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Full text of "Notizblatt des Königl. Botanischen Gartens und Museums zu Berlin"

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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu 


Berlin. 


V. Band 
Nr. 41—50 (1908-1912). 


Herausgegeben 
von 


A. Engler. 


Leipzig 
In Kommission bei Wilhelm Engelmann 


1913. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 41. (Bd. V.) Ausgegeben am 27. November 1907. 


Vorläufige Mitteilung über drei noch unbeschriebene Kautschuk 
liefernde Manihot-Arten in Bahia. Von E. Ule. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


% 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1907. 


Preis 0,20 Mk. 


Notizblatt 


des aA 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 41. (Bd. V.) 


Vorläufige Mitteilung über drei noch unbeschriebene 
Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia. 


von 


E. Ule. 


Als ich im vorigen Jahre im Auftrage des Bahia-Kautschuk-Syndikates 
eine Reise im brasilianischen Staate Bahia unternahm, da erfuhr ich, 
daß die zusehends steigende Kautschuk - Ausfuhr nicht von Hancornia 
speciosa Gom. sondern von der sogenannten Manigoba, die man für 
Manihot Glaziovii Müll. Arg. hielt, herrührte. 

In erster Linie war es meine Aufgabe die Kautschukbestände von 
Hancornia eines größeres Landgebietes, das zwischen Serrinha und Soure 
gelegen ist und einem Herrn Carvalho do Passo gehörte, auf den Er- 
trag an Kautschuk zu untersuchen. Es stellte sich heraus, daß diese 
Bestände von Hancornia oder Mangabeira, unter welchen Namen dieser 
Baum dort überall bekannt ist, wohl in den ersten Jahren einen reichen 
Ertrag erwarten ließen, nicht aber einen solchen für die Zukunft sicherten. 
Es kam nun darauf an, da Hancornia wegen ihres ungemein langsamen 
Wachstums sich zur Kultur nicht eignete, eine Kautschukpflanze aus- 
findig zu machen, durch deren plantagenmäßigen Anbau die betreffenden 
Ländereien dauernd gewinnbringend gemacht werden könnten. Meine 
Aufmerksamkeit wurde deshalb auf die wilden Kautschukbestände von 
Manihot gelenkt. Ich mußte, nach allem, was ich darüber erfahren konnte, 
annehmen, daß ich es bei diesen nicht mit der altbekannten Manihot 
Glaziovii zu thun hätte. 

Es wurden nun zwei Reisen unternommen, auf der ich drei Gebiete 
mit je einer Manihot-Speeies feststellte, die sich nicht nur unter sich 
in ihren charakteristischen Merkmalen unterschieden, sondern auch nicht 
zu Manihot Glaziovii gehörten. Ebenso zeigte ihr Kautschuk ab- 
weichende Beschaffenheit. 

Diese drei Manihot-Arten, die in dem demnächst erscheinenden 
Heft des Notizblattes eingehend beschrieben werden, sollen die Namen 
Manihot dichotoma, heptaphylla und piauhyensis erhalten. 


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Manihot dichotoma Ule n. sp. 

Petioli limbum aequantes, limbus 3—5 partitus, membranaceus; 
laciniae obovatae, integrae vel + late sinuatae, glabrae; racemi sub- 
pauciflori; bracteae margine denticulatae, quam flores breviores, caducae; 
flores intus extusque glabri; capsulae ellipsoideae, breviter alato-6-costa- 
tae; semina ellipsoidea. 

Diese Art wird ein nicht ganz so hoher Baum wie Manihot Glazi- 
ovii und schwankt etwa zwischen 5 und 12 m Höhe, dabei ist der 
Wuchs der Krone weit gedrungener und meist zweigabelig, dicht ver- 
zweigt. 

Auch der Stamm wird nicht so dick, die Rinde ist dünner und 
meist heller, obwohl es auch eine dunklere Varietät gibt. Außer den 
kleineren Blättern und anderen Unterschieden sind dann besonders die 
großen, langen Samen hervorzuheben. 

Das Verbreitungsgebiet dieser Kautschukpflanze beschränkt sich auı 
den Südosten Bahias vom 12!/, bis 14!/, Grad südlicher Breite, von wo 
es sich vom Ufer des mittleren Rio Paraguassu bis zum Bereich des 
Mittellaufes des Rio das Contas ausdehnt. Nach einem dort liegenden 
Städtchen Jequie, das als Zentralpunkt für den Kautschukhandel dieser 
Pflanze gilt, wird sie auch Manigoba von Jequi6 genannt. 


Manihot heptaphylla Dle n. sp. 

Petioli limbum fere aequantes, limbus profunde 7, raro 5 partitus; 
laciniae oblanceolatae, leviter vel altius Iyrato-constrietae, eoriaceo- 
membranaceae; racemi densiflori, macranthi; bracteae flores superantes, 
integrae; flores extus intusque glabri; capsulae subglobosae, exalatae, 
leviter 6 angulosae, acutae. 

Diese und die folgende Art, deren Kautschuk größtenteils über 
den Rio Säo Franeisco befördert wird, haben einen ganz anderen 
Habitus als die vorhergehenden. Beide bilden nur kurzstämmige Zwerg- 
bäume mit breiter, zwei- und dreigablig verzweigter, reichbeblätterter 
Krone. Manihot heptaphylla wird noch etwas höher, 3—8 m hoch, hat 
schwarzbraune Rinde und schön purpurne Zweige und Blattstiele mit 
meist siebenteiligen, dunkelgrünen Blättern. 

Es ist ausschließlich das rechte Ufer des Rio Säo Francisco, wo 
Manihot heptapylla von 9!/, bis 121/, Grad südlicher Breite, besonders 
in den dortigen Gebirgen wie Serra do Encaibro, Serra do Tombador, 
Sera do Assuruä und anderen vorkommt. 


Manihot piauhyensis Ule n. sp. 

Petioli limbum fere aequantes, limbus profunde 5 partitus; laciniae 
late obovatae vel oblongo-obovatae, apice rotundatae, coriaceo-membrana- 
ceae; racemi elongati, macranthi; bracteae flores superantes, integrae; 
flores extus intusque glabri; capsulae subglobosae, acutiusculae, manifeste 
subalato-costatae. 


BR 


Diese Art steht der vorigen nahe, bildet aber etwas niedrigere 
Bäumchen von 2 bis 5 m Höhe und besitzt fünfteilige Blätter mit breite- 
ren Zipfeln. Auch die Blütentrauben sind länger und die Früchte sind 
kantig geflügelt. 

Das Verbreitungsgebiet von Manihot piauhyensis dehnt sich über den 
Siidosten von Piauhy längs der Grenze von Bahia, etwa vom 8. bis 10. Grad 
südlicher Breite, aus. Dort wächst sie in den meist niederen Gebirgszügen, 
welche sich bis in den Süden von Cearä erstrecken. 

Die Erntemethode des Kautschaks ist bei diesen drei Manihot- 
Arten eine andere als bei Manihot Glaziovii Müll. Arg, da ihr Wachs- 
tum und die Beschaffenheit der Rinde auch verschieden sind. 

Bei Manihot dichotoma wird der Stamm mit einem an der Spitze 
sekrümmten oder abgerundeten Messer in Schlangenlinie angeschnitten, 
und am Ende der Schnittwunde bringt man einen kleinen Blechbecher an, 
in den die Kautschukmilch läuft. Sobald nun diese Milch in Gefäße 
gesammelt ist, beginnt sie schon von selbst zu gerinnen und wird mit 
der Hand in Ballen geformt, die meist in Walzen gepreßt und dann 
gut getrocknet werden. Bei sorgfältiger Ausführung des Schnittes ver- 
narben die Wunden nach einiger Zeit, und der Baum kann von neuem 
angezapft werden, sodaß von einem Baume dreimal und unter günstigen 
Bedingungen sogar bis zehnmal Kautschuk geerntet werden kann. 

Die Kautschukgewinnung bei den beiden anderen Arten, Manihot 
piauhyensis und heptaphylla stimmt im allgemeinen überein, weicht aber 
von der vorigen ab. Man hat hier gefunden, daß der kürzere Stamm 
und die wohl auch etwas härtere Rinde nicht recht zum Anschneiden 
geeignet sind und so behandelt auch wenig Milch geben, dagegen hat 
sich das Anritzen unmittelbar über der Wurzel als sehr ergiebig erwiesen. 

Zu diesem Zwecke wird an der einen Seite am Grunde des Stammes 
eine Vertiefung durch Herausnehmen der Erde angebracht und über 
derselben, also etwa über dem Wurzelhals, der Manigoba-Baum mit 
einem an der Spitze abgerundetem Messer geritzt. Die Kautschukmilch 
fließt nun in das gegrabene Loch und gerinnt daselbst, worauf sie von 
dem Kautschuksammler nach ein oder zwei Tagen gesammelt wird. 

Das Gewicht von den erhaltenen Kautschukfladen, d. h. also dem 
Ergebnisse einer einmaligen Anzapfung, schwankt gewöhnlich zwischen 
10 und 100 Gramm. 

In Piauhy ist die Art der Kautschukgewinnung der Manigoba der am 
Amazonenstrom üblichen von Hevea brasiliensis Müll. Arg. angepaßt, 
indem sogenannte Estradas, primitive Pfade, angelegt werden, auf welchen 
man 300 bis 1000 Bäume erreichen kann. Nun zapft ein Seringueiro 
pro Tag ungefähr 200 Bäume an. Es wird so eingerichtet, daß jeder 
Baum nicht öfter als zweimal in der Woche an die Reihe kommt und wenn 
man eine Ruheperiode annimmt, so wird er bis 50 Mal im Jahre angezapft. 


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Von Manihot dichotoma gibt es nur jüngere Pflanzungen, von 
denen die ersten jetzt anzapfungsfähig sind, dagegen werden von den zwei 
anderen Arten, die schon länger bekannt sind, genügend Kautschuk auf 
den Markt gebracht. 

In den recht primitiv angelegten Pflanzungen werden die Samen 
an Ort und Stelle in Abständen und in Reihen von 2 Meter Entfernung 
in den Boden gesteckt. Es kommen also auf dem Hektar fast 2500 
Bäume zu stehen, zwischen denen im ersten Jahr andere Kulturen 
betrieben werden können. Bei Manihot piauhyensis können im dritten 
Jahre, bei den beiden anderen Arten im vierten die Bäume angezapft 
werden. Der Kautschukertrag eines Baumes im Jahre läßt sich bei 
Manihot diehotoma, so lange die Methode nicht verbessert ist, nur auf 
100 bis 250 Gramm berechnen und ergibt mithin 200 bis 300 Kilo für 
den Hektar. Bei Manihot piauhyensis und heptaphylla läßt sich der 
jährliche Kautschukertrag auf 500 g bis 1 Kilo schätzen, welcher 
ungefähr einer Tonne für den Hektar entspricht. 

Der Wert der drei Kautschuksorten ist nach dem Gutachten eines 
Sachverständigen in folgender Weise nach dem heutigen Marktpreis 
(28. Oktober) pro Kilo abgeschätzt worden. Manihot heptapylla 6 bis 
61/, M, M. piauhyensis 7'/, M und von M. dichotoma 8 bis 8!/, M, zu 
einer Zeit, wo der Wert des Para-Kautschuks auf 9 M stand. 

Plantagen von Manihot Glaziovii bestehen teils in Brasilien, teils 
in Indien und Afrika schon seit langer Zeit und haben sich als mehr 
oder weniger gewinnbringend erwiesen. In einigen Gegenden ist die 
Kultur dieser Manihot Glaziovii verschiedener Mängel wegen als nicht 
lohnend aufgegeben worden. Solehe Mängel sind die Windbrüchigkeit 
alleinstehender Bäume, die harte, schwer zu durchschneidende Rinde und 
die Schäden, welche dureh unvorsichtiges Anzapfen verursacht werden. 

Die drei Manihot-Arten aus Bahia und Piauhy haben nun den 
Vorzug, daß sie die erwähnten Mängel nicht oder weniger besitzen und 
daß sie zum Teil weit höhere Erträge liefern als Manihot Glaziovii. 

Während der Kautschukertrag eines mit Manihot Glaziovii be- 
pflanzten Hektars auf 300 Kilo berechnet wird, läßt sich derjenige von 
Manihot piauhyensis und heptaphylla in geeigneten Ländereien auf 
1000 Kilo schätzen. Ein solcher Ertrag übertrifft selbst noch den von 
Hevea brasiliensis Müll. Arg. 

Wenn nun auch die Kulturen von Hevea brasiliensis in den üppigen 
Tropengegendeu für die Kautschuk-Produktion zweifellos die größte 
Bedeutung erlangen werden, so ist doch anderseits Manihot heptaphylla 
und Manihot piauhyensis für trockene, weniger fruchtbare Länderstriche 
als die Kautschukpflanze der Zukunft anzusehen. 

Ausführlicheres wird im nächsten Notizblatt mit einer Karte und 
fünf Tafeln gebracht werden. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 4la. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1908. 


E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschuk- 
handel in Bahia. 


Mit 2 Figuren im Text, 3 Tafeln und einer Karte. 


Vorwort. 

I. Einleitung. 

II. Bahia und seine Vegetation. 
III. Gebiet der verschiedenen Kautschukpflanzen. 
IV. Diagnosen der neuen Manihot-Arten. 

V. Ernte und Ertrag des Kautschuks. 
‚VI. Landes- und Bevölkerungsverhältnisse. 
VII. Anpflanzungen von Manigoba. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


%* 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1908. 
Preis 3 Mk. 


= 


FR: 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 41a. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1908. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia, 
Von 
E. Ule. 
(Mit 2 Figuren im Text, 3 Tafeln und einer Karte.) 


Vorwort. 


Die hier folgenden Ausführungen über Kautschukgewinnung sind 
das Ergebnis einer Reise, die von mir im Auftrage des Bahia-Kautschuk- 
Syndikates zu Leipzig unternommen worden ist. In erster Linie hatte 
ich den Auftrag erhalten, Ländereien, welche in der Gegend zwischen 
Serrinha und Sure gelegen sind und einem Herrn Carvalho do Passo 
gehörten, in bezug auf die dort wild vorkommenden Kautschukpflanzen 
zu prüfen. Leider konnte ich die viel verheißenden Angaben des Be- 
sitzers nicht ganz bestätigen, da der Zustand der Mangabeira-(Hancornia)- 
Bestände ein derartiger war, daß sie wohl in den ersten Jahren einen 
reichen Kautschukertrag erwaren ließen, nicht aber einen solchen für 
die Zukunft sicherten. 

Es mußte infolgedessen Umschau nach geeigneten Kulturpflanzen 
für Kautschuk gehalten werden und da ergab es sich, daß die in 
Bahia selbst wachsenden Manihot-Arten als solche in «erster Linie in 
Betracht kämen, 

Um über den Wert und die Behandlung dieser noch unbeschriebenen 
Kautschukpflanzen Aufschluß zu erlangen, reiste ich dann im Auftrage 

2 


EN 


der Gesellschaft in verschiedene Gebiete, wo dieselben wild wuchsen, und 
kehrte mit recht günstigen Ergebnissen zurück, da ich feststellen konnte, 
daß die dortigen Manihot-Arten sich sowohl für die Kultur eigneten 
als auch einen reichen Ertrag an Kautschuk gaben. 

Bei dieser Gelegenheit sehe ich mich auch veranlaßt, das Wohl- 
wollen, welches meinen Bestrebungen von vielen Seiten entgegengebracht 
wurde, und die Unterstützung, die diese überall erfahren haben, hier 
pflichtschuldigst anzuerkennen. Ganz besonders danke ich für das 
liebenswürdige Entgegenkommen dem deutschen Konsul, Herrn Dr. von 
der Heyde, und dem Herrn von der Linde, der mich mit Empfehlungen 
nach dem Innern versah. 

In gleicher Weise bat mir auch die Regierung von Bahia durch 
den Governador, Dr. Mariellino do Souza, und seinen Sekretär ihre Hilfe 
zuteil werden lassen, denen ich hier gleichfalls meinen Dank ausdrücke. 

Vielfach habe ich auch im Innern von Bahia und Piauhy gastliche 
Aufnahme gefunden und gedenke der freundlichen Gastgeber, die ich 
hier nicht alle nennen kann. 

Es wird mit eine besondere Genugtuung gewähren, wenn meine 
Forschungen zum Gedeihen der Gesellschaft und damit auch zum Fort- 
schritt und zur Entwicklung Bahias beitragen können. 


I. Einleitung. 


Unter allen Kautschuk produzierenden Ländern nimmt Brasilien 
die erste Stelle ein. In erster Linie sind es die unermeßlichen Be- 
stände von Hevea und einigen anderen Kautschukpflanzen am Ama- 
zonenstrome, die den meisten und besten Kautschuk liefern. Dann 
wird auch von einer Apocynacee, Hancornia speciosa Gom., und 
der Euphorbiaceen-Gattung Manihot im Innern und Nordosten dieses 
Landes ein wertvoller Kautschuk gewonnen. 

Bisher kannte man hauptsächlich nur eine Art von Manihot 
welche Kautschuk liefert, nämlich M. Glaziovii Müll. Arg. aus dem 
brasilianischen Staate Cearä; bis vor einigen Jahren durch Loefgreen, 
Direktor des Botanischen Gartens zu Säo Paulo, eine zweite Art, 
Manihot violacea Müll. Arg., bekannt wurde, deren Kautschuk der 
ersteren an Güte nicht nachstehen sollte. 

Diese neue Kautschukpflanze hat indessen nirgends Bedeutung er- 
langt, denn es ist ein krautartiges Gewächs, dessen Kautschukertrag 
weder in der freien Natur noch in der Kultur lohnend ist. 

Aber wie es in der Kautschukfrage so oft ergeht, werden Dinge 
von wenig Bedeutung übermäßig gepriesen und wirklich wichtige Tat- 
sachen übersehen. 


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Schon seit Jahren ist man auf die stetig zunehmende Kautschuk- 
ausfuhr des brasilianischen Staates Bahia aufmerksam geworden, so 
daß auch die deutschen Konsuln aus eigener Initiative die Ursachen 
dieser Erscheinung verfolgten. 

Diese Vermehrung der Kautschukproduktion ist aber nicht auf 
Rechnung des immer mehr abnehmenden Ertrages von Hancornia speciosa 
Gom., der Mangabeira, zu setzen, sondern rührt vielmehr von Manihot, 
der Manigoba, her, die man bisher lediglich für Manihot Glaziovii hielt. 

Als ich im Juli 1906 im Auftrage des Bahia-Kautschuk-Syndikates 
zu Leipzig nach Bahia kam und näheres tiber die Kautschukbestände 
von Manihot erfuhr, da wurde es mir sogleich klar, daß man es hier 
mit verschiedenen Manihot-Arten zu tun habe. Mehrere Reisen 
ins Innere von Bahia haben nun meine Vermutung aufs glänzendste 
bestätigt und wertvolle Ergebnisse gezeitigt. 

Zuerst besuchte ich im August die Gegend zwischen Serrinha und 
Soure im Nordosten Bahias, auf deren Erforschung das erwähnte 
Syndikat besonderen Wert gelegt hatte, 

Dort kommt keine Kautschuk-Manihot vor, wohl aber ist Hancornia 
speciosa in den dortigen Baumsteppen sehr verbreitet. 

Am 13. September fuhr ich sodann mit einem kleinen Dampfer 
nach Cachoeira und von dem am anderen Ufer des Flusses liegenden 
Säo Felix mit der Eisenbahn nach Tambury, woselbst ich zuerst eine 
wilde Manihot antraf, die entschieden von Manihot Glaziovii Müll. Arg. 
verschieden war. 

Da in der Gegend noch große Trockenheit herrschte, die bota- 
nischen Studien ungünstig war, so verlegte ich meinen ersten Aufent- 
halt zirka 60 Kilometer weiter in das 1000 m tiber dem Meere gelegene 
Maracäs. Von dort reiste ich Anfang Oktober nach dem 30 Kilometer 
entfernten Calderäo, einem kleinen Ort, der von Beständen derselben 
Kautschuk liefernden Manihot-Art umgeben war. Herrschte auch hier 
große Trockenheit, so fielen doch bald die ersten Regen nieder und 
verwandelten die dürre Catinga, Dornbuschsteppe, in eine grüne und 
blühende Frühlingsgegend. 

Ich reiste auf demselben Wege zurück, nachdem ich noch die 
Serra do Sincor& bestiegen hatte, und langte im November wieder in 
Bahia an. 

Die besuchte Gegend liegt mehr im Südosten Bahias. Es sollte 
aber am gewaltigen Rio Säo Franeisco, tief im Innern des Staates, 
noch eine andere Manihot-Art vorkommen, von der bedeutende Mengen 
Kautschuk auf den Markt kamen. 

Um diese Gebiete kennen zu lernen, bereitete ich eine dritte Reise 
vor und reiste am 12. Dezember mit der Eisenbahn von Bahia ab. 


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Nachdem ich mich in dem Städtchen Alagoinhas, woselbst ich Infor- 
mationen empfing, aufgehalten hatte, langte ich nach drei Tagen in 
Joazeiro am Rio Säo Francisco an. Diese Stadt, die in einer Ebene 
liegt, hat ungefähr 20000 Einwohner und ist der wichtigste Punkt für 
den Handel auf dem Rio Säo Franeisco und nach dem Innern. Im 
vorigen Jahre hatte die Stadt durch eine ausnahmsweise hohe Über- 
schwemmung des Flusses bedeutend gelitten, und noch jetzt waren viele 
eingefallene Häuser zu sehen. Der Rio Säo Franeisco kann nur auf- 
wärts von Joazeiro mit Dampfern befahren werden und ist zirka 
1300 Kilometer weit bis in den Staat Minas Geraes hinein, bei Pira- 
pora, schiffbar. Vier- oder fünfmal im Monat vermitteln kleine Dampfer, 
die zum Teil auch einige Nebenflüsse hinaufgehen, den Verkehr auf 
dem Flusse. 

Am andern Tage konnte ich sogleich einen Flußdampfer benntzen, 
welcher mich in zwei weiteren Tagen, zwischen Gebirgszügen und 
flachen, mit Wachspalmen, Copernicia cerifera Mart., bestandenen Ufern 
dahinfahrend, nach Remanso brachte. Dieser Flecken betreibt einen 
lebhaften Handel und ist namentlich wichtig für die Kautschukausfuhr., 

Ich war von dem Handelshause von der Linde & Co. in Bahia 
an ihren Vertreter in Remanso, den Herrn Coronel Joäo Rodriguez de 
Souza, empfohlen worden und wurde von demselben bestens aufge- 
nommen. Dieser Herr vermittelte den Kautschukhandel für von der 
Linde und besaß selbst eine größere Manigoba-Pflanzung, die ich zu 
"besichtigen Gelegenheit hatte. 

Es stellte sich nun heraus, daß es im Innern Bahias zweierlei, 
wenn auch nahestehende Manihot-Arten, welche Kautschuk liefern, gibt. 

Die eine wächst auf den Gebirgen am rechten Ufer des Rio Säo 
Franeisco und die andere kommt nur sehr weit vom linken Ufer ent- 
fernt, und wohl hauptsächlich nur im benachbarten Staate Piauhy vor. 
Letztere scheint die bessere Art zu sein, welche ich nun auch an ihrem 
natürlichen Standorte kennen zu lernen wüuschte. 

Es wurde zu dem Zwecke eine kleine Truppe mit Maultieren aus- 
gerüstet, die ein Führer leitete, und als erster Zielpunkt war das 
Städtehen Säo Raimundo gewählt worden, das ungefähr 150 Kilometer 
von Remanso entfernt ist. 

Der Weg, der durch mehr oder weniger offene oder geschlossene 
Strauch- und Baumsteppe dahinführte, wurde in drei Tagen zurück- 
gelegt; wobei oft in der Nacht geritten wurde, um die Tageshitze 
möglichst zu vermeiden. Das Gelände war ziemlich eben und wurde 
immer einförmiger, bis man in der Ferne die steilen Abhänge eines 
Sandsteingebirges erblickte. Hier lag im Tale, von Hügeln umgeben, 
das Städtchen Säo Raimundo. Ich war an einen Apotheker, Jos& Antunes 


Erz 


Piauhylino de Moura, empfohlen worden, der mir bei der ersten Unter- 
kunft und zur Vorbereitung der Weiterreise behilflich war. 


Piauhy ist ein ärmerer Staat, der etwas kleiner als Bahia ist, und 
dessen friedliche Bevölkerung sich hauptsächlich von Viehzucht nährt. 
In neuerer Zeit hat die aufblühende Kautschukgewinnung mehr Geld 
aber auch Raub, Zank und Streit in das Land gebracht. 


Obgleich nun schon etwa zehn Kilometer hinter der Stadt das 
Gebirge beginnt, wo die Kautschuk-Manihot wachsen; so hielt ich es 
jedoch ftir besser, um einen guten Einblick in die Kautschukverhält- 
nisse zu erlangen, weiter vorzudringen und erst zirka 70 Kilometer 
weit, in der Serra Branca, an einer Wasserstelle Station zu machen. 


Es wurden wieder Maultiere gemietet und zwei Leute engagiert, 
denn die früheren waren bei der Ankunft in Säo Raimundo entlassen 
worden. Auf dieser Reise traf ich überall am Wege Manigoba-Bäume, 
die besonders zahlreich an unserem Rastort in der Serra Branca waren. 
Hier, wo es auch Wasser gab, das aus einigen Grotten hervorquoll, hatten 
sich viele Seringueiros, Kautschuksammler, häuslich eingerichtet. Die 
weiter im Innern arbeitenden Seringueiros müssen sich ihr Wasser ent- 
weder von der Serra Branca oder aus der Umgegend von Säo Raimundo 
holen, denn Wassermangel herrscht in den meisten Gegenden, wo 
Manigoba-Bäume wachsen. 


Nach einem Aufenthalt von im ganzen acht Tagen kehrte ich nach 
Sao Raimundo zurück und nahm noch die Einladung zur Besichtigung 
der Kautschukbestände in der Serra Nova an, die weniger weit ent- 
fernt war. Von besonderem Wert waren hier die Einblicke, welche 
ich über die Ertragsfähigkeit der Manigoba erlangte. Endlich kam ich 
am 20. Januar wieder in Remanso an und beabsichtigte nun auch die 
Bestände der Manihot-Art vom rechten Ufer zu besuchen. 


Ich fuhr zunächst mit einem kleinen Dampfer den Fluß bis Chique- 
Chique hinauf. Hier wurden wieder Maultiere und Begleitung besorgt 
und dann trat ich die Reise in die 60 Kilometer weit entfernte Serra 
do Säo Ignacio an, 

Zuerst kommt man durch eine dichtere Buschsteppe, die allmählich 
sich in eine offenere Baumsteppe auflöst. 

Vereinzelt findet sich hier Copernicia cerifera Mart., die immer 
zahlreicher wird und zuletzt ausgedehnte Bestände bilde. Nachdem 
man noch an einigen Seen vorbeigekommen ist, gelangt man in ein 
Sandsteingebirge, das unten von der Vegetation der Baumsteppen be- 
herrscht ist, die in der Höhe mehr durch eine besondere Felsenflora er- 
setzt wird. Mitten in dieser Felsenlandschaft liegt die kleine Gemeinde 
von Säo Ignacio, an der ein kleiner Bach vorbeifließt. 


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In den Baumsteppen findet man vielfach die Mangabeira, Hancor- 
nia speciosa, welche oft in schönen Beständen auftritt. Zuweilen dicht neben 
dieser Kautschukpflanze, aber schon mehr in der Felsenformation, trifft 
man eine Manihot-Art (Manigoba) an, welche sich daher als echte Gebirgs- 
pflanze verrät. Es war mir auch hier vergönnt, eine größere Pflanzung 
dieser Kautschukpflanze kennen zu lernen. 

Nach etwa acht Tagen kehrte ich nach Chique Chique zurück um 
einen Dampfer zu erwarten, mit dem ich den Fluß hinunterfahren konnte. 


Der Rio Säo Franeisco war inzwischen bedenklich gestiegen, so 
daß die unteren Stadtteile geräumt werden mußten. Da wieder eine 
solche Katastrophe, wie sie im vorhergehenden Jahre stattgefunden 
hatte, befürchtet wurde, so beschleunigte ich meine Rückreise, 


Glücklicherweise sind diese Befürchtungen nicht eingetroffen, denn 
die Gewässer des Rio Säo Franeisco sind bald darauf wieder gefallen. 


II. Bahia und seine Vegetation. 


Der Staat Bahia erstreckt sich vom 9. bis 18. südlichen Breiten- 
grad und besitzt einen Flächenraum von ca. 430000 [_]- Kilometer. 

Er wird in seinem westlichen Teile von einem großen Fluß, dem 
Rio Säo Franeiseco durchflossen, der im Norden die Grenze mit dem 
Staate Pernambuco bildet, bis er sich zwischen den kleinen Staaten 
Sergipe und Alagoas ins Meer ergießt. In ihn münden eine Anzahl 
Nebenflüsse, und außerdem durchfließen größere und kleinere Flüsse den 
Osten des Staates bis zum Meere. Gebirge bis über 1600 m Höhe, die 
auch manche Mineralschätze, wie Gold und Diamanten, bergen, durch- 
ziehen Bahia in verschiedenen Richtungen. 


Das Klima ist ein recht verschiedenes, denn an der Küste herrscht 
ein heiß-feuchtes mit einer mittleren Temperatur von ca. 24° Cels. Hier 
befindet sich auch das Gebiet der Winterregen. Das im Innern gleich- 
falls heiße Klima ist aber mit größerer Trockenheit und mehr Extremen 
verbunden und die Niederschläge finden meist nur im Sommer statt. 
In höheren Lagen, wo die Feuchtigkeit zunimmt, sinkt auch während 
des Winters die Temperatur erheblich, oft auf wenige Grad über Null. 


Üppige, tropische Regenwälder breiten sich im Südosten des Staates 
aus, und ebenso gibt es im Westen nach der Grenze von Goyaz zu 
größere Waldbestände, die jedoch schon etwas trockener sind und einen 
mehr mesophilen Charakter tragen. 


Das ganze Innere von Bahia ist nun meist nicht mit eigentlichem 
Wald bedeckt, sondern wird von mehr oder weniger offenen Steppen 


= we 


oder von einer strauch- und baumartigen Vegetation niederen und lockeren 
Wuchses eingenommen. 

Die für den südlicheren Staat Minas Geraes so charakteristischen und 
dort vorherrschenden Campos geraes oder Steppen durchziehen an ver- 
schiedenen Stellen das Innere von Bahia, wie sie ja auch in das 
Amazonasgebiet und darüber hinaus vordringen, 

Es sind grasreiche Flächen, mit zerstreut oder in Gruppen stehenden 
Bäumchen oder kleinen Bäumen bedeckt, zwischen denen auch hier und 
dort Halbsträucher und Sträucher wachsen. Da die Landschaft den 
Eindruck eines verwilderten Obstgartens macht, so wird sie auch Obst- 
gartensteppe genannt. Es ist eine gewisse Geuossenschaft von Pflanzen, 
von denen sich ein Teil überall wieder zusammenfindet, welche diese 
Formation charakterisiert. 

Von solehen Charakterpflanzen fanden sich in den an Arten ärmeren 
Campos geraes von Bahia folgende: Plumeria drastica Mart. (Apocynacee), 
ein Baum von 5 bis 12 m Höhe, mit rissiger Rinde und, nach Art unserer 
Gummibäume, großen lederartigen Blättern; sie wird auch Janaüba oder 
Tiborna genannt und gibt eine weiße Milch, die als Heilmittel ver- 
wendet wird. Luehea paniculata Mart. (Tiliacee), Byrsonima sp. (Malpi- 
pbiacee), Curatella americana L. (Dilleniacee) mit rauhen Blättern; Chry- 
sophyllum sp. (Sapotacee) mit unterseits rostroten, fast goldartigen Blättern, 
und Hancornia speciosa Gom., der alsMangabeira bekannte Kautschukbaum. 

Die meisten dieser mehr oder weniger kleinen Bäume haben rissige 
Rinde, einen knorrigen Wuchs der Äste und Zweige und tragen meist 
ganzrandiges, lederartiges, oft filziges Laub. Die Gräser, zwischen 
denen oft kleine Sträucher, Halbsträucher und Kräuter stehen, finden 
sich meist in Büscheln, seltener in geschlossenen Rasen, in denen 
Andropogon-Arten vorherrschen. 

In höheren Lagen treten noch andere Pflanzen hinzu wie besonders 
Vochysiaceen, so die Gattung Vochysia mit ihren leuchtend gelben, 
großen Blütenrispen und großen, lederartigen Blättern und Quaba mit 
unscheinbareren Blüten und kleineren Blättern. Die sich hier an- 
schließenden höheren Gebirge zeichnen sich dann durch Velloziaceen, 
strauchartige Gewächse mit Lilienblüten, die heidekrautartigen Melasto- 
mataceen und viele andere kleine Sträucher und Kräuter aus. 

Zwischen dieser Formation tritt schon im Süden des Staates fast 
unvermittelt eine andere auf, die sich durch in der trockenen Jahreszeit 
laubabwerfende Gehölze auszeichnet und die Catinga genannt wird. 

Von der Ferne erscheint diese Catinga wie ein niederer, dürrer 
Wald, aus dem zerstreut die höheren Kronen einzelner Bäume und aus 
dem dichten Gesträuch Säuleneactus, Cereus, hervorragen. Durch die 
laubabwerfenden Gehölze, das dichtere, mit Dornengewächsen, wie 


2 


Cactaceen, durchsetzte Gesträuch und das Zurücktreten der Gräser 
unterscheidet sich diese Formation von der Obstgartensteppe. 

Überall, wo die Catinga auftritt, ist das Klima ein trockenes, und 
herrscht Mangel an fließenden Gewässern, so daß Menschen und Vieh 
auf die zerstreut liegenden Wasserstellen angewiesen sind. Vom April 
bis in den Otober regnet es in der Regel überhaupt nicht, und in den 
übrigen Monaten bleiben zuweilen auch die Niederschläge aus, wodurch 
dann Mangel und selbst Hungersnot auftreten. 

In der trockenen Jahreszeit, wenn die meisten Bäume und Sträucher 
ohne Blätter dastehen, und auf dem Boden alles verwelkt und ver- 
dorrt ist, macht die Catinga einen trostlosen Eindruck. Die wenigen 
Gewächse, die grün bleiben, wie die kleine Palme Cocos coronata Mart., 
Capparis Yco Mart., Cactaceen und Bromeliaceen, besitzen ein mehr 
graues oder braunes Grün. Erst wenn im Oktober die ersten Regen 
fallen, dann kleidet sich auch die Natur in ein frisches Grün und über- 
all beginnen Bäume, Sträucher und Kräuter zu blühen. 

Die Bäume in der Catinga erreichen selten eine Höhe tiber 15 m; 
sie stehen auch nie so eng zusammen und sind nie so dichtlaubig wie 
im tropischen Regenwald. Recht zahlreich sind die Legnminosen ver- 
treten wie Arten von Pitheeolobium, Machaerium, Piptadenia, Platymiscium 
und andere, von denen besonders einige bis in den November ohne 
Laub dastehen. Oft sind sie dieht bewachsen mit verschiedenen 
Tillandsien, von denen Tillandsia usneoides L. in langen Schleiern 
herabhängt. 

Eigentümlich sind verschiedene Bäume, welche eine flache, dicht 
über dem Boden ausgebreitete Krone besitzen, wie sie sich besonders 
bei Spondias lutea L., einer Anacardiacee, zeigt. Sie wird Imbuseiro ge- 
nannt und liefert wohlschmeckende, etwas säuerliche Früchte von der 
Gestalt einer Reineclaude. Ihr habituell sehr ähnlich ist Bursera lepto- 
phloeos Mart., die deshalb auch Imburana genannt wird. Ein häufiger 
Baum ist ferner Zizyphus Joazeiro Mart., eine Rhamnacee, mit etwas 
höherer, gewölbter Krone, die dichtes, ulmenartiges Laub trägt. Ver- 
hältnismäßig stark ist bei vielen Gewächsen, man mag nur an die zahl- 
reichen Kakteen denken, der Stamm entwickelt. Ganz besonders ist 
dies der Fall bei einigen Bombaceen, die deshalb auch Barriguda, das 
ist Dickbauch, genannt werden, und von denen Cavanillesia arborea K.Sch. 
durch den oben und unten verjüngten, tonnenförmig angeschwollenen 
Stamm, der mit korkiger Rinde versehen ist, auffällt. Sie blüht in der 
trockenen Jahreszeit und entwickelt die großen purpurnen Flügelfrüchte 
noch vor der Belaubung. 

Unter kleineren Bäumen sind Cocos coronata Mart. und Manihot- 
Arten zu erwähnen, von denen eine Art Kautschuk liefert. Von den 


ı, - 


Sträuchern fällt Capparis Yco Mart. mit großen lederartigen, unterseits 
gelb-filzigen Blättern auf, die auch im Winter grün bleibt, dann Jatropha- 
Arten, deren Blätter wie Urlica beim Berühren brennende Entzündungen 
erzeugen. 

Zahlreich sind auch die verschiedenen Kakteen, unter denen Säulen- 
kaktus, Cereus-Arten, oft recht hoch werden. Die Kakteenform ahmt 
auch eine Zuphorbia, nämlich Eu. phosphorea Mart., mit blattlosen, kantigen 
Gliedern nach, die nach Arten der Spreizklimmer oft dichte Büsche bildet 
und unter dem Namen Cunanan bekannt ist, 

Den Boden bedecken außer mancherlei Kräutern oft gesellig 
wachsende Bromeliaceen wie Hohenbergia Catingae Ule, Bromelia sp., 
Gravisia eeudans Mez. und Neoglaziovia variegata Mez.!). Von letzterer und 
anderen werden auch dauerhafte Stricke und andere Flechtwerke ver- 
fertigt. 

Fast alle die tonangebenden Pflanzen kommen nicht in den Obst- 
gartensteppen vor und die Charakterpflanzen dieser mangeln wieder 
den Catingas. Auffällig ist hier auch das gänzliche Fehlen der Melasto- 
mataceen und das spärliche Vorhandensein von Gräsern und Kompositen. 


In Höhen über 800 m tiber dem Meere hört die Catinga auf und 
wird hier durch einen dicht verschlungenen Buschwald, der Carrasco 
genannt wird, ersetzt. Viele Elemente der Catinga gehen in die Carrascos 
über, doch bestehen dieselben schon aus einigen immergrünen Gewächsen 
und vermitteln den Übergang zu den Obstgartensteppen. 

In ihrer typischen Form tritt die Catinga im Südosten des Staates 
Bahia auf, von da nach Norden, zum Beispiel zwischen Serrinha und 
Soure, wird sie buschiger und noch mehr von Säulenkaktus durchsetzt. 


Nach und nach verschwinden auch einige Charakterpflanzen und 
andere treten dafür auf. Ganz besonders ändert sich die Catinga, wenn 
wir den Höhenzug, welcher Bahia in einen östlicheu und einen west- 
lichen Teil scheidet, überschreiten und uns dem Rio Säo Francisco nähern, 


Von der sonst reichen Epiphytenflora in der Catinga bemerkt man 
hier nichts mehr, ebenso hören viele Cereus-Arten auf und nur der 
dornige Cereus setosus Gürke, der dicht über dem Boden kandelaber- 
artig verzweigt ist und Chique Chique genannt wird, findet sich mit 
einigen kleineren auch hier, 

Diese westliche Catinga nähert sich schon mehr gewissen Formen 
der Obstgartensteppe, wenn die Bestandteile, aus welcher sie sich zu- 
sammensetzen, auch meist ihr zugezählt werden müssen. Eine für diese 


!) Diese Bromeliacee vertritt hier ungefähr die Stelle der an ähnlichen Lo- 
kalitäten wachsenden Sansevieria Afrikas und kann vielleicht auch wie diese als 
Gespinstpflanze gebaut werden. 


— 141 — 


Catinga charakteristische Jatropha ist die baumartige J. phyllacantha 
Müll. Arg. mit Blättern, die dem Ilex aguifolium L. ähneln. Sie kommt in 
Gegenden vorherrschend vor, die schon mehr den Einflüssen der Kultur 
unterworfen sind, und bildet dort sogar, zuweilen mit Croton-Gesträuch, 
vereint die einzige Vegetation. 

Am Rio Säo Franeisco treten vielfach sogenannte Taboleiros auf, 
das sind blumenreiche, aber grasarme Flächen, deren Pflanzen meist 
dicht dem Boden angedrückt sind und wo die Holzgewächse mehr zurück- 
treten. In derselben Gegend finden sich die mit Wachspalmen Coper. 
nicia cerifera Mart. bestandenen Gebiete. Letztere Formationen ähneln 
schon mehr den Obstgartensteppen, schließen sich aber besser als be- 
sondere Formationen den Catingas an. 


Auf den felsigen Gebirgen, welche keine höhere Erhebung erlangen, 
verliert sich die Catinga und eine mehr strauchartige Vegetation greift 
Platz. Es finden sich hier teils mancherlei Pflanzen aus der Obst- 
gartensteppe oder Verwandte derselben, teils dringen aber Bestandteile 
aus der echten Catinga bis hierher vor. Im allgemeinen trägt die Flora 
hier einen besonderen Charakter, weshalb sie besser als eigene Formation 
anzusehen ist, als die der Bergsträucher des trockenen Nordens. 


Zwischen und auf den kahlen und trockenen Felsen wächst nur 
eine spärliche, doch recht charakteristische Vegetation wie die alo&- 
artige Bromeliacee Encholirion spectabile Mart., Vellozien und viele Kakteen 
wie Cereus, Cephalocereus und Melocaetus. 


Durch alle diese wohl unterschiedenen oft wechselnden Formationen, 
die oft schroffe Gegensätze bilden, besitzt Bahia trotz der großen 
Trockenheit vieler Gebiete doch eine reiche und interessante Flora- 
Ein Studium dieser Formationen wird uns auch mit den Bedingungen 
bekannt machen, in denen die verschiedenen Kautschukpflanzen vor- 
kommen und gedeihen, 


II. Gebiet der verschiedenen Kautschukpflanzen. 


Mangabeira, Hancornia speciosa Gom. 


Es ist dies ein kleiner Baum aus der Familie der Apocynaceen, 
von meist 2—3 m, selten bis 5 m Höhe, dunkler, rissiger Rinde, 
knorrigen Ästen und dünnen, verlängerten, oft etwas hängenden Zweigen. 
Die kleinen verkehrt eiförmigen oder oblongen Blätter sind gegen- 
ständig und die Blütenrispen, mit weißen Blüten, entwickeln sich am 
Ende der Zweige. Die Früchte gleichen etwa kleinen Pfirsichen und 
bilden ein beliebtes Obst. Am meisten erinnern die kleinen Mangabeira- 


Zu) 


Bäume an Pfirsichbäume oder Zwergkirschbäume. Sie sind wie die 
meisten Gehölze der Obstgartensteppe das ganze Jahr grün, blühen im 
Oktober und November und reifen im Dezember oder Januar ihre 
Früchte. 

Vereinzelt stehen die Mangabeira- Bäume oder Bäumchen mit anderen 
Bäumen und Sträuchern abwechselnd, oft viele Hunderte von Metern 
auseinander, bald näher zusammenrückend, und kleine Gruppen bildend. 
Am besten scheinen sie sich in den Gebirgen, selbst in Höhen bis über 
1000 Meter, zu entwickeln, so traf ich in der Serra do Säo Ignacio, im 
Gebiet des Rio Säo Francisco, besonders viele starke Bäume, die sich 
zu kleinen Hainen zusammenschlossen. 

Die Mangabeira kommt im Staate Bahia wie auch anderwärts nur 
in den Campos oder sogenannten Obstgartensteppen vor. Solche Ge- 
genden finden sich zum Beispiel im Nordosten, im Westen und zum 
Teil im Süden des Staates, und außerdem gibt es kleinere Bestände 
zerstreut in dem ganzen Gebiete. Jedoch ist nicht in allen Gegenden, 
die zur Formation der Campos oder Obstgartensteppe gehören, auch 
immer Hancornia speciosa vorhanden. Vielmehr, wie die verschiedenen 
Leitpflanzen dieser Formation oft wechseln, fehlt sie auch zuweilen 
und meidet besonders die nicht mehr so typischen Gebiete derselben. 

Außer in dem Staate Bahia ist Hancornia speciosa besonders in 
den südlichen und östlichen Nachbarstaaten Minas-Geraes und Goyaz 
vertreten; desgleichen ist sie noch häufig in Matto Grosso, Säo Paulo 
und Paraguay. Weiter nach Norden werden die Gebiete, in denen 
sie vorkommt, spärlicher, doch dringt sie bis in die Hylaea und ist 
dann wieder im Norden derselben, in Venezuela, zu finden. Das Ver- 
breitungsgebiet der Mangabeira erstreckt sich also über einen großen 
Teil Südamerikas. 

Die Kautschukproduktion dieser Pflanze ist freilich wegen des 
üblichen Raubbaues keine sehr große und läßt sich nach den statisti- 
schen Angaben auf höchstens 600 bis 800 Tonnen pro Jahr schätzen, 
von denen auf Bahia allein etwa 120 bis 150 Tonnen kommen. 


Manicoba, Manihot-Arten. 


Von der Euphorbiaceen-Gattung Manihot sind gegenwärtig 82 Arten 
beschrieben, von denen 72 in Brasilien vorkommen und wozu dann noch 
sieben jetzt, von mir neu aufgestellte, zu zählen sind. Außerdem liegen in 
den Herbarien zahlreich unbeschriebene Species, so daß die Zahl der- 
selben bald über 100 betragen dürfte. Zeigen die Arten in der Form 
der Blätter und der Gestalt der Blüten und Frtichte mancherlei Ver- 
schiedenheiten, so weichen sie auch in ihrem Wuchs vielfach vonein- 
ander ab. 


Zn 


Einige sind kleine, oft niederliegende Kräuter, andere Stauden 
oder Halbsträucher, und selbst Bäumehen und Bäume kommen vor. 

Zu den baumartigen Manihot-Arten zählen auch diejenigen, welche 
als Kautschuklieferanten in Betracht kommen und die von der ein- 
heimischen Bevölkerung Manigoba genannt werden. 

Die Manigoba-Arten gehören zu verschiedenen Gruppen der Gattung 
Manihot und weisen außer in ihrem Bau auch Unterschiede im Kaut- 
schuk auf. 


Manihot Glaziovii Müll. Arg. 


Sie bildet einen mittelstarken Baum von 8—15 m Höhe und trägt 
schildförmige, große Blätter, welche in drei bis fünf, selten in sieben 
Zipfel gespalten sind. Manihot Glaziovii soll wild besonders in den 
nordöstlichen Staaten von Brasilien Rio Grande do Norte, Parahyba 
und dann in Cear& vorkommen. Sie wächst dort in den mit spärlichem 
Strauchwerk und kleinen Bäumen bedeckten Bergen des Innern, das 
durch seine Trockenheit bekannt ist, hier jedoch der höheren Lage 
wegen auch etwas feuchter sein mag. Nach Cearä soll diese Pflanze 
erst später eingeflihrt sein und da dieser Staat dem Welthandel leichter 
zugängig ist, so kommt der Kautschuk unter dem Namen Cearä-Kaut- 
schuk in den Handel. 

Meines Wissens ist Manihot Glaziovii nirgends in Bahia im großen 
angepflanzt, denn ich selbst habe nur einige, versuchsweise gezogene 
Exemplare gesehen. 

Die Kautschukproduktion dieser Art läßt sich jetzt in ganz Bra- 
silien auf noch über 700 Tonnen im Jahre schätzen, ist aber schwer 
festzustellen, weil dieser Kautschuk mit dem anderer Manihot-Arten oft 
verwechselt und zusammengerechnet wird. 


Manihot dichotoma Ule. (Manihot von Jequie.) 


Diese Art wird ein nicht ganz so hoher Baum, wie die vorige, 
dessen Höhe etwa zwischen 5 und 12 m schwankt. Der Wuchs der 
Krone ist weit gedrungener und meist zweigabelig, dicht verzweigt. 

Auch der Stamm wird nicht so dick wie bei der vorigen Art, und 
die Rinde ist dünner und heller, obwohl es auch eine dunklere Varietät 
gibt. Die Blätter von Manihot dichotoma sind fingerförmig und nur in 
der Jugend ebenfalls schildförmig. An den Blattzipfeln treten bald 
mehr oder weniger leierförmige Einbuchtungen auf, wie sie an den 
weit größeren Blättern von Manihot Glaziovii nur als seltene Ausnahme 
vorkommen. 

Außer anderen Unterschieden sind dann besonders die großen, langen 
Samen hervorzuheben. 


— wo 


Das Verbreitungsgebiet dieser Kautschukpflanze beschränkt sich auf 
den Südosten Bahias, vom 121/, bis 14'/, Grad südlicher Breite, von 
wo es sich vom rechten Ufer des mittleren Paraguassu bis zum Bereich 
des Mittellaufes des Rio das Contas ausdehnt. Nach einem dort liegen- 
den Städtchen, das als Zentralpunkt für den Kautschuk dieser Pflanze 
gilt, wird sie auch Manigoba von Jequiö genannt. 

Sie wächst in den genannten Gegenden in der echten Catinga, wie 
im vorigen Kapitel schon geschildert worden ist, und ist besonders zahı- 
reich an den Bergabhängen, die man etwa Bergeatinga nennen könnte, 
anzutreffen. Die parkartigen Stellen, wo einzelne etwas größere Bäume 
mehr hervortreten, meidet Manihot dichotoma, denn sie zieht eine etwas 
diehtere, waldige Catinga vor. Am besten gedeiht sie dort auf 
einem roten, lehmigen Erdboden, während sie aufSandboden 
seltener zu finden ist und dann bei weitem weniger Kaut- 
schuk geben soll. 

Einige Meilen von Porto Alegre am Rio das Contas, einem Mittel- 
punkt der Kautschukproduktion dieser Manihot-Art, habe ich Bergab- 
hänge so reich mit diesen Bäumchen bedeckt gesehen, daß sie dort fast 
die Hälfte aller Bäume ausmachten. 

Der Kautschuk, der jetzt im Jahr aus den wilden Beständen ge- 
wonnen wird, kann auf etwa 400 bis 500 Tonnen berechnet werden, 
Dabei kommen Pflanzungen noch nicht in Betracht, denn die Entdeckung 
dieses Kautschukbaumes fand etwa im Jahre 1901 statt und daher, 
werden die ersten gepflanzten Bäume erst jetzt anzapfungsfähig. 


Manihot heptaphylla Ule. (Manihot vom Säo Francisco.) 


Von anderer Gestalt sind die Manigoba-Arten, deren Kautschuk 
größtenteils über den Rio Säo Francisco befördert wird. Diese Manihot- 
Arten bilden nur kurzstämmige Zwergbäume mit breiter, zwei bis 
drei gabelig verzweigter, reich beblätterter Krone. 

Manihot heptaphylla wird 3—8 m hoch, hat schwarzbraune Rinde 
und schön purpurne jüngere Zweige und Blattstiele mit meist sieben- 
teiligen, dunkelgrünen Blättern. Die Früchte sind nicht scharfkantig, 
und die Samen haben eine rundliche Form wie die von Manihot Glaziovis, 
von denen sie sich jedoch durch die Größe und die hellere Farbe unter- 
scheiden. 

Es ist ausschließlich das rechte Ufer des Rio Säo Fran- 
ceisco, wo Manihot heptaphylla vom 9Y/,—12"/, Grad südlicher Breite 
besonders in den dortigen Gebirgen wie Serra do Encaibro, Serra do 
Tombador, Serra do Assuru& und anderen vorkommt. Zuweilen ist sie 
schon wenige Meilen vom Ufer des Flusses zu finden, aber eine Ver- 
breitung auch auf dem linken Ufer ‘habe ich nirgends festsetzen können. 


Ba: 


Als Zugangspunkt zum Zentrum dieser Kautschuk-Distrikte wird der 
Flecken Sento S8 am Rio Säo Franeisco angesehen, und ein besonders 
reiches Gebiet soll die Serra do Baptista sein. 

Von wild wachsenden Beständen habe ich nur ein beschränktes 
Gebiet, das sich in der Serra do Säo Ignacio unweit des Fleckens 
Chique-Chique befindet, beobachten können. Dort wächst diese Manihot- 
Art mit anderen Gehölzen zusammen zwischen Felsen eines schiefrigen 
Glimmerquarzes. 

In Gesellschaft von mancherlei Felsenpflanzen wie Säulenkaktus 
(Cereus und Cephalocereus) und Turneraceen treten bier an den geschützten 
Stellen Sträucher und kleine Bäume auf, unter denen man auch die 
dunkel- und frischgrünen Kronen von Manihot heptaphylla wahrnimmt. 

Namentlich da, wo diese Formation in die der Obstgartensteppe 
übergeht, wo also Plumeria drastica Mart., Copaifera Langsdorffü O.Ktze., 
Haneornia speciosa Gom. und Grasbüsche von Trachypogon montufari Nees. 
sich ausbreiten, da sieht man in der Nähe auch die meisten Manigoba- 
Bäumchen. Zuweilen wachsen hier Manigoba und Mangabeira nicht weit 
voneinander entfernt. 

Auch hier kann die gegenwärtige Kautschukproduktion auf 500 
Tonnen im Jahre geschätzt werden. 


Manihot piauhyensis Ule. (Manihot von Piauhy.) 


Diese Art steht der vorigen im allgemeinen nahe. Sie bildet nur 
noch etwas niedrigere Bäumchen von 2—5 Meter Höhe und besitzt 
fünfteilige, fingerförmige Blätter mit breiteren Zipfeln. Auch die Blüten- 
trauben von Manihot piauhyensis sind länger, und die Früchte sind 
kantig gefligelt. Die Samen von Manihot heptaphylla und M. piauhensis 
lassen sich jedoch kaum voneinander unterscheiden. 


Das Verbreitungsgebiet von Manihot piauhyensis dehnt sich über 
den Südosten von Piauhy längs der Grenze von Bahia, etwa vom 
8. bis 10. Grad südlicher Breite, aus. Dort wächst sie in den meist 
niederen Gebirgszügen, welche sich bis in den Süden von Cearä erstrecken. 


Es wird behauptet, daß diese Manigoba wenige Meilen vom linken 
Ufer des Rio Säo Francisco im Staate Bahia selbst schon vereinzelt 
wild vorkomme, doch habe ich dafür keinen sicheren Beweis erlangt. 


Manihot piauhyensis habe ich in einem größeren Verbreitungsbezirk 
und an einigen Zentralpunkten für den Kautschukhandel beobachten 
können. Sie wuchs hier in einem Sandsteingebirge, in einer Formation, 
welche ich die der Bergsträucher des trockenen Nordens genannt habe. 
Sträucher und niedere Bäume von wenigen Metern Höhe bedecken hier 
weite Gebiete und sind mit den kleinen Bäumchen von Manihot piauhyensis 


MON 


untermischt. Hier heben sie sich durch ihr frisches, lebhaftes Grtin von der 
übrigen Vegetation ab. Zwar kommen die meisten Leitpflanzen der 
Catinga nicht mehr vor, doch einzelne sind bis hierher vorgedrungen, 
so die Bromeliaceen Neoglaziovia variegata Mez. und Bromelia sp. 

Anderseits haben auch eine Anzalıl Pflanzen aus der Formation 
der Baumgartensteppe Platz gegriffen wie Peltogyne, Sweetia, Copaifera 
Langsdorffiüi usw. Zwischen den Felsen selbst sieht man nur vereinzelte 
Exemplare von Manihot, und am besten scheint sie auf Sand- 
boden zu gedeihen. Namentlich, wenn dort Brände die Gehölze 
vernichtet haben, dann sproßt Manihot piauhyensis oft in großer Zahl 
hervor. 

Die Menge des gewonnenen Kautschuks läßt sich aus dem Grunde 
schwer berechnen, weil er auf verschiedenen Wegen ausgeführt wird, 
denn ein Teil geht über Theresina durch Piauhy selbst, ein anderer 
über Pernambuco, und wohl der meiste über Bahia. Die Entfernung 
nach dem Rio Sao Franeisco ist auf leidlicben Wegen meist nicht zu 
groß, dort bietet diese Wasserstraße, und von Joazeiro aus, die Eisenbahn 
günstige Beförderungsmittel. Gegenwärtig wird man wohl nicht zu hoch 
greifen, wenn man die Kautschuk-Ausfuhr dieser Manigoba auf wenigstens 
1000 Tonnen im Jahre annimmt, von denen etwa 600 Tonnen durch 
Bahia gehen. 


IV. Diagnosen der neuen Manihot-Arten. 


Manihot dichotoma Ule n. sp. 


petiolis limbum aequantibus, limbo 3—5-digitato-partito, solum in 
statu juvenili peltato, membranaceo; laciniis obovatis, basi paullo con- 
na’is, integris vel singulis vel omnibus irregulariter late lyrato-sinuatis, 
1—2-lobis, glabris; stipulis longiusceule laciniose denticulato-eiliatis; 
racemis subpaueifloris, brevibus; bracteis irregulariter elongate lance- 
olato-ovatis vel lingulatis, acutis, margine eiliato-et lacinioso-dentieulatis, 
quam flores brevioribus, eadueis; floribus intus extusque glabris; calyce 
femineo ad basin 5-partito, masculo 5-fido; capsulis ellipsoideis, basi 
apiceque obtusis, breviter alato-6-costatis; seminibus semiellipsoideis, 
maguis. 

Kleiner Baum von 5—12 m Höhe mit meist heller, weißgrauer oder 
bei einer Varietät dunklerer, meist glatter Rinde des Stammes und der 
Zweige, wiederholt dichotom verzweigt und mit dichter, gedrungener in 
die Höhe strebender Krone; die jungen Zweige und Blattstiele sind 
blau-weiß oder etwas dunkler violett bereif. Die Nebenblätter sind 
ca. 12 mm lang. Blätter mit 7—10 cm langem Blattstiel; Zipfel unten 
5—7 mm verwachsen, mittlerer 7—10 cm lang, die zwei seitlichen 


Ben, 


davon etwas kleiner und die zwei äußersten um /, bis ?/, kleiner oder 
als Lappen entwickelt, alle sind meist von verkehrt eiförmiger, zuweilen 
etwas elliptischer oder lanzettlicher Grundform, ein wenig zugespitzt, 
mit feiner, weicher Spitze und nach der Basis verschmälert, bald alle 
Zipfel ganzrandig, bald der innerste oder alle drei inneren, selten auch 
die äußersten unregelmäßig leyerförmig mehr oder weniger weit und tief 
eingebuchtet, Lappen nur auf einer oder auf beiden Seiten entwickelt, 
oben von hellerer, etwas meergrüner Farbe, unten noch etwas heller, 
Nerven oben wenig und deutlich hervorragend und Seitennerven halb- 
rechtswinkelig. Trauben 5—6 cm lang, mit weißgelben Blüten; Deck- 
blätter ca. 8 mm, Deckblättehen ca. 6 mm lang, 2!/,—1!/, mm breit, 
beide vor der Entwickiung der Blüte abfallend; Blütenstiele der weib- 
lichen Blüten 20—30 mm lang, der männlichen 15— 22 mm lang, fleischig 
und mitteldiek; Kelch der weiblichen Blüten 12—15 mm lang mit breit 
eiförmigen Zipfeln, innen mit schmalerem, etwas weichhaarigem Mittel- 
feld und papillösen Rändern, außen kahl; Kelche der männlichen 
Blüten nickend, 20—25 mm lang, fleischig, glockenförmig, Zipfel etwas 
über die Hälfte gespalten, breit lanzettlich, eiförmig abgestumpft mit 
kurzer Weichspitze, äußere Zipfel mit spitz dreieckigem, abgerandetem 
Mittelfeld, das an der Spitze etwas weichhaarig ist, und breitem, 
schwammig-papillösem Außenrand, Mittelfeld der inneren Zipfel breiter 
und papillöser Außenrand nach außen umgeschlagen; Staubgefäße mit 
16 mm langen, äußeren Staubfäden und 11 mm langen, inneren Staub- 
fäden, die fadenförmig nach unten dicker und stark verbreitert sind; 
Staubbeutel gegen die Mitte angeheftet 5—6 mm lang, unten und oben 
stumpf; Staubgefäße und Nektarscheibe kahl. Fruchtknoten 6kantig 
ca. 11 mm lang. Früchte 35—40 mm lang, 23—32 mm breit, ellipsoidisch 
walzenförmig. Samen 20—25 mm lang, 12—15 mm breit, auf dem 
Rücken kielig und auf der Bauchseite abgeflacht mit scharfen Kanten 
und braungrau mit schwärzlicher, spärlicher Schraffierung. 

Bahia: In bergiger Catinga bei Calderäio und Tambury, im 
Oktober 1906 blühend gesammelt. (Ule 7045.) 


Manihot dichotoma var. parvifolia Ule 

foliis minoribus, limbo profunde 3-digitato-partito, laciniis integris, 
rarissime lobatis; calyce masculo usque ad ?/, longitudinis partito. 

Baum mit dünneren, dunkelbraunen Zweigen. Blätter mit 4—7 cm 
langem Blattstiel, Zipfel 1—2 mm verwachsen, mittlere 4—5 cm lang, 
2 cm breit, seitliche kleiner. Trauben 3—4 em lang. Stiele der männ- 
lichen Blüten 15—28 mm lang, Kelche ca. 15 mm lang. 

Bahia: In bergiger Catinga bei Tambury, im Oktober 1906 blühend 
gesammelt. (Ule 7362.) 


m, 


Manihot heptaphylla Ule n. sp. 


ramulis glabris vel subglabris, partibus juvenilibus leviter ferrugineo 
lepidoto-villosulis; petiolis limbum fere aequantibus, limbo profunde 7-, 
raro 5-palmatim-partito, laeiniis oblanceolatis, eireiter ad ?/, alttudinis 
supra basin leviter vel altius lyrato-constrietis, longe euspidatis, coriaceo- 
membranaceis, stipulis anguste lanceolatis, setaceo-acuminatis; racemis 
brevibus, densifloris, macranthis, bracteis flores superantibus, late ovato- 
lanceolatis, longe cuspidatis, integris; calyce femineo ad basin, masculo 
usque ad 4. partem 5-partito, extus intusque glabro; capsulis subglobosis, 
exalatis, leviter 6-angulosis, acutis; seminibus ambitu subrotundis, magnis. 


Kleiner Baum von 2—8 m Höhe mit schwarzbrauner Rinde, der in 
geringer Höhe über dem Boden sich in 2—3 Äste teilt und eine aus- 
gebreitetere, dichtlaubige Krone bildet. Die jüngeren Zweige, die Blatt- 
stiele und die Blütenachsen sind lebhaft purpurn, bereift und in den 
Achseln mit rostfarbenen, wollartigem Schülfer bedeckt. Blätter meist 
15—25 em lang, Spreite der unteren meist kürzer, der oberen länger 
als der Blattstiel, tief siebenteilig mit schmalen Zipfeln, die nach der 
Einbuchtung am Ende einen breiten Lappen tragen, mittlere etwas länger 
als die äußeren, oberseits lebhaft dunkel-, unterseits heller graugrün. 
Nebenblätter 5—6 mm lang, lanzettlich borstenförmig, spitz. Trauben 
zu mehreren an der Spitze der Zweige hervorbrechend, viel kürzer als 
die Blätter, 5—10 cm lang. Deckblätter 30—36 mm lang, 12—15 mm 
breit; Deckblättehen 10—12 mm lang, lanzettlich eiförmig, lang zu- 
gespitzt, am Grunde verschmälert, wie die Deckblätter gelblich weiß, 
Blüten gelblich weiß; Blütenstiele der weiblichen Blüten sehr dick. 
10—15 mm lang, der männlichen etwas dick, 5—8 mm lang. Kelche 
18—25 mm lang, die fünfspaltigen Zipfel 12—20 mm lang, 7—9 mm 
breit, lanzettlich eiförmig, fast fleischig lederartig, Mittelnerv und Seiten- 
nerven innen deutlich. Staubgefäße 10—15 mm lang; Staubfäden kahl, 
unten breiter, dick, außen gewölbt und innen flach, nach oben sich ver- 
dünnend; Staubbeutel 5 mm lang, 1'/, mm breit, linealisch, oben und 
unten abgestumpft. Nektarscheibe im Mittelpunkt der Staubfäden dick, 
fleischig, gelappt. Früchte 30-40 mm hoch und fast ebenso dick, am 
Grunde breiter, nach oben etwas zugespitzt, runzlich, Samen 16—20 mm 
lang, 14—16 mm breit, von rundlichem Umriß, an beiden Seiten etwas 
zusammengedrückt, mit erhabenen Rändern, hell rötlich-braun. 

Bahia: In der Serra do Säo Ignacio am S. Franeisco im Februar 1907 


gesammelt. Blütezeit im Oktober und November und ausnahmsweise 
im Januar und Februar, (Ule 7206.) 


B Blütendeekblatt. — C—H Manihot 


‚ E Blütendeckblatt, F' Blütendeckblättchen 


@ männliche Blüte, H Staubgefäße und Nektarscheibe. 


I 


A Zweigstück 


—B Manihot diehotoma Ule: 


| 
piauhyensis Ule 


1 


. 


Fig 


D Blütenstand 


I 


C Zweigstück 


a 1. = 


Manihot piauhyensis Ule n. sp. 


petiolis limbum aequantibus vel eo -+- longioribus, limbo profunde 
5-palmatim-partito, laciniis coriaceo-membranaceis, late obovatis vel 
oblongo-obovatis, basi angustatis, apice rotundatis, vel paullo emarginatis, 
longe mueronatis, integris; stipulis setaceis, ferrugineo- tomentoso-lepidotis; 
racemis elongatis, infra laxifloris, supra subdensifloris, macranthis; 
bracteis flores superantibus, late ovato-lanceolatis, cuspidatis, integris; 
calyce utriusque sexus 5-partito extus intusque glabro; capsulis sub- 
globosis vel ellipsoideis, acutiuseulis, manifeste subalato-costatis; seminibus 
subglobosis, ecompressis. 

Kleiner Baum von 2—5 m Höhe mit schwarzbrauner Rinde, der 
meist in Y, oder 1 m Höhe sich wiederholt in 2—3 Äste teilt und 
eine ausgebreitete Krone bildet. Jüngere Zweige, Blattstiele und 
Blütenachsen braunrot, oft etwas bereift und an den Winkeln mit rost- 
farbenen, schülferartigen Filzhaaren besetzt. Nebenblätter 5—6 mm lang. 
Blätter ca. 15—25 em lang, davon der Blattstiel meist länger, seltener 
etwas kürzer als die Spreite, diese lederartig-häutig, mit Zipfeln, die meist 
6—10 cm lang und 4—6 cm breit sind, äußere meist etwas kleiner; 
selten kommen 6 oder 8 Zipfel vor und dann sind die äußeren bedeutend 
kleiner; die Färbung ist oberseits lebhaft dunkelgrün, unterseits hell 
bräunlich-graugrün. 

Nerven oben und unten hervortretend, Seitennerven 8—12, halb- 
rechtswinklig. Trauben an der Spitze der Zweige hervorbrechend, oft 
länger als die Blätter, 10—30 em lang, unterhalb locker, oberhalb 
dichter blütig. Deckblätter 35—55 mm lang, 15—18 mm breit, eiförmig 
oder lanzettlich eiförmig, nach unten verschmälert, nach oben spitz, in 
eine lange Haarspitze auslaufend, hell gelblich weiß; Deckblättchen 
15—20 mm lang, lanzettlich eiförmig, lang zugespitzt, am Grunde ver- 
schmälert. Blütenstiele der männlichen Blüten 15—25 mm lang, mittel- 
dick, der weiblichen Blüten 40—80 mm lang, diek und unter dem 
Fruchtknoten verdickt und mit fünf Drüsen versehen. Kelch der weib- 
lichen Blüten 20—25 mm lang, bis auf Y,; Höhe verwachsen, Zipfel 
eiförmig; Kelch der männlichen Blüten 25>—35 mm lang, 12—15 mm 
verwachsen, Zipfel elliptisch-eiförmig, innen mit papillösen, häutigen 
Schwielen. Staubfäden 7 und 12 mm lang, unterhalb der Mitte der 
Staubbeutel angeheftet, fadenförmig, kahl. Staubbeutel 7” mm und 6 mm 
lang, 1 mm breit, linealisch, oben und unten stumpf. Fruchtknoten 
sechskantig, kahl. Früchte 40—50 mm lang, 35—45 mm dick, unten 
breiter, oben zugespitzt, runzlig. 

Samen 16—20 mm lang, 14—16 mm breit, von rundlichem Umriß, 
an beiden Seiten zusammengedrückt und mit erhabenen Rändern, hell 

3% 


t 


igstück, B Frucht. — D—E Manihot 
C Samen von der Seite, & Samen von vorn. — F—H Mani 


A Zwe 
dichotoma Ule: F' Frucht, H Samen von der Seite, @ Samen von vorn. 


A—B Manihot heptaphylla Ule 
hyensis Ule: D Frucht, 


Fig. 2. 
piau 


rötlich, graubraun, die äußere Samenschale auch hell braungrau, mit 
dunkel rotbrauner Schraffierung. 

Bahia, Remanso kult., Dezember 1906. (Ule 7141 c.) 

Piauhy, Serra Branca spontan und Serra Nova kult. Januar 1907. 
(Ule 7141 a und b.) 

Die Einteilung der Arten der Gattung Manihot in zehn Gruppen 
nach der Form der Blätter und Deckblätter ist eine mehr künstliche. 

Nach ihr gehören die hier behandelten vier Kautschuk-Manihot 
eine jede in eine besondere Gruppe. 

Am meisten weicht wohl Manihot dichotoma mit ihren langen Samen 
und dem gedrungenen, dichotomen Wuchse von den übrigen Arten ab. 
Sie gehört in die Verwandtschaft der strauchartigen Manihot carieifolia 
Pohl aus Goyaz in die achte Gruppe. Unter den Kautschukpflanzen 
steht ihr Manihot Glaziovii der fünften Gruppe noch am nächsten, die 
sich jedoch durch die großen, schildförmigen Blätter, noch höheren 
Wuchs, diekeren Stamm und stärkere und mehr glatte Rinde auszeichnet. 

Sehr nahe verwandt sind die zwei Arten Manihot heptaphylla und 
M. piauhyensis, obgleich sie in verschiedene Gruppen zu stehen kommen. 
Sie unterscheiden sich von den zwei anderen Kautschuk liefernden 
Arten besonders durch die großen Blütendeckblätter, welche die Trauben 
schopfförmig einhüllen und erst mit den Blüten abfallen. 


Erstere hat meist leierförmig eingeschnittene Blattzipfel und Früchte 
mit abgerundeten Kanten, während bei letzterer die fünf Blattzipfel 
breiter und ganzrandig und die Früchte kantig geflügelt sind. Die 
Samen der beiden Arten sind indessen kaum voneinander zu unter- 
scheiden, dagegen sind sie größer und heller als die von Manihot 
Glaziwwüi. 

Manihot heptaphylla gehört in die neunte Gruppe der Gattung 
Manihot, in der sie wegen der innen und außen kahlen Blüten in eine 
neue Untergruppe gesetzt werden muß. Manihot piauhyensis ist in 
die siebente Gruppe, zu der auch Manihot violacea Müll. Arg. gehört, 
in die Nähe von Manihot grandiflora Müll. Arg. zu stellen. 


Die Charaktere, auf welche die Gruppen begründet werden, sind 
nieht immer beständig. So zeigt Manihot dichotoma im jugendlichen 
Zustande auch etwas schildförmige Blätter und ebenso fehlen die Ein- 
buchtungen der Blätter oft bei älteren Bäumen!). 

Am meisten sind die Blätter von Manihot dichotoma bei Bäumen 
in der Kultur leierförmig eingebuchtet, während solehe Einbuchtungen 


!) Wenn bei Manihot Glaziovii auch zuweilen Blätter mit Einschnitten vor- 
kommen, wie A. Zimmermann erwähnt, so ist dies als eine Art Atavismus aufzu- 
fassen und darf den Systematiker nicht beeinflussen. 


ur sm 


bei Manihot heptaphylla gerade bei diesen Bäumen fast verschwinden. 
Manihot dichotoma scheint heteromorph zu sein, da eine dunkle und eine 
helle Varietät untereinander vorkommen. 


In den Pflanzungen von Manihot piauhyensis bemerkte ich ver- 
schiedene Formen, die besonders zu berücksichtigen ich jedoch bei der 
Besehreibung Bedenken trug, denn es läßt sich zu wenig feststellen, 
welche Kultureinflüsse hier gewirkt haben, woher die Samen stammen 
oder ob vielleicht gar Bastardierung stattgefunden hatte. Es ist jedoch 
leicht möglich, daß in diesen Kautschukgebieten noch verschiedene 
Formen vorhanden sind, die gute Varietäten oder selbst Spezies abgeben. 


Nach Mitteilungen, die mir gemacht wurden, sollen vom landwirt- 
schaftlichen Ministerium in Bahia Samen einer Manihot verteilt worden 
sein, die zu einem größeren Baum heranwachse und reichlich Kautschuk 
liefere. In der Gegend von Lengöes sollen einige größere Bäume dieser 
Manihot vorhanden sein, von denen mir auch Samen gezeigt wurden. 
Diese Samen waren noch kleiner und dunkler als die von Manihot 
Glaziovü. 

Ferner habe ich die Nachricht erhalten, daß auch im Amazonas- 
gebiet, und zwar am unteren Rio Branco, eine Manihot-Art vorkomme, 
die Kautschuk gebe und die von einem Herrn Coronel Bento Brazil 
wirtschaftlich ausgebeutet werde. 


Wirklich beschrieben sind nun gegenwärtig fünf Manihot-Arten, 
welche Kautschuk geben, eine Anzahl, die sich wahrscheinlich noch 
vermehren wird, wenn auch andere Arten einmal genauer untersucht 
worden sind. 

Wie die Euphorbiaceen-Gattung Hevea, so besitzt Manihol eine 
Anzahl wohl unterschiedene Arten, welche als Kautschuk-Produzenten 
zu gelten haben, nur mit dem Unterschied, daß alle Hevea-Arten 
Kautschuk geben, wenn auch oft ein minderwertiges Produkt, während 
es jedoch nur ein kleiner Teil der Manihot-Arten ist, bei welchen dieser 
wertvolle Stoff ausgezogen werden kann. 


Auf die verschiedenen Manihot-Arten ist man schon seit längerer 
Zeit aufmerksam geworden und hat sie als Varietäten bereits unter- 
schieden. Insbesondere hat A. Zimmermann dieselben in einer Arbeit 
behandelt („Der Pflanzer“, Jahrg. 1 Nr. 15) „Die Kultur und Gewinnung 
des Cearäkautschuks“. Es ist danach sicher die Manigoba von Jequie, 
also Manihot dichotoma, in den afrikanischen Kolonien schon seit einiger 
Zeit eingeführt. Zweifelhaft indessen erscheint es, ob auch Manihot 
piauhyensis als die Varietät mit kurzem Stamm dort schon vertreten 
war. Dagegen werden in einem Artikel im Journal d’Agrieulture 
tropicale 1904, Nr. 42, von M. A. Cardozo die von mir beschriebenen 


Arten, wenn auch etwas unklar, behandelt und die Varietät von Piauhy 
hervorgehoben). 

In der Catinga und dem anliegenden Gebiet kommen auch baum- 
artige Manihot-Arten, die keinen Kautschuk liefern und die „Manigoba 
brava“ genannt werden, vor. Zwei soleher Arten habe ich als Manihot 
maracasensis und M. Catingae?) ebenfalls beschrieben. Die in der Arbeit 
von A. Zimmermann Seite 230 gegebene Schilderung der Varietät III 
stimmt sehr mit Manihot maracasensis Ule überein. 


Jedenfalls herrscht nach allen diesen früheren Angaben 
eine große Verwirrung unter den Kautschuk-Manihot, die natür- 
lich auch die richtige Behandlung und Berücksichtigung der- 
selben sehr erschwerte. 


V. Ernte und Ertrag des Kautschuks. 


In ganz Brasilien ist die Kautschukgewinnung eine primitive, und 
dies trifft ganz besonders für Bahia zu. Am wenigsten entwickelt ist 
wohl die Methode der Kautschukproduktion bei Hancornia speeiosa, der 
Mangabeira der Brasilianer. Das zerstreute Vorkommen dieser Bäume in 
den Steppen, die meist entfernt von den Wohnplätzen liegen, schließt 
eine rationelle Ausbeutung aus. So überläßt man denn herumziehenden 
Leuten gegen ein Entgelt die Gewinnung dieses immerhin wertvollen 
Produktes. Oft kommen auch Leute ohne besondere Erlaubnis, zapfen 
die Bäume an und verkaufen den gewonnenen Kautschuk. In diesen 
weiten und offenen Gebieten ist das Eindringen fremder Personen, 
welche die Hancornia-Bäume ausnutzen, schwierig zu verhindern, wenn 
dieselben auch als Diebe verfolgt werden. 

Wohl schon vor 50 Jahren hat man im Innern von Brasilien be- 
gonnen, den Kautschuk von Hancornia zu gewinnen, doch ist im Anfang 
die Produktion bei dem niedrigen Preise damaliger Zeit nur eine geringe 
gewesen. Erst vor etwa 30 Jahren hat in Bahia der Handel mit 
Kautschuk einen größeren Aufschwung genommen, besonders weil er 
auch aus den Nachbarstaaten vielfach seinen Weg über den Rio Säo 
Franeisco und Joazeiro nahm. 

Die Leute, welche sich mit der Gewinnung des Kantschuks be- 
schäftigen, werden Borrageiros genannt. Sie führen eine Art Nomaden- 


!) „D’apres le temoignage de M. de Dr. Cruz, les caracteres de la variet€ de 
la Piauhy, — consideree comme la meilleure de Cearä, —“ 

2) Sollen demnächst in Engler’s Botan. Jahrb. oder Fedde’s Repertorium 
publiziert werden. 


ae 


leben und errichten an Stellen, wo sie ein Arbeitsfeld finden, sehr 
primitive Hütten, indem einige Stangen mit Palmenstroh gedeckt werden. 
Hier verbergen sie ihre notwendigsten Werkzeuge, Gerätschaften, Lebens- 
mittel und zuweilen auch Schläuche oder Fässer mit Wasser. 

Die Borrageiros ziehen nun aus, suchen die Mangabeirabäume auf 
und führen am Stamm und den Ästen derselben mit einem meist an 
der Spitze gekrimmten Messer einen Schnitt von oben nach unten in 
Schlangenlinie aus. Auf diese Weise wird der Baum bis auf den Splint 
geritzt, und bei weniger Sorgfalt oft auch das Holz mit verletzt. 

Ist der Schnitt geschiekt ausgeführt, so läuft die gesamte Kautschuk- 
milch in einer einzigen Rinne nach unten und wird dort in einem kleinen, 
in die Rinde gedrückten Blechbecher aufgefangen. 

An anderen Bäumen, die entweder recht krumm sind oder weniger 
gut geschnitten werden, muß man auch mehr Blechbecher anbringen. 
Die sich ansammelnde Milch wird darauf in Flaschen oder Blechkannen 
gesammelt und in der Hütte zum Gerinnen gebracht. Vielfach wird 
die Kautschukmilch auf flache Gefäße ausgegossen und dann entweder 
erwärmt oder mit gestoßenem Alaun vermischt, sodaß sie bald .dick 
wird und durch etwas Kneten zu einem meist breitgedrückten Klumpen 
verarbeitet werden kann. Die Methode des Erwärmens ist der letzt- 
genannten vorzuziehen. 

Diese allgemein übliche Art der Kautschukgewinnung hat ent- 
schieden ihre großen Nachteile. Besonders schädigt das gewaltsame 
Aufritzen des Stammes und der Äste, das vielfach noch unsorgfältig 
ausgeführt wird, erheblich die Kraft des Baumes, während ihm die 
Entziehung der Milch keinen Nachteil bringt. Dies ist auch der Grund, 
weshalb nach mehrmaligem Anzapfen die Kautschukproduktion nachläßt. 
Allerdings besitzt Hancornia speciosa eine große Lebenszähigkeit und 
erhält sich verstümmelt noch viele Jahre lang. Nach und nach ver- 
trocknen jedoch einzelne Äste, bis diese sich vermehren und der Baum 
endlich abstirbt, namentlich, wenn die üblichen Steppenbrände ihm den 
Rest geben. 

Gewiß ist die Methode des Anzapfens im Schlangenschnitt dem 
Baume nicht zuträglich, aber er würde immerhin länger widerstehen 
können, wenn sie mit Sorgfalt und nicht öfter als dreimal im Jahre 
angewendet würde. Aber da es unmöglich ist, die Borrageiros zu über- 
wachen, so kann man dieselben auch nicht hindern, daß sie die Bäume 
rücksichtslos behandeln, um so viel Kautschuk wie möglich herauszuziehen. 

In neuerer Zeit wird vielfach noch eine besonders nachteilige 
Methode angewendet, indem man um den Stamm der Mangabeira den 
Boden ausgräbt und dieselbe dieht über der Wurzel anschneidet. Der 
so gewonnene Kautschuk soll von besonders guter Beschaffenheit sein. 


nr A 


Es ist aber das Anzapfen an der Wurzel aus dem Grunde schädlich, 
weil in der Regel die ausgegrabene Erde nieht wieder in die Löcher 
gefüllt wird und der Wurzelhals entblößt bleibt. Man muß bedenken, 
daß Hancornia als einzeln stehender Steppenbaum wohl gegen alle Un- 
bilden des Bodens und Klimas ausgerüstet ist, aber gerade dann am 
meisten leidet, wenn der sie schützende Rindenmantel verletzt wird. 


In der Tat war es in früheren Zeiten in guten Gebieten möglich, 
daß ein Mann an einem Tage 6—8 Kilo produzierte, jetzt ist er oft mit 
einem Kilo zufrieden. 

Hat ein Borrageiro in einem Distrikt die meisten ertragsfähigen 
Bäume angezapft, so verläßt er seine Hütte und siedelt sich an einer 
anderen Stelle an. Der gewonnene Kautschuk wird an dort ansässige 
Kaufleute oder auch an herumziehende Händler verkauft. Dieser 
Kautschuk enthält sehr viel Wasser und wird vielfach mit anderen Stoffen, 
wie der Milch von Plumeria drastiea Mart., verfälscht, daher steht er 
niedrig im Preise. 

Gut präparierter Mangabeira-Kautschuk hat eine große Elastizität, 
die diejenige des Manigoba-Kautschuks übertrifft. 

In den verschiedenen Staaten von Brasilien ist die Produktion des 
Mangabeira-Kautschuks nach Beginn eines intensiven Betriebes gestiegen, 
um dann in Folge des Raubbaues bald wieder zu fallen. 

Da eine größere Produktion in den Gegenden sich auf verschiedene 
Jahre verteilt, so hat die Gesamtproduktion von diesem Kautschuk nie 
1000 Tonnen im Jahre überstiegen, und geht langsam, trotz des Auf- 
schließens neuer Gebiete, zurück. Hancornia speciosa geht wie so manche 
andere Kautschukpflanze einer langsamen Vernichtung entgegen. Der 
Kautschuk dieser Pflanze wird, wie es schon bei vielen afrikanischen 
Sorten sich ereignet hat, gleichfalls mit der Zeit vom Weltmarkt ver- 
schwinden. 

Fast ebenso alt wie die Kautschukgewinnung der Hancornia ist die 
der zuerst bekannten Manicoba, nämlich Manihot Glaziovi, welche schon 
in den siebziger Jahren auf einen Gesamtexport von 1000 Tonnen ge- 
schätzt wurde. 

Wohl ist diese Kautschukpflanze auch für die Kultur sehr ver- 
breitet worden, aber die Produktion aus den wilden Beständen nahm 
allmählich ab. In den letzten Dezeniev sind nun neue Manigoba-Distrikte 
erschlossen worden, welche die Produktion dieser Kautschuksorte wieder 
erheblich steigerten, ohne daß man recht wußte, daß hieran andere Manihot- 
Arten beteiligt waren. 

Vor etwa 12 Jahren haben Kautschuksammler aus dem Norden in 
Piauhy und am Rio Säo Franeisceo Manihot-Bestände entdeckt, die einen 
brauchbaren Kautschuk lieferten. Etwa sechs Jahre später hat auch 


= 


ein Ingenieur im Südosten Bahias eine andere Kautschuk-Manihot fest- 
gestellt. Man nannte alle diese Pflanzen Manigoba und hielt sie höchstens 
für Varietäten von Manihot Glaziovi. Wurde im Anfang dieser Kaut- 
schuk nur im kleinen gewonnen, so dehnte sich später die Produktion 
immer mehr aus, und zusehends stieg infolgedessen die Kautschuk -Aus- 
fuhr des Staates Bahia. 

Wir haben die zuerst aufgefundenen Manihot-Arten als Manihot 
heptaphylla und M. piauhyensis und die später ausgebeutete als M. dicho- 
toma schon kennen gelernt. 

In der Erntemethode des Kautschuks ähnelt die von Manihot 
dichotoma am meisten der von Hancornia speciosa. 

Da sich die Bestände dieser Manieoba im Catingawalde oft näher 
dem Wohnorte befinden und dichter stehen, so werden besondere Arbeiter- 
hütten nur in entfernteren Gebieten errichtet. Der Borrageiro zieht 
meist des Morgens aus und ritzt wie bei der Mangabeira die stärkeren 
Bäumchen mit einem an der Spitze gekrümmten oder abgestutzten 
Messer in Form einer Schlangenlinie. Zuweilen bringt man dem Kaut- 
schukbaume auch einen senkrechten Schnitt, oft mit einigen Seiten- 
schnitten, einer Art Grätenschnitt, bei. 

Unten wird ein Blechbecher in die Rinde gedrückt, der die Milch 
auffängt. Sobald nun diese Milch in Gefäßen gesammelt ist, beginnt 
sie schon zu gerinnen und wird mit der Hand in Ballen geformt, die 
meist in Walzen gepreßt und dann gut getrocknet werden. 

Diese Kautschukgewinnung wird von den Bewohnern der benach- 
barten Ortschaften oder angeworbenen Leuten ausgeführt und auf so- 
genannten devoluten Ländereien, welche der Regierung gehören, liegen 
diesem Erwerbszweige herumziehende Sammler ob. 

Bei sorgfältiger Ausführung des Schnittes vernarben die Wunden 
nach einiger Zeit, und der Banm kann von neuem angezapft werden, so 
daß von einem Baume dreimal uud unter günstigen Umständen bis zehn- 
mal im Jahre Kautschuk geerntet werden kann. 

Leider werden diese Bäume von Manihot dichotoma oft mit un- 
geeigneten Werkzeugen und in wenig sorgfältiger Weise angeschnitten, 
sodaß das Holz bloßgelegt wird. Sehr schnell tritt dann Stammfäulnis 
ein, und der Baum stirbt ab. 

In der Umgebung von Tambury sieht man schon sehr viele kränkelnde 
und abgestorbene Manigoba-Bäume, und die Kautschukgewinnung wird 
vermutlich in wenigen Jahren sehr zurückgehen. Sehr schnell werden 
die wilden Bestände von Manihot diehotoma aufhören, als Kautschuk- 
produzenten eine Bedeutung zu haben. 

Die Kautschukmenge, welche ein Mann täglich sammelt und be- 
reitet, beträgt ein bis mehrere Kilo. Der Jahresertrag ist schwer zu 


= 


berechnen, weil die wenigsten Borrageiros sich dauernd mit der Kaut- 
schukgewinnung beschäftigen, obwohl die Bäume fast das ganze Jahr 
hindurch Milch geben. 

In der Methode der Kautschukgewinnung stimmen die zwei anderen 
Arten Manihot heptaphylla und M. piauhyensis miteinander fast überein, 
weichen aber erheblich von der vorhergehenden ab. Man hat hier ge- 
funden, daß der kürzere Stamm und die wohl auch etwas härtere 
Rinde nicht recht zum Anritzen geeignet sind, und so behandelt auch 
wenig Milch geben, dagegen hat sich das Anzapfen unmittelbar 
über der Wurzel als sehr ergiebig erwiesen, 

Zu diesem Zwecke wird an der einen Seite, am Grunde des Stammes, 
eine Vertiefung durch Herausnehmen der Erde angebracht und über 
derselben, also etwa am Wurzelhals, der Manigobabaum mit einem an 
der Spitze gerundeten oder gekrümmten Messer geritzt. Die Kautschuk- 
milch fließt nun in das gegrabene Loch und gerinnt daselbst, worauf 
sie nach ein bis zwei Tagen von dem Kautschuksammler gesammelt 
wird. Da der so gewonnene Kautschuk sehr von Sand verunreinigt 
wird, bedeckt man den Grund des Loches häufig mit einer dünnen 
Schicht Lehm; wozu sich besonders solcher von Termitenhügeln eignet. 
Kalkhaltiger Boden muß vermieden werden, weil er die Bäume bald 
tötet. Dieser Lehm läßt sich dann leicht aus den kleinen Kautschuk- 
fladen herauswaschen, und man erhält so ein ziemlich reines Produkt. 


Der gewonnene Kautschuk muß eine Zeitlang an der Luft getrocknet 
werden, ehe er in Säcke verpackt und verschickt werden kann. Das 
Gewicht von solchen Kautschukfladen, also vom Ergebnis einer ein- 
maligen Anzapfung, schwankt zwischen 10 und 100 Gramm, doch kann 
es auch bedeutend höher werden. Ich selbst habe Kautschukstücke bis 
zu 150 Gramm gesehen, es sollen aber auch solche bis zu einem Kilo 
vorkommen. 

Die Manigobabäume werden immer an derselben Stelle geritzt und 
vertragen diese Anzapfungsmethode sehr gut. Es wird der Kautschuk- 
ertrag eines guten Baumes auf 5 Kilo berechnet). 

In Piaulıy hat man die Kautschukgewinnung der Manigoba der am 
Amazonenstrom üblichen Methode bei Hevea brasiliensis Müll. Arg. an- 
gepaßt und nennt dort auch die sich damit beschäftigenden Leute 
Seringueiros. Auch hier legt man sogenannte Estradas (primitive Pfade) 
an. Es wird durch Niederschlagen von hinderndem Gestrüpp eine be- 
queme Durchgangslinie durch das Gebüsch freigelegt, welche, wenn 
möglich, in einem Bogen zum Ausgangspunkte führt, und an welcher 


1) Solche Erträge gehören natürlich zu den größten Ausnahmen und dürfen 
niemals als die Regel angegeben werden. 


u VD 


rechts und links die erforderliche Anzahl Manigobabäume, das sind 
etwa 300—1000, stehen müssen. Ein Seringueiro zapft ungefähr pro 
Tag 200 Bäume an und richtet es so ein, daß jeder Baum nicht 
öfter als zweimal in der Woche an die Reihe kommt. 

Nach einem Einblick in die Bücher der Kautschukreviere der 
Serra da Lagoa und Serra Nova schafft ein Arbeiter pro Tag 1—3 Kilo 
und in der Woche im Durchschnitt 10 Kilo, während ganz fleißige 
über 20 Kilo zusammenbringen. Es muß hervorgehoben werden, daß 
die wenigsten Seringueiros beständig arbeiten; die meisten setzen oft 
Wochen oder gar Monate mit der Arbeit aus. 

Diese Erträge von Manigoba-Kautschuk erreichen die von den 
Seringaes des Amazonenstromes im allgemeinen nicht; dafür sind sie 
aber auch mit bedeutend weniger Unkosten verbunden. Sowohl in 
Piauhy als in Bahia sind die Lebensmittel weit wohlfeiler als im Ge- 
biet des Amazonenstromes, wo sie oft bis zu einer bedeutenden Höhe 
steigen. 

In Piauhy und Bahia liegen die Kautschukbestände in den Ge- 
birgen, meist weiter entfernt von den Ortschaften. Deshalb errichten 
dort die Seringueiros besondere Ranchos, primitive Unterkunftshütten, 
in denen sie allein oder mit ihrer Familie während der Erntezeit des 
Kautsehuks wohnen. Nahrungsmittel und vielfach auch Wasser werden oft 
von weither herbeigebracht. Zuweilen legt der Seringueiro auch kleine 
Pflanzungen mit Feldfrüchten an, und die Jagd liefert ihm einen Teil 
seines Bedarfes an Fleisch. 

Etwa zehn Kilometer im Norden von Säo Raimundo dehnt sich 
ein weites, aber nicht hohes Sandsteingebirge aus, wo überall die kleinen 
Bäume von Manihot piauhyensis stehen. Der Hauptpunkt für dieses 
Kautschukgebiet ist jedoch die 70 Kilometer entfernte Serra Branca, 
ein Teil dieses Sandsteingebirges, das hier aus vielen hervorragenden, 
kegelförmigen Felsen besteht. In einer Schlucht gibt es auch frisches 
und klares Quellwasser, welches in dem übrigen Gebirge nur an wenigen 
Stellen zu finden ist. 

Die reichen Kautschukdistrikte an der Serra Branca gehören noch 
der Regierung und stehen jedermann zur Ausnutzung frei. Dieser Um- 
stand hat eine Menge Leute herbeigezogen, die eine Art Raubbau 
treiben, und deshalb ist die Produktion sehr zurückgegangen. 

Die Seringueiros haben hier nur vereinzelte Hütten errichtet, denn 
die Felsen haben vielfach lange, wagerechte Spalten gebildet, die eine 
Art Höhle darstellen und vielfach als Wohnungen benutzt werden. 
Diese Höhlen bieten Schutz vor Regen und nur bei Gewittersturm 
müssen die Bewohner in den hinteren, tieferen Teil sich zurückziehen. 
Vor mehreren Jahren sollen in der Serra Branca an 1000 Leute ge- 


= Ya 


wohnt haben. Als ich die Gegend besuchte, waren dort wohl kaum 
noch 100 Personen anzutreffen. 

Die Kautschukbäumchen wachsen vereinzelt auch zwischen den 
Felsen; am zahlreichsten stehen sie in den dazwischen liegenden Niede- 
rungen. 

An einigen Stellen hat man Anpflanzungen angelegt, und dann 
wachsen die Bäumchen auch da zahlreich auf, wo das niedere Holzwerk 
abgebrannt ist. Dieser Nachwuchs wird jedoch die durch den Raub- 
bau angerichteten Zerstörungen kaum decken können und so wird, 
wenn die Regierung nicht noch bei Zeiten diese Ländereien an Privat- 
leute tibergibt, die Kautschukgewinnung dort bald ganz aufhören Als 
einer der für Kautschuk ergiebigsten Punkte wird die Serra do Carracol 
angesehen, die noch weiter nach Nordwesten liegt. Wie mir der Besitzer 
dieses Gebietes, den ich am Rio Säo Francisco kennen lernte, mitteilte, 
hat er schon mit einem französischen Syndikat wegen Verkaufes der 
Ländereien Verhandlungen angeknüpft. 


Die Kautschukgewinnung von Manihot heptaphylla in den Bergen 
am rechten Ufer des Rio Säo Franeisco habe ich nur flüchtig unter- 
suchen können, weil meine Zeit eine beschränkte geworden war. Sie 
stimmt in der Hauptsache mit der von Manihot piauhyensis überein und 
ist nur meist etwas weniger vervollkommnet. 


Auch tiber die Ertragsfähigkeit habe ich bestimmte Daten nicht 
erlangen können. Wie mir der Sekretär der Regierung, dessen Angaben 
sehr zuverlässig waren, versicherte, soll ein guter Manigobabaum am 
Rio Säo Franeisco im Jahre 1 Kilo Ertrag geben, eine Angabe, die 
sich auch mit meinen Erfahrungen in Piauhy deckt. 


Die wilden Bestände dieser beiden Manihot-Arten habe ich weniger 
zerstört gefunden, als die von Manihot dichotoma, doch dürften auch sie, 
wenn nicht besondere Vorsichtsmaßregeln angewandt werden, nach 
Jahren zurückgehen. 

Von den verschiedenen Kautschukbäumen habe ich Kautschukproben 
gesammelt oder aufgekauft, die in Leipzig untersucht wurden. 


Der Mangabeira-Kautschuk ist teils von mir selbst, teils unter 
meinen Augen bereitet worden und stammt aus den zwischen Serinha 
und Soure gelegenen Ländereien des Herrn Carvalho do Passo. 


Ein Teil wurde aus der Dieben weggenommenen Kautschukmilch 
mittels Erwärmens gewonnen, ein anderer Teil ist das Ergebnis eines 
Anzapfungsversuches einer Reihe von Bäumen, wo die Milch dann mit 
gestoßenem Alaun behandelt wurde. Die kleinen Kautschukballen sind 
von mir sorgfältig aufbewahrt und getrocknet worden und gelangten 
darauf einige Monate später nach Deutschland. 


u eu 


Als Sachverständiger wurde Herr Paul Sison in Leipzig vom Bahia- 
Kautschuk-Syndikat gewonnen, der am 23. November 1907 zunächst 
folgendes Gutachten abgab: „Der mir übergebene Rohgummi ist Bahia- 
Mangabeira. Er ist von guter Beschaffenheit, sehr elastisch und zäh, 
allerdings beim Reißen etwas kurz und dürfte sich für chirurgische 
sowohl, wie auch für technisehe Gummifabriken eignen. Guter Manga- 
beira wurde mir im vergangenen Monate mit 5,75 M pro Kilo bezahlt. 
Sein Handelswert hängt von der Reinheit und dem größeren oder gerin- 
geren Waschverluste ab und steigt bis 6,50 M pro Kilo und darüber. 

Das Rohgewicht des mir übergebenen Stückes betrug 280 g, das 
Gewicht des gewaschenen Gummis im Fell 157 g, mithin ergibt sich 
ein Waschverlust von 123 g also 43,93 °%/,. Berücksichtigt man ferner, 
daß durch das Aufschneiden und Austrocknen an der Luft auf dem 
Transporte von Bahia nach Hamburg ebenfalls schon eine Gewichts- 
reduktion stattgefunden hat, so dürfte mit einem Verlust von 48 bis 
50 Prozent wohl zu rechnen sein.“ Das Gutachten über zwei weitere 
ihm zugeschickte Proben lautet noch günstiger. 

Selten werden jedoch Maßregeln für eine bessere Präparation des 
Mangabeira-Kautschuks ausgeführt, deshalb enthält er nicht nur sehr 
viel Wasser, sondern auch manche Verunreinigungen, Umstände, welche 
den Preis sehr herabsetzen. 

Über den Kautschuk der drei Manihot-Arten gibt derselbe Herr 
folgendes weitere Gutachten ab: 

„Die mir am heutigen Tage (28. Oktober 1907) übergebenen zwei 
resp. drei Proben von Manihot ergeben folgende Resultate: 

1. Manihot heptaphylla. Die Probe wog roh 249 g, nach der 
Wäsche 188 g und hatte mithin einen Verlust von 61 g= 24", %. 

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer 
Verlust von ca. Y/,; %. Es dürfte somit der Gummi einen Rohpreis von 
6 bis 6,50 M erlauben. 

2. Manihot piauhyensis. Die Probe wog roh 192 g, nach der 
Wäsche 181 g und hatte mithin einen Verlust von 11g = 5,8 9. 

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer 
Verlust von 1g auf 90g. Es dürfte somit der Gummi einen Rohpreis 
von 7,50 M erlauben. 

3. Manihot dichotoma. Die Probe wog roh 226 g nach, der Wäsche 
205,5 g und hatte mithin einen Verlust von 20,5 g = 9"; %. 100g 
in Puppen eingewalzt verloren noch 1 g. Der Gummi ist zwar im Fell 
etwas kurz, aber er gibt nach dem Walzen eine gute Qualität, die einen 
Rohpreis von 8 bis 8,50 M erlauben dürfte“ 

Diese Proben stammen von meist an Ort und Stelle gekauftem 
Kautschuk her. Es sei hier hervorgehoben, daß, während ich von 


— 35 — 


Manihot piauhyensis den besten Kautschuk erlangen konnte, der während 
meiner Reisen nach Chique-Chbique in Remanso gut getrocknet wurde, 
war es mir von Manihot heptaphylla nur möglich, ein mittelgutes Produkt 
zu kaufen, das meiner Rückreise wegen die meiste Zeit verpackt blieb 
und nicht besonders behandelt wurde. In Wirklichkeit ist also der 
Unterschied im Preise der beiden Kautschuksorten kein so großer und 
beträgt an Ort und Stelle meist nur einige Prozente, 


Der Kautschuk von Manihot dichotoma ist allerdings viel reiner als 
der der zwei anderen Sorten, er enthält aber sehr viel Harz, wodurch 
die aus ihm gefertigten Gegenstände leicht brüchig werden. 


Die Werte der drei Kautschuksorten, also von Manihot heptaphylla 
6—6!/, M, M. piauhyensis 7; M und von M. dichotoma 8—8!/, M. 
gelten für eine Zeit, wo der des Para-Kautschuks auf 9 M stand. 

Der Preis des Kautschuks von Manihot Glaziovii stimmt etwa mit 
dem von M. piauhyensis überein. 


Anfang März des Jahres 1907 wurden in Bahia gezahlt für 1 Kilo 
Mangabeira-Kautschuk 3 $ 000rs—4 $ 333rs (3,30—5,4 M), 1 Kilo 
Manicoba vom Säo Franeisco und von Piauhy 4 $ 000rs—5 $ 000rs 
(5—6,25 M) und 1 Kilo Manigcoba von Jequi6 5 $ 500rs—6 $ 300rs 
(7—8 M). 

Diese Preise sind, wie die in Europa, jedoch großen Schwankungen 
ausgesetzt und werden gewöhnlich in den Monaten Mai bis August am 
niedrigsten. 

Um die bedeutende Zunahme der Kautschukausfuhr Bahias und 
insbesondere die Produktion im Staate selbst beurteilen zu können, sei 
hier dieselbe in den letzten vier resp. sechs Jahren in Tonnen angegeben. 


189) 
Kautschuk aus Kautschuk der aus Bahia kommt mit dem- 
Bahia selbst jenigen, der durch diesen Staat geht 
Total Manicoba Mangabeira 
1901 50 
1902 140 
1903 344 828 496 355 
1904 892 1274 939 416 
1905 1142 1681 1444 261 
1906 1157 1756 1410 263 


!) Diese Zahlen sind zum Teil der India Rubber World, Juli 1907, ent- 
nommen, anderen Teils stammen sie auch von Mitteilungen der deutschen Kon- 
sulate aus Rio de Janeiro und Sao Paulo her. 


a Bo 


Il. 


Über die Produktion an Mangabeira- und Manigoba - Kautschuk 
aus ganz Brasilien konnte ich folgende Daten ermitteln: 


Mangabeira Manigoba Zusammen 
1903) 662 1722 2383 
1904 855 2226 3081 
1905 637 2682 3319 
1906 653 2664 3317 
III. 


Von den anderen Staaten seien noch einige angeführt, die an der 
Ausfuhr dieser beiden Kautschuksorten mit folgender Jahresproduktion 
beteiligt sind. 

1901 1902 1903 1904 1905 1906 


Mangabeira. 
Minas Geraes 157 242 240 
Sao Paulo 33 12 63 129 95 89 
Manigoba 
Cearä 518 669 589 715 
Piauhy?) 633 504 558 505 


In Tabelle I fällt die enorme Zunahme der Ausfuhr während der 
letzten Jahre auf. Diese verdoppelt sich von 1903—1906 bei der ge- 
samten Kautschuk-Ausfuhr und vervierfacht sich fast bei derjenigen aus 
Bahia allein. Dabei nimmt der Mangabeira-Kautschuk ein wenig ab, 
so daß die Steigerung allein auf Rechnung des Manicoba-Kautschuks 
zu setzen ist. Die Summe der Zahlen von dem Mangabeira- und Mani- 
coba-Kautschuk stimmt nicht gauz mit derjenigen der Gesamtausfuhr, einen 
Differenz, die jedoch von wenig Bedeutung ist, wenn man berücksichtigt, 
wie schwierig eine genaue Feststellung der Menge der verschiedenen 
Kautschuksorten nach ihrer Herkunft ist. 


Tabelle II zeigt auch einen gewissen Stillstand der Ausfuhr von 
Mangabeirakautschuk und eine allmähliche Zunahme der des Manigoba- 
kautschuks, die hier nicht so bedeutend ist, weil die sich gleichbleibende 
oder abnehmende des Cearäkautschuks mitzählt. 


Endlich bringt Tabelle III noch die Kautschukausfuhr einiger 
anderen wichtigen Staaten, von denen nur wenige angegeben werden 


!) Angaben über die vorhergehenden Jahre finden sich in India Rubber 
World, Juli 1903, Brasiliens Export. 

?2) The India Rubber World gibt hier einen ziemlich wenig bekannten Hafen, 
nämlich Ilha do Cajueiro, an. 


können, weil die Ausfuhr mehr an den Häfen notiert wird. Der Kaut- 
schuk von Manicoba aus Piauhy rührt wohl zum Teil von Manihot 
piauhyensis, also demjenigen her, der nicht über Bahia seinen Weg 
nimmt. 

In The India Rubber World wird der Kautschukexport des Ama- 
zonenstromes, also zum großen Teil vom Parakautschuk, dem Produkt 
von Hevea brasiliensis, für das Jahr 1906 auf 31643 Tonnen angegeben. 
Ich habe aber Mitteilungen erhalten, nach denen die Ernte dieses Jahres 
36000 Tonnen betragen soll, und die Gummizeitung bringt 34768 Tonnen. 
Die Zahlen für 1906 sind nach ersterer Angabe vermutlich zu einer Zeit 
aufgestellt worden, wo noch nicht alle Daten vollständig abgeschlossen 
waren, 

Die Gesamtausfuhr an Kautschuk aus Südamerika für das Jahr 
1906 nähert sich ungefähr 40000 Tonnen, und dies ist mehr als die 
Hälfte der gegenwärtigen Weltproduktion. 

Ausfuhrfirmen für Kautschuk in Bahia sind folgende: F. Stevenson 
& Co., Overbeck & Co., M. Ullmann & Co., Wildberger & Co., Valverde, 
Rosbaet Brail Company, Hirsch & Hess, von der Linde & Co. 


Als Import-Häuser in Europa und Nordamerika haben ungefähr 
dieselben wie die für den Para-Gummi zu gelten. 


VI. Landes- und Bevölkerungsverhältnisse. 


Um die Bedeutung und Entwicklung des Kautschukhandels richtig 
beurteilen zu können, wird es von Vorteil sein, auch Land und Leuten 
einige Aufmerksamkeit zu widmen. 

Der Staat Bahia hat eine Bevölkerung, die auf zwei Millionen ge- 
schätzt wird und bei der die Neger und Mischlinge bei weitem vor- 
herrschen. Von den verschiedenen Städten, die an der Küste und im 
Innern gelegen sind, ist Bahia mit ca. 200000 Einwohnern die be- 
deutendste. Die Stadt Bahia ist nicht nur der Sitz der Regierung, 
sondern auch der wichtigste Punkt für den Handel im Inn- und Auslande. 

Verschiedene Eisenbahnen und Dampfschiffe an der Küste und auf 
dem Rio Säo Franeiseo vermitteln den Verkehr. Die längste Eisenbahn- 
strecke ist die von Bahia nach Joazeiro, welche 575 Kilometer beträgt. 

Andere Eisenbahnen sind die Estrada de Ferro Central da Bahia, 
welche mit einer Länge von 316 Kilometer von Säo Felix nach Ban- 
deira de Mello und Machado Portella führt, dann Tram-Road de Na- 
zareth, Ramal de S. Miguel a Areia, Estrada de F. Bahia e Minas, 

4 


Be. 


Estrada de Ferro de Santo Amaro und Estrada de Ferro Centro Oeste. 
Es sind das kleine Bahnen von ca. 20—140 Kilometer Länge. 

Diese Eisenbahnen sind bei der Ausdehnung des Landes unzu- 
reichend und fördern wegen ihrer hohen Frachtsätze den Handel nur 
wenig. Der Verkehr in einem großen Teile des Innern wird durch 
Maultiertruppen vermittelt, durch die der Transport der Waren noch 
teuerer wird. 

Bahia führt hauptsächlich nur Rohprodukte aus, und unter diesen 
ist der Tabak der wichtigste. Vom Jahre 1902 werden allein 
43000 Tonnen Tabak in Blättern angegeben, wozu noch bedeutende 
Mengen von Zigarren und Zigaretten zu rechnen sind. Dann folgen 
Kaffee uud Kakao, ersterer mit 21000 Tonnen und letzterer mit 
18000 Tonnen verzeichnet, und Zucker, von dem 8000 Tonnen ange- 
geben werden. Baumwolle, Fasern und Piassava liefern nur geringere 
Quantitäten. 

Da die Ausfuhr von Kautschuk sich bald auf 2000 Tonnen im 
Jahre belaufen wird, so ist dieser in Rücksicht auf seinen hohen Wert 
an die vierte Stelle der Ausfuhrprodukte zu setzen; übertrifft also den 
Zucker, der auch nur zum Teil ins Ausland geht. 

Die Erzeugnisse der Landwirtschaft und einer schwach entwickelten 
Industrie werden fast ausschließlich im Lande selbst verwendet. 

Sodann findet man in Bahia mancherlei wertvolle Mineralien wie 
&old, Diamanten und Karbonat, die aber meist nur in geringen Mengen 
vorhanden sind. An der Küste werden dagegen große Ladungen von 
Monazitsand verschifft, der das wertvolle Metall Thorium enthält. 

Im allgemeinen gehört Bahia zu den in der Entwicklung noch 
sehr zurückgebliebenen Staaten Brasiliens. Die Ursachen dafür sind 
in der Verwaltung, in der Bevölkerung und zum Teil im Klima zu 
suchen. 

Bahia war in früheren Zeiten der Mittelpunkt des Sklavenhandels, 
denn hier setzten die afrikanischen Segelschiffe, welche von der 
afrikanischen Küste kamen, ihre Ladungen mit den erhandelten Negern ab. 

Die Bewirtschaftung von Landgütern und Pflanzungen im Innern 
wurde fast ausschließlich von Sklaven besorgt, bis diese durch das 
Edikt vom Jahre 1888 frei wurden. Gerade Bahia litt durch diese 
plötzliche Sklavenbefreiung am meisten, denn in vielen Ländereien und 
industriellen Unternehmungen fehlte es nun an Arbeitern, so daß viele 
Grundbesitzer verarmten. 

Als die Neger frei wurden, nahm nur ein kleiner Teil die ge- 
wohnte Beschäftigung wieder auf, die meisten suchten möglichst unab- 
hängig zu bleiben, nnd dies gelang ihnen bei ihrer großen Bedürfnis- 
losigkeit leicht mit wenig Arbeit. 


m (30 


So herrscht denn überall große Indolenz, man trachtet danach, 
mit wenig Mühe viel zu verdienen und scheut eine beständige Tätigkeit. 
Wohl haben die Leute sich verschiedenen Berufszweigen zugewendet 
und verdingen sich auch als Arbeiter, die jedoch den Bedarf an guten 
Arbeitskräften nicht decken. 


Man zahlt einem Arbeiter in der Regel 1—1'/, Milreis mit Kost 
oder 11/,—2 Milreis ohne Kost Tagelohn. Für eine längere Arbeits- 
zeit und für einfachere Verrichtungen sind die Löhne jedoch auch viel 
geringer. Hervorzuheben ist der Mangel an Beständigkeit und Zuver- 
lässigkeit bei vielen diesen Arbeitern. 


Selbst in der Stadt Bahia fristet die niedere Bevölkerung auf sehr 
bescheidene Weise ihr Dasein. Irgend eine kleine Behausung oder ein 
Winkel dient ihnen als Wohnung; sie sind zufrieden, wenn sie nur ein 
Feuer zum Herrichten ihrer Mahlzeiten anzünden können und einen 
Lagerplatz haben. An einer Stelle außerhalb der Stadt, wo Schutt 
abgelagert wurde, hatten Neger aus den weggeworfenen Blechkästen 
für Petroleum und Konserven sich kleine Häuschen gebaut. 


Noch leichter ist das Leben auf dem Lande, denn ist erst eine 
einfache Lehmhütte gebaut, so werden durch wenig Arbeit etwas Farrinha, 
Bohnen, Kaffee und Dörrfleisch erworben. Viele Stunden und Tage 
bringen diese Leute mit Nichtstun dahin, oder sie vertreiben sich die 
Zeit mit Unterhaltungen, Branntweintrinken und Kartenspiel. Große 
Not tritt allerdings auf, wenn durch das Ausbleiben der Niederschläge 
Mißernten und Nahrungsmangel verursacht werden. Die Folge davon 
sind dann Hungersnot, Krankheiten und der Tod vieler Menschen. 


Eigentümlich sind auch die Verhältnisse des Landbesitzes, da 
größere Ländereien nie genau vermessen sind, sondern nur angegeben 
wird, wieviel Meilen die Vorderseite des Gebietes und wieviel die Tiefe 
beträgt. 

So lange größere Landgebiete unbenutzt daliegen, kann sich auch 
jeder darauf ansiedeln, und es hält später schwer, solche Eindringlinge 
wieder zu entfernen. 

Strengen Maßregeln gegenüber verhält sich der Bahianer feind- 
lich und leistet selbst heftigen Widerstand, wenn er von der Regierung 
bedroht wird. Es rotten sich dann eine Anzahl verwegene Männer 
aus dem Innern, die man Jacunsos nennt, zusammen und überfallen 
den Feind, wo es nur irgend geht. Solche Zusammenstöße mit den 
Jacunsos sucht selbst die Regierung nach Möglichkeit zu vermeiden. 

Im Jahre 1897 hatte ein großer Aufstand der Jacunsos stattgefunden 
und um diesen zu unterdrücken, hatte Brasilien fast seine gesamten 
Streitkräfte mobil machen müssen. 

4* 


2: 40re> 


Im Verkehr ist der Bahianer im allgemeinen harmlos und gastfrei, 
aber man muß mit ihm umzugehen verstehen, will man irgend etwas er- 
reichen. Namentlich bei Unternehmen von Ausländern müssen alle diese 
Verhältnisse berücksichtigt werden. 


VH. Anpflanzung von Manicoba. 


Da vorauszusehen ist, daß die Kautschuk-Produktion aus den wilden 
Beständen in absehbarer Zeit zurückgehen wird, so wird man, soll dem 
Lande dieser einträgliche Ausfuhrartikel erhalten werden, sich auf die 
Kultur geeigneter Kautschukpflanzen verlegen müssen. 

Die Mangabeira ist hiervon auszuschließen, da sie sehr langsam 
wächst und erst nach 20 oder 25 Jahren anzapfungsfähig sein soll, und 
außerdem hat sich herausgestellt, daß die gepflanzten Bäume nach dem 
ersten Schnitt anfangen zu kränkeln?). 

In dem am meisten vorgeschrittenen Staate Säo Paulo hatte die 
Regierung 1898 durch Kongreßbeschluß zur Anreguug und Hebung der 
Kautschuk-Produktion eine Reihe von Prämien im Werte von 10 bis 
25 Contos (ein Conto gegenwärtig etwa 1260 Mark) ausgesetzt. 

Die Prämien sollte derjenige erhalten, welcher in einem Zeitraum 
von 4 Jahren die größte oder zweitgrößte Anzahl von Mangabeirabäumen 
gepflanzt oder in wilden Beständen bearbeitet hatte. Mit einigen Neben- 
bedingungen ergab dies eine Reihe von Prämien, die durch ein be- 
sonderes Gesetz garantiert waren. 

Obwohl nun eine Anzahl Landbesitzer und einige Pflanzgesellschaften 
sich eifrig bemühten, diese Prämien zu gewinnen und große Pflanzungen 
von Hancornia anlegen ließen, so ist doch kein Ergebnis erzielt worden 
und die ganze Angelegenheit geriet in Vergessenheit. 

Auf verschiedene Anfragen erhielt ich unter anderen von Herrn 
Dr. J. von Ihering, Direktor des Museum in Säo Paulo, die Mitteilung, 
daß die einzige im Staate Säo Paulo versuchte Anpflanzung von Kaut- 
schukpflanzen, die der Mangabeira, gänzlich gescheitert ist. 

Der Baräo de Rezende hat bei Campinas diese Kultur im großen 
Maßstabe betrieben aber als unerträglich wieder einstellen müssen. Die 
Pflanzen kränkeln nach der ersten Ernte und gehen ein. 

Ebenso drückt sich auch M. Ch. A. Cadiot im Journal Agrieulture 
tropicale 1905 p. 319 aus: „Les mangabeiras ont une eroissance trop 
lente pour r&mun6rer une culture commereiale“. 


1) Die Mitteilungen von O. Warburg im Tropenpflanzer, Berlin 1900. „Die 
Kautschukpflanzen und ihre Kultur“, über die frühe Erntereife, die Höhenlage, in der 
der Baum am besten wachse, und andere sind durchaus irrig und rühren wohl von 
falschen Informationen her. 


Da die Früchte von Hancornia speeiosa ein beliebtes Obst sind, so 
wird sie oft vereinzelt in Gärten als Obstbaum gepflanzt und entwickelt 
sich allem Anscheine nach recht gut. 


Während die Mangabeira ein immergrüner Baum ist, werfen die 
Manicoba- Arten ihr Laub alljährlich ab und stehen Monate lang entlaubt 
da. In Bahia tritt dieser Zustand in der Zeit von Mai bis Juli ein, 
und im Oktober schwellen die Knospen an und entfalten neues Laub 
und Blüten. Die Blütezeit dauert jedoch, da die Trauben sich nach 
und nach entwickeln, noch bis in den November. Die Fruchtreife findet 
im Januar und Februar statt, wo dann die Kapseln aufspringen und die 
Samen fallen lassen. 


In der Kultur kommt es häufig vor, daß die Manigobabäume ein 
zweites Mal im Dezember bis Februar blühen und dann in der trockenen 
Jahreszeit Früchte tragen, und zuweilen findet sich diese Erscheinung 
auch bei den wilden Beständen. Diesem Umstande habe ich es auch 
zu verdanken, daß ich von den zwei Arten am Säo Franeisco Blüten- 
material zur Beschreibung erlangen konnte, In der Kultur waren von 
beiden Arten blühende Exemplare zu finden, im wilden Zustande 
habe ich aber nur einige Bäume von M. heptaphylla in Blüte getroffen, 


Die ausgefallenen Samen keimen zum Teil noch am Ende der 
Regenperiode, also vom Februar bis April, die meisten aber gehen erst 
zu Beginn der neuen Regenzeit auf, und damit hängt auch die lange 
Keimkraft und harte Samenschale zusammen. 


Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen keimen am leichtesten 
die Samen von Manihot dichotoma, so daß man auf 60—80 °/, aufgehende 
Samen rechnen kann, 

Das Wachstum ist bei den verschiedenen Arten ein schnelles, das 
sich in den ersten Jahren mehr auf die Höhe erstreckt, worauf dann 
die Ausbreitung der Krone und eine größere Diekenzunahme des 
Stammes folgt. Manihot Glaziovii und M. dichotoma werden in den ersten 
Jahren schon 3—6 Meter hoch, während M. heptaphylla und M. piauhy- 
ensis in derselben Zeit nur 2—3 Meter hoch wachsen, da dies überhaupt 
Arten sind, die sich durch einen niederen Wuchs auszeichnen. 


Im Gegensatz zu den langlebigen, zähen Mangabeirabäumen, die 
vielleicht hunderte von Jahren alt werden, scheinen die Manicoba-Arten 
eine kürzere Lebensdauer zu besitzen. Zwar fehlt es in dieser Richtung 
noch an Erfahrung, doch wird man gut tun, in den Pflanzungen auf 
nicht mehr als sechs, höchstens zehn Ertragsjahre zu rechnen. Indessen 
ist dies kein großer Nachteil, weil diese Zeitdauer mehr als ausreichend 
ist, um neue Bestände heranzuziehen, 


2, 


Von Feinden und Krankheiten der Kautschuk-Manihot habe ich 
wenig bemerkt. Die Schleppameisen, Atta, sollen zuweilen die jungen 
Pflanzungen von Manihot diehotoma arg schädigen. 

In der Serra do Säo Ignacio sah ich eine Reihe von Bäumen, 
deren Laub von Heuschrecken abgefressen war. Pilze habe ich nicht 
beobachtet, dagegen zwei Gallenarten von Gallmücken hervorgerufen, 
die jedoch auch keinen nennenswerten Schaden anrichten. 


Manihot Glaziovi wird schon seit sehr langer Zeit angepflanzt, 
deshalb muß die Kultur und die Kautschukgewinnung dieser Pflanze, 
von der man schon manche Erfahrung hat, in Rücksicht auf die andern 
Manihot-Arten etwas eingehender behandelt werden. Da ich selbst 
weder die wilden Bestände noch größere Anpflanzungen von Manihot 
Gluziovii aus eigener Anschauung kenne, so gebe ich einige Mitteilungen 
darüber aus anderen Quellen. 

Besonders verdanke ich Herrn Sandmann, der kürzlich ‘eine Reise 
nach Brasilien zur Untersuchung der Kautschukverhältnisse unternommen 
hat, nachdem er schon vorher Indien und Ceylon zu gleichen Zwecken 
bereist hatte!), wichtige Notizen, von denen ich hier einige Auszüge bringe. 

Herr Sandmann besuchte zuerst im Staate Cearä eine Pflanzung 
in der Serra do Vicente unweit Baturit6, welche sich im Besitz einer 
französischen Gesellschaft befindet und 400—600 Meter hoch liegt. Sie 
ist sechs Jahre alt, umfaßt 500 Hektar, und auf den Hektar kommen 
ungefähr 1500 Bäume. 

Die Anzapfung geschieht in der Weise, daß mit dem Machadinho, 
einer kleinen Axt, wie sie am Amazonenstrom für die Hevea benutzt 
wird, an jedem dritten Tage je nach der Stärke des Baumes ein bis 
zwei Schläge in den Stamm ausgeführt werden. Die Schäge werden 
möglichst nahe dem Boden gemacht, und zwar so, daß die Milch in 
eine kleine Grube fließen kann. Am zweiten Tage wird dann der ge- 
ronnene Kautschuk aus den Gruben gesammelt und mit eisernen Kratzen 
von anhaftendem Sand gereinigt. 

Diese Arbeitsmethode ist sehr einfach und erfordert verhältnismäßig 
wenig Zeitaufwand, die Qualität des Kautschuks ist aber durch Sand 
und andere Verunreinigungen minderwertig. 

An Produktion erwartete man im ersten Jahre zehn Tonnen und 
die Arbeitskosten pro Kilo trockenen Kautschuks sollen sich ca. auf 
900—1000 Reis (M 1,2) stellen. 

Ein anderer Kautschukbezirk ist die in englischem Besitz befind- 
liche Brasilian Plantation und Estade Ltd. Monte Alegre. Diese Be- 


t) Eine Reise nach Ceylon, Indien und Birma von D. Sandmann. Deutsches 
Kolonialblatt Jahrg. 18, Nr. 5, S. 207—220. 


N, +, 


sitzung liegt 600—800 Meter hoch und umfaßt ungefähr 1000 Hektar, 
welche zum Teil aus natürlichem Bestand, zum Teil aus Nachpflanzungen 
bestehen. Nach Schätzung Herrn Sandmanns dürften sich hier pro 
Hektar wohl ca. 2000 junge und alte Manigobabäume befinden. 


Die Bäume werden an der zu bearbeitenden Seite von einem 
Streifen der äußeren Rinde entblößt und alsdann von unten nach oben, 
in Abständen von etwa 5 em, zwei Schläge mit dem Machadinho gegeben. 


Die beiden Schläge stehen in spitzem Winkel, die Spitze nach 
unten, zueinander, und zwar so, daß der eine Schenkel über der 
Spitze nach unten herausragt. Unter dem Einschnitte wird dann ein 
kleiner Blechbecher in die Rinde gedrückt, in den die Kautschukmilch 
hineinfließt. Die ganze Methode ähnelt sehr der am Amazonenstrome 
angewendeten. 

Das Anzapfen beginnt um 3 Uhr nachts, worauf die Milch ge- 
sammelt und schon zeitig vormittags in die Faktorei gebracht wird. 
Die auf Tellern ausgegossene und dort zum Gerinnen gebrachte Milch 
liefert einen viel reineren Kautschuk. 

Der Ertrag an trockenem Kautschuk ist schwer festzustellen, soll 
aber nach Schätzung 250 g pro Baum im Jahre ergeben, so daß auf 
den Hektar eine Ernte von 500 Kilo kommen würde, die besser auf 
300 Kilo zurückzusetzen ist. 

Schon im Jahre 1876 wurde Manihot Glaziovii nach Singapore 
übergeführt und ist dann auch nach anderen Teilen Indiens, nach 
Ceylon, Ostafrika und Togo verpflanzt worden. 


Die Ergebnisse der Kulturen sind zum Teil unbefriedigende gewesen, 
deshalb hat man sie in Ceylon, auf den Samoa-Inseln und besonders in 
Madagascar und anderen französischen Kolonien wieder aufgegeben. 


Bessere Erfolge hat man in Ostafrika und in Togo gehabt, wo 
sogar einige Pflanzer durch die Manicobakulturen zu Wohlstand gelangt 
sind. Die Pflanzungen in Ostafrika verdanken besondes Professor 
Dr. Zimmermann, Leiter der Botanischen Versuchsstation in Amani, 
wertvolle Förderung ihrer Bestrebung. 


Der in den Kolonien allgemein übliche Grätenschnitt ist jetzt 
durch neuere Methoden ersetzt worden. Namentlich fängt man nicht 
mehr den Milchsaft in besonderen Gefäßen auf, sondern läßt ihn am 
Stamme, den man vorher mit einer vier- bis fünfprozentigen Karbol- 
säurelösung bestreicht, gerinnen. Man entblößt Teile des Stammes von 
der äußeren Rinde, bringt ihm dann mit dem Messer oder einem 
Instrumente verschiedene Wunden bei, läßt die Milch ausfließen und 
sammelt dann den geronnenen Kautschuk. Letztere Anzapfungsweise 
ist noch etwas vervollkommnet worden, dadurch, daß man kleinere, 


von der äußeren Rinde entblößte Flächen am Stamme mit regelmäßigen 
Messerstichen versieht und an den folgenden Tagen andere Flächen in 
gleicher Weise behandelt, bis der ganze Stamm abgeerntet ist. 


Nach dieser Behandlung muß man den Baum eine Zeitlang ruhen 
lassen, bis er sich wieder erholt hat, und die Wunden ausgeheilt sind. 


In den Kolonien säet man die Samen auch meistens auf besondere 
Saatbeete und pflanzt die jungen Bäumehen, die man oft einmal zurück- 
schneidet, später ein. 

Die Pflanzweite ist eine recht verschiedene und schwankt zwischen 
2X3 bs 5X5 m. 

Die geringste Pflanzweite ist wohl 2,5 m, so daß 1600 Bäume auf 
den Hektar kommen, die man bei Berücksichtigung der Durchschnitts- 
pflanzweite wohl auf 1000 Bäume herabsetzen kann. 


Nach allen, einigermaßen zuverlässigen Berechnungen gibt ein 
Hektar mit Manihot Glaziovii bepflanzt wohl selten mehr als 300 Kilo 
trockenen Kautschuks im Jahre; vielfach ist aber der Ertrag ein viel 
geringerer. 

Günstigere Ergebnisse scheinen nach ausländischen, besonders bra- 
silianischen Autoren!) erzielt zu sein; wir wissen aber nicht, inwieweit 
hier andere Manihot-Arten hinzugezogen sind und müssen deshalb auf 
die Kultur dieser Arten besonders und ausführlicher eingehen. 


Als in Bahia die wilden Bestände von Manihot-Arten auf Kaut- 
schuk ausgebeutet wurden, begann man auch bald darauf Pflanzungen 
anzulegen. 

Von Manihot dichotoma werden die ältesten Kulturen gegenwärtig 
vier Jahre als sein, so daß jetzt mit dem Anzapfen der Bäume be- 
gonnen werden kann. 

Im vorigen Jahre habe ich einige solcher Pflanzungen besichtigt, 
welche in der Nähe der Eisenbabnstation Tambury und Machado Por- 
tella gelegen waren. Erstere enthielt etwa 100000 zwei- und drei- 
jährige Bäume, die zwei bis drei Meter hoch waren und ihre Krone 
auszubreiten begannen. Der Besitzer dieser Pflanzung war Coronel 
Alvaro Nascimentoe Silva. 


Die andere Pflanzung an der Endstation gehörte Herrn Antonio 
Procopio Ferreira und enthielt an 200000 Bäume, die meist drei Jahre 
alt waren und einen recht guten Eindruck machten. 

Dann habe ich noch eine jüngere Pfanzung bei Jequi, außerhalb 
der Kautschukdistrikte, und eine Anzahl kleinere Kulturen gesehen. 


1) A. J. Cardozo.. La culture du Manigoba dans l’etat de Rio. Journ. d. 
Agricult. trop. 1904, p. 371. 


an A 


Große Pflanzungen befinden sich in der Umgebung von Jequi6, und 
im Gebiet des Rio das Contas. 

Bei dem Anlegen einer solchen Pflanzung wählt man entweder ein 
Stück Land, welches schon unter Kultur ist, oder es wird ein Stück 
Catinga oder Catingawald gerodet. Ein lehmiger, fruchtbarer Boden ist 
Sandboden, auf dem die Bäume nur wenig Kautschuk geben sollen, 
vorzuziehen. Ist das Land gereinigt und geebnet, so schreitet man zur 
Aussaat und steckt einige Samen in Abständen und Reihen von zwei 
Metern etwas flach in die Erde. Als Zeit hierzu wählt man am besten 
den Oktober, doch kann man auch in späteren Monaten noch säen. 


Die Samen behalten lange ihre Keimkraft und gehen leicht auf. 
Nach dem Aufgehen und Anwachsen der Pflänzchen missen die über- 
zähligen entfernt, und die gänzlich ausgebliebenen durch neue Aussaaten 
ersetzt werden. 

Sehr leicht wächst Manihot dichotoma auch aus Stecklingen und 
entwickelt sich dann sehr schnell. Die Anzucht aus Stecklingen ist 
jedoch nieht anzuraten, denn die daraus entwickelten Pflanzen bilden 
nur ein unvollständiges Wurzelsystem aus und sind wenig dauerhaft. 
Sonst wächst jedes in die Erde gesteckte Zweigstück, und an Zäunen, 
zu denen man die dünnen Stämmcehen der Manigoba verwendete, sieht 
man oft wieder ausgeschlagene Exemplare dieses Kautschukbaumes. 


In den ersten Jahren kann man ganz gut Zwischenkulturen von 
Mais, Bohnen, Mandioka, Kürbis und Melonen anlegen. 


Die Zahl dieser Gewächse ist in der Catingagegend, wo bisher 
alle Pflanzungen angelegt sind, wegen des trockenen Klimas eine be- 
schränkte. Auch Mandioka dürfte als Zwischenpflanze besser auszu- 
schließen sein, da sie ähnliche Bedingungen wie Manihot dichotoma an 
den Boden stellt, und dann muß bei der Ernte der Knollen die Erde 
aufgewühlt werden, wobei die Wurzeln der eigentlichen Kulturpflanze 
verletzt werden können. 


Soweit dies nicht schon für die Zwischenkulturen geschieht, muß 
das Land rein von Unkraut gehalten werden, auch ist es mit einem 
Zaun von Stacheldraht oder Holzlatten einzufriedigen, um weidende 
Tiere fernzuhalten. Im vierten Jahre sollen die ausgesäeten Bäume 
anzapfungsfähig sein; sie blühen und fruchten aber schon oft im ersten 
Jahre, Die Samen geben einen guten Nebenertrag, da sie auf dem 
Markt zur Ölbereitung mit zwei Milreis (M 2,50) das Kilo bezahlt 
werden. Dieses Öl wird wohl als Ersatz für Leinöl im Lande selbst 
verwendet, sonst ließe sich der hohe Preis nicht erklären. 


Die Samen der anderen Arten stehen niedriger im Preise, so daß 
das Kilo nur 1 $ 500 reis (M 2) gilt. 


— Aa 


Die Anlage und die Pflege solcher Pflanzungen verursachen im 
allgemeinen wenig Kosten, die in günstigen Jahren wohl durch die 
Zwischenkulturen und den Samenertrag gedeckt werden können. 


Ein größeres Kapital ist erst nötig, wenn mit dem Anzapfen der 
Manicobabäume begonnen werden soll, denn dann müssen Arbeiter an- 
geworben und die Arbeit gut überwacht werden. 


Viele Landbesitzer trachten danach, ihre Pflanzungen an Gesell- 
schaften zu verkaufen, da sie durch die Manicobakulturen einen Preis 
für sonst wertloses Land erzielen können und dann auch aller weiteren 
Mühe enthoben sind, die eine rationelle Ausnutzung der Kautschuk- 
bestände mit sich bringt. Schließlich gehört zu diesem Betrieb auch 
ein größeres Kapital, das diese Leute meist nicht besitzen. 


Liegt die ganze Kultur dieser Kautschuk liefernden Manihot-Arten 
in Bahia noch in den Kinderschuhen, so fehlt es besonders bei der von, 
Manihot dichotoma, an jeder Erfahrung, und nur aus den Ergebnissen 
der wilden Bestände kann man einige Schlüsse ziehen und ungefähre 
Schätzungen des Ertrages anstellen. 


Es ist nicht gut, die Bäume von Manihot dichotoma, die wild im 
Catingawald wachsen, öfter als dreimal im Jahre anzuschneiden, eine 
Manipulation, die bei sorgfältiger Behandlung in der Kultur natürlich 
öfter wiederholt werden kann. Rechnet man 30—50 g bei jedesmaligem 
Anzapfen eines Baumes, so ergibt das wenigstens 100 g pro Jahr und 
für den Hektar, auf dem nach der üblichen Pflanzweite 2500 Bäume 
stehen, 250 Kilo. 


Von den Manicoba-Arten am Rio Säo Franeisco gibt es seit längerer 
Zeit Pflanzungen, und es kommt von diesen sogar schon genügend Kaut- 
schuk in den Handel. Ich hatte Gelegenheit, von Manihot piauhyensis 
eine Anzahl von Kulturen zu sehen, die meist in einem recht guten 
Zustand waren. 

Die erste war die von Coronel Joäo Rodriguez de Souza bei Re- 
manso, in der etwa 120000 ein- bis dreijährige Bäume sich befanden. 
Die kleinen Bäume, die gleichfalls in Abständen und Reihen von zwei 
Meter Entfernung gepflanzt waren, verzweigten sich dicht über dem 
Boden und sahen in ihrem frischen, dunkeln Grün recht gut aus 
(Taf. I). Auch waren einige Exemplare von Manihot Glaziovii und 
M. dichotoma und einige Reihen von M. heptaphylla versuchsweise ge- 
pflanzt worden. Letztere wuchsen mehr in die Höhe, besaßen aber 
auch die breitere Kronenentwickelung von Manihot piauhyensis. Sie 
werden drei Jahre alt und 4—5 m hoch; während die ebenso alten 
Bäume von Manihot piauhyensis nur 3—4 m Höhe hatten. Im Beginn 
dieses Jahres (1907) sollten die Bäume zum ersten Male angeschnitten 


En 


werden; eine kleinere, schon ältere Pflanzung sah ich dann in der Nach- 
barschaft. 

Ferner habe ich größere Pflanzungen noch bei Jatobasinho, unweit 
der Grenze von Piauhy, und bei der Serra Nova, in diesem Staate 
selbst, besucht, die in einem recht befriedigenden Zustande waren. 


Von Manihot heptaphylla ist mir nur eine einzige Pflanzung in der 
Serra do Säo Ignacio von zum Teil dreijährigen Bäumen gezeigt worden. 
Auch diese war im allgemeinen gut gehalten und in gesundem Zustande. 
Ganz flüchtig habe ich dann noch im Vorbeifahren bei Villa Nova einige 
Plantagen dieser Manihot gesehen. 

Die Anlage von Kulturen der zwei Manihot-Arten vom Rio Säo 
Franeisco geschieht in ähnlicher Weise wie bei Manihot diehotoma, nur 
ist für dieselben ein mehr sandiger, wenn auch nicht gar 
zu unfruchtbarer Boden auszuwählen, 

Das Ausrotten von Unkraut macht nur im ersten Jahre einige 
Schwierigkeit, später schließen die Kronen der kleinen, Bäume enger 
zusammen und verhindern so selbst das Aufkommen von anderen Ge- 
wächsen. 

Das erste Anschneiden zum Gewinn der Kautschukmilch beginnt 
man am besten nach dem dritten Jahre der Anpflanzung, sobald die 
Bäume ausgereift sind und die Niederschläge etwas nachgelassen haben, 
also etwa im Januar. Es werden nun zuverlässige Arbeiter ange- 
worben, welche man im Akkord arbeiten läßt, die einzige Art und 
Weise, mit der hier etwas durchzusetzen ist. 

In Piauhy war es üblich, den Arbeitern von dem gewonnenen und 
präparierten Kautschuk ein Drittel als Lohn zu überlassen, für den sie 
den vollen, dortigen Preis erhielten. 

Zufällig war ich in der Serra Nova gegenwärtig, als eine Anzahl 
Leute, die in solehen Kautschukpflanzungen gearbeitet hatten, abgelohnt 
wurden. Auf meinen Wunsch wurde mir ein Zettel mit der Abrechnung 
überlassen?). 

Es hatten nach diesem 10 Arbeiter in 7 Tagen 95,7 Kilo Kaut- 
schuk geerntet, und es kommt danach auf den Mann für den Tag 
1,367 Kilo, der einen Wert von 6 $ 180 reis (Kilo zu 4 S 500 reis be- 
rechnet) hatte und für den Arbeiter 2 $ 060 reis (ungefähr M 2,60) er- 
gab. Wenn dies kein besonders günstiges Ergebnis ist, so muß berück- 
sichtigt werden, daß unter den Arbeitern sich auch Frauen und Kinder 
befanden, und daß die Pflanzung noch eine ganz neue war. Immerhin 


!) Es haben solche kleinen Dokumente deshalb einen Wert, weil die münd- 
lichen Mitteilungen oft wenig zuverlässig sind, und ein gewisses Geschick dazu ge- 
hört das Richtige herauszufinden. 


2 Aa 


ist ein Tagelohn von über 2 Milreis für die dortigen Verhältnisse ein 
hoher, und derselbe kann sich unter günstigen Umständen gewiß mehr 
als verdoppeln. 

Die kleinen Kautschukfladen, welche immer das Ergebnis eines ein- 
maligen Anzapfens sind, haben mir in Mengen vorgelegen und wogen 
im Durchschnitt 25 und selbst 50 Gramm. Wie wir gesehen haben, können 
die Bäume hundert Mal im Jahre angezapft werden. Schneidet man 
sie aber nur 40 oder 20 Mal an, was entschieden besser ist, so ergibt 
dies immer noch einen Jahresertrag von 1/;,—2 Kilo, also im Mittel 
1 Kilo Kautschuk für den Baum. 

Ein Hektar, auf dem 2500 Bäume gepflanzt werden können, würde 
demnach 21/, Tonne ergeben, ein Ertrag, den man in Berücksichtigung 
aller möglichen Umstände auf 1 Tonne gern herabsetzen kann, um der 
Wirklichkeit näher zu kommen. 

Da es im allgemeinen noch sehr an Erfahrung auf dem Gebiete 
der Manicoba-Kultur fehlt, denn bei den Einheimischen steht selbst die 
Landwirtschaft auf einer noch niederen Stufe, so werden manche Ver- 
besserungen einzuführen sein. Man kann mancherlei Versuche in bezug 
auf die Pflanzungszeit, die Pflanzweite und die Zwischenkulturen machen. 
Vielleicht gedeihen die Bäume bei einem weiteren Pflanzen doch besser 
und dauern dann länger aus. Auch die Anzapfungsmethode und das 
Aufsammeln der Kautschukmilch ist sicher einiger Verbesserungen fähig. 

Es sind schon Versuche gemacht worden, die Kautschukmilch in 
Gefäßen aufzufangen, doch hat dies noch nicht als Regel durehgeführt 
werden können, weil man für den Kautschuk keinen besseren Preis er- 
hielt, und weil das Unterbringen von Gefäßen in die Löcher noch immer 
einige Schwierigkeiten macht. Oft verdickt sich nämlich der Stamm 
gerade am Wurzelhals, oder es ist Gestein vorhanden, das schon das 
Aushöhlen des Bodens schwierig macht. Diese nachteiligen Umstände 
lassen sich gewiß bei einer rationellen Bewirtschaftung in der Kultur 
beseitigen. 

Besonders das Arbeitersystem wird vielfach zu vervollkommnen sein. 
Es wird sich dann darum handeln, den Ertrag bedeutend zu vermehren 
und den Gewinnanteil des Arbeiters auf 25 oder 20 Prozent seiner 
Ausbeute herabzusetzen. Bei passender Arbeitsverteilung ist man im 
Stande jedem Arbeiter sein Revier zuzuerteilen und über je 10 oder 
12 Arbeiter kann man einen Aufseher (Fiscal) setzen, der wiederum 
einen gewissen Gewinnanteil zu bekommen hat. 

Bei der Auswahl der zu Kulturanlagen der Manicoba-Arten ge- 
eigneten Ländereien sind in erster Linie diejenigen vorzuziehen, welche 
den natürlichen Bedingungen der wilden Bestände am meisten ent- 
sprechen und womöglich in dem Gebiete selbst liegen. 


= Aa 


In zweiter Linie kann man auch Ländereien zu dieser Kultur ver- 
wenden, die schon weiter entfernt von den Manicoba-Distrikten gelegen 
sind, aber noch ähnliche Boden- und klimatische Verhältnisse besitzen. 
In dritter Reihe kommen dann auch geeignete Ländereien in anderen 
brasilianischen Staaten und in fremden Erdteilen in Betracht, und hier 
wird die Erfahrung zeigen, wie weit sich diese Manihot-Arten in der 
Kultur den verschiedenen Bedingungen anpassen lassen. 


Die Ergebnisse aus der Kultur der Manihot-Arten von Bahia sind 
der von Manihot Glaziovii entschieden überlegen. Langjährige Er- 
fahrungen in Indien, den afrikanischen Kolonien und in Brasilien selbst 
haben doch eine Menge Übelstände bei der Kultur dieser Kautschuk- 
pflanze aus Cearä dargetan. Sind die Bäume nicht geschützt, so er- 
leiden sie durch heftige Winde leicht Windbruch, dann ist das Anzapfen 
der harten Rinde wegen sehr schwierig, und ungeschickte Verletzungen 
schädigen die Bäume sehr, und endlich ist auch meist der Kautschuk- 
ertrag kein sehr hoher. 


Man hat den Kautschukertrag eines guten Baumes von Manihot 
Glaziovii im Durchschnitt auf 250 g pro Jahr berechnet, das macht bei 
einer Pflanzweite von 3 bis 5 Meter nur einige Hundert Kilo Kautschnk 
auf den Hektar. 


Die Manicoba-Arten von Bahia haben kaum vom Winde zu leiden, 
da sie weniger hoch werden, oder wie die von Piauhy niedrige Bäume sind, 
und das Anzapfen, das früher geschehen kann, macht keine so großen 
Schwierigkeiten. Ganz bedeutend größer ist aber der Kautschukertrag 
eines Hektars gepflanzter Bäume, der auch dann dem der Manihot 
Glaziovü überlegen bleibt, ‘wenn eine weitere Pflanzweite sich als 
passender herausstellen sollte. 


In Zukunft wird man, wo es irgend die Verhältnisse gestatten, 
die Kultur der Manihot Glaziovii durch die der Manihot-Arten aus Bahia 
zu ersetzen haben. 


Die Frage, welche von den drei Manihot-Arten aus Bahia und 
Piauhy vorzuziehen sei, richtet sich besonders nach den Bodenverhält- 
nissen, da die klimatischen Bedingungen ziemlich gleiche sind. In 
einem festeren, lehmigen Boden wird man am besten Manihot dichotoma 
und in einem leichten, sandigen Manihot heptaphylla oder piauhyensis an- 
pflanzen. 

Manihot diehotoma hat vor den anderen zwei Arten den Vorzug, daß 
die Samen besonders leicht keimen, und der Kautschuk, sowie auch die 
Samen, gegenwärtig noch einen etwas besseren Preis haben. Dafür ist 
die Ertragsfähigkeit der beiden Arten vom Rio Säo Franeisco ent- 


De 


schieden größer und die bis jetzt übliche Anzapfungsmethode ist den 
Bäumen weit weniger nachteilig. 


Ob nun Manihot heptaphylla oder M. piauhyensis für die Kultur vor- 
zuziehen sei, läßt sich noch nicht sicher entscheiden. 


Im Durchschnitt ist der Kautschuk von Manihot piauhyensis etwas 
besser als der von M. heptaphylla, und erstere Art ist wohl noch etwas 
früher anzapfungsfähig; dafür scheint letztere langlebiger zu sein. 


In Bahia selbst ist man noch nicht zu entscheidenden Vergleichen 
dieser drei Arten gekommen und deshalb trifft man überall in den 
Pflanzungen diejenige Manihot-Art an, welche in der Nähe wild vor- 
kommt. Nur die Kultur von Manihot piauhyensis hat sich am meisten 
ausgebreitet und dringt vom Rio Säo Franeisco immer weiter vor. So 
lange noch keine anderen Erfahrungen vorliegen, wird Manihot piau- 
hyensis als die für die Kultur passendste und ertragreichste 
Art anzusehen sein. Vielleicht kann auch bei Manihot diehotoma 
durch eine verbesserte Anzapfungsmethode der Ertrag bedeutend erhöht 
werden. 

In neuerer Zeit nehmen die Pflanzungen von Hevea brasiliensis eine 
ungeahnte Ausdehnung, so daß schon Millionen von Bäumen angepflanzt 
sind, die in absehbarer Zeit einen nennenswerten Ertrag an Kautschuk 
liefern werden. Es sind sogar schon Berechnungen aufgestellt worden, 
nach denen in zehn Jahren der Kautschukertrag von den Plantagen die 
Ausbeute aus den wilden Beständen, besonders am Amazonenstrome, 
konkurrenzunfähig mache. Ich kann mich solehen Ansichten nicht an- 
schließen, denn es werden da noch eine Menge ungünstige Bedingungen !) 
und unvorhergesehene Umstände mitwirken, die den Zeitpunkt einer 
solchen Krisis in weitere Ferne rücken. 

Zweifellos ist der Kautschuk von Hevea von besserer Qualität und 
auch größerer Elastizität und erzielt immer einen höheren Preis als der 
von den Manihot-Arten. 

Die Kultur dieser Manihot-Arten bietet jedoch gewisse Vorteile, so 
daß sie trotz des höheren Wertes des Hevea-Kautschuks”?) mit der dieser 
Kautschukpflanze wird konkurrieren können. 


Hevea brasiliensis kann allerdings nach sechs Jahren angezapft 
werden, gibt aber erst nach acht oder zehn Jahren einen besseren Er- 


») Mit Recht wird auch an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß das vor- 
zeitige Anzapfen von Hevea brasiliensis Nachteile für die Dauer des Baumes 
haben müsse. Deutsche Kolonialzeitung Jahrgang 24, Nr. 26, S. 261. 

2) E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel am Amazonenstrome. 
„Tropenpflanzer“, Band VI, Beiheft 1. 


— 51 — 


trag, während einige Manihot-Arten schon im vierten Jahre eine volle 
Ernte liefern. Die Menge Kautschuk, welche von einem Hektar jähr- 
lich gewonnen wird, steht bei Manihot heptaphylla und M. piauhyensis 
der der Hevea nieht nach. Die Bearbeitung der für die Kultur der 
Kautschukbäume bestimmten Ländereien ist für die Manihot-Arten meist 
einfacher, denn es macht weniger Arbeit und Mühe, ein Stück Steppe 
zu roden und zu bearbeiten, als einen Teil Urwald für Hevea-Kultur 
herzurichten und von dem meist üppiger aufwachsenden Unkraut und 
Gestrüpp rein zu halten. Außerdem müssen für Hevea meist die frucht- 
barsten Ländereien verwendet werden, während gerade die Manihot- 
Arten in unfruchtbaren Gegenden, die fast wertlos sind, gebaut werden 
können. 

Wenn die Kulturen von Hevea brasiliensis in den üppigen 
Tropengegenden für die Kautschukproduktion gewiß die 
größte Bedeutung erlangen werden, so kann besonders Manihot 
piauhyensis und M. heptaphylla für trockene unfruchtbare Länder- 
striche als die Kulturpflanze des Kautschuks in Zukunft an- 
gesehen werden. 


Anmerkung. 


Nach Schluß dieser Abhandlung sehe ich mich veranlaßt, darauf 
hinzuweisen, daß über diesen Gegenstand im Tropenpflanzer Nr. 12, 
Dezember 1907, Seite 861—869, schon eine Mitteilung erschienen ist. 
Dem Bahia-Kautschuk- Syndikat war als Bericht ein Auszug aus dem 
Manuskript vorliegender Arbeit übergeben worden und dieser wurde in 
einer privaten Denkschrift der Gesellschaft gedruckt, die aber nicht im 
Buchhandel erhältlich ist. Diese Denkschrift ist auf Veranlassung von 
Herrn Prof. Warburg, ohne daß dieser weder vom Verfasser noch von 
der Gesellschaft die Erlaubnis erhalten hatte, im Tropenpflanzer ab- 
gedruckt worden. 


Da fir den Bericht die Angaben mehr vom kaufmännischen Stand- 
punkte behandelt wurden, so sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß 
vorliegende Schrift allein als Originalarbeit anzusehen ist. 


Während des Druckes erschien im Journal d’Agrieulture tropicale 
Nr. 78, 31. Dezember 1907, ein Artikel „Un nouveau Manihot & eautchoue 
par M. Aug. Chevalier“, in dem eine Manihot-Art beschrieben wird, 
die im Versuchsgarten zu Camayenne in Französisch Guinea gepflanzt 
war und die den Namen Manihot Teissonnieri A. Chev. erhielt. 


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Da diese Pflanze aus Piauhy stammt, vermutet A. Chevalier wohl mit 
Recht, daß sie mit Manihot piauhyensis Ule identisch ist, die er im 
„Tropenpflanzer* erwähnt findet. Nun ist aber vor dieser Mitteilung 
vom Notizblatt des Kgl. Botan. Gartens zu Berlin, November 1907, 
folgende Schrift herausgegeben worden: „Vorläufige Mitteilung über 
drei noch unbeschriebene Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia.“ 
Da hier eine kurze lateinische Diagnose gegeben wurde, so hat der 
Name M. piauhyensis unbedingt das Vorrecht. 


Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin, 


Notizblatt des Königl. bot. Garlens und Museums zu Berlin. Nr. 41a. Tafel 1. 


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Manihot dichotoma Ule in der Catinga bei Calderao. 


Nach photographischer Aufnahme von E. Ule. Oktober 1906. 


Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 41a. Tafel II. 


Manihot heptayphylla Ule in der Serra do Säo Ignacio. 


Nach photographischer Aufnahme von E. Ule. Februar 1907. 


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Verbreitung der wichtigsten Kautschuk liefernden Manihot. 


rrsenhalnen I. Gebiet der M. dichotoma Ule 
Be. len on Ense llle II. Gebiet der M. heptaphylla Ule 
III. Gebiet der M. piauhyensis Ule 


Gebiete der N! hot-Arte e . 
ee Murike en IV. Gebiet der M. Glaziovii Müll. Arg. 


Die Entwicklung der  Kontineail se 
und ihrer Lebewelt. | 
\ Ein Beitrag zur vergleichenden Erdgeschichte 


von 


Dr. Theodor Arldt 


Oberlehrer an der Realschule in Radeberg. 
Mit 17 Figuren im Text und 23 Karten. 


gr. 8°. Geheftet M. 20.—; in Leinen geb. M. 21.50. 
Ein ausführlicher Prospekt steht gern zu Diensten. 


Archhelenis und Archinotiss 
' Gesammelte Beiträge ee 
Ei . zur Geschichte der neotropischen Region 5: 
“ von. 
Hermann von Ihering. v 
Mit einer Figur im Text und einer Karte. | Rn 
8°. M.6—. ur 


(Die Vegetation der Erde. Herausgegeben 
von A. Engler und O. Drude. Bd. VIII.) | 
gr. 8°. Geheftet M. 30.—, in Leinen gebunden M. 31.50. Be: 


(Bei Abnahme der ganzen Reihe M. 20.— bzw. M. 21.50.) “2 
; Grundzüge der Pflanzenverbreitung in Chile EB 
\ von BL 
Dr. phil. Karl Reiche Br 
Vorstand der botanischen Abteilung des Nationalmuseums in Santiago. _ 5 Er ® 


Mit 55 Figuren im Text und auf 33 Tafeln sowie 2 Karten. 


Der Lichtgenuss der Pflanzen 


Photometrische und physiologische Untersuchungen 
mit besonderer Rücksichtnahme auf Lebensweise, geograpkiuche 
ehreuune und Kultur der Pflanzen 


von 


Prof. 3. Wiesner 


Direktor des Pflanzenphysiologischen Institutes der K.K. Wiener Universität. f ur 
Mit 25 Textfiguren., ; BR, n 
& gr. 8. M. 9.—. Be 


Druck von K. Buchbinder ja Neu-Kuppin, 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 42. (Bd. V.) Ausgegeben am 11. März 1908. 


I. Forschungen über Kautschuk- und Guttapercha-Gewinnung 
am Königl. Pharmazeutischen Institut und an der Botanischen 
Zentralstelle für die deutschen Schutzgebiete. 

II. Gewinnung des Kautschuks von Fieus Vogelii Mig. 

III. Einige interessante Ficus-Arten des tropischen Afrikas. 

IV. Über das Vorkommen von Kautschuk bei einigen ostafrika- 
nischen Gymnosporia-Arten. Von Th. Loesener. 

V. Notiz über das Auftreten der Plasmopara viticola im Kapland. 
Von 6. Lindau. 


Nur duroh den Buchhandel zu beziehen. 


In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1908. 


Preis 1,60 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 42. (Bd. V.) Ausgegeben am II. März 1908. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Forschungen 


über Kautschuk- und Guttapercha -Gewinnung 


am Königl. Pharmazeutischen Institut und an der Botanischen Zentralstelle 
für die deutschen Schutzgebiete, 


Die Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes hat nach Verhand- 
lungen mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-An- 
. gelegenheiten dem Königlichen Pharmazeutischen Institut der Universität 
Berlin aufgetragen, in Verbindung mit der Botanischen Zentralstelle 
für die Deutschen Schutzgebiete am Königlichen Botanischen Garten in 
Dahlem bei Berlin Forschungen über Kautschuk- und Guttapercha-Ge- 
winnung und -Aufarbeitung vorzunehmen. Die Kolonialabteilung be- 
auftragte die Genannten, sich mit den Behörden der deutschen Schutz- 
gebiete in Verbindung zu setzen. 

Demzufolge richteten die Unterzeichneten an die Kaiserlichen Gou- 
vernements das ergebenste Ersuchen, zur Förderung dieser Angelegenheit 
nach beifolgenden Grundsätzen Anweisungen erteilen zu wollen. 

Die Unterzeichneten heben ganz besonders hervor, daß sie den an 
einzelnen Stationen schon vorhandenen chemischen Laboratorien hinsicht- 
lich der von ihnen bereits in Angriff genommenen Untersuchungen nicht in 
den Weg treten wollen, sind aber bereit, falls weitere dort nicht aus- 
zuführende Untersuchungen gewünscht werden, diese hier fortzusetzen und 
durchzuführen. 

Ebenso wird es diesseits als wünschenswert bezeichnet, daß 
seitens der Laboratoriumsvorstände der Stationen Mitteilungen über die 


5 


— el 


das genannte Gebiet betreffenden Untersuchungen hierher ergehen, da- 
mit Kollisionen vermieden werden. 

Die Sendungen sind an die Botanische Zentralstelle für die Kolonien 
nach Dahlem bei Berlin direkt zu richten, welche die Überweisung für 
die chemische Prüfung bestimmten Materials an das Pharmazeutische 
Institut veranlaßt. 


Der Direktor Der Direktor 

des Kgl. botanischen Gartens des Kgl. Pharmazeutischen Instituts 
und Museums H. Thoms. 
A. Engler. 


Anweisung für die Gewinnung von Milchsäften zur Bereitung von 
Kautschuk und Guttapercha, 


1. Die in den Bezirken vorkommenden milchsaftgebenden Pflanzen sind 
anzuzapfen und die erzielten Milchsäfte oder die daraus abge- 
schiedenen festen Produkte zur Feststellung ihres Wertes einzusenden. 


Zur Sicherstellung der Herkunft dieser Produkte ist neben diesen 
auch das betreffende Pflanzenmaterial beizufügen, nämlich: 


a) bis 40 cm lange Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten, 
gepreßt zwischen Löschpapier; 

b) größere Friichte eventuell in Alkohol; 

ec) wenn angängig eine Photographie einzeln stehender Bäume 
der in Frage kommenden Art. 


2. Es empfiehlt sich, nur solche Milchsaft enthaltenden Bäume und 
Lianen in Betracht zu ziehen, welche in größerer Menge in den 
einzelnen Gebieten vorhanden sind, so daß eine eventuelle wirtschaft- 
liche Verwertung von vornherein gesichert ist. 


3. Bei der Anzapfung von Pflanzen zwecks Milchsaftgewinnung und der 
Mitteilung darüber ist auf folgende Punkte Rücksicht zu nehmen: 

a) Angabe der Jahres- und Tageszeit; 

b) Angabe der Beschaffenheit der Böden, wo die Pflanzen wachsen, 
bezw. Einsendung von Bodenproben zur chemischen Analyse; 

c) Angabe der benutzten Anzapfungsmethode; 

d) die Anzapfungen sind an verschiedenen Teilen der betreffenden 
Pflanze vorzunehmen (bei Bäumen am unteren Stamm, in ver- 
schiedener Höhe desselben, an den Zweigen); 

e) es sind 2 bis 3 Kilo Blätter der betreffenden Pflanze einzu 
senden. 


4. Die Milchsäfte sind in sorgfältig gereinigte Flaschen zu füllen. 


— BD — 


5. Es sind Versuche anzustellen, welche Metliode der Gewinnung (de; 
betreffenden Milchsaftos sich am zweckmäßigsten erweist. In dieser 
Hinsicht sind die folgenden Methoden vergleichend zu prüfen und 
die erzielten Produkte mit genauer Bezeichnung einzusenden: 

a) Einreiben des Stammes, in welchen der Schnitt geführt werden 
soll, mit Zitronen und Abwickeln des gerinnenden Saftes; 

b) Fällen des Milchsaftes mit 3prozentiger Karbolsäurelösung; 

c) Fällen des Milchsaftes mit 2prozentiger Kresollösung; 

d) Fällen des Milchsaftes mit Aprozentiger Essigsäurelösung;; 

e) Aufkochen des Milchsaftes; 

f) Verdünnen des Milchsaftes mit reinem Wasser (bei einigen 
Milchsäften findet hierbei bereits eine Fällung statt). 

6. Die durch Fällung nach einer der vorgenannten Methoden erzielten 
Produkte sind, wenn möglich, im frischen Zustande mit Wasser 
zu durchkneten, um etwa vorhandene wasserlösliche Bestandteile 
möglicht auszuziehen. 

7. Das zur Untersuchung eingesandte Quantum an Roh-Kautschuk oder 
Guttapercha betrage nicht unter 30 Gramm. 


Dahlem bei Berlin, Februar 1907. 


Die Resultate der im pharmazeutischen Institute vorgenommenen 
Untersuchungen hierauf erfolgter Einsendungen werden in Folgendem 
mitgeteilt: 


Arbeiten aus dem Königlichen Pharmazeutischen Institut 


der Universität Berlin, 
Mitgeteilt von H. Thoms. 


Bericht über die Untersuchung des Saftes vom Baum Ndundaja. 
(21. September 1907.) 

Mit Anschreiben vom 25. Juli 1907 (J.-Nr. 1453) ging dem Pharma- 
zeutischen Institut eine Probe eines Milchsaftes zu. Mitgeteilt wird 
darüber nur, daß der Saft, Tari genannt, sehr reichlich fließe, von 
einem Baum Ndundaja stamme, der in den Ortschaften angepflanzt 
werde und zur Beschattung diene. Die Wunde werde nach dem Aus- 
fluß wieder mit Lehm verstopft. Die Probe stammt vom Posten Binder, 
Garua, Kamerun. 

Das Produkt besteht aus runden Klumpen und mehr oder weniger 
unregelmäßigen Stücken, welche außen von braunroter bis dunkelbrauner 

5* 


—, Ms) 


Farbe sind und in den Außenpartien von Pflanzentrümmern und sonstigen 
Verunreinigungen, wie Sand, Steinchen usw. durchsetzt sind. 

Das Material ist auf dem Bruche schwach glänzend, hat die Kon- 
sistenz eines harten Wachses, Eindrücke mit dem Fingernagel bleiben 
bestehen. Die Bruchfläche zeigt in den änßeren Partien braunrote 
Farbe, ist im Innern bedeutend heller, stellenweise fast weiß. 


Die Analyse lieferte folgendes Ergebnis: 


Unlösliche Verunreinigungen . . . 3,36 °/, 
Harz (Acetonextrakt) . . . . . 82,80, 
Kautschuksubstanz (aus Chloroform- 

lösung durch Alkohol gefällt) . 13,55 °/, 

Das aus der Lösung des mit Aceton extrahierten Rohmaterials 
in Chloroform durch Zusatz von Alkohol gefällte Produkt besitzt die 
Eigenschaften brauchbaren Kautschuks, ist aber nicht so nervig wie 
guter Rohkautschuk. 

Das Harz (Acetonextrakt) bildet nach dem Umlösen aus Aceton 
eine leichte, weiße, poröse Masse. Bei 100° wird es wachsartig weich 
und etwas klebrig, gegen 145° schmilzt es. Es ist sauerstoffhaltig, 
wie sich aus den nachfolgenden Zahlen der Elementaranalyse ergibt, 
denn es wurde gefunden: 

Kohlenstoff 79,81, 
Wasserstoff 11,27 °/, 
Sauerstoff 8,92 9) 


/0 

Fernerhin wurde die Säurezahl und die Verseifungszahl des Harzes 
bestimmt. Erstere wurde zu 3,5, letztere zu 130,9 gefunden. Es er- 
gibt sich daraus, daß der in Aceton lösliche Bestandteil des Milch- 
saftes reich ist an verseifbaren Produkten, so daß er den Wachs- 
arten nahe steht. 

Als Ersatz des Kautschuks oder der Guttapercha kann der unter- 
suchte Milchsaft nicht in Frage kommen. Ob die Gewinnung der 
13—14 °/, Kautschuksubstanz, die er enthält, sich lohnen würde, läßt 
sich von hier aus nicht entscheiden. — Es ist nicht ausgeschlossen, 
daß der in Aceton lösliche Anteil (ca. 83 °/,) einer technischen Ver- 
wendung, vielleicht in der Lackindustrie, fähig ist. 


Bericht über eine durch Kochen mit Wasser aus der Milch 
einer Landolphia erhaltene kautschukartige Masse aus Kamerun. 
Von C. Mannich. (23. Oktober 1907.) 


Das Produkt (vielleicht von Landolphia florida Bth. stammend) 
bildet einen außen dunkelbraunen, innen rötlich bis braun marmorierten 


Klumpen, der äußerlich mit Kautschuk und Guttapercha wenig Ähn- 
lichkeit hat. Die Konsistenz ist die eines harten Wachses, Eindrücke 
mit dem Fingernagel bleiben bestehen. 

Die Analyse ergab folgendes Resultat: 


Feuchtigkeit‘ . . . „x. 703 
Harz (Acetonextrakt) . . . 70,46 °, 
Kautschuksubstanz (Alkohol- 

allung)! A UN REN INTERN, 


Unlösliche Verunreinigungen . 3,74 °/, 
Für eine praktische Verwendung als Kautschuk kann das Produkt 
nicht in Frage kommen. 


Bericht über die Untersuchung von Früchten einer Smilax- Art 
aus Mexiko. 


Von €, Mannich. (23. Oktober 1907.) 


Von den Früchten standen mir 23,7 g zur Verfügung. — Das Ge- 
wicht einer Frucht beträgt im Durchschnitt 0,196 g. 

Beim Zerbrechen der Früchte zeigt sich, daß sich um jeden Samen 
eine dünne Hülle einer braunen, sehr elastischen, kautschukähnlichen 
Substanz befindet. Die kautschukartige Membran wurde mechanisch 
von den Schalen und Kernen getrennt. Es wurden so gewonnen aus 
23,7 g der Früchte: 

Kautschukhüllen 0,6 g 
Kerner, = 2, 219.0 
Schalen) 2), 4%. 4.28 

Die Kautschukhüllen betragen also 2,53°/, vom Gesamtgewicht der 
Früchte. 

Es wurde versucht in den Kautschukhüllen den Gehalt an Rein- 
kautschuk zu bestimmen. Indessen ergaben sich dabei derartig un- 
erwartete Schwierigkeiten, daß die Bestimmung nicht zu Ende geführt 
werden konnte. Das Material löst sich nämlich in den üblichen Lösungs- 
mitteln des Kautschuks nicht auf, vielmehr quillt jede einzelne Membran 
zu einer gallertartigen Masse auf. Als Lösungsmittel wurden versucht 
Tetrachlorkohlenstoff, Toluol und Chloroform. In Toluol waren 10,8°/, 
löslich. 

Nach diesem Verhalten ist es recht fraglich, ob die elastischen Hüllen, 
die äußerlich gutem Kautschuk völlig ähnlich sind, erhebliche Mengen 
echten Kautschuks enthalten. Zu weiteren Versuchen reichte das 
Material (0,6) nicht aus, 


nn 


Berieht über eine durch Kochen mit Wasser aus der Milch 
einer Fieus-Art erhaltene kautschukähnliche Masse aus Kamerun, 


(23. Oktober 1907.) 


Das Material bildet einen außen dunklen, innen hellbraunen Klumpen. 
Es ist bröckelig, aber kaum elastisch. Mit dem Fingernagel läßt es sich 
ritzen, in der Handwärme wird es klebrig. 


Die chemische Analyse ergab folgendes: 


Feuchtigkeit. unusn nen. in 
Harz (Acetonextrakt) . . . . . 71,16°, 
Kautschuksubstanz (Alkoholfällung) 22,98 °/, 
Unlösliche Verunreinigungen . . 5,66 °/, 

Als brauchbarer Kautschuk ist das Material nicht anzusehen. 


Über den Kautschuk von Landolphia owariensis P. Beauv. 
und von Ficus Vogelii Mig. 


Von C. Mannich und E. Bandke. 
(5. Dezember 1907.) 


Das Untersuchungsmaterial stammte aus dem Bezirke Kete-Kratschi 
in Togo und war von dem kaiserlichen Gouvernement zur Analyse ein- 
gesandt worden. Es standen vier Bälle Kautschuk im Gewichte von 
125—145 g zur Verfügung, von denen je zwei von Landolphia owariensis 
und Ficus Vogelii abstammten. 


Landolphia awariensis P. Beauv. 


Die beiden Proben sind außen von dunkelbrauner Farbe; im Inneren 
sind sie bedeutend heller, in der Mitte fast weiß. Ihre äußeren Eigen- 
schaften sind die eines guten Kautschuks. Grobe vegetabilische Ver- 
unreinigungen sind nur vereinzelt wahrnehmbar. 

Die Analyse, die nach der Alkoholfällungsmethode von Fendler 
vorgenommen wurde, lieferte folgendes Ergebnis: 

Die Auflösung in Benzol im Verhältnis 2: 100 ist sehr hell gefärbt, 
fast weiß. Sie ist ziemlich diekflüssig, so daß für die Analyse statt 
der 2prozentigen eine 0,8prozentige Lösung verwendet wurde. Die ge- 
fundenen Werte sind die nachstehenden: 

Probe a: Probe b: 


Kautschuksubstanz . . . .» 88,10%, 89,14 °/, 
Feuchtigkeit 4 u ke. mr 4,37 0/0 3,45 %/, 
Mechanische Verunreinigungen 1.00%, 0,73%, 


Harz Nee ae 6,42 °/, 5,46 °/, 


Nach diesem Befunde sind die beiden untersuchten Bälle ein sorg- 
fältig gewonnener Kautschuk von sehr guter Qualität. Der Handelswert 
wird sicher ein recht beträchtlicher sein. 


Fieus Vogelii Mig. 

Die beiden Proben bestehen aus zwei massiven Bällen von der 
Konsistenz guten Kautschuks. Außen sind sie braun, nach innen zu 
werden sie dunkler, fast blauschwarz. Mechanische Verunreinigungen 
sind sowohl außen wie im Innern mehrfach zu sehen. — Die Analyse 
erfolgte nach der Alkoholfällungsmethode von Fendler. Die zwei- 
prozentige benzolische Lösung ist dunkelbraun und ziemlich dünnfltissig. 
Die gefundenen Analysenzahlen sind die folgenden: 

Probe a: Probe b: 


Kautschuksubstanz . . . . 53,92%); 62,70 9), 
Feuchtiekeit "a. 9. N, 1,737, 0,84 °/, 
Mechanische Verunreinigungen 4,88 %/, 1,2405 
Harz‘. % : SATA HU 3% 60%), 32,74 %/, 


Beide Proben Rn bönuchkarer Bet eönnen aber nur als 
mittlere Qualität bezeichnet werden, da der Harzeehalt, insbesondere 
bei Probe a, recht hoch ist. Der Handelswert dieses Kautschuks dürfte 
dementsprechend der einer mittelguten Sorte sein. 


Die Firma Dr. Heinrich Traun & Söhne in Hamburg gibt über 
die obigen Kautschukproben folgendes Gutachten ab: 

„Der gegenwärtige Handelswert des eingesandten Kautschuks von 
Landolphia owariensis beträgt 5,50—6 Mark pro Kilo, der des Kaut- 
schuks von Fieus Vogelii 2—2,50 Mark. Nennenswerte Qualitätsab- 
weichungen konnten wir bei den a- und b-Sorten nicht feststellen. 
Auffallend bei den Bällen von Landolphia owariensis ist, daß sowohl 
bei der a-, als auch bei einem Ball der b-Marke, der Kern von weich- 
licher Beschaffenheit ist, wodurch natürlich die Qualität herabgesetzt 
wird. Dagegen zeigt die Schnittfläche eines anderen Balles der b-Marke 
durchweg einen regelmäßigen, gesunden und sehr kräftigen Kautschuk. 
Ob hierbei nun eine Verfälschung der Milch durch einen ähnlichen Saft 
stattgefunden hat oder ob die Milch z. T. von noch zu jungen Bäumen 
gezogen worden ist, entzieht sich unserer Beurteilung. Im Interesse 
der Sache halten wir es aber für wünschenswert, daß die Produzenten 
in Togo auf diese Abweichungen aufmerksam gemacht werden.“ 


Zur Kenntnis der Karite- Gutta. 
Von C. Mannich und J. Herzog. 


Über die Brauchbarkeit der Karite-Gutta von Butyrospermum Parkii, 
dem Schibutterbaum, als natürliches Ersatzmittel der Guttapercha herrscht 


he 


bislang noch Unklarheit. Fendler!) hat in einer 1905 erschienenen 
Arbeit die Untersuchungsergebnisse, die über Karite-Gutta vorliegen, 
zusammengestellt. 

In den analytischen Angaben und in der Beurteilung weichen die 
einzelnen Autoren ganz erheblich voneinander ab. Während einige die 
Karite-Gutta als geeigneten Ersatz für echte Guttapercha bezeichnen, 
betrachten andere sie auf Grund ihres Befundes für wertlos. Es dürften 
deshalb die nachstehenden Untersuchungen, die mit einer dem Pharma- 
zeutischen Institut der Universität Berlin von der Botanischen Zentral- 
stelle für die Kolonien zugegangenen Karite-Gutta angestellt wurden, 
von einigem Interesse sein. 

Das Material bildete einen Kuchen von über 4 kg Gewicht, den 
Herr Dr. Kersting im April 1907 in Togo aus dem Sekret von Butyro- 
spermum Parkii gewonnen hatte. Ein Anschreiben besagte, daß das 
Sekret wegen seiner in der Wärme plastischen Eigenschaften zum Kitten 
von Topflöchern usw. benutzt werde. 


Die Farbe war außen dunkelbraun, im Inneren heller, stellenweise 
von rötlichweißen Partikeln durchsetzt. Auf Bruchflächen erkennt man 
leicht, daß das Material in geringem Maße durch Pflanzenteile ver- 
unreinigt ist. Bei Zimmertemperatur ist die Masse hart und fühlt sich 
etwas klebrig an. Mit dem Messer läßt sie sich gut schneiden. Kleinere 
Stücke lassen sich in der Hand kneten und werden dabei elastisch, 
verlieren aber ihre Elastizität beim Erkalten wieder. Vereinzelte Stücke 
lassen sich zu durchscheinenden elastischen Fäden ausziehen. Bei 15’ 
schwimmt das Produkt auf Wasser. In auf 40° erwärmtes Wasser gelegt, 
wird es derart weich, daß sich zwei Stücke leicht durch Kneten zu 
einer homogenen Masse vereinigen lassen. Nach dem Durchkneten und 
Erkaltenlassen im Wasser wird das Produkt wieder etwas härter, bleibt 
aber knetbarer und elastischer als im ursprünglichen Zustande, Die 
Farbe ist nach dieser Behandlung in hellrötlichbraun übergegangen, 
das spez. Gewicht hat sich erhöht, denn die Masse sinkt in Wasser 
jetzt unter. Nach einigen Tagen ging die Farbe der äußeren Partien 
wieder in ein schwaches Schokoladebraun über, die inneren Partien 
dunkelten langsam nach. 

Der Wassergehalt des Produktes betrug 10,5°/,., Durch Extraktion 
mit Aceton im Soxhletschen Apparat wurden 66,2°/, eines Harzes . 
von hellgelber Farbe und fester Konsistenz gewonnen; sein Geruch war 
bienenwachsartig. 

Das Harz begann bei 70° zu zchmelzen, war bei 100° schmierig, 
jedoch noch nicht flüssig. Erst bei 125° schmolz es zu einer faden- 


!) Arb. aus dem Pharm. Inst. der Univ. Berlin III, 260. 


= de 


ziehenden Masse. — Die Säurezalıl des Harzes betrug 1,9. Die Ver- 
seifungszahl 207. Es ergibt sich daraus, daß das Harz nur wenig freie 
Säuren, aber viel esterartige Bestandteile enthält. 

Als bestes Lösungsmittel der Karite-Gutta erwies sich Chloroform, 
Unlöslich darin waren 4,85°/,, bestehend aus mechanischen Verun- 
reinigungen. Durch Zusatz von Alkohol zu der Chloroformlösung fielen 
24°/, eines kautschukartigen Produktes aus. Es war zunächst fast 
weiß, dunkelte an der Luft sehr rasch und war nach einigen Tagen 
fast schwarz. Eine Elemeutaranalyse ergab 82,9°/, Kohlenstoff uud 
11°/, Wasserstoff; daraus ergibt sich, daß das Produkt nicht vollständig 
aus Kohlenwasserstoffen besteht. 

Aus den vorstehend mitgeteilten physikalischen und chemischen 
Eigenschaften der untersuchten Karite-Gutta ist zu schließen, daß sie 
als vollwertiger Ersatz der Guttapercha nicht in Frage kommen kann, 
Trotzdem kann das Produkt nicht als wertlos bezeichnet werden, da 
es 24°/, kautschukartige Bestandteile enthält, die zu technischer Ver- 
wendung geeignet sind und die sich vielleicht lohnend nutzbar machen 
lassen. 


Il. Gewinnung des Kautschuks von Fieus Vogelii Mig, 


Im Anschluß an vorige Mitteilungen entnehmen wir dem Amtsblatt 
für das Schutzgebiet Togo, II. Jahrgang 1907 Nr. 28 (8. Oktober 1907), 
folgende Notiz: 

In der Landschaft Bu&m wird seit kurzer Zeit in ausgedehntem 
Maße der Milchsaft von Ficus Vogelii zur Bereitung von Kautschuk ge- 
wonnen. Fieus Vogelii, ein mächtiger, oft 20 bis 25 m hoher Baum 
kommt in dem Waldgebiete zwischen Gjasekang und Pampawüe häufig 
vor. Diese Ficus-Art heißt in der Lefana-Sprache „Ofö“; sie ist 
identisch mit der am unteren Mono vorkommenden Ficus-Art, welche 
die Tetetu-Leute „Adrobo“ nennen. (Vergl. Amtsblatt 1906 Nr. 9). 
Der aus dem Milchsaft bereitete Kautschuk heißt in der Asante-Spracle 
„Bädäbädä“. 

Im Handel ist dieser Kautschuk hauptsächlich unter dem Namen 
„Saji Kautschuk“ bekannt. 

Die Buöm-Leute zapfen Fieus Vogelii mittels Grätenschnitt an, 
welchen Schnitt sie angeblich ein eingeborener Kautschukhändler lehrte, 
ein erfreulicher Beweis dafür, daß die Togo-Leute für Belehrungen zu 
schonender und nachhaltiger Kautschuk-Gewinnung zugänglich sind. 

Zur Ausführung des Schnittes wird ein dem Stemmeisen ähnliches 
scharfes Messer mit halbkreisförmiger Schneide benutzt. Diese sehr zweck- 


le; 


dienliehen Kautschukmesser fertigt ein Schmied in Gjasekang an. Was 
die Form des Grätenschnitts betrifft, so ist zunächst die Mittellinie des- 
selben von ganz verschiedener Länge. Sie ist in allen Längen, von 
etwa 1 m bis 10 m und oft noch darüber zu beobachten. Es mögen 
verschiedene Gründe zu diesen wechselnden Längen für den Eingeborenen 
maßgebend sein, so vielleicht das Alter des anzuzapfenden Baumes, 
die größere oder geringere Leichtigkeit, mit welcher ein Baum er- 
klettert werden kann; es ist auch möglich, daß die Mittellinie durch 
spätere Anzapfungen allmählich verlängert wird. Nach der Größe der 
Mittellinie richten sich die Zahl und die Abstände der Seitenschnitte, 
welche von der Mittellinie aus in einem Winkel von durchschnittlich 
45° nach beiden Seiten so geführt werden, daß sie ungefähr je '/, des 
Stammumfanges umfassen. Die Tiefe der Schnitte scheinen die Ein- 
geborenen der Stärke der Rinde anzupassen und dabei bestrebt zu sein, 
eine Verletzung der Cambiumschicht zu vermeiden. Am unteren Ende 
des Längssehnittes wird ein Blatt befestigt und dadurch die heraus- 
fließende Milch in ein untergestelltes Gefäß geleitet. In welcher Jahres- 
zeit die Anzapfung erfolgt und in welchen Zeitabschnitten sie wieder- 
holt wird, darüber liegen nach keine sicheren Erkundungen vor. 

Die gewonnene Milch wird in Erdlöchern, welche mit Lehm aus- 
geschmiert sind, zum Gerinnen gebracht. Diese in die Erde gegrabenen 
Löcher haben zumeist einen elliptischen oder rechteckigen Grundriß; 
ihre Tiefe beträgt ungefähr einen halben Meter. Die hineingegossene 
Milch gerinnt je nach ihrer Menge in zwei bis vier Wochen. Die ge- 
ronnene Milch setzt sich etwa um den zehnten Teile. Um die Milch 
vor Verunreinigungen zu schützen, werden die Erdlöcher mit Zweigen 
und darüber gelegten Blättern zugedeckt. Der Kautschuk kommt in 
großen Kuchen in den Handel. Nicht selten wird aber von Eingeborenen 
auch die Milch an die Händler verkauft, z. B. verkaufen die Ahamansı- 
Leute eine Petroleum-Dose von Milchsaft um 12 M. 


I, Rinige interessante Ficus-Arten des 


tropischen Afrikas. 
(Mit Tafel I—III) 


Da die großen Fieus-Arten Afrikas teils als besonders stattliche, 
Schatten spendende Bäume, teils wegen des in ihnen enthaltenen Milch- 
saftes oder wegen ihres zur Bekleidung geeigneten Bastes Beachtung 
finden, sollen hier drei besonders häufige Arten abgebildet werden. 


Sämtliche Bestimmungen rühren von Herrn Prof. Dr. Warburg 
her, welcher bekanntlich in den letzten Jahren die afrikanischen Fieus 
studiert und auch mehrere neue Arten veröffentlicht hat. 

1. Ficus Vogelii Mig. Dieser auf den vorhergehenden Seiten 
besprochene Baum ist eine Würgerfeige, welche über 12 m hoch wird 
und bisweilen Blätter von 4 dm Länge und 2 dm Breite entwickelt. 
Belege für das Vorkommen dieses Baumes finden sich im hiesigen 
Herbarium aus: 

Liberia: Sinoe, Greenville (H. H. Johnston n. 27). 

Togo: Ndsolo (Baumann n. 571), im Bergwald des Tafierhe-Ge- 
birges, um 350 m (Schröder n. 62). 

Lagos: (Schlechter.) 

Kamerun: Johann-Albrechtshöhe (Preuß n. 500, Staudt n. 895), 
Bipindi, im Urwald und an freien Stellen in den Uferwaldungen des 
Lokundje, um 80 m ü. M. (Zenker n. 1914). Dieser Ficus liefert, 
wie aus den obigen Mitteilungen hervorgeht, einen an Kautschuk ziemlich 
reichen Milchsaft. 

Abbildung eines Zweiges mit Rezeptakeln und Analyse auf Tafel I 

2. Ficus rocco Warb. et Schweinf. Der Baum, dessen Blätter 
selten über 10 cm lang und 5 cm breit werden, ist von Togo bis nach 
Zentralafrika verbreitet und wird auch häufig als Schattenbaum an- 
gepflanzt. Sein Milchsaft ist rötlich-weiß (nach Beobachtung von Forst- 
assessor Dr. Holtz in Tabora). Die Rinde wird vielfach von Ein- 
geborenen zu Schurzbekleidungen verwendet. In unserem Herbarium 
finden sich Belege von folgenden Orten: 

Togo: Lome, überall verbreitet (Warnecke n. 322), Losso, um 
300 m (Kersting n. 103), Sokode (Kersting n. 439). — bature der 
Eingeborenen. 

Chari: Dar Banda (Chevalier n. 7199). 

Niamniam-Land: Nubumbino (Schweinfurth n. 3038, 3236). 

Mombuttu-Land: (Schweinfurth n. 3511.) 

Zentralafrikanisches Seengebiet: Udjidjji am Tanganyika 
(v. Trotha n. 138); Tabora, Ngulo (mulumbo der Eingeborenen, als 
Schattenbaum gepflanzt — Dr. Holtz). 

Deutschsüdostafrika: Ungoni, — gepflanzt (Busse n. 846) — 
arabisch: mtawa, Kisuaheli: mlandoge, mtschamwa, Kiny- 
amwesi: mrumba. 

Hierzu ist zu bemerken, daß die Schweinfurthschen Original- 
exemplare größere und immer nach beiden Seiten hin gleichmäßig ver- 
schmälerte, unten stumpfe Blattspreiten besitzen, während bei den übrigen 
Exemplaren die Blätter gegen den Grund hin stärker verschmälert sind 
(Engler). 


2, ee 


Abbildung eines Zweiges nebst Analyse nach einem Exemplare 
von Togo auf Tafel II. 


3. Fieus triangularis Warb. Eine in Westafrika sehr ver- 
breitete Würgerfeigenart, die in der Blattgestalt stark wechselt. 

Französisch-Guinea: Casamance (Chevalier). 

Sierra Leone: (Scott Elliot n. 4286, 4991.) 

Liberia: Sinoe Basin (Whyte). 

Togo: Lome, an Ölpalmen (Warnecke n. 458), Ndsolo (Busse 
n. 3508). 

Lagos: (Dawodu.) 

Kamerun: Barombi (Preuß n. 114, 544), Bipindi (Zenker n. 838, 
1541, 2428). 

Abbildung eines Zweiges und Analyse nach einem Exemplare 
von Barombi. 


IV. Über das Vorkommen von Kautschuk 
bei einigen ostafrikanischen Gymnosporia-Arten, 


Von Th. Loesener. 
(Mit Tafel IV.) 


Der erste, der das Vorhandensein von Kautschuk bei den 
Celastraceen festgestellt und die Art des Vorkommens genauer unter- 
sucht hat, ist Radlkofer gewesen, der im Jahre 1893 in der Botanical 
Gazette!) eine diesbezügliche Mitteilung über die mexikanische Gattung 
Wimmeria gebracht hat. Von ihm angeregt, hat dann sein Schüler 
Aug. Metz in einer längeren Abhandlung über die „Anatomie der Laub- 
blätter der Celastrineen mit besonderer Berücksichtigung des Vor- 
kommens von Kautschuk“?) die Frage, wie weit das Auftreten dieser 
Substanz in der genannten Familie verbreitet ist, zum Gegenstande 
einer ausführlicheren Untersuchung gemacht. Diese hatte das Ergebnis, 
daß Kautschuk als Inhalt von Kautschukschläuchen sich außer bei 
Wimmeria auch noch bei Mystroxylum (nämlich M. eueleiforme Eckl. et 
Zeyh.) in den Blättern findet, während bei Evonymus nach Col (siehe 
Metz a.a. O0.) Wurzel und Achse als Sitz der Kautschukbehälter zu be- 
trachten sind. Erheblich größer aber ist die Zahl der Gattungen, 
bei denen Kautschuk in Gestalt kleiner Körperchen in den Parencehym- 
zellen der Blätter sich findet, wie z. B. bei Polycardia, Plenckia, 

I) Botan. Gazette 1893 p. 199—200. 

2) Beihefte zum Bot. Zentralbl. Band 15. 1903. $. 309—386. 


— Ga 


Elaeodendrum, Pleurostylia, Schaefferia und mehreren anderen. Metz!) 
führt etwa 13 Gattungen an, bei denen er die Substanz in dieser Form 
hat nachweisen können. 

Technisch verwertbar sind indessen wohl nur solche Pflanzen, 
die den Kautschuk in größeren Mengen in besonderen Behältern, 
Schläuchen oder Röhren, bergen, weil sich nur bei diesen die Aus- 
beutung lohnen dürfte. 

Da möchte ich nun die Aufmerksamkeit der interessierten Kreise 
auf drei in Ostafrika vorkommende Gymnosporia-Arten lenken, die 
Metz bei seiner Arbeit nicht hat berücksichtigen können, da er davon 
kein Material zur Verfügung hatte, sie auch zum größeren Teile erst 
seither bekannt geworden sind. Ob sie freilich den Kautschuk in ge- 
ntigender Menge enthalten, daß eine Gewinnung sich lohnen würde, und 
ob dieser in seiner chemischen und physikalischen Beschaffenheit den 
Anforderungen, die eine etwaige Ausbeutung an ihn stellen müßte, 
würde genügen können, bleibt augenblicklich noch fraglich. Auch über 
die Rolle, welche die drei Arten bei der Zusammensetzung der Pflanzen- 
decke ihrer Heimat spielen, ob sie häufig und verbreitet sind, oder 
nur selten vorkommen und auf kleine Gebiete beschränkt sind, wissen 
wir bisher so gut wie gar nichts. Soviel aber glaube ich nach dem 
mir vorliegenden Materiale feststellen zu können, daß die Arten, um 
die es sich hier handelt, einen kautschukähnlichen Milchsaft enthalten, 
daß dieser in Schläuchen sich findet und zum wenigsten in ebensolchen 
Mengen bei ihnen vorkommt wie bei den Wimmeria-Arten Mexicos, 
wenn nicht zum Teil in noch reicheren. Dies läßt sich schon an dem 
sog. „Spinnen“ erkennen. Beim vorsichtigen Durchbrechen z. B. eines 
Blattes, ziehen sich feine Fäden von der einen Bruchfläche zur anderen 
hinüber, die elastisch sind, sich ziemlich weit ausziehen lassen und beim 
schließlichen Zerreißen zurückschnellen und sich pfropfenzieherartig zu- 
sammenziehen, genau wie bei Wimmeria, Landolphia usw. 


Gehen wir nun auf die Arten näher ein. Sie gehören alle drei zu 
den unbewehrten Vertretern von Gymnosporia, bei denen noch niemals 
Dornenbildungen beobachtet wurden, wie sonst bei der Mehrzahl der 
Arten dieser Gattung, und sie sind auch untereinander nahe verwandt. 


Am wichtigsten scheint mir @. amaniensis Loes. n. sp. zu sein, ein 
schlank aufrecht wachsender Baum, der die Höhe von 30 m erreicht. 
Er wurde zum ersten Male von Warnecke in der Nähe des Land- 
wirtschaftlichen Institutes von Amani in etwa 900 m Höhe gesammelt 
(Institut Amani n. 353). Es dürfte sich wohl der Mühe lohnen, diese 
Art, von der noch nicht einmal aufgeblühte Blüten, sondern vorerst nur 


1) a... 0. S. 330. 


a 


die allerfrühesten Knospenstadien mir zu Gesicht gekommen sind, einer 
sorgfältigeren botanischen Beobachtung an Ort und Stelle und einer ein- 
gehenderen Prüfung auf Milchsaftgehalt und -beschaffenheit ziı unter- 
werfen. Dieser findet sich, soweit ich gesehen habe, nicht nur in der 
Rinde der Zweige, sondern auch in den Rippen- und Hauptnerven der 
Blätter, in den Blütenstielen und in den Kelchblättern. (Vergl. Tafel IV 
Figur O.) 

Während bei G. amaniensis die Nähe von Amani die weitere 
Forschung erleichtert, wird von der folgenden, ihr sehr nahestehenden 
Art schwerer genügendes weiteres Untersuchungsmaterial aus Ostafrika 
zu beschaffen sein. @. bukobina Loes. n. sp., wurde von P. Conrads 
(n. 85 und 93) im Jahre 1903 in der Nähe von Bukoba am Westufer 
des Vietoria Nyansa auf der Urwaldparzelle Kazinga bei der 
Missionsstation Marienberg in 1300 m Höhe gesammelt und liegt bis 
jetzt in einem blühenden Exemplare vor. Es soll eine Kletterpflanze (?) 
sein. Auch bei ihr fand sich in der Rinde, den Blättern, den Blüten- 
ständen und Blüten ein kautschukähnlicher zäher Milchsaft, jedoch, wie es 
scheint, in etwas geringeren Mengen als bei der vorigen. (Vergleiche 
Tafel IV Figur A—N.) 

Die genauere Beschreibung dieser beiden Arten möge man in der 
im Druck befindlichen Arbeit Celastraceae africanae IV (in Engl. Jahrb. 
Vol. XL) nachlesen. 

Die dritte endlich ist im tropischen Afrika weiter verbreitet: Es 
ist die von mir 1893 unter dem Namen @. lepidota Loes. als neu 
beschriebene Art, die ich aber jetzt, nachdem reicheres Material vor- 
liegt, nur noch höchstens als Varietät von der in Süd-Afrika nicht gar 
seltenen und ziemlich veränderlichen G. acuminata (L.) Szysz. ansehen 
kann. Die Pflanze ist bereits wiederholt in Zentral- und Ost-Afrika 
gesammelt worden, nämlich im Urwalde des Ru Nssoro in 3100 m 
Höhe von Stuhlmann (n. 2423) und Seott Elliot, am Kilimand- 
scharo oberhalb Kibosho in 2300 m Höhe von Uhlig (n. 241), gleich- 
falls in der Urwaldzone, und ebenso von Volkens (n. 889) oberhalb 
der Landschaft Marangu am Mawensi in 2440 m Höhe am Ruassibach, 
endlich in den Uluguru-Bergen im Höhenwald auf dem Lukwangule- 
Plateau in 2400 m Höhe von dem so früh verstorbenen W. Götze 
(n. 316). Es soll ein bis 10 m hoher Baum sein, der z. B. am Kili- 
mandscharo in der oberen Urwaldzone verhältnismäßig häufig vor- 
zukommen scheint. Im Gebiet der Uluguru-Berge führt‘ er bei den 
Eingeborenen nach Götze den Namen „mbamala“. Auch hier zeigte 
sich beim Lostrennen von Stücken der Rinde, beim Durchbrechen eines 
Blattes oder eines Blütenstieles, beim Abpräparieren der Kelchblätter 
und auch beim Zerbrechen der Wandung der Fruchtkapsel ein deutliches 


a 


„Spinnen“. Auch bei capensischen Exemplaren der typischen @. acuminata 
konnte auf diese Weise die kautschukähnliche Substanz festgestellt 
werden. Es scheint die Art jedoch in bezug auf die Höhe ihres Ge- 
haltes an Kautschuk sich sehr verschieden zu verhalten und in dieser 
Hinsicht sehr von den Standortsverhältnissen beeinflußt zu sein. So 
zeigte z. B. bei einigen kapländischen Exemplaren nur die Rinde das 
Spinnen, während die Blätter davon nichts wahrnehmen ließen. Vergl. 
Tafel IV Fig. P—Q. 

Zum Schluß sei noch bemerkt, daß das Vorkommen von Kautschuk 
bei der Gattung Gymnosporia bisher noch nicht bekannt war. 


V. Notiz über das Auftreten der Plasmopara viticola 
: im Kapland. 


Von G. Lindau. 


J. Schroeter bringt in den Natürl. Pflanzenfam. Teil I, Seite 116, 
die Angabe, daß Plasmopara viticola, der Pilz des falschen Meltaues der 
Rebe, nach 1878 in der Kapkolonie aufgefunden worden sei. Als ich 
die Verbreitung des Schädlings für das Handbuch der Pflanzenkrank- 
heiten von Sorauer bearbeitete, führte ich diesen Hinweis ebenfalls 
auf (Bd. II, Seite 157), aber bereits damals konnte ich mir keine 
Rechenschaft geben, woher Schroeter diese bestimmt angegebene Tat- 
sache erfahren haben mag. Ich bin auf diesen etwas unsicheren Punkt 
abermals geführt worden, da neuerdings von I. B. Pole Evans in 
Pretoria eine Anfrage bei der Direktion des botanischen Gartens und 
Museums einlief, in der um Auskunft tiber die Grundlagen der Schroeter- 
schen Notiz gebeten wurde. Wie Herr Evans angibt, finden sich in 
der südafrikanischen Literatur keine Hinweise darauf, wann die Krank- 
heit dort zum ersten Male aufgetreten ist; es war daher zu vermuten, 
daß Schroeter Exemplare zugeschickt erhielt oder brieflich von süd- 
afrikanischen Korrespondenten informiert wurde. Diese Vermutung ist 
aber unzutreffend, denn im Pilzherbarium Schroeters liegen weder 
Exemplare noch Notizen, wie mir Herr Prof. Pax freundlichst mitteilte, 
so daß es als aussichtslos erscheint, dem Ursprung der Angabe 
Schroeters nachzugehen. 

Wie Herr Evans berichtet, kommt der Pilz in Südafrika vor und 
hat sich im Jahre 1906 über ein Areal von ungefähr 25000 Quadrat- 
meilen ausgebreitet. Bei der außerordentlichen Verbreitungsfähigkeit 
des Pilzes erscheint es nicht ausgeschlossen, daß er für die weinbauenden 
westlichen Distrikte Südafrikas zu einer sehr ernstlichen Kalamität wird. 


— le 


Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Schädling, wie auch 
in Europa, mit amerikanischen Reben eingeführt worden ist. Der Zeit- 
punkt der Einschleppung wird sich allerdings wohl kaum mit Sicher- 
heit feststellen lassen, da gewöhnlich erst einige Jahre vergehen, ehe 
die Aufmerksamkeit auf derartige Erkrankungen gelenkt wird. Aus 
diesem Grunde glaube ich, daß der falsche Meltau schon seit längerer 
Zeit in Südafrika heimisch ist, ohne daß er aber bisher größeren Schaden 
angerichtet hat. 

Für die Weiterausbreitung der Krankheit erscheinen die klimatischen 
Verhältnisse in Südafrika wie geschaffen. In Europa nämlich ist in 
feuchten, heißen Sommern stets ein plötzliches Aufflackern der Krankheit 
beobachtet worden und man sagt deshalb nicht mit Unrecht, daß die 
feuchte Wärme für den Pilz förderlich ist. Nun herrschen in den wein- 
bauenden Gegenden Südafrikas die Sommerregen, so daß die äußeren 
Bedingungen für den Pilz außerordentlich begünstigende sind. 

Für die Bekämpfung käme wohl in erster Linie das Spritzen mit 
Bordeauxbrühe in Betracht. Allerdings müßte ausprobiert werden, zu 
welchen Zeiten und wie oft im Jahre das Spritzen notwendig ist. Ferner 
würde darauf Rücksicht zu nehmen sein, daß die Bordeauxbrühe durch 
irgend einen Zusatz haftbar gemacht wird. Die einzelnen Rebensorten 
zeigen sich für die Krankheit nicht in gleicher Weise empfänglich, 
deshalb würde zu untersuchen sein, ob die in Südafrika in Kultur be- 
findlichen Sorten widerstandsfähig sind, oder ob vielleicht durch Ein- 
führung besser angepaßter Reben der Gefahr vorgebeugt werden kann. 
Ich verweise in dieser Beziehung auf die Darstellung, die ich in dem 
erwähnten Handbuch Seite 157 ff. gegeben habe. 


Tafel I. 


Nr. 42. 


Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. 


Ficus Vogelii Mig. 


Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr..42. Tafel 11. 


Ficeus rocco Schweinf. et Warb. 


Tafel 11. 


Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 42. 


Ficus triangularis Warb. 


Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 42. Tafel IV. 


Celastraceae. 


A—N Gymnosporia bukobina Loes., A Habitus, B—C Blüte, D—F Staubblätter, 
G—.J Fruchtknoten, K Frucht, L Same, M—N Arillus, O G. amamiensis Loes. Habitus, 
P—@ 6. acuminata (L.) Szysz. var. lepidota Loes. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Be 


Soeben beginnt zu erscheinen: 


Archiv für Zellforschung 


Unter Mitwirkung 
namhafter Gelehrter des In- und Auslandes 


herausgegeben von 


Dr. Richard Goldschmidt 


Privatdozent an der Universität München 


Inhalt des 1. Heftes (gr. 8°. M. 16.—): 


P. Hertwig, Einige neue Probleme der Zelltheorie. — 6. Tischler, Zellstudien 

an sterilen Bastardpflanzen. Mit 120 Textfiguren. — A. u.K. E. Schreiner, 

Zur Spermienbildung der Myxinoiden. Über die Entwicklung der männlichen 

Geschlechtszellen von Myxine glutinosa. Mit 6 Tafeln und 26 Figuren im 

Text. — R. Goldschmidt, Das Verhalten des Chromatins bei der Eireifung 
und Befruchtung des Dicrocoelium lanceatum. Mit einer Tafel. 


Das Archiv, welches Arbeiten aus dem &esamtgebiet der tierischen 
und pflanzlichen Zellenlehre veröffentlicht, soll in zwanglosen Heften er- 


scheinen, die zu Bänden von etwa 40 Druckbogen Text und 20 Tafeln zum 
Preise von etwa M. 40.— vereinigt werden. 


Mit Fasc. XI wurde soeben vollständig: 


Genera Siphonogamarum 


ad 
Systema Englerianum conseripta 


ab auctoribus 


Dr. ©. @. de Dalla Torre ce Dr. H. Harms 


Oenipontano Berolinensi 


Broschiert in 11 Lieferungen M. 46.50; in Leinen gebunden M. 50.—. 


Chemie der höheren Pilze 


Eine Monographie 
von 


Dr. Julius Zellner 


Professor der Chemie an der Staatsgewerbeschule in Bielitz 


gr. 8°. M.9.—. 


Druok von E, Buchbindei da Neu-Ruppin. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 43. (Bd. V.) . Ausgegeben am I. September 1908. 


I. Über die Kautschuklianen Carpodinus landolphioides (Hall. £.) 
Stapf und Landolphia Dawei Stapf. Von Ernst Gilg. 
II. Beschreibung einer neuen, von Oberstabsarzt Dr. Kraemer 
auf den Karolinen gefundenen Araliace. Von H, Harms. 
II. Neue Rhamnus-Arten des Berliner botan. Museums aus Ost- 
asien und Bemerkungen zur Systematik der Gattung Rhamnus. 
Von Camillo Karl Schneider, Wien. 
IV. Botanische Notizen aus den sumatranischen Urwäldern. Von 
Max Moszkowski, Grunewald bei Berlin. 
V. Bemerkungen zu den „Botanischen Notizen“ des Herrn Dr. 
- Moszkowski. Von Ernst Gilg. 
VI Zur Nomenclatur ‚des Perubalsambaumes. Von H. Harms. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


%“ 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1908. 


Preis 0,80 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 43. (Bd.V.) Ausgegeben am I. September 1908. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über die Kautschuklianen Carpodinus landolphioides 
(Hall. £) Stapf und Landolphia Dawei Stapf, 


Von 
Ernst Gilg. 


Im Jahre 1904 beschrieb 0. Stapf!) gelegentlich seiner vortreff- 
lichen Bearbeitung der afrikanischen Apocynaceae eine Landolphia Dawei 
aus Uganda, von der er angab, daß sie mit Landolphia owariensis und 
L. Klainei nahe verwandt sei und einen ausgezeichneten Kautschuk 
liefere. Wir wissen jetzt aus einem ausführlichen Bericht von M. T. 
Dawe°), daß diese mächtige Liane in den Regenwaldgebieten Ugandas 
sehr verbreitet ist und daß von ihr eine der besten Kautschuksorten 
Afrikas gewonnen wird. Auf Tafel I. dieses Berichtes wird unsere 
Pflanze in sehr charakteristischer Weise dargestellt. 

Auch A. Chevalier hat Landolphia Dawei zum Gegenstand einer 
ausführlicheren Studie gemacht). Dieser Forscher hatte auf San Thome 
eine vortrefflichen Kautschuk liefernde, sehr raschwüchsige, kultivierte 
Liane beobachtet und von ihr reichliches Blüten- und Fruchtmaterial 
gesammelt. Er konnte feststellen, daß diese Pflanze aus Kamerun — 


) O. Stapf in Fl. trop. Afr. IV ı (1904) 590. 

2) M. T. Dawe, Report of a Botanical Mission through the forest distriets 
of Buddu and the western and Nile provinces of the Uganda Protectorate (London 
1906). 

») A. Chevalier in Bull. Soc. botan. France, Bd. 53 (1906) 17. 

6 


ee 


und zwar vom Kamerunberg — eingeführt worden war, daß es dieselbe 
Art ist, von welcher der gute Kautschuk des Kamerungebirges gewonnen 
wird. Man hatte dieses wichtige Gewächs, da von ihm — wie es schien — 
nur blütenloses Material gesammelt worden war, bis dahin stets mit 
einem gewissen Zweifel zu Landolphia florida Bth. gezogen. Man wußte 
aus zahlreichen nicht zu bezweifelnden Quellen genau, daß die über das 
ganze tropische Afrika verbreitete Landolphia florida keinen Kautschuk 
liefert; die Pflanze vom Kamerunberge schien diesen Angaben zu wider- 
sprechen und brachte deshalb mancherlei Unsicherheit und Unklarheit 
in die Literatur. 

Chevalier stellte nun nach seinem Material mit Sicherheit fest, daß 
das uns interessierende Gewächs zu Landolphia florida keine andere als 
generische Verwandtschaft besitzt; im Herbarium zu Kew gelang ihm 
jedoch auch der wichtige Nachweis, daß die Kautschukliane des Ka- 
merunberges mit der bisher nur aus Uganda am Victoria Nyansa be- 
kannten Landolphia Dawei Stapf übereinstimmt. 

Als ich vor kurzem die Apocynaceae des Berliner Herbariums, die 
neuerdings aus dem tropischen Afrika eingelaufen waren, durchbestimmte, 
fand ich zu meiner Freude zahlreiche schön präparierte Herbarexem- 
plare einer im blühenden Zustand gesammelte Pflanze, die Deistel im 
Jahre 1906 bei Buea am Kamerunberg aufgenommen hatte, und die von 
Warburg als Landolphia Dawei Stapf bestimmt worden war. 

Die Pflanze kam mir merkwürdig bekannt vor, so daß ich annahm, 
ich müsse sie schon an anderer Stelle im Herbarium beobachtet haben. 
Sie stimmte jedoch mit keiner der zahlreichen Landolphi«-Arten, die im 
Berliner Herbarium enthalten sind, habituell überein; sie weicht sogar 
von allen sehr stark dadurch ab, daß bei ihr die Blüten in zu- 
meist achselständigs, kurze Cymen vereinigt sind, während bei Lan- 
dolphia die Blüten durchweg in endständigen eymösen Rispen stehen. 
Stapf trennt (a.a. O. p.26) die einander sehr nahestehenden Gattungen 
Landolphia, Clitandra und Carpodinus etwa in folgender Weise vonein- 
ander: 

A. Griffel kurz, nicht oder nur wenig den Kelch überragend, faden- 
förmig oder säulenförmig; 

a) Infloreszenzen endständig oder manchmal scheinbar axillär. 
Landolphia. 

b) Infloreszenzen axillär oder axillär und endständig. 
Clitandra. 

B. Griffel gewöhnlich lang und den Kelch deutlich überragend, meist 
fadenförmig, gewöhnlich mehr oder weniger behaart (Infloreszenzen 
meist axillär, seltener axillär und endständig). 

Carpodinus. 


Be 


Nach dieser Bestimmungstabelle Stapfs müßte, wie das oben er- 
wähnte prächtige Material Deistels vom Kamerunberg auf den ersten 
Blick zeigte, unsere Pflanze zu Carpodinus gestellt werden; und ein nun 
vorgenommener Vergleich ergab, daß sie in allen Punkten identisch ist 
mit Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf!) (Clitandra landolphioides 
Hall. f., Kautschuklianen, in Jahrb. Hamb. Wissensch. Anstalt. XVII 
(1899), 3. Beih,, 8. 119). Das sehr reichlich gesammelte und zahlreiche 
Blüten tragende Originalmaterial dieser Art ist von Deistel im Jahre 
1900 bei Buea am Kamerunberg unter n. 556 gesammelt; leider fehlt 
dazu ein Begleitzettel. Absolut dieselbe Pflauze wurde von Deistel, 
ebenfalls in reichlichem Blütenmaterial, unter n. 144 bei Buea aufge- 
nommen. Deistel gibt zu ihr (am 14. März 1906) folgende Beschrei- 
bung: „Kautschukliane des Kamerungebirges, von Westen nach Osten 
überallbin verstreut; sie tritt auf bei 600 m Meereshöhe, ist häufig bei 
800—1000 m und geht bis zu 1600 m, wo sie dann nur noch vereinzelt 
auftritt. Sie kommt da und dort im schattigen Gebirgswald vor, immer 
nur vereinzelt, eine starke Liane, mit holzigem, am Grunde über arms- 
dickem Stamm, der sich erst oben in zahlreiche, die höchsten Bäume 
erreichende Äste teilt. Sie ist trotz des Raubbaues der Eingeborenen 
noch reichlich vorhanden; man findet viele junge Exemplare, die wieder 
ausgetrieben haben, nachdem die alten Pfanzen früher niedergelegt wor- 
den waren. Die Blüten, die im Februar und März erscheinen, sind klein, 
weiß und sehr stark duftend, genau wie die „Tuberose“. Die Frucht ist 
birnförmig, rotgelb. Das Fruchtfleisch wird von den Eingeborenen gern 
genossen; die Früchte kommen wie Obst auf den Markt. Von der 
Pflanze wird ein guter Kautschuk gewonnen. Der Bakwiri-Name der 
Pflanze ist Wuoma, des Kautschuks Manjonga, der Milch Maliba 
ma manjonga, der Frucht Njoma.“ 


Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf wurde ferner aus demselben 
Gebiet auch von Lehmbach (n. 34) mit unreifen Früchten, von Preuss 
in sterilem Zustand eingesandt; sie scheint, wie ein schönes Herbar- 
exemplar zeigt, auch im Botanischen Garten zu Vietoria kultiviert zu 
werden (n. 2). H. Winkler sammelte sie mit Früchten bei Neu-Tegel, 
Dr. Meyer im Gebiet des Cross-Flusses. Sehr wahrscheinlich gehören 
auch zwei sterile Exemplare hierher, von denen das eine von Preuss 
im Urwald auf der Barombi-Höhe unter n. 217 gesammelt wurde, wäh- 
rend das andere von Dr. Mansfeld bei Ossidinge aufgenommen wurde. 
Darnach besitzt wohl unsere Pflanze das Hauptgebiet ihres Auftretens 
am Kamerunberg, ist aber über weitere Gebiete Kameruns verbreitet. 


!) O. Stapf in Fl. trop. Afr. IV. 1, p. 80. 
6* 


a 


Die Frage, ob Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf spezifisch 
mit Landolphia Dawei Stapf übereinstimmt, wie Chevalier behauptet hat, 
kann ich leider nicht mit vollster Sicherheit entscheiden, da mir von 
letzterer Art nur ein sehr dürftiges Bruchstück des Originals vorlag. 
Habituell stimmen die beiden Pflanzen, wie ich nach der oben 
zitierten Abbildung von Landolphia Dawei auf Tafel I des „Uganda 
Reports“ beurteilen kann, absolut überein, auch Blattgestalt, Nervatur, 
Blütenstand, Blütengröße, Fruchtform sind genau dieselben bei beiden 
Arten. Der einzige Punkt, der Zweifel an der Identität erregen kann, 
ist das Verhalten des Griffels. Dieser ist bei der Pflanze vom Kamerun- 
berg ziemlich dünn und ansehnlich (”—9 mm) lang, während Stapf den 
Griffel seiner L. Dawei als nur etwa 2 mm lang beschreibt; auch auf 
der schon mehrmals angeführten Tafel I des „Uganda-Reports“ ist der 
Griffel von L. Dawei in Fig. 3 sehr kurz und dick säulenförmig dar- 
gestellt. Sollte dieser Unterschied zwischen den beiden Pflanzen wirk- 
lich durchgehends vorhanden sein, so könnten sie doch bei ihrer son- 
stigen vollkommenen Übereinstimmung kaum als spezifisch, auf keinen 
Fall aber als generisch verschieden bezeichnet werden. 

Aus dem Geschilderten lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 

Die Kautschukliane des Kamerunberges, welche den als Manjonga 
bekannten Kautschuk liefert, ist mit vollster Sicherheit Carpodinus lan- 
dolphioides (Hall. f.) Stapf. 

Sehr wahrscheinlich ist die bisher Landolphia Dawei Stapf genannte, 
in Uganda sehr verbreitete und geschätzte Kautschukpflanze mit jener 
identisch. Sollte sich jedoch der angeführte Unterschied zwischen den 
beiden Gewächsen als durchgehend herausstellen, so könnte wohl daran 
gezweifelt werden, daß Landolphia Dawei Stapf als Synonym zu Car- 
podinus landolphioides (Hall. f.) Stapf gehört, niemals aber daran, daß 
Landolphia Dawei einen Vertreter der Gattung Carpodinus, aus der aller- 
nächsten Verwandtschaft von C. Tandolphioides, darstellt. 


II. Beschreibung einer neuen, von Oberstabsarzt 
Dr. Kraemer auf den Karolinen gefundenen Araliacee, 
Von H. Harms. 


Schefjlera Kraemeri Harms n. sp.; 


arbor vel frutex (?) glaber; folia longe vel longissime petiolata (petiolus 
teres vel subteres, 10—40 em longus, glaber, basi in vaginam dilatatus, 
stipula intrapetiolaris e basi latissima lanceolata, acuta, 2,5—3 em longa), 
digitata, foliola 5, apice petioli verticillata, petiolulata (petioluli eire. 
4—8 cm longi), oblonga, basi breviter in petiolulum angustata vel acuta 
vel obtusa, apice ut videtur plerumque breviter acuminata, margine in- 
tegra vel saepe apicem versus dente unico vel paucis parvis vel ma- 
juseulis instructa, chartacea, glabra, eire. 5—14 cm longa, 2,5—7 cm 
lata; inflorescentia terminalis, e paniculis elongatis composita, paniculae 
statu juniore eirc. 10—15 cm longae, capitula breviter pedunculata (pe- 
duneuli eirc. 5—10 mm longi) ad axim paniculae racemose digesta, 
bracteis lanceolatis acutis circ. 9—12 mm longis suffulta, subglobosa, 
pauciflora (fl. eirc. 8—11, in specimine plerique nondum aperti); brac- 
teae 4 unumquemque florem circumdantes latissimae squamiformes; 
calycis margo parum prominulus; corolla calyptriformis, ovoidea, obtusa, 
leviter striatula, eire. 2—2,5 mm longa; stamina 10, antheris lanceo- 
latis; ovarium 10-loculare, columna stylaris brevis, crassa, obtusa, apice 
stigmata 10 minuta verruciformia gerens. 


Truk-Insel Uman: gesammelt 1907 von OÖberstabsarzt Dr. 
Kraemer (n. 105; einheimischer Name des Baumes: trusa). 


Die Aıt steht zweifellos der australischen Sch. actinophylla (Endl.) 
Harms (Brassaia aetinophylla Endl.) sehr nahe, unterscheidet sich jedoch 
von ihr durch geringere Zahl der Blättchen (ich fand stets nur 5, wäh- 
rend bei Sch. act. 7—9 auftreten), kleinere Köpfehen und 10-Gliedrigkeit 
des Androeceums und Gynaeceums. Das von Herrn Dr. Kraemer mit- 
gebrachte Material ist leider in schlechtem Erhaltungszustande, und es 
wäre sehr wünschenswert, reichlicheres Material dieser Araliacee zu 
erhalten, die man jedenfalls zu den charakteristischen ursprünglichen 
Bestandteilen der Karolinen-Flora rechnen muß. Dieser Verwandtschafts- 


Be 


kreis von Schefflera-Arten ist vertreten: in Australien (Queensland) durch 
Sch. actinophylla (Endl.) Harms; in Neu-Guinea durch Sch. macrostachya 
(Benth.) Harms (Sciadophyllum maerostachyum Benth. in London Journ. 
Bot. II. (1843) 222); in Ostindien durch Sch. capitata (Wight et Arn.) 
Harms (Brassaia capitata C. B. Clarke in Hook. f. Fl. Brit. Ind. II. 
(1879) 732). — Vergl. auch Harms in Engler-Prantl, Pfizfam. II. 8. 
(1894) 36. 


u SI 


II. Neue Rhamnus-Arten des Berliner botan. Museums 
aus Ostasien und Bemerkungen zur Systematik der 
Gattung Rhamnus, 


Von Camillo Karl Schneider, Wien. 


Bei der Bearbeitung der Gattung Rhamnus für mein Illustriertes 
Handbuch der Laubholzkunde, Band II. Lief, 3 (die im Februar 1909 
erscheinen dürfte) hatte ich Gelegenheit, mir einen guten Überblick über 
die Arten der nördlichen gemäßigten Zone zu verschaffen. Wir haben 
unter diesen, wenn ich von neuweltlichen absehe, die ebenfalls erst un- 
gentigend studiert sind, zwei recht schwierige Gruppen. Einmal die 
orientalisch-mediteranen kleinblättrigen Arten, zu denen curdiceus, palaesti- 
nus, hirtellus, punetatus, ferner graeeus, oleoides usw. gehören. Ich habe 
versucht, einen Überblick über diese zu geben und vor allem die 
Lücken unserer Kenntnisse anzudeuten. 

Dann die Gruppe, die sich an infeetorius, tinctorius und saxatilis 
anschließt. Diese europäischen Formen sind noch ganz ungenau studiert 
und können auch nur auf Grund sehr reichen und gut aufgelegten Ma- 
terials bearbeitet werden. Ich möchte hier nur betonen, daß der inter- 
medius Steud. et Hochst. mit dem parvifolius S. et Sm. so gut wie ganz 
identisch ist, daß aber bei infeetorius Formen auftreten, die sich sehr 
eng an den letzten anschließen, während wieder andere (vergl. Villarsii 
Jord.) infeetorius mit catharticus in Beziehung setzen. 

Was aber mein Hauptinteresse in Anspruch nahm, waren die For- 
men aus China. Die Angaben bei Hemsley (Journ. Linn. Soc. London 
XXIII, p. 128 ff. 1886), wie die von Pritzel, apud Diels (in Engl. 
Bot. Jahrb. XXIX, p. 458 ff. 1900) über das Vorkommen von R. tinctorius 
in China kamen mir immer seltsam vor. Als ich nun Gelegenheit hatte, 
mir einmal über die Arten davuriceus Pall., globosus Bge. und parvwfolius 
Bge. Klarheit zu verschaffen und ferner aus Zentralchina Material von 
Henry, Wilson, Giraldi und Rosthorn zu sehen (wofür ich vor 
allem der Direktion des Berliner Museums zu großem Danke verpflichtet 
bin), erkannte ich sehr bald, daß in China ein viel größerer Arten- 
reichtum herrscht, als Hemsleys und Pritzels Angaben vermuten 
lassen und daß europäische Typen dort nicht auftreten. Mir ist über- 
haupt in keiner Gattung, die ich bisher für mein Handbuch bearbeitete 
und die in Europa und China Vertreter hat, eine Art bekannt, die in 


Be 


beiden Gegenden vorkäme. Ich glaube vielmehr, daß alle — nament- 
lich die zentralehinesischen — Arten, die man bisher mit westasiatisch- 
europäischen Typen identifiziert hat, davon ganz abweichend sind! Ich 
werde im folgenden einige neue Arten beschreiben, von denen Abbil- 
dungen der Blätter, Blüten und Früchte — soweit bekannt — die Leser 
in meinem Handbuche finden, wo dann die nächstverwandten zu 
vergleichen sind. 


1. Rhamnus (Eurhamnus) iteinophyllus C. K. Schn. 
spec. NOV.; 

frutex vel arbor; ramuli juniores breviter pubescentes, vetustiores glabri 
colore cerasi apice + spinosi; folia + opposita erasse membranacea,, 
lanceolata, utrinque acuta, 3—7 em longa et 0,9—1,5—1,7 cm lata, 
supra viridia, + breviter pilosa, subtus pallidiora ad nervum medium 
tantum pilosa et barbata, nervis lateralibus utringue 4—5 prominenti- 
bus instructa, margine — cerenato-serrata dentibus apice glandulosis; 
petioli 3-5 mm longi, pilosi; stipulae petiolis aequilongae, lineares, 
deinde caducae; flores?; fructus maturi?, immaturi pedicellis 6 mm longis 
glabris; semina immatura dorso suleo distinete aperto. 

China: Hupeh: lg. Henry Nr. 5915 et 5915 c. 

Eine auffallend schmalblättrige Art, die in die cathartieus- Gruppe 
gehört und wohl utilis oder hypochrysus nächst verwandt sein könnte. 


2. R. hypochrysus C. K. Schn., sp. nov.; 
frutex vel arbor spinosa habitu ut videtur R. utilis; ramuli dense flavo- 
cinereo-villosi; folia + opposita erasse membranacea, late elliptico- 
lanceolata vel elliptico-oblonga, basi + acuta, apice subito brevi-acu- 
minata, ca. 5—10 cm longa et 2—4 cm lata, supra ut videtur laete 
viridia, subtus (in sieco) distinete flavescentia, utrinque (etiam matura!) 
+ flavo-pubescentia, nervis lateralibus utringue 5—6, margine serrato- 
crenata; petioli ad 10 mm longi, pubescentes; flores faseieulati, luteo- 
virides, fruetus nigri, + globosi, ea. 5mm in diam. 2—3-seminati» 
semina sulco dorsali clauso instrueta, cetera ut in Handbuch Fig. 199 
o—q delineata! 
China: Szetschwan (lg. Rosthorn Nr. 1585). 
N.-Schensi (lg. Giraldi Nr. 931, 932, 940). 

Schließt sich an utilis eng an, aber durch die Behaarung sofort 
abweichend. Pritzel zieht diese Formen zu erenatus, welcher eine Art 
der Frangula-Gruppe mit welchselständigen Blättern darstellt, aber auch 
in China auftritt. 

Über ztilis vergl. mein Handbuch. Diese Art ist sehr gut von 
davuricus geschieden, mit dem sie immer identifiziert wird. R. davurieus 
kommt in Zentralchina nicht vor, soviel ich sehe. 


ee 


3. BR. koraiensis 6. K. Schn., spec. nov.; 
frutex vel arbor spinosa habitu ut videtur R. globosi; ramuli juniores 
flavocinerei, tomentelli, vetustiores glabrescentes, + brunnescentes, 
laterales spinosi, alterni (an semper?); folia alterna membranacea, ovato- 
rotunda vel ovato-acuta, basi plerumque subito in petiolum contracta, apice 
breviter acuminata, utrinque pubescentia et, ut videtur, einereo-viridia, 
nervis lateralibus 5—7, margine crenato-serrata, 4—7 cm longa et 
3—4 lata, vel 7,5:5 cm magna; petioli pubescentes, 5—15 mm longi; 
flores foeminei 4 vel plures faseieulati, iis R. globosi valde similes, pilosi; 
pedicelli ad 13 mm longi; fl. maseuli ?; fruetus maturi ignoti, immaturi 
3—10 mm pedicellati; semina immatura sulco dorsali distineto instructa. 


Korea (Syonouen, Ouen to, Ouen san): lg. Faurie 1901, Nr. 233, 
235, 236. 

Steht dem vielfach verkannten, mit tinetorius oder virgatus zusam- 
mengeworfenen globosus am nächsten. Man vergl. darüber mein Hand- 
buch und die dort gegebenen Abbildungen. Die Zweige und Blätter 
sind bei koraiensis an den vorliegenden Exemplaren wechselständig. 


4. R. leptophyllus C. K. Schn., sp. nov.; 


frutex squarrosus spinosus, habitu, ut videtur, R. japoniei; ramuli juniores 
glabri vel vix pubescenter, annotini glaberrimi, olivacei vel -— brun- 
nescentes, vetustiores flavo-cinerei; folia membranacea, + concoloria, 
elaro-viridia, + obovata, basi acuta, apice subito breviter acuminata, 
subtus paullo ve] vix pilosa, nervis lateralibus 3—5, margine + breviter 
crenato-serrata, 4—7 cm longa et 2—4,5 cm lata, vel 8:3-—3,5 cm 
magna; petioli 8—-12—15 mm longi, superne + pilosi; flores maseulini 
pilosi, foeminei ?; fructus ca. 6:5 mm magni, ad 10 mm pedicellati, 
semina sulco dorsali aperto, cetera ut in Handbuch, Fig. 196 v—w 
delineata. 


China: Hupeh, Szetschwan (lg. Henry Nr. 1493, 3407, 3407a, 
6033 A; v. Rosthorn Nr. 918, 2439). 


Steht japonieus nahe; dieser hat aber eine fast oder ganz geschlos- - 
sene Samenfurche und weicht auch sonst mehrfach ab. Man vergleiche 
die Angaben im Handbuche. 

Eine weitere (oder zwei) neue nahestehende Art scheinen die nur 
in Blüte ohne reife Blätter vorliegenden Exemplare aus Hupeh: 1g. 
Wilson, Nr. 217, 217a, 356 und Henry Nr. 3401 darzustellen. Der 
echte japonicus dürfte in Zentralchina fehlen. 

Ebenfalls eine neue Art oder gar zwei stellen Exemplare aus Korea 
dar, die Faurie sammelte (Nr. 232 in collibus Pyeng-yong, VI, 1901 


ee 


et 234, nai piang VII, 1901). Sie gemahnen an parvifolius-dahurieus,. 
Leider liegen nur unreife Fruchtzweige vor. Vergl. die Blattabbildungen 
in meinem Handbuche. 


5. R. lamprophyllus C. K. Schn., sp. nov.; 
frutex vel arbor verisimiliter spinosa: ramuli annotini glabri, + flavo- 
brunnei, paullo pruinosi, vetustiores olivaceo-einerei; folia erasse mem- 
branacea, + ovata, basi acuta, apice breve acuminata, glabra, superne 
ut videtur laete-viridia, subtus (in sieco) albescentia, rete nervorum vix 
visibili, nervis lateralibus 4—6 prominentibus, margine + distanter ser- 
rata, 5,5—10 cm longa et 2,5—5 cm lata vel 11:4 cm magna; petioli 
5 mm longi; flores?; fructus ca. 7:6 mm magnus, pedicelli 6—9 mm 
longi, glabri, semina sulco dorsali tantum basi aperto instrueta. 
China: Hupeh (Henry Nr. 6504). 
Eine gute, in den langen Blattstielen dem utilis verwandte, aber in 


den Blättern auch an davuricus gemahnende Art. Vergl. auch mein 
Handbuch. 


6. R. Hemsleyanus C. K. Schn., spec. nov.; 


arbor vel frutex inermis ut videtur habitu R. purpurei; ramuli alterni, 
Juniores glabri, olivaceo-brunnei vel einerei, interdum + purpurascentes, 
vetustiores einerascentes; folia alterna persistentia, matura coriacea, 
viridia, utrinque + nitentia, subtus pallidiora, costa tantum leviter pilosa 
et subtus barbata, nervis lateralibus 9—14, elongato-elliptiea, basi sub- 
acuta vel subrotunda, apice subito acuminata, margine serrata, 8—14 
(—16) cm longa et 2,5—5(—5,5) em lata; petioli 4—7 mm longi, su- 
perne pilosi; stipulae petiolis longiores, lineares, caducae; flores ad 
2—4 fascieulati, viridescentes, tetrameri, polygami, glabri, ad 8mm 
pedicellati, fructus maturi ignoti; cetera ut in Handbuch Fig. 199 m—n 
delineata. 


China: Szetschwan: lg. Henry Nr. 5677, Rosthorn Nr. 14, 679, 
924, 1580/2, 1584, 2427. 

Diese Art ist immer als dahuricus bestimmt worden, gehört aber in 
eine ganz andere Gruppe und ähnelt nur im Blattzuschnitt etwas dem 
utilis. Ich konnte sie mit keiner anderen Art identifizieren, und pur- 
pureus aus dem NW.-Himalaya ist sommergrün. 


Die oben beschriebenen Arten, zu denen noch einige kommen 
dürften, die ich mangels guten reifen Materials noch nicht benannt habe, 
zeigen, daß wir in China sehr interessante Typen vor uns haben, zu 
denen ja noch R. rugulosus Hemsl., Rosthorni Pritzel und der ganz ab- 
weichende heterophyllus Oliv. treten. 


a 


Es ist mir bei Bearbeitung dieses Materials klar geworden, daß 
die heutige Gliederung der Eurhamnus-Arten ganz unhaltbar ist. Jeden- 
falls muß man viel mehr kleine Gruppen unterscheiden und nicht so 
lose umschriebene Sektionen bilden, wie sie noch Weberbauer in den 
Pflanzenfamilien aufrecht hält. Doch kann nur ein Monograph, der alle 
Formen überblickt, etwas den Verhältnissen genau Rechnung tragendes 
schaffen. 

Ich bemerke noch, daß Rhamnella in Zentral-China fehlen dürfte, 
die von Pritzel, a. a.O., zitierten Exemplare Rosthorns sind unrichtig 
bestimmt. Nr. 1587 ist wohl eine Sageretia und Nr. 221 eine vielleicht 
neue dem Rhamnus erenatus verwandte Art. 


ae 


IV. Botanische Notizen aus den sumatranischen 


Urwäldern. 


Von 
Max Moszkowski, Grunewald bei Berlin. 


I. Über Entstehung und Gewinnung des Damarharzes. 


Die Ansicht, daß das sogenannte Damarharz der Konifere Agathis 
dammara entstamme, hat man längst als irrig fallen gelassen. Man 
weiß, daß die Erzeuger dieses nützlichen Produktes der ostindischen 
Urwälder Laubbäume aus der Familie der Dipterocarpaceae sind. 

Anbei eine Liste der auf meinen Reisen in den sumatranischen 
Wäldern gefundenen Damarbäume: 

Shorea utilis King (Damar laut); 

Shorea glaucosa (soll wohl S. glauca King heißen ?) 

Shorea scrophulosa (wohl S. serobieulata Burck?), 

(Meranti rawang, 

Meranti kekait, 

Meranti balur, 

Meranti bunger, 

Meranti tupai, 

Resak, 

Tjengal, 

Kudundung, Damar kidjai genannt); 

Hopea globosa Brandis (Damar mata kutjing); 

Pachynocarpus Wallichii King (Damar mata kutjing). 

Der Damar führt seinen Namen nach den sogenannten Damar- 
Damar, stachellosen Hymenopteren aus den Familien der Meliponen und 
Trigoniden. Diese bohren sich Gänge durch das Holz in das Mark der 
Bäume, wo sie ihre Bauten anlegen. Aus den so entstehenden Gängen 
tropft nun reichlich Harz aus. Die Eingeborenen sammeln die er- 
starrten Harzklumpen, lassen sie dann an der Luft trocknen und ver- 
wenden das Harz als Fackeln, indem sie Tüten aus Palmenblättern mit 
Harzstückehen vollstopfen, und zum Kalfatern ihrer Boote. Der ge- 
schätzteste Damar ist Damar mata kutjing (Katzenaugendamar). Ich 
habe niemals gesehen, daß die Eingeborenen etwa selbst die Bäume 
angezapft hätten. Nach meinen Erfahrungen fehlen ihnen hierzu auch 
die Instrumente, 


Pr, er 


II. Gewinnung des Kayu gaharu (Adlerholz). 


Unter Gharu oder Gaharu versteht man ein Parfümholz, das 
im Inneren eines Karas genannten Baumes (Aquwilaria spec.) gefunden 
wird. Der Karasbaum ist ein sehr schöner, oft bis 40 m hoher 
Baum mit grauer, glatter Rinde und prächtiger Schirmkrone. Es 
enthalten jedoch nicht alle Bäume in ihrem Innern das hochgeschätzte 
Produkt, sondern im Gegenteil nur ein kleiner Bruchteil, so daß die 
zuerst von Crawfurd!) ausgesprochene Ansicht, es handle sich um eine 
Erkrankung des Baumes, wahrscheinlich im Bezirk der Siebröhren, viel 
für sich hat. Mau findet das Gaharu entweder in Klumpen oder in 
Adern. Ein Baum soll bis zu 400 katis (240 kg) enthalten können. 
Je nach Farbe und spez. Gewicht unterscheidet man verschiedene Sorten 
von verschiedener Wertigkeit. In Siak?), woher meine Informationen 
stammen, werden nur drei Sorten, nämlich schwarzes, schwarzes mit 
gelben Streifen und gelbes unterschieden; Crawfurd gibt für Malakka 
sogar acht Sorten an. Am allergeschätztesten ist das sogenannte gharu 
merupa, das ist ein Klumpen Gharuholz, der die Form eines Tieres, 
meist eines Vogels hat. Ein solches Stück enthält nämlich die Seele 
des Baumes und hilft dem Besitzer viel gaharu finden. In Siak wird 
ein solches Stück als Barang larangan angesehen, das heißt, es muß 
unter allen Umständen dem Sultan überliefert werden. Das Aufsuchen 
des Gaharus gilt nicht für ungefährlich, da der Adlerbaum als der 
Sitz böser und sehr mächtiger Geister angesehen wird. Man muß sich 
daher der Hilfe eines Zauberers, Kementan, bedienen, der eine Menge 
Zauberei vollführt, anderseits aber auch aus einer Reihe äußerer Zeichen 
erkennen kann, ob der betreffende Baum gaharu enthält oder nicht?). 
Der Baum wird niedergeschlagen und dann läßt man ihn in der Regel 
verfaulen, um das in seinem Innern enthaltene gaharu zu gewinnen. 
Das dauert ungefähr vier bis sechs Monate, Für ein Kati vom besten 
schwarzen gaharu wird in Siak bis zu sieben Dollar (ein Dollar = 
2,40 M.) gezahlt. 


) Crawfurd, Descriptive Dietionary of the Indian Islands and Adjacent 
Countries. 

®) Ein Sultanat an der Ostküste Sumatras, gradeüber von Singapore. 

®) Crawfurd gibt acht solcher Zeichen an: 1. Der Stamm hat viele Knoten, 
2. Die Rinde ist reichlich mit Moos und Flechten bedeckt, 3. Es sind bis tief ins 
Innere gehende Aushöhlungen vorhanden, 4. Die Rinde fällt ab, 5. Rings um den 
Baum sind die Nachbargewächse abgestorben, so daß der Baum frei steht, 6. Ad- 
ventivsprosse am unteren Teil des Stammes, 7. Spitz zulaufende Bäume, 8. Verlust 
der Blätter bei sehr alten Bäumen, 


ro 


III. @ewinnung des Kamphers. 


Kampherbäume (Dryobalanops aromatica Gaertn. f.), von den Ein- 
geborenen Kayu kapur genannt, kommen im Sultanat Siak noch in 
viel größeren Mengen vor, als man glaubt. Da auch hier wieder nicht 
jeder Baum Kampher enthält, ist das Kamphersuchen nur in Begleitung 
eines sachverständigen Pungulu (Häuptling) oder Dukun (Medizinmann) 
kapur gestattet. Der Baum muß geschlagen und gespalten werden. 
Man findet dann den Kampher in kleinen Körnern im Holz stecken. 
Nachdem er entfernt ist, muß er sorgfältig gereinigt und gewaschen 
werden. Für ein Kati guten Kamphers soll bis zu 50 Dollars das Kati 
(0,63 kg) gezahlt werden. 


IV. Die Gewinnung der Guttapercha und des Kautschuks. 


Von wildwachsenden Arten, die diese wichtigen Produkte liefern, 
kommen in Ost- und Zentralsumatra vor: Palagwium gutta und P. ob- 
longifolium (getah oder bala mera), Payena Leerü (getah sondeir), Fieus 
elastica (getah rambung) und eine Apocynacee, vielleicht Strophanthus 
spec. (getah gerit). Mit Ausnahme von Fieus elastica wird das Produkt 
nur im Raubbau gewonnen, sodaß heute schnittfähige Exemplare von 
Palaguium und Payena nicht mehr vorhanden sind. In den letzten 
Jahren hat man erfolgreiche Anbauversuche gemacht. Palaqguium und 
Payena brauchen 12—15 Jahre, ehe sie schnittreif sind, und können 
dann alle zwei Jahre abgeerntet werden; Fieus elastieca braucht 5—7 
Jahre. Pararubber (Hevea brasiliensis), mit dem gleichfalls Versuche 
gemacht werden, soll schon nach fünf Jahren abgezapft werden können, 


V. Bemerkungen zu den „Botanischen Notizen“ 
des Herrn Dr, Moszkowski. 


Von Ernst Gilg. 


Die von Herrn Dr. M. Moszkowski in Sumatra zusammengebrachte 
Herbarsammlung besteht leider zum größten Teil aus Blattzweigen, zu 
welchen Blüten und Früchte fehlen. Und doch besitzt die Kollektion 
einen großen Wert, weil über die Flora Sumatras und besonders die 
Nutzpflanzen bisher nur sehr wenig bekannt geworden ist. Wenn auch 
viele der gesammelten Pflanzen sich nur annähernd auf die Art, viele 
sogar nur auf die Gattung und Familie bestimmen lassen, so tragen sie 


—- 38 — 


doch dazu bei, die Angaben des Herrn Dr. Moszkowski zu sichern oder 
wenigstens zu stützen, die besonders bei den Vertretern der angewand- 
ten Botanik Beachtung finden dürften. 


Zu 1. 

Wiesner war der erste, welcher auf Grund eigener Forschungen 
feststellen konnte, daß der Damar oder Dammar nicht von Agathis 
dammara abstammt. Es gelang ihm mit Hilfe von allerdings spärlichem 
Material nachzuweisen, daß ein Baum aus der Familie der Dipterocar- 
paceae, welcher von Schiffner Shorea Wiesneri genannt wurde, der Lie- 
ferant dieses wichtigen Harzes (oder wenigstens, wie wir jetzt sagen 
können, einer Sorte dieses Harzes) ist!). 

Nicht von allen den durch Dr. Moszkowski angeführten Dammar- 
bäumen wurde Herbarmaterial gesammelt; von dem mir vorliegenden 
gebe ich im folgenden die Bestimmungen, so gut sie sich mit Hilfe des 
sterilen Materials ausführen ließen. 

Meranti rawang = Shorea maranti (Mig.) Burck 

Meranti kekait == Shorea spee. (aff. Sh. squamatae (Turez.) Btlı.etHook.?) 
Meranti balur == Shorea spec. (aff. Sh. squamatae (Turez.) Bth. et Hook.?) 
Meranti bunger = Shorea maranti (Miq.) Burck 

Meranti tupai == Hopea mengarawan Miq. (?) 

Resak —. Shorea barbata Brandis (?) 

Tjengal — Hopea fagifolia Mig. (?) 

Damar mata kutjing wurde von Dr. Moszkowski nicht gesam- 
melt; dagegen liegt mir von der Stammpflanze dieser besten Dammar- 
sorte ein schöner, leider steriler Herbarzweig vor, den Warburg (n. 
18180) von Batjan mitbrachte. Die Pflanze ist, soweit sich dies nach 
der von Wiesner gegebenen Abbildung beurteilen läßt, mit Shorea 
Wiesneri nicht identisch, scheint ihr aber nahe verwandt zu sein und 
wie jene in die Nähe von Shorea selanica Bl. zu gehören. 

Es kann demnach gar keinem Zweifel unterliegen, daß es nicht 
eine Art der Dipterocarpaceae ist, von der Dammar gewonnen wird, 
sondern daß zahlreiche Arten jener Familie das wertvolle Harz liefern, 
Sehr wichtig ist auch, daß wir durch Dr. Moszkowski die ersten An- 
gaben über die Art des Harzaustritts aus den Bäumen und über die 
Gewinnungsweise erhalten. 


Zu I. 
Von der Stammpflanze des sumatranischen Adlerholzes liegt mir 
ein sehr schöner, von Dr. Moszkowski gesammelter Blattzweig vor. 


') Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreichs, I (1900) 253 (hier wird auch die 
gesamte Literatur berücksichtigt!). 


Se ER 


Nach Vergleich mit den bisher bekannten Arten der Gattung Aguilaria, 
zu welcher die Pflanze ohne jeden Zweifel gehört, ist es mir sicher, 
daß hier eine neue Art dieser Gattung vorliegt; ich werde sie trotz des 
Fehlens von Blüten und Früchten beschreiben, da die Art infolge der 
Größe, charakteristischen Gestalt und Behaarung der Blätter sehr scharf 
gekennzeichnet ist. 

Aquilaria Moszkowskii Gilg n. sp.; „arbor ingens“ ramis 
junioribus dense griseo-pilosis, demum glabrescentibus, fuseis, longitudi- 
naliter striolatis; foliis magnis manifeste petiolatis, petiolo erassiusculo 
dense griseo-piloso, ovatis vel late ovatis, apice longe vel longissime 
anguste acutissime acuminatis, basi rotundatis vel subrotundatis, sed 
ima basi brevissime latissime in petiolum angustatis, integris, chartaceis, 
supra glaberimis, subtus pilis griseis longiuseulis sericeis undique dense 
obteetis, costa valida supra impressa, subtus valde prominente, nervis 
lateralibus utrinque ultra 20 supra subinconspicuis, subtus manifeste 
prominentibus, parce curvatis marginem petentibus, venis numerosissi- 
mis inter sese plerumque parallelis et vix retieulatis fere omnibus costae 
rectangulariter impositis; floribus fructibusque . . . 

Die Internodien sind 5—3 cm lang. Die Blattstiele sind 5—6 mm lang, die 
Blattfläche ist 11—14 cm lang, 5—6 cm breit. 

Ost-Sumatra: Senamonini, im Hochwald (Moszkowski n. 12. — 
Im September ohne Blüten und Früchte). — Eingeborenennamen: Kara». 


Diese neue Art der Gattung Aquilaria zeigt wohl am meisten Verwandtschaft 
mit A. malaccensis Lam. und A. grandiflora (Lour.) Gilg. 


Zu II. 

Der von Dr. Moszkowski geschilderte sumatranische Kampherbaum 
ist, wie die gesammelten, reichlichen Blattzweige ergeben, wohl mit 
Sicherheit Dryobalanops aromatica Gaertn., von dem schon bekannt war, 
daß er den sog. Borneo- oder Baros-Kampher liefert. 


— 3b — 


Yl. Zur Nomenelatur des Perubalsambaumes, 


Von H. Harms. 


Folgende Mitteilung über die Benennung des Baumes, der den be- 
kannten offizinellen Perubalsam liefert, wurde durch eine von auswärts 
eingegangene Anfrage nach dem richtigen Namen der Pflanze veranlaßt. 
Neue Beobachtungen will die Mitteilung nicht bringen; da jedoch sich 
herausgestellt hat, daß in verbreiteten Handbtichern die Synonymie der 
Pflanze und ihre Merkmale vielfach nicht richtig wiedergegeben werden, 
so dürfte es sich lohnen, einmal das Wesentlichste zusammenzustellen, 
was man auf botanischem Gebiet über den wichtigen Baum weiß. 

Der Baum gehört zur Familie der Leguminosen und zwar zur 
Gattung Myroxylon L. f. (Toluifera L.), die man zur Gruppe der Sopho- 
reae rechnet; ihre wichtigsten Merkmale findet man z. B. bei Taubert 
in Engler-Prantl, Pfanzenfam. III. 3. p. 189 (unter dem Namen Toluifera) 
zusammengestellt (vergl. auch dort Fig. 101 A—C). Die Gattung bewohnt 
das tropische Amerika von Zentral- Amerika bis Peru, Bolivia und 
Süd-Brasilien. Von vornherein sei bemerkt, daß die Synonymie der 
Arten dieses Genus ungewöhnlich verwiekelt ist; es liegt das daran, 
daß die Arten sehr schwer zu unterscheiden sind und daß daher 
wiederholt Verwechselungen und Mißverständnisse vorgekommen sind). 
Was wir über die Arten wissen, beruht hauptsächlich auf zwei Arbeiten, 
der von Klotzsch (in- Bonplandia V. [1857] 272) und der von 
H. Baillon (in Assoe. frang. pour l’avane. des sciences II. session. Lyon 
1873 [1874] 510; mit dem Titel: Sur les Toluifera et sur l’origine des 
baumes de Tolu et du Pörou). Bezüglich der Abgrenzung der Arten 
folge ich im wesentlichen H. Baillon, der seine Ansichten später noch 
etwas eingehender in seinem Trait6 de botanique phanerogamique I. 
(1883) 666 (vergl. auch sein Diet. de bot. IV. [1892] 202) dargestellt 
hat. Es darf nicht vergessen werden, daß der verdienstvolle Pharma- 
kologe Hanbury sich um die Klarstellung der Arten jahrelang be- 
müht hat, und manche der Mitteilungen Baillons gehen auf ihn zurück. 
Auf die Geschichte unserer Kenntnisse vom Tolu- und Peru-Balsam 
will ich hier nur ganz kurz eingehen; alles genauere findet man bei 


') Soist z. B. die Synonymie bei K. Schumann in Berg und Schmidt, Atlas 
der offiz. Pflz. II [1896] leider zum Teil inkorrekt. 
7 


BETT 


Flückiger and Hanbury (Pharmacogr. [1874] 177) und Flückiger 
(Pharmakognosie ed. 3 [1891] 137). Nach diesen Autoren wurden 
beide Drogen zum erstenmal beschrieben von dem spanischen Arzte 
Monardes von Sevilla in dessen Werke über die Drogen Westindiens 
(Historia medieinal, 1565—1574). Die botanische Kenntnis des Tolu- 
balsambaumes geht bis auf Casp. Bauhin (Pinax [1623 vel 1671] 
p. 401) zurück, der den Baum 1623 unter dem Namen Balsamum tolu- 
tanum folüs ceratiae similibus aufführt. Linn& nannte ihn Toluifera!) 
(Gen. ed. 2 [1742] 182; Mater. med. [1749] 69). Zweifellos bezeichnet 
also die Art Toluifera Balsamum L. (Spec. pl. ed. 1 [1753] 384; hier 
ist auch das Bauhinsche Synonym zitiert) dieselbe Pflanze. Den ihm 
unbekannten Perubalsambaum führte Linn (Mater. med. [1748] 181) 
auf unter der Bezeichnung: Peruifera (Securidacae an species?). Nach 
dem Zeugnisse des Sohnes?) (L. f. Supplement. [1781] 233) wünschte 
Linn6 sehr, die Frage nach der Stammpflanze des Perubalsams zu 
lösen, offenbar annehmend, daß dieser Balsam von einem andern Baume 
stamme als der Tolubalsam. Beide Drogen sind äußerlich recht ver- 
schieden; der Tolubalsam ist, frisch importiert, ein hellbraunes, ziem- 
lich weiches, später erhärtendes Harz, Perubalsam ist eine dunkelbraune 
Flüssigkeit. Linn6 filius nun beschrieb a. a. OÖ. unter dem Namen 
Myroxylon peruiferum eine Pflanze, die ihm Mutis in Blättern und 
Blüten aus Columbia geschickt hatte; dies sollte die Stammpflanze des 
Perubalsams sein. Zugleich führte er als Synonym auf den Namen 
Hoitziloxitl Hernandez (Rer. medie. Nov. Hisp. thes. [1651] 51), der 
sich nach dem Zeugnisse von Klotzsch und Baillon offenbar auf den 
an der sogenannten Balsamküste (S. Salvador) vorkommenden, den 
echten Perubalsam des Handels liefernden Baum bezieht. Linn& fil. 
hat den Irrtum begangen, diesen Namen von Hernandez mit der von 
ihm beschriebenen Pflanze von Mutis zusammenzustellen. Diese Pflanze 
von Mutis, die den Namen. Myroxylon peruiferum L. f. trägt, liefert 
weder den Tolubalsam noch den Perubalsam, und es ist daher falsch, 
wenn K. Schumann (a. a. 0.) den Namen Myroxylon peruiferum Mutis in 
L. f. Suppl. 233 als Synonym von Toluifera Balsamum L. aufführt. 
Die oben angeführte Arbeit von Klotzsch („eine synoptische Auf- 
zählung von Myroxylon Mutis und Myrospermum Jaeg.“) ist mit großer 
Sorgfalt verfaßt, nur hatte der Autor zu sehr die Neigung, kleine Arten 


) Der Name Toluifera rührt nach Baillon (a. a. O.) von Miller (1737) 
her; Miller hatte Samen des Baumes aus der Gegend von Cartagena erhalten, die 
im Chelsea-Garden zu kleinen Pflänzchen heranwuchsen. 

®) „Nil magis desideravit b. m. Parens, ad inventa sua augenda, quam extri- 
cationem originis Balsami peruviani“ (a a. O). 


zu unterscheiden, und da diese oft auf dürftiges Material begründet 
sind, so steht es mit der Kennzeichnung seiner Arten recht schwach. 
Das Berliner Herbar besitzt seine Original-Exemplare, die ich sämtlich 
prüfen konnte. Klotzsch!) fällt das Verdienst zu, die nahe verwandten 
Genera Myroxylon L. f. und Myrospermum Jaeq. klar voneinander ge- 
schieden zu haben; wir haben es hier nur mit Myrosxylon zu tun. 
Klotzsch beschreibt nicht weniger als 8 Arten. Die Stammpflanze des 
Tolubalsams heißt bei ihm Myroxylon tolwiferum H. B. K. Nov. gen. VI. 
375. Dieser Name bezieht sich zweifellos auf den Tolubalsam - Baum. 
Welche seiner Arten stellt nın den Perubalsam-Baum dar? Dies ist 
Myroxylon Pereirae Klotzsch. Diese Art wächst „in Zentral-Amerika zwi- 
schen Acajutla und Libertad im Sonsonate (S. Salvador) am stillen Meere 
in ziemlich großen Beständen, weshalb jene Gegend gewöhnlich mit 
dem Namen Balsamküste belegt wird“. Wir müssen daran festhalten, 
daß der Perubalsam nicht aus Peru stammt, sondern aus Zentral- 
Amerika; nach Oersted (Kjoebenhavn Vid. Meddel. 1855, p. 28) hat 
dies zuerst Guibourt (Journal de Pharm. XX, p. 552) festgestellt. 
Früher wurden die Produkte von Acajutla nach Callao, dem Hafen 
von Lima ibergeführt, und erst von da nach Spanien verschifft 
(nach Flückiger and Hanbury, 1. c. p. 181); und daher stammt jener 
zu Mißverständnissen verführende Name. Pereira (in Pharmaceutical 
Journal Dee. 1851, mit Abbild.) nannte die Sonsonate-Pflanze: „Myro- 
spermum of Sonsonate“; daher rührt es, daß in manchen Werken der 
Perubalsambaum als Myrospermum oder Myroxylon sonsonatense bezeichnet 
wird; dieser Name ist jedoch nach nomenelatorischen Regeln unzulässig. 
Royle (Manual of Mat. Med. ed. II. [1853] 414) gab den Namen Myro- 
spermum Pereirae?), und darauf gründet sich Klotzsch’ Benennung. Be- 
trachtet man den Perubalsambaum als eigene Art der Gattung Myroxylon, 
so muß man ihn Myroxylon Pereirae (Royle) Klotzsch nennen. 

Oben war kurz erwähnt worden, daß Myroxylon peruiferum L. f. 
weder den Tolubalsambaum, noch den Perubalsambaum bezeichnet, 
sondern vielmehr von beiden verschieden ist. Worauf beruht dieser 
Unterschied? Nach Baillons Aussage (p. 517) hat Hanbury ihn 
zuerst auf den Unterschied hingewiesen, der die Früchte von perwiferum 
von den sehr ähnlichen des toluiferum unterscheiden läßt. Da auf diese 
wichtigen Verhältnisse weder bei Taubert noch bei K. Schumann 
näher eingegangen wird, so werde ich den Bau der Hülsen und Samen 
etwas genauer schildern. 


!) In D. C. Prodr. II (1825) 95 wird Myroxylon noch als Sektion von 
Myrospermum aufgeführt. 
2) Benannt nach Jonathan Pereira, Verf. der „Elements of Materia Medica“; 
starb 1853 (nach Bentley and Trimen, Medie. Pl. II, p. 83). 
7 


Be 


Die Hülse von M. lolwiferum ist hellgelblich oder bräunlich, trocken, 
nicht aufspringend, seitlich zusammengedrückt, ellipsoidisch - halbmond- 
förmig, einsamig (seltener zweisamig), geht am oberen Ende in ein 
kleines Spitzchen, den Griffelrest, aus, das meist nach innen zu ge- 
legen ist, und verjüngt sich nach unten in ein langes flaches Fuß- 
stück. Ganz unten ist dieses Fußstück stielförmig, von einer gewissen 
Höhe an aber verbreitert es sich in zwei fast häutige oder etwas holzige 
Flügel!), einen vorderen und einen hinteren. Der hintere Flügel, der 
auf der Bauchseite der Hülse liegt und von Bentham (Fl. brasil. XV. 
1. 309) als „ala vexillaris“ (oder „ala marginis superioris“; Benth. et 
Hook. f. Gen. p. 559) bezeichnet wird, ist gewöhnlich breiter als der 
vordere, er steigt auch höher auf dem hinteren Rande (dem Bauch- 
rande, an dem die Befestigungsstelle des Samens liegt) des samen- 
tragenden Faches hinauf, dessen eingekrümmte konkave Seite er bis zu 
dem oben erwähnten Spitzchen ausfüllt. Der vordere Flügel ist meist 
erheblich schmäler; Bentham nennt ihn „ala carinalis* (bezw. „ala 
marginis inferioris*). 

Die Hülsenwandung ist in der Gegend, wo der Same liegt, ziemlich 
dick, korkig oder fast holzig. Man kann drei Schichten unterscheiden. 
Die schmale Außenschicht setzt sich nur undeutlich von der Mittel- 
schicht ab, sie ist holzig oder holzig-korkig. Die Mittelschicht (Mesocarp) 
nimmt die größte Breite des Querschnittes ein und ist von korkiger 
Konsistenz. Die ganz schmale scharf abgegrenzte Innenschicht (Endo- 
carp) ist dünnlederig, innenseits glatt, etwas glänzend; sie kleidet die 
Hülsenhöhlung ringsum aus, Zwischen Endocarp und Mesocarp be- 
merken wir bei der reifen Hülse auf jeder Seite der Höhlung einen 
breiten mit gelblichem Inhalt gefüllten Balsambehälter?). 


!) Über die Wirkungsweise des Flügels beim Abfallen der Hülsen teilt Preuß 
(Exped. p. 322) folgendes mit: „Die Flügel stellen einen Flugapparat dar, und bei 
dem Herabfallen haben die Früchte eine sehr schnelle kreisförmige Bewegung in 
der Horizontalebene um das Samenende als Mittelpunkt. Sie bleiben infolgedessen 
in der Schwebe und senken sich sehr langsam zur Erde herab, wobei sie durch 
jeden Windstoß weit fortgeführt werden.“ 

2) Nach Germann (Archiv der Pharmacie Bd. 234 (1896) 647) entstehen 
die großen Balsambehälter der Früchte auf schizogenem Wege (Tschirch, Harze 
p- 229). Nach Tschirch beobachtet man an jungen Hülsen um die Samenhöhlung 
2—3 Reihen von parallel verlaufenden rundlichen schizogenen Harzbehältern, zwischen 
denen zunächst keine Kommunikation stattfindet. Später beginnen die der gleichen 
Reihe angehörenden Behälter hier und da zu kommunizieren. Die Entstehung der 
großen, zentralen, dem Endocarp anliegenden Harzräume ist so zu erklären, daß die 
schizogenen Gänge sich offenbar infolge des in ihnen reichlich gebildeten Sekretes 
stark erweitern und das umliegende Parenchym zusammendrücken. Alle der Samen- 
höhle benachbarten Kanäle fließen schließlich zu einem großen Behälter zusammen, 
wobei das trennende Gewebe aufgelöst wird. 


Im reifen Zustande liegt der stark nach Cumarin!) riechende Same 
lose innerhalb des Endocarps. Dieser frei in der Hülsenhöhlung liegende 
gelblichweiße oder bräunliche Körper ist nierenförmig gekrümmt ent- 
sprechend der Krümmung der Hülsenhöhlung. Wir beobachten deutlich 
das kleine Würzelchen, das nach oben und innen liegt und nach unten 
gekrümmt ist, und zwei dicke, eng aneinander gepreßte, längliche oder 
obovat-oblonge, plankonvexe, am Ende stumpfe oder schief abgestutzte 
Keimblätter. Der Nabel liegt unterhalb des eingekrümmten Würzel- 
chens. Wo steckt nun die Samenschale? In manchen Fällen liegt 
tatsächlich der Embryo nackt und lose in der Höhlung. In anderen 
Fällen jedoch bemerken wir deutlich eine ganz dünne zarte Haut, die 
ihn umgibt. Bisweilen blättert sie in Fetzen los; sie haftet auch nicht 
selten fetzenweise an dem Endocarp. Dieses Häutchen halte ich für 
die Samenschale, und diese Auffassung entspricht der Beschreibung von 
Klotzsch?), der in der Gattungsdiagnose sagt „Semen subreniforme 
exalbuminosum integumento tenuissimo simplieci membranaceo pellueido 
instruetum“. — Baillon vertritt eine andere, recht seltsame Anschauung, 
der ich nicht beitreten kann°). Er hält nämlich die oben von mir als 
Endocarp bezeichnete Schicht, der die Balsambehälter eng anliegen, für 
die Samenschale; an ihrer Außenseite liegen die Balsambehälter. Die 
Integumente sollen durch den Balsam mit der Fruchtwandung verklebt 
sein, während der Embryo locker innerhalb der Samenschale liegt. Das 
oben beschriebene dünne Häutchen erwähnt B. merkwürdigerweise gar 


') Vergl. Tschirch, Harze p. 229: Es finden sich Cumarinkristalle an der 
Oberfläche der Samen. 

®) Klotzsch beschreibt den Samen von M. punctatum wie folgt: Der Same 
ist hangend, nierenförmig, stark gekrümmt, braunrot, von der Größe einer Bohne, 
häufig mit kleinen weißen Kristallen von Toncokampher bedeckt, riecht sehr stark 
nach Tonkabohnen, und die Samenhaut, welche ihn im unreifen Zustande um- 
schließt, ist größtenteils verschwunden, und zeigt sich nur hier und da in Form 
von dünnhäutigen, durchsichtigen, losen Fetzen. Er besteht aus zwei dicken, plan- 
konvexen Samenlappen, welche, mit den Flächen zusammenstoßend, die Form des 
Samens bedingen, und aus einem sehr kleinen, eingebogenen Würzelchen“ (in Hayne, 
Arzneigewächse XIV, 1. [1843] 12). -— Bei der nahe verwandten Gattung Myro- 
spermum Jacq. ist die Samenschale ebenfallg ganz dünn und häutig. 

®) Baillon (p. 513) schreibt: „Quant aux teguments seminaux, comme c’est 
& leur surface exterieure que se trouve le depöt resineux, celui-ciles a maintenus 
dans presque toute leur @tendue colles contre la paroi interne de l’endocarpe. Mais 
la couche resineuse est interieure & celui-ci et immediatement appliquee contre la 
graine. Gräce & cet agglutinatif, celle-ci n’a pas quitte, dans son portion tegumen- 
taire, sa position naturelle; et l’on retrouve, avec un peu d’attention, son ombilie, 
repondant & sa concavite, adherent au placenta et A peu pres sessile“. — Bei B. ist 
das Endocarp die Schicht, die unmittelbar außerhalb der Balsambehälter liegt. 


age 


nicht. Dieses hat er übersehen, und da der Embryo tatsächlich oft 
nackt ist, so glaubte er in dem Endocarp die Samenschale zu erblicken. 
Meiner Ansicht nach obliteriert ın manchen Fällen die dünne Samen- 
schale, die sich ja leicht ablöst. Um die Verhältnisse klar zu stellen, 
müßten entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen angestellt werden, 
für die es mir an Material gebricht. Ich betone nur noch, daß das 
Endoearp ringsum ganz gleichmäßig mit der übrigen Fruchtwandung 
zusammenhängt, nicht bloß an den Stellen, wo die Balsambehälter liegen. 
Gegen Baillons Auffassung spricht auch die Beobachtung, daß in den 
Fällen, wo zwei übereinander liegende Samen ausgebildet werden, diese 
bisweilen durch eine ganz dünne Querwand voneinander geschieden 
sind, die von dem Endocarp ausgeht; solehe Querwände sind bekannt- 
lich bei Hülsen sehr verbreitet. Wäre die innerste Schicht der Höhlung 
eine Samenschale, so müßte diese ja an der Stelle, wo das untere Ende 
des oberen Samens an das obere des unteren stößt, doppelt sein, 

Die Hülsen von M. peruiferum L. f. (von mir hauptsächlich nach 
brasilianischem Material untersucht, z. B. Regnell III n. 1758) sind in 
der äußeren Form kaum von denen des toluwiferum oder Pereirae zu 
unterscheiden. Wir finden hier dieselbe Ausbildungsweise der Flügel, 
eines vorderen schmäleren und hinteren breiteren Flügels. Ich habe 
leider von dieser Art nur eine geringe Zahl von Früchten gesehen. 
Baillon, der offenbar ein viel reicheres Material aller Arten geprüft 
hat, macht auf einen Unterschied aufmerksam, der wohl zu beachten 
ist. Er stellt auf einer Tafel (pl. X) eine Anzahl Hülsen von Toluifera 
Balsamum und T. peruifera zusammen. Es geht daraus zweierlei hervor. 
Erstens nämlich sieht man, wie sehr die Form innerhalb derselben Art 
wechselt. Zweitens aber beobachtet man auch, daß das Spitzchen (der 
Griffelrest) am oberen Ende der Hülse eine für die Art bis zum ge- 
wissen Grade charakteristische Stellung einnimmt. Dieses Spitzchen 
von kegelförmiger Gestalt hat nämlich im großen und ganzen bei M. 
peruiferum eine mehr aufsteigende Stellung, während es sich bei M. 
toluiferum und seinen Formen mehr nach unten neigt. Allzu scharf ist 
freilich der Unterschied nicht, doch hat man daran bei der Ähnlichkeit 
in Blatt und Blüte einen gewissen Anhalt; bisweilen tritt das Merkmal 
schon am Fruchtknoten oder der jungen Hülse hervor. Ein Durch- 
schnitt durch den oberen samenbergenden Teil der Hülse läßt erkennen, 
daß hier die krustige oder dünn holzige Hülsenwand viel schmäler ist 
als bei Zoluiferum; eine Differenzierung in drei Schichten ist nicht er- 
kennbar, vor allen Dingen fehlt ein scharf abgesetztes Endocarp. Es 
fehlen hier ferner die beiden seitlichen Balsambehälter; statt dessen 
finden wir den Raum zwischen Fruchtinnenwand und Same mit Balsam 
ausgefüllt. Der Same selbst nun gibt uns das wichtigste Kennzeichen 


ee 


von peruiferum gegenüber der andern Art. Er ist nämlich nicht glatt 
(wie bei toluiferum und Pereira), sondern tief von unregelmäßig ver- 
laufenden Furchen durchzogen; diese sowie die ganze Oberfläche des 
Samens!) sind in eine Balsammasse eingehüllt. Die Keimblätter sind 
demnach durch diese Furchen zerklüftet. Baillon bildet a.a. 0. T.X 
Fig. 12 einen solchen zerklüfteten Samen etwas schematisch ab. Man 
beobachtet eine ganz dünne bräunliche Samenhaut. In der Form sind 
die Samen denen von toluiferum ähnlich, jedoch dürften sie im allge- 
meinen etwas flacher und weniger gekrümmt sein. Wie kommt diese 
eigentümliche Furchung zustande? Sind es die Balsamgänge, die von 
der Fruchtwand aus schon in frühen Stadien die Furchungen bedingen? 
Oder bilden sich die Furchen in den Keimblättern, und füllt der Balsam 
dann die Lücken aus? Das alles müßte man entwicklungsgeschichtlich 
prüfen. Vielleicht findet hier bis zum gewissen Grade eine Resorption 
des innersten Teiles der Hülsenwand statt. Die Furchung des Samens 
läßt M. peruiferum-Hülsen sofort erkennen. In allen übrigen, in vege- 
tativen wie floralen Merkmalen sehen sich tolwiferum und peruiferum 
täuschend ähnlich. Bentham (in Fl. brasil. XV. 1. [1862] 309) charak- 
terisiert peruiferum dadurch, daß die Blättehen bei der Art kleiner und 
dünner seien und daß die durchsichtigen Harzbehälter in den Blättchen 
länglich oder strichförmig seien, während sie bei toluiferum meist rund 
seien (dazwischen treten auch hier längliche auf). Nach meinen Er- 
fahrungen ist auf dieses Merkmal wenig Wert zu legen. Eher könnte 
man noch peruwiferum daran erkennen, daß die Blüten, wie auch 
Bentham betont, meist etwas kleiner und zarter sind als die von 
toluiferum. 

Was nun die vielerörterte Frage nach der spezifischen Verschieden- 
heit des Tolubalsambaumes und des Perubalsambaumes anbetrifft, so 
glaube ich, der Ansicht Baillons, der beide zu einer und derselben 
Art rechnet, beistimmen zu müssen. Man vergleiche hierzu besonders 
das unten unter var. Pereirae gesagte. Was die Wahl des Gattungs- 
namens angeht, so hat der Wiener Kongreß bestimmt, daß Myroxylon 
L. f. zu den „Nomina conservanda“ gehört, der ältere ungebräuchliche 
Name Toluifera L. zu den „Nomins rejieienda“ (Regles internat. [1906] 
p- 81). Bei dieser Wahl bleibt unter den Flacourtiaceae der Name 
Xylosma Forst. (1786) gegenüber Myroxylon Forst. (1776) erhalten 
(Regles internat., p. 86). 


') Baillon sagt: „L’apparence de cette surface tient d’ailleurs a la configu- 
ration m&me des cotyl&dons, qui sont exterieurement cerebriformes, rumines m&me, 
et & ce que les enveloppes seminales, pen €paisses, se moulent exactement sur leur 
convexite.“ 


re 


Im Anschlusse an die Darstellung Baillons ergibt sich folgende 
Übersicht der Arten: 

A. Same mit gefurehten Keimblättern 
(Eumyroxylon). 

1. Myroxylon peruiferum L. f. Suppl. (1781) 233; Guimpel u’ 
Schlechtd.!) Abbildg. Gew. Pharmae. boruss. III. (1837) 94 t. 278; 
Klotzsch in Hayne, Arzneigew. XIV. 1. (1843) t. 11; Benth. in Fl. 
brasil. XV. 1. (1862) 310; Berg u. Schmidt, Offiz. Pfiz. IV. (1863) t. 
XXIX e. I; Bentley and Trimen, Medieinal Pl. II. (1880) sub t. 83. 
— Myrospermum pedicellatum Lam. Eneyel. IV. (1797) 191.; Illustr, 
t. 341 fig. 1 (von einer Furchung des Samens ist auf diesem Bilde 
nichts zu sehen). — Myroxylon pubeseens H. B. K. Nov. gen. et spec. 
VI. (1823) 374: Kunth, Synops. pl. IV. (1825) 68. — Myrospermum 
peruiferum DC. Prodr. I. (1825) 95. — Myroxylon pedicellatum Klotzsch 
in Bonplandia V. (1857) 276. — Myrospermum erythroeylum Allem. in 
Rev. Braz. I. (1857) 51. — Myroxylon abruptifolium Stokes, Bot. Mat. 
med. II. (1812) 471 (ex Indice kewensi). — Toluifera peruifera, T. pedi- 
cellata, T. pubescens Baill. Hist. pl. II. (1870) 383. 

Linn fil. hat die Hülse nicht beschrieben. Sein Originalexemplar 
(von Mutis gesammelt) ist mir unbekanst. Ich muß mich auf das 
Zeugnis Hanburys und Baillons dafür berufen, daß Linnös Art 
wirklich den oben angegebenen Samenbau besitzt. Das Berliner Herbar 
besitzt einige blühende Stücke eines Exemplars, das aus dem Herb. 
Humboldt stammen soll und die Bezeichnung trägt: Mutis ded.; Klotzsch 
selbst hat es als peruiferum bestimmt. Im Herb. Willdenow (n. 8061) 
liegt ein sehr mangelhaftes Exemplar von M. pubescens H.B. K.; die 
einzige Hülse hat den geschilderten Bau. Über M. pedicellatum Lam. 
habe ich kein ganz sicheres Urteil; Baillon vereinigt die Art mit 
peruiferum und bildet auch eine Hülse des Originalexemplars von J. de 
Jussieu aus Peru ab. Die von Klotzsch zu pedicellatum gerechneten 
Exemplare von Ruiz aus Peru habe ich gesehen; es sind blühende 
Zweigstücke, und ich möchte sie hierher rechnen, wenn auch erst die 
Hülsen sichere Entscheidung bringen können. Klotzsch zerteilte die 
von Ruiz unter dem Namen Myroxylon peruiferum gesammelten Exem- 
plare?) in zwei Arten, und zwar rechnete er von der Abbildung der- 


') Diese Abbildung wird von K. Schumann (a. a. O. 32) zu Toluifera 
Pereirae gerechnet, wohin sie meiner Ansicht nach nicht gehört. 

?) Auf diese bezieht sich die Abhandlung in A. B. Lambert, Illustr. of the 
Gen. Cinchona (1821) p. 92: Description of the tree which produces the Balsam 
of Tolu and Peru, and known under the name of Quinquino in the kingdom of 
Peru. By Don Hippolito Ruiz, First Bot. to the king of Spain in the Expedition 
to Peru; translated from the Spanish. 


— u 


selben (in Lambert, Illustr, of the gen, Cinchona) Fig. 1 und 2 (Blü- 
ten) zu pedicellatum, Fig. 3 u. 4 sowie den fruchttragenden Zweig zu 
punetatum Klotzsch (in Hayne, Arzneigew. XIV. 1. T. 12). Die im 
Berliner Herbar liegenden Exemplare von Ruiz bestehen zweifellos aus 
zweierlei. Bei der einen Folge von Stücken sind die Blätter und Blü- 
ten entschieden größer als bei den andern. Die einen, die in Blättern, 
Blüten und Hülsen vorliegen, entsprechen durchaus der Abbildung des 
fruchttragenden Zweiges bei Lambert; die fast lederig:n Blättchen 
zeigen hier durchsichtige Pünktehen, doch keine Strichelehen. Bei der 
andern Gruppe von Exemplaren sind die Blättehen viel kleiner, mit 
Punkten und Stricheln versehen, und zudem sind die Blüten kleiner, 
Diese Exemplare entsprechen der Abbildung von M. peruiferum in 
Hayne, Arzneigew. T. 11; diese Tafel rechnet Klotzsch später (in 
Bonplandia) zu pedicellatum. Ferner dürfte der auf der Tafel bei Ruiz 
in Lambert’s Werk rechts oben abgebildete kleine Blütenzweig solchen 
Exemplaren entnommen sein. Baillon hält alles für ein und dasselbe 
(a. a. O. p. 515), worin ich ihm nicht beistimmen kann. Es muß schon 
bei Ruiz eine Verwechselung vorgekommen sein, und seine Exemplare 
bestehen 1. aus pedicellatum Klotzsch (höchst wahrscheinlich = perui- 
ferum L. f.), und 2. punetatum Klotzsch (= toluiferum var. punetatum). 

M. peruiferum in dieser Deutung und Begrenzung findet sich in: 

Colombia (Mutis); Baillon (a. a. O. Fig. 8) bildet eine von 
Goudot gesammelte Hülse ab. Außerdem Humboldt in Herb. Will- 
denow n. 8061 (M. pubescens, stark behaarte Form) und n. 8062 pp. 
(das Exemplar links in Blüten, ohne Blätter). Für M. pubescens heißt 
es (Kunth, Synops. IV. 69): Colitur prope Carthaginem alt. 500 hex. 
(Provincia Popayanensi). 

Eeuador: Baillon bildet ab eine von Spruce (n. 5075) gesam- 
melte Hülse. Ferner Sodiro n. 368 (Creseit culta ap. Puembo, spontan. 
n. vidi; arbor medioceris valde ramosa et frondosa, balsamiflua; 1880). 

Peru: Hierher gehören die oben genannten Stücke von Ruiz (pedi- 
cellatum Klotzsch). Nach Baillon auch das Exemplar von J. de Jussieu 
(Myrospermum pedicellatum Lam.) 

Bolivia (nach Flückiger and Hanbury). 

Brasilien: $. Paulo (Regnell II. 1758; 1869); ohne Standorte 
(Riedel n. 462; Glaziou n. 12566). — Nach Bentham in der Pro- 
vinz Rio de Janeiro (Allemäo), dort Oleo vermelho genannt. 

Nach Flückiger and Hanbury (Pharmacogr. p. 184) liefert die Art 
einen Balsam, der in geringer Menge gesammelt wird. Er soll dem 
Tolubalsam ähneln, doch von tieferer rötlicher Färbung und größerer 
Härte sein; zwischen zwei gewärmten Glasplatten gepreßt, scheidet er 


rg re 


keine Kristalle aus. — Vergl. auch Flückiger, Pharmacogn. 3. ed. 
(1891) 149. 

Wahrscheinlich kann man bei dieser Art ebenso wie bei der zwei- 
ten einige Varietäten nach der Hülsenform, die auch hier recht wechselt, 
unterscheiden (vergl. Baillons Figuren); zudem gibt es behaarte 
(pubescens H. B. K.) und weniger behaarte Exemplare. Das Material 
reicht zur scharfen Kennzeichnung dieser Formen nicht aus, 


B. Same glatt, ungefurcht (Toluifera). 


2. Myroxylon balsamum (L.) Harms!) — Toluifera balsamum L. 
Spee. pl. ed. 1. (1753) 384; Bentley and Trimen, Medie, Pl. II. (1880) 
t. 84; Baill. Traitö de bot. med. phanerogam. (1883) 676. Baillon 
gliedert die Art in folgender Weise: 

Var. a. genuwinum Baill. 1. e. — Myroxylon toluifera H. B.K. Nov. 
gen. VI. (1823) 375, Kunth, Synops. pl. IV. (1825) 69; Guimpel und 
Schlechtd. Abbildg. Gew. Pharmac. boruss. II. (1837) 95 t. 279. — 
Myrozylum toluiferum A. Rich. in Ann. se. nat. II. (1824) 171. — Myro- 
spermum toluiferum D.C. Prodr. II. (1825) 95. — Myroxylon Hanbury- 
anum Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 275. 

Der Typus der Art, den nach Flückiger and Hanbury (a.a.0. 
p. 177) 1868 A. Goering in guten vollständigen Exemplaren in Vene- 
zuela sammelte, liefert den Tolubalsam. Das Berliner Herbar besitzt 
keine blühenden Stücke des echten Tolubalsambaumes aus seiner Heimat; 
wir haben ein Bruchstück der Exemplare Goerings. Es gehören hier- 
her die von Klotzsch als Hanburyanum beschriebenen Blätter, die Hum- 
boldt im Gebiete des Amazonenstromes bei San Jaen de Bracamoros in 
Eeuador gesammelt hat; nach Baillon stellen sie typisches M. toluifera 
dar. Ferner ist hierher zu rechnen das Blattexemplar von Herb. Willde- 
now .n. 8062 (auf der rechten Seite). Nach Flückiger and Hanbury konnten 
die früheren Sammler (Humboldt, Triana usw.) nur Blattstücke 
erlangen. Weir gelang es 1863 einige Hülsen zu bekommen; erst 
Goering?) sammelte 1868 in Venezuela vollständige Stticke mit Blüten 
und Hülsen. 


') Hartwich bespricht (in Apothekerzeitg. XV [1900] 597) die Änderungen 
im neuen Arzneibuch für das Deutsche Reich und schreibt bei Bals. tolutanum: 
„Der Name der Stammpflanze ist von Toluifera Balsamum umgeändert in Myro- 
xylon Balsamum.“ Nun steht aber tatsächlich im Arzneibuch 4. Ausg. (1900) 
56 der Name Myroxylon Toluifera. Da die von Hartwich zitierte Kombination 
somit an der Stelle, auf die er sich bezieht, gar nicht steht, glaubte ich mich be- 
rechtigt, meinen Namen als Autor der neuen Kombination zu verwenden, die aus 
Prioritätsrücksichten geboten ist. 

?) Seine Exemplare sind abgebildet bei Bentley und Trimen, Medie. Pl. II 
(1880) t. 84 (mit Ausnahme der Frucht, die zu einem Exemplar von Ruiz gehört), 


a 


Der echte Tolubalsambaum findet sich in Venezuela und Colom- 
bia; hauptsächlich wird er ausgebeutet im Gebiete des Magdalenen- 
stromes (bei Plato), bei Turbaco, Tolu, im Tal des Rio Sinu. — Nach 
Bentham (Fl. brasil. XV. 1. [162] 309) kommt er auch in Brasi- 
lien vor (S. Paulo, Ubetuba, von Guillemin gesammelt); wahrschein- 
lich findet er sich auch in Eeuador. Ferner gibt ihn Hemsley (Biol, 
centr. amer. Bot. I. [1880] 322) für Guatemala an, 

Var. ß. Pereirae (Royle) Baill. Traitö de bot. möd. (1883) 676 
(sub Toluifera). — „Myrospermum of Sonsonate* Pereira in Pharmae. 
Journ. X. (1850—51) 280 mit Abbild. — Myrospermum Pereirae Royle, 
Man. Mat. med. ed.2 (1853) 414 (Diagnose übersetzt bei Klotzseh |. e. 
273). — Myrospermum sonsonatense Oersted in Kjöbenhavn Vidensk. 
Meddel. (1855) 27, mit Abb. — Myroxylon Pereirae Klotzsch in Bonplandia 
V. (1857) 275. — Myroxylon sonsonatense auct. ex Flückiger and Hanbury, 
Pharmacogr. (1874) 179. — Toluifera Pereirae Baill. Hist. pl. II. (1870) 
383; Bentley and Trimen, Medie. Pl. II. (1880) t. 83; K. Schumann 
in Berg u. Schmidt, Atlas der offiz. Pflz. II. (1896) t. 58. 


Diese Varietät, die Flüekiger-Hanbury, K. Schumann, Tau- 
bert noch als eigene Art auffassen, liefert den Perubalsam. Sie 
findet sich an der Balsamküste von San Salvador und in Guate- 
mala, nach Baillon auch noch in anderen Teilen Zentral- Amerikas 
und Süd-Mexikos. P. Preuß!) hat ausgezeichnete Stücke des Baumes 
aus 8. Salvador und Guatemala mitgebracht. Der Hauptunterschied 
gegenüber var. genuinum soll in der Form der Hülsen liegen, die bei var. 
Pereirae stärker nach dem Stiele zu verschmälert sind und oft eine 
stärkere Krümmung zeigen (man vergl. die Abbild. bei K. Schumann). 
Inwieweit diese Merkmale konstant sind, muß vorläufig dahingestellt 


') Diesem ausgezeichneten Forscher verdankt man die ausführlichsten An- 
gaben über die Gewinnung des Perubalsams (Expedit. nach Zentral- und Süd- 
amerika [1901] 318). Der Baum ist nach ihm einer der schönsten Waldbäume, 
die man überhaupt kennt. Die Rinde ist leicht kenntlich. Sie ist mehr oder 
weniger rauh, von grauer Grundfarbe und mit zahlreichen, flachen gelblichen 
Höckern und Buckeln von verschiedener Grüße besetzt. Das Holz ist von unge- 
wöhnlicher Festigkeit, wird als Nutzholz außerordentlich geschätzt und steht im 
Werte höher als Mahagoni und Zeder. Preuß teilt mit (p. 323), daß es nach 
den Angaben einiger Balsamalbesitzer (Balsamal ist ein Bestand von solchen Bäu- 
men) zwei Arten von Balsambäumen gebe. Die eine soll eine dickere rauhere 
Rinde und dunkleres Holz haben und mehr Balsam geben, als die andere mit 
dünnerer glatterer Rinde und hellerem Holze. Preuß hat sich vergeblich bemüht, 
ein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Varietäten aus- 
zufinden. 


Be - 


bleiben. Die Verschiedenartigkeit der Produkte läßt zunächst Bedenken 
aufkommen gegen eine Angliederung des Perubalsambaumes an den 
Tolubalsambaum. Jedoch ist dieser Gegensatz nicht so groß. Tschirch 
(Harze und Harzbehälter, p. 213) hält die Stammpflanze des Peru- 
balsams für eine physiologische Varietät der Stammpflanze des Tolu- 
balsams. Diese Ansicht erhält nach ihm dadurch eine Bestätigung, 
daß nach chemischer Untersuchung der Unterschied zwischen den 
beiden Balsamen!) weniger ein qualitativer, wie ein quantitativer sei. 
Der Unterschied mag nach demselben Autor wohl auch zum Teil auf 
die verschiedene Gewinnung zurückzuführen sein?). Tschirch erzählt, 
er habe in Buitenzorg, wo beide Bäume nebeneinander kultiviert 
werden, sie nicht unterscheiden können. Die Frage wäre nur, ob in 
Buitenzorg wirklich der echte Tolubalsambaum und der echte Peru- 
balsambaum gezogen werden. Verschiedene Sammler (Stuhlmann, 
Preyer, Engler) haben aus dem Buitenzorger Garten Material eines 
fälschlich als Myroxylon peruiferum bezeichneten Baumes mitgebracht; es 
ist mir nicht möglich, mit Sicherheit zu entscheiden, ob hier der Tolu- 
balsambaum oder der Perubalsambaum vorliegt. Flückiger und 
Hanbury wollten dem Vorgehen Baillons, der beide Arten ver- 
einigte, nicht beistimmen, indem sie auf die oben genannte Verschieden- 
heit in der Hülsenform hinwiesen und auch (p. 180) betonten, daß bei 
Pereirae die Trauben lockerer und länger (6—7 inches) seien, daß der 
Stamm schon in einer Höhe von 6—10 Fuß vom Grunde aufsteigende 
Äste bilde, während er sich bei tolwiferum erst in einer Höhe von 40 
bis 60 Fuß verzweigen soll. 


Nach Bentley and Trimen (l. ec.) wird „Balsamo blanco“ aus 
den Hülsen durch Pressen ohne Anwendung von Hitze gewonnen, nach- 
dem die faserigen Teile der Hülsenwand entfernt sind; „Balsamito“ 
dagegen wird gewonnen durch Kochen der Hülsen in Rum. Der 
Balsamo blanco wurde chemisch untersucht von H. Germann 
(Archiv d. Pharmacie [1896] p. 641); danach ist er wesentlich von dem 
gewöhnlichen Perubalsam verschieden (vergl. auch Flückiger and Han- 
bury, 1. e. p. 184). 


!) Bemerkenswert ist, daß schon Ruiz (a.a. O. p. 95) sagt: There is no 
difference in these three balsams, excepting in the name, colour, and consistence.“ 
Er meint: „White Liquid Balsam, Dry White Balsam or Balsam of Tolu, Black 
Peruvian Balsam“. 

?) Tolubalsam wie Perubalsam sind nach Tschirch (in Flora Bd. 93 (1904) 
193) pathologische Produkte. Die Bildung des Perubalsams erfolgt nach Preuß 
erst infolge von mechanischen Verwundungen oder von Erhitzen und in verstärk- 
tem Maße durch Zusammenwirkung von Verwunden und Frhitzen. 


un (DR 


Preuß (l. e. 322) sagt, daß der Balsam der Hülsen „unter dem 
Namen Balsamito als Medizin gegen innere Krankheiten sehr ge- 
schätzt, jedoch nicht in das Ausland ausgeführt werde. Der Ge- 
schmack ist etwas bitter, der Geruch von demjenigen des Perubalsams 
ziemlich stark verschieden und auch nieht so intensiv wie dieser,“ 


Var, y. punetatum (Klotzsch) Baill,, a. a. O. 677 (sub Toluifera). 
— Myroxylon peruiferum Ruiz in I,ambert, a. a. O. (das Fruchtexem- 
plar!) — Myroxylon punetatum Klotzsch in Hayne, Arzneigew. XIV. 
(1843) t. 12 et in Bonplandia V. (1857) 276; Berg u. Schmidt, Offiz. 
Pfiz. IV. (1863) t. XXIX e. II. — Myrospermum punetatum Walp. Rep. 
I. (1843) 805. — Myrospermum balsamiferum Ruiz et Pav. ex Baillon, 
a. a. O. 6771); Ruiz et Pav. Icon. ined, t. 373 (ex Ind. kew.). 


Die Blättehen dieser Form sind größer, von mehr lederiger Konsi- 
stenz als bei den beiden andern Varietäten; zudem sind die durch- 
siehtigen Punkte der Blättehen weniger zahlreich, kürzer, rundlich oder 
kurz linienförmig, und lang gestreckte, schmale Strichelchen treten nicht 
auf, während bei « u. £ Linien und Punkte durcheinander vorkommen. 
Die Hülse?) ist hier gerade oder fast gerade, der Flügelteil nach unten 
gar nicht oder wenig verschmälert, der schmälere Flügel etwas konvex, 
der breitere mit geradem oder leicht eingebogenem Rande. 


Diese Varietät wächst in Peru (in Chieoplaya, Pozuzo aliisque loeis, 
Ruiz), wo sie quinoquino genannt wird. — Nach Baillon auch in 
Std-Brasilien; ferner soll sie nach $S. Domingo übergeführt sein. 


Species incertae sedis. 


Myrosxylon robiniaefolium Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 
276. — Myrospermum robinifolium Warszewiez ex Klotzsch, a. a. O. 276. 

Eeuador: Guayaquil, Chongon (A. J. de Warszewiez). — Nur 
Blätter, Blättehen sehr klein. _ Liefert „Balsamo odoroso“., — Gehört 
vielleicht zu M. peruwiferum. 


Wollen wir die Ergebnisse dieser Mitteilung kurz zusammenfassen, 
so erhalten wir folgende Sätze: 


') Abgebildet nach den Exempl. von Ruiz auch bei Bentley and Trimen, 
Medic. Pl. II. (1880) t 84. 

?) Baillon (Trait€ de Bot. med. p. 670) meint, daß die von Bertoloni 
(Amoen. ital [1819] 25 t. 1) unter dem Namen M. peruiferum abgebildete Hülse 
von den von Ruiz gesammelten Exemplaren stamme. Ihre Stellung bleibt ganz 
ungewiß. 


ee 


1. Die Gattung Myroxylon L. f. (= Toluifera L.) besteht aus zwei 
Arten, die einander täuschend ähnlich sind und sich hauptsächlich 
durch den Bau der Hülse und des Samens unterscheiden. 

2. Bei M. peruiferum L. f. ist der Same von tiefen mit Harz er- 
füllten Furchen durchzogen, bei M. balsamum (L.) Harms ist er glatt. 

3. Die Stammpflanzen des Tolubalsams und die des Perubalsams 
gehören zur selben Art der Gattung, und zwar zu M. balsamum. 
Der Tolubalsambaum bildet den Typus der Art; der Perubalsam- 
baum kann als Varietät dieser Art betrachtet werden (var. Pereirae). 


2 


er 


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Königl. botanischen Gartens und Museums 
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(Bd. V.) Ausgegeben am 27. Januar 1909. 


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Notizblatt 


des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 44. (Bd. V.) 


Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I, Gutachten des 
Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin. 


a) Wurzelrinde von 
Fagara xanthoxyloides Lam. 


(Rutaceae — Xanthoxyleae.) 
Eingeborenenname „Kelenmäü“ aus Sokode, Togo. 


Vorläufiger Bericht von H. Priess. 


Unter dieser Bezeichnung wurde dem Institut von der Botanischen 
Zentralstelle eine Wurzelrinde zur chemischen und pharmakognostischen 
Untersuchung überwiesen, welche nach Angabe von Dr. Kersting bei 
den Eingeborenen in Deutsch-Togo als Arzneimittel gebraucht wird. 

Mit dankenswertem Interesse hat Herr Dr. med. Kersting die 
arzeneiliche Anwendung der Droge bei den Eingeborenen studiert und 
vor allem durch zuverlässige Beschaffung von weiterem Material für noch 
bevorstehende Untersuchungen sich sehr verdient gemacht. 

Da in der Literatur etwa 130 Fagara- Arten der Tropen bekannt 
sind, welche als Fiebermittel oder schweißbefördernd in Anwendung 
kommen, so wurde zunächst eine Prüfung der vorliegenden Droge auf 
Alkaloide und eine nähere Untersuchung des in der Wurzelrinde ent- 
haltenen Öls und Weichharzes vorgenommen. Erst während der Unter- 
suchung wurde aus der italienischen Literatur eine Arbeit aus dem 
Jahre 1887 zugänglich, welche die Wurzelrinde von Xanthoxylon sene- 
galense — Artas root behandelt. Diese Wurzelrinde war von der öst- 


lichen Küste Afrikas nach London auf den Markt gebracht und von dort 
8 


— 100 — 


wieder dem medizinischen Laboratorium der Universität Turin zur 
Untersuchung überwiesen. Die dort erhaltenen Resultate stehen im 
wesentlichen im Einklang mit den diesseits erhaltenen!). 

Die Verfasser Giacosa und Moraniı haben aus Artas root mit 
Petroläther ein schweres fettes Öl extrahiert sowie ein Phytosterin vom 
Schmp. 120—125°. Durch entsprechende Behandlung des alkoholischen 
und ätherischen Extraktes wurden zwei verschiedene Alkaloide isoliert?). 

Es wird hier über die physiologische Wirkung folgendes angegeben: 

Das Alkaloid erzeugt eine Reizung in den Muskeln mit Gerinnung 
des Myosin und Bewegungsstörungen ähnlich denjenigen, die durch 
Veratrin veranlaßt werden. Die Wirkung auf das Herz zeigt sich in 
bedeutender Verlangsamung der einzelnen Kontraktionen mit scheinbarer 
Erhöhung der Energie. Die Verzögerung ist unabhängig vom Vagus 
und den das Herz stillstellenden Apparaten. Sie wird durch Atropin 
nicht verändert. Das Herz widersteht lange der Wirkung dieses Alka- 
loids. 

Eigene Untersuchungen. 

I. Prüfung auf Alkaloide. 100 & der zerkleinerten Droge wurden 
mit 90°/, weinsäurehaltigem Alkohol extrahiert. Der Rückstand betrug 
nach dem Verdunsten des Alkohols 11,2 11,2°/, Weichharz, s. Präparat J, 

Durch Extraktion des Weichharzes mit 1°/, H,SO, konnten geringe 
Mengen eines Alkaloids isoliert werden. 

‘Gleichzeitig zeigte es sich, daß sich mit Petroläther aus dem Weich- 
harz ein Öl isolieren ließ, welches das scharfe Prinzip der Wurzelrinde 
darstellte. 

II. Extraktion mit Petroläther — Isolierung des Öls und eines 
hochmolekularen Alkobols C,,H,,0O,, welcher mit dem Namen Fagarol 
bezeichnet wird. 

7 kg Droge wurden bis zum Erschöpfen mit Petroläther extrahiert. 
Nach Abdestillation des Lösungsmittels betrug die Ausbeute 218 g 
3,1°/,, siehe Präparat II. Aus dem Öl schieden sich bald weiße Re 
stallmassen ab, die auf Tontellern vom Öl getrennt werden konnten. 

a) Reindarstellung und Analyse des Fagarols. Durch 
mehrfaches Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol gelang es die 
vom Öl getrennten Kristalle zu reinigen. Dieselben waren vollständig 
geschmacklos und zeigten den Schmp. 126,5°, siehe Präparat III. 


?) Gazz. chim. ital. Vol. XVII, p. 362, 1887. 
Ibid. Vol. XIX, p. 303, 1889. 
?) Über die pharmakologische Prüfung des mit Artarin bezeichneten Alka- 
!oides s. Giornale R. Acc. di Medieina di Torino 1885, Nr. 5 (1. Apr.), Separat- 


abdruck 1—6, ebenso Pharm. Journal and Transaetions 1897, p. 91 und 1890, 
1053, 168. 


Die Analyse ergab: Berechnet für C,,H,,O, 
I. C = 67,940), II. C = 68,22), U = 68,297), 
H= 521, H= 555, H = 5,69, 


In Toluol gelöst gelang es ein gut kristallisierendes Alkoholat 
durch Einwirkung von met.-Na darzustellen, von welchem weiter durch 
Einwirkung von Essigsäureanhydrid die Azetylverbindung vom Schmp. 
112° gewonnen wurde. 

Ebenso gelang in der Lösung mit Chloroform, je nach der Menge 
des angewandten Broms, die Darstellnng eines Mono- und Dibrom- 
derivats. 


b) Reindarstellung des Öls. Aus dem Öle wurden durch 
mehrfaches Ausschütteln mit 1°/, H,SO, die Alkaloide isoliert. Und 
zwar konnte neben einem stark gelb gefärbten Alkaloid auch ein gut 
kristallisierendes Alkaloid schon aus dem Öl erhalten werden. 

Das Öl war jetzt nahezu stickstoffrei, hatte aber seinen intensiven 
speichelflußbefördernden Geschmack behalten. Mit Wasserdämpfen ist 
es nicht flüchtig, siehe Präparat IV. 

Auch bei hohen Kältegraden erstarrt dasselbe nicht mehr. 

Säurezahl . ., .v..n '=r,1835 
BEsterzahlh a, ve. ei 
Verseifungzzahll . . . . = 150,45 
Jodzahlı & N ws a. 10T. 

III. Alkoholauszug. Nachfolgend wurde die mit Petroläther er- 
schöpfte Droge mit Alkohol ausgekocht. Dieser Auszug wurde auf 
1 kg eingedampft. 

Nach dem Erkalten schied sich bald neben bedeutenden Mengen 
von Fagarol ein Zucker ab, welcher nach mehrfachem Umkristallisieren 
als Saccharose identifiziert wurde. Die Wurzelrinde enthält ca. 1°/, 
Saccharose. 

Ebenfalls konnten in dem Alkoholauszug die beiden von Giacosa 
und Morani isolierten Alkaloide nachgewiesen werden. Es gelang uns 
in geringer Menge ein in farblosen Tafeln kristallisierendes Alkaloid 
zu isolieren. Ob dasselbe mit dem Artarin identisch ist, konnte nicht 
ermittelt werden. 

Vom pharmakologischen Standpunkt aus bleibt noch zu beantworten, 
ob die von den Eingeborenen geschätzte Arzneimittelwirkung der Droge 
allein dem Alkaloidgehalt zuzuschreiben ist. Das von uns dargestellte 
Öl übt äußerst starke Speichelabsonderung und löst auf der Zunge eine 
anästhesierende Wirkung aus. Eine weitere pharmakologische Prüfung 
müßte hier die Entscheidung bringen und ist bereits eingeleitet worden. 


8* 


— 12 — 


b) Samen von Pentadesma Kerstingii Engl. 


Dem Institut wurde ein Posten Samen von Peniadesma Kerstingüi 
Engl. aus Togo zur chemischen Untersuchung und Beurteilung des darin 
enthaltenen Fettes übersandt. 

In der Literatur finden sich nur kurze Angaben über das Fett, so 
eine in der Real-Enzyklopädie der gesamten Pharmazie und ein Brief- 
wechsel, die Früchte betreffend, in Kew Gardens Bulletin 1897. 

Die vorliegenden 3—5eckigen Samen sind außen braun, im Innern 
rosarot und von einer leicht abzulösenden Bastschieht bedeckt. Ihre 
Größe ist in der Länge ca. 2'/,, in der Breite ca. 2cm. Ein Durch- 
schnittsmuster von 50 Samen wiegt 510 g und beträgt das Gewicht der 
eben erwähnten Bastschicht 1,8°/,. 

Die Samen enthalten: 

Wasser a er IE 
N Ra A  arsine 
Trockne und fettfreie Beständteile . 54,19 „ 

Eine Aschebestimmung ergab 2,12°/, Mineralbestandteile. 

Zur Gewinnung des Fettes wurden die tunlichst zerkleinerten Samen 
im Soxlhlet mit Äther extrahiert und zwar zuerst für sich, dann der 
getrocknete, mit Sand verriebene Rückstand nochmals bis zur Er- 
schöpfung. 

Das nach dem Abdestillieren des Äthers gewonnene Fett hat hell- 
gelbe Farbe, zeigt einen schwach aromatischen Geruch und ist ge- 
schmacklos. Bei Zimmertemperatur hat das Fett die Konsistenz einer 
zarten Butter. 

Die weitere Untersuchung des Fettes ergab folgende Zahlen: 


Schmelzpunkt . - „. . ......82—-35°C. 
Erstarrungspunkt . . 2... 24-20°C. 
Verseifungszahll . . . . . . 153,0 
Jodzahl (nach Hübl) . . . . 52,0 


Refraktometerzahl (im Zeißschen 
Butter-Refraktometer) „ . 49,0 


Wenn der Fettgehalt der Samen auch nicht als besonders hoch zu 
bezeichnen ist, so zeigt das Fett doch alle günstigen Eigenschaften, die 
eine weitere Prüfung seiner Verwendbarkeit, sei es als Genußmittel oder 
in der Seifenindustrie, als empfehlenswert erscheinen lassen. 


(gez. Bandke.) 
Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin 


H. Thoms. 


u WE 


c) Über mehrere Drogen aus Westafrika. 


Die mit gef. Schreiben vom 13, April 1908 erhaltenen Drogen sind 
im Institute einer chemischen Untersuchung unterworfen worden, deren 
Ergebnisse in folgendem mitgeteilt werden: 

1. Beblätterte Zweige von Dichapetalum toxiearium Engl. Sie ent- 
hielten Spuren eines mit Kaliumquecksilberjodid und Kaliumwismutjodid 
Fällungen gebenden Alkaloides, sowie Spuren eines auf Kaulquappen 
nicht giftig wirkenden Saponins, mit dessen Lösungen Hämolyse nicht 
eintrat. 

2. Harz eines unbekannten Baumes aus Kamerun (Barum-Gebiet), 
soll besser sein als Elemi. Es ist eine harzartige, innen weiße, außen 
bräunliche, harte, spröde Masse. Der Geruch ist der von Elemi. Bei 
der mikrochemischen Untersuchung wurden die nach Tschirch das 
echte Elemi kennzeichnenden Amyrin-Kristalle erhalten. Vielleicht 
stammt das Harz von Canarium Schweinfurthii Engl. 

3. Harz von Canarium Mansfeldianum Engl. (Kamerun-Kopal?), 
dem Edjum - Baum. Das Harz besteht aus bräunlichen, in dünner 
Schicht durchsichtigen Stücken, die an ihrer Außenseite von einer 
weißen undurchsichtigen Schicht umgeben sind. Sie riechen ganz 
schwach nach Elemi. Zur orientierenden Ermittelung der Löslichkeit 
wurde je ein Gramm des grob geriebenen Harzes mit 3 g Lösungs- 
mittel bei Zimmertemperatur unter häufigem Umschütteln einige Tage 
lang stehen gelassen, dann abfiltriert und der Gehalt der Lösungen an 
Gelöstem festgestellt. Dabei zeigte sich für Chloroform und Benzol 
vollständige Löslichkeit. Die Lösung in Alkohol (98°/,) enthielt 9 °/,, 
in Petroläther 30 °/,, in Äther 16°/,, in Aceton 8°/,. Amyrinkristalle 
wurden nicht erhalten. Das Harz schmolz im Reagierglase bei 134 
bis 135°, ebenso im Haarröhrchen. Seine Säurezahl wurde zu 98, 
seine Verseifungszahl zu 60,8 festgestellt. 

4. Rindendrogen des Hauptmann von Besser aus Ka- 
merun. 

a) Rinde Ngai vom Baume Njalla, dessen Früchte als falsche 
Kola oder Njalla-Bohnen bezeichnet werden; die Rinde wird roh ge- 
gessen als Abführmittel. Die großen, über 1 cm dicken, außen braunen, 
innen hellgelblichen Rindenstücke besaßen stark bitteren Geschmack. 
Außer Bitterstoff wurde Gerbstoff und reduzierender Zucker gefunden. 
Mit Kaliumquecksilberjodidd und Kaliumwismutjodid wurden Spuren 
eines alkaloidischen Stoffes nachgewiesen. Oxymethylanthrachinone 
konnten nicht nachgewiesen werden; die Droge gehört also nicht in die 
Gruppe der Rhamnus- oder Rheum-(Senna-)Abführdrogen. 

b) Rinde vom Kolombo-Baum, Abführmittel der Eingeborenen. 


— 104 — 


Große rotbraune, 5—6 mm dicke flache Rindenstücke mit querrissiger 
Borke, ohne besonderen Geschmack. Auch hier wurden Gerbstoff- und 
Zuckerverbindungen sowie ein alkaloidischer Bestandteil, aber keine 
Oxymethylanthrachinone nachgewiesen. 

c) Rinde des Baumes Dolakene, dient zur Wundbehandlung, 
Eingerollte Stücke einer schwärzlichbraunen, mit weißlichem Korke 
bedeckten, etwa 1—2 mm dieken Rinde, ohne besonderen Geschmack. 
Enthält Gerbstoff, Zucker, Spuren alkaloidischer Stoffe, gibt eine dunkel- 
braune sauer reagierende Abkochung. 

d) Rinde vom Baume Mlopanda, soll medizinisch verwendet 
werden, Flache, außen mit dunkel graugrünlichem fein querrissigem 
Korke bedeckte, etwa 5 mm dicke, klingend harte Rindentafeln, auf 
der Stammseite rot, im Innern gelblichrot gefärbt, ohne besonderen Ge- 
schmack. Enthält Gerbstoff, Zuckerverbindungen. Alkaloid ist nicht 
mit Sicherheit nachzuweisen. 

5. Drogensammlung von Oberleutnant Mellin aus Mangu- 
Jendi in Togo. 

Die nachstehend für die einzelnen Drogen benutzten Nummern 
entsprechen den Nummern des mit dem Auftrage enthaltenen Ver- 
zeichnisses; sie beginnen mit 11 und steigen nicht regelmäßig. 

1l. Nyama, Bauhinia retieulata DC., Streupulver auf Wunden 
für Beschneidung. Ungleichmäßiges gelbbräunliches Pulver mit Gerb- 
stoffgeruch, von stark saurem, zusammenziehendem Geschmacke. Das 
Pulver erwies sich reich an Gerbstoff, es enthielt Spuren einer 
Pflanzenbase. 

30. Dyöro, Securidaca longepeduneulata, Schnupftabak gegen Kopf- 
schmerz, auch Mittel gegen Schlangengift; war ein ungleichmäßiges, 
weißliches Pulver, deutlich nach Methyl - Salizylester riechend, Ge- 
schmack zusammenziehend, danach bitter und kratzend. Der wässerige 
Auszug ist stark schleimig, schäumt, enthält Gerbstoff und ein Saponin. 
Der Geruch der Abkochung ist stark und dem einer Senega-Abkochung 
sehr ähnlich. Eine Pflanzenbase wurde nicht gefunden. 

34. Flongfogo, Borreria Ruelliae K. Sch., (getrocknete Blätter 
als Tee gegen Durchfall), ungleichmäßiges grünliches Pulver von deut- 
lichem Teegeruche. Geschmack krautig, schwach zusammenziehend. 
Enthält viel Chlorophyll, ferner Gerbstoff und reduzierenden Zucker, 
kein Alkaloid. 

35. Bagbena, Trema Guinensis (Schum.) Engl. var. parvifolia 
(Schum.) Engl., (ein Löffel mit Seifenwasser vermischt gegen Darm- 
würmer), gröbliches grünes Pulver, wie Senna-Pulver riechend. Ge- 
schmack bitterlich, nicht kennzeichnend. Zucker und Gerbstoffe reich- 
lich. Alkaloid nicht vorhanden. 


— 105 


39. Nakambim, Cassia absus. T., Streupulver gegen Syphilis, grünes 
grobes Pflanzenpulver von dem Geruche gepulverter grüner Blätter, 
ohno kennzeichnenden Geschmack. Enthält Gerbstoff, reduzierenden 
Zucker, kein Alkaloid. 


41. Bati, Waltheria americana C., (ein Löffel morgens und abends 
mit heißem Wasser als Mittel gegen Husten zu nehmen), rötlich-bräun- 
liches Pflanzenpulver, von einem Geruche wie Alttheewurzel, aber dabei 
adstringierend. Geschmack zusammenziehend. Enthält Schleim, Gerb- 
stoff, Zucker, kein Alkaloid, 


43. Wobogu, Crossandra quineensis Nees., (ein Löffel morgens und 
abends mit Mehlbrei gekocht gegen Durchfall). Dunkelgraues Pulver, 
Geruch wie Tee, Geschmack schleimig. Enthält viel Schleim, ferner 
Zucker, Gerbstoff, kein Alkaloid. 


49. Sandin-dorma, Polygala spee., (Streupulver auf Wunden), 
gelbbräunliches grobes Pulver, Geruch wie Senega, Geschmack säuerlich, 
unangenehm bitterlich-kratzend. Der gelb gefärbte wässerige Auszug 
enthielt Schleim, nur Spuren Gerbstoffl, Zucker. Die Gegenwart einer 
Pflanzenbase wurde sichergestellt. 


50. Tarei, Rubiaceen-Art, (morgens und abends ein Eßlöffel des 
Wurzelpulvers mit Wasser gegen Leibschmerzen), orangegelbes Pulver 
von stark bitterem Geschmack, fast geruchlos. Enthielt einen Farbstoff, 
dessen Lösung grünlichgelb fluoresziert, viel Bitterstoff, Zucker. Al- 
kaloid wurde nicht mit Sicherheit erkannt. 


5l und 54. 1!/, Kerna und !/, Bense-Körner (1 Teelöffel 
morgens und abends ins Essen als Mittel gegen Durchfall). Rötlich- 
braunes Pflanzenpulver ohne kennzeichnenden Geruch. Geschmack 
schwach zusammenziehend. Enthält Zucker, Gerbstoff, Spuren einer 
Pflanzenbase. 

55. Suku, Anona senegalensis Pers., (Pulver aus Wurzeln, wird 
Pferden in Mehlkuchen gegeben, um sie in gute Kondition zu bringen; 
ist auch Wundheilmittel), bräunliches Pulver von schwachem, unbe- 
stimmtem Geruche, fast geschmacklos. Enthält Schleim, wenig Gerbstoff. 


57. Uanyise, Cochlospermum tinetorium A. Rich., (gegen Brand- 
wunden mit Fett vermischt), gelbes Holzpulver mit Holzgeruch, fast 
geschmacklos. Enthält viel Schleim und einen gelben Farbstoff, Zucker, 
Gerbstoff, Pflanzenbase. 

58. Arae Kaku-sui, Araceen-Art, (gelber Farbstoff, wird mit 
etwas Kuna gekocht zum Tücherfärben verwendet), gelblich graues 
Pflanzenpulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. Enthält einen 
reinen gelben Farbstoff, wenig Gerbstoff, keinen Zucker, kein Alkaloid. 


— 106 — 


64. Yumbosi, Rubiaceen-Art, (mit Pfeffer als Klystier für Pferde), 
grünes Pflanzenpulver, Geruch wie Senna, Geschmack nachhaltig bitter. 
Enthält reichlich Zucker und Gerbstoff. 


68. Dyeloale, Lawsonia inermis L., (zerteilendes Mittel bei An- 
schwellungen), grünlichbraunes Pulver von schwachem, unangenehmem 
Geruche und bitterem Geschmacke. Enthält reichlich Zucker und 
Gerbstoff. 


69. Aneta, COroton lobatus L., (Mittel gegen Kopfschmerz), grünes 
Pulver ohne besonderen Geruch, Geschmack schwach bitter. Enthält 
wenig Gerbstoffl, Zucker. 


70. Boboroa, Amarantus viridis L., (gegen Fieber), grobes, bräun- 
lichgelbliches Pulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. Enthält 
Gerbstoff, reduzierenden Zucker, Harz, kein Alkaloid. Der stark grün 
gefärbte alkohol. Auszug zeigte narkotischen, dem Hanfkraut- Extrakte 
ähnlichen Geruch. 


80. Yumpo, Bridelia-Art, (gegen Rheuma und Hexenschuß äußer- 
lich), braunrötliches Pulver, nahezu geruch- und geschmacklos. Enthält 
Gerbstoff, reduzierenden Zucker, kein Alkaloid. 

“ 77. Tyampala-tisim (mit Öl gemischt gegen Hautjucken einzu- 
reiben), gelbbraunes Pulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. 
Enthält reichlich Gerbstoff und reduzierenden Zucker, keine Alkaloide. 


"99. Dyengmale (Mittel gegen Magenschmerzen), hellbräunliches 
Pulver, von Gerbstofigeruch und zusammenziehendem, etwas bitterem 
(seschmacke. Enthält viel Gerbstofl. 


100 und 101. Tyentyengu und Sandisui vermischt (Pulver 
gegen Hämorrhoiden, morgens und abends ein Löffel voll), rötlich- 
braunes, geruchloses Pulver ohne besonderen Geschmack. Enthält 
reichlich Gerbstoff, Spuren Zucker, kein Alkaloid. 


102. Kafable, Fieus-Art, Wurzelpulver, vermischt mit Wurzel- 
pulver von Dyenye, und zunächst ohne, dann von etwas scharfem 
Geschmack, besteht hauptsächlich aus Kohle. Reaktion des wässerigen 
Auszuges schwach alkalisch. Enthält weder Gerbstoff, noch Zucker, 
noch Alkaloid. 

(gez. Bandke.) 
Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin. 


H. Thoms. 


a NT 


Il. Helianthi oder Salsilis, 
Von 
P. Graebner. 

Unter den Namen Helianthi oder auch Salsifis wird seit einigen 
Jahren eine Helianthus-Art in den Handel gebracht, die sich durch ihre 
ungeheure Stoffproduktion auszeichnet. Die oberirdischen Teile er- 
reichen eine für ein Krautgewächs riesige Größe, sie werden bis über 
3 m hoch und sind als Viehfutter verwendbar. Unterirdisch erzeugt 
die Pflanze länglich-spindelförmige Knollen, die im Geschmack denen 
der Topinambour überlegen sind. 

Die Pflanze wurde nach R. de Noter, der 1907 eine kleine Bro- 
schüre „L’Helianthi“ veröffentlichte, aus Nordamerika und zwar aus 
Missouri eingeführt. In der genannten Arbeit wird noch die Ansicht 
von M. D. Bois-Paris mitgeteilt, der die Pflanze für Hehianthus deca- 
petalus oder H. doronicoides oder für eine „espece intermediaire“ er- 
klärte, eine Ansicht, die jetzt mehrfach in der Literatur wieder auf- 
getaucht ist. In diesem Herbste blüht die Pflanze zuerst im hiesigen 
Botanischen Garten. Die Angaben über ihre starke Stoffproduktion, 
die ihr eine sichere Zukunft in der Landwirtschaft verspricht, erscheinen 
keineswegs übertrieben. 

Der Vergleich der blühenden Pflanze mit dem Herbarium, den im 
Garten gezogenen Arten und den Beschreibungen der amerikanischen 
Schriftsteller ergab, daß die obenerwähnte Deutung der Pflanze nicht 
zutreffend sein kann. H. decapetalus ist eine schwächliche, dünnstenge- 
lige Art mit dünnen, häutigen, scharf gesägten Blättern, die 2—5 Fuß 
hoch werden soll, meist aber nur etwa 1 m groß ist, die Blätter sind 
länglich, die oberen meist viel schmäler und die Blütenköpfe kleiner 
mit meist 8—10 Strahlen. Die zweitgenannte Art FH. doronicoides 
konnte nicht in Betracht kommen, da sie sitzende oder kurz gestielte 
bis halbstengelumfassende Blätter besitzt. Auch in den übrigen Teilen 
ist sie abweichend, hat z. B. breitere mehr anliegende Hüllkelch- 
blätter usw. 

Die Vergleichung mit den übrigen im Botanischen Garten an- 
gepflanzten Arten ergab, daß eine zweite seit langer Zeit vorhandene 
Pflanze sich von der Helianthi nur durch wenig länger zugespitzte Blätter 
und Knollen von etwas derberer Konsistenz unterschied. Sie ist als 
Topinambour-Form betrachtet worden, eine Annahme, die natürlich 
schon wegen der ganz abweichenden Knollenbildung nicht zulässig ist. 
Auch von den übrigen in der amerikanischen floristischen Literatur be- 
schriebenen und abgebildeten Pflanzen, von denen sämtlich sehr reich- 


— 18 — 


liches Material im hiesigen Herbarium vorhanden ist, war keine mit der 
Helianthi identisch. Erst die Untersuchung der zahlreichen Synonyme 
der Arten brachte die richtige Spur. Es handelt sich um eine bisher 
verkannte Willdenowsche Art, um Helianthus macrophyllus. 

Willdenow beschreibt diese Art im Hortus Berolinensis sehr 
ausführlich und bildet sie auf tab. LXX vorzüglich ab. Auch die in 
seinem Herbarium unter 16488 (1, 2a, 2b, 3) liegenden Exemplare sind 
völlig mit unseren Pflanzen identisch Wie im Herbarium liegende 
Blütenzweige beweisen, wurde sie noch 1860 im Berliner Garten und 
1869 im Hortus Halensis unter dem Willdenowschen Namen kulti- 
viert. Später ist dann der Willdenowsche Name von den amerika- 
nischen Schriftstellern als Synonym zu H. mollis Torr. et Gray gezogen 
worden, der wieder öfter als Varietät des H. strumosus L. betrachtet 
wurde. Daß H. maerophylius dem H. mollis verwandt ist, bemerkt bereits 
Willdenow a. a. O., aber die von ihm angegebenen Unterschiede sind 
völlig zutreffend, und beide nebeneinander im Garten kultivierte Pflanzen 
erscheinen wesentlich genug verschieden, um als Arten getrennt zu werden. 
Willdenow gibt bereits die große Höhe (decempedalis) unter den Unter- 
schieden an, weiter die größeren mehr zugespitzten Blätter (die von 
H. mollis sind nach den Exemplaren und Beschreibungen länglich- bis 
eiförmig-lanzettlich), die kurz gestielten, oft oben mit einem Hochblatt 
versehenen Blütenköpfe, die abweichende Form des Hüllkelches und die 
längeren Strahlblüten. Dazu ist die Blattunterseite bei 7. mollis dauernd 
weichhaarig, bei H. macrophyllus verkahlt sie, wie Willdenows Exem- 
plare ebenso wie die jetzt kultivierten Pflanzen zeigen, sehr bald und 
ist dann schwach rauhhaarig. H. mollis besitzt lange, weniger verdickte 
Ausläufer, H. maerophyllus die bekannten Knollen. Man geht wohl nicht 
fehl, wenn man die noch jetzt bei uns angepflanzten Individuen als die 
direkten Nachkommen der Willdenowschen Pflanzen ansieht. — Daß 
Willdenow von der Grundachse nur die Verzweigung erwähnt, kann 
nicht Wunder nehmen, da er in seinen Diagnosen, auch der übrigen 
knolligen Arten, die Grundachsen nicht beschreibt (selbst nicht bei 
H. tuberosus) und die Ästigkeit gerade bei H. macrophyllus besonders 
auffällig ist; dazu ist die Knollenbildung bei allen nächstverwandten 
Arten sehr ähnlich (vgl. A. Gray Synopt. Fl. II. 1. 279). 

Die jetzt als Gemüse und Futterpflanze kultivierte Helianthi ist 
nur unbedeutend von der seit langer Zeit im hiesigen Garten an- 
gepflanzten also wohl ursprünglich wilden Form verschieden, ich schlage 
vor sie zu nennen: 

Var. sativa, differt tuberibus longioribus, foliis subacutioribus te- 
nuioribus. Planta saepe major et robustior. — Die Knollen sind meist 
zarter und dünnhäutiger. 


109 °— 


III. Orchidaceae novae samoenses. 
Von 


Fr. Kränzlin. 


’ 


l. Bulbophyllum praealtum Kränzl. n. sp. — Rhizoma 
radicosum, longe repens, satis crassum, Pseudobulbi ovoidei v. conici, 
valde rugulosi, obliqui, 2 cm longi, basi 1,2—1,5 cm diametro, mono- 
phylli. Folia satis longe petiolata, oblongo-lanceolata, acuta, satis 
crassa carnosaque, 16—17 cm longa, incluso petiolo 3,5 em longo, 
3,5—3,8 cm lata, Scapus ad 60 cm altus v. imo altior, strietus, 
pauciarticulatus, internodiis longissimis, (supremo 20 em longo). Flores 
in spicam brevem 7 cm longam, disticham dispositi, bracteae late 
ovatae, acutae, rhachidem fractiflexam arcte vestientes, ad 1 cm longae 
et expansae latae, ovarium brevi-pedicellatum subaequantes. Sepalum 
dorsale lanceolatum, longe acuminatum; sepala lateralia lineari-lanceolata, 
acuminata, basi in mentum rectangulum satis prominens dilatata, dor- 
sale 3 cm, lateralia 3,5 cm longa, 5 mm lata. Petala minuta triangula, 
margine denticulata. Labellum pedi gynostemii alte descendenti affıxum 
a latere visum vix curvatum, quam sepala quarta brevius, 28 cm lon- 
gum, lobi laterales alti, erecti, antice incurvi, trianguli, margine antico 
crenulati, lobus intermedius longissimus, triangulus, acuminatus, crassus, 
margine utroque dentibus ad 12 crassis, papillosis, apice incrassatis 
obsitus, discus a basi medium usque lamellis 2 subparallelis antice 
confluentibus praeditus, a medio apıcem usque nec sulcatus nec la- 
mellatus. Gynostemium pro genere haud parvum, rectum, stelidia 2- 
denticulata, anthera magna rotundata. — De colore nil constat. Cap- 
sula fusiformis 4,5 cm longa, 8 mm crassa. Junio. Floret certe 
complures per menses floribus succedaneis. 

Melanesische Provinz. Sawai. Hinter Melanta, epiphytisch 
auf einer Mangrove im Küstensumpf (Vaupel N. 322!)}). 


2. Dendrobium Vaupelianum Kränzl. n. sp. — [Grastidia] 
Rhizoma breve, radicosum. Caules aggregati, stricti, teretes, pluriarti- 
culati, foliosi, ad 40 cm alti; internodia 2 cm vix excedentia, foliorum 
vaginis tecta, vaginae papillis brevibus scabrae. Foliorum laminae 
ovato-lanceolatae, obtusae, apice bilobulae, paulum inaequales, coriaceae, 
siccae viridi-Juteae, valde nervosae, ad 6,5 cm longae, basi ad 1,8 cm 


") Nulli adhuc affine. Praestat scapis longissimis folia cum pseudobulbis 
ter v. ultra superantibus, spica pro pedunculi longitudine brevissima, inflorescentia 
disticha, labelli fabrica omnino inusitata. Flores certe succedanei; praestitit flos 
unicus optime exsiccatus, alabastraque longe non evoluta in spica. 


— 109 — 


latae, striectae, suberectae. Racemi brevissimi, vaginis 2 conehiformibus 
vestiti, biflori, pedicelli ad 1 cm longi, bracteae parvae. Sepalum dor- 
sale e basi latiore acuminatissimum, lateralia e basi lata angustata, 
triangula, falcata, incurva, mentum conicum, compressum,  curvulum, 
obtusum formantia. Petala anguste linearia, quam sepala vix semi- 
longa et semilata. Labellum brevi-unguiculatum, deinde cuneatum, tri- 
lobum, a latere visum fere semicirculum efficiens, lobi laterales trianguli, 
obtusi, margine antico erosuli, lobus intermedius anguste triangulus, toto 
margine longe laciniosus, linea elevata a basi ipsa medium usque ibique 
abrupte desinens.. Gynostemium satjs longum erectum; stelidia rotun- 
data. — Flores lutei, sepala 1,8 cm longa, basi 2 mm lata, mentum la- 
teralium 5 mm longum, in orificio 3,5 mm crassum, petala 1 cm longa, 
vix 1 mm lata, labellum 7 mm longum et inter lobos laterales latum. — 
Januario. 

Melanesische Provinz. — Samoa-Inseln. Sawai, Matante. — 
Epiphytische Orchidee des Küstengebietes; mit Vorliebe auf Palmen 
(Vaupel N. 286!)) 

3. Eria eurvipes Kränzl. n. sp. — Caules crassi pseudobulbosi, 
aggregati, pauciarticulati, apice foliati, ad 10 cm alti, 1—1,3 cm crassi, 
valde rugulosi, internodia inferiora ad 1—1,5 cm, mediana fere 3 cm 
longa, suprema brevissima. Folia 3 v. 4 e basi complicata lanceolata, 
acuta, paulum inaequilatera, pergamenea, 7-nervia, ad 10 cm longa, 
1,2—1,8 cm lata. Racemi 2 (v. plures?) ex axillis superioribus, strieti, 
folia aequantes v. paulum superantes, per totam longitudinem floriferi, 
bracteae oblongae, obtusae v. brevi-acutatae, 4—5 mm longae, 2 mm latae, 
quam ovaria brevi-pedicellata curvata v. subsigmoidea multo breviores. 
Sepala ovata acuminata, lateralia basi vix mentulum formantia. Petala 
paulum minora ceterum aequalia. Labellum multo minus, simplex, ova- 
tum, acuminatum s. subrhombeum, utrinque rotundatum, margine erecta, 
discus igitur concavus, lamellulae breves vix conspicuae utrinque pone 
marginem sed non margini parallelae. Gynostemium brevissimum qua- 
dratum. — Flores luteo-albi, minuti, vix 3 mm longi, labellum 1,5 mm 
longum. — Julio. 

Melanesische Provinz. Samoa-Inseln. Insel Upolu, Lamutao 
in c. 700 m ü.d. M. (Vaupel N. 416!)?) 


') Planta labello gaudet illo D.stuposi simili, adhuc in Grastidiis rarius ob- 
servato. Flores quorum eireit. 4 vidi optime exsiecatos non adeo fugaces esse vi- 
dentur, ut in hac Dendrobii sectione solitum. 

?®) Est certe affınis Er. rostriflorae Reichb. f. insularum Vitiensium quae 
differt floribus viridibus, ovariis reetis multo longioribus (pollicaribus — 2,5 cm) 
lineisque per totum labellum margini parallelis. Singularis est planta nostra ovariis 
in formam s. curyatis v. tortis v. genuflexis. 


— 11 — 


4. Calanthe Vaupeliana Kränzl. n. sp. — Caulis basi pseudo- 
bulbosus, ad 10 cm altus, foliosus. Folia maxima, lanceolata, acuminata, 
plicata, basi in petiolum marginatum angustata, ad 80 cm longa, ad 
6 cm lata, in specimine unico partim destructa. Scapus ad 50 cm altus, 
pauci- et laxe vaginatus, racemus ad 15 cm longus, pauci- v. pluriflorus, 
bracteae deciduae, mihi non visae, Sepala petalaque paulum teneriora 
late oblonga, acuta, concava. Labelli lobi laterales parvi subquadrati, 
antice retusi, Jobus intermedius cuneatus, antice paulum dilatatus, retusus, 
leviter emarginatus apiculatusque, carinulae e fauce labelli fere medium 
in discum decurrentes mox evanidae, calcar amplum, recte descendens, 
leviter retrorsum, curvatum, apice paulum incrassatum. Gynostemium 


supra in aristulam productum. — Flores candidi, sepala petalaque 1 cm 
longa, 4—5 mm lata, labellum 7 mm longum, 3 mm latum, calcar 
9—10 mm longum, apice 2 mm crassum. — Julio. 


Melanesische Provinz. Sawai. Südl. Mangalan in c. 1200 m 
ü. d. M. Im Busch der Berge stellenweis häufige, bodenständige Ur- 
chidee mit reinweißen Blüten (Vaupel N. 358!)!) 

') Ex affinitate Cal. cureuligoidis et densiflorae a quibus differt statura multo 
majore, floribus candidis nec luteis, labelli et praecipue calcaris structura. Tota 
planta sieca nigra. 


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Die intwiaklln der - Kontinenie 


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E. BUCHBINDER (H. DUSKE) NEU-RUPPIN. 


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DEU. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 45. (Bd. V.) Ausgegeben am 18. November 1909. 


I. Über Siparuna thea (Seem.) A. DC. Von Ernst 6ilg und 
Heinrich Strauss. 


IH. Gutachten des Pharmazeutischen Instituts der Universität 
Berlin, 


III. Listrostachys Behniekiana Kränzl. n. sp. 


IV. Die bis jetzt bekannten hohen Bäume Kameruns, welche 
wertvolles Holz geben oder als Nutzhölzer in Frage kommen 
könnten. Von E., Gilg. 


j Gleichzeitig wird ausgegeben: 
Appendix XXIIL Nr. 2. G. Volkens. Die Nutzpflanzen Togos. 


1. Die Nutzhölzer (Fortsetzung). 2. Faser-, Flecht- 
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In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipsig. 


1909. 


Preis 1,00 Mk. 


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Notizblatt 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 45. (Bd. V.) Ausgegeben am 18. November 1909. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über Siparuna thea (Seem.) A. DE. 


Von 
Ernst Gilg und Heinrich Strauss. 


Unter dem Namen Citriosma thea beschrieb im Jahre 1864 B. See- 
mann!) eine Pflanze, die im Garten des Lindenschen Etablissements 
zu Brüssel kultiviert wurde und aus dem brasilianischen Staate St. Ca- 
tharina stammte. Die Pflanze, einen stattlichen Strauch von 2—3 m 
Höhe darstellend, hatte noch nicht geblüht. Sie wurde von Seemann 
beschrieben, weil, wie er selbst sagt, es aus handelsgärtnerischen Gründen 
erwünscht sei, wenn eine an die Gärten zu verteilende Pflanze einen 
Namen trägt; wegen ihres Habitus, des charakteristischen, angenehmen 
Duftes und auf Grund ihrer an den Blättern nachweisbaren durch- 
sichtigen Punkte stellte er die von ihm aufgestellte Art in die Familie 
der Monimiaceae. 

A. De Candolle?) kannte die Pflanze, als er die Monimiaceae 
monographisch bearbeitete, nicht, denn er führt sie zwar auf und ändert 
sogar auf Grund der Prioritätsgesetze ihren Namen in Siparuna thea 
(Seem.) A. DC., aber sein sonst immer durchgeführter Hinweis darauf, 
ob er die Pflanze in lebendem oder getrocknetem Zustand gesehen hat, 
fehlt und die Diagnose ist wörtlich von Seemann übernommen, selbst 
der Hinweis darauf, daß Blüten nicht beobachtet worden sind. 

Bei der letzten monographischen Bearbeitung der Monimiaeeae im 
„Pflanzenreich“®?) brachten J. Perkins und E. Gilg die ihnen nur in 


!) B. Seemann in Journ. of Bot. II. (1864) p. 343. 
2) A. DeCandolle in DC. Prodr. XVI. 2 (1864) p. 657. 
°) Perkins und Gilg in Engler, „Pflanzenreich“, 4. Heft (1901) p. 115. 


9 


— 114 — 


sterilen Zweigen aus dem Berliner Botan. Garten vorliegende Pflanze 
an den Schluß der Gattung Siparuna unter die nicht genügend bekannten 
oder aus der Literatur zu streichenden Arten. 

Ungefähr seit dem Jahre 1885 wird Siparuna thea, die sehr wahr- 
scheinlich aus dem Linden’schen Garten stammt und mit der Be- 
schreibung Seemanns vollkommen übereinstimmt, im Kgl. Botanischen 
Garten zu Berlin kultiviert. Während sie früher nur im Topf kultiviert 
wurde und dabei, stets steril bleibend, eine stattliche Höhe von über 
3 m erreichte, wurde ein jüngeres, etwa 2 m hohes Exemplar bei der 
Verlegung des Botan. Gartens nach Dahlem (1908) in dem pavillon- 
artigen Kolonialhaus in geeigneten Boden frei ausgepflanzt. 

Anfangs Februar 1909 entwickelte die Pflanze ziemlich spärlich 
sehr angenehm duftende Blüten. Diese entsproßten stets einzeln den 
Blattachseln vorjähriger, schon blattloser Triebe. Die Knospen zeigten 
ganz das Bild einer normalen Myrtaceenknospe: den unterständigen 
Fruchtknoten und die zu einer Halbkugel vereinigten Blumenblätter. 
Eine genaue Blütenanalyse ergab folgendes Resultat: 

Die 5 Kelchblätter sind zur Blütezeit etwas zurückgeschlagen, 
eiförmig, spitz, schwach behaart, 4—5 mm lang, deutlich innere Drüsen 
zeigend. Die 5 Blumenblätter sind zur Blütezeit ausgebreitet, schnee- 
weiß, später etwas zurückgeschlagen, deutlich drüsig, etwa 1 cm lang, 
5—6 mm breit. Die Staubblätter sind sehr zahlreich, die Staubfäden 
fadenförmig, verlängert, die Antheren oval, klein, an der Basis an- 
geheftet, ohne auffallendes oder verlängertes Connectiv. Der Frucht- 
knoten ist typisch unterständig, verkehrt-kegelförmig, an der Basis zwei 
Vorblättchen zeigend, in der Mitte 9—10-fächerig, in jedem Fache 
zahlreiche Samenanlagen an zentralwinkelständigen, dicken Plazenten 
tragend. 

Nach diesem Befund konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß 
unsere Pflanze zu den Myrtaceen und zwar zu der Gattung Campoma- 
nesia zu bringen sei. Trotz eifrigsten Vergleichs der gesamten Literatur, 
sowie der großen im Berliner Herbar liegenden Materialien gelang es 
uns jedoch nicht, unsere Pflanze mit einer der bisher beschriebenen 
Arten zu identifizieren, so daß wir sie in der Gattung Campomanesia 
für unbeschrieben halten müssen. 


Campomanesia thea (Seem.) Gilg et Strauß unterscheidet sich 
nach unseren Untersuchungen von allen bisher beschriebenen Arten 
der Gattung außer durch Blütenverhältnisse schon durch die in sehr 
auffallender Weise am Rande stark gewellten, nicht oder fast nicht 
drüsig punktierten, eigenartig genervten, häutigen Blätter, die habituell 
absolut nicht an die Familie der Myrtaceae erinnern. 


— 15 — 


Il. Gutachten des 
Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin. 


a) Kautschuksorten aus Ostafrika. 


Dem Pharmazeutischen Institute gingen am 30. Januar 1909 
6 Fläschchen mit Milchsaft zur Untersuchung zu. 

Nachstehend folgt vorläufig das Ergebnis der hier vorgenommenen 
Prüfung der Milchsäfte: 


Nr. 1. Bezeichnet: Utomvu wa Mpira. Landolphia Kirkü Th. D. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Östafrika, Januar 1909. 


Bis auf eine geringe Menge Flüssigkeit war die Flasche von Kaut- 
schukmasse erfüllt; der Stopfen war herausgetrieben. Die Flüssigkeit 
reagierte stark sauer, es hatte sich also wahrscheinlich die zur Ge- 
rinnung des Milchsaftes erforderliche Säure durch saure Gärung auf 
dem Transporte freiwillig gebildet. Die nach Sprengen des Glases er- 
haltene Probe wog 73 g. 

Die bei der Untersuchung gefundenen Zahlen sind die folgenden: 


In Toluol unlösliche Bestandteile. . . . . ......2,99°%, 
Rein-Kautschuk (als Tetrabrom-Kautschuk bestimmt) 78,14 „ 
EI Re ee ee rg RC 208 
Eeuehtigkeit..- . . .. . ; nee 8A 


Nach der Beschaffenheit schon des nr wie auch nach 
der Elastizität und Dehnbarkeit des erhaltenen Rein-Kautschuks ist die 
Probe als wertvoll zu bezeichnen. Im Tropenpflanzer 1906 S. 124 
wird der von Landolphia Kirkii gewonnene Kautschuk entsprechend dem 
hiesigen Befunde als erstklassig bezeichnet. 


Nr. 2. Bezeichnet: Utomwu wa Mgombe. Landolphia florida Bth. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909. 

Auch diese Probe ging in geronnenem Zustande ein. In der ge- 
sprengten Flasche wurden 165 g einer festen, grauweißen Gutta ähn- 
lichen Substanz, die intensiv nach Buttersäure roch, neben ca. 15 g 
saurer Flüssigkeit festgestellt. 

Das Koagulum enthielt 25,23°/, Feuchtigkeit. Mit Wasser auf 
ca. 50° erhitzt, wird die Masse knetbar, klebt erst beim Erwärmen auf 
ca. 90° Läßt man eine so behandelte Masse an der Luft ausgerollt 
liegen, so geht sie bald wieder in ein hartes in Handwärme nicht er- 
weichendes Produkt über. 

g%* 


— 16 — 


Die chemische Untersuchung ergab folgende Zahlen: 


In Toluol unlöslich . . . er. = A224 
Rein-Kautschuk (als Tetra- N Keutschah) en). 
Harz (aus Azeton) 2.2. 0. m Een Barden 
Beuchtigkeit 2. 2.7.22 2 Ä 5 18,25 „ 


Laut Angabe handelt es sich um ee Mn Bth. und ist 
das Ergebnis der äußeren Beschaffenheit der Probe, wie auch das 
Untersuchungsergebnis nicht als günstig zu bezeichnen. H. Semler 
sagt in Band II Seite 709: „Die Art ist in Afrika weit verbreitet 
und liefert in einigen Gegenden guten, in anderen schlechten Kaut- 
schuk.“ 

Durch Änderung der Zapfungsmethode und vor allem der Behand- 
lung des Milchsaftes ließen sich wohl bessere Resultate erzielen. 


Nr. 3. Bezeichnet: Utomwu wa Mmungo. Landolphia parvifolia K.Sch. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909. 


In dem Glase befanden sich ca. 115 g eines hellen, rosa gefärbten 
Milchsaftes.. Auf Zusatz von Essigsäure koagulierte der Saft zu einer 
außerordentlich stark klebenden hellbraunen Masse. 


Die chemische Untersuchung hat folgendes ergeben: 


In Toluol unlösliche Bestandteile . 0,78°/, 
Bemn-Kantschuk! 2.200. 225,,20.777813:60% 
Harz Ve Rn 2 75,20, 

Feuchtigkeit . . . 1 2 020 


Angaben über Landolphia en, finden sich in der Literatur nicht. 

Der hohe Harzgehalt der Probe, gegenüber der kleinen Zahl für 
Rein-Kautschuk, läßt diese, wie sie vorliegt, als nur wenig für die In- 
dustrie geeignet erscheinen. 


Nr. 4 Wtomwu wa Mtoro. Landolphia Petersiana Th. D. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909. 


Die Flasche war ausgelaufen, 


Nr. 5. Utomwu wa Mpumbe. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909. 
In dem Glase befinden sich ca. 190 g einer flüssigen Milch, die 
mit Essigsäure nicht koaguliert, auch nicht auf Zusatz von Kochsalz. 
Die Flüssigkeit reagiert sauer. 


— 17 — 


Die auf dem Wasserbade eingediekte Flüssigkeit wurde über 
Schwefelsäure getrocknet. Es wurden damit nachstehende Zahlen ge- 
funden: 

In Toluol waren 13,16°/, unlöslich, Kautschuk fiel aus der Lösung 
nur in geringsten, kaum wägbaren Mengen aus. Harz .73,08°/,. 

Als Kautschuk lieferndes Material kommt die Probe nicht in Be- 
tracht. 


Nr. 6. Bezeichnet: Ohne Namen angekommen. 
Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909, 

Die Flasche enthält ca. 95 g eines beinahe weißen Milchsaftes, der- 
selbe reagiert sauer und koaguliert nicht auf Zusatz der üblichen 
Reagenzien. 

Wie bei Nr, 5 wurde die Flüssigkeit eingedampft und bei der 
Untersuchung wurden nachstehende Zahlen gefunden: 


Bnlöalich. m; Taluol 7,7 wre 0.27. PAR a 
Harz. .IW. ?, ARIENGTNENT, TA, 
Kautschuk fällt nur in n geringsten ne aus En 
Feuchtigkeit . . . . ae WON 


In der vorliegenden Beschaffenheit hat der Milchsaft er oder 
nur geringen Wert für die Kautschuk-Industrie. 


b) Milchsaft von Euphorbia tirucalli (Mwasibaum). 


Am 2. April d. J. ging hier eine Probe eines eingedickten Milch- 
saftes des Mwasibaumes aus Deutsch-Ostafrika zur Untersuchung ein 
(J.-Nr. 667). 

Das Kaiserliche Gouvernement schreibt dazu: „Der Baum kommt 
am unteren Abhange von West-Usambara sehr häufig vor. Der Saft, 
den die Forststation Schume (Nord) einschickte, gerinnt am schnellsten 
über dem Feuer unter Umrühren. Die Eingeborenen verwenden den 
Saft zum Dichten von Gefäßen.“ 

Nach den beigelieferten Herbarproben ist der Mwasibaum = Euphor- 
bia tirucalli. 

Das Ergebnis der hier vorgenommenen Untersuchung ist das fol- 
gende: 

Die Probe besteht aus zwei je auf ein Holz aufgewickelten, spin- 
delförmigen Stücken im Gesamtgewichte von 240 g. Die Stücke bilden 
eine harte, spröde Masse, die mit dem Messer nur schwer zu schneiden 
ist, Außen hellbraun, nach dem Innern zu heller. 


— 118 — 


Literaturangaben über Euphorbia tirucalli finden sich vielfach: Im 
Tropenpflanzer, in Hagers Handbuch I 1071, Semler II 746, K. Diete- 
rich (Analyse der Harze 231). 


Die chemische Untersuchung ergibt folgende Zahlen: 


Feuchtigkeit bei 100° C . . 6,163°/, 
Ascher. 2 ur FE NADT- 


In Wasser erwärmt wird die Masse bei 50° knetbar, bei 70° 
klebend, doch ist die Dehnbarkeit nur gering. Nach dem Erwärmen 
in Wasser auf ca. 70—75° — in Stangenform ausgerollt und an der 
Luft liegen gelassen — bleibt sie biegsam und erreicht erst nach 
24 Stunden wieder die ursprüngliche Konsistenz. 

Weiter wurden 2 g unter häufigem Umschütteln in Petroläther 
gelöst und dabei folgende Zahlen gefunden: 


In Petroläther' sind löslich". .72.9 „.#E 1..2u92,290/7 


x = = unlösliceh 2 7. 2. Te ar ai 
Aus der Petroläther-Lösung durch Alkohol fäll- 

bare Kautschuk-Substanz: 1.2722 2, 5°, 1:2. 721,045, 
Harzisryee, ; ; i es 1 


Der ausgefällte Rein-Kautschuk ist seiner Menge nach gering und 
als solcher nicht in Betracht zu ziehen. 

Das aus der Petroläther-Lösung wie auch aus den anderen für 
Harze in Betracht kommenden Lösungsmittein isolierte Harz gibt deut- 
liche Euphorbon-Reaktion (Hagers Handbuch I 1070) und ist (K. Die- 
terich, Analyse der Harze 231) fast vollständig in Chloroform löslich. 

Der hiesige Befund deckt sich mit der Angabe von Semler (II 746) 
daß der Milchsaft in erster Linie als Ersatz für Mastix zu beachten ist. 


(gez. Dr. E. Bandke.) 
Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin. 
H. Thoms. 


c) Ol aus den Samen von Mimusops djave (Atjapp). 


Dem hiesigen Institute ging am 20. November 1908 eine Flasche 
Öl zur chemischen Untersuchung zu. (J.-Nr. 2133.) D2a Vol.I 8. 63. 

Das Anschreiben besagt, daß das Öl aus Süd-Kamerun stammt 
und von Herrn G. Zenker eingesandt ist. Das Öl wird dort sowohl 
zu Speise- wie auch zu Toilettezwecken verwendet und heißt bei den 
Eingeborenen „Atjapp“ (Mimusops djave [Laness.| Engl.). 


— 119 — 


Angaben über ein aus den Samen von Mimusops-Arten gewonnenes 
Öl finden sich in der Literatur nicht. 

Die hier vorgenommene Untersuchung des Öles ergab folgendes: 

Die vorliegende Probe wiegt — nach Erwärmen aus der enghal- 
sigen Flasche ausgegossen — 310 g netto. Das Öl ist bei Zimmer- 
temperatur fest. Farbe und Konsistenz entsprechen einer gelben, 
weichen Butter. Das Fett ist geschmacklos und zeigt einen geringen, 
aromatischen Geruch, der an Kakaobutter erinnert. 

Es mischt sich mit Äther, Petroläther, Chloroform (vollständig klar) 
Schwefelkohlenstoff und Benzol in jedem Verhältnis, dagegen nicht mit 
Eisessig und absolutem Alkohol. 

Die chemische Untersuchung des Öles ergab folgende Konstanten: 


Schmelzpunkt -. -. - - » 2 2 2. 38-40°C 
Erstarrungspunkt . . » 2» 2... 195 
IWORRENiRnERKahlE Hase nn une 150,1 
Be BE Lin 2 2,26 
aimativa.22.2 01 20 12 EEE 58,85 
Refraktometerzahl (im Zeißschen Butter- 
Refraktometer bei 40° C) . . . . 50,5 


Die Elaidinprobe tritt ein, dagegen verlaufen die Baudoüinsche, 
wie die Soltsinsche Reaktion negativ. 


Für das Sauerstoffaufnahmevermögen wurden nach der Livacheschen 


Probe (Benedikt Ulzer 4. Aufl. S. 523) folgende Zahlen gefunden: 


nach 24 Stunden . . 0,14 °/, 
„48 = un EB 
2 e 1-4,0,38.9, 
ni 5 54,1.0,38,97 


In dünner Schicht ausgestrichen — 1 g auf einer 9X12 cm Glas- 
platte — ist das Öl bei Zimmertemperatur noch nach 10 Tagen nicht 
trocken, auch nicht nach 48 Stunden bei 100° C. 

Der Gehalt des Öles an Fettsäuren beträgt 96,66 °/, an freien 
Fettsäuren 1,23 °/, Glycerin 8,08 °/,. 


Die Untersuchung der Fettsäuren ergab folgende Werte: 


Schmelzpunkt . . . . 40—42°C 
Erstarrungspunkt . . . 35—36° „ 
Verseifungzzahll . . . 148,25 
Jodzahl (nach v. Hübl) 59,73 

M. Molekulargewicht . 361, 


— 120 — 


Nachträglich ging noch ein Posten der Samen von Mimusops djave 
(Laness) Engl., aus denen das Öl gewonnen ist, ein (J. No. 2318). Es 
sind ca. 3 cm lange und 1!/, cm breite braune Samen, die halbseitig 
von einer harten glänzenden, halbseitig von einer matten Schale be- 
kleidet sind. 

20 Samen wiegen 250 g und entfallen auf die Schalen 3,6 °/,. 
Durch Extraktion mit Äther im Soxhletschen Apparat wurde ein Öl- 
gehalt von 74,05 °/, festgestellt. Im Gegensatz zu dem eingesandten 
Öle ist das hier gewonnene farblos, stimmt aber im übrigen mit dem 
ersteren überein. 


Die Untersuchung hat ergeben, daß neben dem hohen Prozent- 
gehalte, die gefundenen Zahlen das Öl recht wertvoll erscheinen lassen. 
Seiner Verwendung zu Speisezwecken wie in der Technik steht nichts 
entgegen. 


(gez. Bandke.) 


Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin 
H. Thom». 


d) Harz des „Bror“ von der Palau-Insel „Korror“. 


Dem pharmazeutischen Institute ging am 11. Januar d. J. eine 
Probe Harz zur Untersuchung und Begutachtung zu (J. No. 60). 


Das Anschreiben sagt: 


„Harz eines „Bror‘ genannten Baumes von der Palau-Insel ‚„Korror“. 
Eingesandt vom Stationsleiter A. Winkler. Das Harz soll erst beim 
Anschlagen des Baumes fließen. Es wird mit Öl gekocht.“ 


Die hier vorgenommene Untersuchung hat folgendes ergeben: 


Das Harz — ca. 4 kg in Bast verpackt — ist eine feste, braun- 
schwarze, amorphe Harzmasse mit Rindenteilen stark verunreinigt. 


Beim Trocknen im Wassertrockenschranke bei 100° C tritt ein 
Gewichtsverlust von 7,37 ”/, ein, die Aschebestimmung ergibt 2,31 °/,. 
Zur Feststellung der Löslichkeitsverhältnisse wurden je 1 g grob ge- 
pulvertes Harz in 5 Gramm Lösungsmittel anhaltend geschüttelt, nach 
48 Stunden filtriert und nachstehende Zahlen gefunden: 


— 121 — 


gelöste Anteile: Harzrückstand: 
in Alkohol . . . 66,43 °/, 33,57 9), 
Er Ather *..... ..ı1....68,00.%; 35,00 °/, 
„ Chloroform . . 53,46 °/, 46,54 °/, 
Benzol‘. . .".:.65,98%, 34,02 °/, 
selon... et. 1,0089 30,46 °/, 
„ Petroläther . . 55,96 °/, 34,04 °/, 
„ Essigester . . . 64,58 °/, 35,42 °/, 


Die filtrierten Lösungen sind alle klar, zeigen aber nur mäßige 
Klebkraft. 
Weiter wurden die folgenden Konstanten für das Harz festgestellt: 


Verseifungszahl . . . . -» . . 71,81 
Säurezahl (direkt bestimmt) . . 17,68 
Knterzaanles 87 SUN NR ED 


Schmelzpunkt: Bei ca. 120° C fängt das Öl an unter Aufblähen 
flüssig zu werden und erstarrt wieder bei 80° C. 


Ein praktisch vorgenommener Versuch mit einer alkoholischen 
Lösung ergab eine gute Verwendbarkeit des Harzes zu Politurzwecken. 


Dem Anschreiben zufolge (s. 0.) wurde das Harz mit Leinöl, als 
dem an erster Stelle hierfür in Betracht kommenden Öle gekocht. 


Den Angaben von Lunge (e. f. 5. Aufl. B. III 217—218) ent- 
sprechend wurde das Harz in einer Retorte auf ca. 300° C erhitzt. 
Nach Übergang nicht erheblicher, öliger empyreumatisch riechender 
Anteile wurde der Rückstand mit Leinöl gekocht. Diese Ölabkochung 
trocknet in dünner Schicht ausgestrichen, bei 100° C binnen 24 Stunden 
schön ein, dagegen sehr langsam bei Zimmertemperatur. Nach Zusatz 
eines Sikkativs (Mangansuperoxyd) ist dieselbe nach kurzer Zeit auch 
bei Zimmertemperatur trocken. 


Die Untersuchung des vorliegenden Harzes hat also ergeben, daß 
dasselbe einmal für Politurzwecke geeignet ist und weiter seine Ver- 
wendbarkeit als „Lacköl“ (Öllack, fetter Lack, Varnish oil) in Frage 
kommt. 

(gez. Bandke.) 
Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin 


Professor Dr. H. Thom». 


— 12 — 


I. Listrostachys Behnickiana Kränzl. n. sp. 


Caulescens. Caules breves, dense foliati. Folia linearia v. lorata, 
apice irregulariter abscissa v. grosse bilobula. Racemus curvatus fere 
per totam longitudinem florifer, densi- et multiflorus, ad 18 cm longus, 
bracteae brevissimae, circulares, flores distichi, in series 2 alternantes 
dispositi sepala petalaque intus, labella extus versa. Sepala ovato- 
oblonga breviter et obtuse acutata, extus furfuracea, sordide alba, intus 
alba, sepala lateralia extus appendice v. lobulo brevi instructa (haud 
proprie carinata dicenda), 3 mm longa, 1 mm lata. Petala ovata, acuta, 
quam sepala paululum minora, alba, haec omnia patentia, a gynostemio 
rectangulariter divergentia. Labellum simplex, brevi-cuneatum v. tra- 
pezoideum, antice retusum, medio apiculo triangulo instructum, album 
4 mm longum et antice latum, calcar modice curvatum, clavatum, 
sensim incrassatum, apice inflatum, viridi-brunneum quam labellum 
longius, 5 mm longum et apice 2 mm crassum, orificium calcaris trian- 
gulum, viride. Gynostemium reclinatum, satis altum, supra dilatatum, 
androclinium cupuliforme, in dorsum gynostemii recumbens, anthera 
satis plana, fere quadrata antice retusa; pollinia pyriformia, caudieulae 
2 sejunctae, e basi angusta tenui valde dilatatae, glandula ut videtur 
oblonga, certe simplex, rostellum breve bipartitum, fovea stigmatica 
maxima, quadrata. 


Kamerun (Deistel!) 


Bemerkung: Die Pflanze ist gewissermaßen eine verschönerte 
Listrostachys pellueida Reichb. f. mit größeren, innen rein weißen Blüten 
und mit sonst soviel Merkmalen, um eine gut umschriebene Spezies zu 
rechtfertigen, aber sonst ganz und gar auf diese altbekannte Art zurück- 
zuführen. Der Pollenapparat ist nahezu identisch. Sehr sonderbar 
sind die Anhängsel der beiden seitlichen Sepalen und höchst eigen- 
tümlich der Umstand, daß Androclinium und Anthere auf die Rück- 
seite der Säule plaziert sind. Den höchsten Punkt der Säule bildet 
das — übrigens wenig entwickelte — Rostellum. Die Blüten stehen 
in 2 gegeneinander um !/, Blütenlänge verschobenen Reihen, die Sepalen 
und Petalen nach innen, die verhältnismäßig großen, schneeweißen 
Labellen nach außen, was einen sehr aparten und hübschen Anblick 
gewährt. 


— 123 — 


IV. Die bis jetzt bekannten hohen Bäume Kameruns, 
welche wertvolles Holz geben oder als Nutzhölzer in 
Frage kommen könnten. 


Nach den Materialien des Königl. botanischen Museums in Dahlem 
zusammengestellt 


von 


E. Gilg. 


Da man sich jetzt auch in Deutschland für die Verwendung der 
Kameruner Hölzer zu interessieren beginnt, schien es wünschenswert, 
die in unseren Sammlungen enthaltenen Notizen über die Kameruner 
Bäume übersichtlich zusammenzustellen und hierbei namentlich auch 
die Verbreitung derselben zu berücksichtigen. Bei weitem das meiste 
Material stammt von Herrn G@. Zenker, der an verschiedenen Stationen 
Kameruns für das hiesige botanische Museum gesammelt hat. Die den 
wissenschaftlichen Namen beigefügten Namen der Eingeborenen wurden 
durch die von den Herren Prof. Jentsch und Prof. Büsgen auf ihrer 
forstwirtschaftlichen Expedition gemachten Notizen ergänzt. 

Sämtliche seit 25 Jahren von deutschen Sammlern in Kamerun 
zusammengebrachten Arten wurden am botanischen Museum bestimmt, 
sofern von den Bäumen nicht nur Blätter, sondern auch Blütenzweige 
und Früchte vorlagen. A. E. 


Moraceae. 

Chlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hook. f. — roko, iroko, odum, 
bang, mbang, mangi, emang — 30—50 m, mit gelbbraunem, zähem, 
hartem Holz, wird in Angola und Ostafrika als Bau- und Möbel- 
holz geschätzt. — Im ganzen trop. Afrika verbreitet, in Kamerun 
bisher nur von Johann-Albrechtshöhe bekannt. 

Treculia mollis Engl. — 15-20 m. — Bipindi. 

Musanga Smithii R. Br. — mbussenge — bis 30 m, Holz weich, 
wird wie Kork verwendet. — Im Küstengebiet von ganz West- 
afrika verbreitet. 


Olacaceae. 
Coula edulis Baill. — ngummo, wula — 15—30 m, mit gutem Bau- 
holz. — In Kamerun weit verbreitet. 


— 1214 — 


Ongokea kamerunensis Engl. — bis 30 m, mit gelblichem, hartem 
Bauholz. — Johann-Albrechtshöhe und Bipindi. 

Strombosia grandifolia Hook. f. — bis 30 m. — In Kamerun 
verbreitet. 


Strombosia glaucescens Engl. — 10—20 m. — Bipindi. 
Strombosiopsis tetrandra Engl. — 10—30 m. — Bipindi, Johann- 
Albrechtshöhe, Jaunde. — Kongogebiet. 


Anonaceae. 
Hexalobus megalophyllus Engl. et Diels.. — 20-30 m. — 
Bipindi. 
Hexalobus salicifolius Engl. — 20 und mehr Meter. — Bipindi. 
Hexalobus grandiflorus Bth. — 20—25 m. — In Kamerun ver- 


breitet; auch in Oberguinea, im Ghasalquellengebiet, Kongogebiet. 
Xylopia parviflora (Guill. et Perr.) Engl. et Diels — 20—25 m. — 
Bipindi, Johann-Albrechtshöhe; in Oberguinea und dem Ghasal- 
quellengebiet verbreitet. 
Xylopia Zenkeri Engl. et Diels — 15—30 m — Südkamerun. 
Isolona pleurocarpa Diels — 15—25 m —. Bipindi. 
Pachypodanthium confine (Pierre) Engl. et Dies — ntoma — 
20—30 m. — Südkamerun und Gabun. 


Uvariastrum Zenkeri Engl. et Dies — 20-30 m. — Süd- 
. kamerun. 
Uvaria Büsgenii Diels — bongele — Riesenbaum. — Nordkamerun. 


Uvaria microtricha Diels — 20—30 m. — Bipindi. 
Enantia chlorantha Oliv. — nje, bonuke, bolölo — 15—-20 m, mit 
schönem, gelbem Holz, das in der Tischlerei verwendet wird. 


Rinde beim Hüttenbau benutzt. — In Kamerun verbreitet. 
Myristicaceae. 
Staudtia stipitata Warb. — 30—38 m, mit hartem Holz. — 
Johann-Albrechtshöhe. 
Staudtia kamerunensis Warb. — 30—35 m, mit hartem, rötlichem 
Holz. — In Kamerun verbreitet. 
Coelocaryum Klainii Pierre — 15 -30 m. — In Kamerun ver- 


breitet; auch im Kongogebiet. 
Pyenanthus kombo Warb. — nasämba, bokonda — hoher Baum. — 
In Kamerun und Gabun verbreitet. 


Lauraceae. 


Tylostemon crassifolius Engl. — 30—35 m, mit sehr hartem, 
gelbbraunem Holz. — Johann-Albrechtshöhe. 


— 15 — 


Rosacene. 
Parinarium chrysophyllum Oliv. — 15—25 m. — Bipindi. 


Leguminosae — Mimosoideae. 


Pithecolobium altissimum Oliv. — sehr hoher Baum (nach Oliver). 
— Kamerun, Nigergebiet, Kongo. 
Albizzia Brownei (Walp.) Oliv. — 20-30 m, hartes Holz, gutes 


Bauholz. — Kamerun (Bipindi, Mimfia, Johann-Albrechtshöhe), 
Im trop. Afrika verbreitet. 
Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv. — 30 m., hartes Holz. — 
Kamerun (Jaunde). Weit verbreitet im trop. Afrika. 
‚Calpocalyx Dinklagei Harms — 10—15 m. — Kamerun (Lo- 
kundje-Ufer, Bipindi, Batanga, Ebeafälle). Gabun. 
Tetrapleura Thonningii Benth. — kombolo. — 15 m. — Kamerun 
(Jaunde, Bipindi usw.). Verbreitet im Kongogebiet, Angola. 
Newtonia Zenkeri Harms — 30—35 m. — Kamerun (Bipindi). 
Piptadenia africana Hook f. — edundu — 30—60 m Höhe, 2 bis 


3 m Durchmesser, liefert Zimmerholz. — Kamerun verbreitet. 
Urwald, Flußufer. Gabun, Oberguinea, Angola, Kongogebiet. 
Piptadenia Winkleri Harms — 3-12 m. — Kamerun (Duala). 


Fillaeopsis discophora Harms — bis 15 m. — Kamerun (Bipindi). 
Gabun, Kongogebiet. 

Cylicodiscus gabunensis Harms — edum, emäng — 30—40 m, 
Riesenstamm mit rotem Holz und fichtenähnlicher Rinde. — 
Kamerun, Gabun (Sibange). 


Parkia Zenkeri Harms — 15—20 m. — Kamerun (Bipindi, 
Urwald). 

Pentaclethra macrophylla Benth. — über 20 m, Riesenbaum, 
mit zähem, langfaserigem, rötlichem Holz, das nur zum Brennen 
von den Eingeborenen benutzt wird. — Kamerun, verbreitet 
(Bipindi, Jaunde usw.). Im trop. Westafrika verbreitet. Liefert 
Owalaöl. 


Leguminosae — Caesalpinioideae. 
Erythrophloeum guineense Don — tia — bis 30 m (betr. Holz 
siehe Volkens Nutzh. Togos S. 9), für Hausbau, Brücken und 
Schiffe. — Kamerun. Im trop. Afrika weit verbreitet. 
Erythrophloeum micranthum Harms — ellong — 20—40 m. — 
Kamerun, Bipindi. 
Cynometra Mannii Oliv. — bopanda — hoher Baum. — Kamerun- 
fluß, zwischen Victoria und Bimbia, an Ufern, 
Cynometra multijuga Harms — 20 und mehr Meter. — Bipindi. 


— 126 — 


Scorodophloeus Zenkeri Harms — 10—15 m. —- Bipindi, Urwald. 
Oxystigma Mannii (Baill.) Harms — ca. 40 m. — Kamerun, Vic- 


toria. 
Detarium macrocarpum Harms — 25—30 m. — Kamerun, Bipindi. 
Stemonocoleus micranthus Harms — 15—20 m. — Kamerun, 
Bipindi. 
Hylodendron gabunense Taub. — Baum von wechselnder Höhe, 


20—30 m. — Kamerun: Bipindi, Mimfia, Johann-Albrechtshöhe. 
Gabun. 

Brachystegia cynometroides Harms — 55 m. — Kamerun 
(Johann-Albrechtshöhe, Mimfia). 

Afzelia africana Smith — 10—20 m, (Verwendung siehe Volkens, 
Nutzh. Togos S. 12). — Kamerun (Batanga, Bipindi, Lokundje). 
Die Art im trop. Westafrika verbreitet. 


Berlinia acuminata Sol. — 15—25 m. — Kamerun (Bipindi, Viec- 
toria). Trop. Westafrika. 
Berlinia auriculata Sol. — 10—30 m. — Kamerun (Batanga, 
Bipindi). Trop. Westafrika. 
Macrolobium Preussii Harms — bis 20 m. — Kamerun. 
2 Zenkeri Harms — 20 m. — Kamerun, Bipindi. 


Dialium guineense Willd. — mpang — bis 30 m mit hartem Holz. 
— Kamerun (Bipindi). Im trop. Westafrika verbreitet. 


Dialium Staudtii Harms — 25—30 m. — Kamerun (Johann- 
Albrechtshöhe). 

Dialium Zenkeri Harms — 10 oder mehr Meter. — Kamerun 
(Bipindi). 

Distemonanthus Benthamianus Baill. — nselle — 30—40 m, 


gutes Bauholz (siehe Volkens, a. a. O. S. 14). — Kamerun (Mimfia, 
Johann-Albrechtshöhe usw.). Gabun. Auch in Togo. 

Stachyothyrsus Staudtii Harms — bis 25 m. — Kamerun 
(Mimfia, Bipindi). 


Leguminosae — Papilionatae. 


Pterocarpus Soyauxii Taub. — muenge — 30—40 m, Starkbaum, 
dessen nicht sehr dichtes, mittelschweres, blutrotes Holz im Kern als 
bestes Kanuholz dienst und auch zu Möbeln verwendet wird. — 
Kamerun (Bipindi, Kumba). Gabun (Sibange). 


Linaceae. 


Phyllocosmus sessiliflorus Oliv. — 15—25 m. — In Südkamerun 
verbreitet. 


— 127 — 


Erythroxylaceae. 
Erythroxylon Mannii Oliv. — 15 m. — Bipindi, Johann-Albrechts- 
höhe. 
Rutaceae. 


Fagara altissima Engl. — 15—25 m. — Bipindi. 


Simarubaceae. 

Odyendea gabunensis (Pierre) Engl. — 20—30 m. — Bipindi, 
Gabun. 

Irvingia Barteri Hook. f. — Odeka, bwiba ba mbäle, weke, biba — 
20—30 m. — In Westafrika, besonders in Kamerun verbreitet. 

Desbordesia glaucescens (Engl) Pierre — 20-30 m. — In 
Südkamerun und Gabun verbreitet. 

Klainedoxa gabunensis Pierre — zembi — 20—30 m. — In 


Kamerun verbreitet. 
Klainedoxa grandifolia Engl. — 20—30 m. — In Südkamerun 
verbreitet. 


Burseraceae. 

Canarium Schweinfurthii Engl. — 35—40 m, weißes Bauholz. — 
Im trop. Afrika verbreitet, in Kamerun häufig. 

Pachylobus edulis G. Don — bosao — 20—30 m. — In West- 
afrika verbreitet. 

var. mubafo Engl. — bosao — mittelgroßer Baum mit rötlichem bis 
graugelbem Holz, das zu Axtstielen benutzt wird. Der Baum ist 
reich an Harz, das zum Auspichen der Kalebassen gebraucht 
wird. — In Westafrika verbreitet. 


Meliaceae. 


Khaya euryphylla Harms — 30—40 m, vielleicht cn liefernd. 
— Kamerun (Johann-Albrechtshöhe). 

Khaya Klainii Pierre — hauptsächlicher Mahayonilieiekaune — In 
Kamerun und Gabun. 

Entandrophragma Candollei Harms — 30-40 m, Mahagoni ° 
liefernd? — Kamerun (Johann-Albrechtshöhe). 

Carapa procera DC. — bis 20 m, soll in Senegambien Mahagoni- 
ähnliches Bau- und Werkholz liefern. — Kamerun (Bipindi usw.). 

Turraeanthus Zenkeri Harms — bis 20 m, kandelaberartiger 
Wuchs. — Kamerun (Jaunde und Buea). 

Trichilia Gilgiana Harms — 10—15 m. — Kamerun (Jaunde). 

rubescens Oliv. — 5—10 m. — Kamerun. 


” 


— 12383 — 


Trichilia Prieureana Juss. — 10—12 m. — Kamerun. Sene- 

gambien. 
Euphorbiaceae. 

Alechornea floribunda Müll. Arg. — malandi — 15—25 m und 
höher. — In Kamerun verbreitet. 

Sapium Mannianum (Müll. Arg.) Bth. — 15—30 m. — In Kamerun 
verbreitet. 

Uapaca Staudtii Pax — bosämbi — 25—30 m. — In Kamerun 
verbreitet. 

Grossera paniculata Pax — nama tubave — 15—20 m. — Bipindi. 

Ricinodendron africanum Müll. Arg. — 15—25 m. — In Kamerun 
verbreitet. 

Bridelia stenocarpa Müll. Arg. — esenge — Baum mit leichtem, 


großporigem Holz. — In Westafrika verbreitet. 


Anacardiaceae. 


Pseudospondias microcarpa (A. Rich.) Engl. — 10—15 m. — 
In Westafrika verbreitet. 
Trichoscypha bipindensis Engl. — 20—30 m. — Bipindi. 


Sorindeia trimera Oliv. — 15—25 m. — In Kamerun verbreitet. 
Triplochitonaceae. 
Triplochiton scleroxylon K. Schum. — nkom, ejuong. — Riesen- 


baum, dessen Holz als Zimmerholz und zu Geräten gut sein soll. — 
In Kamerun an verschiedenen Standorten beobachtet. 


Sapindaceae. 
Deinbollia pyenophylla Gilg — 20 m. — Bipindi. 


Sterculiaceac. 
Sterceulia rhinopetala K. Schum. — 25—35 m, mit trefflichem 
Bauholz. — Jaunde. 
Stereulia oblonga Mast. — mükönja — 15—30 m, liefert Brett- 
holz. — In Kamerun und Gabun verbreitet. 
Cola altissima Engl. — 20—30 m. — Bipindi. 


Sceytopetalaceae. 
Oubanguia Klainei v. Tiegh. — 15—20 m. — In Südkamerun 
und Gabun verbreitet. 
Scytopetalum kamerunianum Engl. — mafum bantschu — 15 bis 


30 m. — Südkamerun. 


— 129 — 


Ochnaceae. 

Lophira alata Banks — bokoa, bang, bongossi — 50—60 m Höhe 
und 2—3 m Durchmesser, mit gutem, sehr hartem Holz (Eisen- 
holz). — Im trop. Westafrika verbreitet, in Kamerun einer der 
höchsten Urwaldbäume. 


Guttiferae. 
Endodesmia calophylloides Bth. — 25—40 m. — In Kamerun 
verbreitet. 
Pentadesma butyraceum Don — hoher Baum. — In Kamerun 
verbreitet. 
Garcinia punctata Oliv. — 20—25 m. — In Kamerun verbreitet. 


Symphonia globulifera L. fill. — ejale, nkum — 20—30 m. — In 
ganz Westafrika verbreitet. 


Flacourtiaceae. 
Scottellia mimfiensis Gilg — 15—30 m. — Bipindi. 


Rhizophoraceae. 
Dactylopetalum kamerunense Engl. — 15—20 m. — In Süd- 
kamerun. 
Rhizophora mangle Roxb. — tända — Holz in Stücken bis zu 


50cm Durchmesser, Rinde gerbstoffreich. — An den Küsten ganz 
Westafrikas verbreitet. 


Combretaceae. 
Terminalia superba Engl. et Diels — boköme — 20-40 m, 
Urwaldbaum. — In Kamerun verbreitet. 
Melastomataceae. 


| Memecylon macrodendron Gilg — 15—20 m. — Bipindi. 


Sapotaceae. 
Mimusops-Arten — mächtige Bäume mit gutem Holz. — In Kame- 
run in mehreren Arten verbreitet, z. B. 
Mimusops djave (Laness.) Engl. — numgu, njäbi — Riesenbaum, 
ca. 55 m Höhe, 2 m Durchmesser, mit dem feinfaserigen, blaß- 
rötlichen, geschätztesten Nutzholz des Gebietes. — In Kamerun 


weit verbreitet. 
Mimusops brevipes Engl. — boango — großer Baum. — Süd- 
kamerun. 
10 


— 1300 — 


Sideroxylon Zenkeri Engl. — großer Baum mit gutem Holz. — 
In Südkamerun verbreitet. 


Omphalocarpum Pierreanum Engl. — 20-30 m. — Bipindi, 
Johann-Albrechtshöhe. 

Omphalocarpum Radlkoferi Pierre — 20 m. — In Kamerun 
verbreitet. 

Ebenaceae. 

Diospyros megaphylla Gürke — 10—15 m. — Bei Bipindi. 
= bipindensis Gürke — 10—15 m. — Bei Victoria, 
Jaunde, Bipindi. 

Diospyros kamerunensis Gürke — bis 15 m, — Bipindi. 


Diospyros dendo Welw. — 15—20 m, Holz sehr hart. — Kamerun 
bis Angola, bis 400 m ü.M. 

Diospyros Gilgiana Gürke — 8—10 m. — Kamerun: Bipindi bis 
Span. Guinea, 450 m ü. M. 

Diospyros nsambensis Gürke — 15—20 m. — Bipindi, 90 mü.M. 
= suaveolens Gürke — 10-15 m, Holz gelblich, hart, 
mit schwarzem Kern. — Johann-Albrechtshöhe, Bipindihof, 125 m 


Diospyros mamiacensis Gürke — 15—20 m. — Bipindi. 
5 atropurpurea Gürke — 15—20 m, liefert Ebenholz. 
-— Bipindi. 


Diospyros aggregata Gürke — 20 m und mehr — Bipindi, 100 m 
Diospyros incarnata Gürke — 10—12 m. — Bipindi. 


cn mespiliformis Hochst. — Im Splint gelblich -weißes, 
dichtes Holz, das sich gut drehen läßt. — Im ganzen trop. Afrika 
verbreitet. 

Loganiaceae. 


Strychnos gnetifolia Gilg — 20—30 m. — Bipindi. 


Verbenaceae. 
Vitex bipindensis Gürke — 10—15 m. — Bipindi. 
Avicennia tomentosa Jacqu. — mbossambi — 10—15 m, mit sehr 


schönem Holz. — In der Strandvegetation Westafrikas häufig. 


Rubiaceae. 
Corynanthe yohimbe K. Schum. — yohimbehe — 20—30 m. — 
In Südkamerun verbreitet. 
Corynanthe pachyceras K. Schum. — 15—20 m. — In $üd- 
kamerun verbreitet, 


— 1231 — 


Adina macrophylla (Lepr. et Guill.) K. Schum. — 15—25 m, mit 
weiß-gelbem Bauholz, sehr gut für Möbel. — In Kamerun und 
Oberguinea verbreitet. 

Morinda eitrifolia L. — 15—20 m, mit gelbem Holz. — In ganz 
Westafrika verbreitet. 

Sarcocephalus sambucinus (Wint.) K. Schum. — 15—30 m, mit 
gutem Bauholz. — Im ganzen trop. Afrika verbreitet, in West- 
afrika sehr häufig. 

Randia cladantha K. Schum. — 20—25 m. — In Kamerun ver- 
breitet. 


10* 


PELALEN 
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Be. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 46. Ausgegeben am 5. Februar 1910 


e 


Südwestafrikanische Futtergräser. 


Mit 12 Figuren. 


Von 


BR. Pilger. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1910. 


Preis 1,60 Mk. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Ausgegeben 


am 5. Februar 1910 


Nr. 46. 


Südwestafrikanische Futtergräser, 
Von 


R. Pilger. 


Die Frage der Futtergräser hat für Südwestafrika eine hohe Be- 
deutung, doch ist sie noch wenig systematisch in Angriff genommen 
worden. Es existieren in der Kolonie eine Reihe endemischer, in 
anderen Ländern nicht auftretender Arten, die also den Bedingungen 
des Bodens und Klimas am besten angepaßt sind, und auch teilweise 
gute Futtergräser darstellen. Es fragt sich nun, ob es möglich ist, 
sie künstlich weiter zu verbreiten und ob sie anderen auswärtigen, 
eventuell einzuführenden Grasarten durch ökonomischen Wert und 
gutes Wachstum gleich oder überlegen sind. Um überhaupt eine erste 
Grundlage zu schaffen, handelt es sich darum, zunächst die einhei- 
mischen Arten kennen zu lernen, denen von Änsiedlern und praktisch 
und wissenschaftlich gebildeten Reisenden ein größerer oder geringerer 
Wert als Futtergras zugeschrieben wird. Dann fragt es sich, welche 
natürliche Verbreitung die Arten über die Kolonie hin zeigen, ferner, 
ob sie in großen Mengen gesellig oder mehr vereinzelt auftreten, 
welche Bodenart und welchen Feuchtigkeitsgrad sie bevorzugen. Die 
bisherigen Angaben, die mir bekannt geworden sind, lassen uns noch 
öfter bei der Beantwortung dieser Fragen in Stich, doch ergibt sich 
immerhin schon ein einigermaßen brauchbares Material, das im folgen- 
den bei der Aufzählung der wichtigsten Arten systematisch verwertet 
worden ist. 

Betrachten wir die Gramineenflora des Gebietes im ganzen, so 
zeigt sich, daß einige endemische Gattungen und eine Anzahl ende- 


— 134 — 


mischer Arten vorhanden sind, deren Anschluß meist bei südafrika- 
nischen Formen zu suchen ist; daneben sind viele Arten Südafrika 
und Südwestafrika gemeinsam. Diese Flora reicht bis Mossamedes 
hinauf, während in Benguella die Typen mit südafrikanischer Ver- 
wandtschaft fast ganz erlöschen. Das tropisch -afrikanische Element 
ist in Damara-Nama-Land von geringem Einfluß; einige weitverbreitete 
Formen, die bis nach Südafrika reichen, treten auch hier auf. Be- 
sonders interessant ist das Vorkommen einiger Gräser der nordafrika- 
nischen Wüsten auf den Sandflächen Südwestafrikas (Aristida). Natur- 
gemäß werden als Futtergräser die Arten am wenigsten in Betracht 
kommen, die sehr stark xerophil, d.h. an Bedingungen extremer 
Trockenheit angepaßt sind; sie gewinnen großenteils einen außer- 
ordentlich starren Habitus durch Ausbildung von stark verdickten, 
verholzten Zellwänden und von vielen mechanischen Gewebe-Elementen. 
Typische Beispiele dafür sind Eragrostis spinosa, das Vogelstraußgras, 
mit seinen starren, dornigen Rispen, ferner Ehrharta aphylla und Ari- 
stida fastigiata.. Abgesehen aber von solchen extremen Formen finden 
sich gerade unter den xerophilen sandbewohnenden Formen eine An- 
zahl guter Futtergräser. So sind besonders einige Aristida- Arten mit 
ihren starren dichten Blattbüscheln und den seidigen dreiteiligen 
Grannen verbreitete und geschätzte Futtergräser. Sie sind weiter 
unten ausführlich beschrieben. In gleichem Sinne ist hier auch 
Diplachne paucinervis sowie Anthephora pubescens u. a. zu erwähnen. Alle 
diese sind ausdauernde Arten, deren Rhizome verholzend perennieren. 
Auffallend ist nun die große Zahl der im Amboland und Damara- 
Nama-Land im Inlande auftretenden einjährigen Gräser; es ist oft nicht 
leicht zu sagen, ob eine Art wirklich einjährig ist; jedenfalls blühen 
die Gräser im ersten Jahre und sind durch mangelnde Rhizombildung 
und das Zurücktreten der bei den perennen Arten so stark markierten 
xerophilen Charaktere bemerkenswert. Sie kommen meist auf sandigen 
Strecken vor und sind mehr oder weniger niederliegend (ein typisches 
Beispiel die unten beschriebene Schmidtia quingueseta) oder straffer auf- 
recht (z. B. Pappophorum). Unter ihnen sind wichtige Futtergräser. 
Sind alle diese Arten als anspruchslos zu bezeichnen, so stellen andere 
besonders an die Feuchtigkeit des Bodens höhere Ansprüche und sind 
deshalb in ihrem Vorkommen mehr beschränkt; hierher gehört z. B. 
Dactyloctenium aegypliacum, sowie Oynodon dactylon. Letzteres ist eines 
der besten Futtergräser der wärmeren Länder überhaupt und sollte 
daher wo irgend angängig bevorzugt werden. Sehr verschieden ver- 
halten sich die Arten auch in bezug auf die Menge ihres Vorkommens. 
Zu den in großer Menge und häufig auftretenden Gräsern gehört z. B. 
Aristida obtusa und die verwandte Art A. uniplumis, die hierdurch ihre 


— 135 — 


große Bedeutung gewinnen, ferner von einjährigen Gräsern z. B. 
Schmidtia quinqueseta. Nicht in der gleichen Menge kommen die wert- 
vollen Eragrostis-Arten vor, die sich meist in Flußbetten finden, ebenso 
wie Anthephora undulatifolia und andere. 


Im folgenden soll nun eine Aufzählung der wichtigsten Gräser- 
arten gegeben werden. deren Wiedererkennung nach den kurzen Be- 
schreibungen und Abbildungen wohl möglich sein wird; bei jeder Art 
wird angegeben, was mir über Verbreitung und Wert bekannt ge- 
worden ist. 


Hoffentlich gibt diese Schrift Veranlassung dazu, daß 1. in den 
einzelnen Bezirken Südwestafrikas die dort vorhandenen Gräser rationell 
gesammelt werden, daß 2. die Menge des Vorkommens jeder Art im 
Verhältnis zu den anderen bestimmt wird, daß 3. die gesammelten 
Arten zur wissenschaftlichen Bestimmung nach Dahlem gesandt werden, 
wo allein das Vergleichsmaterial vorhanden ist. Dann werden weitere 
Publikationen folgen, 


Andropogon L. 


Ährehen in Paaren, heterogam, das sitzende zweigeschlechtlich, 
das gestielte männlich; vierte Spelze des sitzenden Ährchens begrannt. 


Die Gattung, die für das tropische Afrika zu den wichtigsten ge- 
hört, da die Zahl der Arten groß ist und sie häufig formationsbildend 
auftreten, hat für Südwestafrika nur geringere Bedeutung. 


A. eontortus L. (Fig. 1.) Die Art ist dadurch ausgezeichnet, daß 
die Ährchenpaare in einer einzelnen dichten, fast zylindrischen Schein- 
ähre stehen; die nach unten zu behaarten, gewundenen, kräftigen Grannen 
der zweigeschlechtlichen Ährchen sind bis 10 cm lang; die Pflanze 
perenniert mit kurzen, aufrechten, extravaginalen Neusprossen; die Halme 
sind bis meterhoch und meist nach obenzu buschig, mit blühenden Trieben 
verzweigt; die derben Blattspreiten sind offen, am Rande rauh, 


A. contortus ist mit mehreren Formen über die warmen Länder 
der Erde verbreitet; in Südwestafrika tritt er anscheinend nicht in 
größerer Menge auf. Über den Wert als Futtergras finde ich für 
diese Gegenden keine Angaben. In Indien und Australien viel zum 
Futter gebraucht, doch nur die jungen Pflanzen; die Früchte können 
den Schafen gefährlich werden, da sie mit ihren Spitzen durch das 
Fell in den Körper dringen. 


A. eucomus Nees. Die sehr kleinen (3 mm) Ährchen stehen in 
zwei von langen weißglänzenden Haaren umhüllten Scheinähren und 
sind sehr zart begrannt; die männlichen Ährchen der Paare abortieren 


a 


ganz, so daß nur der 
kleine Stiel übrig bleibt; 
perennierend, dicht 

büschelig mit zahlrei- 
chen Halmen. 

Die Art ist im tro- 
pischen und südlichen 
Afrika verbreitet. 


A. Sehinzii Hack. 
Die beiden Scheinähren 
sind größer als bei der 
vorigen Art, kurz be- 
haart, die Grannen län- 
ger; die männlichen ge- 
stielten Ährchen sind 
gut entwickelt und kurz 
begrannt; die Halme des 
perennierenden Grases 
sind aufrecht, zirka 
meterhoch und beson- 
ders im oberen Teil auf- 
recht verzweigt. 


Nur im nördlichen 
Teil der Kolonie, an- 
scheinend nicht häufig, 
auf steinigem Boden. 


Panicum L. 


Das Ährchen hat 
drei leere, unbegrannte, 


\\' selten grannenähnlich 


verlängerte Spelzen, 

deren untersteam kürze- 
sten ist; die Deckspelze 
und Vorspelze der zwei- 
geschlechtlichen Blüte 
verhärten. Diese arten- 
reichste Grasgattung der 
wärmeren Länder hat 
in Südwestafrika nur 
wenige Vertreter. 


— 137 — 


P. glomeratum Hack. Die Art ist einjährig, durch weiche Be- 
haarung fast aller Teile ausgezeichnet; die ansteigenden Halme sind 
bis fußlang, die linealisch-lanzettlichen, kurzen Blattspreiten flach; die 
Ährehen bilden ährenförmige Partialblütenstände, die in größerer An- 
zahl an der Spindel stehend eine schmale Rispe darstellen. Die Art 
kommt in der Nähe von Wasserläufen vor, und ist jedenfalls als 
Futtergras geeignet. 

Zwei einjährige Arten derselben Gruppe, die durch die ähren- 
förmigen Partialblütenstände ausgezeichnet ist, sind nur aus dem nörd- 
lichen Gebiet bekannt, P. xantholeuecum und P. brachyurum Hack. 
P. xantholeueum hat bis halbmeterhohe Halme und weichbehaarte graue 
Blätter, P. brachyurum bis 70 cm hohe kräftige Halme und mit Borsten 
besetzte Blätter. Ebenfalls aus dem nördlichen Gebiet stammt P. 
Schinzii Hack., mit lockerer Rispe mit abstehenden Zweigen; die 
Halme des jährigen Grases sind bis meterhoch; die linealischen, bis 
20 cm langen Blätter sind ziemlich schlaff. 


Pennisetum Rich. 


Die Ährchen sind einzeln oder zu 2—-3 von einem Involucrum 
von sterilen Borstenzweiglein umgeben, das mit dem Ährchen zusammen 
abfällt, selten Borsten wenige bis eine; die erste der drei Hüllspelzen 
ist klein, die zweite erreicht häufig die Ährehenlänge. 

P. eiliare (L.) Link (Fig. 2), eine durch Afrika bis Vorderindien weit 
verbreitete Art. Die Borsten des Involukrums sind federig behaart und 
nach dem Grunde zu mehr oder weniger verdickt; die Halme sind im 
unteren Teile niederliegend, kurzgliederig, verzweigt, einem dicken 
Rhbizom entspringend; die linealischen Blattspreiten sind ziemlich kurz, 
offen wie die Scheiden, kahl oder schwach steifborstig, die Rispe dicht 
zylindrisch, ährenförmig. 

Häufig besonders auf Steinboden, Futtergras für alle Tiere. 

Eingeborenen-Name: | Khurub (Hartmann). 


Tricholaena Schrad. 


Die Deckspelzen verhärten zum Unterschied von Panicum wenig; 
zweite und dritte Spelze öfters langgespitzt oder begrannt; dritte Spelze 
mit Vorspelze und häufig mit männlicher Blüte; die Ährchen sind 
seidig behaart. 

1. T. rosea Nees, die in Afrika weit verbreitete Art kommt auch 
in der Kolonie vor, ein einjähriges oder perennierendes Gras mit locker 
gebüschelten, meist geknieten, halbmeterhohen Halmen: die Blattscheiden 
tragen gewöhnlich auf Pusteln stehende Borstenhaare, die Spreiten sin 


Fig. 2. Pennisetum cıiliare (L.) Link. 

A Habitus; B Ährchengruppe mit Borstenhülle; 

C Analyse eines Ährchens mit 3 Hüllspelzen, 
Deckspelze und Vorspelze. 


linealisch, meist absprei- 
zend; die Rispe ist locker 
oder mehr zusammengezo- 
gen mit vielen seidig röt- 
lich bis purpurrot be- 
haarten Ährchen. 

2. T. brevipila Hack., 
ein einjähriges, zierliche- 
res Gras mit nur schwach 
und angedrückt behaarten 
Ährchen. 

3. T. arenaria Nees 
ist im ganzen Wuchs 
starrer, graugrün; die 
Pflanze perenniert und 
treibt unterwärts gekniete, 
bis gegen halbmeterhohe 
Halme mit sehr schmalen, 
ziemlich starren und ein- 
gerollten Blättern, die 
Rispe ist offen, die Ähr- 
chen sind zart weich- 
haarig, oft purpurn. 


Anthephora Schreb. 

Der Blütenstand ist 
ährenförmig, die Ährchen 
stehen inGruppen zu vier; 
die unteren Hüllspelzen 
sind hart und bilden ein 
scheinbares Involucrum; 
ein bis zwei Ährchen sind 
in der Gruppe fertil. 

A. pubescens Nees 
(Fig. 3). Die Art bildet 
kräftige, dichte, manchmal 

vielstöckige Büschel, 
deren Halme am Grunde 
öfters von sich zerfasern- 
den Scheiden diehtumbüllt 
sind, die auch die intra- 
vaginalen Neusprosse ein- 
schließen; die bis über 
1 m hohen Halme sind 
aufrecht, mit lang heraus- 
ragendem schmal ähren- 


förmigem, zottig be- 
haartem Blütenstand, 
die Blattspreiten sind 
offen, derb, schmal 
linealisch, lang ver- 
schmälert. 

Die Art ist in 
Südwestafrikaundim 
Kalahari-Gebiet be- 
sonders auf Sand- 
boden verbreitet und 
ist (nach Dr. Hart- 
mann) ein sehr gutes 
Futtergras für alle 
Tiere. 

Eingeborenen- 
name: |Hobes(Hart- 
mann). 

Eine einjährige 
Art der Gattung mit 
weniger behaarten 
Ähren, flachen brei- 
teren Blättern und 
vielen büschelförmig 
gestellten Halmen ist 
Anthephora undu- 

latifolia Hack., 
deren Name auf die 
gewelltenBlattränder 
hinweist. Sie kommt 
in sandigen Fluß- 
betten mehr verein- 
zelt vor. 


Tragus L. 


Der Blütenstand 
ist ährenförmig, die 
Ährchen stehen in 
kleinen Gruppen; die 
oberen Hüllspelzen 
sind größer, warzig 
oder stachelig. 

T.racemosus(L.) 
All. ist ein in allen 


Fig. 3. Anthephora pubescens Nees. 
A Habitus; B Ährchengruppe; © Analyse eines Ährehens 
mit 3 Hüllspelzen, Deckspelze und Vorspelze. 


— 140 — 


wärmeren Ländern mit mehreren Varietäten verbreitetes Unkraut. Die bis 
über 30 cm hohen Halme des einjährigen Grases stehen zu mehreren in 
einem Büschel und sind 
aufrecht oder am Grunde 
gekniet und ansteigend; die 
ziemlich kurzen, offenen 
lineal-lanzettlichen Blatt- 
spreiten sind am Rande 
von starren Borsten gewim- 
pert. In Südwestafrika fin- 
det sich die typische Varie- 
tät und auch die var. Ber- 
teronianus (Schult.)Hack., 
die durch schmalere Rispen 
mit mehr gedrängten Ähr- 
chen-Gruppen mit nur zwei 
Ährchen ausgezeichnet ist. 
Die Art kommt auf ver- 
schiedenen Boden, beson- 
ders Sand vor und ist vor- 
zugsweise ein Futtergras 
für Rinder. 
Eingeborenenname: Du- 
hetomab (Hartmann). 


Perotis Ait. 


Der Blütenstand ist 
ährenförmig, aus einzelnen 
Ährchen zusammengesetzt; 
die kleinen schmalen Ähr- 
chen stehen in dichter 
Scheinähre, die Hüllspelzen 
sind gleich, lang begrannt. 

Die im tropischen Asien 
und Afrika verbreitete P. 
indica (L.) K. Schum. (P. 
latifolia Ait). kommt in Süd- 
westafrika nicht vor, wohl 
aber eine verwandte ende- 


Fig. 4. Perotis vaginata Hack. 
A Habitus; B Ährchen. 


mische Art von ganz ähnlichem Typus: 
P. vaginata Hack. (Fig. 4). Die Pflanze ist einjährig, mit ansteigen 
den bis 30 cm hohen Halmen; die Blätter sind kurz, lineal-lanzettlich, am 


— 141 — 


Rande mit abstehenden Borsten gewimpert; die ungefähr 10 cm lange 
Ähre ist außerordentlich dicht und durch die zirka 2 em langen dicht- 
gestellten Grannen auffallend. 

Nur aus den nördlichen Teilen, aus Amboland bis jetzt bekannt, 
nach Rautanen bestes Viehfutter. 


Ehrharta Thunb. 


Dritte und vierte Spelze (obere Hüllspelzen) so groß oder größer 
als Deck- und Vorspelze, mehr oder weniger verhärtend, begrannt oder 
unbegrannt. Die Gattung ist fast ganz auf Südafrika beschränkt und 
reicht mit einigen Arten in den Süden der Kolonie. 

E. pusilla Nees. Eine einjährige Art mit büschelig gestellten, 
gekniet ansteigenden, bis 30 cm hohen Halmen, mit kurzen linealischen 
spitzen Blättern; die Rispe ist schmal und wenig verzweigt; die beiden 
oberen leeren Spelzen, die grannenförmig gespitzt sind, überragen etwas 
die Hüllspelzen. 

Auf Sandflächen bei Aus. Futtergras? 


Aristida L. 


Die Gattung ist sofort kenntlich durch die lange dreiteilige Granne 
der Deckspelze; die einblütigen Ährchen stehen in einem rispigen 
Blütenstand, die schmale verhärtende Deckspelze umschließt eng den 
Fruchtknoten und später die Frucht. Wohl die wichtigste Gramineen- 
Gattung für Südwestafrika; viele stark xerophil angepaßte Typen auf 
Sandflächen und wüstenähnlichen Strecken. Letzteres gilt besonders 
für die Sektion Stipagrostis, bei der die drei Grannenspitzen federig 
behaart sind. Hierher besonders 

1. A. obtusa Del. (Fig. 5), die auch in Nordafrika und Arabien vor- 
kommt. Sie bildet ein außerordentlich dichtes, kurzes Büschel mit zahl- 
reichen kurzen, zusammengedrängten Neusprossen, aus dem sich scharf 
abgesetzt eine Anzahl niedriger (bis 30 cm), dünner Halme erheben; 
die Rispe ist schmal und zusammengezogen; die Blattspreiten sind ge- 
wöhnlich sehr kurz, starr, gebogen, graugrün, sehr schmal, von den 
Rändern her eingerollt, so daß diese zusammenstoßen; die Scheiden- 
mündung ist mit einem Büschel weißseidiger spreizender Haare be- 
kleidet. Aus dem Rasenbüschel brechen Gruppen von langen, kräftigen 
Wurzeln hervor, die mit einem dichten Filz bekleidet sind, der Sand fest- 
hält, so daß die Wurzeln mit einem Mantel von Sand umgeben sind. Es 
ist dies allgemein eine Eigentümlichkeit der Gräser trockener Sandstrecken. 

In Südwestafrika überall auf sandigen und steinigen Flächen vor- 
kommend, als Futtergras für alle Tiere von großer Wichtigkeit. 

Eingeborenen-Name: Toa, Toas oder Noas. 


— 142 — 


2. Von ganz ähnlichem Typus wie die vorige Art ist A. uniplumis 
Licht.; bei ihr ist die Granne schon unterhalb der Stelle, wo sie sich 
in die drei Arme teilt, federig. Der ganze Habitus der Pflanze ist 


Es 7 27 we 


Fig. 5. 

A Aristida obtusa Del. Habitus; B Deckspelze; € A. uniplumis Licht. Deckspelze; 

D A. namaquensis Trin. Deckspelze, E A. stipiformis Poir. Deekspelze; F A. eiliata 
Desf. Deckspelze. 


pi 


meist etwas weniger starr, wenn auch die sterilen Sprosse am Grunde 
meist dicht gebüschelt sind; die Halme sind höher, bis !/, m und 
darüber, die Blätter sind sehr schmal, haarförmig zusammengerollt. 


Ba 


Gleichfalls weit verbreitet auf kiesigem, steinigem und sandigem 
Boden, häufig in großen Mengen, als Futtergras für alle Tiere wohl 
noch besser als A. obtusa. 

Eingeborenen-Name: # Habub (Hartmann). 

3. Von geringerer Bedeutung ist anscheinend A. eiliata Desf. 
Sie ist von ähnlichem Wuchs wie die beiden vorigen, sehr starr, mit 
etwas dickeren Blättern und breiteren Scheiden am Grunde, nicht so 
dicht büschelfömig; die Halme sind zirka bis !/, m hoch; leicht kenntlich 
ist die Art durch die stumpflichen Hüllspelzen, die am Grunde meist 
schwärzlich gefärbt sind, und durch die lange, schön seidige Mittel- 
granne, während die Seitengrannen kürzer und kahl sind. A. ciliata 
ist wie A. obtusa auch in Nordafrika verbreitet und kommt in Südwest- 
afrika auf Sand- und Felsboden vor; die Art ist ein gutes Futtergras. 

Eingeborenen-Name: Habu. 

4. A. Hochstetteriana Beck. Die Art ist leicht kenntlich durch 
den einfach traubigen, getreideähnlichen Blütenstand, aus dem die langen 
seidigen Grannen hervorsehen. Die Neusprossen werden extravaginal 
erzeugt, sind aber nur kurz und aufrecht und bilden ein dichtes 
Büschel, aus dem sich die zierlichen aufrechten Halme herausheben; 
seltener nur gewinnt der Rasen durch teilweise Verlängerung unterer 
Internodien ein mehr buschiges Aussehen. Auf Sandboden, anscheinend 
nur zerstreut und selten. 

5. Aristida namaquensis Trin. Die Art ist außerordentlich starr, 
halbstrauchig; sie hat kriechende Rhizome; die büschelig gedrängten, 
aufsteigenden oder aufrechten Halme sind unterwärts holzig, mit starren, 
stechenden Blättern; am stärksten entwickelt ist die Art auf Sanddünen, 
mit bis 2 m hohen, von Scheiden größtenteils entblößten Halmen und 
weithin den Sand durchdringenden Sprossen. Die Rispe ist schmal 
zusammengezogen, die Grannen sind kurz, alle drei Äste federig, die 
mittlere nur wenig länger als die seitlichen. Trotz der Härte ist dieses 
verbreitete „Stechgras“ eine Futterpflanze. 

Eingeborenen-Name: Horos (Hartmann). 

Die bisher genannten Arten zeichnen sich durch federige Grannen 
aus; von Arten mit kahlen Grannen seien erwähnt: 

6. A. adscensionis L., eine einjährige Art, bei der die unterhalb 
der Trennungsstelle ungedrehten Grannen an der Deckspelze bei der 
Reife sitzen bleiben und mit ihr zusammen abfallen. Diese über alle 
wärmeren Länder in vielen Formen verbreitete Art ist in Südwest- 
afrika hier und da wohl nur eingeschleppt (Windhuk). 

7. A. stipiformis Poir. (A. amplissima Trin.). Die Äste der 
Granne sind bis über 2 cm lang, rauh‘ die Granne ist unterhalb der 
Verzweigungsstelle spiralig gedreht und fällt bei der Reife von der 


Ser 


ä 


pn 


Deckspelze ab. Die 
Art ist einjährig oder 
perennierend; - die 
Blattspreiten sind 
sehr schmal und zu- 
sammengerollt; die 
Rispe ist locker, sehr 
groß, bis über einen 
Fuß lang, mit ab- 
stehenden Ästen. 


Arundo L. 


Das hohe Schilf- 
rohr des Mittelmeer- 
gebietes, Arundo do- 
nax L. kommt wohl 
nur eingeführt vor, 
ebenso wie an ver- 

schiedenen Stand- 
orten in Südafrika. 
Es ist mir aus dem 
Gebiet nur ein von 
Dr. Hartmann ge- 
sammeltes Exemplar 
vom Flußbett des 
Swakop bekannt ge- 
worden; der Sammler 
bemerkt, daß der 

Halm Peitschen- 
stöcke liefert und daß 
die Triebe ein Futter 
für alle Tiere geben. 
Die Bezeichnung der 

Eingeborenen ist 
FAND: 


Phragmites Trin. 


P. vulgaris(Lam.) 
Or&p., das gemeine 
Schilfrohr, eine kos- 
mopolitische Art, 
wächst auch in Süd- 
westafrika in Fluß- 


BA EN 8 


läufen und um Wassertümpel. Es bildet weithin kriechende Rhizome aus, so 
daß es oft ganze Strecken für sich okkupiert. Die Halme, die in tropi- 
schen Gegenden bis 6—7 m hoch werden, in Südwestafrika aber meist 
nur meterhoch bleiben, sind reich beblättert; die langen derben, am 
Rande besonders meist stark rauhen Blattspreiten sind schmal lanzett- 
lich. Auch steril ist die Art leicht von Arundo zu unterscheiden durch 
das behaarte Blatthäutehen (Ligula); bei Arundo ist das Blatthäutchen 
ein schmaler Hautstreifen, ferner ist die Scheidenmündung des Blattes 
dunkelbraun gefärbt und die Spreite nach der Spitze zu länger fein 
verschmälert. 
Cynodon Pers. 

Die Ähren stehen zu drei bis sechs gefingert und tragen einseits- 
wendig dicht gestellt die kleinen unbegrannten Ährehen, deren Deck- 
spelze länger als die Hüllspelze ist. 

6. daetylon (L.) Pers. Die Art ist tropisch und subtropisch 
kosmopolitisch und nach dem Vorkommen im ganzen Habitus stark 
variabel; sie kommt besonders auf Sandplätzen, Brachäckern, an Wasser- 
stellen vor und dringt leicht in Kulturen der verschiedensten Art ein. 
Die Halme sind niederliegend und können sich an allen Knoten be- 
wurzeln und aufrechte verzweigte Äste treiben; ausläuferartig wachsende 
Triebe können sich, nur mit Schuppenblättern bekleidet, langhin er- 
strecken und dann zutage tretend neue Äste erzeugen, so daß die 
Pflanze sich leicht vegetativ verbreiten kann; die kahlen Blätter sind 
schmal und ziemlich lang fein verschmälert. 

Die Pflanze ist ein gutes Futtergras für alle Tiere, an nicht zu 
trockenen Stellen vielleicht das beste überhaupt. 

Eingeborenen-Name: | Garib (Hartmann), 


Chloris Swartz. 


Die Ähren stehen meist gefingert an den Halmspitzen; die Ährchen 
sind klein, mit einer zweigeschlechtlichen Blüte mit breiter Deckspelze 
und mehreren sterilen Spelzen über der Blüte; die Spelzen sind be- 
grannt. 

Für unser Gebiet kommt in Betracht Ch. virgata Sw. (Fig. 6), eine 
tropisch kosmopolitische Art, die auch in Afrika auf Kulturland, Sand- 
boden usw. verbreitet ist. Die Pflanze ist einjährig oder auch aus- 
dauernd, mit vielen Halmen, die stark büschelig zusammengedrängt 
sind; einzelne Halme sind auch am Grunde kurz niederliegend, scharf ge- 
kniet und aus den Knoten verzweigt und bewurzelt; die Ähren mit ihren 
zahlreichen Grannen stehen dicht gedrängt; die Art ist noch besonders da- 
durch kenntlich, daß die Blattscheiden und die etwas rauhen Blattspreiten 
(besonders an den grundständigen Trieben) scharf in der Mitte gefaltet und 

10 


Fig. 7. Dactyloctenium aegyptiacum (L.) 
Willd. 


A Habitus; B Ährchen; C Hüllspelzen; D Frucht 
von der Seite. 


zusammengedrückt sind. 
Ch. virgata ist mehrfach 
in Südwestafrika gesam- 
melt worden, doch finden 
sich vorläufig keine nähe- 
ren Angaben über den 
Wert als Futtergras. 


Dactyloctenium 
Willd. 

Die Ähren sind am 
Ende der Halme finger- 
förmig gestellt, mehr oder 
weniger gebogen und sehr 
steif; die Achse schließt 
mit einer Stachelspitze 
ab; die Ährchen sind 
mehrblütig,dieobere Hüll- 
pelze ist stachelspitzig. 

D. aegyptiacum (L.) 
Willd. (Fig. 7) ist als Un- 
kraut auf Kulturboden 
usw. durch alle wärmeren 
Länder in vielen Formen 
verbreitet; aus Südwest- 
afrika kenneich die Pflanze 
nur von einigen Stand- 
orten in der Nähe von 
Wasserläufen. Sie ist ein- 
jährig und bringt eine 
Anzahl blühender, an 
kräftigen Exemplaren bis 
!/, m hoher Halme her- 
vor, die entweder büsche- 
lig gestellt und aufrecht 
sind oder auch an den 
unteren Teilen die Inter- 
nodien verlängern und hier 
niederliegen und sich ver- 
zweigen; die flachen, line- 
alisch-lanzettlichen, ziem- 
lich schlaffen Blattsprei- 
ten sindmeist von steifen 
auf Pusteln stehenden 
Haaren bewimpert. 


Die Art ist ein gutes Futter- |\' 
gras, findet jedoch offenbar in Süd- 
westafrika nur in beschränktem 
Maße geeignete Wachstumsbedin- 
gungen. Noch gar nicht ist mir 
bisher aus der Kolonie die einer 
nah verwandten Gattung angehö- 
rende Eleusine indiea (L.) R. Br. 
bekannt geworden, die an ähn- 
lichen Standorten wachsend über 
alle warmen Länder verbreitet ist 
und auch in Südafrika vorkommt; 
sie ist ein sehr gutes Futtergras. 


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Triraphis R. Br. 


Die Ährchen sind klein und 
stehen in dichten vielblütigen Ris- 
pen; die Deckspelzen sind zart be- 
grannt, und auch die Seitennerven 
laufen in Grannen aus. Mehrere 
Arten, teils einjährig, teils peren- 
nierend und niedrig halbstrauchig, 
von stark xerophilem Gepräge. 


1. T. Fleckii Hack. (Fig. 8). 
Einjährig, eine Anzahl blühender 
bis ca. 30 cm hoher Halme ge- 
büschelt; die Halme sind am 
Grunde öfter gekniet, doch nie- 
mals niederliegend und bewurzelt; 
die ganze Pflanze ist mit langen 
steifen, abstehenden Haaren zer- 
streut besetzt; die Blattspreiten 
sind ziemlich schlaff, offen, lang zu- 
gespitzt; die kleinen Ährchen ent- 
halten ca. 10 Blüten, die Begran- 
nung der Deckspelze ist kurz. 


Auf Sandboden, Futtergras, be- 
sonders für Großvieh (Rautanen). 


Mehrere verwandte einjährige V Sur il 
Arten sind von gleichem Typus. 7 \ KERN 74 
Perennierend ist T. ramosissima Fig. 8. Triraphis Fleckii Hack. 
Hack., eine fast halbstrauchige A Habitus; B Ährchen; C Deckspelze. 

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Fig. 9. Pogonarthria squarrosa (Licht.) 


Pilger. 
A Habitus; B Ährchen. 


Form mit mehreren unterwärts 
holzigen Halmen, die teilweise 
von Scheiden entblößt und auf- 
recht und büschelig verzweigt 
sind. 


Dipliachne P. Beauv. 


Die Ährchen stehen in 
lockeren oder dichteren Ris- 
pen, die Deckspelzen sind un- 
begrannt, kurz dreizähnig. 


Für Südwestafrika kommt 
nur D. paueinervis (Nees) 
Stapf (D. einerea Hack.) in 
Betracht. Die Pflanze ist grau- 
grün, halbstrauchig, mit rieder- 
liegenden, mit außerordentlich 
starren Schuppen bekleideten 
Sprossen mit ansteigenden, 
büschelig verzweigten Ästen; 
die Zweige sind dicht mit 
Blättern bekleidet, deren ab- 
stehende Spreiten kurz, sehr 
derb, offen, linealisch - drei- 
eckig und stechend sind; die 
Epidermis trägt Papillen, die 
austrocknend mit Luft erfüllt 
die graue Farbe erzeugen; die 
Rispe ist klein, dicht zu- 
sammengezogen. 

Die Pflanze kommt in den 
Dünen der Küste, an trockenen 
Flußbetten, auf Sandflächen 
des Inlandes, oft in großen 
Mengen, vor. Von Pferden, 
Rindern und Kleinvieh ge- 
fressen (Mansfeld). 


Pogonarthria Stapf. 


Die verbreitetste Art wurde 
unter Eragrostis und unter Lep- 
tochloa beschrieben, zeigt aber 
so viel Eigentümliches, dab 
sie wohl als Typus einer 


— 149 — 


eigenen Gattung gelten kann; besonders ist die Form der Rispe auf- 
fallend, sie trägt an der straffen Spindel zahlreiche kurze, spiralig 
angeordnete Äste; die Ährchen sind dicht gestellt, zwei- bis achtblütig, 
mit derbhäutiger, zugespitzter Deckspelze. 

P. squarrosa (Licht.) Pilger (P. falcata (Hack.) Rendle) (Fig.9). Die 
straffen, samt den Blättern kahlen Halme sind bis ungefähr meterhoch; 
die Blätter stehen am Halm ziemlich entfernt und sind schmal und 
mehr oder weniger zusammengerollt; der Grundstock produziert nur 
wenige Halme, die am Grunde von kurzen, steifen, sterilen Sprossen 
umgeben sind. 

Die Art ist auch in Südafrika und im ostafrikanischen Seengebiet 
verbreitet und kommt auf grasigen und steinigen Hügeln, sowie auch 
auf Sandboden an offenem Terrain oder im Gebüsch vor. Die Angaben 
über die Brauchbarkeit als Futtergras widersprechen sich; für das Ambo- 
land findet sich die Angabe von Rautanen, daß das Gras von Groß- 
vieh gern gefressen wird. 

In der Kolonie kommt eine zweite verwandte Art, P. tubereulata 
Pilger vor, eine niedrigere, einjährige Pflanze mit steifer Behaarung. 


Pappophorum Schreb. 


Die Ährehen stehen in diehter ährenförmiger Rispe; sie sind wenig- 
blütig und besonders gekennzeichnet durch die zahlreichen Grannen der 
Deckspelze. Die Gattung hat eine Reihe von Arten besonders in Süd- 
und Südwestafrika; diese sind meist von ziemlich niedrigem Wuchse 
und häufig klebrig behaart. Für unser Gebiet kommen folgende Arten 
in Betracht: 


1. P. scabrum (Lehm.) Kunth{Fig.10 A), eine Art, die auch in Süd- 
afrika, sowie Algier und Marokko verbreitet ist. Weiche Drüsenhaare 
bedecken die Triebe mehr oder weniger dicht, daneben sind sie auch 
ziemlich stark rauh; die gebüschelt aufsteigenden, bis ca. 30 cm langen 
Halme sind durch ihren ziekzackförmigen Wuchs gekennzeichnet, indem 
sie in den Knoten ziemlich stark gekniet sind; die Rispe ist kurz, mit 
kleinen Ährchen, die kurzen Grannen der Deckspelzen sind stark rauh. 


Die Art kommt auf felsigem und sandigem Boden vor, sie ist als 
Futtergras für alle Tiere brauchbar. 

Eingeborenen-Name: | Hobes (Hartmann). 

2. Kräftiger als P. scabrum ist gewöhnlich P. cenchroides Licht. 
(Fig. 10B), die zum Unterschiede zierlich bewimperte Grannen an der 
Deckspelze trägt; die Halme werden bis 40—50 cm hoch; die Behaarung 
ist ebenso wie bei voriger Art; die Blattspreiten sind offen oder mehr 
oder weniger zusammengerollt und laufen in eine lange feine Spitze aus, 


— 150 — 


Die Art kommt auf sandigem und felsigem Boden in Büscheln 
wachsend vor, sie ist als Futtergras für alle Tiere brauchbar. 
Eingeborenen-Name: | yurub (Hartmann), !urub (Dinter). 


Fig.:10. 
A Pappophorum scabrum (Lehm.) Kunth; B. P. cenchroides Licht.; C Ährchen 
D Deckspelze; E Achsenfortsatz. 


Schmidtia Steud. 
Nahe mit der vorigen Gattung verwandt, durch folgende Merkmale 
besonders unterschieden: Ährchen in lockerer Rispe; Deckspelze in 
vier Zipfel geteilt, zwischen diesen mit fünf Grannen. 


— 151 — 


Sch. quinqueseta Benth. (Fig. 11). Ein durch seine "Tracht wie 
durch seine Behaarung auffallendes und leicht kenntliches Gras; Blätter 
und Scheiden sind mit weichen Drüsenhaaren mehr oder weniger 
bekleidet und dadurch klebrig; die ganze Pflanze ist ziemlich schlaff, 
die Äste liegen im unteren Teil nieder und bewurzeln sich an den 
Knoten oder sind mehr oder weniger ansteigend oder aufrecht, die offenen, 
lineal-lanzettlichen Blattspreiten sind lang verschmälert und zugespitzt. 


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Fig. 11. Schmidtia quinqueseta Benth. 
A Habitus; B Hüllspelze; C Deckspelze; D Vorspelze mit den beiden Schüppchen 
und der Blüte. 


Der Blütenstand ist schmal zusammengezogen, locker und unter- 
brochen oder mehr dicht mit gedrängten Ährchen, die weich behaart 
sind. Die Ährchen sind mit zahlreichen kurzen, borstenförmig ab- 
stehenden Grannen bewehrt, indem die Deckspelze jeder Blüte im 
Ährchen fünf solcher Grannen trägt. 


Die Art, die auch im tropischen Afrika vorkommt, ist besonders 
im mittleren und nördlichen Teil der Kolonie auf sandigem Boden ver- 
breitet; sie wächst in Gruppen unter anderen Gräsern oder bedeckt 


— 152 — 


stellenweise den Boden dicht wie die Pflanzen eines Getreidefeldes. 
Nach Dr. Hartmann als Futtergras für alle Tiere verwendbar, aber 
nur in geringerer Menge und gut trocken. 


Eingeboren-Name: | Hurudabes (Hartmann), 


Eine verwandte, in der Rispe sehr ähnliche Art, Sch. bulbosa, ist 
viel starrer, mehrjährig, mit kurzen, dicken, zusammengedrängten Neu- 
sprossen, durch die die Basis der Pflanze knollig angeschwollen er- 
scheint. 


Eragrostis P. Beauv. 


Die meist in reichblütigen Rispen stehenden Ährchen sind unbe- 
grannt und haben dreinervige Deckspelzen; häufig zerfällt die Spindel 
des Ährchens nicht bei der Reife, und die Vorspelzen bleiben nach 
Abfall der Deekspelzen an ihr stehen. Eine der wichtigsten und arten- 
reichsten Grasgatturgen für ganz Afrika, in allen Formationen auf- 
tretend. Für Südwestafrika kommen besonders folgende Arten in Be- 
tracht: 

1. E. namaquensis Nees (Fig.12B), eine einjährige, ziemlich kräftige 
Art mit vielen äußerst kleinen zerbrechlichen Ährehen in mehr oder weniger 
dichter Rispe; die ganze Pflanze ist kahl; die Halme stehen gebüschelt 
und tragen schlaffe, offene, linealische Blätter. E. namaquensis kommt 
nur in Wassernähe vor. Verwandt ist eine starrere Art mit etwas 
größeren Ährchen, E. retinorrhoea Steud., die sich durch starke 
Klebrigkeit auszeichnet, so daß den Halmen Sandkörner anhaften. Sie 
kommt im Flußsand vor. 

2. E. porosa Nees (Fig. 12C). Die Art ist im südwestlichen Afrika 
von Loanda bis Namaland verbreitet. Die sehr schmalen Ährchen stehen 
in ziemlich lockeren, reichblütigen Rispen; die Pflanze ist einjährig mit 
gebüschelten, meist etwas gekniet ansteigenden, bis ca. 40 cm hohen 
Halmen; die ziemlich schlaffen, mehr oder weniger eingerollten Blatt- 
spreiten, sowie besonders die Blattscheiden sind mit langen, steif ab- 
stehenden, auf Pusteln sitzenden Haaren besetzt; ferner ist die Art 
gekennzeichnet durch die flachen klebrigen Drüsen unterhalb der 
Knoten. 

Auf sandigem oder kiesigem Boden, an Flüssen usw., für alle Tiere 
als Futtergras brauchbar. 

Eingeborenen-Name: !a | näb oder Säub (Hartmann). 

3. E.superba Wawra et Peyr. (Fig. 12 A). Diese Art repräsentiert 
einen ganz anderen T'ypus in der Gattung als die genannten. Sie perenniert 
mit einem kräftigen Rhizome, das mehrere dicht beieinander stehende, 
derbe, bis meterhohe Halme erzeugt; die Blattspreiten sind lang line- 
alisch, lang verschmälert, derb, rauh, sehr unregelmäßig von den Rändern 


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A Eragrostis superba Wawra et Peyr.; B E. namaquensis Nees; © E. porosa Nees,. 


— 154 — 


her eingerollt; die Rispe ist groß und locker, mit abstehenden, kurz 
verzweigten Ästen und großen, flach zusammengedrückten Ährchen von 
eiförmigem Umfang, deren Deckspelzen dicht zweizeilig stehen. 

E. superba ist auch im tropischen Ostafrika in Steppen bis Natal 
verbreitet und kommt in Südwestafrika auf trockenem steinigen und 
sandigen Boden vor. 

Über den Wert als Futtergras liegen für Südwestafrika keine 
Notizen vor; anscheinend ist die Bedeutung nicht groß, doch findet es 
z. B. in Ostafrika als Ziegenfutter Verwendung. 

Zur selben Gruppe gehört die etwas zierlichere einjährige (oder 
auch perennierende?) Eragrostis echinochloidea Stapf, die auf Sandboden 
vorkommend 70—80 em hoch wird und als Futtergras gilt. 

4. E. denudata Hack. Eine Art aus der Megastachyae-Gruppe 
mit sehr spitzen Deckspelzen; die großen lang linealischen zirka 4 mm 
breiten Ährehen sind in der Spindel zerbrechlich. Der Habitus des 
Grases ist auffallend genug; es bildet am Grunde dichtgedrängte Büschel 
von kurzen sterilen Neusprossen mit schmal zusammengerollten Blättern 
aus, aus denen sich die dünnen aufrechten, zum größten Teil von Blatt- 
scheiden freien bis 60 cm hohen Halme erheben; die Rispe ist locker, 
die Äste sind sehr kurz und wenig verzweigt. 

Kommt auf Sand- und Kiesboden vor, meist über 1000 m ü. M. 
Als Futtergras? 

Weniger spitz sind die Deckspelzen bei E. pallens Hack.; die 
Ährchen sind schmaler und dichtblütiger; der Grund der kräftigen 
Halme trägt nur wenige sterile Neusprosse; die Blattspreiten sind eng 
zusammengerollt, sehr fein haarförmig verschmälert. 

Auch in den trockensten Formationen, Dünen des Meerstrandes 
und wüstenähnlichen Strecken des Inlandes kommen noch extrem an- 
gepaßte Vertreter der Gattung vor, nämlich E. cyperoides (Thunb.) 
P. Beauv. und E. spinosa (L.) Y'rin. (Vogelstraußgras); sie sind Sand- 
gräser mit stark verlängerten kriechenden Sprossen und dichten Büscheln 
kurzer blühender Sprosse. 


Nachtrag: 

K. Dinter bemerkt in seinem Buche: Deutsch -Südwest- Afrika, 
Flora-, Forst- und landwirtschaftliche Fragmente (1909) auf 8. 40: 
„Trotzdem die Gramineae die für das Land wichtigste Pflanzenfamilie 
sind, von der Rinder- und Schafzucht und damit die Zukunft Südwest- 
Afrikas zum großen Teile abhängt, bin ich doch leider nicht in der 
Lage, won den mehreren hundert zählenden Arten dieser Familie vor- 
läufig auch nur die wichtigsten zu beschreiben, da sie wissenschaftlich 
gerade die allervernachlässigste ist.“ So gar vernachlässigt ist die 


— 155 — 


Familie in wissenschaftlicher Hinsicht nicht, das reiche Material ist ın 
den europäischen Museen aufgearbeitet und zahlreiche Neuigkeiten sind 
von Hackel und anderen beschrieben worden. Wenn auch noch manche 
Neuigkeiten zu erwarten sind, so kann doch gesagt werden, daß die Grami- 
neae der Kolonie recht gut bekannt sind, mindestens so gut wie andere 
Familien, und hier mit Leichtigkeit bestimmt werden können, Was 
fehlt, sind eingehendere Angaben von praktisch oder wissenschaftlich 
geschulten Sammlern über Verbreitung, Art und Menge des Vor- 
kommens, über den Wert als Futtergräser usw. Für solche Angaben 
und für Einsendung von Material, das wie gesagt, leicht bestimmt 
werden kann, wird die Botanische Zentralstelle und das Kgl. Botanische 
Museum in Dahlem dankbar sein. 


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: Notizblatt 


>; | des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
| zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 47. (Bd. V.) Ausgegeben am 5. November 1910. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Bericht über den Besuch des Neuen Kgl. Botanischen Gartens 
und Museums in Dahlem bei Steglitz-Berlin von seiten aus- 
wärtiger Botaniker am 24. und 25. Mai 1910. Von A. Engler. 

I. Polystachya dendrobiiflora Reichb, f. Von Fr. Kränzlin. 

II. Über die Stammpflanze des Kamerun-Kopals und eine neue 
| Copaifera-Art aus Spanisch-Guinea.. Von H. Harms. 

IV. Ein neuer Mahagonibaum aus Kamerun. Von H,. Harms. 

Y, Studien über den Gummifluss der Kirschen. Von Grüss u. Sorauer. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. ER 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipsig. 


es 1910. 


Preis 1,00 Mk. 


Notizblatt 


des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 47. (Bd. V.) Ausgegeben am 5. November 1910. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit 
Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei 
vollständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Bericht 


über den Besuch des 


Neuen Kl, Botanischen Gartens u. Museums 
in Dahlem bei Steglitz-Berlin 


von seiten auswärtiger Botaniker 


am 24. und 25. Mai 1910 


von dem Direktor 
Geh. Ob.-Reg.-Rat Prof. Dr. A. Engler. 


Da große Teile der Neuanlage des Neuen Botanischen Gartens und 
Museums in Dahlem schon seit einigen Jahren fertiggestellt waren, 
waren bereits in den letzten Jahren zahlreiche Botaniker Deutschlands 
und anderer Länder nach Berlin gekommen, um Anlagen und Bauten 
zu studieren; ebenso hatten zahlreiche Vereine und Körperschaften 
Berlins in den vergangenen Jahren darauf gedrungen, daß ihnen die 
fertiggestellten Teile der neuen Anstalten vorgeführt wurden. 

Dadurch war die ursprünglich geplante Eröffnungsfeier ziemlich 
überflüssig geworden. Wohl aber schien es zweckmäßig, im Anschluß 
an den Botanischen Kongreß in Brüssel, welcher viele Botaniker nach 
dem Westen Europas führte, eine Besichtigung unseres neuen botani- 
schen Gartens zu veranstalten. Es wurden daher im Einverständnis 
mit dem Kultusminister nun hauptsächlich die Direktoren botanischer 
Gärten und Museen sowie Botaniker, welche zu unseren Anstalten in 
näherer Beziehung standen, eingeladen, sich nach dem Brüsseler Kongreß 
am 24. Juni in Dahlem einzufinden. Mehrere Botaniker, welche gern 
gekommen wären, waren schon zu sehr von dem Brüsseler Kongreß 
in Anspruch genommen und konnten nicht noch länger sich ihren Amts- 
geschäften entziehen; einige, welche ihr Erscheinen bestimmt zugesagt 
hatten, mußten leider infolge von Erkrankung fern bleiben. Immerhin 
hatten wir die Freude, doch noch eine recht stattliche Zahl auswärtiger 
Botaniker bei dieser Gelegenheit begrüßen zu dürfen. 

Es waren dies: 

aus Belgien: 
Prof. Dr. E. De Wildeman, Conservateur au Jardin Botanique de 
l’Etat, Bruxelles; 
aus Dänemark: 
Dr. C. H. Ostenfeld, Inspektor des Botanischen Museums am Botanisk 
Have in Kopenhagen; 
aus Frankreich: 

Prof. Dr. Ch. Flahault, ä la Faculte des Sciences, Directeur de 
Institut de Botanique de l’Universit& in Montpellier, M.I.; 
Prof. Dr. F. Heim, & la Facultö de Mödecine, au Conservatoire National 

des Arts et des Mötiers et & l’Ecole Supörieure d’Agriculture 

Coloniale in Paris; 


— 159 — 


Prof. Dr. H. Lecomte, au Musöum d’Histoire Naturelle, Directeur de 
la Galerie de Botanique du Musöum in Paris; 

Prof. Dr. L. A. Mangin, M. I., au Musöum d’Histoire Naturelle, 
Directeur de Laboratoire de Botanique de l’Ecole Pratique des 
Hautes-Etudes in Paris; 


aus Großbritannien: 
Dr. A. B. Rendle, F. L. S., Keeper, Department of Botany, British 
Museum in London; 
Dr. OÖ. Stapf, F.R.S., F.L. S., Keeper of the Herbarium and 
Library, Royal Botanic Gardens in Kew; 


aus Italien: 
Dr. Ugolino Martelli, Docente di Botanica nella R. Universitä, 
Editore della Webbia, Firenze; 
Prof. Dr. L. Nicotra, Prof. ord. nella R. Universitä, Direttore del 
R. Orto Botanico, Messina. 


aus Osterreich- Ungarn: 

Prof. Dr. T. Cisielski, o. ö. Prof. a. d. K. K. Univ., Direktor des 
Botan. Gartens und Museums in Lemberg; 

Dr. A.von Degen, Privatdozent an der Kgl. Ung. Universität, Leiter 
der Kgl. Ung. Samen-Kontrollstation, Budapest; 

Dr. N. Filarszky, Direktor der Botan. Abt. des Ung. National- 
Museums, Privatdozent für Algologie an der Kgl. Ung. Universität, 
Budapest. 

Prof. Dr. C. Fruwirth, Prof. der Enzykl. der Land- und Forstwirt- 
schaft an der K. K. Technischen Hochschule in Wien; 

Prof. Dr. B. Nemei, o. ö. Prof. fir Anatomie und Physiologie und 
Vorstand des Pflanzenphysiolog. Instituts der K. K. Böhm. Uni- 
versität in Prag; 

Prof. Dr. A. Richter, o.ö. Prof. der Botanik an der Kgl. Ung. Uni- 
versität und Direktor des Botanischen Gartens und Instituts in 
KoloZsvär (Klausenburg); 

Prof. Dr. V. Schiffner, o. ö. Prof. der systematischen Botanik an der 
K.K. Univ. in Wien; 

Dr. J. Tuzson, Privatdozent der Botanik an der Kgl. Ung. Universität 
und am Kgl. Ung. Polytechnikum in Budapest; 

Prof. Dr. R. Wettstein Ritter von Westersheim, K. K. Hofrat, 
o. ö, Prof. a. d. K. K. Universität, Direktor des Botanischen Gartens 
und Instituts in Wien; 

Dr. A. Zahlbruckner, K. u. K. Kustos und Leiter der Botanischen 
Abteilung des K. K. Naturhistor. Hofmuseums in Wien; 

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— 10 — 


aus Rußland: 
Prof. Dr. W. I. Belajew, Kurator des Lehrbezirks Warschau; 
Mag. B.J.v. Fedtschenko, Oberbotaniker am Kaiserl. Botan. Garten 
in St. Petersburg; 
Prof. Dr. M. I. Golenkin, Prof. der Morphologie und Systematik der 
Pflanzen, Direktor des Botan. Gartens und Kabinetts der Kais. 
Universität in Moskau. 


aus Schweden: 
Prof. I. Eriksson, Direktor der Botan. Abteilung der Zentralanstalt 
für Landbauversuche in Stockholm. 
Prof. Dr. G. von Lagerheim, o. Prof. der Botanik an der Universität, 
Direktor des botan. Instituts in Stockholm: 
Prof. Dr. ©. F. Nordstedt, Prof. honor., Konservator am Universitäts- 
Herbarium in Lund; 


aus der Schweiz: 
Dr. J. I. Briquet, Directeur du Jardin Botanique, Conservateur de 
l’Herbier de la Ville in Genf; 
Prof. Dr. R. Chodat, Prof. ord. de botanique et Directeur de l’Institut 
Botanique de l’Universit& in Genf; 
Dr. E. Rübel in Zürich. 


aus Japan: 
Prof. Dr. Shibata, am Botanical Institute of the College of Agri- 
culture, Tokohu Imp. University, Sapporo; 


aus Südafrika: 
I.B.P. Evans, F.L. S., Plant Pathologist am Department of Agri- 
culture in Pretoria; 


aus Deutsch -Ost- Afrika: 
Prof. Dr. Zimmermann, Kolonialbotaniker am Biol. Landwirtschaftl. 
Institut in Amani; 


aus Deutschland: ausschließlich Berlin und Vororte. 

Prof. Dr. G. Berthold, o. Prof. der Pflanzenphysiologie, Direktor des 
Pflanzenphysiologischen Instituts der Universität in Göttingen; 

Dr. G. Bitter, Direktor des Botanischen Gartens in Bremen; 

Dr. C. Brick, Leiter der Station für Pflanzenschutz in Hamburg; 

Prof. Dr. M. Büsgen, an der Kgl. Preuß. Forstakademie, Leiter des 
Botan. Gartens in Hannöversch - Münden; 

Prof. Dr. H. W. Conwentz, Geh. Reg.-Rat, bisher Direktor des 
Westpreuß. Provinzialmuseums in Danzig, jetzt Leiter der staat- 
lichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen; 


— 161 — 


Prof. Dr. Diels, a. o. Prof, a. d. Kgl. Universität Marburg; 

Medizinalrat Dr. W. OÖ. Focke in Bremen. 

Prof. Dr. G. Karsten, o. Prof. a. d. Universität, Direktor des Botani- 
schen Gartens und Instituts, Halle a. S. 

Prof. Dr. M. W. Koernicke, a. d. Kgl. Landwirtschaftl. Akademie, 
Direktor des Botan. Instituts und des Ökonomisch- Botanischen 
Gartens in Poppelsdorf bei Bonn; 

Dr. ©. Lauterbach, Privatbotaniker in Stabelwitz bei Lissa; 

Prof. Dr. C. Mez, a. o. Prof. a. d. Universität Halle a. S. 

Prof. Dr. F. Pax, o. Prof. a. d. Universität, Direktor des Kgl. Botan. 
Gartens und Museums in Breslau; 

Prof. Dr. L. Radlkofer, Geh. Hofrat, o. Prof. a. d. Universität, Kon- 
servator des Kgl. Botan. Museums in München; 

Prof. Dr. H. Schenck, Geh. Hofrat, o. Prof. a. d. Technischen Hoch- 
schule, Direktor des Großherzogl. Botanischen Gartens in Darmstadt; 

F. Graf von Schwerin, Präsident der Deutschen Dendrologischen 
Gesellschaft, in Wendisch -Wilmersdorf; 

Dr. Hub. Winkler, Privatdozent a. d. Universität, Assistent am Botan. 
Garten in Breslau; 

Prof. Dr. E. Zacharias, Direktor der Hamburgischen Botanischen 
Staatsinstitute. 


Außer den genannten Herren hatten sich eingefunden vom Kultus- 
ministerium Herr Ministerialdirigent Wirkl. Geh. Ob.-Regierungsrat Dr. 
Schmidt und Herr Regierungsrat Dr. Richter, zahlreiche Botaniker 
Berlins und seiner Vororte, sowie mehrere F'reunde des Botanischen 
Gartens. 


Von 8—11 Uhr wurden Gruppen von je 6—12 Personen durch die 
Freilandanlagen des Gartens, die Gewächshäuser und das Museum geführt. 


Um 11 Uhr war das große Auditorium gefüllt und Prof. Engler 
hielt folgende Ansprache: 


Hochansehnliche Versammlung! 


Gestatten Sie, daß ich Ihnen allen meinen herzlichsten Dank für 
Ihr heutiges Erscheinen an dieser Stelle ausspreche. 

Insbesondere freue ich mich, daß, nachdem schon in den letzten 
10 Jahren zahlreiche Botaniker des In- und Auslandes ihr Interesse 
an der Gestaltung des neuen Botanischen Gartens und des Museums 
bewiesen haben, auch noch so viele ausgezeichnete Fachgenossen er- 
schienen sind, um mit uns den Abschluß einer langen Arbeit zu feiern. 
Es beweist dies, daß Sie diese Anstalt bis zu einem gewissen Grade 
als ein Gemeingut unserer Wissenschaft ansehen, wie dies ja auch bei 
den Schwesterinstituten in den übrigen Kapitalen der Fall ist, mit 


— 162 — 


denen unsere Anstalten zum Teil seit einem Jahrhundert in Verbindung 
stehen. Wir Vertreter der speziellen Botanik wissen alle, wie sehr 
wir bei umfassenden Arbeiten auf gegenseitige Unterstützung angewiesen 
sind, und sind immer befriedigt, wenn an den unserer Wissenschaft 
dienenden Instituten Einrichtungen getroffen werden, welche das Arbeiten 
an denselben erleichtern; unser gegenseitiger Verkehr hat allmählich 
dazu geführt, daß wir uns in ähnlicher Weise nahe stehen, wie die in 
aller Welt zerstreuten Mitglieder eines geistlichen Ordens. 

Es geziemt uns zunächst, Derjenigen zu gedenken, welche außer- 
halb unseres Faches stehend, das Zustandekommen dieses Werkes er- 
möglicht haben. Die Gewächshäuser und das Museum des alten Gartens, 
der wegen seiner von hohen Bäumen beschatteten Plätze auch bei den 
Bewohnern Berlins sehr beliebt war, genügten schon nicht mehr vor 
30 Jahren und erst recht nicht, als mit der Erwerbung unserer Kolo- 
nien eine Fülle neuer Aufgaben an unsere Institute herantrat. Es 
wurde angeregt, einen Teil des alten Geländes zu veräußern und dafür 
neue zweckmäßige Erweiterungen der Gewächshäuser und des Museums 
zu schaffen. Bei den vermehrten Bedürfnissen war aber ein Beschneiden 
des vorhandenen Raumes nicht recht tunlich, ja man mußte befürchten, 
daß nach der Ausführung von Neubauten doch das Bedürfnis nach 
weiterer Ausdehnung auftreten würde, die aber bei der vollständigen 
Einschließung durch die rapid gewachsene Stadt unmöglich war. So 
wurde denn der Plan der Verlegung des Gartens nach einem Vorort 
ins Auge gefaßt. Die einer solchen Verlegung entgegenstehenden 
Bedenken wurden kompensiert durch die finanziellen Vorteile, welche 
die Auflassung des alten Gartens eröffnete, durch die Aussicht auf 
Schaffung einer großen, allen Bedürfnissen entsprechenden Neu-Anlage, 
durch die Aussicht auf bessere Verkehrsmittel und den Lieblings- 
gedanken des damaligen vortragenden Rates Geheimen Oberregierungs- 
rat Dr. Althoff, die ganze Universität oder wenigstens die natur- 
wissenschaftlichen Institute ebenfalls zu verlegen. Exzellenz Althoff, 
der auf dem Gelände dieses Gartens bestattet ist, war derjenige, 
welcher den Plan der Verlegung trotz aller entgegenstehenden Schwierig- 
keiten immer weiter verfolgte und auch schließlich bei den maßgebenden 
Behörden durchsetzte, daß das von botanischer Seite von vornherein 
als allein geeignet bezeichnete Gelände in Dahlem am Abhang des 
Fichtenberges hergegeben wurde. Die mir angebotenen Gelände bei Trep- 
tow, am Wannsee, am Plötzensee mußte ich als ungeeignet ablehnen. 
Die Ausführung der Neuanlage erfolgte unter der Aufsicht einer Spezial- 
kommission, welcher außer Exzellenz Althoff angehörten seitens des 
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten 
Herr Ministerialdirektor Dr. ing. Naumann und der Direktor des 


— 13 — 


Botanischen Gartens, seitens des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten 
Wirkl. Geheimer Oberbaurat Dr. Dr. ing. Thür, als Vertreter der Kgl. 
Ministerial-, Militär- und Bau-Kommission Geheimer Baurat Emmerich, 
später Geheimer Baurat Klutmann, nachher Geheimer Baurat Mühlke 
und der Lokalbaubeamte Baurat Koerner. Alle diese Herren waren 
eifrigst bemüht, das große Werk zu fördern; und den Vertretern der 
Bauverwaltung, insbesondere Herrn Baurat Koerner ist es zu danken, 
daß die Baulichkeiten nicht bloß zweckmäßig ausgeführt sind, sondern 
auch äußerlich einen gefälligen Eindruck machen. An der Gestaltung 
des Gartens hat außer den Botanikern und Garteninspektoren unserer 
Anstalt der verstorbene Gartenbaudirektor Axel Fintelmann mit- 
gewirkt. Darauf wurde der Gesamtplan auch noch von den Herren 
Geheimrat Prof. Dr. Reinke in Kiel, Geheimrat Prof. Dr. Wittmack 
in Berlin, den Direktoren der Kgl. Gärten Herrn Walther und 
Herrn Fintelmann, sowie von Herrn Gartenbaudirektor Geitner 
begutachtet und gebilligt und schließlich von Sr. Majestät, unserm 
allergnädigsten Kaiser und König, durch eigenhändige Unterschrift ge- 
nehmigt. 

Wie Sie wissen, sind die Arbeitsgebiete der Botanik sehr ver- 
schiedene, so viele wie die der Zoologie, der Anthropologie und eines 
großen Teiles der medizinischen Wissenschaften zusammengenommen, 
wenn wir berücksichtigen, daß Cytologie, Anatomie und Physiologie, 
Erblichkeitslehre, Pflanzenpathologie, spezielle und angewandte Botanik, 
Stammesgeschichte der Pflanzen, ökologische und floristische Pflanzen- 
geographie, sowie Entwicklungsgeschichte der Florengebiete einen immer 
größeren Umfang annehmen. Unter diesen verschiedenen Arbeitsgebieten 
haben die mikroskopischen Forschungen der Entwicklungsgeschichte und 
Physiologie, welche vorzugsweise in Laboratorien betrieben werden, 
namentlich in der zweiten Hälfte des vorigen und im Anfang dieses 
Jahrhunderts ganz besonders wertvolle Resultate ergeben. Es hat daher 
auch nicht ansolchen gefehlt, welehe die Bedeutung der botanischen Gärten, 
Herbarien und Museen für die Wissenschaft nicht recht würdigten, weil 
sie zu sehr von den wichtigen Aufgaben anderer Disziplinen in Anspruch 
genommen waren. Daß die Botanischen Gärten und Museen reformbe- 
dürftig waren, ist unbedingt zuzugeben; daß sie sich überlebt hätten, aber 
nicht. Im Gegenteil hat sich überall das Bedürfnis geltend gemacht, die 
alten Botanischen Gärten zu vergrößern, die Gewächshäuser zu verbessern 
und die Botanischen Museen zu erweitern; und zu den alten Gärten 
sind zahlreiche neue hinzugekommen, nicht bloß an neuen Universitäten 
sondern auch an anderen Hochschulen und namentlich auch in vielen 
größeren Städten, letztere zumeist im Interesse der allgemeinen Volks- 
bildung und des Schulunterrichts. 


— 164 — 


Es ist daher wohl angebracht, bei dieser Gelegenheit über die 
allgemeine und wissenschaftliche Bedeutung der Botanischen Gärten und 
Museen einige Worte zu sagen und zwar im Anschluß an die Ge- 
schichte dieser Berliner Anstalten. 

Als vor 100 Jahren unsere Universität gegründet wurde, rechnete 
schon der nunmehr aufgegebene Botanische Garten in Berlin dank der 
Energie seines 1801 eingetretenen Direktors Karl Ludwig Willdenow 
zu den besten und pflanzenreichsten Europas und damit zur damaligen 
Zeit auch der ganzen Erde. Dieser Ruf blieb auch fortan dem Garten 
erhalten. Das auch auf anderen Gebieten sich geltend machende 
Streben der europäischen Gelehrten, insbesondere der Nordländer, ihren 
Blick weit über ihre Heimat hinaus schweifen zu lassen, hat seit den 
Zeiten Alexanders von Humboldt auch zahlreiche deutsche Forscher in 
alle Erdteile geführt, aus denen sie ein reiches Studienmaterial dem 
Botanischen Garten und seinen Sammlungen zubrachten. Im allgemeinen 
schätzte man damals einen Botanischen Garten lediglich nach der Zahl 
der in demselben kultivierten Arten und nach der Richtigkeit der Be- 
zeichnungen; benutzt wurde der Garten nur von den Interessenten; für 
die Allgemeinheit kam er wenig in Betracht; das Herbarium diente 
ausschließlich den wissenschaftlichen Studien, und an ein Botanisches 
Schaumuseum dachte man gar nicht. Entsprechend dem zunehmenden 
Reichtum der Pflanzenschätze wuchs auch die Sorge um deren Unter- 
bringung, welche die Direktoren und die Regierung nicht wenig in 
Anspruch nahm. Hierbei war es in der Regel leichter, für die auch 
weitere Kreise interessierenden lebenden Pflanzen Gewächshäuser und 
Vergrößerung des Gartens zu erlangen, als geeignete Räumlichkeiten 
und Anstellung wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für die Herbarien und 
andere botanische Sammlungen, durch deren Bearbeitung die wissen- 
schaftliche Pflanzenkunde gefördert wird. Daß bei dem Ansammeln 
lebenden Pflanzenmaterials größere Einschränkungen geboten sind, wenn 
eine wissenschaftliche Kontrolle aufrecht erhalten und gute Entwicklung 
der kultivierten Pflanzen erzielt werden soll, wird bald jedem Leiter 
eines Botanischen Gartens klar. Selbst in einem großen Landesgarten 
wie dem unserigen müssen gewisse Beschränkungen eintreten. In den 
Herbarien dagegen ist die einmal geleistete wissenschaftliche Arbeit 
mehr gesichert; sie sind die Archive für mehrere Richtungen der bota- 
nischen Forschung, insbesondere für Pflanzengeographie, für spezielle 
und angewandte Botanik. So kam es, daß nicht selten die Direktoren 
der botanischen Universitätsgärten, von ihren Vorlesungen und wissen- 
schaftlichen Arbeiten in Anspruch genommen, sich mehr für die Her- 
barien und die neueren Forschungen als für ihren Botanischen Garten, 
dem sie nur das Material für den Unterricht entnahmen, interessierten 


— 165 — 


und daß ein solcher Garten bedeutend zurückging, wenn nicht der 
gärtnerische Inspektor selbst ein Interesse für spezielle Pflanzenkunde 
besaß. 

Nur da, wo dem Direktor außer einem tüchtigen pflanzenkundigen 
Gärtner ein systematisch gebildeter Botaniker assistierte, konnten die 
zusammengebrachten Pflanzenschätze einigermaßen in Ordnung gehalten 
und für wissenschaftliche Arbeiten verwertet werden. Dies war der 
Fall an Plätzen, wie Kew oder an größeren Universitäten, wo der 
Unterricht in Botanik zwei Gelehrten, einem physiologischen und einem 
speziellen Botaniker anvertraut war, der ein Interesse daran hatte, seinen 
Zuhörern richtig bestimmte Pflanzen vorzuführen und in die Hand zu 
geben, der auch danach streben mußte, in dem Garten eine Auswahl 
praktisch wertvoller oder charakteristischer, ökologisch interessanter 
Pflanzentypen und nicht bloß eine große Zahl zufällig zusammen- 
gekommener Arten vertreten zu haben. Sollte ein Direktor alle Dis- 
ziplinen der Botanik und womöglich auch noch Pharmakognosie 
vertreten, dann konnte er in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr- 
hunderts, in welcher die mikroskopische Forschung so viele Umwäl- 
zungen in der Botanik zur Folge hatte, unmöglich sich genügend 
des ihm anvertrauten Gartens annehmen; entweder blieb er in 
seiner Wissenschaft zurück, oder der Garten geriet wissenschaftlich in 
Verwahrlosung. 

Früher als anderswo wurden in England die Botanischen Gärten 
dem großen Publikum zugänglich gemacht, und ebenso hatte man dort 
mit der Einrichtung eines großen Botanischen Museums begonnen, das 
weite Kreise mit der unendlichen Verwendbarkeit pflanzlicher Produkte 
bekannt machte und damit auch diejenigen für spezielle Botanik inter- 
essierte, welche nicht vom ästhetischen Bedürfnis getrieben und aus 
Freude an der Formenmannigfaltigkeit der Pflanzenwelt die Botanischen 
Gärten aufsuchten. Das Beispiel von Kew fand allmählich Nachahmung, 
und die Botanischen Gärten wurden mehr oder weniger, je nach der 
Neigung der einzelnen Direktoren, auch zu Bildungsstätten für das 
Volk. Die von den Stadtverwaltungen angelegten Botanischen Gärten 
haben mit Recht ausschließlich diesen Zweck, und es ist nur zu wünschen, 
daß allmählich jede größere Stadt ihre Parkanlagen nicht nur ästhetisch, 
sondern auch belehrend gestalte, was leicht zu erreichen ist, wenn Land- 
schaftsgärtner angestellt werden, die etwas Systematik und Pflanzen- 
geographie gelernt haben. Daß in unserer neuen Anlage, die ja nicht 
bloß auf die nach Millionen zählende Bevölkerung Groß-Berlins be- 
rechnet ist, sondern auch den nach Berlin kommenden Provinzialen 
und Fremden Anregung geben soll, in reichem Maße für allgemeine 
Belehrung gesorgt ist, haben Sie gesehen und werden Sie sehen, ebenso 


— 16 — 


werden Sie von den für den Universitätsunterricht getroffenen Ein- 
richtungen Kenntnis genommen haben!). 


Ich möchte nun aber noch der Frage näher treten, inwieweit die 
Botanischen Gärten und Herbarien auch fernerhin für die Entwicklung 
der Wissenschaft von Nutzen sein werden. Der Fernerstehende und 
auch Botaniker, welche sich mehr mit den allgemeinen Erscheinungen 
des Pflanzenlebens beschäftigen, haben oft keine Vorstellung von dem, 
was noch auf dem Gebiete der speziellen Botanik zu tun ist. Der 
Ausbau des Pflanzensystems ist noch keineswegs abgeschlossen; noch 
immer werden neue Formen gefunden, welche sich nicht der bestehenden 
Begrenzung von Familien, Gattungen und Arten fügen; und uxsere 
Kenntnis von der Verbreitung der Familien und Gattungen wird fort- 
während erweitert, nicht selten so, daß die Anschauungen über die 
Entwicklung der Pflanzengruppen eine wesentliche Änderung erfahren; 
das zeigen uns die neueren botanischen Forschungen in Afrika, Zentral- 
und Ostasien, in Australien und Neu-Guinea; aber auch Länder, welche 
für gut erforscht galten, wie Nord- und Südamerika und selbst Europa, 
insbesondere das südöstliche, haben in den letzten Jahrzehnten eine 
botanische Überraschung nach der andern geboten. Es ist also den 
Botanischen Gärten reichlich Gelegenheit gegeben, immer wieder neue 
Pflanzen für systematische und biologische Studien heranzuziehen. Die 
vortrefflichen Einrichtungen unserer Gewächshäuser ermöglichen es uns, 
viel mehr Pflanzen als früher zu kräftiger Entwicklung und zum Blühen 
zu bringen, vielfach so gut wie in ihrer Heimat; damit ist reichliche 
Gelegenheit zu anatomischen, morphologischen und systematischen Studien 
gegeben, aber auch zu physiologischen. In der Kultur von groß werdenden 
tropischen und subtropischen dikotyledonen Bäumen wird man sich wegen 
des vielen Raumes, den sie erfordern, zweckmäßigerweise beschränken; 
aber Lianen, Epiphyten und Wasserpflanzen können wir in großer 
Mannipgfaltigkeit erhalten, und auch zahlreiche Xerophyten geben Ge- 
legenheit zur Erweiterung biologischer Studien. Die Anzucht tropischer 
Gewächse, namentlich von in die Kolonien einzuführenden Nutzpflanzen, 
liefert auch Material zu vergleichenden Studien über Keimung und das 
jugendliche Verhalten von Pflanzen verschiedener Familien. Wenn erst 
ein pflanzenphysiologisches Institut in der Nähe des Botanischen Gartens 
errichtet sein wird, dann ist zu hoffen, daß sich noch mehr Botaniker 


') Anmerkung. Da die im Auftrage des Kultusministeriums herausgegebene 
Schrift „Der Königliche Botanische Garten und das Königliche Botanische Museum“ 
seit längerer Zeit in den Händen der auswärtigen geladenen Botaniker sich befand, 
wurden in dieser Ansprache die Einrichtungen unserer Anstalten nicht noch ein- 
mal geschildert. 


— 167 — 


physiologischen Beobachtungen an den Pflanzen unseres Gartens widmen 
werden. Jetzt sind sie trotz der günstigen Gelegenheit durch die weite 
Entfernung beider Institute vom täglichen Studium im Botanischen 
Garten abgehalten. Neben dem Bestande, den der Garten für den 
Unterricht und zur allgemeinen Belehrung braucht, können auch selbst 
so große Anlagen, wie die hiesige, nur in beschränktem Maße die Fülle 
des Neugebotenen aus den tropischen und subtropischen Gebieten auf- 
nehmen; es empfiehlt sich bei vielen nicht durch ansehnliche oder 
eigenartige Entwicklung interessierenden Pflanzen, sie nur eine Zeit- 
lang zu erhalten, gutes zur Untersuchung geeignetes Material von ihnen 
im Herbarium oder anderweitig aufzubewahren und dann an ihrer Stelle 
wieder andere zu kultivieren. Sehr zu empfehlen sind aber Spezial- 
sammlungen für wissenschaftliche Arbeiten, wie an unserem Garten 
solche von Araceen, Palmen, Orchideen, Bromeliaceen, Kakteen; auch 
können an kleinen Gärten je nach den Neigungen der Direktoren und 
ihrer Mitarbeiter die Spezialsammlungen wechseln. 

Als dauernde Aufgabe unseres Botanischen Gartens wollen wir 
festhalten das Sammeln der in unserem Klima gedeihenden Gehölze, 
der Bäume und Sträucher, welche entweder in den pflanzengeographi- 
schen Anlagen oder im Arboretum untergebracht werden, ebenso aber 
auch das Sammeln aller im Freiland aushaltenden Gattungen (nicht 
Arten) von Stauden. Für beide Kategorien dürfen wir in nächster 
Zeit noch bedeutenden Zuwachs erwarten; denn der Reichtum des 
extratropischen Ostasiens an interessanten Pflanzenformen, auch an 
eigentümlichen Gattungen, ist ein sehr großer. Ferner dürfen wir 
hoffen, allmählich auch eine größere Anzahl von Pflanzen aus den 
zentralasiatischen Gebirgen und aus den antarktischen Ländern zu er- 
halten, wenn erst die Pflanzensammler sich daran gewöhnt haben, das 
Sammeln von Samen ebenso eifrig zu betreiben wie das von Herbar- 
pflanzen. Die starke Betonung biologischer Verhältnisse in der Ein- 
richtung der Gewächshäuser und in den Anlagen des Gartens hat zur 
Folge, daß die hier ausgebildeten Pflanzensammler mehr, als es bisher 
üblich war, in den von ihnen bereisten Gebieten die Regionen, Forma- 
tionen und kleinen Pflanzengemeinschaften beachten und in den von 
ihnen ausgegebenen Sammlungen die Standortsverhältnisse besser 
notieren, als es früher üblich war, Vielfach haben früher die Sammler 
nur die Pflanze selbst im Auge gehabt und waren vorzugsweise be- 
strebt neue Arten aufzufinden, kümmerten sich aber wenig um die 
Entwicklungsstadien der einzelnen Arten und das von ihnen eingenom- 
mene Areal. Wieviel auf dem Gebiet der Pflanzengeographie, der- 
jenigen Disziplin der Botanik, in welcher sich Pflanzengeschichte, Syste- 
matik und Pflanzenphysiologie die Hand reichen, für welche auch 


— 168 — 


große Herbarien die wertvollsten Archive darstellen, noch zu tun ist, 
davon haben die dem Fach Fernerstehenden kaum eine Ahnung. Trägt 
man die Reisen in überseeischen Gebieten, im südöstlichen Europa, 
Zentral- und Ostasien, auf denen etwas gründlichere botanische Er- 
forschungen gemacht wurden, auf Karten ein, so erstaunt man über die 
großen kartographisch bekannten Gebiete, welche pflanzengeographisch 
noch als Terra incognita anzusehen sind. Oft fehlte es gerade energi- 
schen geographischen Reisenden an der nötigen botanischen Vorbildung 
und an Interesse für die spezielle Zusammensetzung der von ihnen 
durchstreiften Pflanzenwelt. Auch ist für einen einzelnen Forscher die 
Aufgabe, gleichzeitig geologische, zoologische und botanische Samm- 
lungen anzulegen, eine zu große, wenn er nicht längere Zeit an einem 
Ort verbleibt. Wir müssen dringend wünschen, daß mehr Forschungs- 
reisen von ordentlich vorbereiteten Botanikern unternommen werden 
und daß bei größeren Expeditionen der beigegebene Botaniker genü- 
gende Freiheit erhält, an einzelnen Stellen die Gesamtvegetation notierend 
und sammelnd aufzunehmen, wie dies bei der zentralafrikanischen Expe- 
dition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg Herrn Dr. Mild- 
braed gestattet war. Viel unnütze Arbeit wird durch die oft über- 
hasteten Veröffentlichungen der Reiseberichte veranlaßt, und es wäre 
viel richtiger, wenn die ersten Berichte über eine Expedition an der 
Hand eines Itinerars den allgemeinen Vegetationscharakter der einzelnen 
Lokalitäten unter Anführung der gesammelten oder beobachteten 
Pflanzennummern schildern und später Berichte über verschiedene 
Expeditionen eines Gebietes im Zusammenhang von einem Kenner 
desselben verarbeitet würden. Ebenso ist es wünschenswert, daß das 
von verschiedenen in einem Erdteil unternommenen Expeditionen stam- 
mende Material einer Familie im Zusammenhang bearbeitet wird. Auf 
diese Weise kann viel in den Herbarien aufgespeichertes Material für 
Pflanzengeographen und Systematiker nutzbringend verwertet werden. 
Das hiesige Herbar ist besonders reich an Pflanzen aus dem tropischen 
Amerika, Afrika und Neu-Guinea, und es ist zu hoffen, daß auf Grund 
dieser Materialien am hiesigen Museum noch eingehende Schilderungen 
der Vegetationsverhältnisse dieser Länder veröffentlicht werden. Für 
Afrıka und Peru sind solche bereits im Druck, während von einzelnen 
Teilen Westindiens Floren ausgearbeitet werden. Die Erwerbung 
tropischer Kolonien hat viel dazu beigetragen, das Interesse an der 
tropischen Pflanzenwelt zu wecken, und die Zahl derjenigen, welche 
über dieses oder jenes tropische Pflanzenprodukt Auskunft haben 
wollen, nimmt immer mehr zu. Es ist dies einerseits erfreulich, ander- 
seits aber auch den gründlichen zusammenfassenden Studien recht 
hinderlich. So lange sich nicht diejenigen, welche sich mit der Pflanzen- 


— 169 — 


welt der Tropen beschäftigen wollen, erst an einem größeren botanischen 
Museum längere Zeit vorbereitet haben, werden sie draußen ihren 
Aufgaben nicht gewachsen sein. Zu Vorbereitungen geben die hier ge- 
haltenen Vorlesungen über spezielle Botanik und das Schaumuseum 
reichlich Gelegenheit; wir hoffen auch später durch Anlegung von 
Spezialherbarien noch mehr zu tun. 

Ein großer von allen hierher kommenden Botanikern anerkannter Vor- 
zug unseres neuen Museums ist der, daß jetzt die Beamten und andere 
hier arbeitende Gelehrte ausreichenden Raum für ihre Arbeiten zur Ver- 
fügung haben; auch die Bibliotheksverhältnisse haben sich wesentlich 
gebessert, und mancherlei Hilfsmittel, an welche früher nicht zu denken 
war, sind jetzt in reichem Maße vorhanden. Als wir Älteren zu 
lernen begannen, war die Gelegenheit in den Museen zu arbeiten eine 
sehr beschränkte, die Bibliotheken waren kümmerlich und Mikroskope 
mußte man sich selbst beschaffen. Die Gelegenheit zu wissenschaft- 
lichen Reisen wurde nur wenigen gegeben, und das Reisen selbst war 
mit Beschwerden und Gefahren verknüpft, welche heute, bei dem immer 
mehr fortschreitenden Ausbau der Verkehrswege und bei den Fort- 
schritten in der Bekämpfung von Tropenkrankheiten, nur noch wenig 
zu fürchten sind. Jetzt stehen die wissenschaftlichen Hilfsmittel reich- 
licher zur Verfügung; wer lernen und arbeiten will, braucht nur zu- 
zugreifen. Wie große Erleichterungen jetzt im Verkehr zu früher für 
das botanische Studium gegeben sind, wissen die jüngeren oft nicht 
genügend zu schätzen, wir älteren aber haben oft Gelegenheit gehabt, die 
Aufopferung zu bewundern, deren früher manche Botaniker bei ihrem 
Forschungstrieb fähig waren. Daß alle, welche sich zur Botanik hin- 
gezogen fühlen, erwarten dürfen, eine völlig ihren Neigungen ent- 
sprechende amtliche Stellung zu finden, ist ja ausgeschlossen; aber auch 
in dieser Beziehung ist es jetzt besser geworden als früher. Die- 
jenigen aber, welche an einem solchen Institut, wie dem unserigen, 
Studienmaterial urd Hilfsmittel reichlich zur Verfügung haben, mögen 
es auch als ihre Pflicht ansehen, dieselben zur Förderung unserer 
Wissenschaft zu benutzen und zu mehren, nicht nur der Masse, 
sondern auch dem Inhalt nach durch gründliche Durcharbeitung ein- 
zelner Abteilungen. Dann wird auch die Teilnahme an der Förde- 
rung unserer Institute immer mehr zunehmen, und die Zuwendungen 
werden noch reichlicher fließen als bisher; denn jeder Sammler wünscht 
schließlich, daß seine mühsam zusammengebrachten Schätze nicht der 
Vergessenheit anheimfallen, sondern auch weiterhin Nutzen stiften. Bei 
dieser Gelegenheit will ich dankbar erwähnen, daß uns kürzlich durch 
den verstorbenen Botaniker Willy Retzdorf und durch die freundliche 
Unterstützung einiger Gönner unserer Anstalten ermöglicht wurde, das 


— 170 — 


einzig dastehende Sphagnaceen-Herbar des Herrn Warnstorf zu er- 
werben, daß ferner Herr Dr. von Degen aus Budapest unserem 
Museum als Festgabe seine wissenschaftlich sehr wertvolle Sammlung 
ungarischer Gramineen gewidmet hat, und daß Herr Professor Paul 
Magnus die Lebensarbeit des verstorbenen Geheimen Kriegsrat 
Winkler, eine viele Bände umfassende Sammlung von Zeichnungen 
der von ihm beobachteten Keimpflanzen, unserem Museum überwies. 
Es ist mir eine angenehme Pflicht, den hochherzigen Gebern für 
diese Bereicherung unseres Museums meinen ergebensten Dank auszu- 
sprechen, möchte aber auch wünschen, daß die Zahl der Freunde, welche 
hin und wieder unseren Anstalten etwas zuzuwenden geneigt sind, noch 
zunehmen möge. 


Der Hinweis auf die verschiedenen Aufgaben der Botanik wird 
auch diejenigen unter Ihnen, welche dieser Wissenschaft ferner stehen, 
darüber belehrt haben, daß auch sie strenge und ernste Arbeit er- 
fordert. So mancher, welcher von der Schönheit und Mannigfaltigkeit 
der Pflanzenformen, sowie von den Erscheinungen des Pflanzenlebens 
angezogen wurde, hat sich bei tieferem Eindringen in die wissenschaft- 
liche Botanik davon überzeugen müssen, daß ein oberflächliches 
Studium derselben in Feld und Garten heutzutage nicht mehr aus- 
reicht, um ihn in der Botanik zu allgemeiner Geltung zu bringen; aber 
nichts desto weniger können viele, welche für unsere Wissenschaft 
Interesse besitzen, diese wesentlich fördern, wenn sie sich als ver- 
ständige Sammler in ihren Dienst stellen oder auch ein engeres 
Gebiet selbst gründlich behandeln. 


Wir hoffen, daß unsere Anstalten noch viele anregen werden, sich 
in dieser Weise zu betätigen, wenn sie nicht ganz im Studium der 
Botanik aufgehen können. 


Aber ich wünsche und erhoffe von unserer Anstalt noch etwas 
anderes. Der Botanik ist lange die ehrende Bezeichnung scientia 
amabilis zuteil geworden. Da aber mit den wissenschaftlichen Arbeiten 
vieles verbunden ist, was nicht gerade als ein Vergnügen anzusehen 
ist, so bezieht sich das Wort amabilis viel mehr auf die Pflanzenwelt 
als auf das wissenschaftliche Studium. Es ist jedoch auch Aufgabe der 
Botanischen Gärten, nicht nur den Gelehrten, sondern auch dem Volke 
zu dienen, in diesem Freude an den Formen und Lebenserscheinungen 
der Pflanzen zu erwecken und zu fördern und ihm die Botanik als 
scientia amabilis erscheinen zu lassen. Man beginnt allmählich einzu- 
sehen, wie sehr die großen Städte die Kraft einer Nation schädi- 
gen, wenn in ihnen nicht dafür gesorgt wird, daß auch die weniger 
begüterten Volksklassen Gelegenheit erhalten, durch die Freude an 


—- 11 — 


der Natur in ihr oft eintöniges Dasein etwas Abwechslung zu 
bringen. Da ist nun ein größerer botanischer Garten, wie der 
unsrige, besonders geeignet, weiten Kreisen angenehme und nütz- 
liche Anregungen zu geben, welche sie bei ihren Wanderungen durch 
Wald und Feld, zum Teil auch im täglichen Leben wieder verwerten 
können. 

Tausende, welche unsern Garten an den Sonntagen besuchen, er- 
freuen sich hierbei nicht nur einer Erholung, sondern nehmen auch 
Belehrungen mit hinaus, welche sie in den Stand setzen, auf dem Lande 
auch die sie umgebende Natur zu verstehen. Darum schließe ich 
meine 'Ansprache mit dem Wunsche, daß unsere botanischen Anstalten 
recht blühen und gedeihen mögen zur Förderung der Wissenschaft und 
des allgemeinen Volkswohles. 


Nach dieser Ansprache erfolgte ein Rundgang durch sämtliche 
Räume des Museums. 


Nachmittags um 5 Uhr fand ein Festmahl im Saal des Landwehr- 
offizier-Kasinos statt. Leider waren die Vertreter des Kultusministe- 
riums verhindert zu erscheinen, da an diesem und dem folgenden 
Tage ausführliche Beratungen mit dem Justizministerium betreffs der 
Prüfungen der Assessoren stattfanden. Während des Festmahls hielten 
Ansprachen die Herren Engler, Flahault, Berthold, Radlkofer, 
Echtermeyer, Pax und Mez. 


Nach dem Festmahl versammelten sich die Teilnehmer und ihre 
Damen im Hofbräuhaus. 


Am 25. morgens begann schon um 8!/, Uhr die Sitzung der 
Freien Vereinigung der Pflanzengeographen und systematischen Bota- 
niker, bei welcher folgende Vorträge gehalten wurden: 


Prof. Dr. F. Pax: Über die Verbreitung und Entwicklung der 
Jatropheae. 

Dr. C. Lauterbach: Neuere Ergebnisse der pflanzengeographi- 
schen Erforschung Neu-Guineas. 

Prof. Dr. G. Schweinfurth: Die Bedeutung der Kultur- 
geschichte. ,„ 

Prof. Dr. Conwentz: Die neuerworbenen pflanzengeographisch 
wichtigen Reservate Deutschlands. 

Prof. Dr. J. Urban: Über die botanische Erforschung der Insel 
Haiti-St. Domingo (Hispaniola). 

Dr. R. Knuth, Über die geographische Verbreitung der Gattung 
Pelargonium und ihre morphologischen Verhältnisse. 

Dr. H. Winkler: Über die Vegetation von Süd-Borneo (mit 
Lichtbildern). 


— 12 — 


Nachmittags 21/, Uhr veranstaltete bei schönem Wetter die 
Freie Vereinigung der Pflanzengeographen eine Dampferfahrt von 
Wannsee nach Potsdam, an welcher auch die Gäste mit ihren Damen 
teilnahmen. Unter Führung des Herrn Hofgartendirektor Fintel- 
mann wurden die ausgedehnten Anlagen von Sanssouci und Charlotten- 
hof besichtigt und um 8 Uhr schloß ein einfaches Abendbrot im 
Palasthotel zu Potsdam das fröhliche Zusammensein der zahlreichen 
deutschen und auswärtigen Botaniker, welche diese Tage einander 
vielfach näher gebracht hatten. 


— 13 — 


Il. Polystachya dendrobiillora Reichb, 1. 
Von 
Fr. Kränzlin. 


Polyst. dendrobiiflora Reichb. f. Otia botan. Hamburgensia II 
(1881) 76; Durand und Schinz Conspectus Fl. Afric. V. 34; Rolfe in 
Fl. Trop. Afr. VII (1898) 111. — Pseudobulbi dense aggregati, oblique 
ascendentes, fusiformes v. elongato-ovoidei, pauciarticulati (— 8), sulcati, 
supra foliati, 8—13 cm longi, 2—3 cm crassi. Folia subdisticha 4—5 
in pseudobulbo quoque, laete viridia, linearia sensim longeque acuminata, 
apice ipso biapiculata, 12—27 cm longa, 1—2 cm lata, brevi-vaginantia. 
Scapus folia multo excedens, 60 cm altus, per totam longitudinem 
vaginis arctis, acutis, brunneis vestitus, apice viridis ibique dense 
pilosus, post anthesin florum primorum ramulos floriferos gignens. 
Flores in corymbum brevem ad 20-florum dispositi, bracteae minutae, 
albidae, quam ovaria cum pedicellis 3—5 cm longa multo breviores, 
flores ipsi albi pallide roseo-suffusi, illis Dendrobi barbatuli omnino 
comparandi. Sepala ligulata, acuta, lateralia mentum rectangulum 
breve formantia, 2,5 cm longa, 5 mm lata. Petala paululum breviora 
et angustiora. Labellum rhombeum, simplex, utringue obtusangulum v. 
rotundatum, apice obtusum, apiculatum, eodem colore quo cetera 
phylla, basi macula elongato-triangula sanguinea notatum, 2 cm longum, 
vi expansum medio 1 cm latum, totus discus potius pilosus quam fur- 
furaceus (ut vult ill. Reichenbach. Gynostemium generis apicem 
versus dilatatum utrinque obtusangulum album, basi antice macula 
sanguinea notatum; anthera generis, pollinia profunde sulcata. 

Deutsch-Ostafrika. DBlühte im Königl. Botan. Garten zu 
Dahlem. Das Exemplar wurde von Herrn Assessor Boxberger in 
Dar-es-Salam gesandt. 

Es ist dies die schönste aller bisher bekannten Polystachyen und 
zugleich die am wenigsten gut beschriebene. Der Originaltext Reichen- 
bachs in den „Otia“ — 5 ganze Zeilen — ist alles, was wir bisher über 
die Pflanze wußten, denn die Stelle in der Flora of Trop. Africa ist 
nur eine Übersetzung. In dieser Reichenbachschen Diagnose steht 
aber der ausgezeichnete Vergleich mit Dendrobium barbatulum und die- 
jenigen Leser, welche die Tafel 5918 des Botanical Magazine zur 
Hand haben, gewinnen eine gute Vorstellung von der Blüte dieser 
Polystachya. Die übrigen Charaktere stimmen gut, Dimensionen hat 
Reichenbach nicht angegeben. Es schien mir deshalb angezeigt, eine 
genauere Diagnose nach dem lebenden Exemplar zu schreiben, welches 

12 


— 114 — 


dank der guten Kultur im Königl. botan. Garten zur Blüte kam. Die 
nächstverwandte Art ist wohl Polyst. gracilenta Kränzl., ebenfalls ost- 
afrikanischer Herkunft. Im ganzen Aufbau erinnert die Pflanze be- 
sonders durch ihre langen dünnen Blütenschäfte und die kurze Traube 
großer weiß-rötlicher Blumen habituell weit mehr an gewisse Bletien 
südamerikanischer Herkunft, als an eine Polystachya, wozu die stark 
unentwickelte Kinnbildung besonders beiträgt. Nach dem einen Exem- 
plar zu urteilen ist die Pflanze eine der willig blühenden Arten und 
abgesehen von der im ganzen tropischen Afrika verbreiteten Ansellia 
africana (dieser Name als Kollektivname für die mehr oder minder 
guten davon abgetrennten Arten) wohl die schönste epiphytische 
Orchidee, welche wir von dort erhalten haben. — Der Garten verdankt 
die Art dem Sammeleifer des Herrn Assessor Boxberger. 


— 175 — 


III. Über die Stammpflanze des Kamerun-Kopals und 
eine neue Copaifera-Art aus Spanisch-Guinea. 
Von 


H. Harms. 


Bei der Station Edea des Kamerungebietes sammelte im April 
des Jahres 1898 der damalige Leiter des Botanischen Gartens in 
Viktoria, Dr. P. Preuß, Zweigstücke eines Kopalbaumes, von dem er 
angibt, daß er im Urwalde am Flusse Sannaga überall häufig sei. 
Preuß beschreibt ihn als einen großen Baum mit sehr heller Rinde. 
Dieser Baum soll „rubber-stone“ liefern. Später suchte Preuß über 
den Baum durch das Bezirksamt Edea genauere Erkundigungen ein- 
zuziehen: in einem an Dr. Gilg gerichteten Schreiben vom 20. August 
1898 teilt er folgendes mit: „Daß das Kopal von diesem Baume schon 
in Kamerun gesammelt wird, entnehme ich aus den Angaben der 
Schwarzen, welche den Baum als die Quelle des „rubber-stone“ be- 
zeichnen. Die Leute erklärten mir, das Harz fiele vom Baum, und 
werde an der Erde zu rubber-stone, der in den Faktoreien gekauft 
werde. Wahrscheinlich ist es also noch ziemlich frisch.“ — Aus einem 
Schreiben, das Leutnant Schmidt von der Station Edea im November 
1898 an den Leiter des Botanischen Gartens in Viktoria richtete, sei 
noch folgendes mitgeteilt. Im Anschlusse an bestimmte Fragen ant- 
wortet er folgendes: „Ad I) Soweit hier beobachtet, liefert ein Baum 
Kopal nur in sehr spärlichen Mengen. AdII) Das Kopal wird von 
den Eingeborenen zwar gesammelt, aber nur in sehr spärlicher Menge 
in den Handel gebracht. Der dafür erzielte Preis ist so niedrig be- 
messen, daß es offenbar den Eingeborenen nicht lohnt, sich eingehender 
mit dem Sammeln des Harzes zu befassen. Soweit beobachtet, wird 
nur das halbfossile Harz in den Handel gebracht. Ad III) Gefunden 
wird das Kopal am Stamme meist an beschädigten Stellen der Rinde, 
wie z. B. in Deutschland das Kirschharz. AdIV) Ein Baum soll 
recht wenig Harz liefern.“ Leutnant Schmidt schickte zugleich einige 
Blätter und Harzproben ein. 

Da nur Blätter vorlagen, war es bis dahin nicht möglich gewesen, 
den Baum näher zu bestimmen. Daß es sich um eine Art der Gattung 
Copaifera handelte, war sehr wahrscheinlich; bekanntlich liefern mehrere 
Arten dieser Gattung Kopal. Es sei nur erinnert an C. Gorskiana 
Benth., die Stammpflanze des Inhambane-Kopals (vergl. Gilg in 
Pflanzenwelt Ostafrikas C. 418), und an die C. Guibourtiana Benth. von 
Sierra Leone (den „kobo tree“, nach Oliv. Fl. Trop. Africa II, 314). 

12* 


— 116 — 


Einen kurzen Hinweis auf den Kamerun-Kopal brachte bereits E. Gilg 
(in Sadebeck, Kulturgew. der deutsch. Kolonien (1899) 266). — 
Nun brachte Prof. Buesgen im Jahre 1909 von Edea Blätter offenbar 
der gleichen Art und zugleich einige Hülsen mit, die eine nähere Be- 
stimmung des Kameruner Kopalbaumes ermöglichten. Das Material 
von Prof. Buesgen stammte von einem großen Waldbaum auf der 
Insel gegenüber Edea am Wasser. Auf Grund dieses Materials konnte 
ich bereits mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß der bei Edea 
wiederholt beobachtete Baum zu der von mir in Englers Bot. Jahr- 
büchern XXVI (1899) 264 beschriebenen Art, C. Demeusei Harms, 
gehört. Diese habe ich begründet auf ein im Kongogebiet am Lac 
Lö&opold II von Demeuse gesammeltes Exemplar des Brüsseler Herbars. 
Von dieser Art wird bereits a. a. O. bemerkt, daß sie den Copal 
blanc liefert. Die von Buesgen gesammelten Hülsen sind in der Größe 
und Form den übrigens unreifen flachen Hülsen des Originalexemplars 
sehr ähnlich; sie sind jedoch etwas dicker, ein wenig aufgedunsen, und 
offenbar alle nicht ganz normal entwickelt, denn man findet im Innern 
eine blättrige zerfressene Masse oder ein lockeres schwärzliches zer- 
stäubendes Pulver. Vielleicht handelt es sich um eine Art Gallen- 
bildung. In der Blattform läßt sich kein Unterschied erkennen. Auch 
die Farbe der Rinde an den dünnen Zweigstücken ist eine sehr ähn- 
liche: ein schmutziges Weißgrau oder Gelblichgrau. — Reichliches 
Material an Blattzweigen und Hülsen sammelte Herr Forstassessor 
Reder am Sanaga im Dezember 1909 (Edeabezirk; Tisongo-See); der 
Baum soll am Flusse häufig vorkommen. Reder teilt mit: „Der in 
der Erde gefundene Kopal wird von den Faktoreien gekauft; für einen 
Salzsack (0,8:0,3 m) Kopal gibt man gewöhnlich 3 Mark. Der Ruß 
des Harzes wird von den Eingeborenen zum Tätowieren benutzt. Der 
Kopal dient als Klebe- und Dichtungsmittel. Von dem Absud der 
Rinde behaupten die Farbigen, daß er auf Wunden heilend wirke*. 
Einheimische Namen nach Reder: Ebana (Bakoko), Ebäan (Jabassi), 
Eban (Duala). — In dem Hülsenmaterial von Reder finden sich neben 
flachen Hülsen auch einige etwas aufgedunsene, wie sie Buesgens 
Material bot. Reife Samen waren nicht vorhanden; offenbar waren die 
Hülsen im vertrockneten Zustande vom Boden aufgelesen. 

Erst in allerjüngster Zeit ist es gelungen, einen Blütenzweig des 
Kameruner Kopalbaumes zu erhalten, und dieses Material, das wir den 
Bemühungen von Herrn Erich Conrad verdanken, ergänzt in er- 
wünschter Weise das äußerst spärliche Blütenmaterial des Original- 
exemplars von Demeuse und erlaubt zugleich eine sichere Bestimmung 
der Kameruner Pflanze. Herr Conrad schreibt (Edea, den 14. April 
1910) folgendes: Nachdem er die Schwierigkeiten geschildert, die sich 


— 17 — 


ihm beim Nachsuchen nach blühenden Bäumen entgegengestellt hatten, 
fährt er fort: „Um auch die großen Kopal-Bestände am Ossa-Creek und 
-See zu durchsuchen, fuhr ich alsdann im Kanoe weiter dorthin. Kopal- 
bäume überall in Menge, aber nirgends erschlossene Blüten, nur Knospen. 
Endlich fand ich in unmittelbarer Nähe meines Quartiers Fishtown 
einen vollerblühten Baum, der aber auch unersteigbar war und gefällt 
werden mußte. Es wurden nun Blütenzweige gepreßt, und da der 
Stamm selbst hohl war, von einem der stärksten Äste ein Abschnitt 
genommen. Die Rückkehr nach Edea erfolgte am nächsten Tage. Der 
Kopalbaum wird bis reichlich 30 m hoch und entwickelt im Alter 
Pfeilerwurzeln. Die sehr helle, fast weiße, glatte, leicht längsrissige 
Rinde macht ihn in den lichten Waldungen am Sanaga und Ossa zu 
einer auffälligen Erscheinung; sehr viel Bodenfeuchtigkeit scheint für 
sein Vorkommen erste Bedingung zu sein. Das Holz ist ungemein 
hart und zäh (nach Angabe der Eingeborenen „das härteste von allen“), 
der Splint auffallend hell, der Kern violett-rotbraun, es riecht schwach 
nach Gerbsäure. Blütezeit: Ende April; angeblich im Dezember- 
Januar kleine platte Früchte. Namen: Ebäna (Bakoko und Edea) 
Ebänja (Malimba), Ibän(i) (Duala). Die Maße des einen gefällten 
Stammes betrugen: Höhe 25 m, bis zu den ersten Ästen 12 m, Umfang 
l m, über dem Erdboden 1,65 m“. Das Blütenmaterial stimmt gut 
überein mit dem Original der Copaifera Demeusei, so daß ein Zweifel 
an der Zugehörigkeit des Kameruner Kopalbaumes zu dieser Art aus- 
geschlossen erscheint. 

Was die wichtigeren Merkmale des Baumes betrifft, so sei folgendes 
bemerkt. Die Sammler sprechen alle von der auffallend hellen Rinde 
des Stammes. Die von Reder eingesandten Aststücke zeigen eine 
schwärzlich-graue warzige Rinde. Die dünnen Zweigstücke des Herbar- 
materials sind ziemlich hell, schmutzig-weißgrau oder gelblich-grau. 
Die Blätter sind paarig gefiedert, gestielt (Stiel etwa 2—4 cm lang), 
kahl, und tragen nur ein Paar von schiefen länglichen bis länglich- 
lanzettlichen, am Ende zugespitzten Blättchen, die etwa 9—12 cm lang 
und 4—6 cm breit werden, bisweilen jedoch noch größere Dimensionen 
erreichen. Ein wichtiges Merkmal ist noch, daß die Blättchen nur 
einen Hauptnerven zeigen. Die Blüten sind sitzend an gedrängten, 
2—5 cm langen Ähren mit ziemlich dünner ganz fein behaarter Spindel; 
die Ähren treten zu reichblütigen axillären Rispen zusammen. Jede 
Blüte sitzt in der Achsel eines kleinen breiten fast halbkreisförmigen 
schuppenähnlichen Tragblättchens und ist am Grunde von zwei ähn- 
lichen, aber etwas größeren sehr breiten fast halbkreisförmigen oder 
nierenförmigen Vorblättchen umgeben, so daß wir am Grunde der 
Knospe stets drei winzige schuppenähnliche Blättchen bemerken, von 


—- 198 — 


denen allerdings das Tragblättchen leicht abfällt. Die Knospen sind 
länglich-eiförmig und zeigen im getrockneten Zustande eine sehr feine 


Copaifera Demeusei Harms. 
A Zweig (nach Material von E. Conrad). B Knospe und Bracteen. C Frucht- 
knoten in der Knospe. D Blüte. E Fruchtknoten im Längsschnitt. F Hülse £ 
(gesammelt von Reder). 


graue Behaarung. Wir finden 4 längliche Kelchblätter, 10 Staubblätter 
und einen fast sitzenden kahlen oder fast kahlen flachen Fruchtknoten 


— 19 — 


mit langem fadenförmigem Griffel und schildförmig-kopfförmiger Narbe, 
und zwei Samenanlagen. Die kahlen fast sitzenden Hülsen sind zu- 
sammengedrückt, nahezu flach oder nur wenig dick. Sie besitzen eine 
schief ovale bis verkehrt-eiförmige gerundete Form. Die Griffelnarbe 
ist an einer seichten Einbuchtung unterhalb des oberen gerundeten 
Endes der Hülse zu erkennen. Die Wandung ist ziemlich glatt und 
zeigt einige leicht hervortretende Adern. Die Hülsen werden etwa 
2,5—4 cm lang und 2,2—3 cm breit, die Breite ist also nur wenig 
geringer als die Länge. 

So verdienstlich auch das bisher aus Kamerun eingeschickte 
Material dieses Kopalbaumes ist, so möchte ich es doch nicht unter- 
lassen, die in der Kolonie tätigen Botaniker, Forstleute und Gärtner 
dringend zu bitten, ihre Aufmerksamkeit auch noch weiterhin diesem 
Baume zu widmen und uns noch mehr Blüten- und Hülsenmaterial zu 
senden. Was wir bis jetzt haben, reicht zur Bestimmung der Pflanze 
einigermaßen aus; aber ein gutes vollständiges Bild aller Teile können 
wir erst später gewinnen, wenn wir in reichlicherem Maße blühende 
und fruchttragende Zweige erhalten. Ich muß auch noch besonders 
darauf hinweisen, daß wir reife Hülsen mit gut entwickelten Samen 
noch nicht aus Kamerun erhalten haben. Eine möglichst vollständige 
Kenntnis einer jeden Nutzpflanze unserer Kolonien zu erhalten, ist 
eine der wichtigsten Aufgaben der wissenschaftlichen und ökonomischen 
Erforschung dieser Länder. Es kann dies nur erreicht werden durch 
ein verständnisvolles Zusammenwirken der in der Kolonie tätigen 
Forscher mit den wissenschaftlichen Anstalten der Heimat, in denen 
die wichtigen Originalmaterialien der einzelnen Nutzpflanzen-Arten ver- 
wahrt werden, und wo ein kritisches Studium des eingesandten Materials 
und der Literatur die Feststellung des richtigen Namens der Art sowie 
ihrer verwandtschaftlichen Stellung und ihrer Verbreitung in anderen Ge- 
bieten ermöglicht. 

Was nun die systematische Stellung von Copaifera Demeusei an- 
langt, so kommt die Art der Copaifera coleosperma Benth. nahe, einer 
Art des südlicheren tropischen Afrika (siehe Baum, Kunene-Sambesi- 
Expedition, S. 246). Sie stimmt mit dieser Art besonders darin überein, 
daß die Blätter nur ein Paar von Blättchen tragen, und daß die 
Blättchen nur einen Hauptnerven zeigen. Sie weicht von C. coleosperma 
durch größere Blätter und glatte, nicht feinwarzige Hülsenwandung ab. 

Sehr ähnlich ist der ©. Demeusei die von De Wildeman be- 
schriebene ©. Laurentii De Wild. (Fl. Bas-Congo II, 132). Ich ver- 
danke ein Bruchstück der Art der Liebenswürdigkeit des Autors. 
Diese Art des Kongostaates (Eala) wurde nach Blättern und Früchten 
beschrieben. Die Hülsen unterscheiden sich von denen der ©. Demeusei 


— 180 — 


dadurch, daß sie etwas dicker sind und eine mehr oder minder warzige 
Oberfläche zeigen. Ich kann die Vermutung nicht unterdrücken, daß 
C. Laurentii vielleicht mit ©. Demeusei zusammenfällt, und daß die 
allerdings geringe Anschwellung der Hülse durch den Stich eines 
Insekts veranlaßt ist. Merkwürdigerweise findet man nämlich im Innern 
der Hülsen von (©. Laurentii ebenso wie bei denen des oben genannten 
von Buesgen gesammelten Exemplars eine schwärzliche staubähnliche 
Masse im Innern. Die Sache liegt noch nicht klar und es bedarf 
weiteren Materials zur Klärung der Frage, ob ©. Laurent eine eigene 
Art darstellt oder nicht. Die Übereinstimmung in den Blättern mit 
©. Demeusei ist sehr auffallend. ©. Laurentiü wird auch als „copalier* 
bezeichnet. Ein mit ©. Laurentii gut übereinstimmendes Fruchtexemplar 
sammelte A. Chevalier im Gebiete Chari oriental (pays de Snoussi), 
poste de Ballotys, XII, 1903, Nr. 11003. 

Copaifera Arnoldiana Th. et. Hel. Dur. (Syll. Fl. Congol. (1909) 
180; Copaiba Arnoldiana De Wild. et Th. Dur. Mater. Fl. Congo VIII 
(1900) 12, Illustr. Fl. Congo (1901) fasc. 7 t. 73) aus dem Kongostaat 
(Mayombe) wurde nach blühenden Zweigstücken beschrieben; sie hat 
ebenfalls Blätter mit nur einem Paar von Blättchen. Von ©. Demeusei 
ist diese Art durch kahle Blütenknospen (bei ©. Demeusei sind sie fein 
grau behaart) und kleinere Blätter verschieden. 

Folgende Exemplare des Berliner Herbars rechne ich zurzeit zu 
Copaifera Demeusei; da es sich vielfach um Blattexemplare ohne Blüten 
und Hülsen handelt, sind die Bestimmungen nicht ganz sicher. 

Kongogebiet: Lac Leopold II (Demeuse Nr. 458; Original der 
Art. De Wildeman gibt noch eine Reihe andrer Standorte an (Fl. 
Bas- et Moyen-Congo I (1904) 128, II (1907) 132, Pl. Laurent. (1905) 
97; Durand, Syll. Fl. Congol. (1909) 180): Ibali, Inongo, Dima, Bolobo, 
Basoko, Eala, commun le long de l’Ubangi. Einh. Name nach De 
Wildeman „Baka“, 

Haut Oubangui: Bangui (A. Chevalier Nr. 5252; 1902); 
de Bangui ä& la Kimo (A. Chevalier Nr. 5275; 1902). Exemplare 
mit Hülsen. 

Kamerun: Edea (Preuß Nr. 1351, 1898; Schmidt 1898; 
Buesgen Nr. 366, 1909; Schorkopf Nr. 11, 1908); Edeabezirk, 
Sanaga-Expedition, Tisongo-See (Reder; XII, 1909); Fishtown (Erich 
Conrad; April 1910); ohne Standort (Hauptm. v. Besser). Ein- 
heimische Namen: bobanja (nach Schorkopf). — boba (nach Besser). 
— ebana, eban (nach Reder). — ebana, ebanja, iban(i) (nach 
Conrad). 

Copaifera Gorskiana Benth. (Gorskia conjugata Bolle), die den In- 
hambane-Kopal liefert, weicht von C. Demeusei durch erheblich 


— 181 — 


kleinere Blättchen ab, die eine ganz andre Nervatur zeigen; es treten 
nämlich neben dem bis zur Spitze verlaufenden Hauptnerven meist 
noch einige vom Grunde bogig aufsteigende Nerven auf, die nahezu 
ebenso stark sind wie der Hauptnerv. Außerdem haben die Blättchen 
eine verhältnismäßig breitere stumpfe Form. Wie bei ©. Demeusei ist 
nur ein Paar von Blättchen vorhanden. Ebenso verhält sich auch 
C. Guibourtiana Benth., die der ©. Gorskiana durch die 3—4-nervigen 
Blättchen nahekommt, aber (nach Oliv. Fl. Trop. Afr. II, 314) von 
ihr durch sitzende ellipsoidische Blütenknospen mit deutlich entwickelten 
Brakteolen am Grunde des Kelches abweicht, während bei 0. Gorskiana 
die Knospen kugelig sind und einen äußerst kurzen Stiel zeigen, also 
fast sitzend sind, und deutlich entwickelter Brakteolen entbehren. 

Der ©. Demeusei steht eine neue von Herrn G. Tessmann in 
Spanisch-Guinea aufgefundene Art nahe, die ich mir erlaube, nach dem 
Entdecker zu benennen, dessen schöne Sammlungen so manchen in- 
teressanten Fund bergen. Die Blättchen stehen auch bei der neuen 
Art nur in einem Paare und haben einen Hauptnerven; in der Form 
sind sie denen von Demeusei sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch 
im Herbar durch mehr glänzende Oberseite, während die Blättchen bei 
Demeusei meist matt und stumpf aussehen. Recht verschieden sind die 
Blüten und Blütenstände. Die Spindel der Ähren von C. Tessmannii 
ist wesentlich dicker, die fast kugeligen Blütenknospen sind außen kahl. 
Vielleicht liefert auch diese Art Kopal. 

Copaifera Tessmannii Harms n. sp.; arbor, ramulis glabris cortice 
sordide atro-cinereo obtectis lenticellosis; folia petiolata glabra (petiolo 
1,5—2,5 em longo), foliola unijuga, sessilia vel subsessilia, obliqua (nervo 
medio margini antico propiore), oblonga vel lanceolato-oblonga, apice 
acuminata vel cuspidata, subcoriacea, glabra, supra nitidula, 7—10 cm 
longa, 3—4,5 cm lata; paniculae in axillis foliorum superiorum et apice 
ramulorum pseudoterminales, breviter pedunculatae, folio breviores vel 
vix ea aequantes, paniculae axi in spicam exeunte, inferiore parte 2—4 
spicas laterales gerente, cum spicarum rhachi crassiusculo et villosulo- 
pubescente, ca. 6—8 cm longo, spicis lateralibus ca. 2—3,5 cm longis; 
flores sessiles, bracteae latae, majusculae, subvelutino- pubescentes, ala- 
bastra superantes vel aequantes, oblongo-ovatae, cochleatae, 4—5 mm 
longae, deciduae et in spicarum rhachi cicatrices latiusculas relinquentes, 
bracteolae geminae anguste oblongae, obtusae vel obtusiusculae, pubes- 
centes, 4 mm longae; sepala 4, inaequilata (2 late ovata, 1 oblongo- 
ovatum, 1 (intimum) oblongum), obtusa, extus glabra, marginibus tectis 
pubescentibus, intus velutino-pubescentia, 4—5 mm longa; stamina 10, 
filamentis filiformibus glabris; ovarium breviter stipitatum, hirsuto- 
pilosum, stylo glabro, stigmate capitellato, ovulis 2, 


— 12 — 


Spanisch-Guinea: Akongi, Campogebiet, Weg nach Ndong 
(Tessmann Nr. 896. — Blüh. Febr. 1909; einh. Name: „ovöng“). 
Hierher gehört wohl auch der blütenlose Zweig Tessmann Nr. 483 
von Uelleburg (Juli 1908). 

Der von Reder gesammelte halbfossile Kopal der C. Demeusei 
liegt in Stücken verschiedener Größe vor; einige zeigen einen Durch- 
messer von 10 bis 15 cm. Die Stücke sind unregelmäßig knollenförmig 
oder auch abgeplattet und zeigen meist eine dünnere oder dickere gelb- 
lichweiße oder weißlichgraue an Kalk oder Kreide erinnernde Ver- 
witterungshaut. Der Bruch ist muschelig, die frische Bruchfläche ist 
glasglänzend und bringt eine oft fast wasserklare helle weißliche oder 
hellgelbliche bis hellbräunliche Masse zum Vorschein; häufig sieht man 
an demselben Stücke eine schön wasserklare Zone am Rande und in 
der Mitte milchige Struktur, als ob ein Stück feiner Watte im Kopale 
steckte. Einige Stücke zeigen eine mehr an Gummi arabicum erinnernde 
mehr gelbliche Färbung, vielleicht sind diese, die noch keine so ausgeprägte 
Verwitterungshaut besitzen, neueren Ursprungs. Beim Reiben entwickelt 
die Masse einen ausgeprägten balsamischen Geruch. — Ganz ähnliche 
Stücke Kopal wie die von Reder gesammelten besitzt das Bot. Mu- 
seum aus der Sammlung Joh. Brauns; Wiesner (Rohstoffe I, 281) 
bespricht bereits ganz kurz diese Stücke von Joh. Braun (Malimba, 
Kamerun). Wahrscheinlich stammt dieses Material ebenfalls von der 
Copaifera Demeusei. Auch Gilg (in Sadebeck, Kulturgew. S. 266) 
gibt eine kurze Beschreibung des Kamerun-Kopals; er sagt: „Dieser 
Kamerun-Kopal kommt in außerordentlich großen (bis über kindskopf- 
großen) Stücken in den Handel. Häufig trifft man ihn schon gewaschen 
oder wahrscheinlich einfach geschält bei der Ablieferung an die Fabri- 
kanten, meist aber ist er noch von einer starken gelblichweißen Ver- 
witterungskruste bedeckt. Diese sowie die ansehnliche Härte des 
Kopals beweisen, daß wir es mit einem halbfossilen, d.h. aus dem 
Boden ausgegrabenen Harz zu thun haben.“ — Ich habe bereits bei 
der ersten Beschreibung dieser Art angegeben, daß sie laut Etikette 
des Herbars den „Copal blanc“ des Kongogebietes liefert (Engl. Bot. 
Jahrb. XXII, 264; vergl. auch Gilg in Chemisch. Revue über Fett- 
und Harzindustrie V (1898) 175; Wiesner ]l. c. 280). Vielleicht 
gehört der im Kew Bulletin (1899) 139 erwähnte Kopal vom Ober- 
Kongo auch hierher. Als Stammpflanze dieses Kopals wird angegeben 
„Zraehylobium dewevrianum“. Soviel mir bekannt, ist diese Art nie be- 
schrieben. Die Bruchstücke von Blättern, die wir im Herbar unter 
der Bezeichnung Trachylobium Dewevreanum Taub. haben (von Dewävre 
gesammelt: „arbre ä gomme copal“) dürften mit großer Wahrschein- 
lichkeit zu Copaifera Demeusei gehören. 


— 153 — 


Zum Schlusse möchte ich noch zusammenfassend hervorheben, daß 
der Kamerun-Kopalbaum (Copaifera Demeusei Harms) nach den bisher 
vorliegenden Angaben offenbar im Gebiete des Sannaga-Flusses 
häufig vorkommt. Seine weitere Verbreitung in unserer Kolonie bedarf 
noch der Feststellung. Ich möchte hiermit die in Kamerun tätigen 
Forscher bitten, auf diesen Baum zu achten, und wenn irgend möglich, 
Material davon und von dem Kopal an die Botanische Zentralstelle 
für die Kolonien (Kgl. Bot. Museum, Dahlen-Steglitz bei Berlin) ein- 
zusenden, damit wir näheres über den wichtigen Baum, sein Produkt 
und seine Verbreitung erfahren. 


— 154 — 


IV, Ein neuer Mahagonibaum aus Kamerun. 


Von 
H. Harms. 


Entandrophragma Rederi Harms n. sp.; arbor magna elata, ad 
50 m alta; folia pinnata, rhachi glabra, ad 25 cm vel ultra longa, foliola 
5—7-juga (vel plurijuga?, saepe 6-juga?), brevissime petiolulata vel sub- 
sessilia (petiolulo ad 2—4 mm longo) vel sessilia, oblonga vel obovato- 
oblonga vel ovalia, basin versus saepius angustata et acuta vel obtusa 
vel subrotundata, ima basi plerumque in petiolulum brevissimum vel 
subnullum breviter angustata, apice obtusa et, ut videtur, saepius 
breviter acuminulata vel mucronata, glabra, nervo medio subtus pro- 
minente breviter pubescente usque subglabrescente, circ. 8—15 cm longa, 
3,5—6,5 cm lata; inflorescentia ampla, ramosa, pyramidalis, multiflora, 
rhachi et ramulis glabris vel subglabris, vel parce minuteque puberulis, 
ramulis ultimis et pedicellis parce perbrevissime puberulis (pubescentia 
oculo nudo vix conspicua); flores brevissime pedicellati; calyx brevis, 
late 5-dentatus, brevissime parce pubescens; petala 5, oblonga, obtusa, 
circ. 6 mm longa, subglabra; tubus stamineus extus glaber, apice subin- 
teger vel saepius in lacinulas 10 brevissimas subquadratas fissus, laci- 
nulis apice medio ope filamentellorum perbrevium antheras gerentibus, basi 
intus pubescens et ope lamellarum cum gynophoro lato crasso cohaerens; 
ovarium glabrum 5-loculare; capsula anguste oblonga vel interdum sub- 
clavata, vel obelavata, basin et apicem versus leviter attenuata, basi obtusa 
vel obtusiuscula, apice acuta usque obtusa vel interdum mucronata, 
circ. 15—18 cm longa, in valvas 5 secedens; valvae angustae, lanceolatae, 
basin et apicem versus angustatae, medio circ. 2,5—2,8 cm latae, extus 
lenticelloso-rugulosae, lenticellis erebris majusculis suborbicularibus vel 
oblongis et vario modo confluentibus, intus laeves brunneae nitentes, 
impressione seminum leviter notatae; columna centralis circ. 14—16 cm 
longa, anguste lanceolato- vel oblanceolato-clavata, basi ima angusta acuta 
affıza, apice acuta, superiore longiore parte (i. e. parte seminifera) 5-alata, 
alis ad angulos decurrentibus tenuibus 5—8 mm latis, basin versus 
evanescentibus, parte columnae infima acute 5-angulata; semina in quoque 
loculo plerumque 6, alata, corpusculo affıza, ala dependente versus basin 
capsulae spectante (columna centrali ultra semina breviter tantum vel 
vix producta), seminum corpusculo circ. 1,6—2,4 cm lato, oblique tra- 
pezoideo usque subquadrato vel oblique subrectangulo, ala cum corpus- 
culo 7—11,5 cm longo, saepius acuta vel obtusiuscula vel rarius obtusa. 

Kamerun: Station Buea (Reder n. 1965). — Febr. 1910. — Einh. 
Name: wou oder üohu. 


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Die Art liefert nach Reder ein sehr wertvolles Nutzholz und 
dürfte daher als Lieferant einer Art Mahagoni von Wichtigkeit sein. 

Man kannte bisher von Kamerun nur eine Art der wichtigen 
Gattung Entandrophragma C. DC., die der amerikanischen Gattung der 
echten Mahagonibäume Swietenia sehr nahe steht. In Notizbl. Bot. Gart. 
Berlin I. (1896) 181 beschrieb ich die Art E. Candollei, die Staudt bei 
Johann-Albrechtshöhe entdeckt hatte. Das Exemplar bestand aus einem 
Blatt und Rispenzweigen. Von dieser ist oben beschriebene Art durchaus 
verschieden. Blütenstände und Blüten sind bei E. Candollei dicht 
behaart, die Blüten sind zudem etwas größer. Viel näher steht unsere 
neue Art derjenigen, auf die ©. de Candolle die Gattung Entandro- 
phragma!) begründete: E. angolense C. DC. von Angola. Doch weicht 
die Art aus Angola von E. Rederi in der Form der Blättchen deutlich 
ab; diese sind nämlich bei E. angolense ausgesprochen verkehrt-eiförmig 
oder länglich obovat, und nach dem Grunde zu keilförmig verschmälert. 
Bei E. Rederi haben die Blättehen meist eine längliche Form und 
zeigen nicht diese starke Verschmälerung nach dem Grunde zu. Eine 
dritte Art von E. beschrieb E. de Wildeman aus dem Kongogebiet 
(E. Casimirianum De Wild. et Th. Dur. Illustr. Fl. Congo (1899) 125 t. 
63 — E. Candolleanum De Wild. et Th. Dur. Contrib. Fl. Congo I. 
(1899) 14; Relig. Dewevr. (1901) 41). Zweifellos kommt diese unserer 
Art nahe, jedoch besitzen die Blättchen bei E. Casimirianum mehr eine 
allmähliche Zuspitzung nach oben, und dann ist die Inflorescenz, wenn 
auch wenig, so doch etwas stärker und deutlicher behaart als bei E. 
Rederi. Kapseln habe ich von keiner der drei genannten Arten gesehen. 
Ich vermute, daß gerade im Bau der Kapseln wichtige Unterschiede 
zwischen den einzelnen Arten von E. hervortreten dürften. In der Be- 
schreibung der Kapsel von E. angolense bei Hiern (Welw. Pl. I. 136) 
heißt es: „valves bilamellate with adhering laminae or unilamellate, ex- 
posing the septiferous acutely pentagonal seminiferous axis.“ Es wird 
also von Flügelleisten an der Mittelsäule nicht gesprochen. Diese 
Flügelleisten reichen bei unserer Art etwa bis zum Beginn des unteren 
Drittels der Achse; in diesem Teile ist sie scharf fünfkantig, jedoch 
ohne Leisten, In den oberen zwei Dritteln sind die Samen befestigt. 
sie liegen an der Mittelsäule in den breiten Tälern zwischen den Flügel- 
leisten. Die Klappen scheinen sich stets, wie das auch von E. angolense 
angegeben wird, am Grunde der Kapsel zuerst zu lösen und spreizen 


) Bull. Herb. Boissier II. (1894) 582. — Nach Hiern (Pl. Welwitsch. I. 
136) liefert E. angolense ein vortreffliches Nutzholz. Der gigantische Baum soll 
bis 140 Fuß hoch werden, sein Stamm soll einen Durchmesser von mehr als 
30 Fuß erreichen. 


— 186 — 


dann auseinander, indem sie, an der Spitze noch zusammenhängend, eine 
Art Haube bilden. Eine Spaltung der Klappen in zwei übereinander- 
liegende Lamellen tritt nicht auf, jedoch bemerkt man bisweilen beider- 
seits einen allerdings nicht völlig durchgreifenden Spalt in der Klappe. 

Außer den genannten E.-Arten müssen zum Vergleich mit unserer Art 
noch einige von Sprague als Pseudocedrela-Arten bezeichnete Pflanzen 
herangezogen werden, die bisher nur in Blättern und Früchten bekannt 
sind. Nach den Beschreibungen möchte ich vermuten, daß es sich bei 
jenen Pseudocedrela-Arten nicht um Angehörige dieses Genus, sondern 
um Entandrophragma-Arten handelt; indessen wird erst das Blüten- 
material Entscheidung bringen. Bei Pseudocedrela sind die Antheren 
zwischen den Zähnen der zweizähnigen Lappen des Staminaltubus inseriert, 
bei Entandrophragma dagegen sitzen sie auf winzigen Fädchen, die von 
der Mitte der Lappen entspringen; dann hat auch Ps. Kotschyi (Schweinf.) 
Harms, die bisher einzige Art des Genus!), gekerbt-gezähnte Blättchen, 
während die E.-Arten ganzrandige Blättchen besitzen. Was nun die 
Unterschiede der von Sprague beschriebenen Pseudocedrela-Arten gegen- 
über E. Rederi betrifft, so weicht Ps. ulilis Dawe et Sprague (Journ. 
Linn, Soc. XXXVI. (1906) 511) in der Blattform deutlich ab (u. a. 
Haarbüschel in der Achsel der Seitennerven auf der Unterseite); Ps. 
exccelsa Dawe et Sprague, ]. c. 511, hat nach der Beschreibung am Grunde 
keilförmige, 6—10 mm lang gestielte Blättchen. Diese beiden Arten 
stammen aus Uganda. — Ps. cylindrica Sprague (Kew. Bull. (1908) 
257; Goldküste) ist nach der Abbildung in Thompson (Gold Coast, 
Report on Forests (1910) pl. 10) durchaus verschieden durch mehr 
zylindrische Kapseln und viel schiefere Gestalt der Blättchen. Ps. caudata 
Sprague (l. c. 163; Transvaal) hat offenbar lang zugespitzte Blättchen, 
und unterscheidet sich schon dadurch von unserer Art. 

Ich möchte als ein wichtiges Merkmal für die Kapseln unserer Art 
besonders betonen, daß die Mittelsäule im oberen Teile deutlich 
5 Flügelleisten zeigt; ein solches Merkmal finde ich von keiner der 
oben genannten „falschen“ Pseudocedrela-Arten erwähnt. Wir besitzen 
Entandrophragma-Kapseln aus verschiedenen Teilen des tropischen Afrika, 
leider ohne Blätter; doch bemerke ich die genannten Flügelleisten zum 
ersten Male bei Reders Pflanze. 

Die von de Wildeman veröffentlichte Gattung Leioptyx Pierre 
(Blätter und Kapseln; L. congoensis Pierre in Etud. Fl. Bas et Moyen- 
Congo II. (1908) 259) scheint mir zu Entandrophragma zu gehören; 


) Pseudocedrela Chevalieri C. DC. (in Chevalier, Novit. Fl. afric. I. (1907) 12) 
scheint mir von Ps. Kotschyi nicht verschieden zu sein. — Vergl. über Pseudo- 
cedrela Harms in Englers Bot. Jahrb. XXII. (1895) 153. 


— 1837 — 


jedoch bleibt die Frage unentschieden, solange wir die Blüten von 
Leioptye nicht kennen. Die abgebildete Kapsel zeigt keine Flügelleisten 
an der Mittelsäule; die Kanten verlaufen sehr gleichmäßig von oben 
nach unten. 

Zweifellos sind bei Entandrophragma C. DC. im Gegensatz zu Swietenia 
die Samen mit dem Samenkörper aufgehängt; bei Swietenia hängen sie 
mit dem Flügel an der Mittelsäule.. Diese Verschiedenheit in der An- 
heftungsweise der Samen war mir unbekannt, als ich die Meliaceen für 
Engler-Prantl (Pflzfam. III. 4. 273) bearbeitete. Dort habe ich sowohl 
bei Swietenia wie bei Entandrophagma angegeben: „Samen nach oben 
geflügelt“. Wenn man mit „oben“ die Spitze der Kapsel meint, so 
trifft die Bemerkung nur für Swietenia zu; bei Entandrophragma sind 
die Samen wie bei Pseudocedrela nach unten mit einem Flügel versehen. 

Eine weitere Beobachtung des vorstehend beschriebenen Mahagoni- 
baumes, dessen Kenntnis wir den Bemühungen von Herrn Forstassessor 
Reder verdanken, sei den in Kamerun tötigen Forschern dringend an- 
empfohlen. Wir bitten um Einsendung von Herbar-Material des Baumes. 
Wichtig wäre es auch, keimfähige Samen zu erhalten; vielleicht ließe 
sich der Baum in anderen Gebieten anpflanzen. 


Nachsechrift. 


Als vorstehende Mitteilung bereits gedruckt war, ersah ich aus 
dem neuesten Heft des Kew Bulletin (Nr. 6, Juli 1910), daß Sprague 
die oben erwähnten von ihm beschriebenen Pseudocedrela-Arten bereits 
in die Gattung Entandrophragma übergeführt hat. — Die von Chevalier 
(Veg. ut. Afr. trop. frang. V. [1909] 195) beschriebenen fünf Entandro- 
phragma-Arten von der Elfenbeinküste habe ich nicht prüfen können. 
Dieser Autor hat bereits die Zugehörigkeit von Leioptyx zu E. richtig 
erkannt, und zugleich nachgewiesen, daß L. congoensis in zwei Arten 
zerfällt. Chevalier beschreibt von seiner Entandrophragma macrophylla 
(l. c. 196) eine stark geflügelte Mittelsäule, und dieser Art dürfte 
E. Rederi am nächsten kommen. 


— 18 — 


V, Studien über den Gummifluss der Kirschen. 
Von 
Grüss u. Sorauer. 


Die neueren Arbeiten über die Gummosis der Steinobstgehölze 
stimmen darin überein, daß man im Gummifluß eine Krankheit vor 
sich habe, die als Folgeerscheinung von Verwundungen aufzutreten 
pflege. In der 1905 erschienenen Abhandlung über „Wundreiz, Para- 
sitismus und Gummifluß bei den Amygdalaceen“ sprachen Beijerinck 
und Rant!) die Ansicht aus, daß die Krankheit auf einer abnormen 
Steigerung der Wirkung ceytolytischer Substanzen beruhe, welche unter 
dem Einfluß absterbender Zellen vielleicht in besonders großen Mengen 
erzeugt wurden. Die Verfasser nahmen an, daß bei dieser Nekrobiose 
das Protoplasma getötet wird, aber die enzymatischen Körper aktiv 
bleiben. 

Während die genannten Autoren nur das embryonale Holzgewebe 
im Auge haben, betont Ruhland?), daß Gummosis alle Gewebe, sogar 
das junge Phellogen ergreifen kann. Er glaubt, daß es sich bei der 
Gummibildung um eine allgemeine Eigenschaft embryonaler Zellen 
handelt, die aber nur unter bestimmten Umständen zur Auslösung 
gelangt, indem dann das normale Wandbildungsmaterial (Pektine) in 
die sauerstoffreichere Gummisubstanz übergeführt wird. Dieser Fall 
tritt ein, wenn durch eine Verwundung der Sauerstoff der Luft an das 
embryonale Gewebe herantreten kann. 

Daß Parasiten den Wundreiz zu unterstützen vermögen, ist von 
den genannten und andern Autoren nachgewiesen worden. 

Ebenfalls auf Wundreiz führt Mikosch°’) die Gummosis zurück; 
er gibt an, daß infolge eines Schnittes im kambialen Holzgewebe nest- 
förmig angeordnete Gruppen von abnormen Parenchymzellen (Gummi- 
zellen) entstehen. Es verfallen nicht nur diese Gewebe der Gummi- 
fikation sondern auch das neu zugeführte plastische Material. Mikosch 
führt ferner an, daß das Gummi im Innern der Zelle gebildet wird, 
„direkt vom Plasma ausgehend“. 

Gegenüber der von den genannten Autoren ausgesprochenen An- 
sicht über die Notwendigkeit eines Wundreizes für die Entstehung der 
Gummosis, deren Einzelheiten in Sorauers Handbuch der Pflanzen- 
') Zentralbl. f. Bakteriologie usw. II, 1905, XV, Nr. 17. 

?) Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdalaceen. Ber. D. bot. 
Ges. 1907, Bd. XXV. 

®) Untersuchungen über die Entstehung des Kirschgummi. Sitzungsber. Kais. 

Akad. d. Wiss. Wien 1906, Math.-Naturwiss. Kl. CXV. 


— 189 — 


krankheiten, 3. Aufl. 1909, Bd. I, S. 693, geschildert sind, haben wir 
die Auffassung vertreten, daß der Wundreiz eine häufig vorhandene 
Gelegenheitsursache aber keineswegs die einzige Veranlassung der Er- 
krankung sei. Wir halten den Gummifluß für eine physiologische 
Störung, die auf einem Übermaß der abbauenden gegenüber den auf- 
bauenden Enzymen beruht. Die ersteren werden im Protoplasma ge- 
bildet und rufen sowohl die Umwandlung des Reservematerials (Stärke 
und Hemizellulosen) als auch bei übernormaler Einwirkung die Schmel- 
zung der Membran hervor. Ein solches Übermaß kann sowohl durch 
absolute Vermehrung der lösenden Enzyme zustande kommen, als auch 
durch Gleichgewichtsstörung entstehen, indem die koagulierenden Enzyme 
nicht rechtzeitig in genügender Menge zur Wirksamkeit gelangen. 

In der Beweisführung haben wir unsere Arbeit derart geteilt, daß 
Sorauer versucht hat, gummose Gewebeherde zu finden, die ohne das 
Vorhandensein einer Wunde entstehen, und Grüß bestrebt gewesen ist, 
die Natur des Enzyms und des Schmelzungsvorganges klar zu legen. 


l. Die Gummiherde im unverletzten Gewebe. 


Auf S. 190 der ersten Auflage meines Handbuchs habe ich einen 
Fall beschrieben, bei welchem im einjährigen unverletzten Kirschen- 
zweige sich innerhalb des normal gebauten Holzringes parenchymatische 
Zellgruppen finden. Einzelne derselben erweisen sich noch unversehrt, 
während andere bereits Verfärbung und gummose Schmelzung zeigen. 
An derselben Stelle ist auf Taf. II ein größerer Schmelzungsherd ab- 
gebildet, in welchem parenchymatische Zellfäden von allen Seiten in 
die Gummimasse hineinwachsen. Dieselben gehen mehrfach von Mark- 
strahlzellen aus, in denen hier und da zwei neue Zellen bemerkt worden 
sind, die sich in divergierenden Richtungen verlängern. Auf S. 192 
wird gesagt, daß man das abnorme Parenchymholz, welches der Gum- 
mosis anheimfällt, schon in ganz jungen, noch krautartigen Zweigen 
finden kann. 

An diese Beobachtungen knüpfen die jetzigen Untersuchungen an. 

Bei der Einrichtung des Neuen botanischen Gartens in Dahlem 
hatte ich eine größere Anzahl junger Süßkirschwildlinge an einer frei 
gelegenen unbeschatteten Stelle ausgepflanzt!. Die Bäume hatten 
sich infolgedessen sehr kräftig und gesund entwickelt und zeigten keine 
Spur von Gummifluß. Vor zwei Jahren ließ ich aus verschiedenen 
Baumschulen ein- und zweijährige Süßkirschenwildlinge kommen und 


') Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimen Ober- Regierungsrat 
Engler für die mir stets bewiesene Bereitwilligkeit, den botanischen Garten für meine 
Kulturen zur Verfügung zu stellen, an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aus- 
zuspreehen. 

13 


— 10 — 


dieselben neben die älteren Bäume auspflanzen. Unter den jungen 
Pflanzen war eine Sendung dadurch auffällig, daß sich bei einer größeren 
Menge der sehr üppig gewachsenen Sämlinge kleine, lippenförmig über- 
wallte Risse zeigten, die bis zum Holzkörper reichten und die Merkmale 
der Frostwunden aufwiesen; hier waren mannigfache Gummiherde zu 
finden. Von diesen Bäumchen nun wurden die Gipfelknospen unter- 
sucht, und es gelang schließlich, in der unversehrten Gipfelregion im 
völlig gesunden Gewebe Schmelzungsherde zu entdecken!). Ungefähr 
7 Zellen unterhalb des Vegetationsscheitels machte sich eine leicht 
gebräunte Gewebezone bemerkbar, in der einzelne Zellen vergrößert 
und abgerundet waren. Daneben war bereits eine wirkliche Lücke 
bemerkbar, die durch Schmelzung einzelner Zellen entstanden war; die 
Auskleidung der Lücke zeigte tiefbraune Zellen mit teigig-körnigem 
Inhalt und gequollenen Membranen. Unmittelbar darüber fand sich 
der Anfang einer solchen Lücke, indem die meristematischen Zellen 
begannen, sich abzurunden und auseinander zu weichen. Die Zone, in 
welcher der Vorgang statt fand, charakterisierte sich dadurch, daß sie 
schneller und intensiver an der Luft sich bräunte, also reicher an 
oxydabler Substanz sein dürfte, als die Umgebung. 

Man konnte beobachten, daß die Bräunung der Zellen von deren 
Inhalt ausging, und ich deute den Befund dahin, daß man hier einen 
Überschuß von einem im normalen Gewebe stets vorhandenen Enzym 
vor sich habe Das überreich vorhandene Enzym des Zellinhalts 
durchdringt bei älteren Zellen die tertiäre Membran (wo eine solche 
zur Ausbildung gelangt), ohne sie zunächst zu lösen, und greift sofort 
die sekundäre Membran an, welche mit Quellung antwortet. Diese 
Quellung kann die sekundären Verdickungsschichten entweder gleich- 
mäßig am ganzen Zellumfang ergreifen und bis zur Ausfüllung des 
Lumens führen oder sich zunächst auch nur auf einen Teil der Membran 
erstrecken und dadurch verschieden geformte Fortsetzungen derselben 
und Abhebungen bilden. Bisweilen finden sich einzelne peripherische 
Lamellen der sekundären Membran gelöst und der innere Teil zeigt 
sich dann schleifenartig oder schneckenförmig von der primären ab- 
gehoben. 

Im älteren Gewebe, nämlich in derjenigen Spitzenregion der 
Achse, in welcher bereits Stärkeniederschlag erfolgt ist, treten die 
Schmelzungsvorgänge reichlicher auf; hier bemerkt man, daß auch die 
Stärke vom Enzym angegriffen wird. Die Körner erscheinen dann 
dicht aneinander gerückt und fangen an, miteinander zu verkleben, bis 


') Die Abbildungen finden sich in den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchern“, 
Berlin, Paul Parey, 1910, Taf. III. 


a 


sie zu einer gleichartigen, sich allmählich lösenden oder sich um- 
wandelnden Masse verschmolzen sind. 

Auch bei den Hartbastzellen ist das verschiedene Verhalten der 
einzelnen Membranlamellen häufig sehr deutlich. Besonders sind es 
die weitlumigen, an der Außenseite des Baststranges liegenden Elemente, 
welche bei Behandlung mit einzelnen Reagenzien in den Außenlamellen 
der sekundären Membran eine tiefere Färbung annehmen als in den 
Innenlamellen. 

So wurde z. B. bei Einwirkung von Salpetersäure eine tiefere 
Schwärzung, bei Salzsäure eine abweichende Rotfärbung der ersteren 
gegenüber den letzteren beobachtet. Das Lumen solcher weiten Hart- 
bastzellen ist häufig gänzlich mit gummosen Massen ausgefüllt, die mit 
Salzsäure teils noch die Phloroglucinreaktion zeigen, teils sich gelb 
wie das Gummi färben. In denselben Bündeln ließen dann die eng- 
lumigen nach innen gelegenen Hartbastzellen einen Unterschied zwischen 
der tertiären und sekundären Membran bei Behandlung mit Salzsäure 
erkennen, indem erstere nahezu farblos blieb, während letztere in ver- 
schiedenen Abstufungen gerötet erschien. 

Gleichzeitig mit den gummosen Hartbastzellen findet man braune 
Zellen im sonst normalen Markkörper schachbrettartig verteilt. Der 
Inhalt dieser Zellen besteht nicht selten aus Stärke in isolierten Kör- 
nern, bisweilen aber auch in verklebten Massen, welche einer Seite der 
Wandung anliegen und sich mit Jod nur noch teilweis bläuen und 
teils gelb werden. Bei derartigen Zellen sieht man die verschiedensten 
Formen von Membranverfärbung und -quellung. Da die Reaktionen 
mit denen übereinstimmen, welche die Gewebe des Holzkörpers bei 
ausgesprochener Gummosis in der Umgebung der Gummidrusen zeigen, 
so müssen wir die braunen Markzellen als ein Vorstadium für die 
Gummose bezeichnen. Da das reichliche Auftreten solcher verfärbter 
Markzellgruppen die ganze Markscheibe schon dem bloßen Auge braun 
erscheinen läßt, so betrachten wir die Markbräunung bei den Süß- 
kirschen als ein Zeichen der Neigung eines Zweiges zu gummoser 
Degeneration, ohne daß ausgesprochener Gummifluß vorhanden zu sein 
braucht. Die Häufigkeit derartig erkrankter Zellen wechselt mit dem 
Individuum und sogar innerhalb derselben Achse bei den einzelnen 
Internodien. Es geht daraus hervor, daß nicht nur die Allgemein- 
ernährung eines Baumes die Ausbildung eines Zweiges bestimmt, sondern 
daß die augenblicklich bei der Anlage eines jeden Zweiggliedes vor- 
handenen Wachstumsfaktoren ausschlaggebend sind. 

Es sprechen für diese Auffassung nicht nur die erwähnten Er- 
scheinungen im Mark und in der Rinde, sondern auch eine wechselnde 
Ausbildung des Holzringes in den einzelnen Internodien desselben 

13* 


— 192 — 


Zweiges. Man findet nämlich mitten im gesunden prosenchymatischen 
Holzringe gar nicht selten (namentlich bei Beginn des F'rühlingsholzes 
eines Jahresringes) die bereits erwähnten Querbinden aus Parenchym- 
holz. In derartig locker gebauten Gewebeherden pflegen die Schmel- 
zungsvorgänge der Gummosis ihren Anfang zu nehmen. 

Die ersten Stadien der Erkrankung in den jugendlichen Organen 
sind im Innern einer Zelle oder Gefäßanlage zu suchen, da man Zellen 
findet, deren Inhalt bereits degeneriert ist, deren Membranen aber noch 
keine abnorme Veränderung erkennen lassen. 

Man wird kaum fehl gehen, wenn man als erste Ursache einen 
Enzymüberschuß ansieht, der vom Inhalt aus die tertiäre Membran, 
falls solche ausgebildet ist, durchdringt und die sekundäre oft bis zur 
gänzlichen Ausfüllung des Lumens quellen macht. Das Enzym vermag 
auch bereits fertige Reservestoffe (Stärke) umzuwandeln. 

Bei dem Fortschreiten der gummosen Entartung im älteren Ge- 
webe scheint der Weg meist ein umgekehrter zu sein, indem das Enzym 
sich in der Interzellularsubstanz fortpflanzt und dann die Zelle von 
außen angreift; aber auch hierbei liefert die sekundäre Membran das 
hauptsächlichste Material für das Gummi. Betreffs des Eingreifens 
eines Enzyms bei der Gummibildung stehen wir also auf demselben 
Standpunkt wie Wiesner und die erstgenannten Forscher; nur müssen 
wir hervorheben, daß dieses Enzym nicht erst durch den Wundreiz 
ausgelöst wird, sondern auch in der unverletzten Achse vorhanden ist 
und unter bestimmten Umständen zu übermäßig gesteigerter Wirksam- 
keit gelangen kann. 

Als einen derartig begünstigenden Umstand sind wir geneigt, einen 
erhöhten Säuregehalt des Gewebes anzusehen. Es sprechen dafür die 
sich ergebenden Unterschiede bei Anwendung einzelner Anilinfarbstoffe, 
wie z. B. des Anilinblau. Wenn man intensiv damit gefärbte Schnitte 
langsam wieder entfärbt, bemerkt man schon in der jugendlichen Achse 
einzelne Markzellen, welche weniger als ihre Umgebung blau er- 
scheinen und mehr blaugrün aussehen. In älteren Internodien wurden 
derartige Zellgruppen gelbgrün. In Schnitten, die mit Methylgrün 
gefärbt waren, zeigte sich die Rinde mit Ausnahme der Hartbaststränge 
blaugrün und innerhalb der Jungrinde gelblicher grün, während Holz 
und Hartbastbündel blauer erschienen. Die Elemente der Markkrone 
wurden gelbgrün, und diese Färbung setzte sich in einzelnen der 
breiteren Markstrahlen auch in den Holzkörper hinein fort. Die er- 
krankten Zellgruppen in der Markscheibe, die vielfach dickere Wan- 
dungen aufweisen, stachen ebenfalls durch ihre gelbgrüne Färbung von 
dem normalen, blauwandig gewordenen Markgewebe ab. Behandelte 
man Schnitte, welche bereits ausgesprochene Gummosis durch Auftreten 


— 19 — 


von Gummilücken anzeigten, mit Methylgrün, so färbten sich die 
krankhaften Gefäßausfüllungen in der unmittelbaren Nähe der Gummi- 
herde gelbgrün, etwas weiter von denselben entfernt blaugrün und in 
noch größerer Entfernung von den Gummilücken noch stärker blau. 
Daraus ist zu schließen, daß das Auftreten des gelbgrünen Farbentons 
eine Annäherung der Gewebe an das gummose Stadium anzeigt. 

Aus dem Unterschiede der Anilinfärbungen lassen sich allerdings 
keine sicheren Schlüsse ableiten, da nicht nur Gerbstoffe verschiedener 
Herkunft und reduzierende Stoffe, die in der Membran sein können, 
sondern auch deren physikalische Beschaffenheit die Färbungen be- 
einflussen, Immerhin aber geben doch die Farbenänderungen einen 
Einblick in die Übergangsstadien des gesunden in das kranke Gewebe. 

Zu der Annahme, daß ein erhöhter Säuregehalt in den mit Methyl- 
grün sich gelbgrün färbenden Gewebegruppen! vorhanden sei, führte die 
Beobachtung, daß wässerige Methylgrün-Lösung durch Ansäuerung mit 
Oxalsäure denselben gelbgrünen Farbenton wie das erkrankte Gewebe 
annahm. 

Unter der Voraussetzung einer Steigerung des Säuregehaltes in 
einzelnen Gewebegruppen, würde man das Zustandekommen der Gum- 
mose in der Weise erklären können, daß dort die koagulierenden En- 
zyme lahm gelegt werden und dadurch die hydrolysierenden die Ober- 
hand gewinnen. 

Nun gibt Euler (Pfianzenchemie 1909, II, 8.62) an, daß die 
Pektase imstande ist, gelöste Pektinstoffe in Gegenwart von Kalk zu 
gallertartigen Kalziumsalzen zu koagulieren, daß aber diese Koagulation 
vollständig verhindert wird, wenn größere Säurekonzentrationen zur 
Wirksamkeit gelangen. Sollte tatsächlich eine Steigerung des Säure- 
gehaltes der Gewebe die hydrolysierenden Enzyme durch Lahmlegung 
der koagulierenden zur übermäßigen Wirksamkeit d. h. zur Schmelzung 
der Membranen gelangen lassen, dann müßte z. B. eine künstliche 
Zufuhr von Oxalsäure den Gummifluß erzeugen können. Es wurde 
deshalb an der Basis eines stärkeren Astes ein T-Schnitt angebracht 
und unter die Rindenlappen der Wunde die Spitze eines fein aus- 
gezogenen Glasrohrs eingeführt, welches zu einer Flasche mit 0,5-pro- 
zentiger Oxalsäurelösung führte. Die Lösung konnte somit langsam 
von der Wundfläche aufgesogen werden. Gegen Mitte des Sommers 
zeigte die Wundstelle derartig reichliche Gummiausscheidung, daß die 
Spitze des Glasrohrs eingekittet erschien. Von der Wundstelle aus 
zog sich auf etwa 20 cm aufwärts ein Streifen in der unverletzten 
Rinde, dessen Gewebe einzusinken begann. Die an andern Stellen - 
desselben Baumes ausgeführten Kontrollschnitte vernarbten normal ohne 


jegliche Gummibildung. 


— 14 — 


Später wurde in den Hauptstamm eines jener vorerwähnten stär- 
keren ganz gesunden Bäume ein nahezu bis aufs Mark reichendes 
Bohrloch gemacht und dieses mit Oxalsäure in Substanz versehen. Eine 
Wirkung schien zunächst ausbleiben zu wollen, bis plötzlich zu Beginn 
des Herbstes von dem Bohrloch aufwärts in einer Länge von etwa 
15 cm die Rinde dem Fingerdruck leicht nachgab und an einer Stelle 
sich eine beulige Auftreibung zeigte, die voller Gummi war. 

Über den anatomischen Befund soll später im Zusammenhang mit 
ähnlichen Versuchen berichtet werden. Vorläufig sei nur bemerkt, daß 
an den mit Oxalsäure behandelten Bäumen die Gummosis wieder er- 
loschen ist. Es erübrigt noch, zu sagen, daß gleichzeitig mit diesen 
Versuchen in ganz gleicher Weise auch destilliertes Wasser und ver- 
schiedene Salzlösungen in danebenstehende Kirschbäume eingeführt 
wurden, ohne daß Gummifluß aufgetreten ist. Bis jetzt hat nur noch 
ein einziges Salz gleichen positiven Erfolg ergeben. 

Man kann also, da der Oxalsäure-Versuch schon wiederholt worden 
ist, aussprechen, daß die Zufuhr dieser Säure imstande ist, den Gummi- 
Auß zu erzeugen. 

Es ist dies sicherlich nicht der einzige Weg, durch den die Krank- 
heit hervorgerufen wird. So haben beispielsweise Aderhold und 
Ruhland durch Impfung von Baeillus spongiosus Gummifluß entstehen 
sehen und vermuten, daß dieser Bacillus durch Bildung von scharfen 
Säuren (Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Buttersäure usw.) be- 
fähigt wird, das Gewebe abzutöten. 

Kehren wir zum Schluß zu der von uns festgestellten Erscheinung 
zurück, daß ein gebräunter Markkörper in gesunden Bäumen Zellgruppen 
enthält, welche in den Veränderungen ihres Inhalts und ihrer Wan- 
dungen mit den Anfängen des Gummiflusses übereinstimmen. Dieses 
Merkmal ist nun nicht nur bei vielen Amygdalaceen sondern auch bei 
andern Laubbäumen aufgefunden worden und dadurch wird auf eine 
allgemeinere Verbreitung des Wandquellungsprozesses auch in gesunden 
Bäumen hingewiesen. 

Von diesem Gesichtspunkte aus läßt sich der Gummifluß der 
Amygdalaceen nur als ein speziell extremer Fall auffassen von einer 
allgemein verbreiteten Neigung gesunder Gewebe, bei bestimmten 
Wachstumsverhältnissen, die eine Hemmung der Wirksamkeit der ko- 
agulierenden Enzyme veranlassen, Wandquellungen einzugehen. 


2. Über die Funktion der bei der Gummibildung in Betracht 
kommenden Enzyme. 


In einer früheren Schrift: „Grüß, Über Lösung und Bildung der aus 
Hemicellulose bestehenden Zellwände und ihre Beziehung zur Gum- 


— 19 — 


mosis* (Bibl. Bot. H. 39) habe ich bereits darauf hingewiesen, daß 
die Gummisubstanz aus dem Zerfall von Zellwänden herrühren dürfte, 
die sehr wahrscheinlich Hemizellulosen enthalten. Solche finden sich 
ganz allgemein als Reservestoffe in Samenkörnern abgelagert und gehen 
bei der Keimung durch Enzyme der Cytasegruppe in Lösung. 

Brown und Morris nahmen auf Grund ihrer Versuche zuerst an, 
daß in der keimenden Gerste die Zellwände durch ein spezifisches 
Enzym — Cytase — gelöst werden. Diese Lösung ist jedoch, wie ich 
durch Färbungsversuche zeigen konnte, keine vollständige, besonders 
nicht in den ersten Stadien: sie charakterisiert sich vielmehr als ein 
Auslaugungsprozeß, indem ein Bestandteil — das Galaktan — aus den 
Zellwänden im Endosperm schwindet. Diese Vorstellung war leitend 
bei der Untersuchung der Gummosis im Holzkörper der Amygdalaceen. 

Es ergab sich nun von selbst, daß das lösende Prinzip ein Enzym 
sein mußte, ähnlich demjenigen, welches von E. Bourquelot!) als Semi- 
nase bezeichnet wurde und das bei der Keimung von Leguminosen- 
samen auftritt. 

Da sich aus dem Kirschgummi das Enzym, welches wir hier kurz 
als Cytase bezeichnen wollen, auf dem Wege der fraktionierten Fällung 
nur sehr schwierig herstellen läßt, so wurde zum Nachweise ein anderer 
Weg eingeschlagen: es wurden in den hängenden Tropfen der zu unter- 
suchenden Gummiproben unter antiseptischen Bedingungen dünne 
Schnitte aus dem Kotyledonengewebe der Lupine als Testobjekte ein- 
gebettet. Auf diese Weise ließ sich feststellen, daß in den frisch aus- 
fließenden farblosen Gummitropfen Cytase vorhanden ist, da sich die 
sekundären Zellwandungen lösten. . Dagegen blieb in den dunkel- 
gefärbten Gummiproben die lösende Wirkung aus, und die Verdickungs- 
schichten speicherten einen gelbbraunen Farbstoff. 

Als Substrat dieses Enzyms ließ sich Galaktan auffinden, welches 
bis zu 4°/, dem Herbstholz eingelagert wird. Die galaktanhaltigen 
Holzzellen sind daran zu erkennen, daß in ihnen eine dritte Membran 
ausgebildet ist, auf welche in der oben zitierten Schrift zuerst hin- 
gewiesen wurde. 

Diese dritte Membran besteht aus einer sehr widerstandsfähigen 
Zellulose und bildet gewissermaßen für die Zellwand eine innere 
Schutzvorrichtung. 

Wenn im Frühjahr die Lösung des Reservematerials beginnen soll, 
so strömen vom Kambium aus die enzymhaltigen Säfte zu den galaktan- 


!) E. Bourquelot et H. Herissey. Sur l’individualit6 de la „seminase“ ferment 
soluble par les graines de l&gumineuses a albumen corn@ pendant la germination. 
Journ. de Pharm. et de Chem, 1900. 


— 196 — 


haltigen Zellgruppen, und von den Mittellamellen aus beginnt die Ein- 
wirkung. Das aus dem Galaktan entstehende Gummi hat die Eigen- 
schaft, mehr und mehr Enzym zu speichern. Bei mangelhafter Ab- 
leitung des verflüssigten Gummis, und besonders wenn durch Gerbstoffe 
die Wirkung der verzuckernden Diastase herabgesetzt wird, so kann, 
indem die Cytase weiterwirkt, eine Gummilücke entstehen, da schließlich 
die Grundsubstanz der sekundären und weiterhin die primäre Membran 
angegriffen wird. 

Die im kambialen Gewebe vorhandenen Oxydasen und Peroxydasen 
sind das Bildungsmaterial der Cytasen und Diastasen, welche man als 
hydrolysierende Enzyme bezeichnen kann. Der Übergang vollzieht sich 
unter dem Einfluß des freien Sauerstoffs, der wohl zunächst durch die 
Oxydasen gebunden wird. Sperrt man dagegen von den Bildungs- 
herden den Sauerstoff ab, so bleibt die Entstehung der hydrolysierenden 
Enzyme aus. Von diesem Gesichtspunkt aus läßt es sich auch ver- 
stehen, weshalb in den Zweigen von den Knospen aus der Lösungs- 
prozeß im Frühjahr seinen Anfang nimmt, denn hier hat der Sauerstoff 
zum embryonalen Gewebe den leichtesten Zugang. 

Das Galaktan wird bei der Bildung des Herbstholzes der se- 
kundären Membran eingelagert und zwar durch einen Kondensations- 
vorgang aus Galaktose, welche bis zu 0,5 bis 0,6 °/, im Zellsaft der 
cambialen Zellen enthalten war. 

Dieser Vorgang — die Bildung von Galaktan aus Galaktose — 
führt gleichfalls zur Gummibildung und wird auch durch Enzyme 
hervorgerufen und weiter entwickelt. Durch eine noch unbekannte 
Revertase dürfte der Zucker in ein lösliches Gummi übergeführt werden, 
welches unter dem Einfluß koagulierender Enzyme kondensiert wird. 

Im ausgepreßten Zellsaft herrschen zumeist die hydrolysierenden 
Enzyme vor, während die koagulierenden durch jene verdeckt werden. 
Ihre Wirkung besteht darin, daß sie in einer bei 120—150 ® herge- 
stellten Amylose- oder Gummilösung einen Niederschlag von Amylose- 
kriställchen oder Gummiflocken hervorrufen resp. in einer übersättigten 
Lösung die Ausscheidung beschleunigen. 

Die Stärkekoagulase wurde von Wolf und Fernbach in der unge- 
keimten Gerste entdeckt und dadurch zum Vorherrschen gebracht, daß 
sie die Lösung gegen Phenolphthalein als Indikator mit einem Alkali 
neutralisierten. Das Enzym läßt sich aber auch durch Kapillarisation 
von den begleitenden, entgegengesetzt wirkenden Körpern trennen. 

Es ist nun a priori zu erwarten, daß die für die Gummibildung 
in Betracht kommende Cytokoagulase hauptsächlich im Cambium wirken 
muß, da hier der Übergang der löslichen Körper in unlösliche statt- 
findet. Dies geschieht wohl zweifellos in den von Mikosch als Gummi- 


— 197 — 


parenchymzellen bezeichneten Elementen, die zu Gruppen vereinigt 
sind; denn in ihnen fehlt eine sekundäre Zellwand, durch deren Lösung 
das Gummi entstanden sein könnte. Die angestellten Versuche be- 
stätigten dies auch, denn in den wirksamen Extrakten, die aus cam- 
bialen Fasern erhalten wurden, stellten sich bei Zusatz von Gummi- 
lösung flockige Niederschläge von verdichteter Gummisubstanz ein. 
Dieser Darstellung gemäß liegt die hauptsächlichste Bedingung für die 
Erscheinung der Gummose darin, daß im Verlaufe des normalen Stofl- 
wechsels Hemizellulosen als Reservestoffe erzeugt werden, die dann 
zwei Enzymgruppen — die hydrolysierenden und koagulierenden — 
erfordern. 

Damit ist ausgesprochen, daß die Gummosis aus einem normalen 
Stoffwechselprozeß hergeleitet wird, welcher infolge von Wundreiz, 
Störungen bei der Ernährung, Bakterieninfektion usw. nach der einen 
oder anderen Richtung hin irregulatorisch verläuft. 

Nach bisheriger Darstellung wird dagegen die Gummosis als ein 
dem gesunden Organismus sonst fremder Prozeß durch äußere Einflüsse 
ausgelöst. 


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Notizblatt 


des 


-  Königl. botanischen Gartens und Museums 


zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


I. 


Nr. 48. (Bd. V.) 


Ausgegeben am 21. Dezember 1911. 


Über einige Leguminosen des tropischen Afrikas mit essbaren 
Knollen, mit 1 Figur. Von H. Harms. 


Der Wald um Tabora in Deutsch-Ostafrika. Von v. Trotha. 

Eine neue Gymnosporia aus Samoa. Von Th. Loesener. 

Über den Milehsaft von Euphorbia gregaria Marloth. 

Die chemische Beschaffenheit der Rinde von Hannoa undulata 
(Guill. et Perr.) Planch. 

Die ehemisehe Beschaffenheit der Wurzelrinde von Bridelia 
ferruginea Benth. 

Chemisehe Untersuehung der Wurzelrinde von Peucedanum 
araliaceum (Hochst.) Benth. et Hook. 


| Über die systematische Stellung der Gattung Spondianthus 


Engl. Von A. Engler. 

Über Diehapetalum venenatum Engl. et Gilg, den Machau, 
eine wiehtige Viehgiftpflanze Deutsch-Südwestafrikas, nebst 
Bemerkungen über einige andere giftige Diehapetalum 
unserer afrikanischen Kolonien, mit 2 Figuren. Von A. Engler. 


Nur duroh den Buchhandel zu beziehen. 


- 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann 


in Leipzig. 
1911. f 


EB a a al NE 


Notiızblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 48. (Bd. V.) 


Ausgegeben am 21. Dezember 1911. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über einige Leguminosen des tropischen Afrika 


mit essbaren Knollen. 
Von 


H. Harms. 


In A. Richard’s Werke über die Flora Abyssiniens wird unter 
dem Namen Dolichos stenocarpus Hochst. [Fl. Abyss. I (1847—51) 224] 
eine Bohnen-Art beschrieben, die in mehreren Merkmalen von den 
echten Arten der Gattung Dolichos abweicht. Das von A. Richard 
beschriebene Exemplar (Schimper III, n. 1450; Sept. 1840 „in de- 
missis ad fluvium Tacaze prope Djeladjeranne*) hatte nur Hülsen, und 
diese sind sehr lang, flach und schmal; Blüten kannte Richard noch 
nicht. Baker [in Oliv. Fl. Trop. Afr. II (1871) 213] beschrieb die 
Blüten; er rechnet die Art zur Gattung Dolichos, ohne zu bemerken, 
daß dieselbe Art bei ihm unter der Bezeichnung Vigna ornata Welw. 
(a. a. OÖ. II. 203) wiederkehrt. Auf die Identität beider Namen wurde 
ich seinerzeit durch eine handschriftliche Notiz P. Taubert’s hin- 
gewiesen, und ich habe in Engler’s Bot. Jahrbüch. XXVI (1899) 309 
obige beiden Namen als Synonyme behandelt, jedoch die Art weder 
zur Gattung Dolichos, noch zu Vigna gestellt, sie vielmehr als Art der 
Gattung Sphenostylis E. Mey. behandelt, da nach meiner Ansicht der 
sehr charakteristische Bau der Narbe der Gattung E. Meyer’s eine selb- 
ständige Stellung verleiht. E. Meyer (Comm. [1835] 148) gründete 
seine Gattung auf eine südafrikanische, von Drege an der Mündung 

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des Flusses Omsamculo gesammelte Pflanze, die er Sph. marginata 
nannte. Bentham hat später die Gattung zu Vigna übergeführt, und 
unter dem Namen Vigna marginata Benth. findet sich die zuerst als 
Sphenostylis beschriebene Art sowohl in Harvey-Sonder’s Flora capensis 
(II [1862] 240) wie in Oliver’s Fl. of Trop. Africa (II [1871] 202) 
aufgeführt. Eine zweite Art von Sphenostylis beschrieb Sonder in 
Linnaea XXIII (1850) 33: Sph. angustifolia. 

Der Name Sphenostylis ist gut gewählt; oyrv bedeutet „Keil“, 
also heißt die Gattung „Keilgriffel“. Es geht nämlich der Griffel am 
Ende in eine keilförmig verbreiterte, flache behaarte Spitze aus. An 
diesem Merkmal sind die Arten des Genus leicht zu erkennen. Da 
nun Dolichos stenocarpus dasselbe Merkmal zeigt, so habe ich diese Art 
zu Sphenostylis übergeführt: Sph. stenocarpa (Hochst.) Harms in 
Engler’s Bot. Jahrb. XXVI (1899) 309. Bereits an der genannten 
Stelle konnte ich eine beträchtliche Anzahl von Standorten aus ver- 
schiedenen Gebieten des tropischen Afrika nennen. Reicheres Material 
hat in neuerer Zeit noch mehr Standorte kennen gelehrt; offenbar ist 
die Art im tropischen Afrika sehr weit verbreitet!). 

Was die Merkmale der Pflanze betrifft, so ist abgesehen von dem 
Bau des Griffels noch hinzuweisen auf den ziemlich großen und breiten 
Kelch mit seinen breiten gerundeten Zähnen und vor allem die lange 
schmale fast gerade oder nur wenig gebogene Hülse, die an beiden 
Rändern jeder Klappe eine schmale Längsleiste trägt; an der Bauch- 
seite der Hülse ist die Leiste stärker ausgeprägt als auf der Rückseite. 
Im Innern ist die Hülse durch dünne Querwände gefächert. Sie birgt 
eine größere Anzahl von Samen. An dem von Schweinfurth (n. 1900) 
im Gebiete von Callabat bei Matamma gesammelten Material sind diese 
elliptisch bis rechteckig, 4—7 mm lang und 3—4 mm breit, und zeigen 
eine glänzende braunschwarze Schale mit etwas hellerer Marmorierung, 
und einen kleinen schmal länglichen Nabel. Im wesentlichen ähnlich 
jedoch größer sind die uns aus Amani zugegangenen Samen dieser Art; 
diese sind 6—8 mm lang, 4—5 mm breit, in der schwarzbraunen 
Marmorierung stimmen sie mit denen von Callabat überein. Die unter 
n. 3096 von Amani im September 1910 eingesandten Samen sind von 
hellerem Braun, jedoch ebenfalls marmoriert, und ähneln durchaus den 
mir von Chevalier aus franz. Sudan übermittelten Samen. Neben 

!) Es ist mir jetzt zweifelhaft geworden, ob einige der von mir a. a. OÖ. an- 
geführten Exemplare von Pogge aus dem Kongogebiet, die sich durch auffallend 
schmale lineal-lanzettliche Blättchen auszeichnen, wirklich zu Sph. stenocarpa oder 
nicht vielleicht besser zu einer eigenen nahe verwandten Art zusammenzustellen sind. 
Reicheres Material aus dem Kongogebiet wird die Frage entscheiden lassen. 


Sphenostylis stenocarpa (Hochst.) Harms 
(nach Exemplaren aus Amani-Ostafrika). A Habitus, B Hülse, C Fahne, D Flügel, 
E Schiffehen, F Blüte ohne Petalen, @ Narbe, H Fruchtknoten, J Same. 


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länglichen oder elliptischen Samen mit gerundeten Enden findet man 
sehr oft solche mit mehr oder minder gestutzten Enden, so dal die 
Gestalt eine rechteckige bis quadratische wird. 

Von besonderem Interesse sind uns hier die Angaben über eine 
Kultur dieser Bohnen bei den Eingeborenen. Pogge (n. 794, Kongo- 
gebiet, Mukenge) hatte bereits vermerkt, daß die Art unter der Be- 
zeichnung „Lukunde Bashangi* (= Bohne der Verstorbenen) kul- 
tiviert wird, und in neuerer Zeit sind uns noch mehr Nachrichten zu- 
gegangen, die auf eine wenn auch nicht ausgedehnte so doch immerhin 
beachtenswerte Kultur dieser Pflanze bei den Negern hinweisen. 
Pogge’s Exemplar n. 794 stimmt sehr gut mit den abyssinischen 
Exemplaren überein, so daß ein Zweifel an der Zugehörigkeit dieser 
Nummer zu Dolichos stenocarpus nicht besteht. Pogge schreibt: Wird 
wenig kultiviert, vor dem Hause Kalambas angepflanzt, wächst als 
stark auf dem Boden rankende Staude, blüht weißlichlila oder weißlich- 
rosa. Eine nicht völlig reife Hülse dieses Exemplars mißt etwa 19 cm, 
Weiterhin erhielten wir durch Kersting Nachrichten über die Kultur 
dieser Bohne in Togo. Er gibt an, daß sie im Bezirke Sokode-Basari 
von den Eingeborenen angebaut wird: sie heißt dort „Kutonosu*. 
Nach Kersting wird nicht nur die Saat gegessen, sondern auch die 
rübenartige Knolle (Kersting Nr. 680, Sept. 1908). Hier wird also 
zum erstenmale von eßbaren Knollen dieser Phaseolee berichtet. — Aus 
Amani (Ostafrika) erhielten wir ein von Braun 1908 n. 1635 ge- 
sammeltes Exemplar, das nach den Angaben des beiliegenden Zettels 
in Mombo kultiviert war und aus Udjidji stammte, Nach diesem 
Exemplar wurde die beigegebene Zeichnung hergestellt. Als einheimischer 
Name wird genannt: Visewa. Die Hülsen dieses Exemplars sind 
-12—17 em lang. Ein von Braun 1909 n. 2705 gesammeltes Exemplar 
mit dem Standort „Kijango-Magoma“ hat etwas schmälere Blättchen; 
es dürfte wohl ein wildes sein. 

Vor kurzem endlich (März 1911) schickte mir Herr Aug. Chevalier 
in Paris Knollen und Hülsen einer Leguminose zu, die im franz. Sudan 
bei Ouagadougou im Gebiete Mossi Dezember 1910 gesammelt waren. 
Dort wird die Pflanze unter dem Namen Diegemtenguer& wegen 
der eßbaren Knollen kultiviert. Die beigegebenen Hülsen erwiesen 
deutlich, daß es sich um Sphenostylis stenocarpa handelt. Diese Knollen 
haben eine umgekehrt-kegelförmige oder fast elliptische rübenartige 
Gestalt und sind nach unten bisweilen spindelförmig ausgezogen; sie 
werden 4-6 cm lang. Die Hülsen des Materials von Chevalier 
werden 20—22 cm lang bei einer Breite von 8-10 mm. Die etwa 
7 mm langen, 4—5 mm breiten Samen zeigen die für diese Bohnenart 
charakteristische bräunliche sehr feine Marmorierung; die Farbe ist 


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etwas heller als bei den von Braun-Amani unter n. 1635 gesandten 
Samen aus Ostafrika. 

Welwitsch (nach Hiern, Catal. Afr. pl. Welw. I [1896] 258) 
schildert seine Vigna ornata Welw. als einen reich verzweigten Halb- 
strauch mit weithin schlingenden Ästen, der bis zu beträchtlicher Höhe 
holzig ist und 4—6 Fuß hoch wird. Die Blätter sollen glänzend grün 
sein. Wegen der prächtigen weithin sichtbaren purpurnvioletten Blüten 
soll die Pflanze einen besonderen Schmuck des Standortes bilden. 
Ledermann fand die Art im Hinterlande von Kamerun bei Dodo 
und Bare, und spricht von einer Schlingpflanze mit hellmalvenfarbenen 
Blüten. Scheffler sammelte sie in Useguha im Juli 1900 (n. 241); 
die Blüten sind nach ihm weiß mit lilafarbenem Hauch. Uhlig nahm 
sie im April 1904 (n. 45) bei Ukerewe am Waldrande auf („windend 
mit großen rosa und purpurvioletten Blüten“). Diese neuerdings be- 
kannt gewordenen Standorte zeigen im Verein mit den bereits früher 
genannten, daß die Art im wilden Zustande über einen großen Teil 
Afrikas verbreitet ist. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn uns 
Nachrichten über ihre Kultur aus weit getrennten Gebieten (Deutsch- 
Ostafrika, Togo, Franz. Sudan) zukommen. Diese Zeilen mögen dazu 
anregen, der Kultur der Pflanze auch noch in anderen Gebieten nach- 
zuforschen. Im Kongogebiet scheint die Art nach den Angaben 
De Wildeman’s häufig zu sein; ob sie dort auch gelegentlich kul- 
tiviert wird, ist mir nicht bekannt. Man vergl. De Wildeman, FI. 
Bas- et Moyen-Congo I (1904—6) 156, 269; II (1908) 257; und Mission 
Laurent (1905) 123; Durand, Sylloge Fl. Congol. (1909) 154; De 
Wildeman erwähnt übrigens in Fl. Bas- et Moyen-Congo III, 2 (1910) 

214 unter Vigna ornata Welw., daß in Kasai die Blätter gegen Bein- 
übel gebraucht werden; in Dembo werden die Samen gegessen'). 

Auf das Togo-Vorkommen muß hier noch einmal zurückgegriffen 
werden, da sich daran die Frage knüpft, ob nicht dort eine eigene 
Varietät der Art mit besonders großen hellfarbigen Samen kultiviert wird. 
Herr Oberleutnant Gaisser sandte uns im Juli 1911 aus Sokod&-Basari 
Material von Kotonosu-Bohnen und Knollen. Die Samen weichen 
durch Größe und weißliche oder hellgelblich-braune Farbe von den 


’) Vigna ornata Welw. var. latifoliolata De Wild. Fl. Bas- et Moyen-Congo I 
(1904) 156, bei Kisantu im Kongogebiet gefunden (S'phenostylis stenocarpa [Hochst.] 
Harms var. latifoliolata De Wild. ex Durand, Sylloge Fl. Congol. [1909] 154) zeichnet 
sich durch große bis 9,5 cm lange und 5 em breite Blättchen und bis 17 cm lange, 
9 mm breite Früchte aus. Diese Varietät ist mir nicht bekannt; ich kann also nicht 
beurteilen, ob sie begründet ist oder ob nicht vielleicht Yigna ornata so wechselnde 
Verhältnisse in der Blattgröße zeigt, daß wir danach keine Varietäten bilden können. 
De Wildeman selbst scheint die Art für sehr variabel zu halten. 


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bisher bekannten ab, stimmen aber genau überein mit den von Kersting 
unter dem Namen Kutunosu 1903 in Togo gesammelten Bohnen, die 
ich im Herb. Schweinfurth sah, und die offenbar herrühren von derselben 
Art, von der uns Kersting die oben genannte Herbarprobe (blühendes 
Exemplar!) n. 690 (September 1908) sandte. Herr Oberleutnant 
Gaisser schreibt (17. Juni 1911) über Sphenostylis, daß er Herbar- 
material noch nicht habe erhalten können; weiter heißt es in seinem 
Briefe: „Über diese Frucht berichtet der Häuptling von Tschaudjo: 
Die Bohne wird in Tschaudjo nur selten und in geringen Mengen 
zwischen Jams gepflanzt, an dessen Stengeln sie sich hochrankt. 
Pflanzzeit ist Ende Mai, Reifezeit Dezember— Januar. Die Knollen 
werden nicht gegessen. Diese Angaben nachzuprüfen, sowie die Ver- 
breitung der Bohne in den übrigen Landschaften des Sokodebezirkes 
festzustellen, war ich noch nicht in der Lage“. Herrn Gaisser sei 
auch an dieser Stelle verbindlicher Dank für seine Bemühungen aus- 
gesprochen. — Vor kurzem nun (Ende September) erhielt ich von 
Herrn Prof. G. Schweinfurth Hülsen und Samen offenbar der gleichen 
Art, die Herr Dr. Leo Frobenius bei Mokwa in Nord-Nigerien im 
Februar 1911 gesammelt hatte; der Forschungsreisende gibt an, daß 
die Bohne mit anderen Bohnen zusammen an Stangen klettert, die 
Reifezeit sei 1 Jahr; die Eingeborenen nennen sie „schesche“. Das 
schöne Material von Herrn Dr. Frobenius besteht aus schmalen 
geraden oder fast geraden (bisweilen schwach s-förmig gekrümmten) 
Hülsen von 25—30 cm Länge und 1—1,2 cm Breite; sie zeigen die 
charakteristischen schmalen Leisten, so daß ich sie von den mir aus 
andern Gegenden bekannten Hülsen von Sphenostylis stenocarpa nicht 
unterscheiden kann. Die Samen dieser Hülsen stimmen durchaus mit 
den von Kersting und Gaisser geschickten überein. Sie sind ei- 
förmig, an den Enden gerundet, 7—10 mm lang, 6—7 mm breit, von 
weißlicher oder hellbräunlicher Farbe; gelegentlich bemerkt man auch 
ganz feine dunklere Flecke. Bei den genannten von Kersting und 
Gaisser geschickten Samen tritt die dunkelbraune Farbe gelegentlich 
in größerer Ausdehnung in der Nabelgegend auf, auch bemerkt man 
bisweilen eine netzaderige Streifung in der hellen graubräunlichen oder 
gelblichgrünen Farbe; feine dunklere bräunliche Flecke finden sich 
besonders an dem Gaisser’schen Material. Diese Form möchte ich 
vorläufig var. Frobenii nennen. Ob es sich um eine Kulturform handelt, 
muß weiteres Material zeigen. Wünschenswert wäre es besonders, von 
Togo recht vollständiges Material an blühenden und fruchtenden Exem- 
plaren zu erhalten. Chevalier’s Hülsen (siehe oben) sind auch schon 
recht lang, erreichen (nach den mir zugegangenen Proben) jedoch nicht 
die Länge derer von Frobenius; die braunen marmorierten Samen 


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dieser Hülsen des Franz. Sudan (Mossi) werden nur etwa 7 mm lang, 
4—5 mm breit. Das Material von Frobenius ist also durch Größe 
der Hülsen und der Samen sowie durch die helle weißlichgraue, 
weißlichbraune oder hellgrünliche Farbe gekennzeichnet. 

Kässner entdeckte folgende neue Art dieser Gattung: 

Sphenostylis obtusifolia Harms n. sp.; caulis scandens vel ad- 
scendens (?), parce adpresse puberulus usque subglaber; folia petiolata 
trifoliolata, petiolo 2—3 cm longo, foliola brevissime petiolulata, ovata 
vel ovalia vel subrhomboideo-ovata vel subobovata, basi saepius bre- 
vissime emarginulata, apice rotundata vel obtusa et saepius brevissime 
emarginulata, subchartacea, pilis dissitis adpressis obsita vel glabra, 
3—4,5 cm longa, 2,5—3,5 cm lata, lateralia + obliqua; stipulae lan- 
ceolatae, stipellae longiusculae lanceolatae; pedunculi folia aequantes 
vel excedentes eirc. 6—9 cm longi, glabri vel subglabri (apice parce 
adpresse puberuli), apice pluriflori; pedicelli ad 4—5 mm longi, brac- 
teolae ad basin calycis geminae ovatae; calyx glaber vel subglaber late 
dentatus, ad 5 mm longus. 

N. W. Rhodesia: Kantanina Hills (Kässner n. 2176. — De- 
zember 1907). 

Diese Art zeichnet sich durch die breiten oben stumpfen oder 
gerundeten Blättchen aus. 

Es sei hier noch erwähnt, daß nach Kersting (Togo, Sokode- 
Basari) die jungen Blüten von Sphenostylis Schweinfurthii Harms (Engl. 
Bot. Jahrb. XXVI, 309) ein auch für Europäer wohlschmeckendes 
Gemüse bilden. Diese Art ist ein bis 1 m hoher Strauch, der in Togo 
an sonnigen Standorten bei den Dörfern vorkommt. Die Blüten sind 
gelb. Sie wurde von Schweinfurth im Gebiete der Djur entdeckt und 
ist in Togo, im Hinterlande von Kamerun, im Scharigebiete (nach 
Chevalier) offenbar verbreitet. Die Art hat längliche oder lanzett- 
liche, am Ende stumpfe, gerundete oder oft ausgerandete Blättchen. 


Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf einige andre knollen- 
tragende Phaseoleen aus dem tropischen Afrika hinweisen; bei einigen 
Arten handelt es sich um eßbare Gebilde. Über den Bau dieser 
Knollen wissen wir leider bisher nichts Genaueres. Es wäre sehr 
erwünscht, reicheres Material solcher Knollen zu erhalten, um ihren 
Bau genauer studieren zu können. 

Aus der Gattung Dolichos sind folgende Arten zu nennen: 

Dolichos esculentus De Wild. (Fl. Katanga [1902] 61 t. XX, fig. 1 
bis 10) wurde im Kongogebiet bei Lukafu gesammelt; bei den Ein- 
geborenen heißt die Art „Muku“, sie verzehren die Knollen. Offenbar 


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handelt es sich um ein wildes Vorkommen. Die Art ist dadurch aus- 
gezeichnet, daß die Blätter nicht aus 3 Blättchen zusammengesetzt 
sind, sondern nur 1 längliches Blättchen besitzen. Nach der Abbildung 
zu urteilen, dürfte die Art dem Dolichos fimbriatus Harms (Engl. Bot. 
Jahrb. XXVI [1899] 319) aus dem Nyassaland sehr nahe stehen. — 
Gerade in der Gattung Dolichos werden noch mehrere Arten mit eß- 
baren Knollen stecken. Wir wissen wenigstens von einigen, daß sie 
Knollen entwickeln; so z. B. Dolichos densiflorus Welw. (nach Hiern, 
Catal. Afrie. Pl. Welwitsch I [1896] 264: Wurzel dick, holzig, viel- 
köpfig, fast knollig), D. dongaluta Welw. (nach Hiern, a. a. OÖ. 164, wird 
die dick-knollige Wurzel, die ein purpurnes Harz ausschwitzt, in kleinem 
Umfange in Angola kultiviert, wo sie als wirksames Mittel in Fällen 
von Bräune gilt). Dolichos debilis Hochst., ursprünglich aus Abyssinien 
beschrieben, besitzt nach den dort von Schimper auf Bergen bei 
Berrechowa 1862 gesammelten Exemplaren eine schwach spindelförmig 
verdickte Wurzel. Dinter (n. 698) sammelte bei Grootfontein in 
Deutsch-Südwestafrika ein Exemplar, das ich vorläufig auch zu dieser 
Art rechnen möchte, obgleich die Blättchen im allgemeinen stärker 
ausgeprägte Lappenbildung zeigen als die abyssinischen Exemplare, 
denen sie sonst sehr ähnlich sind. Dinter gibt an, daß diese Pflanze 
eine holzige Knolle habe. — Eine sehr große aber wohl nicht eßbare 
Knolle entwickelt D. pseudopachyrhizus Harms (vergl. Notizblatt Nr. 37 
[1906] 233), ein im trop. Afrika sehr weit verbreiteter vielleicht in 
einige Arten oder Varietäten zu zerteilender Typus. In die Nähe 
dieser Art gehört auch die im folgenden beschriebene neue Art, die 
offenbar ebenfalls große Knollen entwickelt. 

Dolichos Seineri Harms n. sp.; suffrutex 1,5 m altus floribus 
coeruleis (ex Seiner); caulis adpresse pubescens, partibus novellis sericeo- 
villosis; folia 3-foliolata, petiolo 1—2,5 em longo, pubescente, rhachi 
inter foliola lateralia et terminale saepe petiolo longiore (ad 3 cm 
longo), foliola oblongo-lanceolata vel oblonga vel obovato-oblonga 
(lateralia obliqua), basi obtusa vel rotundata vel rarius acutiuscala, apice 
plerumque in acumen breve tenue protracta, juvenilia sericeo-villosa, 
demum adpresse puberula, subchartacea, 5—8 cm longa, 1,5 - 3,5 cm 
lata, stipulae ovato-lanceolatae vel late lanceolatae, stipellae lineari- 
Janceolatae; inflorescentiae axillares racemiformes, pluriflorae, elongatae, 
laxiflorae, rhachi 9—16 cm longa, pubescente, inferiore parte nuda; 
flores pedicellati, pedicellis pubescentibus, 5—6 mm longis, calyx ad- 
presse subsericeo-pubescens, ad 11 mm longus, dentibus lanceolatis 
acuminatis tubo longioribus, superioribus 2 fere ad medium connatis, 
infimo ceteros paullo superante; corolla paullo exserta, vexillum ungui- 
culatum, suborbiculare, lamina basi auriculata, ceirc. 10 mm longum 


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ovarium sericeum, stylus glaber, basi incrassatus tortus, oblique um- 
bonatus, stigmate parvo terminali capitellato. 

Brit. Betschuanaland: Strauchsteppe südlich der Mabule a 
puli-Berge, feiner lockerer roter Sand (Seiner n. 322. — 1. 1907); 
Epata (Omaheke) (Seiner n. 227. — März 1911). — Hierhin gehört 
wohl auch: Dinter n. 1297 (Deutsch Südwestafrika; Dez. 1899) und 
Dinter n. 1952a (Hatsamas-Kl. Nanas, Dünensand; „Riesenknolle*). 

Die Art ist in den Blütenmerkmalen dem D. pseudopachyrhizus sehr 
ähnlich, weicht jedoch durch die schmäleren länglichen Blättchen 
deutlich ab. 

Ebenso wie bei Dolichos finden wir auch bei der verwandten Gattung 
Vigna eine größere Zahl knollentragender Arten. 

Die in den Tropen weit verbreitete Vigna vexillata Benth. hat nach 
Baker (Fl. Trop. Afr. II, 199) einen großen spindelförmigen Wurzel- 
stock. Baker rechnet dazu die von Abyssinien beschriebene Vigna 
tuberosa A. Rich. Fl. Abyss. I, 217, die nach Angabe Richard’s sich 
auszeichnet „par sa racine vivace, pivotante, charnue, simple ou rameuse*. 
Wir haben eine als Vigna vexillata bestimmte Pflanze aus Abyssinien 
im Berliner Herbar, die Schimper (n. 480) bei Addi Dschoa im 
Oktober 1862 gesammelt hat; nach der Angabe des Sammlers sind die 
„Bulben eßbar“. Es handelt sich um lange schmal-spindelförmig ver- 
dickte Wurzelgebilde. Einh. Name dieser Pflanze: Gurrech Diwella. 
— In die Nähe von V. vexillata gehören Fragmente einer Art, die 
Francois 1891 in Deutsch-Südwestafrika im Sandfeld am Okavango 
sammelte. Er spricht von einer Schlingpflanze mit violetten Blüten, 
deren große Bohnen geröstet gegessen werden. Die kleine Wurzel ist 
saftig wie eine Wasserrübe, erreicht im März volle Größe und schmeckt 
geröstet wie eine Kartoffel; Iru (Buschmannsprache), Ia (Kung Busch- 
leute). — Oberleutnant Volkmann (n. 8) sammelte 1911 in Deutsch- 
Südwestafrika östlich von Grootfontein Bruchstücke einer nicht näher 
bestimmbaren Vigna mit ziemlich breiten eiförmigen oder schief 
eiförmigen Blättchen; die Knollen werden nach seiner Angabe von den 
Buschmännern geröstet und genossen. Sehr wahrscheinlich handelt es 
sich wie bei den von Francois aufgenommenen Stücken um eine Art 
aus der Verwandtschaft von V. vexillata Benth., wie aus den Kelchresten 
hervorgeht, die deutlich lange schmale Zähne zeigen. Die Knollen 
sind eiförmig bis fast kugelig. Es ist sehr wohl möglich, daß diese 
südwestafrikanischen Stücke zu der weit verbreiteten Vigna vexillata 
Benth. gehören. 

Vigna Dinteri Harms n. sp.; planta tuberifera, tubere esculento, 
caulis adscendens vel scandens, breviter hirsutus, pilis patentibus vel 
retrorsis; folia petiolata, trifoliolata, petiolo hirsuto, eirc. —6 cm longo, 


— 208 — 


rhachi inter foliola lateralia et terminale 1—1,8 cm longa, hirsuta, 
foliolum terminale ambitu oblongum vel ovato-oblongum vel ovale, 
integrum (interdum subrhomboideo-ovatum), vel saepius hastato-trilobum, 
lobo medio lateralibus multo longiore, apice obtuso vel subacuto mucro- 
nulato, oblongo vel lanceolato-oblongo, lobulis lateralibus saepius parum 
prominulis, latis rotundatis vel obtusis, aequalibus vel leviter inaequalibus, 
eirc. 6—7,5 cm longum, 3,5—5 cm latum, foliola lateralia obliqua, 
interdum latere exteriore lobulo rotundato praedita vel duobus lateribus 
lobulata lobulo interiore minore, omnia foliola breviter petiolulata, 
petiolulis hirsutis, utrinque subhirsuto-pubescentia (pube satis molli); 
stipulae basifixae, lanceolatae, striatae, stipellae lineari-lanceolatae; 
pedunculus unicus adest ad 11 cm longus hirsutus apice pauciflorus, 
floribus subsessilibus; calyx hirsutus, dentibus 5 lineari-lanceolatis inter 
se subaequalibus tubo longioribus, superioribus basi connatis, cum dente 
infimo 1,5—1,6 cm longus (dente infimo 9 mm longo); corolla glabra 
exserta, vexillum breviter unguiculatum, suborbiculare, emarginatum, 
basi auriculatum (auriculis inflexis), 2 cm vel paullo ultra longum, 2,2 
bis 2,3 cm latum, carina falcato-curvata breviter obtuse rostrata; ovarium 
lineare densissime hirsuto-villosum, stylus suprema parte interiore facie 
dense longeque hirsuto-barbatus, stigmate subgloboso infra apicem styli 
interiore facie styli sessili, apice styli incrassato superiore parte in 
apiculum brevissimum reflexum producto, 

Deutsch-Südwestafrika: Otjituo, tiefer Sandboden (Dinter 
n. 869. — I, 1909; Knolle gute Feldkost). 

Die Art gehört in die Nähe der weit verbreiteten Vigna vexillata 
Benth.; sie weicht von ihr durch die meist gelappten Blättchen ab. 
Sehr nahe wird sie der mir unbekannten Vigna lobatifolia Bak. (in Fl. 
Trop. Afr. II, 199) kommen, die im Innern nahe dem Wendekreis des 
Steinbocks zwischen Koobie und N. Shaw valley gefunden wurde. Nach 
der Beschreibung scheint jedoch die Behaarung bei dieser Art mehr 
filzig zu sein, auch dürften die Seitenblättchen tiefer gelappt sein. — 
Am vorliegenden Material ist die im allgemeinen dünne Wurzel in zwei 
übereinander liegende durch kurzen schmalen Zwischenraum getrennte 
knollige kugelige Anschwellungen gegliedert. 

Vigna pseudotriloba Harms n. sp.; radix (ex Dinter) tuberosa, 
edulis, caulis adscendens vel scandens, parce vel parcissime adpresse 
puberulus, statu juvenili densius subsericeo-pubescens; folia petiolata, 
trifoliolata (petiolo pubescente vel parce puberulo, 1-3 cm longo), 
foliola ambitu fere ovato-lanceolata vel oblonga vel oblongo-lanceolata, 
breviter petiolulata, terminale plerumque hastato-trilobum (lobo medio 
lateralibus plerumque pluries longiore, obtuso vel rotundato vel rarius 
subacuto, saepe breviter mucronulato, lobulis lateralibus rotundatis vel 


— 209 — 


obtusis), eirc. 3—4,5 cm longum, 2—3,5 cm latum, lateralia obliqua, 
basi uno latere vel duobus lateribus lobulata, lobulo saepius exteriore 
plerumque majore magis prominulo, omnia utrinque adpresse puberula 
(pilis dissitis saepe longiuseulis), vel demum subglabrescentia (juvenilia 
adpresse hirsuto-subsericea); stipulae oblongo-lanceolatae vel lanceolatae, 
basifixae, basi subcordulatae (i. e. utringue brevissime auriculatae 
[sed haud in appendieulam dependentem productae], auriculis sub- 
aequalibus vel leviter inaequalibus rotundatis), puberulae, 4—6 mm 
longae; stipellae lanceolatae; peduneuli axillares, 8-25 em longi, dissite 
puberuli vel subglabri, apicem versus densius puberuli, apice paueiflori 
(2—5-flori), floribus breviter vel brevissime pedicellatis; calyx campanu- 
latus, parce pilosus, circ. 10 mm longus, dentibus 5 tubo paullo longi- 
oribus lanceolatis acuminatis, superioribus basi vel fere ad medium 
connatis; corolla majuscula, glabra, vexillum breviter unguiculatum, 
suborbiculare, supra unguiculum basi utrinque auriculata, carina breviter 
rostrata; ovarium lineare, breviter adpresse pubescens, stylo superiore 
parte intus dense hirsuto-barbato, spatio brevi ante stigma nudo, stigmate 
depresso-subgloboso hirsuto, interiore facie infra apicem stylı affıxo, 
apice styli in mucronulum longiusculum sursum curvatum protracto, 

Das Blüten-Material ist leider recht spärlich, und bedarf der 
Ergänzung. 

Deutsch-Südwestafrika: Glimmerschieferberge bei Brakwater 
(Dinter n. 1511. — Blühend. Dez. 1901; die große Knolle wird ge- 
gessen); Anasberge bei Windhoek (Dinter ohne Nummer. — Febr. 
1899); Okahandja, 1450 m, in Granitfelsritzen (Dinter n. 369. — 
Blühend, Jan. 1907; Blüten groß, Früchte stielrund, bis 6cm lang 
von 3 mm Durchm., Wurzel knollig, eßbar): ohne Standort (Hartmann 
n. 180; ohne Blüten). 

Diese Art habe ich lange Zeit für Vigna triloba Walp. gehalten. 
Indessen hat diese letztere nach dem Zeugnisse von Harvey (FI. 
capens. II. 241) peltate Nebenblätter, die über die Basis hinaus in ein 
kurzes Anhängsel verlängert sind. Bei der südwestafrikanischen Pflanze 
dagegen haben die Stipeln nicht einen solchen Sporn, vielmehr nur 
beiderseits der Anheftungsstelle ein kleines Öhrchen. Vigna deeipiens 
Harv. (l. c. 241) ist mir unbekannt; sie soll sich von Y. triloba gerade 
dadurch unterscheiden, daß die „stipules basifixed not peltate“ sind. 
Letzteres Merkmal würde auf unsere Pflanzen passen, jedoch hat Y. 
decipiens Harv. nach der Beschreibung stärker etwas rauh behaarte 
Stengel, spitze Blättchen-Mittellappen, und wohl auch kleinere Blüten. 
Übrigens wird im Ind. Kewens. Vigna deeipiens p.p. mit triloba identi- 
fiziert, und es soll darnach nur gelten „Vigna deeipiens Harv. (exkl. 
syn.).“ — Lübbert hat ein prächtiges Exemplar dieser Art mit großen 


— 210 — 


langen spindelförmig verdickten Wurzeln gesammelt; allerdings hat das 
Exemplar keine Blüten, aber die Gestalt der Blätter und Nebenblätter 
läßt keinen Zweifel über die Zugehörigkeit zu V. pseudotriloba. 

Herr Ledermann sammelte im Hinterlande von Kamerun eine 
eigentümliche Vigna mit schmal spindelförmiger knollenartig verdickter 
Wurzel, die ich als neue Art ansehe: 

Vigna stenophylla Harms n. sp.; caulis erectus, glaber, + angu- 
latus; folia petiolata, 3-foliolata, petiolo tenui glabro, eirc. 3—5,5 cm 
longo, internodio inter foliola lateralia et terminale 0,5—2 cm longo, 
foliola brevissime petiolulata, angustissima, longe linearia vel lineari- 
lanceolata, apicem versus sensim acuminata, glabra (juvenilia persparse 
brevissime puberula), eirc. 6—17 cm vel ultra longa, 2,5—7 mm lata; 
stipulae breviter lanceolatae acutae striatae, stipellae lineari-lanceolatae; 
peduneuli axillares, solitarii, plerumque valde elongati, 4—25 cm vel 
ultra longi, tenues, glabri vel subglabri, apice 1—3-flori, floribus sessi- 
libus vel subsessilibus; calyx glaber vel subglaber, dentibus late lanceo- 
latis, acuminatis, tubo subaequilongis vel paullo brevioribus, superioribus 
fere ad medium vel altius connatis, 5—8 mm longus, brevissime pube- 
rulus usque subglaber; corolla glabra, vexillum breviter unguiculatum 
suborbiculare, basi supra unguiculum utrinque auriculatum auriculis 
inflexis, 14—15 mm longum, eirc. aequilatum; alae unguiculatae oblique 
obovatae, rotundatae, basi interiore latere appendicula lineari longiuscula 
praeditae, ad 16 mm longae, carina brevior, subacuta, versus basin 
supra unguiculum umbonulata, ad ll mm longa; ovarium angustum, 
brevissime puberulum, stylus superiore parte intus hirsuto-barbatus, 
stigmate interiore facie sub apice ipso dependente, stylo apice superiore 
facie apiculo brevissimo retrorso praedito, 

Kamerun: Garua, Gebüschsavanne (Ledermann n. 3294. — 
April 1909; 50 cm hohes Kraut, Blüten violett); Dangadji, sandige 
Baumsavanne (L. n. 3659. — Mai 1909; 10—12 cm hohes Kraut); 
Mao Gali, sandige steinige Baumsavanne (L. n. 4057. — Mai 1909; 
30—40 cm hohes Kraut, Blüten veilchenblau, Fahne grau-blau, Blätter 
frisch-grün); Garua, felsige Sandsteinhügel (L. n. 4998. — Aug. 1909; 
0,8—1 m hohes Kraut, Blüten graublau, Blätter hellgrün). 

Diese Art zeichnet sich durch die sehr lang werdenden sehr 
schmalen linealen Blättchen aus. Von den verdickten spindelförmigen 
Wurzeln sind nur Bruchstücke vorhanden von 10—11 cm Länge und 
8—13 mm Dicke. 

In der Gattung Eriosema gibt es eine ganze Anzahl Arten mit 
knolligen Wurzeln. So z. B. erwähnt Hiern (Catal. Afr. pl. Welwitsch I 
[1896] 274), daß E. terniflorum Hiern (Huilla) ein Rhizom mit ver- 
längerten Wurzeln habe. E. muxiria Welw. besitzt dicke fleischige 


— 2ll — 


Knollen von 2,5 cm Länge und 1,2 cm Dicke, die zusammen mit den 
Früchten von Eleusine in Angola zur Bereitung eines „Oala“ genannten 
Bieres dienen. Die eiförmig-rübenförmigen oder breit spindelförmigen 
Knollen von E. cordifolium Hochst. werden in Abyssinien genossen 
(A. Richard, Fl. Abyss. I. 227). Ähnliche Knollen besitzt die 
gleichfalls abyssinische Art E. tuberosum Hochst. Auch in Deutsch- 
Südwestafrika gibt es Arten mit knolligen eßbaren Wurzeln, wie 
einige spärliche Proben lehren; über die Art jedoch, zu der die Knollen 
gehören, läßt sich nichts bestimmtes sagen. Man achte also mehr auf 
diese Knollen, und sende uns recht voliständiges Material an Knollen, 
Blättern und Blüten, um die noch schwebenden Fragen klären zu 
können. 

In Deutsch-Südwestafrika spielen die ansehnlichen Wurzelknollen 
der Caesalpinioidee Bauhinia eseulenta Burch. (B. Burkeana Benth.) eine 
nicht unbedeutende Rolle. Sehinz teilt darüber genaueres mit in 
Mem. Herb. Boiss. (1900) Nr. 1, 121; der unangenehme Geschmack 
des Wurzelknollens soll nach Schinz von Gerbstoff herrühren. Die 
mangelhaft bekannte B. Bainesü Schinz (l. c. 121) aus derselben Heimat 
(in der Kalahari verbreitet) entwickelt Wurzelknollen, die bis zu 1m 
Durchmesser erreichen und trotz ihres hohen Gerbstoffgehalts von den 
Eingeborenen gegessen werden. 

Es sei noch kurz darauf hingewiesen, daß Psophocarpus palustris 
Desv. (Ps. longepedunculatus Hassk.), eine in den Tropen vielfach kul- 
tivierte Phaseolee mit eßbaren großen Knollen, im tropischen Afrika 
wiederholt gesammelt worden ist. Ich finde keine Angabe, die auf 
Kultur dieser Art in Afrika hinweist, vielmehr scheint sie dort im 
wilden Zustande vorzukommen. Taubert (Pflanzenwelt Ostafr. |1895] 
B. 124) vermutet die Heimat dieser Pflanze in der alten Welt. Baker 
(Fl. Brit. Ind. II [1876] 212) bemerkt bereits, daß Afrika die Heimat 
der Art sei. — Die bekannte mit rübenähnlichen eßbaren Knollen 
versehene Phaseolee Pachyrhizus angulatus Rich. habe ich aus dem trop. 
Afrika bisher nur in kultivierten Exemplaren (Kamerun) gesehen; 
Baker (Fl. Trop. Afr. II, 208) gibt mehrere Standorte an, aber 
vielleicht liegt wenigstens einem Teil dieser Angaben eine Verwechslung 
mit Dolichos pseudopachyrhizus zugrunde. Die Heimat von Pachyrhizus 
angulatus Rich. ist wohl in Amerika zu suchen. 


— 212 — 


II. Der Wald um Tabora in Deutsch-Ostafrika. 


Von 
Oberleutnant v. Trotha. 


Nachstehend sind die im hiesigen Walde befindlichen Bäume, 
Sträucher und Kräuter, soweit sie ein Interesse haben, in willkürlicher 
Numerierung aufgeführt. Die Namen sind dem Dialekt der Wagalla- 
gansa entnommen und dürften entsprechend den dialektischen Unter- 
schieden der einzelnen Wanyamwezi-Stämme an anderen Stellen anders 
bezeichnet werden. Aus der Aufzeichnung sollen ersichtlich sein: 


1. Die verschiedenen, für europäische Bauart verwendbaren Nutz- 
hölzer, 

2. diejenigen Nutz- und Edelhölzer, welche durch Härte und Farbe 
zur Möbeltischlerei verwendbar sind, 

3. die Bauhölzer für Bauart der Eingeborenen, 

4. die Verwendungen der Waldpflanzen seitens der Neger. 


Jede Pflanze ist besonders behandelt. Die von den Eingeborenen 
als „verwandte“ Arten bezeichneten sind als solche aufgeführt. Die 
Bäume sind mit drei Größen bezeichnet: 


B. g.: große Bäume über 6 m Höhe, 
B. m.: mittelgroße, bis zu 6m Höhe, 
B. k.: kleine, bis zu 3m Höhe 

Die Pflanzen sind von den Beamten des Kgl. Botanischen Museums 
in Berlin bestimmt worden, soweit ihr Erhaltungszustand dies möglich 
machte. 


die Klassifizierung ist natürlich 
nicht einwandfrei. 


I. Bäume. 


1. Pterocarpus chrysothrix Taub.,, „Mkurungu“. B. g. 
Großer Baum, dem Mininga (2.) ähnlich, jedoch mit dunkelrotem Kern, 
der sich auch in die Äste fortsetzt. Der Kern ist eisenhart und wird 
weder von Bohrkäfern noch von weißen Ameisen angefressen. Infolge 
seiner Härte ist er schwer zu bearbeiten und eignet sich daher mehr 
zu Balken als für Bretter. Zum Unterschied von 2. ist das weiße Holz 
über dem Kern gleichfalls so hart, daß es nicht von Bohrkäfern an- 
gefressen wird; daher werden die jungen Bäume auch von den Ein- 


— 213 — 


geborenen zu Dachsparren verwendet. Der Baum wächst durch Samen 
und Stecklinge. Die Baumrinde sondert einen roten Saft ab. 

2. Pterocarpus Bussei Harms, „Mininga“. DB. g. Hoch- 
stämmiger Baum mit gelb- bis dunkelbraunem Kernholz. Man darf 
von Mininga wohl mehrere Arten oder Varietäten unterscheiden, doch 
waren den Leuten hier keine unterscheidenden Merkmale bekannt. Der 
Kern ist eisenhart, doch läßt er sich gut bearbeiten, besonders wenn 
er ausgetrocknet. Der Kern verliert, ausgetrocknet, ca. die Hälfte 
seines Gewichtes. Eignet sich zu Balken und Brettern. Das weiße 
Holz über dem Kern wird von Bohrkäfern zerstört. Der Baum wächst 
durch Samen und Stecklinge. Als letztere findet er bei den Ein- 
geborenen Verwendung für Hecken zur Dorfeinfassung. 

Beide Bäume 1. und 2. werden von den Eingeborenen zum Bau 
von Temben verwendet, sonst nur zur Herstellung von Tellern, da 
ihnen das zur Bearbeitung des harten Kernes nötige Handwerkszeug 
bisher gefehlt hat. Vielfach sind sie auch zu Dorftüren verwendet 
worden, d. h. man hat je einen Baum mit der Axt zu einem Brett 
zurecht gehauen. Zu größeren geschnitzten Türbrettern ist auch viel 
Holz von Nr. 35 verwendet worden. Mininga sondert gleichfalls einen 
roten Rindensaft ab. Der Kern geht gleichmäßig bis in die Äste fort. 

l. und 2. eignen sich vorzüglich zu Aufforstungen, da sie durch 
Stecklinge wachsen und keiner Aufsicht bedürfen und bei genügender 
Länge dieser Stecklinge zwischen denselben das Gras gebrannt werden 
kann, ohne daß es dem Wachstum besonders hinderlich ist. Schädlinge 
der Samenkulturen sind die Springhasen nach hiesigen Erfahrungen. 

Zu 1. Der Baum blüht früh, gleich bei Beginn der Regenzeit, 
der Same fällt schon nach der kleinen Regenzeit ab. 

Zu 2. Der Baum blüht in der kleinen Regenzeit. Der Same 
bleibt auf den Bäumen bis Ende der großen Regenzeit und fällt dann 
ab, wenn er ausgereift ist. 

3. Brachystegia spec., „Mjense“. B. g. Großer Schatten- 
baum. Wird mit Nr. 4, 63 und 107 gleichmäßig verwendet; 3, 4, 63 
und 107 sind wohl die sonst „Miombo“ genannten Bäume. Die Baum- 
rinde ausgewachsener Bäume liefert das Material zu den Lindos, den 
Rindenkörben, aus jüngeren Bäumen wird Kamba, Baststricke, gewonnen. 
Aus der Rinde wurde ferner früher in Ugunda ein Stoff verfertigt, der 
zu Bekleidungszwecken diente. Die Rinde der Wurzel wird gleichfalls 
zu Kamba verwendet. 

4, Brachystegia appendiculata Benth.(?), „Mtundu“. B. g. 
Wird wie 3. zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet. Stoff 
wird aus ihm nicht hergestellt. Ein abgestorbener Baum ist hart wie 
Eisenholz. Braunes Kernholz, eisenhart. 


— 2l4 — 


5. Markhamia lanata K. Sch., „Mbapa“. B. g. Das Holz 
wird hauptsächlich zu Messerscheiden verwendet. 

6. „Msanna“. B. m. Unbestimmbare Combretacee. Das Holz 
wird zu Hackenstielen verarbeitet. 

7. Diplorrhynchus mossambicensis Klotzsch., „Msonga“. B.m. 
Von den Früchten wird Ulembo genannter Saft gewonnen, der als Vogel- 
leim dient. Der Saft der Früchte wird ausgepreßt, mit Kalangaöl ein- 
gerührt und so auf die Zweige geschmiert. 

8. Commiphora Fischeri Engl. und Ü. Krausei Engl., „Mponda“. 
B. m. Weiches Holz, welches zu Holztellern und Eßgeräten, auch zu 
Tabaksdosen verwendet wird. Die Bäume wachsen durch Stecklinge 
und dienen zu Dorfeinfassungen. 

9. Strophanthus Eminii Aschers. et Pax, „Msungururu“ oder 
„Miwelie“ (Kisumbua). B.k. Der Baum wächst frei und als Kletter- 
pflanze an Bäumen, an denen er sich dann bis zum Gipfel heraufrankt. 
Männliche und weibliche Bäume mit großen Blättern, die den Watussi 
zum Verpacken von Butter dienen. Das Holz größerer Bäume wird 
zu Hackenstielen verwendet. Sehr bitter schmeckende Wurzel. Frucht: 
Lange Schote, zweiteilig, hat in sich einen langfaserigen Knäuel von 
Haaren, welche beim Aufspringen der Schote vom Winde verweht 
werden. Ist oft von Vieh- und sonstigen Händlern als Baumwollpflanze 
angesprochen worden. 

11. Stryehnos pungens Solered., „Mkome“. B. g. Bauholz. 
Früchte über faustgroß und süß, werden gegessen. 

12. Sterculia spec., „Mhosia“. B. k. Wächst meist in der Nähe 
von Termitenhügeln. Von der Rinde des Baumes und Wurzel wird 
eine bessere Sorte Kamba gewonnen, die hauptsächlich zu besserem 
und feinerem Flechtwerk dient, z. B. Netze für Flaschenkürbisse usw. 
Bei verschiedenen Dauas und Heilmitteln spielt diese Kamba mhosia, 
wie-später ersichtlich, eine erhebliche Rolle. Sehr weiches Holz. 

13. Stryehnos spec., „Muage“. B. m. Lang und dünn, wird 
nur zu Dachsparren gebraucht. Das Holz wird ferner zur Herstellung 
von Rührlöffeln für Mehlbrei verwendet. Früchte, saftreich, werden 
gegessen; doch tritt nach sehr reichlichem Genuß derselben eine Art 
Trunkenheit, verbunden mit Brechreiz ein. Der Kern hat eine grün- 
liche Farbe. 

14. „Mhia-wana“ B.k. Unbestimmbare Rubiacee. Die Wurzel 
gilt als große Kinderdaua und Mittel gegen alle Kinderkrankheiten. 
Als solche wird die Wurzelrinde in Uji mit Mtama aufgekocht gegessen; 
ferner gerieben und dann mit Fett oder Öl vermischt, wird der Körper 
der Kinder damit eingerieben. Dünne Wurzeln werden ferner gegen 
Kinderkrankheiten benutzt, indem man je zwei Stücke viermal durch- 


— 215 — 


locht und diese vorne und hinten an Kamba mhosia um den Hals 
trägt. 

15. „Mgereria“. B. m. Unbestimmte Rubiace. Lang und 
dünn, Holz zum Bauen, besonders als Dachsparren. Die kleinen, 
süßen Früchte werden gegessen. 

16. Vitex mombässae Vtke., „Mtalali“ (Kikonongo) oder „Msun- 
gui“. B.k. Früchte, süß und saftig, werden gegessen. 

17. Monotes elegans Gilg, „Mgukuti“. B. g. Bauholz, sehr 
hart und schwer, mit braunrotem Kern, hauptsächlich zu Balken ge- 
eignet. Das Holz über dem Kern ist auch so hart, daß Bohrkäfer es 
nicht anfressen. Junge Bäume ohne Kern werden daher schon zu 
Dachsparren verwendet. 

18. „Mdulansongo“. B. k. Unbestimmbare Euphorbiacee. 
Gilt als sicheres Mittel gegen Giftschlangen. 

19. „Mtundulu“. B.k. Die getrockneten Früchte gelten als Mittel 
gegen Kopfschmerz und Schwindel. Die Frucht wird dann ins Feuer 
geworfen, der Kranke setzt sich in Stoffe eingehüllt darüber und atmet 
den Rauch ein. Gilt als sicher, wird viel benutzt und findet sich in 
fast jedem Dorfe. 

21. Terminalia sericea Burch., „Msima“. B.g. Bauholz, sehr 
hart und schwer, schöner, gerader Stamm bis zu 10—12 m hoch, vor- 
züglich zu Balken geeignet, grüngelbes Holz und Kern. Wie bei 17. 
wird auch das Holz über dem Kern nicht angefressen und findet gleiche 
Verwendung. Infolge seiner Länge werden junge Bäume ganz besonders 
gern als Mittel- und Seitenstützpfosten, „Nguso“, zum Bauen von Gras- 
dachschuppen verwendet. Die Blätter werden eingestampft und dienen 
zum Löten gebrochener Flaschenkürbisse. Die Wurzel wird zu Mehl 
zerrieben und trocken auf Brandwunden gestreut. Gilt als sehr gute 
Medizin. 

23. Flueggea Bailloniana M. Arg., „Kasenga“. B. k. Die 
Wurzel gilt als Heilmittel gegen syphilitische Geschwüre; die Wurzel- 
rinde wird zerrieben und trocken auf die offenen Wunden gestreut. 

24, Pterocarpus spec., „Mgando-mkalati“. B.g. Sehr schöner, 
großer Baum, hartes und schweres Bauholz, roter Kern, besonders zu 
Balken geeignet. Das Holz über dem Kern wird von Bohrkäfern zer- 
stört. Es kommen daher nur große, ausgewachsene Bäume zum Bau 
in europäischer Art in Betracht. Die Mgando-Arten werden haupt- 
sächlich von den Fingeborenen zu Holzkohle verwendet. 

25. „Mkua“. B. m. Unbestimmbare Anonacee. Das Holz wird 
zu Bogen verarbeitet, die süßen Früchte werden gegessen. 

26. Maprounea africana Pax, „Mtunguru“ (Kisuaheli „Msoro“). 
B. m. Die Früchte werden zermahlen und geben dann auf Wasser 

15 


— 216 — 


einen blauen Farbstoff, mit dem die Eingeborenen weiße Stoffe färben. 
Der Farbstoff soll beim Waschen nicht ausgehen und auch durch 
Sonne nicht leiden. 

27. „Mpalla“. B. k. Unbestimmbare Euphorbiacee. Hartes 
Bauholz für Hütten. Die Watussi benutzen es für ihre Viehkraale 
als Einzäunung. 

28. „Mschenene“. B. m. Unbestimmbare Anonacee. Hartes 
Bauholz. Pfahlwurzel. Die Wurzelrinde wird gemahlen und mit Nr. 14 
vermischt; gilt als Mittel gegen Kinderkrankheiten. 

29. „Mtejo“. B. m. Lang und dünn, dient hauptsächlich zu 
Dachsparren, hartes Bauholz. Die Rinde der Wurzel wird gemahlen 
und dient dann als Seife zum Waschen von Stoffen, ruiniert allerdings 
die Stoffe sehr. Aus den langen Zweigbüscheln werden Handbesen 
gemacht, die in Tabora Marktwert haben. 

32. „Munjenje“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Hartes 
Holz, wird aber von Bohrkäfern angefressen. Dient daher nur zur 
Herstellung von Getreidemörsern (Kino) und Kitis (Stühlen). 

33. „Mbale“ oder „Muwale“. B. g. Unbestimmbare Legu- 
minose. Sehr hartes Holz für Eingeborenenhütten; der Baum wächst 
nicht grade. Dient zur Herstellung von Axtstielen. 

34. Lannea Barteri (Oliv.) Engl., „Mbumbu* oder „Mu- 
gumbu“. B. g. Sehr weiches Holz. Aus der Wurzelrinde wird 
Kamba gewonnen, die zu Matten verarbeitet wird. 

35. Afzelia euanzensis Welw., „Mkora“ oder „Mkola“. B.g. 
Wunderschöner großer Baum, Stamm bis über 10 m hoch, große Krone. 
Rötlicher Kern von Eisenholz, wird weder von Bohrkäfern noch Ter- 
miten angefressen, eignet sich vorzüglich zu Balken, ist aber nur schwer 
zu bearbeiten. Der Kern hat leider die Unannehmlichkeit, daß er nicht 
wie Mininga gerade im Stamm wächst. Manchmal findet man einen 
schönen Stamm, und wenn man ihn geschlagen hat, kann man ihn nicht 
gebrauchen, denn das weiße Holz über dem Kern verfault und wird 
von Würmern und Bohrkäfern zerstört. Junge, aber verhältnismäßig 
schon dieke Bäume von 6—8 m Stammlänge haben oft einen so kleinen 
Kern, daß man ihn zu nichts gebrauchen kann. Während bei den 
anderen Kernholzbäumen 1. und 2. der Kern gleichmäßig bis in die 
Äste fortläuft und so noch verwendungsfähig ist, setzt sich der Kern 
des Mkora nicht, oder in so geringem Maße in den Kronenzweigen 
fort, daß diese Zweige, welche oft einen großen Umfang haben, zu 
nichts zu verwenden sind. Von Eingeborenen wird der Baum fast gar 
nicht verwendet. Man findet in sehr alten Häuptlingsdörfern Türen 
aus Mkora, welche teilweise geschnitzt sind (jetzt kaum mehr zu haben); 
dies gilt aber als Ausnahme. Der Mkora wächst aus Samen, der in 


u 


großen, schwarzen Schoten reift und dann abfällt. Die Blüten findet 
man im Anfang der Regenzeit. Die Früchte reifen hauptsächlich gegen 
Mitte der kleinen Regenzeit; doch findet man auch später noch grüne 
Sehoten,. Zur Verwendung gelangt der Baum erst nach ca. 20 bis 
25 Jahren, hat also einen erheblich langfristigeren Umtrieb als 1. 
und 2. 

36. Heeria pulcherrima (Schwfrth.) O. Ktze., „Mlago“. B.k. 
Dieser Baum wird gespalten und getrocknet und dient dann als Reibe- 
unterlage für das bekannte Feueranmachen der Eingeborenen. Das 
Reibeholz heißt Dulindi, s. 89.; letzteres wächst nur auf Bergen oder 
am Fuße derselben. 

37. „Mfubata“. B.k. Die ganze Wurzel wird zerhackt und 
dann in Wasser aufgekocht. Es dient als Mittel gegen Zahnschmerzen 
und wird zum Mundausspülen verwendet. 


38. „Mkelenge“. B. g. Unbestimmbare Euphorbiacee. In den 
Landschaften Unyambewa und Karundi des Bezirkes Tabora benutzen 
die Eingeborenen die Wurzel zur Herstellung eines khakiartigen Farb- 
stoffes. Hierzu wird die Wurzelrinde zerstoßen, dann in Wasser auf- 
gekocht. Das aus Baumwolle gewonnene Garn wird in dieses Wasser 
gelegt und so gefürbt. Aus dem Garn werden dann Stoffe gewebt, 
welche den Namen „Kagoho“ haben. Das Holz dieses Baumes ist 
nicht sehr hart und wird von den Bohrkäfern gefressen, doch benutzen 
es die Leute zum Bau von Tembendächern; sie behaupten, daß durch 
die Einwirkung von Rauch das Holz sehr hart und gegen Insektenfraß 
widerstandsfähig wird (!). 

39. Stryehnos spec., „Milua“. B. m. Hartes Holz zum Bauen, 
wird nicht von Bohrkäfern gefressen. Langer, dünner Stamm dient 
hauptsächlich zu Dachsparren. Süße Früchte werden gegessen. Grünes 
Holz. 

40. Schrebera koiloneura Gilg, „Mbudika“. B. m. Hartes 
Bauholz, wird nicht von Bohrkäfern gefressen. 


41. Ochna Holstii Engl, „M-muaga“. B. m. Dieser Baum 
darf weder zum Bauen benutzt, noch sonst zu irgend einem Zweck ins 
Dorf gebracht werden, da der Aberglaube herrscht, daß dann die Leute 
des Dorfes sterben. Es gehört zum guten Ton, von diesem weder zu 
sprechen, noch sonst irgend Notiz zu nehmen. 


42. Sirychnos Stuhlmannii Gilg, „Mgwägwe“. B. g. Großer, 
hochstämmiger Baum von sehr hartem Holz, welches von Würmern 
oder Bohrkäfern nicht angefressen wird. Eignet sich hauptsächlich zu 
Balken. Das gelblich-weiße Holz hat fast unsichtbare Jahresringe; für 
feine Möbeltischlerei sehr geeignet. 

15* 


— 218 — 


43, Combretum taborense Engl.(?),, „Mgukulama“. B. g. 
Schlechtes Bauholz, nur zu Brennholz zu verwenden. 

44. Weihea insignis Engl, „Mlugalla“. B. m. Lang und 
dünn, aber hartes, gegen Bohrkäfer widerstandsfähiges Bauholz. Haupt- 
sächlich für Dachsparren. 

45. „Mpogorro“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Eignet 
sich nur zu Brennholz. 

46. „Msarasi“. B. k. Unbestimmbare Anonace. Das Holz 
wird zu Fitos zum Dachbau verwendet. Früchte, länglich, rot und 
süß, werden gegessen. Die dünnen Wurzeln in Uji von rotem Mtama 
auigekocht, so getrunken, gelten als gutes Trippermittel. 

47. Commiphora pilosa Engl., „Msagasi“. B. k. Dornbaum, 
wächst durch Stecklinge, wird hauptsächlich als Umzäunungspflanze 
für Dorf- und Viehkraal-Einfassungen verwendet. 

48, Tamarindus indica L., „Mkwadju“. B. m. — B. g. 
Hartes Holz, aber sehr krumm, wird daher als Bauholz nicht ver- 
wendet. Die Früchte werden gegessen. 

49. „Mgusasambo“. B. k. Unbestimmbare Rubiacee. Die 
Blätter werden benutzt, um den Grünspan an den messingnen und 
kupfernen Fußringen zu entfernen. 

50. „Mlandalla“. B.g. Unbestimmbare Combretacee. Schlechtes 
Holz, dient nur zu Zahnbürsten (Swaki). 

51. Selerocarya birrea Hochst,, „Mungongo“. Wächst durch 
Stecklinge, das Holz wird zu Mörsern zum Getreidestampfen ver- 
arbeitet. In Ukonongo werden die Dörfer mit diesem Baum umpflanzt. 
Ein weißer Käfer, namens Ishimi, bohrt sich in dieses Holz ein und 
dient den Eingeborenen als Nahrung. In den Früchten befindet sich 
ein eßbarer Kern. 

52. „Mbelambasa“. B. m, Unbestimmbare Anonacee. Lang 
und dünn, hartes Bauholz, welches von Bohrkäfern nicht angefressen 
wird. Dient hauptsächlich zu Dachsparren. 

53. „Sambi-sambi“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Un- 
brauchbares Holz, wird nur in holzarmen Gegenden als Brennholz 
verwendet. 

54. „Sasuambeke“. B. m. Unbestimmbare Rubiacee. Hartes 
Bauholz für Eingeborene. Aus ihm werden Holzschuhe für Küsten- 
leute gemacht. Wird von Bohrkäfern nicht angefressen. 

55. „Msoka“. B.m. Unbestimmbare Leguminose. Hartes Bauholz 
wie 54. 

56. Ficus Fischeri Warbg., „Mbila“. B. g. Großer Schatten- 
baum. Wächst durch Stecklinge. Früchte werden von Vögeln gefressen 
und der Samen durch die Exkremente auf andere Bäume übertragen. 


— 219 -- 


Dort entwickelt sich dann daraus ein Baum, der durch Luftwurzeln 
den Wirtbaum allmählich erstickt. 

57. Combretum oblongum F. Hoffm.(?), „Mlama“. B.m. Hartes 
Bauholz wie 54. Das Holz wird hauptsächlich als beste Art Brenn- 
holz geschätzt, da es langsam brennt. Die Hanfraucher benutzen 
es deshalb als Fidibus zum Anstecken ihrer Pfeifen, die leicht aus- 
gehen. 

58. Randia Kuhniana F. Hffm., „Mkondo-kondo“. B. m. 
Wie 53. 

59. Stryehnos unguacha A. Rich. v. polyantha Gilg, „Mhun- 
du“. B. g. Großer Baum, aber krummes, sonst sehr hartes Holz 
zum Bau von Eingeborenenhütten. Weißes Kernholz. 

60. „Mbanga“. B.g. Unbestimmbare Bignoniacee. Sehr hartes 
Bauholz für Eingeborene, für europäische Bauten ungeeignet, da es 
krumm wächst. Die Balongo benutzen es, um Schmiedekohlen daraus 
zu machen. Braunes Kernholz. Der Kern setzt sich in den Wurzeln fort. 

6l. „Mlihua-mwengia“. B. k. Bei einer „Mbunsi“ genannten 
Geschlechtskrankheit wird die Baumrinde in Wasser aufgekocht und 
das kranke Glied darin gebadet. 

62. „Mgoweko“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Wie 53. 

63. „Muwa“ B. k. Gehört zu den Miombobäumen. Baum- 
rinde wird zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet. 

64. Bridelia spec., „Mseweje“. B.k. Dient zu Zahnbürsten 
(Swaki). Die kleinen, perlgroßen Früchte werden an Kamba mhosia 
von Kindern um Hals und Hüften als Daua gegen Krankheiten ge- 
tragen. 

65. Swartzia madagascariensis Desv., „Kasanda“. B. m. 
Hartes Bauholz, rotbraunes Kernholz, welches nicht von Bohrkäfern an- 
gefressen wird. Gilt auch als gutes Brennholz. 

66. Flacourtia Ramontchi l’Herit., „Pugusa“., B. k. Dorn. 
Die kleinen, süßen Früchte werden gegessen. 

67. „Mtusia“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Wenn ein 
Mensch gemeingefährlich verrückt wird, so fesselt man ihn und bringt 
ihn zu einem Zauber-Medizinmann. Dieser schlachtet einen Hammel 
dann und kocht die Wurzelrinde mit dem Hammelfleisch auf. Die 
Bouillon gilt dann, getrunken, als Heilmittel für den Verrückten. 

68. Maerua spec., „Mguruka“. B. g. Sehr großer und dicker 
Baum, aber schlechtes Holz. Die Wurzelrinde wird zerstoßen und in 
Wasser getan; bei Schwellungen, auch bei Zahnschmerzen (dicke 
Backe) wird der Brei auf die betreffende Stelle getan. 

69. „Katatula“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. Dorn. 
Die Wurzelrinde wird mit Fleisch aufgekocht und so Hunden gegeben. 


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Diese sollen hierdurch scharf auf Raubwild und zum Gebrauchshund 
für die Jagd auf jedes andere Wild werden. 


70. Acacia sp., „Ulula“. B. m. Bekannter Steppendorn. Dient 
zur Herstellung von Kamba. Das Holz ist so unbrauchbar, legt man 
es aber längere Zeit (3 Tage genügen schon) in Wasser, so wird es 
dunkel und so hart, daß auch Bohrkäfer es nicht anfressen. Die 
Wurzel stinkt wie faule Eier, der Geruch verfliegt aber. 


71. Gardenia Thunbergia L. f, „Kilindira-mgunda“. B.k. 
Dieser Baum wird bei der Ausholzung einer neuen Lichtung im Walde 
nicht abgeholzt, da die Ansicht herrscht, daß er das Gedeihen der 
Felder günstig beeinflußt. 

72. Grewia bicolor Juss., „Mkoma“. B. m. Sehr geschätzt 
als Bogenholz. Kleine, nicht sehr süße Früchte werden gegessen. 


73. „Mkuni“. B. g. Großer, hochstämmiger Baum mit rotem 
Kern, welcher von Bohrkäfern nicht angefressen wird. Desgleichen 
wird das Holz über dem Kern nicht angefressen. Es eignen sich daher 
junge Bäume ohne Kern zur Verwendung als Dachsparren. Die Asche 
des Holzes ist schneeweiß wie Kalk und wird, mit Sand vermischt, 
von den Eingeborenen zum Weißen von Häusern verwendet. Die sehr 
süßen, kleinen Früchte werden gegessen. 

74. Acacia Senegal Willd., „Muhama“. B. g. Hochstämmiger 
Dornbaum mit schwarzem, ebenholzartigem Kern, welcher eisenhart ist. 
Eignet sich zu Möbeltischlerei und Drechselei. Doch wird das weiße 
Holz über dem Kern von Bohrkäfern zerstört, so daß nur der Kern 
selbst zur Verwendung gelangt. Die Eingeborenen benutzen junge 
Bäume zur Herstellung von Axtstielen. 

75. Dalbergia melanoxylon Guill. et Perr., „Mgembe“ (Eben- 
holz. B. m. Die Eingeborenen benutzen den schwarzen Kern zur 
Herstellung von Stöcken und Pfeilen zum Affenschieben. 


76. „Msisigullu“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. Nach 
Angabe der Eingeborenen mit 48. verwandt, hat aber keine Früchte 
und findet keine Verwendung. 

77. „Mludja-minsi“. B. k. Unbestimmbare Combretacee. 
Wächst hauptsächlich in Steppen und am Rande derselben. Wird zu 
Brennholz verwendet wie 57. 

78. Commiphora rugosa Engl., „Mtinje“*. Wächst schnell 
durch Stecklinge und wird daher in holzarmen Gegenden (Ussukuma) 
zur Gewinnung von Kamba, meist als Heckenpflanze, angepflanzt. 

79. Fieus Stuhlmannii Wrbg., „Mgumo“. B.g. Die Baum- 
rinde wird, wie bei 34. die Wurzelrinde, zur Herstellung geflochtener 
Matten verwendet, 


— 221 — 


80. Fagara ehalybaeä Engl., „Mlungulungu“. B.g. Dorn. 
Hartes Bauholz, welches von Bohrkäfern nicht angefressen wird. Es 
wird hauptsächlich zum Bau von Temben verwendet. Dient ferner zu 
Zahnbürsten. Die geriebene Wurzelrinde, mit Ochsenfett vermischt, 
wird bei Schwellungen auf den betreffenden Teil aufgeschmiert. 


81. Grewia platyelada K. Sch., „Mpelemese“. B. k. Das 
Holz wird als Fitos zum Dachbau verwendet (s. 46.). Die nicht sehr 
süßen, kleinen Früchte werden gegessen. 

82. „Mkalalua-huwa“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. 
Wächst nur in Bugas und am Rande derselben. Die Wakonongo 
machen aus diesen Bäumen Schilde. 

83. „Mgagi-gagi“. B. g. Unbestimmbare Euphorbiacee. Un- 
nützer Baum, hat Mark im Stamm. 

84. Vangueria infausta Burch.,, „Mkam“. B. m. Lang und 
dünn, hartes Holz, welches nicht von Bohrkäfern angefressen wird. 
Diesen Baum fand man früher in jedem Häuptlingsdorf der Wanyam- 
wesi. Er wurde neben eine der vielen Geisterhütten gesteckt und alle 
möglichen Jagdtrophäen, Gehörne, Löwenschädel usw. wurden daran 
aufgehängt. Wenn ein Verfolgter oder Flüchtling Schutz suchen wollte, 
so ging er zu irgend einem Häuptling und berührte mit der Hand 
diesen Baumknüppel. Er machte sich so zum Sklaven des Häuptlings, 
wurde aber von ihm gegen seine Verfolger geschützt. Da die früheren 
fortwährenden Kriege zwischen den einzelnen Stämmen aufgehört haben, 
ist diese Einrichtung allmählich eingegangen; indessen findet man den 
Mkam noch gelegentlich bei besonders einflußreichen Häuptlingen. 


85. Maerua spec., „Msurura“. B. m. Sehr hartes Holz, weißer 
Kern, wird nicht von Bohrkäfern angefressen. Wächst hauptsächlich in 
Steppen auf Termitenhügeln. Die Eingeborenen verwenden es zur 
Herstellung von Axtstielen. 

86. Vepris glomerata(F. Hffm.) Engl., „Mlunguschigiti“. B.m. 
Das Holz riecht wie das von 80. und gilt daher bei den Eingeborenen, 
obgleich es keine Dornen hat, als verwandte Art. Hartes Bauholz, 
welches nicht von Bohrkäfern angefressen wird. Dient zu Zahnbürsten. 
Medizinisch wird es wie 80. verwendet. 

87. Mimusops densiflora Engl., „Mkonse“. B.g. Hartes Bau- 
holz mit rotbraunem Kern. Wird nicht von Bohrkäfern zerstört. 
Dient zu Zahnbürsten. Die kleinen roten, süßen Früchte werden 
gegessen. 

88. „Mjongwa-mhembe“. B. g. Unbestimmbare Umbellifere. 
Die Watussi benutzen es, um sich die Pfeifen zum Locken des Rind- 
viehs zu schneiden. 


— 22 — 


89. „Dulindi“. B. k. Reibeholz zum Feueranmachen (s. 36.). 
Das Feuer soll durch das in diesem Holz befindliche Mark erzeugt 
werden. Zu diesem Zweck muß das Holz gänzlich ausgetrocknet sein. 

90. Commiphora Fiseheri Engl., „Mdonho“. B. k. Umzäu- 
nungspflanze, wächst schnell durch Stecklinge. 

91. „Miogo-jogo“. B. k. Unbestimmbare Rubiacee. Kleine, 
süße Früchte, eßbar. 

92. „Kakowole“. B.g. Unbestimmbare Rhamnacee. Unbrauch- 
bares Holz. Die Wurzelrinde wird mit dem Ulembo von 7. vermischt 
und gilt dann als Daua, die Vögel auf den Leim zu locken. 

93. Kigelia aethiopieca Benth., „Msahua“. B. g. (kisuaheli 
„Mjegea“ (Leberwurstbaum). Gänzlich wertloser Baum. Die Frucht 
wird verbrannt, die Asche mit Maismehl in Wasser vermischt. Dies 
gilt dann als Daua, daß der Mais gut wächst. 

94. „Mkalia“. B. g. Hartes Bauholz mit hellbraunem Kern. 
Die Rinde der Wurzel wird gemahlen und dient dann wie 29. zur Her- 
stellung einer sehr scharfen Seife. Das getrocknete Pulver der Wurzel- 
rinde hat die Wirkung von Schneeberger Schnupftabak. 

95. Vitex spec., „Mpulu-legea“. B. k. Drei Arten Mpulu 
(s. 123. und 129.) werden von den Eingeborenen unterschieden. Die 
kleinen, sehr süßen Früchte werden gegessen. 

96. „Mtinda-mbogo“. B.k. Unbestimmbare Leguminose. Die 
getrockneten länglichen Früchte werden verbrannt und die Asche dem 
Schnupftabak zur Verstärkung der Reizung zugesetzt. 

97. „Mgasu“. B. m. Parfüm der Watussi. Die ganze Wurzel 
wird zerschnitten und in einen Topf mit glühender Holzkohle getan. 
Der Mtussi setzt sich in Felle gehüllt dann über den Topf und badet 
in dem Rauch der verkohlenden Wurzel. 

98. Anona senegalensis Pers., „Mfila“. B. k. (Mustafele). 
Die Früchte werden gegessen. Das Holz wird zu Hackenstielen ver- 
wendet. 

99. Tarchonanthus eamphoratus L., „Mlihua-hulu“. B.k. 
Unbrauchbares Holz. Die Früchte, sehr klein, sind Lieblingsspeise 
der wilden Tauben, werden jedoch von den Eingeborenen nicht ge- 
gessen. 

100. „Mlembela“. B. g. Unbestimmbare Leguminose Die 
Blätter des Baumes gelten als Daua der Töpfer, sie werden ausschließ- 
lich als Unterlage beim Formen der Töpferwaren verwendet. 

102. „Msongalukuga“. B. k. Unbestimmbare Combretacee. 
Die Wurzel mit Rinde wird zerhackt und in Uji von Mtama eingerührt. 
Dies wird kalt getrunken und gilt als ausgezeichnetes Mittel gegen 
Tripper. 


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103. „Msekera“. B. k. Die Früchte werden von einem kleinen 
blauen Vogel „Ngoy“ gegessen, von den Eingeborenen jedoch nicht. 
Die Blätter finden Verwendung zu Regendaua. Man schlachtet hierzu 
eine Ziege, legt sie auf eine Unterlage dieser Blätter und schlachtet sie 
dann aus, Dann soll Regen kommen. 

104. „Msalohunda“. B. m. Unbestimmbare Euphorbiacee. 
Die Wurzelrinde wird in einen Topf mit Wasser getan und gilt dann 
als Daua, daß die Haustauben sich gut vermehren. 

106. Fieus glumosa Del., „Mkomwitale“. B. m. Wächst 
nur auf Bergen und am Fuße derselben. Umzäunungsbaum, wächst 
durch Stecklinge. Die Rinde sondert einen weißen, klebrigen Saft ab. 

107. Berlinia Eminii Taub.(?), „Mgera“. B. g. (s. 3., 4., 63.). 
Miomboart, wächst nur auf und am Fuße von Bergen. Die Rinde des 
Baumes wird zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet. 

108. Vangueria infausta Burch., „Mgualo“. B.k. Die sehr 
süßen Früchte werden gegessen. 

109. „Mpumbuli“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Wird 
zur Gewinnung von Kamba verwendet. Sonst nieht zu gebrauchen, 
wächst nur auf Bergen. 

110. „Mogawami“. B. m. Unbestimmbare Bignoniacee. Die 
Rinde des Baumes und der Wurzel wird in kaltes Wasser gelegt. In 
diesem Wasser baden sich die jung zur Herrschaft gelangten Häupt- 
linge, da sie glauben, durch diese Daua an Weisheit, Alter usw. zu- 
zunehmen. 

111. Sterculia spec.(?), „Mgua“. B. g. Großer Baum, hoch- 
stämmig. Wächst nur auf Bergen und am Fuße dieser, verlangt zum 
Wachstum steinigen Boden. Rotbraunes Kernholz, welches von Bohr- 
käfern nicht angefressen wird. Eignet sich zu Bauten europäischen 
Stiles sowie zur Möbelfabrikation. Das Holz über dem Kern wird von 
Bohrkäfern zerstört. Grüne Rinde, fast ohne Borke und mehlig weißer 
Auflage. | 

112. Dombeya spec., „Mtowo“. B. k. Wird zur Herstellung 
von Bogen verwendet. Früchte, sehr süß, mit klebrigem Saft, werden 
gegessen. 

113. „Utapia“. B. k, Unbestimmbare Rubiacee. Hartes Holz, 
wächst auf Bergen. Wird in Ugogo hauptsächlich als Bauholz ver- 
wendet (Tembenbau). 

114. „Mfuta-mbula“ (übers. Regensucher). B. k. Unbestimm- 
bare Leguminose. B. k. Wird nicht über mannshoch. Bei einer 
unbekannten, nur von Medizinmännern zu erhaltenden Regendaua wird 
das Laub dieses Baumes als eine Art Weihwedel benutzt, um die 
Felder mit dieser Daua zu besprengen. 


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115. „Mselia“. B. k. Unbestimmbare Anacardiacee.. Wenn 
jemand nach Ansicht der Leute verhext ist und krank wird, so ergreift 
man den Verhexer, fesselt ihn und schleppt ihn in die Berge, auf 
denen dieser Baum nur wächst. Dann nimmt man die Rinde dieses 
Baumes, tut sie in Wasser und besprengt den Kranken damit. Er soll 
dann geheilt werden. Der Baum wächst im Stamm ca. 1—1!/, m 
hoch und breitet seine Äste dann nach allen Seiten weit aus. 

116. Ficus glumosa Del. „Mkuju“. B. g. Sehr großer Baum 
mit hohem Stamm, welcher aber von Bohrkäfern zerstört wird. Er 
soll in Usambara viel vorkommen, doch war der dortige Name nicht 
bekannt. Früchte werden von Vögeln, sonst von den Eingeborenen 
nur in Hungersnöten gegessen. 

117. „Mgongwa“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Schöner, 
hochstämmiger Dornbaum, verwandt mit 74. Schwarzes Kernholz, 
sehr schwer, eisenhart. Das weiße Holz um den Kern wird von Bohr- 
käfern zerstört. 

120. Ximenia americana L., „Mnemwua“. B. k. Süße eb- 
bare Früchte. 

121. Cordia dioica Boj.,, „Mnembu“. B. m. Aus dem Holz 
machen die eingeborenen Medizinmänner sich Zauberstöcke. Die grünen 
Blätter werden gestampft und in Wasser getrunken und gelten als 
Mittel gegen Dysenterie. 

122. Diospyros Holtzii Gürke, „Mschinde“. B. g. Schöner 
hochstämmiger Baum, der meist auf Termitenhügeln wächst. Rotes 
Kernholz, wird von Bohrkäfern nicht angefressen. Kleine Früchte, 
bitter, eßbar. Dient zu Zahnbürsten. 

123. Vitex mombassae Vtke., „Mpulu-genge“. B.g. Früchte 
schwarz, süß, eßbar (s. 95., 129.). 

124. Acacia Suma Kurz(?), „Mgulugunga“. B.g. Dorn. Die 
Baumrinde, welche wie faule Eier stinkt, wird in Wasser getan. Das 
dann ebenso stinkende Wasser wird in den Gemüsefeldern, hauptsächlich 
Shirokofeldern gesprengt, um Schädlinge zu vertreiben. Die Baumrinde 
wird ferner in Wasser gelegt, dann weichgeklopft und in Wasser auf- 
gekocht. Mit diesem Wasser werden syphilitische Geschwüre gewaschen. 
Soll gut heilen. 

125. Parinarium euratellifolium Planch,, „Mbula“. B. g. 
Hühnereiergroße, gut riechende, süße Früchte, deren Kerne gegessen 
werden. 

126. Bridelia spec., „Mkoma-mhandja“. B. k. Wenn einem 
Neger hier ein männliches Kind geboren wird, so geht bald nach der 
Geburt der Vater ins Pori und schneidet sich ein Stück dieses Baumes, 
aus dem er einen kleinen Bogen fabriziert. Die Sehne wird aus Kamba 


— 235 — 


mhosia gemacht (12.). Desgleichen macht er einen Pfeil. Die Mutter 
nimmt den Knaben auf den Schoß und der Vater gibt ihm den Pfeil 
und Bogen in die Hand. Dies ist Daua, daß der junge Mann ein 
großer Krieger wird. 

127. Allophilus africanus P. B., „Miula-swagallo“. DB. m. 
Lang und dünn. 

128. „Ilendi-ihandja-ya-hasi“. B.k. Nicht über Manns- 
höhe. Löwendaua: Wenn ein Löwe Leute gefressen und sich überhaupt 
in der Umgegend bemerkbar macht, so nimmt man zwei kleine, ca. 1 cm 
lange Stücke Wurzel ohne Rinde, bindet sie mit Kamba mhosia (12.) um ein 
Fußgelenk. Diese Daua macht den Träger vor dem Löwen unsichtbar. 

129. Vitex spec., „Mpulu“ (s. 95. und 123... B. g. Wächst 
in den Steppen. Süße, eiergroße Früchte ebbar. 

130. „Mbangwa-ngoma“. B. g. Dorn (Kindertrommel). Die 
Kinder nehmen die untere Hälfte eines Flaschenkürbisses, überziehen 
diese mit einer frischen Ziegenhaut und befestigen diese mit den Dornen 
dieses Baumes (Spielzeug). Dient sonst zur Herstellung von Axt- und 
Hackenstielen. 

131. Grewia cf. eonocarpa K. Sch., „Mdati“. B. k. Holz 
wird zu Stöcken verarbeitet und Bogen aus demselben hergestellt. 
Früchte, klein, süß, werden zerstoßen und in Uji von Mtama gegessen, 
schmecken wie Honig. 

132. „Mpuga-mbu“. B. k. Unbestimmbare Labiate. Bis zu 
Mannshöhe. Vertreibt Moskitos, indem man mit dem stark riechenden 
Laub in den Hütten an Wände und Fußboden schlägt. 

133. „Mbiu-sa-ndimi“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. 
Wenn ein Mann ein Mädchen haben möchte, welches sich ihm ver- 
weigert, so geht er zu einem Medizinmann und holt sich dort eine 
(unbekannte) Daua. Dann schneidet er sich aus diesem Baum eine 
Zahnbürste und bürstet sich mit der Daua die Zähne und Mundhöhle. 
Hierdurch erhält er eine so erhebliche Gewandtheit, daß er das Mädchen 
überredet. 

134. Anisophyllea Boehmii Engl., „Msindui“. B. g. Früchte, 
reif schwarz, werden gegessen. Ferner werden sie im Kino gestampft, 
dann Wasser aufgegossen und zwei Tage stehen gelassen. Dies wird 
dann ein stark berauschendes Getränk, etwas süß schmeckend. 

135. Daemia cordifolia K. Sch., „Mhullula-mbuli“ (Essen der 
Ziegen). B. k. Lieblingsspeise der Ziegen. 

136. „Mnunhua-halla“. B. k. Das Holz wird zur Herstellung 
von Pfeifen verwendet. 

137. „Mgando-kawuba“. B.g. Unbestimmbare Leguminose. 
Ein Stück Wurzel wird abgeschnitten, ausgehöhlt und dient dann als 


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Mittelstück zu einer Hanfpfeife und wird auf einen kleinen Flaschen- 
kürbis, der als Abguß gilt, aufgesetzt. Die Wurzel wird „Mangulila“ 
genannt. 

138. „Mgando-kwa-ngoy“. (Ngoy heißt Kamba.) B.g. Unbe- 
stimmbare Leguminose. Rotes Kernholz, wird von Bohrkäfern nicht 
angefressen, dient hauptsächlich zu Balken. Aus der Rinde des Baumes 
wird Kamba gewonnen. Sonst dient der Baum wie 24. und 137. zu 
Holzkohle. 

139. „Katungulu-waganga“. B.m. Unbestimmbare Euphorbia- 
cee. Die Wurzel wird zerhackt und in Uji aufgekocht getrunken. 
Dies gilt als Mittel gegen Abortieren syphilitischer Weiber. 

140. Cordia dioica Boj., „Mschem“, B. k. Wenn jemand an 
„Kafındo-findo“ (Mundhöhlen- und Rachenentzündung) leidet, so nimmt 
man das Laub, stülpt ein Blatt, mit der sehr rauhen Außenseite nach 
außen, über einen Finger und reibt die Mundhöhle usw. damit ein. 

153. Gossypium spec., „Buluwa“. B. k. Baumwolle. Wurde 
früher in ganz Unyamwezi zu Garn versponnen und dieses zu dieken 
Stoffen verwebt. Jetzt dient es nur noch zu Nähgarn und Matratzen- 
und Kopfkissen-Füllungen. 

154. Tephrosia Vogelii Hk. f., „Mtunungu“. B. k. Fischgift. 
Die Samen der langen Schoten werden gemahlen und in die Teiche 
geworfen. Die Fische werden hierdurch betäubt und kommen an die 
Oberfläche. 

160. Diospyros Holtzii Gürke, „Mbumbuli“. B. g. Hoch- 
stämmiger Baum mit rotbraunem Kernholz, welches nicht von Bohr- 
käfern angefressen wird. Eignet sich besonders zu Balken. 

165. „Mdege“. B. m. Unbestimmbare Euphorbiacee. Wird 
verwendet, um gute oder schlechte Reise zu prophezeien. Dazu nimmt 
der Medizinmann vier kleine Stücke Wurzel, macht ein Loch in die 
Erde, um welches Mtamamehl gestreut wird. Dann steckt er je zwei 
Stücke dieser Wurzel gegenüber an dem Loch auf und spuckt mit dem 
ausgekauten Saft der Wurzel von 181. (Ndago) auf den ganzen Hokus- 
pokus. Bleiben die Wurzelstäbchen stehen, so wird die Reise gut. 

180. Datura spec., „Kikuwa-kuwa“ oder „Summu-ya-panja“. 
B. k. Früchte gelten als Daua gegen Brustschmerzen; hierzu wird 
eine Frucht von den Stacheln befreit, durchbohrt und mit Kamba 
mhosia um den Hals getragen. Die Früchte werden ferner gemahlen 
und mit Mtamamehl vermischt. Diese Mischung wird Ratten als Köder 
gelegt. Die Wirkung ist eine prompte, wie ich mich selbst habe über- 
zeugen können. Die Ratten sterben unmittelbar nach Genuß. Auf 
„Kiganda“ heißt 180. „Mdudu“ und gilt in Uganda als Mittel zur Ent- 
deckung von Dieben, Der als Dieb bezeichnete muß die Frucht essen, 


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Treten nach Genuß Krankheitserscheinungen ein, so gilt er als über- 
führt. 

180a. Randia dümetorum Lam,, „Mihuasungu“. B.k. Die 
frischen Früchte werden gemahlen und in Wasser aufgeweicht, dann in 
die Teiche geworfen, wo sie als Fischgift wie 154. wirken können. 
Hartes Holz. 

180b. Phyllanthus reticulatus Poir,, „Mgogondi“. B. k. 
Männliche und weibliche Bäume. Die Früchte werden in Hungers- 
nöten gegessen. Sehr hartes Holz, wird als Dreschflegel zum Aus- 
dreschen von Uwele benutzt. 


II. Sträucher und Kräuter. 


10. Asparagus spec., „Fimbo-ya-mtume“ (Kisuahili). Dorn- 
strauch. Wird von Küstenleuten zu Gebetübungen benutzt. Hat hier 
in Unyamwezi keine Verwendung. 


20. „Ngalla-ya-wakota“. Rote Blume, die auch in Steppen 
massenhaft wächst. Bei Geburt von Zwillingen wird diese Blume von 
alten Leuten des Dorfes als Kopfschmuck getragen. 


22. „Ujensi* oder „Ujange“. Stärke, 
30. Cissus adenocarpa Gilg et Brandt, „Tongwa“. Strauch. 


Früchte, süß, werden gegessen. Bei reichlichem Genuß verursachen sie 
Brennen im Munde. 


3l. „Wumangisi“. Kriechpflanze mit dicken Wurzelknollen. 
Wenn jemand im Dorf stirbt, so nimmt man den Wurzelknollen, zer- 
schneidet ihn und legt vor jede Haustür ein Stück. Dieses bleibt drei 
Tage liegen, und es darf während dieser Zeit nicht gearbeitet werden. 
Würde man diese Daua nicht machen oder jemand während der drei 
Tage arbeiten, so herrscht der Aberglaube, daß die Felder vertrocknen 
und von Schädlingen zerstört werden. Der Wurzelknollen wird ferner 
ausgehöhlt und Hühnern als Trinkschale hingestellt. Es gilt dies als 
Daua, daß die Küken nicht sterben. 

101. „Kisafu“ (Kinjamwezi) oder „Majujue“ (Kimanyema). 
Niedrige Pflanze mit eßbarer Knollenfrucht. Wird von den Wanyam- 
wezi gegessen, von den Manyemaleuten nur in Hungersnöten. 


105. Daemia angolensis Dine und eine Solanacee, „Idulanhu“, 
Strauch. Die Früchte werden von den Watussi zum Färben von 
Fellen benutzt. 

118. Landolfia parvifolia K. Sch., „Iwungowungo“. Strauch 
mit sehr süßen eßbaren Früchten. Wächst nur auf Bergen. In der 
Wurzelrinde ist ein klebriger Saft. 


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119. Ochna arenaria de Wild?, „Ukuluamiti“ (= der Oberste 
des Waldes). Niedrige Beerenpflanze. Die Wurzel wird zerhackt und 
in Uji getan, gilt als Mittel gegen Leibschmerzen von Kindern, 

141. Heinsia pulchella (G. Dom.) K. Sch., „Wambola-ya- 
ndumbili (= männl. Geschlechtsteil der Meerkatze). Strauch. Die 
Früchte, sehr süß, werden gegessen, reif gelb. 

142. „Kawumbumbuga“. Strauch, Früchte, süß, werden ge- 
gessen. 

1435. „Kawamba-mtolo“. Strauch. Um die Nähte der Lindos 
(Bastkörbe) zu löten, d.h. sie gegen Eindringen von Wasser dicht zu 
machen, wird die Wurzel naß auf den Nähten gerieben. 

144. Loranthus spec.. „Nandawaka“. Früchte süß, eßbar. 

145. „Kahumbi“ (= 1000). Unbestimmbare Boraginacee. In 
abgelegenen Dörfern mit wenig Verkehr gilt ein Zweig dieses Strauches, 
über die Tür gesteckt, als Daua, Menschen anzulocken (es kommen 
dann 1000). Wird hauptsächlich von Weibern angewendet, die sich 
langweilen und neugierig sind. 

146. Fadogia spec., „Kambola-mbola“. Strauch. Früchte 
süß, werden gegessen. 

147. „Mjubi-jubi*“. Unbestimmbare Leguminose. Strauch. Die 
Wurzel wird mit einer unbekannten Medizin eines Medizinmannes 
gemischt in Uji getrunken und gilt als Mittel gegen die Unfruchtbarkeit 
der Weiber. 

148. „Kafulo“. Unbestimmbare Leguminose. Strauch. Vor der 
Regenzeit nimmt man von jedem Samen, der gesät werden soll, eine 
Kleinigkeit und legt dies auf einen Haufen. Dann nimmt man das extra 
für diesen Zweck stehengelassene Kochwasser von Mtama oder Mais 
usw., gießt es über die Wurzel von 148. und quetscht diese über den 
Samenhaufen aus. Dies gilt als Daua, daß keine Schädlinge in die 
Feider gehen. 

149. „Kalembosi“. Milchsafthaltige Wurzelpflanze, aus welcher 
die Eingeborenen behaupten Gummi machen zu können. Man schneidet 
die Wurzeln oben an, so daß der milchige Saft heraustritt, mischt 
diesen mit Sand und wiederholt dies, bis die Wurzel erledigt ist. Den 
mit der Milch gemischten Sandkloß kocht man in Wasser auf, wobei 
der Sand abfällt und der Gummi frei wird. 

150. Cissus bullata Gilg et Brandt, „Ikumbusia“. Früchte 
süß, eßbar. 

151. „Nhangalla“. Längliche Wurzeln, welche wie Mohogo 
schmecken sollen, werden gegessen, aber nicht angebaut. 

152. Trichodesma zeylanicum (L.) R. Br., „Igunguli“. Die 
Wurzel wird im Mörser zerstoßen und bei Schwellungen, besonders 


—. 200 — 


bei Berührung eines Hundertfußes, naß auf die betreffende Stelle 
gelegt. 

156. „Mununkawunde“. Die in Wasser aufgekochte ganze 
Wurzel getrunken, gilt als Heilmittel gegen eine Krankheit des Unter- 
leibes bei Weibern, namens „Kipapi“ (wahrscheinlich nach fehlerhaften 
Geburten). 

158. Hermannia Volkensii K. Sch., „Soka-ya-wiba“. Wird 
gegen Schwellungen durch eine Raupe „Sokaiswa“ verwendet. Man 
drückt den Saft der Wurzel aus und tut ihn auf die Wunde. 


159. „Dugagi“. Rankendorn, wächst nur auf Bergen. Die zer- 
stoßene Wurzel wird in kaltes Wasser getan und bei Kopfschmerzen 
diese Sauce getrunken und auf der Brust eingerieben. 


162. „Njasia“. DBaumschmarotzer. Wenn jemand sich einen 
Dorn in den Fuß getreten hat, so schneidet er sich zwei Stück vom 
Stengel der Pflanze ab und bindet sich dieses mit Kamba mhosia um 
das betreffende Fußgelenk. Dies gilt dann als Daua gegen Ent- 
zündungen. Diese Pflanze wächst nur auf der Rinde von Bäumen, 
nie auf der Erde. 

163. Oxalis spec., „Kiloto“. Niedrige Pflanze. Wird von ein- 
geborenen Medizinmännern zu unbekannten Zwecken benutzt. Diese 
dürfen die Pflanzen aber nur mit geschlossenen Augen und vermittels 
des Fußes ausreißen. Jäger behaupten, daß eine von Medizinmännern 
erhältliche Daua, in der 163. vermischt ist, auf der Brust eingerieben 
angewendet wird, um auf der Jagd guten Anlauf zu haben. 


164. „Lumhambe“. Unbestimmbare Tiliacee. Wenn ein Mann 
seine geschlechtlichen Funktionen nicht mehr ausüben kann, so nimmt 
er ein Stück der Wurzel und ein Stück vom Schwanz des Warzen- 
schweines und trinkt dieses in Uji von Mtama gekocht. Dann funk- 
tioniert es wieder! In Usaramo benutzt man diese Pflanze, wenn der 
Enterich nicht mehr kann, indem man ihn mit dem brennesselartigen 
Laub den After einreibt. 


166. Ampeloeissus aesculifolia Gilg et Brandt, „Tongwa-ya- 
hasi“. Bei Seitenstechen nimmt man die Blätter, knüllt sie zusammen 
und wickelt sie in das Laub von 5. (Mbapa). Dies legt man ans 
Feuer, bis die Blätter von 166. weich geworden sind; dann macht man 
an der schmerzenden Stelle zwei Einschnitte und reibt sie mit den 
Blättern ein. 

167. Euphorbia torta Pax et K. Hffm., „Mlangalla-mdo“ 
(= kleine Kandelaber-Euphorbie). Als Mittel gegen Dysenterie wird 
die ganze Wurzel zermahlen, getrocknet und iv Uji von rotem Mtama 
getrunken. Gilt als ausgezeichnet. 


— 230 ° — 


168. „Kampese-pese“. Unbestimmbare Liliacee. Wurzelknollen- 
pflanze. Ein oder zwei Stück der Wurzelknollen werden mit der 
Unterschenkelsehne eines Bullen um das Handgelenk getragen beim 
Säen der Felder. Gilt als Daua, daß das Getreide gut wächst. 

169. „Ikumbi“. Strauch. Der Samen ist anscheinend giftig, 
denn Hühner sterben nach Genuß de:selben sofort. Die länglichen 
Schoten dienen, da der Samen lose in ihnen liegt, als Klapper (Kinder- 
spielzeug). 

170. „Lugaka“. Strauch. Medizinische Anwendung wie bei 156. 
Wenn Zwillinge im Dorf geboren sind, macht man vor der Türschwelle 
des betreffenden Hauses ein Loch und vergräbt die ganze Pflanze darin. 
Dies gilt als Daua, Jaß die Kinder nicht sterben. 

172. Cleome hirta (Kl.) Oliv., „Kakunguni“. Strauch. Mittel 
zur Vertreibung von Wanzen. Man legt Stengel und Blätter in ein 
mit glühender Holzkohle gefülltes Becken, stellt dies unter die Kitanda 
oder schwefelt die Hütten damit aus. 

173. Commelina subeueullata ©. B. Cl, „Madisa-mahandja“. 
In Hungersnöten werden die Blätter gegessen, 

176. Phyllanthus spec., „Mtejo-ya-hasi“. Strauch. Die Wurzel 
zerhackt und in Uji getrunken, gilt als Mittel gegen Leibschmerzen. 

177. „Kindolio“. Unbestimmbare Vitacee. Kriechpflanze mit 
Pfahlwurzel, an deren Ausläufern sich eine eßbare Knollfrucht befindet. 
Von der Wurzel wird Kamba gewonnen, die ähnlich wie Kamba 
mhosia (12.) verwendet wird. 

178. Ampeloeissus aeseulifolia Gilg et Brandt, „Tongwa-ya- 
lulanda (s. 30. und 166.). Kriechpflanze. Bei Rückenschmerzen 
wird die ganze Wurzel im Kino zerstoßen und in Wasser aufgekocht. 
Wenn dies kocht, setzt sich der Kranke über das Gefäß und badet 
sich in Decken eingehüllt in dem heißen Dampf. 

179. Stathmostelma mieropetalum K. Sch. (?), „Mpanda“. 
Bis 2m hoch. Die übelriechende (wie faule Eier) Wurzel wird mit 
Kamba mhosia zusammengebunden und in einen Flaschenkürbis mit 
Uji von Mtama getan. Dies getrunken, gilt als Mittel, unfruchtbare 
Weiber fruchtbar zu machen. 

181. Datura spec., „Ndago“. Über 2m hoch. Die Wurzel- 
knollen riechen stark. Bei Kindern, deren Kopf nicht zugewachsen ist, 
spuckt die Mutter den ausgekauten Wurzelknollen auf die Stelle. Die 
Wurzelknollen werden zermahlen und in Wasser getan. Mit dem stark 
riechenden Wasser besprengt man das Innere der Hütten, um Schlangen 
zu vertreiben. Der Geruch soll Schlangen unangenehm sein. Die 
Wurzelknollen werden mit der Wurzelrinde von 42. zermahlen, dies 
naß auf Wunden, besonders alte, getan. Diese Pflanze darf nie aus 


— 231 — 


derselben Landschaft geholt werden, da sie sonst keine Wirkung hat. 
Sie ist ein Universalheilmittel und wird bei allen möglichen Krank- 
heiten verwendet. Die Wurzelknollen dienen ferner noch als Mittel 
gegen Leibschmerzen, siehe auch 165. 

182. Erigeron Grantii Oliv. et Hiern., „Muwela-mbelele“. 
Die Wurzel, mit 102. gemischt, in Uji von Uwele getrunken, gilt als 
gutes Trippermittel. 

183. „Lala“. Kleine Pflanze mit roten Blüten, gilt als gefürch- 
tetes Unkraut in Mtama- und Maisfeldern, da sie sich stark ausdehnt 
und die jungen Getreidepflanzen am Aufkommen hindert. 

184. Anisophyllea Boehmii Engl., „Gulukisi“. Baumschmarotzer, 
der nur auf der Rinde von Bäumen wächst. Er rankt sich dann an 
den Bäumen empor. Kleine gelbe Früchte, aus denen ein Vogelleim, 
wie bei 7. gewonnen wird. 


16 


— 232 — 


Il. Eine neue Gymnosporia aus Vamoa. 


Von 


Th. Loesener. 


Gymnosporia samoensis Loes. n. sp.; frutex erectus; ramulis ve- 
tustioribus cortice pallide cinereo, ruguloso obtectis, usque 5 mm crassis, 
novellis sub lente valida minutissime pruinosis, patentibus, saepius sub 
angulo subrecto obviis, his elongatis, illis abbreviatis et foliorum lap- 
sorum cicatrieibus atque perulis persistensibus valde rugosis fereque 
exasperatis, hornotinis 1—3 mm crassis; foliis 5—9 mm longe petiolatis, 
late ovali- vel ovato-oblongis usque oblongis, tenuiter chartaceis usque 
subcoriaceis vel coriaceis, glabris, basi cuneatis, apice acutis vel breviter 
et late acuminatis raro subobtusis vel rotundatis, margine dense, in- 
terdum obsolete, crenulato-subserrulatis, 4,5—10 cm longis, 2—6 cm 
latis, i. s. supra brunneo-olivaceis vel griseo-brunneis vel subeinereis, 
subtus pallidioribus, costa et nervis i. s. utringue prominulis vel nervis 
supra obsoletis; inflorescentiis in foliorum axillis solitariis vel in ramu- 
lorum abbreviatorum apice nonnullis, plerumque circ. ternis, congestis, 
semel usque ter dichotome furcatis, sub lente valida minutissime prui- 
nosis, ceterum subglabris, graciliter et 9—18 mm longe pedunculatis, 
axibus intermediis circ. 2—7 mm longis, pedicellis ultimis usque 8 mm 
longis, bracteis eirc. 0,5 mm longis, deltoideis, acutis et subfimbriolatis; 
floribus mediocribus, 5-meris, ovario excepto 3-mero, hermaphroditis 
vel staminibus reductis 9, ovulis in loculis binis erectis; capsula trivalvi, 
valvis eirc. 7 mm longis, loculis 1— 2-spermis, semine erecto basi arillato, 
testa i. s. obscure brunnea, nitida. 

G. montana (Roxbg.) Benth. var samoensis Laut. et Loes. in Engl. 
Bot. Jahrb. Vol. 41, 1908, p. 229. 

G. samoensis Loes. in Rechinger Bot. Zool. Ergebn. von d. Samoa- 
und Salomonsinselnin Denkschr. K. Akad. Wien 85, 1910, p. 304, nomen 
nudum. 

Samoa, Sawai, zwischen Aopo u. Asau: Dr. K. u. L. Rechinger 
n. 1934 u. 5259, bei Aopo u. hinter Manase: Dr. F. Vaupel n. 152. 
— Blühend im Februar und fruchtend im Juli. 


—_— 23 — 


Die Art scheint polygam zu sein oder wenigstens die Neigung 
dazu zu besitzen. Ich fand gewöhnliche Zwitterblüten und an andern 
Zweigen, die vielleicht auch von andern Exemplaren herrühren, solche 
mit fruchtbarem etwas größerem Gynaeceum und nur ganz kleinen ver- 
kümmerten Staubgefäßen. Die als Langtriebe entwickelten Exemplare, 
bei denen man es vielleicht mit sog. Wasserschößlingen zu tun haben 
könnte, trugen entweder solche als 2 fungierenden Blüten und Früchte 
oder auch Zwitterblüten. Die andern, die neben Langtrieben auch 
Kurztriebe und kleinere Blattspreiten besaßen, zeigten nur Zwitterblüten, 

Die von Dr. Rechinger gesammelten Nummern liegen nur in 
fruchtendem Zustande vor und sind solche mit Kurztrieben. 

Das Vorhandensein dieser läßt darauf schließen, daß die Art in 
die Sect. Spinosae gehöre; nur daß es zur Ausbildung von Caulom- 
dornen bei ihr noch nicht gekommen ist, oder sie dieselben schon wieder 
eingebüßt hat. In dieser Gruppe würde sie sich am besten wohl an 
@. montana (Roxbg.) Benth. anschließen, zu der sie ja (ursprünglich 
direkt als bloße Varietät) hinzugerechnet wurde (siehe oben). Die 
Neigung zur Polygamie scheint bei @. montana nicht so deutlich aus- 
geprägt zu sein. Genauere diesbezügliche ‚Untersuchungen über das 
Verhalten dieser vielgestaltigen Art liegen noch nicht vor. Aber auch 
abgesehen hiervon, scheint mir außer der zugespitzten Blattform jetzt, 
nachdem ich neben dem Rechingerschen Material auch die verschie- 
denen Dubletten aus Dr. Vaupels Kollektion, die mir damals noch 
nicht zur Verfügung standen, gesehen habe, auch die regelmäßige Aus- 
bildung der sehr charakteristischen Kurztriebe und das, wie es scheint, 
gänzliche Fehlen jeglicher Bedornung die spezifische Abtrennung der 
samoanischen Form von G. montana zu erfordern im Hinblick darauf, 
daß diese letztere, wenn überhaupt, doch nur in viel schwächerem Maße 
Kurztriebe ausbildet. 


16* 


— 234 — 


IV. Über den Milchsaft von Euphorbia gregaria Marloth. 


Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität 
Berlin. 


Von der Botanischen Zentralstelle für die Kolonien am Kg]. Botan. 
Garten und Museum in Dahlem sind dem Institute Stengel der 
Besen-Euphorbie — Euphorbia gregaria — zugegangen und entsprechend 
untersucht worden. 

Ein Stengel von 116g Gewicht ließ beim Abschaben 2,849 — 
2,44°/, — Rohstoff des wachsartigen Überzuges gewinnen. Dieser 
Rohstoff wurde in bezug auf seine Löslichkeitsverhältnisse im Vergleich 
zu 1. reinem gelben Bienenwachse (heimischen Ursprungs), 2. reinem 
gebleichten Bienenwachse, 3. japanischem Wachse geprüft. Dabei 
wurde von jeder der 4 Proben 1g in fein zerteiltem Zustande mit 
10 g Petroläther übergossen, bei gewöhnlicher Temperatur (20°) zwei 
Tage lang einwirken gelassen, abfiltriert, mit etwas Lösungsmittel nach- 
gewaschen und die Menge des Gelösten bestimmt. Der ungelöste 
Rückstand wurde zur Verflüchtigung des Petroläthers getrocknet, 
dann mit 10 g Äther in der beschriebenen Weise behandelt und das 
Gelöste bestimmt. Der ungelöste Rückstand wurde ebenso mit 10 g 
absolutem Alkohol behandelt. Dabei ergaben sich folgende Werte: 

1. Gelbes Bienenwachs gab ab: a) an kalten Petroläther 30°/,; die 
Lösung war gelb, ihr Verdunstungsrückstand stark gelb, weichwachs- 
artig, in 10 g Äther fast vollständig löslich. b) Äther löste aus dem 
schwach gelblichen Rückstande 20°/,, die Lösung war schwach gelblich 
der Verdunstungsrückstand war schwach gelblich, wachsartig; in 10 g 
kaltem Alkohol löste sich davon sehr wenig, bei 55° löste absoluter 
Alkohol bis auf einen geringen Rückstand, und beim Erkalten dieser 
Lösung entstand eine starke Abscheidung, die unter dem Mikroskope 
aus farblosen kleinen Nadeln und soliden Platten bestand, die sich als 
doppelbrechend erwiesen. c) Alkohol löste kalt nur Spuren, beim Er- 
hitzen auf 55° einen wesentlichen Teil des Rückstandes. Diese Lösung 
erstarrte beim Erkalten zu einem weißen Brei farbloser, mikroskopischer, 
feiner, doppelbrechender Kristallnadeln. Die Menge des in Petroläther 
und Äther Unlöslichen betrug 50°/,. 


— 235 — 


2. Weißes Wachs: a) Petroläther löste 45°/,, der Verdunstungs- 
rückstand war hart, trübe, wachsartig, in 10 g Äther fast vollständig 
löslich. b) Äther löste 20°/,, die farblose Lösung gab einen weißen, 
harten, wachsartigen Rückstand, der an 10 g kalten Alkohol sehr 
wenig abgab, bei 55° sich darin größtenteils löste. Diese Lösung 
bildete nach dem Erkalten einen Brei aus farblosen, mikroskopischen, 
zarten, doppelbrechenden Nadeln und Körnchen. Die Menge des in 
Äther und Petroläther Unlöslichen betrug 35°/,. c) Alkohol löste bei 
20° nur Spuren, bei 55° den größten Teil des Rückstandes; diese 
Lösung schied beim Erkalten reichlich mikroskopische, feine farblose, 
doppelbrechende Nadeln, kleine solidere Kristalle und amorphe Körper ab, 


3. Japanisches Wachs: a) kalter Petroläther löste 27°/, einer sehr 
harten, weißen, undurchsichtigen, wachsartigen Masse, die in 10 g Äther 
fast gänzlich löslich war. b) Äther löste 46°/, einer harten, weißen, 
wachsartigen Masse, die an 10 g absoluten Alkohol bei 20° fast nichts 
abgab, bei 55° aber darin löslich war. Diese Lösung schied beim 
Erkalten kugelige Aggregate sehr zarter, doppelbrechender, mikro- 
skopischer Nadeln ab. Die Menge des in Petroläther und in Äther 
Unlöslichen betrug 27°/,. c) Alkohol löste bei 20° nur Spuren, bei 
55° den größten Teil des Rückstandes; diese Lösung schied beim Er- 
kalten kugelige Aggregate sehr zarter Kristallnadeln mit undeutlichem 
Polarisationskreuz ab. 


4. Euphorbia gregaria-Bekleidung: a) Petroläther löste 51°/, einer 
gelblichen, durchscheinenden, sehr weichen, klebenden, aber noch 
wachsartigen Masse, die in 10 g Äther fast vollständig löslich war. 
b) Äther löste 16°/, einer gelblichen Masse, die an 10 g Alkohol kalt 
nur wenig abgab, bei 55° sich jedoch darin fast völlig löste. Die 
Lösung schied beim Erkalten anscheinend amorphes Gerinnsel ab. Die 
Menge des in Petroläther und in Äther Ungelösten betrug 33°/,. 
c) Alkohol löste bei 20° nur wenig, bei 55° erheblich mehr von dem 
Rückstande. Die Lösung schied beim Erkalten kuglige Aggregate 
kleiner, dicker Kriställchen mit dem Polarisationskreuz der Sphäro- 
kristalle ab. 


Danach verhält sich der wachsartige Überzug der Euphorbia gregaria 
im wesentlichen wie Wachs, wenn auch harzartiger als die anderen 
Wachssorten. Dieselbe Beschaffenheit zeigt die erhaltene Probe von 
dem durch Erhitzen mit Wasser dargestellten Produkt. Der glänzende 
Überzug auf den miterhaltenen ausgekochten Stengeln besteht aus 
Resten von geschmolzenem Wachs. Die harzige Beschaffenheit des 
Euphorbienwachses dürfte es zur technischen Verwendung ungeeignet 
erscheinen lassen. 


— 236 — 


Zur Entscheidung der Frage nach dem Kautschukgehalte der 
Pflanze wurden 44 g der Stengel mit 44 g Sand verrieben; das Gewicht 
des an der Luft getrockneten Produktes betrug 64 g. Diese wurden 
bei 20° mit 100 g Petroläther ausgezogen und das Ungelöste mit 
Petroläther nachgespült. Dabei gingen in Lösung 1,149 g — 2,6 °/, — 
einer grünen, salbenartigen Masse, die schon bei etwa 30° flüssig war. 
Diese war zum Teile verseifbar, wobei ein in Wasser unlöslicher, in 
heißem Alkohol leicht, in kaltem schwer löslicher amorpher Stoff, aber 
kein Kautschuk gefunden wurde. An Äther gab das mit Petroläther 
erschöpfte Pulver 0,437 g — 1°/, — grünen Trockenstoff ab, der durch 
Wasser fast nicht gelöst wurde, in heißem Alkohol zum größten Teile 
löslich war, aber nichts Kristallinisches gewinnen ließ. Alkohol entzog 
dem mit Petroläther und Äther erschöpften Rückstande 0,1446 g — 
0,3%/, — eines grünen harzigen Stoffes, der an Wasser Spuren eines 
sauren Bestandteiles abgab. Die wässerige Lösung färbte sich mit 
Eisenchlorid blauschwarz, fällte eine verdünnte Lösung von Chinin- 
hydrochlorid und trübte Gelatinelösung; sie enthielt also etwas Gerb- 
stoff. Aus dem mit den vorbezeichneten Lösungsmitteln erschöpften 
Pflanzenpulver löste Wasser nur noch etwas dunklen Schleim, dessen 
Lösung durch Alkohol flockig gefällt wurde. Danach war Kautschuk 
in der Pflanze nicht aufgefunden. 

(Lenz) 
Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts 
der Universität Berlin. 
gez. H. Thoms. 


V. Die chemische Beschaffenheit der Rinde von Hannoa 
undulata (Guill, et Perr.) Planch, 


Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität 
Berlin. 


Die Wurzelrinde von Hannoa undulata (digbere) dient in Togo gegen 
die Krankheit Ssule (Nden) innerlich und äußerlich. 

Zur Untersuchung gelangte langfaseriger Bast in gelblichen Spänen, 
geruchlos; Geschmack ein wenig an Süßholz erinnernd, beim Kauen 
schleimig. Der mikroskopische Querschnitt zeigt dünnwandige Zellen, 
nur wenige Gruppen sind schwach verdickt; durch Jod ist Stärkemehl 


— 2377 — 


nicht nachzuweisen, der eingetrocknete Inhalt einer Anzahl Zellen 
färbt sich mit Jod gelbbraun. Die Rinde gab an Petroläther 2°/, 
Fett ab, 

Der wässerige Auszug der Rinde war stark schleimig und reagierte 
gegen Lackmuspapier schwach sauer; der Schleim war durch Alkohol 
nicht fällbar. Eisenchlorid zeigte nur Spuren Gerbstoff an. Neutrales 
Bleiazetat gab eine starke Fällung; im Filtrate erzeugte Bleiessig 
nochmals starke Fällung. Der wässerige Auszug reduzierte Fehlingsche 
Lösung; nach dem Invertieren wurde das Reduktionsvermögen erheb- 
lich größer. 

Bei Untersuchung der durch Petroläther entfetteten Rinde nach 
dem Verfahren von Stas-Otto, wurden aus saurer Lösung nur Spuren 
stark reduzierender Stoffe erhalten. Aus alkalischer Lösung ging in 
Äther etwas über beim Verdunsten wurden farblose, nach dem Trocknen 
gelbliche Kristalle erhalten, die unter dem Mikroskope zwei verschiedene 
Formen aufwiesen, nämlich Nadeln und Würfel; beim Verdunsten der salz- 
sauren Lösung wurden federartige Skelette erhalten, mit Platinchlorid ent- 
standen daraus schwer lösliche Nadeln und Würfel. Nach dem Verfahren 
von Keller wurden aus 25 g Rinde etwa 0,1 g Alkaloid erhalten, das 
gleichfalls die beiden beschriebenen verschiedenen Kristallformen zeigte, 
Dieses Alkaloid löste sich in Äther, Alkohol, Azeton, Essigester. 
Methylalkohol, Chloroform, nicht in Petroläther. Am leichtesten löste 
Methylalkohol; zur Trennung von Verunreinigungen scheint sich 
Azeton zu eignen. Am schwersten löst sich das Alkaloid in Wasser, 
aus dem es wiederum in Nadeln und in Würfeln schön kristallisiert. 
Das aus der methylalkoholischen Lösung erhaltene neutrale salzsaure 
Salz löste sich leicht in Wasser, die Lösung reagierte gegen Lackmus- 
papier neutral. Sie schmeckte schwach bitterlich und gab mit Kalium- 
wismutjodid eine rotbraune, mit Kaliumquecksilberjodid (Mayers 
Reagenz) eine weißliche Fällung. Die Lösung wurde ferner getrübt 
durch Ammoniak, Jodjodkalium, Quecksilberchlorid, Gerbsäure; Pikrin- 
säure gab zunächst keine Trübung, nach etwa einer Stunde war ein 
deutlicher, amorpher Niederschlag gebildet. 

Bei der äußerlichen Anwendung des Bastes ist der Schleimgehalt, 
bei der innerlichen vermutlich der Alkaloidgehalt wirksam. Die Natur 
der in dem Baste enthaltenen Alkaloide könnten nur mit größeren 
Mengen — mindestens aus 20 kg Bast — einigermaßen festgestellt 
werden. Die Feststellung würde wissenschaftliches Interesse besitzen. 

gez. Lenz. gez. Kaetel. 


— 233 — 


VI. Die chemische Beschaffenheit der Wurzelrinde von 
Bridelia ferruginea, 


Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität 
Berlin. 


Die Wurzelrinde von Bridelia ferruginea (kolu) wird in Togo gegen 
Darm- und Blasenkrankheiten innerlich verwendet. 


Eine Mazeration wird auch zum Festigen der aus Laterit-Boden 
geklopften Tennen und Fußböden in den Hütten gebraucht. Von 
Interesse ist die Bestimmung des Gerbstoffes und evtl. die Verwertung 
als Farbstoff. 


Die vorliegende Wurzelrinde bestand aus zarten, etwa 0,l—1 mm 
dicken, 1—2 dm langen, langfaserigen Stücken, außen bräunlichrot, innen 
hell, mit roten Fasern durchzogen; Bruch kurzfaserig. Die wässerige 
Abkochung 1:10 zeigte eine schöne dunkelrote Färbung; sie reagierte 
gegen Lackmuspapier schwach sauer. Wolle und Baumwolle ließen sich 
mit dem Auszuge unmittelbar nicht dauerhaft färben, ebenso mit Ton- 
erdesalzen gebeizte Wolle oder Baumwolle; es entstanden nur wenig 
angenehme, schwach rotgelbe Ausfärbungen. Mit Eisen gebeizte Stoffe 
nahmen im Färbebade eine unschöne, grauschwarze Färbung an, die 
mehr dem Gerbstoff als dem Farbstoffgehalte der verwendeten Rinde 
zuzuschreiben war. Der Farbstoff ging weder aus saurer noch aus 
alkoholischer Lösung in Äther über; er scheint technisch nicht ver- 
wertbar zu sein. Die Bestimmung des Gerbstoffes wurde mit Haut- 
pulver ausgeführt, das aus der Lösung alle praktisch an der Gerbung 
beteiligten Stoffe absorbiert, an die Lösung aber nichts abgibt. Dabei 
verlor der Auszug aus 100 g Droge 3,406 g durch das Hauptpulver 
absorbierbare Bestandteile. Die Summe der gerbenden Bestandteile 
beträgt daher rund dreieinhalb Prozent, ein Betrag, der eine technische 
Verwertung als Gerbmaterial für überseeischen Transport kaum rätlich 
erscheinen lassen dürfte. 

gez. Lenz. gez. W. Drauzburg. 


— 239 — 


VIL Chemische Untersuchung der Wurzelrinde von 
Peucedanum araliaceum (Hochst.) Benth. et Hook. 


Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität 
Berlin. 


Die Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum (ländo) wird mit der 
Wurzelrinde von Pteleopsis Kerstingüi, Zitronensaft und zerriebener 
Eisenschlacke zu Waschungen bei Geschwüren, besonders bei Geschlechts- 
krankheiten äußerlich verwendet. 

Da das Rhizom des in Deutschland wachsenden Peucedanum 
offieinale L. in der reichlichen Menge von fast 2°/, einen kristallisierten 
Stoff, das sogenannte „Peucedanin“, enthält, wurde in der Erwartung, 
daß derselbe Stoff in dem derselben Gattung angehörigen Peucedanum 
araliaceum vorhanden sei, auch bei dieser das zur Isolierung des 
Peucedanins geeignete Extraktionsverfahren angewendet. Nachdem des- 
halb die Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum mit Benzol erschöpft, 
der Auszug auf ein kleines Volumen eingedampft war, erfolgte der 
Zusatz einer größeren Menge von Petroleumäther. Aus dieser Petroleum- 
ätherlösung war aber nicht, wie bei Behandlung des deutschen Rhizoms, 
ein kristallisierter Stoff zu gewinnen. Das Resultat blieb also ergebnislos. 

Bemerkenswert war nur folgendes: Nach dem Schneiden zeigte die 
etwas stäubende Wurzel einen ziemlich starken Geruch, der an Blumen- 
duft erinnert. Es ist daher in der Droge ein ätherisches Öl vorhanden, 
das bei dem geringen Quantum des Materials in einer zur Untersuchung 
hinreichenden Menge nicht zu gewinnen war. Vielleicht ist dieses Öl 
aber als aromatische Substanz gerade der für Waschungen bei Ge- 
schwüren wirksame Stoff. gez. Herzog. 


— 240 ° — 


VII. Über die systematische Stellung der Gattung 
Spondianthus Engl. 


Von 
A. Engler. 


Im 36. Band meiner Botanischen Jahrbücher habe ich S. 215 die 
Gattung Spondianthus aufgestellt auf Grund von Exemplaren, welche von 
Prof. Dr. Preuss und Herrn Zenker in Kamerun gesammelt waren, 
von beiden leider ohne Früchte. Von dem Bearbeiter der Euphorbia- 
ceen wurde die Pflanze als nicht zu dieser Familie gehörig zurück- 
gewiesen und auf einem Begleitzettel fand ich die Angabe, daß „in 
der Rinde regelmäßige von Bastbelegen geschützte Harzgänge“ vor- 
handen seien. Dies führte zu der Annahme, daß die Pflanze zu den 
Anacardiaceen gehöre. Es fanden sich Blüten mit Staubblättern und 
einem mit fünf Narben versehenen Pistill, allerdings ohne Samenanlagen 
vor neben anderen mit ganz rudimentärem Pistill. Nachdem mir aber 
von Fruchtexemplaren begleitetes Material der bis jetzt noch nicht 
beschriebenen, in De Wildeman, Etudes fl. Bas et Moyen Congo II 
(1908) 284 ohne Beschreibung aufgeführten Megabaria Trillesii Pierre 
zugegangen war, habe ich die Pflanzen nochmals geprüft und mich 
überzeugt, dal nicht Harzgänge, sondern Milchsaftschläuche vorhanden 
sind und daß an dem weiterentwickelten Pistillrudimente sich auch 
sechs Läppchen befinden. Vor allem aber erweisen die Fruchtexemplare 
die Zugehörigkeit der Gattung zu den Euphorbiaceen. Die Diagnose 
der Gattung muß jetzt folgendermaßen lauten: 

Spondianthus Engl. in Englers Bot. Jahrb. XXXVI (1905) 215. 
— Megabaria Pierre msc. ex De Wild. Etud. fl. Bas et Moy. Congo II 
(1908) 284; Durand Sylloge Florae congolanae 497 (nomen tantum, 
a cl. Pierre Megabarea scriptum). 

Flores dioici. Flores masculi: Sepala 5—4 ovata obtusa. Petala 
5—4 ovata vel obovata quam sepala breviora usque longiora. Discus 
in squamulas 5 vel 4 obovatas concavas exiens. Stamina 5, rarius 4 
inter disci squamulas inserta, petala parum superantia; antherae suborbi- 
culares, basi et apice emarginatae, medio filamentorum apici insidentes, 


—_— 241 — 


supra insertionem dorso glandula purpurea instructae. Pistilli rudi- 
mentum ovoideum apice leviter 3- vel 6-lobum. Flores feminei: Sepala 
5 ovata. Petala 5 sepalis subaequilonga (vel deficientia),. Discus in 
sqamulas breves petalis oppositas lobatus. Ovarium ovoideum leviter 
3-lobum; ovula in loculis 2 ex apice loculi pendula; stili 3 complanati 
breviter bilobi. Capsula ovoidea, loculicida trivalvis, valvis breviter 
5-lobis, endocarpio cujusque loculi tota longitudine fisso et soluto. Semen 
ovatum, compressum. — Arbores. Folia apice ramulorum approximata, 
+ longe petiolata, geniculo brevi et lamina simplici penninervi in- 
structa. Flores parvi masculi glomerati, glomerulis in paniculas compo- 
sitas folia aequantes vel superantes dispositis; flores feminei solitarüi 
brevissime pedicellati in paniculas compositas dispositi. 

Sp. Preussii Engl. in Englers Bot. Jahrb. XXXVI (1905) 216. 
— Megabaria Trillesii Pierre msc. ex De Wild. l. c., arbor vel frutex. 
Foliorum petiolus teretiusculus quam lamina 8—3-plo brevior, lamina 
subeoriacea oblongo-ovata vel ovata basi atque apice obtusa, nervis 
lateralibus I. utringque 5—6 arcuatim adscendentibus prope marginem 
sursum versis atque nervis lateralibus II. multo tenuioribus inter prima- 
rios obliquis vel transversis subtus prominentibus.,. Paniculae folia 
aequantes minute puberulae, ramis brevibus glomeruliferis, bracteis et 
bracteolis deltoideis,; sepalis et petalis margine scarioso erispulis. Pani- 
culae femineae ramuli pauciflori. Flores feminei aeque ac masculi petalis 
instructi. Capsula ovoidea. 

Bis 25 m hoher Baum; aber auch strauchig. Die Blätter sind zu- 
sammengedrängt, von sehr verschiedener Größe; aber auch die gleich 
großen ungleich lang gestielt; bei den größten ist der Blattstiel 2—9 cm 
lang, die Spreite 2—2,5 dm lang und 8—14 cm breit. Die Rispen sind 
2—3 dm lang mit ziemlich dichtstehenden, 1—2 cm langen Zweigen, 
an denen die Blütenknäuel 3—5 mm voneinander entfernt sind. An 
der Basis der Zweige stehen etwa 3 mm lange, deltaförmige Brakteen. 
Die Kelchblätter sind 1 mm lang, die Blumenblätter bald etwas kürzer, 
bald ebensolang, bald etwas länger, die Staubblätter etwas länger. Das 
Pistillrudiment in den männlichen Blüten ist zylindrisch bis schwach 
dreikantig, oben scheibenförmig erweitert oder es ist eiförmig, mit kurzen 
Narbenläppchen. Das Pistill der weiblichen Blüten ist mit den Narben 
3 mm lang. Die Kapseln sind 1,5 cm lang und breit, bräunlich, mit 
hellbraunem sich ablösendem Endokarp, nach dessen Abspringen die 
rotbraunen 1,2 cm langen, 9 mm breiten, glänzenden, eiförmigen und 
zusammengedrückten, am Rücken gekielten Samen am Mittelsäulchen 
hängen bleiben, 

Kamerun: Barombi-Station oder Johann Albrechtshöhe, am Ufer 
des Hlefanten-Sees als Baum von etwa 3—20 m Höhe (Preuss n. 426 


— 242 — 


— 7 blühend im August 1890, Staudt n. 778 — fruchtend im 
Dezember 1911), Victoria, als 15 m hoher Baum im Urwald am Bot. 
Garten (Winkler n. 521 — fruchtend Oktober 1905), Duala, im Wuri- 
Delta (Hückstädt n. 105). 

Süd-Kamerun: Bipindihof: im lichten Busch auf Insel im Lo- 
kundje als 5 m hoher Baum (Zenker n. 1083 — blühend im Juli 1896), 
an sumpfigen Stellen des Urwaldes, als 2—4 m hoher Strauch (Zen- 
ker n. 3556 — fruchtend im November 1907). 

Spanisch Guinea: Nichadum, um 450 m (G. Tessmann n. 285 
— blühend im März 1908). 

Gabun: Bata (R. T. Trilles n. 157 — fruchtend im August 1899). 

Zentralafrikanische Unterprovinz der westafrikanischen 
Waldprovinz: I-Ngombe-Nyama im Galeriegehölz der Grassteppe 
(Mildbraed in Expedition des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklen- 
burg n. 2874 — fruchtend Ende März 1908). 

Einheimischer Name: wujonde (Bakwisi), ebai (Duala), mbimbä 


(Bipindi). 

Die giftige Rinde dient zum Vergiften von Ratten. 

Forma oblongifolius. — Foliorum lamina oblonga. Inflorescentia 
pilosa. 


Süd-Kamerun: Bipindihof, in sumpfigen Niederungen des Urwaldes 
(Zenker n. 2603 — fruchtend im September 1902, n. 2846 — 
fruchtend im März 1904), Ufer des Fra-Flusses (Zenker n. 2572 — 
blühend im Juli 1902), Bodje, im Uferwald (Ledermann n. 335 — 
blühend im August 1908). 

Nordwest-Kamerun: Zwischen Bakari und Mbanti im schmalen 
hohen Galeriewald am Bach in der Baumsteppe (Ledermann n. 2299 
— blühend im Januar 1909). 

var, glaber Engl. (sub titulo speeiei) in Englers Bot. Jahrb. XXX VI 
(1905) 216. — Foliorum lamina oblonga. Inflorescentia glabra. 

Kamerun: Zwischen Babungo und Babesse, im Galeriewald 
(Ledermann n. 1981 — blühend im Dezember 1908), am Fuße des 
Bansso-Gebirges, im Galeriewald als 15—25 m hoher Baum (Leder- 
mann n. 2066 — blühend im Dezember 1908), zwischen Ntem und 
Ngom um 800 m im Galeriewald (Ledermann n. 2086 — blühend 
im Januar 1909), Dodo, am Stadtgraben, um 400 m (Ledermann 
n. 2977 — blühend im März 1909). 

Angola: Malandsche (L. Marques n. 333 — blühend). 

Sp. obovatus (Pierre) Engl. — Megabaria obovata — („obovatum‘‘) 
Pierre msc. in icone ined. (nomen tantum), arbor glabra ramis teretibus, 
foliis approximatis. Foliorum petiolus teretiusculus quam lamina 5-plo 
brevior purpurascens supra leviter canaliculatus, lamina coriacea obo- 


—_— 243 — 


vato-oblonga, supra laete viridis, nervis lateralibus I utrinque cire. 10 
adscendentibus, nervis secundariis tenuibus inter primarios paullum 
obliquis. Inflorescentia quam petioli dimidium paullum longior. Flores 
masculi 4-meri; petala quam sepala paullum longiora. Flores feminei 
petalis destituti. Ovarium oblongo-ovoideum. Capsula magna ovoidea. 
6—7 m hoher Baum mit fast 1 cm dicken, glatten Zweigen. Die 
Blattstiele sind 3—6 cm lang und tragen 2—2,7 dm lange, oben 7—11 cm 
breite Spreiten, welche nach unten allmählich verschmälert sind und 
deren Nerven 1—2 em voneinander entfernt sind. Die Blumenblätter 
der männlichen Blüten sind höchstens 1,5 mm lang. Die Pistille haben 
eine Länge von 2 mm. Die Früchte sind 3,5 cm lang und etwas über 
3cm dick. Die Samen erreichen eine Länge und Breite von 2 mm. 
Gabun (R.T. Klaine n. 575 — fruchtend im Juli 1901). 


IX. Über Diehapetalum venenatum Engl. et Gilg, 
den Machau, eine wichtige Viehgiftpllanze Deutsch- 
Südwestafrikas, nebst Bemerkungen über einige andere 
giftige Dichapetalum unserer afrikanischen Kolonien. 


Von 
A. Engler. 


Von Jahr zu Jahr werden immer neue Arten der im tropischen 
Afrika besonders reich entwickelten, viele Giftpflanzen umfassenden 
Gattung Dichapetalum Dup. Thouars (Chailletia DC.) bekannt. Während 
in Olivers Flora of tropical Africa 15 Arten aufgezählt sind, bin ich 
in einer soeben im 46. Bd. meiner Botanischen Jahrbücher erscheinen- 
den Bearbeitung auf mehr als 100 Arten gekommen. 

Bei den zahlreichen Arten der Regenwälder und Uferwälder werden 
nur selten von den Sammlern Bemerkungen über schädliche Eigen- 
schaften derselben gemacht; aber es ist sehr wahrscheinlich, daß die 
zahlreichen Verwandten der als stark giftig bekannten westafrikanischen 
Arten D. toxiearium (Don) Engl. und D. tomentosum Eng]. sich ähnlich 
wie diese verhalten. Dagegen hat man bezüglich der in den Steppen- 
gebieten vorkommenden Arten beim Sammeln derselben mehrfach er- 
fahren, daß dieselben dem Weidevieh oft sehr gefährlich werden. 

Bisher kannte man noch keine Art aus Deutsch -Südwestafrika. 
Neuerdings wurden mir aber durch Herrn Dinter Proben einer Pflanze 
zur Bestimmung gesendet, welche Herr Tierarzt Dr. Schmidt bei 
Gaub, 40 km von Grootfontein, gesammelt hatte und die dort als giftig 
bekannt ist. Es ist dies 

Dicehapetalum venenatum Engl. et Gilg, welches auf der Kunene- 
Sambesi-Expedition von H. Baum im Bezirk des oberen Kubango und 
Kuito gesammelt und von uns in dem 1903 erschienenen Werk über 
diese Expedition beschrieben wurde. 

Die nach der hier gegebenen Abbildung leicht erkennbare Pflanze 
ist ein Halbstrauch, während die große Mehrzahl der Dichapetala Sträucher 
oder Lianen sind. Der Halbstrauch wird bis 4 dem hoch und fällt auf 


—_— 245 — 


durch die rötlichen, am Grunde abgehenden, ziemlich dicht beblätterten 
und reichlich blühenden Stengel. Die Blätter sind hellgrau-grün, die 


Fig. 1. Dichapetalum venenatum Engl. et Gilg. 
A Zweigstück aus der Mitte eines 4 dm langen, grundständigen Astes; B unterer Teil 
der Pflanze mit jungen Sprossen; C' Blüte im Längsschnitt; D Staubblatt; E Frucht, 
F dieselbe geöffnet. — Original. 


Blüten weißlich. Die hellorangefarbenen Früchte sind kurz weichhaarig 
und haben sowohl ein dünnes Exocarp, wie auch ein dünnes Endocarp. 


— 246 — 


Über das Vorkommen der Pflanze ist folgendes bekannt: Kunene- 
Kubango-Land nebst Ambo-Land. — Im Bezirk des oberen 
Kubango und Kuito; zwischen Ediva und Humbe, am unteren Kaku- 
lovar (Nebenfluß des Kunene), um 1200 m ü. M., auf erdigem Boden 
verbreitet bis zum Kubango, Kuito, Longa, Quiriri und Kampulure, 
quadratmetergroße Stellen bedeckend (H. Baum n. 64 — blühend 
im September 1899. — Einheimischer Name: „machau“). — Im 
Owamboland bei Gaub, 40 km von Grootfontein (Dr. Schmidt — mit 
Früchten — Juli 1911). 

Viel weiter südlich als bis in die Gegend von Grootfontein dürfte 
die Pflanze nicht verbreitet sein, dagegen ist sie jedenfalls im Norden 
unserer Kolonie weiter verbreitet und wohl zu fürchten, wie aus folgen- 
den Angaben hervorgeht. Nach H. Baum ist für das Vieh der Genuß 
höchst giftig, da wenige Blätter den Tod herbeiführen. Die Ochsen 
fressen das zur Zeit der Blüte hellgrün und frisch aussehende Gewächs; 
es müssen daher Orte, wo machau vorkommt, vermieden werden; 
machau findet sich jedoch nur stellenweise. Zur Zeit der Fruchtreife 
wird das Gewächs vom Vieh nicht mehr berührt. Die Früchte sollen 
so groß wie eine Mirabelle sein und auch gleiche Farbe haben, nicht 
übel schmecken, aber auch für den Menschen tödliche Folgen besitzen. 
Einige Kaffern sollen die Früchte ohne Nachteil verzehren können. 
Dies bezieht sich aber nur auf das Exocarp; denn die Samen sind 
besonders giftig. — Eine Ausrottung des „machau“ an Weideplätzen 
ist schwer durchzuführen, da von dem sich weit erstreckenden 
Rhizom immer etwas im Boden bleibt, das dann neue Pflanzen erzeugt. 

Die nächst verwandte Art ist 

Dichapetalum eymosum (Hook.) Engl., welches, wie ich selbst 
gesehen habe, im südöstlichen Afrika, namentlich in Transvaal oft 
große Strecken bedeckt und ein nur 1 bis 2 dem hoher Halb- 
strauch ist. Die Pflanze führt dort den Namen giftblad, makaou 
oder mangow. Dr. K. Braun, Amani, hat im „Pflanzer“ von 
1908, S. 242—244, das, was in Transvaal über diese Giftpflanze 
ermittelt wurde, mitgeteilt. Man behauptet, daß drei bis vier Blätter 
einen Ochsen töten können; aber nur die jungen Blätter sollen 
giftig sein; nach drei Monaten sollen sie unschädlich sein. Vieh, 
welches sich längere Zeit in einer Gegend aufhält, in der die Pflanze 
vorkommt, soll dieselbe meiden; dagegen sollen Tiere aus anderen 
Gegenden, welche durch ein Gebiet getrieben werden, in welchem das 
ihnen noch nicht bekannte Dichapetalum wächst, eifrig die Pflanze ver- 
zehren und nach wenigen Stunden verenden, besonders bei reichlichem 
Genuß von Wasser. Im Interesse der südwestafrikanischen Viehzucht 
will ich hier noch folgende Angaben K. Brauns wiederholen, welche 


— 247 — 


J. T. Dunphys Report of experiments etc. (Transvaal Agricult. Journ. 
Pretoria IV [1906], 315—323) und den Reports of recent Investigations 
im Bulletin des Imperial Institute Vol. I (1903), S. XVIII entnommen 
sind. Das Gift wirkt in erster Linie auf das Nervensystem. Eine 
vorläufige Untersuchung von Blättern ergab ein blausäurehaltiges Gly- 
kosid. 

„Nach Burt Davy sollen Essig oder drei bis vier Eßlöffel voll Senf in einer 
Flasche Wasser umgeschüttelt, oder Senf und Salz in einer Flasche Wasser gute 
Dienste leisten. Besonders empfehlenswert ist starker Kaffee, einen EBlöffel voll 
gemahlener Kaffee auf '/, 1 heißes Wasser, und dies später mit '/,1 kaltem Wasser 
gemischt. Eine Abkochung von Kalmuswurzel wird ebenfalls empfohlen. Als Abführ- 
mittel kommen in Betracht: 45 g Bittersalz gelöst in etwa !/, 1 Wasser. In gleicher 
Weise kann Rizinusöl angewendet werden. Für erwachsene Ziegen oder Schafe nehme 
man 200 g und setze, wenn möglich 5 Tropfen Crotonöl zu, eventl. ist ein Klystier 
aus warmem Seifenwasser oder reinem Glyzerin zu verabreichen. Zur Anregung der 
Herztätigkeit erwiesen sich Ätherinjektionen und Ammoniakeinatmungen erfolgreich. 
Als bestes Mittel, wenn ein Arzt anwesend ist, bewährte sich Arecolinhydrobromid 
0,01 g in wenig destilliertem Wasser gelöst, als subkutane Injektion (7,317). 

Dunphy führte eine große Anzahl interessanter Versuche aus und stellte fest, 
daß bis 20 g Blätter unschädlich waren, daß jedoch bei 30 und mehr Gramm der 
Tod eintrat. Bei Anwendung von Arecolin und Ätherinjektionen konnten einige 
Versuchstiere gerettet werden, während andere, welche dieselben Mengen Blätter er- 
halten hatten, in Zeiträumen von 5—13 Stunden verendeten (4,117. 7,317—323). 
Bei denselben Versuchen wurde auch die Beobachtung gemacht, daß Wassergenuß die 
Wirkung des Giftes beschleunigte resp. erst hervorrief, was besonders in einem Fall 
auffällig war, in dem ein Tier ohne Nachteil Blätter gefressen hatte, die Vergiftungs- 
erscheinungen jedoch erst am nächsten Tage auftraten, als es Wasser zu trinken 
bekam“. 

Nun noch einige Bemerkungen über die ostafrikanischen Arten, 
von denen Giftwirkungen bekannt sind. 

Diehapetalum Stuhlmannii (Engl.) ist als 1,5—2 m hoher Strauch 
im Sansibar- und Mossambik-Küstenland von Usaramo bis Lindi und 
westwärts bis Uluguru verbreitet, von den Eingeborenen nchenchere, 
nyenyere, njerema, njenje, mchenchere genannt. K. Braun 
bespricht im „Pflanzer“ ausführlich die Vergiftungserscheinungen, welche 
bei Schafen nach dem Genuß der Blätter eintreten. 

Dichapetalum mossambicense (Klotzsch) Engl. in Pflanzenwelt 
Östafr. ©. (1895) 235 pr. p. 

Bei eingehenderer Prüfung des jetzt sehr reichen Herbarmaterials 
hat sich herausgestellt, daß diese Art nur auf die Mossambikküste 
beschränkt ist und nur im südlichen Teil von Deutsch-Ostafrika vor- 
kommt. Alle in Usaramo und weiter nordwärts bis Mombassa 
gesammelten Pflanzen gehören dem mit dieser Art nahe verwandten 
D. aureonitens Engl. an. Beide Arten sind starke Giftpflanzen. Ich 

27 


— 248 — 


lasse hier die Fundorte des echten D. mossambicense folgen: Mossam- 
bikküste: Kilwa—Singino (K. Braun im Herb. Amani n. 1283 — 
blühend im Juni 1906). Lindi: im trockenen Myombo-Walde bei Nashin- 
gimba auf sandigem Boden um 520 m (Busse n. 2840 — als 4—5 dem 
hohe Pflanze, blühend im Juni 1903), bei Nkalakatscha um 350 m im 
Brachystegia-Mischwald auf Sandboden an sonnigen Plätzen (Busse 
n. 2878 — als 1,5 m hoher Strauch, blühend im Juni 1903), bei Ma- 
yanga in Obstgartensteppe (Busse n. 2534 — als niedriger Strauch, 
fruchtend im Mai 1903), Rondo—Lutamba (K. Braun in Herb. Amani 
n. 1281 — blühend im Juni 1906). — Mossambik (Peters!). 

Einheimische Namen: chikwaya (bei Mayanga), chickwaya 
dume (bei Nkalakatscha), mkwaya bei Naschingimba), nchenchwu 
(bei Lutumba). 

Dichapetalum aureo-nitens Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI 
(1911), 572. — D. mossambieense (Klotzsch) Engl. in Pflanzenwelt 
Östafr. ©. 235 pr. p- 

Niedriger, etwa 2 m hoher, aufrechter oder auch schlingender 
Strauch, dessen 2-4 dem lange Äste am unteren Ende bis zu 4 mm 
dick sind. Die Nebenblätter messen bis zu 5 cm, die Blattstiele nur 
1,5- 3 mm; die länglich verkehrt-eiförmigen, am Grunde stumpfen oder 
fast herzförmigen Spreiten, die getrocknet braune oder grünliche Färbung 
annehmen, besitzen eine Länge von 0,75—1,2 dem sowie eine Breite von 
3—5 cm. Die Infloreszenzen sind 3—5 cm lang. Die Kelchblätter 
messen etwa 2,5—3 mm, die weißen oder getrocknet schwarzroten bis 
dunkelbraunen Blumenblätter 3- 3,5 mm; die Staubblätter werden fast 
4 mm lang, während der Griffel zusammen mit dem Fruchtknoten nur 
etwa 2,8 mm hoch ist. Die weißlich-gelben, filzigen Früchte sind 
1,2—1,6 cm lang und 5—8 mm breit. 

Diese Art besitzt schmalere, schärfer zugespitzte Blätter als das 
echte D. mossambicense; auch sind bei letzterer Art die Adern oberseits 
tief eingesenkt und unterseits stärker hervortretend. Die Verbreitung 
dieser Art ist folgende: 

Sansibarküstengebiet: bei Dar es Salam (Stuhlmann n. 7806, 
7807, 7919 — blühend im April 1894); bei Bagamoyo (Stuhlmann 
n. 7176 — blühend im Mai 1894); im Hinterland von Tanga (Holst 
n. 4035 — blühend im September 1892); bei Amboni in Lichtungen 
(Holst n. 2541 — blühend im Juni 1893); bei Mizozue auf feuchtem 
Boden des Vorlandes im Gesträuch schlingend (Holst n. 2218 — 
blühend im Februar 1893); bei Mkusi auf ehemaligem, jetzt wieder 
verwachsenem Kulturland (Volkens n. 34 — blühend im Januar 1893); 
im Trockenwald der Puguberge (Engler n. 3950 — blühend im Oktober 
1905); Puguberge (Holtz n. 653 — blühend im August 1902); bei 


— 2149 — 


Kurasine (Holtz n. 449 — blühend im März 1902); in Usaramo 
(Stuhlmann n. 7058, 7067, 7150 — blühend im Februar 1894); im 
Buschland des Usaramo-Plateaus auf Laterit (Stuhlmann n. 8628 — 
mit Früchten gesammelt im Oktober 1894); am Mt. Schimba unweit 
Mombassa (Kässner n. 180 — blühend im März 1902). 

Dichapetalum maerocarpum Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI 
(1911), 565. Bis 0,5 m hoher Strauch mit in der Jugend hellgrau 
behaarten Zweigen und Blattnerven. Der Blattstiel ist nur 2—3 mm 
lang, während die Länge der 1—1,5 mm breiten Nebenblätter gegen 
5 mm beträgt; die Spreite ist bis zu 1,4 dem lang und 6 cm breit. 
Die Blüten stehen an I—2 mm langen Stielen in den Blattachseln, 
Die Kelchblätter sind etwa 4 mm lang und 1 mm breit, die Blumen- 
blätter 5 mm lang und am oberen Ende 1,5 mm breit, die Staubblätter 
5,5 mm lang. Die Früchte sind auffallend groß, tief zweilappig, bis- 
weilen dreilappig, mit 2—3 mm langen, steifen, angedrückten und gelb- 
braunen Haaren dicht besetzt; sie enthalten 2 cm lange, 1,75 cm dicke 
Steinkerne mit dickem krustigem Endocarp und Samen von 1,5 cm 
Durchmesser. 

Mossambikküste: im Bezirk Lindi bei Nkalakatscha um 350 m 
ü. M. im lichten Trockenwald von Brachystegia auf sandigem Boden an 
sonnigen Plätzen dicht geschlossene Unterholzbestände bildend (Busse 
n. 2879 — fruchtend im Juni 1903). 

Einheimischer Name: chibwaya jike. 

Die Früchte sollen tödlich giftig sein. Über die Giftigkeit der 
Blätter liegen keine Angaben vor, doch wird jedenfalls diese Art von 
den Viehbesitzern und Tierärzten auch zu beachten sein. 

Von einzelnen Arten wird berichtet, daß die Früchte eßbar sind. 
Es sind dies folgende Arten unserer Kolonien. 

Dichapetalum edule Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 
571. Die Pflanze stellt einen 2 m hohen Strauch dar, dessen vor- 
liegende 3—4 dem lange Zweige bis zu 4mm dick sind. Die Neben- 
blätter messen 7—12 mm, die Blattstiele 2—4 mm. Die länglichen 
bis länglich verkehrt-eiförmigen Spreiten, welche beim Trocknen grau- 
grüne bis braungrüne Färbung annehmen und unterseits gelblichgrau 
behaart sind, besitzen eine Länge von 6—12 cm, sowie eine Breite 
von 3—6 cm. Die Blütenstände werden 1—2,5 cm lang. Die Länge 
der Kelchblätter beträgt 2,5—3 mm, die der lebend grünlich, getrocknet 
dunkelbraun gefärbten Blumenblätter 3—3,5 mm. Die Staubblätter 
sind nicht ganz 4 mm lang; auch der Griffel einschließlich des Frucht- 
knotens mißt kaum 4 mm. Die frisch orangeroten, länglich-eiförmigen, 
schief zugespitzten Früchte sind dicht gelblich behaart und messen 
1,5—2,2 cm in der Länge, 0,7—1,2 cm in der Breite. 

177 


— 250 — 


Mossambikküste: Noto-Plateau, beim Abstieg zum Namguru- 
Tal; im dichten Busch auf sandigem Rotlehm bei ca. 540 m ü. M. 
(Busse n. 2928 — mit Blüten und Früchten gesammelt im Juni 1906). 
— Einheimischer Name: mtosh. 

Das Pericarp der reifen Früchte wird gegessen. 


A 


Fig. 2. Dichapetalum Bussei Engl. 
A Blühender Zweig; B Blüte nach Entfernung zweier Blumenblätter; C Blumenblatt 
mit Schüppchen; D Staubblatt; E Frucht, mit Längsschnitt eines Faches. — Original. 


Dichapetalum Bussei Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 
574. Niedriger, 3—4 dem hoher Zwergstrauch, dessen vorliegende 
Zweige bis fast 6 dem lang und am unteren Ende, 5 mm dick sind. 
Die Nebenblätter messen etwa 5—6 mm, während die Blattstiele nur 
3—5 mm lang werden; die Spreiten sind getrocknet oberseits von 
brauner Farbe, unterseits erscheinen sie infolge der dichten filzigen 


—_— 251 — 


Behaarung weißgrau; ihre Länge beträgt 5—8,5 em, ihre Breite 3— 4,5 cm, 
Die Blütenstände sind kaum über 2—2,5 cm lang. Die Kelchblätter 
messen etwa 4 mm, die lebend weiß, getrocknet braun gefärbten Blumen- 
blätter annähernd ebensoviel, während die Staubblätter einschließlich 
der Antheren über 4,5 mm lang werden; auch der Fruchtknoten wird 
mit dem Griffel etwa 4,5 mm hoch. Die dicht, etwas stechend behaarte 
Frucht besitzt einen Durchmesser von 2—2,5 cm. 

Ober-Guinea, Togo: bei Kpeme als Unkraut in einer Baum- 
wollfarm (Busse n. 3639 — mit Blüten und Früchten gesammelt im 
Januar 1905). 

Einheimischer Name: föllye, 

Samen eßbar; Blätter arzneilich gegen Durchfall verwendet. 

Die Pflanze sieht dem gleichfalls in Togo vorkommenden D. War- 
neckei Engl. ähnlich, weicht aber durch niedrigeren Wuchs und breitere 
Blätter von diesem ab. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Dahlem bei Steglitz (Berlin), 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 49. (Bd.V.) Ausgegeben am 27. Juni 1912. 


I. Über die Heimat der Erderbse, Vonandzeia subterranea (L.) Thou. 
Von H. Harms, 


lI. Neue Arten von Plantago, Sektion Cleiosantha und Novorbis 
; Decke. Von R, Pilger. 


III. Zwei neue Phoradendron aus Costa Rica. Von K. Krause, 
IV. Zwei neue Araceen von den Philippinen. Von K, Krause, 
V. Neue Arten der Gattung Liagora. Von W. Zeh, 


VI. Panda oleosa Pierre, ein Ölsamenbaum Westafrikas, mit 
1 Figur. Von A. Engler, 


VII. Beschreibung eines neuen Sedums aus Mexiko (S. Adolphi), 
Von Raymond Hamet. : 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


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In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1918, 


Preis 0,90 Mk. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Dahlem bei Steglitz (Berlin), 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Ausgegeben am 27. Juni 1912. 


Nr. 49. (Bd. V)) 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 


ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Über die Heimat 
der Erderbse, Voandzeia subterranea (L.) Thou. 
Von 


H. Harms. 


Voandzeia subterranea (L.) Thou., die Erderbse (engl. Bam- 
barra groundnut), ist die einzige Art der Gattung Voandzeia, die mit 
der umfangreichen Gattung Vigna sehr nahe verwandt ist und sich von 
ihr hauptsächlich nur durch die unterirdisch reifenden 1— 2-samigen 
dieken Hülsen unterscheidet. 

Linn& (Spec. pl. ed. 2 [1763] 1023) beschreibt die Erderbse unter 
dem Namen Glyeine subterranea; er gibt als Heimat Brasilien und 
Surinam an. Diese Angabe beruht darauf, daß er nach dem Zeugnisse 
von Linne f. (Decas II. pl. rarior. Horti upsal. [1763] 37 t. 19) Samen 
dieser eigenartigen Leguminose durch Car. G. Dahlberg im Jahre 
1762 aus Surinam erhalten hatte, aus deren einem im Gewächshaus 
des Gartens zu Upsala das auf der angegebenen Tafel sehr gut dar- 
gestellte Pflänzchen erwuchs. Es heißt a. a. O.: „Surinamensibus 
Gobbe Gobbe nominatur; atque ab illis plantatur in arena, cui parum 
argillae additur; dum majorem Leguminum copiam profert, quae adhuc 
immatura, cocta et praeparata more Pisorum, alimentum incolis gratum 
praebent“. Es geht hieraus hervor, daß die von Dahlberg mit- 
gebrachten Samen aus Surinam von kultivierten Pflanzen herstammten. 

18 


— 254 — 


Linnes Angabe will also für die eigentliche Heimat dieser Pflanze 
nichts besagen. Bekanntlich wird die Erderbse hauptsächlich im 
tropischen Afrika angebaut, und hier ist auch ihr Ursprung zu suchen, 
wie De Candolle (Origine des pl. eultiv. 2. ed. [1883] 279) betont. 
Merkwürdigerweise bezieht sich die älteste Nachricht, die wir in der 
Literatur über diese Pflanze besitzen, offenbar auf ein brasilianisches 
Vorkommen. Der berühmte Forschungsreisende G. Marggraf (1610 bis 
1644; s. J. Urban, Fl. Brasil. prooemium, S. 53) berichtet in seinem 
von J. de Laet herausgegebenen Werke (G. Marcgravi de Liebstad 
Hist. rer. natural. Brasil. libri octo [1648] 43) über die Erderbse unter 
der Bezeichnung: Mandubi d’Angola, in Congo vocatur Quubaeci 
congo. Er war freilich auch im westlichen tropischen Afrika; seine 
Beobachtungen beziehen sich aber wohl auf brasilianische Pflanzen, in 
deren Namen allerdings‘ schon ein Hinweis auf ihren Ursprung ange- 
deutet ist. Übrigens erwähnt sie Piso an einer von mir nicht ge- 
sehenen Stelle (Bras. pag. 256) nach Loureiros Zeugnis als „Mandobi 
fructus ex oris Africae translatus‘. Der Name Mandubi d’Angola wırd 
auch in Gard. Chron. (1880) II. 294 angeführt. Rajus (Hist. pl. 
[1686] 918) behandelt in einem besonderen Kapitel (De Leguminibus 
supra infraque terram fructum ferentibus, seu Arachydna) verschiedene 
amphikarpe und geokarpe Leguminosen, u. a. auch Arachis hypogaea und 
Voandzeia subterranea. Letztere wird bei ihm als Nr. 4 „Legumen 
trifolium sub terra fructum edens. Mandubi d’Angola Marggr.“ in 
Anlehnung an Marggraf beschrieben (s. auch Huth, Über geokarpe 
Pflz. [1890] 23). Übrigens soll nach Linn& des Rajus „Phaseolodes 
Mariana procumbens, angustiorifolio, triphyllos, flore gemello“ (Hist. pl. 
[1704] 437) auch zu V. gehören. Jedenfalls ist ihre Kultur in Amerika 
ganz beschränkt. 

In Afrika ist ihre Kultur weit verbreitet, wenn sie auch wohl 
nirgends in sehr großem Umfange getrieben wird (vergl. Stuhlmann, 
Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika [1909] 228); sie findet 
sich hier vom T'sschadsee und Niger durch Guinea bis zum Ovambo- 
land, vom oberen Nil bis Südostafrika. In ausgedehnterem Maße scheint 
sie in Togo kultiviert zu werden; wir haben sie aus dieser Kolonie in 
mehreren Sorten (helle, rötliche, schwarze, gefleckte Samen verschiedener 
Größe) erhalten. Auch im Osten des Kontinents wird sie angebaut; 
dort hat sie schon Loureiro (F]. cochinch. [1790] 457) beobachtet 
(„prope Sofalam, et in variis locis Africae orientalis“). Über ihre 
weitere Verbreitung in Ostafrika handelt Taubert in Pflanzenwelt 
Östafrikas, Teil B. (1895) 122 Taf. XXII. Aus dem Süden Afrikas 
beschrieb sie Burmann f. (Fl. capens. prodr. [1768] 22), allerdings 
sehr kurz, unter dem Namen Arachis africana. Ferner ist sie von 


Madagaskar und den Maskarenen (Mauritius) bekannt. Von jener Insel 
beschrieb sie Du Petit-Thouars unter dem von ihm eingeführten 
Gattungsnamen Voandzeia, den er nach dem einheimischen Namen 
Voandzou Helic bildete (Gen. nov. madagasc. [1806] 23); er führt den 
Linneschen Speziesnamen G/lyeine subterranea als Synonym an, und 
sagt, sie würde in Madagaskar kultiviert. Im tropischen Asien und in 
Australien wird die Art nur gelegentlich angebaut (Hooker f. Fl. Brit. 
Ind. II. 205; Miquel, Fl. Ind. bat. I. 175); es ist, da die älteren 
Autoren sie für Asien nicht erwähnen, ihr asiatischer Ursprung so gut 
wie ausgeschlossen. Weder Loureiro noch Du Petit-Thouars 
geben an, daß sie im Osten Afrikas oder in Madagaskar wild vor- 
komme. Die erste Andeutung auf ein wahrscheinlich wildes Vorkommen 
findet sich bei Guillemin et Perrottet (Fl. Senegambiae tent, 
[1830—33] 254), die sagen: „Colitur copiose prope Bakel in regione 
Galam, ubi verosimiliter sponte crescit‘. Dann sagt De Candolle 
(Origine, p. 279): „Enfin MM. Schweinfurth et Ascherson l’ont trouv&e 
a l’etat sauvage, au bord du Nil, de Chartum ä Gondokoro“. Diese 
Angabe beruht auf einem Versehen. Ich zitiere dazu, was Schwein- 
furth selbst mitteilt. Bei der Besprechung des oben genannten Stuhl- 
mannschen Werkes, in dem sich die Bemerkung findet, Schweinfurth 
habe die Y. an den Nilufern von Chartum bis Gondokoro wild ge- 
funden, sagt er folgendes: „Ein sicher wildes Vorkommen der Voandzeia 
ist nirgends nachgewiesen worden. Stuhlmann wiederholt einen von 
A. De Candolle verbreiteten Irrtum in betreff des wilden Vorkommens, 
für den wir (Ascherson und Schweinfurth, Aufzählung im Beitrag 
zur Fl. Äthiopiens, $. 259) leider verantwortlich sind, da an der 
zitierten Stelle hinter dem Artnamen nur die geographische Verbreitungs- 
angabe B (d. h. „Nil-Ufer von Chartum bis Gondokoro“) zu lesen ist, 
die Bezeichnung des Vorkommens aber „cult. I“ (d. h. auf Feldern) 
hinzuzufügen unterlassen worden war“. (Zeitschr. Ges. Erdkunde (1910) 
Nr. 1-3). 

In der reichen Sammlung, die Herr ©. Ledermann aus Kamerun 
mitbrachte, fand sich nun eine Voandzeia, die ohne Angabe der Kultur 
bei Garua aufgenommen war, also offenbar eine wilde Pflanze darstellte. 
Ledermann hat V. subterranea eben dort bei Garua auf sandigen 
Feldern als Kulturpflanze beobachtet und ein Exemplar davon (n. 5062) 
eingelegt (300 m, sandige Felder, ca. 20—25 cm hoch, Blüte gelb, 
viel angebaut, jedoch nicht in dem Maßstabe wie Arachis hypogaea; 
Aug. 1909). Jene vermutlich wilde Pflanze (n. 5063), die zur selben 
Zeit gesammelt wurde wie die kultivierte und, wie aus der Nume- 
rierung hervorgeht, offenbar ungefähr am gleichen Orte wuchs, ist in 
den Blüten von der kultivierten nicht zu unterscheiden. Das Material 

18* 


— 256 — 


besteht aus einer größeren Zahl dünner Ausläufer mit zerstreut stehen- 
den Blättern und einigen Blüten. Zunächst fällt es gegenüber den 
kultivierten Exemplaren durch zarteren Wuchs, dünnere Stengel und 
zerstreut stehende kleinere Blätter auf. Die kultivierten Exemplare 
mit ihren meist viel größeren langgestielten dichter stehenden Blättern 
sehen bedeutend kräftiger aus. Der Unterschied scheint dann haupt- 
sächlich darin zu liegen, daß bei der wilden Form die drei sehr kurz 
gestielten Blättchen dicht neben einander am Ende des Blattstiels 
entspringen, während bei der kultivierten Erderbse das Endblättchen 
gewöhnlich um ein geringeres oder oft größeres Stück von den Seiten- 
blättchen abgerückt ist. Ich glaubte erst, auf dieses Merkmal eine 
neue Art begründen zu können, bin aber später davon zurückgekommen, 
da die Unterschiede bei der Betrachtung reicheren Materials ver- 
schwimmen. Da diese Form an einem Standort gesammelt wurde, der 
offenbar Kulturfeldern von Voandzeia ganz nahe lag, so könnte es sich 
ja immer noch um die Möglichkeit handeln, daß Ledermanns Pflanze 
ein verwildertes Exemplar darstellt. In meiner Anschauung, daß hier 
ein spontanes Vorkommen vorliege, wurde ich jedoch durch ein in 
North Nigeria von dem englischen Forscher Dalziel gesammeltes und 
von ihm als wild bezeichnetes Exemplar bestärkt; durch gütige Vermitte- 
lung von Herrn Dr. O. Stapf wurde es mir möglich, diese aus dem 
Kew Herbar stammenden Stücke mit Ledermanns Pflanze zu ver- 
gleichen, und es ergab sich eine fast völlige Übereinstimmung. Herrn 
Dr. Stapf in Kew gestatte ich mir auch an dieser Stelle für seine 
freundliche Unterstützung besten Dank auszusprechen. Auch bei 
Dalziels Pflanze ist das Endblättchen den beiden Seitenblättchen sehr 
stark genähert; die Rhachis zwischen ihnen ist 2—3 mm lang oder sie 
fehlt fast gänzlich, das Stielchen des Foliolum terminale ist 1—1,5 mm 
lang (nach Dr. Stapf steigt bei Dalziels wilder V. das Längenmaximum 
von Rhachis und Stiel bis auf 7 mm), bei Ledermanns Pflanze (n. 5063) 
mißt die Rhachis meist weniger als 1 mm oder sie fehlt ganz, seltener 
ist sie 2 mm lang. Bei der kultivierten Voandzeia, die Ledermann 
gesammelt hat (n. 5062), schwankt die Länge der Rhachis zwischen 
8 und 13 mm, daneben gibt es Blätter, wo sie nur wenige mm lang 
ist. Andere kultivierte Exemplare zeigen eine Rhachislänge von 8 bis 
27 mm, wozu die Länge des Stielechens mit 2—4 mm hinzukommt. Da 
dieses Merkmal schwankt, wie wir an den kultivierten Exemplaren 
wiederholt sehen können, so ist ein durchgreifender Unterschied zwischen 
der wilden und der kultivierten Form wenigstens in den Blättern 
kaum zu finden; vielleicht aber liefern uns die leider noch unbe- 
kannten Früchte und Samen der wilden Form einen deutlichen Unter- 
schied, 


—_— 2370 -— 


Eiu bezeichnendes Merkmal der Erderbse scheint es zu sein, daß 
von einer fast senkrecht aus dem Boden aufsteigenden Hauptachse sich 
zahlreiche kriechende Stengel in meist sehr diehter Anordnung und 
Verschlingung abzweigen. Ledermanns Exemplar (n. 5063) zeigt nur 
dünne kriechende Stengelstücke; an Dalziels Exemplar bemerken wir 
neben solchen aber auch ein fast gerade aufsteigendes Stengelstück, 
von dem kriechende dünne Ausläufer ausgehen. 

Im folgenden gebe ich eine kurze lateinische Diagnose der wilden 
Form. 

Voandzeia subterranea (L.) Thou. forma spontanea; caules repentes 
vel procumbentes valde tenues, hirsuti vel puberuli; folia erecta satis 
dissita, longiuscule petiolata, petiolo satis tenui parce pubescente, 2 usque 
4 cm longo, trifoliolata, foliolis brevissime petiolulatis plerumque arcte 
congestis, rhachi inter foliolum terminale et foliola lateralia brevissima 
(1—3 mm longa) vel subnulla, oblongis vel obovato-oblongis vel oblan- 
ceolato-oblongis vel oblanceolatis, basi obtusis vel acutis, apice obtusis 
vel rotundatis et saepe emarginulatis, adultis subglabris, 2—3,5 cm 
longis, 0,7—1,7 cm latis; inflorescentiae axillares, pedunculo hirsuto 
brevi tenui (ad 1 cm vel ultra longo), apice glandulam majusculam 
capitatam et saepius flores 2 breviter pedicellatos (vel rarius fl. unicum) 
gerente; flores parvi. 

Kamerun: Garua, sandige und steinige Baumsavanne mit viel 
Gebüsch, 300 m. (Ledermann n. 5063. — Aug. 1909; krautige 
Schlingpflanze, Blüten blaßgelb, Blätter graugrün, Stengel rotbraun). — 
North-Nigeria: Kilba country (J. M. Dalziel. — Aug. 1909). 

Soweit die Angaben der Sammler einen Schluß erlauben, kommt 
im Savannengebiete von Kamerun und Nigerien eine offenbar wilde 
Form der Voandzeia subterranea vor, die mit einiger Wahrscheinlichkeit 
als die Stammpflanze der kultivierten Erderbse angesehen werden kann. 

Zum Schlusse seien noch einige Angaben über die Blüten der Erd- 
erbse und den Ölgehalt der Samen gemacht. An dem von mir ge- 
prüften lebenden oder getrockneten Material habe ich bisher stets nur 
oberirdische hermaphrodite Blüten mit vollständig entwickelter Krone 
gesehen; auch Correa de Mello kennt (nach Journ. Linn. Soc. XI. 
254) nur solche. Im Gegensatz dazu stehen die Angaben anderer 
Autoren, nach denen neben oberirdischen hermaphroditen aber sterilen 
Schmetterlingsblüten weibliche in die Erde dringende Blüten ohne 
Blumenkrone vorkommen (so sagt Du Petit-Thouars). Man könnte 
danach vermuten, daß es sich in Analogie mit anderen unterirdische 
Hülsen erzeugenden Leguminosen (wie etwa Vieia angustifolia) bei den 
sogenannten weiblichen Blüten um kleistogame Blüten handelt, wobei 
man annehmen müßte, daß Thouars die Stamina übersehen hat, die 


—_— 2138 — 


bekanntlich bei solchen kleistogamen Blüten oft ganz winzig sind, 
J. H. Burkill im Kew- Bulletin (1906) 68 spricht von unterirdischen 
Blüten, denen die Petalen fehlen, und deren Staubblätter so reduziert sind, 
daß manche Beobachter sie für weiblich gehalten haben. Nach ihm 
sollen alle Blüten bald oberirdisch (,‚aerial‘), bald unterirdisch sein. 
Correa de Mello, der nie apetale Blüten fand, schildert sehr an- 
schaulich, wie der Pedunculus der oberirdisch erzeugten Schmetterlings- 
blüten nach dem Abfallen der gelblichen Petalen in die Erde dringt, 
wobei nach ihm die Schwiele am Ende des Stiels eine Art Widerstand 
bildet, ohne den der fadenförmige dünne Pedunculus nicht eindringen 
könnte. Es ist nach obigem eine noch ungeklärte Frage, ob bei 
Voandzeia wirklich kleistogame oberirdische oder unterirdische Blüten 
vorkommen, oder ob es sich bei Angaben über weibliche oder unter- 
irdische Blüten um Beobachtungsfehler handelt. 

Von der Erderbse wird häufig ein beträchtlicher Ölgehalt ange- 
geben. Das ist falsch. Warburg (in Tropenpflanzer III. [1899] 170) 
sagt, daß die von Prof. Thoms ausgeführten Analysen die Vermutung 
bestätigt haben, daß es sich durchaus nicht um eine Ölfrucht handelt, 
sondern um eine einfache gewöhnliche Hülsenfrucht, die in bezug auf 
Stickstoffsubstanz etwas ärmer, in bezug auf Fett etwas reicher ist als 
die gewöhnlichen Erbsen und Bohnen, während sie ihnen in bezug auf 
Stärkegehalt ungefähr gleichkommt. Im Kew Bull. (1906) 68 heißt 
es, der Ölgehalt sei unbedeutend. Zagorodsky (in Tropenpflanzer XV. 
[1911] 413) hat ausführlich nachgewiesen, daß die Samen nicht Ööl- 
reich sind. 


— 259 — 


Il. Neue Arten von Plantago, Sektion Gleiosantha 
und Novorbis Deene, 


Von 
R. Pilger. 


Plantago acerescens Pilger n. sp.; elata, perennis, rhizomate 
valido, crasso, horizontali vel fere verticali; folia elongata basi vaginantia, 
angusta, lanceolata, superne sensim cuneatim angustata, inferne sensim 
in petiolum longiorem angustata, 25—40 cm longa, 25 - 30mm lata, glabra, 
integra; folia in rosula inferiora minora, sensim accrescentia; pedunceuli 
adscendentes validi ad 55—60 cm alti (cum spica ad 15 cm longa 
laxiuscula), inferne glabrescentes, superne villosi; braetea lanceolato- 
ovata, parum margine ciliolata, 2,75—3 mm longa; sepala latiora rotun- 
data vel rotundato-ovata, dorso ad nervum parum breviter pilosula, 
3 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, 2,5 mm longa; flores aperti, 
corollae laciniae ovatae, acutae, 2,5 mm longae; ovarium 3-ovulatum. 

Argentinien: Rioja, Sierra Famatina (Hieronymus et Nieder- 
lein n. 744. — Januar 1879). 


Plantago alismatifolia Pilger n. sp.; rhizoma verticale in radicem 
fusiformem transiens; folia anguste ovalia ad ovalia, superne breviter 
arcuatim angustata, inferne sensim in petiolum longum vel breviorem 
angustata, ad 17—20 cm (cum petiolo ad 7—8 cm longo) longa et ad 
3—3,5 cm lata, margine subintegra vel remote distincte denticulata, 
laxe villis albidis longioribus inspersa; pedunculi ad 45 cm alti (cum 
spica ad 13 cm longa), patenter laxe villosi; spica laxiflora; flores 
clausi, staminodiis inclusis, stilo exserto, rarius flores aperti; bractea 
triangularis, villosa; sepala latiora late ovata, parum inaequilatera, 
superne breviter ciliolata, in nervo breviter pilosa, 3,5 mm longa, 
sepala angustiora ovalia, 3 mm longa; corollae laciniae ovatae, parum 
acutatae, 3,5 mm longae; semina in capsula 2, circ. 2 mm longa. 

Mexico: (Schaffner n. 434); Santa Fe (Pringle n. 9297. — 
September 1901). 

Die Pringlesche Pflanze wurde als P. hirtella Kth. ausgegeben. Letztere Art, 
die mir nur in wenigen Exemplaren aus Ecuador und Kolumbien bekannt ist, ist 
bisher stets verkannt worden, auch in der Decaisneschen Bearbeitung. In einer 
vollständigen Bearbeitung der Sektion werde ich bald darüber näheres publizieren. 


— 260 — 


Plantago subnuda Pilger n. sp.; rhizoma breve crassum; folia 
crassiuscula, subcoriacea, ovalia vel obovato-ovalia vel elliptica, superne 
breviter arcuato-cuneatim vel late cuneatim angustata, inferne sensim 
in petiolum longiorem vel breviorem angustata, 8—19 cm longa, 2,5 ad 
4 cm lata, margine leviter remote dentieulata, glabra vel villis nonnullis 
albidis vix inspersa; peduneuli validi ad 27 cm longi (cum spica 8 cm 
longa haud plane evoluta); spica densa; bractea ovato-ovalis, praeter 
marginem vix ciliolatum glabra, 3,5 mm longa; sepala latiora rotundato- 
ovata, obtusa, inaequilatera, glabra, 3 mm parum superantia, sepala 
angustiora ovalia, 3 mm longa; ovarium 3-ovulatum; flores clausi, 
stilus + exsertus; corollae laciniae anguste ovatae, acutae, 3 mm longae. 


Kalifornien: Monterey-County (Heller n. 6764. — März 1903). 


Die Art wurde als P. hirtella Kth. ausgegeben (vergl. bei P. alismatifolia 
Pilger). Sie gehört in die Verwandtschaft von P. Candollei Rap. 


Plantago hypolasia Pilger n. sp.; elata, annua, radice fusiformi, 
elongato; folia rosulata ovalia, superne breviter rotundato-cuneatim 
angustata, inferne sensim in petiolum angustata, ad 24 cm longa, ad 
5 cm lata, margine subintegra vel remote parum dentieulata; folia 
juniora dense lanato-villosa, folia adulta supra parum villosa, subtus et 
imprimis ad petiolum densius villosa; pedunculi erecti ad 50—60 cm 
longi (cum spica ad 35 cm longa), villosi; spica inferne laxa, superne 
densior; bractea anguste lanceolato-triangularis, pilis longis patentibus 
inspersa, 3 mm longa; sepala latiora late ovata ad rotundata, margine 
superne minutissime ciliolulata, ad nervum breviter piloso-setosula, parum 
inaequilatera, 3 mm longa, sepala angustiora anguste ovalia, obtusa, 
parum supra 2,5 mm longa; flos apertus vel clausus, corollae laciniae 
ovatae ad anguste ovatae, 3 mm longae; semina 3 evoluta. 


Concepcion del Uruguay: (Dr. Lorentz Flora Entreriana 
n. 1124. — September 1877). 


Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von P. tomentosa Lam. 


Plantago Kurtzii Pilger n. sp.; videtur perenne, rhizoma in spec. 
haud conservatum; folia crassiuscule coriacea, elliptica, breviuscule 
arcuato-cuneatim in petiolum brevem angustata, superne late cuneatim 
angustata, margine integra, glabra, 15—16 cm longa, 4,5 —5 cm lata, 
venis reticulatis bene conspicuis instructa; pedunculus unicus tantum 
in specim., 37 cm altus (cum spica 12 cm longa), validus, erectus, 
inferne glabratus, superne albido-villosus; spica crassa, densa, basi 
tantum laxa; bractea ovato-ovalis, margine breviter villosa, 3 mm longa; 
sepala latiora rotundata, inaequilatera, 3,25—3,5 mm longa, margine 
et apice parum ciliolata, sepala angustiora ovali-elliptica 3 mm longa; 
flores aperti, corollae laciniae (ad capsulam fere maturam tantum visae) late 


— 261 — 


ovatae, acutae, 2,5 mm longae; capsula 3-sperma vel ovalo haud 
evoluto saepe 2-sperma; semina ad 2,5 mm longa. 

Argentinien: Mendoza, am Rio Salado (F. Kurtz n. 7087. — 
Januar 1892). 

Plantago nigritella Pilger n. sp.; parva, annua, sicca nigricans; 
radix fusiformis satis elongatus; folia lanceolata ad ovali-lanceolata, 
superne breviter arcuato-cuneatim angustata, inferne in petiolum longi- 
tudine satis variantem sensim angustata, 3—6 cm longa, ad 13 mm 
lata, subintegra vel + leviter dentieulata, adulta pilis albidis satis 
rigidis villosa, juniora villoso-hirsuta; peduneuli breves, arcuatim ad- 
scendentes, ad 4 cm longi (cum spica 1,5—2 cm longa), hirsuto-villosi, 
rhachis longa villosa; bractea latius triangularis, dorso pilis longis 
inspersa, 2 mm longa; calyx glabratus praeter cilias parvas ad mar- 
ginem superiorem, nonnumquam et pilis parvis in dorso inspersus; sepala 
latiora rotundato-ovata, e nervo vix acutata, 2 mm longa, sepala 
angustiora ovalia parum breviora; flores clausi, staminodia parum evo- 
luta, corollae laciniae ovatae vel anguste ovatae, 2 mm vel parum supra 
longae; ovarium 3-ovulatum. 

Argentinien: Cordoba, Rio primero (Th. Stuckert n. 11844. 
— Oktober 1902). 

Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von P. myosuros Lam. 

Plantago Pflanzii Pilger n- sp.; rhizoma breve indivisum vel 
etiam breviter ramosum, rosulam sterilem lateralem procreans; folia 
subcoriacea, anguste ovalia vel ovalia, superne arcuato-cuneatim 
angustata, inferne sensim in petiolum latum breviorem late vaginantem 
angustata, ad 20 cm longa, 3—4 cm lata, margine subintegra vel parum 
obtusiuscule dentata, villis brevioribus + adpressis parum inspersa, 
margine saepius quasi albido-ciliata; pedunculi ereeti ad 42 cm alti 
(cum spiea ad 16 cm longa), laxe villis longioribus obsiti; spiea densa 
basi tantum laxiuscula; bractea ovato-ovalis, 2,5 mm longa, margine 
ciliolata, dorso pilis rigidulis obsita; sepala latiora lata, fere rotundata, 
3,25 mm longa, margine superne brevissime ciliolata, sepala angustiora 
ovalia, 2,75 mm longa; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, 2 mm 
vel parum supra longae; capsula 3-sperma, semina 2—2,25 mm longa. 

Bolivien: Palca—La Paz, Huancapampa (Pflanz n. 442 A, 
4440. — Februar 1910); ibid. (Pflanz n. 321. — Fruchtend im 
Juli 1909). ’ 

Die Art zeigt das in der Gruppe seltene Verhalten, daß öfters am Rhizom 
Verzweigung eintritt, indem eine seitliche Rosette gebildet wird, die aber mit der 
Grundachse in dichtem Zusammenhang bleibt. 

Plantago refracta Pilger n. sp., perennis, rhizomate brevi crasso; 
folia subcoriacea, ovalia vel oblanceolato-ovalia, superne breviter, 


— 262 — 


anguste vel latius arcuatim angustata, apice ipso obtusa, calloso- 
incrassata et breviter refracta, inferne sensim in petiolum longiorem 
angustata, integra, glabra, margine tantum hie illic pilis brevibus 
nonnullis obsita, 20—26 cm longa, 3—4 cm lata; peduneuli erecti ad 
50 cm altı (cum spica ad 23 cm longa), inferne glabrati, superne villosi; 
spica densa, basi tantum laxiuscula; bractea ovali-ovata, 2,75—-3 mm 
longa, margine parum eiliolulata; sepala latiora rotundata vel ovato- 
rotundata, inaequilatera, 2,5 mm longa, margine vix lacerulato-ciliolulata, 
ad nervum scaberula, sepala angustiora obovato-ovalia; flores aperti, 
corollae laciniae late ovatae, breviter acutatae, 2,25 mm longae; ovarium 
3-ovulatum. 

P. macrostachys Decne. nach Spegazzini in Nov. Add. Fl. Patag. II. 
(1902) 77, nicht P. macrostachys Decne. in Prodr. 

Patagonien: Golfo de S. Jorge (Spegazzini 1899). 


Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von Plantago Candollei Rap. 


Plantago Rojasii Pilger n. sp.; annua, radix fusiformis tenuis 
elongatus; folia numerosiora rosulata, tenuia, anguste obovato-ovalia, 
superne breviter late arcuato-cuneatim angustata, inferne sensim in 
petiolum brevem latum angustata, 10-12 cm longa, 3—5,5 cm lata, 
acute dentienlata, supra adulta pilis longioribus villosis inspersa, ad 
marginem fere ciliata, infra imprimis ad nervos densius inspersa; 
pedunculi arcuatim adscendentes, ad 17 cm longi (cunı spica ad 10 bis 
ll em longa), longius villosuli; spica angusta inferne parum tantum 
laxa; bractea anguste triangularis, pilis longis patulis inspersa, 2,25 ad 
2,5 mm longa; sepala latiora late ovata, vix pilis inspersa, 2 mm longa, 
sepala angustiora anguste ovalia, pilis paucis brevibus inspersa; flores 
clausi, staminodia parum evoluta, laciniae corollae anguste ovatae vel 
lanceolato-ovatae, 2,25—2,5 mm longae; semina in capsula 3. 

Paraguay: am unteren Pilcomayo (Th. Rojas n. 219. — Juli 1906). 


Die neue Art ist mit P. myosuros Lam. verwandt. 


Plantago Stuekertii Pilger n. spec.; perennis, rhizomate brevi 
erassiusculo; folia ovalia, superne brevius arcuato-cuneatim angustata, 
inferne sensim in petiolum longiorem angustata, glabra, 19-20 cm longa, 
3,9—4 cm lata, margine dentibus paucis magnis obtusis, 2—6 mm 
longis instructa; peduneuli erecti, 35 cm alti (cum spica 11 cm longa), 
inferne glabrescentes, superne albido-villosi; spica inferne laxa, superne 
densiusceula; bractea ovata, obtusa, margine brevissime vix lacerulato- 
ciliolulata, 2 mm longa; sepala latiora rotundata, satis inaequilatera, 
margine brevissime ciliolulata, dorso pilis nonnullis brevissimis obsita, 
2,25 mm longa, sepala angustiora ovali-elliptica; flores aperti, corollae 
laciniae late ovatae, 2 mm longae; ovarium 3-ovulatum. 


— 263 — 


Argentinien: Cordoba, Dep. Anejos Norte (Stuckert n. 3781. 
— November 1897); bei Cordoba (Stuckert n. 4963. — November 1898). 

subsp. eatamarcensis Pilger.; folia minora, 7—18 cm longa, 
cuneatim in petiolum brevem planum angustata; dentes in margine 
folii variantes, parce evolutae vel ad 2—-2,5 mm longae; peduneuli ad 
40 cm alti; bractea triangulari-ovata et sepala latiora late ovata quam 
in typo paulo angustiora. 

Argentinien: Oatamarca, Fuerte de Andalgalä (Schickendantz 


u. 228. — Februar 1876); Catamara, Quebrada de la Tala (Hiero- 
nymus et Lorentz s. n. — Februar 1872). 


—_— 264 — 


II. Zwei neue Phoradendron aus Costa Rica. 
Von 


K. Krause. 


Phoradendron Nutt. 


Ph. quinquenervium Krause n. sp.; ramuli modice validı teretes 
vel ad nodos paullum complanati atque dilatati glabri cortice flavido- 
brunneo sublaevi obtecti, internodiis 4—7,5 cm longis. Folia coriacea 
ovata vel ovato-lanceolata apicem versus sensim angustata acuta basi 
subrepentino in petiolum brevissimum erassum supra planum contracta, 
6—9 cm longa, 3—5 cm lata, nervis longitudinalibus 5 validis prope 
basin nascentibus sursum evanescentibus percursa.. Spicae 2—3-nae 
in axillis dispositae, floriferae 1,5—2 cm longae, fructiferae usque ad 
5 cın metientes, prophyllis 2 latis minutis vaginaque sterili brevi circ. 
3 mm longa praeditae; vaginae bracteales, 2,5 mm longae ultra medium 
bidentatae dentibus subtriangularibus acutis; artieuli eylindroidei, 5 — 
8 mm longi, ad basin usque floribus obtecti. Flores altiuscule exserti 
dense contigui, 4—5-seriati. Baccae plerumque floribus aborientibus 
utplurimum 3—5 in articulis fusco-flavidae ovoideae vix 2 mm longae. 


Zentralamerika: Oosta-Rica: auf Bäumen in den Wäldern 
bei Juiz um 650 m ü. M. (A. Tonduz in Herb. Instit. physico-geogr. 
nat. costaricensis n. 11457 — mit Blüten und Früchten gesammelt im 
November 1897). 

Die Art ist vor allem ausgezeichnet durch ihre verhältnismäßig breiten, von 
fünf deutlich hervortretenden Längsnerven durchzogenen Blätter. 


Ph. Biolleyi Krause n. sp.; ramuli tenues teretes vel ad nodos 
paullum complanati glabri cortice obscure brunneo longitudinaliter 
striato obtecti internodiis 3—5 cm longis. Foliorum petiolus 5—7 mm 
longus, modice validus, supra paullum applanatus; lamina coriacea ovato- 
lanceolata vel oblongo-lanceolata rarius obovato-lanceolata, apice acuta, 
basin versus in petiolum angustata, margine (minime in siceitate) leviter 
undulata, 5-8 cm longa, 2—3,2 cm lata, costa media prominula, nervis 
reliquis vix conspicuis. Spicae 2—4-nae axillares, floriferae 2—4 cm 


_ 2165 — 


longae, prophyllis 2 brevibus atque vagina sterili circ. 2,5 cm longa in. 
structae; vaginae bracteales fere 2 mm longae circ. ad medium usque 
bidentatae dentibus late ovato-triangularibus acutis; articuli breves 
4 —6 mm longi subelavato-eylindroidei fere ad basin usque floribus obsiti. 
Flores longe exserti dense contigui pluriseriati. 

Zentralamerika: Costa-Rica: bei San Mateo um 200 m ü.M. 
(P. Biolley in Herb. Instit. physico-geogr. nat. costaricensis n. 7078 — 
blühend im Februar 1892). 


—_— 2166 — 


IV. Zwei neue Araceen von den Philippinen, 
Von 


K. Krause. 


Epipremnum Robinsonii Krause n. sp.; foliorum petiolus tenuis 
cum geniculo eirc. 3,5 cm longo modice inerassato supra canaliculato 
3,4 dm longus inferne vagina angusta mox dilacerata instructus, lamina 
tenuiter coriacea ambitu ovato-oblonga apice acuta basi leviter cordato- 
emarginata, circ. 4,5 dm longa, eirc. 3 dm lata, stirpis adultae profunde 
sed haud ad costam usque regulariter pinnatifida, laciniis utrinque 
circ. 3 late oblongis basi vix dilatatis margine truncatis acumen brevem 
sursum vergentibus, intermediis 1,6—1,8 dm longis, 7—S cm latis, nervis 
lateralibus I 2—3 distinete prominentibus atque multis nervis latera- 
libus IL primariis parallelis quam illi tenuioribus percursis. Pedunculus 
teres tenuis circ. 8cm longus. Spatha extus viridis intus flavescens. 
Spadix viridis sessilis anguste eylindrieus obtusus in flore eire. 11 cm 
longus, 1,8 cm crassus. Pistilla prismatica 5—6 mm longa, 3 mm lata, 
vertice truncato leviter excavato plerumque hexagono stigmate lineari- 
oblongo majusculo coronata. 


Provinz der Philippinen: auf der Insel Potillo (C. B. Ro- 
binson in Herbarium of the Bureau of Science n. 9181 — blühend im 
August 1909). 

Die Art dürfte sich am nächsten an das gleichfalls auf den Philippinen vor- 
kommende E. truncatum Engl. et Krause anschließen, weicht aber von diesem durch 
größere Blätter und weniger stark abgestutzte, nieht bis zur Mittelrippe reichende 
Fiedern ab. 


Amorphophallus Merrillii Krause n. sp.; foliorum petiolus teres 
laevis 5 dm longus basi circ. 1,5 cm cerassus, lamina tenuiter herbacea 
amplissima trisecta, segmentis I usque ad 3,5 dm longis dichotomis, 
segmentis II bipinnatifidis vel iterum dichotomis, segmentis III ellipticis 
vel obovato-ellipticis apice 1—1,2 cm longe cuspidato-acuminatis, bası 
altero latere cuneatim decurrentibus, usque ad 1,4 dm longis atque 
6,5 cm latis, nervis lateralibus numerosis parallelis distinetiuscule con- 
spieuis in nervum collectivum a margine remotum conjunctis. Peduneulus 
teres 5 dm longus, eirc. 1,5 cm crassus. Spatha oblongo-lanceolata 
eirc. 2 dm longa, inferne convoluta, pallide purpurea. Spadicis inflores- 


— 267 — 


centia feminea cylindrica 3 cm longa, 1,2 cm crassa, mascula 7 cm longa, 
1,5—2,5 cm crassa, appendix anguste elongato-conoidea, 2,5 dm longa, 
basi paullum inerassata. Stamina late obovata latitudine sua paullum 
breviora. ÖOvaria depresso-globosa in stilum brevem tenuem stigmate 
leviter lobato coronatum contracta. Baccae rubrae ovoideae obtusae 
paullum compressae, 7—S mm longae, 5—6 mm crassae. 

Provinz der Philippinen: Cavilli Island; sehr häufig in Wäldern 
(E. D. Merrill in Herbarium of the Bureau of Science n. 7177 — 
blühend im September 1910). 

Die Art gehört in die Sect. Conophallus (Schott) Engl. und schließt sich am 
nächsten an A. Rivieri Durieu an, von dem sie aber durch größere, anders gestaltete 
Blattabschnitte sowie durch die kürzere weibliche Infloreszenz abweicht. Von 
A. campanulatus (Roxb.) Blume, dem sie habituell ziemlich ähnlich sieht, unter- 
scheidet sie sich durch die viel kürzeren Griffel mit nur undeutlich gelappter Narbe. 


— 268 — 


V. Neue Arten der Gattung Liagora, 


Von 
W. Zeh. 


Im folgenden werden eine Reihe von neuen Arten aus der Gattung 
Liagora beschrieben; die Mitteilung ist als eine vorläufige anzusehen, 
da eine vollständige systematische Übersicht und morphologische Be- 
trachtung der Gattung in Vorbereitung ist. 


Liagora ereeta Zeh n. sp. Axis primarius percurrens, non rami- 
fieatus; rami laterales brevissimi, pinnatim dispositi; axis per totam 
fere longitudinem concavatus, rami laterales teretes; crusta calcarea 
crassa, granulosa, paulum rugosa. 

Der Thallus zeigt einen durchgehenden unverzweigten Hauptast 
mit ganz kurzen fiedrig gestellten Seitenzweigen; die letzteren sind 
meist einfach, nur sehr selten verzweigt. Der Hauptast ist überall 
gleich stark, nur die Spitzen sind ein wenig schmäler; die Seitenzweige 
enden stets stumpf, sind niemals zugespitzt. Die Hauptachse ist trocken 
fast der ganzen Länge nach ausgehöhlt, die durchlaufende Rinne jedoch 
sehr schmal; die Seitenzweige dagegen sind drehrund und nicht aus- 
gehöhlt. Die Verkalkung dieser Art ist stark, die Oberfläche zeigt 
ein körniges Aussehen und ist hin und wieder mit kurzen Falten ver- 
sehen. 

S. OÖ. Indien: Madras (Edgar Thurston No. 82. — 1. Novbr. 
1900). 


L. ceylonica Zeh n. sp. Axes primarii nonnulli pereurrentes, 
paululum divisi; rami laterales breves, pinnatim dispositi, patentes, indi- 
visi vel parum divisi; rami omnes acuti; rami primarii inferne subcom- 
pressi, verrucosi; rami laterales minores teretes; erusta calcarea pulve- 
rulenta; cellulae filorum corticalium subeylindraceae ad medium incras- 
satae. 

Diese Art läßt einige von der Basis ausgehende, selten weiter ge- 
teilte Hauptäste erkennen; die fiedrig gestellten Seitenzweige sind zahl- 
reich und kurz, nur sehr selten abermals verzweigt; Haupt- und Seiten- 
zweige sind deutlich zugespitzt. Infolge der nicht sehr starken Ver- 
kalkung erscheinen die Hauptäste im unteren Teile trocken zusammen- 
drückt, von Längsfalten durchzogen; in ihren oberen Teilen sind sie jedoch 


— 269 — 


wie die Seitenzweige drehrund. Die Oberfläche ist feinkörnig, pulvrig. 
Die Zellen der Rindenfäden sind tonnenförmig. 
Ceylon: (W. Ferguson 30 (2)). 


IL. nitidula Zeh n. sp. Frons ramis aequierassis dichotome 
decomposita, graeilis, densissima; ramuli ad apicem annulati; crusta 
calcarea crassa, rami omnes apieibus exceptis teretes et valde fragiles; 
superficies laevissima, albida; fila corticalia brevia, cellulae interiores 
longae, mediae clavatae, exteriores subrotundatae. 

Alle Zweige des Thallus sind ungefähr gleich stark und nur dichotom 
verzweigt; die Divergenz der Gabelungen ist nur klein und daher er- 
scheint der Thallus schlank; die Zahl der Zweige ist sehr groß, sodaß 
der Thallus dichtbuschig, halbkugelig ist. Die Enden sind ein wenig 
zugespitzt und stark geringelt; die Verkalkung dieser Art ist sehr 
stark, daher sind alle Zweige bis auf die äußersten Spitzen drehrund 
und stark brüchig; die Oberfläche ist vollkommen glatt, weiß. Die 
Rindenfäden sind ziemlich kurz, sie bestehen nur aus 6—7 Zellen, von 
denen die unteren lang und schmal sind; die mittleren sind keulen- 
förmig, die äußersten rundlich. 

Fidschi-Inseln: (Sammler?, Ex Herb. Mus. Brit.). 


L. Wilsoniana Zeh n. sp. Frons ramis nonnullis pereurrentibus 
2—3plo dichotome divisis patentibus composita; ramuli laterales 
dissiti rectangule patentes, indivisi vel parum divisi; erusta calcarea 
rugosa paululum aspera; rami omnes valde complanato-compressi, 
adultiores parum concavati; cellulae filorum corticalium cireiter aequales, 
oblongae, extremae breviores. 

Der Thallus läßt einige dichotom verzweigte stärkere Hauptäste 
erkennen, die nach außen ein wenig zugespitzt sind. Die zerstreut 
gestellten, meist rechtwinklig abgehenden Seitenzweige sind wenig oder 
gar nicht weiter verzweigt. Der ganze Thallus erscheint grünlich mit 
einer runzlichen etwas rauhen Oberfläche. Die Verkalkung ist nur 
schwach, daher sind alle Zweige abgeflacht und die älteren ein wenig 
ausgehöhlt.. Die Zellen der Rindenfäden sind ziemlich gleichartig, 
länglich abgerundet, die äußersten kürzer. 

Süd-Australien: Melbourne, Western Port (Bracebridge 
Wilson — 1896). 


L. Doridis Zehn. sp. Frons dichotome decomposita, articulis angulo 
acuto divergentibus, elongatis; ramulis brevibus lateralibus nullis; rami 
omnes acuti et apieibus exceptis teretes; crustacalcarea albida, laevis, apici- 
bus rosea; cellulae filorum corticalium subrotundatae, extremae breviores. 

Diese Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Hauptäste sind 
nicht erkennbar. Die Divergenz der Gabelungen ist klein, der Ab- 


19 


— 270 — 


stand der einzelnen von ihnen dagegen ziemlich groß, daher erscheint 
der ganze Thallus locker. Seitenzweige fehlen völlig. Die Verkalkung 
ist stark, daher sind die unteren und mittleren Zweige drehrund, nur 
die Spitzen sind abgeflacht und ausgehöhlt. Die Oberfläche ist weiß, 
glatt, bei Lupenvergrößerung erscheint sie ganz feinkörnig; die Spitzen 
sind zart rosa gefärbt. Die Rindenbüschel sind schlank, wenig ver- 
zweigt; die unteren Zellen der Rindenfäden sind länglich, abgerundet, 
nach außen zu werden sie kürzer. 


Ceylon: Pearl bank (Ferguson Nr. 345). 


L. Engleriana Zeh n. sp. Frons diehotome decomposita, den- 
sissima, rami omnes aequales, tenues, apice ipso acuminati; incrustatio 
crassa, valida, rami igitur omnes apicibus exceptis teretes; superficies 
laevis punctis ferrugineis notata; cellulae filorum corticalium subeylindra- 
ceae, extremae subrotundatae inferne clavatae. 

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Seiten- 
zweige fehlen; obgleich die Abstände der einzelnen Gabelungen relativ 
groß sind, erscheint der Thallus dichtbuschig. Alle Zweige sind gleich 
stark und sehr dünn, nur die äußersten Enden wenig zugespitzt. Die 
Verkalkung ist stark, daher sind alle Zweige drehrund, nur die Spitzen 
erscheinen etwas zusammengepreßt und ausgehöhlt. Die Oberfläche 
ist völlig glatt, gelblich mit rotfarbenen Punkten, die sich bei Lupen- 
vergrößerung als kleine Vertiefungen erweisen. Die Rindenbüschel sind 
regelmäßig, die inneren Zellen derselben lang zylindrisch, die mittleren 
schwach tonnenförmig, ganz außen sind sie rundlich, keulenförmig. 

Madagaskar: Aldabra-Inseln (J. Stanley Gardiner), 


L. Harveyiana Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramis 
lateralibus nullis; rami omnes acuti apice magnopere divergentes; 
crusta calcarea rugosa punctata; fila corticalia gracilia, cellulae omnes 
cylindraceae, extremae subrotundatae inferne subelavatae. 

Die Verzweigung dieser Art ist durchweg dichotom, der Abstand 
der einzelnen Gabelungen ist relativ groß, ihre Divergenz dagegen nur 
klein, abgesehen von den Spitzen; Seitenzweige fehlen; die Enden der 
Zweige sind zugespitzt. Die Verkalkung ist stark, daher erscheinen 
die jüngsten und mittleren Zweige drehrund, nur die ältesten sind ein 
wenig abgeflacht und ausgehöhlt. Die Oberfläche ist schwach punktiert 
und von kurzen Längsfalten durchzogen, niemals jedoch pulvrig. Die 
Rindenfäden sind sehr schlank, alle Zellen sind zylindrisch bis auf die 
äußersten, die ein wenig abgerundet und keulenförmig erscheinen. 

Süd-Australien: Cape Riche (Harvey); King Georges Land 
(Harvey); George Town (Harvey); Port Philipp Heads (Brace- 
bridge Wilson — Mai 1891). 


— 271 — 


L. graeilior Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramı 
omnes acuti; rami medii teretes, rami inferiores et ramuli extremi com- 
planati; crusta calcarea laevis, sed irregulariter poris parvis multis 
notata; cellulae filorum corticalium subeylindraceae, exteriores breviores. 

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, 
Seitenzweige sind äußerst selten; der Winkel der Gabelungen ist in 
den unteren Teilen meist klein, an den äußersten Enden jedoch groß 
(ca. 90°). Die mittleren Zweige sind rund, während die äußersten 
Spitzen abgeflacht sind ebenso wie die unteren Zweige; letztere sind 
sogar meist ausgehöhlt. Die Oberfläche ist glatt, erscheint bei Lupen- 
vergrößerung unregelmäßig mit vielen kleinen Vertiefungen. Die älteren 
Zweige sind weißlich, während die jüngeren dunkelbraun erscheinen. 
Die Zellen der Rindenfäden sind alle zylindrisch, nur die äußerste Zelle 
ist meist klein und abgerundet. 

Nord-Spanien: Guetaria (Sauvageau — Juli-August 1896). 


L. ealiforniea Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramis 
lateralibus nullis, rami omnes acuti; crusta calcarea +-laevis, punctata; 
rami medii teretes, ramuli ad apicem complanati et plerumque concavati; 
cellulae inferiores filorum corticalium ceylindraceae, mediae cylindraceae 
ad medium incrassatae, extremae breviores rotundatae. 

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Seiten- 
zweige fehlen. Der Abstand der Gabelungen ist in den unteren Teilen 
groß, wird aber nach außen zu kleiner; alle Zweige sind deutlich zu- 
gespitzt. Die Verkalkung ist nicht sehr stark, daher erscheinen die 
Spitzen stark abgeflacht und ausgehöhlt und auch die älteren Zweige 
sind meist zusammengedrückt. Die Oberfläche ist + glatt, ganz fein 
punktiert, in den älteren Teilen von weißlich grauer Farbe, in den 
jüngeren meist grün, selten bräunlich. Die inneren Zellen der Rinden- 
fäden sind lang zylindrisch, die mittleren schwach tonnenförmig, die 
äußeren viel kürzer und rundlich. 

California: Catania Island (Phycoth. Bor. Am. Nr. 1494). 


L. rosacea Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, in mediis 
partibus densissime ramificata; cerusta calcarea valde crassa et fragilis, 
Galaxaurae similis; rami omnes teretes, apicibus exceptis; superficies 
laevis, albida vel rosacea; cellulae filorum corticalium + subrotundatae. 

Der Thallus ist bei dieser Art durchgehend dichotom verzweigt, 
in den mittleren Teilen sind die Gabelungen sehr dicht; dadurch zerfällt 
der Thallus in einige büschelförmige Teile. Der Winkel der Gabe- 
lungen in den unteren und mittleren Teilen ist sehr spitz, und daher 
erscheinen die einzelnen Büschel sehr schlank. Die Verkalkung ist 
sehr stark, der ganze Thallus stark brüchig; besonders an den Gabe- 


19* 


— 272 — 


lungen treten die Bruchstellen auf, so daß die Art einer Galaxaura 
ähnlich sieht. Alle Zweige bis auf die äußersten Spitzen sind dreh- 
rund, letztere aber sehr schwach verkalkt und der Unterlage anhaftend. 
Die Oberfläche ist glatt, weiß oder rosa, zuweilen etwas mehlig. Die 
Zellen der Rindenfäden sind + abgerundet. 

Guadeloupe: Vieux fort und Gossier (Schramm und Maze 
n. 148 — 1867 und 1868). 


L. Holstii Zeh n. sp. Frons densissima, rami omnes articulis 
brevibus dichotome decompositi, ramulis lateralibus brevibus nullis; rami 
omnes aequicrassi, apicibus exceptis; incrustatio valida, laevis, rami 
igitur teretes et fragiles; frons ubique annulatus; cellulae interiores 
filorum corticalium longae, subelavatae, exteriores breviores, subrotundae. 

Der Thallus dieser Art ist dichtbuschig, alle Zweige sind dichotom 
verzweigt, kurze Seitenzweige fehlen. Alle Zweige sind ungefähr 
gleich stark, nur die Enden sind zugespitzt. Die Verkalkung ist sehr 
stark, daher erscheinen alle Zweige drehrund und sind brüchig. Fast 
der ganze Thallus ist geringelt, abgesehen davon ist die Oberfläche 
glatt, zuweilen ganz feinkörnig. Die inneren Zellen der Rindenfäden 
sind lang und schmal, schwach keulenförmig, die äußeren dagegen 
kürzer, rundlich. 

Deutsch-Östafrika: Dar-es-Salam (Holst Nr. 1276). 

L. Voeltzkowii Zeh n. sp. Frons angulo acuto dichotome decom- 
posita; rami parte inferiore vix divisiı, ad apicem densissime divisi; 
rami laterales numerosi breves indivisi vel parum divisi, patentes; 
crusta calcarea in ramis junioribus farinacea in adultioribus granulosa, 
tuberculata; incrustatio ad apices tenuissima, apices ipsae longe incru- 
statione destitutae; cellulae filorum corticalium ceylindraceae, exteriores 
breviores, sed nunquam subrotundatae. 

Die älteren Äste dieser Art sind dichotom verzweigt und die Ab- 
stände der Gabelungen sehr groß; dagegen sind die jüngeren Äste sehr 
dicht verzweigt. Die Seitenzweige, die sehr zahlreich auftreten, bleiben 
kurz und gehen meist rechtwinklig ab. Die Verkalkung ist sehr gering, 
dıe äußersten Spitzen sind gänzlich unverkalkt und haften dem Papier 
fest an; die Inkrustierung beginnt ganz allmählich und ist in den 
jüngeren Zweigen mehlig, in den älteren feinkörnig; die letzteren sind 
auch stark ausgehöhlt. Die Zellen der Rindenfäden sind alle zylindrisch, 
werden nach außen zu kürzer. 

Madagaskar: Tamatave Riff (Voeltzkow — Oktober 1904). 

L. Pilgeriana Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, fasti- 
giata, rami numerosi laterales longi vel breves; incrustatio tenuis, frons 
sicca valde compressa et chartae adhaerens; rami inferiores canaliculati; 


— 273 — 


rami apice densissime congesti; crusta calcarea farinacea; cellulae 
filorum corticalium inferiores subeylindraceae, exteriores rotundatae, 
minores, 

Diese Art ist mit schwacher Divergenz dichotom verzweigt; die 
Abstände der Gabelungen werden in den jüngeren Zweigen auffallend 
kleiner und folgen in den äußersten Spitzen so dicht aufeinander, daß 
diese wegen ihrer ganz schwachen Verkalkung ineinander fließen, 
Außerdem finden sich zahlreiche kürzere oder längere Seitenzweige, 
die meist weiter geteilt sind. Die Verkalkung ist sehr schwach und 
daher erscheint der Thallus völlig abgeflacht und haftet sehr fest an 
der Unterlage. Die älteren Zweige sind + ausgehöhlt. Die Oberfläche 
ist mehlig. Die inneren Zellen der Rindenflächen sind zylindrisch, die 
äußeren runder und kleiner. 


Brasilien: (A. Glazion Nr. 5689). 


—_ 274 — 


VI. Panda oleosa Pierre, ein Ölsamenbaum Westafrikas, 


Von 
A. Engler. 


Dieser Baum wurde zuerst im Jahre 1896 von Pierre im Bulletin 
de la Soci&te Linnsenne de Paris S. 1255 beschrieben, wurde aber von 
mir, da immer nur männliche Exemplare aus Kamerun nach Dahlem 
gelangten und sich in der Rinde auch Öldrüsen vorfanden, für eine 
Burseracee gehalten und als Vertreter einer neuen Gattung Porphyranthus 
[Engl. in Bot. Jahrb. XXVI. (1899) 367] hingestellt. Erst in neuerer 
Zeit trafen von Herrn Zenker weibliche Exemplare und zuletzt auch 
Früchte ein, so daß schließlich die Identifizierung des Kameruner 
Baumes mit dem von Gabun, von welchem Herr P. Klaine so voll- 
ständiges Material an Herrn Pierre gesendet hatte, erfolgen konnte!). 
Sowohl nach den Angaben von P. Klaine, wie nach denen von 
Zenker erreicht der Baum eine Höhe von 10 bis 15 Meter. Die 
Äste haben graue Rinde und schwachkantige, rötliche Endzweige, an 
denen die Blätter abwechselnd stehen. Pierre gibt an, daß dieselben 
mit Nebenblättern versehen seien; aber ich habe an den jetzt vor- 
liegenden zahlreichen Exemplaren solche nicht auffinden können. Die 
lederartigen, völlig kahlen und beiderseits glänzenden Blätter sind mit 
5—8 mm langen Stielen versehen, länglich, 1,2—1,7 dm lang und 4 bis 
8cm breit, mit 5—10 mm langer stumpfer Spitze, am Rande schwach 
gesägt; jederseits sind 4—5 aufsteigende Seitennerven vorhanden, 
zwischen denen zahlreiche verbindende Adern horizontal verlaufen, 
während zwischen diesen feine Netzadern entwickelt sind; das ganze 
Adernetz tritt unterseits deutlich hervor. An den Blattnarben älterer 
Zweige treten entweder zahlreiche einfache, 2—3-kantige bis 2,5 dm 
lange, 2 mm dicke Blütenzweige hervor oder eine Rispe mit mehreren 
einander genäherten aufsteigenden Ästen; die Blüten sind traubig an- 
geordnet an 1—4 mm langen Stielen oder es stehen mehrfach 2—3 in 
einem Büschel; bisweilen sind auch einzelne fast sitzend. Der Kelch 
mißt kaum 1 mm, während die im frischen Zustande rot, getrocknet 
aber dunkelbraun gefärbten, länglichen spitzen Blumenblätter 3 bis 
4 mm lang werden. Die Länge der Staubblätter beträgt etwa 3 bis 
3,5 mm, anfangs sind die epipetalen etwas kürzer, bisweilen ist ein 
dünnes, bis 3 mm langes Griffelrudiment vorhanden. Die weiblichen 
Blüten stehen auf Stielen, welche unterhalb des Kelches einen ring- 


!) Leider ist inzwischen die Pflanze von mir infolge von Beimengung anderer 
Blüten noch einmal verkannt und als Sorindria rubriflora in den Bot. Jahrb. XLVI. 
(1911) 338 beschrieben worden. 


Panda oleosa Pierre. 


A Zweig mit männlichen Blütenständen, B Stücke des Blütenstandes, vergr.; C Knospe; D %' Blüte 

geöffnet; E ein äußeres und ein inneres Staubblatt; F Pollen; @ Stück eines weiblichen Blüten- 

standes; H Kelch und Pistill der @ Blüte; .J Querschnitt des Fruchtknotens; K Längsschnitt durch 

das Pistill; Z Frucht, nach Entfernung eines Teiles des Exokarps; M Steinkern von unten;. N Endo- 

karp und Fruchtfächer im Querschnitt; O Same im Längsschnitt mit einem Kotyledon; P Radialer 
Längsschnitt durch den Samen. — Original, 


— 273 — 


longa; pars libera 2,80 mm longa. Styli 2,20 mm longi. Squamae 
0,35—0,40 mm longae, 0,50—0,60 ınm latae. 

Im Bot. Garten zu Berlin-Dahlem kultiviert, aus Samen, welche 
in Mexiko von Purpus gesammelt wurden. 

Obs. Haec species, quamvis Sedo allantoidei Rose!) et Sedo Treleasei 
Rose?) valde affınis sit, distinctissima est, 

a S. allantoide: 1° folis obovato-lanceolatis vel late obovatis, 
acutis et non teretibus, lineari-obovatis, obtusissimis; 2° sepalis del- 
toidei-subsemiorbieularibus, apiculatis, et non ovatis vel ovato-oblongis, 
acutis; 3° petalis ovato-lanceolatis, aristatis, arista petali apicem supe- 
rante, et non oblongo-lanceolatis, mucronatis, mucrone petali apicem 
non superante; 4° follieulis lateribus internis non gibbosis; 5° squamis 
subbilobatis, lobis leviter erenatis, paulo latioribus quam longioribus et 
non obtusissimis, paulo longioribus quam latioribus; 

a S. Treleasei: 1° pedicellis calyce longioribus, et non brevioribus; 
2° sepalis deltoidei-subsemiorbicularibus, apiculatis, tam longis quam 
latis vel paulo longioribus quam latioribus, et non obovato-sublinearibus, 
acutis, valde longioribus, quam latioribus, 3° petalis ovata-lanceolatis, 
et non obovatis; 4° squamis subbilobatis, lobis leviter crenatis, paulo 
latioribus quam longioribus et non leviter retusis, paulo longioribus 
quam latioribus. 


) J. N. Rose, Five n. sp. of Crassulaceae from Mexico, in Contr. U. S. Nat. 
Herb., t. XII, pars 10, p. 440 et tab. LXXIX (1909). 

®) J. N. Rose, Stud. of Mexie. a. Centr. Amer. pl., in Eontr. U. S. Nat. 
Herb., t. XIII, pars 9, p. 300 et 301 et tab. 60 (1911). 


EN re BAT ER T a A N Sn we Dr Pe ER DE BRENZ 
a RER a EEE ee ER RE RE 13 SER I le 


FR 


Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig en 


Einführung in dieTropenwelt 


Erlebnisse, Beobachtungen und Betrachtunien i 
eines Naturforschers auf Ceylon, zugleich ein Handbuch 
für den Reisenden | 


von 


Dr. Conrad Guenther 


Privatdozent der Universität Freiburg i. Br. 


Mit 107 Abbildungen und 1 Karte von Ceylon. X u. 3928. Gr. 8. 
In Leinen gebunden M. 4.80 : 


In der Tropenwelt 


von 


Dr. Carl Holtermann 


Universitätsprofessor in Berlin 


Mit 38 Abbildungen. VI u. 2108. Geheftet M. 5.80, in Leinen geb. M. 7.40. 


im australischen Busch 


und 


an den Küsten des Korallenmeeres 


Reiseerlebnisse und Beobachtungen eines Naturforschers 
in Australien, Neu-Guinea und den Molukken 


von 
Richard Semon 
Zweite, verbesserte Auflage 


Mit 86 Abbildungen und 4 Karten. XVI u. 5658. Gr. 8. 
M. 15.—; in Leinen geb, M. 16.50 


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N otizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Dahlem bei Steglitz (Berlin), 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


E33 Nr. 50. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1913. 
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Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks Ge- 
winnung der Gerbrinde gesehält werden? Von 6. Volkens. 


I. Vier von Ule in Nordbrasilien und Peru gesammelte Kakteen. 
Von F. Vanpel. 


III. Prunus salieina Lindl. Von E. Koehne. 
IV. Drei neue Sträucher aus Natal. Von E. Gilg. 
V. Bridelia mierantha Baill. Von A, Engler. 
VI. Poga oleosa Pierre. Von A. Engler. 
Yo. Ein neuer Podoearpus. Von R. Pilger. 
YIII. Die Araceengattung Remusatia in Kamerun. Von A. Engler. 
IX. Zwei neue afrikanische Kalancho@. Von Raymond Hamet. 


X. Über einige zur Niederhaltung des Unkrauts und als Grün- 
düngung in tropischen Kulturen geeignete Desmodium- 
Arten. Von H. Harms. 


Nur durch den Buchhandel zu beziehen. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 
1913, 


Preis 1,50 Mk. 


Notiızblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Dahlem bei Steglitz (Berlin), 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Nr. 50. (Bd. V.) 


Ausgegeben am 25. Januar 1913. 


Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- 
laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- 
ständiger Quellenangabe gestattet. 


I. Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks 


Gewinnung der Gerbrinde geschält werden? 
Von 
G. Volkens. 


Bei der Untersuchung ostafrikanischer Mangroverinden, welche die 
Deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg i. S. im Jahre 
1910 durchführte, hat sich herausgestellt, daß es in bezug auf den 
Gerbstofigehalt gleichgültig ist, zu welcher Jahres- oder Tageszeit die 
Rinden gewonnen werden. Es enthielten die von Rhizophora und 
Bruguiera immer im Mittel 36, die von Xylocarpus 30, die von Ceriops 
26°/, des wirksamen Prinzips. Anders war das Ergebnis in bezug 
auf die Farbe, die die verschiedenen Rinden dem Leder erteilen. 
„Die Rinden von Rhizophora und Bruguiera geben im allgemeinen ein 
dunkleres und röter gefärbtes Leder als die Rinden von Ceriops und 
Xylocarpus. Die Rinden der beiden letzteren dunkeln unter dem Ein- 
fluß des Lichtes nicht so stark nach wie die der ersten beiden und 
liefern hierbei ein mehr gelbbraunes Leder, im Gegensatz zu den 
Rinden von Rhizophora und Bruguiera, deren Rinden sich im Lichte 
mehr rot färben. Das Alter der Bäume hat keinen Einfluß auf die 
Farbe des mit ihrer Rinde gegerbten Leders, wohl aber die 
Jahreszeit der Gewinnung; das letztere besonders bei Rhizophora 


20 


— 2890 — 


und Bruguiera. Die gegen Ende des Jahres gewonnenen Rinden 
von Rhizophora und Bruguiera liefern ein wesentlich helleres, 
vor allen Dingen weniger rotes Leder, das auch bei längerer 
Belichtung eine mehr gelbbraune und nicht rotbraune Farbe annimmt. 
Bei Ceriops und Xylocarpus, bei denen auch die zu anderer Jahreszeit 
gewonnenen Rinden ein Leder von günstiger Farbe ergeben, tritt dieser 
Unterschied nicht so deutlich hervor. Die gegen Ende des Jahres ge- 
wonnenen Rinden von Rhizophora und Bruguiera erteilen dem Leder 
durchaus keine abweichende Farbe, so daß bei derartigen Rinden zur 
Erzeugung hellfarbigen Leders der Wunsch nach einem Entfärbungs- 
verfahren überhaupt nicht vorliegt. Die zu dieser Zeit gewonnenen 
Rinden von Rhizophora und Bruguiera geben dem Leder sogar eine 
noch günstigere Farbe, wie die Rinden der anderen Arten, indem es 
mehr einen Stich ins Gelbliche hat, während die mit den letzteren ge- 
gerbten Leder zwar hell sind, aber einen deutlichen rötlichen Stich 
haben. Daß die zu dieser Zeit geernteten Rinden sich günstiger ver- 
halten, dürfte damit zusammenhängen, daß in dieser Jahreszeit viel- 
leicht eine bessere und schnellere Trocknung möglich ist, während in 
der übrigen Zeit infolge der Witterungsverhältnisse dies nicht möglich 
ist und gerade die Rinden der beiden genannten Arten nach dieser 
Richtung hin besonders empfindlich sind. Es dürfte sich hier 
empfehlen, zur Erzielung guter Rinde die Rindengewinnung, 
wenigstens bei Rhizophora und Bruguiera, nicht während des 
ganzen Jahres, sondern in der Hauptsache in den letzten 
Monaten des Jahres vorzunehmen. Geschieht dies, so werden 
die Bedenken hinfällig, die von manchen Seiten der umfangreichen 
Verwendung der Mangroverinde als Gerbmittel entgegengebracht 
werden)“. 

Wer den über Jahre sich erstreckenden Kampf über das Für und 
Wider einer rentablen Verwertung der ostafrikanischen Mangroverinden 
verfolgt hat, wird das eben mitgeteilte Untersuchungsergebnis der Frei- 
berger Anstalt mit Befriedigung zur Kenntnis genommen haben; die 
Botanische Zentralstelle in Berlin tat es um so mehr, als sie sich beim 
Kaiserl. Gouvernement von Ostafrika immer dafür ins Zeug gelegt 
hatte, daß nur von einer methodisch auf wissenschaftlicher Grundlage 
durchgeführten Prüfung eine Klärung und Förderung der Sachlage 
zu erwarten wäre. Was einer günstigen Verwertung der Rinden vor 
allem im Wege stand, war die nicht beliebte rote Farbe, die sie dem 
Leder gaben, und selbstverständlich kam man da zunächst auf den 


?) Bericht über die Tätigkeit der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie 
zu Freiberg i. S. während des Jahres 1911 von Prof. Dr. Johannes Paessler. 


— 2831 — 


Gedanken, den rotfärbenden Stoff, der doch in ihnen enthalten sein 
müßte, vor ihrer Anwendung durch chemische Mittel zu zerstören. 
Ein Preis wurde ausgesetzt und auch gewonnen. Jetzt weiß man, daß 
man chemischer Mittel und eines natürlich Kosten verursachenden Ver- 
fahrens entraten kann, wenn man die Bäume im November und De- 
zember und nicht zu anderer Jahreszeit entrindet. Unter „man“ ist 
hier aber nur der Praktiker, der Vorsteher der Forstverwaltung in 
Daressalam, zu verstehen, der die Rinden eines ganz bestimmten Be- 
zirks, wie ich annehme des Rufidyideltas, der Freiberger Anstalt zur 
Untersuchung einlieferte. Es wäre meiner Meinung nach durchaus 
voreilig, die Vorschrift, die Bäume nur gegen Ende des Jahres zu ent- 
rinden, ohne weiteres auf ganz Ostafrika, geschweige denn auf alle 
Gebiete zu übertragen, in denen Mangrove vorkommt. Und das aus 
folgendem Grunde. 

Als Pflanzenphysiologe stellte ich mir nach Bekanntgabe des Frei- 
berger Ergebnisses sofort die Frage: Worauf mag das Fehlen des rot- 
färbenden Stoffes im November und Dezember zurückzuführen sein? 
Prof. Paessler drückt die Vermutung aus, daß diese Monate, in 
denen die Trockenheit an der Küste des mittleren und südlichen Ost- 
afrika im allgemeinen auf ihrer Höhe steht, sich für die Aufbereitung 
der Rinden, für ihre Entwässerung, besonders eigneten. Das mag 
richtig sein, trifft aber meines Erachtens nach nicht den Kernpunkt 
der Frage, kommt nur als gleichfalls beachtenswertes Moment hinzu. 
Viel wahrscheinlicher war mir von vornherein, daß das Fehlen des 
rotfärbenden Stoffs mit periodischen Lebenserscheinungen im Zusammen- 
hang stehen würde, die sich schon rein äußerlich an Rhizophora- und 
Bruguiera-Bäumen konstatieren lassen müßten. Ich fragte darum bei 
der Kaiserl. Forstverwaltung an und erhielt die Antwort, daß No- 
vember und Dezember die Monate seien, in denen Rhizophora und 
Bruguieru neue Blätter bildeten. Das stimmt durchaus mit den Er- 
fahrungen überein, die man auch anderwärts gemacht hat, z. B. in 
Ceylon!). Eine Mehrzahl von Bäumen wird daselbst durch die ein- 
setzende oder auf der Höhe stehende Trockenzeit zum Treiben an- 
geregt. Erklärt hat man es damit, daß Trockenheit des Bodens die 
Zufuhr von Nährsalzen erhöhe, die als Stimulans wirken sollen, eine 
Deutung freilich, die uns bei Mangrovebäumen im Stich läßt. Wie 
dem aber auch sei, die Tatsache allein, daß beı Rhizophora und Bruguiera 
die Zeit, in der die Bäume neu ausschlagen, mit der zusammenfällt, in 
welcher die Rinde des rotfärbenden Stoffes ermangelt, läßt die Ver- 


!) Vergl. meine Broschüre über Laubfall und Lauberneuerung in den Tropen. 
Berlin 1912. 


20* 


_— 232 — 


mutung berechtigt erscheinen, daß hier ein ursächliches Verhältnis ob- 
waltet. Ein Beweis freilich, den das Amani-Institut in Verbindung 
mit der Forstverwaltung leicht erbringen könnte, fehlt noch, aber jeder 
Pflanzenphysiologe, der sich mit der Wanderung und Wandlung von 
Stoffen im Zusammenhang mit periodischen Erscheinungen beschäftigt 
hat, wird mir zugeben, daß meiner Vermutung ein hoher Grad von 
Wahrscheinlichkeit zukommt. Bestätigt sie sich, so gilt die Vorschrift: 
Entrinde die Mangrovebäume im November und Dezember als ein Spezial- 
fall mit Sicherheit nur für das Rufidyidelta; allgemeiner und zugleich 
als Antwort auf die in der Überschrift gestellte Frage hätte sie zu 
lauten: Entrinde die Bäume, wenn sie neue Blätter treiben. 
Das wird im Norden ÖOstafrikas wahrscheinlich schon zu anderer Zeit 
geschehen als im Süden, ganz zu schweigen von Verhältnissen, wie sie 
in Westafrika, Neu-Guinea, den Karolinen und Samoa herrschen. 


— 2383 — 


Il. Vier von Ule in Nordbrasilien und Peru gesammelte 
Kakteen. 


Von 
F. Vaupel. 


Cereus amazonicus K. Schum. — Caulis erectus, subscandens, 
parce ramosus, apice attenuatus. Costae 7 anguste - complanatae, 
sectione transversa anguste-triangulares. Areolae parvae, orbiculares, 
mediocriter remotae, paullum convexae. Aculei cireiter 15, mediocres, 
flexuosi, vix pungentes, inter se plus minus aequales, quorum quatuor 
crucis forma dispositi pro centralibus haberi possunt. Flores infra 
apicem costis insidentes, plures, angulo acuto a caule distantes, basi 
haud curvati, magnitudine mediocres; tubus erectus, corollam versus 
paullum ampliatus, subteres, costis humillimis a squamis paueis oriundis 
vix costatus, squamarum axillae non armatae; perigonium actinomorphum, 
infundibuliforme, sepala subcarnosa, apice rotundata, petala obovato- 
cuneata paullum apiculata, basi lata sessilia; stamina inclusa, tubo 
superiori affıxa, inaequilonga; filamenta filiformia; antherae lineari- 
oblongae; stylus antheras paullum superans. Bacca perigonio mar- 
cescente coronata, oblonga, apice obtusa, leviter sulcata, squamis 
paucis minimis munita; exocarpium crassum; semina subobovata, nigra, 
seriatim scrobiculata. 

Eine aufrechte, an Gebüsch sich anlehnende, bis 5 m lange, von der Basis aus 
wenig verzweigte Pflanze. Der nach oben verjüngte, zugespitzte und von den auf- 
rechten Stacheln überragte Stamm hat — zwischen den Kanten der gegenüber- 
liegenden Rippen gemessen — eine Stärke von 3 cm, wovon auf die Zentralachse 
1 cm entfällt. Rippen 7, durch annähernd rechtwinklige Furchen voneinander ge- 
trennt, im Querschnitt spitz-dreieckig, ca. 8 cm hoch, an der Basis 5—6 mm breit; 
ihre Kanten sind ziemlich scharf und unter den Areolen unbedeutend vorgezogen. 
Areolen etwa 17 mm voneinander entfernt, kreisförmig, ca. 2 mm im Durchmesser, 
ohne Wollfilz. Stacheln etwa 15, dünn, biegsam, kaum stechend, bis 8 mm lang; 
es lassen sich vier im aufrechten Kreuz gestellte, ein wenig stärkere, aber etwas 
kürzere, schräg spreizende Mittelstacheln unterscheiden, die übrigen, dem Rande der 
Areole, zumeist in deren unteren Hälfte entspringenden Randstacheln stehen wagerecht 
ab. Blüten in größerer Zahl etwas unterhalb der Stammspitze, gerade, im spitzen 
Winkel zur Zentralachse, etwa 8 cm lang, wovon die bei weitem größere Hälfte auf 
Fruchtknoten und Röhre, die beide voneinander nicht abgesetzt sind, entfällt. 
Schuppen sind in geringer Zahl vorhanden; an dem Fruchtknoten sind sie als solche 


— 2834 — 


kaum noch zu erkennen, nur die herabfallenden flachen Kanten deuten ihre Stelle 
an; an der Röhre sind sie ein wenig größer; ihre Achseln sind unbewehrt. Die 
mehr becher- als trichterförmige Blumenkrone hat einen Durchmesser von etwa 
2,5 cm; Blütenblätter wenig zahlreich, obovat, mit etwa 1 cm breiter Basis sitzend, 
oben breit gerundet und in eine ganz unbedeutende Spitze ausgezogen; sie nehmen 
von außen nach innen an Größe zu; die äußeren, noch mehr schuppenförmigen und 
halbfleischigen, sind etwa 1 cm lang, die inneren, dünneren, sind bis 2 cm lang; 
Haare oder Borsten sind nirgends vorhanden; die zahlreichen Staubgefäße sind im 
oberen Teil der Röhre in breiter Schicht befestigt und ragen nicht über die Blumen- 
krone hinaus; die Staubfäden sind fadenförmig, die Staubbeutel 3 mm lang, elliptisch; 
der Griffel ist nur wenig länger. Die anscheinend reife Frucht ist 5 cm lang, 2 cm 
im Durchmesser, schwach gefurcht und mit einigen Höckern besetzt. Samen klein, 
etwa umgekehrt-eiförmig, schwarz, fein grubig punktiert. Blütenfarbe nach Angabe 
des Sammlers weißlich. 

Östliches Peru: Departamento Loreto, am Huallaga bei Tara- 
poto (Ule n. 53 — mit Blüten und Früchten, im September 1902). 

Die Art ist bereits erwähnt in Englers Botan. Jahrb. Bd. 40 (1908), p. 411, 
aber nicht beschrieben. 


Cereus megalanthus K. Schum. Caulis radicans, articulatus, 
trigonus. Üostae 3, compresso-alatae, sub areolis conspicue incrassatae, 
inter areolas leviter concavae. Areolae valde distantes, plus minus 
orbiculares vel ellipticae. Aculei O—3 minimi, recti, patentes. Flores 
maximi speciosissimi; ovarıum squamis validis aculeis 1 vel pluribus 
armatis obsitum; tubus longissimus validus, phyllis lanceolatis acutis 
obsitus; perigonii phylla multa, perlonga, taeniaeformia, apice acuta; 
stamina inaequilonga, perigonio multo breviora; filamenta compressa; 
antherae lineari-oblonga; stylus crassus, stamina superans. 

Eine in den Kronen von Bäumen epiphytisch wohnende Art mit Luftwurzeln 
und langen Zweigen. Die Zweige sind schlank, dreikantig. Die Kanten sind bis 
zur Zentralachse flach zusammengedrückt und bis 5 mm hoch; unter den Areolen 
sind sie nasenartig vorgezogen und dazwischen flach gebuchtet. Die Areolen sind 
bis zu 7 cm voneinander entfernt, klein, kreisförmig bis elliptisch und mit 0—3 sehr 
kurzen (kaum 2 mm langen), pfriemlichen Stacheln besetzt. Die Blüte ist neben der 
des in die Reihe der Principales gehörenden und aus West-Indien stammenden Cereus 
Urbanianus Gürke et Weingart die bisher bekannte größte unter den Kakteen; er- 
reicht sie doch, von der Basis des Fruchtknotens bis zur Spitze der Sepalen ge- 
messen, die stattliche Länge von 38 cm; der Fruchtknoten, der im übrigen von der 
Röhre nicht sehr deutlich abgesetzt ist, ist bedeckt mit mehreren Reihen sehr 
kräftiger, an ihrer Basis etwa 12 mm breiter Schuppen, die auf ihrer Oberseite je 
eine mit kurzem Wollfilz bekleidete und mit 1 oder mehreren starren, bis fast 1 cm 
langen Stacheln bewehrte Areole tragen; die Röhre ist inkl. Fruchtknoten ca. 18 cm lang, 
bei einem Durchmesser von unten 2!/,, oben 3 em; sie ist besetzt mit etwa 10 blatt- 
artigen, fleischigen, lanzettlichen, spitzen, oft etwas schiefen Schuppen, von denen 
die untersten etwa 3, die obersten etwa 6 cm lang sind; die zahlreichen Blüten- 
blätter sind bandförmig mit zulaufender Spitze; die äußeren sind an der Basis nicht 


— 235 — 


ganz 1,5 cm breit und 16 cm lang; die inneren sind 3,5 cm breit, aber nur etwa 
11 cm lang; Staubgefäße sehr zahlreich, der größeren oberen Hälfte der Röhre ent- 
springend, bedeutend kürzer als die Blumenkrone; die Staubfäden sind etwas ab- 
geplattet; die Staubbeutel sind ca. 7” mm lang. Der ®/, em starke Griffel überragt 
sie um etwa 3 em; Narben zahlreich, nicht gut erhalten. Blüte weiß. 

Östliches Peru: (Departamento Loreto) unmittelbar bei Tara- 
pato (Ule s.n. — Mit Blüten im Jahre 1902). 

Die durch die große, in allen Teilen auffallend kräftige Blüte ausgezeichnete 
Art gehört in Schumanns XXX. Reihe Triangulares. Die Art ist bereits genannt 
in Englers Botanischen Jahrbüchern, Bd. 40 (1908), p. 412 und abgebildet in 
Karsten und Schenck, Vegetationsbilder, II. Reihe, Tafel 5 (1904). 

Im Kgl. Botanischen Garten in Dahlem wird ein von Herrn Ule s. Zt. ein- 
gesandtes Exemplar der Art kultiviert, dessen Zweige etwas stärker geworden sind, 
als die in Alkohol konservierten Originalstücke, nach denen die Beschreibung an- 
gefertigt wurde. 

Cereus oligolepis Vaupel. Caulis erectus, parce ramosus, apice 
rotundatus, altitudine mediocri. Costae 5 acutiusculae, compressae, 
dorso continuae, pro rata altae. Sinus acuti. Areolae subremotae, 
orbiculares, parvae, tomento parvo obtectae, apicales lanugine longiore 
mox caduca munitae. Aculei radiales 8—10 plus minus horizontaliter 
patentes, mediocres, centralis 1 duplo vel triplo longior porrectus. 
Flores pauci e parte superiore areolarum juniorum erumpentes, angulo 
acuto patentes, infundibuliformes; ovarium a tubo externe non sejunetum, 
squamis minimis vix cognoscendis obsitum; tubus dimidio inferiore 
subeylindricus nudus, dimidio superiore cupulatus, squamis paucis basi 
lata sessilibus, sursum sensim majoribus obsitus; perigonii phylla pro 
rata pauca, seriebus 3 disposita, exteriora obovata, interiora oblonga; 
stamina permulta inclusa, a toto dimidio superiore tubi oriunda; fila- 
menta filifformia, antherae lineari-oblongae, totam fere cupulam tubi 
explentes; stylus anthesi paullum longior, in stigmata eirciter 10 minima 
erecta divisus. Bacca depresso-globosa nuda, perigonio marcescente 
dependente coronata, pariete crasso.. Semina permulta, nigra, sub- 
complanata, seriatim scrobiculata., 

Eine etwa 1 m hohe, aufrechte, wenig verzweigte Pflanze. Rippen 5, fort- 
laufend, flach zusammengedrückt, etwas gerundet, etwas über 1 cm hoch, bis zur 
1 cm starken Zentralachse reichend, und durch scharfe Furchen getrennt. Areolen 
etwa 1 cm voneinander entfernt, kreisförmig, 3 mm im Durchmesser, mit kurzem 
Wollfilz und nicht sehr zahlreichen, mehr dem unteren als dem oberen Rande ent- 
springenden, etwa 1 cm langen bräunlichen Haaren bekleidet, die den Scheitel ein- 
hüllen, aber schon 10 cm unter diesem fast verschwunden sind. Randstacheln 8 
bis 10, mehr oder minder horizontal spreizend, dünn, kaum 0,5 cm lang; Mittel- 
stachel 1, senkrecht abstehend, etwas kräftiger als die Randstacheln und bis gegen 
2 cm lang. Blüten etwas unterhalb des Scheitels, einzeln oder zu mehreren, aber 
offenbar nur in geringer Zahl, in spitzem Winkel nach oben gerichtet; ganze Länge 


e 
— 286 — 


5 cm; der äußerlich von der Röhre nicht zu unterscheidende Fruchtknoten ist nur 
mit sehr wenigen, mit der Lupe kaum erkennbaren Schuppen besetzt und hat einen 
Durchmesser von 1 em bei annähernd gleicher Höhe; der sich daran anschließende, 
14 mm lange untere Teil der Röhre ist kahl und verengert sich allmählich auf 
s mm; die obere Hälfte der Blüte ist becherförmig, mit einigen dachziegelig ge- 
stellten, mit breiter Basis sitzenden, oblongen bis obovaten Schuppen besetzt, von 
denen die obersten eine Breite und Höhe von je 8 mm erreichen; Blütenblätter nicht 
sehr zahlreich, in drei Reihen, die äußeren umgekehrt-eiförmig, 8 mm breit, 12 mm 
lang, die inneren oblong, 4—5 mm breit, 13 mm lang; Staubgefäße sehr zahlreich, 
der ganzen Wand der becherförmigen oberen Tubushälfte entspringend; Filamente 
fadenförmig, dünn; Staubbeutel länglich, 3 mm lang, fast den ganzen Raum aus- 
füllend, aber die Blumenkrone nicht überragend; der Griffel überragt sie etwas mit 
etwa 10 sehr kurzen aufrechtstehenden Narben. Beere von der herabhängenden ver- 
trockneten Blüte gekrönt, niedergedrückt-kugelig, glatt, fast 3 cm im Querschnitt, 
mit 5 mm dicker Wand. Samen sehr zahlreich, schwarz, etwas schief zusammen- 
gedrückt, an der Basis verschmälert, fein grubig punktiert. Blütenfarbe weißlich. 

Nördlichstes Brasilien: an Felsen im Camp> der Serra do 
Mel am Rio Surumu, 4° nördl. Breite (E. Ule, n. 8580 — mit Blüten 
und Früchten im Februar 1910). 


Cereus trigonodendron K. Schum. — Caulis erectus, parce 
ramosus, altissimus, hince inde articulatus; rami apice rotundi vel vix 
attenuati. Costae 3 compressae, Sinus primum acuti, dein obtusi. 
Areolae approximatae, parvae, orbiculares, tomento albo brevi obtectae. 
Aculei haud numerosi, parvi, plerumque unus centralis paullum major. 
Flores rubri. 

Eine aufrechte, bis 15 m hohe, mäßig verzweigte Pflanze. Zweige im spitzen 
Winkel zur Hauptachse, stellenweise eingeschnürt, am Scheitel gerundet oder schwach 
zugespitz. Kanten 3, zusammengedrückt, durch zuerst tiefe, später flache Furchen 
getrennt. Areolen kreisfürmig, kaum 3 mm im Durchmesser, mit kurzem grauem 
Wollfilz und teilweise mit spärlicher flockiger Wolle bekleidet. Stacheln meist 6; 
Mittelstachel 1, bis 6 mm lang, die übrigen kürzer. Blüten rot, etwa 10 cm lang 
(nach mündlicher Mitteilung des Sammlers). Alles weitere unbekannt. 

Östliches Peru: (Departamento Loreto), am mittleren Huallaga 
und bei Tarapoto an manchen Stellen des lichteren xerophytischen 
Waldes (Ule, s.n., Ende 1901). 

Die Pflanze ist bereits in Englers Botanischen Jahrbüchern, Bd. 40, S. 413 
genannt und auf Tafel 19 abgebildet (Vegetationsansicht).. Ein 30 em hohes, von 
Ule importiertes Stück wird augenblicklich im Botanischen Garten in Dahlem kulti- 
viert, ohne jedoch gewachsen zu sein. 

Wenn wir also auch nur über den Standort und die Gestalt der Pflanze hin- 
reichend unterrichtet sind, so bietet doch die für sie charakteristische geringe Anzahl 
von Rippen die Gewähr, daß sie, wenn sie wieder aufgefunden wird, richtig er- 
kannt wird. 


a 


II. Prunus salieina Lindl. 
Von 
E. Koehne. 


Prunus salicina, von Lindley 1830 veröffentlicht, ist seither un- 
aufgeklärt geblieben. Dazu trug wohl wesentlich bei Lindleys eigene 
Angabe, die Art sei „nahe verwandt“ mit P. glandulosa Thunb., also 
mit einer Kirsche. Ich selbst ließ mich hierdurch, sowie wegen der 
„folia obovata“ verleiten, P. salicina als möglicherweise synonym mit 
P. humilis Bunge zu betrachten. Wiederholte Erwägungen führten 
mich aber zu dem Schlusse, weit wichtiger seien wohl folgende An- 
gaben Lindleys: „Commonly called the Chinese plum. Sent by 
Mr. Reever fr. China under the name of Ching-Cho-Lee Plum. Fruits 
represented in chinese drawings to be about the size and colour of 
P. cerasifera.“ Ist die Pflanze eine Pflaume, so ist sie ganz und 
gar nicht mit P. glandulosa verwandt. Es fragt sich dann: Gibt es 
eine chinesische Pflaume, die häufig und weit verbreitet ist und Früchte 
von Größe und Farbe der P. cerasifera trägt? Antwort: Allerdings 
und zwar gibt es nur eine einzige Art, die in Betracht kommen kann, 
nämlich P. trifora Roxb. Damit war ich zurückgekehrt zu Maxi- 
mowicz’ Annahme für P. salieina: „An cum P. triflora jungenda?* 
Zu meiner großen Freude gelang es mir, durch Ansicht eines Lindley- 
schen ÖOriginalexemplars die Frage endgültig in diesem Sinne ent- 
scheiden zu können, Das Original bestand aus einem kleinen, aber 
vollkommen charakteristischen, etwa 1Sblättrigen Laubzweig und einem 
kleinen Stück eines Blütenzweiges mit wenigen, nicht besonders gut 
erhaltenen Blüten. Beide Zweige ließen ganz klar die zur Entwicklung 
notwendigen Merkmale der P. trifiora erkennen, einer Art, die trotz 
mannigfacher kleiner Abänderungen doch immer recht charakteristisch 
und wohl erkennbar bleibt. 


Nach Festlegung der Identität erhebt sich aber eine Nomenklatur- 
frage, P. salicina muß nämlich die Priorität vor P. triflora beanspruchen, 
denn der letztere Name wurde zwar schon 1814 gedruckt, aber als 
vollkommenes Nomen nudum. Lindley konute also dieselbe Art 1830 


— 28 — 


beschreiben, ohne von der Identität seiner Pflanze mit der P. triflora 
eine Ahnung zu haben. Erst 1832 erschien die Beschreibung zu 
Roxburghs triflora, unglücklicherweise wurde aber nunmehr durch 
ein unliebsames Versehen die Pflanze mit dem sinnlosen Namen P. tri- 
folia belegt. Somit besteht kein Zweifel, daß voranzustellen ist der Name 

P. salieina Lindley in Transact. Hortic. Soc. London VII (1830) 
239. Synonyme: 

P. triflora Roxb. Hort. Bengal. (1814) 38, nomen nudum! 

P. trifolia Roxb., Fl. ind. ed. 2, II. (1832) 501. 

P. communis Maxim. in Bull. Ac. Sci. St. Petersb. XXIX (1883) 
88, non Hudson. 

P. ichangana C. K. Schneider in Fedde Rep. I (1905) 50. 

Es sind ferner folgende Namen zu bilden: 

P. salieina var. pubipes Koehne [P. trifl. var. pubipes Koehne in 
Sargent Plantae Wilson. pt. II (1912) 280]. 

P. salicina var. spinifera Koehne [P. trifl. var. spinifera Koehne in 
Fedde Rep. XI (1912) 266). 

P. salieina var. spinifera f. glomerata Koehne [P. trifl. var. spinifera 
f. glomerata Koehne in Fedde Rep. XI (1912) 267]. 


— 289 — 


IV. Drei neue Sträucher aus Natal. 
Von 
E. Gilg. 


Erica Thodei Gilg n. sp.; frutex squarrosus multiramosus, ramis 
erectis, junioribus griseis, parce breviterque pilosis, demum nigrescen- 
tibus, glabris, internodiis brevissimis; foliis 4-natis, erectis caulique 
appressis, aciculariformibus, acutis vel acutiusculis, coriaceis, quam 
internodia multo longioribus, glabris, supra planis, subtus convexis 
medioque longitudinaliter + profunde canaliculatis; floribus ‚‚albidis‘“, 
in apice ramorum ramulorumque 3—6-natis, pedicellis brevibus glabris; 
bracteis ad basin sepalorum sese approximatis ovato-lanceolatis, acutis, 
dorso carinatis; sepalis bracteis aequalibus, sed majoribus, dorso ecari- 
natis, margine manifeste fimbriatis; corolla suburceolata, vix contracta, 
glabra, lobis tubi er. !/, longit. aequantibus vel paullo superantibus, 
ovatis, apice subrotundatis; antheris tubum paullo superantibus; stigmate 
longe exserto, manifeste incrassato-lobulato. 

Die vorliegenden Zweige sind etwa 40 cm lang und zeigen etwa 3 mm lange 
Internodien. Die Blätter sind etwa 6 mm lang, 1 mm breit. Die Blütenstiele sind 
3—4 mm lang. Die Brakteen sind kaum 2 mm lang, 1,5 mm breit. Die Kelch- 
blätter sind 3 mm lang, 2 mm breit. Die Korolle ist 3,5—4 mm lang. 

Natal: auf grasigen, felsigen Stellen der Drakensberge bei dem 
Tale des Flusses Umnveni in 2000— 2300 m Meereshöhe (Thode. — 
Blühend im Januar 1912). 

Die neue Art gehört zur Sekt. Trigemma und ist wohl mit E. propinqua 
Guthrie et Bolus am nächsten verwandt. 

Erica Straussiana Gilg n. sp.; frutex squarrosus ramosus, ramis 
erectis, junioribus griseis, demum brunneis, glabris, internodiis bre- 
vissimis; foliis ternis, erecto-patentibus, aciculariformibus, acutis, sub- 
coriaceis, quam internodia multo longioribus, glabris, supra planis, 
subtus convexiusculis medioque longitudinaliter parce canaliculatis; 
floribus „purpureis“ in apice ramulorum in capitula 2—4-flora laxius- 
cula confertis; pedicellis longiusculis florem foliaque longit. manifeste 
superantibus, densiuscule lepidoto-pilosis; bracteis 3, 2 paullo infra 
medium pedicelli abeuntibus, 1 fere basali, omnibus linearibus, acutis, 
glabris; sepalis ovatis, magnis, apicem versus longe acutatis, dorso 
manifeste carinatis, margine subeiliatis, ceterum glabris; corolla sepalis 


— 290 — 


breviore, suburceolata, non vel vix contracta, dense brevissimeque pi- 
losa, lobis tubi er. !/, longit. aequantibus, ovatis, acutis; antheris 
tubum haud adaequantibus; stigmate incluso, apice vix incrassato. 

Die vorliegenden Zweige sind etwa 35 cm lang und zeigen etwa 5—6 mm lange 
Internodien, während diese an den Seitenzweiglein sehr viel kürzer sind. Die Blätter 
sind 8—10 mm lang, kaum 1 mm breit. Die Blütenstiele sind 7—8 mm lang. Die 
Brakteen sind 1—1,5 mm lang. Die Kelchblätter sind 5—6 mm lang, 3 mm an 
der Basis breit. Die Krone ist 4—5 mm lang. 

Natal: auf grasigen, felsigen Stellen der Drakenberge bei dem 
Tale des Flusses Umnveni in 2300 m Meereshöhe (Thode. — Blühend 
im Januar 1911). 

Die neue Art, die ich nach Herrn Obergärtner Strauss benannt habe, gehört 
in die Sekt. Lamprotis und scheint mir am meisten Beziehungen zu Erica cori- 
folia L. zu besitzen. 

Leucodendron natalense Thode et Gilg n. sp.; frutex humilis, 
ramis 25—30 cm altis e rhizomate crasso erumpentibus sese approxi- 
matis, erectis, teretibus, superne sericeis, inferne glabrescentibus vel 
glabris; foliis omnibus aequalibus, oblanceolatis, integris, coriaceis, apice 
acumen breve subpungens gerentibus, basin versus sensim angustatis, 
utringue subaequaliter manifeste retieulato-nervosis, inferioribus glabris 
vel basi tantum parce pilosis, superioribus (infra inflorescentiam) brac- 
teoideis („albidis“) utringue + dense sericeis margineque manifeste 
sericeo-ciliatis, basi lata sessilibus; inflorescentia 5 terminalı solitaria, 
foliis superioribus confertis fere inclusa, subglobosa, fere glabra vel 
bracteis margine superiore sericeo-ciliatis instructa; inflorescentia Q 
oblonga, ceterum S' subaequali. 

Die Internodien an der Basis der Zweige sind nur 4—5 mm lang, die oberen 
allmählich immer kürzer, so daß an der Spitze die Blätter, besonders die brakteoiden, 
sehr dicht gedrängt stehen. Die Blätter sind 3—4,5 cm lang, 5—7 mm breit. Die 
die Blütenstände umhüllenden brakteoiden Blätter sind ein wenig breiter als die 
übrigen, ihnen aber sonst in Form und Textur gleich. Die d' Blütenstände sind 
etwa 1 cm lang und fast ebenso dick, die © sind fast 2 cm lang und 1 cm dick. 

Natal: in einem Sumpf an der Mündung des Flusses Umhlangeni 
bei Port Shepstone, 30-60 m ü. M. (Thode. — Blühend im Sep- 
tember 1912). 

Die neue Art, die ZL. minus Phillips et Hutchins. und L. lanigerum Buek am 
nächsten steht, ist die erste Art der Gattung, welche aus Natal bekannt geworden 
ist. Alle übrigen Arten sind auf das südwestliche Kapland beschränkt oder (2—3 
Arten) überschreiten dieses nur wenig nach Osten zu. 

Herr Thode macht brieflich darauf aufmerksam, daß der Name Leucadendron 
ungrammatikalisch ist und daß man richtiger Leucodendron schreiben müsse. Ich 
halte dies für durchaus zutreffend und wundere mich, daß man den falsch gebildeten 
Namen Leucadendron solange unbeanstandet geführt hat. 


— 291 — 


V. Bridelia mierantha Baill. 


Eine Futterpflanze für afrikanische Seidenraupen, 


Von 
A. Engler. 


Im Bulletin agricole de Congo belge No. 2 Juni 1911 macht Herr 
Emile Michel ausführliche Mitteilungen über afrikanische Seiden- 
raupen „Vers & soie sauvages d’Afrique“. Es sind dies Arten der 
Gattung Anaphe aus der Familie der Bombyciden. Er bespricht die Merk- 
male der einzelnen Arten und namentlich die der im Kongostaat be- 
sonders häufigen Arten A. venata Butl. und A. infracta Walk., ihren 
Nestbau und das Ausschlüpfen der Schmetterlinge aus den Kokons, 
welche nicht wie die von Bombyx mori abgetötet zu werden brauchen, 
sondern nach dem Ausschlüpfen der Schmetterlinge in alkalinisiertem 
Wasser gewaschen und getrocknet ohne weiteres zu Ballen verpackt, 
zur Verarbeitung an die Seidenfabriken abgesendet werden können. 
Nach den Untersuchungen von Barwick liefern die Nester im ganzen 
33 /, reine Seide, und 3 kg sorgfältig gereinigte Nester sollen 2 kg 
Seidenfaden ergeben. Eine internationale Gesellschaft „African Silk 
Corporation“ hat Anstalten zur Ausnutzung der Seidenraupen getroffen, 
welche vielfach im tropischen Afrika in großen Massen vorkommen 
und deren Nester auch schon mehrfach von den Eingeborenen zur 
Gewinnung von Seide benutzt werden, so in Süd-Nigerien zur Her- 
stellung eines Gewebes „Sanyan‘“, in Nord-Nigerien zur Erzeugung 
einer Seide „Gambari“, 

Als Nährpflanzen dienen den Raupen hauptsächlich die im ganzen 
tropischen Afrika verbreitete Albizzia fastigiata, eine Sterculia und vor 
allem die hier abgebildete Euphorbiacee Bridelia micrantha Baill. 

B. mierantha Baill. ist ein 6—20 m hoher Baum mit dichter breiter 
Krone, dessen Zweige in der Jugend mit kurzem und dünnem rot- 
braunem Haarfilz versehen sind, der aber später ganz abgestoßen wird, 
Auch sind jüngere 1 cm dicke grauberindete Zweige mit 1 cm langen, 
unten 3 mm dicken Dornen besetzt (so beobachtet von W. Goetze 
in Uluguru). Die lederartigen Blätter sind mit bald abfallenden spitzen 


Bridelia mierantha Baill. 


A Zweigstück der ( Pflanze; B g’ Blüte; C Längsschnitt durch die d Blüte; 
D 9 Blüte; E Querschnitt durch die Frucht; F Zweig der Q Pflanze mit 
Früchten. — Original nach Exemplaren von Marangu am Kilimandscharo. 


— 293 — 


Nebenblättern und mit einem etwa 1 cm langen Blattstiel versehen, 
fast lederartig, oberseits glänzend, unterseits matt, kahl oder schwach 
behaart, elliptisch, länglich elliptisch oder auch verkehrt-eiförmig, am 
Grunde mehr oder weniger stumpf, am Ende kurz zugespitzt, beider- 
seits mit S—16 unterseits stark hervortretenden Nerven. Die Blüten 
stehen in Knäueln, die männlichen sind sehr kurz gestielt, die weiblichen 
ganz sitzend. Der Bau der Blüten und der Früchte ergibt sich aus 
der Abbildung. 

Der Baum findet sich in Deutsch-Ost-Afrika in Usambara, wo er 
zuerst von Holst aufgefunden wurde, im Sigital um 500 m (Busse), 
an Waldrändern und in lichten Urwaldparzellen bei Derema um 800 m 
(Scheffler), bei Marangu am Kilimandscharo um 1400 m (Volkens), 
unterhalb Moschi um 1100 m (mwaru der Wadschaggas, Uhlig), in 
Usaramo bei Pugu an den Ufern des Pugubaches (Dr. Holtz), in den 
Vorbergen von Uluguru am Mgasi um 500—1000 m (W. Goetze), 
bei Kome in der Nähe von Muansa am Viktoria-See (Dr. Holtz), 
auf Ukerewe (Uhlig), am Berg Niansa in Ruanda um 1700 m (Dr. 
Kandt), auf der Insel Mujamno im Kiwu-See um 1460 m (Mild- 
braed). Er wurde auch bei Tora und Usoga in Uganda aufgefunden, 
ferner südlich von Deutsch-Ost- Afrika im südlichen Nyassaland und 
bei Chirinda im Gazaland, bis wohin sich noch viele Bäume des tro- 
pischen Ostafrika verbreitet haben. 

Ebenso ist der Baum im westlichen Afrika verbreitet, von 
Senegambien über Franz. Guinea, Sierra Leone, Goldküste, Lagos, 
Süd-Nigerien, Kamerun, Spanisch-Guinea, unteren Kongo bis Angola, 
allerdings in verschiedenen Formen, welche in der Größe der Blätter 
und der Zahl ihrer Nerven voneinander verschieden sind, jedoch eine 
ziemlich kontinuierliche Reihe darstellen. 


— 294 — 


VI. Poga oleosa Pierre. 


Ein Öl liefernder Baum von Kamerun und Gabun. 


Mit 3 Figuren im Text. 


Von 
A. Engler. 


Poga oleosa Pierre, eine Rhizophoracee aus der Unterfamilie der 
Anisophylleoideae, wurde zuerst von dem Missionar P. Klaine wie so 
viele andere interessante westafrikanische Bäume bei Libreville in 
Gabun, wo sie den Namen mpoga führt, entdeckt und von L. Pierre 
im Bulletin der Soci&t& Linneenne de Paris (1896), p. 1254 beschrieben. 
Auch wurde mitgeteilt, daß von den Eingeborenen die ölreichen Em- 
bryonen genossen werden und das aus ihnen gepreßte Öl vielfach ver- 
wendet wird. Später wurden die Früchte des bei Ossidinge in Kamerun 
sehr häufigen Baumes, welche von den Eingeborenen als njore-njole 
bezeichnet werden, von dem Kaiserl. Bezirksamtmann, Herrn Dr. med. 
Mansfeld, an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Brieger und Dr. M. Krause 
zur chemischen Prüfung eingesendet, da die in den großen kugeligen 
Steinfrüchten (vergl. Figur 1) enthaltenen eiförmigen Samen sehr viel 
wohlschmeckendes und leicht auspreßbares, wie Olivenöl zu verwenden- 
des Öl enthalten. Von den beiden Herren wurde eine Notiz über die 
Zusammensetzung dieses Öles im Tropenpflanzer 1908 Nr. 2 gegeben. 
Neuerdings wurde der Baum auf der zweiten Expedition des Herzogs 
Adolf Friedrich zu Mecklenburg im Südkameruner Waldgebiet, 
im Bezirk Ebolowa zwischen Ebolowa und Nkomakak auf Hügelland 
(700—400 m) von Dr. Mildbraed beobachtet. Auch dieser bezeichnet 
das in den Samen enthaltene Öl als gut, erwähnt aber außerdem noch, 
daß der Saft der Rinde auf Wunden gebracht werde, um deren Heilung 
zu bewirken. 

Der Baum wird hier „angäle“ (Bule) genannt, führt also an jedem 
der drei jetzt bekannten Fundorte einen anderen Namen. Es ist wahr- 


— 295 — 


scheinlich, daß er auch noch in anderen Teilen des Kameruner Wald- 
gebietes gefunden werden wird. Es sei daher hier auf denselben auf- 
merksam gemacht, zumal ich an dem von Dr. Mildbraed gesammel- 
ten Material noch einige Merkmale auffinden konnte, welche von 
L. Pierre nicht angegeben werden. 


Der Baum wird sowohl von Klaine wie von Dr. Mansfeld als 
25—50 m hoher Riesenbaum bezeichnet, dessen grauer, glatter Stamm 
2 m Dicke erreicht. Die jungen Zweige sind rötlich und tragen in 
Abständen von 2—4 cm in 2 Reihen die mit 0,8—1,5 cm langen 
Stielen versehenen länglichen, beiderseits stumpfen oder am Ende mit 
kleiner stumpfer Spitze versehenen Blätter; dieselben sind etwa 1,2 bis 
1,5 dm lang und 6—7 cm breit, oberseits dunkelgrün, unterseits hell- 
grün, mit rötlicher Rippe und jederseits 6—7 Seitennerven. Die von 
Mildbraed gesammelten ‚Zweige zeigen im Gegensatz zu den von 
Klaine gesammelten aber auch noch 2 Reihen kleiner lanzettlicher 
2 cm langer, 6 mm breiter mit breiter Basis sitzender Blätter, welche 
so nahe an der Insertion der Großblätter stehen, daß man sie leicht 
für Nebenblätter halten könnte. Es sind aber die Kleinblätter, welche 
denen von Anisophyllea entsprechen (vergl. Fig. 1A und B, sowie die 
Figur von Anisophyllea disticha Jack in Engler und Prantl, Nat. 
Pflanzenfamilien III 7, S. 56, Fig. 30 A); nur stehen die Kleinblätter 
bei Anisophyllea meistens etwas mehr von den Großblättern entfernt 
und die letzteren sind ebenfalls schief und sitzend. Es sind also 
4 Reihen von Blättern vorhanden, 2 seitliche Reihen Großblätter und 
2 Reihen etwas mehr an der Oberseite der Zweige stehende Klein- 
blätter. Die Blütenzweige tragen in Abständen von etwa l cm 10 
bis 12 cm lange Ähren kleiner polygamer Blüten, von denen die 
zwitterigen etwas größer sind als die männlichen. Der Bau der Kelch- 
blätter, Blumenblätter und Staubblätter ist aus der Abbildung er- 
sichtlich. Der unterständige Fruchtknoten ist 4fächerig, in den männ- 
lichen Blüten steril; aber auch in diesen sind 4 eiförmige, fleischige 
Griffel vorhanden. Die Frucht ist eine kugelige Steinfrucht von 
4,5 cm Durchmesser, mit dünnem, fleischigem Exokarp und sehr dickem, 
holzigem, von zahlreichen unregelmäßigen Hohlräumen durchsetzten 
Endokarp; der Scheitel der letzteren ist häufig mit 4 rechtwinklig 
von einander abstehenden Furchen und 4 dazwischen stehenden zu den 
4 Fächern des Steinkerns führenden Öffnungen versehen. 


Meistens sind 1—2 Fächer steril; in den fertilen Fächern hängt 
vom Scheitel an spitzem Funiculus ein länglicher, bis 2,2 cm langer 
und 8 mm dicker Same herab, dessen harte krustige, zimmtbraune 
Schale den ölreichen ungegliederten akotyledonen Embryo umschließt. 

21 


— 297 — 


Holz und Rinde enthalten Sekretlücken, welche nach Untersuchung 
der zur Verfügung stehenden jungen Zweige auf Verschleimung von 


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Fig. 2. Querschnitt durch ein Stück des Blattes, zeigt das zweischichtige Hypoderm 
der Oberseite, das einschichtige der Unterseite, die Schleimzellen im Hypoderm, die 
braunen Sekretschläuche und Sklerenchymzellen im Mesophyll. — Original. 


Fig. 3. Drüsen auf der Unterseite des Blattes. A Junge Drüse von oben gesehen; 
B Junge Drüse im Längsschnitt; € Ältere Drüse im Längsschnitt. — Original. 


Fig. 1. Poga oleosa Pierre. A Laubzweig mit 2 Reihen von Großblättern und 
2 Reihen von Kleinblättern; B Zweigstückehen, die Insertion der Blätter zeigend; 
C Stück der Blattunterseite mit den braunen Drüsenfleckchen; D Zweigstück mit 
Blütenstand; E Stückchen einer Blütenähre; F Knospe; @ eine solehe von oben 
gesehen; H Knospe einer /' Blüte im Längsschnitt, mit Griffeln, aber mit sterilen 
Fächern; J Blumenblatt; K Staubblatt; Z Pollen; M Endokarp der Frucht im 
Längsschnitt; N dasselbe im Querschnitt mit 3 fertilen Fächern und einem sterilen, 
in einem Fache Querschnitt des Samens; O Scheitel des Endokarpes mit 4 Furchen 
und 4 Löchern; P Haar vom Blütenstand. — D, G, M, P nach L. Pierre, das 
übrige Original. 
21° 


Zellgruppen zurückzuführen sind. An den Blättern finden wir ober- 
seits unter der Epidermis 2 Schichten Hypoderm, deren untere von 
einzelnen großen Schleimzellen durchsetzt ist; unterseits ist nur eine 
Schicht Hypoderm vorhanden, in welcher ebenfalls große Schleimzellen 
auftreten; diese Schleimzellen dringen an der Oberseite stark gegen 
das Palissadenparenchym, an der Unterseite gegen das Schwamm- 
parenchym vor. In letzterem finden sich auch einzelne Sklerenchym- 
zellen und Sekretschläuche mit bräunlichem Inhalt. An der Blatt- 
unterseite sind aber außerdem noch dunkelbraun gefärbte Fleckchen 
oder Drüsen zu bemerken, welche in Fig. 3 abgebildet sind. Wie die 
Abbildung zeigt, entstehen diese Drüsen durch Resorption von Zellen 
der Epidermis und des Hypoderms. 

So brauchbar das aus den Samen gewonnene Öl auch sein mag, 
so dürfte der Verwertung desselben im großen doch wohl die etwas 
mühsame Befreiung der Samen aus dem dickwandigen ‚Steinkern 
hinderlich sein. 


VIL Ein neuer Podocarpus. 


Von 
R. Pilger. 


Podocarpus Roraimae Pilger nov. spec.; arbor parvula, circ. 
6 m alta, trunco crassiusculo (ex coll.); rami valde ramulosi, ramuli 
patentes, juniores breves densefoliati, saepe subverticillati, cortice fusco, 
demum magis einereo, crassiusculo; gemmae globosae, perulis exterio- 
ribus e basi lata + acuminatis; folia ad ramulos breves ovali-oblan- 
ceolata, apice breviter rotundato-angustata, obtusiuscula vel raro bre- 
vissime subapiculata, inferne sensim angustata, brevissime petiolata, 
petiolo quasi indistincto, 1—2 cm longa, 4—6 mm lata, folia ad ramu- 
los longiores ceirc. oblanceolata, saepe apicem versus longius angustata, 
ad 3—3,5 cm longa, folia rigide coriacea, supra nitidula, subtus opaca, 
nervus parum distinetus, supra parum latiuscule prominulus vel striis 
vix impressis vix notatus, subtus leviter impressus; flores ignoti. 

Guyana: Roraima-Gebirge, bei ca. 1900 m ü. M. (E. Ule — 
Dezember 1909). 

Die neue Art ist verwandt mit P. macrostachyus Parl. und P. oleifolius Don.; 


beide Arten sind aber schon durch die scharf gezogene Furche des Nerven und die 
stumpfen Knospenschuppen verschieden. 


— 300 — 


VII Die Araceengattung Remusatia in Kamerun. 
Von 
A. Engler. 


Daß im tropischen Afrika, namentlich in den östlichen und zentralen 
gebirgigen Gegenden nördlich des Äquators nicht selten indische Pflanzen- 
gattungen und den indischen Arten nahestehende auftreten, ist bekannt; 
ich erinnere, da es sich hier um eine Aracee handelt, nur an die Gattungen 
Arisaema und Sauromatum. Neuerdings ist aber auch in dem westafri- 
kanischen Waldgebiet ein indischer Pflanzentypus aufgefunden worden, 
nämlich eine Remusatia, und zwar von Herrn ©. Ledermann am 
5. Dezember 1909 bei Lum in Nordwest-Kamerun (200—300 m ü. M.), 
epiphytisch in mulmiger Astgabel eines umgefallenen Riesenbaumes. 
Die Exemplare blühen nicht, sind aber mit Blättern und den eigen- 
artigen aufrechten, abfallende Brutknospen tragenden Vermehrungs- 
sprossen versehen. Die herz-eiförmigen und zugleich schildförmigen 
Blätter stimmen in ihrer Gestalt mit etwas jungen Blättern von Re- 
musatia vivipara (Roxb.) Schott überein und weichen höchstens durch 
ihre 1—1,5 cm lange Treufelspitze etwas ab. Ich glaube, daß die 
Pflanze nicht von der genannten indischen Art verschieden ist. Doch 
mag dies, da Blütenstände nicht vorliegen, vorläufig noch unentschieden 
bleiben. Da der Ort Lum durch die Manenguba-Bahn zu erreichen 
ist, so dürfte die Pflanze wohl noch einmal wiedergefunden und in der 
Kultur zum Blühen gebracht werden. Herr Ledermann, den ich 
ersuchte, über die Örtlichkeit etwas mitzuteilen, machte folgende An- 
gaben: 

„Lum oder Lom (Kilom. 121 der Manenguba-Balın) ist ein Ur- 
walddorf, das durch den Bahnbau eine gewisse Bedeutung bekommen 
hat. Es befindet sich ca. 25 km von Ndonge (welches an der Bifur- 
kation der Straßen Jabassi-Bare und Duala-Bare liegt) und fällt dem 
Reisenden, der von dort kommt, sofort durch die Armut an Ölpalmen 
auf, da Ndonge wie in einen Palmenhain gebettet ist. In Lum sieht 
man nur kleinere bis 10 m hohe Hlaeis. Das Dorf selbst ist dureh 
einen ziemlich tief eingekesselten Fluß in zwei Teile getrennt. 


— 301 — 


Die Remusatia fand ich auf einem umgefallenen oder besser um- 
gehauenen Urwaldriesen, der inmitten der erst kürzlich im Walde an- 
gelegten Unterkunftsstation für durchreisende Karawanen lag. Sie 
wuchs dort auf den Astgabeln zusammen mit Polypodium Iycopodioides 
und einer einjährigen Gesneracee, die ebenfalls in Früchten war. Der 
Standort ist dieht an dem oben erwähnten steilen Tälchen, das noch 
mit wirklichem primären Wald bedeckt ist, wie überhaupt gerade solche 
Schluchten oder felsige Hänge gerade durch ihre Unbrauchbarkeit für 
Landwirtschaft am besten gegen Nutzungen durch Eingeborene geschützt 
sind. Der Wald, wenn auch meistens nicht so hoch, wie in flacheren 
tiefgründigeren Böden, scheint mir doch reichhaltiger zu sein, da die 
Lichtverhältnisse auch günstigere sind. Sonderbarerweise hatte gerade 
dieser Wald wenig Mimusops djave, die hier in Lum direkt Leitbäume 
des Sekundärwaldes sind, wenn sie nicht gar als angepflanzt betrachtet 
werden können. 

Solche Standorte, wie gewisse Wälder bei Lum, bei Ndonge am 
Nlonako und bei Mfongu am Muti verdienten häufiger zum Zweck der 
botanischen Erforschung besucht zu werden.“ 

Das nächstbekannte Vorkommen von Remusatia vivipara ist im 
Kumaun-Himalaya westlich von Nepal. Wenn auch anzunehmen ist, 
daß die mit hakig gekrümmten Niederblattspitzen versehenen Brut- 
knospen dieser Pflanze nach der Art von Klettfrüchten Tieren leicht 
anhaften und so von diesen verschleppt werden können, so ist doch 
die Entfernung Kameruns vom Himalaya eine so große, daß man ver- 
muten darf, es werde die Pflanze noch auf einigen Zwischenstationen 
gefunden werden. 


— 302 — 


IX. Zwei neue afrikanische Kalanchoe, 


Beschrieben von 


Raymond Hamet. 


Kalanchoe usambarensis Engler!) et Raymond Hamet. — Caulis 
erectus, robustiusculus, simplex?, glaber. Folia opposita, decussata, 
sessilia, glabra; lamina obovata vel obovato-oblonga, integra vel vix 
sinuata, obtusa. Pedicelli quam corollae tubus breviores. Flores parvi. 
Calyx campanulatus, glandulosus, segmentis tubo longioribus, subdeltoi- 
deis, acutis vix cuspidatis, longioribus quam latioribus. Corolla tubu- 
losa, non coarctata, vix glandulosa, segmentis tubo brevioribus, obovatis, 
obtusissimis, abrupte cuspidatis, longioribus quam latioribus. Stamina 
supra corollae tubi medium inserta; antherae superiores corollae 
segmentorum basim non attingentes. Carpella conniventia, ovato-lan- 
ceolata, in stylos carpellis breviores, conniventes, graciliusculos, attenuata. 
Squamae lineares, emarginatae, longiores quam latiores. 

Usambara, Kwasassatal [Buchwald n. 145 (Original der Art!) et 
n. 304. — Herb. R. Berlin]. Le Kalanchoe usambarensis possede une 
tige örigee, simple?, assez robuste, glabre, d’un diametre de 7 mm 
dans la region inferieure et de 3,25 a 5 mm dans la region mediane. 

Les entrenoeuds superieurs, seuls presents dans les &chantillons 
examines, sont hauts de 4,7 a 10,5 cm, les sup£rieurs etant plus allonges 
que les inferieurs. 

Les feuilles glabres, oppos&es et sessiles, sont obov&es ou obov£&es- 
oblongues, obtuses au sommet, retrecies dans la region inferieure jusqu’ 
a la base large et amplexicaule; leurs bords sont entiers ou ä peine 
sinueux; leur longueur varie de 4 & 10 cm, leur largeur, de 6,5 a 13 mm, 
ä la base, et de 2 A 4,6 cm dans la partie la plus large. 

Les cicatrices foliaires sont constitues, ä chaque noeud, par deux 
eroissants allonges, dout les extr&mites se rejoignent lateralement. 


1) Diese Pflanze war von mir als neue Spezies im Berliner Herbar bezeichnet 
worden; aber Diagnose und Beschreibung sind von Herrn Raymond Hamet ver- 
faßt, welcher die Crassulaceen für das Pflanzenreich bearbeitet. 


— 308 — 


L’inflorescence dense, qui termine la tige, est corymbiforme ou sub- 
paniculiforme; elle est compos&e d’un petit nombre de pedoncules 
opposes et termines & leur sommet par des cymes bipares ramifi6es; 
laxe de l’inflorescence, ainsi que les p@doncules primaires et leurs 
premiöres ramifications sont couverts de glandes peu nombreuses; 
Vinflorescence, tout entiöre, est haute de 4,5 & 17 cm, et large de 
5A 6,5 cm. 

Les bractees lineaires-subdeltoides, ä bords entiers, ne sont pas 
elargies ä la, base mais sont attenuses dans leur partie superieure 
jusqu’au sommet aigu; elles sont couvertes de glandes en dehors et 
sur les bords; mais, en dedans, elles sont glabres ou couvertes de 
glandes tr&s peu nombreuses; leur longueur est de 1,70 & 2,60 mm, 
leur largeur, de 0,45 & 0,80 mm. 

Les pedicelles, couverts de glandes, sont greles et courts; leur 
longueur varie de 2,25 A 2,50 mm, 

Le calice, couvert de glandes en dedans, en dehors et sur les 
bords des segments, est compos@ d’un tube plus bref que les divisions, 
et de quatre segments, appliques contre la corolle, subdeltoides, plus 
hauts que larges, tr&s legerement attenuös depuis la base jusqu’au 
milieu, puis se retrecissant plus rapidement depuis le milieu jusqu’au 
sommet aigu et ä peine cuspide; la hauteur du tube est de 0,65 & 
0,80 mm; la longueur des segments est de 2,40 & 2,60 mm, leur largeur, 
de 1,20 & 1,40 mm. 

La corolle, beaucoup plus longue que le calice, color&e en rouge, 
tubuleuse-hypocrateriforme, legerement-dilatee dans la region inferieure 
puis retrecie ä& la base, se compose d’un tube, plus long que les di- 
visions, haut de 9,50 a 10,40 mm, glabre en dedans, mais couvert en 
de hors de quelques glandes, et de quatre segments, couverts en dedans, 
en dehors et sur les bords, de papilles petites et tr&s nombreuses» 
oboves, ä bords entiers, trös obtus au sommet oü ils sont pourvus au 
milieu d’une petite cuspide, visible seulement dans les fleurs jeunes; 
ces segments, plus hauts que larges, mesurent 3,80 a 4,50 mm de 
longueur et 1,85 & 2,20 mm de largeur. 

La pubescence des ramifications superieures de l’inflorescence, des 
pedicelles, des bract&es, des calices et du tube de la corolle, est composee 
de petites glandes pluricellulaires, supportees par un bref pedicule 
unicellulaire. 

Le sommet des filets alternipetales, inseres un peu au dessus du 
mileu du tube corollin, d&passe nettement le milieu du dit tube, mais 
n’atteint pas la base des segments de la corolle; ces filets, lineaires et 
greles, ne sout pas plus larges ä& la base qu’au milieu; leur partie 
sondee est baute de 5,40 & 5,60 mm; leur partie libre est longue de 


— 304 — 


1 a 1,40 mm et large de 0,12 mm au milieu et ä& la base. Le sommet 
des filets oppositipetales, inseres un peu plus haut que les filets 
alternipetales, depasse, lui-aussi, le sommet de ces derniers, mais 
n’atteint point, non plus, la base des segments de la corolle; ces filets, 
lineaires et greles, ne sont pas plus larges ä la base qu’au milieu; 
la hauteur de leur partie soud&e est de 5,50 & 6 mm; la longueur de 
leur partie libre est de 1,85 & 2 mm; leur largeur est de 0,13 mm au 
milieu et & la base. Les antheres reniformes, aussi hautes que larges, 
sont longues de 0,50 mm et larges de 0,50 mm. 

Les carpelles, soud&s entre eux dans leur partie inferieure, sont 
appliqu&s les uns contre les autres; ils sont oves-lanceol&s, attenues au 
sommet en styles greles, plus brefs qu’eux et termines par des stigmates 
legerement dilates; la partie soud&e des carpelles est haute de 1 ä& 
1,30 mm; leur partie libre est longue de 4,35 & 4,55 mm et large de 
1,35 & 1,40 mm; les styles sont hauts de 1,45 a 1,70 mm. Dans chaque 
carpelle, les placentes sont constitues par deux greles cordons sub- 
verticaux, presque parallelles & chacum des deux bords internes des 
carpelles, quoiqu’un peu incurves, en dedans, dans leur partie in- 
ferieure; ces placentes portent, sur toute leur longueur, des ovules 
dont le nombre varie entre 46 et 50. 

Les ecailles, lineaires, plus hautes que larges, non dilatees ä la 
base et emargintes au sommet, sont longues de 1,60 & 1,80 mm et 
larges de 0,27 & 0,37 mm. 

Les graines, oblongues-subobovees, un peu attenudes dans leur 
partie superieure jusqu’au sommet subobtus, tr&s obtuses ä la base, 
sont longues de 1 mm et larges de 0,26 mm; leur test, couvert de rides 
longitudinales peu nombreuses et peu saillantes, s’applique exactement 
sur l’amande qu’il ne depasse point aux deux extr&mites. 

M. le Dr. J. Buchwald a r£colte cette plante & Kwasassatal, 
dans ’Usambara, une premiere fois, le 17 novembre 1895, ä une alti- 
tude de 1200 m (n. 145), une seconde fois, & une altitude de 1900 m 
(n. 304). 

Cette plante, qui doit &tre rangee dans le groupe 13 propose par 
M. Raymond Hamet!) se rapproche beaucoup des K. multiflora 
Schinz, K. Leblancae Raymond Hamet et K. lanceolata Persoon, mais 
s’en distingue pourtant fort aisement, 

Du K. multiflora, elle differe: 1. par les dernieres ramifications de 
l'inflorescence, les bract&es, les pedicelles, les calices et le tube de la 
corolle glanduleux, et non glabres; 2. par les feuilles obov&es ou 


1) Raymond Hamet, Monogr. g. Kalanchoe, in Bull. Herb. Boissier, 2de 
serie, t. VII, p. 879 (1907). 


— 305 — 


obovees-oblongues, ä bords entiers ou ä& peine sinueux, non point 
ovees-lanc&ol&es, ä bords pourvus de larges crenelures; 3. par les 
sepales plus allonges; 4. par les petales oboves, tr&s obtus et brus- 
quement-cuspides au sommet, et non largement oves, insensiblement 
attenues jusqu’au sommet ä peine cuspide: 

Il s’eloigne du K. lanceolata: 1. par sa pubescence compos6e de 
glandes & peine pe@dicellees, non point de longs poils pluricellulaires, 
un peu renfles au sommet; 2. par les feuilles glabres, et non poilues; 
3. par les petales & peine cuspides au sommet, non point longuement 
cuspid&s; 4. par les filets staminaux plus allonges et plus gröles, 

Il est bien distinet du K. Leblaneae: 1]. par les ramifications 
sup£rieures de l’inflorescence, les bractees, les pedicelles, les calices et 
le tube de la corolle glanduleux, et non glabres; 2. par les feuilles ä 
bords entiers ou & paine sinueux, non point pourvus de larges 
er@nelures. 

Enfin il s’ecarte de ces trois especes par ses &tamines dont les 
filets sont inseres beaucoup plus bas et dont le sommet arrive ä un 
niveau bien inferieur ä& celui qu’il atteint dans les fleurs de ces trois 
plantes. 


Kalanchoe Mitejea Alice Leblane et Raymond Hamet species 
nova. — 


Caulis ... Folia ... glabra, petiolata; petiolus quam lamina 
brevior; lamina subovata, basi biauriculata, subacuta, integra vel in 
parte inferiore levissime crenulata. Inflorescentia ..... Pedicelli quam 


corollae tubus breviores. Flores satis magni. Calyx glaber, segmentis 
tubo longioribus, deltoideis vel subdeltoideis, subacutis, longioribus 
quam latioribus. Corolla subhypocrateriformis, in tubi parte superiore 
leviter coartata, glabra, segmentis tubo brevioribus, subovatis, acutis, 
longioribus quam latioribus. Stamina supra corollae tubi medium in- 
serta; antherae superiores corollae segmentorum basim attingentes vel 
paulo superantes. Carpella conniventia, longe ovata, in stylos quam 
carpella paule breviores, conniventes, attenuata. Squamae sublineares, 
emarginatae, multo longiores quam latiores. 

La tige de cette plante nous est inconnue; d’apres Scheffler elle 
serait haute de 1 m 50 & 2 m. 

Les feuilles sont petiol&es et glabres; le petiole, plus bref que le 
limbe, sublineaire, un peu dilat& & la base, est haut de 45 mm et 
large de 5mm ä la base et de 3 mm 50 au milieu; le limbe subove&, 
& bords entiers ou tr&s l&gerement cerenul&s dans la partie inferieure» 
est subaigu au sommet et pourvu & la base de deux larges oreillettes 
obtuses et entieres; il mesure 160 mm de hauteur et 54 mm de largeur. 


— 306 — 


L’inflorescence entire nous est inconnue; nous n’en avons vu que 
des fragments disposees encymes lipares ramifiees. 

Les bract&es oppos&es et glabres, sessiles, ov&es-lin&aires-lanceolees, 
un peu retrecies & la base et aigues au sommet, ont des bords entiers; 
plus hautes que larges, elles mesurent 1,60 mm de longueur et 0,60 mm 
de largeur. 

Les pedicelles glabres, longs et greles, sout hauts de 4 & 9 mm. 

Le calice glabre est compos& d’un tube plus bref que les divisions, 
et de quatre segments appliques contre la corolle, plus hauts que larges, 
deltoides ou subdeltoides, ä& bords entiers, subaigus au sommet; le tube 
calycinal est long de 1,20 ä 1,30 mm; les segments du calice sont 
hauts de 2,80 & 3,20 mm et larges de 1,60 & 2 mm. 

La corolle, beaucoup plus longue que le calice, subhypocrat£riforme, 
dilatee dans la partie inferieure puis retr&cie & la base, se compose 
d’un tube plus long que les segments, haut de 19 & 22 mm, et de 
quatre segments plus longs que larges, & bords entiers, suboves, un 
peu retrecis & la base, puis & bords parallöles, enfin att@nues insen- 
siblement jusqu’au sommet aigu, hauts de 5 ä 6 mm et larges de 
2& 3 mm. 

L’androc&e se compose de huit etamines glabres, absolument libres 
entre elles. Le sommet des filets alternipetales extr&mement brefs et 
subquadrangulaires, inseres au dessus du milieu du tube corollin, 
n’atteint pas l’extr@mite du dit tube; la partie soudee de ces filets est 
haute de 16,70 a 19,70 mm; leur partie libre est longue de 0,20 & 
0,30 mm et large de 0,20 mm ä la base et de 0,20 mm au milieu, Le 
sommet des filets oppositip@tales sublin&aires, inseres un peu au dessus 
ou un peu au dessous du sommet du tube corollin, atteint presque ou 
depasse un peu la base des segments de la corolle; la partie soud&e 
de ces filets est haute de 18,10 mm & 22,10 mm; leur partie libre est 
longue de 0,65 mm et large de 0,35 mm au milieu et de 0,35 mm & 
la base. Les antheres, un peu plus hautes que larges, suboblongues, 
un peu &@marginees ä la base, portent un petit globule au sommet; 
elles sont longues de 1,15 mm et larges de 0,85 mm. 

Les carpelles, soud@s entre eux dans leur partie inferieure, sont 
appliqu&s les uns contre les autres; ils sont largement oves, retrecis 
dans leur partie inferieure et attenues dans leur partie superieure en 
un style gröle, un peu plus bref qu’eux et dilat€ au sommet en un 
stigmate capit&; la partie soud&e des carpelles est haute de 2,50 A 
2,75 mm; leur partie libre est longue de 9 & 10 mm et large de 
2,20 mm; les styles sout hauts de 6,25 & 6,50 mm. Dans chaque car- 
pelle, les placentes sont reduits & deux greles cordons subverticaux, 
presque paralllles a chacun des deux bords internes des carpelles, 


ia 


quoique tr&s legörement incurv&s en dedans dans leur partie inferieure; 
ces placentes portent sur toute leur longueur de tr&s nombreux ovules. 

Les &cailles sublineaires, un peu dilatees ä la base et @marginees 
au sommet, sont beaucoup plus longues que larges; elles sont hautes de 
3,30 & 4,40 mm et larges de 0,75 mm dans leur partie basilaire, de 
0,50 mm dans leur partie grele. 

Les graines longuement oblongues -subobovees, beaucoup plus 
longues que larges, tr&ös obtuses au sommet, longuement att@enues dans 
leur partie inferieure jusqu’ & la base obtuse, sont hautes de 1 mm 
et larges de 0,25 mm; leur test, couvert de rides longitudinales assez 
nombreuses et peu saillantes, s’applique exactement sur l’amande qu'il 
ne depasse point aux deux extr&mites. 

L’echantillon authentique de cette interessante esp&@ce est conserv& 
dans l’'herbier Royal de Berlin; un double de cet &chantillon a e&te 
envoy& au Museum National d’Histoire Naturelle de Paris. L’etiquette 
du specimen original donne les renseignements suivants: 

„Britisch Ost- Afrika; Station Kibwezi; Name des Standorts: 
Skutua; Beschaffenheit des Standorts: lichte Buschsteppe, roter Lehm- 
boden; Wuchs, Größe, Blütenfarbe: Niedrige Pflanze mit breiten, grauen 
fleischigen Blättern und ca. 1,50 bis 2 m hohen, wenig beblätterten 
hohlen Stengeln; Blüten schwefelgelb; Juni 1906; Weiteres Material 
nicht gefunden [J. R. Scheffler n. 177]*. 

Cette espöce doit ätre inseree dans le treizieme groupe propose 
par l’un de nous dans sa monographie du genre Kalanchoe'). 


2) Raymond Hamet, Monogr. du g. Kalanchoe, in Bull. Hb. Boissier, 2de 
serie, t. VIL, p. 879 (1907). 


— 308 — 


X. Über einige zur Niederhaltung des Unkrauts und 
als Gründüngung in tropischen Kulturen geeignete 
Desmodium -Ärten. 


Mit Verwertung brieflicher Mitteilungen von A, Stolz. 


Von 


H. Harms. 
Mit einem Textbild. 


Erfahrungen in tropischen Kulturen haben gelehrt, daß die Rein- 
haltung der Pflanzungen von Unkraut eine sehr wichtige Angelegenheit 
ist, der der Pflanzer seine volle Aufmerksamkeit zuwenden muß. In 
gewissen Gegenden, wie z. B. im tropischen Asien, ist es das Alang- 
Alang- oder Lalang-Gras, das den Pflanzungen viel Schaden bereitet 
und das nur schwer zu vertilgen ist. Man hat nun verschiedene Mittel 
zur Beseitigung des Unkrauts angewandt. In neuerer Zeit hat man 
wiederholt und mit Erfolg versucht, zwischen den Kulturpflanzen — 
es gilt dies besonders für Kulturbäiume — schnellwachsende Kräuter 
oder Sträucher anzupflanzen, die imstande sind, das Unkraut zu be- 
seitigen oder einzudämmen. Durch solche Zwischenpflanzen wird das 
Unkraut unterdrückt und zugleich dem Boden eine grüne Decke be- 
reitet, die die Bodenabwaschung durch starke Regen und das Bloß- 
legen der Wurzeln verhindert. Solche Pflanzen, die man z. B. in 
asiatischen Kautschukkulturen verwendet, sind Passiflora foetida, Crota- 
laria striata, Mimosa pudica, Desmodium triflorum u. a. (vergl. Tropen- 
pflanzer XIV [1910] 133, 134). Mit Vorliebe pflanzt man Legumi- 
nosen an, denn diese sind sowohl Unkrautvertilger wie Gründünger. 
Bekanntlich werden zur Gründüngung sowohl in der gemäßigten Zone 
als auch in den Tropen fast ausschließlich Leguminosen benutzt und 
zwar deshalb, weil diese an ihren Wurzeln in den sog. Bakterien- 


— 309 — 


knöllchen Organe besitzen, die den Stickstoff der Luft zu binden 
vermögen und es ermöglichen, daß ein mit Leguminosen bepflanztes 
Land nach dem Unterpflügen oder Unterhacken der Pflanzen eine An- 
reicherung an den für die Pflanzen wichtigen stickstoffhaltigen Ver- 
bindungen erfährt. Außerdem können natürlich durch Unterpflügen 
größerer Laubmassen und die Zersetzung der abgestorbenen Wurzeln 
auch der Humusgehalt und die physikalischen Eigenschaften des Bodens 
günstig beeinflußt werden. — Natürlich wird nicht jede Art für jeden 
Boden und jedes Klima passen. Die Pflanzer werden sich für ihr Ge- 
biet stets das Passendste aussuchen müssen, und dazu gehören oft 
langjährige Versuche, wie sie seit einiger Zeit im Biologisch-landwirt- 
schaftlichen Institut von Amani in Deutsch - Ostafrika angestellt 
werden. Man wird es jedenfalls mit Freude begrüßen, wenn es ge- 
lingt, eine neue Art in den Schatz der schon jetzt als Unkraut- 
vertilger und Gründünger bekannten Pflanzen aufzunehmen, die ja 
vielleicht in bestimmten Gegenden besser wirken kann als die bisher 
benutzten Arten. 

P. Preuss (Kokospalme und ihre Kultur S. 72) schreibt über den 
Gegenstand mit besonderer Berücksichtigung der Kokosplantagen: 
„Sehr vorteilhaft für die Pflege der Pflanzungen scheint das Anpflanzen 
von verschiedenen Leguminosen zu sein, da dieselben als Stickstoff- 
sammler dienen und vorzüglich zur Gründüngung verwendet werden 
können. Zwischen jungen Palmen läßt sich mit Vorteil die Erdnuß, 
Arachis hypogaea, und die ihr nahestehenden Arten Voandzeia subterranea 
und Kerstingiella kultivieren, ferner die Sojabohne und andere Bohnen- 
arten wie Vigna und Phaseohus, z. B. Phaseolus radiatus, deren Samen 
als ein Vorbeugungs- und Heilmittel gegen die Beri-Beri-Krankheit 
gelten. Alle diese Arten geben gute Erträge Zur Unterdrückung 
des Unkrauts und Düngung des Bodens dienen besonders die halb- 
strauchigen Tephrosia purpurea und Crotalaria striata, sowie auch Indigo- 
fera tinctoria, Cajanus indieus und ähnliche Arten. Sie wachsen jedoch 
vielfach so hoch, daß man die darunter liegenden Kokosnüsse nur mit 
Mühe finden kann, daber müssen sie von Zeit zu Zeit geschnitten und 
niedrig gehalten oder überhaupt vor der Blüte untergehackt werden. 
Vorteilhafter für die Unterdrückung des Unkrautes sind einige niedrig 
wachsende Desmodium-Arten, wie D. polycarpum, D. triflorum, D. hetero- 
phyllum, D. tortuosum (Floridaklee), ferner werden Cassia mimosoides 
und Clitoria ternatea empfohlen.“ Preuss berichtet dann noch über 
Versuche, Mimosa pudica als Zwischenpflanze zu kultivieren, mit der 
man auf Samoa gute Erfahrungen gemacht hat. Sie liefert ausgezeich- 
netes Viehfutter, hat jedoch den Nachteil, daß sie mit ihren Stacheln 
den Arbeitern beim Begehen der Pflanzungen leicht unangenehme Ver- 


— 310 — 


letzungen beibringen kann, und daß sie außerdem da, wo sie einmal 
sich eingenistet hat, schwer wieder auszurotten ist. 


Sehr beachtenswert ist auch, was Preuss an anderer Stelle seines 
Werkes (S. 124) über die Gründüngung sagt. Nachdem er betont hat, 
daß Stickstoffbildung durch Leguminosen nur stattfinden kann, wenn 
Phosphorsäure und Kali im Boden in genügender Menge vorhanden 
sind, daß man also gelegentlich durch mineralische Düngung nach- 
helfen muß, fährt er fort: „Auch muß man darauf achten, daß nur 
solche Gründüngungspflanzen angebaut werden, welche in derselben 
Gegend wild wachsen oder bereits mit Erfolg kultiviert worden sind, 
bei denen man also mit Sicherheit auf das Vorhandensein der not- 
wendigen ihnen angepaßten Bakterien im Erdboden rechnen kann. 
Andernfalls kann es vorkommen, daß trotz aller sonst günstigen Vor- 
bedingungen der Erfolg der Gründüngung zu wünschen übrig läßt. 
Um einem Fehlschlage vorzubeugen, tut man daher gut, den Boden 
zu impfen, d. h. Erde von einem Felde, das mit der in Betracht 
kommenden Leguminose bestanden ist, auf dem zu düngenden Stücke 
auszustreuen“. Diese Impfung hat bekanntlich den Zweck, dem Boden 
diejenigen Bakterien zuzuführen, die die l,eguminose zur Ausbildung 
der stickstoffbindenden Knöllchen anregen. Man verwendet dazu auch 
bisweilen die im Handel als Nitragin bekannten Reinkulturen des 
Bacillus radieicola. (Vergl. auch H. Mickel, Über Leguminosen- 
Impfung; Pflanzer VII [1911] 694 ) 


Herrn A. Stolz (Herrnhuter-Mission Kyimbila am Nyassa-See, 
Deutsch -Ostafrika, Bezirk Neu-Langenburg), der sich seit Jahren mit 
großem Eifer der Erforschung der Flora seines Bezirks widmet und 
uns durch vortrefflich aufgelegte Pflanzensammlungen erfreut, ist es 
gelungen, zwei Desmodium-Arten ausfindig zu machen, die, soviel be- 
kannt, bisher noch nicht auf der Liste der Gründüngungspflanzen 
standen. Ohne seinen eigenen Mitteilungen über den Gegenstand vor- 
greifen zu wollen, sei es doch gestattet, an dieser Stelle die beiden 
Arten kurz zu besprechen und im Anschluß daran auch auf andere 
Arten der Gattung hinzuweisen, die in der angegebenen Richtung Ver- 
wendung finden können. — Herr Stolz sandte im Herbste d. J. an 
die Botanische Zentralstelle für die Kolonien zwei Desmodium- Arten 
mit der Bitte um Angabe des botanischen Namens ein, die nach seinen 
Mitteilungen für tropische Kulturen durch Niederhaltung des Unkrauts 
und als Gründüngung von Vorteil sind. Beide Arten führen im 
Sammelgebiete des Herrn Stolz den Namen: „ntaba“. Die Pflanzen 
wurden hier als D. hirtum Guill. et Perr. und D. barbatum Benth. be- 
stimmt. Zunächst sei hier wiedergegeben, was Herr A. Stolz selbst 


— 3ll — 


über die Lebensweise und den Nutzen dieser Arten in seinem Begleit- 
briefe ausführt: 


„Beide Arten bilden dichte Polster, die einen Durchmesser von 
1—2 m haben, wodurch sie in der Lage sind, den allzu üppigen Wuchs 
des Unkrauts zu dämmen. Sie sparen also dem Pflanzer einen guten 
Teil der Reinigungskosten, die in den Tropen leider recht groß sind, 
wie ich an der mir unterstellten Pflanzung merke. Seitdem ich aber 
„ntaba“ zwischen die verschiedenen Kulturen, wie Kautschuklianen, 
Kaffee, Tee, Zedern und Akazien gepflanzt habe, haben sich die Kosten 
bedeutend verringert und ich bin in der Lage, bedeutend billiger zu 
wirtschaften als im Vorjahre. — Nach der Blüte im Juli bis August 
wirft die Pflanze ihre Blätter ab; ein großer Teil der Ranken stirbt 
ab, sie sieht wie verdorrt aus, Aber nicht large dauert dieser Zu- 
stand, im September sprießt neues Leben aus den frisch gebliebenen 
Trieben, sie überdecken die alten, alles unter ihnen vermodert, ein 
lockerer humöser Boden entsteht so nach und nach. Aus diesem Grunde 
glaube ich, daß die Pflanze dem Boden reichlich Stickstoff zuführt, sie 
sich also als Gründüngungspflanze für Tropenkulturen gut eignet. Hebt 
man z. B. die langen Ranken hoch, dann erblickt man einen lockeren 
feuchten Boden, der wie von Regenwürmern durchwühlt erscheint. — 
Beide Pflanzen bilden zunächst ein ziemlich gleichmäßiges niedriges 
Polster von 2—5 cm Höhe. D. barbatum Benth. behält dieses in der 
Blütezeit bei, während D. hirtum Guill. et Perr. die blühenden Stengel 
hoch hebt und dann eine Höhe von etwa 15 cm erreicht.“ — Herr 
Stolz teilt dann noch mit, daß die Saatgewinnung zwar schwierig sei, 
daß sich aber die Pflanzen durch Stecklinge leicht vermehren lassen, 
wenn man erst einige Pflanzen hat. Er hat die Pflanzen in seinen 
Kulturen bereits seit 1911 beobachtet, und ist von ihren Vorzügen 
überrascht, nachdem er mehrere Jahre vergeblich nach geeigneten 
Pflanzen zur Niederhaltung des Unkrauts gefahndet hatte. Im natür- 
lichen Zustand im Grase machen sie nach ihm mit ihren spärlichen 
Ranken gar keinen Eindruck, erst auf geackertem Boden entfalten sie 
ihre Vorzüge. 


Desmodium hirtum Guill. et Perr. wurde zuerst an feuchten 
sandigen Standorten in Senegambien entdeckt. Später stellte sich 
heraus, daß diese Art im tropischen Afrika weit verbreitet ist, obwohl 
sie wohl nicht zu den überall häufigen gehört. Man rechnet (Baker 
in Fl. Trop. Afr. II 163) auch das von Natal beschriebene D. seti- 
gerum DBenth. hierher. Sie wird für Senegambien, Sierra Leone, 
Prince’s Island und Angola angegeben; ich sah sie zudem aus dem 
Schari-Gebiet, Togo (Sokod&-Farm), Kameruner Hinterlande (Gras- 


22 


A—G Desmodium hirtum Guill. et Perr. A Stengel; B Blüte; C Kelch; 
D, E, F Blumenblätter; @ Fruchtknoten. — H—0O D. barbatum Benth. 
H Stengel; J Knospen; K, L, M Blumenblätter; N Fruchtknoten; O Hülse. 


— 33 — 


steppen bei Bare, Ledermann). A. Stolz (n. 723) entdeckte sie am 
Nyassa-See; Dr. Kandt und Mildbraed in Ruanda. Sie wird gewiß 
noch oft gesammelt werden. Aus Usambara habe ich sie allerdings 
noch nicht gesehen. Es ist ein niederliegendes oder aufsteigendes zier- 
liches Kraut oder ein kleiner Halbstrauch mit meist abstehend be- 
haarten dünnen Stengeln und kleinen oder mittelgroßen dreizähligen 
Blättern. Die kleinen weißblauen oder rötlichen Blüten stehen in 
zierlichen lockeren Trauben, die bisweilen am Ende der Stengel zu 
weitläufigen Rispen zusammentreten. Man kann die Art leicht mit 
adscendens verwechseln; indessen hat hirtum kleinere, zartere Glieder- 
hülsen mit außenseits mehr abgerundeten kleineren Gliedern, die nur 
dünn behaart oder fast kahl sind. — Übrigens wächst die Art wahr- 
scheinlich auch in Abyssinien, da, wie Baker vermutet, das von dort 
beschriebene D. delicatulum A. Rich, vielleicht nur eine kahlere Varietät 
von hirtum ist. 


Desmodium barbatum Benth. ist eine weit verbreitete sehr 
variabele Art, die noch sehr der Klärung nach Formen bedarf. Sie 
findet sich sowohl im tropischen Amerika wie in Afrika; nach hand- 
schriftlichen Notizen Tauberts dürfte das von Angola beschriebene 
D. dimorphum Welw. in diesen Formenkreis gehören. Auch für Mada- 
gascar wird die Art angegeben. Was sie am besten kennzeichnet, das 
ist die stark behaarte dichtgedrängte, meist nur kurze Blütentraube, in 
der die, wie es scheint, meist nach unten zurückgekrümmten Blüten 
mit ihren stark behaarten Kelchen und später die Hülsen ziemlich wirr 
durcheinander stehen. Die als D. dimorphum bezeichneten Exemplare 
haben Blätter, die meist nur ein Blättehen tragen. Das echte barbatum 
im engeren Sinne, wie wir es von Amerika kennen, hat meist gedreite 
Blätter von sehr wechselnder Gestalt; doch gibt es Übergangsformen. 
Stolz’ Pflanze aus Kyimbila hat ebenfalls gedreite Blätter. Taubert 
hält sogar das silberglänzend behaarte Dregeanum Benth. des südlichen 
Afrika (Natal) für der Art nach identisch mit barbatum. Wie dem 
auch sei, jedenfalls finden sich Formen dieses polymorphen Typus in 
verschiedenen Gebieten des tropischen Afrika; z. B. in Togo, Ostafrika, 
Kameruner Hinterland, u. a. auch in Usambara, und dort sollte man 
auf diese mehr achten, seitdem Herr Stolz die Aufmerksamkeit auf 
die Art gelenkt hat. 


Desmodium adscendens DC. ist eine im Gebüsch oder am Boden 
kriechende etwas holzige Art mit gedreiten graugrünen Blättern und 
bläulichweißen oder hellvioletten Blüten in sehr lockeren Trauben. Die 
Art ist dem D. hirtum Guill. et Perr. sehr ähnlich, jedoch sind die 
Gliederhülsen bei adscendens größer und tiefer eingeschnitten mit 


22* 


— 3ld4 — 


ziemlich flachen Buchten zwischen den Teilgliedern, die eine Länge 
von 6—9 mm erreichen. Dann sind sie rauh behaart, und vermöge 
dieser Behaarung haften sie überall, z. B. an Kleidern, leicht an. Nach 
Zimmermann (n. 1445) ist sie überall in Ost-Usambara an leicht be- 
schatteten Stellen häufig, und Zimmermanns im Pflanzer III (1907), 
152 und IV (1908), 34 mitgeteilte Beobachtungen an einem Desmodium 
beziehen sich offenbar auf diese Art. Im übrigen hat sie wie viele 
andere Arten eine sehr weite Verbreitung. Denn sie findet sich außer 
in Afrika auch in Amerika und in Madagaskar. — A. Zimmermann 
teilt mit, daß sich dieses Desmodium in Amani gut entwickelte und 
ansehnliche Rasen bildete, auch ziemlich zahlreiche Bakterienknöllchen 
hervorbrachte, die ja zur Stickstoffanreicherung unerläßlich sind. Nur 
sei der Fruchtansatz ein mangelhafter gewesen. Nach Eichinger 
(Pflanzer VIII [1912], 190) teilt die Art mit den Crotalarien den Nach- 
teil, daß sie mehrjährig ist, also auch nur zwischen mehrjährigen Kul- 
turen gepflanzt werden kann. 


Desmodium lasiocarpum DC. ist ein 1—3 m hoher Strauch oder 
Halbstrauch mit aufsteigenden oder aufrechten rutenförmigen Zweigen 
und einfachen (d. h. eigentlich nur ein Blättchen tragenden Blättern 
mit nicht entwickelten Seitenblättchen) breiteiförmigen ziemlich großen 
behaarten Blättern; die kleinen violetten, bläulichen oder weißlichen 
Blüten stehen in langen schwanzartigen dichten schmalen Rispen, deren 
rauhhaarige Gliederfrüchte später eng aneinander haften. Diese Art 
ist an allen möglichen Standorten, besonders in sekundären Formationen, 
in Plantagen, bei Ortschaften, an Wegen, in Gebüschen stellenweise 
sehr häufig anzutreffen. Nach einer Herbarnotiz Zimmermanns, der 
die Pflanze bei Amani sammelte (n. 1991), kommt sie für Gründüngung 
in Betracht. — Man identifiziert jetzt diese Art mit dem im tropischen 
Asien weit verbreiteten D. latifoiium DC., das offenbar ganz dasselbe 
ist. Die weite Verbreitung vieler Arten der Gattung hängt zweifellos 
damit zusammen, daß die rauhbehaarten kleinen Teile der Gliederhülsen 
leicht anhaften und durch Tiere, besonders Vögel, weit verschleppt 
werden können. 


Das bereits oben erwähnte D. triflorum DC. ist eine zierliche 
kleinblättrige an Klee erinnernde niederliegende, dem Boden sich an- 
schmiegende, oft weithin kriechende Art mit reichlicher dichter Ver- 
zweigung; die kleinen violetten oder bläulichen Blüten stehen zu 1—3 
in den Blattachseln. Die Art ist in allen Tropenländern zu finden. 
Unsere afrikanischen Exemplare stammen vorwiegend von sandigen 
Standorten in der Nähe des Strandes (z. B. Libreville; Liberia; Lome 
in Togo, hier auf feuchtem Sandboden üppig wuchernd). In Ostafrika 


— 315 — 


scheint sie seltener zu sein. In Indien und dem malayischen Gebiete 
ist sie häufig. Auf den Karolinen bildet sie nach Volkens dichte 
Rasen auf festgetretenem Boden. Das Einsammeln der Samen dieser 
kleinen Art soll mühsam sein (Pflanzer IV (1908), 239). 


Das von Preuss genannte D. polycarpum DC. ist eine im tro- 
pischen Asien weit verbreitete halbstrauchige Art mit aufrechten oder 
aufsteigenden Stengeln, dreiteiligen wenig behaarten etwas graugrünen 
Blättern und ziemlich dichten oft reichblütigen endständigen oder seiten- 
ständigen rötlichen Blütentrauben, in denen später die behaarten Glieder- 
hülsen dicht aneinander stehen. Die Art kommt auf Zanzibar und 
Pemba vor. In Neu-Guinea und auf den Karolinen ist sie häufig, 
daher für die dortigen Pflanzungen zu berücksichtigen. 


A. Zimmermann hat bereits auf noch eine andere in Usambara 
häufige Art hingewiesen, die vielleicht in gewissen Gegenden verwendet 
werden könnte: D. secalpe DC. Diese auch in den Gebirgen des 
indisch-malayischen sowie des madagassischen Gebietes verbreitete Art 
findet sich vorzugsweise an schattigen feuchten Stellen, an Bächen, 
Wasserfällen, in der Adlerfarn-Formation, im Gebüsch der Wälder, in 
Bananenschamben; im feuchten Klima des Kamerunberges wächst sie 
auch an freieren Stellen. Es ist eine 30-50 cm hohe unten ver- 
holzende Staude mit schlaffen, sich oft anlehnenden oder schlingenden 
Stengeln; die gedreiten, dunkelgrünen, zarten Blätter werden ziemlich 
groß und breit, und ihre Blättchen sind oft breit gekerbt. Die kleinen 
leicht abfälligen ziegelroten Blüten stehen in lockeren weitläufigen 
Trauben. Die Gliederhülsen haften leicht an den Kleidern. Die 
Pflanze scheint vorzugsweise in den Bergwäldern zu wachsen, in denen 
sie bis über 2000 m hinaufgeht; offenbar ist es mehr eine Schatten- 
pflanze. Es ist daher unwahrscheinlich, daß sie im großen und überall 
als Gründüngung zu verwenden ist; aber sie sollte doch für feuchtere 
Berggegenden berücksichtigt werden. Bei Kyimbila wächst sie in 
Schluchten und an feuchten Stellen (Stolz n. 312). Im übrigen ist 


sie fast in allen Gebirgen des tropischen Afrika an geeigneten Stellen 
anzutreffen. 


Der Florida-Klee (Desmodium tortuosum DC.), im südlichen 
Nordamerika und in Westindien heimisch, wird schon lange als Futter- 
pflanze, besonders für Rindvieh, geschätzt und hat sich daher in vielen 
tropischen und subtropischen Gebieten eingebürgert (s. Zimmermann 
im Pflanzer IV [1908], 226). Er wird oft einjährig kultiviert, kann 
aher, wenn er regelmäßig zurückgeschnitten wird, auch mehrere Jahre 
ausdauern. Er bildet aufrechte verzweigte Stämme, die unter günstigen 
Verhältnissen 3m hoch werden sollen. Die Blätter sind dreizählig mit 


— 316 — 


elliptischen, behaarten Blättern. Die sehr kleinen Blüten stehen in 
lockeren Trauben. Die Gliederhülsen sind etwa 2 cm lang, beiderseits 
tief eingeschnitten, und bestehen aus rhombischen, sich leicht vonein- 
ander lösenden Gliedern, die mit ihrer etwas rauhen Behaarung in 
Fellen und Kleidern sich leicht festsetzen. In Florida gilt diese Art 
als wertvollste Futterpflanze für Sommer- und Herbstweiden. Auch 
. zur Heugewinnung kann sie benutzt werden. Nach Zimmermann 
eignet sie sich gut zur Gründüngung; sie kann auch zwischen kleinen 
Bäumen, z. B. Kaffeepflanzen, mit Vorteil ausgesät werden, ohne daß 
zu befürchten wäre, daß sie in diese Pflanzen hineinwächst, wie es 
leicht bei schlingenden Bohnenarten geschieht. Am Kamerunberg wird 
sie seit mehreren Jahren als Futter für Rinder angebaut. 

Von anderen Gattungen der Leguminosen, die als Gründüngungs- 
pflanzen in Betracht kommen, sind noch folgende zu erwähnen: 

Die der Gattung Desmodium nahestehende, jedoch durch nicht in 
Glieder zerfallende Hülsen abweichende Pseudarthria Hookeri Wight et 
Arn. ist vielleicht zu berücksichtigen. Die !/;—3 m hohe strauchige 
meist dicht behaarte Staude ist im tropischen Afrika weit ver- 
breitet; sie bewohnt Grassteppen, trockene steinige Abhänge, Hoch- 
weiden und dergl. 

Arten der Gattung Crotalaria sind wiederholt empfohlen worden. 
Zimmermann (Pflanzer IV [1908], 33) hat Versuche mit der in den 
Tropen verbreiteten Orotalaria striata DC. angestellt. Nach Erfahrungen 
in Kakao- und Ölpalmen-Kulturen in Kamerun soll diese Art zur 
Gründüngung sehr geeignet sein, weil sie dem Boden reichlich Stick- 
stoff und Pflanzenmasse zuführt (Tropenpflanzer XV [1911], 358). 
Diese strauchige Leguminose kann nur zwischen ausdauernden Kulturen 
verwendet werden. Sie wird unter anderem für Hevea - Pflanzungen 
empfohlen (Pflanzer IV [1908], 203). 

Von Indigofera-Arten ist die bekannte Indigopflanze .J. tinctoria L. 
zu nennen, die nach Zimmermann (Pflanzer IV [1908], 36) nament- 
lich auf Java zur Gründüngung empfohlen wird. Ferner die indisch- 
malayische .J. galegoides DC., die (nach Pflanzer VIII [1912], 242) bis 
2 m hoch wird, ähnlichen Wuchs wie der Florida-Klee hat, und ziem- 
lich gut Trockenheit verträgt. Übrigens steht J. galegoides DC. dem 
afrikanischen Formenkreis der J. rhynchoecarpa Welw. und J. Garckeana 
Vatke nahe, die in lichten Wäldern, Steppen, an trockenen Abhängen 
verbreitet sind; diese beiden Arten könnten daher auch einmal ver- 
sucht werden. 

Die in den Tropen weit verbreitete Tephrosia purpurea Pers. wird 
(nach Pflanzer a. a. O. 242) 50—80 em hoch, wächst anfänglich langsam, 
gibt aber ziemlich viel Laub (vergl. auch Pflanzer IV [1908], 238). 


— 317 — 


Arachis hypogaea L., die Erdnuß, ist nach Eichinger (Pflanzer 
VIII [1912], 207) eine sehr gute Gründüngungspflanze, die auch oft 
Knöllchen ansetzt. Da die ölreichen Samen jedoch wertvoll sind und 
die Pflanze einiger Pflege bedarf, so ist es fraglich, ob sie in größerem 
Maßstabe als Gründüngung verwendet werden kann. Sie soll dem 
Boden sehr große Stickstoffmengen zuführen. 

Von den zur Gruppe der Mimosoideen gehörigen Arten war Mi- 
mosa pudica L., die bekannte Sinnpflanze, bereits oben erwähnt worden. 
Hierher gehört auch der zur Schattengebung bisweilen kultivierte kleine 
oder mittelhohe Baum Leucaena glauca Benth.; im Pflanzer (a. a. O. 242) 
heißt es, daß die sich selbst aussäenden Samen große Menge junger 
Pflänzchen geben, die untergehackt werden können, sobald sie etwa 
25 cm hoch sind. 

Schlingende oder kletternde Arten werden stets den Nachteil haben 
daß sie auf die jungen Bäume hinaufgehen; sie sind daher nur mit 
Vorsicht und unter gewissen Bedingungen zu empfehlen. Man hat 
folgende Phaseoleen, die alle mehr oder minder die Neigung zum Hoch- 
klettern besitzen, als Gründüngungspflanzen genannt: Canavalia ensi- 
formis DC. (Madagascarbohne), soll (nach Pflanzer a. a. O. 242) bis 
1 m hoch werden, wenig empfindlich gegen Hitze sein, viel Kraut 
bilden und reichlich fruchten; für Höhenlagen eignet sie sich nicht. 
Nach Eichinger (ebenda VIII, 205) hat diese Art den Vorteil, daß 
sie den Boden wie die Luzerne in der Tiefe lockert, da sie tiefgehende 
weitverzweigte Wurzeln hat; auch gibt sie viel Grünmasse. — Mucuna- 
Arten aus der Gruppe der sog. „Florida Velvet bean“ werden in 
Amerika unter Mais angebaut und in Maisfeldern später untergehackt. 
Die Versuche in Amani (nach Eichinger, a. a. O. 207) fielen wenig 
versprechend aus. Eichinger lobt dort sehr die Kunde-Bohne, 
d. i. Vigna sinensis Endl., die nach ihm auch in Amerika häufig als 
Gründüngung benutzt wird. Sie soll allerdings einen guten Boden 
verlangen. Sie hat den Vorteil, daß sie sehr schnell wächst und den 
Boden bald mit einer dichten Pflanzendecke bedeckt. Übrigens gibt 
es bekanntlich viele Sorten dieser weit verbreiteten Bohnenart, und 
man will in Amani eine an Grünmasse möglichst reiche Sorte aus- 
wählen und vermehren. Kunde und Canavalia werden wohl für tiefere 
Lagen besser passen als für höhere. — Der durch dichtzottige Stengel 
und seidig behaarte Blätter ausgezeichnete, weiß oder hellrot blühende 
am Boden kriechende Dolichos argenteus Willd. wird als Zwischenpflanze 
für Kulturen auf sandigem Boden an der Küste empfohlen. Die Art 
ist im tropischen Afrika im Gebüsch und auf Sandfeldern der Küsten- 
gebiete verbreitet (z. B. Togo; Tanga und andere Orte in Ostafrika). 
Von Phaseolus radiatus L. (Ph. mungo L., Mungo-Bohne) war schon oben 


— 318 — 


die Rede. P. Preuss erwähnt auch noch die Phaseoleen Voandzeia 
subterranea Thou. und Kerstingiella geocarpa Harms, die beide wie die 
Erdnuß ihre Früchte unter der Erde zur Reife bringen; ob genauere 
Erfahrungen über ihre Verwendung als Gründüngung vorliegen, ist mir 
nicht bekannt. In den Arbeiten A. Zimmermanns und Eichingers 
werden noch einige andere offenbar für tropische Kulturen weniger 
wichtige Arten behandelt, über die man dort nachlesen möge. Eichin- 
ger bespricht in Pflanzer VII (1911), 74 besonders die Arten Lespe- 
deza striata (Japan Ülover), Medicago arborea und die Rubiacee Richard- 
sonia scabra (Mexican Clover.. Zimmermann (ebenda, 231) gibt in 
einem Vortrage die Ergebnisse seiner Erfahrungen wieder, die er mit 
einer großen Anzahl von Gründüngungspflanzen in Amani gemacht hat. 


Register 


zum 


Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums. 


No. 41—50. 


Ab 144. 

Acacia senegal Willd. 220, Suma Kurz 224. 

Adina macrophylla (Lep. et Guill.) K. 
Sch. 131. 

Adlerholz 81, 83. 

Afzelia africana Smith 126, cuanzensis 
Welw. 216. 

Agathis dammara 83. 

Albizzia Brownei (Walp.) Oliv. 125, fasti- 
giata 125, 291. 

Alchornea floribunda M. Arg. 128. 

Allemao 93. 

Allophylus africanus P. B. 225. 

Amarantus viridis 106. 

Ampeloeissus aeseulifolia Gilg 229, 230. 

Anaphe infracta Walk. 291, veneta Butl. 
291. 

Andropogon contortus L. 135, eucomus 
Nees 135, Schinzii Hack. 136. 

Aneta 106. 

Angale 294. 

Anisophyllea Boehmii Engl. 225, 231, 
disticha Jack. 295. 

Anona senegalensis Pers. 105, 222. 

Ansellia africana 174. 

Anthephora pubescens Nees 134, 
undulatifolia Hack. 135, 139. 


138, 


' Aquilaria grandiflora (Lour.) Gilg 84, 


malaccensis Lam. 84, Moszkowskii 
Gilg 84. 

Arachis africana Burm. 254, hypogaea 
308, 316. 


Arae kaku-sui 105. 

Arisaema 299. 

Aristida adscensionis L. 143, amplissima 
Trin. 143, ciliata Desf. 143, fasti- 
giata 134, Hochstetteriana Beck. 143, 
namaquensis Trin. 143, obtusa Del. 
134, 141, stipiformis Poir. 143, uni- 
plumis Licht. 134, 142. 

Artasroot 99. 

Arundo donax L. 144. 

Asparagus 227. 

Atjapp 118. 

Avicennia tomentosa Jacq. 130. 


Bacillus radieieola 309, spongiosus 194. 
Bagbena 104, 

Baka 180. 

Bala mera 32. 

Balsamito 96. 

Balsamo blanco 96. 

Balsamum tolutanum 86. 

Bang 128. 


Bati 105. 

Bature 63. 

Bauhinia Bainesii Schinz 211, Burkeana 
Bth. 211, esculenta Burch. 211, reti- 
culata DC. 104. 

Berlinia acuminata Sol. 126, auriculata 
Sol. 126, Eminii Taub. 223. 

Biba 127. 

Boango 129. 

Boba 180. 

Bobanja 180. 

Boboroa 106. 

Bokoa 128. 

Bokome 129. 

Bokonda 124. 

Bololo 124. 

Bombyx mori 291. 

Bongele 124. 

Bongossi 128. 

Bonuke 124. 

Bopanda 125. 

Borreria ruelliae K. Sch. 104. 

Bosambi 128. 

Bosao 127. 

Brachystegia Bth. 

“ eynometroides Harms 126. 


appendiculata 213, 

Brassaia actinophylla Endl. 73, capitata 
CB. 01774: 

Bridelia 106, 219, 224, ferruginea 238, 
micrantha Baill. 291, stenocarpa M. 
Aroml28: 

Bromelia 13, 19. 

Bror 120. 

Bruguiera 279. 

Bulbophyllum praealtum Krzl. 109. 

Buluwa 226. 

Butyrospermum Parkii 59. 

Bwiba ba mbale 127. 

Byrsonima 11. 


Cajanus indicus 308. 

Calanthe Vaupeliana Krzl. 111. 

Calpocalyx Dinklagei Harms 125. 

Campomanesia thea (Seem.) Gilg et Strauss 
114. 


320 — 


Canarium Mansfeldianum Engl. 103 
Schweinfurthii Engl. 103, 127. 

Canavalia ensiformis DC. 316. 

Capparis Yco Mart. 13. 

Carapa procera DC. 127. 

Carpodinus 70, landolphioides (Hall. f.) 
Stapf 69, 71. 

Cassia absus L. 105, mimosoides L. 308. 

Cereus 13, 14, 18, amazonieus K. Sch. 
283, megalanthus K. Sch. 284, oli- 
golepis Vaupel 285, setosus Gürke 
13, trigonodendron K. Sch. 286, Ur- 
banianus Gürke et Weing. 284. 

Ceriops 279. 

Chibwaya jike 249. 

Chikwaya 248. 

Chinese plum 287. 

Ching-Cho-Lee Plum 287. 

Chloris virgata Sw. 145. 

Chlorophora excelsa (Weiw.) Bth. et Hk. f. 
123. 

Chrysophyllum 11. 


’ 


Cephalocereus 14, 18. 

Cissus adenocarpa Gilg et Brdt. 227, 
bullata Gilg et Brdt. 228. 

Citriosma thea Seem. 113. 

Cleome hirta (Kl.) Oliv. 230. 

Clitandra 70, landolphioides Hall. f. 71. 

Clitoria ternatea 308. 

Cochlospermum tinctorium A. Rich. 105. 

Cocos coronata Mart. 12. 

Coelocaryum Klainei Pierre 124. 

Cola altissima Engl. 128. 

Combretum oblongum F. 
taborense Engl. 218. 

Commelina subeucullata Cl. 230. 

Commiphora Fischeri 214, 222, Krausei 
Engl. 214, pilosa Engl. 218, rugosa 
Engl. 220. 

Copaiba Arnoldiana de Willd. et Dur. 180. 

Copaifera Arnoldiana Th. et Hel. Dur. 180, 
coleosperma Bth. 179, Demeusii Harms 
176, Gorskiana Bth. 175, 180, Gui- 
bourtiana Bth. 175, 181, Langsdorffii 
O0. Ktze. 18, 19, Laurentii de Willd. 
179, Tessmannii Harms 181. 


Hoffm. 219, 


Copernicia cerifera Mart. 8, 9, 14. 
Cordia dioiea Boj. 224, 226. 
Corynanthe johimbe K. Sch. 130, pachy- 
ceras K. Sch. 130. 
Coula edulis Baill. 123. 
Crossandra guineensis Nees 105. 
Crotalaria striata 307, 308, 315. 
Croton 14, lobatus L. 106. 
Cyelicodiseus gabunensis Harms 125. 
Cynodon dactylon (L.) Pers. 134, 145. 
Cynometra Mamnii Oliv. 125, multijuga 
Harms 125. 


Dactyloctenium aegyptiacum (L.) Willd. 
134, 146. 

Dactylopetalum kamerunense Engl. 129. 

Daemia angolensis Dene. 227, cordifolia 
K. Sch. 225. 

Dalbergia melanoxylon G. et P. 220. 

Damar kidjai 80, laut 80, mata kutjing 
80, 83. 

Datura 226, 230. 

Deinbollia pyenophylla Gilg 128 

Dendrobium Vaupelianum Krzl. 109. 

Desbordesia glaucescens (Engl.) Pierre 127. 

Desmodium adscendens DC. 312, barbatum 
Bth. 309, 312, deliecatulum A. Rich. 
312, dimorphum Welw. 312, Dre- 
geanum Bth. 312, heterophyllum 308, 
hirtum G. et P. 309. lasiocarpum DC. 
313, latifolium DC. 313, polycarpum 
308, 314, scalpe 314, setigerum Bth. 
310, tortuosum 308, 314, triflorum, 
307, 308, 313. 

Detarium macrocarpum Harms 126. 
Dialium guineense Willd. 126, Staudtii 
Harms 126, Zenkeri Harms 126. 
Dichapetalum Engl. 248, 

Bussei Engl. 250, eymosum (Hk.) Engl. 
246, edule Engl. 249, macrocarpum 
Engl. 249, mossambicense (Kl.) Engl. 
247, Stuhlmannii Engl. 247, tomen- 
tosum Engl. 244, toxiecarium (Don.) 
Engl. 244, venenatum E. et G. 244, 
Warneckei Engl. 250. 
Diegemtenguere 202. 


aureonitens 


321 


Digbere 236. 


| Diospyros aggregata Gürke 130, atropur- 


purea Gürke 130, bipindensis Gürke 
130, denda Welw. 130, Gilgiana Gürke 
130, Holtzii Gürke 224, 226, incar- 
nata Gürke 130, kamerunensis Gürke 
130, mamiacensis Gürke 130, mega- 
phylla Gürke 130, mespiliformis Hoch. 
130, nsambensis Gürke 130, 
veolens Gürke 130. 

Diplachne ceinerea Hack. 148, paucinervis 
(Nees) Stapf 134, 138. 

Diplorrhynehus mossambicensis Kl. 214. 

Distemonanthus Benthamianus Baill. 126. 

Dolakene 104. 

Dolichos argenteus Willd. 316, debilis 
Hoch. 206, densiflorus Welw. 206. 
dongaluta Welw. 206, esceulentus De 
Willd. 205, fimbriatus Harms 206, 
pseudopachyrhizus Harms 206, 211, 
Seineri Harms 206, stenocarpus Hoch. 
199. 

Dombeya 223. 

Dryobalanops aromatica Gaertn. f. 32, 84. 

Dugayi 229. 

Duhetomab 140. 

Dulindi 222. 


sua- 


| Dyeloale 106. 


Dyengmale 106. 
Dyenye 106. 
Dyörö 104. 


Ebai 242. 


Eban 176, 180. 

Ebanja 177. 

Edjum 103. 

Edundu 125. 

Ehrharta aphylla 134, pusilla Nees 124. 
Ejale 129, 

Ejuong 128. 

Elaeis 299. 

Elaeodendron 65. 

Eleusine indica (L.) R. Br. 147. 
Ellong 125. 

Enantia chlorantha Oliv. 124. 


, Eneholirion speetabile Mart. 14. 


Endodesmia calophylloides Bth. 129. 

Entandophragma angolense DC. 185, 
Candollei Harms 127, 185, Casimiri- 
anım De Wild. et Th. Dur. 185, 
macrophylla Chev. 137, Rederi Harms 
184. 

Epipremnum Merillii Krzl. 266, Robin- 
sonii Krzl. 266, truncatumE.etK.266. 

Eragrostis eyperoides (Thbg.) P. B. 154, 
denudata Hack. 154, 
Stapf 154, namaquensis Nees 152, 
porosa Nees 152, retinorrhoea Steud. 
152, spinosa Trin. 134, 154, superba 
Waw. et Peyr. 152. 

Eria curvipes Krzl. 110. 

Erica corifolia L. 290, propinqua Gut. 
et Bol. 289, Straussiana Gilg 289, 
Thodei Gilg 289. 

Erigeron Grantii O. et H. 231. 

Eriosema cordifolium Hoch. 211, muxiria 
Welw. 210, terniflorum Hi. 210, 
tuberosum Hoch. 211. 

Erythrophloeum guineense Don. 125, mi- 
cranthum Harms 125. 

Erythroxylon Manni Oliv. 127. 

Esenge 128. 

Euphorbia gregaria Marl. 234, phos- 
phorea Mart. 13, Tirucalli 117, torta 
Pax et K. Hffm. 229. 

Evonymus 64. 


Fadogia 228. 

Fagara altissima Engl. 127, chalybaea 
Engl. 221, xanthoxyloides Lam. 99. 

Fieus 58, 62, 106, elastica L. 82, Fischeri 
Warb. 218, glumosa Del. 223, 224, 
rocco Wrbg. et Schwfth. 63, Stuhl- 
mannii Warbg. 220, triangularis Warbg. 
64, Vogelii Mig. 58, 61, 63. 

Fillaeopsis discophora Harms 125. 

Fimbo-ya-mtume 227. 

Flacourtia Ramontchi L’Herit. 219. 

Flongfogo 104. 

Florida velvet bean 316. 

Flueggea Bailloniana M. Arg. 215. 

Follye 250. 


322 


echinochloidea 


Gareinia punctata Oliv. 129. 

Gardenia Thunbergia L. f. 220. 

Garib 145. 

Getah 82. 

Gharu merupa 81. 

Glyeine subterranea L. 253, 255. 

Gorskia conjugata Bolle 180. 

Gossypium 226. 

Gravisia exudans Mez 13. 

Grewia bicolor Juss. 220, conocarpa K. 
Sch. 225, platyclada K. Sch. 221. 

Grossera paniculata Pax 128. 

Gulukisi 231. 

Gurrech diwella 207. 

Gymnosporia acuminata 66, amaniensis 
Loes. 65, bukobina Loes. 66, lepidota 
Loes. 66, montana (Roxb.) Bth. 232, 
samoensis Loes. 232. 


Habub 143. 

Hancornia speciosa Gom. 1, 10, 18, 27, 40. 

Hannoa undulata (G. et P.) Planch. 236. 

Heeria pulcherrima (Schwfth.) O. Ktze. 
217. 

Heinsia pulchella (Don) K. Sch. 228. 

Helianthi 107. 

Helianthus decapetalus 107, doronieoides 
107, macrophyllus Willd. 108, mollis 
Torr. et Gray 108, strumosus L. 108. 

Hermannia Volkensii K. Sch. 229. 

Heyea 315, brasiliensis M. Arg. 4, 50, 82. 

Hexalobus grandiflorus Bth. 124, megalo- 
phyllus E. et D. 124, 
Engl. 124. 

Hobes 139, 149. 

Hohenbergia Catingae Ule 13. 

Hoitziloxitl 86. 

Hopea fagifolia Miq. 83, globosa Brandis 
80, mengarawan Migq. 83. 

Horos 143. 

Hurudabes 152. 

Hylodendron gabunense Taub. 126. 


salieifolius 


Ja 207. 
Janaüba 11. 


| Japan clover 317. 


—_— 323 — 


Jatropha 13, phyllacantha M. Arg. 14. | Kindolio 230. 


Iban 177, 180. ı Kisafu 227. 

Idulanhu 227. Klainedoxa gabunensis Pierre 127, grandi- 
Igunguli 228. folia Engl. 127. 

Ikumbi 230. ' Kolombo 103. 

Ikumbusia 228. Kolu 238. 

Dendi-ihandja 225. Kombolo 125. 


Indigofera galegoides DC. 315, Garckeana | Kudundung 80. 
Vatke 315, rhynehocarpa Welw. 315, | Kutonosu 202, 204. 
tinetoria 308, 315. 


Iroko 123. 

Iru 207. Laendo 239. 

Irvingia Barteri Hk. f. 127. Lala 236. 

Isolona pleurocarpa Diels 124. Landolphia 56, Dawei Stapf 69, florida 


Iwungowungo 227. Bth. 56, 70, 115, Kirkii Th. D. 115, 


Klainei 69, owariensis P. B. 58, 69, 


Kafable 106. | parvifolia K. Sch. 116, 227, Petersiana 
Kafulo 228. Th. D. 116. 
Kahumbi 223. Liagora californica Zeh 271, ceylonica 
Kakowole 222. | Zeh 268, Doridis Zeh 269, Engleriana 
Kakunguni 230. Zeh 270, erecta Zeh 268, zacilior 
Kalanchoe lanceolata Pers. 303, Leblaneae Zeh 271, Harveyana Zeh 270, 
RB. Ham. 303, Miteja A. Lebl. et BR. Holstii Zeh 272, nitidula Zeh 269, 
Ham. 304, multiflora Schinz 303, Pilgeriana Zeh 272, rosacea Zeh 271, 
usambarensis Engl. et B. Ham. 301. | Voeltzkowii Zeh 272, Wilmsoniana 
Kalembosi 223. 1 Zeh 269. 


Kambola-mbola 228. 
Kampese-pese 230. 


Listrostachys Behnickiana Krzl. 122. 
Lophira alata Banks 129. 


Karas 81, 34. Loranthus 228. 

Karite 59. Luehea panieulata Mart. 11. 
Kasanda 219. | Lugaka 230. 

Kasenga 215. ı Lukunde bashangi 202. 
Katatula 219. | Lumhambe 229, 


Katungulu-waganga 226. 
Kawumbumbuga 2283. 

Kayu gaharu 31, kapur 32. 
Kelen-mau 99. 


Machau 244, 246. 
Maerolobium Preussii Harms 126, Zenkeri 
Kerna 105. Harms 126. 
Kersiingiella 308, geocarpa Harms 317. | Madisa-mahandja 230. 
Khaya euryphylla Harms 127, Klainei | Maerua 219, 221. 
Pierre 127. | Mafum bantschu 128. 


Khurub 137. Majujue 227. 

Kigelia aethiopica Bth. 222. Malaudi 128. 
Kikuwa-kuwa 226. Mangabeira 1, 5, 14, 27. 
Kilindira-mgunda 220. Mangulila 226. 


Kiloto 219. Manicoba 1, 10, 15, 40, brava 27 


Manihot caricifolia Pohl 25, Catingae 
Ule 27, |dichotoma Ule 2, 16, 19, 
Glaziovii M. Arg. 1, 6, 15, 29, 42, 
grandiflora M. Arg. 25, heptaphylla 
Ule 2, 17, 30, 41, maracasensis Ule 
27, piauhyensis Ule 2, 18, 30, 41, 
Teissonnieri A. Chev. 51, 
M. Arg. 6, 25. 

Manjonga 71. 

Maprounea africana Pax 215. 

Markhamia lanata K. Sch. 214. 

Mbale 216. 

Mbamala 66. 

Mbanga 219. 

Mbangwa-ngoma 225. 

Mbapa 214. 

Mbelambasa 218. 

Mbila 218. 

Mbimba 242. 

Mbiu-sa-ndimi 225. 

Mbossambi 130. 

Mbudika 217. 

Mbula 224. 

Mbumbu 216. 

Mbumbuli 226. 

Mbussenge 123. 

Mdati 225. 

Mdege 226. 

Mdonho 222. 

Mdulansongo 215. 

Medicago arborea 317. 

Megabaria Trillesii Pierre 240. 

Melocactus 14. 

Memecylon macrodendron Gilg 129. 

Meranti 80, 83. 

Mexican clover 317. 

Mfila 222. 

Mfubata 217. 

Mfuta-mbula 223. 

Mgagi-gagi 221. 

Mgando kawuba 225, 
mkalati 215. 

Mgasu 222. 

Mgembe 220. 

Mgera 223. 

Mgereria 215. 


violacea 


kwa ngoy 226, 


324 


Mgogondi 227. 

Mgongwa 224. 

Mgoweka 219. 

Mgua 223. 

Mgualo 223. 

Mgukulama 218. 

Mgukuti 215. 

Mgulugunga 224. 

Mgumo 220. 

Mguruka 219. 

Mgusasambo 218. 

Mgwagwe 217. 

Mhia-wana 214. 

Mhosia 214. 

Mhullula-mbuli 225. 

Mhundu 219. 

Mjegea 222. 

Mjense 213. 

Mihuasungu 227. 

Milua 217. 

Mimosa pudica 307, 316. 

Mimusops 129, brevipes Engl. 129, densi- 
flora Engl. 221, djave (Lan.) Engl. 
118, 129, 300. 


| Mininga 213. 


Miogo-jogo 222. 
Mjongwa-mhembe 221. 
Mjubi-jubi 228. 
Miula-swagallo 225. 
Miwelie 214. 
Mkalalua-huwa 221. 
Mkam 221. 

Mkalia 222. 
Mkelenge 217. 
Mkola 216. 

Mkoma 220, mahandja 224. 
Mkome 214. 
Mkomvitale 223. 
Mkondo-kondo 219. 
Mkonse 221. 
Mkora 216. 

Mkua 215. 

Mkuju 224. 

Mkuni 220. 
Mkurungu 212. 
Mkwadju 218. 


Mkwaya 248. 
Mlago 217. 

Mlama 219. 
Mlandalla 218. 
Mlandoge 63. 
Mlangalla-mdo 229. 
Mlembela 222. 
Mlihua hulu 322, mwengia 219. 
Mlopanda 104. 
Mludja-minsi 220. 
Mlugalla 218. 
Mlungulungu 221. 
Mlunguschigiti 221. 
M-muaga 217. 
Mnembu 224. 
Mnemwua 224. 
Mnunhua-halla 225. 
Mogawami 223. 
Monotes elegans Gilg 215. 
Morinda citrifolia L. 131. 
Mpalla 216. 
Mpanda 230. 
Mpang 126. 
Mpelemese 221. 
Mpoga 294. 
Mpogorro 218. 
Mponda 214. 
Mpuga-bu 225. 
Mpulu 225, genge 224, legea 222. 
Mpumbuli 223. 
Mrumba 63. 
Msagasi 218. 
Msahua 222. 
Msalohunda 223. 
Msanna 214. 
Msarasi 218. 
Mschem 226. 
Mschenene 216. 
Mschinde 224. 
Msekara 223. 
Mselia 224. 
Mseweje 219. 
Msima 215. 
Msindui 225. 
Msisigullu 220. 
Msoka 218. 


325 — 


Msonga 214. 

Msongalukuga 222. 

Msoro 215. 

Msungui 215. 

Msungururu 214. 

Msurura 221. 

Mtalali 215. 

Mtawa 63. 

Mtejo 216. 

Mtejo-ya-hasi 230. 

Mtinda-bogo 222. 

Mtinje 220. 

Mtosh 250. 

Mtowo 223. 

Mtschamwa 63. 

Mtundu 213. 

Mtundulu 215. 

Mtunguru 215. 

Mtunungu 226. 

Mtusia 219. 

Muage 214. 

Mucuna 316. 

Muenge 126. 

Mugumbu 216. 

Muhama 220. 

Mjenje 216. 

Muku 215. 

Mulumbo 63. 

Mungongo 218. 

Mununkawunde 229. 

Musanga Smithii R. Br. 123. 

Muwa 219. 

Muwale 216. 

Muwela-mbelele 231. 

Mwasi 117. 

Myrospermum 86, 87, erythroxylum Allem. 
92, pedicellatum Lam. 92, Pereirae 
Royle 87, peruiferum DC. 92, punc- 
tatum Walp. 97, robinifolium Warcz. 
97, sonsonatense Oerst. 87, 95. 

Myroxylon 85, 87, 91, 98, abruptifolium 
Stokes 92, balsamum (L.) Harms 94, 
98, Hanburyanum Kl. 94, pedicel- 
latum Kl. 92, Pereirae Kl. 87, pe- 
ruiferum L.f. 86, 90, 98, pubescens 
H. B. K. 92, punctatum Kl. 97, 


robiniaefolium Kl. 97, toluiferum H. 
B. K. 87, 90, 94. 
Mystroxylum eucleiforme Eckl. et Zeyh. 64. 


Nakambin 105. 
Nama tubawe 123. 
Nandawaka 228. 
Nasamba 124. 
Nehenchere 247. 
Nehenchwu 248. 
Ndago 230. 
Ndundaja 55. 
Neoglaziovia variegata Mez 13, 19. 
Newtonia Zenkeri Harms 125. 
Ngai 113. 
Ngalla-ya-wakota 227. 
Ngummo 123. 
Nhangalla 228. 
Njabi 129. 

Njalla 103. 
Njasia 229. 

Nje 124. 

Njenje 247. 
Njerema 247. 
Njoma 71. 
Njore-njole 294. 
Nkom 128. 

Nkum 129. 

Noas 141. 

Nselle 126. 

Ntaba 309. 
Ntoma 124. 
Nungu 129. 
Nyama 104. 
Nyenyere 247. 


Ochna arenaria De Wild. 228, Holstii 
217. 

Odeka 127. 

Odum 123. 

Odyendea gabunensis (Pierre) Engl. 127. 

Qleo vermelho 93. 

Omphalocarpum Pierreanum Engl. 
Radlkoferi Pierre 130. 

Ongokea kamerunensis Engl. 124. 

Quabangia Klainei v. Tiegh. 128. 


130, 


326 


Ovöug 182. 
Oxalis 229. 
Oxystigma Mannii (Baill.) Harms 126, 


Pachylobus edulis @. Don. 127. 

Pachynocarpus Wallichii King 80. 

Pachypodanthium confine (Pierre) E. et 
D. 124. 

Pachyrhizus angulatus Rich. 211. 

Palaquium gutta 82, oblongifolium 82, 

Panda oleosa Pierre 274. 

Panicum brachyurum Hack. 137, glome- 
ratum Hack. 137, Schinzii Hack. 137, 
xantholeucum Hack. 137. 

Pappophorum cenchroides Licht. 146, sca- 
brum (Lehm.) Kunth 149. 

Parinarium chrysophyllum Oliv. 
curatellifolium Planch. 224. 

Parkia Zenkeri Harms 125. 


125, 


"Passiflora foetida 307. 


Payena Leerii 82. 

Peltogyne 19. 

Pennisetum eiliare (L.) Link 137. 

Pentaclethra macrophylla Bth. 125. 

Pentadesma butyraceum Don 129, Ker- 
stingii Engl. 102. 

Perotis indica (L.) K. Sch. 140, latifolia 
Ait. 140, vaginata Hack. 140. 

Peruifera 86. 


| Peucedanum araliaceum (Hoch.) Bth. et 


Hk. 239, offieinale L. 239. 
Phaseolus mungo L. 316, radiatus 308, 
316. 


| Phoradendron Biolleyi Krause 264, quin- 


quenervium Krause 264. 
Phragmites vulgaris (Lam.) Crep. 144, 
Phyllanthus 230, reticulatus Poir. 227. 
Phyllocosmus sessiliflorus Oliv. 126. 
Piptadenia africana Hk. f. 125, Winkleri 
Harms 125. 
Pithecolobium altissimum Oliv. 125. 


| Plantago acereseens Pilger 259, alismati- 


folia Pilger 259, hirtella Kth. 259, 
hypolasia Pilger 260, Kurtzii Pilger 
260, macrostachys Dene. 262, nigri- 
tella Pilger 261, Pflanzii Pilger 261, 


” refracta Pilger 261, Rojasii Pilger 


262, Stuckertii Pilger 262, subnuda | 


Pilger 260. 

Plasmopara viticola 67. 

Plenckia 64. 

Pleurostylis 65. 

Plumeria drastica Mart. 11, 18, 29. 

Podocarpus macrostachyus Parl. 298, olei- 
folius Don 298, Roraimae Pilger 298. 

Poga oleosa Pierre 294. 

Pogonarthria falcata (Hack.) Rdle. 149, 
squarrosa (Licht.) Pilger 149, tuber- 
culata Pilger 149. 

Polycardia 64. 

Polygala 105. 

Polypodium lycopodioides 300. 

Polystachya dendrobiiflora Rchb. f., graci- 
lenta Krzl. 174. 

Prunus cerasifera 287, communis Maxim. 
288, glandulosa Thbg. 287, humilis 
Bunge 287, ichangana (. K. Schneid. 
288, salieina Lindl. 287, triflora 
Roxb. 287, trifolia Roxb. 288. 

Pseudarthria Hookeri W. et A. 315. 

Pseudocedrela eylindrica Spr. 186, Kot- 


schyi (Schwfrth.) Harms 186, utilis | 


Daw. et Spr. 186. 


Pseudospondias mierocarpa (A. Rich.) 
Engl. 128. 
Psophocarpus longepedunculatus Hassk. 


211, palustris Desv. 211. 

Pteleopsis Kerstingii Engl. 239. 

Pterocarpus 215, Bussei 213, 
chrysothrix Taub. 212, Soyauxii Taub. 
126. 

Pugusa 219. 

Pycnanthus Kombo Warbg. 124. 


Harms 


Quaba 11. 
Quinoquino 97. 


Randia eladantha K. Sch. 131, dumeto- 
rum Lam. 227, Kuhniana F. Hffm. 
229, 

Remusatia vivipara (Roxb.) Schott 299 

Resak 80, 83. 


I 


327 — 


Rhamnella 79. 

Rhamnus 75, Hemsleyanus ©. K. Schn. 
78, heterophyllus Oliv. 78, hypochry- 
sus C. K. Schn. 76, iteinophyllus 
C. K. Schn. 76, koraiensis ©. K. Schn. 
77, lamprophyllus C. K. Schn. 78, 
leptophyllus ©. K. Schn. 77, Rosthorni 
Pritzel 78, rugulosus Hemsl. 78. 

Rhizophora 279, mangle Roxb. 129. 

Richardsonia scabra 317. 

Rieinodendron africanum M. Arg. 128. 

Roko 123. 


Sageretia 79. 

Salsifis 107. 

Sambi-sambi 218. 

Sandin-dorma 105. 

Sandisini 106. 

Sanseviera 13. ' 

Sapium Mannianum (M. Arg.) Bth. 128. 

Sarcocephalus sambueinus (Wint.) K. Sch. 
131. 

Sasuambeke 218. 

Saub 152. 

Sauromatum 299. 

Schaefferia 65. 

Schefflera actinophylla (Endl.) Harms 73, 
capitata (W. et A.) Harms 74, Krae- 
meri Harms 73, macrostachya (Bth.) 
Harms 74. 

Schesche 204. 

Schmidtia quinqueseta Bth. 134. 

Schrebera koiloneura Gilg 217. 

Sciadophyllum macrostachyum Bth. 74. 

Selerocarya birrea Hoch. 218. 

Scorodophloeus Zenkeri Harms 126. 

Scottellia mimfiensis Gilg 129. 

Sceytopetalum kamerunianum Engl. 128. 

Securidaca longepedunculata Fres. 104. 

Sedum Adolphi R. Ham. 277, allantoi- 
deum Rose 278, Treleasii Rose 278. 

Shorea barbata Brandis 83, glauea King 
80, maranti (Miq.) Burck. 83, scero- 
bieulata Burck. 80, selaniea Bl. 83, 
squamata (Turez) Bth. et Hk. 83, 
utilis King 80, Wiesneri 83. 


23 


Sideroxylon Zenkeri Engl. 130. 

Siparuna Thea (Seem.) A. DC. 113. 

Smilax 57. 

Soka-za-wiba 229. 

Sorindeia rubriflora Engl. 274, trimera 
Oliv. 128 

Sphenostylis angustifolia Sond. 200, mar- 


328 


ginata E. Mey. 200, obtusifolia Harms | 


205, Schweinfurthii Harms 205, ste- 
nocarpa (Hoch.) Harms 200, 204. 
Spondianthus obovatus (Pierre) Engl. 242, 

Preussii Engl. 241. 

Stachyothyrsus Staudtii Harms 126. 

Stathmostelma mieropetalum K. Sch. 230. 

Staudtia kamerunensis Warb. 124, stipi- 
tata Warb. 124. 

Stemonocoleus mieranthus Harms 126. 

Sterculia 214, 223, 291, oblonga Mast. 
128, rhinopetala K. Sch. 128. 

Strombosia glaucescens Engl. 124, grandi- 
folia Hk. f. 124. 

Strombosiopsis tetrandra Engl. 124. 

Strophanthus 82, Eminii Aschers. et Pax 
214. 

Strychnos 214, 217, gnetifolia Gilg 130, 
pungens Solered. 214, Stuhlmannii 
Gilg 217, unguacha A. Rich. 219. 

Suku 105. 

Summu-ya-panja 226. 

Swartzia madagascariensis Desv. 219. 

Sweetia 19. 

Symphonia globulifera L. f. 129. 


Tamarindus indica L. 218. 

Tanda 129. 

Tarchonanthus camphoratus L. 222. 

Tarei 105. 

Tephrosia purpurea Pers. 308, 315, Vo- 
gelii Hk. f. 226. 

Terminalia sericea Burch. 215, superba 
E. et D. 129. 

Tetrapleura Thonningii Bth. 125. 

Tia 125. 

Tiborna 11. 

Tjengal 80, 83. 

Toas 141. 


Toluifera 85, 98, Balsamum L. 86, 90, 
pedicellata Baill. 92, peruifera Baill. 
90, 92, pubescens Baill. 92. 

Tongwa 227, ya-hasi 229, ya-lulanda 230. 

Trachylobium Dewewrianum Taub. 182. 

Trachypogon montufari Nees 18. 

Tragus racemosus (L.) All. 139, 

Treculia mollis Engl. 123. 

Trema guineensis (Schum.) Engl. 104. 
Trichilia Gilgiana Harms 127, Prieureana 
Juss. 128, rubescens Oliv. 127. 
Triehodesma zeylanicum (L.) R. Br. 228. 
Tricholaena arenaria Nees 138, brevipila 

Hack. 138, rosea Nees 137. 

Trichoseypha bipindensis Engl. 128. 

Triplochiton seleroxylon K. Sch. 128. 

Triraphis Fleckii Hack. 147, ramosissima 
Hack. 147. 

Turraeanthus Zenkeri Harms 127. 

Tyampala-tisim 106. 

Tyentyengu 106. 

Tylostemon erassifolium Engl. 124. 


Uanyise 105. 

Uapaca Staudtii Pax 128. 
Ujange 227. 

Ujensi 227. 

Ukuluamiti 228. 


| Ulula 220. 
| Uohu 184. 
| Urtiea 13. 


Urub 150. 

Urusa 73. 

Utapia 223. 

Utomwu 115, 116. 

Uvaria Büsgenii Diels 124, mierotricha 
Diels 124. 

Uvariastrum Zenkeri E. et D. 124. 


Vangueria infausta Burch. 221, 223. 


| Vepris glomerata (F. Hffm.) Engl. 221. 


Vigna 308, 316, deceipiens Harv. 209, 
Dinteri Harms 207, marginata Bth. 
200, ornata Welw. 199, 203, pseudo- 
triloba Harms 208, 210, stenophylla 


Harms 210, triloba Walp. 209, tube- 
rosa A. Rich. 207, vexillata Bth. 207. 
Visewa 202. 
Vitex 222, 225, bipindensis Gürke 130, 
mombassae Vtke. 215, 224. 
Voandzeia subteranea (L.) Thou. 253, 257, 
308, 317. 
Vochysia 11. 


Waltheria americana 105. 
Wambola-ya-ndumbili 228. 
Weihea insignis Engl. 218. 
Weke 127. 

Wimmeria 64. 

Wobogu 105. 

Wou 184. 

Wujonde 242. 


329° — 


Wula 123. 
Wumangisi 227. 
Wuoma 71. 


Ximenia americana L. 224. 

Xurub 150. 

Xylocarpus 270. 

Xylopia parviflora (G. et P.) E. et D. 
124, Zenkeri E. et D. 124. 

Xylosma 91. 


Yohimbehe 130. 
Yumbosi 106. 
Yumpo 106. 


Zembi 127. 


23* 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXI Nr.i. Ausgegeben am 20. Januar 1909. 


Einige Nutzhölzer Kameruns. 


l. Olacaceae. 


Von 
A. Engler. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1909. 


Preis 0,60 Mk. 


Einige Nutzhölzer Kameruns. 


Von 


A. Engler. 


I. Olacaceae. 


In folgendem will ich auf einige Bäume Kameruns aufmerksam 
machen, welche zur Familie der Olacaceen gehören, wegen ihres sehr 
harten Holzes von den Eingeborenen geschätzt werden und auch so 
-häufig sind, daß es sich vielleicht lohnt, die praktische Verwertung der- 
selben in Betracht zu ziehen. 

Alle Olacaceen sind Bäume oder Sträucher mit in der Jugend 
grünen, zusammengedrückten Zweigen, einfachen, länglichen, ganzrandigen 
Blättern und kleinen, unanselnlichen, in Trauben oder Büscheln oder in 
Knäueln stehenden Blüten. 


Ongekea kamerunensis Engl. 


Ein bis 50 m hoher Baum mit glatter, bräunlich-grauer Rinde und 
gelblichem, harten Holz (nach Staudt), 15—20 m hoch, Bauholz liefernd 
(nach Zenker). Wie bei anderen Arten der Familie sind die End- 
zweige zusammengedrückt und zu beiden Seiten der Blattstiele mit 
herunterlaufenden Furchen versehen; die Internodien sind 1—2 cm lang; 
die vorjährigen Zweige haben eine Dicke von etwa 6 mm und bräun- 
lich graue Rinde. Die Blattstiele sind 7—9 mm lang, die Spreiten 
5—6 cm lang und 2,5—3 cm breit, mit einer etwa 3 mm langen, un- 
deutlich abgesetzten Spitze. Die Blütenrispen der männlichen Bäume 
sind etwa 4—5 cm lang, mit 0,7—1 cm langen Ästchen I. Ordnung, welches 
wieder Ästchen II. und III. Ordnung tragen, die nur einige Millimeter 
lang sind, zum Teil auch miteinander verwachsen. Die Blütenstiele der 


en Fe 


jungen Knospen sind nur 1,5 mm lang, diese selbst kugelig und kaum 
l mm dick. Später strecken sich die Knospen bedeutend in die Länge, 
wie dies aus der Abbildung der ©. Klaineana Pierre zu ersehen ist. 
Die weiblichen Blüten dieser Art sind noch nicht gesammelt worden, 
Sondern nur junge Früchte. Die Fruchtstiele erreichen 1 cm Länge; 
die Fruchtkelche haben etwa 12 mm Durchmesser und eine kaum 1 mm 
weite Öffnung am Scheitel; sie sind dick und fleischig, blaßgrün. Die 
junge, einsamige Frucht hat etwa 8 mm Durchmesser. 


A—Ü Ongokea kamerunensis Engl. 

A Zweig mit jungen Blüten, B Stück des Blütenstandes, die flachen 
Zweigchen zeigend, C Zweigchen mit jungen Früchten in den vergrößerten Frucht- 
kelehen, D—H 0. Klaineana Pierre (von Gabun), D Stücke des Blütenstandes mit 
ganz jungen Knospen, E, F ältere Knospen, G@ Blüte geöffnet, 7 Frucht und Same 

in Längsschnitt, der vergrößerte Fruchtkelch gespalten. 


Dieser Baum steht ziemlich nahe der im Hinterland von Spanisch- 
Guinea (Makonanem), in Gabun und im Kongostaat (Efukoi und Kombe) 
vorkommenden O. Klaineana Pierre, welche in Spanisch-Guinea angök 
1* 


Sure Be 


genannt wird; er unterscheidet sich von dieser Art durch stumpfe 
Blätter und die zusammengewachsenen Zweige des Blütenstandes. 

Bis jetzt wurde der Baum in Kamerun bei Lolodorf von Staudt ‘ 
und bei Bipindihof von Zenker gefunden; er ist ein richtiger Urwald- 
baum und dürfte noch weiter verbreitet sein. 


Strombosia grandifolia Hook. f. 
mbasa in Jaunde. \ 


Nach den Angaben der verschiedenen deutschen Sammler (Staudt, 
Zenker, Preuß) ist der Baum in den Urwäldern zerstreut, wird bis 
30 m hoch und hat den Wuchs sowie das Aussehen einer deutschen 
Buche. Der Baum ist leicht kenntlich an den länglichen, oft 2—2,7 dm 
langen und 0,8—1,2 dm breiten, oberseits und unterseits stark glänzen- 
den, dunkelgrünen, starren Blättern mit jederseits 6—7 aufsteigenden 
Seitennerven, zwischen welchen zahlreiche, schwach gebogene Adern 
parallel verlaufen. Die gelblich-weißen Blüten stehen in dichten Büscheln 
in den Blattachseln. 

Bis jetzt wurde der Baum, welcher auf Fernando Po, bei Libre- 
ville in Gabun, im Kongobecken und ostwärts bei Fort Beni vorkommt, 
in Kamerun an folgenden Stellen nachgewiesen: 

Vietoria, an Bachufern (Preuß). 

Johann-Albrechtshöhe, zerstreut im Urwald um 380 m. Lolodorf 
(Staudt). 

Bipindi, häufig im Lokundjetal am Ostabhang der Morufia (Zenker). 

Jaunde, um 800 m ü. M. (Zenker). 


Strombosia Scheffleri Engl. 


Ein 10—15 m hoher Baum, dessen lange Äste nach unten hängen 
und den ganzen Baum einhüllen (Deistel). Die an 3 cm langen Stielen 
stehenden Blattspreiten sind 1—2 dm lang und 5—9 cm breit. Das 
Holz ist weiß, sehr hart und schwer und gutes Nutzholz. Der Baum 
unterscheidet sich von der vorigen Art hauptsächlich dadurch, daß die 
Adern zwischen den Seitennerven I. Grades schwach und mehr von- 
einander entfernt sind, nämlich 2—4 mm, während sie bei St. grandi- 
folia nur 1—1,5 mm voneinander abstehen. 

Der Baum ist in Kamerun nur bei Buea um 1000 m ü.M. ge- 
funden worden (Deistel). Er ist aber weiter verbreitet im östlichen 
Afrika: 

Uganda: Loro in Ankole, um 1600 m (Dawe). 

Zentralafrikanische Seenzone: als hoher schlanker Baum bei 
Mgaturw auf der Insel Kuridjui im Kiwu-See im Höhenwald um 1700 m 


= 


ET 
häufig (Mildbraed). Einheimischer Name: muzika. — In der Sem- 
liki-Ebene zwischen Beni und dem Ruwenzori um 1200 m (Mildbread). 
OÖst-Usambara: auf verwittertem Granitboden mit starker, fast 
sumpfiger Deckschicht bei Derema, um 800 m ü. M. (Scheffler, 
Braun). — Einheimischer Name: msangane fimbo. 
West-Usambara: Kwai, um 1600 m ü. M. (Albers). — Ein- 
heimischer Name: msingaringa, 


Strombosia Scheffleri Engl. 


A Zweig mit ganz jungen Blättern und ausgewachsenem Blatt, ?/, n. Gr., 
B Zweigstück mit Blüten, C ganze Frucht, n. Gr. 


Strombosia glaucescens Engl. 


Ein 10—20 m hoher Baum. Die Endzweige sind dünn und ziem- 
lich dicht mit Blättern besetzt, welche etwa 1 cm voneinander abstehen. 
Die Blattstiele sind etwa 1 cm lang, die Spreiten gewöhnlich nur 
6—8 cm lang und 2,5—3,5 cm breit; seltener kommen Spreiten von 
1—1,5 dm Länge und 6—8 cm Breite vor. Sehr oft finden sich in den 


Strombosiopsis tetrandra Engl. 


A Blühender Zweig, B Blütenstand, € Knospe, D Kelch, Blumenblätter 
und Staubblätter, E Griffel mit Diseus, F Querschnitt durch den Fruchtknoten, 
@ Längsschnitt durch denselben, H Frucht, J Querschnitt derselben. 


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Bd 


Coula edulis Baill. 
A Blühender Zweig, B Knospe, C Blüte, D Blumenblatt, E Staubblatt, 
a von vorn, b von der Seite, F nach Entfernung eines Teils der Staubblätter und 
Blumenblätter, J Frucht mit dem Samen im Längsschnitt. 


Er 


Blattachseln 1—3 kugelige Gallen von 4 mm Durchmesser. Die Blüten- 
stiele sind nur 1,5—2 mm lang und die Blumenblätter 3 mm. 
Kamerun: Mimfia bei Bipindi, um 150 m ü. M., im Urwald am 
Lepueio und bei Ntongas Dorf in Ngumba (Zenker). 
Liefert gutes Bauholz. 


Strombosiopsis tetrandra Engl. 


Ein 10—30 em hoher Baum mit glatter, grauer Rinde und sehr 
hartem Holz. Die jungen, grünen Zweige tragen lederartige, dunkel- 
grüne, längliche Blätter von der Größe des hier abgebildeten, doch sind 
dieselben bisweilen auch bis 2,5 dm lang und 1 dm breit. 

Der Baum ist in Kamerun in den Urwäldern zerstreut anzutreffen, 
so bei Lolodorf um 450—550 m ü. M. (Staudt), bei Bipindi um 100 m 
ü. M. (Zenker), am Westabhang des Mimfiaberges und bei Jaunde 
(Zenker). 

Er findet sich auch im Hinterland von Spanisch-Guinea bei Mako- 
nanem um 450 m ü. M. und im äquatorialen Teil des Kongobeckens 
bei Coquilhatville. 

Eine durch schmalere und dünnere Blätter ausgezeichnete Art ist 
Str. Zenkeri Engl., welche bei Bipindi und in Gabun gefunden wurde. 


Coula edulis Baill. 


Ein 15—20 m, bisweilen auch 30 m hoher Baum mit glatter, hell- 
grauer Rinde und lockerer Krone, mit hängenden Zweigen. Die bis 
2,7 dm langen und 1,2 dm breiten Blätter sind oben dunkelgrün und 
glänzend, unterseits blaßgrün, an den Nerven bräunlich behaart. Die 
Früchte sind eiförmig, etwa 4 cm lang und 3,5 cm dick; es sind Stein- 
früchte mit dickem Endokarp und ölreichem Samen. 

Der Baum ist in Kamerun an folgenden Stellen gefunden worden: 

Mandane (Hub. Winkler). 

Barombi, im SW. der Station (Staudt). 

Lolodorf, um 500—600 m ü. M. (Staudt). 

Bipindi, teils einzeln, teils in Beständen (Zenker). — Daselbst 
ngummo genannt. 

Batanga und Kubi (J. Braun, Dinklage). 

Auch in Spanisch-Guinea bei Makomo im Fanggebiet (Teßmann). 

Die Samen haben den Geschmack der Paranuß und werden teils 
frisch, teils geröstet genossen. 

Das Holz wird als gutes Bauholz bezeichnet. Auch Hauptmann 
von Besser hat den Baum beachtet und bei der Zweigprobe den ein- 
heimischen Namen wula notiert. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Dahlem bei Steglitz (Berlin), 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXI Nr.2. Ausgegeben am 15. Juli 1911. 


Einige Nutzhölzer Kameruns. 


Il. Leguminosae. 


Von 
H. Harms. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1911. 


Preis 4H Mk. 


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Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXI Nr. 2. Ausgegeben am 15. Juli 1911. 


Einige Nutzhölzer Kameruns, 


II. Leguminosae. 
Von 


H. Harms. 


Bäume aus der großen Familie der Leguminosen spielen sowohl 
im Urwalde Kameruns wie auch in den Steppen und Baumsteppen 
unserer Kolonie eine hervorragende Rolle. Viele von ihnen werden als 
Nutzhölzer in dieser oder jener Richtung zu verwerten sein. Wenn 
ich im folgenden auf einige der wichtigsten Vertreter dieser Familie 
hinweise, so geschieht es, um den in Kamerun tätigen Botanikern und 
Forstleuten eine allerdings nur knappgefaßte Anleitung für die Er- 
kennung der häufigsten Arten zu liefern, die zugleich als Nutzhölzer 
in Rücksicht zu ziehen sind. Der Zweck dieser Zusammenstellung wird 
besonders darin zu suchen sein, daß sie zu weiterem Sammeln und Beob- 
achten anregen soll. Unsere Kenntnisse über die Nutzhölzer gerade 
Kameruns, dessen Flora an Reichtum der Formen des Urwalds alle 
unsere andern afrikanischen Kolonien überragt, sind noch so lücken- 
hafte, daß es noch vieler Jahre des Studiums und eifriger Sammel- 
tätigkeit bedürfen wird, ehe wir auch nur eine vollständige Darstellung 
der Nutzhölzer Kameruns aus einer einzigen Familie, wie der Legu- 
minosen liefern können, eine Darstellung, die für den Forstmann alle 
wichtigen Angaben über die botanischen Merkmale eines Baumes, über 
die Anatomie des Holzes, die Verwertung desselben bei den Ein- 
geborenen, seine Bedeutung für die europäische Holzindustrie, die Ver- 
breitung der Art im Schutzgebiete ausführlicher bringt. 


zz.) 


Für Togo hat kürzlich Volkens (Die Nutzhölzer Togos, Appen- 
dix XXII, Nr. 1) eine Zusammenstellung gegeben, in der die Legumi- 
nosen einen beträchtlichen Raum einnehmen. Die Nutzhölzer dieser 
Kolonie kennen wir besser als die von Kamerun, dank den verdienst- 
vollen Bemühungen Kerstings, dessen schöne Holzsammlung einen der 
wertvollsten Bestandteile unseres Botanischen Museums bildet. Neben 
ihm haben sich auch noch andere Forscher um die Nutzhölzer dieser 
Kolonie bemüht, so in letzter Zeit besonders Hauptmann von Döring. 
Da in Kamerun, besonders in den Steppengebieten dieser Kolonie, zum 
Teil dieselben Bäume aus der Familie der Leguminosen wachsen wie 
in Togo, so werde ich mich bezüglich der Verwertbarkeit des Holzes 
dieser oder jener Art oft auf die vollständigeren Angaben über das 
Togo-Vorkommen beziehen können. Unsere verdienten Kameruner 
Sammler (wie Zenker, Staudt u. a.) haben zwar oft Angaben über 
den Nutzwert beigefügt, indessen sind diese doch recht unvollständig; 
selbstverständlich fanden sie in erster Linie Aufnahme. Dann wurden 
auch noch einige Angaben aus den Sammlungen oder aktenmäßigen 
Mitteilungen der Herren Schorkopf, Reder und Hückstädt ver- 
wertet. In neuester Zeit haben Büsgen und Jentsch in planmäßiger 
Weise die Hölzer Kameruns während einer allerdings für den Umfang 
und die Schwierigkeit des Stoffes nur kurzen Studienreise erforscht. 
Büsgen hat veröffentlicht: Forstwirtschaftliche und forstbotanische 
Expedition nach Kamerun und Togo, in Beiheft z. Tropenpflanzer, 
"XIII, Nr. 9, Sept. 1909; Der Kameruner Küstenwald, in Zeitschrift 
Forst- und Jagdwesen XLII. Mai 1910, 264; Forstbotanisches aus dem 
Kameruner Waldland, Jahresber. d. Vereinigung f. angewandte Botanik; 
Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenwelt und der Hölzer des Kameruner 
Waldlandes (in Mitteilg. Deutsch. Schutzgeb. 2. Heft 1910, 8. 72); 
letztere Abhandlung ist die wichtigste für unsern Zweck, und wo nichts 
anderes angegeben, wird auf sie Bezug genommen. Jentsch behandelt 
in seiner umfangreichen Arbeit über den Urwald Kameruns (Beihefte 
Nr. 1 und 2 z. Tropenpflanzer, März 1911) in erster Linie forst- 
wissenschaftliche Fragen, doch finden wir auch sehr wichtige Angaben 
über einzelne Holzarten und Abbildungen derselben. 

Ich habe die von Büsgen gesammelten Leguminosen bestimmt; so- 
weit es mir gestattet ist, ein Urteil zu fällen auf Grund einer mehr- 
jährigen Beschäftigung mit den Leguminosen Kameruns, sind gerade 
eine größere Anzahl der wichtigsten und am häufigsten auftretenden 
Arten in der Sammlung Büsgen vertreten. Aber die Zahl der wirk- 
lich vorhandenen Bäume aus dieser Familie ist jedenfalls weit größer; 
sind doch manche hohen Waldriesen, von denen gewiß einige wertvolles 
Holz liefern, bisher nur einmal von Zenker, Staudt u. a. und nicht 


2 ee 


wieder gesammelt worden. Über das Holz der meisten Arten 
wissen wir so gut wie gar nichts. Ein in Kamerun tätiger Forst- 
mann würde sich große Verdienste erwerben, wenn er in ähnlicher 
Weise wie Kersting eine Sammlung gut bestimmter Kameruner Hölzer!) 
zusammenbringen würde. Dazu gehören aber in erster Linie sorg- 
sam präparierte Herbarexemplare, die eine sichere Benennung erlauben; 
selbstverständlich muß durch gleichlautende Numerierung der Holz- 
stücke und Herbarexemplare die Gewähr geleistet werden, daß beide 
auch zusammengehören. Es darf nicht vergessen werden, daß schöne 
Holzsammlungen aus Kamerun bereits vorliegen (Preuß, Zenker, 
Staudt, von Besser [für die Firma L. Scholz], Schorkopf, 
Hückstädt u. a.). Indessen liegt doch die Feststellung der bota- 
nischen Namen im allgemeinen noch recht im argen. Es ist nur in den 
seltensten Fällen möglich, ohne Herbarmaterial die Hölzer botanisch 
zu benennen. Verläßliche Bestimmungen von Hölzern sind nur mit 
Hilfe von brauchbarem Herbarmaterial (besonders Blüten) möglich, und 
auch da ist Vorsicht geboten, weil der Fehlerquellen gar zu viele sind; 
beispielsweise können durch Nummernverwechselung beim Sammeln 
oder Verpacken die weittragendsten Irrtümer entstehen. Ein anatomi- 
scher Vergleich mit den dünnen Zweigstückchen des Herbarmaterials, 
das natürlich kostbar ist und der sorgfältigsten Schonung bedarf, läßt 
sich oft nicht umgehen, wenn man sicheres ermitteln will. Die Ein- 
geborenen-Namen reichen zur sicheren Bestimmung nicht aus, da sie 
selten eindeutig sind und oft zu Verwechselungen Veranlassung bieten, 
wofür unten nur zu viele Beispiele gegeben werden konnten. Ich 
möchte dringend vor Überschätzung der Eingeborenen- Namen warnen. 
Mögen sie auch, wie Jentsch (l. c. 50) betont, für die Praxis unent- 
behrlich sein, so können sie doch nur in Verbindung mit sicheren bota- 
nischen Bestimmungen Nutzen stiften, und nur diese können uns aus 
der Verwirrung heraushelfen. Was nützt es beispielsweise, wenn in 
einem Forstbericht gesagt wird, hier oder da käme viel „Erundu“ vor? 
Dies ist offenbar ein Kollektivbegriff für feinblätterige Leguminosen 
(siehe Jentsch, 1. c. 166), deren Holz ja ganz verschiedenen Wert 
haben kann! Der Name „Bosipi“ umfaßt drei, vielleicht sogar vier 
ganz verschiedene Hölzer von offenbar recht verschiedenem Handels- 
wert (zwei Leguminosen und eine Sapotacee)! Der Botaniker liest 
solche Berichte, in denen nur die Eingeborenen-Namen vorkommen, 
mit einem gewissen Bedauern, weil er sich nicht verhehlen kanr, daß 
der Forstmann seiner mühevollen Pionierarbeit einen höheren bleiben- 


!) Um die Kenntnis der ostafrikanischen Hölzer haben sich u. a. besonders 
Stuhlmann und W. Holtz hervorragende Verdienste erworben. 


ge 


deren Wert hätte schaffen können durch Einlegen von Herbarproben 
wenigstens der wichtigsten Bäume, damit man durch Ermittelung der 
botanischen Namen eine klare Vorstellung über die Verbreitung dieser 
oder jener wichtigen Holzart gewinnen kann. Gewiß werden auch den 
Botanikern Irrtümer beim Bestimmen unterlaufen, aber ein gutes 
Herbarexemplar ist doch wenigstens ein fester Halt, auf den man immer 
wieder zurückkommen kann, während die ausschließliche Berücksichti- 
gung der Eingeborenen-Namen ein unentwirrbares Chaos unkontrollier- 
barer und damit wertloser Angaben hinterläßt. 

Was die Verwertbarkeit der Hölzer selbst anbetrifft, so benutzte 
ich außer zerstreuten Notizen verschiedener Sammler besonders einige 
Angaben aus Chevaliers Werk: Les vegetaux utiles de l’Afrique 
tropic. frangaise. Besonders nützlich waren mir die Untersuchungen 
von E. Perrot und G. Gerard (Recherches sur les bois de differentes 
especes de Legumineuses africaines, fasc. III. vonChevaliersWerk; 1907), 
die in mancher Hinsicht vorbildlich für ähnliche Studien sein können. 
Dann fasc. V (Chevalier, Premiere etude sur les Bois de la Cöte d’Ivoire; 
1909). In diesen Publikationen findet man Bemerkungen über eine 
größere Zahl von Hölzern, die auch in Kamerun vorkommen. Auch 
E. Gilgs Zusammenstellung unserer Kenntnisse über die Hölzer Ost- 
afrikas (in Englers Pflanzenwelt Ostafrikas 1895, Teil B) ist mit Vor- 
teil für Kamerun zu verwerten. 

Zur schnelleren Orientierung über die gerade in Kamerun er- 
drückende Formenfülle der Leguminosen sei noch folgendes bemerkt. 
Von den drei Unterfamilien (Mimosoideae, Caesalpinioideae, Papilionatae) 
spielen die zuletzt genannten der Zahl nach in der hier in erster 
Linie berücksichtigten Waldflora des Gebiets eine viel geringere 
Rolle als die beiden ersten; allerdings gehört gerade den Papilio- 
natae, die sich durch die bekannten Schmetterlingsblüten aus- 
zeichnen, die sehr wichtige Gattung Pterocarpus (Rotholz) an. Die 
Mimosoideae haben kleine oder winzige regelmäßige (weiße, gelbe oder 
rötliche) Blüten in Rispen, Ähren, Trauben oder Köpfchen. Die Blätter 
sind bei den Kameruner Vertretern stets doppelt gefiedert, die einzelnen 
Blättchen mittelgroß oder klein. Die Caesalpinioideae sind in Blüten- 
größe und -bau sehr mannigfaltig; wir haben darunter solche mit an- 
sehnlichen großen Blüten (besonders Berlinia-Arten) und andere mit 
kleinen Blüten, die an Mimosoideae erinnern. Die Blätter sind meist 
einfach gefiedert, die Blättchen meist mittelgroß, oft schief; jedoch 
kommen auch doppelt gefiederte Blätter vor (z. B. Erythrophloeum, 
Burkea, Stachyothyrsus). Hat man nur Blätter, so ist es nur selten 
möglich, die Art sicher zu bestimmen. Man kann oft nicht einmal die 
Gattung mit Gewißheit angeben, da beispielsweise gleiche oder ähnliche 


ae a 


Blattformen bei einer Reihe von Gattungen wie Cynometra, Copaifera, 
Berlinia, Brachystegia, Macrolobium usw. vorkommen können. Manche 
Formen der Mimosoideae sehen gewissen Caesalpinioideae so ähnlich, 
daß selbst so ausgezeichnete Kenner der Gruppe wie Taubert sich 
täuschen lassen konnten; er hat die Mimosoideen Cylicodiscus und Calpo- 
calye zuerst für Arten der Caesalpinioideen-Gattung Erythrophloeum 
gehalten, und in der Tat sind die doppelt-gefiederten Blätter bei diesen 
drei Gattungen außerordentlich ähnlich. Sehr wertvoll zur Erkennung 
der Gattung sind besonders bei den Mimosoideen die Hülsen. Doch 
wäre es falsch anzunehmen, daß man eine bestimmte Art stets nur 
nach der Hülse erkennen könnte. Das wäre erst möglich, wenn wir 
Hülsen aller Arten wirklich kennen würden, aber leider kennen wir 
sie bis jetzt nur von den wenigsten. Daher ertönt immer wieder die 
Mahnung: Sammelt recht vollständiges Material an Blättern, Blüten 
und Hülsen, und dazu unter gleicher Nummer Holzstücke desselben 
Baumes, von dem das Herbarmaterial genommen wurde; dann wird 
man auch in die Kenntnis der Hölzer besser eindringen können. 


Für die Unterscheidung der Hölzer ist der Querschnitt (Hirn- 
schnitt) am wichtigsten. Bei den Leguminosen spielt die Form, in der 
das Holzparenchym im Fasergewebe verteilt ist, eine große Rolle; da- 
durch wird die Musterung des Holzes bedingt. Bei einigen Arten 
tritt das Holzparenchym nur oder fast nur in der Umgebung der 
Gefäße auf; mit ihnen zusammen bildet es dann oft augenförmige 
Gruppen, die dadurch entstehen, daß das Holzparenchym sich dem 
Gefäß oder den Gefäßen in zwei seitlichen Flügeln anlagert. Bei 
andern Arten bildet das Holzparenchym kontinuierliche oder gelegent- 
lich unterbrochene gerade oder gewundene tangentiale Streifen; es tritt 
dann eine Jahresring-ähnliche Zeichnung zutage (Pierocarpus, Baphia). 
Diesen tangentialen Bändern von Holzparenchym sind die Gefäße ein- 
oder angelagert. Zwischen beiden Typen existieren die mannigfaltigsten 
Übergänge, die dadurch zustande kommen, daß die beim ersten Typus 
erwähnten flügelartigen Holzparenchymgruppen zu beiden Seiten des 
Gefäßes sich zu Streifen verlängern, die gelegentlich mit andern Streifen 
anastomosieren können. Ein schönes Beispiel für die Kombination beider 
Typen bietet Copaifera Demeusei!) (s. Figur). Augenähnliche Gefäß-Holz- 
parenchymgruppen, die meist durch tangential oder schief verlaufende 


!) Das Bild Erundu n. 38 bei Jentsch (Tafel IV) erinnert an Copaifera 
Demeusei (Schorkopfs Bobanja-Holz unserer Sammlung). Das Holz Bobanja 
von Jentsch (l. c. 148, Taf. I) ist offenbar etwas ganz anderes; schon die Farbe 
(braungelb oder gelblich) spricht gegen die Zugehörigkeit zu jener Copaifera- Art, 
dann auch die Angabe „Markstrahlen breit“. 


Bald — 


Holzparenchymstreifen miteinander anastomosieren, zeigt in sehr deut- 
licher Weise das Bild von „Bongongi“ bei Jentsch, Tafel I Nr. 6. 


Nächst dem Querschnitt ist der Tangentialschnitt zu Rate zu ziehen, 
der uns über die Gestalt und Höhe der Markstrahlen belehrt, die oft ein 
sehr wichtiges Kennzeichen abgeben. Gewisse Pierocarpus-Hölzer sind an 
den reihenweise in Etagen übereinander gelagerten Markstrahlen schon 
bei Anwendung von Lupenvergrößerung leicht erkennbar. Wichtig 
sind ferner gewisse inhaltführende Elemente, wie Sekretgänge und 
Kristallschläuche. 


In den beigegebenen halbschematischen Bildern ist das Faser- 
gewebe (Libriform, Holzprosenchym) schraffiert wiedergegeben. Diese 
Darstellung entspricht mehr dem Bilde, das ein glatter Querschnitt bei 
auffallendem Lichte bietet, wo die Holzparenchymgruppen sich durch 
hellere Färbung von der Grundmasse abheben. Perrot und Görard 
haben in ihrer oben erwähnten Arbeit in ähnlicher Weise das Libriform- 
gewebe dunkel gehalten, Gefäße und Holzparenchym ohne Ton wieder- 
gegeben. — Für die sichere Unterscheidung mancher äußerlich ähn- 
lichen Hölzer läßt sich die anatomische Untersuchung nieht entbehren. 


Pithecolobium altissimum Oliver. 


Nach Hooker, der die Art zuerst unter dem Namen Albizzia 
altissima (Niger Fl. [1849] 332) beschrieb, ein sehr hoher Baum, daher 
der Name. Die doppelt-gefiederten Blätter werden 10—20 cm lang, 
tragen 4—7 Fiedern mit je 20—25 lineal-länglichen, 8-12 mm langen 
Blättchen. Die etwa 2 cm lang gestielten Blütenköpfchen stehen meist 
einzeln. Die Hülsen bieten das wichtigste Kennzeichen; sie sind zu- 
sammengedrückt, schmal, 20—25 cm lang, 0,8—1,7 cm breit, und, was 
besonders zu beachten ist, spiralig gedreht und zwischen den Samen in 
Intervallen von 8—13 mm eingeschnürt. 


Vogel entdeckte diesen Baum im Gebiete von Cape Coast und 
Aboh. Oliver (Fl. Trop. Afr. II. 364) gibt an, daß Mann ihn am 
„Nun and Camaroons River“ gefunden habe. Ich habe keines der von 
Oliver zitierten Exemplare gesehen, glaube jedoch nicht fehl zu gehen, 
wenn ich gewisse von Chevalier in Oubangui gesammelte Exemplare 
und ein von H. Winkler bei Londji (Baum mit gelblichweißen Blüten) 
gesammeltes Stück hierherrechne. Zur selben Art gehört die von 
Passarge im Hinterland Kameruns (Ngaumdere) gesammelte Pflanze, 
die ich als Albizzia Passargei Harms (Engl. Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 
253; Blütenexemplar) beschrieben habe, zu einer Zeit, als mir die 
Hülsen des genannten Pithecolobfium noch unbekannt waren, 


Ledermann hat zweimal im Hinterlande von Kamerun eine 
hierher gehörige Pflanze gesammelt: Bei Bakari (n, 2268; großer Baum 
von 20—25 m Höhe mit weißen Blüten, schmaler Galleriewald an 
einem Bache in der Savanne) und ebendort (n. 2289, kleines Bäumchen 
3—4 m hoch, mit weißen Blüten). Dim zweiten Exemplar liegt die 
sehr charakteristische gewundene und zwischen den Samen eingedrückte 
oder eingeschnürte Hülse des Pithecolobium altissimum bei, so daß an 
der Zusammengehörigkeit des genannten Materials kaum zu zweifeln 
ist. — Übrigens wird die Art auch vom Congogebiet angegeben, 
scheint also ziemlich verbreitet zu sein. 

Perrot und Gerard (Recherch. bois Leg. afric. [1907] 52) be- 
schrieben ein Holz unter dem Namen Acaeia altissima Lecard, das viel- 
leicht zu Pitheeolob. altissimum gehört. Dieses Holz ist leicht zu bear- 
beiten und kann eine schöne Politur annehmen; die Eingeborenen 
benutzen es zum Bau ihrer Kähne. Man vergleicht es mit unserem 
Buchenholz, und es kann wohl wie dieses in der Tischlerei verwendet 
werden. 


Albizzia angolensis Welw. 


Ein Baum mit doppelt-gefiederten Blättern; Fiedern in 3—5 Paaren, 
Blättchen in 5—13 Paaren, länglich, stumpf, beiderseits etwas behaart, 
Mittelnerv median (nicht schief verlaufend wie bei A. fastigiata), 
1—2 cm lang. Blüten weiß (oder gelblich?) in langgestielten Köpfchen, 
mit weit herausragenden sehr feinen und dichten Staubfäden. 

Wahrscheinlich im westl. trop. Afrika weiter verbreitet (Angola, 
Kamerun, Togo). 

In Kamerun bisher nur zweimal gesammelt: Jaunde-Station 
(Zenker n. 430) und Edea (Hanke 1908 Nr. 6). — Von Togo be- 
sitzen wir mehrere Exemplare des Baumes. Nach Kersting (Sokode- 
Bassari) ist es ein 25—30 m hoher Baum von 1,5 m Durchmesser, der 
sich dort in den Resten primären Urwaldes findet. Von Doering 
(Atakpame) bezeichnet ihn als 20 m hohen schlanken Baum. 

Nach Welwitsch (Hiern, Catal. Afric. Pl. I. 316) ist das Holz 
außen weiß, in der Mitte verschiedenfarbig und für Tischlerarbeiten gut 
geeignet. 


Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv. 


Dieser bekannte, im tropischen Afrika sehr weit verbreitete und 
häufige Baum findet sich auch in Kamerun (z. B. Jaunde). Zenker und 
Staudt beschreiben ihn als 30—35 m hohen schönen Baum mit schirm- 
artiger Krone, glatter hellgrauer Rinde und hartem Holz (einh. Name 
„Ejem“). Schultze hat ihn bei Johann-Albrechtshöhe (n. 83, Jan. 


a 


1909) gefunden; die gelben Blüten sollen einen unangenehmen Geruch 
haben. Wahrscheinlich geht diese Art bei Buea unter der Bezeichnung 
Isäka (Reder n. 673), Esakasaka (Reder n. 1901), Songeafaco 
(Reder n. 1445). Der Name Esakasaka kehrt bei einer andern 
Pflanze (Buea) desselben Sammlers (n. 1701) wieder, die höchstwahr- 
scheinlich Piptadenia afriecana Hook. f. ist. 

Nach Gilg (in Pflanzenwelt Ostafrikas B. 299) ist das Holz „von 
mittlerer Schwere und Härte und besitzt eine ziemlich gleichmäßige 
hellgelbe Farbe, die nach dem Zentrum zu allmählich in ein zartes 
Hellgrau übergeht. Jahresringe und Markstrahlen sind fast unsichtbar. 
Die Faser ist wie bei der vorigen Art sehr lang und starr, das Korn 
ziemlich grob und wenig dicht“. Ein von mir gesehenes ostafrikanisches 
Stück hat in der Struktur große Ähnlichkeit mit dem Holz von 
A. Brownei. Übrigens wird das Holz aller Albizzien als termitenfest 
gerühmt; in Natal macht man aus dem von Alb. fastigiata Rädernaben. 


Albizzia Brownei Oliv. 


Nach Staudt ein 20-30 m hoher Baum mit lockerer Krone, 
glatter grauer Rinde und hartem Holz. Die Blätter sind wie bei allen 
Albizzien doppelt gefiedert und zeichnen sich vor den verwandten Arten 
derselben Gattung dadurch aus, daß sie ziemlich große schiefe eiförmige 
oder verkehrt. eiförmige oder rhomboidisch-elliptische Blättehen in 3 bis 
5 Paaren tragen von 3—7,5 cm Länge. Bei dieser Art wie bei 
A. fastigiata, die aber viel kleinere Blättchen in vielen Paaren besitzt, 
ragt die feine dünne Staubfadenröhre weit aus der Blüte heraus; nach 
einer Zeichnung Zenkers ist die Blumenkrone weißlich, und die wie 
ein Faden weit hervorstehende Staubfadenröhre rötlich, letztere teilt 
sich erst am Ende in eine Anzahl kurzer feiner Fädchen, die die ganz 
winzigen Staubbeutel tragen. Die flachen lineal-länglichen Hülsen werden 
10—15 em lang, 2—3 cm breit. Die Art ist im tropischen Afrika weit 
verbreitet. Volkens sagt (Nutzpflanzen Togos 7): „großer schöner 
Waldbaum, zerstreut auch in der Steppe, mit graugrüner rissiger Rinde; 
Holz ziemlich schwer und fest mit hellem Splint und dunkelbräunlichem 
Kern“. Wir haben die Art aus Kamerun von Johann-Albrechtshöhe, 
Bipindi, Mimfia u. a. Standorten. Büsgen (l. c. 77) sammelte sie bei 
Edea; er bildete ein Blättchenpaar ab. Diese Albizzie soll wie eine 
andere der A. Welwitschii nahestehende Art nach ihm bei den Duala 
Bobai, bei den Bakundu Isaga heißen. Er meint, der Baum wäre 
als Tischlerholz brauchbar. Die von Reder (n. 483 und 678) unter 
dem Namen Isäka gesammelte Pflanze gehört vielleicht hierher. Der 
Name Isäka ist aber jedenfalls ein Sammelname für verschiedene Arten, 


am 


da dieselbe Bezeichnung auch die von Reder unter n. 673 gesammelten 
Blattstücke tragen, die sehr wahrscheinlich zu Albizzia fastigiata gehören. 
— In Ostafrika kommt die Art auch vor; nach einer Mitteilung aus 
Amani soll sie gutes Bauholz liefern. 

Zu 4A. Welwitschü Oliv., die der A. Brownei sehr nahe steht, gehört 
meiner Ansicht nach vielleicht das von Büsgen bei Johann-Albrechts- 
höhe Novbr. 1908 sub n. 133 gesammelte Stück, entnommen einem 
großen Baum mit grünbrauner etwas längsstreifiger Rinde und Bretter- 
wurzeln, im Laube etwas an Eschen erinnernd (einh. Namen: Bubai 
Duala, Isaga Bakundu). Das Holz dieser Art ist bei Büsgen auf 
Taf. I Fig. 11 abgebildet. 

Nach Schorkopf (Amtsblatt für Kamerun, 4. Jahrg. Nr. 3 Febr. 
1911) eignet sich das Bobai-Holz (Albizzia wahrscheinlich Welhwitschii) 
vorzüglich für den Voranbau 
bei Aufforstungen, da die Art 
schon bald ein vorzügliches 
Brennholz und später auch 
Nutzholz liefert. Dem Bobai 
ganz ähnlich in Aussehen und 
Verhalten ist nach Sch. ein 
im Graslande häufiger Baum, 
den die Eingeborenen Efak 
nennen (was ist dies?) — 
Mehrere Gutachten über Bo- 

bai-Holz!) veröffentlichte 
Jentsch (l. c. 146), eine sehr 
undeutliche Abbildung davon 
auf Taf. I. 

Holz von A. Brownei haben 
wir in der Sammlung Zenker 
(n.686), Aststücke von fast Acm Durchmesser mit grauer oder rötlichgrauer 
Rinde. Das Holz ist hellweißlichbraun oder hellgelblichbraun, nicht 
sehr fest. Auf dem Querschnitt sind die Gefäß-Holzparenchymgruppen 
erkennbar. Die Gefäße liegen einzeln oder zu 2—3 radial, sind von 
recht breiten Holzparenchymlagen umgeben. Diese Gruppen liegen 
isoliert im Fasergewebe oder treten durch tangential oder schief ver- 


Albizzia Brownei. 


!) Ein hellgelbbräunliches Holz Bobai der Sammlung von Besser-Scholz 


. ist etwas ganz anderes, wahrscheinlich keine Leguminose! — Die von Wilhelm bei 


Jentsch gegebene Beschreibung eines Holzes (unter Bobai!) S. 146 (P. 11) erinnert 
auffallend an Copaifera Demeusei; schon die rötliche Farbe läßt darauf schließen. 
Wir haben Copaifera Demeusei (ein durch Härte und schöne feine Struktur aus- 
gezeichnetes Holz) unter dem Namen Boba (von Besser) erhalten; also wäre eine 
Verwechselung mit dem ähnlich klingenden Bobai denkbar. 


a 


laufende Holzparenchymstreifen in Verbindung, so daß gelegentlich un- 
regelmäßig wellig verlaufende kurze Bänder entstehen, in ähnlicher 
Weise, wie es Büsgens Figur wiedergibt. Markstrahlen von sehr 
wechselnder Breite und Höhe, gelegentlich einschichtig, nur 7—10 Zellen 
hoch, oder auch zwei- bis dreischichtig, auch vierschichtig, bisweilen 40 
bis 50 Zellen hoch; Zellen meist klein, rundlich. Kristallschläuche 
stellenweise sehr reichlich, 


Dichrostachys nutans Benth. 


Ein bekannter, in den Steppen des tropischen Afrikas sehr weit 
verbreiteter knorriger Baum mit feinem akazienähnlichem Fiederlaub 
und in ziemliche starke Dornen ausgehenden Zweigen, der im Hinterlande 
Kameruns vorkommt und wegen seines schönen Holzes hier auch er- 
wähnt werden muß. Blüten in zweifarbigen dichten Ähren; die oberen 
Blüten jeder Ähre fruchtbar gelb, die unteren geschlechtslos rötlich 
oder purpurn. Hülsen schneckenartig gewunden. 

Das Holz ist von bedeutender Schwere und Härte, der Splint von 
gelblicher oder hellbräunlicher Farbe, das Kernholz dunkel- bis kastanien- 
braun (siehe Gilg, l. c. 304). Das Korn ist fein und sehr dicht, die 
Faser lang und ziemlich weich. Dieses gute Holz läßt sich nach Perrot 
und Görard für die Kunsttischlerei ebenso gut verwenden wie für 
gewöhnlichere Tischlerarbeiten, sowie auch zur Anfertigung von Hand- 
werkszeug-Handgriffen. In Togo benutzen es die Eingeborenen zu 
Spazierstöcken. 


Prosopis oblonga Benth. 


Baum von 5-30 m Höhe, Stamm oft krumm und unregelmäßig 
verzweigt. Blätter doppelt gefiedert mit 2-3 Paaren von Fiedern; 
Jede Fieder mit 5—11 Paaren von elliptisch-länglichen spitzen Blättchen 
von 1,5—2,5 cm Länge. Blüten klein, in kurzgestielten dichten Ähren 
von 3—6 cm Länge. Hülsen dick, 10—15 cm lang, 2—3 cm im Durch- 
messer, fast stielrund oder nur wenig zusammengedrückt, gerade, stumpf, 
glatt, mit dicker holziger Wandung, von dunkelbräunlicher oder schwärz- 
licher Farbe. Innen ist die Hülse durch Querwände in Fächer geteilt, 
in denen die länglichen oder ellipsoidischen glänzenden glatten Samen 
liegen. 

Ein im westlichen Afrika verbreiteter Steppenbaum (z. B. Togo). 
Ledermann fand ihn in den Baum- und Gebüschsavannen Kameruns 
(bei Garua, Dodo usw.). 

Das Holz ist sehr hart, von feinem, homogenem, dichtem Korn, 
von dunkelrotbrauner Färbung, mit feinen und regelmäßigen helleren 


Strichelchen; man kann eine ziemlich helle braune peripherische Zone 
von einem dunkelrötlichen Herz unterscheiden. Es nimmt schöne 
Politur an und soll sich gut verarbeiten lassen. Nach Volkens ist es 
für Togo eines der besten Hölzer dieser Kolonie. Im Alter nimmt es 
eine fast weinrote Tönung an. Nach Perrot und Görard ist es ver- 
wertbar für Kunsttischlerei, Stellmacherarbeiten, Schiffbau. Man kann 
daraus Winkelmaße und Hobel gewinnen. Den Eingeborenen liefert 
es eine vielfach angewandte Schmiedekohle.e Das Holz ist im all- 
gemeinen besonders für solche Zwecke zu verwenden, wo es sich um 
Dauerhaftigkeit gegenüber der Feuchtigkeit der Luft und unterhalb des 
Wassers handelt. Da es Witterungseinflüssen widersteht, so ist es als 
Straßenpflaster geeignet. 


Calpocalyx Dinklagei Harms. 


Ein 10—30 m hoher Baum mit doppelt gefiederten Blättern, die 
auf 2—3 cm langem Stiel ein einziges Paar von etwa 40—50 cm langen 
Fiedern tragen, Fiedern ihrerseits mit etwa 4—6 Paaren gegenständiger 
kurz gestielter ziemlich großer, länglicher kahler Blättchen (7”—15 cm 
lang, 3,5—7 cm breit). Die kleinen (weißen oder gelben?) Blüten stehen in 
dichten zylindrischen Ähren, 
die zu einer Rispe zusammen- 
treten. Reife Hülsen kenne 
ich nicht. — Die bisher mono- 
typische Gattung erinnert 
sehr an Piptadenia und ver- 
wandte Gattungen, indessen 
ist es fraglich, ob sie diesen 
Gattungen nahesteht oder 
etwa an Prosopis sich an- 
schließt, solange man die 
Hülsen noch nicht kennt. 

Dinklage entdeckte 
den Baum in Kamerun (Ebea- 
fälle, Batanga); bei Bipindi 
hat ihn Zenker nachge- Calpocalyx Dinklagei. 
wiesn. Er findet sich auch 
in Gabun. Ledermann sammelte ihn bei Campo (größerer Baum mit 
rotbraunen Kätzchen) und Nkolebunde (20—30 m hoher Baum mit 
weißen Blüten). Frau Achenbach fand ihn bei Lolodorf; in Über- 
einstimmung mit Zenker nennt sie die Blüten gelb; die Rinde soll 
pulverisiert als Heilmittel in Wunden gestreut werden. 


Pro 


Zenker bezeichnet das Holz als schwer. Die Stücke Zenker 
n. 890 und n. 1753 haben einen Durchmesser von etwa 3—6 cm; Rinde 
graubraun oder schwärzlichgrau, 1—2 mm dick. Das Holz ist rötlich- 
grau oder rötlichbraun (sehr eigenartige Farbe), mit unregelmäßigen 
jahresringartigen Zonen. Der Hirnschnitt zeigt im Grundgewebe 
zahlreiche hellere Punkte, die in den helleren Zonen dichter stehen, in 
den dunkleren spärlicher sind. Es sind dies die Gefäß-Holzparenchym- 
nester, die meist isoliert liegen; stellenweise treten sie durch tangentiale 
oder etwas schief verlaufende Holzparenchymstreifen miteinander in 
Verbindung; in den Zonen, wo die Gefäße dichter stehen, sind natürlich 
auch die Holzparenchymstreifen zahlreicher. Diese Nester haben oft 
einen augenähnlichen Umriß. Die Gefäße stehen einzeln oder zu zwei 
bis drei in radialer oder schiefer Richtung zusammen. Sie haben kurze 
Glieder und sehr feine enge Tüpfelung; gelegentlich führen sie bräun- 
lichgelben Inhalt. Das Libriform ist mäßig stark oder stark verdickt, ge- 
legentlich mit feiner Querfächerung, auf dem Querschnitt sehr gleichmäßig. 
Die Markstrahlen sind meist nur ein- bis zweischichtig, von wechselnder 
Höhe, bisweilen sehr lang (bis 40 Zellen hoch); die Zellen rundlich, 
mit etwas verdickten Wänden, mit bräunlichem Inhalt. Bei den Mark- 
strahlen kommt es nicht selten vor, daß die Breite von zwei oder selten 
drei Zellen nicht in der Mitte, sondern mehr nach dem einen Ende zu 
liegt. Kristallschläuche mit kleinen Gliederzellen sind im und am 
Libriform stellenweise recht häufig. 


Tetrapleura Thonningii Benth. 


Ein 15 m hoher oder noch höherer Baum mit ziemlich ansehn- 
lichen doppelt gefiederten Blättern; Fiedern in 5—8 Paaren, Blättchen 
an jeder Fieder etwa 18—26, breit länglich oder elliptisch-länglich, 10 
bis 15 mm lang, 6—10 mm breit. Die kleinen bräunlichgelben Blüten 
stehen in ährenähnlichen gestielten Trauben. Die Hülsen sind unver- 
kennbar. Sie sind etwa 10—25 cm lang, mit vier Flügelkanten ver- 
sehen, von schwärzlicher oder dunkelbräunlicher Farbe. 

Dieser an seinen Hülsen leicht erkennbare Baum kommt von Senegam- 
bien bis Angola vor. In Kamerun ist er häufig gesammelt worden (bei Vic- 
toria, Bipindi, Jaunde usw.). Einh. Name: Kombolo (nach von Besser); 
tzissa (Bipindi). Der Name „Kombolo“ wird auch für Pentaclethra an- 
gegeben. Büsgen (l. cc. 92) gibt noch den Namen Bokumake (Edea) an. 

In der Sammlung Scholz-von Besser haben wir ein großes, 
34 cm im Durchmesser haltendes Stück Kombolo; dazu ein Herbarstück. 
Das Stück hat 3 mm dicke rötlichbraune Rinde. Die Farbe des Holzes 
ist hellrötlichbraun. Die Gefäße sind mit bloßem Auge sichtbar, auch 


er Prayer 


erkennt man stellenweise ganz kurze unregelmäßige tangentiale Bändchen. 
Die Gefäße liegen meist einzeln, zerstreut, sind rundlich, von ziemlich 
gleichmäßiger Größe, doch kommen auch nicht selten zwei bis drei dann 
etwas abgeplattete in radialer Anordnung vor. Sie sind von ziemlich 
breiten Holzparenchymnestern umgeben. Gelegentlich treten auch kurze 
oft wellig konturierte Holzparenchymstreifen mit eingelagerten Gefäßen 
auf. Das Libriform ist ziemlich stark verdickt, die Elemente liegen 
einigermaßen radial. Die Markstrahlen treten auf dem Taangentialschnitt 
recht zahlreich auf, sie sind meist zwei- bis dreischichtig, 7—20 Zellen 
hoch, die Zellen ziemlich klein, rundlich. Kristallschläuche treten in 
sehr zerstreuter Anordnung auf. Das Holz erinnert sehr an das von 
Albizzia-Arten; in der Tat 
müßten sicher bestimmte Höl- 
zer der Tetrapleura-Art und 
gewisser Albizzien (z.B. A. 
Brownei) noch genauer nach- 
geprüft werden. Das Tetra- 
pleura-Holz scheint immer 
etwas hellrötliche Farbe zu 
haben. — Ein von Zenker 
gesammeltes Stück (n. 1172) 
hat einen Durchmesser von 
5,5 cm, zeigt ähnlichen Bau; 
doch ist das Libriform hier 
weniger verdickt, und neben 
zwei- bis dreischichtigen 
Markstrahlen finden sich Tetrapleura Thonningii Benth. 

viele einschichtige. 

Büsgen (l. c. 97) schildert das Holz Kombolo so: hellfarbig 
rötlich glänzend, fest, zäh, langfaserig, Gefäße mit den sie umgebenden 
Holzparenchymnestern deutlich, Markstrahlen eben sichtbar, die Holz- 
parenchympartien in der Richtung der Stammperipherie verlängert. 
Von den Eingeborenen soll es nur zum Brennen benutzt werden. Es 
ist wohl möglich, daß sich diese Angaben auf Tetrapleura beziehen; 
wir dürfen aber nicht vergessen, daß unter Kombolo auch Pentaclethra 
macrophylla verstanden wird!). 


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!) Die Beschreibung des Holzes von Tetrapleura Thonningü bei Perrot und 
Gerard (l.c. 131) stimmt in einigen Punkten mit der von mir gegebenen nicht überein: 
Nach P. und G. sollen die Gefäße selten isoliert, meist zu zwei bis drei in radialer Anord- 
nung stehen und die Libriformzellen sehr stark verdickte Wände haben. Ich kann daher 
einen Zweifel an der richtigen Bestimmung, sei es meines Stückes, sei es des von P. und G. 
untersuchten, nicht unterdrücken und muß zur endgültigen Klärung weiteres Material 
abwarten. 


er 409. Zu 


De Wildeman (Comp. Kasai [1910] 297) beschreibt das Holz 
als hell, von feinem dichtem ziemlich gleichmäßigem Korn, leicht 
ein wenig heller getönt; die Radial- und Tangentialschnitte sind 
fein durch die Markstrahlen gestrichelt. Andere Beobachter sollen 
das Holz als tief gelblichrot beschreiben, mit schöner Marmorierung 
und halbfest. Man sagt, es sei verwertbar als Nachahmung von 
Eicheneinlage bei Möbeln. Perrot und Gerard (l. c. 133) sagen, 
es sei leicht zu bearbeiten und für die Kunsttischlerei, besonders aber 
für Stellmacherarbeiten, geeignet. 


Piptadenia africana Hook. f. 


Ein großer Baum, dessen Höhe bis auf 55 m angegeben wird. Die 
Blätter, nach Büsgen tiefgrün, sind doppelt-gefiedert, die in 9 bis 
11 Paaren stehenden Fiedern 
tragen zahlreiche, dichtste- 
hende, sehr kleine, schmale, 
4—5 mm lange, kaum I mm 
breite Blättchen in 20 bis 
60 Paaren. Die winzigen grün- 
lichen oder weißlichen Blüten 
stehen in langen (6—12 cm) 
schmalen zylindrischen, etwas 
behaarten Ähren, die zu Rispen 
zusammentreten. Die flachen, 
schmalen, bräunlichen Hülsen 
werden 20—24 cm lang, 2 bis 
3,5 cm breit; sie springen auf 
und bergen im Innern mehrere 

Piptadenia africana. flache, bräunliche Samen von 
6—7 cm Länge und 2 cm 
Breite. Der Same ist an einem langen feinen Samenstrang (Funi- 
culus) befestigt und ringsherum mit ziemlich breitem, häutigem Flügel- 
rand versehen. Seine Längenausdehnung fällt in die der Hülse; der 
Funiculus sitzt in der Mitte der einen Seite an, nicht am Ende des 
Samens. Diese Orientierung und Anheftungsweise des Samens am 
Funiculus ist zu beachten als wichtiges Merkmal gegenüber den ver- 
wandten Gattungen Newtonia, Oylieodiscus und Fillaeopsis, die ebenfalls 
Flügelsamen besitzen, wo jedoch die Samen anders gelagert und 
anders befestigt sind (s. unten). 


Der Baum ist im tropischen Westafrika vom Niger bis Angola 


23 


Ss 


EICHE 


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Piptadenia africana Hook. f. 


Be 


weit verbreitet. An der Gold Coast spielt er als Nutzholz eine wich- 
tige Rolle (siehe Thompson, Rep. on Forests [1910] 177). 


In Kamerun scheint er häufig zu sein; wir haben zahlreiche Herbar- 
exemplare davon, z. B. von Bipindi, Jaunde, Lolodorf (nach Staudt 
einer der dieksten und höchsten Bäume mit schirmartiger Krone, glatter 
hellgrauer Rinde und hartem Holze). 

Hückstädt sammelte den bis 30 m hohen Baum bei Duala unter 
der Bezeichnung Bwaye (n. 150). 

Büsgen traf den Baum zuerst im sekundären Walde bei Mukonje, 
notierte ihn aber später noch öfter. Von den Bakwiri wurde er 
Erundu oder Edundu, von den Duala Bolondo genannt. Die Duala 
unterscheiden nach ihm mehrere Erundu. Erundu ist übrigens nach 
Büsgen Sammelname für feinfiederige Leguminosen!). Der von Büsgen 
beobachtete Baum hat eine glatte, etwas rötliche oder von Flechten 
bunte Rinde, die innen karminrot ist. Das Holz besitzt schwach 
rötlichgelben Splint und braungelben Kern und wird als Zimmerholz 
benutzt. Bei der Beschreibung des Holzes Erundu sagt Büsgen 
(l. ec. 96): „Kern rötlich mit Stich ins Bräunliche, Splint verfärbt. 
Gefäße deutlich sichtbar, mit schmalem Ring von Holzparenchym, 
manchmal in schräg zum Radius des Stammes verlaufenden Linien, 
wobei die Holzparenchymnester zusammenfließen. Markstrahlen kaum 
kenntlich. Stellenweise sind Holzparenchymstreifen vorhanden“. 

Über das Holz Bolondo berichtet Schorkopf: „Kräftiger, meist 
gedrungener Stamm, Holz recht hart, wird stellenweise als Bauholz 
benutzt, soll sich vorzüglich zum Kohlen eignen.“ Das Stück Bo- 
lundu der Sammlung Schorkopf zeigt hellrötlichbraunes Splintholz 
und braunen Kern. Sehr deutliche in tangentialen, ziemlich dichten 
gewundenen Linien verlaufende Holzparenchymstreifen mit ein- oder 
angelagerten, deutlich sichtbaren Gefäßen und diese umgebendem Holz- 
parenchym, Markstrahlen sehr fein, nicht sehr deutlich. Ob dies wirk- 
lich identisch mit Erundu Büsgens? — Büsgen beschreibt ein Holz 
Bolondo so (S. 95): „Farbe des Tiekholzes oder auch des Chloro- 
phoraholzes, ähnlich etwas dunklem Eichenholz. Gefäße von Holz- 
parenchymringen umgeben, die oft beiderseits etwas in Linien aus- 
gezogen sind. Markstrahlen eben noch sichtbar (= Chlorophora?)* Ist 


!) Jentsch (I. ec. 166) bezieht Erundu Bkd. zunächst auf Piptad. africana, 
betont aber, daß mehrere feinfiederige Leguminosen so bezeichnet werden. Das von 
ihm Tafel III Nr. 35 abgebildete Holz erinnert an Schorkopfs Bolundu 
(= Piptad. africana), während das Holz Taf. IV Nr. 38 dem von Copaifera 
Demeusei ähnlich sieht. — Was Büsgens Hölzer Erundu und Bolondo sind, läßt 
sich nur nach genauer Untersuchung feststellen. 


WE 


dies dasselbe wie Schorkopfs Bolundu? Und was ist nun eigentlich 
wirklich Piptadenia africana-Holz’? 

Nach Chevalier ist das Holz von Piptadenia afrieana weißrötlich, 
mit hellgelblichen Flecken, das Kernholz etwas gebräunt. 

Das prächtige Stück Bolundu der Sammlung Schorkopf, nach 
dem das Querschnittsbild gezeichnet wurde, hat einen Radius von 
17 cm, eine dicke (1 cm breite), außen graue oder bräunliche Rinde 
mit großen Lenticellen. Das Holz ist hellbräunlich, im Innern dunkler, 
schwer, fein und dicht; der Hirnschnitt zeigt auf dunklerem Grunde 
meist sehr dicht liegende, jedoch zonenweise voneinander etwas ent- 
ferntere, meist stark geschlängelte kontinuierliche oder stellenweise 
unterbrochene, gelegentlich anastomosierende Holzparenchymlinien mit 
eingelagerten Gefäßen oder Gefäßgruppen. Markstrahlen unter der 
Lupe als sehr dichte feine Linien erkennbar. Die Gefäße liegen meist 
einzeln oder zu 2—3 zusammen, sie zeigen rundlichen, elliptischen oder 
etwas abgeflachten Querschnitt; oft führen sie bräunlichen Inhalt; Tüpfel 
klein, elliptisch oder spaltenförmig. Libriform stark verdickt. Die 
Holzparenchymstreifen etwa 3—9 Zellen breit; die Zellwände verdickt. 
Markstrahlen 1—3-schichtig, etwa 10—30 Zellen hoch, mit kleinen 
rundlichen Zellen und stark verdickten Zellwänden. Kristallschläuche 
an der Grenze des Libriforms recht zahlreich. 

Da Schorkopf unter ganz ähnlichem Namen (Bolondo) ein Her- 
barexemplar gesammelt hat (n. 23), das zu Piptad. afric. gehört, so ist 
wohl nicht daran zu zweifeln, daß das oben geschilderte Holz wirk- 
lich dieser Art zugehört. Die Prüfung eines von Büsgen gesammelten 
Herbarstücks ließ keine wesentliche Abweichung erkennen, wenn man 
berücksichtigt, daß an ganz jungen Stücken die spätere Musterung noch 
nicht so ausgeprägt ist. Auch das von Hückstädt mit dazugehörigem 
Herbarmaterial (n. 158) gesammelte nur 2 cm dicke Zweigstück stimmt 
im wesentlichen mit der geschilderten Struktur überein, jedoch treten 
hier neben unregelmäßig verlaufenden Holzparenchymstreifen noch recht 
zahlreiche isolierte Gefäß-Holzparenchymnester auf. 


Piptadenia Kerstingii Harms. 


Großer, oft sehr breiter, bis 35 m hoher schlanker Baum vom 
Habitus alleinstehender alter Pinien oder Kiefern, mit grauer Rinde 
(nach Kersting und von Doering). Fiederblätter groß, an die von 
Pentaclethra maerophylla erinnernd, mit 10-30 cm langer Spindel und 
9—11 Paar gegenständiger oder abwechselnder Fiedern von 7—20 cm 
Länge. Jede Fieder trägt zahlreiche lanzettliche oder länglich-lanzett- 
liche Blättehen von S—-20 mm Länge. Die sehr kleinen weißlichen 


I WIE Be 


Blüten ähneln durchaus denen von P. africana und stehen wie bei 
dieser Art in schmalen langen, rispig angeordneten Ähren. Kersting 
schreibt, zur Blütezeit habe der Baum keine Blätter. Offenbar ent- 
falten sich die Blätter ziemlich gleichzeitig mit den Blüten; denn 
blühende Zweigstücke des Herbars tragen junge Blätter. Die Blüte- 
zeit fällt in Togo in den Januar und Februar, die Fruchtreife in den 
April. Die Früchte sind längliche oder lanzettliche bis 18 cm lange, 
3,5 cm breite, flache Hülsen mit dünner Wandung, die an Hülsen von 
Albizzia-Arten erinnern. Die (noch nicht ganz reifen) Samen sind 
rundlich, flach (Durchmesser 10—12 mm) und nicht geflügelt, also ganz 
anders als die von P. africana. 

Der Baum wurde zuerst in Togo aufgefunden, wo er „Kupans- 
sulo“ oder „Kapannsulo“ heißt. Er findet sich dort in alten Wald- 
resten oder in Uferwäldern; von Döring wies ihn in den Wäldern 
von Atakpame nach. Erst Ledermann brachte ihn aus Kamerun 
mit; er sammelte ihn bei Labare in einer dichten, schönen Baum- 
savanne, und bezeichnet ihn dort als Charakterbaum. 

Das Holz (nach einem Stück der Sammlung Kersting) ist hell 
oder gelblichbraun, im Innern dunkelbraun, von festem, aber nicht sehr 
feinem Gefüge. Der Querschnitt zeigt ziemlich große, ziemlich dicht 
stehende Gefäß-Holzparenchymnester, die isoliert im Fasergewebe liegen 
oder häufiger durch unregelmäßig verlaufende, meist kurze schiefe, 
seltener genau tangentiale Holzparenchymstreifen miteinander in Ver- 
bindung treten. Die Gefäße stehen einzeln oder zu 2—3 in radialer 
oder schiefer Anordnung; die Markstrahlen sind unter der Lupe deut- 
lich erkennbar. 


Cylicodiscus gabunensis (Taub.) Harms. 


Dies scheint einer der höchsten Bäume des Urwaldes zu sein. 
Büsgen (I. e. 77) spricht von einem „Riesenstamm mit fichtenähnlicher 
Rinde, deren Borkeschuppen karminrote Grenzschichten zeigten, wie 
bei unserer Lärche“. Das Holz hatte nach demselben Gewährsmann 
einen breiten roten Kern. Die Blätter sind doppelt gefiedert, und 
zwar trägt der 2—3 cm lange Blattstiel nur 2 Fiedern, die eine Länge 
von 10—18 cm erreichen und 5—7 abwechselnde kurzgestielte, schief- 
eiförmige oder längliche, 5—8 cm lange, 3—3,5 cm breite Blättchen 
tragen. Unter den Mimosoideen dieser Verwandtschaft (Piptadenieae) 
fallen die Blätter durch die ziemlich breiten Blättchen auf. Die sehr 
kleinen weißlichen oder gelblichen Blüten stehen in 8—15 cm langen 
ährenähnlichen Trauben. Am auffallendsten sind die Hülsen, die ich 
seinerzeit, als ich den Zusammenhang noch nicht kannte, als Cyrto- 


ar: , ee 


xiphus beschrieben habe. Sie sind lang (bis 80 cm), schmal (4 cm), 
hellrötlichbraun, flach, holzig und bergen zahlreiche Flügelsamen von 
8—10 cm Länge und 3—4 cm Breite, die an langem, dünnem Samen- 
strang hängen, der an einem Ende des Samens in einer Ausrandung 
des Flügelsaumes befestigt ist. 

Der Baum wurde zuerst in Gabun von Soyaux aufgefunden. 
Aus Kamerun kennt man den Baum z. B. von Johann Albrechtshöhe 
(Staudt sagt: „30—40 m hoher Baum mit sehr hartem Holz“). 
Büsgen fand ihn bei Mukonje. Büsgen gibt als einheimischen Namen 
an: Emang (Bakossi),, Edun (oder Edum) in Bafo.. Tessmann 
(Span. Guinea) nennt den Baum ebenfalls Edum. — In die nächste 
Verwandtschaft dieses Baumes gehört die als Piptadenia sp. in Thomp- 
sons Report on Forests (Gold Coast) pl. 17 abgebildete Pflanze; ja sie 
könnte sogar mit Oylic. gabunensis der Art nach zusammenfallen. Da- 
mit würde sich das Areal der Art von Gabun bis zur Goldküste er- 
weitern. 


Fillaeopsis discophora Harms. 


Bis 15m hoher oder höherer stark verzweigter Baum von widerlichem 
Geruche, mit rissiger, giftiger Rinde (nach Zenker, der ihn zuerst ein- 
schickte). Die doppelt gefiederten Blätter sind denen von Cylieodiseus 
gabunensis täuschend ähnlich, wie es ja überhaupt ohne Kenntnis der Blüten 
oder Hülsen vielfach sehr schwer ist, die Arten dieser Verwandtschaft von- 
einander zu unterscheiden. Sie tragen an dem 2,5—5 cm langen Blatt- 
stiel meist nur ein Paar Fiedern, gelegentlich auch deren zwei Paare. 
Die Fiedern werden 5—11 cm lang und tragen 4—8 abwechselnde oder 
gegenständige längliche Blättehen, die im allgemeinen schmäler sind als 
die von Cylieodiseus, jedoch in der Länge ungefähr ihnen gleichen. Die 
kleinen Blüten sind sitzend (bei Cylicodiscus sind sie ganz kurz gestielt), 
und in 10-20 cm langen Ähren angeordnet. Sehr eigenartig sind 
hier wiederum die Hülsen. Büsgen erzählt, daß diese und die von 
Pentaclethra maerophylla die größten Hülsen waren, die er antraf. Die 
Hülse wird 20—50 cm lang, vielleicht noch länger, und 10—20 cm breit- 
Sie ist ganz flach; die grauen oder bräunlichen Klappen sind dünn, 
nach B. etwa wie starkes Papier, das aus zwei Schichten schlecht zu- 
sammengeleimt ist. Auf der Außenseite bemerkt man ein Netz quer 
verlaufender Adern. Im Innern birgt die Hülse eine verschiedene An- 
zahl (bis 10) Samen. Diese sind flach, braun, schmal elliptisch, liegen 
mit ihrer Längsachse transversal zur Längsachse der Hülse, und zeigen 
einen breiten Flügelrand, der nur an einer Stelle eine Lücke zeigt, 
nämlich da, wo der sehr dünne fadenförmige 6—8 cm lange Funiculus 
ansitzt. Die Ausbildung eines Flügels teilt Fillaeopsis mit der ver 


oe 


wandten Gattung Cylicodiseus; indessen sind die Samen bei beiden 
Gattungen ganz anders orientiert (siehe Harms in Englers Bot. Jahrb. 
XL. [1902] 19). Bei Cylicodiscus nämlich ist der dünne lange Funieulus 
am Ende des Samens befestigt, und die Längenausdehnung des Samens 
fällt mit der der Hülse zusammen, die zudem viel schmäler ist als die 
von Fillaeopsis und wohl auch größere Länge erreichen dürfte. Bei 
Fillaeopsis ist der ebenfalls sehr dünne und lange Funiculus seitlich an- 
geheftet, und die Längenausdehnung des Samens fällt in die Breiten- 
ausdehnung der Hülse. 


Büsgen fand den Baum („Riesenbaum“) bei Edea (n. 507; Jan. 
1909). Als einh. Namen nennt er: „Bongongi“ (Duala). Indessen 
hat er unter derselben Bezeichnung außerdem noch Hylodendron gabunense 
und eine andere Pflanze gesammelt, die eine Andira-Art sp. ist (siehe 
unten bei Hylodendron). — Schorkopf teilt über „Bongongi‘“ mit: 
„Hohe starke Stämme. Das Holz ist schwer (schwimmt nicht) und sehr 
fest, wird daher häufig „Eisenholz‘‘ genannt. Es ähnelt dem Bongossi 
und eignet sich wahrscheinlich für die gleichen Zwecke.‘ Wozu dieses 
Holz gehört, ist nach obigem noch zu ermitteln. Unter n. 574 (eben- 
falls von Edea) nennt Büsgen den Namen: Totom (Bak.) neben 
Bongongi (Duala). 

Zenker fand den Baum bei Bipindi. Er ist im westlichen tropischen 
‚Afrika wahrscheinlich weiter verbreitet (Gabun, Congogebiet, Angola). 


Newtonia Zenkeri Harms. 


Ein Baum von 30 m und mehr Höhe. Blätter doppelt gefiedert 
mit 3—5 Paar Fiedern von 5—10 cm Länge. Die kahlen oder fast 
kahlen sitzenden, in 5—10 Paaren angeordneten Blättchen sind schief, 
fast rhomboidisch-länglich, 1,5—3 cm lang und 7—15 mm breit. Die 
kleinen Blüten sind nach Zenker, der den Baum am Nordabhang des 
Mimfiaberges bei Bipindi auffand, von gelber Farbe und stehen in 5 
bis 12 cm langen Ähren. Die Hülsen dieser Art kennt man nicht, 
wohl aber die der sehr nahestehenden N. Klainei Pierre von Gabun. 
Sie sind schmal lanzettlich, flach, kahl, holzig-ledrig, 14—22 cm lang 
und 2—2,5 cm breit. Die Samen hängen an langem dünnem Samen- 
strang und sind wie bei Piptadenia africana geflügelt, jedoch sitzt der 
Funiculus nicht wie bei Pipt. africana in einer seitlichen Ausbuchtung 
des Flügelrandes, sondern am Ende des schmal-lanzettlichen Samens an. 
Überdies ist der Flügelrand der Samen bei Newtonia schmäler als bei 
Piptadenia africana.. Die Art wurde bisher nur einmal (bei Bipindi) 
gesammelt. 


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Newtonia Zenkeri Harms. 


Pentaeclethra macrophylla Benth. 


Dieser Baum, der im Urwald Kameruns weit verbreitet ist (z. B. 
Bipindi, Jaunde), erreicht eine Höhe von 20—30 m; der Stamm wird 
60 cm und mehr im Durchmesser, ist stark verzweigt und die Verzweigung 
beginnt oft schon bald über der Erde. Die sehr ansehnlichen Blätter 
werden !/,—1 m lang; sie sind doppelt gefiedert und besitzen 8 bis 
13 Paare Fiedern. Diese tragen schief-längliche Blättchen in 8 bis 
18 Paaren. Die Blättchen sind etwas glänzend, stumpf oder etwas 


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ausgerandet, am Grunde schief abgeschnitten, 1,5—2,5 em lang, 7—10 mm 
breit, der Mittelnerv verläuft fast diagonal. Das ganze Blatt erinnert 
sehr an Farnblätter, und es gehört jedenfalls zu den größten Fieder- 
blättern, die wir bei afrikanischen Leguminosen treffen. Junge Sprosse 
sind anfangs rostfilzig. Die kleinen Blüten sind nach Büsgen rötlich- 
braun, und sitzen in langen (15—25 cm) schmalen lockeren oder ziemlich 
dichten Ähren, die wiederum zu Rispen angeordnet sind. Die holzigen 
Hülsen gehören zu den größten ihrer Art. Sie werden 45—55 cm 
lang bei einer Breite von 8—9 cm und einer Dicke von 2,5—3,5 cm. 
Im feuchten Zustand sind sie flach, verkehrt-lanzettlich, nach dem 
Grunde zu allmählich verschmälert, an der Spitze stumpf oder ab- 
gerundet. Die sehr starken dunkelbräunlichen Klappen springen im 
trockenen reifen Zustande mit großer Gewalt auseinander. Die Hülse 
birgt im Innern einige (etwa 5—7) abgeplattete elliptische oder rund- 
lich-elliptische dunkelbraune Samen von 5—7 cm Länge und 2,5—5 cm 
Breite. Sie sind sehr ölreich und unter dem Namen Owala-Samen 
oder Opochala-Samen bekannt. Die Einwohner Gabuns vermischen 
diesen Samen mit denjenigen von Irvingia und bereiten daraus das als 
Nahrungsmittel beliebte Dika-Brot. In anderen Gegenden werden die 
frischen, in einem Topfe am Feuer gerösteten Samen gegessen. Die 
Samen enthalten außer Öl eine beträchtliche Menge Eiweißstoffe, und 
sollen darin nur von Soja hispida und den Feldbohnen übertroffen werden. 
Genaueres über diese wichtigen Ölsamen siehe in Englers Pflanzenwelt 
Östafrikas Teil B, S. 472. 

Der Baum ist im tropischen Westafrika von Senegambien bis zum 
Congogebiet, wie es scheint, weit verbreitet. Nach Heckel soll er 
keine Wälder bilden, sondern nur in Gruppen an trockneren Stellen, 
nicht an Flußufern angetroffen werden. Inwieweit dies überall zutrifft, 
müßte wohl noch nachgeprüft werden. 

Büsgen fand die Hülsen „an vielen Stellen des sekundären und 
primären Waldes in der Mungogegend und auch zwischen Sanaga und 
Njong“. Er nennt den Baum Kombolo oder Bokombolo!),. Wir 
haben ihn aus Kamerun außerdem von Duala, Bipindi, Jaunde usw. 
Zenker (Bipindi) gibt den Namen: ntumbi, an anderer Stelle: Mba. 
Hückstädt (Duala) sagt: Mbäba. — Diese Art (oder eine sehr nahe- 
stehende) hat Major von Döring in Togo bei Atakpame gefunden: 
„Agamma“, 8 m hoher knorriger hartholziger Baum aus Akposso. 
Früchte springen schon am Ast in zwei sich kreisrund schließende 
Schalen auf, die Stirnbänder abgeben. 


!) Von Mbokümbola sagt Schorkopf im Bericht: „Mittelstarke Stämme. 
Das Holz soll das beste Brennmaterial sein“. 


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Pentaclethra macrophylla Benth. 


aa), 


Die Anatomie konnte ich an einem von Hückstädt (n. 158) bei 
Duala gesammelten Aststück von 2—2,5 cm Durchmesser prüfen. Es 
hat eine rötlichgraue Rinde und auf dem Hirnschnitt rötlichbraunes 
Holz. Die Gefäße stehen oft einzeln oder auch zu 2—4 in radialer 
oder schiefer Richtung beieinander. Sie sind von unregelmäßig um- 
rissenen Holzparenchymnestern umgeben. Diese Gruppen liegen isoliert 
im stark verdickten Fasergewebe oder treten durch tangentiale oder 
schief verlaufende Holzparenchymstreifen miteinander in Verbindung; 
daneben bemerkt man auch tangentiale, kurze, meist bald unterbrochene 
gewöhnlich etwas geschlängelte Holzparenchymbinden von 3—12 Zell- 
reihen Breite mit eingelagerten Gefäßen. Die Gefäßwände haben elliptische 
oder spaltenförmige quergestellte Poren. Das stark verdickte Faser- 
gewebe sieht im Querschnitt sehr gleichmäßig aus. Die Markstrahlen 
zeigen im Tangentialschnitt rundliche, elliptische oder schwach polygonale 
Zellen mit verdickten Wänden. Die Regel sind einreihige Markstrahlen 
mit gelegentlichen Ausweichungen bis auf zwei Zellreihen, weniger 
häufig sind solche, die in ihrem größten Teile zwei Zellreihen breit 
sind. Die Höhe ist meist gering (5—15 Zellen), gelegentlich kommen 
jedoch auch solche von etwa 25 Zellen Höhe vor; selten sind 
dreischichtige Markstrahlen. An der Grenze des Fasergewebes finden 
sich zahlreiche Kristallschläuche von beträchtlicher Länge. In Gefäßen, 
Markstrahlen und Holzparenchym findet sich vielfach bräunlicher Inhalt. 
— Ein zum Vergleich herangezogenes Stück des Herbarexemplars 
Zenker n. 2783 läßt im wesentlichen Übereinstimmung mit dem ge- 
schilderten Bau erkennen. 

Da sowohl Pentaclethra macrophylla wie Tetrapleura Thonningi als 
Kombolo (s. oben) bezeichnet werden, so ist es nicht klar, welche von 
beiden Holzarten im besonderen Falle!) gemeint ist. Im Laube und 
in den Blüten mögen beide Bäume viel Ähnlichkeit haben; die Hülsen 
sind allerdings sehr verschieden. Nach Hückstädts Aststück zu ur- 
teilen, ist das Pentacleihra-Holz ein festeres Holz als das von Tetrapleura, 
das mehr den Albizzien nahekommt. Größere sicher bestimmte Stücke 
beider (mit zugehörigem Herbarmaterial) wären mir zur genaueren Fest- 
stellung des Baues sehr willkommen. 


!) Was Jentsch (l. ce. 168) unter Kombolo versteht, ob Pentaclethra oder 
Tetrapleura, ist natürlich ohne Untersuchung der Stücke nicht zu sagen. Da ich 
von Pentaclethra größere Stücke nicht kenne, so muß ich das Urteil über beide 
Holzarten, die sich im Querschnittsbild ähnlich sein dürften, vertagen. Vergleicht 
man junge Stadien, so weicht Pentaclethra durch dichteres Gefüge, stärker verdicktes 
Libriform mit im Querschnitt kleineren Elementen, kleinere stärker verdickte Mark- 
strahlzellen von Tetrapleura ab; auch dürften bei P. die Parenchymverbindungen der 
einzelnen Gefäß-Holzparenchymnester zahlreicher sein. 


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Nach De Wildeman (Comp. Kasai [1910] 297) ist das Holz der 
Pentaclethra macrophylla gelblich mit rötlichen Reflexen und soll sich gut 
verarbeiten. Man kann es in der Kunsttischlerei verwerten. Das fran- 
zösische Congogebiet führt dieses Holz unter dem Namen Gelbholz 
von Gabun (Bois jaune du Gabon) oder Congo-Akazie (acacia 
du Congo) aus. Es soll für die Fabrikation von Eisenbahnwaggons 
verwertbar sein. 


Parkia- Arten. 


Große Bäume mit schönen, feinen, oft ansehnlichen, doppelt- 
gefiederten Blättern. Sehr auffallend durch die an langen Stielen . 
hängenden dicken, keulenförmigen, sehr dichtblütigen Infloreszenzen, die 
nach Büsgen etwas an Zylinderputzer erinnern. Hülsen lederartig, 
meist schmal und lang, mit zuckerhaltiger Pulpa, die bei einigen Arten 
ein von den Eingeborenen gern genommenes Mehl liefert. Die eiweiß- 
reichen Samen dienen getrocknet und fermentiert als Ersatz von Kaffee, 
Auch gewinnt man aus ihnen ein unangenehm riechendes Fett, das die 
Eingeborenen in der Küche verwenden. 


Das Holz der in Westafrika verbreiteten P. africana R. Br. ist 
nach Perrot und Gerard weiß, zart, von mittlerer Resistenz, jedoch 
sehr biegsam wegen der Länge der Faser. Kurz nach dem Schnitt ist 
es schwer, trocknet dann aber bald und wird leichter. Es wird schnell 
stockig und ist wenig gebraucht. Es ist für alle Zwecke dienlich, für 
die wir bei uns weißes Holz, z. B. das der Pappeln, verwenden; also 
gröbere Tischlerei, Verpackungskisten. Es eignet sich auch zu Drechslerei- 
arbeiten. 


Die Parkia- Arten Kameruns sind leider noch wenig bekannt und 
sollten gründlich studiert werden; aber es fehlt an gutem vollständigem 
Material, um dessen Einsendung dringend gebeten wird. Die Blüten- 
stände sind so merkwürdig, daß sie jedem Reisenden auffallen müssen! 


Büsgen (l. c. 78) sammelte an der Nordbahn (Gouverneursweg) 
und zwischen Edea und dem Kelefluß eine Parkia, die ich mit einer 
neuen von Zenker bei Bipindi gefundenen Art identifiziert habe. Er 
sagt: „Riesenbaum mit doppeltgefiederten Blättern und keulenförmigen, 
5 cm langen, sehr dichtblütigen Infloreszenzen an langem Stiele. Die 
Blüten des unteren Teiles des Blütenstandes mit orangeroten fädigen 
Staminodien, die des oberen mit karminroten weit kürzeren Staubfäden. 
Die Blütenstände erinnern etwas an Lampenputzer. Die sehr zahl- 
reichen Teilblättchen der doppeltgefiederten Blätter sind sehr klein, nur 
5 mm lang und kaum 2 mm breit.“ Es ist dies die neue Art Parkia 
Zenkeri Harms. Über das Holz teilt B. nichts mit. 


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Parkia Zenkeri Harns n. sp.; 


arbor 15—20 m alta, floribus luteo-cinnabarinis (ex Zenker); folia 
ampla duplo pinnata, petiolata (rhachi cum petiolo brevissime velutina 
vel puberula, ad 20—25 cm longa, petiolo ipso 4—5 cm longo), pinnae 
eirc. 15—22-jugae, rhachi parce puberula, circ. 4—6 cm longae, foliola 
20—30-juga, oblique oblonga, apice rotundata vel obtusa, basi postice 
leviter auriculata, pro rata brevia, supra nitidula, glabra, uninervia, nervo 
centrali, 4—6 mm longa, 1—2 mm lata; capitula longe vel longissime 
pedunculata (pedunculo 15—20 cm longo), oblongo-clavata, 5—6 cm 
vel ultra longa, bracteis brunneo-velutinis; calyx tubulosus, apice brevis- 
sime bilabiato-quinquedentatus, dentibus latis rotundatis, puberulis, 
2 majoribus latioribus, 3 minoribus; petala lineari-oblanceolata, paullo 
exserta, apice puberula. 

Kamerun: Bipivdi, Urwald der Flußtäler, 15—20 m hoher Baum, 
mit gelb-zinnoberroten Blüten (Zenker n. 3498. — Okt. 1907). — 
Edea (Büsgen n. 432. — 1908/9); ebendort, im Urwald (Krücke 
n. 13. — Dez. 1909). — Krücke schildert die Blüte so: „roter Kopf 
mit gelbem Kragen“. 

Die Art zeichnet sich durch die verhältnismäßig kurzen und breiten 
Blättchen aus. 


Erythrophloeum guineense Don. 


Der durch seine äußerst giftige Rinde bekannte „Red-water- 
tree“ ist im tropischen Afrika sehr weit verbreitet und findet sich 
auch in Kamerun. Er soll bis 35 m hoch werden. Die Rinde ist 
hellgrau bis dunkelbraun, rissig. Die Blätter sind wie bei den meisten 
Mimosoideae doppeltgefiedert, ziemlich groß, mit 2—4 Paar Fiedern und 
6—11 Blättchen an jeder Fieder, die von eiförmiger bis elliptisch- 
länglicher, oft mehr oder weniger schiefer, oft kurz zugespitzter Form 
eine Länge von 3—8 cm besitzen. Die kleinen behaarten Blüten stehen 
in dichten rispig angeordneten Ähren. Die schwärzlichen oder dunkel- 
bräunlichen Hülsen sind länglich, flach, mit ziemlich dicken Klappen, 
mit stumpfer oder abgerundeter Spitze; am Grunde verschmälert sich 
die Hülse in einen Stiel. Sie werden 6—12 cm lang, 2,5—3 cm breit 
und bergen 5—8 dicke, schwärzliche, mit einer Schleimschicht über- 
zogene Samen. 

Das braunrötliche Holz (anfangs soll es weiß sein) ist hart und 
schwer zu bearbeiten, wird jedoch gerade wegen seiner Härte und 
Unverwüstlichkeit geschätzt, da es dem Angriff der Termiten widersteht 
und auch schwer in Brand gerät. Es ist zum Haus-, Brücken- und 
Schiffsbau geeignet, für Lafetten und Kanonenräder besonders, und 


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dürfte daher für den Export mit an erster Stelle zu berücksichtigen 
sein (nach Volkens, Nutzpfl. Togos 11). — In Conakry (Franz. 
Guinea) soll es in der Kunsttischlerei Verwendung finden (nach Che- 
valier). Vermöge seiner starkgedrehten Fasern eignet es sich beson- 
ders für Radnaben. 

Aus Kamerun habe ich noch kein sicher bestimmtes Holz 
dieses Baumes gesehen. 


Burkea africana Hook. 


Ein Baum von 10—15 m Höhe mit dichter, breiter Krone aus 
starken Ästen. Junge Zweigspitzen anfangs rostfarbig seidig behaart. 
Blätter doppeltgefiedert, in der Jugend seidig behaart, am Ende der 
Zweige zusammengedrängt, oft recht lang und groß werdend (2 bis 
3 Fuß); Fiedern in 2—3 oder mehr Paaren, Blättchen breit-eiförmig 
bis länglich, stumpf, etwa 2—6 cm lang. Blüten weiß, wohlriechend, 
klein, in langen meist zu Rispen angeordneten Ähren. Hülse kurz- 
gestielt, flach, dünn, länglich oder elliptisch, etwa 2,5—6 cm lang, meist 
einsamig. 

Der Baum ist im tropischen Afrika sehr weit verbreitet. Er 
bewohnt hauptsächlich Savannengebiete (so z. B. in Togo). Leder- 
mann sammelte ihn im Kameruner Hinterlande mehrfach (z. B. bei 
Garua, Dodo usw.). 

Perrot und Gerard en das Holz als stark faserig, von 
ziemlich feinem, engem Korn, leicht spaltbar; die Farbe ist hellbraun, 
mit feiner, leicht gewundener paralleler Strichelung; inmitten des Holzes 
bemerkt man Reihen von Gummilücken, die in konzentrischen Kreisen 
liegen. Es kommt auf diese Weise eine Art Jahresringbildung zu- 
stande; wahrscheinlich tritt der Prozeß der Gummosis in bestimmten 
regelmäßigen Intervallen, vielleicht ein- oder zweimal jährlich auf. Das 
Holz soll leicht von Würmern und Termiten angegriffen werden; die 
Eingeborenen benutzen es wenig. Indessen läßt es sich für gröbere 
Tischlerarbeiten und leichte Gerüste verwenden. — In Togo wird 
nach Volkens das harte, braune, im Kern dunkler werdende Holz 
verschieden beurteilt; von Doering nennt es termitenfest, Kersting 
spricht ihm diese Eigenschaft ab. Die Eingeborenen machen dort 
Schaufelstiele daraus. Vielleicht hat von Doering nicht das richtige 
Holz vor sich gehabt. 


Cynometra Mannii Oliv. 


Baum von 15—40 m Höhe, der zuerst an der Ambas Bay und am 
Gabun-Fluß gefunden wurde, Das junge Laub scheint rötlich zu sein. 


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Die Blätter sind paarig-gefiedert mit 3 Paar Blättchen; diese sitzend, schief 
verkehrt-lanzettlich-oval oder länglich, am Ende zugespitzt (Zuspitzung 
oft ausgerandet), kahl, das obere Paar Blättchen meist beträchtlich 
länger; die oberen Blättchen des Blattes 2,5—9 cm lang, die unteren 
1—3 cm lang. Blüten klein, weiß, in kurzen Trauben (2—4 cm lang). 
Hülsen dick, schief verkehrt-eiförmig oder eiförmig, außen warzig. 

Buchholz beobachtete den Baum bei Limbareni, wo er im Walde 
und an den Ufern häufig sein soll. Preuß (Urwald zwischen Victoria 
und Bimbia) bezeichnet ihn als guten Schattenbaum für Kakao und 
Kaffe. Der Baum „Bopanda“ ist offenbar diese Art (v. Besser 
». 35 am Kamerunfluß; hierzu ein Holzstück Mbopanda). Schor- 
kopf sammelte einen sterilen Zweig (n. 10) bei Edea unter der Be- 
zeichnung „Ngata“; dazu ein Holzstück. Er sagt von dem Baume: 
„Höhe 30—40 m, Durchmesser 50—60 em, stark entwickelte ober- 
irdische, senkrechtstehende und sehr glattgedrückte Stützwurzeln“. 

Oynometra-Hölzer werden im tropischen Asien von den Eingeborenen 
vielfach verwendet; auch die Arten des tropischen Afrika dürften Be- 
deutung beanspruchen, und es ist daher die richtige Identifizierung des 
Holzes von Cynometra Manni nicht unwichtig. Was nun die Hölzer 
betrifft, so sind die Stücke Mbopanda-v. Besser und Ngata- 
Schorkopf, zu denen beiden Herbarexemplare allerdings sterile vor- 
liegen, einander so ähnlich auch im anatomischen Bau, daß an ihrer 
Zusammengehörigkeit kaum zu zweifeln ist. Vielleicht gehört hierher 
auch der von Büsgen (n. 569; Dez. 1908) unter dem Namen „Tun“ 
bei Duala gesammelte sterile Zweig. 

Schorkopf berichtet über ein Holz namens Mbopanda: „Häufig 
ın stärkeren Dimensionen. Rotbraunes hartes, der Fäulnis wider- 
stehendes Holz, verschiedentlich als „Eisenholz“ bezeichnet. Die Ein- 
geborenen benutzen Saft und Rinde zu medizinischen Zwecken.“ Wir 
haben in der Sammlung Schorkopf ein Bopanda genanntes Holz, 
das hellgelblichweiß oder hellbräunlichgelb, zäh, ziemlich hart ist. Ist 
dieses nun wirklich identisch mit Mbopanda im Berichte Schorkopfs? 
Nach der Farbe ist es kaum wahrscheinlich. Vielmehr könnte wohl 
eine Verwechselung stattgefunden haben, und obige Angaben Schor- 
kopfs könnten sich auf Ngata beziehen, das ich für identisch mit 
von Bessers Mbopanda halte und als Cynometra Mannü Oliv. be- 
stimmen möchte. Was Schorkopfs Mbopanda-Holz (ich meine das 
Stück der Sammlung!) ist, weiß ich nicht sicher; da nach Büsgen der 
Name Bopanda Bkd.!) auch auf eine Anonacee (Uvaria Buesgenü) an- 


!) Jentsch (l. c. 158 Taf. II) bildet ein Holz Bopande Bkd. ab; dieses 
scheint nicht Cynometra zu sein. Das bereits oben erwähnte Bild von Erundu 
(Taf. III 35) erinnert an Cynometra, noch mehr aber an Piptadenia africana. 


gewandt wird, so gehört vielleicht Schorkopfs Holz zu einer solchen, 
wofür die gelbliche Farbe spricht. Büsgens Holz Ngata (8. 97) 
könnte nach der kurzen Beschreibung recht wohl mit Schorkopfs Ngata 
zusammenfallen, wäre also dann Cynometra Manni. 

Unter dem Namen Zizako!) sammelte von Besser ein steriles 
Herbarexemplar, das wohl sicher zu Cynometra Mannü gehört. Mit 
demselben Eingeborenen-Namen ist ein Holzstück von Bessers be- 
zeichnet, das allerdings dem Holze Mbopanda der gleichen Sammlung 
sehr ähnlich ist (besonders durch die braune Farbe), indessen bei 
mikroskopischer Prüfung sich als verschieden herausstellte. Es stimmt 
so gut wie vollständig mit Schorkopfs Bolundu überein, dürfte dem- 
nach zu Piptadenia africana gehören. Es muß also eine Verwechselung 
stattgefunden haben; dieser Fall mahnt wieder zur äußersten Vor- 
sicht bei der Bestimmung der 
Hölzer. 

Das der Figur zugrunde 
gelegte Holz Ngata derSamm- 
lung Schorkopf ist ein län- 
geres Stück mit einem Radius 
von etwa 13 cm und etwa 
lcmdicker schwärzlichbranner 
Rinde. Das Holz ist hart, fest 
und dicht, von bräunlicher 
Farbe. Der Hirnschnitt zeigt 
engliegendeschwachwellig oder 
stellenweise fast gerade ver- 
laufende schmale, gelegentlich 
anastomosierende tangentiale Cynometra Manmü. 

Streifen von Holzparenchym, 

die sich durch hellere Farbe vom dunkleren Libriform abheben. Ihnen 
sind die zahlreichen kleinen als Pünktchen erscheinenden Gefäße ein- 
gelagert, die meist einzeln, jedoch nicht selten auch zu 2—3 in radialer 
Anordnung stehen; bisweilen führen sie gelbbraunen Inhalt. Neben 
langen Holzparenchymstreifen kommen auch ganz kurze Bänder vor 
im Übergang zu augenähnlichen Gruppen, die in der Mitte ein Gefäß 
und zu beiden Seiten schmale Holzparenchymanhänge zeigen. Das 


') Sisako D. soll nach Jentsch (l. c. 177) ein wertvolles, sehr dauerhaftes 
Holz sein. Die Abbildung (Taf. V Nr. 24) läßt nicht erkennen, ob hier Piptadenia 
africana vorliegen könnte. — Cissakko(D.) von Hückstädt (n. 79) ist nach dem 
Herbarexemplar eine Guttifere (Gareinia?). Das unter gleicher Nummer eingesandte 
Zweigstück besitzt ein sehr hartes Holz von sehr feinem Gefüge; sollte dies dem 
Sisako von Jentsch entsprechen? 


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Libriform ist stark verdickt. Die Holzparenchymstreifen sind etwa 
2—6 Zellen breit, um die Gefäße herum liegen sie in einer Schicht 
von nur 1—2 Zellen. Die Zellen zeigen deutliche, ziemlich starke 
Verdickung der Wände. Wie die Markstrahlen führen sie bräunlichen 
Inhalt. Letztere, unter der Lupe als sehr dichtstehende, sehr feine 
Linien erkennbar, sind ein- bis dreischichtig, von sehr wechselnder 
Höhe, bisweilen 20—30 Zellen hoch, daneben gibt es aber viele 
kleinere (bei dem Holz Mbopanda-von Besser sah ich noch längere, 
bis 40 Zellen hohe Markstrahlen.. Die Zellen sind rundlich, stark- 
wandig und führen häufig Oxalatkristalle. 

Das Holz Mbopanda-von Besser zeigt wesentlich denselben 
Bau. Ein von mir geprüftes dünnes Herbarstück (Preuß n. 1372) 
läßt die tangentialen Holzparenchymstreifen schon ziemlich deutlich er- 
kennen, auch hier führen die Markstrahlzellen gelegentlich Oxalat- 
kristalle.. Markzellen stark verdickt, einige sklerenchymatisch. Das 
Holz von Cynometra Mannü ist dem von Piptadenia africana (s. oben) 
besonders auch in der braunen Farbe täuschend ähnlich, indessen sieht 
man beim Prüfen des Hirnschnitts mit der Lupe, daß die Holz- 
parenchymstreifen bei Piptadenia mehr gewundenen unregelmäßigen 
Verlauf zeigen und häufiger anastomosieren. Die mikroskopische Prü- 
fung läßt erkennen, daß die Markstrahlen auf dem Tangentialschnitt 
bei Piptadenia africana gleichmäßigere Höhe und kleinere Zellen haben 
als bei Cynometra Mannü, und daß bei letzterer Kristallschläuche 
fehlen; dafür haben bei der Cynometra-Art die Markstrahlen Kristalle. 
Ferner sind die Gefäße bei P. meist etwas weiter als bei 0. Die Zu- 
gehörigkeit des Holzes Zizako-von Besser zu Piptadenia africana 
konnte ich an diesen anatomischen Merkmalen erkennen. — Die Ähn- 
lichkeit der Hölzer dieser beiden sich morphologisch recht fernstehen- 
den Gattungen beweist uns, wie schwer es ist, die Zugehörigkeit eines 
Leguminosenholzes zu einer bestimmten Gattung zu beurteilen. 

Es gibt in Kamerun mehrere Cynometra-Arten (C. leptantha Harms, 
C. multijuga Harms u. a.); es sind dies Bäume von 10—20 m Höhe, 
näheres über das Holz weiß man nicht. 

Unbekannt ist mir auch das Holz der Cynometra sehr nahestehen- 
den Gattung Hymenostegia. Büsgen beobachtete H. Afzelü (Oliv.) 
Harms bei Edea (mittelgroßer Waldbaum, Jan. 1909; n. 475); die 
Blätter dieser Art haben eine schmalgeflügelte Blattspindel (siehe Ab- 
bildung bei Büsgen, l.c. 78), sind sonst aber denen von Oynometra 
Manni sehr ähnlich. 

Das Holz der Cynometra megalophylla Harms von Togo ist dem 
Holz der ©. Manni außerordentlich ähnlich. Die Farbe ist dunkel- 
braun mit etwas rötlichem Schimmer, Das Holz ist schwer, von sehr 


ET 


dichtem, feinem Gefüge. Die Gefäße sind auf dem Querschnitt als 
winzige Pünktchen erkennbar, sie liegen in sehr feinen geraden oder 
öfter geschlängelten, dicht hintereinander folgenden kontinuierlichen 
oder hier und da unterbrochenen Streifen von Holzparenchym. Die 
Markstrahlen sind zahlreich und unter der Lupe als feine Linien er- 
kennbar. 


Cynometra Hankei Harms n. sp.; 


arbor mediocris, ramulis pubescentibus, demum glabrescentibus et cortice 
sordide brunneo-atro obtectis; folia pari-pinnata elongata, breviter 
petiolata, petiolo 4—5 mm longo, villosulo, rhachi supra canaliculata, 
villosulo-pubescente vel puberula, 6—9 cm longa, foliola 10—12-juga, 
sessilia vel subsessilia (petiolulo latere antico folioli brevissime evoluto, 
latere postico nullo), oblanceolata vel oblongo-oblanceolata, basi obliqua, 
apice rotundata vel subtruncata et saepe leviter emarginulata et mucro- 
nulata, glabra vel subglabra, nervo medio subcentrali (versus basin 
margini postico propiore quam antico), 1,5—3 cm longa, 6—9 mm 
lata; paniculae e racemis compositae foliis breviores multiflorae 
villosulae; pedicelli praeter basin pubescentem subglabri vel parce 
puberuli, 4—6 mm longi, bracteae oblongo-ovatae vel oblongae villosulo- 
fimbriatae, mox deciduae, bracteolae geminae infra medium pedicelli 
(saepe paullo supra basin pedicelli) affıxae, parvae oblongae mox deciduae; 
alabastra subglobosa; receptaculum brevissimum cupuliforme, ut sepala 
pareissime puberulum vel subglabrum; sepala 4, ovata usque suborbi- 
culari-ovata (uno ceteris latiore), paullo concava, obtusa; petala 5, 
sepala paullo superantia, oblongo-oblanceolata, basin versus sensim in 
unguiculum angustata, obtusa, 3 mm longa; filamenta 10, glabra; ovarium 
breviter stipitatum dense hirsuto-villosum, ovulis 2. 

Kamerun: Edea, mittelhoher Baum mit weißen Blüten (Hanke 
n. 7. — Jan. 1909). 

Die Art dürfte der C. Lujae De Wild. in Fl. Bas-et Moyen-Congo 
(1905) 250 t. 70 nahe stehen, die indessen durch die deutlich, wenn auch 
nur schmal geflügelte Blattspindel abweicht. 


Oxystigma Mannii (Baill.) Harms. 


Nach Preuß ein Baum von etwa 40 m Höhe. Blätter gefiedert 
mit zwei bis vier länglichen bis lanzettlichen lederigen derben kahlen, 
ziemlich großen Blättchen (oberseits graugrün nach Büsgen, 18 cm 
lang, 8cm breit). Blüten sehr klein in ährenähnlichen langen Trauben, 
Hülsen kurz, dick, bisweilen fast herzförmig, außen stark höckerig. 
Büsgen fand den Baum im Mangrovenwald der Wasseradern der 


Se unrt 


Wuri-Mündung, Preuß und Winkler sammelten ihn bei Victoria am 
Strande und im Urwalde am Botanischen Garten!), Hückstädt bei 
Duala im Urwald. 

Büsgen und Hückstädt geben für den Baum den Duala-Namen 
Bosipi an; von Besser schreibt Mbussipi oder Bussipi. Daß 
unter dem Namen Bosipi mindestens drei Holzarten gehen, wird weiter 
unten bei Baikiaea gezeigt werden. 

Wir haben in der Sammlung Scholz-von Besser zwei große Stücke 
Bussipi nebst dazu gehörigem Herbarexemplar. Sehr wahrscheinlich 
gehört hierher das von Büsgen (l.c. 96) als Bosipi (Nr.31a) kurz charak- 
terisierte Holz. Das eine Stück aus oben genannter Sammlung (danach die 
Fig.) hat einen Durchmesser von 4!/, dm und zeigt eine zum Teil ge- 
stockte brüchig gewordene Oberfläche. Farbe hellrötlichbraun, der nicht 
scharf abgesetzte Kern ist etwas dunkler braun. Es ist ein ziemlich 
leichtes Holz von lockerer Struktur; im frischen Zustande wird es etwas 
harzig sein. Stellenweise fühlt es sich etwas fettig an. Der nicht 
immer leicht in wünschenswerter Glätte zu erhaltende Hirnschnitt läßt 
zerstreute ziemlich große Poren erkennen und daneben sehr feine tan- 
gential verlaufende kürzere oder längere Linien (von Holzparenchym); 
die Markstrahlen sind nur unter der Lupe als feine ziemlich dicht 
stehende Linien erkennbar. Jene tangentialen Linien sind oft durch 
größere Abstände getrennt, wie es auch Büsgen angibt. Die Holz- 
parenchymhöfe um die Gefäße sind sehr schmal und treten zunächst 
auch unter der Lupe nicht klar hervor. Der Tangentialschnitt läßt die 
Gefäße und die sehr zahlreichen feinen Markstrahlen erkennen, Das 
Holz erinnert durch seine Leichtigkeit etwas an Zigarrenkistenholz. Es 
hat auch einen eigentümlichen Geruch. Nicht allzu dicke Stücke lassen 
sich leicht durchbrechen, so daß eine ziemlich glatte schön seiden- 
glänzende tangentiale Bruchfläche entsteht. 

Über den anatomischen Bau von Oxystigma Manni teilt Solereder 
(Syst. Anat. Dicotyl. Ergänzungsbd. [1908] 122) mit: kürzer oder länger 
gestreckte Sekretlücken in der primären Rinde, holzständige Sekret- 
gänge, und gangartige, zuweilen in den Holzkörper eindringende inter- 
zellulare Sekretbehälter am Markrand. Dem entspricht der Befund an 


!) Die von H. Winkler begründete Gattung Eriander (mit einer Art: E. Engleri 
in Englers Bot. Jahrb. XLI. [1908] 277) gehört zu Oxystigma Mannü. Winkler 
betrachtete die Pflanze als neue Gattung der Rutaceen, erkannte also nicht ihre 
Zusammengehörigkeit mit Copaifera Manni Baill. (= Hardwickia Manmü Oliv.), 
lieferte jedoch auf Grund reichlicheren Materials eine weit bessere und vollständigere 
Beschreibung, als ich sie seinerzeit bei der Aufstellung von Oxystigma (in Englers 
Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 264) geben konnte. Bei Gelegenheit werde ich genauer 
‚auf diese merkwürdige Gattung eingehen. 


ENT 


einem kleinen Stück des Herbarexemplars Büsgen Nr. 344: holzständige 
Sekretgänge meist ohne Inhalt, einzeln oder paarweise sich an einen 
Markstrahl anlehnend, weiter als die gewöhnlich einzeln, jedoch auch 
zu zwei bis vier meist in radialer Anordnung stehenden Gefäße, letztere 
von schmaler Lage (1—2 Schichten) Holzparenchym umgeben, das sich 
gegen das weitlumige Libriform nur schwach abhebt. 

Die holzständigen Sekretgänge (H) finden sich in derselben Weise 
im Holze Bussipi. Auch hier liegen sie einzeln einem Markstrahl 
an oder zwischen zwei Markstrahlen, oder sie stehen paarweise, 
zwischen sich einen Markstrahl lassend. Von den ihnen ähnlichen an 
Größe ziemlich gleichen Gefäßen unterscheiden sie sich durch den 
Mangel einer festen Wandung; Inhalt fehlt oder ist nur in undeutlichen 
Spuren vorhanden. Die große 
Masse des Gewebes bilden 
hier die weiten, wenig ver- 
dickten Libriformfasern, die 
auf dem Querschnitt einen 
ziemlich regelmäßigen Wech- 
sel von Elementen mit engem 
und weitem Lumen erkennen 
lassen. Die Gefäße sind von 
schmalen {1—3 Schichten 
breiten) ringförmigen oder 
einseitig oder zweiseitig ver- 
breiterten Lagen von dünn- 
wandigem Holzparenchym 
umgeben, das sich durch 
bräunlichen Inhalt vom Libri- 
form abhebt. Gelegentlich 
treten auch schmale tangentiale Streifen (3—10 Zellen breit) von Holz- 
parenchym auf, denen stellenweise Sekretgänge oder Gefäße oder Gefäß- 
gruppen (zwei bis vier in meist radialer Anordnung) eingelagert sind. Die 
einfach perforierten Gefäße haben kurze Glieder und elliptische oder spalten- 
förmige Tüpfel. Die mit bräunlichem Inhalt erfüllten Markstrahlen sind 
auf dem Tangentialschnitt zahlreich, 1—3 (meist zwei) Schichten breit, 
5—30 Zellen hoch, Zellen ziemlich dünnwandig; die meist kurzen Libri- 
formfasern fallen durch weites Lumen auf. Der Bau des Holzes ist ein 
so charakteristischer, daß eine Verwechselung mit irgend einer anderen 
Art kaum möglich ist. 

Schorkopf sagt in seinem Bericht über Mbussipi: ‚Starke 
Stämme mit rotem Harzsaft, Durchmesser von 70 cm und mehr; Höhe 
etwa 20—25 m. Das Holz ist fest, die Farbe schwankt zwischen weiß 


Oxystigma Manni (Baill.) Harms. 


une 


und dunkelweinrot. Die Wurzeln streichen sehr flach, bisweilen über 
dem Boden, und bilden namentlich am Uferrande ein sehr dichtes Ge- 
flecht, wodurch sie gegen Abspülung wirksam schützen. Die Eisenbahn- 
Bauleitung bezieht das Holz in beträchtlichen Mengen von den Ein- 
geborenen und schneidet es zu Schwellen und Holzpflaster.“ Nach 
Büsgen (Tropenpflanzer X. Beiheft 4—5 [1909] 248) gibt Bosipi ein 
brauchbares Blindholz, 


Copaifera Demeusei Harms. 


Dieser Baum liefert den Kamerun-Kopal. Ich habe ihn in Notizbl. 
Bot. Gart. Nr. 47 S. 175 genauer besprochen. Hier muß er noch einmal 
erwähnt werden, da nach den Angaben von E. Conrad das Holz dieses 
bis 30 m hoch werdenden Baumes sehr hart und zäh sein soll; der 
Splint soll auffallend hell sein, der Kern violett rotbraun. — Der Baum 
ist im Gebiete des Sannaga-Flusses verbreitet. Außer in Kamerun 
findet er sich im Congogebiet und in Ubangui. Einheimische Namen 
in Kamerun: Bobanja (nach Schorkopf); Boba (nach von Besser); 
Eban, Ebana (nach Reder); Ebanja, Iban (nach Conrad); dazu 
kommt noch der von Fickendey!) angegebene Name „Mibanja“ 
(Bakoko); siehe Amtsblatt für Kamerun III. Nr. 16 [1910] 245. In 
den lichten Waldungen am Sannaga und Ossa soll der Baum besonders 
durch seine sehr helle, fast weiße, glatte, leicht längsrissige Rinde auf- 
fallen. Wenn er auch in erster Linie als Lieferant des Kopals in 
Betracht kommt, so wäre es doch wohl geraten, auch dem Holze Auf- 
merksamkeit zu schenken, das vielleicht wegen seiner Härte (nach 
Angabe der Eingeborenen soll es das härteste von allen sein) für manche 
Zwecke verwendbar ist. 

Das Holz Bobanja°) der Sammlung Schorkopf (danach die 
Skizze) ist ein längeres schönes Stück mit dem Radius von etwa 9 cm; 
unter demselben Namen hat Schorkopf ein steriles beblättertes Herbar- 
exemplar (n. 11) von Oopaifera Demeusei gesammelt. Die schwärzlichgraue 
Rinde ist nur sehr schmal (1—1,5 mm), mit ziemlich dicken zahlreichen 
ellipsoidischen oder rundlichen, oft tangential gestreckten und in un- 
deutlichen Querlinien liegenden Lentizellen bedeckt. Das Holz sondert 


1) Als ich von Fickendeys zitierter Mitteilung über Kamerunkopale Kenntnis 
erhielt, war mein Artikel über Copaifera im Notizblatt schon gedruckt. Fickendey 
teilt dort näheres mit über die Gewinnung des Kopals. Er schreibt schließlich: „Da 
nach Aussage der Eingeborenen auch das Holz brauchbar und dauerhaft sein soll, 
käme der Kopalbaum „Mibanja“ auch für Aufforstungen in Betracht.“ 

2) BobanjaD. bei Jentsch (l. ec. 148 Taf. I) dürfte etwas ganz anderes sein: 
„Braungelb mit zahlreichen, dicken, gewellten Markstrahlen.“ 


ar 


sich auf dem Querschnitt in eine breitere (6 cm im Radius) äußere helle 
Zone und einen scharf abgegrenzten dunklen schmalen (2,5—3 cm) Kern. 
Das äußere Holz ist hellbräunlich mit rötlichgrauem Schimmer, das 
Kernholz ist schön rötlichbraun. Auf dem Radialschnitt tritt ein schöner 
Seidenglanz zutage. 

Das Holz ist hart, sehr dicht, von gleichmäßigem Gefüge, auf dem 
Querschnitt sehr fein punktiert. Die sehr feinen Markstrahlen sind auf 
dem Querschnitt unter der Lupe deutlich erkennbar, außerdem sieht 
man feine nahezu konzentrische oder tangentiale Linien. Die große 
Masse des Gewebes bilden stark verdickte Fasern. Die feinen Punkte 
sind Gefäße, die von Holzparenchym umgeben sind. Die engen Gefäße 
liegen meist einzeln, selten zu zwei oder drei nebeneinander. Die feinen 
konzentrischen oder tangentialen Linien sind ganz schmale Holzparen- 
chymstreifen mit hier und da 
eingebetteten Gefäßen. Diese En & et 
Streifen liegen auf dem Quer- 17 N : BE 
schnitt nicht regelmäßig ver- 
teilt; bisweilen liegen sie in 
radialer Richtung ziemlich 
dicht hintereinander, und dann 
kommt auch wieder eine Zone, 
in der die Gefäße mit dem sie 
umgebenden Holzparenchym 
inselartig im Fasergewebe |lıe- 
gen oder nur durch ganz 
schmale tangentialeHolzparen- 
chymbrücken miteinander in 
Verbindung treten. Die iso- Copaifera Demeusei Harms. 
lierten Holzparenchymnester 
mit ihren Gefäßen haben auf dem Querschnitt meist eine augenähnliche 
Form; jederseits des Gefäßes setzt sich in tangentialer Richtung ein 
ganz kurzer schmaler Henkel oder Flügel von Holzparenchym an. Auf 
dem Radialschnitt sind die angeschnittenen Markstrahlen als glänzende 
Streifen schön erkennbar. 

Das Libriform bildet weitaus die Masse des Gewebes. Es ist außer- 
ordentlich stark verdickt, die Zellen mit kleinem engem Lumen. Die 
dazwischen liegenden Parenchymstreifen sind schmal, nur 1—6 Zellen 
breit. Auch ihre Zellen haben verdickte Wände. Wie die Mark- 
strahlzellen führen sie meist bräunlichen Inhalt. Auch die Gefäße ent- 
halten oft gelbbräunlichen Inhalt. Auf dem Tangentialschnitt fallen 
die Markstrahlen durch die meist rundliche Gestalt ihrer kleinen Zellen 
mit verdickten Wänden auf. Sie sind zwei- bis vierschichtig, auch viele 


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SESE] 


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kurze ein- bis zweischichtige gibt es, die meisten größeren sind drei- 
schichtig. Ihre Höhe wechselt zwischen 10 und 35 Zellen. Kristall- 
schläuche finden sich an der Grenze des Libriforms und zwischen ihm 
in erheblicher Anzahl; sie fallen besonders im Längsschnitt durch ihre 
weiten Zellen gegenüber den Libriformfasern und den Markstrahlen auf. 

Das mit der Bezeichnung „Boba“ versehene Holzstück aus der 
Sammlung von Besser, das offenbar zu dem mit dem gleichen Ein- 
geborenen-Namen versehenen sterilen Herbarstück desselben Sammlers 
gehört, stimmt im wesentlichen mit dem Holz „Bobanja‘“ überein; 
indessen sind die Gefäße etwas weiter und dann sind die Zonen, in 
denen die feinen fast konzentrischen Holzparenchymstreifen liegen, besser 
ausgeprägt, so daß es an einigen Stellen so aussieht, als ob mit einiger 
Regelmäßigkeit Zonen mit eng aufeinanderfolgenden Holzparenchym- 
streifen mit solchen abwechseln, in denen Holzparenchymnester mit 
Gefäßen meist isoliert im Fasergewebe liegen. 

Mit „Boba“ stimmt im Bau durchaus überein ein schönes Stück 
der Sammlung L. Scholz-von Besser, das die Bezeichnung „Ngatta 
(Bakoko), Enumbondja (Duala)“ führt. Es hat einen Durchmesser von 
23 cm und einen roten Kern von 12,5 cm Durchmesser. Die rote Farbe 
ist hier stärker ausgeprägt als bei dem Stück Bobanja. Ngata ist 
sonst —= Cynometra Mannii und Enumbondja —= Baphia (siehe unten). 

Die Untersuchung eines dünnen Zweigstückes aus dem Rederschen 
Material ergab eine so große Übereinstimmung zwischen diesem und 
dem Stück „Bobanja“, daß an der Zugehörigkeit des letzteren zu 
Copaifera Demeusei nicht mehr zu zweifeln ist. Reders Zweigstück hat 
einen Durchmesser von 2,7 cm und zeigt noch kein Kernholz, sondern 
eine gleichmäßige graubräunliche Farbe mit rötlichem Schimmer. 

In Notizblatt 1. c. S. 182 erwähnte ich, daß gewisse von J. Braun 
in Kamerun (Malimba) gesammelte Kopalstücke sehr wahrscheinlich 
von unserer Copaifera herrühren. Nun fand ich im Botanischen Museum 
in der Holz-Sammlung J. Brauns zwei Stücke mit der Bezeichnung: 
„Holz des Kopalbaums“; als einh. Name wird beigefügt „Mboanje‘. 
Diese Stücke gleichen in ihrer Struktur durchaus den Aststücken aus 
dem Material von Reder, so daß auch sie zu Copaifera Demeuseit) ge- 
hören dürften. 


Detarium macrocarpum Harms. 


Ein Baum von 20—30 m Höhe, mit Fiederblättern, deren Spindel 
20—25 cm lang oder noch länger wird und 12—20 abwechselnde kurz- 


2) Das von Jentsch (Taf. IV Nr. 38) abgebildete Holz Erundu hat nach dem 
Bilde auffallende Ähnlichkeit mit dem Holze von Copaifera Demeusei. 


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gestielte, eiförmige oder längliche, meist kurz zugespitzte Blättchen 
trägt. Die Blüten kennt man nicht. Die breit-eiförmigen bis fast 
kugelig-eiförmigen, etwas schiefen Früchte haben eine lederige Außen- 
schicht, eine fleischige, von zahlreichen Fasern durchzogene Mittel- 
schicht und eine knochenharte Innenschicht und bergen im Innern einen 
einzigen zusammengedrückten Samen mit brauner lederiger Schale. 
Die Hülse wird 7—8 cm lang, der Same mißt im Durchmesser 3,5 bis 
4,5 cm. 

Der Baum ist bisher nur einmal gesammelt worden, nämlich von 
@. Zenker bei Bipindi im Urwald. Ob die von Herrn Dr. Schlechter 
herrührende Mitteilung, wonach die ölreichen Samen geröstet und zer- 
stampft genossen werden, nicht auf einer Verwechselung mit denen von 
Pentaclethra beruht, bedarf der Nachprüfung. 

In den Savannengebieten Kameruns findet sich auch Detarium sene- 
galense Gmel. (im weiteren Sinne)!), Bäume mit runden, dicken, schwach- 
zusammengedrückten, steinfruchtähnlichen Hülsen wie bei D. maecro- 
carpum, aber kleiner; die Mittelschicht ist pulpös, eßbar und von einem 
Fasernetz durchzogen, der Kern ist sehr hart und umschließt einen 
Samen. D. senegalense hat stumpfe Blättchen. In Togo kann man 
nach Kersting zwei scharf gesonderte Formen oder Arten unter- 
scheiden; die eine von ihnen (mit größeren Früchten) ist dem Uferwald 
eigentümlich und soll hartes, schönes Holz haben. 

Perrot und Gerard trennen D. senegalense ebenfalls in zwei Arten 
nach der Größe des Wuchses und der Frucht. Auch das Holz soll 
verschieden sein. Das Holz von D. microcarpum ist grau, mit feinem 
regelmäßigem Korn, mit abwechselnden rötlichen Strichen oder Punkten; 
man bemerkt wie bei D. senegalense (im engeren Sinne) einige schwarze 
konzentrische, mehr oder minder gewundene Linien. Es soll sich gut 
verarbeiten und widersteht den Würmern und Termiten; es ist sehr 
gut verwendbar für Gerüste und Pfähle, da es sich gut hält und 
Feuchtigkeit verträgt. Es eignet sich für gröbere und feinere 
Tischlerei, Wagen- und Schiffsbau. — Das Holz von D. senegalense 
ist homogen, hart, engkörnig, wohlriechend, rotbraun, mit helleren 
Zonen; es widersteht gut den Witterungseinflüssen. 


Scorodophloeus Zenkeri Harms. 


Ein 10—15 m hoher Baum des Urwaldes mit weißen Blüten. Die 
Rinde besitzt einen durchdringenden Geruch, der an Knoblauch er- 


!) In diesem Begriff der Fl. Trop. Afr. II. 313 stecken wahrscheinlich zwei 
Arten, eine mit größeren, eine andere mit kleineren Früchten und niedrigerem 
Wuchse, letztere wohl D. mierocarpum Guill. et Perr. zu nennen. 


ren 


innert, doch etwas süßlicher und widerlicher ist. Dieser Geruch tritt 
noch an dem Herbarmaterial so stark auf, daß die Mappe, in der diese 
Exemplare liegen, sich leicht bemerkbar macht. Die Blätter sind einfach- 
gefiedert, sehr kurz gestielt (A—5 mm), die etwas behaarte, schmal- 
geflügelte Blattspindel wird 8—10 cm lang; die 2—2,5 em langen, 
8—9 mm breiten Blättchen sitzen meist abwechselnd an der Blatt- 
spindel in der Zahl von 18—20. Sie sind schief, fast rhomboidisch- 
länglich (ähnlich denen von Newtonia Zenkeri, die jedoch doppeltgefiederte 
Blätter besitzt), anfangs etwas behaart, später kahl. Die Blüten stehen 
in kurzen dichten, 2—5 cm langen behaarten Trauben; die schmal- 
trichterförmige, 5—6 mm lange Kelchröhre geht in vier eiförmige, stumpfe 
Kelchblätter von 6 mm Länge aus. Wir finden fünf länglich-obovate, 
genagelte, am Rande gewimperte Blumenblätter von 9—10 mm Länge, 
zehn freie Staubblätter mit langen Staubfäden, und einen gestielten 
Fruchtknoten mit zwei Samenanlagen. Die Hülsen kennt man noch 
nicht. 

Der Baum wurde bisher nur einmal gefunden, nämlich in Kamerun 
am Ufer des Lipticaflusses, wo ihn Zenker entdeckte. Als Ein- 
geborenen-Namen werden vermerkt: olom (Jaunde), jungr (Betjek). Es 
handelt sich offenbar um eine sehr auffällige Pflanze, die weiterer Be- 
achtung bedarf; zeichnet sie sich doch durch ihre Knoblauchıinde!) vor 
ähnlichen aus. Diese Rinde soll nach Zenker einen Handelsartikel bilden 
und an Stelle von Knoblauch bei den Eingeborenen verwendet werden. 
Auf dem Markte von Edea fand Büsgen (Zeitschr. Forst- u. Jagdwesen 
XLI, Mai 1910, S. 272) „die stark nach Knoblauch riechende, als Ge- 
würz benutzte Rinde von Scorodophloeus Zenkeri“. Der Duala-Zimmermann 
nannte die übelriechende Rinde „Oimbi“. Aber warum sammelt einer 
der vielen Reisenden, die Edea besuchen, nicht einmal dieses so inter- 
essante Produkt? 

Die sog. Bubimbi-Rinde aus Kamerun stammt nach Hartwich 
(Apothekerzeitung XVII. Nr. 40 [1902] 339) von diesem Baume. Auch 


') Davon der Name der Gattung: sx55580v Knoblauch, $Aoı5s Rinde. — Ähn- 
liche Bestandteile finden sich außer bei den Zwiebel-Arten (Allium) auch noch in 
verschiedenen anderen Gruppen des Pflanzenreiches.. Darauf deuten z. T. schon die 
Namen hin: z. B. die malaiische Meliacee Dysoxylum alliaceum, die australische Art 
derselben Familie Owenia cepiodora (Holz mit lauchartigem Geruch), die Sapindacee 
Scorododendron von Timor, verschiedene Arten der Labiaten-Gattung Teuerium, z. B. 
T. scordium, T. scorodonia; auch gewisse einheimische Namen deuten darauf hin, z. B. 
heißt in Brasilien Päo d’alho (Knoblauchholz) die Phytolaccacee Gallesia gorarema. 
Diesen Namen soll auch die Capparidacee Crataeva tapia im tropischen Amerika 
führen. Unter den Pilzen fällt Marasmius alliatus (Mousseron, Knoblauchpilz) durch 
seinen knoblauchartigen Geruch auf; an diesen soll nach Hartwich gerade der 
Geruch der Bubimbi-Rinde erinnern. 


Eau 5 


er betont den scharfen, äußerst unangenehmen Geruch dieser Rinde, 
der ihn am meisten an den von Asa foetida und Knoblauch erinnerte, 
Er erhielt aus der Rinde eine geringe Menge schwefelhaltigen ätheri- 
schen Öles, dem wohl der Geruch zuzuschreiben ist. Es ist nach ihm 


Scorodophloeus Zenkeri Harms. 


das erste Mal, daß bei einer Leguminose ein solcher Bestandteil nach- 
gewiesen wurde. Zugleich gab er eine kurze Beschreibung des ana- 
tomischen Baues der Bubimbi-Rinde Der Sitz des Öles ist das 
Parenchym der primären und sekundären Rinde sowie die Markstrahlen. 


=, Age 


— Ob auch das Holz den Knoblauchgeruch besitzt, wissen wir nicht. 
Sollte es der Fall sein, so würde natürlich das Holz für viele Zwecke 
ganz ungeeignet sein, wenn es nicht gelingt, den Geruch zu beseitigen. 


Crudia senegalensis Planch. 


Soll nach Olivers Fl. Trop. Afr. II. 312 nur ein Strauch oder 
kleiner Baum sein, der von Senegambien bis Gabun verbreitet ist. 
Büsgen sammelte ihn an dem schmalen Mangrovensaum der Wuri- 
Mündung (l. ce. 79): „lO cm lange, 5 cm breite flachwellige Hülsen, 
Fiederblätter mit wenigen 8 cm langen, 4—5 cm breiten Blättchen, 
deren oberstes sich scheinbar endständig neben die kurze Spitze der 
Spindel stellt“. Einheim. Name: Enumba njou ja munja (Duala). 
Büsgen fügt ein Fragezeichen diesem Namen bei. Enumba njou 
bezeichnet sonst Baphia-Arten (s. unten). 

Crudia Ledermannii Harms ist ein 25—30 cm hoher Baum mit 
grünen Blüten, die wie Lindenblüten duften; er wurde bei Kribi ent- 
deckt. Von Or. senegalensis weicht er durch kleinere Blätter und sehr 
zierliche lange Blütentrauben ab. 

Eine neue von Zenker gesammelte Crudia ist folgende Art. 


Crudia Zenkeri Harms n. sp.; 


arbor 10—15 m alta, valde ramosa, ramulis glabris; folia pinnata, bre- 
viter petiolata (petiolo eirce. 5—10 mm longo, rhachi cum petiolo glabra, 
5—7cm vel ultra longa), foliola alterna, 4—6 (saepe, ut videtur, 5), breviter 
petiolulata (petiolulo 2—4 mm longo, glabro), ovato-oblonga, vel oblonga, 
vel obovato-oblonga, basi obtusa vel acuta vel rotundata, apice plerum- 
que subito longiuscule acuminata vel caudata, glabra, papyracea vel 
chartacea, 8—13 cm longa, 3-6 cm lata; stipulae parvae, lanceolatae, 
deciduae, 3—4 mm longae; racemi gracillimi, elongati, laxiflori, glabri, 
ad 20—30 cm longi, pedicelli tenues, 7—12 mm longi; sepala 4, eirc. 
5 mm longa, ovalia vel obovata, obtusa; stamina 10, filamentis glabris; 
ovarium hirsutum, stipitatum, stipite receptaculo brevi adnato, stylus 
filiformis, tenuis, praeter basim pubescentem glaber. 

Kamerun: Bipindi, Mimfia (Zenker n. 2634. — Nov. 1902; 
10—15 m hoher stark verzweigter Baum mit weißlich-grünen Blüten); 
ebendort (Zenker n. 3700. — Febr. 1908). 

Sehr nahe steht: 


Crudia gabonensis Pierre msecr.; 


arbor 15 m alta, ramulis glabris; folia pinnata, breviter petiolata 
(rhachi cum petiolo glabra, circe. 8—11 cm longa), foliola 7—11, bre- 


a: 


vissime petiolulata, oblonga vel lanceolato-oblonga, —+ obliqua, basi 
saepius obliqua obtusa vel rotundata vel cuneato-acuta, apice subito 
caudato-acuminata, glabra vel subglabra, 3—8 cm longa, 1,5—3,2 cm 
lata; stipulae? deciduae; racemi elongati, tenues, laxiflori, glabri vel 
brevissime puberuli, pedicelli tenues, minute puberuli, receptaculum et 
sepala brevissime puberula; ovarium dense hirsuto-villosum. 

Gabun: ohne Standort (Klaine n. 3083. — 1902). 

Or. Zenkeri wird bereits von De Wildeman Pl. Laurent. (1905) 
97 bei der Beschreibung von Crudia Laurentii De Wild. erwähnt. Sie 
unterscheidet sich von Cr. senegalensis Planch. durch die winzigen 
Nebenblätter und teilt dies Merkmal mit der genannten Cr. Laurentii 
vom Congogebiet, die ihrerseits nach des Autors Angaben von Cr. 
Zenkeri durch kleinere Blättchen in größerer Anzahl abweicht. Was 
die von De Wildeman ebenfalls zum Vergleich herangezogene Cr. 
gabonensis Pierre betrifft, so steht diese jedenfalls der Or. Zenkeri sehr 
nahe, sie hat aber kleinere Blättchen in etwas größerer Anzahl und 
zudem nicht kahle, sondern ganz schwach behaarte Blüten. Cr. Leder- 
mannii Harms (Engl. Bot. Jahrb. XLV. [1910] 297) weicht von 
Zenkeri durch kleinere Blättchen in größerer Zahl (7”—10) ab und 
kommt darin der Or. Laurentii nahe, bei der indessen ein auffallender 
Gegensatz in der Größe der Blättchen desselben Blattes besteht. 


Hylodendron gabunense Taub. 


20—40 m hoher Baum mit tafelförmigen Stammstützen; Holz 
nach Soyaux mittelhart. Die Blätter sind unpaarig-gefiedert; die 
Blattspindel trägt 9—15 abwechselnde längliche oder elliptische leder- 
artige, zugespitzte oder stumpfe Blättchen mit deutlich hervortretender 
Nervatur und von 7—15 em Länge bei 2,5—4 cm Breite. Büsgen 
hat eine Abbildung dieser Blättchen gegeben, die an ihrer Nervatur 
leicht kenntlich sind; recht charakteristisch ist auch der zarte Rand- 
nery. Die Blätter werden von bis 5 cm langen pfriemlichen, spitz aus- 
laufenden, schmalen eingerollten Nebenblättern begleitet, die ähnlich 
wie bei Ficus die junge Zweigspitze einhüllen. Die kleinen Blüten 
stehen in achsel- oder zweigständigen kurzen behaarten Trauben; in 
der Jugend sind die Blütenstände von breiten trockenen Bracteen um- 
hüllt und gleichen dann kleinen Zäpfchen. 

Der Baum wurde von Soyaux in Gabun entdeckt. Er ist in 
Kamerun häufig beobachtet worden (Bipindi, Johann-Albrechtshöhe, 
Mimfia usw.). — Büsgen fand ihn bei km 82 der Manenguba- Bahn; 
als einheimische Namen nennt er: Bokata (Bakundu) und Bongongi 
(Duala). Er hebt bereits (l. ec. 80) die Unsicherheit des Namens Bon- 


a 


gongi hervor, worunter B. drei oder vier sicher ganz ‚verschiedene 
Pflanzen aufführt. Der von B. erwähnte Baum mit unpaarig gefiederten 
Blättern (lanzettliche Blättchen, 10 cm lang, 2 cm breit, an ihrem 
Grunde kleine Stipellen) ist vielleicht eine Andira. Hückstädt hat 
bei Duala zwei verschiedene Arten, beide leider nur steril, unter dem 
Namen Bongongi gesammelt, von denen eine mit Büsgens eben- 
genannter Andira identisch sein könnte. Dazu kommt dann noch eine 
Notiz in Büsgens Liste (l. c. 92), wonach der Name Bongongi auch 
für Staudtia camerunensis, eine Myristicacee, gelten soll. Dann soll 
auch Fillaeopsis discophora nach Büsgen den Namen Bongongi führen. 
Und schließlich nennt er ihn noch für Hylodendron. Wir haben also mit 
Hinzurechnung der einen Hückstädtschen Andira(?) schon fünf ver- 
schiedene „Bongongi“. Wohin gehört nun aber das Holz, das als 
Bongongi erwähnt wird? Ein schlagendes Beispiel für die Unzu- 
länglichkeit der Eingeborenen-Namen. 


Brachystegia eynometroides Harms. 


Nach Staudt, der den großen Baum in Lole (Kamerun) entdeckte, 
bis 35 m hoch, mit grauer Rinde, hartem Holze, glänzend hellgrünem 
Laube, rötlichem Safte. Die kahlen Blätter sind paarig gefiedert, die 
kurzgestielten Blättchen in zwei bis vier, oft drei Paaren angeordnet, 
glänzend, schief länglich, spitz oder zugespitzt, 6—7,5 cm lang, 3 bis 
3,5 cm breit. Die kleinen weißlichgelben Blüten stehen in breiten, 
kurzen, dicht behaarten Rispen. — Die Art wächst auch bei Bipinde. 
— Wahrscheinlich gehört hierher Büsgen n. 317 von der Manenguba- 
Bahn, Akue (Jaunde) genannt. 

Die Gattung Brachystegia scheint in Kamerun nicht so reich ent- 
wickelt zu sein, wie im östlichen tropischen Afrika, wo Arten dieser 
Gattung und von Berlinia unter der Kollektiv-Bezeichnung myombo 
einen charakteristischen Bestandteil der Wälder bilden. 

Die in die Verwandtschaft von Brachystegia gehörende Gattung 
Didelotia besitzt in Kamerun einen Vertreter D. Ledermannii Harms, 
der nach dem Entdecker ein ‚großer breiter Urwaldriese“ ist. Die Art 
wurde bei Nkolebunde am Nenga-Abhange aufgefunden. 


Schotia humboldtioides Oliv. 


Ein kahler Baum, dessen Höhe auf 10—15 m angegeben wird, der 
jedoch gelegentlich größere Höhe (bis 25 m) erreichen soll. Die Zweige 
beherbergen Ameisen, es ist also eine myrmekophile Pflanze, stellenweise 
zeigt jedes Internodium eines Zweiges eine sich nach der Ansatzstelle 
des Blattes hin erweiternde im Innern hohle Anschwellung. Die ziemlich 


EN 


kleinen karminroten Blüten stehen in kurzen büscheligen Trauben. Das 
Holz soll hart sein (nach Staudt); näheres weiß ich nicht. Der Baum 
scheint in Kamerun recht verbreitet zu sein. 


Schotia humboldtioides Oliv. 


Baikiaea insignis Benth. 


Bis 20 m hoher Baum mit kurzen Fiederblättern, die sehr starre, 
kahle, große, längliche, oft abwechselnde Blättehen in zwei bis drei 
Paaren oder nur einem Paar tragen. Die weißen Blüten stehen in kurzen 
Trauben und gehören zu den größten und prächtigsten Blüten der 
Leguminosen. Der dicke Kelch ist sammetartig behaart, 8—9 cm lang; 
die Blumenblätter sind breit oblanceolat oder verkehrt-eiförmig spatelig, 
allmählich in den breit geflügelten Nagel verschmälert, sie erreichen die 
stattliche Länge von 15—17 cm. Dieser schönblütige Baum wurde von 


unge 


Mann auf Fernando Po entdeckt. Staudt sammelte ihn bei Lolodorf 
(12—20 m hoher buschiger Baum, Rinde braungrau, Blatt hellgrün starr, 
Holz nicht sehr hart). — Sehr ähnlich ist B. minor Oliv., die sich von 
obiger Art nur durch kleinere Blüten und Blättchen in mehr Paaren 
unterscheiden soll. Zu dieser, die zuerst aus dem Congogebiet bekannt 
wurde, gehört wohl eine von Zenker bei Bipindi beobachtete Pflanze 
(8-15 m hoher Baum mit weißen Blüten; einh, Name Mabimbi). — 
Hückstädt sammelte eine Baikiaea (leider nur in Knospen) bei Duala 
(Manoka); die Blättchen des Exemplars sind 15—20 cm lang oder 
länger. Er nennt den Baum Bosipi; denselben Namen führt Oxystigma 
Mannii. In den Blättern haben beide (Baikiaeca sp. und Oxystigma M.) 
einige Ähnlichkeit, die Blättchen sind ziemlich groß und sehr starr und 
dick; die Blüten sind jedoch ganz anders. Vollständigeres Material 
dieser Baikiaea wäre sehr erwünscht; auch um das Holz dieses Bosipi 
möchten wir bitten, damit man es von dem des andern Bosipi unter- 
scheiden lernt. Büsgen (l. c. 96) nennt außer dem Holz von Bosipi 
noch solches von Bosipi ba eyidi (Gefäße sehr zahlreich. Mark- 
strahlen mit bloßem Auge sichtbar. Hell- bis dunkelbraun mit Stich 
ins Violette. Markstrahlen bogig verlaufend). Gehört dies etwa zu 
Baikiaea? 

Jentsch (l. c. 162) unterscheidet zwei Arten Bosipi D.: I. B. ba 
lamba und II. B. ba ejidi; letzterer Name entspricht dem oben von 
Büsgen angegebenen. Von beiden Arten gibt Jentsch Abbildungen 
(Taf. III). Danach könnte allenfalls Nr. 55 zu Oxystigma Manni ge- 
hören, einem Baum, dessen Holz ja (s. oben) wenig fest ist. Was 
Nr. 85 ist (offenbar zahlreiche Gefäße!), das nach dem bei Jentsch 
abgedruckten Gutachten eines der wertvollsten Hölzer Kameruns sein 
soll, ist mir natürlich völlig unklar; die Struktur spricht nicht für eine 
Leguminose. — Wie wenig eindeutig der Name Bosipi ist, geht noch 
mehr aus folgenden Angaben hervor; nur zuverlässig bestimmbares 
Material kann dieses Wirrsal lösen. 

Unter der Bezeichnung Bosipi (Busch-Bosipi) sandte Hückstädt 
von Duala (n. 111, bei Manoka, bis 25 m hoch mit lederartigen Blättern) 
Herbarexemplar und Holz von Mimusops lacera Bak., einer Sapotacee, einem 
weit verbreiteten knorrigen oft sehr hohen, schönen Baum der Strand- 
wälder Kameruns, dessen hartes rotes Holz nach Dinklage (bei Groß- 
Batanga) als Bauholz geschätzt wird. Dinklage gibt die Namen: 
„Bundingelinga in Batanga, Bimu in Bata“. Wir haben ein Stück 
dieses prächtigen Holzes in der Sammlung Scholz-von Besser mit 
dem Eingeborenen-Namen Ebungo-ya-tube. Farbe dunkelbraun (das 
dünne Aststück Hückstädt n. 111 hat rötlichhellbraune Farbe); der 
Querschnitt zeigt unter der Lupe sehr zahlreiche feine hellere Punkte 


Afzelia africana Sm. 


Be 


(Gefäße klein, einzeln oder zu zwei bis vier radial), dicht liegende äußerst 
feine unter der Lupe nur schwach erkennbare Markstrahlen, ziemlich 
dicht hintereinanderliegende tangentiale feine Linien von Holzparenchym, 
die zonenweise weniger dicht aufeinanderfolgen. Das Holzfasergewebe 
ist sehr stark verdickt und sehr englumig. 


Afzelia-Arten. 


Die sehr charakteristische Gattung umfaßt Bäume mit paarig-gefie- 
derten Blättern, deren Blättchen in wenigen oder mehreren Paaren stehen, 
und rispig angeordneten mittelgroßen Blüten, deren wichtigstes Merkmal 
darin besteht, daß von den Blumenblättern nur eines ansehnlich ent- 
wickelt ist und weit herausragt (lang genagelt, mit oft zweispaltiger 
Platte), während die übrigen vier nur winzig sind oder fehlen, und 
weiter darin, daß nur sieben (nicht zehn, wie sonst meist in der Gruppe) 
vollkommen entwickelte Staubblätter vorhanden sind. Sehr eigenartig 
und auffallend sind die Hülsen: außen schwärzlich oder bräunlich, 
ziemlich groß, länglich zweiklappig, mit sehr dicken holzigen Klappen, 
die innen eine feine Querfächerung zeigen. Die Samen liegen in diesen 
Fächern; sie sind länglich, elliptisch, glatt, schwarz, mit einem großen 
becherförmigen Arillus von gelber oder scharlachroter Farbe, der etwa 
das untere Drittel des Samens einhüllt. Diese Hülsen und Samen sind 
- ganz unverkennbar und allen Reisenden wohl bekannt; man nennt den 
Baum bisweilen „Portemonnaie-Baum‘‘ Natürlich wissen wir nicht, ob 
alle afrikanischen Arten dieses Genus solche Hülsen und Samen haben, 
aber es ist doch wahrscheinlich. 

Am längsten kennt man A. afriecana Smith, die hier abgebildet ist. 
Diese findet sich in Senegambien und noch anderen Teilen des west- 
lichen tropischen Afrika, u. a. auch in Togo. Dieser schöne Baum 
von breitem Wuchs ist dort in der Steppe häufig. Nach Volkens 
wird das termitenfeste, mahagoni-ähnliche Holz sehr hoch bewertet und 
als Tischler- und Bauholz gebraucht, auch die Mörser zum Jams- 
stampfen fertigt man daraus. 

Sehr ähnliche Formen wie die genannte A. africana wachsen nun 
auch in Kamerun, teils im Urwald, teils in der Steppe. Ob die des 
Urwaldes zu derselben Art gerechnet werden können, möchte ich vor- 
läufig unentschieden lassen. Zweifellos stecken unter den im Kameruner 
Waldgebiet gesammelten Afzelien, die noch sehr der Klärung bedürfen, 
neue Arten. Eine von Büsgen (l. c. 76) gesammelte Art habe ich mit 
der von mir unterschiedenen Afzelia Zenkeri Harms identifiziert. 

Büsgen sagt im Beih. z. Tropenpflanzer 1. c. 234: „Endlich sei 
auch eine riesige Afzelia mit eßbaren Samen erwähnt, die die Namen 


Daniellia thurifera Benn. 


u a Se 


Lom Bkk. oder Bobölo Mlb. führt“ Welche Art ist gemeint? 
Büsgen beschreibt das Holz Bobolo (l. c. 95) so: „Hellbräunlich. Ge- 
fäße deutlich sichtbar, von hellfarbigen Holzparenchymringen umgeben“ 
Wohl möglich, daß dies eine Leguminose ist. 

Jedenfalls verdienen die Afzelia-Arten besonders aufmerksame Be- 
achtung; liefert doch im tropischen Asien die bekannte A. bijuga ein 
zum Brücken- und Häuserbau verwendetes geschätztes Holz (Neu- 
Guinea-Holz). Übrigens sind die Hülsen dieser Art ganz anders als 
die der afrikanischen Afzelien, so daß man die asiatische Art besser 
als Intsia bijuga bezeichnet. 


Daniellia thurifera Benn. 


Dieser in manchen Steppengegenden des westlichen Afrika häufige 
Baum (z. B. Togo) wird 20—35 m hoch; er hat ansehnliche Fieder- 
blätter mit durchsichtig punktierten Blättchen. Die Blüten stehen in 
reichblütigen Rispen. Die flachen dünnen Hülsen bergen nur einen 
Samen. Rinde, Holz und andere Teile des Baumes bergen Sekret- 
kanäle, und das Harz kann gewonnen werden und dient als Räuche- 
rungsmittel bei den Eingeborenen. 

In Kamerun wurde der Baum durch Ledermann nachgewiesen; 
er ist einer der schönsten Bäume der Baumsteppen. 

Nach Perrot und Gerard ist das Holz hellfarbig und zeigt ab- 
wechselnd harte kompakte weißliche Zonen und porösere zartere von 
‚ockergelber Farbe mit unregelmäßigen hellen Tüpfeln. Es ist leicht, 
mit ziemlich grobem Korn, rötlichem Kern, und läßt sich gut ver- 
arbeiten; indessen ist es den Angriffen der Würmer und Termiten aus- 
gesetzt, besonders der Splint. Man kann es für leichte Möbel und 
Verpackungskisten verwenden. Die Eingeborenen verfertigen daraus 
Messerstiele, Schüsseln, Türen. Im französischen Sudan verwendet es 
die Artillerie für leichtere Tischlerarbeiten. Man benutzt es auch 
gern als Brennholz; es brennt langsam ohne zu verlöschen und ver- 
breitet dabei einen angenehmen aromatischen Geruch. — Volkens 
erwähnt noch die Verwendung zu Trommeln und Einbäumen. 


Berlinia-Arten. 


Die Arten dieser Gattung sind meist ansehuliche Bäume mit ein- 
fachgefiederten bisweilen ziemlich großen Blättern. Die Blüten stehen 
in Rispen; sie sind bei einigen Arten (z. B. B. acuminata Sol. und 
B. bracteosa Benth.) sehr groß und schön, leuchtend weiß; bei anderen 
‚sind sie mittelgroß oder klein. Die Hülsen sind holzig, bei manchen 


1, A 


Arten sehr groß und breit, flach, 30 cm lang oder länger. Solche 
Hülsen fand Büsgen vielfach auf Waldwegen. Hückstädt beobachtete 
B. acuminata (wahrscheinlich!) bei Tiko im Bezirk Duala, einen Baum 
von 35 m Höhe und 80 cm Durchmesser, er nennt ihn „Schuhsohlen- 
baum‘‘ wegen der großen flachen Hülsen. — Es gibt in Kamerun mehrere 
Arten; sicher bestimmtes Holz hat mir bisher nicht vorgelegen. Berlinia 
acuminata Sol. und die nahe verwandte durch kleinere Blüten ver- 
schiedene B. auriculata Benth. finden sich in Kamerun mehrfach; sie 
sollen bis 25 m hoch oder noch höher werden. Bei beiden ist ein 
Blumenblatt merklich größer als die übrigen und dieses ist besonders 
bei B. acuminata mächtig entwickelt, 3,5—7,5 cm lang, es zeigt einen 
langen Nagel und eine breite oft zweilappige Spreite. — B. Heudelotiana 
Baill. (nach Oliver eine Varietät von B. acuminata Sol.) liefert nach 
Volkens in Togo ein licht bräunliches Holz, das jedoch von unter- 
geordneter Bedeutung sein dürfte. — Chevalier nennt das Holz der 
B. acuminata rotbraun, mit abwechselnden dunkleren Linien. Nach 
Perrot und Gerard ist das Holz dieser Art kompakt, homogen, von 
feinem engem Korn, mit schwach markierten Zonen, von ockergelber 
Farbe, mit leichter heller Tüpfelung. Es soll ein leichtes, ziemlich 
faseriges Holz sein, das sich gut verarbeitet, jedoch leicht von Würmern 
und Termiten angegriffen wird; das Splintholz wird leicht stockig. Die 
Eingeborenen machen daraus Möbel, Gerüste, Hüttenpfeiler. Nach jenen 
Gewährsmännern ist es für Kunsttischlerei, Gerüstbau, gröbere Tischlerei, 
Wagenbau und Schiffsbau geeignet. 


Macrolobium-Arten. 


Diese Gattung ist in Kamerun mit mehreren Arten vertreten, ob 
hiervon welche als Hölzer von Wichtigkeit sind, ist unbekannt. Die 
Macrolobien stehen den Berlinien nahe, haben jedoch immer nur drei 
vollständige Staubblätter. Einige Macrolobien sind höhere Bäume, z. B. 
M. brachystegioides Harms (von Bipindi, nach Zenker ein 25—35 m 
hoher Baum), andere dagegen werden nur als niedrigere Bäume oder 
Sträucher geschildert. Auch schlingende Sträucher gibt es darunter, 
Die Gattung ist recht mannigfaltig; bei manchen Arten sind die Inflores- 
zenzen stammbürtig oder astbürtig. Wie bei Berlinia-Arten sind die 
Blüten von zwei in der Knospe eng aneinanderschließenden Vorblättern 
umhüllt, die später auseinanderweichen und die eigentliche Blüte her- 
vortreten lassen. 

Büsgen!) hat M. lamprophyllum Harms im Bezirk Edea gesammelt: 


2) Ob die ebenfalls als Macrolobium bezeichnete Pflanze Büsgen n. 316 (Ekale 
Bakwiri, Njawe Jaunde) wirklich zu der Gattung gehört, ist mir jetzt recht zweifelhaft. 


EB 


„Baum mit oben dunkelgrünem unten hellrosafarbigem Laub. Hülsen 
16 cm lang, 3—4 cm breit, rostfarben, sammethaarig. Blättchen lineal- 
lanzettlich, mit langer Träufelspitze, 12 cm lang, 3,5 cm breit.“ Zu 
derselben Art gehört vielleicht die von Reder (n. 1085) bei Buea als 
Mbäva gesammelte Pflanze. — Hückstädt sammelte (n. 1) in Duala 
bei Manoka ein nicht näher bestimmbares Macrolobium, von dem er 


Dialium guineense Willd. 


sagt: „Mbobo; oft 3—4 Stämme auf einem Stück; sehr krauser Wuchs; 
20—30 em Durchmesser, 10—20 m hoch.“ Es wäre sehr wichtig, Blüten- 
material davon zu erhalten. 


Dialium-Arten. 


Bäume von verschiedener Höhe mit Fiederblättern. Blüten klein, 
in reichblütigen Rispen, mit nur zwei winzigen Staubblättern; Blumen- 


— ti ge 


blätter ein oder zwei oder ganz fehlend, dann also nur ein fünfzähniger 
Kelch vorhanden. Frucht eine rundliche Hülse von I—2 cm Durch- 
messer, sehr auffallend durch schwärzliche oder bräunliche Sammet- 
behaarung, ein- oder zweisamig. 

D. guineense Willd. (Senegambien und andere Teile des westlichen 
tropischen Afrika) ist die sogenannte „Velvet Tamarind‘“ von Sierra 
Leone. Das ‚Holz ist hart, wird in der genannten englischen Kolonie 
als Black Tumbler auf den Markt gebracht und als Bauholz ge- 
schätzt. Auch in Togo kommt diese Art vor. Chevalier (Bois de la 
Cöte d’Ivoire 177) bezeichnet das Holz als sehr dicht und hart, von 
rotbrauner Farbe. Andere Arten finden sich in Kamerun; z. B. D. Staudtii 
Harms, D. Zenkeri Harms u. a., Bäume von 10—30 m Höhe, über deren 
Verwendung nichts Genaueres bekannt ist. 


Distemonanthus Benthamianus Baill. 


Ein 20—40 m hoher Baum mit einfachgefiederten Blättern von 
10—20 em Länge, die 5—9 abwechselnde kurzgestielte, längliche oder 
eiförmig-elliptische, spitze oder zugespitzte kahle, 4—7 cm lange, 
2—3 cm breite Blättehen tragen. Die hellrötlichen Blüten stehen in 
kurzen Rispen und zeichnen sich durch ausgeprägte Unregelmäßigkeit 
in den einzelnen Gliedern aus, Von den fünf spitzen Kelchblättern, 
die 9—12 mm lang sind, zeichnen sich zwei vor den übrigen drei durch 
größere Breite aus. Es sind nur drei Blumenblätter vorhanden, und 
nur zwei der Staubblätter, nämlich die beiden zwischen dem hinteren 
und den seitlichen Blumenblättern stehenden, tragen Staubbeutel; im 
übrigen finden wir nur noch drei rudimentäre Staubgefäße (Stami- 
nodien), ein hinteres, sehr kurzes lanzettliches, zwei seitliche schmal- 
lineale vor den beiden seitlichen Blumenblättern. Die längliche, flache, 
dünnholzige Hülse wird 8—13 cm lang, 3—4 cm breit. 

Der Baum wurde an der Corisco Bay von Mann entdeckt. Wir 
haben ihn aus Kamerun mehrfach erhalten (Bipindi, Jaunde usw), 
Zenker und Staudt bezeichnen ihn als sehr schönen Baum mit 
kugeliger Krone, glatter gelblichbrauner oder rötlicher Rinde (nach 
Zenker „terrasienabraun“) und sehr hartem Holze. Forstaufseher 
Schultze sammelte ihn bei Johann-Albrechtshöhe, wo er häufig sein 
soll („etwa 25 m hoher, 40 cm starker Baum; sehr hartes Holz, zum 
Feuern verwendet, glatte rötliche Rinde, oben abschülfernd, lichte 
Krone, Blüten rötlich“. — Einheim. Name: Bosong Bkd.). Zenker 
(Bipindi) spricht von Rotholz, das als Bauholz zu verwenden sei; als 
einheim. Namen zitiert er: „nselle“. — Auch in Gabun kommt er 
vor. Für Spanisch-Guinea (Nkolentangan) wies ihn G. Teßmann 
nach (einheim. Name: „ejeu“). 


ee 


Neuerdings wurde der Baum bei Atakpame in Togo aufgefunden 
(von Doering); er soll das härteste Holz Togos besitzen (Volkens, 
Nutzpfl. Togos in Notizbl. App. XXII. 1 [1909] 14). In Togo wächst 


Distemonanthus Benthamianus Baill. 


er in den Resten ehemaligen Urwalds, die von Doering bei Atak- 
pame festgestellt hat, wo jetzt auch Piptadenia africana Hook. f., Pentha- 
elethra u. a. nachgewiesen wurden. 


re er 


Das Holz dieses Baumes lag mir in einigen von Staudt n. 368, 
Zenker und Staudt n. 360 und Zenker n. 1700 gesammelten 
jüngeren Zweigstücken von 2—8,5 cm Durchmesser vor; die Rinde ist 
glatt, 1—3 mın dick, rötlichbraun, stellenweise grau. Die gleiche röt- 
liche Rinde zeigt ein Herbarstück. Das Holz, beim Schneiden etwas 
faserig, ist dicht, von hellgelblicher oder hellbräunlicher Farbe. Mit 
bloßem Auge oder schwacher Lupe erkennt man auf glattem Hirn- 
schnitt geschlängelte, stellenweise unterbrochene, dicht hintereinander 
liegende, vielfach anastomosierende Linien von Holzparenchym mit ein- 
oder angelagerten Gefäßen oder Gefäßgruppen. Die Markstrahlen 
treten als sehr feine radiale Linien auf. Selten treten isoliert im 
Fasergewebe liegende augenähnliche Gefäß-Holzparenchymnester auf. 
Die Gefäße sind recht zahl- 
reich, oft einzeln, doch auch en 
zu 2—4 in radialer Anord- @: 
nung, gelegentlich treten Gefäß- = 
gruppen von 5—7 kleineren _= 
radial liegenden Elementen 5: 
auf. Liegen die Gefäße ein- & 
zeln, so haben sie rundlichen 
Querschnitt, sonst sind sie oft 
abgeplattet. Die Wand zeigt 
elliptische oder spaltenförmige 
Hoftüpfel. Das Libriform ist 
ziemlich stark verdickt. Die 
Breite der Holzparenchym- 
streifen beträgt 3—10 Zellen, 
die Wände sind ziemlich dünn; 
die Gefäße sind vom Libri- 
form durch 2—5 oder auch mehr Holzparenchymzellen abgegrenzt, 
seltener liegt nur eine Zelle dazwischen. Die Markstrahlen erscheinen 
unter der Lupe auf dem Tangentialschnitt als dichtstehende, sehr 
kurze, feine Strichelchen. Sie sind zwei- bis vierschichtig, meist nur 
kurz, 10-16 Zellen hoch; die Zellen polygonal oder rundlich, mit 
etwas verdickten Wänden. Die Markstrahlen sind auf dem Querschnitt 
um die Breite von 3—10 Holzparenchymzellen getrennt. Kristall- 
schläuche mit kleinen Gliederzellen treten ziemlich häufig auf. Ob das 
Holz schon in den Handel gekommen ist, weiß ich nicht; jedoch hielt 
ich es für wichtig, auf den in gewissen Gegenden offenbar häufigen 
Baum hinzuweisen. Den Namen Bosong Bkd. finde ich sonst nur bei 
Jentsch erwähnt: Listen der Probefläche V von Mundeck (l. c. 127; 
danach gibt es zwei Arten Bosong!). — Ich kenne nicht das Kernholz; 


f 
en 


Distemonanthus Benthamianus Baill. 


u ae 


vielleicht ist dieses rötlich, da Zenker an einer Stelle Rotholz notiert 
hat. Jedenfalls ein beachtenswertes Holz von feiner dichter Struktur, 


Stachoythyrsus Staudtii Harms. 


Staudt entdeckte diesen eigenartigen Vertreter der Caesalpinieae 
bei Lolodorf in Kamerun. Es ist nach ihm ein 20—25 m hoher 
schlanker Baum mit glatter hellgrauer Rinde und weißgelbem, nicht 
sehr hartem Holz. Die nach St. glänzend hellgrünen Blätter sind 
doppeltgefiedert wie bei den meisten Mimosoideae und werden bis 40 cm 
lang oder noch länger. Sie tragen auf etwa 5—8 cm langem Stiel 
zwei Paare von Fiedern; und diese tragen 3—4 Paar länglicher, etwas 
schiefer zugespitzter Blättchen (8—13 cm lang, 3—4 cm breit). Der 
Baum erinnert nicht nur durch die doppeltgefiederten Blätter, sondern 
auch durch die ziemlich kleinen (Kelch 2,5 mm, Blumenblätter 5-6 mm 
lang), in langen (12—21 cm) dichten Ähren stehenden Blüten an Mimo- 
soideae (z. B. Calpoculye u. a... Die Blüten sind übrigens weiß; 
Büsgen fand die weißen 21 cm langen Blütenähren am Boden liegend 
zwischen Edea und dem Kelefluß. Die Hülsen sind 10—15 cm lang, 
verkehrt-lanzettlich, holzig und bergen nur zwei Samen (wie auch der 
Fruchtkoten); übrigens habe ich völlig reife Hülsen noch nicht gesehen. 

Der Baum scheint in Kamerun verbreitet zu sein. Wir kennen 
ihn außer von den bereits genannten Orten noch z. B. von Bipindi 
(Zenker). Er findet sich auch in dem benachbarten Spanisch-Guinea, 
wo ihn G. Teßmann nachwies. Dort entdeckte Teßmann eine zweite 
Art, die allerdings in mehreren wichtigen Punkten von St. Staudtü ab- 
weicht: St. Tessmannü. Dieser Baum macht sich nach Teßmann 
schon von weitem durch einen höchst unangenehmen kotähnlichen Ge- 
ruch bemerkbar. Vielleicht kommt er auch in Süd-Kamerun vor. Die 
Blüten dieses offenbar sehr auffälligen Baumes sind nicht weiß, sondern 
kirschrot. 


Swartzia madagascariensis Desv. 


Ein kleinerer Baum von 5—15 m Höhe, der in den Steppen- 
gebieten des tropischen Afrika sehr weit verbreitet ist. Die Fieder- 
blätter tragen 9—11 abwechselnde längliche, stumpfe Blättchen von 
5—8 cm Länge. Die weißen oder weißgelben Blüten stehen einzeln 
oder in wenig-blütigen Trauben und zeichnen sich besonders dadurch 
aus, daß sie nur ein kreisrundes bis 21/, cm langes, auf der Rücken- 
seite seidig behaartes Blumenblatt besitzen; die Staubblätter sind in 
großer Anzahl vorhanden. Die Hülse ist sehr charakteristisch: bis- 
weilen bis einen Fuß lang, zylindrisch, stabähnlich, fast drehrund, 1—2 cm 


Stachyothyrsus Staudtii Harms. 


Zu NR 


dick, von dunkelbräunlicher oder schwärzlicher Färbung; zwischen der 
Fruchtwand und dem holzigen Endokarp liegt eine gummi-ähnliche 
Masse. 

Ledermann sammelte den Baum im Hinterlande von Kamerun 
an mehreren Punkten (z. B. Kondscha, Garua usw.). 

Das Holz zeigt ein dichtes feines Korn und sondert sich nach 
Perrot und Gerard in zwei Zonen, in eine peripherische Zone von 
bleichgelblicher Farbe mit leicht angedeuteten, etwas dunkleren unregel- 
mäßigen Streifen, und in einen harten, dunkelviolettbraunen Kern. 
Es soll sich durch große Härte und Termitensicherheit auszeichnen. 
Perrot und G&rard halten es für möglich, daß es in der Kunst- 
tischlerei vermöge seines feinen Korns und seiner Politurfähigkeit an- 
gewendet werden kann. Es ist dem Holze von Ormosia laxiflora sehr 
ähnlich. Beide Holzarten gehören nach jenen Autoren (l. c. 139) zu 
den besonders schweren Hölzern (bois extra-lourds) der Leguminosen. 


Ormosia monophylla Harms. 


Diese Art habe ich zuerst unter dem Namen Crudia monophylla 
Harms von Liberia beschrieben (Engl. Bot. Jahrb. XXX. [1901] 80), 
später jedoch zu Ormosia gestellt (siehe OÖ. Stapf in Johnston, 
Liberia II. [1906] 598]. 

Überraschend genug war es mir, dieselbe Art in der Sammlung 
Ledermann aus Kamerun zu finden, der sie zweimal aufgenommen 
hat: Groß-Batanga, Flußufer im Buschwald (10—15 m hoher Baum; 
n. 188) und Kribi, Strandwald (schöner großer Dombaum mit veilchen- 
blauen Blüten, vereinzelt; n. 492). Ferner möchte ich hierher einen 
blütenlosen Zweig rechnen, den Hückstädt bei Duala (Manoka) ge- 
sammelt hat: „angeblich bis 35 m hoch und 80 cm im Durchmesser, 
dunkler Kern, Rinde innen orangefarben; einheim. Name: mnlalo 
epindepinde (mnlalo = ähnlich)“. epindepinde bedeutet nach Büsgen 
Ebenholz.e. Es wäre sehr interessant, zu erfahren auf Grund von 
Blütenmaterial, ob meine Bestimmung der Hückstädtschen Pflanze 
aufrecht erhalten werden kann. Die Art ist unter den Leguminosen 
leicht kenntlich an den einfachen (nicht gefiederten), ziemlich dicken, 
glänzenden Blättern, die an solche von Baphia erinnern. 


Afrormosia laxiflora (Benth.) Harms. 
(Ormosia laxiflora Benth.). 


Ein Baum von mittlerer Höhe (5—15 m hoch) mit gefiederten 
Blättern; diese mit 9—13 länglichen, kurzzugespitzten, abwechselnden 


65 


Afrormosia laxiflora (Benth.) Harms. 


ae 


oder fast gegenständigen Blättchen von 4—8 cm Länge. Weiße 
Schmetterlingsblüten mit freien (nicht verwachsenen) Staubfäden, in 
reichblütigen Rispen. Die Hülsen sind kurzgestielt, länglich (etwa 
6—12 cm lang, 2—2,5 cm breit), ganz flach und enthalten nur wenige 
Samen; auf der Bauchseite (der Seite, wo die Samen befestigt sind) 
haben sie eine deutliche, jedoch schmale Flügelleiste, auf der Rücken- 
seite sind sie schmal berandet. 

Dieser Baum ist in den trockenen Gebieten des westlichen tropi- 
schen Afrika weit verbreitet; nach Chevalier bevorzugt er besonders 
Steinboden. In Togo bewohnt er die Steppe (s. Volkens, ],c. 14). 
Von Kamerun brachte ihn Ledermann mit. Er bezeichnet ihn als 
den häufigsten Baum in der Gebüschsavanne von Garua., 

Das Holz von Afrormosia laxiflora dürfte zu den wertvolleren afrika- 
nischen Hölzern gehören. Volkens gibt für Togo an, daß die Ein- 
geborenen das termitensichere, schön hellbraune Holz zu Bauten, be- 
sonders aber für Axt- und Hackenstiele und Armringe verwenden. 
Perrot und Gerard (l.c. 113) beschreiben das Holz als sehr hart, 
von feinem, dichtem Korn, schwer zu bearbeiten, aber einer schönen 
Politur fähig. Es sondert sich in eine hellgelbliche, dem Buchsbaum#* 
holze ähnliche peripherische Zone und einen tiefbraunvioletten, fast 
schwarzen Kern, der an Guajakholz erinnert. Es soll ein ausgezeich- 
netes Material für Kunsttischler- und Drechslerarbeiten sein. 


Baphia«=Arten. 


Die Arten dieser Gattung, von denen es in Kamerun mehrere gibt, 
sind Sträucher oder kleine Bäume mit einfachen, nicht gefiederten 
Blättern und weißen oder gelblichen in Büscheln oder Trauben ange- 
ordneten oder auch einzeln oder zu wenigen in den Blattachseln ent- 
springenden Schmetterlingsblüten mit freien nicht verwachsenen Staub- 
gefäßen und scheidenartig aufreißendem Kelche. 

Seit langer Zeit schätzt man das Holz der B. nitida Afzel. aus 
Sierra Leone, das Camwood (auch Oambalholz, Cabanholz, An- 
golaholz, afrikanisches Sandelholz, Bois de Cam genannt), 
das sich durch dunkelkarmesinroten Kern und gelbbraunen Splint aus- 
zeichnet und zum Rotfärben und in der Kunsttischlerei benutzt wird. 

In Kamerun findet sich u. a. die der B. nitida sehr nahestehende 
B. barombiensis Taub. Herr Schultze sammelte z. B. diesen Baum im 
Jan. 1909 bei Johann-Albrechtshöhe. Er gibt an, der Baum liefere ein 
hartes weißes Holz, das von den Eingeborenen zu Axtstielen verwendet 
werden soll. Als einb. Namen werden aufgeführt: Epaboä, Ena- 
mbango (Duala), Schorkopf und Hückstädt haben unter dem 


EHE 


ähnlich klingenden Namen Enumbanjou sterile Zweigstücke einer 
Baphia-Art gesammelt, die offenbar der B. barombiensis sehr nahe steht. 
Schorkopf (n. 16, vom Dibamba-Ufer) bezeichnet den Baum als 20 m 
hoch mit einem Durchmesser von 30—40 cm. Hückstädt sammelte 
ihn bei Duala (n. 147) und an der Wuri-Mündung (n. 157); die zu 
diesen Nr. gehörigen dünnen Holzstücke zeigen die größte Ähnlichkeit 
mit Schorkopfs großem Stück. 

Schorkopfs Stück Edun ba njou (Nr. 41) hat eine dünne hell- 
graue Rinde; das Holz ist hellbräunlichgelb, von dichtem, sehr feinem 
Gefüge. Im Innern sind einige dunkelrötliche stark abfärbende Stellen. 
Der Hirnschnitt läßt unter der Lupe die äußerst feinen, dicht hinter- 
einanderliegenden tangentialen Streifen von Holzparenehym erkennen, 
denen die kleinen Gefäße ein- 
gelagert sind. Die Mark- 
strahlen sind ebenfalls erkenn- 
bar, sie laufen nahezu senk- 
recht zu den nur wenig ge- 

wundenen Holzparenchym- 

streifen. Die Gefäße liegen 
einzeln oder zu zwei bis vier 
in radialer oder schiefer Rich- 
tung beieinander; es kommen 
auch Gruppen von vier bis 
sechs in radialer Richtung lie- 
genden Gefäßen vor. Häufig 
sind sie mit braungelbem In- 
halt gefüllt. Auffällig ist die 
relativ gleichförmige Breite der 
Holzparenchymstreifen und der 
zwischen ihnen liegenden Libriformstreifen. Die Breite jener Streifen 
beträgt meist 3—5 Zellen. Das Libriform ist stark verdickt. Das 
Holz ähnelt dem von B. graeilipes sehr, hat jedoch größere Elemente, 
was besonders am Holzparenchym auffällt; demgemäß sind die so 
regelmäßig alternierenden Streifen bei gracilipes feiner und schmäler. 
— Offenbar steht dieses Holz Edunbanjou dem von C. Brick!) 
genau beschriebenen Camwood von Baphia nitida Afzel. sehr nahe, 
wie ja auch die Art B. barombiensis Taub., von der sehr wahrscheinlich 
obiges Holz Schorkopfs stammt, in die allernächste Verwandtschaft 
der B. nitida gehört. Größere Stücke Baphia-Rotholz aus Kamerun 
habe ich noch nicht gesehen. 


Baphia gracilipes. 


1) Jahrb. Hamburg. wiss. Anstalt. VI. (1889); siehe Wiesner Rohstoffe III. 
936; die nach v. Höhnel reproduzierte Figur 293 zeigt die typischen Streifen des 
Baphia-Holzes. 


zung 


Büsgen gibt ein Bild des Holzes Enum banjou, das er so be- 
schreibt (l. c. 98): „Hellorange. Kern tiefrot. Schwachwellig verlaufende 
sehr dicht aufeinander folgende schmale Holzparenchymbinden, denen 
die kleinen mit bloßem Auge nicht mehr sichtbaren Gefäße eingelagert 
sind, auf 1 mm etwa vier Binden. Wohl = Nr. 37.“ Letzteres ist 
Edun banjou. Daß dieses Holz mit dem von Schorkopf eingesandten 
Stück große Ähnlichkeit haben muß, steht fest. Vielleicht stammt es 
sogar von derselben Art, also wahrscheinlich von B. barombiensis Taub. 


Genauer geprüft habe ich ein von Staudt (n. 209) gesammeltes, 
3,5—3,7 cm im Durchmesser haltendes Stück des Holzes von Baphia 
graeilipes Harms (in Engl. Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 280: „10—15 m 
hoher Baum, Holz gelblich, hart‘), das sich unter den mir bekannten 
Baphia-Hölzern durch hervorragend feinen schönen Bau auszeichnet. 
Das Stück hat eine graue, ziemlich glatte, etwas warzige 1,5 mm dicke 
Rinde. Das Holz ist hellgelblichbraun, dicht; auf dem Hirnschnitt be- 
merken wir sehr zahlreiche, sehr feine konzentrische etwas wellige 
stellenweise anastomosierende Linien von Holzparenchym mit ihnen ein- 
oder angelagerten Punkten (Gefäßen oder Gefäßgruppen). Stellenweise 
liegen jene Linien weiter auseinander. Das auf dem Querschnitt aus 
ziemlich gleichmäßigen Zellen bestehende Libriform ist mäßig stark 
verdickt. Die Holzparenchymbinden sind ungefähr ebenso breit wie 
die Libriformstreifen oder etwas schmäler, etwa 2—5 Zellschichten breit. 
Die kleinen Gefäße liegen oft einzeln, oder auch in radialen, seltener 
schief orientierten Gruppen von 2—6 Elementen. Die zerstreuten 
Markstrahlen sind ein- bis dreischichtig (meist zwei- bis dreischichtig), 
von wechselnder Höhe, 10-20 Zellen, gelegentlich auch 30 Zellen 
hoch oder noch länger. 

Das Auftreten schmaler weithin kontinuierlicher dicht hinter- 
einanderliegender konzentrischer Holzparenchymstreifen mit eingelagerten 
meist kleinen Gefäßen scheint ein Gattungscharakter von Baphia zu 
sein; ich fand dies Merkmal bei mehreren Arten, u. a. auch bei der 
in Ostafrika vorkommenden B. Kirki, die dort ein geschätztes im Kern 
schön braunes Holz liefert. Ferner bei der Kameruner Art B. erassifolia 
Harms. 


Millettia macrophylla Hook. f. 


Hierüber schreibt Büsgen (l. c. 78): „Ein leicht zu erkennender, 
häufiger, durch seine schönen rotvioletten, in Trauben angeordneten 
Schmetterlingsblüten ausgezeichneter mittlerer bis kleiner Baum mit 
unpaarig-gefiederten Blättern, die an große etwa 30 cm lange Robinien- 
blätter erinnern. Duala: mulalo sekondongo; Bakossi: Ngo dwalu.“ 


69 


— 


Millettia maerophylla Hook. f. 


au, — 


— Es gibt in Kamerun noch mehrere andere Arten dieser Gattung; es 
sind wohl meistenteils kleinere Bäume oder Sträucher, die als Holzliefe- 
ranten wenig in Betracht kommen. Im Habitus dürften diese Arten am 
meisten unsern Robinien ähneln, denen sie ja auch systematisch sehr 
nahe stehen. 


Pterocarpus Soyauxii Taub. 


Dieser ursprünglich in Gabun von Soyaux entdeckte Pterocarpus 
kommt auch in Kamerun vor. Zenker fand ihn bei Bipinde. Es ist 
ein Baum, der eine Höhe von 25—30 m erreicht. Die Blätter sind 
gefiedert, mit abwechselnden kurz gestielten länglichen Blättchen von 
feiner Nervatur. Die ziemlich kleinen Blüten stehen in reichblütigen 
Rispen. Die Hülsen sind fast kreisrund, kurz gestielt, flach, von papier- 
artiger oder kartonähnlicher Konsistenz; ein breiter Flügelsaum um- 
gibt den inneren samenbergenden Teil der Frucht. 

Es ist so gut wie sicher, daß diese Art einen großen wenn nicht 
den größten Teil des in Kamerun unter dem Namen „Muenge“!) ge- 
wonnenen Rotholzes liefert; Büsgen bildet einen Querschnitt eines 
solchen Holzes ab, das nach ihm (Tropenpflanzer 1. c. 205) als bestes 
Kanuholz gilt, aber auch zu Möbeln verarbeitet wird. Soyaux be- 
merkt bereits auf dem Zettel seines Exemplars: Liefert das Redwood 
oder Barwood des Handels. Preuß (n. 167) sammelte sterile Zweige 
eines Pterocarpus bei der Barombi-Station, dazu ein Holzstück. („Hiervon 
das Rotholz, das die Eingeborenen zum Färben benutzen.) Bereits 
Taubert hat dieses Stück als Pterocarpus Soyauxiü bestimmt. Zenker 
sammelte den Baum mehrfach bei Bipindi, auch er spricht von Rotholz. 
Teßmann wies die Art in Spanisch-Guinea nach. Wenn auch die 


1) Jentsch (l. c. 171) bestimmt Muenge als Pt. santalinoides; dieser Name 
(L’Her. ex DC. Prod. II. [1825] 419) bezieht sich auf eine Pflanze aus Sierra Leone; 
Baker (in Oliv. Fl. Trop. Afr. II. 238) identifiziert ihn fragweise mit esculentus, 
einer von Soyauzi ganz verschiedenen Art, die kein Rotholz liefern soll. Wahr- 
scheinlich stammt das aus Sierra Leone u. a. benachbarten Gebieten kommende Rotholz 
von Pt. erinaceus Poir., einer durch stachelige Früchte ausgezeichneten Art; ob der 
Name Pt. santalinoides Synonym von Pt. erinaceus ist, konnte ich nicht nachprüfen. 
Perrot und G£&rard (l. ec. 120) vereinigen beide, und betrachten erinaceus als 
Lieferanten des „Santal rouge d’Afrique“. — Jentsch berichtet, daß die Duala drei 
Arten Holz unterscheiden, von denen zwei, die allein als Nutzholz in Betracht 
kommen, vermutlich von der gleichen Art abstammen, nur daß das erstere im primären 
Urwald, also langsam, im dichten Schluß erwachsen ist, das zweite im sekundären 
Wald, also rasch und daher weicher erwachsen ist. — An den Namen Muenge scheint 
sich nicht eine so heillose Verwirrung zu knüpfen wie an viele andere Eingeborenen- 
Namen; sehr begreiflich, da es offenbar ein sehr ausgezeichnetes Holz ist. Oder sollte 
etwa doch noch Rotholz von Baphia dabei sein? 


71 


Pterocarpus Soyauzii Taub. 


a 


Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß unter der Bezeich- 
nung Muenge sich noch andere Kameruner Pterocarpus-Arten verstecken, 
die wir botanisch noch nicht kennen, so scheint es mir doch nach obigem 
sicher, daß jedenfalls Pt. Soyauxii Rotholz liefert. Wir kennen von 
Kamerun außerdem noch den bisher leider nur einmal gesammelten 
mangelhaft bekannten Pt. Zenkeri Harms und den im tropischen West- 
afrıka verbreiteten Pt. esculentus Schum. et Thonn. Letztere Art ist von 
Pt. Soyauxii durchaus verschieden; die rundlichen Früchte haben ein 
stark verdicktes warziges Mittelstück, die Samen sind eßbar. Das Holz 
ist nach Volkens ziemlich schwer und gelblichweiß (Nutzpflanzen 
Togos 16). Nach Chevalier (Bois de la Cöte d’Ivoire [1909] 184) 
sind Splint und Kern nicht verschieden. Preuß sammelte die Art bei 
Victoria im Urwald, und bezeichnet sie als hohen Baum. In Togo ist 
diese Art mehrfach gesammelt worden; bald heißt es, es sei ein hoher 
starker Baum, bald es sei ein Strauch oder kleiner Baum, die Blüten 
sind gelb oder goldgelb. 


Ich prüfte mehrere Stücke des Holzes von Pt. Soyauxii und fand 
mit einigen geringeren Abweichungen immer denselben Bau, und konnte 
außerdem feststellen, daß ein prächtiges Stück Rotholz Muenge der 
Sammlung Schorkopf mit Zenkers Rotholz übereinstimmt. 


Das von Zenker unter n. 2508 gesammelte Stück Pi. Soyauxü, 
nach dem die Figuren (Querschnitt und Tangentialschnitt) angefertigt 
‚wurden, zeigt schmutzig-bräunlichen oder lehmgelben Splint und 
roten Kern. Die große Masse des Holzes bildet das Libriform, 
das ziemlich stark verdickte Wände besitzt und im Querschnitt 
einen auffallenden Wechsel von engen und weiten Elementen dar- 
bietet. Gewundene, stellenweise unterbrochene und anasiomosierende 
schmale Streifen von Holzparenchym durchsetzen das Libriform; 
an den Gefäßen verbreitern sich diese Streifen oft sehr plötzlich, 
bilden jedoch beiderseits des Gefäßes oder der Gefäße nur eine 
schmale Schicht (1—3 Zellen breit). Nicht selten treten gerade oder 
gewundene, auch ganz kurze Holzparenchymstreifen mit oder ohne 
eingelagerte Gefäße auf. Den Gefäßen schließen sich oft noch in schiefer 
Richtung kurze Streifehen von Holzparenchym anhängselartig an. Die 
Gefäße sind nicht zahlreich, sie liegen ziemlich zerstreut, einzeln oder 
2—3 zusammen. Die Markstrahlen sind sehr zahlreich; im Tangential- 
schnitt fallen sie durch ihre reihenartige Anordnung in Etagen auf, ein 
Merkmal, das bei vielen Arten der Gattung wiederkehrt, ja vielleicht 
Gattungsmerkmal ist!). Das Lupenbild dieser Hölzer läßt auf dem 


!) Die indischen Rothölzer aus der Gattung Pf. haben dies Merkmal; siehe 
Wiesner, Rohstoffe III. 937. Ebenso hat es Pf. erinaceus (nach Perrot und 


Tangentialschnitt eine Streifung aus feinen, dicht übereinander liegenden 
horizontalen oder fast horizontalen, geraden oder etwas geschlängelten 
helleren und dunkleren Linien erkennen; die dunkleren lösen sich bei 
näherer Betrachtung in dicht beieinander stehende ganz kurze, feine 
senkrechte Strichelchen auf, das sind die Markstrahlen. Sie sind nur 
niedrig (5—12 Zellen hoch) und schmal (ein- bis dreischichtig). Kristall- 
schläuche treten in erheblicher Anzahl auf. — Das rote Holz Muenge 
von Schorkopf, das beim Schneiden einen eigentümlichen Vanille- 
geruch erkennen läßt, ist ganz ähnlich; jedoch sind hier die Mark- 
strahlen fast stets einschichtig, gelegentlich zweischichtig. Auf diesen 
Unterschied kann man jedoch nicht viel geben, da der innere rote Teil 
des Stückes von Zenker ein- bis zweischichtige Markstrahlen zeigt, 


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Pterocarpus Soyausxü Taub. 


und darunter sehr viele einschichtige. — Preuß’ Stück (n. 167) zeigt 
viel engerliegende Holzparenchymstreifen, ist aber sonst dem großen 
Stück von Zenker sehr ähnlich; die Markstrahlen sind meist ein- 
schichtig und äußerst zahlreich. Offenbar ist dies ein dichteres Holz, 
Die Gefäße liegen hier einzeln, oder es liegen 2—5 meist kleinere in 
radialer oder schiefer Richtung. — Eine wiederholt beobachtete Eigen- 
schaft des Holzes ist die schiefe Richtung der Fasern im Tangential- 


schnitt. 


Gerard). Die Rothölzer von Baphia-Arten wird man gegenüber den Pterocarpus- 
Hölzern an den zerstreuten Markstrahlen und kleineren Gefäßen meist erkennen können. 
— Vergl. noch C. Brick, Beiträge zur Kenntnis und Unterscheidung einiger Rot- 
hölzer, insbesondere derjenigen von Baphia nitida Afzel., Pterocarpus santalinoides 
L’Her. und Pt. santalinus L. f. Jahrb. Hamburg. Anstalt. VI. 1889. 


a 


Das Holz von Pt. Soyauxi ist dem von Pt. erinaceus Poir., das 
Perrot und Görard (l. ce. 122) beschreiben, sehr ähnlich. Auch diese 
Art liefert Rotholz. Über Pt. erinaceus in Togo vergl. Volkensl.c. 16; 
von Pt. Soyauxii ist jene Art durch stachelige Hülsen wesentlich ver- 
schieden. Pf. erinaceus habe ich aus Kamerun noch nicht gesehen. 


Andira-Arten. 


Zu einer Art dieser fast ausschließlich tropisch-amerikanischen 
Gattung gehört vielleicht das Holz Bongongi. Schorkopf (n. 1) 
und Büsgen (n. 449) haben Blätter von Bongongi bei Edea gesammelt; 
die Blätter sind unpaariggefiedert, über 25 cm lang, die Blättchen 
eilanzettlich, 10 cm lang, etwa 2 cm breit; an ihrem Grunde sitzen 
paarweise kleine, schmal-pfriemliche Stipellen. Der Name Bongongi 
wird nach Büsgen außerdem auf Fillaeopsis und Hylodendron bezogen, 
zwei untereinander wie von Andira ganz verschiedene Gattungen. Bei 
dieser Unsicherheit wäre es wünschenswert, endlich einmal zu ermitteln, 
was das echte Bongongi ist. Jentsch bildet ein Stück ab (Tafel). 
Büsgen (S.96) sagt über das Holz: „Ziemlich schwer. Rötlich. Die 
deutlich sichtbaren Gefäße in Holzparenchymnester eingebettet, die sich 
zu welligen, oft unterbrochenen Linien vereinigen. Markstrahlen mit 
bloßem Auge kaum sichtbar“. 


Erythrina-Arten. 


Die Arten dieser Gattung will ich hier nur nebenbei erwähnen. 
Das Holz dieser Arten dürfte meistens ziemlich leicht sein; indessen 
wäre es doch möglich, daß es für diesen oder jenen Zweck geeignet 
wäre, so daß der Vollständigkeit halber die Gattung Erythrina nicht 
umgangen werden kann. 


Erythrina excelsa Bak. ist nach Baker ein Baum von 20—25 m 
Höhe mit kahlen Zweigen, die zahlreiche scharfe, gerade, kurze Stacheln 
tragen. Diese Bekleidung mit Stacheln kommt bei Erythrina sehr 
oft vor. Die Blätter sind dreizählig, das Endblättchen ist breit- 
eiförmig oder verkehrt-eiförmig, 20—22 cm lang, etwas weniger breit 
als lang; die Maße sind also sehr stattliche. Die dichten Blüten- 
trauben erheben sich auf dicken, holzigen Stielen. Die Blüten haben 
einen scheidenartig geschlitzten Kelch, der auf der einen Seite in einen 
zweispaltigen Lappen ausläuft, und eine glänzend scharlachrote Krone, 
deren Fahne die übrigen Petalen (Flügel und Schiffehen) an Länge 
bedeutend übertrifft. 


Mann fand den Baum an der Ambas-Bay. Preuß sammelte ihn bei 
Buea, und ebendort später Deistel, der folgendes mitteilt: „Typischer 
Urwaldbaum des Kamerungebirges bis zu 1000 m Höhe; es ist ein sehr 
kräftiger raschwachsender Baum mit weichem Holze und Dornen an 
der hellen Stammrinde und den Zweigen. Er überragt meist den Busch- 
wald. Einen sehr hübschen Anblick bietet er zur Blütezeit, die in die 
Trockenzeit, Dezember-Januar fällt; er ist dann blattlos und die schirm- 
artige Krone ist über und über mit hellrosa leuchtenden Blüten bedeckt. 
Der Baum hat eine große Wachstumsfähigkeit; jeder abgeschlagene 
Knüppel wächst weiter, selbst abgehauene Bäume, die Monate lang tot 
da lagen, treiben dann wieder aus der Rinde aus“, Vor kurzem sandte 
Reder schönes Material aus Buea (970 m) ein, unter dem Bakwiri- 
Namen „Mokam‘“. Die Schaftlänge betrug nach ihm 20 m. Das bei- 
gegebene Holzstück ist hellgelblich, ziemlich locker und weich. Reder 
bezeichnet es als Brennholz. Sollte übrigens diese schöne Art sich 
nicht wie so manche andere Erythrina als Schattenbaum für Kaffee 
oder Kakao eignen? 

Über das Holz von Erythrina senegalensis DC., einer im tropischen 
Westafrika weit verbreiteten Art, die auch in Togo vorkommt, sagen 
Perrot und Gerard (I. e. 105) folgendes. Es ist porös, leicht, hell- 
farbig, auf dem Querschnitt mit deutlicher radialer Streifung und mit 
konzentrischen Linien, die Streifen von Fasern ihren Ursprung ver- 
danken. Die Eingeborenen sollen die Stämme nur zur Verfertigung 
von Hecken verwenden. Man kann das weiße faserige Holz zur An- 
fertigung leichter Bretter gebrauchen. 


Erythrina Büsgenii Harms 


ist ein von den Bakoko Tombetombe genannter Baum mittlerer Größe 
im Kulturgelände bei Sende. Im Januar war er nach Büsgen (I. c. 77) 
blattlos, aber über und über mit großen roten Blüten bedeckt. — Zur 
Gattung Erythrina gehört nach Büsgen auch ein Esodum (Jaunde), 
FEkale (Bakossi) oder Atokom (Bakwiri) genannter großer Baum mit 
schwach nach Kohl riechender glatter Rinde vom Weg zwischen Niasoso 
und Esosong. In Beiheft z. Tropenpflanzer 1. c. 232 sagt Büsgen von 
Esodum, es sei ein großer Baum, dessen braungraue im übrigen glatte 
Rinde stumpf kegelförmige Stacheln trägt. Die Frucht soll eine rosen- 
kranzförmige Hülse mit roten Samen sein, die einen schwarzen Fleck 
besitzen. Das alles paßt gut auf eine Erythrina-Art. 


Ben ir 2, 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXIE.Nr 1. Ausgegeben am 27. Januar1909. 


Die Nutzpflanzen Togos. 


l. Die Nutzhölzer. 


Von 
G. Volkens. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 
I 


1909. 


Preis 1,80 Mk. 


Notizblatt 


des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXHH Nr.1. Ausgegeben am 27. Januar 1909. 


Die Nutzpflanzen Togos, 
Von 
G. Volkens. 


Die Übersicht, welche im folgenden über die Nutzpflanzen unserer 
Togokolonie gegeben werden soll, gründet sich im wesentlichen auf eine 
Reihe von Sammlungen, die das Berliner Botanische Museum den 
Herren Baumann, Dr. Büttner, Warnecke, Schröder, Kling, 
Graf Zech, Dr. Kersting, Dr. Busse, v. Doering und Mellin 
verdankt. Von diesen nahm Warnecke seine Pflanzen hauptsächlich 
im Küstengebiet, in der Umgebung Lomes, auf, Baumann bei Misa- 
höhe, Büttner und Kling bei Bismarckburg, Graf Zech in Kete- 
Kratschi, v. Doering in Atakpame, Kersting und Schröder in 
Sokode-Basari, Mellin in Yendi und Mangu, Busse endlich auf dem 
Wege von der Küste bis Misahöhe. Bemerkungen über den Nutzen 
der Pflanzen machen auf den beigegebenen Herbarzetteln Büttner, 
Schröder und Kling überhaupt nicht, Baumann, Warnecke, Graf 
Zech und Busse in vielen Fällen, Kersting, v. Doering und 
Mellin im ausgiebigsten Maße. 

Bestimmt wurden die Pflanzen im Berliner Botanischen Museum 
und zwar die Araceae, Piperaceae, Moraceae, Urticaceae, Proteaceae, 
Olacaceae, Anonaceae, Rutaceae, Burseraceae, Anacardiaceae, Rhamna- 
ceae, Guttiferae, Combretaceae, Myrtaceae und Sapotaceae durch Herrn 
Prof. Dr. A. Engler, die Capparidaceae, Connaraceae, Ochnaceae, Sa- 
pindaceae, Vitaceae, Dipterocarpaceae, Flacourtiaceae, Myrsinaceae, 
Oleaceae, Loganiaceae, Apocynaceae und Cucurbitaceae durch Herrn 
Prof. Dr. Gilg, die Leguminosae und Meliaceae durch Herrn Prof. 
Dr. Harms, die Malvaceae, Ebenaceae, Verbenaceae und Labiatae 

1 


Bo 


durch Herrn Prof. Dr. Gürke, die Celastraceae und Hippocrateaceae 
durch Herrn Dr. Loesener. Die Gramineae, Tiliaceae, Bombacaceae, 
Stereuliaceae, Bignoniaceae und Rubiaceae, welche in früheren Jahren 
der inzwischen verstorbene Prof. Dr. Schumann bearbeitete, haben 
neuerdings die Herren Dr. Pilger, Dr. Krause und Prof. Dr. Engler 
übernommen. Von Herren, die nicht dem Beamtenkörper des Berliner 
Botanischen Museums angehören, sind Prof. Dr. Pax und Prof. Dr. 
Warburg als Bearbeiter der Euphorbiaceae bezw. der Gattung Ficus 
zu nennen. Die Bestimmung der Compositae ist Herrn Prof. Dr. O. 
Hoffmann zu verdanken. 


In bezug auf die Eingeborenennamen der Nutzpflanzen habe ich 
mich bemüht, alles zusammenzutragen, was die Sammler darüber auf- 
gezeichnet haben. Ich gebe sie in der Schreibweise wieder, wie ich 
sie auf den Herbarzetteln notiert finde. Hinzu füge ich eine Anzahl 
Namen nach dem Wörterbuch der Ewe-Sprache von Westermann. 
Daß bei der Wiedergabe von Eingeborenennamen viele Fehler mit 
unterlaufen, ist bekannt, ich bitte also in dieser Beziehung Nachsicht 
üben zu wollen. Angebracht ist solche auch für manche Mitteilungen, 
die den Nutzwert der Pflanzen selbst betreffen. Es darf nicht ver- 
gessen werden, daß sie in der Mehrzahl der Fälle auf nicht gerade 
immer sehr verläßlichen Aussagen von Negern beruhen. 


1. Die Nutzhölzer. 


Unsere Kenntnis der Nutzhölzer Togos geht fast ausschließlich auf 
den unermüdlichen Sammeleifer und auf Feststellungen Dr. Kerstings 
zurück. Durch ihn sind wir über sie besser unterrichtet, als über die 
irgend einer anderen Kolonie. Indem er von jeder ihm wichtig er- 
scheinenden Art Stammproben zugleich mit blüten- bezw. auch frucht- 
tragenden Blattzweigen einschickte, war es nicht nur möglich, die 
Bäume der Kolonie mit ihrem wissenschaftlichen Namen zu belegen, 
sondern auch ihr Holz von fachmännischer Seite untersuchen zu lassen. 
Graf Zech und Hauptmann v. Doering unterstützten seine Be- 
strebungen wesentlich dadurch, daß sie die Eingeborenennamen der 
Bäume, die Dr. Kersting in Sokode-Basari ermittelte, auch für die 
übrigen Landschaften Togos zu unserer Kenntnis brachten. 


Ich nehme in der folgenden Übersicht der Baumarten auch viele 
auf, deren Holz nur als Brennmaterial in Betracht kommt, weil es mir 
wichtig erscheint, ihren Nutzwert, selbst wenn derselbe gering ist, 
ein für allemal festzulegen. 


Palmen- und Schraubenbäume. 


Etwa schenkelstarke Stämme bildet Pandanus Kerstingü Wrbg. 
(Aba, Tschaudjo). Das lichtgelbliche Holz löst sich trocken in 
einzelne Faserstränge auf, ist nur als Brennholz verwertbar. — Von den 
Palmen sind anzuführen: Borassus flabelliformis Murr (Ago, Ewe, Perö, 
Tschaudjo, Oggo, Akposso), Elaeis guineensis Jacg. (De Ewe, Okpe, 
Anago), Cocos nueifera L. (Yevune, Ewe), Phoenix spinosa Sch. et Th. 
(Ayedee, Ewe, Palawelanga, Tschaudjo, Itschille, Anago, Sselli, Fö, 
Odyonni, Akposso), Hyphaene togoönsis Dammer (Sokuti, Ewe). Das 
härteste und schwerste Holz, das im polierten Querschnitt durch seine 
fast schwarze Tüpfelung auf bräunlichem Untergrunde auffällt, hat Bo- 
rassus. Da es von Indien und COeylon aus als Palmyraholz auf den 
europäischen Markt kommt und für Drechsler- und Tischlerarbeiten 
Verwendung findet, dürfte eine Ausfuhr auch von Togo her unter Um- 
ständen lohnend sein. Die Stämme der übrigen genannten Palmen 
werden von den Eingeborenen als Stützpfosten, Dachträger u. dergl. 
gebraucht. 


Ulmaceae. 


Celtis integrifolia Lam. (Kokojä, Losso, Tyenty&m, Mangu, 
Diki, Haussa). Schlanker Baum, 40—50 m hoch, vereinzelt in Far- 
men, mitunter zu kleinen Hainen zusammenschließend, viel bei Ort- 
schaften, im Januar blühend. Holz minderwertig. Verwandt mit ihm 
ist ein Urwaldbaum Sokodes, Kabaränga genannt, der mit Celtis 
Soyausii Engl. identisch ist. Celtis Prantliüi Priem. (Patakli in 
Atakpame) wird nur 8—10 cm hoch. 


Moraceae. 


Chlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hk. f. [Fig. 1] (Logo asagu, 
Ewe, Ukloba, Akposso, Sserre, Kratschi, Ssäre, Tschaudjo, Odum, 
Asante, Roco, Dahomey). Gehört zu den höchsten Bäumen der Ko- 
lonie, 40 bis 60 m hoch, 6—10 m im Umfang, mit graubrauner, rissiger 
Rinde und walzenförmigen, bis fingerlangen, aus kleinen, saftigen Beeren 
nach Art einer Maulbeere zusammengesetzten Fruchtständen. Besonders 
häufig in Farmen und Ortschaften. Eins der besten Nutzhölzer West- 
afrikas, neben anderen afrikanisches Mahagoni genannt, wenn auch etwas 
spröde, so doch für Tischlerei und Bauarbeit sehr geschätzt, hart und 
schwer, gut Politur annehmend, im Kern licht bräunlich werdend, Jahr- 
ringe deutlich hervortretend. Der Baum kommt für Aufforstungszwecke 
mit an erster Stelle in Betracht. 

1* 


Fig. 1.° Ohlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hk. f. 
A g“ Blütenkätzchen, B dj‘ Blüte, C Zweig mit ® Blütenkätzchen, D Q Blüte, 
E 9 Blüte aufgeschnitten, F Einzelfrucht, @ Frucht längsdurchschnitten, H Junges 
Blatt mit Nebenblättern. 


[4 


Antiaris afriecana Engl. Wird von den Eingeborenen jedenfalls 
vielfach mit Chlorophora verwechselt, denn ich finde für ihn dieselben 
Namen angegeben, Logo in Ewe und Ssäre in Tschaudjo. In Ho 
wird er als Epä bezeichnet. Im blattlosen Zustand soll er sehr an den 
Baumwollbaum erinnern, doch fließt aus seiner gelblichen Rinde Milch 


ZEBE e 


beim Anschneiden. Die Fruchtstände sind kleinen Feigen ähnlich. 
Scheint über die ganze Kolonie verbreitet, einzeln in der Parkland- 
schaft, häufig bei Gehöften und in Fetischhainen. Das Holz ist wohl 
von dem der Chlorophora wenig verschieden. 

Musanga Smithii R. Br. Charakterbaum des Bergwaldes, bis 
20 m hoch, oft mit Stelzenwurzeln, durch die großen, fingerteiligen 
Blätter sehr dekorativ wirkend. Das Holz ist ungemein leicht und 
dürfte hier und da als Ersatz für Kork, vielleicht auch für Zigarren- 
kisten brauchbar sein. Zur Zellulosefabrikation hat es sich nach den 
einen nicht bewährt, nach anderen soll es dazu brauchbar sein. 

Myrianthus arboreus P. Beauv. (Avogolo oder Awögolu, Ewe). 
Baum nach Größe und Gestalt einer Roßkastanie ähnlich, mit orange- 
gelben Blüten. Das spröde Holz ist als Zaunmaterial beliebt. Die 
verwandte Art, M. serratus (Tul.) Bth. et Hk., die im Schwemmland 
der Flüsse vorkommt, zeichnet sich durch ein sonderbar wirres ober- 
irdisches Wurzelwerk aus. 

Feigenbäume. Von Arten der Gattung Ficus sind aus Togo 
schon mehr als 30 bekannt, von denen indessen kaum die Hälfte zu 
höheren Bäumen heranwachsen wird. Eine sichere Bestimmung der 
Arten, die in den Herbarien häufig nur durch Blattzweige vertreten sind, 
bietet Schwierigkeiten und viele von ihnen können darum als noch 
nicht mit genügender Sicherheit festgelegt gelten. Im allgemeinen wird 
das Holz der Feigenbäume gering geschätzt, doch wird das einzelner 
nach den Proben, die vorliegen, gewiß für mannigfache Zwecke ver- 
wendbar sein. Ich führe folgende auf: 1. Ficus grandicarpa Wrbg., 
wird 20 m hoch, die Rinde ist glatt, die Verzweigung sehr regelmäßig, 
die rötlichen im März reifenden Feigen sitzen an kurzen, aus dem 
Stamm entspringenden Ästen. Kersting gibt für ihn den Tschaudjo- 
namen Furü kisem an. Ob ein Furü buböku genannter Baum, der 
bis 8cm im Durchmesser große Feigen haben soll, zur gleichen Art 
gehört, ist noch zweifelhaft, wahrscheinlich aber stellt er F'. vallis choudae 
Del. dar. Das Holz des Furü kisem ist licht-graubraun, mittelschwer, 
von gleichmäßigem Korn. Das Holz der Arten Ficus exasperata Vahl 
(Folä, Tschaudjo), F. bembieicarpa Wrbg. (Kedä, Tschaudjo), F. 
lutea Vahl und F. rokko Wrbg. et Schwfth. (Kedia, Tschaudjo), ist 
dem des F. grandicarpa sehr ähnlich, etwas dunkler in der Farbe ist 
das von F. tilüfolia Wrbg. (Adyokükola, Tschaudjo), — 2. Ficus 
umbrosa Wrbg. (Tisemu, Tschaudjo), ein hoher Savannenbaum mit 
rötlicher Rinde. Sein Holz ist schwer, von lichtbrauner Farbe und 
schöner durch die Jahrringe hervorgerufener Streifung auf dem Längs- 
schnitt. Er hat neben dem des fast gleichen von F\. djurensis Wrbg. 
(Tura, Tschaudjo) wohl die meiste Aussicht, praktisch verwertet zu 


Un 


werden. — 3. Ficus brachypus Wrbg. (Ebö, Ewe, Bauri, Haussa), 
F. barbidens Wrbg.? (Logo, Ewe), F. rubristipula Wrbg., F. albi-venia 
Wrbg., F. tesselata Wrbg., F. dusenioides Wrbg., F. togoensis Wrbg. und 
F. sokodensis Wrbg. sind in ihrem Holz noch nicht bekannt. 


Proteaceae. 

Faurea speciosa Welw. Bis 10 m hoher Steppenbaum, offenbar 
selten, nur vom Fupaberg in Sokod&-Basari bekannt. Das Holz ist 
gelblich bis fleischrot, glänzend und würde für die Kunsttischlerei ge- 
eignet sein. Dasselbe gilt von dem braunen, schön geflammten Holz 
der Protea Bismarckiü Engl. (Düdürede, Tschaudjo). 


Olacaceae. 
Ximenia americana L. Das gelbliche, harte Holz, im Aus- 
sehen und @eruche dem weißen Sandelholz ähnlich, wird in Östindien 
wie dieses benutzt (Wiesner). 


Anonaceae. 

Uvaria chamae P. B. (Agbana, Ewe, Liasä, Atakp., Padiwin, 
Difale, Peröng, Kabure). Kleiner Baum mit eßbaren Früchten in 
Farmen, Gebirgshainen und Galleriewäldern. Das Holz, das nur ge- 
ringe Dimensionen erreicht, ist graubräunlich, mittelschwer, zeigt deut- 
liche Jahrringe. 

Cleistopholis patens (Bth.) Engl. et Diels. (Nuso oder Arı, 
Atakp., Baledia oder Welengele, Tschandjo) wird 10—20 m hoch. 
Das Holz ist grau, leicht und wird zu Trommeln verarbeitet. 

Hexalobus monepetalus (A. Rich.) Engl. et Diels. (Tschabola 
buanda, Tschaudjo, Tumbalaka, Atakp.) wird im Galleriewald ein 
großer Baum, in der Savanne bleibt er klein, ist durch stammbürtige, 
rote Früchte ausgezeichnet. Vom Holz liegt noch keine Probe vor. 

Xylopia aethiopica (Dun.) A. Rich. (Tso, Ewe, Ssosi, Tschaud- 
jo). Das ziemlich schwere, lichtgelbliche Holz hat keinen besonderen 
Wert, ebensowenig das von X. parviflora (G. et P.) Engl. et Diels. 
(Tschabola bunda, Tschaudjo). In Guinea macht man allerdings, 
seiner Elastizität wegen, Masten für kleine Boote daraus. Das Wurzel- 
holz kann wie Kork verwendet werden (Wiesner). 

Xylopia Eminii Engl. (Akatapure-Ssosi, Tschaudjo). Ein mittel- 
großer Baum der Galleriewälder. Die Eingeborenen fertigen ihre 
Bogen aus dem Holz, es ist schwer, hat einen schönen braunroten Kern 
und dürfte sich auch für Möbel eignen. 

Anona-Arten. Das Wurzelholz soll einen Ersatz für Kork ab- 
geben. 


Myristicaceae. 

Pyenanthus Kombo Wrbg. (Obala, Atakp.). Bis 40 m hoher 
Urwaldbaum mit weichem Holz, das aber brauchbare Kistenbretter 
abgibt. 

Capparidaceae. 

Crataeva religiosa Forst. (Anamolüm, Tschaudjo, Tschengunga, 
Losso, Dengma, Mangu). Mittelgroßer Baum der Steppe, auch in 
kleinen Hainen und Farmen. Das gelblich-weiße Holz kann wie Buchs- 
holz verwendet werden (Wiesner). 


Rosaceae. 

Parinarium curatellifolium Planch. [Fig.2]. (Pötepote, Kratschi, 
Molemöle, Tschaudjo, Yafo, Kpedyi, Insofani-wöche, Mangu). Im 
Savannengelände mehr oder weniger krüppelig, auf besserem Boden hoher 
Baum. Das eichenähnliche Holz ist sehr hart, sehr schwer, außer- 
ordentlich fest und von gleichmäßigem Gefüge. Es wird vielleicht etwas 
schwer zu bearbeiten sein, aber für Zwecke, bei denen es auf große 
Dauerhaftigkeit ankommt, dürfte es von besonderer Bedeutung sein. 


Parinarium subeordatum Oliv. (Pekire, Losso, Bende noso, 
Tschaudjo, Insuo-pangi, Mangu). Das Holz ist dem des vorigen 
sehr ähnlich, gilt als termitenfest und wird in Mangu von den Ein- 
geborenen zu Dachsparren verwendet. 


Parinarium polyandrum Bth. var. pleiocarpum Engl. (Bende noso, 
Tschaudjo) und P. mobola Oliv., die wohl nie höhere Bäume werden, 
während Parinarium Kerstingii Engl. größere Dimensionen erreicht, sind 
gleichfalls beachtenswert. 


Leguminosae. 

Albizzia Brownei Oliv.(Pangalan, Tschaudjo, Kokpara, Atakp.). 
Großer, schöner Waldbaum, zerstreut auch in der Steppe, mit grau- 
grüner, rissiger Rinde, im April blühend. Holz ziemlich schwer und 
fest mit hellem Splint und dunkelbräunlichem Kern. 

Albizzia angolensis Welw. (Atikuz£, Ewe, Küpaussülo, 
Tschaudjo). Wird an 30 m hoch und 1", m dick, im Januar bis 
März blühend, an der Küste wie im Inlande verbreitet. 

Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv. (Asihug, Atakp.). Mit Schirm- 
krone, im August und September blühend. — Das Holz aller Albizzien 
wird als termitenfest gerühmt, in Natal macht man aus dem von A. 
fastigiata Rädernaben. 

Acacia arabica Willd. (Magärta oder Bägarüa, Haussa). Etwa 
6 m hoher Charakterbaum der Steppe nördlich vom Oti, aber auch 


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Fig. 2. Parinarium curatellifolıum Planch. 


A Blühender Zweig, B Teil des Blütenstandes, © Aufgeschnittene Blüte, 
D Frucht, E Frucht durchschnitten. 


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sonst häufig. — Acacia Suma Kurz (Gadjäpüpü oder Gadzawuwu, Ewe, 
Chrinika, Atakp.). Wird bis 10 m hoch, die Rinde ist gelblich-weiß. 
Das Holz beider wird in Indien besonders zu Ackerbaugeräten ver- 
arbeitet, es ist schwer und sehr hart, das der zweiten Art wird im 
Alter schön mahagonifarben. 

Dichrostachys nutans Bth. (Olahö, Atakp., Ssossösi, Tschaudjo, 
Beniti, Agome). Das feste Holz, dessen Kern dunkel, oft fast schwarz 
wird, dient den Eingeborenen zur Herstellung von Spazierstöcken. 

Prosopis oblonga Bth. [Fig. 3] (Kaki, Atakp., Palö, Tschaudjo, 
Pangi, Mangu, Akäka, Ewe, Kpänenä, Kratschi). Bis 30 m hoch, in 
freier Steppe häufig. Das sehr harte, termitenfeste Holz, das den Ein- 
geborenen ihre Schmiedekohle liefert, ist eins der besten der Kolonie, 
obwohl es für etwas spröde gilt. Im Alter nimmt es eine fast wein- 
rote Tönung an. Junge Astwinkel werden als Axt- und Hackenstiele 
verwendet. Der Baum blüht im März und fruchtet im November. 

Tetrapleura Thoningii Bth. (Prekese, Ewe). Stattlicher Baum, 
bisher nur von Akposso bekannt, Holzprobe liegt noch nicht vor. 

Piptadenia Kerstingii Harms (Kapaussulö? Kabure). Mächtiger 
Baum vom Habitus alleinstehender Pinien, blüht im Januar oder Fe- 
bruar und ist dann blattlos, fruchtet im April. — P. africana Hk. f. 
(Alagbäta, Atakp.) ist als hoher Urwaldbaum kürzlich durch 
v. Doering festgestellt. Das Holz beider Arten ist zweifellos von 
ganz hervorragendem Wert und verdient die eingehendste Beachtung 
seitens der Forstverwaltungen. 

Entada abyssinica Steud. (Ketschikantschä, Kratschi, Ondulü, 
Tschaudjo, Kiria, Haussa). Krüppelbaum, zur Trockenzeit blattlos, 
gemein, besonders für die Grassteppen Südtogos charakteristisch. Das 
Holz ist schwammig und hat wohl kaum einen Wert. 

Parkia afriecana R.Br. (Wo, Ewe, Ssulö, Tschaudjo, Got- 
schöne, Kratschi, Dorana, Haussa, Soronö, Asante). Bis 20 m 
hoher Baum, oft in großen, fast reinen Beständen bei den Dörfern. 
Das harte, schwere, schwach gelbliche und kernfreie Holz ist das Lo- 
cust wood Sierra Leones, das auch als Caindah wood in den Handel 
kommt. — Eine andere Parkia-Art, die wohl mit P. filicoidea Welw. 
identisch ist, ist von der Küste bis Atakpame verbreitet und heißt 
dort Euä. 

Erythrophloeum guineense Don [Fig. 4] (Tsa, Ewe, Kekeü, 
Tschaudjo). Bis 30 m hoch, Rinde hellgrau bis dunkelbraun, rissig, 
nördlich vom Bezirk Sokod&-Basari nur noch selten vorkommend, sonst 
im Hoch- wie im Buschwald häufig. Das Holz wird wegen seiner Härte 
und Unverwüstlichkeit sehr geschätzt, da es dem Angriff der Termiten 
widersteht und auch schwer in Brand gerät; es ist zum Haus-, Brücken- 


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Fig. 3. Prosopis oblonga Bth. 
4A Zweig mit Blütenständen, B Teil des Blattes mit Drüsen am Grunde der 
Fiederblättchen, © Blüte, D Staubblätter, E Fruchtknoten, F Frucht, oben 

längsdurchschnitten, G@ Frucht querdurchschnitten. 


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und Schiffsbau geeignet, für Lafetten und Kanonenräder besonders, und 
dürfte darum für den Export mit an erster Stelle zu berücksichtigen 
sein. Es ist anfangs weiß, wird dann braun und nimmt gut Politur an. 


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Fig. 4. Erythrophloeum gwineense Don. 


A Teil des Blattes, B Blütenstand, C Blüte, D Blühender Zweig, 
E Frucht durchschnitten. 


Eine zweite Art, E. pubistamineum Hennings, hat Kersting in Kabure 
und Tamberma gesammelt, sie scheint die steinigen, trockenen Steppen 
zu bevorzugen. 

Burkea africana Hk. (Kinkiri, Kratschi, Atakpla, Atakp., 
Tschisili, Tschaudjo, Kiriandutschi, Haussa, Esseresü opirimü, 


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Asante). Steppenbaum, wohl nicht höher als 12 m, mit breiter Krone 
und seidig behaarten Blättern. Das harte, braune, im Kern dunkler 
werdende Holz wird verschieden beurteilt, v. Doering nennt es ter- 
mitenfest, Kersting spricht ihm diese Eigenschaft ab. Die Ein- 
geborenen machen Schaufelstiele daraus. 


Cynometra megalophylla Harms (Agumuä, Tschaudjo). Bis- 
her nur als großer Uferwaldbaum am Ogufluß festgestellt. 


Detarium mierocarpum G. et P. (Zäklu, Misahöhe, Kökpakpa, 
Kratschi, Depapäte, Tschaudjo, Naparli, Mangu). Mittelgroßer 
Steppenbaum, beherrscht stellenweise die Vegetation. Das braune, 
sehr schwere Holz wird anderwärts in Westafrika zu Zimmermanns- 
arbeiten und beim Bootsbau benutzt. — In Togo kommt noch eine 
zweite Art vor, die wohl mit D. senegalense Gmel. [Fig. 5] identisch ist 
und sich durch größere Früchte unterscheidet. Sie ist dem Uferwald 
eigentümlieh, wird sehr hoch und soll hartes, schönes Holz haben. 


Tamarindus indica L. (Köpu, Kratschi, Keditia, Tschaudjo, 
Tamarese, Asante, Sämia, Haussa). In Gehöften, Ortschaften und 
der Baumsteppe weit verbreitet, blüht im Mai, reift die Früchte im 
Dezember. Das hellfarbige, im Wasser untersinkende Holz, das etwas 
schwer zu bearbeiten ist, wird in Indien für Räder, zum Bau von Öl- 
und Zuckermühlen und zur Fabrikation von Pulverkohle verwendet. 
Nur ganz alte Stämme entwickeln ein dunkles Kernholz. 

Afzelia africana Sm. (Papao, Ewe, Apakka, Anago, Kpakpa, 
Fö, Ikpami, Akposso, Welu, Tschaudjo, Kebarre, Kratschi, Pä- 
pau, Asante, Kao, Haussa). Bis 15 m hoher, sehr breit ausgelegter 
schöner Baum, in freier Steppe auf ebenem Terrain sehr häufig. Das 
termitenfeste, mahagoniähnliche Holz wird sehr hoch bewertet und als 
Tischler- und Bauholz gebraucht, auch die Mörser zum Yamsstampfen 
fertigt man daraus. Die weißen, mit rosa Schlund versehenen Blüten 
erscheinen im Februar, die Früchte sind im Dezember reif. 


Daniella thurifera Bth. (Lipiti oder Dsati, Ewe, Orokpo, Anago, 
Sa, Fö, Auwolo, Akposso, Tschalö, Tschaudjo, Kenjäng, Kratschi, 
Säaingja, Asante, Mäsche, Haussa). 20—30 m hoch, überall gemein 
in offenen Steppen. Aus dem Stamm werden Trommeln und Einbäume 
hergestellt, das Holz hat einen weichen Splint und einen harten, röt- 
lichen Kern. 

Berlinia Heudelotiana Baill. (Ademä oder Baba, Ewe, Kochoä, 
Kratschi, Budau, Tschaudjo). Hoher Baum mit großen, im Fe- 
bruar erscheinenden, leuchtend weißen, duftenden Blüten, der besonders 
an Fluß- und Bachufern vorkommt, aber auch bei Gehöften als Zier- 
und Schattenbaum angepflanzt wir. Er fruchtet im April. Das 


Fig. 5. Detarium senegalense Gmel. 
A Blühender Zweig, B Blüte, € Frucht längsdurchschnitten, 


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schwere Holz ist licht bräunlich, dürfte aber nur von untergeordneter 
Bedeutung sein. 

Berlinia Kerstingii Harms (Taü, Tschaudjo). 20—30 m hoher 
Baum der offenen Steppe. Blüht im März und fruchtet im Dezember. 
Das Holz ist von dem der vorigen Arten nicht zu unterscheiden, ebenso 
auch das der B. tomentosa Harms nicht, die früher blüht und deren 
Früchte behaart sind. In Yendi wird das Holz einer Berlinia- Art 
(Pasöcho) für Dachsparren gebraucht. 

Bauhinia retieulata DC. (Klo, Ewe, Aklö, Anecho, Tamenasi, 
Kratschi, Bäkü, Tschaudjo, Nyamä, Mangu, Otökotäka, Asante). 
Mittelgroßer Baum, überall häufig in der Steppe, mit braungrünen 
Blättern und unansehnlich gelbweißen Blüten. Mittelschweres, schmutzig 
bräunliches Holz, das leicht zu bearbeiten sein soll. 

Dialium guineense Willd. (Zigbli oder To&, Ewe, Madü, Atakp.). 
10—15 m (nach Busse bis 30 m) hoher Steppenbaum mit dichter Be- 
laubung und breiter Schirmkrone. Das Holz ist hart und wird in Sierra 
Leone, wo es als Black Tumbler oder Velvet Tamarind auf den Markt 
kommt, als Bauholz geschätzt. 

Distemonanthus Benthamianus Baill. Ein riesiger Baum Ka- 
meruns, den v. Doering neuerdings auch bei Atakpame gefunden hat 
und der dort Okp& genannt wird. Er soll nach diesem das härteste 
Holz Togos besitzen. In Kamerun giebt er vorzügliches Bauholz. 

Cassia Sieberiana DC. (Gagamägati, Ewe, Tschamänü, Tschaud- 
jo). Mittelgroßer, mit Vorliebe auf steinigem troeknen Steppenboden 
wachsender Baum. Das lichtbraune Holz ist außerordentlich hart und 
schwer und gilt als termitenfest, beim Brennen soll es Kopfschmerzen 
verursachen. 

Cordyla afrieana Lour [Fig. 6] (Bungüru, Katau, Kessing, 
Tschaudjo). Großer Baum, selten, in Farmgebieten freistehend. 
Das Holz ist jedenfalls beachtenswert und für Tischlereizwecke wohl 
geeignet. 

Swartzia madagascariensis Desv. (Subando, Tschaudjo). Kleiner 
Baum in der Steppe und an Bachufern mit sehr festem Holz, das einen 
dunkel schwarzroten Kern hat und darum zu Einlegearbeiten in Be- 
tracht kommt. 

Ormosia laxiflora Bth. (Kekpili, Kratschi, Akeügre, Kpedyi, 
Kedeleä oder Kodeleä, Tschaudjo, Köokorö oder Gollo-klo, Mangu, 
Obri, Asante). Mittlerer, mitunter wohl auch großer Baum der Steppe. 
Die Eingeborenen verwenden das termitensichere, schön hellbraune Holz 
zu Bauten, besonders aber für Axt- und Hackenstiele und Armringe. 

Baphia nitida Afz. Ein niedriges, schlankstämmiges Bäumchen, 
das bisher nur von Busse im Küstengebiet bei Todji festgestellt wurde. 


Fig. 6. Cordyla africana Lour. 


A Blatt, B Fiederblättchen, © j' Blüte, D Blütenknospe, E J‘ Blüte dureh- 
schnitten, F Zwitterblütenn, G Fruchtknoten, A Frucht längsdurchschnitten, 
J Same, Ku. _L Same längsdurchschnitten, M Same querdurchschnitten, 


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Es liefert nach Moloney das Bar — oder Camwood Sierra Leones, 
das in mehreren hundert Tonnen jährlich als rotes Farbholz nach 
England ausgeführt wird. 

Milletia atite Harms (Ati-te, Ewe, Sso abalü, Tschaudjo). 
Mittelgroßer Baum mit hängenden Ästen, der in der ganzen Kolonie 
auf den verschiedensten Bodenarten verbreitet ist. Er blüht im Januar 
und Fehruar und fruchtet im Dezember. Das sehr gleichmäßige Holz 
ist hellgelblich-weiß und ziemlich schwer. 

Pterocarpus erinaceus Poir. [Fig. 7] (Doti, Ewe, Keleyu, 
Kratschi, Tim, Tschaudjo, Segbe, Mangu). In zerstreuten, kleinen 
Beständen in der Steppe, wird bis 20 m hoch, blüht gelb im Dezember 
und Januar, nachdem vorher die Blätter abgefallen sind, fruchtet im 
Februar und März. Die alten Stämme und Wurzeln entwickeln in 
peripherischen Schichten das auf den Märkten feilgehaltene Rotholz 
(Tandasi in Tschaudjo), das auf Steinen zermahlen und mit Palmöl 
gemischt zum Färben von Tüchern und des Körpers gebraucht wird. 
Das Holz gehört zu den besten der Kolonie, kommt von Nachbar- 
gebieten als afrikanisches Rosenholz in den Handel. Es ist außerordent- 
lich schwer, von rotbräunlicher Farbe und durch die Jahrringe schön 
gestreift. Im Handel geht es auch als afrikanisches Tiekholz. 


Pterocarpus esculentus Schum. et Thon. (Futü, Kirikiri, Ke- 
rewöwo, Tschaudjo). Kleinerer, oft strauchartiger Steppenbaum mit 
goldgelben Blüten, der im Juli Früchte trägt. Das Holz ist ziemlich 
schwer und lichtgelblich-weiß. 

Lonchocarpus sericeus H.B.K. (Lö, Ewe, Bäbäle, Atakp., 
Aloblä, Kpedyi). Mittelgroßer Baum in der Steppe und im Gallerie- 
wald. Die violett-roten Blüten erscheinen im Mai und Juni. Über das 
Holz ist noch nichts bekannt, es soll sehr dauerhaft sein. 

Derris Stuhlmannii (Taub.) Harms (Tschalowäre, Tschaudjo, 
Bembü, Mangu). Bis 10 m hoher in der Steppe zerstreuter Baum 
mit hartem, gelblich-weißem Holz. 

Andira inermis H.B.K. Mittelgroßer Gebirgsbaum Tambermas, 
der Cabbage tree Westindiens, von dem von einigen angenommen wird, 
daß er das Patridge wood des Handels liefere. 

Erythrina senegalensis DC. (Yrewo, Ewe, Baklesu, Atakp., 
Nyimu, Mangu). Schlankes Bäumchen bis 10 m hoch mit zerklüfteter, 
korkiger, dornenbesetzter Rinde und leuchtend scharlachroten Blüten. 
Das hellfarbene Holz ist sehr leicht und dürfte darum für manche 
Zwecke verwendbar sein. 

In manchem noch zweifelhaft sind die Dalbergia-Arten Togos. 
Die meisten werden wohl Schlingpflanzen sein, doch ist auch die 


Fig. 7. Pterocarpus erinaceus Peoir. 
4 Blühender Zweig, B Fiederblättehen, C Fruchtknoten, D Frucht, 
E Frucht durchschnitten, F Same durchschnitten. 
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strauchige oder baumartige Dalbergia melanoxylon Guill. et Per. 
(Atiyi, Ewe) sicher vorhanden wenn auch als Herbarpflanze noch 
nicht eingeschickt. Das eisenharte Kernholz dieser liefert das Senegal- 
Eben- oder Grenadilleholz, es widersteht allen Angriffen der Insekten, 
wird aus dem Senegalgebiet und Ostafrika exportiert und im Lande 
selbst zu Holzschlägeln, Pfeilspiten und dergl. verarbeitet. In Deutsch- 
land fertigt man aus Dalbergiaholz besonders Mundstücke für Flöten 
und andere Musikinstrumente. 


Zygophyllaceae. 


Balanites aegyptiaca Del. (Gushiocho, Kratschi, Kunja-napeule, 
Mangu). 6—8 m hoher, dorniger Steppenbaum. Das goldbraune, 
schön gezeichnete Holz wird in Abyssinien zum Bau von Pflügen, 
anderwärts zur Herstellung von Keulen und Stöcken gebraucht. 


Rutaceae. 


Fagara xanthoxyloides Lam. (Eche oder Aläfe, Ewe, Ata, 
Anago, Che, Fö, Uche, Akposso, Kelengmäu, Tschaudjo, Klong- 
baü, Tim, Dyeny&, Polü in Mangu, Schirafinsa, Tigu in Mangu). 
Mittelgroßer Baum der Steppe, sehr verbreitet, soll einem Apfelbaum 
ähnlich sehen, Früchte mit angenehmem Zimmtgeruch. Das Holz, aus 
dessen Rinde rundliche Höcker hervorbrechen, ist schmutzig weißlich 
und mittelschwer. 


Limonia Warneckei Engl. (Tyank& oder Hogogö, Atakpaue, 
Kugönu, Tschaudjo, Nguni, Kabure). Besonders bei Gehöften als 
etwa 15 m hoher Schattenbaum. Das lichtgelbliche Holz ist außer- 
ordentlich hart, schwer und sehr gleichmäßig. Es dürfte als Ersatz 
für Buchs- und Pockholz in Frage kommen. Limonia Preussii Engl]., 
ein Urwaldbaum, ist bisher erst einmal (von Baumann) gesammelt 
worden. 


Simarubaceae. 


Hannoa undulata Planch. (Dikbere, Tschaudjo, Kelantori, 
Kratschi, Yayabe, Mangu). Großer im Dezember blühender, im 
März fruchtender Baum. Das Holz ist mäßig schwer, von feinem 
gleichmäßigem Korn, lichtgrau-weißlich. 


Meliaceae. 


Khaya senegalensis Juss. [Fig.8] (Frimu, Tschaudjo). Großer 
Baum der Galleriewälder, im Gebirge oft bis 40 m hoch und über lm 
dick, mit prächtiger allseitswendiger Krone. Die kugelrunden Früchte, 


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Fig. 8. Khaya senegalensis Juss. 


A Blütenknospe, B Blüte, C Blüte durchschnitten und aufgerollt, D Staubbeutel 
von hinten gesehen, EZ Fruchtknoten längsdurchschnitten, F Fruchtknoten quer- 
durchschnitten, @ Aufgesprungene Frucht, H Same, J Same durchschnitten, 
K Blühender Zweig. 


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von der Größe eines kleinen Apfels, sind holzig, springen mit 4 Klappen 
auf und bergen 4 Reihen flacher Samen, die nach Art einer Geldrolle 
übereinanderliegen. Ganz hervorragend schönes Holz, das im Lande 
selbst schon für Möbel verarbeitet wird. Liefert jedenfalls die Haupt- 
masse des Gambia-Mahagoni oder Cailcedraholz des Handels, dem 
echten Mahagoni ähnlich, doch tiefer rotbraun, in Europa als Furnier- 
holz für die Möbeltischlerei, als Material für feinere Holzarbeiten, wie 
Kästen für Mikroskope, Wagen, Gewichtssätze und dergl. verwendet 
(Wiesner). Über die Verbreitung in Togo ist noch nichts näheres be- 
kannt. Stellenweis scheint der Baum durch Khaya Klainii Pierre er- 
setzt zu werden, den Graf Zech zuerst in der Landschaft Kpine ent- 
deckte. Seine Früchte sind größer und springen meist mit 5 Klappen 
auf. Sein Holz wird nicht minder wertvoll sein, vielleicht stammt ein 
Teil des Gambia-Mahagoni oder auch des afrikanischen Mahagoni des 
Handels von diesem Baum. 

Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms [Fig. 9] (Alu, Ewe, 
Kedempö nasi, Kratschi, Dututuri, Tschaudjo, Krübete, Asante). 
Bis 20 m hoher Baum, in freier Steppe, meist nicht unfern von 
Wasserläufen, gelegentlich auch in zerstreuten Beständen. Graues, 
brauchbares Bau- und Möbelholz. Die Eingeborenen schnitzen Trom- 
meln aus den jungen Stämmen. 

Carapa procera DO. Bisher in Togo noch nicht festgestellt, 
aber wohl sicher vorkommend. Giebt in Senegambien ein mahagoni- 
ähnliches Bau- und Werkholz. 

Melia Azedarach L. Kleiner, häufig angepflanzter Baum, der 
aber über ganz Togo verbreitet scheint. Seine blau-violetten Blüten 
gleichen und duften wie die des spanischen Flieders. Das im Splint 
weißliche, im Kern rötliche, sehr politurfähige und leicht zu bearbeitende 
Holz dient hauptsächlich zur Anfertigung von Möbeln (Wiesner). 

Ekebergia senegalensis A. Juss. (Frimü abalü, Tschaudjo). 
Großer Baum im Galleriewald und Gebirge. Das lichtgelbliche, mittel- 
schwere Holz ist von sehr gleichmäßigem Gefüge. 

Trichilia emetica Vahl (Adyanya pesö, Tschaudjo) und Trichilia 
Prieuriana A. Juss. (Dilifü, Tschaudjo) sind kleine bis mittelgroße 
Bäume mit grauem, jedenfalls leicht zu bearbeitendem Holz. 

Unter den noch nicht bestimmbaren Meliaceenhölzern ist eins, vom 
Galgubaum in Mangu herrührend, aus dem Geräte zum Fischfang ge- 
macht werden. 


Euphorbiaceae. 


Phyllanthus diseoideus M. Arg. (Kongkonga, Tschaudjo, Kam- 
fuä, Bagu, Dantivi, Atakp.). Hoher Urwaldbaum, auch gelegentlich 


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Fig. 9. Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms. 

A Blühender 7weig, B Teil des Blütenstandes, € Blüte, D Blüte längsdurchschnitten, 

E Fruchtknoten durchschnitten, F' Aufgesprungene Frucht, @ Frucht durchschnitten, 
H Samen, J Same durchschnitten. 


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gruppenweis in Dörfern. Holz hart und schwer von schön rötlicher 
Farbe, zu Einlegearbeiten vielleicht verwendbar, nach Kersting nur 
Feuerholz. 

Hymenocardia acida Tul. (Adudze, Ewe, Atidje, Atakp., Adek- 
plätye, Kpedyi, Tschenyenga, Tschaudjo). Etwa 10 m hoher Steppen- 
baum, oft strauchig, mit Flügelfrüchten, in der ganzen Kolonie sehr 
gemein. Das lichtbräunliche Holz ist ziemlich schwer, durch die Jahr- 
ringe deutlich gestreift, aber sehr brüchig und darum wohl nur als 
Feuerholz verwendbar. 

Hymenocardia ulmoides Oliv. (Taboia, Atakp., Bälä, Afem). 
40—50 m hoher, in Urwaldresten verbreiteter Baum mit gutem, sehr 
festem Holz. 

Uapaca togoensis Pax. (Egba, Ewe, Nagudi, Atakp., Kidgeling, 
Tschaudjo). Steppenbaum von mittlerer Größe, sein braunes, sehr 
schweres Holz ist durch lichtere Stellen schön geflammt, soll aber nur 
als Brennholz beliebt sein. — Eine verwandte Art. U. Heudelotii Bail. 
(Oli, Atakp.) wird sehr hoch, findet sich in Galleriewäldern, dürfte 
selten sein, nach Büttner gutes Bauholz. 

Alchornea cordifolia M. Arg. (Awowlo, Atakp., Tschufou, 
Tschaudjo). Kleiner Steppenbaum, dessen hohle Zweige zu Pfeifen- 
rohren verarbeitet werden. 

.  Sapium-Arten. Es kommen mehrere Arten vor, von denen bisher 
S. guineense (M. Arg.) Bth., S. Kerstingii Pax und S. Mannianum (Müll. 
Arg.) Bth. unterschieden wurden. Ihr Holz hat schwerlich Anspruch 
auf Bedeutung. Dasselbe gilt wohl auch für eine noch nicht näher 
bekannte Bridelia-Art und andere Euphorbiaceen. Zu achten ist auf 
das mögliche, bisher aber noch nicht festgestellte Vorkommen der 
Oldfieldia africana Hook., die das ausgezeichnete, auch zum Export 
gelangende afrikanische Eichenholz liefert. 


Anacardiaceae. 


Mangifera indiea L. Mangobaum. Das graue Holz dient zu 
Bauzwecken, auch zur Herstellung von Pack- und Indigokisten (Wiesner). 

Anacardium oceidentale L. (Atisiä, Ewe). Acajoubaum. Das 
rote, mäßig harte Holz wird beim Bootsbau und zu Packkisten ver- 
wendet, liefert auch Holzkohle (Wiesner). 

Spondias lutea L. (Akiko oder Aglikö, Atakp., Kinyelu, 
Tschaudjo, Naylle, Konkomba). Hoher, schlanker Baum mit 
korkiger, höckeriger Rinde, dessen Früchte gelben Pflaumen ähnlich 
sehen und gegessen werden. In der Steppe häufig, bei Ortschaften 
vielfach angepflanzt. Das Holz ist hellfarben, mäßig hart und schwer. 


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Pseudospondias mierocarpa (A. Rich.) Engl. (Önyangba, Atakp.). 
Stattlicher, bis 20 m hoher Baum, besonders in Uferdickichten, blüht 
im November, fruchtet im März. Über sein Holz ist nichts bekannt. 

Lannea Barteri (Oliv.) Engl. (Akü, Atakp., Tingbatau oder Pa- 
tandöu, Tschaudjo, Bänature, Mangu). Mittelgroßer Steppenbaum 
mit charakteristisch drehwüchsiger Rinde und eßbaren roten Früchten. 
Vereinzelt auch an Flußufern, wo er oft 20 m hoch wird. Belaubung 
stets sehr spärlich. Das Holz ist grau, ohne besonderen Wert. 

Lannea acida A. Rich. (Asogedäka, Atakp., Eküalokpöe, Ewe, 
Käla, Tschaudjo, Tyety&bu, Mangu). Sehr gemeiner, kleinerer Baum 
der Steppe. Aus dem grauen, ziemlich schweren Holz fertigen die 
Eingeborenen ihre Hockerstühle, Armringe und dergl. — L. Buettneri 
Engl. (Kelä, Tschaudjo, Küdüpoü, Kabure) und L. egregia Engl. 
wird wohl ähnlich verwandt werden. 

Haematostaphis Barteri Hook. f. Mittelgroßer Baum, vereinzelt 
im Gebirge, mit schön roten, sehr wohlschmeckenden Früchten (Blood 
plum in Sierra Leone). Das Holz bedarf noch der Prüfung. 

Heeria insignis (Del) O. Ktze. Die Varietät „latifolia* soll in 
Mangu ein großer Baum werden. In Südafrika wird das Holz der 
Heeria-Arten als Material für feinere Möbel geschätzt. 


Sapindaceae. 

Blighia sapida König (Adza oder Adja, Ewe, Peso, Tschaudjo, 
Kekä, Kratschi, Aki, Asante). Nur bei den Hütten als Obst- und 
Schattenbaum angepflanzt, bis 30 m hoch. Das Holz ist licht gelblich, 
mäßig hart, ohne hervorragenden Wert. 

Eriocoelum Kerstingii Gilg. (Yevo-Gboma, Atakp., Nimwau- 
Pesö, Tschaudjo, d. h. Affen-Blighia). Bis 30 m hoher Baum in 
Uferwaldungen, offenbar selten, bisher nur aus Sokode-Basari und von 
Atakpame bekannt. Die gelbweißen, ährig angeordneten Blüten er- 
scheinen im November und Dezember, die kugelrunden Früchte, die 
mit drei holzigen, sich nach innen rollenden Klappen aufspringen, im 
Februar und März. Das Holz ist sehr fest, ziemlich schwer, licht 
bräunlich und giebt zweifellos ein gutes Möbel- und Bauholz ab. 

Talisiopsis oliviformis Radik.(Woagbüm, Tschaudjo). Vielleicht 
identisch mit Zanha golungensis Hi. Großer, breit auslegender Baum, 
20—30 m hoch mit rötlicher Rinde und orangegelben, pflaumen- 
ähnlichen, eßbaren Früchten. In Resten alten Urwaldes auf den 
Gebirgen Basaris von Herrn Dr. Kersting entdeckt. Das Holz ist 
wie das der vorigen Art zu verwenden. 

Allophylus africanus P. B. (Weti, Atakp., Kötia, Yendi). 
Kleiner Strauchbaum, dessen Holz zum Reinigen der Zähne benutzt 


a 


“ wird, auch brauchbares Werkholz. Mehrere Allophylus-Arten des Kap- 
landes liefern schönes, schweres, sehr beliebtes Nutzholz (Wiesner). 


Melianthaceae. 
Bersama Doeringii Gürke. Mittelgroßer Baum, von v. Doering 
im Akpossowalde entdeckt, soll Luftwurzeln besitzen. Die Blätter sind 
gefiedert, ihre Spindel geflügelt, Blüten in fingerlangen, weißen Trauben. 
Da das Holz der ostafrikanischen Arten durch seine leichte Schneidbar- 
keit und feine Struktur ausgezeichnet ist, dürfte auch das dieser Art zu 
beachten sein. 


Rhamnaceae. 

Zizyphus Jujuba Lam. Strauch oder kleiner Baum mit eßbaren 
Beeren. Das rote, harte und dauerhafte Holz wird in Indien viel zu 
Sattelböcken, landwirtschaftlichen Geräten u. dergl. verarbeitet. Die 
verwandte Art Zizyphus mueronatus Willd. (Pangbaingu, Tschaudjo, 
Sansanyebui, Mangu) ist bald strauchig, bald lianenartig, Ihr Holz 
findet in Kapland beim Wäggonbau Verwendung. 


Tiliaceae. 


Zu erwähnen sind einige Grewia-Arten, so @. gigantiflora K. Sch. 
(Toläbü, Atakp.) und @. villosa Willd. (Yumbu, Mangu), deren leicht 
schneidbares Holz die Eingeborenen zur Herstellung von Speerschäften 
und Gehstöcken für Weiber benutzen. In Ewe heißen die Grewien 
Adzadze. 


Malvaceae. 


Thespesia populnea Cav. Strauch und Baum der Küste, der 
seiner schönen, großen Malvenblüten wegen auch vielfältig angepflanzt 
wird. „Das im weichen Splint hellrote, im harten Kern dunkelrote 
Holz ist gleichmäßig dicht und dauerhaft und wird in Indien vor- 
nehmlich beim Wagenbau und für Möbel verwendet, soll gerieben nach 
Rosen duften und auch in der Kunsttischlerei brauchbar sein“ (Wiesner). 
Es wird von Stone zu den Handelshölzern gerechnet. 


Bombacaceae. 


Bombax buonopozense P. B. (Fulö oder Folo, Tschaudjo, 
Sanbugo, Mangu). Charakterbaum des Hochwaldes, aber auch an 
Flußläufen, frei in der Savanne und bei den Hütten, wird bis 50 m 
hoch, im Dezember blattlos und dann mit tausenden leuchtend karmin- 
roter Blüten bedeckt. Die Rinde ist glatt und hellgrau, die Äste 
stehen etagenweise übereinander. Das leichte, schnell rissig werdende 


Eh? 


Holz kommt als Werkholz ebensowenig in Betracht wie das des 
Affenbrotbaums (Adansonia digitata L., Adido, Ewe, Kölle, Kratschi, 
Dädie, Asante, Kuka, Haussa) oder des Baumwollbaumes (Ceiba 
pentandra [L.] Gaertn., Wu, Ewe, Ogi, Anago, Huti, Fö, Ju, Ak- 
posso, Komu, Tschaudjo). Man könnte daran denken, es für die 
Cellulosefabrikation zu verwerten, doch dürfte eine Ausfuhr auch bei 
etwaiger Brauchbarkeit schwerlich lohnend sein. In Indien macht man 
leichte Kisten (Teekisten) und Särge aus dem Holz des Baumwoll- 
baumes und, da es im Wasser haltbarer ist als an der Luft, auch Ein- 
bäume und Schwimmer für Netze. 


Sterceuliaceae. 


Stereulia tragacantha Lindl. (Akple oder Loloe, Ewe, Kadera- 
böbo, Tschaudjo) und S. tomentosa G. et P. (Akpöklo oder Böfuti, 
Ewe, Apokpo, Anecho, Kelipötu, Kratschi, Oduduku, Atakp,, 
Mondelü, Tschaudjo, Bolusilä, Mangu). Mittelgroße Bäume, deren 
Holz aber keinen Wert hat, da es infolge seiner Weichheit und der 
zähen Faser sich nicht schneiden läßt, sondern zerbröckelt. 

Cola eordifolia (Cav.) R. Br. (Uu-ti, Ewe, Nutssu-Nutssu, Anago, 
Auwolo, Akposso, E-ussü, Misahöhe, Dagbongböre, Tschaudjo). 
Mächtiger Baum der Galleriewälder, auch einzeln bei den Dörfern, mit 
fußlangen Blättern. Das licht graue Holz ist ziemlich hart und schwer 
und wird in Senegambien für Uferbefestigungen und zur Herstellung 
von Hausgeräten gebraucht. — C. acuminata (P. B.) R. Br. Liefert 
nach Wiesner ausgezeichnetes, weißliches, leichtes, poröses, dem der 
Pappeln ähnliches, aber dauerhafteres, von Insekten kaum angegangenes 
Holz für den Wagner und Tischler sowie zum Schiffbau. — Von dem 
Holz von Cola laurifolia Mast. (Jojau, Kabure) berichtet Kersting, 
daß es sehr elastisch und fest sei und daher zum Schnitzen von Bogen 
verwendet wird. — Über das Holz von Cola caricifolia (G. Don) K. Seh. 
(Alensu-neku d.h, Schafbock-Hodensack in Atakpame), C. astrophora 
Wrbg. und C. Supfiana Busse ist ebensowenig etwas bekannt, wie über 
das des hohen Waldbaums Pterygota Schumanniana Engl., den v. Doering 
in Nuatjä festgestellt hat, 

Firmiana Barteri (Mast.) K. Sch. (Tschingbelika, Tschaudjo). 
40—50 m hoher Waldbaum, der besonders in kleinen, aus früherer Zeit 
her stammenden Hainen vorkommt. Seine grünlich-graue Rinde ist 
glatt, der regelmäßig pyramidal gewachsene Stamm geht in Brettwurzeln 
aus, blüht prächtig scharlachrot zur Zeit, wo er blattlos steht. Das 
Holz ist weißlich, sehr leicht, die Eingeborenen fertigen Teller und 
Schalen aus ihm, Fischer stellen Flöße daraus her. 


ae 


Ochnaceae. 
Ochna Afzelii R. Br. (Tanäm, Tschaudjo). Mäßig hoher Baum 


der Steppe mit hartem, schwerem, schön gezeichnetem, hellbraunem Holz, 
das sich für Drechsler- und Tischlerarbeiten vortrefflich eignen wird. 
Lophira alata Banks (Akpakpla, Anago, Kotoblässu, Fö, Otiigba, 
Akposso, Belengbe, Kratschi, Parapära, Tschaudjo, Kekrefünde, 
Asante). Ein häufiger Baum der Steppe, der in seinem Aufbau und 
in der Gestalt seiner Blätter dem Schiebutterbaum (Butyrospermum Par- 
ki) so ähnlich ist, daß er von Weißen wie Farbigen häufig mit diesem 
verwechselt wird. So soll er nach v. Doering in Ewe Yötsä heißen, 
nach Westermann ist aber Yotsa oder Yo der Schiebutterbaum, was 
wohl der Wahrheit entspricht. Lophira, die eigentümlich geflügelte 
Früchte hat, ist sonst an der tiefrissigen, gelblichen Rinde kenntlich, 
auch ist der Stamm im allgemeinen schlanker als der von Butyrosper- 
mum. Das Holz ist hart, schwer, dunkelrotbraun, durch breite, heller 
gefärbte Markstrahlen im Querschnitt auffällig radiär gestreift und 
ebenso wie das von Oldfieldia afrieana Bth. als afrikanische Eiche im 
Handel. Ausgeführt wird es von Lagos als Furnier- und Drechslerholz. 


Guttiferae. 

Pentadesma Kerstingii Engl. (Budyonü, Tschaudjo). An be- 
waldeten Flußufern als hoher, schlanker Baum, dessen Holz licht 
bräunlich, im übrigen aber dem der vorigen Art sehr ähnlich ist und, 
wenn es auch nicht für termitenfest gilt, doch von den Eingeborenen 
vielfach verwendet wird. 


Dipterocarpaceae. 


Monotes Kerstingii Gilg. (Kesäng, Tschaudjo). Etwa 15 m 
hoher Baum, der häufig in freier Steppe kleine Bestände bildet. Er 
ist leicht daran zu erkennen, daß seine Blätter immer wie eine Hohl- 
hand gekrümmt erscheinen. Das Holz ist nur als Brennholz verwertbar. 


Flacourtiaceae. 

Oncoba spinosa Forsk. (Kpoe, Ewe, Krutü, Tschaudjo, Kon- 
gowurä, Kotokoli). Hoher, meist dorniger Strauch mit weißen, rosen- 
ähnlichen Blüten. Das Holz, das jedenfalls nur in höchstens 10 cm 
starken Stücken geliefert werden kann, ist hart, schwer, lichtbraun und 
sehr politurfähig. Für Drechsler- und Einlegearbeiten wäre es unter 
Umständen brauchbar. 

Caloneoba Gilgiana (Spr.) Gilg, (Efiöhl&, Ewe), die ein mittel- 
großer Baum werden soll, dürfte in gleicher Weise Verwendung finden. 


= 


Rhizophoraceae. 

Rhizophora mangle L. (Wotö? oder Atrati?, Ewe). Über die 
Zusammensetzung der Mangrove Togos wissen wir noch nichts, da nur 
von dieser einen Art ein Belegexemplar vorliegt. Das Holz derselben 
wird sich wohl wenig von dem der in Ostafrika vorkommenden Rhizo- 
phora mueronata Lam. unterscheiden, wird rotbraun, hart und schwer, 
spröde und leichtreißend, aber sehr dauerhaft und darum für Hafen- 
bauten und zu Bauzwecken geeignet sein. 


Combretaceae. 


Die Steppenvegetation Togos besitzt eine große Zahl von Arten 
aus dieser Familie. Sie gehören besonders den Gattungen Combretum 
und Terminalia an und sind bald größere Bäume, bald Sträucher, 
bald Lianen. Da sie botanisch gut nur dann zu unterscheiden sind, 
wenn außer den Blättern zugleich auch Blüten und reife Früchte vor- 
liegen, bestehen noch mannigfache Unklarheiten. Die Früchte der 
Terminalia-Arten sind zwei-, die der Combretum-Arten dreiflügelig. 
Das Holz fast aller baumartigen Combretaceae ist für Bau- und Tischlerei- 
zwecke verwertbar, das einiger Arten ist sogar ausgezeichnet und 
kommt auch für den Export in Frage. Ich führe nur solche auf, die 
höhere Bäume werden und über deren richtige Bestimmung keine 
Zweifel mehr obwalten. 

Combretum sokodense Engl. et Diels (Ssissiku, Tschaudjo). 
Bis 10 cm hoher Baum in den Graslandschaften und an Bächen, mit 
korkiger, tiefrissiger Rirde.e Das Holz ist bräunlich, sehr hart und 
fest. — C. Kerstingii Engl. et Diels (Alembole, Tschaudjo). Das grau- 
bräunliche, ebenfalls sehr harte und schwere Holz wird von Kersting 
nur als Brennmaterial bewertet. 

Terminalia dietyoneura Diels (Ssua, Tschaudjo) und T. ma- 
eroptera Guill. et Per. (Ssua dau, Tschaudjo) haben ein ausgezeich- 
netes, glänzend braunes Holz, das sicher zu allen Zwecken verwendbar 
ist, bei denen es auf große Dauerhaftigkeit und Zähigkeit des Materials 
ankommt. Beide Bäume, die 15 m hoch werden, sollen sich in ihrem 
Vorkommen gegenseitig ausschließen. — T. Baumanniü Engl. et Diels 
(Opäti, Atakp.) ist nach v. Doering ein stattlicher Steppenbaum, von 
dessen Holz mir aber keine Probe vorliegt. 

Pteleopsis Kerstingii Gilg. (Ssissinä, Tschaudjo), ein mittel- 
großer Baum in den Savannen Sokode-Basaris. Nach Aussage der Ein- 
geborenen soll er nie Blüten und Früchte bringen, was aber natürlich 
falsch ist. 

Anogeissus leiocarpus (DC) Guill. et Per. (Tsetse oder Echeche, 
Ewe, Kakänla, Kratschi, Anyi, Anago, Chlehö, Fo, Oga, Akposso, 


der Bee 


Kodelia, Tschaudjo, Kännä, Asante). Bis 30 m hoher Baum in 
feuchteren Savannen und an Flußufern, offenbar sehr verbreitet. Die 
Früchte gleichen ganz denen unserer Erlen. Das Holz ist von hohem 
Wert, sehr hart, termitenfest und bildet einen fast schwarzen Kern aus, 
der dem Ebenholz ähnlich und wie dieses zu verwenden ist; es gehört 
zu den besten Nutzhölzern der Kolonie. 


Myrtaceae. 

Syzygium guineense (Willd.) DC. (Tschapea, Tschaudjo). Mittel- 
großer Baum der Ufergallerien. Nach Warnecke werden aus dem 
weißen, sehr leicht zu bearbeitenden Holz von den Eingeborenen die 
verschiedenartigsten Gerätschaften geschnitzt, wie Teller, Stühle und 
Götzenbilder. Da es zugleich sehr dauerhaft ist, benutzte man es in 
Bagida auch zur Herstellung von Faktoreigebäuden. Die Eingeborenen 
Mangus fertigen Dachsparren daraus an. 


Araliaceae. 

Cussonia Barteri Seem. (Fegblo, Ewe, Digo, Anago, Gotti, 
Fo, Obbö, Akposso, Kongolü, Tschaudjo). Kleiner Charakterbaum 
besonders der Buschsavanne bei Misahöhe, wo er Bönugü genannt wird. 
Das Holz ist schwammig und nicht zu gebrauchen, nur seine Asche dient 
zum Fixieren eines blauen Farbstoffs. — Mellin sagt von einer in 
Mangu Indoabaka genannten Cussonia- Art, die nicht näher hat be- 
stimmt werden können, daß ihr weiches Holz den Eingeborenen Behälter 
zum Aufbewahren von Pulver und Patronen liefere. 


Umbelliferae. 

Peucedanum araliaceum (Hoch.) Bth, et Hk. var. fraxinifolium 
Hiern. (Ländö, Tschaudjo). Niederer bis mittlerer Baum des Gras- 
landes, oft sich zu kleinen Beständen zusammenschließend. Die Rinde 
jüngerer Schosse läßt sich leicht in Form von Röhren abziehen, aus 
denen sich die Kinder Spritzen fertigen. Das helle Holz ist leicht 
schneidbar, von ziemlich gleichmäßigem Korn und dürfte sich daher für 
Schnitzarbeiten eignen. 


Sapotaceae. 

Butyrospermum Parkii (G. Don) Kotschy. Schiebutterbaum. 
(Yotsa oder Yo, Ewe, Kedempö, Kratschi, Ssomü, Tschaudjo, 
Aiömiti, Kirikiri, Krangkü, Asante, Käde, Haussa). Der Baum 
wird 15—20 m hoch und ist im Hinterlande so häufig, daß es kaum ein 
Gesichtsfeld ohne ihn geben wird. Die Früchte, deren äußeres Fleisch 
gegessen wird, reifen im Mai und Juni, die Blüten riechen angenehm 
nach Heliotrop. Das Holz ist schön bräunlich rot, von gleichmäßigem 


ran 


Gefüge, sehr politurfähig und verdient für Möbelfabrikation beachtet zu 
werden. 

Pachystela einerea (Engl.) Pierre. Ein mächtiger Baum, der aber 
bisher nur einmal von Warnecke im Küstengebiet gesammelt wurde. 


Chrysophyllum obovatum Don. (Katumbulia, Tschaudjo). Mitt- 
lerer Baum mit eßbaren Früchten, von Kersting in Bagu gefunden. 
Sein Holz ist wie das der vorigen Art noch unbekannt, wird aber wohl 
sicher ein gutes sein, da fast alle Sapotaceen-Hölzer zu den mannig- 
fachsten Zwecken verwendbar sind. 

Malacantha Warneckeana Engl. (Akära, Atakp., Pusüm, La- 
matessi). Großer Baum, besonders in Gebirgen an Bächen, aber auch 
im Flachlande der Küstenregion. Der Stamm hat einen am Rande 
welligen Querschnitt, da er außen mit rundlichen Längsleisten versehen 
ist. Das harte, vortreffliche Holz wird von den Eingeborenen zur Her- 
stellung von Weberschiffchen, Rübrkellen und dergl. benutzt. 


Mimusops multinervis Bak. (Ewäti, Anecho, Gjira, Kratschi, 
Ewelisomü, Tschaudjo, Bräkrankü, Asante) und M. Kerstingii Engl. 
(Ewelisomü, Tschaudjo). Das Holz beider ist dem von Butyrospermum 
in Farbe und Struktur sehr ähnlich, dazu sehr elastich, so daß es gern 
zum Schnitzen von Bogen gebraucht wird. Sehr hoch scheinen die 
Bäume nicht zu werden, ich finde meist 10 m angegeben, nur die erste 
Art wird von einem Sammler für einen Fundort als großer Baum be- 
zeichnet. 

Mimusops lacera Bak. (Wueti, Ewe). Warnecke nennt ihn den 
höchsten und schönsten Baum in unmittelbarer Nähe des Meeres und 
sagt, dass sein hartes, dunkelrotbraunes Holz gute Spazierstöcke liefere. 

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass das Holz aller eben auf- 
geführter Sapotaceen auch für den Export einmal in Betracht kommen 
wird. Für Einlegearbeiten, Furniere, Möbel, vielleicht auch zur Her- 
stellung von Parkettfußböden eignet es sich meiner Überzeugung nach 
durchaus. 


Ebenaceae. 

Diospyros mespiliformis Hochst. [Fig. 10). In Uferwäldern, in 
Farmen und Dörfern als schöner großer bis 25 m hoher, breitkroniger, 
dunkellaubiger Schattenbaum, der sich oft in einer Art Halbkultur be- 
findet, da er geschont wird. In Steppengebieten bleibt er kleiner, ist 
aber auch da sehr häufig, so bildet er den Hauptbestandteil der Wald- 
parzellen in der Parklaudschaft von Bagida. Kommt er einzeln vor, 
bildet er oft Stämme von 1—1!/;, m Dickendurchmesser. Die weißen 
Blüten sind zweihäusig, duften angenehm bittersüß und sind vielfältig 
durch Gallen deformiert. Die rundlichen roten Früchte sind eßbar, 


ar a0 


Nach Westermann soll der Baum in Ewe Dongko heißen, nach 
Warnecke Jeti. Der Tschaudjo-Name ist Tingald. — Über das 
Holz des Baumes, der im tropischen Afrika sehr verbreitet ist, be- 


Fig. 10. Diospyros mespihformis Hochst. 
A Blühender Zweig, B g‘ Blüte, C Staubblätter, D 2 Blüte aufgeschnitten, 
E, F Früchte, @ Frucht quer durchschnitten. 


stehen noch Unklarheiten. In seiner Übersicht der Nutzhölzer Ost- 
afrikas!) sagt Gilg: „diese Art ist vielleicht die wichtigste Nutzholz 


1) Die Pflanzenwelt Ostafrikas von A. Engler, Teil B. p. 347. 


EAN Em 


liefernde Pflauze unseres Gebiets, denn von ihr stammt nach überein- 
stimmenden Angaben vieler Autoren das Sansibar-Ebenholz des Handels. 
Auffallend ist jedoch, daß kein einziger Sammler dieser weit verbreiteten 
Pflanze Angaben über die Güte des Holzes macht.“ Wiesner!) stützt 
sich auf Gilg. Moloney°) führt an: „Das Holz ist weiß, dicht, wird 
von den Eingeborenen sehr geschätzt und ist für mannigfache Zwecke 
brauchbar; das Kernholz ist schwarz wie Ebenholz.* Kersting 
schreibt auf einen seine Pflanzen begleitenden Herbarzettel: „Soll nie 
schwarzes Ebenholz entwickeln, auch sehr dicke Stämme habe ich nie 
im Innern schwarz gesehen.“ Ein von Warnecke gesammeltes Exemplar 
des Diospyros mespiliformis trägt die Bemerkung: „Liefert weißliches 
Holz und darum nennen die Eingeborenen den Baum Jeti jegi, während 
der Ebenholz liefernde Jeti ibo heißt. Statt Jeti ibo sagen sie auch 
Ati ibo oder abgekürzt Ati-i.“ Nach Westermann ist aber Atiyi, 
wie dieser schreibt, gleich Dalbergia melanoxylon. Es bleibt daher zum 
mindesten fraglich, ob irgend ein Ebenholz von Diospyros mespiliformis 
abstammt. Mir scheint es wenig wahrscheinlich. Dr. Kersting hat 
Bäume aus Samen herangezogen, die ihm Schweinfurth als solche 
von Diospyros mespiliformis eiusandte. Diese Bäume stellen aber, wie 
sich ergab, eine Art aus der Familie der Rubiaceae dar. Jedenfalls 
sind weitere Nachforschungen sehr erwünscht. Brauchbar ist das 
Holz des Tingalö sicherlich, es ist hart, schwer und von sehr 
feinem Korn, 


Diospyros monbuttensis Gürke (Etjännaka, Akposso, Liä-nu- 
wasaure, Tschaudjo). Kleiner bis mittelgroßer Baum der Gallerie- 
und Bergwälder mit leuchteud roten Früchten. Er trägt Dornen, die 
an den Sporn der Buschhühner erinnern, was Veranlassung zu dem 
Tschaudjo-Namen gegeben hat. Das harte, sehr feste Holz wird zu 
Spazierstöcken, Keulen und Dachsparren verarbeitet, der sehr bieg- 
samen Zweige bedient man sich zur Anfertigung von Fallen. 


Diospyros trieolor (Schum. et Thon.) Hiern. [Fig. 11]. Eine 
der häufigsten Pflanzen des Strand- und Steppenbusches in der Küsten- 
zone mit gelblich-roten, dreikantigen Früchten, wird nur wenig über 
mannshoch. Das weiße, sehr harte Holz erreicht selten mehr als 
Daumenstärke, giebt aber beliebte Stöcke ab. 


Maba Warneckii Gürke.. Ein mittelgroßer, offenbar seltener 
Baum, von dem näheres noch nicht bekannt ist. 


1) Rohstoffe, Bd. 2 p. 132. 
2) Forestry of West Africa, p. 380. 


Fig. 11. Diospyros tricolor (Schum. et Thon.) Hiern. 


A Blühender Zweig, B Blüte, © J' Blüte aufgeschnitten, Du. E Staubblätter, 
F Zweig mit Früchten, @ Aufgeschnittene Frucht, A, J, K Samen, 


Oleaceae. 


Linociera nilotica Oliv. Baum von jedenfalls nur geringen 
Dimensionen, dessen lichtbräunliches Holz indessen sich durch ein über- 
aus gleichmäßiges Gefüge und große Festigkeit auszeichnet. 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXI. Nr. 2. Ausgegebenam”. November 1909. 


Die Nutzpflanzen Togos. 


1. Die Nutzhölzer (Fortsetzung). 
2. Faser-, Flecht- und Bindestoffe. 


Von 
G. Volkens. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1909. 


Preis 1,80 Mk. 


Notizblatt 


des 
Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXII Nr.2. Ausgegebenam?7. November 1909. 


Die Nutzpflanzen Togos. 


(Fortsetzung.) 


Von 
G. Volkens. 


Loganiaceae. 


Von den zahlreichen Stryehnos-Arten Togos dürften wohl nur Strych- 
nos Buettneri Gilg (Kongofurä, Tschaudjo) und Stryehnos laxa So- 
lered. (Wagbeb&, Ewe, Egbö, Atakp., Gongövi, Kpedyi, Naprämpögo, 
Dyakossi, Yökharaügu, Dagomba) genügend starke Stämme ent- 
wickeln, um auf das hellfarbige Holz hin verwertet zu werden. Nach 
einem vorliegenden Muster ist es ziemlich hart und von feinem Korn. 
Das von Strychnos pubescens (Solered.) Gilg. (Kongö, Tschaudjo) ist für 
Eingeborene nur Feuerholz. Die Früchte aller gleichen äußerlich 
Orangen, das Fruchtmus von S. Bueltneri wird gegessen. 

Anthoeleista KerstingiiGilg.(Egü, Atakp.,Kuwondeü, Tschaudjo). 
Bis 30 m hoher Baum in Galleriewäldern und kleinen Hainen, seltener 
auf offenem Farmland, mit geradem, erst weit oben verzweigtem 
Stamm und gelblich-weißen Blüten. Junge Bäume, deren Stamm mit 
Blattnarben besetzt ist und deren büschlig gestellte Blätter die Länge 
von 1!/, Metern erreichen, lassen sich leicht aushöhlen und liefern den 
Eingeborenen ihre Pfeilköcher. Zu andern Zwecken ist das weiße, 
leichte Holz schwerlich zu gebrauchen. 


Apoeynaceae. 


Holarrhena Wulfenbergii Stapf. Höherer Baum des Agome- 
gebirges und der Uferwälder in Sokode&-Basari, vereinzelt auch in 
kleinen Hainen bei den Dörfern und auf Farmland. Das weiße Holz 
ist mittelschwer, leicht schneidbar und darum zum Schnitzen von Fi- 


guren usw, im Gebrauch, 
be) 


EI TIER 


Conopharyngia crassa Stapf. Baum von wechselnder Höhe mit 
hängenden Ästen, der nur erst bei Misahöhe gefunden wurde. 

Voacanga africana Stapf. (Kongköng, Tschaudjo). Mittel- 
großer, in der Kolonie weit verbreiteter Baum, in Hainen und an 
Bächen. Die rundlichen Früchte, die zu zweien nebeneinander stehen, 
zeigen weißliche Flecke auf grüner Unterlage. Das Holz ist dem von 
Holarrhena ähnlich, ist aber etwas dunkler getönt. 

Kiekxia afrieana Bth. Wird bis 20 m hoch, wurde von Bau- 
mann bei Misahöhe und von Graf Zech in Kete-Kratschi gesammelt. 
Über sein Holz vermag ich nichts auszusagen. 

Hervorheben möchte ich, daß alle genannten Apocynaceen durch 
reichlich fließenden Milchsaft sowohl in der Rinde als in den Blättern 
und Früchten ausgezeichnet sind. 


Boraginaceae. 


Cordia Gharaf (Forsk) Ehrbg. Ein mittlerer Baum, von dem 
nur ein Standort bekannt ist. Liefert graues, dichtes, hartes Bau- und 
Werkholz. (Wiesner). — Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß in 
Togo noch andere Arten vorkommen. Soweit sie Bäume sind, wären 
sie auf ihr Holz zu prüfen, da die Gattung Cordia eine Reihe sehr 
wertvoller Nutzhölzer umfaßt. 

Ehretia eymosa Thonn. (Oköni, Kratschi). Im Küstengebiet 
überall als 4-5 m hoher sparriger Strauch anzutreffen, scheint aber 
in Waldparzellen der Binnenländer gelegentlich auch zu einem Baum 
mittlerer Größe heranzuwachsen. Seine Blüten, die in reichverzweigten 
Infloreszenzen beieinander stehen, sind weiß, die Früchte sind kleine 
Beeren von Erbsengröße. Holzproben habe ich noch nicht gesehen. 


Verbenaceae. 


Vitex Cienkowskyi Kotsch. et Peyr. [Fig. 12.] (Fö, Ewe, 
Föjiti, Anecho, Orli, Anago, Gidjikö, Kratschi, Uoli, Akposso, 
Panyero, Tschaudjo, Kotö, Dyakossi, Narenga, Dagomba). Großer 
Baum mit breiter Krone und borkeloser Rinde, fünfzähligen, hand- 
förmigen, glatten Blättern und reichverzweigten, weißen Blütenständen. 
Aus den schwarzen, glatten, eßbaren, kugligen Früchten und den jungen 
Blättern wird Tinte gekocht. In Galleriewäldern, Baumsteppen und 
auf Farmen weit verbreitet. Das weiße, mittelschwere Holz dürfte sich 
besonders für Möbel gut eignen. In Oberguinea werden Schiffsplanken 
und Furniere daraus gemacht, die Eingeborenen benutzen es für Boots- 
rippen. — Vitex camporum Buettn. (Idjawli, Akposso, Panyero buda, 
Tschaudjo) mit dreizähligen, aber auch einfachen, unterseits behaarten 
Blättern, blauen Blüten und ähnlichen, aber mehr eichelartig gestreckten 


a 


Früchten bleibt wohl meist nur strauchartig, während eine dritte, noch 
unbestimmte Art (Insuo kotö, Mangu) mit gleichfalls dreizähligen 
Blättern, aber filzig behaarten Früchten nach Mellin ein großer Baum 
werden soll, aus dessen Holz die Eingeborenen Geräte zum Fischfang 
herstellen. 

Premna Zenkeri Gürke. Ein hoher Baum Kameruns, den Kersting 
an Berghängen Basaris auch in Togo auffand. Er hat einfache, breit- 
eiförmige Blätter, seine weißen, kleinen Blüten sind zu fußlangen Rispen 
vereinigt. Das Holz ist dem von Vitex Cienkowskyi durchaus gleich. 


aa S 
V. 


E 2% 
Fig. 12. Vitex Cienkowskyi K. et P. 
A Blühender Zweig, B Blüte, aufgeschnitten, C, D Staubblätter, #& Fruchtknoten, 
F derselbe längs durehschnitten, @ derselbe quer durchschnitten, H Frucht längs- 
durchsehnitten, J Embryo. 


Avicennia africana P. B. (Amu-ati, Ewe). Dicht belaubter 
Baum von 12—15 m Höhe und 0,5 m Dicke mit oben dunkelgrünen, 
unten grauen Blättern und schmutzig weißlichen Blüten. Er blüht 

3* 


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und fruchtet zugleich im Januar und Februar und ist ein Bestandteil 
der Mangrove an der Lagune. Sein Holz, das man in Gabun beim 
Schiffsbau verwertet, ist mir nicht bekannt, es könnte aber von Be- 
deutung sein, da die verwandte, in Ostafrika verbreitete Avicennia offi- 
einalis L. durch ein hartes, schweres, schön violett gefärbtes Holz aus- 


gezeichnet ist. 


Fig. 13. Newbouldia laevis (P. B.) Bth. 
A Blühender Zweig, B Knospe, C durchschnittene Blüte, D Staubblatt, E Kelch 
und Griffel, F Fruchtknoten, G& derselbe durchschnitten, H aufgesprungene Frucht, 
J Same, K Embryo. 


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Bignoniaceae. 


Die Blätter der aufgezählten Arten sind sämtlich gefiedert, ihre 
Früchte lange Schoten, die mit zwei Klappen aufspringen, die Samen, 
mit Ausnahme derer von Kigelia, haben einen häutigen Samen, die In- 
floreszenzen sind traubig oder rispig. 

Spathodea eampanulata P. B. (Adadasö, Ewe, Gbetschi-gbetschi, 
Atakp.). Wundervoller, dichtbelaubter, 30 m hoher Baum mit schir- 
mig ausgebreiteter Krone und graugrüner, warziger Rinde. Zur Blüte- 
zeit der schönste Schmuck des Uferwaldes und der Berglehnen. Liebt 
feuchteren, humusreichen Standort, wird von Europäern gewöhnlich 
Tulpenbaum genannt, ist in Nord-Togo selten. Die fast faust- 
großen Blüten sind leuchtend scharlachrot, die Knospen mit einer unter 
Druck stehenden, schwach süßlichen, wässerigen Flüssigkeit erfüllt, was 
den Kindern Veranlassung gibt, sie als Spritzen zu benutzen. Das Holz 
soll einen eigentümlichen Geruch haben, ob es verwendbar ist, kann 
ich nicht sagen. 

Newbouldia laevis (P. B.) Bth. [Fig. 13.] (Lifui, Ewe, Abobo&, 
Atakp., Akinäle, Tschaudjo). Mittelgroßer Steppenbaum, der aber 
bei und in den Dörfern darum besonders häufig ist, weil er seiner 
leichten Heranzucht aus Stecklingen wegen ein beliebtes Material für 
Einzäunungen darstellt. In der Jugend wächst er schlank aufrecht, 
später senkt er seine außergewöhnlich langen Äste zum Boden nieder. 
Die Blüten werden bald als rosenrot, bald als violett, bald als hellblau 
bezeichnet. Das hellfarbige Holz ist ziemlich schwer, sehr gleichmäßig 
im Gefüge, dem von Vitex Cienkowskyi ungemein ähnlich. 

Markhamia tomentosa (Bth.) K. Sch. (Tschitschine, Atakp.) 
Großer Baum, der besonders den Gebirgen eigen zu sein scheint. Seine 
Blüten sind gelb mit roten Streifen, die Blätter, wie auch die langen, 
schmalen Hülsen licht gelbbraun behaart. Die Blütenknospen dienen 
wie die von Spathodea den Kindern als Spielzeug. Holz gleich dem 
der vorigen Art. — Markhamia lutea (Bth.) K. Sch. entwickelt sich für 
gewöhnlich nur strauchartig, wird seltener ein Baum von 6—8 m Höhe 
mit schwärzlicher, warziger Rinde und ebenfalls gelben, sehr wohlriechen- 
den Blüten. 

Stereospermum Kunthianum Cham. [Fig. 14.] (Ekö-dekä d.h. 
nur eine Wurzel, Atakp., Essobelia, Tschaudjo). Kleinerer Baum 
von höchstens 10 m hohem, aber ziemlich dickem Stamm, mit grünlich- 
grauer abblätternder Rinde, zur Blütezeit von weitem einem blühenden 
Pfirsichbaum gleichend. Die Blüten, die vor den Blättern erscheinen, sind 
rosa mit weißem Saum und rotbraun gestreifter und gesprenkelter 
Lippe. Häufig in den Baumsavannen Togos, gelegentlich auch im Hoch- 
walde. Die junge Rinde wird von Mädchen zum Braunfärben der 


Be 


Lippen gebraucht, um den Schein zu erwecken, als hätten sie Kola ge- 
kaut, worauf sie stolz sind (Kersting). Holz wie das der vorigen Art. 

Kigelia africana (Lam.) Bth. (Nyakpekpe, Ewe, Njäkpokpo; 
Anecho, Njäkpe, Anlo, Abilü, Tschaudjo). Der bekannte Leber- 
wurstbaum, der besonders an feuchteren Stellen in der Steppe und an 
Flußläufen vorkommt. Im Holz, das sich vielleicht für kleinere Bauten 
eignet, bildet sich ein brauner Kern aus. 


Fig. 14. Stereospermum Kunthranum Cham. 
A Blühender Zweig, B Knospe, C aufgeschnittene Blüte, D Staubblatt, X Frucht, 
F Samenträger und Samen von der Seite gesehen, 7, @ Samen von vorn und hinten 
gesehen, J Same durchschnitten, X Embryo. 


— 39 — 


Rubiaceae. 


Alle Angehörigen der Familie haben gemeinsam, daß die einfachen 
Blätter sich paarig gegenüberstehen und am Grunde mit Nebenblättern, 
oft freilich nur in Form kleiner Spitzchen, versehen sind. 

Hymenodietyon Kurria Hochst. Kleinerer Baum und Strauch 
in Galleriewäldern und im Gebirge. Das dichte Holz von heller Ma- 
hagonifarbe wird in Indien zu landwirtschaftlichen Geräten, Schäften, 
Spielwaren usw. verarbeitet. (Wiesner.) 


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Fig. 15. Orossopteryx africana (Wint.) K. Sch. 
A Blühender Zweig, B aufgeschnittene Blüte, C Fruchtknoten und Kelch durch- 
schnitten, D Frucht, E dieselbe durchschnitten, F Same, @ derselbe durchschnitten. 


Crossopteryx afrieana (Wint.) K. Sch. [Fig. 15.] Tyenyeolo 
oder Pasau, Tschaudjo). 10 m hoher Baum, in den Steppen der 
Küstenzone wie des Innern zerstreut. Nach dem Gutachten eines 
Importeurs ist das Holz eins der besten Togos. Es ist hellbraun, sehr 
hart und schwer, von feiner Struktur. Die Eingeborenen fertigen 
Weberschiffchen, Schreibtafeln für Koransprüche u. dergl. daraus. 


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Adina miecrocephala Hiern. (Barä, Tschaudjo). 30 m hoher 
Baum an Flußläufen Sokode-Basaris. Das Holz steht dem der vorigen 
Art sehr nahe, hat aber frisch einen eigentümlichen Geruch und fühlt 
sich wie geölt an. Die zerkauten Zweige des Baumes werden als Zahn- 
bürsten gebraucht. 

Mitragyne macrophylla Hiern. (Yöwi oder Tögba, Atakp.) 
Sehr hoher Riesenbaum an sumpfigen Bachufern mit vortrefflichem Holz, 
aus dem die Eingeborenen besonders Türen und Trommeln fertigen. — 
Mitragyne inermis (Willd.) K. Sch. (Intyü, Dyakossi, Shero, Da- 
gomba) bleibt kleiner, findet sich fast überall auf Boden, wo zeitweise 
Wasser steht. Sein gelblich-weißes Holz wird als bestes für Pfosten 
und Dachsparren betrachtet, ist aber sicher auch ein schönes, leicht zu 
bearbeitendes Möbelholz. — Mitragyne africana Krth. (Sesseu, Atakp.). 
Kleinerer Baum auf feuchten Wiesen und im Überschwemmungsgebiet 
von Bächen, seine Blüten duften wie Heu. Das sehr bemerkenswerte 
Holz ist termitenfest, hart und wird als Bauholz, insbesondere für 
Hüttentüren, allgemein verwendet. Das Holz der Mitragyne-Arten, die 
alle einen wasserreichen Boden bevorzugen, steht bei vielen Völkern 
des äquatorialen Afrika in hohem Ansehen, weil es trotz seiner Dauer- 
haftigkeit sich leicht schnitzen läßt und im Wasser schwer verwittert. 

Sarcocephalus sambueinus (Winter.) K. Sch. (Akukobasa, Ewe, 
Nyimö, Atakp., Kedjetjelo, Tschaudjo). Kleiner, strauchiger Baum, 
mit langen, vankenartigen Verzweigungen, weißen duftenden Blumen 
und erdbeerfarbenen Früchten. Das Holz, welches nur in schwachen 
Dimensionen zu haben ist, kommt seiner Härte und Farbe wegen mög- 
lichenfalls für Einlegearbeiten in Betracht. 

Gardenia Thunbergia L. f. (Fifei, Ewe, Fifäti, Anecho, 
Längana, Kratschi, Kau kutöku, Tschaudjo). Strauch oder klei- 
nerer Baum mit sehr starrem Geäst, weißen duftenden Blüten und 
gelben, wie Holzäpfel schmeckenden, spindelförmigen, etwas zugespitzten 
Früchten, zerstreut, mitunter in kleinen Beständen in der Steppe. Aus 
dem weißen, ziemlich festen Holz werden Löffel und dergleichen ge- 
schnitzt. — Gardenia ternifolia Sch. et Th. (Kau köure, Tschaudjo, 
Nassarli oder Nabuli, Dyakossi). Im Habitus der vorigen ähnlich, 
aber Früchte dick walzenförmig, kleinen Gurken ähnlich. — Gardenia 
medieinalis Vahl. (Kau belia oder abalia, Tschaudjo), ebenso, aber 
Früchte viel kleiner, rundlich und längsgefurcht. Das Holz dieser wie 
auch der Gardenia assimilis Afz. u. G. Abbeokuta Hiern., die in Hoch- 
wäldern als Unterholz vorkommen, dürfte von dem der @. Thunbergia 
wenig verschieden sein. 

Pleetronia vanguerioides (Hi.) K. Sch. (Dädäfünde, Atakp.) 
Mittlerer Baum, oft auch als Strauch in Ufergallerien und Bergwäldern. 


Er 


Das Holz hat wohl nur Brennholzwert, ebenso wie das von Pavetia 
Baconiana Hiern, (Gengerre biesö, Mangu) und P. cerassipes K. Sch. 
Morinda eitrifolia L.? (Amakö, Ewe, Ak6&, Atakp., Maticki, 
Ho, Ketyelenga, Tschaudjo). Baum von 10 m Höhe und breiter, 
schattiger Krone, der fast das ganze Jahr über blüht und fruchtet. 
Die Blüten stehen in einem kleinen kugligen Haufwerk beisammen, die 
grüngelben schwammigen Früchte verwachsen so miteinander, daß eine 
in polygonale Felder geteilte Scheinfrucht von 1,5—2 em Durchmesser 
entsteht. Das weiße Holz des Stammes ist minderwertig, das Holz der 
Wurzeln wird auf den Eingeborenen-Märkten zum Gelbfärben verkauft. 
Es scheint, daß in Togo zwei Arten der Gattung Morinda vorkommen, 
von denen die eine an der Küste verbreitete die echte Morinda_ ceitri- 
folia Ostasiens und der Südsee ist, die andere, besonders in Nordtogo 
heimische eine neue Art darstellt, die durch viel kleinere Früchte 
charakterisiert ist. Die von Morinda eitrifolia werden birnengroß. 


Compositae. 


Vernonia senegalensis Less. (Avenya, Ewe, Tusımä oder Tingma, 
Tschaudjo). Die einzige Art der Familie, die einen bis 6 m hohen 
und bis 25 cm dieken Stamm ausbildet. Die Blätter sind graugrün, 
die zu reichverzweigten Infloreszenzen vereinigten Blüten gelblich-weibß. 
Das Holz ist mäßig schwer, ziemlich dicht, leicht bräunlich und gut 
schneidbar. Von den vielen Pflanzen, deren Zweige und Wurzeln zu 
Pinseln zerkaut als Zahnbürsten gebraucht werden, ist diese die ge- 
schätzteste. 


Schon jetzt ein Urteil darüber abgeben zu wollen, welche von den 
aufgeführten Holzarten einmal zu einem lohnenden Handelsartikel wer- 
den könnten, ist nicht möglich. Zwar wurden mehr als 100 davon be- 
reits fachmännisch geprüft, aber sie lagen nur in einzelnen Stamm- 
stücken vor, nach denen ein abschließendes Gutachten nicht gefällt 
werden kann. Man denke nur an folgendes. Einem Stammstück kann 
man es von außen nicht ansehen, wie es im Innern beschaffen ist. Zeigt 
sich nun beim Schneiden, daß etwa der Kern angefault ist oder daß 
Bohrwürmer das Holz teilweise zerstört haben, so ist ein absprechendes 
Urteil die Folge. Zufällige Umstände führen zu einer unzulässigen 
Verallgemeinerung. Ich unterlasse es darum auch, die aufgeführten 
Hölzer in verschiedene Wertklassen einreihen zu wollen. Dazu wäre, 
wie die Verhältnisse liegen, nur ein Holzexperte in der Lage, der an 
Ort und Stelle umfassende Prüfungen vornähme und dabei berück- 
sichtigte, in welchen Mengen und in welchen Längen- und Dicken- 


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dimensionen die einzelnen Holzarten geliefert werden könnten. Was 
man zurzeit hier in Deutschland allein zu tun vermag, ist, auf die- 
jenigen Sorten hinzuweisen, die einer besonderen Beachtung und einer 
eingehenderen Untersuchung wert erscheinen, von denen es in erster 
Linie angebracht ist, größere Massen versuchsweise auf den Markt zu 
bringen. Ich begnüge mich, sie aufzuzählen, in einer Reihenfolge, die 
vom Höchstwertigen zum Geringwertigeren hinabsteigend, meiner persön- 
lichen Auffassung von der Güte der einzelnen Arten entspricht: 

Ohlorophora excelsa, Pterocarpus erinaceus, Erythrophloeum guineense, 
Khaya Klainii und senegalensis, Dalbergia melanoxylon, Piptadenia Kerstingüi, 
Detarium senegalense, Anogeissus leiocarpus, Mimusops multinervis, Bu- 
tyrospermum Parkü, Prosopis oblonga, Dialium guineense, Lophira alata, 
Terminalia dietyoneura und macroptera, Diospyros mespiliformis, Meitragyne 
macrophylla, Limonia Warneckei, Parinarium euratellifolium. — Dr.Kersting 
rühmt außerdem als gute Möbelhölzer Pentadesma Kerstingü, Albizzia 
Brownei, Lonchocarpus sericeus, Burkea africana, Pseudocedrela Kotschyi 
und Parinarium Kerstingü. Für sehr beachtenswert hält er dazu Cyno- 
metra megalophylla, Ormosia laxiflora, Afzelia africana, Crossopteryx afri- 
cana, Adina microcephala, Cola laurifolia und Faurea speciosa. 

Die Aufforstungsbestrebungen in Togo haben zur Einführung einer 
ganzen Reihe fremder Baumarten geführt, so namentlich des Tiekholzes 
und der Casuarinen. Ich muß es mir versagen, hier näher auf sie ein- 
zugehen. Aufgezählt findet man sie im Amtsblatt für Togo, 2. Jahr- 
gang, Heft 20 und an gleicher Stelle einen Bericht Dr. Kerstings 
über die Erfolge, die man mit ihnen und der Anpflanzung heimischer 
Holzgewächse erzielt hat. 


3. Faser-, Flecht- und Bindestoffe. 


In der folgenden Übersicht beschränke ich mich nicht auf die 
eigentlichen Textilfasern, sondern berücksichtige auch die Stoffe, welche 
in der Seilerei, der Bürsten-, Besen- und Papierfabrikation, sowie zum 
Flechten, Polstern, Dachdecken und zum Anbinden in der Gärtnerei 
gebraucht werden. Auch die Rinden, soweit sie den Negern zur Be- 
kleidung dienen, werden Erwähnung finden. Es handelt sich um 
Stengelgebilde, Wurzeln, Blätter, Blütenstände, Gefäß- und Bastbündel, 
Samen- und andere Haare, endlich um Holzstoff, sowohl natürlichem 
als durch chemische Mittel in Zellulose umgewandeltem. Ich zähle im 
allgemeinen, hier wie auch später, nur Pflanzen auf, deren Vorkommen 
in Togo sichergestellt ist, sei es, weil-mir im Lande selbst gesammelte 
Specimina vorlagen, sei es, weil ihr Vorhandensein aus ihrer sonstigen 
Verbreitung mit Bestimmtheit anzunehmen ist. 


SEAN; 


Pandanaceae. 


In Togo sind bisher zwei Arten der Gattung Pandanus festgestellt 
worden, P. togoensis Wrbg. und P. Kerstingii Wrbg. und von beiden 
wird angegeben, daß ihre festen, zähen bis 1 m langen Blätter zur 
Anfertigung von Matten dienen. Die erste Art, von der weder Blüten 
noch Früchte gesammelt wurden, soll einen walzenförmigen, gelblich- 
braunen mit Blattresten bedeckten Stamm von 2 m Höhe entwickeln. 
In Ewe heißt sie Kpa. Die andere, die bis 10 m hoch wird, heißt in 
der Tschaudjosprache Abä. Beide kommen an Flußläufen vor und bilden 
an diesen zuweilen geschlossene Bestände. Ob etwa die Fasern der 
Blätter ähnlich wie die von Pandanus utilis auf Mauritius auch zu 
groben Gespinsten als Ersatz für Jute verwendet werden können, ist 
noch zu untersuchen. | 


Palmen. 


Eingehendere Aufschlüsse darüber, wie gerade die Eingeborenen 
Togos die verschiedenen Palmen ihres Gebietes auf Faser- und Flecht- 
stoffe hin ausbeuten, stehen mir nicht zur Verfügung, da ich aber 
glaube, daß sie sich darin wenig von ihren Nachbarvölkern unter- 
scheiden werden, gebe ich nach Moloney und Wiesner wieder, was 
für die westafrikanischen Arten im allgemeinen gilt. Außer denen, die 
ich aufzähle, gibt es ohne Zweifel auch noch andere, so namentlich 
schlingende Spezies, die gewöhnlich als Rotangpalmen zusammengefaßt 
werden, aber vorläufig stehen Belege für solche noch aus. 

Raphia vinifera P. Beauv. (Ala, Ewe, Kpakö, Anago, Ollo, 
Akposso, Täro, Tschaudjo). Über die Verbreitung dieser Palme 
in Togo sind wir noch nicht unterrichtet, wissen auch noch nicht, ob 
nicht mehrere Arten der Gattung vorkommen, deren unterscheidende 
Merkmale der Aufmerksamkeit bisher entgangen sind. Das Auftreten 
an Fluß- und Bachufern, sowie an sumpfigen, nassen Stellen überhaupt, 
wird aber jedenfalls allen gemeinsam sein, ebenso die ganz außer- 
gewöhnliche Länge der Blätter und die wurstförmige Gestalt der riesigen 
Fruchtstände. Ein eigentlicher oberirdischer Stamm wird entweder gar 
nicht ausgebildet, oder er erreicht wenig über Mannshöhe. Die Palme 
liefert zweierlei Sorten von Fasern, die als Piassave und Bast zu trennen 
sind. Erstere, aus den Gefäßbündeln der Blattscheiden bestehend, wird 
aus Liberia ausgeführt und zu billigen Besen und Bürsten verarbeitet, 
vermag aber nicht mit der viel geschmeidigeren Bahia -Piassave zu 
konkurrieren. Nach Kersting ist die Togopiassave noch minder- 
wertiger als die von Liberia stammende. Der Bast ist verschiedener 
Art, je nachdem er aus einer oberflächlichen, abziehbaren Schicht der 


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Blattmittelrippe oder aus einer unter der Oberhaut gelegenen Schicht 
der Blattfiedern gewonnen wird. Der eine ist sehr zäh und dient in 
Streifen geschnitten zum Flechten von Matien, Körben, Bettgurten, 
Hängematten und dergleichen, der andere findet als Bindebast für 
Gärtner auch in Europa Verwendung, manche Eingeborenenstämme 
Westafrikas stellen auch Garne und Gewebe daraus her, die Togo- 


Fig. 16. Phoenix spinosa Sch. et Th. 


neger verarbeiten ihn zu Säcken für Kaurimuscheln, Hirse, Mehl usw. 
— Die Mittelrippen selbst, die Festigkeit mit Elastizität vereinen, 
spielen beim Hütten- und Brückenbau der Eingeborenen eine nicht un- 
wichtige Rolle, auch zu Ruder- und Tragstangen werden sie verarbeitet. 

Phoenix spinosa Sch. et Th. (Ph. reclinata Jacq. Siehe 8. 3). 
[Fig. 16.] Aus einem kriechenden Wurzelstock entsteht zunächst dichtes, 
dorniges Gestrüpp, erst später erheben sich daraus fast stets gebogene 
oder geneigte, von Blattresten rauhe Stämme, die selten über 10 m hoch 
werden und an derSpitze eine meist kleineKrone von Fiederblättern tragen. 
Die orangegelben Früchte gleichen Datteln, sind aber viel kleiner. Die 
Fiedern eignen sich vorzüglich zur Mattenfabrikation, aus den jungen, 
noch nicht entfalteten Blättern stellt man in Akra Hüte her. Die 
Togoneger trocknen die jungen Fiedern, färben sie schwarz, gelb oder 
rot, neuerdings unter Benutzung von Anilinfarben auch in anderen 
Nüancen und flechten dann schön gemusterte Matten daraus, die als 
Schlafunterlagen dienen und einen nicht unbedeutenden Handelsartikel 
bilden. — Die echte Dattelpalme findet sich gelegentlich angepflanzt 
in Togo. Es ist bekannt, daß der Bast ihrer Blätter, namentlich in 
Ägypten, eine ungemein vielseitige Verwendung findet und besonders 
zu Stricken, Netzen, Tragkörben usw. verarbeitet wird. 

Elaeis guineensis Jacq. (Siehe S. 3.) Wie die der meisten Pal- 
men geben auch die Blätter der Ölpalme ein willkommenes Material 
zur Dachbedeckung und zu allerlei Flechtwerk ab. Daneben sollen 
aber nach Dodge die Einzelfiedern in einem gewissen nicht zu jungen 
und nicht zu weit vorgeschrittenen Altersstadium eine Faser enthalten, 
die außerordentlich fein und zugleich von großer Zähigkeit ist. Die 
Fischleinen der Eingeborenen sollen aus ihr vorzugsweise gefertigt sein. 
Dodge bedauert, daß sie nicht ausgeführt werden könnte, weil ihre 
Präparation zu viel Mühe und Zeit erfordere und darum zu kost- 
spielig sei. — Der faserige, innere Teil des Fruchtstandes dient nach 
Entfernung der Früchte als Besen, mit dem die Steine zum Vermahlen 
des Mehls vor dem Gebrauch abgefegt werden. 

Cocos nueifera L. (Siehe S. 3,) Die Gefäßbündel des Frucht- 
mantels stellen das wertvollste Faserprodukt der Kokuspalme dar, 
Coir genannt. Im primitiven Verfahren wird es dadurch gewonnen, 
daß man die Fruchtschalen in Wasser faulen läßt und dann die Fasern 
durch Klopfen von dem noch anhängenden anderweitigen Gewebe- 
elementen befreit. Tausend Nüsse, die in ihren verschiedenen Varietäten 
nicht alle gleich ausgiebig sind, liefern etwa 45—60 kg lange, feine 
und 7—12 kg kurze Bürstenfasern (Wiesner). Die hauptsächlichste 
Anwendung findet Coir zur Herstellung von Schiffstauen, wozu es sich 
darum besonders eignet, weil es große Dauerhaftigkeit und Festigkeit 


— A = 


mit einem geringen spezifischen Gewicht vereinigt. Üoirtaue schwimmen 
auf dem Wasser. Eine Ausfuhr von Coir aus Togo findet meines 
Wissens noch nicht statt. Die Hauptmengen davon kommen nach 
Europa aus Ceylon und Indien. Es hat sich hier in neuester Zeit zu 
einer der wichtigsten groben Pflanzenfaser, welche die Industrie aus 
den warmen Ländern bezieht, emporgeschwungen. Es wird zu Schnüren, 
Seilen, Teppichen, Bürsten, groben Pinseln, plüschartig gewoben zu 
Fußdecken, auch zu Maschinentreibriemen verwendet. Die ÜCocosfaser 
wird auch mit Wollgarnen zu schön gemusterten Matten, Läufern und 
dergleichen verwoben. (Wiesner.) — In den Ursprungsländern be- 
nutzen die Eingeborenen neben dem Coir häufig auch das Faserwerk 
der Blattstielbasen für grobe Säcke, 

Borassus flabelliformis Murr. und Hyphaene togoensis Dam- 
mer. (Siehe S. 3.) Beides sind Fächerpalmen. Das Gefäßbündelnetz 
der Blattscheiden von Borassus gibt einen Ersatz für afrikanische 
Piassave ab und ist unter dem Namen Bassine im Handel. Hyphaene 
togoönsis, wahrscheinlich nur eine Varietät oder Form der weitverbreiteten 
Dumpalme (Hyphaene coriacea Gärtn.), ist durch ihre gablige Ver- 
zweigung charakterisiert. Ihre Blätter in Streifen geschnitten dienen 
zum Flechten von Matten, Körben und Hüten. In Loango macht man 
aus den fingerbreiten Blattstreifen der dortigen Dumpalme die all- 
bekannten Mattensäcke, in denen Palmkerne, Erdnüsse usw. nach Europa 
versandt werden und die dann bei uns in die Papierfabriken wandern. 
(Gilg.) 

Anhangsweise will ich erwähnen, das Carludovica palmata R. et P. 
aus der den Palmen sehr nahestehenden Familie der Cyclanthaceen in 
Togo eingeführt und durch Dr. Kersting angepflanzt worden ist. Ihre 
zerschlitzten, noch nicht entfalteten Blätter, liefern ein Stroh, aus dem 
die wertvollen Panamahüte geflochten werden. 


Gräser (Gramineae). 


Obwohl schon gegen 100 verschiedene Grasarten in Togo auf- 
genommen worden sind, dürfte ihre Zahl und damit auch die Zahl der 
nutzbaren bei weiterer Durchforschung gewiß noch sehr gesteigert 
werden. Ich führe nur wenige auf, komme aber bei Besprechung der 
Nähr- und Futterpflanzen auf sie zurück. 

Zea Mays L. (Ebli oder Kpeli, Ewe). Vom Mais, der in drei 
Varietäten überall angebaut wird, kommen zunächst die Hüllblätter der 
Kolben in Betracht. Sie gewinnen in neuerer Zeit für die Papier- 
fabrikation eine immer steigende Bedeutung, spielen auch zum Ein- 
wickeln für den Versand bestimmter Südfrüchte, so der Zitronen, 
Orangen und Apfelsinen, eine Rolle, werden da und dort als Ersatz 


ET 


für Zigarettenpapier verwandt und dienen endlich als Polstermaterial 
zum Ausstopfen billiger Matrazen, Kissen, Stühle und Sättel. Sodann 
hat sich die Industrie, hauptsächlich in Amerika, auch der von den 
Körnern befreiten Kolbenspindeln bemächtigt, die ja in den Erzeugungs- 
ländern zu Millionen zu haben sind und früher als wertlos der Fäulnis 
überlassen wurden. Man trennt auf maschinellem Wege die äußeren 
Teile der Spindeln von dem inneren Kern, verarbeitet jene zu einem 
sehr geschätzten Futtermittel, diesen zu einer Zellulose, die als Packun- 
gen für Kriegsschiffe, für die Zelluloidfabrikation, zur Herstellung einer 
Art von Linoleum und noch manchem anderen brauchbar ist. 
Imperata eylindrica (L.) P. B. [Fig. 17.] Auf altem Farmland 
geschlossene Massen bildend, ist zum Decken der Hütten beliebt. 
Saccharum offieinarum L. Die nach dem Auspressen des 
Zuckerrohrsaftes zurückbleibenden Schäfte werden in manchen Erd- 
strichen an Papiermühlen abgegeben. 
Rhytachne Kerstingii Pilger. (Löe, Kabure, Lokü, Tsch audjo). 
Ein bis 3 m hohes Gras, das an der Küste wie im Innern in feuchten 
Nıiederungen in der Weise auch angebaut wird, daß man die geteilten 
Wurzelstöcke auslegt. Die Schäfte, die solid, nicht hohl sind, werden 
allgemein für Pfeile, von der Ewebevölkerung auch zum Flechten von 
Körben und Fischreusen gebraucht. Die Kongkombas stellen aus einer 
Rhytachne-Art, die sie Lipomäle nennen, sehr schöne, leichte Strohhüte her. 
Andropogon Sorghum (L.) Brot. (Wo, Ewe). Die entkörnten, 
steifen Rispen mancher Varietäten werden überall in der Welt, wo 
Sorghum gebaut wird, als Besen benutzt. Als sogenannte Reisbesen 
sind sie in Italien sogar ein Handelsartikel.e. Auch zu Waschbürsten 
verarbeitet man sie, wozu auch die Wurzeln sich eignen sollen. — 
Die langhalmigen wilden Andropogon- Arten, wie A. semiberbis Kth., 
A. Gayanus Kth., A. diplandrus Hack., A. Ruprechtii (Fourn.) Hack., 
die oft weite Flächen bedecken, werden wohl in Togo, wie anderwärts 
in Afrika, ein beliebtes Material zum Dachdecken abgeben. Die 
Wurzeln von A. Ivaraneusa Roxb., die in der Kolonie als Varietät 
proximus (Hoch.) Hack. vorkommt, liefern in Indien sogenanntes Vettiver 
für grobe Gewebe, Seile, Teppiche usw. (Wiesner.) 
Panicum sanguinale L. Langhalmige Formen des Grases werden 
gelegentlich in Westafrika zum Flechten von Strohhüten verwendet. 
Oryza sativa L. Reisstroh hat bekanntlich für die Papier- 
fabrikation, besonders in Japan, eine wichtige Bedeutung gewonnen, 
ebenso da und dort zur Herstellung von Flechtwerken. In Togo wird 
Reis sorgfältig in den Furchen zwischen Sorghum angebaut. 
Pennisetum longisetum K. Sch. Die Pflanze, die 21/, m hoch 
wird, ist im Agomegebirge wenigstens zu einem Drittel an der Zu- 


. 18. Pennisetum purpureum Sch. et Th. 
A Blatt und Ähre, B Gruppe von Ährchen. 


Fig 


‚ Z innere 


(L.). 
C,D 


B Ährchen, 
F Fruchtknoten. 


Fig. 17. Imperata eylindrica 
Spelzen, 


A Blühende Pflanze, 


> 


sammensetzung der Grasnarbe beteiligt. Nach der Reife werden die 
Halme zum Dachdecken benutzt. Dasselbe dürfte auch für Pennisetum 
purpureum Sch. et Th. [Fig. 18] (Adä, Ewe) gelten, das in den Niede- 
rungen oft dichte Bestände bildet, von den Europäern meist Elefanten- 
gras genannt wird und bis 5 m Höhe erreicht. 

Aristida adscensionis L. v. coerulescens (Desf.) Dur. et Schinz. 
In Indien fertigt man Bürsten aus den Wurzeln dieses Steppengrases, 

Sporobolus indieus L. In Brasilien stellt man aus den Halmen 
Strohgeflechte her, die durch Schwefeln gebleicht und zu Hüten weiter 
verarbeitet werden. 

Trichopteryx togoensis Pilger (Sangombe, Mangu). In Yendi- 
Mangu sind die Armringe, welche die Weiber tragen, aus diesem Grase 
geflochten. Von anderen Arten der Gattung als T, ambiens K. Sch., T. 
elegans (Hoch.) Bth., T. hordeiformis Stapf und T. Kerstingüi Pilger, die mit 
Ausnahme der letzteren auf feuchten, zeitweilig überschwemmten Strecken 
vorwiegen, wird eine gleiche oder sonstige Verwertung nicht angegeben. 

Phragmites vulgaris (Lam.) Crep. Unser gemeines Schilfrohr ist 
auch an den Flüssen und Bächen Togos häufig und dürfte ebenso wie 
hier zu Lande zum Dachdecken, zum Bekleiden von Wänden und für 
grobe Matten gebraucht werden. 

Oxytenanthera abyssinica (Rich.) Munro. Ein 6-8 m hoch 
werdender Bambus, der bisher nur durch Dr. Kersting eingeschickt 
worden ist. Er kommt auf Quarzitfelsen bei 700 m Meereshöhe in 
den Gebirgen Sokod&-Basaris vor. Zweifellos sind auch noch andere 
Bambusarten vorhanden, aber wir wissen nichts über sie, wissen auch 
nicht. ob und in welcher Weise die Eingeborenen sie sich zunutze 
machen. Dr. Kersting glaubt, daß Bambus in Westafrika nie die 
Rolle wie etwa in Indien spielen werde, weil Bohrkäfer die Stangen 
sehr schnell zerstören. Der Bambus der Bachläufe, der viel höher 
wird als Oxytenanthera, blüht nach ihm nur alle 4 bis 5 Jahre und 
geht dann ein. 

Cyperaceae. 

Cyperus Papyrus L. Ob diese Papierpflanze der Alten den Ein- 
geborenen irgend welchen Nutzen gewährt, ist mir nicht bekannt, da- 
gegen werden sie wohl sicher manche Cyperus-, vielleicht auch Secleria- 
und Fimbristylis-Arten, so namentlich Oyperus flabelliformis Rottb., zur 
Mattenfabrikation oder anderem Flechtwerk verwerten, 


Flagellariaceae. 

Flagellaria indiea L. [Fig. 19.] Die äußerst zähen Stengel 
dieser hoch im Gebüsch aufsteigenden Rankenpflanze sind in der 
Südsee zum Binden und Verschnüren von Lasten sehr beliebt. 

4 


HaR () 4 
Wr 


F 


Fig. 19. Flagellaria indica L. var. guineensis (Schum.) Engl. 


A Blühender Zweig, B Blüte, C dieselbe geöffnet, D Fruchtknoten, E Zweig des 
Fruchtstandes, F Frucht, G dieselbe durchschnitten. 


ee 


Bromeliaceae. 

Ananassa sativa Lindl. (Atoto, Ewe.) Ein Versuch, die Ananas- 
faser in den Handel zu bringen, ist in Togo noch nicht unternommen 
worden. Nach den widersprechenden Angaben, die über sie gemacht 
werden, läßt sich auch nicht sagen, ob man einen Erfolg von ihm er- 
hoffen darf. Dodge wiederholt Watt, indem er sagt: Sowohl die 
wilde wie angebaute Ananas liefert Fasern, welche, wenn versponnen, 
die des Flachses an Festigkeit, Feinheit und Glanz übertreffen. Semler 
und andere halten sie nur für Stricke geeignet. Auf den Philippinen 
wird sie mit Baumwolle und Seide zugleich versponnen und liefert dann 
ein Gewebe, das für Tücher und Hemdenstoffe geschätzt ist. Zu ge- 
winnen ist sie nur aus frischen Blättern, wobei deren Entwicklungsstadium 
zu berücksichtigen ist. Je älter sie werden, um so spröder und wert- 
loser wird die Faser, die ganz junger besitzt noch keine genügende 
Festigkeit. 

Liliaceae. 


Sanseviera-Arten. Bisher ist das Vorkommen mehrerer Arten nicht 
sichergestellt, doch finde ich bei Westermann für Sanseviera den Ewe- 
Namen Dzogbeblobe verzeichnet und ist ebenso aus ihrer allgemeinen 
Verbreitung zu schließen, daß sie nicht fehlen werden, zum mindesten 
S. guineensis Willd. [Fig. 20] und höchstwahrscheinlich auch $. eylindriea 
Boj. [Fig. 21] nicht. Die Blätter der ersteren, zu der ein von 
Dr. Kersting aufgenommenes Exemplar (Bangba ningbamü d. h. 
Eselsohr in Tschaudjo) vielleicht gehört, sind flach, graugrün 
gebändert, handbreit und bis 1!/; m lang, die der anderen, die 2 m 
Länge erreichen, sind spießförmig, im Querschnitt fast kreisrund. Der 
Blütenstand beider ist eine lockere Traube, an der die Blüten in kleinen 
Büscheln beieinander sitzen. — Die Faser, die unter dem Namen Bowstring 
hemp im Handel ist, wird in Akra in der Weise von den Eingeborenen 
gewonnen, daß sie die Blätter zuerst zwischen zwei Steinen zerquetschen, 
dann für drei Tage in wassergefüllte Gruben oder auch in feuchte Erde 
legen und schließlich die Bastelemente durch Spülen und Abstreifen 
des Parenchymgewebes frei machen. Sie verwenden sie zum Änfertigen 
von Tauen, Fischleinen, Netzen und Bogensehnen. In Ostafrika geben 
sich neuerdings auch Europäer mit der Ausbeutung der wilden Sansewera- 
Bestände ab und erzielen lohnenden Gewinn, da die Faser durch ihre 
Länge, Dauerhaftigkeit und Festigkeit für die Seilerei wertvoll ist. Für 
Gespinste ist sie zu grob. In Florida, Westindien und Oeylon werden 
Sansevieren auch kultiviert. 

Alo&-Arten. Bekaunt sind zwei Arten von Togo, A. Barteri Bak. 
und A. Buettneri Berger, ob diese aber eine brauchbare Faser zu liefern 


vermögen, steht dahin. 
4 


ae 


Amaryllidaceae. 


Sisalagave und Mauritiushanf sind eingeführt worden. Namentlich 
der Anbau der ersteren scheint allmählich in Aufnahme zu kommen. 


Fig. 20. Sanseviera guineensis Wild. Fig. 21. Sanseviera eylindrica Bo). 


A Blühende Pflanze, B Querschnitt ds A Blühende Pflanze, B Blüte, © Frucht- 
Blattes am Grunde, (© in der Mitte. knoten, D derselbe durschnitten. 


= EB 


Tacecaceae. 

Tacca pinnatifida Forst [Fig. 22]. (Dzogbenyabo, Ewe, Ludjü, 
Tschaudjo, Böti, Dyakossi). Eine in der ganzen Kolonie ver- 
breitete krautartige Pflanze, die aus unterirdischer bis faustgroßer 
Knolle mehrere reich zerteilte Blätter und einen bis meterhohen Blüten- 
schaft entwickelt. In der Südsee und in Ostafrika, wo sie gleichfalls 
häufig ist, gewinnt man aus den Blattstielen einen seidenweichen, 
glänzenden Bast, der sich für feineres Flechtwerk, Körbchen, Taschen, 
Tellerunterlagen, auch wohl für Damenhüte vorzüglich eignen dürfte. 


Musaceae. 


Wilde Bananen, aus deren Samen sich die Mohamedaner Rosen- 
kränze fertigen, kommen in Togo vor, doch scheinen sie zur Faser- 
gewinnung nicht benutzt zu werden. Die Fasern haben nicht den Wert 
des von Musa textilis Nöe abstammenden Manilahanfes, könnten aber 


—. ul 


für den örtlichen Bedarf, vielleicht auch für die Papierfabrikation in 
Betracht kommen. Hergestellt werden sie aus den Blattscheiden, die 
zusammen den Scheinstamm bilden. Musa textikis ist in einigen Ver- 
suchsgärten angepflanzt worden. 


Zingiberaceae und Marantaceae. 


Die großen Blätter der Aframomum-Arten, von denen aus Togo 
vier verschiedene bekannt sind, werden hier und da in Westafrika als 
Material zum Dachdecken geschätzt, die Blätter von Clinogyne flex- 
uosa Bth. (Fita, Haussa, Aworom, Asante) braucht man wie Papier, 
um frische Kolanüsse darin einzuwickeln. 


Ulmaceae. 


Die Rinde der Trema- und Celtis-Arten (siehe S. 3) ist sehr 
reich an Bastfasern, die namentlich in Indien zu groben Tauen und 
Stricken verarbeitet werden. 


Moraceae. 


Artocarpus ineisa Fort. Ob der Rindenbast des Brotfrucht- 
baumes gelegentlich ähnlich wie auf den Südsee-Inseln verwendet wird, 
ist mir unbekannt, dagegen steht es von einigen Ficus-Arten fest, daß 
sie den Eingeborenen einen Rindenstoff liefern, der in manchen Gegen- 
den Bekleidungszwecken dient. Es gilt das besonders von einem Feigen- 
baum, der in der Tschaudjosprache Batüre, in der Lossosprache Böga 
heißt und der, wie es scheint, nicht wild, sondern nur kultiviert vor- 
kommt. Man kappt die Bäume, wie es bei uns mit den Weiden ge- 
schieht, und klopft die 3—5 cm dicken Triebe, nachdem sie ihrer Ober- 
haut durch Schaben beraubt sind, auf steiniger Unterlage so lange mit 
einem andern Stein, bis der ganze Bastmantel sich durch „Umkrempeln* 
in toto abziehen läßt. Man erhält auf diese Weise eine Art groben 
Gewebes, das namentlich den Weibern in Losso eine etwa 10 cm breite 
Schambinde abgibt (Kersting). Der Baturebaum ist als Fieus rokko 
Warbg. et Schwfrth. bestimmt worden, wenigstens läßt er sich nach Mild- 
braed botanisch von dieser Art nicht unterscheiden. Mildbraed, der 
Gelegenheit hatte, viele Feigenbäume Zentral-Afrikas lebend zu studieren, 
ist der Ansicht, daß die speziell zur Rindenzeuggewinnung verwerteten 
Arten fast sämtlich Kulturvarietäten darstellen, die wohl der Eingeborene 
an Ort und Stelle auseinanderzuhalten vermag, nicht aber der Botaniker, 
der nur Herbarmaterial vor sich hat. So kennt auch der Tschaudjo 
sprechende Neger neben dem Batürebaum einen Kediabaum (in Losso 
Kedega), dessen Bast er nicht verwendet, obwohl er nach Blatt- und 


Beh 


Fruchtzweigen mit jenem genau übereinstimmt. Möglichenfalls stellt 
der Kedia die ursprüngliche wilde Stammform des Ficus rokko dar. — 
Noch höher geschätzt als Batüre wird in Sokod&-Basari nach Kersting 
der in der Lossosprache Lamböre genannte Feigenbaum. Der Rinden- 
stoff, der aus ihm erhalten wird, ist bei weitem heller in der Farbe. 
Lamböre gehört nach Mildbraed in die Verwandtschaft des Ficus 
Vogelii Miq. und steht dem aus Senegambien bekannten Ficus dob Warbg. 
nahe. — Ich füge hinzu, daß der Rindenbast des Baturebaums, wie 
wahrscheinlich noch anderer Feigenarten zugleich auch ein brauchbares 
und vielbenutztes Material zur Herstellung von Stricken, Schnüren und 
Sattelgurten abgibt. 


Urticaceae. 


Fleurya aestuans (L.) Gaud. Eine häufige, krautige Schatten- 
pflanze, deren Stengelfaser in Kamerun zum Nähen und Binden ver- 
wertet wird, ob auch in Togo weiß ich nicht. 

Es kommen gewiß in der Kolonie noch mannigfache andere Drti- 
caceae vor, so namentlich Boehmeria-Arten, deren Bastfasern der Be- 
völkerung auch nicht unbekannt geblieben sind, Belege dafür stehen 
mir aber nicht zur Verfügung. Von den Sammlern werden sie wegen 
ihrer unscheinbaren Blüten gewöhnlich wenig beachtet. 


Leguminosae. 


Entada scandens L. (Klokpakpa, Ewe), die bekannte Liane mit 
bis meterlangen Hülsen, ist jedenfalls im Küstengebiet verbreitet, wenn 
auch noch nicht gesammelt. Anderwärts in Afrika und Asien wird aus 
dem Bast eine Faser gewonnen, die zu Stricken, Seilen, Netzen usw. 
brauchbar sein soll. 

Brachystegia-Arten kommen in Togo sicher vor, wenn auch Be- 
lege dafür fehlen. In Ostafrika verarbeitet man insbesondere die Rinde 
von Bracehystegia appendieulata Bth. in ähnlicher Weise wie die mancher 
Fieusspezies durch Klopfen zu Zeugstoffen für Bekleidungszwecke. 

Bauhinia reticulata DC. (siehe S. 14) wurde schon bei den 
Hölzern erwähnt. Die Rinde wird als sofort zu verwendendes Binde- 
material zum Verschnüren von Knüppelholz, für Dach-, Zaun- und 
Brückenkonstruktionen verwertet. Aus ihren Fasern werden sehr halt- 
bare, wenn auch grobe Stricke und Taue gemacht. 

Crotalaria retusa L. Kraut, mitunter auch am Grunde schwach 
verholzender Strauch, der bis 1!/, m hoch wird und namentlich auf 
altem Farmland auftritt. In Madras baut man die Pflanze vielfältig 
an und bedient sich ihrer Fasern zur Fabrikation von Seilerwaren und 
Segeltuchen. 


—. Hjoe —e 


Sesbania aculeata Pers. Aus Togo liegt ein Spezimen vor, das 
wahrscheinlich zu dieser Art gehört, die auch sonst in Ost- und West- 
afrika häufig ist. Sie wird 2—3 m hoch und ist durch zart gefiederte 
Blätter und ungemein lange, dünne Hülsen gekennzeichnet. In Bengalen 
wird sie kultiviert, um aus den noch jungen Schossen Fasern zu ge- 
winnen, die dauerhafter und fester wie Jute sein sollen und daher 
hauptsächlich für Netze beliebt sind. 

Vigna sinensis Endl. Wir haben von dieser Pflanze, die nur 
als Kulturgewächs vorhanden ist, zwei Varietäten zu unterscheiden. 
Die eine, die sich wieder in zahlreiche Formen spaltet, wird ihrer 
eßbaren Bohnen wegen angebaut und ist die bekannte Kel&ge der Ewe- 
bevölkerung, die andere scheint nur in Sokode-Basari gezogen zu werden 
und zwar ausschließlich um ihrer Fasern willen. Sie heißt Tingätü in 
Tschaudjo. Die Faser, welche ich prüfen konnte, ist ganz außer- 
ordentlich fest und verdient auch in Europa beachtet zu werden. Nicht 
die ganze Pflanze, die 1—2 m weit am Boden hinkriecht, liefert 
sie, sondern nur die bis armlang werdenden blattlosen Schäfte, an denen 
die Blüten und Früchte sitzen. In Kabure, wo die Pflanze Tschassi 
genannt wird, fertigt man Bogensehnen daraus, welch letztere dann 
weiter noch mit schmalen, von den Hülsen der Parkia africana abgezo- 
genen Streifen umwickelt werden. Die Kongkombas verwenden sie 
zu Fallenschnüren und Fischnetzen. Nach Dr. Kersting gibt die 
Pflanze nur auf fetten Tonböden gute Fasern. Bereitet werden sie in 
der Weise, daß man die abgeschnittenen Schäfte (Misi-tele) in den Tau 
legt, später wieder trocknet, worauf sich die Bastbündel ohne weiteres 
abziehen lassen. — Ich füge hinzu, daß Vigna sinensis auch in Amerika, 
wo sie unter den Namen Catjang oder Cowpea vielfach als Futter- 
gewächs und zur Stickstoffanreicherung des Bodens gebaut wird, ge- 
legentlich der Fasergewinnung dient, 

Einen eigentümlichen Gebrauch machen die Eingeborenen Togos 
von den Wurzeln der Parkia africana R. Br., von Derris Stuhlmanni 
(Taub.) Harms und Erythrina senegalensis DC. Sie klopfen sie so lange, 
bis alles leicht zerstörbare Gewebe zerquetscht und geschwunden ist 
und benutzen das übrig bleibende Fasergewirr als Badeschwamm. Aus 
30—40 cm langen und 4—5 cm dicken Zweigabschnitten der Erythrina 
fertigt man in ähnlicher Weise auch Staubwedel. 


Polygalaceae. 

Securidaca longepedunculata Fres. [Fig. 23] (Atakpati, Atakp. 
Foji, Tschaudjo, Sate, Tamberma, Dyoro, Dyakossi, Ua 
magungüna, Haussa.) Kleines Bäumchen mit ledrigen, schmal -läng- 
lichen halbfingerlangen Blättern und roten, kleine Trauben bildenden 


Blüten. Die Früchte sind einseitig gefligelt. Überall in Togo an 
Wasserläufen und in der Steppe verbreitet. Die jungen Zweige liefern 
die Buaze-fiber des Zambesilandes, von der behauptet wird, daß sie 
dem Flachs gleich zu achten sei. 


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4% 
Fig. 23. Securidaca longepedunculata Fres. 


A Blühender Zweig, B Blüte, C dieselbe geöffnet, D, E Staubblätter, F Griffel 
und Narbe, G Fruchtknoten durchschnitten, 7 Zweig mit Frucht, J Same, K der- 
selbe durchschnitten, L Embryo. 


Anacardiaceae. 
Lannea Barteri (Oliv.) Engl. (siehe S. 23.) Der Bast der Rinde 


kann ohne weiteres zum Binden benutzt werden, auch einen Rinden- 
zeugstoff stellt man aus der Pflanze her. 


— bh 


Sapindaceae. 

Paullinia pinnata L. (Adiohe-hotschi d. h. Geisterkaurimuschel, 
Atakp., Gorogadäm, Tschaudjo, Tolundi, Dyakossi). Eine häufige 
Liane mit unpaar gefiederterten Blättern, deren Spindel geflügelt ist. 
Gibt eine für Stricke und Seile brauchbare Faser. 


Tiliaceae. 


Diese wie noch mehr die folgende Familie umfaßt eine große Zahl 
von Arten, die durch stark verdickte Bastelemente in ihrer Rinde aus- 


Fig. 24. Corchorus olitorius L. 


gezeichnet sind und die darum sowohl für die europäische Industrie als 
für die Eingeborenen aller Weltteile eine wichtige Rolle spielen. 
Corchorus-Arten. Wild bezw. verwildert vorkommend ist bisher 
in der Kolonie Corchorus olitorius L. [Fig. 24] (Singli, Ewe, Apösse, 
Kratschi) und C. acutangulus Lam. festgestellt worden. Erstere im 
Bunde mit C. capsularis L. liefert die Jute des Handels, scheint aber 
in Togo nur als Gemüsepflanze Beachtung zu finden. Wie weit ein 
im großen betriebener Anbau von Jute Aussicht auf Rentabilität hat, 
steht dahin. Im allgemeinen kann man sagen, daß sich der Anbau 
im Hinblick auf die gewaltige Konkurrenz Indiens nur lohnt, wenn sehr 


ED 


billige Arbeitskräfte zu haben sind und wenn die klimatischen Verhält- 
nisse ungefähr denen Bengalens entsprechen. Ein in Nordtogo gemachter 
Versuch, Jute anzubauen, hat keine günstigen Resultate ergeben. 
Triumfetta-Arten. Da die Verwendung der Fasern für Stricke in 
sehr vielen Teilen Afrikas allgemein üblich ist, dürften auch die Togo- 
neger sich ihrer bedienen. Eine sichere Nachricht darüber habe ich 
allerdings nicht. Proben liegen mir vor von vier Arten T'. cordifolia 
Guill. et Per., 7. rhomboidea Jacq., T. setulosa Welw. und T. semitriloba L. 
Alle sind oft schwach verholzende Stauden von 1—2, mitunter auch 


4F- 
4 
Fig. 25. Gossypium barbadense L. 


3 m Höhe, sie haben gelbe Blüten und Früchte, die ähnlich wie die 
unserer Kletten ringsum mit an der Spitze hakenförmig gekrümmten 
Stacheln besetzt sind. Besonders gern treten sie auf ehemaligem Farm- 
land, an Wegen und Ruderalstellen auf. 7. rhomboidea Jacq. pflanzt 
man in letzterer Zeit im Nyassalande auch an. 

Grewia-Arten. Aus den Rindenbaststrängen einzelner indischer 
Arten, die wieder teilweise auch in Ost- und Westafrika verbreitet sind, 
dreht man Schnüre, 


en 


Malvaceae. 


Die Malvengewächse sind Kräuter, Sträucher, seltener Bäume, 
deren gewöhnlich drei- oder fünflappige Blätter fast immer mit Stern- 
haaren bedeckt sind. Ihre Blüten, die meist am Grunde einen doppelten 
grünen Kelch aufweisen, sind nach der Fünfzahl gebaut. Die zahl- 
reichen Staubgefäße bilden durch Verwachsung eine hohle Säule, aus 
der an der Spitze die 5 oder 10 Narben des Griffels herausragen. Die 
Früchte sind entweder aufplatzende Kapseln oder flach kuchenförmige 


Fig. 26. Gossyprum hirsutum L. 


Gebilde, die bei der Reife durch Radialrisse in einzelne Teile zerfallen. 
Viele der in Togo vorkommenden sind in den Tropen der ganzen Welt 
verbreitete Unkräuter. Alle sind reich an Bastfasern. 

Baumwolle [Fig. 25—28] (Deti, Ewe). Auf sie näher einzugehen, 
erübrigt sich. Ihre Kultur und Bedeutung als bekannt voraussetzend, 
will ich hier nur einen von Gürke!) entworfenen Schlüssel wieder- 
holen, der es ermöglicht, sich über die Hauptarten klar zu werden. 


ı) Pflanzenwelt Ostafrikas von A. Engler, Bd. B. p. 384. 


Se = 


I. Samen nur mit einer Art von Haaren bedeckt und zwar nur 
mit langen. Blüten gelb, beim Verblühen rötlich werdend. 
A, Jeder Same einzeln und frei im Kapselfach. 

Gossypium barbadense L. (Sea-Island-Baumwolle). 
B. Die Samen im Kapselfach miteinander zusammenhängend. 
G. peruvianum Cav. (Engl. Kidney-Öotton). 


Fig. 27. Gossypium herbaceum L. 


II. Samen mit zweierlei Art von Haaren, langen und kurz blei- 
benden, einen Filz darstellenden. 
A. Blüten gelb oder weiß, beim Verblühen rötlich. 

1. Blätter 3—5-lappig, ziemlich groß, die Lappen von 
dreieckiger Form, am Grunde nicht verschmälert, mehr 
oder weniger lang zugespitzt, Blüten weiß. 

G. hirsutum L. (Upland-Baumwolle). 

2. Blätter 3—5-, seltener 7-lappig, klein, die Lappen zu- 

gespitzt oder stumpf, am Grunde verschmälert, und 


daher die Form derselben eiförmig, Blüten gelb. 
G. herbaceum L. 


pa 


B. Blüten rot, Blätter tief 3—7-lappig, die Lappen lanzett- 
lich, schmäler als bei den andern Arten, am Grunde meist 
noch ein sehr kurzer Lappen zwischen je zwei größeren. 

G. arboreum L. 
Vergessen darf bei der Bestimmung nicht werden, daß die einzelnen 
Arten untereinander Bastarde bilden, daß man also vielfältig auf 
Individuen stoßen wird, die Zwischenformen darstellen, die also nicht 
mit Sicherheit bei der einen oder anderen Art unterzubringen sind. — 
Über die Erfolge, welche mit der Baumwollkultur in Togo errungen 


Fig. 28. Gossypium arboreum L. 


worden sind, lese man die Berichte nach, welche das Kolonialwirtschaft- 
liche Komitee alljährlich veröffentlicht, ebenso die vom Gouvernement 
erstatteten Jahresberichte. 

Hibiseus-Arten. Sie zeigen sowohl in ihrer äußeren Erscheinung, 
wie in der Gestalt der Blätter und Blüten viel Übereinstimmung mit 
unseren europäischen Malven. Ihre Frucht ist eine fachteilige Kapsel. 
Aus Togo sind bisher nicht weniger als 13 Arten bekannt, doch kommen 
von diesem nur die Formen als Faserlieferanten in Betracht, welche 
zum mindesten eine Höhe von 1!/,—2 Metern erreichen. Die wich- 


ln) A 


tigste ist H. cannabinus L. [Fig. 29] (Abema, Ewe, Niaripari, Krat- 
schi, Räma, Haussa), Sie ist einjährig, krautig, wird bis 3 m hoch 
und ist von anderen leicht dadurch zu unterscheiden, daß der Stengel 
mit stachligen Höckern besetzt ist. Die gelben Blüten haben am 


ER = 


or 
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SEN 


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14 
: 


Fig. 29. Hibiseus cannabinus L. 
A Blühender Zweig, B, C verschiedene Blattformen, D Kelch, E Staubblattsäule 
und Griffel, F Frucht, @ Same. 


Grunde eines jeden der 5 Blumenblätter einen dunkelroten Fleck. Die 
Pflanze findet sich sowohl in der trockneren Steppe als auch an feuch- 
teren Stellen. Angebaut wird sie hauptsächlich, weil die Blätter als 
Suppenzutat dienen, doch auch der Fasern wegen, die anscheinend das 
bei weitem beliebteste Material zur Anfertigung von Stricken und Seilen 


nd 


sind. In Indien wird die Art als Dekan- oder Ambarihanf im aus- 
gedehntesten Maße in Madras und Bengalen kultiviert und ihr Produkt 
von da unter dem Namen Gambohemp auf den Londoner Markt ge- 
bracht. Die Faser steht der Jute jedenfalls ziemlich nahe, so daß ein 
Anbau der Pflanze, zumal da sie mit trocknem und magerem Boden 
vorlieb nimmt, in Westafrika einige Aussichten auf Erfolg hat. Eine 
Varietät, H. cannabinus L. var. verru- 
cosus Guill.e. et Per, die in Ewe 
Egbepetri heißt, wird mehr strauchartig 
und ist an ihrem mit kleinen Knötchen 
bedeckten Blütenkelch zu erkennen. — 
H. Sabdariffa L. (Dib&mre, Tschaudjo, 
Yägua, Haussa). Von der vorigen durch 
die größere Zahl (8—10) der Blättehen des 
Außenkelches und durch die Gestalt der 
Blätter unterschieden. Die unteren sind 
eiförmig, die oberen 3—5lappig, wobei der 
mittlere Lappen viel länger als die übrigen 
ist. Angebaut wird sie ebenfalls um der 
schwach sauren, als Suppengemüse verwen- 
deten Blätter willen, in Indien und Jamaika 
indessen als Faserpflanze, deren Hanf unter 
dem Namen Rozelle ein freilich nicht häu- 
figes Handelsprodukt ist. — H. quinquelobus 
Don. Die Fasern der hohen Staude wer- 
den von Sierra Leone unter dem Namen 
Kowe in beschränktem Umfange ausgeführt. 
— Weniger in Betracht als Faserliefe- 
ranten, obwohl lokal durchaus dazu brauch- 
bar, kommen AH. esculentus L., der be- 
kannte Okkro, ferner H. surrattensis L. und 
$ H. mieranthus L. Aus dem Bast des letz- 

Fig. 30. Sida rhombifolia L. teren fertigen die Togoleute vielfach ihre 

Angelschnüre. 

Sida-Arten. Die Gattung ist nach den bisherigen Feststellungen 

mit 6 Arten im Gebiet vertreten, doch dürfte nur S. rhombifolia L. 
[Fig. 30] hier zu erwähnen sein. Die Pflanze ist ausdauernd, reich 
verzweigt, ihre Blätter sind eiförmig oder lanzettlich, weich behaart, 
am Rande mit feinen Sägezähnen versehen. Die kleinen gelben Blüten 
sind langgestielt und stehen einzeln in den Blattachseln. Die Früchte 
zerfallen bei der Reife in 10 zweispitzige Teilfrüchtehen. Die Art hat 
sich über die Tropen der ganzen Welt ausgedehnt, in Afrika ist sie 


Notizblatt 


des 


Königl. botanischen Gartens und Museums 
zu Berlin-Dahlem, 


sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien. 


Appendix XXII.Nr.3. Ausgegeben am 30.Novemb. 1910. 


Die Nutzpflanzen Togos. 


3. Faser-, Flecht- und Bindestoffe (Fortsetzung, S. 65-70). 
3. Die Sekrete (S. 70-119). 


Von 
G. Volkens. 


In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


1910 


Preis 2,00 Mk. 


ul an 


überall häufig, stellenweis sogar ein lästiges Unkraut. Ihre Faser hat 
mit der der Jute viele Eigentümlichkeiten gemein, weshalb sie auch 
zur Verfälschung dieser gelegentlich benutzt wird. Im Nyassaland 
baut man sie neuerdings an. 


Pavonia Schimperiana Hoch. 2—3 m hoch, Blätter 5—7 lappig, 
am Grunde herzförmig, langgestielt. Die Blüten, die kleine Knäule in 
den Blattachseln bilden, haben einen Außenkelch von 8—10 linealen 
Blättchen. Die Früchte spalten sich in fünf mit je drei langen Wider- 
haken versehenen Nüßchen. In manchen Teilen Afrikas macht man 
Stricke aus dem Stengelbast. 


Abutilon indieum (L.) Don. Ein einjähriges Kraut mit gelben 
Malvenblüten und breit-eiförmigen, am Grunde herzförmigen Blättern, 
das sich namentlich auf verlassenen Farmen einstellt. v. Doering 
bemerkt, daß es sich durch einen auffallend starken Bast auszeichne, 
von dem aber die Bevölkerung keinen Gebrauch mache. 


Urena lobata L. (Kadjangbeä, Tschaudjo, Käluka, Kabure). 
Überall in den Tropen verbreitetes Unkraut, das in Togo auch dicht 
um die Hütten gepflanzt wird, damit das von den Dächern herab- 
träufelnde Regenwasser auf es falle. Die Samen gibt man in die 
Suppe, aus den Fasern fertigt man Strieke, die weniger schön, aber 
fester als die von Hibiscus cannabinus sein sollen. In Brasilien hat 
man daran gedacht, die Pflanze als Ersatz für Jute anzubauen. Sie 
erreicht 3 m Höhe, ihre Blüten, die auch zu Knäulen vereint stehen, 
sind rosa, ihre Teilfrüchte gleichen kleinen Kletten. 


Thespesia populnea Cav., (siehe S. 24), ein oft baumartig wer- 
dender Zierstrauch, der auf die Küste beschränkt ist. Manche Ein- 
geborene der Südseeinseln stellen aus dem Rindenbast grobe Gewebe 
her, die man versucht hat, für Kaffeesäcke zu verwerten. 


Bombacaceae. 

Ceiba pentandra (L.) Gärtn. (sieheS. 25). Baumwollbaum. Der 
größte und stärkste Baum der Kolonie, in Uferwäldern, an feuchteren 
Stellen in der Steppe und geschont bei den Siedlungen. Stamm in 
der Jugend mit Stacheln besetzt, im Alter mit mächtigen, brettartigen 
Seitenstreben. Äste in Quirlen etagenartig übereinander. Blätter ge- 
fingert, aus 3—7 Blättchen zusammengesetzt. Die mäßig großen weiß- 
lichen Blüten, zu Rispen vereint, erscheinen im November, bevor die 
neuen Blätter austreiben. Frucht eine bis handlange gurkenähnliche 

5 


BUN a 


Kapsel, deren Innenwände mit einem dichten Bausch die Samen lose 
umhüllender Haare bekleidet sind. Diese Haare stellen die sogenannte 
Kapokwolle dar, die, nach Europa ausgeführt, zum Stopfen von Kissen, 
Auspolstern von Matrazen und Füllen von Rettungsgürteln dient. Der 
Baum wird auch angepflanzt, weniger in geschlossenen Beständen, als 
alleeartig an Wegen, welche die Plantagen anderer Art durchschneiden. 
Sowie die Bäume ein gewisses Maß der Höhe überschritten haben, wird 
das Pflücken der Früchte sehr erschwert. Die Wolle herabgefallener, 
am Boden liegender Früchte ist minderwertig, da sie natürlich in den 
meisten Fällen beschmutzt sein wird. Die Wolle hat einen seidigen 
Glanz, kann aber ihrer Brüchigkeit wegen nicht versponnen werden. 
Sie ist selten rein weiß, hat meist einen Stich ins Gelbliche oder Bräun- 
liche. Der Hauptmarkt für Kapok ist Amsterdam. — Dr. Kersting 
berichtet, daß es mehrere Arten oder Varietäten von Baumwollbäumen 
gäbe, solche mit und ohne Stacheln, solche deren Früchte sich am 
Baume öffnen, sodaß die Wolle vom Winde verweht werde, und andere, 
deren Früchte geschlossen abfallen und sich erst öffnen, wenn sie zer- 
treten werden oder schließlich verrotten. Bäume der letzteren Art 
produzieren teils Früchte, die 5—6cm dick und bis zu 40 cm lang 
werden und die schwach oder stark gekrümmt sind, teils Früchte, die 
bei gleicher Dicke etwa nur 20 cm lang werden und dann meist 
gerade bleiben. 


Bombax buonopozense P. B. (siehe S. 24) [Fig. 31] (Folö, 
Tschaudjo, Sanbugo, Dyakossi, Uäbega, Dagomba). Bleibt 
kleiner wie der Baumwollbaum, von dem er durch die roten, auf- 
fälligen Blüten und die rötlich graue Rinde sehr leicht zu unter- 
scheiden ist. Die Früchte, die sich am Baum öffnen, enthalten 
gleichfalls Kapok, indessen wird dieser geringer geschätzt als der 
vom Ceiba. 


Adansonia digitata L. (siehe S. 25). Die Rinde des Affenbrot- 
baums, den ich als bekannt voraussetze, wird überall in Afrika zur 
Fabrikation sehr dauerhafter Stricke benutzt, man hat es neuerdings 
auch unternommen, sie zu exportieren, um Papier daraus zu machen. 
Früher erwähnte ich bereits, daß das Holz unter Umständen zur Her- 
stellung von Zellulose verwertet werden könnte. 


Sterceuliaceae. 
Sterculia-Arten (siehe S. 25) enthalten reichlich Bast in der Rinde, 
aus dem die Neger hier und da in Afrika sich Taue und Seile machen, 
so auch in Togo besonders aus der Rinde von S. tomentosa G. et P. 


ee 


Bixaceae. 


Cochlospermum tinetorium A. Rich. (Katalito, Ewe, Lombo, 
Tschaudjo, Uanyiseö, Dyakossi). Strauch mit meist 5-lappigen, 


Fig. 31. Bombax buonopozense P. B. 
A Blatt, B Zweigstück mit Blüten, € Blüte aufgeschnitten, D, E, F Staubblätter, 
@ Fruchtknoten durchschnitten, 4 Frucht, J Zweigstück mit Dornen. 


unterseits graubehaarten Blättern und großen, zahlreiche Staubgefäße 
bergenden gelben Blüten. Die Samen in den aufspringenden holzigen 
5* 


RN Val aE® 


Kapseln sind mit langen, seidigen Haaren versehen, aus denen die 
Eingeborenen Schnüre zum Aufreihen von Perlen drehen. Sie betrachten 
den Strauch als „Vater“ der Baumwolle (Kersting). 


Bixa orellana L. (Berniticu, Ewe, Kiräne, Tschaudjo). Etwa 
3 m hoher Strauch und Baum mit herzförmigen großen Blättern, schönen 
rötlichen Blüten und stachelbesetzten braunen Fruchtkapseln.. Der 
Rindenbast soll sich für Stricke eignen. 


Combretaceae. 

Quisqualis indiea L. (Gargü, Dyakossi). Ein rot blühender 
Zierstrauch, der in der Oti-Niederung besonders häufig ist. In Yendi- 
Mangu dienen die jungen, biegsamen Rutenäste in ähnlicher Weise wie 
die unserer Weiden zum Flechten von Fischreusen. 


Asclepiadaceae. 

Die hierhergehörigen Arten sind in der Mehrzahl krautige Stauden, 
die entweder gerade aufrecht wachsen oder sich um Stützen schlingen. 
Alle führen Milchsaft und alle haben mehr oder weniger langgestreckte 
spitzauslaufende Kapselfrüchte, die sich durch einen Längsspalt öffnen, 
Immer zwei der Kapseln, die aus einer Blüte hervorgehen, stehen sich 
meist wagerecht abspreizend gegenüber. Die zahlreich vorhandenen, 
dicht aufeinander liegenden Samen tragen an der Spitze einen Schopf 
glatter weißer Haare, die leicht abfallen, dabei aber untereinander am 
Grunde zusammenhängend bleiben. Man nennt die Haare vegetabilische 
Seide und hat versucht sie rein oder mit Baumwolle gemengt zu ver- 
spinnen, doch sind die so erhaltenen Gewebe von sehr beschränkter 
Dauerhaftigkeit. Die Brüchigkeit der Haare bewirkt es, daß sie sich 
kaum waschen lassen. Eine zweckentsprechendere Verwendung findet die 
vegetabilische Seide jedenfalls bei der Fabrikation künstlicher Blumen, 
als Watte und zum Polstern. Von in Togo vorkommenden Astcle- 
piadaceen kämen vielleicht in Betracht die Samenhaare von Taccazea 
apieulata Oliv., Periploca nigreseens Afzel., Gomphocarpus fruticosus (L.). 
R. Br., Dregea rubieunda K. Sch., die, Gomphocarpus ausgenommen, 
sämtlich schlingen, namentlich aber die hohe Strauchstaude Calotropis- 
procera R. Br. [Fig. 32] (Tschawoü, Tschaudjo, Tschofo, Kabure, 
Tambutiji, Dyakossi, Uölapugo, Dagomba). Sie scheint durch die 
Fulbe, die den Milchsaft zum Gerinnenmachen der Kuhmilch bei der 
Käsebereitung benutzen, weit im Lande verbreitet zu sein. Sie findet 
sich darum auch hauptsächlich in der Nähe der Ortschaften. Ihre 
Stengel enthalten außerdem eine dem Flachs gleichende Faser, die. 


BEE NOIN er 


sich gut verspinnen läßt und ein Gewebe liefert, das den nachteiligen 
Wirkungen dauernder Feuchtigkeit vorzüglich widersteht. Schwierig- 
keiten bereitet allerdings die Isolierung dieser Faser, sie geschieht 
mit den Händen. Ein Röstprozeß läßt sich, wohl des Milchsaftes 
wegen, nicht durchführen. 


Fig. 32. Calotropis procera R. Br. 
E Blühender Zweig, @ Frucht, F innere Blütenteile. 


Cucurbitaceae. 

Luffa eylindria M. Roem. (Gbeklo, Ewe, Bäska, Haussa). 
Das Fasernetz der gurkenähnlichen Frucht liefert die bekannten 
Luffaschwämme. Das rankende, mit großen gelben Blüten versehene 
Gewächs findet sich überall in der Nähe der Gehöfte, die Hecken und 
Zäune durchziehend. 


Fig.33. Polygalabutyraceum Heck. 
A Blühender Zweig, B Frucht, C Frucht 
aufgeschnitten, D Same. 


Polygalaceae. 
(Nachtrag zu 8. 57.) 


Polygala butyraceum 
Heck. |Fig. 33]. Ein !/;m hohes 
Kraut mit schmallanzettlichen 
Blättern und endständiger Blü- 
tentraube. Während es sonst 
in Westafrika nur als Ölpflanze 
gilt, wird es nach Kersting 
in Loso, wo es Tombim mendin 
heißt, als Öl- und Faserflanze 
gebaut. Die Fasern dienen 
zur Anfertigung von Schnüren 
und Netzen. 


3. Die Sekrete. 


Unter dem Namen Sekrete 
fasse ich die Gummiarten und 
Harze, die Kautschuke, Fette 
und Öle, die Gerb- und Farb- 
stoffe zusammen, Produkte also, 
die vorwiegend für die che- 
mische Industrie von Bedeu- 
tung, daneben auch den Ein- 
geborenen von mannigfachem 
Nutzen sind. Eine besondere 
Stellung unter ihnen nehmen 
die Fette und Öle insofern ein, 
als viele von ihnen zugleich 
als Nahrungsmittel Verwendung 
finden. 


Gramineae. 


Andropogon Schoen- 
anthus L. Das über 1 m 
hoch werdende Gras, dessen 
Blätter aromatisch riechen, 
bildet meist geschlossene Rasen 
oder Büsche. Die Einge- 


BE, 


borenen Togos bedienen sich der Blätter als Suppengewürz. In Indien 
wird die Pflanze auch kultiviert, um aus ihr durch Dampfdestillation 
das zu Parfumzwecken gebrauchte Palmarosa- oder ostindische Ge- 
raniumöl herzustellen. Geringere Sorten desselben kommen von 
Bombay aus als Gingergrasöl in den Handel. Der Verbrauch be- 
schränkt sich fast ausschließlich auf die Türkei und Ägypten, von wo 
nur kleinere Mengen als türkisches Geraniumöl weiter vertrieben 
werden. — Bekannt ist, daß andere, in der Kolonie nicht wild vor- 
kommende Androprogon-Arten, so Androprogon eitratus DC. und Andro- 
pogon nardus L. das Lemon- bezw. Zitronellöl des Handels liefern. 
Beide werden teils in Indien und Ceylon, teils auf Malakka, Java 
und neuerdings auch Neu-Guinea in umfassender Weise mit Erfolg 
angebaut. In Togo ist man über Versuche mit ihnen noch nicht 
hinausgekommen. 


Andropogon Sorghum L. (siehe S. 47). Einige Sorten dieser weit 
verbreiteten Nährpflanze, die als Varietät colorans Pilger zusammen- 
gefaßt worden sind, werden nicht des Stärkegehalts ihrer Früchte, 
sondern eines Farbstoffs wegen kultiviert, der sich in den Blättern und 
Stengeln bildet. In Tschaudjo werden diese Sorten Palenyn!a und 
Furgani, in Kabure Panyingä, in Basari Ikamäudi, in Kete- 
Kratschi Kara-n-dafi ja und Kara-n-dafı baki genannt. Der Farbstoff 
wird gewonnen, indem man das trockne Material in einem Mörser zu 
feinem Pulver zerstampft. Dieses für sich gebraucht färbt rot, mit 
Trona (unreiner Soda) versehen dagegen schwarz. Man färbt Tücher 
damit, gelegentlich auch den Körper, besonders aber das Innere der 
Kalebassen und Blatt- und Baststreifen, die man zur Mattenfabrikation 
verwendet. Eine chemische Untersuchung hatte als Resultat, daß der 
Farbstoff durch Alkohol auszuziehen ist, der Wolle aber eine dauer- 
hafte Tönung nur bei Zusatz von Beizen gibt. Eisenbeize läßt bei 
Kara-n-dafi baki eine violettschwarze, bei Kara-n-dafi ja eine ziegelrote 
bis granatrote Färbung entstehen. Toonerdebeize liefert in beiden Fällen 
rote Nüancen. 

Anhangsweise sei erwähnt, daß die Maiskörner reichliche Mengen 
von Öl enthalten, die indessen wohl nur in Europa technisch aus- 
gebeutet werden. 


Cyperaceae. 


Cyperus longus L. Die unterirdischen, braunschwarzen, mit 
Wurzelfasern bedeckten Rhizomknollen, die die Größe einer Bohne 
erreichen, enthalten in ihrem Innern ein schwach nach Veilchen duf- 


age 


tendes ätherisches Öl. Sie werden von Haussahändlern nach Togo auf 
die Märkte gebracht und von den Eingeborenen zu einem Pulver zer- 
rieben, das mit dem Harz von Daniellia thurifera Bth. und anderem 
Harz versetzt wird. Das Gemisch streut man auf glühende Kohlen 
und läßt darüber gehaltene Kleidungsstücke von dem sich ent- 
wickelnden, schön duftenden Rauch durchziehen. Die Kongkombas 
sammeln eine im Lande wildwachsende Varietät selbst ein und stellen 
aus den Wurzelknollen Perlschnüre her, die sich die Weiber um 
den Hals legen (Kersting). — In Frankreich spielt das Öl im 
Gewerbe der Handschuhmacher eine Rolle (Wiesner). — Die 
Knollen von Cyperus esculentus L. (Fie, Ewe), der in Togo wild vor- 
kommt, enthalten hauptsächlich Stärkemehl, daneben aber auch ein 
fettes Öl, dessen Geschmack als ausgezeichnet gerühmt wird. — 
Parfumeriezwecken dienen in manchen Gebieten Westafrikas, wie in 
Indien, ferner die Wurzelstöcke verschiedener und allgemein verbreiteter 


Kyllingia-Arten. 


Palmae, 


Cocos nucifera L. (siehe S. 3 u. 45). Das Nährgewebe der Kokos- 
palmensamen liefert einen der wichtigsten technischen Rohstoffe, die 
Kopra des Handels. Aus 6000-7000 Früchten sind 1000 kg davon 
zu gewinnen. Wie die Kopra zu Kokosnußöl, zu Kokosbutter (Palmin) 
und zu Ölkuchen weiter verarbeitet wird und welche Wichtigkeit diese 
Produkte für die Seifenfabrikation, den Haushalt der zivilisierten Nationen, 
für die Viehzucht usw. erlangt haben, setze ich als bekannt voraus. 
Es braucht nicht gesagt zu werden, daß auch die Eingeborenen Togos, 
das längs der Küste reiche, neuerdings auch von Europäern angepflanzte 
Bestände der Palme aufzuweisen hat, sich das frische Nährgewebe wie 
das daraus gepreßte Öl für Speisezwecke in ausgedehntester Weise zu 
Nutze machen. Die Kopraausfuhr betrug im Kalenderjahr 1908 62934 kg 
im Werte von 19159 M., wovon 38134 kg auf die Produktion der Ein- 
geborenen entfielen. 


Elaeis guineensis Jacq. (siehe S. 3 u. 45). Kaum eine andere 
Pflanze hat für die Kolonie dieselbe Bedeutung, wie die Ölpalme, 
denn kaum ein anderes Pflanzenfett wird von der europäischen In- 
dustrie und der Bevölkerung in gleich hohem Maße verwertet, wie 
das der Elaeis. Die Palme bildet zahlreiche Spielarten in Togo, die 
noch eines eingehenden, aber nur an Ort und Stelle zu betreibenden 
Studiums bedürfen. Solche Studien wären ungemein wichtig, weil sie 
allein die nötigen Unterlagen für eine rationelle Anpflanzung des 


mn 


Baumes im Großen geben können. Im Bezirk Misahöhe!) unter- 
scheiden die Eingeborenen neben der gewöhnlichen Ölpalme, Ede oder 
Deti genannt, eine ölärmere Sorte, Sedde, und eine ölreichere, Dechlä. 
Erstere hat eiförmige, ziegelrote Früchte, letztere hat so dünnschalige 
Kerne, daß sie mit den Zähnen aufgeknackt werden können. Außer- 
dem gibt es noch eine freilich sehr seltene, alle anderen an Ölgehalt 
weit übertreffende Sorte, die meist Klude, in Gbele Agode genannt 
wird. Sie ist leicht daran zu erkennen, daß die Blätter bei ihrer 
Entwicklung nicht in einzelne Fiedern zerreißen. Ihr Produkt dient 
nur zu Fetischzwecken. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1408 an Öl- 
palmenkernen 5121499 kg, an Palmöl 1359100 kg. Mit welchem 
Arbeitsaufwand die Aufbereitung der Produkte verbunden ist, ergibt 
folgende in der Denkschrift über die Entwicklung der Schutzgebiete 
1908/09 enthaltene Schilderung. Die von den Palmen abgeschlagenen 
Fruchstände werden 5—8 Tage an einem gegen Sonne und Regen ge- 
schützten Ort niedergelegt, damit sich die einzelnen Früchte lockern. 
Nachdem die Früchte mit der Hand oder durch Schiagen mit einem 
Stock auf die Fruchtstände aus diesen entfernt sind, werden sie in 
einen Tontopf geschüttet und soweit mit Wasser übergossen, daß 
sie eben bedeckt sind. In diesem Tontopf werden sie auf einem 
Feuer gekocht. Sobald das Fruchtfleisch weich geworden ist, werden 
die Früchte aus dem Wasser herausgenommen und in eine ®/,—1lm 
tiefe, trichterförmige Erdgrube von 1—2 m Durchmesser getan, welche 
mit Steinplatten ausgekleidet ist. Hierin werden die Früchte mit 
Holzstangen von Oberarmdicke solange gestampft, bis sich alle Fleisch- 
fasern von dem Kern gelöst haben. Während des Stampfens werden 
die Früchte von Zeit zu Zeit mit kleinen Mengen heißen Wassers 
befeuchtet, um den Entfaserungsvorgang zu beschleunigen. Ist dieser 
beendigt, so verbleiben die Nüsse noch 1—-2 Tage in der Ölgrube, 
Um die Kerne und die Fleischfasern vollends voneinander zu scheiden, 
werden die Früchte mit lauem Wasser begossen und mit den Händen 
zerquetscht oder mit den Füßen zertreten. Sobald sich sämtliche 
Fasern von den Kernen abgelöst haben, wird das sich an der Ober- 
fläche des Wassers ansammelnde Öl mit der Hand oder einer Kala- 
basse abgeschöpft, die Nüsse aber aus dem Wasser genommen und 
abgetrocknet. Das Öl wird, um es von dem anhaftenden Wasser zu 
befreien, solange in Töpfen gekocht, bis das Wasser verdampft ist. 
Zur Gewinnung der Palmkerne wird die harte Schale der Palmnüsse 
zwischen zwei Steinen mit der Hand aufgeklopft. 


) Dr. Gruner: Die Ölpalme im Bezirk Misahöhe, Tropenflanzer 1904, $. 283 


ae: 


Während im allgemeinen von den Eingeborenen zur Schaffung neuer 
Ölpalmenbestände Sämlinge benutzt werden, welche aus den von den 
Palmen abfallenden Früchten entstehen, ist neuerdings im Bezirke Lome- 
Land beobachtet worden, daß die Eingeborenen anch Palmnüsse in 
Saatbeete legen und dann auspflanzen. 

Im übrigen verweise ich auf das Buch: Dr. Soskin: Die Ölpalme, 
Berlin 1909, Verlag des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, und Jean 
Adam: Le Palmier & Huile, Verlag von A. Challayell, Paris 1901. 


Zingiberaceae. 


Cureuma longa L. Die Curcumawurzel wird überall in Togo, 
wie auch sonst in Westafrika, mit Ingwer zugleich angebaut. Die 
Wurzelstöcke liefern einen gelben Farbstoff. 


Casuarinaceae. 


Casuarina equisetifolia Forst. Der nur angeflanzt, besonders im 
Küstengebiet vorkommende Baum enthält in seiner Rinde reichlich Tannin, 
daneben einen Farbstoff, der Wolle und Seide dauerhaft braun färbt. 


Ulmaceae. 

Trema guineensis (Schum.) Engl. var. parvifolia (Schum.) Engl. 
(Bägbena, Dyakossi). Ein 1—2 m hoher Strauch, dessen gekochte 
Blätter den Eingeborenen Mangus eine waschechte kaffeebraune Farbe 
geben. Er ist sowohl auf sandigem Boden an der Küste, wie in 
Savannengeländen des Innern, auch an Wegen und Wasserläufen verbreitet. 


Moraceae. 

Fieus Vogelii Miq. [Fig. 34] (Gboti, Ewe, Ganyi, Haussa). 
Dem Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo, II. Jahrg. Nr. 28 ent- 
nehme ich folgende Notiz: „In der Landschaft Bu&m wird seit kurzer 
Zeit in ausgedehntem Maße der Milchsaft von Ficus Vogelü zur Bereitung 
von Kautschuk gewonnen. Es ist ein mächtiger, oft 20—25m hoher Baum, 
der in dem Waldgebiet zwischen Gjasekang und Pampawüe häufig vor- 
kommt. In der Lefana-Sprache heißt er Ofö und er ist identisch mit der 
am unteren Mono vorkommenden (dort auch zur Kautschukgewinnung 
dienenden) Ficus-Art, welche die Tetetu-Leute Adrobo nennen. Der aus 
dem Milchsaft bereitete Kautschuk heißt in der Asante-Sprache Bädäbädä. 
Im Handel ist er unter dem Namen Saji-Kautschuk bekannt. — Die 
Buöm-Leute zapfen Ficus Vogelii mittels Grätenschnitt an, welchen Schnitt 
sie angeblich ein eingeborener Kautschukhändler lehrte. Zur Ausführung 
des Schnittes wird ein dem Stemmeisen ähnliches scharfes Messer mit 
halbkreisförmiger Schneide benutzt. Diese sehr zweckdienlichen Messer 


Fig. 34. Ficus Vogelit Mig. 


Du.E Staubblätter, F Q Blüte, 


J Feige. 


A Blatt, B Blattknospe, C & Blüte in der Feige, 


@, Hu. K Fruchtknoten, 


DER A ER 


fertigt ein Schmied in Gjasekang an. Was die Form des Gräten- 
schnitts betrifft, so ist zunächst die Mittellinie desselben von ganz ver- 
schiedener Länge. Sie ist in allen Längen von etwa 1—10 m und oft 
noch darüber zu beobachten. Es mögen verschiedene Gründe zu diesen 
wechselnden Längen für den Eingeborenen maßgebend sein, so vielleicht 
das Alter des anzuzapfenden Baumes, die größere oder geringere Leichtig- 
keit, mit welcher ein Baum erklettert werden kann; es ist auch möglich, 
daß die Mittellinie durch spätere Anzapfungen allmählich verlängert 
wird. Nach der Größe der Mittellinien richten sich die Zahl und die 
Abstände der Seitenschnitte, welche von der Mittellinie aus in einem 
Winkel vou durchschnittlich 45° nach beiden Seiten so geführt werden, 
daß sie ungefähr je !/, des Stammumfanges umfassen. Die Tiefe der 
Schnitte scheinen die Eingeborenen der Stärke der Rinde anzupassen 
und dabei bestrebt zu sein, eine Verletzung der Kambiumschicht zu 
vermeiden. Am unteren Ende des Längsschnittes wird ein Blatt be- 
festigt und dadurch die herausfließende Milch in ein untergestelltes 
Gefäß geleitet. In welcher Jahreszeit die Anzapfung erfolgt und in 
welchen Zeitabschnitten sie wiederholt wird, darüber liegen noch keine 
sicheren Erkundungen vor. — Die gewonnene Milch wird in Erdlöchern, 
welche mit Lehm ausgeschmiert sind, zum Gerinnen gebracht. Diese 
in die Erde gegrabenen Löcher haben zumeist einen elliptischen oder 
rechteckigen Grundriß; ihre Tiefe beträgt ungefähr !/;m. Die hinein- 
gegossene Milch gerinnt je nach ihrer Menge in 2—4 Wochen. Die 
geronnene Milch setzt sich etwa um den zehnten Teil. Um die Milch 
vor Verunreinigungen zu schützen, werden die Erdlöcher mit Zweigen 
und darübergelegten Blättern zugedeckt. Der Kautschuk kommt in 
großen Kuchen in den Handel. Nicht selten wird aber auch die Milch 
an die Händler verkauft, z. B. verkaufen die Ahamansu-Leute eine 
Petroleumdose von Milchsaft um 12 Mark.“ 

Ganz anders und sehr eigentümlich wird die Kautschukgewinnung 
am unteren Mono gehandhabt. Der aus Einhieben durch ein Haumesser 
fließende Milchsaft wird von einem aus Maismehl bereiteten faustgroßen 
Kloß aufgenommen, welchen der Kautschuksammler über die Ausfluß- 
stellen rollt oder damit auch wohl die Stellen nur betupft. Der Milchsaft 
scheint im Maiskloß sofort zu gerinnen. Durch diese Milchsaftaufnahme 
schwillt der Kloß beträchtlich an und wird nun vom Kautschukbereiter 
mit einer Hand geknetet, während er mit der anderen Wasser über 
den Ballen gießt, solange, bis der Maisbrei entfernt ist. Man legt 
dann die gewonnenen Kautschukbälle häufig bis zum Verkauf ins Wasser 
(Tropenpflanzer 1906, S 346). 

Ergänzend füge ich hinzu, daß die Blätter von Fieus Vogelü, der 
habituell einer Magnolie gleicht, eine Länge von 40 und eine Breite 


Er. ‚u 


von 20 cm erreichen, meist aber um die Hälfte kleiner bleiben. Die 
Feigen sitzen zu zweien und ungestielt in den Achseln der Blätter und 
zwar in Gestalt hellbrauner Kugeln von etwa doppelt Erbsengröße. 
Die Rinde ist grünlichgrau und glatt. Der Kautschuk, sowie er in 
den Handel kommt, enthält 30—40°/, Harz und 2—4°/, Verunreinigungen, 
stellt also ein Produkt dar, das zu den minderwertigen Sorten gehört 
und mit 2—3 Mark für das Kilo bewertet wird. 

Von den zahlreichen anderen Feigenarten, die in Togo sonst noch 
verbreitet sind, ist bisher bekannt, daß die Milch einiger, so die der 
an der Küste Wo oder Wople genannten, zum Verfälschen des 
Landolphia-Kautschuks verwandt wird. Der zu einem klebrigen Harz 
eingedickte Milchsaft von Ficus umbrosa Wrbg. (Egbe, Ewe, Tisemü, 
Tschaudjo), die sich durch ihren außen rötlich erscheinenden Stamm 
auszeichnet, wird als Vogelleim und zum Dichten geborstener Töpfe 
gebraucht. Es wäre zu prüfen, ob nicht die Milch auch anderer ein 
vogelleimartiges Produkt liefert, das den Obstzüchtern und Forstleuten 
einen Ersatz für die bisher wenig zweckentsprechenden, weil zu schnell 
eintrocknenden Mittel (Teerringe) gegen das Aufkriechen schädlicher 
Insekten böte. 

Die rauhen, an Kalksalzen reichen Blätter einiger Feigenbäume, 
besonders die von Ficus exasperata Vahl (Folä, Tschaudjo), benutzen 
die Eingeborenen zum Polieren, auch zum Abreiben der Haut am 
Ringwurm erkrankter Personen, die in Wasser zerriebene Rinde bezw. 
auch die Blätter von F\. bembieicarpa Wrbg. zum Enthaaren von Fellen 
bei der Lederbereitung. 


Opiliaceae. 

Opilia celtidifolia (G. et P.) Engl. (Njemidro, Atakp., Yubeno, 
Tschaudjo). Lianenartig windender, in der Steppe gern auf Termiten- 
hügeln wachsender Strauch mit handlangen, länglichen, ganzrandigen 
Blättern, eiförmigen, olivenähnlichen Früchten und kleinen grünlich- 
weißen, zu halbfingerlangen Trauben vereinigten Blüten, die zur Blütezeit 
(im Januar) die ganze Luft mit ihrem äußerst angenehmen, nelkenartigen 
Duft erfüllen. Unter Umständen als Parfümpflanze in Betracht zu 
ziehen. 


Olacaceae. 

Ximenia americana L. |Fig. 35] (siehe S. 6) (Marka, Tschaudjo). 
Knorriger Strauch und Baum, dessen Triebe teilweise in Dornen aus- 
laufen. Die weißen, später gelb werdenden, schön gefranzten Blüten 
stehen in Dolden gewöhnlich zu 6—7 zusammen, die eßbaren, im März 
reifenden Früchte gleichen in Gestalt, Größe und Farbe den Mira- 


Ten 


bellen, schmecken aber wie saure Aprikosen. Die bohnengroßen 
schwarzen Samen enthalten große Mengen von Öl, das in Afrika viel- 
fach von Eingeborenen ausgekocht und zum Einreiben des Körpers 
gebraucht wird, nach Moloney sich auch zur Seifenfabrikation eignen 
soll. Schweinfurth empfiehlt die stark orangenartig riechenden Blüten 
für die Parfümerie. 


Fig. 35. Ximenia americana L. 


A Blühender Zweig, B Blüte, CO u. D Fruchtknoten, E Frucht, F Same. 


Coula edulis Baill. [Fig. 36]. Der Baum ist bisher in Togo noch 
nicht gefunden worden, dürfte aber schwerlich fehlen, da er sonst in 
Westafrika ziemlich gemein ist. Die einer kleinen Walnuß ähnelnden 
Samen haben einen haselnußartigen Kern, dessen Nährgewebe bis zu 
einem Drittel seines Gewichts aus einem angenehm schmeckenden Öl 
besteht. 


Anonaceae. 


Cleistopholis patens (Bth.) Engl. et Diels (siehe S. 6). Aus den 
Früchten macht man Perlen. Die Blüten mancher Anonaceen, wie die 
von Hexalobus grandiflorus Bth., duften sehr schön. 


Myristicaceae. 
Pyenanthus Kombo Wrbg. (siehe S.7). Die Samen sind sehr 


reich an Fett. 


Fig. 36. Coula edulis Baill. 


A Blühender Zweig, B Blütenknospe, (© Blüte, D Blumenblatt, E Staubblätter, 
F' Blüte geöffnet, @ u. H Fruchtknoten, J Frucht durchschnitten. 


Na, 


Moringaceae. 

Moringa oleifera Lam. [Fig. 37] (Jevöti, Ewe Baganlus oder 
Bagäl&an, Dagomba, Mägarua Mäser Haussa). Ein bis 6 m hoher 
Baum mit schlanken Zweigen, gelblich-weißer, glatter oder längsrissiger 
Rinde und doppelt oder dreifach gefiederten Blättern. Die ansehnlichen, 


Fig. 37. Moringa oleifera Lam. 


4 Blühender Zweig, B Blüte, C u. D Fruchtknoten, E Frucht, F Frucht geöffnet, 
G Same. 


wohl riechenden Blüten stehen in handlangen Rispen zusammen, ihre 
Kelchblätter sind weiß, die Blumen- und Staubblätter gelblich. Die 
Früchte stellen 20—30 cm lange, bei der Reife braune Hülsen dar, die 
durch Längsrisse mit drei Klappen aufspringen und in ihrem Innern 
eine Reihe dreikantiger, breit geflügelter Samen bergen. Der aus Indien 


Be 2 De 


stammende Baum wird überall in Togo bei den Gehöften, oft in Form 
lebender Hecken aus Stecklingen angepflanzt. Seine Blätter geben ein 
Gemüse, seine Wurzeln werden wie Meerrettig verwandt. Die Samen 
liefern, wenn sie kalt ausgepreßt werden, eiu klares, fast farbloses Öl 
von süßlichem Geschmack, das schwer ranzig wird und daher unter 
dem Namen Behenöl nach Europa gelangt und von den Uhrmachern 
sehr geschätzt wird. Es ist eins der besten Schmieröle für feine 
Maschinerien, dient aber auch in der Parfümerie zur Herstellung von 
Haarölen. Die Rinde schwitzt ein weiches, rötlich-gelbes Gummi aus, 
das dem Traganth nahe steht. 


Rosaceae. 

Parinarium-Arten (siehe S. 7). Wohl die Samen aller Arten 
enthalten reichlich Öl. Nach Moloney stammen die sog. Mabo seeds, 
M’Poga und Niko nuts, die in den englischen Kolonien der Westküste 
als Ölfrüchte auf die Märkte kommen, sämtlich von Parinarium-Arten. 
Die Rinde von P. polyandrum Bth. ist tanninreich und wird daher von 
den Eingeborenen zum Gerben benutzt. 


Connaraceae. 

Byrsocarpus (Rourea) coceinea Sch. et Th. (Hesre, Ewe, Ssa- 
mala, Tschaudjo). Etwa 1 m hoher Halbstrauch mit gefiederten 
Blättern, weißen oder leicht lila angeflogenen, in Trauben stehenden 
Blüten, rotleuchtenden, beerenartigen, aber aufspringenden Früchten, 
die orangerote, von einem schwarzen fleischigen Mantel umgebene 
Samen bergen. In Gras- und Parklandschaften verbreitet. Die Blüten 
hauchen einen prächtigen Veilchenduft aus, so daß die Pflanze viel- 
leicht für die Parfümerie Wert hätte. 


Leguminosae. 

Acacia-Arten (siehe S. 7) [Fig. 33—43]. Bisher in Togo fest- 
gestellt sind folgende Arten: Acacia albida Del. (Kola, Tschaudjo), 
A. senegal Willd., A. mellifera Bth., A. ataxacantha DC. (Aügo, Ewe), 
A. catechu Willd., A. suma Buch. Ham, (Gadjä-püpu oder Gadza-wuwu, 
Ewe, Chrinika, Atakp.), 4. arabiea Willd. (Bani, Tschaudjo, 
Magärüa, Haussa), A. seyal Del. (Palarkäia, Haussa, Anüki, Fulbe) 
und A. verrugera Schwfrth. (Adui, Ewe, Bovüm, Tamberma). Über 
ihre Verwertung seitens der Eingeborenen finde ich angegeben, daß die 
Hülsen von A. arabica einen Handelsartikel der Haussa bilden und von 
ihnen für Gerbereizwecke verkauft werden. Die reifen Bohnen desselben 
Baumes würden gestampft, mit Wasser ausgezogen und der Infus dann 
zum Schwarzfärben von Blattstreifen der Phoenix spinosa gebraucht, bevor 

6 


Acacia albida Del. 


A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, © Blüte, D Fruchtknoten, E Frucht. 


£ 


Fig. 38. 


RE 


man sie zu Matten verflechtet. Die Rinde von A. verrugera scheide 
ein Gummi aus, mit dem die Bewohner Mangus einen kleinen Haken 
am unteren Ende ihrer Pfeile befestigten. Sonst in der Welt spielen 
die Akazien einerseits als Gummi-, anderseits ale Gerbstofflieferanten 
eine bedeutende Rolle. Die wichtigste der ersteren, A. senegal, wurde 
aus Togo nur von Dr. Kersting eingeschickt und zwar aus Tam- 
berma und aus Kongkomba, wo sie nach ihm in offnen Grasland- 
schaften, mitunter zu Gruppen vereint, als 3—5 m hoher Strauch mit 


Fig. 39. Acacia senegal Willd. 
A Blühender Zweig, B Blüte, € Frucht, D u. E durchschnittene Samen. 


schön braunroten Früchten vorkommen soll. Sie ist anderwärts in 

Afrika ein 15—16 m hoher Baum mit Schirmkrone. Die doppelt ge- 

fiederten Blätter setzen sich aus winzigen, kaum 6—7 mm langen und 

1—2 mm breiten Fiederchen zusammen; am Gruude des Blattes bemerkt 

man drei rückwärts gerichtete Dornen. Die weißen Blüten sind zu 

etwa fingerlangen, die Blätter überragenden Trauben angeordnet, die 
6* 


Acacia mellifera Bth 


B Blatt, C Blüte 


Fig. 40. 


E Frucht, F ent- 


‚ D Fruchtknoten, 


18, 


A Blühender Zwe 


blätterter Zweig. 


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Acacia suma Buch. Ham. 


Fig. 41. 
A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, C Blüte, D Fruchtknoten, E Frucht. 


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Hülsen gerade, beiderseits verschmälert, gewöhnlich auch fingerlang und 
fingerbreit, ihre Klappen pergamentartig, die Samen flach, bräunlich, 
kreisrund. Es unterliegt jetzt wohl keinem Zweifel mehr, daß das 
Produkt dieses Baumes das wertvollste aller Gummi arabicum -Sorten 
darstellt und sowohl den besten Kordofan- wie Senegalgummi des 
Handels hervorbringt. Das aller übrigen Akazien Togos dürfte in 
Europa kaum einen Markt finden. Am reichlichsten scheint derartig 
minderwertiges Gummi und zwar besonders in der Trockenzeit A. verru- 
gera auszuscheiden. Sie tritt überall da, wo regelmäßige Steppenbrände 
statthaben, zunächst als Strauch auf, kann sich aber in geschützten 
Lagen zu einem mächtigen Baum mit rötlich-gelber Rinde entwickeln, 
der seine Zweige laubenförmig bis zur Erde senkt. 

In Indien gewinnt man durch Auskochen des Holzes der A. catechu 
das Oatechu, eine in viereckigen oder unregelmäßigen Blöcken in den 
Handel gebrachte Substanz, die in der Färberei und Gerberei, bei der 
Herstellung wasserfester Gewebe (Canvass), zur Verhütung der Kessel- 
steinbildung und in der Medizin eine sehr mannigfaltige Verwendung findet. 

Auf Gerbstoff ausgebeutet wird besonders A. arabica und zwar sind 
es vorzugsweise die Hülsen, die von Indien als Bablah und neuerdings 
von der Westküste Afrikas als Gambia pods in großen Massen aus- 
geführt werden. 

Zu unterscheiden sind die bisher bekannten Akazien Togos in 
folgender Weise: 

A. Die weißen oder gelblich-weißen Blüten bilden Ähren. 

I. Die Blätter bestehen aus 2—3, gewöhnlich 2 Fiedern, 
jede Fieder aus 1—3, meist 2 Blättchenpaaren 
A. mellifera Bth. 
II. Die Blätter bestehen aus einer größeren Anzahl von 
Fiedern, jede Fieder aus vielen Blättchenpaaren. 
a) Blütenähren länger als die Blätter A. senegal Willd. 
b) Blütenähren kürzer als die Blätter. 
1. Hülsen zu einem Kreis gebogen A. albida Del. 
2. Hülsen mehr oder weniger gerade. 
a«) Dornen nur an der Ansatzstelle der Blätter. 
1. Rinde braun . . . 4. catechu Willd. 
2. Rinde weiß . . . 4A. suma Buch. Ham. 
£) Dornen an den jungen Zweigen ringsum und 
unregelmäßig verteilt . A. ataxacantha DC. 

B. Die gelben Blüten bilden kugelige Köpfe. 

I. Hülsen dünnschalig, meist sichelartig gekrümmt, höchstens 
0,6 cm breit, fingerlang, braun, kahl, ihr Rand glatt 
4. seyal Del. 


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Fig. 42. Acacia arabica Willd. 


A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, C Hochblättchen, D Blüte, E junge Frucht, 
F reife Frucht. 


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II. Hülsen dickschalig, gerade oder schwach gekrümmt, 
1—2 cm breit, fingerlang oder wenig länger, grau behaart 
oder schwarz, ihr Rand zwischen den Samen wenig oder 
tief eingeschnürt . - - - „. = . .„ A. arabica Wiılld. 

III. Hülsen dickschalig, gerade oder wenig gekrümmt, 2—3 cm 
breit, meist handlang, braun, ihr Rand stets glatt und 
verdickt . . - 2 2 2 2.2... 4. verrugera Schwfrth. 


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Fig. 43. Acacia seyal Del. 


Zweig mit einfachen und vergallten Dornen. 


Angepflanzt kommt an der Küste und gelegentlich auch im Binnen- 
lande die aus Südamerika stammende Acacia Farnesiana Willd. vor, 
aus deren Blüten (Fleurs de Cassie) namentlich in Algier und Süd- 
frankreich ein hochgeschätztes Parfüm gewonnen wird. Angepflanzt 
wird von Europäern in letzter Zeit auch die Gerberakazie, A. mollissima. 

Dichrostachys nutans Bth. (siehe S. 9). Ein Dornstrauch mit 
kleinen akazienähnlichen Blättern. Er ist leicht daran zu erkennen, 
daß die Blütenähren in einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung an 


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der Spitze gelb, am Grunde violett oder rötlich gefärbt sind. Der 
verwundete Stamm schwitzt Gummi aus, von dem aber nicht feststeht, 
ob es verwertbar ist. 

Tetrapleura Thonningii (siehe S. 9). Auf den Märkten Sierra 
Leaones und Togos werden die Früchte für Wäschereizwecke verkauft. 

Parkia afriecana R. Br, (siehe S. 9). Ein Infus aus den Hülsen 
dient zum Härten des Lehmfußbodens in den Hütten der Eingeborenen. 
Die Samen sollen fauliges, übelriechendes Wasser genießbar machen. 

Pentaclethra macrophylla Bth. [Fig. 44.] (Agamma, Atakp.). 
Der Baum, der bis 20 m hoch wird, ist bisher nur durch v. Doering 
im Atakpame-Bezirk festgestellt worden. Er sagt von ihm, daß die nach 
dem Aufspringen sich kreisrund schließenden Schalen der Hülsen als 
Stirnbänder verwandt werden. Die am Grunde schief verschmälerten 
Hülsen werden bis zu !/, m lang und 8—9 cm breit, bei der Reife sind 
sie dick und holzig. Die großen Blätter sind doppelt gefiedert, die weiß- 
lich-gelben Blüten bilden sehr lange, zu einer stattlichen Rispe an- 
geordnete Ähren. Die zu 6—7 in einer Hülse vorhandenen Samen 
sind eirund, 7 cm lang und breit, flach, dunkelbraun und zeigen zahl- 
reiche schief verlaufende Längsfurchen. In englischen und französischen 
Kolonien der Westküste preßt man aus ihnen ein Öl, das dem der 
Erdnuß nahe steht und als Owalaöl bekannt ist. Es schmeckt zuerst 
süßlich, dann bitter, enthält viele Fettsäuren von hohem Schmelzpunkt, 
so daß es wohl besonders für die Kerzenfabrikation in Betracht käme. 

Copal-Bäume. Westafrikanischer Copal wird von Sierra Leone, 
Accra, Benin, Kamerun, Gabon, Loango, vom Kongostaat, Angola und 
Benguella ausgeführt. Ob er auch in Togo an irgend einer Stelle ge- 
graben oder gesammelt wird, ist mir nicht bekannt. Über seine Her- 
kunft herrschen noch viele Unklarheiten, wir wissen nur so viel, daß das 
vom Kongo und aus Kamerun stammende Produkt von Copaifera 
Demeusii Harms herrührt. Der Copal von Sierra Leone soll von leben- 
den Stämmen der Copaifera Guibourtiana Bth. abgenommen werden, 
doch weder die eine noch die andere Art ist bis heute aus Togo ein- 
geschickt worden. 

Daniellia thurifera Bth. [Fig. 45] (siehe S. 12). 20—30 m hoher, 
auf Savannenboden weit verbreiteter Baum mit unterarmlangen, im durch- 
scheinenden Licht drüsig punktierten, einfach gefiederten Blättern, auf- 
fälligen, über handlangen Rispen weißer oder grünlich-weißer Blüten und 
fingerlangen, schief-ovalen, meist einsamigen, flachen, pergamentartigen 
Hülsen. Die Samen sind schwarz, rundlich, zusammengedrückt, von 
der Größe eines Fingernagels. Von dem wohlriechenden Harz des 
Baumes sagt Kersting, daß es zum Flicken von Tontöpfen und wie 
Weihrauch als Parfüm gebraucht werde. Nach Moloney gibt der 


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Fig. 44. Pentaclethra macrophylla Bth. 
A Blühender Zweig, B Fiederblatt, € Blütenknospe, D Frucht, E Same. 


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Baum in Sierra Leone und Senegambien zwei Arten von Harz, ein 
dunkelbraunes, oft fast schwarz aussehendes, in großen unregelmäßigen 
Stücken vorkommendes und ein helles gelbes, weniger festes und darum 
leicht zerbröckelndes. Letzteres wird weniger geschätzt, erscheint im 
Handel aber meist mit ersterem gemischt. Die Ausscheidung soll 
durch ein Insekt verursacht werden, das nach allen Richtungen zoll- 
breite Gänge in die Rinde bohrt. In diesen Gängen häufe sich das 
Harz an, um dann aus den Eingangsöffnungen hervorzutreten. Die Ein- 
geborenen sammelten dieses, lösten aber außerdem auch die toten 
Rindenstreifen von den Bäumen ab und gewönnen aus dem darunter 
liegenden, mehr oder weniger zerfallenen und mit Harz durchtränkten 
Holz eine Substanz, die mannigfachen Zwecken diene, besonders aber 
der Parfümierung des Körpers. Die Weiber vermischten sie mit Kalk- 
pulver, das sie aus Seemuscheln herstellten, und rieben sich damit ein, 
durchräucherten auch die Häuser in Krankheitsfällen damit. Molo- 
ney spricht noch von einer zweiten Daniellia-Art, die in Sümpfen der 
Goldküste verbreitet sei und das Ogea gum der Yorubas liefere, eine 
gleichfalls wohlriechende Masse, welche mit heller, das Dunkel der 
Hütten erleuchtender Flamme brennt. — Einer Mitteilung des Gouver- 
neurs Graf Zech entnehme ich, das von Daniellia thurifera in Nord- 
nigerien ein „Wood oil“ gewonnen und ausgeführt werde, das in der 
Pharmazie Verwendung finde. Dr. Kersting berichtet mir, daß die 
Eingeborenen Togos viereckige Rindenstücke aus dem Stamm des 
Baumes herausschnitten, und das freigelegte Holz dann gleichfalls 
ein Öl austreten ließe. Näheres habe ich nicht in Erfahrung bringen 
können. 


Cyanothyrsus spec. (Olifi oder Olüfih, Atakp.). v. Doering 
sammelte im Urwalde bei Okpahu& in Atakpame Fruchtzweige eines 
hohen Baumes aus dieser Gattung, der wegen mangelnder Blüten noch 
nicht näher bestimmt werden konnte. Er scheide ein duftendes Harz 
aus, mit dem sich die Weiber zur Nacht einreiben. Vielleicht liegt 
eine Verwechslung mit Daniellia vor. 

Berlinia Heudelotiana Baill. (siehe S. 12). Der Baum scheidet 
in der Trockenheit in großen Mengen ein „honigartiges* Harz aus, 
das an der Luft hart wird, aber keine Verwendung findet. 

Bauhinia reticulata DC. (siehe S. 14). Nach Kling kocht man 
in Bismarekburg aus der Wurzel rote und aus den Hülsen blaue 
Farbe zum Bemalen von Töpfen. 

Cassia Sieberiana DC. (siehe S. 14). Es dürfte zu untersuchen 
sein, ob nicht die Rinde dieser und anderer holziger Arten der Gattung 
in gleicher Weise reich an Gerbstoffen ist, wie die von Cassia fistula L., 


Fig. 45. Daniellia thurıfera Bth. 
A Blühender Zweig, B u. € Staubblätter, D Fruchtknoten, E Frucht. 


EN Eupen 


die in Indien zum Gerben verwandt und in Brasilien und anderwärts 
in den Tropen zum gleichen Zweck auch angepflanzt wird. 

Jaesalpinia Bonducella Roxb. [Fig. 46] (Wole oder Adi, Ewe, 
Adjıke, Atakp., De, Tschaudjo). Ein mit rückwärts gerichteten 
Dornen klimmender Strauch, dessen braune, flache, schief-ovale, mit 
Dornen besetzte Hülsen murmelartige, graue, glänzende Samen enthalten. 
Letztere, in Tschaudjo Ware-m-bia genannt, dienen als Steine beim 
Ware-Brettspiel. Sie sind reich an fettem Öl. 


Fig. 46. Caesalpinia Bonducella Roxb. 
A Blatt und Frucht, B Blüte, © Same durchschnitten. 


Cordyla africana Lour. (siehe S. 14). Vom Stamm lesen die 
Eingeborenen von Lagos ein Gummi ab, das mit Wasser „verkleistert“ 
für die Weißwäscherei gebraucht wird. 

Baphia nitida Afr. (siehe S. 14). Das Holz gibt eine leuchtend 
rote Farbe, mit der man in England die Bandanatücher färbt. Aus 
Sierra Leone wird es exportiert. Vielleicht wäre das Holz von Baphia 
pubescens Hk. f., die in Togo von Misahöhe und Atakpome bekannt ist, in 
ähnlicher Weise verwertbar. Sie ist ein Baumstrauch, scheint sich vorzugs- 


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weise in Baumsteppen der Bergländer zu finden und ist dadurch vor den 
meisten anderen Leguminosen ausgezeichnet, daß die Blätter einfach, 
nicht gefiedert sind, die Staubblätter in den Blüten frei und der Kelch 
zu einer geschlossenen Hülle verwachsen ist, die beim Aufblühen in 
einem Längsspalt zufreißt. B. pubescens hat unten rostrot behaarte 
Blätter, während sie bei B. nitida kahl sind. 

Indigofera tinetoria L.!) [Fig. 47] (Tanäu, Tschaud jo, Nangäm, 
Kongkomba, Bäbo, Haussa). Die Indigopflanze wird in Sokode- 
Basari bei den Dörfern in ver- 
einzelten Stauden oder auch auf 
kleinen Feldern angebaut und zum 
Blauschwarzfärben von Tüchern, 
auch der Frauenhaare, gebraucht. 
Um den Indigo zu gewinnen, wen- 
den die Eingeborenen dasselbe Ver- 
fahren an, welches allgemein in 
Westafrika üblich ist. Die Pflanzen 
bezw. nur die Blätter werden vor 
der Blüte abgeschnitten, in ein 
60—75 Liter fassendes Tongefäß 
gebracht, mit Wasser übergossen 
und dann mit belastenden Brettern 
bedeckt. Nach einem oder einigen 
Tagen wird die jetzt grüne Flüssig- 
keit in ein anderes Gefäß abgelassen 
und dann mehrere Stunden lang 
möglichst intensiv mit Luft in Be- 
rührung gebracht, indem man sie 
entweder mit Löffeln oder Kale- 


= bassen schöpft und in langsamem, 
Fig. 47. dünnem Strahl zurückfließen läßt 
Indigofera tinctoria L. oder sie durch Schaufeln in Be- 


wegung bringt. Das in der Flüssig- 
keit enthaltene Indikan wird da- 
durch zu unlöslichem Indigo oxydiert, der nun als blauer Farbstoff zu 
Boden fällt. Den körnigen Indigo wäscht man in Seihtüchern aus, 
trocknet ihn und schneidet ihn in würfelförmige Stücke oder knetet 
ihn zu Bällen. Um das Absetzen des Indigo zu beschleunigen, wird 


ı) Ob es wirklich I. tinetoria ist, die in Togo angebaut wird, erscheint 
mir nach einer Mitteilung Dr. Kerstings zweifelhaft. Nach ihm stehen die 
Hülsen der Pflanze aufrecht, was auf eine andere Art deutet. 


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die Flüssigkeit erhitzt oder mit Kalkwasser versetzt (Dammer in 
Pflanzenwelt Ostafrikas, B. S. 403). Durch die Haussas wird der 
Farbstoff auf dem Handelswege weit vertrieben aber, in Nord-Togo 
wenigstens, nur selten angewendet. Die Herkunft dieses in Bornu und 
Adamaua erzeugten Produkts beschränkt sich nicht auf Indigofera tinctoria, 
auch andere Arten der Gattung werden dazu herangezogen, besonders 
I. Anil L., daneben aber auch wildwachsende. Von den in Togo bis- 
her festgestellten 15 Arten werden I. trita L., hirsuta L. und diphylla 
Vent. als gleichfalls indigoliefernd genannt. I. tinetoria ist eine reich- 
verzweigte, etwa l m hohe Strauchstaude mit rötlichen Blütenähren, 
die kaum halb so lang wie die einfach gefiederten Blätter sind. Die 
stielrunden, fingergliedlangen, braunen Hülsen stehen, bei der Reife im 
Winkel nach abwärts. 

Arachis hypogaea L. (Azi, Ewe, Gedda, Haussa). Die Erdnuß- 
kultur ist in Togo ziemlich verbreitet, sowohl in küstennahen als auch 
küstenfernen Gegenden. Eine bedeutende Zunahme der Produktion 
darf erwartet werden, wenn die beiden Hinterlandbezirke Sokod&-Basari 
und Mangu-Yendi durch eine Bahn erschlossen sein werden. Das dortige 
trocknere Klima dürfte die exportfähigere Produktion begünstigen. Die 
Erdnußausfuhr betrug 1908 152988 kg im Werte von 14688 M., hatte 
1907 aber das Doppelte ausgemacht. — Das Öl ist in den Samen der 
Arachis zu 40—60°/, ihres Gewichtes enthalten, auf welche Mengen 
Klima und Boden einen wesentlichen Einfluß haben. Hellfarbige Böden, 
die reich an Kalk sind, liefern die besten Erträge. Das Öl, das kalt 
ausgepreßt werden muß, hat in Europa wie Amerika dem Olivenöl 
erfolgreich Konkurrenz gemacht, da es sich als Speise- insbesondere 
Salatöl durch seine Dünnflüssigkeit, seine schöne strohgelbe Farbe und 
Haltbarkeit empfiehlt. Auch für die Seifenfabrikation, zur Herstellung 
von Pomaden und für Schmierzwecke wird es verwandt. Die Arachis- 
pflanze, die namentlich durch ihre Beblätterung an Klee erinnert, aber 
gelbe Blüten trägt, teilt mit der später noch zu besprechenden Voandzeia 
sublerranea Thouars und Kerstingiella geocarpa Harms die Eigentümlichkeit, 
daß sie ihre gewöhnlich zweisamigen, außen netzadrigen Hülsen unter- 
irdisch reifen läßt. Kultiviert werden in Togo zwei Sorten, eine mit 
großen, länglichen und eine mit kleineren, rundlichen Hülsen. 

Pterocarpus erinaceus Poir. (siehe S. 16). Dr. Busse gibt an, 
daß der Baum bei künstlicher Verwundung der Stämme Kino liefere, 
d. h. ein zu einem roten Harz erstarrenden Saft, der durch seinen Gehalt 
an Kinogerbsäure in früheren Zeiten in der Pharmazie zur Verwendung 
kam, jetzt wohl nur noch für die Gerberei und Färberei eineBedeutung 
hat. Moloney behauptet, daß der westafrikanische Kino von dem 
indischen, der von Pterocarpus marsupium Boxb. herstammt, in der 


Fig. 48. Lonchocarpus eyanescens Bth. 
A Blatt und Blütenstand, B Frucht, C—H Blütenteile. 


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Praxis nicht zu unterscheiden sei. Die Togoneger verwenden besonders 
die mit Harz durchtränkten peripherischen Teile des Wurzelholzes, die 
als Splitter auf den Markt kommen, zum Rotfärben. 


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Fig. 49. Balanites aegyptiaca Del. 
Au. B Blühende Zweige, C Blütenknospe, D Blüte, E Staubblätter, F,@, H Frucht- 
knoten, Ju. K Fruchtdurchschnitte, Z Zweigquerschnitt. 
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Lonchocarpus eyanescens Bthn. [Fig. 48] (Adzudzru, Ewe, Amäti, 
Atakp.). Sparriger, 3-5 m hoher Strauch mit langen niederhängenden 
Zweigen, mitunter auch im Gebüsch bis zu 10 m in die Höhe klimmend. 
Die großen Blätter sind einfach gefiedert, Walnußblättern ähnlich, die 
blauen Blüten zu fast unterarmlangen, endständigen, reichverzweigten 
Rispen vereinigt, die 2—4samigen flachen Hülsen pergamentartig, finger- 
bis handlang, halbfingerbreit. Nach Warnecke werden Blätter, 
Blüten und Früchte in einem mörserartigen Holzgefäß zu Brei zerstampft 
und der Brei dann zu Kugeln geformt, die nach dem Trocknen in den 
Handel gelangen. Die Mehrzahl der einheimischen blauen Zeuge dürften 
nach ihm mit diesem dem Indigo verwandten Farbstoff gefärbt sein. 
v. Doering schreibt, daß auch das Wurzelholz einer in Togo wild- 
wachsenden Morinda-Art mit zu dem Brei verarbeitet werde. 

Erythrina senegalensis DC. (siehe S. 16). Die schön roten 
Samen dienen in Tamberma zur Verzierung von Kopfbedeckungen. 


Zygophyllaceae. 

Balanites aegyptiaca Del. (siehe S. 18) [Fig. 49]. Die Samen 
geben ein Öl, das in Ober-Guinea als Zachunöl bekannt ist. In den 
oberen Nilländern benutzt man es als Speiseöl und zum Einreiben des 
Körpers. Der dornige Baum, der seine Zweige herabhängen läßt und 
der zugleich mit der Tamarinde einen Charakterbaum trockner, aber 
‚gelegentlich überschwemmter Örtlichkeiten darstellt, ist leicht an seinen 
aus je 2 Blättchen bestehenden Blättern zu erkennen. Die nach der 
5-Zahl gebauten Blüten bilden achselständige Trugdolden. Die haselnuß- 
große fleischige Frucht enthält einen harten, 5kantigen, einsamigen Kern. 


Rutaceae. 

Limonia Warneckei Engl. (siehe S. 18). Die Samen der apfel- 
sinenähnlichen, hartschaligen Früchte, aus denen man Schnupftabak- 
dosen macht, sind reich an Fett, das gewonnen und genossen wird. 

Citrus-Arten. Einheimisch in Togo, wenn auch nur verwildert, 
sind zwei Sorten von Zitronen (Lemu, Tschaudjo, Anguti, Ewe), 
eine stachelige und eine stachellose, angepflanzt wird Oitrus aurantium L. 
(Atotonguti oder Akutu, Ewe) in verschiedenen Varietäten. — In Süd- 
frankreich, Sizilien und Kalabrien, Algier und Paraguay gewinnt man 
durch Destillation einerseits aus den Blüten, andererseits aus den Blättern. 
Zweigen und unreifen bezw. aus den Schalen reifer Früchte der Citrus- 
Arten eine Reihe von ätherischen Ölen, die eine ausgedehnte Verwen- 
dung in der Parfümerie finden. Das Petitgrain-Öl, das den Blättern, 
und jungen Früchten, insbesondere der bitteren Pomeranze entstammt, 
verdrängt allmählich die Blütenöle, deren wohlriechendstes als Essence 


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de Nöroli auf den Markt kommt. Die Öle der reifen Fruchtschalen 
werden je nach den Sorten als Orangen-, Bergamotte-, Zitronen-, ÜOedrat- 
und Limettöl unterschieden. 


Simarubaceae. 


Irvingia Barteri Hk. f. [Fig. 50]. Ein in Togo noch nicht fest- 
gestellter, aber sicher vorkommender reichbelaubter Baum mit weiß- 


Fig. 50. Irvingia Barteri Hk. f. 
A Blühender Zweig, B Blütenknospe, C' Blüte, D Staubblatt, E, F, @ Frucht- 
knoten, H Frucht durchschnitten. 


grauer Rinde, der bis 30 m Höhe erreicht. Seine unansehnlichen, 
grünlichgelben Blüten bilden kleine Dolden, die wieder zu einer Traube 
zusammengesetzt sind. Die eiergroßen Früchte werden oft mit denen 
des Mangobaumes verglichen. Die einfachen ovalen Blätter sind mehr 
als fingerlang und glänzend grün. In Kamerun werden die Früchte 
halbiert, die über 60°/, Fett enthaltenden Kerne aus der Schale heraus- 
genommen zerstampft, die sich dabei ergebende Masse in Form großer 
Kräuterkäse zusammengepreßt und über dem Feuer getrocknet. Die 
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Fig. 51. Carapa procera DC. 
A Blatt, B Blütenstand, C Blüte, D Anheftung der Staubblätter, Z, F, G Fruchtknoten. 


— 101 — 


Masse dient als Zubrot namentlich beim Genuß von Fischen. Ander- 
wärts in Westafrika, wo der Baum Dika, Udika, Oba oder Ibä genannt 
wird, gewinnen die Eingeborenen aus den gerösteten Samen eine Art 
Butter, die der Kakaobutter ähnlich ist und von den Franzosen darum 


Fig. 52. Carapa procera DC. 
A Frucht, B, C, D Same. 


als Chocolat du Gabon bezeichnet wird. Nach Europa gelangt sie meist 
unter dem Namen Dikafett, um als Ersatz für Kakaobutter in der 
Seifen- und Kerzenfabrikation verwandt zu werden. 


Hannoa undulata Planch. (siehe S. 18). Die vorzüglich duftenden 
Blüten kämen vielleicht zur Herstellung eines ätherischen Öls in 
Betracht, 


— 12 — 


Burseraceae. 


Von der zu dieser Familie gehörigen Gattung Commiphora sind 
bisher aus Togo erst zwei bekannt, C. africana Engl. var. togoensis Engl. 
und C. Kerstingii Engl., von denen aber nicht angegeben wird, ob sie, 
wie es für die meisten Arten der Gattung charakteristisch ist, einen 
wohlriechenden, zu Harz erhärtenden Balsam ausscheiden. Aus der 
Gattung Canarium, die sonst in Westafrika sehr verbreitet ist und deren 
Arten sowohl durch wohlriechende Stammharze wie durch außerordent- 
lich ölreiche, eßbare Früchte und Samen ausgezeichnet sind, konnte in 
der Kolonie noch kein Vertreter nachgewiesen werden. 


Meliaceae. 

Carapa procera DC. (siehe S. 20) [Fig. 51 u. 52]. Aus den 
Samen kann ein Fett gepreßt werden, das sich zur Seifenfabrikation 
eignet, von dem ferner behauptet wird, daß es Eisen und Stahl gut vor 
Rost schützt. Auch die Samen der Trichilia-Arten (siehe S. 20) sind 
reich an Fett, das wie Kakaobutter riecht und ebenfalls für Seife 
brauchbar ist. 


Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms (siehe S. 20). Die 
bittere Rinde gibt den Eingeborenen einen Farbstoff zum Braunfärben 
von Tüchern, 


Polygalaceae. 

Polygala butyraceum Heck. (siehe S. 70). Die Samen enthalten 
ein bei 35° schmelzendes, bei 52° erst völlig flüssiges, butterartiges 
Fett, die Malukangbutter, die sich insbesondere zur Margarinefabrikation 
empfiehlt (Wiesner). Sehr ölreich sind auch die Samen von Securidaca 
longepedunculata Fres. (siehe S. 56). 


Euphorbiaceae. 


Von den Kautschuk liefernden Arten der Familie ist Manihot 
Glaziovii M. Arg. in ziemlichem Umfange, Hevea brasiliensis M. Arg. 
nur an wenigen Lokalitäten von Europäern angepflanzt worden. Mit 
Manihot dichotoma Ule, heptaphylla Ule und piauhyensis Ule stellen nur 
erst einige Regierungsstationen Versuche an. 


Bridelia ferruginea Bth. (Choluhä, Atakp., Kölu, Tschaudjo, 
Yumpö, Dyakossi). Kleiner, höchstens 5 m hoher Baum oder Strauch 
mit 10—15 cm langen, ovalen, kahlen oder behaarten, kurzgestielten, 
zweizeilig inserierten Blättern, zu erbsengroßen Knäulen in den Blatt- 
achseln angeordneten unscheinbaren Blüten und einsamigen Beeren- 
früchten. Die Rinde, mit der man in Sansanne-Mangu auch rot färbt, 


— 18 — 


gibt in Sokods-Basari den „Kolu‘-Aufguß zum Befestigen der Lehm- 
fußböden in den Hütten. 

Jatropha eurcas L. |Fig. 53] (Kpöti, Ewe, Wabati, Misahöhe). 
Der in allen Tropenländern kultivierte milchsaftführende Strauch wird 


Fig. 53. Jatropha curcas L. 
A Blühender Zweig, B, C 5' Blüte, D Staubblätter, 2 © Blüte, F Frucht, 


+ 


@, H Same. 


auch in Togo als Heckenpflanze gebaut. Die Blätter gleichen denen 
des Efeu, nur sind sie bei weitem größer und fleischig-krautig. Die 
gelblich-grünen Blüten bilden kleine, axilläre Infloreszenzen, an deren 
unteren Zweigen die männlichen, an den oberen die weiblichen Blüten 
stehen. Die Frucht ist eine rundliche 3-klappige Kapsel mit je einem 
schön gefleckten schwärzlichen Samen in jedem Fach. Das Öl der 


— 14 — 


Samen ist als Oleum Ricini majoris, Oleum infernale oder Purgiernußöl 
bekannt und dient medizinischen Zwecken, zum Brennen, als Schmieröl, 
wird aber namentlich in englischen Wollspinnereien gebraucht. Es ist 
schwer verseifbar. Von den Capverden wurden früher große Massen 
der Samen exportiert. — Jatropha multifida L., die in der Kolonie als 
Zierstrauch vorkommt, gestattet eine ähnliche Verwendung wie J. curcas 
L. — Jatropha gossypifolia L., ein Kehricht- Unkraut, umgibt vielfach 
die Dörfer als Schutzhecke gegen Brände, 

Rieinus communis L. (Dzegbele, Dzongbati oder Longo, Ewe). 
Die Ricinusstaude wird wie in ganz Afrika so auch von den Togonegern 
die eine rot- und eine grünstenglige Sorte unterscheiden, in eine Art 
Halbkultur genommen. Sie findet sich überall vereinzelt bei den Hütten. 
Das frisch geschlagene Öl der Samen, das eine stark purgierende Wirkung 
erst nach dem Ranzigwerden ausübt, hat einen bei weitem angenehmeren 
Geschmack als das bei uns in Apotheken käufliche und meist aus Ost- 
indien stammende. Die Eingeborenen verwenden es zu mannigfachen 
Zwecken, so namentlich zum Einreiben der Haut. In Indien wird es 
von Gerbern zum Zurichten von Häuten und Fellen gebraucht, zum 
Schmieren von Maschinen und als vortreffliches, nicht rußendes Lampenöl. 
Namentlich die Eisenbahnverwaltungen bedienen sich seiner als fast 
ausschließliches Schmiermittel und zum Beleuchten der Bahnhöfe. Über 
die Gewinnungsweise des Öls in Indien, die für Togo vorbildlich sein 
‚könnte, gibt Schulte im Hofe im Tropenpflanzer 1901, S. 193 u. 482 
ausführliche Auskunft. 

Ob die Milchsäfte anderer Euphorbiaceen der Kolonie, beispiels- 
weise die der Sapium-Arten, von Euphorbia Poissonii Pax (Dididire, 
Tschaudjo) und E. Renouardi Pax (Ssaldaza, Losso), nutzbare Stoffe 
für die heimische Industrie enthalten, ist noch nicht untersucht worden. 
Von der Euphorbia Renouardii wird angegeben, daß sie Termiten aus 
den Häusern fernhalten soll. 


Anacardiaceae. 


Anacardium oceidentale L. (siehe S. 22). Im Küstengebiet an- 
gepflanzter, der Walnuß ähnlicher Baum. Beim Anschneiden fließt 
aus dem Stamm ein milchiger Saft, der an der Luft erhärtet und schwarz 
wird. Freiwillig schwitzt er ein topasgelbes Gummi in Form kugliger 
oder stalaktitischer Massen aus. Als Acajougummi, das sich fast völlig 
in Wasser löst, wird es besonders in Südamerika von Buchbindern als 
Ersatz für Akaziengummi gebraucht. Auffällig ist die Frucht des Baumes. 
Sie gleicht einer Birne, auf der oben scheinbar ein schwarzer nieren- 
förmiger Same sitzt. In Wirklichkeit stellt letzterer die Frucht im bo- 
tanischen Sinne dar, während die eßbare Birne aus einer Anschwellung 


— 15 — 


des Fruchtstiels hervorgeht. Die scheinbaren Samen werden Elefanten- 
läuse genannt. Sie enthalten in ihrer äußeren Schale ein brennend 
scharfes, schwarz werdendes Öl (Kardolöl), das auf der Haut Entzün- 
dungen hervorruft, als unauslöschliche Tinte benutzt werden kann und 
alle Gegenstände, die damit bestrichen werden, vor Insektenfraß schützt, 
Aus dem Innern, dem eigentlichen Samen also, kann dagegen ein helles, 
wohlschmeckendes Speiseöl gewonnen werden. 

Lannea acida A. Rich. (siehe 8. 23) [Fig. 54]. Die Rinde des 
Baumes scheidet ein Gummi aus, das in Wasser löslich ist und eine 
gute Klebkraft besitzen soll. In den Nigerländern wird die gepulverte 
und mit anderen Substanzen versetzte Rinde zum: Färben des Gesichts 
benutzt. 


Celastraceae. 

Elaeodendrum Woarneckei Loess.. 8-10 m hoher Baum oder 
Baumstrauch vom Ansehen eines Kirschlorbeers, mit dunkelgrünen, hart- 
laubigen, ovalen Blättern, kleinen weißen zu einer über fingerlangen 
Doldenrispe angeordneten Blüten und gelblich-grünen, einsamigen Beeren- 
früchten. Aus dem Holz fließt ein rotbraunes Harz, von dem nicht bekannt 
ist, ob es Verwendung findet. — Von der zur Familie gehörigen Gattung 
Gymnosporia sind in Togo bisher zwei Arten, @ senegalensis (Lam.) Loes. 
(Wotsinotsi, Ewe, Nowoe, Atakp., Mlimlisaüre, Tschaudjo) und 
@. faseiculata (Tul.) Loes, festgestellt worden. Einige andere Arten, von 
denen diese oder jene vorkommen dürfte, enthalten in ihren Blättern 
und jüngeren Stengelteilen eine fadenziehende, elastische Masse, die als 
eine Art Kautschuk angesprochen werden muß. 


Sapindaceae. 

Lecaniodiseus cupanioides Planch. (Awetje, Atakp., Kessegpl:, 
Kpedyi, Yaletimis, Tehaudjo). Mäßig hoher Baum der Gebirgs- und 
Uferwälder, mit gelblich-brauner, längsrissiger Rinde, walnußartigen, 
paarig gefiederten Blättern und ockergelben Blüten, die zu großen, aus 
Trauben zusammengesetzten Rispen vereinigt sind. Früchte kuglig, 
eßbar, kirschgroß, außen rehbraun und mit einem Haarfilz versehen. 
Aus den außerordentlich angenehm duftenden Blüten werden da und 
dort in Westafrika (nicht in Togo) durch Destillation aromatische Wässer 
dargestellt, ebenso wie das in Westindien aus den Blüten von Blighia 
sapida Koen. (siehe S. 23) geschieht. 


Rhamnaceae. 
Zizyphus jujuba Lam, (siehe S. 24). In Indien dient die Rinde 
Gerbereizwecken. 


Fig. 54. Lannea acıda A. Rich. 
A Fruchtender Zweig, B Teil des Blütenstandes, C d' Blüte, D © Blüte, 


— 107 — 


Malvaceae. 

Baumwolle (siehe S. 60). Die Samen der Baumwollarten bilden 
bei der Gewinnung von Spinnstoffen ein Nebenprodukt, welches man 
lange Zeit als wertlosen Abfall ansah, das aber in neuerer Zeit als 
Rohstoff zur Ölgewinnung eine um so größere Wichtigkeit erlangt hat, 
als derselbe in außerordentlich großer Menge beschafft werden kann. 
Der Baumwollsame ist ein so wertvoller Rohstoff geworden, daß unter 
gewissen Umständen die Samenernte nutzbringender als die der Baum- 
wolle werden kann (Wiesner). Das Öl findet in Europa als Speiseöl, 
zur Herstellung von Kunstbutter, zur Verfälschung von Olivenöl und 
Schweinefett und in der Seifenfabrikation Verwendung. Auch die Saat 
anderer Malvaceen ist ölreich, so die von Hibiscus cannabinus L. (siehe 
S. 63), Thespesia populnea Corr. (siehe S. 24 u. 65) und Abelmoschus mo- 
schatus L. Das Öl der ersteren Art kann genossen werden, das der 
zweiten wirkt medizinisch, das der dritten duftet nach Moschus und 
wurde darum früher für Parfums verarbeitet. 


Bombacaceae. 

Ceiba pentandra (L.) Gärtner (siehe S. 25 u. 65) und Adansonia 
digitata L. (siehe S. 25 u. 66). In den Samen des Kapokbaums sowohl 
als des Affenbrotbaums ist ein vortrefflich schmeckendes Öl enthalten, 
das schwer ranzig wird. Die Eingeborenen Toogos pressen es aber nicht 
aus, sondern verwenden die enthülsten Samen nur als Zutat zur Suppe, 
worauf ich zurückkomme. Beide Bäume produzieren ferner ein Gummi, 
das aber wohl wertlos ist. 


Sterculiaceae. 

Sterceulia tragacantha Lindl. (siehe S. 25). Wie der Name es 
andeutet, liefert der Baum eine Art Traganth und zwar in solchen 
Mengen, daß eine Ausfuhr in Frage kommen könnte, und wenn auch 
dieser afrikanische Traganth sich von dem kleinasiatischen in manchem 
unterscheidet, wäre es doch einer Prüfung wert, ob er gleich ihm für 
die Kattundruckerei, die Appretur von Seidenwaren und in der Kon- 
ditorei zu gebrauchen ist. — Stereulia tomentosa Heck. (siehe S. 25 u. 66) 
scheidet gleichfalls ein traganthähnliches Gummi aus, das nach Wiesner 
im Sudan Gomme de M’beppe, in Loanda Chix& genannt wird. — Auf 
die Kakaobutter komme ich später bei Besprechung der Kakaokultur 
zurück. 


Ochnaceae. 


Lophira alata Banks (siehe S. 26) [Fig. 55]. Die Bevölkerung 
Togos gewinnt aus den Fruchtkernen ein Öl zum Einreiben der Haut. 


— 18 — 


In Senegambien und Sierra Leone, wo es nach Moloney Meni heißt, 
wird dasselbe auch in der Küche und zum Salben der Haare benutzt. 


Guttiferae. 


Pentadesma Kerstingii Engl. (siehe S. 26) [Fig. 56]. (Akutu, 
Atakp., Budyonü, Tschaudjo). Hoher schlanker Waldbaum, an Fluß- 


Fig. 55. Lophira alata Banks. 


A Blühender Zweig, B Blütenknospe, C Blütenkelch, D Blüte, E Blumenblatt, 
F Staubblätter, @, H, J Fruchtknoten, X Blattnervatur. 


ufern besonders verbreitet. Die 3—5-eckigen Samen sind außen braun, 
im Innern rosarot, 2!/, cm lang und 2 cm breit. Etwa 36°/, ihres Ge- 
wichts bestehen aus einem Fett, das sowohl als Genußmittel wie für die 
Seifenfabrikation empfohlen wird. Die Eingeborenen benutzen es als 


Fig. 56. Pentadesma Kerstingti Engl. 


A Beblätterter Zweig, B Blütenknospen, C Staubblattbündel, D, E, F Frucht- 
knoten, @ Frucht durchschnitten, Z, J Same. 


— 10 — 


Speisefett und schätzen es höher als das vorzugsweise zum Brennen 
gebrauchte des Schibaums. — Eine verwandte Art, Pentadesma buty- 
racea Don., die in Togo wohl auch noch aufgefunden werden dürfte, 
läßt ebenso wie P. Kerstingii aus den zerschnittenen Früchten eine 
gelbe, butterähnliche Masse fließen, von der in Büchern behauptet wird, 


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Fig. 57. Bixa orellana L. 

A Blühender Zweig, B Blütenknospe, C© Staubblätter, D Staubbeutel durchschnitten, 

E Fruchtknoten, F Narbe, @ Fruchtknoten durchschnitten, H Blütenquerschnitt, . 
J, K Frucht, L—0O Same, P Embryo. 


daß sie verzehrt werde, was aber wohl auf einen Irrtum beruht. — Ob 
etwa Gareinia Baikieana Vesque var. togoönses Engl. (Lepenabüe, Kong- 
komba) und @. Kerstingü Engl. (Tyifomire, Tschaudjo) gummigutt- 
artige Stoffe liefern, bedarf noch einer Untersuchung. 


— 111 — 


Bixaceae. 

Bixa orellana L. (siehe S. 68) [Fig. 57] (Berniticu, Misahöhe, 
Kiräne, Tschaudjo). Eingeführter, aber überall bei Gehöften ange- 
pflanzter Strauch mit malvenähnlichen Blättern, der wilden Rose ver- 
gleichbaren Blüten und dornigen, braunen Fruchtkapseln. Aus dem 


Fig. 58. Lawsonia inermis L. 
A Blühender Zweig, B—J Blütenteile, X, Z Frucht, M, N, O Same, P Embryo. 


braunroten, abwaschbaren Überzuge der Samen wird ein intensiv roter 
Farbstoff gewonnen, mit dem die Togoneger sich selbst und auch Geräte 
bemalen. Die Samen gelangen besonders von Indien aus nach Europa, 
um damit Seide und Käse orangegelb zu färben (Arnattofarbstoff). 


— 12 — 


Cochlospermum tinetorium Rich. (siehe S. 67) Durch Kochen 
gewinnt man aus den Wurzeln in Sansane-Mangu einen gelben Farb- 
stoff, der auch im Sudan als Fayar bekannt ist. 


Lythraceae. 


Lawsonia inermis L. [Fig. 58] (Läliı, Haussa). Dorniger, in den 
Dörfern angepflanzter Baumstrauch mit kleinen weißen, schön duftenden 
Blüten und Beerenfrüchten. Die getrockneten Blätter bilden einen 
Handelsartikel der Haussas. Zerrieben und mit Wasser übergossen, 
dem etwas Limonensaft zugesetzt wird, geben sie den im ganzen Orient 
geschätzten Hennafarbstoff zum Braunrotfärben der Haut und nament- 
lich der Fingernägel und Handflächen, gelegentlich auch der Pferde- 
mähnen und Schwänze. 


Rhizophoraceae. 

Rhizophora mangle L. (siehe S. 27). Der Mangrovebaum der 
Küste mit Stelzenwurzeln und bereits am Baum auskeimenden Früchten. 
Die Rinde ist gerbstoffreich, aber nicht in dem Maße, wie die der am 
indischen Ozean verbreiteten R. mueronata Lam. und darum für die 
heimische Gerberei ohne Wert. 


Compbretaceae. 


Anogeissus leiocarpus (DC.) G. et P. (siehe S. 27). Die Ein- 
geborenen verwenden die Blätter zum Gerben, besonders der Ziegenfelle. 


Terminalia catappa L. Im Küstengebiet angepflanzter schöner 
Baum mit etagenartigem Aufbau der Äste, großen umgekehrt-eiförmigen, 
an der Spitze der Zweige zusammengedrängten, vor dem Abfall rot 
werdenden Blättern, kleinen grünlich-gelben, zu Ähren angeordneten 
Blüten und zweikantigen, 7—8 cm langen, fleischigen Früchten. Der 
große, spindelförmige Samen in den Früchten (indische Mandel) ist 
wohlschmeckend und enthält bis zur Hälfte seines Gewichts ein geruch- 
loses, hellgelbes Öl. Die Fruchtschalen ebenso wie die Rinde des 
Baumes dienen in Indien zum Gerben und Schwarzfärben. Aus den 
Wurzeln der Terminalia sokodensis Engl., die in den Savannen Togos 
als kleiner Baum häufig ist, stellen sich die Eingeborenen ein Braun- 
färbemittel her. 


Myrtaceae. 

Syzygium guineense (Willd.) DC. (siehe S. 28). Der Rinden- 
extrakt dient als Surrogat für den Hülseninfus der Parkia africana, 
mit dem die aus Raseneisensteintrümmern geklopften Fußböden in den 
Hütten bestrichen werden, um sie fest und widerstandsfähig zu machen. 


Fig. 59. Butyrospermum Parkii (G. Don.) Kotschy. 
A Blühender Zweig, B Blüte, 0, E, F, @ Blütenteile, D Frucht. 


— 114 — 


Die Früchte, von denen es blaue und weiße gibt, werden ähnlich wie 
Wacholderbeeren zum Verbessern des Branntweingeschmacks ver- 
wertet, weshalb der Baum auch Sinti oder Yinti genannt wird. 


Sapotaceae. 


Butyrospermum Parkii (G. Don.) Kotschy!) (siehe S. 28) [Fig. 59]. 
Der Schibaum, eine der wichtigsten Nutzpflanzen Togos, gleicht durch 
seinen knorrigen, verschränkt-ästigen Wuchs unserer Eiche. Seine Rinde 
ist sehr dick, stark rissig und erinnert gleichfalls an die Eichenrinde. 
Beim Anschneiden derselben quillt in reichlicher Menge ein milchiger 
Saft heraus, der zu einer harten, weißlichen Masse gerinnt. Die schön 
geformten länglichen, gestielten, lederartigen Blätter stehen am Ende der 
Zweige dicht gedrängt nebeneinander. Ihr Rand zeichnet sich durch 
starke wellenförmige Biegungen aus. Die Blüten treten in dichten 
knäuelartigen Blütenständen am Ende der Zweige auf; sie sind sehr 
schön, von gelber Farbe, besitzen einen süßen Honigduft und werden 
daher eifrig von Bienen besucht. Sie fallen sehr leicht ab, so daß der 
Boden mit ihnen bisweilen dicht besät ist. Die Frucht ist etwa von 
Aprikosengröße, sehr süß und soll wie eine überreife Birne schmecken; 
sie enthält meist nur einen einzigen, oft fast kugelrunden Samen, der 
in Form und Farbe dem der Roßkastanie ähnelt. Er besitzt eine 
krustige, braunglänzende Schale und eine breite, matte Ansatzfläche 
(Harms in Pflanzenwelt Ostafrikas).. — Der Schibaum tritt in Togo 
lediglich in den Baumsteppen auf. In Wäldern, ebenso in der Nähe 
der Küste ist er noch nicht beobachtet worden. Während er noch an 
der Nordgrenze zu finden ist, reicht die Südgrenze seines Verbreitungs- 
bezirkes im Südwesten bis zu 6° 18°‘ n. Br., im Südosten bis zu 6° 42° 
n. Br. In bezug auf den Boden ist er sehr genügsam, er meidet aber 
Örtlichkeiten, welche regelmäßigen Überschwemmungen ausgesetzt sind. 
Alljährlich während der Trockenheit, insbesondere im Dezember, fallen 
die Blätter ab. Gleichzeitig mit dem Hervortreiben der jungen Blätter, 
Ende Januar oder Anfang Februar, erfolgt das Blühen. Die Frucht- 
reife fällt in die Monate April, Mai und Juni. Die Früchte fallen 
nach vollendeter Reife ab, das Fruchtfleisch verrottet rasch, so daß die 
Samen liegen bleiben. 

Um aus den eingesammelten Samen die Schibutter zu gewinnen, 
breiten die Eingeborenen sie so lange an der Sonne aus, bis die Kerne 
in den dünnen Samenschalen sich gelockert haben. Sodann werden 
die Schalen entfernt und die Kerne herausgenommen. Zur Schibutter- 
bereitung pflegen die Eingeborenen sie erst anzurösten. Zu diesem 


') Der Schibaum in Togo von Graf Zech, Tropenpflanzer 1903, S. 413. 


— 15 — 


Zweck benutzen die Kratschileute eine halbkugelförmige, mit kleinen 
Löchern versehene Schüssel. Diese wird mit den Kernen gefüllt und 
dem offenen Feuer ausgesetzt. Mit einem spatelförmigen Holz wird 
während dieses Prozesses in den Kernen fortwährend herumgerührt. 
In Dagomba benutzen die Leute zum Rösten besondere, etwa manns- 
hohe Öfen, welche eine ähnliche Form haben, wie die in Bangyeli ge- 
bräuchlichen Hochöfen. Sie sind zylindrisch in Lehm gebaut, am 
Boden befindet sich eine Öffnung für die Feuerung. Innerhalb des 
Ofens, etwa über der halben Höhe, ist ein Rost, der aus dicht neben- 
einander liegenden, horizontal eingesetzten Holzstäben besteht und den 
oberen Teil des Ofens von dem unteren trennt. Das Feuer wird am 
Boden angezündet, während die Schinüsse von oben in den ofienen 
Zylinder auf den Rost geschüttet werden. — Das Rösten dauert so 
lange, bis das Fett anfängt, an der Oberfläche der Kerne auszutreten. 
Die Kerne kommen dann in einen Holzmörser und werden mit Holz- 
stößeln zu einer breiartigen Masse zerstampft. In großen, halb mit 
Wasser gefüllten Töpfen wird dieser Brei ausgekocht. Das sich dabei 
abscheidende Fett sammelt sich an die Oberfläche des Wassers und 
wird mit Kalebassen abgeschöpft. Die Schibutter, welche in den 
Handel gelangt, wird nach dem Erkalten entweder zuckerhutartig oder 
als Schalenausguß zur Gestalt einer Kugelcalotte geformt und mit 
Blättern umflochten. — Der Verbrauch an Schibutter im Haushalte der 
Eingeborenen ist sehr bedeutend, sie wird zur Bereitung der Speisen, 
zum Brennen in einfachen irdenen und auch eisernen Lampen, zur 
Seifenfabrikation und zu kosmetischen Zwecken benutzt. Man kann 
den Verbrauch bei den westafrikanischen Inlandstämmen am besten 
vergleichen mit dem Verbrauch an Olivenöl in Italien (Graf Zech). 

In Nordtogo hergestellte Schibutter wird in beträchtlichen Mengen 
über die Landesgrenze nach der Goldküste ausgeführt. Im Jahre 1908 
waren es rund 40000 kg im Werte von 18800 M. Auch nach Europa 
gelangt das Fett von Westafrika aus, um bei der Seifen- und Kerzen- 
fabrikation Verwendung zu finden. Sein Hauptvorzug ist, daß es 
lange aufbewahrt werden kann, ohne ranzig zu werden. 

Oben wurde gesagt, daß auch die Rinde des Baumes beim An- 
schneiden ein Sekret ausfließen läßt, das zu einer festen Masse erstarrt. 
Man glaubte früher, diese in ähnlicher Weise verwerten zu können wie 
Guttapercha. Neuere Untersuchungen!) haben gezeigt, daß dem nicht 
so ist. Immerhin dürfte es ratsam sein, dieser Masse, ebenso wie den 
Säften der Mimusops- Arten, der Pachystela einerea (Engl.) Pierre und 


') Fendler im Notizblatt des Berliner Botanischen Gartens und Museums 


Nr. 37. 
8* 


— 16 — 


Malacantha Warneckeana (siehe S. 29) eine fernere Beachtung zu schenken, 
da es nicht unmöglich scheint, daß sie für die europäische Industrie 
doch’ noch einmal eine Bedeutung gewinnen können. 


Oleaceae. 

Jasminum gardeniodorum Gilg. Schlingender Strauch, bei Mangel 
einer Stütze auch weithin am Boden kriechend. Blätter lederig, breit 
oval, gleich einer Hohlhand gekrümmt. Die vielzipfligen Blüten weiß, 
wie aus Wachs gepreßt, zu kleinen Sträußen vereinigt, sehr wohl- 
riechend, Frucht eine dunkelbraune zweisamige Beere. Da der Strauch 
nach Warnecke sich fast ständig in Blüte befindet, käme er vielleicht 
als Parfümpflanze in Frage. Der Duft der Blumen soll weniger an 
Jasmin als an Gardenien erinnern. 


Apocynaceae. 

Landolphia-Arten. Der Kautschukexport Togos ist zurzeit, wenn 
man von dem bereits erwähnten minderwertigen Kautschuk der Ficus 
Vogelii absieht, ganz auf das Vorkommen der Landolphia owariensis 
P. Beauv. gegründet. Den Angaben v. Seefrieds, Dr. Gruners 
und Mischlichs!) entnehme ich folgendes. Die Hauptkautschukgebiete 
Togos sind Tribu, Adjuti und Akposso, namentlich letzteres. Weniger 
liefern Adeli, Kunya, Buem und Dayi, ganz wenig das Gebirge südlich 
von Dayi (meistens, wenn auch fälschlich, Agomegebirge genannt) und 
nördlich von Adeli bis Bugu. Junge Exemplare der Gummiliane 
finden sich noch im ganzen Ewegebirge zahlreich. An dem isoliert 
östlich davon liegenden Agugebirgsstock ist bis jetzt noch keine an- 
getroffen worden, doch darf man daraus nur auf eine weitgehende Aus- 
rottung schließen. Die Pflanze, welche den Ballengummi liefert, heißt 
in Ewe: A-Bööka oder A-Ngekä, in Tschi: Böwhi, in Avatime: 
Lepapa. Die Adele-, Tribu- und Akpossoleute verfahren bei der Aus- 
beutung ziemlich rationell, indem sie vom Stamm 5 cm lange und 2 cm 
breite Rindenstreifen in 40 cm Abständen herunterschälen und sorg- 
fältig darauf achten, daß das Kambium nicht verletzt wird. Der her- 
austretende Milchsaft wird durch Aufspritzen von Zitronensaft koagu- 
liert und die so entstehenden Kautschukbänder zu kleinen Bällen ge- 
wickelt. Mitunter nimmt man statt des Zitronensaftes auch Salzwasser. 
Erst wenn die Schälmethode keine oder zu wenig Ausbeute mehr gibt, 
wird die Liane ganz durchschnitten und der nun noch abtropfende 
Milchsaft auf untergelegten Blättern aufgefangen. — Die Kautschuk- 


!) Notizblatt des Botanischen Gartens und Museums Nr. 24 und 27 und 
Amtsblatt für Togo 1907, Nr. 30, 


— 117 — 


ausfuhr Togos betrug 1907 163794 kg im Werte von 1094517 M., 
ging im folgenden Jahre der schlechten Konjunktur wegen allerdings 
etwas zurück. 

Landolphia owariensis, die einen bis schenkelstarken Stamm ent- 
wickelt, klettert mit hakenförmig gekrümmten Ranken, die aus einer 
Umwandlung der Blütenstände hervorgehen. Ihre Blätter sind kahl, 
lederig, glänzend grün, oblong, seltener elliptisch oder lanzettlich und 
haben meist eine kurz abgesetzte Spitze. Sie werden 8—12 cm lang 
und 4—6 cm breit. Ihr Stiel wird höchstens 1 cm lang. Die weißen 
oder schwach bläulich-weißen Blüten bilden pyramidale oder eiförmige 
Rispen. Der Kelch derselben ist gelbbräunlich behaart. Die Blumen- 
krone zerfällt in eine zylindrische, etwas bauchige 7—10 mm lange 
Röhre und fünf freie spitze, nur halb so lange Zipfel. Die Frucht 
gleicht in Gestalt, Farbe und Größe einer mittleren oder kleinen Orange, 
und enthält in einer breiigen, eßbaren Fruchtnuß zahlreiche 12—13 mm 
lange Samen. — Neben der Landolphia owariensis ist in Togo besonders 
verbreitet die hier und wohl auch anderwärts keinen Kautschuk gebende 
Landolphia florida Bth. (Lögla, Ewe, Lö, Tschaudjo). Sie ist in allen 
ihren Teilen größer, die immer oben abgerundeten Blätter werden bis 
18 cm lang und bis 8 cm breit, die Röhren ihrer Blumenkronen sind 
12—15 mm lang und deren freie, oben rundliche Zipfel wenigstens ebenso 
lang. Die Frucht ist oft fast doppelt so groß wie die der L. owariensis. 
— Die Carpodinus- und Clitandra-Arten Togos (Clitandra togolana Stapf. 
Barteri Stapf, laxiflora (Pierre) Hall. f., Carpodinus paueiflora K. Sch. 
[Haundetti, Misahöhe] und C. fulva Pierre), die alle wie Landolphien 
klettern, führen gleichfalls keinen Kautschuk in ihrer Milch. 

Kiekxia afriecana Bth. (siehe S. 33), ein Baum, der in Togo 
ziemlich häufig zu sein scheint, wurde früher als die Stammpflanze des 
Lagos-Kautschuks betrachtet. Jetzt weiß man, daß dieser von Kickxia 
elastica Preuß. herrührt, die in der Kolonie noch nicht aufgefunden 
worden ist, aber doch wohl hier und da vereinzelt anzutreffen sein dürfte. 
Angepflanzt und gut gedeihend findet sie sich an mehreren Plätzen. 

Conopharyngia pachysiphora Stapf. (Dai, Ewe). Kleinerer, bis 
15 m hoher Baum im Gebirge und an Flußläufen. Mit den zu Brei 
zerriebenen Blättern färben die Frauen sich die Haare, sie erhalten 
dadurch eine besondere Nüance des Schwarz. 


Verbenaceae. 

Lippia adoensis Hochst. (Nyöna, Ewe, Fasau, Tschaudjo). 
Besonders auf altem Farmland verbreiteter, überall vorkommender Strauch 
mit sehr würzig nach Pfefferminz riechenden Blättern, aus denen durch 
Destillation vielleicht ein Parfum zu gewinnen wäre. 


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Pedaliaceae. 
Sesamum indieum L. [Fig. 60] (Djondjöng, Tschaudjo). Ein- 
jährige, aufrechte, etwa 1 m hoch werdende Pflanze, die durch die Ge- 


Fig. 60. Sesamum indieum L. 


4A Blühender Zweig, B—E Blütenteile, F, G Same, H Drüse am Grunde des Blüten- 
stiels, J Drüse am Fruchtknoten, K, L Pollenkorn, M Same von Sesamum radiatum 
Schum. et Th. 


stalt ihrer weißen oder roten Blüten an unsern Fingerhut erinnert. 
Die in 2-klappig aufspringenden Früchten enthaltenen, kleinen, ei- 


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förmigen flachen und glatten Samen liefern das Sesamöl. In Togo 
wird sie nicht des Öls wegen kultiviert, sondern als Nährpflanze, deren 
Samen man zu Suppe verkocht. Dasselbe gilt von Sesamum radiatum 
Schum. et Th. (Ridiı, Haussa), deren Samen eine grubig-netzige 
Skulptur zeigen und die betäubend unangenehm riechende, meist purpur- 
rote Blüten hat. — Eine im Großen betriebene Sesamkultur dürfte in 
Togo günstige Aussichten haben, da die europäischen Märkte für 
Sesamsaat sehr aufnahmefähig sind. 


Rubiaceae. 

Morinda-Art (siehe S. 41). Das Holz der Wurzeln wird auf den 
Märkten verkauft. Kersting berichtet darüber folgendes: „Von der 
Liane Löu (Landolphia florida) werden Blätter, Blüten und Zweige ge- 
stampft und mit etwas Wasser in kleine Bälle geformt und getrocknet. 
Zum Gebrauch werden die Bälle abgespült und dann mit Wasser drei 
Tage angesetzt. Die Aschenlauge des frischen Holzes vom Gongolü- 
Baum (Cussonia Barteri) wird bis zum Bitterschmecken hinzugetan. 
Wird nun das Ganze nicht so festhaltend blau, daß eine hinein gehaltene 
Hand die Farbe annimmt und festhält, so fügt man von den zer- 
schnittenen Wurzeln der Morinda hinzu und die Farbe wird dann gut.“ 
Das Wurzelholz von Morinda allein färbt gelb. 


Gardenia ternifolia Schum. et Th. (siehe S. 40). Die Samen 
werden zum Beizen schwarzer Schönheitsmuster auf die Gesichtshaut 
junger Mädchen gebraucht.