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NUMISMATISCHE ZEITSCHRIFT.
Eilfter Band.
Jahrgang 187 9.
Numismatifche
ZEITSCHRIFT
herausgegeben von der
numismatifche n Gefellfchaft in Wien
durch deren
Redacftions - Comite.
Eilfter Band. - - Jahrgang 1879.
Mit VIII Tafeln und ü Holzfchnitten.
WIEN, 1879.
Selbftverlag der numismatifchen Gefellfchaft.
Druck derk. k. Hof und Staatsdruckerei.
In Commiuion bei Mauz, k. k. Bof-Verlagg- n. Fiiivcrsilüls Bachbandlug in Wien
i i ii : Mittli rs Sort. Buchb. der,
Soudier. London: Willi
CT
5
IV8
1968
Inhalt des eilften Bandes.
A. Nach der Reihenfolge der Artikel,
Seite
I. Dr. Otto Blau: Die achaemenidischen Feldzeug-
meister und ihre Münzen 1
II. A. Klügin ann: Das römische Kleinsilber aus den
Jahren 650 bis 670 d. St 53
III. M.Bahrfeldt: Fund römischer Familien-Denare bei
Florenz 77
IV. Joseph v. Kolb: Die graecisirenden Umschriften auf
den Antoninianen des llostilianus
V.Franz Trau: Erste bisher bekannte Silbermünze
(Siliqua) von Hannibalianus 02
VI. Dr. A. M issong: Sterling Kaiser Friedrich 11 !>;>
VII. II a ii B B Ig ga ucr: Zur fränkischen Münzkunde 98
VIII. Dr. Carl Schalk: Der Münzfuss der Wiener Pfen-
ninge vor der Beform Herzog Albrecht IV. vom
Jahre 1399 los
IX. Joseph v. Kolb: Ein Goldgulden Kaiser Friedrich IV.
(III.) für Wiener-Neustadt 117
X. f Carl v. Wächter: Versuch einer systematischen
Schreibung der Venezianer Münzen nach ihren
Typen (Schluss) 11!)
XI. Dr. A. M issong: Huldigungsmedaille der Stadt
Palermo 160
XII. Joseph v. Kolb: Der Tiroler Kreuzer v. Jahre 1809 163
XIII. Dr. I'r. K en ner: Asia in Lucanien
XIV. Dr. A. Klügmann: Die Darstellungen öffentlicher
Monumente auf den Münzen der Republik
VI
Seite
XV. Dr. Fr. Kenner: Bronzemedaillon der Kaiserin
Faustina 227
XVI. A. Mar kl: Die Münzen des Tetricns und Claudius II.
mit dem Bildnisse zweier Kaiser Söt »
XVII. Dr. Fr. Kenner: Goldmedaillon von Constantin dem
Grossen 234
XVIII. W. Heyd: Ueber die angeblichen Münzprägungen der
Venetianer in Accon, Tyrus und Tripolis 237
XIX. Dr. A. Luschin v. Ebengreuth: Beiträge zur
Münzgcschichte der Steiermark im Mittelalter 243
XX. Dr. Carl .Sehalk: Die österreichischen Goldgulden
im XV. Jahrhundert 260
XXI. Dr. A. Luschin v. Ebengreuth: Die Münzen und
Medaillen der Familie Eggeuberg 284
XXII. Dr. Arnold Busson: Raitpfenning des Tiroler Kam
Hiermit raths Kniest, von Stahlburg 202
XXIII. M. Bahrfeldt : Die Münzen der Sta.lt Stade. 300
B. Nach numismatischer EitUheilung,
Alte Zeit.
XIII. Dr. Fr. Kenner: Asia in Lueanien
I. Dr. Otto Blau: Die achaenieniilisehen Feldzeug-
meister und ihre Münzen !
II. A. Klügmannn: Das römische Kleinsilber ans den
Jahren 650—670 d. St
XIV. A. Klügmann: Die Darstellungen öffentlicher Monu-
mente auf den Münzen der Republik 203
III. M. Bahrfeld: Fund römischer Familien-Denare bei
Florenz 77
IV. Joseph v. Kolb: Die graecisirenden Umschriften auf
den Antoninianen des Hostilianus 83
V. Franz Trau: Erste bisher bekannte Silbermünze
(Siliqua) von Hannibalianus 1)2
VII
Seite
XV. Dr. Fr. Kenner: Bronzemedaillon der Kaiserin
Faustina 227
XVI. A. Markl: Die Münzen des Tetricus und Claudius II.
mit dein Bildnisse zweier Kaiser 230
XVII. Dr. Fr. Kenner: Goldmedaillon von Constantin dem
Crossen 234
Mittelalter und Neue Zeit.
XVIII. A. Heyd: Ueber die angeblichen Münzprägungen der
Venetianer in Accon , Tyrus und Tripolis 237
XIX. Dr. A. Luschin v. Ebengreuth: Beiträge zur
Münzgeschichte der Steiermark im Mittelalter 243
VI. Dr. A. M is 8 ong: Sterling Kaiser Friedrich II 9f>
Vau. Dr. Carl Schalk: Der Münzfuss der Wiener
Pfenninge vor der Reform Herzog Albrecht IV.
vom Jahre 1 ;;!»'.• Ins
IX. Joseph v. Kolb: Ein Goldgulden Kaiser Friedrich IV.
(III.) für Wiener Neustadt 117
X. Carl Wächter: Versuch einer systematischen B
Schreibung der Venezianer Münzen nach ihren Typen
II!)
XX. Dr. Carl Schalk: Die österreichischen Goldgulden
im XV. Jahrhundert 260
VII. Hau- Kiggauer; Zur fränkischen Münzkunde ..... 98
XXIII. M.Bahrfeldt: Die Münzen der Stadt Stade 300
XXI. Dr. A. Luschin v. Ebengreuth: Die Mün/en und
laillen der Familie Eggenberg
XXII. Dr. Arnold Busson: Kailpfenning des Tiroler Kam-
nieriaitraths Kniest von Stahlburg
XI. Dr. A. Missong: Huldigungsmedaille der Stadt
Palermo 160
XII. Joseph \. Kolb: Der Tiroler Kreuzer vom Jahre 1809 163
VIII
Numismatische Literatur.
1. A. P.: Verzeiclmiss von Münzen und Denkmünzen der
Erdtheile Australien, \ Afrika und verschieden«
mohammedanischer D der Jules Fonrobert'schen
Sammlung von A d o 1 \> li W ey 1. 1 < 18
2. A. P. : Revue beige de Numismatique . L72
3. A. P. : Blatter für Münzfireunde von H. Grol i 176
4. A. P.: Das Buch der Schrift von Karl Faulma nn 177
5. 6. C. E.: The Dumismatic Ohronicle and Journal of the
numismati I i
7. F. K.: Zeitschrift für Numismatik von Alfred v. Sallel 184
8. F. K. : Ueber eine Münze von Aineia in Macedonien von
J. Friedlaender.
it. F. K.: Jupiterköpfe ;iui den Denaren blik von
A. Klügmann. . . 190
10. F. K.: Dictionnaire numismatique etc., A. Boutkowski 191
11. A. P.: Ducuments pour Bervir ä la Numismatique dr
FAlsace, A. Engel. . 191
12. Prof. Earabacek : Stickel nnd von Tiesenhaüsen, die
Werthbezeichnungen auf muhammeda
13. Dr.F.K.: Dr. F. [mhoof-Blumer, Porträtköpfe auf
römischen Münzen der Republik nnd der Kaisereeit 11-'
14. Dr.F.K.: A. Klügmann, l'Effigie di Roma nei tipimo
tarii piü antichi 113
15. A. P.: Attilio Portioli ea di Mantova . 415
10. C. E.: Vincenzo Pron di Principi di <
Savoja 0 relative ;ii Ion» antichi Stati 416
17. Dr.F.K.: Zeitschrift für Numismatik von Alfred v. Sallel 117
18. C. E.: The Numismatic Chronicle and Journal of the
Numismatic »Society 126
L9. A. P. : Revue beige de numismatique.
20. A. P.: Blätter für Münzfreunde von 11. (i rote.
21. A. P.: Numismatisch - sphragistischer Anzeiger von 11.
Walte und M. Bahrfeldt 135
22. A. P. : Numismatische Blätter von Jos. N entwich. .
IX
Miscellen.
Seite
Die Münze in Mailand. — Ueber das Reinigen und Bronziren
von alten Münzen 194
Ein Münzfund in Tirol im Jahre 1567. — Guldenmedaille auf
die Eröffnung des Kaiser Josephi-Secundi-Erbstollens in
Schemnitz. — Medaille auf das hundertjährige Jubiläum
der Wiedervereinigung der südlichen Landestheile mit
Ungarn. — Medaille auf Ritter von Schmerling. — Münz-
fund. — Die Münzen der Stadt Lüneburg 438
Nekrologe.
Dr. Otto Blau. — Jules Fonrobert. — Dr. A. D. Mordtmann.
— Joseph Neumaun. — Johann Parapat 443
Sachregister 452
X
Mitarbeiter des eilften Bandes.
Bahrfeldt, M., Stade in Hannover.
f Blau, Dr. Otto, kaiserl. deutscher General-Consnl in Odese
Busson, Dr. Arnold, Üniversitäts-Professor in Innsbruck.
Coste, P. M., in St. Etienne.
Ernst, Carl v., k. k. Director in Wien.
Heyd, Dr. Wilhelm, Oberbibliothekar der k. öffentl. Bibliothek in
Stuttgart.
Karabacek, Dr. Joseph, k. k. Üniversitäts-Professor in Wien.
Kenner, Dr. Fr., Custos der knnsthist. Sammlangen des Aller-
höchten Kaiserhauses.
Klügmann, Dr. A., in Rom.
Kolb, Joseph v., Verwaltungsrath des Museum Francisco-Carolinum
in Linz.
Luschin v. Ebengreuth, Dr. Arnold, k. k. Dniversitäts-Prof
in Graz.
Missong, Dr. A., k. k. Notar in Wien.
Pawlowski, Dr. A., Ritter v., k. k. Hofrath in Wien.
Riggauer, Dr. Hans. Assistent am k. Mnsenm in München.
Schalk, Dr. Carl, in Wien.
Trau, Franz, in Wien.
t Wächter, Carl, Edler v. Wachenhain, k. k. Generalmajor a. D.
in Linz.
Die achaemenidischen Feldzeugmeister und ihre
Münzen.
G-eneralconsul Dr. Otto Rluu.
Seit ich vor 25 Jahren zuerst von aramaeisch-
persischer Münzkunde sprach (Z. d. M. <•. IX, s. 91),
habe ich in der Dissertation de numis Achaemenidarum
aramaeo-persicis (Leipzig 1855, S. 4) meine Ansicht von
dem Münzwesen der persischen Satrapien kurz dahin zu-
sammengefasst, dass das Münzrecht in der Regel nicht den
Satrapen zustand: dieselben vielmehr nur selten Münzen
schlugen ; wohl aber ein besonderes Reichsamt für die
. inzialiiiiin/e bestand, und öfters, wo es die Mittel zu
»sen Feldzügen zu beschaffen galt, die Befugniss zu
prägen den Feldzeugmeistern beigelegt wurde.
Wohl vereinbar hiermit ist die Vorstellung, wie sie
sieh J. Y. Six in einer seiner neuesten vortrefflichen Arbei-
ten über diese Münzpartie (Berl. Zeitschr.f.Num. [V, S. 99)
-cbiblet hat: „Wenn die Satrapen Geld brauchten zum
Solde ihrer Truppen, liessm sie in der Stadt. WO sie sieh
eben befanden, die nötbigen Summen prägen, soviel wie
möglich auf Kosten der betreffenden Stadt. Um die Typen
bekümmerten sie sich gar nicht und Uberliessen die S<
dafür den Magistraten und Münzbehörden."
- F>r. Otto Blau: Die achaemenidischen
Die Fälle, in denen die Satrapen von dieser Art sich
Geld zu schaffen Gebrauch machten, dürften indess nur
eine Ausnahme bilden: die Regel hat doch sein müssen,
dass bei der Ausrüstung zu grossen Feldzügen, deren Vor-
bereitung oft Jahre lang in Anspruch nahm, aut die recht-
zeitige Beschaffung von Sold und sonstigen Zahlungs-
mitteln sowohl für das Landherr, als besonders für die
Flotte Bedacht genommen wurde. Die Subsidien an Bundes-
genossen spielen dabei allezeit eine Hauptrolle.
In den östlichen Satrapion war der Gebrauch gi
münzten Geldes bis auf Alexander wenig verbreitet
(Polyklet. Fragin. 4. Arrian, Anab. 3, 17. I in so mehr
concentrirte sich der Bedarf und die Erzeugung auf die
westliche Reichshälfte, wo für alle Expeditionen gegen die
kleinasiatischen Staaten, gegen Griechenland, gegen Aeg
ten die Basis der Operationen jener Küsten säum von Pbö-
nikien, Nordsyrien und Kilikien war, in den die aus dem
Inneren des Reiches über den Euphrat PübrendenHeerstrassen
mündeten.
Wie sieh in der Zeit vor dem Untere des Indi-
schen Reiches und v<>r der Münzreform <\c^ Darius eine
grosse Gruppe der europäisch-griechischen Silberpräge am
einen localen Mittelpunkt im Bereiche des pangäi sehen Bi
Werksbezirkes krvstallisirt (Brandis M. M. €k W., S. 2J
so hat auch die Einführung der Silberwährung im per-
sischen Vorderasien und die massenhafte Prägung achae-
menidischen Silbers ihren concreten Ausgangspunkt in
einein Minenbezirke, der etwa erst seit dem VI. Jahrhun-
dert entdeckt oder doch in grossartigen Betrieb genommen
war, nämlich in den Bergwerken des südlichen Taurus in
Kilikien. Im Zusammenhange damit war es ein geschickter
politischer Griff der ersten Achaemeniden , dass sie den
ster und ihre .Münzen.
3
Bergbau auf Silber und Eisen ao der arabisch -ägyptischen
Grenze vernichteten, weil derselbe mehr im Machtbereiche
der Nilländer lag
Von den mächtigen Eisenbergwerken bei Sfs abge-
sehen, ist — und war noch mein* vor ihrer allrnäligen
Erschöpfung — die Haiiptsilberzeche in Kilikien derCom-
plex von Gruben, welcher im Mittelalter mit arabisch-persi-
schem Namen schlechthin das „Silberwerk" heisst: Made n-
Sim. So steht deutlich als Prägstätte auf den bisher noch
unerklärten Seldschukenmlinzen geschrieben, die z. B.
St L. Poole Cat. Brit. Mus. Orient III, Nr. 248-251 be-
kannt gemacht hat. Der jetzige und zugleich der älteste
Eigenname der Loyalität ist Tris-Mäden. Hamilton
(Reisen in Kleinasien II, S. 326), der Tri s- Maden besuchte,
bestätigt, dass aus den Bleierzen der Umgegend noch jetzt
dort Silber gewonnen wird. Dasselbe bestätigte mir münd-
lich Fr. Kotschy.
Daö Wort Tria reicht in die aramäisch-persische
Technologie zurück. Es kommt als Ortsname schon bei
Ktesias vor in der Form Ttpi{«, nur dass der Codex den
Lande snamen nicht dabei erhalten hat. Bei Steph. Byz.
s. v. steht nur tx 11« statt der gewöhnlichen
Ergänzung zu üafAayoviq nehme ich an, dass [la/jiyuAta zu
' Iss ich auch etymologisch nicht, welchem Urvolk
dies auf Metallgewinnung bezügliche Tiris angehört, —
1 Die bisher unbeachtete stelle aus der Ptolemaeerzeit l>ei
Aristene (ed. M. Schmidt in Merz Archiv I, 3, 8. .'>."»): 'EXryiro oe xxc
ix r&V -aoay.j'.;;.:v',)v öpiwv riijg 'Aoctj3tac yJraXka £fleXxoC xcä ffld
ffimoroc^oct npoi rat 6i raOra xa5' ov STrsxparrjaav Ilfßffat
yoivov. - Auf die Sitze der Tibarener in Kilikien. als eines R
der biblischen erzreichen Thubal leihe ich in Z. d.M. <;. Will
8. 274 hing •
L*
"* Dr. Otto Blau : Die achac'memdischen
so wenig wie ich, beiläufig gesagt, auch nicht weiss, ob
der in der Türkei jetzt verbreitete Name ci lik für „Stahl-
etwa ursprünglich kilikisch ist und 'AXvß^ und XaAuip aus
Albistän bei Sis herstammen — so irre ich kaum, wenn
icli damit die noch unerklärte Glosse bei Hesych. vi
yiTUv nepaixYi (yivwv •/aXxoOg im homerischen Sprach-
gebrauche für Panzer — ) zusammenbringe, sowie das viel-
bekanntere aramaeische D,"?.'"v Tris, Tr§s ..Schild. Panzer,
Rüstung." Der Name des Bergwerkes verriethe also an
sich die Bestimmung <\vs dort gewonnenen Erzes zu persi-
scher Rüstung.
Ktesias a. a. <>. nennt aber überdies die dort wohnen
den Leute oder Beamten Ttpt^lßavoi. Das ist wiederum ein
persisches Wort, gebildet wie darban Thtirhtiter (Lagarde
Abh. 188); also „cuslos aeris, aerarii; gazophylax" oder
dergleichen Bezeichnung eines persischen Provinzial-
beamten (S. de numis Achaemenid, Not. 21 }; aramaeisch:
Gl iz b a r.
Solche Schatzmeister hatten, wie wir aus Nehem. 7,
22, wissen, unter ihrer Aufsicht und Obhut nicht bloss das
Silber und Metallgeräth, Bondern auch Proviantvor-
räthe, als Weizen, Wein. Oel, Salz u. dgl.
Das Beamtenthum und das Ceremoniel des Achaeme-
nidenreiches lehnt sich vielfach an die Tradition des medi-
schen, babylonischen, assyrischen Reiches an. Insbeson-
dere haben gewisse oberste Hofchargen ihren Titel und
Rang aus nicht- granischen Einrichtungen entlehnt. Selbst
die Sprache am Hofe mag der Natur der Sache nach nicht
gleichmässig eranisch gewesen sein. An den König Arta-
schastha (Esra 4, 7) werden offizielle Schreiben in syri-
scher Sprache gerichtet, und an Xerxes'Vorhöfen sprach
•ister und ihre Münzen. •'
man „tarsisch" R. Salomon bei Calmberg lib. Esther.
P. -i i
Fiint grosse Hofämter werden mit aramaei sehen Namen
bezeichnet: der Erbküchenmeiser, zugleich Staatssecretär,
c>v ^:- Be)-tem (Esra 4. 9), was Josephus Antiqu. 11,
2, 2 durch \W//7£<j.'.c transcribirt; der Oberst-Stallmeister
oder Hofmarschall wo^a Bel-sus, Titel, nicht Eigen-
namen der syrischen Satrapen BsA&rus; der Kronschatz-
meister kmi ^ga} Bel-ginz§, woraus der Eigenname
einiger Prinzen Boloysaog, BoXoy iaar,<; nach medischer
Aussprache entstanden und entstellt ist. Viertens der
Domainen- und Postmeister un:n hyz (1 Chron. 28, 25 — 31.
Esth. 8, 10), ein Titel, aus dem der Eigenname Bapvot£>js,
o\jaldGor,g, armen. Vagharsch entsprungen ist. Zu diesen
tritt als fünfter der Feldzeugmeister nn *?$2l, im Chal-
däischen schon als Balatores in einer alten Königs-
reihe, als llr/.'.rasac in einem Ämtsnamen am persischen
Hofe il'lut. Artax. 1!» aus Ktesias) erkennbar.
Eine bedeutsame stelle für unseren Zweck nimmt
unter seinen Namensgenossen derjenige BaXaropo? ein,
welcher in den Jahren 561—556 \. Chr. in Tvrus zur Zeit
der Erbfolge- und Verfassungsstreitigkeiten , an welchen
der chaldäische und ägyptische HofTheil hatten, während
der Unmündigkeil des Prinzen zum Regenten bestellt wird,
i Mnvers Phon. II. 1, S. 465.) Ich glaube auch in ihm einen
Feldzeugmeister zu erkennen.
nn fejn ist also zusammengesetzt aus dem in der per-
sischen Beamtenhierarchie geläufigen Worte für oberste
Staats- und Hof-Char{ . : und dem oben erörterten nr
in dem sinne Rüstung, Rüstzeug, Kriegsrüstung, I
mit einem ^ entspricht nach Inhalt und Ableitung
O Dr. Otto Man : I
ganz unserem „Feld z eu gm eiste v ,Ll und ist das ara-
maeische Pendant zu dem Tipttißavos des Ktesias.
Die hohe Cultur dieser araniaeisch-persischen Epoche
brachte es mit sich, dass innerhall) des Beamtentums sich
das Wappenwesen in hervorragender Weise entwickelte.
Auf Siegelsteinen nnd Cylindern mit persischen Namen
und aramaeischer Schrift linden sieh Beispiele genug als
Belege der Sitte, dass auf öffentlichen Urkunden und Denk-
mälern neben den Namen nnd Titeln des Inhabers sym-
bolische und heraldische Darstellungen Beines Ranges
ihren Platz fanden. Ein Arzt, Namens Rhodan, mit dem Titel
«Bin (medicns ixrpoc, in der Trilinguis Levy. ph. St. II. 83)
führt in seinem Siegelcylinder einen chirurgischen Apparat
mit Binden und Bandagen (Z. d. M. G. 12, S. 726, ab-
gebildet bei Levy Phon. Stud. 11. Tat'. I. Nr. 3); ein Staats-
rat Hotak mit dem beigeschriebenen Titel ibd.i (vgl. Esra
4, 9 -icd7 ypa^ixoiTtOg als höherer persischer Beamter) ver-
fehlt nicht, in sein Wappen einen Sessel aufzunehmen als
Sinnbild des Sitzes, den er im Käthe einzunehmen hat, wo
die Würdenträger dem Range nach fa Spovoig sassen
gebildet Levy u. a. 0. Nr. 11); ein Phrasaortes, Sohn des
Artadates, von dem wir wissen, dass er ein befestigtes
Detile vertheidigte (Polyaen 4, 3, iT) führt in seinem uns
erhaltenen Petschaft (Levy a. a. O. Nr. 14, mit meiner
Erklärung Z. d. M. (1. 18, 300) Abbildungen der geflügelten
Thiergestalten, die an Burgthoren der Achaemeniden an-
gebracht zu sein pflegten; ein Mithraustes, der sich auf
seinem Siegel als rzjjr iötö ..Intendant der Krongüter"
bezeichnet, fügt dazu die Sinnbilder des Oberjägermeister-
Amtes: Eber, Gazelle und Jagdhund (Z. d. M. G. 18, 199 f.).
Ariobarzanes, einer der ersten kappadokischen Fürsten aus
achaemenidischem Stamme, hat auf seinen Münzen ein ahn-
Feldzi 'lud ihre .Münzen. •
liebes Wappen, das auf das edle Waidwerk zu beziehen
sein wird, einen Greif und Hirsch, und führt auf der Rück-
seite desselben einen Titel, dessen erster Tbeil b>n. der
zweite wahrscheinlich mo oder «mo, also „Oberforst-
meister" ist, wie Neil. 2, 8 das gleiche Amt o-nomoü ge
nannt wird. Einen ..Baal von Gaziura". den man da hat
herauslesen wollen, hat es nie gegeben.
Wenn nach dieser feststehenden Sitte ein achaemeni-
discher Feldzeugmeister, dem ausser dem militärischen
Ränge auch das sämmtliche Verpllegswesen der Armee
übertragen war, seine Attribute in einem vollständigen
heraldischen Wappen zusammenfassen wollte, so bedurfte es
der Zusammenstellung folgender Stücke:
1. des Thronsessels als Zeichen des hohen Reichs-
amtes, das er bekleidete; der „Stuhl des Landpflegers von
Abar Nahrä" unter Artaxerxes I. wird ausdrücklieh
erwähnt Neheni. V>, 7: «©?,
2. des Seepters oder Marsehallstabes, als Abzeichen
seines militärischen Ranges, vielleicht auch als liest der
Abstammung aus altem Könighause (vgl. Winer Bibl.
Realw. s. a. Scepter II, 394). Richter 5, 14: *>?£,
:>. (\v^ Adlers als Sinnbild seines militärischen Coin-
niandos und Verwalters der Zeughäuser, in denen die Feld-
zeielien bewahrt wurden ; denn der Adler war längst vor
den Hörnern Feldzeichen der Perser (Xen. Cyrop. 7. 1,4
derog aram. n*£ Feldzeichen),
4. der Aehre als Vertreterin der Getreidevorräthe,
die er verwaltete (Esra 7, 21,22 sagt das insbesondere
von den Schatzmeistern in Abar-Nahra), ^hp,
5. der Traube wegen der Weinvorräthe . die ihm
anvertraut waren (Esra ebenda) und welche die persischen
<s
Dr. Otto Blau : Die achaemenidbchen
Könige vorzugsweise aus Haleb und Syrien bezogen (Athen.
Symp. 1, 22; olliepaüv ßxcnXeXg röv XaAußwveov u//.
rciovai. ov (piQGi Urjvv.ouyj'.og x.äv AajuiatTxa) rf,s S'jscar •yt'veo
Ikptfdiv atf-rd-Ss y.araf'JTSvadvrcüv xaq ajX7riXo'jj).
Wenn er nun eine aus diesen 5 Stücken gebildete
Gruppe auf das Silber anbrachte, das ihm zur Verfügung
stand (Esra 7, 22 befiehlt der König den Tirizibanen an
die heimkehrenden Juden bis 100 Centner Silber aus-
zuzahlen) und dazu seinen Titel nn H'- „Feldzeugmeisti
setzte, so war ein Münztypus geschaffen, wie er deutlicher
und würdiger kaum erdacht werden konnte, um als Wap-
pen des Feldzeugmeisteramtes auf das Reichssilber-
geld gesetzt zu werden und dies als solches zu kenn-
zeichnen. Die heraldische Figur, die auf dem Sessel thront,
ist natürlich nicht Porträt eines einzelnen Würdenträg<
sondern apotheosirter oder idealisirter Ausdruck der
Dignität.
Dies ist für mich die Lösung des numismatischen P
blems, das unter dem Namen Baaltars oder Baal von
Tarsus bisher umläuft. Einen Baal von Tarsus mit phö-
nikischem Culte und einem Centralheiligthume in Kilikien
hat es factisch s<> wenig gegeben, dass selbst ein Specialisl
wie MoversPhoen.il. 2, 171 ausser di'v ganz spXtg
chischen Fabel, respective aus falscher Deutung eben
unserer Münzen herausinterpretirten Mythe von einem
Zrjg Tepcicg nicht einen einzigen alten Beleg Mir diesen
Cult beizubringen gewusst hat, und sieh begnügt, in _
allgemeinen Ausdrücken eben nur die Münzen als Bev
für einen Cult (\os tarsischen Baal, „welcher nach seiner
Darstellung- als thronender Jupiter mit dem Blitz in der
Rechten (? !) dem tyrischen und karthagischen Baalsamim
"
Bister und ihre Münzen.
entspricht", anzurufen. Wie aber vollends persische Satra-
pen haben zum Baaldienst kommen sollen, das hat noch
Keiner gekündet.
Alle Münzen, die die Aufschrift nn^pa mit dem oben
beschriebenen Wappen oder dessen Modificationen tragen,
sind als das von der Centralstelle des Feldzeug-
meisteramtes ausgegebene Reichssilbergeld der
A eh a einen i den zu betrachten.
Hieiiiit bist sich das zu besprechende .Material von der
engeren kilikischen Heimat, der es bisher zugewiesen
wurde, einigermassen los.
Das Wappen mit der unveränderlichen Aufschrift
Bel-tris and den wesentlichen Attributen: Sessel, Scepter,
Adler. Aehre und Traube bat sich Jahrhunderte lang unun-
terbrochen als dasselbe erhalten und die Achaemeniden-
herrschaft nur bo lange überdauert, bis die Alexander-
drachme an Stelle der persischen Silbermünze trat. Der
- jtem Wechsel, mit dem auch an Stelle des unpersönlichen
Amtes die Person des Mtinzherren in i\vn Porträtköpfen
der Vordei - ehr in den Vordergrund zu treten anfängt,
i>t ein hellenistischer Zug, dem schon die kleinasiatischen
Satrapen gern huldigten, wenn sie bei der Präge von grie-
chischen Gelegenheitsmttnzen sich wenigstens M »weit um
die Typen kümmerten, dass sie sich, um mit ,1. P. si\ zu
Teilen, durch Anbringung ihrer Kopfbilder ..ein kleines
Denkmal stiften Hessen."
- rapenköpfe, und zwar von historisch bekannten
Satrapen finden >i«h nur periodisch auf den Münzen mit
dem Reichswappen und unterbrechen die fortlaufende Reihe
der Emission« eile. Aber kein einziger di<
Satrapen hat enschafl alsProvinziulgouvernenr
10
das Feldzeugineisterwappen führen dtirfi a idern nur
dann, wenn er eben nicbl
wirklicher ode ral-Feldzeugmeister war.
Ein grosser Theil des Satrapengeldes und der achae-
menidischen Silbermünzen überhaupt
kilikischen Münzstätten hen S der
Silberbergwerke würde schon allein dafür
nicht ausserdem bestimmte Legenden, wie KIAIKION
TEPSIKON. 20AIK0N. I 2 2 I K 0 N . N ATI AIKON.
die Bürgschaft dafür böten. Ab<
kilikischen Land«
seinem Territorium geschlagenen Stücke in kenntlii
oder hen ider W<
umgekehrt in den kilikischen Münzsl
Satrapen, die i
haben münzen lassen dürfen.
Nach wiederholter Prüfung der
inwieweit bei <i
Fürstenhaus der ? n ich
zu der Ueberzeugung gekommen, i doch
nur in sehr beschränktem, historisch amgränztem M.<
Fall gewesen ist. Kilikien bat auch nicht, wie ein Versuch
über die Satrapenmünzen in der Berl. Zeitschr. f. Num. II.
s. 312 es darstellt ..im IV Jahrhundi u rcichs-
unmittelbar" im Gegensatz za andern Provi
und die ebenda ausgesprochene Behauptui i
eines persischen Satrapen von Kilikien Erwähn
schehe, widerlegt sich von selbst durch den Hinweis auf
Itin. Alex. XXVII: Arsames satrapa . . . Ciliciae
etc. und Qu. Curtius: III 1. 3: \ qui Cili<
praeerat.
Feldzeuguieister und ihre Münzen. -1 -L
Es gibt eine einfache Lösung aller dieser Schwierig-
keiten und scheinbaren Widersprüche:
Kilikien bot zwar seine Münzstätten dar. Aber die
Centralstelle der Verwaltung, das Feldzeugmeisteramt, von
wo die Emission angeordnet wurde, kurz der administrative
Mittelpunkt alles dessen, was sich auf die militärische Aus-
rüstung, die Steuerordnung, die Naturallieferungen und die
Intendanz der westlichen Provinzen bezog, lag nicht in
Kilikien.
Er hat in der benachbarten Satrapie gelegen, die ara-
maeisch Abar-Nahr ä heisst.
Die Residenz des Feldzeugmeisters mit ihren umfas-
senden Anlagen für Magazine, Provianthäuser, Schatz-
kammern, Parks und Lagerräume hiess Caphren, etymol :
Doppeldorf, Zweidorf, gr. 'Aixfinohg.
Die wirren Sagen der Griechen von der Herkunft der
Perser aus Kr^via. erhalten ebensoviel Licht, als unser
Münzproblem, wenn man Plinius N. H.VI, §. 119 hören will:
Dicta <jst et in Zeugmate Apamea, ex qua ortentem i>e-
tentes exciptt <>i>i>i<lnnt Caphrena mum'tum, quondam
stadiorum J.\X amplttudine et satraparum regia
appellatum, quo tributa conferebantur, nunc in, arcem
redactum.
Hier also, an dem oberen Euphratübergange, an dem
Knotenpunkte aller Ileerstrassen, die aus Babylonien, Assy-
rien und dem oberen Mesopotamien nach dem nördlichen
Syrien und Phönikien, nach Kilikien und dem kleinasia-
tischen Gestade laufen, hier inmitten der Gruppe von Ort-
schaften, die als allsyrische Plätze Tu rme da („Zollamt"),
Telmessos \\x\i\ Oropus, in der makedonischen Zeit,
12
Dr. Otto Blau: Die achaeineuidischeri
Z e u g m a ; A m p h i p o 1 i s und A p a m e a gena n n t w urden ,
in der Nähe der heiligen Hierapolis-Bambyke, hier
lag- innerhalb eines befestigten Terrains von fast zwei g
graphischen Meilen Umfang, wahrscheinlich auf beiden
Ufern des Stromes, der Amtssitz des Feldzeugmeisters.
Plinius' Ortsbeschreibung trifft mehr die am Ostufer gelegene
Schlossruine; Xenophon, der liier vorbeizog, um das süd-
lichere Thapsakus zu gewinnen, erwähnt die an dem
gegenüberliegenden westlichen Ufer vorhandene königliche
Burg mit dem grossen Parke, die beide durch Kyrus den
Jüngeren zerstört wurden (Anal). 1. U 10). Rückwärtig
nach Mesopotamien hinein, war Orrhoe, das spätere
Edessa, nahe gelegen, das nach arabischen Nachrichten
seinen Kamen von den Getreidespeichern (horj, hon
hatte, „weil dort die königlichen Magazine für Weizen,
Gerste, Heu und Stroh warm- i.lakut M. B. III. 368; Z. d.
M. G. 21, S. 337).
Hier also in der regia < ' aph re na haben wir die gr<
Rüst- und Schatzkammer der westlichen Hälfte d<\s Perser-
reiches zu suchen, in die alle Producte und Metalle. 2
münzte und ungemünzte, zusammenflössen und von der sie
wieder ihren Ausgang nahmen. Von der Centralstelle
ressortirten natürlich wieder eine Anzahl Unterämter. He-
sonders in allem, was die Schiffsausrüstung betraf, bedurfte
es gemeinsamer Leitung der Lieferungen in den Flotten-
stationen, und ebenso einer geordneten Verbindung mit den
kilikischen Prägstätten. An der Spitze aber dieses ganzen
Organismus steht der hohe Würdenträger, welchen Xeno-
phon (a. a. 0.) „den Belesys apfevra 2upi<x<;u nennt,
Josephus (Ant. 11, 5, 6) röv rrtq Zvpiag xoü ®oivixr)$ *at
^ccfxocp dag £-ccpyyy- 7 die Bücher Esra und Nehemia „den
Statthalter oder Landpfleger von Abar-Nahra" nennen.
er und Ihre Münzen.
i;>
Im 3. Ruche Esra wird, wie Bertheau zuNeh.II, 9. Esra I\ ',
8 — 10 bemerkt, dag s sse durch vumau bezeichnete Gebiet
in KoOm Supta x.a-: tPotvUr, Obersetzt. Der Ausdruck Jen-
seit des Stromes" für die westlich vomEuphrat gelegenen
Landschaften, welche römisch „Ciseuphratenses" heissen,
ist natürlich vom Standpunkte der persischen Admini-
stration aus zu verstehen, wie schon Juynboll (Comm.
in Mist. Samar. p. 73) gesehen hat. In politisch-militäri-
scher Beziehung wurde das ganze Gebiet zwischen Enphrat
und Mittelmeer als ein Ganzes betrachtet, eingeschlossen
die phönikischen Küstenstädte, deren politische Selbst-
ständigkeit in der Acliaemenidenzeit etwa mit der Stellung
zu vergleichen ist, die die Hansestädte der Nordsee heute
zum Deutschen Reiche einnehmen. Als ein solch einheit-
liches Ganze betrachtete es auch Alexander der Grosse,
als er von Susa den Menes als j~apyov Zvpiag xae <X>r;vAv;r,q
xai K'.Auiag mit 3000 Talenten entsendete, um von da aus
den Krieg gegen Lakedänion auszurüsten (Arr. 3, 16, 9);
und nicht minder Ptolemaeus Philopator, als er Svptav rr
Kothnv y.y.'. KtXtxcag iariv a, nämlich den südlichen
reicheren Theil Kilikiens, seiner Herrschaft einzuverleiben
strebte (Appian Syr. 1 |. Hiernach allein ist es auch zu ver-
stehen, wenn bei Herodot die Gränzen der Satrapie Kili-
kien bis südlich an das Vorgebirge Posidium gere(dinet
werden.
In der Zeit nach den HeereszHgen des Darius I. und
Xerxes erweitert sich der Horizont und der militär-politische
Begriff des Abar-Nahrä uoch weiter. Es kommt wiederholt
vor, dass in der persischen Kriegsgeschichte die sogenann-
ten maritimen Satrapie n unter ein grosses ftfilitärcommando,
eine Westarniee. zusammengefasst werden, und man rechnet
dazu nicht M<»s Kilikien, Pamphylien, Coelesyrien und
J4 Dr. Otto Hlau : Die aehaemenidischen
Phoenike (Diod. XVIII, 6), sondern auch Phrygien, Karien,
Mysien, Lydien, Lykien und Pisidien (Diod. XV. 90. XIV,
12. 19. Xenopli. Anab. I, 1).
Die Höchstcommandirenden solcher grösserer Militär-
bezirke, denen die Provinzialsatrapen untergeordnet waren,
hatten dann, wie wir weiterhin sehen werden, in der Regel
zugleich den Rang als Feldzeugmeister. Sie setzen aber
als solche neben den Titel nn *?pn zugleich ihren Eigen-
namen auf die Münzen, gleichsam zur Kundmachung an die
Truppen und Provinzen, dass zur Zeit der Grosskönig ihnen
das Münzregal übertragen habe.
Da entsteht nun für die Classification der übrig
Münzreihen mit dem Titel nn^ya die Frage, wesshalb di< -
soweit sie vom Feldzeugmeisteramte emittiri wurden, nir-
gend einen greifbaren Personennamen zu tragen seheinen.
sondern sich auf die Legende beschränken, die dann stets
auf der entgegengesetzten Seite des Gepräges als wo nr byn
steht, vorkommt und »ira oder »«nö gelesen werden muss
[ch glaube diese Frage und ein vielbesprochenes
numismatisches Problem zu lösen, indem ich einigen geist-
vollen Winken meines verehrten Freundes J. P. Six in
Amsterdam folgend, in die Numismatik eine Fürstenreihe
einführe, welche ich die Maz ariden nenne. Was später
die Ptolemäer und die Arsakiden thaten. indem sie ihren
Geschlechtsnamen auf allen Münzen wiederkehren lassen.
das haben sie den Mazariden nachgethan.
Das Wörtchen »iro ist Gegenstand der mannigfachsten
Auslegung gewesen. Es hat auch nicht an Solehen gefehlt,
die darin einen historisch bekannten Eigennamen linden
wollten. Halevy hat schon 1872 in einer Mittheilung an die
französische Akademie und später in seinen Melanges
linzen.
15
unter Schlottmanns Beifall (Jen. Lit. Ztg. 1875, Art. i
unabhängig von mir den Landesnamen «inj -jap erkannt,
und fUrnro an den Mazaeus, den bekannten Zeitgenoss
Alexander des Grossen und zeitweiligen persischen Feld-
herrn und Satrapen von Kilikien gedacht. Auch J. P. Six
meinte wohl — nur nach einer anderen Lesart beiDiodor —
denselben Mazaeus, wenn er in seinen classischen Obser-
vations sur les monnaies Phöniciennes (Extr.du numismatie
chronicle XVII) auf dessen Titel 6 rrtg Kihxiccg ap^wv hin-
wies und daran die Hoffnung knüpfte, dass nra Ueber-
setzung dieses ap^wv wäre und mit dem wmn bei Nahum
3, 17 zusammenhängen könnte.
Es ist ein grosses Verdienst von Six, sowohl in jenen
Observations(p.43) darauf hingewiesen zu haben, als auch
brieflich und mündlich mir die Ueberzeugung verschärft zu
haben, dass ein einzelner Personenname in »•»» schon um
dessentwillen nicht stecken könne, weil dasselbe während
eines Zeitraumes von mindestens 80, vielleicht aber noch
viel mehr Jahren, vorkomme.
Gegen die Lesung Mazari wird von keiner Seite
etwas eingewendet werden können.
Behufs der Deutung dv< Wortes gehen wir mit six
a. a. O. von dem assyrischen oder doch in Ninive geläufig
gewesenen ina aus.
Nazir bedeutet den Geweihten, -m nezer die Weihe
und das Zeichen der Weihe, das Diadem. Das Partici-
pium oder Denominativum viü kann nur d^n bezeichnen,
welcher die Weihe vollzieht, welcher das Diadem setzt
oder bindet. Lautlich tust genau entspricht das hebräische
Man/. er in der Glosse : Theophan. 643, i riXcvs röv
16
Dr. Otto Blau: Die achaemenidischei
v£Öv MoLvcrovp o IpiMveOerou XeAufpwfxevc^, Mecv£>jpdv Isj-
datxo) fpovr^oLTi jüLsrovo/xada^ rf?s ixxÄt)aiag diddaxalov (£xa-
>,£7£v) . . . und das arabischej-ül indem Geschlechtsnamen
Äl-al-Manadzire der syrischen Könige zur Arsakiden-
und Sassanidenzeit, von denen viele als Al-Mnndir oder
' Ala-ii.oOvdapQs geschichtlich bekannt sind.
Zur Sache erinnere ich nur daran, dass in allen grossen
asiatischen Monarchien eine der ersten Bofceremonien bei
jedem Thronwechsel das feierliche Anlegen des Diadems
war. Die Handlung hatte zum Zeichen der Huldigung der-
jenige zu vollziehen, der nächst dem Könige «1er höchst-
gestellte im Reiche war. sei es der nächstälteste Bruder
des Königs, sei es ein weltlicher oder geistlicher Fürst aus
der Zahl der Tafelrunde oder der Geschlechtsverwandt -
schaft des Königs. Solche „Erb-Kronensetzera, wie Lagarde
Abb. 193 sieh ausdrückt, und ihre Sippe bilden dann in
weiterer Descendenz den höchsten Adel de> Land«
Im Sassanidenreiche waren solche Kronensetzer und
Kurfürsten die syrischen Könige al-Manadzire; im
Arsakidenreiche waren es die Könige von Persis mit
dem altpbil ist äiseben Ehrennamen Surena, (Plut. Crass.
21, 6, 7. 6 Eovp>ivas 7rÄourai kcu yivei xai oizr, u.izy. ßaouiot
öivTzpog . . . x.arä yevög iz y.y/r.c 6c£xt>jtg ßaotXeT yevojxivqi
Ilap^-wv imriShat rö o'.dor,\j.c/. Trp&Tog)] im altarmenischen
Reiche waren es die M e d e r - Prinzen vom Hause des
Astyages (Mar Apas Catina XXXI II .: im modischen Reiche
waren es die Könige aus dem Ge schlechte der Syenm
von Kilikien gewesen (vgl. Seböos bei Langlois Hist.
Arm. II, 199, wo der zweite Bang dem kilikischen Fürsten
zusteht mit Herod. 1, 74); im assyrischen endlich die
Babylonier oder Chaldäer.
ter und ihre Münzen.
Die Nachkommen solcher Vasallenfürsten halten in
der Regel viel darauf, dass sie Rang und Titel als ßaaCktlq
i 1 1 1 Verhältnisse zum ßaatAsijg ßaaiXiaiv, oder wie wir etwa
ii würden, als „königliche Hoheit" im Verhältnisse zur
«kaiserlichen Majestät- bewahren, und häufig begegnen
wir ihnen im Besitze reicher geistlicher Pfründen als Ober-
priester (Movers Phon. II. 1. S. 543 ff.); so besonders zur
Achaemenidenzeit in Kontana, Tarsus und Bierapolis.
Die kilikischen Priesterfürsten bekunden mit dem
chlechtsnamen Syennesis selbst ihre Abstammung von
einem iranischen Königshäuser ^viweaig geht, wie ich
aus Ammians Glosse: seansaa = rex regum bereits in
meinen Beiträgen X. d. M.G. VI, 4So erschlossen habe, auf
eine schon damals verschliffene Form des 'Titels der persi-
schen GS-rosskönige S.chahauschah zurück, und will
sagen „Abkömmling eines Grosskönigs", ..Sc ha hin-
seh ah i de."
Ebenso bedeutet Mazarf nra mit ableitendem Jod,
einen Abkömmlin Fürstenhauses, dessen Ahn einst
gewesen war. n?a aber mit absorbirtem N6n, älter wahr-
scheinlich "wo, ist aramaeische Form des ninCvitischen nun,
arabischen ^Ju** hebräischen n.avfyp6$, und phönikischen
im»; letzteres in der Insehrift des Esraunazar II, der sich
..Sohn zweier Gesalbter (d. h. väterlicher- und mütterlicher-
seits) aus den» Hause i\cr Mazariden" nennt (s. meine Er-
klärung in Z. d. M.c. XII, 7^7, wo ich allerdings noch nicht
\\iis>te. wer die DlWößind ). Es hat also mit dem < lesehleehts-
namen eine nichl viel andere Bewandtniss, als wenn die
adeligen Häuser. /. B. von Marschall, von Truchsess, von
Küchenmeister u. a. a. in unseren Tagen die Erinneruni
ein Hofami <-iii<v ihrer Vorfahren heraldisch fortpflanzen.
18
.. Die aehaeraenidiöchen
Um den geschichtlichen Spuren der syrischen Maza-
riden oder Manizariden nachzugehen, bedarf es nur noch
eines Hinweises darauf, dass nach Langlois Nnmism.
Arabes S. 133 schon St. Martin für die Genealogie der Edes-
sener die sprachlich wohl begründete Behauptung erhärtet
hat, dass die im griechischen Munde häufige Namensform
Movicard, M6vv>j<jos u. ähul. in Mesopotamien auf die gleich-
falls erhaltene vollere Form Mavioapos zurückgeht, und
eines nur landschaftliche Nebenform <\v* andern ist.
Einer der ersten arabischen Manadzire, der
späteren Könige von Hirn, von deren Stammmutter es
lieisst: condebat ad Euphratem Jans oppositas sibi u
(Reiske prim. lin. p. 2 jener Manisares, der dem
Trajan Gesandte entgegenschickte, als er i. J. 114 n. Chr.
hei Zeugma den Euphrat überschritt und nach Ed<
marschirte (Dio ( 3, 22). In der Doppelstadt Amphi-
polis - Caphrena (v. ober S. 5 residirte also noch ein
Spross dr± Mazariden-Geschlechtea und dieser bildet das
genealogische Verbindungsglied zu der jüngeren arabischen
Linie der nKronsetzertt.
Ein etwas älterer Mazaride ist der „Nobilis Parthus
Moncsses", der i. .J. 63 n. Chr. eine Vermittlerrolle im
römisch - parthischen Feldzuge am obern Euphrat spielt
(Tac. Ann. XV, 2. Dio Cass. 19, l'<> ff.
Dass der für einen Parther galt^ ist nicht verwunder-
lich, denn er war ein Vetter jenes Mithridates, der ans der
Geschichte des Antonius (Plut. Ant 26) als Neffe eines
Moneses bekannt ist, wo er zu den Verhandlungen i. J.
35 v. Chr. wegen Medien zugezogen wurde als einer, der
syrisch und parthisch dolmetschen konnte (r£v üotpSiari
oicChv/Sftvai duva/xsvwv rt Supiffn) — also ein aramaeisch-
persischer Bilinguis in natura!
Feldzeu-'meister und ihre Münzen.
Der mit Antonius befreundete M on eses oderMenes
(Plut. Ant. 36) um d. J. 40 v. Chr., der eben erwähnte
Oheim des Mithridat (von Commagene?), Zeitgenoss
Königs Tarkondimotus von Kilikien (Plut. a. a. 0. 61 i war
auch des letzteren nächster Landesnachbar. Denn als
Kleopatra von Caesar sich für einen ihrer Prinzen das ganze
Abar-Nahra, <J>otvur;v xat Suptav xa« KcXtxtav erbat (Plut.
a. a. 0. 54), war ihr bereits Moneses bei Antonius zuvorge-
kommen und hatte sieh (a. a. 0. 37) die drei Städte
Larissa, Aretlinsa und Hierapolis in Obersvrien
schenken lassen. Dass eben diese drei Städte das alte Erb-
gut der Mazariden und ehemaliger Familiensitz in achae-
menidischer Zeit gewesen, geht aber daraus hervor, das-
Antonius bei dem Geschenke der drei Städte an die ent-
sprechende Grossmuth und Freigebigkeit der Persischen
Könige zu Tliemistocles Zeiten erinnert wird, die also,
wie es scheint, den Erbherren aus so vornehmem Hause,
für geleistete Dienste, einen gewissen District von Ober-
syrien in der Nähe von Zeugma und Bierapolis als Domaine
treten hatten. Das i>t die tetrarchia Manazerino-
runi, wie ich aus ama Nazerinorum bei Plinius V,
i>. sl beistelle, in Obersvrien.
In ilcv Parther- und Seleucidenzeil wird sich das
Geschlecht der Mazariden unter dem Purpur der Ober-
priester in Hierapolis in ähnlicher Weise verborgen gehalten
haben, wie die Schahihschahiden in Kilikien. Auffällig
wenigstens isl die Notiz Lucians (de Dea Syra <•. 42), dass
in Hierapolis am Euphral der alljährlich gewählte Hohe-
priester berechtigt war, den Purpur und die königliche
Tiara zu traf im sie nicht dahin verstanden werden
darf, dass >\*-v Hohepriester, gleichwie der in Komana am
20
Dr. Otto Blau : Die achaemenidischei
Saros, königlichen Stammes und Spross eines ntJO war:
y.ai BGTiv oi>r^g divrs po g xara npif/V 'j.zry. rdi ßaaikioc
(Strab. 535).
Auf alten Stammsitz der Mazariden in dieser Gegend
deute ich es auch, wenn Apollodorus III, 14. 3 erzählt:
Savdaxog iv. Svpiocg iÄ-5'Jjv £Ü KtXtxtav nokw exnag KeXevoeptv
y.ai. yritkag <l>apvax?5v r^v Meysoadpou lies Mfivsaffctf
Kivvpav röv Supiwv ßaatXia ryevvYjasv. Pharnake weist Überall
auf persische Verwandtschaft, und Pharnake war auch der
vormakedonische Name von Apamea (Eust. ad Dionys.
918), welches auch Pella hiess und von wo jener Ms':
UsXXalgg gebürtig gewesen sein mag, den Alexander der
Grosse zum Hyparchen von Phönike, Syrien und Kilikien
bestellte (Arrian III, 16, 9). Den historisch wichtigen Platz
Tpinotpdfoioog rrfc avw St^tas I Diod. Will. 39, 1 >, wo i. J.
322 die erste Theilung des Reiches unter den Generalen
Alexanders stattfand, halte ich nicht für verschieden von
dem napädetaog des üiUavg des „Beherrschers von Syrien"
(s. oben S. 12) und erkenne in Tpi einen Rest seines
Titels als Feldzeugmeisters, ;-.-.
Für die Achaemenidenzeit lege ich mir die Geschichte
des Hauses der Mazariden so zurecht, dass ich annehme und
aus den Münzen der Feldzeugmeister zu erweisen suche,
dass das Feldzeugmeisteramt in der Familie der Mazariden
als eine der hohen Keichswiirden erblich oder traditioneil
bleibend war, und von ihnen von der Residenz am Euphrat
aus in gewöhnlichen Zeitläuften ractisch geübt wurde, ohne
dass ihre persönlichen Beinamen etwas zur Sache gethan
hätten. Unterbrochen wird die Tradition nur zeitweilig in
Fällen, wo der Grosskönig einen besonderen General-Feld-
zeugmeister ernannte, der nicht aus dem Geschlechte war.
'.iid ihre Mü
21
sondern in ausserordentlicher Vollmacht das Münzrecht
übte. Natürlich hat die [nhaberschaft dieses Erbamtes nicht
einen von Anfang bis zu Ende gl eich massigen Standgehalten.
Die Entwicklang des Institutes fängt unter Darios [. an,
es erreicht seine höchste Bliitlie unter Darin s IT. und zer-
fällt in sieh mit dem Falle Darius III.
Dies vorausgeschickt versuche ich nun das Materia
nach historischen und numismatischen Gesichtspunkten zu
gruppiren, um den achaemenidisehen Feldzeugmeistern
ihren historischen Platz zu siehern. Die Reihe ist folgende:
Mazari l. Medus um 540 v. Chr.
Unter Kvrus kann weder von einer nach Satrapien
geordneten Provinzialverwaltung, noch von geordnetem
Münzwesen oder gleichmässigem Mttnzfusse in Vorderasien
die Rede sein. Das ganze Land westlich der Euphrat- und
Halys-Linie war nach dem Falle des lydischen Reiches eine
386 Militardietatur. Die Schätze des Kroesus mussten
noch vorhalten, wenn Noth war. Persisches Silbergeld kommt
neben kleinasiatisch-griechischem dieser Epoche gleichsam
mir a titre d'essai vor. Dahin rechne ich z. B. die ein-
seitig mit dem Darikentypus geprägten Stücke von 15
bis 14 Gr. mit dem Namen nYOATOPH^. Die nur ein-
seitig geprägten Münzen gehören nach dem Ergebnisse des
Fundes von Mvt ruhineh in der Regel und der cyprischen
Analogie nach in die Zeit vor 526; und dien in die Zeil
des kyrus (doch npo KOpovroQ Uipaov, d. h. unmittelbar vor
der Einnahme von Sardes durch Kyrus) setzt Bato Sino-
pensia fragm. 2. den Tyrannen Pythagoras von Ephesus;
ionisch aber ist die Münze nach der Namensform. Der erste
22
Dr. Otto Blau: Die achaemenid
Statthalter des Kyrus war ein Perser Tabal. Er residirte
nach Herodot und Pausanias in Sardes und in Priene, ver-
einigte also in seiner Hand die spätere IL und I. Satrapie;
zu letzterer gehört aueh Lykieu. Und ich stelle dalier die
Vermuthung hin. dass die Satrapenmtinzen (Brandis s. 42- i
mit der Legende Dänähvälä, d. i. 'Ha» von diesem Tabal
geselllagen sind. In den vonDarius eingeführten und strict
durchgeführten Mtinzfuss passen sie nach dem Gewichte
wenigstens nicht. Als Tabal durch den Aufstand des
Paktyas arg bedrängt war. entsendete Kyrus um f>4<> v. Chr.
seinen ersten Vertrauten Ma£a/»js, den Meder (Herod. 1,
156 ff.) mit einer Armee zum Entsatz zu Hilfe. Eine
ursprünglich medische Abstammung der Mazariden halte
ich schon wegen des frühen Vorkommens des Namens
Pharnake in der Familie für nicht unmöglich; auch ihre
spätere Verwechslung mit Parthern weist darauf hin.
Diesem ersten Mazart Münzen zuzutheilen, kommt mir nicht
in den Sinn : wohl aber möchte ich an die Spitze aller hierher
gehörigen Denkmäler das kostbare Sardonyx-Petschaft mit
verkehrt eingegrabener Inschrift nro, d. i. Mazari stellen,
über welches, mit besonderer Rücksicht auf die dazu
gehörige Stierfigur und den Stier auf den *ira Münzen,
Levy Phon. Stud. II. 40 zuletzt gehandelt hat.
In die Anfänge der Entwicklung des Münzwesens der
Achaemeniden gehört auch die Herodoteische Erzählung
von dem Silbergeide des Aryandes, der v<»n Kambyses als
•j-acyog, Statthalter, nicht Satrap von Aegypten, eingesetzt
war und wegen Münzverbrechens hingerichtet wurde. Die
Thatsache, (läse er das Münzrecht besass, wird nicht
zu bestreiten sein. Vielleicht ist für aryandi sc lies Silber
das mit der lykischen Legende Arohvonti jäs (s. Brandis
487, Fellow. VII, 7) zu halten.
23
Feldzeugmeister und ihre Münzen.
Tadarschu I. Armenus um 520 v. Chr.
Aus Darius I. erster Regierungsperiode, vor voll-
ständiger Organisation <U'* Reiches erzählt die Inschrift
von Behistun die Episode der Expedition gegen Armenien,
die in der Einnahme von Qucu und Tigra i. J. 519 gipfelt.
Qucu wird wohl Sis in Kilikien sein, die spätere Residenz
der Könige von Kleinarmenien, wo sich merkwürdiger-
weise noch im XIII. Jahrhundert Sagen von Darius' einstiger
Besitznahme erhalten hatten (Kitter Erdk. v. Kleinasien LI,
S. 69). An die Spitze dieser, natnrgemäss über den Eupbrat
und Kilikien vorrückenden Expeditionsarmee stellt Darius
den Dadarses. einen Armenier (Inscr. Beh. II, VII -IX ;
die modische Version schreibt denselben, auch c. 111. 3 vor-
kommenden. Namen Tatar schisch. Diesem -ehe ich als
dem ersten nnto, der die kilikischen Minen von Sis und
Tris in die Gewall der Achaemeniden gebracht und ausge-
nutzt hat, einige Münzen, die wegen des vertieften Qua-
drates auf der Rückseite allen anderen Feldzeugmeister-
Münzen voranzustellen sind, welche das vertiefte Quadrat
nicht mehr aufweisen. Dass die Grenze dieser Technik in
die letzten Jahrzehnte des VI. Jahrhunderts hineinreicht,
beweisen unter vielem Anderen die gleichzeitigen kyprio-
tischen Münzen.
Luynes Satrapies pl. U, „Dernes 1. 2."
Av. Wappen des Feldzeugmeisteramtes mit Feld-
zeichen BChräg hinter dem Sessel lehnend. M.tall-
;ith rechts oben, Aehre und Traube in der
Hand. Lebende: Beltris, d. I. „Feldzeug-
meister."
24
Dr. Otto Blau: I > ic- achaejnenidischen
Rev. Armenisches Pyretheum, darin ein nackter und
ein bekleideter Mann vor dem Feuerstock iu
vertieftem Quadrat. Lebende: iumn, d. i. Ta-
dars c hu.
In den beiden Männern, die vor dem Feueraltar einen
Schwur leisten, erkenne ich eine historische Anspielung
auf den Vorgang, welchen Polyaen (7, 12) aus den aller-
ersten Regierungsjahren des Darius von Sirakes erzählt:
den Schwur derPers er räche unter Anrufung des ewigen
Feuers: ö oi 2todxv?£, sTT'.x.aÄov^svog nvp äSävccrov koli
iepöv •>)ws. „ T i jut w p i a v noepä 1 1 £ p a 6) v ", iyrh Aafislv iano-j-
Qoy.a. ,,'lvyw de ir.i: oyo p ßö g ojv xat Hjv imarr^rtV rr,c
yßipag and<Ff}g r/wv, r/«yf>(70jL».aj. c/irta os xae ~orä i;rrd
Die Lesung des Namens und seine Identität mit dem
in den Keilschriften erhaltenen Dadarses, Tatarschisch,
zwischen beiden die Mitte haltend, ist mir unzweifelhaft.
Die seit fast 20 Jahren in Umlauf gesetzte Deutung dieser
Legende auf Datames hat, mit allen ihren Consequenzen
für die chronologische Ansetzung, wie ein Alp auf dieser
ganzen Partie gelegen.
Mazari II. Sisines um 515 v. (Mir.
Unmittelbar an die Dadarses-Münzen schliessen sich
zwei andere Stücke, die ebenfalls das vertiefte Quadrat
noch haben, Luynes Taf. VIII, 3. 4. Nur müssen sie etwas
später als jene gestellt werden, weil derselbe Stempel, den
VIII, 4 zur Vorderseite benutzt hat, auch für VIII, 5 benutzt
worden ist, die das Quadrat nicht mehr hat (brieflicher
Nachweis von Hrn. Six), und ebenso der Av. Stempel von
VIII, 3 auch für VII, (i gedient hat, auf welcher gleich-
J''eldzeugmei*ter und ihre Münzen. -''
falls das Quadrat der Rückseite fehlt (Luyn. Suppl.
p. 108).
Diese Stücke liegen also auf der Grenzscheide der
Technik mit vertieftem und mit glattem Stempel, auf der
Grenzscheide des V und VI. Jahrhunderts. An die Spitze
der Mazart - Mttnzen muss VIII, 3 überdies um dessent-
willen gesetzt werden, weil die ungeschickte Vertheilung
und Anbringung- der vier Buchstaben, des Mem rechts
unten, auf eine gewisse Unfertigkeit des Typus schliessen
lässt.
Nach Esra 5, 3 ff. war in den ersten sechs Regierungs-
jahren des Darius Landpfleger von Abar-Nahrä oder, wie
Esra III, 7, 1 übersetzt wird, ,,princeps trans flumen" ein
in den Keilschriften nicht vorkommender Tatnaj mit dem
Beinamen Starbozenai. Josephus Ant. 11, 1, o — 4, 7,
der ihn übrigens schon seit Kyrus Zeiten des Amtes walten
lässt, nennt ihn Skjivvjs rfis Eupiag v.c/.i Ootvwojs Zrtay/yj kolI
aapaßa^ävrjv. Sisines als richtiger Eigenname wird gestützt
durch Arrian. An. 1, 25, 3, 4 als syropersische Specialität.
Jedes kritische Auge sieht aber, dass Starbozenai und
rjccpscßaaävY)^ oder vapaßcLCdvr,$ kein Eigenname einer
zweiten Persönlichkeit ist, sondern Titel der erstgenannten,
des Sisines. SarpoSzenä bedeutet persisch „gui dtadema
tiarae ivßngitu (Lagarde Abh. 207 Vullers Lex. Pers. II),
also ganz was aramäisch nu& ist; und Sarbozenai ist
also gleichbedeutend mit Ma zart. Aus Esra 5, 8 ergibt
sich übrigens das für die Entstehungsgeschichte der ganzen
Mazariden-Wirthschaf! wichtige Moment, dass sie damals
zuerst Rentmeister auf den grossköniglicben Dörfern und
Gütern in Obersyrien waren, rtenselben, die Xen. 1. 1. :)7
noch als Kö)u.ou UoLP'jadrifoc kennt.
26
Dr. Otto P.lau: Die achfiemenidisehen
Gemeinsamer Typus der Münzen, die ich diesem Ma-
zariden Sisines zutheile, Luyn. VIII, 3—6 und VII. 6 ist:
Av. Feldzeugmeister-Wappen nach links. Feldzeichen
aufrecht (Scepter?) in der einen Hand. Aehre und
Traube in der andern. Beizeichen unter dem
^t-ssel häufig. Legende: Beltris.
Rev. Löwe und Hirsch nach rechts, nur VII. 6 Löwe
und Stier el»cns<>: Legende: n?o Mazarf.
Mazari III. Ariomandes um 40o v. Chr.
Hin neuer Feldzeugmeister aus derselben Familie ist
der, welcher die Münzen Lnyn. VIII. 9.10, IX. 11. 1 2 hat
prägen lassen, die sich an die <\v± Mazari II unmittelbar
anznschliessen scheinen, da die Rückseite Löwe und Stier
mit VII, 6 übereinstimmt. Das Feldzeugmeisterwappen der
Vorderseite erfährt eine geringe Abänderung, Wendung
(\(^ Kopfes nach vom: und au der Hand, die Aehre und
Traube hält, erscheint der Adler, mit geschlossenen Flügeln
(s. Brandis S. 230, N< Ich habe an Mardonios, den
Feldherren der Kriege gegen Griechenland, gedacht, dess
gräcisirter und aus dem Persischen noch unerklärter Name
ans MaCpoviog = -itö entstellt sein könnte. Doch hin ich
meiner Sache nicht so sicher. Entscheiden miisste die Statue
des Mardonios, die in der n-^v. nepaixri in Sparta zu sehen
war (Pausan. III, 11. 3). In dem Münzfunde am Athos aus
der Kriegscasse desXerxes haben sich keine Silberdariken,
sondern nur Gold und attische Tetradrachmen gefunden
(Brandis S. 617). Aber die Schale mit Silberdariken,
die dem Kimon durch einen Ueberläufer dv> Perserkönigs
angeboten wurde ^Plutareh. Kim. 10), ist doch ein Beweis
für deren Emission um diese Zeit, und Kallisthenes (fragm.
Feldzeugmeister und ihre M"
27
hei Plut. ebenda c. 12) nennt bei dieser Gelegenheit statl
Mardonios einen \\v.o;j.2voy;c als Kvpt&Tarov ovra rrj«;
ryr;du.£'j)c. — Bemerkenswert!] sind auf dieser Miinzreihe
gewisse einzeln stehende Buchstaben im Felde
Tadarschn II. Nothus 470 v. Chr.
Viel sicherer ist mir der Feldzeugmeister, den ich
TadarschuII. nenne. Er heisst bei den Griechen TiSpavirng,
eine unverkennbare Nuance des keilschriftlichen Namens,
den wir oben unter Tadarsu I. fanden. — Ti thraustes,
mit dem Beinamen Nothos war nicht aus der Mazariden-
familie, sondern ein natürlicher Sohn von Xerxes. Das
Mttnzrecht stand ihm zu, als er im Jahre 470 Oberbefehls-
haber des Heeres wurde, welches Xerxes in Syrien aus-
rüstete: Diodor. 11. 60, 5: 0*' öi Uipaat rc piv ;re£txdv
ffTpargy/ia oV eecvrwv xar-^sva^av, rd öi vavnxöv riSpoiacw
ix 7£ <I>o'.v>.r,c x.ai KOtt^ou xae K'M/J.<xg' i^rparrz/z'. de rwv IU',-
(jixüjv ovvdfxtuiv TtSpaOaryg, uiog wv silp&v voSog. Am
Enrymedon, wo Tithraustes commandirte, brach dii'.i v. Chr.
die ganze Persermacht zusammen and Kimon erwarb mit
Aristides den Ruhm, alle [nseln und das griechische Klein-
asien vom Perserjoch befreit zu haben.
Diesem Tithraustes i heile ich die Münzen zu. die
Luynes pl. ll .. Dernes :;. \. b.u stehen.
Av. Wappen des Feldzeugmeisteramtes nie auf den
Münzen des Dadarses I.
llcv. Der Feldzeugmeister in Persern, sitzend nach
rechts, in voller Kriegsrtistung und persischer
Tracht. Davor das achaemenidische Baus-
wappen, der sog. Ferwer, Mihi- »»der Auramazda.
Legende: wnn Tadarschu «»der Tidraschu.
28
l>r. Otto T!i;iu: Die ach.-iemenidischei
Tithraustes hat auf den Av.-Stempel seines älteren
Namensvetters zurückgegriffen; einige kleine Nuancen im
Stil und Beizeichen unter dem Sessel sind bemerklieh: der
Schriftduetus der Rückseite ist schärfer und klarer als auf
den Münzen Tadarschu des 1.
Mazari IT. Sumaspes? — 450 v. Chr.
In die Jahre 468 bis 4r>0 also beiläufig die erste
Hälfte der He<u,iernn<;' Artaxerxes (\e* I.. ordne ich die
Münzen ein, welche sich an den Typus von Mazari III.
insofern zweifellos anreihen, als das Feldzeugmeisl
wappen im Wesentlichen und in allen Attributen dasselbe
ist, nur erscheint es jetzt auf der Rückseite. Ich meine
die Reihe Luynes pl. IV. Gaos 1. 2, :'>, <) und pl. V, 7. 8.
Das Mazaririenwappen, der Löwe und Stier, tritt auf die
Vorderseite und zu i\<'v Inschrift nra wird noch das Wört-
chen dd gefügt. Meine frühere Deutung auf persisches Sim
..Silber- ist mir auch jetzt noch nicht die unwahrschein-
lichste, wegen des naheliegenden Bezuges auf die Silber-
minen von Maden- Sim und den vielleicht damit zusam-
menhängenden Namen der Landschaft Sim iNiim. Zeit-
schr. IX. s. 94). Vielleicht ist Beides zu vereinigen. Ich
halte nämlich gefunden — eine Entdeckung, die ich nur
hier nicht weiter ausführen kann — dass unter den Nach-
kommen des M i n otsch e h r in den persischen Königslisten
der Peschdadier Niemand anders zu verstehen ist, als
eben das Geschlecht der Meness ariden (HamzaJsf.
und dass dort alle die in=Asp auslaufenden Namen in den
drei Buchstaben cpx einen Rest des Titels pers. Aspapati,
gr. InizapxGs, aram. Bel-sus bewahrt haben. Während in
diesen Listen A rva n d a s p ==' Apüav&ss, Kurschasp=KOpo$
darstellt, ist Sumasp ein Mino-Tschehride, dessen Name
• e Münzen.
sich wohl mit „Silbergraf" übersetzen lässt. Für die
immerhin nicht ganz abweisbare Annahme, dass ein Per-
sonenname in dd zu suchen sei (Waddington, Six) kann ich
mich wegen der mangelnden Analogie nicht entscheiden.
Jedenfalls ist es vorsichtiger, zunächst darin den Ausdruck
für einen gewissen Zuwachs an Macht und Amt der Maza
riden zu finden. Denn es gehen auffallende Verschiebungen
der Amtssphäre des Feldzeugmeisters unter Artaxerxes L,
der als ein vorzüglicher Organisator des Reiches gilt
(Ditfd. IX, 71. 1 \ vor sich.
Am Ende der angedeuteten Periode, bei sonst unver-
ändertem Gepräge, entgeht nämlich plötzlich der Hand
des Feldzeugmeisters die Aehre und die Traube, das heisst,
er verliert die Verwaltung der Speicher und Keller: Luynes
pl. IV, Gaus 4 und 5! Kr behält nur das Zeughaus (den
Adler) und die Silberkammer (cd) unter seinem Commando-
stabe. Die Concurrenz der Armeelieferanten beginnt, eine
Theilnng der Gewalten. Die der Hand des Beltris entfallene
Aehre and Traube, allein, ohne Symbole der Silberkammer
und des Zeughauses und ohne die Amtsfirma Beltris geht
von Syrien aufKilikien über. Luynes „Maltas and Soli"
pl. XI. 5. pl. XII. 7. Der dazu gehörige Würdenträger ver-
hüllt die linke Band im Gewände und führt an Stelle des
aramaei sehen nra «'in griechisches B als Beischrift. Es
sind die Svennesiden von Kilikien mit dem Range
B (a<jiXet>£), die sich mit den Ma/aiideii in den Geschäfts-
kreis der Armeeverwaltung theilen.
Gelegentlich sei hier der \"üv die Symbolik unserer
Münzen interessanten thrakischen Kupferstücke mit den
Senden BOTPY APrYPOC CTAXYC XPY202
dacht (X. Z. I\. -
«^ Dr. Otto Blau: Die achaemeuidi
Mazari Y. Adaeus 450—413 v. Chr.
Es war im Jahre 450, als Artaxerxes die grossen
RüstungeD gegen die Allianz der Westmächte durch Arta-
bazus und Megabyzus betrieb, die im folgenden Jahre mit
dem sogenannten kanonischen Frieden sich so wenig mit
Ruhm bedeckten. Die persische Armee war 300.000 Mann
stark in Kilikien und Phönikien zasamme s £en, und
mit Eifer und Hast wurde ein ganzes Jahr lang dort Alles
zu einer grossen Entscheidung vorbereitet (Diod. XI, 74).
Cypern, die phönikischen Städte und Kilikien hatten über-
dies die Ausrüstung des Geschwaders \nii 360 Trieren
übernommen. Das war für die Hand eines Feldze -
meisters, auch die geübte eines Mazariden, zuviel. Die
Trennung der Rüstkammer von der Intendanz der Ver-
pflegung erwies sieh nothwendig praktisch. Jene über-
nahmen allem Anscheine nach die Klein-Armenier. in diese
theilten sieh der Mazaride von Abar-Nahrä* und. wie Bchon
am Schlüsse des vorigen Abschnittes gezeigt <\i'\- Syen-
nesis von Kilikien. Doch cum grano salis ! Des Letzteren
mit B versehene und wahrscheinlich in Soli geprägte fer-
nere Münzen (Luynes XI. :;, 1 and 2) haben nur die
Traube, die Weinlieferung, als Oberkellermeister und Ober-
priester von Kilikien. Die Aehre. also die Getreide-
speicher, erscheinen gleichzeitig, aber ohne den Adler
und ohne die Beischrift nro auf der Parallelreihe, die
Luynes Y11I, 7, 8 zusammenstellt. Statt des n?a liegt hier
über dem Löwen und Stier eine Keule, und unter diesem
Wappen bringt der Mlinzherr zwei Mauern zu je 4 Thürmen
ins Feld. Letzteres Emblem erklärt, für mich sehr ver-
ständlich, Xenophon Anab. I, 4, 4: Ini nOXag nj$ KtAtxt'as
ister und ihre Münzen.
x.ä'. rvj£ 2vpiagm rtaav oi ry/jrz ovo rziyr,. y.yj. rö ;j.£v
e<jw^6V Tr/50 ryJS Kuixtag 2vevvs<Ji£ £'./_£ xai Kt/c'xoüv puAaxv
rs o'g^oj TS -so njg 2upi'a$ ßacri/seos k/J'/Er^ fulaxr, yjXdrrsiv.
mikI die Grenzmauem zwischen Kilikien und
Syrien als Symbol der eingetretenen Scheidung der
Aerater ins Wappen der Mazariden aufgenommen. Dass
ihnen der Adler und der Titel „Beltris" in diesem Zeitraum
fehlt, ist ein bemerkenswerthes historisches Factum, um
so mehr, als ebenso eigenthttmlich, der Adler, das Feld-
zeichen, allein auf jenen durch pers. -armenischen Typus
merkwürdigen Münzen erscheint, die Luynes pl. I, 1 und
S.l, aufTiribazus deutete, und die ich (W. Num. Zeitschr.
IX, 95) ausschliesslich für den Tiribazus in Anspruch nehme,
der noch zu Xenophon's Zeit Satrap von Westarmenien
war, von welchem der spätere wohl verschieden ist.
Nach dem Frieden vom Jahre 441» ändert sich die
ganze Situation zu Gunsten des Mazariden Derselbe, der
eben nur noch die Aehre im Wappen hatte, reisst wieder
Alles an sich: man reihe hier die sogenannten Abdzohar-
Münzen ein, Luynes I L I und IV, 1—4. Wiederum erscheint
der Amtsname nn $>jd , dazu das Scepter mit dem Adler,
als Beizeichen zuerst ein Baum (die Forsten), dann Traube
und Aehre. Auf der anderen Seite: Löwe, Stier und die
kilikischen Grenzmauern, und darüber setzt er die pomp-
hafte [nschrift :
l^m Ninji^y ^y >t nta
Mazarides praefectus Abarnahrae et Ciliciae.
Das ist nicht ein Fürst von Kilikien sonst würde ja
l^n voranstehen. Das ist nicht Syennesis, dw erst später
unter dem jüngeren Kyrus -eine weltliche H;iiism;icht wieder
emporzubringen trachtete. Das ist vielmehr sein Neben-
32
Dr. Otto IJhiu : Die achaemenidischeu
buhler der ap&g l-joizg , der Belesys did bps oder Oberst-
stallmeister des Grosskönigs, der Besitzer des Parks
napddeiaosj dessen Reichthümer uns Xenophon ahnen lässl
(Anab. I, 4, 10), wenn er von seiner ßaoiXsia spricht, und
Isidor Charakenus, wenn er weiter abwärts am Euphrat
noch Ruinen eines Biohaißißläfta, das ist eines Palastes
Belesys nennt (maus. Parth 1 1. Das ist der „Holzfürst", der
schomer-ha-pardes , d^n Neuem. 2, 8 .-dn nennt,
indem der Hebräer den persischen Titel des Oberststall-
meisters (.von Asp Ross, etwa: Aspapates) ebenso irrig
für dessen Eigennamen hält, wie die Griechen dessen ara-
maeische Uebersetzung. Das ist der grosse Mazaride, der
„auf dem Stuhl <\v> Landpflegers" sass, und über die
Sehatzmeister jenseit des Wassers - Nehero. 2, 9.
3, 3), der. welchem Artaxerxes befahl, an Esra bis auf
L00 Ceutner Silber, 100 Cor Weizen, L00 Bath Wein,
100 Bath Oel und Sulz ohne Mass auszufolgen (Esr.
7,22).
Wir stehen im Jahre 445, dem 20. der Regierung i\<:>
Artaxerxes (Neb. 2, 1 1, bis ins 25. 440 v. ehr. (Joseph.
[1,5, 7). Da uennt ihn Josephus mit Namen, und zwar
einem gut syrischen Namen: 'Afouov röv nfc Ivpiag xai
*X>rjv/<./:r,z /.w. ^oc}xaptiag inapyov. Vier des gleichen Namens
hm fuhrt Bernstein syr, lex. p. 37 a aus syrischen Schrift-
stellern an. Auf mehreren seiner Münzen steht an hervor-
ragender Stelle neben nrH'2 noch ein n. Soll es die Initiale
seines Eigennamens sein? Für Nichtorientalisten will ich
nur noch bemerken, dass die Variante der langen Legende,
wo bald -in: naj?, bald aber mn: na? steht, nur grammatisch
und dialektisch einen kleinen Unterschied markirt, etwa
wie MetJoxoTOLfxia und Mim rwv -srau/jjv sich unter-
scheiden.
Feldzengmeister und ihre Münzen.
33
Adaens lebte und herrschte bis in Darins II. Regie
rung hinein. Es erscheint in der Geschichte kein anderer
Feldzeugmeister bis zum Jahre 412.
i0j
Pharnabazu I. 412—407 v. Chr.
In die letzte Periode des peloponnesischen Krieges
griff Darius handelnd ein. Als Bundesgenosse der Lake-
dämonier sendete er ihnen Subsidiengelder und das phö-
nikische Geschwader von 300Trieren. Die lakedämonische
Flotte unter Mindarus (Grieche oder ein Syrier? vgl.
Mouv^apos?) kommt dann wiederholt in die phönikiscben
und kleinatia tischen Häfen. Das Feldzeugmeisteramt führt
vom Jahre 412 an Ph arnabazus als i rö»v \k\ 5aXarrYjg
rÖTrwv £/wv zw ffTparnj^tav (Diod. XIII, 36). Unter dem
Begriff Trapa^aXarn'wv rö^wv begreift Diod.XV, 90 <I>p«jy:«.
Kapta, Muaia, Au&a, AOxtoc ri xatllifftöat xat ITa/x^pOXio« xat
KcXtxe?, -:r'. oi xat Supot xai $>Gfvtxs£. Pharnabazus hatte also
das Obercommando über die bewaffnete Macht in der
ganzen Westhälfte des Reiches. Als solcher hat er die
seltene Mim/ i, die bei Luynes I, 1 ihm zu-
gesprochen ist :
Av. Behelmter Kopf nach rechts, davor irano; dahinter
1^3 Pharn a ba zu-Kilik.
Bv. Feldzeugmeisterwappen mit Commandostab und
der Beischrift nnhyi: ohne weitere Attribute,
weder Adler, noch Aehre, noch Traube, zum
Zeichen. das> das Yerpileuswescn in anderen
Bänden war. Sonst ist die thronende Figur in
der Haltung: Profil nach rechts, die linke Hand
im Gewände verdeckt, den Commandostab in
34
Dr. Otto Blau : Die achaemenidischen
der Rechten, nächstverwandt mit der Darstellung
auf den Münzen Mazari des V.
Die übrigen Münzen von Pharnabazus mit dein so-
genannten Arethusakopf, und griechische Typen von ihm
gehören in eine spätere Zeit.
Das alte Feldzeiigmeisteramt am Euphrat ruht, nach
Massgabe der veränderten militärischen Verhältnisse, über-
haupt nun auf eine längere Zeit. Das liegt schon darin zu
Tage, dass Pharnabazus es fttrang - bielt, durch seine
eben erwähnte Münze bekannt zu geben, dass das Amt des
Beltris nach Kilikicn verlegt sei. Denn dass 7^z eb<
Kilikien bedeuten soll, wie -j^n auf dem anderen Typus
von ihm (Luyn. I, 2), ist nicht ernstlich zu bestreiten.
Nur in Betreif des Prägortes möchte ich eine Bemerkung
machen. Zu Kilikien in damaligem sinne gehört unbedingt
die Ortslage dv^< späteren Antioehia am Orontes, noch
innerhalb der südlichen kilikisch-syrischen Pässe. Der
sogenannte Arethusakopf auf den Münzen des Pharnabaz
und seines Zeitgenossen Tithraustes sieht auf dem zu
meiner Disposition stehenden Materiale frappant ähnlich
dem Kopfe des Orontesflusses zu Füssen dvv Antioehia auf
den Münzen Tigranes dos Grossen, [ch bitte diesen für die
Geschichte der persischen Feldzeugmeister- und Satrapen-
Münzen interessanten Punkt weiter aufzuhellen. Die Präge
hängt zusammen mit der wegen der Naehstempelungen
mit griech. Ifl, was mir deutlicher seheint, als das neuer-
lich dafür vorgeschlagene phönikische v = Issos, zumal
weil die persische Colonie vor Antioehia Jopolis
heissen haben soll (Hist. Graec. Fragm. IV, 467, 469, 544).
Dass das Hauptquartier am Euphrat aufgegeben
wurde, hing aber folgen dermassen zusammen.
Feldzeugmeister und ihre Münzen.
Darius IL hatte aus politisch - militärischen Gründen
und auch, um die feindlichen Brüder Artaxerxes und Kyrus
auseinander zu halten, den Schwerpunkt der gesammtea
westlichen Armee in das befestigte Lager im Kayster-
oder Kastol-Felde verlegt und den Kyrus mit dem
Oberbefehl über alle maritimen Satrapien
i. J. 4<>7 dahin verbannt. Mit der Herrlichkeit der Maza-
riden war es da vorbei. Mazarl V. erlebte den Bruderkrieg
nicht mehr. Xenophon fand, als Syennesis sieh mit Kyrus
verbündet hatte, in Kilikien nur das Gerücht verbreitet,
der Feldzug gelte ..irgend einem syrischen Satrapen-, die
kilikischen Pässe nach Syrien zu waren nicht militärisch
vertheidigt, und ebenso wehrlos fielen die ehemaligen Be-
sitzungen des reichen Syrers den Truppen des Kyrus zur
Beute. Syennesis benützt nun die Conjunctur, um aus dem
Bruderzwist größtmöglichen Vortheil für sich zu ziehen.
Da Kyrus ein ganzes Jahr hindurch 402/1 seine Vor-
bereitungen in Kilikien trifft, so findet Syennesis es gerathen,
ihm grosse Geldsummen vorzustrecken, wofür er von Kyrus
erhält, die sonst nur ein König austheilen
durfte. Kyrus handeil schon ganz als präsumtiver Gross-
könig (S. die Ausleger zu Xen. Anab. 1, 2, 26). Wenn
irgend eine Epoche in der persischen Zeit, so sind es diese
Jahre 402 — 400, in welchen die grosse Thätigkeit in allen
kilikischen Münzstätten darauf angewiesen scheint, das
Silber mit den griechischen und bilinguen Aufschriften und
diversen Typen zu schaffen, um die Summen für Kyrus
zusammenzubringen ; und andererseits sind sie eben die
Jahre, in welchen ein persischer BA^IAEY^ persönlich
hat münzen hissen können. Als General Feldzeugmeister,
der er war (Diod. XIV, 12. 19. Anab. 1. l), hatten ihm
schon die 100001 Eriken an Ly sander Gelegenheit gegeben,
36
Dr. Otto Blau Die achaemenidischen
sein Münzrecht zu üben. Jetzt in Kilikien brauchte er
Kleingeld. Ich halte dafür, dass sowohl die Stücke mit
Porträt auf beiden Seiten ( Kynis und Syennesis? Luynes
pl. VI und VII) aus Soli dem Kynis selbst zuzuschreiben
sind, als auch die von Mallos, unter denen, wie Hr. Six
mir mittheilt, neuerlich auch eines mit ganz breitem Diadem,
ähnlich wie auf dem A\ von Kolophon (Luyn. VI Satr.
incert.), vorgekommen ist. S. Zeitschrift tttr Numismatik
VI, S. s4 Nr. 13. Der starke Bartwuchs darf hierbei nicht
befremden; Kynis war gaT nicht so jung; seih Bruder
Artaxerxea hatte bereits eine erwachsene Tochter, die er
Jahrs darauf an Tissaphernes vermählt, ganz zu geschwei-
gen der schönen Aspasia, der Geliebten des Kynis.
Sobald Artaxerxes Mnemou die Alleinherrschaft in
Händen bat, entsendel er als Generalfeldzeugmeister für
die maritimen Satrapien i Diod. XTV, 35. Xen. Bell. 3, L, 3)
seinen Schwiegersohn
Tissaphernes 100 390 v. Chr.
Dieser, mit der Reorganisation derwestlichen Provinzen
beauftragt, nahm das Münzrecht nichl persönlich in An-
spruch. Es g\h\, so viel ich weiss, keine Münzen, die mit
Sicherheit ihm persönlich zuzutheilen wären. Vielmehr traf
er, wie ich glaube, die Einrichtung, dass nach Auflösung
des ciseuphratensischen Zeughauses und Zeugmeisteramtes,
ein neues für die kleinasiatischen Provinzen bequemer
gelegenes Centralamt in Kappadokien errichtet wurde. Ein
Theil des alten Feldzeugmeister-Wappens mit den Em-
blemen Sessel, Adler, Aehre und Traube, wie auf den
Münzen Mazarl IV., der die Provinz Sim an der kappado-
kischen Grenze besessen zu haben scheint, findet sich plötz-
Feldzeugmeister und ihre Mi
i
lieh auf kappadokischen Münzen, mit dem Familienwappen
des Greifen und Hirschen. Die Beiscbrift der Wappen istaber
11 ic-lit nn byz, sondern, soviel ich zulesen vermag : rnc byz. Aus
der Sprache der Mythologie in die der militärischen Ter-
minologie übersetzt, heissi das: Das Yerpflegungswesen
der Armee war von dem eigentlichen Oberbefehl über die
activen Truppen getrennt worden und die gesammte Inten-
dantur dem Fürsten von Kappadokien übertragen mit dem
Rang und Titel eines Generalintendanten fivf) der Parke
(r??%), Zenghäuser, Speicher und Keller. Die älteste Münze
dieses Typus ist die, welche in meiner Dissert, de nuni.
Achaem., Tafel I, Nr. 4 recht sohlecht abgebildet steht.
Der Eigenname könnte dort ein Rest von Tissaphernes
W21& sein. Ich habe das Original leider nicht mehr. Die
Aebre scheint darauf noch zu fehlen.
Tadarsehu III. 396 v. Chr.
Auf Tissaphernes folgt im militärischen Oberbefehl
als Feldmarschall oder Generalfeldzeugmeister über die
maritimen Satrapien Tit braust es, der Dritte seines
Namens (Diodor. XI\ .1. 396. Im Gegensatz zu der
Einrichtung des I issaphernes läset er Münzen mit seinem
einfachen Namen und einem halb von Pharnabaz I. ent-
lehnten, halb neu erfundenen und wahrscheinlich auf das
Mttnzamt amOrontes (^apaxei/xevov nrorajuioö rp 'Jwvträv nokti
roö Xeyoii.ivov Aoobeovros, vuve dl 'Ooovtou Paus an. Damasc.
fragm. 3) bezüglichen Typus schlagen.
Luynes pl. IL 7. 8. 9. 10:
Av. Behelmter Kopf nach rechts (7. 8 wie Pharna-
baz l.i oder links (9. 10). Davor Legende: -.
Ta d arsc h u oder T i d ra s c h u.
3*
Dr. Otto Blau : Die achaemenidischen
Rev. Symbolischer Kopf der Orontesquelien (?) , die
bei der syrischen Stadt Arethusa zusammen-
fliessen, und deren eine ' Aßapßctptn, d. h.
ursprünglich „Nymphe von Abarnahrä" geheissen
haben soll, wie ieli im Nonnosus gelesen zu haben
glaube.
Pharnabazu IL. um :'>77 v. Chr.
Nachdem inzwischen der ehrgeizige und eigensinnige
[ntriguanl Tiribazus, als er im J. 386 das Flottencom-
mando gegen Cypern führte, als rör> oXwv ^wv nw
jxovtav (Diod. XV. 8), eigene Münzen hatte schlagen läse
die auf der einen Seite seinen Kopf, auf der anderen seinen
Namen und das Bild eines k. k. Kämmerers mit dem Bei
zeichen des sogenannten doppelten Henkelkreuzes, d. h.
des Schlüssels dei- S i 1 1t e r k a in m e r zeigen Xiini.
Zschrft. IL 'l\ 8, Nr. 1 i, tritt wieder ein IMiarnabazus auf
den Schauplatz, entweder der Frühere herum, oder der
/weite, der noch zu Alexanders Zeit lebte. Im .1. :;77 war
er Feldzeugmeister. Diodor. XV, 29: <I>apocßa{os und roö
napaoxzvag aiyaÄac £-0'.r,7aro roh npd$ röv Ko\ep.ov yyc fft/Jlwv.
Als solcher setzt er das Gepräge des Tithraustes III. fort,
fügt aber auf einigen Exemplaren (Brandis p. 429 Cab.
Vogue) den Schlüssel dvs Silberbewahrers hinzu, den er
dem Tiribazus abzunehmen gehabt hatte. Die tiieher _
hörigen Stücke bei Luynes sind PI. I. Pharm 2. 3, A.
J. P. Six (observations p. (.» i gibt ihnen bestimmter die
Jahre 378 — 373 v.Chr. Das Verpflegswesen der Armee
scheint um diese Zeit mit besonderer Rücksicht auf die
Flottenausrüstungen zum Theil an die Phönikischen Städte
Fcldzeugmeieter und ihre Münze».
Obergegangen zu sein, wo bald darauf die Typen mit dem
Grosskönig und der alten (Inleere beginnen. Dass bei
diesen Lieferungen die Mazariden nicht unbetheiligt, und
vielleicht nach Phönikien übergesiedelt waren, schliesse ich
aus dem onmö, mit welchem Worte die Ahnen des Esch-
munazar bezeichnet werden. Die genealogische Kette bis
auf Strato I. hinauf, der um 060 regiert, ist nicht ganz
ermittelt. S. Six observat.31 — 33. Von den reichen Getreide-
districten des Grosskönigs ist in der Grabschrift Esmunazars
ebenfalls die Rede. In der Voraussetzung, dass gegen die
sprachliehe Gleichheil von nma mit nto von Kennern des
phönikischen Dialektes nichts Gegründetes eingewendet
wird, knüpfe ich an dies ditkö die Vermuthung, dass die
ganze Serie von phönikischen Münzen, welche zwischen
370 — 350 in AraduB geprägt sind, wie Six observ. S. 7. 9
und 1<> auf ganz anderem Wege gefunden hat, in der
Legende «a die Initialen eben jenes nma bergen. Die
Mazariden hätten dann in dieser Epoche ihren Antheil an
der Verpflegung der Flotte des Artaxerxes von Aradus
ans verwaltet, und wären von da allmälig nach Sidon
hinabgezogen. Das wäre alsdann die Epoche, in der des
Propheten Hesekiel Elegie auf Tyrus und sidon cap. 27.
28. zur Wahrheil geworden ist, wenn er 27, 8 von den
Verdiensten derer v<>n Arvad und Ohelek (Aradus und
Kilikien) spricht, die ihr Rüstzeug (n*?'*]? ebenda Targum
:i(.t. '.» .die Tartscben") an den Mauern aushängen!
Ariobarzanes 363 - 360 v. Chr.
Die Snccursale der Mazariden in Aradus hatte aber
nicht alles in Händen. In Kleinasien hatte, wie schon oben
angedeutet, das Hans der Kappadokier angefangen, in den
40
Dr. Otto Blau: Die achaemenidisehen
Oberhofchargen und dem Feldzeugmeisteramte den Kern
zu seiner künftigen 300jährigen Hausmacht zu legen. Wer
waren diese kappadokischen Fürsten? Alles was ich bei
Belley, Visconti, Mionnet, Waddington, Droysen, Fried-
länder über diese Dynastie lese, befriedigt mich wenig.
Nach den Quellen liegt die Sache so:
Mithridates (Phryx), der als Satrap von Phrygien,
Kappadokien und Lykaonien in den Aufstand Kvrus des
jüngeren verwickelt war (Xenoph. Anal». 11. 5, 35, 111. 3,
1. ff. VII, 8, 25. Aristot. pol, V, 8, 15), verlor bei seinem
Tode seine Herrschaft (Diod. XV, 90) an einen Ariobar-
zanes. Aus Diodor XVT, (.»0, ergibt sieh, dass das Todesjahr
Mithridats 363 v. Chr. ist, und Ariobarzanes von 363- 338
herrscht. Dieser Ariobarzanes muss also identisch sein mit
Ariarath dem [., von welchem die kappadokische Chronik
bei Diod. XXXI, 19, §.3 nach dem griechischen Texte
(nicht nach der lateinischen Uebersetzung) aussagt, dass
sein Bruder Holofernes sich in den aegyptischen Kriegen
des Artaxerxes Ochus auszeichnete, dass Ariarath dann
kinderlos starb und seinen Neffen Ariarath IL, den Zeit-
genossen Alexander <les Makedonien adoptirl hatte (ebenda
§. 4). der also in Kappadokien succedirt, während Mithri-
dates II. die pontischc Linie gründet. Ariarath des I. Vater
ist Äriaramnes IL (von 412—363), wonach meine Be-
merkung über die AL. APIAPAMNOY in dieser Zeitschr.
IX, S. 07 richtigzustellen ist.
Die Identität des Ariarath I. mit Ariobarzanes I. unu
die Richtigkeit meiner Ansieht ergibt sieh nun unzweifel-
haft aus der aramaeiseben Legende der Münzen, die seit
Waddington Ariarath dem IL zugetheilt wurden, bis Fried-
länder Z. f. Num. L\', 269, soviel ieh weiss zuerst, sie Ariarath
dem I. zusprach.
Feldzeugmeister und ihre Münzen.
41
Die Namensforra nima nämlich ist nicht Ariorath zu
sprechen, sondern Arjawarath, in persischer Aussprache
ist daraus Ariarat geworden (Justin. X. 1 nennt so einen
Bruder des Artaxerxes Ochus), in kleinasiatischen) Dialekt.
wo ß damals ausweislich der lykischen Inschriften immer
weich aspirirt wird: Arjowarzanes. Semit ist en werden
längst an der Möglichkeit gezweifelt haben, dass ein ur-
sprüngliches Ariarat in der zweiten Silbe plene mit v trans-
scribirt worden sein sollte. Diese Münzen also mit dem
Wappen des Greifen und de* Hirschen und der Legende
Arjawarath auf der einen Seite 7 und dem persischen
Würdenträger mit Adler, Aehre und Traube und der
Legende ms byi „Oberst- Parkmeister" auf der anderen
Seite, wie sie Luynes pl. V, '2 abgebildet hat, sind Feld-
zeugmeister-Mtinzen aus der Zeit vor der Empörung des
Ariobarzanes, während sie mit gleicher Legende — bei
Adler und Delphin Rev.; Frauenkopf Av. — in die Zeit des
Aufstandes der maritimen Satrapien, wo Arjobarzanes sieh
unabhängig machte, gehören. Die Reihenfolge bei Fried-
länder a. a. 0. l.i und 2. | ist umzustellen.
Ariobarzanes war vor dem Aufstände Feldzeugmeister
oder, um bei verändertem Titel einen fast synonymen Aus-
druck zu brauchen. Greneralqaartiermeisterdes Grosskönigs
für einen Theil der maritimen Satrapien : Lydien, Mysien,
Jonien, Phrygien und Kappadokien (s. die stellen bei
Luynes Satr. p. 7. Anm. 3 und die Register zu Diodor
Didot. Aus. p. 654).
Mazari VI. Belesys um :;.">i) v. Chr.
Der grosse Aufstand der maritimen Satrapien unter
Artaxerxes III. löste zeitweilig die ganze Westhiilftc des
42
Dr. Otto Blau: Die achaememd
Reiches von der königlichen Autorität los. Diodor | XV.
dem wir die verhältnissmässi,a' genaueste Nachricht dar-
über verdanken, führt unter Anderem die Kilikier, Syrer
und Phönikier als betheiliiit am Aufstande auf. Für die
kleinasiatischen Satrapen und Dynasten ist das die Blttthe-
zeit. Die Orontes, Datames, Ariobarzanes, Mausolus spielen
eine Hauptrolle darin: ihre Mtlnzen fallen in das Jahr-
zehend 360—351. Saveisber.-s fortschreitende Entzifferung
i\v^ Obelisken von Xanthus macht Hoffnung, dass wir noch
mehr geschichtliches Detail über diese Periode erfahren
(Beiträge zur Entz. lyk. Inschr. II. S. 229.) Mit g äs
Mühe gelang es Artaxerxes endlieh im Jahre 352, die
Kilikier. Syrer und Phönikier unter sich zu entzweien. so
dass der Sidonierkönig Tennes der Hauptgegner bleibt,
und in Kilikien und Syrien die Abkömmlinge der alten
VasallenfÜrstenhä'user der Syennesiden und Mazariden sieh
auf dieSeite des Grosskönigs stellen. Matotiog (var. Ma£axos)
heisst der av/ojv Kihxiag] er wird Diodor XVI, 42 in
zweiter Linie genannt : in erster Stelle figurirl Bihoug 6
Tis livpiag -jv.-yj-r.z. — Unschwer erkennen wir in ihm
einen Enkel Mazarts <i«-> \ . der den Rang als Bel-sus
gehabt und den königlichen Marstall mit den bekannten
360 kilikischen Schimmeln zu verwalten gehabt hatte. Der
Wtirdename ist hier zum Eigennamen geworden. Die Tra-
dition des Hauses dvv Mazariden lebt im Triparadis wieder
auf und Belesys 11.. der seehste Mazaride, hat nichts Eili-
geres zu thun. als sich zum Feldzeugmeister ernennen zu
lassen und die Münzemission zu creiren. von der Luynes
pl. IX, 13, 14 Proben sind:
Av. Scepter und Feldzeichen mit Adler und der Bei-
schrift nr byz.
Rev. Schreitender Löwe nach rechts Leerende n?ö.
! iinzen.
Ueber die Truppenverpflegung wurde aber viel -
klagt. Die Soldaten desertirten wegen der knappen Ratio-
nen aus Kilikien und Syrien massenhaft nach Cypern wo
Ueberfluss herrschte (Diodor a. a. 0. 42, 7).
Mazari VII. Menes 331 v. Chr.
Unter Darius Codomannus wird noch ein schwacher
Versuch gemacht, Kleinasien in Ordnung- zu halten. Als
Alexander anrückt, commaudirt des Königs Schwieger-
sohn, ein Perser Spithrobates oder Spithradates, Satrap
\ du Lydien und Jonien, die persische Vorhut. Von ihm sind
Satrapenmünzen neuerdings gefunden (W. Num. Zeitsch.
1871, S. 424). Auch in Carien fand eben damals die
Emission von Satrapengeld statt, die Six mit grösster
Wahrscheinlichkeit dem Othontobates zuschreibt.
Eine grosse Emission von F e 1 d z e u g m eist e r-
münzen muss nun nach der Schlacht bei Issus stattgefunden
lialien. deren Typus Sie den syrischen Mazariden zuweist.
Ihr Gewicht aber ist die Tetradrachme, die nachher
Gemeingut im ganzen Osten und Westen nach Alexander
wird. Es sind davon verhältnissmässig viel erhalten: bei
Luynes die ganze Reihe von PI. IX. 20— X, 31. Auch IX.
17. L8, gehören nach dem Gewichte dahin, obschon ohne
[nscbrift. — Charakteristisch ist: Av. das Peldzengmeister-
wappen, ohne Attribute, meist daneben die Beischrift
nn ^pn. — Rev. schreitender Löwe in verschiedenen Atti-
tüden, auf mehreren stücken die Ueberschrift »n»o; öfters
griechische Buchstaben im Felde, [ch kann nach der
ganzen vorangegangenen Darlegung nicht anders als die
hohe Wahrscheinlichkeit aussprechen, da>< der Urheber
dieser Emission der Pelläer Menes, Beiner Abstammung
44
Dr. Otto Blau: Die achaemenidischen
nach vielleicht selbst ein Menessaride, gewesen ist, welchen
Alexnnder von Susa aus als „Hyparehen von Syrien. Phö-
nikien und Kilikien- mit 3000 Talenten Silbers ans dem
königlichen Schatze und dem Auftrage entsandte, in den
maritimen Satrapien (ini Salaaoav) Ilült'smittel für Anti-
pater zum Kriege gegen Sparta zu beschaffen (Arrian.
Anab. 3, 16, 9; Cnrt. 5, 1, 43). Das Silber war angeprägt
und wurde in Syrien gemünzt. Das Hofamt eines crw/xaTO-
y'Stsj.l, welches er früher bekleide! hatte, schloss die Func-
tionen eines Rüstmeisters und Schatzmeisters in sich.
Balakrus 33] 323 v. Chr.
Eine eigentbtlmliche Aufgabe fiel dem Balakrus zu,
der in der Würde des Somatophylax oder „Leibzi -
meisterst der Vorgang M war Arrian
Anab. 2, 12, 2). Die Sendung des Menet SaXaoaav
mit 3000 Talenten war gewissermassen die praktische
Antwort Alexanders .-midie .Mission des Sisines (mazaridi-
scher Familienname!), welchen Darius nach Arrian Anal».
1,25,3 xaTan£y.7Z£i ini Sakaaaa» mit 1000 Talenten, um
einen Mörder Alexanders zu dingen. Man denke sich die
Lage Alexanders vor dem Siege bei [ssns. Die drei zur
Kriegführung nothwendigen Dinge waren in Peindesland
nicht leicht zu beschaffen. Alexander sucht daher durch
den Zug nach Pisidien sich in den Besitz der alten reichen
Mtinzhöfe Side, Aspendns, Sillium und Perge zn setzen.
Er verlangt von den Aspendiern ;'><><> Talente Tribut und
die Stellung der Remontepferde, die bis dahin der Perser-
könig dorther bezogen hatte (Arr. 1. 26, 3). [hres Sträu-
bens ungeachtet (1, 2ti, 5) werden sie gezwungen zu capi-
tuliren und verpflichten sich (1, iJ7. 4): erstens einen
Feldzeugmeister und ihre Münzen.
45
Satrapen von Alexander zu empfangen und zweitens jähr-
lichen Tribut zu zahlen. Unmittelbar uach der Schlacht bei
Issus. wo es galt den Feldzug mit viel grösseren Mitteln
zu ferneren Zielen auszurüsten, ernennt Alexander den
Balakrus zum Satrapen von Kilikien und Pisidien (Diod.
18, 22, 1, Arrian An. 2, 12,2). Kurz vor 323 ward derselbe
von denlsaurern und Labraundesern ermordet. Seine Haupt-
residenz muss er in Pisidien gehabt haben , da Kilikien
wenige Monate später mit unter Menes gestellt wird, und
nach ihm eigene Präfecten hat. Das Verpflegswesen im
Rücken der Armee zu organisiren, musste naturgemäss die
Aufgabe des Balakrus sein. Der Rayon, in welchem diese
Verpflegung ihre Hülfsquellen zu suchen hatte, wird von
Eumenes deutlich als der Complex: Pisidien, Lykien.
Kilikien, Syrien, Phönikien und Kyprus bezeichnet (Diod.
18, 61, 4). Insbesondere hatte Alexander von vornherein,
seit er den Hephaestion mit der Ordnung der Dinge in
Tyrus betraut hatte, die Cooperation der phönikischen
Küstenstädte ins Auge gefasst (npd$ rc/.g Kocpcc^/^-jocg Diod.
17, 40 ff). Das Jahizehend während Alexanders Orient-
Zügen füllt in der Münzgeschichte der phönikischen Küsten-
städte die Suite von Doppelstateren, Halbstateren und
Drachmen, welche Six Observ. p. 38, 39 übersichtlich
tabellarisch zusammengestellt hat. In engem Zusammen-
bange mit diesen steht nach Technik und Gewicht die
Emission von Silberstateren und Th eil stücken ans den
Münzstätten von Pamphylien und Pisidien, die Luynes
pl. III, und ich Z. d. M. (1. IX publicirt haben und Brandis
S. 347 und 496 besprochen und verzeichnet hat.— Nur
im Zusammenhange mit meiner obigen Darlegung der
Mtinzgeschicbte der achaemenidischen Peldzeugmeiste
es möglich, auch dies Problem seiner Lösung zu niiliern.
46
Dr. Ott<j Blau: Die achaemenid
indem ich für den Mtinzherm eben den Balakrns in den
Jahren 332—323 halte. Ein«' eigentümliche Verwirrung
in den Quellen der Geschichtsschreiber Alexanders er-
schwert indess die Entscheidung. Nach Arrian HI. •'. -
und IV, 7, 2 war der Feldzengmeister (pna/pog im SaXaa-
ir.c) ein A s k 1 e p i o d or u s. Nach ( urtius war der College
des Menes ein Apollodorus als praefectns Ciliciae V.
I, 43). [ch vermuthe in einem dieser Namen den Eigen-
namen des Balakrns und halte Bakdxpog, wofür auch
BAAArPOZ geschrieben wird (Benseier W. der -riech.
Eigenn.) für eine blosse Corruption aus dem aramaeischen
Titel des Feldzeugmeisters nri s;-2 = BaXdTopo$ nach phö-
nikisch sisprache. Die mit dieser Reihe nächstver-
wandten sogenannten Syennesismünzen (Luynes 1 und II.
Brandis p. 495 unten), auf denen der Schlüssel der Silber-
kammer und umseitig der Rest einer Legende, wie etwa
dd""(?) Bel-süs als Wtirdenname(?) sieht, sind Vorläufer
der pisidiscb painphvlischen Emission. Stücke der letzteren
sind öfters mit solchen von Tithraustes III. und Mazariden
zusammen zum Vorschein gekommen (briefliche Mitthei-
lung von L.Meyer); das alte Feldzeugmeistergeld war also
in den Kriegscassen noch in Umlauf. Die Kriegsgöttin, auf
der einen Seite aller dieser Münzen, nach dem I'rhilde der
gleichzeitigen armenischen Mithrinesmünze (s. diese Zeit-
schrift IX. s. 100) ist jetzt Symbol des Feldzeugmeisters.
Den libirenden Apollo möchte ich, wenn möglich, auf
den Eigennamen Apollodorus deuten. Der Vogel ist
nicht ein Rahe, sondern der bekannte Adler.
Die vielgeprüfte Legende hinter dem Apollo endlich
lese ich, aber immer noch unter einigem Vorbehalt:
HVäLTRüZ SiD. N „Feldzeugmeister von Sid
oder -on?)- Auf das Graphische kann hier nicht näher ein-
ister und ihre Münzen. "» <
gegangen werden. Der Titel Hvältrtiz als identisch mit
nr bps leuchtet aber schon bei Erwägung dessen ein, was
wir über kleinasiatische Dialekte und deren Barbarismen
(Arr. Anab, 1,26,4 bezeugt das besonders für Side in
damaliger Zeit) aus Classikern wissen. Das semitische a
geht z. B. aus BoXoyeaog in Med. ( WoXyouaog, Paphlagonischem
'OÄr/acrjc, Armenischem Vagharsch in seine weichste
Nuanze w oder u über; kappadokisches Ov^vaaa bei Strabo
neben Benasa zeigt die gleiche Erweichung; imLykischen
ist dieselbe ganz gewöhnlich: Gahvales statt KaßaXevg
(Savelsberg n, S. 226). Eine Convention mit Sidon, falls
der Titel wirklieh F e 1 d z e u gm eist e r v o n 'S i d o n
gelautet hat, halte ich für geschichtlich sehr wühl mög-
lich. Denn unmittelbar nach der Ermordung des Balakrus
und der Zerstörung seiner Schöpfungen in Pisidien wird
das Feldzeugmeisteramt nach — Sidon verlegt ! Es
erscheint:
Mazarf VIII. Bessus 323—309 v. Chr.
Als Sprössling des alten Geschlechtes der Erbfei dzeug-
meister setzt er die berühmte Devise seines Geschlechtes
•-•- .. Kronen Spender" auf Münzen in den alten Frei-
städten, unter denen Tyrus einstens stolz sich die „Kronen
Spenderin-' rn»Bi?a genannt hatte. Die Sidonischen Doppel-
stateren und eine Tyrische Halbdrachme, die hierher
gehören, stehen in der Tabelle bei Six unter den Jahren
323 bis 309 mit Jahreszahlen. Allgemeiner Typus
Av. Der König von Sidon zu Wagen. Dahinter der
Maz aride als hoher Würdenträger, Stabträ
T/.r^To-y/oc. schreitend. Links oben die Legende:
48
Dr. Otto Blau: Die achnemenidiscl.en
Rev. Wogende Galeere mit Daten der Jahreszahl.
Davor auf mehreren Exemplaren a, auf einigen
m (Six observ. p. 35, 10, Head tlie coinage of
Lydia and Persia pl. III, Nr. 5).
Letzteres n, anderswo m, ist die Initiale eines Eigen-
namens, vielleicht der vielbezweifelte B^<j<jos 6 Supt'as
narcä-rtg (Arrian 4, 7, 2). Vielleicht aber auch — der letzte
Rest des zweihundertjäbrigen Erbtitels nn^pa, den die
Griechen in der Regel durch önapyogj i-y.y/^;. tSTpar^ydg
übersetzt haben.
J. G. Droysen hat nach seinem Geständnisse auch in
der zweiten Ausgabe 1877 seiner Geschichte der Epigonen,
S. 64 f. noch kein bestimmtes Resnltal gewinnen können,
welches das Verhältniss zwischen Strategen, Hyparchen und
Eparchen gewesen ist. Hoffentlich trägt zur Klärung auch
dieser Frage für die Epigonenzeit mein obiger Aufsatz
Einiges bei. Ich will sehen jetzt andeuten, dass auch die
Feldzeugmeister d^v Seleukiden und der Arsakiden ein
einziges gross« iG schlecht aus königlichem Stamme waren :
die Sarpedonideu, welche ich nachzuweisen vermag
bis auf die Sassanidenzeit.
Der dürftige Aufsatz von II. Droysen in der Berliner
Zeitschrift für Numismatik [I,S.309ff: „Die Münzen der per-
sischen Satrapen in Kleinasien", den ich zum Schlüsse nach-
lese, enthält, ohne es zu wissen und zu wollen, eine gr
Wahrheit, die jetzt ins rechte Licht tritt: das Satrapen-
geld ergibt sich überwiegend als Product der Revolution,
im Gegensatze zu der geordneten Reichskriegsverwaltung
der Feldzeugmeister, welche als höchste Würdenträger des
Reiches in ihrer Person die Functionen als Grand- in a f tr e
Feldzeugmeister und ihre Münzen.
4M
des Ceremon ies, (i rand-Ma rech a 11, Gran d-Ecuyer,
Grand - Veneur and Grand -Trösorier vereinigen
konnten und öfters vereinigt haben.
Unsere Kenntnis** von der Verwaltung des persischen
Reiches unter den achaemenidischen Grosskönigen tritt
hiermit, insbesondere soweit es die mit der hellenischen
Welt vor Alexander vielfach verflochtene Westhälfte der
Monarchie betrifft, in eine neue Phase. Der Einfluss der
aramaeischen Cultur auf den eranischeu Hof mit allen
seinen Consequenzen für Sitte und Bildung, Religion und
Litteratur tritt in ein neues Licht. Die Brücke ist geschlagen,
welche noch fehlte als ich 1855 in der Dissertation de
nnmis Achaemenidarnin aramaeo-persicis p. 2 schrieb:
rD eest po?> s, quofluetuans rel i<j u iar u m I in g \
q ii (i 1 1 s » u b A e h a > in e v id is . S e l e u c id is . A r 8 a -
c idis fa itj mater ia con s ter // atur.u
Ein volles Menschenalter ist verflossen, seit 1846 dv^
Herzogs von Lnynes bahnbrechendes Werk erschien. Es
ist dem edlen Manne nicht vergönnt gewesen, die Frucht
seiner Arbeit ganz reiten zu sehen. Mein Werk ist ein Ver-
mächtniss seines Geistes. In jahrelanger Correspondenz
mit mir gab er wiederholt die Absicht kund, seine „Satrapien"
völlig umzuarbeiten und neu zu gestalten. Ich glaube seinem
Andenken kein würdigeres Denkmal setzen zu können
indem ich dieser Arbeit zum Schlüsse ein paar Briefe von
ihm aus den Jahren L854 und 1860 anhänge, aus denen
ich gegenüber Allen , die ihm im Leben nahe oder ferne
tanden haben, die Berechtigung und Verpflichtung für
mich hergeleitet habe, das Stückwerk meines WisM-ns und
Könnens wieder einmal gerade dieser schwierigen Partie
in der Numismatik zuzuwenden, deren versuchst
Behandlung meii numismatische Arbeit war.
i
t)vJ [>r Otto Rlau: Die achaemenldiscl
Deux Lettres du Duc d'Albert de Luynes ä Mr. 0. Blau.
1.
Monsieur!
J'aurais du repondre plus tot ä In lettre que Vous
m'avez fait rhonneur de m'ecrire et a l'obligeänt envoi dont
eile etait accompagnee; mais j'esperais dejour enjour pou-
voir, en Vous remerciant comme je le fais aujourd'hui, Vous
soumettre les rßflexions que la lecture attentive de Votre
memoire ine suggere. Votre travail malgre sa brievete*
contient taut d'observations iniportautes, il touche a taut
de points noüveaux de la numismatique pbönicienne que,
plus je L'etudie et plus je m'appercois du temps considö-
rable necessaire a la redaction de> idees qu'il fait naftre.
Je ne veux (Urne pag fcarder davautage a Vous exprimer
combien je suis touche de Votre boune opinion relativement
a ma sincerite d'auteur et d'avoir pris au serieuz ma sou-
missiou a la critique, surtout ä celle des savants qui, comme
Vous, Monsieur, unissent l'erudition ä l'urbanite des formes;
cliose bien rare, nous devons l'avouer, dans toutes les dis-
cussions scientifiques en general.
Je confesse donc, des ä present, que Vous avez re
bien des fautes et renverse* dc^ erreurs dans nu»n livre od
j'en avais soupconne et decouvert dejä beaucoup d'autres.
Plus j'etudie cette diffieile numismatique et plus j'apprends
qu'il est bon de sacrifier son amour propre et de presenter
ses coujectures auxjuges competents sauf ä en voir dispa-
rattre une partie. C'est un aveu qui me coüte d'autant
moins que j'y etais tout prepare.
J'ai voulu dans cet opuscule comme dans la numis-
matique et les inscriptions de Cypre reveler des series mal
re Münzen.
51
connues et tenter ane Classification, au risque de provo-
zier toutes les rectifications necessaires. Je continue ce
travail, comme Mr. Falbe l'avait commence avec Mr. Lind-
berg, en reunissant, si je le puis, dans im corps d'ouvrage
toutes les medailles pheniciennes, puniques, numides et
liebraiqiies connues, et livrant sciemment mes attributions
a la critique, certain qu'elle nie saura gre des Services
que je desire rendre a la science, comme Vous avcz bien
voulu le faire Vous meine, en examinant mes Satrapies.
Permettez-moi de Vous offrir et de Vous envoyer prochai-
nement im exemplaire de cet ouvrage et de celui sur la
Dumismatique de Cypre, et veuillez croire que je profiterai
avec empressement de toutes les objections que Vous
inspireront ces etudes.
Je ne renonce toutefois pas a Vous exposer quelques
objections et reflexions sur Votre memoire ins6re dans le
Journal de la Societe Orientale Allemande; et si Vous le
trouvez bon, je les publierai en Vous les adressant dans
quelqu'un de nos recueils scientifiqiies. Vous ne doutez pas,
je Tespere, du sentiment qui presidera ä mon travail; ce
sera celui de la gratitude pour l'interet que Vous accordez
ä crs difficiles et laborieuses etudes.
Agreez etc. etc.
D'Albert de Luynes.
Paris, UXbre 1854
2.
Monsieur!
,1'ai rceu avec le plus grand plaisir la lettre que Vous
m'avez fait l'honneur <le m'ecrire et mis im tres grand
interet ä lire Votre opinion sur une rare medaille que je
n'ai i>as encore pu classer
4*
52
Dr. Otto Blau: Die achaem. Feldzeugmeister und ihre Münzen.
II serait grand teiops que je reprisse tont mon travail
sur les Satrapies pour en conserver Je peu qu'il y a de bon,
en corriger les nombrenses erreurs et y ajoater ce que la
science nous a fourni depuis eette publication.
Je crois qu'en adoptant une redaction moins detaillee
et plus analogue au livre de Mionnet il y aurait peu d'ob-
stacles ä cette refonte tres abregee. Je uie suis enriebi de
beaucoup de documents nouveaux ; j'ai reconnu mille
erreurs, et il me semble que cela ferait im bon livre tres
urgent. Je vais m'en occuper pour taclier de Ie publier
l'annee prochaine; les materiaux en sont tout prets ; l'eni-
barras est de trouver le moyen de faire graver les planches;
les bons grayeurs sont bien rares: les procedös photog
pbiques bien tentants, mais insuffisants.
Vous habitez, Monsieur, an pays oft la numismatique
doit etre abondante et Vous fournir de nombreux sujets
d'etude. Je soubaite pour la science que Vous pourriez
etre en mesure de la cultiver dans toutes Vos residenci
eile en recueillera certainement de grands avantagi
Airreez. etc. etc.
D'Albert de Luynes.
Hyeres, 28 Fevrier Ig
~xx-
LI.
Das römische Kleinsilber aus den Jahren 650
bis 670 d. St.
\ n
A.. KlügiTiaiin.. -
Die Kömer haben von Anfang an neben den Denaren
Quinare. Sesterze undVictoriate geschlagen. Die Quinare
und Sesterze sind wie die Denare Vervielfältigungen des
As, sie enthalten so viele As, als ihre Namen angeben.
Wie sie demselben Systeme angehören, so haben sie zu-
nächst auch die gleichen Typen, der Romakopf bildet den
Avers, die Castoren. respective die Lunabiga den Revers
der frühesten Denare, Quinare und Sesterze. Dabei war
aber durch hinzugefügte Werthzeichen dafür gesorgt, dass
über den Werth des einzelnen Stückes kein Zweifel sein
konnte. Diese Werthzeichen bestanden aus (Wn Ziffern
der von den verschiedenen Nominalen repräsentirten As:
X. V, IIS- Der Victoriat dagegen gehört nicht in das
römische System. Obwohl er häutig dem Gewichte nach
einen Werth von drei Sesterzen hat, so steht er doch in
keinem bestimmten Verhältnisse zum As. er hat kein
Werthzeichen, sein Name drückt keine Werthbezeichnung
54
A. Klügmann: Das römische Kleinsilber
aus, sondern ist hergenommen von dem Typus, der von
demjenigen des eigentlich römischen Geldes ganz ver-
schieden ist: auf Av. bekränzter Jupiterkopf, auf Rev.
Victoria ein ihr gegenüberstehendes Tropaeon kränzend.
Ausdrücklich bezeugen auch Plinius XXX III. 3, 4<> und
Volusius Maecianus c. 45, dass der Victoriat ursprünglich
nicht eine römische Münze war, sondern in Rom ..niereis
loco habebatur". ' i
Die kleineren Nominale des Silbergeldes sind Dicht
in gleicher Continuiiät geprägt worden, wie die Denare,
sondern nur in einzelnen Perioden, die durch längere Zeit-
räume von einander getrennt sind. Während der Republik
lassen sich drei derartige Prägungsperioden unterscheiden,
insofern man Kleinsilber aus der Anfangszeit der Silber-
prägung, also etwa aus den Jahren 486—537, dann aus
den Jahren 650 — (370 und endlich aus den letzten Jahren
Caesars 705 — 710 kennt. Von diesen drei Perioden soll
im Folgenden nur die mittlere näher untersuchl werden.
da die herrschende Ansieht über das damals geprägte
Kleinsilber nicht in allen Punkten richtig zu sein scheint.
und besonders eine genauere Betrachtung der Typen
manche Schwierigkeiten der Lösung näher bringen kann.
In den schweren Zeitläuften der zweiten Hälfte des
VII. Jahrhunderts ist nach langer Unterbrechung die Prä-
gung aller drei kleinen Nominale wieder aufgenommen,
jedoch nicht zugleich, sondern zunächst prägten einige
militärische Quaestoren wieder Victoriate, dann gewöhn-
liche Monetäre Quinare und Sesterze.
i) Auf den Ursprung und die ältere Geschichte des Victoriata
kann hier nicht eingegangen werden, vgl. darüber Mommsen und
Zobel in der franz. Uebers. der Geschichte des röm. Münzw. durch
Blacas II, p. 85 ff.-, Bahrfeldt in Sallet'a Zeitschr. V. s. :!7 f.
d Jahren 650 —670 d. St.
...»
hi der Zwischenzeit war aber die ursprüngliche Pri s
weise nicht constant geblieben, sondern hatte mancherlei
Abänderungen erlitten und letztere zeigen sieh nun auf
dem neuen Kleingelde nicht weniger als auf den entspre-
chenden Denaren. Die Kamen der Monetäre treten mehr
hervor, die Typen sind mannichfaltiger geworden, die
Werthzeichen dagegen ganz weggefallen. Die Abschaffung
der Werthzeichen muss hier ausführlicher besprochen
werden. Hinsichtlich dc^ Denars wird sie freilich von Nie-
mandem bestritten, aber auf dem Kleingelde hat Borghesi
mehrfach noch Werthzeichen erkennen wollen. Er stellte
die Ansicht auf (Oeuvr.II, p. 304), dass der auf mehreren
dieser kleinen Münzen befindliche Buchstabe Q als das
Werthzeichen des Quinars gelten solle; allein gegen diese
Auffassung erheben sich, wie mir scheint, schwere Be-
denken. Der Buchstabe Q ist wie auf anderen Monumenten
so auch auf den Münzen die stehende Bezeichnung für
das Amt des Quaestors, auf älteren wie auf jüngeren
Denaren wird er von allen Numismatikern übereinstim-
mend in diesem Sinne erklärt, vgl. Nr. 162, 168, 169, 192,
232, 238, 246, 259, 268.2) Es gibt sogar von dem Monetär
C. Fundanius Nr. 1(.)(> sowohl einen Denar als eine
kleinere Münze, auf welchen beiden Name und Q auf der-
selben Münzseite steht; und es würde doch äusserst un-
wahrscheinlich sein, wenn hier, wie Borghesi will, der-
selbe Buchstabe einmal als Quaestor, das andere Mal aber
als Quinarius zu lesen wäre. Dass dies unrichtig sein
würde, räumt auch Mommsen ein, der im Uebrigen Bor-
- Die in <li<'M'iii Aufsätze angeführten Nummern Bind die in
der franz. Hebers, von Mommsen's Hauptwerk durch Blacaa aufge-
stellten.
''-' A. Klüginann : Das römisch» Klein
ghesi's Deutung des Q folgt. Es kommt aber hinzu, dass
pas Q als Werthzeiehen ganz anormal sein würde. Die
alten Werthzeiehen X, V< IIS waren, wenn man von der,
wie es scheint, obligaten Bezeichnung des Bruches durch
den Buchstaben S absieht, nicht Buchstaben sondern
Ziffern, die die Zahl der betreffenden As angaben. Aller-
dings gibt es Buchstaben von gleicher Form wie diese
Ziffern, aber um die Ziffern ganz deutlieh von ihnen zu
unterscheiden, wendete man in späterer Zeit das Mittel
an, dass man einen Strich durch sie zog. Bei VoInsiltS
Maecianus hat Mommsen sie daher auch in dieser Form
abdrucken lassen X, V. HS. Der Buchstabe Q als Initiale
von Quinarius wäre also den gebräuchlichen Werthzeiehen
keineswegs analog. Seine Verwendung würde nichts
weniger als praktisch gewesen sein, sondern Verwirrung
erzeugt haben, weil der gleiche Bachstabe für die Bezeich-
nung einer ganz anderen Sache von Alters her in conti-
nuirlichem Gebrauche war. Wollte man damals den Qui-
naren noch ein Werthzeiehen geben, so lag es jedenfalls
viel näher, das frühere wieder einzuführen, als ein neues
zu ersinnen, das anormal und Missverständnissen ansg
setzt war.
Ebensowenig kann ich den zweiten Versuch Borghesi's
auf den vorliegenden kleinen Münzen eine neue Werth-
bezeichnung zu erkennen, für richtig halten. In sei
Sammlung besass Borgbesi zwei Stücke, welche auf dem
Av. den Apollokopf, auf dem Rev. den bekannten Typus
des Victoriat mit dem Zeichen IS zeigen. Da das Gewicht
dieser Stücke demjenigen von anderthalb Sesterzen
gleichkam, so deutete er das Zeichen als unu> et semis
sc. sestertius vgl. Oeuvr. TL p. 296, Mommsen Nr. 218. In
Hinsicht der Form stellt sich dies IS freilich gut neben
aus d.
die alte Bezeichnung des Sesterz MS, aber dem Werthe
nacli sind beide durchaus incongruent, und awar ist das
Zeichen IIS, welches eine Einheit mehr hat, doch von
geringerem Werthe, als das andere IS. Der Grund
liegt natürlich darin, dass die Einheit nicht dieselbe ist,
bei dem älteren Zeichen bildet das As die Einheit, bei dem
jüngeren aber der Sesterz. Alan mttsste also annehmen.
dass der MUnzfuss ein anderer geworden wäre, oder viel-
mehr, da die Prägung von Denaren fortdauerte, dass zwei
Münzfüsse neben einander existirt hätten. Für eine solche
Annahme liegt aber nirgends sonst eine Veranlassung
vor, und ich glaube auch die beiden Borghesischen Stücke
sind ganz anders zu erklären. In ihrer Beschreibung wird
angegeben, dass das IS einmal von einem Punkte, das
andere Mal von vier Punkten begleitet sei. Solche Punkte
finden sich auf den römischen Silbermünzen der späteren
Republik sehr häufig theils für sich allein, theils neben
den sogenannten Münzbuchstaben und Ziffern, d. i. den
Arbeiterzeichen und dienten wie diese dazu, die einzelnen
bei der Prägung verwendeten Stempel von einander zu
unterscheiden. Da nun z. 15. in der Turiner Münzsammlung
fünf Exemplare der von Borghesi besprochenen Münze die
Beizeichen S, [.-., 11, [II, IUI haben (vgl. Fabretti Catal.
p. 12, Nr. 248 — 52), so ist es klar, dass wir sowohl auf
den Turiner als auf den Borghesischen Exemplaren nicht
Werthzeichen, sondern Arbeiterzeichen zu erkennen haben,
die nicht die Münze als solche, sondern nur die verschie-
denen bei der Verfertigung benutzten Stempel betreffen.
Weitläufiger über die Arbeiterzeichen zu bündeln, ist hier
nichi der Ort nur muss hervorgehoben werden, dass sich
auf den Denaren Werthzeichen und Arbeiter/eichen nur
selten neben einander linden und letztere erst seil dei' Zeit.
58
A. Kliiginanii: Das römische Kleinsilber
als erstere von den Denaren versehwanden, mehr und
mehr in Gebrauch gekommen sind. Ein Nebeneinander-
stehen beider würde leicht zu Missverständnissen Anlas*
gegeben haben.
Drittens ist noch ein Name zu besprechen . den Bor-
ghesi für einen Theil dieser kleinen Münzen eingeführt hat.
In seiner Sammlung waren ausser den erwähnten beiden
Münzen mit IS noch 27 andere mit den gleichen Typen
Apollokopf, Victoria kränzt Tropaeon; die schwerste von
ihnen wog 1*82, die leichteste 1-34 Grm. Das hieraus
resultirende Mittelgewicht von 1*58 Grm. fasste er als die
Hälfte des Victoriat, den er auf 2-925 berechnet hatte, auf,
obwohl es, wie er selber bemerkt, dafür um c. 013 Grm.
zu hoch ist. und nannte dies Nominal Semivictoriat vgl.
Oeuvr. II, p. 295. Dazu glaubte er sieh um so mehr be-
rechtigt, als er bei Riccio Monete d. tarn. pl. LXXI (der
zweiten Ausgabe) ein entsprechendes Exemplar abgebildet
fand, wo hinter dem Kopfe des Av., also an der für die
Werthzeichen üblichen Stelle das bekannte Zeichen der
Hälfte ein S stand. Allein schon Mommsen hat die stärk-
sten Zweifel an der Authenticität dieses Exemplars s
äussert vgl. die Noten zu Nr. 218 und zu jener Stelle in
Borghesi's Werken. Es fehlt in dem Katalog von Rice -
Sammlung und das Werk, in welchem es publicirt ist,
besitzt bekanntlich keine Autorität mehr. Ist liiemit schon
die beste Stütze für Borghesi's Auffassung gefallen, ^. ist
weiter zu bemerken, dass ein von ihm angegebener Unter-
schied in den Typen des Victoriat und des Semivictoriat
die Frage nicht entscheiden kann. Allerdings haben alle
von ihm verzeichneten kleinen Münzen auf dem Av. den
Kopf Apollos und andererseits alle Victoriate von dem
angefahren Gewichte von drei Sesterzen den Kopf Jupiters,
Jahre i
allein manche Exemplare, welche dem Gewichte nach
halbe Victoriate sein würden,«) haben doch auch den Kopf
Jupiters und den gleichen Kopf hat ebenfalls das seither
in Spanien gefundene Stück, welches dem Gewichte nach
ungefähr den Werth eines doppelten Victoriat besitzt. Es
ist demnach nicht zu constatiren, dass bei den Victoriaten
in gleicher Y\ eise wie beim römischen Kupfergelde der
Kopf auf dem Av. in den verschiedenen Nominalen ge-
wechselt hat. Dazu kommt, dass das Wort Semivictoriat
gar keine literarische Tradition hat, wie es überhaupt
an jeglichem Zeugniss fehlt, dass die Römer ein derartiges
Nominal geprägt haben. Aber auch abgesehen hiervon ist
dasselbe höchst unwahrscheinlich, schon desshalb, weil es
dem Quinar an Werth allzu nahe gestanden haben würde.
Das Verhältniss des Quinars zu dem sogenannten
Semivictoriat wäre sehr irrationell und unpraktisch gewesen.
Das Gleiche gilt allerdings auch von seinem Verhältnisse
») Ds«zu gehören die beiden Münzen d'Ailly's im Gewichte von
L«85 und L*48 und die verhältnissmässig häutigen, welche anf dem
Rev. ausser der in der Mitte des Feldes stehenden Beischrift \B
noch den Buchstaben S rechts vom Tropaeon haben. Bfommsen
Nr. 11 hat sie der Präge der Stadt Vibo zugewiesen und damit auch
ihr Alter bestimmt, denn Vibo wechselte seinen Nann n im Jahre
565 d. St. Die Abkürzung des Namens erscheint als sehr seltsam,
da nicht nur der zweite Buchstabe vim Viho gar nicht ausgedrückt
ist. sondern auch das V durch seine unmittelbare Verbindung mit
B seinen Charakter verändert. Gegen die Deutung des S als Werth-
zeichen möchte ich hier wenigstens an die Thatsache erinnern, dass
die Werthzeichen des älteren römischen Silbergeldes stets auf dem
Av. stehen. Jene beiden Münzen d'Ailly's haben kein Werthzeichen.
Ueber den Semivictoriat in Turin Fabretti Nr. 235, vgl. Bahrfeldt,
Köm. Consularm. in ital. Sammlungen L877, S. 6 und 11. Das Exem-
plar in Turin Nr. 4921 hat in der Mitte einen Punkt.
t>(J A. Kingmann: Das römische Kleinsilber
zum Victoriate, allein hier ist eine bestimmte Regelung
auch nicht ausgeblieben. Plinius XXXIII, 3, 46 berichtet:
I s q n i nunc victoriatus a p p e 1 1 a t u r 1 e g e C 1 o d i a
percussus est, antea enim hie n um mos ex
1 1 1 y r i c o a d v e c t u s m e r c i s 1 o c o h abe b a t u r ,
e s t a u t e m s i g n a t u s Victoria et in d e
nomen. Damit ist zu vergleichen Volns. Maecian. c. 45.
Victoriatus nunc tan tun dem valet quantum
quinarius; olim ut peregrinus nummus loco
mercis. . .habebatur. Es ist also durch das Clodische
Gesetz der Victoriat dadurch in das römische Mtinzsystem
aufgenommen, dass man ihn zum Quinar machte; und eine
Folge dieses Gesetzes ist es, dass Cicero (pro Font 9, 19)
und Varro (de 1. I. X, 41) das Wort Victoriat in der Be-
deutung des Quinars anwenden, ja das Wort Quinar sogar
fortan aus dem Sprachgebrauche verschwindet. Indem
aber der Victorint ganz an die Stelle des Quinars trat,
wurde das alte System der durchgehenden Gleichheit der
Typen durchbrochen, eine Massregel, die sehr zweck-
mässig war. Der Quinar erhielt nun nämlich einen anderen
Typus als der Denar und der Sesterz, die Münze von mitt-
lerem Werthe unterschied sich also schon durch den
Typus v<»n dem höheren und niederen Nominale. So
machte der Typus das Werthzeichen überflüssig, und zwar
nicht nur auf dem Quinar sondern auf allen drei Nomi-
nalen, denn einer Verwechslung von Denar und Sesterz
brauchte des beträchtlichen Grössenuntcrsehiedes wegen
nicht vorgebeugt zu werden. Dieser Gesichtspunkt ist, so
viel ich sehe, von den Numismatikern bisher nicht beach-
tet worden, er ist aber wichtig nicht nur der Sache selber
willen, sondern weil er uns genauer Lehren kann, wann
die Massregel eingeführt ist. Die betreffenden Münzen
au.- den Jahren 650—670 d. $t.
61
selber werden zeigen, wann die lex Clodia gegeben ist,
nachdem zuvor festgestellt ist, wann sie geprägt worden
sind.
Das jetzt mit Recht eifrig betriebene Studium An-
aufgefundenen Schätze gibt für die Geschichte des Klein-
silbers weniger bestimmte Resultate als für diejenige der
Denare. In keiner Beschreibung der Schätze habe ich einen
Srvterz notirt gesehen und auch die übrigen kleinen
Nominale sind nur in wenigen Schätzen angetroffen. Man
kann annehmen, dass, wer seine Denare vergrub, sein
Kleinsilber lieber bei sieh behalten haben wird. Es seheint
aber auch, dass die späteren Victoriate und Quinare nur
in Mittel- und Norditalien viel coursirt haben, die ausser-
italisehen wie die unteritalischen Fundstätten sind in
dieser Beziehung ganz unergiebig gewesen. In Betracht
kommen Überhaupt nur die Schätze von Palestrina,
Rignano, San Miniato al Tedesco in Toseana, Compito in
der Provinz Lucca, Carrara, Roncofreddo, Avenale*) und
Larino in der Romagna, Ossolaro bei Cremona, Calfenera
in Piemont. Die beiden frühesten von ihnen sind diejenigen
von Carrara und San Miniato, deren Vergrabung in die
Jahre 674 — 675 angesetzt worden ist. Da in ihnen bereits
alle betreffenden Victoriate und Quinare gefunden worden
sind, so nützen sie für die Kenntniss der chronologischen
Reihenfolge der einzelnen Emissionen Nichts. Doch bieten
einige andere Schätze einen guten Ersatz für diesen
Mangel. Es sind nämlich die kleineren Nominale, beson-
ders die Quinare und Sesterze in der Regel nicht allein
*) Diesen Namen möchte ich dem von Ser\ Rüzi- Colli 0 Kapporte
all' Inst, ist;:» beschriebenei] kleinen Schatze beilegen; dase der-
selbe Von dem Schatze von Cingoli ZU trennen ist, hat Moninisn: in
SalletV Zeitschrift II, s. 56 dargethan.
62
A. Klüirmann : L»as römische Kleinsilber
geprägt worden sondern zusammen mit Denaren und so
ergibt sich dann aus der Fixirung der letzteren auch die.
jenige des Kleinsilbers. Nur bedarf es dabei der Vorsicht-
um sich vor einer unrichtigen Idenüficirung der betreffen-
den Monetäre oder ihrer verschiedenen Emissionen zu
schützen.
Diesen allgemeinen Bemerkungen lasse ich nun die
einzelnen Münzen nach ihren Classen gesondert folgen:
I. Die späteren Victoriati.
Nr. 185. Bekränzter Jupiterkopf, Victoria kränzt ein
ihr gegenüberstehendes, einfach esTropaeon. P. SABIN ua
Q. Dabei ein lateinischer Münzbuchstabe mit oder ohne
Punkt auf beiden Seiten gleich. Carr. viele. S. Min. 15,
Rone, Pal. 2, Comp. 2.*)
Nr. 183. Derselbe Kopf. Victoria kränzt das en face
gestellte Tropaeon, an dessen Fuss ein sitzender Gefan-
gener und eine Karnyx T. CLOVLIOM Q. Auf Av. ein
lateinischer Münzbuchstabe. Carr. viele, s. Min 20, Hone..
Pal. 3, Aven. 5, Comp. 2.
Nr. 196. Derselbe Kopf, dieselbe Scene, nur ist der
Gefangene knieend dargestellt. C. FVNDA(nius) Q. Auf
Av. ein lateinischer Buchstabe mit oder ohne Punkt. Carr.
sehr wenige. S. Min. 1. Pul. i\ Aven 1.
Alle drei sind von Quaestoren geprägt, und zwar von
militärischen, wie man aus dem Fehlen der auf den Münzen
5) Von den Schätzen von lloncofreddo, Larino and Valfenera
gibt es nur kurze ungenügende Notizen, auch von dem von Carrara
besitzen wir fast nur allgemeine Bezeichnungen für die Menge der
einzelnen vorhandenen Sorten.
aus dt
der städtischen QuaestoreD Üblichen Formel EXSC ersieht,
welche die von Seiten des Senats ertheilte ausserordent-
liche Vollmacht bezeichnet. Die Namen stehen im Felde
des Rev.j die Initiale des Titels im Abschnitte horizontal
geschrieben, wie alle an dieser Hauptstelle eingetragenen
Beischriften. «)
Der Kopf des Av. ist überall der gleiche wie auf dem
alten Yictoriat, der Typus des Rev. nur auf Nr. 185, die
Monetäre von Nr. 18o und 1D0 haben ihn indessen auch
nicht so sehr verändert, als vielmehr bereichert, beide in
ganz ähnlicher Weise. Die Karnyx an dem Tropaeon
scheint eine Hinweisung auf einen Sieg über die keltisch-
germanischen Völker zu sein, die Marius in den Jahren
(352 und 05o überwunden hat. 7) Beide Monetäre werden
daher wohl Quaestoren des Marius gewesen sein. Für
C. Fundanius wird diese Annahme noch sicherer durch
den Typus des von ihm gleichfalls geschlagenen Denars,
insofern derselbe, wie Borghesi Oeuvr. II, p. 307 gezeigt
hat, den Triumph des Marius darstellt. Die beiden anderen
Victoriate haben keine Denare gleicher Emission neben
sich. Allerdings gibt es auch einen Denar mit dem Namen
T. Cloulius Nr. 183, allein da der Monetär sich auf dem-
selben nicht als Quaestor bezeichnet, so rührt er jedenfalls
nicht aus der gleichen Emission her, sondern ist älter vgl.
6) Diese Eigentümlichkeit der im Abschnitte stehenden Bei-
Bchriften hat Borghesi Oeuvr. 11, p. -2(.) bei seiner Besprechung des
Victorkit Nr. 18;; Übersehen.
7 Eustath. Iloin. II. L139 S 219) beschreibt sechB Trom]
Von der dritten sagt er: rpfnj, *j ra).arix>5 yjtwvjzr, ow rr-kw [).z°i<xkY)
rov //>>'") wy. hf'sjiv. 5»jpiofAop^6v rtva xat. avXöv (xoXuj3dtvov , sie ov
i^fucoyaiv 01 lyj.KiiryJ.. im uz o£up<«>vo£ xai xäXstrat utcö tojv K
64
A. Klugmann : Das
Mommsen in Sallet's Zeitschr. II , S. 39. Eine Alters-
bestimmung erhält man also nur durch die Fundnotizen
des Denars von C. Fundanius. Derselbe ist sehr häutig
und findet sich bereits in dem kleinen von Blacas II.
p. 526 beschriebenen Schatze, von welchem Mommsen
a. a.O.S.55 sagt: „es können die hier vorhandenen Sorten
mit Sicherheit in oder vor 664 gesetzt werden-, so dass
Nichts hindert, ihn mit Marias' Siegen in Beziehung zu
setzen. Der Victoriat von Sabinus Nr. 1 s"> wird ihm vor-
angegangen sein, weil er den einfachen alten Victoriat-
typus zeigt. Denn wenn ein militärischer Quaestor wie
Sabinus gesehen hätte, dass ein Vorgänger den alten Typus
schon in individueller Weise unigestaltet, so würde er ihn
seinerseits auch nicht unverändert reproducirt haben. Das
Gewicht dieser drei Victoriate ist, so viel ich weiss, ein
sehr niedriges, die von Blacas IV, pl. 29 veröffentlichten
Exemplare wiegen zwischen 1*68 und 1/90 Grm., stehen
also an Gewicht den Quinaren bereits gleich. Dennoch
möchte ich nicht mit Borghesi und Mommsen glauben,
dass sie jünger sind als das clodischi fcz. Schon die
ältesten Victoriate haben oft ein ähnlich niedriges Gewicht,
vgl. die von Blacas II, p. 86, Nr. 1 gegebene Liste von
solchen, die kein Bei/eichen haben, also gewiss recht alt
sind, zwei von ihnen wiegen 2*21 und 2*18 Grm. und
ersterer wird von Cohen, p. XII, als wohl erhalten (beau)
beschrieben. Man muss erwägen, dass es sich hier nicht
um städtisches Geld, sondern um solches handelt, welches
von militärischen Quaestoren für Kriegszwecke geprägt
wurde und in Rom „mercis loco habebatur-. Eine Minde-
rung des Gewichtes lag daher sehr nahe. Auch ist die
Beziehung auf Marias' Feldzüge in Gallien insofern sehr
beachtenswert!!, als sie sich verknüpfen lässt mit der auf
■ d. St.
6ö
Victoriate gestellten Preisangabe in dem bekannten genua-
tischen Schiedsrichterspruch aus dein Jahre 637, vgl,
C. I. L. L, p. 72, Nr. 199, Z..25. Denn erst die Thatsache,
dass 15 Jahre vor Marius' Sieg bei Aquae Sextiae in Ligurien
nach Victoriaten gerechnet worden ist. lehrt uns verstehen,
--halb Qnaestoren des Marias dies Nominal geprägt
haben*. Auch der Umstand, dass der Yictoriat von C. Fun-
danius, obwohl der jüngste, doch der seltenste ist, wird
jetzt vielleicht nicht mehr ganz zufällig erscheinen. Er ist,
wie schon erwähnt, nicht allein emittirt, sondern neben
einem Denar, der den Triumph feiert und viel häufiger
ist. Als Marias' Triumph sicher stand, war das Bedürfniss
nach dem eigentlichen städtischen Nominal grösser als
nach dem Yictoriat.
II. Die späteren Quinare.
Nr. 203. Jugendlicher Kopf mit Epheukranz (?)
M. CATO. Victoria auf einem Sessel sitzend mit Palmzweig
in der Linken und Schale in der Rechten, im Abschnitte
VI CT RIX- Auf Av. lateinischer, seltener griechischer
Münzbuchstabe oder Miinzzitfer oder Beizeichen. Carr. 36,
s. Min. 3, Rone. Pal. 9, Aven. 8, Comp. 13, Ossol 1.
Nr. 212. Apollokopf mit Lorbeerkranz, Victoria in
schreitender Bewegung mit Palmzweig und Kranz L.
PI SO FRVGI Beizeichen oder Mtinzbuchstabe zuweilen
mit Punkten oder MünzziH'er häufiger auf Av. als auf Rev.
Carr. sehr viele, S. Min. L2, Comp. 1, Rign. 1.
Nr. 214. Brustbild der Victoria. Auffliegender Pegasus
0- TITI(us). Carr. sehr viele S. Min. 4, Pal. 3, Comp. 2.
Alle drei Quinare rühren von gewöhnlichen Monetären
her und halten Denare neben sich, Nr. 212 auch Sesterz e
66
A. Klügmann: Das römische Klein
Das alte System, dem Quinar die gleichen Typen wie dem
Denar zu geben, ist anf einer Münzseite noch beibehalten,
bei Nr. 203 und 214 auf dem Rev., bei Nr. 212 auf dem
Av. Die abweichenden Typen auf Nr. 212 und 214 zeig
das Brustbild, respective die ganze Figur Victorias und
insofern auf dem Rv. von 203 auch eine Victoria dargestellt
ist, so sehen wir auf allen dreien dieselbe Göttin, von
welcher der Victoriat seinen Namen hat, aber in anderen
Typen als auf letzterem. Was die entsprechenden Denare
betrifft, so hat man Exemplare von Nr. :}12 schon in jenem
kleinen von Blacas beschriebenen Schatze ans dem Jahre
()i'4, Exemplare von Nr. 203 und 214 in dem
Schatze von Fiesole aus den Jahren 6 gefunden. Bei
der Kleinheit jenes erstgenannten Schatzes darf man
indessen daraus, da&s eine Sorte in demselben fehlt,
keinen Schluss auf ihr Alter ziehen, vgl. Mommsen a. a. <>.:
und in der That scheint Nr. 203 die älteste Emission anter
den dreien zu sein, [hr Monetär M. Cato, Vater des Dtii
sis ist vor dem Jahre 663, während er sich um die Praetur
bewarb, gestorben und wahrscheinlich ging Bein Mttnz-
meisteramt seinem Tode um mehrere Jahre voraus, vgl.
Mommsen zu Nr. 203. Sein Denar ist von den [talikem
im Bundesgenossenkrieg nachgeahmt worden. Auf den
Denar von Piso Frugi Nr. 212 werde ich unten zurück-
kommen.
III. Victoriat-Quinare.
Nr. 229. Bekränzter Jupiterkopf Victoria das ihr geg
überstehende Tropaeon bekränzend-) CN. LENT(ulus).
8) Nach älteren Abbildungen hält Victoria auf diesen Münzen
ausser dem Kranze auch einen Palmzweiar. Damit würde das Her-
□ Jahren 650- ■ CT
67
Carr. sehr viele. S. Min. 5, Pal. 6, Aven. 10, Comp. 1,
Valien.
Nr. 218. Bekränzter Apollokopf, derselbe Typus wie
Nr, 229, ROMA im Abschnitte lateinische Münzbuchstaben
mit oder ohne Punkte oder Punkte allein oder Ziffern oder
Beizeichen (die 4 Leuchter?). Carr. viele, Rone., Comp. 2.
Ossol 1.
Nr. 219. Derselbe Kopf, derselbe Typus ROMA im
Abschnitt, VN I im Mtinzfelde. Valien.
Nr. 184. Derselbe Kopf C. EG N AT VL El (us) C. F. Q.
Victoria schreibt auf den Schild des rechts von ihr stehen-
den Tropaeon. ROMA im Abschnitt, Q im Felde. Carr. sehr
viele, S. Min. 4, Rone, Pal. 8, Rign. 1, Aven. 5, Comp. 1,
Valfen 1.
Nr. 228. Bekränzter Neptunskopf mit dem Dreizack
DOSSEN(nus). Victoria einen langen Palmzweig in der
Linken haltend und die Rechte zurückstreckend, vor ihr
ein runder Altar, um welchen sich eine Schlange ringelt
L. RVBRI. Carr. sehr viele, S. Min. 4, Pal. 1, Aven. 8,
Comp. 1.
Nr. 265. Apollokopf, Biga SATRI(ennus) publicirt
vim Neudeck bei Huber Nusmism. Zeitschr. 1870, S. 49.
Drei von diesen Münzen Nr. 228, 229, 265 sind von
gewöhnlichen Monetären geselllagen worden, ihnen geben
Denare parallel, die ganz andere Typen haben.
Zwei andere Nr. 218, 219 nennen ihre Münzmeister
nicht, sondern geben nur den Namen der prägenden
vortreten des gleichen Attributs auf den späteren Victoriabigaten
stimmen; allein auf Cohen's Tafeln fehlt dasselbe und wird also
wohl nicht auf allen Stempeln dieser .Münzen vorhanden
wesen sein.
08
A. Klugmann : Das römh
Gemeinde, dazu Beizeichen wie die frühesten Victoriate,
Nr. 218 umfasst die sogenannten Sem i victoriate und
Anderthalbsesterzenstücke Borghesi's. Die Bedeutung der
Beischrift VNI auf Nr. 219 ist noch unklar, ich möchte
indessen glauben, dass sie ein Arbeiterzeichen ist wie das
oben besprochene IS- Endlich kommt eine von einem
militärischen Qnaestor geschlagene Münze hinzu Nr. 1^4.
Der Quaestor hat für seinen langen Namen C. Egnatuleius
0. F. keinen Raum auf dem Rev. gefunden, sondern ihn
auf den Av. gesetzt, dabei aber wenigstens seinen Titel Q
in der Mitte des Key. wiederholt. Diese Wiederholung
Titels ist freilich auffallend, erklärt sieh aber vielleicht
dadurch, dass man auf dem Rev. zwischen der Victoria
und dem Tropaeon eine Beischrift zu sehen gewohnt war.
Keinesfalls möchte ich es für gerathen halten, dem einen
Q eine andere Bedeutung beizulegen als dem anderen.
Vgl. das doppelte SC auf dem Denar Nr. 2
In Hinsicht des Averstypus stellen sieh Nr. 229 und
228 sehr nahe, der Jupiterkopf des ersteren ist anfiel
rein nur durch Beifügung eines Dreizackes zun; Neptuns-
kopfe gemacht; die Übrigen zeigen alle den Kopf Apollos.
Andererseits haben Nr. 218, 219 und 228 den gleichen
Rev., nämlich den des alten Victoriats. Der Quaestor
Egnatuleius aber hat diesen alten Typus geändert, und
zwar stärker geändert, als die Quaestoren (\c> Marias auf
den oben betrachteten Münzen. Die Siegesgöttin ist in
einer ganz anderen Handlung dargestellt, sie kränzt nicht,
sondern schreibt auf den Schild und steht daher auch zur
linken Seite des Tropaeon. Dass an letzterem ein galli-
scher Helm und eine Fackel angebracht ist, wie Cavedoni
Ripost. p. 258 und Bullet d. Inst. 1841.). p. 185 bemerkt,
kann ich weder auf den mir vorliegenden Münzen noch
auf Abbildungen erkennen. Dasselbe muss ich von der
Karnvx sagen, welche Blacas erwähnt. Eine Beziehung
auf Siege ttberCelten und Germanen Hegt hier, so viel ich
sehen kann, nicht vor. L. Rubrius Dossennns der Monetär
von Nr. 258 setzte an die stelle dv* Tropaeon einen Altar,
so dass seine Münze keine Beziehung mehr hat auf militä-
rische Erfolge. Wer auf Nr. 265 die Biga leitet, ist auf
dem einzig vorhandenen Exemplar der Münze nicht mehr
zu erkennen, wir dürfen aber auch hier Victoria voraus-
setzen. Seihst abgesehen davon, dass sie für die Quinare
die typische Göttin geworden, ist auf den römischen
Münzen keine Biga auch nur annähernd so häufig, wie die
ihrige. - Im Ganzen ist also liier von den Typen des alten
Victoriat schon stark abgewichen, aber eine einfache Wie-
derholung früherer Typen war bereits lange nicht mehr
im Gebrauche. Der einzige Monetär, welcher seinem
Quinar ganz das Gepräge eines alten Victoriats gegeben
hat, war Cn. Lentulus er muss daher auch an die Spitze
dieser Reihe gestellt werden.
Die Denare von Cn. Lentulus und L. Rubrius Dössen-
nus Nr. 228 und 229 erscheinen zuerst in dem Schatze
von Montecodruzzo, ») dessen Vergrabung in das Jahr 673
verlegt wird, die Denare von P. Satriennus Nr. 265 da-
gegen haben sieh erst in dem Schutze von Roncofreddo
aus dem Jahre 682 gefunden. Während die übrigen Mone-
täre nicht zu den historisch bekannten Personen gehören,
hält Borghesi Oeuvr. II, 306 jenen Cn. Lentulus für den
!> Bei Blacas Nr. <J28, 229 ist bemerkt, dass die Denare schon
in «lein Schatze von Cingoli gefunden sind, <U<' betreffenden
Exemplare gehörten aber zu dem Schatze vonAvenale; vgl. Momm-
sen bei Sallet II. s. 56.
70
A. Klügmann: Das römische Kleinsilber
Consul von 682 Cn. Lent. Clodianus. Mommsen aber für
den Consul von 698 Cn. Lent. Marcellinus, indem er sich
besonders auf das Beizeichen der Triquetra beruft, welches
Riccio Catal. p. 72 und 76 auf einem As des Cn. Lentulus
notirt hat. Da dasselbe sieb auf seinen anderen As nicht
wiederholt, so wäre eine erneuerte Prüfling dieses Exem-
plars sehr wünschenswerth , zumal da sein Gewicht unge-
wöhnlich hoch angegeben wird (*/* Unzen).
Es gilt nun die Zeit des Clodischen Gesetzes, welches
die Aenderung des Victoriatus herbeigeführt hat, zu be-
stimmen. Borghesi Oeuvr. II. p. 309 und Mommsen II.
p. 101 (d. franz. Uebers.) neben, wie schon bemerkt, davon
aus, dass das (leset/, älter sei als selbst die frühesten
unter den hier behandelten Münzen, und setzen es unge-
fähr in das Jahr 650; Borghesi nennt als seinen Urheber
M. Claudius Mareellus, Sohn des Consuls von 602 und
Vater des Aeserninus, der 662 einer der Legaten von
Marius war und im Bundesj ssenkriege sieh 664 an die
Samniten ergeben musste; dass er eines der hervorrag
deren bürgerlichen Aemter bekleidet, ist nicht überliefert.
Blickt man auf die oben beschriebenen Münzen zurück,
so stehen freilich die von den Quaestoren zur Zeit von
Marius' Cimbernsiege geschlagenen Victoriate an Gewicht
den Quinarcn schon gleich und andererseits sieht man auf
den von den drei regelmässigen Monetären geprägten
Quinaren schon die Victoria, allein die ersteren waren
nicht von vorneherein für den Verkehr in Rom bestimmt
und auf den letzteren war die Scheidung der Typen des
Quinars von denen des Denars noch nicht consequent
durchgeführt. Sowohl das eine als das andere trifft erst
bei den Münzen der dritten Gruppe zu und so bilden
meiner Meinung nach die beiden früheren Gruppen zwar
71
Vorstufen, die zum Victoriat-Quinar hinführten, aber erst
Cn. Lentulus hat den durch das Clodische Gesetz bestimm-
ten Victoriat-Quinar für Rom geschlagen und eben desshalb
die alten Victoriatstypen bei seiner Emission gewählt.
Jenes Gesetz würde demnach etwa in dem Jahre 671 oder
672 gegeben sein und zum Urheber den C. Claudius Mar-
cellus gehabt haben . der im Jahre 674 Praetor war und
dann als Proconsul nach Sicilien ging. Das Gesetz ist,
soviel ich glaube, nicht gegeben, bevor die Prägung der
kleineren Nominale überhaupt wieder aufgenommen wurde,
sondern nachher. DerUsus hatte es schon vorbereitet, aber
da er zugleich Verwirrung hervorzubringen drohte, so
ward ein Gesetz nothwendig. Für eine derartige spätere
Datirung des Gesetzes spricht der Zusammenhang, in
welchem Plinius seiner erwähnt. Es scheint mir bisher zu
wenig beachtet zu sein, dass in Plinius' Notizen über die
Geschichte des römischen Kupfer- und Silbergeldes die
chronologische Reihenfolge im Allgemeinen durchaus ein-
gehalten ist, und insofern hier der Notiz von dem Clodi-
schen Gesetze die Worte „Livius Drusus in tribunatu
plebei octavam partera aeris argento miscuit", also die
Erwähnung eines Ereignisses aus dem bekannten Volks
tribunate de* Jahres 663 vorausgeht, so empfiehlt es sich,
jenes Gesetz später und nicht trüber als 66*5 anzu-
setzen. »°)
io) Man vergleiche die folgenden Daten bei Plinius XXXIII,
-l:i ff. : Senilis rex primus ßignavil aes. Antra rudi us<>> Romae
Timaeus tradit .. Argentum signatuni anno urbis CCCCLXXXV
Ogulnio C. l'.-iiiie cos., quinque nnnis ante primum Pnnicum bel-
lum.... Librale autem pondus aeris imminutum est bello Punico
primo Postea Hannibale urguente B. Fabio .Maxime dietatore
unciales facti.. Mox lege Papiria seuiunciarii asses facti.
72
A. Klügmann : Das römische Kleinsilber
IV. Die Sesterze.
Nr. 212. Apollokopf P ISO, Hferd im schnellsten Laute
FRVGI, dabei oit E LP.
Nr. 213. Romakopf ROMA oder E LP. Victoria in
der Biga D. SILANVS.
Nr. 233. Kopf des jugendlichen Jupiters mit Blitz
EXAP. Geflügelter Knabe reitet auf einem Bocke.
Nr. 234. Jugendlicher Kopf mit Lorbeerkranz, Flügeln
an der Schläfe und einem Dreizack. Geflügelter Knabe
scheint etwas über seinem Knie zu zerbrechen. EXAP.
Alle vier Sesterze sind von gewöhnlichen Monetären
geschlagen, aber nur die Monetäre der beiden früheren
Nr. 212 und 213 haben noch ihre Namen auf diese kleinen
Münzen gesetzt , hinsichtlich der beiden anderen Lehrt
jedoch die Uebereinstimmung der Typen mit denjenigen
der Denare von M' Fontejus C. F. und L. Julius Bursio,
dass wir sie letzteren zuzuschreiben haben. Die beiden
betreffenden Sesterze sind bisher, wie es scheint, nur als
Unica bekannt und meist als Quinare aufgefasst worden.
■So hat Borghesi Oeuvr. L p. 31s, die von ihm im Besitze
von D. Aless. Motta gesehene Münze Nr. 234 einen Quinar
genannt, Cohen alter, der dann der Besitzer wurde, be-
zeichnet sie mit Recht als Sesterz, vgl. Cohen, p. 156,
Livius Drusus in tiibunatu plebei oetavam partem aeris argento
miseuit. ls qui nunc viel oriatus appellatur lege Clodia percussua
Anten eiiiin hie nummus ex Illyrico advectus niereis loco habebatur.
I.>er erste Satz mit antea ist erst aus späterer Lecture nachträglich
eingefügt und enthält daher auch den Namen des Autors. Der
zweite Satz mit antea betrifft die Geschichte desVictoriats, bevor er
in das System des römischen Geldes aufgenommen wurde. Lieber
die Zeit der lex Papiria vgl. unten.
Note 1. Julia pl. XX, Nr. 7 (die Abbildung bei Riceio Moi
(1. faiu. Suppl. tav. 58, Julia Xr. 1 ist völlig unzuverläss
In gleicher Weise ist dann offenbar auch der ganz analoge
Sesterz Nr. 233 zu beurtbeilen, dessen Ueberlieferung fttr
uns leider nur auf Riceio Mon. di fam. p. 93, tav. 20, 5
beruht, er nennt ihn „quinario possednto dalPaw. 0. Fil.
Teti in Sta Maria Maggiore".
Alle vier Sesterze tragen die Bezeichnung des öffent-
lichen Geldes an sich. Die Formel EXA-P ist zu ergänzen
ex argento publice, und bezeichnet dasselbe wie das
Wort ROMA, mit welchem es auf den übrigen von M' Fon-
tejus geprägten Nominalen abwechselt, denn es gibt der
Münze die Legalisation als „peeunia signata forma publica
populi Romani". " i
Die Formel E LP ist von Borghesi Annali d. Inst.
XXI. p. 12 mit Punkts' Angabe „lege Papiria semun-
ciarii asses facti" in Beziehung gebracht und dem-
gemäss e lege Papiria gedeutet worden. Doch ist
weder überliefert, dass die lex Papiria sich mit demSilber-
gelde beschäftigt hat, noch auch erwiesen, dass die Her-
absetzung des Miinzfusses für das Kupfer mit der "Wieder-
aufnahme der Sesterzprägung in einer nothwendigen Ver-
bindung steht. Andererseits zwingt das mehrfache Vor-
kommen eines P oder PV oder PVB auf den Denaren
dieser Zeit, vgl. Nr. 177. 191c, 206—211, 215, 233—235,
i«) Vgl. den Aufsatz des Verf, in dieser Zeitschrift 1878 über
die Formeln P-P u. s. w.. ans welch' m sich ergibt, dass M'Fontejua
und L. .luliiis Bnrsio nicht, wie angenommen wird, als Qnaestoren
geprägt haben, sondern gewöhnliche Monetäre waren <H> der erst-
genannte identisch ist mit dem von Cicero vertheidigten Kontejus,
bleibt iingcwiss, denn auf den Münzen heisst er M', in den M»e
Cicero aber M.
74
A. Rlntrmann: Das römische Kleins
das P auch in der vorliegenden Formel als Abkürzung
von Public us aufzufassen. Beachtet mau dann weiter
die Analogie der Formeln EX AP und PP auf Nr. 177,
206 = ex arge nto publice und peeunia publica,
so wird man auch das L in E LP in ähnlichem Sinne
ergänzen müssen. Dazu bieten sich die beiden Wörter dar.
die für Silber- und Goldbarren bei den Römern im Ge-
brauche waren: lamina und later. von ihnen scheint
aber letzteres den Vorzug zu verdienen, weil es in der
literarischen Ueberliefcrung stets mit dem Ausdrucke
aerarium in unmittelbaren Zusammenhang gesetzt wird,
was bei lamina nicht zutrifft, vgl. An* Fragment aus
Varro bei Nonius p. 520 und Pliniug XXXIII, 3,56. Ich
lese daher e latere publico and halte diese Bezeich-
nung für eine Formel, die nöthig erschien, tun das kleine
ungewohnte Nominal als öffentliches Geld zu legalisiren.
Alle vier Sesterze haben Denare neben sich, Nr. 212
auch einen Quinar. Da der Grössenunterschied eine Ver-
wechslung mit den Denaren ausschloss, ist es begreiflich,
dass ihre Typen dem alten römischen Systeme gemäss im
Ganzen die gleichen sind wie diejenigen der Denare. Dass
der Sesterz Nr. 212 auf dem Rev. ein Rennpferd ohne
Reiter, der betreffende Denar ein solelies mit Reiter zeigt,
ist eine einfache, leicht verständliche Aenderung; bemer-
kenswerther seheint es zu sein, dass für den Sesterz
Nr. 284 nicht die Victoriabiga (\<^ Denars, sondern ein
ganz anderer Typus gewählt ist. Ich glaube, der Grund
liegt darin, dass eine Darstellung der Victoria für den
Sesterz unpassend erscheinen musste, weil diese Göttin
zur Zeit der Prägung des Sesterz schon für den Victoriat-
Quinar typisch geworden war. Allerdings sieht man eine
Victoriabiga noch auf dem Sesterz Nr. '2\'2, allein derselbe
J.
75
ist noch vor der Zeit geprägt, in welche dem OL
zufolge die lex Clodia zu setzen ist. so dass dir Unter-
schied /.wischen den beiden Sesterzen unserer Annahme
von der Datirnng dieses (leset/es nach der Prägung von
212, 213 und vor derjenigen von 233, 234 zur Bestätigung
dienen kann.
Die Denare Nr. 233, 234 sind zuerst in dem Schatze'
von Montecodruzzo , der kurz nach 672 vergraben zu sein
scheint, angetroffen, die Denare Nr. 212, 213 dagegen
gehören schon zu dem kleinen von Blacas II, p. 526 be-
schriebenen Schatze, sind also, wie vorhin bemerkt, in oder
vor 664 zu setzen. Nimmt man dies an, so wird freilich
die von Borghesi Annali d. Inst. 1849, p. 11 zuerst auf-
gestellte, von Mommsen Blacas II, p. 75 weiter begrün-
dete Ansicht, dass die lex Papiria über den Halbunzen-
f'uss von dem bekannten Tribunen des Jahres 665 C. Carbo
herrühre, unhaltbar. Denn beide Monetäre von 212 und
213 C. Piso Frugi und D. Silanus haben bereits Kupfergeld
auf den Halbunzenl'uss geprägt. Auch waren sie, wie ich
glaube, nicht einmal die ersten, welche dies gethan haben.
Efi gibt nämlich Asse von dein gleichen Kusse Nr. 219,
welche keinen Namen eines Münzmeisters tragen sondern
nur die Formel L*PDAP-, das heisst, wie Mommsen
gezeigt hat, lege Papiria de aere publice. Eine
solche Bezeichnung, welche das betreffende Gesetz und
ihren Inhalt auf dem ( leide selbst angibt, ist gewiss am
wenigsten auffallend bei der ersten Emission di** neu-
regulirten Kupfergeldes. Indem wir nun auf diese Weise
die lex Papiria in ein noch früheres Jahr zurückverlegen,
erreichen oder überschreiten wir bereits die Zeil dex
\ olkstiibunat von Livius Drusus 663. Dies ist aber inso-
fern wichtig, ulsPlinius in seinenNotizen über die römische
76
A. Klügi
.•omische Kleinsi
Münzgeschichte die lex Papiria früher erwähnt als das-
jenige, was Livius Drusus in seinem Tribunat gethan hat.
Hätten die mehrfach genannten Gelehrten die Reihenfi g
der einzelnen Notizen bei Plinius als eine chronologische
erkannt, so würden sie die Lex nicht einem Nachfolger,
sondern einem Vorgänger von Livius Drusus zugeschrieben
haben. Jetzt war es noch nörhig. auf anderem Wege den
Nachweis dafür zu liefern, dass die Lex älter ist als »><*>.*5.
Es ist aber nun auch das letzte Hinderniss beseitigt, welches
sieh der meiner Meinung nach richtigen Auffassung der
Hauptstelle über die römische Münzgeschichte entgeg
zustellen scheinen konnte. '«)
Der Unterschied in den Typen der beiden kleinen
Silbernominale, der oben aus einer Bestimmung der lex
Clodia hergeleitet wurde, ist beibehalten worden, auch
als man in den Jahren 705 ff. zum dritten Male die Prä-
gung derselben wieder aufnahm. Aul' den Victoriat-Qui-
naren herrscht Yictori \ auf den Sesterzen findet sie sich
niemals. Freilich ist dies Princip hinsichtlich der Quinare
noch einer Einschränkung unterworfen, die hier nicht
mehr erläutert werden kann, allein an seiner Richtigkeit
ist um so weniger zu zweifeln, als der Quinar auch in der
Kaiserzeit, so lange er überhaupt geprägt wurde. Namen
und Typus von der Victoria behalten hat.
R o m.
i'i Mominsen's scharte Kritik der Pliniusstelle Münzw. >
Nr. 14j scheint mir nicht in allen Punkten richtig zu sein, so werden
Biga und Quadriga dort keineswegs als die ;'ilt<-sten Silb(
bezeichnet, doch erlaubt der Raum nicht, weiter hierauf einzu-
gehen.
77
III.
Fund römischer Familien-Denare bei Florenz.
Von
Lieutenant 31. Bahrfeldt.
Vor etwa vier Jahren wurde nachstehend verzeich-
neter kleiner Schatz bei Florenz entdeckt, doch konnte ich
leider seine Zerstreuung- nicht verhindern. In meinen Besitz
gingen 21 Denare über, der Rest wurde theils an dortige
Sammler verkauft, theils hatten die Finder einiges bei
Seite geschafft; was überhaupt gerettet ist — etwa y4 des
1 .unmtfundes — wird hier aufgeführt.
Unter den in meinen Händen befindlichen von diesem
Funde herrührenden Stücken befinden sieh vier mit einge-
Btempelten Marken, über deren Wesen ich einige Bemer-
kungen im Bande IV der Zeitschrift für Numismatik (Dr.
A. v. Sallef), p. 238—242 veröffentlicht habe, und deren
auch beim Münzfund von ßroos in dieser Zeitschrift im
IX. Bande, ]>. 2(.'<> Erwähnung gethan wurde.
Eine Erklärung dieser Zeichen kann auch jetzt trotz
zahlreichen Materials noch nicht versucht werden.
Obwohl der kleine Kund an sich nichts Neues bringt
und ich desslialb mit der Publication so lange zögerte,
habe ich mich trotzdem nun zu derselben entschlossen,
78
Lieutenant M. Bahrfeldt:
da immerhin doch eine Bestätigung- des bis jetzt als richtig
Bekannten geliefert und mehr Material gesammelt wird,
auf Grund dessen später in der jetzt üblichen chronolo-
gischen Liste Correcturen vorgenommen werden können.
5 g
B -
Münzmeister
Erhaltum
68
69
71
76
<7
100
104
106
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ins
119
124
127
128
133
134
140
141
142
145 b
147
156
lös
160
161
162
165
168
170
172
('. Maiani
L. Sauf
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L. Cup
Cn. Lucr Trio
C. Reni . .
M. Ca rix»
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Q. Minu Ruf. .
M. Fan i'.i
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P. Mae Aar. .
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1.. Opeimi
M. Opeimi .
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M. Cipi M. f.
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L. Lic, Cn. Dom, L. Pom
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215 a
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229
232 a,
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233
235
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24 1
246
249
250 a.
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253
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L. Memmi
M' Fontei
X. Fabi Pictor
M. Fouri Pli i li
L. Thorius Bulbus
C. Mall, A. Alb 8. f., L.
Meteil
AI. Herenni
L. Juli L. f. Caesar
Q. Therm AI. f.
L. Pompon Mol<>
AI. Servili C. f
L. Cot
L. Alemuii Gal
AI. Lucili Ruf
L. Piso Frugi
Q.Titi
L. Tituri Sabin
G. Vibi Pansa
L. Censor
P. ( Irepusi
('. Marail Limetan
L. Rubri Dossen
( 'n. Lentul
L. Sulla imp. , L. Alanli
proq
L. Sulla
M\ Fontei C. f
AI. Fan. L. Crit
C. Val Flac iuiperat
C. Licinius L. f. Macer . . .
C. Norbanus
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C. Mari C. f. Capil
A. Post A. f. Sp. n.
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Lieutenant M. Bahrfeldt :
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291
292 a.
L. Procili f.
M. Voltei M. f.
Lent Cur Xfl
L. Farsulei Mensor
L. Lucreti Trio . . .
L. Rusti
P. Satrienus
P. Kalb
M. Plactori CesI
Brutus, Aliala) ....
P. Ypsae
Cn. Plancius aed cur
A. Plautius aed cur
Caesar. . . .
.M". Accilius III vii
Paullus Lepidus .
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M\ Aquil M'. f. M\ n. III
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Q. Cassins •
Longin III vir
Caldus III vir
('. Considi Noniani
P. Fonteius P. f. Capito III
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L. Füri Cn. f. Brocchi III
C. Bosidi C. f. Geta III vir
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Fund römischer Familien-Denare bei I :
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16
XIV 1
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— 3
XXXIII7
XXXV10
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I 2
1*. Cras8iis M. t'
L. Torquat III vir
Philippua
( '. .Mcniiiii C. f
Q. Pom Kuli
Q. Pompei Ruf
Q. Pomponi Müsa
('. Postumi Ta
L. Rosci Fabati
( laesar Aeneas)
„ (Tropaeon und Gal-
lier)
Caesar (mit j. | \j
('. ( loponius Pr. q. etc.
Cos tert dict iter augur
puiit max
T. Carisius
M' Cordius Rufus 111 vir.
r> r> n n ■
« •■> n n ■
Lt. Plautius Plancus
Albinus Bniti f.
('. Vibius C. f. C. ii. Pansa
P. Accoleiua Lariscolus .
Summe.
1
—
1
—
2
Es. S
2
Hs. 0
1
Rs. 0
2
- i
1
_
1
—
3
1
2
—
1
—
2
1
—
1
—
■>
1
2
—
1
—
2
—
1
8
sehr gut
n r>
1 sehr gut, 1 wie
neu
1 sehr gut,
1 wenig vernutzt
stempelfrisch
1 Stempel frisch,
1 wie neu
sehr gut
gut
sehr gut
stempelfrisch
wie neu
stempelfrisch
wie neu
sehr gut
stempelfrisch
sehr gut
stempelfrisch
••
wie neu
stempelfrisch
82
Lieutenant M. Bahrfeld t: Fand
Der jüngste vorhandene Denar ist der des P. \
Lariscolus und stempelfrisch, die Vergrabung des kleinen
Schatzes wird daher wohl bald nach seiner Prägung
den ersten Monaten des Jabres 71! < -
gefunden haben und scheint der Fund gleichaltrig mi<
von San Niccolo di Villola bei Oadriano.
Sta d e im December 1878.
83
IV.
Die graecisirenden Umschriften auf den Anto-
ninianen des Hostilianus.
Von
•Joseph, von Kolb.
(Hiezu Tafel I.)
Weit entfernt den Heroen der Numismatik von Occo
bis Eekhel etc. nahetreten zu wollen, halte ich es doch für
eine Pflicht gegenüber der Wissenschaft, Versehen oder
Täuschungen richtig zu stellen, welche, durch schlechte
Abbildungen entstanden, bei dem Mangel an guten Origi-
nalmünzen in früherer Zeit oft wieder die Ursachen irriger
Lesearten wurden. «)
Die Umschriften auf den Antoninianen des Hostilian
(nicht römischer, vielleicht syrischer? Officin) wurden
bisher gewöhnlich wie folgt gelesen :
C OVL OSTIL NIES COVINTVS CAESAR*)
«) Vgl. des Verfassers Arbeit Über die angebliche VICTORIA
PONTICA. Num. Z. Bd. IX. p. 123 ff.
2) Cohen, Bd. IV. Nr. 2 u. 38 nach dem brit. Museum; Cohen.
Nr. 28, mich Lavy Nr.3680; Cohen Nr. 37, nach dem Pariser Cabinet;
Eekhel Cab. Vindob p. 355, Nr. 2; Banduri Tom. I, p. 50. u. a. m.
6*
84
.Joseph v. Kolb: Die graecisirenden Umschriften
C OVAL OSTIL MES COVINTVS CAESAR
C OVAL OSTIL NIES COVINTVS CAESAR-
Als Erklärung dieser etwas ungewöhnlichen Um-
schriften wird angeführt, s) dass liier die römischen Namen
des Hostilian dem griechischen Idiom angepasst, d. h.
graeeisirt seien, und zwar:
OVL und OVAL für VALens, OSTIL für HOSTI-
Lianus, MES ungeändert wie auf römischen Münzen für
Messias und endlich COVINTVS für QVINTVS. Die
Cohen, Bd. IV, Nr. -4 und :»7 nach dem Pariser Cabinet ;
Cohen Nr. 30 ohne Angabe der Quelle; Eckhel Cab. Vindob. p
Nr. 13; Band Uli Tom. 1. p. li» u. a. in.
4) Cohen Bd. IV. Nr. :i nach dem Wiener Cabinet (Eckhe
Nr.19). Tanini y.-2-J oacb Ennery Nr. 1789, Cohen Nr. 7 nach Ennery
(Nr. 1791 „avec le titre d'Auguste du cöte de ta teteü . da nun aber
das vorhergehende Stück (Nr. lT'.'n, mit c 0N CO RDI A AVGG a
geben erscheint, mit welcher Umschrift nur die römische Kopfs
Legende bekannt ist, so ist die graecisirende Umschrift, von der der
citirte Ennery nichts erwähnt, fraglich, übrigens hat dieses Citat
Mr. Cohen aus Tanini entlehnt ohne Ennery einzusehen und Beinen
Mittelsmann verschwiegen ; Tauini hat nämlich p. 22 Ennery citirt
und das qu. Stück willkürlich ergänzt, («dien Nr. 25 und U> Dach
sjalis. : Cohen Nr. 27 nach Ennery (Nr. 1798); Cohen Nr. 39 nach
dem Pariser Cabinet; Cohen Bd. VII, Nr. t nach Kollin. Folgende
etwas unregelmässil arten kommen wohl nicht weiter in
Betracht:
C OVAL HOSTIL COVINTVS CAESAR
C OVAL OSTILIANVS COVINTVS CAESAR Beide bei
Bandui i \k 4!» und an.
C OVAL OSTIL COVINTVS NOC. Tanini p. 25.
C OVAL OSTIL MES COVINVS CAESAR. Cohen Bd. VIL
Nr. 3 nach Lala nie.
C VAL HOST MES OVINTVS CAESAR. Ehemals Sammlung
Elberling.
5) Eckhel, Doct. Num. Vet. Tom. VII. d. :;">:; ff.
Antoniniane llianus.
3
griechischen Formen für Valens and Hostilianus bedürfen
wohl keines Commentars, anders steht es mit CO VI NT VS
-= QVINTVS.
Zur Erhärtung- des COVINTVS wird KOYINTOC
angeführt,«) obgleich die eigentliche Form Kdivrog ist.
Da nun dem Verfasser dieser Zeilen ein grösseres epigra-
phisches Werk über griechische Inschriften ebensowenig
wie eine bedeutendere Sammlung grieehischer Münzen zur
Verfügung steht, und derselbe lediglich auf seine Bibliothek
beschränkt ist, so möge hier folgen was die Suche nach
einschlägigen Schreibarten des Namens Quintus auf grie-
chischen Münzen des llostilianus ergab.
Ni k aea Bithyniae.
rOYAAEOCTMECCIKYlNTOCK-)
T OVAAENT 0CTM€C KVINTOCK*)
r-OYAA BN T- OCT M€CK KOYNTOC K
T oYAAANTOCT MEC KYINT- • ••)
r 0YAA€N OCT M€C KYNTOC K"i
El aea Aeolidis.
TAI OYAA OCT MEC KYINT'O
r-OYAA OCTIAIANOC KOINTOC KAIC ■»)
«j Eckhel I. c.
'j .Mionnet II, p. t<J.'!. Kr.289. Dann bei Banduii [, p. 54, jedoch
ohne K ara Schlüsse.
* Auct. Cat. Rfoustier Nr. 3096, ähnlich bei Sestini-Arigoni
p. 58.
»j Sestini descriptio num. vet. ex Mus. Ainslie etc. p. 261.
j'» Lavy Nr. 2053.
*t) Tanini p. 24,
*« Banduri I, j>. .">:;
i») Rasehe Lex. univ. rei num. Suppl. p.738 ad Lex T. 11
ÖO Joseph v. Kolb: Die graecisirenden Un
T OYAA OCTIAIANOC KOYINTOC KAIC i»
rOYAAOCTIAMECKOYINTOC KAIC")
Smyrn a Ioniae.
T OYAA OCTIAIAN KYN0CC
M e t r op o 1 i s P h r v g i a e.
OCT KYNTOC KAIC
OCTIAI KYINTOC
- Ige Pisidia e.
rOVAOCTIAIM€ KVINTOC KAI.
At. talia Pain phy] i a e.
• OY OC M KYINTOC K
A nt io ch i a Sy riae.
T-OYAA OCTIAIANOC KYINTOC KCCAP '.
r OYAA OCTIAIANOC KYNTOC KCCAP
r-OYAAOCTIAIANMCKYNTOC KAIC AP")
rOYAOCTIAIANMEKYlNTOC KECAP«)
i*) Banduri 1. c.
15 Rasche T. LI, f>55.
««) Tanini p. 4.~>1 .
17) Tanini p. 24.
18; Banduri 1. c.
19; Auet. Cat. Moustier Nr. .">n«>7.
20) Raimia I. i>. 263.
Banduri I, p. 47 abgebildet; ]». ">.*!. ."»2. Theupoli ]>. TT»*».
Tanini p. 22, Tat". I.
23; .Sostini Arigoni p. 93 'IV. n. 40 Tab. 1-2. Fg. 11". hiezu
Correctur p. 134.
24; Tat. Rol.in, Nr. 7066
-7
T OVAAOCTIAIAN M€ KVINTOC K€CAP")
T OYAA OCTIAIAN M€ KINTOC KCGAP*«)
Ale xa lid ri a.
r-oYAAoCTIA MCCKYlNToC K- «)
OYAAOCTIAIVI€CKYINTOCN^)
T oYAA oCTIA M€C KoINToC ")
OYAA • M€C KOYINTOCK
Ohne Angabe der Rückseite, wahrscheinlich nach
Antio chi a gehörend :
r OYAA OCTIAIANOC ME KYNTOC KECAP.^)
Wie ersichtlich haben die meisten Umschriften
KYINTOC; nur vier, wovon zwei auf Sestini (Ainslie und
Arigoni), die andern auf Banduri zurückfuhren, haben
KOYINTOC: andere weisen KOINTOC und KOYNTOC
auf, letzteres wohl mit ersterem identisch, wieder andere
haben KYNTOC. Einmal kömmt der Abwechslung wegen
KINTOC vor, und KYN9 gereicht durch besondere Origi-
nalität dem betreffenden Erfinder zur Ehre.
Auct. Cat, Moustier Nr. 3098; Bavercamp nummophyl.
Reginae Christinae Tab. XXXVI, im Text p. 254, jedoch „KOYIN-
TOC-. Banduri I. p. 52, einmal auch ohne ~K€CÄP \ Beger thos.
Brandenb. Taf. II. p 734.
Tanini ]>. 23.
«j Lavy Nr. U91.
«•) Feuardent, Coli. Demetrio p. 227, Nr. 2923, »las .,N- am
Schlüsse ist wohl auf einen Druckfehler zurückzufuhren.
m Die ad 28 gehörige Abbildung IM. XXXII.
Sestini Arigoni p. 117 II. 25, 425). Eckhel, D. N. V.
Tom. IV. )». !»»>, und Zoega p. 296 kennen nur diese Quelle, ebenso
Tanini |>. 24.
•:< Ennery Nr. 1031.
88
Joseph v. Kolb: Die graccisirenden Umschriften
Da nun das als Analogen ins Auge geiasste
KOYINTOC gar nicht häutig erscheint, wie kömmt es dann,
dass bei der Uebersetzung gerade diese Form als Basis
für die Schreibung des Namens auf Münzen mit latei-
nischer Umschrift gedient haben soll? etwa weil man nichts
anderes wusste? Sonderbarer Weise hat doch der dem-
selben Stamm angehörende Name Quintillus in der Ueber-
tragung auf Alexandriner Münzen die Form KYINTIAAOC
erhalten,--) wie --ins einigen Werken hervorgeht. Dies
alles würde aber eigentlich gar nichts beweisen, Bondem
die Frage vielleicht noch mein- verwirren, denn wer ver-
möchte heute die Orthographie des halbbarbarischei
Stempelschneiders zu Antiochia, oder sonst wo, zu ergrün-
den. Ueberdies sind die oben angefahrten Umschriften denn
docli nur liuchraünzen entnommen und diesen trau
wer mag.
Das interessanteste an der Sache aber ist, dass die
Umschrift auf vier derartigen Stücken der kleinen Samm-
lung des Verfassers gar nicht COVINTVS. Bondern ein
deutliches C QVINTVS zeigl bei zwei weiteren Stücken
ist das Häckchen des ..Q- wohl nicht ganz so deutlich.
Die Form des „0a in OVL oder OVAL und OSTIL
verglichen mit jener dv> angeblichen in COVINTVS. ist
deutlich wahrnehmbar verschieden, ersteres mehr rund-
lich, letzteres mehr oval. Dass c QVINTVS zu les
und nicht wie bisher COVINTVS. ist auch dann sicher,
wenn das Häckchen durch einen Lapsus Monetär» manch-
mal zu zart oder vielleicht hin und wieder ganz ausgefallen
3a) Feuardent, Coli. Demetrio; Cafc Rollin Nr. '.»220.
;!;i) Wie schon aus der rohen Arbeit der Münzen <li«'- r Officio
ersichtlich.
3
ist; man kann dann ein ..sie- beisetzen, aber die Bezie-
hungen zu K 0 Y I N T 0 C dürften erledigt sein.
Es entsteht nun die Frage, welche Bedeutung ist dem
„Cu vor QVINTVS beizumessen, soll „C" eine gutturale
Verstärkung des darauffolgenden dem griechischen Idiom
fremden ..Q • sein? — Kaum; — das ,.fj- ist ihm nahezu
ebenso fremd, auch widersprechen dem jene Münzen des
Herennius Etruscus aus derselben Officin, welche folgende
Umschriften führen:
HEREN ETRV MES QVDECIVS CAESAR.^)
Hier ist Quintus mit ,,QVU- abgekürzt; nach dem Vor-
gange bei Hostilian müsste man etwa vC0V" zu linden
erwarten. In der gleichen Officin ist also beide Male trotz
des griechischen Idioms correct QVINTVS zu lesen; auf-
fallen muss nur. dass es Niemanden beifiel auf diesen
Münzen ebenfalls V0V" statt ,,QV" zu lesen. Es sei noch
bemerkt, dass die Häekchen der „Qu sowohl auf der
Vorder- als Rückseite (in AEQ VITAS) auffallend klein
sind, und dass der Buchstabe selbst mit dem in Rede
stehenden auf den Münzen des Hostilian übereinstimmt.
Kine weitere zu erörternde Frage, ob ,,CU eine selbst-
ständige Abkürzung bilde, wäre wohl, da ausser den
bekannten C. Valens Hostilianus Messius Quintus kein
weiterer Name dieses Prinzen irgendwo überliefert wird,
vorläufig mindestens in suspenso zu lassen, da auf den-
selben nur eine der oben augeführten Umschriften (subNr. (.)
»*} Unter dein Brustbilde drei oder vier Punkte. Ks. AEQ VITAS
AVG. Sammlung des Verfassers, dieses Stück ruag hier gleich Cohen
Nr. 2 ergänzen , wo dasselbe nach Ennery Nr. 1779) unvollständig
beschrieben ist.
•"^ Joseph v. Kolb: Die graecisirenden l'mschri:
nach Sestini aus Ainslie, also eine höchst verdächtige
Quelle) hinzudeuten scheint.
Da nun „Cu weder zu „QVINTVS" gehört, noch als
selbstständige Abbreviatur betrachtet werden kann . -
bleibt nur noch eine Annahme übrig, nämlich, das* das
.,CU zu dem voranstellenden NIES gehören könnte, dieser
Name also MESC geschrieben worden sei.
Hier wären zwei Fälle denkbar, entweder Liegt eine
alphabetische Verwechslung oder eine Unkenntniss des
Namens von Seite des Graveurs vor. Ersteres insoferne,
als das „C" in dem griechischen Alphabet jener Periode
dem „Su entspricht. Die Abkürzung hätte ..MESS" sein
sollen, der an die griechischen Buchstaben gewöhnte
Stempelverfertiger nicht römischer Nationalität stellte
durch Versehen statt zweier lateinischer Sigmn ein latei-
nisches und ein griechisches (S, C) ein.
Letzteres, die Unkenntniss des Namens, würde die
Verwechslung des Gentilicinm Messias etwa mit Mescinius
(Mescius ist als Gentilicinm unbekannt) und diese die Ein-
stellung der Abbreviatur MESCinius) statt WESS(ius)
bedingt haben.
Bemerken 8 werth \<i eine hei Laurentius Keger al
bildete Münze mit der Umschrift.
C OVAL HOSTIL MESC QVINTVS CAESAR. >
35) Beger thesaurus Brandenb. Toni. IL p. 735. Rs. PVDICITIA
AVG, zu erwähnen wäre hier Banduri )>. 49. COVAL HOSTIL
COVINTVS CAESAR. Rs. PVDICITIA AVG. nach Laurent» B<
0})us inscriptum Thesaurus Brandenburgicus selectus. Wenn mau
diese Wiederhatte betrachtet, so bekommt einen sonderbaren Begriff
nicht nur von der Vertrauenswürdigkeit Banduris, sondern aller
Buchniünzen überhaupt.
mf den Antoninianen dos Hostilianus.
91
Abgesehen von dem „H" in HOSTIL ist die Abbil-
dung nicht im geringsten zu beanständen, Beger scheint
der einzige gewesen zu sein, der richtig C QVINTVS
gelesen hat, trotzdem wird seiner Leseart nirgend Erwäh-
nung gethan, nicht einmn] hei Rasche, und dies will etwas
gesagt haben.
Wie aus der Abbildung und den Intervallen zu
schliessen, hat Beger das „C" zu NIES gezogen. — leider
gibt er im schwülstigen Texte keinerlei Aufklärung.
Noch einer Münze mag hier gedacht sein; sie ist bei
Cohen. Band IV. Nr. 81 nach Wiczay (p. 198, Nr. 2501 |
folgend beschrieben : C VALENS HOSTIL NIES COVIN
TVS AVG- Könnte man sich auf diese Beschreibung ver-
lassen, so würde hier ein ganz abnormes Stück vorliegen,
eine vollkommen römische Umschrift und zwischen NIES
und QVINTVS das ominöse „C"; denn, dass so und nicht
COVINTVS zu lesen, darüber dürfte wohl kein Zweifel
mehr statthaben.
Da dem Verfasser, wie schon erwähnt, keine weiteren
Htilfsmittel als eine eigene Bibliothek und auch keine
grössere Münzsammlung zur Verfügung stehen, so kann
derselbe nur die Thatsache der richtigen Leseart con-
statiren und muss das weitere denen überlassen, die dazu
mehr berufen sind, als ein einfacher Privatmann.
ürfahr, December 1878.
92
Franz Trau: Erste bisher bekannte S
V.
Erste bisher bekannte Silbermünze ( Siliqua > von
Hannibalianus.
I''i':in/ Trau.
[in Herbste 1878 wurde mir von einem fürstlich
rumänischen Artillerieoffizier eine Anzahl von Silber- und
Goldmünzen angeboten, welche derselbe angeblich von
einem Collegeu zum Verkaufe Übernommen hatte; dieselben
sollten zumeist aus Bukarest und der nächsten Umgebung
dieser Stadt herstammen.
Ks befanden sich darunter 16 stüek ziemlich abge-
nutzte römische Consularmünzen, * römische Kaisermünzen
von sehr verschiedenen Zeitepochen, alle gelocht, und
schienen daher nach der orientalischen Sitte der dortigen
Bevölkerung als Schmuck getragen worden zu sein Ferner
zwei gold. Byzantiner - Münzen , ein gold. Solidus des
Kaisers Konstantin Magnus, Rev. VICTORIA CONSTA N-
TINI AVG und 1(> div. Goldmünzen neueren türkischen
Gepräges.
(Siliqna) von Hannibalianus.
Unter den üben erwähnten achl römischen Kaiser-
mtinzen inSilber befand sich nun die erste bisher bekannte
Silbermtinze (siliqua) des Caesar Hannibalianus «) und
glaube ich, dass es jedem Münzfreunde willkommen sein
wird, wenn ich dieses höchst interessante Mtinzstück durch
Beschreibung und Abbildung zur allgemeinen Kenntniss
bringe. Die Münze ist von vollkommen guter Erhaltung,
nur ober dem Kopte, beziehungsweise im Rev. im Ab-
schnitte, gelocht.
Noch mag erwähnt sein, dass die Münze von unzwei-
felhafter Echtheit ist.
Av. FL ANNIBALIANO REGI Das mit dem Diadem
geschmückte Brustbild nach der rechten Seite.
Rev. FELICITASPVBLICA. Der nach links sitzende
Flussgott (Euphrat), mit der Rechten einen
Delphin, mit der Linken ein Ruder haltend. Im
Abschnitte: CONS-
Gewicht 2*5 < Srm.
Hannibalianus, Bruder des Delmatius, Neffe Cou st.
Mag. und Grossenke] des Const. Chlor, wurde 335 zum
< aesar erwählt.
Zosimus erzählt von Hannibalianus : „er regierte in
Gemeinschaft mit seinem Bruder Delmatius; sie trugen
ein Purpurkleid mit Gold streifen und hatten von Constantin
Mag., um ihre Verwandschaft mit ihm zu ehren, die Würde,
dass sie Nobilissimi genannt wurden."
Delmatius erhielt die Herrschaft über Macedonien
und Aehaia.
'I Vgl. \. Sallet, Zehschr. f. Num. II. 292, \v<> eine Münze mit
ähnlicher Umschrift, aber ohne Angabe von Metall und Nominal
mitgetheill
94
l'r. Trau: Erste bekannte Silbermünze Siliqua) v. Ilanni
H an nibali an u s Cappadoeien, Armenien und Pontas :
er wurde auch 335 zum Rex Ponti ernannt und bezieht sich
die Averslegende: Fl. Annibaliano Regi wahrscheinlich auf
seine Herrsehaft in Pontus.
Der im Rev. dargestellte Flussgott ist derselbe, der
auf den bekannten Bronzemünzen des Hannibalianus
erscheint und auf diesen von Cohen wohl richtig als
Euphrat erklärt wurde.
Schliesslich gebe ich noch im Nachstehenden die
Ö
Beschreibung des Eingangs erwähnten Solutus von Con-
stantin Magnus :
Av. DN CONSTANTINVS MAXAVG Das mit dem
Diadem geschmückte Brustbild des Kaisers im
vollen Ornate in der Rechten einen Scepter mit
Adler.
Rev. VICTORIA CONSTANTINI AVG Victoria sitzt
nach rechts gewendet auf einem Panzer, .-in
welchen rechts ein Schild gelehnt ist Die
VOT
Victoria schreibt „.,.. au! einen Schild, welcher
ihr von einem geflügelten Genius vorgehalten
wird. Im Abschnitt«" CO NS.
Gewicht 4--"> Grm., bei der vortrefflichsten
Krhaltung. ohne Loch; ähnlieh Cohen Nr. L29.
VI.
Sterling Kaiser Friedrich II.
Von
Dr. A. Missong.
(Abgebildet auf Tafel II.)
Av. * ReX-JRRGDa (RIC)VS. In einem Kreise
das gekrönte, vorwärts sehende, jugendliche Brust-
bild Friedrichs. Die Locken an den Schläfen sind
je durch vier Punkte :: gebildet.
Kev. * ROMA- • • RGX. In einem Kreise Zwillings-
fadenkreuz mit je vier Punkten :: in jedem
Winkel. Vgl. Abbildung auf Taf. II, und dazu
Cappe, Kaisermtinzen I, Taf. XVT, Nr. 262, mit
den angeblichen Umschriften +R0K PRÖD
RS und * ROWHNVS-K
Wie häufig, und wie bald im Mittelalter eine oder die
andere Münzsorte, welche sich durch ihr in die Augen
lallendes Gepräge oder ihre Ilnndsamkeit, oder durch das
auf derselben erseheinende Münzbild einer allgemeinen
Beliebtheit erfreute, in den Nachbarländern nachgeahmt
wurde, ist allgemein bekannt. Die englischen Störunge,
welche im XIII. Jahrhundert in einem -rossen Theile des
Nordens eingebürgert waren, zählen sogar zu jenen
96
Dr. A. •
Geprägen , welche am häufigsten nachgemünzt wurden.
Bis gegen den Anfang (\<:± XIII. Jahrhunderts variirte das
Gepräge der Sterlinge noch sehr: seit den Tagen König
Heinrichs III. (1216—1272) wurde jedoch ein Typus herr-
schend, welcher sich weit über die ersten drei Eduarde
hinaus bis in die Zeiten Heinrich VII. (1485—1509 erhielt.
Demselben entspricht auf der einen Seite der Herrscher-
kopf en face, auf der andern Seite das durch das ganze
Feld bis in die Umschrift hineinreichende Kreuz mit drei
Punkten in jedem Winke]. Eine Uebergangsform hatte
zwar schon der Regentenkopf auf der Hauptseite, aber neben
diesem einen in die Legende hineinragenden Szepter auf
der Rückseite, reicht das Zwillingsfadenkreuz mit vier
Punkten in jeder Ecke noch nicht bis in die Umschrift.
Den Ursprung dieses Uebergangstypus haben wir wohl
in Deutschland zu Buchen, wo derselbe bereits auf Cölner
und Dortmunder Geprägen mit Kaiser Otto'a [V. Titel
erscheint, welche zwischen 1209—1218 ausgemünzt sein
müssen. Andererseits gibt uns derUmstand, dass die gleiche
Darstellung in England nur während «1er Regierungg
König Heinrich III. 1216—1272 erscheint einen gentig
den Anhaltspunkt, um von König Friedrich III., dem
Schönen (1314 bis 1330), abzusehen, auf welchen man
unser Stück noch etwa hätte beziehen können.
Zum Schluss sei noch eine Hypothese rücksichtlich
der Zahl und Stellung der Punkt« en, aus welchen
nicht nur die Löckchen, sondern auch die Anfangskreuze
der Umschriften gebildet wurden, und die wir in gleicher
Anzahl (4) auch in den Kreuzwinkeln findet). Wir erblicken
darin Emissionszeichen, an welche sich der gemeine Mann
bei seiner Unkenntniss dv> Lesens hielt, ähnlich wie man
Sterling Kaiser Friedrieb II.
97
noch in weit späterer Zeit in Russland auf Silberstticke
oder : : : : : setzte, um dadurch den Werth von 5,
von 10 Kopeken u. s. w. anzuzeigen. Offenbar war zu einer
gewissen Zeit nur der Typus mit vier Punkten gut gangbar,
daher man auch diese überall anbrächte, wo es nur halb-
wegs anging, später kam dann der Drei -Punktetypus
U. 8. W.
Der Sterling Friedrich IL gehört den ersten Regie-
rungsjahren dieses Regenten, jedenfalls (weil der Kaiser-
titel fehlt) der Zeit vor 1220 an. Die Prägestätte würde ich
im Nordwesten Deutsehlands, etwa in Aachen oder Cöln,
am liebsten aber in Dortmund suchen, weil man hier die
Sterlinge Kaiser Otto IV. mit Anwendung sehr ähnlicher
Huehstabenformen (man vergleiche das dl in Tremonia)
ausmünzte.
<J8
Riggauer
VII.
Zur fränkischen Münzkunde.
Hans Risffauer.
Hiezu Tafel II.
Im Juni dieses Jahres wurde bei Mittelsteinach, Forst-
amtsbezirk Ebrach, in Oberfranken ein Münzfund gemacht,
der in den Besitz des erischen Münzkabinetes über-
gegangen ist und uns einer Besprechung an dieser Stelle
werth scheint. Dieser Fund zeigi wieder recht deutlich,
dass in den meisten Fällen Münzfunde nur in ihrer Inte-
grität genügende Basis zu einer wissenschaftlichen Be-
handlung geben. Mit Rechl hat daher das königl. bayeri-
sche Münzkabinel zum Princip erhoben hei wissenschaft-
lich interessanten Münzfunden nicht nur den vollen wahren
Werth dem Finder zu bezahlen, sondern auch noch eine
der Bedeutung des Fundes entsprechende Prämie zu geben,
um der Verheimlichung und Verschleuderung von Funden
zu begegnen.
Der Fund umfasst 260 Münzen, die der ersten Hälfte
des XIII. Jahrhunderts angehören. Wir schicken der Be-
sprechung der Münzen die Aufzählung der Typen voraus.
Zur frünkiscl
Wirzburg: Otto von Lob de bürg 1207 — \'J'J-\.
1. 33 Stück: Reber, Numismat. Zeitung- 1867, p. 7-,
Typus I.
2. V» Stück: Reber, Numismat. Zeitung 1867, p. 78,
Typus II b.
3. 1 Sttiek: Reber, Numismat. Zeitung 1867, p.
Typus V.
Wirzburg: Hermann von Lobdeburg 1225 — 1254.
4. 48 Stück: Leitzmann, Numismat. Zeitung 1847,
p. 114, Nr. 58.
5. 1 2 Stück : undeutlich, wahrscheinlich wie die vorigen.
6. 1 Stück: Brustbild des Bischofs mit Kreuz und
Krummstab HERMANVS EP +.
R e v. Das Monogramm Brunos WIRCEBVRC
Abbildung auf Taf. IL
Ausser diesen :
7. 24 Stück: Reber a. a. 0., Typus VI.
8. 2 Stück: Cappe, KaisermünzenIII,p.l48,Nr.679.
9. 1 Stück: .. „ I, p. 152, Nr. 683.
10. 2 Stück: Bischof? undeutlich.
Key. In einem Kreis mit Bogenornament ein Kreuz,
aus dessen Ecken LUien hervortreten 2 Varie-
täten, welche sich durch mehr oder minder zier-
liche Ausführung der Einzelheiten unterscheiden.
Abgebildet ist der roher ausgeführte Stempel
auf Taf. II.
11. 1 stück: Katalog des German. Museums, Nr. 7
s. Abbildung auf Taf, II.
100
12. 1 Stück: In einem Perlenkreise ein gekröntes
Brustbild; aussen Bogen Ornament mit Lilien ab-
wechselnd.
Rev. unkenntlich: Bischof und (?)€P, s. Abbildung
auf Taf. II.
13. 8 Stück : Unkenntlich.
14. Ausser diesen 143 Münzen finden sich noch 117
meist mittelmässig erhaltene Exemplare des Typus Cappe,
Kaisermtinzen L Nr. 633, p. L39, s. Abbildung auf Taf. II.
Die Würzburger Münzen lasx-ii sich weg
Erhaltung schwer nach Varietäten ordnen, wie dies R<
in der Abhandlung über den Kund von Eifershai
(a. a. 0. thani Bei Typus V i>t in der Be-
schreibung Reber's ein unbedeutender lrrthuni. da
Bischof links den Krumm stab und rechts die Fahne
hält.
Die librigeu Würzburger Münzen geben zu weit«
Bemerkungen nicht Veranlassung. Durch Streber'a vortreff-
liche Abhandlung über ..die Münzen des Bise] hard
von Würzburg a \<\ jeder Zweifel «-in der Deutung
Monogramms beseitigt. [Jeher das Schwer! auf den Würz-
burger Münzen werden wir uns unten auf Grundlage neuen
Materials äussern.
Merkwürdig könnte scheinen, dass an einer Stelle,
die ins Territorium des Bamberger Bisthums fällt, so viele
Würzburger Münzen getroffen werden. Allein dir Nachbar-
schaft der beiden Territorien und ihre vielen, freilich
häufig feindlichen, Beziehungen erklären hinreichend d
Erscheinung. Unwillkürlich aber fragl man nach der Münze
des Territoriums, «lein der Fundort angehörte, nach I
prägen des Bisthums Bamberg, das bei seiner Gründung
Zur fränkischen Münzkunde.
101
von Kaiser Heinrich auf das Freigebigste mit Gütern und
Privilegien ausgestattet worden, worunter, wie man wohl
mit Recht annimmt, auch das Münzrecht war. Die erste
sichere bischöfliche Münze Bambergs ist von Bischof Rupert
1075—1102 (s. Dannenberg, die deutschen Münzen der
sächsischen und fränkischen Kaiserzeit, p. 331). Dann ist
eine grosse Pause bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. In
der Zeit von mehr als zwei Jahrhunderten soll eines der
reichsten und glänzendsten Bisthümer das Münzrecht, das
ihm unzweifelhaft zustand, nicht ausgeübt haben? Dem
widerstreitet schon der Umstand, dass das Hochstift
gerade in der Zwischenzeit (1242 und 1331) bei den Kai-
sern um die Bestätigung des Münzrechtes auf seinen kärnt-
nischen Besitzungen einkam. *) Wohl sind bisher Bam-
berger Münzen des XII. — XIII. Jahrhunderts weder nach
fränkischem noch nach Friesacher Fuss bekannt geworden,
allein wir glauben zuversichtlich , dass es noch gelingen
wird, diese Lücke auszufüllen, und weisen als ersten Bei-
trag hiezu die Münze mit dem Lamm nach Bamberg.
Die fragliche Münze wird ausser bei Cappe (a. a. 0.)
unseres Wissens nirgends erwähnt, wenn man sie nicht
allenfalls unter den von A. Würfel in seiner Beschreibung
der Bracteaten von Offenhausen 1771, p. 38, bei den
„zweifelhaften Blechmünzen" erwähnten Lammstypen ver-
muthen darf. Bei der Nachforschung nach den sonstigen
Fundstätten dieser Münzen fanden wir in der uns mit
liebenswürdigster Collegialität zur Verfügung gestellten
Sammlung des Bezirksarztes Dr. L. Fikentscher in Augs
bürg genügenden Ausschluss. Fikentscher besitzt unter
i) Urkunde von L060 Mon. Boica XXXI l. S. 343, von L242,
u. a. <>.. s. 575 von L331, Lttnig Spicil. eccle*. II. 11. Nr. 1:;.
102
Hans Riggauer:
22 Münzen aus einem auf dem Anger von Gerau. einige
Stunden von Mittel stein ach, der Stätte unsers Fundes, im
Jahre 1858 gemachten Mtinzfunde, die Lammsmünze drei-
mal. Aus dem im Jahre 1864 bei Tauperlitz in der Nähe
von Hof gemachten Funde besitzt Fikentscher 38 Münzen,
darunter unsere Münze dreimal. Ebenso fand sich im Pot-
tensteiner Funde unsere Mtinze. Hier nun im vorliegenden
Funde macht die fragliche Münze fasl die Hälfte ans. 1 17
von 200, und ist der weitaus am zahlreichsten vertretene
Typus. Alle diese uns bekannten siehern Fundstätten der
Lammsmünze liegen im ehemaligen Territorium des l>is-
thums Bamberg, es darf darin sicherlich ein geographisch-
statistischer Beweis unserer These erblickt werden.
Aber auch die Darstellung- unserer Münze stimmt mit
unserem Satz. Die Hauptseite zeigt Lamm mit Kreuz im
Perlenkranz. Das Lamm hat bekanntlich Cappe veranlasst,
die Münze nach Brixen zu legen. Als Wappenfigur darf
wohl, streng genommen, das Lamm in dieser Zeit nicht
gefasst werden: das Lamm war für Münzen geistlicher
Stifte ein beliebter Typus«) und so kann er auch heim
Bisthum Bamberg nicht auffallen.
Die Rückseite stellt ein yierthürmiges Kirchen-
gebäude dar, in dessen Mitte unten in einem liegen ein
- Wie verbreitet die Darstellung des Osterlamma als Ab-
zeichen geistlicher Corporationeo war. beweist anter Ander m der
Umstand, dass die Polen in der für den deutseben Orden ><> ver-
derblichen Schlacht von Tannenberg anter einem halben Hundert
Fahnen auch zwei mit dem weissen Osterlamm im rothen Felde
erbeuteten, welche dem Bischof von Ermeland, beziehungsweise
der Comthurei Schlochau gehört hatten, s. Köhne in den Memoires
de la Societe d'archeologie etc. de St. PGtersbourg, Vol. IV. Taf, VJ
und XI, Nr. 7 und 17.
Zur fränkischen Münzkunde
103
gekrönter Kopf ist. Dannenberg bemerkt zu dem erwähn-
ten Denar des Bischofs Rupert, dass die Zeichnung der
Münze gewiss ein treues Bild des alten Domes Bei. Der
jetzige Dom, der aus dem Ende di^ XU. Jahrhunderts
stammt, zeigt vier Thiirme und so haben wir wie dort eine
Abbildung des alten Domes, so hier den Versuch einer
Darstellung des jetzigen. Unklar ist der Kopf unten im
Bogen und es ist wohl schwierig zu entscheiden, ob wir
wie wahrscheinlich, Heinrieh IL oder den Bischof oder
selbst die Kaiserin Kunigunde in dem Kopfe zu erblicken
haben.
Die Zeit der Münze wird durch den Fund bestimmt.
Abgesehen von diesem Typus besteht die Mehrzahl des
Fundes aus Münzen Otto I. und Hermann I. von Lobde-
burg, die uns also in die erste Hälfte des XIII. Jahrhun-
dorts weisen, ein Zeitraum, dem auch der Charakter der
Übrigen Münzen entspricht. Nur zwei Exemplare zeigen
einen Typus, den Tappe (Kaisermtinzen III, 679) Hein-
rich VII. zuweist. Allein bei näherer Untersuchung erweist
sieh diese Zutheilung als eine der zahlreichen Willkür-
lichkeiten Cappe's. Die Münze ist gleichzeitig mit den
übrigen und vielleicht von König Heinrich . dem Sohne
Friedrich' 8 IL, geprägt. Wir wissen, dass Heinrich, der
Während der Abwesenheit seines Vaters die Regierung
führte, im November 1234 zu WUrzburg sich aufhielt, um
sich seiner Anhänger für den bevorstehenden Streit mit
seinem Vater zu versichern. Vielleicht ist die Münze da
mals geschlagen wurden. Zur selben Zeit nun nahm den
bischöflichen Stuhl in Bamberg die ritterliche Gestalt des
kämpf- und glanzliebenden Eckbert, Grafen von Andechs,
ein 1203 — 1237. Ihm, dem SpröSSÜng eines der reichsten
Geschlechter jener Zeit, hatte Friedrich 11. auf einem Hof-
HJ<± Hans Kiugauer:
tage zu Frankfurt 1220; auf dem Eckbert selbst anwesend
war, wie allen geistlichen Fürsten das Münzrecht bestätigt
und es ist nicht zu zweifeln, dass Eckbert dieses Recht
ausgeübt. Dass B. Eckbert den Lammtypns wählte, mochte
ein Zufall sein, da das Osterlanim. wie schon früher be-
merkt, als Abzeichen und nicht als Wappenfigur von den
Kirchen im Mittelalter gern angewandt wurde, es besteht
jedoch, davon abgesehen, auch die Möglichkeit einer un-
mittelbaren Entlehnung.
Brixen erhielt das Mtinzrecht am 16. September 1179
und sicher haben bereits die früheren Brixner Münzen das
Lamm getragen, wenn auch die Münzen bei Obermayr
(50 — 53) vielleicht mich Passau zu weisen sind. Wenn nun
dieser Typus bereits damals in Brixeu heimisch war, bo
lässt sich derselbe bei Kckbert sehr wohl erklären. Eckbert
war der Solm Berthold IV., Grafen von Andecbs, Mark-
grafen von [strien, Herzogs von Dalmatien, Croatien und
Menm. Bert hold III.. der Grossvater Eckbert's, besass die
Voigtei über (\-.\s Hochstift Brixen. wahrscheinlich von
seinem Bruder Otto VI. (E. Oefele, Geschichte der Grafen
von Andechs, p. 63 . Ferner war Heinrich [V., ein älterer
Bruder Eckbert's, in ihrem Besitze. Bndlich war bereits
ein Grossolieini Eckbert's, Otto VI., in Brixen Erwählter
1165 — 117o, von wo er nach Bamberg kam (Domprobst
1174) und den bischöflichen Stuhl dort einnahm 1177 bis
IHM). Durch diese nahen Berührungen seines Hauses mit
Brixen konnte nun Eckbert immerhin veranlasst weiden,
den schönen Typus von Brixen auf seinen fränkischen
Geprägen zu wiederholen.
Wie dem sei, auch ohne diesen engen Znsammenhang
zwischen Bamberg und Brixen in damaliger Zeit kann das
inzkunck
Lamm auf unserer Münze nichts Auffallendes haben und
so wenig es hierzu einem heraldischen Schluss berechtig
würde, s«. wenig darf umgekehrt aus dem Vorkommen des
Lammes auf Münzen Bernhards von Kärnthen eine Vo
über Brixen für ihn construirt werden, wie dies Welzl thut;
denn eine solche hat sicherlich nie bestanden.
Eckbert, bekanntlich derselbe, der in den Verdacht
der Theilnahme an der Ermordung König Philipps kam,
eine Makel, die neuere Forschung von seinem Namen
getilgt, Hess sich 1228, wohl durch Grenzbefestigungen
gereizt, zu einer Unterstützung seines Neffen , des Grafen
Boppo von Henneberg im Kampfe gegen Bischof Hermann
im Würzburg verleiten. An diesem, dem Th. Henner in
einer Monographie (Bischof Hermann I. von Lobdeburg,
Würzburg 1875) ein herrliches Denkmal gestiftet, fand
Eckbert einen durch Besonnenheit und unentwegbare
Energie überlegenen Gegner. Im Vertrage von 1230 (Mon.
Boic. XXXVII, p. 229 ff.) musste Eckbert eine Entschädi-
gung von 1000 Mark Silber zahlen. Sollte diese Zahlung
in unserer Münze erfolgt sein?*)
Haben wir nun eine Lücke der Bamberger Münzkunde
auszufüllen gesucht, so glauben wir, dass auch die Münzen
mit dem Lilienornament im Kreis und mit den aus den
s Ich hatte diese Bemerkungen niedergeschrieben, als ich
mich an Herrn Prof. Dr. A. v. Luschin - Ebengreuth wendete mit
der Bitte, mir seine Ansicht über die in Rede stellende BiUnze niit-
zutheilen. In der Antwort verwirft Luschin die Cappe'sche Zutei-
lung nach Brixen, bedauert, nicht hinreichend Material zu besitzen,
um die Präge der Zutlieilung selbst zu löseo und erklärt, dass ihm
die fragliche Münze der Fabrik nach oberfränkisch zu sein schein.'.
Ich treue mich, dass meine Ansicht mit der Vermuthung dieses
hervorragenden Forschers übereinstimmt.
106
Kreuzesecken herauswachsenden Lilien *) einst sicher noch
nach Bamberg werden gelegt werden können. Auch die
Fundstätten dieser Münzen sind ineist in Oberfranken.
Zum Schlüsse noch Einiges über das vielbesprochene
Schwert auf den Würzburger Münzen. Auf Grund einer
trefflichen Arbeit Theodor Henner's ..über die herzogliche
Gewalt der Bischöfe von Wttrzburg", kann diese Frage
nunmehr wohl endgiltig entschieden werden. Die beiden
verschiedenen Auffassungen, die hauptsächlich in Betracht
kommen, sind die von Streber in seiner Abhandlung über
..die Münzen des Bischofs Gerhard von Würzburg" auf-
gestellte, dass nämlich die Bischöfe als Herzoge von
Franken mit dem Schwerte Bich abbilden Hessen, und die
von Leitzmann in seinen „Nachrichten über das älteste
Mtinzwesen d^> Bisthums Würzburg" (Nusmism. Zeitung
1846, p. 145i vorgetragene, dass das Schwert jedenfalls
nur die den Bischöfen zukommende Gerichtsbarkeit über
die Güter i\vv Kirchen, keineswegs aber die Würde eines
Herzogs von Franken andeuten soll.
Hennerweist nach, dass unter der herzoglichen Gewalt
lediglich eine Titulatur für das Würzburger Hochstift zu
verstehen sei. Allerdings war in Pranken die Territorialität
besonders früh und reich entwickelt, indem nach dem
kurzen Wiederaufleben des fränkischen Herzogthums in
den Neffen Heinrieh's V., Konrad von Hohen s taufen, der
wiedereingesetzte Bischof Erlang eine ausserordentliche
Machtstellung in Ostfranken erlangte, in der nach Henners
Annahme echten Urkunde Heinrich'sV. für Würzburg vom
1. Mai 1120 (Mon. Boica XXIX, 1. 238), wohl eine Folge
des Uebereinkommens mit dem Papste und den Fürsten
• Xuin. 10 und 11.
Zur fränkischen Münzkunde.
in;
1119 wird die dignitas judiciaria in tota orientali
francia restituirt. Hierunter ist die durch den Stiftsvoigt
ausgeübte eigenrichterliche Gewalt, die damals sehr
wachsen war, durch den Herzog alter gewiss bedeutende
Einbusse erlitten hatte, zu verstellen. Int Frankenlande
war. wie es scheint, ein Streben nach nationaler Einigung
im Herzogthume trotz aller territorialen Zersplitterung
immer lebendig geblieben. Das Würzburger Hochstift als
mächtigster Grundbesitzer trachtete nach Realisirung
dieser Idee durch Gewinnung eines ostfränkischen Dukats.
Der Herzogstitel ward endlich durch das Privilegium vom
10. Juli 1168 (Mon. Boica XXIX, 1, 835) erlangt, allein
nicht von Ostfranken, sondern nur von Wtirzburg. Sonach
ist das Schwert, das in den Händen der Würzburger Bi-
schöfe erscheint, bereits unter EiribardBischof(l 088 — 1 104),
einfach als Symbol jener dignitas judiciaria zu fassen, der
auf das Hochstift beschränkten vom Stiftsvoigt ausgeübten
eigen richterlichen Gewalt, die freilich bei den so wenig
scharf gezogenen Grenzen, in denen sich das staatsrecht-
liche Leben des Mittelalters bewegte, in der Hand ener-
gischer Persönlichkeiten und bei geringerer Opposition der
andern fränkischen Territorien über das Patrimonium der
Würzburger Kirche sich hinauserstrecken, niemals aber
zur Höhe einer herzoglichen Gewalt sich erheben konnte.
108
Dr. Carl Schalk: Der Münzfuss der Wiener Pfenningi
VIII.
Der Münzfuss der Wiener Pfenninge vor der
Reform Herzog Albrecht IV. vom Jahre 1399.
Dr. Carl Schalk.
Unbeeinflusst durch Blumberger's bestechende Inter-
pretation!) von Absatz Nr. 42, p. l.M. dr> von Karajan
sogenannten Münzbuehes Albrecbts von Eberstorf*) habe
ich diese Stelle einer neuerlichen l Untersuchung unterzogen.
Sie bietet genügende Anhaltspunkte, den Münzfuss der im
Jahre 1399 geprägten, sowie theilweise den derjenigen
Pfenninge zu constatiren, die vor diesem Jahre im Umlaufe
waren und nun gegen die neu ausgegebenen „Steinböcke"
eingewechselt werden sollten.
Muflat, ;!) auf die Erläuterung Blumberger's gestützt,
bietet diesbezüglich zwei Tabellen, p. 1 15 und p. 113.
Gegen letztere richten sieb meine Ausführungen. Zunächst
aber will ich jene Angaben kurz zusammenstellen, die sich
auf die vor dem Jahre 1399 umlautenden Pfenninge
i) Archiv f. K. ö. G. 8. Bd., p. 1:51 u. ff.
») Chmel, Oest. Geschichtsforscher, 1. Bd., 3. Heft.
s) Abhandlungen d. bist. Cl. der königl. bair. Akad. d. Wiss.
XII. Bd., I. Abth.
'■.
beziehen, die ich in der Folge in Uebereinstimmung mit
der Quelle als die alten bezeichnen will.
1. wenn ain markeh silber gilt vier pfunl pfennig
(960
2...sogent allczeitt czwen (der) newn pfennig für
drey alt . . .
3. . . . aindleff lot und ain qnintet das mag man ver-
chauffen umb czway pfunt sechs Schilling und funfezehen
pfennig (675
4. nu gilt ain Karat golts. . . .sibenezehen lot. . . .ain
lot golts czwey pfnntt sechs Schilling und czwelff pfennig
(672
Blumberger und nach ihm Muttat gehen zur Eruirung
des Feingehalts der alten Pfenninge von Punkt 2 der Stelle
aus und scliliessen , dass; weil 400 neue Pfenninge 9 Loth
Silber Feingehalt besitzen, ein eben solcher in 600 alten
gewesen sein müsse. Dagegen glaube ich einwenden zu
können, dass der Inhalt von 2 nicht die innere Feingehalts-
relation der beiden Pfenningsorten ausdrückte, sondern
nur die Grundlage für einen solchen Austausch der alten
Münze gegen die neue bieten sollte, durch welchen Münz-
kosten, Gewinn der Hausgenossen und Schlagschatz des
Herzogs verborgt waren. leb verweise dafür auf die Ana-
logie mit einer andern Stelle im Münzbuche Nr. 08, p. 482.
Auch liier handelt es sich um den Austausch zweier Münz-
sorten gegen einander, und zwar sind (ich behalte die
Bezeichnungen der Quelle bei — ) „neue Pfenning«
ilie einzulösende und „Wiener Geld" :>) die auszugehende
*) Muffat, Tab. i». 117.
* Muffat. Tab. n. lli».
1 10 Dr. Carl Schalk : Der Münzfuss der Wiener Pfenninge
Münze. Von den „neuen Pfenningen" enthalten 432, vom
„Wiener Geld" 675 Stück 9 Loth Feinsilber, so dass 432
neue Pfen. 675 Pfen. Wiener Geld anWerth gleich waren.
Die Verordnung der Kammer geht nun dahin, dass ein
„neuer Pfenning" gleich l*/8 Pfenningen ..Wiener Geld"
angenommen werden soll. Es gehen also 432 neue Pfen.
für 648 Pfen. Wiener Geld in den Wechsel, so dass für die
Hausgenossen ein Gewinn von 27 Pfenningen auf675Pfen.
Wiener Geld oder von ■• ,-„-, Loth auf 9 Loth Feinsilber, das
ist = 4 Percent resultirt.
Diese Erwägungen begründen die Vermuthung, dass
auch in unserem Falle 600 alte Pfenninge, die geg LOO
neue in den Wechsel gegeben werden sollen, mehr Fein-
gewicht enthalten haben, als letztere, die auf 9 Loth
veranschlagt wurden. Ich glaube darum, dass man vielmehr
die sab 1, 3 und 4 gegebenen Bestimmungen, die unter sich
im Einklänge stehen, als Grundlage zurEruirung des Fein-
gehaltes der alten Pfenninge benutzen müsse, darnach
ergäbe sich die auf der folgenden Seite gebotene Tabelle.
Den Nachweis, für deren Richtigkeit werde ich führen :
Erstens durch die in Punkt 1 und 3 gebotenen An-
gaben über die Aufzahl der Pfenninge auf die leine Mark,
das ist 16 Loth Feinsilber und die damit im Einklänge
stehende Aufzahl auf liy4 Loth Feinsilber;
zweitens durch die Untersuchung der Theuerung
des Silbers, das heisst des in ungarischen Goldgulden
ausgedrückten Preises, zu dem die Bausgenossen im Jahre
1399 Silber einkauften; und
drittens durch Anführung von Angaben über den
Courswerth von ungarischen Goldgulden in den Jahren
1394 bis 1398.
111
Auf-
zahl
Rauh-
gewicht
Feing
e wicht
Heutiger
Werthin
Lth. Gramme
Gramme fl. Silber
960
36Vt
636-48 16
-
25-20»**
= Feine Mark
750
28%
197-25 L2%
218-755
—
675
26*/7
147-52 11' 4
196-870
—
672
25%
145-36 11%
196004
175-004
—
= 1 Loth Gold
600
22%
397-8 10
—
148
17
—
T7!5
L30-675
—
1 Karat Gold
42in/17
16
280-006
7%55
122-982
—
= Kau he Mark
L50
B%
99-45
2%
43-751
—
n e ) Eventueller
^ c) / Einkaufspreis
\d. Goldgulden
.)..)-( Ansitz der
\ Kamm ei-
135
5%
89-505
2%
39-376
—
60
2%
1
17-500
—
1
17448
0-663
Veo
0-292 0-02625
=2|Nkr.
-
Punkt 1 gibt die Auf zahl der neuen Pfenninge auf die
feine Mark.
Punkt 2 besagt, dass bei der Einlösung 1 ■ ., alte Pfen
ninge gleich einem Neupfenning zu rechnen seien.
Punkt 3, dass man 11* k Loth Silber (das in 500
Denen Pfenningen enthalten ist), um 675 alte Pfenninge
verkaufen mag. Hier handelt es sich um Feststellung,
wen man unter man als Verkäufer ZU verstehen habe, ich
112
Dr. Carl Schalk: Der Miinzfuss dtr Wienei I
glaube die Provenienz der urkundlichen Angabe, die un-
zweifelhaft aus der herzoglieben Kammer stammt, sowie
die Situation, die zu der Aufstellung der Berechnung ver-
anlasste, g-estatten die Frage nur dahin zu beantworten,
dass unter man die Hausgenossen zu verstehen seien. Es
wird eine neue Münze geschlagen, die alte Münze soll zwar
laut ..Münzbuch" Nr. 43, p. 455, nach dem Rathe der
Hausgenossen drei oder vier Jahre im Umlaufe bleiben. -
ist aber nicht daran zii denken, dass die Hausgenoss
das Silber gegen alte Münze ankauften, weil dadurch die
Kniission der neuen und die Einziehung der alten Münze
geradezu vereitelt worden wäre. Was den Ausdruck „ver-
kauften mag- anbelangt, so glaube ich, dass mag in der
Bedeutungvon kann den Sinn hat, dass man 1 1 ■ fcLothSilber
um 675 Pfenninge alter Münze hinausgehen könne, weil
sie 11 */4 Loth Feinsilber enthalten. Ein solcher Wechsel
war jedoch in Hinblick auf Punkt 2 nicht beabsichtigt, weil
ja drei alte gegen zwei neue, also 750 alte Pfenninge mit
einem Feingewicht von 12* .. Loth Silber gegen 500 neue.
mit einem solchen von 11' 4 Loth eingetauscht werden
sollten, was ftir die Hau- Jen jeweilig einen Gewinn
von 750- 675 = 75 alten Pfenningen mit einem Fein-
gewichte von 1' j Loth Silber oder 10 Percent ausmachte.
Line Bestätigung des Gesagten erhalten wir. wenn
die Theuerung des Silbers, d. h. der Preis des Silbers in
Goldgulden in Betracht gezogen wird. Folgt man Muffat's
Angabe, nach welcher 675 alte Pfenninge mit H>< B Loth
Feinsilber = 5 Goldgulden gesetzt werden , so hätten die
Bausgenossen kaum 2 Loth Feinsilber um einen Goldgulden
gekauft, d.h. offenbar mit Verlust gearbeitet , da ja 100
Neupienninge, welche gleichfalls einen Gulden gelten
sollten, schon 2*/4 Loth Feingewicht hatten. Der Ansatz
.or der i. recht IV. vom Jal
113
von 675 alten Pfenningen als Theuerung eines Lotbes von
23 karäthigem Gold lässt vielmehr erwarten, dass die
Bausgenossen dabei mindestens auf ihre Kosten kommen,
d. h. mindestens soviel erzielen wollten, als sie nach dem
zweiten Ansätze von 500 Nenpfenningen effectiv an Silber
ftir ein Loth Gold zu zahlen bereit waren. Mit anderen
Worten, da die Parität der vermünzten Edelmetalle noch
147'.' an 2* t Loth Feinsilber auf einen ungarischen Gold-
gulden (== i/5 Loth) betrug«) und die Werthrelation der
Edelmetalle zwischen 1399— 1479 ungeändert 1:11-6 blieb,
so mussten die Hausgenossen anno 1399 in 675:5=135
alten Pfenningen, welche sie auf einen Goldgulden rechnen,
mindestens 2'/4 Loth Feinsilber erhalten. Ein Bück auf
die von mir aufgestellte Tabelle zeugt für die Richtigkeit
dieser Ausführungen, 675 alte Pfenninge haben ein Fein-
gewicht von 11 1/4 Loth Silber, es treffen somit auf den
Gulden als den fünften Theil genau 2'/4 Loth.
Allein mit dem Ansatz von 2*/4 Loth = 1 Goldgulden
ist, wie schon bemerkt, nur die Parität der vermlinzten
Edelmetalle gegeben, bei der effectiven Einlösung alter
Pfenninge gegen Gold muss nach den mittelalterlichen
Münzeinrichtungen ein bedeutendes Aufgeld in Pruchsilber
(nur als solches kömmt die verrufene Münzsorte in Betracht)
als Wechselgewinn der Hausgenossen erwartet werden, und
in der That habe ich an anderem Orte gezeigt,*) dass die
Münze um das Jahr 1437 vorschriftsmässig 2*56 Loth Fein-
silber um einen < roldgnlden einlöste. I m gefähr den gleichen
Ansatz gewinnen wir auch für das Jahr 1399. Gehen wir
nämlieli davon aus, dass um 500 Neupfenninge (= 5 Gold-
» Chmel, Mon. Babsb. L/3, 8. 841, Nr. 1 L9.
7; Numisuaat. Zeitschrift L878, S. 361.
114
Dr. Carl Schalk: Der Miinzfuss der Wiener Pfenninge
gülden) 750 alte Pfenninge mit einem Feingewichte von
12 Va Loth Silber eingelöst werden sollten, so treffen dann
12*5
genau 150 Altpfenninge oder — — = 2-5 Loth Feinsilber
als Einlösungspreis der Hausgenossen auf den Gold-
gulden.
Mit unserem Resultate stehen endlich die Angaben über
den Verkehrswerth des Guldens in den letzten Jahren vor
der Münzreform Herzog Albrecht IV, im besten Einklang.
Wir finden nämlich, s) d;i~
1394 = 145 und 150 ,
1395 = 150 ' _. _, .
1396 = 148 , Wiener Pfenninge
1398 = 150 y
auf den ungarischen Goldgulden gerechnet wurden. Werth-
messer hätte allerdings die Silbermünze nach ihrem Nomi*
nalwerth sein sollen, allein es war der Mttnzgewinn der
Kammer zu bedeutend, um vom Verkehr bei einer stabilen
Münzsorte, welche thatsächlicli die Oberwährung bildete.
unberücksichtigt zu bleiben, d. b. die Goldgulden mussten
zu einem Aufgeld kommen, welches durch «Ins Geseta
von Angebot und Nachfrage, durch Voll- oder Minder-
wichtigkeit U. s. w. im einzelnen Falle bedingt, zwischen
dem offiziellen Emissionscourse (1 Goldgulden = 135^ =
2*25 Loth Feinsilber) und dem effectiven Silberwerthe (in
unserm Fall 1 Goldgulden = 150 ,t = 2-5 Loth Fein-
silber) schwankte, in der Regel jedoch nahe dem Silber-
einlösungspreise der herzoglichen Münze blieb.»)
8) Huber im Archiv f. K. d. ö. G., Bd. II. p. 536, Am». 4.
9) Copeybuch Font. Rer.Austr. H/7, p. 201. Di«' Wiener Bürger
sagen 48 U £, mit \z Mk. Silbergehalt sind 3y8 fl. werth, der Preis,
zu dem die Hausgenossen um das Jahr 437 eine halbe Mk. Feinsilbe
ankauften.
vor der Reform Herzog Albrecht IV. vom Jahr.: i 1 0
Es erübrigt noch die Erklärung einer einzigen Stelle,
welche unseren Ausführungen zu widersprechen scheint. Es
findet sich nämlich Absatz 43, S. 456, des Münzbuches
eine Art Motivenbericht, für den Mtinzfuss der neuen Pfen-
ninge, in welchem es unter Anderm heisst:
Nota sol man machen pfenning der vierdhalber Schil-
ling ain gülden gelten, so chanu die gegenburtig münss
mit der newn nicht geleich gen.
Item sol man dann ain halb pfunt für ain gülden
machen, das ist dieselbig irrung und wirt der gegenburti-
gen munss nahens geleich.
Nach dieser Stelle wird ein Münzfuss, nach dem 135
Pfen. einem Gulden gleich sein sollen, also 2«/4 Loth
Silber enthalten, darum als nicht durchführbar erklärt,
weil in dem Falle die gegenwärtige, also alte Münze mit
der neuen nicht gleich gehen könnte. Gegen eine Münze
von der 120 Pfen. 2*/4 Loth Feinsilber enthalten, macht
man geltend, dass eine solche der gegenwärtigen nahezu
gleich wäre. Nun wissen wir aus urkundlichen Stellen,
dass ein Gulden gleich 150 Pfen. gerechnet wurde, welche
nach unserer Tabelle 2*/a Loth Feinsilber enthielten. Der
erste Antrag, der also lediglich eine Erneuerung des be-
stehenden Münzfusses bedeuten würde wie der zweite (der
jedenfalls dem Münzfuss wie wir ihn auffassen, näher steht
als dem von MutV.it präsumirten) scheinen jedoch nicht die
angeführten Grunde, sondern den Umstand gegen sich
gehabt zu haben, dass deren Realisirung einen geringeren
Gewinn ergeben hätte. <«)
Denn nimmt man die stelle wörtlich so würde sie nicht nur
d unsere, sondern noch mehr gegen Muffat's Tabelle sprechen,
da es im /.weiten Antrage heisst. dass 120 Pfen. mit 2t\ Lth. Fein-
116
Dr. C. Schalk: Münzfuss d. Wr, l'ftn. v. d. Ref. Herz. Albr.
Was die Angaben über die rauhe Mark der von uns
besprochenen Pfenninge anbelangt, so gehen bekanntlich
Muffat mit 440 Pfen. und Blumberger mit 421 n 17 Pfen.
auseinander; lege ich 440 Pfenninge meiner Tabelle zu
Grunde, erhalte ich für die Pfenninge einen Feingehalt von
y, und für 42111 ,, Pien. einen solchen von
1000 L000
erstere Annahme entspricht daher besser dem Resultate,
das Prof. v. Luschin auf dem Wege von Capellenproben _
wonnen und das da lautet: „die Feuerproben steigen nicht
über efrectiv oder herum*
IUI Ml 1
silber dem gegenwärtigen 1»' stehenden „nahent geleich" wär< .
weist meine Tabelle 135 Pf., die Muffa i Pfen. mit 2* 4Lth
Feinsilber auf.
18
960
421H/17
} 9
»*) Wiener Pfenninge p. 24 ).
117
IX.
Ein Goldgulden Kaiser Friedrich IV.
Wiener-Neustadt.
Von
•Tos«>i>li von Ivolb.
) für
Im verflossenen Monate wurde dem Verfasser nach-
stehend beschriebene Münze von dem Besitzer derselben,
Herrn Ad. E. Cahn in Frankfurt a. M. zur Ansicht ein-
gesandt:
\ 's. Rosette FRIDRIdVSo ROMSR'o IMP
Reichsapfel im Dreipass.
Rs. MORGTo R— 0— ROVÖ Ol VI' Der heilige
Johannes dw Täufer stellend, von vorne. Das
Haupt mit dem Nimbus geschmückt, in härenem
Unter- und Langem Obergewande, die Rechte
vor der Brust, mit der Linken das Obergewand
emporhaltend, Kopf und Ftisse des Heiligen ragen
in die Umschrift hinein. Die Umschrift beider-
seits zwischen zwei Perlreifcn.
Durchm. 22 Mm., Gew. 3*31 Grm.
Ho J. v. Kolb: Ein Goldgulden K. Friedrich IV. (III.) für Wr.-Keuat.
Dieser in der „allezeit getreuen Neustadt •• geschlagene
Goldgulden ist, wie es scheint, bisher weder beschrieben
noch abgebildet worden, nur eine flüchtige Notiz fand sich
in Leitzmann's Wegweiser, dass zu Wiener Neustadt unter
Kaiser Friedrich 1470 ausser Groschen auch Goldgulden
geschlagen worden seien.
Mögen diese Zeilen zur Vermehrung der Kenntniss
unserer vaterländischen Münzkunde dienen; ein Weiteres,
speciell über die Münzen Wiener Neustadt' s, behält sich
der Verfasser für später vor.
U rfahr, Januar 1879.
II 9
X.
Versuch einer systematischen Beschreibung
der
Yenezianer Münzen nach ihren Typen.
Von
weiland Carl v. Wächter.
(Schluss von Seite 181» des VIII. Bandes.)
IV. Abschnitt.
Münzen für die überseeischen (ultramarinen) Besitzungen der
Republik Venedig.
Dalniatien und Albanien.
223.
Tornese für Dalmatien vom Jahre 1410.
Av. + -MONETA-DALMATIAE. En einem Per-
lenkreise der Wappenschild der Familie Conta-
rini: getheiltes silbernes Feld, in selbem schwarze
und goldene Säcke, umgeben von sechs Kugel-
chen.
Rev. SANTVS- MARCVS. Der stehende Heilige
mit ausgebreiteten Händen, das Haupt von Sternen
umgeben.
Silber von schlechtem Oehnlt. D. 16 Mm.
120
C. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
Dalmatien und Albanien.
224.
Liretta vom Jahre 1664.
Av. Rosette | DALMA | E-T | ALB | Rosette.
Kev. *S*M A R C* (oder • M A R-) V E N* Der sitzende
Löwe von vorne. Im Abschnitte XX* .
Silber L). 24 Mm.
225.
Da Otto vom Jahre 1664.
Wie oben, jedoch im Abschnitte * VIII •■.
Silber. D. 19 Mm.
226.
Da Quattro vom Jahre 1664.
Wie oben, Nr. 2:4. im Abschnitt die Werthzahl »IUP
Silber. I). 15 Mm.
227.
Gazzetta von den Jahren 1690, 1706, 1730.
Av. DALMA- | E-T | ALLAN- oder DALM- !
E-T | ALB; oder DA LMAT- | ET | ALBA-
N 1 A ; unten und oben eine Rosette.
Rev. SAN*MARC*VEN* Der geflügelte Löwe
bis zum halben Leib von vorne. Im Abschnitt IL
Kupfer. D. 30 Mm.
121
Dalmatien und Albanien.
228.
Soldovon den Jahren 1690, 1706, 1730.
Wie die Gazzetta, jedoch im Abschnitt die Wertb-
zahl *I*.
Kupfer. I). 24 Mm.
229.
Jlezzo Saldo vom Jahre 1690.
Wie Nr. 227, jedoch im Abschnitt unter dem Löwen *6*.
Kupier. D. 20 Mm.
230. Alvise Mocenigo II.
Leone vom Jahre 1706,
Av. Der sitzende Marcus segnet den vor ihm knieen-
den Dogen, welcher ein Stangenkreuz hält. Im
Felde DVX im Abschnitt die Münzmeister-Sigle.
Umschrift *S*M*V* MO ('ENI.
Rev. DALMAT*ET*ALB* Der nach links zum
Streit gerichtete Flltgellöwe mit Heiligenschein,
in der rechten Vorderpranke einen Oehlzweig
haltend. Im Felde ein Bergschloss mit aufge-
löster Fahne. Im Abschnitt *80*.
Silber. D. 33 Mim.
231. Von demselben.
Jlezzo Leone Jloeenh/o vom Jahre 1706.
Wie der ganze Leone Nr. 230, jedoch im Abschnitt
de- Rev. die Werthzalil *40*.
Silber. D. 29 Mm.
122
C. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
232. Alvise Mocenigo II.
1 4 Leone Mocenigo vom Jahre 1706 und i R Leone
Mocenigo vom Jahre 1706.
Aehnlich dem Ganzen, im Abschnitt des Rev. *XX*;
beziehungsweise *X*.
Silber. D. 24, resp. 19 Mm.
233. Alvise Pisani.
GaUeazza vom Jahre 1736.
a) Av. S*M*VENETVS-ALOY:PISANI*D*
,.
Rev.
einem Perlenkreise: Der heilige Marcus, in der
Linken das Evangeliumbuch, ertheilt mit der
Rechten dem vor ihm mit der Fahne knieenden
Dogen den Segen. Im Abschnitt die Jahrzahl
»1736*.
PROVINMARITIMIS DATVM. Hin Schiff'
auf hoher See mit vollen Segeln. Im Hintergründe
Befestigungswerke. Im Abschnitt *L*XII*.
Silber. I). 40 Mm.
234. Von demselben.
GaUeazza , ebenfalls vom Jahre 1736.
b) Av. Wie oben.
Rev. PROVINCIJS MARITIMIS DATVM. Ein
Schiff mit Rudern (GaUeazza genannt) mit flat-
ternder Fahne und gerefften Segeln. Im Ab-
schnitt *XII*.
Silber. D. 37 Mm.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
123
235, 236. Von demselben.
Mezza und Quarta Galleazza vom Jahre 1736.
Wie Nr. 234, jedoch im Abschnitt *VI*, resp. *III
Silber. D. 32, resp. 28 Mm.
Münzen der Städte in Ualmatien.
237. Sebenico.
Baaa&tino. 148 5 .
Av. *S-MICAEL SIBENIC (oder SIBINIC).
Der stehende heil. Michael, in der Rechten eine
Lanze, in der Linken die Erdkugel mit einem
Kreuze, unter den Füssen den Drachen.
Rev. + S- oder (SANCTVS-) MARCVS (oder
MARC) VENETI. Der Marcuslöwe bis zum
halben Leibe — zuweilen von einem einfachen
Kreise eingeschlossen.
Messing oder Kupfer. D. 16 — 18 Min.
238. Zara.
Bagattino. 1491.
Av. S- S1ME0N- IVSTVS- PROFETA. Brüst-
bild des heil. Sinieon mit dem Jesuskinde auf
dem rechten Arm.
Rev. +S-MARCVS VENETI. Der sitzende Mar-
cuslöwe in einem einfachen Kreise.
Messing. D. LS Mm.
124
C. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
Einen ähnlichen Bagattino jedoch im Av. mit dem
Brustbild des Heiligen und der Umschrift S'SIMEON
FESTVS(?) PROFKTA. s. hei Appel IV. 3692.
239. Trau.
Bagattino. 1492.
Av. S-LAVRENTIVS TRAGVR, auf der linken
Seite NM. Der stellende Heilige in der Rechten
einen Rost, in der Linken ein Bach.
Rev. * -SANCTVS • MARCVS • VENETI. Der
Marcuslöwe in einem Perlenkreise.
Kupfer oder Messing. D. 18 Mm.
240. Spalato.
Bagattino 1491.
Av. S- &0MNIVS- SPALETI. Der stehende
Heilige in Bischofsornat, mit Stab und Bnch. Im
Felde Buchstaben, die jedoch wechseln.
Rev. * SANCTVS- MARCVS' VENETI. Der
Marcuslöwe in einem Perlenkreis.
Kupfer oder Messing. D, : 8 Mm.
241. Lesina.
Bagattino, 1493.
Av. g- gTEPHANV g-PONT-LE gINEN >\ g.
Der Heilige in bischöflichem Ornate mit Kreuz
und Blieb, an den Seiten V < >.
Rev. * -SANCTVS • MARCVS VENETI. Der
Marcuslöwe in einem einfachen Kreise.
Messing oder Kupfer. D. 18 Mm.
laner Münzen nach ihren '1 l —■'>
Münzen der Städte in Albanien.
242. Cattaro
Gros8etto. 1423,
Av. In einer Ellipse der stehende Schutzheilige, die
Märtyrerpalme in der Rechten. Umschrift: -S-
TRIFON-C ART ARES (oder C ATARENS
Roy. S-MARCVS-VENETVS. Der sitzende Hei-
lige mit aufgesetzter Königskrone, einen Heili-
genschein von Perlen um das Haupt, in der
Rechten einen Griffel, in der Linken das Evan-
geliumbuch.
Silber. 1). 18 Mm.
243. Von derselben.
Mezzo Grossetto. Ver Typus. 1548.
Av. Der stehen ie Stadtpatron mit Märtyrerpalme
und Kreuz, im Felde die S igle. Umschrift: -S-
TRIFON • CARTARI-.
Rev. -S-MARCVS-VENETVS (oder VE NE TL).
Der heilige Marcus wie früher (Nr. 242), jedoch
vor dessen Knieen der Wappenschild des Rectors
der Stadt Cattaro.
Silb.-r. D. 16 Mm.
244. Von derselben.
Me»»0 Grossetto. 2ter Typus. 1567.
Av. S-TRIFON-CATARI. Der Schutzpatron der
Stadt, stehend, wie oben (Nr. 243).
12G
C. v. "Wächter: Systematische Beschreibung der
Rev. + S MARCVSVENETVS. Der sitzende
Marcuslöwe in einem Perlenkreise. Im Abschnitt
ein Wappenschild.
Silber. D. 16 Mm.
245. Cattaro.
Mezzo Grossetto. 3tei Typus. 1597.
Av. STRIF0N-CATAR1 wie Nr. 243.
Rev. + -SMARCVS-VKNKTVS. Hin Wappenschild
mit einem Querbalken, in der Mitte desselben
der Marcuslöwe bis zum halben Leibe.
Silber. I). 16 Mm.
246. Von derselben.
Mezxo Grossetto. 4ter Typus. 1627.
Av. COMTAg-CATARI. Der h. Triphonius über
den gewöhnlichen Perlenkreis emporragend, in
der Rechten die Mfirtyrerpalme, in der Linken
ein ('asteil (Symbol der Stadt), an den Seiten
gT (sanetus Tryphoniue
Rev. SMARCVS- VENETVS. Der sitzende Hei-
lige etwas rechts gewendet, das Evangelium
schreibend, und von einem Perlenkreise umgeben,
über welchen das Haupt des Heiligen emporragt.
Im Abschnitt ein Wappenschild /wischen den
Buchstaben P— M.
Silber. D. 1 7 Mm.
127
247. Von derselben.
Quattrino. Ver Typus. 1451.
Av. Der heilige Triphonius mit der Märtyrerpalme
an den Seiten (wechselnde) Buchstaben. Um-
schrift: SANCTVS-TRIFON.
Rev. S-MARCVS-VENETVS. Der sitzende Mar-
cuslöwe in einem Perlenkreise.
Billon. D. 16 Mm.
248. Von derselben.
Quattrino. 2ter Typus. 1488.
Av. Der heilige Triphonius, in der Rechten die Palme,
in der Linken ein Castell, an den Seiten die
Sigle. Umschrift: STRIFONCATARI.
Rev. S-MARCVS-VENETVS. Der sitzende Mar-
cuslöwe, unterhalb ein Wappenschild.
Billon. D. 18 Mm.
249. Von derselben.
Soklo. 1638.
Av. COMTA 2-CATARI. Der heilige Triphonius
in langem geistlichen Gewände, in der Rechten
die Palme, in der Linken eine Kirche, an den
Seiten die Buchstaben g — T. Das Haupt des Hei-
ligen reicht oben über den Perlenkreis hinaus.
Rev. g-MARCV g-VENETVg. In einem Perlen-
kreise der Heilige stehend, rechts segnend, links
128
C. v. Wächter: Systematik
das Evangeliumbuch. Im Abschnitt Schild
Querbalken, an den Seiten die Sigle Z— M.
Billon. D. 20 Mm.
250. Cattaro.
Jl'ezzo Soldo.
Wie der ganze Soldo Nr. 249, doch sind alle S in der
Umschrift richtig gestellt.
Billon I). 18 Mm.
251. Von derselben.
Tollare. 1569.
a) Av. • S-TRIFON ■ rRIFO •) CATARI.
Der stehende Heilige da« - N in der Linken,
an den Seiten Buchstaben.
Kev. In einem Vierecke dvv sitzende Marcuslöwe,
zwischen vier Sternen. In den vier Abschnitten
des Münz ran des die Buchstaben S:M*V und ein
Wappenschild.
Kupfer. D. 15 Mm.
Doppelter WoUare.
b) Das Museum Corer in Venedig besitzt eine ähn-
liche Münze von grösserem Durchmesg
(18 Mm.) und grösserem Gewichte (vielleicht ein
Doppel-Follare?) mit der Legende 8AKTVS-
TRIF 0 N und S • M A RC V S ■ V E N E T V S
(1485) mit gothischer Schrift. Neben dem Heili-
gen die Sigla L\L, das Wappenschild ist weg-
gelassen.
Kupfer.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
252. Von derselben.
Scttrfo (Um das Jahr 1600).
Av. Der stehende heilige Tripbonius, in der Rechten
die Palme, in der Linken eine Kirche, hinter ihm
ein Engel mit einem Oelzweige.
Rev. Der Ritter St. Georg den Drachen erlegend.
Silber. «3/sa Loth im Gewichte.
253. Scutari.
Grosetto.
Av. g * gTEFANVg • gCVTARENgl (oder
gCVTARENSl g). Der in einem Perlenkreise
stehende Stadtheilige in geistlichem Gewände,
m der Rechten ein Rauehfass, in der Linken ein
Buch, an den Seiten die Sigle.
Rev. +g-MARCVSVENETIARVM r-C« oder
1:C.
Silber. I). 20 Mm.
254. Antivari.
Bagattino.
Av. s- GEORG-ANTIVARI. Der gerüstete Hei-
lige zu Pferd und zu den Füssen der Drache.
Rev. * S-MARCVS-VENETI. Der Marcuslöwe
in einem Perlenkreise. (Auf manchen Exemplaren
ist der Perlenkreis weggelassen.)
Kupfer. D. 1 7 Mm.
130
Wacht»
Münzen für die venetianische Levante.
255. Andrea Dandolo.
Torne&e auch VessiUifero genannt. lter Typus. 1350.
Av. * ANDR' DANDVL' DVX. In einem ein
fachen Kreise ein Kreuz.
Rev. VEXILIFER VENETIAR. In einem ein-
fachen Kreise der sitzende Marcuslöwe.
Billon. I). 15- 18 Min.
256. Francesco Foscari.
Tornese, 2ter Typus, l 124.
Av. FRA- FOSCARI- DVX. Im Felde ein Lilien
kreuz.
Rev. Der sitzende Marcuslöwe.
Billon. D. 15 Mm.
257. Agostino Barbadigo.
TorneseUo. :'»" Typus, l 187.
Av. AVG BARBADICO DVX. Innerhalb eines
einfachen Kreises ein Kreuz, in jedem Winkel
eine Lilie. (Auf manchen Exemplaren ist der
Kreis weggelassen. |
Rev. v s • MARCVS • VENETI. Der sitzende
Marcuslöwe.
Billon. D. 1 1 Mm.
Venezianer Münzen nacli ihr
131
258. Von demselben.
Gro88€tto per i JViaviganM (für die Seefahrer). L498
Av. SMVENETI-AVGBARBADICO. Der
stehende und links gewendete Heilige über-
gibt dem knieenden Dogen ein Stangenkreuz,
im Felde DVX.
Rev. GLORIA TIBI- SOLL Der Erlöser auf einem
Throne (wie auf dem Marcello des Pietro Moce-
nigo). Im Abschnitt -I*P.
Silber. D. 21 Mm.
259. Antonio Priuli-
JDaSOTornesi P" Typus. 1618.
Av. Umschrift: *ANTONIVS PRIOLVS DVX
VEN. Im Felde von einem Kreise umgeben in
zwei Linien: TORNESI TRENTA; ober und
unter der Schrift eine Kose und zwei Sterne;
zwischen den Zeilen ein Punkt.
Rev. SANTVS >MAKrVS>. Der links schrei-
tende Löwe gegen ein Bergschloss gewandt. Im
Abschnitt eine Rosette zwischen zwei Sternchen.
Billon. 1). 24 Mm.
260. Von demselben.
Da 30 Tornesi. 2ter Typus DU 8.
Av. »ANTONIOS 0 IIP 10 ADS AUfH. Im
Felde T0PNE2IA TPIANTA, oben drei
Sternchen und unterhalb eine Rose zwischen
zwei Sternen.
132
C. v. Wächter: Sys
Kev. 0 ATIO MAPKQ2*.. Der links schreitende
Löwe gegen ein Bergschloss gewendet. Im
Abschnitt XX zwischen zwei Blümchen.
Billon. D. 24 Mm.
261. Giovanni Corner.
Da 30 Tomesi. 1625.
Wie Nr. 260, jedoch als Umschriften *IQAN*
KOPNHAIOS 0 AOTE- und 0 AriOS MAPK02.
Billon. D. 24 Mm.
262. Antonio Priuli.
Da :;? Tarnest. 1618.
Av. *ANTßNIOS <> nPIOAOS AOTE- Im
Felde Schrift: *** T0PNE2IA TIM AN TA
A )' 1.» Rose zwischen zwei Sternchen.
Kev. 0 ATI02 MARK02. Der links schreitende
Löwe wie Nr. 2»*»«».
Billon. I). 24 Mm.
263. Von demselben.
Da 60 Torneel oder 4 SoUM. l-
Av. ANTONIVS-PRIOLDEI-GRAD. Inder
Mitte innerhalb einer Verzierung und durch einen
Perlenkreis von der Umschrift getrennt * — *VE*
— NET. Im Abschnitt: -4«
Kev. SANTVS-MARCVSVENET. Der sitzende
Marcuslöwe in einer Arabesken-Verzierung und
.^en nach ihren. Typen. l.>->
durch einen Perlenkreia von der Umschrift
getrennt.
Billon. I). 28 Mm.
Eine Variante im königl. Cabinet zu Turin hat im Av.
die Umschrift: ANTONIVS;PRIOL-VE- und in der
Mitte DVX-— S.
264. Von demselben.
Da IS Tor nest oder Saldo. 1618.
Wie das Viersoldistttck Nr. 263, jedoch im Ab-
schnitt • I •
Billon. D. 20 Mm.
265. Giovanni Corner.
Da 60 Tarnest. 1625.
Av. [QAN- («»der -Iß AN-) KOPNHAIOS 0
AVE. Im Felde von einem Perlenkreise einge-
schlossen: T0PNE2- (oder T0PN2IA) —
EHHNTA; oben eine Kosette zwischen zwei
Sternchen, nuten ebenfalls eine Rosette.
Rev. 0 AriOS MAPKOS wie Nr. 260, jedoch im
Abschnitt: *I[II*.
Billon. I). 28 Mm.
266. Von demselben.
Da :u> Tarnest. 1625.
a) Wie Nr. 265, jedoch im Fehle TOPNE2 1 V
TPIANTA und im Abschnitt XX.
Billon. D. 20 Mm.
134
C. t. Wächter: Systematische Peschreil ung der
266a. Von demselben.
Da lo Tontest' '. L625.
Wie Nr. 265, jedoch im Felde TOPN E 2- AEKAI1 E
(oder 0 AEKAI1) und im Abschnitt die Werthzahl *I*.
Billon. D. 20 Mm.
267. Francesco Contarini.
Piastr«. 1623.
Av. FRANCIgCVSCONTARDVX. Ein Wap-
penschild in einem Perlenkreise auf dem in vier
Zeilen zu lesen ist: PIAS TRA -VENE
TA. Ober dem Wappenschilde die Dogenntütze.
Rev. Der sitzende Marcuslöwe in einem \\\
Doppellilien und Rosen.
Silber. D. 40 Mm.
268. Von demselben.
Reale. 1623.
Av. F RANCISC VSCON T A R-D V X. Innerhalb
eines Perlenkreises ein halbes Wappenschild,
worauf in drei Zeilen zu lesen REAL« VENE
— TO. Ober dem Schilde die DogenraUtze.
Rev. Wie Nr. 267,
Silber. D. 4o Mm.
Venezla i nach ihren
135
269. Francesco Erizzo.
Reale. 1645.
Av. FRANOERIZZODVXVEN. Der stehende
Doge, hinter demselben das Meer, der Vorder-
theil eines Schiffes und ein Festungswerk.
Rev. Umschrift : S A N C T V S • M A RC V S • V E NET-
und unten REALE. Der sitzende Marcuslöwe
ein Buch in den Vorderpranken.
Silber. I). 40 Mm.
Dieser Reale, welcher sieh einstens in der Sammlung
Pinelli befand, und von Abbate Morelli beschrieben wird,
ist zwar seither versehollen. Es besitzt jedoch das Museum
Correr ein in Silber gegossenes Stück desselben Dogen,
das einige Aehnliehkeit hat:
Av. FRANOERIZZODVXVEN. Der stehende
Doge, den Blick und die Münde gegen den
Himmel zum (leitet gerichtet.
Rev. S- MARCVS - PROTECTOR. Der heilige
Marcus bis zum halben Leib und im Abschnitt
* H544*.
Silber. D. 40 Mm.
270. Francesco Morosini.
Leone Morosini. 1688.
Av. FRANC-MAVROC. Der heilige Marcus über-
gibt dem knieenden Dogen die Fahne; hinter
dem Heiligen senkrecht S'M'VENET, Im
Abschnitt die Mtinzmeister-Sigle.
1 ob
FIDES ET VICTORIA, i
- • Ittg 3 schein am I
Kopf, in der rechten Pranke ein Krenz and
der Linken eine Palm«".
Silber. D. 42 Mm.
271. Von demselben.
Mezxo Leone*
Ganz gleich dem
Silber. D. • '
272. Von demselben.
Quarte dl l
Silber. D. 30 Mm.
273. Von demselben.
iii Leone*
Sill i 26 Mm.
274. Silvestro Valier.
Leone,
A\ . I ><t Name dieses I tagen in dei l ms
lieh dem Leone dea l ini.
Rei . i >ie Stellang d >r F i 1*8* \
ändert; die I msebrift: FID1
TOR l.\- II DES und
-
Silber. D. 12 Mm.
Venezianer Münzen nach ihren Typen. lOi
275. Von demselben.
Me&zo Leone.
Wie Nr. 274.
Silber. D. 36 Mm.
276. Von demselben.
Quarto dl Leone.
Wie Nr. 274.
Silber. D. 30 Mm.
277. Von demselben.
1 „ dl Leone,
Wie Nr. 274.
Silber. D. 26 Mm.
278. Von demselben.
Gazzetta für die Inseln und die Armee, 1688.
A v. In drei Zeilen I S OL E — E T - A R M AT A ober-
und unterhalb eine Rose.
Rev. S'MAßCVEN. Der sitzende Marcuslöwe, im
Abschnitt *II*.
Kupfer. D. 28 Mm.
279. Von demselben.
Soldo, 1688.
Wie Nr. 278, jedoch kleiner, im Abschnitt *l*.
Kupfer. D. 24 Min.
J-öö c. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
280. Von demselben.
Gazzetta für die Armee und Morea» 1688.
Av. In drei Zeilen Schrift. A R M A T A | E : T |
MOREA ober- und unterhalb eine Rose.
Rev. Wie Nr. 278.
I). 28 Mm.
281. Von demselben.
Soldo.
Wie die Gazzetta Nr. 280, im Abschnitt *I*.
Kupfer. I). 24 Mm.
282. Von demselben.
Gazzetta für Corfü, Cefalonia, Zante. 1730.
Av. Schrift: CORFV« oder CEFALONIA oder
ZANTE ober- und unterhalb derselben eine
Rose.
Rev. Wie Nr. 278.
I). l>7 Mm.
283. Von demselben.
Solrfo. 1730.
Av. CORF- oder ZEFA oder ZAN mit ver-
änderlicher Orthographie, oberhalb und unter
der Schrift eine Rose.
Rev. Wie Nr. 27!».
D. 21 Mm.
.eii nach ihre« T; I . ».'
284. Francesco Loredan.
Taller o, Mezzo Tallero und Quarto di TaUero.
lter Typus.
Av. FRANCrLAVREDANO DUCK- 1756 (oder
ein anderes Jahr). Schild mit dem aufgerichteten
geflügelten Löwen mit Kopfschein, der in der
vorderen Pranke das offene Evangeliumbuch hält.
Key. *R ES PUBLICA- VENE TA. Das recht« .
wendete Brustbild der Venetia.
Silber. D. 40 Mm.
Der Mezzo Tallero hat 33 Mm., der Quarto 28 Mm.
im Durchmesser, dieselben sind aber im LFebrigen mit dem
Ganzen übereinstimmend.
285. Alvise Mocenigo IV.
TaUero. 2te'- Typus. 1768.
Av. *ALOYSIO MOCENICO DVCE* ca Der
sitzende Marcuslöwe mit gestreckten Flügeln,
den Kopf nach rechts gewendet, die linke Vor-
derpranke auf dem vor ihm liegenden Buche.
Im Abschnitt *1768* (oder eine andere Jahrzahl.)
Rev. Wie 284.
D. 4<> Mm.
286. Paolo Renier.
Mezzo TaUero. 1780.
Av. «PAULO RAINERIO DUCE». [m Abschnitt
1 780. Im Uebrigen wie Nr. 2S
Silber. D. 33 Mm.
14U C. v. Wächter: Systematische P.t Schreibung d
287. Paolo Renier.
' s di TaMero. 1786.
Wie Nr. 286, jedoch im Abschnitt 178
Silber. I). 24 Mm.
288. Ludovico Manin.
Quarto di TaUero. 2fer Typus. 17
LUDOVICO MAXIN DUCE. [m Abschnitt 1790
im l'ebrigen wie Nr. 285.
Silber. I). 28 Min.
Münzen fiir (andia.
289.
Perpero.
Av. Sitzende weibliche Figur, das Haupt mit einer
Zinnenkrone geziert, in der Linken einen
Scepter, in der Rechten eine Traube, zu ihren
Liissen das Labyrinth des Dädalus. Umschrift:
PERPERVSREGNICRETE.
Rev. + S-MARCVSVENETVS. Der geflügelte
Löwe.
Billon. I). '21 Mm.
Das einzige, bisher bekannt gewordene Exemplar
dieser Münze befindet sich im Medaillenkabinet der kaiser-
lichen Bibliothek zu Paris.
Münzen nach ihren Typen. -» ~* '
290. Francesco Erizzo.
Soldini due e mezzo. 1632.
Av. In einer zierlichen Einfassung in drei Zeilen:
SOL DIN! *2£ i/t* (Auf einigen Exem-
plaren sind die Sternchen weggelassen.)
Kev. Der sitzende Marcuslöwe zwischen zwei Rosen.
Im Abschnitt T- in.
Kupfer. 1). Hb Mm.
291. Von demselben.
Sohlt ho K)32.
Av. SGL— 1)1X0; oben eine Rosette, unten drei
Rosetten.
Rev. Der sitzende Marcuslöwe zwischen zwei Sternen,
und im Abschnitt T4; oder *T4*.
Kupfer. I). 19 Mm.
292. Von demselben.
Gazzetta dopp ia. 1645.
Av. FRANC1 *ERIZZO*D. Der knieende Doge
links gewendet, in einem einfachen Kreise. Im
Abschnitt die Münzmeister-Sigle.
Rev. SANCT-MARC-VEN. Der links schreitende,
flügelte Löwe mit Beiligenschein. Em Ab-
schnitt »IUI*,
Billon. D. 24 Mm.
1 4-£ c. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
(andia.
293. Francesco Molin.
Gaxxetta doppia. 1647.
Av. FRANC-MOLIN OD- V. Gekrönte weibliche
Figur von vorn, in der Rechten die Dogenmütze,
in der Unken das Scepter, an ihrer linken Seite
der liegende Marcuslöwe; das Ganze unigibt ein
Perlenkreis. Im Abschnitt die Miinzineisl
Sigle.
Rev. SANCT-MARC-VEN. Der sitzende Marcus-
löwe in der rechten Pranke ein Schwert, in der
Linken das Evangeliumbuch. Im Abschnitt -Uli-.
Billou. I). 28 Mm.
294. Von demselben.
Gazzetfa (einfache). 1647.
Av. r R A N C-M <> LI N O-D-V- und S A N C T-
MARC'VE. Im Abschnitt *II*; im Uebrigen gleich mit
Nr. 293.
Billon. I). 28 Mm.
295. Von demselben.
Sotffo. 1647.
Av. FRANC -MOL MV. In einem Perlenkreise
der links gewendete Marcuslöwe, vor demselben
der knieende Doge. Im Abschnitt *12*.
Rev. SANCT-MARC-VE. Der Marcuslöwe ein ge-
zücktes Schwert in der rechten Pranke, in der
Linken das Evangeliumbueh.
Billon. D. 20 Mm.
Typen
14:;
296. Moneta Grimani.
(Da 2 Soldini e mezzo.) 1646, 1*547.
Av. [OBAP-GRIM-GEftIMP-VEEc/U)asFami-
lienwappen der Familie Grimani. (Acht Pfähle
von Silber im rothen Felde) bedeckt mit dem
Barett des General-Capitains. — Im Abschnitt
zwischen der Schrift und dem Wappen: G*10.
Rev. SAlflCTVS* MARCVS *VEMETVS- 1546
oder 1(547. Der sitzende Mavcuslöwe einen Schild
haltend. Im Abschnitt G*10; wie auf dem Av.
Diese Münze galt 2*/, Soldini.
Kupfer. J). 25 Mm.
297. Von demselben.
Ossidionale da Lire 10,
Av. Schrift in drei Zeilen von einem Kreise und Ver-
zierungen umschlossen: FIDES | PVBLICA|
L650. Oberhalb ein kleiner, sitzender Löwe; zu
beiden Seiten desselben je ein Kügelchen zwi-
schen fünf anderen und unten ein Stern.
Rev. Der stehende heil. Marcus von vorne, das Evan-
geliumbuch in der Linken, mit der Hechten den
Segen ertlieilend. An den Seiten: L — X.
Kupfer. D. 25- -30 Mm.
298. Von demselben.
Ossidionale da Lue ,>.
Wie das 10-Lirestttck, jedoch im Rev. an der Seiten
des Heiligen: L — V. — Kupfer.
144
C. v. "Wächter : Systematische Beschreibung der
Candia.
299. Moneta Grimani.
Gazzetta. 1658.
Av. Im Felde ('AN DIA. Oberhalb und unterhalb je
eine Rose zwischen zwei Sternen. Im Abschnitte
die Munzmeister-Sigle.
Rev. SANCT-MARCVEN. Der Vordertheil d^
Marcuslöwen, ein Schwert in der Rechten, das
Evangeliumbuch in der Linken. Im Abschnitte
II X.
Kupfer. I). 27 Mm.
300. Von demselben.
Soldo L653.
Wie Nr. 299, jedoch im Abschnitt I
Kupfer. D. 23 Mm.
Münzen für (vpcrn.
301. Marc Antonio Trevisan.
Gar»ia. 1553.
Av. + M-ANTTRIVISA-DVX. In einem ein-
fachen Kreise. Kien/ mit vier Flammen in den
Winkeln.
Kev. * S- MAIM'YS • YKXFTYS. In einem ein-
fache . Kreise der links aufgerichtete Löwe,
Billon. D. 15 Mm.
Venezianer Münzen nach ihren Typ« D.
145
302. Pietro Loredan.
Vierfache Garzla. 1568.
Av. P E T R V S-L A V R ET AD V X; sonst wie
Nr. 301, wiegt 10 Caratti.
Billon. D. 15 Mm,
303. Von demselben.
Bisante ossi atonale. 1570.
Av. PRO' REGNIvCIPvPRESIDIOv Der links
gewandte sitzende Löwe, unterhalb v 1570.
Rev. In vier Zeilen : vV ENTORVvFIDES vIN VI
OLABILISv — BISANTEv — vIvFv
Münzmeister- Sigle. Darüber ein fliegender Amor.
Kupfer. D. 25—29 Mm.
304—307. Francesco Venier, Lorenzo Priuli,
Girolamo Priuli, Pietro Loredan.
GairJa.
Durchwegs vom Typus der Garzia des Marc Antonio
Trevisan, Nr. 301.
Billon. D. 15 Mm.
308. Alvise Mocenigo I.
"Da Med. 1571.
Av. Schritt in Wer Zeilen: MS ARGE— NTI —
•X.
Rev. Der links schreitende Marcuslöwe mit ausge-
breiteten Flügeln, hält ein Buch mit einem Stern
10
r^O • Wächter: systematische B der
zwischen den Vorderpranken. Im Abschnitte
*1571*
Billon. D. 21 Mm.
In einer Chronik von Venedig») ueisst es:
Tili Jahre 1570 wurden wegen d<es Krieges in Cypern
Münzen schlechten Gehalts s Diese Münzen im
Wertlie zu 6, zu 8 — und _?<> Soldi, wurden zur Bezah-
lung der Soldaten verwendet.
Die .Münze zu 6 Soldi wieg! 12 Oaratti zu 96 auf
eine .Mark: die zu 8 wiegt 16 Caratti, 72 anfeine Mark;
die zu 20 Soldi \\ auf eine Mark. Dem
naeJi enthielt von dieser Münze da sie „p< li fin
Caratti 550 per marca" waren der da 5 Gran
.. .. Otto
.. .. Venti
Feinsilber.
Diese Berechnung entspricht dem inm -halte
des Soldo des Dogen Oierolamo IViuli. welcher .-ins
gleichen Silbermischung ist. Man
sonach zwar die Münze, verminderte aber in Folge der
Staatsbedtlrfnisse ihren Feingehalt, wie dies auch bei den
Quattrini und hei den Sesini unter dem Dogen Pietro
Lando geschah.
Oh die obenangeführten Münzen da <» . da 8 und
da 20 für Cypern allein erzeug! wurden sind oder ob
sie auch in anderen Ländern die damals zum Besitzthum
der Republik gehörten, gängig waren, — dies so wie die
Typen dieser Münzen — sucht man in dem Werke
i) Citirt von Carli, Delle monete, !.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
147
Conte Carli Rubbi, „delle Monete e dell'istituzione della
Zecca veneta", aus welchem diese Notiz entnommen ist —
vergebens.
Münzen für die Terraferma veneta (das venetianische
Festland).
309. Von demselben.
Bagattino di Treriso vom Jahre 1492.
Av. SLIBERALIS - TARVIXI. Der stehende
Schutzheilige der Stadt, von vorne, in der
Rechten ein Schwert mit der Spitze nach abwärts,
in der Linken eine Stange. Im Felde zuweilen
N— M.
Rev. + -SANCTVS (oder S) M ARC VS- VENETI.
In einem einfachen Kreise der sitzende Marcus-
löwe.
Messing oder Kupfer. D. 17 Mm.
310. Francesco Foscari.
Bagattini di Pculova e Verona. 1443.
Av. Zwischen den Armen eines im Felde stehenden
Kreuzes die Buchstaben F — F — D — V,
Rev. Der sitzende Marcuslöwe, von vorne. — Ohne
Umschrift.
Kupfer. D. 12 Mm.
10*
■J AQ
1 ^° C. y. "Wächter : Systematische Beschreibung der
311. Von demselben.
Agostino Barbadigo. 1491.
Av. AVGBARBADICODVX. In einem Linien-
kreise ein Kreuz, zwischen den Armen desselben,
Punkte.
Rev. SANCTVSMARCVS-VENETL Der Löwe
rechts gewendet, hält die Pahne zwischen den
Pranken dvs Löwen, die Mtinzmeister-Sigle M • IL
Kupfer oder Messing. D. 18 Mm.
312. Leonardo Loredan.
Av. LEONAR • LAVREDAN • DVX; sonsl
Nr. 311.
313. Bergamo
PUßquale Ctcogna, QuaMrino oder Obolo dt
Bergamo. L589.
Av. S-M V-PASCCICONDVX. Der stehende
heil. Marcus rechts gewendet, mit dem Kvan.
linmbuehe in den Händen. Im Abschnitte: *4*.
Rev. VIA VERITAS ■ LT \ ITA. Brustbild des
Erlösers, die Weltkugel, mit einem Kreuz in der
Linken, mit der Rechten den Segen ertheilend.
Im Abschnitt BLRUO und unten ein Stern.
Billon. D. 18 Mm.
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
149
314. Ravenna.
Quattrino di Ravenna vom Jahre 1442.
Av. S-APOLI — RAVEN. Das segnende Brustbild
des Schutzheiligen von Ravenna in bischöflichem
Ornate.
Rev. + S'MARCVS-VENETI. Der sitzende Mar-
cuslöwe in einem einfachen Kreise.
Billon. D. 1 2 Mm.
315. Rovigo.
Quattrino di Rovigo* 1442.
Av. S -BELLI— RODIG. Der Schutzheilige von
Rovigo in halber Figur den Segen ertheilend.
Rev. * S-MARCVSVENETI. Der sitzende Mar-
cuslöwe in einem einfachen Kreise.
Billon. D. 12 Mm.
Anonyme Münzen.
316.
Quarto di Zecchino.
Av. S. MARC- — VENET. Der stehende heil.
Marcus.
Rev. Der Heiland in halber Figur, zu den Seiten: IC
— XC. Wird Andrea Gritti zugesehrieben.
Gold. I). 15 Mm.
-i-OU c. v. Wächter : Systematische Beschreibung der
317.
Da cinque Saldi,
Av. S • M • V E N E T V S • E T • C E T Der knieende Doge
übernimmt vom sitzenden heil. Marcus die Fahne.
Rev. Die stehende heil. Grinstina in Vollansicht,
Umschrift: ME MOB EfeO TYMYSTINW
VIRG. Im Abschnitte Werthzahl 5.
Silber. D. 19 Mm.
318.
TArone da venu Sohlt.
Av. + SANTVS MARCVS • VENETVS. Der
Bitzende Marenslöwe von vorne in einem Perlen-
kreise.
Rev. [VSTITIAM*DILIG ITK. Die Gerecbtigki
mit Schwert und Wage, auf zwei Löwen sitzend.
Im Abschnitt«
Silber. I). 33 Mm.
319.
Lirone da dieei QimteUe. L570.
Wie Nr. 318, jedoch im Abschnitte X. Auf einigen
Exemplaren ist der Perlenkreis im Av. weggelassen.
320.
Da quattro Gazzette.
Av. Der Marenslöwe links gewendet. Umschrift:
DEO OPTMAXET REIP-VENET (oder
VENETV - oder *VEN
h ihren T> | LOl
Rev. Die Gerechtigkeit auf zwei Löwen. Im Ab-
schnitte *IIII. Umschrift: + 0MN1 DO Q —
SVVM EST
Silber. I). 26 Mm.
321.
Da tre Gazzette.
Av. Der Marcuslöwe links gewendet. Umschrift:
+ -PAX TIBI MARCE EVANG-MEVS.
Rev. Die Gerechtigkeit mit Schwert und Waage. Um-
schrift: JVDICIVM - RECTVM. Im Ab-
schnitte *III*
Silber. D. 2:}> Mm.
322.
Dff (lue Gazzette.
Wie Nr. 321, jedoch im Abschnitte *II*.
Silber. D. 20 Mm.
323.
Gazzetta da dne Holäi.
a) Av. Der Marcuslösve links gewendet. Unischrift :
+ SANCTVS MARCVS VENETVS.
Rev.JVSTITIAM DILIGITE. Dm Gerechtigkeit
auf zwei Löwen sitzend.
Silber. I). 18 Mm.
b) Eine Variante: im Av. der aufrechte Löwe mit einer
Fahne, bei Welzl II. 2, Nr. 3319.
-»■£>- C. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
324.
Titretta.
Av. Der rechts gewendete knieende Doge, ober ihm
in Wolken die heil. Maria mit dem Kinde. Um-
schrift: IN-TE- CONFIDO. Im Abschnitte
XX.
Rev. IVSTITIAM- DILIGITE. Die Gerechtigkeit
stehend neben einem Löwen. Im Abschnitte eine
Rose zwischen zwei Sternen oder Punkten.
Silber. I). '21 Mm.
325.
Mezza Idretta,
Wie Nr. 324, jedoch im Abschnitte X-.
Silber. D. 22 Mm.
326.
Soldino*
a) Av. Der sitzende Marcuslöwe von vorne. Umschrift:
+SMARCVS VKNK T\ 8.
Rev. T V-S 0 L V S — D 0 M I N V S. I >er Erlöser
auf einem Postamente oder auf einer Leiste
stehend.
Silber. D. 14 Mm.
b) W\*a), jedoch im Rev. TV SOLVSSANCTVS-
Wird dem Dogen Pietro Lando zugeschrieben.
Silber. D. U Mm.
^er Münzen nach ihren Typen.
153
c) Av. In vier Linien -S- MAR — CVS - V.
Rev. Umschrift: GLORIA-TIBI-SOLI. Der Kopf
des Erlösers in Strahlen, innerhalb eines Perlen-
kreises.
Billon. D. 14 Mm. Museum Corer.
d) Der sitzende Marcusföwe von vorne. — Ohne Um-
schrift.
Rev. Ein Kreuz mit vier Kügelchen an den Enden der
Kreuzarme.
Soll zur Zeit des Dogen Agostino Barbadigo
geschlagen worden sein.
Silber. D. 14 Mm.
327.
Bezzo.
Ohne Umschriften im Av. Marcuslöwe von vorne.
Rev. Die heil. Cristofora in halber Figur.
Wird dem Dogen Agostino Barbadigo zuge-
schrieben.
Silber. 1). 10 Mm.
328.
liezzone Doppio im Werthe von 12 Batgattini.
Av. Der heil. Marcus in halber Figur mit dem Evan-
geliumbuche in der Linken, mit der Rechten
den Segen ertheilend. Umschrift: *S*MARCVS
•YEN*.
Rev, Die heil. Maria mit dem Kinde in halber Figur.
Umschrift: *R*C* — *L*A*. Im Abschnitte *12*.
Kupier. D. 26 Mm.
329.
Bezzoni im Werthe von 6* BagatUni.
Von diesem Bezzoi _ .
iele Varianten, sie sind aber Alle de
DoppH-I'.' zn 12 Bagattini, v - ähnlieh. Em
schnitte I
Kupfer. I). 2 Mm.
330.
Bezzone l><>j>i><<>.
• : MARCV ENET. Der Man
odet, darunti S\ BDITOB COMOD!
TAT!
mezia auf /\\ tzend, mit Seil
I mschriff: R EG I N \ M \ IMS.
Unter der I
Wird <!•
Kupfer. D.
331.
Bezzone zu ß Bagattini.
Wie Nr. 3:
Kupfer. I). 23 Mm,
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
155
332.
Bezzone Dopplo zu 12 Bagattini.
Av. Wie Nr. 330.
Rev. REGINACELI. Die heil. Maria mit dem Kinde
in halber Figur. — Ohne Werthangabe.
Kupfer. D. 23 Mm.
333.
Bezzone.
a) Av. Der heil. Marcus stehend in Vollansicht. Um-
schrift SMARCVS — VENETVS.
Rev. R-C — LA. Die heil. Maria in halber Figur.
Kupfer. D. 24 Mm.
b) Aehnlich, jedoch ohne Initialen im Rev.
Kupfer. D. 24 Mm.
c) Aehnlich, ebenfalls ohne die Initialen, die Köpfe der
heil. Maria und des Kindes mit Strahlen umgeben.
Kupfer. D. 24 Mm.
d) Av. Wie a).
Rev. R*C — L-A* und die heil. Maria mit dem Kinde
rechts.
334.
Qitattrino.
a) Av. *R*( *— L*A*. Das Brustbild der heil. Maria mit
dem Kinde. Im Abschnitte: HI*S.
J-OÖ C. v. Wächter: Systematische Beschreibung der
Rev. In einem strahlenden Stern das Monogramm
IHS.
Kupfer. D. 19 Mm.
b) Aehnlich, nur steht das Monogramm IHS isolirt.
335.
Quattrhto.
Av. *R*C*— L*A*. Das Brustbild der heil. Maria mit
dem Kinde. Im Abschnitte -Ill-S.
Rev. Der aus dem Grabe hervortretende Erlöser und
die Umschrift REXGLO.
Kupfer. 1). lt» Mm.
336.
Bagattino.
Av. *R*C* — L'A*. Die heil. Maria mit dem Kinde.
Rev. Der sitzende Marcuslöwe von vorne, in einem
Viereck, an den Seiten vier Rös'chen. (Hat sehr
viele Varianten, i
Kupfer oder Messing. D. 18 Mm.
337.
Bagattino.
Av. In einem Perlenkreise das Haupt des Evange-
listen mit Heiligenschein.
Rev. In zwei Zeilen VENE*TI- auf einem Altar (?)
mit verschiedenen Verzierungen.
Kupfer. D. 12 Mm. Wird dem Dogen Fran-
cesco Foscari zugeschrieben.
.-iar.er .Münzen nach ihren Typen. l.rW
338.
Mezza Bagattina.
Av. Der sitzende Marcuslöwe von vorne.
Rev. Ein Kreuz. Ohne Umschrift. Schlüsseiförmig.
Kupfer. D. 10 Mm. Vielleicht aus der Zeit des
Dogen Cristoforo Moro?
339.
Da 4 Tornesi für Candia?
Av. Der geflügelte Löwe mit Schein, von vorne bis
zum halben Leibe sichtbar.
Rev. R-T — L-A. Die heil. Maria mit dem Kinde
stehend, unter derselben -4*.
Kupfer. D. 20 Mm.
340.
Bezzane dappta zu 12 Bagattini.
Av. S-MARO VENET. Der Marcuslöwe nach
links, unterhalb PAVPERVM|COMODI
| TATI.
Rev. *REGINA CELI*. Die heil. Maria in halber
Figur mit dem Kinde, unten *12*.
Kupfer. D. 24 Mm.
341.
Bezzane zu 0 Bagattini,
Wie Nr. 340, jedoch unten 6.
Kupfer. D. 22 Mm.
158
C. v. Wächter: Systematische Beschreib!..
Anhang.
Dass die weitverbreiteten Münzen der Republik
Venedig vielfach von Falschmünzern mit und ohne Miinz-
privilegium nachgeahmt wurden, läset sich denken. Eine
Aufzählung dieser Fälschungen ist nicht meine Aufgabe,
doch, mögen immerhin ein paar Proben folg
342.
Av. + VTOV — CQVX. Der knieende Doge die
Fahne haltend.
Rev. + OVE DVTVOVXdl. Der geflügelte
Löwenkopf.
Grösse 7. Gew. 8Grm. Welzl Nr.3300. Silber.
343.
Eine Fälschung des Bagattino von Francesco
FoscarL
Av. Ein Kreuz, welches srauze Feld der Münze
bedeckt. Umschrift mit halbgotbischen Buch-
staben + XVD [RACSIOFARI.
Bev. Ein aufgerichteter links gewendeter Löwe mit Hei-
ligenschein. Umschrift: IT3MEVSVCHAMI.
Billon. 1). 18 .Mm.
344.
Eine Fälschung der Hesini des Marino Qri/mawL
Av. Der geflügelte Löwe mit dem Buche. Umschrift:
SANCTVS-MARCEL-MP« (Sanctus Mar-
cellus Martyr Protector).
Venezianer Münzen nach ihren Typen.
L59
Rev. Kreuz, in den Winkeln desselben Punkte.
*SANTA MARIA FRING.
Kupfer. 1). 19 Mm.
Es scheint, dass die Grafen Ercole und Giulio Mazzetti
den Münzmeistern in ihrer Münzstätte zu Frinco die Nach-
fälschung kleiner fremdländischer Münzen gestatteten.
Die Arbeit ging meistens auf Bestellung und Rechnung
einzelner Kaufleute, welche dann die Beim Unzen in jene
Länder einführten, deren Gepräge nachgemacht worden
waren. Einen Beweis davon gibt die hier beschriebene
Münze, welche die ..Sesini" des Dogen Marino Grimani
1595—1606 nachfälscht.
Der Betrug wurde übrigens in diesem Falle sehr bald
entdeckt; der Senat von Venedig, welcher mit dem unter
dem 18. December 1603 im ganzen Lande verlautbarten
Edict die beiden Vetter (welche irrthümlich Brüder genannt
wurden) zum Tode verurtheilte, versprach 10.000 Ducati
in Silber Demjenigen, der Einen der Brüder tödten würde.
Dasselbe Schicksal wurde ihren Münzmeistern Gerolamo
Spada und Giacomino (beide aus Moncalvo im Herzog-
thume Montferat) angedroht und auf deren Kopf der Preis
von 2000 Ducati gesetzt. Ueberdies wurde die weitere
Ausmünzung dieser Sesini in Venedig sofort unterbrochen,
und der bereits geschlagene Vorrat li noch unter Marino
Grimani aus dem Verkehr zurückgezogen.
Wie schwungvoll das Geschäft in Frinco ging, beweist
der Umstand, dass bisher schon sechs verschiedene
Stempel zu diesen gefälschten Sesini bekannt wurden,
welche Promis (Moiiete del Piemonte IV, Tai. III, Nr. 14)
abbildet und beschreibt.
160
Dr. A. Missong:
XL
Huldigungsmedaille der Stadt Palermo.
Dr. J±. MisMjn».
ildet auf T
Av. PHILIPPO V. CATH Blümchen, FIDEI Blüm-
eben, AC Blümchen, REGNORUM Blümchen,
REPARATORI Kreuzrosette. Brustbild von der
rechten Seite, mit langem lockigem Haar, im
römischen Harnisch und Gewand mit umgehäng-
tem Vliese. Unter demselben in Cursivschrift :
./. Ä.
Rev. In einer Cartonche, durch welche sich rechts und
links Zweige schlängeln, welche unter derselben
verbunden sind : S. P. Q. P. lieber der Cartonche
ein doppelter Blätterbogen, auf dem der gekrönte
sicilianische Adler den Kopf nach rechts ge-
wendet, sitzt. Umschrift beim Adler oben begin-
nend. REGI Blümchen, SUO Blümchen, V IC-
TORI Blümchen, AC TRIUMPH A NTI Blümchen,
AN Blümchen, 1711 Blümchen.
Dm. 4o Mm. Kupfer. (Siehe Abbildung auf
Taf. IL)
Hnldigunfsinedallle d< rmo. loi
Dieses interessante und meines Wissens noch nicht
veröffentlichte Stück regt eine Anzahl von Fragen an,
deren endgiltige Beantwortung- ich jedoch nicht durchweg
liefern kann.
Vorerst, ist es eine Medaille oder der Kupferabschlag
eines breiten Thalers? Für letztere Ansicht könnte man
anführen, dass das Stück mit scharfkantigen, konisch zu-
gehenden äusseren Rändern sehr flach ausgeprägt ist.
Wo wurde dies Stück geschlagen? Ich lese, durch
den sicilianischen Adler bestimmt, auf der Rückseite
Senatus Populusque Panormitanus und weise das stück
nach Palermo. »)
Was war die Veranlassung, einen in der Geschichte
keineswegs hervorragenden Regenten, mit soviel schmeich-
lerischen Redensarten, als: catholicus, fidei ac regnormn
reparator, als rex triumphans u. s. w. anzusprechen? Die
kriegerischen Titel mögen wohl auf die Frfolge der bour-
boni sehen Waffen unter dem Herzog von Noailles zu
beziehen sein, welcher 1711 die Stadt Gerona in Catalo-
uien eroberte, den Anlass zur Huldigung dürfte aber die
Haltung der ober- und mittelitalische Fürsten gegeben
haben. Diese beeilten sich nämlich den aus Spanien zurück-
kehrenden Habsburger Karl auf das Wärmste zu begrüssen,
1 Diese Nachahmung des alten römischen Wahlspruche!
S. P. Q. R. war bisher unbekannt. Rentzmann kennt nur:
S. P. 0- A. Argentoratensis.
S. P. 0- B- Basiliensia auch Bononiensis.
S. P. Q. G. Gandensis.
S. P. Q. N. Neapolitanns.
S. P. 0- R- Bomanus.
S. P. 0- W. Wirceburgensis auch Wratislaviensis.
S. P. 0- Z. Zirizeensis auch Zelandensis.
1 1
162
Dr. A. Missong: Huldigungsmedaille der Stadt Palermo
als dieser nach dem Tode seines Bruders, des Kaisers
Joseph I. (f 17. April 1711) auf der Durchreise nach
0 esterreich und Deutschland , Oberitalien berührte. Mit
welchem Unwillen man diese Nachricht in Madrid ver-
nahm, dafür zeugt die bei Muratori verzeichnete Notiz,
dass der ergrimmte König" Philipp die Gesandten jener
Fürsten ausweisen Hess, welche in seinem Nebenbuhler
den künftigen Kaiser geehrt hatten. Um bo gelegener
mussten ihm gerade in diesem Augenblicke Treueversieb e-
rungen, von Seite der zu Spanien gehörigen unteritalischen
Besitzungen kommen, wie sie diese Medaille enthält. Ob
wir es schliesslich hier mit einer freiwilligen oder mit einer
bestellten Loyalitätskundgebung zu tbun haben, das kann
füglich unentschieden bleiben.
163
XII.
Der Tiroler Kreuzer vom Jahre 1809,
Von
Joseph v. Kolb.
In dem für Tirol ewig- ruhmreichen Jahre 1809 zog,
nach Besiegung des Herzogs von Danzig am 13. und
14. August, Andreas Hofer, am 15. desselben Monats sieg-
reich in Innsbruck ein, übernahm die Leitung der Regie-
rungsgeschäfte und schuf die „provisorische General-Lan-
desverwaltung". Leider war die Befreiung Tirols vom frem-
den Joche nur von kurzer Dauer, denn nach geschlossenem
Frieden (Wien-Schönbrunner Friede 14. October) rückten
gewaltige Feindesmassen in das Land, denen Hofer am
Berg Isel am 1. November unterlag.
In diese Zeit nun, nämlich /wischen den 15. August
und halben October fällt die Prägung der sogenannten
II oi er- K reu z er und -Zwanziger; dieselben wurden in
der Münzstätte zu Hall ausgebracht und zwar mit Stempeln,
welche der Innsbrucker Uhrmacher Josef Heyrer angefer-
tigt hatte, i)
Staffier Johann Jak. Tirol und Vorarlberg. Innsbruck Ist;.
(Band II, j . 719). Wurzbacb Const. Biograph. Lexicon. Art. Hofer
(Band IX, p. l
11*
164 Joseph v.l.
Von den eben erwähnten gar nicht seltenen sogenann-
ten Hofer-Kreuzern waren bis nun vier Stempel bekannt;
eine Erweiterung der Stempel zahl veröffentlichen zu
können, verdanke ich der Gefälligkeit des Hochwürdigen
Herrn P. Jacobus Wichner. Stiftsarchivar der Benediktiner
Abtei Admont. »)
Voraus mag die zwar bereits bekannte jedoch hier
nötbige allgemeine Beschreibung -eben.
Vs. Umschrift: GEFURSTETE GRAFSCHAFT
TIROL. (Die Punkte ober dem U fehlen wirklich,
und zwar aus Mangel an Raum.) Der rechts-
stehende gekrönte tirolische Adler mit vertieften
Kleestängeln (nach Grote) vertiefter Flügelbinde
(nach Küssen. X. Bd. d. mini. Zeitschr.), hinter
dem Halse mit den Spitzen eher der Krone endend,
ein Kranz.
Rs, EIN — KREUZER — 1809 in drei Zeilen in
hall» eines Palm- (rechts) und Lorbeerzwei^
(links), welche unten durch einen Bandknoten
verbunden sind.
Laubrand. Ihn. 24 Mm.
Die genaue Untersuchung von über hundert Stücken
ergab nun folgendes Resultat:
Merkmale der Vorderseite-Stempel:
1. u) Rechte Flügelspitze unter RO, Punkt nahe.
b) Linke Flügelspitze unter E.
2) P. Jacobus Wichner. derzeit auch Bibliothekar und Cnstos
der Münzsammlung, rühmlichst bekannt durch sein quellengemässes
Werk „Geschiclne des Stiftes Admont".
c) Mittler Schwanzfeder unter RA.
ti ) Kranz rechts aussen 1 1, innen 8, links inne
aussen 1 1 Bi&tter.
2. a) Rechte Flügelspitze unter OL, Punkt nahe.
b) Linke Flttgelspitze anter E
c ) Mittler«.- Schwanzfeder unter dem ersten
Schenkel von A.
il ) Kranz rechts aussen 11, innen 8, links innen 8,
aussen 10 Blätter.
y>. n) und b) wie \ orber.
c) Mittlere Schwanzfeder genau unter A.
d) Kranz rechts aussen 1 1, innen 8, links innen 8,
aussen 11 Blätter.
4. a) Hechts Flttgelspitze unter L, Punkt nahe.
h) Linke Flttgelspitze unter E.
c) Mittlere Schwan/Jeder unter dem zweiten
Schenkel von A.
d) Kran/ rechts aussen 12, innen 10, links
innen 9, aussen 1 1 Blätter.
5. a) Rechter Flügel weiterreichend als das Wort
TIROL Punkt weit.
b) Linke Flttgelspitze unter E F.
c) Mittlere Schwanzfeder unter FS.
d) Kranz rechts aussen 12, innen 8, links innen 8,
aussen 1 1 Blätter.
6. a)y c) und d) wie vorher.
h) Linke Pittgelspitze unter F. zwischen E und F
merklicher Zwischenraum.
J-OÖ Joseph v. Kolb: Der Tir.
Merkmale der Rückseite-Stempel.
I. a) Punkt hinter der Jahr zahl unter E.
b) Im Worte KREUZER das U autfallend dünn,
das zweite R sehr schwach sichtbar, meist
ganz fehlend.
II. a) Wie vorher.
b) Im Worte KREUZER hat das erste R eine
merkliche Verlängerimg des Hauptbalkens nach
oben, das zweite R ist kleiner als das vorher-
gehende E.
III. a) Punkt hinter der .lalirzahl unter R.
b) Buchstaben unregelmässig, Z höher als das
nachfolgende E. etc.
Nach der Unregelmässigkeit der Buchstaben der
Rückseite zu schliessen, dürfte die Schrift der Rucks«
nicht wie jene der Vorderseite in den Stempel gravirt,
sondern durch Punzen hergestellt worden sein.
Puter den von mir untersuchten Stücken landen sich
nun folgende Vorder- und Rückst - uopel vorhanden.
Vorderseite 1 mit Rückseite 11.
2 I
II. und 111.
n
4 I
n t .. .. i.
5 III.
IIP
Im Ganzen ergehen sich hiermit durch die Varianten
der Rückseite sechs, respective sieben Stücke, zu Appel
Kreuzer vom Jahre 1809.
ein Mehr von vier, zu Neumann von drei und zu Wellen-
heim von zwei Geprägen. 3)
Es sollen dies auch die letzten Münzen sein die in
Hall geprägt wurden.
ITrfahr, September L878.
3) Appel Jos. Repertorium (Nr, 3872 und 3873) zwei Stempel
in Eintheilung der Umschrift verschieden, ohne nähere An_
Neumann Jos. Kupfermünzen. Nr. L351 — 1353). Erwähnt nur „drei
Stempel in der Zeichnung des Averses verschieden". „Die Feder
des rechten Adlerflügels reicht einmal bis zum Buchstaben 0
unser Nr. 1), dann vor den Buchstaben L (unser Nr. 2) und einmal
hinter das Wort TIROL" unser Nr. 5 und 6), Wellenheim (Nr. 9407
bis 9410) ohne weitere Beschreibung.
* Staffier, T. Bd., p. 572.
168
Numismatische Literatur.
1. A. Weyl: Verzeichnis« \<>n Münzen und Den km Üb
<1 e r E rd the ile Anstralii \ frika u n d v •• rs c hi e-
dener mohammi her Dynastien der Jales Fonro-
bert'sehen Sammlung. 8. Berti and U Tafeln.
Das \ orl lüdet den dritten und zug
letzten Band des in diesen Blättern bi
der _ 3 Herrn Jules Fonrobert in
Berlin. Die Zusammenstellu hat unsl
meiste Mühe und Zeil erfordert, denn er umfasst die Münzen und
Denkmünzen dreier Erdtheile , darunter die durch > Münz-
fusa und i orm von i i schieden«
nalen Münzen Asiens um -. dir wir mii schaft-
lichen Namen der ori en Münzen zu bezeichnen ptl-
Kein Numismatiker der Welt wird wohl je im Stande
dieses weite, hetero jenschaft lieh ganz zu beherr-
schen, denn auf diesem <■■ d ßich die Forschungsgebiete
nicht allein nach geographischen und historischen, sondern zunächst
nach sprachlichen Gruppen ab. Der Besen reiber rinn uml
reichen orientalischen Münzsammlung wird sich daher, insofer
Bich nicht auf bereits veröffentlichte Beschreibungen «»der Abbil-
dungen berufen kann, damit begnügen müssen , die Facsimile der
uden zu reproduciren oder getreue Uebersetzungen derselben
zu geben. Herr Weyl hat diese schwierige Aufgabe in Behr zw<
entsprechender Weise gelöst. Durch Berufung auf bei
lichte Beschreibungen, durch Uebersetzungen der Orientalist
169
spenden, durch zahlreiche Reproductionen chinesischer, m(
lisclier, malay's« bischer, japanesischer, siamesischer, birma-
nischer, indischer, armenischer, georgischer etc. Legenden und
durch vortreffliche Abbildungen hat er seine Münzbeschreibung
nicht nur dem Forscher, sondern auch dem Laien verständlich zu
machen gCWUSSl
Bei der Anordnung des Stoffes hat sich der Verfasser nur von
graphisch - historischen Gesichtspunkten leiten lassen. Die
.Münzen der einzelnen Länder, welche nach ihrer geographischen
in gewissen Hauptgruppen vereinigt wurden, sind, gleichviel,
ob sie von nationalen Herrschern oder von den europäischen Mutter-
ländern ausgingen, chronologisch zusammengestellt. Nur die Münzen
der älteren mohammedanischen Dynastien , deren Länder nicht
selten in drei Welttheilen lagen, sind am Schlüsse des Kataloges
als Anhang beigefügt. Für einen gewöhnlichen Auctionskatalog
mag die Aneinanderreihung des Yerkaufsmateriales ziemlich gleich-
gültig erscheinen, wenn nur die Auffindung der einzelnen Suiten
und Münzen dadurch überhaupt ermöglicht wird. An eine Arbeit
von der Bedeutung der Vorliegenden, welche voraussichtlich Jahr
zehente hindurch von Forschern und Sammlern vielfach benützt
werden wird, kann man in Betreff der systematischen Eintheilung
di's Stoffes höhere Anforderungen stellen. — Die numismatische
Systematik hat nicht nur die territorialen und historischen, sondern
auch die sprachlichen Forschungsgebiete möglichst genau abzu-
grenzen. Nach diesem Gesichtspunkte ist eine vollständige Tren-
nung der eigentlichen orientalischen Münzen von den Colonial-
münzen und den von europäischen Herrschern geprägten .Münzen
mit occidentalischem Typus unbedingt nothwendig. Ebenso uner-
lässlich erscheint es, die orientalischen Münzen nach Sprachgruppen,
deren vielleicht acht bis zehn genügen dürften, untereinander ab-
zugrenzen. Uie weitere Eintheilung mag sich dann nach territo-
rialen und historischen Gesichtspunkten gliedern.
Der vorliegende Hand umfasst B815 Nummern, welche in
folgender Weise gruppirt erscheinen : I. A u s t r a I i e n mit seinen
zahlreichen Token 1 —309).
IL In Asien beginnt die Münzieihe im Südosten mit den
Sundainseln und endigt im Südwesten mit Arabien. Den Anfang
170
■
machen daher die dermaligen niederländische]
(301—912), und zwar folgen in chronologischer Reihe die u
nalen und die Colonialmünzcn von Java, Madura, Sumal
koten. Bangka, Borneo, Celebea n. s. w. Dnl
mit altjavanischen, inalayischei Bchen nnd chinesig
enden versehen sind, sowie unter den Letzl - - zahl-
reiche Stückt- . die bei Milliers und Nenmann fehlen. 11;.
d die benachbarten P h ilippi n i
nur spanische Colönialmiinzen bekannt sind. Zahlreich ist die
Münzreihe von Japan 936 1125 . die vom Jahn
unsere Tage reicht, an welche sich jene von Korea (1126 1142
anschliesst, die den i durch Reichthum und Si
i glänzenden Münzsuite von China 1143
jtcn Pu, welche den eii end Jahre vor Chris!
renden Dynastien zugeschrieben werdei Theil
der älteren Schwertmunzen sind unstreitig Erfindungen und I
Restitutionen aus der neu< achtet um1
Fonrobert's Sammlung eine beinahe ununterbroc
jährige Münzreihe. \ Bind die
abgebildet Millier und
Chandoir nicht zugänglich dbuch zum B
dienen kann. Den - bilden di<
münz» be nach ihren Haupttypen in acht Gruppen vertheilt
siml , und tut- britis unialmünzen \ on II
graphisch und sprachlich h an die chinesischen Mü
jene von Hinterindien , und i
tlit- einen Zeitraum von mehr als vierhundert .Jahren uuil'.i
jüngeren Datums sind die . Münzen voii Kambodscha 2154
Siam der Halbinsel Malakka und von
Kinn. . Von den polyglotten Legenden
Münzreihen siml gleichfalls zahlreiche Facsimile di bei-
ien. 1 1 Gebiet der .Münzen V o rd eri n d
denen tlie Sammlung 1688 stücke enthält, ist nach vier Haupt-
gruppen vertheilt. Die erste Gruppe umtasst die noch übri$
bliebenen selbstständigen Sts pal und Kaschmir
ii". Hierauf folgen die britischen Besitzun 11 l>is
. die sehr reich vertreten sind. Die Aneinanderreihung
nationalen Staaten Indiens 2S91 dürfte w<
.ie Literatur.
171
• ■•lier noch Sammler befriedigen. Voran stehen die mohamme-
danischen Solthans von Hindustan, deren Reihe mit dem Babariden
Schah Bahadur im Jahre 1858 abschliesst, dann folgen die andern
nationalen Staaten Hindustans, die mit Rücksicht auf die englische
Herrschaft in einverleibt»' Schutz- und Bundesstaaten eingetheilt
sind. In jeder Gruppe sind die einzelnen Staaten alphabetisch an-
einander gereiht. Mit den portugiesischen Besitzungen
bis 3974 und den französischen Colonien (3975— 3'.i(.>^ schliesst
die Reihe der indischen Münzen. Vom Standpunkte der wissen-
schaftlichen Systematik zerfallen die indischen Münzen in nationale
und Colonialmünzen, Erstere wieder in jene der mohammedanischen
und der Hindustaaten. Durch diese Eintheilung sind die indischen
Münzen sprachlich und historisch gesondert. — Von den grossen
Gebieten Centralasiens sind Afghanistan (3999 — 3030), einige
Staaten von Turkestan (4031—4047), de dem grossen Czaren-
reiclie einverleibten Gebiete von Sibirien, Georgien und Kanka-
sien (4048—4434) und endlich Persien (443") — 4833), dessen Münz-
reihe mit den S.issaniden beginnt, durch zahlreiche und selten»;
Münzen vertreten. Die türkischen Besitzungen in Asien (4834
bis 500|): Armenien. Kurdistan, Anatolien, Syrien und Arabien
bilden den Scliluss.
III. Weniger mannigfaltig sind die Münzen Afrika's, die in
zwei grossen Gruppen vorgeführt werden, von denen die Erste die
nationalen Münzen 5005 — 5892) der türkischen Provinzen und
Schutzstaaten: Aegypten, Tunis und Tripolis, der französischen
Colonie Algier und des Kaiserreiches Marocco enthält, während in
der zweiten Gruppe die Münzen der Colonien und der nach euro-
päischem Fnsse eingerichteten kleinen Republiken <>s;- und Süd-
Afrika' 8 beschrieben sind.
IV. Die alten nio h ammedanis c hen Dy nasti en Europas,
Asiens und Afrikas, mit Ausnahme der indischen, malay'schen und
persischen Dynastien, sind in der vierten Abtheilung (6164—6747)
vereinigt. Diese l'arthie ist zwar verhältnissmässig schwächer ver-
treten. .Ms die anderen Abtheilungen, sie enthalt aber dennoch die
ansehnliche Zahl von 583 Nummern.
Im Anhange (6748—6815) sind einige Nachträge, sowie
verschiedene auf den Orient sieh beziehende Privatmedaillen auf-
gezählt.
172
Numismati.-che Literatur.
'
Aus dieser Inhaltsanzeige ist ersichtlich, dass sich der letzte
Band in Betreff der Reichhaltigkeit seines Inhaltes den Vorgängern
würdig anschliesst, die er in Hinsicht der Ausstattung noch über-
trifft, denn es rinden sieh nicht nur die bei den früheren Bänden
venuissten Notizen geographischen, historischen und metrologischen
Inhalts, sondern auch die Zahl der Tafeln 44) ist für einen Anc-
tionskatalog ungewöhnlich reich. Berr Weyl, der ein ausführt
Inhaltsverzeichniss zu sämmtlichen drei Bänden demnächst zu
liefern beabsichtigt, hat durch diesen Katalog dem Begründer und
dem Beschi eiber dieser kolossalen, einzig in ihrer Art dastehenden
Privatsammlung ein bleibendes Denkmal, den Freunden der Numis-
matik aber ein vortreffliches Handbuch der aussereuropäischen
Münzgeschichte geliefert, das von nun an kein Forscher und kein
Sammler auf diesem Gebiete wird entbehren können.
A. P.
2. Revue beige de numismatique. Publice
societe Royale de numismatique par M. Bf. K. \. Chalon et 1.
Coster. Trente-quatrieme annee. lv7> S. 51ö. s. Bmxellec
A. Van den Peereboom: Kssai de numismatique Yproise
[2 . Bildet den Schluss der schon in den früheren Jahrgäi
begonnenen Monographie der Numismatik Vperns.
('. Vau Poteghem: Pions historiques, ou desques en bois
frappes coiume des uiedailles p.43 — 50 . laue Portsetzung der von
Dirks und Nahuvs in der Revue veröffentlichten Serien geprea
Holzmedailloiis. Denselben Gegenstand behandelt auch M. tfahuya
in einem späteren Artikel p. 402 -40o .
M. Nahuys: Medailles et jeions inedits p. öl- -146). Auch
dieser Artikel bildet den Schluss einer bereits früher begonnenen
Arbeit, und enthält die Beschreibung von 35 unedirteu, die nieder-
ländischen Provinzen betreffenden Medaillen und Jetons.
A. L. : Des Deniers d'Arnot d'Alost p. 147 — 151). Der Ver-
fasser sucht nachzuweissen, dass jener strittige Denar der flandri-
schen Serie, den Serrure (Revue, 1877, p.44:5i Arnold von Dänemark,
Nur: i'ar. -I
dem Neffen < ten, zuwies, einem anderen Arnold
XI. Jahrhunderts, und zwar wahrscheinlich Arnold I!
Ondenarde, dem vom Grafen Balduin von Lille bestellten)
Emhain, herrühre.
L. De sc h a in |' - de Pas: Les monnaies de fiandre pendant
la periode des troubles des pays-bas 1577 — 1584
.in dir flandrische Münzgeschichte bo viele schätzens-
uerthe Aufklärungen verdankt, behandelt in diesem Artikel die
während der Unabhängigkeitskriege 1577 — 1584) von den flandri-
schen Staaten, vom Herzoge von Alenc.on als Grafen von Flandern
und von den Städten Brügge und Gent ausgegangenen Münzen.
Baron B. de Kühne: Timeiiothyr.se (p. 234 _'."»•;. An
Beschreibung von vier noch unedirten Münzen knüpft derVer-
: eine höchst schätzen swerthe Abhandlung über die innere
und äussere Geschichte dieser kleinen aber interessanten Stadt
Lydiei
G. Vallier: Medailles historiques de Grenoble (p. 257—273 .
Der unermüdliche Monograph der Dauphine beschreibt abermals
zwei seine Vaterstadt betreffende Medaillen, die zwar den deut-
schen Sammlern längst bekannt, in französischen Werken aber
unbekannt waren.
Sooft van Iddekinge: Paderborn (p. 274 — 276). Behan-
delt einen zweifelhaften bischöflichen Denar des XIII. Jahrhunderts
mit dem Namen Heinrich.
De Schodt: Mereaux de bienfaisance , ecclesiastiqu«
religieux de la ville de Bruges )>. 293— 376 . Die fünfte Fortsetzung
und zugleich der Schluss dieser sorgfältig gearbeiteten Mono-
graphie, deren Werth durch ein beigefügtes ausführliches Register
erhöht wird.
('. Picqu6: Desvieux mattres d'orfeverie en allemagne et de
l'authenticite des medailles d'Albert Dürer (p. 389 401 . Ein auf
eingehenden Studien beruhender Beitrag zur deutschen Kunst-
geschichte, der eine erfreuliche Vertrautheit mit der deutschen
Literatur dociinientirt.
IJ. de Könne: Drachme d'Aristarque, roi de Colchide p. U)6
i»is in;. Die Beschreibung und Abbildung einer schon bekannten
174
Numisi.-.atisehe Literatur.
aber unvollständig publicirtcn Drachmi . an welche
Verfasser interessante historische und numismatische ßemerkui s
knüpft.
A. Brichaut: Numismatique öiamoise p. 417— ;
Nachrichten über «la* dermalige Münzwesen von Siam.
R. Chalon: Numismatique de Waterloo p. 421 — U-'J . Eine
Aufzählung und Beschreibung Medaillen und Jetons , durch
welche dei ^ ' irloo in den verschiedenen Ländern
Europas gefeiert wurde.
A. Brichaut: Jetons <!»• numismates p. 4A
knüpfend an einen früheren Artikel eichen Inl
gibt Brichaut die Beschreibung zahlreicher, zu Ehren von Numis-
matei spricht dies o den näcl
Heften fortzusetzen.
Die über£ unter der
Rubrik Correspondance p. 152 und 15
-17:;. 275 271
uns nicht. <li«' einzelnen Mittheilunj izählen, wir )>«
ans daher, nachstehend <ii»' I a Jahrgai
zeigten und besprochei
A. E ngel: l len ir ü la nuiuismatfqi •
l'Alsace. 8. Mulhnusi
^ c li 1 n in b
8«. Paris L877.
H. Lavoix: Monnaies :'i I- Syrie
par les Croises. 8°. Paris is77.
E. \ .i ii II cii de: Supplement ä la Numismatique lilloise
(quatrieme partie i 8. Lille 1877.
II. Eltz: ipdt de monnaies du XV. si
decouvert ä Clemency. 8. Luxembourg 1*77.
A. de Schodt: Confrerie de Notre-Dame de l'Arbre -
Bruges. 8. Bruges 1^77.
A. Boutkowski: Dictionnaire numismatique pour -
aiix amateurs, experts «-t acheteurs <l<- medailles romaines impe-
riales et grecques coloniales. 8, Leipzig 1*77.
Numismatische I.i
175
A. W.yl: I>i«' Jules Fonrobert'sche Sammlung übe
.Münzen und Medaillen. 8. Berlin 1877 und I inde.
A. de Mark oft': Lea monnaies <l<is rois parthes; Supplement
ä l'ouvrage de M. le -ch-Osten. 8. Paris i
A. C. Teixeira de Aragao: Descripgao general e histo-
rica das moedas eunhadaa en nome .los reis, regentes e governa-
- de Portugal, s. Lisboa 1877.
C. Kmiz: Le Coliezioni Cumano. 8. Trieste 1877.
J. Fried laender und A. Sallet: Das königliche Münz-
kabinet in Berlin. 8. Berlin 1878
Langier: Etüde sur les monnaies frappees ä Arles depuis
Constantin 1. Gr. jusqu'ä la ohute de l'empire d'Occident. 8.
Tours 1877.
A. Lemaitre: Les Lettres 0. B. des legendes monetaires
du Bas-Empire. 8. Paris L877.
Madale na e G. Morchio: Tavole sinottiche nnmmografiche
della rep. di Venezia. 4. Venezia 1878.
W. Frohner: Numismatique antique. 4. Paris 1878.
<;. Schi um berger: Numismatique de l'Orient latin. 4°.
Paris Isis.
Ch. Even: Le Jetonophile 8. Saint-Brieuc. 1877.
G. Vallier: Numismatique merovingienne de le Maurienne.
's. Maurienne 1878
Die Separatabdrücke der in den numismatischen Zeitungen
veröffentlichten Artikel sind hier nicht aufgezählt. Von nachfolgen-
den periodischen Erscheinungen , welche sich ganz oder nebenbei
mit Numismatik beschäftigen, sind [nhaltsanzeigen angegeben:
M e 1 a n g i i in i s in a t i q u e . publies par F. de Saulcy
et A. de Barthelemy. B. Paris 1877.
Münzstudien. Eierausgegeben von G. Grote. IX. Hand. 8.
Leipzig 1877.
I) 1 ;i t r. «• r f ü r M ü n z fr e u n de. Herausgegeben von EL Gl
14. Jahrgang. 1". Leipz
Barzfeldt: Numismatic oircular. 8. Philadelphia 1877.
176
Numismatische Literatur.
Anna] es de la societe archeologique de Namur.
Namur. 1817.
Zeitschrift für Numismatik. Redigirt von A. v. »Salier.
5. Band. 8» Berlin 1877.
Numismatische Zeitschrift. Herausgegeben von der
numismatischen Gesellschaft in Wien. Neunter Jahr_
Wien 1877.
The canadian antiquarian. Vol VI. Montreal 1878.
Anuaire de la Suciete Franchise de numismatique et d'ar-
cheologie. Ilde Serie, tome 1. 8». Paria 1877.
Comptes rendus de la Societe fran$aise de numismatique et
d'archeologie. •J,lr S6rie, tone- 1 8. Paris 1 - 77 .
The n u niismatie Chronic! e. Edited by J. Evans, W.S. W.
Vaux etc. s. London L877.
Memorial numismatico espanol por D. Alvaro Camp an er
y fuertes etc. Tonn» IV. 8°. Palms Lfi
Nu in i sniat isc h - sp h ra gisti8che r A n ze iger von Walte
und Bahrt'eldt. 9. Jahrgang. 8». Hannover 1877. A. P.
3. Blätter für Miinzfreunde. Herausgegeben von II. ßn
XIV. Jahrgang. I. Leipzig 1877. Nr. 65 -72, p
Von selbständige! n Arbeiten Bind in diesem Jahr-
gange hervorzuheben: Die Portsetzung des schon im Vorjahre
onnenen Aufsatzes über Marken und Zeichen der Stadt Leipzig
(p. 526, 550, 557, ■">•< mi . Das königliche Hannovei
Münzkabinet (p. 529). Chinesisches Münz- und Geldwesen p.
Th. Stenzel: Der Münzfund von Krosigk p. 538, 546). Dr. St.:
Bronzemedaille auf Alfonso de Valdes 1531 fp. 547). Th. Stenzel:
Münzfunde auf dem Wolfsholze Köhler: Brakteatenfund
bei Altenburg a. d. S. (p.558 . Ad. <;iat/,: Der Münziund in Beyers-
dorf (p. 562, 565). ('. F. Gebert: Münzfund in Baiern (p.571). H. <;.:
Die Münzen der Herren von Rappoltstein p. 577). Th. Stenzel -
Der Mascheriner Thalerfund p. 585). Woll : Die Braunschwi
Lüneburg'schen Gutegroschen mit dem Wappen der Grafschaft
Numismatische Literatur.
177
Lauterberg p. 590). ö. M.: Dornburg Münzstätte zur Kipperzeit
(p. 597 . M. Schmidt : Camin oder Sachsen? p. Ö98).
Nebst zahlreichen Miscellen linden sich in diesem Jahrgange
kurze Nekrologe auf Leop. Freiherrn von Ledebur (gest. 17. No-
vember 1877), auf Karl Bayer in Warschau gest. December 1877 .
Theodor Merzdorf (gest. 21. März 1877) und G. M. ( !. Wasch i
28. Juni 1878), endlieh Anzeigen und Besprechungen der schon im
Inhaltsanzeiger der Revue beige erwähnten Werke von A. Kugel,
A. Boutkowski, .1. Priedlaender und Sallet, C. Kunz, (4. Vallier,
Ch. Even, 6. Schlumberger, Madalena e Morchio, W. Fröhner und
zahlreicher Auszüge aus numismatischen und archaeologi sehen
Sammelschriften.
Von selbstständigen Werken sind noch zu erwähnen:
.1. Bender: Beiträge zur Geschichte des preussischen Geld-
und Münzwesens. 8. Brunnsberg 1878.
A. d'Affry de la Monnoye: Les jetons de l'echevinage
Parisien. Fol. Paris 1878.
H. Hoffmann: Les monnaies royales de France avec iudi-
cation de leur valeur actuelle. 8. Paris 1878.
Lenörmant: La monnaie dans l'antiquite. 8. Paris 1878.
A. P.
4. Das Buch der Schrift. Enthaltend die »Schriften und Alphabete
aller Zeiten und aller Völker des gesammten Erdkreises. Zusammen«
gestellt und erläutert von Karl Faulmann. s.Wien 1878. Xll
und -21-2 8.
Wenn auch die vorstehende Arbeit die in diesen Blättern
vertretene Wissenschaft nicht unmittelbar berührt . so ist doch die
Schrittkunde für jeden Nuuiisinaten . namentlich für jene, die sich
mit orientalischer oder altnordischer Münzkunde beschäftigen, eine
80 wichtige Bilfswissenschaft, dass wir 68 nicht unterlassen können,
auf dieses mit grossem Geschicke zusammengestellte und mit wahrer
Munificenz ausgestattete Werk aufmerksam zu machen. Die k. k.
Bof- lind Staatsdruckcrei in Wien, deren reicher, im Interesse der
Wissenschaft angesammelter Typenschatz weltbekannt ist, suchte
denselben in gemeinnütziger Weise zu verwerthen und hat Herrn
12
178
Numismatische Literatur.
Karl Faulmann in Wien mit der Zusammenstellung, Ordnung und
Beschreibung der Alphabete betraut. Wir müssen eine kritische
Besprechung dieser jedenfalls sehr verdienstvollen Arbeit den
eigentlichen Fachmännern : den Schriftkundigen, den Palaeographen
und Philologen überlassen, und begnügen uns nur darauf hinzu-
weisen, da.ss die Forschungen, welche die Numismatik auf dem
Gebiete der .Schriftkunde zu Tage gefördert hat — wir verwi
beispielsweise auf die kanaanitischen . nabathäischen und alt-
indischen Schriften — vom Verfass haft berücksichl
wurden. A. P.
5. The lmmismatic Chronfcle and Journal of tue nnmisniatic
Society. New Beri< - Vol XVI 8°. 401 8S. XII Taf.
I. Percy G ard ner. Sicilia
Diese Studien sind dem Versuche gewidmet, i rinde
festzustellen, in welcher die Münzen der einzelnen Städte Siciliens
geprägt wurden. Der Verfasser hält sich dabei an die politische
Beziehung, die der Typus der Münze zu irgend einer besonderen
Periode hat, an den mythologischen Charakter und den Kunst
desMünztypus, an die Ergebnisse epigraphischer Forschungen, an die
Fabrik der Münze und den Münzfuss, nachd wurde
und erläutert in mehreren Abschnitten die überzeug Resul-
tate, welche die aufmerksame Beachti Anzeichen bieten.
II. III, IX. Frederic W. Ifadden. Jüdische Numisma-
tik. An die in früheren Jahrgängen veröffentlichten Supplemente
zur Geschichte (\vs jüdischen .Münzwesens und der Münzen des alten
und neuen Testamentes anknüpfend, bespricht der Verfasser auf
s. 16—70 die in Palästina zur Erinnerung an die Eroberung Jerusa-
lems geprägten Münzen und die in Jerusah :aiser-
liehen Colonialmünzen ; auf S. 9 die im alten Testamente und
auf S. 177 — 234 die im neuen Testamente vorkommenden Münzen.
IV. J. FercL Neck. Einige Bemerkungen über die
Tower-Silbermünzen Carl I.. ihre Seltenheit. Beschaf-
fenheit und ihre Münzseichen p. 133 -149). Die unter
Carl I. in den verschiedenen Münzstätten geprägten Silbermünzen
bieten eine grosse Mannigfaltigkeit bezüglich ihrer Typen dar. In
Numismatische Literatur.
179
der vorliegenden Abhandlung werden die allmäligen Aenderungen
die das Gepräge der im Tower vom 28. März L625 bis 30. Januar
1648 geprägten Silbermünzen dieses Königs eingehend besprochen.
V. A. B. Creeke. Unedirte Varietäten von angel-
sächsischen und englischen Münzen (p. 150—152), be-
schreibt Pennies von Ecgbeorth (800—837), Anlaf (941-
Edred (946—955), Edgar (959— 975), Knut (1016— 1035), Harold I.
(1035—1040), Richard IL (1377—1399), Carl I. (1625—1646) und
einen Sixpence von Jakob I. (1602—1625).
VI. J. H. Lefroy. Die Münze mit dem Schweine der
S om ersinseln (p. 153—157). Die Virginia-Compagnie in Lon-
don, welcher von Jakob I., 1»>12, ein Privilegium für Bermuda
ertheilt worden, Hess Stücke zu 12 und 6 Pence prägen, welche
zur Erinnerung an die ungeheuren Heerden von Borstenvieh, die
auf den Somersinseln angetroffen wurden, auf der einen Seite ein
Schwein auf der anderen ein vollsegelndes Schiff zeigen.
VII. Henry H. Henfrey. Ergänzende Note zu den
Medaillen der Flotte zur Zeit der Volksherrschaft
(p. 158—160).
VIII. De metriu« Jan Ghica. Michael V., genannt
der Brave, Fürst der Walachei 1593—1601 (p. 161— 176).
Das britische Museum besitzt eine aus der Pulszki'schen Münz-
sammlung herrührende Klippe dieses Fürsten, dessen Leben und
Wirken von dem Verfasser historisch entwickelt wird.
X. W. S. W. Vaux. Instruction über einige Far-
th i n g s J a k o b I. enthalten in der B o d 1 e i a n Bibliothek
zu Oxford (p. 235- 246).
XI. H. S. Gill. Token Devonshires des XVII. Jahr-
hunderts die nicht in Boyne's Werk beschrieben sind
fp. 247— 26<>) enthält die Beschreibung von 88 in dem angeführten
Werke nicht enthaltenen Token verschiedener Städte jener Graf-
schaft.
XII. Stanley Dane Poole. Das orientalische (abi-
net in Kopenhagen (p. 267 — 271) beschreibt einige seltene
orientalische Münzen des damischen Cabinets.
180
Numisir.itische Literatur.
XIII. Barcley V. Head. Ueber einen neuen Fund von
Staters von Cyzicus etc. (p. 277—298). Dieser über Smyrna
bekannt gewordene Fund enthält 27 verschiedene Typen, welche
dem Verfasser Gelegenheit bieten, die Periode, in welcher Cyzicus
seine berühmten Steter prägte, zu erörtern.
XIV. Percy Gardner. Die Zeit der Münzen Mastis
und anderer Münzen von Thae 299—306). Im briti-
schen Museum befindet sich eine Tetradrachme eines thracischen
oder epirotischen Königs Mostis. über welchen die Geschichte
schweigt. Eine aufmerksame Prüfung dieses Stückes mit dem
Kopfe des Königs im Avers und der Pallas und der Nike im Revers
und der Inschrift: BAZIAEHZ MOZTIAOZ Em ZA-
AAAOY ETOYZ AH, hat den Verfasser erkennen las
dasselbe eine überprägte Tetradrachme der Insel Thasos mit der
bekannten Legende: HPAKAE0Y3 ZHT H POZ OA ZI H N
sei. Der Verfasser linder darin gewissermassen einen Nachweis,
dass die Münzen von Mostis und jene von Thasoa gleichzeitig im
Umlaufe waren und kurz nach einander, etwa im III. Jahrhundert
v. Chr.. geprägt worden sein müssen.
XV. Derselbe. Ein Münz verband am euxini sehen
Meere (p. 30"i Ans ilnn Umstände, dass die Münzen
Tomij im unteren Moesien, je nach ihrer Grösse and ihrem Gewichte
■hiedene Buchstaben tragen, folgert di-v Verfasser, dass diese
den Werth der Münze bezeichnen, und daher jene ohne Buchstaben
die Einheit, jene mit B, T und A zwei-, drei- und vierfache dieser
Einheit darstellen. Die weiters vorkommenden Combinationen AC
und AC bezeichnen stücke zu U/a und 41/C- Die gleichen Bezeich-
nungen zeigen die Münzen anderer Städte am schwarzen Meere
jener Zeit, von Olbia im Norden bis Archialus im Süden. Daraus
scheine hervorzugehen, dass von Marc Aurel bis Philippuß
.»■ewisse Münzeinheit bestanden habe, als welche nur das Aß h
sehen werden könne.
XVI. Henry C. R i c h a r d t. Bemerkungen über
Saulcy's Werk : Numismatique de la Terre Sainte (p. 315
bis 321) macht auf einige Mängel aufmerksam, welche dieses Werk
enthält.
Numismatische Literatur.
-
XVII. S. S. Lrv - krl drs Jahres Fünf (p
erwähnt eines in Jerusalem im Winter L873 — 7[ gefundenen
Shekel's mit der Zahl 3 W. das isr "'• ^er erste der bishei bekannt
geworden.
XVIII. Em est H. Wille tt. Fund sächsischer Pennies in
London 1872 p. 323—394). Aus diesem reichen Funde sind
2829 St. vom Verfasser untersucht worden, welche von Ethelred II.
beginnend l>is in das XI. .Jahrhundert reichen.
Besprechungen von neu erschienenen numismatischen Werken
und Zeitschriften sind den einzelnen Vierteljahrheften des Chronicle
beigefügt. Den Schluss bildet der Bericht über die von der numis-
matischen Gesellschaft in London 1875 — 76 abgehaltenen acht
Sitzungen, ein Verzeichniss der Mitglieder und der Cassaausweis.
C. E.
Vu The Numismatic Chronicle and Journal of tue Nuinisniatic
Society. New Series 1877. Vol. XVII. So. 368 SS. XI Taff.
I. Baron de Koehne. Drachmen des Aristarchos,
Dynasten von Colchis(p. 1—10), bespricht zwei Drachmen
dieses Dynasten, mit angeblich abweichenden Umschriften, wovon
eine im Berliner Cabinet, die /weite im Besitze Kabuli Paschas sich
befindet.
II. und X. Frede ric W. M a dde n. Christliche Embleme
auf Münzen Constantin des Grossen, seiner Familie
und seiner Nachfolger fp. 11 — 56). Nach einer Einleitung, in
welcher auf ähnliche Arbeiten Feuardents und Cavedoni's hinge-
wiesen und das Vorhandensein christlicher Embleme auch auf
früheren römischen Münzen constatirt wird, bespricht der Ver-
fasser die Regierungsperiode Constantin I.. die Münzen dieses
Kaisers und Lucinius I. mir Rücksicht auf ihre verschiedenen
enden, dann. S. 242—307, die Münzen Constantin II. und Con-
stantin III. und die Wandlungen, welche die Umschriften und
Typen derselben allmälig erfahren haben.
182
III. R. W. Co eh ran Patrick. Noten zu einer Münz-
geschichte Schottlands. Der Verfasser beschreibt eine Reihe
Medaillen Jakob I., Jakob III.. Jakob IV., J;ikob V.. Marias und
Jakob VI. und erörtert die Gelegenheit, zu welchen dieselben
geprägt wurden.
IV. Richard A. Hoblyn. Seltene englische im Ringe
geprägte Münzen (p. 73 und 74). Enthält die Beschreibung
einiger Scheidemünzen dieser Gattung von Carl II. bis Victoria.
V. J. P. Six. Münzen der Satrapen von Kurien ,
bis 89;. In dieser Abhandlung werden einige Stater, deren Emis-
sionsstätten bisher unbekannt waren, den Dynasten von Mylasa.
Hecatomnos und seinen Nachfolgern zugetheilt
VI. Lord Sei bor ne. Geber einen in Black n
(Hantsj gemachten Fund römischer Mit uzen p.
Im Jahre 187:} wurden im Parke von Blackmoor, wo schon früher
wiederholt Funde von römischen Alterthümern und Münzen gemacht
wurden, zwei irdene Töpfe ausgegraben, in welchen sieh über
2!>s<>2 Stück römische Münzen, fast durchwegs Denare, befanden.
Der Verfasser gibt zunächst eine [Jebersicht der vertretenen
Kaiser, aus welcher hervorgehoben seiu mag, dass von Galli
3175. Salonina 331, Victorinus 5450, Tetricua hup. L0195, Tetricus
Claudius Gothicua 1213, Aurelianud 175, Severina 14.
Tacitus 2<»G, Florianus L8, Probus 431 Stück angetroffen wurden.
Von vielen Münzen, die ihrer bisher noch nicht bekannt gewordenen
Präge halber besonderer Erwähnung werth schienen, liefert der
Verfasser zum Schlüsse seiner Betrachtungen ''int' genaue Beschrei-
bung.
VII. Pen. \Y. Adams. Ueber dir Zeit der Ausgabe
einiger Hand eist 6 k en , enthält die Beschreibung von :;»'> Token
ohne Jahreszahl und die auf riirecten Informationen beruhenden
Angaben der Zeit, zu welcher selbe in Umlauf gesetzt wurden.
VIII. Barclay V. Read. Nachträge über den Fund
von Statem von Cyzicus und Lampsacus (p. 169— -176).
Zti den von dem Verfasser im vorhergehenden Bande beschriebe-
nen 56 Varietäten dieser Stater sind ihm aus demselben Funde
weitere 30 bekannt geworden, deren Beschreibung der Artikel
gewidmet ist.
Numismati itur. 1ÖO
IX. J. P. six. Bemerkungen über die phön icischen
Münzen (p. 177 -241 , Nach einer geschichtlichen Einleitung
über die phönicischen Städte Aradus, Byblus, Sidon und Tyrus,
von welchen der Verfasser allein Münzen voraussetzt, die vor der
macedonischen Eroberung geprägt wurden, bespricht derselbe in
umfassender Weise die bisher zum Theile durch Brandis bekannt
ordenen Münzen der genannten Städte, sowie die Münzen von
Palästina jener Epoche
XI. Kniest II. Will f t. Neuere Entdeckungen von
alten britischen Münzen (p. 309—334). Unter 280 Münzen,
die im südöstlichen Districte Englands bei Bognor neuerdings auf-
gefunden wurden, waren -_;.~> bisher noch nicht beschriebene Typen
vertreten . welche der Verfasser in zwei (Truppen, ausschliesslich
britische und romano-celtische , eintheilt. Der Beschreibung dieser
Münzen gehen Analysen einer Anzahl derselben voraus, welche
interessante Folgerungen auf die Metall - Legirungen damaliger
Zeit, zulassen.
XII. .lohn Evans. Drei römische Medaillons von
Posthumus, Comodus und Probus (p. 334 — 339). Her Ver-
beschreibt drei Medaillons seiner Sammlung, welche ver-
möge ihres Gepräges hohes Interesse bieten und bisher nicht edirt
wurden.
XIII. ('. T. Ke ary. E ntd eckung von Mün zen Wi Ihelm I.
und II. i n T a m w ort h 3 16 .
XIV. Richard A. Hoblyn. Silbermünzen mir dem
Kiep ha nte n und dein Ca stell (p. 347 — 352), besprich! sieben
Münzen Carl II und eine Wilhelm 111. dieser Gattung-.
XV. Derselbe. Münzen mit den Federn (p. 35'j -357 .
Die Federn, welche um L621 als Münzmarke angebracht waren,
erschienen später als Zeichen, dass das Silber zu den Münzen aus
den Bergwerken von Wales herrührte.
XVI. Derselbe. Englische Zinnmünzen (p.
unter Carl 11. wurde Zinn zuerst als Münzmetall verwendet. Der
Verfasser beschreibt kleine Theilmünzen .-ins Zinn dieses Königs,
dann Jakob II., Wilhelms und Marias. 1692 hörte die Zini
münzung auf.
184
Numismatische Literatur.
Zahlreiche Besprechungen und Anzeigen neu erschien
Werke und Zeitschriften, die Berichte über die von der numis
tischen Gesellschaft gehaltenen acht Monatssitzungen und über
die Jahresversammlung (am 21. Juni 1877), der Cassaausweis und
die Liste der Mitglieder schliessen diesen Band. C. E.
7. Zeitschrift für Numismatik, redigirt von Dr. Alfred v. Sallet,
VI. Band, Berlin 18 3
Julius Priedlaender bespricht die Erwerbuugei
königl. Münzkabinets in dei Zeit vom t. Januar 1877 bis
L878 and begleitet die hervorragenden von ihnen mit Erläuterun-
gen; wie wir immer, wenn dieser Meister Beine Stimme erhebt,
einen Gewinn unserer Wissenschaft und auf wahre Belehrung
rechnen können, so ist auch dieser Bericht reich an Aufkläre
und Beobachtungen, die einem ausgezeichneten Materiale entnom-
men sind; thcils phototypische Abbildungen, tbeila <
gelungene Holzschnitte stellen uns die Bauptstücke vor A
werden besonders hervorgehoben ein Doppelstater von Demetrius
Soter thronend.' Demeter - Doppelfüllhorn) und ein zweiter von
Tyms aus der Zeit der Lagiden; beide deuten auf die Absicht für
die attische und ägyptische Währung, die sich in Syrien tral
ausgleichende Nominale in Gold herzustellen; ferner ein Deka-
drachmon von Ftolemäus1 111. Gemahn Berenice, ein Tetradrachmon
von Ariarathes VI.. Obolen des Arsaciden Hyrodes, eine k
Blassgoldmünze von Eion Macedoniae, dann eine unteritalische
Silbermünze mit Eber auf der Vs., dem gleichen, aber verti«
Bilde auf der Rs. und den Aufschriften Pal. . und Mol. . , ein Sl
von Tarent, welcher auf der Rs. den Taras flehend vor dem thro-
nenden Poseidon zeigt, eine kleine Silbermünze von Naxus Siciliae
und andere Seltenheiten von Camarimi (mit Künstlernamen . Pherae,
Lasos und Olus, beide letztere in Kupier.
Eine Silbermünze von Carthago mit gewöhnlichem
präge hat einen aus grossen Perlen gebildeten Rand , abweichend
von dem gezahnten Rande seleukidischer und römisch-republika-
nischer Münzen. Eine Colonialmünze von Colonia Julia Felix.
teratur.
%
Ninive aus Elagabalus' Epoche und eine andere von Lipara mit
der griechischen Uebersetzung für Duumviri ( A Yo A N A P :*;).
eine dritte von Ephesus, welche den bisher auf Münzen unbe-
kannten Amtstitel ixlaxonoi; enthält, sind besonderer Aufmerksam-
keit werth.
Für die Kunstmythologie haben die Kekropsdarstellung alten
Stiles auf einem Stater von Kyzikos, jene des Philoktetes auf einer
Silbermünze von Lamia und die der Agaue mit dem Haupte des
Pentheus (M. von Amastris , grosse Wichtigkeit, ebenso die mytho-
spsch noch nicht erklärte Darstellungeines Herakles mit vier
Armen (M. von Baris Lydiae, Sept. Severus) und jene der Stadt-
göttin von Docimae um aui einer Münze dieser Stadr (Macrinus);
sie ist neben dem grossen, die dort berühmten Marmorbrüche an-
deutenden Felsen stehend abgebildet.
Auch unter den römischen und mittelalterlichen Münzen
treffen wir stücke ersten Ranges, wie die Goldmünze der beiden
Tetricus. Vater und Sohn, mit der Hilaritas Augg. auf der Rück-
seite, die Silbermünze Jakob's II. von Cypern, eine Merovingische
mit dem Königsnamen Sunone (Ablativ) und dem Stadtnamen von
Cöln. eine karolingische Ludwigs des Frommen mit dem deutschen
Namen von Strassburg (Stratburgus), den Floren des L'do von
Norden und die Goldmünze von .Johann von Wesemael (Nieder-
lande, XV. Jahrhundert) nebst anderen deutschen, polnischen und
italienischen Geprägen.
Dr. A. Klügmann behandelt die von mehreren Monetären
gemeinsam geprägten Denare der römischen Republik; die älteren
zeigen die Namen der drei Mitglieder d^s Oollegiums, die jüngeren,
wenn gleich sie ebenfalls aus drei Beamten bestanden, nur die
Kamen von zweien derselben. Nach den Beobachtungen des Ver-
fassers knüpfen die Gepräge entweder an die Tradition an oder
suchen allgemeine Typen, welche zumeist auf die Collegiaütät
Rücksicht nehmen, bo dass diese auch im Gepräge nach bestimm-
ten nachweisbaren Bezeichnungen zur Geltung kommt: specielle
Familientraditionen bleiben auf Collegial münzen ausgeschlossen,
sie treten nur bei solchen Beamten, welche durch Senatsbeschluss
mit Emissionen zu ganz bestimmten Zwecken in ausserordentlicher
Weise betraut wurden, hervor.
86
Numisi
Die gr i e chi 8 c h e n M ü n z e n d e r türkisch e n D y n a s ti e
der Dan ischm ende restituirt Alfred von Sali et, an eine Ent-
deckung Mordtmann's anknüpfend, indem er überzeugend nach-
weist, dass die gewöhnlich dem Eroberer Constantinopels, Muham-
med IL, zugetheilten grossen Kupfermünzen mit griechischer und
arabischer Aufschrift dein drei Jahrhunderte früher lebenden Malik
Muhammed Gazi (1104— 1142/3 aus der genannten Dynasl
hören. Eine andere von Schlumberjrer besprochene Kupfermünze von
übereinstimmendem Charakter de von dem Vorgänger
dieses Fürsten , Melek Gazi 1086 — L104 . einem Verbündeten Tan-
kreds (dessen Münzen jener nachahmt on Mordtmann erläu-
von einem jüngeren Gliede derselben ! mes 1156
bis 117''> ii. — In der unmittelbar darauf folgenden Ab-
handlung sucht von Sallet aus verschiedenen Kupfermünzen zu
erweisen, dass die kleinasiatische Stadt Ceramus in Carien, wahr-
scheinlich va\ Beginn des III. Jahrhunderts v. Chr. unter dem
Namen Ptolemais geprägt habe; vermuthlich sei sie in d<->
Lysimachus Gewall and von ihm gezwungen worden, zu
Ehren Beines Schwi< - hwä
Philadelphia oder Ceraunus den Namen Ptolem;
nehmen-, damit falle sowohl die frühere Bestimmung auf das Ptole-
mais dr> Strabo in Pamphylien, kleineren
Nominales auf einen thracischeu Köi
diese Bestimmung hält J. Friedlaender im folgenden Hefte des-
selben Bandes d m- Zeitschr. t'. Num. [VI, S. 239 f. die von ihm
frühe)- gegebene auf Ptolemais Pamphyli ie mit entscheidenden
Gründen aufrecht.
Alfred v. Sallet bespricht weiter anter dem Titel „Zur
römischen Numismatik" eine falsche Goldmünze des Sextus
Pompeius in Gotha, bezieht den Kopf der PIETAS auf den
Mittelbronzen des jüngeren Drusus nach der Analogie diu- von
Kaiser Claudius in Kreta geprägten Münzen auf Antoiiia. die
Schwiegermutter desselben Drusus und sucht die gallischen Billon-
denare, welche des Victorinua Namen mit des Marina Porträtkopf
verbinden, aus den historischen Verhältnissen und Trebellius'Nach-
richteu zu erklären.
F. van Vir uten, über eine seltene byzantinische
Münze, publicirt ein zweites Exemplar der von Sabatier II, 205
Numismatische I.i
m
mitgetheilten bisher als Unicum betrachteten Billonmünzen von
Johann II.. welche diesen auf der Vs., zwei Prinzen auf de
zeigt, von deren Namen nur einer. <\v< Alexius, gelesen werden
konnte. Der andere unlesbare wurde von Saharier mit Kniannel
ergänzt, so hiess der andere Sohn .Johanns II. Diese Ergänzung
wird durch van Vleuten's Exemplar bestätigt.
Ein Fund römischen und campanischen Schwergeldes
(UTriens, 8 Quadrans, 1 Sexrans) bei Monte Cassino wird von
1. v. Kuliii beschrieben; er erhält einen besonderen Werth durch
den Umstand, dass mit diesen Geldstücken zugleich eiue nach dem
Verfasser um 250 v. Chr. entstandene Bronzefigur des Hercules
(21 Cm. hoch) zu Tage kam, deren Kopf mit dem Herculeskopf der
mitgefundenen römischen Quadrans eine auffallende Aehnlichkeit
hat, sowohl in den äusseren Formen und in der Patina, als auch
im Charakter der Arbeit. Verfasser ist geneigt für beide, das
Schwergeld und die Figur, welche sehr wahrscheinlich als Opfer -
gaben an das Heiligthum dv^ Hercules in Casinüm dienten, denselben
Fabriksort anzunehmen und vermuthet diesen in dem nahegelege-
nen Interamna, welches seit 31- v. Chr. römische Colonie war und
daher auch römisches Geld brauchte.
J. P. Six liefert sehr wichtige Beiträge zur Münzkunde
P i si d i e n s n n d d e r a n g re n z e n d e n L ä n d e r. Das auf mehre-
ren Münzen von Etenna und Selge erscheinende Hingerpaar, noch
öfter die sie begleitende Figur der Rückseite führen ein krummes
, : es sehen t eine uralte überlieferte Waffe bei Kampfspielen
gewesen zu sein, und wird trefflich durch ein von Dümmichen ver-
öffentlichtes alt-ägyptisches Relief erläutert, welches ganz ähnlich
angeordnete Ringer mit derselben Waffe darstellt. -- .Mehrere von
de Luynes der Insel Kypios zugetheilte Münzen, wie die mit rauten-
förmigen Vertiefungen auf der Rs. und die von Brandig unter
Salamis zusammengestellten nebst anderen werden vom Verfasser
Pamphylien oder Kilikien zugesprochen; für zahlreiche in Beschrei-
bung mitgetheilte Münzen mit dem Eber wird die Zutheilung nach
der Landschaft Kabali- Hauptstadt: Kibyra) begründet, dieser
letzteren aber das Geld mit der Aufschrift KOTTPAAE abge
sprochen und darin lykisches Bundesgcld vermuthet. Weiter.- wird
noch in Yexere der heimische Namen für l'atara, in dem Zweibein
und dem Löwen das für das Xauthosthal eigenthüraliohe Münzbild
188
(wie das Dreibein für das mittlere, das Vierbein für das östliche
Lykien) erkannt und der Satz aufgestellt, dass die Münzen mit
Apollokopf und zwei Delphinen die noch vermissten ält<
Gepräge von Patara darstellen. — Zwei kleine Blassgoldmünzen
des Pharnabazos werden zum Schluss ätadl - d und
Lebedos zugetheilt
Nach einigen Bemerkungen zu einer Münze von Anti
am Kydnos ans dn- Sammlung Margaritis von 11. Heydemann
folgt die Veröffentlichung der ostfriesischen Münzen
dem Funde von Badbergen (Hannover mit 11 noch unbeschrieb
Typen nebsr einer Ucbereicht der mitgefundenen norddeutsi
und ausländischen Münzen von J. Friedlaender und eine B
beitung des Denarfundes »schenbusch von II. i
nenberg, zugleich der VII. seiner Dein. Pommer's
und Mecklenburgischen Münzkunde."
Unter den Miscelien eine Besprechung der im Thurmk
der Nikolaikirche in Berlin gefundenen .Münzen, ein seit 1514
sechsmal bei Anlass von Kirchenreparaturen erneuertes und
mehrtes Depot zeit:. her uud älterer, auch antiker Münzen.
Im dritte n Hefte des VI. Bandes theilt zunächst A
Salle t, die erste Abhandlung
folger Alcxander's des G in Baktrien und
Indien lu mit, eine historisch« icht, welche vorzüglich
die chronologische Frage, und zwar auf Grundlag
Sicheren, der Münzen, behandelt.
Autors, sowohl dass er überhaupt diesen, von deutschen Numis-
matiken) meist bei Sei* jenen Münzreihen tapfer zu 1
geht, als auch, dass er dabei den Standpunkt des Numismatikers
gegenüber den Resultaten, zu welchen Historiker und Philolo
gelangten, energisch zur Geltung bringt und letztere nach den
Grundsätzen der numismatischen Kritik controlirt. Es kann nicht
oft genug hervorgehoben weiden, dass es eine verkehrte Ansicht
ist, Münzen als Objecte zu betrachten, die nur dazu da seien , um
aus der Geschichte und aus der Sprachenkunde erklärt zu werden.
statt, dass »us ihnen Geschichte und Sprachkunde gefördert werden.
Es würde hier zuweit führen, näher in das Detail dieser mühsamen
Untersuchung einzugehen, welche namentlich in ihrem ersten Th eile
bedeutsame positive Ergebnisse liefert; es sollen hier nur Diejeni-
=
gen, welche .sich mit Studien über die baktrische und indo-griechi-
sche Herrschaft befassen, im Allgemeinen auf dieselbe hingewiesen
werden. — J. Friedlaender theilt nacheinander unter den Auf-
schriften: Minos, Sermyle und Heraclea Sinti ca drei wichtige
Inedita des Berliner Cabinetes mit, eine Silbermünze von Cnosus
mit der Darstellung des Minos und mit des letzteren Namen, ein
um 500 v. Chr. geprägtes Tetradrachmon von Sermyle, einer
bisher in der numismatischen Geographie noch nicht vertretenen
macedonischen Stadt (Reiter mit Speer, unter dem Pferde Hund,
Bs. Zapfenlöcher) von schönem strengen Stile, endlich eine Klein-
bronze von Heraclea Sintica (ETTI CTPYMoNI) aus der Zeit
nach der Theilung Macedoniens durch die Römer, die erste dieser
Stadt ganz sicher zutheilbare Münzt1.
Demselben Verfasser verdanker. wir Mittheilungen über den
Fund von Witzmitz (Heg. - Beg. Stettin), welcher zerhauene,
geschmiedete Schmuckstücke nebst arabischen Filigranarbeiten aus
Silber, dann Münzen aus den Jahren 991 bis 1002 von Sachsen
(Wenderipfennige, Magdeburg, Dortmund), von Deventer, Cöln,
Mainz. Augsburg, Strassburg, Regensburg, Böhmen, ferner eng-
lische, polnische und orientalische, letztere aus der Zeit von 913 bis
976 enthielt. — Ein anderer Aufsatz von J. Friedlaender betrifft
das geweihte Schwert und Barett auf einer Münze des Land-
grafen Wilhelm I. von Hessen aus dem Jahre 14i»2 oder 1493; sie
wurde zur Erinnerung an eine Pilgerfahrt in das heilige Land
geschlagen.
Weiter folgen Nachträge von J.Zobel d e Zangroniz
zu seiner in den „Commentationes philologae" (Berlin 1877) erschie-
nenen Abhandlung über die Münzen von Sagunt, eine Conjectur
A. v. Sallets, welche die „Umschrift der Europa auf Sil-
bermünzen von Grortyna" auf das Gebirge der Nordspitze
von Kreta, Tityros, zu beziehen vorschlägt, dann der Nekrolog
von Dr. Marsch und ein Literaturbericht, indem .). F. dem Versuch
des Herrn Truzza in Rom (Annali dell'fstit. .ircheol. 1877,
das aus P und E gebildete Monogramm auf den römischen Contor-
niaten mit „palmam VlCtori feliciter" zu ergänzen, entgegentritt
und die Erklärung von neuen Denkmälern zu erwarten räth.
F. K.
190
Numismatische Literatur.
8. J. Friedlaender. Ueber eine Münze von Ai
M a c e d 0 n i e n 'Berlin 1 X7V .
Dir. Friedlaender publicirt mit Abbildung ein überaus wichti-
ges Tetradrachmon alten Stiles von Aineia. welches auf der Rück-
seite Zapfenlöcher, auf der Hauptseite eine Gruppe
Figuren Aeneas in Heldenrüstung seinen Vater Ancl
vor ihm schreitend und umsehend Kreusa, eines ihrer Kinder auf
der Schulter. Der Verfasser stellt die Notizen der alten Geographen
über die genannte Stadt und die Darste
Troja zusammen, die alle beträchlich '
vorstehende .Münze sind. Lei räth namentlich in der Figur
der Kreusa entschiedene Verwandtschaft mit den von Sal
folgten Nymphen (M. von Lete oder T!
gleichfalls alten .Stils mit dem behelmten Kopi dann
eine bron: ihoof-Blumer mit einem jugendli
Kopfe mit plirygischer Mütze, in welchem \
nins erkennt, gehören nach der Aufschrift, zum Theil nach der
Aehnlichkeit d< Stadl an. F. K.
i». A. Kliiirmaiiii. Jupiterköpfe auf den Denaren d
publi k.
Unter diesem Titel bringt die ai Jahr-
gang XXXVI, L878, S.105 110 eine der bekannten kleinen m
nützlichen Studien desV< bat die wichtige Beobachtung
zum Gegenstande, dass man absichtlich die Jupiter köpfe derD«
von jenen der Semis und der Victoriate unterschied. Die alt
Darstellungen auf Denaren geben .Jupiter als jagendlichen G
was auch später noch mehrfach befolgt wurde ; erst nachdem der
Gott durch sie in die .Münze eingeführt war. wurde er von Monetä-
ren, welche beide Seiten des Denars in Beziehung zu einander
setzen wollten, in den traditionellen Formen, also 80 wie auf Semis
und Victoriat, dargestellt. Doch hielt diese Uebung nicht sehr lange
an, in noch jüngerer Zeit wählte man unter sichtlichem Einfluss der
griechischen Kunst und des griechischen Mythus solche Typen,
'
191
welche Merkma >n Kunstrichtung an sich tragen. In der
Entwickelung seiner Ansicht wendet sich Verfasser insbesondere
; die Deutung der Götterbilder, welche auf Denaren von
L. Caesius, C. Licinius Macer, M. Fonteius L. f. und jenen mil
Ver. 0 scheinen, auf Apollo Veiovis, dann gegen den Jupiter
terminalis, den man aul Denaren des Terentius Varro, Proqua
des Pompeius, zu erkennen glaubte. Das betreffende Münzbild
enthalte eben keinen terminns. sondern eine Jupiterbüste.
F. K.
10. Alexandre Boutkowski. Dictionnaire Numismatique, pour servir
de gnide aux amat< »erts et acheteurs etc. Leipzig. T. 0.
Weigel, 1877 f.
Verfasser widmete eine lange Reihe von Jahren und die
Glücksgüter dieser Welt dem Studium der Numismatik. Er ver-
folgte die literarische Bewegung- durch alle älteren und neueren,
jetzt häufig selten gewordenen oder ganz von den Biichertischen
verschwundenen und verschollenen Einzelschriften und Auctions-
kataloge und führte genaue Adversarien hierüber, deren Angaben
sich auch auf die verschiedenen Preise bei Versteigerungen und
im Handel erstrecken. Auf diesem Wege beschaffte er ein Materiale,
welches in seiner Art einzig dasteht; es ist ein seltener Reichthum
von Notizen ans einer beispiellos versplitterten Literatur, nach
wissenschaftlichem und praktischem Gesichtspunkte gesammelt und
— in eine dem Numismatiker bekannte Folge gebracht. Verfasser
wünschte nämlich die Früchte seines Fleisses und seiner .Mühen
Allen, welche sich mit Numismatik beschäftigen, zugänglich zu
machen und eiitschloss sich, dieselben in Form eines Nachsehlage-
bnches zu veröffentlichen. Da es sich auf römische Kaisermünzen
und auf die sogenannten Colonialmünzen erstreckt, wählt er die
chronologische Folge der Kaiser, führt von diesen zuerst die
ReicliMnünzen , dann jene der Länder und Städte auf und fügt
kleinere in sich abgeschlossene Zusammenstellungen von Münzen
nach verschiedenen Gesichtspunkten ein, z. B. die Darstellung von
Jen. Für den der historischen Forschunff ferner stehenden Theil
W2
seiner Leser wen!' 'sichtliche und namentlich werth
kunstgeschichtliche Notizen beigefügt. Treffliche Holzschnitte
zum Verständnis^ sreben.
Es ist möglich, dass manche der Einrichtungen, die
getroffen hat, die Uebersichtlichkeit des Buches
man sich ja überhaupt nicht als ein Dictionnaire im gewöhnlichen
.Sinne des Worl wellen dai : mehr ein R
rium. wi von Manchem sehnlieh herbei -
worden sein mag', welcher entweder nicht die hinlängliche Mm
oder nicht genügende literarische Hilfsmittel besitzt, um die dornen
volle Pionnierarbeü
itiker hie und da in der Anordnui
zu tadeln finden. Aber nichl
Schwierigkeit ausgleicht, ist in
Nutzen, den das Buch nach allen Anzeichen leisten wird, is
wir sowohl dei
als auch der Buchhandlung T. 0. e und
attung zu lebhaftem Danke verbunden sind. F. K.
1 1. Kugel A. I >ocument8 poi
Nr. .
In einigen früheren Jahrgängen uns
bereits die Aufmerksamkeit der Kumismaten auf die
dieses unermüdlichen 1 der im IX. Bande
der Zeitschrift enth
Arbeiten sin«! abermals fünfHefi in denen
ansehnliche Reihe unedirter oder wenig gekannter Münzen ele
scher Herren und Städte beschrieben und grösstentheils auch b
bildet erscheinen. Ein allgemeines Interesse dürften die im siebenten
Hefte enthaltenen italienischen Nachbildung siecher Münzen
_< ii. von denen der Verfasser 11 Stempel aus den Münzstätten
Dezana, < o acuoreMbeschreibt. I
wird sich durch ein sorgfältiges Studium der Arbeiten Zam
Promis und Morel-Fatio's , sowie der in den italienische
Numismatische Literatur.
193
bienenen Monographien noch ansehnlich erweitern lassen. Wun-
schenswerth wäre es, wenn der Herr Verfasser .seine Forschungen
auch auf die niederländischen Münzstätten ausdehnen wollte. Die
zahlreichen, daselbst fabricirten Nachahmungen der Metzer Ge-
präge legen die Vermuthung nahe, dasa sie ihre Fälschungen auch
auf die Strassburger Münzen ausgedehnt haben.
A. P.
13
194
MISCELLEN.
Die Münze in Mailand. V i Zeit hielt Profess
B. Biondelli im lombardischen Institute der Wise ten zu
Mailand eine Gedenkrede zu Ehren der Mailänder Münze, di
wie alle übrigen Prägestätten Italiens, in Folge der Errichtung
einer Reichsmünze in Rom, kürzlich - h wurde, nachdem
sie 15 Jahrhunderte eines kräftigen, glorreichen Lebens gi
Wir entnehmen daraus einige interessante Daten.
I>ic Gründung der Mailänder Münze fallt in die Mitte
XIV. Jahrhunderts; Münzen «In- römischen Kaiser Valentiahus IL,
Theodosius, Maximus, Eugeniue und Bonorius weisen die Initialen
M D auf. Auch dii z/othen und Longobarden schlugen in
Mailand Münzen, und der Xanie Mediolani zeigt sieh auf dem G<
(Danari Karl di i »iner Nachfolger auf dem deutschen
Kaiserthron, bis zum Tode Friedrich II. - Ein neues Leben blühte
in der Münze auf, als die Mailändische Republik daselbst ihre
prachtvollen „Fioriniu prägen Hess, später „ambrosini d'oro",
noch später „diicari- und „zecchini" genannt.
Wahrend der kurzen republikanischen Periode und der Vis-
contischen Herrschaft, welche hei Weitem weniger erfreuliche
Erinnerungen weckt, prägte die Münze viele Hunderte von
Millionen aus. Schon allein die Mitgift Yalentina's. Tochter Gian
Giacomo ViscontPs, die dem Könige von Frankreich zum W<
ben ward, stellt sich bedeutend höher als Bieben Millionen
heutiger Francs, eine Summe, die um so beträchtlicher erscheint.
wenn man bedenkt, dass zu Zeiten der Republik eine Ruthe
L95
VViesenlandes einen Werth von beiläufig 35 Franc« repräsentirte.
Die Glanzperiode erwuchs der Mailänder Münze zur Zeil der
Sforza. Gian G&leazzo refonnirte das Münzsystem gründlich)
indem er nun zuerst eine wirkliche Silberlira prägen liess. Aus
diesen Jahren stammen auch die berühmten Testoni, deren Zeich-
nung auf den grossen Leonardo (da Vinci) selber zurückgeführt
wird. — Während der kurzen französischen Oberherrschaft
erlitt die Bedeutung der Münze keinerlei Einbusse, wohl aber ver»
fiel sie unter den Spaniern, was die künstlerische Ausführung
ihrer Gepräge anbelangt, wenn auch ihre Leistungen in jener
Periode quantitatif wuchsen.
Maria Theresia führte anerkennenswerthe Reformen in der
Münze ein; aus ihrer Regierungszeit sind prachtvolle Münzen und
Medaillen von grösstem Werthe auf uns gekommen. — Ihren alten
Glanz bewahrte die Münze unter der Ci salpinischen Republik
und dem napoleonischen Königthum; sie zählte ohne Zweifel
zu den bedeutendsten des alten Kaiserreiches. Die Wiederein-
setzung der österreichischen Herrschaft war ihr jedoch von
Nachtheil. Zu neuem Leben schien die Münze Mailands mit der
Schaffung des g e ei nig t e n 1 1 a 1 i e o 8 erstehen zu wollen, denn
die Maschinen und Einrichtungen aller aufgelösten Münzstätten
von Genua, Bologna, Venedig, Turin und Neapel wurden in der
Mailänder angesammelt ; allein der ZwangSCQurs der alsbald dem
Papiergelde gegeben wurde, lähmte allen frohen Hoffnungen die
Flügel.
Professor Biondelli schloss seine der Mailänder Münze dar-
gebrachte Leichenrede mit der Frage . ob man es nie bedauern
werde, ein Institut von solcher Bedeutung cassirt zu haben, um
sich, wenn einmal der Zwangscours abgeschafft sein wird, zur
Deckung aller Bedürfnisse d<\s nationalen Handels einzig und allein
auf die kleine Münze in Koni beschränkt zu sehen?
Luc. Lippmann.
irt*
196
Lieber das Reinigen und Bronziren von alten Münzen.*
ersuchen mich, Ihnen das Verfahren anzugeben, dessen ich mich
bediene , um römische Bronzen zu reinigen. Ich beeile mich Ihrem
Wunsche zu entsprechen, und werde es versuchen, so klar wie mög-
lich darzulegen, durch welches Verfahren ich jene Stücke erhalte,
die sie so schön finden.
Bevor ich von Bronzen rede, will ich einige Worte über GrOld-
und Silbermünzen vorausschicken. Die Goldmünzen sind gewöhn-
lich ziemlich rein, doch kann es vorkommen, däss sie theifai a
von einem erdigen Ueberzuge bedeckt sind: dies rschwindet,
wenn man die Goldmünzen in Wast %i . welches i/10 Ammoniak
enthält. Nach einer Viertelstunde ch später nimmt man sie
heraus, reibt sie mit einer etwas harten Zahnbürste und wäscht sie
gleichzeitig in reinem Wasser. Silbermftnaen, welche bloss
Fettflecken oder erdige Verunreinigungen aufweisen, kann man auf
dieselbe Art putzen. Manchmal jedoch bei Goldmünzen wohl selten.
bei Silbermünzen aber sein- häufig sl man auf grünliche oder
röthliche Flecken; erstere sind Kupfercarbonat, letztere vielleicht
Kupferoxydul, l.'ni solche Unreinheiten zu beseitigen, taucht man
die Stücke in Wasser, dem ungefähr '/10 Schwefelsäure beigemischt
Ohne dass den Gold- und Silbermünzen, irgend welcher Nach-
theil erwachse, können die Stücke in diesem Bade bela
werden, bis Alles was sie verunreinigte verschwunden ist. Nur inuss
man sie mehrmals de* Tages aus der Flüssigkeit nehmen. jed<
in klarem Wasser waschen und mit einer harten Hülste reiben-
Die Bronzemedaillen theile ich in zwei Kategorien ein:
Erstens in die Bronzen der ersten Kaiser, sind dergleichen
stücke von einem gleichmässigeu grünlichen oder schwärzlichen
Ueberzuge bedeckt, «1er die Prägung kaum oder gar nicht beein-
trächtigt, so inuss er sorgfältig bewahrt werden; er bildet dann
die sogenannte Pati na. die den Stücken als Zeuguiss ihres Alters
dient und zugleich jene das Aug< genehm berührende
Färbung verleiht und welche den Stolz der Sammler ausmacht.
Sind diese selben Stücke mehr oder weniger von i
krustenartigen Ueberzuge bedeckt, so kann man sie der folgenden
einem Briefe de lirendeu Mitgliedes der oum. 6<
Piem
19'
Behandlung unterziehen, die auch auf die zweit«- Kategorie der
Bronzen. Dämlich jene der letzten weströmischen und der ost-
romiscben Kaiser, anwendbar ist.
Es Ist dies kein Geheimniss, wohl kann ich aber das Verfahren
ein Geheimniss nennen, durch dessen Hilfe ich jenen Stücken das
Merkmal des Alterthums wieder ertheile, das sie besitzen müs
Die erste Operation besteht darin, die grüne oder rothe Kruste zu
entfernen, von der die Prägung oft ganz verdeekt wird; man legt
die Stücke zu diesem Ende in Wasser, dem ungefähr * {0 Salzsäure
beigemischt ist. Die Reinigung geht zuerst sehr schnell vor sich,
später langsamer; man muss die Stücke alle fünf Minuten aus der
Flüssigkeit nehmen, in reines Wasser werfen und mit einer steifen
Jiürste reiben; dann taucht man sie wieder ein, so lange bis alle
(Jnreinlichkeiten aufgelöst sind. Diese erste Operation lässt sogleich
erkennen, ob die Stücke mehr oder minder gut eonservirt sind.
Manches Stück, welches im Anfange wohl erhalten schien, wird
sich nach der Waschung als mittelmässig oder sogar als schlecht
herausstellen, während manches Andere, auf dem man weder die
Typen noch die Umschrift zu entziffern im Stande war, oft pracht-
voll aus der Operation hervorgeht. Die Stücke sind nach dem Bade
meistens glänzend, wie von Grünspan gereinigtes Kupfer, beson-
ders, wenn sie ursprünglich nicht verzinnt waren. Man muss ihnen
also den Stempel des Alterthums wieder aufdrücken, sie sozusagen
repatiniren. — Dies ist der Gegenstand der zweiten Operation.
Um eine Medaille zu repatiniren, oder besser gesagt, um zu
bronziren, dient folgende Flüssigkeit, welche lange währen kann,
da man sehr wenig davon auf einmal braucht:
Wasser . . 80 Gramm
Essig. . II
Essigsaures Kupfer (vulg. Grünspan) 1
Chlorsaures Ammonium (vulff. Salmiak 2
um Gramm
Man giesst diese Flüssigkeit in eine Porzellanschale »»der in
ein Glas von ungefähr 3 Centimeter Höhe. Dann fasst mau das zu
bronziren de Stück mit einer Zange, deren sich die Entomologen
bedienen, „Federzange" genannt, hält es über die Flamme einer
Alkohollampe, am es zu erwärmen, und taucht es dann vorsichtig
198
in die Flüssigkeit. Nach einer Minute nimmt man es wieder heraus,
wischt es ab und reibt es mit einer harten Bürste-, hierauf sei
man es dem Tageslichte aus. indem man Sorge trägt, es dabei
umzuwenden. Die Oberflächen dunkeln in einem längeren oder
kürzeren Zeiträume. Setzt man das Stück dem grellen Sonnenlichte
aus. so erfolgt die Bronzirun- ' 3u rasch, dass die Oberflächen
ganz schwarz werden; der Process erfordert daher eine Borgfaltige
Ueberwachung. — Anstatt das Stück nach erfolgter Erhitzung in
das Bad zu versetzen, begnüge ich mich zuweilen, mit einem in die
erwähnte Flüssigkeit getauchten Pinsel darüber hinzufahren, es mit
der harten Bürste zu reiben, sobald es trocken ist, und immer dem
Lichte zu exponiren. Es gibt Stücke die schwer neu zu bronziren
sind, nachdem sie einmal gereinigt wurden. F> genügt nicht, sie in
die Flüssigkeit ZU tauchen, man niiiss sie dann so lange in die
Flamme der Alkohollampe halten, bis sie nicht nur i indem
sozusagen ..caicinirf sind. .Man wendet sie um und um bis sie
dunkle Färbung annehmen, taucht sie in die Flüssigkeit und reibt
sie mit der Bürste. Alle diese Operationen werden so oft als nöthig
ist wiederholt, um eine angemessene Tinte zu erzielen. Das Auge
des Amateurs niuss zu beiirtheilen wissen, wann es genug ie
Häufig, um den Stücket »Glätte zu verleihen, befeuchte
ich sie mit Benzin und reibe -i«' dann; manchmal lasse ich b<
das Benzin an der Lampe verbrennen-, die letzte Operation soll
jedoch immer das Reiben mit der steifen Bürste bleiben. Ist ein
stück Bronze oder Kupf fe man zum Benzin;
es löst das Fett auf und reinig eiehuet.
Ich versuchte es. Ihnen mein Verfahren so gut als möglich
zu erklären, aber nur die Praxis wird sie in den Stand
befriedigende Resultate zu erzielen. — Ist ein Stück zu schwarz
geworden . >< » kann man es durch ein abermaliges Salzsäurebad
wieder reinigen. Die verzinnten Stücke bewahren ihren Beleg, nur
wird er schwarz; manchmal gelingt es jedoch, ihm die weisse Farbe
zurück zu erstatten, indem man die Medaillen, nachdem sie gut
gereinigt und bronzirt wurden, in ein Schwefelsäurebad taucht,
augenblicklich wieder herauszieht, in reines Wasser wirft und
bürstet. Billonmünzen behandelt man auf dieselbe Weise im Salz-
säurebad; genügt dies nicht, so legt man sie in Schwefelsäure.
Sind sie nach dem Bade zu glänzend, so verleiht man ihnen alter-
[99
thümliche Färbung, cur weder mittelst der Bronzirungs-Flüssig
oder mittelst der Salzsäure.
Das hier dargelegte Verfahren leistet ebenso gute Dienste bei
der Reinigung mittelalterlicher Stücke und sogar moderner. Die
Bronzirungs-Flüssigkeit ist für moderne Bronzen und Kupfer aus-
gezeichnet.
In der Hoffnung, dass die gegebenen Details Sie zufrieden
stellen werden, zeichne ich hochachtungsvoll
P. M. Coste.
St. Etienne (Loire., Rue d'Amonay ;!.
201
XIII.
Asia in Lucanien.
JDr. Fr. Kenner.
Ilie/.u Tafel III, Figur l.
Vs. Umsehender Stier von links, auf dem Rücken
eine Heuschrecke, im Abschnitte die Buchstaben
2MA (verwetzt).
Rs. Umsehender Stier von rechts vertieft, auf ihm die
Heuschrecke. Abschnitt leer.
Silber. Grösse 29 Mm. — Gew. 8-070 Gr.
Münzensammlung des Allerh. Kaiserhauses.
Das schon von Eckhel (Sylloge p. 8, Tab. I, 9) ver-
öffentlichte Stück war bisher unter Sybaris eingelegt, ')
indem er selbst und seine Nachfolger die verwetzten Buch-
staben im Abschnitte für VM lesen, welche man auf den
Münzen dieser Stadt zu sehen gewöhnt ist. Herr Director
Julius Friedländer untersuchte bei seiner Anwesen
heil in Wien (September d. J.) die Münze näher und fand
in dem Abschnitte die Reste der Aufschrift 2MA, Asi..,
also den Namen einer nicht näher bekannten , wahr-
scheinlich am tarentinischen Meerbusen gelegenen luca
i) Nr. r>'.»i (Sybari führt auch in Arneth's gedrucktem
Verzeichni i Im ibung der im k. k. Münzcabinete zur Schau
29.
I I
202
Dr. Friedrich Kenner: Asia in Lucanien.
nischen Stadt. Wir glauben unseren Dank für diesen wich-
tigen Nachweis am besten auszudrücken, indem wir den
Gegenstand desselben veröffentlichen.
Die Münzen von Asia sind ausserordentlich selten:
ausser dein hier mitgeth eilten sind nur noch zwei Exem-
plare bekannt, eines im Pariser Cabinet, wohin es aus der
Sammlung des Herzogs von Luynes gelangte.-) und ein
zweites zu Ende 1878 bei Cittanuova in Calabria ulteriorc
(Cireondario Talmi, Provinz Ri p gefundenes, das vom
Museo nazionale in Neapel erworben wurde und im Archi-
vio storico delle provincie Napolitane ls7'.> abgebildet ist;
sein Gewicht betrügt 7-71 Gr.
Nach dem Berichte des Hrn. V. von Du Im (v. Sallets
Zeitschr. f. Numism. \ 1 1, 3 f.)3 welchem die vorstehen-
den literarischen Nachweise entnommen sind, bestand der
oben genannte Fund aus lauter lucanischen [neusen und
dürfte nach den beobachteten Erscheinungen, welche diese
darboten, in der Zeit zwischen 510 und t94 v. Chr. ver-
graben sein. Alle Stücke dieses Fundes waren stempel-
frisch, haben also zur Zeit, als sie vergraben wurden, noch
nicht lange circulirt. Auch unser Exemplar ist mit Aus
nähme der Buchstaben im Abschnitt trefflich erhalten. Man
wird es dabei für gleichaltrig mit den in Cittanuova gefun-
denen halten und die Verwetzung der Buchstaben nichl
auf längere Umlaufszeit, sondern auf eine zufällige Beschä-
digung zurückführen dürfen.
») Wahrscheinlich ist dieses dasselbe, welches von Hrn. R. \Y.
Stouart auf Asia bezogen und von E. Braun im archaeolog. Institut
besprochen wurde (Bullet, ls];.. 16). Sambon erwähn! es in I«''
charches, 2. Autl.. 1870, p. 293, Note 2.
203
XIV.
Die Darstellungen öffentlicher Monumente auf
den Münzen der Republik.
Von
Dr. A. Kliigmarm.
Die Münzen der späteren Zeiten der Republik zeigen
auf ihren Rückseiten vielfach Darstellungen von öffenj
lieh aufgestellten n Statuen und monumentalen Hunten des
damaligen Roms, welche eine um so bemerkenswerthere
Classe von Münzbildern ausmachen, als analoge Typen in
der älteren griechischen und italischen Numismatik nicht
vorhanden sind. Die Erklärer der betreffenden Denare und
auch die Topographen Rom3 haben diese Darstellungen ofi
behandelt, über stets nur einzeln, nicht im Zusammenhange,
i) Wie man schon auf den ältesten Denaren die Götter ganz
anders dargestellt hat, als ihre Bilder in den Tempeln gewesen sein
können, die Castoren auf ihren Pferden, die Göttinnen aufBigen,
die Götter auf Quadrigen, so lässt es sich auch später nicht nach-
weisen, dass Tempelstatuen wiederholt worden sind. Auf dem Denar
\r. l»;;; sind z. 15. die drei capitolinischen Götter dargestellt, aber
nicht einmal in ^\^v gleichen Reihenfolge, in welcher ihre ('eilen im
Tempel lagen, denn .Inno sieht man zur Rechten, Minerva zur Linken
von Jupiter.
1 1-
204
Dr. A. Klügmann: Die Darstellungen öffentlicher
und doch kann, wie mir scheint; allein eine zusammen-
hängende Betrachtung das Urtheil über die Einzelheiten
der Typen richtig stellen und zugleich die wichtige Kraue
aufklären, wie die Mtinzbilder sich zu den Originalen,
welche sie nachahmen, verhalten.
Den nachfolgenden Versuch einer solchen Betrachtung
beginne ich mit den Münzen, welche Statuen historischer
Persönlichkeiten vorführen. Aus der Zeit vor dein Jahre
der Stadt 705, auf welche ich mich Überhaupt beschränke,
gibt es deren sieben. Eine derselben sondert sich schon
dadurch von den übrigen sechs ab, dass sie eine Statue
eines Zeitgenossen, nicht eines Vorfahren darstellt, auch
gehört sie nicht, wie die übrigen zu den Denaren, sondern
ist ein Aureus, mithin nicht eigentlich für den Verkehr in
Rom bestimmt gewesen. Sie zeigt eine S.tatue dv^ Mannes,
der auch sonst in der Geschichte der römischen Miinztvpen
eine sehr eigentümliche Stelle einnimmt, Sulla. Jene sechs
Denare ordnen sich paarweise, [nsoferne immer je zwei
von ihnen von einem älteren und einem jüngeren Ange-
hörigen derselben (Jens, ja derselben Familie geschlagen
sind: das erste Paar von 2 Minucii Augurini, das zweite
von 2 Maren Philippi, das dritte von 2 Aemilii Lepidi.
Alle diese Monetäre halten dafür gesorgt, dass das Ehren
denkmal ihres Vorfahren sogleich als solches erkannt wird
und der Gedanke, man sehe nur eine Darstellung des
selben in seinem gewöhnlichen Leben, nicht aber seine
Statue, fern bleibt. Sie erreichten dies dadurch, dass sie
die für die Statue erforderliche Stütze oder Basis deutlich
hervortreten Hessen.
Auf dem Denar des ältesten Münzmeisters dieser Reibe
C. Augurinus Nr. 109 (im Verzeichnisse der französischen
Monumonte auf den Münzen der Republik. lM->
Uebersetzung von Mommsens Geschichte des römischen
Münzwesens) wird die Basis durch eine Ehrensäule
bildet, welche die Mitte des Münzbildes einnimmt und,
indem sie im richtigen Grössenverhältnisse zu der auf ihr
stehenden Statue gezeichnet ist, letztere nur sehr klein und
andeutlich erseheinen lässt. Es ist die Ehrensäule ^\^
L. Minucius, welcher der Tradition zufolge in die von Sp.
Maelius 319 verursachten Wirren verwickelt, pretium
farris in trinis nundinis ad assem redegit, qua de
c a u säst a tu a ei e xtra p o r t am tr i g e m i nam a p o p u 1 o
stipe conlata statuta est. Plin. 18, 15, vgl. 34, 21,
wo sie unter den columnae verzeichnet ist; vgl. auch
Dionys. 12, 1. Freilich hat Mommsen Hermes V, 259 ff.
gezeigt, dass ihre Datirung im Einzelnen durchaus ansicher
ist, doch bleibt sie immerhin eine der ältesten Ehrendenk-
niiiler Roms. Damit stimmt auch die etwas schwerfällige
Form, welche die Säule auf dem Münzbilde hat. Sie besteht
hier aus vielen aufeinander geschichteten allmälich sieh
verjüngenden Steinen. Eigentümliche Details an diesen
Schichten haben Haverkamp zu der Ansicht geführt, dass
dieselben Getreidescheffel darstellen sollen zur Erinne-
rung an jene Wohlthal des L. Minucius. Cavedoni Ripost.
p. L08 und Preller MythoL, S. (>21 theilen diese Ansicht,
während Andere, wie Cohen, die Säule caimelirt nennen.
Da ich auf den mir zugänglichen Exemplaren und Abbil-
dungen weder Scheffel noch Cannelirungen deutlich erken-
nen kann, enthalte ich mich des Urtheiles über diesen
Tunkt. Einen sichereren Hinweis auf Minucius' Verdienste
enthalten jedenfalls zwei Aehrcn, welche zu Seiten der
Säule hervortreten. Sie sind den Rostren an der bekannten
columna rostrata dc^ Duilius vom Jahre 494 analog,
können aber ihrer Natur nach nicht wie diese als wirklich
200
Dr. A. Kliigmanti : Die Darstellungen öffentlicher
vorhanden gewesene Ornamente der Säule gelten. Dazn
kommt aber noch anderes Beiwerk. Unterhalb der Aehren
ragt beiderseits am Fnsse der Säule das Vorderthcil eines
Löwen hervor, wohl als Andeutung von Brunnen, Über dem
Capital aber liegt eine breitere Platte, von welcher beider-
seits an Ketten Gegenstände herabhängen, in welchen
man Glocken erkannt hat. In ähnlicher Weise angebrachte
Glocken gehörten bekanntlich auch zur Decoration Ar*
Grabes von Porsenna, vgl. Plin. 36, 92, petasus, ex quo
pendeant exapta catenis tintinabula, quae
vento agitata loi.. mitus referant. Dass die
Glocken an der Minuciussäule bloss dem Spiele des Windes
überlassen waren, möchte ich bezweifeln, zumal da der
Standort der Säule, die Vorstadt vor der porta trigemina
vom Bandeisverkehre stark benützt und nach einem, wenn
auch nur für griechische Städte bezeugten, doch gewiss
allgemeinen Gebrauche das Zeichen für den Beginn dc>
Marktes mit der (Hecke gegeben wurde, vgl. Strabo XIV,
$, Plutarch Sympos. IV, 1. 2. Ich vermuthe daher, dass
die (Hocken oben an der Säule ebenso wie die Löwen-
köpfe unten Marktzwecken gedient haben. Endlich steht
zu jeder Seite der Säule ein Mann, derjenige links setzt
den linken Fuss auf einen kleinen Gegenstand und hält in
jeder Hand etwas Rundes, der andere dagegen hält einen
Lituus. In letzterem hat man M. Minucius Faesus erkannt,
der einer der ersten aus der Plebs erwählten Augurn
wesen ist und dadurch wohl das Cognomen der Augurini
veranlasst hat; ersteren dagegen hält man für denselben
L. Minucius, dessen Statue auf der Säule steht, seinen
Fuss setzt er, wie man meint, auf einen Scheffel und in
den Händen hält er zwei Brote. Da die Statue auf der
Säule nur sehr klein gezeichnet werden konnte, begreift
.Monumente auf den Münzen der Republik.
207
man, dass der Monetär den berühmten Vorfahren noch ein
mal grösser dargestellt und dabei seine Sorge für das Brol
deutlich vor Augen geführt hat. Durch die Gegenüberstel
lung der beiden Männer zu Seiten der vielfach decorirten
Säule wird das Münzbild so reich und symmetrisch, dass
sich kaum ein anderes damit vergleichen la'sst. 2)
Der zweite Augurinus, welcher prägte, war der Sohn
des früheren Nr. 137. Er hat das von seinem Vater compo-
nirte Münzbild wiederholt und, wie es scheint, nur des-
halb Einiges davon ausgelassen , weil er mehr Platz
brauchte für seine Namensbeischrift. Der Name ist dadurch,
dass er auch die Bezeichnung des Vaters enthält, bedeu-
tend länger geworden und auch anders disponirt, so dass
das Cognomen jetzt genau hinter der Figur des Urhebers
desselben, des Augur, steht. Die Beischrift lautet: TT
MINVCI CFAVGVRNI (über die Bedeutung des Geni-
tivs vgl. des Verfassers L'effigie di Koma. p.23). Im Typus
fehlen die Löwenköpfe sowie die Glocken, die Säule hat
eine schlankere Form, die einzelnen Steinlagen sind auch
an ihr angegeben, aber nicht jene weiteren Details, die
auf dem älteren Denar unklar bleiben. Ich möchte ihnen
') Neben C. Augurinus ist einer der frühesten Monetäre, welche
.sich von den alten Typen der'JBigati und Quadrigati freigemacht haben,
Sex. Pomp. Fostlus*, er hat auf seinem Denar Nr. llo die Wölfin mit
den Zwillingen unter dem riimimilisehen Feigenbaume dargestellt.
Im Hinblick auf die bekannte Stiftung der Ogulnii (Livius X, 23)
könnte man glauben, da<s di-v Denar eine Reproduction der am
enbaume aufgestellten Gruppe biete, allein ich halte es ihr weit
wahrscheinlicher, dass das Münzbild davon ganz unabhängig ist,
vielmehr sich an den Typus <\i>*, wie es schein!, sogar vor der Stif-
tung der Ogulnii entstandenen campanischen Nummus mit der Auf
schritt ROMANO anschlicht, vgl. Annali L879, Monnni. XI. ■"..
- Dr.
daher auch keine besondere Bedeutung beilegen, denu
die Vergleichung lehrt, dass auf dem jung
beibehalten ist, was das specielle Verdienst <!
um das Brot betrifft, und nur fori umif
nicht in unmittelbarem Zusammi
Löwenköpfe und die Glocken.
Die Philippi und Lepidi baben Reiterstatuen ihrer
Vorfahren als Münzbilder gewählt. Auf dem Denar
I.. Philippus Nr. IT)»; sieht man min
Zweige in der Rechten i
sprengen, dabei i
Stütze
an jener Stelle bei einer stark
Wirklichkeil . die
ßronzestatuetten AI i und der
Bo rb o n. III
einer
Reiters. Während noch <
nvni der Philippi, den i Philipp von
dessen Kopf auf dem \
glaubte, hat Mommsen mit Recht die aut
dem Castortempel errichl
die Herniker Q. Mari
•rte zu dm ältesten und beruht nate
decretirten Bhrendenkmi l arl e
Ronra u. II, p. 17. Pliniu
tuae auf. Der Mtrnztypus widerspricht dem
nicht, oh auch der Lorb« g in der Hand des
in der statuarischen Darstellung vorhanden war, ist unbe-
kannt, als Zeichen d< - und Triumphes ist er allge
mein verständlich.
Monumente auf den Münzen der Republik. ~ •
Diesem älteren Philippusdenar steht der ältere Lepidus-
denar Nr. 155 zeitlich sehr nahe und es empfiehlt sich
daher, ihn sogleich zu besprechen. Er zeigt eine Reiter-
statue in ruhiger Haltung, der Reiter stützt die Rechte auf
seinen senkrecht auf den Boden gestellten Speer. Das
ruhig stehende Pferd bedarf keiner Stütze, es ist ihm jedoch
eine eigenthümlichc Basis gegeben, eine Substruction, an
welcher man drei gleich hohe Bögen bemerkt. Während
dann Praenomen und Nomen der Beischrift MAEMILIO
im Halbkreise um die Statue geschrieben sind, stehen die
Anfangsbuchstaben des Cognomen LEP einzeln zwischen
den Bögen der Basis. Da die Beischrift im Dativ steht,
muss man sie auf die dargestellte Persönlichkeit bezichen
und die Reiterstatue für das Monument eines M'Acmilius
Lepidus halten, wenn auch von diesem Monumente sonst
keine dircete Nachricht sich erhalten hat. Ueber die Basis
desselben ist viel geschrieben worden. Die älteren Erklärer
haben in ihr eine Darstellung des pons Acniilius
erkannt und mit der Notiz bei Plutarch Nunia 9 in Ver-
bindung gebracht , dass die erste steinerne Brücke von
einem Quaestor Acniilius erbaut sei. Wann dies geschehen,
ist leider nicht überliefert. Die früheste Erwähnung des pons
Acniilius hat Jordan Topogr. I, S. 409 und 414 Nr. 27
im Kalender von Allifae zum August gefunden, woraus frei-
lich nur hervorgeht, dass sie vor 761 bestanden hat, vgl.
Eph. epigr. IV p. 2. Ich halte sie aber für beträchtlich älter;
denn mögen auch die von Livius 40, 51 erwähnten pilae
pontis im Tiber vom Censor des Jahres 573 mehr für
einen Ladeplatz als für eine Brücke bestimmt gewesen
sein, so darf man doch wohl die Herstellung steinerner
Brückenpfeiler und Brückenbögen in die gleiche Zeit ver
legren. Sowohl Urlichs Sitzungsber. München 1870,
210
S. 470 als Jordan a. a. 0., S. 420 sind Dach dem Vorgi
Anderer der Ansicht, man könne den jetzt sogenannten
ponte rotto, der die Namen pons Lepidi, pons lapi-
dens, p. Probi, p. major, p. senatorum, p. S.
Mariae geführt hat, mit dem pons Aemilias identifi
eiren. Jordan macht dabei aufmerksam auf die von Signo-
rili ..in quo dam aren sito in platea pontis S.
Mariae" gelesene Inschrift: Caesar divi F. Augustus
pont. max. ex b. c. refecit C. J. L. VI, 1, 878, und
bezieht sie darauf, «i. s^ustns ''inen mit der Brücke in
Verbindung stehenden, vielleicht Standbild des Aemi-
lius tragenden Bogen wieder hergestellt habe. Brücke und
Standbild sind nun meiner Meinung nach die Element!
Münzdarstellung. Die K tier nicht der Ehrenbo
selber, denn ein Ehrenbogen mit drei Durchgängen ist,
Urlicbs .und Jordan schon mit Rechl Mommsen's
Erklärungsversuch bemerkt haben, tür die republikanische
Zeit nicht anzunehmen. I>i< Bi aber auch I
Wasserleitungsbau, wie jene beiden genannten Gelehrten
ihrerseits annehmen möchten, von einer aqua Aemilia
oder Lepidi ist Nichts überliefert und die Analogie der
aqua Marcia auf dem bald zu besprechenden Denar darf
nur behutsam herbei^ werden, weil die aqua ani
dieser jüngeren Münze erst durch die Beischrift kenntlich
gemacht wird. Endlich ist die Basis auch nicht mit Cavedoni
Nuovi studip. 14 für die Substruction der forensischen
Rostra zu halten, denn sie entbehrt der für dieselbe cha-
rakteristischen Schiffsschnäbel. Mir Bcheint, dass eine
Reihe von Pfeilern und Bogen, welche deutlich den Cha-
rakter des Steinbaues trägt und das Cognomen der Lepidi
in sich schliesst, keine andere Deutung leichter zulässt,
als diejenige der älteren Erklärer, und uns mithin die erste
Ol 1
Monamonte auf den Münzen der Republik. - * l
steinerne Briieke . den pons Aemilins oder Lepidi
vor Augen führt, Dass wir an ihr nur den mittleren oder
Elaupttheil nicht auch die Zugänge zum Lande sehen, darf
nicht auffallen; das Gleiche ist der Fall auf den bekannten
Münzen des Äntoninus Pius, welche Horatius Codes und
die Ankunft der Aesculapschlange feiern. Ebensowenig
darf es stören, dass Brücke und Statue nicht im richtigen
GrÖssenverhältnisse zu einander stehen. Der Monetär hat
offenbar nicht die beiden Monumente in ihrer wirklichen
gegenseitigen Lage und Grösse dargestellt, sondern das
Münzbild in der Weise frei componirt, dass er zur Basis
der Statue nicht den Bogen nahm, auf welchem sie in Wirk-
lichkeit stand, sondern die Brücke, welche ein weit gross-
artigeres Monument seines Ahnen war. Da Bogen und
Statue der Briieke wegen errichtet waren, so lag es sehr
nahe, auf dem Münzbilde einfach den Bogen durch die
Brücke zu ersetzen.
Die beiden späteren Monetäre Philippus und Lepidus
haben sich nicht wie der jüngere Augurinus damit begnügt,
den Typus des älteren Monetars zu wiederholen, vielmehr
neue Typen gewählt. Dabei hat aber ein Jeder von ihnen
Rücksicht genommen nicht nur auf den Denar seines
Familiengenossen, sondern wechselseitig auch auf den
Denar d^ anderen Vorgängers. So stellt Philippus Nr.295
allerdings wieder einen Reiter aufsprengendem Bosse dar
und gibt letzterem auch wieder eine Stütze, zugleich aber
fügt er eine Basis hinzu, welche derjenigen auf dem älteren
Lepidusdenar analog ist, nämlich eine wiederum auf beiden
Seiten abgeschlossene Reihe von Pfeilern und Bögen, die
in einem rein ideellen < Irössenvcrhältnisse zu der Statue
stehen und in ihren Zwischenräumen einzelne Buchstaben
zeigen. Letztere besagen, dass die Basis hier die aqua
212
Dr. A. Klagmann: Die Darstellungen öffentlicher
Marcia ist. Von ihr berichtet PHnius 31, 41 primus
eam in urbem ducere auspicatus est Ancus
M a r eins u n u s e r c g i b u s , p o s t e a Q. M a r eins Res
in praetura, vgl. Plin. 36, 121, Frontin de aquaed. 7.
Der König Marcius galt natürlich als Eponym des Praetors
Q. Marcins Rex, auch fehlt sein Kopf nicht auf dem Avers
di'> vorliegenden Denars. Die erwähnte Praetur fällt in
das Jahr 610, sie gentigte aber nicht zur Beendigung des
grossen Werkes, erst 614 wurde die Leitung- bis auf das
Capitol geführt, vgl. Jordan Topogr. I. 1. S.465. Wie ein
Militärdiplom 0. J. L. III. p. 846 lehrt, erhielt der Erbauer
eine Statue in CapitoÜO pOßl aedem Jovis < >. M.
und eben diese Statue ist auf der Münze nachgeahmt. Die
Basis der Statue stellt nichl etwa den auf dem Capitol vor
auszusetzenden Brunnen der Leitung dar (die Bogenreihe
wäre für einen Brunnen durchaus ungewöhnlich), sondern
gibl im Allgemeinen ein Bild der AquaMartia, vgl. Momra-
sen Bull. L845, i». L21. Wie auf dein vorhin erklärten
Aemiliusdenar sind auch hier zwei Monumente zusammen-
gestellt, die zwar ideell, aber nicht in Wirklichkeit in dieser
nahen Verbindung miteinander waren. Beide Statuen
stehen auf den Bauwerken, für deren glückliche Durch-
führung sie errichte* sind. Die Leiter haben keine sie
besonders kennzeichnenden Gegenst ände in der Hand, sie
sind keine Sieger, sondern Bauherren und ihre Lauten
dienen dazu, sie kennbar zu machen.
Der jüngere Aemiliusdenar Nr. 281 zeigt uns. wie der
ältere eine Reiterstatue in ruhiger Haltung und von einer
Beischrift umgeben, welche sie erklärt, andererseits folgt
er dem älteren Marciusdenar darin, dass die Statue statt
durch eine Basis durch ein von der Hand des Leiters gehal-
tenes Siegerzeichen individualisirt wird. Dasselbe besteht
Monumente auf den Münzen der Republik. ald
aus einem vollständigen Tropaeon, dem selbst die beim Ein
graben in die Erde anzuwendende doppelte Spitze nicht fehlt.
Sc auffallend ein solches Geräth in der Hand eines wirk-
lichen Reiters wäre, so passend erseheint es in der Darstel-
lung einer Reiterstatue. Die Beischrift lautet: MLEPIDVS
AN-XV PRH-O-CS- Auf Grund der Notiz bei Valerius
Maximus III, 1, 1, welche von einer auf dem Capitol errich
teten Ehrenstatue handelt, ergänzt Mommsen M. Lepidus
annorum quindeeim progressus ho stein oeeidit
eivem servavit. Welche Schicksale dieser Lepidus
später gehabt, ist unbekannt. Selbst der Umstand, di\^
ausser dem beschriebenen Denar von demselben Münz-
meister noch zwei andere Serien von Denaren geschlagen
und mit Darstellungen von Familienehren der Lepidi ver-
sehen sind, bietet keine directe Hilfe, da auf ihnen nicht
derselbe, sondern zwei verschiedene Vorfahren gefeiert
werden (über den einen der beiden Denare vgl. unten).
Eigentümlicher Weise sind die beiden Marcier, deren
Statuen dargestellt sind, in der Ucberliefcruug genauer
bekannt, die beiden Lepidi aber nicht.
Aelter als die beiden zuletzt betrachteten Denare ist
der Aureus mit der Reiterstatue Sullas Nr. 232 d. Sie stellt
das Sulla während seiner Dictatur auf den Kostren errich
tete Monument dar und zeigt ihn mit erhobener Rechten
ohne Waffen auf ruhig stehendem Pferde. Basis und Stütze
fehlen, die Statue wird aber durch die Beischrift: LSVLL*
FELI'DIC* das heisst L. Sullae Felicis Dictatoris
vgl. Appian Bell. civ. I, 97 bestimmt bezeichnet. Geprägt
ist der Aureus Dicht von Sulla selber, sondern von dem
Quaestor A. Manlius A. F., der Dictator hat sich als»» nicht
geradezu selber verherrlicht; für den Quaestor aber waren
offenbar die Münzen Vorbilder, auf welchen zwei seiner
2 1 4
Kingmann : Die I i
Amtsvorgänger, die Quaestore^n C. Fnndanius und L. Man
lius, jener Rfarius, dieser Sulla als Triumpbatoreii
hatten, vgl Nr. 196 und 232 a.
Nach den Statuen der historischen Persönlichkeiten
erwähne ich diejenigen, welche als Statuen von mythischen
Eponymen der betreffenden Monetäre aufzufassen sind.
Gottheiten des höchsten Ranges fehlen darunter, wie
auch keinr Eponymen waren. Der früheste Denar mit
einem derartigen Typus rührt von einem Marcius her, aber
nicht von einem Philippus, sondern von I. i >rinus
Nr. 237 c. Er benutzte als Mflnzbild die bekannte auf dem
Forum befindliche Statue des schlauchtragenden Silen,
den die Rom ■ ••Imt waren A 3 zu nennen.
Nachahmung ist eine genau aus der Vergleichung
mit der Darstellung der Statue auf dem im Forum gefun-
denen Trajansreliel I
einen Schlauch auf der Schulter un nlirt mil
erhobenen Rechten. Hinter ihm steht auf dem Denar noch
eine kleine Säule, welche eine Figur trägt. Da es noch
nicht gelungen ist, dieselbe mit einem auf dem Forum
S
älteren 1' teilt und zwar in <: . wie
ins ihm Jugurtha übergibt Von id zwei ander-
weitige Darstellungen bekannt itatuarische, die Bocchu
dem Capitol gestiftet i . Plutarch .Mar ins :;•_', Sul
die andere aut Sulla's Siegel) •. Plutarch M ariu h
1". Süll a •">. Reipu 1»I. gor. pra ec. 12. Ich der Münz
typiui unmittelbarer das Bild <\<-> Siegelringes als die statuai
Gruppe wiedergibt, nicht nur wegen der an.
Ringes, sundern auch, weil derselbe Faustus für bi
Denar, auf welchen er Pompejus verhorr
lichte Nr. 275, wiederum eine Darstellung benutzte, die dies«
seinem Siegelringe hatte, vgl. Dio i . 12.
Monumente auf den Münzen der Republik.
215
befindlichen Denkmal zu identificiren, vgl. Jordan Jahres-
ber. II, S. 757, so mache ich darauf aufmerksam, dass
mehrfach bei Darstellungen einzelner Figuren in Monu-
menten von kleiner runder Oberfläche eine Säule oder ein
analoger Gegenstand offenbar nur zu dem Zwecke hinzu-
gefügt ist, um dadurch den Punkt, von welchem aus der
Beschauer jene Figur zu betrachten hat, und somit auch
ihre Stellung bestimmt wird, kundzuthun. Man vgl. z.B. die
Säulen bei den tanzenden Figuren im Inneren von Seh aalen
bei Inghiraini Vasi fitt. II, 183, 184 und den Dreifuss
neben dem Diskobol auf der Münze von Kos bei Fried-
laender und Sallet, Münzk abinet, zweite Aufl., Taf.II,
Nr. i>4. Für Marsyas war eine solche Beigabe um so pas^
sender, als der Umstand, dass der Name des Monetars hier
statt wie sonst gewöhnlich im unteren Abschnitte in der
linken Hälfte des Münzfeldes geschrieben ist, leicht dazu
hätte verleiten können, den Typus von einem falschen
Standpunkte aus zu betrachten. Wäre die Säule nicht vor-
handen, so könnte, wer die Betrachtung des Typus mit der
Lesung der Beischrift beginnt, leicht glauben, er habe hier
einen auf dem Bauch liegenden bacchischen Gesellen, nicht.
aber den Marsyas vom Forum vor sich.
Eponyrnen sind ferner auch die Musen, sowie Hercules
Musarum auf den Denaren von Q. Pomponius Musa Nr.298.
Seil Eckhel D. N. V., p. 288 ist es allgemein anerkannt,
dass diese Typen Copicn der Statuen sind, welche M. Fnl-
vius Nobilior 565 aus Ambrakia nach Koni gebracht und
bei der Aedicula der Musen in der Nähe des Circus Fla-
minius aufgestellt hat. Auszunehmen ist, wie es scheint,
nur die Keule neben dem leierspielend eil Hercules; frei-
lich leistet sie zur Charakterisirung dcii in einer so unge-
wöhnlichen Weise beschäftigten Hercules gute Dienste,
-H> Dr. A. Klugmani
aber sie steht mit seiner Figur materiell nicht im Zusam-
menhange und fehlt auch auf der analogen Camee Beverley.
Die Musen haben vielfach Stützen in Form von kleinen
Säulen oder Pfeilern neben sich, auf welche sie ihr In-
strument oder auch einen Arm lehnen. Namentlich letzti
Motiv scheint mir so sehr ein Merkzeichen einer statua-
rischen Vorlage zu sein, dass ich auch die Darstellung
eines anderen Denars, in weicheres sich wiederholt, hier
anschliessen möchte.
Der Monetär M'Acilius hat beide Seiten Beines Denars
Nr. 279 zweien einander nahe verwandten, durch Beischrift
noch besonders kenntlich gemachten Gottheiten gewidmet,
auf dem Avers sieht man den Kopf der Salus, auf dem
Revers die ganze Figur der Valetudo. Reich bekleidet hält
sie mit der Hechten eine Schlange vor sich, während
ihren linken Ann müssig auf eine kleine Säule stützt. Mau
hat die Erklärung der Typen darin gesucht, dass nach
Plin. 29, DJ der e iechische Arzt in Kein die Erlaub
Diss erhielt, -einen Laden in compito Acilio aufzu-
schlagen, und da Gens Arilin ihren Namen wohl von
dem griechischen xxelaSat hergeleitet habe. Ich möchte
weiter verniuthen. dass die Münze die C<>pi<' einer in Rom
öffentlich aufgestellten, unter dem Namen der Valetudo
bekannten Statue der Il\_ thält. Die Erwägung, d ISS
jener Hercules Musarum und \ale;udo die einzigen
Götter sind, deren Darstellungen auf den Reversen von
Denaren dieser Zeit von Beischriften im Münzfelde beglei
tel sind, spricht dafür, dass beide uns bestimmte, unter
diesen Namen in Rom volkstümliche Statuen vor Augen
führen, vgl. Sallet Zeit sehr. 1879, S. 7< ».
Die Reihe der Monetäre, welche Öffentliche Bauwerke
als Typen gewählt haben, beginnt wiederum ein Marcier,
Monumente auf den Münzen der Republik.
217
und zwar ein Angehöriger der zuletzt erwähnten Familie
der Censorini, doch kommt hier nicht sein Silber-, sondern
sein Kupfergeld in Betracht. C. Martins Censorinus Nr. 230
hat die althergebrachten Typen des As so umgestaltet,
dass sie zu Erinnerungen an seine Geschlechtsehren ge-
worden sind. Statt des Doppelkopfes des Janus stellte er
auf der Vorderseite des As nebeneinander die beiden Köpfe
der königlichen Ahnen seines Geschlechtes, Numa Pompi-
lius und Ancus Marcius, dar, denn nicht nur auf letzteren,
sondern auch auf ersteren machten die Marcii Anspruch,
vgl. Plutarch Numa 21. Auf der Rückseite aber gab er
dem alten Typus der Prora eine Beziehung auf die durch
Ancus gestiftete Hafenanlage in Ostia, indem er der Prora
die Puppis eines heimkehrenden Schiffes beigesellte *) oder
in einer Arkadenreihe die Schiffshäuser andeutete, in deren
Schutz die Schiffe lagen. Hinzugefügt hat er ausserdem eine
auf einer Säule stehende Victoriastatue, welche in ihrer
Bewegung das heimkehrende Schiff begleitet oder inner-
halb des Schiffshauses der zum Auslaufen bereiten Prora
zugewendet ist. Beide Darstellungen sind trefflich compo-
nirt und geben zusammen ein hübsches Bild des Hafens.
Unter den Bauten in Rom treten die Tempel voran, zu-
nächst der bedeutendste, der capitolinische Jupitertempel.
Ein Denar des M. Voltejus M. F. Nr. 257 a gibt die Vorder-
ansieht desselben aus der Zeit vor dem Brande von 671.
Der genannte Monetär hat fünf verschiedene Serien von
Denaren geprägt, nach Mommsens Deutung im Hinblick
auf die fünf grossen jährlichen Spiele jener Zeit. Die erste
4) Die Beschreibungen sprechen von zwei Proren, doch zeigen
die Abbildungen deutlich das Ilintertheil und das Vordertheil
zweier Schiffe.
15
218
A. Klusmann: Die i • ntlicher
Serie bezieht sich auf die ludi magni zu Ehren von
Jupiter, Juno und Minerva (vgl, Cicero in Verr. V. II.
und zeigt auf dem Avers den Kopf des Jupiter, auf dem
Revers den Tempel der drei capitolinischen Götter. Auf
einer abgestuften Basis erheben sich vier dorische Säulen,
welche ein mit einem Blitz bezeichnetes, mit Akroterien
und Stirnziegeln geziertes Giebelfeld tragen; zwischen
den Säulen erkennt man drei Thiiren. die mittlere bedeu-
tend breiter. In der Zahl der Säulen hat das MUnzbild der
Wirklichkeil E nicht entsprochen, denn es ist nicht
anzunehmen, dass i\^r Tempel jemals als sechs
Säulen in der Front hatl egen ist das Bild sehr
eignet, die eigentümliche innere Anlage desTempe
drei Cellen und ihr Verhältniss zu einander \ gen zu
stellen und dadurch den Tempel selbst kenntlich zu
machen. Auf den späteren nach (
neu Denaren des Petillius Capitolinus ist die Parade in
Einzelheiten wie in ilw Zahl der Säulen zumTheil auch im
Schmucke des Giebels genauer wiedei q, aber eine
Andeutung der drei Cellen nicht wiederholt. Für Voltejus
wird es Hauptsache in. den Tempel als den
Sitz aller drei Gottheiten, denen die ludi magnj
widmet waren, zu bezeichnen.
Dem Denar mit der Vorderansicht eines Tempels I
ein anderer mit einer Innenansicht. C. Egnatius Maxsumus
hat auf einer der drei Serien von Denaren Nr. 261, mit
denen er in eigentümlicher Weise Libertas und Cupido
gefeiert hat, zwischen zwei durch ein Epistyl verbundene
Säulen eine männliche und eine weihliche Gottheit dar-
gestellt, beide reich bekleidet und, wie es scheint, in etwas
altertümlicher Weise auf} - Attribute, welche
oberhalb des Epistyls gezeiehnet sind, Blitz und Pileus
Monumente auf den Münzen der Republik.
219
machen sie als Jupiter and Liberias kenntlich. Schön auf
älteren Denaren ist Liberias mittelbar in nahe Beziehung
zu Jupiter gebracht, insofern sie von Victoria bekränzt wird
und auf einer Quadriga fahrt, vgl. Nr. 128, [59 und des
Verfassers Effigie di Roma, p. 12, 24,40. Da wir sie
nun hier beide innerhalb eines Tempels sehen, werden wir
zwar sogleich mit Cavedoni Ripost, p. 81. Nr. 63 an
die aedes Jovis Libertatis erinnert, doch bleibt
eine Schwierigkeit übrig, die ich nicht zu lösen vermag.
Indem nämlich Liberias liier durch eine eigene Statue
repräsentirt wird, kann der Ausdruck Jupiter Liberias nicht
wohl eine blosse Denomination des Jupiter sein, sondern
wird ein wirkliches Götterpaar bezeichnen. Wie lässt sieh
dies aber damit vereinigen, dass allerdings der Tempel
der Libertas auf dem Aventin nach Livius 24, 16 schon
aus dem Beginn des VI. Jahrhunderts stammt, derjenige
von Jupiter Libertas aber erst unter den Bauten des
Augustus erwähnt wird und dabei in enger Verbindung mit
den Heiligthttmern zweier anderen weiblichen Gottheiten,
Juno Regina und Minerva, steht? Hat Egnatius sein Münz
bild frei componirt?
Der dritte Denar zeigt uns nur ein Giebelfeld. Der
Monetär M. Plaetorius Cestianus hat abgesehen von zwei
Serien, welche er als Aedilis curulis prägte, in einer
anderen Verwaltung noch fünf Serien geschlagen, deren
Zusammenhang aber noch nicht klar erkannt worden ist.
Auf einer dieser Serien Nr. 267 f. sieht man einen mit
Stirnziegeln reich geschmückten Tempelgiebel, dessen
Feld ausgefüllt wird durch einen schlangenfüssigen Gigan-
ten in wie es scheint kämpfender Stellung. Der Sieger
über die Giganten war Jupiter und so glaube ich, dass der
Typus sich auf einen Tempel des Jupiter Victor oder
L5*
220
Dr. A. Klügmann: Die l entlich
Invictus bezieht, den der Monetär am besten zu bezeichnen
glaubte durch Darstellung- desjenigen Tempeltheiles, des
plastischer Schmuck die Gottheit charakterisirte. Ueber
die älteren Tempel des Jupiter Victor oder Invictns in
Rom. vgl. Preller Rom. Mythol. 8. ITC) f.
Der vierte Jupitertempel, den uns ein Denar vorführt,
ist derjenige des Jupiter Feretrius, der Tradition nach der
früheste auf dem Capitol. Auf dem Denar des Monetär
Marcellinus Nr. 308 trägt ein Mann in bürgerlicher Tracht
ein Tropaeon zu einem Tempel, dessen vier Säulen paar-
weise zu Seiten einer breiten Oeffnung liegen zu welcher
Stufen hinaufführen, oberhalb der Säulen ein Giebelfeld
mit verziertem Dache. Ks ist der Consul M. Marcellus. der
nach Besiegung des Viridomar die spolia opima zum
Ilciligthum dv^ Jupiter Feretrius bringt Da der Tempel
ganz in den Hintergrund gerückt und nur zur Vervoll-
ständigung der Haupthandlung in kleinem Massstabe hin-
zugefügt ist. wird man bei Heurtheilung des Details des
selben grosse Vorsicht anzuwenden haben, vgl. Heibig
Italiker in der Poebene, S. 54, Not 3. Aehnliches
lässt sich über die Darstellung auf dem Denar dv> ('. Con-
sidius Nonianus Nr. 287 sagen. Hinter einer im Vorder-
grunde gezeichneten Quadermauer mit Thor und Thürmen
erhebt sich ein Felsen, auf dessen Spitze ein kleiner vier-
säuliger Tempel liegt. Es i>t fast ein landschaftliches Bild,
das uns auch weit von Rom fortführt und zu seiner Erklä-
rung einer Beischrift bedurfte. Sie lehrt, dass wir das
grosse, von den Römern sehr verehrte Ilciligthum der
Venus auf dem Berge Eryx in Sicilien vor Augen haben. •)
5) Allerdinga gab es seit dein sechsten Jahrhundert in Rom in
C a p i t olio und a n t e p o r t a m c o 1 1 i n a in zwei Tempel der eryci-
Monumente auf den Münzen der Republik.
221
Die Veranlassung, die den Monetär zur Wahl dieses Typus
bestimmte, ist nicht bekannt. Die römischen Jupitertempel
bedurften keiner Beischrift, ebensowenig der Rundtempel,
auf welchen ich jetzt übergehe.
Auf den Denaren von Q. Cassius Nr. 28-i a I»,
stützen je drei eng zusammengestellte Säulen jederseits
ein kuppelfbrmiges Dach, auf dessen Spitze eine Statue
mit dem Scepter iia der Hand steht, während am unteren
Dachrande andere Verzierungen, vielleicht Thierköpfe ange-
bracht sind. Im Inneren des Raumes ist eine Sella euru-
lis aufgestellt. Dazu kommt ausserhalb im Münzfelde links
eine Urne mit zwei Henkeln oder Ausgüssen, rechts ein
Täfelchen mit den Buchstaben A-C, den Initialen der
Worte absolvo und condemno, mit welchen in den
Volksgerichten abgestimmt wurde, nachdem die geheime
Abstimmung durch die lex Cassia des Volkstribunen
L. Cassius Gl 7 eingeführt war. Das Stimmtäfelchen legt
es nun nahe, auch die ihr gegenüberstehende Urne auf die
Abstimmungen zu beziehen und in ihr die sitella zu
erkennen, welche zur Auslosung der zuerst stimmenden
Tribus benutzt wurde. Dass zwei Embleme oder Abzeichen,
welche in solcher Weise Gegenstücke in Münztypen bilden,
im Zusammenhange; mit einander stehen, entspricht durch-
aus der Compositionsweise der Denare und so bezeichnen
sie hier gewiss Anfang und Schluss der Abstimmung im
Volksgerichte.«) Damit ist dann die im Kundtempel
nischen Venus, allein schon Eckhel hat bemerkt} dass das Münzbild
Sich auf keinen der beiden bezieben lässt.
«) Auf dem Avers eines älteren Cassiusdenara Nr, 157, sowie
eines dem in Rede stehenden fast gleichzeitigen Nr. 285, sind gleich-
falls Gefasse dargestellt, aber da sie in der Form abweichen, bo darf
man sie meiner Meinungnach nicht auch mil der Bitel la diesesDenars
"--* Dr. A. Klngmänn : Die Darstellungen öffentlicher
stehende sella curulis zu vorbinden. Diesen Amtssitz
der höchsten Magistrate Roms findet man auch auf mehre-
ren anderen Denaren derselben Periode ; abgesehen von
Nr. 260, wo die Sella dem Genin s populi romani
zum Sitze gegeben ist, ist sie stets wie hier leer ohne ihren
Inhaber dargestellt. Auf den älteren Denaren Nr. 242, \
ist sie das Abzeichen der curnlischen Aedilität, welche die
betreffenden Münzmeister inne hatten, auf den späteren
Nr. liTT, 207, 299 isl sie das Abzeichen der von Vorfahren
\\v\ Münzmeister bekleideten consnlarischen Wtlrde. Das
Eigenthümliche des Cassiusdenars besteht darin, dass der
Sitz nicht im freien Feld«', sondern innerhalb eines Rund-
tempels steht und voi ständen umgeben ist. welche
bei Ausübung der richterlichen Gewalt des Volkes im
Gebrauche waren. In dem Rundtempel ist allgemein der
Vestatempel erkannt und seine Beziehung zur I assia
darin gefunden, dass im Jahre 641 der Consular L. Cassius
vom Volke zum ausserordentlichen Quaesitor in dem be-
rühmten Proc es Fncestea beschuldigte
Vestaleu gemacht worden ist, vgl. Mommsen in der Note
zum Denar, ferner bei Sallet Zeit sein-. II. S. 42 und im
Staatsrecht, zweite Aufl. N, t, S. 645 ff. Dass der
eurulisehe Stuhl dem Quaesitor zukam, ist nicht zu be
zweifeln; dass er innerhalb des Tempels steht, isl .jeden
falls für das Verständniss des Mtinzbildes eine Nothwendig-
keit. Erinnert man sich endlich, dass L. Cassius, welchen
das Volk zum Quaesitor gemacht hat, derselbe ist. welchem
es die eben erwähnte Lex Cassia verdankte, so wird man
in Verbindung bringen. Dass da auf »lern älteren Denar
Nichts mit dem Vestalenprocess zu thun hat, ist jetzt erwiesen, vgl.
Mommsen bei Sallet II, 8. 42. Das Gefa&s auf Nr. 285 kann man für
die demVestakopfe zur Erläuterung beigegebene Lampe halten.
-Mniun der Republik.
im Münzbilde nicht nur sein strenges Greriebl im Vestalen-
processe, sondern auch seine für die Volksfreiheil ver-
dienstliche g< »erische Thätigkeil angedeutet finden.
Damit stimmt schliesslich auch der Avers des Denars, inso
fern hier der Kopf der Vesta mit dem Kopie der Libertns
abwechselt. >
Kineii zweiten Rundbau, gleichfalls von religiöser Be-
deutung und dem Vestatempel benachbart, gibl der Denar
i\c* Libo Nr. 280. Es ist eine Brunnenmtlndung mit einem
Attribute Vulcans, sowie mit Festons geschmückt, welche
an Leiern hängen, das puteal Scribonianum, wie die
Beischrift besagt, also ein Monument am Forum, welches
von einem Vorfahren des Monetars seinen Namen hatte.
Die Decoration desselben wiederholt sich auf einer runden
marmornen Ära aus Yeji im Museum Lateran (Benndorf
und Schöne Nr. 440).
Von bürgerlichen Monumentalbauten8) sind nur zwei
zu erwähnen, beide haben wie das puteal erklärende
Beischriften. Zunächst die vi IIa publica auf dem Denar
der beiden Monetäre T. Didius Imn. und P. Kontejus
Capito Nr. 290. Dargestellt ist ein mehrstöckiges Gebäude,
7j Der Vestatempel ist auf mehreren Münzen der Kaiserzeil
dargestellt, vgl. Pieuner Hestia-Vesta, S. 330, unter ihnen zeigen
Münzen von Vespasian und Domitian (Cohen I. i>. 328, Nr. 476,
1». 452, Nr. 537) gleichfalls eine Statue auf der Spitze des Daches;
welche Gottheit dieselbe darstellen soll, bleibt um so Ungewisser,
als dabei das Götterbild im Inneren des Tempels nicht fehlt.
- heu Denar des 1'. Nerva !<"><), welchen Mommsen wiederum
der Gens Licinia zugewiesen und auf die Ginrichtung der septa
durch ('. Licinins Crassus bezogen hat, übergehe ich hier, weil die
Bepta damals nichts weniger als ein monumentaler Bau gewesen
sind.
^^4 Dr. A. Klügmann : Die Darstellungen öffentlicher
das unten fünf Pfeiler und Bögen zuweilen mit Thiu
zeigt, darüber eine Wand mit angeleimten Halbsäulen und
oben fünf kleinere und enger zusammengestellte Säulen,
auf welchen das Dach ruht. Die im Marsfelde gelegene
villa publica wird mehrfach erwähnt, vgl. Becker
Topogr. S. 624, aber ihre Form und ihre Bangeschichte
ist nicht weiter bekannt und auch über ihre Beziehung zu
T. Didius [mp., mit welchem sie dnreh die Disposition der
Mttnzmeisternamen auf dem Denar in nähere Verbindung
gesetzt wird, lassen sieb nur Vermutbungen aufstellen, vgl.
Sallet Zeit sehr. L879, S. 82.
Btwas jünger scheint der Denar des M. Lepidus
Nr. 281 e zu sein, mit der Seitenfacade einer Basilica und
der Beischrift AIMILIA REF. Der Typus, dem vorigen im
Allgemeinen analog, zeigt zwei Stockwerke, das nntere
höher als das obere, in jedem fünf Säulenpaare ohne Bögen
und am Epistyl mit Schilden geschmückt. Die bekannte
Basilica am Forum, welche den Gentilnameu Ai>* Monetars
trägt, wnrde i*>7r> durch den Consul M. Aemilius wiederher
gestellt. Dabei erhielt sie besonders auch jene Schilde.
Eine Stelle bei Plinius 35, 13 ist hierfür sehr bemerken»
werth. Nachdem Pliniua angegeben hat. dass Appius ('lau
diusCos. 259 der erst< >sen, welcher Schilde (clypei)
mit Porträts der Seinigen an einem öffentlichen Gehäude
angebracht habe, fährt er fort : pogt eum Äf. Aemilius
collega in consulatu Q. Lutatii non in basilica
modo Aemilia verum et domi suae (clypi
posuit, id quoque Marti o (Marcio?) exemplo.
Dazu gehört dann im Folgenden der Satz: capti
tris clypeum) llasdrubalis invenit Marcius
Scipionum in Hispania ultor, isque clypeus
supra fores Oapitolinae aedis usque ad incen-
Monumente auf den Münzen der Republik.
diu m primum fuit, vgl. Livius 25, 39. Bei der nahen
Beziehung, in welcher die oben erwähnten Philippus- und
Lepidusdenare mit den Reiterstatuen zueinander stehen,
ist es lehrreich, dass hier offenbar ein Lepidus das Vorbild,
welches ein Marcius gegeben, nachgeahmt hat, indem er
erbeutete Schilde zum Schmucke eines Gebäudes ver-
wendete. L. Marcius hatte einen Schild an dem capitoli-
nischen Tempel aufgehängt, M. Aemilius verwendete
deren mehrere zum Schmucke der Basilica, die seinen
Namen trug-. Nach Mommsens Ansicht rührt der Denar von
dem späteren Triumvir Lepidus her und ist c. 693 geschla-
gen. Die Basilica ist bald darauf noch mehrfach von Ange-
hörigen der gleichen Familie umgebaut und erneuert
worden, so dass es nicht Wunder nehmen kann, wenn die
auf demTrajansrelief des Forum zu vermuthende Abbildung
derselben mit dem Münzbilde nicht übereinstimmt, vgl.
Jordan Jahre sb er. 1873, S. 741 ff.
Ueberblicken wir zum Schlüsse noch einmal die hier
besprochenen Typen, so sehen wir unter den Statuen
Götterbilder weniger häufiger vertreten als historische
Personen, doch wird dies besonders dadurch bewirkt, dass
die Philippi und Lepidi gewetteifert haben, Reiterstatuen
ihrer Vorfahren darzustellen. Ausser Reiterstatuen gibt es
nur eine historische Statue, welche auf hoher Säule steht.
Die Götterbilder bedürfen der Mittel nicht, sie über das
gewöhnliche Niveau zu erheben, vgl. Plinius 34, 27, sie
bleiben sogar ohne Basis. Unter den Bauten überwiegen
die für den Cultus bestimmten, doch sind nur wenige
andere ;ils Jupitertempel und unter diesen stets neue ge
wühlt und in verschiedener Weise dargestellt Während
dann die Statuentypen, abgesehen vielleicht von einzelnen
Attributen ihre Originale getreu wiederzugeben scheinen,
Dr. A. (vlngmami : 1 >1
-
kann hinsichtlich der Bauten nicht das - elten.
Doch lassen sich, wie ich glaube, die Punkte In welchen
Abweichungen anzunehmen sind, bestimmter reststellen.
Zunächst darf man kei aue Wied D tails
erwarten, besonders nicht an den in den Hintergrund
gertickten Tempeln. Ferner sind lang und \ örmig
sich hinziehende Bauten abgekürzt, auch ohn
die ganze disponible Breite des Mtinzfeldes für ihre
Abbildung in Anspruch genommen bü
äussere Ansichl eines Tempels modificirt worden, wenn es
darauf ankam, hervorzuheben, was im Innen dben
war oder gedacht wurde. Wie man derart
für wohlbegrttndet halten mnss, wird man endlich auch die
Miin/iiilder. in welchen fcrschicdene Mon
der Wirklichkeit nicht entsprechend« men
teilt sind . wie auf den Denan
leicht auch 261 als I ländliche < !ompo
sitionen anerkennen.
Ro in.
XV.
Bronzemedaillon der Kaiserin Faustina
Von
I >i». BV. Kenner.
(Hieeu Tafel III, Figur 2.)
FAV(STINA)E? AVG AN TONINI AVG PN
FIL Brustbild von links, mit Kleidfalten um
Brust und Nacken.
Hf. Mehrfach unterbundener Lorbeerkranz, darin
DOMVIAVGiFELICITER die Buchstaben der
letzten Zeile kleiner als die der beiden ersten.
Bronze. Grösse 33 Mm. — - Münzensammlung
des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Der noch unbekannte, im Jahre 1879 erworbene
Medaillon ist auf der Vorderseite verwetzt; doch lässt sich
sowohl drv Name der Kaiserin, als auch der ihn beglei-
tende Beisatz aus den vorhandenen Buchstabenresten her-
stellen, i) Die Lesung der Rückseite steht ausser Zweifel.
Das Brustbild der Kaiserin ist noch jugendlich, und
zeigt den schlanken, leicht vorgeneigten Hals, durch
i) Dieselbe Umschrift zeigl der im Jahre 176, also auf den Tod
der Kaiserin geprägte Medaillon bei Fröhner Medaillons, |>. los.
228
Dr. Friedrich Kennor
welchen sieb ihre jugendlichen von den späteren Bildnissi
unterscheiden.
Die Rückseite enthält den Zuruf des Volkes F EI-
CHE R, in welchen es bei freudigen Anlässen auszi
brechen pflegte. „Wie es Sittedes Volkes ist-', heissl es bei
Phaedrus, „stürzen sie von allen Seilen und um die Wette
zusammen und rufen : Feliciter." ~) So rief das Volk dem
Claudius, als er den Vorsitz bei den Festspielen führte, zu:
,. Feliciter patruo imperatoris (( laligula ), Germanici fratri
Von Domitian heissi es, er habe gerne im Theater die Zu-
rufe: „Domino et Dominae felicite (hört. Bekannt ist
der von Florus (III, 3) überlieferte Ausruf des Volkes bei
den Spielen in Rom „Victoriae Cimbricae feliciter", wäh-
rend Marios in weiterFerne die Biegreiche Schlacht gegen
die Cimbern schlug.
Nach diesen Parallelen enthält die Aufschrift auf der
Rückseite unseres Medaillons einen Glückwunsch an das
kaiserliche Haus, wie etwa wir sagen würden: „Glück dem
Kaiserlmuse- oder „Hoch das Kaiserhaus."
Ein freudiges, das kaiserliche Haus in Rom betreffen-
des Ereigniss muss als., den Anlass zur Herstellung dieser
interessanten Denkmünze geboten haben. Da Faustina den
Titel Augusta führt, welcher ihr von ihrem Vater, Kaiser
Antoninus Pius, bei der ersten Entbindung (Jahr 146) ver-
liehen wurde, kann .jener Anlass nicht früher lallen, also
auch nicht auf ihre Vermählung mit M. Aurel bezogen
werden. So lange ihr Vater lebte, ihr Genial also noch
Caesar war, ist nicht wohl eine andere Gelegenheit, die
*) Phaedr, V. 1.
s) Sueton. Claud. 7.
*) Ebenda. Domitian 13.
I aiibtiua. i
in den Vordergrund gestellt und zum Gegenstand einerFeier
-ciiinclit hätte, anzunehmen, als die Geburl eines Kindes,
wahrscheinlich eben jener ältesten Tochter, mit der sie im
Jahre 146 den Caesar beschenkte.
Die allgemeine Verehrung, welche man in Korn dem
Kaiser Antoninus Pins und seinem Hause zollte, lässt eine
lebhafte freudige Theilnahme an diesem Ereignisse voraus-
11, zumal der Kaiser selbst durch die Verleihung des
Augusta-Titels an seine Tochter und der tribunicischen
Gewall an den Caesar seine eigene Stimmung hierüber an
den Tag gelegt hatte.
230
A. Markl ; Die Mi
XVI.
Die Münzen des Tetricus und Claudius II. mil
dem Bildnisse zweier Kaiser.
\. Markl,
?£f\
Vor Kurzem kam mir aus Berlin folgende ebenso inter-
essante als Beltene MUnze äu, die meines Wissens noch
nicht ediri ist.
Av. hup. C. Claudius aug. Büste des Kaisers von
rechts mit Strahlenkrone und eckigem ') Paluda
mentum.
Rev. hup. Gallien us aug. Kopf des Kaisers von rechts
mit Strahlenkrone.
Die Münze gehört nach der Charakteristik (\i'> Kopfes
der Vorderseite der ersten Emission d<>± Claudius an und
wurde in Koni geprägt.
i) s. Num. Zeitschr., Wien L877, IX. Bd., S. 30G, Anuierk. 3.
*>■; ]
-' ■
De Witte erwähn! in BeinemWerke über die gallischen
Kaiser S. 175 — 177 sechs Münzen, welche das Bildniss
zweier Kaiser tragen, and zwar:
„Tetricus I. und Postumus" 1 Stück
Victorinns 1
.. Claudius II 1
.. Tetricus junior 3
Cohen (V. Bd., S. L79, Anmerk. 1) hält diese Münzen
für hybrid, während Eckhel (D. N. t. VII, p. 450) in der
Münze „Tetricus und Claudius-- den Beweis der Eintracht
erkannt hahen will, welche zwischen diesen beiden Regen-
ten herrschte. Berücksichtigt man das friedliche Verhalten
Galliens unter Tetricus, während der Regierung Claudius IL,
so kann Eckbel's Ansicht eine gewisse innere Wahrschein-
lichkeit nicht abgesprochen werden.
Zweck der nachstehenden Zeilen ist nun der Versuch,
die Entstehung dieser Münzen zu erklären, beziehungs-
• darzuthun, dass dieselben nicht hybrid sind.
Betrachtet man die in de Witte befindlichen Abbil-
dungen der oberwähnten sechs .Münzen, so ist jene mit
..Tetricus und Postumus", aller Wahrscheinlichkeit nach,
— jene mit Tetricus und Claudius aber, bestimmt „impro-
visirt-. denn, erstere ist nach einer „Collection inconnue",
— letztere nach Banduri aufgeführt, der diesfalls keine
Abbildung gibt.
Es läSSl sich also über diese beiden Münzen nichts
Weiteres sagen.
Die Münze ..Tetricus und Victorinus* (Cab. de France),
sowie die Münzen ..Tetricus 1. und Tetricus jun." scheinen,
insofernc die Zeichnungen Nr. 1 (Cab. de France, Mus6e
232
\. Markt: Die Münzen des Tetrl
d'Autun) und Nr. 2 (Collection de Mr. <lc la Fontaine)
richtig- gegeben sind, guter Fabrik zu entstammen, wäh-
rend Nr. 3 (Collection de Mr. de la Fontaine) sicher eine
barbarische Nachahmung ist. Unzweifelhaft kaiserlicher
Münzstätte entstammt auch meine Münze des „Claudius
und Gallienus".
Nicht allein der Umstand, dass die letzterwähnten
Münzen mit dem Bildnisse zweier Kaiser sowohl in Gallien
als zu Rom in den kaiserlichen Münzstätten beinahe zur
selben Zeit geprägt Wurden, sondern auch deren Anzahl
und Verschiedenheit, widerlegen die Annahme 3S die-
selben auf ein zufälliges Versehen bei der Prägung zurück-
zuführen seien.
Es haben daher Eekliel und auch de Witte die früher
bekannten Doppelgepräge in anderer Weise zu erklären
gesucht Die Frage, oh die von ihnen vorgeschlagene
Lösung ganz unanfechtbar sei. ausser Spiel gelass
wollen wir hier nur untersuchen, ob sich nichl auch für
die Münze Claudius und GallienUfi eine befriedigende Deu-
tung geben lässt.
Claudius, der unter Gallienus die höchsten Würden
erlangte, hat diesem Kaiser offenbar eine dankbare Erinne-
rung bewahrt, obwohl er wie -■> viele Andere, desfi
Regierungsweise verurt heilte. Er that Einhall dem Wtithen
von Senat und Volk dem, nach Gallienus7 Tode, dessen
Diener und Umgehung preisgegeben waren, ja er befahl
dem Senate sogar ausdrücklich, dem Gallienus das Prädicat
,,D I VV S" zuzuerkennen. »)
8) Aur. Victor, — Bernhard, Politische Geschichte des röm.
Reiches etc. p. 125.
Berit cksichtigl man die ausgedehnten Vollmachten,
sowie die bekannten Willkürlichkeiten <lrs Münzvorstehers
Felicissimus, von dessen Ermessen ohne Zweifel die Aus
wähl der Darstellungen für die Rückseite der Münzen
abhing, so liegl die Möglichkeit nahe, dass dieser die
Pietät dv* neuen Imperators für seinen ermordeten Vor
ganger in der Art verewigen wellte, dass er den Kopf des
GaHienus den Münzen <\v> Clandias als Rückseite beigab.
Doch scheint es, dass Claudius, welcher, wie bekannt, jeder
Schmeichelei feind war. diese Aufmerksamkeil Übel auf-
genommen und die Weiterprägung solcher Münzen eint-
eilt hat.
L6
234
Dr. Fr. Kenner. Goldmedaillon
XVII.
Goldmedaillon von Constantin dem Grossen,
■ i in. piguj
I >r. I "r. Kenner.
Vs. CONSTANTINVSAVG. Vorgeneigter aufwärts
sehender Kopf mit verziertem Diadem, von
rechts.
1*. VIRTVS DN CONSTANTINI AVG- Der Kaiser
in voller Rüstung mit dem Mantel, von rechts,
heftig ausschreitend, ein Tropaeura auf der linken
Schulter, eine Lanze schräg in der Rechtes 1ml-
tend. Das linke Knie Betzl er auf den Nacken
eines vor ihm sitzenden, umsehenden Gefangenen
mit phrygischer Mtltze. Im Abschnitt SIS.
Gold. — Grösse 36 Mm. Gew. 20050 Gr.
— Stempelfrisch. — Eigenthnm der Herren Brüder
Egger in Wien.
Bei hellem Sonnenlichte gewahrt man auf dem Felde
der Vorderseite unseres Medaillons einige Ritze in der
Gegend vor dem Halse. Sie sind so fein, dass sie in dem
vorzüglichen, von Herrn Wilhelm Sturm sen. angefertigten
Staniolabdruck nicht zum Vorschein kamen und daher von
dem Zeichner, dem nur dieser vorlag, nicht rcproducirl
weilten konnten, [ch glaubte auszunehmen, dase
flüchtig eingeritzte Buchstaben in einer Art von Cursiv
schrifi seien, die «Ins Wort inAGNI bilden-, «) Die einzelnen
Theile der Buchstaben schienen mir nichl mit einander
verbunden, aber ihi seitige Stellung machte mil-
den Bindruck, dass die Ritze die angeführten Buchstaben
vorstellen sollen, Möglich ist nun meinerseits eine Täu-
schung im Spiele: ich erwähne daher diesen Umstand nur
nebenher, um eine weitere Prüfung anzuregen , welche mir
während der Zeit, in der ich das Original in Hunden hatte,
nicht möglich war.
Der Medaillon, vor kurzem in 8 c ml in gefunden,
wurde von den Eigentümern in freundlichster Weise zur
Publikation in dieser Zeitschrift überlassen.
Mau wird selten ein Gepräge von gleich vorzüglicher
Erhaltung, wir das hier in Rede stehende, sehen. Nach
dem Gewichte kommt der Medaillon nahezu auf 1< ., Soli-
/.ii 4*55 Gr. normal) aus.
Die Umschrift der Rückseite ist von kleineren Gold-
stücken desselben Kaisers (Cohen VI, 11<*>, 146) bekannt,
nur dass letztere den Zusatz D N (Domini nostri) nichl
haben. Auch das Bild auf der Rückseite dieser Solidi
entspricht jenem unseres Medaillons insoferne, als es den
Kaiser gleichfalls mit Tropaeum und einem kurzen Stabe
darstellt; nur steht er dort zwischen zwei Gefangenen.
1 Uebei ei geritzte Inschriften auf antiken Münzen, vgl.
ftiedländcr, Berliner Blätter IV (1866J 1 l<; f. und Friedländer und
Salier, Zeitschr. für Numismatik IM. II. Fr. Lenormanl Revue <l<- Im
Nuuiismatique N. 8. X V, I.
23G
Dr. Fr- Kenner: Golrtmedaillou von Co ns tantin dem Gl
Die Vorderseite aber zeig! den Kopf Constantin's mit drin
Lorbeer geschmückt, während der Medaillon jenen eig<
thümlichen Porträtkopf hat, der zwar auch auf kleineren
Goldstücken Constantin's des Grossen, aber durchaus
nicht häufig vorkommt
- Im nächsten Hefte bringen wir eine eingehende Erörterung
über die vorgeneigten, aufwärtsblickenden Bildnisse C'onstantin
des Grossen und .seiner Söhne.
A um. de r K e d actio
XVIIF.
Lieber die angeblichen Münzprägungen der Vene
tianer in Accon, Tyrus und Tripolis.
einer l.rieil. Mittheünng an Prof. Karabacek.)
Von
W. Heyd.
Sie haben wohl mit mir die Entdeckung Lavoix' freu-
dig begrtisst, laut deren in den Münzstätten der Kreuzfah-
rerstaaten Golddinare nach dem Muster der ägyptischen
(bisantii saracenati) geprägt wurden. Hand in Hand mit
dieser Entdeckung ging der von Lavoix als plausible Hypo-
these aufgestellte, von Scblumberger aber als bewiesen
erachtete Satz: die Venetianer seien es gewesen, welche
.1 - Pächter des königlichen, beziehungsweise gräflichen
Mttnzregals jene mehr oder minder gelungenen Imitationen
ausgeführt haben, um damit den Bedürfnissen des inter-
nationalen Verkehrs zu dienen; die Venetianer seien es
er gewesen, die später auf die Einsprache der Curie
hin die arabischen Legenden jener bisantii saracenati in
einer Weise umgemodelt haben, dass das christliche Ge-
wissen sich dadurch nicht mehr verletzt fühlen konnte.
Die Gründe für diese Annahme lassen sieh in Folgendem
zusammenfassen. Mit dem Ausdruck bisantii saracenati
~'JO W. Ileyd : I'eber die angeblichen Münzprägungen
wechseln die Bezeichnungen bisantii ad pondus Acconis,
b. a. p. Tyri, b. a. p. Tripolis ab; damit werde angedeutet,
dass jene Dinare tlieils ans den königliehen Münzstätten in
Accon und Tyrus, tlieils aus der gräflichen in Tripolis her-
vorgingen. Nun zeigen aber gewisse Stellen in den Diplo-
men armenischer Könige zu Gunsten der Venet inner, dass
diese Handelsnation für das Recht, in Accon Münzen prä-
gen zu dürfen, eine Abgälte an die Könige von Jerusalem
zahlte, was man in Armenien sich zum Muster nahm. Also
seien die Venetianer in Accon als Münzer thätig gewesen.
Und was Tyrus betreffe, so werde in der von Marsilius
Georgius entworfenen Beschreibung des dortigen Colonial-
besitzes der Venetianer ein Haus innerhalb des Stadtquar-
tiers derselben au Ige führt, in wehdien man Geld zu prägen
pflegte.
sprechen wir zunächst von diesem Haus. Es gehörte
zu denjenigen Bestandtheilen des venetianischen Viertels,
bezüglich deren der Bailo Marsilius Georgius die Be-
schwerde erhob, dass sie von fremder Hand widerrechtlich
OCCUpirl worden seien und den Vencti.-inern immer noch
vorenthalten werden. Die gewaltsame Besitzergreifung
wird in diesem Fall dem Markgrafen Konrad von Montferral
zur Last gelegt, welcher seineu Sitz in Tvrus hatte.
Konrad schenkte das Haus weiter an einen Ansaldo
Bonvisini. Vorher aber war es als Münzprägstätte benutzt
worden, und zwar geschah dies während der Zeit der Herr-
schaft Konradsftw tempore marchionis Montisferrati) , also
doch nicht wohl durch die Venetianer. denen ja eben
Konrad das Haus entrissen hatte. Ob schon vorher darin
Münzen geprägt wurden, als die Venetianer noch im unbe-
strittenen Besitz desselben waren, tragt sich sehr.
enetlaner In Vccon, Tyrus und Trip« -*'•
Ueber die Bestimmung des Hauses vor Konrads Zeil
schweigt vielmehr die Stelle. Ich setze sie im Wortlaute
her: Retinetur nobis una domus in nostro tercierio magna,
hi (?) qua in tempore marchionis Montisferrati , qui fuit
dominus regni, fabricata et incussa moneta fuit; quam
domum dietus marchio dedit et tradidit Ansaldo Bonmsini
(Tal*, und Tlioin. i Meines Erachtens kann man hier-
auf nicht die Behauptung gründen, dass die Venetianer
Pächter der königlichen Münzstätte in Tyrus waren.
Noch schlimmer sieht es mit dem Beweismaterial hin-
sichtlich Accons aus. In den Privilegienbriefen, welche die
klein -armenischen Könige den Venetianern ausstellten,
pflegt unter den Bestimmungen über Eingangs- und Aus
gangszoll folgender Passus sich zu wiederholen : excepto
qitod omnes Venettcij qui adduxerint aurum et argentnm.
et bisancios seu monetas inde fecerint vel operati fuerunt
in terra mea} hij teneantur persolvere dricturam, sicut
persolvunt hij qui bisancios scu monetas operantur in
Acconensibus partibus; quodsi bisancios seu monetas non
operati fuerint , nullatenus persolvere dricturam teneantur.
Nach dem ganzen Zusammenhange ist hier die Hede
von venetianischen Kaufleuten, welche das Königreich
Armenien besuchten und Gold oder Silber in ungemünztem
Zustande mit sich führten; wollten sie die Barren auf den
königlichen Münzstätten in Geld verwandeln lassen, so
zahlten sie hiefür eine bestimmte Gebühr. Schlumberger
verweist ferner auf einen venetianisch-syrischen Vertrag
vom Anfang des XIII. Jahrhunderts. Aber auch dieser he
i (Taf. und Thbm. 2, 65) nichts weiter, als dass die
venetianischen Kaufleute mitgebrachte Silberbarren, wofern
sie nicht vorzogen sie zu verkaufen »»der gegen Waaren
umzusetzen, der Münze zu Ilalei» übergeben konnten, um
240
W. TTeyd : Ueber die angeblichen Münzprägungen
sie da für sich ausmünzen zu lassen gegen eine Gebühr
von Fünf vom Hundert. Aehnliche Bestimmungen waren
in Aegypten getroffen. Ein Capitel des venetianisch-ägyp-
tiselien Vertrages vom Jahre 1254 besagt (Tat', und Timm.
2, 489): „Totum i/lud, quod portavermt Veneti in terram
Alexandriae in auro, (lebet incantari (muss im Wege der
Auction zum Verkauf gebracht werden). Et si mercator
accipere super se voluerit, debeut accipere (kann er es für
sieli behalten, beziehungsweise für sich ersteigern); et
debeant ülud laborare in cecham (der Münze zur Verarbei-
tung übergeben); et debeant solvere illud, quod est usus et
custume de auro, Veneti sine ulla drietura. Item et ita
facere debent de ar genta. Et adhuc si mercatores rot Herint
(l. noluerint?) percuttere in cecham, habeant potestatem
vendendif cuicunque voluerint, sine ulla drictura.u
Spätere Verträge derselben Kategorie enthalten analoge
Bestimmungen. So der vom Jahre 1302: Item de nitro et
nrgento nun solvant dricturam vel dacium, excepto
quod si percnti facerent ad cecham, tunc solvant secundum
consuetudinem : die von 1344 und 1355: Item de ((uro et
argento, qne i/>si ponent ad Soldani cecham, solvere debeant
secundnm consnetudinem consuetam Bic!) Ebenso durften
die Genuesen laut dos Vertrages vom 13. Mai 1290 (Lib.
jur. reip. Jan, 2, 247") Barren von Edelmetall auf die Münze
des Sultans in Alexandrien schaffen und dort in Landes
übliches Geld verwandeln lassen; sie zahlten dafür eines
theils eine Gebühr an den Sultan, anderntheils Arbeitslohn
an die Prägegehilfen (mesorii).
Nach diesen verschiedenen Belegstellen wurden aller-
dings Mitglieder der abendländischen Handelsnationen,
namentlich Yenetianer, zu den Münzstätten der Könige von
• ms und Tri; -"' '
Armenien, pten und von Baleb zuge-
lassen. Abera wa zu den genannten Fürsten in
ein bleibendet -. vermöge dessen der Lan-
desherr das ihm zustehende Münzrecht durch di nden
seine Pächter aus ss. Vielmehr stand allen Kauf-
leuten jener privilegirten Nationen gegen eine Gebühr das
Recht der Mitbenützung der jeweiligen landesherrlichen
Münzstätte zu. bo oft sie mit ungemünztem Gold oder
Silber ins Land kamen und landläufiges Geld dagegen ein-
tauschen wollten. Aber wie in Armenien, so verhielt es sieh
auch in Accon. Wenn es in den armenischen Privilegien -
brieten von den Venetianern heisst: Öisancios neu monetas
operantur in Acconensibus partibus, so wird ihnen nur
scheinbar die Function zugeschrieben, dass sie als Pächter
i\i>± Königs von .Jerusalem auf dessen Münzstätte in Accon
Geld prägten. Sie Hessen bloss ab und zu dort Geld prägen
ans dem von ihnen mitgebrachten Edelmetall. Wenn aber
dem so ist. so hatten die Yenetianer auch keinen Kinlluss
auf den Münzstempel in Accon und in den Kreuzfahrer-
staaten überhaupt. Weder der ursprüngliche Stempel der
himntii saracenati noch die spätere Veränderung der
senden war ihr Werk. —
Da der im Bisherigen an einigen wenigen Beispielen nach
gewiesene Brauch reisender Kaulleute, an fremden Münz-
stätten für sich Geld prägen zu lassen, bisherwenig beachtel
werden zu sein scheint, füge ich zum Schluss noch bei,
dass Pegolotti in seiner Pratica della mercatura zwei grosse
Capitel der Kunst, Metalle zu mischen widmet und zurrst
die Legirung von Silber nach zwölf Recepten, dann die
von Gold nach sechs Recepten behandelt (p. 34)
Warum er dies in einem Handbuch für Kaufleute vortri
das begründel er in folgenden einleitenden Worten: 4 di
242
W. Heyd: Ueber dir Münzprägungen rler Venetianer In Aceon etc.
nicissitade amercatunti ftapere allegare argento et oro per
fare monete d'oro o d'argento o picciofo owero fare
verghe d'oro o d'argento per portare oVuno paese in un nitro
per far fare vaxellamenta (Coro o aV argento owero nitre
rose bisognevoli a'marcatanti ehe usano In merentanzia e
il cambio. Legten die Kaufleute auch nicht selbst Hand an
beim Prägen des Geldes, so mnssten sie doch, um nicht
betrogen zu werden, über die Mischung der Metalle beim
Münzen das Nöthige wissen. Ferner hielt Pegolotti (p.l< -
wo er von Chiarenzä (Clarenza) spricht, nicht für Über-
flüssig, das Herrn Schlumberger wohl bekannte Capitel:
Spese ehe si fanno « fare Ut moneta picciola <ti Chiarenzä
einzufügen; er wusste wohl, dass die Kaulleute wenn sie
an diese berühmte oioreotische Münzstätte kamen und ihre
Silberbarren in Stücke der durch ganz Griechenland hin
beliebten Tornesi umwandeln lassen wollten, eine Beleh-
rung darüber bedurften, was die verschiedenen Arbeiter
dafür an Gebühren beanspruchen durften. •
Stuttgart, den 27. December 1879.
i) Zur Unterstützung dieser scharfsinnigen und überzeugen*
Darlegung werden wir in einem «1er nächsten Hefte weitere urknnd
liehe Belege liefern. Prof. K
XIX.
Beiträge zur Münzgeschichte der Steiermark
im Mittelalter.
(Hierm Tafel VIII.)
Von
Di*. \. Lmschin Ton Hlbengreuth.
I.
Die Anfange «lrs Münzwesens in Steiermark.
Die Steiermark wird zuerst in einer Urkunde vom .Iniire
1 <>(io. ;ils ein vom Herzogthum Karantanien abgesonderter
Verwaltungsbezirk gekennzeichnet. Sie stand jedoch noch
immer in einem Abhängigkeitsverhältnisse zu ihrem weit
ausgedehnten Matterlande, dem sie als östliche Schutz
wehr gegen räuberische Einfälle der Magyaren dienen
Bollte. Damals um] noch ein Menschen alter später ist daher
in den Urkunden nur von einer (obern) Karantaner Mark
die Rede, und Markgraf Adalbero 1012 auf den kürntni-
Bchen Herzogsstuhl erhoben, wusste sogar die Verwaltung
dieser Reichsambachte abermals in seiner Hand zu ver
einigen. Als er jedoch L035 vom Kaiser Konrad, «lern Salier
seiner Würden entsetzt wurde, du Lockerten sich die Bezie
hangen beider Länder: die Mark wurde aus dem Verbände
Ars karantanischen Herzogthums gelöst und dem Kaiser
unmittelbar unterstellt.
^^" A. Luschin-Ebengreuth : Beiträge zur Münzgeschich
Dieser verlieh sie bayerischen Grafengeschlechtern;
erst dem Grafen Arnold von Lambach und dessen Sohne
Gottfried, später (1056) den Traungauer Ottokaren, in deren
Besitz die Mark bis zum Aussterben des Hauses (1 192)
verblieb.
Die Traungauer gewannen während der 136 Jahre,
in welchen sie dies Land beherrschten durch Auferbung
(\v^ allodialen Besitzes der Eppensteiner , Ptittener und
Marburger Grafen aJlmälig die Stellung angesehener
Fürsten im Süden von Deutschland, die Mark aber nahm
nach der Hauptburg Stire des Herrschergeschlechts
den heute üblichen Namen Steiermark an.
Dil' Stellung der Steiermark zum Reichsoberhaupl
wurde während der Wirren des investiturstreits verdunkelt.
Die Mark gerietb seitdem in eine gewisse Abhängigkeil
vom Herzogthum Baiern, infolge deren der Markgraf auch
zu den haieriselien Grossen gerechnet wurde. Ersl die
Zertrümmerung des baierischen Herzogthums durchKaiser
Friedrich I. machte diesem Zustande ein Ende. In (\-a*
Jahr der Schwertleite des jungen Markgrafen Ottokar VI.
il L80) lallt auch dessen Erhebung zum Herzog von Steier-
mark.
Mit dem ersten Herzog Ottokar iy i 192) Bchliesst die
einheimische Dynastie des Landes. Der ungeheure allo
diale Gtiterbesitz der Traungauer öbergeht in Wirkung des
1 186 abgeschlossenen Erbyertrages auf Herzog Leopold V.
von Oesterreich, welchem Kaiser Heinrich VI. die Beleh-
nung mit dem Herzogthum nicht vorenthalten konnte. Von
da ah unterstand die Steiermark vorübergehende Episoden
abgerechnet, «lern nämlichen Herrschergeschlecbte wie
< Österreich.
_ t .
Wann and m welcher Form die Traun gau er Ottokare
Vfünzrech taben, das lässt sich nicht so leicht
linden. ! hon als Markgrafen besäe
kann man nicht annehmen, d als Attribut ihrer
Amtsgewalt (gleich den Herzogen) geübt hätten.
Eine Usurpirung des Rechts durch die Markgrafen
wäre nicht i enso wenig aber auch die
Behauptung, dass sie die Ausmtinzung auf Grund eines
verloren - iserlicheu Gnadenbriefs betrieben
hätten. Für 1« ich anfuhren, dass eine Reihe
minder mächtiger Machbaren durch die Freigebigkeit der
Kaiser in den Besitz des Münzregals gelangt ist, beispiels-
weise
r5 die edleWittwe Imma für Lieding bei Strassburg
in Kärnten.
1016 Graf Wilhelm von Zeltschach für Friesach.
L136 Graf Ekkebert II. von Putten für Neunkirchen
am Steinfelde
Ich bin jedoch anderer Ansicht und meine, dass die
Traungauer in den beiden urkundlich Überlieferten Münz
statten /u Fiscbau hei Neunkirchen und zu Enns die Aus-
mtinzung auf verschiedenem Titel begründet haben, und
/.war an ersterem Orte auf die l [öS angetretene Erbschaft
Siehe die Arbeit Bergmanns in den W. Jahrbüchern Bd. CI,
Anzeigeblatt nachfolgenden Citate Bind, wofern nichts
Amt. rmärki8chen Landesarchive unmit-
telbar, bezieht Mein durch Prof. v. Zahn, herausgegebenen
Urkundenbucl nk. Bd. 1 und II. entnommen. Zahl-
reiche Daten sni Geschichte des Bteirischen Geldwesens in der
Traungau« i Zeit bietet auch Pichler im ■"•. Bande
R ischen Münzkunde, 8 18 n
24(5
\. Luschin- ßbengreuth : Beiträge zur Münzgeschichte
der Püttener Grafen, an dem zweiten auf die inzwischen
erfolgte Erhebung zur Herzogswürde. Die spärlichen sichern
Daten, welche wir über das Mttnzwesen der Traungauer
besitzen, vereinigen sich mit dem Gesagten aufs Beste, da
jene betreffs Fischau nicht über das Jahr 1 166, jene von
Enns nicht über das Jahr 1185 hinaufgehen. Sie lassen
sich, wie folgt, kurz zusammenfassen.
Mit dem Erbe Ekkebert [II. von Putten, welcher das
Leben 1158 vor Mailand als letzter seines Geschlechts
beschloss, überging auch dessen Nftinzgerechtigkeil zu
Neunkirchen auf Markgraf Ottokar V. von Steiermark.
Dieser seheint die Münze anfänglich an ihrem alten Orte
belassen zu haben, mindestens wird in einer ondatirten
Tradition des Klosters Admont, die ich am das Jahr 1 160
ansetzen würde, ein Wechsler Ellenhard von Neunkirchen
genannt.2) Aber bald darauf erfolgte deren Uebertragung
nach dem nahe gelegenen Fi schau, wohl um den anbe-
quemen Ansprüchen auszuweichen, welche das Kloster
Formbach noch immer erhob. 1 L66 war die Uebersiedlung
schon feststehende Thatsache, denn in diesem Jahre wer-
den Fischauer Pfenninge (Denarii Uiscacensis monetae a
nannt. deren Ausbringung der markgräfliche Zahlmeister
Eberhard besorgte. Im Jahre 1186 waltet der herzogliche
Kammerbeamte Örtlich des Münzmeisteramtes zu Fischau,
2) U. r>. d. Strack. I. s. 300. Ellenhardua comrautator de Nou
wenchirchen mit der Datirung c. 1150. — S. 162, 1166: Eberhardus
monetarius, dispensator noster. S. 657, 1186: Ortlieb de Viscach,
economus et monetarius duete StyrenBis. Mir der Uebertragung der
Münze nach Wr. Neustadt hängt vielleicht die Ernennung des Juden
Schlom zum herzoglichen Münzmeister zusammen, welche eine
Formbacher Urkunde von c. 1194 beklagt. Meiler, Babenb. Reg.
S. 76, Nr, 73.
der Steiermark im Mittelalter. -''4
and damil endigen unsere Nachrichten ober diese Münz-
stätte, welche bald darauf (vielleichl um 1194) nach der
neuerrichteten Grenzwehre gegen Ungarn, nach Wiener
Neustadt übertragen wurde.
In Enns, wo 1191 ein gewisser Riwinus Münzmeister
war, wurden die seit etwa 1185 genannten Aenser,
Ensarii, Anasenses denarii geprägt, welche uns nament-
lich in der Reiserechnung B. Wolfgers v. Passau wahrend
der Jahre 1203/4 öfters begegnen. »)
IL
Nachdem Gesagten kann wohl kein Zweifel darüber
bestehen, dass die Traungauer als Markgrafen und Herzoge
der Steiermark das ihnen zustehende Münzrecht auch that
sächlich ausgeübt haben. Da jedoch bisher noch keinerlei
Münzen bekannt geworden sind, welche man ihnen mit
Sicherheit hätte beilegen können, so müssen wir zunächst
trachten, die vermuthlichen Kennzeichen der ältesten stei-
rischen Gepräge festzustellen. Sehen wir dabei von der
Möglichkeit, auf redende Münzen zu stossen, vorläufig ganz
ab, so bleiben uns als Kriterien a) der typische Eindruck,
welchen die Gepräge einer oder mehrerer Münzstätten in
Folge der gleichförmigen Bedingungen hervorbringen,
unter welchen deren Erzeugung betrieben wurde, die so-
genannte Fabrik (la fabrique). h) Die Wappenfigur dv^
Landes. Der wichtige Anhaltspunkt, welchen unter Um-
ständen Schrot und Korn einer Münze gewähren, entfällt
leider gänzlich, du uns diesfalls die urkundlichen Zeug-
nisse vollkommen im Stich Lassen.
j|. meine Wiener Pfenninge §. i<>, Abschnitt 2, Anmerk, L8,
24s
A. Luschin-Ebengreuth: Beiträge zm Münzgeschichte
Was nun das erstere Moment betrifft, so ist im Hin-
blick auf die staatsrechtliche Abhängigkeit vom Herzög-
ihume Baiern, in welcher die Piittener Grafen, beziehnngs
weise die Traungauer vor 1180, standen, nicht nur anzu-
nehmen, dass bairische Pfenninge hieznlande vielfach um-
liefen, sondern auch sehr wahrscheinlich, dass die heimi-
sche Münzstätte zu Neunkirchen ebenfalls auf den baieri
sehen Schlag münzte. *) Was hingegen die Wappenfigur
anbelangt, so verfügt die Steiermark bekanntlich über ein
sehr charakteristisches Abzeichen, den heraldischen
Panther:
Ain Panyr grüen als ein graz
darinne ein Pandel swebt
planch als ob er lebt
führte nach den Worten eines Augenzeugen *) der alte
Wildonier 1260 in der Schlacht bei Kroissenbrunn als
Bannerträger dv^ Landes. Die sichern Zeugnisse reichen
aber noch um achtzig Jahre weiter zurück, indem der Pan
ther schon auf den Reitersiegeln Herzog Ottokars als
Schildfigur erscheint.
Wir besitzen daher in Ermanglung von Schriftdenaren
indem Zusammentreffen der beiden obangedeuteten
Momente einen ziemlich sichern Anhaltspunkt zur Erken-
nung der ältesten steirischen Münzen, anders ausgedrückt:
*) Anderer Ansicht ist Pichler, mit Berufung auf Grotes Münz«
.studien VIII. 1 l-_\ L55. „Vorbild in Betreff übertragenen Münzrechtes,
in Betreff der Fabrik und Personaleinrichtung, sowie endlich der
münzlichen Erzeugnisse, namentlich hinsichtlich des accrediiiren
den Schrotes und Komes ist für alle folgenden Entwicklungen <\.\>
aus bayerischen Elementen sieh ableitende salzburger Münz-
wesen z u F r i e s a c h." Repert. III, 24.
5) Steir. Reimchronik bei Pez, 8s. Rer. Austr. III, cap.62.
der Steiermark im Mittelalter.
249
wir können Pfenninge, deren Wahrzeichen der Panther ist,
mit gutem Fug den Traungauern zuweisen, wofern sich
dieselben ihrer Fabrik nach den baierischen Geprägen aus
der zweiten Hälfte des Xu. Jahrhunderts anschliessen. Aber
das Zusammentreffen beider Momente ist wesentlich :
denn auch die Kärntner Herzoge aus dem Sponheim-Orten-
burger Hause, die auf den Friesachcr Schlag münzten,
führten die gleiche Schildfigur im XIII. Jahrhundert als
angestammtes Wappen «)? und Herzog Heinrich I. von
Niederbaiern soll bekanntlich den blauen Panther, den er
seit dem Jahre 1271 ins Siegel aufnimmt, im Jahre 1259
durch Kauf von der Erbtochter des 1248 verstorbenen
Grafen Rapoto III. von Ortenburg älterer Linie erworben
haben. ») Endlich wird man sich auch vor pantherähnlichen
Figuren anderer Münzherren zu hüten haben, beziehungs-
weise die Veränderungen im Auge behalten müssen, welche
die Gestalt des heraldischen Panthers im Laufe der Jahr-
hunderte erfahren hat. Namentlich die Zeichnung des
heraldischen Wolfs dürfte leicht den Anlass zu Irrungen
6) So die Herzoge Bernhard und Ulrich III. auf ^Siegeln von
c. l-!20 -1263, welche ich im steirischen Landesarchiv einsah, und
(leren Schildfigur schon von Fröhlich, Archontologia Carinthiae,
Taf. 1, Nr. 1, 2 abgebildet wird. Ulrich siegelte übrigens als Erb-
prinz schon mir dem heute üblichen Kärntner Wappen. Vgl. Ankers-
hofen, Urkunden-Regesten zur Gesch. v. Kärnten Nr. 1229 im Arch,
f. Kde. österr. Geschq. XXXII, 296 und die Nachricht bei Johannes
Victoriensis fd. Böhmer, 8. 283 über die Umstände, anter welchen
Herzog Friedrich II. von Oesterreich den gefangenen Erbprinzen
(qui dum sicut abantiquo ad eum devenerat, Pantherae
figura in signis militaribus uteretur, conformis in hoc prineipatui
Styriensi) zum Verzicht auf den Panther und zur Annahme des neuen
Wappens gebracht hat.
' Buchinger im oberbair. Archiv VIII. 307 ff.
17
^3u A. Luschin-Ebengreuth : Beiträge zur Mänzg
geben und ich fürchte, dass wie bisher so auch fernerhin,
die Verwechslungen steirischer Gepräge mit solchen der
Bischöfe von Passau noch oft stattfinden werden.
III.
Als Beispiele für das Gesagte lasse ich die Beschrei-
bung von zwei Münzen meiner Sammlung folgen. Beide
sind auf den baierischen Schlag aus dem Ausgang (\vs
XII. Jahrhunderts gemünzt und haben dalier namentlich
das sogenannte Quadratum supercusum. Die eine von bei-
den zeigt unverkennbar den Panther, die andere zum Min-
desten eine ähnliche Figur.
1. Panthernach rechts in einem stark erhobenen
Ringe, welchen vierje in einen lilienartigen Zierath
auslaufende Doppelbögen umgeben. Aussen vier
Punkte.
Iis. Spuren eines Kreises, welcher ein RüsVhen und
die zusammengekrlimmte Gestall eines Drachen
unischli«
G. 20 21 Mm., w. 0-84 Grm. TafVIII, Nr. 1.
2. Pantherartiges Tbier mit langem, emporgestreub-
ten Sehweite, nach links in einem Perlenreit', wel-
chen aussen ein Kranz von ISUISU umfängt.
Rs. Ankerkreuz, dessen Enden sieh vereinigen und in
vier kleinere Kreuzchen auslaufen, das Ganze
innen und aussen von je 8 Kugeln begleitet und
von einem Perlenstab umschlossen, welchen ein
Kranz von Kleeblättern umgibt.
G. 20/21 Mm. w.OSO Gr. Tafel VIII, Nr. 3. Ein
zweites Exemplar im k. k. Münzkabinete zu Wien
der Steiermark im Mittelalter.
251
stammt aus einemEnde 1867 zu Grafeneck (welches
Steiermark oder Oesterreich?) gemachten Funde.
Die Entscheidung hängt von der richtigen Beurtheilung
der Wappenfigur ab. Nr. 1 zeigt unverkennbar den Panther,
ist demnach gewiss steirisch; Nr. 2 hingegen würde ich
meinem Gefühle nach lieber den Passauer Bischöfen zuwei-
sen. Die Stellung der Figur ist zwar in jener Zeit noch gar
nicht massgebend, aber es ist doch auffällig, dass die
sichern steirischen Gepräge des XIII. Jahrhunderts den Pan-
ther durchwegs nach rechts anspringend haben, und der
emporgesträubte lange und buschige Schwanz ist entschie-
den wolfsartig. Demungeachtet wage ich dermalen nicht
über Nr. 2 endgiltig abzusprechen. Die Gestalt des stei-
rischen Panthers hat so mancherlei Phasen durchgemacht
und gerade die älteste Darstellung, die wir kennen (Tafel
VIII, Nr. 2) den Siegeln des Herzogs Ottokar aus den
Jahren 1182 — 1187 entnommen, zeigt eine mehr realisti-
sche Auffassung und eben darum auch einen langen
Schwanz des katzenartigen Thieres. Keine zwei Jahr-
zehende später hat der heraldische Panther schon wesent-
liche Veränderungen erfahren: der Schweif ist bis auf
einige Stummel verkürzt, der Hals langgestreckt und
vogelartig gebogen, die Mähne durch kühngeschwungene,
scharf markirtc Ilaare angedeutet, gemahnt bereits an den
llörnerschmuck, welchen späterer Missverstand dem Thier
aulgesetzt hat. So treffen wir ihn auf verschiedenen Sie-
geln Herzog Leopold VI. Das besonders charakteristische
Beispiel aus dem Jahre 121:5 auf Tafel VIII, Nr. 2 b, stimmt
mit der Pantherfigur des Pfennings Nr. 1 fast vollständig
tiberein. »)
andere Beispiele, b. Sava's Siegel der österr. Regenten,
Mitth. (I. k. k. Centralcommission für Baudenkmale i -I ff.
17*
252
A. Luschin-Ebengreuth: Beiträge zur Münzgeschichte
So wird denn das Endurtheil über den Pfenning 2 auch
der Münze Nr. 1 ihren Platz anweisen: Ist Kr. 2 steirisch,
dann mnss es wohl als das ältere Gepräge gelten und dem
letzten Traungauer (1165- 1192) beigelegt werden, Kr. 1
hingegen würde mit Rücksicht auf die Uebereinstimmung
in der Zeichnung mit dem Siegel Herzog Leopold VI. die-
sem babenbergischen Herrscher zuzutheilen sein, Ist hin-
gegen, wie ich noch immer glaube, Nr. 2 passauisch, dann
stünde nichts im Wege, den Pfenning Kr. 1 in die Tage
Herzog Ottokar I. zu versetzen, da es sich an den siegeln
der steirischcn Regenten erzeigen lässl , wie sein- die
Zeichnung der Wappenfigur von der Arl der Umrahmung,
von der Gestalt des Schildes abhängig war.
IV.
Das Münzwesen in Steiermark zur Zeit der Baben-
bergei und des Interregnums. 1192 1282.
Herzog Leopold V. von Oesterrcieh seit dem Erbver
trage von 1 186 Anwärter auf das Erbe des siechen Herzoge
der Steiermark, übernahm nach dessenTodei 1 L92) die Münz-
stätten zu Fischau und Enns. Erstere, wie schon erwähnt,
kurz darauf nach Wiener Neustadt übertragen, wird durch
das eben aufblühende Wiener Münzwesen, dem sie sieh
vermuthlich völlig anschloss, alsbald in den Hintergrund
gedrängt, letztere behauptete ihre Eigenart länger, denn
ihre Gepräge wurden im Verkehr als„Ennsera (Anasenses
denarii u. s. w.) den Wiener, Passauer, Regensburger Pfen-
ningen u. s. w, noch um das Jahr 1210 entgegengesetzt.
Ein Dutzend Jahre später, 1222, wird das Vorhanden-
sein einer herzoglichen Münzstätte in der Burg zu Graz
der Steiermark Im Mitttelalter.
253
urkundlich bezeugt Ob deren Anfänge noch in die Zeit
der Tranngauer zurückreichen, ») ist zu bezweifeln, ich
meine eher, dass Herzog Leopold VI. eben darum mit dem
Erzbischofe von Salzburg wegen Uebertragung seiner
Prägstätte nach Pettau verhandelte, weil die neu einge-
führte Grazer Münze als solche noch wenig Absatz hatte,
wahrend ihm in Pettau der altbewährte und weit ver-
breitete Friesaeher Sehlag zu Gebote stand. *<>)
Die Uebereinkunit mit Erzbischof Eberhard dauerte
nur wenige Jahre und wurde spätestens durch den Tod
des Herzogs (f 1230) gelöst, denn dessen Nachfolger
Herzog Friedrich der Streitbare suchte den Münzgewinn
zu einer einträglicheren Einnahmsquelle zu gestalten.
Schon im Jahre 1232 werden Grazer Pfenninge genannt,
welche fortan eine Mittelstellung zwischen den Wiener
und Friesaeher Geprägen einhielten. Rasch müssen die
Miiiizerneuerungen auf einander gefolgt sein, und schwer
hat das Land diese Last getragen. Als darum 1237 die
steirischen Ministerialen als Wortführer des Landes von
Kaiser Friedrieh IL eine Bestätigung und Erweiterung der
verbrieften Landesfreiheiten erwirkten, erbaten sie sich
unter Anderem die Vergünstigung, dass in Hinkunft die
Miinzerneuerung, welche man als liscalisehe Massrege]
schier alle Jahre habe erdulden müssen, vom Beirat h der
angesehensten Landherren abhängig sei. Ueberdies sollte
die derart erneuerte Münze mindestens auf 5 Jahre hinaus
bei gleichem Schrote bleiben. n) Man sieht die Steiermark
») Wie Pichler meint, Rep. III, 24.
10) Vgl. meine Pettau-Friesacher in der Num. Zeitschrift II.
s. 496 (8. :; «I. 8. \.
ü) lieber die Tragweite dieser Bestimmung und die ferneren
Schicksale derselben, s. meinen Aufsatz über die steirischen Land-
254
A. Luschin-Ebengreuth : Beiträge zur Miinzueschirhte
(und das Gleiche gilt auch von Qesterreich) wurden zu
Zeiten des letzten Babenbergers von rasch wechselnden
landesherrlichen Geprägen tiberflntbet Aber es fehlt bis
jetzt noch an Anhaltspunkten, um irgend eines der zahl-
reichen unbestimmbaren süddeutschen Gepräge des XIII.
Jahrhunderts diesem Fürsten mit Wahrscheinlichkeit bei-
zulegen, und so ist denn zur Stunde nicht ein Pfenning be-
kannt, welcher das Andenken an Friedrich den Streitbaren
in uns wachrufen würde. Ebenso wenig sind bisher Münzen
aus der Zeit der ersten Reichsstatthalterschaft nachgewie-
sen worden, die K. Friedrichll. in den Jahren 1236 L239
nach Aechtung des Landesfürsten eingesetzt hatte. Der
zweiten hingegen, welche nach dem Tode des Her/
Friedrich II. in der Leitha scblacht (IT). Juni 1246) begann
und bis gegen 1251 dauerte, möchte ich einen seltenen
Pfenning beilegen, den Dannenberg «-ms dem Eggerischen
Verzeichnisse des Fundes von Völgyi - Fallt veröffent-
licht h.'tt :
3. +S(Ch)ILT-VON-STGIR [n einem einfachen
Kreise, den aussen ein Perlenstab umgibt, der
Panther nach rechts.
Rs. Thorbogen, welcher ein gekröntes Haupf bedeckt
und zu beiden Seiten von Zinnenthürmen über-
ragt wird, oberhall) ein wachsender Adler. Das
Ganze umgeben zwei einfache Kreislinien zwi-
schen welchen Spuren von Sternchen sichtbar
sind.
Berliner Blätter V, S. 296 ff. und Taf. LXIII,
N. 17. G. 17/19 Mm., w. 0-76 Gr.
handfesten im 9. Heft der Beiträge z. Kde. steierm. Geschq. 1872,
S. 136, 147 ff. (S. A. 20, 31 ff.)
Steirmark im Mittelalter.
255
Innere und äussere Gründe leiten mich bei dieser
Annahme. Dass das Stück nach Heiner ganzen Erscheinung
in die Mitte des XIIL Jahrhunderts gehöre, hat schon Dan-
nenberg mit richtigem Blick erkannt. Höchst auffällig sind
nun Umschrift und Darstellung. Das Bild des Münzherrn
tritt zurück und fällt der mangelhaften Rückseite zu, 12)
dafür erscheint um so deutlicher das Pantherthier mit der
Erklärung in der Volkssprache, dass dies das Landes-
abzeichen sei. Die Münze erhält dadurch ein gewisses
ständisches Gepräge und stimmt so recht zu den Zeitver-
hältnissen um das Jahr 1250, da sich die Ministerialen als
die eigentlichen Vertreter des Landes betrugen, Gesandt-
schaften an den fernen Kaiser wegen Ernennung eines
neuen Landesherrn absandten und schliesslich sogar die
Handlest c Herzog Ottokar's vom Jahre 1186 durch den
bedeutsamen Zusatz fälschten: Si dux idem sine filio
decesserit, ministeriales nostri ad quemeunque velint
divertant. 13)
Gehört der Pfenning mit „Schilt von Steir" der zwei-
ten Reichsstatthalterschaft (1246 — 1251) nicht an, so wird
Juan das gekrönte Bild wTohl auf den König von Ungarn
und dessen Herrschaft über die Steiermark beziehen
müssen.
'- Diese Sitte taucht gleichzeitig auch in Österreich auf, vgl.
z. \>. den Pfenning, welcher den Namen des Kaisers auf der gewöhn-
lich undeutlichen Rückseite trägt in meinen Wiener Pfenningen,
Taf. III, Nr. 7 1. Dabei blieb es dann zeitweise auch unter König
Ottokars Regierung.
i ■■) Lieber die Zustände in Steiermark zur Zeit des Zwistdien
reichs, vgl. dm Anm. 11 genannten Aufsatz, S.138 ff. (S. A. 22 ff.)
und die Abhandlung von Krones im 22. Hefte der Mitth. d. histor,
Vereines f. Nuin. S. 1 1 \'\'.
256
A. Luschin-Ebengreuth: Beiträge zur Münzgeschichte
Die Episode der ungarischen Herrschaft über Steier-
mark dauert streng genommen von 1254 — 1259. Seit 1252
hatten König- Bela und Pfzenrisl Ottokar um den Besitz des
ganzen Landes gerungen, der Orner Friede vomJahrel254
führte zur Theilung und überliess den Ungarn das Traun-
gauer Erbe südlich vom Semmering. Der ungarische König
entsandte einen seiner vornehmsten Getreuen, den Stefan
Subic, Ban (Herzog) von Dalmatien, Croatien und Slavo-
nien, Grafen von Brebir u. s. w., als Landeshauptmann
in die Steiermark, welcher dieselbe durch mehrere Jahre
verwaltete.
Ans der Zeit der Amtsführung des Bans Stephan hat
sich ein merkwürdiges Gepräge erhalten:
4. Durch eine Lilie, deren Schaft geteilt und bogen
förmig nach beiden Seiten hin ausgeschweift ist,
wird das von einem glatten und einem Perlen-
kreise umschlossene innere Feld der Münze in
drei Theile zerlegt. Neben der Lilie erscheinen
zwei Punkte und zwei Wappenschilde, und zwar
rechts der ungarische mit vertieftem Doppelkreuz^
links zwei Linkspitzen. Im Räume unter der Lilie
ein gekrönter Kopf zwischen zwei sechsblätteri-
gen Rosetten.
Ks. Adler, vermuthlieh umgeben von zwei einlachen
Kreislinien, zwischen welchen Spuren vonKreuz-
chen bemerkbar sind. Gebrochen, aber ohne
Schaden der Zeichnung wieder zusammengefügt.
Ist von dünnem Blech, so dass das Gepräge der
Hauptseite zum Theil auf der Rückseite vertieft
erscheint, Vierschlag.
G. 17,19 Mm., w. 0-74 Gr. — Taf.VIII, Nr. 5.
Steiermark im Mittelalter.
257
Dies Münzchen habe ich im Jahre L863 aus der
Maretich'schen Sammlung ersteigert, in welcher es (Bd. 1,
Nr. 6077) nach Oesterreich gelegt, und dem Herzoge
()tt<»kar (f 1193!) zugeschrieben war.
Jahrelang blieb das Stück unter den uneingetheilten
Münzen meiner Sammlang. Ein Zufall, welcher mir im
günstigen Augenblicke die Abbildung des Siegels zuführte,
dessen sieh Ban Stephan während seiner Thätigkeit in Steier-
mark bedient hatte, löste endlich das Räthsel. Vergleicht
man die auf Tal'. VIII, Nr. 4 aus einer CbmerschenPublica-
tion 1*) wiederholte Zeichnung des Siegels mit der Münze, so
erscheint dieselbe ebenso sicher bestimmt, als ob sie Um-
schriften tragen würde. Die Prägeweise spricht für eine
innerösterreichische Münzstätte, der gekrönte Kopf und
der Schild auf dem Ehrenplätze, weisen auf einen ungari-
schen König, in dessen Namen der Pfenning durch den
Inhaber des zweiten Schildes, das ist durch den Ban Ste-
phan von Slavonien gesehlagen wurde.
Ban Stephan, den die Reimchronik den Herzog von
Agram nennt, verwaltete die Steiermark während dw
Jahre 1254—1258 und in dieser Zeit ist der obstehende
Pfenning, verinuthlich zu Graz, gemünzt, worden.
Im Jahre 1258 kommt der ungarische Thronfolger
Stephan (V.), dem bereits der Königstitel beigelegt wird,
ins Land, um dessen Regierung alsbald selbst zu Oberneh-
men. Ende Mai 1259 hält er als Herzog von Steiermark
• in offenes Landtaiding zu Graz, das in einer gleichzeiti-
gen Urkunde als das erste des Herrn Stephan bezeichnet
• *; Urk. zur (•. v. Oesterreich u. s w. .-ins den Jahren L246 l»is
L300. Fontes Rer. Austr, Diplom, et Acta, Bd.I, Anhang, Abbildung
Nr. 25.
258
A. Laschin -Ebengreuth : Beiträge zur Münzgeschichte
wird; December 1259 wird die ungarische Fremdherrschaft
durch den missvergnügten Landesadel gestürzt.
Der kurzen Zeit der Regierung König Stephan's über
Steiermark 1258/9 gehört folgende Münze an:
5. +R6X STHQPHTiH— VS. Gekröntes Brust-
bild zwischen zwei Thürraen.
h's. Olmc sichtbares Gepräge. Beschrieben und abge-
bildet von Dannenberg in den Berl. Bl, \\ 296
und Tutel LXIII, Nr. 1»'..
G. 19/20 Mm., w. 0-79 Gramm. Die bei Dan-
nenberg nnsicbern Buchstaben -- VS sind auf
meinem Exemplare ganz deutlich.
Die Steirer erwehrten sich L259 60 der Ungarn durch
Anschluss an den König Ottokar von Böhmen, in deg
Heere sie die Entscheidungsschlacht von Kroissenbrunn
mitkämpften und dessen Reiche sie dann durch 16 Jahre
angehörten. Auf die Münzgeschichte der Steiermark wäh-
rend dieses Zeitraumes werde ich bei Gelegenheit der Be-
schreibung des Fundes von Völgyi-Faln drs Nähern ein-
gehen. Für heute sei nur folgendes Stück noch mitgetheilt:
«'». + ÖG & GRGIX». In einem breiten Ringe, den
aussen ein Perlenstab umgibt, ein einfacher
Adler.
l{s. Der steirische Panther nach rechts, umgeben von
einer einfachen Kreislinie und von einem Kranz
von Sternchen. Vierschlag.
<;. L8y 1(.» Mm. w. 0*9 Gr. in meiner Sammlung.
Zwei andere Exemplare ohne Bückseite im steir.
1. Joanneum (1866 zu Luttenberg gefunden) und
im k. k. Münz- und Antikencabinet zu Wien. Die
irk Im Mittelalter.
259
Vorderseite abgebildet in Pichler's Repertorium
(1. Bteir. Münzkunde III. Taf. [, Nr. •'•
Das Stück wird durch den Panther und durch den
Fundort unzweifelhaft bestimmt. An Greiz in den reussi-
schen Landen kann nicht gedacht werden, die Umschrift
GUaiZ ist ein Stempelfehler für GRETA. Ich werde
später zeigen, dass die Eisenschneider in der Grazer
Münze zu Zeiten der böhmischen Zwischenherrschaft häufig
Fehler in die Umschriften brachten. Vorliegenden Stempel
kann übrigens sogar einThltringer gefertigt haben, welchen
die Erinnerung an sein heimatliches Greiz irreleitete. Er
wäre nicht der erste, den König Ottokar in der Steiermark
beschäftigte. Ich brauche bloss auf den Notar „Helwig
de terra Thuringiae nationis trahens originem" hinzuweisen,
dem wir die Anlage des werthvollen Hubbuches vom Jahre
1265 verdanken.
Graz, December 1879.
260
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
XX.
Die österreichischen Goldgulden im XV. Jahr-
hundert.
Stadiei
Di-. C !ar] Schalk.
Bald nachdem Erzherzog Albrecht VI. die Regierung
in Oberösterreich angetreten hatte, das ihm aus dem Län-
derbesitze dt'* Ladislaus Posthumus zugefallen war, liess
er eigene Münzen prägen.
Die älteste uns erhaltene Mttnzinstruction dieses
Fürsten dal i rt vom 13. Juli 1 458 i) and gehl bezüglich der
Goldguldeu dahin, dass der Münzmeister sie zu 18' .Kamt
fein, und 104 Stück auf 1 i ,, Frankfurter Mark Rauh-
gewicht ausbringen solle, „als dann das mit den Frank-
furtern und andern guidein desgleichen gehalten wirdet.0
Professor Lusehin v. Ebengreuth, welchem keine Hilfs-
quellen bezüglich der Schwere der älteren Frankfurter
Mark zu Gebote standen, berechnete unter Substituirung
der 1832 üblichen Frankfurt - Kölner Mark das Fein-
i) Chmel Material. 11, 159, Nr. 128.
Goldgulden im XV. Jahrhundert.
261
gewicht dieser Goldgulden auf 2*644 Grm. *) Es stehen uns
jedoch in der Hschft. Nr. 10612 der Wiener Hofbibliothek
Vergleichungen des Wiener und Frankfurter Mtinzgewichtes
aus dem XVI. Jahrhundert zu Gebote, welche eine genauere
Bestimmung des oberwähnten Münzfusses gestatten. Frank-
furter Mark thuet zu Wien 213 denargewicht (»der 13 loth,
1 quentchen 1 dgt. heisst es in der Hschft. auf Fol. 6*.
Nehmen wir die alte Wiener Mark nach Mufl'at's abschlies-
senden Untersuchungen zu 280-006 (rund 280) Grm. an, so
erhalten wir für die alte Frankfurter Mark eine Schwere
von 232-9737 Grm.»)
Wir können demnach den Mtinzfuss der ersten Gold-
gulden des Erzherzogs in folgende Tabelle bringen:
Linzer Prägung ddo. 13. Juli 1458.
1
<
Rauhgewicht
Feingewicht
Werth
in
österr.
8 11.
Stücken
Werth in
Silber 11.
unterVor-
aus-
setzaog
©o=
1 .V .. : 1
Kar.
Gramm
Kar.
Gramm
*
90
3iya
302-4
24
18%
232*9737
40116
324-974
- Feine
Mark
1
**
232-9737
179-573
30-923
250-501
= Rauht
Mark
:;•;;<;
**
,3/48
■>-M
0-446
3-613
**) al
18
nun 89
18
»gerundet
1
5'
») Vorschläge undErfordernissef.e. Gesch. d. Preise, L874, S.14.
30-006 x 213
• 256 '
262
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
Zur Erläuterung dieser Tafel diene: dass
1. 69 */3 Stück die Aufzahl auf die Rauhmark sind.
da 104 Goldgulden auf l*/a Frankfurter Mark gerechnet
werden. *)
2. Nach dem Gesetz vom 9. März 1870 werden 77' ,
österreichische Achtgulden-Stücke aus einem Zollpfund
(— 500 Grm.) Gold von 900 Tausendtheilen Feine an-
bracht, es gehen demnach 86*1111 Stück auf ein Zollpfand
(= 500 Grm.) fein Gold (»ooo , fein).*)
3. Mithin entsprechen 40*1 16* Achtgulden - Stücke
von 0*900 Feingehalt der feinen Frankfurter Mark von
232*9737 Grm. Schwere.
Da die Werthrelation zwischen Silber und Gold auf
dem Geldmarkte dermalen wesentlich vom Ansatz der
lateinischen Mtinzconvention abweicht, so will ich noch
eine zweite, den Indischen Verhältnissen näher stehende
Valvation der oberösterreichischen Goldgulden angeben.
Ich lege derselben den Courswerth der Napoleonsd'or an
der Wiener Börse vom 31. December 1878 zu Grunde,
und bemerke, daß 8 an diesem Tau«.1 das Silber al pari
stand.
An diesem Tage wurden Zwanzig - Frankenstücke,
die nach Schrot und Korn mit den österreichischen Acht-
gulden-Stücken völlig übereinstimmen, an der Wiener
lol X 2
4) -
3
10 X TT-.")
9 *
232-9737 X 86-1111
~500
gülden im XV. Jahrhundert. -{),)
Börse mit fl. 9-355 Papier gehandelt. Ein Kilogramm 0*900
feinen Goldes in Napoleons hatte also einen Werth von
fl. 1450025,7) ein Kilo Feingold (1000/iooo) in Napoleons
einen solchen von fl. 1011-14. s) Man zahlte demnach am
obigen Tage ein Gramm Feingold in Napoleons mit
fl. 1*61114 in Silber oder Papier, Wenden wir diesen
Ansatz auf den oberosterreichischen Goldgulden mit einem
Feingewicht von 2-59 Grm. an, wurde derselbe fl. 4-17
österr. Währung werth gewesen sein. 9)
Hinzuzurechnen käme dann noch derWerth des Legi-
rungsmetalles , welches im einzelnen Stücke ausmachte
»)-77 Grm. Die Vorschriften der Wiener Münze lassen
erkennen i°) und das blasse Aussehen der Goldgulden
des XV. Jahrhunderts bestätigt es, dass man fast ab-
schliessend Silber zur Beimischung verwendete. Da der
Einlösungspreis für ein Gramm Feinsilber 9 kr. österr.
Währung beträgt, so wäre demnach der Metallwerth des
Goldguldens von 1458 auf fl. 3.68, beziehungsweise fl. 4.24
österr. Währung festzustellen.
Den Münzinstructionen vom 20. Mai, 21. September
und 7. October 1459 *») gemäss, sollten 10-1 Goldgulden
?) 9-355 X 155.
I 150-025 x 1<>
8) .
\)
L-61114 x 2-50.
<" Vgl. »Ich Absatz XXVI indem von Kiirajaii herausgegebe-
nen Münzbuch Albrechts von Eberstorf: „Wenn das golt 18 karat
an dem strich inhallt. . in der mark ist fein golt I 2 lot vnd ist darin
silber I lot.
it; (hm. ■! Material. II, p. 170, Nr. L37.
n 180, „ 117.
n 181, „ 11-
264
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
mit einem Feingehalte von 18 Karat auf li/2 Frankfurter
Mark gehen. Darnach erhalten wir folgende Tabelle:
Ennser Prägungen vom 20. Mai, 21. September und
7. October 1459.
-3
Rauh-
gewicht
Fein-
gewicht
Werth in
Werth in
Silber-
gülden
anter
1
K. Gramm
Karat
Gramm
1
32
310-613
■2\
232-9737
10-1232
324-9979
= Feine Mark
24
232-9737
18
174-72
30-091
243-707
= Rauhe Mark
3-36
2-52
0-434
3-515
1
Am 31. December 1878 hätte ein Goldgulden di
Prägung einen inneren Werth von II. 4*06 (rail Hinzurech-
nung von 7« 8 kr. österr. Währung für 084 Grm. Legirungs-
metall von fl. 4-i:5> t) gehabt. »»)
Als Mtlnzmeister werden genannl für die Prägung vom
13. Juli 1458 Ilannsman Weyland von Wesel, im Jahre
1459 am 20. Mai Hanns Weyland von Besel, Hanns Wolf
und Hanns Pickelstainer und am 21. September und 7. Octo-
ber Ulrich Singer, Hans Bickelstainer, Ludwig Gsell und
Hans Jeger.
'2) 1-61114 x 2-52.
Goldgulden im XV. Jahrhundert.
265
[nwiefern diese Mttnzinstructionen auch wirklich zur
Ausführung gelangten, ist mir nicht bekannt, die Münzen-
sammlung des Allerb. Kaiserhauses in Wien besitzt keine
Goldgulden Albrecht VI. Später als Albrecht VI. scheint
Friedrich IV. an die Ausprägung von Goldgulden gegangen
zu sein, zunächst wohl in der Münzstätte Graz, wo 1468
als Münzmeister Hans von Wesel**) erwähnt wird, »*) der
früher in den Diensten Albrechts, Münzmeister zu Linz
(1458) und zu Enns (1459) gewesen war; ein Exemplar
dieser Prägung befindet sich nach Prof. Luschin's gütiger
Mittheilung in der Sammlung des Joanneum zu Graz.
Ich gehe nunmehr zu den von Kaiser Friedrich III. in
der Neustadt geschlagenen Goldgulden über, von welchen
ein Exemplar unlängst (S. 117 dieses Bandes) durch Herrn
v. Kolb veröffentlicht worden ist.
Es scheint, dass im XV. Jahrhundert vor dem Jahre
1469 in Oesterreich unter der Enns keine Goldgulden
ausgemünzt wurden. Für gewiss dürfte das rücksichtlich
Wiener-Neustadt gelten, wo man 1469 nicht einmal einen
geeigneten Münzprobirer hatte und sich darum bittweise
um Aushilfe nach Wien wenden musste. *5)
Im gedachten Jahre erliess jedoch der Neustädter
Rath eine Kundmachung, dass durch den kaiserlichen
Mtinzmeister Erwein vom Steg neue Münzen geprägt
werden würden, unter Andern auch guidein, welche mit
i«) Hans von Wesel erscheinl nach einer Urk. des Wiener
Stadt-Arch. Sign. '- us4 im Jahre L484 als Münzmeister zu Wien;
aus demselben Jahre d.-itiri ein Verhaftsbefehl gegen ihn, eben da
Sign. l4/l48V
'* Chmel Reg. Frid. 5413.
'• Böheim II. Chronik v.Wr. Neustadt 1, L62 und Chmel
Friedr. Nr. 618
is
266
Dr. Jvu-l Sclmik: U-e D-iteir&icbischen
„gewicht garat und aufzahl auf bederlcy nemlich auf das
hungrisch und rainisch gold • • geen sullen". *•) Diese
Stelle liesse nahezu darauf schliessen, dass in der Neustadt
ausser Goldgulden damals auch Ducatcn (ungarische
Goldgulden) gemünzt werden sollten, doch werden wir am
Schlüsse eine andere mehr zutreffende Erklärung der-
selben geben. Böheim, der verdienstvolle Chronist von
Wiener-Neustadt, weiss zwar von rheinischen Goldgulden,
welche 1470 geschlagen worden seien, zu berichten,
unterlässt aber leider jede Angabe über deren Korn und
Schrot.
Dagegen besitzen wir die Münzinstruction des Kaisers
vom 24. Mai 1 173, <•') in welcher dem Münzmeister Hans
vom Steg aus Marburg die Ausbringung von 85 Goldgulden
auf die bSl . karätige Wiener Mark vorgeschrieben wird.
Nach diesen Angaben ergibl sich für die Wiener
Neustädter Prägung vom 24. Mai 1473 folgende Tabelle :
Aufzahl
Rauhgewicht
Karat Gramm
Feinere wicht
Karat Gramm
110««»
85
31 »/.,
363-261
24
280-
24
280-006
IS 1 ..
215
»Vgl
3-294
2-539
Feine Mark
Rauhe Mark
i«) Büheini 1, 160.
17) Chmel Mon. Ilabsb. 1/2 223, Nr. 58.
Ooldgulden im XV. Jahrhundert.
267
Wollte man dem durch Rechnung gefundenen Fein-
gewichte den Werth nach den Ansätzen der Lateinischen
Mtinzconvention (1 Grm. Feingold = 1*395 fl. Silber) zu
Grunde legen, so würde man 3 fl. 54 kr. österr. Währung
erhalten. Ich füge jedoch zur Veranschaulichung abermals
die Reduction auf den Wiener Börsencours der Napo-
leonsd'or vom 31. December 1878 bei, weil diese dem
gegenwärtig bestehenden Werthverhältniss zwischen den
Edelmetallen besser entspricht. Da nach diesem Conrse
sich 1 Grm. Feingold auf 1 fl. 61 kr. österr. Währung
stellt, so wäre das Feingewicht der Goldgulden von 24. Mai
1473, dermalen auf 4 fl: 09 kr. österr. Währ., mit Berück-
sichtigung des beigemengten Silbers (0-75 Grm.) auf
4 fl. loi/a kr. zu veranschlagen.
Das von Herrn v. Kolh auf directem Wege durch
Wägung gefundene Gewicht eines Wiener -Neustädter
Goldgiddens König Friedrich III. (3*31 Grm.) weicht nur
um die Kleinigkeit von 0*02 Grm. von unserem durch
Rechnung ermittelten Ergebnisse (3-29 Grm.) ab, und
dieses Minimum kann durch das gesetzlich zulässige Reme-
dinm ganz befriedigend erklärt werden.
Dem ungeachtet darf aus dieser Uebereinstimmung
allein nicht geschlossen werden, dass derselbe gerade
dem Jahre 1473 angehört, da man ja schon 1470 oder
später (die Wiener-Neustädter Münze bestand bis gegen
1 1:85) nach diesem Münzfusse geschlagen haben kann.
Dass die Goldprägungen Erzherzog Albrecht VI. und
Kaiser Friedrich III. nach Gewicht und Gehalt einander
nahe stehen, lehrt ein Blick auf die vorhergehenden Ta
hellen. Heide Herrscher schlössen sich im Typus und
Münzfuss {\vv rheinischen Ausprägung an. Es ist jedoch
iür den Kaiser ehrend, dass er die von Alhreeht VI.
268
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
begonnene verdeckte Untermünziing, welche das Gewicht
beHess, aber das Gold herabsetzte, autgab, und wieder auf
den früheren Feinhalt zu rück griff. Das Schrot und Korn
der Wiener-Neustädter Goldgnlden Kaiser Friedrichs von
1473 blieb dann lange Zeit nahezu unverändert. Das Korn
hielt noch die Münzordnung Kaiser Maximilian I. von 1512
fest, 18) im Schrot trat hingegen eine kleine Verringerung
ein, fortan sollten 85*/a rheinische Gulden aus der rauhen
18'/;. karätigen und 110" ,_> Stück aus der feinen Wiener
Mark ausgebracht werden.
Münzordnung von 1512.
Aufzahl
Rauhgewicht
Feingewicht
Karat
hihi
Karat
Grat
Peine Mark ....
lion |a
3-259
24
006
Rauhe Mark . . .
85%
24
1-006
IS! 8
215-802
1
;;-:.7r>
'V,7,
2-524
An die Untersuchung über die in Oesterreicb nach dem
Muster der rheinischen Goldgulden geschlagenen Gulden
dürfte sich, wie ich glaube, nicht unpassend eine Ueber-
sicht über den Cours anschliessen lassen, den die col-
lectiv als rheinische bezeichneten Goldgulden in Oester-
reicb int Laufe dc^ XV. Jahrhunderts hatten. Ich bemerke
dabei, dass man in den offiziellen, wie in den Marktansätzen
l8) Luscliin, Vorschläge und Erfordernisse, 8.
31.
Goldgulden im XV. Jahrhundert.
269
zwischen den Guldenarten, was die Prägestätten betrifft
(Frankfurter, Nürnberger, Neustädter, Ennseretc.), keinen
Unterschied machte, »») und schicke zum besseren Verständ-
nisse des Ganzen eine tabellarische Darstellung des Mttnz-
fusses der eigentlich rheinischen Gulden voraus; vgl. dar-
über auch Hanauer Etudes öconomiques sur PAlsace
ancienne et moderne t. I des monnaies pag. 4G0 und 1F.
Ich beginne mit dem am 12. Juni 1425 eingeführ-
ten Mtinzfusse20) der in seinen Bestimmungen in den
Jahren 1437 und 1444 erneuert wurde. Nach diesem
Münzrecess sollten 100 Stück auf ly, 19 Karat feine
Kölner Mark gehen.
Münzfuss des Jahres 1425, erneuert 1437 und 1444.
Aufzahl
Rauhgewicht
Feingewicht
Karat
Gramm
Karat
Gram in
Feine Mark
«4 Vi 9
30»/19
2Ü.V3418
24
233-8123
Rauhe Mark
66«/a
24
233-8123
1!>
185*1014
1
%«
3-507
ü7/2oo
2-7765
*9) Mir ist eine ein/ige in Wr. Neustadt am 26. Sept. 1 163
-teilte Urkunde, Chmel. Reg. Frid. Nr. 4027, bekannt, welche
davon scheinbar abweicht, indem sie LO Nürnberger Gulden gleich
LI rheinischen Gulden ansetzt. Allein dieselbe bezieht sieh ihrem
rechtliches Inhalte nach auf ein Geschäft, das Nürnberg betrifft, und
widerspricht darum der von mir aufgestellten Regel keineswegs.
-" Hegel, Städtechroniken, l. IM.. i>. •_':;."».
270
Dr. Karl Schalk: I)ie österreichischen
Im Jahre 14(14 21) wurde unter Beibehaltung des Korns
das Schrot der Gulden vermindert, es sollten fortan L03
Stücke auf 1 »/- Kölner Mark gehen :
- *- — — — - &'
Mtinzfuss des Jahres 1404.
Aufzahl
Ranhgewicht
Feingewicht
Karat Gramm
Karat Gramm
Feine Mark
3418
l'l
Rauhe Mark
24
1!»
185*101 !
1
3-405
2-695
Die oben besprochenen oberösterreichischen Prägun-
gen fallen der Zeit nach v<>r die Verschlechterung dv±
Münzfusses in Deutschland vomJabre 1464. Dennoch sehen
wir, dass der hoste oberösterreichische Münzfuss jener
der Linzer Prägung vom Jahre 1458 nach Koni andSchrol
schon schlechter ist als der deutsche *\r> Jahres 1 164.
Der MUnzfuss der rheinischen Gulden von 1464 wurde
lu Jahre später im Münzabschiede /wischen den Kur-
fürsten von Mainz, Trier und Pfalz und dem Herzog zu
Jülich erneuert."-')
2|) Hegel, Stadteehroniken 5. Bd., p. 429.
8*) Hirsch. Deutsches Münzarchiv, 7. Bd., p. 43. I>ie Angabe bei
Hirsch, dass 103 Gulden auf 2 köln. Mark gehen sollen, ist in Folge
der Nachweisungen Hegel's für eine analoge stelle auf einen Lese-
fehler zurückzuführen.
Goldguldin im XV. Jahrhundert.
L>71
Die Münzeinigung der vier Kurfürsten am Rheine vor
15. November 1490 8S) setzt den Münzfuss fest wie folgt:
Der Münzmeister soll 181/., karätige Gulden schlagen,
remedium bleibt ausgeschlossen, „die mischonge sali syn
aloy vierdehalb grat an der marck wyss und zwey roth,
und derselben gülden sollen hundert und sieben uff andert-
halb cöllnisch marcke gewigen geen:
Münzfuss des Jahres 1490.
Aufzahl
Rauhgewicht
Feingewicht
Karat
Gramm
Karat
Gramm
Feine Mark
92*o/s7
31Vs7
303-3241
24
233-8123
Rauhe Mark
7iy3
24
233-8123
1S1,
180-2303
i
3,iio7
3-2777
»"Ali
2-5265
Wir kommen nun zum Cours der rheinischen Gold-
gulden in Wiener Pfenningen.
Ich wähle auch für diesen Gegenstand die Form einer
tabellarischen Uebersicht und bemerke zur Vervollständi-
gung, dass Luschin in seinen öfter erwähnten Vorschlägen
und Erfordernissen für eine Geschichte der Preise in
Oesterreich auf S. 26— 31 eine ähnliche Uebersichl i\^^
Courswerthes der rheinischen Gulden in Btschkreuzern für
die Jahre 1420—1512 geliefert hat.
• Hirsch I. c. p. 19.
272
Dr. Karl Schalk; Die österreichischen
s
3
e«
G
Cours des rhein.
Guldons in
Wiener Pfen-
ningen
Cours des ung.
Goldguldens am
seihen Tage
Valvation
der
rhein.
Gulden
in ung.
Gulden
Angabe
der Quelle
Werth
eines
rhein.
Guldens
in ung.
Gulden
Ann.
kung
Offlc-
Cours
Markt-
Oours
Offic-
Cours
Markt-
1438
5 ß dl.
hß 2 dl.
Kammeramts-
Rechnung im
Wiener Stadt«
arch. l Fall
K. K.
U41
'7io
5 ß dl.
6/? 25 dl.
Chmel Mat. I.
Urkundenb. 2
Abtheilung
Nr. 15
1 rhein. 11.
1453
Für 4
rhein. tl.
:i ung. tl.
Chmel
Fnd. N
und
archiv Hschft.
Nr
1 rhein. fl.
= 0*75
ung. H.
1455
5025 dl.
K. K.
1456
'75
|. ^' «11.
1 11. rhein.
K. R. 1 Fall
. _'l 17«;
1 rhein. 11.
ung. fl.
14fi0
13/»
Emis-
sions-
«curs
lp'lödl.
3 (7 (11.
Gp' dl.
15--' ,;<ii.
Ebend
ach in
den fönt. rer.
aust. II r.
p. •_'!!» Nr. lüi)
1 rhein. 11.
ung. fl.
1 rhein. fl.
ung. rt.
Z« it der
■ 1er-
linge.
Einfüh-
der
Pfenninge
mit dem
Kreuze.
Goldgulden im XV. Jahrhundert.
Till
s
Cours des rhein.
Guldens in
Wiener Pfen-
ning
Cours des ung.
Goldguldens am
selben Tage
Valvation
der
rhein.
Gulden
in ung.
Gulden
übe
der Quelle
Werth
eines
rhein.
Guldens
in ung.
Gulden
Anmer-
kung
Ol'lic-
Cour8
Markt-
Cours
Offic-
Markt-
Cours
1461
In diesem Jahre herrschte wegen der
Janssen,
Brief
vom
durch den Bürgerkrieg in < Österreich ver-
ursachten Störung in den Handelsbezie-
E rankfurts
Reichscorre-
sponden/. 11,
*/ll
hungen Wiens mit Frankfurt am Main in
Wien Stückemangel an rhein. Gulden, wie
aus einem auch für die Geschichte des
Wechsels interessanten Briefe hervor-
geht.
p. 197 Nr. 306
1463
4fl. rhein.
Liehnowsky
1 rhein. fl.
"7.
=3fl.ung.
VN, Reg.
Nr. 73-1
= 0-75
ung. fl.
1464
6£22*/*dl
Iß 10 dl.
weisse
Münze
Luschin, Vor-
schläge, p. 28
K. R. ■_» Falle
1 rhein. fl.
= 0-75
ung. fl.
1465
7/JlOdl.
K. B. 1 Fall
1466
7 ß lodl.
K. R. 1 Fall
»Vi
7 ^ 10dl.
9 ß 10 dl.
Ghmel. Reg.
Frid. Nr. 4419
1 rhein.fl.
: 0*7857
ung. 11.
•7,
Iß 10dl.
-,J 15 dl.
f» fl. rhein.
= 4fl.ung.
Ghmel Reg.
Frid. Nr. 1466
K. R. 1 Fall
Lusohin, Vor-
schläge, S. 28
1 rhein. fl.
= 0-8
ung. 11.
274
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
s
s
s
Q
Cours des rhein.
Guldens in
"Wiener Pfen-
ningen
Oours des ang.
Goldguldens am
selben Tage
Valvation
der
rhein.
Gulden
Gulden
Anuabe
der Quelle
Werft
eines
rhein.
Guldens
in ung.
Anmer-
kung
Offic.-
Markt-
Coura
Offic. -
( lours
Markt-
1469
30/
1 S dl.
l S dl.
10/Jdl.
Hof- u. Staats-
archiv
Suppl.
Nr. 419
Fol.
Chmel
Frid. V
1 rhein. fl.
fl. = 0-8
1471
l R dl.
!
K. K. l Fall
1 rhein. B.
und
1472
1 S dl.
8777 11.
Chmel
K. i:.
Ung. fl.
1471
l 8 dl.
1 ff 10 dl.
K. U.
Je 1 Fall
1475
Tß 22 dl.
1 « dl.
K. U. 1 Fall
2 Fülle
1476
l B dl.
1 rhein. fl.
=3ung.fl.
K. EL 3 Fälle
Lnschin, Vor-
Bchl ige P- - •
1 rhein.
ang. fl.
Goldgulden Im XV. Jahrhundert.
i?7f>
s
Co urs dos rhein.
Guldens in
"Wiener Pfen-
ningen
Cours des ung.
Goldguld
Tage
Valvation
der
rhein.
Gulden
in ung.
Gulden
Angabe
der Quelle
Werth
eines
rhein.
Guldens
in ung.
Gulden
Anmer-
kung
Cours
Markt-
Cours
ntiic-
Cours
Markt-
( 'ours
1479
92 rhein.
fl. = 69
ung. fl.
1 rhein.
= 0-75
ung. fl.
Also auch
1 rhein. fl.
3 ung. fl.,
denn
■1 X 23 = 02
3 x 23= 69.
1 E dl.
1 « >, J 1 0<1 1-
K. B. 6 Fälle
1 rhein.
: 0-774
ung. fl.
ll.si
1 E dl.
KV' 10(11.
K. R. 7 Fälle
Die rhein.
Gulden ge-
Verkehre
1485
10226.1.
1 ff dl.
K. R. 46 Fälle
K. R. 1 lall
die < i
band über
die ungari-
schen in
D
Br Stadtkämmerer Jörg Prower in
"Wien.
Von ung.
Wien verrechnet in den Ausgaben dieses
Gulden
Jahres unter der Rubrik „Abganng auss-
sind nur
23 Cours-
ausätze tüi
wurff und nachlas": Item so hab ich von
den stewrherren und auch in annderrm
1485 vor-
meinem vorgemelltcn innemen emphann-
] Yllll'WlIll gülden reinisch unnd
handen.
Dieselbe
Thatsache
die auf mich geschribn ye ainen umb
[nämlich
I B dl.; davon hab ich wider zu phundoi,
ausgeben Xl( und L fl unnd bey Sigmun-
steigende
Beliebtheit
der rhein.
dun Auman [wohl ein offizieller Haus-
Gulden]
genossen - Wechler] gcwechsslt ungever-
licfa bei Cfl, 1 per VII ß XXII, unnd die
ergibt sich
auch aus
Tichtels
ubermass, so in sum bringet VI IAX1III
buch
il. albeg ain amh X\\J XX dl., facil der
tont. ror.
l/l.
abganng XXXI 8 im ß x dl.
I >Ii effeel 1 tnteinnahmen olmo
lenzen beliefen sich In diesem Jahre
auf 4995 8 6^1 dl., also partieipiren die
rhein. il. mit einem Werthe von 1924 tl.
19 M B mit »/„ 38-51 der Gesammt-
Mi in nie.
276
Dr. Karl Schalk : Die österreichischen
9
3
P
Cours des rhein.
Guldens in
Wiener Pfen-
ningen
Cours des ung.
Gold-uldens am
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Valvation
der
rhein.
Gulden
in ang.
Gulden
Ang
Quelle
Werth
rhein.
Guldens
in ung.
Gulden
AlllI:
kun:
Offic-
Coura
Markt-
Coura
Markt-
Cours Cours
1486
1 Fl dl.
7 020 dl.
7 022 dl.
7 025 dl.
10010dl.
70 rhein.
52 */j
nag. H."
K. K. 1 Kall
K. R. 11 Fälle
für de i:
• in. tl.
K. R. 1 Fall
K. K. 1 Fall
K. 11. 1 Fall
1 rhein. tl.
ung. fl.
1 rhein. fl.
= n-771
in der
tein-
nahme
ersrheinen
2907 rl
ll. und nur
261 in.
Werth
1« tztere •
!
lo dl.
1 1 ■
sammteln-
uahme
Re
.-
■
55 dl.
1487
1188
l S dl.
7026 dl.
162 fl. ung.
7 ß 20 .11.
bezahlt
mit 210 ll.
rhein.
50 dl.
K. K. 3
K. R. 1 Fall
K. R. 1 Fall
1 rhein. 11.
uug. fl.
iiut-
hme
darunti
l 189 rh< 1
im Wei
1 ff dl.
K. B. 7 Fälle
Goldgulden im XV. Jahrhundert.
'211
6
a
( lours ilcs rhein
Gulden in
Pfen-
ningen
Cours des ung.
Goldguldens am
sclbeu Tage
Valvation
der
rhein.
Gulden
in ung.
Gulden
Angabe
der Quelle
Werth
rhein.
Guldens
in ung.
Gulden
Anmer-
kung
Offic-
( 'ours
Markt-
Cours
Ofiic.-
Coura
Markt -
Cours
1401
1 rhein. fl.
= 3 ung.il.
Hof- u. Staats-
arohiv Hdsch.
Nr. 894
1 rhein. fl.
= 0-75
ung. fl.
L493
1 ff dl.
K. B. 9 Fälle
1494
1 ff dl.
K. lt. 3 Fälle
die Rechnung
ist nur frag-
mentarisch
erhalten
1495
1 ff dl.
K. B. 3 Fälle
1 rhein. fl.
= 0-7272
ung. fl.
1497
1 ff dl.
1 ff dl.
Ittdl.Sß
K. B. 1 Fall
Consistorial-
archiv in Wien
fasc.VII] Bru-
derschaften
Nr. 3, p. 3
149*
1 ff dl.
K. B. 1 Fall
1 199
i B dl.
K. B. i Fall
da
kliohe I
• buchha
der Ka
teriseh
oder \
iiiinranit
in Binna
- Rech nun
imen und
lezeichnen
i prlnci
Ausgabi d en
I > i 1 1 1 ausge
cheinen u
lehieden
nd nicht
278
Dr. Karl Schalk : Die österreichischen
Es erübrigt zum Schlüsse noch die Erklärung der Ver-
schiedenheit in den Ansätzen zwischen rheinischen und
ungarischen Goldgulden , welche in der umstehenden
Tabelle erscheint, denn wir finden meist vier rheinische
Goldgulden auf drei ungarische, einigemale aber auch fünf
rheinische auf vier angarische gerechnet.
Der Verkehr unterschied inOesterreich die rheinischen
Goldgulden, wie schon erwähnt, in der Urkundensprache
keineswegs nach ihrer Herkunft als Frankfurter, Ennser
u. dgl., aber er übersah demungeachtet keineswegs dies
Unstäte imWerthe, welches heim einzelnen Stücke durchs
Alter und durch die Münzstätte bedingt wurde. Wie gross
nun diese Abweichungen sein konnten, darüber belehren
uns die „Deliberationes bey einem congress zu Eycbstetl
über die goldene münz de anno 147»')", an welchem Mark-
graf Albrecht von Brandenburg und Herzog Ludwig von
ßaiern theilnahmen. 2*) In diesen heissl u. A.:
„Item des ersten findt sich das die gewicht ein rhei-
nischer gold abgebrochen sey, auf das hundert bey 1
gülden mynder dann das alt gewicht betragen hat.
„Item des anndern ist vor 30 und 40 jaren (also von
L436 bis 1446) die rheinisch münz in der zale gestanden,
das der rheinisch gülden 19 grat hat gehabt, das mag man
noch finden bey den alten gülden genannt reiner und
bey den alt rheinl. gülden, demnach ist den gülden abge-
sezt ein halb grat (also waren sie 18* 8 karatig), daruf hat
man gemünzt bis auf die jetzundigen newen münz, die die
fürsten slagen am Khein auch die Stadt Cöln durch den
von Weinsperg, die stete Bassel, Frankfurt und Nördling;
**) Hirsch, Münzarchiv 1. Bd., pag. Mo Nr, 114,
•>7Q
uiden im XV. Jahrhundert. - * •'
dasselb ncw geslagen gold sagt man, das es kaum L8 grat
trag, macht sich am hundert mynderung bey 6 gülden. u
Schon 1454 ist die Sprache davon, dass unterwertige
Goldgulden geschlagen werden in Nürnberg, Frankfurt,
Nördlingen, Basel, Dortmund, Lüneburg etc., sieheJanssen
Frankf. Reichscorrespondenz IL pag. 125 Nr. 194; die
oberösterr. Prägungen nahmen sich aber ausdrücklich
Frankfurter zum Muster.
Man sieht, wie wechselnd der Werth war, welcher
den effectiven rheinischen Gulden zukam, wie wenig sie
demnach ihrer Aufgabe, Werthmassstab zu sein, entspre-
chen konnten. Umgekehrt zeichneten sich wieder die un-
garischen Goldgulden durch ihre grosse Stätigkeit aus.
Wenn daher der Verkehr in Oesterreich das eine Mal mehr,
das andere Mal weniger rheinische Gulden auf ungarisches
Gold rechnet, so ist es offenbar, dass das Schwanken auf
der ersten Seite zu suchen ist, mit anderen Worten, dass
die Zahlungen bald in schlechteren, bald in besseren
Sorten rheinischer Gulden geleistet wurden. Die Probe für
das Gesagte ist auch leicht zu liefern.
Die ungarischen Goldgulden des Königs Mathias Cor-
vinus wiegen im Durchschnitt 3*53 Grm.~5) und enthalten
bei einem Feingehalt von 23 Karat 3*383 Grm. Feingold.
Der Ansatz 4 fl. rhein. = 3 fl. ung. begegnet uns in
den Jahren 1441, 1453, 1456, 1460, 1463, 1464, 1476,
1479, 1486, 1491. Substituten wir demselben das bekannte
i dicss das Durchschnittsgewicht, das sich aus dein
Einzelgewichte von 30 In den Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses in Wien befindlichen Goldgulden des König Mathias ergab ;
über den Peingehall von 23 Karat werde ich in einer folgenden
Abhandlung sprechen.
280
Dr. Karl Schalk: Die österreichischen
Feingewicht des ungarischen Göldguldens von 3*383 Grm.
q . o o q s. < >
Gold, so erhalten wir — — = 2-537 als Feingewicht
4
der in Rede stehenden rheinischen Goldgulden. Ks sind
also Goldgulden jenes Feingewichtes gemeint, welches n. A.
Kaiser Friedrich III. im Jahre 1473 der Wiener Neustädter
Münzstätte vorschrieb (= 2-539), und die räthselhaften
Worte der Münzordnung von 1469: diese goldgulden
sollten mit gewicht garat und aufzal auf bederley nem-
lich auf das hungrisch und rainisch gold geen, beziehen
sich offenbar auf das Verhältniss von 4 rheinischen = 3
ungarischen Goldgulden.
Der Ansatz dvs Jahres 1466: 5 rheinische h\ = 4
ungarischen fl. bezieht sich auf vollwichtige Sorten, welche
nach dem rheinischen Münzfuss vom Jahre 1464 an-.
bracht worden waren und 2*6957 Grm. Feingold enthalten
3-383 x 4
sollten, denn- = 2-6905.
Bei einem Theile dieser Ansätze linden wir, dass das
Gold in den ungarischen Gulden um ein Unbedeutendes
besser bezahlt wurde als in den rheinischen Gulden. Es
ist dies die Prämie, welche der Verkehr der beliebteren
Münzsorte willig gewährt, zum Theile auch die Versiche-
rungsprämie, welche sich der vorsichtige Empfänger bei
Zahlungen mit unsicheren Wertben ausbedingt, um für
alle Fälle sicher zu ^ehen. Der Umstand, dass in den -
Jahren des XV. Jahrhunderts der Tours der rheinischen
Goldgulden in Wiener Pfenningen verglichen mit dem der
ungarischen Goldgulden in Wiener Pfenningen ein un-
verhältnissmässig hohes wird , erklärt sich aus der zu-
nehmenden Bedeutung der rheinischen Gulden unter gleich-
Hilden im XV. Jahrhundert. ~S '
zeitiger Abnahme der Beliebtheit der ungarischen Gulden
auf dem Wiener Markte.
So zeigt die Kammeramtsrechnung von 1486 zwar noch
das alte Verhältniss von 4 rheinischen = 3 ungarischen
Gulden, indess der Silbercours der rheinischen Gulden fes!
auf 8 ß «% (1 tt .Ä) bleibt, der Silbercours der ungarischen
Gulden aber nicht diesem Verhältnisse entsprechend 10 ß
20 J>j sondern nur 10 ,5 10 v°; ist. Als Hauptergebniss dieses
Aufsatzes möchte ich zum Schlüsse die Beobachtung hin-
stellen, dass schon seit den 40er Jahren des XV. Jahrhun-
derts die schlechteren Sorten rheinischer Gulden, denen
die österreichen nachgebildet wurden, die den Werth
dieser Münzsorte im Allgemeinen bestimmenden wurden.
Nachtrag.
Zur Berichtigung' meiner Behauptung, dass man im
Verkehre in Oesterreich zwischen den einzelnen Sorten
rheinischer Gulden nicht unterschied, will ich hier nach-
tragen, dass allerdings in der Wiener K. R. des Jahres
1470 — in welchem Jahre bekanntlich in Neustadt rheini-
sche Goldgulden geschlagen wurden — unter „abgank und
awsswurff" des Jahres unterschieden werden rhein.
Gulden und rhein. Gulden mit des röm. Kaisers
sl 9 "•"
An ersteren wird bei einer Summe von 524 fl. nur
3 ri 6 ß 20 Ä, an letzteren bei 5 fl. 6 (3, und bei 22 fl. 22 ß
verloren, also beim Course von 1 rhein. fl. = 8ß/A cm Ver-
tust von 1 2*5 Percent.
<so~ Dr. Karl Schalk : Die österreichischen
Beilage.
Der Rath von Frankfurt schreibt an den
von Wien betreffs der Beschneidung* von
Gulden in Wien, 17. Juni 1428.
Originalbrief auf Papier im Wiener Stadtarchive. Sign. l*/|489.
Aussenadresse : Den ersamen wisen bUrgermeistern und
rade zu Wiene unsern besündem lieben
frtinden.
Unsern fruntlichen dinsl zütlor. Ersamen, wisen, besHn-
dem fründe uns bedtlncket, daz die gülden in diesen landen
eczwen laste besnyden werden — und wissen nocb nit von
wem das geschee — da| nun sie by irem ge[wichte] nit bliben
als billich wer, dazgesten und kauffluden, die (\v> heiligen
riehs messe und merckte by uns suchen, und auch andern
faste zu schaden komen ist und vürter komen mochte, obe
daz nit versehen würde darllmb solichen schaden by uns zu
Uersorgen, obe man möge. So lassen wir uwir erbirkeid
wissen, daz wir bestalthan, wervtirwerterby uns zu Francken-
fürd mit Franckenftirter werünge und gewicht beczalt und
geliebert werden will, daz man den beczaln sal an anser stede
wagen mit unser stede gewichte; und wilcher gnlden da-
selbs zu* lychte erfunden würde, dartiff sulde gegeben und
daz erfüllet werden, als sieh uff iglichem gebtirte; doch wem
gefuglich were zu keuffen odir zu uerketiffen nmb gülden
ungewegen, daz mochten die, die also gein einander
ulden im X.V. Jahrhundert. -od
keufften und verkeufften, von beiden syten eins werden.
Diss tun wir uwir ersamen wisbeil zu wissen in dem besten
und bidenuch auch frtintlich uwern bürgern und katiffluden
das viirter kiint zu tun, sich darnach mögen wissen zu
richten und auch, daz ir darnach lernen und ertaren wallet,
obe ir mogit, wer soliche besnydünge tbtt, dezglich on wir
auch tun wollen darnach zu richten.
Datum feria quinta post diem sanetorum Viti etModesti
martyrum, anno XIIII0 XXVIII0.
Ton uns dem rade zu Fraiickenfurd.
Aussen aufgedrücktes Papiersiegel über grünem
Wachs.
An in erkung: Die Punkte über den Vocalen sind mit Ausnahme
von jenen über y, die nebeneinander stehen, im
Originale vertikal Übereinander gestellt. Die in
Klammern befindlichen Buchstaben sind ergänzt, da
das Original, an den betreffenden »Stellen gefaltet.
in Löcher fiel, und die Buchstaben nicht mehr deut-
lich erkennbar sind.
284
A. Luschin v. Ebengreuth: Die Münzen
XXI.
Die Münzen und Medaillen der Familie Eggenberg.
Nachträge und Berichtigungen.
Voi
A. Lnscliin von ECbenfpreutk.
In den dreizehn Jahren, welche seit dem Erscheinen
meiner Schrift über die Münzen und Medaillen der Familie
Eggenberg«) verflossen sind, haben sich Nachträge und
Berichtigungen mancher Art ergeben, den Anlass zu deren
Veröffentlichung gewährt mir alter die überraschend gr<
Nachlese, welche ich kürzlich zu machen in der Lage
war. Von befreundeter Seite auf die an Seltenheiten
reiche Sammlung unseres Vereinsmitgliedes des Herrn
Adolph Meyer in Berlin aufmerksam gemacht, wandte ich
mich an diesen, und seiner Gefälligkeil verdanke ich
den grössten Theil des neuen Materials, das ich nach-
stehendveröffentliche. Ich halte mich dabei an die Reihen-
folge meiner oberwähnten Abhandlung und mache die
Nachträge durch Angabe der alten Ordnungsnummer, nach
welcher sie einzuschalten kämen und durch Beisetzung
eines a, b. . . bemerklich.
») Mittheilungen des histor. Vereins f. Steiermark , Heft XIV
(1866), S. 35—70.
und Medaillen der Familie Eggenbirg.
285
Joint n 11 Egge n bc rger.
la. JOANNES EGGENBERGER-CIVIS-
AVGVST^-i£T-22-AN-SAL • 1528 Brust-
bild.
Rs. TREW IN ALLEN LAS MIRS
GEFALLEN. Das Geschlechtswappen. Ohne
Angabe des Metalls und des Durchmessers.
Aus des Freiherrn B. von Paris handschriftlichem
Numophylacum Augustannm. Gütige Mitteilung des Herrn
Regierungsraths Dr. R. Peinlicb in Graz, welcher die
Nachricht von Prof. Dr. Luitpold Brunner, Mitvorstand des
histor. Vereines für Schwaben und Neuburg erhielt. In der
Sammlung der Stadt Augsburg selbst habe ich dies Stück
bei meinem diesjährigen Aufenthalt vergeblich gesucht.
Johann Eggenberger war der jüngere 1506 geborne
Bruder des Balthasar Eggenberger, und wurde mit diesem
1538 unter die Augsburger Geschlechter aufgenommen.
2a. Regina Eggenb e . rg er in.
Ein Brettspiel in der k. k. Ambraser -Sammlung zu
Wien, wahrscheinlich zu Augsburg um das Jahr 1530 an-
gefertigt, hat Steine mit Brustbildern, welche nach Medaillen
aus einer elfenbeinartigen Masse modellirt wurden, unter
Andern auch ein solches mit der Umschrift: Regina Eggen-
bergrin von Augsburg. — v. Sacken, Beschreibung der
Ambraser- Sammlang [I, 117, 120.
Johann Ulrich, geb. 1568, f 1634.
Ad 13. Thaler 1630.
Berichtigte Beschreibung (der Doppelpunkt hinter
DNS entfallt):
IOSVDALoDoGoDVS - GRVSEKENS
PK INS geharnischtes Brustbild 7on der rechten
280
A. Luschin v. Ebengreuth : Die Münzen
Seite, mit spanischem Kragen. Vliessorden und
Mäntel, unter dem Arme ein Eberkopf.
Rs. COMSPOSTOXSDNS - I N o E R N
HAVSN-I630 Der verzierte Wappenschild mit
dem Ftirstenhut bedeckt und vom Vliessorden
umgeben.
G.43Mm. Sammlung Meyer, Berlin.
13*. Herr Meyer in Berlin besitzt ein zweites Exem-
plar dieses Thalers mit rassischem Gegenstempel.
15*. Thaler 1631.
10 § VDAL °o DG °o DVX — CRVSEKEN
PRIX Wie Nr. 13 jedoch als Münzmeisterzeichen
eine blumenartige Figur.
Rs. COMSPOSTONSDNS — lo» ERNHAVSN
1631 Wie Nr. 1-
c. 43 Mm. Sammlung Meyer, Berlin.
Unterscheide! sich von Nr. 15 durch das Fehlen der
Ringelchen nach I). DYX und PRIN. Andererseits
erscheinen nach VDAL und (i je zwei Ringelchen.
15b. Einen dritten Stempel, der sich von I5a nur da-
durch unterscheidet, dass am Schlüsse der Umschrift der
Hauptseite zwei Ringelchen erscheinen (also PRIN:
Schult hess Rechberg, Katalog Nr. 5020.
Johann Anton, geh. L610, v 1649.
Ad 21. Ducate 1G38. Im F. 1. Wesener'schen Berliner
Numismat. Anzeiger Nr. 10 (April 1870) wurde der gleiche
Ducate als „inedirt" zum Preise von 50 Rhtl. ausgeboten.
Die Abweichung im Av. Ioan. Ant. D. G. Dux. Crvmlov
0S0A0R0 anstatt oSAo dürfte ein Druckfehler sein.
und Medaillon der Familie Eggenberg.
28'
Ad 24. Thaler L642. Berichtigte Umschrift (Rs. nach
[MP und PRINC zwei, nach der Jahreszahl ein Punkt):
& IOAN- ANT - D-G-DUX-CRUMIjO'.V •
SA -ROH- Brustbild von der rechten Seite mit
Kette und umgeschlagenem Kragen.
Rs. IMP:PRINC: AB • ECCHENBERG • 1642-
Der verzierte Wappenschild unter dem Ftirsten-
hute.
G. 43. — Sammlung Meyer in Berlin.
27a. Thaler 1643, zweiter Stempel.
& IOAN • ANT • D • G • BYK- CRVMLOV-
SAC-ROM. Wie Nr. 24.
Rs. IMP PRINC- AB -ECCHENBERG • 1643
Wie Nr. 24.
Sammlung- Br. Karg.
30». Gulden, richtiger Halbtbaler 1644.
IOAN-ANT-DGDVX-CRVMLOVII- Die
Schrift beginnt ober dem rechten Arme. Brust-
bild von der rechten Seite mit umgeschlagenem
Spitzenkragen, Harnisch, Mantel und Vliess-
ordenskette.
Rs. SA • RO • IMP • PRINC • AB - ECCHEN-
BERG-1644 Verzierter Wappenschild mit dem
Pürstenhut bedeckt und von der Vliessordens-
kette umgeben.
G. 38 Mm. w. 14-5 Grm. Uhrmacher Müller in
Graz.
31». Thaler 1644.
IOAN • ANTD-G-DÜX-CRÜMLOVII«
Wie Nr. 30
288
•hin
Rs. SA • RO • IMP • PRINCA — BECCHEN-
BERG-1G44 Wie Nr. 30». Ist eine Vereinigung.
der Hauptseite des Thalerstempels Nr. 31, mit
der Rückseite von Nr. 30.
Sammlung, A. Meyer, Berlin.
3Ga. Doppelducaien 1644.
IOAN-ANT-DG-DVK-CRVMLOVII Wie
Nr. 30».
Rs. SA • RO • IMP ■ PRINC • A -BECCHEN
BERG 1G44 Wie Nr.30a. Isl ein Goldabschlag
von dem Nr.29 beschriebenen Stempel des Vier-
telthalers.
G. 28 Mm. 2 +. Thieme, Numism. Verkehr,
3. April, Nr. :
Ad :;-. Thaler 1645. Berichtigte Umschrift. »IGANj
AKT : I) : G : DVX*CRVMLOV*SAC .
Brustbild von der rechten Seite
Rs. ROMSIMPSPRINCS— ABSECCHENBERq
Ovaler verzierter Wappenschild mit dem FUrsten-
lmt bedeckt und vom Vliessorden umgeben.
Neben dem Ftirstenhui 16—45. Zierliches Ge-
präge. — Das G am Schluss der Umschrift des
Rs. ist kleiner als die übrigen Buchstaben.
Sammlung A. Meyer. Berlin.
39a. Groschen 1647.
* IOAN ■ ANT • DG — DVX • CRVMLO:
Brustbild von der rechten Seite, unter «lern
Arme. 5 von einem Kreis umschlossen.
Rs. S-R-I-PR-AB ECCHENB 1647 Wappen-
schild zwischen V — T, oben der Fürstenhut.
und Medaillen dor Famill
-
(Unterscheidet sich von Nr. 39 durch die zwei
Punkte nach CRVMLO)
Sammlung A. Meyer, Berlin.
40\ Gulden (eigentlich Halbthaler) 1G47.
IOAX • AXT • D • G • DVX GRVMLOVII
Wie Nr. 30*.
Rs. SAROIMPPRING-AB— EGGHENBERG«
1647 Wie Nr. 30*.
(;. 36 Mm. — Sammlung A. Meyer, Berlin,
Julian n Christian, y 1710 und Johann Sey-
fried, f 1713.
Ad 60. Ducate von 1054. Berichtigung-.
Die Beschreibung im Katalog des Prinzen Biron Cur-
land versetzt die Jahreszahl unter die Brustbilder der
Fürsten.
Ad 62. Viertelthaler. Berichtigte Beschreibung.
* IOAN-CHRISTl-rE'IÖAN-SEyF:S-R-
I-P-COM-GRADIS In zierlicher Einfassung
beide geharnischte Brustbilder einander zuge-
kehrt, unter ihnen N— S, zwischen Beiden in
einer Cartouche 1655.
Rs. DVC-CRVM: ETPRINC • Aß -EGGEN-
BERG-FRÄ- Ovales Wappen, oben unter dem
Fiirstenhut V --S.
Gr. 30 Mm. — Sammlung A. Meyer, Berlin.
Ad 65. Gulden, richtiger Halbthaler 1G58 Berichtigte
Beschreibung.
* IOANCHRIST-'EIOANSEyF ■ S • K ■
IM-P-C GRADIS Wie Nr. 62, unter den
Armen W— S und die Jahreszahl 161
290
A. Luschin v. Ebengreuth : Die Münzen
Rs. ♦ DVX • CRVM • ^ • PRINC • AB ♦ EGGEN-
BERGFRATRES + Wie Nr. 62, doch ohne
Münzmeistersigle.
6. 37 Mm., w. 14-53 Grm, — Sammlung
A. Meyer in Berlin.
65*. Gulden, richtiger Halbthaler 1658, zweiter
Stempel.
Mit dem vorhergehend eD gleich, doch ist auf der
Hauptseite die Rosette zu Anfang der Umschrift durch
einen einfachen I'unki
Sammlung A. Meyer, Berlin.
67a. Fünf Ducatenstück L65
Ist ein Abschlag eines der beiden Halbthaler Stempel
vom Jahre 1658 (Nr. 65 oder 65*), befand sich in der
Sammlung Whaites (Auctionskatalog Nr. 2118) und wurde
von Dr. Trachsel erstanden.
.) oh a n n ( h ris t ia n a 11 ei n.
Ad 68. Groschen L677. Berichtigte Beschreibung
IO:CHRIST:D*G*DVX* — ♦CRVML:
PR : Ai>: Geharnischtes Brustbild mit Allonge-
perrlicke von der rechten Seite, im Arme
Rs. + EGGENBERG*S*R*I*P*C*GRADISCte*
Ovaler verzierter Wappenschild, darüber der
Fürstenhut und bogig 16—77. Inten P IL
G. 2'2 Mm., w. 1*8 Grm. — Sammlung A. Meyer,
Berlin.
70. Groschen L685.
:IO : CHRIST:D + G+DVX +-+CRVML+
PR + AB: Wie Nr. 68.
uml Medaillen der Familie Eggenberg.
291
Rs.*EGGENBERG*S*R*I*P*Gi.GRADISCte+
Wie Nr. 68 nur L685.
Sammlung A. Meyer, Berlin.
Von einfachen Berichtigungen abgesehen ist durch die
jetzt beigebrachten Nachträge die Zahl der mir bekannten
Münzen und Medaillen der Familie Eggenberg von
73 Nummern auf <s7 gestiegen.
Es erübrigt mir noch die angenehme Pflicht allen
Jenen verbindlichst zu danken, welche mir durch freund-
liche Zuwendung einschlägiger Notizen diese Vervollstän-
digung ermöglicht haben. In erster Linie muss ich dabei
des Herrn Adolph Meyer in Berlin gedenken, aus dessen
Sammlung ich den ausgiebigsten Beitrag erhielt. — Ich
glaube darum im Sinne vieler Münzfreunde zu sprechen,
wenn ich bei diesem Anlasse an Herrn A. Meyer das
Ansuchen stelle, er möge uns auch selbst einmal mit Mit-
theilungen über die Schätze seines Sammeleifers erfreuen.
An passendem Stoff zu mancherlei interessanten numisma-
tischen Arbeiten kann es ihm (nach den Proben über die
.nberger zu schliessen) nicht fehlen. Dürfte ich aber
einen Lieblingswunsch von mir ausdrücken, so würde ich
eine monographische l Darstellung der Münzgepräge Wallen-
sfeins in Vorschlag bringen.
Graz, December 1879.
292
Arnold Busson: Raitpfenning des Ti
XX IL
Raitpfenning des Tiroler Kammerraitraths
Ernest von Stahlburg.
Von
Dr. Arnold Dussoxi.
Av. Im Strichelkreis der gezierte Helm mit zwei
Adlerflügen, auf denen die Wappenfigur ange-
bracht ist. Umschrift: ERN:V:STAHLBVRG
•F:D:E:FERDI:ZV &>
Rv. Im Strichelkreis das (redende) Wappen in schön-
verziertem, sogenannten spanischen Schild. Um-
schrift: Ö S ST E Kt T [ROL:CAM E ß ■ B A IT-
RAT II *
Kupfer, Dnrchm. 23 Mm., in meinem Besitz.
Die Raitpfenninge der tirolisch landesfürstlichen Kam-
merbeamten, denen im vorstehenden Stücke ein neuer
Kammerr&itratba Ernest v. Stahlbarg.
293
Repräsentant sich anreiht, verdienten wohl einmal eine
zusammenfassende Bearbeitung mit Zuhilfenahme urkund-
lichen Materials. Sic sind in Tirol wohl am frühesten —
mindestens seit 14*. '7 — im Gebrauche. Eine Eigentüm-
lichkeit derselben, über die hier ein paar Bemerkungen
Platz finden mögen, ist ihr relativ häufiges Vorkommen in
Silber.
Im Jahre 1407 wurde den geordneten Statthaltern und
Käthen, Leonhard von Vels, Salzmair, Florian Waldauf,
Ritter, Leonard von Ernau, Vizthum in Steir und Peter
Rumel von Lichtenau „auf Geschäft kgl. Majestät" jedem
eine Mark Silber zu Baitpfenningen ausgeantwortet. Und
zwar war das ständiger Brauch, wie folgende urkundliche
Notiz aus dem Jahre 1498 lehrt: Auf königlicher Majestät
Verschaffen jedem der Räth auf der Raitcamer alle Jahr
ein Mark fein Silber zu Rechenpfenningen zu geben, hat
Münzmeister ausgeben, nämlich den obgenannten Waldauf,
Rumel undLeonharden Ernaner, item dem Georgen Gossen-
prot, Rudolfen Harber, Hauscamerer, Bartlmä Käsler, Kam-
mermeister, Ulrich Mcringer, Cam erschreib er und Chri-
stoph Stocher Buchhalter ; für solche Mark verraitet 9 iL
6 kr.- Nach einer Notiz aus dem Jahre 1008 „den Herren
auf der Raitkaromer sind zwölf Mark Silber zu Raitpfen-
ningen vermtinzt worden", «) ist es klar, dass das gelie-
ferte Silber ausgeprägt worden, und nicht etwa blos zur
Bestreitung der Auslagen für kupferne Raitpfenninge
dienen sollte. Ob aber die Ausprägung wirklich alle Jahre
vorgenommen, und auch, ob wirklich alle Jahre deu Be
amten das Silber gelieferl wurde, dürfte, letzteres nament-
lich im Hinblick auf die sattsam bekannten Finanzen Maxi-
1 Die angeführten Notizen bei Ladurner, Archiv für öe-
schichte Tirols, V, 289, 290.
294
Arnold Basson: liaitpfenning des Tiroler
milians I., vielleicht zu bezweifeln sein. Jedenfalls kennt
man bis jetzt nur von einem einzigen der angeführten
Beamten , nämlich von Florian Waldauf v. Waidenstein,
Ritter zu Rettenberg, Raitpfenninge mit den Jahreszahlen
1497 und 1509, Neumann ^9026 — 27. Diese Leiden aber
auch in Silber in der Sammlung des Ferdinandeums hier,
den ersten in »Silber hat auch Herr Adolph Hess in Frank-
furt, in der Sammlung Montenuovo. In derselben Sammlung
befand sich ebenfalls in Silber der Raitpfenning Weif
Balrs mit der Jahreszahl lölo. Neumann 29005.
Dass der Gebrauch, den wir aus der Zeit Maximilians I.
urkundlich belegt kennen, Raitpfenninge Ihr die Kammer-
beamten in Silber zu prägen, auch unter der Regierung
Ferdinands I. und Erzherzog Ferdinands II. fortgedauert
haben dürfte, lehren die nur in Silber bis jetzt bekannten
Raitpfenninge W, Schurfs, der eine mit der Jahreszahl
1524, Wellenli. 14766-— 67 *) und der jüngst herausg
bene des Erasmus Haidnreich, «) und silberne Ausprägun*
geii des Raitpfennings von Jacob Oechsel, Neumann 29t »12,
Wellenh. L4405, und eines solchen von Fuchs von Fuchs-
perg N. 2900^ — 1 in einer hiesigen Privatsammlung. *)
2; Auch Bergmann, Ueber das Entstehen vieler Jettons und
Marken u, s.w., Anzeigeblatt für Wissenschaft und Kunst Nr. CXIV,
Beilage zu den Jahrbüchern der Literatur Band 11!, S. 5, Nr, 1
führt beide nur in Silber an. Den zweiten hat in Silberauch Herr
Hess in der Sammlung Montenuovo.
») Blätter für Münzfreunde 1879, S.659, 675 abgebildet Taf. 58,
Nr. 1") jetzt in der Sammlung des Ferdinandeums.
*) Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass auch der .Jetton
Neumann 32992 nach Tirol gehört. Friedrich Altstetter erscheint
Idol als K. M. Rath, Erzherzog Maximilians geheimer Rath und Hof-
kanzler, Kaitbuch 1604 f.°, 112*». Auch dieser Jetton ist in der
Sammlung des Ferdinandeums in Kupier und Silber.
1*
Kammerraitratl
Ich schliesse hieran einige Notizen über den Aasgeber
des mitgetheilten bisher unbekannten Raitpfennings.
Die Familie Stahlburg oder Stachlbnrg, wie der Name
conform der Tiroler Dialectaussprache seit Anfang des
XVII. Jahrhunderts gewöhnlich geschrieben wird, gehört
nicht zu den alten tirolischen Adelsgeschlechtern. Erst
zwischen 1536 und 1540 erhielt Georg Stahl oder Stacht,
der, ein Sohn Stephan Stahl's, zu Latsch in Vintscbgau
ansässig war, den Adelsstand und ein neues Wappen. *)
Georg war im Jahre 1546 noch Pfleger zu Vorst, 1559
schon gestorben. Aus seiner dritten, nach 1546 geschlosse-
nen Ehe mit Barbara von Waltenhofen stammt der Sohn
Ernest.
Am 30. September 1576 erhielten Ernest, tirolischer
Kammerraitrath, und seine Brüder Leopold und Dietrich
von Erzherzog Ferdinand die Rothwachsfreiheit, sowie die
Benennung ihres Gutes Tarranthueben zuPartschins, das
ihr Vater bald dach 1546 von seinem Schwager, dem Haupt-
mann Hans Lutz, gekauft hatte — als eines adeligen Frei-
sitzes mit dem Namen Stahelburg, und das Recht, sich
„von und zu Stahelburg-' zu schreiben.«)
•"■ Mayrhofen, Genealogien des tirolischen Adels, verstor-
bene Geschlechter, s. v., Manuscript in der Bibliothek iW* Ferdi-
nandeums. Hier sind beide Wappen gezeichnet. Das alte, quer-
getheilt, zeigt im oberen Felde einen .Mohren oder sonstigen Wilden
bis ZlimSchooss, der in der rechten Hand einelM'eilliiichse— Stahl —
in der linken zwei Pfeile hält. Das untere Feld ist geschacht, Tinc-
turen nicht angegeben. Das neue Wappen ist das auf dem Raitpfen-
ning abgebildete vonTincturen gibt auch Mayrhofen nur das (Johl
de s Schrägbalkens an.
'' Hugo v. Goldegg, Die Tiroler Wappenbücher im Adels-
arebive rles k. k. Ministeriums des Innern zu Wien, Zeitschrift des
296
Arnold l?u.-son : Raitpfenniog des Tirol ei
Im Jahre 1650 wurde die Familie Stahlbarg in den
Freiherren-,') 1698 in beiden Linien in den Grafenstand
erhoben. Das Geschlecht erlosch im Mannsstamme 1809 mit
dem Grafen Johann, der als Führer einer südtiroler Landes-
vertheidigercompagnie am 25. Mai in einem Gefechte bei
Natters fiel. 8)
Kniest v. Stahlburg erscheint als tirolischer Kammer-
raitrath zum ersten Male 157»'). und bekleidete dieses Amt
bis 1593,») in welchem Jahre er zum Kammerrath beför-
dert wurde. '<•) Neben dem Amte eines Raitrathes versah
er seit 1581 auch den Posten eines Superintendenten des
Rarflisserklosters zum heiligen Kreuz in Innsbruck.**) Am
1. September L584 wurde ihm auf Bewilligung des Erz-
herzogs auf sein unterthäniges Suppliciren ..in ansehung,
dass er sich unntzher nit allein in abwartung seines dien-
stes sondern auch anderer extraordinarj sachen so im iezu-
weilen auferlegt worden, gehorsamblich fleissig und willig
Ferdinnndeums III Folge, 19. Heft, S. 73, Nr. 197. Mayrhofen a. a.
o. hat das betreffende Document auch gekannt, und polemisirt auf
Grund desselbi ie Angaben Burglechners, denen Bran-
dis folgt, Stahlburg habe seinen Namen daher, weil daselbst vor
Zeiten ein« Anzahl Stahl und Bogen gefunden, und daraus-
geschlossen werde, es müsse nllda ein uraltes römisches (!) Zeughaus
gewesen sein.
v) II. v. Goldegg a. a. 0. 20. lieft, 8. 184, Nr. 273.
8) May rh<> fen a. a. 0.
») In den Raitbüchern des Kammermeisters, soweit sie aui
dem hiesigen Statthaltereiarchiv erhalten sind, findet sich jährlich
die Auszahlung der Raitrathsbesoldung an Ernest von Stahlburg
vermerkt, 1576—79, 1581 85, L588— 89, 1591 93.
io) Raitb uch, 1594 f° 216. Die Auszahlung der Kaminer-
rathshesoldung angemerkt in den Raitbüchern von 1595, L5S7 bis
L607, 1609.
ii) Raithucher 1581
Karamerraitraths Erneel v. Stahlbarg.
207
erzaigt" eine Remuneration von 150 Gulden „zu einer
ergetzlichkeit" ausgezahlt. '-) Seit 1587 erhielt er für .seine
Mühewaltung in Sachen des Klosters alljährlich eine Remu-
neration von 25 Gulden.'«) Mit .seiner Ernennung zum
Kammcrrath scheint dies Nebenami weggefallen zu sein.
Er scheint sieh in seiner amtlichen Thätigkeit »*) die Zu-
friedenheit der Regierung erworben zu haben, wir finden
wenigstens seine Söhne im Genüsse eines ihnen verliehenen
Studienstipendiums von 200 Gulden. >*) Im Jahre 1610
oder in den ersten Monaten des Jahres 1(511 dürfte Kniest
gestorben sein, da am 31. December 1612 seiner Witwe
i») Raitbuch L584 f-, 28»».
i3j Raitbuch er 1588, L591— 92.
•*) Aus dieser lehren uns die RaitbUcher ein paar Einzel-
heiten kennen, 1588 1° 337 Diätenliquidation für Eni est, der mit dem
Kamraerfourir Abraham Kopp in der erkauften stecklischen Behau-
sung zu Schwaz das [nventar vom Qausrath und „pergwannt" auf-
genommen. Raitbuch L595 f* 293b Diätenliquidation fftr eine in
Gemeinschaft mit dem Kaminerrath Carl Freiich von Freiich spurg
ausgeführte Commission ins Gericht Thaur und Rattenberg „wegen
Abschaffung der unndterthanen wiltpretschiessens". — Dabei wird
eine Kutsche vergütet, während als Kammerraitratli Kniest nur ein
Reitpferd in Rechnung stellt. Raitbuch 1601 f° 343*» Commission
nach Schwaz zur Einsetzung des Factors daselbst und Inventirung
der [mmobilien.
Neben Beiner Amtstätigkeit hat Kniest von Stahlburg, zu-
sammen mit Mathias Burglechner die Vormundschaft für die Rinder
des Jacob Zeller von Zollershausen, RaitbUcher 1588—89, 1591
bis 1595, später mit Leopold Gienger die für die Kinder weiland
Friedrichs von Stahlburg, seines ältesten Bruders Leopold Sohn, der
nach Mayrhofen mit Elisabeth Giengerin von Grienbichl vermählt,
im Jahre 1601 gestorben war, geführt, Raitbttcher 1601—1606.
i>j RaitbUcher L600, L601.
20
^•' Arnold lUisr.on: Raitpfenning des Tiroler
Magdalena, geborne Giengerin, »•) die hundert dulden Zins
ausgezahlt werden „so ir ain löbliche ob. Ost Kammer von
wegen der 2000 Gulden gnadengah vom 28. April] 161 1
biss 28. Aprill anno 1612 zu bezallen verfallen.-' «n An
demselben Tage wurde der Witwe für ein Jahr, vom 1 . Juli
1611 bis 1. Juli 1612, eine Provision von 100 Gulden aus-
gezahlt. 18)
Der Raitpfenning muss wegen des Raitrathstitels nach
dem hier Mitgetheilten in der Zeit von 1576 bis 1593
schlagen sein. 19) Vermuthen könnte man, dass die Ausprä-
gung vor 1581 erfolgt sei. nach folgender Rechnnngsnotiz
des Kammermeisters Hanns Linggahöl : «•) So stell ich
hiemit in ausgab die 13 tl. 30 kr., so ich Hannsen Gebhardl
Perck- und Schmelzwerchs hanndlspuechhalter zu Schwaz
umb unnd für ain centen khupfer, so er Einrasten
Stahlburger kbenfflichen dargeben, umlt ime von Stahl
bürg volgenndt auf sein Snppliciern unnd furgewenndl
vrsachen aus gnaden nachgelassen bewilligt worden —
*6; Auch Mayrhofen kennt die Frau als eine Giengerin von
Grrienbichl.
<? Raitbuch L612 f° 2
«») Kairo uch L612 t'° 1 I.V.
19) Die trotz der <> 1 > e n s. 1 11. N. (i erwähnten erzherzuglichen
Ermächtigung, sich „von und zu- Stahlburg nennen zu dürfen, auf
dem Raitpfenning sich findende einfache Bezeichnung „von stahl-
burg" bietet keinen irgend sicheren Anhalt zur Zeitbestimmung, da
sie überhaupt auch nach 1576 die Regel bleibt. Nur einmal. Rait-
buch 1594f° 400* fand ich Kniest „von und zu Stahelburg.« Seit
1605 Raitbuch f° 132*>und seitdem oft führt Kniest von Stahlburg
das Prädicat „zu Hauzenheim".
20) So ist der abgekürzte Name auf dem Raitpfenning Neu-
mann 21)007 zu ergänzen.
Kammerraitraths Kniest v. Stahlburg.
299
richtig unnd guel gemacht hab. Laut beuelchs <>ne quit-
tung. Datum den ersten marty im 81,2») — da der Ge-
danke nabeliegt, dass dieser Kupferankauf mit der Aus-
prägung des Raitpfennings zusammenhängen konnte. Doch
bleibt natürlich beim Mangel weiterer Anhaltspunkte diese
Vermuthung durchaus unsicher.
8«) ßaitbuch 1581 f° 386
20*
300
XXIII.
Die Münzen der Stadt Stade.
Biezu Tafel l\. V. VI. VII.
IM. B&hrfteldt.
Die erste Zusammenstellung and Beschreibung (mit
Abbildungen) von Münzen der Stadt Stade giebt <J. Roth
im „Programms ad solemnia anni secularis secundi, Stade
1717% sodann erschien ein ausführlicherer Aufsatz Über
das Stadesche Mtmzwesen in der von Pratje herausge
benen „Brem- und Verdischen Bibliothek" L p. 17:» 200,
welcher in „Altes und Neues ans den Per zogth Urne rn
Bremen und Verden" [, p. 37—80 mit Verbesserungen
nochmals abgedruckt wurde. In dem „vollständigen Bre-
mischen Mtinzcabinel etc." von Cassel, Bremen 1772, [,
p. 281 — 300, werden die Stade r Münzen anhangsweise
zwar behandelt, doch beruht jene Darstellung im Wesent-
lichen auf Pratje's obenerwähnte Schriften. In neuerer und
neuester Zeit wurden Münzen der Stadt Stade, wenn
auch nicht immer in ihrem vollen Umfange, behandelt von
Grote in seineu Blättern i'iir Münzkunde, Hand [, Nr. 23,
von Leitzmann im „ Wegweiser", sowie in seiner numis-
matischen Zeitung, von Jungk in dem Werke „Die Bremi-
schen Münzen" , von Dannenberg in „Die deutschen
Die Münzen des Stadt Stade.
301
Münzen der sächsischen und fränkischen Kniserzeit" und
endlich; was die Münzgerechtigkeit betrifft, in der Geschichte
der Stadt Stade von Jobelmann und Wittpenning, abge-
druckt im Archiv III und IV des Vereins für Geschichte
und Alterthttmer ete. zu Stade.
Wenn somit nach diesen Schritten eine Veranlassung
zur Herausgabe einer Monographie der Stader Münzen
scheinbar nicht vorlag, so war sie nach dem gegenwärtigen
Stande der Numismatik dennoch geboten, nmsomehr, als
mehrere neue auf das Mttnzwesen bezügliche Documente
aufgefunden und Stader Münzen neuen Gepräges bekannt
geworden sind, eine erschöpfende vollständige Darstellung
aber in der That doch noch mangelte.
In dem grossen Stader Brande vom Jahre 1659,
welcher drei Viertel der Stadt mit dem Rathhause vernich-
tete, sind so ziemlich alle Acten früherer Zeit zu Grunde
gegangen. Gerettet ist nur wenig, so dass aus dem Vor
handenen das Dunkel, welches auf dem XIH. bis XVI.
Jahrhundert auch in Bezug auf die Münzgerechtigkeit ruht,
nicht erhellt werden kann; immerhin ist jedoch versucht
worden, der Darstellung eine möglichste Vollständigkeit
zu geben. Dass dieses aber geschehen kennte, verdanke
ich in erster Linie der grossen Liberalität, mit welcher der
Magistrat und die königl. Landdrostei in Stade, sowie das
künigl. Staatsarchiv in Hannover eine Benutzung der be-
treffenden Urkunden und Acten gestatteten und sodann
den bei der Beschreibung der Münzen angeführten öffenl
liehen Kahineten und Privatsammlern, weh he mir die in
ihrein Besitze befindlichen Münzen theils in Originalen,
theils in guten Abdrücken übersandten. Die früher in Hau
nover, jetzt noch unausgepackt in Qietzing bei Wien
302
M. Rahrfoldt:
befindliche Sammlung von Münzen ehemals hannoverschen
Gebiets konnte mir leider trotz vieler Bemühungen nicht
zugänglich gemacht werden, was ich nm so mehr bedaure,
als diese Sammlung 58 Münzen und Medaillen von Stade
enthalten soll. (Bl. f. Mzf. p. 530.)
Was die kleine Schrift selbst betrifft, so theilt sie sich
in die beiden Abschnitte die Münzgerechtigkeit und die
Münzen. In Bezug auf ersteren möchte ich hier gleich dein
Vorwurfe der zu grossen Ausführlichkeit begegnen; ich
habe bei dem so überaus geringen Material e geglaubt, nicht
ausführlich genug sein zu können und desshalb einzelne
Urkunden etc. ganz abdrucken lassen, um dem Leser ein
Nachschlagen nicht immer leicht zugänglicher Bücher zu
ersparen. Bei den Münzen habe ich die Stempelvarietäten
mit aufgenommen. Der Numismatiker kann sie entbehren,
der Mttnzsammler wird sie dagegen gern sehen: zudem
hat diese Angabe doch auch den Nutzen, constatiren zu
können, welche Menge von Stempeln seihst hei den im
Allgemeinen so seltenen Stader Münzen angewendet
worden sind.
Die Münzbeschreibungen sind im nicht heraldischen
Sinne, d. h. vom Standpunkte des Beschauers uns. ge
geben. Ich vermag trotz des heftigen Streites für und
wider, nicht von dieser Art der Beschreibung abzugehen.
Bei den einzelnen Münzen wird man weitere Notizen
finden.
Die im Texte citirten und die Oberhaupt benutzten
Werke sind am Schlüsse zusammengestellt worden.
St u de, Provinz Hannover
im Februar 1879.
Die Münzen der Stadt Stade.
303
I. Die Münzgerechtigkeit.
Ueber die Gründung und das Alter der Stadt Stade
ist in älterer wie in neuerer Zeit viel gestritten, ein nutz-
loser vom Localpatriotismus genährter Streit, der zu
keinem definitiven Ende fuhren konnte, weil einmal das
vorhandene Material dürftig und nicht ausreichend ist,
dann aber, weil bei der Benützung der Quellen nicht mit
der gehörigen Kritik verfahren wurde , ohne welche ein
gesundes Resultat nicht erzielt werden kann.
Ein hohes Alter hat Stade, wenngleich die Erzählung
des Saxo Grammatikus von einem Kampfe des dänischen
Königs Heldigum bei Stade 321 Jahre vor Christus in das
Reich der Fabel verwiesen werden, und die aus einer
missverstandenen Stelle des Ptolemaeus abgeleitete Be-
hauptung, dass Stade schon vor Christi Geburt bestanden
habe, auf sich beruhen bleiben muss. Dagegen berichtet der
Chronist Petersen von einer Zerstörung der Stadt durch
die Dänen 1)88 und in Thietmari Chronicon Hb. IV (Pertz
monumenta Germaniae historica, Scriptores [II, pag, 775,
19) wird bei Erzählung eines Einfalls der Normannen in
die Eibgegenden im Jahre 994 gesagt: hnnc bestes pone
sequuti iirbem quae littori vicina stabal stetlm nomine
iiieitmuit. Hier wird der Ort also Stettin genannt, er heissl
sonsl noch in älteren [JrkundenStat,Stadea, Staden, Stadnn,
304
M. Bahrfeldt
Statha, Statho, Stadhe und zweimal habe ich seihst
Stadtbok von 1286) Stadhu gefunden, wodurch dem in
der später noch zu besprechenden MünzaufschrifH
STATHV CIVITAS begegnenden Namen näher gekommen
wird.
Stade im Gau Heilanga, der zugleich anch Rosoj
lieisst , liegend, gehörte zu der Grafschaft Stade, in
welcher die gleichnamigen Grafen gräfliche Gewall übten,
war in geistlicher Beziehung jedoch den Erzbischtffen \<>n
Bremen unterworfen.
Es würde zu weil führen, in dieser allgemeinen
Uebersicbi die Schicksale der Grafschaft, wenn auch nur
kurz, zu schildern; das Resultat Jahr
hundert langen Kampl sehen der weltlichen und g<
liehen Machl war zu Gunsten der letzteren entschieden,
die Grafschaft und mit ihr die Stadl Stade
in den definitiven Besitz en über, zu
dessen geistlicher Herrschaft Bich nunmehr auch die well
liehe gesellte.
Jedoch Bchon vor dem Jahre 1236 tral das
tlmni zur Stadl in direefe Beziehung, denn der Erzbisch o1
Bezelin erhielt am 10. December 1038 vom Kaiser
Conrad II. die Berechtigung, einen Mark! zu Heslingoa im
Einlangoa, ebenso in Stade zu errichten, Bowie die gewöhn-
lichen damit verbundenen Gerechtsame : Bann, Zoll und
Münze (Anlage I . Dasselbe Privilegium und fast mit den
nämlichen Worten ertheilte König Heinrich III.. Sohn des
eben erwähnten Kaisers Conrad II.. dem Erzbisch ofe
Bezelin am L3. Mai 1<M<>. (Anlage II.
Es liegl kein Grund vor, die sofortige Ausübung
des Miin/.reehtes zu bezweifeln: dass sie stattgefunden,
Die Münzen dor Stadt Stade.
305
beweisen die aus jener Zeit herstammenden Münzen , von
denen die eine den Namen Heinrico (III.) trägt, die
andere ohne Namen des Kaisers oder des Erzbischofs, nur
mit der Umschrift stathu civitas versehen ist. Letztere
Münze fand sich zuerst in dem bald nach 1038 circa 1040
vergrabenen Schatze von Farve und zwar gleich in 51
Exemplaren, so dass hierdurch bei der Seltenheit der
Münze wohl der Beweis für eine der Vergrabung kurz
vorangegangene Prägung geliefert wird.
Weitere Nachrichten aus dem XL und XII. Jahrhun-
dert in Bezug auf die Münzgerechtigkeit fehlen durchaus
und es lässt sich, da aus dieser Zeit auch keine Stader
Münzen vorhanden oder doch nicht bekannt sind, ferner nicht
erkennen, ob die Erzbischöfe selbst das Münzrecht weiter
ausübten, oder ob sie dasselbe, wie sie es in Betreff der
Bremer Münze häufig gethan, aus irgend einem Grunde
der Stadt zur Ausübung gegen eine gewisse Pachtsumme
zeitweise überliessen. Das Factum einer solchen Verpach-
tung der Münze scheint aus der Umschrift Stathu civitas
beinahe hervorzugehen, weder das Bild des Kaisers, noch
das des Erzbischofs sind auf der Münze vorhanden, ebenso
fehlen beider Namen ganz und das civitas kann daher
wohl kaum anders als auf die Stadtgemeinde bezogen
werden. Die Münzaufschrift civitas findet sich nun zwar
auf bischöflichen Münzen, z. B. von Trier, kann hier aber
nicht auf die Stadtgemeinde bezogen werden, da Trier
zur Zeit der Prägung jener Münzen eine bischöfliche Stadt
war; Stade hingegen wurde dies erst 1236, und besass der
Bischof vorher hier nur einige Gerechtsame. Da Thiet-
marus 1)94 den Ort schon urbs nennt, so darf civitas in
Beziehung auf Stade in jener Zeit Übrigens nicht auf-
fallen.
306
M. Bahrfei dt:
Auch folgendes Citat aus einer Urkunde des Georgen -
klosters zu Stade vom Jahre 1132 „decimam predii, de
quo ex consensn el ^ratia venerabilis domini Tliitmari.
Verdensis episcopi, solnuntnr annuatim octo solidi
Stadensis monete" kann nicht entscheiden, denn das
Stadensis monete ist hier wohl mehr auf den örtlichen
Ursprung überhaupt, als auf eine Ausprägung von Stadt
wegen zu beziehen, freilich ist es dieselbe Bezeichnung,
wie sie später, nachdem die Stadt facti sc li im Besitze <\vs
Münzrechtes war, von den Stader Münzen auch gebraucht
wurde.
Mit Sicherheit Iüsm sieh hier nichts nachweisen, wenn
man nichl etwa in der Urkunde Harr n 1204 einen
Hinweis auf eine bestehende Pachtung der Münze oder auf
eine Mitaufs i cht über dieselbe seitens der Stadt — ein
Eigentumsrecht ist ausgeschlossen, da die Verleihung
erst 1272 stattfand — linden will. (Anlage III.
Aber auch der anunterbrochene Besitz der Stader
MUnzgerechtigkeil seitens des Erzstiftes nach Verleihung
derselben durch die Urkunden vom Jahre 1038, respective
1040, l»is zum gänzlichen Abtreten 1272 an die Stadt,
scheint nicht einmal ganz unzweifelhaft zu sein. Ehe das
Erzbisthum 1236 definitiv in den Besitz der Grafschaft mit
der Stadt Stade kam, hatten oft die Herren gewechselt.
Seit 1208 besass Stade der Pfalzgraf Heinrich, behauptete
sich 1216 gegen den Erzbischof Gerhard II. und verglich
sich mit diesem erst 1219, wobei er seine weifischen Erb-
güter der Kirche übertrug und auch die Grafschaft Stade
abtrat. Hierbei heisst es Origg. Guelf. III., pag. <'>»'>:»
eessit ab omni jure.... in thelonio, moneta et advocatia
Bremeusi. Eine Unterbrechung des Münzrechts für Stade
Die Münzen dor Stadt Stade.
30:
könnte hieraus gefolgert werden, dann aber allerdings
nicht, wenn man die erwähnten Gerechtsame nur auf die
neu abgetretenen Besitzungen und nicht auch auf die
Stadt Stadt' beziehen will 7 ftir welche letztere das Münz-
recht dem Erzbischof durch kaiserliche Vertagung ver-
liehen war.
Eine bestimmte Nachricht von der Münze giebt zuerst
wieder die Urkunde vom Jahre 1272.
Lange mag die Stadt sich bemüht haben, das für sie
so wichtige Münzrecht eigenthümlich zu erwerben, zumal
ein Gleiches oder doch die Mitaufsicht über die Münze,
z. B. von Goslar 1219, von Hannover 1241 bereits erreicht
war. Die nicht eigene Ausübung mancher anderer Gerech-
tigkeiten, wie die Erhebung und Bedeckung des Elbzolls,
ferner die bei den fortwährenden Streitigkeiten des Erz-
bischofs in weltlichen Angelegenheiten stets vorhandene
Geldnoth desselben, mögen dem Wunsche der Stadt ent-
gegengekommen sein; kurz, die Stadt erreicht ihr Ziel
und erhält das Münzrecht im April 1272 vom Erzbischof
Hildebold verliehen.
Die betreffende Urkunde, von Bremen aus datirt,
befindet sich in dreifacher sehr gut erhaltener Ausfertigung
im Archive der Stadt. Sie ist bereits mehrfach vollständig,
zuletzt in Bezug auf die angeführten Zeugen im Bremer
Urkunden-Buch I, p. 393 abgedruckt, doch bisher noch
nicht ganz fehlerlos , was sich dadurch erklärt, dass die
späteren Abdrücke nicht die Originale, sondern die eiste
Abschrift von Pratje benutzten. (Anlage l\.
Wenn der Erzbiscbof vielleicht ans Geldnoth gezwun-
genwar, sieh des Münzrechtes in Stade zu entäussern,
308
M. Bahrfeldt:
ist auch leicht begreiflich, dass die Verleihung aus dn
Ursache einen klingenden Dank zur Folge haben musste.
Die Gegenleistung der Stadt wird denn auch in der Ver-
leihungsurkunde angegeben und sie bestand ausser in der
Abtretung nicht unbedeutender Gefalle aus einer jährlich
zu zahlenden Rente von viginti marcas denariormn Sta-
densis monete. Wie man sieht, ist dieses Schriftstück im
Grunde nichts weiter als ein Kaufbrief.
Es liisst sich ungefähr berechnen, was die Erwerbung
der Mttnzgerechtigkeil der Stadt gekostel hat. Im „Stadt
bok", angelegt im Jahre 1286, tindet sieh an Fol. ls ein
undatirter Pergamentstreifen folgenden Inhalts angehängt :
..Hi sunt redditus, quo« COnsules mnenint domino
archiepiscopo pro moneta: bona Tettuardi de Horchtorpe
pro CCCC mareis denariorum, dnas domns in Sprekense
pro C *) mareis denariorum, bona aduocati sni, domini
llermaniu de Ottenstede, annuntim solnentia [II modios
siliginis quadrante minus, VI modios siliginis annuatim
erga Johannem de Ochtenhusen jacentes in Rocstede, VIII
modios siliginis annuatim erga dominum Germarum jacen
\vs in Olenthorpe apud Tzeuena".
Wenn dieses \ Cr/eiehniss auch nicht ganz vollständig
ist und in Allem nicht mit den Angaben dvs Privilegiums
übereinstimmt, so ergiebt sich nur bei Berücksichtigung
der Zahlen immerhin schon die Summe Aon :")()() Mark, zu
welcher noch 200 Mark, die das Capital der jährlich zu
zahlenden Rente von 20 Mark repräsentiren , gerechnet
werden müssen. Zehn Procent war damals der übliche
') liier haben ursprünglich ('< gestanden, was sich trotz der
Rasur noch deutlich erkennen l.:is>-t.
1 >ic Münzen der Stadl S< ide.
309
Zinsfuss, wie aus vielen in den Stadt-Erbebüchern auf
gezeichneten Rentenkäufen hervorgeht. *)
Der Rente von 20 Mark wird noch oft Erwähnung
gethan. So verpfändet Erzbischof Giselbert Lübecker
Bürgern im Jahre 1297 für ein Darlehen von 1000 Mark
Lübisch den Zoll in Stade und 20 Mark Rente, quos con-
sules eiusdem ciuitatis de nostra moneta annis singulis
dare tenentur (Anlage V). Das Vorder Register enthält
1498 „item de van Stade geuen ook alle jare martini
XX lüb. inre. uor de munthe unde plegen XXIIII mrc. to
geuende ut potet in antiquis registris ostendunt "literas
quas liabent super jure cudendi monetam." Darüber ob,
wie und wann diese Rente später abgelöst worden ist,
habe ich keine Nachrichten auffinden können.
Wenngleich die Stadt bei Erwerbung des eigenen
Mtinzrechtes das Ansehen und den Credit, den sie Dach
aussen dadurch erhielt, in Betracht ziehen musste, so wird
sie aber auch bald Anstalten gemacht haben , die Münze
als eine Einnahmequelle zu benutzen, zunächst um die
grossen Auslagen dem Erzbischofe gegenüber möglichst
■]> gab(
>n
im Jahre
1294
50 Mark
5 Mark 5
5ins
=
10 Procent
n n
—
lo
n
1
n
=
10
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30
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2 Pfund
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1 .Mark
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28 Solidos
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12
1366
10
1 Mark
„
lo
1376
25
2 Talent
»
10
n
310
M. Uahrfeldt
wieder einzubringen. In der That finden wir auch den
grössten Theil der Zahlungen in dem ältesten der erhalte-
nen Stadt-Erbebtlcher dem „Stadtbok" in Stader Münze
angegeben, zum ersten Male 1294. . .vendidit. . . .pro XL
inareis denariorum Stadensium (a. a. 0. Fol. 16 b).
Wenn somit die tatsächliche Prägung, die Ausübung
des jus cudendi denarios Stadenses albos , sine de puro
argento per lotonem , zweifellos ist, können die entspre-
chenden Münzen selbst dagegen nicht nachgewiesen
werden. Nun existiren zwar sogenannte Bohlpfenninge mit
dem Bischofskopf, mit dem Schlüssel einfach and gekreuzt
in grosser Zahl, die im Bremischen zahlreich und auch
bei Stade gefunden sind. Gewiss sind von diesen Münzen
viele erzbischöflich Bremischen, vielleicht auch Stadischen
Ursprungs, eine definitive Zutheilung kann begreiflicher
Weise nicht stattfinden und wir müssen uns vorläufig
darin finden, .jene ersten Stadt-Stadcschen Münzen nicht
weiter zu kennen.
Aeltere Privilege wurden der Stadt häufig von den fol-
genden Kaisern and Erzbischöfen bestätigt, und so besitzen
wir auch eine Bestätigung des Münzrechtes durch den Erz-
bischof Albert von 1371 (Anlage VI), in welcher derselbe
ausspricht, dass er niemals wolle in Stade „pennyghe
slan taten". Eine hinreichende Veranlassung zu dieser
Bestätigung lässt sich nicht erkennen. ••) doch i>t es mög-
lich, dass die Stadt nach einiger Unterbrechung wieder
münzen wollte und sieh darum eine Bestätigung des Münz-
rechtes erwirkte. Unterstützt wird diese Vennut hang durch
s) Ob die Verpfändung der Münze zu Bremen an die Stadt
1369 mit dieser Bestätigung von 1371 in gewissem Zusammenhange
steht, niuss ich dahin gestellt sein lassen.
Die Münzen der Stadt Stade
311
vorhandene Münzen (kleine Dickpfenninge, Sware
welche gegen Ende des XIV. Jahrhunderts geschlagen
sein müssen, doch finde ich in den Stadtbüchern zu ge-
nannter Zeit nichts hieran!' Bezügliches, auch die Kauf-
summen ergeben nichts, sie lauten sämmtlich nur auf
marcas solidorum.
Diese Bestätigungsurkunde ist zugleich die letzte,
welche das Stader Münzrecht direct behandelt, dazu
kommen noch einige sogleich zu behandelnde Notizen aus
Bremischen Urkunden und aus den Stadtbüchern. Das ist
aber auch Alles und für einen Zeitraum von fast 300
Jahren überaus dürftig.
I )ie Verpfändung der erzbischöflichen Münze in Bremen
an die Stadt fand vermuthlich schon früher, nachweislich
jedoch zuerst 1369 statt. Häufige Verpfändungen folgten,
die betreffenden Urkunden sind vorhanden (vide Jungk
die Bremischen Münzen), ebenso die entsprechenden
Reverse seitens des Käthes zu Bremen. Am 1. September
1423 verpfändet der Erzbiscnof Nicolaus die Münze, „als
wi de hebben in unsen stiebte", auf zehn Jahre; der Revers
des Rathes ist vom 9. September datirt, und wird hierin
die Münze von Stade ausdrücklich ausgenommen „uthge-
spraken de Munte to Stade" (Anlage VII). Dagegen enthält
die Wablcapitulation des Erzbischofs Johann Rode (1 1!>7
bis 151 1) die Bemerkung .... So dat stiebte van Bremen
de Herrlicheyt hefft dat en llere mag munten Iaten tho
Bremen, tho Stade, tho Buxtehude, tho Verde und in allen
steden und Wickbelden des stichtes, wor eme dat gelewel
, und es fällt dies um so mehr auf. als Erzbischof
Johann in seinem Manu Scripte de juribus ac privilegiis
ecclesiae Bremensie (d. i. das Vorder Register s. <>.) selbst
312
M. Bahrfeldt
sagt, de van Stade ostendunt literas, quas habent
super jure endend] raonetam, ihm Beitens der Stadt die
20-Markrente gezahlt wurde und sonst auch nichts darauf
hindeutet, dass die Erzbischöfe die Stader Münzgerechtig-
keit wiedergewonnen hätten.
Von den Stader Münzen, die liier zunächst in Betracht
kommen, sind nur zwei, vielleicht drei Sollen datirt, die
übrigen tragen keine Jahreszahl, das Jahr ihrer Aus-
prägung kann daher nicht angegeben, die Zeit nur aus
den Typen, der Legirung und :\u* der Zeit, in welcher
Namen von Münzmeistern sich finden, ungefähr gefolgert
worden.
Die ältesten Münzen, kleine Dickpfenninge (Nr. 3 des
Verzeichnisses) mit dem heiligen Wilhadus einer-, dem
Stader Schlüssel andererseits, gehören «lern KIV„ Jahr
hundert an, sind etwa ßlöthig und ganz nach westfälischer
Art geprägt, d. h. die Schrötlinge sind um ein Bedeutendes
kleiner als die Stempel, so dass nur selten und nur durch
schiefes Aufsetzen derselben heim Prägen ein Theil der
Umschrift sichtbar wurde. Aehnliche Stücke, wohl die
ältesten Stadtmünzen, wurden zu derselben Zeit in Bremen
geschlagen.
Es würden dann die sogenannten Kreuzgroschen der
Zeit nach folgen, stücke sehr schiechten Gehaltes mit
Schlüsse] und schwebendem Kreuze. Sie mögen etwa dem
Ende des XV. Jahrhunderts, der Zeit Erzbischofs Johann III.
Kode zuzuweisen sein. (Nr. I und 5.)
Von datirten Münzen finden sich Groschen(?) vom
Jahre 1510 mit dem heiligen Petrus, welche ganz den
Groschen Johanns von 1499 ähneln und von feinem Silber
sind. Ans demselben Jahre 1510 existirt ferner eine bisher
Die Münzen der Stadt Stade.
:;i;;
noch nicht bekannte kleine geringhaltige Silbermünze
(Witte), mit der Umschrift o crux adoranda. (Nr. 6 and 7).
Eine dritte datirte Münze — halber Groschen? —
wird in den Blättern für Münzkunde I, Nr. 23 zuerst
bekannt gemacht. Die Umschrift ist nicht vollständig
erhalten und ist daher nur mit Ungewissheil anzunehmen,
dass dieses den Groschen Erzbischofs Christoph von 1512
sehr ähnliche, geringhaltige Stück gleichfalls 1512
schlagen ist. (Nr. 8.) — Aus der Aehnlichkeit mit den
Bremischen Münzen sollte man übrigens auf gleichen Münz-
fuss und gleiche Rechnung schliessen können, doch lauten
alle Verkäufe dieser Zeit auf lübische Währung.
In Folge der notirten Erbverträge und Verkäufe sind
uns einige Namen von Münzmeistern erhalten. Vielleicht
stehen diese mit den vorerwähnten Münzen im Zusammen-
hange, zumal die etwaigen Zeiten der Ausprägungen nicht
sehr gegen die Jahre, in welchen diese Münzmeister ge
nannt werden, abzuweichen scheinen.
Es sind folgende:
L286 Fridericus filius Borghardi monetarii consen
tienfibus omnibus fratribus suis et omnibus heredibus
sine coheredibus eorum, dedit monasterio S. Georgii
quinqüe marcas (Stadtbok p. 1),
1288 interfuit .... Fredericus monetarius consul
Stadhu (Stadtbok p. 40b),
o o
1304 Anno domini M-CCC- quarto in die Gregorii pape
coram nostris consulibus Stadensibus fatebanl Daniel
el Borchardus fratres tibi Frederici monetarii, quod
vendiderunt Joh. de Arena anniculo pro XXX marcis
denariorum Stadensium (Stadtbok p. l'
21
314
M. Jlahrfeldr
1310 Anno domini M'CCC* deeimo in vigilia beati Gre-
gorii Vicko filius domini Frederici monetär«
(Stadtbok p. 26b),
o o o
1316 Anno domini M-CCCXVI. . . . Borchardns Busso-
nis, Fredericus monetarins, Johannes et Seghebandus
.... tutores puerorum Johannis de Domo vendide-
rnnt (Stadtbok p. 42).
Nun ist eine Pause von über hundert Jahren, und es
finden sich erst im Erbbuch einige Notizen.
1430 Diderik Gronolb lieft verkoft liniebrande Hudmunte-
mestere vor dortich vnd vytt'hundert mark
(Erbbuch p. 78),
1470 Hinrik Lichten berch beffl verkoffi Diderik e von
Lessen dem muntemester vor vcrtich mark
(Erbbuch p. I32b),
1497 Hinrik Holtorp munte Mester geffl mvth gyn dochter
marghareten vor brntschatz | Erbbuch p. 15
Demnach wären etwa folgende Munzmeister in dieser
Periode angestellt gewesen:
vor 1286 (seit 1272?) Borghardus monetarius,
1288 Fredericus monetarins consnl Stadhu,
1316 Fredericus monetarins,
1 130 Billebrand Ilud muntemester prägte vielleicht die
Swaren(?) mit dem heiligen Wilhad,
1476 Diderik von Lessen muntemester — die sogenannten
Kreuzgroschen,
1497 Hinrik Holtorp munte Mester — die Münzen von
1510 und 1512.
Ob hier monetarins nicht etwa Geldwechsler bedeutet,
muss ich dahin gestellt sein lassen, die übrigen weist der
Titel unzweifelhaft als angestellte Münzmeister aus.
l>i' Münzen der Stadt Stade.
315
Auch über das Münzgebäude finden sich einige wenige
Notizen.
1543 Her Simon von Drochtersen Canonick der Domker-
ken tho Bremen hefft verkofft Gessken von der
Medeme ein lms belegen tlmsclicn der olden
Munthe (Erbbuch p. 232),
1563 Gesske seligen M. Wilhelms von Rollen nagelatene
Widwe hefft verkofft Steffen Kroon vor vifhun-
dert mark ein huis belegen in der Kra-
merstraten thwischen der olden munthe (Erb-
buch p. 282),
1564 Steffen Kroon hefft verkofft .... vor sösshundert
und voftig mark lübisch .... ein huis .... dat be-
legen is in der Kramerstraten und hefft des Ehrbaren
liaths munthe up einer und Josts von der Medeme
huis upper anderen seiden. . . . (Erbbuch p. 284b).
Die hier genannte in der Kramer- jetzt Höckerstrasse
gelegene olde munthe oder Raths munthe ist das jetzige
Dr. Tidemann'sche Haus. Aus diesen Verkäufen geht her-
vor, dass das Münzgebäude Stadteigenthum gewesen ist.
In Uebereinstimmung hiermit finde ich in der Kämmerei-
Rechnung von 1640 Pfingsten bis Martini einer der
wenigen, welche erhalten ist — unter der Rubrik „Ein-
nahme aus Heuern und Wohnungen" eine Notiz über die
Münze:
„Die Müntze bewohnet Ilenricus Winck, der Keller
darunter giebl nichts, der Platz dazu auch nichts."
Ob die alte Münze so genannt ist im Gegensatze zu
einem etwaigen neuen Münzgebäude, niuss daliin gestellt
bleiben. Da aber die Münze L640 bewohnt war. so existirte
in diesem Jahre, in welchem ziemlich umfangreich gemünzt
21*
316
M. C.ihrfcMt
wurde, entweder noch ein andere^Mtinzlocal, oder aberder
Münzmeister (Peter Timpfe), welcher zur Zeit obigen Ein-
nahme-Vermerks bereits angestellt war, besass seine eigene
Werkstatt.
Als letzte Notiz ober das Münzgebäude findet sich
endlich noch im Erbbuch von 1642 — 1783 die Eintragung,
dass Johann Sackmann L716 dem Hof- und Kammer-
agenten Michael David sein am Wasser belegenes Hans,
die alte Münze genannt — vermuthlich das jetzige Bier-
mann'sche Hans — für 1950 Thaler verkauft hat.
Seit Prägung des oben zuletzt erwähnten halben
Groschens von L512 finde! sich bis L61 5 nur eine Münze,
undatirt und nicht mit dem Stadtnamen bezeichnet — vier
Schilling lübisch — , welche aber sicher Stadeschen
Ursprungs ist*) und etwa Ende ^\r^ XVI. oder Anfang <\v±
XVII. Jahrhunderts geprägt sein wird, da sie eine
Verwandtschaft mit den Vier-Schillingstttcken Erzbischofs
Johann Friedrichs von Bremen (1596—1634) zeigt. Es
fehlt \uv diese Münze jedoch jeglicher Nachweis i Nr. 9
Von L615 —1621 hat die Stadt sein- Lebhaft gemünzt
und zwar in den einzelnen .Jahren folgende Nominale:
o. .!. '/lfl Thaler,
1615 [/., Thaler, « ia Thaler,
1616 Doppel-Thaler, Thaler, '/„ Thaler, Groschen(?),
1617)
lins i/16 Thaler,
1619
*) Das WappeE ist das Stadesche, wie ea auch noch auf einem
alten Stadtsiege] erscheint.
Die Münzen der Stadt Stade
31
1620 ' ,, Thaler, \ „. Thaler, Sechslinge,
L621 Thaler, Doppelschillinge, Sechsling
o. J. Doppelschilling
[m Gegensatze zu dieser verhältnissmässig umfang
reichen Ausmünznng sind die hierüber erhaltenen Nach-
richten äusserst gering.
Vom Jahre 161 J) existirt die Kämmerei - Rechnung,
weicher die summarisch aufgeführten Einnahmen von
1620 anhangsweise beigegeben sind. Hiernach stellte sich
die Einnahme des Rathes aus der Münze pro 1619 auf
\'2()() Mark, pro 1620 auf 1625 Mark.
Die von 1615—1620 geprägten Münzen tragen ausser
den gekreuzten Zainhaken kein Münzmeisterzeichen, die
vom Jahre 1621 dagegen das Monogramm 1 B. Durch die
Kämmerei-Rechnung von 1619, in welcher es heisst „den
17. September von dem Muntmeister Simon Timp....
empfangen" wird dieser Münzmeister wenigstens für 1619
nachgewiesen, und linde ich eine Bestätigung dieser Notiz
in Band IV, p. 357*) der Zeitschrift für Bamburgische
Geschichte, woselbst es heisst „Simon Timpe war in den
Jahren 1612 — 1613 erzbiseböflich Bremischer Münzmeister
in Bremervörde, 1615 schon Münzmeister in Stade, und
wenngleich er in den Jahren 1615 — 1619 den Münzmeister-
dienst in Harburg bekleidete, so behielt er doch sowohl
seinen Dienst wie seinen Wohnsitz zu Stade bei, wo er
1621 starb." Diese Angaben sind von Wolffder Registratur
des Amtes Harburg entnommen; ich hübe auf meine bezüg
liehen Anfragen sowohl beim Amte, wie beim Magistrate
in Harburg leider zur Antwort erhallen, dass die bezüg-
lichen Acten nicht mehr vorhanden seien.
• Wolff, die HamhurgiBchen Münzen und Medaillon,
318
M. P.ahrfehldt:
Mit obigen Daten stimmt sehr gut, dass Stade seit
1615 wieder gemünzt hat und 1621, in welchem Jahre
Simon Tympe starb , das Münzmeisterzeiehen PB auf den
Münzen erscheint Die Auflösung dieses Monogramms ist
noch nicht gelungen, *) wir kennen den Münzmeister 11 ... .
P>. . . . nicht; weder über ihn habe ich in den Acten etwas
gefunden , noch sonst eine Persönlichkeit mit diesen
Namensinitialen, welche die Stellung des Mttnzmeisters
inne gehabt haben könnte.
Mit dem Jahre L621 hatte die Ausmünzung ihr Ende
erreicht, und wurde erst 1640 wieder aufgenommen.
Jetzt beginnen die schriftlichen Nachrichten auch
zahlreicher zu werden, und es sind zunächst die im Stadt-
archiv befindlichen sogenannten Extrajudizial- Protokolle,
aus welchen geschöpft werden konnte. Aus den Jahren
vor 1659- demJahre <\v> Brandes sind nur zwei Bände
dieser Protokolle, und zwar vom 7. Juli 1632 bis l'T. April
1636 und vom 30. April l»'.."»»» bis 28. April L644 reichend,
vorhanden, von 1 <>'>'.) an dagegen in regelmässiger Folge.
Aleist sind diese Protokolle ausserordentlich flüchtig abge-
fasst (es liegt in der Natur der Sache!, auch ist die Schrift
so schlecht . dass das Lesen sein- erschwert, zum Theil
unmöglich ist. Die Orthographie ist stark wechselnd, doch
bei den folgenden Auszügen mit möglichster Treue wieder-
gegeben.
Die Protokolle von 1632 bis Anfang L638 enthalten
nichts auf die Münzen Bezügliches. Im Jahre 1 «^.'is bot
sich Peter Timpfe, wie es im Protokoll vom 22. Mai heisst.
6; Bei .Schlickeysen fehlt es ganz.
Die Miinzon der Stadt Stade.
319
..des vorigen Münzmeisters Sohn,a?) als MUnzme ister an,
mid wird mir ihm folgender Contraci auf ein Jahr gemacht:
..Ist mit Ziitliiin der Achtmänner nach heutiger Abrede
mit dem Münzmeister Peter Timpfe geschlossen worden
dass er soll machen Rthaler, halbe, Orther und halbe
Orther nach Reichs Schrot und Com, also dass sie auf den
Valvations Tagen bestehen können: 14 Loth 4 Gr.
weiter wolle er machen Dreischillinge: 12 Loth,
136 Stück auf die Mark.
Sechs ,i, 5 Loth.
Dagegen wolle er geben Schlagschatz 1000 w# lüb.,
die Hälfte nach verflossenem halben Jahre. Begehre da-
gegen befreit zu sein von allen Oneribus ausser derAccise,
welche er mit abstatten wollte und müsste,
wollte auch halten und abstatten die Kosten, so auf
die Probations -Tage, die angesetzet werden möchten,
gehen würden , und solle dieser Contract angehen auf
Johanni nächstbevorstehenden."
Diesem Contract wurde laut Protokoll vom 24. Mai
noch beigefügt, dass Doppelschillinge zu 7 Loth 9 Gr.
geschlagen werden sollten.
Timpfe hielt jedoch den Contract nicht, sondern blieb
ans, so dass am 11. Juli 1089 beschlossen wurde, einen
.•inderen .Miin/.nieister zu engngiren. Die folgenden Proto-
kolle enthalten jedoch nichts davon, dass anderweitig
Unterhandlungen angeknüpft seien, vielmehr meldete sieh
am 9. December 1639 Timpfe selbst wieder:
..her Müntzmeister Peter Timpfe hat durch seinen
Diener anhalten bissen, weil er sich noch einzustellen
'• l>ics i>i nicht ganz genau zu nehmen, d« der M
Simon Timpfea war.
320
M. üahrfeldt:
gewillet, auch zu solch Ende mit theils Gerätheil in der
Nähe und zu Hamburg, sich aber nicht gern einstellen.
wollte, ehe ihn wissend, wie es wegen der verflossenen
Zeit solle gehalten werden, bevorab da er nicht ans Vor-
satz sondern zugestandener Schwachheit ausgeblieben.
Fürs andere begehre er etwas Milderung an dem Schlag-
schatz, weil er sieh versehen und die Zeit schwierig gehe,
er auch hei weitem so viel nicht werde abstatten können."
Auf die« I ehloss der Rath:
..Wenn seine i * lilieit erweislich,
sollte we$ - praeteriti mit ihm in die
sehen werden. Des künftigen halber werde
man sich, wenn er selbst herbeikommt, mit ihm wol rer
gleichen und eventl. soll ihm gesagt werden, könne er
Bich nicht vergleichen , solle er ungefährdet bleiben und
ihm freistehen wieder \\v. q.«
Timpfe stellte sieh jedoch seihst ein und wurde ihm
der verfallene Schlagschatz erlassen, auch der künftig zu
zahlende niedriger gestellt (wie hoch i>t nicht angi
oh der alte Contracl ohne weiteres jetzt in Kraft trat oder
ein neuer aufgestellt wurde, ist nicht zu ermitteln, doch
hat die letztere Annahme insofern etwas für sich, als nicht
sämmtliche genannte Münzsorten geschlagen worden sind.
Dann wird auch der Schlagschatz in Bezug auf die im
Ganzen auszuprägenden Summen normirt sein, denn eine
Angabe wie z. B. 1000 Mark ohne jene Zahl ist ein ganz
relativer Begriff.
Es sollten gemünzt werden :
Thaler, halbe Thaler
Orte (d. i. « + Thaler
halbe Orte \
;ius der auf 11 Loth 1 < ir.
beschickten Mark.
Dio Münzen d« Stadt Stade.
321
3-Schillingstücke 12 löthig, 136 Stück aus der Ge-
wichtsmark. Das Stück musste also 1-72 Gr. wiegen
und 1-29 Gr. Silberinhalt haben.
Doppelschillinge 7 löthig.
Sechslinge 5 löthig.
Es sind nach den vorliegenden Münzen jedoch nur
ausgeprägt worden:
Thal er
(Nr. 33 des
Verzeichnisses),
3-Schillingstücke
„ 34 „
n
Doppelschillinge
„ 85 „
n
Sechslinge
n 36 »
r
Dreipfenningstücke
n 37 „
n
sämmtlich mit der Jahreszahl 1640 und, ausgenommen die
Dreipfenningstücke, mit dein Monogramm T oder PT des
Münzmeisters Peter Timpfe versehen.
Mit der Prägung wurde gleich Anfangs begonnen und
seheinen hauptsächlich die Dreischillingstücke gemünzt
worden zu sein, jedoch nicht mit dem contractlich fest-
gesetzten Feingehalt, denn schon am 6. Februar L640
beschwerten sich die Bürger über die zu gering ausge
brachte Münze. Die Unzufriedenheit derselben stieg noch
mehr dadurch, dass der Münzmeister die groben Silber
münzen zurückbehielt und nur Scheidemünze verausgabte,
wesshalb sich der Rath genöthigi sah, am 29. Mai zu ver-
ordnen, dass Niemand verpflichtet wäre, auf 100 Mark
mehr als 12 Mark in kleinem (leide anzunehmen, setzte
für die Antragsteller aber hinzu „wegen der Müntze wolle
Senatus die Bürger versichern, dass sie (d, i. Senatus) so
sorgfältig damit umgingen als möglich, wollten aber die
Bürger ermahne! haben, dass sie selber nicht wollten
322
M. Tl.ilirfelfU:
Ursache geben, dass hiesige Müntze zuerst von ihnen aus-
gewiesen und getadelt würde. u
Diese Massregel, sowie die folgende, dass mir 10 Mark
Scheidemünze anf je 100 Mark Zahlung genommen zu
werden brauchten, fruchteten nichts, die Unzufriedenheit
stieg und viele Beschwerden liefen über den Münzmeister
ein, so dass der Rath sich endlich genöthigt sali, die
weitere Ausmünzung zu untersagen.
Aus einer Beschwerde des Münzmeisters selbst vom
23. März 164 1 über widerfahrene Bedrohungen, „die Bürger
wollten ihm den Kopf entzweischlagen and wolle er lieber
die Stempel niederlegen-, sowie .-ms dem Verbote die
Ausmünzung weiter fortzusetzen vom 3. April 1641 gehl
Übrigens hervor, dassTimpfe auch noch 164] geprägt hat,
wahrscheinlich mit den Stempeln von 1640, da .Münzen
mit der Jahreszahl 1641 nicht bekannt sind.
Wie bereits oben 2 jagt, enthielt jenes Protokoll nichl
den vollständigen Contract, wie er mit Timpfe abge-
schlossen worden war, denn aus einer ferneren Beschwerde
desselben vom 15. November L641, er wäre seit mehreren
Monaten in Folge des Mttnzverbotes „ohne [nteressi
lassen, ergiebl sich l'iir ihn die Berechtigung, etwa monat-
lich eine bestimmte Summe ausmünzen zu dürfen. Wegen
dieses peeuniären Verlustes erbot er sieh die 3-Schilling
stücke pro Loth für 2] Schillinge zurückzunehmen (für
die Bürger also mit 17*65 Procenl Verlust,8) oder die in
solche vermünzten noch vorräthigen 300 Thaler für voll
auszugeben.
8) Denn: 1 Mark = 136 Dreischillingstücke, demnach 1 b<>th
== 8ya Stück = 25% Schilling. Der Münzmeister will pro Lutli
(=251/0 Schilling) 21 Schilling geben, mithin 4«. Schilling Verlust,
d. i. 17-65 Procent.
Die Münzen der Stadt Stade.
323
Ob dieser Vorschlag angenommen oder was sonst
beschlossen wurde , ist aus den Extrajudicial-Protokollen
nicht mehr ersichtlich. Timpfe selbst wurde wohl bald nach
der Einstellung seiner Münzthätigkeit vom Erzbischof
Friedrich von Bremen für seine Münze in Bremervörde
engagirt und münzte dort von 1641 — l()4:i.
Abgesehen von den Thalern seheint diese Scheide-
münze ausserhalb Stades wenig Umlauf gehabt zu haben,
denn es finden sieh Stadt- Stade sehe Münzen in keinem der
bei den Probationstagen aufgenommenen Protokollen ver-
zeichnet. In einer Liste der am 16. April 1673 „von den
Commissarien des Niedersächsischen Kreises zu probiren
befohlenen Sorten", sind zwar aufgeführt:
aus der Mark Gehalt Werth
Stader 1 ß 222 Stück 6 Loth 9 Gr., — ß «'
„ %ß 130 „ 7 „ 9 „ i pev„ „
.. 3/3 133 .. 13 „ .. 2 ß7«Vi« „
doch sind mit diesen „Stader Schillingen" hier augen-
scheinlich nicht die 1640 von der Stadl geprägten Münzen
gemeint, sondern die, welche der MUnzmeister A. Hille
im Auftrage der Schwedischen Regierung der Herzog-
tümer Bremen und Verden in Stade gemünzt hatte.
Seit 1645 oecupirte Schweden das erzbischöflieh
Bremische Gebiet, welches ihm. nachdem dasselbe im
Frieden von 1648 säcularisirt war, zum Reichslehen
eben wurde.
Was ich in Betreff ihrer bald eingerichteten Münze in
den sein- reichhaltigen Acten der Archive zu Hannover und
Stade für die hier in Betracht kommende Periode gefun
den babe, Bei hier kurz zusammengestellt.
324
M. Bohrfeldt:
1649, am 22. März, wurde Peter Timpfe, derselbe
welcher 1040 and 1641 in Stade, 1641 — 1643 für den
Erzbischof Friedrich in Bremervörde gemünzt hatte . als
Münzmeister in Stade von der Regierung angestellt. Er
sollte prägen
Dukaten 67 St. aus der Mk., 23 Kar. 6 l>\\ fein
Thaler 11 Loth 1 .. ..
Dütchen 131 13 ..
Doppelschill 1 1 7 .. 9 .. ..
Sechslinge 332 .. .. wie in Hamburg
und Lübek.
Am 12. März L657 wurde Johann Schulze MUnzmeister
und prägte wie Tirapfe, jedoch Doppclschillinge I 11 stück
aus der Mark.
Vom IB. März 1660 bis 15. April 1670 war Micha. -I
Müller Münzmeister. Er sollte schlagen 2, 1 und " . Mark
stücke, gleichwertig mit denen der Dänischen Münze in
Glückstadt, Dütchen L31öthig, Doppel- und einfache Schil-
linge wie in Ilamhur.
Andrea^ Bfille, vmn 1'.». Mai L670 bis Ende L676 sollte
anfänglich wie sein Vorgänger prägen, Dach der Instruc-
tion vom L6. September 1672 jedoch aus der Mark
Doppelschillinge 13] Stück, zu 7 Loth 9 Gr.,
Schillinge 236 „ .. 6 .. G
Sechslinge | fehll in der Instruction die nähere Angabe }.
Am L'7. September IDT:; erhielt Bille wiederum eine
neue Instruction, gemäss welcher die Mark ausgeprägl
werden sollte in
Dütchen L29* , Stück, zu 11 Loth 1 Gr.
Doppelschillinge 19 1 .. .. 11.. I ..
Schillinge 275« , „ 10 „ ■
Die Münzen der Stadt Stad<
:;u;>
Von 1676 L680 war wegen der Reichsexecution
gegen Schweden kein Münzmeister angestellt. Dagegen
wurde am 8. September 1680 Jacob Schröder, derselbe,
welcher seit 1660 Wardein war, als Münzmeister bestallt;
er starb 1695. Wardein vor ihm seil 1649 war Heinrich
Timke.
Im Jahre 1695 bewarben sich Jürgen Schröder, Sohn
des Jacob, und Friedrich Brand um den erledigten Münz-
meister-Posten, desgleichen 1706 Just Jacob Jenisch.
Wegen des sieh fühlbar machenden Mangels an
Scheidemünze und in Folge eines Berichtes des Münz-
meisters Hille, da ss die Münze, weil die in ihr geprägten
Mtinzsorten besser als die aus den benachbarten Münz-
stätten hervorgegangenen wären und desshalb einge-
schmolzen würden, nicht nur nichts einbrächte, sondern
dass die Regierung dabei sogar zugesetzt hätte, beschloss
die Schwedische Regierung etwa für 5000 Thaler Scheide-
münze, geringhaltiger als bisher, schlagen zu lassen,
avertirte jedoch die Stadt von diesem Vorhaben mit dem
Hinzufügen, dass bereits schlechtere Münze von ihren
Bürgern angenommen würde, die auszuprägende Scheide-
münze nicht allein in der Stadt, sondern im ganzen Lande
Gültigkeit haben und später wieder eingelöst werden
sollte.
Biermit erklärte sich die Stadt jedoch nicht einverstan-
den, opponirte holt ig und reichte am 30. September KITT»
eine Schrift, in welcher sie ihre Gründe dagegen ausführlich
darlegte, an die Regierung ein, die aber bei ihrem Plane
beharrte und ihn dw Bürgerschaft zur nochmaligen r>e
rathung Überwies,
*>^0 M. Bahrfeld«
Die Stadt jedoch ging jetzt selbstständig vor und ta
mit dem Münzmeister Hille, .sowie mit dem Wardein Jacob
Schröder in Verbindung. Letzterer schlug vor, ..man
müsse Gelder schlagen lassen, die nicht zu gut wären,
sonst gingen sie wog, und mttsstensie schlechter geschlagen
werden, als die Hamburger Schillinge, er wolle ein Projecl
machen." (Protokolle vom 13. und 18. Februar 1676.)
Am 3. Februar legte der Münzmeister die Stempel
für die Münzen vor. welche der Ratfa jedoch wegen der
Umschrift „Stadensis Stadtgcldt* verwarf und dafür
„Stader Stadtgeldt" festsetzte. Die Prägung begann am
11. Februar, musste aber bereits am 11. Februar auf
Befehl der Regierung wieder eingestellt werden, welche
dem Rath ihr Befremden über diese ohne ihr Vorwissen
begangene Eandlung ausdrückte, zumal die Stadt zur
Ausübung <les Miin/reelites gar nichl autorisirt sei, da sie
seit Schwedischer Herrschaft nie gemünzt habe.
Die Ausmünzung kann in den wenigen Tagen nur
gering gewesen sein. Wie das Projecl des Wardeins Schrb"
der ausgefallen, ist nicht ersichtlich, doch besagt das
Memoriale \<mi 21 . Februar, dass nur Schillinge und Sechs-
linge geprägt seien: eine Angabe über den Gehalt der
selben fehlt.
Die Stadt wehrte sich gegen die-«' Beeinträchtigung
ihres guten Rechtes auf das Aeusserste, übergab am
21. Februar und 8. März zwei ausführliche Schritten zur
Sicherung desselben an die Regierung, konnte jedoch nur
erreichen, dass die weitere Ausübung des Münzrechtes in
gewissem Umfange zwar gestattet wurde, der Rath aber
einen Revers ausstellen musste, dass diese stattfindende
Münzprägung so lange nicht als eine Bestätigung dr^
Münzrcchtes; sondern nur als eine Abhilfe dc> Mangels
Die Münzen der Stadl Stad«
327
au Scheidemünze angesehen werden sollte, bis eine
Regierungscommission darüber entschieden haben würde.
(Anlage IX.)
Die Regierang gestattete der Xt-ddt, Scheidemünze im
Betrage bis zu 3000 Thalern zu prägen und zwar Doppel-
schillinge, Schillinge und Sechslinge, jede Sorte für 1000
Thaler, in näher mit dem Münzmeister zu vereinbarender
Art und Weise. Nach dem Ansätze des Letzteren sollten
ausgebracht werden :
pro Mark Gehalt Wertb
Doppelschillinge zu 126 Stück, 7 Loth — Gr., 1 i/t ß.
Schilling-Stücke „ 216 „ 6 „ — „ 9 X-
Sechslinge „ 368 „ 4 „ 16 „ (fehlt).
und hätte der Münzmeister bei Tragung sämmtlicher
Unkosten dem Rathe von der in Doppelschillinge ver-
münzten feinen Mark 16 und von der in Schillinge ver-
münzten 8 Schillinge zu entrichten gehabt. Bei den Sechs
lingen fehlt die bezügliche Angabe. (Anlagen X und XI.)
Die schon vorhandenen Stempel für Schillinge und
Sechslinge wurden weiter benutzt, Stempel für Doppel-
schillinge dagegen nicht angefertigt, diese Münzsorte über-
haupt nicht geprägt.
In welchem Betrage im Ganzen Scheidemünze geschla-
gen worden ist. habe ich nicht genau ermitteln können.
Ich linde nur in den Protokollen vom 10. und 21. April
1676, dass der Münzmeister beauftragt wurde, im Betrage
von je 500, zusammen also für 1000 Thaler Schillinge zu
münzen, aber über die Sechslinge, welche jedoch durchaus
nicht selten sind, verlautet nichts.
Im Stadtarchive befindet sich eine vom Wardein Jacob
Schröder ausgestellte andatirte Münzrechnung folgenden
Inhalts:
328
irfeldt
Auf Befehl eines Ehrbahreh Raths ist auf der
Müatze in allen an Schill achl 1026
thaler,
welche ' rk bäh fein
6 Lodt, tlmt also in allem an fein :
Vor jeder ■$ fein soll der Mtti
• ii 8 ß tlmt . ....
VI
Oh
eine Abrechnung für dii
mUnznng ist , muss bezweifelt w<
fehlen. ■•) Für die Schill] men die Zahlen
als nachweislich im-
sollten, auch
von der ersten nur \ •• . her
i Uhren könnt
I >ie \i - hdem
diese interimistische l
Prüfung der ! lurch eil
wieder sistirt. Dasa der
Schweden von Li Dich!
stattfand, ist erklärlich.
I wicht
I
einstimmend mit d<
"• I ich die K Ibjahr
von Ostern bis Mich mung mit
vvähnter Rechnung »Ich Einnahmevermerk enthält:
:i Andreas Hillen MQnzu
gesol
Wie aber in der Rechnung
geben wird, ist dies die Einnahme nur d
anderen Kämmerei R ath alten nichte
Die Münzen der Stadt Stade.
329
Auf wiederholte Beschwerden und Gesuche zur Ab-
hilfe von Uebelständen in der Stadt und den Provinzen
ertheilte Carl XI. von Schweden am 10. Februar 1680 —
der Stadt übergeben am 17. Juli 1680 — folgenden
Bescheid:
„Was der Stadt wegen ihrer von Alters gehabten,
wegen ein und anderer ihr betroffenen schweren Zufälle
aber nicht exercirten Münz-Gerechtigkeit halber, weitläufig
vorgestellt und daneben um Wiederreassumirung derselben,
sammt Cassirung des in anno 1676 bei damaliger Prägung
der so höchst benöthigten Scheide-Münze der Regierung
ausgelieferten Reversus bittet , darunter können sich I. K.
Maj. nun sofort nicht positive erklären, wollen aber diese
der Stadt Gerechtsame von der zur Regulirung der Lan-
desbeschwerden hinaussendenden Commission genauer
untersuchen lassen, und wenn die Stadt zu obigem jure
monetandi berechtigt zu seyn befunden wird, die Ver-
fügung thun, dass sie darunter nicht weiter gehindert
werden solle."
Die erwähnte Commission gelangte jedoch nicht in
die Herzogtümer Bremen und Verden, sondern blieb in
Schwedisch-Pommern stehen. Auf abermalige Vorstellun-
gen wurde desshalb die Schwedische Regierung in Stade
mit der Regelung der dortigen Angelegenheiten beauftragt
und diese ertheilt am 7. December 1685 der Stadt folgen-
den Beseheid :
„Auf jttngsthin geschehenes schriftliches Ansuchen
Bürgermeisters undRaths der Stadt Stade und dabei über-
reichter verschiedener selbiger Stadtangelegenheiten con-
cernirende Tunkte als 1 — .•>. . . .
22
330
M. Bahrfeldt:
4. wegen der Stadt nicht weiter zu hemmenden, son
dem wieder zu eröffnenden Juris der Münzgerecbtigkeit,
wie auch des in anno 1676 abseiten Senatus desfalls
ausgegebenen, nunmehr zu eassir- und retradirenden
Reversus —
geben königl. Schwedische in den Herzogthtimern
Bremen und Verden verordnete Gouverneur und Regierung
diese Resolution und zwar
ad 4. Wird der anno 1676 ausgestellte Revers dem
Rath wieder hiermit ausgehändigt und die von Alters
gehabte Mtinzgerechtigkeit ohne Eintrag zu exerciren
erlaubet, doch dass bei der groben Münze nach des Reichs
Schrot und Korn, bei «1er Scheidemünze aber also ver-
fahren werde . damit nicht etwa die königl. Ausmtinzung
dadurch Schaden leide."
Der Revers wurde in Folge dessen auch der Stadt
wieder eingehändigt und wohl am 29, Januar L686, unter
welchem Datum der im Staatsarchiv Hannover befindliche
Empfangsschein ausgestellt ist.
Von der erlangten Münzfreiheit machte die Stadt so-
fort Gebrauch und wurde der herrschaftliche Münzmeister
Jacob Schröder mit der Prägung von Doppelthalern und
Thalern beauftragt (Nr. 40 und -11 des Verzeichnisse*
Aber schon imApril 1686 verbot die schwedische Regierung
die Ausgabe und Weiterprägung dieser Thaler, weil sich
auf der einen Seite der Reichsadler sowie der Name dv^
Kaisers und nicht das Bild des Königs von Schweden
befand.
Die Numismatische Zeitung (von Leitzmann) enthält
im Jahrgang 18G5 einen kleinen Aufsatz über die letzten
Münzen der Stadt Stade, in welchem gesagt wird, dass
Di« Münzen der Stadt Stade.
331
auch 1687 und 1689 Speciesthaler seitens der Stadt
geprägt worden seien. Dies ist unrichtig, wie sich neben-
bei auch ans dem Extrajudicial- Protokoll vom 15. October
1689, welches dort gerade als Beweis für die Prägung
von 1689 angezogen wird, klar ergiebt. Dasselbe lautet
wörtlich :
„ . . . . referirt, wäre Jacob Schröder bey ihm gewesen
und hätte die Meinung" gethan, was massen er auf Befehl
E. E. Raths Reichsthaler geschlagen, die er bis anhero
zurückhalten müsse. Weil er aber des Silbers höchstens
benöthigt, so sehe er gern, dass man es in die Wege
richtete, damit er solche los werde.
Conclusnm: Senatus will facta repartitione lOORthlr.
von ihm einlösen."
Der Rath ersetzte dem Münzmeister also das zur Prä-
gung dieser hundert Thaler aufgewendete Silber, gab
doch aber 1689 keine neue Ausmünzung in Bestellung.
Auf die Gesuche der Stadt vom 18. April 1687 und
27. Februar 1001 (Anlage XII), die 1686 geprägten Thaler
ausgeben und die Prägung fortsetzen zu dürfen, erfolgte
keine Antwort, dcssgleichen entschied der Commissions-
Kecess vom Jahre 1692 nicht, auch eine fernere Eingabe
der Stadt vom 28. September 1694 blieb ohne Resultat,
bis endlich die in Folge einer 1695 nach Stockholm ent-
sendeten Deputation herbeigeführte königliche Entschei-
dung vom 26. November L696 eine definitive Erledigung
brachte. Punkt 8 derselben lautet:
„Gleichwie der Stadt aus sonderbarer Begnadigung
das jus monetandi oder Münzfreiheit beigelegt worden,
also hat sie solches auch hiefüro ungehindert zu gebrauchen.
Ihre königl. Maj. erklären sich aber auf der Stadt dabei
2-2*
132
M. Eahrfeldt:
gethanen unterthänigsten Befragung dahin gnädigst, dass
sie auf den groben Mttnzsorten anstatt dos bisher gebrauch-
ten Römischen Adlers künftig I. K. Maj. Brustbild mit der
Ueberschrift prägen lassen mögen, so wie solches auf
gleiche Weise in dem Herzogthum Pommern geschieht,
allermassen I. K. Maj. die Stadt der in den kaiserlichen
Mtinzedicten enthaltenen Strafe halber schadlos zu halten
gemeint sein."
Von dieser nunmehr wiedererlangten Münzfreiheit hat
die Stadt jedoch keinen Gebrauch gemacht, nach l
sind mit ihrem Namen keine Münzen mehr geschla
worden. Nichtsdestoweniger suchte man siel eine
Verjährung des Münzrechtes ex non dsu durch an die
Regierung eingereichte Verwahrungen zu schützen und
sind in den Acten i\<'± Stadtarchive solche aus den
Jahren 1726, 1756, 1786 und 1814 vorhanden. Im
Wortlaute unterscheiden Bie ßich nur unwesentlich von
einander.
obwohl im Jahre 1694 eine Entscheidung über die
Fortsetzung der Ausmünzung noch nicht getroffen war,
Übertrug die Stadt zufolge der Protokolle vom 23. Januar
und 13. Februar dem Sohne das verstorbenen Münzmeisters
Jacob Schröder, Diedrich Jürgen Schröder, 1694 die stelle
eines Stadtmünzmeisters. Ganz klar ist die Sache nicht.
Dem Schröder schien bei der Erlangung dieses Tit
denn mehr war es ja kaum, da nicht gemünzt werden
durfte, nur an der Herabsetzung seiner Communalabgaben
gelegen zu sein, und die Stadt gefiel sich vielleicht in
dieser Opposition gegen die Regierung; eine praktische
Bedeutung hat diese Ernennung sicher nicht gehabt. Wei-
teres hierüber liisst sich aus den Acten übrigens nicht
ersehen.
Die Münzen der Stadt Stade.
333
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass zwischen 172(3
und 1750 (das vorhandene Schriftstück ist undatirt) der
Bürger Freudentheil um eine siebenjährige Verpachtung
der städtischen Münzgerechtigkeit nachsuchte. Obwohl
die Antwort des Raths nicht ersichtlich, wird sie doch
nicht anders als abschlägig gelautet haben, da, wie
bereits mehrfach gesagt, nach 1686 nicht mehr gemünzt
worden ist.
II. Die Münzen.
Nachstehend sind sämmtliche mir bekannt geworde-
nen Münzen und Medaillen der Stadt Stade verzeichnet.
Benutzt hierfür sind die öffentlichen Kabinete in Berlin,
Wien, Kopenhagen, Gotha, Bremen (Bibliothek) und Ham-
burg (Kunsthalle), die Sammlungen der Gesellschaft für
pommersche Geschichte etc. in Stettin, des Vereines für
Geschichte und Alterthtimer etc. in Stade und die Privat-
sammlnngen der Herren Jungk ioa) in Bremen, Lietzmannin
Berlin, Wolff in Göttingen, Rodde, Reimmann und GrafKnyp-
hausen in Hannover, endlich Heye in Hoya. Aeltere Ver-
zeichnisse, wie das von Pratje, Roth oder Cassel, wurden
in Bezug hierauf selten, und nur wenn sie etwas Neues
ergaben, benutzt.
Was die innere Einrichtung betrifft, so weicht dies
Verzeichniss kaum von anderen derartigen ab. Die auf
den Tafeln dargestellten Münzen sind mit den correspon-
direnden Nummern des Verzeichnisses versehen und in
diesem die Stempelvarietäten nicht mit besonderen Ziffern,
sondern mit fortlaufenden Buchstaben bezeichnet.
ioa Inzwischen vom königl. Müuzkabinet in Berlin angekauft
worden.
334
M. Bahrfeldt:
Abgebildet sind säramtliche Münzen, mit Ausnahme
der im Gepräge sich nur durch die Jahreszahl unterschei-
denden i/l8 Thalerstiicke von 1 615 — 1620; hier schien
die Wiedergabe von zwei Stücken genügend.
Ich habe es vorgezogen, bei den einzelnen Stempel-
verschiedenheiten die volle Umschrift wiederzugeben,
desgleichen für dieselben durch kurze Angabe der Samm-
lungen, in welchen sie sich befinden, den Nachweis zu
führen.
Die beiden Seiten der Münzen sind durch 11s. und
Rs. bezeichnet, Gewichte in Grammen, Durchmesser (Dm.)
in Millimetern angegeben.
1. Denar ca. 1040. — Tai. IV. Nr. 1.
IIs. -I- c/>TATHV CIVITA~ Kirchengebäude.
Rs. ÄGNVoo DEI Kreuz mit Pl-S-Cl-S in den
Winkeln.
Dannenberg 0-96 Grm., Jungk 0*87 Grm.,
Stade 0-68 Grm., Berlin 0-6 Grm., 0-7 Grm,,
0-75 Grm., 0-8 Grm., 0-85 Grm., 0-8!» Grm.,
0-96 Grm, L-04 Grm.. 1-04 Grm., 1-04 Grm.,
1-1 Grm. - Dm. 19 Mm.
Friedlaender, der Münzfund von Farve p. 28,
Taf. I, 1. - Cappe III, Taf. VI, 81. — Mittheil,
d. Beil. num. Ges. p. 169, Nr. 58. — Berliner
Blätter etc. II, p. (31. — Jungk, brem. Münzen
p. 352, Taf. XXX; 1208. - Dannenberg p. 278,
Taf. XXXI, 1'21,
Die Miiuzen der Stadt Stade.
335
Diese Münze, welche sieh zuerst in dem Funde von
Farve in Holstein und zwar gleich in 51 Exemplaren, so-
dann noch in den Schätzen von Oster -Larskj er und
Berlin I fand, scheint die baldige Ausübung des 1038 und
1040 verliehenen, respective bestätigten MUnzrechtes für
Stade zu beweisen.
31 it diesen Daten stimmt dasjenige überein, welches
sich aus den etwa gleichzeitig vergrabenen Funden von
Farve und Oster - Larskjer, deren Vergrabungszeit auf
circa 1040 zu setzen sein wird , und aus dem Umstände
ergiebt, dass sich in Farve von dieser Münze 51 Exemplare
fanden, was bei ihrer sonstigen Seltenheit auf eine der
Vergräbung kurz vorangegangene Ausprägung hinweist.
Allerdings kann das Zusammensein so vieler Stücke auch
durch die örtliche Nähe erklärt werden.
üeber STATHV und Cl VITAS ist bereits am
Anlange gesprochen worden, was AGNVS DEI und
PI S CIS betrifft, so gibt Friedlaender a. a. 0. folgende
Erklärung dafür: ... Bringt man das Wort piscis der
Kehrseite mit dem aguus Dei in Verbindung, so wird man
daran erinnert, dass auf alt-christlichen Denkmälern der
Heiland unter dem Bilde eines Fisches dargestellt wird,
weil das Wort IX0YX aus den Anfangsbuchstaben von
'■lyjaoup XpiGTÖg t-h^o Ti6g Swrrjp besteht. —
„Es scheint diese Erklärung der ferner vorgeschlage-
nen, piscis auf den in der Nähe der Stadt blühenden
Fischfang deutenden, vorzuziehen, denn ein so profaner
Gedanke würde schlecht zu dem Kreuze und dem agnus
Dei passen, das mit dem piscis nach ersterer Annahme
durchaus gleichbedeutend ist, und in ähnlicher Weise, wie
hier piscis in religiösem Sinne, finden sich auch sonst
336
M. Bahrfehl.lt
Inschriften bei dein Kreuze, z. B. vita auf Fuldischen
Münzen derselben Zeit, lux bei einem stralilenden Kreuze
auf einem Styca des Königs Ecgfritb von Northumbcr-
land."n)
Der Ruchstabe S ist in den Umschriften fast immer
liegend und rückläufig 2, die Unischrift der Vorderseite,
sowie das Wort piscis linden sich gleichfalls rückläufig.
Bei letzterem habe ich folgende Stellungen gefunden
T" häufig, seltener — h— ■
5 1/ 1 1 j
oder
Nach Friedlaender waren in Faire auch zwei Obole
(Hälften des Denars) vorhanden, Dannenberg hält sie
jedoch für etwas zu leicht ausgeprägte Denare, da bedeu-
tende Gewichtsabweichungen in dieser Zeit sehr häufig
seien. Beide Münzen <h'> und <>-7 Grm. befinden sieh im
Berliner Kabinet.
2. Denar circa 1050. — Taf. IV. Nr. 2.
lls. HEIN RICO gekröntes Brustbild von vorn.
Rs. . .2TATHV Kirchengebäude.
Dannenberg 0-82 Grm., Urin, Berlin
0-94 Grm., Bremen 0-91 Grm., Jungk 2 Exem-
plare zusammen 1*92 (*vu\., Heye, in Kopen-
hagen 5 Exemplare. — Dm. 1'.» Mm.
Zuerst abgebildet von Götz, Deutschlands Kaiser-
münzen Taf. XXIV, 27<>. ]). 67, der die Münze jedoch nicht
erkennt und nach Aachen verlegt. — Köhne III, p. 184
verweist sie richtig nach Stade. — Cappe I, p. 108, Nr. 199
und p. 120, Nr. 556, Taf. XXII, 375 führt zwei Exemplare
i) Dannenberg p. 279.
Die Hansen der Stadt Stade.
337
dieses Denars, am erstgenannten Orte nach Könne I. c,
auf, ohne die Uebereinstimmung beider Stücke zu erkennen,
denn er liest die Umschrift des von ihm abgebildeten
Denars H* ■ ' CIAT und legt ihn nach Mainz — Moguntia
civitas (Gew. 007 Lothkbln. = 1-02 Grm.). — Mitthei-
lungen der Berl. num. Ges. III, p. 109. — Jungk, Brem.
Münzen, führt p. 353, Nr. 1210 und 1211 Cappe Nr. 499
und 556 nebeneinander auf, es ist jedoch wie eben gesagt,
ein und dasselbe Gepräge. — Dannenberg, p. 278, Nr. 720,
Taf. XXXI, Nr. 720.
Die obigen Umschriften, sowie die Abbildung sind
nach Dannenberg gegeben. Die Lesung der ersteren
scheint noch nicht ganz richtig, wenigstens nicht ganz
vollständig, auch lassen sich Varianten vermuthen. Auf
den mir vorliegenden acht Exemplaren lauten die Um-
schriften soweit sichtbar:
Ils. H • NR • • Rs. STA'H- - (Jungk).
HEIN- • 0 V-K (Heye).
HE 0 • ATH- • (Berlin).
HEI 0 STTHV- \
• NRICO+ 3TATHV:: /
H-NRIC ST- • • (K°Pen-
HE-NRI-O. • A- • • (ha-cn)-
HENRI 0.-. • AT + V
\
t j
und ergänzen einander, doch ist es bedenklieh, hieraus
eine Umschrift zu reconstruiren.
Dannenberg spricht sich in Bezug auf die Zeitbestim-
mung dieses Denars, welchen auch der circa 1<>7<> vergra-
bene rund von Simoitzel ergab, dahin aus, dass derselbe
dem Gepräge nach von Heinrich [IL, 1039 — 1056, Kaiser
seil 1046, herrühre.
338
M. Bahifeldt:
Münzen von Städten, für welche die Kaiser den
Bischöfen das Münzrecht bereits verliehen, begegnen nach
dieser Zeit vielfach noch mit dem Namen der ersteren. Es
hat viel Wahrscheinliches, dass die Kaiser auch nach Ver-
leihung des Mttnzrechtes an die Bischöfe in deren Städten
dasselbe ausübten und ausüben durften; doch sind alle
Bedenken in Bezug hierauf noch nicht aufgeklärt und die
Widersprüche nicht sämmtlich gehoben.
Ich verweise im Uebrigen auf Dannenberg p. -) und 7.
wo dieser Gegenstand ausführlich behandelt wird.
In den Mittheilnngen der Berliner iiiim. Ges. 111,
]). 170 sagt Dannenberg: ***) „Diese beiden (nämlich die
Denare mit H E IN RICO und AG N VS DEINr. 1 und 2 des
Verz.) und ähnliche sind die ältesten Münzen dieser Stadt,
am nächsten im Alter kommt ihr ein in meiner Sammlung
befindlicher andern Orts bekannt zu machender Pfennig
aus dem Ende des XII, Jahrhunderts." — unter „ähnliche"
sind hier sicher nur Stempelvarietäten .jener beiden Denare
gemeint, denn Dannenberg führt in seinem späteren Werke
..die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen
Kaiserzeit" auch nur diese beiden auf. — Was den Pfen-
ning aus dem Ende dvs XII. Jahrhunderts betrifft, so ist
er bis jetzt nicht pubJicirt worden, vielleicht beruht diese
ganze Notiz auf einem Versehen, was ich um so mehr
glaube, als mir Herr Dannenberg uui' eine bezügliche
Anfrage im März 1878 nichts darUber mittheilte und mir
schrieb: „Wenn nicht durch That, so doch vielleicht
durch Rath kann ich Sie bei Ihrem Unternehmen unter-
stützen."
Aehnlich steht auch Berl. Bl. I. ]>. 272 zu lesen.
Die Münzen der .Stadt Sl
339
3. Sware(?) o. J. — Taf. IV, Nr. 3a.
Hs. a. flßORÖTK STKDGftSIS .-.
b. flß DÖRSIS .;.
c. • • • ÖT7T+ STKDG- • • •
Schlüssel mit dem Barte nach rechts.
Rs. SÄnaTVS||WILH7TDVS. Der infulirte
Heilige mit dem Stabe in der Linken, und seg-
nend erhobener Rechten.
a. Nach Bode Taf. IX, 2; b. und c. Bremen.
— Dm. 14 Mm.
Diese Swaren sind ganz nach dem Muster der Mün-
sterschen und Bremer Swaren gemünzt und haben gleich
diesen die Eigentümlichkeit , dass die Münzplatten um
ein bedeutendes kleiner als die Stempel waren, so dass
die Münzen, wenn sie nicht zufällig schief unter den
Stempel kamen, von der Umschrift nichts, oder im letzteren
Falle nur einen Tbeil davon sehen lassen.
Die Zahl der Stempelverschiedenheiten würde sich
gewiss bei besserer Erhaltung der Stücke vermehren
lassen, hier konnten nur drei angeführt werden, welche
übrigens in Bezug auf die Umschrift der Rückseite nicht
difr'eriren. Nach Grote Bl. f. Mzk. I, Nr. 23 soll jedoch
eine Typusverschiedenheit darin bestehen, dass einige
Münzen in der Mitte des Griffes am Schlüssel einen Punkt
hüben. Seiner Abbildung Taf. XVII, 225, construirt aus
1 1 Exemplaren, scheint die bei Bode Taf. IX, 2 entlehnt
zu sein.
Die besterhaltenen dieser Swaren wiegen nach Grotc
13— 14 As = 0-624— 0 672 Grm., die übrigen dagegen
nur 11— 12 As = 0-528 — 0-576 Grm., die in Bremen be-
findlichen 11 Stücke wiegen zusammen in Grm.. was für
340
M. Bahrfei dt:
das Stück 0-714 Grm. ergiebt. Rechnet man hiernach als
etwaiges Normalgewicht der Swaren = 0-72<) Grm., so
würden rund 325 Stück ans der Gewichtsmark (=233*856
Grm.) ausgebracht sein, und da die Mark, aus welcher
diese Swaren vermünzt, auf 0 Loth=0*37o fein beschick!
zu sein scheint (Bl. f. Mzk. a. a. 0., Bode p. 216), so ent-
hielt der auf 0*720 Grm. veranschlagte Sware 0-270 Gnu.
feines Silber.
4. Witte(?) o. J. — Taf. IV, Nr. 4c.
Hs. a.b. WOftaTÄ#ftOVÄ*£ST7TD«PSr *
c. fflORGTÄ-g-ROVÄ-g-STÄDG' +
(i. ffloneTA^pov Dan' +
Schlüssel mit dem Barte nach rechts.
Rs. a. DöVS^aST-g-OflßRIPOTGRS' *
b. Devs#esT*£OflßmpoTanss +
c. d. Davs-g-esT^omniPOTens +
Ausgeschweiftes schwebendes Kreuz, inner-
halb dv> Perlenzirkels, in den vier Winkeln
je ein Ringel.
a.BodeTaf.Vim,3, oachGrote, BLf. Mzk.
XVII. 228; ■-■ ,,, Loth= 1-14 Grm., b. Bremen
1*22 Grm., c. Bremen 1-25 Grm., d. Jungk
1-05 Grm. vernutzt. — Dm. 20 Mm.
Bei einem Normalgewicht von 1*30 Grm. würden rund
180 Stück dieser Münzen aus der Gewichtsmark gemünzt
sein, und da sie nach dem Strich 5 lüthig (X)-312 fein) sind,
das Stück 0*406 Grm. Silberinhalt haben.
Diese Münzen werden von Cassel [, p. 291 u. A. un-
richtig Kreuzpfenninge genannt. „Unter Kreuzpfennig ist
Die .Münzen der Stadt Stack-.
341
jedoch wohl eine Abgabe, welche am Kreuzestage zu
entrichten war und daher jenen Namen hatte, nicht ein
Münzstück zu verstehen. Ebenso hatte man in Bremen
z. B. Kleiderpfennige (Hodenberg, Hoyer Urk. Buch 1,
p. 44), gleichfalls nicht eine Münzsorte, sondern eine Geld-
spende, die alljährlich den unbepfrtindeten Domherren,
ursprünglich zur Anschaffung von Kleidungsstücken, aus-
getheilt wurde." (Jungk p. 260.)
5. Witte o. J. - Taf. IV, Nr. 5.
II s. MOneTħnOVKSST7rDaft + Schlüssel
mit dem Barte nach rechts.
Rs. D 8 V S || fl S T || 0 flß )ß || I P 0 T || Befusstes
Kreuz, welches bis in die Inschrift hineinragt
und dieselbe trennt, in den vier Winkeln je ein
Ringel.
Stade 0*82 Grm. etwas vernutzt, nach dem
Strich 41öihig (0-250 fein). Kopenhagen 2 Exem-
plare. — Dm. 17 Mm.
('). Groschen(?) von 1510. - Taf. IV, Nr. 6b.
a. b. MOfteTK* ROVTTx STÄDÖSIS 1/10 +
Schräg nach rechts stehender Schlüssel inner-
halb eines Zackenrandes.
a. -0 PÖTRG 7T || ORT? P' KOB'«*)
b. 0 PÖTRÖ-K' || -ORÄ-F-ftOB'
Petrus mit dreifacher Krone und Heiligen-
schein, mit Schlüssel und Buch auf einem Throne
sitzend. Tuten ein schräggestelltes Schild mit
dem schräggestellten Schlüssel nach rechts.
i. 0 Petre Apostole ora pro oobis,
342
M. liahrfeldt
a. Bode Taf. IX, 1 nach Grote Taf. XVII, 227,
"/,88 Loth = 2*85 Grm., von feinem Silber. —
h. Bremen 2-96 Grm. — Cassel L p. 291, Pratje
p. 61. — Dm. 28 Mm.
Bei einem Normalgewicht von 3*0 Grm. würden rund
7<s Stück eine Gewichfsmark ausmachen.
Diese Münze ist den vierfachen Groten von 140'.» des
Erzbischofs Johann III. Rode von Bremen (Jungk Taf. IV,
110) ausserordentlich ähnlich.
Erzbischof Johann liess 1499 hiervon 66 Stück aus
der ranhen Mark zu 14 Loth 6 Grün (0*896) fein prägen,
wonach das Stück ein Gewicht von 3-54 Grm. und einen
Silberinhalt von 3*17 Grm. haben musste. Dagegen liess
Erzbischof Christoph 1512 aus der rauhen Mark zu 14 Loth
(0'875) fein, 72 Stück schlagen; es war demnach das
Gewicht dieser vierfachen (-roten 3*25 Grm., der Silber-
inhalt 2-84 Gnu.
7. Witte von 1510. — Taf. IV. Nr. 7.
II s. \Vi)U((TTiO STHDG 1510 + Dreithttrmiges
Stadtthor, in der Oeffhung kleines Wappenschild
mit Schlüssel (Bari desselben andeutlich).
Rs. 0 dRVX- aDOKoUDao^ [n der Mitte
schwebendes befusstes Kreuz.
Rodde in Hannover 0*99 Grm., gelocht, nach
dem Strich 5 löthig (0-312 fein"). Dm 11» Mm.
8. Halber Groschen (?) von 1512(9). — Tai'. IV,
Nr. 8.
II s. SI?OnGT7io ROVao STKD«---Z. In dop-
pellinigem Dreipass, Schild mit dem Schlüsse
Die Münzen der Stadt Stade.
343
Rs. 0 I-«TR 7To||0R7t' • • B' Petras mit drei-
facher Krone und Heiligenschein, mit Schwert
und Schlüssel sitzend; unten Schild mit dem
schrägen Schlüssel mich rechts.
Bremen L;80 Grm., dasselbe Stück bei Grote,
Bl. f. Mzk. Taf. XVII, 226 abgebildet, Gew.
' ■• l98 Loth, schlechter Gehalt. — Dm. 25 Mm.
Diese bis jetzt nur in diesem einen Exemplar bekannte
Münze ist überaus mangelhaft erhalten. Ob dieselbe die
Jahreszahl 1512 trägt, ist nicht zu entscheiden, da sich bei
der starken Vernutzung nur die Z sicher erkennen lässt, vor
derselben scheinen allerdings die Reste einer 1 zu sein. Dass
(Ins Stück dieser Zeit angehört, gebt aus der grossen Aebn-
lichkeit desselben mit den Groten Erzbischofs Christoph
von Bremen von 1512 hervor (Jungk Taf. VII, 184). Nach
der Mtinzordnung desselben sollten von einzelnen Bremer
Groten 108 Stück aus der rauhen Mark zu 5»/* Loth
(0*328) fein gemünzt werden; der Groten muss danach
2*165 Grm. wiegen, der Silberinhalt ist 0-710 Grm. liier
mit stimmt unsere Münze gleichfalls überein, sie hat nach
dem Strich einen Feingehalt von 5 Loth (0*312 fein) und
ihr Gewicht betrügt bei der sehr starken Vernutzung noch
L *80 Grm., welches sieb recht wohl um 0*30—0*40 bei
guter Erhaltung erhöben würde.
9. Vier Schilling lübiscb o. J. - Taf. IV, Nr. 0.
11s. Wappenschild mit dem Schlüssel von zwei Greifen
gehalten ; ohne Umschrift.
R s. In \ ier Zeilen :
* 4 + | SCHIL | LINGK | LVBS- | +
344
.M. j;:i.hrfeldt:
Knyphausen Nr. 027.'] Taf. I, Lietzmann
1-77 Gnu., Bremen 202 Grm., Stade 1*79 Grm.
— Dm. 18— 19 Mm. Nach dem Strich reichlich
14 löthig. — Pratje p. 79, Cassel I, p. 292
In Bezug- auf diese sicher Stadischc Münze habe ich
nichts gefunden. Sie mag etwa Ende des XYL oder An-
fang- des XVII. Jahrhunderts geschlagen sein und scheint
einige Verwandtschaft mit den vier Schillingstücken (Jungk
p. 24] ; Nr. 316 f.) des Erzbischofs Johann Friedrich von
Bremen zu zeigen. Vergl. oben ]). 316.
in. ./16 Thal er o. J. — Tat'. IV. Nr. 10b.
II s. II 0 N : X 0 V : C I V : STADENSIS- X
Ovales von zwei Greifen gehaltenes Wappenschild
mit dem Schlüssel.
Rs. a. MATTHIAS-D-GR- IH-SEAV-
b. MATTHIAS-D:G:RO:IM:SE:AV
Gekrönter Doppeladler, auf der Brusl Reichs-
apfel, worin 16.
n. Lietzmann 2*18 Grra., I>. Kopenhagen. —
Dm. 25 Mm,
Obwohl dieses Stück die Jahreszahl nicht trägt, ist
es dem Gepräge nach der Zeit von 1615 1620 zuzu-
weisen, in welcher diese «/lfl Thaler mit genau demselben
Gepräge in grosser Zahl gemünzt worden sind.
11. i/2 Thaler 1615. — Taf. V, Nr. 11.
Hs. MONETA ■ XOVA • CIVITA : STADEN-
SIS- 5*J Der Schlüssel in einem von zwei
Greifen gehaltenen Wappenschilde.
Die Münzen der Stadt Stade.
345
Rs. MATTHIAS-D:G:ROM:IM:SE:AVG: 1615
Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust,
worin 16.
Knypbausen. Dm. 35 Mm., neue Erwerbung.
— Cassel I, p. 285.
Bei Pratje p. TM findet sieh folgende Beschreibung:
„Halbe Speciesthaler Die Umschrift ist: MAT-
THIAS-D-G-ROM-IMP-SE-AVG- 1615. Der Revers
ist wie auf den Speciesthalern , doch ist in der Umschrift
das Wort STADENSIS ausgelassen." — Hier liegt
sicher irgend ein Versehen vor, denn Cassel beschreibt
den halben Thaler nach Pratje, jedoch mit vollständiger
Umschrift.
12. i/16 Thaler 1615, Klippe.
Hs. MONO-CISTADENSIS- 1615. Ovales von
zwei Greifen gehaltenes Wappenschild mit dem
Schlüssel.
Rs. MATTHIAS D-G-RO-IM-SE-A- Gekrönter
Doppeladler, auf der Brust Reichsapfel, worin 16.
Cassel I, p. 292, nach ihm ya Loth = 7*308
Grm. wiegend.
13. i lfl Thaler 1615. — Taf. V, Nr. 13 b.
Hs. a. MO: NO: CI: STADENSIS-fö/5 X
6. c.MO: NO: CI: STADEXSIS-/6/5- X
d. MON-NO- Gl STADENSIS iü15- X
e. f. MON:NO: CI: STA DE NSIS-/6/5- X'
;l. MON:NO: CIV: ST ADENS IS-/o/5- X
Ä. MON:NO: CIV: ST A DENSIS :löl5- X
i. MON:NOV CIVI:STADENSIS IÖ15 X
•j:;
346
M. Bahrfeldt:
(l
. c.
b.
c.
f'\
r.
iS
d.
.'/•
//.
k.
k. WON-NOVA CIVI STADENSIS 1615 X
/. MON-NOVACIVUSTADENSIS 1615'X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
I . e. MATTHIASD:G:R: IM:S: AV:
MATTHIASD:G:RO:I: S: AU-
MATTHIASD:G:RO:IH:SE:AV:
MATTHIAS-D :G:RO:IM SE AV
MATTHIAS-D:G:RO:IM:SE:A:
MATTHIASD:G:RO:IM:S: AU:
MATTHIASD:G:RO:IM:SE:AV
Gekrönter Doppeladler, auf der Brusl Reichs-
apfel, worin l 6.
a. Bremen, b. Stade 2*45 Grm., c. Stade _■ l l
( i rm., (I. Bremen, e. Bremen,/1. Stade 2*44 Grm.,
//. Stettin, h. Beye, r*. Rodde 2*36 Grm., k. Bremen,
/. Lietzmann 2*20 Grm. — Nr. 1:)// hat die Stral
Bunder Contremarke. — Dm. 25 Mm.
II. Doppelthaler 1616. — Taf. V, Nr. 14.
Hs. HONET A-NO VA -CIVIT ATI SSTADEN-
SIS-/6/6 X Der Schlüssel in einem von zwei
Greifen gehaltenen verzierten Schilde.
Rs. MATTHIAS -D:G : R 0 M : I M P : S E 1 1 V :
AVGVST: Gekrönter Doppeladler mit dem
Reichsapfel auf der Brust.
r>remen 59-0 Grm., Stade 57 80 Grm. - Dm.
4 1 Mm,
Die Münzen der Stadt Stade. ^4*
15. Thaler 1616.
II s. o. b. MOXETA-NOVA-CIVITATIS-STADEN-
SIS-/6/6- X'
c. MONETA NOVA CIVITATIS STADE N-
SIS 1616-
Der Schlüssel in einem von zwei Greifen gehal-
tenen verzierten Schilde.
Rs. a. MATTHIAS-D-G:ROM:IMP:SEMP:
A VGVST:
b. MATTHIAS-D:G:ROM:IMP:SEMP:
AVGVST:
c. MATTHIASD-G-ROM-IMP-SEMP-
AUG-
Gekrönter Doppeladler mit dem Reichsapfel auf
der Brust.
a. Bremen 28-71 Grm., b. Knyphausen 6264,
c. Cassel I, p. 286, ist hier nur wegen des AUG
aufgenommen , die Interpunction ist sicher un-
richtig.
16. Vie Thaler 1616. Klippe. — Taf. V, Nr. 16.
Es. MON:NOV:GIVI:STADENSIS 1616 X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
IN. MATTHIAS-D:G:RO:IM:SE:A: Gekrön-
ter Doppeladler, auf der Brust Reichsapfel,
worin 16.
Lietzmann t-93 Grm. — Dm. 26—35 Mm.
23«
348
31. Lahrfi-ldt:
17. i/fi Thal er 1616.
Hs. a. MO- NO CIUI STADEN: X
6. MO- NO-CIVI-STADEN: X
c. HON NOCIVI-STADENS X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
Rs. a. MATT-D-G IM II -S-AV 6l6
b. MATT-D-G-RIMS-AV O/O
c. HATT-I)(MMHSAVO/ö.
1 krönter Doppeladler auf der Brust Reichs-
apfel, worin 16.
d. und b. Bremen, c. Knyphausen Nr.
18. </,« Thaler 1616.
Hs o. MON:NO: CIV: ST \ DENS I S-/O/0 X
&. MON-B <:r:i:ST.\I)ENSIS:/üiO x
c. MON-.NO: CIVISTADENSIS:/6f6 X
d. MON:NO: CIVI:STADENSIS /o/O X
e. f. MON:NOV: CIV: STADENSIS /O/O X
//. MON-.NOV: CIV: STADENSIS-/6/6 X
h. MONNOV[?]IVI-STADENSIS /o/o-X
i. MON.NOV: CIVI:STADENSIS/ö/ö X
k. Im. MONrNOV: CI VI :ST A DK NS IS- /o/O "X
». MON:NOV: CIV: STADESIS« /O/O X
ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
Hs. o. MATTHIAS-D :G-RO: MISE: AV-
/>. MATTHIAS-D:G:RO: IM:SE:AV«
r. MATTHIAS-DGRO- IM SE:AV:
rf. MATTHIASD:G-ROM-IM SE-A
e. MATTHIAS D:GK 0 M • I M- SE« A-
Die Münzen der Stadt Stade.
349
f. MATTHIAS-D-GROM-IM-SE-A-
//. MATTHIAS-D:G:RO: IM:SE:AV:
h. MATTHIAS-D:G:RO: IM:SE:AV-
t. MATTHIAS-D:G-RO IM:SE:AV:
k. MATTHIAS DG-RO- IMSE:AV-
/. MATTHIAS-D:G:ROM:IM:SE:A:
m. MATTHIASD:G:RO: IM:SE:A:
n. MATTHIAS-D-G-RO- IM SE:AV:
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichs-
apfel, worin 16.
a. Stade 2-01 Grm., 6. Berlin, c. Bremen, <l.
Stade 2-lO Grm., e. Bremen, f. Stade 2*05 Grm.,
g. Heye, h. Berlin, i. Lietzmann 2-13 Grm., k.
Roth Nr. 8, /. Stade 2-06 Grm., m. Lietzmann
1-80 Grm., hat ein Loch, Stade 2-49 Grm., n.
Stade 2.54 Grm. — Dm. 24 Mm.
Nr. 18 b, /", / sind mit einem Schlüssel contrasignirt.
19. Groschen(?) 1616. —Tat'. V, Nr. 19.
Hs. MON :NO:CIVI:STADENSIS- 1616- X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
\l*. MATTHIAS D-G-RO-IM-SE:AV- Gekrön-
ter Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust,
derselbe ist leer.
Dm. 24 Mm.
Beschreibung wie Abbildung sind Roth Nr. 8 entlehnt,
die Münze selbst ist mir noch nicht vorgekommen.
20. > lti Thaler 1617.
11s. a. b. MON:NOU:CIlI: STADKXSIS-X
c. d. MON:NOU:GIUI:STADENSIS X
350
M. Bahrfeldt:
e. MON-NOUCILI-STADENSIS-X
f.g.h. MON-NOV-CIV- STADENSIS- X*
ü MON:NOV:CIV: STADENSIS X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
Rs. a. MATTHIAS:D:G:RO:III:S:A: 6/7
b. MATTHIAS-D:0:KO:IM:S: V: Öl/
c. MATTHIASDG:RO:IM:SA« 61/
d. MATTHIASDG-RO:IHf:S:A: ölj
e. MATTHIAS:D:G:RO:IM:S-A: öl/
/. MATTHIAS-DGRO-I« S-A- 617'
,,. MATTHIASD:G-R- IM-.S-A- lölj
h. MATTHIAS-D:G:RO:IM:S:A: ölj
i. MATTHIAS D:G:R: II I :S : A : löl/-
Gekrönter Doppeladler, auf der Brusl Reichs-
apfel, worin 16.
(i. Bremen, b. Lietzmann _• •'» Grm., c. Knyp-
hausen Nr. d. Roddc 2-03 Grm., e. Roth
Nr. 11,/. Stade 1*80 Grm., g. Bremen, h. Bremen,
i. Lietzmann 2*16 Grm. — Dm. 24 Mm. —
Nr. 20 c und/* sind mit einem Schlüssel contra-
signirt.
21. v'Hi Thaler 1618.
11s. a. b. MON:NOU:CIUI:STADENSIS-X
r. d. MONNOUCIUISTADENSIS:X
e. MON:NOÜ:CIÜI:STADENSIS X
/. MON-NOU:CIÜI:STADENSIS X
g. MON-NOV-CIV- STADENSIS'X
h. MON-NOV-CIV- STADENSIS X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel
zwei Greifen gebalten.
von
1 > ie Münzen der Stadt Stadt-.
35
Rs. a. MATTHIAS-D:G:RO:IM:S:A- 1Ö18
b. c. MATTHIAS-D:G:RO:IM S:A: 618
d. MATTHIAS-D GRO IM S A- 618
e. MATTHIAS-D:G:RO:IM:S-A 18
f. MATTHIASD:G:RO:IM:S:A: 618
9. MATTHIAS-D-G-RO-IM-S-A • 618
h. MATTHI- DGROIM-SAV- 618-
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichs-
apfel, worin 16.
a. b. Bremen, c. Stade 2-0 Gnn., d. Rodde
2-12 Gnn., e. Lietzmann 2-25 Grm., f. Lietzmann
2-32 Grm., g. Bremen, h. Stade 2-15 Grm. —
Dm. 24 Mm.
22. yi6 Thal er 1019. — Taf. V, Nr. 22m.
Hs. a. MO- NO- CIVISTADEN- X
b. MO- NO- CIVI-STADENS X
c. MO: NO: CIV[?]ST ADENS X
d. MON-NOV:CIVISTADENS- X
e. f. ff. MONNOV-CIV- STADENSI- X
Ä. MON-NOV:CIV- STADENSI- X
i.k. MON-NOV-GIV- STADENSIS X
/. m. MON-NOV-GIV- STADENSIS-X
n. MON:NOU:CIUI:STADENSIS X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
Rs. a. b. c. MATT- I) G-R- IM-S-A-6/9
d. e. MATTHIASD-G-R- IM-S-A- 19
f. MATTHIAS-D-G-R- IM-S-A-ÖI9
ff. MATTHIAS-D-G:RO:IM:SA-6t9
h. MATTHIAS-D (JR- IM-S-A 619
i. MATTHIAS-D G-ROIM-S-A-6/9
'**>- M. Bahrfeldlt:
k. MATTHIAS DGrR0:IM:SA-öl9-
/. HA TTHIAS-D-G-RO-IM-S-A -6/9'
m. HAT THI AS-D -G-RO-IM-S-A 6/9
n. MATTHIAS-D-G:KO:IH:S-A Ö/9
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichs-
apfel, worin 16.
(t. Bremen, h. Stettin. <■. Berlin, d. Bremen,
e. Knyphausen Nr. c.»ii41. f. Lietzmann 1-62
Grm., >/. Knypbausen Nr. 9689 a, h. Wolff,
i. Bremen, k. Knyphansen Nr. 9640, /. Lietz-
mann 2*03 Grm., m. Wien 1*68 Grm., n. Knyp-
hauseii Nr. 96396. -Dm. 23 Mm.
Nr. 22 ft, c, //, n haben die Stralsnnder Contremarke,
h ist mit dem Schlüsse] contrasignirt.
Im Jahre 1619 wurden nur diese Dtttchen geprägt,
die Einnahme von der AusinUnzung derselben betrng laut
Kämmerei-Rechnung 1200 Mark.
23. i/„ Thal er 1620. - Taf. V. Nr. 23.
Ils. HO-NO-CIVI-STADENS-X Der Schi«
in ausgeschweiftem Wappenschilde.
Rs. F-ERDIN-D-G-R-I-S-A-6ZO Gekrönter
Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust,
worin \Z.
Diese Münze, abgebildet Roth Nr. 6 und diesem
entlehnt, ist mir sonst nicht weiter vorgekommen. —
Dm. 20 Mm.
24. i/lfl Thaler 1620.
Hs. ö. MO:CIVI:STADENSIS ■ X
b. MO:GIVI:STADENSIS+ X
Die .Münzen der Stadt Stad»
35a
e. HO:NO:CIVI:STADE- X
d. MO:NO:CIVI:STADEN: X
e.f. MO-NOCIVISTADENS X
ff. MO:NO:CIVI:STADENS:X
h. MtO-NO:CIVI:ST ADENS X
i. MO:NO:CIVI:STADENS- X
/,-. MONO:GIVI:STADENS X
/. MONO-GIVISTADENSIS-X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
Rs. a. FERDIN:D-GR-IM-S-A- ÖZO
b. e. FERDIN-D:G:R-IMS-A- ÖZO
d.e. FERDIN:D:G-R-IM-S-A- ÖZO
f. FERDIN-D:G-IMM-S-A- ÖZO
ff. FERDIN:D.:G-R-IM-S-A- ÖZO
h. FERDIN-D:G:R-IM-S-A •> ÖZO
i. FERI)IN:D:G:R-IM-SA- ÖZO
k. FERDIK:I)G-RIM-S-A- ÖZO
/. FERDIN:D-G:R-IM-S-A- ÖZO
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichs-
apfel, worin 16.
d. Bremen, b. Berlin, c. Bremen, <L Wolff,
e. Berlin, Stettin, f. Wolff, g. Stade 165 Grm.,
h. Rodde 1-28 Grm., i. Lietzmann 1*67 Gnu.,
A-.KnyphausenNr.6270, l. Stettin. — Dm. 28 Mm.
Nr. 24 ^ (beide) tragen die Stralsunder Contremarke,
/ ist ebenfalls mit einem, jedoch undeutlichen Gegen-
stempel versehen.
Diese ' lt; ThalerstUcke von 1620 sind von etwas
rohcrem Stempelschnitt als die vorhergehenden und ziem-
lich bedeutend leichter ausgebracht.
354
M. Ualirfehlt:
25. Sechsling 1620. — Tat. V, Nr. 25a.
Hs. a. MO-NO:CISTADEN 10 X
b. MO:NO:CISTADENZ0 X
Der Schlüssel in ausgeschweiftem Schilde.
Rs. a. b. DEVSESTOMNIPOTENS • Geschweiftes
schwebendes Kreuz, in den Winkeln oben je ein
Ringel, unten ü— 4.
a. Bremen 063 Grm., 6. Jungk 0*65 Grm. —
Dm. 17 Mm.
Die Einnahme des Raths aus der Münze pro 1620
betrug 1625 Mark, ein Mehr von 625 Mark gegen das
Vorjahr, welches sich durch die Prägung dev ■ ,, Timler
und der Sechslinge erklärt.
26. Thal er 1621. - Taf. VI. Nr. 26c.
II s. a. b. c. II ONE T A • N 0 V A • G I V I T A T I -
STADENSIS/ÖZMB-
d. e. HO NET A • NOVA ■ CIVIT A TI S ■
STAI)EN>IS-/o:/- ffi
/. HONET A + NOVA . CIVITATIS •
STAI)ENSIS./öZMi>
Ovales verziertes Wappenschild mil dem
Schlüssel, von zwei Greifen gehalten.
Et s. a. V E RD1 N AND VS- II • D :G:RO II A:IMP:
SE:AV:
6. d. FERDINANDVS-II-D:G:ROMA:IMP:
SE-.AVG
c. FERDINANDVS-II-D:GROMA:IMP:
SE:AVG:
e. FERDINANDVSIID:G:ROMA:IMP:
SE-.AVG-
Die Münzen der Stadl Stad<
355
f. FE RDI N A ND VS • II • D : G :R0 II A : I II P:
SE:AVG:
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichs-
apfel, mit 3Z.
a. Bremen 28*3o Grm., Knyphauscn 6265,
Katalog Reimmann Nr.7039, b. Bremen 28-8G
Grm., Hamburg Kunsthalle, Wien 28-80 Grm.,
Lietzmann 28-62 Grm., c. Berlin, d. Gotha,
e. Roth Nr. 12, f. Rodde 26-12 Grm., vergl.
r.ueh Madai Thaler-Cabinet Nr. 2329, Cassell,
p. 287, Pratje p. 79. — Dm. 43 Mm.
Der Münzmeister-Name EB ist noch nicht erklärt.
Auf a, b} d und c haben die Köpfe der Doppeladler
Scheine, auf c und /'dagegen nicht.
27. Thaler 1621. — Taf. VI, Nr. 27c.
Hs. MONETA-NO VA- CIVITATIS -S TADEN-
SIS'/ÖZ/-IB' Ovales verziertes Wappenschild
mit dem Schlüssel, von zwei Greifen gehalten.
Rs. a. FERDIN ANDV8 • II • D : G : ROMA :IMP:
SE:AVG:
b. FERDINANDVS-II D • G : ROMA: IMP:
SE:AVG:
r. FERDINANDVS- II-D:G- ROMA:IMP:
SE:AVG:
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichsapfel
mit Z3.
a. Bremen 28*15 Grm., Katalog Reimmann
Nr. 7040, b. Köhler VIII, p.' 273(1)- ist jedoch
nicht ganz sicher, da der Stempel den Schrötling
etwas schräg gefassl hat), c. Berlin. — Dm.
i;; Mm.
356
M. liiilirfeldi :
Die im Reichsapfel befindliche Zahl Z5 steht hier
sicher für 3Z und muss als Stempelfehler bezeichnet
werden. Dass trotzdem drei Varietäten vorkommen, fällt
einigermassen auf.
Die Köpfe der Doppeladler haben keine Scheine.
28. Doppel Schilling 1621. — Tat'. V, Nr. 28
He. a. MONO:CIV|| STADEZf •
b. MO:NO:CIV || STADE-Z/-
In der Mitte -Z- | SCHILD | darunter stehen-
der Schlüssel, welcher die Uni8ehrifl trennt, bei
b. zwischen zwei Punkten.
Rs. In fünf Zeilen:
o. ••• | REICHS TALER- SILBER- •*■
b. •*• | REICHS | TALER SILBER •*•
ohne Umschrift.
a. Lietzmanu 1*0 Grm., b. Bremen 0*91 Grm.
— Dm. 16 Mm.
29. Doppelschilling o. J. - Tai'. II. Nr. 29h.
lls. „. MO-NOCIVI || STADENS-
b. MO NO CIVIH STADKX 1-
In der Mitte -Z- | SCHILL | darunter stehen
der die Umschrift trennender Schlüssel
R s. In fünf Zeilen :
a. * | REICHS- | TALER-S | ILBER| ••
b. ••• | REICHS | TALER-S | ILBER | •••
ohne Umschrift.
a. Roth Nr. 9, b. Kopenhagen. — Dm. 17 Mm.
I >ic Münzen der Stadt Stade.
357
30. D o p p eis c h i 1 1 in g o. J. - Taf. V, Nr. 30.
11*. MO:NO:GIVI:STADE: HB- Innerhalb des
Perlenkreises Z SL, darüber kleiner Schlüssel.
Rs. In fünf Zeilen :
•*• | RICHSD|ALDER S | VLVER- 1 •••
ohne Umschrift.
Knyphausen, neue Erwerbung. — Dm. 17 Mm.
Sowohl Nr. 29 wie 30 werden im Jahre 1621 geprägt
sein, worauf die Aehnlichkeit mit Nr. 28 schliessen lässt
und ausserdem das Monoin-amm des Miinzmeisters FB bei
Nr. 30 hinweist.
31. Sechsling 1621.
Taf. VI, Nr. 3K
Hs. a.b.c. MO-NO-CIV- STADE-Z/-
d. MO-NO-CIVISTADE-Z/-
e. MO:NO:GIVI-STADE:ZI-
f. //. MO-NOGIVI STADE-Zf-
Ausgeschweiftes Schild mit dem Schlüssel.
Rs, a. DEVS-ESTOMNIPOTEN-
b. devs-est-omnipoten;.
r. DEVS-EST-OMNIPOTENS-
d.g. DEVS-EST-OMNIPOTE:
e.f. DEVS-EST-OMNIPOTEN-
In der Mitte in drei Zeilen:
•I- | SOES | LING
a. Bremen, WolfF, Rodde 0*51 Grm., b. Stade
0-60 Grm., c. Roth Nr. 1, d. Wolff, e. Stade
0*50 Grm., /'. Bremen, g. Bremen. Die drei
Sechslinge in Bremen wiegen zusammen 1*85 Grm,
— Dm. 15 Mm.
358
M. Bahrfeldt
T
32. Sechsling 1621. — Taf. VL Nr. 32b.
Hs. a. MO-NOCIV-STADE-Z/-
b. MO:NO CIV-STADE Zt-
Innerhalb des Perlkreises der Schlüssel, rechts
und links je ein Tankt.
Rs. DEVSESTOMNIPOTE:
In der Glitte in drei Zeilen:
•I- | SOHS | LIN | •
«. Wolff, b. Heye. — Dm. 15 Mm.
33. Thaler 1640. - Taf. VI. Nr. 33.
Hs. HONETA- NOVACIVITA:STADENSIS«
/640T- Der Schlüsse] in einem von zwei
Greifen gehaltenen verzierten Schild.'.
Rs. FERDINANDUSII1 I>: G:ROMA:IMP:
S:A: Gekrönter Doppeladler mit leerem Reichs-
apfel auf der Brust.
Bremen 29-0 Grra. - S. auch Madai Nr. 51 19,
Cassel p. 287, Katalog Reimmann Nr. Toll. —
Dm. 4:; Mm.
Laut Contracl seilte der Mttnzmeister diese Thaler zu
14 Loth 4 Gr. schlagen.
34. • „. Thaler 1640. - Taf. VI, Nr. 34f.
Hs.«. CIVITA: STADENSIS-/640-T-
/,_/-. CIVITA: STADENSIS/Ö40T
!/./,. CIVITAS STADENSIS/640-T«
i. CIVITA: STAI)ENSIS:/öiO ■'!'■
Der Schlüssel in ausgeschweiftem Schilde.
Rs. a.b. MONETrNOVA-ARGENTA-^j.
r. MONET:NOVA-ARGENTEA ."
Die Münzen der Stadt Stade.
359
d. MONET- NOVA-ARGEXTEA *}•
e. MONE [? ] OVA-ARGENTEA- +
f. MONET- NOVA:ARGENTEA gg
//.MONET: NOV A- ARGENTA- -f
h. MONET- NOVAARGENTEA*
i. MONETA-NOVA-ARGENTEA-
In der Mitte in vier Zeilen:
| E-.REIS | DAL- | •••
| E-REIS i DAL | ••«
| E-REIS | DAL- | •
| E:REIS | DAL: | •••
[ E-.REIS j DAL- | •••
| E REIS- | DAL | •••
fl.Lietzmann 1-56 Grm., 6. KnyphauscnNr. 6271,
c (1. Bremen, e. Heye, f. Wolff 1-60 arm., Heye,
g. h. Bremen, t. Roth Nr. 10. — Durchschnitt der
vier in Bremen 1-54 Grm., das Beste (c) wiegt
1-75 Grm. — Dm. 19 Mm.
Nach dem Oontracte sollte Timpfe die Dreischilling-
stücke 12 löthig, 136 aus der Mark schlagen, das Stück
müsste also 1-72 Grm. wiegen und 1-29 Grm. Silberinhalt
haben.
a.
ÄVi
b.
XVI
c.
XVI
,Lf.
•XVI
;,. h.
XVI
i.
XVI
35.
1 1 s. a.
b.
c. (J.
Rs. a.
b.
Doppel Schilling 1640. — Taf. VI, Nr. 35d.
MON:NO: CI V-STA DENSIS • /Ö40 -T-
MON-NOV-CIV-STADENSIS • 1640 VT
MON:NOV:CIV:STADENSIS-/640-rT-
Der Schlüssel in ovalem von zwei Greifen gehal
tenen Schilde.
FERDINANDUSIII D:G:RO:IM-
I ERDINANDUS-III I):G K: I SA:
360 M. ßahrfeldti
e. FERDINANDUS III -D G:R:I : S : A :
d. FERDINANDUSIIID:G:R:I:S:A:
Gekrönter Doppeladler mit Reichsapfel auf der
Brust, worin ein Punkt.
a. b. Bremen 1*46, 1*53 Grm., c. Knyphausen
Nr. 6272, d. Wolff2-0 Grm. - Dm. i>:>> Mm.
Timpfe sollte die Doppelschillinge 7 löthig aus-
münzen.
36. Sechsling 1640. — Taf. VI, Nr. 36»,
Iis. a. MO:NO:CI: STADENSIS T
6. MO:NO:Cl ■ STADENSIST
c. MONO-CIVSTADENSIS-T«
Der Schlüssel in aasgeschweiftem Schilde.
Rs. a. DE1 S:EST:OMNIPOTENS«
i, c. DEUS EST OMNIPOTENS-
Schwebendes befusstes Kreuz, in den Winkeln
1 6- i 0.
a. Wolff 0-50 Grm., 6. Bremen 0-64 Grm., c.
ssel I. p. 295. - - Dm. 15 Mm.
Die Sechslinge sollten von Timpfe aus 5 löthigem
Silber geschlagen weiden.
37. Drei-Pfenninge L640. Taf VI. Nr. 37.
11s. MO NO'GIVI-.STADENS: Der Schlüssel in
ausgeschweiftem Schilde.
Rs. DEVSESTOMNIPOT:
In der Mitte in drei Zeilen:
•3- | PEN | 610
Dm. 15 Mm., Gew. 0*51 Grm., 5 löthig nach
dem Strich. — Stade.
Die Münzen der Stadt Stade.
361
Nach dem Contracte sollte Timpi'e diese Münzsorte
nicht schlagen. Vorliegendes Stück ist übrigens das ein-
zige mir bekannt gewordene.
38. VM Thaler, Schilling, 1676. — Taf. VII, Nr. 38b.
Hs. STADER Aufrecht stehender Schlüssel, umher
zwei Palmzweige, über denselben •
Ks. STADT-GELDT-/6/6 X
In der Mitte in vier Zeilen:
48- | E:REIC | HS-TAL- | -AH-
48- | E:REIC | HS-TAL: | -A-H-
48- | E REIC | HS DAL | -AH-
48- | E:REIC | HS DAL | -A-H-
48- | E-REIC | HS-TAL- | AH-
a. Bremen, b. Lietzmann 0*90 Grm., Stade
0-90, 0-88, 0-82 Grm., Knyphausen Nr. 9642,
Rodele 0-91 Grm., c. Knyphausen Nr. 6274, d.
Lietzmann 0-98 Grm., e. RothNr.7.— Dm. t8Mm,
Nach dem zwischen der Stadt und dem Münzmeister
Andreas Hille geinachten Vertrage sollten aus der ü löl In-
gen Mark 216 Stück geschlagen werden, was für das
Stück 1*083 Grm. mit 0*406 Grm. Silberinhalt ergiebt,
Im Ganzen scheinen für 1026 Thaler Schillinge
prägt zu sein, welche einen Gewinn von 42 Mark 12 Schil-
lingen einbrachten.
39. Sechsling 1676. — Tai'. VII, Nr. 39.
II s. STADER Aufrecht stehender Schlüssel, umher
zwei Palmzweige, darüber •
24
362
M. ISalnfV1.lt
Rs. STADT-GELDT-/Ö/6 X
In der Mitte in vier Zeilen:
•I- | SECH | S-LIN | AH*
StadeO-50, d-4*. 0*45 Grm., Lietzmann 0-52
Grm. — Dm. 15 Mm.
Die auf 4 Loth 9 Grm. beschickte Mark sollte in
368 Stück Sechslinge vermünzt werden, der Sechsliug
also 0*636 Grm. wiegen and 0*178 Grm. Silberinhalt haben.
Stempelvarietäten habe ich bei diesen Sechslingen nicht
gefunden.
40. Doppelthaler 1686.
Ils. HONET A-NOVACIVITATISSTADEN
SIS •/ö.sö-i-S- Der Schlüssel in ovalem von
zwei Greifen gehaltenem Wappenschilde.
Rs. LEOPOLDÜSD-G-ROM :IMP:SE:AUG:
Gekrönter Doppeladler mit leerem Reichsapfel
auf der Brust.
Bremen 58*50Grrm, Wolff, dasselbe Stück,
welches Cassel, respective Pratje beschreibt. —
Dm. 44 Mm.
41. Thaler 1686. — Tat". VII, Nr. 41».
Ils. >,. MONETANOVA-CIVITATIS-STADEN
SIS-/Ö86-1-S-
b. MONETA-NOVA-GIVITATIS-STADKN
SIS-/Ö8Ö-I-S:
Der Schlüssel in ovalem von zwei Greifen gehal
tenein Wappenschilde.
Di« Münzen der Stadt Stade.
Rs. LEOPOLDUSD-GROM:IMP:SE:AUG:
Gekrönter Doppeladler mil leerem Reichsapfel
auf der Brust.
a. Bremen 29-30Grm., Stade 29-20Grm., Knyp-
hausenNr. 6266, Madai Nr. 5120, Cassel p. 288
Reimmann Nr. 7042, Wien 29*24, Kopenhagen,
Wollt; b. Roth Nr. 13. — Dm. 44 Mm.
Zu diesem Thaler befinden sich die Stempel in Stade;
von der Rückseite sind zwei vorhanden, von denen der
eine mit der Umschrift LEÖPOLDUS • D • G-ROM
IMP:SE:AVG: und etwas abweichender Zeichnung gar
nicht benutzt zu sein scheint, auch ist mir kein Thaler mit
dieser Umschrift bekannt geworden.
Dass die Stempelvarietät bei Roth, dessen Abbildun-
gen sonst recht genau sind, auf einem Versehen beruht,
möchte ich bei der sehr geringen Zahl der ausgemünzten
Thaler und der damit in Verbindung stehenden Zahl der
benutzten Stempel fast behaupten.
In dem vorstehenden Verzeichnisse sind mehrfach
Münzen aufgeführt, welche u. A. auch mit einem Schlüssel
abgestempelt sind. Man suchte durch dieses Zeichnen
namentlich in Zeiten zunehmender Münz Verschlechterung
die guthaltigen Stücke von den geringeren zu unterschei-
den. Nun führen beide Städte, Bremen und Stade, den
Schlüssel als Wappen und es lässt sich desshalb nicht lest
sieben, ob die Stempelung nachstehender (dem Werke
Jungks, „die Bremischen Münzen-, sowie anderen Samm
hingen entnommenen) Münzen ausschliesslich in Bremen
»»der auch in Stalle stattgefunden hat. Für Bremen ist die
304
M. Bahrfeldt:
Abstempelang verbürgt (Jungk p. 24;> und 354), für Stade
dagegen habe ich keine Nachrichten hierüber aufge-
funden.
Es kommen folgende Münzen mit einem Schlüssel ab-
gestempelt vor:
Witte von Anklam o. J. (dem Typus nach zwischen 1387
und 1403).
Oldenburger (Groten) des Grafen Gerhard (1440— 148
' ,„ Reichsthaler i\v> lüneburgischen Herzogs Wilhelm zu
Harburg (1603—1642), aus den JahreD
1617—1620.
„ des [üneburgischen Herzogs Julius Ernst
zu Dannenb< von 1620.
des Bischofs Christian zu Minden (1599
bis 1625), von 1619.
der Herzoge von Holstein Johann (1564
bis 1622) und FriedrichllL (1616— 16
von 1617, L618, 1619.
n des Hei 'ii Holstein Johann Adolf
590—1616), von 1600 und L607.
n des Grafen Ernst von Schauenburg und
Pinneberg (1601 1622), von L615 bis
1621.
n Doppel Schillinge) des Erzbischofs Johann
Friedrich von Bremen (1596—1634), von
L613— 1619.
i/IH Reichsthaler der Städte Hamburg, Rostock, Wismar,
Stralsund, Lüneburg. Bremen, von 1615
bis 1617, o. J., Stade 1616, 1617, 1619.
Doppelschillinge des pommerschen Herzogs Philipp Julius
zu Wolgast (1592—1625), o. J., 1616,
1617.
Die Münzen der Stadt Stad<
Doppelschillinge der mecklenburger Herzoge Adolf Fried-
rich (1592-1658) and Johann Albert 11.
(1592—1636) von 1615, 1617, 1618
und o. J.
i/84 Thaler des lüneburgischen Berzogs Georg(1636
bis 1641) von 1636.
Vier - Schillinge des Königs Christian [V. von Dänemark
(1588 1648) von 1617 und 1618.
Medaillen.
42. Auf d i e E r ob e r u n g d e r Stadt d u r c li d i e
Dünen, 1712. — Taf. VII, Nr. 42.
11s. Ansichl der Stadt, im Abschnitt STADE.
Rs. In sieben Zeilen: ANNO | MDCCXU | 1) •
VI] SEPTEMB | A | FRIDERICO IV
REG E DANm j CAPTA.
Silber. Dm. :)7 Mm. 1 t-60 Gim.
Kuyphausen Nr. 0275, Katalog Reimmann
Nr. 704;;.
43. A n 1* d ie s elbe Veranlass nng:
IL s. FRIDERICUS IIIIDGREX DAN-NOR-
V-G- Das Brustbild des Königs im Harnisch
nach rechts. Unten P BERGF.
I!s. STADA EXPUGNATA« unten PRASIDIO
VICTORIS LEGES SUBEUNTE VIII-
I D-SEPT-MDCCXII. Darstellung der Bela
gerung und Beschiessung der Stadt. Im Vorder-
gründe der König zu Pferde mit Gefolge, welchem
366
M. BahrfVldt:
eine weibliche Person mit Mauerkrone, zu deren
Küssen die Wappen der Stadt Stade und des
Herzogthnmrs Bremen sich befinden, knieend auf
einem Kissen die Stadtseldüssel überreicht.
Silber. Gewicht 5 Loth.
Die Beschreibung i>t Cassel I. ]». 298 entnommen, die
Medaille seihst ist mir nicht vorgekommen. Das Münz-
kabinet in Kopenhagen enthält sie nicht — Peter \W>v-.
war Stempelschneider des Königs Friedrich IV. von
Dänemark von 1699 — 17;'><>. Diese Notiz findet sich
in: Die Monogrammisten von Dr. (i. K. Nagler, Bd. I.
1». 702.
44. Aul' die dritte Saecularfeier der Anto-
nius-Brüderschaft 1739.— Taf. VII, Nr. I !•< und b.
Il>. SANCT1 ANTONI] FRATERNITAS. Der
heilige Antonius, in der Rechten den Stab, in
der Linken ein Schwein haltend.
II s. In acht Zeilen :
a. MEMORIA ■ | SAECULARIS TERTIA
STA DAE« j POSTR1 DIE DOM INH'A E
LAETARE«|SEQU- AORMDCCXXXIX
ICELEBRATA.
b. MEMORIA • | SA ECVLARIS-TERT1 \
STADAE|POSTRIDIAEDOMINICAE;
LAETARE- SEQV- AORMDCCXXXIX«
ICELEBRATA.
Dm. 23 Alm.
Knyphausen Kr. « *» i? T * » . 6277, Katalog Reim
mann Kr. 7044.
Die Münzen der Stadt Stade.
367
Von a befindet sich der Tis.- und Rs.- Stempel, von h
der Ks. -Stempel im Besitze der Antonius-Bruderschaft in
Stade, von a ist derlls. -Stempel, der gegen b etwas, jedoch
sehr wenig und nur in der Stellung der Buchstaben zum
Bilde abweicht, nicht vorhanden. Aus der Rechnung der
Brüderschaft pro 1739/40 ist nicht ersichtlich, von wem
die Stempel geschnitten, auch nicht wieviel Stück im
Ganzen und in welchen Metallen ausgeprägt sind, sie
ergiebt nur, dass 20 Stück asservirt und 150 Stück ver
tlieilt worden seien.
Die Rechnung spricht allein von silbernen Medaillen,
doch besitzt Lietzmann in Berlin auch eine ans Kupfer
vom Stempel a.
Gewicht der silbernen Medaillen 1*83 Grm.
45. Auf die vierte Saecularf eicr der Anto-
nius-Brüderschaft 1839. — Taf. VII, Nr. 45.
Hs. SANCTI ANTONII FRATERNITAS.
Der stehende Heilige mit dem Christuskinde auf
dem Arme.
Rs. In acht Zeilen:
MEMORIA | SAECVLARIS QVARTA
STADAE | POSTRIDIE DOMINICAE
LAETARE | SEQ. | ANNO MDCCCXXXIX
jCELEBRATA-
Dm. 29 Mm.
Knyphausen Nr. 6278, Katalog Reimmanu
Nr. 7045.
Nach den Acten und der Rechnung von 1839/40 sind
die Stempel tili- diese Medaillen von G, Loos in Berlin
geschnitten worden. Die Rechnung ergiebt, dass im Ganzen
geprägl sind:
:m
M. T'.alirfcldt:
6 Stück in Gold zu 3«/, Dukaten (= 11-633 Grm.),
221 n „ Silber, ■/, Loth (= 9-744 .. .
47 „ .. englischem Neugold und
10 „ „ englischer Bronze.
46. Einseitige Markt-. — Taf. IV, Nr. 46.
Zwei gekreuzte Schlüssel mit den Härten nach
aussen.
Dm. 19 und 21 Mm., zwei Stempel.
Diese einseitigen Marken wurden 1863 von dem
Goldarbeiter Walther in Stade für die vereinigten Schützen-
gesell Schäften von Buxtehude, Bremervörde und Stade in
Messing and Silber geschlagen, und dienten als Abzeichen.
Verzeichniss der Münzmeister.
Vor 128G (seit 1272?) Borghardns monetarius.
1288. Fredericus monetarius consul Stadhu.
1316. Fredericus monetarius (derselb(
1430. Billebrand lind mnntemester.
1 17i). Di denk von Lessen mnntemester.
L497. Ilinrik Eoltorp niunte Mester.
1615—1621. Simon Timpe.
L621. II... 15 i
1640—1641. Peter Timpfe, Sohn <U'> Simon.
, .„ . . . ..... königl. Schwedische Münzmeister.
Muh. Andreas Ildle, / ,, , . .
, . , . ,.,..,' die von der Madt in diesen Jahren
1086. Jacob Schröder,
1 engagiii waren.
1694. Diedrich Jürgen Schröder (hat nicht gemünzt).
Die Mii 117.011 der Stadt Stade.
369
o. J.
o. J.
o. J.
0. J.
0. J.
1510
1512
o. J.
o. J.
1615
1616
1617
L618
L619
1620
1621,
o. J.
1640
1676
1686
Uebersicht
der in Stade geschlagenen Münzen.
Denare (circa 1040).
Denare (circa 1050).
Swaren (ans dem XIV. Jahrhunderte).
Witten
Witten
. Groschen. Witten.
(?). Halbe Groschen.
4-Schillingstticke (um 1600).
t/lg Thaler (etwa 161 5).
. y2 Thaler, i/fi Tbaler.
. Doppelthaler, Thaler, •/,, Thaler, Groschen (?).
um 1500.
y16 Thaler.
Vi 6 Thaler.
Vi 6 Thaler.
Vi 2 Thaler, i/1€ Thaler, Sechslinge.
Thaler, Doppelschillinge, Sechslinge.
Doppelschillinge (1621).
Thaler, i/ie Thaler, Doppelschillinge, Sechslinge,
3-Pfenningstticke.
V*8 Thaler, Sechslinge.
Doppelthaler, Thaler.
370
M. Bahrfpldt:
Anlagen.
i.
Kaiser Conrad II. verleibt dem Hamburgischen Erz
bischof Bezelin das Recht, einen Markt zu Esslingen im
Eilengan und in Stade zn errichten, sowie die dessfallsigen
Rfarktzölle und andere Gerechtsame. 10. December 1"
In nomine sanetae et indiuidnae trinitatia Chuonradua, diuina
fanente dementia, Romanoram imperator augnstus pro re
medio animae nostrae, et <>1> interuentum dileetae contectalis nostre,
Gislae, imperatricia anguate, neenon cariaaime prolis nostre, Heinrici,
regia Burgnndionum, Bccelino, vir»» venerabili, Hammaburgenai archi-
preanli, suiaque aucceaaoribna licentiam dedimua conatraendi mer-
catum in loco Heslingoa nnnenpato, in pago Eilangoa, eo Bcilicel
tenore, nt aduocatua einsdem ecclesiae hiia diebns, quibua annualia
mere.it ns inibi celebrari et confluentia popnli maxime aolel fieri,
videlicet in festivitate Bancti Viti martiria, poteatatem habeant
banno nostro constringendi omnea, qui illac convenerint. ad omnem
institiam faciendam. Thelonenm autem, et qnicqnid ad noatram
imperiale ins pertinet, ob amorem predicti martiria, cui idem locus
est conaecratns, eidem ecclesiae et Banctimonialibua ibidem degen-
tilms libere ntendnm pro noatra perpetua memoria imperiali largi-
tione concedimus.
Addidimua etiam pro voto et petitione eiuadem venerabilis viri,
quoniam fidelem eum in omni negotio nostro comperimua, nt pote-
Btatem habeat, Biquidein rei necessitas exposcat vd utilitas, in loco
Stadun nominato, in predio ecclesiastico mercatum ex im
constrnendi. Bannum et thelonenm, neenon etiam monetam, et quic-
quid inde regius reipublicae fiscus obtinere poterit, prelibatae
Bammaburgen3i conferimus sedi. Qomines vero, qui in predicto
Die Münzen der Stadt Stape. Oll
predio quoqub modo sibi habitacula faciant, sub banno et constric-
tione aduocati episcopalis, nee alieuius alterius, manere decemimus.
Data IV idus Decembris. Endictione VII. Anno dominicae
incarnationis MXXXVÜI. Anno autem domini Chuonradi seeundi
regni XV, imperii vero XIII.
Actum Nerestein feliciter. Amen.
Nach dem Hamburger EJrkundenbuch Nr. 69.
II.
König Heinrich III. verleibt dem Erzbischof Bezelin
dasselbe Privilegium, welches sein Vater Kaiser Conrad II.
im Jahre 1038, den 10. December ihm ert heilt hatte. Datirt
vom 13. Mai 104o.
Data III idns Mail. Endictione VIII. Anno dominicae incarna-
tionis MXL. Anno autem domni Heinrici regia 111. ordinationia
XIII, regni primo.
Nach dem Hamburger Urkundenbuch Nr. 70.— Diese Urkunde
ist im Wesentlichen eine Wiederholung von Nr. I.
III.
Erzbischof Hartwig II. von ttremen verleiht der Stadt
St;t de verschiedene Gerechtsame. 1204.
In nomine sanete et individne trinitatis. Ego Hartwichus, de
gratia sanete Bremensis ecclesie archiepiscopus, vniuersis Christi
fidelibus in nero salutari salutem.
Negestarum rerum memoria processu t empor um elabatur atque
pereat, ne etiara eorum que anobis ordinantur ulla naleant perturba-
tione refragari, necessarium duximus ea scripto nostro perhennare.
N'otiim siquidem esse cupimus, tarn presentibus, qnam Buccessiue
etatis hominibus, quod ad peticionem fidelium nostrorum ei uide-
licel ministerialium ecclesie, ciuibus <lc Stadio tale jus indulsimus,
quod ab ipsis nullos repeterc obsides debeamus, nisi forte aliquos
inier se inueniant, qui nobis et ipsis .sint inutiles, a quibua ad con
372
M. Rahrfclilt:
silium ipsornm obsides recipere debemus. [ndulsimus nichilominus
eisdem ciuibus, quod nullam ab eis pro eductii annone, quam buo
comparauerint argento, pecuniam repetere debeamns. Si quis autem
annonam alieno argento comparatam educere attemptauerit , i'urti
reus habeatur. Concedimus preterea ipsis, ut nulli extraprouinciali
Iiceat in ciuitate res alicuius hospitis occupa i forte ciuis uel
aliquis incola terre extraprouincialem aliquem habeat super aliquo
inpetere, prius coram iudice extraprouinciali per iuris ordinem debet
optinere, ut licituin Bit ei res ipsius occupare. Statuimus etiam iam
dicte ciuitatis hominibus eadem Jura, eandem Justitium, quam ab
antecessoribus nostris hactenug habuerunt, quia non solum ipsornm
iura conseruare aolumus, sed in omnibus quibus possumns aug
mentare. Huius rei testes sunt Hermannus prepositus, Sigebodo
Bremensis ecclesie kanonicus, ministeriales Ericus de Bederikesa,
Johannes et Ericus lilii ipsius, Erpo de Lun< Beinricus
aduocatus ei Godefridus frater eins, Meinenis, TVodericus filius
domini Rfanegoldi, Fridericus de Haselthorpe, Teoderic«
(>\ iiiii.kI. Gerfridus Wrideke et fratrea eins Teodericus, Mathias et
Gerhardus, Sifridus de Burg, Johannes de Mertselo, Arnoldus,
Broielandus et Gerwardus frater »ins et alii quam plui
o o o
sunt hec anno dominice incarnationis M. ( ' ( '. IUI. anno pontificatus
o
Dostri XX.
Ii dem gut erhalteneu Originale im Stader Stadtarchive.
Das Siegel ist abgefallen. Bereits abgedruckt von Pratje ..l»i<'
Herzogthumer Bremen und Verden* VI. |». 95 jedoch nicht
fehlerlos; Dach Pratje im Hamburger LJrkundenbuch
IV
Erzbischof Hildebold von Bremen verleihl der Stadt
Stade die Münzgerechtigkeit. April 1272.
Hildeboldns dei gratia sancte Bremensis ecclesie archiepi-
scopus omnibus quibus hoc scriptum oblatum fuerit in perpetuum.
Jnter plurima humane conditionis infirma Dominum memoriam sie
fragilem esse constat, vt nee multitudini rerum uec longitudini
temporum Bufficientera so naleat exibere. Vnde et ratio doeuit quod
didicit consuetudo, ut fragilitati memorie per quedam signa et
Die Münze]) der Stadt Stad«
373
litterarum testimonia succurratur. Notum sit igitui presentibua et
Futuris, quod nos habita pia consideratione ad statum et profectum
consulum et burgensium ciuitatis Stadensis nostrorum fidelium, qui
per deuota ipsorum seruicia et inerita uostram sortiti sunt graciam
et fauorem, ad utilitatem quoque totius comitic Stadensis de con-
aenau prepoaiti, decani et capituli nos tri Bremensia monetam
noatram Stadensem predictis consulibus et burgenaibua et eorum
aucceaaoribus perpctuo reliquimus et eorum ordinationi commisi-
mus eo jure quo nos seu auteceasores nostri et ecclesia Bremensia
hactenus possedimus libere et quiete; ut ipsi in predicta moneta
lus cudendi denarios Stadenses albos, aiue de puro argento per
lotonem, prout ipai expedit ciuitati, secundum eorum beneplacita,
libcram habeant facultatem. Noa vero commodum ecclesie noatre
Bremensia propensiua intuentes, cuiua bona non minuere sed aug-
mentare totia uiribua aatagimus, ut ipsam relinquamus indem pnem,
in reconpenaam predicte monete sie dispoauimua, quod memorati
pararunt, vt ipsa nostri a ac successorum nostrorum v.sibus libere
applicentur, que hiia uocabulia exprinmntur: Horecthorpe soluit in
decima et ochtum et in cenan triginta «ex modios Stadenses siliginis
et quatuor hemeten, et trea marcas Stadensium denariorum, tribus
solidis minus. Euernestorpe soluit sextum dimidium modium
Stadensem ailiginia et viginti duoa solidos denariorum Stadensium.
Sprekenaete soluit cum decima censu et ochtum qvindecim modios
Stadenae8 ailiginia. In Hesethorpe vna doraua soluit tres modios
Stadenses siliginis, quadrante minus. In Rostede vna domus
modios Stadenses ailiginia. In Oldenthorpe propeZeuena dne domus
b)
aoluunt OCto modios Stadenses siliginis. Media villa Aluctesho et
due domus in Euerneatorpe aoluunl cum annona et denariia decem et
octo modios Stadenses siliginis. Insuper conaules Stadenses nomine
ciuitatis eiuadem dabunt singulia annia in vigilia beati Willehadi
domino archiepiacopo et ecclesie Bremenai viginti marcas denario-
rum Stadensis monete.
Nomina teatium sunt heo: Bernardus maior prepositus, Engel-
bertus decanus, Hinricus archidiaconus Hathelerie, Nicolaus prepo-
situs Ueppeslioltensis, Borchardus aancti Willehadi prepositus, Thi-
dericua de Louenborch, Ericus Ruatringie archidiaconua, Alheims
374
M. UahrfVMr :
cellerarius, Thidericui de Tossen, Thidericus prepositus Wildes
husensis, Johannes custos, magister Frcdericus, Otto scolastiens de
Thiefholte, Hinricns de Golthorne, Gerardus Mule, canonici Bre
menses. Erpo de Lunenberge, Erpo et Hinricns sui filii. Sifridus
de Brema, Hinricns frater suus et Hinricua saus filius, Thetmarus,
Gerardus, Marquardus, Otto et Bernardus de Bederikesa, Hinricus
dapifer, Lud« ins de Hutha, Gerwardus abbas de Hersevelde, Thi-
dericus abbas sanete Marie Stadensis, Hinricns prepositus saneti
Georgii in Stadio, Otto er Godefridus aduocati Stadenses, Hinricus
de Borch, Daniel de Bliderstorpe, Gerlagus et Johannes sculteti de
Lu, Hinricns de Osta, Fredericua de Reimershusen, Hermannus de
Ottenstede. Kx consulibus Bremen sibus : Johannes de Haren,Albern
Doneldey, Alexander de Stadio, Hertgerus deVerda, Johannes Dux,
Johannes Bulle, Conrad u 8 deNienborch, Segebodo filius Woltmanni,
Gerardus de Haren, Radolfus de Ruten, Bernardus Wise et Bgbertus,
et alii quam plures tarn militea quam laici. Vi autem sie rationabiliter
cum magne deliberationia Btudio ordinata in obliuionem non tran-
seant futurorum, presentem paginam indc fieri et inpressione sigilli
nostri et ecclesie nostre ac ciuitatis Breraensie feeimus roborari.
Actum Breme mense Aprilis, anno a natiuitatc domini millo-
sinn» ducentesimo Beptuag eundo. Datum anno mense et loco
prescriptis.
Nach dem vortrefflich erhaltenen Originale im Stader Stadt
archive. Dortselbst existiren drei Ausfertigungen dieser Urkunde,
die ich mir .1, B und C bezeichnet halte. Von diesen stimmt .1 und C
sowohl in Orthographie, wie in Art und Weise der Abkürzungen fast
überein, bei />' fehlen einige Worte. Hier ist Urkunde C abgedruckt.
Ausser r für u oder umgekehrt weichen die Urkunden A und
/>' in Folgendem von C ab:
nj Hinter vna domus Bteht bei A und B soluit.
b) A Aluetisho, B Alvetisho,
<>) Hier lautet 11 Erpo de Lunenberge senior.
d) A hat statt Hinricus BU1I8 filius, Hinricns filius Sit'ridi.
c) Bei B steht nur Bernardus de Bederikesa, Otto fehlt.
/' ) Hier lautet B Hinricus dapifer, Otto, Ludcrus de Hutha.
y) Bei U ist die Jahreszahl in Ziffern ausgedrückt.
Die Münzen der Stadl Stade
i
Die Siegel hängen an rothen und gelben Seidenfaden und
sind wie die Urkunden vortrefflich erhalten, bei n ist das Siegel
der Stadt Bremen abgefallen.
Abgedruckt: Pratje Brem.- undVerdische Bibliothek I, p. 1 7f>,
die Berzogthümer Bremen und Verden VI. p. 129, Altes undNeues I.
p. ls. Bremisches Urkundenbuch I, p. 393 jedoch nur in Bezug
auf die Zeugen. — Stader Copiarium VII, i>. 3 und I mit dem Zu-
sätze „huius tenoris extant adhuc aliae binae literae eonformes et
siffillatae."
Erzbischof Giselbert von Bremen nrkundet über ein
von mehreren Lübeckischen Bürgern empfangenes Dar-
lelicn von 1000 Mark Lüb. und Hamb. Pfenningen, wofür
er ihnen den Zoll zu Stade, 20 Mark jährlicher Rente aus
der dortigen Münze und eine der dortigen Mühlen ver-
pfändet. 10. April 1297.
Gyselbertus dej gratia sanete Bremensis Ecclesie Archiepi-
scopus De quibus mille marcis jn Natiuitate dominj proximä
nunc Ventura memoratis ciuibus Lubicensibus ducentas marcas pre-
dicte monete dabimus expedite; quas si dare neglexerimus, casu
aliquo interueniente , quod absit, Theloneum nostrum in Stadis et
viginti marcarum redditus, quos Consules eins dem
Ciuitatis de n ostra moneta annis singulis d :i re t en e n-
tur, et vnam domiini nostri molendinj ibidem, de consensu et con-
silio nostri Capituli, predictia Ciuibus Lubicensibus obligamus sub
hac forma: quod infra quinque annorum Bpacium ex nunc immediate
sequencium, de jam dictis nostris reditibus, videlicet Theloneo,
moneta et molendino, in festo Natiuitatis dominj et per annj illius
circlum quolibet istorum quinque annorum predictorum ducentas
marcas denariorum monete predicte recipienl integraliter, jnpedi-
mento quolibet nonobstante; si uero de predictis reditibus ducentc
marce denariorum, Bicul supradictum est, prouenire non poterunt,
pro defectu plenarie respondemus; si autera aliquid Biiperest, aobia
reseruetur, etc. etc
376
M. Bahrfeldt:
o o o o
Datum Stadis, anno dominj M CC XC VII, feria quarta proxima
post palmas.
Nach dem Lübecker Urkundenbuch I, Nr. 661.
VI.
Erzbischof Albert von Bremen bestätigl die Münz
gereebtigkeil der Stadt Stade 1371.
AI den de dessen brefseet vfte boret Lesen. Wy Albert van
godes gnade, Ertzcbiscop thfl Bremen, dül witlik vnde betughet an
desser scrift, dat Wy hebben gheseen vnde Int teil breue vnde
bewysynghe des rades van Stade, de se hebben van vnsen vorvaren
vn dem capitel tliu Bremen op de münte vnde hebben warliken be-
wunden, dar se pennynghe slan laten moghen van rechte, vndeWy
en willet vnde Bcolel nene pennyghe slau laten. 'lim ener bethug
hynghe is vnse [ngheseghel hanghen thu dessen breue. Ghegheuen
tlui Vorden na godes bort dftsenl iar drehundert iar sin dem en vnde
seuenteghesten iare ai lichtmessen auende.
Nach dem gut erhaltenen Originale im Stader Stadtarchive.
Das Siegel ist abgefallen.
Abgedruckt Pratje a. a. 0. I. p. L93, VI, p. L53, I. p. 54.
VII.
Revers des Rathes zu Bremen über die vom Erzbischof
Nicolaus 1423 auf 10 Jahre verpfändete Münze.
Wy Burgermeister und, U.dit der Stadt Bremen bekennet und
betöget apenbahr in dessem Breve vor als weine, dat uns de Ehr-
werdige Unse gnedige Berr Nicolaus Erzbischop to Bremen, mit
Willen und Vulbohrt der Erbarn Herrn Gerlinge Dekens und
Capittels dm- Kerken to Bremen, helft gclehnet de Munte mit aller
Rechticheit und Thobehöringe alse öhme de tho behöret in
dem gantzen Stiffte van Bremen, uthgespraken de
Munte to Stade, der wy mögen bruckhaftig wesen, to teyn
Jahren, to unser leven VrouwenDage, öhrer Gebort negest vor-
I >ie Münzen der Stadt Stade.
377
leden an to renken, dar wy alle Jahren den Erbaren Heren Deken
und Capitul vorbenombt, vor schulen geven ein und twintich Bremer
Mark, in dem hilligen Avende Sunte Willehadi, binnen Bremen,
wy laten bunten ofte nicht, to dessen teyn Jahren, Und wanner
desse vorscreven teyn Jahren, nmnie kamen, und geschleten Bint,
so en hebben wy an unses Heren Munte nenerley Insage, ante Rech-
ticlieit. Des to Tilge, so hebben Wy Borgermeister und Rahtmanne
vorbenombt, nnser Stadt Ingesegel to dessen Breve hangen heten.
sven na Grades Bohrt Dusend Vierhundert Jahr, Darna in deine
dre nnde twintigesten Jahr, in deine Dage Sunte Gorgonij des
hilligen Mertelers.
Abgedruckt aus Cassel II, p. 11, 15; dieser aus assertio lil».
reip. bremensis p. 360.
VIII.
In der WahlcapitulatioD des Erzbischof's Johann Kode
vom Jahre 1407 lauten die Artikel in Betreff der Münze:
.... Ick wil und sehall oek des stichtes Munte, und de Herr-
licheit der Munte, de dat Sticht binnen Bremen lieft, nemande ver-
kopen, verpanden ofte versetten, dat geschehe dan, ofte dat sticht
des \annöden were) mit weten und gantzen gemenen Vulborde des
Capituls.
So dat stich te van Bremen de Ilerrlicheyt heffl
dat en Here mag munten laten tho Bremen, tho Stade,
tho Buxtehude, tho Vörde und in allen steden, und Wickbelden
des stichtes, wor eme dat gelewet , laue und schwere ick, dat ick
schall nnde will nicht niiinten laten, noch binnen ofte hüten Bremen,
ich schall dat dohn nah Rade, und Vulborde des gemenen Capit-
tels, mikI wil sodahne Penninge schiahn laten, de dem gemenen
Gude nicht afdregen, und den [nsaten dusses Landes nicht tho
«•liaden kamen etc.
Nach Cassel I, i>. 1<>.
378
M. Bahrfclflt
IX.
An (Titel) Gouverneur und Regierung.
Nachdem nun endlich Ew. Exeell. etc. das exercitium jurii
monetandi vor dies mal, wiewohl nicht anders als gegen Aus
lung eines Bei erwilligen wollen, zu dem Ende auch
Project uns ausfertigen und communiciren lassen, so haben wir
nach solchem Project den R< »viel immer möglich und s
nostro jure geschehen können eingerichtet, nicht zweifeln
werde Ew. Excell. placitiren, und das vorhal
Münzwesen nunmehr ungehindert exerciren, auch die Extradition
diese s an unserer di fürchtniss unschäd-
lich sein lassen. In massen wir solches per i i hiermit noch-
mals bedingen, auch d< He comptirende rechtliche Wohl
thaten reserviren.
Die wir im (Jebrigen verbleiben etc,
20. März L676.
Bür r und Rath der
Stadt Stade.
Projectirter aber nicht angenommener Reve
Wir Bürgermeister und Rath der Stadt Staden Urkunden und
bekennen hiermit, nachdem eine Zeit hero Mangel an
Scheidemünze sich alliier befunden und deswegen im Kaufe und
Verkaufe zwistdien dem Bürger und der Soldatesque auch soi
verschiedene l heit, auch wohl Schi; ttstanden,
und obwohl die Regierung solchem I abzuhelfen, einige
kleine Scheidemünze seither hat schlagen lassen, hat man doch
verspüret, dass selbige nach und nach an fremde Orte verführt und
sich hier bald verloren und also vorberührter Mangel nach wie vor
verblieben. Dannenhero auf Veranlassung unsere Bürgerschaft auf
die Gedanken gerathen, auch unseres Orts zur Sache zu thun und
die von undenklichen Jahren hergebrachte und bey der vorigen
auch zuletzt gewesenen Herrn Erzbischöfe Zeiten frey und unge-
hindert gebrauchte, auch bey der zu Formirung des Etats in d
Herzogtümern gewesenen grossen Commission uns in specie nicht
Die Münzen der Stadt Stade.
379
entzogenen, besonders durch die von J. Maj. der Königin Christina
Anno 1652 den 23. Juni uns all ergnädigst ertheiltc General Confir-
mation privilegiontm unseres Ermessens vielmehr mit bestätigte
Müntzgerechtigkeit weiter zu exerciren und einige neue kleine
Scheidemünze alliier prägen zulassen, wenn die Königl. Regierung
ihrem bestallten Münzmeister Andreas Hille befehlen wollten, dass
derselbe solche Scheidemüntze unter dem Stempel, welchen wir
dazu machen lassen und hergeben würden, verfertigen möchte.
Ob dann die Königl. Regierung sich dessen anfänglich zwar
geweigert aus Ursachen, weil wir eine solche prätendirende Gerech-
tigkeit seit währender Schwedischer Regierung nie exerciret,
daher desfalls einige Verantwortung bey J. K. Maj. besorget, allend-
lich aber auf unser inständiges Anhalten und Erbieten aus bewegen-
den Ursachen gewissermassen darin gnädig und hochgeneigt
consentiret.
Als haben wir Eingangs benannte Bürgermeister und Rath
im Namen gemeiner Stadt für uns und unsere Nachkommen uns
dahingegen folgender Gestalt verreservirt.
1. Nemlich und fürs erste, dass dieser von des Gouverneurs
Excell. etc. obberegten Scheidemünze halber uns bewilligte Actus
anitzo nur einzig und allein als ein expediens zu der kleinen
Scheidemünze, weil sie jetziger Zeit dazu zu gelangen keinen
genügsamen Vorrath zur Handt hätten, geachtet, nicht aber pro
actu possessionis vel juris monetandi und also non tarn novi juris
acquirendi quam veteris tuendi gratia gehalten noch deswegen ins-
künftig allegiret, sondern wann in selbigem Puncto von uns etwas
zu behaupten, solches bis zur anderen Zeit, dass mit J. K. Maj. dar-
aus eommunicirt werden könnte, ausgestellet, inzwischen aber an
den in diesem Fall habenden juribus uns hierdurch im Geringsten
nicht praejudiciret, sondern dieselben in medio gelassen und uns
bestermassen leserviivt sein und bleiben sollten.
2. Sollen die Sorten der schlagenden kleinen Scheidemüntze
für dieses Mahl allein in Doppelschillingen, Schillingen und Sechs-
lingen bestellen und zwar in solchem Gehalt, Gewicht, Schrot und
Koni, dass ein 1 »oppelschillingstück l'4/j nach dem Thaler ZU
rechnen, vrerth und an Gehalt 7 Loth, ein Schilling 9 $ werth und
(i löthig und die Sechslinge von 1 Loth L6 <ir. sein sollen. Wie
denn auch desto mehrerer Fürsichtigkeit darunter zu gebrauchen
25*
380
M. Bahrfel.lt:
der bey dem hiesigen Etat bestallte Wardein zu Verrichtung
Amts dabey mitzugezogen werden soll.
3. Soll das Gepräge, welches auf jede Sorte der vorbeschrie-
benen dreyen gesetzet wird, folgen dergestalt beschaffen sein, dass
auf alle drey stücke auf der einen Seiten ein Schlüssel, auf der
anderen alter, auf die Doppelschillinge 24*1 Rthlr., auf die Schillinge
48*1 Rthlr. und auf der einen Seiten der Sechslinge 1 Sechsling cum
circumscriptione Stader Stadtgeld! ei werden soll.
1. Wird die Summe der mit vorberegten Gepräge zu verferti-
genden Scheidemünze nicht über 3000 Reichsthaler und eine Jede
der Sorten so geschlagen werden sollen, allein auf 1000 Reichs-
thaler .-ich erstrecken.
Dieses zu Urkund halten wir diesen Revers jedoch mit dem
beym ersten Artikul angehängten ausdrücklichen Reservat mit
gemeinem sta.lt Sekret befestigen und in unserm Namen vom
Secretario unterschreiben und darauf dergestalt ausliefern lassen.
So geschehen Stade den 16. Monatstag Mar tii, des 1676. Jahres.
— Nach dem Originale im Staatsarchiv Hannover.
A ngenoni nie ner R e v e rs.
Wir Bürgermeister und Rath der Stadt Stade Urkunden und
bekennen hiermit, nachdem hiesigen Orts je länger je mehr wahr-
genommen, d;iss die kleine Scheide Müntze, welche im Nahmen
.1. K. Maj. ZU Schweden, unseres allergnädigsti-n Königs und Herrn,
Gouverneur und Regierung alhier eine zeithero schlagen las
nach und nach an fremde Oerter verführet worden, und sich wieder
verlohren auch dahero in Kauf- und Verkäufen kein geringer
Mangel daran, sowohl bey dem zur Stadt kommenden Landmann,
als der hiesigen Bürgerschaft und Soldatesque und anderen Ein-
wohnern sich verspühren lassen, die Erst tzung dessen aber zu faci-
liren, wir einige Quantität Silber beysammen zu bringen vorhaben,
zu dem Ende, dass neue kleine Seheide-Müutze daraus geschlagen
weiden könnte, wann nur Gouverneur und Regierung zugeben und
vergönnen, auch ihrem bestallten Münzmeister Andreas Hillen be-
fehlen wollten, dass derselbe solche Seheide Münze unter dem
Stempel, welchen wir dazu machen lassen und hergeben würden,
verfertigen möchte. Und dann etc. Regierung, auf unser inständiges
Die Münzen der Stadt Stadt
381
Anhalten und Erbiethen aus bewegenden Ursachen gewisserm:
darin gnädig und hochgeneiget consentiret, als haben wir Eingangs
benannte Bürgermeister und Rath im Namen gemeiner Stadt für
uns und unsere Nachkommen uns dahingegen folgender Gestalt
verreservirt.
Folgt nun Punkt 1 — 4 last wörtlich wie vorher. — Nach dem
Originale im Stadtarchiv Stade.
X.
Aul' des hiesigen Münzmeisters Andreas Hillen nebst Ueber-
reichnng des mit E. E. Rath alliier wegen der zu münzenden
Doppel- und einzelnen Schillinge wie auch der Sechslinge gemach-
ten Ueberschlages, besehenen es Suppliciren und Ansuchen, ihn,
wieviel davon auf solchen Fuss, als er mit dem Rath vorhin desfalls
veraecordiret geschlagen werden sollen, mit einem schriftlichen
Befehl förderlichst zu versehen, geben etc. Gouverneur und Regie-
rung den Bescheid, dass Supplicant zuförderst 1000 Rthlr. an
doppelten Schillingen und 1000 Rthlr. an einzelnen Schillingen,
nach dein mit dem Rath laut seines Aufsatzes gemachten Vergleich,
auch darnach ebenmässig 1000 Rthlr. an Sechslingen nach der-
selben Valvation wie er sich darüber mit dem Rath verglichen
haben wird, schlagen und dem Wardein davon jedesmahl Commu-
nication thun solle. Decretum Stade den 10. Martii Anno lö7(l.
L. S.
Nach dem Originale im Stadtarchiv Stade.
XI.
Als von E. E. Rath von mir begehret worden, dass ich möchte
einen Aufsatz machen, wie man am Besten Scheidemüntze könnte
schlagen, der Stadt zum Besten, ist meine unvorgreifliche .Meinung.
Wenn Sie doppelte Schillinge begehren würden schlagen zu
i. dass dann ein Stück etwa nach dem Rthlr. M .. ' wertli wäre.
80 würde die Mark fein ausgemünzet 36 .Mark, so kämen davon
stücke auf die vermischte Mark 126 und müssten halten 7 Loth.
382
M. Bahrfeldt
Von der Mark fein soll ich geben 16
Von den Schillingstücken, dass ein Stück werth wäre 9
würde die Mark fein ausgemünzet wie das obige, bo kämen davon
Stücke auf die vermischte Mark 216 und müssten halten 6 Loth.
Von der Mark fein soll ich geben -
l>ie Sechslinge aber müssen des Gehalts sein von 1 Loth
16 Gm., so wird die feine Mark ausgemünzet .">7 Mark 1<>
kämen da Stücke auf die vermischte Mark 368.
Von diesen letzten Post ist noch nichts gewisses abgeredet.
Bey diesem Aufsatz ist abgeredet, dass der Münzmeister alle
Unkosten stehet. —
Nach dem Originale im Staatsarchiv Hannover.
XII.
In einem unterm 27. Februar 1691 an die königlich
Schwedische Regierung in Stade vom Magistrate erstatte-
ten Bericht wegen der Zollstrafgelder und der Münz-
gerechtigkeit lieisst es hinsichtlich der letzteren:
.... Zweitens wird erinnerlich sein, dass wir diese gute Stadt
in anno 1686 einige Doppelte und einfache Species Thaler pi
und auf deren einen Seilt- den Römischen Reichs- Ad ler mit zwei
Köpfen, und in dessen Brust der Reichsapfel, auf der anderen 8
aber der Stadt Wappen mit gewöhnlicher Umschrift, nach Mass-
gebung der im heiligen römischen Reiche desfalls publicirten'Münz-
edicte und wie es in vorigen Erzbischöflichen Zeiten üblich gew<
zu sein durch vorhandene grobe und kleine Münzsorten jedesmal
zu documentiren steht — setzen lassen, sich desfalls einige Diffi-
cultäten aufgeben wollen, ob dieser, als einer Provinzialstadt. unter
des Römischen Reichs [nsignien zu münzen könne zukommen.
.Man hat von Seiten der Stadt
1. auf die bereits angerührte im Kömischen Reich publicirten
Münzordnungen
2. auf die weltkundige Observanz anderer den unmittelbaren
Reichsständen unterwürfigen Provinzial Städten e. g. Lüneburg,
Hannover, Hildesheim, Rostock, Stralsund, Wismar etc. und dann
Die Münzen der Stadt Stad<
ig
3. auf die Form der bei Erzbischöflichen Zeiten von 1 1 i ■
stadr geprägten groben und kleinen Reichs- und Stadtmünzen,
welche mit dem zweiköpfigen Adler und Reichsapfel insignirt
worden, sich in Untertänigkeit berufen und dabei geschützt zu
werden verlangt.
Weil aber eine richtige EntSchliessung bis dato noch nicht
erfolget, haben wir uns gemässigt befunden, hiermit unterthänig
gehorsamst anzusuchen, dass Ew. Excell. etc. geruhen wollen,
dieses bei der Münzgereehtigkeit etc. sich äussernden Zweiteis
halber, uns und diese gute Stadt zu selbigem Genuss zu verhelfen.
Nach dem Concept im Stadtarchiv; Acte betr. die Eibzoll-
s trafen 1654-1697.
Benutzte Werke.
Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzog-
tümer Bremen und Verden. IV. Band, Stade 1871.
Assertio libertatis reipublicae Bremensis, das ist der kayserl.
etc. Stadt Bremen Ehren - Freyheit und Standes - Rettung
etc. Bremen 1646.
Berliner Blätter fürMünz-, Siegel- und Wappenkunde. [I.Band,
Berlin 1864.
Bode, W. J. L. Das ältere Münzwesen der Staaten und Städte
Niedersachsens. Braunschweig 1847.
Cappe, H. Eh. Die Münzen der deutschen Kaiser und Könige des
Mittelalters. III. Band, Dresden 1850.
sei, Joh. Ph. Vollständiges bremisches Münz cab inet. 2 Bände.
Bremen 1772.
Oatalogue de la collection de monnaies de ehr. J. Thomson.
II partie, tome II, Copenhague 1874.
Dannenberg, II. Die deutschen Münzen der sächsischen und
fränkischen Kaiserzeit. Berlin L876.
Friedlaender, J. und Müllenhof, K. Der Silberfund von Farve,
im 1."). Bericht der Schleswig-IIolstein-Laiienbiirgsc'heu
Gesellschaft etc. Kiel L850.
Götz, Chr. J. Deutschlands Kaisermünzen des .Mittelalteis. Dres-
den 1827.
384
M. BahrfVl.lt
Grote, H. Blätter für Münzkunde, Hannoversche numismatische
Zeitschrift. I— IV, Leipzig 1835-1841.
Jungk, H. Die Bremischen Münzen etc. Bremen IST").
Knyp hausen, Graf Carl zu Inn- und. Münz- und Medaillen-
cabinet. Hannover 1872. — Erster Nachtrag 1*77.
Köhler, J. D. Historische Münzbelustigungen. Nürnberg 1729 bis
1765, Theil VIII.
Könne, B. Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde.
III. Band. Berlin 1843.
Leitzmann J. Wegweiser auf dem Gebiete der deutschen Münz-
kunde. Weissensee 1869.
Madai. I). S. Vollständiges Thalercabinet, 3 Theile etc. Königs-
berg 1768—1774.
M i 1 1 heil n ng e n der numismatischen Gesellschaft in Berlin.
Heft 111. Berlin 1857.
Numismatische Zeitung, herausgegeben von J. Leitzmann.
Jahrgang 1865. We
Pratje, J. II. Die Herzogtümer Bremen und Verden. 1. — 6. Samm-
lung. Bremen L757— 1762.
— Altes und Neues ans den ller/.ogthiiinern Bremen und
Verden. 12 Bände. Stade 1769 -1781.
Reimmann. Katalog seiner Sammlung. II. Hand. Noch nicht
erschienen und nur nach den Correcturbogen benutzt.
Hannover.
Roth, G. Programms ad solemnia anni secularia etc. Stade 1717.
Schlick eysen, F. W. A. Erklärung der Abkürzungen auf
Münzen etc. Berlin 1855.
Urkundenbuch, Bremisches. Herausgegeben von D. R. Ehmck
und W. v. Bippen. Bremen 1*7:; f.
— Hamburgisches. Herausgegeben von J. M. Lappenberg.
Hamburg L842.
— der Stadt Lübeck. Herausgegeben von dem Verein für
Lübecksche Geschichte. Lübeck 1843.
Die .Münzen der Stadt Stade.
385
Nachträge.
Der Abdruck meiner schon im Februar 1879 abge-
schlossenen und im Juli in besonderen Abzügen erschiene-
nen Abhandlung über die Münzen der Stadt Stade, deren
Ausgabe jetzt in dem zweiten Halbbande dieses Jahrganges
der numismatischen Zeitschrift erfolgt, bietet mir Gelegen-
heit einige Nachträge beizufügen.
Es hat nämlich nunmehr Herr Dannenberg im
VII. Bande der Berliner Zeitschrift für Numismatik p. 161
bis 163 einen kleinen Aufsatz über „Stade oder Münzstätte
Heinrichs des Löwen* veröffentlicht, welcher drei meiner
Liste fehlende Denare beschreibt. Da ich aber alles, was
in meinen Kräften stand, aufgeboten hatte, um zur Kennt-
niss sämmtlicher bekannten Stader Münzen zu gelangen,
und insbesondere auch mit Herrn Dannenberg in dieser
Angelegenheit correspondirt hatte, wie aus meiner Bemer-
kung auf p, 338 hervorgeht, so wird man jene Unvollständig-
keit des Münzverzeichnisses in meiner Abhandlung billiger-
weise nicht mir anrechnen können.
Die drei Denare, deren Beschreibung hier fast wört-
lich dem Aufsatze Dannenberg's entnommen ist, sind nun
folgende :
17. Den a r ei rca L200.
Hs. Der linkshin springende Löwe in einer mit Zin
nenthUrmen bewehrten und mil einer Thoröff
nung versehenen runden Mauer.
Rs. 'I- osV0/-sr>7T(Ml(-:iM-: Lilienkreuz.
386
M. Bahrfeld t:
Grote, der ein ganz ähnliches Stück mittheilt (Hl. f.
Münzkunde III. Taf. VI, 107), konnte die Inschrift nicht ent-
ziffern, weil sie nicht ganz vollständig- und der obere Theil
des S abgeschnitten war, daher das S
das übrigens in
dieser runden Forin hier befremdet , wie ein G erschien.
Vergleicht man min die Umschrift unseres Exemplars mit
der des Grote'schen: + CO SVO. .n6HGR(-, so erhält
man: ego sum Stathcre, d. h. ich bin ein Stader (Pfenning).
Dasselbe ego sum ist nicht anerhört in dieser Zeit, es
erscheint namentlich auf Brakteaten dv> Sachsenherzogs
Bernhard IH<RIIHaRDVS-SVO? EGO und BERH-
H7IRDVS SVM EGO DEII (Köhne, N. F. IX. 17 und
X, 27), womit zu vergleichen BERNHfiRDVS EGO
(ebendalX, L6) und der Denar + SIOE-LVBICEHSSV
(Bl. f. Mzkde. a. a. 0. 108) aus demselben Funde wie der
oben angeführte Stader, sowie die S. 293 Köhne N. F. an-
geführten Beispiele.
Zweifel, welche etwa hinsichtlich der richtigen Deu-
tung i\v^ SS7ESH6R6 verbleiben möchten, werden durch
folgenden Denar gehoben:
■\*. Denar circa 1200.
Hs. + ST77ETeiI-DEH77RI Kreuz
jedem
Winkel eine von einem Perlenkreise umgebene
Kugel.
Rs. Dreithürmiges Gebäude mit einem Bogen in der
Mitte, in welchem eine lilienartige Figur. Statt
der Umschrift Kugeln.
mit Nr. •
47 aus demselbe
n Funde stanin
weilen:
49.
Denar circa
1200.
LIs.
. * €110 SVO
wie auf Nr. 48.
saÄSHGEe
Die Münzen der Stadt Stade. "" *
Dieser Denar — wie er sich selbst nennt — erläutert
vortrefflich den vorigen, dem er der Fabrik und somit anbe-
dingt auch der Zeit nach sehr nahe steht. Und wiederum
scheint er auf den folgenden bisher unerklärt gebliebenen,
len. Licht zu
dasselbe Kreuz
Es. Mauer mit drei Thürmen. Statt der Umschrift
Kugeln.
Bl. f. Mzkd. III. Taf. VI, 111.
Erwägt man die Fabrikgleicbheit und zwei Umstände,
welche eine starke Vermuthung für gleiche Heimath dieser
und der vorigen Münze erwecken, nämlich die Gleichheit
des Kreuzes und die, beiden gemeinsame Eigentümlichkeit,
dass die eine wie die andere auf der Rückseite Kugeln an
Stelle der Umschrift hat, so wird man nicht anstehen, auch
diesen Denar nach Stade zu verlegen und demgeniäss die
Umschrift auch hier * 660 SVO? SSASHeRC zu
lesen; es bedarf zu ihrer Herstellung nur geringer Ver-
besserungen. —
Dafür, dass diese drei Danare nothwendig Heinrich
dem Löwen angehören müssen, scheinen mir keine zwin-
genden Gründe vorzuliegen. Ich neige eher dazu, sie dem
Pfalzgrafen Heinrich beizulegen; jedenfalls sind sie \<>r
dem Jahre L219 geprägt und hat eine Unterbrechung
der Ausübung dv^ Münzrechtes der Bremischen Erz-
bischöfe in Stade demnach thatsächlich stattgefunden. Hier-
mit ist das oben p.306 und 307 Gesagte zu vergleichen, —
388
M. Bahrfeldt:
Ich bin gegenwärtig damit beschäftigt; die ungemein
reichhaltigen Münzacten des Magistrats der Stadt Lüneburg
zum Zwecke einer Monographie der Münzen dieser Stadt
durchzuarbeiten, und habe bei dieser Gelegenheit13) einige
auf die Münzen Stades bezügliche Notizen angetroffen, die
hier gleichfalls noch Platz finden mögen.
Auf dem Probationstage zu Lüneburg am 12. Mai 1616
sind auch Stader Münzen probirt worden. Passus 17 des
bezüglichen Protokolls lautet wörtlich:
„Aus eines ehrbaren Rahts der Stadt Stade Probations-
büchse
au Rthalern 4 Werk, daraus Nr.2 insonderheit probiret
hält 1 m# 14 Loth 4 Gr. fein — besteht,
die anderen zusammengössen und probiret, hält
1 m$ 14 Loth 4 Gr. fein bestehen,
an Dubbel/? 8 Werke, daraus Nr. 5 insonderheit pro
biret, hält 1 *# 7 Loth 9 Gr. fein,
die anderen zusammengössen und probiret, liält 1 «$
7 Loth \) Gr. fein.
1 Werk Sechslinge, solche probiret, hält 1 m$
5 Loth fein.* —
Die hier probirten Thaler von 1616 sind die Nummern
14 und ir> (\(_^ vorstehenden Verzeichnisses , die Doppel-
schillinge die Nummern 17 und 18, von den Sechslingen ist
mir bis jetzt kein Exemplar bekannt geworden.
Da in diesem Probationsprotokoll ausser den Sechs-
lingen nurThaler und Doppelschillinge, nicht aber droschen
(oben Nr. 19) aufgeführt sind, so erhalten meine Zweifel.
t3) Und zwar in dem Actenstücke: Münzsachen Vol. II. L605
Die Münzen der Stadt Stade.
389
welche ich von vorneherein gegen die Existenz dieser von
Roth entlehnten Münze gehegt hatte, eine gewisse Bestäti-
gung. Die Groschen könnten also im Jahre 1616, wenn
überhaupt, erst nach dem 12. Mai geschlagen worden sein.
Doch ist nicht einmal dies wahrscheinlich, denn es wurden
auf dem am 26. September 1617 in Braunschweig gehal-
tenen Probationstage gleichfalls Stader Münzen probirt, und
zwar lautet Passus 2.1:
Aus eines Ehrbaren Raths der Stadt Stade Probations-
büchse
an Rthalern 5 Werke, solches zusammenprobirt hält
1 wi# 14 Loth 4 Gr. fein — bestehen,
an Dnbbel/? 5 Werke, solches zusammenprobirt hält
1 w# 7 Loth 9 Gr. fein.
Die probirt cn Thaler sind ohne Zweifel die nach dem
12. Mai bis zum Schlüsse des Jahres 1610 geprägten, die
Doppelschillinge die oben unter Nr. 20 verzeichneten und
Stücke der nachfolgende Varietät, welche dem Doppel-
schilling von 1616, Nr. 18 analog ist und mir erst ganz
kürzlich zuging.
50. !/„ Thaler 1617.
Ils. MON:NOV:CIV:STADENSIS-1617 X
Ovales Wappenschild mit dem Schlüssel, von
zwei Greifen gehalten.
RS. MATTI1I AS*D:G-RO-IM:SE:AV:
Gekrönter Doppeladler, auf der Brust Reichsapfel,
worin 16.
Gewicht 2-21 Grm., Dm. 24 Mm., sehr gut
erhalten. — In der Vereinssaramlung Stade.
390
M. Bahrfeldt : Die Münzen der Stadt Stade.
Die letzte Notiz , welche ich in jenen Acten über
Stader Münzen gefunden habe, betrifft die Doppelschillinge
von 1618. Am 18. Juni 1618 probirten der Münzmeister
Matthias Moers zu Hamburg und der Wardein Johann Meyer
zu Lübeck auf Befehl der beiden Städte verschiedene
Doppclschillinge, und wurden hierbei die von der Stadt
Stade 1618 geprägten zu 7 Loth 9 Gr. fein und 100 Stück
auf die Gewichtsmark gehend, befunden.
Stade, im December 1879.
M. Bahrfeldt.
391
Numismatische Literatur,
12. Stickel und von Tiesenhausen : D i e Wert h b e z e i e h n u n g e n
auf muhamme dänischen Münzen. (Zeitschrift d. deutsch.
morgenl. Gesellsch. XXXIII. Bd., S. 341—386.)
Die vorliegende Abhandlung ist vom Anfang bis zum Ende
ein literarisches Pro et contra zweier durch principielle Gegensätze
von einander geschiedenen Gegner. Wie zwei Ringkämpfer, welche
gleichzeitig gerüstet auf den Plan treten, um ihre Kräfte vor dem
Publikum zu messen, haben sich die Herren Stickel und Tiesen-
hausen zur literarischen Fehde auf einem gemeinsamen Felde zu-
sammengefunden. Aber wie dort Schlag auf Schlag, folgt hier nur
ein „Austausch und Abwägen von Grund und Gegengrund", denn
dieses liebenswürdige Zusammentreffen der beiden Gelehrten ge-
stattet kaum einen andern als den wohlwollenden Ausdruck ihrer
unvereinbaren Gegensätze. Trotzdem will mir scheinen, dae
mancher „Gegengrund" fast wie niederschlagend wirke.
Herrn Stickel, dem Finder und Verfechter des Princips der
,. W'erthbe/.eiehnuiigen auf muhanimedaniselieii Münzen" steht als
schroffster Widersacher und Abläitgner Herr von Ti e s e n h a u s e n
entgegen. Die Berechtigung von Stickel's Theorie bedarf heute
wohl keines neuen Argumentes; die meisten Nuinisniatiker (\v^
orientalischen Fachs haben dieselbe anerkannt und weiter zu
fordern gesucht. Jeder wahre Niiniisinatiker wird übrigens dieses
Princip, als in der Natur des Gegenstandes begründet, von vorn-
herein annehmen, — statt dessen läugnet Herr v. Tiesenhausen \<>a
vornherein alles, was mit Werthbezeichnungen oder Währungsnoten
392
Numismatische Literatur.
auf den Münzen irgendwie in Beziehung gebracht werden könnte!
In Herrn v. Tiesenhausen verkörpert sich also das verneinde Princip ;
er stellt sich auf den bequemen Standpunkt der aprioristischen
Ablehnung. Aber, fragen wir, was ist es. das Herr v. Tiesenhausen
dafür zu bieten vermag? — nihil est, nisi negationis nomen
cum obscura notione. Diese Position des Gregners des Herrn
Stickel ist also schon deshalb eine verlorene, da. wie Letzterer richtig
sagt, Herr v. Tiesenhausen den sprachlich und sachlich gestützten
Gründen seines Gegners „völliges Nichtwissen" entgegenzusetzen
nur imStande ist. Und dorr, wo Herr v. Tiesenhausen etwa den künfti-
gen Versuch einer Erklärung der dunklen Wörter nach seiner Art
andeutet, müsste die Ausführung desselben an sprachlichen und
grammatischen Hindernissen scheitern.
indem Herr V. Tiesenhausen in den fraglichen Noten nur einen
prophylaktischen Sinn, Wunsch- oder Segenskraft hineingi
miithet. verfällt er eben in das Extrem des verst. E. Meier, welcher
dieselben Noten insgesammt, und dazu noch einige Personennamen,
als Wahrungsmarken für sich in Beschlag nahm.
Der Standpunkt, welchen ich in dieser Präge einneln
mein Name ist ja in den Streit mit verflochten liegt in dem
Medium tenuere beati, d. h. ich bekenne mich, wie Herr Stickel bei-
pflichtend andeutet, zur Mittelpartei. Eine oder die andere „Worth-
bezeichnung" zu der ich früher wohl auch geschworen hätte, lasse
ich jetzt, nachdem ich selber zwingend» I nden,
gerne fallen: aber an dem ununistössliclien Princip halte ich fest.
Leider vermag ich nicht hier eingehend dieses Thema zu behandeln,
weil damit die Gränzen einer literarischen Besprechung weit über-
schritten würden. Ich beschränke mich vorläufig nur darauf, die von
den beiden Gelehrten gemeinsam vorgeführten Streitpunkte Schritt
für Schritt kritisch zu verfolgen.
Vor allem tritt wieder die oftmal erörterte Bach-Yt&ge in den
Vordergrund. Es handelt sich dabei, kurz gesagt, um die bekannte
Nota ^, welche einzeln oder verdoppelt auf den altern arabischen
Münzen vorkommt. Fr ahn hat sie is/ Bach, d. i. als Interjection
enge! gelesen und wie eine allgemeine Wunschformel gedeutet.
Stickel nimmt die Interjection im adjeetivi^chen Sinne und
gebraucht dafür die übertragene Bedeutung von „gut, gültig"
Literatui
393
als Währungsmarke mit Beziehimg auf die Münzbeschaffenheit. Da-
gegen sprach sich Tornberg (Ztschr. D. Rf. Gr. XIX, 631) aus,
indem derselbe die Bach -Münzen von den Chalifen geprägt sein
lässt, um damit glückliche Feldherren, berühmte Dichter und andere
Günstlinge in feierlicher Audienz überschütten zu lassen. Herr
v. Tiesenhausen endlich, der wohl die Bedenken Tornberg'a
gegenüber den „Werthbezeichnungen" theilt, ist jedoch nicht in
der Lage, des Letztern Auffassung der #«cA-Münzen „unbedingt
beizupflichten". Wir haben also drei ausgesprochene Deutungsver-
suche bezüglich einer und derselben Xota. Ich stimme keiner bei.
Meiner Ansicht nach liegt in Frähn's ursprünglicher Lesung der
Elemente <£ als k^ der natürliche Grund aller späteren Dishar-
monien in der Erklärung dieser Lesung. Die Autorität Frähn's
hat hier eben das Wort oder die Sigle <£ wie es scheint für einige
nachkommenden Geschlechter als <f sanetionirt: kein Schritt dar-
über hinaus wurde gewagt. Und doch glaube ich, es müsse sicli das
Gefühl des Numismatikers um so stärker gegen die Aufnahme eines
Wortes mit interjectioneller Bedeutung als Münzwerth -Terminus
sträuben, je künstlicher man dabei vom philologischen Standpunkte
aus zu Werke gehen niuss, um durch eine minder geläufige adjeeti-
vische Fassung der Interjection den gewünschten Sinn heraus-
klügeln zu können. Wie die Sache nun einmal Steht, gilt nur die eine
Frage: hätte ein Araber mit dem Gedanken an eine Währungs-
marke wirklich zu dem <^ als zweckentsprechende Formel greifen
können? Ich glaube: nein! Die arabischen Münzbehörden haben
wohl ebensowenig daran gedacht ein £/ Bach! in der Bedeutung
von ..gut, gültig" auf ihre Geldstücke zu setzen, wie wir es
heute uns nicht beifallen Hessen ein ah! schön! bravo! mit
adjeeti vis eher Fassung auf einem österreichischen Silberzwanziger
als Bestätigung seines gesetzlichen Feinhalts zu suchen. Worin
liegl also der Widerstreit?
Ich glaube darin, dass Stichel, indem er mit Recht das
<£ als Währungsnote in Anspruch nimmt, auf dessen herkömmliche
Erklärung als £/, trotz aller dabei auftauchenden Schwierigkeiten,
beharrt. Wer beweist aber, dass <L wirklich ipf gelesen werden
muss? Was Frälm betrifft, so ist derselbe hiebei offenbar durch die
26
394
Numismatische Literatur.
bekannten Bemerkungen des Kanins verführt, auf die Lesung £/
gerathen, und hat, voreingenommen durch dieses lexikalische Vor-
kommen daran festgehalten.
Die ganze »Stelle des türkischen Kanins (8. auch Zeitschr.
D. M. G. IX, 611 f.) beweist indess mir. dass die Lexikographen
gleich uns die Münzstücke mit <£ vorliegen hatte aber
gleichfalls ohne das geringste positive Zeugnis« für die Bedeutung
der fraglichen Nota geblieben waren. Der Oriontale stand also auf
unserem Standpunkte, d. h. auf dem der Orientalisten: er sah sich
lediglich auf die eigene Combi nationskraft hingewiesen. Dass wir
uns aber unter solchen Verhältnissen einheimischen Gelehrten
iiüber in ungemessenem Vortheile befinden, ist klar: unsere
Combinationen werden nicht nur durch einen weiten Ausblick auf
ein grossartiges Münzmaterial, sondern auch durch eine reiche
Erfahrung und methodische Schulung in archaeologisch-epigraphi-
schen Dingen gestützt, von den arabischen Gelehrten, insb<
dere den Lexicographen, wissen wir jedoch «las gerade Gegentheil:
sie waren eher Alles, nur nicht — Lpigraphiker und Archaeolo
.Man erlasse mir Belege beizubringen (— ein einschlägiges J i « • i > i » i < ■ 1
s. in dieser Ztschr. IL Bd., p. 17ö f. — ), denn die citirte Stell
Kämüs spricht selbst am deutlichsten dafür. Nicht nur in dem
albernen Hinweis, dass die Bach- Münzen auch von einem Emir
„Bachu, der sie geschlagen habe, den Namen führen könnten-,
sondern vielmehr noch in der angerufenen Parallele zu <^ , dass
jenes Geld, „auf welches das Wort /*-« geprägt ist. ^x+x* genannt
wird-, zeigt sich der ganze Unwerth der lexikalischen Erklärung,
welche durch kein wirklich altes Zeitgniss (z. 15. des Dschatihari.
dem die Bedeutung des <£. noch gegenwärtig sein musste) bekräf-
tigt erscheint, l) Mit einem Worte: die Erklärung des Kämüs hängt
vollständig in der Luft und hat für uns gar keine Leweiskraft.
') Der Verfasser obiger Stelle hatte offenbar an den bekannten abbasidischen
Dirhemen die Siglen g. II p vor Augen , welche er contrahirend , zu dem Wort«
?** gestaltet hat!
Numismatische Literatur.
395
Meine Bedenken über die Lesart ^ erhielten übrigens in
ungeahnter Weise ihre Beleuchtung durch einen kostbaren abbasi-
dischen Dirhem vom Jahre 187 aus der neu auftauchenden Münz-
stätte O^^sU el- D 8 c h u w l c h an in Färis , welcher nur jüngst
durch die freundschaftliche Vermittlung des Herrn Adolph Meyer
in Berlin zugekommen ist. Dieses bis jetzt einzige, vorzüglich
erhaltene. Stück weist an zwei Stellen diakritische Punkte auf: an
dem u von la-J und an unserm <£. Letzteres ist aber nicht,
wie man nach den bisherigen Erklärungsversuchen erwarten sollte.
als </ punktirt; sondern es zeigt vielmehr in überraschendster
Weise ein %' d. i. <£. ! Die beiden Punkte sind zweifelsohne
diakritische Zeichen und gar nicht zu verwechseln mit den sonst
auf den m von 168, 184 Muhainmedijje und 187 Dschordschän zu
beiden Seiten der Nota • £* vorkommenden starken Zierpunkten. 2)
Die Stellung der beiden diakritischen Zeichen des initialen i zu
Seiten der Spitze seines Schriftkörpers ist überdies auch schon
durch den gleichen usuellen Vorgang in den ältesten arabischen
Pergamenten beglaubigt.3) Also steht die Thatsache fest: dieses
*L kann wohl <L t-k nicht aber k^ b-ch (buch) gelesen weiden.
Und dadurch erhält die Bach-Yr&ge eine neue Wendung. Ich will
darüber in Kürze meine .Meinung abgeben.
Es zeigt sich nach obiger Auseinandersetzung, dass <^ nicht
als Wort, sondern als Sigle, durch welche die beiden ersten
Buchstaben des zu Buchenden Wortes gegeben sind, aufzufassen
ist, wie z. B. bei dem analogen ^. (auf M. des spanischen Emtr's
Ilakam I.), welches entweder etwa ^+.*Z. oder Nom. propr. _X«<
sein könnte. An einen Eigennamen bei unserem <L zu denken,
Das obige Zusammentreffen der Punktiru ltmmJ und £j hat
... seh«. u auf den ^K vom Jahre 96, Damascus, Beinen Präzedenzfall.
ii den /U, Jahr sc, Damascus (Revue num, beige, 1859, m
IM. XIV, Nr. 2) sind diu diakritischen Punkte des JUw links zur Seiti
des Sebriftkö] [ederum den • bei der Punktirui
Final -fe in dun ältesten Manuscripten entsprechend.
2G*
396
Numismatische Literatur.
geht nicht; man wird aus mehreren unab weislichen GründeD an seiner
Bedeutung als Währungsnota festhalten müssen. Wie wir nun in
den bekannten Sätzen t\iy\ ^ Z<\> ^>\ und JjuJI j oliJli a1)| ^,»\
den nachdrücklichsten Hinweis auf die gesetzliche Beobachtung <lcs
richtigen Masses und Gewichtes von den Münzen herab-
lesen können, linden wir nicht nur den ganzen letzteren Satz, wie
ich schon Ztschr. I). M. G. XXIV, p. 231 angedeutet, durch die Nota
{J*\ in gebräuchlicher Abkürzung gewissennassen als ter-
minus technicus aufgenommen, sondern begegnen auch auf das
bestimmteste den einzelnen Terminologien der obigen Sätze als
Münznoten oder Siglen. So
£ für J-X£ und (gleich dem <L verdoppelt t t
^ für tMj oder ^J>\^ und (wie fC) verdoppelt »^
->. für li=>» und wie <i verdoppelt f~?~
Neben der letzteren, auch ausgeschrieben vorkommenden Nota
U.t>. ßndet sich, derselben entsprechend, auch das heute noch in
der türkischen Münzterniinologie gebräuchliche) Jr*-< • Wie nun
die letztgenannten zwei Währuiigsnoteii saninit der Sigle *- mit der
Terminologie ^\^> obigen Münzsatzes zusammenfallen, stehe ich nicht
an, auch für unser <L (verstärkt <£f£) eine gleiche Entlehnung zu
beanspruchen. Ich löse <£ auf als [suajsC „der Wahrheit
mäss, sicher, untrüglich Ajj^l JJLL>- ^ «^sC^; <nler juJLs^
sicher, wahr, nicht zu bezweifeln, untrüglich (f?
O^ji ), also entsprechend dem Ul>» , wobei ich natürlich gelten
lasse, dass man die »Sigle <L zeitweise wohl auch als Jjsi oder
dJLÄsC = U-Jts^ = Us>- aufgefasst haben könnt* . Einer solchen
sprach- wie sachgeinässen Lösung gegenüber, wäre, meiner Ansicht
nach, das bisherige, immer unruhig über die Geister der Numis-
matiker schwebende jsf Bach! definitiv abzuweisen. So viel vor-
läufig darüber.
Numismatische Literatur.
397
Nach dem Gesagten scheint mir nun das in der vorliegenden
Abhandlung- (&371) von Sticke] als Währungsnota urgirte ^> ^. ||
JL-Xj y (wofür er falschlich Jj3 liest) , sich einfach als \JLas£
JuJ* „der Wahrheit gemäss. Mazjad" (oder wie anders der
Name des bestätigenden Münzbeamten gelesen werden kann) und
jSj Ju» J> „Jezid, Statthalter" zu geben, wobei für das letztere
zu bemerken ist, dass der Ausfall des I nach alter Schreibweise
nicht auffällt, das Ganze aber der historischen Ueberlieferuug ent-
spricht. Die erste Gruppe betreffend, haben auch im osmanischen
Keiche die zeitweiligen Münzintendanten (Zarabchdne-Emini) ihre
Namen — wie ich nachzuweisen vermag — als Siglen auf die
Geldstücke gesetzt, z.B. lt für <Jj{& 'Arif Efendi, ^£ für
A\\ Jut 'Abd-ullah. ^-o für j^ Subhi Efendi u. s. w.
Und der Gebrauch einer buchstabenweisen Abbreviatur von Eigen-
namen ist auch aus den alten arabischen Traditionsschriften sattsam
erwiesen. Warum sollte also in obigem ^» sich nicht ein Nomen
proprium bergen? Sicher ist indess für alle Fälle, dass ein Aiaber
kaum jemals Jj-> lo f^ gesagt haben würde, um nach der Mei-
nung des Herrn Stickel damit „gut! trefflich current" auszu-
drücken! Uebrigens sei erwähnt, dass ja doch andere & hinwieder
an Stelle solcher Buchstabensiglen neben dem ^C geradezu die
vollausgeschriebenen Eigennamen behördlicher Personen (wie lsä,
Ali; bieten. Auch das lo-j \\y p- einer abbäsidischen M, die ich
schon im VIII. Bd., p. 354 dieser Ztschr. erwähnte, wird demnach
nichts anderes zu bedeuten haben als den Eigennamen "\&~j, und
darunter in Siglenform ^jL^j Ul=>- „der Wahrheit gemäss.
Jüsuf (oder \j~>y Jünus).
Ich will den Gegenstand hier nicht weiter verfolgen, denn es
mÜSSten diese Zeilen unter der Fülle des mir vorliegenden Materials
zu einer selbst stand igen Abhandlung anschwellen. Genug- dem, aus
der bisherigen Darlegung gellt zur Genüge hervor, wie wenig mucIi
398
Numismatische Literatui
Törnberg's abenteuerliche Vermuthung über die „Bachu -Münzen,
abgesehen von vielen anderen Gegengründen, für sich hat. Dermerk-
würdigste Deutungsversuch des <l . jener i\r> verst. Staatsrathes
Erdmann, darf indess darüber nicht vergessen werden, da Herr
v. Tiesenhausen (S. 372) dazu, ohne gerade beizustimmen, bemerkt,
es habe Erdmann eine ganz richtige [di schwebt, indem er in
jenem <C einen prophylaktischen sinn, ein Wort von guter Vor
bedeutung voraussetze. Erdmann nahm das <L nämlich als Abkür-
zung des bekannten talismanischen Wortes ^-^ bedüh, welches
nach Einigen einen der Namen (Jettes vorstellen soll. Wie mag nun
Ken- v. Tiesenhausen für sieh trinmphiren, wenn ich 38 jenes
bedüh dennoch wirklich und leibhaftig auf Münzen er-
scheint?! Er, wie Stickel, haben natürlich von diesem Vorkommen
nicht die leiseste Ahnung, und Herr St. L. Poole, welcher unbcw usst
die Bogleich zu besprechenden Münzen mit bedüh publizirte, hat
durch die versuchte Lüftung dv> talismanischen Zauberschleiers nur
die bekannten Blossen seiner wissenschaftlichen Unschuld wieder
ins rechte Licht gesetzt
Auf Kupferdrachmen des Ortokiden Kara Arslan (Poole,
Catalogne III, Nr. 328 f.) stehen zu beiden Seiten des Christus-
kopfes die Ziffern
A IV
iro v\x
zu denen Herr Poole die unsinnige Bemerkung setzt: „is substituted
for ■><£] ,u Die Ziffern geben indess. wie Buchstabenwerthe
von rechts nach links gelesen die Reihe
d.i. 8 1 7 6 3 r>-l 9 2
in Buchstaben werthen r» \ j j>-4 jL»l^
wobei sich die Bestandmeile der bekannten talismanischen Figur
Numismatische Literatur.
399
4
9
2
3
5
7
8
1
6
ergeben. Diese Zahlen in den Quadraten geben wagrecht, senkrecht
oder diagonal addirt immer die »Summe 15, und die vier Endziffern
8 G 4 2 das Wort p-j-^> bedäk. Die volle Bedeutung dieser talis-
manischen Bedfih- Ziffern soll an einem anderen Orte gewürdigt
werden, nur so viel bemerke ich, dass sie sowohl, wie auch das aus-
geschriebene Wort auch heute noch häufig von den Orientalen z. B.
auf die Briefumschläge gesetzt werden, um die unter Gottes »Schutz
anzutretende Wanderung des Briefes zu sichern. Von diesem
Standpunkte des Circulirens unter der göttlichen Obhut, mag im
Sinne des frommen Muslim das talismanische bedüh auch auf
Münzen im Allgemeinen und zu gewissen Zeiten seine Berechti-
gung gehabt haben; für unsere <£ Frage ist es, wie wir gesehen
haben, aber nicht heranzuziehen.
Ich darf also die Erörterung über die nBachu -Frage wohl
Bchliessen mit der Behauptung, dass »Stickeis Versuch die Sigle
<£ mit dem persischen öo peh in Verbindung zu bringen (S.354),
keine Berechtigung hat. Auch die eine der zur Unterstützung her-
bei gezogenen ( 'ontremarken 3y Aj peh buwaed d. h. gut ist es
(das Münzstück), welche sieh auf einer kupfernen Danischmend-
Münze mit griechischen Inschriften (S. 353) finden soll, ist hin-
fällig, denn bei schärfstem Zusehen vermag man dort einzig und
allein nur das eine Wort J)y (fast wie <^y ) ZU entdecken. Die
Abbildung bei Sali et, Ztschr. VI, s. 50, Nr. 2, worauf sich Sticke!
Mutzt und welche eine Copie nach den Münzbildern bei de Sauh-v
Oder Salutier sein soll, ist weder das eine noch das andere, also
ungenau.
400
Xumisi -eratur.
Die von der Hand de Saulcy's gelieferte Zeichnung
de Classification etc. 1836, pl. XXX111 gietyt die Wortgruppe mit
dem Punkte unter dein ersten Buchstaben und darüber ein winzig
fast sichelförmiges Beizeichen; Sabatier, II. pl. JA IV. hin-
gegen, dem der verlässliche Dardel die Tafeln gestochen, giebt nur
das punktirte Wort o nne Beizeichen, und Herrn v. Snllet's Abbil-
dung der Contremarke bietet an Stelle di^ letzteren einen längeren
Strich, lässt aber dafür den diak ritsch en Punkt aus. Dass jenes Bei-
zeichen nun für den Fall, als es wirklich auf dem Originale stünde,
als das Wort fo genommen werden könnte, wird kein Besonnener
behaupten wollen. Daraus allein folgt schon, dass — den persischen
Äör. •".. iPers. iy oÜWaed vorausgesetzt - - ein solches
für sich allein nicht stellen kann ; das wäre sinnlos, [ch sehe in der
Wortgruppe vielmehr nur das allbekannte pers. Jy piil (vulgär
. nach arabischer Schreibung J^>, d. i. rkisch mankir,
arabisch ///*, also „kleine K u p f e rni ü n /. e . Kleingeld". Die
Contremarke be/.en-t demnach offenbar eine ]»e\alvation des
Stückes, d. h. eine (jleichbewerthimg E
mit der zugleich cursireiideu oder später /.u emiftirenden kleini
Münzsorte. die wir gleichfalls kennen, und welche gerade in den
armenischen Landstrichen des Danischmenden-Reichs den dort
heimischen Namen pul geführt haben mag. Also gehört die ('untre
marke jedenfalls zu den „Werthzeichnungen", wenn auch nicht im
Sinne des Herrn Stickel. *■
Vom t
'irk. i_Jy &*l li 1 ic h . vi
man etvrn denken könn:
legentlich der Münzinschrift ö
Däntschmehd Emir Muhamm« i'innk
lmt er ilim
d. li. also de.- l; a n z e n byzantinischen Reich*" beruht im- auf
ein Missvei stellen desselben von Seiten dj - ■ 1 1 ist,
wenn derselbe nach neuerer türkischer v hhüng Anatoli'
j^anz Kleinasien bezieht. Unter dem ..An.i
griechischer Gepflogenheit näc das Thema Anatolikon. zu dessen Gebiet«
auch die dem Dänlschraend Möihämmed gehbVfge Landschaft Kappadokia gezählt
ward, verstanden, — und Komania ist die Kückiibersrt/unu ans RQmi, womit
die Mohammedaner damaliger Zeit nicht nur den griechischen, sondern auej
mitischeo Ländcrcomplex Kleinasiens zu bezeichnen pflegten. Herrn v. Sallet'
Numismatische Literatur. 4:Wl
Den trefflichen Ausführungen dieses Gelehrten gegen Tiesen-
hausen (S.344 — 51), soweit sie eben im Allgemeinen das Wesen nnd
die Bestimmung der Währungsnoten auf Münzen betreffen, stimme
icli gerne bei. Wenn aber Herr Sticket, S. 347, fragen lässt: ..Wo
sind denn die gefälschten Münzstücke'? Wir sehen ja keine", und
antwortet: „Sehr natürlich" — so würde ich mir erlauben für den
Fall, als dies seine Richtigkeit hatte, es weniger natürlich zu finden.
Allein im Gegentheil zeigt sich auch jetzt noch unter den in euro-
päischen Cabineten angesammelten Vorräthen arabischer Münzen
eine ganz ansehnliche Menge falscher Dirheme, und eben die
abbfisidischen & aus Nordafrika, welche die durch behördliche
Namen beglaubigte Sigle <L tragen, kommen häufig durch Guss
verfälscht vor. Um solche Erscheinungen aber auffinden und nach-
weisen zu können, bedarf man freilich eines auch in der Miinz-
technik geübten und erfahrenen Blickes.
Es ist nun geradezu unbegreiflich, wie Herr v. Tiesenhausen
die Gegenstandslosigkeit solcher Währungsmarken durch die Mög-
lichkeit eines Betrage* in Folge Fälschung zu behaupten. versucht.
Herr Stickel hat ihn diesbezüglich erschöpfend widerlegt. Die
Wcrthbezeichnungen galten und hatten nur Sinn für die ächten,
ofiiciell ausgegebenen Geldstücke; für diese allein trat die Auto-
rität der staatlichen Gewalt ein. Das Publikum hingegen fand (wie
heute) durch die im Geld verkehr zu beobachtende allgemeine Vor-
sicht in möglichster Weise Gewähr und Schutz wenigstens gegen
jeden plumpen Betrug.
Unerforschlich scheint mir ferner der Grund, warum Herr
v. Tiesenhausen tS. 3~>1) die Möglichkeit der im Contexte der
Münzen enthaltenen Legalisirungsnoten abzuweisen bestrebt ist.
Stickel hat ihn durch ein Münzbeispiel zu widerlegen versucht. Ich
will hier aber urkundliche Beweise für diese angezweifelten
Thatsachen beibringen und sie überdies noch durch Münzen unter-
stützen. Bei M ii k add asi, ed. de (Joeje, p. 1V\ l linde ich die
Bemerkung: die IJuwaihiden hätten in ihrem Reiche „noch einen
anderen Dirhem von trefflicher Qualität gehabt, welchen sie \j£*
.flic!i(l(ui Andeutungen von einem .Stückchen von Kuropa-
tloch wohl auf einen „Zwang* in seiner Krkliii uny hin.
402
Numismatische Literatur.
nannten"
(>"
jr*i J,^ ^.\ A; J^j. Also war J.X£ die
Nota, wodurch die richtige Gehaltsbeschaffenheit der .Stücke zum
Ausdruck kam: und t hatsächli ch finden wir dieselbe
auf buwai Indischen Di che inen nicht nur als Sigle £.
sondern auch voll ausgeschrieben im Contexte vor!
Aber noch mehr. Auch im Persischen giebt es ein J-XP adali
(c. 8urT. ^5), indem Ferhengi Schu'ürf, II. fol. Wl rev. dasselbe
mit türkischen Worten erklärt als jj> As£ljL«ll ^JWc j j „eine
Münzgattung von reinem Korn". Ueberhaupt gilt diese
Bezeichnung auch von einer Münze, welche im Handel und Wandel
angenommen wird (JuS J^J) J>^:'- W;,s Wunder also, wenn ich auf
einer hulaguidischen AA, vom Jahre 713 d. II. (meiner Sammlung)
im persischen Contexte geschrieben linde: ÄJIL2L0 ^i J-XC-
„Adali der Stadt S u 1 tän i j j e-. Noch ein anderes Beispiel. In
Ibn el-A thfr's Chronik, ed. Tornberg, VIII. Bd., p. VAA f.,
Jahr 330 d. II. lese ich: ..Als Seif ed-daula der Bamdanide) nach
Bagdad zurückgekehrt war, wachte er über den Peingehalt (jl*£)
der .Münzen und da er ihn vermindert sah. befahl er die WH"
rung der Dinare. Nun wurden Dinare geprägt, die man LjjyV
tl-tbrhtjje (die ob ry zischen) nannte. Ihr Peingehalt war besser als
jener der anderen. Der Dinar war früher zu 10 Dirheni lixirt, jetzt
wurde er (der neue Dinar aber mit 1:! Dirheni verkauft." Aus
dieser Notiz geht wieder deutlich hervor, dass es Dinare (Gold-
Stücke) gegeben habe, welche man nach ihrem Feingehalt {jky\
d. i. „aus reinem (ioldeu, nannte. Auch hier war also ähnlich
wie früher Jjyl, d. i. oßpvfyv, die Nota, wodurch der Feingehalt
des Metalls zu bezeichnen kam. und merkwürdig genug lindeich
noch auf einem Dinar des Jahres 39C aus Bagdad, jenes Jjyl
deutlich und klar ausgeschrieben vor! Poole, Catalogue II, p. 211.
Nr. GG9, welcher diese Münze aus dem British Museum publizirte
(mir ist noch ein zweites gleiches Stück vom Jahre 404 d. II. be-
Numismatische Literatur.
403
kannt), hat freilich wieder ohne alles Verständniss das Jjyl ganz
unorthographisch für den Eigennamen JiJ*\ Atxix (!) - statt
J^Jl Afsiz — erklärt. Genug für diesmal. Herr v. Tiesenha
wird nach diesen wenigen Beispielen wohl zugeben, dass Legalisi-
rung8noten überhaupt und auch im Contexte der Münzen Platz
finden konnten. Eine der plausibelsten unter ihnen ist jenes ^^
welches Herr v. Tiesenhausen gleichfalls anzuzweifeln vermag, weil
Stickel darauf hinweist. Letzterer schreibt (S. 352) : „Eine Hinwei-
sung auf das ^r° wird übrigens auch dadurch noch gerechtfertigt,
dass eben dieses Wort wie f^\j sich auf Glasmünzen im Sinne
authentisch findet, auch mit <^\j zusammen; s. Castiglioni
a. a. 0., S. ">:)". lliezu einige Bemerkungen. Was vor Allem das
<^° betrifft, so kann ich dessen Vorkommen auf Glaspasten
bestätigen; es ist dies um so weniger auffällig als bei Ibn Adha ri,
ed. Dozy, I, p. Ml geradezu von ^-Uc^l fc^lj-X)| die Rede ist.
Nun giebt r^ls^ den Plural von ^f^ sa/tt/i, und dieses
— nicht das Subst. <£0 sühhnn — ist die eigentliche Legalisi-
rnngsnota, welche in der Abkürzung <£° sah durch die Ergeb-
nisse palaeographischer Untersuchungen siehergestellt und
wissenschaftlich ananfechtbar ist. Herrn v. Tiesenhausen, dem das
handschriftliche Gebiet feine zu liegen scheint, diene daher das
Folgende zur Erwägung. Die Siglen ^o und <^ gelten in der
arabischen Palaeographie als Abbreviaturen dr^ ^r5^ . Sie dienen
saniint dem ausgeschriebenen Worte dazu, überhaupt etwas für
richtig, fehlerfrei zu erklären; man setzte sie ferner in diesem
sinn.' meist am Rande der Manuscripte zum Zeichen erfolgter Vei
gleichuhg der Abschrift mit der Vorlage, oder in Begleitung von
Textberichtigungen u. s. w. In einer Handschrift lese ich daher auf
einer sonst gänzlich leeren Seite <C° lx^si\ i\\c loUl ai*>
<?° ^°, an anderem Orte dagegen <^ ^>L> ! Di«' Sigle ^
kommt auch verdoppeil vor. wie das <£ \ erstei-e dient ferner dazu
404
Numismatische Literatur.
den ri chtigen Befund auf türkischen Urkunden zu constatiren,
letztere erscheint in gleicher Eigenschaft auch auf einer arabischen
Bleibulle, deren Entdeckung wir Herrn Hofrath Stickel verdanken.
Wer vermag nun gegen die Beanspruchung derselben Erklärung
für unsere Münzsiglen ^, <^* und f£ Einsprache zu erheben?
— Noch sei das palaeögraphische Vorkommen des Cömpärativs
<^^\ „besser, richtiger- erwähnt. Er steht zuweilen mit rother
Tinte am Rande dev Manuscripte z. B. *pA\ ->. . womit gesagt wei-
den soll, dass die Lesung eines Wortes mit •>- statt •*• oder
-i~ , als die bessere vorzuziehen sei, EHcs fuhrt mich auf die obige
Bemerkung Stickel's, dass -f?^^ sich auf Ghistnünzen im Sinne
authentisch" linde. Erstens wird der Ausdruck „Glasmünzen"
in Hinkunft zu vermeiden sein. Aus einem in der Ausgabe des
Mukaddasi. 1. e. p. \ £• uns jetzt vorliegenden Passus, geht näm-
lich klar hervor, dass diese Grlaspasten .Münz ge w i e h t e waren.
indem es dort heisst : JliajSI ^ \jj> jlr 5-y^-« ?rWt; Cr0 rv*^-?
..und ihre (der Patimideu) Mttnzgewichle sind aus
prägtem Glas verfertigt, in derselben Weise, wie wir es für
die Pfundgewichte beschrieben haben", indem nämlich von den
letzteren mehrere zugleich, bis zu zehn, ans Blei in die Form
gegossen und mit dem Stempel, der den Namen des m der
Gläubigen trug, bepragt wurden. Nicht minder unbekannt dürfte
auch der arabische ofificielle Name dieser merkwürdigen, bis-
her allgemein für Münzen gehaltenen Gewichte, geblieben sein.
In M akri zi's rhita.t. I, p. \A\ lese ich darüber folgendes : „Es
war im Monat Kebi ul-äwwal des Jahre« 16. Octob.
14. Nov. 1433), als man (in einem Dovfe bei Tinnis in Unter-
ägypten) beim Aufdecken von steinen darunter viele gläserne
OuUat fand, aus denen einige den Namen des linäni el-Mifizz
li-din allah, andere Wieder den Namen i\('^ Imäin el-'Aztz billäh
Nizär, Imäm el-Iläkim bi -amr-ilhlh, Iinäm ez-Zähir li-'izäz diu
allah und el-Mustansiv. von welchem die meisten Stücke herrühr-
ten, aufgeschrieben tvngen. Es benachrichtigte mich (d. i. den
Makrtzt) davon Einer, dev als Augenzeuge dabei war". Die Be
Numismatische Literatur.
405
Zeichnung obUat 'adhdddt, plnr. von ibUaff- 'adhdde, geht
offenbar auf die Körperform der Pasten, denn dies Wort wird
gebraucht vor einer dicken und starken Körperbeschaffen-
heit , d. li. von einer gerundeten, kugeligen Gestaltung
(mukättaU muqfädar), welcher, wie allgemein bekannt ist, das
Aussehen der Glaspasten vollkommen entspricht. Man niiisste
also p^le^j C-taUaP 'adhdddt xadschddsch etwa mit „Gl asdick-
linge" übersetzen.
Auf einem dieser Glasgewichte, die, beiläufig gesagt,
auch unter der Autorität der Abbasiden vor und nach der fatimi-
tischen Herrschaft in Aegypten veifertigt wurden, soll nun nach
Stickel ein f?°\j im Sinne authentisch stehen. Dies geht nicht
an. Ein alleinstehender Comparativ gäbe hier gerade keinen Sinn,
als Superlativ wäre aber der Artikel ^^Sl zu fordern oder ein
explicativer Genitiv, also etwa^Lo <^l „ein wahrhaft ächter,
authentischer Dinar." Die Sache verhält sich indess ganz
anders. Wie die ineisten der von Castiglioni publizirten Glaspasten,
befindet sich auch das oben erwähnte Stück in meinem Besitz;
ich kann daher sagen, dass das was Stickel auf demselben als
Währungsnota &°\} liest, der Eigenname &°\$ Wddhih ist. Die
Beschreibung lautet:
Av. <0j! sri Im Namen Gottes!
j^*\ c5-H^ el-Mchdi Fürst
UlU ^yJLojll der Gläubigen. Gewicht
<*j\j kS^u J eines halben vollwichtigen (Dinars).
Rev. Umschrift: (j<*\ \y+ f^^J jt*(^)'-> m der Mitte eines
Perlenkreises zweizeilig: ^^ ||^l! d. h. „der Emir
Wädhih, Client des Fürsten der Gläubigen."
Grünes durchsichtiges Glas. Dm. 23 .Mm.; Gewicht
2*125 Grm. (Normalgew, eines Dinars = 1-25 Gnu. .
406
Numismatische Literatur.
Castiglioni las den Chalifen-Namen falsch n;-XÜl (manca la
lettera £>)" und gab das Stück dem Abbäsiden el-Muktadir. Es
gehört jedoch dem weit älteren Chalifen el-Mehdi, in dessen Namen
der £m!r Wädhih, den Ibn el-Athlr, 1. c. VI. p. T^ übereinstim-
mend mit dem Münzgewichte ^-Xjii \y+ „Client des e 1-M e h d i-
nennt, Aegypten etwa vier Monate lang als Statthalter und Tribut-
einnehmer verwaltete (l»iL) d. II. = 77lJ n. Chr.). In diese Zeit fällt
die Prägung des Stückes. Darnach wurde Wädhih Vorsteher des
ägyptischen Postwesens, musste jedoch schon 169 (785 n. Chr.;
seine Neigung für die "Aliden mit dem Leben büssen: auf Befehl
des Chalifen el-Hädi ward Wädhih getödtet und gekreuzigt
(Abu -1-M ah äs in, ed. Juynbolh I. pp. IX\] IV* V f.. loV. —
Makrizi, Chitat, I. p. V»Y). —
Ich will nun so kurz als möglich noch die wichtigsten der
erübrigenden Streitpunkte der Reihe nach ins Auge fassen. >
arabischen 2£ als Legalisirungsnoten gedeuteten Worte ^^^?
xaXJv, in denen ei blofl Wmtschformeln !, vermuthet. Wie kann,
frage ich. s^*L> „gut" in jenem sinne befremden, wenn man w
wie die arabische Münztcrminologie gegensätzlich ^ß^j „schlecht"
vom Gelde gebraucht, /.. B. Makrizi, Hi>t. mon. Arab. p. LO
lS^JJ^..^ »e^n schlechter Dinar-! Aber weiter: eine von de
Saulcy (Journ. As. 1871) schlecht gelesene, der ältesten Gattung an-
gehörige arabische A\ mit lateinisch - griechischen [nschriften,
welche den Namen des berühmten A M H < ;> X A A € A = E ni i r
Chäled trägt, hat in folgerichtig retrograder Weise geradezu
die lateinische Sigle 'NOB" = 6o*I(us) als Uebersetzung von
KAAON d. i. ^Jb , an dessen Stelle es auch stellt! Herr
Stickel belegt ferner (S. 357) aus der Karschunisehen Vorrede des
Bar Ali den Ausdruck ^ Jb für ein „gutes'- Goldstück, und als
mir vor Jahren Tornberg schrieb, es sei unarabisch dieses Wort
in solchem Sinne zu gebrauchen, wies ich ihn sofort auf eine
Stelle des von ihm selbst herausgegebenen Geschichtsw
el-Karthäs, p. A, wo die Rede davon ist, dass eine Sorte Münzen
4-07
Numismatische Literatur. TUI
„von (1 c r hö c liste n G ii t eu (>,JaH AjIp i JJlTj) gewesen Bei.
Um jedoch nicht für den Orient allein, diesen, Hrn. v. Tiesenhausrn
anglaublich scheinenden, Gebrauch in Anspruch zu nehmen, erwähne
ich hier die „duodeeim müKum florenorum auri boni et jniri. ei
iu8ti ponderi8u in den Libr. Cömmem. Tom. VI. Fol, 132 av.,
Jahr 1359 (k. k. geheimes Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien),
wozu ich noch etwa „millia ypperpera iusli ponderis (]. c. Tom. II,
Fol. 143 av., Jahr 1318 ab Inc.) füge.
Die letztere Bezeichnung bringt mich auf das von mir in dieser
Zeirschr. IL. 1870, S. 52—59 ausführlich behandelte angebliche
A€0 = AC4>(ä/Uc), welches v. Tiesenhansen, S.358 f., natürlich
abweist. Anstatt jedoch auf seine mir nicht stichhältig scheinenden
Gründe einzugchen, gebe ich hier als Antwort zwei neue ent-
sprechende Münzinschriften : IVSTOHC und AICVAI2 (auch
AICVAI links und rechts /.n Seiten des Stufenkreuzes auf arabi-
schen A' mit Heraclius - Typen und halbgriechischen Inschriften,
deren Pnblication ich eben vorbereite. Also: iustus d.i. wie oben
„richtig im Gewichte'-, und aequalis d.i. gleich, entspre-
chend den griechischen Musterstücken. — Was Herrn Stickel an-
langt, so scheint er, bevor er seine Meinung über das x9yaXs';abgiebt,
das Auftauchen eines bezüglichen Exemplarcs von unbez weifelbarer
Beschaffenheit abwarten zu wollen. Ich verlasse also die Sache vor-
läufig, um auf dieselbe, sowie auf die weiters sich daran knüpfende
Differenz zwischen mir und Herrn Stickel demnächst zurückzukom-
men. — Zn der S. 363 f. von meinem verehrten Freunde Hrn. de Goeje
gelieferten rebersetzimg der bekannten Stelle Makrizi's, glaube
ich die Bemerkung nicht unterdrücken zu dürfen, dass unter den
JfoJI ^ij^\ nicht die „in Tiberias geprägten (Dirheme),
die edlen, die solidi" gemeint sein können, sondern, wie Herr
v. Bergmann seinerzeit verdienstlich nachgewiesen, die ..alten
Taberist&nischen (Drachmen)". — S. 307, J}jU, von Stickel
als Nota praestans erklärt, ist jedenfalls Eigenname Fdik, der
überhaupt zum Schlüsse i\c* 111. und im [V. Jahrhundert d. 11. in
der Geschichte der islamitischen Völker wiederholl auftritt. Wenn
Herr Stickel znr Unterstützung seiner Deutung jedoch anmerkt : „Ein
J^ls kommt zwar als Eigennamen vor, aber in ganz anderer Zeit
408
Numismatische Literatur.
übersieht er, dass gerade der Samanide Mansür I.. dessen Dirhem
vom Jahre 354 mit JjAs als Werthbezeichnung er urgirt, eine kräf-
tige Stütze an seinen getreuen Diener und Feldherrn Emir 'Amid
ed-daulaFaik fand und durch denselben auf den Thron ges
ward (Jähr 350)! Vgl. M ukaddasi. !. c. p. rrv f. Desgleichen
muss ich das S. 373 von Stickel für eine Währnngsmarke erklärte
Wort 5j^> als Eigenname reclamiren. was übrigens bei anderer
Gelegenheit schon im VIII. Bde. dieser Zeitschr. S. 366 geschehen
ist. S. 376 beruft sich Hr. Stickel auf mich: „auch ein jLt <j~^
ne qua m (improbus ponderehat Hr. Karabacck auf einer Contre-
marke (?) gelesen.0 Dagegen muss ich mich verwahren. Vor vielen
Jahren theilte ich Herrn Hofr&th Stickel brieflich mir, dass ich auf
einem Dirhem ans 'Abbäsijja., J. 161 mit <l, die beiden \\
^1^ — j\s,. und zwar ersteres im Rev. zwischen dem Perlenkreis
und dem Worte jy^-^W, der Koranumschrift, letzteres im Av. ober-
halb des Wortes ^j~& auf der Kreiseint.i eide nicht als
Contremarken, aufgeprägt gefunden habe.
Ich lese sie aber 1. ^li , soviel als »LI oder n/.'iv. d
Richtscheit, Norm, Regel; 2. jLt d. i. Korn, Feinhalt, und
glaube, dass diese, wie sieh zeigt erst nachträglich in den
Stempel gravirten Worte, zu deutenseien: ...Muster f^j-Ai) einer
mit ihrer Legalisirungsnota (*£) bezeichneten Münze von g
massigem Feingehalt ijLc- ." Also eines der Normalexemplare,
nach denen die vom Staate bestellten Münzs ortier er ( j>LäJ i die
circulirenden verdächtigen Geldstücke zu prüfen, eventuell auszu-
scheiden hatten. Dass diese meine Deutung mir urkundlichen Nach-
richien stimmt, werde ich zu gelegener Zeit beweisen. Bezüglich
des S. 377 ff. bekämpften und vertheidigten <-*/>- , welches Torn-
berg gefunden und selber sehr plausibel „für den Handel
bestimmt" erklärt hat, kann ich mit Vergnügen beifügen, dass im
Jahre 141 d. Ii. der Emir Abu Temim el-Mu'izz ihn Bädis in Nord-
afrika eine Dinar-Gattung schlagen Hess welche ^$J&£ '\ tuddschä-
Numismatische Literatur.
409
rijj d. i. merkantiler (Dinar) genannt wurde! Ibri Ädhärl
Lei. p. TAV-
Ich will meine Erörterungen für diesmal schliessen mit einer
näheren Betrachtung des vielbespr. ehenen aAc- Jl^. Die Herren
Stickel und v. Tiesenhausen polemisiren darüber pp. 377 ff., 381
bis 383, und ich mu^s gleich von vornherein sagen, dass der Streit
zu Ungunsten des Ersteren enden niuss: die Erklärung des <!blp Jlt
als Währungsmarke, der ich ja selber seinerzeit (Ztschr. D. M. (J.
XXI. 1*<;7, p. (322) beipflichtete, ist entschieden aufzugeben.
Freilich liefert uns keineswegs Herr v. Tiesenhausen den Beweis
dafür; sondern ich selber will, indem ich von seinen, wie immer all-
gemein gehaltenen , belanglosen Einwendungen absehe , diesen
Beweis antreten. Gegen Stickel's Lesung iulp JIp ist vom palaeo-
graphischen und sprachlichen Standpunkte nichts einzuwenden.
Anders verhält es sich mit seiner Erklärung der Phrase; denn man
wird von einer arabischen Münzbehörde, auch bei wohlwollender
Gesinnung, doch kaum mit Stickel voraussetzen können, sie habe
auf das durch die Wage norinirte Münzstück setzen lassen: (der
Dinar) ..ist im hohen Grade überwichtig" ! *)
Das ist nun ein innerer Grund, der gegen diese Erklärung
spricht. Plausibler klingt das was der Scheich Muhammed Tantawi
für die bezeichnete Wortgruppe beibringt, indem er durch die sinn-
gerechte Fassung LIp JIp d. i. „im höchsten Grade vortreff-
lich" eine Legalisirungsnota wenigstens möglich erscheinen lässt.
Allein beide Erklärungsversuche sind verfehlt, weil gewichtige
äussere Gründe dagegen sprechen. Der Austoss liegt in den S. 382
s)Wi an Herr Stickel S. S85 sich auf mich berufend schreibt s,,^**' mit l
gewicht, von Herrn Karabacek nachgewiesen u. s. w.a, so muss Ich, seine Au
drücke gebrauchen >lche Unterstellung mich verwahren. In
Ztschr. Bd. I., S. 117 f. sagte Ich nämlich, die obige Nota sei im sinne von ..in
]■' Ü I 1 e, R e j Chi i 0 li k e i |- Hilf «1 .IS uus-ex c ic h n etü ! n 0 V In a I e ( ; ewichl de.-- Stückes
zu beziehen", und meinti Ine dies um so wahrscheinlich! Verbal -
Adjektiven* j|, ,1,.,. Bedeutu is, abuudana ausdrücklieh
<; e w i <• h t bezogen « Ird,"
27
410
Numismatische Literatur.
hervorgehobenen angeblichen Umschriften der Goldmünzen Sala-
din'sr^Ul Aib Jüdl Jb und ^jJl *.^U> Aib JÜAI Jb.
Indern beide Gelehrte, Sticke! wie Tiesenhausen, das zwischen
Jb und A»b stehende Wort als jiiii »der König" nehmen,
findet Ersterer in dieser auffälligen, unerklärlichen Einschiebung
des Titels zwischen die Währungsnota lediglich nur ein Product,
das „der Tölpel von Stempelschneider" verschuldet hat: Letzterer
nimmt diese Thatsache aber ala Ausgangspunkt seiner Zweifel
über die „Währungsnota". Nun. ich habe seitdem manche jener
Goldstücke gesehen, vermochte jedoch auf keinem derselben den
Titel jilll herauszufinden: überall steht an dessen Statt deutlich
und sicher: jtstl d.i. Jsk\ „der Ruhm!- Den an diesen Denk-
malern für gewöhnlich hoebaufstrebenden, jedoch regelrecht stark
nach links umgebogenen, Schriftkörper des lapidaren Medial-
Dschim haben unsere beiden Gelehrten (wie noch Andere verkannt
und mit dem Ldm verwechselt. Und so herrscht mir einem Male
volle Klarheit nach dem langwierigen Dunkel, welches das richtige
Verständniss der zumeist vereinzelt ßtehenden Worte Jb oder
Aib Jb uns bisher 80 Behr erschwert hat! Wir können jetzt darin
nur mehr eine Wunschformel finden, wie solche sonst so hi
bei den Mohammedanern mit den Herrsche rnamen in Verbindung
gebracht weiden.
Icli lese daher die ganze Phrase Lb j«M Jb ^jUj!»..)Io
„Sa lad in. der das höchste Ziel des Kuh nies erreichen
möge! «»der, wenn man statt der Optativen eine assertorische
Fassung vorziehen wollte, wörtlicher: „Saladin . der den Ruhm
bis auf's Aeusserste bewältigt hat!" Vielleicht ist es nicht
ganz überflüssig zu erwähnen, dass an eine etwaige Construktion
mit dem Verb. 1p (111) nicht zu denken sei, da die Buchstaben-
elemente zweifellos Jb gelten; ebensowenig kann für die a
kürzte Formel A»b Jb das Nom. ag. Jb gelten, denn sonst
müsste es in der vollen Wunschformel Lb J«i! Jb (wie Jb
Numismatische Literatur.
411
j\t\\ etc.; heissen, was aber auf keiner dieser Münzen steht. Was
Stickcl S. 381 nach Blau (vgl. diese Ztschr. p. 75, Nr. L07 als
AjUj Alle deuten will, ist erfunden, denn die von Blau 1. c. gebotene
Gruppe ist nur ein schlechtes Facsimile: der angebliche vierte
Buchstab an iulc ist blos das Unterscheidungszeichen von J. ein
Kingelchen, eine Rosette oder etwas ähnliches, wie es häufig
daran zu sehen ist, und der erste Buchstal) in L\k> ist nur ein zu-
fälliges Aecideuz, entweder auf der .Münze oder in Blaus Hand-
schrift. Es steckt also darin auch nur die oben bemerkte Verkürzung
der Wunschformel, welcher das Publikum — als einem officiellen
Terminus — wohl das gleiche allgemeine Verständniss entgegen-
gebracht halten wird, wie heutzutage etwa im türkischen Thugra
dem bekannten leb „Immer", d. i. der abgekürzten Wunschformel
„Immer siegreich!" Wenn ich endlich bemerke, dass die volle
Wunschformel nicht nur auf Saladins Münzen, sondern auch auf
jenen seiner Nachfolger vorkommt, und dass wir die abgekürzte
Form nicht nur auf den A der Fatimiden und Aijubiden, sondern
auch auf denen der Seldschuken in 'Irak und Zengiden in Ilaleb
vorfinden: so glaube ich in Kürze alles Nothwendige beigebracht
zu haben.
So wäre ich denn zum Ende gelangt. Manches hätte ich noch
zu sagen über die gemeinsame Gelehrtenarbeit, Vieles über den
Gegenstand, dessen unerschöpfliche Quellen beinahe tagtäglich
neue Erscheinungen ans Licht bringen. Allein ich bescheide mich
für jetzt, angesichts des ohnehin schon über Gebühr beanspruchten
Raumes, mit dem omne nimium nocet, indem ich auf die hier
angeregten Bindete bei gelegener Zeit wieder zurückzukommen mir
vorbehalte. Prof. Karabacek.
27*
412
Numismatische Literatur
13. Dr. F. Imhoof-Blumer. Porträtköpfe auf römischen Münzen
der Republik und der Kaiserzeit, für den Schulgebrauch, heraus-
gegeben von . . . Leipzig, Teubner 1879.
Lange schon bestand das Bedürfnis, den Geschichtsunterricht
durch die Bildnisse hervorragender Männer, welche gleichzeitigen
Denkmälern entnommen sind, zu unterstützen. Darüber konnte man
nicht in Zweifel sein, dass ein solches Unternehmen vom Gebiete
des Stämpelschnittes auszugehen habe. Die Münzen Roms und
seiner Colonien haben der Geschichtschreibung und Alterthums-
künde ein ausseist werthvolles Bfateriale geliefert und insbesondere
ist es das historische Porträt, welches auf ihnen eine erste Stelle
einnimmt. Allein die Art und Weise, wie das vorliegende Materiale
in die Oeffentlichkeit gebracht werden solle, um ihm die Fähigkeit
grösstmöglicher Verbreitung zu geben, bildete bisher eine unüber-
windliche Schwierigkeit, indem das nächste Mitted liie/.u. Zusammen
Stellungen von Abdrücken, Hindernis« sich hatte, wie die
noch immer zu hohen Kosten, der verhältnismässig grosse Kaum,
den sie beanspruchten, die Gebrechlichkeit u. s. w.
Herr [mhoof-Blumer hat diese Schwierigkeiten mit einem
Schlage überwunden, indem er eine Milche, mit grossem Versländ-
nisse zusammengestellte Auswahl vorzüglicher Gypsabdrücke in
vier phototypischeii Tafeln vervielfältigen Hess und mit kurzem ein-
leitenden Texte versah. Man findet auf dem kleinsten Räume
122 Porträte aus einer nahezu vier Jahrhunderte umfassenden Zeit.
Porträte von gleich grossem historischen wie kunsthistorischen
Werlhe, indem sie Persönlichkeiten darstellen, an deren Namen sich
wichtige historische Ereignisse knüpfen und indem sie zugleich den
Zustand der Kunst in verschiedenen Zeiten vergegenwärtigen. Der
Text ist so eingerichtet, dass er in Noten, welche Herr Dr. E.
Grünauer verfasste. eine Erklärung der Umschriften als eine Ein-
leitung in die Numismatik lür angehende Sammler bildet.
Man wird um den, absichtlich vom Verleger möglichst niedrig
gestellten Preis nicht leicht irgendwo ein anderes "Werk ei werben
können, welches in gleich handsamem Format ><>viel Belehrung und
Kunstgenuss böte als jenes , welches wir hier besprechen. Wir
zweifeln nicht, dass es in kurzer Zeit die allgemeine Verbreitung,
die es verdient, fiuden und ein Lieblingsbuch der gebildeten Kreise
Numismatische Literatur.
413
werden wird. Man kann jungen Stndirenden und Sammlern, aber
auch allen Freunden der Geschichte und der Bildnissknnst kein
schöneres und passenderes Geschenk geben, als dieses Buch,
welches namentlich auch in Schulen nicht leiden sollte.
Dr. F. K.
14. A. Klügmann. L'Effigie di Roma nei tipi monetarii piü
antichi. Strenna festiva offerta all' iinp. Istituto archeologico Ge-
manico. Koma 1879.
Es war ein glücklicher Gedanke, die bildliche Darstellung der
Roma zum Gegenstande einer Festschrift zu machen, welche durch
das 50jährige Jubiläum des k. deutschen archäologischen Institutes
veranlasst wurde; denn dieses hat ja in Rom selbst den vorzüg-
lichsten Platz seiner Wirksamkeit gefunden und pflegt den eigenen
Stiftungstag zugleich mit dein Gründungstage der ewigen Stadt zu
feiern. In mehreren kleineren Abhandlungen über die Münzen der
römischen Republik hat der Vf. seine glänzende Beobachtungsgabe
bereits erwiesen; er stellte aus den Münzen selbst eine Reihe von
Thatsachen fest, welche ein überraschendes Licht auf den inneren
Zusammenhang mehrerer, noch nicht durchforschter Erscheinungen
an ihnen werfen. Gleich lehrreich ist die vorliegende Abhandlung.
Nach der Erwähnung der ältesten Cultacte der Hellenen und Klein-
asiaten für die Roma, auf deren Einfluss die Ausstattung der capito-
linischen Jupiterstatue mit dem Bilde <\c^ Staates (signum reipublicae
wohl eine Koma) zurückzuführen ist, bespricht der Vf. die bekannte
lokrische Münze und ihre Zeit, geht hierauf zu den die Roma dar
Stellenden Bildern auf den Rückseiten der republikanischen Denare
über; sie werden nach ihrem Alter aufgeführt und eingehend
besprochen. Treffliche, enge mit dem Gegenstände in Verbindung
stehende Excurse, wie: über die Trophäen (S. 19), die Genitiv-
endung der .MoiM't.iiier-Namen (22), die Victoria als begleitende
Figur (S. 24), den Genins populi Romain (S. 2!»). die Variation der
Münztypen durch Monetarier derselben Familie (S. 34) und a. m.
dienen dazu, die richtigen Standpunkte für die Untersuchung zu
gewinnen. D.is Ergebnis« ist: die Roma taucht auf Münzen ver
llältnissmässig spät, erst zur Zeit der vom Vf. sogenannten ruhigen
Münzbilder auf, sie wird zuerst im Profil, später von vorne stehend
414
Numismatische Literatur.
oder sitzend, in letzterem Falle stets auf erobert n Waffen sitzend
dargestellt. Sie hat nie den Schild am Arme und schwingt nie den
Speer wie Minerva, aber sie ist nie anbewaffnet und zeigt sicdi nie
allein, sondern in Begleitung anderer Figuren, wie der Wölfin, der
Italia, des Genius Populi Romani, am häufigsten der Victoria; selten
oder nur ausnahmsweise ist sie mit wirklichen Göttern, wie mit
Venus in Verbindung gebracht. An/eichen eines göttlichen Cultes
in Koni selbst findet man nirgends.
Zum Schlüsse bespricht der Vf. den Kopf auf der Vorderseite
der älteren republikanischen Denare, einen Frauenkopf mit
geflügeltem Helm«-. ixannn in einen Greif köpf endigt.
Seine Auslegung isl Beil langer Zeil Gegenstand einer Streit-
e, indem ihn die Einen für einen Roma-, die Anderen für
einen Minervakopf halten. Der Vf., welcher der letzteren Ans
erkennt in der Ausstattung des Helme- nur eine Variation
diese- der Minerva vorzüglich zukommenden Rüstungsth< iles, die
zu (hin Zwecke vorgenommen Bei, um das neue höchste Nominale,
den Denar, zu charakterisiren. Ebenso seien die Helme i\rY .Minerva
auf den Unterabteilungen des As Triens und Uncia) durch ver-
schiedene Formen ausgezeichnet, auch auf den Vielfachen des \
(Dupondien, Tiipondien, Decussis habe man am Minervakopf den
Helm durch Beigabe eines Greifkopfes, in den der Kamm en<
variirt. Diese Helm form Bei für die Minervaköpfe der Denare
angenommen und der Flügel des Greifes als ein Ornament beigefügt
worden. Statt also den Greif auf dem Helme in ganzer Figur unter-
zubringen, habe man dessen wichtigste Thcile einzeln am Kamme
und am unteren Rande ^^^ Helmes über der Schläfe angebracht,
um diesen dadurch reicher zu gestalten. Es wird auf analoge Köpfe
auf grossgriechischen Münzen hingewiesen, dann folgen Bemer-
kungen über die Aufschrift ROMA, die sich keineswegs auf den
Kopf beziehen könne, über den Schmuck, den Mangel der Aegis
und andere von den verschiedenen Vertretern der gegnerischen
Ansicht vorgebrachte Umstände, welchen keine Beweiskraft für die
Deutung jenes Kopfes auf die Koma zuzusprechen ist.
Der geistreich geführte Beweis sucht also die Frage lediglich
vom münztechnischen Standpunkte zu lösen. Sie hat dadurch
entschieden gewonnen, da wir über die Eiitwickelnng des Götter-
Numismatische Literatur.
415
kopfes der republikanischen Denare in technischer Hinsicht eine
erwünschte sachgemässe Aufklärung erhalten. Allein, um es offen
zu gestehen, wir hätten die gelehrte Darlegung gerne auch über
das niünztechnische Gebiet hinaus geführt gesehen. Die Schwierig-
keit der Frage liegt eben darin, dass die Darstellungen der Roma
aus jenen der Minerva hervorgingen, erstere also letzteren sehr
ähnlich sind und noch mehr ähnlich werden mussten, wenn Roma
nicht in ganzer Figur, sondern nur als Kopfbild vorgestellt wird.
Nun hat der Kopf, der auf den republikanischen Denaren erscheint,
so viel mit dein der Minerva Uebereinstimmendes und zugleich im
Gesammtcharakter so viel von ihm Abweichendes, dass man eben
dadurch in die Streitfrage, ob Minerva oder Koma, gerieth. Dem
Vf. ist er ungeachtet der angebrachten Abänderungen ausgemacht
jener der Minerva, die Variationen sind ihm rein technische Aus-
hilfen, welche zwar sein Aussehen, aber nicht seine Bedeutung
ändern. Wir würden von dieser Ansicht vielleicht gründlicher über-
zeugt worden sein, wenn Vf. sich nicht auf das Technische
beschränkt, sondern von anderen Seiten her eingehender nach-
gewiesen hätte, dass der Kopf der neuen Denare ungeachtet der
angebrachten Aenderungen nur jener der Minerva, nicht aber ein
Romakopf sein könne, sowie dass der Stempelschneider gegenüber
der Stetigkeit und Strenge, welche die römische Symbolik bezüg-
lich der grossen Götter einhielt, wirklich die Freiheit gehabt habe,
solche Abänderungen aus rein technischen Gründen vorzunehmen.
Dr. F. K.
15. Attilio Portioli: La zecca di Montova. Parte prima. 8. Mon-
toya 1879.
Gegenfiber den zahlreichen und zum Theile ausgezeichneten
Arbeiten, die wir über die Münzgeschichte der oberitalienischen
Länder und Städte bereits besitzen, erscheint die Miinzgeschichte
und namentlich die Münzbeschreibung der zwei wichtigsten Länder
der Lombardei, Mailands und Mantuas, sehr dürftig behandelt.
Während wir über die Gonzaga'schen Kebenländer vortreffliche
Monografien in Zanettis Sammelwerke linden, waren über die Münz-
geschichte des llauptlaudes bisher nur wenige in verschiedenen
41Ü
Numismatische Literatur.
Sammelwerken und Zeitschriften zerstreute Abhandlungen zu finden.
A. Portioli, der schon durch seine Abhandlungen im Bulletino
numismatico und durch die Beschreibung der inMantua vorhandenen
Münzstempel seine Befähigung für eine umfassende Arbeit auf
diesem Gebiete documentirte, hat sich der Aufgabe unterzogen, eine
vollständige Münzgeschichte seines Vaterlandes zu liefern. Bisher
liegt nur der 1. Band vor, welcher die Kaiserzeit und die Zeit
der communalen Selbstständigkeit L256 1328 behandelt,
und zugleich die Einleitung zur Münzbeschreibung der folgenden
Periode enthält. Wir behalten uns eine ausführliche Besprechung
dieses mit erfreulicher Sachkenntniss geschriebenen Werkes bis
nach Vollendung desselben vor und bemerken nur. dass das zweit»'
lieft die M ü uzen der Capitan i. das dritte jene der Markgrafen.
(\-.\<- vierte und fünfte jene der Herzoge aus dem Hause Gon-
zaga, das sechste lieft die Münzen der österreichischen
R eg enten und das letzte Heft die Belagerungs münzen von
1629- 1848 enthalten wird. Das Werk, welehes sich nebstbei durch
vorzügliche Ausstattung und durch massigen Preis empfiehlt, ist
durch den Herrn Verfasser, A. Portioli, Professor und Archivs
direkter in Mantua zu beziehen. A. P.
10. Vincenzo Promis. T esse re diPrincipi di CasaSavoja
o relative ai loro an tichiStati. Turin 1879. SS. VII Taff.
In der vorliegenden Schrift bespricht V. Promis zuerst 7iJ her
zoglich-savoysche Jetone, die zum grössten Theile der königlichen
Münzsammlung angehören und weist durch eingehende Erörterung
der geschichtlichen Ereignisse und der Umstände, welche zu ihrer
Prägung Anlas >en, den einzelnen Stücken den richtigen
Ursprung zu. Dieser Serie folgt die Beschreibung einer Reihe von
Jetons, welche entweder von savoyschen Familien oder von frem-
den Eroberern mit Bezug auf irgend ein savoysches Gebiet geprägt
wurden. Auf sieben Tafeln sind sämmtliche 90 Jetons. welche den
Gegenstand der Studie bilden, und worunter sich mehrere bisher
nicht bekannte befinden, in vortrefflichen Stichen dargestellt.
Diese Schrift ist ein weiterer Beweis, dass diu- gelehrte Ver-
.asser in Wahrheit die Erbschaft seines Vaters angetreten hat: er
Numismatische Literatur.
417
folgte iiim in derStellc desDirectors der königl. Bibliothek zu Turin,
und entwickelt auf demselben Gebiete, das .sein verewigter Vater
mit anerkannter Meisterschaft beherrschte, der italienischen Numis-
matik, eine ebenso erfolgreiche Thätigkeit, wie .jener.
C. E.
17. Zeitschrift für Numismatik, herausgegeben von Dr. Alfred
v. Sallet VII. Band, Berlin 1879. Erstes und zweites Heft.
Die Reihe der Abhandlungen eröffnet F. Imhoof- Blumer,
welcher unedirte und seltene „griechische Münzen in der gross-
herzoglich badischen Sammlung" veröffentlicht; indem er da, wo
sich Anknüpfungspunkte ergeben, verwandte Stücke seiner eigenen
und anderer Sammlungen anreiht, entstehen Serien von Seltenheiten,
die man nirgend wo anders so reich und vollständig treffen wird. So
findet man unter anderen 15 Silbermünzen von Aegae in Mace-
(lonien mit dein zurücksehenden Ziegenbock, die kleineren Nominale
mit Kugel hen (Werthzeichen verschiedener Einheiten: Drachmen,
< »holen u. s. f.) und Anfangsbuchstaben von Behördennamen ver-
sehen, einige in Monogrammen, welche zu den ältesten Beispielen
von solchen gehören. Vf. theilt sie alle der Stadt Aegae zu Beginn
des V. Jahrhunderts Zu; die Stadtprä« e wurde bald von der könig-
lichen verdrängt; von der Verlegung der Residenz von Aegae mich
Bella bis auf Augustus scheinen in Aegae keine Münzen geschlagen
worden zu sein. Von Kierion und Tarsos werden die Münzbilder
mit der Knöchelspielerin, von den Hypokncinidischen
Lokrern Münzen mit dem in Monogramm angedeuteten Adjectiv
des Stammnamens, von El is Kupfermünzen mit dem springenden
Pferde aufgerührt. Eine Münze von Kyparissia in Messenien
(Poseidon auf der ty) gibt den An la 88 eine fälschlich eben dieser
Stadt zugctheilte Mittelbronze mit Namen und Kopf der Borna auf
der einen, dem Gemeindenamen von Lacedaemon, dem Worte
KV | TT A | PIC | CIA und der schreitenden Artemis iin der
Hechten einen Zweig) auf der anderen Seite zu besprechen; sie
gehört nach Lacedaemon, der Name der l>f ist Beiname der Artemis.
Wichtig ist ein SilberstUck von Synope, mit vertieftem Quadrat
auf der Blickseite, dem Adler und XINfl auf der Vs. Von
418
Numismatische Literatur.
Heraclea Bitliyniae lernen wir kleine Silberstücke kennen, welche
die Buchstaben K und 5 neben dem Münzbild der Kehrseite zeigen;
sie sind vom Tyrannen Klearchoa und von Satyros, welcher für des
Ersteren Söhne die Regentschaft führte geschlagen.
Ueberhaupt erfährt die Kenntnis* der Münzen dieser Stadt durch die
vorliegende Schrift eine schöne Bereicherung, Zum ersten .Male wird
die Darstellung des Phryxus und der Helle zugleich auf einer Gross-
bronze von Lampsacus (Alex. Severus) dw grossherzogl.
Sammlung nachgewiesen. Aus der mitgetheilten Reihe rhodischer
Münzen sind ein Tetradrachmon alten Stiles und attischer
Währung, dann ein Didrachmon mit dem Helioskopfe im Profil her-
vorzuheben. Ein Grosssilberstück von Cyrene zeigt neben dem
Silphium eine Gazelle; eine andere (in Turin, bisher Dnicum) den
Ammonkopf von rechts, in dreifachem Kreise und au!' der K'
das Silphium mit der Umschrift EVEXT EP IT AN. — Der lehr-
reichen Abhandlung ist eine phototypische Tafel von Brunner in
Winterthur beigegeben,
M. Pranke! bespricht ..Zu den Münzen von Ptolemais in
Pamphylien", welche den Apollokopf auf der Ys.. eine DiotH und
einen Vogel nehen dieser auf der IJf zeigen, die aus dem Alterthume
überlieferten Sagen, in welchen der Rabe, der dem Apollo eigene
i. in Verbindung mir einem Becher auftritt: durch sie wird
Fricdländer's Deutung jenes V<>- be bestätigt.
Otto Blau, ..die zwei Mithridate von Armenien", weist aus
historischen Quellen nach, dass der eine, M. Kall inikos, ein natür-
licher Sohn Antiochus d< i und seiner Schwester Antiochis,
dann Stiefsohn des Xerxes von Armenien, derselbe sei. welcher l!»7
im Feldzuge Antiochus des Grossen die armenische und cappado
cische Reiterei anführte und später als Bundesgenosse des Königs
Pharnaces 1. von Pontus erwähnt wird. Der andere .-ein Beiname
aufdemUnicum des Berliner Cabinetes nicht vollständig erhalten!
ist nach der ursprünglichen Ansicht des Vf. Mithridatea Philopator
von Cappadocien, Sohn des Ariarathes V. ; doch schien ihm nach
dem Zusätze am Schlüsse dos Aufsatzes die Beziehung auf
Mithridat II. von Comniagenc nicht allzuferne zu liegen, indem die
Keule wie auf seiner Münze, so gerade auch auf Münzen der Ver-
wandten des commagenischen Mithridates vorkommt.
Numismatische Literatur.
419
A. D. Mord tni an 11 liefert „weitere Beiträge zur Kenntnis*
der persepolita ni Bch en Münzen". Mehr als hundert, ausschliess-
lich aus Pars stammende neue Gepräge lassen elf Münzherren
zwischen 89 \ .. circa zwei n. Ch. constatireu, von welchen sechs.
Kamnaskires, Orodes I., Phraates IV.. Vomithra, Sohn des Orodes,
Phraates V., Orodes II.. mit Namen bekannt werden, während die
Namen der übrigen nicht genannt sind. Nur von dem ersten befinden
sieh untei den beschriebenen zwei Silbermünzen, alle anderen
Gepräge sind Grossbronzen; sie sind für den localen Klein verkehr in
Persis von den Statthaltern der Arsaciden, welchen also zu jener
Zeit dort die Oberherrschaft zustand, geschlagen.
Durch A. Löbbecke „unedirte griechische Münzen"
lernen wir eine Reihe neuer Typen oder Variationen von schon
bekannten aus dem Gebiete der sogenannten Colonialmünzen
kennen, zu welchen J. Friedländer Anmerkungen beigefügt hat.
Unter ihnen treffen wir einen sitzenden Hermes mit dem Bachns«
knaben auf einer Kleinbionze von Sagalassus in Pisidien, dann eine
^E 8 von Ninive als Colonia Claudia (K. Maximinus) und einen
Noinos Sebennytes von Domitian. Wie es scheint, besteht die Samm-
lung (\v> Herrn Vf. vorzugsweise aus Colonialmünzen. Man niuss
den Gedanken, speciell auf solche zu sammeln, als höchst zeitgemäss
und für unsere Wissenschaft gewinnbtingend bezeichnen; die
„Colonialmünzen0 bieten in mythologischer und antiquarischer
Hinsicht ein überaus reiches Materiale, welches bei der bevorstehen-
den Veränderung der Verhältnisse in Kleinasien wahrscheinlich
noch reicher hervorkommen dürfte als bisher der Fall war.
Eine neue Studie von A. Klügmann über n die erklärenden
Beischriften auf Denaren der republikanischen Zeita behandelt diese
in gewohnter anziehender Weise nach verschiedenen Kategorien
und führt zu bemerken s werthen Ergebnissen. Hei Darstellungen von
Gottheiten findet man Beischriften nur in solchen Fällen, wo die
betreffenden Gottheiten einer lest ausgeprägten Symbolik entbehren,
also vorzüglich bei den römisch-italischen oder bei localen Cult-
formen der grossen «bitter (z. B. Lanuvinische Juno, Erycinische
Venus , endlich bei abstraften Begriffen, die als göttliche Wesen
dargestellt wurden (Concordia, Bonos, Libertas n. s. w.) hie
Schreibung der Götternamen wurde nach dem Casus (Nominativ,
Genitiv, Dativ) von einzelnen Monetären \ariirt, um ihre Emission
420
Numismatische Literatur.
von den ähnlichen stammverwandter älterer Monetäre zu unter-
scheiden; auch orthographische Archaismen werden in diesem
Sinne verwendet (Leibertas gleichzeitig mit Libertas). — Die durch-
aus auf der Rückseite erscheinenden Personennamen haben eine
doppelte Bestimmung: einestheils das Bild zu erklären, anderntheils
den Namen des prägenden Monetäre erkennen zn lassen, der zu
diesem Zwecke gerne berühmte Thaten oder Monumente seiner
Vorfahren oder namensgleicher Celebritäten für das Münzbild der
Rückseite wählte. In späterer Zeit, von Sulla an, wurden auch Titel,
wie dicta'or. imperator oder bloss die Zahl der imperia, augur,
decemvir, tribunus militum, consul, aedilis n. s. w. beigefügt. Auch
in diesen Fällen wird eine absichtliche Differenziirung im Casus
nachgewiesen, z. 15. C.Hupsaeua < 'os. Privernum cepit und C. Enpsaeo
Cos (consule Privernum captum. Aehnliche Erscheinungen bieten
die Beischriften dargestellter Monumente, die Namen ein/
Könige und hervorragender Persönlichkeiten. Den Scillase bilden
jene Aufschriften, welche keinerlei Xanien enthalten
folgt II. (i rot e mit zwei Aufsätzen „Herzog Heinrich I.
von Eimbeck" und „Hohl- und Dichtmünzen gleichen <>rrs und
eher Zeit-, in welch' letzterem er gegenüber Dannenberg seine Ver-
qiuthung neuerdings ausspricht, dass Hohl- und Dichtmünzen zu
gleicher Zeit und an demselben Orte nicht geschlagen worden seien;
die folgende Erwiderung Danuenberg's wiederholt auf Grund von
Fundmünzen und Urkundenstellen seine gegenteilige Ansicht: man
habe, etwa zum Verkehr mit „Denar-Ländern-, bisweilen nehen den
gebräuchlichen Brakteaten auch Denare geprägt.
R. Weil ist mit drei Beiträgen vertreten: in dem ersten wer-
den „die Eli sehen Münzen mit dem Zeus <]*'> l'hidias" von
lladrian und Caracalla besprochen; sie bangen wohl mit <\^> läste-
ren Besuch von Olympia und mit des Letzteren Peldzug im Oriente
zusammen: in Olympia befanden sich Statuen beider. Im zweiten
„Vau auf elischen [n Schriften", führt Vf. den Satz aus, dass
man das Zeichen F auch zur Zeit, da es im allgemeinen Gebrauche
verschwunden war. bei dem Xanien der Landschaft durchaus beibe-
hielt. Der dritte enthält eine Besprechung von Fi'. Imhoof-Blumer's
vorzüglicher Schrift „Die Münzen Akarnaniens", welche den
Lesern unserer Zeitschrift ans dem X. Bande derselben bekannt ist.
Numismatische TJterafm
421
Adolf Erman bespricht den Fund von Carnitz (vergraben
zw. 870— 880), der unter 140 Stücken L36 ältere Chalifenmtinzen ent-
hielt, unter ihnen für die Geschichte der Prägestätten wichtige
Exemplare von Wäsit 11. >1 und L62 (?)), Arrän 11. L83 und
Arminija H. 190. — Als ..eine übersehene Ort.oqiden-Münzea
bezeichnet derselbe Verfasser eine gewöhnlich den [ncertis beige-
zählte Bronzemünze des Ortoqiden Temirtasch. So schlägt er vor
Namen und Spruch derselben zu lesen, welche auf der Vs.Kopf und
Titel des Julianus Apostata und auf der Rs. Kufische Buchstaben in
barbarischer Weise imitirt. In einem weiteren Aufsatze „die Mün-
zen der Padischah Chatun, Gemahlin des Ilclian Kaichatu-. be-
spricht Dr. Erman die Gold- undSilberstücke, welche diese geistig
hochbegabte Frau zw. 1291 und 1296 als Herrscherin von Kerman
schlagen Hess, das zweite Beispiel der überaus seltenen Erscheinung,
dass eine Frau im Oriente Hoheitsrechte ausübt.
Alfred von S alle t („die Namen der beiden ersten Gor-
diane") restituirt den feldenden Theil einer Inschrift aus Bordeaux,
indem er aus Münzen und aus einer Notiz des Capitolinus (Gord. 2)
nachweist, dass Vater und Sohn Gordianus (I und II) ausser den
Namen Romanus und Africanus auch den aus ihrer Abstammung von
den Gracchen erklärbaren Beinamen Sempronius geführt haben.
Auf seltenen Münzen (Mailand, Brera) von Prymnessus und Aegae
(Ciliciae) werden diese Namen mit C€ IVI ' P CO M * A <t> P I abge-
kürzt.
11. Dannenberg verzeichnet neue wichtige Funde. Der eine
von Jarocin (Polen) aus dem X. und den ersten Jahren des XI.
Jahrhunderts enthielt auffallend viele böhmische Denare (110 von
Boleslav I— III, 1 von Jaromir) neben deutschen und einigen pol-
nischen, englischen, italienischen, byzantinischen und arabischen
Geprägen; er dürfte um L005 vergraben sein. Ein anderer Fund von
Meisterswalde (Westpreussen), vergraben um L000, enthielt in
der Mehrzahl Denare von Adelheid | Adal;i eonietissa von Daventei
dann Otto III. und andere deutsche, ferner 29 böhmische Denare
von den Boleslaus nebst wenigen Karolingischen Obolen von Orleans
und zwei lYnnies von [pswich und Ro ehester. Daran reihen sich
andere Mittheilungen desselben Autors über den „einzigen zwei
seitigen Hochmeister Donar (Probemünze des XV. Jahrhun-
derts - Über bi>lior unbekannte Münzen von S t a d e als M ü n Z8 t ;'i t t 6
422
Numismatische Literatur.
Heinrich des Löwen, über ..Nassaus Mittelalt er -Mün-
zen" und einen zweiten Brakteatenfunti von Jessen Kr. Schweid-
nitz, Reg.-Bez. Merseburg) vergraben um 1230.
Von J. Friedländer zwei kleine Aufsätze. „Ein Gemälde und
eine Medaille", und „Eine messapische Münze.'- In dem erstcren
weist er nach, dass ein von Mantegna gemaltes Bildniss der Berliner
Galerie, nicht wie Crowe und Cavalcaselle glauben, des Mahrs
Freund Matteo Bosso, sondern in der That, wie die Aufschrift auf
der Rückseite einer alten Copie desselben Gemäldes besagt, den
Patriarchen Ludwig Mezzarotta Scarampi von Aquileja darstelle
(f 1465). Den Beweis liefert eine gleichzeitige Portraitraedaillc des
letzteren mit Umschrift; ihre und (\<^ Gemäldes Reproductionen in
trefflichen Holzschnitten sind einander gegenüber gestellt und be-
zeugen unwiderleglich die Identität der Personen. Es ist damit
zugleich ein neuer glänzender Beweis für die Wichtigkeit derMünz-
und .Medaillenkunde nach den verschiedensten Richtungen geliefert.
In dem andern Aufsatz wird eine Münze von Bubi mit messapischer
Inschrift, welche Fr. Jatta in Born publicirte, besprochen.
Des Weiteren folgen metrologische Bemerkungen zu den
hessischen Groschen mit Schwert und Barett von M. Grote, dann
ein Bericht über einen Münzfund von Lübeck von Max
Schmidt, vergraben um L420, Nekrologe Blau. Sibilian, Beierlein)
Literaturanzeigen und Miscellen.
Das dritte Heft bringt den Jahresbericht V r ied 1 ä n d er"s über
die Erwerbungen des königl. Münzcabinetes (April ls"<s bis April
1879), in welchem zunächst die vorzüglichsten Stücke aus derSanim-
lung des Kammerherrn v. Bauch besprochen werden.
Wir erwähnen darunter einer kleinen Silbermünze vnii
Heraea mit der sitzenden Figur des Gründers Heraeus (EPAl
rückläufig und dem Adler (mit Schlange) von Elis, der Kupfer-
münze von Athen (Rv. Athena und Marsyas), einer Grossbronze von
Nikopolis mit den zwei auf die Schlacht bei Actium bezüglichen
Galeeren, die obere mit Augustus und Nike, die untere die der
flüchtenden Kleopatra; derselben Stadt gehört eine Münze mit dem
Aesculap 01 N AI0C an, die früher irrig Phina Ponti zugetheilt
wurde, welch' letztere Stadt aus der numismatischen Geographie zu
streichen ist. Eine lacedaemonische Münze der Plautilla mit
Numismatische Literatur.
423
ACA zu beiden Seiten der Figur der Rückseite gibt Anlass, ähn-
liche Beischriften auf den Münzen derselben Stadt zu vergleichen,
in denen sieh AC und die Zahlzeichen 4—8 wiederholen; es sind
Stücke zu ebensovielen Assaria Ass. Von Apollonia in Carien
wird eine Bronzemünze der Salonina mir der vom Apollo verfolgten,
den Lorbeerbaum umfassenden Daphne, von Lamia Thessaliae eine
andere mit dem (noch fraglichen) Kopf des Brutus, von Thi
lien eine Vereinsmünze der Landschaft mit P AM (den Römern)
beschrieben. Eine Münze von Aelia Capitolina zeigt den heiligen
Stein von Einisa, der sonst erst unter Elagabalus auftritt, schon in
Verbindung mit Caracalla's Kopf. Andere Gepräge werden von dem
bosporanischen König L e u c o, von Nicaea (Quietus), von Betcna
u. s. f. erwähnt.
Unter den einzelnen Erwerbungen nehmen den ersten Platz
ein Grosssilberstück alten Styles von Aenea auf der Halbinsel
Pallene (Rv.Aeneas mit Anchises und Kreusa mitAscanius fliehend)
und von Sermyle (Reiter, unten Hund), dann ein Unicum von
Cnosus auf Kreta mit der durch die Beischrift gesicherten sitzen-
den Figur des Minos (Rv. Demeterkopf in einem viereckigen, vom
Labyrinth gebildeten Rahmen). Ein schönes und seltenes Tetra-
drachmon der Zwillingssöhne des Antiochus VIII. von Syrien,
Antiochus XI. und Philippus veranlasst den Verfasser auf die Zu-
theilung der syrischen Münzen, auf welchen ein Antiochus mit einer
Habichtnase abgebildet ist. einzugehen; sie gehören Antiochus VIII.,
nicht dem XI. au. Von einem bisher nur in vier Exemplaren vorhan-
denen Goldstück des Ptolemaeus Soter (Rv. Elephantenqna-
driga) wurden aus einem Funde inCalabrien 11 Stücke erworben; in
dem Lenker des Viergespannes vermuthet Verfasser Alexander den
Grossen. Diese S tat er trauen alle Monogramme im Abschnitt. Ein
neuer cappadocischer Satrap Ariaos und ein neuer Axumiten-
KönigNezana, dann die seltene .Münze von Sybaris mit dn- Auf-
schrift (M) VBA PI T AM sind besonders zu bemerken.
Auch von den römischen Münzen werden zunächst die llaupt-
stücke der v. Rauch'schen Sammlung aufgeführt, darunter ein
Goldmedaillon von Philippus pater und ein Aureus von Licinius
pater mi1 der Umschrift LICINIVS AVG OB D(ecennalia)
V > i FILII S VI , ein Silbermedaillon Gordian's IIb; diesen folgen
ei., Aureus des Decentiua FORTCAES mit VICTORIA-
424
Numismatische Literatur.
CAESLIBROMANOR. ein Pescennius Niger mit FIDES
EXFRCITVI (sie), ein Ineditum von Joannes Comnenus 0
AOVKAC? endlich der Contorniat mit Odysseus und Circe.
Von Münzen des Mittelalters hebt Vf. eine merowingische Gold-
münze von Vienne, in Thüringen gefunden, einen sehr seltenen
Theodebert II. König von Austrasien und eine Silbermünze
Karls des Grossen mit einem lorberbek ranzten den römischen
Kaisermünzen nachgebildeten Brustbild hervor; es befinden sieh
unter den neuen Erwerbungen ausser ostfriesischen und hessisi
.Münzen auch seltene dänische K. Hardeknnt) und schwedische
(Anund Jacob), dann vorzügliche italienische, wie die älteste päpst-
liche Silbermünze von Hadrian I. (772 — 795), byzantinisches
Gepräge nachahmend, jene von Perugia. 1540 im Aufstande g<
Pabst Paul III. geschlagen, die Billonmünze von Johann«
Vignate und der Probeabschlag von Stämpcln zu einer Piastra,
die Heinrich von Guise als Prätendent der Herrschaft in Neapel
nach Masaniello's Stur/, vorbereitet haben dürfte.
Den Schluss der lehrreichen Aufzählung bildet ein von Dr.
C. Brman verfassterüeberblick über den Zuwachs von orientalischen
Münzen.
Es folgt die verdienstliche Darstellung der „Vorläufer der
Werthzahl OB auf römischen Goldmünzen von Dr. Ale-
xander .Missong-. Diocletian normirte die zu Anfang seiner
Regierung im Gewichte noch schwankenden Goldmünzen, welche
bisher Waare gewesen waren, wieder als Geld, und zwar zunächst
'Jahr 286) auf '/70, dann im Jahre 290 auf i/60 des römischen
Pfundes. Dieser schwerere Pu88 bestand lüs ungefähr 312, in
welcher Zeit er wieder auf »/78 herabgesetzt wurde. Den Münzen
wurden die entsprechenden Zahlen aufgeprägt: OB (d.h. 12 auf ein
Pfund) ward von Friedländer und Pinder zuerst erklärt; nun weist
Missong nach, dass auch die Xormirungen Diocletians durch die
Buchstaben, erst 0 d.h. In auf (du Wund), dann ^ (— "E, 60 auf
ein Pfund) auf den Münzen selbst zum Ausdrucke gebracht wurden.
Die Form des letzteren Zeichens ist die im Lapidarstyl gegebene
Minuskel % • Zu Grunde liegt der Abhandlung ein überaus reiches,
aus den wichtigsten öffentlichen und privaten Sammlungen Europas
geholtes und kritisch sichergestelltes Materiale, welches in Form
Numismatische Literatur
125
mehrerer Tabellen beigegeben wird; diese gliedern sich nach
enten und Münzstätten, die daran geknüpften Beobachtungen
nach der Zeil vor und nach 305. Letzten1 zeigen die vollständige
Sicherheit des Vf. über den in so viele Einzelheiten zerfahrenen
Stoff; sie greifen mehrfach über das Thema hinaus. Die Bemer-
kungen über die Münzstätten, die neuen Unterscheidung- Merkmale
der beiden Maximiane, die ersichtliche Correspondenz zwischen den
Geprägcn der gleichzeitigen Regenten sind von grosser Wichtigkeit
für den Münzforscher. Wir können nur wünschen, dass die von einem
Kreise von österreichischen Numismatikern gepflegten Special-Samm-
lungen von Kaisermünzen des III. Jahrh. noch mehrere solche Früchte
tragen mögen. Zu bemerken wäre nur, dass ein hieher gehöriges
Goldstück von K. Diocletianus mit ~J aus der Sammlung des Stiftes
St. Florian dem Vf. entgangen ist. In der Publication dieser Samm-
lung (1871, S. 209) habe ich dieses und das Werthzeichen 0
in derselben Weise, wie der Vf. obiger Abhandlung erklärt und
gleichfalls als „Vorläufer der Werthzahl OB- bezeichnet.
Alfred von Sallet veröffentlicht Nachträge zu seinen Studien
Über „die Nachfolger Alexanders des Grossen in Baktrien und
Indien", jenem vortrefflichen Werke, über dessen grosse Bedeu-
tung kein Numismatiker in Zweifel ist. Die dem Vf. vorgeworfene
Uebergehung eines Aufsatzes von Gutschmid (die Königsnamen in
den apokryphen Apostelgeschichten), welchen jener nicht gekannt
hat, veranlasst ihn, die Ergebnisse der Forschung Gutschmid's mit
jenen seiner Schrift zu vergleichen; es findet sieh, dass sie sich
theils gegenseitig bestätigen, theils durch die von Herrn von Sallet
aus den Münzen gewonnenen Anhaltspunkte schärfer präcisirt,
manchesmal auch richtiggestellt werden können. Die Nachträge
betreuen Indopheres, Abdagases, (Jadaphara Sasa und die Ardoehro
i Demeter). — Den Schluss des Qeftes bilden Berichte über die
Funde von Cittanuova (Lucanische [ncusen vergraben um 510— -494
v. Chr.) und von einem unbekannten Orte in Calabrien (Stateren von
Alexander dem Grossen, Philippus Arrhidaeus und Ptolemaeus
Soter), beide Berichte von F. v. Duhn.
Dr. F. K.
2S
426
Numismatische Literatur.
18. The NuinismaficChroiiicle and Journal of tue Nnniismati c
Society» New Series 1878. Vol. XVIII. 8o. 309 SS, XIII Taff.
I. und IX. Fred er ik W. Marl den. Christliche Embleme
auf Münzen Constantin des Grossen, seiner Familie und
seiner Nachfolger (p. 1—48, 169 — 215j. Diese beiden Artikel
bilden die Fortsetzung- einer im vorhergehenden Bande*) begonne-
nen Abhandlung des gelehrten durch seine Bearbeitung der ..jüdi-
schen Numismatik" bekannten Verfassers. Die Titel der einzelnen
Capitel sind: Münzen Constantin 8 I. mit dem Diadem; Münzen
selben und seiner Familie mit dem Nimbus; falsche «»der ungewisse
Münzen Constantin« I. und IL; chronologische Reihenfolge der
Ereignisse vom Tode Constantins I. (337) bis zum Tode Julians
(363); Münzen Constantins IL, Constantins II. und Constans Augusti,
erste Einführung von A und O auf Münzen; Münzen Nepotians,
Vetranius, Magnentiua, Decentius, Constantins Gallus und .Juliaus;
Chronologie von Jovian Theodosius I. (395); .Münzen aus
dieser Zeit; .Münzen <\(-> oströmischeu Reiches v<»n Anastasius 191
bis zur Eroberung Constantinopels durch Mahomed II. 1 153 .
II. Vll und X. C.F.Keary. Die Münzen Westeuropa^
vom Falle des weströmischen Reiches bis zur Thron-
besteigung Karl des Grossen i>. 19—72, 132—165, 216 bis
253). Diese sehr interessante Abhandlung, welche die Zeit von
der Thronbesteigung Bonorius < •■;'.>."> bis zur Krönung Karl dv>
Grossen (800) umfasst, beginnt mit den barbarischen Nachahmungen
der neuen Eroberer und bespricht dann die Münzen derVandalen
und Ostgothen, ferner jene der Merovinger, Westgothen und Lon-
gobarden.
III. R. W. Codi ran Patrick. Noten zu einer Münz-
geschichte Schottlands (p. 7.'}— so, 201— 301). Der Verfasser
setzt seine im Jahrgange 1877 unternommene Veröffentlichung
schottischer Gepräge fort 2) und beschreibt Medaillen auf den Erz-
bischof Schevez v. J. 1491, auf Georg V. Lord Seton und dessen
Frau v. J. 1562, auf John Earl of Traquair v. J. 1635,
auf John Earl Loudoun v. J. 1645, auf Charles Seton II.
') Siehe p. 181 dieses Bandes.
-) Siehe p. 182 dieses Landes.
Numismatische Literatur.
427
Earl of Dunfermline v. J, 1646, auf Sir Charles Erskine v.
J. Kü7, ferner Medaillen aus der Zeit der Vereinigung Schott
lands mit England, welche auf Schottland Bezug haben. Karls [.,
Karls II., Jakobs II. und Annas, und erläutert jede Medaille durch
historische und biographische Daten.
IV. Barcley V. He ad. Ueber eine unedirte archai-
sche Tetradrachme von Olynthus (p. 85 — 80). Die beschrie-
bene Münze, welche auf der einen Seite die Quadriga auf der
anderen das in acht dreieckige Fächer getheilte Zapfenloch zeigt,
ist von sehr sorgfältiger Arbeit und wird von dem Verfasser einer
Insel oder der Küste von Kleinasien zugeschrieben.
V. Percy Gardner. Macedonische und griechische
Münzen der Seleukiden (p. 90 — 102). Es werden zuerst sieben
Münzen beschrieben, welche der Verfasser , nach einer geschicht-
lichen Erläuterung, Antiochus I. zutheilt und aus der Zeit herrüh-
rend bezeichnet, als dieser auf den Macedonischen Thron Anspruch
machte, ferner Münzen mit den Namen Aetolians, Caristus und
Xenocrates, endlich Münzen von Chalcis und Acarnania.
VI. J. P. 8 ix. M ünzen von II i er apolis in S yri en. W. II.
Waddington hat Abd-Hadad, Dynasten von Hierapolis, zwei Silber-
münzen aus der Sammlung Luynes zugetheilt; diesen fügt der Ver-
fasser zwei andere aus seiner Sammlung und zum Schlüsse noch
eine weitere bei, welche das britische Museum inzwischen acquirirt
hatte, und erläutert diese Gepräge in eingehender Weise.
VIII. J, II. Lefroy. lieber eine neue Münze von Ber-
muda mit dem Schweine (p. 166 168), beschreibt ein weiteres
Zwei-Pencestück der Somersinseln, über welche derselbe im vorher-
gehenden Bande berichtete8).
XI. Percy Gardner. Numismatische Reattribu-
t lonen Thanes, La min, Electryona (p. 261 -272). Der
Verfasser sucht drei Münzen, deren Zutheilung seitens anderer
Numismatiker Ihm nicht genügend begründet scheint, in ihre rich-
tige stelle einzureihen.
XU. Barcley V. He ad. Himyarite und andere arabi-
sche Nachprägungen. Anknüpfend an die Abhandlung J. P.
• [). lT'.t 'lir
428
N um ismatisc In ■ Literatur.
Six (Num. Chron. L877) über Münzen von Gaza im Süden von Palä
stina, bespricht der Verfasser die arabischen Nachahmungen des
Athenensischen Typus auf Münzen jener Stadt.
XIII. John Evans. Das P orten 1 Ha Groats Hein rieh VII.
beschreibt eine der seltensten englischen Münzen.
Die einzelnen Quartalhefte enthalten überdies Besprechungen
und Anzeigen neu erschienener Werke und Zeitschriften.
Dem letzten Hefte sind Berichte über die in der Session 1877
bis 78 abgehaltenen acht Sitzungen der Londoner numismatischen
Gesellschaft beigefügt. Dieselbe bestand Ende Juni Isis aus 22*2
Mitgliedern, darunter 183 gewählten und 39 Ehrenmitgliedern.
C. E.
V). Revue beige de numismatique. Trente-cinquieine annee. \>?.>.
8. Bruxelles. S. 442.
P. Lacroix: Description des manuscrits relatifs a In numis-
matique eonserves dans les bibliotheques de Paria (p. Fi 10 . Diese
Aufzählung der in den Pariser Bibliotheken vorfindigen Manu-
Scripte über Numismatik betreffen zumeist nur die antike und fran-
zösische Numismatik und Münzgeschichte. Die daselbst erwähnten
Briefe Eckhel's, von denen einer vollständig abgedruckt ist, dürften
auch ;lie vaterländischen Numismaten interessiren. Der Verfa
welcher l.ipsius Bibliotheca nummaria (p. S<>1< als das letzte
bibliographische Werk über Numismatik erklärt, scheint Leitzmauns
Bibliotheca nummaria 1867) nicht zu kennen.
10. V an den Uro eck: Xumisimitiqiie bruxello:
Eine eingehende Beschreibung der Marken des Xl\'. Jahrhundcrtes
mit dem Bilde des heiligen Michael.
M. Brichaut: Numismatique du comte de Chambord p. 73
bis 78). Beschreibung und Abbildung eines noch wenig bekannten
numismatischen Denkmals, das bei der Geburt (1820) dieses Prinzen
verfertigt wurde.
Bar. B. de Könne: Le rouble de l'empereur Constantin de
Russie (p. 121—118). Der unermüdliche Könne, dessen Namen wir
in allen deutschen und französischen Revuen begegnen, macht uns
hier mit einem höchst seltenen Rubel des Grossfürsten Constantin
Xiimismatisoho Literatur.
429
bekannt, dessen Stempel von Reiche] gravirt, und der nur in fünf
Probe-Exemplaren in der Zeit vom 27. November bis 11. December
1825, als die Verzichtleistung des in Warschau residirenden Gros
tursten in Petersburg noch nicht bekannt war, geprägt worden ist.
A. de Scliodt: Medailles romaines inedites (p. L29— 172).
L20 Stücke in allen Metallen, von den Zeiten der Republik bis zur
byzantinischen Kaiserzeit, welche in Cohens Werken fehlen. Nach-
trag folgt (p. 304—309).
M. (;. Vallier: Medailles et jetons dauphinois (p. 17:; -198).
Her Verfasser, der sich seit mehreren Decennien rastlos mit der
Münzgeschichte seines engeren Vaterlandes beschäftigt, veröffenl
licht neuerdings vier unedirte Stücke.
R, Serrure: Melanges nümismatiques (p. 79- Im;, 199—202,
234 — 247). Beachtenswerthe Aufsätze eines jungen, hoffnungsvollen
Xiiiuisniaten über ältere Münzen von Nainnr und Brabant, über die
Medaillen und Marken von Botelaere, über das Wort Fiscus auf den
Denaren Karl des Kahlen, über einen Botdraeger Wilhelms von
Berg, über eine Vermälungsmedaille Karl II. n. s. w.
M. Beibig: Les monnaies d'argent de Mayence an XlV.siecle
(p. 225—233). Die Mainzer silbermünzen des XIV. Jahrhundertes
sind bisher noch nicht in genügender Weise kritisch gesichtet.
Würdtwein, der nur vier derselben kennt, und Cappe, der wohl eine
grössere Anzahl beschreibt, theilen sie meist unrichtig zu. Streber,
<\i>v ->\) neue Pfenninge bekannt macht, hat zunächst nur die Präge
statten am Main und Tauber berücksichtigt. Heibig bespricht nun
die Münzen der südlichen, rheinischen Münzstätten und revidirt
zugleich die Arbeiten der erwähnten Vorgänger.
L. Maxe-Werly: Note sur une nouvelle serie des monnaies
,.ä in croix" p. 248—278). Classification der schon von Ch. Robert
in seiner Arbeit über die Numismatik von Languedoc behandelten
Serie gothischer Münzen von ähnlichem Typus.
C. Picque: Salomon deCaux, gravanl sa medaille (p. 279
bis 287). Mit interessanten biographischen Details.
('. Picque: fconographie de la Furie espagnole (p. 288 bis
Beschreibung einiger Medaillen, welche an das Wüthen der
spanischen Soldateska während der Freiheitskriege erinnern,
430
Numismatische Literatur.
Bar. B. de Köhne: Monnaies des souverains do Suede,
frappees dans les provinces Baltiques et en AUemagne (p. 353 bis
366). Kritische Bemerkungen über die in der Numismatiska Medde-
landen von A. W. de Stiernstedt veröffentlichte Abhandlung über
das gleiche Thema.
A. Brichaut: Jetons de numismates (p. .*)<>7 — 376 . Fort-
setzung einer schon in den früheren Jahrgängen begonnenen Arbeit.
Zahlreiche, theilweise sehr interessante, Notizen finden sich
unter der Rubrik: Correspondance und Melanges. Hit1 Necrologie
enthält die Biographien von P.A. Ludwig deCoster geb.l800j
9. Juni 1879) und D. Minart (geb. 179! am L8. Juni 1879).
Nachfolgende numismatische Werke sind in diesem Jahrgange ange
zeigt oder besprochen :
F. de Saulcy: Histoire numismatique de Henri Y. et de
Henri VI., rois d'Angleterre, pendant qu'ils ont rrgne en Franc«
Paris l^Ts (123 p. .
A. Manno: Sopra alcuni piombi sardi. 8. Torino 1878 (21 p.).
F. Codera y Zaidin: TituloB y nombres propios en las
monedas arabigo-espanolas. 8. .Madrid lsTs 88 p. .
Melanges de numismatique p. F. de Saulcy et A. Barthelemy.
5. et 6. fascicule. 8. Paris lsTT und L, 2. de l'anuee 1-
J. Grhiron: Monete arabiche del gabinet«» nnmismatico di
Milano. 4. Milan«. 1878 (75 p.)
Numistnatiska meddelanden, atgifna af svenska nnmismatiska
ibreningen. S. Stockholm 1876 78.
G. Schlumb erger: Sceau de la ville de Metelin: Delix
plombs satiriques ayant trait ä l'histoire «les Latins. (Auszüge ans
der Revue areheolog. 18*3
W. Rentzmann: Nachtrag zum numismatischen Legenden
Lexikon des Mittelalters und der Neuzeit. 8. Berlin 1878 (46 p.)
A. Engel: Docnments pour servir ä la numismatique de
l'Alsace. Nr. 5 et 6. 8. Mulhouse 1878 ('25 p.), Nr. 7. 1879 (14 p.).
A. Engel: Etndes sur les grandes collections de numismatique
de l'Allemagne. 8. Mulhouse 1879 (43 p.).
F. C: Les Gorduni. Etndes de geogr. et de numismat. gallo-
belges (Annales de la soc. arch. de Namur, t. XIV).
Numismatische Literatur.
431
The numismatic chronicle. 8. London. 1878, part II, III, IV;
IST'.), part r, and II.
A. v. Sa Hot: Zeitschrift für Numismatik. 8°. Berlin. VI. 3.,
4. Heft. L879.
M e in orial nnmismatico espanol. 8. Barcelona. 1878.
Cat alogus der collectie nederlendsche munten bijeenverza-
meld door A. P. Lopez Suasso. 8. Amsterdam L878 (64 i>.).
E. van Elende: Notice sur G. le Blanc, S. de Houchin, mattre
de la ehanil.ro des Comptes de Lille. 8. Lille 187S (32 p.).
R evne archäologique frangaise. 8. Paris 1878 (enthält numis-
matische Aufsätze von Loche, Saulcy und Schlumberger).
c. F.Trachsel: Monnaies suissse de la republique helvötique
(Bevue scientif. snisse. Fribourg 1870).
A 1 v i a r o 0 a m p a n e r y F u ertes: Nnmismatica Balcar. 8.
Palma 1879 (359 p.).
M. H. Hoff mann: Les monnaies loyales de France depuis
Hugues Capct jusqu'ä Louis XVI.
d'Affry de la Monnoyc: Les jetons de l'echevinage de
Paris. 4. Paris 1878 (417 p.).
L. Deschamps de Pas: Quelques monnaies inedites. S.
St. Omer 1879 (19 p.).
J, Warton: Memorandum concerning small monney and des
cription of existing nicke! alloycoins. 8. Philadelphia 1878 (36 p.).
L'annuaire de la soeiete francaise de numismatique et d'ar-
cheologie, t. V. 1. 4. Paris 1871) (ISO !>.).
A. Dulac: Quatre vieillea pieces dans les Hautes-Pyrenees,
8. Paris 1878 (45 p,).
II. Philips: Notes upon the collection of coins and medala
iiimv upon exhibition :it the Pennsylvania Museum etc. 8. Phila-
delphia 1879 (15 p.).
F.W. Madden: The collection of electrotypes in Brighton
College. (Brighton College Magazine, l~
C. F. Trachsel: Les monnaies de l'abbayc de Disentis.
(Revue scientif. snisse. Fribourg 1S7!».>
432
Numismatische Literatur.
L J. (3 u Luc: Quelques notes sue l;i numismatiqne locale. 8.
Compiegne 1879 (1(5 p.).
Ch. Koumieux: Description de cent m&dailles inedites. 8.
Geneve IST«; 50 p.).
J. Corblet: Conjectures bot lea medailles baptismalea
(Revue de Part chretien. Paria 1879) 1l' p.
V. Padovan: Le monete della republica veneta. 8. Venezia
IST!» (170 )..,
Erster Nachtrag zu in Münz- und Medaillencabinet dea Grafen
Karl zu Tun- und Knyphau8en. 8. Hannover 1*77 (232 p. .
A. Morel-Fatio: Histoire monetaire de Lausanne. (Mem,
de la soc. d'hist., de la suisae romande. Tonic XXXIV, L07 p.
('. Kunz: II muaeo civico di antichitä di Trieate. 8. Trieate
1879 (103 p. .
A. de Hart li e le in y: Lea progrea de la numiamatique depuis
1876. 8. Paria 1879 '7 p. .
V. Promis: Tessere di principi di e.is;i Savoi.i. 1. Torino
1879 (36 i». .
M. G. Vallier: Lea suitea de Im guerre ou uumiamatiquea
dea fortereaaea du Dauphine. 8. Grenoble 1879. A. P.
*20. Blätter für Münzfreunde. Herauagegeben von II. Grote.
XV. Jahrgang. 1. Leipzig 1879. (Nr. 73—80, p. 605 68
[senbnrgische Münze (p. 605). H. Dannenberg: Hin Fund
.Meissner JJrakteaten (p. 606). S. Altenburgischer Dreier von 1622
(p. 609). Dr. Schmidt: Camin oder Sachaen Schluaa p. 609).
Wollt': Die Füratengroachen der Braunachweiger Münzgenoasen
achaft L555 68 (p.611). Marken und Zeichen der StLeipzig (p.61 I •
C. F. Trachsel: Grafschaft Hohenzollern p. 617). Balbtbaler von
Oorvey 1652 (p. 618). Gräflich Sayn'ache und Schwarzberg'ache
Nachmünzen (p. 619). Königlich Westphälische Münzen (p. 620 und
632). Contrefactmünze Georg II. von Hessen - Darmstadt (p. 620).
II. Grote: Die Westermann'sche Münzsammlung (p. r.L'Oi.
J. Hubert: Der Köppnitzer Münzfund (p. 625). Vier Inedita) von
Numismatische Literatur.
433
Monaco und Genf (p. 626). Die Münzstätten und Münzmeister der
Herzoge Erich L und II. von Calenberg 1536—84 (p. 627). Preussi
.sehe Kriegsmünzen von 1813 (p. 630). Die Münze zu Hannover
(p. 631 und 653). J. und A. Erbstein: Verkannte Schwarzburger
.Münzen (p. 637 und 645). Th. Elze: Zwei Bernhardmünzen (p. 647 .
A.Erbstei n: Der TrebitzerBrakteat Nr. 1 1 p.651,661, 672;. DieMünz-
stätten des Königreiches Westphalen (p. 6ö4). Jülich'scher Groschen,
Schaustück Arnolds von Geldern, Rad er albus Dietrichs von Lim-
burg, Kupferpfennig der Stadt Anholt, Dietrich von Elasso (p. 657).
Witten Wilhelms v.»n Limburg, Münze Johanns von Sparheim,
österr. Raitzpfennig (p. 659 und 675). Hohlpfennig des Bischofs
Johann IV. von Münster. Gräflich Wolkensteinischer Jeton (p.660).
M. Schmidt: Die Heimat der Bräkteaten mit gekröntem Kopie
ip. 665). Schilling Hermanns von Lüdinghausen, Viertelstüber
Christian Ludwigs von Wied-Runkel, Zehnkreuzerstück Friedrichs
von Salm- Kyrburg (p. 677). Regensburger Marken (p.678). Gräflich
Schwarzburg'sche Heller (p. 680). Fürther Thaler Gustav Adolfs van
Schweden 1632 (p. 681). Münzen der Republik Andorra, des Graf en
Hermann von Mörss (p. 682).
Reichhaltig sind die Rubriken: Literatur, Münzfunde und
Miscellen. Ausführlichere Besprechungen finden sich über: H. Hoff-
mann: Monnaies royales de France (p. 632). W. Rentzmann: Nach
trag zum numismatischen Legendenlexicon (p. 634) und M. Bahr-
feldt: Münzen der Stadt Stade (p. 675 und 682), ausserdem noch
zahlreiche Anzeigen von neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der
numismatischen Literatur. N'elist den schon im Inhaltsverzeichnisse
der Revue beige angeführten Werken sind noch angezeigt:
A. Hess: Katalog einer Thaler und Medaillen -Sammlung.
8. Prankfurt 1878 (p. 168).
F. Bork: Die neuen deutschen Reichsmünzen und ihre Falsi-
ficate. s. Frankfurt 1S78.
Stüve: Finanzwesen der Stadt Osnabrück bis zum westpha
lischen Frieden (Mittheil, des histVer. z. Osnabrück 1878, XI. Bd.)
.1. Ncnt w ich: Numismatische Blätter. 8. Wien is7t>.
A. Bscher: Schweizerische Münz lind Geldgeschichte noii
den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 8. Bern ist«» 1 l. Heft.
434
Numismatische Literatur.
J. und A. Erbstein: Die letzten Münzen der Grafschaft
Barby. — Münzfunde. — Doppeltor Schreckenberger ans der Rens-
sischen Münzstätte Dölen. (Ztschrft. f. Museologie und Antiquitäten-
kunde 1879.)
v. Graba: Der Braktoat?nfund von Bömanzia. (19. Jahres
ber. d. Altmärk. Gestfh. Ver.)
A. Kluegmann: L'efügie di Roma nei tipi monetarii piu
antichi. 8. Roma L879.
Fl. Orgle r: Fundorte von antiken Münzen in Tirol und Vor
arlberg. (Zeitschr. des Ferdinandeums. Innsbruck 1878 :
A. Armand: Les medailleurs Italiens des 15 et Ifi siecles.
8. Paris IST'.'.
The United States mint. 8. Philadelphia 1878 (p. 16 .
J. A. Ewerson: Medaillen zu Ehren russischer Staats- und
Privatpersonen (in russischer Sprache). St. Petersburg 1879. 1. Heft.
.1. Hoffmeister: Beschreibung aller hessischen Münzen.
111. Bd. 2. Auflage. 8. Hannover 1879.
J. und A. Erbstein: Münzgeschichtliches über Langensalza
im XIII.. XIV. und XV. Jahrhunderte. 8. Dresden. 1879.
Schwalbach C: Die neuesten deutschen Münzen unter
Thalergrösse vor Kinführung des Reichsgeldes. I. Leipzig 1819.
<'. F. Ti-.ich sc I : Medaille« faites en l'honneur du grand
naturaliste A. de Humboldt. (Revue scient. Buisse Fribourg 18*3
A. P.
21. Numismatiseh-sphrag istischer Anzeiger. Zeitung für Münz-,
Siegel- und Wappenkunde. Herausgebeben von II. Walte und
M. Bahrfeldt X. Jahrgang. 8. Hannover 1879.
Aus der Reihe der grösseren und selbstständigen Aufsätze
dieses Blattes heben wir hervor: Hofgeismarsche Denare (p. 1).
J. Wingärtner: Nachträge zu den Kupfermünzen Westphalena
(p. 9). Angeblicher Gulden eines Prinzen von Japonien 1683 (p. 19).
Die Hannoversche Münze (p. 20). Bischötl. Augsburgische .Münzen
des XII. Jahrhunderts fp. 27). Wolff: Ergänzungen va\ Weyl's Ver-
zeichnisse Brandenburg-Preussischer Münzbeamten (p. 32). Wollt':
Numismatische Literatur.
t35
Das Münzwesen des Fürstentums Ostfriesland unter preussischer
Hoheit (p. 43). Die neuesten Hamburger Medaillen (p. 53, 71). Re-
gister zu Weyl's: Die Fonrobert'sche Sammlung (p.81). Alsfeld, eine
althessische Münzstätte (p. 97), Nebst verschiedenen Notizen und
Miscellen finden sieh in diesem Jahrgange auch Nekrologe über
Karl Karmarsch (geb. 1803, gest. 24. März 1879). Karl Julius Franz.
Fonrobert (geb. 1831, gest. 22. März 1871») und Friedr. Willi. Hinge
Igel». ls lo, gest. 17. Juni L879).
Im Literaturblatte des Anzeigers sind nachfolgende, in den
übrigen Zeitschriften nicht erwähnten Werke angezeigt: A. Posto
laeea : Synopsis nuinoruin veterum, qui in museo nnmismat, Athe-
narum publice adserventur. 1. Athenis 1878.
F. Imhoof-Blumer: Porträtköpfe auf römischen Münzen der
Republik und der Kaiserzeit. Für denSchnlgebrauch.4. Leipzig 187'.».
G. Schönberg: Finanzverhältnisse der Stadt Basel im XIV.
und XV. Jahrhunderte. 8. Tübingen 1879.
Numismatische Aufsätze aus Zeitschriften, die nicht speciell
den Interessen der Numismatik gewidmet sind, werden erwähnt :
Baltische Studien. Stettin 1878, XXVH1. Jahrg. 1. Fund von
Toitz. 2. Arabischer Münzfund. 3. ßrakteatenfund von Succov.
4. Münzfund von Rosenfelde. 5. Thalerfund von Wotgast. <>. Münz-
fund von Grummelin. XXIX. Jahrgang 187!». 1. Arabischer Münz-
fund von Carnitz. •>. Münzfund von Witzmitz. <3. Münzfund von Sei-
del. 4. Drei Münzfunde aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges.
Commentationes philologae. 8. Berolini ls77. 1. P. Bortolotti:
Del Talente omerico. 2. J. Zobel: Die Münzen von Sagunf, l\. M. R, de
ßerlange: Les monnaies puniques er tartesiennes de l'Espagne
Bericht des Vereines für das Museum schlesischer Alter-
thtimer. 8. Breslau 1878. F. Friedensburg: l>ie Münzsammlungen
auf der Stadtbibliothek zu Breslau.
Zeitschrift des historischen Vereines für Schwaben. 8. Augs-
burg 1877. IV. Jahrgang. Grossh außer: Fund einer römischen
Goldmünze.
Archiv für Post und Telegrafie. 8. Berlin 1876. Die geschicht-
liche Entwicklung des Münzwesens.
Archeologiscue Zeitung. 1. Berlin 1878. ;i Kitig mann: Die
Jupiterköpfe auf den Denaren der Republik.
43fi
Numismatische Literatur.
Zeitschrift des Harzvereines. XI. Jahrgang 1878. 1. v. Mülver-
stedt: Die Münzen des Grafen von Regenstein. 2. Th. Stenzel:
Beiträge zur Mannsfeld'schen Münzkunde.
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. IV. Band.
E. Rüppell: Vierter Aufsatz über Frankfurter Medaillen.
Mittheilungen *\q^ thüringisch-sächsischen Vereins etc. Halle
1878. 14. B. — Th. Stenzel: Münzfund von Krosigk.
Revue archeologiqtte francaise. 8. Paris 1878. 1. Schlumberger:
Sceau de la ville de Metelin. •_'. Schlumberger: Deux plombe
oebyriques des Latins d'Orient.: 3. Schlumberger: Wonnaie inedite
de la terre Sainte. F. de Sauley Moneta castrens Saulcy:
Examen ^\rs monnaies contenues dana unc tire-lire du XV. Biecle.
B. Loche: sur im bou d'or merovingien.
Zeitschrift der deutschen-morgenländischen Gesellschaft l >77
XXXI. Band. I. Th. Nöldecke: Zur Erklärung d< iden
münzen. 2. Di1. Stickel: Numismatisches beim Orientali sten-Cou
. — Jahrgang 1878. XXXII. 1). K. Himly: Eine Münze von
der malayischen Halbinsel.
Ber. Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthums-
künde, s. Berlin l*7'.i. V. Jahrgang. II. Dannenberg: Jakza, I
von Kopnik und sein»' Münzen.
Schönhengster Zeitung [Mähren 1878, I". X. Kupido: Aus
dem Repertorium der Münzkunde Mährens.
Mittheilungen der k. k. Centralcommssion fiir Erforschung
und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Wien. III
Jahrgang. A. \. Luschin: Studien über österreichische MUuzfunde.
Verhandlungen des historischen Vereins von und für Nieder
bayern. Landshut 1877. XIX. J. Ullrich: Die antiken Münzen des
historischen Vereins. A. P.
Numismatische Literatur.
137
±2 Numismatische Blätter. Organ für Numismatik um! Alterthums-
kunde. Mit einer Beilage: „Numismatischer Anzeiger. u Heraus-
geben von Jos. N entwich. 8. Wien 187'.».
Dieses seit Beginn des Jahres 1870 in Wien erscheinende,
und zunächst den praktischen Interessen der »Sammler und Münz-
freunde dienende Blatt bringt regelmässige Berichte über die
Sitzungen der numismatischen Gesellschaft in Wien, und enthält
nebst zahlreichen kleineren Notizen auch mehrere grössere Auf-
sätze, und zwar: Ueber den Goldmünzenfund zu Krems (p. 5 u. 29).
Die Porträtmedaille und ihre Verwendung in privaten Kreisen (p. 12
und 21). Der Münzfund von Pyhra (p. 15). II artmann -Fran-
zenshuld: Denkmünzen zur Erinnerung an die silberne Hochzeit
Ihrer kaiserlichen Majestäten (p. 25). Die Münzen unter Philip}» dem
Schönen (p. 27). Notizen zur tirolischen Münzkunde (p. 28). Fund-
bericht (p. 29). E. Forchheimer: Allgemeines Münzverzeichniss,
spätes Mittelalter und Neuzeit betreffend (p. 34, 44, 50, 60, 67, 83).
Eine sehr verdienstliche Arbeit, bei der nur zu bedauern ist, dass
bei den Münzbeschreibungen die Werke nicht citirt sind, aus denen
dieselben geschöpft sind. Kurze ( 'itate, (wie p. 27 oder Varianten
p.28 — 37) würden die Arbeit wesentlich vermehren, oder deren Brauch-
barkeit für wissenschaftliche Zwecke gewiss erhöhen. Zu diesem
Behufe brauchten jene Werke, aus denen die Beschreibungen ent-
lehnt sind, nur am Eingänge einer jeden Parthie ihrem vollen Titel
nach aufgezählt zu werden. A. Impf er: Die deutsche Reichsmünze
seit 1871 (p. 11). Zum Münzfunde bei Stradonic (p. 46). J. und A.
Erbstein: Die schlesischen Dreier mit dem doppelten Adler
(p. 49, 57,65,76). C. Ficweger: Der Fund von .Meisterswalde
(p. 52 und 72). Medaille zur Erinnerung an die goldene Hochzeit
des deutschen Kaiserpaares (p. 60). V. Hohlfeld: Böhmische
Weiss- und Maley-Groschen (p. 62, 68, TS und 84). F. v. Vintler:
Der Münzfund im Spitalwalde lud Bruneck (p. 62). L.Euncze:
Weibmünzen - Sammlung aus Martinsberg (p. 70, 79,87). ('.Fic-
weger: Fund 1526 (p. 81). G. Kohn: Zwei seltene .Medaillen in
der Ossolinski'schen Bibliothek in Lemberg (p. 85). Münzfund bei
Schwechat (p. 86 . A. P.
438
MISCELLEN.
Ein Münzfund in Tirol im Jahre 1567. In den Copialbüchern mit
dem Titel Missiven an Hof auf dem hiesigen k. k. Stat i halte reiarchiv,
Jahrgang l."><;7 f° 242t>, findet Bich folgender Brief: rlaidnisch alte
phenningin der vogtey Castls. Durchleuchtigster etc. als verschiner
Zeit ;iin Pawrssman in der ■** Jacob Thoman genannt,
daselbs für ain alte gepew geritten, vnnd sein Ross in die Erden in
ain Loch tieff getretten, vnnd Kr darynn ettwas khlinglea gehört,
hat er gesechen vnnd befunnden, das diss K<>>> in ainen alten
kupfern zerfaulten hafen vnnd durch denselben durchaus getretten.
Dar Innen hal er ettliche alte haidnische kupferin vnd Silberin Pfen-
ning vnnd annders gefunden, Bolcfaea hat Kur Fr!: I>r: Vogt zn
Castls, herr Dietegen von Salis Ritter zu seinen hannden gebracht,
vnnd vmis hiehcre auf die Camer vberantwurt so Kur: Frl: Dt: wir
mit verpedschafft vnnderthenigist zuesennden, Darumben bat sich
gedachter vogt mit beruertem Jacob Thoman für seine hierezu
■ ■/.tcn Bpruch umb ain und zwainzig gülden vertragen, die sein
Ime von Thirolischer Camer widerumb bezalt worden. Das haben
Eur Frl: Dt: wir nit verhalten Bollen, vnnd tliuen vnns derselben zu
gnaden beuelchen.
Datum den Vllüten may anno LXVIL
Die Sache schien mir desshalb der Mittheilung werth, weil sie ums
Erzherzog Ferdinandll. von Tirol als Münzsammlerin Thätigkeit zeigt.
Die landesfürstlichen Behörden handeln in diesem concreten Fall
wahrscheinlich nach allgemeiner Anweisung , die der Erzherzog im
Interesse seiner Sammlung erlassen halten wird. Nach der für die
damalige Zeit beträchtlichen Summe, welche dem Finder für seine
Miscellen.
i:;:»
Ansprüche bezahlt wurde, kann man vermnthen, dass der Münz-
sammlung J) des Erzherzog aus diesem Funde ein nicht unbedeuten-
der Zuwachs zu Theil geworden sein dürfte.
Innsbruck. Arnold Busson.
Gulden -Medaille auf die Eröffnung des Kaiser Josephi-Secundi-
Erbstollens in Schemnitz. Die Vorderseite dieses Stückes ist mit
jenem der ungarischen Silbergulden vollkommen übereinstimmend.
Die Rückseite enthält zwischen zwei Perlenkreisen die Umschrift,
links oben beginnend: IIJÖZSEF NEVÜ ALTÄRNA SEL
IVI E C Z B A N Y A N x (das ist der ungarische Name des Erbstollens)
und im inneren Kreise 1872 | — ■ — | 1878. Glatter Rand. Ausser
den Silbengulden wurden auch Exemplare in Kupfer geprägt.
Diese Medaille bezeichnet die Vollendung eines bergmännisch
hochwichtigen und interessanten Baues: eines alle Theile des aus-
gedehnten Bergreviers von Schemnitz in Ungarn unterfahrenden
Stollens, der die darin sich ansammelnden Wässer abzuleiten, einen
geregelten Luftzug herzustellen und die Entwicklung des Bergbaues
in grossei1 'Tiefe zu ermöglichen bestimmt ist. Derselbe wurde
unter der Regierung Kaiser Joseph's II., nach welchem er benannt
ist, am 19. März 1782 begonnen. Trotzdem von verschiedenen
Punkten aus ohne (Jntcrlass gearbeitet wurde, schritt bis in das
letzte Decennium das Werk nur langsam vor, da man sich bis dahin
nur der bekannten Bohrarbeit mittels Hammers, Meisseis und Pulvers
bediente. Erst in der letzten Zeit kamen Bohrmaschinen und
Dynamit zur Anwendung, worauf der Bau des Stollens sehr rasch
vorsehritt. Im Beisein zahlreicher Bergleute und fremder Gäste
ward am 21. October 1878, die letzte dünne Scheidewand durch das
gleichzeitige A hschiessen von •>)) Bohrlöchern zu Fall gebracht.
oh den von Sacken: l>u! k. k. ^.mbraser Sammlung, s. 1 1 , gemachten
Mittheilungen ans den tnventarien enthielt dieselbe 1400 Silbermünzen, 660 mittel*
alterliche und ■lloantiko Goldmünzen. Noch jetzt wird unter den auf Schloss Ambras
zuröckgebUebenen Resten der Sammlung ein kunstvoll gearbeiteter Kasten mit
vielen zum I n Münzen eingerichteten Laden aufbewahrt, dessen sich
angeblich die Qemalin deb Erzherzogs bedient bat'.
440
Dieser an den Ufern der Gran mündende Erbstollen hat eine
Gesammtlänge von l6927Metern. Er ist länger als der im Jahre 1877
zu Freiberg in Sachsen eröffnete Rothschönb erger Erbstüllen und
übertrifft auch den berühmten Sutrotunnell in Nevada in Nord-
amerika um fast die dreifache Länge.
C. E.
Medaille auf das hundertjährige Jubiläum der Wiedervereinigung
der südlichen Landestheile mit Ungarn. l>as Brustbild der Kaiserin Mari«
Theresia von rechts , darüber M A R I A 'I' E R EZ I A M A (i V A R-
ORSZÄG KIKÄLYA .Vi. T. König von Ungarn); darunter
die Wappen der sieben Comitats- undStädtejurisdictionen in folgen-
der Ordnung: Wersetz, Temesvär (Stadt), 1\ mea Comitats
wappen), Torontäl, Szöreny, Pancsova Stadt). Da die Stadt Pan-
csova zur Zeit noch kein bestimmtes Wappen besitzt, so wurde das
Wappenschild leer gelassen. Hinter dem Brustbilde MDCCLXXIX;
vor demselben MDCCCLXXIX. Kev, Die in einer gothischen
Halle sitzende gekrönte Pannonia, welche den drei ihr nahen
den Nationalitäten. Serben, Wallachen und Ungarn, die Arme
entgegenstreckt; ihr zur Seite im Vordergrunde ein Schildträger, der
sich not der. einen Säbel haltenden Linken auf das ungarische
Wappen stützt, und in der erhobenen Rechten einen Kugelstab hält.
Im Abschnitte <. uadnitzki. Umschrift auf erhöhtem Binnenreife:
A DEL1 RESZEK ANYAOUSZÄGBA KEBELEZßS
X E K E V s ZÄZ ADO 8 I ■: M I. E K E R E Zum Säcularandenken
an die Reincorporirung der südlichen Provinzen mitdem Muttcr-
lande.) Dm. 52 Mm.
Das Banat, welches, seitdem die Magyaren zu Ende <i»s
IX. Jahrhunderte» das Königreich Ungarn gegründet, einen
Theil dieses Landes gebildet hatte, kam nach der unglücklichen
Schlacht bei Mohäcä und der Eroberung von Temesvär 1552 unter
türkische Botmässigkeit, und hatte durch mehr als anderthalb
Jahrhunderte Drangsale aller Art unter türkischer Herrschaft zu
leiden. Durch das siegreiche Vordringen und den Einzug Prinz
Eugen's in Temesvär im Jahre 1715 ward das Banat von dem frem-
den Joche befreit; seine Wiedervereinigung mit Ungarn erfolgte
aber erst 1779, wobei es in die drei Comitate Temes. Krassö und
Torontäl getheilt wurde. Die Prägung der vorbeschriebenen
Miscellen.
1-11
.Medaille wurde von einer ans Delegirten der bötreffenden Comitats-
und Städtejurisdictipuen gebildeten Commission zur Erinnerung
an dieses freudige Ereigniss veranlasst und erfolgte dieselbe in
Gold (4 Stück zu je 20 Dukaten Gewicht), Silber (225 Stück von
II i o Gramm) und Kupfer (435 Stück 50 Gramm schwer im Wiener
Hauptmünzamte. Die genannte Commission hatte die Aufmerksam-
keit der numismatischen Gesellschaft eine silberne Medaille zu
verehren. C. E.
Medaille auf Anton Ritter von Schmerling. Brustbild von rechts
gesehen, davor ANTONIVS EQVES, dahinter DE SCHMER-
LING, auf dem Armabschnitt cursiv A. Scharrt*. Rev. Innerhalb
eines breiten, oben offenen Eichenkranzes in 11 Linien: VIRO
PATRIAE AMORE | INGENIO VIRTVTE | LNSIGNI |
PE R DE CEM LVSTR A | PVBLICIS MVNERIBVS
PERFVNCTO | PRAESIDI MAXIME COLENDO|
SVPREMVM JVSTITIAETRIBVNAL|VINDOBONAE|
XV. MAII | MDCCCLXXIX. Dm. 67 Mm. Gold, Silber und
Kupfer.
Diese Medaille wurde dem früheren Ministerpräsidenten und
derzeitigen Präsidenten des obersten Gerichts- und Cassationshofes,
Anton Ritter v. Schmerling, anlässlich seines fünfzigjährigen
Dienstes-Jubiläums von den Beamten dieser Behörde gewidmet.
C. E.
Münzfund. In der Gegend von Feldsberg wurde im ver-
flossenen Spätherbste ein kleiner Münzfund gemacht, den Seine
Durohl. Fürs! Franz zu Liechtenstein erwarb. Es sind Groschen und
Pfenninge aus dein Ende des XV. und dem ersten Viertel des
XVI. Jahrhunderts, die jüngsten von 1520:
Wladislav II. König von Böhmen, 1 Prager Groschen,
:\ Pfenninge.
Sigismund, Graf von Tirol, f 1496.
Albert IV., Herzog von Baiern L506, _ Stück.
29
412
Leonhard Keutschach, Erzbischof von Salzburg, 1508
Stadt Isny , 1508, 2 Stück.
Pfalzgraf OttoHeinrich, 1515.
Pfalzgraf Otto und Philipp, 1518.
Ernst Herzog von Baieni, Administrator von Passau, 1517,
E b o r h a r d Graf von K fj n i g 8 tei D, 1515.
Stadt Kempten 1514, 1519.
Stadt Znaim(?), Pfenning aus dem Anfange des XVI. Jahr-
hunderts.
Matthaeufl Lang, Erzbischof von Salzburg, 1520, 2 stück.
S.
Die Münzen der Stadt Lüneburg. Herr Lieutenant M. Bahrte ldt
in Stade in Hannover, Verfasser der Münzen von Stade, hat mit
Benützung eines reichen ihm zu (lehnte stehenden Materials eine
ähnliche Bearbeitung der Münzen der Stadt Lüneburg vor
bereitet. Um dieser Monographie die möglichste Vollständigkeit
zu gehen, werden die Herren Be sitzer von S tadt Lü ne burger
Münzen freundlichst ersucht, an Herrn Lieutenant M. Bahrfeldt
entweder direct (»der durch Vermittlung der gefertigten Redaction
Mittheilungen über ihren Besitz gelangen zu lassen, w ihnen
im Voraus die dankbare Anerkennung des Verfassers zugesichert
wird. Die Red.
Nekroli 44o
NEKROLOGE.
Dr. Otto Blau f. In dem am 26. Februar 1879 zu Odessa dahin-
geschiedenen Generalconsul Dr. Otto Hei mann Blau hat die Wissen-
schaft einen hervorragenden Gelehrten und unsere Gesellschaft
einen eifrigen Förderer ihrer Bestrebungen und bewährten Freund
verloren. Der numismatischen Gesellschaft gehörte Blau seit den»
Jahre 1872 als correspondirendes Mitglied an und jeder Jahrgang
unserer Zeitschrift brachte seither eine längere Abhandlung oder
mehrere kürzere Aufsätze und literarische Besprechungen aus seiner
vortrefflichen Feder. Das Letzte, was Blau geschrieben, waren die
in diesem Bande enthaltenen „achaemenidischen Feldzeugmeister",
deren Fortsetzung uns leider versagt geblieben. Er beschloss seine
Thätigkeit auf numismatischem Felde, die er 1855 mit der Schrift :
„De nummis Achaemenidarum aramaeo-persicis" inaugurirt hatte,
nach genau 25 Jahren mit einer Studie über die Achaemeniden.
Blau war am 21. April 1828 als Sohn des damaligen Gymnasial-
lehrers und späteren Superintendenten Christian Friedrich Blau zu
Nordhausen in der preussischen Provinz Sachsen geboren. Er erhielt
von seinem Vater im Pfarrhause zu Wolkramshausen den ersten
Unterricht und trat als 14jähriger Knabe als Alumnus in die Landes-
schule Pforta bei Merseburg. Im Frühjahre 1848 bezog er die
Universität Halle, zunächst in der Absicht sich dem Studium der
Theologie und Philosophie zu widmen. Bald aber wandte sich Plan
orientalischen Studien zu, die er dann in Leipzig fortsetzte und
fortan sein Leben lang mit unermüdlichem Eifer betrieb. Wie rasch
es ihm gelang, die Aufmerksamkeit der Fachkreise auf sich zu
lenken, beweist seine schon 1852 erfolgte Berufung an die leitende
Stelle der Redaction der „Zeitschrift der deutschen morgen! ändi-
BChen Gesellschaft". Während eines kurzen Aufenthaltes im Hause
des Oberstburggrafen v. Brüneck in Perlin und Trebnitz, in
welchem er seinen Freund Dr. 0. Nasemann aus Halle als Erzieher
vertrat, ward der, mit dieser Familie befreundete Gesandte
v. Wildenbruck in Constantinopel mit den Plänen, die sieh der junge
strebsame Orientalist im lernen Osten gesteckt hatte, bekannt, und
vermittelte dessen Berufung als Attache nach Constantinopel. In
den Jahren LS.^i und 1855 bereiste Plan einen Theil Kleiuasiens
und die griechischen [nseln, ward L855 Vicekanzler der Gesandt-
444
Nekrologe.
schaft und unternahm 1857, als der erste Handelsvertrag- zwischen
Preussen und Persien abgeschlossen wurde, eine Reise nach diesem
Lande. 1858 übersiedelte er als Consul nach Trapezunt ; 1861 ward
Blau als Mitglied der Commission, welche Omer Paselia behufs
Pacificirung der Rajah beigegeben war. nach der Herzegowina.
Albanien und Montenegro entsendet und bald darauf an die »Spitze
des neugegründeten preussischen Consulates für Bosnien in
Sarajevo gestellt. Das Reisewerk, das Blau bald darauf über
Bosnien veröffentlichte, war es, das im Sommer 1878, als unsere
Truppen unter unsäglichen Mühseligkeiten und Gefahren die
Occupation bewerkstelligten, nahezu die einzigen Informationen
über diesen Theil der Balkanhalbinsel zu bieten vermochte.
Im December 1872, als »las erste deutsche General- Consul at
in Odessa errichtet wurde, ward ihm dieses wichtige Amt über-
tragen. Dort machte Blau im kräftigen Mannesalter, in seinem
51. Lebensjahre, nachdem er ein Vierteljahrhandert im auswärtigen
Dienste wirksam gewesen und sich den Ruf eines unermüdlich
thätigen. energischen, pflichttreuen und umsichtigen Beamten
erworben hatte, seinem vielseitigen Schaffen freiwillig durch einen
Pistolenschuss ein Ende. Welches die Schrecken waren, die den
Geist dc^< rüstigen, lebensfrischen, arbeitsfreudigen Mannes so plötz-
lich umnachtetcn, ist bisher nicht unwiderleglich aufgeklärt worden.
Ein reges wissenschaftliches Interesse trieb Blau, auf verschie-
denen Gebieten literarisch thätig zu sein. In erster Linie dem Stu-
dium der orientalischen Sprachen zugewendet, hat er in der ..Zeit-
schrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft" eine Reihe
von Abhandlungen veröffentlicht, welche von seiner gründlichen
Kenntnies der Geschichte Arabiens und Persiens und den Haupt-
zweigen der semitischen und iranischen Sprachen Zeugniss gehen.
Auch auf dem Gebiete der altaischen Sprachen hat er durch seine
Schrift „über das Verhältniss des Osmanischen zum Jakutischen"
Hervorragendes geleistet. Seine 1868 erschienenen „Bosnisch-tür-
kischen Sprachdenkmäler" lassen auch auf eine nähere Bekannt-
schaft mit dem, dem Deutschen mancherlei Schwierigkeiten bieten-
den südslavischen Idiome erkennen.
Als Geograph hat sich Blau durch das 1S5S erschienene Werk
„Commerzielle Zustände Persiens" und das schon oben erwähnte
Werk: „Reisen durch Bosnien und die Herzegowina" bewährt.
Nekrolog.-. *±4ü
„Petennanns Mitrheilungen", öUe „Zeitschrift der geographischen Ge-
sellschaft zu Berlin" und die „Zeitschrift der deutschen morgenlän-
dischen Gesellschaft'- (Mithalten ausserdem eine Anzahl kleiner .Mit
theilungen aus der Feder des Verewigten.
Auch als Botaniker hat Blau durch seine aus der Flora Bos-
niens, der Herzegowina, Südrusslands und der Krim angelegten
Sammlungen und zahlreichen Publicationen botanischen und pflan-
zen-geographischen Inhalts, der Wissenschaft wesentliche Dienste
geleistet. In den Jahren 1868 bis 1870 sandte er aus Sarajevo eine
iiher 2000 Nummern umfassende Sammlung an P. Ascherson für das
königliche Herbarium in Berlin, ferner seine eigene aus 2500 Num-
mern bosnischer und herzegowinischer Pflanzen bestehende Samm-
lung nebst Katalog undBericht über botanische Excursionen als Ge-
schenk an die Universität Strassburg, und die Ergebnisse seiner
Funde von Odessa aus wiederholt an die „Naturforschende Gesell-
schaft in Görlitz."
Seine Studien auf numismatischem Gebiete hat Blau theils in
selbststündigen Werken edirt, theils in den „Blättern für Münz-
kunde", in v. Sallet's „Zeitschrift für Numismatik" und in der Wie
ner „numismatischen Zeitschrift" veröffentlicht. In Odessa bot sich
ihm gute Gelegenheit, sowohl Privat- als öffentliche Sammlungen
eingehend zu studiren. Sein unter dem Titel : „Die orientalischen
Münzen des Museums der kais. russ. historisch-archeologischen Ge-
sellschaft zu Odessa" im Jahre L876 herausgegebenes Werk hat in
unserer Zeitschrift (Bd. VIII, S. MS 1 ff.) gebührende Anerkennung
von COmpetenter Seite gefunden.
Aber auch als .Mensch, als Familienvater, in seinen gesellschaft-
lichen Beziehungen, im Verkehre mit Hilfsbedürftigen, ward Ulan
von Allen, die ihn persönlich kannten und insbesondere von Beinen
deutschen Landsleuten in Odessa hochgehalten. Seine segensreiche
Wirksamkeit als Vorstand des dortigen Hilt'svereins, als Mitglied
des bchulrathes und vor Allem als Schöpfer der Waisenstiftung da-
selbst, wurde bei seinem anerwartet eingetretenen Ableben von der
deutschen Colonie in einem warmen Nachrufe geehrt.
Wir beschliessen diese . dem Gedächtnisse des Verewigten
gewidmeten, dessen vielumfassemle Thätigkeit aber freilich nur
dürftig wiedergebenden Aufzeichnungen, mit der schon einmal aus
446
Nekrologe.
gesprochenen Ueberzeugung. dass überall, wo die Namen hoch-
begabter, edler Männer bewahrt bleiben, die zur Bereicherung des
Wissens, zur Verbreitung der Gesittung, für den Fortschritt der
Menschheit kräftig gewirkt haben, der Name unseres Mitgliedes Dl
Otto Blan in weithin strahlenden Zügen zu lesen sein wird.
C. Ernst.
Jules Fonrobert f. Am 22. Mai v.J. starb nach längerem Leiden
in Freienwalde au der Oder in Folge eines Schlaganfalles das ehe-
malige Mitglied unserer numismatischen Gesellschaft, der auch in
weiteren Kreisen als eifriger Münzsammler bekannte Herr Jules
Fonrobert.
Am 1. September 183] zu Berlin als erster Sohn des
vor einigen .Jahren verstorbenen Rentiers L<»uis Fonrobert
Ars Begründers der deutschen Gummi- und Guttapercha- Waaren
fabrikation geboren, war Jules Fonrobert von sehr zarter Körper-
constitution. Die grosse Schonung, welcher er von frühester Jugend
an bedurfte, war ein Hauptgrund, da>s er einen grossen Theil Beiner
Knabenjahre bei Verwandten in einer kleinen Stadt, nahe hei Berlin,
zubrachte. Später besuchte er die Handelsschule in Berlin, um sich
zum Kaufmanne vorzubereiten, und absolvirte seine Lehrzeit in
einem der damaligen bedeutenden Bankgeschäfte. Hierauf ging er
nach NYw-York, um daselhst mehrere Jahre eifriger Thätigkeit hei
dem Vertreter drs Hauses Rothschild zu verleben.
Seine kaufmännischen Fähigkeiten erweiterten sich hierdurch
derart, dass er hei seiner Rückkehr nach Berlin, der, in Gemein-
schaft mit einem Onkel, von seinem Vater übernommenen gros
Fabrik einen bis dahin unbekannten Aufschwung verschaffte, und
damit den Grund zu einem nicht unbedeutenden Vermögen le
Das Interesse für Numismatik war bei Fonrobert schon wäh
rend seines Aufenthaltes in Amerika erwacht. Hier legte er, wie
jeder Sammler anfangend, den Grund zu einer allgemeinen Samm
hing mittelalterlicher und neuerer Gepräge. Erst später, bei Gelegen
lieit einer Durchsicht meiner Special - Sammlung überseeischer
Münzen und Medaillen, gewann er ein besonderes Interesse für diese
Abtheilung und er beschloss nunmehr in erster Linie die über-
seeischen Gepräge zu sammeln.
NolcrnlOi>o. ~i * «
Mit einer selten zn findenden Energie des (4eistes begabt und,
wie schon erwähnt, im Besitze bedeutender Mittel seinen Zweck ver-
folgend, setzte er nicht nur alle ihm bekannten Münzhändler und
Sammler in Bewegung-, um diese seine Special-Sammlung zu einer
bis dahin unbekannten Vollständigkeit zu bringen, es gehing ihm
auch durch seine ausgedehnten kaufmännischen Verbindungen, so-
wie durch Ankauf ganzer »Sammlungen seinem Streben einen
seltenen Erfolg zu geben.
Um das hierdurch wahrhaft grossartig angewachsene Material
zu ordnen, genügte seine, durch geschäftliche wie gesellschaftliche
Rücksichten sehr in Anspruch genommene Zeil so wenig, das
gezwungen war hierzu sich einer fremden Hilfe zu bedienen. Mit der
ihm eigenen Menschenkenntniss gewann er im Jahre 1878 einen jungen
Münzkundigen, den Herrn Adolph Weyl, der sich vollständig
der Aufgabe zu widmen hatte, die für die Sammlung brauchbaren
Stücke auszuwählen, zu ordnen und zu beschreiben. Die Special-
Sammlung wuchs in kurzer Zeit so bedeutend, dass der Verewigte
sieh entschloss. die europäischen Münzen, mit Ausschluss der bran-
denburg-preussischeu Gepräge, aufzugeben und den Verkauf durch
Auction einem numismatischen Hause übertrug.
Die im Jahre 1871 geschehene Umwandlung der langjährig von
ihm geleiteten Fabrik in eine Aktiengesellschaft, gab Fonrobert
grössere Freiheit der Bewegung, und es reifte nunmehr in ihm der
Entschlnss, auf Grundlage seiner mit allen Kräften vermehrten
Special-Sammlung und mit Benutzung der edirten oder in anderen
Cabineten vorhandenen Gepräge die Herausgabe einer Münz-
geschichte der überseeischen Länder zu versuchen. Zu diesem
Zwecke Hess er viele .Münzen zeichnen und in Holz schneiden.
Allein, während man sich der schönen Hoffnung hingab, dass
diese seine Lieblingsidee in grossartigem .Maassstabe zur Ausführung
kommen würde, ergriff ihn ein schweres Nervenleiden. Dies veran
lasste ihn im Jahre 1S77 die brandenburg - prenssische Abtheilung
Beiner Münzsammlung durch Beinen langjährigen Custos verzeichnen
lind zur Auction bringen ZU lassen.
last später, als i\i-v Verewigte einsah, dass das täglich ziineh
mende schwere Leiden ihn an der Ausführung seines Lieb-
lingsplanes verhindern Würde, faSSte er schweren Heizens dm
448
Nekrologe.
Entschluss, auch über seine überseeische Sammhing einen Katalog
anfertigen zu lassen, um hierdurch sein Streben, wenn auch nicht in
dem beabsichtigten grossen Maasse, vor der Vergessenheit zu
bewahren.
Der kenntnissreiche langjährige Verwalter dieser herrlichen
Sammlung, A. Weyl, entledigte sich dieser überaus schwierigen
Arbeit in der kurzen Frist von l*/2 Jahren, und hat hiermit denMünz-
sammlern einen grossen , nicht zu unterschätzenden Dienst und
Anhalt bei Bestimmung überseeischer Münzen geboten.
Setzen wir dem Verewigten, der mit seltenem Eifer die Her-
stellung seiner Kataloge betreiben Hess, sowie seinen leider nicht
zur Ausführung gekommenen Absichten ein kleines Denkmal mit
dem Wunsche :
„Ehre seinem Andenken und Streben. Friede seiner Asche."
l; eil in, im October 1879.
Dr. Feodor Foerster.
Dr. A. D. Mordtmann v. Noch vor seinem völligen Ablauf hat
das Jahr 1 s 7 '. » einen Numismatiker von ausgezeichnetem Rufe aus
dem Kreise der Lebenden genommen. Am 30. December starbin
Constantinopel Dr. A. D. Mordtmann, nahezu 69 Jahre alt, der
kritische Bearbeiter der Numismatik der Sassaniden und der Ent-
decker der von ihm sogenannten Persepolitauischen .Münzen.
Bezüglich Letzterer gerieth er. wie den Lesern unserer Zeitschrift
bekannt ist, in einen Widerstreit d^v Ansichten mit Generalconsul
Dr. Blau in Odessa, gegen welchen Mordtmann in unserer Zeit
schrift selbst das Wort ergriff, um seine Entdeckungen zu erklären
und zu vertheidigen. Das Verhängniss hat mm beide Gelehrte, vor-
zügliche Vertreter der orientalischen Numismatik, in einem und
demselben Jahre abgerufen, Dr. F. K.
Joseph Neumann f. Am 13. October L878 verschied in seiner
Vaterstadt Prag «1er in den weitesten Kreisen bekannte Nmnis-
matiker, Oberlandesgerichtsrath Joseph Neumann. Derselbe war am
29. Februar L815 geboren und widmete sich nach absolvirtem Gym-
nasium dem Studium der Kechte an der Prager Universität. Nachdem
Nekrologe
449
er dieselbe verlassen hatte, trat J. Neiuriann Anfangs 1837 als
Recbtspraktikant bei dem bestandenen Kriminalgerichte in Prag ein,
wurde ein Jahr spater uubeeideter Conceptspraktikanten-Aspirant
und im Juni 1838 beeideter Conceptspraktikant, als welcher er bis
Juli 1840 bei dem Prager Fiscalamte diente. Nach Ablegung der
Richteramtsprüfung ward Neumann im Juli 1840 zum Auscultanten
bei dem böhmischen Landesgerichte, 1848 zum Rathsprotokollisten
Itcini böhmischen Appellationsgerichte und 1850 zum Assessor
bei dem Landesgerichte Prag ernannt, in welcher Eigenschaft er
bis zum Jahre 1855 verblieb. In diesem Jahre wurde N. zum Kreis-
gerichtsrathe in Kuttenberg befördert und 1860 als Landesgeriehts
rath nach Prag berufen, wo er zuerst durch zwei Jahre beim Civil-
sen;ite und vom Jahre 1862 bis zu seiner im Herbste 1878 erfolgten
Pensionirung beim .Strafgerichte als Untersuchungsrichter und
Richter und Vorsitzender bei »Schlussverhandlungen fungirte. Be-
sondere Anerkennung erwarb sich aber Neuinann als Kanzlei
director und Hausverwalter, da ihm das sogenannte ökonomische
Referat und das Kerkerinspectorat übertragen war. Wenige Wochen
nach seiner Pensionirung, anlässlich welcher ihm derTitel eines Ober-
landesgerichtsrathes verliehen wurde, starb er in seinem til Le-
bensjahre.
Neben seinen Amtsgeschäften betrieb Neumann mit Vorliebe
Numismatik, Musik und — die Baumpflege. In Kuttenberg verwan-
delte er den vor dem Kreisgerichtsgebäude befindlichen Platz, der
früher zur Ablagerung von Kehricht und Schotter diente, in eine
schöne der alten Bergstadt zur Zierde gereichenden Baumanlage;
in Prag liess er vor dein Strafgerichte auf dem Carlsplatze eine
breite Akazienallee pflanzen, welche mit dem neu errichteten Parke
in Verbindung steht und reichlichen Schatten bietet. Sein Bureau in
welchem er die prächtigsten Orchideen und andere Pflanzen zog.
glich zu jeder Jahreszeit einem blühenden Garten. Seine Haupt leiden
Bchafl aber blieb die Numismatik, der er sich mit rastlosem Eifer wid-
mete. Sein viel verbreitetes Werk „Beschreibung der bekanntesten
Kupfermünzen«, Prag L858 bis 1872, seine„Reihenfolge der Joachime
thaler Münzmeister", Prag 1866, und das von ihm fortgesetzte und
beendete Werk Miltners „Peschrb. der bölun. Privatinünzni und
Med", Prag L852 L862, sind ehrende Zeugnisse seiner Thätigkeit,
Auch bei der Gründung der numismatischen Gesellschaft in Prag
450
nahm N. wirksamen Antheil. Die von ihm angelegte, bei 30000 St.
umfassende Sammlang von Kupfermünzen und Medaillon wurde 1876
über seine Bitte den kunsthistorischen Sammlungen des Allerh.
Kaiserhauses einverleibt und ihm in Anerkennung seiner Verdi.
auf dem Gebiete der Numismatik in demselben Jahre das Kitter-
kreuz des Franz Josephs-Ordena verliehen.
Neumann war von liebenswürdiger und bescheidener, dabei
aber heiterer Charakteranlage; sein Sinn für Geselligkeit äusserte
sich durch die Betheiligung an einer Anzahl deutscher Vereine in
Prag, dem Turnverein, Mann» verein als Mitglied desselben
Ehrenbürger Neumichl genannt), der Prager blauen Montagsgesell-
schaft, dem deutschen Casino etc., deren wichtige Lebensmomente
er durch Vertheilung von Denkmünzen, darunter mancherlei scherz
halten Gepräges, sog. Juxjettons, zu fixiren pfleg I
Der numismatischen Gesellschaft in Wien gehört Neumann seit
ihrer Gründung als correspondirendes Mitglied an. Seinem eifrigen
Streben zur Förderung der numismatischen Wissenschaft gebührt
Anerkennung und ein dankbares Gedachtniss, und diesem soll sein
Name auch anvertraut bleiben. C. Ernst.
Johann Parapat y. Am 7. April 1879 starb nach kurzer Krank-
heit Titl. .loh. Parapat, ordentliches Mitglied der numismatischen
Gesellschaft, zu Sagradec bei Seihenbergin Unterkrain. Der Verstor-
bene am i1. December L838 zu Laibach geboren, begann schon während
seiner Studienzeit mit Münzen sich zu beschäftigen und hat durch
ras! losen Eifer eine sehr boachtensweithe Sammlung zumal päpst
lieber Münzen und .Medaillen, sowie von Gepräges *\rs kurbaierisc.hen
.Medailleurs Schega feines gebürtigen Kraiuersi zusammengebracht.
Seine literarische Thätigkeit eröffnete 1'. mit Uebersetzung schön-
wissenschaftlicher Schriften ins Slovenische (er übertrug u. A.
Novellen von Fernan Caballero und Campe's Robinson in seine
Muttersprache), bald aber wandte er sich historischen Forschungen
zu. Einer umfangreicheren Studie über die Türkenkriege im 1."».
und 16. Jahrh. (Laibach 1871) folgten noch mehrere localgeschicht-
liche Aufsätze in den Schriften der Laibacher Matica Slovenska.
Leider fand jedoch Parapats Eifer nicht immer die verdiente För
4-fM
Nekrologe. ~r' ' *■
dertmg. Die Verhandlungen wegen Herausgabe einer Monographie
über den Medailleur Schega fanden bei der Matica wenig Entgegen-
kommen, und es ist mir unbekannt, ob sie schliesslich von Erfolg
begleitet waren. In unserer Zeitschrift erschien im 8. Bande die
eingehende Anzeige einer Arbeit von S. Ljubic aus der Feder des
Verstorbenen,
Parapat war eine liebenswürdige, heitere, offene Natur und
historischen Wissenschaften mit Eifer ergeben. Er wäre der rechte
Mann gewesen, das iürstbiscliöfliche Archiv zu Laibach zu ver-
walten und das Material für eine Kirchengeschichte der Diöcese zu
beschaffen.
Will man den Arbeiten dieses Mannes gerecht werden, so
niuss man erwägen, dass sie in entlegenen Grebirgspfarren, fern von
allen literarischen Behelfen einer Stadt, entstanden sind und dass
langwierige Correspondenz nicht selten den Abgang der erforder-
lichen Nachschlagewerke ersetzen musste.
Der äussere Lebenslauf Ps. bewegte sich sehr einfach. Nach
erlangter Priesterweihe (1. August 1864) kam er als Oooperator
nach Mitterudorf bei Gottschee und verblieb dort die Jahre L865 bis
18G8. Einem kurzen Aufenthalte in Semic* (1868) folgte ein mehr-
jähriges Verweilen in Podbrezje in Oberkrain. Im .Jahre 1872 kam
P. als Administrator nach Raben sberg (Vranja Per) bei Stain in
Oberkrain und blieb hier an sieben Jahre. Nun schien ihm mit
einem Male das Glück zu winken, er wurde zum Pfarrer von Zagra-
dec befördert und trat Lude Februar d. J. seinen neuen und ange-
nehmen Dienstposten an. Allen weitergehenden Plänen machte sein
unvermutheter Tod ein Lude: er erlag am 7. April 1879 im 41. Le
bensjahre einer rasch verlaufenden Lungenentzündung. R. i. p.
A. Luschin v. Ebengreuth.
152
Sach-Register des eilften Bandes.
Accon, Münzprägungen der
Venezianer daselbst, 237.
AchaemenLsc.il e Feldz<
meister, 1.
Albrecht VI., Münzen, 260.
Antivari, Venet M., 129.
A ntoniniani des Hostilian, 83.
Ariobarza nes, 39.
Asia in Lucamen, 201.
A t tri 1) ii t «■ «l«'> Feldzeug-
meisterB, 7.
Blätter für Münzfreunde, 176,
132,
BLAU OTTO, Kr.. 1.
•;• Bla u Otto, Nekrolog, I \->.
Bo ii t k owski, Alex. Diction-
naire aumismat, 191.
Bronzemedaillon d. Kaiserin
Faustina, 227.
— v. Constantin d. Grossen, 23 l
IM'SMiN Dr. A i; NnM)
138.
13.
Babenberger, Münzwesen zur
Zeit der, l\V_>.
Bach auf muh. Münzen, 392.
BAHRFELDT, M., 77,300.
Balakrus, 11.
BaUropoj = Feldzeug-
meister, 5.
Bergamo, Venet. M., 148.
Bildnisse zweier Kaiser auf
M.M.desTetricus u. Claudius,
230.
Candia, Venet. M.. 140.
Cattaro, Venet. M.. 125.
Clan dius, M. M. des, und Tetri
cus, 230.
( ' onstanl i d Magnus, Solidus
des, 94.
— Bronzemedaillon, 234.
Cypem, Venet. M., 144.
r>.
D al m a t i e n, Venetianische
Münzen, 119, ff.
Sach- Register.
453
E
II.
Darstellung off. Monumente Goldgulden, rheinische und
auf M. d. Eep., 201. ungarische, 278, ff.
Goldmedaillon, Constantin d.
Gr., 234.
Grote H.B1. f. Münzfreunde, ITC,
renberg'sche M. M. u. Med., 432.
284. Guldenmedaille, 431).
Engel A. Num.dc l'Alsace, 192.
Enns, Münzstätte, 245.
ERNST ('.. L78, 181,417, 426,
1;]0> J,;5' jISI- HannibaHan, Siliqua des, 92..
HE YD, W., 37.
jpt^ Hostilianus, Umschriften a. d.
Antoniniiini, 83.
F ;i in i 1 i e n d e n a r e, römische, 77.
Faul mann K. Buch der Schrift,
177. r-
Faust Ina, Bronzemed. d. Kaise-
r|n 227 IIS. Bezeichnung des Sesterz,."» 7.
Fischau b. Neunkirchen, Münz- Imhoof- Blum er, Porträttöpfe
statte, 245. aut röm' M> 412*
FÖRSTER Dr. FEODOR, 446. IS' Römisches Münzzeichen, 56.
f Fornrobert Jules, Nekrolog,
446. K.
Fränkischen Münzkunde, Zur,
!,s- K ARABACEK PROF. Dr. J.,
F Liedländer Dr. J. Münze von ;;<t| _4H.
Ai,1,'i;,> 1!,()- KENNER Dr. FR. 184 189,
Friedrich n., Kaiser, Sterling, l90j [91, L92. 201,227,234,
<J5- 412, 413, 448.
IV (III.). Münzen, 265. Kleinsilber, römisches, 650—
Fund, röm. Fam. -Denare. 77. q^q 53
KLÜGMANN Dr. A., 58, 203.
^ ^ Jupiterköpfe a. d. rep. Dena-
ren, [90.
Goldgulden für Wiener Neu- l'effigie di Roma, 113.
-lt. 117. K.OLB, JOS. V., 93, 117. l«;:;.
terr. im XV. Jhrhd., 260. Kreuzer, Tiroler, 1801», 163.
454
Sach-Register.
Lesina, Venet. M., 124.
Levante, Venet. M., 130.
Linz er Prägungen, 261.
L o b d e b u r g, Herrn, v. 90, ff.
— Otto v., 99 ff.
Lüneburg, Stadt, Münzen, Ml.
LÜSCHINv.EBENGREÜTH,
243, 284, 450.
Luynes Briefe, 50.
M.
M aila nd, Die Münze in, I!' I.
MA RKL, A . 230.
M aza ri, I.. Medus, 21.
II., Sisines, 24.
— III., Ariomandes, 26.
\V., Sumaspes, 2
— V., Adaeus, 30.
VI., Belesys, 1 1.
VII., Menes, 13.
. VIII., Besaus, IT.
Bf az ariden, Fürstenreihe, 11.
M edail 1 ea (neuere . 139, 1 1".
111. 442.
Meyer Ad., Dessen Sammlung,
284, 29 1.
Miscellen, 194, 438.
MISSONG, Dr. A., !»:>, L60.
f Mordtmain, Dr. A. D., Ne
krolog, 44:8.
31 u h a m in e d a n i s c h e M.,
Werthbezeichnung, 391.
Münzen d. rüin. Kep. 201.
— d. Stadt Lüneburg, 442.
d. Stadt Stade, 300.
— Reinigen und Brc-nziren, 1%.
Münzen u. Med. der Farn.
Eggenberg. 284.
Münzfund v.J. L567, 138.
— von Feldsberg, 441.
Münzfuss der Wiener Pfen-
ninge 1399, l' 3
Münzgerechtigkeit d. St.
Stade, 303.
Münzprägungen, angebliche,
der Venetianer in Accod etc.,
237.
M iinz wc sc n in Steiermark,
Anfänge desselben, 243.
z. Z. d. Babenberger, 252.
>.
Nekrologe, 1 13.
eumann Jos. Nekrolog, 1 19.
Numismatic Chronicle, 17s,
181, 126.
N u in i sin ,i t i Bch e Blätter, 137.
N nin isma t is ehe Literatur,
168.391.
N nini sin. sphrag. Anzeiger, 434.
O.
Oeffen t li che Monumenteauf M.
der Rep., 201.
0es< c rr. Groldgulden im XV.
Jhrhd., 260.
P. A. 168—172. 172—176,
178, 1!»:5, Ü5, 128, 132,
437.
^ach-Register.
455
Padua, Venet. M., 147,
Paler in o, Huldigungsmed., 160.
I ' a n t h o r im steier. Wappen,
248, ff.
f Parapat Joh., Nekrolog, 450.
Pharnabaz u I., 33.
— IL, 38.
Portioli, Attilio, Zeeca diMan-
tova, 415.
Po rträ tk öp fe aufröm. M.412.
Promis Vincenzo, Tessere 8a-
voje, 116.
et-
Q. (Quinar?), 55.
Quinare, spätere, 65.
Scutari, Venet. M., 129.
Sebenico, Venet. M.. 123.
Se sterze, 72.
Siliqua des Hannibalian, 92.
S o 1 i d u s des Const. Magnus, 94
Spalato, Venet. M., 124.
Stade, M. der Stadt, 300.
Stahl bürg E.
Rartpfen-
Beiträge z.
ning, 292.
Steiermark
dessen Münzgeschichte, 243
— Anfänge des Münzwesens da
selbst, 243.
Stephan Subic, Landeshaupt
mann v. Steiermark, 256.
S t i c k e 1 n. Tiesenhausen, Werth
bezeichnung. muh. M., 391.
Ravenna, Venet, M., 1 18.
Revue beige de mini., 172, 428.
RIGGAUER II ANS, 98.
Römisches Kleinsilber, (550 —
ii7o, 53.
Rovigo, Venet. M., 1 19.
Sali et. Dr. A. v., Z. f. Numisma-
tik, 184, 417.
Satrapengeld in Kleinasien,
is.
SC M A l-K Dr.CA RL, 108,260.
Scli w eden beanständet die
Münzprägung der Stadt Stade.
6, ff.
T.
Ta dar sc hu 1., Annen us, 23.
— IL, Nothus, 27.
- UI., 37.
Temesvar, Medaille, 1 U).
Tetricus, M. M. des, und ('lau
dius , 230.
Tiesenhausen und Stickel,
Werthbez. auf niuham. M. M.
391.
Tirol, Kreuzer, 163.
Tis saphernes, 36.
T r.i u, Venet. .Münzen, 124.
TRAU FRANZ, 92.
Tra ungauer, die, 244, flg.
Trev iso, Venet. M., 1 17.
Trip olis, Münzprägungen der
Venetiauer daselbst, 237.
456
Sach-Reglster
Tris-Maden, Silberwerk in
Kilikien, 3.
Tyrus, Münzprägungen der
Venetianer, 237.
Vencti an er Münzen, 1H>, ff.
— Münzprägungen in Accon, etc.,
237.
Verona, Venet, M., 117.
Vi c to r iat i, spätere, 62.
V i c t o r i a t - Q n i n a r e, 66.
Weyl A., Müuzverzeichn. d.
Fonrobert'schen Samml., 168.
Wiener -Neustad t, Goldgul-
den, 117.
— Münzen, 265.
Wiener Pfenninge vor L399,
los.
W ürzburg, Otto v. Lobdeburg.
99.
Hermann v. Lobdeburg, 99.
x:.
w.
Zara, Venet. M . 12:;.
ch ri t't für Numismatik.
L84, 117.
Nu mism. Z<
Numism. Zeitsch.1879.
^Sterling* K: Friedrich H
Huldig-ung-smünze der JStadt Palermo.
Numism. Zertsch. 1879.
Taf.III.
Numism. Zeitsch. 187.9.
,
Numismatische Zeitschrift 1879.
Ti
K.k.Hof-u Sl
Nuraism.Zeitsch.1879.
Sie'wiache Gepräge des .XII. n XIII Jahrh
'lilßnsl r> Thfc})W\rlers We. u.J*
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