu 
endern  gedrungen  waren.  Da  sie  nun  uns  von  fernen  kommen  sa- 
hen, warden  sie  unserer  zukunfft  nit  wenig  erfrewett,  dann  ihnen 
die  Guaycaries  vil  stollz  bewisen  hellen,  und  von  ihnen  überfallen 
zu  werden,  sich  besorgten.  So  hellen  sie  ihnen  auch  das  Manda- 
ment,  proviandt  oder  speiß  umb  ihre  bezalung  und  rescal  versaget. 
Sagten  mir  auch,  wie  sie  zu  aller  zeit  ihre  wehre  nicht  verliessen. 
Und  als  sie  mir  solchs  alles  bei  einem  ziirofs  zusagen,  schickten, 
ließ  ich  zu  stunde  den  Cacique  oder  herren  der  [89]  selbigen  Na- 
tion und  diser  vischerei  herr,  sampt  dem  hauplmann,  so  baide  mit 
mir  für  gelaidtsleüt  giengen,  auffhallen,  fahen  und  binden,  und  inn 
ain  gesteüd  füren,  und  sie  peinlich  fragen,  was  sie  damit  gemaint 
hetten,  allso  in  kriegsrüstung  sich  flnden  zulassen,  und  warirmb 
sie  sich  so  bößwiliig  gegen  den  meinen  erzaigl,  auch  ihnen  umb 
bezalung  die  narung  zu  geben  versaget.  Als  sich  aber  der  Ca- 
cique oder  Herr,  ehe  dann  er  eltwas  wollte  verjehen  und  beken- 
nen, mit  vil  peinen  martern  Üeß^  da  ließ  ich  inen  zu  angcsicht  des 


65 

andern  frefarjgen  «Tscliiessen,  ihmo  xum  förchtlichem  exempel,  dem 
selbijron  sagt  ich  das  lüben  zufrislcn  zu,  so  er  mir  die  warheit,  was 
sie  sich  wider  die  meinen  fürgenouimen,  Confederierl  oder  enl- 
schlüsseu  hellen,  anzaigele.  Der  bekhannt  mir  wie  sein  Cacique 
oder  hfir  vom  Pueblo  oder  Flecken  Carahao,  welcher  derNalioii  Ca- 
qoelios  ist,  sampl  dem  Cacique  oder  herren  der  Nation  Guaycaries, 
so  erst  erschossen  wäre,  yeder  mit  seinen  nntcrlhanen  sajnenllirh 
also  die  Christen,  desselbigen  morgens  zuüi)erfallen  und  zuschlagen 
beschlossen  betten,  und  wcren  auch  schon  dessen  in  Übung  und 
anzuge,  allein  helle  sie  daran  unser  unversehene  ahnkunlTl  verhin- 
dert. Also  ließ  ihn  inn  ein  eißne  keltin  zu  andern  schmiden,  und 
schicket  zu  den  meinen,  so  unser  am  nasser  inn  ihrem  leger  war- 
teten, sie  sollen  ihre  rol's  und  voick  in  rüstung  halten,  dann  ich 
besorget,  die  Indios  aus  dem  Pueblo  oder  ll(M.'k<.'n  Carahao,  so  wir- 
wie  vorgesagt,  in  rüstung  fanden,  wurden  uns  nachfolgen,  und  am 
überpassiern  des  wassers  uns  überfallen. 

[OOJ  Da  ich  nu  zu  der  visrlierei  und  der  Christen  leger  käme, 
fanden  wir  bei  acht  lunidert  Indios  ilur  Guaycaries,  bei  guller  weht 
und  zum  krieg  geni4,  aulf  ihren  Cacique  oder  herren,  so  ich  wie 
vorgesagt,  ersehiessen  ließ,  und  die  Caquetios  auß  Carahao  dens 
ilecken,  die  unsern  zu  überfallen  warteten.  Ais  ich  aber  ihnen 
gebot,  ihre  wehr  niderzulegen,  und  sich,  so  sie  anders  fründe 
weren,  inn  maß  als  sie  mir,  da  ich  das  erstemal  fürzoge,  gelo- 
bet und  zugesagt  hellen,  dessen  mit  freündtliclien  und  fridliclien 
wercken  auch  erzaiglen,  dessen  sie  sich  aber  ttoU/.lirb  \vi(ld('r"- 
len:  Also  umbzogen  wir  sie  zu  rofs  und  sie  inil  reden  auffli  d- 
tende,  und  nit  de-^t  weniger  die  fluclit  des  wassers  znvernu'rcki'n, 
grillen  wir  sy  an,  dann  es  an  einer  schöne  ebne  was,  die  zu  un - 
serm  behellf  nicht  besser  helle  mögen  gtjwünschel  werden,  ersla 
dien  ihm  ob  fünfhundert,  dann  sie  von  uns  so  gar  übereilet  wa- 
ren, und  wir  mit  ihnen  sampl  frids  halben  Conversierlen  und  hand- 
lelten,  auch  sie  sich  dessen  zu  uns  gar  nicht  versahen,  und  also 
sich  iher  wehre  nicht  gebrauchen  kundlen,  stachen  wir  (lern  vil  zu- 
boden,  biß  wir  sie  in  die  flucht  brachlen,  dann  die  zu  rol's  allein  in 
haufl'en  unter  sie  hinein  renndten,  und  was  si(;  mochten  zu  boden 
sliessenl,  und  die  zuluß  sie  wie  die  siiw  erstachen,  dami  sy  hellen 
allein  die  flucht  zubehelff,  dem  sie  doi  h  von  s«  hnelh;  der  rol's 
überfurlheill  waren,  also  das  sie  sich  zulelst  unter  dem  grals  zu- 
Fed.  u.  St.  5 


Cd 

verbergen,  und  die  lebendigen  under  den  erstoclieiien  understun- 
den  zuretten,  dieselbigen  warden,  nach  dem  wir,  mit  den  andern 
gethon,  auch  gesuchet  und  vil  erwürget,  also  das  diser  ob  den 
fünfFhundert  wie  ohgemcll,  umbkamen,  allem  die  übers  [91]  wasscr 
zudiehen  nicht  geweerel  mochte  werden,  und  wurden  mir  fünff 
Cbrislen  wandt,  aber  kainer  tödlich,  und  ettwaun  dreizehen  Indius 
unsers  drofs.  Das  aber  also  anzugreifTen,  erforderte  unser  noth, 
und  sie  erlitten  ihre  verschuldigung,  dann  wir  betten  uns  /.übe- 
sorgen,  so  uns  die  Caquetios  wurden  nachfolgen,  wie  uns  dann 
von  den  peiiili(h  gefragten  Indios,  gesagt  und  ahngezaigt  was,  das 
sie  es  also  zu  thiin  beschlossen  und  fürgenomen  hetten,  was  es 
besser,  zu  unscrm  vortheil,  mit  wenigen  dann  vilen  zu  streitten, 
und  so  wir  die  also  überwunden,  welclis  wir  also  auch  mit  unserni 
vortheil  Ihup.  kundten,  weren  uns  die  andern  dest  weniger  mächtig 
zu  widerstthn,  und  were  weger  was  sie  auff  uns  ahngeschlagen, 
fiele  aufTsie.  Discn  tage  biß  ahn  die  nacht  bliben  wir  allda,  dann 
wir  uns  übers  wasser  bei  tagt  nicht  wagen  dorfflen,  besorgende 
des  äberfals  der  Caquetios,  und  darmit  sie  uns  nicht  zerteilt,  so 
wir  eins  tails  übers  wasser  schon  gezogen,  angriffen. 

Als  aber  nun  die  nacht  anfiele,  das  wir  uns  des  übcrfals  nicht 
weitter  besorgen  dorfflen,  schwempten  wir  die  Rofs  über  das 
wasser  luid  das  volck  hinach,  welche  nicht  schwimmen  kundten 
«uff  flössen,  die  wir  auß  Tartschen  gemacht  hellen,  mit  alncken 
vonn  einem  gestade  des  wassers  zum  andern  ziehende.  Am  mor- 
gen frü  des  andern  tags,  käme  ich  in  den  Pueblo  oder  flecken  Cu- 
rahamara,  daselbst  ich  niemandt,  sondern  den  flecken  öde  fände, 
welches  auch  die  ursach  war,  wie  vor  abngezcigt  ist,  das  sich  die 
Christen,  ncmlich  mein  volck  so  ich  allda  gelassen,  an  das  wasser 
ihr  leger  zu  endern  gedrungen  waren.  Also  ließ  ich  disem  Ca- 
cique  oder  Herren  lang  [921  nachstellen,  aber  mocbt  ihnen  nicht 
überkho:-,.  tcii,  derhalbcn  zohe  ich  fort  vier  mciln  von  dannen  iu 
einen  andern  flecken,  den  ich  auch  öde  und  despoliert  fände,  wie  ich 
ihn  auch  am  ersten  fürraißen  auch  funden  und  gelassen  bette,  deß 
halben  Mibe  ich  biß  ahn  dritten  tag  daselbst,  schicket  mittler  weil 
etllich  Christen  zu  rofs  und  fuß  wider  zurück  in  Pueblo  oder  ffe- 
cken  Curahamara,  den  sollten  sie  bei  nacht  überfallen.  Also  ge- 
schähe es,  darinnen  funden  sie  den  Cacique  oder  herren  mit  allem 
semem  volck,  der  hette  sich  alda  zu  hauten  widcr  dahin  gcthon, 


67 

vcrmainendc ,  wir  vveren  schon  fürzogen,  und  also  vor  uns  sicher 
2U  sein  verhofFet.  Welliches  wir  auch  eben  wie  ers  angegrifl'en, 
\)edachl  betten,  und  ihnen  darzu  zu  Ursachen,  auß  seinem  Pueblo 
oder  flerken  geraißt  waren.  Also  fiengen  sie  den  Cacique  oder 
Herren  und  drei  und  zweintzig  personen  manne  und  weiber,  der 
meist  principalcti  oder  fürnempslen,  den  ließ  ich  zur  straff,  dieweil 
er  mir  dreimal  den  glauben  gebrochen,  in  ein  ketten  schmiden, 
und  hab  also  ihn  und  auch  die  andern  so  mit  ihme  gefangen,  biß 
Coro  gefürt,  und  die  weiber  den  Christen  zu  dienen  außgetailt. 

In  disem  flecken  stieß  mich  das  fieber  ahn ,  also  das  ich  aber 
eilents  vortreisens  verhindert  ward,  zohe  also  gemacht  von  einem 
flecken  in  den  andern,  die  wir  alle  öde  und  despoliert  fundcn,  biß 
in  den  Pueblo  Cathary,  da  wir  vor  auch  geweßt,  daselbst  auch  die 
innwohner  uns  fast  wol  empfiengen ,  und  uns  die  freündtschaft  die 
sie  uns  vor  gethon,  widerumb  laistetten,  bei  denen  bliben  wir  zwen 
tag  still  ligen,  uns  des  andern  wegs,  so  durch  [93]  die  Nation 
Cuyones  zu  der  Laguna  oder  See  gienge,  zuerinnern,  welches  sie 
uns  ahnzeigetten,  onverhindert  erraichen  möchten,  so  wir  änderst 
ymmer  nahent  am  gebirge  uns  hielten,  dann  daselbst  es  nicht  mos- 
sig  were.  Wol  berichtetten  sie  uns  eines  grossen  wasserfluss  Te- 
men geheissen,  Welchen  sie  zwaier  bogenscliiefs  weilt,  und  fast 
tieffe  sein  sagten,  dem  were  aber  ihn  zu  überschifTen  mit  flössen 
oder  inn  andere  wege,  wol  mittel  geweßt.  Also  käme  ich  den 
zehenden  Februarii  wider  in  den  Pueblo  oder  flecken  Hacarygua, 
da  ich  zuvor  auch  fünffzehen  tag  gelegen  was,  fände  die  inn  woner 
in  ruwiger  behausung,  und  wie  ich  sie  gelassen,  sie  sich  aber  auch 
ab  unserer  ankunlTt  mehr  freude,  dann  ungefalien  haben  erzeigten. 
Also  schencket  ich  dem  Cacique  oder  herren  zwei  schöne  weiber  In- 
iias,  so  ich  im  Pueblo  oder  flecken  Curahamara  gefangen,  blib  auch 
in  disem  Pueblo  oder  flecken  biß  ahn  den  sechstzebenden  tag,  ver- 
hoffende  daselbst  meines  fiebers,  welches  ich  hitz  und  kälte  yeg' 
licbs  hette,  ledig  zu  werden,  und  alsdann  die  raiß  der  Laguna  odep 
des  Sees  für  den  gemelten  fluß  Temeri ,  fürzunemen.  Ich  schicket 
auch  mittler  zeit,  der  sechszehen  tag,  die  ich  in  Hacarygua  still 
'age,  ettlichs  voicks  zu  rofs  und  fuß  an  das  gebirg  der  Cuyones^ 
sampl  etlichen  Indios,  so  wir  inen  zuvor  abgefangen  helten,  also 
dadurch  freüntschalTt  bei  in  zuerwerben,  Erbotte  mich  auch  inen 
durch  ihre  cygne  leütl,  so  meine  gefangne  waren,  sagen,  was  und 

6* 


G8 

wieviel  vol<ks  wir  zu  Itabana,  und  auff  derselbigen  raiß,  verderbt 
und  erschlagen  hottoii,  so  sich  uns  widergestelt,  und  unser  freindl- 
schaift  [94]  vorachl  hellen,  Dargegen  auch,  wie  wir  denen,  so 
sich  ahn  uns  crgelien,  gullen  glauben  gehallen  und  wol  tractiert 
hellen.  Aber  das  alles  wolle  bei  ihnen  nichl  erschiessen  noch  den 
vergangnen  erlitnen  schaden  vergessen,  und  wievil  weg  wir  mit 
ihnen  sie  zu  fr«'ünde  zu  bringen  fürnamen,  das  helle  ganlz  kein 
ansehen,  verliessen  ihre  flecken  und  verhauseten  sich  bei  nachl 
auff  die  wildesten  gebirge,  da  man  ihnen  aufF  kalzen,  weil  ge- 
schweigen  auff  rossen,  nichl  zu  mochte  komen,  also  das  wir  uns 
ihrer  fraintschafft  verwegen  niuslen,  wie  gern  wir  doch  mit  inen 
ainig  geweßl  weren,  dann  wir  biß  der  zeit  durch  ihr  Lande  zu  der 
Laguna  oder  dem  See  vorgemelt,  zuraisen  willens  waren.  Als  sich 
meine  und  vil  der  meinen  kranckheit  conlinuiert  oder  werel,  und 
derselbigen  in  der  ungewonlichen  speiß,  und  bei  abgang  aller  re- 
medio  oder  hilff,  so  einem  krancken  abkommen,  wider  uirzuhelfFen, 
von  nötten,  sich  keiner  besserung  zu  ersehen  was,  entschloß  ich 
mich  ahu  die  Costa  oder  gestadt  des  Mors,  doch  nicht  über  das  ge- 
birge, und  den  weg  den  wir  koFumen  waren,  zuraisen,  und  von 
dannen  zeilung  gehn  Coro  zugeben,  auch  von  dannen  was  uns  not, 
sampt  uns  am  frischen  volck  zuslcrcken,  erfordern  und  begern. 

Erhüben  uns  am  27  Februarii  zu  Ifacarygua,  fürraißlen  die 
Nation  Cuybas,  darfür  wir  erst  einzogen  waren,  funden  eltliche 
Pueblo  oder  flecken  derselbigen  bewonet,  auch  etlliche  öde,  dann 
die  so  sich  verhautet,  besorgetten,  das  wir  inen  am  ersten  zug  allein 
zubetrug  glauben  gehallen  hellen,  aber  itzt  am  wi«lderziehen  sie 
fahen,  und  für  Eschlavos  oder  für  ver[95]kauflte  leütt  mit  uns  fü- 
ren. Nun  dise  flüchtigen  aber  ab  der  forcht  zuwcrllen,  oder  ihnen 
nachzustellen,  vil  zeit  zuverlieren,  was  uns  nicht  gelegen  noch  not, 
dann  dise  so  uns  nicht  gelrawet,  und  ihre  Pueblos  oder  flecken 
verlassen,  werden  genug  Exempel  gehabt  haben  ab  deme,  wie  wir 
uns  mit  denen,  so  in  ihren  Pueblos  oder  flecken  unser  gewardt, 
gehalten  haben. 

Hie  muß  ich  ahnzeigen  einen  betrug  so  uns  in  deren  Pueblo 
oder  flecken  ainem  widerfaren  ist,  Nemlich  als  wir  in  ainen  Pueblo 
der  Nation  Cuyl'n*;,  da  wir  zuvor  nicht  geweßl,  kamen,  und  unsern 
weg  nicht  ufl^  Yariquecemeto  zunemen,  da  wir  dann  zuvor  auch 
geweßl,  vcrmainten,  und  aber  kainen  Indio  inn  disem  flecken  fun- 


69 

den,  denselbigen  doch  naclistelllc  n,  und  zwo  India  weiber  auff  den 
Strassen  an  den  wegen,  da  sie  sich  unser  nicht  versahen,  gcfang:en 
wurden,  schirket  ich  dem  aine  zu  ihrem  Cacique  oder  Herren,  mit 
etllichen  gaben,  ihne  darmit  für  mich  zubringen,  und  zu  freündl- 
schafft  zu  ursa(  hen,  wie  ihr  dann  habt  gehört,  ich  mit  andern  glei- 
cher gestallt  ( (Ft  gethon  habe.  Nu  aber  die  India  kliaiiie  wider, 
bracht  mir  ein  güldene  kleinoth,  das  was  ein  teuflische  bildlnu», 
so  sie  zu  irer  zier  an  der  brusl  tragen,  sagt  mir  darneben,  ihr  Ca- 
cique oder  Herr  were  kranck  und  kündte  aigner  person  nicht  kom- 
men, bette  mich,  ich  solle  die  schenckung  empfahen,  und  ihme  die 
zwai  gefangne  weil-cj  wider  ledig  geben.  Als  ich  ihriie  aber  wi- 
der empot,  er  solte,  ob  er  schon  kranck  were,  sich  zu  mir  iun 
seinen  Pueblo  oder  flecken  tragen  lassen,  und  auch  die  seinen  mit 
im  bring[96]en,  und  wider  ruwige  behausung  ahnnemen,  müsle  er 
doch  solliches  nachdem  ich  hinweg  were,  thun,  alls  dann  wolle  ich 
ihm  die  gefangnen  weiber  ledig  geben.  Am  andern  lag  morgens, 
kam  ein  Indio  und  etwann  bei  viertzig  personen  mit  ihnse,  der  lieft 
sich,  alls  ob  er  der  herr  oder  Cacique  were  des  fleckens  in  ainer 
Hamaca  tragen,  wir  hielten  inen  auch  für  den  Cacique  oder  herren. 
Ich  ließ  mit  ihm  reden  S(uue  behausung  wider  einzunemen,  gab 
ihm  die  gefangne  zwei  weiber  wider.  Nun  aber  dise  nacht  uns 
unwisent,  erhnb  er  sich  mit  allem  seinen»  voick  darvon,  und  ließ 
die  Hamaca  darinnen  man  ihn  getragen,  im  hauß  hangen,  also  das 
wir  morgens  nicht  einen  menschen  funden,  Darab  wir  nemen  khun- 
ten,  das  diser  nicht  der  Cacique  oder  herr,  sonder  ettwann  nur  ein 
schlechter  Indio  oder  Schlavu,  und  ein  verkaufl'ler  kneehl,  geweßt 
müste  sein,  und  also  von  den»  Cacique  oder  herren  zu  uns  gesanI, 
darmit  er  gegen  uns  die  gefahr  bestünde,  ob  wir  ime  glauben  hiel- 
ten, und  also  die  zwei  gefangnen  weiber  zuledigen,  dem  freilich 
das  eine  des  C.icique  weib  oder  verwandle  eine  geweßt  ist,  uinb  die 
selbige  zu  lediget« ,  solches  alles  angericht  was,  dann  wa  es  sonst 
schlechte  weiber  geweßt  weren,  hell  man  uns  die  gelassen. 

Also  wurden  wir  von  diseni  Indio  betrogen,  der  gleichen  uns 
auff  diser  raiß  nicht  begegnet  ist,  dabei  ihr  böß  und  falsch  betrogen 
lüste  zuerkennen  seind. 

Nu  wollen  wir  aber  disem  nachzustellen,  wie  gerne  wir  sie 
druttd)  geslralft  betten,  lenger  nicht  zeit  verlieren.  Vml  dieweil 
wir  des  tags,  den  wir  vor  uns  het[97]fen,  keijien  Wegweiser  wü^- 


TO 

ten,  zogen  wir  aufT  dio  Provintz  Variquccimeto,  inn  «Jen  selbigen 
Pueblos  oder  flecken  Funden  wir  die  innwoner,  wie  wir  die  ge- 
lassen h(;Uen,  daselbst  wir  unsere  nachtrüge  namcn,  und  disen 
abent  rasten  blibcn. 

DIE  NATION  CAQUETIOS. 

Von  discr  volckreieheu  scliänen  Provint?.  der  Caquetios ,  von  der  griisse 
ihrer  flecken,  vile  der  inawoner,  krieg  gebreüchigcm  volck ,  ihrer  gerade 
Wolgestalto  proportz,  und  schöne  derseJbigen  weiber.  Wie  die  Christen 
iise  durc)izogen ,  wenig  freAndtschaffl  und  gutnilligkait  bei  ihnen  befunden, 
auch  wenig  geförcht  worden,  also  sie  euletHt  nnit  ernst  nnd  schsrmützlen 
haben  müssen  durchdringen,  ein  Cacique  (aufihihr  zu  verhüten)  erstochen, 
vil  der  seinen  erschlagen  und  gefangen,  und  also  sich,  ihere  hab  und  gutt, 
mit  mühe  und  noth  darvon  bracht  haben. 

Nun  8n  dem  andern  tag,  das  was  ufT  den  ersten  tag  des  Mcrt* 
zens,  Erhüben  wir  uns  durch  ein  Thal,  so  zwischen  zwaien  gebir- 
gen  ligt,  zuziehen,  aufT  welchen  gebirgen  das  gegen  Nidergang 
die  Cyparicotes,  und  das  gegen  aufTgang,  die  Hytotos  bewohnen^ 
und  aber  die  ebne  des  thals  so  bei  vier  meiln  brait,  als  von  einem 
gebirg  an  das  ander  ist,  besitzen  die  Caqnetios,  die  aber  dem  zu 
Varyquecimeto,  ob  sie  wol  einer  Nation  seind,  so  seind  sie  doch 
nit  freündt,  darunim  anderhalb  tagraiß  von  Varyquecimeto  kein 
(lecken  ist,  sonder  das  lande  despobliert  und  öde,  gleich  wol  unter 
wegen  ettlichc  alte  gebew  ihrer  art  gefunden,  so  vor  [98]  zeitten 
Pueblo  oder  flecken  geweßt,  und  aber  zerstöre  und  verprendt 
worden.  Dise  auß  Varyquecimeto,  wollen  mir  auch  keinen  wcg> 
weiser  zugeben,  gesagter  ursach  halb,  dann  zu  allen  seilten  haben 
tie  ihre  feinde,  und  von  denen  nicht  ungeschediget,  so  sie  nicht 
mit  maacht  außzugen,  widerkommen  möchten  besorgtun.  Nu  dar- 
Rhn  was  uns  aber  destweniger  gelegen,  dieweil  wir  diser  spräche 
der  Caquetios  selber  tolmetschen  hellen ,  auch  des  wegs  nicht  zu 
irren,  allein  in  der  ebne  des  Ihals  zu  bliben. 

^Is  wir  aber  uns  die  Erstonacht  bei  aincm  wasser  nider  thet- 
ten,  und  den  andern  morgen  frü,  die  wege  verborgcnlicb  fürstelten, 
und  also  bei  hundert  und  fünlTtzig  Indios  mann  und  weiber,  so  un- 
ser unbesorgt,  ahn  ihr  vcldtgebew  giengcn,  und  wir  die  fiengen, 
und  uns  mit  denen  dem  flecken  nchcnten,  kamen  uns  die  Indios  V9n 
disen»  Pueblo  oder  flecken,  inn  krigsrüslnng  entgegen,  welches  sie 


71 

von  einem  Indio,  der  die  zu  rofs  von  feien  gesellen,  avisiert  oder 
berichl  waren,  deren  sich  ob  siben  lausenl,  alls  wir  sie  scbetzten, 
auß  ainem  Pueblo  oder  flecken  versamletten,  und  vermainlen,  das 
wir  sie  zu  überfnllen  khämen,  und  wie  die  andern  auf?  dem  foide 
zusahen,  begegnellen  sie  uns  ganlz  freche,  und  stunden  auch  ina 
aller  Ordnung  uns  zu  schicssen.  Ich  Hess  ihnen  aber  sagen,  warumii 
ich  das  voicke  auIT  dem  fehle  bette  aulT  gehallen,  und  darneben  was 
zu  fride  dienet,  auch  ahnzeigen,  gäbe  auch  ihnen  ihre  gefangnu 
wider,  und  nach  langer  rede,  die  wir  mit  ihnen  hielten,  und  von 
ihrem  fürnemen  uns  zubekriegen,  |99J  auch  zu  schiessen,  nicht 
wollen  lassen  abwenden,  sonder  sich  frech  erza igten,  daran  wir 
aber  zu  buiden  thailen  wenig  gewinns  bellen,  dann  es  was  in  einer 
ebne,  da  wir  die  rofs  gullen  behelff  hellen,  dargegen  waren  ihrn 
vil  zerstrewet  und  nit  gchaufTl,  also  das  sie  mehr  uns  dann  wir  sie 
umbgeben  hellen.  Als  sie  aber  doch  zulelsl  sich  bereden  Messen, 
uns  ihren  vorthail  übergaben,  und  iim  iren  Pueblo  zurück  gieiigen, 
zogen  wir  inen  nach,  llicUcn  uns  auch  inn  den  selbigen  flecken  bei 
inen  nider.  Schicket  dem  Cacique  oder  herren  Verehrungen,  und 
stillet  also  seine  frechlieit  gaiilz,  zöge  also  disen  abcnt  mx  h  ein 
nieil  wegs,  in  einen  andern  flecken,  dern  innwoiier  sich  uns  nit 
widersetzten,  dann  ich  inen  mein  ankuiifft,  und  warumb  wir  aldar 
waren,  zuvor  ahnzeigen  ließ,  zu  dehme  ich  den  Cacique  auß  dum 
leisten  Pueblo  oder  flecken  auch  mit  mir  namc. 

Von  der  grosse  diser  Pueblos  oder  flecken,  und  vile  der  inn- 
woner,  auch  was  frechen,  stollzen,  und  kriegßgebreüchigem  voickos 
ist,  haben  wir  bißheer  und  auff"  diser  raiß  nit  erfaren,  dann  sich  in 
einem  tage,  als  wirs  genlzlich  scbetzten,  ob  den  zweintzig  tausent 
Indios,  die  zu  dem  krieg  dienen,  sich  versamlen  mögen.  Dann  dio 
selbigen  Pueblos  oder  flecken  sein,  ob  sie  schon  einer  Nation,  nit 
alle  under  eines  herren  herrschung,  doch  aber  wie  gesagt,  nahendt 
und  vil  bei  einander,  das  ich  dern  eine  vast  grosse  stimtiia  Iiin- 
woner  bei  einander  sein  schetze,  und  einem  gewaltigen  huufl'en 
Christen  möchten  widerstandl  Ihun,  oder  auifs  wenigs  doch  angst 
machen,  das  doch  in  dem  ilzigen  Pueblos  dises  [100]  thals  ein 
andre  mainung  hat,  dann  ob  wol  der  inn  woner  gleich  vil,  so  seind 
sie  doch  mit  einander  nicht  einig  oder  Conlorme,  sonder  yhe  zwen, 
drey,  oder  vier  Puefclos  mit  einander  Confederiert  oder  verbunden, 
derhalben  sie  weniger  gewaltig  semd.  dann  dio  in  Varyquecimeto, 


72 

Aber  es  ist  nicht  zu  zweiflcn,  so  sie  bekriegt  wurden,  und  sie  nicht 
genugsam  zu  widersten  wereii,  so  wurden  sie  sich  one  zweifTi:!  zu 
sammen  rollen,  Confedcriern  und  verbinden.  Dise  haben  grosse 
flecken,  olTl  ein  halbe  nicil  lang,  doch  nur  eine  gassen  oder  zwo 
aulTs  meisl.  Auch  gewonlich  inn  einem  hauß,  fünfT,  sechs,  biß  in 
achtorlai  haußvolck  mit  weih  und  kinden.  Ist  ein  volck  vasl  gutter 
lenge  und  proportz,  auch  starcker  dispusion  oder  glidmässig.  Auch 
vast  schöne  gerade  weiber,  also  und  darumb  wir  dises  thal  und 
Provintz,  so  die  Indios  Vararida  nennen,  El  valle  delos  damas  nen- 
neten,  welches  zu  teülsch  der  frawen  thal  gehaissen  ist.  In  diser 
Nation  oder  Provintz,  hört  die  vergiffte  herba  oder  kraut  auff,  und 
haben  auch  dern  kaine,  gebrauchen  siel»  allain  des  geschofs  als  die 
zu  Coro.  Also  fürraißten  wir  dern  flecken  so  in  diser  Confederation 
und  bündtiius  seind,  drei,  wol  ihrer  mehr  seind,  aber  unsers  wegs 
nicht,  dise  erzaiglen  uns  fast  schlechte  freündtschafTl,  dann  sie  sich 
ihrer  menge  oder  vile  getröstctlen,  und  uns  auch,  ob  sie  schon  vil 
gelts  haben,  nie  kein  present  gethoii.  Ja  auch  uinb  die  speiß  un- 
serer notlurlFl,  in  den  Pueblos  oder  flecken  etlliclien,  zalung  von 
uns  begert  haben,  die  wir  ihnen  gleich  wol  auch  nicht  gegeben. 

Als  wir  aber  nun  den  dritten  lag  Merz,  einen  [iOl]  andern 
Pueblo  oder  flecken  dern  ilzt  fürgeraißten  pueblos  oder  flecken, 
feinde  erraicliten,  hellen  wir  aber  mühe  und  arbeit  sie  zufriden  zu- 
bringen, hellen  mit  ihnen  einen  kleiner»  Scharmützel  in  dem  ersten 
flecken,  den  wir  überfielen,  brachten  sy  doch  zulelsle  auff"  gulten 
weg,  und  wiewoi  wir  uns  daselbst  nidcrgelhon,  wollen  den  lag  alda 
bliben  sein,  dann  ich  das  fieber  eben  heff"lig  helle,  und  mich  auff 
dem  rofs  kaum  enthalten  kundt,  und  sie  uns  aber  ymmer  fort  wei- 
sen wollen,  und  in  ander  flecken  ihrer  freunde  füren,  dann  sie  auch 
den  hagel,  der  dann  wir  wol  für  sie  mehr  dann  donnder  und  blitz 
waren,  lieber  in  ihres  nachbaurn  hauß  sahen,  liessen  wir  uns,  und 
sie  wider  ihren  willen  nicht  zubeschwei'en,  als  die  erste  freunde 
diser  bindlnus,  bereden,  und  auch  darumb,  das  ihr  Pueblos  oder 
flecken  nil  an  einem  ortle  was,  da  wir  uns  weit  umbsehen  oder  un- 
sere wachte,  wie  unsere  notturirt  erfordert,  haben  möchten.  Also 
umb  kürlze  willen  abzubrechen,  welcher  kürlze  ich  mich  doch  in 
diser  beschreibung  wenig  gebraucht,  will  mir  aber  zuschreiben 
nicht  weniger  zulang  werden,  als  es  dem  leser  wirl  vcrdrüß- 
lich  sein. 


T3 

Dise  Pueblos  oder  flocken  der  andern  Confederation  odrr 
bindtnus,  fürraißten  wir  auch,  und  nun  andere  und  die  leisten  distr 
Nation  Caquelios  alinfienffon,  und  wir  aber  wie  mit  den  vorigen, 
unser  freunde  zutnaclien  gedrungen  waren,  khainen  wir  also  unver- 
sehens in  einen  PueMo  oder  flecken  morgens  ellvva  umb  siben 
uhrn,  als  sie  pflegen  zumorgen  zuessen,  und  sie  von  ur.ns,  biß  w  ir  sie 
also  beim  gel'resse  [102]  überfielen,  niebts  wüsten,  und  also  hart 
erscbrai;ken,  auch  ein  yeder  in  sein  bnuß  verlieffe  und  darinnen 
sieh  verschlösse.  Als  ich  sie  aber  beredet,  das  sie  sich  für  uns 
nicht  zubesorgen  hellen,  und  auß  ihren  heüsern  giengen  auch  auß 
forcht  ihre  heüser  öffneten,  dann  ich  inen  den  flecken  trewet  ahn- 
zuzünden,  also,  das  ich  sye  schon  gestillet  zu  sein,  vermeinet.  Name 
all  so  mit  meineiti  volck  ellliche  heüser  ein,  ahn  orllen  unsers  mai- 
slen  vortlieils ,  lhel<;n  uns  daselbst  nider  auff  meinung  einen  tag 
allda  zubleÜH  II,  und  uns  mil  dem  Cacique  oder  Herren  zu  verei- 
nigen, und  fori  durch  dise  l*u<'ldos  oder  flecken,  so  Inn  dises  Oui- 
que  oder  herren  bündinuß  und  Confederation  weren,  fridlich  ziehen 
möchten. 

In  dem  ward  mir  von  den  Christen,  so  die  weg  zu  rofs  und 
fufs  vcrhülellen  und  wachte  hielten,  gr'saget,  wie  sich  weih  und 
kinder  dises  fleckens  gemach  nacheinander  vom  Pucblo  oder  flecken 
abstelen,  welches  uns  nit  ein  fridlich  zeichen  was,  dann  sir  sollichs 
allein  in  kriegen,  und  so  sie  args  fürnemen,  zu  thun  pflegen.  Also 
ließ  ich  den  Cacique  oder  herren  beruflen,  und  verwifs  im  die  ab- 
sünderuiig  der  weiber  und  kinder,  unti  ließ  also  die  Indios,  so  ich 
anir  diser  raiß  und  im  Pueblo  odei-  flecken  Curahamaro,  und  andern 
ortten  gefangen,  in  ain  ketten  ges<hmidet,  nn<l  mit  gefürt,  für  mich 
bringen,  und  ließ  dem  Cacique  (ider  herren  sagen,  Eben  um  diser 
ursach  willen,  betten  wir  dise  Indios  gefangen,  also  wurde  auch  im, 
wa  er  nit  anders  wolle,  auch  geschehen,  und  als  er  vermaint,  man 
würde  ihn  gleich  ergreiflen,  fahen  und  anschmiden,  [103J  welclis 
doch  mein  mainung  nicht  was,  allein  solches  von  mir  darumb  ahn- 
gesehen was,  darmit  er  das  verhaußen  der  weiber  und  der  kinder, 
abschüelfe,  also  wüschet  er  vom  stul  daraulf  er  gegen  mir  über 
sasse,  eilents  anfl  darvor«  zulaufl'en,  den  verschulTe  ich  ufl'zuhallen, 
darmit  kein  auflVuhr  im  Pueblo  oder  flecken  wurde.  Da  er  aber  von 
den  Christen  angedasl  und  gefangen  sein  vermainet,  hub  er  ein 
groß  geschiay  an,  die  seinen  zuhilff  beruff"ende,  dem  nach,  und 


74 

iiinb  argers  zu  verhüten,  stach  wnß  meinem  bofeleli,  ein  Christ  ein 
Schwert  durch  in,  und  hüten  also  mit  den  innwonern  dises  Pueblo 
oder  fleckens  ain  wüste  Scharmützel,  erschlugen  und  fiengen  ihre 
vil,  biß  wir  sie  auß  dem  Pueblo  oder  fleiken  in  die  flucht  brachten. 
Nun  aber  in  dem  Buhio  (also  hcfssen  ire  heüser)  darinnen  ich  mich 
nider  gethon,  und  da  ich  den  Cacique  oder  herren  erfordert  helle, 
und  ihn  inn  ketten  zuschmiden  trewet,  wie  vor  ahngezaigl  ist,  bet- 
ten sich  ettliche  der  seinen,  die  zeit  wir  mit  den  andern  zuthun 
hetlen,  und  deren  nicht  acht  namcn,  aufT  ein  hohe  prucken  so  mit- 
ten im  hauß  uff  vier  pfeilern,  und  dreier  männer  hoch  stunde,  dar- 
inn  sie  ihr  körn  oder  Mahys  pflegen  zuhaben,  betten  verschlagen, 
und  als  wir  nu  mit  den  gethon,  und  in  disem  Buhio  unser  plunder 
und  kistcn  darinnen  alles  goldt,  so  wir  in  Oiser  raiß  betten  erobert, 
wolten  nemen  und  uns  verrücken,  ehe  sich  die  Pueblos  oder  flecken 
diser  confederation  und  bündnus  versamleten  und  uns  über  fielen, 
dann  mein  volck  was  fast  müdt,und  dern  vil  kranck,  auch  erst  nach 
mehr  in  gehaltnen  Scharmützel  gewundet.  Da  rürten  sich  die  Indios 
so  sich  in  diser  [104]  Barbacoa,  also  haißt  es,  betten  verschlagen, 
vermaineiide  wir  künten  sy  zusuchen,  und  wie  mit  den  andern  zu- 
handlen  nit  finden,  das  dann  unser  mainung  gantz  nicht  was,  dann 
wir  von  inen  nichts  wüsten,  noch  wa  sie  sich  selber  nicht  betten 
verrathen,  holten  wir  sie  nit  gespürt  Da  sie  uns  aber,  als  wir  un- 
versehens in  Buhio  oder  hauß  eingiengen,  und  sie  zu  uns  wie  zum 
zil  schössen,  auch  unser  fünfle,  darundter  mich  abermals  durch  ein 
achsel,  Schüssen  und  verwundten,  und  uns  zurück,  biß  wir  uns 
sicher  anlegten,  dann  sie  uns  von  obenherab  überherrschsten.  Also, 
schicket  ich  fünff  Christen  die  solten  dise  Barbacoa,  umbhawen,  und 
sich  darunther  behelffen,  dann  sie  wie  gesagt  aulF  vier  pfeilern, 
und  sonst  frey  stehet,  das  ein  mann  wie  lange  er  ist  sich  darunther 
kan  aufl'richten,  dann  wir  dorfl^en  den  Buhio  oder  das  hauß  mit 
satiipt  den  Indios  nicht  anzünden  umb  des  unsern  so  wir  darinnen 
betten,  zuverschonen.  Aber  als  die  Christen  ein  groß  geschrey  im 
Buhio  oder  im  hauß  betten,  und  nichts  außrichtetten,  auch  ainer 
iien  lindern  nur  verbindcMte,  ward  ich  etlwas  darab  unwillig,  das 
sie  zu  lang  umbgiengon,  und  uns  vor  den  Indios,  in  unsern  vorlhail 
7M  thun  ehe  und  sie  uns  überflelen,  verhinderten,  iiclT  ich  in  den 
Buhio  oder  ins  hauß  unter  die  Barbacoa,  und  als  der  eine  pfeiler 
umbgebuwen  ward,  begabo  sich  die  Barbacoa  zuhenoken  und  die 


75 

schwere  des  korns  so  ufT  die  hangende  seilten  ßel,  truckto  die  Bar-« 
bacoa  gar  umb,  mit  dem  die  Indios  herabcr  fielen,  und  als  ich  mich 
mit  meiner  Rodelia  oder  tartschen  beschützet,  und  ein  Indio  im  das 
schwerdt  durch  den  leib  zustossen  anlielTe,  gab  er  mir  ein  so 
Stareken  streich  mit  ainer  [i05]  lUacana,  also  haisscn  ihre  höltzene 
schwerdler,  die  sie  haben,  das  er  mir  bei  zwaien  zwerchfingern 
braidt,  von  der  Rodella,  so  auß  einem  fafsboden  gemacht,  zerspaltet 
und  zerschlüge,  und  als  ich  ihmc  noch  einen  stich  gäbe,  und  den 
fehl  der  Rodella  in  der  eil  nicht  gemercket,  derhalben  auch  mich 
nicht  genug  bedecket ,  traffe  er  mich  mit  einem  streyche  uff  den 
kopff,  das  ich  vor  ihme  zu  bodcn  fiel,  und  bette  mir  auch  des  lebens 
abgeholffen,  so  mir  andre  nicht  zugesprungen  weren,  und  den  Indio 
nicht  gar  hingericht  betten,  läge  also  wol  zwo  stunden  das  ich  umb 
mich  selber  nichts  wüste,  bliben  auch  die  selbige  nacht  bei  gutter 
wachte,  dann  wir  uns  Überfalls  inn  disem  flecken  besorgeten.  Dise 
Indios  in  der  Barbacoa,  deren  doch  nur  zwöllF  waren,  thcten  uns 
mehr  schaden,  und  wundlen  mir  mer  volcks  dann  die  andern  alle. 

DIE   NATION    CYPARICOTES. 

Wie  die  Christen  durch  dise  Nation  zuraisen  fürhatton ,  und  durch  die 
gefangne  Wegweiser  oder  laitter,  in  ein  wildtnua  and  gchöltz  durch  abwßg 
gefiirt  worden,  vermainende  sie  also  hungers  zusterben,  darmit  sie,  ihre  ge- 
fengknus,  und  der  erschlagnen  todt  gerochen  und  bezalt  würde.  Auch  wie 
die  Christen,  als  sie  den  betrug  Termcrckt,  zur  straff  ire  drei,  den  andern 
zur  forcht  und  schrecken  zerhacken  ließen,  dardurch  die  andern  doch  unbe- 
wegt auff  ihrem  tumemen  atarck  bliben ,  und  ehe  wolten  mit  ihn  sterben, 
dann  ihr  gefangne  sein.  Und  inn  was  hungers  nott  die  Christen  khommen, 
das  sie  beinahe  alle  durch  hunger  weren  verdorben,  dardurch  sie  ein  ge- 
fangen Tigerthier,  zum  auffenthalt  ihrs  lebens  gössen  haben,  biß  sie  nach 
langem  ummgehn  ein  flecken  erraicht,  mit  proviandt  gesterckt,  und  also  fürt 
zukomen  ihr  leben  errettet  haben. 

[106]  Jfun  am  morgens  frü,  ein  stunde  vor  tags,  erhüben  wir 
uns  fort  durch  die  Caquetios,  doch  nit  discr  nation,  sonder  durch 
ire  feinde  die  Cyparicotes ,  am  gebirge  zuziehen,  ließ  also  einen 
Indios  lebendig,  im  Buhio  oder  hauß,  da  die  eilffo  todlen  Indios  la-r 
gen,  ahn  die  seül  der  Barbacoa  binden,  damit  so  die  Caquetios  da-» 
hin  kernen  er  inen  sagen  solle,  das  ich  disen  Cacique  oder  herren, 
auch  die  innwoner  dises  Pueblos  oder  flcckens  darumb  gestrafft 
helle,  das  sie  mir  nicht  glauben  wolten  halten,  und  sich  zu  ver* 


76 

hausen  understunden,  und  dashalben  alle  die  mir  dergleichen  thun, 
«uerwarten,  und  aber  die  mir  glauben  halten,  werden  von  mir,  wie 
r  gesehen  habe,  gull  Traclamenl  oder  Unterhaltung  und  gutle 
freündtschalTt  empfahen.  Als  wir  aber  etUiche  Indios,  so  wir  in 
disem  flecken  gefangen  und  in  ketten  fürten,  und  für  Wegweiser 
hellen,  fürten  sie  uns  durch  ein  gehüllz  biß  wir  den  weg  verloren, 
und  doch  fortraißten,  auch  ihrem  ahnzeigen  nach,  auff  einen  andern 
wege  der  Cyparicotes  kommen  sollen,  dann  die  Indios  berichteten 
uns,  diser  weg  were  verwachsen,  dann  dise  wenig,  allein  wann  sie 
einander  als  feinde  wollen  überfallen,  sich  dises  wegs  gebrauchen, 
und  sonsl  nil,  welches  aber  nicht  war  was,  dann  diser  weg  darauflf 
wir  fürraißlen,  was  allein  der,  den  die  Caquelios  gebrauchen,  von 
dar  ihr  holtz  zum  gebew  ihrer  heüscr  zunemen.  Dievveil  wir  aber 
disen  lag  keinen  andern  wege,  welches  doch  uns  die  Wegweiser 
getrösteten,  funden,  und  uns  also  die  nacht  überfiel,  Ihelten  wir  uns 
bei  einem  wässerle  nider,  behullTen  uns  des  wenigen  Manda[107j- 
ments  oder  speiß,  so  wir  mit  uns  gefürt  betten,  das  doch  gar  mit 
uns  auffgienge,  dann  wir  uns  desselbigen  tags  Pueblos  oder  flecken 
zuerraichen  versahen.  Ich  ließ  auch  die  Indios  peinlich  fragen, 
welche  doch  aulF  ihrer  ersten  sage  einhellig  verharretlen,  und  als 
wir  den  andern  tag  auch  keinen  wog  erreichten,  und  allein  der 
Sonnen  nach  durch  den  walde,  gegen  aulTgang  zogen,  und  uns  die 
hoffnung  gantz  empfiel,  auch  von  den  Indios  betrogen  sein  sahen, 
und  den  gantzen  tag  on  gessen  gereiset  waren,  ja  auch  keif»  was- 
ser,  dann  das  wir  morgens  von  dem  orlte  da  wir  gelegen ,  mit  uns 
genommen  hellen,  fanden.  Also  kundlen  wir  auß  den  wegfürern 
nichts  erfragen ,  weder  güttlich  noch  peinlich ,  ließ  derselbigen 
zwen  zerhacken,  den  andern  zur  forchle,  aber  das  hulffe  gantz 
nichts,  und  wollen  lieber  erstochen  werden,  dann  unsere  gefangne 
sein.  Sie  hellen  auch  uns  allein  disen  wege  gewisen,  uns  zu  ver- 
furen,  damit  wir  hungers  stürben,  und  sich  also  an  uns  rfechelen, 
welches  uns  fast  nahe  geweßl  were. 

Da  wir  aber  in  diser  angst  weder  hindersich  noch  für  sich  zu- 
ziehen wüsten ,  dann  wir  alle  von  abgang  des  speiß  und  des  hun- 
gers gantz  matloß,  und  sunderlich  des  wassers  grossen  gebreche 
hellen,  wir  waren  auch  in  einem  gehüllze,  da  uir  keinen  weg 
wüsten,  auch  den  wider  hindersich  nicht  zutreffen.  Sonderlich  was 
uns  auch  die  Rofs  fortzubringen  müsam  des  dursts  halben.  Als  aber 


77 

ellliche,  so  ich  auff  die  höchste  bäum  des  waldes  zusteigen  helle 
befohlen,  ein  wisen  uns  uff  einer  seilten  ligend,  ein  halb  nieil  wegs 
ferr  ge[i08]sehen  anzaiglen,  zogen  wir  darzu.  Und  als  wir  nicht 
weit  gerairjt  waren,  gaben  die  liunde,  so  wir  hellen,  ellwann  ferr 
von  uns  auß  ein  zeichen ,  also  das  wir  vennuinlen  ellwann  an  ein 
wildes  Schwein  kommen  weren,  dann  daselbst  es  deren  vil  helle. 
Schicket  allso  leült  den  hunden  nachzuhengen,  verhoffende  ellwas 
zuerjagen,  damit  wir  den  hunger  remedierten  und  büliten,  auch 
hofften  ellwann  wasser  zu  erraichen  darmit  wir  an  ainen  Pueblo 
oder  flecken  zukhommen  dester  baß  erwarten  möchten.  Alls  aber 
mein  volck  zu  den  hunden  käme,  funden  sie  in  einem  geröhr  ain 
starcks  Tigerlhier,  welcher  arl  hernach  gesagt  wirt,  vor  den  hun- 
den stehn,  und  helle  deren  schon  zwen  von  einander  gerissen.  Die 
Christen  dorfftens  aber  nicht  almgreiffen  allain  ein  Münch  so  auch 
unter  ihnen  wns,  lieff  es  ahn  für  andern,  zustechen.  Alls  aber  das 
Tigerlhier  ihnen  wolle  anspringen,  behieng  es  in  einem  Weschuco, 
dorn  es  vil  inn  den  wälden  hat,  das  ist  ein  zehe  gewechs  wje  die 
weiden,  dise  fürwachsen  die  weg  und  von  ainem  bäum  zum  and*  rn 
wie  fürgezogen  stricke,  welches  dises  Münchs  glück  was,  «Sann 
sonst  were  ihm  seiner  zuvil  fraidigkait  gelonel  worden,  also  wusch- 
ten  die  andern  Christen  seine  milgesellen  auch  herzu,  und  starhcii 
das  thier,  deren  ainer  al/er  Iraffe  das  mit  .«einem  spieß  eben  inris 
maul,  da  bifs  es  ihme  das  spießeissen  inn  der  mitte  ab,  als  ol)  es 
blei  geweßt  were.  Als  sie  das  aber  erstachen,  geschossen  und 
wüßt  gemelziget  hellen,  luden  sie  das  auff  ein  pferdt,  un<l  fürten 
das  mit  uns,  welicher  der  gröste  Tiger  wäre,  den  ich  in  Indias  ge- 
sehen habe,  daran  das  Rofs  ge[109]nug  zu  tragen  helle,  und  was 
vor  aller  schier  falb.  Da  wir  aber  (!ie  vorgesagten  wisen  erraicht, 
aber  daselbst  auch  keinen  weg  fanden ,  aber  doch  uns  ahn  orllen 
umbsphen  kunlen,  da  wir  das  lande  bewonel  sein  achtelten,  und 
also  forlzogen,  khamen  wir  aber  ahn  ein  kleins  bächlin,  so  am  ende 
des  gebirgs  durch  ein  gehüllz  rinnet.  Daselbst  thetlen  wir  uns  nider, 
dann  daran  unser  alier  heyl  und  wolfar  läge,  dann  so  wir  dise  nacht 
das  wasser  nicht  erraicht  hellen,  wurden  wir  übel  gehausei  haben, 
und  zusorgen  das  wir  vil  volcks  durst  halben  underwegen  hellen 
müssen  lassen,  dann  cllliche  schon  schwerlich  ahiifiengen  nachzu- 
folgen. 

Als  aber  der  durst  gelest,  und  wir  erst  den  hunger  .sehein- 


78 

liciier  cmplunden,  und  nichts  iietten,  assen  sie  das  Tigerthlcr,  wiC' 
wol  es  sonst  nit  gessen  wirt^  dann  es  ein  sUnckend  und  freilich  ein 
ungesundes  fleisch  ist,  unsere  mägen  hettcn  aber,  glaub  ich,  bach 
scheitter  zerzert,  und  sonderlich  dieweil  uns^  als  jedem  kaum 
zweyer  nuß  groß  gebiret.  Dann  wir  ob  fünlTthalb  hundert  personeri 
drosvolck  hellen,  das  Tiger  aber  was  ungefahrr  bei  eines  halbiä- 
rigen  kalbs  grosse. 

Nun  am  dritten  tag  zogen  wir  fori,  da  wir  poblation  oder  be- 
wonet  lande  zuGnden  uns  meist  versahen,  kliamcn  ettwann  umb  die 
zwo  uhrn  nach  mittage  aufl  ein  wege  der  vom  gebirgc  herab  aulF 
die  ebne  gienge.  Und  wiewol  wir  von  morgens  ahn,  biß  umb  zwo 
uhrn,  nach  mittage,  disen  wege  zuerraichen  geraißt  waren,  so  was 
CS  doch  ja  freilich  nicht  über  zwo  [HO]  meil  vom  orlte  da  wir  die 
nacht  gelegen,  so  übel  kundlc  ich  mit  dem  voicke  von  statt  khommen. 

Als  ich  aber  disem  wege  nachzuvolgen,  vier  zu  rofs  schicket, 
und  ich  ihnen  gemachts  mit  dem  Rest  des  andern  volcks  nachzöge, 
khamen  sie  und  sagten  wir,  wie  sie  einen  Pueblo  erraicht,  wüsten 
aber  nicht  was  Nation,  und  die  innwoner  hetten  sie  ersehen,  und 
weren  auffrurig,  da  was  uns  aber  wenig  angelegen,  dann  das  meh- 
rer übertraff  das  weniger.  Als  wir  aber  also  schon  erquickt,  und 
den  pueblo  oder  flecken  erraichten,  und  aber  niemant  darinnen  fun- 
den,  dann  sich  die  innwoner  schon  verhauset  hellen.  Doch  der 
gantze  flecken  voller  guttes  Mandamenls,  proviandt  und  speis  was, 
welches  sie  mit  ihnen  zuflehen  nicht  zeit  gehabt  hetten,  das  uns 
dann  mehr  nolt,  dann  der  innwoner  prescntia  oder  gegenwertigkeit 
was ,  thetlen  uns  aldar  nider ,  und  blibeo  biß  an  vierdten  lag  da- 
selbst, uns  unsere  nolt  ergetzende,  das  ist  der  gröste  hunger,  so  wir 
erlitten  haben,  und  so  es  noch  ein  nacht  gewert  helle,  und  sunder- 
lich  so  wir  das  wasserbächlin  vorgesagt  nicht  erreicht  hellen,  were 
zu  sorgen  geweßt,  unser  wenig  Coro  erraicht  und  wider  dahin 
kommen,  dann  uns  helle,  und  sonderlich  denen  zu  fuß  fortzukomen, 
und  biß  wir  das  essen  erraicht,  krafft  gemangint,  und  wiewol  wir, 
wie  ir  dann  zuvor  auch  gehört  von  Vari  quecimeto  auß,  als  wir  die 
Nation  Cuibas  ahnreiseten,  auch  gebreche  an  proviandt  erlitten,  so 
•was  es  deme  doch  ungleich.  In  disen  lagen  so  wir  alda  lagen, 
schicket  ich  eUhchc  Christen  die  wege  des  gebirgs  zuverhülen,  und 
als  sie  drei  Indios  so  derNalion  CyTlHJparirotes,  hetten  gefangen, 
und  für  mich  in  achten,  mit  denen  wir  aber  nicht  reden  oder  sie  uns 


79 

verslehon  kuiullen,  bildcHun  wir  ihnen  durch  bcdeullcn,  und  wie 
wir  n)uchlen,  für,  (his  wir  ihnen  nicht  laidls  zuthun  kouicn  weren, 
iicfj  ihnen  auch  gull  Tractiiinent  und  unlherhaitnng  lliiui,  schicket 
auch  (lern  einen  mit  gaben  oder  schenckungen  wider  heim  zu  sei- 
nem Cacique  oder  lierren.  Desselbigen  tags  käme  em  einiger  Indio 
zu  uns  ins  leger,  der  auch  der  Nation  Cyparicoles  was,  aber  die 
sprach  der  Caquelios  kundte,  bracht  mir  ein  schenckung  von  goldt, 
die  mir  sein  Cacique  oder  herr  schicket,  umb  die  gefangnen  ledig 
zulassen.  Als  ich  aber  von  discm  die  gclegenheit  des  lands,  und 
das  wir  nur  iunfT  lagraiß  ahn  die  Costa  oder  gestadt  des  Mors  litt- 
ten,  vername,  und  ich  ihn  zuseiiiem  Caeique  oder  hcrreri  gesandt 
ime  zusagen,  das  er  für  mich  käme,  und  zu  ruwiger  behausung 
wider  inn  seinen  Pueblo  oder  flecken  sich  nider  thelte.  Ließ  auch 
disein  Indio  durch  die  andern  meine  Indios,  als  ob  es  nicht  aul^  mei- 
nem bevelch,  oder  mir  wissend  beschce,  unterrichten,  die  Ordnung 
so  wir  hielten,  mit  denen  die  sich  ungehorsam,  und  wider  uns  setz> 
(cn,  und  aber  die  gutten  und  fridlichen  Tractamcnt  und  Unterhal- 
tung wir  denen  leisteten,  die  sich  an  uns  ergeben. 

Also  khame  der  Cacique  oder  herr  mit  allen  den  seinen,  auch 
mit  schür  und  geschirre,  und  thelte  sich  in  seinen  Hecken  nider,  mit 
denen  wir  fride  besletligten,  und  also  fridlichen  die  nechst  folgen- 
den drei  tag  durch  diso  Nation  und  Vil  Pueblos  oder  flecken  der- 
selhigen  zogen,  und  bei  ihnen  gutt  unlherschieifl  furiden,  biß  aull 
den  zwolfTien  tag  des  Alerlzes  das  gebirge  wi[112Jder  vorliessen, 
and  die  Nation  Caquelios  uff  der  ebne  wider  erreiclilen.  Üise  Cd- 
quetlos  aber,  drumb  das  sie  der  Cosla  oder  der  geslade  des  möhrs 
nahend  wonen,  und  von  den  raubschilfen  von  Sanctu  Dominigo,  und 
andern  Insulanis,  von  den  Christen,  derselbigen  ellich  hinweg  ge- 
furt,  betrogen,  und  verkaufft  worden,  hellen  alle  ihie  flecken  ode 
gelassen,  und  in  das  gebirge  verlolTen,  vermaindlen,  wir  weren 
auch  mit  raubschiffen  khommen,  also  das  wir  dem  khainen,  weder 
mit  frid  noch  mit  krieg  mochten  bekommen.  AlLso  schicket  ich  die 
Caquelios  so  ich  mit  mir  auß  ('oro  gefiul,  etlliohe,  die  sollten  die 
umbsitzenden  Indios  suchen,  und  ihnen  anzaigen,  das  wir  die  Chri- 
sten weren  so  in  Coro,  in  des  Cacique  oder  herren  Manuaury  ge- 
haissen,  lande  wonetlen.  Wir  wen-n  auch  nit  umb  raub,  oder  ihnen 
laids  zuthun  darkommen,  dann  wir  kündlen  wol  rechnen,  das  si«  an 
diser  Costa  oder  geslade  des  Möhrs,  von  uns  Christen  zu  Coro  zeit-^ 


60 

tung  gehabt  wurden  haben.  Die  gesandten  Indios  aber  funden  die 
iiinwoner  balde,  dann  ein  maufs  weißt  der  andern  meüße  unter- 
s<;hlei(l  wol,  und  brachten  der  Indios  vil  mit  ihnen,  welche  ab  un- 
serer zukunlTt  freüdc  zu  haben  sich  erzaigten,  gaben  uns  auch 
allerlay  schenckung.  Klagleu  mir  auch  wie  kurlzlich  ain  raubschiir 
bei  ihnen  an  der  Costa  oder  gestade  des  mors  geweßt,  und  auß 
öiiiem  Pueblo  oder  flecken,  vil  der  Nation  Hytodes,  so  bei  vier 
nieiln  von  dar,  und  in  dem  birge  wonen,  auch  diserCaquetios  feinde 
selnd,  überfallen  und  hinweg"  gefürl,  darumh  sie  uns  auch  dahin  sein 
khomnien  besorgclten,  und  dereniiallu'n  ihre  flecken  verhausset 
hellen. 

1113]  Also  raisele  ich  in  ainem  grossen  wasserflufs  Iracuy 
gehelssen,  der  nicht  kleirjer  als  der  Rein  ist,  mit  guller  Belaülung 
u\u\  diensllachtung  diser  Caqiielios,  biß  ahn  das  gestade  des  Mors, 
inn  einen  Pueblo  oder  ilecken  Xaragua  gehaisscn,  der  ist  ahn  der 
Costa  oder  gestade  des  Nordinörs,  ob  Coro  gegen  aulTgang  achtzig 
j- eijcii  gebogen.  A^jß  (iiseiü  i'ueblo  oder  Hecken,  zogen  wir  die 
Coslii  oder  gestade  des  Mors  gegen  Coro  werts,  inn  einen  Pu(ddo 
(iJer  Ik'cken  Martinico  geht;i,*i«en,  daselbst  erreichten  wir  die  ersten 
liidiüs  Caquelios,  s:)  zuvo;  unser  der  Christen  zu  Coro  freund  ge- 
ittftcht,  durch  eint  n  hauplmanii  Bar!lio!ome  Carco  genannt,  so  von 
Coro  aul'i  die  Indio-,  so  diso  Costa  oder  gestade  des  Mors  bewohnen, 
zu  freüiid  zumachen,  vor  eijiein  .Jarc  gesandt  Wiirdl.  Auß  disem 
flacken  S(  hicket  ich  einen  Cbrislen  in  einer  Canoa,  also  lieissen  der 
Indios  schiff,  ulT  dew»  Mör  mit  zwölfl"  indios  gen  Coro  zu  dem  Guber- 
n.Uor  den  wir  auß  Sancto  Dominigo  schon  wider  khomen  sein 
üchelzien,  gab  ihme  eben  dise  Uclation,  zeittung  und  bericht  diser 
ralß  und  unsers  außrichtens,  welches  alles  von  einem  olFnen  IVo- 
li'.rio  Scribano  publice,  so  auch  in  diser  raiß  mit  gezogen,  aniiotirt, 
und  was  .sich  von  einem  flecken  ni  andern  begeben,  verzeichnet 
hatt.  Dann  solches  alles  zu  Ihun,  und  Kay.  May.  \on  allem  und 
yedent,  das  ni  den  Indios  wirt  außgericbt,  iflaubwirdigen  berieht 
zugeben,  ist  in  allen  Indianischen  landen  Ihrer  Kay.  May.  bevelch 
und  Ordnung,  das  habe  ich  hiemii,  doch  auli's  kürzest  nach  dem 
buchstaben  vcrteOtscht,  und  doch  [114]  darneben  etwa  mit  umb- 
stenden  eltlieher  dinger,  mer  zu  decleriern  nit  umbgen  künden, 
dann  auch  solche  Relation  inn  Hispuni^cber  sprach,  an  ort  gescbri- 
ben,  du  die  sitten  und  vil  täil  der  art  und  gebreuch  der  Indianischen 


iändcr  wol  bewußt  ist,  und  derhalben,  vva  in  diseni  tranßlado  so 
kurtz  und  gantz  nach  dem  buchstaben  darvon  were  gcschriben, 
oder  der  Hispanischen  sprach  nachgefolget,  were  es  gantz  unver- 
stentlich,  und  bei  denen,  den  solliche  ding  gantz  frembde  seind,  zu 
vil  vertuncklet  geweßt. 

WIDER  AHNKUNFF  >'  A   SZ  DEM  LANDE  GEHN  CORO. 

Als  nu  der  Gubernator  unser  ankunffl  und  der  unsern  vil 
wundt  und  kranck  sein  vernäme,  erfordert  er  uns  gen  Coro  wider 
zu  reißen,  dahin  wir  fünff  und  sechstzig  meiln  am  geslade  des  Mors 
zureisen  hellen,  alles  durch  die  Nation  Caquetios,  welche  zuvor  und 
auß  vorgesagter  ursach  unsere  freunde  waren,  von  denen  wir  gutl 
tractament  oder  Unterhaltung,  und  was  sy  guttes  hellen,  empfiengen. 
Ich  schicket  also  etlliche  der  schwechslen  krancken  in  zweien  Ca- 
noen,  das  seind  der  Indios  schiffe,  uff  dem  Mör  gehn  Coro,  drumb 
das  sie  dester  fürderlicher  remedio  oder  hülfe  ihrer  kranckhait  er- 
raichten,  und  zöge  mit  dem  andern  lail  des  volcks  aufl' land  gehn 
Co[il5]ro,  machet  auch  uuterwegcn  eine  Nation  Atycares  genannt, 
so  am  gebirgo  vvonen,  und  mit  zweien  Caquelischen  Pueblos  oder 
flecken  Confcderiert  oder  verbunden  waren,  unsere  freunde,  und 
empfieng  von  ihnen  schenckungen.  Khamen  also  auff  den  17  tag  des 
Mertzens  Im  fiinfftzehen  hundert  und  im  ain  und  dreissigslen  jare, 
meiner  raiße.  Gott  hab  lob,  ein  gutt  und  glücklich  ende  erwartet, 
wider  gehn  Coro,  da  ich  den  Gubernator  fände,  welcher  raiß  wir, 
wie  ihr  habet  gehört,  die  Nation  Xydeharas,  Ayamanes,  undXaguas, 
sibentzig  meil  wegs  gebirge  fürraißt.  Von  dar  aber,  als  wir  die 
ebne  erraichlen,  durch  die  Caquetios,  Cuybas,  und  Guaycaries,  biß 
m  den  leisten  Pueblo  oder  flecken,  das  lande  einwertz,  Itabana  ge- 
heissen,  schelzten  wir  reichlich  fünfflzig  meil  stracks  wegs,  alles 
gegen  dem  Südmöhr  und  mittag  vverts  gelegen.  Und  am  wider  rai- 
son von  Itabana  zogen  wir  den  wege,  den  wir  khommen  waren,  biß 
gehn  Yaryquecimeto,  den  ich  nicht  rechne.  Daselbst  namen  wir  un- 
sern wege  durch  die  Caquetios  des  ihals  Yararida,  durch  die  sel- 
bigen und  durch  di(!  Cyparicoles,  biß  an  den  Pueblo  oder  flecken 
Xaraxaragua,  welcher  am  gestad  des  Nordlmörs  ligl,  sein  fünff  und 
dreissig  meil.  Und  von  disem  Pueblo  oder  flecken  biß  gehn  Coro, 
»eind  fünff  und  scheclitzig  meil.    So  weit  seind  wir  das  land  uff 

Fed.  n.  St-  6 


S2 

diser  reise  durchzogen,  dahin  zwölff  meil  von  Coro  auli,  der  Nation 
Xydeharas,  biß  wir  don  Pueblo  oder  flecken  Martynico  des  Nordt- 
iTiörs  wider  erraichlen,  da  khaine  Christen  nie  hinkommen,  allein 
wir  aufF  diser  raiß  die  ersten. 


(ll«!     WlhVAl  AHNKUNFFT  AUSZ  CORO  INN  HISPAM.UI. 

.Also  blibc  ich  inn  Coro  thails  meiner  kranckheit  halb  dem  fie- 
bei*,  so  mich  wider  angestossen  helle,  anßzuwarlen,  biß  auff  den 
neündlen  tag  Decembris  gemelts  Jars,  füre  ich  gen  Sanclo  l)omi- 
nigo  umb  Hispania,  und  fort,  auß  erfordern  meiner  herren  der 
Welser.  in  Teutschland  zuiai^en,  khanie  aulT  den  achtzehenden  tage 
gemelts  Monats  Decembris.,  mit  guttem  wind  zu  Sancto  Dominigo 
glücklich  ahn,  daselbs  blib  ich  aulf  Sebastian  Rentzen  wartend,  biß 
ufT  den  vierdten  tag  Aprilis  des  zwei  und  dreissigsten  Jars,  füren 
^vir  im  namen  Gottes  mit  guttom  winde  zu  Sancto  Dominigo  ab,  der 
uns  aber  nur  den  selbigen  tag  Vveret,  und  aber  vom  widerwindt,  so 
uns  die  nachfolgendt  nacht  ergriffe,  zu  einer  Insel,  Lamona  ge- 
heissen,  anzufaren  getrungen  wurden,  daselbst  wir  biß  an  den  an- 
dern lag,  das  was  den  sibenten  tag  gemelts  monats,  bliben,  aber 
auff  den  abent  schifften  wir  fort,  uns  also  ye  mit  guttem,  und  yhe 
mit  widerwindt,  wie  nicht  weniger  sein  khan,  biß  auff  den  neündten 
lag  Aprilis.  Erhübe  sich  abcndts  spat  ein  solliche  grosse  und  unge- 
stimme  fortuna  oder  welter,  weh;hes  biß  auff  den  zwülfften  tag 
April,  das  ist  drei  tage,  wiTct,  und  uns  nicht  allain  die  segel  abzu- 
werffen,  und  uns  alle  Reparo,  oder  uns  die  wellen  hin  und  wider 
werffen  zu  lassen,  warden  gelrungen.  |117]  Ja  auch  von  dem  un~ 
«uffiiörenden  außschupffen  des  wassers,  so  uns  die  hohen  wellen 
des  Möhrs  inn  das  schiff  wurffen,  welches  wasser  sich  audi  von 
dem  ungcstimmen  regen  mehret,  und  das  volck  des  Schiffs  so  müde 
und  mattloß  machetc,  als  die  in  diser  noth  auch  khain  fewr,  darbei 
zu  kochen,  im  schiffe  halten  dorfften,  noch  kundten,  und  sich  allain 
rocken  brodls  behelffen  musten.,  also,  das  sie  auß  matthlose  und 
frosi,  den  wir  warlich  alle  groß  und  hart  litten,  dann  wir  in  drei 
und  vierlzig  graden  stunden,  und  das  welter  Aerdtwind  was  das 
ist  von  Mitternacht,  und  der  kältest  winde  undter  allen  winden  ist, 
schier  weder  die  nolhlurfftige  arbait  zu  erreltung  dei  schifs?  thun, 
noch  auch  lenger  erleiden  khundten. 


83 

Als  aber  uns  die  grosse  fortza  oder  stärcke  diser  Fortuna  oder 
weüer.s  am  drillon  tage  verließ,  und  der  winde  ettwas  stiller 
warrte.^  also,  das  der  arbeit  des  wasserschöpffens  nicht  mehr  so  vil 
was,  und  auch  das  wiillende  Mor  stiller  wurde,  auch  das  t'ewr  dar- 
hei  zu  kochen  nun  mehr  kundt  erhalten  werden,  darab  unserer  ver- 
gangnen arbeit  solte  vergessen  werden,  aber  doch  der  widerwind, 
welcher  uns  forlzufaren  fast  verhinderte,  nicht  nachliesse  noch 
auffhoret,  und  aber  gleichwol  doch  von  tag  zu  tage  mehr  abname, 
biß  an  den  rieündlcn  lag,  das  was  auff  den  ein  und  zvveintzigsten 
tag  des  monats  Aprilis  vorgemeldt,  bließe  ein  gutler  glücklicher 
und  uns  fast  wilkonier  wind  ahn,  der  uns  unsere  raise  fort  zubrin- 
gen hallfe  und  vergönnet,  als  es  dann  Gott  gefiel. 

[liSJ  Hie  kan  ich  gleichwol  nicht  unterlassen  anzuzeigen,  das 
auff  den  fünff  und  zweintzigsten  tag  Aprilis  obgemeldt,  als  wir  fast 
einen  schönen  Sonnenscheinenden  tag,  auch  fast  ein  still  ruwig  Mör 
hellen,  sahen  wir  ellwa  zwen  armbrusl  schufs  weit  vor  dem  schiffe, 
ein  Strudel  des  Möhrwassers  auffgehen,  aines  nicht  nidern  hauß 
hoch,  welches  der  natur  des  Möhrs  zuwider  ist,  und  von  khainem 
Marynero  oder  schiffer  dergleichen  vor  nye  gesehen  oder  gehö  "t. 
Als  aber  der  Pilolo,  also  haißt  der  laitler  des  schiffs,  solches  ersähe, 
und  also  unbedacht  ein  berg  im  Mör  sein  schelzetle.  daran  das  was- 
scr  also  schlüge,  und  die  Segel  mit  grossem  geschrey  und  genug 
erschrecken  alles  volcks,  eilend  befalch  abzuwerffen,  dann  so  es 
ein  berg  guweßt  were,  darfür  es  der  Pilolo  oder  lailter  des  schiffs 
hielle,  were  uns  di(;  gefahr  des  todts  neher  dann  die  errettung  ü^ 
lebens  geweßt.  Als  aber  die  Maryneros  oder  Schiffer  schon  inn 
ubung  und  arbait  waren  die  Segel  abzuwerffen,  dann  daran  stunde 
unser  wolfart  und  genesen  oder  errettung,  gienge  diser  Strudel, 
sich  ye  mehr  und  mehr  ahnzündet  und  mehret,  schnells  lauffs  vor 
unserm  schiffe  beiscitz  über,  darab  wir  nicht  wenig  freüde  empfien- 
gen.  alls  wir  dann  ab  dem  ersten  gesiebt  laid  und  schrecken  gti- 
habt,,  dann  so  es  wie  vorgesagt,  ein  gebirge,  oder  so  schon  allein 
das-,  das  es  dann  was,  uns  genahet  und  das  schiff  erreicht  und  an- 
trufft'n,  so  helle  es  das  schiffe  one  mitel  unterlrucket  und  unser 
hail  hingenomen  und  abgeschnitten. 

Das  habe  ich  auch  hlemit  wollen  ahnzaigen,  dann  es  nicht  der 
wenigsten  und  wunderbarlichen  dinger  ey[il9]nes  ist,  so  mir  auff 
aller  diser  Indianischen  raiße  begegnet.   Dann  auch  die  Maryneros 

6* 


84 

oder  schiflleüt  im  schiffe,  auch  die  Porlugeser,  so  wir  in  den  Inseln 
Acores  fanden,  und  hernach  auch  in  Sibillia  anzeigten,  als  ein  vor 
nie  gesehen  noch  gehöret  ding,  sich  darab  verwunderten,  dann  es, 
ohs  schon  wasser  und  im  wasser  was,  so  was  doch  sein  artt  und 
auffwellcn,  auch  sein  geschwinder  laufl",  einem  angezündlcn  und 
hoch  hrinnenden  wasser  zugleichen. 

Und  als  wir  nun  aber  fortschifTten,  und  auIT  den  ein  und  zwein- 
tzigslen  tage  des  Mayen,  vorgenieUlls  Jars,  die  Inseln  Acores,  so 
vierthalb  hundert  meiln  von  Sibillia  inn  Ilispania  gelegen,  dem  khö- 
nig  von  Portugal  gehörend,  unlher  siben  Inseln,  sovil  seind  ir,  eine 
Latercera  gcheissen,  erraichtcn,  und  dns  port  namen  und  alda  ahn- 
liiren,  und  uns  daselbst  mit  proviandt  zu  fürsehen,  dann  wir  über 
gewonliche  zeit  eins  lails  auß  widerwindt  und  fortuna  oder  unge- 
witter,  thails  auch  auß  Calina  und  abgang  des  windts  und  gar  zu 
stillem  welter,  das  uns  nicht  kundte  fort  werfTen,  abgang  und  ge- 
breche an  wasser  und  Mandament  oder  speiß  ahnfiengen  empfin- 
den. Nun  aber  funden  wir  in  diser  Insel  grossen  hunger,  allso  das 
auch  die  innwoner  derselbigen  sich  gen  Portugal  vil  haben  müssen 
verhausen  und  hungers  notl  leiden,  dann  solches  hungers  wäre  ur- 
sach,  das  den  vor  vergangnen  winter  das  gelraid  in  Portugal,  und 
daselbst  hungerige  Jar  geweßl,  verfüit,  und  dise  Insel  zu  gar  ent- 
blößt worden.  Alls  wir  aber  unns  sovil  wir  mochten,  durch  gute 
freunde,  so  der  Patron  unsers  [120]  schilTs  daselbst  bette,  umb 
reyliche  bezalung,  unns  etlwas  versahen,  darmit  wir  neben  einge- 
zogener Ordnung,  die  mit  der  proviandt  oder  speiß,  must'  y^-lnd 
len  werden,  darmit  wir  in  Hispanien  und  ahn  die  begerlen  port  zu- 
komen  versahen,  dahin  wir,  wie  vor  ahngezaigt,  noch  vierthalb 
hundert  meilen  hetten,  welche  bei  zimlichem  windl  in  zwölf!  tagen 
geschilfet  werden. 

Als  uns  aber,  wiewol  wir  mit  gulteni  winde  aufffuren,  das 
glück  zuwider  was,  und  umb  gebrechen  ahn  windt,  den  wir  hellen, 
bei  neun  tagen  in  Calma  und  gant/.  ohn  allen  windl  im  Mör  zu 
schiffe  lagen,  und  erst  auIT  den  neündten  tage  Junii,  das  was  am 
sechszehenden  tag,  nach  dem  wir  in  der  Insel  Lalercera  außgefa- 
ren,  das  erst  lande  von  Portugal  Cabo  sanl  Vicemc  genennet,  er- 
kanten,  und  die  Costa  oder  geslade  del  Algarbe  abfuren,  unser  raiß 
zu  Continuieren  oder  volslrecken,  daran  uns  aber  der  winde  ver- 
hindert, und  also  an  ainem  Port  von  Portugal,  Faro  gehaissen,  ahn- 


85 

füren,  dann  der  gebreche  und  abgang  der  Proviandt  oder  speiß, 
lenger  dilalion  oder  zeit  das  schifT  Zuspeisen  nit  erlitten  mochte 
werden. 

Als  aber  wir  in  disem  port  oder  anfart  an  land  sprangen,  wor- 
den wir  von  den  innwonern  des  fleckens  selber  bericht,  wie  sechs 
raubschifT  der  Moren  als  Fuscy  und  Galliotas  geheissen,  an  diser 
Costa  oder  gestade,  sich  auff  ansprengen  und  raub  der  fürfarenden 
schiffe  enthielten.  Hetten  auch  einen  tag  darvor  ein  landschimin  mit 
eysen  geladen,  ahngefochten  und  in  das  [i2i]  Port  gejaget.  Die 
gefahrr,  die  wir  hetten  zubeslehen,  von  disen  raubschiffen,  so  wir 
von  ihnen  angewendet  wurden,  genug  bewegendt,  und  auch  in  ahn- 
sehung,  das  unser  schiff  vast  überladen  was,  und  derhalben  nit  so 
gerüst  zur  gegenwehr,  alls  die  schiff  der  Moren,  welche  allein 
fewerwerck,  geschütz,  und  was  zur  verderbung  der  schiff  dienet, 
und  also  ihre  schiffe  ring  geladen,  füren.  Auch  inen  schwerlich 
abruch  oder  widerstände  von  einem  geladenen  schiffe  gelhort  kan 
werden,  dann  sie  auch  vil,  und  zu  solichem  gebrauch  kriegsvolck 
haben,  dessen  wir  dann  in  unscrm  schiffe  genug  gebreche,  mit 
füren.  Also  entschlossen  wir  uns,  alles  goldl  und  perlein  so  in  di- 
sem schiffe  von  allerlay  personen  was,  und  auch  Kaiserlicher  Maye- 
stat  gehörend,  gefürt,  welches  alles  ob  sibentzig  tausent  ducaten 
werdt  was,  an  land  zuwerffen,  und  dannit  zogen  unser  neun  per- 
sonen, darunter  Sebastian  Rentz  von  Ulm  und  ich  waren,  von  disem 
flecken  Faro,  biß  mn  ein  stätllin  Ayamont,  siben  rneil  wegs,  uff 
einem  wasserflufs,  füren  wir  inn  einem  klainen  schifliin  dahin,  aldar 
namen  wir  rofs,  und  ritten  auff  dem  lande  gen  Sybillia,  dahin  ist 
von  Ayamont  fünff  und  zwaintzig  meil,  und  schickten  das  schiffe 
sein  stracken  wege  gehn  Calitz,  und  fort  gehn  Sybillia  auff  dem 
Mör,  daselbst  es  von  den  Moren  onangefochten  wol  ankhame. 

WIDERKHLNFFT  AUSZ  HISPANIA  GEHN  AUGSPURG. 

Das  ist  ÖS  endo  meiner  raifz,  von  Sybillia  in  India,  und  wider 
von  dar  gehn  Sybilb  ,  dahin  wir  auff  den  sechtzehenden  tag  Junii, 
im  tausent  fünff  hundert  und  zwai  und  dreissigsten  jar,  wohl  ahn- 
kumen,  von  dar  reyseten  wir  baide  Sebastian  Rentz  und  ich  ahii 
Hispanischen  der  Kaiserin  hoff,  der  zeit  zu  Medyna  del  Campo,  ein 
Statt  in  Castyllia  gelegen,  also  gehaissen,  dahin  von  Sibillia  auß 


23  meil  sein.  Von  danflen  reißten  wir  für  und  durch  Vastuniram, 
das  ist,  Gasconien  und  Franckreich,  für  Thoiosa,  und  Lyon,  dahin 
von  Medyna  vast  zweihundert  und  dreizehcn  im  il  ist,  und  von  Lyon 
gehn  Augspurg  bei  neünlzig  mcil,  da  wir  auff  den  leisten  lag 
Augusto  vorgeinells  Jars,  Golt  dem  berren  sei  lobe,  glütklich  und 
wol  ankhamen. 

Ende  diser  Indianischen  Historien. 
Gclruckt  zu  Hagenaw  hei  Sigmund  Bund  etc. 


WARIIAFFTIG  HIS'IORIA 

UND  BESCHREIBUNG  EINER  LANDTSCIIAFFT  ÖER  WIL- 
DEN, NACKETEN,  GRIMMIGEN  MENSCHENFRESSER  LEU- 
THEN,  IN  DER  NEVVEN  WELT  AMERICA  GELEGEN,  VOR 
UND  NACH  CHRISTI  GEBURT  IM  LAND  ZU  HESSEN  UNBE- 
KANT,  BISZ  AUFF  DISE  II  NECHST  VERGANGENE  JAR, 
DA  SIE  HANS  STADEN  VON  HOMBERG  AUSZ.  HESSEN 
DURCH  SEIN  EYGNE  ERFARUNG  ERKANT,  UND  lETZUND 
DURCH  DEN  TRUCK  AN  TAG  GIBT. 

DEDICIRT    »EM    DÜRCHLELCHTIGEN    HOCHGEBORNEN    HERRN,    H.   PHI- 

LIPSEN  LaNDTGRAFF  ZU  HESSEN,  GRAFF  ZU  CATZENELMBOGEN,  DIETZ, 

ZIEGENHAIN  UND  NJDDA,  SEINEM  G.  H. 

MIT  EINER  VORREDE  D.  JOH.  DRYANDRI,  GENANT  EYCHMAN, 

ORDINAKII    rROFKSSORlS    MEDICI     ZV    MARPUROK. 

INHALT  DES  BÜCIILINS  YOI.GET  NACH  DEN  VORREDE?r. 
(FRANCKFUBT    AM   MAIN 

DLKC'H    WEYOANDT    HAK 
1556.) 


&v\ 


R9 


Dem  durchleuchtigen  und  hochgebornen  Fürsten 
und  herrn,  herrn  philipsen  landtgraven  zu  hes- 
SEN, GRAVEN  zu  CATZENELNBOGEN,  DIETZ,  ZIEGENHAIN 
UND  NIDDA,  etc.     MEINEM   GNEDIGEN   FÜRSTEN 
UND   HERRN. 

Gnad  und  Fried  in  Christo  Jhesu  unserm  erlöser.  Gnediger 
Fürst  und  Herr.  Es  spricht  der  Heilige  Königliche  Prophet  David, 
im  hundert  und  siebenden  Psalm.  Die  mit  Schiffen  auff  dem  Meer 
fuhren,  und  trieben  ihren  handel  in  grossen  wassern.  Die  des 
Herrn  werck  erfaren  haben,  und  seine  wunder  im  Meer.  Wenn  er 
sprach,  und  einen  stürm windt  erregcte,  der  die  wellen  erhub,  und 
sie  gen  himel  füren,  und  in  abgruTidt  fuhren,  das  ire  seel  für  angsl 
verzagte,  das  sie  tummelten  wie  ein  trunckener,  und  wüsten  keinen 
rath  mehr.  Und  sie  zum  Herrn  schreien  in  irer  not,  und  er  sie  auß 
iren  ängsten  füret.  Und  slillete  das  ungewilter,  das  die  wellen  sicli 
legten.  Und  sie  froh  wurden,  das  stille  worden  war.  Und  er  sie  zu 
lande  bracht  nach  ihrem  wuntsch.  Die  sollen  dem  HERRN  dancken, 
und  seine  gute,  und  umb  seine  wunder,  die  er  an  den  menschen 
Kindern  thut.  Und  inen  bey  der  gemein  preisen,  und  bey  den  alten 
rhiimen. 

Also  bedancke  ich  mich  gegen  dem  Allmechligen  Schöpffer 
Himmels,  Erden  und  Meers,  seinem  Son  Jesum  Christum  und  dem 
Heiligen  Geyst,  der  grossen  gnad  und  barmiierligkeit,  die  mir  unter 
den  wilden  leuten  des  lands  Prasilien,  welches  inwoner,  die  mich 
gefangen  hatten,  genennet  [2]  die  Tuppin  Imba,  und  menschen 
fleisch  essen.  Derer  gefangener  ich  neun  Monat  gewesen,  und  viel 
andere  gefahre  mehr  durch  ihre  heilige  dreyfaltigkeit,  gantz  unver- 
hoffter wunderlicher  weise  vviderfaren  ist.  Das  ich  nach  langem 
eilendes  gefahr  leibs  und  lebens  widerumm  in  E.  F.  G.  Fürsten- 
thumb,  mein  höchsts  geliebtes  Vatterlandt,  widerumm  nach  ver- 
lauffneReyse  und  Schiffart  undertheniglich  anzeigen  sollen,  welche 
ich  auffs  kürtzesle  begriffen  hab.  Ob  E.  F.  G.  zu  irer  gefeiligen  ge- 


90 

Irgenheit,  darinne  mit  hilff  Gotles,  durch  mich  durchzogene  Land 
und  Meer,  sich  wollen  vorlesen  lassen,  umm  wunderbarer  geschieht 
willen,  der  Allmechtige  Gott  in  nöten,  bey  mir  erzeygt  hat.  Damit 
auch  E.  F.  G.  an  mir  nicht  zweilFde,  als  solle  ich  unware  ding  voi- 
gehen,  wölte  E.  F.  G.  ich  ein  Paßport,  zu  disem  berichl  dienlich, 
selbs  offerircn.  Gott  sey  in  allem  allein  die  ehre.  Vnd  hevcihe  mich 
hiemil  E.  F.  G.  in  underthenigkeit.  Dalum  WollThagen  den  zwen- 
tzigslen  Junii,  Anno  Domini  im  FünfTtzehen  hundert  und  Sechs  und 
FünfTlzigsten. 


E.  F.  G.  Geborner  unlersaß  Hans  Staden  von  Homherg 
in  Hessen,  letzt  Burger  zum  WoltThagen. 


91 


[1]  Dem  wolgebornen  herrn  h.  philipsen  graff  ?\ 

nassau  fjnd  sarprück  etc.  meinem  gnedigen  herrn'. 

wün.s<  ilt  d.  dry ander  viel  heils  mit  erbietung 

seiner  dienste. 

Es  halt  mich  Hans  Staden,  der  üilli  Buch  und  Histon»  ictz 
durch  den  druck  leßl  außgehen,  gebellen,  das  ich  doch  zuvor 
seine  Arbeit  und  SchrifTl  diser  Historien  übersehen,  Gorntjiren, 
und  wo  es  von  nölcn  ist,  verbessern  wolle  liiser  seiner  Biltr, 
habe  ich  auß  vielerley  ursach  stall  y-t-ben.  Erstmals,  das  ich  dis«>s 
Authoris  Valier,  nun  mehr  in  die  fünirtziff  jar  gekand»,  Cdam»  vr 
und  ich  auß  einer  Stadt,  ncndich  zu  Wetter,  geboren  und  aufTer- 
zogen  sein)  und  nicht  andere,  denselbigen,  daheim,  und  zu  Hom- 
bergk  in  Hessen,  da  er  ietz  wonhafftig  ist,  dann  als  vor  ein  aulT- 
richtigen  frommen  und  dapflTem  Mann,  der  etwa  auch  in  guten 
kiinslen  studirt,  erkant  hab,  und  (wie  in  gemeinem  Sprichwort  ist), 
der  ApITel  schmeckt  ullwege  nach  dem  stamm,  zu  verholten  Hans 
Staden,  dieses  Ehrlichen  Manns  Sone,  sol  in  lugenden  und  fromb- 
keit  dem  Valter  nacharten. 

Zum  andern  neme  ich  die  arbeit,  diß  Büchlein  zu  übersehen, 
desto  freudiger  und  lieber  alin ,  das  ich  geni  in  denen  geschichten, 
so  der  Mathemalica  gemeß  sein,  alsdann  ist  die  Cosmographia,  das 
ist  die  bcschrcibung  und  abinessung  der  LandtschafTlen,  Stedt,  und 
wegefahrlen,  deren  inn  diesem  Buch  auff  vielerley  weise  etlich-^ 
vorgetragen  werden,  belustigen,  dann  ich  fast  gerne  mit  diser 
sach  umgehe,  so  ich  vcrnf^ne,  das  man  auffnchtiü  und  warHcli, 
die  ergangenen  dinge  [2]  offenbarel,  und  an  lag  brmtfl,  wie  ich 
dann  keins  wegs  zweifei,  diser  Hans  Staden  srhivib  uud  vennelcle 
seine  Historia  und  wegetart,  nicht  auß  anderer  leut  atizeigung, 
sonder  auß  seiner  eigen  erfarung,  grüntlich  und  gewiß  an,  sondtr 
einigen  falsch,  ursach,  das  er  daiinn  kernen  Rhum  oder  weltliche 
£hrgeitzigkcit,  sonder  allein  Gottes  Ehr,  Lob  und  danckbarkeit, 
(»ir  erzeigte  v/olthat  seiner  erlösunge,   suchet,    lind  diß  im  die 


92 

vornemsle  ursach  ist,  diese  Hislory  an  tag  zubringen,  damit  ieder- 
mann  sehen  köndte,  wie  gnediglich  und  wider  alles  hoffen,  Gott 
der  Herr  diesen  Hans  Staden,  auß  so  viel  gefehrlichkeit,  so  er 
Gott  Irewlich  angeruffen  hat,  erlediget,  und  von  der  wilden  leuth 
grimmigkeit  (bey  denen  er  bei  IX  Monat  lang,  alle  tage  und  stunde, 
erwarten  muste,  das  man  inen  unbannheriziglich,  todt  geschlagen 
und  gessen  hell)  in  sein  geliebtes  Vatterland  in  Hessen  wider 
kommen  lassen. 

Für  diese  unaußsprechliche  Gottes  barmhertzigkeit.  wolle  er 
vor  sein  geringes  vermögen  ie  gerne ,  Gott  danckbar  sein  und 
die  wolthat  ime  geschehen,  Gott  damit  zuloben,  aller  meniglich, 
offenbaren,  und  indem  er  difj  milde  werck  also  treibt,  brenge  die 
Ordnung  der  handelung  mit  sich,  das  er  die  ganlzc  wegefahrt  der 
IX  jar,  so  er  ausser  landt  gewest  ist,  wie  sich  alle  dinge  zugetra- 
gen haben ,  beschreibe. 

Und  dieweil  er  diß  einfeltiger  weise  nicht  mit  geschmückten 
oder  brechtigen  worten  oder  Argumenten  vortraget,  gibt  mir  des 
einen  grossen  glauben,  es  muß  sein  sach  bestendig  und  auffrichlig 
sein,  und  kundte  ie  auch  keine  nülzung  darab  haben,  das  er  lügen 
an  statt  der  warheit  vortragen  wolle. 

Darzu  so  ist  er  sampt  seinen  Eltern  hie  inn  diesem  Landt  ge- 
sessen, nit  wie  der  Landtfarcr  und  Lügener  gewonheit,  [3]  von 
einem  landt  ins  ander,  Zigeuners  weise,  uinblaufTe,  müsle  also  ge- 
w arten,  wo  etwan  gewanderte  leut,  so  inn  den  Inseln  gewest,  an- 
kämen, würden  in  lügen  straffen. 

Und  ist  diß  mir  gar  ein  fest  argumenl,  das  sein  sach  und 
diser  History  beschreibung,  auffrichtig  sein  muß,  das  er  anzeiget^ 
zeit,  statt  und  platz,  da  des  hochgelerten  und  weit  berümplen 
Eobani  Hessi  Sone,  Heliodorus,  der  sich  nun  lauge  zeit  in  frembde 
lande  zuversuchen  begeben,  und  hie  bey  uns  als  für  todt  geschetzt 
worden,  bei  diesem  Hans  Staden  inn  der  landtschafft  oder  wilden 
leut  gewesen  ist,  und  gesehen,  wie  erbermlich  er  gefangen  und 
hinweg  gefüret  sey.  Dieser  Heliodorus,  sage  ich,  kann  über  kur?z 
noch  lang  (wie  man  hofft  das  geschehen  sol)  zu  hause  kommen, 
und  wo  des  Hans  Sladens  Historia  falsch  und  erlogen  were,  kan  er 
in  zuschanden  machen,  und  für  ein  nichtigen  Mann  angeben. 

Von  diesen  und  dergleichen  kreffligen  argumentcn  und  Ver- 
mutungen, des  Hans  Stadens  auffrichtigkeit  zu  beschützen  und  zu 


93 

bewehren,  wil  ich  dißmal  beruhen,  und  weiter  ein  wenig  anzei- 
gung  Ihun,  was  doch  die  ursach  scy,  das  diese  und  dergleichen 
Historien  von  ineniglich  wenig  beyfalls  und  glaubens  gegeben 
werde. 

Zum  ersten  habens  die  Landlfnrer  mit  ihren  ungereumpten 
lügen  und  anzeigung  falsclier  und  erdichtcr  dinge  dahin  bracht, 
das  man  auch  denen  rechtschafTenen  und  warhafftigen  leuten,  so 
auß  frembden  landen  kommen,  wenig  glaubens  gibt,  und  wirt  ge- 
meinlich gesagt:  Wer  liegen  will,  der  liege  fern  her,  und  über 
feldt.  Dann  niemandts  dahin  gehet  diß  zuerfaren ,  und  ehe  er  die 
mühe  darauflT  legen  würde  diß  zuerfaren,  wil  ers  ehe  glauben. 

Nun  ist  aber  damit  nichts  außgericht,  das  umh  der  lügen  wil- 
len die  warheit  auch  sollgeslümmelt  werden.  Es  [4]  ist  hierauff 
zu  mercken,  das  so  dem  gemeinen  mann  etliche  angezeigte  dinge, 
nit  müglich  sein  geglaubt  werden,  und  doch  so  diese  dinge  bey 
verständigen  leuten  vorbracht  und  erwägen  werden,  vor  die  ge- 
wiste  und  beslendigste  ding  geacht  werden,  und  sich  auch  also 
erfinden. 

Diß  nierck  auß  einem  oder  11  Exempel ,  so  auß  der  Aslronomi 
genommen  oder  gezogen  werden.  Mir  leuthe  so  wir  hie  umb 
Teutschlandt,  oder  nahe  dabey  wonen,  wissen  auß  lang  herbrachter 
erfarung,  wie  lang  der  Winter,  der  Sommer,  sampt  den  andern 
zweien  jars  zeiten,  Herbst  und  Lentz  weren.  Item  wie  lang  oder 
Mutz  der  lengste  tag  im  Sommer.^  und  der  kürtzte  tag  im  winter, 
und  so  mit  der  nacht  zuachten  sey. 

Wenn  nun  gesagt  wird,  das  etliche  ort  in  der  weit  seien,  da 
die  Sonn  in  einem  halben  jar  nicht  under  gehe,  und  der  lengste  tag 
bey  denselben  leuten  VI  Monat,  das  ist  eins  halben  jars  lang  sey, 
und  her  widerumb  die  lengste  nacht  auch  VI  Monat,  oder  ein  halb 
jar  langk  sey.  Item  das  örler  in  der  Welt  funden  werden,  da  in 
in  einem  jar,  die  quatuor  tempora,  das  ist  die  vier  zeit  des  jars 
doppel  sein.  Also  das  zwey  Winter,  zwen  Sommer  in  einem  jar 
gewißlich  vorhanden  sein. 

Item  das  die  Sonn  sampt  andern  Sternen  wie  klein  sie  uns  hie 
sein  düncken,  doch  der  kleinste  stern  im  Himmel  grösser  sey,  dann 
die  gantze  Erde,  und  der  ding  unzelich  viel. 

Wenn  nun  der  gemeine  Mann  diese  dinge  höret,  veracht  ers 
zum  höchsten;  gibt  keinen  glauben  und  acht  es  sein  dinge,  die 


94 

iinmüglicli  sein.  Dieweil  aber  diese  Natürliche  'i  nge  bei  den  Astro- 
jiomis  dermasscn  daricetlian  werden,  daß  die  verstcndigen  der  kunst 
liicran  nicht  zweifFclri. 

So  muß  derlialben  nit  volaren .  dieweil  der  gemein  hauff  diese 
dm<re  unwar  helt,  das  es  eben  also  sein  muß,  und  wie  [5]  ul»e1 
'\ürde  die  kunst  der  Astronomie  stehen,  wann  sie  diese  himlische 
Corpora  nicht  künte  demonstriren  und  anzeigen  auß  gewissem 
öi'undl  die  Eclipses,  das  ist,  verdunckelung  Sonn  und  Mons,  auff 
gewisse  tag  und  slund  wann  sie  kommen  selten.  Ja  etliche  hundert 
jiir  vorher  angezeigt,  und  findet  sich  in  der  erfarung  also  war  sein. 
Ja  sprechen  sie:  Wer  ist  am  himel  geweßt.  und  dise  ding  gesehen, 
und  hat  es  abgemessen. 

Antwort:  Weil  die  teglichc  erfarung  in  disen  dingen  mit  den 
demonstralionibus  zustimmet,  So  muß  man  eben  so  gewiß  halten, 
als  gewiß  ist,  so  ich  III  um!  II  zusamen  lege  in  der  zal,  werden  V 
dirauß.  Und  auß  den  gewissen  gründen  und  demonstrationibu.* 
der  kunst,  Iregt  sichs  zu,  das  man  abmessen  und  rechnen  kann. 
>vie  hoch  biß  an  des  mons  bi.nmel,  und  von  dannen  zu  allen  Pla- 
iK;teu,  und  entlich  biß  an  der'  gestirnten  himel  sey.  Ja  auch  wi^ 
dick  und  groß  die  Sonn,  Mond  und  andere  corpora  am  Himel  seien, 
imd  auß  Überlegung  des  Ilimels,  oder  Aslronomia,  mit  der  Geo- 
metria,  rechnet  man  gar  eigentlich  ab,  wie  weit,  rond,  breit  und 
lang  das  erdtreich  sey,  so  doch  dise  ding  alle  dem  gemeinen  man 
verborgen  und  als  unglaublich  geachtet  werden.  Die  Unwissenheit 
vu-re  dem  gemeinen  Mann  auch  wol  zuverzeihen,  als  der  nit  viel 
in  der  Philosophie  •^ludirt  hab.  Das  aber  hochwichtisr«;  und  tasi 
gelerte  leuto,  an  den  dingen  so  wahr  erfunden  werden,  zweiffeln. 
ist  schimpllicli  und  auch  schcdlich,  dieweil  der  gemeine  man  auü 
dieselbigen  siht;t.  und  »ren  irthuinb  dadurch  besteligt,  also  sagende; 
Wenn  das  war  were,  sohetten  es  dise  und  jene  Seiibenfen  nkM 
widersprochen.    Ergo  ete. 

Das  S.  Augustinus  und  Ladanlius  Kirmianu.s  düe  iieide  heilige 
gelerk'ste,  neben  der  Theologi.»  auch  'w.  guten  künsten  wol  erfarne 
niiinner)  dubitiren,  und  nicht -zulassen  wollen,  das  die  Antipodes 
sein  künden,  das  ist.  das  man  leule  [<»]  (inde,  die  am  gegenwort 
des  erdtrichs,  unden  »nder  uns  mit  iren  füssen  t/egen  uns  gehen. 
und  al«o  den  koplT  und  leib  under  sich  hangen  gegen  den  Himt^j. 
tind  doch  nicht  hiaabfallen  etc.     DU^  laut  seit/ am  iü  huren,  und 


fl5 

«lelt  sich  doch  allwejg-  bey  den  gelerlcn  also,  lias  es  iiiiiit  anders 
;/cseiii  kann  und  war  erl'unden  will,  wie  hoch  es  die  heiligen  und 
hochgelerlen,  so  iolzl  angezeigt  sein,  authores,  verneint  haben. 
Dann  das  vesliglich  war  muß  sein,  das  diejenigen  so  ex  diamelru 
per  centrum  lerre  wohnen,  Antipodes  sein  müssen,  und  vera  pro- 
positio  ist.  Omne  versus  coelum  vergcns,  ubicumque  locorum, 
sursuni  est.  Und  darff  man  nit  hinuntcn  in  die  newe  well  ziehen, 
die  Antipodes  also  suchen,  sondern  dise  Antipodes  sein  auch  hie 
im  obern  halb  theil  des  erdtrichs.  Dann  wann  man  zusamen  le- 
chent  und  gegen  einander  hell  die  eusserste  landtschaftt  im  Occi- 
dent,  das  ist  Hispanien  und  zum  Finstern  stern  gegen  das  Orient., 
da  India  landt  leit,  geben  dise  eusserste  leut  und  inwoner  des  erdt- 
richs, beynahe  ein  arl  der  Antipoden. 

Wie  auch  etliche  fromme  Theologi  herauß  deulten  wollen, 
dafz  der  Mutter  filiorum  Zebedey  bitte,  wahr  worden  sey,  da  sie 
den  Herrn  Christum  balle,  das  ircr  Söne  einer  zu  seiner  rechten 
handt,  der  ander  zur  lincken  handt  sitzen  möge.  Diß  sey  also  ge- 
schehen, diyi^weil  S.  Jacob  zu  Compostel,  nit  weit  u  (ine  terre,  das 
gemeinlich  zum  Finslern  stern  genant  wirdt,  begraben  sein  sol., 
und  ehrlich  gehalten  würde.  Und  der  ander  Apostel  in  India,  das 
ist  im  auiTgang  raste:  Das  also  dise  antipodes  lange  vorhanden  g«  • 
weßt,  und  unangesehen,  das  zur  zeit  Augustini  die  new  weit  Ame- 
rica underm  erdtrich  noch  nicht  erfunden,  so  weren  sie  doch  auch 
auir  die  weise  vorhanden  gewesen.  Etliche  Theologi,  und  sonder- 
lich Nicolaus  Lyra  C<ler  sonst  ein  trefflicher  man  ist  geachtet)  wol- 
len, das,  demnach  der  Erdtkloß,  oder  die  Welt  zum  halben  Iheil 
[7]  im  Wasser  iige  und  schwinnne,  also,  das  diß  halb  theil,  da  wir 
auffwonen,  über  dem  wasser  heraußgehe.  Das  ander  theil  aber 
sey  unden  gar  mit  dem  Meer  und  wasser  also  umbgeben,  da?  da 
niemandt  wonen  kan.  Welclis  alles  wider  die  kunsl  der  (.  osmo- 
graphio  streitet.  Und  nun  mehr  durch  die  vilc  {^chiffarlen  der  Spa- 
nier und  Portugalcser,  \iel  anders  erfunden  ist  worden,  daß  dps 
Erdtrich  allenthalben  bewonel  werde.  Ja  auch  sub  torrida  Zona. 
welchs  unser  vorfaren  und  alle  ScribeMtcn  nie  haben  wollen  zu- 
lassen. Unser  tägliche  würtz,  zucker.  perlen,  und  andere  der- 
gleichen wahr,  werden  auß  den  landen  her  zu  uns  bracht.  Diß 
puraduAon  von  den  Antipodibus,  und  vorangezeiglen  Himmels  ab- 
.•neissung  hab  ich  mit  fleiß  anzeigen  wüllen,  das  vorige  ArguiiteiU 


96 

«lamil  zu  besleltigen,  köndlen  fast  viel  der  dinge  mehr  hie  ange- 
zeigt werden,  wo  ich  mit  meinem  langen  schreiben  euch  gern  ver- 
drößlich  sein  woll. 

Doch  werden  dergleichen  Argument  viel  gelesen  werden,  in 
dem  Buch,  so  der  wirdige  und  Hochgelerle,  Magister  Casparus 
Goldtworm,  fleissiger  Superintendens  E.  G.  zu  Weilburgk  und  Pre- 
dicant:  Welchs  buchs  in  VI  theil  underscheiden  von  vielerley  Mi- 
rackeln,  wunderwcrcken,  und  paradoxen,  so  bey  vorigen  Zeilen 
und  noch  geschehen  sein,  sagen  wird,  und  bey  kurlzem  in  truck 
verfertiget  soll  werden.  Zu  welchem  Buch,  und  zu  andern  vielen, 
so  dergleichen  dinge  boschriben,  Als  sein:  Libri  Galeotti,  de  rebus 
vulgo  incredibilibus  etc.  den  gütigen  Leser,  so  diser  ding  weitem 
verstandt  haben  will,  ich  hiemit  gewiesen  will  haben. 

Und  sey  hiemit  genug  angezeigt,  das  es  nicht  flucks  allwege 
lügen  sein  müssen,  so  etwas  wird  angezeigt,  dem  gemeinen  Mann 
frembd,  und  unbreuchlich  dünckt  sein,  wie  in  dieser  Historia,  da 
die  leute  alle  in  der  Insel  nacket  gehen,  [8]  kein  heuslich  vihe  zur 
narung,  keinerley  dinge,  so  bey  uns  im  Brauch,  den  Leib  zuerhal- 
ten,  haben,  als  kleider.  Belle,  Pferde,  Schwein  oder  Kühe,  noch 
Wein  oder  Bier  etc.  sich  aulT  ihre  weise  enthalten  und  behelffen 
müssen. 

Damit  diese  vorrede  zum  Ende  lauff,  will  ich  auch  kürtzlich 
anzeigen,  was  disen  Hans  Staden  bewegt  hab,  seine  beide  Schif- 
farie und  wegereise  in  truck  zu  verfertigen.  Diß  möchten  viel  im 
übel  außlegen,  als  woll  er  hiemit  im  einen  Rhum,  oder  berechtigen 
Namen  machen,  welchs  ich  gar  viel  anders  von  ime  verneme,  und 
glaub  gewißlich,  das  sein  gemül  viel  anders  stehe,  wie  auch  in  der 
Historia  hin  und  wider  vermerkt  wirt. 

Dieweil  er  so  in  vielfeltigem  Elend  gestanden,  soviel  wider- 
wertigkeil  erlitten,  daran  ihm  so  offt  sein  leben  gestanden  hat,  und 
gar  nicht  zu  hoffen,  sind  das  er  da  entlediget  und  in  sein  Vatter 
heimniet  wider  kommen  würde.  Gott  aber,  dem  er  allwege  ver- 
trawet  und  angeruffen,  inen  nicht  allein  von  seiner  feinde  hende, 
sondern  auch  durcli  seine  gleubiges  gebet  vielmals  Gott  beweget 
iiat,  das  under  den  Gottlosen  leuten  Gott  zuverstehen  geben,  das 
der  rechte  warhaftige  Gott,  krefflig  und  gewaltig,  und  noch  vor- 
handen sey.  Mann  weiß  wol,  das  des  Gleubigen  gebett  Gott  kein 
aiel,  Maß  oder  zeit,  setzen  solle,  so  es  aber  Gott  gefellig  ist 


97 

gewesen,  durch  «liesen  Hans  Sladen,  sein  vvunderwerck  bey  den 
Gottlosen  wilden,  zusehen  lassen,  Diß  wüste  ich  nicht  zu  wider 
sprechen. 

Auch  ist  iedermann  bewust,  das  tn'ibsai,  kummcr,  un£r1ück 
und  kranckheit  etc.  gemeinlich  die  Icut  zu  Gott  bewegen,  das  si* 
in  der  nolh  mehr  dann  zuvor  Gott  anrulT'en,  etliche  bißher  nach 
papistischer  weise,  sich  etwan  disein  :  \ei  jenigen  heiligen  mit 
walfart  oder  opferen  verpflichten,  das  in  aub  [9]  •'"er  Not  geholfen 
werde,  und  dise  gelübte  vasl  strenge  gehalten  werden,  außgc- 
nommen  von  denen,  so  gedencken  die  heiligen  zu  belriegcn  mit 
iren  gelübten,  wie  Erasmus  Rolerodamus  in  colloquiis  in  dem  Nau- 
fragio  schreibet,  das  einer  im  ScliilF  S.  Christophorum,  der  zu  Parili 
hn  Tempel,  ein  bildl  etwan  10  elen  hoch,  wie  ein  grosser  Poli- 
phemus,  stehet,  Diesem  heiligen  gelobt  habe,  Wann  er  im  anß 
der  Nott  hilff',  wolle  er  im  opflern,  ein  wechsen  liecht  also  groß, 
als  der  heilige  were.  Sein  nechster  nachpawer,  der  bey  ihm  saß, 
der  wüst  umb  dieses  Manns  armheit,  schaldl  in  von  wegen  dieses 
.gelübtes,  sagt,  Wann  er  gleich  all  sein  narung,  die  er  auil  Erden 
hette,  verkeulU,  kondle  es  doch  nicht  soviel  wachs  zuwcgen  brin- 
gen, das  er  ein  solch  groß  liecht  kündt  gezeugen.  Antwort  im  der 
darauff,  «agt  es  ihm  heimlich,  das  der  heilige  es  nicht  hören  solle, 
sprechende:  Wenn  er  mir  auß  dieser  not  gehoHfen  hat,  wil  ich  im 
kaum  ein  unschhcht  licht,  gemacht  eins  pfennigs  wert,  geben. 

Und  die  ander  Historia  von  dem  Reuter,  so  im  Schiffbruch 
war,  die  ist  eben  auch  also.  Dieser  Ueutlcr  als  er  sähe,  daß  darf 
Sühitr  vvolt  undcrgehen,  riefl'  er  S.  Niclaus  an,  daß  er  ihn»  aulS  der 
not  hüllFe,  er  woll  im  sein  Pi'ert  oder  Pagen  opfTern,  da  vermajiel 
sein  kneclit  inen,  Er  solle  das  nicht  thun,  warauff  er  sonst  reiten 
wolle,  sagt  der  Juncker  zum  knecht,  heimlich,  das  der  heilige 
nicht  hören  soll.  Schweige  du  stdl,  wann  er  mir  auß  gelnlÜ't,  wil 
ich  im  nicht  den  Slerlz,  das  ist  den  SchwanU  vom  Pferde  geben. 
Also  gcdachl  ein  iederer  uiider  den  zweien,  seinen  heiligen  zu  be- 
triegen  und  gethaner  wollhal  bald  zu  vergessen. 

Damit  nun  dieser  Hans  Sladen  nicht  auch  also  dafür  ange- 
sehen werde,  ielzl  so  ihm  (Joll  geholffen  hat,  dieser  wolliial  mi 
vergessen.  So  hat  er  im  vorgenommen,  mit  diesem  j  lOJ  Iruck,  und 
beschreibung  der  Hysloryen,  Gott  in  allwege  zuloben  und  preisen, 
und  aulS  Christlichem  gemüt,  die  werck  und  Gnade  an  im  erzeigt, 

red.  u.  St.  7 


<)8 

wo  er  kari  und  mag,  wn  lag  zubringen.  IJ^nd  wann  diß  niclit  sein 
vornemcns  ncre  Cwelchs  dann  etbarlich  und  gerecht  ist),  so  walte 
er  viel  lieber  dieser  mühe  und  arbeil,  verseumnis,  auch  angewen- 
tßs  kostens,  der  nicht  gering-  auff  diesen  Truck  und  Formen  zu 
schneiden  ergangen  ist,  enlhaben  seil». 

Diese  Ilistoria  aber  dieweil  sie  durch  den  Authorem  dem 
Durchleuchtigen  hochgebornen  Fürsten  und  Herrn  Herrn  Philipsen, 
LandlgrafTen  zu  Hessen  ^  GrafF  zu  Catzeneinbogen,  Ditz,  Ziegen- 
hain und  Nidda,  seinem  Landlsfürsten  und  Gnedigen  Herrn  under- 
theniglich  dedicirt  und  Zugeschrieben,  und  in  seiner  gnade  namen 
offf'nllich  in  truck  hat  lassen  außgehen,  und  lange  zeit  zuvor  her 
von  hochgemeltem  F.  unserm  Gnedigen  Herrn,  in  meiner  und  an- 
derer viel,  gegenwertigkeit,  den  Hans  Staden  examinirt,  und  von 
allen  stücken  seiner  Schiffart  und  gefenknis  grünllich  außgefragl 
und  erforsl,  davon  ich  dann  vielmals  E.  G.  sampt  anderen  Herrn 
undcrlhenig  angezeigt  nnd  erzelet  habe.  Und  dieweil  ich  E.  G.  vor 
einen  soiiderliclien  lieljhaber  solcher  und  dergleichen  Astronomi- 
schen und  Cosmographischen  künste,  zu  sein  lange  zeit  vermerckt^ 
habe  ich  diese  meine  prefation  oder  vorred  E.  G.  undertheniglich 
wollen  zuschreiben,  Welch  E.  G.  gnediglich  also  von  mirr  wolle 
annemen,  biß  so  lang  ich  etwas  triffligers  in  E.  G.  namen  in  truck 
verfertigen  werde. 

Mich  hiemit  E.  G.  undertheniglich  befelhende 

Datum  Marpurgk  am  tage  Thome. 
Anno  M.D.LVI. 


99 


[1]  INHALT  DES  BUCHS. 

1)  Von  zweien  Schiffarten,  so  Hans  Staden  in  neundlhalb 
jaren  volnbracht  hat. 

Ist  die  erste  reise  auß  Porlugalia,  die  ander  auß  Hispania,  in 
die  newe  weit  Americam  geschehen. 

2)  Wie  er  alda  in  der  Landtschafft  der  wilden  leut  Toppinikin 
(so  dem  König  von  Portugal  zustehen;)  für  einen  Büchsenschützen 
gegen  die  feinde  dahin  gebrauchet  sey. 

Letzlichen,  von  den  feinden  gefangen  und  wegk  geführet,  ze- 
hendhalben  Monat  lang  in  der  gefar  gestanden,  das  er  getödt  von 
den  feinden  und  gefressen  soll  worden  sein. 

3)  Item,  wie  Gott  gnediglichen  und  wunderbarlicher  weise, 
diesen  gefangen  nach  vorgeleßnem  jar  erlöst,  und  und  er  in  sein 
geliebtes  Vatterlandt  wider  heim  kommen  sey. 

Alles  Gott  zu  Ehren  und  dancksagung  seiner  milten  barm- 
hertzigkeit  in  truck  gegeben. 


7  * 


100 


(2]  Was  hilfft  der  wechter  in  der  Stadt, 
Dem  gewcldigen  schiff  im  raeer  sein  fart 
80  sie  Gott  beide  niclit  bewart. 

CAPUT  I. 

Ich  Hans  Sladen  von  Homberg  in  Hessen,  name  mir  vor,  wenns 
Gott  gefeilig  were,  Indiain  zubesehen,  zöge  der  meinung  von  Bre- 
men nach  Hollandt,  zu  Campen  kam  ich  bey  schiffe,  die  wollen  in 
Portugal  Saltz  laden.  Da  führe  ich  mit  hin,  und  wir  kamen  den 
XXIX  tag  Aprilis  des  jares  4547  an,  bey  einer  sladt  genant  Sancl 
Tuval  (S.  TubaO,  waren  vier  wochen  auff  dem  wasser  dahin  zu- 
faren.  Von  dannen  zohe  ich  nach  Lissebona,  welchs  fünff  meii  von 
[3]  Sancl  Tuval  isl.  Zu  Lissebona  kam  ich  in  ein  herberg,  der  Wirt 
war  genant  der  jung  Leuhr,  und  war  ein  Teutscher,  da  Jag  ich  ein 
zeit  lang  bey.  Demselbigen  Wirt  sagt  ich,  Wer  auß  meinem  Vat- 
terlandt  gezogen ,  wann  es  mir  gelingen  möcht  in  Indiam  zu  sie- 
geln. Sagt  er.  Ich  were  zu  lang  aussen  blieben.  Des  Königes 
Schiffe,  so  in  Indiam  füren,  weren  hinweg  gefaren.  Ich  ball  in, 
dieweil  ich  die  reyse  versäumet  helle,  das  er  mir  wolle  zu  einer 
andern  helffen,  dieweil  er  die  spraach  könte,  ich  wolle  wieder  in 
seinem  dienste  sein. 

Er  bracht  mich  in  ein  Schiff  für  einen  Büchsenschützen.  Der 
Capitan  in  dem  Schiff  war  genant  Pinlado,  der  wolle  in  Prasilien 
faren,  auff  kauffmanschafft,  Halle  auch  uriaub  auff  die  Schiff  zu- 
greiffen,  so  in  Barbaria  mit  den  weissen  Mor(;n  kauffschlaglen. 
Auch  wo  er  FrantzÖsische  Schiff  in  Prasilien  mil  den  wilden  leuten 
kauffschlagen  fünde,  sollen  preiß  sein.  Auch  solle  er  dem  Kö- 
nige etliche  gefangenen  da  ins  landt  füren,  dieselbigen  hatten  straff 
verdienet.  Doch  die  newen  lande  damit  zu  besetzen,  wurden  sie 
gesparet. 

Unser  Schiff  war  wo!  gerüst  mit  aller  kriegrüstung,  welche 
man  zu  wasser  gebraucht.    Unser  waren  drey  Teutsoher  in  dem 


101 

schifT,  einer  genant  Hans  von  Bruclihausen,   der  ander  Heiarieb 
Brant  von  Breniinen  und  Ich. 


Beschreibung  meiner  ersten  SchiflTart  von  Lissebona  auß  Portugal. 
CAPUT  II. 

Wir  siegelten  von  Lissebona,  mit  noch  einem  kleinen  schifflin, 
war  auch  unsers  hauptmans,  kamen  ersl[4jmals  an  bey  einer  Insel 
Eilga  de  Madera  genant,  höret  dem  Könige  von  Portugal,  wonen 
Portugaleser  darinn.  Ist  fruchtbar  von  wein  und  zucker.  Daselbs 
bey  einer  sladl,  genant  Funtschai  (FunchaJ),  namen  wir  mehr 
Victalia  ins  Schiff. 

Darnach  fuhren  wir  von  der  Insel  in  ßarbariam  nach  einer 
Stadt  Cape  de  Gel  genant,  höret  einem  weissen  Moren  König,  Schi- 
riffe genant.  Die  stadl  hat  vormals  der  König  von  Portugal  inne 
gehabt,  derselbige  SchirifR  hats  ime  wider  genommen.  Bey  der- 
selbigen  sladl  meinten  wir  der  obgenanlen  schiff  zu  bekommen,  die 
mit  unchristen  kauffschlagten. 

Wir  kamen  dahin,  funden  viel  Caslilianisoher  fischer  da  un- 
term land,  die  gaben  uns  bericht,  wie  das  bey  der  Stadt  sohiffe 
weren.  Wir  fuhren  hinbey,  so  kompt  ein  schiff  auß  dem  Havingen, 
wolgeladen.  Dem  fuhren  wir  nach  und  uberkauien  es.  Aber  das 
volck  entführe  uns  mit  dem  Bolte.  [5]  Da  sahen  wir  ein  ledig  bott 
auff  dem  lande  stehen,  welches  uns  wol  dienlich  war  zu  dem  ge- 
nomnen  Schiff,  wir  fuhren  hinbey  und  holtens. 

Die  Weissen  Moren  kamen  slarck  angeritten,  weiten  es  ver- 
thedingen.  Aber  sie  konten  vor  unserm  geschülz  nicht  darzu  kom- 
men. Wir  namens,  fuhren  mit  unser  beute,  welches  war  Zucker, 
Mandeln,  Tatteln,  bocksheude,  gummi  Arabicum,  Deren  das  Schiff 
wol  geladen  war,  wieder  nach  dem  Eilga  de  Madera,  schickten 
unsere  kleinen  Schiff  nach  Lissebona,  solches  dem  Könige  anzuzei- 
gen, wie  wir  uns  mit  solcher  beut  halten  sollen,  dann  es  höreten 
Valentianische  und  Castilianische  Kaufileul  darzu. 

Wir  wurden  von  dem  Könige  beantwortet,  sollen  die  beut  da 
in  der  Insulen  lassen,  und  mit  unser  reise  fortfaren,  milier  weil 
wolle  sein  Altesa  gründllich  erfaren,  wie  es  darumb  were. 

Demnach  thatten  wir  und  fuhren  wider  nach  Cape  de  Gel, 
zubüsehen,  ob  wir  mehr  beul  bekommen  konten.    Aber  unser  für- 


102 

nemen  war  umbsunst,  und  der  windl  wurd  uns  zu  entgegen,  bey 
dem  lande,  der  uns  verhinderte.  Die  nacht  vor  aller  heiligen  tag, 
fuhren  wir  von  Barbaria  mit  einem  grossen  Sturmwind  nach  Prasi- 
lien  zu.  Als  wir  nun  400  meil  von  Barbaria  ab  waren  in  das  Meer, 
kamen  viel  fische  umb  das  schiff,  der  fiengen  wir  mit  angelhacken, 
Derselben  waren  etliche,  welche  die  Schiffleut  nennelen  Albakore, 
waren  groß,  Etlich  Bonitte,  waren  kleiner,  Etliche  Durado.  Auch 
waren  viel  fische  da,  so  groß  wie  hering,  hatten  auff  beiden  selten 
fittige,  wie  eine  fledermauß,  dieselbigen  wurden  sehr  verfolget  von 
den  grossen,  Wann  sie  die  Junte;  sich  vermerckten,  erhüben  sie 
sich  auß  dem  wasser  ihrer  grosse  hauffen,  flogen  ungefehrlich  zweier 
klafflern  hoch  über  dem  wasser,  [6]  etliche  sehr  nahe,  so  weit  man 
absehen  könte.  Dann  fielen  sie  widerumb  ins  wasser.  Wir  funden 
ßie  offtmals  des  morgens  im  Schiff  ligen,  waren  des  nachts  im  flug 
darein  gefallen.  Und  sie  hiessen  in  Portugalesischer  spraach  pisce 
Bolador.  Darnach  kamen  wir  in  die  höhe  der  linie  Aequinoctial. 
Daselbst  war  grosse  hitze,  dann  die  Sonn  stunde  recht  über  uns 
wann  es  umb  mittag  war,  war  gar  kein  windt  etliche  tage,  dann 
inn  der  n?icht  kamen  offtmals  grosse  donnerweiter  mit  regen  un(J 
vv^indt,  erhüben  sich  bald,  vergiengen  auch  bald,  das  uns  dieseL-» 
bjgen  nicht,  wann  wir  unter  siegel  waren,  übereilen  sollten,  musten 
wir  fleißig  wachen. 

Als  aber  nun  widerumb  windt  kam,  der  wehete  sturmb,  weret 
etliche  tage,  und  war  uns  entgegen,  vermuteten  uns,  wo  er  lang 
werete,  hungersnot  zuleiden.  Rufften  Gott  an  umb  guten  windt. 
Da  begab  es  sich  eine  nacht,  das  wir  einen  grossen  stürm  hatten,  wa- 
ren inn  grosser  mühe,  da  erschienen  uns  viel  blawer  liechler  in  detn 
Schiff,  dero  ich  nit  mehr  gesehen  halte.  Da  die  bulgen  vor  ins  schiff 
schlugen,  da  giengen  der  liecnter  auch.  Die  Porlugaleser  sagten, 
das  die  liechter  ein  zeichen  gutes  zukünfftigen  wetters  weren,  son- 
derlich von  Gott  gesant  in  nöten  zulrösten.  Theten  Gott  eine 
dancksagung  darfür  mit  einem  gemeinen  gebet.  Darnach  ver-» 
schwunden  sie  wider.  Und  dise  liechler  heissen  Santelmo,  oder 
Corpus  Santon.  Wie  nun  der  tag  anbrach,  wurde  es  gut  weiter, 
und  kam  ein  guter  windt,  das  wir  augenscheinlich  sahen,  das  solche 
Uechter  musten  ein  wunderwerck  Gottes  sein. 

Wir  siegelten  hin  dunh  das  Meer  mit  gutem  winde,  den 
XXVIII  tag  Januarii,  kriegen  »vir  einen  huck  landes  ins  gesicht,  in 


103 

einer  la  Cape  de  Sanol  Au^ustin  genant.  Acht  nieil  darvon  kutiien 
wir  zu  Havingen  Brannenbucke  (Pernauibuco)  giMiannL  I7j  Und 
wir  waren  Ixxxiüt  tage  im  Meer,  ehe  wir  das  landt  sahen.  Da  selbst 
hatten  die  Portugaieser  einen  Flecken  auffgericht,  Marin  genant. 
Der  Hauptmann  des  Flecken  war  genant  Artokosliu,  dem  übcrUf- 
ferten  wir  die  gefangenen,  luden  anch  etliche  guter  auß,  die  sie 
da  behielten.  Wir  richteten  unsere  sach  auß  in  dem  Havingesi, 
wolten  furlhan  siegeln,  da  wir  meinten  zuladen. 

Wie  die  wilden  des  orts  Pranneiibucke  (Pernainbuco)  waren  aufFiüriscii  wur- 
den, uod  deu  Pcirtugalcsern  einen  FJutkec  vertilgen  wolten. 

CAPir  IM. 

So  begab  es  sich,  das  die  wilden  des  orts  wurt'n  ;iufrrn!isch 
worden  gegen  die  Portugaieser,  welchs  sie  vor[8Jmals  ni<;ht  wa- 
ren, welches  nun  der  Portugaieser  halben  sich  angefangen  halle, 
so  wurden  wir  gebetten  umb  Gottes  willen,  von  dem  Hauptman 
des  landes,  das  wir  wollten  im  Flecken  eins£t/en,  Garasu  genant, 
fünff  meil  von  dem  havingen  Marin,  da  wir  lagen,  welches  die 
wilden  sich  unkTstunden  einzunemen,  und  die  inwoner  des  Flecken 
Marin  kunten  den  andern  nicht  zu  hilff  kommen.  Dann  sie  sich 
auch  vermuteten,  das  die  wilden  sie  überziehen  würden. 

Wir  kamen  den  von  Garasu  zu  hilff  mit  viertzig  Mannen  un- 
sers  Schiffs,  fuhren  in  einem  kleinen  schifflin  dahin.  Das  Flecklin 
lag  auf  einem  stramen  des  Meers,  welches  sich  zwo  meil  wegs 
landtwerts  in  streckel.  Es  möchten  unser  Chr'slcn  90  zur  wehr 
sein.  Darneben  dreissig  Moren  und  Frasilianische  schlaven,  welche 
der  einwoner  eigen  waren.  Die  wilden  leut,  so  uns  beleg«;rten, 
wurden  geachtet  auff  acht  tausent.  Wir  in  der  belegerung  hatten 
nur  einen  zäum  von  Reydeln  umb  uns  her. 

Wie  ire  l'estiinge  war ,  und  wie  sie  gegen  uns  slritten. 
CAPUT  IUI. 

Umb  den  Flecken  her,  da  wir  inne  belegert  waren,  giesig  ein 
wall,  darinnen  hatten  sie  zwo  festnngen  gemacht,  von  dicken  beu- 
men,  darinnen  hatten  sie  des  nachts  ire  Zuflucht,  ob  wir  zu  inen 
hinauß  fielen»  da  wollen  sie  beyten.  Darneben  hallen  sie  die  löchcjr 


104 

in  die  Erden  gemacht,  arob  den  flecken  her  da  lagen  sie  des  tages 
inn,  darauß  kamen  sie  mit  uns  zn  scbermutzlen.  Wann  wir  nach 
inen  schössen,  fielen  sie  alle  nider,  vermeinten  sich  dem  schoß  zu« 
entbucken,  hatten  uns  sogar  belegert,  wir  kundten  weder  ab  noch 
zu  kommen.  [9]  Kamen  hart  vor  den  Flecken,  schössen  Tiel  pfeil  in 
die  höhe,  meinten  sie  sollen  im  niderfalien  uns  im  flecken  treffen, 
Schossen  uns  auch  pfeile,  daran  sie  baumwoll  und  wachs  gebunden 
hatten,  und  das  angesteckt,  meinten  uns  die  techer  an  den  hcusern 
mit  anzustecken,  treweten  wie  sie  uns  essen  weiten,  wenn  sie  uns 
kriegten.  Wir  hatten  noch  ein  wenig  zu  essen,  und  das  selbige  war 
bald  auff.  Dann  es  da  im  iand  den  gebrauch  hat,  alle  tag,,  oder  ie 
über  den  andern  tag,  frische  wurtzeln  zuholen,  und  meel  oder 
kuchen  darvon  zumachen,  zn  solchen  wurtzeln  konten  wir  nit 
kommen. 

Wie  wir  nun  sahen,  das  wir  vlctalia  gebrech  leiden  musten, 
fuhren  wir  mit  zweien  Barcken  nach  einem  flecken  Tammaraka  ge- 
nant, victalia  da  zu  holen,  so  hatten  die  Wilden  grosse  beume  über 
das  wässerlin  her  gelegt,  war  irer  vol  auff  [10]  beiden  seilen  des 
ufers,  meinten  uns  die  reise  zuverhindern.  Wir  zerbrochen  das- 
selbige  wider  mit  gewalt,  es  wurd  eben  mitler  zeit.  Wir  blieben 
auff  dem  truckenen.  Die  wilden  konten  ans  in  den  Schifften  nichts 
thun.  Aber  sie  warff'en  viel  tnickenes  holtzes  aoß  irer  schantze 
zwischen  das  ufer  und  schiff,  vermeinten  das  anzustecken,  ihres 
pfeffers,  der  da  im  lande  wechset,  darinn  zuwerffen,  und  uns  mit 
dem  dampfi'e  auß  den  schiffen  zujagen.  Aber  es  geriet  inen  nicht, 
mitlerweil  kam  die  fiut  wider.  Wir  fuhren  zu  dem  flecken  Tamma- 
raka. Die  inwoner  gaben  uns  victalia.  Darmit  fuhren  wir  widerumb 
nach  der  Belegerung  bey  dem  vorigen  ort,  hatten  sie  uns  die  fart 
wider  gehindert.  Also,  Sie  hatten  beume,  wie  vor,  über  das  wäs- 
serlein gelegt,  lagen  darbey  aufi*  dem  ufer,  hatten  sie  zwen  beume 
unden,  auf  ein  wenig  nahe  abgehawen,  oben  an  die  beume  hatten 
sie  dinger  gebunden,  Sippo  genant,  wachsen  wie  boppen  brcmen, 
sein  dicker.  Das  ende  hatten  sie  in  irer  schantz ,  war  ir  meiiiung, 
wann  wir  kernen,  und  wölten  wir  hindurch  brechen,  weiten  sie  die 
Sippo  ziehen,  das  die  beume  vort  an  sollen  brechen  und  auff  die 
Schifi'  fallen. 

Wir  fuhren  hinbey,  brachen  hindurch,  der  erst«  bäum  fiel  nach 
irer  schantze,  der  ander  fiel  kurtz  hinder  unser  scbiOlein  ins  was- 


105 

ser.  Und  ehe  wir  anfiengen  das  wehr  zu  brechen,  rielFen  wir  un- 
gern Gesellen  in  dem  flecklin,  das  sie  ans  zuhiiff  kernen.  Wann  wir 
anAengen  zu  raffen,  rüfflen  die  Wilden  auch,  das  uns  unsere  gesellen 
inn  der  belegerang  nit  hören  kandten,  dann  sie  kondtcn  uns  nicht 
sehen  eines  gehöltzes  halben  so  zwischen  ans  war,  sonst  aber 
waren  wir  so  nahe  bey  ihnen,  das  sie  uns  wol  heften  können  hören, 
wann  die  Wilden  so  nicht  geraffen  hetten. 

Wir  brachten  die  victalia  in  den  fiecken,  wie  die  Wilden 
[11]  da  sahen,  das  sie  nichts  könten  atißrichten,  begerten  sie 
fried  und  zogen  wider  ab.  Die  belegerang  wercte  bey  nahe  einen 
Monat,  der  Wilden  bliben  etliche  todt,  aber  der  ungern  Christen 
keiner. 

Wie  wir  sahen,  das  sich  die  Wilden  zu  fried  begeben  hellen, 
zohen  wir  wider  zu  unserm  grossen  Schiff,  welches  vor  Marin  lag, 
daselbs  luden  wir  wasser  in,  auch  Mandioken  meel  zu  victalia.  Der 
Oberst  des  fleckens  Marin  dancket  ons. 

Wie  wir  auft  Pranncnbacke   fuhren   nach   einer  landtschafft  Buttugaris  ge- 
nant, bey  ein  Frantzösisch  i^chiff  kamen,  and  uns  mit  ime  «chlugen. 

CAPUT  V. 

[12]  Wir  fuhren  viertzig  meilen  von  dannen  zu  einem  Havin- 
gen,  Buttugaris  genant,  da  meineten  wir  das  Schiff  mit  Prasilien 
holtz  zu  laden,  auch  den  Wilden  mehr  victalien  abzubeuten. 

Wie  wir  dahin  kamen ,  funden  wir  ein  schiff  auß  Franckreich, 
das  lud  Prasilien  holtz,  das  fielen  wir  an,  meinten  es  zuneuien,  aber 
sie  verderbten  uns  den  grossen  Mastbaoni  mit  einem  schusse,  und 
entsiegeilen  uns,  etliche  unsers  Schiffes  wurden  erschossen,  ctlicho 
verwundet 

Darnach  wurden  wir  sins  wider  in  Portugal  zufaren,  dann  wir 
konten  nicht  widerunib  zu  winde  wert  kommen,  in  den  havingen, 
da  wir  meinten  victalia  zu  bekommen.  Der  windt  war  uns  zuwider, 
wir  fuhren  mit  so  geringer  victalia  nach  Portugal,  iieden  grossen 
hunger,  etliche  assen  bocks  heud,  die  wir  im  Schiff  hatten.  Man  gab 
unser  ieder  einem  des  tags  ein  iVösselen  wassers,  und  ein  wenig 
Prasilianisch  wurtzeln  meel,  waren  108  tag  im  Meer,  den  XU  tag 
Augusti  kamen  wir  bey  Insnlen,  genant  Losa  Sores,  hören  dem  Kö« 
nige  von  Portagal,  da  anekerten  wir,  ruweten  und  fischten.    Da- 


i06 

selbst  suhen  wir  ein  Scbifi  im  M«er,  da  fuhren  wir  bcy,  zuwissen 
was  es  für  ein  Sclüff  were,  und  es  war  ein  Seereuber,  stalte  sich 
zur  wehre,  doch  kriogteo  wir  6ie  oberhandt,  und  namen  inea  das 
Schiff,  sie  entfuhren  uns  mit  dem  bota  nach  den  Insuleu.  Das  Schiff 
halte  viel  wein  UBd  brots,  dainit  wir  uns  erquickten.  Darnach  kamen 
wir  bey  fünff  schiff,  horten  dem  Könige  von  Portugal,  die  sollen 
bey  den  Insehi  der  Schiff  auß  India  warten,  sie  in  Portugal  zu  ge- 
leileo.  Darbey  blieben  mir,  hulffen  ein  Indischschiff,  weiches  da  an- 
kam, geleiten  in  ein  Insel  Tercera  genant,  da  hüben  wir.  Es  hatten 
sich  in  der  Insel  viel  Schiff  versamlet,  welche  alle  auß  den  newcn 
landen  komen  waren,  etliche  wollen  [13J  in  Hispanien,  etliche  in 
Portugal.  Wir  fuhren  auß  Tercera  bey  nahe  hundert  schiffe  in  ge- 
selschafft,  kamen  zu  Lissebona  an,  ungeferlich  den  ächten  tag  Oc- 
tobris,  des  jars  ld48,  waren  XVI  Monat  auff  der  reise  gewesen. 

Darnach  ruwete  ich  ein  zeit  lang  zu  Lissebona,  wurde  des  sins 
mit  den  Hispaniern  in  die  newen  land  zufaren,  die  sie  inne  haben. 
Fuhr  derhalben  von  Lissebona  mit  einem  Engellendischen  schiffe  in 
Caslilien,  bei  eine  Stadt  Porta  Sancta  Maria  genant.  Da  wollen  sie 
das  schiff  mit  wein  laden,  von  dannen  reisete  ich  nach  einer->stadt 
Civilien  genant,  da  fand  ich  drey  Schiffe,  wurden  zugerüsl,  sollen 
nach  einer  landtschafft  Rio  de  Platta  genant,  fahren,  gelegen  in  Ame- 
rica, dieselbige  landtschafft,  und  das  Goltreiche  landl  Pirau  genant, 
welchs  vor  etlichen  jaren  funden  ist  worden,  und  Prasilien,  ist  alles 
ein  fußfeste  landt. 

Dasselbige  landt  fort  einzunemen,  waren  vor  etlichen  jaren 
schiffe  dahin  geschickt,  deren  eins  war  wider  kommen,  begerten 
niehr  hilff,  sagten  viel,  wie  Goltreich  es  sein  soll.  Der  hauplman 
über  die  drey  schiff,  war  genant  Dohn  Diego  de  Senabrie,  soll  von 
wegen  des  Königs  ein  Oberster  sein  jn  der  landtschafft.  Ich  begab 
mich  in  der  Schiff  eins,  sie  wurden  sehr  wol  gerüst,  wir  fuhren 
von  Civilien  nach  Sanct  Lucas,  da  dieCivilische  refir  ins  Meer  gehl, 
dase  ')st  lagen  wir  und  warten  auff  guten  windt. 

Beschreibung    aieijier    nndern  Schiffart   von  Civilien   auß  Hispanien 
in  Americam. 

CAPUT  VI. 
[ii]  Anno  Domini  1549,  den  vierten  tag  nach  Ostern,  siegel- 
ten wir  zu  Sanol  Lucas  auß,  und  der  wint  war  uns  entgegen,  namcn 


107 

zu  Lisßebona  havingen;  wie  der  wint  gut  wurd,  fuhren  wir  nach 
den  Insulen  Cannarias,  anckerten  bey  einer  Insuien  Pallama  genant, 
da  namen  wir  etlichen  wein  in  das  Schiff  für  die  reise.  Auch  wur- 
den die  stewrleut  der  schiffe  daselbst  eins,  wenn  sie  im  Meer  von 
einander  kernen,  wo  sie  in  dem  landt  sollen  wider  bey  einander 
kommen,  nemlich  in  28  Gradus  auff  der  Süden  seilen  der  linien 
equinocliai. 

Auß  Palma  fuhren  wir  nach  Cape  virde,  das  ist,  das  grüne 
haupt,  welches  ligt  in  der  schwartzen  Moren  landt.  Daselbst  hallen 
wir  bey  nahe  ein  Schiffbruch  gelilten,  von  dannen  fuhren  wir  unser 
Coß,  der  windt  war  uns  entg«?gen,  verschlug  uns  etlichemal  aufF 
das  landt  Gene,  in  welchem  auch  [45]  schwartze  Moren  wonen. 
Darnach  kamen  wir  bey  einer  Insulen  an,  genant  S.  Thome,  hört 
dem  Könige  von  Portugal,  ist  ein  zuckerreich  Eilandl,  aber  unge- 
Wint.  Es  wonen  Portugaleser  darin,  haben  viel  schwartzer  Moren, 
das  ihre  eigene  leut  sein.  Wir  namen  frisch  wasser  in  der  Insel, 
siegellen  fürt  an,  wir  hatten  unsere  zwey  mitgesellen  Schiffe  in. 
einem  sturmbwind  des  nachts  auß  dem  gesiebt  verlorn,  also,  das 
wir  allein  siegellen,  die  winde  waren  uns  sehr  entgegen,  dann  sie 
haben  die  art  in  dem  Meer,  wann  die  Sonn  auff  der  Nort  seilen  der 
linien  Aequinoctial  gehet,  so  wehen  die  wind  von  dem  Süden  her. 
Desselben  gleichen,  wann  die  Sonn  auff  der  Süden  seilen  gehl,  kö- 
rnen sie  von  der  Norlen  seilen,  haben  die  art,  das  sie  fünff  Monat 
3teiff  auß  einem  ort  wehen,  hinderten  uns  vier  Monat,  das  wir  un- 
ser rechte  Coß  nicht  segelen  mochten.  Wie  da  der  Monat  Sep-» 
tember  ankam,  begunten  die  winde  Nörllich  zuwerden,  wir  selzlen 
unser  Coß  Seud  Seud  West,  nach  America  zu. 

Wie  wir  in  die   LÖhe  XXVin  gradus    bey   dag   lanJt  America  k-aracn,    den 

Jlftvingen   picht   erkennen   kündten ,  dahin   ^ir   besoheidca   waren,   und   eiq 

grosser  stürm   sich  Lcy  dem  landt  erhuL. 

CAPUT  Vir. 

Darnach  eines  tags,  welcher  war  der  18  Novembris  nam  der 
Stewrman  die  höhe  der  Sonnen,  befand  sich  in  28  gradus,  da  such- 
ten wir  das  Landt  Westen  an  auff.  Darnach  den  24.  lag  gemeltes 
Monats  sahen  wir  landt.  Waren  VI  Monal  im  Meer  gewesen,  stun« 
den  vielmals  grosse  gefahr.  Als  wir  nun  hart  bey  das  landt  kamen^ 


108 

[16J  kanten  wir  den  Havingen  und  die  inerckunge  nicht,  welche 
der  Oberste  Stewrman  uns  gegeben  hatte.  DorlTtens  auch  nicht  wol 
wagen  uns  in  unbekante  havingen  zugeben,  lovirten  so  langes  dem 
lande  her;  es  hub  an  sehr  zu  wehen,  wir  meinten  nit  anders  dann 
aufT  den  Klippen  umbzukommen,  bundcn  ledige  faß  zusammen,  the- 
ten  pulver  darinn,  stopITten  die  sponde  zu,  bunden  unsern  wehr 
daraufr,  ob  wir  hellen  Schiffbruch  gelitten,  und  elliche  wercn  dar- 
von  kommen,  sollen  ire  wehr  am  lande  finden,  dann  die  bulgen  wür- 
den die  fasse  an  das  landl  werffen,  wir  lovirten,  meinten  vom  landt 
widerum  abzufaren,  es  halff  nicht,  der  windt  treibe  uns  auff  die 
Klippen,  so  im  wasser  verborgen  lagen  in  4  klopffter  wassers  hoch, 
musten  der  grossen  bulgen  halben  auffs  landt  fahren,  meinten  nicht 
anders,  dann  wir  müsten  alle  miteinander  umbkommen. 

Doch  schickt  es  Gott,  wie  wir  hart  bey  die  Klippen  kamen, 
ward  unser  gesellen  einer  eins  havingen  gewar,  da  füren  wir  hin- 
ein. Daselbst  sahen  wir  ein  klein  schiiHin,  das  flöhe  vor  uns,  und 
fuhr  hinter  ein  Insel,  das  wir  es  nicht  sahen,  und  konlen  nicht  wis- 
sen was  es  für  ein  schiff  were,  aber  wir  folgten  im  nit  weiter  nach. 
Sonder  Hessen  unsern  anckcr  zu  gründe,  preiselen  Gott,  das  er  uns 
auß  dem  eilend  geholffen  hatte,  rubelen  wir,  und  Irucknelcn  unsere 
kleider. 

Und  es  war  wol  umb  zwo  uhr  nach  mittage,  da  wir  den  ancker 
zugrund  Hessen ,  gegen  detn  abendt  kam  ein  grosser  Nache  voll 
wilder  leut  bey  das  Schiff  und  wollen  mit  uns  reden.  Aber  unser 
keiner  kundte  die  spraach  wol  verstehen.  Wir  gaben  inen  etliche 
Messer  und  Angelhacken,  da  fuhren  sie  wider  hin.  Diselbige  nacht 
kam  wider  ein  Nache  voll,  da  waren  zwen  Porlugaleser  unter,  die 
fragten  uns,  wo  wir  her  weren.  Da  sagten,  wir  weren  auß  Hispa- 
nien,  meinten  sie,  [17J  wir  müsten  einen  kundigen  Steurman  haben, 
das  wir  so  weren  in  den  havingen  kommen,  dann  sie  weren  des 
havingen  kündig,  aber  mit  solchem  sturinwelter,  wie  wir  darinn 
kommen  weren,  wüsten  sie  nit  darein  zu  kommen.  Da  Siigteii  wir 
inen  alle  gelegenheit,  wie  uns  der  windt  und  die  bulgen  zu  einem 
Schiffbruch  holten  bringen  wollen.  Wie  wir  nnn  nit  anders  meinten, 
dann  wir  sollen  umbkommen,  weren  wir  des  havingen  piölzlich 
weiß  worden,  und  Gott  helle  uns  also  darinn  geholffen,  unverhoffet, 
und  des  Schiffbruchs  errettet,  und  wüsten  auch  nicht,  wo  wir 
weren. 


409 

Wie  sie  solchs  höreten,  verwunderten  sie  sich,  und  danckten 
Gott,  und  sagten,  der  Havingen,  darinnen  wir  weren,  hiesse  Supra- 
way,  und  wir  weren  ungeferlich  XVIII  meil  wegs  von  einer  Insel, 
die  heissel  Sancte  Vincente,  und  hörete  dem  König  von  Portugal, 
und  da  woneten  sie,  und  die,  so  mit  dem  kleinen  SchifHin  gesehen 
hetten,  weren  derhalben  geflohen,  das  sie  gemeinet  hetten,  wir 
weren  Frantzosen  gewesen. 

Auch  fragten  wir  sie,  wie  weit  die  Insel  Sancte  Catharine  von 
dannen  were,  dann  wir  wollen  daselbst  hin.  Sagten  sie,  es  möchten 
ungeferlich  XXX  meil  sein,  nach  den  Süden,  und  es  were  daselbst 
ein  Nation  Wilder,  die  hiessen  Carlos,  das  wir  uns  wol  vorse- 
hen, und  sagten:  Die  Wilden  des  gegenwertigen  Havingen  heis- 
sen  die  Tuppin  Ikins,  und  weren  ire  freund,  darfür  hetten  wir 
kein  not. 

Wir  fragten  sie  in  was  höhe  der  Sonnen  dasselbige  landt  lege, 
sagten  sie,  in  28  gradus,  wie  wahr  ist.  Auch  gaben  sie  uns  gleich- 
nus,  wo  bey  wir  das  landt  erkennen  solten. 

[18]    Wie  wir  da  widerumb  auß  dem  havingen  fahren,  das  landt  widerumh 
zusuchen,  dahin  wir  wolten. 

CAPUT  VIII. 

Als  sich  nun  der  windt  auß  dem  Ost  Sud  Osten  gestillet,  ward 
gut  Wetter,  und  der  windt  wehele  auß  den  Nordosten,  giengen  wir 
zu  Siegel,  und  fuhren  wider  zurück  nach  dem  vorgemelten  ort 
landts,  wir  siegelten  zwen  tag  und  suchten  den  havingen,  und  kon- 
ten  in  nicht  erkennen.  Doch  merkten  wir  bey  dem  lande,  das  wir 
musten  bey  dem  havingen  über  gesiegelt  haben,  dann  die  Sonn  ver- 
dunckelt  war,  das  wir  nicht  nemen  konten,  konten  nicht  widerumb 
zurück  kommen  des  winds  halben,  der  windt  verstach  uns. 

Aber  Gott  ist  ein  nothelffer,  wie  wir  des  abents  gebet  hüten, 
hatten  wir  Gott  umb  Gnad,  begab  es  sich,  ehe  dann  es  [19]  nacht 
wurd,  das  sich  trübe  wolcken  erhüben  nach  dem  Süden,  dahin  uns 
der  windt  verslach,  ehe  wir  das  gebet  vollendet  hatten,  wurde  der 
Nordosten  wind  still,  und  wehete  nicht  das  maus  mercken  kundte, 
da  fieng  der  Sudenwindt,  der  doch  in  der  Zeit  jares  nit  viel  pflegt 
zu  regieren,  an  zuwehen,  mit  einem  solchen  doimer  und  fewr,  das 
eim  schrecken  wardt,  und  das  Meer  war  sehr  ungestümb,  dann  der 


iio 

Sudenwindt  gegen  des  Nordwinds  bulgen  vvehete,  war  auch  sö  üq' 
sler,  daß  man  nicht  sehen  kunte,  und  das  grosse  fewr  und  donner 
machete  das  voick  zaghafftig,  das  keiner  wusle,  wo  er  zugreiffen 
solle,  die  Siegel  zuwenden.  Auch  meinten  wir  nicht  anders,  dann 
wir  müsten  die  nacht  alle  ersauffen,  so  gab  doch  Gott,  sich  das 
weiter  enderte  und  besserte ,  und  wir  siegelten  dahin,  da  wir  des 
tages  herkommen  waren,  und  suchten  den  Havingen  von  newem, 
aber  konten  in  doch  nicht  erkennen,  dann  es  waren  viel  Insulen 
bey  dem  fußfesten  lande. 

Wie  wir  nun  wider  in  28  gradus  kamen,  sagt  der  Hauptmann 
zu  dem  Pilot,  das  wir  hinder  der  Inseln  eine  führen,  und  Hessen  ein 
ancker  zu  grund  gehen,  und  sehen  doch,  was  es  für  ein  landt  were. 
Da  fuhren  wir  zwischen  zweien  landen  hinein,  daselbst  war  ein 
schöner  Havingen  in,  da  Hessen  wir  den  ancker  zugrund  gehen, 
wurden  sins  mit  dem  bolte  außzufaren,  den  Havingen  weiter  zu 
erkunden. 

Wie  unser  etliche  mit  dem  bott  fubi-en  den  Havingen  zu  besichtiger«,  funden 
ein  Crucifix  auff  einer  Klippen  stehen. 

CAPUT  IX. 

lind  es  war  auff  Sanct  Calharinen  tag  im  jar  1549.  Als  wir 
den  ancker  zu  grund  Hessen,  und  denselbigen  [20]  tag  fuhren  unser 
eliich  wolgerüst  den  havingen  weiter  zubesehen  mit  dem  botle,  und 
Hessen  uns  beduncken,  es  müsle  ein  refir  sein,  die  man  heisset  Rio 
de  S.  Francisco,  die  'igt  auch  in  derselbigen  provintz,  ie  weitter 
wir  hie  hinein  fuhren,  ie  lenger  die  refier  war.  Und  wir  sahen  uns 
umb  hin  und  wider,  ob  wir  auch  einigen  rauch  ersehen  konten, 
aber  wir  sahen  keinen.  Da  bedauchte  uns,  wir  sehen  hätten  vor 
einer  wiltnus  in  einem  gründe,  und  fuhren  hinbey,  da  warens  alte 
Hütten,  und  vernamen  keine  leut  darinnen,  und  füren  fortan,  so  ward 
es  abent,  und  es  lag  ein  kleine  Insel  vor  uns  in  der  refier,  da  füren 
wir  an,  die  nacht  da  zubleiben,  verhofften  uns  da  am  besten  zu  be- 
wachen. Wie  wir  bey  die  Insel  kamen,  war  es  schon  nacht,  und 
dorfftcns  uns  doch  nicht  wol  wagen ,  das  wir  uns  betten  ans  landt 
bogeben,  die  nacht  darbey  zu  ruhen.  Doch  giengen  unser  etlich 
rund  umb  die  Insel  her,  zubesehen,  [21]  ob  auch  iemandts  darinne 
were,  aber  wir  vernamen  nicmants.  Da  machten  wir  fewr,  und  hie- 


iii 

l)en  einen  palmenbaum  umb,  und  assen  den  kern  darvon,  daselbst 
enthielten  wir  uns  die  nacht,  des  morgens  frü  füren  wir  als  weiter 
zum  landt  hinein.  Dann  unser  meinung  war  gantz,  wir  weiten  wis- 
sen, ob  auch  leut  vorhanden  weren,  dann  als  wir  die  alten  hiitten 
gesehen  halten,  gedachten  wir,  es  müsten  ie  leut  im  lande  sein.  Wie 
wir  nun  also  fort  füren,  sahen  wir  von  ferrcm  ein  holtz  auff  einer 
klippen  stehen,  das  schine  gleich  als  ein  Creutz,  meinten  etliche, 
wer  das  dahin  wolt  bracht  haben.  Wir  fuhren  hinbey,  so  war  es  ein 
groß  hültzern  Creutz,  mit  steinen  feste  auff  die  klippen  gemacht 
und  ein  stück  von  einem  faßboden  war  daran  gebunden,  und  in  dem 
faßboden  waren  buchstaben  geschnitten,  konten  es  doch  nicht  wol 
lesen,  verwunderten  uns,  was  das  für  Schiffe  möchten  gewesen 
sein,  die  solchs  da  auff  gericht  hetten,  wüsten  nicht,  ob  das  der  Ha- 
vingen  were,  da  wir  uns  versamlen  sollen. 

Darnach  fuhren  wir  wider  fori  an,  hinein  von  dem  creutz,  wei- 
ter landt  auff  zusuchen,  den  boden  namen  wir  mit.  Wie  wir  nun  so 
fuhren,  saß  einer  nider  und  laß  die  buchstaben  auff  dem  faßboden, 
begund  sie  zuverstehen,  war  also  darauff  geschnitten  in  Hispa- 
nischer spraach:  Si  vehu  por  Ventura  ecky  la  armada  de  suMöjestet, 
Tiren  uhn  Tire  ay  Averan  Recado. 

Das  ist  inTeutsch  soviel  gesagt:  Ob  hieher  zur  abenthewr  sei- 
ner Majestet  Schiffe  kerne,  die  scliiessen  ein  stück  geschützes  ab, 
so  werden  sie  weiter  bescheid  bekommen.  Und  fuhren  schnei 
widerumb  bey  das  Creutz,  und  schössen  ein  Falckenetlin  ab,  und 
begunlen  weiter  zum  lande  hinein  zufaren. 

Wie  wir  also  fuhren,  sahen  wir  fünff  Nachen  voll  wilder 
[22]  leut,  kamen  stracks  auff  uns  zugeruddert,  so  war  unser  ge- 
schütz  bereit.  Wie  sie  nun  nahen  bei  uns  kamen,  sahen  wir  einen 
menschen,  der  hatte  kleider  an,  und  halte  einen  hart.  Der  stund 
vorne  inn  dem  Nachen,  und  wir  kanten  ihnen  das  er  ein  Christ  war. 
Da  rüfften  wir  ihm  zu,  er  solte  still  hallen ,  und  mit  einem  Nachen 
bcy  tins  kommen,  spräche  zuhalten. 

Wie  er  nun  so  nahe  käme ,  Fragten  wir  inen,  in  was  Landt- 
sehafft  wir  weren,  sagte  er:  Ihr  seil  in  dem  Havingen  Schir  mir  ein, 
heißt  so  auff  der  wilden  leut  spraach,  und  sagte,  das  irs  dessen 
versteht,  so  heissets  S.  Catharin  havingen,  welchen  namen  im  die 
geben  haben,  so  sie  erst  erfunden. 

Da  erfk'ewelen  wir  uns,  dann  das  war  der  Ifavingen  so  wir 


112 

suchten,  waren  darinn  und  wustens  nicht,  und  kamen  auch  au(T 
S.  Catharinen  tag  daselbst  hin.  Hie  höret  ir,  wie  Gott  denjenigen 
so  in  nötcn  sein,  und  inen  mit  ernst  anrufTen,  hilfTet,  und  sie  er- 
rettet. 

Da  fragte  er  uns,  wo  wir  her  weren,  Da  sagten  wir,  weren  des 
Königs  schiiTe  von  Hispanien,  und  wollen  nach  Rio  de  Platta  fahren, 
auch  weren  noch  mehr  schiffe  auff  der  r^ise,  wir  hoffeten  Qso  es 
Gott  geliebte)  sie  würden  auch  bald  kommen,  und  daselbst  wollen 
wir  uns  versanden.  Da  sagte  er,  Es  gefiele  im  wol,  und  danckte 
Gott,  dann  er  were  vor  dreien  jaren  auß  der  provintz  Rio  de  Plala 
von  der  stelle,  die  man  nennet  la  Soncion,  welche  die  Hispanier  in 
haben,  herab  bey  das  Meer  geschickt,  vvelchs  sein  300  meil  wegs, 
das  er  solle  die  Nation,  welch  man  heysset  Carios,  so  die  Hispanier 
freunden  haben,  dahin  hallen,  das  sie  wurlzeln  pflantzen,  so  Man* 
dioca  heißt,  auff  das  die  Schiffe  daselbst  wider  möchten  (so  sie  ge- 
brech hell)  der  Wilden  leul  viclalia  bekommen.  Welchs  der  Haupt- 
man  also  bestellet  hatte,  so  die  newe  [23J  zeitunge  in  Hispanien 
brachte,  mit  namen  Capitan  Salaser,  der  auch  wider  mit  dem  an- 
dern Schiff  kam.  Wir  fuhren  mit  inen  hin  in  die  hüllen,  da  er  unter 
den  wilden  wonele,  die  thalen  uns  gütlich  auff  ire  weise. 

Wie  ich  geschickt  wurd  mit  einem  Nachen  voll  Wilder  leut  zu  unserm 
grossen  Schiffe. 

CAPUT  X. 

Darnach  ball  unser  Capitan  den  Mann ,  so  wir  unter  den  Wil- 
den funden,  Das  er  einen  Nachen  mit  volck  beslellete,  die  sollen 
unser  einen  bey  das  groß  Schiff  führen,  damit  dasselbige  auch  da- 
hin käme. 

Da  schickte  der  Capitan  mich  hin  mit  den  Wilden  leulen  nach 
dem  Schiffe,  und  wir  waren  drey  nacht  aussen  [24]  gewesen,  das 
die  im  Schiff  uichl  wüsten  wie  es  umb  uns  stund.  Wie  ich  nun  mit 
dein  Nachen  auff  einen  armbrust  schoß  nahe  bei  das  schiff  kam, 
machten  sie  ein  groß  geschrey,  und  stallen  sich  zur  wehr,  und 
wollen  nicht,  das  ich  niit  dem  Nachen  neher  kerne,  sonder  rieffen 
mir  zu,  wie  das  zugienge,  wo  das  ander  volck  bliebe,  und  wie  ich 
also  allein  mit  dem  Nachen  voll  Wilden  leut  kerne,  und  ich  schwigo 
Stille  und  gab  ihnen  kein  antwort,  Dann  der  Capitan  befalhc  mir, 


113 

Ich  soltc  trawrich  sehen,  zumercken,  was  die  in  dem  Schiffe  thun 
wollen. 

Wie  ich  inen  nun  nicht  antwortet,  rieffen  sie  untereinander,  es 
ist  nicht  recht  umb  die  Sache,  die  andern  müssen  todt  sein,  und  sie 
kommen  mit  diesem  einem  und  sie  vielleicht  mehr  hinderhalts  haben, 
das  Schiff  also  einzunemen,  und  wollen  schiessen.  Doch  rieffen  sie 
mir  noch  ein  mal  zu,  da  fieii^  uK  an  zu  lachen,  und  sagte,  seil  ge- 
trost, gute  newe  zeitunge,  lasset  mich  neher  kommen,  so  wil  ich 
euch  bericht  geben.  Darnach  sagte  ich  ihnen  wie  es  umb  die  sach 
wehre,  des  erfreweten  sie  sich  hochlich  und  die  wilden  fuhren  mit 
ihren  Nachen  widerumb  heim.  Und  wir  kamen  mit  dem  grossen 
schiffe  nahe  bey  der  Wilden  wonunge,  daselbs  Hessen  wir  einen 
ancker  zu  grund,  lagen  da  und  warteten  auff  die  andern  schiffe, 
so  sich  im  sturmwint  von  uns  verloren  hatten ,  so  noch  kommen 
sollen. 

Und  das  Dorff  da  die  Wilden  wonen,  heisset  Acultia,  und  der 
Mann,  den  wir  da  fundon  hies  Johan  Ferdinando,  und  ein  Busch- 
keyner  auß  der  Stadt  ßilka,  und  die  wilden,  so  da  waren,  hiessen  die 
Carios,  die  brachten  uns  viel  wild  fleisch  und  fische,  darfür  gaben 
wir  inen  Angelhacken. 

[25]   Wie  das  ander  Schift'  unser  geselschafft  ankam,  so  sich  im  Meer  von 
uns  verlorn  liatt,  darin»  der  Oberste  Steurnian  war. 

CAPUT  XI. 

Wie  wir  ungeferlich  drey  wochcn  daselbst  gewesen  waren, 
kam  das  schiff,  darinn  der  Oberste  Sleurman  war.  Aber  das  dritte 
schiff  war  umbkommen,  darvon  erfuhren  wir  weitter  nichts. 

Wir  rüsteten  widerumb  zu  fort  an  zufaren,  hallen  victalia  ver- 
samlcl  für  6  Monat,  dann  wir  hallen  noch  wol  300  meil  zu  Was- 
ser fiuen.  Wie  wir  alle  ding  fertig  hallen,  eines  tages  verloren 
wir  das  grosse  schiff  im  havingen,  das  die  reise  also  verhindert 
warde. 

[26]  Wir  lagen  da  zwey  jar  in  grosser  gefar  in  der  willnus, 
lieden  grossen  huugcr,  musslen  Eydexcn  und  feld  Rallen  essen, 
und  andere  selzante  gelier  mehr,  so  wir  bekommen  konlen,  auch 
wassor  sclmcln  so  an  den  steinen  hangen,  und  dergleichen  mehr, 
seltzamer  speise.  Die  wilden,  so  uns  erstmals  victalia  gnug  zutru- 
F«<I.  H.  st,  8 


H4 

^en,  wie  «^ie  wahr  pnug  von  uns  bekommen  hatten,  entzog  uns  der 
meiste  «ujrfjff  aulf  urifler  örler,  dürfften  ihnen  auch  nit  wol  vertra- 
wen,  50  das  es  uns  verdroß  da  zuliegen  und  umb  zu  kommen. 

Wurden  dcrhalben  eins  das  der  meiste  haufF  solte  über  landt 
dahin  zur  Provintz,  die  Sumption  genant,  reisen,  welchs  noch  war 
300  nieil  von  dannen.  Die  andern  solten  mit  dem  uberbliebenen 
Schilf  dahin  kommen.*  Der  Capitan  behielt  unser  etlich  bey  sich, 
solten  mit  mi  über  wasscr  fahren.  Diejenigen,  so  über  landt  zo- 
ben,  namen  victalia  mit,  durch  die  Wiltnis  zuziehen,  namen  etlich 
Wilden  mit  sich,  zohen  hin,  aber  irer  viel  waren  vor  hunger  ge- 
Florben,  die  übrigen  waren  zur  slette  kommen,  wie  wir  darnach 
erfuhren.  Uns  andern  war  das  Schiff  auch  zu  klein  über  Meer  zu- 
laren. 

Wie  wir  raths  wurden  and  fuhreu  nach  Sanct  Vincente,  da  die  Portugaleser 

das  landt  inne  haben,  veimeinten  noch  ein  schiff  von  inen  zufrachten,  damit 

unser  reise  zuenden,  litten  durch  grossen  stürm  des  Meers  Schiffbruch,  wüsten 

doch  nicht  wie  ferne  wir  von  Jbanct  Vincente  waren. 

CAPUT  xir. 

[27]  So  haben  nun  die  Portugaleser  ein  Insel  hart  bey  den 
fußfesten  land'.  eingenommen,  die  heisset  S.  Vincente  On  der  wil- 
den spraach  Urbioneme).  Dieselbige  Provintz  ligt  ungeferlich  70 
meil  wegs  von  de:if  orth,  da  wir  waren,  da  war  unser  meinung  hin 
zufaren  und  zusehen,  ob  wir  künten  von  den  Portugalesern  ein 
schiff  zu  erfrachten  bekommen,  in  Rio  de  Plat."  zufaren,  dann  ein 
Schiff,  so  wir  noch  hatten,  war  uns  drin  zufaren  zu  klein.  Das  zu- 
erforschen füren  unser  etlich  mit  dem  Capitan  Salasar  genant,  nach 
der  Insel  S.  Vincente,  und  unser  keiner  war  mehr  da  gewesen, 
sonder  einer  der  hieß  Roman,  derselbige  ließ  sich  beduncken  das 
Jandt  wider  zuünden. 

Wir  siegelten  auß  dem  havingen  Inbiassape  genant,  liegt 
XXXIV  gradus  Sudwert  equinocial,  und  kamen  ungeferlich  zwen 
tag  nach  unser  außfart  bey  ein  Insel,  Insula  [28]  de  Alkatrases 
genant,  ungeferlich  XL  meil  von  dannen,  da  wir  außfuhren,  da- 
selbst ward  uns  der  windt  zuentgegen,  das  wir  musten  dabey  an- 
ckern.  In  derselbigen  Insel  waren  viel  meer  vögel,  die  man  nen- 
net Alkatrases,  dieselbigen  sind  wol  zu  bekommt  u,  so  war  es  an 


ii5 

der  zeit,  das  sio  jungen  zogen.  Daselbs  giengen  wir  an  !and  und 
suchten  süß  wasser  in  der  Insel,  und  funden  noch  alte  hütlen  und 
der  wilden  leut  dopffscherben,  die  vor  Zeiten  in  der  Insel  gewonet 
halten,  und  funden  eine  kleine  wasserquellen  auff  einer  Klippen. 
Daselbst  schlugen  wir  der  vorgenanten  vögel  viel  todt,  und  namen 
auch  irer  eyer  mit  zu  schiff,  kochten  derselben  vögel  und  eyer. 
Wie  wir  nun  gessen  hettert,  erhub  sich  ein  grosser  sturmwinl  von 
den  Süden,  das  wir  nerlich  den  ancker  behalten  kundten,  und 
forchten  uns  sehr,  der  windt  würde  uns  auff  die  klippen  schlagen. 
Dasselbige  war  schon  gegen  abent,  und  wir  meinten  noch  in  einen 
Havingen  zukommen,  der  heisset  Caninen.  Aber  ehe  wir  dahin 
kernen ,  war  es  nacht,  und  konten  nicht  darein  kommen,  sonder 
fuhren  vom  lande  ab  mit  grosser  gefahr,  meinten  nicht  anders  dann 
die  bulgen  würden  das  schiff  zu  stücken  schlagen ,  dann  es  war 
auff  einem  haupt  landes,  da  doch  die  bulgen  grösser  sein,  dann 
mitten  in  der  tieffe  des  Meers,  weil  vom  lande. 

Und  wir  waren  die  nacht  so  weit  vom  land  kommen,  das  wir 
es  des  morgens  nicht  sehen  möchten.  Doch  nach  langem  kriegten 
wir  das  landt  wider  in  das  gcsicht,  und  der  stürm  war  so  groß, 
daß  wir  uns  nerlich  lenger  enthalten  konnten,  da  ließ  sich  der  Be- 
düncken,  so  mehr  im  land  gewesen  war,  als  er  das  landt  sähe,  es 
were  Sancl  Vincente,  und  fuhren  hinzu,  da  wurd  das  landt  mit 
nebel  und  woicken  bedeckt,  das  man  es  nicht  wol  erkennen  konle. 
Musten  alles,  so  wir  hatten,  das  schwer  war,  ins  Meer  werffen, 
dadurch  das  Schiff  leichter  [29]  zu  machen  der  grossen  bulgen 
halben,  waren  also  in  grosser  angst,  füren  hin,  meinten  den  ha- 
vingen zutreffen,  da  die  Portugaleser  wonen.    Aber  wir  irreten. 

Wie  nun  die  woicken  ein  wenig  auffbrachen,  daß  man  das 
landt  sehen  konnte,  sagte  der  Roman,  er  Hesse  sich  beduncken  der 
havinge  were  vor  uns,  das  wir  slracks  einer  klippen  zu  führen,  da 
lege  der  havinge  hinter.  Wir  fuhren  hinbey,  als  wir  hart  darbey 
kamen,  sahen  wir  nichts  dunii  den  todt  vor  äugen,  dann  es  war  der 
havingen  nicht,  und  musten  recht  auffs  land  fahren  des  winis  hal- 
ben und  Schiffbruch  leiden,  die  bulgen  schlugen  wider  das  landt 
das  es  ei«  grewel  war.  la  baten  wir  Gott  umb  gnade  und  hülff 
unser  seelen,  und  thaten  wie  schiffarenden  leulen  zugehört,  die 
Schiffbruch  leiden  müssen. 

Wie  wir  nun  nahe  kamen,  da  die  bulgen  ans  landt  schlugen, 

8* 


116 

füren  wir  so  hoch  aufT  den  bulgen  her,  das  wir  so  stickel  hinab- 
sahen, gleich  als  von  einer  Mauer,  den  ersten  Stoß,  so  das  Schiff 
an  das  laiidt  thet,  gicng  es  von  einander.  Da  Sprüngen  etliche 
herauß  und  schwummen  vorlhan  ans  land,  unser  etliche  kamen 
auff  den  stücken  zu  landt.  Also  halff  uns  Gott  allen  mit  einander 
lebendig  ans  land,  und  es  wchete  und  regnete  sosehr,  das  wir  gar 
verkollen  waren. 


Wie  wir  gcwar  wurden  in  was  landtschaift   der  Wilden  leut  wir  den  scfaiff- 
bnicli  gelitten  Latten. 

CAPUT  Xlll. 

Als  wir  nun  an  landt  kommen  waren ,  danckten  wir  Gott  das 
er  uns  lebendig  hatte  zu  lande  kommen  lassen,  und  waren  doch 
gleich  wol  auch  betrübt,  dann  wir  wüsten  [30]  nicht,  wo  wir  sein 
mochten,  dicweil  der  Roman  das  landt  nit  recht  erkante,  ob  wir 
weit  oder  nahe  von  der  Insel  S.  Vincente  weren  Oder  ob  auch 
Wilde  leut  da  woneten,  darvon  wir  schaden  empfahen  möchten. 
So  lauffet  ungeferlich  unser  mitgesellen  einer  mit  namen  Claudio 
Cder  war  ein  Frantzoß)  auff  dem  ufer  hin,  das  er  sich  erwermen 
möchte,  und  sihet  ein  Dorff  hinterm  gehöltze,  darinn  waren  die 
heüser  gemacht  auff  der  Christen  masse,  und  er  gieng  dahin,  da 
war  es  ein  flecke,  darinn  wonen  Portugaleser,  und  heisset  mit  na- 
men Itenge  Ehm,  und  ist  zwo  meil  von  S.  Vincente.  Da  sagte  er 
inen,  wie  wir  da  betten  einen  Schiffbruch  gelitten,  und  das  volck 
were  sehr  erfroren,  und  wüsten  nicht,  wo  wir  hin  selten.  Wie  sie 
das  höreten,  kamen  sie  heraußgelauffen,  und  namen  uns  mit  inen 
in  ire  heuser,  und  bekleideten  uns.  Daselbst  blieben  wir  etliche 
tage  biß  wir  wider  zu  uns  selbs  kamen. 

[3ij  Von  dannen  reiseten  wir  über  landt  nach  S.  Vincente. 
Daselbst  thatlen  uns  die  Portugaleser  alle  ehr  an,  und  gaben  uns 
eine  Zeitlang  die  kost.  Darnach  fieng  ein  ieder  etwas  an,  das  er 
sich  darvon  enthielt.  Wie  wir  da  sahen,  das  wir  alle  unsere  schiff 
verloren  hatten,  schickte  der  hauplman  ein  Portugalesisch  schiff 
nach  unserm  andern  volcke,  welches  zurucke  blieben  war  in  Bya- 
säpe,  dieselbigen  auch  dahin  zubringen,  wie  es  <lcnn  auch  ge- 
schähe. 


ii7 

Wie  Sancte  Vincente  gelegen  ist. 

CAPUT  XIIII. 

Sancte  Vincente  ist  ein  Insel,  ligl  hart  bey  dem  fußfe.sten  landt, 
darinnen  sein  zwen  flecken.  Einer  genant  in  Portugalos»  r  spraach 
S.  Vincenle,  aber  in  der  [32]  Wilden  spraach  Orbioneiiie,  der  ander 
leit  darvon  ungeferliuh  zwey  uieil,  und  heisset  Uwawa  supe,  sonst 
ligen  auch  noch  etliche  heuser  in  der  Inseln  die  heissen  Ingenio, 
und  in  denselbigen  machet  man  den  Zucker. 

Und  die  Porlugaleser,  so  darinnen  wonen,  haben  eine  Nation 
Prasilianer  zn  freunden,  die  heissen  Tuppin  Ikin,  und  die  Nation 
ires  landts  strecket  sich  in  80  meil  wegs  lang  das  landt  hinein,  und 
an  dem  Meer  her  ungeferlich  40  meil. 

Und  die  Nation  haben  auff  beiden  selten  feinde  nach  der  Sud- 
seiten, und  auch  nach  der  Nordseilen.  Ihre  feind  aulf  der  Sudsei- 
len heissen  die  Carios.  Und  die  Feinde  aulF  der  Nordseiten  heissen 
die  Tuppin  Inba.  Auch  werden  sie  von  iren  feinden  Tawaijar  ge- 
heissen,  ist  so  viel  gesagt,  als  feind,  dieselben  halten  den  Portu- 
galesern  viel  schaden 'gethan  und  müssen  sich  noch  heutiges  tag.«» 
für  inen  förchten. 

Wie  der  ort  heysset,  daher  inen   die  meyste  Verfolgung  geschähe  von  den 
Feinden,  und  wie  er  gelegen  sey. 

CAPUT  XV. 

Es  ligt  ein  ort  landes  fünlT  meil  von  Sancte  Vincenle,  der 
heisset  Brikioka ,  an  dem  ort  kommen  ire  feinde  die  Wilden  leute 
erstlich  an,  und  faren  zwischen  einer  Inseln,  die  heissel  Sanct  iMaro, 
und  dem  fußfesten  lande  hindurch. 

Dieselbige  fart  den  Wilden  zu  benemen,  waren  etliche  Mam- 
melucken  gebrüder,  ihr  vatler  war  ein  Portugoleser,  und  ire  mut- 
ier war  eine  Prasilianische  fraw,  dieselbigen  waren  Christen,  ge- 
schickt und  erfaren,  beide  in  der  Christen  und  auch  in  der  Wilden 
leut  anschlegen  und  spraach.  Der  eilest  [33]  hieß  Johan  de  Praga, 
Der  ander  Diego  de  Praga,  der  drill  Domingus  de  Praga,  der 
vierdte  Francisco  de  Praga,  der  fünlTte  Andreas  de  praga,  und  ir 
vatler  hieß  Diago  de  praga. 

Die  fünff  brüder  halten  fürgenommen,  ungeferlich  vor  zweyien 
jaren,  ehe  ich  dahin  kam,  mit  noch  Wilden  leuten,  so  ire  Freunde 


iid 

waren,  daselbs  eine  Feslunge  hin  zu  machen,  gegen  die  feinde  auff 
der  Wilden  leut  gebrauch,  welches  sie  auch  gelhan  hatten. 

Derhalben  auch  etliche  Porlugaleser,  dahin  zu  ihnen  gezogen, 
daselbs  zu  wonen,  dieweil  es  ein  fein  land  war,  solchs  hatten  ire 
feinde  verspeiet  die  Tubin  Imba,  und  sich  in  irem  lande  gerüstet, 
welchs  ungeferlich  25  meil  darvon  anfahet,  und  waren  eine  Nacht 
da  ankommen ,  mit  70  Nachen  und  hatten  sie ,  wie  ir  gebrauch  ist, 
in  der  stunde  vor  tage,  angefallen,  und  die  Mamalucken  sampt  den 
Portugalesern,  waren  [34]  in  ein  hauß  gclauffen,  welchs  sie  von 
erden  gemacht  und  sich  geweret.  Die  andern  wilden  leut  aber 
hatten  sich  in  iren  hütten  zu  hauff  gehallen  und  sich  gewerei,  die- 
weil sie  gekont  hatten.  So  das  der  Feinde  viel  waren  lodt  blieben. 
Doch  zum  letzten  hatten  die  Feinde  uberhandl  kriegen,  und  den 
flecken  Brikioka  angesteckt,  und  die  wilden  alle  gefangen,  aber 
den  Christen  welcher  ungeferlich  8  mochten  gewesen,  sein,  und 
den  Mammalucken  hatten  sie  nichts  thun  können  in  dem  hause. 
Dann  Gott  wolle  sie  bewaren.  Aber  die  anderen  wilden,  so  sie  da 
gefangen  halten,  sie  sobald  von  einander  geschnitten  und  getheilet, 
und  darnach  widerumb  in  ire  landlschafTt  gezogen. 

Wie  die  Portugaleser ,    Brikioka  •wider  auffgeiicht  hatten,   darnach  eirt  bol- 
werk  in  die  Insel  Sanct  Maro  machten. 

CAPUT  XVI. 

Darnach  dauchl  es  die  Obersten  und  gemeine  gut  sein,  das 
man  denselbigen  ort  nit  verliesse,  sondern  bawete  dahin  auffs 
sterckeste.  Dieweil  man  daselbs  das  gantzc  landt  verthedingen 
konte^  solchs  hatten  sie  gelhan. 

Wie  nun  die  Feinde  solchs  vermerkten,  das  flecklin  Brikioka 
ihnen  zu  starck  war  anzufallen,  fuhren  sie  die  nacht  gleichwol  vor 
den  flecken  über,  zu  wasser,  und  namen  zur  beut,  wenn  sie  be- 
kommen konlen  umb  S.  Vincente  her.  Dann  die  inwendig  im  landt 
wonelen,  meinten  sie  hellen  kein  not,  dieweil  der  flecke  da  in  der 
gegenheit  auffgerichlel  und  befestiget  war,  und  darüber  lidden  sie 
schaden. 

L35]  Darnach  bcdauchle  die  inwoner,  sie  wollen  in  die  Insel 
Sand  Maro,  welches  hart  gegen  Brikioka  über  ist,  auch  ein  hauß 
hart  aufl"  das  wasser  ijawen,  darein  geschützt  und  leut  thun,  solche 
farl  den  Wilden  zuverhindern.    So  hellen  sie  nun  ein  Bolwerck  in 


119 

der  Insel  angefangen,  doch  nicht  geendet,  ursach,  wie  »ifi  inith 
berichten,  das  mal  kein  Porlugaleser  büchsen  schütz  sich  darein 
wagen  wolle. 

Ich  war  da  den  ort  landes  zu  besehen.  Wie  die  iinvoner  min 
höreten,  das  ich  ein  Ti-uischer  war,  und  mich  ettwas  aufTj  gt;scliütz 
verstund,  begerten  sie  von  mir,  ob  ich  wölte  in  dem  hause  in  der 
Inseln  sein,  und  da  der  feinde  helffen  warten,  sie  wollen  mir  mehr 
gesellen  verschaffen,  und  mir  ein  gute  besoldung  yehen.  Auch 
sagten  sie,  wo  ichs  thelte.  Ich  solle  es  gegen  dem  Könige  geniessen, 
Dann  der  König  pflegte  sonderlich  denen,  so  in  solchen  ncwen  lan- 
den hülffe  und  ralh  geben,  ir  gnediger  Herr  zusein. 

[36]  Ich  ward  mil  inen  eins,  das  ich  vier  Monal  in  dem  hauß 
dienen  soll.  Darnach  würde  ein  Oberster  von  des  Königs  wegen  da 
ankommen  mit  schiffen,  und  ein  steinen  blochhauß  dahin  machen, 
welches  dann  stercker  sein  würde,  wie  auch  geschähe.  Die  meiste 
zeit  war  ich  in  dem  blochhauß  selb  drille,  hatte  etlich  geschülz  bey 
mir,  war  in  grosser  gcfahr,  der  Wilden  halben,  dann  das  hauß  nit 
fest  war,  musten  auch  fleissig  wacht  halten,  darmit  die  Wilden  nicht 
heimlich  in  der  nacht  bey  hin  führen,  dann  sie  sich  etliche  mal  ver- 
suchten, iedoch  halff  uns  Gott,  das  wir  irer  gewar  worden  in  der 
wachte. 

üngeferlich  nach  etlichen  Monaten  kam  der  Oberste  von  des 
Königs  wegen,  dann  die  gemeine  hatte  dem  Könige  geschrieben 
wie  grossen  ubermut  die  Feinde  dem  Ort  Landes  thelen  vonn  der- 
selbigen  seilen  her.  Auch  wie  ein  schönes  landt  es  were,  nicht 
nützlich  solches  zuverlassen.  Das  zuverbessern  kam  der  Oberste 
Tome  de  Süsse  genant,  und  besähe  den  ort  lands,  und  die  stelle,  so 
die  gemeine  gern  feste  gemacht  helle. 

Da  zeigte  die  geraeine  dem  obersten  an  den  diensle,  so  ich 
inen  gclhan  hette,  loich  da  in  das  hauß  begeben,  da  sonst  kein 
Porlugaleser  in  wolle,  dann  es  übel  befestiget  war.  Dasselbige 
behagle  im  wol,  und  sagte  er  wolle  mein  sach  beim  Könige  an- 
tragen, wann  ihm  Gott  wider  in  Portugal  hülffe,  und  ich  solts  ge- 
niessen. 

Meine  zeit,  so  ich  der  Gemeine  halle  zugesagt  zu  dienen,  war 
umb,  nemlich  4  Monat,  und  ich  begerte  Urlaub  Aber  der  Oberste, 
mil  sampl  der  gemeine,  begerten,  das  leb  noch  walle  «i'ii  Zeitlang 
im  diensle  bleiben.    Darauff  ich  inen  das  ja  gab,  noch  zwey  jar  zu 


120 

divnen,  und  wann  die  zeit  nmb  were,  solle  man  mich  sonder  eini- 
ges verhindern,  mit  den  ersten  schiffen,  darinn  ich  kommen  konnte 
lassen  nach  Portugal  siegeln,  da  [37]  soUe  mir  mein  dienst  vergol- 
ten werden.  Des  gab  mir  der  Oberste  von  wegen  des  Königs  meine 
privilegia,  wie  da  gebreuchlich  ist  zugeben  des  Königes  büchsen 
schützen,  so  es  begercn.  Sie  machten  das  steinen  bolwerck,  und 
legten  etlich  stück  geschütees  drein ,  und  das  bolwerck  sampt  dem 
geschätzt  wurd  mir  befolhcn  gute  wacht  und  auffsehens  drein  zu- 
haben. 

Wie  and  suß  was  Ursachen  wir  der  feinde  uns  eine  zeit  im  jar  mer  dann 
die  ander  rerniuten  musten. 

CAPUT  XVII. 

Wir  musten  uns  aber  irer  auff  zwo  zeite  im  jare  mehr  besor- 
gen dann  sunst,  fümemlich  wenn  sie  irer  Feinde  landt  mit  gewalt 
gedencken  einzunehmen.  Und  diese  zwo  zeit  sein,  die  eine  im  Mo- 
nat Novembri,  so  werden  etliche  Frucht  [38]  reiffe,  die  heisset  auff 
ire  spräche  Abbati,  darvon  machen  sie  ein  getrencke,  das  heisset 
Kaa  wy.  Darneben  haben  sie  dann  die  Wurtzel  Mandioka,  die 
mengen  sie  auch  etwan  darunder,  und  umb  der  getrencke  willen, 
wann  der  Abati  reiffe  ist,  wann  sie  widerunib  auß  dem  kriege 
kommen,  das  sie  dann  des  Abatis  haben,  ire  gedrencke  darauß 
zumachen,  Iren  feind,  wann  sie  deren  gefangen  haben,  darbey  zu 
essen,  und  frewen  sich  ein  gantzes  jar  durauff,  wann  die  Abati  zeit 
kompt. 

Auch  musten  wir  uns  irer  vermuten  im  Augusto,  dann  ziehen 
sie  einer  art  vische  nach,  dieselbigen  steigen  auß  dem  Meer  in  die 
Süssen  Wasser,  so  ins  Meer  fliessen,  daz  sie  darinnen  leichen,  Die- 
selbigen beissen  auff  ire  spraach  Bratti,  die  Hispanier  heisscn  sie 
Lysses.  Umb  dieselbigen  zeit  pflegen  sie  auch  gemeinlich  außzu- 
(aren  und  ^ustreiten,  darmit  sie  essen  halben  desto  besser  hinkom- 
mens  haben.  Und  derselbigen  fische  fahen  sie  viel  mit  kleinen 
gcrnlein,  schiessen  sie  auch  mit  pfeilen,  führen  ihrer  viel  gebraten 
mit  heim,  machen  auch  meel  darauß,  welches  sie  heissen  Pira  Kui. 

Wie  ich  Ton  den  Wilden  gefangen  wurd,  und  wie  sicfas  zutrug. 

CAPUT  XVIII. 
Ich  hatte  einen  wilden  Mann,  eines  geschlechts,  welche  heisse 


i2i 

Carios,  der  war  mein  eigen,  der  fieng  mir  wild,  mit  dem  gieng  ich 
auch  unterweileft  in  den  WalL 

Es  begab  sich  aber  auff  ein  zeit,  das  ein  Hispanier  auß  der 
Insel  Sancte  Vincente  zu  mir  kam  in  die  Insel  Sande  Marc,  vvelclis 
5  meil  von  dannen  ist,  in  daz  bolwerck,  darinnen  ich  wonele,  und 
noch  ein  Teutscher,  hieß  mit  namen  Heliodorus  Hessus,  Eobani 
Hessi  seligen  Son,  derselbige  war  in  der  Insel  Sand  Vincente,  in 
einem  Ingenio,  in  welchem  man  den  zucker  machet,  und  das  In- 
genio  war  einem  Genueser  der  hieß  Josepe  Ornio,  und  dieser  He- 
liodorus war  der  kauffleut  Schreiber  und  auß  richten,  die  zu  dem 
Ingenio  gehöreten  (Ingenio  heisset  heuser  darinne  man  zucker 
macht).  Mit  demselbigen  Heliodoro  hatte  ich  zuvor  mehr  kunl- 
schafft  gehabt,  dann  doch  ich  mit  den  Hispaniern  den  Schiffbruch 
da  unter  lande  leid,  inen  da  in  der  Insel  Sancte  Vincente  fand,  und 
er  mir  freundtschafft  bewiese.  Er  kam  zu  mir,  wolle  sehen  wie 
mirs  gieng.  Dann  halte  er  vielleicht  gehört,  ich  were  kranck. 

Ich  halle  meinen  Schlaven  den  tag  zuvor  in  den  walt  geschickt 
Wild  zufahen.  Ich  wolle  des  andern  tages  kommen,  [39]  und  es 
holen,  das  wir  möchten  etwas  zu  essen  haben.  Dann  man  da  im 
landl  nicht  viel  mehr  hat,  dann  was  auß  der  wiltnus  kompt. 

Wie  ich  nun  so  durch  den  wald  gieng,  erhub  sich  auff  beydcn 
Seiten  des  wegs  ein  groß  geschrey  auff  der  wilden  leut  gebrauch, 
und  kamen  zu  mir  ingelauffen,  da  erkante  ich  sie,  und  sie  hatten 
mich  alle  rund  cmib  her  bezirckl,  und  ire  bogen  auff  mich  mit  pfei- 
len  gehalten,  schössen  zu  mir  ein.  Da  rüfft  ich,  nun  helff  Goll 
meiner  Seelen.  Ich  hatte  das  wort  kaum  so  bald  außgesagt,  sie 
schlugen  mich  zur  erden,  schössen  und  stachen  auff  mich,  Noch 
verwundeten  sie  mich  (Gott  lob)  nicht  mehr,  dann  in  ein  bein,  und 
rissen  mir  die  kleider  vom  leib.  Der  eine  die  halßkappen,  der  an- 
der den  hut,  der  dritte  das  hembd,  und  so  fort  an.  Fiengen  da  an 
und  kieben  sich  umb  mich,  der  eine  sagt  er  were  der  erste  bei 
mir  gewesen,  der  ander  sagte  er  helle  mich  gefangen.  Dievvcil 
schlugen  mich  die  andern  mit  den  handlbogen.  Doch  zum  lelzlen 
hüben  mich  zwen  auff  von  der  erden,  da  ich  so  nackol  war,  der 
eine  name  mich  bey  einem  arm,  der  ander  bey  dem  anderen,  uniid 
etlich  hinter  mich,  und  etliche  vor  mir  her,  und  lieffen  so  schwinde 
mit  mir  durch  den  waldt  nach  dem  Meer  zu,  da  sie  ire  nachen  hal- 
ten.   Wie  sie  mich  bey  das  Meer  brachten,  da  sähe  ich  ungeferlich 


fta 

einen  sleinwurff  oder  zwcn  weil  ire  nachen  stehen,  die  hatten  sie 
aufj  dem  Meer  ans  landt  gezogen  unter  eine  hecken,  und  irer  noch 
einen  grossen  hauffen  da  bey.  Wie  mich  dieselbigen  sahen  daher 
leyten,  lielFen  sie  mir  alle  entgegen,  waren  gezieret  mit  feddern 
auf!  ihren  gebrauch,  und  bissen  in  ire  arme,  und  dreweten  mir, 
also  wollen  sie  mich  essen.  Und  es  gieng  ein  König  vor  mir  her, 
mit  dem  holtze,  damit  sie  die  gefangenen  todt  schlagen,  Der  pre- 
digte und  sagte,  wie  sie  mich  Iren  schlaven  den  perot  (so  heyssen  sie 
die  Portugaleser)  gefangen  [40]  betten,  und  wölten  nun  irer  freunde 
todt  wol  an  mir  rechen.  Und  wie  sie  mich  bey  die  Nachen  brach- 
ten, schlugen  mich  ihre  etliche  mit  feusten.  Da  eilten  sie  unter 
einander,  das  sie  die  nachen  wider  ins  wasser  schoben,  dann  ihnen 
leyd  war,  das  in  Brickioka  ein  Aliarm  würde,  wie  auch  geschach. 

Ehe  sie  nun  die  Nachen  wieder  ins  wasser  brachten ,  bunden 
sie  mir  die  hende  zusamen,  und  sie  waren  nicht  alle  auß  einer 
wonunge,  ein  ieden  Aldea  verdroß,  das  sie  solten  ledig  heim  faren 
und  kieben  mit  den  beyden,  so  mich  behielten,  etliche  sagten,  sie 
weren  eben  so  nahe  bey  mir  gewesen,  als  sie,  und  sie  wolten  auch 
ir  theil  von  mir  haben,  und  wolten  mich  da  auffder  stedte  gleich 
todt  schlagen. 

Da  stund  ich  und  betete,  sähe  mich  umb  nach  dem  schlage, 
doch  zum  letzten  hub  der  König  an,  so  mich  behalten  wolte,  und 
sagte,  sie  wolten  mich  lebendig  heimführen,  aufT  däz  mich  auch  ire 
weiber  lebendig  sehen,  und  ire  Fest  mit  mir  betten.  Dann  sa 
wolten  sie  mich  Kawewi  pepicke  töten,  Das  ist,  sie  wolten  ge- 
drencke  machen  und  sich  versamlen,  ein  Fest  zumachen,  und  mich 
dann  mit  einander  essen.  Bei  den  worten  Wessen  sies  bleiben  und 
bunden  mir  4  stricke  umb  den  hals,  und  muste  in  ein  Nachen  stei- 
gen, dieweil  sie  noch  auff  dem  lande  stunden,  und  bunden  die  ende 
der  t.'  ck  an  den  Nachen  und  schoben  sie  ins  Meer  wiederumb 
heim  zufahren. 

Wie    sie  mit  mir   wolten   wieder   eurück  fahren   und   die   unsern   ankamen, 

meinten  mich  inen  wider  zunemen  und  sie  eich  wider  zu  inen  wanten,  und 

schä^rmützclten  mit  inen. 

CAPUT  XIX. 

(41]  Es  ligt  ein  kleine  Insol  bey  der  Insel,  darinn  ich  gefangen 
wurd,  in  drr  nisten  wasser  vögel  die  heissen  Uwara,  haben  rote 


423 

fe<Idern.  Fragten  mich,  Ob  irc  Feinde  die  Tuppin  Ikins  das  jai* 
auch  da  gewesen  wuren,  und  die  vügel  bcy  iren  jungen  gefangen 
hellen,  Da  sagle  ich  ja,  Aber  sie  woltens  gleichwol  besehen,  Dann 
sie  achten  die  feddern  groß,  so  von  den  vögeln  kommen.  Dann  hH 
ir  zierath  isl  gemeiniich  von  feddern  gemacht.  Und  der  vor  ge- 
nanten vögel  Uwara  arl  isl,  wann  sie  jung  sein,  die  ersten  federn 
80  ihnen  wachsen,  sein  weißgraw,  Die  andern  aber  wann  sie  flück 
werden,  sein  sie  schwarlzgraw,  damit  fliegen  sie  ungeferlich  ein 
jar,  darnach  werden  sie  so  rot,  als  rote  färbe.  Und  sie  fuhren  hin 
nach  der  Insel,  meinten  der  vögel  anzutreffen.  Wie  sie  nun  unge- 
ferlich zwen  büchsenschosse  von  dem  ort  kamen,  da  sie  nachcn 
stehen  hatten,  sahen  sie  zu  rucke,  da  [42]  war  es  voll  daselbs  der 
Wilden  Tuppia  Ikin,  auch  etliche  Portugaleser  unter  inen,  dann  es 
volgete  mir  ein  schlave,  wie  ich  gefangen  ward,  derselbige  entkam 
inen,  und  hatte  einen  lermen  gemacht,  wie  sie  mich  gefangen  bet- 
ten, so  das  die  meinten  mich  zuerlösen,  und  rieifen  denen  so  mich 
gefangen  hatten,  das  sie  zu  inen  kernen,  weren  sie  kün  und  schaf- 
mützeltcn.  Und  sie  kereten  mit  den  Nachen  widerumb  zu  denen  ans 
landt,  und  die  auff  dem  landt  schössen  mit  roren  und  pfeilen  zu  uns 
ein,  und  die  in  den  Nachen  wider  zu  inen,  und  bunden  mir  die  band 
widerumb  loß,  aber  die  stricke  umb  den  hals  waren  noch  feste  ge- 
bunden. 

So  hatte  nun  der  König  des  Nachens,  da  ich  innen  war,  ein 
röhr  und  ein  wenig  pulvers,  welches  ime  ein  Franlzose  für  pra- 
silien  holtze  gegeben  hatte,  das  muste  ich  aulT  die  am  lande  ab- 
schiessen.. 

Wie  sie  so  ein  weile  gescharmützelt  hatten,  besorgten  sie  sich 
das  sich  die  andern  auch  etwan  mit  Nachen  sterckten,  und  inen 
nacheilten,  und  fuhren  von  dannen,  und  es  wurden  irer  drey  ge- 
schossen, und  sie  fuhren  ungeferlich  einen  Falckenetlin  schoß  bcy 
dem  bolwerck  zu  Brikioka  her,  da  ich  pflegte  inne  zu  sein,  und  wie 
wir  so  vor  über  fuhren,  muste  ich  in  dem  Nachen  aufl"  stehn  das 
mich  meine  gesellen  gesehen  konten,  da  schössen  sie  auß  dem  bol- 
werck zwey  grober  stück  ab  aulF  uns,  aber  sie  schössen  zu  kurlz. 

Miller  zeit  kamen  etliche  Nachen  von  Brikioka  uns  nach  ge- 
faren,  und  meinten  sie  wollen  uns  erlangen,  aber  sie  ruderten  zu 
geschwind  hinweg,  wie  solchs  die  freund  sahen,  das  sie  nichts  ge- 
schaffen konten,  kereten  sie  widerumb  nach  Brikioka. 


124 

« 

[43]  Was  Bicli  auff  der  wider  umbreyso  begab  nach  irem  lande. 
CAPUT  XX. 

Wie  sie  nun  ung«:ferlich  7  meil  wegs  vonn  Brikioka  hinweg 
waren  nach  irer  Landtsrhaffl,  war  es  nach  der  Sonnen  zurechnen 
gegen  abenl  uinb  vier  uhr,  und  war  desselbigen  tages  wie  sie  mich 
gefangen  iialten. 

Und  sie  fuhren  bey  ein  Insel  und  zbhen  die  Nachen  an  landt, 
und  meinten  die  nacht  da  zubleiben,  und  zogen  mich  auß  dem  Na- 
chen an  land.  Als  ich  aulT  das  landt  kam,  konte  ich  nit  sehen,  dann 
ich  unter  dem  angesicht  zerschlagen  war,  auch  nicht  wol  gehen, 
muste  in  den  sant  ligen  der  wunden  halben,  so  ich  ira  beyn  hatte. 
Sie  stunden  umb  mich  her,  und  dreweten  mir,  wie  sie  mich  essen 
wölten. 

[44J  Wie  ich  nun  in  so  grosser  angst  und  jamcr  war,  bedachte 
das  ich  vor  nie  betrachtet,  nemlich  der  betrübte  jamerthal,  darinn 
wir  hie  leben,  und  ich  fieng  an  mit  weynenden  äugen  singen,  auß 
grundt  meines  hertzen  den  Psalmen:  Auß  tieffer  noth  schrey  icl 
zu  dir  etc. 

Da  sagten  die  wilden:  Sihe  wie  schreiet  er,  letzt  jamerl  in. 

Darnach  dauchte  sie,  es  were  nicht  gute  legerung  inn  der  In- 
seln, die  nacht  da  zu  bleiben,  und  fuhren  wider  nach  dem  Fußfesten 
lande,  daselbs  waren  hütten,  die  sie  vormals  gebawet  hatten,  und 
CS  war  in  der  nacht,  wie  wir  dahin  kamen.  Und  sie  zohen  die 
nachen  auffs  landt,  und  machten  fewer,  und  leyteten  mich  darnach 
darbey,  Da  muste  ich  in  einem  netze  schlaffen,  welchs  sie  in  ihrer 
spräche  Inni  heissen,  die  sein  ire  Bette,  und  binden  sie  an  zwen 
pfele,  über  die  Erden,  oder  ist  es  in  einem  walde,  so  binden  sie  es 
an  zwen  beume,  die  stricke,  so  ich  an  dem  halse  halte,  bunden  sie 
oben  an  einen  bäum,  und  sie  legten  sich  die  nacht  umb  mich  her, 
verspotteten  mich  und  hiessen  mich,  auff  ire  spraache,  Schere  in- 
bau  ende,  Du  bist  mein  gebundenes  Tier. 

Ehe  nun  der  tag  anbrach,  fuhren  sie  wider  auß,  und  ruderten 
den  gantzeu  lag,  und  ungeferltch  wie  die  Sonne  umb  Vesper  zeit 
stund,  waren  sie  noch  zwo  meil  von  dem  orlh,  da  sie  sich  die  nacht 
hin  legeren  wollen.  So  erhebet  sich  ein  grosse  schwarlze  wolcke, 
und  kommet  hinter  uns  her,  sehr  schrecklich,  und  sie  ruderten 
schwinde,  das  sie  möchten  an  land  kommen,  umb  der  wolcken  und 
winds  willen. 


125 

Wie  sie  nun  sahen,  das  sie  ir  nit  entfahren  konten,  Sagten  sie 
zu  mir,  Nc  inungilia  dcc  Tuppan  d<i  Quabe,  amanasu  y  an  dec 
Imme  Ranni  mc  sissc.  Das  ist  so  viel  gesagt: 

Rede  mit  deinem  Gott,  das  uns  der  grosse  regen  und  winl  kei- 
nen schaden  thu.  Ich  schweig  stille  und  thct  mein  gebete  [45]  zu 
Gott,  dieweil  sie  es  von  mir  begerlen  und  sagte: 

0  du  Allmeciitigcr  Gott,  du  Himmlischer  und  Erdtrichs  ge- 
walthabor,  der  du  von  anbegin,  denen,  die  deinen  namen  anruffen, 
geholffen  und  sie  erhöret  hast,  unter  den  Gottlosen,  erzeige  mir 
deine  barmhertzigkeit,  aufi*  das  ich  erkennen  möge,  das  du  noch 
bey  mir  seiest,  und  die  Wilden  Heyden,  so  dich  nicht  kennen,  sehen 
mögen,  das  du  mein  Gott  mein  gebet  erhörest  hast. 

Ich  läge  in  dem  Nachen  gebunden,  das  ich  mich  nit  umb  sähe 
nach  dem  wetler,  aber  sie  sahen  stets  hindersich,  fiengen  an  zu- 
sagen: Oqua  moa  amanasu.  Das  ist  so  viel  gesagt:  Das  grosse  wei- 
ter gehet  hintersich.  Da  richtet  ich  mich  ein  wenig  auff,  und  sähe 
hinter  mich,  das  die  grosse  woicke  vergieng,  da  danckte  ich  Gott. 

Wie  wir  nun  an  landt  kamen,  thelten  sie  mit  mir  gleich  wie 
vorhin^  bunden  mich  an  einen  bäum,  und  lagen  des  nachts  umb 
mich  her,  und  sagten,  wir  weren  nun  nahe  bey  irer  LandtschafTt, 
wir  würden  den  andern  tag  gegen  abent  daran  kommen,  weichet; 
ich  mich  gar  wenig  frewete. 

Wie  sie  des  tages  mit  mir  utnbgicngen,  da  sie  mich  bey  ire  wonunge 

brachten. 

CAPUT  XXI. 

Desselbigen  tages  nngeferlich  nach  der  Sonnen  zurechnen, 
wars  umb  vesperzeit,  als  wir  ire  wonungen  sahen,  waren  also  drey 
tage  auflf  der  heimfart  gewesen.  Dann  es  waren  dahin  ich  geführet 
ward,  dreissig  meil  wegs  von  Brikioka,  da  ich  gefangen  wurd. 

[46]  Wie  wir  nun  harl  I<ey  ilire  wonung  kamen,  war  es  ein  dörff- 
lin,  das  hatte  sieben  hütten,  und  nanten  es  Uwattibi.  Wir  fuhren  auIT 
ein  ufer  landes,  welchs  auff  dem  Meer  ligt,  da  harte  bey  waren  ihre 
weiber  in  iren  wurtzel  gewechs,  welches  sie  Mandioka  heyssen. 
In  demselbigen  wurtzel  gewechs  giengen  viel  irer  weiber  und  ris- 
sen wurtzeln  auß,  den  muste  ich  zu  ruffen  in  irer  spraach:  A  Ju- 
nesche  been  ermi  vramme.    Das  ist:  Ich  ewer  essenspeise  komme. 


126 

Wie  wir  nun  an  landt  ksmcn,  lieffen  sie  alle  auß  den  hüllen 
(welühs  auff  einem  berge  hgvj  jung  und  all,  mich  zubesehen.  Und 
die  niänner  giengen  inil  iren  bogen  und  pfeilen  nach  iren  hüllen, 
uird  befülhen  mich  iren  weibern,  dieselbigen  namen  mich  zwischen 
mich,  und  giengen  elliche  vor  mir,  und  etliche  hinter  mir  her,  Sun- 
gen  und  tantzlen  an  einem  singen,  die  gesenge  so  sie  den  eigenen 
leul  II  pflegen  zu  singen,  wann  sie  die  wollen  essen. 

[47]  Wie  sie  mich  nun  vor  die  hüllen  Ywara,  das  ist  Tor  ire 
Feslunge  brachten,  welche  sie  machen  rundnmb  ire  hüllen  her,  von 
grossen  langen  reydeln,  gleich  wie  ein  zäun  umb  ein  garten. 

Das  Ihun  sie  umb  irer  feinde  willen.  Wie  ich  nun  hinein  kam, 
lieff  das  frawen  volck  zu  mir,  und  schlugen  mich  mit  feuslen,  und 
rattfTten  mich  bey  dem  barl,  und  sprachen  in  irer  spraach:  Sehe  in- 
namme  pepikeae.  Das  ist  so  viel  gesagt:  Den  schlag  reche  ich  an 
dir  von  meines  freund»  wegen,  Den  die,  darunter  du  gewesen  bist, 
getödlel  haben. 

Darnach  fürten  sie  mich  in  die  hüllen,  da  musle  ich  in  ein 
Inni  leigen,  da  kamen  die  weiber  vor  und  nach  schlugen  und  rauff- 
ten  mich,  und  drawelen  mir,  wie  sie  mich  essen  wollen. 

So  was  das  Manns  volck  in  einer  hüllen  bey  einander,  und 
truncken  die  getrencke,  welche  sie  Kawi  nennen,  und  hallen  ire 
Gölter  bey  sich,  Tammerka  genant,  und  sungen  inen  zum  ehren,  das 
sie  inen  so  wol  geweissaget  halten,  daz  sie  mich  fangen  sollen. 

Solchen  gesang  höret  ich,  und  es  kam  in  einer  halben  stund 
kein  mans  volck  bey  mich,  dann  allein  weiber  und  kinder. 

Wie  meine  beydcn  Heriu  zu  mir  kamen  und  sagten  mir,  wie  sie  mich  ihrer 
Freunde  einen  verschenclit  hettcn,   der  solle  mich  verwaren  und  todt  schla- 
gen, wenn  man  mich  essen  wolte. 

CAlM.r  XXII. 

Ich  wußte  iren  gebrauch  so  wol  nit,  als  ich  in  darnach  erfuhr, 
und  gedacht,  letzund  rüslen  sie  zu  dich  zutödlen.  Über  eine  kleine 
weil  kamen  die,  so  mich  gefangen  hallen,  [48]  mit  namen  Jeppipo 
Wasu,  und  sein  bruder  Alkindar  Miri,  Sagten,  Wie  sie  mich  ircs  val- 
iers bruderipperu  Wasu  auß  freundlschaü'l  geschenckl  halten,  der- 
selbige  soll  mich  verwaren,  und  mich  auch  lod Ischlagen,  wann  man 
»lieh  eüsen  wolte,  und  ime  also  einen  namen  mit  mir  machen. 

Dann  derselbige  Ipperu  Wasu  helle  vor  einem  Jar  auch  einen 


12? 

scblaven  gefanfjen,  und  inen  dem  Alkindar  Miri  auft  fr»  uiult^rJ'jilTt 
^»^fischen'jkt,  Densolhigcn  er  tod  geschlagen,  und  einen  namv-t  dar- 
von  gewunnen  hatte.  So  das  der  Alkindar  Miri  dem  Ippt^ru  Was« 
verheissen  helle,  den  erslen  so  er  lienge,  iino  wider  zuschcnckcn, 
Der  jenige  ich  da  war. 

Weiter  sagten  die  vorgenanle  beyde,  so  mich  gefangen  hatten: 
letzt  werden  die  frawen  dich  aufführen,  Aprasse.  Das  wort  ver- 
stund ich  da  nicht,  es  heysset  aber  tantzen,  also  zohen  sie  mich  wider 
mit  den  stricken,  so  ich.umb  den  hals  halte,  [49]  Auß  der  hüHeu 
au(r  den  platz.  Es  kamen  alle  weiber,  so  in  den  sieben  hüllen  waren, 
und  griffen  mich  an,  und  daz  manns  voick  gieng  darvon.  Da  ley- 
tcten  mich  die  weiber,  etliche  bey  den  armen,  etliche  bey  den 
stricken,  so  ich  umb  den  hals  hatte,  so  hart  das  ich  kaum  den  athem 
konte  holen.  Also  zohen  sie  mit  mir  hin,  ich  wusle  nicht  was  sie 
mit  mir  in  dem  sinne  halten,  mit  dem  wurd  ich  ingedenck,  des  lei- 
dens  unsers  Erlösers  Jesu  Christi,  wie  der  von  den  schnöden  Juden 
unschuldig  leyd,  Dardurch  tröstete  ich  mich  und  war  desto  gedül- 
liger.  Do  brachten  sie  mich  vor  des  Königes  hüllen,  der  hieß  Vra- 
tinge  Wasu,  Das  ist  auff  Teutsch  gesagt,  der  grosse  weisse  vogel, 
vor  desselbigen  hütt«n  lag  ein  heufllin  frischer  erden,  da  führten  sie 
mich  bey,  und  salzten  mich  darauff,  und  etliche  hielten  mich,  da 
meinte  ich  nicht  anders,  dann  sie  würden  mich  da  als  baldt  zu  lodi 
schlagen,  und  sähe  mich  umb  nach  dem  Iwera  Pemme,  darmit  sie 
die  leul  erschlagen,  und  fragte,  ob  sie  mich  so  baldt  tödten  wollen, 
da  sagten  sie,  noch  nicht;  da  kam  eine  fraw  auß  dem  hauffen  bey 
mich,  und  hatte  ein  schibcrstück  von  einem  Christallen,  zwischen 
einem  dinge  gleich  als  gebogen  reilllin,  und  schar  mir  mit  demsel- 
bigen  Christallen  die  weitnbron  an  den  äugen  ab ,  und  wolle  mir 
den  hart  vom  maul  auch  absch»ieiden,  solchs  wolt  ich  nicht  leiden, 
und  sagte  sie  sollen  mich  mit  dem  barl  tödten.  Da  sagten  sie,  sie 
wollen  mich  noch  nicht  tödten,  und  liessen  mir  den  hart.  Doch  nach 
etlichen  tagen  schnieden  sie  mir  in  ab  mit  einer  scheer,  so  die 
Frantzosen  inen  geben. 

Wii.  hio  ii.it  mir  lautzleu  vor  den  hütten,  darinne  sie  dio  abgötter  Tamerka 

Latten. 
CAPLi  XXIII. 

I  "jO]  Darnach  führten  j;ie  mich  von  dem  ort,  da  sie  mir  die  au- 
^cnbrawcn  abgeschorun  hatten,  \or  die  hütten,  da  die  Tammerka  ir« 


128 

Abgötter  in  waren,  und  machten  einen  runten  kreiß  umb  mich  her, 
du  stund  ich  mitten  innen,  und  zwey  weiber  bey  mir,  und  bunden 
mir  an  ein  bein  etliche  dinger  an  einer  schnüren,  die  rasselten,  und 
bunden  mir  auch  eine  sdieibe  von  vögel  schwentzen  gemacht,  war 
viereket,  binden  auff  den  hals  das  sie  mir  über  das  heubt  gieng, 
und  hcysset  auff  ire  spräche  Arasoya,  darnach  fieng  daz  wci'  ; 
vüick  alle  mit  einander  an  zusingen,  und  gleich  wie  ir  thon  lautet, 
so  musle  ich  mit  dem  beine,  daran  sie  mir  die  rasseln  gebunden 
hatten,  nider  tretlen,  auff  das  es  rasselte  und  zusammen  slimmete. 
Und  das  bein  darin  ich  verwundet  war  thet  mir  so  wehe,  das  ich 
kaum  stehen  kundte,  dann  ich  war  noch  nicht  verbunden. 

[:'(!]  Wie  sie  mich  nach  dem  tantze  dem  Ipperu  Wasu,  der  mich  tödten  solte, 

heimbrachten. 

CAPUT  XXIIII. 
Wie  nun  der  tantze  ein  ende  hatte,  ward  ich  dem  Ipperu  Wasu 
überliffert.  Daselbst  halten  sie  mich  in  guter  bewarung.  Da  sagte 
er  mir,  ich  helle  noch  etlich  zeit  zu  leben.  Und  sie  brachten  ire  ab- 
götter  alle  so  in  der  hüllen  waren,  und  setzten  sie  umb  mich  her 
und  sagten.  Die  heltens  geweissagel,  das  man  einen  Portugaleser 
bette  sollen  fangen.  Da  sagte  ich,  die  dinger  haben  keine  macht, 
und  können  auch  nicht  reden,  und  ligen,  das  ich  ein  Portugaleser 
bin,  sonder  ich  bin  der  Frantzosen  freund  verwanlen  einer,  und  das 
landl  da  ich  daheime  bin,  heysset  Allemanien.  [52]  Darauff  sagten 
sie.  Das  müste  ich  ligen,  dünn  wann  ich  der  Frantzosen  freund  were, 
was  ich  dann  unter  den  Portugalesern  thet,  sie  wüsten  wol,  das  die 
Frantzosen  eben  so  wol  der  Portugaleser  feinde  weren  als  sie. 
Dann  die  Frantzosen  kämen  alle  jar  mit  schiffen,  und  brechten  inen 
Messer,  Exte,  Spiegel,  Kcfiime  und  Scheren,  und  sie  geben  inen 
Prasilien  hollz,  Baumwoll,  und  andere  wahr,  als  federwerck  und 
pfeffer  darfür.  Derhalben  weren  es  ire  gute  freund ,  welchs  die 
Portugaleser  also  nicht  getlian  hellen.  Dann  sie  weren,  in  verlegen 
jaren,  da  ins  land  kommen,  und  hellen,  da  sie  ietzt  noch  woneten, 
unter  iren  feinden  freundschafft  gemacht,  und  darnach  weren  sie  zu 
inen  auch  kommen,  und  mit  inen  zuhandelen  begerl,  und  sie  weren 
HuiS  guter  meinunge  an  ire  schiffe  kommen  und  darein  gestigen, 
gleich  wie  sie  noch  heutiges  lages  theten,  mit  den  Frantzösischen 
schiffen,  und  sagten  wenn  dann  die  Portugaleser  irer  gnug  im 


129 

schiffe  gehahl,  hetlcn  sie  sie  denn  ange^nfTen,  gebunden  und  iren 
feinden  ziigefürt  und  denen  geben,  die  betten  sie  denn  gedöttet  und 
gessen ,  und  irer  etlicb  betten  sie  mit  irem  geschütz  zu  todt  ge-* 
srbossen,  und  vielbochmul  mebr,  so  inen  die  Portugaleser  gethati 
betten,  auch  weren  sie  ofTtmals  mit  iren  feinden  zu  kriege  kommen, 
sie  zufangen. 

Wie  mir  die,  so  mir-h  gefangen  hatten,  zorniges  mute  klagten ,  und  das  die 
Portugaleser   iren   Vattei    erschossen   betten ,    das    weiten   sie   an   mir 

rechen. 

CAPUT  XXV 

(  54]  Und  weiter  sagten  sie,  das  die  Portugaleser,  denen  beiden 
so  gebrüder  waren  und  mich  gefangen  hatten,  irem  vatter  einen  ab- 
geschossen hatten,  also  das  er  gestorben  were,  und  desselbigen 
ires  vatters  todt  wolten  sie  nun  an  mir  rechen.  Daraufif  sagte  ich, 
was  sie  das  an  mir  rechen  wolten,  ich  were  kein  Portugaleser,  ich 
were  kurtz  mit  den  Castilianern  dahin  kommen,  einen  Schiffbruch 
gelitten,  wer  der  ursach  halben  so  unter  inen  blieben. 

So  war  ein  junger  gesel  von  irem  geschlecht,  welcher  der 
Portugaleser  schlave  gewesen  war,  und  die  wilden,  darunter  die 
Portugaleser  wonen,  waren  daselbst  hin,  in  der  Tuppin  Imba  landt 
zu  krieg  gefaren,  und  hatten  ein  gantz  dorlF  eingenommen,  und  die 
Eltisten  halten  sie  gössen.  Und  was  von  jungen  waren,  etliche  den 
Portugalesern  für  wahr  verbeultet.  Also  das  dieser  junger  gesel 
auch  den  Portugalesern  verbeutlet  war,  und  in  der  gegenbeit  ßri- 
kioka  bey  seinem  Herrn  war,  welcher  hieß  Antonio  Agudin,  ein 
Callicianer.  üenselbigen  schlaven  hatten  die,  so  mich  fiengen, 
ungeferlich  drey  Monat  vor  mir  gefangen.  Dieweil  er  nun  von 
ihrem  geschlecht  war,  halten  sie  inen  nicht  getödtet.  Dersel- 
bige  schlave  kante  mich  wol,  den  fragten  sie,  was  ich  für  einer 
were.  Er  sagte  es  were  war,  das  sich  da  ein  schilF  am  lande  ver- 
loren hatte,  und  die  leut  so  darvor»  kommen  weren,  hetten  sie 
Castilianer  gebeyssen,  und  weren  der  Portugaleser  freunde,  mit 
denselbigen  were  ich  gewesen,  weiter  wüste  er  nicht  von  mir. 

Wie  ich  nun  hörete,  und  auch  zuvor  verstanden  hatte,  daz 
Frantzosen  unter  inen  waren,  und  auch  mit  schiffen  da  pflegten  an- 
zukommen, bleib  ich  stets  auff  einer  rede,  und  sagte:  Ich  were  der 
Frantzosen  freund  verwandler.  das  sie  mich  ungetödtet  Hessen,  bi& 

F«d.  u.  S<  9 


130 

so  lang,  das  Frantzos-sn  kernen  und  mich  [55]  erkenneten.  Und  sie 
hielten  mich  in  sehr  grosser  verwarung,  so  waren  nun  etliche 
Frantzosen  unter  inen,  so  die  schiffe  da  gelassen  hatten  pfeffer  zu- 
versamlen. 

Wie  ein  Frantzose,  so  die  Schiffe  niiUr  den  Wilden  gelassen  hatte,  dahin 
kam  mich  zubesehen,    und  Ihnen  befalhe,    sie  solten    mich  essen,    ich  were 

ein  Portugaleser. 

CAPUT  XXVI, 

Es  war  eil»  Frantzose  vier  meil  wegs  von  den  hätten  darinnen 
ich  war,  und  wie  er  nun  die  zeittungen  hörete,  kompt  er  dahin,  und 
jrehet  in  ein  ander  hütten ,  gegen  der  hätten  über  darinne  ich  war, 
da  kamen  die  Wilden  zu  mir  geiauffen,  und  sagten:  Hie  ist  nu  ein 
Franlzoß  kommen,  nun  wollen  wir  sehen,  ob  du  auch  ein  Frantzoß 
seiest , oder  nicht,  dessen  erfrewete  ich  mich,  und  gedachte,  er  ist 
ie  ein  Christ,  er  wird  wol  zum  besten  reden. 

Da  leiteten  sie  mich  so  nacket  hinein  bey  inen,  und  es  war  ein 
junger  geselle,  die  Wilden  hiessen  inen  Karwattuware,  und  sprach 
mir  Frantzösisch  zu,  und  ich  kundle  inen  nicht  wol  verstehen,  so 
stunden  die  Wilden  leut  umb  uns  her,  und  hörelen  uns  zu.  Wie  ich 
im  nun  nicht  antworten  kundt,  sagte  er  zu  den  Wilden,  auff  ire 
spraach :  Tödtet  und  esset  in,  den  bößwichl.  Er  ist  ein  rechter  Por- 
tugaleser, ewer  und  mein  feindt.  Und  das  verstund  ich  wol,  Bat 
inen  derhalben  umb  Gottes  willen,  das  er  inen  doch  sagte,  das  sie 
mich  nicht  ässen.  Da  sagte  er:  Sie  wollen  dich  essen.  Da  wurd  ich 
ingedenck  des  Spruchs  Jeremie  cap.  xvii,  der  da  saget:  Vermale- 
deiet  sey  [56]  der  mensch,  so  sich  auff  menschen  verlasset.  Und  mit 
deinselbigen  gieng  ich  wider  von  inen  mit  grossem  hertzcn  wehe, 
nnd  hatte  auff  den  schultern  ein  stück  leinen  tuchs  gebunden,  wel- 
ches sie  mir  gaben,  (wo  sie  es  auch  bekommen  hatten.  Das  reiß  ich 
aj>,  und  die  Sonn  hatte  mich  sehr  verbrant  und  warff  es  dem 
Frantzosen  vor  seine  füß,  und  sagte  bey  mir  selbst,  sol  ich  dann  ja 
sterben,  warumb  solte  ich  dann  einem  andern  mein  fleisch  ienger 
vor  hegen.  Da  leiteten  sie  mich  widerumb  in  die  hätten,  da  sie  mich 
verwareten.  Da  gieng  ich  in  mein  netz  ligen.  Gott  dem  ist  bekant 
das  eilend,  so  ich  hatte,  und  hub  so  schreiend  an  zusingen,  den 
verß,  Nun  bitten  wir  den  Heiligen  Geyst,  umb  den  rechten  glauben, 
aller  meyst.  Das  er  uns  behäte  an  unsonn  ende,  wann  wir  heim 


131 

fahren  auf>  diesem  eilende,  Kyrioleys     Dann  sagten  sie:  Er  ist  ein 
rechter  Portugaleser,  letzt  schreiet  er,  ime  grawet  vor  dein  tode. 

Der  vor  genante  Frantzoß  war  zwen  tag  daselbs  inn  den  hüt- 
ten,  darnach  des  dritten  tages  reysete  er  vort  an.  Und  sie  hatteA 
beschlossen,  sie  wölten  zurüsten,  und  des  ersten  tages  mich  tödlen, 
so  bald  sie  alle  ding  bey  einander  hellen,  Und  sie  verwarten  mich 
sehr  fleissig,  und  thaten  mir  grossen  spott  an,  beyde  jung  und  alt. 

Wie  ich  BO  groß  zan   wehe  hatte. 
CAPUT  XXVII. 

Es  begab  sich,  wie  ich  so  im  elende  war,  das  gleich  wie  man 
sagt,  das  ein  unglück  nicht  allein  kompt,  mir  ein  zan  wehe  thet,  .«?o 
daz  ich  gar  verfiel ,  durch  groß  wehe ,  so  fragte  mich  mein  Herr, 
wie  es  keme  das  ich  so  wenig  esse,  ich  sagte  mir  Ihete  ein  zan  weh, 
Do  kam  er  mit  einem  dinge,  von  holtze  gemacht,  und  wolle  in  mir 
außreissen.  Ich  sagte  [57]  er  thete  mir  nicht  mehr  weh,  Er  wolle 
in  mir  mit  gewalt  außreissen.  Doch  wegert  ich  mich  so  sehr,  das 
er  darvon  abließ^  ja  meinte  er,  wo  ich  nicht  esse  und  widerumb 
zuneme,  wollen  sie  mich  lödten  ehe  der  rechten  zeit  Gott  weiß 
wie  manchmal  ich  so  herlzlich  begerle,  das  ich  möchte,  wenns  sein 
Göttlich  will  were,  sterben  ehe  es  die  wilden  acht  hellen,  das  sie 
nicht  iren  willen  an  mir  vollenbringen  mochten. 

Wie  sie  mich  zu   irem  Obersten  Könige  Konyan  Rebe  genant,  fübreten,  und 
wie  sie  da  mit  mir  umbgiengen. 

CAPUT  XXVllI 

[58J  Nach  etlichen  lagen  fürelen  sie  mich  in  em  ander  dorff, 
welchs  sie  heissen  Arirab,  zu  einem  König,  der  hieß  Konyan  Bebe,  und 
war  der  vornemsle  König  unter  inen  allen.  Bey  demselben  hellen 
sich  etliche  mehr  versamlel,  und  ein  grosse  freud  gemacht,  auff  ire 
weise,  wollen  mich  auch  sehen,  dann  er  bestall  hatte  mich  aufF  den 
tag  auch  dahin  zubringen. 

Wie  ich  nun  hart  bey  die  hütten  kam,  hÖrete  ich  ein  groß  ge- 
rulT,  von  singen  und  posaunen  blasen,  und  vor  den  hütten  stund  ein 
kopff  oder  fünfftzehen  auff  reydeln,  dieselbigen  waren  von  den  leu- 
ten,  so  auch  ire  feind  sein,  und  heissen  die  Markayas,  die  sie  gös- 
sen hatten,  und  wie  sie  mich  darbey  hin  leyteten,  sagten  sie  mir, 

9* 


132 

rfie  köpfT  wcren  auch  von  iren  leiiKliMi,  die  iucsscn  Markayas,  da 
ward  mir  bang;  Itli  gedacht,  so  würden  sie  auch  mit  mir  umbgehn. 
Wie  Avir  nun  zu  den  hüUcn  hinein  giengen,  so  gieng  einer  von 
denen,  die  mich  verwareten,  vor  her  und  sprach  nnl  harten  werten, 
das  es  die  andern  alle  höreten:  Hie  bringe  ich  d^n  Schiaven  den 
Portugaleser  her,  und  meinte  es  were  ein  fein  ding  anzusehen, 
wann  einer  seinen  feind  in  seiner  gevvalt  hette.  Und  er  redete  viel 
andere  ding  mehr,  wie'ir  gebrauch  ist,  leytete  mich  da  der  König 
saß  und  tranck  mit  den  andern,  und  hatten  sich  mit  einander  drun- 
cken  gemacht,  in  dem  getrencke  das  sie  machen,  Kawawy  genant, 
und  sahen  mich  sawr  an ,  und  sagten:  Bistu  kommen  unser  feindt. 
Ich  sagte:  kh  bin  kommen,  aber  ich  bin  nicht  ewer  feindt.  Da  gaben 
SFe  mir  auch  zutrincken.  So  halte  ich  nun  viel  von  dem  Könige  Ko- 
nyan  Bebe  gentnt,  gehört,  es  solle  ein  grosser  Mann  sein,  auch  ein 
grosser  tyrari  menschen  fleisch  zuessen.  Und  es  war  einer  unter 
inen  der  dauchte  mich  were  es.  und  ich  gieng  hin  bey  ihn,  und 
redete  mit  im,  gleich  wie  die  wort  auff  ire  spraach  gefallen,  und 
SHgle:  [59]  Bislu  der  Konyan Bebe?  lebestu  noch?  ja  sagte  er  ich  lebe 
noch.  Wolan  sagt  ich.  Ich  hab  viel  von  dir  gehört,  wie  du  so  ein 
weydiicher  Mann  seiest.  Da  stund  er  aulF,  und  gieng  vor  mir  her 
.spaeieren  von  grossem  hochmul,  und  er  hatte  einen  grossen  runden 
grünen  stein,  durch  die  lippea  des  inundes  stecken  (wie  ir  ge- 
hrauch isQ  Auch  so  machten  sie  weisse  pater  noster,  von  einer  arl 
Seeschnciln,  welches  ir  zieralh  ist,  derselbigen  hatte  diser  König 
atfch  wol  vi  klufftern  am  hals  hangen.  Bey  dem  zierrath  merckt  i<  h, 
das  es  einer  von  den  fürnemslen  sein  nuiste. 

Darnach  gieng  er  wideruinb  sitzen,  und  begunle  mich  zutra- 
gen, was  seine  feinde  die  Tuppin  Ikiiis  anschlügen,  und  die  Portu- 
galeser. Und  sagte  weiter.  Wariuub  ich  inen  helle  wollen  schiessen 
in  der  gegenheit  ßrickioka,  dann  er  erfaren  halle,  das  ich  da  büch- 
senschütz  war  gewesen  gegen  sie,  Da  sagte  ich,  die  Portugaleser 
hellen  mich  dahin  geslalt,  und  helle  es  müssen  thun.  Da  sagte  er, 
Ich  were  ja  auch  ein  Portugaleser,  und  hieß  den  Frantzosen  so  mich 
gesehen  helle,  seinen  Son,  und  sagte.  Der  mich  gesehen  helle,  der 
sagte,  Ich  könle  nicht  mit  ime  reden,  und  ich  were  ein  rechter  Por- 
tugaleser. Da  sagte  ich.  Ja  es  ist  war,  ich  bin  lang  auß  dem  lande 
geweßt,  und  hab  die  spraach  vergessen.  Da  meinte  er,  Er  helle 
schon  fiinlT  Portugaleser  helUcn  fangen  und  essen,  die  alle  gesagt 


133 

hellen  sie  weren  Frantzosen,  und  helleiis  doch  gelogen.  So  viel 
das  ich  mich  des  leben  getröslet,  und  mich  in  den  willen  Gottes  be- 
falh.  Dann  ich  von  inen  allen  nicht  anders  vername,  dann  ich  solle 
sterben.  Da  hub  er  wideriuid)  an  anfragen,  Was  dann  die  Portii- 
galeser  von  im  sagten,  sie  niüsten  sich  freilich  sehr  vor  ime  ent- 
setzen. Da  sagte  ich:  Ja  sie  wissen  viel  von  dir  zusagen,  wie 
grossen  krieg  du  inen  pflegest  zumachen,  aber  ietzt  haben  sie  Bri- 
ckioka  fester  gemacht.  [60]  Ja  meinte  er,  so  wolle  er  sie  so  fangen, 
wie  sie  mich  gefangen  hotten  in  dem  wähle  hin  und  wider. 

Weiter  sagte  ich  zu  im:  Ja  deine  rechten  Feinde  die  Tuppin 
Ikins  die  rüsteten  xxv  Nachen  zu,  und  werden  zuhandt  kommen, 
und  in  dein  landt  fallen,  wie  auch  geschach. 

Dieweil  er  so  fragte,  stunden  die  andern  und  höreten  zu. 
Summa,  Er  fragte  mich  viel,  und  sagte  mir  viel.  Uümple  sich  mir, 
wie  manchen  Porlugaleser  er  bereits  helle  lodt  geschlagen,  und  an- 
derer mehr  Wilder  leul,  das  seine  Feinde  gewesen  weren.  Wie  er 
so  mit  mir  in  der  rede  wäre,  milier  zeit  so  wurde  das  gelrencke  in 
der  hüllen  außgetrunckcn.  Da  giengen  sie  wider  in  ein  andere 
hüllen,  darinnen  auch  zutrincken,  Das  er  also  mit  der  rede  nachließ. 

Darnach  in  der  anderen  hüllen  fingen  sie  an,  iren  spolt  mi». 
mir  zutreiben,  und  desselbigen  Königes  Son,  band  mir  die  beine 
dreymal  über  einander.  Darnach  muste  ich  eben  fusses  durch  die 
hüllen  her  huppen,  Des  lachten  sie  und  sagten  da  kompt  unser 
essen  kost  her  huppende.  Da  sagte  ich  zu  meinem  Herren,  der  mich 
dahin  hatte  geführet.  Ob  er  mich  dahin  geführel  helle  zu  lödten. 
Da  sagte  er  neyn,  es  were  doch  so  der  gebrauch,  das  man  so  iitil 
den  frembden  schlaven  umbgienge,  und  sie  bunden  mir  die  stricke 
von  den  beynen  wider  ab,  darnach  kamen  sie  umb  mich  her  gehen, 
nnd  griffen  mir  an  mein  fleisch,  der  eine  sagte  die  haut  am  kopiTe 
kerne  im  zu,  der  ander  sagte  das  dicke  am  beyne  kerne  im  zu,  Dar- 
nach muste  ich  inen  singen,  und  ich  sang  Geystliche  lieder.  Da 
solle  ich  inen  außlegen  auff  ire  spräche,  Da  sagte  ich.  Ich  habe  von 
meinem  Gott  gesungen.  Sie  sagten  mein  Gott  were  ein  unflal.  Das 
ist  auff  ire  spräche,  Teuire  gesagt.  Die  worl  Ihelen  mir  weh<'  und 
gedachte,  0  du  gütiger  Gott,  was  kanslu  viel  leiden,  ein  zeit  lang 
Wie  mich  die  im  Dorff  nun  gesehen  [61]  und  allen  hochmut  angelhan 
hatten,  Des  anderen  lages  sagte  der  König  Konyan  Bebe  zu  denen, 
so  mich  verwarten,  das  sie  wol  uchlung  auf  mich  haben  sollen. 


134 

Darnach  wie  sie  mich  zur  hütten  hinauß  leyten,  und  wolten 
mich  widerumb  gehn  Uwattibi  bringen,  da  sie  mich  tödten  wollen, 
Rieffen  sie  mir  so  spötlich  nach,  sie  wolten  zu  hand  in  meines  Her- 
ren hütten  kommen,  und  meinen  todt  bedrencken,  mich  zu  essen, 
und  mein  Herr  tröstete  mich  allezeit,  sagte  ich  solte  noch  so  bald 
nicht  getöd  werden, 

,Wie  die  xxv  Nachen  der  Tuppin  Ikina  aukainen,  davon  ich   dem  König  ge 
sagt  hatte,  wolten  die  hütten  anfallen  darinn  ich  war. 

CAPUT  XXIX. 

Miller  zeit  begab  es  sich,  das  die  xxv  Nachen,  der  art  Wilden, 
welche  die  Portugaleser  zufreund  haben,  Auch  wie  ich  vor  gesagt 
hab,  ehe  ich  gefangen  wurd,  dieselbigen  in  willens  waren  dahin  zu 
kriege  zufahren,  So  begab  es  sich  das  mal  eines  morgens,  daz  sie 
das  dorff  anfielen. 

Wie  nun  die  Tuppin  Ikins  diese  hütten  wolten  anfallen,  und 
begunlen  zuhauft'  zuschiessen,  so  ward  disen  leyd  in  den  hütten, 
und  das  weibs  volck  wolle  sich  auff  die  flucht  geben.  Da  sagte 
ich  inen:  Ihr  haltet  mich  für  einen  Portugaleser,  eweren  feind, 
gebet  mir  nun  einen  bogen  mit  pfeilen,  und  lasset  mich  loß  gehen, 
so  wil  ich  euch  helffen  die  hütten  verthedingen,  Sie  theten  mir 
einen  bogen  mit  pfeilen.  Ich  rieff  und  schoß  und  inachts  aulF  ire 
weiß  wie  ich  best  kondl,  und  sprach  ihnen  zu,  das  sie  wol  ge- 
herlzt  waren,  es  solte  kein  noth  haben.  Und  mein  meinung  war. 
Ich  wolle  durch  das  [62]  Stacket  kommen,  welchs  uinb  die  \w\- 
len  her  gieng,  und  zu  den  andern  lauffen,  dann  sie  kanten  mich 
wol,  und  wüsten  auch,  das  ich  in  dem  dorff  war.  Aber  sie  verwa- 
relen  mich  all  zu  wol.  Wie  die  Tuppin  Ikins  nun  sahen ,  das  sie 
nichts  schaffen  konten,  giengen  sie  wider  in  ire  nachen  und  fuhren 
vorl  an.  lYie  sie  nun  hinweg  fuhren,  verwarelen  sie  mich  auch 
wider. 

Wie  sich  die  Oboisten  des  abents  bey  Monschein  versamletcn. 
CAPUT  XXX. 

Des  tages  wie  die  andern  widerumb  hinweg  waren  gefaren, 
gegen  abent,  und  es  war  bey  Monschein,  versamleten  sie  sich  zwi- 
schen den  hütten  auff  dem  platz,  [63]  und  besprachen  sich  unlernan- 
der,  und  beschlossen  wann  sie  mich  tödten  wolten,  und  leytelen  mich 


135 

auch  zwischen  sich,  verspotteten  mich,  und  dreweten  mir.  Ich  war 
trawrig,  und  sähe  den  Mon  an,  und  gedachte  in  mir  selb«>^  0  mein 
Herr  und  mein  Gott,  hilflf  mir  dieses  eilends  zu  einem  seligen  end. 
Da  fragten  sie  mich,  Warumb  ich  den  Mon  so  stets  ansehe.  Da  sagt 
ich  inen:  Ich  sehe  im  an  er  ist  zornig.  Dann  die  figur  so  in  dem 
Mon  ist,  dauchte  auch  mich  selbs  so  schrecklich  sein  (Gott  vergeh 
mirs)  daz  ich  seibs  gedachte,  Gott  und  alle  creaturen  müsten  zornig 
auff  mich  sein.  Da  fragte  mich  der  König  so  mich  wolt  tödten  lassen, 
Jeppipo  Wasu  genant,  einer  von  den  Königen  inn  den  hütten,  über 
vfen  ist  der  Mon  zornig.  Da  sagte  ich.  Er  sihet  nach  deiner  hütten. 
Des  Worts  halben  hub  er  zornig  an  mit  mir  zureden.  Das  wort 
widerumb  zu  wenden,  sagte  ich,  Es  wirt  deine  hütten  nicht  sein, 
Er  ist  zornig  über  die  schlaven  Carios  (welchs  auch  ein  art  auß 
den  Wilden  ist,  die  so  heyssen)  Ja  sagte  er,  Über  die  komme  als 
Unglück,  es  bleib  darbey.  Ich  gedacht  nicht  mehr  daran. 

Wie  die  Tnppin  Ikins  ein  ander  Dorff,  Mambukabe  genant,  veibrent  hatten 

CAPUT  XXXI. 
Des  andern  tages  darnach  kam  die  zeitung  von  einem  Dorffe 
Mambukabe  genant,  daz  die  Tuppin  Ikins,  wie  sie  da  waren  abge- 
faren,  da  ich  gefangen  lag,  hatten  sie  das  Dorff  Mambukabe,  ange- 
fallen ,  und  die  inwoner  waren  entlaulfen ,  biß  auff  einen  kleinen 
jungen,  den  hatten  sie  gefangen,  und  hatten  inen  die  hütten  verbrant. 
Da  zohe  [64]  dieser  Jeppipo  Wasu  Cwelcher  thun  und  lassen  war, 
über  mich,  thet  mir  viel  leids  an)  dahin  dann  sie  waren  von  seinen 
freundes  verwanton,  wolte  inen  die  hütten  widerumb  helffen  auff- 
richten,  So  nam  er  gemeinlich  alle  seine  freundlinge  von  seiner 
hütten  mit  sich.  War  auch  der  meinung  daher  Thonn  mitzubringen, 
und  wurtzelen  meel,  das  Fest  fertig  zumachen,  und  mich  zuessen. 
Und  als  er  außzohe ,  befalhe  er  dem ,  welchem  er  mich  geschenckl 
hatte,  Ipperu  wasu  genant,  daz  er  mich  wol  verwaren  solte.  So 
weren  sie  wol  lenger  dann  viertzehen  tage  aussen,  und  rüsteten 
daselbs  zu. 

Wie  ein  schiiT  von  Brickioka  kam,  und  nach  mir  fragte,  sie  im  ein  kurtzcn 

bericht  gaben. 

CAPUT  XXX». 
[65]  itfitlerzeit  kompt  ein  schiff  der  Portugalescr  vyn  Brikiok«, 
anckerte  lucht  weit  von  danncn,  da  ich  gefangen  lag,  und  schoß  ein 


136 

stück  gcschützes  ab,  a uff  das  es  die  Wilden  liureten,  keinen  und 
spräche  mit  inen  hielten. 

Wie  sie  irer  nun  gewar  wurden,  sagten  sie  zu  mir,  da  sein 
deine  freunde  die  Portugaleser,  und  wollen  vielleicht  hören,  Ob  du 
auch  noch  lebest,  wollen  dich  etwan  kauffen.  Da  sagte  ich.  Es  wird 
mein  bruder  sein,  dann  ich  mich  des  vermutete,  das  die  Portugale- 
sischen  schiffe,  so  vor  dem  ort  landes  überfuhren,  nach  mir  fragen 
würden.  Darmit  die  Wilden  nicht  meinen  sollen,  ich  were  ein  Por- 
tugaleser, sagte  ich  inen,  ich  helle  noch  einen  bruder,  welcher 
auch  ein  Frantzose  were,  unter  den  PorUigalesern.  Wie  nun  das 
Schiff  ankam,  sagte  ich,  das  würde  mein  ßruder  sein,  sie  wolten  nit 
anders,  dann  ich  were  ein  Portugaleser,  und  f  uhreu  hin  so  nahe  bey 
das  schiff,  das  sie  spraache  mit  inen  konten  halten.  Da  hatten  die 
Portugaleser  gefragt,  wie  es  umb  mich  were.  Da  hatten  sie  geant- 
wortet, Das  sie  nach  mir  nit  weiter  fragten.  Und  das  schiff  fuhr 
wider  hin,  meinten  vielleicht  ich  were  todt.  Wie  ich  das  schiff  sähe 
hin  faren,  Was  ich  gedachte,  weiß  Gott  wol,  Sie  sagten  unternander: 
Wir  haben  den  rechten  mim,  sie  senden  gereyd  schiffe  nach  im. 

Wie  des  Königes  Joppipo   wjisti  ßruiler  von  Maiubulwibi  kam,  mir  sagte,  wiu 
sein  Brmler,  sein  Mutter,  sampt  allen  den  amlern   weren  kranek  worden,  Be- 
werten  von  mir,    Das  ich  mit  meinem  (iott    wüJt  niaehen ,    das    sie    möchten 
^iderumb  gesundt  werden 

r\n\  xxxin. 
[60]  Und  ich  vermulele  mich  alle  lag  dt?r  andern,  die  aussen 
waren,  wie  ohgemell,  und  auff  mich  /urüstelen.  Darnach  üuIT einen  tag 
hörete  ich  ein  Schreiens  in  des  Königs  hütteii,  welcher  aussen  war. 
Mir  wurd  bang,  ich  meinte  sie  weren  wider  kommen  Cdann  das  ist 
der  Wilden  gewonheil,  wann  einer  nit  mehr  dann  vier  lag  lang 
aussen  ist,  wann  er  wider  kompt,  beschreien  in  seine  freunde  von 
freuden.  Nicht  lang  darnach,  nach  dem  schreien,  kam  einer  zu  mir, 
und  sagt  deines  mitherrn  Bruder  ist  kommen,  und  sagt,  das  die  an- 
dern sehr  kranek  seien  worden.  Da  frewete  ich  mich  und  gedacht. 
Hie  wird  Golt  etwas  außrichtcn  wollen.  Darnach  über  eine  kleine 
seit  kam  meines  mitherrn  Bruder  in  die  hütton  da  ich  iure  war,  und 
«atzte  sich  bey  mich,  hub  an  zu  schreien,  sagle,  sein  Br  1er,  sein 
Mutter,  seines  Bruders  Kinder,  weren  alle  mit  einander  kra.ick  wor- 
den, und  sein  Bruder  hette  inen  zu  mir  geschickt,  und  solle  mir 


137 

sagen:  Ich  solle  mit  meinem  Golt  machen,  das  sie  möchten  wider-^ 
umb  gesandt  werden.  Und  sagte:  Mein  ßruder  leßt  sich  bedun- 
cken,  das  dein  Gutt  müsse  zornig  sein.  Ich  sagt  im  ja,  mein  Gott 
ist  zornig,  das  er  mich  wolle  essen,  und  gen  Mambukabe  gezogen 
were  und  zurüstele.  Und  sagte  im:  Ihr  sagt  ich  sey  ein  Porluga- 
leser,  und  bins  nicht,  Und  sagte  im:  Gehe  hin  zu  deinem  Bruder, 
das  er  wider  herkomme  ifin  seine  hüllen,  so  wolle  ich  mit  meinem 
Golt  reden,  er  solle  gesundl  werden.  Da  sagt  er,  er  were  zu 
kranck,  könte  nicht  kommen,  er  wüsle  wol  und  helle  vermerckt, 
wenn  ich  nur  wolle,  er  würd  daselbst  auch  gesunl.  Und  ich  sagt 
im:  er  solle  wol  so  starck  werden,  das  er  solle  heim  gehn  in  seine 
hüllen,  dann  solle  er  recht  gesundl  werden.  Viu\  er  gieng  mit  der 
antworl  widerumh  hin  nach  Mumbukabe,  welchs  ist  vier  meil  von 
Uwallibi,  da  i<  1»  war. 

[(.(7J    Wie  der  kritiickc  Kuiiig'  Jeppipo  AVasu  wiricr  hc-iin  liatn, 

CAPUT  xxxnii. 

Und  nach  etlichen  lagen,  kamen  sie  alle  mit  einander  kranck 
wider  heim.  Da  liesse  er  mich  in  seine  hüllen  leylen,  und  sagte  mir, 
wie  sie  weren  alle  kranck  worden,  und  ich  helle  es  wol  gewusi, 
dann  er  were  noch  ingedenck,  das  ich  gesagt  helle.  Der  Mon 
were  zornig  über  seine  hüllen.  Wie  ich  die  rede  vonn  ihm  hörete, 
gedacht  ich  bei  mir  selbst:  Das  müste  ie  anß  verschung  Gottes  ge- 
schehen sein,  das  ich  des  abenls  wie  vorgemell,  von  dem  Mon  ge- 
redt halte.  Es  war  mir  ein  grossß  freud,  und  gedachte:  Heut  ist 
Gott  mit  mir. 

[68]  Da  sagte  ich  im  weiter,  Es  were  war,  darumb  daz  er  mich 
essen  wolle,  und  ich  were  sein  feind  nicht,  derhalben  kerne  im  das 
Unglück.  Da  sagte  er,  Man  soll  mir  nichts  tliun,  were  es  sach,  das 
er  widerumb  auff  kerne.  Ich  wusle  nicht,  wie  ich  Gott  am  besten 
bitten  soll,  Ich  gedacht,  kommen  sie  widerumb  zu  irer  gesundtheit, 
so  tödten  sie  mich  gleichwol,  Sterben  sie  dann,  so  werden  die  an- 
dern sagen.  Lasset  uns  ihn  tödten,  ehe  mehr  Unglücks  seinel  halhcn 
kompt,  wie  sie  auch  schon  begunlen  zusagen:  stalte  es  Golt  heim. 
Er  ball  m-ch  gleich  sehr,  das  sie  doch  möchten  gesundl  werden, 
loh  gieng  umb  sie  her,  und  legte  ihnen  die  hend  auff  die  heupter, 
welches  sie  also  von   mir  begerlen.     Es  wolle  es  Goll  so  nicht 


-138 

haben,  sie  begunten  zusterbeji.  Erst  starb  inen  ein  kincit,  darnach 
starb  sein  Mutter  ein  alte  fra>v,  welche  die  Duppen  zurüsten  woUe, 
da  man  die  gedrenck  inne  machen  wolte  mich  zu  essen. 

Nach  etlichen  tagen  starb  im  ein  bruder,  Darnach  wider  ein 
kind,  und  noch  ein  bruder,  welcher  zuvor  mir  die  newe  zeittung 
bracht,  wie  vorgemelt,  daz  sie  kranck  weren  worden. 

Wie  er  nun  sähe,  das  seine  kinder,  sein  Mutter  und  bruder 
tod  waren,  wurd  im  sehr  leyde,  daz  er  und  seine  frawen  auch 
stürben,  Do  sagte  er  ich  solle  meinem  Gott  sagen,  das  er  nun  den 
zorn  fahren  Hesse,  das  er  mochte  lebendig  bleiben,  ich  tröstete  in 
herrlich,  und  sagte,  es  würde  kein  not  haben,  ahr>r  das  er  nicht 
gedechte,  wann  er  auffkeme,  das  er  mich  dan  tödten  wolte.  Do 
sagte  er  neyn,  und  befalh  auch  denen  in  seiner  hätten,  das  mir 
niemand  spot  anthete,  noch  dräwete  zu  essen.  Er  bleib  gleich wol 
noch  eine  Zeitlang  kranck,  aber  er  ward  widerumb  gesundt,  und 
seiner  frawen  eine,  welche  auch  kranck  war.  Aber  es  stürben 
ungeferlich  acht  von  seiner  freundtschafft,  one  andere  mehr,  wel- 
che mir  auch  hatten  groß  leydt  angethan.  So  waren  noch  zwen 
andere  Künige  auß  [69]  zweien  andern  hütten,  der  eine  Vratinge 
Wasu,  der  an  der  Kenrimakui  genant.  Dem  Vratinge  wasu  hatte 
getreumbt.  Ich  were  vor  inen  kommen,  und  bette  zu  im  gesagt.  Er 
solte  sterben,  Und  er  kam  des  morgens  frü  zu  mir,  und  klagte  es 
mir.  Ich  sagte  neyn,  es  solte  kein  not  haben,  das  er  aber  auch  nit 
gedechte  mich  zutödten,  noch  rath  darzu  gebe.  Da  sagte  er.  Nein, 
Dieweil  mich  die,  so  mich  gefangen  betten,  nicht  tödten,  so  wolle 
er  mir  auch  nicht  schedlich  sein.  Und  ob  sie  mich  sclion  tödteten, 
wolle  er  doch  nicht  von  mir  essen. 

Desselbigen  gleichen  der  ander  König,  Kenrimakui,  hatte  auch 
einen  träum  von  mir  getreuml,  welcher  inen  sehr  erschreckte, 
und  derselbige  rieffmir  in  seine  hütten,  und  gab  mir  zuessen,  und 
darnach  klagte  er  es  mir,  und  sagte,  Er  were  einmal  zu  kriege 
gewesen,  und  helle  einen  Portugaleser  gefangen,  und  mit  seinen 
henden  zutodt  geschlagen,  auch  darvon  gessen,  so  viel,  das  im  die 
brüst  noch  gebrechlich  darvon  were,  Und  er  wolle  von  keinem 
mehr  essen.  So  were  im  nun  so  ein  schrecklich  träum  von  mir 
getrautnbt,  daz  er  auch  meinte,  er  solte  sterben.  Ich  sagte  im 
auch,  CS  solte  kein  not  haben,  das  er  nur  kein  menschen  fleisch 
tnehr  esse. 


139 

Auch  die  allen  weiber  in  den  hütten  hin  und  wider,  welche 
mir  auch  viel  leyds  gethan  hatten,  mit  rauffen,  schlagen  und  dra- 
wen  zu  essen,  Dieselben  biessen  mich  darnach  Scherainre,  das  ist, 
mein  Son,  lass  mich  ja  nicht  sterben.  Da  wir  so  mit  dir  umbgien- 
gen^  wir  meinten  du  werest  ein  Portugaleser,  den  sein  wir  sehr 
gram.  Auch  so  haben  wir  schon  etliche  Portugaleser  gehabt  und 
gessen,  aber  ir  Gott  wurd  so  zornig  nicht,  als  deiner,  Darbey  sehen 
wir  nun,  das  du  kein  Portugaleser  must  sein. 

So  Hessen  sie  mich  da  ein  Zeitlang  gehen,  sie  wüsten  nicht 
wol  wie  sie  es  mit  mir  hatten,  ob  ich  ein  Portugaleser  oder  [7üJ 
ein  Frantzoß  were.  Sie  sagten  ich  hette  einen  roten  hart  wie  die 
Frantzosen,  und  sie  hetlcn  auch  wol  Portugaleser  gesehen,  aber 
die  hatten  gemeinlich  alle  schwärtze  bärte. 

Und  nach  dem  erschrecken,  wie  der  eine  mein  Herr  auff  kam^ 
sagten  sie  mir  von  keinem  essen  mehr,  aber  sie  verwarten  mich 
gleich  wol,  wollen  mich  nicht  lassen  allein  gehen. 

Wie  der  Frantzose,   so  den  Wilden   befolhen  hatte,    sie   solten    mich   esseOf 

wider  kam,  Ich  inen  batt,  das  er  mich  mit  neme.     Aber  meine  herren  mich 

nicht  verlassen  wolten. 

CAPUT  XXXV. 

[71 J  So  war  nun  der  Frantzose  Karwattuware,  von  dem  ich  vor- 
gesagt, da  er  von  mir  zohe,  mit  den  Wilden  leuten,  die  ihnen  ge- 
leydeten,  und  der  Frantzosen  Freunde  warten  der  guter,  welche 
die  Wilden  haben,  nemlich  pfell'er,  und  ein  art  federn,  welche  sie 
auch  haben,  zu  versanden. 

Wie  er  nun  wider  umb  reysele,  nach  dem  ort  landes  da  die 
schiffe  ankommen,  Mungu  Wappe  genant  und  Iterroenne,  muste 
er  da  hindurch,  da  ich  war,  wie  er  nun  auß  zohe,  vermerckte  er 
nicht  anders  dann  sie  würden  mich  essen,  und  er  hatte  es  ihnen 
auch  befolen,  und  er  war  ein  Zeitlang  aussen,  und  hatte  nicht  an- 
ders gemeint  dann  ich  were  todt 

Wie  er  nun  widerumb  in  die  hüllen  bey  mich  kam,  redete  er 
mit  mir  auif  die  Wilde  spräche,  und  ich  gieng  des  mals  loß,  da 
fragte  er  mich  ob  ich  noch  lebte,  da  sagte  ich  ja,  ich  danckte  Gott, 
das  er  mich  so  lange  behüt  hette,  So  mochte  er  auch  von  den  Wil- 
den vielleicht  gehört  haben,  wie  es  sich  begeben  hätte,  und  ich  rielT 
ime  allein  auff  einem  ort,  auff  daz  die  Wilden  nicht  höreten»  was  ich 


140 

redete,  sagte  zu  ihm  er  sehe  wol  das  mir  Gotl  noch  hette  das  le- 
ben gesparet,  auch  were  ich  kein  Porlugaleser,  ich  were  ein  Teut- 
scher,  und  mit  den  Hispaniern,  Schiffbruch  halben,  unter  die  Por- 
lugaleser kommen,  das  er  doch  den  Wilden  nun  Wülb;  auch  sagen, 
wie  ich  irne  gesagt  hette,  wie  das  ich  vorm  seinen  freund  verwanlen 
were,  und  das  er  mich  wolte  da  mit  hin  neinen,  da  die  schiffe  an- 
kamen. Dann  ich  besorgte  mich,  wo  er  das  nicht  thele,  wurden 
sie  doch  gedencken  es  weren  lügen,  und  der  malen  eins,  wann  sie 
zornig  würden  mich  tödten. 

Und  thet  im  eine  vermanung  in  irer  Wilden  spraach  und  sagte 
üb  er  auch  hette  ein  Christlich  hertz  im  leihe  gehat,  oder  gedacht 
helle  das  nach  disem  leben  ein  anders  konnnen  würde,  [72]  das  er  so 
hette  darzu  geraten,  das  man  mich  tödten  solt.  Da  begunte  es  inen 
zurewem,  und  sagte,  er  helle  nicht  anders  gemeint,  dann  ich  were 
ein  Porlugaleser,  welches  so  arge  bößwichter  weren,  wenn  sie  da 
etliche  bekommen  konnten,  inn  der  provincien  von  Prasilien,  die 
wollen  sie  gleich  heneken,  welches  nun  wahr  ist.  Auch  sagte  er, 
Sic  müslen  sich  auch  drucken  under  inen,  und  wie  die  Wilden 
mächten  mit  iren  feinden ,  müssen  sie  zufrieden  sein ,  dann  sie 
weren  der  Porlugaleser  erbfeinde. 

Meiner  bitt  nach,  Sagte  er  den  Wilden,  Ei  helle  mich  das 
erste  mal  nicht  recht  erkennet,  aber  ich  were  anß  Allemanien,  und 
M'cre  von  iren  freunden,  und  wolte  mich  mit  dahin  neiiiei!,  da  diu 
schiffe  pflegen  an  zukommen.  Da  saglen  meine  Herren,  Nein,  sie 
wollen  mich  niemandt  lassen,  mein  «igen  vatter  oder  hruder  keine 
dann  dahin,  und  brechte  inen  ein  schiff  voll  guls,  nemlirh  Exte, 
Spiegel,  Messer,  Kemme  und  Scheren,  Und  gebe  inen  das,  dann 
sie  hellen  mich  in  der  feinde  landt  gefunden,  und  ich  were  ir  eigen. 

Wie  der  Franlzi^e  solchs  hörele,  sagte  er  mir,  ich  hörete  wol 
daz  sie  mich  nit  verlassen  wollen.  Da  bat  ich  inen  umb  Gottes  wil- 
len, daz  er  mich  da  holen  lassen,  und  mit  in  Franckreich  nenien 
mit  dem  ersten  schiffe  das  kommen  würde,  das  verhieß  er  mir  und 
sagte  den  Wilden,  das  sie  mich  wol  verwarten,  und  nicht  tödien, 
meine  freunde  wurden  zuhandt  nach  mir  kommen ,  damit  zohe  er 
vorthan. 

Wie  der  Franlzose  hinweg  gezogen  war,  da  fragte  mich  einer 
von  meinen  Herren,  Alkindar  Miri  genanl  Cniehl  der  da  kranck 
war)  was  mir  der  Karwattuwara  (so  des  Franlzosen  namt^  war 


f4f 

aoff  der  Wilden  sprasichej  gehen  liette?  Ob  er  von  meinen  landls- 
leiilen  jrewesen  were,  ich  SHgle,  ja,  meinte  er,  warunit)  hat  er  dir 
nicht  ein  niesser  geben,  das  du  mir  ge[73Jben  bettest,  und  wurd 
zornig.  Darnach  wie  sie  alle  wider  gesundt  waren  begundten  sie 
widerumb  zumurmeln,  und  sagten,  Die  Frantzoseii  döchten  zuhandt 
so  wenig  als  die  Porlugaleser,  Das  mir  wider  bcgundte  ieydt  zu 
werden. 

Wie  sie  einen  gefaiigencii  ahsen  und  mich  mit  darbey  lulireten. 
CAPUT    XXXM. 

Volgents  aber  nach  etlichen  tagen,  wollen  sie  einen  gefange- 
nen essen,  in  einem  Dorif  Tickquarippe  genant,  ungeferlich  sex 
meil  von  danncn,  da  ich  gefangen  lag,  so  zogen  nun  etliche  mit  auß 
den  hiitten  da  ich  war,  die  füreten  mich  mit,  und  der  schlave  den 
sie  essen  wolten,  war  einer  Nation  die  heyssen  Marckaya,  und  wir 
fuhren  mit  einem  Nachen  dahin. 

Wie  nun  die  zeit  kam,  das  sie  in  betrincken  wolten  (das  ist  ir 
gebrauch,  wann  sie  einen  menschen  essen  wollen,  so  machen  sie 
einen  Tranck  von  wurizeln,  die  heyssel  Kawi,  waim  der  getruncken 
ist,  darnach  lödlen  sie  in.)  Des  abents,  wie  sie  im  i\t^s  andern  ta- 
ges  seinen  todt  bctrincken  wolten,  gieng  ich  hin  bey  in  und  sagte 
zu  im,  Ja  du  bist  sill  gerüst  zum  todt,  Da  la(;hle  er  und  sagt,  Ja.  So 
bey.?set  nun  die  Schnur  darinn  sie  die  gefangenen  binden,  Mussu- 
rana, ist  von  baumwol  gemacht,  und  ist  dicker  dann  ein  finger. 
Ja  meinte,  er  wer  wol  gerüst  mit  allen  dingen,  dann  allein  die 
Mussurana  were  noch  nicht  langk  genug  (dann  es  fehlten  noch  un- 
geferlich vi  kJofftern  daran)  Ja  sagte  er,  mit  ihnen  helte  man  sie 
besser.  Und  er  führele  solche  reJe  als  ob  er  solle  zur  kirmeß 
gehen. 

[74]  So  halle  ich  nun  ein  Buch  in  Porlugalesischer  spraüch 
bey  mir,  welches  die  Wilden  in  einem  schiff  genommen  halten,  das 
sie  durch  hülff  der  Frantzosen  erobert  hatten,  das  gaben  sie  mir. 

Und  ich  gieng  von  dem  gefangenen,  laß  inn  dem  Buch,  und 
mich  jamerte  seiner.  Darnach  gieng  ich  wider  hin  zu  im,  und 
redete  mit  ime  (Dann  die  Porlugaleser  haben  dieselbige  art  Mar- 
kaya  auch  zu  freunden)  und  sagte  im:  Ich  bin  auch  ein  gefangener, 
so  wol  als  du,  und  bin  nicht  her  kommen,  daz  ich  von  dir  essen 


142 

wolle,  sondern  ifieine  Herren  haben  mich  mit  bracht.  i)a  sagte  er, 
Er  wüste  wol,  das  wir  leut  kein  menschen  fleisch  essen. 

Weiter  sagte  ich  im,  er  solte  getrost  sein,  dann  sie  würden 
im  daz  fleisch  allein  essen,  aber  sein  geysl  würde  auiF  einen  an- 
der» art  '"'hren,  da  unser  leut  geysle  auch  hinfahren,  da  were  viel 
freude.  Da  meinte  er.  Ob  das  auch  war  were.  Da  sagte  ich  ja. 
Ja  sagte  er,  er  hette  Gott  nie  gesehen.  Ich  sagte,  Er  würde  inen 
im  andern  leben  sehen.  Wie  ich  nun  die  rede  mit  im  geendet 
hatte,  gieng  ich  von  ime. 

Dieselbige  nacht,  wie  ich  des  tages  mit  ihm  geredt  hatte, 
kompt  ein  grosser  windt  und  wehete  so  schrecklich,  das  er  stücke 
von  dem  tache  der  hütten  wehete.  Da  fiengen  die  Wilden  mit  mir 
an  zu  zürnen,  und  sagten  in  irer  spraach:  Apo  Meiren  geuppawy 
M'ittu  wasu  Imniou.  Der  böse  Mensch  der  heylige,  macht  das  der 
windt  ietzt  kompt,  dann  er  sähe  des  tages  in  die  donnerheude, 
meinten  das  Buch  das  ich  hatte.  Und  ich  thets  darumb,  das  der 
schlave  unser  der  Portugaleser  rreund  were,  und  ich  meinte  viel- 
leicht, mit  dem  bösen  wetler  das  Fest  zu  verhindern.  Ich  batt  Gott 
den  Herrn  und  sagt:  Herr  du  hast  mich  biß  hieher  behütet,  behüte 
mich  fortan,  dann  sie  murreten  sehr  aufi"  mich. 

[75]  Wie  nun  der  tag  anbrach,  wurde  es  fein  weiter  und  sie 
truncken  und  waren  wol  zufrieden.  Da  gieng  ich  hin  zu  dem  schla- 
ven,  und  sagt  im:  Der  grosse  windt  were  Gott  gewesen,  und  holte 
in  wollen  haben.  Darnach  über  den  andern  lag  ward  er  gessen.  Wuj 
das  zugehet,  werdet  ir  in  den  hindersten  Capiteln  finden. 

Was  sich  begab  auff  dem  heymzuge,   als  sie  den  gcHseti  h«ttcfl 

CAPUT  XXXVIl. 

Wie  das  Fest  nun  gehalten  war,  fuhren  wir  wider  nach  unser 
wonunge,  und  meine  Herren  führten  etlich  gebraten  fleisch  mit  sich, 
und  wir  waren  drey  tage  aufF  der  heimreyse,  welches  man  sunst 
wol  in  einem  tage  fahren  [76]  kan,  aber  es  wehete  und  regnete 
sehr.  So  sagten  sie  mir,  des  ersten  tages,  als  wir  des  abents  hüt- 
ten machten  im  holtz,  uns  zulägern,  Ich  solte  machen  das  es  nicht 
regnete;  so  war  ein  knab  mit  uns,  der  halte  noch  einen  beinkno- 
chen  von  dem  schlaven,  an  demselbigen  war  noch  fleisch,  dasaß 
er.    Ich  sagte  dem  jungen.  Er  solle  den  knochen  hinM'erff'en,  Du 


143 

srürnetc  er  und  die  andern  mit  mir,  sagten ,  Das  were  ire  rechte 
speilS.   Darbey  ließ  ichs  bleiben.    Wir  waren  drey  lag  unterwegen. 

Wie  wir  auff  ein  vierteil  meil  weges  nahe  bei  die  wonunge 
kamen,  konten  wir  nicht  weiter  kommen,  dann  die  bulgen  wurden 
groß,  wir  zohen  den  nachen  aufTs  landt,  und  meinten,  es  solle  des 
andern  tages  gut  wetter  worden  sein,  so  wollen  wir  den  nachen 
heim  bracht  haben,  aber  es  war  gleich  ungestümb.  Do  war  ire  mei- 
nung,  über  landt  zugehen,  und  darnach  wens  gut  welter  würde, 
desj  Nachen  holen,  Wie  wir  nun  gehen  wollen,  so  assen  sie,  und 
der  junge  ass  das  fleisch  vorthan  umb  den  knochen  herab,  darnach 
warff  er  in  hin,  und  wir  giengen  über  landt,  so  bald  wurde  es  auch 
wider  gut  wetter.  Wolan  sagte  ich  ir  wollet  mir  nicht  glauben,  als 
ich  euch  sagte  mein  Gott  were  zornig,  umb  des  willen,  das  der 
Junge  das  fleisch  so  von  dem  knochen  aß,  ja  meinten  die  andern, 
hette  crs  doch  gessen,  das  ichs  nicht  gesehen  helle,  so  solle  es 
wol  gut  wetter  blieben  sein,  Darbey  bleib  es. 

Wie  ich  da  widerumb  in  die  hüllen  kam,  da  fragte  mich  der 
ein,  der  auch  theil  an  mir  halte,  Alkindar  genant,  ob  ich  nun  ge-^ 
sehen  hette,  wie  sie  mit  iren  Feinden  umbgiengen,  da  sagte  ich  ja, 
das  ihr  sie  esset,  das  dünkt  mich  schrecklich  sein,  das  todlschlagen 
nicht  so  schrecklich.  Ja  sagte  er,  das  ist  unser  gebrauch,  so  thun 
wir  den  Portugalesern  auch. 

Derselbige  Alkindar  war  mir  sehr  gehessig,  und  helle  gerne  ge- 
habt, [77]  das  mich  der  helle  todlgeschlagen  dem  er  mich  geschenckl 
halte.  Dann  wie  ir  vor  gelesen  habt,  so  hatte  im  der  Ipperu  Wasu 
einen  schlaven  geschenckl,  lodt  zuschlagen,  aufT  das  er  einen  na- 
men  desle  mehr  gewinnen  solle.  Des  hatte  im  der  Alkindar  wider 
verheissen,  den  ersten  feind,  den  er  Genge,  wolle  er  im  wider 
schencken,  Wie  im  das  nun  nicht  gebüren  wolt  mit  mir,  helle  er 
es  gleiche  gerne  gethan,  doch  verhinderte  sein  Bruder  solchs  in 
alle  wege,  dann  er  forchte  sich  vor  weiter  plage  so  im  kommen 
inöchl. 

So  hatte  nun  derselbige  Alkindar,  zuvor  ehe  mich  die  andern 
dahin  führten,  da  sie  den  assen,  mir  auif  ein  newes  gcdrawet  zu 
tödten,  wie  ich  nun  wider  kam,  hatte  er  mitler  zeit  dieweil  ich  aus- 
sen war,  augenwehe  bekommen,  muste  stille  ligen,  konle  nicht 
sehen  ein  Zeitlang,  sagte  mir  stets,  ich  solle  mit  meinem  Gott  re- 
den, das  ihm  die  äugen  widerumb  gut  würden.    Da  sagte  ich  ja. 


144 

das  er  aber  liindcn  nach  nicht  böß  über  mich  gcdechte,  sagte  er, 
neyn.    Do  nach  etlichen  tagen,  krieget  er  seine  gesundtheit  wider. 

Wie  wider  ein   Scliiff  nach   mir  gnsandt  wurd  von  don  Portngalt-sMn.    * 

CAPir  xxxviii. 

Wie  ich  nun  in  dem  fünfften  Monat  bey  inen  gewesen  war,  so 
kompt  wider  ein  schiff  von  der  Insel  Sanct  Vincente  dahin,  so  ha- 
ben die  Portugaleser  das  für  einen  gebrauch,  das  sie  gleichwol  in 
irer  feinde  land  faren,  doch  wol  gerüst,  und  kaiinschiagen  mit  in, 
geben  inen  Messer,  und  Meppen  für  Mandiken  meel,  welches  die- 
selbigen  Wilden  daselbst  auff  etlichen  enden  viel  haben  und  die 
Portugaleser  so  der  schlaven  viel  haben  zum  zucker  gewechs,  [78| 
die  behüben  das  meel ,  dieselbigen  damit  Zuspeisen.  Und  wann  die 
SchiflTe  so  kaufFschlagen  mit  disen  Wilden,  so  kommen  diser  Wilden 
einer  oder  zwen  in  einem  Nachen,  und  reychen  inen  auffs  fürder- 
lichste  sie  können,  die  wahr,  Darnach  heyschen  sie,  was  sie  darfur 
haben  wollen,  das  geben  ihnen  dann  die  Portugaleser.  Dieweil 
aber  die  zwen  bey  dem  Schilf  sein,  halten  iren  etliche  Naehen  voll 
von  ferren  und  sehen  zu,  und  wann  dann  das  kauffschlagen  ge- 
halten ist,  so  fahen  die  Wilden  offtmais  an  und  scharmiitzcln  mit 
den  Porlugalescrn,  und  schiessen  pfeile  nach  inen,  dann  fahren 
sie  widerumb  hin. 

Das  vor  genante  schifFvolck  schoß  ein  stück  geschützes  ab, 
darmit  die  Wilden  hörelen,  das  ein  Schift"  da  were,  und  sie  fuhren 
dahin,  da  halten  sie  nach  mir  gefraget,  ob  ich  noch  lebte,  sie  ge- 
antwortet, ja,  hatten  die  Portugaleser  bcgcrel,  [79]  das  sie  mich 
möchten  seiitjn,  dann  sie  hetten  ein  kist  voll  wahr,  Brechte  mein 
bruder,  auch  ein  Franzose,  weicher  mit  inen  im  Schilf  were. 

So  war  nu  ein  Frantzoso  genant  Claudio  Mirando  mit  den  Por- 
lugalesorn  im  Schiff,  welcher  vormals  riiein  gesell  gewef>en  war, 
dcnselbigen  nante  ich  meinen  bruder,  der  sagte,  ird  wür<Je  viel- 
leicht in  dem  Schiff  sein,  und  nach  mir  fragen,  dann  er  gereyl  ein 
reyse  da  gewesen  war. 

Und  sie  Kamen  wider  von  dem  Schiffe  an  landl,  und  sagten 
mir,  mein  bruder  were  noch  einmal  kommen,  und  brechte  mir  ein 
kisten  voll  wahr,  und  wolte  mich  gerne  sehen.  Da  sagte  ich.  Füh- 
ret mich  so  von  ferrem  hinbey,  ich  wil  mit  meinem  Hnider  reden, 


i45 

die  Portugaleser  verstehn  uns  nicht,  und  ich  vvi!  im  sagen,  Das  er 
unserm  vatlor  anzeige,  wann  er  heim  komme,  das  er  mit  einem 
SiMff  komme  und  bringe  viel  gezengs  mit  und  hole  mich.  Sie 
meinten  es  werc  also  gut,  aber  sie  besorgten  sich,  das  uns  die 
t*ortugaleser  verstünden,  dann  sie  hatten  einen  grossen  krieg  vor- 
handen, den  woitcn  sie  gegen  dem  Augstmonat  vollenführen  Aulf 
die  gegenheit  Hrikioka,  da  ir  h  gi  fangen  wurd,  und  ich  wüste  alle 
ir  anschlüge  wol,  darumb  war  inen  leydt,  das  ich  etwas  mit  inen 
darvon  redte.  Aber  ic^i  sagte  neyn,  die  Portugaleser  verstünden 
meines  bruders  und  meine  spräche  nicht.  Da  führeten  sie  mich 
ungeferlich  einen  steinwurff  nahe  bey  das  schiff,  so  nacket  wie 
ich  allezeit  unter  inen  gieng.  Da  sprach  ich  sie  an  in  dem  Schiff 
und  sagte:  Gott  der  Herr  sey  mit  euch  lieben  brüder,  Einer  rede 
mit  mir  alleine,  und  lasset  euch  anders  nicht  hören,  dann  das  ich 
ein  Frantzose  sey.  Da  hub  einer  an,  Johann  Senches  genant,  ein 
Boschkeyer,  welchen  ich  wol  kennele  und  sagte  zu  mir.  Mein  lie- 
ber Bruder,  ewert  halben  sein  wir  her  kommen  mit  dem  Schiffe,  und 
hfiben  nicht  gewust,  fSOJ  ob  ir  lebend  oder  tod  sein  gewesen,  dann 
das  erste  schiff  brachte  keine  Zeitungen  von  euch.  Nun  hat  un:: 
der  Hauptman  Brascupas  zu  Sanctus  befolhon,  zuforschen,  Ob  ir 
noch  beim  leben  weren;  waim  wir  solches  vernemen,  das  ir  noch 
lebten,  selten  vvii  zum  ersten  hören,  Ob  sie  euch  auch  verkeuffen 
wulten,  wo  nicht,  solten  wir  sehen  Ob  wir  etliche  fangen  könten, 
die  euch  Quittirten. 

Da  sagte  ich.  Nun  wolle  euch  Gott  in  ewigkeit  lohnen,  dann 
ich  bin  hie  in  grosser  angst  und  not,  und  weiß  noch  nicht,  was  sie 
anschlagen  werden,  sie  hetten  mich  wol  gereidl  gessen,  hette  es 
Gott  nicht  sonderlicher  weise  verhindert.  Weiter  sagte  ich  inen, 
sie  werden  mich  euch  nicht  verkeuffen,  dann  gedencket  es  nicht, 
und  lasset  euch  nicht  anders  mercken,  dann  das  ich  ein  Frantzose 
sey,  und  gebt  mir  etliche  wahr  umb  Gottes  willen,  Messer  und 
Angethacken.  Dasselbige  thaten  sie,  und  es  fuhr  einer  mit  einem 
Nachen  beiß  schiff  und  hoiets. 

Wie  ich  nun  sähe  das  mir  die  Wilden  nicht  ienger  gestatten 
weiten  mit  inen  zureden,  da  sagte  ich  zu  den  Portugalesern ,  sehet 
euch  wol  vor,  sie  haben  einen  krieg  vorhanden,  wider  nach  Bri- 
ckioka.  Da  sagten  sie  mir,  das  sich  ire  wilden  auch  sehr  rüsteten, 
und  würden  gerad  das  dorff  anfallen,  da  sie  mich  inne  hetten,  das 

Fea    u.  St.  10 


146 

icfi  nur  wolgemut  wnro,  Gott  würde  alle  ding  zUm  Besten  schaffen, 
dann  ich  sehe  wol,  sie  könnten  mir  nit  hellFen.  Ja  sagte  ich,  die- 
weil  es  meine  Sünde  also  verdienet  haben,  ist  es  besser,  das  mich 
(«Ott  hie  siraffe,  dann  dort  in  jetiem  leben,  Und  bittet  Gott  das  er 
mir  auß  dem  eilend  helfF. 

Darmit  befalhe  ich  sie  Gott  dem  Herrn.  Und  sie  wolten  weiter  mit 
mir  reden,  aber  die  WihJen  wolten  mir  nicht  lenger  gestatten  spraach 
mit  inen  zu  halten,  und  fuhren  widerumb  nach  den  hüllen  mit  mir. 

[81]  Da  nam  ich  die  Messer  und  Angelhacken,  und  gab  sie  inen 
und  sagte:  Diß  alles  hat  mir  mein  bruder  der  Frantzose  geben. 
Da  fragten  sie  mich,  Was  es  alles  were  das  mein  bruder  mit  mir 
geredt  hello.  Da  sagt  ich,  Ich  helle  meinem  bruder  befolhen,  er 
solle  sehen,  das  er  den  Portugalesern  entkerne,  und  zöge  in  unser 
vallerlandl,  und  brecht^n  schiff  mit  vielen  gutem  und  holete  mich, 
dann  ir  weret  from,  und  hütet  mich  wol,  das  wolle  ich  euch  dann 
belohnen,  wann  das  schiff  käme,  Und  muste  also  alle  zeit  das  beste 
verwenden,  und  daz  gefiel  inen  wol. 

Darnach  sagten  sie  unlernander:  Er  muß  gewiß  ein  Frantzos 
sein,  lasset  uns  inen  nun  vorlan  besser  halten.  Also  gicng  ich  da 
ein  Zeitlang  unter  inen,  und  fagt:  Es  wirt  bald  ein  schiff  nach  mir 
kommen,  das  sie  mich  nur  wol  traCiirten.  Darnach  führten  sie  mich 
in  den  wall  hin  und  wider,  wo  sie  etwas  zulhun  halten,  muste  ich 
inen  helffen. 

Wie  nie  einen  schlnven  unter  sich  hatten,    welcher   mich   stets  belog,   hette 

gerni'  gesehen,  das  sie  mich  bald  getödtet  betten,  derselbige  wurd  gotödlet 

lind  gessen   in  meiner  gegenwartigkeit. 

CAPi  r  xxxix. 

So  war  nnn  ein  schlave  unter  inon,  der  war  einer  Nation  die 
heyssen  Carlos,  und  seind  auch  der  Wilden  feinde,  welche  der 
Portugaleser  freunde  sein,  derselbige  war  der  Portugaleser  eigen 
gewesen,  und  war  inen  darnach  entlanffen.  Solche  tödten  sie 
nicht,  so  zu  inen  laufTen,  es  sey  dann  da  sie  sonderlich  etwas  ver- 
brechen, sondern  halten  sie  für  ir  eigen,  und  müssen  inen  dienen. 

182]  Derse-lbige  Carios  war  drey  jar  unter  disen  Tuppiti  Inba 
gfcwesen,  und  sagte,  Er  helle  mich  unter  den  Portugalesern  ge- 
sehrii ,  und  ich  helle  ellich  mal  unter  die  Tnppin  Inba  geschossen, 
wann  sie  dahin  zukriege  weren  kommen. 


147 

So  halten  nun  die  Porlugaleser  vor  etlichen  jaren  ihrer  Kö- 
nige einen  erschossen,  welchen  König,  sagte  der  Carlos,  helle  ich 
geschossen,  und  regele  immerdar  an,  man  solle  mich  lödten,  dann 
ich  were  der  rechte  feindl,  er  helle  es  gesehen,  Und  er  löge  es 
doch  alles  mit  einander,  dann  er  war  drey  jar  da  unter  denen  ge- 
wesen, und  es  war  ersl  ein  jar  vergangen,  das  ich  gen  Sanct 
Vincente  kommen  war,  da  er  enltaulTen  war.  Und  ich  halt  Gott 
stets,  das  er  mich  wolle  vor  den  lügen  behüten. 

So  begab  es  sich  ungeferlich  im  jar  1554  den  vi  Monat,  so  ich 
geredts  gefangen  war,  so  wirl  der  Cario  kranck,  [83]  und  sein  Herr, 
so  in  halle,  batt  mich  Ich  solle  im  helffen,  das  er  wider  gesnndt 
würde  und  Wild  fienge,  das  wir  etwas  zu  essen  bekemen.  Dann 
ich  wusle  wol,  wann  er  im  etwas  brechte,  da  gebe  er  mir  auch 
von.  Aber  so  mich  deuchte,  daz  er  nicht  würde  widerumb  ge- 
sund! werden,  wolle  er  in  einem  guten  freunde  schencken,  der  in 
todt  schlug»^  und  einen  namen  an  im  gewänne. 

So  war  er  bereits  ungeferlich  neun  oder  zehen  tage  kranck 
gewesen,  so  habe  sie  zene,  seind  von  einem  thier,  welches  sie 
nennen  Backe,  Denselbigen  zan  wetzen  sie  scharfTe,  und  wo  sie 
dann  das  geblül  hindert,  da  schneiden  sie  mit  dem  zan  über  die 
haut  her,  da  lauffet  das  blul  herauß,  d9S  ist  so  viel,  als  wann  man 
hie  einem  köpffei. 

Derselbigen  zen^  nam  ich  einen,  meinte  im  damit  die  Median 
ader  zuschlagen.  Aber  ich  konte  sie  nicht  mit  durchstechen,  dann 
der  zan  war  zustumpff,  und  sie  stunden  umb  mich  her.  Wie  ich 
nun  wider  von  im  gieng,  sähe  das  es  kein  nütz  war,  Fragten  sie 
mich,  ob  er  widerumb  würde  gesundl  werden.  Ich  sagte  inen: 
Ich  helle  nichts  außgericht,  es  were  kein  blul  heraußgelauffen, 
das  hellen  sie  wol  gesehen.  Ja  meinten  sie,  er  wil  sterben,  Wir 
wollen  in,  ehe  dann  er  stirbet,  lodlschlageo.  Ich  sagte,  nein  thuls 
nicht,  er  wirl  vielleicht  widerumb  gesundl  werden.  Aber  es  halff 
nichts,  sie  zohen  in  vor  des  Königes  Vratinge  hüllen,  und  irer 
zwen  hielten  in,  dann  er  war  so  kranck,  das  er  nicht  wusle  was 
sie  mit  ihm  Ihun  wollen.  So  kam  der,  dem  er  gegeben  war,  todt 
zuschlagen,  und  schlegt  in  auff  den  kopIT,  das  daz  hiro  herauß 
sprang,  darnach  Hessen  sie  in  ligen  vor  der  hüllen  und  wollen  in 
essen.  Ich  sagte,  Das  sie  es  nit  Ihelen,  es  were  ein  krancker 
mensch  gewesen,  sie  möchten  auch  kranck  werden.    Also  wüsten 

10* 


148 

s\e  nicht,  was  sie  tliuti  wolten.  Doch  kompt  einer  auß  der  hüllen 
[84]  da  ich  inne  war,  und  riefT  den  weibern,  das  sie  ein  fewr  bey 
den  todten  machten^  und  er  schneid  im  den  kopfT  abe,  Dann  er  hatte 
ein  äuge,  und  schein  heßlich  von  der  kranckheit,  so  er  gehabt,  das 
er  den  kopff  hinweg  warff,  und  dem  cörper  sengele  er  die  haut  ab 
über  dem  fewr.  Darnach  zerschneid  er  in,  und  teilete  mit  den  an- 
dern gleich,  wie  ire  gewonheit  ist,  und  asstn  inen  biß  aufT  den 
kopfT  und  därme,  da  hatten  sie  einen  eckel  an,  dieweil  er  kranck 
gewesen  war. 

Darnach  gieng  ich  hin  und  wider  durch  die  hütten,  in  der 
einen  brieten  sie  die  lüß,  in  der  andern  die  hend,  in  der  dritten 
slücke  vom  leibe.  Da  sagte  ich  men.  wie  das  der  Cario,  den  sie  da 
brieten  und  essen  wolten,  helle  mich  alle  zeit  belogen,  Und  ge- 
sagt, Ich  helle  ewerer  freund  etliche,  dieweil  ich  bei  den  Portuga- 
lesern  gewesen  were,  erschossen,  und  es  were  erlogen,  dann  vr 
bette  mich  nie  gesehen.  Nun  wisset  ir  wol,  das  er  ist  etliche  jar 
unter  euch  gewesen,  und  nie  kranck  worden,  letzt  aber  der  lügen 
*1»alben,  so  er  auff  mich  gelogen  hat,  ist  mein  Gott  zornig  worden, 
und  inen  gekrencket,  und  euch  in  den  sinn  geben,  das  ir  inen  ge- 
todtet  habt  und  inen  essen  soll.  Also  wirt  mein  Gott  mit  allen 
sc.heicken  Ihun,  so  mir  leydt  gethaii  haben  und  thun  werden.  Für 
solchen  worlen  erschracken  ihr  viel,  das  danrke  ich  dem  Allmech- 
ligen  Gott,  das  er  inn  allen  so  gewaltig  und  gnedig  sich  mir  er-^ 
zeigte. 

Bitte  der  halben  den  Leser  das  er  wolle  achlung  haben  aull 
mein  schreiben.  Dann  ich  thu  diese  mühe  nit  der  gestalt,  das  ich 
hjst  helle  etwas  newes  zuschreiben,  sondern  alleine  die  erzeigte 
wollhiit  Gottes  an  den  tag  zubringen 

[85]  So  neigte  es  sich  nun  zu  der  zeit,  di\s  sie  wolten  zu  krige 
ziheii ,  Darauff  sie  sich  drey  nional  zuvor»  gerüstet  hatten,  so  hofft 
ich  stets,  wenn  sie  außzöhen:  sollen  sie  mich  mit  den  weibern  da- 
heyme  lassen,  wolle  ich,  dieweil  sie  aussen  weren,  entlaulTen  sein. 

Wip   fin   Krantziisisch    Schiff    ankäme,    und    mit    Hcn   Wilden    handelte    umb 

bnumwolltn  und   l'rasilitnholtz ,    zu  welchem  schiff  ich  gerne  gewesen  were, 

aber  e«  von  Gott  nicht  versehen  war. 

CAPUT  XL. 
1  ngefcrli- h  aciit  tage  zuvorn,  wie  sie  wolten  zu  kriege  auß- 


149 

fahren,  so  war  ein  Franltöeisch  sclüfl'  acht  meii  von  dannfm  «nkoin- 
nien  in  einem  Havingen,  weichen  die  Portugaleser  Rio  de  jenero 
nennen,  und  aufT  der  Wilden  spraach  Iteronne.  Daselbst  pflegen 
die  Frantzosen  prasilienholtz  zu  laden.  So  kamen  sie  nun  bey  dem 
Dorir,  da  ich  inne  war,  auch  an  mit  irem  bott,  und  beutteten  den 
Wilden  pfelFer,  Meerkatzen  und  Fappegeyen  ab,  Und  es  kam  einer 
auß  dem  bott  an  landt,  der  kundte  die  Wilde  spraach,  und  hieß 
Jacob,  Derselbige  handelt  mit  inen,  den  bat  ich,  daz  er  mich  mit 
zu  schifTe  neme.  Aber  meine  herrn  sagten  neyn,  sie  wölten  mich 
so  nicht  hin  schicken,  sondern  wollen  viel  wahr  für  mich  haben. 
Da  sagte  ich  inen,  das  sie  mich  selbst  hin  bey  das  schiff  brechten, 
meine  freund  solten  inen  wahr  genug  geben.  Sie  meinten  nein,  das 
sein  dein  rechte  freund  nicht. 

Dann  die  so  mit  dem  bott  hie  sein,  hetlen  dir  ie  ein  hembd 
geben,  dieweil  du  nackel  gehest.  Aber  sie  achten  nichts  aufT  dich 
Cwie  es  auch  war).  Aber  ich  sagte,  Sie  würden  mich  im  [86]  grossen 
schifT  kleyden,  wann  ich  dahin  kerne.  Sie  sagten,  das  schiff  würde 
noch  so  bald  nicht  hinweg  fahren,  sie  müsten  erst  zu  kriege,  Aber 
wann  sie  wider  kämen,  wölten  sie  mich  hinbey  führen.  So  wolte 
nun  das  Bott  widerumb  hinweg  fahren,  dann  es  hatte  ein  nacht 
beim  dorff  geanckert. 

Wie  ich  nu  sähe,  das  sie  mit  dem  Bott  wider  hinweg  faren 
wollen,  gedachte  ich,  0  du  gütiger  Golt,  wann  das  schiff  nu  auch 
hinweg  feret,  und  mich  nicht  mit  nimpt,  werde  ich  doch  noch  unter 
inen  umbkommen,  dann  es  ist  ein  volck  da  kein  vertrawen  au  ff  ist. 
Mit  den  gedancken  gieng  ich  zu  den  hüllen  hinauf^,  nach  dem 
Wasser  zu,  und  sie  wurden  es  gewar,  und  lieffen  mir  nach.  Ich 
lieff  vor  inen  her,  und  sie  wollen  mich  greiffen.  Den  ersten  so 
bey  mich  kam,  schlug  ich  von  mir.  Und  es  war  das  gantze  dorlf 
hinder  mir,  doch  entkam  i«  h  inen  und  schwani  bey  das  holt.  Wie 
ich  nun  in  das  bott  steigen  weil,  stiessen  mich  die  Frantzosen  wi- 
der hinweg,  meineten,  wo  sie  mich  wider  der  Wilden  willen  mit 
nemen,  möchten  sie  sich  auch  gegen  sie  erheben,  und  auch  ire 
feind  werden.  Da  schwam  ich  betrübt  wider  nach  dem  land  zu, 
und  dachte  nun  sehe  ich,  das  es  Gottes  will  ist,  das  ich  lenger  im 
eilend  bleibe.  Und  wann  ich  das  entlaulfen  nicht  versucht  helle, 
helle  ich  binden  nach  gemeint  es  were  mein  schuldl  gewesen. 

Wie  ich  nun  wider  bey  sie  an  landt  kam ,  waren  sie  frölich, 


i50 

und  sagten,  Nein  er  kompt  wider.  D^  zürnete  ich  mit  inen  und 
sagte:  Meynet  ir  das  ich  euch  so  entlaufTen  wolle,  Ich  bin  da  im 
bot  gewesen,  und  meinen  landts  leuten  gesagt,  das  sie  sich  daraufT 
schickten,  wann  ir  auß  dem  krieg  kernet,  und  mich  dahin  bringet, 
das  sie  dann  viel  wahr  bey  einander  hetten,  und  euch  geben,  sol- 
ches behagte  inen  wol,  und  waren  wieder  zufrieden. 

f87]    \Via  die  Wilden    zu    krieg  zogen,  mich  mit  uamea,  und  was  sich  auflP 

dem  zuge  begab. 

CAPUT  XLI. 

Darnach  in  vier  tagen  versamleten  sich  etliche  Nachen,  die 
zu  kriege  wolten  ziehen,  in  dem  dorif  darinn  ich  war.  Da  kam  der 
Oberste  Konyan  Bebe  mit  den  seinen  auch  dahin.  Da  sagte  mein 
Herr,  er  wölte  mich  mit  nemen.  Sagte  ich,  das  er  mich  daheime 
ließ.  Und  er  hette  es  auch  wol  gethan,  Doch  sagte  der  Konyan 
Bebe,  er  solle  mich  mit  nemen.  Ich  ließ  mich  nicht  anders  mer- 
cken,  dann  das  ich  nöde  mit  zöge,  auff  das  sie,  wann  ich  gut- 
willig mit  gezogen  were ,  nicht  gedacht  hetten ,  das  ich  inen  ent- 
lauffen  würde,  wann  sie  bey  irer  feinde  landt  kernen,  und  destQ 
weniger  [88]  acht  auff  mich  hellen.  Auch  war  meine  meinung,  wann 
sie  mich  daheymen  hellen  gelassen,  ich  wolle  nach  dem  Franlzösi-* 
sehen  Schiffe  gelauffen  sein. 

Sie  namen  mich  aber  mit,  und  waren  xxxviii  nachen  slarck, 
und  ieder  nache  mit  xviii  mehr  oder  weniger  besetzt,  und  es  hatte 
irer  etliche  mit  iren  Abgöttern  geweissaget  über  den  krieg  mit 
träumen  und  anderm  narrenspiel  mehr,  welcher  sie  gebrauchen, 
so  .das  sie  wol  gemutet  waren  zur  sache.  Und  ire  meinung  war  in 
die  gegenheit  Brickiocka  zufahren,  da  sie  mich  fiengen,  und  sich 
daselbst  umb  den  flecken  im  wald  umbher  verslecken,  diejenigen, 
so  inen  derinassen  in  die  hende  fielen,  mit  zu  nemen. 

Und  w(e  wir  diesen  anßzug  des  krieges  anfiengen,  war  im  jar 
1554  ungeferlich  den  xiiii  tag  Augusti.  So  lauffen  nun  Cv^ie  hie 
bevor  gedacht)  in  disem  Monat  eine  art  fische,  heissen  in  Portu- 
galesischer  spraach  Doynges,  Auff  Hispanisch  Liesses,  und  in 
der  Wilden  spraach  Bratti,  auß  dem  Meer  in  die  süssen  wasser, 
darinn  zuleychen.  Und  die  Wilden  heissen  die  Zeit  pirakaen.  Als 
dann  ziehen  sie  zu  beiden  tjieilcn  gemeinlich  zu  kriege,  ihre  Feinde 


151 

so  wol,  als  sie,  d«r  fische  auff  rfer  reyse  zufangen  und  zuessen. 
Und  auff  der  hinreyse  fahren  sie  sanffte,  aber  zurück  auffs  schwin- 
deste  sie  können. 

So  hoffte  ich  nun  alle  zeit,  das  die  auch  sollen  auff  der  reyse 
sein,  welche  der  Portugaleser  freunde  sein,  Dann  dieselbigen  wa- 
ren auch  willens  diesen  ins  iandt  zufallen,  wie  mir  die  Portuga- 
leser zuvorne  im  schiff  gesagt  hatten. 

Sie  fragten  mich  stets  auff  der  reyse,  was  mich  deuchte,  Ob 
sie  auch  iemand  fangen  würden,  das  ich  sie  aber  nicht  erzüniete, 
sagte  ich  ja,  auch  sagte  ich  inen,  die  Feinde  würden  uns  begeg- 
nen. So  lagen  wir  eine  nacht  in  einem  ort  landes,  der  heysset  auch 
Uwatlibi,  daselbs  tiengen  wir  viel  der  fische  [89J  Bralti,  welche  so 
groß  sein,  als  ein  guter  hecht,  und  es  wehet  die  nacht  mechtig  ding, 
so  schwätzten  sie  nun  mit  mir,  und  wolten  viel  fragen,  do  sagte  ich 
dieser  wint  wehet  über  viel  todler  leut.  So  war  noch  ein  ander 
hauffe  von  discn  auch  zu  wasser,  eine  refier,  genant  die  Paraibe, 
zwischen  Iandt  hinauff  gelaren,  ja  meinten  sie,  wie  nahe  ha- 
ben die  der  feinde  Iandt  gereit  angefallen,  das  irer  etliche  sein 
todt  blieben  Cwie  ich  binden  nach  noch  erfuhr,  das  es  auch  ge- 
schehen war). 

Wie  wir  nun  eine  tage  reyß  von  dannen  waren,  da  sie  Iren 
anschlag  volnbringen  wollen,  legerlen  sie  sich  ins  gehöltz  bey  ein 
Insel,  welche  S.  Sebastian  von  den  Porlugalesern  genant  wirt,  aber 
die  Wilden  heissen  sie  Meyenbipe. 

Wie  der  abenl  ankam,  gieng  der  Oberste  Konyan  Bebe  ge- 
nannt, durch  den  leger  her  im  wald,  predigte  und  sagle,  sie  weren 
ietzt  nahe  bey  der  feinde  Iandt  kommen,  das  ein  ieder  sein  Iraum 
behielte,  so  im  die  nacht  treumen  würde,  und  das  sie  zusehen,  das 
sie  sich  Hessen  etwas  glückliches  treumen.  Wie  die  rede  auß  wa- 
ren tantzlen  sie  mit  ihren  Abgöttern  biß  in  die  nacht,  darnach 
schlieffen  sie.  Wie  mein  Herr  sich  niderlegte,  sagte  er  ich  solle 
mir  auch  etwas  gutes  treumen  lassen,  ich  sagte,  ich  achte  auff 
keine  treume,  sie  sein  falsch.  So  mach  sagt  er,  mit  deinem  Gott 
gleichwol,  das  wir  feinde  fangen. 

Wie  der  tag  nun  anbrach ,  versamleten  sich  die  Obersten  unib 
ein  bocken  vol  gesotner  fisch,  welche  sie  assen,  und  Ortzeiten  die 
treume,  so  viel  das  sie  inen  wol  gefielen,  ettliche  tantzlen  mit  den 
abgötlern,  und  sie  waren  willens  denselbigen  Jag  auff  die  naheit 


152 

bey  irer  feind  land  zu  fahren,  bey  einem  ort  Boywassu  kange  {ge- 
nant, daselbs  wolten  sie  dann  beyten  biß  der  abent  kern. 

Wie  wir  nun  auß  fuhren,  von  dem  ort,  da  wir  die  nacht  gele- 
gen hatten,  Meyenbipe  genant,  fragten  sie  mich  noch  einmal,  |90] 
was  mich  deuchte.  Da  sagte  ich  aulT  abcntheuer,  bey  Boywassu 
Kange  werden  uns  die  Feinde  entgegen  kommen,  seid  nur  frei- 
mütig, und  bey  denselbigen  Boywassu  Kange,  war  mein  meinung 
ich  wolte  inen  entlaufTen  sein,  wann  wir  weren  dahin  kommen.  Dann 
da  sie  mich  gefangen  hatten,  waren  wir  sechs  meil  wegs  von  dem 
selbigen  ort. 

Wie  wir  nun  so  fort  fuhren  an  dem  lande  her,  so  sahen  wir 
auch  Nachen,  die  kamen  uns  entgegen  hinter  einer  Insel  her,  Da 
rieflfen  sie:  Da  kommen  unsere  feinde  die  Tuppin  Ikins  auch  her. 
Doch  wolten  sie  sich  verbergen  hinter  einen  fels  mit  den  Nachen, 
BuflT  das  die  andern  solten  unversehens  bey  sie  kommen.  Gleichwol 
wurden  sie  unser  gewar,  und  gaben  sich  widerumb  auflf  die  flucht 
nach  irem  heymet,  Und  wir  ruderten  inen  auifs  schwindest  nach 
wol  vier  gantzer  stunde,  darnach  kamen  wir  sie  an,  und  irer  wa- 
ren fünff  Nachen  voll ,  waren  alle  von  Brickioka.  Ich  kante  sie 
alle  mit  einander,  es  waren  vi  Mammalucken  in  der  fünfl'  nachen 
uiner,  dieselbigen  waren  getauflft,  und  deren  waren  zwcn  gebrü- 
dcr,  einer  genant  Diego  de  Praga,  Der  ander  Domingos  de  Praga. 
Dieselbigen  beyde  theten  grosse  wehr,  einer  mit  einem  rhor,  der 
ander  mit  einem  flischbogen.  Die  beyde  hielten  sich  aufT  in  iren 
Nachen  zwo  ganlze  stund  gegen  etliche  und  dreissig  Nachen  der 
unsern.  Wie  sie  nun  ire  pfeil  verschossen  hatten,  fielen  die  Tuppin 
liuba  sie  an,  namen  sie  gefangen,  und  etliche  wurden  als  bald  todt 
geschlagen  und  geschossen.  Die  beiden  brüder  wurden  nicht  ver- 
wundet. Aber  zwen  von  den  vi  Maiiimelucken  wurden  sehr  hart 
verwiindt,  und  noch  der  Tuf|)in  Ikin  auch  etliche,  \kjf\ler  welchen 
i.Mn  fruw  war. 

(Ol)  Wie  sie  mit  den  gefangenen  umbgiengen  aulf  dem  beimzuge, 
CAPUT  XLII. 

Es  war  zwo  grosser  meil  wegB  vom  lande  im  Meer  da  sie  ge* 
fangen  wurden,  sie  eilten  auff  das  schwindeste  so  sie  kondten  wi- 
der nach  dem  lande,   sich  widerumb  zulegorn,  da  wir  <lie  nach 


153 

zuvui'ii  lagen.  Wie  wir  nun  bey  das  landl  Meyen  ktinien,  war  es 
abent,  das  die  Sonn  wolle  untergehen,  da  leytelen  sie  die  ge- 
fangnen ein  ieder  seinen  in  sein  hütten»  Aber  die  hart  verwnndl 
waren,  zohen  sie  ans  landt  und  schlugen  sie  vorlan  zu  todt,  und 
schnieden  sie  auff  iren  gebrauch  in  stück,  und  brieden  das  fleisch. 
Unter  denen,  die  die  nacht  gebraten  wurden,  waren  zwen  Mamme- 
lucken,  welche  [92]  Christen  waren,  Der  eine  war  ein  Portugaleser 
Georg  Ferrero  genant,  eines  Hauptrnans  Sohn.  Densclbigen  hatte 
er  gezeuget  mit  einer  Wilden  frawen.  Der  ander  hieß  Hieronyinus, 
denselbigen  hatte  ein  Wilder  gefangen,  der  war  auß  der  liütten, 
darinne  ich  war,  und  sein  name  war  Parwaa,  derselbige  briedl  den 
Hieronymum  die  nacht,  ungeferlich  einen  schrit  von  "n'r,  da  ich  lag. 
Derselbige  Hiernonymus  CGott  hab  sein  See!)  war  des  Diego  de 
Praga  blutverwandter. 

Denselbigen  abent,  wie  sie  sich  nun  gclegert  hatten,  gieng 
ich  in  die  hütten,  darinn  sie  die  beyden  brüdcr  hatten,  mit  inen  zu 
reden,  dann  es  waren  meine  gute  freunde  zu  Brickioka,  da  ich 
gefangen  wurdt.  Da  fragten  sie  mich,  ob  sie  auch  gessen  würden, 
ich  sagte  das  müsten  sie  stellen  inn  den  willen,  des  himmlischen 
Vetters,  und  seines  lieben  Sons  .fesu  Christi,  des  gecreuzigten  vor 
unser  sünd,  inn  welches  namen  wir  getnufft  sein,  mit  im  in  den 
tod,  demselbigen,  sagte  ich,  glaube  ich  auch,  und  derselbige  hat 
mich  auch  so  lang  unter  in  behüt,  und  was  der  AUmechtige  Gott 
mit  uns  anfahet,  darmit  müssen  wir  zufrieden  sein. 

Weiter  fragten  mich  die  beyden  brüder,  wie  es  umb  iren  vet- 
tern Hieronymum  were,  ich  sagte  in  er  lege  bey  dem  fewr  und 
briete,  und  hette  schon  ein  stücke  von  des  Ferrero  Sohn  sehen 
essen.  Da  weineten  sie,  ich  tröstete  sie  wider,  sagte  inen  sie 
wüsten  wol,  das  ich  nun  in  dem  8  Monat  ungeferlich  unter  ihnen 
gewesen  were,  und  mich  Gott  a»ich  erhallen  helle.  Daz  wird  er 
bey  euch  auch  thun,  verlrawet  im,  weiter  sagte  ich,  es  solle  bil- 
lich  mir  zu  hertzen  gehen,  mehr  dann  euch,  dann  ich  bin  auß 
frembden  landen,  bin  des  schrecklichen  handeis  der  leut  nit  ge- 
wonet,  ir  seit  ie  hie  im  lande  gezogen  und  geboren.  Ja  meinten  sie 
ich  were  so  gar  verhertet  im  eilende,  ich  achtele  es  nicht  mehr. 

[93]  Wie  ich  nun  so  mit  inen  in  der  rede  war,  hiessen  mich  die 
Wilden  von  inen  gehen,  in  meine  hüllen,  sagten  was  ich  so  vor 
eine  lange  rede  mit  inen  helle.   Das  dawerle  mich,  das  ich  njusle 


154 

*von  inen  geben,  sagte  inen,  das  sie  sich  genlziich  in  den  willen 
Gottes  begeben,  sie  sehen  wol,  was  wir  vor  ein  elend  in  disem  ja- 
inertal  hellen,  sie  sagten,  <ias  hellen  sie  nie  so  wol  erfaren,  als 
nun,  meinten  sie,  weren  Goll  doch  einen  lodt  schuldig,  sie  wollen 
auch  nun  deste  frölicher  sterben,  dieweil  ich  auch  bey  ihnen  were, 
damit  gieng  ich  auß  irer  hüllen,  und  gieng  durch  das  gantze  leger, 
besähe  die  gefangnen.  Gieng  also  alleine,  und  hatte  niemandl  kein 
achtung  aufi*  mich,  helle  das  mal  wol  können  enllauffen,  dann  es 
bey  einer  Insel  war,  Meyenbipe  genant,  möchte  ungeferlich  zehen 
meil  wegs  von  Brickioka  sein,  aber  ich  unterließ  es  umb  der  ge- 
fangenen Christen  willen,  welcher  noch  vier  lebendig  waren. 
Dann  ich  gedacht,  entlauf!  ich  inen,  so  werden  sie  zornig,  und 
schlagen  dieselbigen  von  stund  an  todl.  Vielleicht  mittler  zeit  er- 
holt uns  Gott  all  mit  einander,  und  gedachte  also  bei  inen  zublei- 
ben, und  jsie  zutrösten,  wie  ich  auch  thete.  Aber  die  Wilden  waren 
mir  sehr  günstig,  dann  ich  hatte  zuvor  gesagt,  auff  abentheur ,  die 
feind  würden  uns  begegnen.  Wie  es  nun  auch  geriet,  sagten  sie, 
Ich  were  ein  besser  Prophet,  dann  ir  Miraka. 

Wie  sie  mit  iren  feinden  tanzten ,  da  wir  uns  des  andern  tages  legerten. 
CAPUT  XLIIl. 

Des  andern  tage«  kamen  wir  nicht  weit  von  irer  iandschafft,  bey 
ein  groß  gebirge  Occarasu  genant.  Daselbs  legerten  sie  sich,  die 
nacht  da  zubleiben.  Da  gieng  ich  in  des  obersten  Königes  CKonyan 
Bebe  genant)  hätten,  [94]  Fragte  in,  was  er  mit  den  Mammetucken 
im  sinne  helle.  Er  sagte,  Sie  sollen  gessen  werden,  und  verbot  mir, 
ich  solle  nit  mit  inen  reden,  dann  er  were  sehr  zornig  aulT  sie,  sie 
sollen  seine  daheyme  blieben  und  nicht  mit  seinen  feinden  gegen 
in  zu  krige  sein  gezogen.  Ich  sagte,  er  soll  sie  leben  lassen,  und 
ir''n  f't'unden  wiederumb  verkeulFen.  Er  sagte  sie  sollen  gessen 
werden. 

Und  derselbige  Konyan  Bebe  halte  einen  grossen  korb  vol 
jnenschenfleysch  vor  sich,  afs  von  einem  beyne,  hielt  mir  es  vor 
den  mundt,  fragte  ob  ich  auch  essen  wolle.  Ich  sagte,  Ein  unver- 
nünfTtig  thier  frisst  kaum  das  ander,  solle  dann  ein  mensch  den  an- 
dern fressen.  Er  beyß  darein,  sagte,  Jau  wäre  sehe,  Ich  bin  ein 
Tiegcr  thier,  es  schmeckt  wol,  damit  gieng  ich  von  im. 


155 

Denselbigen  abent  gebot  er,  ein  ieder  soll  seine  gefangene 
[95]  vor  den  wall  bringen  bey  das  wasser  aufF  einem  platz.  Das 
geschähe.  Da  versamleten  sie  sich,  machten  einen  runden  kreiß,  da 
stunden  die  gefangenen  in.  Da  musten  die  gefangenen  alle  sampt 
singen  und  rasseln  mit  den  Abgöttern  Tammaraka.  Wie  nun  die 
gefangenen  gesungen  hatten,  fiengen  sie  an  zureden  einer  nach 
dem  andern,  so  frevelmütig  und  sagten:  Ja,  Wir  zogen  auß  gleich 
wie  tapfFere  leut  pflegen,  euch  unsere  feinde  zufangen  und  zues- 
sen.  Nun  habt  ir  die  oberhant  kriegt,  habt  uns  gefangen,  aber 
wir  fragen  nichts  darnach.  Die  wehrhafftigen  daplfern  leut  sterben 
in  irer  feinde  landl.  So  ist  auch  unser  land  noch  groß,  die  un- 
sern  werden  uns  an  euch  wol  rechen.  Ja,  sagten  die  andern,  Ihr 
habt  der  unsern  schon  viel  vertilget,  das  wollen  wir  auch  euch 
rechen. 

Wie  die  rede  auß  war,  führet  ein  ieder  sein  gefangen  wider 
in  sein  losament. 

Darnach  am  dritten  tage  kamen  wir  wider  in  ire  landtschafft," 
ein  ieder  führete  sein  gefangne,  da  er  da  heime  war,  die  in  dem 
dorff  üwattibi,  da  ich  inne  war,  hatten  acht  Wilder  lebendig  ge- 
fangen, und  drey  Mammelucken  das  Christen  waren,  nenilich  Diego 
und  sein  bruder,  und  noch  einen  Christen,  hieß  Anthonio,  den 
hatten  meines  Herren  Son  gefangen,  und  noch  zwen  Mammelucken, 
welche  Christen  waren,  führten  sie  gebratten  heim,  da  zu  essen. 
Und  wir  waren  in  den  eilfFten  tag  aulf  der  reyse  auß  und  heim. 

Wie  das  Frantzösische  Schiff  noch  da  war,  dabey  sie  mich  bringen  wolten, 
wie  sie  mir  gelobten ,   wenn  sie  widerumb  auß   dem  kriege   kämen  etc.   wie 

vorgemelt. 

CAPUT  XLIIII. 

[96]  Wie  wir  nun  wider  heim  waren  kommen,  begerle  ich  von 
inen,  das  sie  mich  wolten  nach  der  Frantzosen  Schiff  füren,  dann 
ich  were  nun  mit  inen  zu  kriege  gewesen,  und  inen  ire  Feinde 
helfFen  fangen,  von  welchen  sie  nun  wol  gehöret  hellen ,  das  ich 
kein  Portugaleser  were. 

Sie  sagten  ja  sie  wollen  mich  hinbey  führen ,  Aber  sie  wollen» 
sich  erst  ruhen,  und  essen  den  Mokaen,  das  ist  das  gebraten  fleisch 
der  beyden  Christen. 


156 

^yie    sie    (Ipii    eiRfon    von    den    zweien    g..l)riitenen   Cliristen    «s.ien,    nemlicli 
Jorge  Ferrcio  des  rortugalcsisclicn  Hiuptninn.s  Sohn. 

(AFI  r  XLV. 

[97]  So  war  nun  ein  König  über  ein  hütten,  hart  gegen  nieiner 
hätten  über.  Derselbige  war  genant  Tatamiri,  der  hatte  den  ge- 
bratriea  und  ließ  gedrenck  machen  nach  irer  gewonheit  und  irer 
vil  versamlelen  sich,  druncken,  sungen  und  machten  ein  grosse 
freude,  Darnach  des  andern  tages  nach  dem  trincken,  sotten  sie 
das  gebraten  fleisch  wideruiiib  auflf  und  assens.  Aber  des  andern 
Ilieronymi  fleisch  hing  in  der  hütten  darinnen  ich  war,  in  einem 
korb  über  dem  fewr  im  rauch  wol  drey  wochen,  das  es  so  trucken 
war  wie  ein  holtz,  und  das  es  so  lang  ungessen  hieng  über  dem 
fewr.  War  die  ursach,  Der  wilde  der  es  hatte,  war  genant 
Parwaa.  Der  war  aufl*  einen  andern  ort  gezogen  wurtzeln  zu- 
holen, die  getrenck  zu  machen,  des  Hieronymi  fleisch  darmit  zu- 
betrincken,  das  sich  also  die  zeit  verlieff,  und  sie  wolten  mich 
nicht  ehe  nach  dem  schiff  führen,  sie  hetten  dann  das  Fest  über 
Hieronymum  gehalten,  und  das  fleisch  gessen.  Mittler  zeit  war 
das  Frantzösisch  s?;hiff  wider  hinweg  gefahren.  Dann  es  mochte 
ungeferlich  acht  meil  wegs  von  dannen  sein,  da  ich  war. 

Wie  ich  die  zeitung  hörete,  ward  ich  betrübt.  Aber  die  Wil- 
den sagten,  Sie  pflegen  gemeinlichen  alle  jar  dahin  zu  kommen, 
mustc  ichs  zufrieden  sein. 

Wie  der  Allniechtige  Gott  ein  zeichen  thot. 
CAPUT  XLVl. 

Ich  hatte  ein  Creutz  gemacht,  von  einem  reidel,  und  vor  der 
hüUen  auffgericht^  darinn  ich  war,  bey  dem  ich  vielmals  mein  ge- 
bet thet  zum  Herren,  und  ich  halte  den  wilden  befohlen,  sie  solten 
es  nicht  aiißziehen,  es  möchte  inen  unglick  darvon  kommen,  aber 
sie  verachteten  meine  rede.  Auff  ein  [98]  zeit  tvar  ich  mit  inen  auff 
der  visc4jiTey,  mittler  weil  hatte  eine  fraw  das  Creutz  außgeraufft, 
hatte  c»  ihrem  manne  geben,  der  solle  ir  ein  art  pator  nosler, 
welche  sie  von  Meerschnecken  heusern  machen,  darauff  reiben, 
dieweil  es  rmit  war,  welchs  mich  nun  sehr  verdroß,  bald  darnach 
lieng  i'S  Sfhr  an  ziiregnen,  wchrelc  elliche  tage.     Sie  kamen  in 


157 

meine  tiütten,  begerlen,  Ich  solle  mit  meinem  Gott  machen,  das 
der  regen  auffhörete,  Dann  wo  es  nicht  aufThörete,  würde  es  Ire 
pflanlzung  verhindern  ^  Dann  ire  pflantz  zeit  war  da.  Ich  sagte  es 
were  ihr  schuldt,  sie  hetlcn  meinen  Gott  erzürnet,  da  sie  das 
hoitz  hetten  außgeraufft.  Dann  bey  dem  holtz  pflegte  ich  mit  mei- 
nem Gott  spraach  zuhalten.  Wie  sie  nun  meinten,  das  die  ursach 
zu  sein  des  regens,  halff  mir  meines  Herrn  Son  wider  ein  Creutz 
aulfrichten.  Es  war  ungeferlich  umb  ein  uhr  nach  mitlage  nach 
der  Sonnen  zurechnen.  Wie  es  aulFgerichtet ,  wurde  es  von  stund 
an  widerunib  schöner  weiter,  und  war  vor  mitlage  sehr  unge- 
stümb.  Sie  verwunderten  sich  alle,  meinten  mein  Gotl  Ihel,  was 
ich  wolle. 

Wie.  ich  oines  abents  mit  zweien  Wilden  auff  der  Fischerey  war,  und  Gott 
ein  wuridiT  bey  mir  erzeigte ,  eines  grossen  regens  und  ungewitters  halben. 

CAPIT  XLVIl. 

Ich  Stund  mit  einem,  welcher  auch  der  vornemsten  einer  war, 
l^arwaa  genant,  welcher  den  Hieronyinum  gebraten  halle.  Diesel- 
bige  und  noch  einer  und  ich,  slunden  und  Jischelen;  in  abscheydung 
des  lages,  erhub  sich  ein  [99]  groß  regen  mit  einem  (h)t!ner,  und 
regnete  nicht  weit  von  uns,  so  das  uns  der  windt  iian  regen  zu 
nabele.  Da  balen  mich  die  beydca  Wilden,  das  ich  mit  meinem 
Gott  rcöen  wölt,  daz  uns  der  regen  nicht  möchte  hindern,  vielleicht 
würden  wir  noch  mehr  fische  fangen,  Dann  ich  sehe  wol,  wir  hel- 
len in  der  hüllen  nichts  zuessen.  Die  wort  bewegten  mich,  und 
bat  den  Herren  auß  grundt  meines  herlzen,  das  er  wolle  sein  macht 
bey  mir  beweisen,  Dieweil  es  die  Wilden  von  mir  begerlen,  aulT 
das  sie  ie  sehen,  wie  du  mein  Gott  alle  zeit  bey  mir  bist.  Wie  ich 
das  gebet  geendet  hatte,  so  kompt  der  windt  mit  dem  regen  an- 
brausen, und  regnete  ungeferlich  sex  schrit  von  uns,  und  auf!"  der 
sielte,  da  wir  waren,  vernanien  wir  nichts.  So,  das  der  Wilde  Par- 
waa  sagte,  Nun  sehe  ich ,  das  du  mit  deinem  Gotl  geredt  hast.  Und 
wir  fiengen  etliche  fische. 

Wie  wir  nun  in  die  hüllen  kamen,  sagten  die  beyde  den 
[100]  andern  Wilden,  Das  ich  mit  meinem  Gott  geredt  helle, 
und  sich  solche  ding  begeben  hetten.  Solches  verwunderten  sich 
die  andern. 


158 

Wie  sie  den  andern  von  den  zweyen  g<  bratenc«  rini.sten  asson,  Hicroüyftiii» 

gen  au  t. 

CAPUT  XLVIH. 

Wie  nun  der  wilde  Parwaa  alle  reydschafft  bey  ein  »»ider 
hatte  wie  vorgemelt,  ließ  er  gedrencke  machen,  des  Hieronymo 
i  üsc'i  zu  bedrincken.  Wie  sie  es  nun  bedruncken,  brachten  sie 
die  zwen  gebrüder  zu  mir,  uud  noch  einen,  welchen  meines  Herrn 
Son  gefangen  hatte,  Anthonius  genant,  so  das  unser  vier  Christen 
bey  einander  waren.  Mustcn  mit  inen  drincken,  aber  ehe  wir 
trincken  weiten,  theten  wir  unser  gebet  zu  Gott,  das  er  der  Seelen 
wölt  gnedig  sein,  und  uns  auch,  wann  unser  stunde  kompt.  Und 
die  Wilden  schwetzten  mit  uns,  und  waren  frölich,  aber  wir  sahen 
groß  elende.  Des  anderen  morgens  früh  sotten  sie  das  fleisch 
wider  auif  und  assens,  hattens  in  einem  kurlzen  verruckt.  Den- 
selbigen  tag  führten  sie  mich  hin  zuverschencken.  Wie  ich  nun 
von  den  beiden  brüdern  schied,  baten  sie  mich,  ich  solte  Gott  vor 
sie  bitten,  und  ich  gab  ihnen  bericht,  ob  sie  entlaulTen  konten,  wo 
•10  sich  hinauß  wenden  sollen  im  gebirge,  auff  das  sie  ihnen  nicht 
künlen  nachspüren,  dann  ich  des  gebirges  kundtschafft  hatte,  dus- 
selbige  sie  auch  gethan  hatten.  Waren  loß  worden  und  entlauffenf 
wie  ich  hernachmals  erfuhr,  ob  sie  wider  gefangen  worden,  weiß 
ich  noch  nicht. 

[101]  Wie  sie  mich  hinfulirten  zu  vcrscJiencken. 
CAPUT  XLIX. 

Sie  fuhren  mit  mir  hin,  da  sie  mich  verschencken  wollen, 
Tackwara  sutibi  genant,  und  wie  wir  so  ein  stück  weges  vom  lande 
waren,  sähe  ich  mich  umb  nach  den  hütten,  da  wir  außfuhren,  und 
es  war  eine  schwartze  woicken  über  den  hütten.  Ich  zeigte  es 
inen  und  sagte ,  Mein  Gott  were  zornig  über  das  dorIF,  das  sie  das 
Christenfleisch  gessen  helfen  etc.  Wie  sie  mich  nun  darbrachten 
überlieferten  sie  nnch  einem  Könige  Abbati  Bossange  genant.  Dem- 
selbigen  sagten  sie,  das  er  mir  kein  über  last  thun  solte,  oder  Ihun 
lassen,  dann  mein  Gott  were  schrecklich  über  die,  so  mir  leydt  theten. 
Dann  das  hetten  sie  gesehen,  da  ich  noch  bey  inen  were  gewesen. 
Und  ich  ihet  im  auch  selbs  eine  vermanung,  sagte.  Es  würde  bald 
mein  bruder  und  freundt  verwandten  kommen  mit  einem  Schill'  vol 


159 

wahr,  (las  sie  mich  nur  vvol  verwareten,  dann  wölt  i«  li  inen  wahr 
gehen.  Dann  ich  wüste  fiirwar,  mein  Gott  würde  meiner  brüder 
Schiffe  bald  her  bringen.  Das  bohagte  inen  wol.  Der  König  hieß 
j.     h  söhn,  und  ich  gieng  mit  seinen  Sönen  auffs  weydwerck. 

Wie  mir  die  Wilden  desselbigen    orts    erzeleten,    wie    das  vorgemelte  .schiir 
auß  Franckreich  wider  hinweg  gesiegelt  wer«. 

C.\PUT  L. 
Sie  sagten  mir,  wie  das  vorige  schiff  Maria  Bellete  genant,  von 
Pepen,  da  ich  gerne  were  in  gewesen,  da  volle  ladung  bekominen 
hette,  nomlich  Prasilien  holtz,  [102]  Pfeffer,  Baumwol,  Federwerck, 
Meerkatzen,  Papegogen  und  dergleichen  war,  welche  da  gefeit,  und 
sie  betten  da  in  den  Havingen  Rio  de  Jenero  ein  Portugalesisch  schiff 
genouunen,  und  der  Portugaleser  einen,  Ita  Wu,  einem  Wilden 
Könige,  so  genant,  geben,  der  hette  ihnen  gessen,  auch  were  der 
Frantzose,  welcher,  wie  ich  gefangen  word,  den  Wilden  bcfoihe, 
sie  sollen  mich  essen,  in  dem  schiff*,  und  v«folte  wider  heim,  und 
das  war  das  schiff  wie  vorgemelt,  wie  ich  den  vi  dden  entlieff,  und 
bey  ir  Bott  kam,  und  sie  mich  nicht  inneriün  wollen,  dasselbige 
schiff  war  umbkommen,  auff  der  wider  URi^^f reise.  Das,  wie  ich 
da  mit  dem  andern  schiff  in  Franckreich  J»'ui,  niemandt  erfahren 
hatte,  wo  es  bliben  war,  wie  volgenls  gemell  wirdt. 

Wie   kurtz  darnach,    wie  ich  dahin    verschenkt   wurd ,    ein  .ander  scliiff  auft 

Franckreich   kam,    die  Katharina  de  Vattavilla   geuant;    welche   mich,    auß 

verschling  Gottes,  kanflfton  ,  und  wie  sich  es  zutrug. 

CAPUT   LI, 

Ich  war  ungeferlich  vierlzehen  tage  inn  dem  Flecken  Tack- 
Tvara  sulihi  bey  dem  Könige  Abbali  Bossange,  so  begab  es  sich 
eins  tags,  das  ettliche  Wilden  zu  mir  kamen,  und  sagten,  sie  hellen 
hören  schiessen,  es  müste  in  Ileronne  sein,  welcher  Havingen  auch 
geheyssen  wird  Rio  de  Jenero.  Wie  ich  nun  gewisslich  erfuhr, 
daß  ein  schiff  da  war,  sagte  ich  inen,  das  sie  n.icb  dahin  brechlen. 
Dann  es  würden  vielleicht  mein  brüder  sein;  sie  saglei!  ja,  und 
hielten  mich  gleichwol  auff  noch  etliche  tage. 

fl03j  Miller  zeit  begab  es  sich,  das  die  Frantzosen,  ^m  dahin 
kommen   waren,   höreten,   das   ich   da   unter  den  Wilden   were, 


160 

schickte  der  Cepitan  zwen  gesellen  von  dein  schiff,  mit  santpl  etli- 
chen wilden  Königen,  welche  sie  zu  freunden  hatten  in  den  Fle- 
cken, da  ich  inne  war,  kamen  in  eine  hütten.  Der  König  über  die, 
hieß  Sowarasu.  Hart  bey  der  hütten ,  da  ich  inne  war,  mir  wurd 
die  zeitunge  bracht,  von  den  Wilden,  das  da  zwen  vom  schiff 
kommen  weren.  Ich  wurd  froh,  gieng  hin  zu  inen,  hieß  sie  wil- 
kommen  inn  die  wilde  spraach.  Wie  sie  mich  nun  so  elende  sahen 
gehen,  hatten  sie  ein  mitleiden  nüt  mir,  uiul  teileten  mir  irer  klei- 
der  mit.  Ich  fragte  sie,  vvarumm  sie  kommen  weren.  Sie  sagten: 
Meinet  halben,  Ihnen  were  befolhen,  das  sie  mich  mit  zu  schiff 
brechten,  des  soften  sie  alle  anschlege  brauchen.  Da  erfrewete  sich 
mein  hertz  über  die  barmherlzigkeit  Gottes.  Und  ich  sagte  zu  dem 
einen  der  [104]  zweier,  Perot  genant,  welcher  der  Wilden  spraach 
kundie.  Er  solte  so  fürvvenden.  Er  were  inein  bruder,  und  hette 
mir  da  etliche  kisten  vol  kaullmanschalft  bracht,  das  sie  mich  mit 
inen  zu  schiff  brechten,  und  die  kisten  holelen.  Und  da  er  ver- 
wendete, Ich  wölte  under  inen  bleiben,  Pfeffer  und  andere  mehr 
wahr  zuversamlen,  biß  das  die  Schilf  wider  kämen  auffs  andere 
jar.  Den  reden  nach  brachten  sie  mich  mit  zu  schiff,  mein  Herr 
zohe  selbst  mit.  Sie  hatten  im  schiff  alle  uiilleiden  mit  mir,  thaten 
mir  viel  guls.  Wie  wir  nun  ungeferlich  ein  lag  oder  fünff  zu  schiff 
waren  gewesen,  fragte  mich  der  Wilde  König  Abbati  Bossange, 
welchem  ich  geschenckt  war,  wo  die  kisten  weren,  das  ich  sie  mir 
geben  ließ,  das  wir  wider  möchten  in  Zeiten  heim  kommen.  Die- 
selbige  meynung  sagte  ich  dem  Obersten  des  Schiffs.  Der  befalhe 
mir,  ich  solte  inen  aufThalten,  biß  das  schiff  seine  volle  last  hette, 
darumb,  ob  sie  sich  ie  zürneten  und  ungemach  nnderstünden  an- 
zuheben, wann  sie  sehen,  das  sie  mich  im  schiff  behielten,  oder 
sunst  ein  verreterey  anrichteten.  Sintemal  es  ein  volck,  da  kein 
vertrawtin  auff  ist.  Aber  mein  Herr  der  König  meinte  gentzlich, 
er  wolle  mich  mit  beim  nemen.  Aber  i(  h  hielt  in  so  lang  auff  mit 
Worten,  sagte,  das  er  nicht  so  sehr  eilete.  Dann  er  wüste  wol, 
wan  gute  freund  zusamen  kemen ,  köndlen  sie  so  bald  nit  scheiden. 
Aber  wann  sie  wollen  mit  dem  schiff  wider  hinweg  fahren,  wollen 
wir  auch  vviderumm  nach  seiner  hütten  ziehen,  hielten  in  so  auff. 
Zum  leisten,  Wie  das  Schiff  gerüstet  war,  versandeten  sich 
die  Frantzosen  im  Schiff  alle  bey  einander,  und  ich  stund  bey  inen, 
und  mein  Herr  der  König  sampt  denen,  so  er  mit  sich  hall,  stunden 


161 

auch  du.  Und  der  Haupman  des  schiflTs  ließ  den  Wilden  sagen  mit 
seinem  Dolmetsch:  Es  behagle  im  sehr  vvol,  das  sie  mich  nicht  ge- 
tüdtet  hettcn,  nachdem  sie  [105]  mich  unter  iren  Feinden  gefangen 
hctten.  Ließ  weiter  sagen  C<ni(^h  mit  besserer  gefügüchkeil  von 
ihnen  ubzubringenj  er  hette  der  gcstalt  mich  vom  lande  ins  schiff 
lassen  fordern,  das  er  inen  etwas  geben  wölte,  das  sie  mich  so 
wol  verwaret  betten,  auch  were  sein  meinung,  er  wolle  mir  et- 
liche wahr  thun,  das  ich  solle  unter  inen  bleiben,  dieweil  ich  bey 
inen  bekant  were,  pfetfer  und  andere  wahr  versamlcte,  die  im 
dienlich  were,  biß  das  er  wider  kerne.  So  hatten  wirs  nun  su  be- 
schlossen, das  einer  oder  zehen  von  den  schiHIeuten  sich  vcrsam- 
let,  weiche  mir  etlicher  maß  änlich  waren,  dieselbigen  gaben  für, 
sie  weren  meine  bruder,  wollen  mich  heym  haben.  Die  mcynung 
ward  inen  furgehallf  n.  Dieselbigen  meine  brüder  wollen  in  keinen 
weg,  das  ich  wider  mit  inen  an  iundt  soll  ziehen,  sonder  ich  solle 
heym  ziehen,  dann  unser  valier  begerte  mich  noch  einmal  zusehen, 
ehe  dann  er  stürbe.  Da  ließ  inen  der  Capitan  wider  sagen:  Er 
were  ir  obersler  im  Schilf,  und  helle  gern,  das  ich  wider  mit  ihnen 
an  landl  zöge,  aber  er  were  nur  ein  mensch,  und  meiner  brüder 
weren  viel,  er  küiidte  nichl  wider  sie  thun.  Das  vorwenden  ge- 
schah alles,  das  sie  sich  wollen  mit  glimpfi"  von  den  Wilden  schleis- 
sen.  Und  ich  sagte  auch  meinem  Herrn  dem  Könige:  Ich  wolle 
gern  wider  mit  inen  heym  ziehen,  aber  er  sehe  wol,  das  es  meine 
brüder  nit  wollen  zulassen.  Da  fieng  er  an  zu  schreien  im  schiffe 
und  sagte,  Wann  sie  mich  dann  ie  wollen  mit  nemen,  das  ich  dann 
mit  dem  ersten  Schilf  wider  kerne,  dann  er  bette  mich  für  seinen 
Son  gehallen,  und  were  sehr  zornig  über  die  von  Uwallibi,  das 
mich  die  hellen  wollen  essen. 

Und  seiner  weiber  eins,  vvelchs  mit  im  schiff  war,  musle  mich 
beschreien  nach  irer  gewonheit,  und  ich  schrey  auch  nach  irem 
gebrauch.  Nach  dem  allem  gab  im  der  Hauptmann  etliche  wahr, 
möchte  sich  belauffen  umb  fünlf  ducalen  werdt  [106]  in  Messern, 
Exten,  Spiegeln  und  Kemmeii.  Damit  zohen  sie  widerumb  an  landt 
nach  irer  wonunge. 

So  halfl'  mir  der  Allmechtige  Herr,  der  Gott  Abraham,  Isaac 
und  Jacob,  auß  der  gewalt  der  Tyrannen.  Ihm  sei  lob,  preiß  und 
ehr,  durch  Jesum  Christum  seinen  lieben  Son  unsern  seiigmacher, 
Anten. 

Fed,  u.  St.  1 1 


162 

Wie   die  oherstcn    des  Scliiffs   genent   waren ,    und    wo   das   Schiff  her   war, 

und  was  sich  noch  begab,  ehe  wir  auß  dem  Havingcn  fuhren,  und  wie  lang 

wir  auff  der  rci.se  nach  Franckreich  waren. 

CAPUT  LH. 

[107]  Der  Hauptman  des  schiflTes  war  genant  Wilhelm  de 
Moner,  und  der  Steurman  Francoy  de  Schantz.  Das  Schiff  war 
genennet  die  Calharina  von  Wattavilla  elc.  Sie  rüsteten  das  Schiff 
wider  zu,  nach  Franckreich  zu  siegeln.  So  begab  es  sich  eins 
morgens,  da  wir  noch  im  Havingen  cRio  de  Jenero  genant)  lagen, 
kam  ein  Portugalesisch  schiinem,  wolle  aus  dem  Havingen  fahren, 
hatte  gekaulfschlagl  mit  einer  art  Wilder,  welche  sie  zu  freunden 
haben,  und  heyssen  Los  Markayas.  Der  Landtschafft  stösset  hart 
an  der  Tuppin  Ikins  Landt,  welche  die  Frantzosen  zu  freunde  ha- 
ben.   Die  beyde  Nationen  sind  feinde  zu  hauff. 

Und  es  war  das  Schifllein,  welches  (wie  vor  gemelt)  nach  mir 
war,  mich  den  Wilden  abzukeuffen.  Hörete  einem  factor  Peter 
Hösel  genant.  Die  Frantzosen  richteten  ire  Bott  zu  mit  geschütz, 
fuhren  zu  inen  hinein,  meinten  sie  zunemen.  Namen  mich  mit,  das 
ich  mit  inen  reden  solt,  sie  sollen  sich  auffgebeii.  Aber  wie  wir 
das  SchifHein  anfielen,  schlugen  sie  uns  wideruinb  ab,  wurden  et- 
liche Frantzosen  erschossen,  elliche  verwundt.  Ich  wurd  auch  in 
den  todt  verwundt  mit  einem  schoß,  viel  herter  dann  der  leben- 
digen verwunden  keiner.  Rieff  in  der  angst  zu  meinem  Herrn, 
dann  ich  fühlte  nichts  anders,  dann  todes  not,  und  bat  den  gütigen 
Vatter,  die  weil  er  mir  auß  der  Tyrannen  gewalt  geholffen  hette, 
mich  doch  bey  dem  leben  behalten,  das  ich  mochte  widerumb  in 
Christen  liindtschaffl  kommen  und  seine  erzeigte  wolthat  an  mir 
andern  leuten  auch  verkünden.  Und  ich  bekam  meine  volkomne 
gesundtheit  wider.  Gelobet  sei  der  gütige  Gott  von  ewigkeit  zu 
ewigkeil. 

Anno  Domini  i554  den  letzten  Oclobris,  giengen  wir  in  dem 
Havingen  Rio  de  Jenero  zu  siege! ,  und  fuhren  wider  nach  Franck- 
reich. Wir  halten  über  Meer  guten  windt,  so  [108]  das  sich  die 
Schifilenl  verwunderten,  meineten  es  müste  sunderlich  ein  gäbe 
von  Goll  sein,  Ein  solch  weiter  (wie  es  auch  war).  Auch  thet  der 
flerr  ein  sichllicli  wunder  bey  uns  im  Meer. 

Den  eisten  tag  vor  dem  Christag  kamen  viel  fische  umb  das 
üchiU  Imt,  welche  man  nennet  Meerschwein.    Der  fiengen  wir  so 


163 

viel,  das  wir  etliche  tage  satt  hatten.  Desselbigen  gleichen  auch 
auff  der  heiligen  drey  Könige  abent  bescherte  uns  auch  Gott  fische 
satt,  dann  wir  hatten  sunst  des  mals  nicht  viel  Zuspeisen,  dann  was 
uns  Gott  auß  dein  Meer  gab.  Darnach  ungeferlich  den  xx  tag 
Februarii  des  Jars  55  kamen  wir  im  Königreich  vonn  Franckreich 
an,  bei  einem  Stedtlein  Honflor  genant,  ligt  in  Normandi.  Wir 
sahen  auff  der  gantzen  widerumm  reise  kein  land  bey  nahe  vier 
Monat.  Wie  sie  nun  das  Schiff  auß  luden,  halff  ich  inen.  Wie  das 
geschehen  war,  danckte  ich  inen  allen  für  die  erzeigte  wolthat» 
Darnach  hegerte  ich  ein  paßport  vom  Hauptman,  Aber  er  hetle 
viel  lieber  gesehen,  das  ich  noch  eine  reise  hette  mit  im  gelhan. 
Wie  er  aber  sähe,  das  ich  nicht  bleiben  wolt,  erlangte  er  mir  ein 
paßport  von  Moensoral  Miranth  Oberster  in  Normandia.  Dersel- 
bige,  wie  er  von  mir  gebort  hatte,  forderte  er  mich  vor  sich,  gab 
mir  die  paßport.  Und  mein  hauptman  gab  mir  zergelt.  Ich  nam 
meinen  abscheid,  zohe  von  Henfloer  auff  Habelnoeff,  von  Habel- 
noeff  auff  Depen. 

[109]  Wie    ich   zu  Depen   in    des  Hauptmana    hauß,    des    schiff  Bellete    ge- 
führet wurd ,    darinn  ir  hauftwirt  Oberster   wäre ,   welchs   vor    uns    war   auft 
Prasilien  gesiegelt,  und  noch  nit  beym  kommen. 

CAPUT  LIII. 

Zu  Depen,  daher  das  vorige  schiff,  Maria  Bellete  war,  in  wel- 
chem der  Tolmetsche  (so  den  Wilden  befalhe  sie  sollen  mich  essenj 
war,  und  wolte  mit  über  in  Franckreich  faren,  waren  auch  diesel- 
bigen  so  mich  nicht  zu  sich  in  ir  Bott  nemen  wolten,  wie  ich  den 
wilden  entlieff,  auch  derselbe  Hauptmann  des  Schiffes,  wie  mir  die 
Wilden  sagten,  hatte  den  Wilden  einen  Portugaleser  geben  zu  es- 
sen. Dann  [HO]  sie  den  Portugalesern  ein  Schiff  genommen  hat- 
ten, wie  vor  gemelt. 

Dieselbigen  leut  des  Schiffes  Bellete  waren  noch  nicht  mit 
dem  Schiffe  zu  lande  kommen,  wie  ich  dahin  kam.  Wie  wol  sie 
nach  der  rechenschafft  das  Schiff  von  Wattuvilla,  so  nach  inen  da- 
hin kam  und  mich  kauffte,  solle  drey  Monat  ehe  dann  wir,  heim 
kommen  sein.  Derselbigen  leut  weiber  und  freunds  verwandten 
kamen  zu  mir  und  fragten  mich,  Ob  ich  sie  nicht  vernommen  belle. 
Ich  sagte,  Wol  hab  ich  sie  vernommen,  es  sein  ein  theil  Gottloser 
leut  im  Schiff,  sie  seien,  wo  sie  wollen,  und  crzalh;  inen,  wie  das 

11  ♦ 


164 

einer,  so  im  lande  unter  den  Wilden  gewesen  were,  welcher  auch 
mit  im  schiff  were,  den  Wilden  befoihen  hette,  sie  sollen  mich  es- 
sen, doch  hette  mich  der  Allmechtige  Gutt  behüttet.  Und  sagte 
inen  weiter,  Wie  das  sie  weren  mit  irem  bott  bey  den  hülten  ge- 
faren,  darinnen  ich  war,  und  den  Wilden  pfeiTer  und  Meer  katzen 
abgebeutet,  und  ich  were  den  Wilden  n  tiauffen  und  zu  inen  bey 
das  bott  geschwummen,  aber  sie  mich  i  •  !it  hellen  wollen  einne- 
men,  hette  derhalben  wider  müssen  an  Lnidt  schwimmen  unter  die 
Wilden,  welches  mir  das  mal  ein  groß  hertzwebe  war.  Auch 
betten  sie  den  Wilden  einen  PorUigaleser  geben,  welchen  sie 
ge.ssen  halten,  sagte  inen.  Wie  daß  sie  meiner  gar  kein  gnad 
hellen  wollen  haben.  Mit  solchem  allem  sehe  ich  nun  wot,  das  es 
der  liebe  Gott  so  gut  mit  mir  gemeinel  hette,  Das  ich,  Gott  sejf  lob, 
vor  inen  hie  bin,  euch  die  newe  zeitung  zubringen.  Sie  mögen 
auch  kommen,  wann  sie  kommen  wollen.  Aber  ich  will  euch  ein 
Propiiel  sein,  das  von  Gotl  solche  unbarmherlzigkeil  und  Tyranney, 
so  sie  da  im  Landl  bey  mir  gethan  haben,  Gott  vergebs  inen,  nicht 
würde  ungestrafft  bleiben,  es  were  gleich  kurtz  oder  lang,  danu 
es  augenscheinlich  were,  das  mein  seufTtzen  den  Herrn  [111]  Gott 
im  Himmel  erbarmel  helle.  Sagte  inen  weiter,  Wicwol  es  denen 
so  mich  den  Wilden  abgekauflt  hellen,  auff  der  reise  gangen  were, 
wie  auch  die  warheit  ist.  Gott  gab  uns  schön  welter  und  windl, 
gab  uns  Fische  auß  der  tieffe  des  Meeres. 

Sie  gehielten  sich  ubei,  meinten  was  mich  gedeuchte,  ob  sie 
auch  noch  vorbanden  weren  (sie  nicht  gar  zu  untröstenj  sagte  ich, 
sie  könten  noch  vielleicht  wol  wider  komuien,  wiewol  der  meyste 
hauff  und  ich  auch,  nicht  anders  außrechnen  könten,  dann  sie 
niüslen  mit  dem  schiff  umbkommen  sein. 

Nach  alle  den  reden,  schied  ich  von  inen,  und  sagte,  Sie  sol- 
len den  andern  anzeigen,  ob  sie  kernen.  Gott  helle  mir  geholffen, 
Ich  were  da  gewesen. 

Von  Depen  fuhr  ich  mit  einem  Schiff  gen  Lunden  inn  Engel- 
landt,  da  war  ich  etliche  tage,  darnach  fuhr  ich  von  Lunden  in  See- 
landl,  von  Seelandt  gen  Andorff.  So  hat  mir  der  Allmechtige  Gott, 
dem  alle  ding  müglich  ist,  inns  Vatteriandt  wider  geholffen ,  im  sey 
ewig  lob,  Amen. 


165 


Mein  Gebet  zu  Gott  dem  Herren  dicwell  ich  in  der  wilden  leut  gewalt  war 

mich  zu  essen. 

0  du  Allmechtigkeit,  der  du  den  himmel  und  die  Erde  ge- 
gröndet  hast,  du  Golt  unser  Vorvälter  Abraiiam,  Isaak  und  Jacob, 
der  du  dein  voick  Israel  so  gevvaltiglich  auß  irer  feinde  Itandl  ge- 
führet hast,  durch  das  rothe  3Ieer,  der  du  Danielem  unter  den  Lö- 
wen behütest,  Dich  hitl  ich,  du  ewiger  gewalthaber,  du  wollest 
mich  erlösen  auß  |112]  der  band  dieser  Tyrannen,  die  dich  nicht 
kennen,  uinb  Jesu  Christi  deines  lieben  Sons  willen,  welcher  die 
gefangene  erlöset  hat  auß  ewiger  gefengknuß.  Doch  Herr  ist  es 
dein  wille,  das  ich  so  einen  Tyrannischen  todt  leiden  sol,  von  die- 
sen völckern,  so  dich  nicht  kennen  und  sagen,  wenn  ich  inen  von 
dir  sage,  du  habest  keine  macht,  mich  aus  ihren  henden  znnemen 
So  stercke  mich  ic  in  der  leisten  stunde,  wenn  sie  iren  willen  an 
mir  vollenbringen,  das  ich  ja  nicht  zweifei  an  deiner  Barmhertzig- 
keit.  Sol  ich  dann  in  diesem  elende  so  viel  leiden,  so  gib  mir  her- 
nach ruhe,  und  behüte  mich  ie  vor  dem  zukommenden  elende, 
darvor  sich  alle  unsere  Vorvälter  entsetzt  haben.  Doch  Herr,  du 
kanst  mir  wol  auß  irer  gewalt  helffeii,  hillf  mir,  ich  weiß  du  kanst 
mir  wol  helffen,  und  wann  du  mir  geholften  hast,  wil  ichs  keinem 
glück  zurechnen.  Sonder  alleine,  das  deine  gewallige  band  ge- 
hoHfen  habe,  dann  letzt  kan  mir  keines  menschen  gewalt  helffen, 
und  wenn  du  mir  geholffen  hast,  auß  irer  gewalt,  deine  wolthal 
wil  ich  preisen,  und  an  den  tag  geben,  unter  allen  völ«ikern,  wohin 
ich  komme,  Amen. 


Ich  kann  nicht  wol  gleuben  da8  von  hertzon  könne  Beten  ein  Mann, 

Es  sey  dann  das  leibs  gefahr  oder  ander  groß  Creutz  nnd  Verfolgung 

in  treffe  an. 
Dann  wenn  der  Icichnam  mag  nach  seinem  willen  leben, 

Wil  die  arme  Creatur  allezeit  wider  iren  schöpffer  streben. 
Darumb  dem  menschen  dem  Gott  zuschickt  gegen  Sput, 

Meyiiet  er  es  warhaftig  hertzlich  gut. 
Daran  niemandt  zweifcl  habe, 

»Solchs  ist  ein  Gottes  gäbe. 
[113]  Kein  trost,  wehr,  noch   wopen ,  gefunden  wird  zu  keiner  frist, 

Dann  allein  der  mit  dem  glauben  und  Gotts  wort  gerüstet  ist. 


i66 


Darumb  ein  ieder  Gottsfürchtiger  Mann, 

Deine  kinder  nichts  besser»  leren  kann, 
Dann  das  sie  das  wort  Gottes  wol  fassen, 

So  können  sie  sich  in  zeit  der  noth  darauff  verlassen. 


Darmit  du  lieber  Leser  nicht  seit  erachten. 

Ich    habe    dise   mein    mühe    umb    rhuni    gethan    mich    für    etwas    zu 

achten. 
Es  geschieht  dem  Allmechtigen  Gott  zulob  und  preiß. 

Der  aller  menschen  hertzen  und  gedancken-  weiß, 
Dem  lieber  Leser  befehl  ich  dich, 

Der  wolle  auch  nun  vortan  behüten  mich. 


Ende  des  Ersteh  Büchlins. 


["5] 

WARHAFFTIGER  KURTZER 

BERICHT,  ALLER  VON  MIR  ERFARNEN  HÄNDEL  UND 
SITTEN  DER  TUPPIN  INBAS,  DERER  GEFANGNER  ICH  GE- 
WESEN  BIN.  WONEN  IN  AMERICA,  IRE  LANDTSCHAFFT 
LIGT  IN  24  GRADUS  AUF  DER  SEUDEN  SEIT  DER  LINIEN 
EQUINOCTIAL,  IHR  LANDTSCHAFFT  STÖSSET  AN  EIN 
REFIER,  RIO  DE  JENERO  GENANT. 


169 


[116]  Wie  sich  die  Schiifart  anfahet,  auß  Portugal  nach  Rio  de  Jenero  gelegen 
in  America,  ungeferlicli  in  24  giadns  des  Tropici  Capricorni  höhe. 

CAPUT   I 

Lisseliona,  ein  Stadt  in  Portugal  gelegen,  im  xxxix  gradus, 
auflT  der  Norden  seilen,  der  linieii  Aequinoclial.  Wann  man  von 
Lissebona  wil  abfahren  nach  der  Provintz  Rio  de  Jenero,  gelegen 
inn  der  LandlschafTl  Prasilien,  so  man  auch  Americain  nennet,  Feh- 
rel  man  erstmals  auf?  Insulen,  heyssen  die  Canarie,  sein  des  Königs 
auß  Hispanien,  der  vi  hio  genant  werden.  Die  erste  Gran  Cana- 
ria.  Die  ander  Lanserutta.  Die  dritte  Forle  Ventura.  Die  vierdte 
II  Ferro.  Die  Fünffte  La  Palma.  Die  sechste  Tineriffe.  Von  dannen 
fehret  man  auff  Insulen,  heyssen  Los  Insules  de  Cape  virde.  Ist 
soviel  gesagt,  Die  Insulen  des  grünen  heupt,  welches  grün  hcupl 
liget  inn  schwartz  Moren  landt,  welchs  man  auch  wol  heysset  Gene. 
Die  obgemelten  Insulen  ligen  unter  dem  Tropicn  Cancri,  hören  dem 
König  von  Portugal  zu.  Von  den  Insulen  siegelt  man  Send  seud 
West,  nach  der  landtschafTl  Prasilien  zu,  und  ist  ein  grosses  weites 
Meer,  man  siegelt  olTl  drey  Monat  und  lenger,  ehe  man  in  die 
landtschairt  kompt.  Erstmals  siegelt  man  über  den  Tropicum  Can- 
cri, das  er  zurück  bleibt.  Darnach  durch  die  lineam  Aequinoctia- 
lem.  Wann  man  die  Nortwert  zurücksiegelt,  [11T]  so  sihet  man 
den  Nordstern  Ovelchen  man  auch  nennet  Polum  articum)  nicht 
mehr.  Darnach  kompt  man  in  die  höhe  des  Tropici  Capricorni, 
und  man  fehret  unter  der  Sonnen  her,  und  wenn  man  über  die 
höhe  des  Tropici  Capricorni  ist,  nach  der  mittags  seilen,  so  siebet 
man  die  Sonne  hinab  nach  dem  Norten,  ist  stets  grosse  hilz  zwi- 
schen den  beiden  Tropicis.  Und  das  vorgenant  landt  Prasilien  ligt 
ein  theil  in  den  Tropicis. 

Wie    das  Landt  America   oder  Prasilien  gelegen  ist,    wie  ich  zum  tlieil  ge- 
sehen habe. 

CAPUT  II. 
America  ist  ein  grosses  Landt,  hat  viel  geschlechl  Wilder  leul, 
dieselbigen  haben  viel  vcrenderung  der  spraach,  und  seind  viel 


170 

sellzamer  Thierei.  Ist  lustig  anzusehen,  die  Beume  sein  allezeit 
grüne,  hat  kein  gehöltze  das  diser  landt  art  gehöltze  gleich  sey, 
die  leul  gehen  nacket,  ist  in  dem  theil  landes  daß  zwischen  den 
Tropicis  leigt  umb  keine  zeit  des  jars  so  kalt,  als  hie  umm  Michaelis, 
aber  das  Iheil  landes  das  sich  Seudwerts  des  Tropicus  Capricorni 
ligt,  ist  etwas  kelter,  Wonen  daselbs  Niition  wildrr,  die  heyssen 
Carlos,  dieselbigen  brauchen  wilde  Ihieres  heut,  welche  sie  fein 
zubereilen,  sich  damit  bedecken.  Derselbigen  Wilden  weiber  ma- 
chen dinger  von  baumwollen  garn,  wie  ein  sack  unten  und  oben 
offen,  die  ziehen  sie  an,  und  heyssen  auflP  ire  spräche  Typpoy.  Es 
hat  im  landt  etliche  fruchte  der  erden  und  beuttie,  darvon  sich  die 
leut  und  Thier  erneren,  die  leute  des  Landes  sein  rodtbrauner  Farbe 
am  leibe,  der  Sonnen  halben,  welche  sie  so  verbrennet,  ein  gera- 
des volck,  listig  zu  aller  boßheit,  sehr  [118]  geneigt,  ire  feinde 
zuverfolgen  und  zu  essen  etc.  Ire  landtschafTt  America  hat  etliche 
hundert  meil  Norten  und  Süden  in  die  lenge,  deren  ich  wol  fünlF- 
hundert  meil  langes  der  landtschafTt  her  gesiegelt  habe,  und  zum 
theil  in  vielen  orten  des  landes  gewesen  bin. 

Von  einem  grossen  gebirge ,  weiches  im   Lande  ligt. 
CAPrr   HI. 

Es  hat  ein  gebirge,  reychet  aufT  drey  meil  nahe  bey  das  Meer, 
aufT  örtern  weiter,  auch  wol  neher,  und  gehet  an  ungeferlich  in 
der  höhe  Boiga  de  Todolos  Sanctus,  ein  flecken  so  genanl,  dahin 
die  Portugaleser  gebawet  und  da  wonen,  und  dasselbige  gebirge 
strecket  sich  die  lenge  an  dem  Meer  her,  vollkonilich  204  meil, 
und  in  der  höhe  29  gradus,  auff  der  Süden  selten,  der  linien  equl- 
noctial,  Endet  sich  der  berg  aull  örtern,  ist  er  acht  meil  wegs 
breydt.  Minder  dem  berge  ist  gleich  landt.  Es  kommen  viel  schö- 
ner wasserflüß  zwischen  dem  berge  herauß,  hat  viel  wilds.  Und 
in  .Jem  berg  haltet  sich  ein  art  Wilder  lout,  die  heyssen  die  Way- 
ganna,  dieselbigen  haben  keine  stete  wonungen,  wie  die  andern, 
so  vor  und  hinter  dem  berge  wonen.  Dieselbigen  Wayganna  haben 
krieg  gegen  alle  die  andern  Nationen,  wa  sie  der  bekommen, 
essen  sie  Dcsselbigen  gleichen  auch  die  andern.  Sie  ziehen  dem 
gcwildt  nach  in  dem  gebirg,  sein  klug  wildt  zuschiessen  mit  dem 
handtbogcn,  brauchen  viel  behendigkeit  mit  andern  dingen,  nemlirh 
mit  SchleyfTen  und  mit  Fallen,  darmil  sie  Wild  langen. 


171 

Es  hat  auch  viel  wilden  honig  im  gebirge,  welches  sie  essen. 
[119]  Sie  könnten  auch  gemeinlich  der  thier  plerren  und  der  vögel 
gesengte,  sie  desto  besser  zuerschleichen  und  zuschiessen. 

Entzünden  ir  fewr  von  zweien  höltzern,  wie  auch  die  andern 
Wilden  thun.  Braten  igemeinlich  ir  fleisch,  das  sie  essen.  Sie 
ziehen  mit  weib  und  kindern. 

Wann  sie  sich  etwan  hin  legem,  nahe  bey  irer  Feinde  land, 
knicken  sie  hecken  hart  umb  ihre  hütten  her,  aulT  das  man  sie  nicht 
in  der  eile  uberlauffen  könne.  Auch  etwan  umb  der  Tiger  thier 
willen.  Stecken  auch  scharffe  dörner  CMaraga  eibe  Ju  genant) 
umb  die  hütten  her,  gleich  wie  man  hie  Fußangel  legt,  das  thun  sie 
auß  forcht  irer  feind.  Die  gantze  nacht  haben  sie  fewr  bey  sich, 
wann  der  lag  anbricht,  thun  sie  es  auß,  auff  das  man  nicht  den 
rauch  sehe  und  inen  nach  spüre. 

Sie  lassen  lang  har  aufF  dem  haupt,  auch  lange  negel  auff  den 
fingern  erwachsen.  Sie  haben  sunst  auch  der  rasseien,  Maraka 
genant,  wie  die  andern  Wilden,  welche  sie  für  götter  lialten,  lis- 
ben  ire  getrencke  und  däntze.  Auch  noch  wilde  thieres  zeene, 
darmit  sie  schneiden,  Steiner  keile  darmit  sie  hawen,  wie  die  an- 
dern Nationen  auch  gehabt  haben,  ehe  sie  mit  den  schiffen  haben 
gepartirt. 

Sie  ziehen  auch  offtmals  auß  nach  iren  Feinden.  Wann  sie 
die  fangen  wollen,  setzen  sie  sich  hinter  dürre  höltzer,  die  irer 
Feinde  hütten  nahe  stehn.  Thun  das  darumb,  ob  etliche  auß  den 
hütten  kernen  holtz  zuholen,  sie  so  zufangen. 

Sie  gehen  auch  viel  Tyrannischer  mit  iren  feinden  umm,  dann 
ire  feinde  mit  inen  thun.  Ursach,  sie  schneiden  inen  ofTl  mals  arm 
und  bein  lebendig  ab  von  grossem  neidt.  Die  andern  aber  schlagen 
dise  erst  todt,  ehe  sie  sie  zerschneiden  zuessen. 

[120]  Wie  die  Wilden  Tuppin  Inba   der   gefangner   ich    war,    ire  wonungen 

haben. 

CAPUT  IUI. 

Sie  haben  ire  wonungen  vor  dem  vorgenanten  grossen  ge- 
birge hart  bey  dem  Meer,  auch  hinler  dem  berge  strecket  sich  ire 
wonung  wol  Ix  meil,  und  es  kompt  ein  fluß  wassers  auß  dem  berge 
in  das  Meer  fliessen,  denselbigen  wonen  sie  auff  einen  ort,  und 
heysset  die  Paraeibe.     Die'  lenge  an  dem  Meerstrome  her   haben 


172 

5!ie  ungeferltch  xvüi  meile  landes,  die  sie  bewonen,  sein  allent- 
halben mit  feinden  bedrengel.  Auff  der  Norlseiten  grentzl  sie  an 
uin  arl  Wilder,  heyssen  Weiltaka,  sein  ire  feinde,  auff  der  Suden- 
seiten  ire  feinde  heyssen  Tuppin  Ikin,  landtwerts  in  ire  feinde  sein 
genanl  Karaya,  dann  die  Wayganna  im  gebirge  hart  bey  in,  und 
noch  ein  arl  heyssen  Maikaya,  wonen  zwischen  ihnen.  Von  den- 
selbigen  haben  sie  grosse  Verfolgung,  die  vorgenanten  geschlechle 
haben  krieg  durch  einander  her,  und  wenn  irer  ein  den  andern 
fahel,  den  essen  sie. 

Sie  setzen  ire  wonungen  gerne  auff  örler  da  sie  wasser  und 
holt/,  nicht  weit  haben.  Wild  und  Fische  desselbigen  gleichen,  und 
wann  sie  es  auffeinem  ort  verheert  haben,  verändern  sie  ire  wo- 
nungen auff  andere  örler,  und  wenn  sie  wollen  ire  hüllen  machen, 
versandet  ein  Oberster  unter  inen ,  ein  parlhey  oder  xl  Blann  und 
•,veib,  soviel  er  bekommen  kann,  das  sein  gemeinlich  freunde  und 
verwanlen.  Dieselbigen  richten  eine  hüllen  auff,  welche  ist  unge- 
ferlich  xiiii  füsse  hreid,  und  wol  150  füsse  lang,  darnach  irer  viel 
sein.  Sein  ungeferlich  ii  klöfflern  hoch,  sein  oben  rund,  wie  ein 
keller  gewelhe,  dieselben  decken  sie  dicke  mit  palmen  zwci-[i21] 
gen,  das  es  nicht  darinn  regnel.  Die  hülle  isl  alle  offen  inwendig,  es 
hat  keiner  kein  sonderlich  zugemacht  gemach.  Ein  iedes  der  par- 
teien  Mann  und  weib,  hat  einen  räum  in  der  hüllen,  auffeiner  sei- 
len, von  xii  füssen,  auff  der  andern  seilen  desselbigen  gleichen 
ein  ander  parlhey,  so  sein  ire  hüllen  voll,  und  ein  icde  parlhey  hat 
ir  eigen  fewer.  Der  oberste  der  hüllen  hat  sein  losamenl  mitten  in 
der  hätten,  sie  haben  alle  gemeinlich  drey  pörtlin,  auff  iede  eins, 
und  mitten  eins,  sein  nider  das  sie  sich  müssen  bücken,  wenn  sie 
auß  und  in  gehen,  ihrer  dörffer  wenig  haben  üher  sieben  hütten, 
lassen  einen  platz  zwischen  den  hüllen,  da  sie  ire  gefangene  auff 
todt  schlagen.  Auch  sein  sie  geneigt  Festungen  umb  ire  hüllen 
zumachen,  die  ist  so:  Sie  machen  ein  Stocket  umb  ire  hütten  her 
auß  Palmen  beumen ,  die  spalten  .sie  von  einander.  Das  Stocket  isl 
wol  anderthalb  klaffler  hoch,  machens  dick,  daß  kein  pfeil  hin- 
durch mag  kommen,  haben  kleine  schießlöchlin  darinn,  da  sie 
herauß  Hitschen.  Uiid  umm  das  stocket  her  machen  sie  noch  ein 
ander  stocket,  von  grossen  hohen  reideln.  Aber  sie  setzen  die 
reydel  nicht  hart  bey  einander,  nur  daß  ein  mensch  nit  kan  hin- 
durch kriechen.    Tnd  es  haben  elliche  den  gebrauch,  das  sie  die 


173 

köpffe  deren,  so  sie  gössen  haben,  aufTdie  stocketen  stecken,  vor 
den  eingang  der  hüUen. 

Wie  sie  Fcwer  machen. 

CAPUT  V. 
Sie  haben  eine  art  hollzes,  die  heyssel  Urakueiba,  das  trück- 
nen  sie,  und  ncrnen  sein  dann  zwey  stecklin  eins  lingers  dick, 
reiben  eins  aulT  dem  andern,  das  gibt  dann  staub  von  sich,  und 
die  hilze  von  dem  reiben  stecket  den  staub  an.  üarmit  machen 
sie  fewr. 

[122]  Warin  sie  selilaffen. 

CAPL'f  VI. 
Sie  schlaffen  inn  dingern,  die  heysscn  Inni  aufT  ihre  spraach, 
sein  von  baumwollen  garn  gemacht,  die  binden  sie  an  zwen  pföle 
über  die  erden,  und  haben  die  nacht  stets  t'ewr  bey  sich.  Sie  gchn 
auch  nit  gern  die  nacht  auß  iren  hüllen,  ires  behules  zuthun,  one 
fewr,  so  sehr  förchten  sie  sich  für  dem  TeufTel,  welchen  sie  In- 
gange nennen,  und  inen  offtmals  sehen. 

Wie  geschickt  tsie  sein  wild  thierer  und  üsche  zu  scliiessen  mit  pfeilcn. 

CAl'Ur  VII. 

Wo  sie  hingehen,  es  sey  im  gehöllze,  oder  beim  wasser,  ha- 
ben sie  stets  ir  bogen  und  pfeile  bey  sich.  Wann  sie  im  gehöltze 
gehn,  haben  sie  steiffir  gesiebt  in  die  höhe  nach  den  beumen  hin 
und  wider,  wann  sie  etwas  vernemen  von  groben  vögeln,  Meer- 
katzen oder  sunst  Thieren,  welche  sich  auff  den  beumen  halten, 
gehen  hinzu,  unterstehen  es  zuschicssen,  volgen  im  so  lange  nach, 
biß  das  sie  etwas  bekommen.  Selten  wann  einer  aussen  ist  nach 
waydwerck,  das  er  ledig  heym  kompt. 

Dessclbigen  gleichen  ziehen  sie  den  fischen  nach,  hart  bey 
den  ubern  des  Meers.  Haben  ein  scharpif  gesicht,  wenn  sich  et- 
wan  ein  fisch  erhebet,  da  schiessen  sie  nach,  wenig  schösse  feilen. 
Sobald  einer  troffen  wird,  springen  sie  ins  wasser,  und  schwimmen 
im  nach.  Etlich  grobe  tische,  wann  sie  den  pfeil  in  sich  fülen,  be- 
geben sie  sich  nach  dem  grundt,  denselben  ducken  sie  nach  elwan 


174 

in  die  sechs  klafflcr  lielT,  bringen  in  mit.  1123]  Ilaben  auch  sunst 
kliiine  hemlin,  welches  garn,  da  sie  es  von  stricken,  ziehen  sie  von 
spitzen  langen  blettern,  welche  sie  heyssen  Tockaun.  Und  wann 
sie  mit  den  gernlein  fisciien  wollen,  versamlen  sich  irer  ellich,  ie- 
dcr  hat  sein  eigens  bezirckeln,  einen  ort  wassers,  da  es  nicht  tieff 
ist,  dan  gehen  etliche  in  den  kreis,  schlahen  ins  wasser,  so  begeret 
dt  Tisch  der  lieffe,  kompt  inen  so  inn  ihr  garn.  Wer  die  meisten 
fahet,  theilet  den  andern  mit. 

Es  kommen  auch  olFtmals  die,  so  weit  von  dem  Meer  wonen, 
hiazu,  fangen  viel  fische,  braten  sie  dürr,  zerstossen  sie,  machen 
mehl,  darauß,  welchs  sie  wol  dürren,  daß  es  lange  zeit  weren 
kann,  das  füren  sie  mit  heym,  essen  wurtzel  mehl  darzu,  dann 
sollen  sie  die  fische  sunst  gebraten  mit  heim  füren ,  wereten  sie 
nicht  lang,  dann  sie  sie  nicht  saltzen,  auch  gehet  des  raehls  mehr 
utier  ein  hauiFcn,  dann  der  gantzen  gebratnen  fische. 

Was  gestalt  die  leut  haben. 
CAPUT  VIII. 

Ks  ist  ein  feines  volck,  von  leib  und  gestalt,  beid  fraw  und 
Mann,  gleich  wie  die  leut  hie  zu  lande,  nur  das  sie  braun  von  der 
Sonne  sein,  dann  sie  gehen  alle  nacket,  jung  und  alt,  haben  auch 
gar  nichts  vor  den  Schemen,  und  sie  verstellen  sich  selbst  mit  ver- 
malen, haben  kein  bärl,  denn  sie  pflücken  sie  auß  mit  den  wur- 
tzeln,  so  offt  er  inen  wechst,  machen  löcher  in  den  niund  und 
obren,  darinn  hangen  sie  steine,  das  ist  ir  zirat..  und  behencken 
sich  mit  ft^dern. 

[124]  Womit  sie  hawen  und  schneiden  auff  den  enden,    da  sie  keiner  Cbri- 
ßtcii  wtihr  bekommen  können ,  als  Exte,  Messer  und  Scheren, 

CAPUT  IX. 
Sie  haben  vormals,  ehe  dann  schilfo  ins  land  sein  kommen, 
und  haben  auch  noch  auff  vielen  orten  des  landes  dahin  keine 
Schilf  kommen,  ndiilich  ein  ait  schwartz  blawer  steine,  machen  in 
wie  einen  keil,  und  den  breit»'Sten  ort  machen  sie  stumpfT  scharpff, 
ist  wol  einer  spannen  lang,  zweier  finger  dick,  einer  handl  breyt. 
Etliche  sein  grösser,  etliche  kleiner.  Darnach  nenn  n  sie,  ein  schmal 
reydelin,  und  beugen  es  oben  drumb  her,  bindens  mit  hast  zusamen. 


1T5 

Dieselbijje  ügur  haben  nun  aucli  die  eiserne  keil,  so  inen  die 
Christen  geben  hiiIT etlichen  erten.  Aber  sie  machen  nun  die  stähele 
auir  ein  ander  weise,  ein  loch  hindurch,  da  stecken  sie  die  keil  ein, 
das  ist  ir  beihel,  da  hawen  sie  mit. 

Sie  nemen  auch  wilde  Schweins  zeen,  und  wetzen  sie  in  mitte, 
das  sie  scharff  werden,  und  binden  sie  dann  zwischen  zwei  höltzlin. 
Darmit  schaben  sie  dann  ire  pfcil  und  bogen,  das  sie  so  rundt  wer- 
den, als  ob  sie  gedrehet  weren.  Brauchen  auch  einen  zan  von 
einem  thier  Pacca  genant,  Den  wetzen  sie  vorne  scharpff,  und  .vann 
sie  gebrechen  am  leibe  haben ,  des  geblüts  halben ,  kratzen  sie  sich 
auü  der  stete,  da  es  inen  wehe  thut,  das  blutet  dann,  das  ist  ihr 
schrepffen. 

Wiis  ir  brodt  ist,  wie  ire  fruchte  heyssen,  wie  sie  es  pflantzen,  und  macliau 
das  maii  sein  geniessen  kann. 

( \pnT  X. 

[125]  Die  örler  dahin  sie  pflantzen  wollen,  hawen  sie  beunie 
nidrr,  und  lassen  die  einen  Monat  oder  drey  dürren,  darnach  sti- 
cken sie  fewer  dariim  und  verbrennen  sie,  dann  pflantzen  sie  ire 
wurtzelen  zwischen  die  stocke,  von  welcher  sie  iren  behelff  haben, 
heysset  Mandioka,  ist  ein  beumlein  einer  klafl'tern  hoch,  gilU  drey 
wurtzeln  von  sich.  Wenn  sie  der  wurtzeln  geniessen  wollen,  ziehen 
das  beunilin  auß,  und  brechen  die  wurtzeln  ab,  und  brechen  dann 
der  zweig  von  den  beumen  und  Steckens  wider  in  die  erden ,  das 
krieget  diinn  wurtzeln,  und  in  vi  Monaten  wird  es  so  groß,  das 
man  seiner  geniessen  kann.  Sie  nützen  die  wurtzeln  aufl"  dreyeney 
weise. 

Zum  ersten  reiben  sie  die  auff  einem  stein,  gar  in  klein  krüm- 
lein, dann  presen  sie  den  safft  darvun  mit  einem  dinge  vonn  palmen 
zweigen  schalen  gemacht,  heisl  tippiti,  so  wird  es  trucken,  darnacfc 
reiben  sie  es  durch  ein  sieb ,  und  backen  dann  von  dem  Meel  dün- 
nen kuchen. 

Das  ding  darinnen  sie  ir  meel  dörren  und  backen,  ist  von  Thon 
gebrant,  gestall  wie  ein  grosse  Schüssel.  Auch  nemen  sie  die 
wurtzeln  frisch,  und  legen  sie  in  wasser,  lassen  sie  darinnen  faul 
weitlen,  nemen  sie  dann  wider  und  legen  sin  über  das  fewer  in 
den  rauch,  lassen  sie  trockenen.    Die  trucknen  wurtzeln  nennen  sie 


176 

dann  Keinrima  und  weren  lang,  und  wann  sie  es  dann  nutzen  wol- 
len, stossen  sie  es  in  einem  inörser  von  hollz  gemacht,  so  >vird  es 
so  weiß,  wie  weitzen  meel,  darvon  machen  sie  kuchen  die  heissen 
sie  Byyw. 

Auch  ncmen  sie  wol  gefeulletc  Mandiuka,  ehe  sie  inen  trucke- 
nen,  und  vcrmcngens  mit  truckenem  und  mit  grünem,  da  dörren 
sie  ein  meel  auf),  das  weret  wol  ein  jar,  und  ist  gleich  gut  zues- 
sen,  und  sie  nennen  das  meel  V.  Y.  than. 

Auch  machen  sK;  auß  fisch  und  fleisch  meel,  thun  im  also, 
braten  das  fleisch  oder  fisch  über  dem  fewer  im  rauch,  und  Ion 
[126]  es  gantz  dörre  werden,  zerpflücken  es,  dörren  es  dennoch 
noch  einmal  aufl"  dem  fewer  in  gefessen,  welche  sie  darzu  gebranl 
haben,  hoyssen  Yneppaun,  darnach  stossen  sie  es  klein  inn  einem 
höltzern  mürsser,  und  seihen  es  durch  ein  sieb,  machen  es  so  zu 
meel,  das  wert  lange  zeit,  dann  sie  haben  keinen  gebrauch  fisch 
und  fleisch  zu  saltzen.  Solch  meel  essen  sie  dann  zu  dem  wurtzel 
meel,  und  es  schmecket  zimlich  wol. 

Wie  sie  ire  speis  gar  machen. 

CAPUT  XL 

Es  sind  viel  geschlecht  der  völcker,  der  kein  saltz  essen.  Die- 
jenigen, da  ich  unter  gefangen  v^ar,  deren  etliche  essen  saltz,  welchs 
sie  von  den  Frantzosen,  die  mit  inen  handeln,  gesehen  hatten.  Aber 
sie  berichten  mich,  wie  ein  Nation  völcker,  daran  ir  landl  stösset, 
heyssen  die  Karaya,  landtwerts  hinein  von  dem  Meer  ab,  die  da 
saltz  machten  von  palmen  beumen,  und  dasselbige  essen,  aber  die 
sein  viel  brauchten  zu  essen,  lebten  nicht  lang.  Und  sie  machen  es 
aufl"  den  gebrauch,  daim  ich  es  sähe  und  darzu  halfi*:  Sie  hawen 
einen  dicken  palmenbaum  umb,  und  kliberen  den  in  kleine  spreiß- 
lin,  machen  darnach  ein  gestelle  von  trocknen  holtz,  legen  die 
spreißlein  darauff,  und  verbrennen  sie  mit  dem  dürren  holtz  zu 
äschen.  Von  der  äschen  machen  sie  laugiMi,  und  die  sieden  sie, 
das  scheidet  sich  wie  saltz.  Ich  meinet  es  were  Salpeter  gewesen, 
probieret  es  im  fewr,  war  aber  keiner,  schmeckte  wie  saltz,  war 
graw  von  färben.    Aber  der  mehrertheil  völcker  essen  kein  saltz. 

Wenn  sie  etwas  sieden,  es  sey  fisch  oder  fleisch,  thun  sie  ge- 
meiniicb  grünen  pfeffer  darinn,  und  wann  es  ziemlich  gar  ist,  heben 


177 

sie  es  auß  der  brüe,  und  machen  dann  einen  dünnen  brey  drauß^ 
den  heyssen  sie  Mingau,  drincken  in  auß  Kürbessen,  [127]  welche 
sie  vor  gefessen  haben.  Auch  wann  sie  einerley  speise  machen 
wollen^  es  sey  fleisch  oder  fische,  das  es  eine  Zeitlang  were,  das 
legen  sie  vier  spannen  hoch-  über  das  fewer,  auff  höltzlein,  und 
machen  dann  ein  zimlich  fewer  darunter,  lassen  es  so  braten  und 
reuchern,  biß  daß  es  gantz  drucken  wird.  Wann  sie  es  darnach 
essen  wollen,  so  .sieden  sie  es  wider  auff,  und  essens,  und  solch 
fleisch  heissen  Mockaein. 

Was    für    Regiment    luid    Ordnung    sie    hahen    mit    der    Obrigkeit    und 

rechten. 

CAPUT  XII. 

Sie  haben  sonderlich  kein  regiment  oder  recht,  ein  iede  hütte 
hat  einen  obersten,  der  ist  ir  König.  Dann  alle  ir  obersten  sein  von 
einem  stamm,  eines  gebiets  und  reginients,  man  mag  drauß  machen, 
was  man  wil.  Es  mag  sich  clwan  einer  mehr  gebraucht  haben. 
dann  der  ander  in  kriegs  handliing,  das  er  dar  geslalt  mehr  gehör 
hat.  wann  sie  zu  kriege  ziehen  dann  die  andern,  gleich  wie  der 
vorgemelte  Konyan  Bfjbe.  Sonst  hab  ich  kein  sonderlich  recht  un- 
der  inen  vernonmien,  dann  das  die  jüngsten  seind  den  ellisten  ge- 
horsam, zu  thun  was  ire  silten  mitbringen. 

Wann  etwan  einer  den  andern  erschlecht,  oder  erscheußt,  ist 
die  l'reundlschafl^l  bereitet  den  widerumb  zu  tödten,  wie  vvol  es 
selten  geschieht.  Auch  seind  sie  irem  obersten  der  hätten  gehor- 
sam, was  der  einen  heißt,  das  thut  er  sonder  einigen  zwanglt,  noch 
forcht,  dann  allein  auß  gutem  willen. 

Wie  sie  ire  diippen  und  gefeft  backen,    die  sie  brauchen. 

(API T  xni. 

[128]  Die  Weiber  machen  die  gefeß,  die  sie  nützen,  also:  Sie 
nemen  Thon,  und  machen  den  wie  ein  teig,  darauß  machen  sie  was 
gefeß  sie  wollen,  lassens  ein  Zeitlang  trucknen,  wissens  fein  zu- 
vermalen. Und  wann  sie  die  backen  wollen,  stülpen  sie  die  auff 
steine,  setzen  dann  viel  truckner  baumschalen  drumb  her,  stecken 

Fed.  u.  St.  12 


1T8 

sie  an,  und  darmit  werden  sie  gebacken,  das  es  glühet  als  ein 
heiß  eisen. 


Wie  sie  irc  gedrencke  machen ,    daran  s!e  sich  truncken  tiincken ,    und  wie 
sie  sich  halten  mit  dem  tnncken. 

CAPUT  XIIII. 

Das  weibsvolcii  machet  die  gedrencken,  sie  nemen  die  wurizel 
Mandioka,  und  siedln  grosse  düppen  voll,  wenns  gesotten  ist,  ne- 
men sie  es  auß  den  düppen,  giessens  in  ein  ander  düppen  oder  ge- 
feß,  lassens  ein  wenig  kalt  werden,  dann  setzen  sich  die  jungen 
mägde  darbey,  und  kewen  es  mit  dem  munde,  und  das  gekewele 
thun  sie  in  ein  sonderlich  gefeß. 

Wann  die  gesottenen  wurtzeln  alle  gekewet  sein,  thun  sie 
das  gekewete  wider  in  das  düppen,  und  giessen  es  widcrumb  voll 
Wassers,  vermengens  mit  den  gekeweten  wurtzelen,  und  dann  lassen 
sie  es  widerumb  warm  werden. 

Dann  haben  sie  sonderliche  gefeß,  welche  sie  halb  in  die  er- 
den begraben  haben,  brauchen  sie  darzu,  gleich  wie  man  hie  die 
faß  zum  wein  oder  hier  gebraucht.  Da  giessen  sie  es  dann  ein, 
und  machens  wol  zu,  das  giert  in  sich  selbst,  wird  sterck,  lassen 
es  also  zween  tage  stehen,  darnach  trincken  sie  es,  werden  trun- 
cken darvon.    Ist  dicke,  speisset  auch  wol. 

Es  machet  ein  iede  hütte  ire  sonderliche  gedrencke.  Und 
[129]  wann  sich  irer  ein  dorfF  will  frölich  machen,  welches  ge- 
meijilich  des  Monats  einmal  geschieht.  So  gehn  sie  erst  alle  mit 
einander  in  eine  liütten,  Trincken  da  erst  auß,  das  gehet  so  aufT 
der  reige  her,  biß  das  sie  die  gedrencke  in  allen  hätten  außge- 
truncken  haben. 

Sie  setzen  sich  um  die  gefeß  her,  da  sie  trincken,  etliche  auff 
fewrbrende,  etliche  setzen  sich  auff  die  erden.  Die  weiber  reichen 
inen  die  gedrencke  fein  ordentlich.  Etliche  stehen,  singen  und 
tantzen  umb  die  gefeß  her.  Tnd  auff  der  stette,  da  sie  trincken, 
schlagen  sie  auch  ir  wasser  ab. 

Das  trincken  wehret  die  gantze  nacht,  dantzen  auch  wol  zwi- 
schen den  brendcn  her,  rüffen  und  blasen  mit  posaunen,  machen 
ein  schrecklich  gerücht,  wann  sie  truncken  werden-  Auch  siehst 
man  wenig  das  sie  uneins  werden.     Sic  sein  auch  einander  sehr 


179 

günstig,  was  der  eine  mehr  hat,  von  essen  speiß  dann  der  ander, 
theilel  er  im  mit. 


Was  der  Milnner   zierde   ist,   und   wie  sie  sich  vennulcn ,    und   wa.«  ire 

namcn  sein. 

CAPUT  XV. 

Sie  machen  eine  platten  aufT  irem  haupt,  lassen  drumb  her  ein 
krenlzlein  von  hare,  wie  ein  Münch.  Ich  hab  sie  offl  gefragt,  wo- 
her sie  das  muster  der  haar  helten,  Sagten  sie,  Ihre  Vorvätter  het- 
tens  an  einem  Manne  gesehen,  der  hette  Meire  Humane  geheisseiu 
und  hette  viel  wunderbarlichs  dings  unter  inen  gethan,  und  man 
wil  es  sey  ein  Prophet  oder  Apostel  gewesen. 

Weiter  fragte  ich  sie,  womit  sie  hetten  die  har  können  ab- 
schneiden ehe  inen  die  schiff  helten  scheren  bracht,  sagten  sie 
fI30]  hetten  einen  stein  keil  genommen,  hetten  ein  ander  ding 
darunter  gehallen,  darauff  die  har  abgeschlagen,  dann  die  mitteiste 
platte  hatten  sie  mit  einem  «chiber,  eins  gehellen  Steins,  welche 
sie  viel  brauchen  zum  schern  gemacht.  Weiter  haben  sie  ein  ding 
von  roten  federn  gemacht,  heyssen  kannittare,  das  binden  sie  umb 
den  kopff. 

Sie  haben  auch  in  den  understen  lippen  des  mundes  ein  groß 
loch,  das  machen  sie  von  Jugend  auff,  wann  sie  noch  jung  sein,  ste- 
chen sie  mit  einem  spitzen  hirtzhorns  knochen  ein  löchlin  hindurc  li, 
darinn  stecken  sie  dann  ein  steinlein  oder  ein  höitzlein,  und  schmi- 
rens  dann  mit  iren  salben,  das  löchlin  bleibt  dann  offen,  wenn  sie 
nun  so  groß  werden,  daß  sie  werhafflig  sein,  so  machen  sie  es 
ihnen  grösser,  dann  so  steckt  er  einen  grossen  grünen  stein  dar- 
inn. Der  ist  so  geformiret,  und  das  schmale  ende  oben ,  kompl 
inwendig  in  die  lippen  zu  hangen,  und  das  dicke  herauß,  und  die 
lippen  des  mundes  hengt  inen  allezeit  uider  von  dem  gewige  des 
Steins,  auch  haben  sie  auff  beiden  örtern  des  mundes,  in  iedem 
backen  noch  einen  kleinen  stein. 

Etliche  haben  sie  von  Cristallsteinen,  die  sein  schmal,  aber 
lang.  Und  noch  haben  sie  einen  zieraht,  den  machen  sie  auß  gros- 
sen Meerschnecken  heusern,  die  heyssen  sie  Mattepue.  i.st  gemacht 
wie  ein  halb  mohn,  das  hencken  sie  an  den  halß,  und  es  ist  schnee 
weiß  Bogesso  genant. 

12» 


f80 

AucFi  machen  sie  weisse  korellen  von  Meerschnecken,  die 
hencken  sie  an  den  hals,  isl  eins  huliiien  dicke,  haben  viel  arbeit 
solche  zu  machen. 

Auch  binden  sie  Feddotbüsche  an  die  Arme,  vermalen  sich 
Schwarlz,  auch  mit  roten  und  weissen  federn,  so  bundl  durch  ein- 
ander, und  die  federn  kleiben  sie  aulT  den  leib,  mit  materien  die 
kompt  auß  den  beumen,  das  streichen  sie  auff  die  örter  [131]  da 
sie  sich  befeddern  wollen.  DaraufT  bestreichen  sie  die  feddern,  das 
bleibt  kleben.  Und  sie  malen  sich  auch  einen  arm  schwartz,  den 
andern  rot,  die  beine  und  den  leib  desselbigen  gleichen. 

Haben  auch  einen  zierraht  von  Straußfedern  gemacht.  Das 
isl  ein  groß  rund  ding  vonn  federn,  das  binden  sie  auff  den  hin- 
dersten,  wann  sie  zu  krieg  ziehen  g»'gen  ire  feinde,  oder  wann  sie 
sunst  ein  fest  machen,  heysset  Enduap. 

Ire  namen  nennen  sie  nach  den  wilden  Thieren,  und  sie  geben 
sich  viel  namen,  aber  doch  mit  dem  unterscheid:  Wann  sie  erst 
geboren  werden,  so  wird  ihnen  ein  name  gegeben,  den  behalten 
sie  nur  so  lang,  biß  das  sie  wehrhalTlig  werden,  und  Feinde  todt 
schlagen,  so  viel  er  dann  gelödtet  bat,  so  manchen  namen  hat  er. 

W.1S  der  Weiber  zieralif  ist. 
CAPUT  XVI. 

Die  weiber  malen  sich  unter  dem  angesichl,  und  über  den 
{»antzen  leib,  auch  auff  die  vorgesagte  weise,  wie  sich  die  Männer 
vermalpn.  Aber  sie  lassen  das  haar  lang  wachsen,  wie  auch  an- 
dere wtiher.  Haben  sonderlich  keinen  zierraht,  dann  inn  den 
ehren  haben  sie  löcher,  da  hencken  sie  dinger  ein,  sein  ungefer- 
lich  einer  spannen  lang,  rund,  ungeferlich  eines  daumen  dick,  heys- 
sen  auff  ire  spraach  nambibeya,  machen  es  auch  von  Meerschne- 
fken.  Matte  pue  genant. 

Ihn  namen  sein  nach  den  Vögeln,  Fischen,  Früchte  der  beume 
g'eheyssen,  haben  von  jugend  auff  nur  einen  namen,  aber  so  man- 
chen schlaven  die  Männer  todt  schlagen,  so  manchen  namen  geben 
sich  die  weiber  auch. 

[132]  Wann  eins  dem  andern  lauset,  die  leuse  essen  sie.  Ich 
hab  sie  offtmals  gefraget,  warumb  sie  es  thun.  Sie  sagten,  Es  we- 
ren  ire  feinde.    Essen  inen  vom  heubt,  wollen  sich  an  inen  rechen. 


181 

Es  seind  auch  keine  besondere  Heb  Ammen  da.  Wann  ein 
weib  in  kinds  nöten  ist,  laulFt  hinzu  wer  der  nechst  darbey  ist, 
beyde  Mann  und  weib.  Ich  hab  sie  sehen  gehen  ungeferlich  in  den 
vierdten  tag  darnach,  wie  sie  geberet  halten. 

Sie  tragen  ire  kinder  auff  dem  rück,  in  keiben  V()n  baumwobi 
garn  getnacht,  thun  ir  arbeit  mit  in,  die  kindlin  schlafen  und  seind 
wül  zufried,  wie  sehr  sie  sich  mit  inen  bücken  und  regen. 

Wie  sie  den   kindleiii   den  ersten   nainen   geben. 
::.\FLT  XVI!. 

Der  Wilden  einer,  welcher  mich  fahen  hulff,  seine  tVaw,  hatte 
einen  jungen  Son  geberet,  etliche  tage  darnach  nam  er  seine  nech- 
sten  nachpaweron  der  hütten,  befragte  sich  mit  inen,  was  er  dem 
kinde  wol  vor  einen  namen  geben  solle,  der  tapfer  und  schrecklich 
were,  sie  hielten  im  viel  namen  vor,  die  im  nicht  behagten,  meinte 
er  wolle  im  der  vier  Vorvälter  namen  einen  geben,  sagte  die  kin- 
der, so  der  namen  betten,  gedeieten  wol,  und  weren  spülig  schla- 
ven  zu  fangen.  Nennete  die  vi  Vorvätter,  der  erste  hieß  Krimen, 
dar  ander  Ilemittan,  der  dritte  Koem,  des  vierdten  namen  hab  ich 
nicht  behalten.  Ich  gedachte  als  er  von  Koem  sagte,  es  müste  Chan» 
sein.  Aber  Koem  heysset  auff  ire  spraach  der  morgen.  Sagte  ich 
im,  Das  er  im  denselben  namen  gebe.  Dann  derselbige  würde 
freilich  seiner  Vorvätter  einer  gewesen  sein.  Der  namen  einen 
behielt  das  kindt.  So  geben  sie  iren  kindern  namen,  sonder  Tauff 
und  Beschneidung. 

[133J  Wie  viel  weiber  einer  hat,  and  wie  er  sich  mit  inen  bult. 
r\PlT  XVIll. 

Es  hat  der  meiste  hauff  unter  inen,  einer  ein  weib,  etliche 
mehr.  Aber  etliche  von  iren  Königen  haben  xiii  oder  xiiii  weiber. 
Der  König,  dem  ich  das  letzte  mal  geschenckt  wurde,  von  welchem 
mich  die  Frantzosen  keufiten,  Abbati  Bossange  genant,  der  halle 
viel  weiber.  Und  eine  die  sein  erste  gewesen  war,  die  war  die 
oberste  unter  inen.  Eine  iedere  hatte  ir  eigen  losament  in  der  hüt- 
ten, eigen  fewr,  ir  eigen  wurlzel  gevvechs,  mit  welcher  er  dann 
zulhun  hatte,  in  derselbigeu  losament  war  er,  die  gab  im  zu  essen. 


182 

das  gieng  so  umb.  Die  kindcr,  so  sie  haben,  vvcns  kneblin  sein, 
und  sie  groß  werden,  ziehen  sie  auff  weydwerck,  und  was  sie 
hringcn,  gibt  ein  ieder  seiner  Mutler,  die  koehen  das,  und  thcilen 
dann  den  andern  mit ,  und  die  weiber  vertragen  sich  wol  unlerein- 
der.  Sie  haben  auch  den  gebrauch,  das  einer  dem  andern  ein  weib 
schenckt,  so  er  einer  müde  ist.  Auch  schenckt  einer  dem  andern 
etwan  ein  dochter  oder  Schwester. 


Wie    sie  sich  verloben. 
CAPUT  XIX. 

Sie  verloben  ire  döchter  wann  sie  noch  jung  sein,  und  so  sie 
groß  werden,  daß  inen  weibs  gebrauch  kompt,  schneiden  sie  inen 
die  haar  ab  vom  kopfl*,  kratzen  inen  besonderliche  schnidde  in  den 
rücke,  binden  inen  etliche  wilde  thiers  zen6  an  den  hals,  darnach 
wann  das  haar  wider  gewachsen  ist,  und  die  schnid,  dann  sie  thun 
etwas  drein  damit  es  schwartz  bleibe,  wann  es  zugeheilet,  das 
halten  sie  so  für  ein  ehr. 

[134]  Wann  solche  Ceremonien  geendet  sein,  darnach  über- 
liefern sie  dem,  der  sie  haben  sol,  machen  sonderlich  kein  Cere- 
monien. Mann  und  Weib  halten  sich  auch  gebürlich,  machen  Ire 
Sachen  heimlich. 

Item,  Ich  hab  auch  gesehen,  das  ein  Oberster  von  inen  bey 
zelten  des  morgens  frü  durch  alle  hätten  gieng,  und  kratzte  die 
kind  mit  einem  scharptfen  fischzan  in  die  bein,  sie  damit  forchlsam 
zu  machen,  aufTdas,  wann  sie  unleidlich  werden,  die  altern  ihnen 
traweten,  iener  kompt,  damit  sie  sie  schweigen. 

"Was  ire  guter  sein. 
CAPUT  XX. 

Es  ist  kein  parthierung  unter  inen.  Wissen  auch  von  keinem 
gelt  zusagen.  Ihre  schelze  sein  feddern  von  Vögeln,  welcher  der 
viel  hat,  der  ist  reidi,  und  welcher  seine  stein  inn  den  lippen  des 
iQUnds  hat,  der  ist  auch  der  reichestcn  einer. 

Ein  icde  parthey  Mann  und  Weib  haben  ir  eigen  wurizeln  ge- 
"wechs  darvon  sie  essen. 


i83 

Was  ir  gröseste  ehr  ist. 

CAPUT  XXI 

Ir  ehr  ist,  Wann  einer  viel  Feinde  gefangen  und  todtgeschla- 

gen  hat.    Dann  das  ist  gebreuchlich  unter  inen.    So  man<hen  feind 

einer  lodlschlecht,  so  manchen  nanien  gibt  er  sich.    L'nd  das  sein 

die  vornemslen  unter  inen,  welche  solcher  namen  viel  haben. 

[135]  Waran  sie  gleuben. 
CAPUT  XX n 

Sie  gleuben  an  ein  ding,  das  wechst  wie  ein  kürbs,  ist  so  groß 
wie  ein  halb  maß  düppen.  Ist  inwendig  hoel,  stecken  ein  stecklin 
dardurch,  schneiden  ein  löchlin  dar  ein,  wie  ein  mundt,  und  thun 
kleine  steinlein  darein,  das  es  rasselt.  Rasseln  darmit  wann  sie 
singen  und  tantzen,  und  heissen  es  Tammaraka. 

Dieselbigen  hat  das  Mannsvolck,  ein  ieder  sein  eigens,  so  seind 
nun  etliche  unter  inen,  welche  sie  heissen  Paygi,  werden  unter 
inen  geachtet  gleich  wie  man  hie  die  warsager  achtet,  dieselbigen 
ziehen  des  jars  einmal  durchs  landl  inn  alle  hütten  und  geben  für, 
wie  das  ein  geyst  sey  bey  inen  gewesen,  welcher  weil  her  von 
frembden  örtern  kommen  were,  hetle  inen  maacht  geben,  das  alle 
die  rasseien  Tammaraka,  welche  sie  wollen,  sollen  sprechen  und 
macht  bekommen,  wo  sie  es  umb  bitten,  solle  er  gewäret  sein.  Ein 
ieder  will  dann,  das  in  seine  rasseien  die  gewalt  komme,  machen 
ein  groß  fest,  mit  trincken,  singen  und  weissagen,  halten  viel  sel- 
tzamer  Ceremonien.  Darnach  bestimmen  die  warsager  einen  tag  in 
eine  hotten,  welche  sie  ledig  machen,  müssen  keine  weiber  oder 
kinder  darinne  bleiben,  dann  gebieten  die  warsager,  das  ein  ieder 
sein  Tammaraka  rot  vermale,  mit  federn,  und  dahin  komme,  so 
wolle  er  inen  die  gewall  uberlieffern,  das  sie  sprechen  sollen.  Dar- 
nach kommen  sie  in  die  hütten,  so  setzen  sich  die  warsager  oben 
an,  und  haben  ire  Tammaraka  bey  sich  in  der  erden  stecken.  Dar- 
bey  stecken  die  andern  ire  auch.  Ein  ied«r  gibt  den  Warsagern 
geschenck,  welches  sein  flitschpfeile,  feddern,  dinger  die  sie  an  die 
obren  hencken,  auffdas  ie  seines  Tammaraka  nit  vergessen  werde. 
Wann  sie  dann  alle  bey  einander  sein,  [136]  so  nimpt  er  dann  ein 
ledern  sein  Tammaraka  sonderlich  und  bereuchert  es  mit  kraud*^ 
welchs  sie  Bittin  nennen.  Darnach  nimpt  er  die  ra.ssel  hart  vor  den 
mundt,  und  rasseil  mit,  und  sagt  zu  im:  Nee  Kora,  nun  rede,  und 


184 

laß  dich  hören,  bistu  darinne.  Dann  redet  er  kleinlich,  und  gerad 
ein  wort,  das  man  nicht  wol  mercken  kan,  ob  es  die  rassei  thu,  oder 
ob  er  es  thue.  Und  das  ander  volck  meinet,  die  rassei  Ihu  es.  Aber 
der  warsager  thuts  selbs,  so  thut  er  mit  allen  rasseln,  einer  nach 
der  andern.  Ein  ieder  meinet  dann,  das  seine  rassei  grosse  maacht 
bey  sich  hab.  Dann  gebieten  inen  die  Warsager,  das  sie  zu  kriege 
ziehen,  feinde  fangen,  dann  die  geyster,  so  in  dem  Tammaraka 
seien,  gelüste  schlaven  fleisch  zuessen,  demnach  ziehen  sie  zu 
kriege. 

Wann  nun  der  warsager  Paygi  auß  allen  rasseln  götter  ge- 
macht hat,  so  nimpt  dan  ein  ieder  sein  rasseln  hin,  heysset  sie  lie- 
ber Son,  machet  ir  ein  eigen  hüttlin,  da  es  inne  stehet,  setzt  im  essen 
vor,  begert  von  im  alles,  was  ^m  von  nöten  ist,  gleich  wie  wir  den 
warhafTligen  Gott  bitten.  Das  sein  nun  ir  götter.  Mit  dem  war- 
hafftigen  Gott  der  Himmel  und  erden  geschaffen  hat,  haben  sie 
keine  bekümmernuß  mit,  baltens  für  ein  alt  herkommens,  das  Him- 
mel und  erden  gewesen  sey.  Wissen  sonst  nichts  sonderlich  von 
anfang  der  weit. 

Dann  sie  sagen :  Es  sey  einmal  ein  groß  wasser  gewesen, 
hab  alle  ire  Vorvätter  verseuffet,  und  etliche  seien  in  einem  Nachen 
darvon  kommen,  etliche  auff  hohen  beumen.  Welchs  ich  achte,  es 
müsse  die  sündflut  gewesen  sein. 

Wie  ich  nun  das  erstemal  unter  sie  kam,  und  sie  mir  darvon 
sagten,  meinte  ich  es  were  elwan  ein  TeufTelsgespenst.  Dann  sie 
sagten  mir  ofPtmals,  wie  die  dinger  sprechen.  Wie  ich  nun  in  die 
hütte  kam,  da  die  Weissager  inne  waren,  welche  die  dinger  sollen 
sprechen  machen,  musten  sie  sich  alle  nieder[137]setzen.  Aber 
wie  ich  den  betrug  sähe,  gieng  ich  zur  hütten  hinauß,  gedachte, 
Wie  ein  armes  verbleutes  volck  ist  das. 

Wie  sie  auft  den  Weibern  Weissagerin  machen. 
CAPUT  XXill. 
Sie  gehen  erstmals  in  eine  hütten,  und  all  die  weiber  der  hül- 
len, nemen  sie  die  eine  vor,  die  ander  nach,  und  bereucheren  sie, 
darnach  muß  das  weih  kreischen  und  springen,  und  umblaufTen, 
biß  so  lange  sie  müde  werden,  das  sie  auff  die  erden  fallen,  gleich 
als  ob  sie  todt  weren,  darnach  sagt  der  Weissager,  sihe  ielzl  ist  sie 
todt,  baldt  wil  ich  sie  widerumb  lebendig  machen,  wann  sie  dann 


185 

widerumb  zu  sici»  selbs  kompt,  sagt  sie  sein  nun  spudig  zukünfnige 
dinge  zusugeii.  Wann  sit^  dann  zu  kriege  ziehen,  so  nriüssen  inen 
die  Weiber  über  den  krieg  wursagen. 

Es  fieng  einmal  meines  Herren  fravv  Cdein  ich  geschenckl 
wurd  zu  lödtenj  eine  not  hl  an  zuweissagen,  sagte  zu  ireni  Manne, 
ir  wer  ein  geyst  auß  fretnbdeu  landen  kommen,  der  begerle  von 
ir  zuwissen,  wie  bald  ich  solle  getödtet  werden,  und  fragte  nach 
dem  holtz,  dannil  man  mich  solle  todlschlagen,  wo  das  were.  Er 
antwortet  ir,  Es  were  nicht  weit,  alle  ding  were  fertig,  nur  allein, 
er  Hesse  sich  beduncken,  ich  were  kein  i'orlugaleser,  sondern  ein 
Frajjtzose.  Wie  das  weih  ire  weissag  volnbracht  hatte,  fragte  ich 
sie,  wurunun  sie  ntir  so  nach  dem  leben  stünde,  dieweil  ich  ktin 
feind  were,  ob  sie  nicht  förchlet,  das  ir  mein  Gott  ein  plage  zu 
schicket.  Sie  sagte:  Ich  solle  mich  nicht  daran  keren ,  dann  es 
weren  frembde  geysler,  wollen  bescheid  umb  mich  wissen.  Sol- 
cher Ceremonien  haben  sie  viel. 

[138]   Wtirinnen   sie   aiitt'  dem   Wiisser  l'aren. 
CAPUT  XXIIII. 

Es  ist  ein  art  beume  im  lande,  welche  heyssen  Yga  Ywara, 
des  baums  schalen  lösen  sie  gantz  ab,  von  oben  an  biß  unden  auß, 
machen  besunderlich  ge.stell  umm  den  bäum  her,  dieselbige  gantz 
abzubringen. 

Darnach  nem.en  sie  die  schale,  und  tragen  sie  auß  dem  berge 
bey  das  Meer,  hitzen  sie  mit  fewer,  beugen  sie  binden  und  forne 
hoch  aufF,  binden  mitten  zwersl  höltzer  darüber,  das  sie  sich  nicht 
weiten,  machen  nachen  darauß,  darinnen  irer  xxx  zu  kriege  kön- 
nen fahren.  Die  schale  ist  eines  daumen  dick,  wol  vier  füsse  in 
die  weite,  xl  füsse  lang,  etliche  lenger  etliche  kürtzer,  dieselbigen 
ruddern  sie  schwinde,  fahren  darmit  so  weit  sie  wollen,  wenn  das 
Meer  ungeslümm  ist,  ziehen  sie  die  Nachen  auffs  landt,  biß  es  wie- 
der gut  Wetter  wird,  sie  geben  sich  über  zwo  meil  weges  nicht 
ins  Meer,  aber  langes  dein  lande  her,  fahren  sie  weit. 

Warumb  «in  feind  den  andern  esse. 
CAPUT  XXV. 

Sie  Ihun  es  von  keinem  hunger,  sondern  von  grossem  haß  und 
neid,  und  wenn  sie  im  kriege  gegen  einander  scharmülzlen,  ruffet 


i86 

einer  dem  andern  auß  grossen  haß  zu,  Dete  Iinmeraya ,  Schermiu- 
ramme,  heiwoe,  dich  kommen  alle  unglück  an  mein  essen  kost,  De 
kange  Jucve  eypola  kurine,  ich  vvil  dir  noch  heuliges  tages  deinen 
kopff  zerschlagen,  Sehe  Innamme  pepicke  Reseagu,  Meiner  freunde 
lodt  an  dir  zu  rechen  hin  ich  hie,  Yande  soo,  sehe  mocken  Sera, 
Ouora  Ossorinie  Rire  etc.  Dein  fleisch  sol  heutiges  [139]  tages  ehe 
Sonne  unter  gehet,  mein  gebrates  sein.  Solches  alles  Ihun  sie  auß 
grosser  feindtschaffl. 

Wie    sie   ire    anschlegc   machen ,    wann   sie    wollen  in  irer    feinde   laudt   zu 

krieg  ziehen. 

CAPUT  XXVI. 

Wann  sie  wollen  in  irer  feind  landt  zu  kriege  ziehen,  so  ver- 
samlen  sich  ire  Obersten,  berathschlagen  sich,  wie  sie  es  machen 
wollen,  das  entbieten  sie  den  in  alle  hüllen  hin  und  wider,  daß  sie 
sich  rüsten.  Und  nennen  ein  art  fruchte  der  beume,  wann  die  reiff 
werden,  so  wollen  sie  sie  außziehen,  dann  sie  haben  keinen  unter- 
scheid der  jar  und  tag.  Auch  bestimmen  sie  ein  zeil  außzuziehen, 
wann  ein  art  fische  lelchen,  welche  Pralti  heyssen  auffire  spr^ach, 
und  die  leich  zeit  nennen  sie  Pirakaen.  Auff  solche  zeit  rüsten  si*e 
sich  mit  nachen  nnd  pfeilen,  und  hart  wurtzeln  meel,  welchs  sie 
heyssen  V  Y  than  zu  viclalia.  Darnach  beratschlagen  sie  sich  mit 
dem  Pagy,  den  Weissagern,  ob  sie  auch  sollen  victoriam  haben. 
Die  sagen  dann  wol  ja.  Doch  befelhen  sie  inen,  daß  sie  achtung 
auff  die  jreume  haben ,  die  in  von  den  feinden  treumen.  Wann  der 
meiste  haulf  Ireumet,  sie  sehen  irer  feinde  fleisch  braten,  das  be- 
deutet victoriam.  Aber  wann  sie  sehen  ir  eigen  fleisch  braten,  das 
bedeute  nichts  guts,  das  sie  dann  daheim  blieben.  Wann  inen  die 
treumc  nun  wol  behagen,  rüsten  sie  zu,  machen  in  allen  hüllen 
grosse  gelrencke,  trincken  und  tanlzen  mit  den  abgöUern  Tamma- 
raka,  ein  ieder  bittet  seinen,  das  er  im  helff  einen  feind  fangen. 
Darnach  fahren  sie  hin.  Wann  sie  dann  hart  bey  irer  feinde  landt 
kommen,  so  befelhen  ire  Obersten  die  nacht  zuvor,  wann  sie  des 
andern  lages  irer  feind  landschafTl  wollen  anfallen,  das  sie  die 
treume  behalten,  welche  inen  die  nacht  treumen. 

[140]  Ich  war  einen  zug  mit  ihnen.  Wie  wir  nun  hart  bey 
ihrer  feinde  land  waren,  den  abent  zuvor,  wie  ire  meinung  war, 


187 

die  andere  nacht  irer  feinde  land  anzufallen ,  gieng  der  öborsler 
durch  das  läger  her,  sagt  das  sie  die  treuinc  wol  behielten,  die 
inen  die  nacht  treumen  würden,  gebot  weiter,  das  die  jungen  ge- 
sellen selten,  wenn  der  tag  anbreche,  Wild  schiessen  und  vihe 
fahen.  Das  geschähe,  der  oberste  ließ  es  gar  machen,  darnach  ge- 
bot er  den  andern  obersten,  die  kamen  vor  seine  hüllen,  setzten 
sich  alle  aulf  die  erden,  in  einen  runden  kreiß,  ließ  inen  zucssen 
geben,  wie  sie  gessen  hatten,  erzelten  sie  die  treume,  soviel  das  sie 
ihnen  wol  behagten,  darnach  tantzten  sie  mit  den  Tammaraka  vor 
freuden.  Irer  feinde  hütten  besichtigen  sie  in  der  nacht,  fallen  an 
in  der  morgenstund,  wenn  der  tag  anbricht.  Wenn  sie  einen  fan- 
gen, der  hart  verwundl  ist,  den  tödten  sie  bald,  und  führen  das 
fleisch  gebraten  mit  heim,  welche  aber  noch  gesund  sein,  führen 
sie  lebendig  mit  heym,  darnach  in  ihren  hütten  tödten  sie  sie,  sie 
fallen  an  mit  einem  geschrey,  treten  hart  wider  die  erden,  blasen 
in  bosaunen  von  kürbsen  gemacht,  haben  alle  schnür  umb  sich  ge- 
bunden, die  feinde  damit  zu  binden,  vermalen  sich  mit  roten  fed<r 
dem,  auir  das  sie  sich  vor  den  andern  kennen,  schiessen  schwinde, 
schiessen  auch  fewrige  pfeile  aulf  irer  feind  hüllen,  die  dumil  an- 
zustecken. Und  wann  irer  einer  verwundl  wird,  haben  sie  ir  eigen 
kreuter  damit  sie  sich  heylen. 

\V«s  ir  kriegs  rüstung  ist. 

CAPUT.  XXVII. 

Sic  haben  flilschbogen,  und  die  spitzen  der  pfeilen  sind  von 
knochen,  die  sie  scharpff  wetzen,  und  darauff  binden,  machen  sie 
auch  von  lischzenen,  welche  man  heis[141]set  Tibera'i.i,  werden 
im  Meer  gefangen.  Auch  nemen  sie  baumwoil,  vermengen  sie  mit 
wachs,  bindens  oben  an  die  pfeile,  stecken  fewr  darein,  das  sein 
ire  fewrpfeile.  Sie  machen  auch  schild  von  baumschalen,  und  an- 
dern wilden  thiers  heulen,  sie  vergraben  aueh  spitze  dörner,  gleich 
wie  hie  die  fußangel. 

Habe  auch  von  inen  gehört,  aber  nicht  gesehen,  das,  wenn 
sie  es  Ihun  wollen,  sie  ire  feinde  auß  den  feslungen  können  ver- 
treiben tnil  pfefTer,  welcher  da  wechst,  der  gestall:  Sie  wollen 
große  fewr  machen,  wann  der  windl  wehele,  und  werffen  dann 
des  pfetfers  einen  hauffen  darein,  wann  der  dampfl"  zu  inen  in  die 


188 

hüllen  schlüiro,  niüslcn  sie  inen  entweichen,  und  ich  glauhs  wol. 
Dann  ich  war  ein  mal  mit  den  Porlugalesern  iti  einer  provinlz  des 
landes  Brannenbucke  genant,  wie  hie  bevor  gernell.  Da  bliebe^i 
wir  mit  einem  schilF  auff  dem  Irucknen  in  einem  refier  ligen,  dann 
die  Hut  war  uns  entgangen,  und  es  kamen  viel  Wilder,  meinten 
uns  zuneriien,  aber  kontens  nicht.  Da  wurfFen  sie  viel  truckner 
slreuch  z\vischen  das  schilT  und  das  ufer,  vermeinten  uns  aucii  mit 
pfefTers  darnpfTe  zuverjagen.  Aber  sie  konten  das  holtz  nicht  an- 
zünden. 

Mit  was  Ci-Temonien  sie  ire   Feinde  tödten    und  essen.     Womit  sie  sie  todt- 
schlagen ,  und  wie  sie  mit  inen  iimbgehcn. 

CAPUT  XXVHI. 

Wann  sie  ire  feinde  erstmals  heimbringen,  so  schlagen  sie  die 
weiber  und  jungen.  Darnach  vermalen  sie  inen  mit  grawen  t'ed- 
dern,  scheren  im  die  augbrawcn  über  den  äugen  ab,  Dantzen  umb 
in  her,  binden  inen  wol,  das  er  inen  nicht  entlaufft,  geben  im  ein 
weih  das  in  vervvaret,  und  [142]  auch  mit  im  zu  thun  hat.  Und 
wann  die  schwanger  wirdt,  das  kindl  ziehen  sie  auff  biß  es  groß 
wird.  Darnach  wann  es  inen  in  den  siim  kompt,  schlagen  sie  es 
todt  und  esscns.  Geben  im  wol  essen,  halten  inen  ein  zeillang, 
rüsten  zu,  machen  der  gefeß  viel,  da  sie  die  gedrencke  in  thun, 
backen  sonderliche  gefeß,  darin  thun  sie  die  reidtschafft,  darmit  sie 
in  vermakjn,  machen  Fedderqueste,  welche  sie  an  das  holtz  bin- 
den, darmit  sie  in  todlschlagen,  macheu  ein  lange  schnür  Massu- 
rana genant,  da  binden  sie  inen  ein,  wann  er  sterben  soll.  Wann 
sie  alle  reidtshafft  bey  einander  haben,  so  bestimmen  sie  ein  zeit 
wann  er  sterben  sol,  laden  die  Wilden  von  andern  dörffern,  das  sie 
aulF  die  zeit  dahin  kommen.  Dann  machen  sie  alle  gefeß  vol  ge- 
trencke,  und  einen  tag  oder  zwen  zuvor«.  Ehe  dann  die  weiber 
die  getrenike  machen,  führen  sie  den  gefangen  ein  mal  oder  zwey 
auff  den  platz  tantzen  umb  inen  her. 

Wann  sie  nun  alle  bey  einander  sein,  die  von  aussen  koininen, 
so  heysset  sie  der  Oberste  der  hüllen  vvilkommen,  spricht:  so 
kompt,  helffet  ewern  feindt  essen.  Des  tages  zuvorne,  ehe  sie  an- 
heben zu  trincken,  binden  sie  dem  gefangenen  die  schnür  Mussu- 
rana umb  den  hals.     Desselbigen    Inges   vermalen  sie  das  holtz^ 


i89 

Ivvera  Periirric  genant,  dannit  sie  in  todl  schlagen  wollen,  welches 
geslait  ist  wie  diese  Figur  anzeigt.  (Folgt  im  Original  ein  Holtz- 
sehnitt.)  Ist  lenger  dann  ein  klafTter,  streichen  ding  daran  das 
klebet.  Dann  nemen  sie  eycr  schalen,  die  sie  graw,  und  sein  von 
einem  vogel  Mackukawa  genant,  die  slossen  sie  klein,  wie  staub, 
und  streichen  das  an  das  holtz.  Dann  sitzet  ein  fraw  und  kritzelt 
in  dem  angeklebten  eyerschalen  staub.  Dieweil  sie  malet,  stehet 
es  vol  weiber  uinb  sie  her,  die  singen.  Wann  das  Iwera  Pemmo 
dann  ist,  wie  es  sein  solt,  mit  fedderquesten  und  anderer  reid- 
schafft,  hencken  sie  es  dann  in  eine  ledige  hütten  über  die  erden 
an  einen  reidel,  und  singen  dann  darumb  her  die  gantze  nacht. 

[143]  Dasselbigen  gleichen  vermalen  sie  den  gefangenen 
sein  angesicht.  Auch  dieweii  das  weib  an  im  malet,  dieweil  singen 
die  andern.  Und  wann  sie  anheben  zulrincken,  so  nemen  sie 
den  gefangnen  bey  sich,  der  trincket  mit  inen  und  sie  schwatzen 
mit  im. 

Wann  das  trincken  nun  ein  ende  hat,  des  andern  tages  dar- 
nach ruhen  sie,  machen  dem  gefangnen  ein  hütlin  anlF  den  platz, 
da  er  sterben  sol,  da  ligt  er  die  nacht  inne,  wol  verwaret.  Dann 
gegen  morgen  ein  guti3  weil  vor  tage,  gehen  sie  tantzea  und  singen 
umb  das  holtz  her  darmit  sii;  in  todtschlalien  wollen  biß  das  der 
tag  anbricht,  dann  zihen  sie  den  gefangenen  auß  dorn  hütlin,  bre- 
chen das  hüllin  ab,  inachen  räum,  dann  binden  sie  im  die  mussu- 
rana  von  dem  hals  ab  und  binden  sie  im  umb  den  leib  her,  ziehen 
sie  zu  beiden  selten  steifF.  Er  stehet  mitten  darinn  gebunden,  irer 
viel  halten  die  Schur  aull'  beider\  enden.  Lassen  in  so  ein  weil 
stehen,  legen  steinlcin  bey  in,  darmit  er  nach  den  weibern  werlfe., 
so  umb  in  herlautlcn  und  dravven  im  zu  essen.  Dieselbigen  sein 
nun  gemaU'l  und  darzu  geordiniret,  wenn  er  zerschnitten  würd, 
mit  den  ersten  vier  stücken  und)  die  hütten  her  zulaulTen.  Daran 
haben  die  andern  kurlweil. 

Wann  das  nun  gescheheii  ist,  machen  sie  ein  fewer  ungefer- 
lich  zweier  schritt  weit  von  dem  Schlaven.  Das  fewer  muß  er 
lehen.  Darnach  kompt  ein  fraw  mit  dem  holtz  Iwcra  Pemme,  ge- 
saufTen,  köret  die  Fedderquesten  inn  die  höhe,  kreischet  von  freu- 
den,  laulfet  vor  dem  gefangenen  über,  das  er  es  sehen  sol. 

Wann  das  geschehen  ist,  so  nimpt  ein  Mans  person  das  holtz, 
gehet  mit  vor  den  gefangenen  stehen,  helt  es  vor  in,  daß  ers  an- 


190 

sihet,  dieweil  gehet  der,  welcher  in  todtschlagen  wil,  hin,  selb 
xiiii  oder  xv  und  machen  ire  leib  graw  mit  äschen,  [144]  dann 
kompt  er  mit  seinen  zucht  gesellen  aulT  den  plalz  bey  den  gefang- 
nen ,  so  uberlifFert  der  ander  so  vor  dem  gefangnen  steht,  diesem 
das  holtz,  so  kompt  dann  der  König  der  hütten  und  nimpt  das  holtz, 
und  steckts  dem  der  den  gefangenen  sol  todt  schlagen,  einmal  zwi- 
schen den  beynen  her,  welches  nun  ein  ehr  unter  inen  ist.  Dann 
nimpt  der  widerumb  das  holtz,  der  den  todt  schlagen  sol,  und  sagt 
dünn:  Ja  hie  bin  ich,  ich  wil  dich  tödten,  dann  die  deinen  haben 
meiner  freunde  auch  viel  getödtet  und  gessen,  antwortet  er:  wann 
ich  todt  bin,  so  habe  ich  noch  viel  freunde,  die  werden  mich  wol 
rechen,  darmit  schlecht  er  inen  binden  auff  den  koplF,  das  im  das 
hirn  darauß  springt,  als  baldt  nemen  in  die  weiber,  zihen  in  auO* 
das  fewer,  kratzen  im  die  baut  alle  ab,  machen  in  gantz  weiß, 
stopiTen  im  den  hindersten  mit  einem  holtze  zu,  aufl' das  im  nichts 
entgehet.  Wann  im  dann  die  haut  abgefeget  ist,  nimpt  in  ein 
mannsperson,  schneidet  im  die  beine  über  den  kniehen  ab,  und  die 
arme  an  dem  leibe,  dann  kommen  die  vier  weiber,  und  nemen  die 
vier  stücke,  und  lauffen  mit  umb  die  hütten  her,  machen  ein  groß 
geschrey  von  frcuden,  darnach  schneiden  sie  im  den  rücke  mit 
dem  hindersten  von  dem  vorlheil  ab,  dasselbige  theilen  sie  dann 
tinter  sich,  aber  das  ingcweyd  behalten  die  weiber,  sieden,  und  in 
der  brüe  machen  sit;  einen  brey,  uiingau  genant,  den  trincken  sie 
und  die  kinder.  Das  ingcweid  essen  sie,  essen  auch  das  fleisch 
umb  das  baupt  her,  das  hirn  in  dem  haupt,  die  zungen,  und  we[\ 
sie  sunst  daran  geniessen  können,  essen  die  jungen.  Wann  das 
alles  geschehen  ist,  so  gebet  dann  ein  ieder  widerumb  heim,  und 
nemen  ir  tbeil  mit  sich.  Derjenige  so  diseu  getödtel  hat,  gibt  sich 
noch  einen  nauien.  Und  der  König  der  hütten  kratzet  inen  mit  ei- 
nem wilden  thieres  zane  oben  an  die  arme.  Wann  es  recht  ge- 
heylet  ist,  so  sibet  man  |i45J  die  masen,  das  ist  die  ehre  darfür. 
Dann  muß  er  densclbigen  tag  still  ligen  in  einem  netz,  thun  im  ein 
kleines  llitschböglin  mit  einen)  pfeil,  darmit  er  die  zeit  vertreibt, 
Scheusset  inn  wachs.  Geschieht  darumb  das  im  die  arme  nicht  un- 
gewiß werden  von  dem  schrecken  des  todtschlagens.  Diß  als  hab 
ich  gesehen  und  bin  dabey  gewesen.  Sie  können  auch  bey  keiner 
gesatzten  zal  weiter  zelen,  dann  biß  auff  fünff.  Wann  sie  weiter 
zefen  wollen  weisen  sie  bey  fingern  und  zehen  der  füsse    Wann 


191 

^e  wollen  von  grosser  zal  reden,  weisen  sie  auff  vier  oder  fünff 
^ersonen,  so  viel  finger  und  zehen  die  haben. 

Bericht  etlicher  Thier  im  Lanrle. 

CAPUT  XXIX. 

Es  hat  inn  dem  LandtRehböck,  wie  hie  wild  schwein,  zweler- 
ley  art.  Deren  art  eine  sein  wie  hie  im  land.  Die  andern  klein 
wie  junge  Schweinlein,  heyssen  Teygasu  Dallu,  sein  sehr  übel  zu- 
fahen  in  den  fallen,  welche  die  wilden  brauchen  wild  zu  fangen. 

Es  hat  auch  Meerkatzen  da,  dreierley  art.  Ein  art  die  heyssen 
Key,  sein  der  die  hie  ins  landt  kommen. 

Dann  ist  noch  ein  art  die  heyssen  Ackakey.  Springen  ge- 
meinüch  mit  grossen  haulfen  auff  den  beumen,  machen  ein  groß 
geschrey  im  holtz. 

Und  ist  noch  ein  art  die  heyssen  Pricki,  sein  rot,  haben  härte 
wie  Zigen ,  sein  so  groß  wie  ein  mittelmessig  hundt. 

Auch  hat  es  ein  artlhierer  heyssen  Dattu,  ist  ungeferlich  einer 
spannen  hoch,  anderthalber  spannen  lang  ist,  gewapnet  allenthalben 
umb  den  leib  her,  nur  allein  am  bauch  hat  es  nichts.  Das  wapen 
ist  wie  hörn,  schleusset  auff  einander  [146]  mit  gelencken,  wie 
hämisch,  hat  ein  langes  spitziges  mündlein,  einen  langen  schwantz, 
geht  gern  umb  stein  klippen  jier,  sein  speiß  ist  Ameisen,  hat  fet 
fleisch,  hab  offt  darvon  gessen. 

CAPUT  XXX. 

Es  hat  ein  art  Wildts,  heyssel  Serwoy,  ist  so  groß  wie  eine 
katze,  weißgraw  von  hare,  auch  schwartzgraw,  hat  einen  schwantz, 
wie  ein  katz.  und  wann  es  geberet,  hals  ein  junges  oder  sechs, 
hat  ein  schlitz  an  dem  bauch,  ist  wol  einer  spannen  lang,  un4 
inwendig  des  Schlitzes  hats  noch  ein  haut.  Dann  der  bauch  ist  im 
nit  oiTen,  und  inwendig  dem  schlitz  hats  die  dütten,  und  wo  es 
hingehet,  tregt  es  die  jungen  in  dem  schütz  zwischen  den  zweien 
heuten.  Ich  hab  sie  ofTlmals  helfTcn  Fangen,  und  die  jungen  auß 
dem  schlitz  gelanget. 

Es  hat  auch  viel  Tiegerthier  im  landl ,  welche  die  leut  würgen 
und  grossen  schaden  thun. 


192 

Hat  auch  ein  art  Löwen,  welche  man  heyssel  Leoparda,  das 
ist  gesagt,  Giawe  Löwen.    Und  anderer  sellzanier  Thierer  viel. 

Es  ist  ein  thier  genant  Cativare,  helt  sich  aufT  dem  landt  und 
in  dem  wassor.  Den  schilir,  so  bey  den  ufern  der  süssen  wasser 
stehet,  essen  sie.  Wann  sie  sich  vor  etwas  förchlen,  fliehen  sie 
ins  wasser  auff  den  grund,  sein  grösser  dann  »;in  sciiaf,  haben  einen 
kopff  nach  der  art,  wie  ein  hase,  doch  grösser,  und  kurtz  obren, 
haben  einen  sturnpifen  schwantz,  zimlich  hohe  beine,  Lauffen 
schwind  aufl"  dem  lande,  von  einem  wasser  zum  andern,  istschwarlz 
graw  von  haare,  hat  drey  klotzen  an  iedem  fuli,  schmacket  wie 
Schweinen  fleisch. 

Auch  hat  es  ein  art  grosser  Eydexen  im  wasser,  auch  auff 
dem  lande,  dioselbigen  sein  gut  zuessen. 


[147]   Von  einer  art   wnrnilin ,    wie  kleine  flöhe,    welche  die  wilden  heyssen 

Attun. 

CAPUT  XXXI. 

Es  hat  würmlein,  sein  wie  flöhe,  doch  kleiner,  heyssen  Attun 
auff  der  Wilden  spr-iiacli.  Werden  in  den  liütlen  von  der  leut  un- 
reiniffkeit  Dieselbigen  kriechen  einem  in  die  füsse,  und  es  jucket 
einem  nur  inwendig,  waiuj  sie  hineinkriechen,  die  fressen  sich  ins 
fleisch  hinein,  das  man  es  sonderllüh  nicht  fület,  Wann  man  es 
nicht  gewar  wirl  und  sie  als  bald  herauß  langt,  hecket  es  einen 
klumpen  niesse,  so  rund  wie  ein  erbis.  Wann  maus  dann  gewar 
wird  und  herauß  langt,  bleibt  ein  löchlin  im  fleisch,  so  groß  wie 
ein  erbis.  Ich  hab  gesehen,  wie  ich  erstmals  mit  den  Hispaniern 
da  in  die  landtschafl't  kam,  das  sie  etlichen  von  unsern  gesellen  die 
füsse  gar  verderbten,  dann  sie  kein  acht  daraufl"  hatten. 

Von  einer  art  fledermeusen  des  landes,  wie  sie  die  l»=ut  des  nachts  im  schlaft' 
in   die   zeben  der  füsse  und  in  die  Mtirne  beissen. 

CAPUT  XXXH. 

Es  hat  auch  ein  art  fledermeuß,  sein  grösser  dann  die  so  in 
Teutschland  sein.  Die  fliegen  des  nachts  in  die  hütten  umb  die  netz 
her,  darinne  die  leut  schlaffen.  Und  wann  sie  verneinen,  das  einer 
schlaffet  und  sie  machen  laßt,  fliegen  sie  bey  die  füsse,  und  beissen 


193 

einen  niundt  vol,  oder  beissen  sie  in  die  slirne,  und  fliegen  dann 
widerumb  hinweg. 

Da  ich  under  den  Wilden  war,  bissen  sie  mir  ofTlmals  von  den 
zehen  der  füsse.  Wann  ich  auffwachele,  sähe  ich  die  zehen  blutig. 
Aber  sie  beissen  die  Wilden  gemeinlich  in  die  stirn. 

[148]  Von   Rinen  oder  Inien  des  landes. 
CAl'Ui    XXXIII. 

Dreierley  art  Bienen  sind  in  dem  landl.  Die  ersten  nach  der 
art  schier  wie  die  hie  zu  landt. 

Die  anderen,  sein  schwartz  und  so  groß  wie  fliegen. 

Die  dritten,  sein  klein  wie  miicken,  diese  binen  alle  haben 
iren  honig  inn  holen  beumen,  und  ich  hab  offtmals  mit  den  Wilden 
honig  auügeliawen. 

Von   Vögeln  des  landes. 
GAPUT  XXXIIH. 

Es  sind  auch  viel  seltzamer  vögel  daselbst,  ein  art  genant, 
IJwara  Pirange,  die  haben  ire  füdderungen  bey  dem  Meer,  nisten 
auff  den  kuppen,  welche  ligen  hart  bey  dem  lande,  ist  bey  nahe  so 
groß  wie  ein  huen,  hat  ein  lange  schnippen,  beine  wie  ein  Rei- 
ger,  doch  nit  so  lang,  hat  die  natur,  die  ersten  feddern,  so  den 
jungen  außspriessen,  sein  weißgraw.  Darnach  wenn  sie  flück 
werden,  sein  sie  schwartzgraw ,  darmit  fliegen  sie  dann  bekannt 
ein  jar,  dann  verwandeln  sich  dieseibigen  feddern  und  der  gantze 
Vogel  wird  so  rot,  als  einige  rote  färbe  sein  mag,  so  bleibt  er  dann, 
seine  feddern  sein  groß  geacht  von  den  Wilden. 

Bericht  etlicher  beume  des   landes. 
CAPUT    XXXV. 

Es  sein  da  beume,  welche  die  wilden  Juni  papeeywa  nennen, 
auff  denselbigen  beumen  wechst  ein  frucht  einem  apfel  nicht  sehr 
ungleich,  die  frucht  kawen  die  [149]  wilden,  und  drucken  den  saflX 
in  ein  gefeß,  darmit  vermalen  sie  sich,  wenn  sie  es  erstmals  auflf 
die  haut  streichen,  ist  es  wie  wasser,  darnach  über  ein  weile  wird 
inen  die  haut  so  schwartz  wie  dinlen ,  das  werel  biß  in  den  neund- 

fed    H.  St.  13 


194 

(en  tag,  dann  so  v(;rgehet  es,  und  ni(  ehe  der  zeit,  wie  viel  sie 
sich  waschen  im  wasser. 

Wie    die  BaumwoHe   wechect    ur<l    dtr    Prahilianifiche    pfeffer,    auch   etliche 
andere  wurtzeln  mehr,  \%'ekhc  die   wilden  pflantzen  zu  essen. 

rAi'irr  xxxvi. 

Die  Baumwoll  wechset  aiiff  beumlein,  ungeferlich  einer  klaff- 
lern  hoch,  hal  viel  äste,  wenn  sie  bliicl  gewinnet  sie  köpfe,  wenn 
sie  wil  reilT  werden ,  Ihul  sie  sich  auff,  und  die  woli  stehet  so  in 
den  knöpffen  iimb  schwartze  kernlein  her,  welchs  die  saal  ist,  dar- 
von  man  sie  pflantzl,  der  knoppen  sein  die  streichlein  vol. 

Der  pfeffer  des  laiidos  ist  zweierley  art,  der  eine  geel,  der 
ander  rot,  wechset  doch  auff  eine  w(!ise.  Grüne  ist  er  so  groß, 
wie  hagenputten,  so  auff  den  dörnern  wachsen;  ist  ein  kleines 
hcuinlein,  ungeferlich  einer  halben  klafftern  hoch,  und  hat  kleine 
bletlin,  hengt  vol  des  pfelFers,  ist  scharpff  in  dem  munde;  pflücken 
in  ab  wann  er  zeitig  ist,  trucknen  ihn  in  der  Sonnen. 

Es  sein  auch  wurtzelen  die  heyssen  .lettiki,  sein  von  gutem 
geschmack.  Wann  sie  die  pflantzen,  schneiden  sie  die  kleine  stück- 
lein,  stecken  die  stück  in  die  erden,  das  empfengt  sich  dann  und 
breitet  sich  über  die  erden  her,  wie  hoppen  beume;  wirdt  voll  der 
wurtzelen. 


195 


[150] 
BESCHLUSSREDE. 

Dem  Leser  wünschet  Hans  Staden  Gottes  gnad  und  fried. 

Günstiger  Leser,  Diese  meine  SchifTart  und  reise  hab  ich  auß 
ursach  der  kürlze  nach  beschrieben,  allein  den  anfang  zuerzelen, 
wie  ich  in  der  Tyrannischen  völcker  gewalt  kommen  bin,  darmit 
anzuzeigen,  wie  gewaltiglich  one  alles  hoffen,  mich  der  Nothelff'er 
unser  Herr  und  Gott  erlöset  hat  auß  irer  gewalt.  Das  auch  ein 
ieder  höre,  daß  der  AUmechtige  Gott  letzt  noch  eben  so  wol  seine 
Christgleubigen  under  dem  gotlosen  Ueydniscbem  volck  wunder- 
barlich  beschützet  und  geleilet,  als  er  von  anbegin  ie  gethan  hat 
Das  auch  ein  ieder  mit  mir  Gott  darfür  danckbar  sey,  und  sich  in 
der  zeit  der  not  aulT  inen  verlasse.  Dann  er  selber  spricht:  Ruffe 
mich  an  in  zeit  der  noth,  so  wil  ich  dich  erretten,  und  du  soll  mich 
preisen  etc. 

Nun  möcht  mancher  sagen:  Ja  solte  ich  das  alles  drucken  las- 
sen, was  ich  mein  tag  versucht  und  gesehen  hab,  müst  ich  ein 
groß  buch  machen?  Es  ist  war,  der  gestalt  nach  wüste  ich  auch 
noch  viel  mehr '^ubeschreiben  Aber  es  hat  die  gestalt  nicht.  Ich 
habe  die  meinung,  was  mich  darzu  bewegt  hat,  diß  büchlein  zu- 
beschreiben, gnugsam  hin  und  wider  angezeigt.  Wiewol  wir  alle 
schuldig  sein  Gott  zuloben  und  dancken,  das  er  uns  behütet  hat, 
von  der  ersten  geburt  stunden  biß  au(f  die  gegenwärtige  stund 
unsers  lebens. 

Weiter.  So  kan  ich  das  wol  erachten,  das  der  innhalt  dises 
büchlins  etlichen  wird  frembd  beduncken.  Wer  kan  dazu.  [151] 
Nichts  desto  weniger,  so  bin  ich  der  erste  nicht,  und  werde  der 
leiste  auch  bleiben,  dem  solche  schifTarlen,  landt  und  völcker  wol 
bekant  sein.  Dieselbigen  es  auch  aller  ding  nicht  mit  lachen  sein 
inne  worden,  und  noch  innen  werden. 

Aber  das  dem,  den  man  vom  leben  zum  todt  bringen  wil,  solte 

13» 


196 

zu  mute  sein,  als  dtneii  so  weit  darvon  stöhn  und  zusehen,  oder 
die  darvon  hören  sagen,  das  weiß  sich  ein  ieder  wol  zuberichten. 

Wann  die  auch  alle  sollen  den  Tyrannischen  feinden  in  ire 
gewalt  kommen,  so  in  America  siegeln,  wen  wolle  dann  dahin 
verlangten. 

Aber  das  weif)  ich  warhafflig,  das  mancher  ehrlicher  Mann  in 
Castilien,  Portugal,  Franckreich,  auch  etliche  zu  Andorff  in  Bra- 
band,  so  in  America  gewesen  sein,  mir  das  müssen  zeugnuß  ge- 
ben, das  dem  so  sey,  wie  ich  schreibe. 

Aber  denen,  so  solche  dinge  unbewusl  sein,  berufe  ich  mich 
öufF  diese  zeugen,  Gott  zuvor. 

Die  erste  reyse,  so  ich  thet  in  America,  war  mit  einem  Portu- 
galesischcn  Schiffe,  der  Hauptman  hieß  Pintyado,  waren  unser 
drey  Teutschen  im  schiff.  Einer  war  von  Bremen,  hieß  Heinrich 
Brant.    Der  ander  hieß  Hans  von  Bruchhausen,  und  Ich. 

Die  ander  reise  thet  ich  von  Civilien  auß  Hispanien  nach  Rio 
de  Platta,  ein  provinlz  in  Amerika  gelegen  so  genant.  Der  oberste 
zu  den  schiffen  hieß  Don  Diego  de  Senabrie.  War  kein  Deutscher 
aiiff  der  reyse  mit.  Aber  nach  langer  mühe,  angst  und  gefahr  zu 
w asser  und  land,  welches  wehrete  zwey  jar,  alles  in  der  einen 
reyse  wie  gemelt.  Zum  leisten  liUen  wir  Schiffbruch,  bey  einer 
inseln  genant  S.  Vincente,  ligl  hnit  an  dem  Fußfesten  lande  Prasi- 
lien,  und  Porlugaleser  bewonen  sie.  Daselbst  fand  ich  einen  Lands- 
man,  Eoba[152]ni  Hessii  seligen  Son  einen,  der  mich  da  wol  era- 
pfieng.  Noch  hatten  KaufFherrn  vonn  Antdorff,  welche  man  die 
Schelz  heißt,  einen  Factor  da,  der  hieß'l'eter  Rösel,  die  beyde 
müssen  mir  das  zeugnuß  geben,  wie  ich  da  bin  ankommen,  auch 
wie  ich  lelzlich  von  den  Tyrannischen  feinden  bin  gefangen  worden. 

Weiter,  die  SchiOleut,  so  mich  den  Wilden  abkaufften,  waren 
auß  Normandi  in  Franckrei<'li.  Der  hauptmann  des  Schiffs  war  von 
Waltavilla,  genant  Wilhelm  de  Moner.  Der  Sfewrman  hieß  Francoy 
de  Schantz,  war  von  llnrflor,  der  Dolmels^'h  war  von  Harflor,  ge- 
nant Perolt.  Die  ehrlichen  leul  (Gott  lone  es  inen  in  der  ewigen 
seligkeitj  die  haben  mir  geholffen,  nechst  Gott,  in  Franckreich. 
Haben  mir  helffen  ein  paßporl  erlüngen,  haben  mich  gekleidet, 
gaben  mir  zerung,  d:e  müssen  mir  das  zeugnuß  sein,  wo  sie  mich 
bekonunen  haben. 

Darnach  schiffte  ich  von  Dippaw  auß  Franckreich,  kam  gen 


197 

Luiiden  in  Eiigellandl.  Da  erfuhren  die  kauffg^esellen  der  Nidder- 
lendischen  bursche  von  dem  schifTman,  damit  ich  dahin  kam,  wie 
es  umb  mein  sach  gelegen  war.  Luden  mich  zu  gast,  verehreten 
mich  mit  einem  zeerpfenning.  Darnach  siegelte  ich  in  Teutschlandl. 
Zu  AntdoriT  kam  ich  in  das  hauß  von  Oka,  zu  einem  kauffherrn 
Jaspar  Schetzen  genant,  demselbigen  steht  der  gemelte  Factor  Peter 
Rösel  in  Sanct  Vincente  mit  zu,  wie  gemelt.  Dem  bracht  ich  die 
zeittungen,  wie  die  Frantzosen  seines  Factors  schifflein  inn  Rio  de 
Jenero  hellen  angefallen,  aber  weren  wider  abgeschlagen.  Der- 
selbig  kauffher  schanckte  mir  zwen  Ketsers  *  Ducaten  zur  zehrung, 
Gott  wolle  es  im  vergelten. 

[153]  So  nun  etwan  ein  junger  gesell  were,  der  mit  diesem 
schreiben  und  zeugen  keinen  genügen  hette,  Darmit  er  nicht  im 
zweiffei  lebe,  so  neme  er  Gott  zu  hilff,  und  fahe  diese  reyse  an. 
Ich  hab  im  hierin  kundtschafft  genug  gelassen,  der  spur  volge  er 
nach.    Dem  Gott  hilfft,  ist,  die  weit  nicht  zugeschlossen. 

Dem  allmechtigen  Gott,  der  alles  in  allem  ist,  sey  lob,  ehr  und 
preiß  von  ewigkeit  zu  ewigkeit  Amen. 

Gedruckt  zu  Franckfurdt  am  Mayn,  durch  Weygandt  Han, 
in  der  Schnurgassen  zum  Krug. 


*  ?  Kaisers. 


«39 


SCHLUSSBEMERKUNGEN  DES  HERAUSGEBERS. 

NICOLAUS  FEDERMANN  UND  DIE  WELSERISCHE  UNTER- 
NEHMUNG IN  VENEZUELA. 

Federnianns  Indianische  Historia,  diu  wir,  zum  erstenmal  seit 
ihrer  Erscheinung  im  Jahr  1557,  in  einem  neuen  Abdruck  der 
deutschen  Lesewelt  vorlegen ,  ist  einer  der  wenigen  deutschen  Be- 
richte von  den  zahlreichen  Entdeckungs-  und  Eroberungszügen, 
die  im  iOten  Jahrhundert  in  America  gemacht  wurden.  Der  kühne 
abenteuerliche  Zug,  welchen  Federmann  beschreibt,  war  ein 
Versuch,  welcher  im  Namen  des  welserischen  Handlungshauses  in 
Augsburg  gemacht  wurd^e,  um  dasselbe  in  Besitz  des  von  Kaiser 
Karl  V  als  Pfe  d  i.r  ein  Anlehen  übernommenen  Landes  Venezuela 
zu  setzen. 

Es  dürfte  für  den  Leser  von  Federmanns  Schrift  von  Inter- 
esse sein,  die  Geschichte  jener  merkwürdigen  welserischen  Un- 
ternehmung, des  ersten  und  einzigen  großartigen  Colunisations- 
Versuches,  den  die  Deutschen  in  der  neuen  Welt  machten,  sich  zu 
vergegenwärtigen.  Die  Welser,  die  eines  der  bedeutendsten  Hand- 
lungshauser  der  damaligen  Zeit  hatten  und  mit  dem  immer  geidbe- 
dürftigen  Kaiser  Karl  V  häufig  in  Geldgeschäften  standen,  wollten 
an  der  Golderute,  die  sich  in  America  darbot,  auch  ihren  Antheil 
haben.  Sie  halten  von  der  nördlichen  Küste  Südamericas  gehört,  nls 
von  einem  Gebiete,  das  große  Ausbeule  verspreche.  Diese  Gegend 
schien  ihnen  um  so  lockender,  da  die  Spanier  dort  sich  noch  wenig 
ausgebreitet  hatten.  Letztere  hatten  das  Land  zwar  entdeckt,  aber 
diese  Entdeckung  noch  nicht  gehörig  ausgebeutet.  Eine  von  Aroe- 
rigo  Vespucci  veranstaltete  Expedition  unter  dem  Führer  Alfonso 
von  Ojeda  hatte  im  Jahr  1499  an  der  Nordküste  von  Südamerica 
einen  günstig  gelegenen  Seehafen  und  in  dessen  Nahe  ein  Dorf  ge- 
funden, das  wie  Venedig  auf  Pfählen  gebaut. war,  weßhalb  er  ei 
Venezuela  d.  h.  klein  Venedig  nannte.    In  der  Folge  wurde  diese 


200 

leicht  zugängliche  Küste  das  Ziel  von  Raubschilfen,  die  von  Do- 
mingo kamen  und  die  Einwohner,  welche  ihnen  in  die  Hände  fielen, 
als  Sclaven  mitschleppten,  um  sie  in  die  Bergwerke  zu  verkaufen. 
Um  diesen  Raubanfälien  Einhalt  zu  thun,  beschloß  die  spanische 
Regierung,  in  jener  Gegend  eine  Niederlaßung  zu  gründen,  von 
der  aus  einige  Abwehr  geleistet  werden  könnte. 

Ein  gewisser  Johann  \on  Ampuez  wurde  zum  Statthalter  die- 
ser Gegenden  ernannt  und  beauftragt,  mit  der  ihm  mitgegebenen 
Mannschaft  eine  Stadt  anzulegen.  Er  segelte  1523  dorthin  ab  und 
fand  die  Gelegenheit  über  Erwarten  günstig.  Es  gelang  ihm,  mit 
einem  mächtigen  Kaziken  ein  Freundschaflsbündniß  zu  schließen, 
das  ihm  die  Ansiedlung  sehr  erleichterte.  Die  beabsichtigte  Stadt 
wurde  angelegt,  und  zuerst  nach  dem  Tagesheiligen  Santa  Ana, 
später  dem  Namen  eines  dort  wohnenden  Volksstammes  folgend 
Coro  genannt.  Sie  war  zwischen  zwei  Seehäfen  sehr  günstig  ge- 
legen, das  anschließende  Hinterland  sehr  fruchtbar  und  das  Klima 
gesund.  Überdiß  verbreitete  sich  die  Kunde,  in  der  Nähe  seien 
reiche  Goldminen.  Von  diesem  Land  hatten  die  Welser  durch  ihren 
Agenten  in  Spanien  gehört,  und  sie  machten  nun  dem  Kaiser  Karl, 
der  um  ein  bedeutendes  Anlehen  mit  ihnen  in  Unterhandlung  stand, 
den  Vorschlag,  er  solle  ihnen  dieses  noch  kaum  in  Besiz  genom- 
mene Land  als  Pfand  für  das  zu  machende  Anlehen  zur  weiteren 
Eroberung,  Colonisierung  und  Ausbeutung  überlaßen.  Die  spani- 
sche Regierung,  die,  wie  es  scheint,  noch  keine  bestimmten  Plane 
mit  dem  Lande  hatte,  gieng  darauf  ein,  und  es  wurde  nun  zwischen 
Welser  u.  Comp,  und  der  Krone  Caslilien  ein  Vertrag  geschloßen, 
welcher  ersleren  die  Landstrecke  zwischen  dem  Cap  Vela  und  dem 
Cap  Maracapana  als  Lehen  überließ.  Die  Welser  sollten  4  Schiffe 
mit  300  iMann  ausrüsten,  welche  sich  mit  Lebensmitteln  auf  ein 
Jahr  versehen,  innerhalb  zweier  Jahre  zwei  Städte  gründen  und 
drei  feste  Plätze  anlegen  sollten.  Von  allen  Einkünften  des  Landes 
sollten  sie  4  Procente  beziehen  und  12  D  Meilen  als  Eigenthum 
besitzen.  Das  Amt  eines  Statthalters  sollte  ein  erbliches  Vorrecht 
der  Familie  Welser  sein,  in  der  Art,  daß  derjenige  vom  Könige 
dazu  ernannt  werden  müste,  den  die  Familie  präsentieren  würde. 
Über  die  Eingebornen  wurde  den  Eroberern  soweit  freie  Verfü- 
gung eingeräumt,  daß  sie  dieselben  zu  Sclaven  machen  durften, 
wenn  sie  ihnen  nicht  freiwillig  die   verlangten  Dienste  leisteten; 


201 

aucli  war  es  ihnen  erlaubt,  von  den  Indianern  Sclaven  zu  kauTen, 
unter  der  Bedingung,  daß  der  vierte  Theil  des  Kaufpreises  an  die 
königliche  Kasse  bezahlt  würde. 

Für  den  Bezug  von  Ausiüstunosniitteln  waren  noch  allerhand 
Vergünstigungen  eingeräumt.  Waffen  durften  sie  sechs  Jahre  lang 
aus  den  Arsenalen  von  Sevilla  beziehen,  Pferde  und  anderes  Vieh 
von  d«'n  westindischen  Inseln  nehmen,  Lebensmittel  zu  eigenem 
Gebrauch  zollfrei  einführen.  Die  ganze  neu  zu  gründende  Colonie 
wurde  übrigens  unter  spanische  Oberhoheit  gestellt,  alle  Verord- 
nungen, welche  von  der  spanischen  Regierung  für  die  Colonieen 
erlaßen  wurden,  sollten  auch  für  Venezuela  gültig  sein.  Auch 
hatten  die  spanischen  Beamten  Befugnis,  Controle  zu  üben,  be- 
sonders nach  etwa  verheimlichten  Schätzen  zu  forschen  und  dafür 
zu  sorgen,  dass  an  den  Küsten  kein  verbotener  Handel  getrieben 
werde.  Auf  diese  Bedingungen  hin  erhielt  das  Haus  Welser  ein 
schönes  fruchtbares  Land  von  etwa  35000  D  Meilen  zur  Eroberung 
und  Colonisation.  Mehr  als  8000  D  Meilen  davon  ist  treffliches 
Ackerland,  das  zu  den  fruchtbarsten  und  schönsten  Länderstrec- 
ken Americas  gehört,  und  überdiß  durch  die  Nähe  guter  Häfen 
die  beste  Gelegenheit  für  den  Umtausch  der  Producte  bietet. 

Die  Welser  waren  durch  diesen  Vertrag  zwar  nicht  unbe- 
schränkte Herren  des  Landes  geworden,  aber  sie  konnten  darin  so 
frei  schalten  und  walten,  als  es  immer  der  Zweck  der  Colonisierung 
forderte.  Wenn  sie  ihre  Sache  gut  machten,  konnten  sie  nicht  nur 
für  sich  eine  reiche  Einkommensquelle  eröffnen,  sondern  ihrem 
Vaterland  einen  unberechenbaren  Vortheil  verschaffen.  Sie  konn- 
ten Deutschland  seinen  Anthoil  an  der  neuen  Welt  sichern,  ein 
weites  Feld  für  Colonisation  und  Auswanderung  bereiten  und  in 
America  eine  Stätte  deutscher  Bildung  begründen,  die  ihm  als  Er- 
gänzung zur  spanischen  sehr  wohlthätig  hätte  u  erden  können.  Aber 
«iieses  Glück  war  den  Weisem  und  Deutschland  nicht  beschieden. 
Die  gute  Gelegenheit  gieng  leitler  ungenüzt  vorüber.  Zunächst 
freilich  machten  die  Welser  ernstliche  Anstalten  zu  kräftiger  Durch- 
führung des  Unternehmens.  Es  wurden  mehr  Leute  angeworben, 
als  im  Vertrag  ansbedungen  war,  400  Mann  zu  Fuß  und  80  zu 
Pferd,  aber  es  gelang  ihnen  nicht,  die  rechten  Führer  zu  gewituien. 

An  der  Spitze  der  ersten  Sendung  stand  Ambrosius  DaUitjgijr 
von  Ulm,  der  als  Geschätlsführer  der  Welser  mit  einem  anderen 


202 

l'lnkjr,  Gcorp  Ehinger,  jenen  Vertrag  mit  der  spaoischen  Kegie- 
rung  abgeschloßen  hatte.  Was  er  früher  war,  wißen  wir  nicht. 
Kr  zeigt  sich  bei  Ausführung  seines  Auftrags  als  ein  kühner,  un- 
erschrockener Mann,  aber  zugleich  roh,  grausam  und  geldgie- 
rig; er  wüste  seine  Aufgabe  nicht  als  Missionär  europäischer 
Cultur,  ja  nicht  einmal  als  kluger  Geschäftsmann  aufzufaßen.  An- 
fangs des  Jahres  1529  kam  er  mit  seiner  Mannschaft  nach  Coro, 
von  wo  der  bisherige  spanische  Slatthalter  bitter  gekrankt  ihm  wei- 
chen muste.  Eine  seiner  ersten  Anordnungen  war  die  Einführung 
eines  hohen  Eingangszolles  für  Waaren ,  was  ihm  natürlich  die  an- 
gesiedelten Spanier  abgeneigt  machte.  Ein  Hauptfehler  war  es 
aber,  daß  er,  anstatt  wie  die  Verträge  es  ihm  vorschrieben  und 
die  anwesenden  spanischen  Ofliziere  ihm  anrietlien,  Niederlaßungen 
zu  gründen,  um  einen  festen  Rückhalt  im  Land  zu  gewinnen,  von 
der  Sage  eines  mit  fabelhaften  Reichlhümorn  angefüllten  Landes 
gelockt,  mit  uid)edachter  Hast  einen  Raubzug  in  das  Innere  antrat. 
Er  drang  durch  das  Thal  Eupari  gegen  denMagdalencnlluß  vor,  und 
da  er  nicht  alsbald  die  gehofften  Goldreichthümer  ftind  und  die  In- 
dianer, auf  die  er  stieß,  ihm  nicht  den  Weg  dazu  sagen  konnten 
oder  wollten,  so  wüthete  er  grausam  gegen  sie,  zerstörte  ihre 
Dörfer  und  Pflanzungen,  schleppte  sie  als  Lastträger  mit  und  über- 
bürdete sie  so,  daß  sie  erlagen.  Als  ein  ungünstigt-s  Klima  im 
Gebirge  und  ein  kriegerischer  Volksstamm  seinem  weiteren  Vor- 
dringen Hindernisse  in  den  Weg  legten,  entschloß  er  sich  zur  Um- 
kehr und  kam  mit  einer  durch  Krankheil  und  Krieg  sehr  vermin- 
derten Mannschaft  nach  halbjähriger  Abwesenheit  am  3  Mai  1530 
in  Coro  an.  Hier  war  indessen  unser  Nicolaus  Federmann,  von 
der  welserischen  Verwaltung  mit  neuer  Mannschaft  nachgeschickt, 
angekommen.  Er  hatte  mit  einem  anderen  Beamten  der  Welser 
einstweilen  die  Geschäfte  der  Statthalterei  versehen  und  trat  nun, 
nachdem  Dalfmger  sich  erholt  und  sein  Amt  wieder  übernommen 
hatte,  auch  einen  Entdeckungs-  und  Erolierungszug  in  das  Innere 
des  Landes  an.  Diß  ist  der  Zug,  den  er  in  der  hinlerlaßenen 
Schrift  beschreibt.  Man  sieht  daraus,  daß  er  nieht  mit  der  Gold- 
gier, Härte  und  Grausamkeil  verfuhr,  wie  Dalfmger,  und  daß  er 
sich  viel  Mühe  gab,  auf  dem  Wege  gütlicher  Unterhandlung  und 
durch  List  zu  seinem  Zwecke  zu  gelangen,  aber,  wenn  er  sich  ge- 
täuscht sah,  wenn  er  in  Noth  kam  oder  wenn  er  glaubte,  sich  durch 


203 

Schrecken  iu  Respect  setzen  zu  inüßen,  so  scheute  er  sich  auch  nicht 
vor  Gewaltthal  und  Quälerei.  Er  ließ  die  In^lianer  peinlich  fragen, 
wenn  sie  ihm  nicht  den  Weg  ins  Goldland  zeigen  wollten,  in  Feßeln 
schlagen,  wenn  sie  nicht  Leli<'nsmillel  liefern  wollten,  wortbrüchige 
Kazikon  im  Angesicht  der  Ihrigen  niederhauen.  Auch  trug  er  kern 
Bedenken,  Weiber,  die  ihm  als  Gefangene  in  die  Mände  fielen,  den 
Seinigen  zu  beliebigem  Dienst  auszulheil(Mt.  Die  Gabe,  den  Völ- 
kerschaften, zu  welchen  er  kam,  Vertrauen  einzuflößen,  sie  durch 
Güte  und  Freundlichkeit  zu  feßeln,  ihnen  als  ein  höheres  Wesen 
zu  erscheinen,  wie  es  Cortez  in  so  hohem  Grade  vermochte,  besaß 
unser  Fcdennann  nicht.  Sein  Zug  war  zwar  reich  an  Gefahren  und 
Mühseligkeiten,  aber  einen  bleibenden  Erfolg  hatte  er  nicht.  Es  ge- 
lang ihm  weder,  einzelne  Stämme  auf  die  Dauer  zu  unlerwerfen  oder 
nützliche  Freundschaftsbündnisse  mit  ihnen  anzuknüpfen  noch  er- 
hebliche Ausbeute  an  Gold  zu  machen.  Der  einzigö  Gewinn  seines 
gefahrvollen  Zuges  war  eine  nähere  Kenntnis  des  Landes  und 
seiner  Bewohner;  er  entdeckte  fruchtbare,  zur  Colonisation  ge-» 
eignete  Gegenden,  wie  die  schöne  Provinz  Bariquicimeto  und  das 
Land  der  Caquetios.  Auch  Federmann  verlor,  wie  sein  Vorgänger 
Dalfinger,  viele  seiner  Leute  durch  Krankheit,  Strapazen  und  die 
Pfeile  der  Indianer.  Seine  Erlebnisse  waren  nicht  lockend  zu  wei- 
teren Unternehmungen  und  er  entschloß  sich  daher  zur  Rückkehr 
nach  Europa,  wo  er  nach  seinem  Bericht  im  Juni  1532  ankam. 

Während  seiner  Entdeckungsreise  hatte  auch  Dalfinger  einen 
neuen  Zug  gemacht.  Er  war  auf  demselben  seinem  Ziel  näher  ge- 
kommen, als  früher,  denn  es  war  ihm  gelungen,  von  den  Indianern, 
die  ihm  reiche  Geschenke  entgegen  brachten,  durch  grausame  Ge- 
fangenhaltung große  Summen  Goldes  als  Lösegeld  zu  erpressen. 
Auf  diesem  Zug  entdeckte  er  auch  zuerst  Neugranada  und  fand 
an  dem  Gebirgspass,  welcher  dorthin  führt,  ein  fruchtbares  bevöl- 
kertes Thal,  das  zu  einer  Niederlaßung  sehr  geeignet  gewesen 
wäre.  Aber  anstatt  eine  solche  zu  gründen,  strebte  er  in  seiner 
Goldgier  unaufhaltsam  vorwärts,  da  er  von  bedeutenden  Goldla- 
gern gehört  hatte,  die  in  der  Nähe  sein  sollten.  Aber  er  muste 
seine  Habgier  büßen;  eine  kriegerische  Völkerschaft,  die  er  durch 
Plünderung,  Mishandlung  und  Verwüstung  ihrer  Ländereien  ge- 
reizt hatte,  überfiel  ihn  mit  Übermacht;  er  verlor  viele  seiner 
Leute,    er    selbst    erhielt    durch   einen   Pfeilschuß    eine    tötliche 


204 

Wunde  ani  Haisc,  an  welcluT  er  bald  nach  üdner  Rückkehr  in 
Coro  starb.  Die  Statthalterschaft  von  Venezuela  gieng  nur-  auf  sei- 
nen Lieutenant  Bartholomäus  Seiler  über,  und  nach  dessen  baldi- 
gem Tod  riß  sie  ein  Spanier  Namens  Johann  Carvajal  an  sich,  der 
sich  aber  durch  Harte  und  Grausamkeit  so  verhaßt  machte,  daß 
er  sich  nicht  halten  konnte.  Die  Welser  schickten  nun  Georg  von 
Speier,  einen  erprobten  Kriegsmann.  Dieser  kam  im  Februar  1535 
in  Begleitung  eines  jungen  Edelmanns,  Philipp  von  Hütten,  nach 
Coro,  wo  wir  auch  unsern  Federmann  wieder  finden,  den  Georg 
von  Speier  als  einen  mit  den  dortigen  Verhältnissen  vertrauten 
Mann  zum  Vicestatlhalter  annahm.  Auch  der  neue  Stalthalter  zeigte 
keine  Lust  sich  der  friedlichen  Eroberung  des  Colonisierens  zu 
widmen;  die  Gerüchte  vom  Goldlaiid  waren  mit  neuer  Lebhaftig- 
keit aufgetaucht  und  lockten  alle  ankommenden  Europäer,  ihr  Glück 
zu  versuchen.  Georg  von  Speier  beschloß,  sich  alsbald  aufzuma- 
chen; seinem  Vicestatlhalter,  der  gerne  mitgezogen  wäre,  hinter- 
ließ er  den  Auftrag,  eine  Niederlaßung  am  Capo  de  la  Vela  zu 
gründen.  Federmann  muste  deshalb  die  Ankunft  einiger  Schiffe 
aus  Europa  erwarten,  die  Baumaterialien  bringen  sollten.  Diese 
kamen  erst  im  Februar  des  folgenden  Jahres  und  nun  begann  Fe- 
dermann bauen  zu  laßen.  Da  er  aber  fand,  daß  es  am  beabsich- 
tig^len  Platze  an  Steinen  und  Waßer  mangle,  so  war  ihm  diß  ein 
V  illkommener  Vorwand,  das  Colonisationswerk  im  Stiche  zu  laßen, 
er  brach  im  Juni  1536  mit  200  Mann  zu  Fuß  und  zu  Pferd  auf, 
aber  nicht  um,  wie  verabredet  war,  Georg  von  Speier  zu  folgen, 
sondern  um  das  Goldland  auf  eigenen  Wegen  aufzusuchen. 

Indessen  hatte  Georg  von  Speier  mit  den  Seinen  manche  ge- 
fahrvolle Abenteuer  bestanden,  hatte  mit  den  Indianern  Iheils  ge- 
kämjifl,  theils  Geschenke  gewechselt  und  Freundschaftsbündnisse 
geschloßen,  einmal  auch  mehr  als  100  in  einem  Hause  gefangen 
genommen  und  hernach  das  Haus  in  Brand  gesteckt,  so  daß  die 
Gefangenen  elendiglich  umkamen;  dann  war  er  durch  Moräste  und 
über  hohe  Gebirge  gezogen  und  hatte  unter  diesen  Erlebnissen 
viele  Leute  verloren.  Durch  die  Gerüchte  vom  Goldland ,  das  nach 
den  Aussagen  der  Indianer  nur  noch  20,  10,  ja  nur  8  Tagreisen 
entfernt  sein  sollte,  war  er  immer  weiter  nach  Süden  gelockt  wor- 
den. Aber  seine  Lage  wurde  immer  .schwieriger,  die  Zahl  der 
Kranken  mehrte  sich  täglich,  es  fehlte  an  Lebensmitteln,  da  die 


205 

Indianer  aus  Furcht  vor  den  heranrückenden  Weißen  ihre  Dörfer 
vtirlaßen  und  verbrannt  und  die  Felder  verwüstet  hatten.  Die 
Geduld  der  Mannschaft  war  erschöpft  und  Georg  von  Speier  sah 
sich  durch  ihr  einstimmiges  Verlangen  genöthigt,  umzukehren,  ohne 
das  ersehnte  Goldland  gefunden  zu  haben.  550  Meilen  etwa  halte 
er  seit  seinem  Auszug  zurückgelegt.  Nach  dreijähriger  Abwesen- 
heit kam  die  Schaar,  die  voll  Hoffnung  auf  Reichthümer  ausgezogen 
war,  krank,  entkräftet,  halb  nackt  und  mulhlos  in  Coro  an,  von 
400  waren  nur  noch  460  übrig.  Ihr  Führer  Georg  von  Speier 
itmste  auch  noch  die  Demüthigung  erleben,  daß  er  von  der  spa- 
nischen Regierung  in  S.  Domingo  der  Statthalterschaft  eiitsezt 
wurde  und  ein  Untersuchungscommissär  seiner  wartete,  um  ihn 
zur  Rochenschaft  zu  ziehen. 

Etwas  besser  war  es  unserem  Federmann  ergangen,  doch  war 
er  auch  nicht  zu  sicheren  Ergebnissen  gelangt.  Nach  sehr  an- 
strengenden Märschen  kam  er  in  das  wirklich  goldreiche  Neugranada 
und  traf  auf  der  Hochebene  von  Bogota  mit  zwei  andern  spani- 
schen Eroberungszügen  zusammen,  die  von  Peru  und  Ou'to  her- 
kamen. Alle  drei  Anführer:  Federmiiim,  Gonzalo  Ximenes  de  Que- 
sarla  und  Benalcazar  machten  auf  den  Ruhm  der  Entdeckung  des 
Landes  und  die  Statthalterschaft  in  Neugranada  Anspruch,  ent- 
schloßen  sich  jedoch  zu  einer  friedlichen  Vereinbarung,  in  Folge 
deren  Federmann  einen  schönen  Antheil  an  der  gemachten  Beute 
bekam  und  überdiß  mit  seinen  von  Strapazen  und  Entbehrungen 
geschwächten  Leuten  bei  den  Spaniern  stärkende  Verj>flegung  fand. 
Alle  drei  kamen  überein,  sie  wollten  nach  Spanien  reisen  und  dort 
dem  Könige  ihre  Ansprüche  zur  Entscheidung  vorlegen. 

Benalcazar  erhielt  eine  Slatlhallerschafl,  nur  nicht  gerade  die 
von  Neugranada,  Ximenes  de  Üuesada  muste  gegen  den  Sohn  des 
Pedro  de  Lugo,  auf  dessen  Kosten  seine  Expedition  ausgeführt  wor- 
den war,  zurückstehen.  Federmann  verschwindet  vom  Schauplatz; 
er  soll  sich  in  die  Niederlande  begehen  haben,  um  den  Kaiser  auf- 
zusuchen. Die  Welser  waren  mit  ihm  unzufrieden  und  beschul- 
digten ihn,  er  habe  bedeutende  Geldsummen,  die  er  eigentlich  ihnen 
hätte  abliefern  sollen,  auf  eigene  Kti^'iinung  nach  Antwerpen  ge- 
schickt. Von  diesem  zweiten  Eroberungszug  hat  er  keine  Nach- 
richten hinterlaßen. 

Auch  in  Venezuela  war  ihm  üble  Nachrede  gefolgt.    Während 


206 

Georg  von  Speier  auf  seinem  langwierigen  Zuge  verschoHen  zu 
sein  schien,  hatten  die  Welser  Federmanns  Ernennung  zum  Statt- 
halter von  Venezuela  l>elrieben.  Aber  dort  war  er  nicht  beliebt; 
er  hatte  in  Coro  eifrige  Gegner,  welche  nun  eine  Vorstellung  ge- 
gen seine  Ernennung  eingaben,  in  welcher  sie  nachzuweisen  such- 
ten, daß  Fedeitnanns  Verwaltung  nachlheiüg  für  die  Colonie  ge- 
wesen sei;  er  habe  die  Indianer  schlecht  behandelt  und  dadurch 
Abneigung  gegen  die  Europäer  und  Widersetzlichkeit  hervorgeru- 
fen, er  habe  bevölkerte  Gegenden  verödet,  indem  er  die  Einwohner 
gezwungen  mit  ihm  zu  ziehen.  Dadurch  wurde  die  Ernennung  Fe- 
dermanns hintertrieben.  Sein  Verschwinden  vom  Schauplatz  läßt 
vermuthen,  daß  er  gegenüber  von  den  verschiedenen  gegen  ihn 
erhobenen  Beschuldigungen  sich  nicht  ganz  rein  wüste. 

In  Venezuela  hatte  sich  indessen  Georg  von  Speier  zu  be- 
haupten gewust.  Er  war  beliebt  unter  der  dortigen  Bevölkerung, 
der  üntersuchungscommissär  konnte  nicht  gegen  ihn  aufkommen, 
überdiß  versuchte  derselbe  eigennüzige  Umtriebe,  die  seine  Ab- 
berufung nöthig  machten.  Georg  von  Speier,  in  sem  Amt  wieder 
eingesetzt,  rüstete  sich  zu  einem  neuen  Zug,  starb  aber,  ehe  er 
denselben  antreten  konnte.  Sein  Begleiter  Philipp  von  Hütten,  nun 
provisorischer  Statthalter,  versuchte  die  beabsichl'gte  Unterneh- 
mung auszuführen;  sie  scheiterte  aber  gleich  anfangs  an  den 
Schwierigkeiten  eines  Gebirgsübergangs,  bei  dem  fast  alle  Pferde 
umkamen,  und  Hütten  moste  mit  den  Trümmern  seiner  Mannschaft 
ohne  Erfolg  zurückk«'hren.  In  Coro  war  indessen  gänzliche  Ver- 
wirrung eingerissen;  der  Spanier  Carväja!  hatte  sich  der  Gewalt 
bemächtigt,  fieng  mit  Hütten  Händel  an,  und  ließ  ihn,  nachdem  er 
durch  eine  scheinbare  Versöhnung  ihn  sicher  gemacht,  mit  seiu^m 
Leutenant  Bartholomäus  Welser  im  Schlafe  überfallen,  gefangen 
nehmen  und  bald  darauf,  in  der  Karwoche  des  Jahres  1546,  ent- 
haupten. Carvajal  erreichte  jedoch  damit  seinen  Zweck,  in  den 
Besitz  der  Statthalterschaft  zu  gelangen,  nicht,  es  kam  ein  Mächti- 
gerer über  iiui,  der  spanische  Beamte  Juan  Perez  de  Tolosa,  der 
nach  vorgonominener  Untersuchung  das  Todesurtheil  über  ihn  aus- 
sprach und  unverweilt  vollziehen  ließ. 

Mit  der  welserisclien  Herrschaft  war  es  aber  nun  zu  Ende 
Zwar  wurde  am  Hofe  zu  Madrid  noch  einige  Jahre  darüber  ver- 
handelt,  da  die  Welser  ihre  Ansprüche  nicht  aufgeben   wolllen, 


20T 

aber  im  Jahr  1555  wurde  der  Vertrag  mit  ihnen  förmlich  aufgeho-> 
ben,  die  Krone  Spanien  zog  Venezuela  wieder  an  sich  und  schickle 
einen  königlichen  Statthalter.  So  gieng  der  Antheil  der  Deutschen 
an  Südamerica ,  der  für  die  Zukunft  Deutschlands  so  wichtig  hätte 
worden  können,  verloren  und  man  kann  nicht  läugnen,  großen- 
Iheils  durch  die  Schuld  der  Welser,  die  es  nicht  verstanden  hatten, 
die  rechten  Leute  für  eine  so  schwierige  and  wichtige  Aufgabe 
auszuwählen,  und  die  es  wohl  mehr  auf  augenblicklichen  Gewinn, 
als  auf  großartige  Plane  abgesehen  hatten. 

Werfen  wir  schließlich  noch  einen  Blick  auf  Federmann  und 
seine  Schrift !  Wir  hcdauren,  daß  wir  über  seine  Lebensverhält- 
nisse vor  seiner  ersten  Reise  gar  keine  Nachricht  ausfindig  machen 
konnten.  Wir  wißen  nur,  daß  der  Herausgeber  seiner  Reisebe- 
schreibung, Hans  Kiefhaber,  sein  Schwager,  ein  Bürger  von  Ulm 
war,  daß  dieser  nach  dem  Ulmer  Rathsprotokoll  vom  28  Nov. 
1543  als  nächster  Erbe  Federmanns  auftritt  und  vom  Bathe  zu  Ulm 
einen  Ausweis  darüber  erhält.  Daß  Fetlermann  kein  Mann  von 
sonderlicher  Bildung  war,  werden  die  Leser  seiner  Schrift  aus  dem- 
schwerfälligen,  ungelenken  Stil  derselben  wohl  schließen,  übri- 
gens kommt  die  mangelhafte  Form  nicht  allein  auf  Federmanns 
Rechnung,  da  ja  sein  Reisebericht  nach  seiner  Bemerkung  S.  80 
die  Übersetzung  der  von  dem  spanischen  Notar  gemachten  Auf- 
zeichnungen, und  von  ihm  nur  mit  eingestreuten  Erläuterungen 
erweitert  ist. 

Die  deutsche  Schrifi,  wie  sie  uns  vorliegt,  ist  lange  nach  dara 
Tod  Federmanns  von  dessen  Schwager  Kiefhaber,  der  ein  Kauf- 
mann war  und  häufige  Geschäftsreisen  nach  Lyon  machte,  heraus- 
gegeben und  im  Jahre  1557  bei  Sigmund  Bund  in  Hagenau  auf  63 
Ouartblättern  gedruckt.  Dieser  Druck  ist,  wie  es  scheint,  sehr 
selten  geworden;  er  ist  weder  bei  Ebert,  noch  bei  Brunet  ver- 
zeichnet. Mehrere  neuere  Scliriftsleller,  die  über  die  welserische 
Unternehmung  geschrieben  haben,  beklagen,  daß  sie  Federmanns 
Reisebeschreibung  nicht  haben  bekommen  können.  So  F.  W.-  Bar- 
Ihold  in  seiner  Geschichte  der  deutschen  Seemacht  in  Räumers  hi- 
storischem Taschenbuch,  Jahrgang  1850,  S,  68  If.  und  K.  v-  Klö- 
den  in  seiner  Abhandlung  »die  Welser  in  Augsburg  als  Besitzer 
von  Venezuela«  in  der  Berliner  Zeitschrift  für  allgemeine  Erdknnde 
B    V,   S.  441,    wo   derselbe  sagt,  die  Reisebeschreibung  Feier- 


208 

mamis  sei  eine  außerordenlliche  Seltenheit  und  wie  es  scheine  nur 
in  einem  einziger  Exemplar  vorhanden,  welches  früher  in  der  Klo- 
sterbibliotiiek  zu  denWengen  in  Ulm  hefindlich,  jetzt  wahrscheinlich 
in  der  königlicht-n  Ceiilralbibliothek  zu  München  sei.  Dieses  Exem- 
plar ist  übrigens  nicht  das  einzige  in  Deutschland,  es  befinden  sich 
solche  auch  auf  der  konigl.  öffentl.  Bibliothek  in  Slullgart  und  auf 
der  Universitätsbibliothek  zu  Tübingen,  welches  letztere  aus  der 
Bibliothek  des  Martin  Crusius  stammt.  Eine  französische  Über- 
setzung der  federmannischen  Schrift  hat  Henri  Ternaux  gegeben  im 
ersten  Bande  seiner  Sairmilung  alter  aiiiericanischer  Reisebeschrei- 
bungen: »Voyages,  relations  et  memoires  originaux  pour  servir  ä 
ta  decouverte  de  TAmerique,  publ.  pour  la  premiere  fois  en  frangais, 
Paris  1838.-  Eine  neuere  deutsche  S(;hrift  von  Karl  Klunzinger  »Der 
Antheil  der  Deutschen  an  der  Entdeckung  von  Südamerica  u.  s.  w. 
Stuttgart  1857t;  gibt  einen  Auszug  aus  dem  Bericht  Federmanns. 

HANS  STADE  VON  HOMBERG  IN  HESSEN. 

In  demselben  Jahre  mit  Federmanns  Schrift  erschien  Hans 
Stades  Beschreibung  seiner  Reis^  nach  Brasilien  und  seines  Auf- 
enthaltes unter  den  dortigen  Wilden.  Üb(T  seine  Persönlichkeit 
konnten  wir  eben  so  wenig  nähere  Nachrichten  ausfindig  machen, 
als  über  Federmann.  Er  ist  nach  der  Vctrrode  des  mit  seinem  Vater 
befreundeten  Professors  Eiühinann  in  Marburg  eines  ehrlichen  Man- 
nes Sohn,  der  auch  in  guten  Künsten  studiert  hatte  und  zu  Homberg 
in  Hessen  wohnte.  Hans  Stade  selbst  setzt  seinem  Fleimatsort  bei 
»Bürger  in  WoUhagen«.  AulTaÜend  ist  es,  daß  der  Vorredner  gar 
nichts  von  den  Lebensverhältnissen  seines  Schützlings  erwähnt.  Da- 
gegen bemüht  er  sich  verschiedene  (fründe  für  die  Glaubwürdig- 
keit des  Erzählers  beizubringen.  Einmal  hebt  er  Hans  Stades  ei- 
gene Berufung  auf  den  Sohn  des  Eobiinus  Hesse  hervor,  kann  jedoch 
nicht  beifügen,  daß  dieser  Hcliodorus  Hesse  wirklich  aus  fremden 
Ländern  zurückgekehrt  sei  und  die  Berichte  Stades  bestätigt  habe. 
Auch  sonst  haben  wir  keine  Nachricht  von  Heliodorus.  Außerdem 
ergeht  sich  Eiclimann  in  versrhiedenen  Analogieen,  um  nachzuwei- 
sen, wie  Berichte  von  uatürii(  hen  Dingen,  die  dem  gemeinen  Mann 
unglaul)lich  und  unmöglich  erscheinen,  von  der  Wißenschaft  als 
wahr  und  wirklich  nachgewiesen  worden  seien.    Ein  gewichtigeres 


209 

Zeugnis  für  die  Glauhwürdiglceit  von  Stades  Schilderung  ist  uns  das 
l'rtheil  eines  anderen  Europäers,  Jean  Lery,  eiiies  französische» 
reformierten  Gcisilichen,  der  als  Missionär  zwei  Jahre  nach  Stade 
Brasilien  heroiste  und  eine  im  löten  Jahrhundert  viel  gelesene  Rei- 
sebeschreibung herausgab,  die  1 578  zuerst  zu  Reuen  gedruckt*,  eine 
Reihe  von  Ausgaben  und  mehreren  Übersetzungen  ins  Lateinische  er- 
lebte. Dit'ser  sagt,  er  habe  den  Bericht  Stades  mit  seinen  Aufzeich- 
nungen verglichen  und  gefunden,  dali  seine  Beschreibung  der  bra- 
silianischen W  ilden  und  anderer  Beobachtungen  auf  dem  Land  und 
auf  der  See  so  mit  der  scinigen  übereinstimme,  dali  man  glauben 
sollte,  sie  hätten  die  Erzählung  vorher  einander  niitgetheilt.  (Jbei  - 
diu  macht  Stade  selbst  in  seiner  Schrift  den  Eindruck  eines  gewi- 
senhaften  wahrheitsliebenden  und  verständig  beobachtenden  Man- 
nes. In  seiner  Bildung  scheint  er  sich  etwas  über  Fedcnnann  zu 
erheben,  namentlich  zeigt  er  sich  als  ein  frommer,  in  seiner  ßibcl 
wohl  bewanderter  Christ. 

Das  uns  vorliegende  Original  ist  i557  in  Frankfurt  am  M'am 
bei  Weygandt  Han  gedruckt,  füllt  samml  Titel,  Vorrede  und 
Anhang  167  Quartseiten,  und  ist  mit  zahlreichen  zum  Theil  nicht 
Übeln  Holzschnitten  ausgestattet.  Dieser  alte  Druck  ist  seilen  und 
eine  neue  Aullage  nie  veranstaltet  worden.  Das  Exemplar,  wel- 
ches vorliegendem  neuen  Abdruck  zu  Grunde  liegt,  gehört  der 
Tübinger  Universitätsbibliothek  und  stammt  wie  Federmann  aus  der 
Büchersammlung  des  Martin  Crusius.  Eine  lateinische  Übersetzung 
von  Stades  Schrift  findet  sich  im  dritten  Bande  der  von  Bry  und 
Merian  veranstalteten  Sammlung  indischer  Reisebeschreibungen*''*, 
wo  die  Erzählung  mit  vielen  Kupferstichen  veranschaulicht  wird. 
Henri  Ternaux  hat  auch  diesen  Stade  in  seine  oben  angeführten 
Voyages,  rolations  u.  s.  w.  in  französischer  Übersetzung  aufge- 
nununen.    Sie  findet  sich  im  ersten  Bande. 


*  Jean  de  L^iy,    Histoire  d'un  voyage  fait  en  la  terre  rln  Bi'f^ait  dite 
Aniciiqiic.     Ronen  1578. 

**  Theod.  Bry    et  M.  Merian,    Collectiones  peregrinationiim  in   Indiani 
orientalfiin  et  occideutatem,  25  parlibns  compreiiensee.    Francof.   15110 — 1054. 


F«d.  H-  St.  '14 


FRIEDRICH  VON  LEHR 

comthur  des  k.  ordena  der  württembcrgiEcheu  krc^no 

director  der  k.  haudbibliothek 

eecretür  ihrer  majestät  der  königin 

mitlicgriiiider  des  litterarischpii  Vereins 

Präsident    desselben    von    1839    bis    1849 

mitglied  des  ausschußeB  seit  1849 

ist  gestorben  lu  Stuttgart 

am  5  december  1854 

dem  Jahrestage  der  Stiftung  des  Vereins. 


TM'i'^ 


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E 
K5 


Klüpfel,   Karl  August 

^N.   Federmanns  und  H.    Stade; 
Reisen  in  Südamerica 


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