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Full text of "Oberbayerisches Archiv"

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Einleitung. 


Die Gedichte der geiftigen Entwicklung Bayerns im 18. Yahr: 
hundert weiſt zeitlih und in der Art und Bedeutung der einzelnen 
Entwicklungsſtufen charakterijtiiche Unterjchiede von der des übrigen 
Deutichland auf. Gemeinfam iſt nur das Refultat: eine Yoslöjung von 
den lähmenditen Feſſeln geiftiger Starrheit und Gebundenheit, das Er- 
heben des Individuums über die träge Muffe und die Geburt des 
freien Gedankens, der das liberlieferte nicht für heilig hält, weil es 
überliefert it, jondern neuem inhalt neue Form zu geben verjudht. 

Seltiam und glücklich ift hierbei das neinandergreifen der 
hiſtoriſchen Kräfte. 

Im zweiten Drittel des Jahrhunderts geht im Norden die Reform 
der Sprade und Litteratur vor ih; der Boden wird gepflügt und 
beitelft, altes Unkraut ausgejätet, da fallen die Samenkörner Voltaire 
und Roufleau in die friſche Erde, üppig geht die Eaat auf, ſchießt auch 
wohl Hier und da ins Kraut, Ichlieglih aber taufendfältige Frucht 
bergend zu neuer Ausjaat. Parallel mit der Entwidlung der Litteratur 
und von ihr unzertrennlich geht die Reform der Bühne, der deutjchen 
Echauipielfunft. 

In Bayern dagegen ift der Boden noch nicht beitellt, als die neuen 
Seen, wie vom Sturmwind getragen, ins Land fallen. Hier wuchert 
noch in aller jonnigen Stille und ſchwüler Luft altes Unkraut, und die 
breiten Blätter legen fich Schwer auf die jungen Halme, die aus dem 
mütterlichen Boden hinauswachſen möchten, um friſchen Luftzug zu 
atmen. Sie beichatten und erſticken. — Religiöje ragen und die ver- 
änderte Ktonftellation des politifchen und jozialen Lebens liegen dem zu 
Grunde. 

1 


IV 


Kinleitung. 


Bayern war die jtärkfte nad Norden vorgejchobene Hochburg des 
römiſchen Katholizismus. Und jo mußte die Reforın Gottidyeds, Die 
im leßten Sinne als Wiedergeburt deutichen Geiftes zu bezeichnen ift, 
fühnen Fluges darüber hinweg ftreben, um in der Schweiz heimijchen 
Boden, Pflege und Weiterbildung zu finden. In anderen katholiſchen 
Ländern fand fie Aufnahme. Die Rheinlande waren bald gewonnen, 
und Ichon 1749 konnte Gottſched mit feiner Frau in Wien die Triumpbe 
einernten, die jene um feinen Namen fi) nun einmal fonzentrierende 
Reform feierte. Selbft die Jeſuiten vermodhten zehn Jahre Ipäter die 
Anftellung eines Profeſſors für deutiche Sprache am Therefianum nicht 
mehr zu verhindern. 

Wie lange dagegen und wie ungeftört übten fie in München ihre 
Wirkſamkeit aus! Wie ſyſtematiſch jegten fie noch nad) 1773, troß der 
päpftlichen Bulle ‚dominus ac redemptor noster‘ oder vielleicht weil 
diejelbe erfolgte, ihre Macht dur, das romanische Element ala unver: 
Jöhnlichen Gegenjaß gegenüber dem germanischen! 

Die wirkſamſten Bundesgenoffen hatten fie an den politiſch und 
wirtichaftlich zerrütteten Zujtänden des Landes. 

Im Norden hob Friedrich der Große Preußen zu einer europätldyen 
Hauptmacht, ſchuf einen modernen Staat, jorgte für Verwaltung und 
Rechtspflege, öffnete dem Lande neue Erwerbäquellen; er ſelbſt im Ber: 
fehr mit Voltaire der Mittelpunkt alles geijtigen Lebens, der dem 
Volke Gedankenfreiheit und, wenn auch nur teilmeife, Prepfreiheit gab, 
und was hier vor allem wichtig, er, der durd) feine unerhörte Kühnheit 
auf den Scjladhtfeldern des jiebenjährigen Krieges dem Volke im 
feiner eigenen Perfon zum erſten Male wieder einen Nattonalhelden 
icheufte, dem die deutiche Yitteratur, aud) wenn er ihr noch ſo verjtänd- 
nislos und fühl gegenüberjtand, nationalen Gehalt verdanfte. Friedrich 
Wilhelin II. trat dann mit dem Worte: „Wir find Deutiche, und wir 
wollen es bleiben !"!) auc dem franzöſiſchen Welen entgegen, das der 
völligen Entwidlung nationaler Kunſt noch hinderlich gewejen war, und 
förderte namentlid) das deutiche Bühnenweſen durch den föntglichen 
Schuß, den er dem Berliner Nationaltheater angederhen ließ. 

In Bayern verfuchte Mar Joſeph III. (1745—1777) Ahntiches 
für die geiftige Debung des Volkes. Er erkannte deifen fürdjterliche 


1) K. Ih. Heigel, Deutſche Sejchichte vom Tode Friedrichs des Großen big 
zur Muflöfung des alten Reiches. J, 66 ff. Stuttgart, 1599. 


GENERAL BOOKBINDING CO. 


Einleitung. 3 


Sage, verſtand die Forderungen einer neuen Zeit, und bemühte fich mit 
dem redlichften Willen und raftlojem Fleiße, nationales und freiheit: 
liches Empfinden zu mweden, aus der ſklaviſchen Abhängigkeit vom Je— 
ſuitismus zu entfliehen. Schon zeigten fi) auf allen Gebieten des 
öffentlichen Lebens die Erfolge angeitrengter Reformen, ſchon keimten 
aus einem Boden, der bisher feit mehr ala Hundert Yahren nichts 
Eigenes, Kräftiges geipendet hatte, verheißungsvolle Anſätze, da 

„rährt wieder prafielnd auf dein faum erftorbnnes Feuer, 

Megäre Inquilition, 

Des Orkus und der Dummheit Tochter, Ungeheuer, 

Peſt der Vernunft und Religien“.'; 

Nach Dar Joſephs Tode verfrochen ſich ſcheu und heimlich) alle 
treiheitlihen Gedanken. Der Jeluitismus wütete ärger denn je; an 
eine ftolze, unbeſchränkte Pflege nationalen Kulturlebens war unter dem 
Regiment de P. Trank und des Edlen von Lippert nicht zu denken. 
Et unter König Mar und dem Miniſterium Montgelas wurden 
jene Aufflärungsideen wieder aufgenommen, die legten Feſſeln unbarm- 
berzig geiprengt. Nun erft Eonnten mit der Befreiung alles getjtigen 
Lebens auch Bühne und Litteratur würdige Pflege finden, nun erft 
tonnte fih München ala Sammelſtelle fünftleriihen Schaffens zu einer 
der führenden Städte Deutſchlands entwideln. 


— — — — 


Andreas Zaupier, Ode auf die Inquiſition, 1777. 


1* 


I. 


Yirterariiche Unfruchtbarkeit und Keformverſuche vor Gründung 
der Alademie. 


Die Gründung der Akademie der Wiſſenſchaften (1759) Hat man 
wit Recht als Geburtsftunde ver Aufflärung in Bayern bezeichnet. Von 
da an laͤßt ſich ein planvolles Ringen und Kämpfen für und wider die 
neuen Ideen verfolgen, und alles, was gedacht und geichrieben, geiprochen 
und gethan wird, empfängt fein charakteriftiches Merkmal davon, wie 
es zu dieſer einen großen Aufklärungsidee fteht. Aber es liegt aud) 
andrerjeits nur etwas Halbwahres in jener Bezeichnung. Weltanſchau— 
ungen und hiſtoriſch lange wirfende Strömungen im Volksleben werden 
nicht mit einem Male verdrängt. Ein taufendfältiges, jahre: und jahr- 
zcehntelanges Werden geht vor fi. Oft vollziehen ſich die erſten 
Regungen unbemerkt und unbemerkbar, wir werden für ein Symptom 
nehmen, was rein zufällig, ohne tieferen Zuſammenhang ſich abjpielte, 
und umgekehrt. 

Früh ſchon zeigen ſich in München einige Anfäte zu jener Auf: 
klärung, Anfäße, die bei der literarischen Ode und Unfruchtbarkeit der 
ersten fünf Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts doppelt überrafchen. Freilich 
waren es feine Keime, die im Volksboden wurzelten. Wie hätte aud) 
unter Marimilian II. Emanuel (1679—1726) aus dem Volke heraus 
eine geiftige Strömung entjtehen fünnen? Obwohl Münden in den 
ewigen Kriegswirren 1704 zu neutralem Gebiet erklärt worden war, 
litt das Volk unter der fchroffen Behandlung der Öfterreicher und fonnte 
nur ängſtlich in die Zukunft Schauen, um Erxiftenz, um Hab’ und Gut 
beforgt. Der Kurfürft jelbft wurde 1706 in die Reichsacht erflärt und 
blieb zehn Jahre von München fern. Und als er endlid in feine 
Refidenz wieder einzog und auf etliche Jahre Friede im Lande herrſchte, 
fonnte das Volk feines Lebens nicht froher werden. Der Einzelne hatte 
ſchier unerſchwingliche Steuerlaften zu tragen, während Adel und Hof 
einem jorglofen, leichten Leben ſich hingaben. 


Die vertrauten Nachbarn am Iſarſtrom. 5 


Die ſchweren Zeiten des ſpaniſchen Erbfolgekrieges, der Einfälle 
Mar Emanuels in Tirol, vor allem aber die bayeriſche Landeserhebung 
im Jahre 1705 hatten freilich dem Volke manches treuherzige und in 
ellem Unglück vertrauende Lied abgerungen;’') andere Zeitereignifje 
riefen billige Reimereien hervor; die Rückkehr Mar Emanuel wurde 
vom Volke mit patriotiicher Wärme gefeiert; Lieder, die ala hiſtoriſche 
Tokumente wertvoll find, auf funjtmäßigen Ausdrud jedoch nie Wert 
tegen fonnten und mochten. Sie verfchwanden wie das Intereſſe an 
dem Ereignis ſchwand, zu dem fie verfaßt waren. 

Wichtiger als diefe ephemeren Erjcheinungen war die Gründung 
einer gelehrten Gejellihaft (1702), die, im Stil an das 17. Jahr: 
hundert erinnernd, in ihrer Grundidee ald Vorläufer der Academia 
Carolo-Albertina, de3 Parnassus boicus erjheint und damit aud) 
in gewiffem Zuſammenhang mit der jpäteren Akademie der Willen: 
ihaften ſteht. Aber e& muß von vornherein betont werden, daß 
weniger das Beftreben, das geſamte geiftige Leben zu weden, ala 
vielmehr eine Tendenz politifcher und fonfejfioneller Natur die 
Urladye zur Gründung diefer Gefellichaft der „vertrauten Nachbarn 
am Iſarſtrom“ mar. 

In fünf Oftavbändchen ?) legten dieje vertrauten Nachbarn feier: 
ih ihre Weisheit nieder. Ganz in der gezierten Gewohnheit früherer 
gelehrter Gejellichaften verbargen fie ihren Namen und Stand hinter 
geihmadlofen Pſeudonymen,“)) aber nicht etwa aus Scheu, jondern „aus 
vurer Plaisir, ſich mit folder Masque aufzuführen“. Bis auf drei 
lafſen fi) die Mitglieder diefer Gejellihaft — es waren mm ganzen 


. 9. Hartmann, Hiſtoriſche Gedichte aus der Zeit der bayeriichen 
Yandeserhebung 1705 und der NRüdtehr Mar Emanuel3 nah) Bayern. Alt: 
dayeriſche Monat3ichrift, hrg. dv. Hijt. Ver. vd. Oberbayern, Jahrg. 1, Heft 2. 

7, Zie erihienen unter dem Titel: Nutz- und Quft:erwedende Bejellichaft 
der Bertrauten Nachbarn am Iſarſtrom. Das ijt Etlicher- in jelbiger Chur: 
Bapriihen Refier wohnender guten Freund Verträufichespolitiich= und Hiſtoriſche— 
Inseursen über allerhand Zeit-läuffige Begebenheiten / und dardurch veranlaſſende 
Materien. Gedruckt im Jahr 1702. — Vgl. Reinhardſtöttner, Die Nutz- und 
vufterweckende Geſellſchaft der Vertrauten Nachbarn am Iſarſtrom, Forſchungen 
z. Geſch. Bayerns, VIII. Bd. 1900), 4. Heft, S. 253 ff. Ich entnehme dieſem 
Auiſatz, auf den mich in letzter Stunde Herr Dr. Striedinger freundlichſt auf— 
merfiam macht, noch einige Anmerkungen. Im Text habe ich nur Heckenſtallers 
Zodesjahr na Reinhardſtöttners Aufjak berichtigt. 

5 Heinhardftöttner, a. a. O. S. 258, drudt jie ab. 


6 Kitterariiche Unfruchtbarkeit und Reformverſuche. 


zwanzig — beute nicht mehr feſtſtellen. Der befanntefte unter ihnen 
ft Urban Hedenftaller, der 1694 ala Sekretär der Geſandtſchaft 
Mar Emanuel® nad; Polen gegangen war, darauf bis 1705 in 
München lebte und voller Unmwillen und Schmerz die Ofterreicher im Lande 
ſah. Er jchmiedete mit mehreren Gleichgefinnten den Plan der Erhebung 
gegen die Unterdrüder,') mußte ih dann aber flüchten und Iebte die 
näcdjften zehn Jahre im TFranzisfanerklofter zu Freiſing, wo er das 
Ordenshabit anlegen durfte. Nach der Rückkehr Max Emanuels konnte 
er wieder das Kloſter verlaſſen und in die Vaterſtadt zurückkehren, wo 
er am 5. Februar 1748 ftarb.?) 

Nächſt ihm waren noch Johann Georg Lütich,”) ein Hofrats- 
jefretär, und Johann Kandler Mitglieder der Gejellihaft. Dieler 
war in Regensburg Mitglied der bayerischen Geſandtſchaft gemelen, 
bekleidete in München die Stelle eines geheimen Ratsregiſtrators und 
führte die Auffiht über die furfürftliche Hofbibliothef. Er ftarb am 
5. Oftober 1718 im 75. Lebensjahre.‘) 

Schon die Teilnahme eines jo patriotifchen, thatkräftigen Mannes 
wie Urban Hedenjtaller legte es nahe, daß die Iſarfreunde mit ihren 
Abhandlungen zunächſt rein praftiihe Zwecke verfolgten. Sie wollten 
den Ruhm des bayeriichen Kurhaufes fingen und vor allem jenen Aus— 
ländern entgegentreten, die e8 wagten, gegen die „Churbayriſche Glori 
etwas jträfflic) oder partiale8 zu moviren“. Dieje wenn auch oft 
etwas eigenfinnige Betonung eigenen Ruhms und eigener Größe war 
der Ihönfte Zug in den Unterredungen der Iſarnachbarn. Es wur 


N Ernjt von Destouches, Münchener Bürgertreue, M., 1880. — Bal. 
K. TH. Heigel, Unellen und Abhandlungen zur neueren Gejchichte Bayerns, 
M., 1884, =. 169—196: Korreipondenz des Kurfürſten Mar Emanuel von 
Bayern mit jeister zweiten Gemahlin IThereje Kunigunde und ihren Eltern. 

”. Baader, Das gelehrte Baiern, 1804, I, 480 5. — Allg. Diſch. Biogr. X, 
206. Dort iſt, wie Reinhardftöttner nun nachweiſt, das Todesiahr fälſchlich mit 
1739 1740) angegeben. 

3, Über ihn vgl. Neinhardjtöttner, a. a. O. S. 255. Lütich Litich) war 
auch jonjt litterariich thätig. Unter jeinen Schriften befindet jich eine Art Melodram: 
Theatrum belli Bavarieci, das ijt, Schau: Bünne dei in Harniſch jtehenden 
Bayrlanda (1704. ES ijt eine politiiche Erörterung in gejälligerem Gewande. 
Auch einen allegorijhen Tperntert „Die Belrönte Unſchuld“ bat Lütich — ſchein— 
bar nicht ohne Zeitanjpielung — 1710 verfaßt. Die Uper wurde mit der Muſik 
von Franz Simon Shuchbaur im Opernhaus deutſch gelungen. 

+: Baader, a. a. O. I, 183. — Neinharditöttner, a. a. O. 2.255. 


Die vertrauten Nachbarn am Iſarſtrom. 7 


ein bewußter kräftiger Hinweis auf die im bayeriſchen Volke ruhende 
Stärke, es that in jener bedrängten Zeit doppelt not, auch noch auf 
das geiſtige Leben des Volkes zu vertrauen. Ihr Beiſpiel ſollte die 
Bayern, „ſo feyrende und doch fürtreffliche Ingenia beſitzen“, aus 
ihrem Gleichmut aufrütteln. Die kriegeriſche Zeit erklärt es, daß die 
Unterredungen oft eine wahre Luſt am Kämpfen zeigten. Mancher 
unbedachte Ausdruck fiel; ihre Sprache wurde ſo freimütig, daß die 
kaiſerliche Adminiſtration das vierte Bändchen ihrer Schriften unter— 
drückte und konfiszierte.!) 

Auf religiöſem Gebiete ließ man ſie natürlich ruhig gewähren: 
dort ließen fie ihrem Haſſe die Zügel ſchießen, unbehelligt von einem 
Gegner. Alte Schartefen kramten fie aus, jtellten eine Liſte „ver: 
fluchter, Tiederlicher Tractätin und jchädlicher Opera“ auf — e8 war 
nur eine Keine Blütenleſe nichtkatholifcher oder unkatholiſcher Autoren 
—, und gingen einzelne in ihren Unterredungen dur. Am ſchlimmſten 
fuhren dabei die vom Sanuar 1692 bis Mai 1697 erxichienenen 
„Monatliche Nouvellen aus der gelehrten: und curieusen Welt”, eine 
Zetichrift, die fi) namentlich Scharf gegen die Jeſuiten gewandt hatte. 
Späte, aber liebreiche und nicht ungeſchickte Wortfechter und Verteidiger 
erttanden den Jüngern Lojolas an den Iſarnachbarn. Sie wiejen die 
ihärfite Anklage, die von jeher gegen den Orden erhoben wurde, zu= 
rüd, daß nämlid) die reservatio mentalis einer der verderblichiten, 
gejährlichiten Sätze fei, der mit der Aufhebung aller Eide, Verträge 
jedes Vertrauen und jeden Glauben an Wahrhaftigkeit zerftöre, daß 
die Crdensregel Mord durch Gift und Dolch zulafje in majorem Dei 
gloriam, u. ſ. w. Nicht minder eifrig erhoben fie ſich gegen das 
„Mucken-Geſchmeiß“ der Lutherifchen und Calviniften, erhoben gegen 
fe den alten Vorwurf der ‚partheyifchen und betrogenen Historici‘, der 
talihen und verächtlidden Propheten. Daß ſie Luthers Tiſchreden 
‚untlätig“ und „mehr teuflifch und viehiſch als menſchlich“?) nannten, 
daß der P. Gottfrid Flandernecker den Vergleich 30g, „die Lutheriſche— 
oder andere dergleichen Schwermer jchieten ſich zu Reformirung der 
heiligen Schrifft: und Glaubens-Lehr anderft nicht als wie ein Cameel 
zum Ballet=ztangen“,”) charakterifiert hinlänglich die Art ihrer Eonfeffto- 


n Günthner, Geſchichte der litterariichen Anstalten in Bayern, M., 1810, 
U, 277. 

?. Eriter Teil, ©. 191. 

’ Zmeiter Teil, ©. 118. 


8 Sitterariihe Unfruchtbarkeit und Reformverſuche. 


nellen Erörterungen. and ſich gleich verbiffene Wut aud) bier und 
da auf gegneriicher Seite, jo ift doch gerade hier ſolch blinder Haß um 
jo jchädlicher geweien, als jener zarte Keim, der immerhin eine geijtige 
Belebung des Volkes bedeutete, auf diefe Weiſe feine gedeihliche ‘Pflege 
finden konnte. Das Befinnen auf nationalen Wert durfte nicht durd) 
jene rückſchrittlichen, dem unheilvollen Religionszwift de letzten Jahr— 
hunderts ſich nähernden Ideen getrübt werden. 

In den folgenden Unterredungen macht ſich allerdings jene Tendenz 
nicht mehr jo aufdringlich bemerkbar. Politiſche Diskurſe finden ſich in 
größerer Anzahl, geichichtliche Betrachtungen über den Urſprung und die 
Religion der alten „Iſar-Beyrn, die bey abwechllendem Mondſchein 
Mercurio einen lebendigen Menſchen ſchlachteten“, berühren wieder das 
Intereſſe für nationale Fragen. 

Beachtenswert für die Bildungsgeichichte ihrer Zeit ift ein Urteil?!) 
über Happel und Opitz Everhbard Guarner Happel?) gehörte 
zu den Romantcriftitellern unheimlichiter Fruchtbarkeit und größter 
Beliebtheit. Seine Romane, die meift von Ulm aus ihren Weg in die 
Welt nahmen, waren eine Miihung von Liebesabenteuern, Staatsnad: 
richten, heldenhaften Irrfahrten, geographifcher Weisheit und furivjen 
Affairen. Planlos wurde alles auf einen Haufen geichüttet und dem 
Publifum ein Teil nad) dem andern, nur wenig prunkvoll zugeftußt, 
verabreicht. Gerade die Breite und Unerjchöpflichkeit, die heute abftoßend 
wirken, zogen die Leer an; ſelbſt die ödeſte Langeweile vermodhten fie 
damals zu bekämpfen. Und wie lange diefe Romane im Volke nod) 
nachwirkten, beweift jene Unterredung der Iſarnachbarn. Mehr als 
fünfzehn Jahre waren ſeit dem Erſcheinen der meisten Romane Happels 
verfloffen, und dennoch glaubten die bejorgten Religions: und Jugend: 
wächter am Iſarſtrande, ihre Einichränkungen machen zu müffen. Vieles 
darın fanden fie reinen Herzen gefährlid, vor allem in dem voller 
leichtjertiger Poſſen ftedenden „Akademischen Roman“,”) einer recht 
lebensvollen Schilderung des Studententums. In den mit halber 
Gelehrſamkeit ausftaffierten Geſchichtsromanen, wie 3. B. der Teutſche 

N Fünfter Zeil 17040, S. 82 if. 

" Allg. Dich. Biogr., 10, 551 (J. Frand und Benefe.. 

”" Der Academiſche Roman, Worinnen dag Studenten - Yeben fürgebildet 
wird... das Gute zur Lehre, das Böß aber zur Warnung der Ehr-liebenden 
Jugend, in einer ſchönen Liebes-Geſchichte fürgeftellet. Allın, 1690. 


Die vertrauten Nachbarn am Iſarſtrom. y 


Garl (Ulm, 1690), der Bayerifche Dar ') (Ulm, 1692), der Ottomanniſche 
Bajazet (Ulm, 1688), der Frantzöſiſche Cormantin (Ulm, 1687) u. a. 
begegnete ihnen viel Stillojes, d. h. Unkatholiſches, und oft forderte fie 
eine Barteilichfeit Happels zu Ungunften der „‚gloriosen actiones“ des 
bayeriihen Kurfürften zum Widerjpruch heraus. Immerhin erachteten 
fe Happels Werfe für wertvoll genug, einer „‚curiosen Bibliothec‘ ein= 
gereiht zu werden, nachdem alle „der wahren Religion nit zuftändige: 
und nachtheilige Anzügigfeiten und raillerien” daraus entfernt wären. 

Martin Opig genoß noch immer das Anjehen eines Vaters der 
Dichtkunft. Ein Jakob Balde Hatte ihn im katholischen München nicht 
verdrängen können, obwohl Balde viel inniger und naiver jeine tiefen 
Gedanken ausiprad). Balde hätte dem Wolfe viel geben fünnen, wenn 
er die Volksſprache in jeinen Werfen jo Ear und einfach behandelt hätte 
wie die lateiniſche. Das erkannte Herder zuerft, indem er den Verſuch 
der Übertragung Baldeſcher Oden unternahm (1795), ein Verſuch, der 
jedoch Truchtlos war, weil fünftliche Konftruftion an die Stelle natur: 
notwendigen Schaffens trat. 

Tie Teutſche Po&mata Martini Opicii dagegen mußten nod) auf 
jeden wirfen, der jemals ein Buch zur Hand nahm; Opik mochte aud) 
den Iſarnachbarn um fo näher liegen, als er religiöfe Stoffe bearbeitet 
und in unglüclicher Zeit des Jeſuitenpaters Martin Becanus polemijche 
Schrift Manuale controversiarum überjegt hatte. In den deutjchen 
Gedichten, und da dachten die Iſarnachbarn wohl zunächſt an die lebens- 
Iuftigen Liebes- und Zrinklieder, die der Student Opitz gefungen hatte, 
mihfielen ihnen manche ärgerlich verliebte Sachen.“) „Worderift aber 
gedünfte fie, daß das in Reimen verjaffte hohe Lied Salomonis / jungen / 
und fürmißigen Qeuthen /gefährlicd und zu Aufreigungen ungeziemender 
Gedanden /gelegentlich fallen können”. Selbft mit den Worten der 
heiligen Schrift ſei das hohe Lied nicht für jedermann, um wie viel 
weniger erft dann, „mwenn noch dergleihen Innhalt in angenehmes 
Reimen-Gedicht (welches in specie bey der unvorfichtigen Yugend / ins⸗ 
gemain gar luſtigen Eingang findet) verftellet und dort oder da ver: 
zürtlet- oder wohl gar nad) poẽtiſcher Freyheit klärlich erläuttert wird“. 
Und jo entichloffen fie ſich, dieſes Buch den in der Blüte ihrer Unſchuld 
stehenden Zöchtern und Söhnen vorzuenthalten. 

8. Th. Beigel, Ein Münchener Roman aus dem 17. Jahrhundert. 
Jabrbuch j. Münd. Geſchichte, III (1890), S. 431 fi. 

*Erjſter Teil, S. 118 f. 


10 Litterariiche Unfruchtbarkeit und Reformverſuche. 


Mit ſolchen Unterredungen, die jchließlich meiter nichts find ala ein 
bedeutungslojes Hin- und Herihwägen, an das manche Beratung des 
Ipäteren Cenſurkollegiums erinnert, füllten fie die meiften Zufanımen: 
fünfte aus. 

Ihre eigenen litterariihen Erzeugniſſe zerfallen in etliche Gelegen- 
heitsreimereien und geiſtliche Hiltorien. 

Jene find herzlich) unbedeutend. Als Probe mögen einige Zeilen 
dienen, mit denen die „Nutz- und Qufterwedenden“ die Geburt des 
lechiten Sohnes Mar Entanuel3 begrüßten : ') 

E3 prangt's Churbayrn Gſchlecht mit neuer Fürſten-Blüehte 
Die unfern Emmanuel unjterblih nod mad / 
Der neugebohrne Printz erbt's grofien Vatters-Güte/ 
Mit deſſen Tupfferfeit in jeiner Nämen-Pracht / 
Wie fan Theresia den Rurpur höcher zieren : 
NIS wann der Helden vil fie um den Thron herftellt? 
Es ſcheint GOtt wolle uns / durch fie assecuriren / 
Daß Chur Banrn ſich vermehr biß an das End der Relt. 

Die in die einzelnen Bände verftreuten Hiltorien waren ausdrüdlic 
der Jugend wegen verfaßt. Bon den politiichen und religiöjen Dis— 
furjen mochte fie nicht viel verjtehen oder — wie fie jelbft zugaben — 
der allzu häufigen überdrüjlig werden. Mit Liebes: und Helden: 
geſchichten war fie allein zu gewinnen, und jo Ichidten ſich die Iſar— 
nachbarn an, zu Nuß und Frommen der Jugend vorhandene Schriften 
auszuziehen amd fie „auf untadelhafite- Auferbäulichkeit = juchende 
und eben darumb nußlihe Weiß auszustaffirn“, etwa jo, wie die 
Geſchichten „anf Gatholiihen Cantzlen- oder bey Catholiſchen geiftlid)- 
oder ſonſt ehrlichen Comoedien extendirt zu werden pflegen“. Hiermit 
ſprachen fie ſofort mieder ihre jcharf tendenziöfe Abfiht aus. Der 
künſtleriſche Wert der Hiſtorien trat hinter ihr volljtändig zurüd. Im 
ganzen enthalten die fünf Bändchen ſechs Erzählungen: Liſtig hand: 
gebabte Keuſchheit (1, 123— 166), Triumphirende Jugend (I, 2—24), 
Tyrammifch:beitrittene: doch ſigende Keuſchheit (I, 24— 53), Unver— 
diented: doch großmüthig gelittnes Elend (III, 28—48), Die ſich 
heyliglich auffgeführte Schönheit (IV, »1—103), Unglüdlicher Heyraths: 
zwang (V, 12-383). 

Der Stoff aller ſechs Erzählungen it ungefähr der gleihe; es 
handelt fid), wie ſchon die Überſchriften verraten, jtets um eine (na: 
türlid) wunderbar ſchöne) Ehriſtin, die allen Quälereien und rohen 


ı Tritter Zeil, 2.2. 


Die vertrauten Nahbarn am Siarjtrom. 11 


Angriffen „geiler Venusbuben“ troßt und entweder dem Tod in ftolzer 
Ziegeszuverficht entgegenfieht oder den betreffenden Bewerber zur Ab- 
ſchwörung feines heidniſchen „verbamblichen Götzendienſtes“ zwingt und 
ihm als gut chriſtkatholiſchen Gläubigen willig die Hand reiht. In— 
haftlih und in der techniihen Behandlung erinnern mande Züge an 
das Jeſuitendrama. Und wie diefes in der Löſung der DVerwidlungen 
ch ähnlicher Kunftgriffe bedient, wie die franzöſiſche Komödie, jo er: 
innert auch bier viel daran. Der Chriftin fteht eine Magd, dem 
Heiden ein Diener, beide Bertraute, zur Seite. Ste überbringen einen 
Brief nach dem andern, fie teilen ihrem Herrn, ihrer Herrin die Ent: 
hlüffe und Stimmungen de8 andern mit. Bon ftraffer Form iſt 
ebentowenig zu Ipüren wie von wahrſcheinlicher Entwicklung. Wo 
Verſtand und Willen ſich Iträuben, wirft das Chriftentum Wunder. 

Die Stoffe find mit Ausnahme der vierten Erzählung, die eine 
weltliche Hiſtorie aus der Gelchichte Burgunds, und der fünften, die 
eine Begebenheit aus einem dänijchen Jahrbuch behandelt, alle einem 
diden Folianten des eluitenpater8 Cornelius Hazart entnommen. 

Hazart') war ein Holländer, 1617 in Oudenarde geboren, der 
lange Jahre als Miſſionar in Japan und China gewirkt hatte. In 
enem umfangreichen Werke, ber fünfbändigen historia ecclesiastica,?) 
ihilderte er (in holländiſcher Sprache) die Kultur Oftafiens im 16. 
und 17. Jahrhundert auf breitefter Grundlage, eine Chronik der un: 
ermüdlichen Anftrengungen und jchweren Opfer, der Siege und Ent: 
täutchungen der Jeſuiten, die das Evangelium in jene Länder trugen. 

Seine Kirchengeſchichte wurde eine faft unerjchöpfliche Quelle für 
das Jeſuitendrama.“) Hier fanden ich taufend Variationen ein und 
destelben Motives; der Glanz der Heiligkeit überftrahlte die Leiden der 
Märtyrer. 

” Seine zahlreihen Schriften j. Bader-Sommervogel, Bibliotheque de la 
c»»mpaynie de Jesus, I, 4, 181 ff. 

*, Kirchen-Geſchichte / dag iſt: Katholiihes Chriſtentum durch die gange 
Belt außgebraitet ..... von P. Cornelius Hazart, 8. J. — Auß der Nider: 
in die Hoch-Teutſche Sprah überjeket . ... . dur P. Mathiam Soutermang, 
SJ. 3 Bde Wien, Berlag von Leopold Boigt, Universitaets-Bucdruder, 
MDEXETV. 

»Es jeien nur einige aus den reichhaltigen Periochenſammlungen der 
Nündener Hof: und Staat3bibliothet (4°. Bavar. 2193— 2197, u. j. w.) genannt: 
Pietas trium filiorum in parentem. Aufgef. in Quzern, 1707. — Michael Rex 
Arımae, apostata, fratrum parricida, das tft: Ritterlicher Glaubens-Kampff zivener 


12 Litterarifche Unfruchtbarkeit und Reformverſuche. 


Aus den, was Hazart kurz und chronifartig mitgeteilt Hatte, 
formten auch die Iſarnachbarn ihre Geichichten. Sie führten aus, was 
jizziert vorlag, machten Zuſätze, ohne jedoh „der Hiftoriichen Eſſenz 
an fich felbiten etwas zu benehmen“. Wie die Art ihrer Imarbeitung 
war, läßt ſich am beften an einem Beiſpiel zeigen. Der Stoff der 
Erzählung „Zyrannifch-beftrittene doch fiegende Keuſchheit“ füllt in dem 
Werk des Jeſuiten eine Spalte.) Es ift die Gefchichte einer jungen 
Chriftin, die von einem Heiden ala Sklavin gefauft wird, um ihm 
dur) die Echönheit ihres Leibes eine Quelle reichen Gelderwerbes zu 
fein. Allen Angriffen gegenüber mwahrt das junge Weib ihre Ehre; 
ſchließlich opfert fie ji) dem Tode durch das Beil um ihrer Keufchheit 
willen. P. Hazart berichtet diefe Geſchichte als ein neues Beiſpiel 
Hriftliher Standhaftigfeit in kurzen, allgemeinen Zügen ; die Iſarnach— 
barn machen aus ihr eine breite Erzählung, die nicht nur mit den 
übrigen die Schmwerfälligkeit in der Entwidlung gemeinfam hat, fondern 
fi) unvorteilhaft von ihnen abhebt, indem die Szenen, in denen Pietag, 
die junge Ehriftin, den frechen Lüften roher Gefellen ausgejegt it, 
genau geſchildert werden, jo daß den Verfaflern der Vorwurf abfichtlic 
gewählter behaglicher Sinnlichkeit nicht erjpart werden fanı. Um fo 
weniger, als fie die Lieder Martin Opigens, die von Venus' Eitelfeit 
und dem jchnöden Lieben‘ jangen, als recht verliebt und ärgerlich ver: 
warfen. Die andern Erzählungen entbehren ja glücklicherweiſe dieſes 
Elermentes; aber gerade hier, wo die Quelle mit Ruhe über den heiflen 
Punkt Hinmweggeht, ohne an Deutlichkeit des Sinnes etwas vermiljen 
zu laljen, wirft die Ausführung verjtimmend. 

Solche Stellen blieben denn auch nicht ohne üble Nachwirkung. 
Die Verfaſſer jelbjt Hatten fi) gegen Vorwürfe zu verteidigen. „Romane“ 
wurden ihre geiftlichen Liebesgeichichten getauft. Schärfer noch klang 


Japoniſchen Königl. Bringen. Münden, 5. und 6. Sept. 1707. — Michaelis Arimae 
regis in fratres suos erudelitas. Qandeberg, 1722. — Michael Arimensis tragoedia, 
Michael König von Arima von den vornemften feiner Hooffſchrantzen arglütig 
hintergangen. Solothurn, 1697. — Phoebus post mubila. Frölicher Sonnenblid 
Welder in Japan nad trüben Ungewitter zwiichen dem König desſelben Reichs 
vnd dito einem chrijtlihen Ritter, unverhofft erfolge. Münden, 1715. — Tri- 
umphus Sanctae ('rueis, d. i. dag über die Japoniſche Abgötterey triumpbierende 
Heilige Ereugs Zeichen in dem Königreich Bungo. Brig in Wallis, 1723. — Paulus 
Japon undennis pro Christi fide martyr. Münden, 1751, u. 1. w. u. ſ. w. 

" Der erjte Theil, In jich begreiffend Tit: Indien in gemein und jonder: 
heit; auch Mogor, Japon, China, JIartaria und Bisnagar. I, 3, Stapitel 16. 


Schriften der Jſargeſellſchaft. 13 


der Vorwurf, daß das Werk zu ſehr „nah Pfaffentum röche“, über: 
haupt maßlos in der Beurteilung alles deſſen jei, was nicht den ar: 
nachbarn behage. Der Vorwurf jedoch, den wir heute vom hiſtoriſchen 
Standpunkte aus nicht nur als völlig berechtigt anerkennen, jondern 
deſſen Wirkungslofigfeit wir am meiften bedauern mülfen, richtete ſich 
gegen den Mangel ar Eonjequentem nationalen Empfinden. Wohl 
wurde im Anfange von ihnen die Würde des Kurhauſes und das Ver- 
trauen auf die Ichlummernde Stärfe und Eigenart des bayerijchen 
Volkes betont, aber mehr und mehr durch konfeſſionell-politiſche Zän- 
fereien überwuchert. Deutiche Sprache wurde von den Berteidigern des 
römischen Katholizismus nicht gepflegt, adjtlos eine Fülle von geſchmack— 
loſen Fremdwörtern — ſelbſt für jene Zeit eine reichlihe Fülle — 
verwandt. Gegen Vorwürfe in diefer Hinſicht verteidigten fie fi ;') 
„mancher jafftiger Verſtand einer abgezilten Mainung laſſet fi im 
teutihen ohne groſſe Beichwernuß- und ſo kurt und eintringend nit 
geben / als es wohl mit Zuhülffnehmung ausländischer: denen Teutſchen 
Ihon jajt gemain gewordenen Redens-Art thuenlich ift /wie die Gelehrten 
es unmöglid) verneinen fünnen ; Jedennoch will ich unmaßgebig dafür 
halten / man ſolte / dem teutichen Michel zu Gefallen / fünfftig hierinnen 
etmas nachgeben / und übrigens der Welt zu wiſſen machen / daß un: 
ſerer Gjellichafft eine angenehme Zeitung ſeyn werde / wann aus ihren 
lieben Churbayrifchen Landts-Leuten / jemand die Mühe nehmen mag / 
entweder unſere- oder andere fürs Vatterland anftändige ſolche Arbeit / 
auff eine platt-teutjche jedweden behägliche Weile ans Licht zu bringen”. 

Dem deutjhen Michel etwas nachgeben! Das lang jchon wenig 
verheiBung3voll, wenig aus innerer Freudigkeit geſprochen, und blieb ein 
leeres Verſprechen. Die Schriften der Sargefellichaft hörten auf zu 
eriheinen, ohne daß ein ernfter Reformverjudy in diefer Hinficht an— 
geitrebt wurde. | 

Eine Nahahmung der eingegangenen Diskurſe folgte bereits im 
nächten Jahre. Unter langem Zitel?) erfchien 1703 eine Schrift in 

N Dritter Teil, S. 15. 

2) Für das Vatter-Land deß Bayriichen Löwens / Getreue Gefährtin / der 
Niar:Sejellichaft / das ijt: Vorftellung gang Europae / als dero Uriprung / Gröſſe / 
Hadt ’Bilfältigkeiten /vnd jittlihe Eygenſchafften . .. in 6 beiondere Theil 
abgetheilt / und verfertiget. Alles einem Catholiſchen zu wiljen nöthig / bei jepigen 
pjunceturen vmb ſich rechtmeſſig in Dijcurs / Geſchäfften vnd Angelegenheiten / 
zu verhalten vnd defendirn zufünnen. 1703. 





— — — — — — — 


Rücktehr Max Emanuels; deutſch-nationale Gedanken. 15 


ſcheinen und nicht rein theologiſche oder andere wiſſenſchaftliche Themen 
behandeln. Für das lateinunkundige Volk erſcheinen hier und da 
Gebetbücher, geiſtliche Traktätlein, Legenden; ſonſt herrſcht überall 
unheimliche Ruhe. Jeder geht dem gleichförmigen Getriebe ſeines 
Berufes nach; eine freie künſtleriſche Außerung der Freude am Daſein 
Andet jich weder in Kunſt noch Willenichaft. — 

Ta fehrt Mar Emanuel zurüd! Das Bol Iebt auf. Seine 
Freude und jein Erwachen läßt ſich durch nichts Schöner charakterifieren 
als durh ein Gelegenheitsgedicht, das U. Hartmann jüngft veröffent- 
licht hat,) und deſſen erite Strophe jchon mit ihrem freudigen Metrum 
genug verfündet: 

Bayriſche Herzen! man thuet eud) berueffen, 
MWerffet getröft das Traurfleyd hindan! 

Ihr ſolt einhellig vor Freuden aufrueifen 

Mit dem Bayren-Troſt Marmilian. 

Rueffet mit mir, das es lieblich erklinget: 
„Churfürſt aus Bayrn kommt zu ſeinem Thron!“ 
Fama die fliegt voran, uns Zeitung bringet; 
Flora aufopfert von Lorber ein Cron. 

Lebensvoller denn je begann das prunkvolle höfiſche Treiben. 
Ftanzöſiſche Schauſpieler und Tänzer zogen wieder in München ein; 
der Adel nahm franzöſiſche Sprache, Sitte und Koſtüm im Übermaße 
en. Erit jet wurde das italienifche Element, das in früheren Beiten dem 
geiellichaftlichen Leben der höheren Kreiſe das Gepräge gegeben hatte, 
öllig durch das franzöjiiche erjegt, wenn auch die italienische Oper 
20 tortdauerte. 

Da mag e3 nicht zufällig erjcheinen, daß zu gleicher Zeit wieder 
eine Gejellihaft gegründet wurde, die das gejunde Volk aneifern 
vollte und in weitere Kreiſe belebende nationale Gedaufen trug. 
Mit einem kraftvollen, ehrlich erzürnten Spruch wurde das Übermaß 
der Tranzöftich-Tremdländiichen Sprachverſtümmelung gegeißelt: 


O ihr Teutſchen! Der ſchlechtigſt Schreiber-Jung 
Kan joll euch peitſchen! Schämbt fi der Teutichen Zung / 
Daß ihr jo gar verkehrt Wirfft in jein ſchöns Latein 

Eur Sprach zeritöhrt! Mit Geiß- und Böden drein/ 
Und ihr Galante / Schreibt Welſch-Frantzöſiſch 

ns euch fein Schande / Halb Japonöſiſch. 

Daß ihr eur Mäuler krümbt Pfui! Pfui! was iſt doch das 

Die Sprach verſtimbt? Vor ein vermiſchtes Gfraß! 


2a. a. O. S. 48. 


16 Kitterariihe Unfruchtbarkeit und Reformverſuche 


Wie anderd Hang das ala die gnädige Verfiherung der ar: 
nachbarn, dem teutichen Michel ın etwas nadjzugeben! a, hätte Die 
Gefellichaft, aus deren Mitte einer old) zorniges Sprüdjlein that, 
nichts anderes PVerdienftvolles geleiftet, Schon um ſolcher energijchen 
Sprache willen verdiente ſie ald Anlaß einer großen reformatorijchen 
Bewegung beachtet zu werden. 

Im Jahre 1720 Hatten drei Auguftinerpatres, Eujebius Amort, 
Gelaſius Dieber und Agnellus Kandler den Plan gefaßt, 
zur Hebung des geiltigen Lebens eine Akademie zu gründen, die nad) 
dem Namen des bereitwilligen Proteftors den Zitel Academia Carolo- 
Albertina führen jollte. E3 wurden Saßungen in dreißig Punkten auf: 
geitelt und genehmigt, ein kurfürſtlicher Schußbrief ausgewirkt. Noch 
in lehter Stunde vereitelten unbefannte Gründe das BZuftandefommen 
der Akademie. Aber ichon zwei Jahre ſpäter riefen dielelben Gelehrten 
ein Unternehmen ins Yeben, das als Verwirklichung ihrer eriten ‘Pläne 
angejehen werden muß: es iſt die Gründung einer Zeitichrijt unter 
dem Namen Parnassus boicus.)) 

Es entſprach noch völlig dem Stil der gelehrten Gefellichaften des 
17. Nabrhunderts, wenn die einzelnen Winenſchaften allegoriſch als 
Muſen auftraten, unter Apollo jih auf dem Parna am Slarftrom 
verlammelten und mın ihre Blide weitbin auf das Bayernland Ichweifen 
ließen. Freilich mochte den Beteiligten Diele Spielerei jelbit recht 
wunderlich vorkommen, wenn 3. B. die Theoſophia als „eine der gott- 
ſeelig⸗ und aeiftreicheiten Muſen“ chriſt biche Unenbarungen bereits in 
den Weidſagungen der eumäiſchen Sibylle erblidte, wenn überhaupt 
chriſtlich oder gar katholiſche Fragen von den Schweitern Apolls er: 
örtert wurden. Und jo verwahrten fie ich icierlich. daß man nicht etwa 
den Muſenberg. „vınb weil er vnter der Mascara der alt: fabuleujen 
Sottbeiten ſich verbillle zugleich au vor was Heydniiches möchte an: 
ſehen“:* chriſtlich MWabrbeit liege dabinter verborgen. 

Im Unterſchied von der Vargeieliibatt ftel im Parnassus boicus 
jeder gebälfiae unduldſame Ion auf weligieöſem Gebiete Tort. Diele 
Männer ſuchten „ode Büöſigkert mit beiten Stimrf, doc rechten Fun- 


ruax«us baicus, da Nu arp"nee Aura Ver Worauñ verichiedenc 


Dend med Veßwnrediglerten auk der gededrien Nor zuadren aber auf denen 
Vanden zu Rapru adgedandier neerden, Wird aubhane der Oderen. — Getruckt zu 
Munden Div Dana burasgfnen> wen: DSDIN Nor! Budbaruder. 1722. 


r Sy x U} s, .. * % er ‘ 32* 
UN mung go WN 


Der Parnassus boicus. 17 


dament“ die Schriften der Gegner zu beurteilen. Daß fie ausdrüdlid; 
ihr Bekenntnis des römijch-fatholiichen Glaubens betonten und in den 
erſten ſechs Punkten der Satungen religiöfe Forderungen an die 
Mitglieder aufitellten, erjcheint nur natürlih. Als Schußpatron hatte 
fi die Academia — deren Programm in den welentlichen Zügen aud) 
für den Parnassus galt — den heiligen Arnulf gewählt. Auf Diele 
Weile wurde das religiöje und vaterländiiche Element zugleich betont. 

Gut bayeriſch und gut deutſch war die Sefinnung der Berfafler 
des Muſenbergs. Aber fie vermieden jeden politifchen Kampf. Das 
unterihied fie wieder günftig von den Iſarnachbarn, günstig aud) von 
den Jeſuiten, die 3. B. in demjelben Jahre ich jogar der Bühne als 
dogmatiich-politifchen Kampfmittels bedienten, indem ſie ein Spiel von 
der Befehrung Heinrichs des Bierten von Frankreich aufführten und 
darin Frankreich über ſpaniſches Ränkeſpiel triumphieren ließen, das 
navarriiche Wappen mit Lilien zierten!’) Und das in einer Zeit, wo 
die bayeriiche Politik ſich mehr und mehr von den Habsburgern ab- 
wandte und Liebeswerbungen um die Gunft der Bourbonen anftellte! 

Abjeit3 von Kampf und Streit wollten die „vertrautiften Muſen— 
Schweſtern“ einander friedlich bei der Hand führen. Ziel und Zweck 
des Parnassus war nicht? anderes, ala „daß man hierdurch ſuche jo 
vile darnider ligende jchöne Ingenia auffzumunteren / jhnen ein Luſt— 
reitzendes Keder zu allerhand Künſten vnd Wiſſenſchafften vorzulegen / 
ond die jo genannte Belles Lettres in vnſerem Vatterlande deſto baß 
floriren zu machen wenigiſt in vnſerer Mutter-Sprach“.?) 

Bezeichnend für die Aufklärungsgeſchichte in Bayern iſt ſchon hier 
ein Zug, der dann ſpäter in Weſtenrieder am auffälligſten zu Tage 
tritt: der Erkenntnis manch trauriger Zuſtände folgt nicht nur der ehr— 
liche Wille und die Luſt zu beſſern, ſondern eine förmliche Wut, überall 
und auf einmal anzugreifen. Die Kräfte halten mit dem Rieſenwillen 
nicht Schritt. 

Wie unmöglich war es, gleichſam aus dem Nichts heraus etwas 
zu ſchaffen! Ein Volk aufzurütteln, das viele Menſchenalter hindurch 
Igitematifch zur Unfreiheit erniedrigt war! Und doch ließen die Ver— 
tafier des Parnassus ſchon in mandjem von dem Programm der Carolo- 
Albertina ab! Dort war an die Mitarbeiter die Forderung geitelft, 

ı: K. v. Reinharditöttner, Zur Bejchichte des Jeſuitendramas in Münden. 
Jahrb. f. M. Gejch., III (1889), S. 103 und 172. 

2, J. Bd. Erſte linterredung, Vorberidt, ©. 7. 


18 Litterariiche Unfruchtbarkeit und Reformverjuche. 


fie follten bewandert fein in Sacra Scriptura, Controversiis et Theo- 
logia dogmatica, Theologia speculativa et Ascesi, Jure canonico, 
publico, civili, Medicina. Philosophia, Mathesi, Historia Eccle- 
siastica et Profana, Genealogia et Heraldica, militaribus et huma- 
nioribus, aud) mechanicis et oeconomicis scientiis! Das war Schul: 
mweisheit, die nie aus Stlofterräumen herausfam, nie Verftändnis für die 
Art des geiftigen Bedürfniffes des Volkes beſaß! Schwerſtes Geſchütz 
gelehrter Forſchung ſollte Breijhen in die Mauern ſchießen, um dem 
Volke Verkehr mit der Außenwelt, Licht und Luft zu verichaffen? Und 
das Volk hätte angefichts jolchen mittelalterlichen Rüſtzeugs aufatınen 
ſollen? Ehe die Thore nicht leicht geöffnet, die Mauern eine nach der 
andern abgetragen wurden, konnte das Volk fid) nicht aus feinen dumpfen 
Häufern in die Welt hinaus wagen. 

Die Ausführung jene Programmes der Carolo-Albertina wäre, 
von ihrer Bedeutungslofigfeit für das Wolf Hier abgejehen, möglid) 
gewejen. Sechzehn Mitglieder — octo Religiosi et Ecclesiastici to- 
tidemque saeculares -— waren vorgejehen. Der Parnassus zählte 
dagegen bei feiner Gründung nur fünf ordentliche Mitglieder, jo daß 
ihon aus äußeren Gründen der Begriff eirier Encyflopädie, jo jehr 
fie ihn auch durchgeſetzt wiſſen wollten, eine Bejchränfung bei der 
Ausführung erlitt. 

Fleiß und Liebe wandten die Mitglieder an das Werk. Aber wie 
ſehr die Ideen desſelben Eigentum höchſt vereinzelter Gelehrter waren 
und blieben, bemweilt das unregelmäßige Erjcheinen der einzelnen Bände. 
Anfangs jeßten die Gründer des „Mufenbergs” ihre ganze Kraft 
daran, und jo fam jährlih ein ftarfer Band heraus; als dann aber 
von den Sauptmitarbeitern der eine ftarb, der andere nad) Italien 
309, fand ſich niemand, der in die leere Stelle getreten wäre. Erft 
1735 wurde — nad) einer fünfjährigen Pauſe — der Parnassus unter 
etwas verändertem Titel!) jortgejeßt, ging aber 1740 ganz ein, nad): 
dem der lebte Band mit feinen einzelnen Heften über vier Jahre zum 
Erſcheinen gebraucht hatte. 





) Neu- fortgejeßter Parnassus Boicus [der Bayriiher Muſen-Berg / wor⸗ 
auf ..... Erſte und zweite Verſammlung: Augſpurg / vnd Stadt am VDof 
nächſt Regenſpurg. In Verlag Strötter, Gaſtel und Ilgers. 1736. Gedruckt 
bey Antoni Maximil. Heiß, Hochfürſtl. Biſchöfl. Coſtantziſch. Hof-Buchdr. — 
Dritte bis fünfte Verſammlung: München / Gedruckt und zu finden bey Johann 
Jacob Bötter / Gemein. Hochlöbl. Landſchafft und Stadt-Buchdrucker, Anno 1736. 


Gelaſius Hieber. 19 


Der eifrigfte Mitarbeiter am Parnassus, zugleich der Leiter des 
ganzen Unternehmen? war der Auguftinerpater Gelafius Hieber. 


Geboren aın 22. September 1671 zu Dinkelsbühl ala Sohn arıner 
Bürgersleute, bejuchte er zunächſt die niederen Schulen feiner Vater: 
fadt, ging dann nah Münden, um fi) durd) Nebenverdienfte als 
Schreiber die Mtittel zum Studium zu erwerben. Schon nad) furzer 
Zeit hatte er fich jomweit hinaufgearbeitet, daß er von den furfürftlichen 
geheimen Rat und Miniſter Baron von Leyden als Famulus für deifen 
Sohn angenonımen wurde. Im Mai 1691 traten die beiden in den 
Auguftinerorden ein und legten nad) beitandenem Probejahr am 1. uni 
1692 die feierlichen Ordensgelübde ab. Johann Melchior Joſeph 
Hieber erhielt den Ordensnamen Tyrater Gelafius. Nun zogen beide 
auf die hohe Schule nad) Ingolitadt. 1695 wurde Hieber zum Priefter 
geweiht. Nach kurzer Thätigkeit in Ingolftadt wurde er vom Provinzial: 
tapitel 1700 nad) Regensburg verordnet; Hier lenkte er durch feine 
Predigten zum erften Male die Aufmerkſamkeit weiter Kreiſe auf ſich; 
er felbft vertiefte fein Wiſſen durch gründliche Studien der griechiichen 
und hebräiſchen Sprache; 1706 wurde er nad) München berufen, wo 
er in achtzehnjähriger Ausübung feines Amtes eine außergewöhnliche Be: 
rühmtheit erlangte. Äußere Ehren bewiefen das Vertrauen, das er 
ih erwarb. 1721 wurde er ala Discretus generalis zu dem General: 
tapitel nad) Rom entſandt. Am 11. Februar 1731 ftarb er in 
Münden, nachdem er die legten ſechs Jahre in aller Zurüdgezogenheit 
und Ruhe zu Auffirhen am Wirmjee, meift mit der Niederichrift 
ieiner Predigten beichäftigt, gelebt hatte.') 

Unter den wenigen Kupfern des Parnassus boicus befindet ſich 
ſein Porträt. Es iſt der ausdrudsvolle Kopf eines antiken Rhetors, 
ruhig und groß. Der Mund fcheint nur auf Augenblide gejchloffen, 
um jogleid wieder die (Fülle des Geiftes und Herzens kundzuthun. 
Zedhite Verſammlung: Tajelbit, Anno 1737. — Der legte Band eridien von 
1137 bis 1740 in ſechs Stüden unter dem Zitel: Etwelhe Meiſtens Bayriiche 
Denk: und Lep-Wiürdigfeiten zur Fortführung des jo genannten PARNASSI 
BOJCT Aufgeſetzet. Cum permissu superiorum. Ingolſtadt. Mit Riedliichen 
Schrifften Verlegt3 Joh. Andr. de la HAYE Seel. Wittib. 

) P. Stumpi, Denkwürdige Bayern, Münden (1865), S. 208, Ann. 1. — 
Parnassus boicus, V, 51 fi. (1736): „Kurtze Lebensverfaſſung A(dmir). Rieverend). 
P. Gelasij Hieber, Ordin. Eremit. S. Augustini beruffenen Prediger zu Münden.” 
— Baader, Das gelehrte Bayern, Bd. A—K (1804), Sp. 502—500. 

9: 





Gelaſius Hieber und der Parnassus boicns. 21 


eingetaufcht Hatte, und nun gerade in den beijeren Streifen anfing, fein 
letztes Gut vollends zu opfern, das war beflagenswert. Lange |chon 
wimmelten Fremdwörter in der Sprade; das Gegengewicht eines ge: 
ordneten Schulweſens fehlte; in Gerichtsjtuben, Kaufläden, auf Markt 
und Gafle jah der Bürger Franzoſen oder franzöſiſch Iprechenden Abel, 
im Berfehr mit ihm gab er nad) und nähte jeden fremden Lappen auf 
das zerfeßte Gewand jeiner Mutterſprache. 

Unter ſolchen Gefihtspunften muß das ehrliche Streben Hiebers 
um fo wertvoller erjcheinen. Im jefuitiihen Bayern unternahm er 
um eriten Dale eine Reform in nationalen Sinne. 

Theoretiſch und praftiich ging er vor. In der Vorrede feiner 
getammelten Predigten weit er Ausdrücklich darauf hin,') daß er 
ſtets auf öffentlicher Kanzel in deutjcher Sprache gepredigt Habe; ja 
& klingt wie eine Art Entihuldigung, wenn er verjchiedene Gründe 
aufzählt, warum er auch ſeine Werke deutſch abfaßte. Mit zweien von 
diejen Gründen iſt alles gejagt, daß nämlich „der Gebraud) (des Deutjchen) 
deito allgemeiner jege” und „weil jedem jeine Mutter-Sprach tieffer zu 
Herten tringet /al3 eine ausländiſche“. 

Seine Anfihten und Forſchungen über die deutiche Sprache hat 
Hieber ausführli im Parnassus entwidelt;”) es ift für Bayern ber 
erite Verſuch funftmäßiger Erkenntnis unjerer Mutterſprache! Das wurde 
bereit3 von Zeitgenofjen mit Freuden erfannt.?) So wichtig nun dieje Ab- 
bandlungen waren, die, vom Urjprung der Sprachen ausgehend, einen 
hiltoriichen lÜiberblid über die Entwidlung der einzelnen Sprachen geben, 
um dann bejonder3 die Wandlungen der deutichen Spradje, ihren Ber: 


) Gepredigte Religion’ - Hijtori von Adam an bis Chriſtum / das iſt / 
Jejus Ehriftus und Seine Kirchen offenbahrlich angezeiget..... Augsburg 
and Dillingen, 1726. 2°. I. Zeil, ©. VII. 

? II, 6 ff., 192 ff., 288 ff., 385 ff, 480 ff. (Vom Urjprung der Spraden 
Son der hochteutſchen Sprad).) 

2) Die Beyträge zur Critiſchen Hiftorie der Deutſchen Sprache, Poeſie und 
Beredfamteit, hrsg. v. der Deutichen Gejellichaft in Leipzig, Vierzehendes Stüd, 
11736, S. 264—292 berichten don dem Parnassus. Sie nennen ſolche Unter— 
neymungen bayerifher Männer, der „lebendigtodten Bürger der gelchrten Welt“ 
— Seltenheiten. Bon ihnen hätte man noch dazu am allerwenigiten ver 
mutet, daß fie jich um die de ut ſche Sprade, Dicht: und Redekunſt befümnterten. 
-Ran hätte alfo an jolden Urten, wo die Wifjenfchaften in einer gewijjen 
Sclaveren jtehen, oder doch in jehr enge Grenzen eingefchlojien find, eher alles 
endere al3 eine kunſtmäßige Erkenntniß unierer Mutteriprade, jo geringe ſie 
auch ſeyn könnte, geiuchet.” 


22 Litterariihe Unfruchtbarkeit und Reformverſuche. 


fall, ihren Aufbau zu Tennzeichnen, jo wenig gehört eine nähere Be: 
trachtung derjelben in den Rahmen diefer Arbeit.) Hier mögen ba- 
gegen einige Sätze aus Hiebers Aufiägen „Bon der Poeterey” betrachtet 
werden, da fie wenigſtens einzelne Urteile über Litteratur und Bühne 
jener Zeit enthalten. 

Zu der geiftlichen Hochzeitsfeier, der Primiz des bayeriſchen Herzogs 
und Kurfürften von Cöln (1725) Hatten die Mufen des Parnassus 
boicus ihr „herrlidiftes Ehren-Kleyd und hochzeitlichen Geſchmuck“ an: 
gelegt ; Apollo (Gelafius Sieber) jang ein frohlodendes Hochzeitzlied in 
der Berfammlung.”) Nach diefem freudigen Eingang follte er feinen 
beendigten Ausführungen von der deutichen Sprache einen Bericht „Von 
der teutichen Poeterey" anfügen. „Er lieffe ſich aber gleih Anfangs 
verlauten/wann nit das hohe Freuden-Feſt von ihme ein anderes er- 
forderet hätte/jo wurde er anheunt gang in einem anderen Aufzug / mit 
einem ſchwartzen Klag-Mantl / theils verwelckt / theils übel 
beſudleten Haupt-Krantz aufgetretten ſeyn“. Und darauf verſtimmte 
er feine Zither und „begunte auß dem b mol” ein Trauerlied über 
den Verfall der deutſchen Litteratur abzufingen.”) 

Dann lieferte er in den nächſten drei Verſammlungen in kurzen 
Umriſſen eine Theorie der Dichtkunſt. Natürlich) ſtammten die meiſten 
Sätze aus Ariftoteles, Horaz und Scaliger. Schon mit der Scheidung 
der Poeterey in vier Hauptteile: genus epicum (Epopöe), Komödie, 
Tragödie, Dithyrambe wied er auf riftoteles hin. Zu der erften 
Gattung rechnet Hieber Eflogen, Elegien, Epigramme, Satiren, über: 

!) P. Paulus Huber giebt in einen Programm des Kgl. YLudiwigd:-Gyın: 
naſiums, Miinchen 1868, einen Nuszug von Hiebers Aufſätzen, ohne jie jedoch, 
was bei einer Sonderarbeit über den Parnassus erforderlich geweſen wäre, 
hiſtoriſch und kritiſch zu beleuchten. 

2) III. Bd., 13. Unterredung, ©. 15. 

3) a. a. O. S. 18. Es lautet: 

O Cyther meine Freud / du Luſt der hohen Sinnen / 
Du zZierd vnd Ruhm-Geſchmuck der Teutſchen Pierinnen! 
Wie hoch ſtig deine Ehr! wie ward dein ſüſſer Thon 
Von Kayſern ſelbſt bewährt mit Lorberreicher Cron! 
Nun iſt dein Crantz verwelckt! Die Saiten ſeynd geſprungen! 
Was vnſrer Ahnen Ruhm / verachten nun die Jungen! 
Und was man etwan noch an Blühte übrig findt / 
Geſchmitzt mit Zotten-Wuſt das geile Venus-Kind! 
III. Bd., S. 17 ff, 83 Hi, 164 ff. 244 ff., 404 ff. 








Gelaſius Hieber und der Parnassus boicus. 23 


haupt jede in Derametern abgefaßte Dichtung. Er giebt eine Analyje 
des griechiich =lateiniichen Herameterd, rühmt feine Lieblichfeit, verjagt 
ihn aber der teutichen Helden-Sprach, weil fie den Vers nicht höher ala 
auf zwölf bis dreizehn Silben treiben könne. Tür dieſes heroiſche Vers- 
maß der deutſchen Spradye, da3 mit dem Mechfel männlicher und 
weiblicher, fteigender und fallender Verdausgänge, aljo von zwölf bezw. 
dreizehn Silben, eine reiche Mannigfaltigkeit erzielen lafje, giebt er dann 
mehrere Beilpiele.. Das war Opit’ Alerandriner, der mit männlichen 
Reim zwölf, mit mweiblichem dreizehn Silben aufwies. Hatte Opitz bei 
der Ausjchliegung des Hexameters aud) das daktyliiche Metrum fallen 
lajien, jo konnte e8 Hieber um fo eher wieder aufnehmen, als er den 
Herameter ebenfall® verpönte, dagegen für die lyriſche Dichtung (die 
vierte Gattung) neben trochäiſchen, jambiſchen aud) daktyliſche und ana= 
päſtiſche Metren wahrte. Die Verwendung des Daktylus war ja 1665 
duch des Wittenberger Profeſſors Auguft Buchner „Anleitung zur 
deutſchen Poeterey“ wieder von der Theorie freigegeben. 


Hieber3 Anfichten von der Tragödie und Komödie und ihrem Unter: 
ihied gehen deutlih auf jene obengenannten Theoretifer zurüd. Die 
Tragödie dulde feine andern Hauptperjonen als „Fürſten / König vnd 
Rotentaten / dann fo wenig man Achtung gibt / ob /oder wann etwann 
ein Eleiner Stern am Firmament ſich follte verfiniteren / ſo wenig fragt 
die Welt nad) den Privat-PBerjohnen / wer fie aud) jeyn mögen“. Die 
Komödie dagegen dulde nur „gemeine Perfohnen / Hauß-Vätter / vnd 
Haug: Mlütter / Jüngling und Jungfrauen / Bauren / Juden / vnd foldhe 
Perſohnen / die das Volk zum Lachen bemögen können”.!) Die Tragdie 
ertordere Außerliche VBracht, deren die Komödie leicht entraten könne. 
In jener ſei die Sprache erhaben und majeſtätiſch (er erinnert an 
Sophofles, Euripides und Senefa, an die „bis zur Uebermaß hoch— 
trabende Rede” des Wichylos), in diefer dem Inhalt entiprechend, 
von „nidriger, ſchertzhaffter vnd mittelmäffiger Art“. Die Tragödie 
enthält rayn, gewaltige Leiden, die Komödie 497, Charakterzeichnung, 
in weiterem Sinne Eittenfchilderungen. Bon dem Streit über die drei 
Einheiten findet ſich bei Hieber fein Wort; vielleicht ein Beweis, daß 
er ſeine Süße mehr aus dem Original — Ariſtoteles — zog ald aus 
den Tranzöftichen Tragifern und Theoretifern, die für ihre Einheit des 
Ortes im Ariftoteles feine Belegftelle fanden und die Einheit der Zeit 


ı) II. Bd., 16. Unterredung, ©. 249 und 251. 





Gelaſius Sieber und der Parnassus boicns. 25 


„Dissertatio de actione scenica“ gab, ftüßte ſich meiſt auf Theoretiker 
ſeines Ordens. Den Ariltotele8 benußt er in der Ausgabe des Yeluiten 
Tonatus,?) außerdem führt er die Sefuiten P. le Jay,“) P. Joſephus 
Juventius,’) Bidermann?) u. a. als Autoritäten an. Daß ihm aud 
der Theoretiker der römiſchen Schultragödie Julius Cäſar Scaliger 
(1484— 1558) manden Saß leihen muß, ift nicht zu verwundern. In 
der Definition der Tragödie als der Nadyahmung einer erlauchten Dand- 
ung (actio illustris), die durd) Erregung von Furcht und Mitleid die 
Reinigung von ſolchen Gemütsverwirrungen bewirfe (per misericor- 
diıam et terrorem efficiens perturbationum purgationem), fteht 
P. Yang völlig auf altem Boden; die Komödie ſoll nah ihm den 
ruhigen Berlauf des bürgerlichen Lebens daritellen (comoedia est pri- 
vatorum et civilium negoliorum citra infelicitatem complexio). 
Wollte Hieber aus der Komödie alle Zoten und Pollen aus Rüdjicht 
auf die fittliche Erziehung des ganzen Volkes verbannt wiljen, jo konnte 
der Jeſuit, deffen Spiele nur vor dem Adel und Kloftergelehrten auf: 
gerügrt wurden, jolche rohen Volksſcherze mit vornehmer Mliene als der 
Gegenwart ſolch auserlejener Gejellihaft unwürdig zurüdmeijen.?) 
Den allmählichen Verfall des Seluitendramas, das im 18. Jahr: 
hundert nad) Reinharditöttners Ausdrud nur noch ein „Schülerereignis“ 
war, während e3 früher Fürst und Adel gefefjelt hatte, vermochte auch 


Ingulstadii | MONACHII, | Typis Mariae Riedlin, Viduae. | 1727. — Über den 
ernten Zeil von Langs Schrift vgl. Reinharditöttner, Jahrb. f. Münch. Geich., 
II 1889, S. 61. — Die Mündener Hof: und Staat3biblivthet bewahrt von Yang 
3andichriftlich dramata et carmina. 4°. 4 vol. (C'atal. MSS latinor. No. 9242 - 9245.) 
Tas Berzeihnig feiner übrigen Werke j. bei Backer-Sommervogel, S. J., Biblio- 
taqué de la compagnie de Jesus, I, 4, Sp. 1478— 1480. 

" Ars poetica Alexandri Donati, Senensis e Soc. Jes., libri tres, Romae 
anno 1631. — Alex. Donati(-us), 1584— 1640. 

” P. Sabriel Franzistus le Jay (1657 —173#, S. J.; von ihm das noch 
in 19. Jahrhundert neu aufgelegte Wert: Bibliotheca rhetorum praecepta & 
ex-mpla complectens.... Parisiis, MDUCXXV, deijen II. Teil: Liber dramati- 
a2, liber de choreis dramaticis. 

⸗Joſeph de Kouvancy (P. Juventius), 1643— 1719, gab Horaz, Terenz und 
Xvid gereinigt) heraus. Hier find fein Appendix de Diis et heroibus pveticis, 
1:04, und jeine Institutiones poeticae, 1718, zu nennen. 

* Jacob Bidermann, geb. 1578, geft. 1639. 

”* „Nunc aperiuntur Theatra ad honestam delectationem; non tamen 
‘ram vulgo, sed in conspectu peritorum, & Magnatum, quorum dignitati non 
spreniunt gregales joci.“ a.a. D. 8 XIV, pag. 83. 


26 Titterariihe Unfruchtbarkeit und Reformverjuche. 


Langs Schrift nicht mehr aufzuhalten. Und fo ging fie doppelt wirkungs— 
[08 vorüber, da fie auch trotz mandher wider die franzöfiiche Narrheit 
fret auftretenden Bemerkungen von dem franzöfiihen Scaufpiel in 
Münden nicht beachtet wurde. 

Hiebers Belchäftigung mit der deutſchen Sprache und Poeſie, um 
dahın wieder zurüdzufehren, trieb nun noch eine ſchöne Blüte, die leider 
wie alles, was in diejen Jahren entftand, verdorrte. Er lenkte in 
feinen Abhandlungen den Blick der Zeitgenofjen zum erjten Male auf 
ältere deutiche Sprachdenfinäler und mittelalterlidhe deutihe Dichter. 
Noch war ja auch im Norden Deutſchlands nur jelten auf fie hingemiefen. 

Gleich im erften Bande des Parnassus wurde einer Qebensbejchreibung 
des heiligen Benno eine Probe aus dem Annoliede eingefügt.) Das 
Annolied, zu Ende des 11. Jahrhunderts entitanden, war durd) Martin 
Opitz 1639 zuerft befannt geworden, die Handjchrift dagegen ging nad) 
dem Drude verloren. Wahrſcheinlich benußte Hieber den Opißjchen 
Drud — die geringen Abweichungen im Parnassus find leicht auf 
Flüchtigkeit im Abjchreiben zurüdzuführen —, ohne jedody darauf Hin: 
zumeilen. „Wir haben annod) die Lebens-Beſchreibung deß Deil. Annonis 
in Reimen verjertiget vor ſechs hundert Jahren /dero Anfang wir / 
vmb der Seltenheit willen wollen hier anſetzen“, da3 find die einzigen 
einleitenden Worte. 

Im zweiten Bande jehte er feinem Verjpredhen gemäß die Ber: 
öffentlihung älterer Sprachdenkmäler fort. Er gab die Straßburger 
Eide von 842 in deutfcher und franzöfifcher Sprache wieder,”) druckte 
ein Vaterunſer „in alt-teutſch“, allerdings einem recht eigentümlichen, 
ab,’) gab dann die Ietten acht Zeilen eines Evangeliums aus einer 
Handichrift der Zurfürftlihen Bibliothef,*) im dritten Bande endlich 
wies er in einem längeren Abſchnitt auf die alt: und mittelhochdeutichen 
Dichter Hin.”) Er berichtet von den Barden der alten Deutjchen, fpricht 
dann von den „Meilterfingeren”, deren einer, „mit Namen Klingßohr / 
gang Teutſchland außgezogen / vnd zwey vnd fünffig der beiten Meifter- 





1) I, 487. (Sechſte Unterredung, Ein- vnd viergigfter Bericht, 1723.) 

2) II, 21. (Sibende Unterredung, Siben- vnd viergigiter Bericht, 1723.) 

9) II, 22. (Ebendiejelbe.) 

” TI, 23. (Ebendieſelbe.) Mit falicher Übertragung der Schlußverie ins 
Neuhochdeutiche. 

5) III, 409 fi. (Achtzebende Unterredung, Hundert acht und ziweyngigijter 
Bericht, 1726.) 


Gelaſius Hieber und der Parnassus boicus. 27 


fingeren überwunden hat / endlichen aber von Wolfram von Ejchenbad.. 
in der Statt Eyjenad) der Zauberey überführet / vnd mithin gewaltig 
zu ſchanden worden“. Bon den Mlinnefängern (der Ausdrud „Mteilter: 
finger“ wird ftet3 für fie gebraucht) find ihm dann ohne ihre chrono: 
Logiiche Aufeinanderfolge „Walther von der Vogelweyd / Reinhard von 
Zwerchſtein / Heinrich Schreiber / Johann Bitterolff / alle ritterlichen 
Ordens / vnd Heinrich von Effterdingen / Burger zu Eyſenach“, alle an 
dem Hofe Landgraf Hermanns zu Thüringen, befannt. Bon Albrecht 
von Halberſtadt nennt er die Bearbeitung der Metamorphojen Ovids. 
Freidank, Neithart Fuchs, Hugo von Trimberg, Heinrich Frauenlob er- 
mwähnt er als Liederdichter. Bon den eigentlichen Meifterjängern, deren 
Schulen zu Magdeburg, Holenftatt (?), Osnabrüd und Nürnberg er 
auftührt, hat er eine völlig verworrene Vorftellung. Die Krönung 
Konrad Eeltes’ durch Friedrich III. auf der Burg zu Nürnberg ift hier 
die einzig richtige Angabe. „Mit dem Abfall Luthert iſt die teutjche 
Poetereg-Kunft von der Catholiſchen teutichen Kirchen gröften Theils hinweck 
geiallen“, das ift der Schluß feiner geichichtlichen Überſicht. Natürlich 
wird Luther, troßdem ihm der Ruhm des beiten Poeten unter den 
Troteftanten gelaflen wird, ala Verderber des alten Kirchengejangs 
bingeftellt, und an einigen Beifpielen nachzuweiſen verfucht, daß er feinen 
„inſamen Nahmen“ einigen alten katholiſchen Gejängen bloß habe auf: 
druden laffen. Aus dem Verfall der Poeſie in den katholiſchen Ländern 
babe ſich dann weiterhin die Verwilderung der Sprache ergeben. Mit 
anem energilchen Hinweis, dieje wieder zu pflegen und jo wieder den 
Grundftein zu eigener Dichtung zu legen, jchließt er jeine Betrachtungen 
da, wo er fie begann. 

Es war das Lebte, was Hieber für den Parnassus |chrieb, gleid)- 
ham ſein Vermächtnis. Nach feinem Tode hörte der Parnassus auf 
zu erſcheinen; und als er noch einmal wieder feine Muſen verJammelte, 
da trat wohl noch einer, Agnellus Sandler, auf, der den Ruf nad) einer 
einheitlichen hochdeutichen Sprache ertünen ließ‘) und hier Mittel und 
Rege vorihlug, dann aber verficderte die Vorrede des lebten Bandes, 
dag man hinfüro fein Bedenken tragen werde, materien in lateinijcher 
Sprache einzurüden!!?) Damit war der alten Gleichgültigfeit wieder 


" V. Bd., 5. Berfammlung (30. Bericht), S. 67 ff. „Einige Anmerkungen 
iber die Teutihe Sprach.“ 

?, Wie ſehr Hieber die Seele des Parnassus gewejen war, geht aus der: 
ielben Borrede hervor: „Nachdem uns einer von denen eriten Verfaflern des io 








Parnassus boicus. 29 


allerhand merdwürdige Umftänd auf die Bahn bringet, welche in ob- 
erwehnten Geihiht- Büchern nit allemahl aljo angeführter 
zu finden, folglich diejelbe in etwas mehrers erläutert, darzu 
auch diejer Meifler-Singer eben um jolche Zeit gelebet, und in denjelben 
beeden Heer-Zügen (1427 und 1428) .... mit und darbey gewejen, 
und dahero vor anderen davon gute Willenichaft haben können... .“!') 

Das geichichtliche Intereffe, das hier jo unglücklich am Plate war, 
bildet fonft eine der weiteren erfreulichen Erſcheinungen des Parnassus. 
Die Erwelung des geſchichtlichen Sinnes im Volke war eine patriotijche 
That, die jchöne Erfolge hätte erzielen können, wenn ſie ſyſtematiſch 
durchgejeßt und vor allem, wenn das Volk dazu reif gewejen wäre, über 
jein eigenes Dajein hinaus zu denken und aus der Vergangenheit, deren 
es ſich wahrlid) nicht zu ſchämen brauchte, neues Vertrauen und neue 
Kraft zu jchöpfen. Immerhin blieb von diejer Zeit an die Neigung 
zum Hiftoriihen wach, und ala ein-Mtenjchenalter ſpäter von neuem 
die belebenden Ideen der Aufklärung gepredigt wurden, machte fich in 
der wiſſenſchaftlichen Litteratur, dann aber auch in der Dramatik ein 
ſtarker Sinn für die vaterländiiche Vergangenheit bemerkbar, der nament: 
ih den bayerijchen Adel außzeichnete. 

Mit einer geographiidy-wirtichaftlichen Beichreibung Bayerns, einer 
Unterjuchung über die älteften Fürſten und die Herkunft der „Bojer”, 
ihr Recht und ihre Gejeße wurde der Parnassus eingeleitet. Es 





Khorherrn Euſebius Amort verdankt hätte. Amort hatte bis 1735 längere Zeit 
als Saft Klemens XIV. in Rom gemweilt und die Schäße der Bibliothetf und 
Arhive eifrig durchforſcht. Aber dieje Vermutung wird hinfällig, da dag erfte 
Bediht „Der jprud von Beheim” gar nicht im Cod. palat. 525 enthalten iſt, 
alio immerhin für dieſes Gedicht die Frage der Herkunft noch offen bliebe. Erft 
die Einfiht in eine Handigrift des germanifchen Nationalmujeums in Nürnberg 
Roienplüt3 Gedichte 53398) löſte mir die Trage; dieje Handſchrift enthält 
beide Gedichte (Der „spruch von beheim“, Blatt 59 ff. 234 Zeilen, „Bon der 
Suiten flucht“, Blatt 64bff., 296 Zeilen), und aus ihr jind in wortgetreuer 
Abichrift die Gedichte in den Parnassus herübergenommen. Kleine, fjlüchtige 
Schreib⸗ oder Leſejehler, desgleichen der Wechjel großer und Heiner Anfangsbuch— 
itaben bilden den einzigen Unterjchied zwiichen der Nürnberger Handichrift und der 
Abichrift im Parn. boie. — Das Gedicht „Bon der Hufien flucht“, das aud) 
im Münchener Egm. 1136 fteht, ift von dem der Nürnberger Handſchrift und 
dem des Para. boic. ſehr verſchieden. Der größte Unterjchied beiteht darin, daß 
die Münchener Handſchrift nach Zeile 18 eine Abſchweifung von 73 Verſen 
aufiveiit, die in der Nürnberger fehlen. 
) V. Band, 2. Berjammlung, 1736, S. 50 f. 


30 Kitterarifche Unfruchtbarkeit und Reformverfuche. 


folgten mit der Zeit Beröffentlihungen aus alten Klofterurfunden, 
Ahnentafeln der älteften bayeriichen Adelsfamilien, Nachrichten von welt: 
lichen und geiſtlichen Stiften u. |. w. 

Die meiften Hiftoriichen Aufſätze lieferte der Auguftinerpater 
Agnellus Kandler (1692—1745),') der in feinem SKlofter bie 
Bibliothek verwaltete, 1739 zum Nonnenbeicdhtvater in Viehbad ernannt 
wurde und dort eifrig alte Urkunden jammelte. Jahrelang arbeitete er 
an einer Verbeſſerung des im ganzen Jahrhundert jo häufig genannten 
Stammenbuches des Wiguleus Hundt, lenkte aber naturgemäß gerade durch 
feine Forſchungen über bayerifche Geſchlechter die Aufmerkſamkeit weiterer 
Kreife auf den Parnassus. 

Bon Jeinen Freunden, dem Kabinetsjekretär Felix Audreas 
Defele?) und dem Chorherrn Eujebius Amort, zählte diefer zu 
den Mitarbeitern des Parnassus. Weniger feiner Aufläge wegen — 
fie behandelten meist mathematifche und phyfifaliiche Gegenftände —, ala 
vielmehr weil feine Perſönlichkeit charakteriſtiſch ift für viele Priefter 
feiner Zeit, verdient er hier nähere Betrachtung.) Er war einer der 
eriten, die zwiſchen ftreng Tirchlicher, durch Geſetz und Erziehung tief 
eingemurzelter Weltanfchauung und befjerer wiffenjchaftlicher Überzeugung 
einen ſchweren Kampf ausfochten, der vieles, was die römiſch-katholiſche 
Kirche durch jahrhundertelange Tradition geheiligt hatte, ala irrig an- 
erkannte, 3. B. manche Erſcheinungen nur als Werk des Betruges und 
überhigter Phantafie binftellte, ein Vorläufer Ferdinand Sterzingers, 
aber doc) noch einer, dem die Ehrfurcht und Ergebung in den Willen 
der mütterlichen Kirche fo feſt eingeprägt war, daß er ſich nicht von ihr 
zu trennen vermochte. Religiöfer Sinn, aus dem Innern echt hervor— 
) Agnellus Kandler (über den Namen Kandler = Cändler] vgl. Chriſtian 
Häutle im Jahrbuch f. M. Geſch. II (1888), S. 87, Anm. 1), geb. am 16. Auguſt 1692 
in Regensburg, trat bereits 1707 in den Auguſtinerorden; Profeſſor, Bibliothekar, 
1743 Ordensprovinzial, ſtarb am 19. Februar 1745. Baader, D. gel. Baiern, J, 
A—K, Sp. 180 ff. 

2) Geb. 17. Mai 1706, geit. 24. Februar 1780; Akademiker, Geſchichtsforſcher 
Hofbibliothefar. 

2) ber Euſebius Amort (geb. 15. Noveniber 1692 in der Bibermühle bei 
Tölz, trat nad) Vollendung feiner Studien in den Orden der regulierten Chor 
herren zu Bolling, wurde 1717 zum Prieſter geweiht, Lehrer der Philojophie, 
Theologie und des Kirchenrechtes, 1735 ein Jahr nad) Rom vom Kardinal 
Kercaro berufen, jtarb am 5. Februar 1775) vgl. Graf Savioli, Ehrendenkmal 
de3 Euſebius W., aladem. Nede, 1777. Baader, Das gelehrte Baiern, I(A—K)Y, 
1804, Sp. 20 ff. Pl. Stumpf, Dentwürdige Bayern, München, 1865, ©. 208 ff. 





Agnellus Kandler; Eujebius Amort. sl 


quellend, ließ ihn nie zum Spötter werden, der ſich ſelbſt betäuben 
mußte, um alt ererbte Güter leichten Sinnes aufzugeben. Amort ift 
eine ſelten ſympathiſche Erjheinung; er war nie des Befleren Feind, 
pochte nie mit wütendem Eigenfinn auf das Bisherige, er war eine 
eigentümliche Miſchung von fonjervativen und reformatorijchen Elementen. 
In jeinem Kloſter zu Polling, wo er 1717 zum Prieſter geweiht war, 
beichäftigte er fidh mit dem Studium der ‘Philojophie und des Kirchen: 
rechtes. Daneben jehen wir ihn eifrig ın dem phyſikaliſchen Kabinet 
arbeiten, das ihm jeine Bedeutung verdankte. Mit den Verjuchen der 
Erperimentalphyfif legte er feinen naturwiſſenſchaftlichen Forſchungen 
eine gründliche Baſis. Wie verjtehen wir den wahrheitsforſchenden 
Gelehrten, der anfang3 im Banne kirchlicher Schranken ftand, ein Gegner 
der Lehre von der Bewegung der Erde, dann aber, mehr und mehr 
durch eigenes Forſchen in dem alten Glauben erjchüttert, fich ſchließlich 
verart der Eopernicanifhen Lehre näherte, daß „jeine lebte Kund— 
gebung in diefer Angelegenheit als ein innerlich vollftändiges und 
äußerlich nur noch ſchwach verflaufuliertes Bekenntnis zur heliocentrifchen 
Reform angeſprochen werden muß“ !’) — Wenn aud) Joldhe Thatſachen 
in gar feinem unmittelbaren Zujammenhange mit der Entwidlung der 
Sitteratur und der Bühne in Bayern ftehen, verdienen fie hier doch 
erwähnt zu werden, ja fie müflen e3, weil bier, Iosgelöft von der ein— 
zelnen Perjon, bedeutende Umwälzungen im geiltigen Leben des ganzen 
Volkes typiſch vorgedeutet find.) Erſt mit dem Wugenblide, wo das 
Individuum fich des eigenen Wertes bewußt wurde und nun alles Leben 
treiheitjuchend aus den engen Hirchlichen Feſſeln hinausſtrebte, um ſich 
ſelbſt in aller Freude zu genießen, konnte Kunſt und Wiſſenſchaft volks— 
tümlich werden. Daß Bayern troß dieſer vielen ſchönen Anſätze im 
18. Jahrhundert nicht in den Beſitz einer wertvollen Litteratur und 
Bühne gelangte und die Rolle, die es bis zur Zeit Weltenrieders ohne 


' Sigmund Günther, Eujebius Amorts Bejtrebungen auf aſtronomiſchem 
und pänjtfaliich-geographiichem Gebiete. Forihungen zur Kultur- und Litteratur— 
geibichte Bayern, hrsg. v. Reinharditöttner, I, 103— 120. 

? Zapf, Litterariiche Reifen, Augsburg, I (1796), S. 34 ff., gibt eine Wür— 
digung von Amort3 Berdienften, weilt auf fein Bejtreben hin, über die engen 
Grenzen kirchlich beſchränkter Erkenntnis hinauszukommen und wendet auf jein 
Zirfen die Worte an, die Ulrih von Hutten 1517 an Leo X. jchrieb: „Pax 
etenim esse in tyrannide nulla potest, quia fides non est. Nec justitia esse 
prtest, quia suum cuique non est, et quia leges opprimunt tyranni, nec verum 
äisere licet, quia libertas non est.“ 


32 Litterariihde Unfruchtbarkeit und Reformverjuce. 


zu murren, ohne die Erniedrigung zu empfinden, jpielte, nun unfrei: 
willig und in ohnmächtiger Wut noch vier bis fünf Jahrzehnte länger 
zu jpielen hatte, ijt ohne einige Kenntniß der kirchlichen Zwangherrſchaft 
nicht zu verſtehen. Ohne fie hätte Bayern den gleihen rühmlichen 
Anteil an dem Siegeslauf genommen, den die deutiche Litteratur mit 
Klopftod, Leifing, Herder, die deutiche Bühne mit Schröder, Eckhof, 
land ging! 

Amorts Aufjäße im Parnassus, jelbft die aftronomiichen und 
phyſikaliſchen Inhalts, find ftets jo geichrieben, daß auch der Laie fie 
ohne Kopfſchütteln Iejen kann. Er wollte nicht für Gelehrte in Diefer 
Zeitichrift Ichreiben, er wollte dem Volke etwas geben. Er ſprach 
fiherli), wenn 23 in einem Vorberichte hieß: „Gelehrte Dissertationes 
und Abhandlungen, ob fie jchon auch hier nicht außgeichloffen, werden 
doch mit beileren Fug anderen, meiſt lateiniihen Werden überlaffen 
und vorbehalten, nebjt deme, daß nicht jeden fein Kauff, Gebraud), 
Luft und Verftand dahın laitet, fih auf Lejung tieffinniger und mühe: 
Jam auögearbeiteter Bericht zu verlegen.” Solche Abhandlungen, wie 
er fie 3. B. über das römiſche Bibliothefswelen, das er jelbft längere 
Zeit ftudiert hatte, veröffentlichte, mußten das Intereſſe der Wiſſenſchaft 
zulenken. 

Amorts Aufſätze dienten mit ihrer Schlichtheit ebenſo wie Hiebers 
warme, allem Lehrhaft-Spröden abholde Unterſuchungen über vaterländiſche 
Sprache und Litteratur den vernünftigſten Aufklärungsbeſtrebungen. 
Beide Männer leiſteten das Beſte, was der Parnassus überhaupt ver: 
mochte. Beide ahnten den ridjytigen Weg, auf dem da3 Volk zur 
Mündigkeit gebradyt werden konnte. Solange jreilih diefe Mündigfeit 
und das Selbftbewußtfein nur Eigentum vereingelter in der Öffentlichkeit 
wirfender Männer mare, jolange Eonnte fein Reformgedanfe in die 
Breite und Ziefe wirken. Noch lag die Leitung der willenlojen Menge 
in den Händen von Männern, die ihre Autorität zur Unterdrädung 
jener allgemeinen Selbftändigfeit mißbrauhten und die Grundbedingungen 
aller nationalen Wohlfahrt unbemußt oder abjichtlich verfannten. So 
wenig nun aber die Berjuche Hiebers und Amorts von unmittelbarem 
Erfolge belohnt wurden, vergeblih waren fie nicht. Die tiefere Be— 
deutung der durch den Parnassus ausgeſprochenen Ideen war ein _ 
drohendes Zeichen für den Zuſammenſturz des Jeſuitismus. Lange 
genug hatte diefe unfelige Verquidung zweier heterogener Geifteswelten 
gedauert. Im geichichtlihen Zuſammenhang erjcheinen Hiebers Ers 


Euſebius Amort und der Parnassus boicus. 33 


örterungen über deutiche Litteratur, über die Mutterſprache ala direkte 
Vorſtufe zu der Belebung nationalen Gefühls, wie fie ein Menſchen— 
alter Ipäter in Bayern erfolgte. Da erjt begannen die Blütenträume 
zu reifen, wenn auch mancher jchöne Anja roh vernichtet wurde. Da 
begann man, die Fülle von Kraft — in fittlicher und wirtichaftlicher 
Hinficht — auözubeuten, anftatt fie jämmerlid) bradjliegen zu laſſen, 
da erſt konnten LRitteratur und Bühne als wertvolle Kennzeichen der 
geiunden Kraft und Tüchtigkeit des Volkes erjcheinen. 





II. 


Das thentraliiche Xeben Künchens: Überblid über die älteren 
Bandertruppen. 


Wenn ich nun verjudhe, auf Grund archivaliſcher Forſchungen ein 
Bild von der Entwidlung des Münchener Bühnenweſens zu geben und 
Niedergang und Aufgang desjelben mit dem Stande der gleichzeitigen 
Litteratur, der gejamten geiftigen Beichaffenheit des Volkes in Parallele 
zu jeßen, jo it von vornherein Beſchränkung geboten. 

Drei große Gruppen find bei der Betrachtung bes theatralifchen 
Lebens zu beachten, drei Gruppen, die weder zeitlich aufeinanderfolgen 
noch eine Entwidlung zu höherem Kunftwert darftellen: e8 find bie 
Aufführungen der Wandertruppen, der S$ejuiten und der 
Volksſchauſpieler. Jene genießen nur eine mehr oder minder 
lange Gaitjreiheit in der Stadt, die Jeſuiten haben ſich eingebürgert 
und laſſen ihre Dramen durd) die Söhne des Adels und der Bürger 
aufführen, die dritte Gruppe ıft völlig heimisch, nimmt Scaufpiele 
und Schaufpieler in der Regel nur aus dem Münchener Volke. 

Auf das Jeluitendrama, da3 im 18. Jahrhundert in Münden 
jeinem Verfall entgegengeht, nimmt dieje Darftellung feine Rüdficht, 
zumal die Geichichte desjelben von Karl von Reinhardftöttner in ihren 
mweientlichen Zügen bereit3 gewürdigt ift.‘) Nur bier und da muß es 
zum Dergleiche herangezogen werden. Irgendwelchen Einfluß nad) 
außen haben dieje „Schülerereigniffe” im 18. Jahrhundert nicht mehr 
gehabt. Das war früheren Zeiten vergönnt gewejen, wo vom Sejuiten- 
drama nod) blendende Pracht und Kunftentfaltung ausftrahlten. 

Die Betrachtung der in buntem Wechſel jid) ablöjenden Wan der— 
truppen dagegen, Gründung und Entwidlung der ftehenden Bühne, 
und der Schidiale des Volksſchauſpiels bildet den Kern dieſer Arbeit. 

Bei den Wandertruppen ergiebt ſich wiederum eine Scheidung in 
italienische, franzöſiſche und deutiche, die, häufig gleichzeitig, im Dienfte 

» Sur Beihichte des Jeſuitendramas in Münden, Jahrbuch f. Münd. 
(#eich., III 1889, &. 53— 116. 





Das theatraliiche Leben Münchens. 35 


des Hofes oder auf eigene Rechnung nebeneinander ſpielten, und dennoch 
in dieſer Reihenfolge Entwicklungsſtufen darſtellen. Neben ihnen beſtand 
länger als hundert Jahre das Volksſchauſpiel, meiſt ohne von ihnen 
beeinträchtigt zu werden, dann aber wieder hart mit ihnen um die 
Eriftenz ringend. 

Für die Geihichte der Wandertruppen in Münden vom 16. Yahr- 
hundert bis etwa 1740 Tiegen drei Arbeiten Karl Trautmanns vor; ') 
auf fie ftüe ich mic) in dem folgenden kurzen Überblid, um dann von 
dem Kapitel Bolfsjchaufpiel an eigenes archivaliſches Material zu verwerten. 


Am 22. uni 1652 Hatte die jchöne Adelaide von Savoyen als 
Gemahlin des Kurfürften Ferdinand Maria in Münden Einzug ge: 
halten. Ein neuer Beift lebte von jenem Tage an in den alten Räumen 
der Münchener Hofburg. Glänzende Feſte traten an Stelle Höfterlicher 
Enthaltjamfeit und ernfter durch den langen Krieg hernorgerufener 
Stille. Je mehr ſich die geiftvolle Fürftin, in der das Blut der Medici 
und franzöfiiche Erziehung eine glückliche Miſchung kunſtſinnig-heiterer 
Lebensführung hervorgezaubert hatten, in München heimiſch fühlte, 
defto mehr lieh fie allem um ſich herum das Gepräge ihres Weſens. 
Lachen und Jugend ging von ihr aus; ein leifer Schimmer der Pracht 
italieniſcher Fürſtenhöfe lag über den ritterlichen Festen und Aufführungen 
der deutfchen Refidenz. Bei St. Salvator wurde ein Opernhaus gebaut.”) 
Italieniſche Sänger, italieniihe Schaufpieler traten in Eurfürftlichen 
Sold. Der Hof zu Münden wurde der Sitz einer auch litterariſch 
nicht unbebeutenden italienischen Dichterjchule,°) deren Wirken nod) bis 
ins 18. Jahrhundert hinein ſich erftredte!!) Bis an die Wende des 
Jahrhunderts, noch nach dem Tode der Kurfürftin, die die Seele aller 
dieſer fünftlerijchen Unternehmungen war, blübte italieniiche Dichtkunft, 


B Stafienijce Schauijpieler am bayeriihen Hofe (Jahrbuch, I, 193319, 
granzöftiiche Schauspieler am bayeriſchen Hofe (Jahrbud, IT, 185— 334), Deutſche 
Schauspieler am bayeriihen Hofe (Jahrbuch, III, 259— 430). 

3) Durch den italieniihen Baumeister Francesco Santurini. Vgl. Rudhart, 
Beihichte d. Oper am Hofe zu Münden (1865), S. 40 ff., dazu aber Trautmann 
Jahrbuch, II, 223 und 304, Anm. 260. 

2) Bol. Reinhardftöttner, über die Beziehungen der italienijchen Litteratur 
zum bayeriihen Hofe und ihre Pflege an demijelben. Jahrbuch, I, 93 it. 

+ Auch im Volke Hinterlieg das italienifhe Element deutlihe Spuren. 
SL 3. B. K. TH. Heigel, Jtalianigmen in der Münchener Mundart. Hiſtoriſche 
Lorträge und Studien. Dritte Folge. Münden 1887, S. 264 fi. 

3* 


77 Tas theatralijhe Leben Münchens. 


tahadeie Komödie und per. Das franzöfiiche Schaufpiel, das daneben 
"15 Beachtung fand - - ein Philippe Millot, der mit Molière das | 
iuxſrte Thentre in Paris gegründet hatte, ftand von 1671 ab an 
es Spike ber franzöſiſchen Hoffomödianten in München! —, Fam jeded 
# nz ION an zur vollen Geltung. Mar Emanuel hatte auf allen 
ara Zugen franzöſiſche Komödianten bei ſich, pflegte in Brüffel das 
nee Schanfpiel mit eben ſolchem Kunftfinn als unbedachter 
Fertkzmenbuung; und als er 1715 nad) München zurückkehrte, da begam 
af, mem Horbilde von DVerfailles ein prunkvolles Hofleben, das fih 1 
a son Schnphungen Guvilliss, in der völlig franzöfiichen Mode und E 
zette 103 Aoels, in der verſchwenderiſchen Pflege franzöfiſcher Balleits, 
sufter, arazınler Ktomödien und pathetiſch-klaſſiſcher Tragödien wider - 
zinylte. Der ſchönheitsfrohe Renaiffanceftil der Zeit Adelaides von 
Zusanen mr durch pifantes Rokoko erjeßt. Und als Max Emanuel 
4b 11726), da wußte ſich Karl Albert nur kurze Zeit zum Sparen 
zs verflehen. Gr jelbft war viel zu „lebensluſtig und feftesbedürftig“, war 
ht in großen tragiſchen Rollen aufgetreten, pflegte das Gejellicafts 
Hjeuter bei Hoſe und die Spiele feiner Hoffomödianten, bis ihn die 
Mtriegsguttin anf ein erufteres Iheater führte und die Bürde jeine 
Anıtes zu Schwer auf ihm laſtete. Derjelbe Fürſt, der fich heiteret 
rhenatrende hingegeben hatte, dem nod) 1740 mit Recht einer feiner 
nanzuſiſchen Komödianten von der Bühne zurufen mochte: 
TFriomphez, Charle Albert; triomphez a jamais. 

(ne mes voeux, mes souhaits 

Volent au bout du Monde; 

lit que V Echo reponde. 

Triomphez, C'harle Albert; et vivez a jamais'') 

Derjelbe jchrieb drei Jahre jpäter in voller Bitterfeit die Worte in 
fein Tagebuch: „Nicht einen glücklichen Augenblick hat mir dies Jahr 
gebracht; dagegen konnte ich Jo recht die Unbeſtändigkeit des Glückes, 
der Freundſchaft, der Größe, der Lebensfreude, furz alles deſſen erfalfen, 
was die Welt jcheinbar Blänzendes bietet, was aber in Wahrheit nur 
ein falſcher, nichtiger Schimmer iſt.““) Das franzöfiiche Schaufpiel 


T 


', Dialogue pour le jour de la naissance de S. A. Electorale de Baviere, 
1740. (Hof- und Staatebibl. Cod. gall. 567.) Trautmann, a. a. O. 5. 267. 

”, Carl Albert, Memoire sur la eonduite, que j'ai tenu depuis la mort 
de Femperenr Charles VI. et tont ce, qui s’est passe A cet. egard. (Hof: und 
Staatöbibl. Hdichr.) — 1. Heigel, Neue hiſtor. Vorträge und Aufjäge, 1883, 
2.280. 








Agnellus Kandler; Eujebius Amort. sl 


quelfend, Tieß ihn nie zum Spötter werden, der fich ſelbſt betäuben 
mußte, um alt ererbte Güter leichten Sinnes aufzugeben. Amort ift 
eine jelten ſympathiſche Erjcheinung; er war nie des Beljeren Feind, 
pochte nie mit wütendem Eigenfinn auf das Bisherige, er war eine 
eigentümliche Miſchung von fonjervativen und reformatoriichen Elementen. 
In feinem Klofter zu Polling, wo er 1717 zum Prieſter geweiht war, 
beihäftigte er fich mit dem Studium der Philojophie und des Kirchen: 
tehtes. Daneben jehen wir ihn eifrig in dem phyſikaliſchen Kabinet 
arbeiten, das ihm feine Bedeutung verdankte. Mit den Berfuchen der 
Erperimentalphyfil legte er jeinen naturwiſſenſchaftlichen Forſchungen 
eine gründliche Balız. Wie verftehen wir den wahrheitsforſchenden 
Gelehrten, der anfanga im Banne kirchlicher Schranken ftand, ein Gegner 
der Lehre von der Bewegung der Erde, dann aber, mehr und mehr 
durch eigenes Forſchen in dem alten Glauben erjchüttert, ſich ſchließlich 
berart der Copernicaniichen Lehre näherte, daß „eine letzte Kund- 
gebung in diefer Angelegenheit als ein innerlid; vollftändiges und 
öußerlid) nur noch ſchwach verflaufuliertes Bekenntnis zur heliocentriſchen 
Reform angelprochen werden muß” !') — Wenn aud) ſolche Thatſachen 
in gar feinem unmittelbaren Zuſammenhange mit der Entwidlung der 
Kitteratur und der Bühne in Bayern ftehen, verdienen fie hier doch 
erwähnt zu werden, ja fie müflen es, weil bier, losgelöft von der ein— 
zelnen Perſon, bedeutende Ummälzungen im geiftigen Leben des ganzen 
Volkes typiſch vorgedeutet find.) Exit mit dem Augenblide, wo das 
Individuum ſich bes eigenen Wertes bewußt wurde und nun alles Leben 
treibeitfuchend aus den engen kirchlichen Feſſeln Hinausftrebte, um fich 
jelbit in aller Freude zu genießen, konnte Kunft und Wiſſenſchaft volks— 
tümlih werden. Daß Bayern troß dieſer vielen ſchönen Anſätze im 
18. Jahrhundert nicht in den Beſitz einer wertvollen Litteratur und 
Bühne gelangte und die Rolle, die es bis zur Zeit MWeftenrieders ohne 


' Sigmund Günther, Eujebius Amorts Bejtrebungen auf aſtronomiſchem 
und phyſikaliſch-geographiſchem Gebiete. Forſchungen zur Kultur und Litteratur— 
geſchicht Bayerns, hrsg. v. Reinhardſtöttner, I, 103— 120. 

2Zapf, Litterariſche Reiſen, Augsburg, J (1796), S. 34 ff., gibt eine Wür— 
digung von Amorts Verdienſten, weiſt auf ſein Beſtreben hin, über die engen 
GGrenzen kirchlich beſchränkter Erkenntnis hinauszukommen und wendet auf ſein 
Virken die Worte an, die Urih von Hutten 1517 an Leo X. ſchrieb: „Pax 
etenim esse in tyrannide nulla potest, quia fides non est. Nee justitia esse 
Potest, quia suum cuique non est, et quia leges vopprimunt tyranni, nec verum 
dierre licet, quia libertas non est.“ 


32 Litierariſche Unfruchtbarkeit und Neformverjuce. 


zu murren, ohne die Exrniedrigung zu empfinden, ſpielte, nun unfreis 
willig und in ohnmächtiger Wut nod) vier bis fünf Jahrzehnte länger 
zu ſpielen hatte, ift ohne einige Kenntniß der kirchlichen Zwangherrſchaft 
nicht zu verftehen. Ohne fie hätte Bayern den gleichen rühmlichen 
Anteil an dem Siegeslauf genommen, den die deutſche Literatur mit 
Klopſtock, Leffing, Herder, die deutſche Bühne mit Schröder, Eckhof, 
lland ging! 

Amorts Aufjäge im Parnassus, jelbft die aſtronomiſchen und 
phyſikaliſchen Inhalts, find ftets jo geſchrieben, daß auch der Laie fie 
ohne Kopfihütteln leſen kann. Er wollte nicht für Gelehrte in diejer 
Zeitſchrift ſchreiben, er wollte dem Volke etwas geben. Er jprad) 
ſicherlich wern 28 in einem Vorberichte hieß: „Gelehrte Dissertationes 
und Abhandlungen, ob fie ſchon auch hier nicht außgeichloffen, werden 
doc mit befferen Fug anderen, meiſt lateiniſchen Werden überlaffen 
und vorbehalten, nebſt deme, daß nicht jeden fein Kauff, Gebraud, 
Luft und Verſtand dahin Laitet, ſich auf Leſung tieffinniger und mühe 
ſam ausgearbeiteter Bericht zu verlegen.“ Solde Abhandlungen, wie 
ex fie 3. B. über das römiſche Bibliotheksweſen, das er felbft längere 
Zeit ftudiert hatte, veröffentlichte, mußten das Intereſſe der Wiſſenſchaft 
zulenken. 

Amorts Aufſatze dienten mit ihrer Schlichtheit ebenſo wie Hiebers 
warme, allem Lehrhaft-Spröden abholde Unterſuchungen über vaterlandiſche 
Sprache und Litteratur den vernünftigſten Aufklärungsbeſtrebungen. 
Beide Männer leiſteten das Beſte, was der Parnassus überhaupt ver— 
mochte. Beide ahnten dem richtigen Weg, auf dem das Volk zur 
Mündigkeit gebracht werden konnte. Solange freilich diefe Mundigkeit 
und bas Selbſtbewußtſein nur Eigentum vereinzelter in der Öffentlichkeit 
wirfender Männer waren, ſolange konnte fein Neformgebante in die 
Breite und Tiefe wirken. Noch Ing die Leitung der willenlofen Menge 
in ben Händen von Männern, die ihre Autorität zur Unterdrüdung 
jener allgemeinen Seldftändigteit mißbrauhten und die Grundbedingungen 
alfer nationalen Wohlfahrt unbewußt oder abjichtlid, verfannten. So 
wenig num aber die Verfuche Hiebers und Amorts von unmittelbaren 
Erfolge belohnt wurden, vergeblid; waren fie nicht. Die tiefere Ber 
deutung der durch den Parnassus ausgeſprochenen Ideen war ein 
drohendes Zeichen für den Zufammenfturz des Jeſuitismus. Lange 
genug hatte dieſe unfelige Verquidung zweier heterogener Geifteswelten 
oedauert. Im geichichtlichen Zuſammenhang erſcheinen Hiebers Er— 


Eujebius Amort und der Parnassus boicus, 33 


örterungen über deutiche Litteratur, über die Mutterſprache ala direkte 
Vorſtufe zu der Belebung nationalen Gefühle, wie fie ein Menſchen— 
alter ipäter in Bayern erfolgte. Da erit begannen die Blütenträume 
zu reifen, wenn auch mancher jchöne Anja roh vernichtet wurde. Da 
begann man, die Fülle von Kraft — in fittlicher und wirtichaftlicher 
Hinſicht — audzubeuten, anftatt fie jämmerlich bracdhliegen zu laſſen, 
da erſt konnten Litteratur und Bühne ala wertvolle Kennzeichen der 
gejunden Kraft und Tüchtigkeit des Volkes ericheinen. 











Das franzöſiſche und das deutihe Schaufpiel am Hofe. 37 


in Münden verwahrlofte; in Frankfurt zwar riefen die Krönungs— 
jeierlichfeiten des Jahres 1743 eine eifrige Konkurrenz franzöfiicher und 
deutiher Schaufpieltunft hervor,’) aber das gehörte mehr zu dem 
äußerlichen Gethue. Karl Albert jelbft konnte nicht mehr das Intereſſe 
für beiteres Spiel haben; und als er noch einmal nad) München 
zurüdfehrte, da geichah freilich mandjer Schritt, der nach einer Wieder: 
befebung ausjah, zudem erforderte die Repräjentationspflicht, den zahle 
reichen GBäften franzöfiiche Komödie zur Unterhaltung vorzufeßgen, einen 
wirflihen Aufſchwung nahm jedoch das franzöſiſche Schauspiel nicht mehr. 
Am 20. Januar 1745 Itarb Karl Albert. Die Truppe ging auseinander 
und damit war der Lebensnerv der franzöſiſchen Schaufpielfunft für 
Münden tödlid) getroffen. Die aftenmäßige Darftellung der aus— 
ländiſchen Bühnenelemente unter Mar Joſeph II. wird zeigen, daß 
eine Blütezeit der franzöfiihen Komödie faum noch erfolgt, daß das 
deutiche Schaufpiel, welches jo lange die Rolle des Alchenbrödel gefpielt 
hatte, nun allmählich zu jeinem Rechte kommt. 

Während der glanzvollen Vorherrſchaft italieniſcher und franzöſiſcher 
Bühnenkunſt, wie fie eben kurz ſtkizziert wurde, nahm freilid) das 
deutiche Schaufpiel nur jene Rolle ein. Es zogen wohl jahraus jahrein 
deutfche Wandertruppen nad) Münden, aber es lag in der Natur der 
Sade, daß ſie nie heimifch werden konnten, wo Hof und Adel jo innig 
mit dem Weſen fremder Kunft verwachſen waren. Darin dürfen wir 
uns feiner Täuſchung bingeben, aud) wenn wir Trautmanns Nachweis 
(ejen, daß „bereits fünfzehn Jahre, ehe Magister Johannes Velten in 
Dresden das (wie man bisher annahm) ältefte deutſche Hoftheater 
begründete, die Wittelsbacher auch das deutſche Drama durd) eigene 
Hofkomödianten pflegten und aud) in der Folge ſowohl die heimijchen, 
als die von auswärts fommenden Theaterelemente niemals außer acht 
und außer Verwendung ließen“.“) Das Anjehen Michael Daniel 
Treus — er ift es, der 1670 mit den Seinen als Hoffomödiant 
angeftellt wurde — mußte bei Hofe ziemlich fragmürdiger Natur fein, 
vermochte er dod) ſelbſt die Bürger nicht durch Vorftellungen auf dem 
Rathaus zu ſeſſeln. Mehr begehrend als begehrt jcheint mir ber 
deutſche Wandertruppenführer aufgetreten zu fein. Mit dem Augenblide, 
wo er den Kittel des Wanderprinzipal® auszog, wechſelte er feinen 


2) Jahrbuch f. M. G, TIL, 261. 


38 Das thentraliihe Leben Münden?. 


nicht als perlönliher Vorwurf angejehen zu werden; es beweift nur 
im Zujammenhaug mit dem traurigen Schidjal, dem Treu entgegen: 
ging, in welche Abhängigkeit von dem durch fremden Gejhmad ge: 
leiteten Hof der deutiche Schaufpieler ſich begeben mußte. Ebenſo 
unerfreulich it das Bild, das die deutichen Wandertruppen, die im 
erſten Drittel des 18. Jahrhunderts nah) München kamen, dem Be: 
tradhter bieten. In reichlicher Anzahl erichienen fie, troß der politiſch— 
gefährlichen Zeit, aber fie famen und gingen ruhelos. Daß einige den 
Titel eines Hoffomödianten führten, wie 3.8. Johann Heinrid 
Brunius, verriet durchaus feine nähere Stellung zum Hofe. Hatten 
fie ſich den Zitel nicht ſelbſt beigelegt, jo Hatten fie ihn bei günftiger 
Gelegenheit ſich zu verſchaffen gewußt, um anderswo deſto leichter die 
Spielerlaubnis zu erlangen. Dieſe deutichen „Doffomödianten” unter: 
ſchieden fich von den franzöftihen „Hoffomödtanten“ dadurch, daß fie eine 
Zwiſchenſtellung zwiſchen Hof und Abel einerjeits und dem Volke andrer- 
jeits einnahmen. Sie ftanden nie mehr, wie 1670 Daniel Treu, und 
wie in ber Folgezeit die franzöſiſchen Hoitomödianten, in fkurfürft- 
lihen Solde. Tiefe Zwilchenitellung gereichte ihnen in der erften 
Hälfte des Aahrbunderts zum Schaden. Sie fanden auf feiner Seite 
völliges Nerftändnis. Erit als die Gedanken auftauchten, oder auch 
erſt gleichſam in der Luft lagen. die Schaufpiellunit zu reformieren, 
wandten fie Diele vermittelnde Stellung zu ihrem Porteil an. Sie 
allein Eonnten Hof, Adel und Rolf zu einer einheitlichen Kunſtpflege 
näbern: fe mußten das Prinzip der nationalen und gereinigten Bühne 
auinehmen und ſowohl dem Hof und Adel die Tranzöttihen Hof—⸗ 
fomödtanten. als dem Wolfe das einheimüſche Nolfsihauipiel erlegen. 


II. 
vollsſchauſpiel. 


Die wichtigfte Erſcheinung in der Geſchichte der Münchener Volks— 
ichaufpiele find die bürgerlichen Stadtmuſikanten, die über 150 Jahre 
das Paſſfionsſpiel und andere geiftlihe Stüde aufgeführt haben, eine 
Gewohnheit, die allmählic) zum Zunftsprivileg geworden war. Ahnliche 
Vorgänge find aus anderen Städten befannt. In Augsburg hatte die 
Zunft der Meifterfänger feit dem 16. Jahrhundert das Privileg, geift: 
liche oder weltliche Komödien aufführen zu dürfen. In Kaufbeuren 
hatte fich in ber zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts innerhalb der 
Bürgerichaft eine eigene Schaufpielerzunft gebildet,') die feft organifiert 
war, Satungen aufgeftellt hatte und über zweihundert Jahre beitand. 
An die Nürnberger Spiele und Faſtnachtsluſtbarkeiten, an die Laufener 
der Schärler, an die Ulmer der Weber und Kürſchner jei hier nur kurz 
erinnert. Vielleicht nicht ohne jeden Zuſammenhang mit ihnen, über: 
haupt den jüddeutichen Städten, erjcheinen auch in Danzig die Kürjchner 
als Pileger der dramatilchen Kunft.”) 

Die Münchener Stadtmufilanten treten uns in der Zeit, wo wir 
über ihre Spiele Nachricht in den Archiven finden, als Zunft entgegen. 
Über die Zeit ihrer Entftehung weiß ich nichts Sicheres anzugeben. Nur 
joviel fteht fett, daß fie eine der jüngften Zünfte ift, die in München 
vom Rate Sabungen erhielt. Aus dem Jahre 1294 ftammt die ältejte 
Kunde von Münchener Zünften, den Schuhmachern und Lederern.?) 
Zweihundert Jahre ſpäter (1489) zählt die Stadt bereit3 neunund- 

dreigig Zünfte mit je zwei oder vier Tyührern; anno 1500 werden vier- 
mdvierzig Zünfte aufgeführt, ohne daß bis jegt von den Stadtmufifanten 


’) Bgl. 8. Trautmann, Schnorrs Archiv f. Litteraturgeihichte, 14, 229 ft. 

’) Vgl. J. Volte, Das Danziger Theater im 16. und 17. Zhdt., Litzmanns 
Iteatergeihichtl Forihungen. XII, 10. 

»Lipowsky, Urgeihichten von Münden, II (1815), ©. 517. Bgl. Schlicht: 
"le, Die Gewerböbefugnijje in der K. Haupt: und Refidenzitadt München 
Elangen, 1844-1845, I, 8 LXXVI, ©. 161 ff. 


40 . Volksſchauſpiel. 


Erwähnung geſchieht. Auch in den Gewerbsverzeichniſſen der Jahre 
1618, 1633 und 1649 findet ſich feine Zunft der bürgerlichen Stadt: 
mufifanten. Nach dem dreißigjährigen Kriege jedoch Icheinen fie ji 
bald zu einer Zunft organifiert zu haben. Im Jahre 1668 beſchwert 
ih) ein Bürger und Spielmann wider jeine Kompagnie. Das deutet 
wenigitens ſchon auf feiteren Zufammenjchluß, eine Thatſache, die durch 
zwei Geſuche der Stadtmufifanten an den Rat bezw. an den Kurfürften 
aus den Jahren 1753 und 1743 erhärtet wird. Am 7. Januar 1753 
ſprach der Führer der Stadtmufifanten in jeinem Bittſchreiben davon, 
daß die Pajltonsvorftellungen jeit „mehr dan Hundert Jahren zu 
ſondern Nuzen und guett exempl des Publicj durd) einiche der alhiefig 
Burgerliden Stattmusicanten iederzeit mit all ſatt jambiften 
contento exhibiert.” ') worden, und 1743 Hatten fih die Stabt- 
muſikanten in einer Eingabe vom Februar dahin ansgeſprochen: „Ihro 
Röm. Kayſerl. May. würdet von jelbiten allergnädigiftes Willen tragen 
wie da3 eine verburgerte Banda der albiefigen Gtatt- 
Muſikanten ſchon vor mehr dann 90 Jahren ber die allergnädigifte 
licenz erhalten Haben, in der heilligen jaftenzeit die jo genante 
Tragoedj defj Heilfigen Passions.... offentlich auffiehren zuderffen“.?) 
Sicher ift, daß unter der Regierung des Kurfürften Yerdinand Maria 
(1651 — 1679) die Bildung der Zunft erfolgte, aud) wenn wir annehnten, 
daß die Stadtmufifanten jene Spiele in den erften Jahren noch nicht 
als Zunftsgewohnheit ausübten. 

Für die Bildung der Zunft unter jenem Kurfürſten |prechen zwei 
Zeugniſſe. Im Februar 1741 kamen die Stadtmuftfanten bei Rate 
„wegen unleidentlicher professionsbeeinträdtigung“ ein und betonten 
ausdrüdlid, daß ihre Zunft unter Ferdinand Maria errichtet jei und 
zwar „zur Ausrottung und Vertilgung aller hergelauffenen Auflpieler 
vnd derlei vagirent und ſchädlichen Gefinbels“.?) 

Das gültigfte Zeugnis jedoh find die im Stadtarchiv enthaltenen 
„Säz und Ordnungen einer löbl. Zunfft der verbürgerten Spilleuth“ ‚*) 
die in zweiundzwanzig Punkten ftrenge Satungen enthielten. Wie jeder 





ı, gl. Kreisarchiv Münden, H. R. fase. 461, die geiſtlichen Schauipiele 
in M. betr., 1726— 1791. 

2) Kgl. Kreisardiv Münden. Ebenda. 

s) GStadtarhiv Münden, Alt: Gewerbeverfaſſung, Stadtmuſikanten, 
Spielleute. 

Stadtarchiv Münden, Alt: Gewerbeverfaſſung u. ſ. w. 


Die Stadtmujilanten. 41 


Zunft wurden ihnen nun Lade und Schlüffel verliehen, und fie in den 
Schuß des Rates aufgenommen. Erft fpäter erhielten fie eine Zunfts- 
jahne; wir haben die Beichreibung einer ſolchen, die die Jahreszahl 1721 
aufweiſt. Sie war rot mit gold, mit dem Bilde der heiligen Cäcilia 
und Der „heiligen Kümmerniß“ geziert, vor der ein Muſikus Iniend 
auf der Geige aufipielt.) 

- Stabtpfeifer und Stadttambours, jene zum mittelalterlihen Städte- 
bild gehörenden Erfcheinungen, waren die Borläufer diefer Stadtmufikanten. 
Zu den Stadtpfeifern gejellten fich Geiger, und jo bildeten fich längſt vor 
dem Zuſammenſchluß zu einer Zunft einzelne Kompagnien. 

Die Hauptbeihhäftigung der Stadtmufifanten beftand nun — das 
fiegt ja ſchon im Namen — darin, bei allen feftlichen Gelegenheiten 
der Bürgerihaft, Hochzeiten, Nachhochzeiten, Jahrestagen und Primizen, 
aufzuipielen. Auch jpielten fie an den Dinzel- oder Danztägen auf, 
db. 5. an jenen Tagen, wo die Zunftmännigen in feierlicher Kleidung 
und Ordnung zur Kirche, dann zum feitlichen Mahle und zum Zange 
zogen.) Das waren wichtige, nur alljährlidy einmal wiederkehrende 
Feſte für die einzelnen Zünfte. Bon dem Altgejellen wurde bei Jolcher 
Gelegenheit die Zunftslade, von einem andern der Willlomm getragen, 
d. h. ein Becher mit Wein, der jedem Belannten zum Trunk gereicht 
wurde. Beim Mahl und Tanz ging es dann gar luftig zu, und die 
waderen Muſikanten fiedelten und pfiffen unermüdlich. 

Anfangs waren die Stadtmufilanten in drei Kompagnien mit je 
einem, alle drei Jahr neu zu wählenden Führer eingeteilt ; mit der Zeit 
aber zerfielen fie in vier, fünf, Ipäter ſechs Kompagnien, deren jede 
ihren {yührer hatte und nad) dem meiltens die Kleine Schar genannt 
wurde. Eine ſolche Heine Unterzunft bejtand aus ſechs bis fieben 
Mitgliedern, jo dab etwa fünfunddreißig bis zweiundvierzig Mitglieder 
zu Zunft gehörten.) Die Bezeichnung Unterzunft für die einzelnen 


!; Anton Baumgartner, Der jeyerlihe Zug zur Legung des Grundſteins 
ur dad Sr fönigl. Majeftät v. Baiern Marimilian I. beitimmte Monument auf 
m Mar Joſephsplatze, M., 1824, 2.10. In dem Zuge gingen die bürger: 
lichen Zünfte mit ihren Standarten voran. 

*) Weitenrieder, Beicjreibung der Haupt: und Reſidenzſtadt Münden, 
R., 1783, ©. 288. 

) Lorenz Hübner, Beichreibung der furbaier. Haupt: und Rejidenz-Stadt 
Runden... . ., TI (1805), S. 214, gibt in einer Üüberſicht der bürgerlichen 
Severbe die Zahl der Stadtmujifanten auf zweiundvierzig an. 


42 Volksſchauſpiel. 


Kompagnien trifft in der That zu, denn es bildeten ſich bei ihnen 
dieſelben Sonderrechte, Privilegien heraus, die die große Zunft gegenüber 
den vagierenden Muſikanten, den Hofmuſikanten u. ſ. w. beanſpruchte. 

Hatte z. B. die Loibliſche Kompagnie jahrelang bei ſämtlichen in 
der Wirtſchaft der Gaſtgeberin Huber feſtlich begangenen Gelegenheiten 
aufgeſpielt, ſo bildete ſich allmählich aus dieſer Gewohnheit ein Privileg. 
Keine andere Kompagnie der Zunft durfte ungeſtraft auf dieſer Bild— 
fläche erſcheinen.“) Ebenſo war das Übertreten des Mitgliedes einer 
Kompagnie in die andere ſtreng verpönt. Starb einer oder ſchied er aus 
anderen Gründen aus dem Zunftsverbande, jo mußte ein neuer Bewerber, 
wenn er nicht Schon im Beſitz des Bürgerrechtes war, id) diejes zunächſt 
erwerben, die freigemordene Gerechtigkeit erkaufen und jein, gegebenen- 
jalls aud ſeiner Frau Perinögen auf dem Hochzeitsamte angeben. 
Dabei kam 88 häufig vor, daß die Witwe als Beſitzerin der freien 
begebrenswerten Gerectigfeit mit in Kauf genommen und wohl oder 
übel aebeinatet wurde. Die Zunftsſatzungen ftellten feine zu boben 
Aniprüde. 08 waren Forderungen. die ein geiundes Slleinbürgertum 
ſtellen konnte. Schon der erite Paragraph entbielt die Hauptbedingung: 
„Srtliden tolle Kheiner in die Zunft eingenommen werden, er jey dan 
Edrlicher Grhurtb od. durch einen comitem palatinum legitimiert“.?) 

War einer ichließlich als ebriamer Würger beiunden und in die 
Surt auigenommen to erdielt er Damit feibfimerftändiich das Anrecht 
ar einen Srietzettel. den Austeilung dem Spielgratenamt oblag. 
An ner andere Munkant. er die Stadt durchzog. maren auch die 
Stademuſkanten zut Wurg in Dieken alte jübrliher Spielzettel 


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Die Stadtmufilanten. 43 


verpflichtet. Aber e3 konnte ihren Zunftsmitgliedern nie ein Spielzettel 
verweigert werden, wie ed ſonſt ausdrücklich durch eine Spielgrafen: 
mitruftion dd. 24. Mai 1687 dem mit der Berteilung derjelben be: 
trauten furfürftlichen Hof- und Feldtrompeter Johann Peter Griefinger 
vorbehalten war.) 

Auch muſikaliſche Untüchtigkeit fcheint den eingezunfteten Stadt: 
muftlanten darin nicht Hinderlich geweſen zu fein. Leider läßt ſich nicht 
mehr feitftellen, ob und wie fie vor ihrem Eintritt ihre geringe künſt— 
leriſche Befähigung nachwieſen. Die Zunftsfagungen enthalten darüber 
fein Wort. Allzugroße Anſprüche werden wir nicht annehmen dürfen, 
wenn auch manches edjte vollstümliche Talent unter diefen Muſikern 
verborgen war. Daß fie übrigens jelbit ganz unbegabte Muſiker nidjt 
in ihrer Mitte duldeten, dafür ift ein Ereignis, das ins Yahr 1724 
tällt, der beite Beweis. Die Brüder Franz und Caſpar Albert, Joſeph 
und Georg Weiflenegger, jodann Corbinian Prugger und Hans Georg 
Imbler hatten eigenmädjtig ihre Kompagnien verlaffen und eine neue 
errichtet, unbefümmert um Recht und Zunftsfagung. Und als fie darauf 
vor den Rat und Zunftsmeifter citiert wurden, erklärten ſie offen, fie 
wollten lieber einen andern Erwerb ergreifen, ala mit jo „onmuficalischen“ 
Seuten in eine Kompagnie geiperrt fein. Später müſſen allerdings 
ihre muſikaliſchen Leiftungen alle auf ein höheres Niveau gerüct fein. 
Burden fie doch 1761 gegen eine bejondere Entihädigung zu den Eur: 
fürflichen Bällen im Kaiferfaale der Refidenz verwendet.”) Auch zu 
den Opern wurden fie, wenn das kurfürſtliche Hof-Muſikperſonal zu 
Yeah war, mit herangezogen. So fpielten fie z. B. nachweislich in 
den Aufführungen von Bernasconis Artaferje (am 10., 17., 24.,31. Januar 
und 15. Februar 1763) mit.?) 

Interefſant ift ein Urteil Mozarts über fie; er jchreibt am 3. Oftober 
1777 von Münden aus an feinen Bater:*) „Beyläufig um halb 10 Uhr 
tom eine Kleine Musique von 5 Perjonen, 2 Clarinetten, Corno und 

















) Stadtardiv Münden, Alt: Gewerbeverfajjung, Spielleute u. j. w. 

?) Unter den Rechnungen über die zur VBermählungsfeier de3 römischen 
Königs Joſeph mit Joſepha Antonia 1765 aufgeführte Oper Semiramis befindet 
1 auch die Summe von fl. für die Mufit, die am 22. Februar auf dem Kaijer: 
hal ipielte und unbefoldet ift. Auch damit werden wahricheinlic die Stadt: 
wutlanten gemeint jein. Kreisarchiv Landshut, fasc. 462 Nr. 97. 

* Agl. Kreisarhiv Landshut, fasc. 339 Nr. 95. 
TI. Jahn, Mozart, I, 585. 





Die Stadtmufilanten. 45 


Diefe Thatſache machten ſich die uneingezunjteten Muſikanten, 
meiſt ziemliches Gefindel, zu Nutze. Bettler und Vaganten, gegen die 
in der erften Hälfte des Jahrhunderts eine Verordnung nach der andern 
erlaffen wurde, bielten ſich in den vor den Thoren gelegenen Orten, 
dem Xechel, dem Anger, der Au und weiterhin in Haidhauſen und 
andern Orten auf. Aus ihrer Mitte ging mancher hervor, der bei 
diejer oder jener Gelegenheit in München mit irgend einer erbärmlichen 
Muſik bettelnd herumzog, von einem Wirtshaus zum andern pilgernd. 
Die Ihlimmften „Stimpler” — biefer Ausdrud fehrt in den Beſchwerden 
der Stadtmufifanten häufig wieder — faßen in der Au. Der Rat 
bemühte fih, die Zunft zu fchügen. Auch ein Eurfürftliches Dekret 
erichien zu ihren Gunften, „wie zumahlen Wür keineswegs fernerö ge- 
Hatten wollen, daß die Supplicanten, welche ihre Burgerl: vnd zunfft- 
meßige onera iederzeit zu tragen haben, Bon den Bnuerburgerten, und 
jrembde ſpilleuth mit aufipillen in zufonfft beeinträchtiget vnd an der 
nahrung gehemmt werden follen“.') 

Ein Berzeichnis, das die Zunft dem Rate einreichte, wies über 
hundert unrechtmäßige Muſikanten auf, eine Zahl, die auf die joziale 
Lage des Volkes ein erjchredendes Licht wirft, denn diefe Hundert waren 
ichließlich weiter nichts ala Bettler und VBaganten. Am 16. Januar 
1756 entſchloß fih darum der Rat, man jolle fortan denjenigen, „melche 
deß aufſpillens nicht befuegt find, das Spiel durdy die Miliz oder 
ambtleuth wech nemmen laſſen“.“) Und doch wurde Hiermit auf die 
Dauer nicht? erreicht. Unter den Zünftigen fanden fich ftets Leute, die 
mit einigen begabten Uneingezunfteten gemeinfchaftlihe Sache machten. 

Die Geſchichte der Stadtmufifanten iſt ein unaufhörlicher Kampf 
um das liebe tägliche Brot, ein Kampf, bei dem ihre eigene Uneinigfeit 
neben der ftarfen Konkurrenz der heitigfte Gegner mar. Aber es finden 
ih aud) genug Gründe, die troßdem ihre Armlichkeit begreiflich machen. 
Münden war damals eine Stadt von etma 30000 Einwohnern. Und 
für dieje Zahl waren ſechs Kompagnien zum Aufipielen an Yelttagen 
u. 1. w. beftimmt! Wenn man dann bedenkt, daß daneben für die 
Offiziere die Hoboiften der Regimenter, für alle Hoffeitlichkeiten die 

bejoldeten Hofmufifer zur Verfügung ftanden, daß bei allen Zrauer: 
fällen des Fürſtenhauſes, jährlich) in der Faſtenzeit jede öffentliche Muſik 


van 


; Defret dd. 13. XII 1755. 
Stadtarchiv Minden, Ratsprotofoll, 1756, I, Sitzung vom 16. Januar. 


1«0 


46 Volksſchauſpiel. 


unterſagt war, ferner, daß die Stadtmuſikanten ihre Zunftsabgaben zu 


zahlen, Zettel vom Spielgrafenamt zu löſen hatten und dabei fein 


anderes Gewerbe treiben durjten, jo wird man fid) ungefähr ein Bild 
von dem Elend machen können. Alle Erleichterungen, die ihnen allmählich 


der Rat dur Schenkung von Holz, Befreiung von der Spielzettel- 
gebühr u. a. gewährte, vermochten diefe traurige Lage faum zu beffern. 

Länger als hundert Jahre lag dieſen ärmlichen Gejellen die Pflege 
des Paffionsipiels, des Dramas vom Xeiden und Sterben Yelu Ehrifti, 
am Berzen! Ihre traurige Lage darf man bei der Geidhichte ihres 
Palfionsipieles nie außer acht laffen. Sie pflegen es, weil e8 ihnen 
eine einträgliche Tuelle des Erwerbs ift, aber daneben geht doch ganz 
leife etwas in ihre Seelen hinüber, das jchöner und lauterer ift, fie 
wachſen mit ihrem Spiele, und wollen es ſchließlich nicht aus den 
Händen geben, ald man fie rohe Gejellen fchilt, die da8 Geheimnis ber 
Religion durch ihr Spiel profanieren ! 


Völliges Dunkel liegt über der Entftehungazeit ihres Pajfionzfpieles. 


Aus einer Hofrehnung vom Sabre 1589, die den Eintrag bat „item 


den Spielleutben, jo der iungen Herrſchafft den Paſſion geipiellt, 6 }l.”,) 


gebt nicht hervor, daß dieſes Spiel von den Stadtmuftfanten aufgeführt 


wurde. Ganz abgeſehen davon, daß wir von dem lirjprunge ber - 


Stadtmuſikanten nicht unterrichtet find, iſt es nicht angängig, den 
Ausdrud Spielleute in jener Zeit für Stadtmuſikanten zu deuten. Mit 
dem Wort Spielleute werden im 16. Jahrhundert jomohl Muſiker als 


Komödianten bezeichnet, desgleichen die bunte Schar von Seiltänzern, . 
Yuftipringern u. dergl., die alle durch ihr Spiel das Rolf ergößten.?) - 
Wit jenen „Spielleuten” werden Randerfomödianten gemeint jein. — 
Wir geben nicht febl. wenn wir, auf jene beiden oben jchon ”) angezogenen : 
Geĩuche aus den Jabren 1743 und 1753 uns ftügend, etwa das Jahr 
1650 als Entitebungszeit des Spieles der Studtmuitfanten annehmen. - 


Schon vorber magen ibre Vorgänger das Spiel aufgeführt haben, von. 
dieſem Jadrzednt an vechneten jedoch ñie telbit Die Aufführungsgewohnheit. 


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E wird Mb Damit äbdnlich verdalten mie mit der Sitte der Obere: 


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Das Paſſionsſpiel der Stadtmujilanten. 47 


ammergauer; bei ihnen führte „das Gelübde vom Yahre 1633 nicht 
einen neuen, früher in der Gemeinde unbefannten Gebrauch ein, fondern 
wollte vielmehr einen uralten, damals aber hier wie anderwärts im 
Erlöichen begriffenen Gebrauch durch das Verſprechen regelmäßiger 
Übung für alle Zeiten feſthalten“.“) 

Die verichiedenften Urſachen mögen die Stadtmufifanten zur Pflege 
des Paſſionsſpiels veranlagt Haben. An eine Erwerbsquelle jedoch 
dachten fie zunächft ficherlih nicht; dieſer Gedanke ergab ſich erſt im 
Laufe des 18. Jahrhundert? und wurde dann von ihnen weidlich aus: 
gemnmutzt. Wie oft in der erften Zeit die Aufführungen jtattfanden, ift 
nicht zu enticheiden: ſpäter führten fie die Paſſion ſaſt jährlich auf 
und nahmen geiftlihe Vorſpiele hinzu. 

Es war eine theaterfreudige Zeit, in die wir den Beginn der 
Paffionsaufführungen durch die Stadtmufifanten zu feßen haben. Das 
religiöſe Empfinden des katholiſchen Volkes wurde gefliſſentlich durch 
prächtige Gepränge und üppige Schauftellungen gefteigert. Die Mün— 
hener Tyronleichnamsprozejfionen waren feit den Tagen Wilhelms V. 
(1579—1598) mit aller feierlichen überladenen Pracht ausgeftattet. 
Auf jedem Gebiete der Kunft fuchte der zum Myſtiſch-Verklärenden 
Iinneigenbe Katholizismus Ausdrud und Offenbarung. Welch ſchwere 
Feierlichkeit lag in den Spielen der Jeſuiten, in welch glänzendes 
sarichendes Gewand hüllten fie nüdhterne Wahrheiten. Daß ihre Spiele 
af das Volk wirkten, auf ein Volk, in dem von jeher Theaterblut 
ſtedte. ift Leicht zu begreifen. Mit der Luft der Nachahmung verband 
ſich das naive Bewußtſein, ein frommes Werk zu thun. Das darf 
bei allem Unwert der Darftellung nicht vergeilen werden, das blieb 
auch dann noch, als fie jelbit recht unmürdige Poſſen in das Paffions: 
el hineintrugen. Hierhin mußte es übrigens fommen, denn fonft 
wären es nicht Leute aus dem Volke geweſen, die die Paſſion jpielten. 
Sank jogar das Kunſtdrama der Jeſuiten zu mancher recht gewagten 
Exene herab, um wie viel mehr mußte der derbe Volksſinn bei aller 
ümerlihen Scheu vor dem heiligen Stoffe zum Durchbruch kommen! 
& iſt thöricht, hierüber zu zetern! War felbft eine witzige Zote, die 
ſih in diejes ernſte Drama hineinfchlich, nicht eher ein freudiger Beweis, 

ns das Volk nicht ganz ſaft- und Fraftlos geworden war? Mit 

y Joſ. A. Daijenberger, Erjter Bericht über das Paſſionsſpiel in Über: 


amergau im Jahre 1850. Abgedr. in Deutingers Beyträgen zur Geſchichte 
ki Erzbisthums Münden und Freifing II. Bd. (1851), S. 457 ff. 





4# Boltsicdhauipiel. 


äfthetiihen und moraliidem Maßſtab durfte und darf hier nicht ge 
meflen werden. Tas Volk meinte und war ergriffen, befreuzigte fid 
fromm bei Chrifti Streuzestod, für das Volf war es eine derbe Freude 
wen Judas Jichariot fid) an einem Baum erhing und „unter erbaulichen 
Sprüchelchen aus der Schenke und unter luſtigen Schwänten fein Beben 
endigte“.) 

Trotzdem mußte der geiſtliche Rat hierin eine unwürdige Ent: 
heiligung des Stoffes erbliden und die Übelftände auf jede Weife zu 
befeitigen fuchen, zumal die jchaufpieleriiche Tätigkeit der Muſikanten 
auch fonft über das ihnen vom Rat zugebilligte Maß geichritten war. 

Sermwürfniffe innerhalb der eigenen Zunft und Streitigkeiten mik 
Berufsichaufpielern hingen damit zulammen. Solange die Stadt— 
- mufifanten ihrem Privileg entiprechend nur das Paſſionsſpiel aufführten, 
wurden fie don den gerade anmejenden Wandertruppen nicht beadtet. 
Diele hatten ja doch ihr eigenes Spielverzeichnis, mit dem fie ihre 
Zuſchauer anloden fonnten. Anders mit den Stadtmufifanten felbit. 
Sie ſahen jeden Berufstomödianten als Feind an, der durd jene 
Vorſtellungen das Volk, das ohnehin nicht allzu oft den Theatergenuß 
fid) gönnen konnte, anlodte. Sie mußten entweder danach ftreben, 
in der Darftellung fid) dem Grade der Vollendung eines Berujß- 
tomddianten zu nähern oder ihren Spielplan vorfichtig zu ermeitern. 
Beides thaten fie. Es war nur eine Trage der Zeit gewejen, daß aus 
ihrem Kreiſe einer völlig heraustrat, das Bürgerlich-Dilettantenhafte 
abftreifte und zum Berufofchaufpieler wurde. War doch ſchon mander 
Jug, den die Berufsichaufpieler aufwieſen, aud bei ihnen zu jpüren, 
mußten Ste doch jelbft den Manderfomödianten das abjehen und zu 
ihren Eigentum machen, was dem Wolfe gefiel. Die größte Zahl der 
Stadtmuſikanten freilich blieb in dein ausgeprägten Stil des unbeholfenen 
volfstimlichen Spieles weiter teen. 

Es durite und konnte ſowohl nach den Zunftsiagungen als angeſichts 
der mangelnden geiſtigen Fähigkeiten und wirklich ſchauſpieleriſchen 
Veranlagung nur cin Ausnahmeiall bleiben. wenn aus der Zunft einer 
ib lelötte und eine eigene Truppe gründete. Dielen Fall haben wir 
in dem NWundertruppenprinzipal Stephan Mayr. Schon Traut: 
mann glaudte zu der Annahme berabtiat zu fein. daß bier ein bürger: 
iiber Dilettant tb aUmäblich zum Beruisichauſpieler berausgeurbeite 


— 


' Tor geimtman on Narmım DIS NUE Zi: vom Jenner XE. 3. 





Tas Paſſionsſpiel der Stadtmufilanten. 49 


hie.) Daß diefe Vermutung richtig ift, hoffe ich mit den folgenden 
enhivaliichen Belegen bemeilen zu fünnen. Und damit ift dann als 
Heultat die wertvolle Thatjache gegeben, daß in München jelbft zu 
amer, wie oben gefchildert, recht traurigen Zeit die Verſuche, Höheres 
onuftreben, auch aus dem Bolfe heraus Unterftügung auf dem Gebiete 
Hatraltichen Lebens fanden. 

Zum erſten Male begegnet uns der Name Stephan Mayrs im 
ste 1716. Dem Gebrauch entiprechend reichte aud) in dieſem Jahre 
er bürgerliche Stadtgeiger Caſpar Albert für fich und feine KKonjorten 
de übliche Geſuch um Aufführungserlaubnis beim Rate ein. Diefem 
Bude legte er eine „Speecification der ienigen Perjohnen, welche zu 
halumng des Passions Jesu Christi gebraucht werden” ,”) bei. Sie 
lanet folgendermaßen: 

1. Johann Doll Statt Tampour 

2. Franz Wiflenreider burger 

3. Franz Sittenhoffer burger ond Statt Tampour 

4. Stephan Mayr burger Sohn 

5. Caſpar Albrecht (sic) burger vnd Statt geiger 

6. Hieronimus Staindl burger und Statt geiger, aud) Tarnpour 

7. Michael Höringer, burger gewefter tuechmacher und Statt 
Tampour 

8. Ehriftoph Höringer, burger vnd anjtreicher 

I. Maria Anna Gleiffenpödhin 
bereits fich in die 10 Jahr bei Herrn Statt Leutenandt aufhaltet. 

Außer dem Namen Stephan Mayrs erjehen wir aus diefem Ber: 
Fnis, daß die Frauenrollen — in diefem Falle wohl nur die Marias — 
ion grauen dargeftellt wurden. Was Franz Wiffenreider und Stephan 
Roy für ein Gewerbe trieben, vermag id; bis jeßt nicht zu jagen. 
khater fanden fih unter den Mitſpielenden ftet3 mehr Nichtmufifanten 
& Zünftige, eine Ericheinung, die der oben gejchilderten Lockerung des 
len Gebrauches entipricht und das ficherfte Zeichen für den Verfall 
aömadht.?) 


') Trautmann, Jahrbuch f. M. G., III, 355. 

) Stadtardhiv Münden, Alt: Gewerbeverfajjung, Stadtgeiger. 

) Das Stadtarhiv Münden bewahrt in dem Alt: „Gemeinde-Eigenthum, 
dz alte Rathaus, Der große Rathausſaal“ ein zweites, undatiertes, aber ins 
Jahr 1761 fallendes Verzeichnis der bürgerlichen Schaujpieler auf. Der Führer 
Anod ein Stadtmufitant, fonft aber finden jich bereits die ſeltſamſten Elemente; 

4 


7) Erl’sihomiriel 


Hier erideint Stephan Mayr noch vollfommen als bürgerlidyer 
Tilettant, aber icon vier Jahre ipäter als Anführer einer eigenen 
Schar! Ta bittet er tür ſich und feine Komorten um Aufführungs- 
ficenz, und 1721 gar erhält er ein furfüritliches Privileg für Münden. 
Nun mußten zum eriten Male Bürgeridjyauipieler und Berufsichaujpieler 
hart aneinander geraten. Es ſcheint, dag Etephban Mayr zunächſt 
andere weltliche Schauipiele auflührte, und bei Raitonsaufführungen 
mit den hierzu privilegierten Etadtmufifanten ſich veritändigte. Er wagte 
fi) darauf weiter Hinaus,’) um mit neuen Erjahrungen beimzufehren. 
Tag ihm dann die Stadtmuſikanten immer elender ericyeinen mußten 
und er ſich vollends über fie hinwegſetzte, mit dem Recht des Stärkeren, 
ift leicht einzuiehen. Die Stadtmufifanten jahen e8 mit Schreden; 
endlich reichten fie ihre Beſchwerde beim Rat ein (im Januar 1731), als 
Mayr gerade von Nördlingen zurüdgefehrt war. „Hieronimus Stainl,?) 
et 11 Cons: jammentlide Statt Muficanten Vnd Burgl: Tampours 
weldye all Jährlih die Passions Tragaedj geipilfet haben“, traten gegen 
ihn auf; ohne jeden Eingriff von jJeiten der Berufsfomödianten hätten 
fie ftets in der Advents- und Faſtenzeit ihre heiligen Stüde aufgeführt, 
„nunn aber will der Stephan Mayr et Compag* Weldher Ehbeuor 
bey Vns Bnd Vnſeren Eltern Bon Jugent an fi ein: 
befundten: auch mit agieret, wodurd Er ſich aniezto aber alſo 
capax gemadt, das Er ſich für einen Principaln der Teutſchen Agenten 
berfür thuet, Vnd eine jelbft Eigne Compag* auffiehret, welche dem Ber: 
nemmen nad) diſe Heyl: Faſtenzeit nit allein in den Paſſion zu Agiren: 
ſondern an ftatt deſſn andere geiftl: Historien oder geichichten vor: 


die „Specification derer vnſrigen acteurs“, die Franz Albert, „Bürger!. Statt 
Music.“ einreicht, lautet: 
Franz Albert 
Laurentius Mayr, Kürchen Muficus 
Johann König Inftructor 
Nareiss, Barödhenmaderd Sohn von hier 
('ajetan Schueller, Sprachmeifter® Sohn von bier 
Antonj Kager, Student 
Barth, hollendiſcher Kunſt Meiſter 
Illein, Comicus 
Klein 
Maria Anna Albertin von hier 
eine frembde comwdiantin 
1) Trautmann, a. a. O. S. 354. 
ji. oben S. 49 das Verzeichnis von 1716. 


Stephan Mayr. ol 


föllen: Vnd Vnß alle dauon auſſchlieſſen, Bnd feinen von 
Bn3 zuefommen laſſen will, jo wider alle billichfeit were, in 
ermegung diſe Teutſche Agenten feiner weder mit Burgerrecht nod) 
beyfiz berechtiget, auch ain ganzes Jahr Hindurd) in aufmendtigen 
Landtereyen herumbziehen: Vnd einem Hochlobl: Stadt Magiltrat Kleinen 
Heller Werth nuzen“.“) Stephan Mayr wurde daraufhin vor den 
Rat berufen und erklärte, künftig fein Paſſionsſpiel mehr aufzuführen 
— alto eine Anerkennung des zünftigen Privileg —, auf andere geiſt— 
ide Hiftorien wollte er jedoch nicht verzichten — der Wortlaut feiner 
Arfürftlicden Vollmacht gab ihm dazu volles Recht —; die Stadt: 
muftfanten erklärten fi) mit diefem legten Punkte nicht einverftanden, 
obwohl Stephan Mayr, um ihnen nicht zu hart zuzujegen, in dieſem 
Sabre nur bis Lätare Ipielen wollte. Die weiteren Berhandlungen 
baben ſich nicht erhalten. Stephan Mayr trat größere Wanderungen 
an — 1733 ift er in Brünn‘) u. ſ. w. —, fehrte aber nach jeder 
Fahrt wieder in die Vaterjtadt heim, wo er |päter noch einmal mit 
den Stadtmuſikanten in Konflikt geriet. Gefährlicher war für ihn zu— 
nähft ein Zuſammenſtoß mit einem andern Wanderprinzipal, Franz 
Gerwald von Wallerotti. Im Winter 1737 traf er diejen bereits 
m München, mit einer Spielerlaubnis verjehen, an. Er jelbft war im 
Beſitze feines alten Privilegg vom Jahre 1721, jo daß einer mit dem: 
ſelben Rechte bem andern gegenüberftand. Auf den Wunſch des Kur- 
füriten kam zunädft ein Vergleich zuftande. Beide Truppen jpielten 
gemeinschaftlich auf einer Bühne (wahrſcheinlich beim Faberbräu), die 
Emnahmen wurden geteilt. Schließlih Fam es dody zum Zwiſt; 
Ballerotti glaubte ſich übervorteilt und reichte eine Bittichrift an den 
Kurfürften ein. „Weillen id) auf meiner Vnterhabenter Zahlreich: vnd 
Virtuoser Compag®“, jchrieb er, „Vier und fünffach gröffere Unköſten 
mahen mueſ, dan der Mayr auf die jeinign, deſſen vnangejehen aber 
den erhollenten Gwinn, mit Ihme Mayer, zu gleihen Thaillen zu 
repartieren babe, [habe] ich bil anhero nichts” profitieren, noch die 
gemacht grofle Raij- vnd andere Bnköften anmwiderumb erhollen können, 
iondern befündte mich noch zu dato in fchaden von Mehrer 100 fl.“?) 


i) Stadtarchiv Münden, Alt: Gewerbeverfafiung, Stadtmufitanten :c. 

2 Chr. d'Elwert, Gejchichte des Theaters in Mähren und Deftr.-Schlejien 
drinn, 1852, S. 54. \ 

’) Kgl. Kreißarhiv Münden, Alt: Tas dem dKurf. Hofffourier Stanz, 
Gewald von Wallerotty ertheilte Privilegium, deutſche theatraliihe Stüde .. 
führen zu dürfen, de 1737—1765. F 





52 Volksſchauſpiel. 


Wallerottis Bitte lief nun darauf hinaus, ihm allein noch während der 
Gebnacht-(Dreikönigs-)Dult Spielerlaubnis zu erteilen, was ihm jedoch 
verweigert wurde; jein Nivale 309 es vor, ohne weiteres das Feld zu 
räumen und München zu verlaffen. Nach manderleii Wanderzügen 
ftelfte er fi) 1743 in Frankfurt zu den Krönungsfeierlichkeiten ein und 
wußte von den vielen Gnadenerweiſungen der kaiſerlichen Majeftät fich 
die zu erhalchen, daß neben ihn niemand in München zu Tpielen habe. 
Mit diefer neuen Verficherung eilte er nad) München; jein erſtes war, 
überall Zettel anbeften zu laffen und ſich als einzig privilegierten Schau⸗ 
Ipieler befannt zu machen.) Auch auf das Paflionsipiel, das im Volke 
ſehr beliebt und infolgebeifen eine willkommene Einnahmequelle war, 
richtete er jein Augenmerk. Da traten die Stadtmufifanten in jeltener 
Einigkeit wider ihn auf und beriefen fi) auf ihre alten Privilegien, jo 
daß nicht nur der Rat, der fie ftets Ichüßte, ſondern aud) das faijerliche 
Hofoberrichteramt die Berechtigung ihrer Klage einjah und dem Wander- 
prinzipal die Aufführung des Paſſionsſpieles unterjagte.”) 

Bon Berufsichaufpielern wurde die Zunft in ihrem Privileg der Paſſi⸗ 
onsaufführung fortan nicht mehr geftört. Es traten jogar Ereignifie ein, 
die ein neues Aufblühen diejes alten ftädtilchen Brauches zu verheißen Ichienen. 

Eeit dem erjten Viertel des Jahrhunderts hatte die Zunft — e8 
iſt mir unbefannt, aus welchem Grunde — nidyt mehr im Rathaus: 
faale ihre Paſſion geipielt. Damals war das Rathaus der vornehmite 
und aud von allen Vertretern der theatraliihen Kunſt gern bezogene 
Aufführungsraum gemejen. Nach den Paſſionsſpielern agierten dort 
Wanderfomödianten, und aud Luftipringer und Seiltänzer produzierten 
fi) in ihm in Gegenwart des Hofe.) Allmählich aber fam er für 
dieſe Zwecke ganz außer Gebrauch; er diente zu Lotterien, Feſten u. dergl., 
worüber ſich ein eigenes Kapitel intereffanter Kulturgeichichte Ichreiben ließe. 

Die Muſikanten führten dann ihr Spiel teils in Bräubäufern, 
teils in dürftig errichteter Bretterbude auf dem Anger auf. m 


ı) Im Januar 1744 wird ihm eine Tochter geboren. Das Taufbud der 
St. Peterspiarrei (Liber baptismalis 1742— 1747, S. 101) nennt ihn: „Stephanus 
Manr, Kanßerl: Teuticher Comoediant.“ 

* Kgl. Kreisarchiv München, WagijtratSprotofol- Auszug, H. R. fasc. 461, 
Die geiitl. Schauipiele u. 1. w. 

° Mar Joſeph von Vacchiern. Vürgermeüter, berichtet in ieinem Tages 
buche (Dei: und <taatsbibl. Cod. verm. 1945 öfter, dah er „ins Räthhaus zum 
Sail- Tanz”, zu den „Sail Tanzern“ gegangen lei. Sonntag, den 29. Jan. 1713 
tebt „Idro Tele. dem Saill Tanzen zu“, u. ſ. w. 





Das Bafjionsfpiel der Stadtmujifanten. 53 


Jahre 1758 endlich überließ ihnen der Rat einen Holzbau, der wenigitens 
etwas einem ftehenden Theater ähnlich ſah. Es war der ogenannte 
Salzſtadl auf dem Anger, eine „Hitt, welche vor wenigen Jahren zu 
nechft von dem [Frauen⸗-] Cloſter, vnd der Kürchen gegen den Prandt- 
wein Prenner hinyber, anfangs zur alservirung des Salzes erpauet: 
jo dan zur Verwahrung der Wägen, Pröder, vnd derley Fahrnuſſen 
gebraucht worden“.) Kaum verlautete diefer Entichluß des Rates, ala 
Äh die Abtiffin des Frauenkloſters mit einer Beſchwerde nad) der 
andern gegen dieje Neuerung verwahrte.e Schon 1736 hatte ſie über 
die lärmende Nachbarſchaft der Dultfomödianten geklagt; alle neuen 
Klagen waren jedoch vergeblid. Nun galt es, vom Kurfürften perjönlic) 
eın Berbot der Ratsverfügung zu erlangen. Es entipann fih ein 
langer, mit jedem Jahre neu ausbrechender Streit, der uns weiter 
unten noch kurz beichäftigen wird. Hier genügt der Hinweis, daß die 
Zunft mit allem Nahdrud und erjolgreicd; vom Rate unterftüßt wurde, 
io daß die Äbtiffin allein mit ihrer Anficht ftand, „es werde ia endlic) 
ganz München doch jo groß und mwohlgebauet jeyn, daß man für einzige 
14 big 16 Pafsions Vorftehlungen oder andere derley exhibitiones... 
anderwerth3 ala eben zu nechſt an. dem Elofter nod) einen convenabeln 
Plaz fündten fünnen“.?) 

Wenn au unter dem SKreuzfeuer von Beſchwerde- und Ber: 
teidigungsſchriften, jpielten die Muſikanten bis 1760 ihre Paſſion gegen 
eine jährliche Abgabe von 35 Gulden in dem Salzftadel auf dem Anger. 
Da wurde diejer abgeriffen. Die Zunft geriet in neue Not. Der einzige 
verwendbare Saal beim TYyaberbräu war von dem Wanderfomödtanten 
tanz Gerwald von Wallerotti mit Beichlag belegt. Franz Albert, der 
geſchickte Leiter der Paſſionsaufführungen, flehte um den Beiſtand des 
Rates. Überall forge die Obrigkeit dafür, daß die ‘Paffionzfpieler mit 
istrem frommen Beginnen ein Fortkommen fänden, „wie dann heur in 
Amergau dijes jo Lobl: alß hriftliche werdh mit jehr groifen vncöften 
bey einem zuelauff von mehr dann 14000 Menſchen hat miefjen auf: 
gefüehrt werden“.“) Die Zunft war bereit, ein eigenes Gebäude zu er— 
tichten oder in einem von ber Stadt für alle Wandertruppen zu er: 


N Schreiben dd. 2. Nov. 1758. Kreisardiv Münden, G.R. fasc. 1288 Wr. 11. 

2) Schreiben dd. 9. Nov. 1758. Ebenda. — Vgl. das Gemälde im 42. Saal 
des Bayeriihen Rationalmufeums (Führer durch dasjelbe S. 22.. 

2) Kgl. Kreisarhiv Münden, Schreiben dd. 29. Tft. 1760. G. R. fasc. 
IS, Nr. 11. 


54 Volksſchauſpiel. 


richtenden gegen jährliche Abgabe zu ſpielen. Da erfolgte im Januar 1761 
auf Antrag der Stadtkammer der Beſcheid, daß „die Supplicierende 
Musici deren heil: Passions Tragadj auf den grojjen Rhath: 
bausjaal exhibieren mögen“ !?) 

Auf die vom Rate geitellten Bedingungen ging die Zunft willig 
ein: fie hatte „vor allem 100 fl. zur erbauung des theatri zu erlegen, 
und die Ichuldigkeiten jedesmahlen richtig abzuführen, nit weniger die 
anf die beftelte feurbichauer erlauffende Vnceöſten von ſelbſten zu be— 
ſtreitten?.) Das Theater murde im Rathausjaale errichtet, im Früh— 
jabr 1761 dort die Passio domini gejpielt. Da war e3 wieder der 
unſelige Zwiſt un Innern der Yunit, der eine gedeihliche Pflege naiver 
volketümlicher Kunſt nicht auffommen lieg. Schon nach zwei Jahren 
drach er aus. Franz Albert, einer Stadtmufifanteniamilie angehörig, 
die durch mebrere Generationen ſich eifrig dem Paſſionsſpiel gewidmet 
und er Yuntt mehrere Führer gegeben hatte, ſuchte im Jahre 1763 
ab ein privilegium exelusivum für geiſtliche und weltliche Spiele zu 
wridaften. Schon in dieſem Schritt. den er nicht für die Zunft unter- 
nabım, lag cin telbittücbtiger Grund. Tas erite Mal wurde ihm ſeine 
Bine aduetchlagen. Als er dann aber 1765 mit dem gleihen Wunſch 
dervortrat und Ertola batte. da zeigte ſich. melde eigenmächtigen Gründe 
idn dewogen batten. Aut Kurfürttliche Entibließung bin und in ber 
Annadme. NE de Smatongätten nicht ſeiner Perſon. iondern der 
geſamten Zunft gelte. datte man hie erteilt. Abert aber jog nun zum 
wuherträan Mit zwei Kameraden bum er üb „tra aller favorabl 
xmader Morten’ won der Nut aemennt. rd zu emem Prinzipal 
arzamaTrın and art ‚von der An. Ve und anderverts ber julammen= 
derotton Banda’’ı xeerden, Nührend or mt ıbr deim Faberbräu 
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uniasteren Nerdemerd zu dlenam. Ge begann zumuiben Albert und 
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Das Paſſionsſpiel der Stadtmuſikanten. 55 


heiten bier zu verfolgen unnötig ift; eine große Rolle }pielten dabei 
Garderobe und Dekorationen; Albert behauptete fie aus eigenen Mitteln 
angeichaftt zu haben, die Zünftigen dagegen wieſen nad), daß fie „von 
denen durch Unferen Rath-Diener erhobenen Einlag-Geldern auf Jamment: 
licher Musicanten Unköſten beftritten worden”. Am 21. Januar 1767 
fam endlich ein Vergleich zuftande.”) Die Zunft erhielt alle „Theatral: 
fleyder und derley decorationes” auägeliefert, den „beede alt erlebt 
Abertiihen Dtufifantengeheleuten” wurden dagegen als Schmerzensgeld 
alljährlich in der Faſtenzeit 50 fl. „zu einer ergezlichkeit“ verabreicht. 
Franz Albert jtarb bald darauf am 1. Auguft 1768.”) 

Sein Bruder Caſpar Albert?) übernahm darauf zujammen mit 
dem Muſikus Baul Kogler die Leitung. Sie waren in den lebten 
Jahren des Zwiſtes ftets bedacht geweſen, die alten Zunftgewohnbeiten 
aufrecht zu halten. An Unterftügung hatte es nicht gefehlt. Der 
Kurfürſt räumte ihnen das Recht ein (1765), jeden Sonntag und 
Feiertag, dazu einmal in der Woche auf dem Rathaus zu fpielen. Nur 
dann jollten fie hiervon feinen Gebrauch) machen fünnen, wenn vom Hofe 
kanzöfiiche Komödie anbefohlen wurde. Allein die geichilderten Bor: 
gänge machten alle Zugeftändniffe wertlos. Die dürftigen Dekorationen 
wurden wieder im Komödienftadel auf dem Anger aufgeftellt. Immer 
näher rüdte der Verfall. Noch einmal taudyte der Gedanke an ein 
eigenes Komödienhaus auf; der Rat zeigte fich nicht abgeneigt, ein 
ſolches „an einem bequemen ort errichten zu laffen, gleichwie man denen 
Berburgerten Statt Musicanten auch anjonft gehen geholfen jehete“. 
Bauverfländige und Commissarii wurden ernannt, hin und her überlegt, 
bis man ſchließlich (am 19. September 1768) es „für unthunlid) er: 
ahtete, den vorgeichlagenen Stadthauſ Kaften zu ein Comadj Haus 
md Theatrum zu applicieren“.*) Einen neuen Vorſchlag der Zunft 
veriprady der Rat geneigt zu prüfen, aber nun blieb es beim Alten. 
Roh einmal jpielten die Stadtmufifanten das göttliche Leiden und 
Eterben, da traf am 31. März 1770 das Generalverbot aller Bajfions- 
auführungen ganz Baiern. 

Bevor die Wirkung dieſes unerwarteten jchweren Schlaged und das 
weitere Schickſal der Stabtmufifanten beſprochen wird, ijt es nötig, 


— — 





1) Stadtarchiv München, Ratsprotokoll, 1767, I, Sigg. v. 21. Jenner. 

?: Totenbuch der St. Peterspfarrei, 1759— 1769, S. 292. 

” Er ſtarb laut Totenbuch der St. Reterspfarrei am 14. Juni 179464 Jahre alt. 
* Stadtarhiv Münden, Ratsprotokoll, 1768, II, Sigg. v. 13. Juli. 


36 Roltzihauipiel. 


ehvas zurüdzugreiien, um die Borläuier jenes Verbotes fennen zu 
fernen, die tih in Beichwerden, Beſchränkungen der Epielzeit u. |. w. 
bemerkbar madhten. 

Aut jede Weile juchten die ;yeinde des Paſſionsſpieles den Muſikanten 
zu ichaben. Gelang es den Beruisichauipielern nicht, fie ohne weiteres 
aus dem Privileg zu verdrängen, ſo ſuchten fie die künſtleriſche Wert⸗ 
(ofigfeit ſolcher Darftellungen zu betonen und auf dieſe Weile die 
Mißſtimmung des geiftlihen Rates zu nähren. Warum dieje Leute 
die Paſſion ipielten, jchien 3. B. dem Wanderprinzipal Frz. Gerwald 
von Wallerotti unerflärlih. In einem Schreiben an den Kurfürften 
nannte er fie „unanitändige Stimpfer”, und warf ihnen in Künftler- 
ſtolz und ichlecht verhülltem Brotneid das Wort zu: Schuiter, bleib bei 
deinem Leiten! — vielmehr, er drüdte fich gebildeter aus und ſchrieb: 
„Sutor ne ultra crepitam'!‘*') Mochten ſolche Worte aud) fo verftanden 
werden, wie fie im letten Grunde gemeint waren, es blieb dody immer 
etwad hängen. 

Biel getährlicher aber nody war es, als vom Jahre 1758 an die 
Abtiitin des Frauenkloſters am Anger, Maria Bonaventura de Kotolinsf, 
eine Beichwerde nach der andern einreihhte, um das Komödienweſen 
überhaupt und beionders das Taifionsipiel zu beieitigen.”) Sie führte 
alle mögliden Gründe ins Feld, um den ın der Nähe des Kloſters 
befindlichen Komödienftadel leer zu iehen. Sie fand es unziemlid und 
ohne alle jchuldige Ehrerbietung, einem Kloſter, darın das SBeiligfte 
verehrt würde, „ein comoedianten Haui gleichſamb auf den Half oder 
wenigiit für die Ihür zu ſezen“. Ste fand es rüdfidhtslos, dort mit 
io viel Lärm zu ſpielen, ohne zu bedenken, „daß der diffohrtige 
P. Beichtrater und P. Prediger, weldye abjonderlid” mit continuierlichen 
geiftl: Nerrichtungen beladen ſeind, nebit noch einem P. Franziskaner 
ihre Zellen gegen die quaeitionirte Salz-Hütte hinauß, Bud... . 
nothiwendig in ihren occupationen, andadıten, meditationen u. hierzu 
erforderlicher ſtielle müeßten ſehr mörffid) gehindert werden“. Zwiſchen 
Stadtmuiifanten, die geiſtliche Stüde aufführten, und dem Jahrmarkts⸗ 
trubel der zur Dult ericheinenden Komödianten machte die Frau Abtiffin 
feinen Unterichied. Auch die Paſſionstragödien waren nad) ihrer Dar— 
ftellung voller Lärm und feuergefährlid; gegen jenen Vorwurf nahme 

Kgl. Kreisarhbiv Münden, Alt: Tag dem cd. Nofffurier Franz ®- 
vd. Wallerotti zugeſtandene Privilegium u. ĩ. w. 

2) Kgl. Kreisarchiv München, Akt: die geiſtl. Schauſpiele berr. 


Tas Pailionsipiel der Stadtmufilanten. 57 


zwar der Rat jeine Stadtmufifanten in Schuß und antwortete der 
Abtiffin (6. II. 1759), daß das Klofter in feinen Andachtsübungen 
nit geſtört werden fünne, „zumahlen e3 bey den Heyl.-Passions 
gipillen, wie Jedermänniglich befhant, ohne mindiften geräuſch oder 
lautben gelächter . . zuzugehen pflege”, aber er unterließ doch nicht 
die Zunft darauf aufmerkſam zu machen (19. 11.1759), „die Comoedien 
sine omni strepitu zu producieren und wegen der feuerö gefahr all 
mögliche vorforg zu gebrauden“. Noch manden erfolglofen Schritt 
unternahm die Abtiffin in diefer Angelegenheit, erfolglos, wenn man 
nicht die nächſten Verbote damit in einen gewillen Zuſammenhang 
bringen will. Der geiftlihe Rat nahm fich alsbald der Sadye an und 
gab im Jahre 1762 das Gutachten ab, daß „das größte Geheimnis 
unierer geheiligten Religion nun einmal nicht auf die 
Shaubühne gehöre”. Hiermit war bereit der Grund ausgeſprochen, 
der ipäter zum endgültigen Verbot führte. Zunächſt erwirkte der geiſt— 
liche Rat die Abftellung der ärgften Mißbräuche; nod) war allerdings 
nichts weiter für ihn erreichbar, denn der Kurfürft War Joſeph zeigte 
ein volles Berftändnis für die in den Paſſionsſpielen ſich ausprägende, 
am Alten und Bäterlid-rommen hängende Sitte jeines Volkes. Die 
Auswüchſe verfannte er darum nicht und bemühte ſich, fie fortzuichaffen. 
In einigen Diözejen des Landes waren die Spiele bereits verboten ; 
das Urdinariat Paſſau 3. B. ftellte am 11. Januar 1763 die Vor: 
fellungen in der Charwoche ein und unterjagte die „personirten 
Figuren“ der Prozeffionen.) Mar Joſeph gab aber auf zahlreiche 
dringende Bitten der Landgemeinden durch eine Kabinet3ordre vom 
22. März 1763 die Paſſionstragödien wieder an allen Orten frei, wo 
fe einmal früher beitanden hatten, fügte aber ausdrücklich Hinzu, die 
Epiele jo früh am Tage zu halten, daß „das Paurs- und anders 
zuelauffentes Volkh noch vor der Nacht widerum zu Hauſ eye, folglich 
aller Excess und Unordnung defto leichter verhütet werden”) könne. 
In Münden blieb das Paſſionsſpiel der Mufitanten einftweilen noch 
ungeftört. Als dann aber 1768 die Ordinariate Salzburg und Regens— 
burg neue Verbote erließen, beriet auch der Münchener geiftliche Rat 
aufs neue über ein Verbot. 1769 wurde das Zenjurfollegium gegründet, 


' &gl. Kreisarhiv Münden, Alt: das Verbot zur Abhaltung der Paſſions— 
Shauipiele respec: der Charfreitagd- Prozeilion betr., 1762—1804. H. R. 
faxc. 461 Nr. 36. 

”, Kgl. Kreißarhiv Münden, H. R. fasc. 461 Nr. 33. 


58 Volksſchauſpiel. 


das bei aller Milde und Gerechtigkeit, die es in den erſten Jahren walten 
ließ, als Anfang jener Periode bezeichnet werden muß, die in frommem, 
oft frömmelndem Eifer und aus einem ſpießbürgerlichen Moralpredigertum 
heraus alles Urſprüngliche und Kräftige, ſowie es nur zu treiben begann, 
unterdrückte. im geiſtlichen Rat hielt am 10. März 1770 Heinrich 
Braun einen ausführlichen Bericht,’) der als letter Anftoß zu dem 
Generalverbot aller Paſſionsſpiele in bayeriichen Landen zu gelten bat. 
Das Verbot erfolgte am 31. März 1770 und hatte folgenden Wortlaut:?) 


Max: Jos: Chf: etc. 


L: ©: Nachdem Wir uns gdigft entjchloffen haben, in unfern 
ſammentl: Ehurlanden in Stadt: und Märkten jowohl, ala durchgehents 
aud) auf den Land die Passionstragardien gänzlich abzufchaffen, und 
in anbetracht, daſ die gröfte geheimnis unjerer geheiligten Religion 
keineswegs auf die bühne gehört, weder in der falten, am mindeiten 
aber in der heil: Charwochen mehr zu gedulten, alfo Habt ihr gleich 
heuer, was die Charwoch belangt auf diejen unfern ernſt gemeinen, 
und unabänderlichen befehl nach aller ftrenge zu halten, und die 
biefür ſich deßwegen meldende Supplicanten gleich auf der Stelle 
abzumellen, was die Charfreytagg Processionen betrifft, jo jollen 
Sie in Zukunft nur in einen andädtigen Umgang ohne Sprüd), 
herumreiſſungen, und dergleichen unformblichfeiten gehalten werden, 
worauf ihr eben biefür aufs genauefte zu techen habt, wie eudy dann 
auch unverbalten bleibt, du) die bejorgung dieler, und dergleichen 
qeittt: Pollicey: jachen von höchſter Stelle unjerm geiftl: rath gdigit 
auferlegt worden, find auch anbey mit gnaden. 


FiUSMD hueis x München den 31ea Dierk a° 1770. 
Eltoris vte. 


Man muß dieſes Verbot vorn verichiedenen Seiten beurteilen. 

Soviel Steht ſeſt daß in Partonsipielen ımd Prozeſſionen, auf dem 
Yande nech mehr wie in der Stadt. tolle Mißbräuche ſich eingeftellt 
batten. Ram Fromzigkert. ieierlichher Sinn batten in äußerlichem Auf— 
wand an aldernen Umnanitandigketrten einen Schlachten Eriatz geiunden. 
Die Prozeſienen waren bunte Madkenzuge wm denen Ne Hanswurite 


vmbertellten mut dem Sryelst Namen Zee in denen Ne abenteuer— 


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Verbot der Baifiongipiele. 9 


lichſten Figuren in bunten Gewändern einherzogen, in denen Allegorien, 
das Erbe jejuitiicher Kunft, umherwankten, alles in möglichiter Platt- 
beit und Außerlichkeit. Wir brauchen nur Anton Bucher „Entwurf 
einer ländlichen Charfreitags-Prozeſſion“ zu leſen, um Hinter aller er: 
dichteten Berjpottung ein wahres Bild von biefem leeren Zheaterzauber 
zu finden.‘) Mit den Paſſionstragödien und geiftlihden Dramen ftand 
es nicht anders, wenn freilidy auch hier ein großer Unterjcjied zwiſchen 
Etadt und Land zu maden if. Buchers Verſpottung des Vorſpiels 
zur Paſſionsaktion jpielt ebenfalls auf dem Lande. Dort war der Weg 
vom Wirtshaus in die Paſſion nod) näher, dort war von dem geiftigen 
Aufſchwung, der in München aflmählid) vor fid) ging, nicht das geringfte 
zu ſpüren. Die Stadtmufifanten haben nie auch nur Ähnliches geleiftet, 
wie es aus Buchers humorvollen Schilderungen für das Land hervor- 
geht. Und dod) dürfen wir auch den Stadtmufifanten noch getroft ein 
voll gerüttelt und geſchüttelt Maß pofjenhafter Entftellung und derb— 
unanitändiger Entheiligung zumefjen.) Während aber die Pafjions: 
ipiele der Zandbevölferung nur dur) völlige Vernichtung von dem ein: 
gerifienen Unfinn befreit werden Eonnten, hätte das Spiel der Stadt: 
muitfanten durch Abjtellung der Hansmwurftipäße gerettet werden fünnen. 
Ch dieſer Gedanke in jenem Jahrzehnt, wo die Reform der Schaufpiel: 
kunſt in Münden jo erfolgreid) durchgeführt wurde, nicht den Seit: 
genofien gekommen ift, läßt ſich nicht mehr feftitellen, da in gedrudten 
und Handichriftlihen Tuellen fein Wort davon verlautet. Soviel 
ſcheint mir immerhin wahrfcheinfich, daß das Spiel der Bauern nicht 
mit dem Spiel der Stadtmufifanten, jondern diejes mit dem Verbote 
jener fiel. Eine Ausnahme für die Stadtmufilanten lag weder in der 
Abſicht des geistlichen Rates noch konnte fie der Landgemeinden wegen 
gemacht werden. 

Noch ein anderer wichtiger Unterfchieb beſteht. Damals war für 
die Dorjgemeinden die Ausübung des Paſſionsſpieles noch feine Erwerbs⸗ 
quelle; die Stadtmuſikanten jedoch verloren damit ein gut Teil ihres 


) Bgl. K. TH. Heigel, Ter Humoriſt Anton Bucher (Aug drei „Jahr: 
yunderten, Wien, 1881, S. 134—158). 

*. Tie Zunft felbft verteidigte freilich jtet3 die Wiirde und Reinheit ihrer 
Spiele. So bittet fie 3.8. 1760 um die Aufführungslicenz „vmb jo mehrers 
ale Bniere werkher keinesweegs profan, oder mit Iujtigen Perſohnen angeipüdbte 
rsmoedien, jondern pure geiftlihe moral:Spüll oder der Palsion jelbjten jeindt“ 
Kgl. Kreisarchiv). 


60 Volksſchauſpiel. 


Lebensunterhaltes! Schon ſeit vielen Jahrzehnten hatte ſie der Rat 
nicht zum wenigſten aus dem Grunde in ihrem alten Privileg unter: 
ftügt, weil die armen Hungerleider jeden ehrlich erworbenen Kreuzer 
notwendig gebrauchten. 

Unmittelbar auf das Verbot erfolgte eine wahre Sturmflut von 
Bittichriften und Berufungen auf altes Gewohnheitsrecht aus allen Zeilen 
Bayerns. In manchen Gemeinden Icharten ſich die Bauern zujammen 
und drohten mit Zumult, oft verdädhtigten fie den Pfarrer grundlos, 
eine Erſcheinung, die mit der Geichichte der geiftlichen Spiele des alt: 
bayeriſchen Bauernvolfes zu behandeln wäre. 

Die Stadtmufifanten reichten unter ihrem Führer Paul Kogler 
ein flehendes Bittgeſuch um Aufhebung des ftrengen Verbotes ein; jie 
waren des beiten Verdienſtes beraubt und hatten um jo jchwerer an 
dem Schlag zu tragen, als fie kurz vorher erit ein Kapital von 1200 fl. 
zur Anſchaffung neuer Kleidung und Dekorationen aufgenommen hatten. 
Der Kurfürft kam ihnen entgegen und erlaubte ihnen aus Gnade die 
Aufführung geiftliher Dramen mit Ausnahme des Poſſionsſpiels 
(20. 11. 1770. Diele Bergünftigung blieb ihnen bi8 zum Tode Max 
Joſephs. Da erließ bald nad) jeinem Regierungsantritt, am 6. Februar 
1778, Karl Theodor eine Kabinetsordre, die ſowohl den Studt- 
mufifanten, als den Gemeinden Aibling, Brud (Fürſtenfeld), Kraiburg, 
Moosburg, Wolfratshaufen und anderen die alten Paſſionsſpiele wieder frei⸗ 
gab.) Doch nur Furze Zeit jollte die freude der Armften dauern. 
Zenſurkollegium und geiftliher Rat glaubten ihre Plicht thun zu müflen 
und erinnerten in einem umftändliden Beridyt — dd. 18. März 1778 — 
den Kurfürften an das ihm ſcheinbar unbefannte Verbot vom Früh—⸗ 
jahr 1770. Dieſes Dial wieſen ſie darauf hin, daß man den argen 
Mißbräuchen, die in einem „jo ſinnlich-fanatiſchen“ Volke die Paſſions⸗ 
ipiele aufwieſen, Einhalt thun müſſe. 

„Heller und rührender”, jo heißt e8 in ihrem Schreiben,*) „läßt 
fich die Offenbarung gewiß nicht vorftellen als fie in der höchft fimplen 
und geiftvollen Erzäblung der Evangeliften dargeftellt ift; eine Reihe 
Zuſätze erfordert es, wenn in die einfache erzählung handlung fommen _ 
ſoll, wenn der einfache ton der Empfindung .. in alle die modulationen, 
die die tragüdie hinunter vollt, verwandelt werden ſoll.“ Durch die 
Aufführung folder Stücke würde das „grofe tiefe und anbetungswürdige 

" Teutinger, a.a. O 2.7. 


NRal. Kreisarchiv Minden. 








—- 






Die geiftlihen Schaujpiele der Stadtinujilanten. 63 


gequält wurde, den letten Schritt that und furz und bündig den 
„burgersföhnen in Städt: und Märkten, dann übrigem Volke auf dem 
Sande” die Aufführung aller geiftlihen und weltlichen Spiele unter: 
tagte, damit das Bolt nit „von der arbeith, Gebett, und andern 
Beihäften abgehalten, und zum müſſiggehen verwöhnt werde‘ 1!) Nun 


‚ mußte e3 ja in Bayern tagen! Das Volk Hatte Zeit, dem Beten und 
- der Arbeit nadjgugehen! Warum nur Männer wie MWejtenrieder, die 


mit heißer Liebe ihr Volk umfaßten, noch die alten Gebräudhe und 
Sitten jo ftarf betonten? Warum fie auf den guten alten Stamm 
ein neues frilches Reis pflanzen wollten? Hier lag doch offenbar die 
einfachfte Löſung! Und dann -— mie infonjequent verfuhr man! Den 
Erwachjenen und jungen Leuten nahm man das Spiel, die Pflege der 
„ehrbaren und gutgeheifienen Spiele der Schulfinder” wurde aus- 
drüdlich geftattet! Dachte man, bier an den Kindern ein gutes religiüfes 
Verf zu thun, ohne die Neigung zum theatraliſchen Spiel zu ermweden ? 

Dit wenigen Worten iſt das fernere Schickſal der Stadtmufitanten 
erzaͤhlt. Jahr für Jahr mehrten fich ihre Geſuche um Brennholz, einige 
Gulden Almofen u. dergl., ein gültiger Beweis dafür, wie ergiebig die 
Einnahmäquelle der Paſſions- und geiftlichen Spiele geweſen fein muß. 
Immer ſchwerer empfunden fie die Konkurrenz der vom Hoffriegsrat 
unterftügten Regiments-Hoboiſten. Eine Heine Aufbeilerung ihrer 
Lage Ichaffte die 1792 eingefegte „hurfürftl. Beſchwerde-Kommiſſion“, 
die die Klagen aller Zünfte und Gewerbe entgegenzunehmen hatte. 
Eofern fie „ordentliche gerechtigfeiten titulo oneroso“ befaßen und fid) 
verpflichteten, da8 „land nit mit aufjpiellen zu befuchen“, wurde ihnen 
völlige Befreiung von ben jährlich zu löſenden Spielzetteln eingeräumt.?) 
Bie ſympathiſch berührt es, daß diefe einfachen Gejellen im Jahre 1794 
no einmal auf die Bühne traten, um nicht für fich, ſondern für die 
völlig mittellofen Bewohner des im April abgebrannten Dorfes Neu: 
haufen zu fpielen!?) 

Die Forderungen einer neuen Zeit vermodhten jchließlid) die Stadt- 
muſikanten mit ihrer alten zünftigen Einteilung nicht mehr zu erfüllen. 








7) Ebenda. 
2) Spezialbefehl dd. 4. II. 1792. Stadtarhiv Münden, Ratsprotoll 1792, I. 
9 Sie ſpielten im Saal des Herrn Bauhof am 19., 23., 26., 30. März und 


2, 6., 9. April. Graf Secau ließ der Gemeinde eine ganze Einnahme der 


— * —A—— 
— 


ohne Eeſtenabzug zulommen. — Münchener Intelligenz-Blatt, 
led 








An Boltsjchauipiel. 


Zweierlei fcheint mir aus diefem Zettel mit Gewißheit hervorzu 
neben, der Einfluß des jefuitiichen Dramas und der durch die Jeſuite 
und Die italienifche Oper gepflegten Inſzenierung. 

An das Yefuitendrama erinnert das Vorſpiel, die „Boraktion’ 
zu ber in Klammern gefegt ift: respective Prologus. Mit dem Prolo 
wurbe jedes Jeſuitendrama eingeleitet, mit dem Prolog beginnt noc 
heute das Oberammergauer Paffionzipiel, das ſchon hierdurch feine At 
ſtammung verrät. Es beiteht ein tiefer Zufammenhang zwiſchen dieſe 
Mrologen und der Handlung; fie find feine Inhaltsangaben des Stüdel 
fondern Sprechen in einer eigenen Handlung vorbildlich aus, was di 
Danpthandlung enthält. Site können fortgenommen werden, ohne da 
diefe eine Einbuße erleidet. Beide find nur durch einen unfichtbare 
Steg miteinander verbunden, und gerade darin liegt das pſychologiſt 
feine Geheinmis. Zwiſchen Adams und Evas all, dem Fall der erfte 
Menſchen, die ihre Sünden jchmerzlich bereuen, und dem Leiden de 
Eriöfers befteht ein urſächlicher Zuſammenhang. Durch die eigene 
Schmerzen der Reue ſprechen fich die Menſchen jelbft ihrer Sünden fre 
durch die Schinerzen Jeſu Ehrifti, durch fein Sterben am Kreuze wir 
idnen für ihr ewiges Daſein alle Sünde vergeben; die fich ſelbſt au 
Erden und für die Erde befreit, follen in einer beſſeren Welt erlö 
kein, Dieſer Gedanke wird dann im Raiftonsipiele jelbft wieder au 
genommen. Der zweite Berg prüßentiert einen Apfelbaum, der ſich i 
en Amy verwandelt. Ein Sinnbild für die Erlölung. Der Baun 
der die Frucht der Sande trug. und das Kreuz. an dem Chriſtus Bing 
der Ne ſandigen Wenden enlöfte, Diele Anwendung beziehungsreiche 
Anegeren war vollkommen teuitiiber Barockttil. Vielleicht darſ aud 
No tere Bud als at Merkmal puttiicer Dramen gedeutet werden 
pr Mar at an ade Nittale aöruneen” Adar und Eva, bie ih 
m) Namen Nena Sri de Sal Nr zumyen Menſchheit if 
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Das Paſſionsſpiel der Stadtmufifanten. 67 


Entrüftet wandte fi) Franz Albert an den Rat. Die Voraktionen, 
„respect. auf die Passions-Tragaedi alludierente Prologos‘' hätten 
fie länger als hundert Jahre gefpielt. Nie feien es „Profan= oder 
Luftipiele” geweſen. Der Rat unterftüßte treu feine Zunft, ſprach von 
„ganz unuerdienter einjchrendhung“ durch den Hofrat und wollte das 
Vorſpiel umfomehr beibehalten wiſſen, als außer jeiner Hiftorifchen Be- 
rehtigung „eine theatraliſche exhibition ohne dem Prologo, oder Bor: 
ſpihl ein incompletes weſen feye“. Und jo wurde den Muſikanten 
ihre Bitte erfüllt; fie durften weiterhin die Vorſpiele aufführen, „die 
Herrn Wallroddi nicht den mündiften ſchaden causiren, wohl aber bie 
gemüether zur auferbauung moviren fünnen“. Gegen die Beichuldigung, 
unrechtmäßig Nachipiele zu geben, Hatte ſich die Zunft ſchon einige 
Jahre zuvor gewandt. „Ganz vunterthänigift wollen wir dabey insinuiren 
— hatte im Dezember 1757 Tranz Albert dem Bürgermeifter be: 
richtet —, daſ wür Vnſere Passions-Tragedi mit feinem Nadipill, 
wie man ſchon einmahl, dod; ohne wahrheits-grundt von Vnſ au): 
geiprenget bat, Jondern mit dem Todt Ehrifti und darauf volgenten 
sepulchro eius glorioso moraliter beſchlieſſen.“) 

Wie reichlich fih die Muſikanten mit dem ,Vorſpiel“ entichädigten, 
gebt aus dem zweiten?) Zettel hervor. Dan kann fid) eines Lächelns 
nicht erwehren, wenn man die Schlauheit der ſtets argwöhniſch von den 
Banderlomödianten überwadhten Muſiker wahrnimmt. In einem Ge- 
ſuche von 1762 bitten fie, ihnen „die fchon yber 100 iahr her alzeit 
gewöhnliche und jederzeit gdigit placidirte ganz furze vorſpülle“ zu 
gefatten, und fügen jcheinbar harmlos Hinzu: „denen die Margaritha 
von Corthona worunter alle Geheimbnuſſen deſſ leydenten Heylandts 
ſehr mitleydig einflieflen, zuegezählet iſt'. Hier hatten fie den Begriff 
des Vorſpiels“ allerdings recht weit gedehnt, und es dauerte nicht 
lange,: bis die Wanderfomödianten mit ihrem Veto auftraten. Marga— 
ritha von Corthona war bereits ein in ſich abgeicjloffenes geiftliches 
Drama, das mit der Paffionstragödie nichts zu thun hatte. 


) gl. Kreisarhiv Münden, G. R. fasc. 1288 Wr. 11. 
) Siehe die folgende Seite, die ein Faeſimile des im Kreisarchiv 
Rängen erhaltenen Originals barftellt. 


F — * — — 


Spiegel der Buß, 


Das verlorene , und von dem Gortlichen | 
Hirten mit Fceuden wiederum gefundene 
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Liebhaber wird auf der 
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fich betitelt ; 2 


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Die geiftlihen Schauipiele der Stadtmufitanten. 69 


Bon den geiftlihen Spielen, die die Stadtmufifanten namentlich) 
nah dem allgemeinen ‘Bajfionsverbot Jahr für Jahr aufführten, bat 
nd in den Alten des Kreisarchives und auf Zetteln der Münchener 
Unwerfitätsbibliothef eine größere Anzahl von Ziteln erhalten. Ich 
gebe fie zunächft in ihrer chronologiſchen Folge; der Name des Autors 
Tand fi) nur bei wenigen; einige Zettel wiejen Monogramme auf; 
ſoweit e8 mir möglich war, habe ich die Berfaffer beftimmt. 

1746: 1) Die Geburt Chriſti. 
2) Der „Eindtfluff”.‘) 
3) Thomas. 
1764: 4) Genovefa Pfalzgräfin von Trier.”) 
5) Margaretha von Corthona.”) 
1781: 6) Richard der Dritte [von Weiße]. 
7) Euftadhius.‘) 
8) David und Ablalon. 
9) Jonas, der Prophet, ein Borfpiel. 
10) Salomo.’) 


n Am 1. X. 1781 reiht Paul Kogler, Führer der Stadtmufif, der Zenſur 
ein: Die Sindtflut oder der Untergang des menſchlichen Geſchlechtes, Falten: 
fomödie; am 15. XI. 1781 erfolgt von dem zuftändigen Zenjor Zwackh das 
Kerbot. — Am 9. und 14. April 1783 führen die Stadtmufifanten beim Faberbräu 
auf: Die Sündfluth, oder das in dem Waſſer erjtidie LTafterfeuer der damals 
iündigen Belt. Trip. i. Berjen u. 3 A. von B. K. 

?, Aufführungen dieſes Volksſtückes durch die Stadtmufifanten fann id 
noch nachweijen: Am 16. April 1783 beim Faberbräu: Genovefa, oder unaus— 
lõichliches Tugendlicht eheliher Treue, Trip. i. Broja u. 5 4. von %. PBlraun). 
1751 war von ihnen „Senovefa Pialzgräfin von Trier“ zur Zenfur eingereicht, 
aber am 14. II. dur den Zenfor Weftenrieder verboten. liber Genoveja- 
aufführungen dur WBandertruppen und Marionettenipieler j. das Repertoire 
am Schlujie. 

" Am 1. X. 1781 wieder zur Zenjur eingereicht, vom Benfor Jwadh am 
15. XL 1781 verboten. — Dagegen wieder aufgeführt beim Faberbräu am 17. April 
1783: DMargaritha von Cortona, oder das verlorne, doch wieder gefundene Schaf. 
Trip. i. Proſa u.3 A. von J. 8. Als Darionettenipiel wurde „Die blg. Marga— 
retha von Gorthona und die hlg. Katharina” dur Joſeph und Anton Deus 
berger 1791 in Münden geipielt. 

*% Desgleichen am 25. IH. 1783 beim ‚Faberbräu: „Euftahius oder die durch 
ein unvermuthetes Gejchide verlohren, auf dem Pfad des chriſtlichen Glaubens 
aber unverhoft wider gefunden, und durch die Marterfrone mit dent Vater zu 
gleich fiegende Söhne.“ Trſp. i. Berjen u. 5 Aufz., verf. v. Andreas). S[hadtner). 

s „2 Stüde vom Klopftod” fteht hinter den Titeln „Salomo“ und „Der 
Tod Abels“ auf der Weitenriederfchen Zenſurnote vom 14. II. 1781. Klopſtocks 





70 Voltsſchauſpiel. 


11) Der Tod Abels. 

Undatiert, etwa 1780—1783: 
12) Eonftantine, von Chriſtoph Schmwarz.') 
13) Nabuchodonoſor, Drama i. 4 U. u. Profa von F. ! 
»Neumair S. J. (2)?) 
14) Birginie, Trip. i. Verſen u. 5 A. von Spedner d. j.°) ( 
15) Caelestinus, Trip. i. 2 A. von %. Klein.‘) 
16) Daniel in der Löwengrube, Trip. i. Profa u. 4 4. vo 

F. 9. Neumair S. J. (2)?) 
1781: 17) Der Beruf des hl. Aloys Gonzaga,‘) von Ferd. Reiöner, S. 3 

18) Thecla,') von Carl Reuling. 
19) Bernard, ein geiftlicher Vater,“) von Ferd. Reisner, S. J 
20) Rebekta.?) 


Salomo eridien 1764: „Der Tod Abels“ ijt nicht von Klopitod {er ging häufi 
unter jeinem Namen): es wird aud faum das gleihnamige Stüd jeiner Fra 
jein, jondern das lyriſche Drama in 3 Handlungen von Joh. Sam. Patzk 
Muſik von Wollen, das 1776 in einem Bande mit Klopjtod3 Hermannsſchlach 
David, Salome, Tod Adams) bei Ebrijt. Gottl. Schmieder in Karlöruhe erichien 
Es enthält ein „Norjcreiben“ und weilt einige Zuiäge auf. Goedele IV, 25 
erwädnt don Padkes Trama nur eine Ausgabe, Neipzig, 1771, Fol. 

Jodann Chriſtoph Schwer, furpiälz. Rat, geſt. 1783. Goedede III, 3€ 
verzeichnet nur Nr. U 

"Quer Sommervogel, Bibl. de la Comp. de Jes., V, 1654-1683 ermwähı 
TEN 19 

” Die Jenſurliſten der neunziger Jadre erwübnen ein Traueripiel Birgin 
von Spenuel 

“ Xrelleidt von dem Wunndeimer Jeiniten Anton Klein? 

Nr Rem N 

Ra 2 Apru LINSS Dessuletdgen beim uberbräu! „Aogim3 Gonzaga od: 
die Wierkung ernet wadeen Vera“ Spt. t Verien u. SW von Flerdinand 
NRermer 

Im \ Wurde ‚LINE der Wiener Schaubüdne: Tus Vorbild weibliche 
Niimmmutis oder dre erde Wörterier Tele In etmemn Trauerjpiel Do: 
gerri Wurderg LU AS Wurtoreten’beel under dem Titel: „Die trüm 
Praade eui) Na tungfiauiiden Würtgrerit Sea” u u 1492 von dei 
Rartpstenspüie NN Nele zus Dutijuwiert Iafyerüitt 

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Die geiftlihen Schaujpiele der Stadtmufifanten. 71 


21) Die dem Herzog und EChurfürft zu Sachſen jchimmernde 
Treudenfonne. ’) 

22) Samfon oder der Todte ein Sieger”) von Flriedr.]. 
Wlilhelm]. Wfeiskern]. 

1781: 23) Brigitta, oder der Sieg des Kreuzes,?) Orig.-Tripl. i. Verjen 
5 4. von Johann]. Chhriſtoph]. Sſchwarz]. 
1783: 24) Stilicho, oder die ſchlimmſten Folgen der väterlichen Liebe,“ 
Trſp. i. Verfen u. 5 A. von W. ©. (?) 

25) Joſeph, oder der von feinen Brüdern erkannte Vicefünig 
in Aegypten,“) Schipl. i. Profa u. 2 U. von Pletrus]. 
Ol[bladen]. 

26) Joas, der König von Yuda, Trſp. i. Broja u. 2 A. von 
Pletrus]. O]bladen].°) 

27) Johannes von Nepomud, oder die hellglänzende Sonne der 
Beichtiger,?) Tripl. i. Verſen u. 5 A. von Alnton]. Nfuth]. 


) Der Stoff vom jähfiihen PBrinzenraube; unter dem Titel: „Der jächfiiche 
Prinzenraub oder die von dem Himmel beijhüste Unihuld“, Schſpl. i. Verſen 
5% von Hleinrih Arnold). Blorih). am 30. III. 1783 beim Yaberbräu. 

”, Desgleichen am 14. III. 1783 beim Yaberbräu, ferner am 23. III. 1783 
unter dem Titel: „Samjon und Dalila, oder der in jeinem Tode noch fiegende 
del.“ Es ift die 1763 in Wien erjhienene Bearbeitung von Riccobonis 
Zrauerjpiel durch den für die Wiener Theatergejchichte wichtigen Schaufpieler, 
den Odoardo“ Friedrich Wilhelm Weisfern (1710—1768). In Münden wurde 
diele biblifche Tragödie unter dem Titel „Samſon oder Gottes Gnade und 
Rade“ noch einmal 1797 am 7. April mit Eklair in der Titelrolle aufgeführt; 
i. weiter unten. 

) Erfchienen unter dem Titel: Brigitta, oder der Sieg des Chriſtenthums, 
ein deutiches Original-Traueripiel in Berjen und fünf Aufzügen. Mannheim 1768. 

— Bon den Stadtmufilanten ferner aufgeführt beim Faberbräu am 9. III. 1783. 

9 Aufgeführt beim Yaberbräu am 16. III. 1783; A. S.? wahrſcheinlich 
Joſeph Schenkl, Erjefuit und Brofefior zu Amberg, der 1775 das gleichnamige 
Drama Anton Claus’ ind Deutiche überjeßte; es wurde 1776 laut Zenſur— 
beiheid in Amberg ala Endskomödie von den Studenten aufgeführt. 

) Aufgeführt beim Faberbräu am 19. III. 1783; enthalten in „Des 
Hrn. Apoftolo Zeno weil. 8. 8. Hofpoetens neueröffnete Schaubühne biblifcher 
Begebenheiten . . .“, aus dem tal. überf. v. Petro Obladen. Augſp., 1758. 8°. 

9) Aufgeführt am 19. III. 1783; aus dem tal. des Apoſtolo Zen, 
ſ. Inm. 5. — Als geiftliches Singipiel mit der Muſik des kurfürſtlichen Kammer— 
fompoßteurß Joſeph Mich! und in der Überjegung von Karl Ignatz Förg, 1778, 
anf der Natlonalſchaubühne geipielt. 

") Unfgefüßrt am 6. April 1788; in den 90er Jahren von der Hofmann- 
Nie Keietasın Keen auinstührt, |. unten. 




















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| fonnten. Rum berief fid) der nächſte 


H.R. fasc, 461. 


ft: die geiftl. Schauip. betr. 


H. R. fasc. 461. 





Weihnachtsſpiele. 79 


Elementes auf dem Gebiete des Volksſchauſpiels ſich findet. Weinhold?) 
ad Hartmann?) haben nachgewiejen, daß die verfchiedenften erhaltenen 
Beihnachtsfpiele deutliche Spuren der Verwandtſchaſt aufweiſen, und 
uch jonft ift der gemeinsame Grundzug diefer Spiele beftätigt. Se 
Ort, Zeit und Sitte erfuhr natürlich das Weihnachtsſpiel feine 
Berinderungen, nie aber find dieſe jo ſtark ausgeprägt, fo in den 
Sordergrund geftellt, daß nicht der eine zu Grunde liegende Gebante, 
We rende über die Geburt des Chriftkindleins, rein zum Ausdrud 
fine. An diefer Freude nimmt der Proteftant den gleichen Anteil wie 
der Rotholit. Und fo ift das Weihnachtsſpiel viel mehr ein Ausfluß 
% religiöfen Gemütes des deutſchen Volkes, ald eine 
ah kat holiſche Ericheinung. Daß freilich die Reſte der Weih— 
mÄsipiele in unferen Tagen nur auf bayeriich-öfterreichiichem Grenz- 
gie, in Deutich-Ungarn und Schlefien fich finden, ift zum größten 
Jel dem Katholizismus diefer Länder zu danfen. Je mehr die neue 
Ft alte, eigenartige Sitten abjchliff, defto inniger mußte gerade der 
IAcholik an feinen Weihnachtsfpielen hängen. Denn für ihn mifchte 
Min die heitere Freude über das Chriftfindlein ein Zug inbrünftiger 
Werhrung für Maria die Gottesgebärerin. — 
Die Adventzeit brachte nun außer den Weihnachtsſpielen noch 
wuade Volksbräuche aus alter Zeit mit. Aber fie gehören nicht zum 
upiel und bedürfen beshalb hier feiner Erwähnung, vielleicht 
nit einer Ausnahme. Es find die fogenannten „Herbergen“, eine 
;Myrlimlice Sitte in den Münchener Vorftädten Au und Giefing, auf 
fe harimann aufmerfjam macht. So ungefähr, wie die Ofter: und 
enmdipiele in ihrer allereinfachſten Form als dramatiiche Szene in 
la indfichen Wechjelgelängen bei der Berlefung des Evangeliums zu 
Amen find, haben wir hier, auch ala Kleine dramatiſche Szene, den 
gelang zwiſchen Maria und Joſeph. Ob in Münden ſelbſt 
mer „Derbergen“ gejpielt wurden, weiß ich nicht. Es ift aber bei der 
Pekifigen Berührung zwiſchen den Nachbarorten, namentlich Hinfichtlid) 
‚Wr Beihnacitsfpiele u. dergl. Leicht anzunehmen. Doch Hören wir über 
pe „Derbergen“ ſelbft Hartmanns Worte: „Während der Adventzeit 
gen Abends etwa um 7 Uhr Nachbarn und Nachbarinnen, Alt 


YR.Beinhold, Weihnachtſpiele u. Lieder aus Süddeutſchl. u. Schlefien, 1853. 

) Aug. Hartmann, Weihnadtlied? und Weihnadtipiel in Oberbayern, 

un, 1875. — Dort auch ©. 1—4 zahlreiche Litteraturnachweiſe über 
rn Stoff, 
























nn BR a u 











Arztensipicle. 83 


te, die die Univerfität bejucht hatten und mit kaiſerlichen und Eur: 
lichen Atteften ausgerüftet waren, griffen zu diefem Mittel. Der 
zühmtefte unter ihnen, Johann Balthaſar Carl Kohn, war 
741 in Münden zur Jakobidult. Er Hatte fih im Mai 1724 
mem Kolloquium vor der medizinischen Fakultät Ingolſtadt unter: 
vorfen, war „alles Ernſts, fleißig und ſcharf examinieret“ und Hatte 
at Ruhm beitanden.‘) Als „von weyl. Ihro Römiſch Kayferl. und 
Kömigl. Kathol. Mayeſtät Carl dem Sechiten Höchft feel. Angedendens 
elergnädigft beftellt geweſener Feld-Arzt, wie auch von Ihro Churfürftl. 
Durhlauht zu Bayren allergdgft privilegirter Operateur“ *) durchzog 
alngarn, Öfterreihh und Deutichland, und erreichte es kraft feines 
kijerlichen Schußbriefes überall, „auf einem Xiheatro zu gemeinjamer 
Zigung feiner Künfte, Wiffenichaften und Erfahrung aufzuftehen”.?) 
ki Sermaniichen Nationalmufeums (Sign. H. B. 9460). Mar Herrmann hat ihn 
a einer Ausgabe von Goethes Jahrmarktsfeit von Plundersweilern jüngjt ver: 
eatliht. (Freundl. Mitteilg. d. Herrn Dr. Hampe.) 

N) Teuber, Geichichte des Prager Theaters, I, 148 berichtet, dat Kohn 1735 
Kine Arznei- und Komddienbude in Prag am Altftädter Ringe errichtet habe. 
Inder drudt S. 152 ff. das Gutachten der Ingolftädter Fakultät ab. 

) Augsburger Stadtardiv, Aft: Meifterfinger de 1721—1772. Tom. IH. 
I. Rr. 101. — In Augsburg verhinderte das colleg. medic. anfangs Kohns 
Iteten, bi8 er mit Hilfe feines mächtigen Schupbriefes fih die Erlaubnis 
Krkafite, vierzehn Tage Öffentlich auf dem Perlach-Platz auszuftehen, die erſten 
a Tage jedoch ohne Mufit. 

) ausſtehen“ fand ich in den Augsburger Meifterlinger-Alten jowie in 
ka Satöprotofollen de Münchener Stadtarchivs als ftändigen Ausdrud, aud 
Sehenrieder gebraucht dieſe Form (Sämtl. Werte, X, 183); Dr. Hampe teilte 
we eine Anfrage gütigft mit, daß die Nürnberger Ratsverläfie ſtets 
mi dentli, die Form „aufftehen“ zeigen. — Die Art diefes Ausſtehens war 
% verihieden; die einfachſte Form war wohl ein hölzerner Aufbau; ein 
Knberger Ratsverlaß von 1723 enthält dafür die Bezeichnung: brücke (Hampe, 
“0.11, Rr.680); ein andrer in Bayern privilegierter Arzt, Balthafar Anton 
Ei, pflegte „auf Einem Pferdt öfentlich aupzuftehen“ (Stadtarchiv Augsburg, 
nger-Atten III, 101); Johann Matthiad Görgslener in Nürnberg ließ 
Aa Seil zum voltificen aufrichten“ und jpielte Komödie (Hampe, a. a. O. II, 
60); Kohn Hatte eine Heine Truppe bei ſich und errichtete eine Heine 
ienhütte. Hampe citiert aus der handichriftlichen Fortjegung von Schorers 
bung und Chronik von Memmingen: 1724 „Iam ein Arzt Joh. Chr. Hüber 
Sfutihen, darunter 2 jehr prächtig, hatte 50 Perionen bei ji, darunter... 
Zwergin, 2 Heiduden u. verichiedene gute Muficanten . . ., auch 18 Pierde 
2 Ramele. Gr hatte jein Theater auf dem Ratzengraben, verfauffte jeine 
‚ Iielte vor und nach Comoedien“ u. ſ. w. 





























6* 


84 Volksſchauſpiel. 


Wahrſcheinlich ſchlug er auch in Münden während der Jakob 
1741 eine eigene Bretterbühne auf, riß ſie nach vierzehn Tagen w 
ab und zog, ſtets ein ruheloſer Vagant, weiter durchs Reich. 
ihm tauchten Jahr für Jahr ähnliche Geſtalten auf, ſo daß von 
Polizei gegen die „ausländiſchen“ Ärzte und Marktſchreier Be 
erlaſſen wurden.) Aber auch der eigenen Unterthanen verjah 
fih. Um diefem gefährlichen Treiben Einhalt zu thun, duldete 
fünftig „innländiſche Zahnbrecher, Waldmänner, Arzten ꝛc.“ nur 
wenn fie vor dem öffentlichen Auftreten zur Dultzeit „ein auf 
attestatum medicum hin ausgeftelltes Patent befaßen“.”) Daß d 
der Unfug der Arztenzfpiele nicht gehoben war, braucht faum erw 
zu werden. Ebenſowenig aber ift es nötig, bier die Verordnun 
die meiſt Arztens- und Hüttenjpiele zufammen betrafen, einzelı 
erwähnen. Viel wichtiger ift der Hinweis, daß das Volk jelbit 
dem Beginn der Aufklärung diefe nur aus feiner Dummheit Bi 
ziehenden Eharlatane durchſchauen lernte und durch eigene Wand 
das meiſte zu ihrer Vertilgung beitrug. 





N Kurfrſtl. Befehl dd. 25. Juni 1755, Stadtarchiv München, Ratspro 
1755, 1, BI. 242. 

2) Kurfrſtl. Befehl dd. 5. Januar 1756, ebenda, Rathsprotokoll 175 
Sigg. dv. 21. Aug. Weitere Verordnungen betr. die Ärzte auf Jahrmä 
erihienen 1763, 1772 am 26. Aug., 1773 am 1. Januar, 1778 am 10. 
u.j. w. (Stadtardiv, Ratsprototolle, und Kgl. Kreidardiv). 


IV. 


Yutihe Bandertruppen im zweiten Irittel des Jahrhunderts 
(17371765). 

























Schritt für Schritt Haben wir die allmähliche Unterdrüdung aller 
veffstüämlichen Spiele verfolgt; jedes Auffladern der erftidten Blut, 
wies halbfräftige Aufleben betrachtet. Die künſtleriſche Wertlofigkeit 
mite außer acht gelaflen und jede Nußerung auf fchaufpieleriichem 
behiele darum mit Liebe begrüßt werden, weil eben viel Köftliches mit 
den Schutt zu Grunde ging. Anders werden wir die Wander: 
kapyen, das franzöſiſche Schaufpiel von nun an beurteilen müſſen. Es 
id Jahre des Verfall und des Aufblühens äfthetiich und national 
wertvoller Kunſt. Die Wandertruppen, die während der Regierung 
Mel Alberts (1726—1745) und Mar Joſephs (1745 —1777) in 
Binden aus⸗ und einziehen, find Glieder einer großen Kette, deren 
Auf dir) ganz Deutichland geht. Sie können im Norden nicht blind 
ade Ihätigfeit Adermanns, Ekhofs vorüberwandern, fie können den 
Ki nad Reinheit der Kunſt, Ehre der Künftler nicht überhören, und 
Kunhdem fie im alten Schlendrian weiter ſich wohl fühlen oder mit 

gem Zagen in den Ruf einftimmen, werden fie uns wertlos oder 
ol für die Entwidlung der Schaufpielfunft in München ericheinen. 
kiner genug wurde es ihnen freilich gemacht. Das Volk, deſſen Liebe 
Bemühen Spiel zugewandt war, nahm nur die willig zu Gaſte, die 
bu mit den Späßen der Handwurfte, mit abenteuerlich zugerichteten 
fu: und Staatsaktionen die Gaftwilligfeit vergalten. Und der Adel 
fh no einmal in dem vollen Glanz der höfifchen, franzöſiſchen 
Kimi, Ihm mußten die Götter, zu denen er fich in der Not ges 
Batte, durch heimiſche vollwertig erfet werden; das Volk aber 
nobdürftig erzogen fein, um im Theater mehr zu fuchen ala 
t, alberne Poſſen. 
der Wanberprinzipal, deſſen Name im zweiten Drittel des Jahr— 
3 am häufigsten in den Akten wiederfehrt, ft Franz Gerwald 








SR Deutihe Wandertruppen. 


von den Gulden und Kreuzern der Menge erfaufen? Faſt will es ſo 
ſcheinen, wenn wir z. B. ſein Frankfurter Repertoire betrachten. Es war 
ein Ragout, zuſammengebraut aus tauſend Sachen. Groteske Phantafien, 
albernſter Unfinn, geſpreizte Feierlichkeit gaben die Würze. Bon der 
Zauberin Circe und dem WMinotaurus, vom thraciſchen Tartarkam 
Zamerlan, von der afiatiſchen Baniſe hörten die Leute. Dann traten 
der römiſche Rechtögelehrte Aemilianus Papinianus, Hannibal in Capua 
auf, in Corneilles Eid „Hgnalifierte ſich Chimene beionbers in einigen - 
Arien“. Genovefa. die tugenbjame, beteuerte ihre Unſchuld, David vergoß 
Baterthrünen über jeinen Sohn Abſalom, Faufts, des Armiten, nicht zu 
vergeilen, der in einer „extra ordinair-intriganten, recht vollkommenen 
Dauptaction” abgehandelt wurde. Und in all dieſe tragiſche Wehmut 
lachte Danitmwurft hinein, Hanswurſt. der an einer Colombine in den 
Eingipielen italieniiher Herkunft eine fotette Getährtin fand. Wallerotti 
feier fugte die Store für jeine Zwede zurecht. er gönnte den beiden : 
überall ein Jlüpchen. Aber welche Gebilten batte er au! Franz : 
Qutb ımd Joſeph Felir von Kurz! Jene beiden umermüblichen 
Spubmacher. die bier noch mit ıbm an — Karren zogen. Vergeſſen 
wir einmal die Nobbeit und Schamloñgkeit! Wie viel bunte Herrlichkeit 
Neibt troddem übrig! Und ein Wertvolles danırater rede Minute ver- 
langte vom Schauipteler ter Beweis ber Schlagiertigfeit. geiftiger 
ebendigket! Tu; Spiel des Stegreinpieles bildete tüdhtige Stomö- 
unten. deren größte Vorzäge in aller Frribeit won Regeln fi) ent - 
wedelten. In older Schule war fein Geringerer als Friedrich Ludwig 
Schröder gebildet! Wochte Dr Rublitum mb ut ermiter fritiicher 
Rum ini Theater ben den Wirkurgen des Angenblicks konnte ſich 
Kom jemand entziehen. fun fo tie? mr dns Erttiihe Urteilsbedürfnis 
im wer Sett noch engen und Wet gang daß es mucht vor einem 
wer Settum bern Syrien wrtemmt mie Scart lehrten 
ck Yerag zu) Ne um ide der Mikeeriiteis enerfürden. im dem bie - 
wihtginier mn Scurtselerg zz m Fazer muriz er We beweiſen 
END. 

Tr ir jr Ser Im Nele — eier Graimjumy bedarf 
we Int aa ren Srrnar und — m muelmeiinge Stüde - 
11° & man kur nr imo ;ı nader Gottichebs 
Smmnh er vr dt Tee Writer Qieetuzfer in der 
Sera ir m A in Rat m m Zum u a. 
wir ro. Wu Fer vna Simnen Nuleer: Ruuchen 



















verſchwand 

Nürnberg auf (1755),) wo er jogar Erlaubnis —— 

zu verlängern. Jedoch durfte er von dieſer Gnade nicht v 
er „damit andere ſich nicht darauf berufen mögen“. 
wurden indefjen von den fürjorglichen Ratsvätern ſelbſt von 
Wallerottis benachrichtigt, „damit fie ſich in Zeiten p 
fonnten. Über Mainz, wo er in der Herbftmefie jpielte, zog 2 
dann — es war für ihm das letzte Mal — zur „m 
moraliſchen Stadt Frankfurt“. Dort durfte er allein 
der Herzogin von Meiningen auftreten, während der Rat 
Geſuche der kriegeriſchen Zeitläufte wegen abſchlug. In d 
Jahren kehrte er. dann von Kleineren Wanbderreijen in 
Salzburg) regelmäßig nad) München zurüd. Sein 
vom Rate treu geſchutzt. Als daher im Januar 
Winkeltomödiant, Franz Paul Aulfinger, ein 
john, um die Erlaubnis nachjuchte,’) „mit leb 
comoedien exhibieren zu därffen“, wurde z 
Urteil erfuht. Er fand, daß in „derlei I 
Erfahrung gemäß ärgerliche und wider bie 


%) je oben ©. 56. 





2) Hampe, a. a. O. S. A0ff. 3 
2) Kgl. Kreisarchiv Minden, Akt: die geifii 


” lestide Sundertruupen. 


ws Graren Schlick vergeblich — m Herbit in Graz zu ſpielen, 

on duch kleinere Sandftidte weiter. Exit 1764 hören wir wieder 
Gm: ieme Frau. Therefia Elrtabethe. legt un temem Ramen Beſchn 
zjegen bie Ztabtmuffanten em, die duch Aufführung der Gen: 
and der Margarethe von Eorthona chr Privileg, das ihnen nur PBallı 
miele geitatte, überichritten und ihn damit in feinem verlebt hä: 
Em Marer Bid über das Münchener Bühnemmeen iſt auch in d 
Jahren nicht möglich. Es ſcheint jedoch, das Ballerotti nad |ı 
Rackkehr dem Schauipielerberuf Lebewohl tagte umd eine Hoffouriersf 
die fein Bater befleidet hatte, antrat. Seine Zruppe vereinte fid 
Münden mit der Hoberweinihen Geſellſchaft. Diefe war ein 

von ber im großen Stile unternommenen, aber Häglich geicheite 
Prager Theater: Jmpreia (1764) Bernardon2.‘) Joſeph Felix von ! 
jelbſt hatte fih mit einer fleinen Schar, die meift Operetten auffül 
nad) Venedig geflüchtet, erlitt auch dort eine glänzende Niederlage 
wanderte fiber Preßburg allmählih nah München (1765), wo 
ihn noch in jeiner Zhätigfeit näher fennen lernen werden. Ein zw 
Zeil der Prager Impreſa war unter Brunians Leitung nad Bı 
gezogen und wieder nach ‘Prag zurüdgefehrt, ala dort die Luft 

mar. Roberwein endlih, der Schwager Joſephs von Kurz, wi 
München zu feinem Ziele. Über feine Anwejenheit in der Stadt, je 
Spielplan enthalten die Archive nichts. Die einzige Erwähnung je 
Namens in Münden findet fih im Churbairiihen Intelligenzbla 
mo er zufammen mit Mayr (Stephan Mayr), Wallerotti, Ruth, Bo 
Fiedler unter den Wandertruppen genannt wird, die vor der Grünt 
der Nationalſchaubuhne die Hauptftadt befuchten. Ganz zutreffend ſch 
brigens dieſe - von Lipowsky“)) fpäter übernommene — Nad) 


Yo. Mund, Johann Nofeph Felix von Kurz, genannt Bernardon, F 
ta M, ARD, ©. 127. 

 Shurbatriiches Intelligenz-Blatt, 1776, Nr. 45 vom 9. November. 
einem Vrttfet in dev Allg. Difch. Biograpbie, XVI, 363, der nad Koberweins 
ander) Vebensbefchreibung von Joſ. Kürſchner verfaßt ift, trat S 
Frliedrich Koberwein 1766 197° in München zu der Gejellichaft des Felir . 
über, heiratete deifen Tochter Eömunda 1756 in Brünn), übernahm 
Waählerottis Truppe, mit dev er in Salzburg, Augsburg, Um, Rojtod fl 
und fi den Winter 170165 wieder nach München zog. — Was mir zur ! 
pruüſung Meier unklaren Kerhältniſſe die Alten boten, ilt im Text verarb 

BVtipowoky. Wılrger Militär Alntanadı Nutional:Garde-Jahrbud) 7 
Rau NR 





Berichiedene Truppen. 95 


offen in München ein Gaftipiel,') dann aber hören wir etwa zehn 
te lang nicht8 von einer deutſchen Wandertruppe. Daran mag nicht 
mindeiten der Ausbruch des öfterreichiichen Erbfolgekrieges ſchuld 
jen jein, der über Bayern wieder nach längerer Friedenszeit un- 
des Elend brachte. In Münden bauften Banduren. Das Volk 
tief verbittert. 


C Reiches, o Edleß, o liebei Bayrlandt 
Mit dir wirdt Vmbgangen, es iſt ia ein ſchandt, 
Des teutſchlands ein Zierdte, ein kleinod du biſt, 
Von Neydt deiner feinden nunmehro verwüſſt. 
in aſchen und glueth 
da liget dein gutt, 
Die Erdt iſt begoſſen mit häuffigem blueth 
der graußambe Vngar, der türckhiſch Pandur 
Zu deinem Verderben fer haut yber dſchnur.?) 


8 in einem im Volk entftandenen Liede jener Zeit. Erft nad) 
‚ Aberts Tode hören wir wieder von Wandertruppen. 1746 zog 
fer Nicofini, der mit einer aus Kindern und Halberwachienen be: 
nden Truppe „opera-pantomimen* aufführte, durch München. 
enem Empfeblungsjchreiben entließ ihn Mar Sofeph.”) Und als 
t Fürſt im nächſten Jahre Hochzeit Hielt,*) da ftellte ſich ein alter 
mmier ein, Johannes Schulz, der „bei dem allgemeinen Frohlocken 
eetreuiften Unterthanen die aller unterthänigft-demuthigfte Devotion 
um traumgedicht“ °) erzeigte. Dieſes, Traumgedicht“, der „Triumph 
Ehe“, 1747 zu München gedrudt, ift vermutlich eine Überfeßung 
Iftanzöfifchen in der Hof: und Staatsbibliothek handſchriftlich auf: 
iſtten Originals: Le triomphe de l’amour;°) e3 ift ein Feſtſpiel, 
) Augsburger Stadtarchiv, Meifterfinger-Aten, II, 1687— 1776, Prod. 67, 
Il, de 1721—1772, Prod. 90. 

) Handfchriftlich auf der Kgl. Hof: und Staatsbibliothet Münden, Cgm. 
allg. 

— Kreisarchiv München, H. R. fasc. 461 Nr. 57. Nicolini zog mit 
nſinderpantomimen, die durch Pracht der Koſtüme auffielen, durch Deutſch— 
‚10 1745 Frankfurt, 1747 Prag, 1748 Hamburg, 1749—1771 wirkte er am 
widweigiichen Hofe. 

9 Rar III. Joſeph vermählte jih mit Maria Anna von Sadjen, einer 
Annigen Fürſtin, die der Entwidlung des Theaters wie allem geiftigen 
Liste Aufmerkſamkeit zumandte. 

Gottjched, Nöthiger Borrath, 1757, I, 327. 

Cod. gall. 568 (Bavar. 3473). 





98 Deutihe Wandertruppen. 


beitehenden Iruppe auf. Er erwarb ſich die Zufriedenheit des Hofes, 
zog mit Empjehlungabriefen verjehen darauf nad) Augsburg, um im 
Sommer 1759 noch einmal zurüdzufehren und in der Jakobidult 
„wieder berlei actiones“ und zwar „in der Passion Hütten auf dem 
Anger” vorzuftellen.) Dann wanderte er fort. Zwanzig Jahre darauf 
— im September 1778 — reilte eine Schar von Komödianten von 
der ſonnigen Pfalz wieder zur bayerischen Hauptitadt. Es war Marchands 
Truppe, die aus der Sebaftianijchen hervorgegangen war und die nun 
nicht mehr mit Kindern bunte Tänze und Pantomimen in der Hütte 
auf dem Anger fpielte, fondern im alten Opernhaus die Hoffnung: 
en auf eine deutjche Nationalbühne erfüllte oder wenigſtens erfüllen 
ſollte. — 

Von größeren Wandertruppen müſſen nach der erwähnten Angabe 
im Churbairiſchen Intelligenzblatt noch Franz Anton Nuth und Arnold 
Heinrich Porſch mit ihren Truppen in München geweſen ſein.“) Jener 
wird wohl um 1760 bier geſpielt haben und zwar, um nad) ſeinem 
Nürnberger Repertoire zu jchliegen,’) ein Gemiſch von fteifen, regel: 
mäßigen Stüden, Hanswurſtiaden — er |pielte den „Lipperl” 1760 in 
Nürnberg — und Bantomimen, dieſer einige Zeit jpäter. Sein Spiel: 
plan zeugte in Nürnberg (1763, 1764/65) von einer gewiſſen Viel: 
leitigfeit, vor allem bewies er deutlich eine Abnahme der Hanswurftiaden.*) 

Zahlreiher nun als diefe Wandertruppen zogen zur Münchener 
Dult alljährlih Hütten» und Marionettenſpieler. Einen Unterſchied 
zwifchen Wandertruppen und Hüttenfpieleern zu machen, erjcheint mir 
durchaus berechtigt und nötig. Gewiß find dieſe aud) jenes, und fie 
jtehen beide als berufsmäßige Schaufpieler „mit lebenden Perſohnen“ 
den Marionettenjpielern einerfeits, dem bürgerlichen Dilettantismus 
andrerjeit3 gegenüber. Der Unterjchied befteht zunächft in der ver: 
ſchiedenen Stärfe der Truppe: Hüttenjpieler nur vier, fünf zu einer 
Truppe vereint, meift eine Familie mit ein oder zwei Gehilfen, die Wander: 
truppen dagegen mindeftens dreis, viermal jo ftark, oft fünfundzwanzig 
bis dreißig Mitglieder zählend. Sodann ziehen die Wandertruppen durch 


\ Kgl. Kreisarhiv Münden, Alt: die jogen. Kinder-Komödien, derjelben 
anfänglich geitattete, jpäter aber verbotene Aufführung ꝛc. betr. H.R. fasc. 461 
Nr. 57. 

2 In den Archiven habe ich nicht3 über fie finden fünnen. 

*) Hampe, a. a. O. S. 203; ſ. auch Inhaltsverzeichnis. 

) Hampe, a.a. TC S. 204 f. 


Hütten- und Marivnettenjpieler. 99 


ganz Deutſchland, oder — was für die Münchener in der zweiten Hälfte 
des Jahrhunderts immer mehr zutrifft — durch Böhmen, ſterreich— 
Ungarn, Tirol und die Schweiz, während die Hüttenjpieler in Bayerns 
Dörfern und fleinen Städten umberziehen, felten nur über die Landes— 
grenze Binaus. Sie fommen meift nur zur Dult, während die Wander- 
truppen — 3. B. Stephan Mayı, Schulz, Wallerotti u. a. — München 
jür den Winter aufjuchen, weil allein eine größere Stadt eine größere 
Truppe mehrere Monate Hindurd) ernähren fann. Die Hüttenfpieler 
ihlagen ftet3 auf dem Markt — in München alfo auf der Dult — 
ihre Hütte auf, meist aus einigen ſchräg gegenübergeftellten mit Lein- 
wand beipannten Stangen beftehend, vor der fie auf einem einige Fuß 
über dem Erdboden errichteten Bretterpodium jpielen ; die Wandertruppen 
beziehen teil3 das Rathaus, teils die Bühne im Wiejer oder im Faberbräu. 
Endlich find die Hüttenfpieler häufig Schauspieler und Marionetten— 
ipieler zu gleicher Zeit oder fie werden das eine nach dem andern. In 
ihren Reihen geht die Herübernahme mandjer ala Wtarionettenipiel zu: 
erft gearbeiteten Stüde in den Spielplan der mit lebenden Perjonen 
fpielenden Truppen vor fi; bier liegt der Grund, warum jo mandjes 
Schaufpiel deutlid) die Züge des Puppenſpiels verrät oder umgefehrt 
(3. B. Genovefa, Doktor Zauft, Don Juan’) u. ſ. w.). 

Bei einigen Hüttenpielern im lebten Viertel des Jahrhunderts 
läßt ih denn auch mit archivaliſchen Belegen erweiſen, daß fie und 
mit ihnen notwendig ihre Stüde jene Wandlung vom Mlarionetten- 
zum SHüttenjpieler durchgemacht haben. Es mird weiter unten noch 
darauf hinzuweiſen fein. 

Ewig gleihförmig iſt das Schickſal dieſer der Volksbeluſtigung 
dienenden Gejelen. Was für uns allein Reiz und Wert hätte, ihre 
Spiele, ihre beiten nur aus dem Stegreif geſprochenen Wite und Be- 
trachtungen find verloren und damit ein Zeil lebendiger Kultur- und 
Litteraturgeſchiche. Die Akten geben nur noch eine Reihe von Namen 
und Borjällen, die der Vollſtändigkeit wegen in aller Kürze hier an: 
geführt werden mögen. 

Im Jahre 1751 taucht zum eriten Male ein Mtartonetten}pieler 
auf, der dann vierundvierzig Jahre lang Jahr für Jahr zur Münchener 
Tult erſchien: Joſeph Mang Hage oder wie er meilt genannt wird 





N Bgl. z. B. darüber R. M. Werners Einleitung zu jeiner Ausgabe des 
Yaufener Ton Juans, Theatergeich. Forſchgn., III, 95 ff. 


mn. 


100 Deutihe Wandertruppen. 


Joſeph Hage.‘) Ihm geitattete Max II. Joſeph, „in anfechung fo: 
wohl feines vatters, dermahligen Kürchendieners bei den P. P.Capucinern 
albier über 40 Jahr: alß auch fein über 8 Jahr lang wohl gelaiften 
Kriegsdienften” mit engliſchen Marionetten „etlihen commedien ſpihlen 
Vnd jo andern actiones comicas dahier vorftehlen zu derffen“. 

1752 taucht ein neuer Marionettenspieler auf, Johann Lind?) 
von dem ſich nicht feitftellen läßt, ob er in den nächſten Jahren zur 
Dult erihien. Den Akten desjelben Jahres Tiegt ein Zettel bei, auf 
dem ſich recht abenteuerliche Gejellen ankündigen: „Mit Gnädigfter | 
Concession | Werden | Die hier anweſende Rußiſche, Hochfl. Zolgirucifche 
Hof: ; Luftipringer | Voltifirer, Palancirer, Spadon: und | Schwadron- 
Meifter ; ingleichen ftarde | Manns-Künſtler Wiederum die Ehre haben, 
ihre Schaubühne zu eröfnen und allen | rejpeftiven Zuſchauern ein fatt- 
james Vergnügen | verichaffen.“ Sollten da3 „wiederum“ und „ftarde 
Manns-Künſtler“ vielleicht irgendwie auf Eckenberg, der ja früher in 
München gemejen war, hinmweilen? 1752 war Edenberg freilih in 
Dänemark, jo daß die beiden Möglichkeiten offen bleiben, den (un- 
datierten) Zettel früher anzufegen oder eine Nachahmung, vielleicht auch 
Fortſetzung von Eckenbergs Künſten durch frühere Genoffen anzunehmen. 

Für die nächſten Jahre bleiben die Akten jede Auskunft ſchuldig. Erft 
für 1757 melden fie von dem Komödianten und Wachsboſſierer Johann 
Alphons Rob, der während der Dult Marionettenpiele aufführte. 

In diefem Jahre beginnt aud der im Kampf mit Wallerotti 
bereit3 erwähnte Franz Paul Aullinger zu jpielen. Er war zu: 
erſt Marionettenfpieler, trat aber ſchon 1760 als Hüttenfpieler auf. 
Für jedes folgende Jahr läßt er ih in Münden zur Jakobidult 
nachweilen. 1765 jpielt er mit ſechs Perfonen in einer Hütte, ala Ein- 
beimifcher die Vergünftigung genießend, nicht täglıh 12 Kreuzer ans 
Mautamt zahlen zu brauchen. 1764 darf Joſeph Wiſſer, Hütten: 
Ipieler aus der Au, auf dem Anger bi3 abends 9 Uhr ſpielen. 


N Kgl. Kreisarhiv München, Akt: die engliihen ſogen. Marionetten- 
ipiele oder Schauspiele mit lebloien Figuren und deren zeitlihe Geſtattung ꝛc. 
betr., 1757--1797. H.R. fase. 461 Nr. 55. Zweimal: Joſeph Mang Hage 
(Haage)], einmal (im furfüriti. Schreiben an den Rat, dd. 7. XT. 1751, Stadt: 
archiv, Ratsprotokoll Joſeph Mang, jpäter nur Joſeph Hage ſHaageſ. 

N Diele und die folgenden Mitteilungen jmd Akten des Kgl. Kreisarchives 
Minden oder des Ztadturhives entnommen. 


V. 
die legte Blütezeit des franzöſiſchen Schauipiels. 


Als im Jahre 1748 die Mutter der Karoline Schulze zum eriten 
Mal in München auftrat, ließ die Kurfürftin, die mit ihrem Gemahl 
ım Theater war, fie nach der Borftellung zu fich rufen, jagte ihr Artig- 
feiten und ſchloß mit ben Worten: „Mache Sie, baß mehrere yhres- 
gleihen hieherkommen.“ Diejelbe Fürftin gab dann, als die ftehenbde 
Bühne nur einigermaßen gefihert erjchien, 1773 durch eine Überfegung 
eines franzöfiſchen Luſtſpiels den Anſtoß zu einer fruchtbaren Thätigkeit 
de3 bayerischen Adels auf litterariſchem Gebiet — fie jorgte auch 
tonft eifrig für das Gebdeihen der jungen Bühne. Welche Entwidlung 
in diefem furzen Zeitraum! 1748 da3 beichämende Eingeftändnis, daß 
mit ſolchen Wandertruppen fi) nichts beginnen, gejchweige denn er: 
reichen ließ, zwei Jahrzehnte ſpäter liebevolle Pflege funftmäßiger, ernfter 
und nationaler Dramatik! Hier ein jehnfüchtig gehegter Wunſch, dort 
Erfüllung! Welche großen wirkſamen Bewegungen auf dem ganzen 
Gebiete geiftigen Lebens mußten da vor ſich gehen! Es joll die Auf: 
gabe des nächſten Kapitels fein, auf die Schritte, die nun wirklich 
vorwärts führen, Hinzumeifen, darauf Hinzudeuten, wie bier und da 
Quellen aufjprudeln, die das weite bürre Qand bewäſſern und befrudhten, 
wie au Litteratur und Bühne frifche Keime treiben. Hier fordert die 
Frage Antwort, wie fi) Hof und Adel halfen, die des Volkes jtumpfe 
Bedürfnislofigkeit in höheren Dingen nicht teilten. — Es fommen die 
fetten Jahre, in denen noch einmal die feierliche Schönheit der fran- 
zöſiſchen Heldentragödie, die bürgerlihe Rührſeligkeit der franzöfiichen 
Sittenlomödie die hohen Damen und Herren entzüden, wo ber plumpe, 
zotige, deutiche Hanswurſt der Dult mit jeiner frechen Genoffin ſich 
ın den graziöfen, pifanten, aber ebenſo flachen Harlefin wandelt, und 
Solombine in halber VBerhüllung gleich ſchamloſe Späße treibt, — die 
Fahre, in denen zum letzten Mal Hof und Adel in ihre eigene Welt 
flühten, um dann heimzufehren in das wirkliche Vaterland, um an 
nationaler Kunst thätigen Anteil zu nehmen. 


102 Lepte Blütezeit des franzöſiſchen Schaujpiels. 


Während jeines legten Aufenthaltes in München hatte der ſchwer— 
geprüfte Kaiſer und Kurfürft Karl Albert feine franzöſiſche Truppe 
mehr unterhalten. Noch in Frankfurt Hatte er alle Vorbereitungen 
dazu unterbrochen. Graf Fugger, „grand eEcuyer et directeur de 
la Gomedie“, hatte den mit der Bildung einer neuen Gejellichaft be- 
mühten Scaufpieler Defforges noch in leßter Stunde von der Aus: 
führung abhalten müſſen; Defforges war vom Kaiſer perjönlich verab- 
ichtedet und mit feiner Frau, einer berühmten Schaujpielerin, und 
jeinem Schwager Le Fevre an den Hof Friedrichs des Großen gezogen. 
Zroßdem wurden von einem Jeiner Nebenbuhler, dem früheren ſzeniſchen 
Leiter der Münchener Hofbühne, Duclos, weitere Verhandlungen in 
Straßburg gepflogen. Karl Albert willigte anfangs ein, ließ jogar 
Defforges mit Frau und Schwager (am 29. XI. 1744) den Befehl 
zugehen, Berlin zu verlaflen und fi) nad) München zu begeben. Da 
machte ihn die Umſtändlichkeit Duclos’ unmillig, er widerrief alle Boll: 
macht, jo daß die Bildung einer franzöſiſchen Truppe unterblieb. Drei 
Jahre vergingen jo nad) jeinem Tode. Dem Hofe fehlte zu dem ftereo: 
typen Prunkſtück der italtenifchen Oper das Gegenftüd im Schaufpiel 
und jo wurden in demjelben Jahre, in dem die Kurfürftin jene be- 
zeichnenden Worte zu einer deutichen Wanderfomödtantin ſprach, die Ver— 
bandlungen wegen einer eigenen franzöfiichen Hoftruppe aufgenommen. 
Defforges erbot fich zu allen „pour suivre son devoir*. Bon Berlin 
aus machte er den Vorſchlag, ſchon für den Karneval 1749 eine aus- 
erleſene Truppe yujammenzubringen. Die früheren Mitglieder jollten, 
ſoweit ſie noch in München waren, darin aufgenommen werden. Aus 
den Akten gebt nicht hervor, ob die Gejellichaft, die dann aud vom 
1. März 1749 an verpflichtet wurde, auf Deiforges’ Betreiben zuſammen⸗ 
geſetzt war. Es iſt jedoch ummahricheinlich, da er jelbft nur in einer 
proviſoriſchen Mitglieder-Liſte und nicht in dem endgültigen Bejoldungs- 
Status mit aufgeführt wird. Er blieb mit jeiner Gattin in Berlin 
und trat mut dev Munchener Boltruppe in feine Beziehungen mehr. 

Aus funſzehn Nünstleen d neun Herren und ſechs Damen) beitand 
die Truppe. mit der die Vorſtellungen im Georgiſaale der Reſidenz 


Vuehen m Ne ſelgenden Rachrichten: Kgl. Kreivarchiv. Alten: das 


iranzoſiiche Tdeater Det. feier Ver'iongialten. Kai. baner. Reihdurdiv, 
Dekretenſammtung „Bat de ta Troupe des Cemn-diens enyayes au Service 


de sun Altesse Seremennme Eleetorsie de Bauiere, à commencer du 1. Mars 
140° Diepiie et sa Cnme LAU adrlich. VRelinens 50 A, Mile) du 


Bildung und Beſtand der Truppen. 103 


begannen. Bald ftellte ſich freilich heraus, daß manche Lücke im Perſonal 
auszufüllen war, und jo wurde nach beiten Kräften Erfah geichaffen, 
zumal durd) den Abgang Einzelner die Gejellichaft wieder ſtark geſchädigt 
wurde. Der Kern der Truppe blieb jedoch bis 1754 der gleihe. Vom 
1. April dieſes Jahres an trat dann eine namentlid) in den eriten 
Künftlern völlig neue Gefellichaft in kurfürſtlichen Sold, die bis zum 
Jahre 1758, auch wieder ergänzt und vergrößert, verwendet wurde. 
Die Bejoldung der einzelnen Mitglieder war reichlich und ftand 
im Vergleich mit der anderer Hoftruppen durchaus auf derjelben Höhe. 
Im Lauf der Jahre fteigerten fi) die Gehälter, eine Erſcheinung, die 
vielleicht niit dem Intendantenwechſel zufammenhängt. Bis 1753 war 
Grat von Salern Intendant; fein Nachfolger wurde am 14. April 
1753 Joſeph Anton Graf von Seeau, ein Mann, der faft ein halbes 
Jahrhundert die Entwidlung des Münchener Bühnenweſens fördernd 


Leaur (750 fl.), [Mile] Stoup (750 fl.), Bienfait (850 fl), Brodain (500 fl.), 
Tabary (500 jl.), Mignard pere, mere et fille (1800 }l.), Duligny et sa femme 
12300 it), Dulondel (600 fl.), de Billeneuve (750 fl.), Deux habilleuses (240 ff.), 
Le repetiteur (240 fl.) = ©n. 10430 fl. — Im folgenden Jahre jind außerdem 
engagiert: Turofoir, - Duvivier, Mile. Gardel; dazu wird eine Mme. Brocdhain 
und eine Mme. Bienfait genannt; Clavel, bis 1735 im furfürftlicden Dienft, 
taucht wieder auf, flieht aber zujammen mit Tabary zu großer Schulden wegen. 
— „Etat de la (’omedie francaise pour 'anné commencee le ler avril 1754“: 
Vomediens: Rofiembeau (1000 jl.), Mme. Desrones (1000 fl. , Patras (800 fl.), 
3e Billeneuve (1000 fl.), sa belle fille (400 fl.), Mr. Saiparini (600 fl.), Mme. 
Saiparini (1200 fl.), Belliſſens (750 fl.), Clavigny (800 fi.), sa femme (800 jl.), 
Iime. Tuboi3 (1200 fl., Dulondel (600 fl.), Baletti (600 fl.), Framicourt 
W0 il., Brodain (500 ji.) = En. 11650 fl. 1754 findet ſich auch ein eigenes 
tranzöjiiches Ballet mit folgenden Mitgliedern: Chalandray (1600 fl.!), Saunier 
1000 fl.), Auguſte (800 fl.), Agatha (800 jl.), sa femme (500 jl.), Mile. la Comme 
Wo il., Mile. Aletba (700 fl., Mille. Monmela (100 fl.), 8’Huliny (600 fl.), sa 
icmme (400 jl.), Mille. Domenica Fornari (400 jl.;, Mme. Falchi (200 fl.) Mme. 
Augufte (400 fl.), Dubreuil l’aine (300 fl.), Dubreuil cadet (200 jl.), Baolo 
0 il, Mme. Stephan (200 jl.) = Sa. 9760 fl. (d. h. dazu dreimal für Schub: 
werk eine jährliche Summe von 120 fl. gerechnet). — Personnes attachees: Mr. 
Francesco repetiteur (240 jl.) Iſ. o.], Veuve Laurent habilleuse (120 ff.), femme 
Pierre (120 jl.), femme Hainault (120 fl.), femme Perrin (120 fl.), Hainault, 
ponr magazin (120 jl.), Dominique (120 fl.) = &a. 960 fl. Tazu pour ecritures ete.: 
St. Aubin, sous les ordres de Mr. le comte de Seeau Intendant jeit 1753] 300 ff. 
Heiamtlojten demnach jährlih: 22670 fl. — Veränderungen ergaben ji auch 
bier: jo wurden neuengagiert: Mr. d’Alainville (900 fl.), Dille. Bernier (1120 fl.), 
Pruneval und Frau (2000 jt.), Chaumont (600 fl.) und Framicourt (? fl). — 
1:56 tritt die Tänzerin Mile. Yabat ein für jährlih 1200 fl. (N. 


104 Letzte Blütezeit des franzöſiſchen Schaujpiels. 


und hemmend begleitete. Bon jeiner Stellung und feinen Eigenjchaften 
ol an anderer Stelle die Rede jein — hier nur die Bemerkung, daß 
er, der in diefen Jahren die Stelle eines Intendanten der Muſik, der 
italienijchen Oper einnahm, feinem Beruf als maitre de plaisir dadurd 
gereht zu werden ſuchte, daß er an Dekorationen und äußerlihem 
Prunfe nichts parte und der Sinnenfreude der welichen Oper wie des 
franzöfiſchen Schaufpiels und Ballets durch Verſchaffung möglichſt reicher 
Mittel aus der furfürftlichen Kaffe nachhalf. 

Hatten zuvor die höchſten Sagen 750 Gulden betragen, wie fie 
der erfte Heldenfpieler in der Tragödie Francois Durville,’) jeine Frau 
als erfte tragiiche Liebhaberin,”) Agnes Stoup?) ala Charakterjpielerin 
in der SKomöbie, Mille. Gardel*) ala jugendliche Liebhaberin und 
andere erhielten, jo fliegen fie auf 1000, ja 1120 und 1200 fl., ala 
Seeau die Intendanz führte. Roffembeau,”) in eriten und zweiten 
Rollen der Tragödie beſchäftigt, Mme. Marie Anne Desrones,°) die 


N Durville .der Hoflalender von 1752 nennt Bernard ald Bornamen) 
fam vom bannöverihen Hofe, blieb aber nur drei Jahre: da8 Engagement 
Tupipiers verlegte jeinen Künitleritolz: je suis au desespoir, ichrieb er an den 
Kurfüriten. que les engagemens aient été mal conzus et rögles: mais en dois-je 
etre le vietime? Graf Salern babe überdied ſchon vor Duviviers Engagement 
ein neues mit ibın vereinbart. Si parmi les hommes la parole est inviolable, 
a plus forte raison les eerits et je ne puis penser qu’un cavalier aussi respectable 
manyune jamaisa lun ni a lautre. In der Antwort des furfüritliden Intendanten 
dd, 28, III. 1750 beißt es: Si Durville ne trouve moyen de saccumoder avec 
Duvivier, le con qwil demande Ini sera actorde apres larrivee de ce dernier. 
Durville gina. Kal. Kreisarchiv Münden. H. R fasc. 455 Nr. 2. 

T Nad dem Doilulender von 1152! Krancoiie Turvill. 

° Kontraft vom DD. Nov 1742: te beiratete den Schauspieler Billeneuve, 
starb bereits 1754 Idre Kinder Magdalene und Ludwig wurden aut Staat3- 
foiten im Kloster erzogen. Tb eine Mile. Stopp. die 1755 56 engagiert iſt und 
dann den Schauspieler Valetti beiratet. eine Tochter der Agnes Stoud aus eriter 
Ede rn däkt ſich nicht enticheiden. Kreisardie. H. R. fase. 412 Wr. SS. 

Sio ericdeint nie tm Dorfatender als Witgbeed. Ein Sardel wird unter 
rom turmalztipant Dienſten ſtedenden iranzoiſchen Iruppe genannt. 

. Jean Simon Wiener de Rokerridenu. Don LEM bit 1758 engagiert. Kgl. 
Nrertendit. HR. Sam KUN TEN 


Engagtert von DEM die KEDSONS Krervar div. H. R. fase. 471 Ur. 708 

Ketimıem Waetiar gone Trap unter de Kerigce, in der sich Me. der Nüneg, 
prerion aetrier, Bin yo) DNS Sen Na cr Jeikt et: Mme. des 
Rizes berlaie sup Feunement, Vauıtte SiS qirelie parüt sur la wene, ın croiait 





ir Menve u ooteognantte mine Bieter sis vülontes A was sujets Beref, 
, 


u... ._ — . . ... > * v 3 » an. . 
Erle ATI Ua., TAT ANIME MD EN, ‚ee sen talenr dans tous 


IINE Lepte Blütezeit des tranzöltihen Schaupiels. 


Sodann erhoben fie Anſpruch aut die ın ihrem Baterlande übliche 
Bedienung, unter anderm auf je einen Perrüdenmader für Damen 
und Herren, auf Ankleideirauen u. dergl. Ihres leiblihen Wohles 
wegen forderten fie für jeden abends auftretenden Künſtler eine Halbe 
Flaſche Wein,') ein kleines Brot und zwei Wachskerzen — auch ber 
Iheaterwagen zur Beförderung der Mitipielenden vor und nach der 
Aufführung ftand auf ihrem Wunjchzettel. Überall hatten fie zu ändern 
und zu bitten. Wichtiger als alle dieje kleinen Wünjche war das Ver: 
langen nad) Ankleideräumen, das auf die beftehenden Zuftände gerade 
fein günftiges Licht warf. „Les comediens proposent,‘ hieß es da, 
„ue pour s’habiller decemment et suivant l’usage il leurs soit 
fonrni de petites loges separees aux differens theatres ou Son 
Alt. Elector. les emploira. Cette demande doit paraitre d’autant 
plus juste qu’elle fait eviter l’indecence qu'il y auroit devoir des 
fommes pele indle avec des hommes. La coutume est de donner 
une loge pour la more et la fille, ainsi qu’au mari et à sa femme.“ 
Wie anders ging es bei den „Ehurfürftlich teutichen Comödianten” zu, 
die in demſelben Jahrzehnt in Münden fpielten! Hier forderte der 
echte Franzoſe, der äußerlich ftets Kavalier blieb. Daß daneben zwei 
dieſer Momödiantenkfadaliere, Zabary’) und Clavel,?) heimlid aus 


NY in Mannheim erbielten bei jeder Oper und jeder Galakomödie die mit- 
wirkenden Sänger, Schanfpieler, Tänzer und Muſiker je eine Flaſche Wein, die 
Hauptdarſteller zwei Flaſchen Rurgunder. Bgl. Walter, Die Geſchichte des Theaters 
under Muſik am kurpfälz Hofe, S. MI. - - Die Münchener Hofmuſiker, Dar: 
tſchtere und Trabanten erhielten von 1715 bis 1754 ebenfallg Wein, Bier und 
KRrot. HER wurde don dem Küchenamt der Verſuch gemacht, dieſe allmählich 
and em LO jl. jährlich zu ſtehen kommende Verpflegung abzuſchaffen, aber 
IE waler wurde dies erreicht. Mudharto Nachlaß: Rudbart, Geſch. d. Oper, 
ste 

N Tadarmo und Wladeld Fincht gab der „Uofteeihänfin“ Maria Francisca 
Sutetti wönköommene Welegendeit zu einem Geſöuche an den Nurfüriten, ihr „in 
idrem dollee ein geringen pharau oder tanvo’piel zu geitatten, um den ihr 
durch die entwecwenen Voromodianten zugeingten Schaden wieder aufzubringen“ 
Febrnaw bist Krewharchw.etl Räfase IE Ne MM Ein Tabarn ſpielt 1779/80 
m der Truppe don Vısemmd. Weed. Dedativ und Swinnens in Gent. 1782 
Da dan gamımad Truppe Fader. a2 2 Up ru 

dGravord NasB Soßte Me Tune nu Vert gendert (sa fnite mets 
ten amuen SUN tat de act Sy darre SAN SOME a8 idm zugeteilt 
AN LNTOSUNDONS glas sn Napa, von che wre) aufgerübrt 
„a Muri de Nadı ou ge ddaman Noiihan an) ansere „Lesprit achete“ 


ST N a ‚N 
NEIN NR N: UNS 


Rollenbejegung. 107 


München fliehen mußten, um nicht in den Schuldturm zu wandern, 
hilft nur dem Bilde zur lebenswahren Ähnlichkeit. — 

Auf weitere Kleine Angaben, die ſich in den Akten finden, können 
wir billig verzichten. Sie tragen zur Charakterifierung nichts bei. 

Mertvoller erſcheint Ichon die Frage nad) den künſtleriſchen Fähig— 
feiten und der Bedeutung der Münchener Hoffomödianten. Allen An- 
ichein nad) hingen ſie feſt mit ihrem Mutterlande zufammen. Schon 
aus der Rolleneinteilung in den Engagementöverträgen geht das hervor. 
Dier herrſchte völlig der der franzöſiſchen Schauſpielkunſt eigene ftarfe 
Schematismus, nad) dem den einzelnen Künſtlern ohne Prüfung ihrer 
Individualität die Rolle gegeben wurde, die nun einmal rein ſchematiſch 
zu ihrem Rollenfach gehörte. Für erite, zweite, dritte Liebhaber, für 
erite, zweite, dritte Könige, für erſte, zweite, dritte Erzählungen in ber 
Tragödie, dann für Klugſchwätzer, Dummköpfe, „financiers“, „brutaux“, 
„les marquis ridicules‘, für VBertraute und „comiques à casaques‘‘,') 
kurz für alle in der franzöfiihen Dramatik faſt bi3 zum Typus ver: 
flachten Rollen waren im voraus die Schaufpieler beitimmt. Dieler 
Schematismus ging jo weit, daß 3. B. die drei Damen Gardel, Dur- 
ville und Bienfait, von denen jede erite und zweite Liebhaberinnen 
ipielte, nach Nummern rangierten, falls ein Stüd 3. B. zwei Liebhabe- 
rinnen und dazu eine Soubrettenrolfe (etwa dem ſpäteren deutjchen 
Franziska⸗Typus entſprechend) enthielt. Dann hatte ohne Rückſicht auf 
die verichiedene Individualität der Liebhaberinnen und der Soubrette 
ftets Melle. Bardel die erſte, Mme. Durville die zweite Liebhaberin und 
Time. Bienfait die Soubrette zu ſpielen! Daß bei joldher oberflächlichen 
äußerlichen Einteilung Streitigkeiten entjtehen mußten, zumal es mit 
dem ruhigſten Urteil oft ſchwer zu enticheiden war, welche von zwei 
gleihartigen Rollen die „erjte” genannt werden konnte, bedarf faum 
des Hinmweiles. Und jo finden wir aud) eine Meinungsverjchiedenheit, 
die ſchließlich zu gewichtigen Schriftſtücken Anlaß gab. Ihrem Kontrakt 
nah war Agnes Stoup für Eharakterrollen in jeder Art von Drama en: 
gagıert, miteinbegriffen für jene Rolfen, die die Schaujpielerinnen Quinault”) 



















7 D. h. jpigbübijche, geriebene Bediente; casaque ijt die Yivree der Fron— 

ans, Maskarillas, jener Bedienten. 
2) Wlle. Jeanne Françaiſe Quinault la cadette, von 1718 bis 1736 am 
' Thätre francais. Außer den „soubrettes ordinaires“ jpielte jie „plusieurs 
aracteres du haut comique qui semblaient appartenir exclusivement aux 
“trices chargees des premiers röles“. Bier lag die Toppeldentigfeit für Mille. 


108 Letzte Blütezeit des franzöfiihen Schauſpiels. 


und Dumesnil!) in Paris fpielten. Mile. Gardel dagegen erhiell 
in einem fpäteren SKontraft junge Königinnen, liebende und ges 
liebte Syrauen zugeteilt, dabei aber mit dem Zujat „toutes les roles 
forts et grandes coquettes, de plus ceux de Mlle Quinault qui 
ne sont pas entierement declares soubrettes“. Nun ſchaute natürlich 
Mile. Stoup ſtets ängftlih danach aus, daß fie alle jemals von ber 
Pariferin Quinault gejpielten befam, während Mile. Gardel fie ihr 
ftreitig machte „comme estant du sien et en droit, sous le tilre 
de premiere actrice de choisir“. Der Streit wurde jchließlid) jo 
erbittert, daß fich der Kurfürft ing Mittel legte und dem Schaufpieler 
Villeneuve auftrug, nad Paris an ben Schaujpieler Du Breuil, deflen 
Urteil für ſalomoniſch galt,*) zu fchreiben, ihm die SKontrafte und die 
ftrittigen Rollen mitzuteilen und deflen Entiheidung anzunehmen. 
Am 18. Mai 1750 ging von Paris die Antwort ab, unterzeichnet 
von Du Breul und ſechs anderen Schaufpielern der Comedie 
francaise, die für einzelne Rollen der Mille. Stoup, für andere da— 
gegen — troßdem Mille. Ouinault fie geipielt hatte — der Gardel 
recht gab. Dieſem weiſen Urteil fügten fich die Kämpferinnen not: 
gedrungen. — 


Stonp und Mile. Sardel!) Sie ift als geiſtreiche treffliche Künſtlerin befannt, 
an ihren berühmten Soupers nahmen Boltaire, Destouches, Marivaur, der Graf 
Caylus, d'Argenſon und andere teil. 1741 verlieh ſie die Bühne, jtarb erit 1783. — 
Sol. Yemazurier, Galerie historique des acteurs du theätre. francais, depuis 1600 
jusqu'à nos jours. Paris, 1810, tome II, p. BL. 

NM le Marie Françaiſe Tumesmil 1711— 1803), eine jener geijtreichen, 
großen Künſtlerinnen der Glanzzeit des Theätre framais, die den Ruhm 
der Adrienne Lecouvreur fortſetzte. Sie iſt für die geiltige Entwicklung der 
Schauſpielkunſt von großer Wichtigkeit, da ſie als eine der eriten Frauen nicht 
nach Kunſt und Reacht, ſondern mit einer aus dem Innern fonmenden Yeiden- 
ſchaft ſchlicht und natürlich ſpielte. Dorat buldigte ibr in jeinem Poeme de la 
deelamation. Sie war in evjter Yinie Tragödin, aber nicht minder bedeutend 
für die Kunſt „dans le haut comique” dieſe Übarafterrollen fommen für 
Mile. Stoup in Betrat. - - Bal. Vemazurier. a a. O. II, 193—212. 

?) Rıerre Guichon Dubdreuil. ein mäßiger Sihauipieler, der aber 
allgemein als vorzialider Beurteller galt. Man erzäblte allerdings nach jeinem 
Tode die dosdartte Geichhichte. daß er einem wigigen Nibtötbuer, der täglich im 
allen Cars derumlag. eine ſäbrliche Beniton ven 60) Livres gegeben babe, 
woiür jener üderan Don dem treffenden Urteil Dubreuils iprehen und Proben 
geben munte „1 venlat etre Inne de quelque chuse, et ce plaisir ... . ne lui 
paraiswit pas trop cher” Vemazurier. aa 1 NER 


⸗⸗ 


Rollenbejegung und Spielplan. 109 


Die Anerkennung folder Autoritäten, mehr aber noch der Hinblid 
auf das Tranzöfiihe Theater — denn im theätre francais lag der 
Kern aller franzöfiihen Kunft — war für die Münchener Truppe nur 
ein ebrendes Zeichen. Verſtändnis für das Beſte und Anerkennung des: 
ſelben jchließt notgedrungen eine eigene Tüchtigkeit in fih ein. Und 
daß dieſer Hinweid in den Kontrakten der Mile. Stoup und Mile. 
Gardel nicht zufällig war, beweift ein andrer Vertrag der Mme. Dubois,') 
die jene Soubrettenrollen der Mille. Ouinault und ihrer Nachfolgerin, 
der berühmten Dlarie-Anne d’Angeville ?) jpielte. Wir dürfen aljo an: 
nehmen, daß e3 feine zufammengemwürfelte Schar war, die am Münchener 
Hofe Tranzöfiiche Kunft pflegte. Dafür ſpricht ſchon der Umftand, daß 
eine Mme. Desrones jahrelang hier weilte, die überall eine vollendete 
Schaufpielerin genannt wurde,°) dafür jpricht aber auch 3. B. der Umftand, 
dab die eriten Künftler der Truppe darin übereinfamen, wichtige ſtumme 
Rollen Lieber jelbft zu übernehmen, als fie Statiften zu überlafjen. 

Über das Repertoire der franzöfiichen Hoftruppe laſſen fich feine 
ficheren, ein richtiges Urteil ergebenden Angaben machen. Zwar findet 
nd) in den franzöfiihen Theateraften des Kreisarchivs ein „Catalogue 
de theätre appartenant à S. A.S. E.“, der ein Verzeichnis von etwa 
500 Dramen enthält, faft Jämtliche Werke der großen Tragiker und der 
Nachahmer Molteres, die leichten Spiele des theätre italien wie die 
Sittentomödien derer um Dancourt, furz die Dramatik eines Zeit: 
taumes von Hundert Jahren — auf da3 Repertoire dürfen wir jedod) 
aus diejer Fülle Keinen Schluß ziehen. Kaum anders fteht e8 mit der 
ebendort befindlichen „Specification Über die Comedi:Bücher, welche 

gnädigfter Anbefehlung zu folge aus der dyurfrl. Refidenz-Bibliothef 
Herrn Grafen von Seau Excellenz behändiget worden”. 

"; Mme. Marie Céſarine Dubois und Tochter, engagiert vom 1. März 1754 
bie 31. März 1758. (Kg. Kreisarchiv, H. R. fasc. 466 Wr. 398. Wahrſcheinlich 
it Mile. Dubois Ddiejelbe, die „parée de toutes les gräces de la jeunesse et 
de li beaute* am 30. Mai 1759 in Paris debutierte, die den Stil der Clairon 
iortiegte, deren Erjcheinen auf der franzöſiſchen Bühne Marmontel „un veritable 
phenomene“ nannte. Vgl. Lemazurier, a. a. O. II, 174 ff.) 

” Marie-Anne Botot d’Angeville (1714— 1796), die berühmte Nachfolgerin 
der Mile. Quinault, eine grazidje, von Ejprit und Laune überjprudelnde Künſt— 
ierin, die von Dorat, Saint-Foix und anderen mit den überjchwänglichjiten Lob— 
Wrücden gefeiert wurde. Vgl. Lemazurier, a. a. ©. III, 129—146. 


”Bgl. S. 104, Anm. 6. 


110 Letzte Blütezeit des franzöſiſchen Schauſpiels. 


Die einzige ergiebige Quelle iſt ein „Repertoire General des 
tragedies et comedies representees devant S. A. S. E. de Baviere 
par ses comediens francais“,') da8 vom 25. Oktober 1750 datiert 
ift, alfo eine Überfiht über die Thätigfeit des erjten Jahres giebt. 

Darnach wurden — zunächſt mögen Zahlen ſprechen — 90 Stüde 
an 103 Abenden 165 mal aufgeführt, und zwar fanden im Winter 1749/50 
(bis Pfingften) 66 Vorftelungen und von Pfingiten bis Oktober 1750 
37 Borftellungen ftatt, gewiß ein Beweis für die intenfive Pflege Fran: 
zöſiſcher Schauſpielkunſt bei Hofe. Von dieſer hohen Zahl in den nächſten 
Jahren abzugeben, liegt fein Grund vor. 

Auf den erften Blick fällt die geringe Anzahl von Tragödien (11) 
gegenüber der langen Reihe von Komödien (79) auf. Unter den Tra— 
gödien jelbft wieder Heht Voltaires Merope mit vier Aufführungen 
an der Spitze. Aber wie jeltiam berührt neben dieſem Meiſterwerk 
Poltaires, das troß aller Regelmäßigkeit wahre Schmerzen und Leiden 


" Kgl. Kreisarchiv Münden, H. R. fase. +5 Nr. 2, Beilage 4. Die 

Ziffern binter den Ziteln bezeichnen die Zahl der Aufführungen des betr. Werkes.) 

1. Tragedies: 
Rhadamiste 1 (Crebillon‘, Iphigenie 2 Racinel, Le comte d’Essex 2 
‚Th. Corneille‘, Zaire 1 Voltaire), Gustave 2 Piren), Merepe 4 Voltaire‘, 
Mithridate 2 Racine), Polveucte 1 \P. Corneille, Didon 1 ;Le Franc de 
Pompigman\, Medee 1 {/P. Cormeille oder Longepierre?, Phedre 1 KRacine.. 

2. Comediesen cing actes: 
Le glurieus 3 Destouches‘, Democrite amoureux 3 Regnard, Le philosophe 
marie 2 (Destouches', Les menechmes 2 (Regnard' , Le joueur 3 (Regnard), 
L’enfant prodigue 3 (Voltairel\, L’ecole des femmes 2 (Moliere‘\ Le legataire 
univerel 2 Regnard, Ie mechant 2 Gresset, La femme juge e& 
partie ? (Montfleurv, Le distrait 3 Regnard, La gouvernante 3 /L,.s m 
Chaussee‘, Melanide 5 ‚La Chausse, Tartuffe 1 Moliere), Le medisant = 
Destouches), L'écoole des meres 3 Marivaux oder La Chaussee?, Lavare = 
Moliere, L’homme du jour 2 Nutor?, Le dissipateur 3 (Desttuhe=" 
Le festin de Pierre 1 (Moliere oder Dorimand?. Esope a la our 2 (Bounı 
sanlt, La dame invisible 1 Hauteriche, Les bwurgeoises a la mode 
Dancwnrt). 

%Comtediesen treis actes! 
l.«cole des maris 1 Moliere, Les trois oonsines 2 ıDanourt , Les fol» « 
amwureuses ? (Regmanl', l.e grundenr 3 (Palaprat, Le medecin mals? 
ini 1 Moliere‘. Mr. de Pourceaugmac 1 Molicre\ Le malade imaginai 
‚Moliere\ Crispin möderin 1 (Hautersche\ Nanine 2 Voltaire, Ger 
Dandin 1 «Moliere\, Sidner 1 ‚Gresset 

4 Comediesen deux actes: 
l.epoux par supercherie > (Reiser). 





Spielplan. 111 


einer mütterlichen Seele ausſprach, wie berührt neben jeiner chriftlid) 
rührenden, zu Herzen gehenden Zaire, wie berührt neben Racines milder 
Schönheit und gedämpften Leidenſchaft (Iphigenie, Mithridate) Crébillons 
nüchterner Heroismus, der dur) Pathetif echte Empfindung jäljchte 
iRhadamiste), Pirons ftolzierende Rhetorit (Gustave Wasa)! Ein 
ähnliches funterbuntes Stilgemifc finden wir in den Komödien! Neben 
Dtoliere, deſſen Werke allerdings in der größten Anzahl (10) vertreten 
find. findet fi das mit pathetiichen Elementen durchſetzte Luſtſpiel 
La Chauſſées, das von Molières geiſtvollem Wit nichts mehr aufmeilt, 
vielmehr an Stelle der Satire Rührſeligkeit jegt (Melanide, La gou- 
vernante). Dieje rührjelige Dramatik, durd) Voltaires Nanine, L’en- 
fant prodigue, durch Destouches’ Iehrhafte Komödien (Le glorieux, 
Le dissipateur, Le philosophe marie) vertreten, fontraftierte zu den 
Komödien Regnards (Democrite amoureux, Les menechmes, Le 


3.Comedies en un acte: 
Le mari retrouve 2 (Dancourt), L'èté des cuquettes 3 (Dancourt), L’vracle 2 
‚Saint Foix), L’usurier gentilhomme 3 {Le Grand), Zönäide 1 (Autor ?), 
Les trois freres rivaux 4 (Lafont‘, Les Vendanges de Surene 1 (Du Rver), 
La pupille 4 (Fagan), Le charivari 2 (Dancourt\, Le retour imprevu 1 
(Regnard), Le galand coureur 1 (Autor?), Le mariage force 1 (Moliere), 
les vacances des procureurs 2 (Autor?‘\, La serenade 2 (Regnard), Le 
procureur arbitre 2 (Poisson), Le Francais a Londres 2 (Boissy), L’aveugle 
elairvoyant 3 (Le Grand), Le port de mer 1 \Boindin), I,e temps passe 2 
(Autor?), L’epreuve reciproque 4 (Le Grand), I,'’esprit de contradiction 3 
(Dufresny), Le consentement force 3 (Merville), Le florentin 1 (Lafon- 
taine, La pompe funebre de ('rispin 1 (Evariste Gherardi), La cocne 
imaginaire 1 (Donnean). 
6.Comödies du theätre italien en trois actes: 

Lembarras des richesses 2 (D’Alleinval), Le jeu de l’amour et du hazard 2 

(Marivaux), Timon le Misanthrope 1 (Delisle, Arlequin sauvage 1 (Delisle), 

Belphögor 1 (Le Grand), La double inconstance 1 (Mutor?), Le Fancon 1 
, (Belisle, La femme jalouse 2 (Joly). 
"Uomedie en sujet: 

Arleyuin enfant etc. 1(?). 

Comedies du theätre italien en un acte: 

Arleguin Hulla 1 (Dominique und Romagnesi), Arleyuin poli par l’amour 1 

Marivauxı, Le fleuve d’oubli 1 (Mutor?), Arleyuin au serail 1 (Saint 

Fiir), Le portrait 2 (Beauchamps), L’&cole des meres 1 (Autor ?). 
Opéras comiques: 

La cherchense d’esprit 2 (Favart), Les amours de Nanterre 1 (Le Sage 


and d’Or), L'isle des amazones 1 (Nutor?), La servante justifice 1 
ıFavart} 





112 Letzte Blütezeit des franzöſiſchen Schauipiels. 


joueur, Le legataire universel, Le distrait u. j. w.) und Dancourts 
(Les trois cousines, Le mari retrouve, L’ete des coquettes, Le 
charivari u. f. w.), in denen Molièéres Geift fortlebte; jener jchilderte 
in glänzendem Stil, ungezwungenem Geplauder bürgerliches Leben, 
Diejer, ber „Zenierd der Komödie”, zeichnete mit ſchärferen Strichen 
ohne die glänzende äußere Form das Leben des Bürgerd und Bauers. 
Ihnen Ichloß ſich Le Sage an, der erfte Komödiendichter feiner Zeit, 
deflen Sittenihilderungen keck ins Volk griffen, in deſſen Jahrmarfts- 
ipielen Harlefin, Pierrot und al die andern Rollen der italienischen 
commedia dell’ arte geiftig geadelt wurden. Bon Le Sage war aller: 
dings zu Dichtern wie Marivaux und Delisle fein weiter Schritt. Von 
diefen wurden Arlequin sauvage und Timon le Misanthrope, die 
geiſtvollen Satiren, die nicht der Pifanterie entbehrten, von jenem die 
auf die Zauber: und Tyeenoper hinweiſende Komödie Arlequin poli par 
l’amour, dann Le jeu de l’amour et du hazard, jowie die unver: 
meidlihe ‚Ecole des meres‘ aufgeführt. Dann aber mengte ſich 
eine bunte Schar von Luſtſpielchen andrer Dichter mit unter. Was 
in Paris ftreng gejchieden auf dem höfiſch-kunſtmäßigen Theätre francais 
und der vom Getümmel des Volkes und armer, geiftvoller Litteraten 
umlagerten SYahrmarktsbühne von St. Germain gejpielt wurde, einte 
fih im Theater der Münchener Refidenz oder draußen in Nymphen⸗ 
burg gefällig vor derſelben höfiichen Zuſchauermenge. Die graziös- 
fofette opera-comique (Favarts La chercheuse d’esprit, La ser- 
vante justifiee), die Stegreifpofje, die bürgerliche Komödie, die ſatiriſche 
Komödie, das leidenſchaftliche und pathetiiche Heldendrama — fie alle 
waren vertreten. 

Für das italienijche Stegreifjpiel, wie e8 in Gherardis Nouveau . 
Theätre italien zum Ausdrud gefommen war, hatte der Münchener 
Hof einen berufenen Vertreter in dem welſchen Harlekin Giujeppe Falchi, 
der übrigens — er erhielt 600 fl. jährlih ') — nicht mit im Befoldungs: 
ftatus der franzöſiſchen Hoftruppe geführt wurde. Falchi, über den ich 
feine weitere Auskunft zu geben vermag,”) Icheint die folgenden zwanzig: 
Jahre ununterbrochen in furfürftlichen Diensten geitanden zu Haben; - 


1) ital. Kreisarchiv H. R. fasc. 458 Nr. 16, Alt: Das Theater: u. Operns 
wejen unter Kurfürſt Max Sof. III. 1750-1777. Anweiſung v. 31. Oft. 1750.)_ 

N Adolfo Bartoli (Scenari inediti della Commedia dell’ arte. Firenze, 
G.C. Sansoni, 1880, p. UNLIN erwähnt ihn unter einer Reihe von italienischen, 
im Ausland die beimiiche Maske vertretenden Harlekinſpielern. 


Spielplan. 113 


noch 1770 findet fi in einer Hofzahlamtsredynung ') die Anweiſung, 
dem welſchen Komödianten Joſeph Falchi jeine jährlichen 565 fl. zu 
verabreichen. 

Weitere Nachrichten von dem Repertoire der erften Truppe fehlen. 

Im Sabre 1755 erſchienen mehrere der aufgeführten Dramen ala Nad)- 
drucd in Augsburg unter dem Titel: „Le Theätre Bavarois ou recueil 
des plus celebres pieces du theätre representees a Munic. Tome l. 
A Augsbourg chez Merz & Maier, 1755.“ 8°. Mehr alö ber eine 
Band fcheint nicht erichienen zu fein, wenigſtens habe ich troß der An: 
frage in mehreren öffentlichen und Privatbibliothefen nicht? weiter er- 
halten. Der Inhalt diejed Bandes befteht aus folgenden, ſämtlich 1755 
aufgeführten Stüden: Athalie, tragedie sainte par Racine; Adrien, 
tragedie chretienne tiree de l’histoire de l’eglise par Campistron ; 
Amasis, iragedie de M" La Grange-Chancel; Alzire ou les 
Americains, tragedie de M. de Voltaire; Cenie, piece nouvelle en 
cing actes [par Mde de Graffigny, 1° edition, Paris 1751]; La 
coquelte fixee, comedie en trois acles et en vers avec un diver- 
tissement;?) Le comte de Neuilli, comedie heroique de M’ de 
Boissy; La comtesse d’Escarbagnas, comedie par J.-B. P. de Moliere; 
Lamour secret, comedie en vers et en un acte, par Poisson fils; 
Le babillard, comedie de M" de Boissy; Les amours anonimes, 
comedie par M’ de Boissy ; Lecocher, comedie de M”’ de Hauteroche. 

Sowohl die Reichhaltigkeit des Repertoire von 1749/50 als aud) 
die unbefümmerte Stilvermengung werden durch dieſe zwölf Stüde, von 
denen feines in bem erften Catalogue enthalten ift, bejtätigt.?) 

In den Jahren 1755 bis 1757 nahm das franzöfiiche Schaufpiel 
den höchſten Aufſchwung, dafür ſprechen die Engagements folcher Künft: 
lerinnen wie Dlle. Bernier, Mme. Bruneval; mit dem Jahre 1758 

Kgl. Kreisachiv Münden, Dofzahlamtsrehnung Nr. 183, Jahr 1770. 

?) La coquette fixde, comedie...; reprösentee pour la premiere fois par 
les cumediens italiens ordinaires du Roy, le jeudi 10. mars 1746, Paris, J. Clousier, 
1146, in 8°. Dazu bemerft Barbier, Dietionnaire des ouvrages anonymes, Paris, 
1812, I, i62e: „Par le Duc de Mancini Nivernois, Ch.-Ant. Le (ler de la 
Bruere et l’abbe Claude Henri de Fusee de Voisenon, d’apres une note manu 
*rite sur un exemplaire de la Biblivtheyne nationale.“ 

) In der Hof» und Staat3bibliothef Miünchen fand ich nachträglich noch 
eine Reihe gedrudter, 1756 aufgeführter franzöjiicher Dramen. Ich füge die 


Zitel dem am Schlujie diejer Arbeit zujammengeitellten Spielplan der deutichen 
Yühne bei. 


8 


114 Letzte Blütezeit des franzöſiſchen Schaujpiels. 


jedod hören plößlid) alle Nachrichten auf; die Kontrakte find abgelaufen, 
ohne erneuert zu werden; e3 ift als ob auch hier wie ein Gefpenft die 
Kunde von Seydlig’ Sieg bei Roßbach, von der Zurüddrängung der 
Franzoſen über den Ahein umherſchlich und ber deutiche Genius der 
Mufe des Theätre francais zum erften Mal feft in die Augen jchaute. 

Bewarb ſich drei Jahre |päter auch die Schaufpielerin Lavoy mit 
Erfolg darıım,') auf dem Rathaus dreimal wöchentlich mit einer fran: 
zöſiſchen Truppe fpielen zu dürfen, jo war das feine höfiſche Kunftpflege 
franzöſiſchen Schaufpiels mehr. Die Vorftellungen waren öffentlich, aljo 
eine Wandertruppe, die in dem damaligen München genügendes Ber: 
ſtändnis für franzöſiſche Sprache und Sinn für franzöſiſche Kunft voraus 
jeten konnte. Der Hof wahrte ihr allein das Recht, in dem mit den 
Stadtmufitanten betreff3 der Benügung des Rathausfaales abgeſchloſſenen 
Kontrafte, ſelbſt an Sonntagen und Teiertagen, die jener bürgerlichen 
Truppe eingeräumt waren, den Vorrang einzunehmen, fall® von aller: 
höchſter Stelle eine franzöfiiche Vorftellung gewünſcht wurde. 

Ebenfo flüchtig wandernde Bäfte waren die Komödianten, die 1765, 
in dem feftlichen Jahre der Vermählung Maria Joſepha Annas mit 
dem römiſchen König Joſeph, in München auf dem Rathaus |pielten. 
Es waren „welſche Komödianten”, unter denen dod) wohl franzöfildhe 
zu verftehen find, da die Aufführungsdaten der italieniſchen Opern, die 


1) Kgl. Kreisarchiv Münden, H.R. fasc. 458 Wr. 17. Ich gebe ihr Geſuch 
hier tvieder, zumal es auch auf dic der ruhigen Pflege franzöfiiher Kunſt in 
Deutijhland ungünstigen Ereignifje des jiebenjährigen Krieges hinzuweiſen ſcheint: 

Monseigneur 

Des circonstances que je ne ponvois pas prevoir, ayant mis obstacle au 
projet qui m'a attiree en Allemagne me rendroient trös à plaindre en ce 
moment, Sans l’heureux hazard qui m'a conduite dans les Etats d’un Souverain 
bienfaisant dont j'implore les bontes; votre altesse Electorale peut ais&ment 
reparer ma disgrace et je me jette a ses pieds pour L’en supplier, en 
ın’accordant la permission de donner la comedie frangoise, trois jonrs de la 
Semaine, sur le theatre de la Ville de Munich: J’ose meme esperer qu'elle 
joindra a cette grace celle d’honorer quelyue fuis mon Spectacle de Sa 
presence; mon zele n’aura puint de bornes pour me rendre digne de cette 
faveur, ni les voeux que je formerai sans cesse pour Sa prosperite. 

Je suis avec le plus profund respect 

Monseigneur 
de votre altesse Electorale 
l,a tres humble et très obeissante et très soumise 
servante 
de Munich, ce ler Septembre 1761. Lavoy. 


Ende und Nachwirkungen. 115 


in dieſem Jahre mit außergemöhnlichem Glanz gegeben wurden, nid)t 
mit jenen Borftellungen der Komödianten übereinftimmen') und ttalienijche 
Schauspieler öffentlid) faum nod auf Verſtändnis rechnen konnten. In 
furfürftlidem Dienfte fanden aus den fünfziger Jahren nur nod) die 
erſten Tänzer und Tänzerinnen, die der italieniichen Oper wegen gehalten 
wurden. So tanzen im Karneval 1765 vor den höchſten Herrichaften 
noch Ehalandray, Dubreuil, PBatraz, Bienfait, Mignard mit, die vor 
zehn Fahren außer im Ballet zum Zeil im Schauspiel verwendet waren. 
Faſt nur franzöfiihen Namen begegnen wir in dem Verzeichnis der 
ſechsunddreißig Kinder, die während der Hochzeitsfeierlichkeiten tanzten, 
auch unter den Erwachſenen finden fi) nod) viele früher nicht genannte 
tranzöfiihe Namen. Da liegt die Vermutung nahe, daß viele von den 
Komödianten, die 1761 in München jpielten, dauernden Erwerb bier 
Tanden, vielleicht fette fi) aud) aus ihnen die Truppe zuſammen, die 
1765 }pielte. Die legte Kunde von franzöſiſchem Schaufpiel in Münden 
fommt aus dem ahre 1769, ohne daß jedod) irgend welche nähere 
Angaben fich maden ließen. Wie zahlreid) übrigens noch Franzoſen, 
die früher Komödianten waren und nun ein bürgerliches Gewerbe be- 
trieben, in Münden jaßen, und wie tief überhaupt franzöſiſche Sitte 
durch dieſe unmittelbare Berührung im Volke Eingang gefunden hatte, 
gebt einerjeit3 aus den Ratsprotofollen hervor, die 3. B. den Rats- 
beichluß enthalten, den gemejenen furfürtlichen Zanzmetiter Anton Martin 
Lefevre „in anjehung feines angeeidyent guten conduits“ ala Stadt: 
tarızmeifter anzuftellen,”) ober die von der Befugnis des früheren 
Komödianten Bienfait melden, „allerlei Frauenzimmer mode-Waaren 
und mode Kleider verferttigen, und verfauffen zu derffen“,”) andrerjeits 
prägt fi) diefe für das Kulturleben jo wichtige Erſcheinung in den 

1) Zaut „Specifilation”“ des Ratsdieners, der die eingenommene Miete für 
die Benügung des Rathausſaales an die Stadtfammer abliejferte, haben die 
mwelihen Komödianten gejpielt am 28. Juli, 4., 8. Auguſt, 13., 14., 16., 17., W., 
21., 23., 24., 27., 28. und 30. Oftober, 3., 5., 6., 10., 11., 13., 17., 18. 19., 20., 
24. und 25. November und am 1., 4. und 11. Dezember 1765. (Stadtardiv 
München, Alt: SemeindesEigentum u. ſ. w.) Tie italieniiche per (Berna- 
sconis Semiramis 2c.) wurde aufgeführt am 7., 11., 16., 22., 28. Januar und 
4, 11., 19. Februar 1765 (Kgl. Kreisarhiv Landshut, fase. 462 Nr. 97), dieje 
im Opernhaus. In demfelben Jahre jpielte Bernardon mit einer neuen Truppe 
in Münden (ſ. Kap. VII), aber ebenjall3 im Opernhaus. 

2 Stadtarchiv, Ratsprotokoll 1779, I, Sitzg. v. 18. Jenner. 

2) Ebenda, 1769, II. 


116 Letzte Blütezeit des franzöfiihen Schauſpiels. 


Sitten des bürgerlichen und adeligen Standes der fiebziger und achtziger 
Jahre deutlid) aus, fie findet ihren Niederichlag in mandyem Drama, 
reizt die ehrlichen, deutjches Wejen betonenden Kämpfer für Kunft und 
Bolkserziehung zum zornigen Dreinfahren, wird dann aber wieder in 
vielen Zügen des Repertoire der Nationalſchaubühne lebendig ; ja, al? 
ihließlic Ende der neunziger Jahre infolge der Kriegswirren Franzoſen 
in dichten Scharen Münden bevölfern, alle Gaithöfe von franzöfiſchen 
Emigranten bejeßt find,’) da giebt der Buchdrucker Hübſchmann in 
Verbindung mit einem Franzoſen Droyen de Baubdenil eine franzöfiſche 
Zeitung heraus (1799),*) während jchon einige Jahre zuvor die Münchener 
Zieraffen in einem „Almanach de poche‘'?) nadblättern konnten, was 
ein rechtſchaffener deutſcher Familienkalender ebenjo gut enthielt. 

Das waren für das lebte Viertel des Jahrhunderts die unerfreulichen 
Ausgänge der höfiichen Pflege franzöſiſcher Kunft. Es iſt eigentümlich, 
wie durch die verjchiedenften Borbedingungen alle norddeutich = pro- 
teftantiichen, eine gediegene geiftige Bildung mit ihrer Freiheit gewähr- 
leiſtenden Ideen in München jo lange und jo wirkſam unterdrüdt werden 
fonnten, wie aber über hundert Jahre ftet3 eine innige Verſchmelzung 
von italieniſchem, dann franzöfilhem Geifte mit dem vaterländilchen 
jid) ergab, wobei für das Volf ftet3 etwas und kaum zu ſeinem Beften 
abfiel. Al das Volk dann jchlieplich in weiteren Kreiſen zu geiftigem 
Leben erwachte, da war die franzöfilhe Sitte und Mode auch für 
München das Nächitliegende, und es traten Erſcheinungen zu Tage, die 
München mit einem Male für gewilje reife des Bürgertums und des 
Adels den Anftrid) einer Großitadt gaben, die ıhm für jene Kreiſe eine 
Zeitiehrift wie etwa Bertuchs Journal des Lurus und der Moden als 
etwas durchaus, Verſtaͤndliches und Gewohntes, Liebes erſcheinen ließen. 


1) So ſchreibt z. B. der Galleriedirektor vd. Mannlich in ſeinen Memoiren 
Hof- und Staatsbibliothet Münden, Cod. gall. 619, tom. IV, page 108) über 
jeine Ankunft in Miinchen (1799: „Le nouveau regne y avoit attire tant de 
deputations, tant «de curieux, de solicitans et d’etrangers, elle la ville] etoit 
d’ailleur tellement surchargee par des Eveques, Abees, marquis Comtes et 
Barons francais emigres que toutes les auberges en etoient surchargees.“ 

2, Sp nach dem Ratsprotokoll 1800, D) des Stadtardived. Hübſchmanns 
Konzeilion währte bis Dezember 1799. Eine Bitte um Verlängerung derjelben 
wird durch kurfürſtliches Reſtript dd. 31. XII. 1799 abjchlägig beichieden. 

» °: Almanach de poche pour lannee bissextile 1796. Avec permission du 
college de (ensure. A Munic chez Francois Hübschmann, Imprimeur proche 
les Peres ('armelites. 


VI. 


die Viedergeburt geiſtigen Lebens und die vflege der Litteratur nad) 
der Gründung der Alademie. 


Der Regensburger Buchhändler Johann Leopold Montag ließ 1760 
einen 5132 Nummern aufmweiſenden Bücherkatalog erſcheinen, der 
intereſſante Streiflichter auf den Anteil Süddeutſchlands an Wiſſenſchaft 
und ſchöner Litteratur wirft. Sehen wir hier von lateiniſch geſchriebenen, 
nur enge Fachwiſſenſchaft behandelnden Werfen ab, jo erſcheinen Augs- 
burg, die fatholifch-proteftantiiche, und Nürnberg, die proteitantiiche Stadt, 
durchaus als Häufig gewählte Verlagsorte. Münden dagegen weiſt 
ala Berlagsort faum zwanzig Bücher für das ganze Jahrhundert auf! 
Auch der Prozentfa der in München gejchriebenen und auswärts, 
d. h. höchſtens in Augsburg, Ingolftadt, Dillingen oder Nürnberg ge— 
drudten Werke läßt fi) bei der Gelamtzahl der dort verzeichneten 
Menge nur in einem kleinen Bruchteil angeben. Sein einziges der 
Ihönen Litteratur angehöriges Werk findet fi) unter ihnen! Und die 
ın München jelbft gedrudten? Sind e8 nicht theologifche Tiffertationen, 
fateinifche Abhandlungen über phyſikaliſch-aſtronomiſche, mathematiiche 
und andere rein wiflenichaftliche Gegenſtände, }o finden ſich in deuticher 
Sprache nur Herzlich wenige, die nicht Tür den engen Kreis lebens- 
abgewandter Gelehrter beitimmt find. Des gelehrten Doktors und 
Vielihreiberd Johann Joſeph Pod’ Werke aus den zwanziger 
Jahren, ein Abladeplaß für ungezählte Fuhren zulammengeftamter Welt: 
fenntnis, fönnen, obwohl in deutſcher Sprache verfertigt, nicht als volfs- 
mäßig angelprochen werden. Ebenjo wenig P. Edmund Pocks 1751 


rn, Johann Joſeph Pod, geb. 1675 zu Zalzburg, fam 1701 nah Münden, 
Hofratsadvokat, geit. 1735 in Dachau. Gr war Mitarbeiter am Parmassus 
boieus. — Im legten Bande —- 2. Stüd, 1737, S. 141—150 — iit jeine „Lebens— 
Yeihreibung“ eingefügt. Seine an Umfang ichter emdloien Werke find Dort, 
2. 148 #1, verzeichnet. Bal. Baader, Lexikon verttorbener bair. Schriftiteller, 
1824, I, 148 1. 


11> Kiedergebur geütigen Yebens. 


erthienene Einleitung zur Unwerial-Hiftorie. In diefen Werfen trat 
deutlich die rieftge Kluft zu Zuge. die zwiſchen Bürgertum und Höfter: 
fihem Gelebrtentum lag. Aus dieſem beraus wurde alle Wiſſenſchaft 
geboren, und jo kbeint auch ern Mann wie Johann Joſeph Pod, trob- 
dem er fein Kloſtergelehrter war, genau }o weltunfundig, jo wenig ver: 
traut mit dem, was dem Volke not that. Was dieſe Gelehrten Jchrieben, 
wurde nur für Gelehrte geichrieben. Zus Bürgertum, jelbit in jeinen 
beffern Schichten. hatte ebenio wenig davon zu empfangen wie Des 
Volkes Maſſe. Gerade bet Tod mug das um ſo wideripruchövoller 
flingen, al3 er den Zettgenofen von uller Welt Kunde zu geben ſich 
mühte und geichichtliche, geographiſche. handeläpolitiiche, rechtliche und 
mancherlei andere Nachrichten zu Nuß und ;yrommen — weſſen aber? — 
jammelte. Wie ſtumpf und gleichgültig das Bürgertum an geiftigem 
Gut, aud wo es ihm getälliger Ihyoen und mumdgeredhter dargeboten 
wurde, vorüberging, bewein der Parnassus boicus! Das beweift anbrer- 
jetts auch die Thatjache. daß fein einziges Iitterariiches Erzeugnis in 
den techzig Jahren entjtand, das nur irgendwie einen leijen Schimmer 
zeigte von Zelbitbewußtiein und Lebensfreude. Tas Bolt war völlig 
ftumpt geworden! Abhängig, unfre. Zwar eridhienen von Jeſuiten 
und auch andern Urdenöpatres Tromme geiftlihe Traktätlein, die der 
hungernden Seele ein „Geittlihes Seelenneb“,') ein „Geiftlihes Ber: 
gißmeinnicht“,“) ein „Geiſtliches Suchverloren“ zur Speife anboten, die 
die arme Streatur in dieſem irdiihen Jammerthal mit dem „Spiegel 
der Unichuld” ,”) der „Engliichen Schildwacht, d. i. Reim: und Lob: 
gelängen zu den heiligen Engeln“ und derlei geſchmackvoll betitelten 
Werkchen vertröfteten,‘) das war aber auch alle. „Dan dadyte nichts, 
man las nichts, man empfand nichts, und irgend ein Kleines Gebetbüchlein 
war, nebft der Legende der Heiligen und etwa einem alten Ritter: 


' Bom Auquitinerpater ler Riederer, 1751 erichienen. 

2 (Hebetbuh, 1753 zu Münden eridienen. 

* Bon P. Anton Sirardi S J., Münden, 1152. 

3. B. „Fünf zu Trey, das üt: 5 Viebs- und Lebens abjliegende Pfeil 
zu der heiligen Treifaltigkeit', „Derzklopier, das iſt: Reu und Leid aus kläg— 
lihen Geſchichten“, u. ĩ. w., val. Beyträge zu einer Schul- und Erziehungs 
aeihichte in Baiern, 1778, 2.130. — Über die „ſchöne und lieblihe” Poeſie 
der Jeſuiten, jo über Conrad Better S. I. 1753 erſchienenen „Katechismus 
Petri Caniſii, der H. Schrift Toctors, für die gemeine Yayen und junge Kinder, 
vm beiierer Hedächtniß willen in Reim verfailet“, Ipottet Anton Bucher im 8. Brief 
jeiner Schrift: Tie Jeſuiten in Bayern. 


Gelehrtentum; Unterrichtäwejen. . 119 


roman, das einzige Buch, welches gelefen wurde,” klagten ſchon die Annalen 
der bairilchen Litteratur vom Jahre 1778.) Wie wenig die Wander: 
truppen in geiftiger Hinſicht dem Volke geben konnten und durften, ift 
bereits hervorgehoben; auch die eigenen Spiele und Bräuche, in denen 
des Volkes urjprünglich jchöpferiiche Kraft noch kärglich fortlebte, waren 
verroht, verzerrt, und dürfen uns nur als letzte Schwache Zeichen früheren 
Wertes lieb erjcheinen. 

Das Grundübel aller diefer traurigen Erjcheinungen, die wir heute 
faum in ihrer ganzen Tiefe ermefjen können, lag in dem Mangel an 
tũchtigen Zucht: und Lehrmeiftern des Volkes. Bon den vielen übrigen 
Unglücksfällen, jchwerfälliger, dem geſunden Menſchenverſtand hohn— 
ſprechender Rechtspflege, von Verwahrloſung der natürlichen Einnahme— 
quellen des Landes und anderem Schlendrian braucht hier nicht näher 
geſprochen zu werden. Sie waren Glieder an der großen, ſchweren 
Kette, die des Volkes freien, vorwärtsſtrebenden Gang hemmte. 

Zucht- und Lehrmeiſter fehlten! Wo ſollten ſie ſelbſt erzogen 
werden? Unter der Aufſicht altgeſchulter, in ſcholaſtiſcher Nomenklatur 
verrannter Kloſtergelehrten wuchs die Jugend heran.’) Auf das Leben 
mit ſeinen Forderungen lernte ſie nicht ſehen, weil ihre Lehrer es nicht 
kannten oder kennen mochten. Und was ihr da an Weltweisheit ver- 
abreicht wurde, das war ein altbadener Zeig, in den Thorheit und 
Unvernunft verfnetet war, eine Speile, noch dazu in verjftümmelter Form 
aufgetiicht, in einem kauderwelſchen Latein. Die Philoſophie — das 
Kammermäddhen der Theologie!) Die Priefter, die ſich Jünger Jeſu 
nannten, der das Evangelium der Liebe verkündete, bildeten ihre 
Schüler in jcharfem Dialogifieren zu ſyſtemwütigen Streitern aus. 
Liebe für ein ganzes darbendes Volk konnten die nicht hegen, die den 
Aberglauben und die Unwiſſenheit jchüßten, Liebe und Verſtändnis 
für das Volk die nicht, die ihre nädften Schüler mit fremder 
Sprade großzogen und mit diefen dann in ihrer eigenen Welt lebten, 
dem Volke nur gebend, was ihnen gut und vorfichtig dünkte. Bei 
ſolchen Zuftänden mußte die Stunde fommen, wo das germanijche 


) Annalen d. bair. Litteratur, Nürnberg, 1781, I, 1, S. 8. 

2 Bgl. den trefflihen Aufiak von U. Kludhohn, Die Jeſuiten in Baiern 
mit beionderer Rückſicht auf ihre Kehrthätigkeit. Sybels Hiſtor. Zeitichrift, KXXI. BD. 
16. Jahrg.;, 1874, ©. 343—411. 

2) zerdinand Maria Baader, Akademiſche Rede über das Studium der 
Rhiloiophie, 1778. 


120 - Wiedergeburt geijtigen Lebens. 


Weſen gegen die aufgedrungene, jaftloje, rein mechaniſche Disziplin 
des Jeſuitismus ſich auflehnte.e Und je mehr die Jeſuiten unter 
andern Orden Nachahmer fanden, denen des Volkes Verrohung und 
Willfaͤhrigkeit Lebensbedingung war, defto jchneller mußten diejenigen 
handeln, die das unmürdige Hinvegetieren der Volksherde erbarmte. 
Daß unter diefen Männern, denen die führung im Kampf der zwei 
Jahrzehnte wider alle alten Übel anvertraut war, Geiftliche in der 
vorderſten Reihe ſtanden, verleiht der geichichtlichen Betrachtung jener 
Zeit einen erfreuenden, verjühnlichen Zug. 

Konnten Männer wie Ickſtatt und Kreittmayr ihre ganze Kraft 
der Beflerung des höheren Ilnterrichtswejens, der Rechtspflege Hingeben, 
das Wichtigſte, die Erziehung des Volkes, konnte nur durch Geiftliche 
geſchehen. Sie genoſſen den Glauben des Volkes, fie mußten den ge- 
jährlichen Weg unternehmen. mit einem Wale den Peuerungen das 
Wort zu reden, die von den wütenden Dunkelmännern ala Seelengift, 
als Teufelsgedanken ausgelegt wurden. 

Tie Gründung der Akademie im Jahre 1759 war nicht der erfte 
öfentlihe Hampiruf. Schon fieben Jahre früher tobte in Ingolſtadt 
in den Räumen der alten jeluttiichen Univerſität ein heißer Sireit; 
Jobann Adum Aditatt. ein guter überzeugter Katbolif. ver durch weite 
Reiten ım Ausland mit Männern mie Newton. Pope, Shaftesburd, 
Addon und vor allem mit Wolñ in perfünliche Berübrung gekommen 
wur. der „druuken” ın feinem Ringen nach Erkenntnis die Wege einer 
Meren Winenſchant geſehen batte, tucdhte nun auch die bapertiche Yandes- 
unerfttät Die tief geiunkene zu tbrem alten Rubme zu erbeben; er 
tas als erfter nach preteitantichen Autoren. ’orerm Ne nicht ebenfalls 
dunb konteittonele Vorurteile der veinen Churafter wiltenichaftlicher 
werbung eingedäkt datten mußte ñch aber der maßloien Angriffe er- 
western. De rn Deaiiregent von den Ingohtadter Theologen gemacht 
wurden dd N Seren Jadrent Setzdten Denn Winner wie Lori die alte 
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Gründung der Alademie. 121 


Nun begann die Miorgenröte über Bayern zu leuchten. „Den auf: 
trebenden Geiftern wurde Mut und Hoffnung und die Ausfiht auf 
einige, wenn auch noch ſehr bejichränkte Treiheit der Prüfung und 
Yorihung gewährt.” ') Erweckung ruhender oder von Starrſucht ge- 
bundener Kräfte, das war die Bedeutung biefer That! 

Langſam reiften zunächſt die Erfolge. Es war unvermeidlich, Yo 
urteilt Döllinger, daß die Stiftung einer Akademie zugleid) eine „Offen: 
barung und Scauftellung der Armut des damaligen Bayern? und 
jeiner Hauptſtadt an geiftigen Kräften und willenichaftlichen Capacitäten 
wurde”. Fremde, wie der Maltefer du Buat, der Elſaäͤſſer Chriftian 
Friedrich Pfeffel,”) der allerdings München als feine zweite Heimat 
betrachtete, waren in den erften Jahren hauptſächlich für die Akademie 
thätig. Dann freilich jchlug dieje neue Idee auch in bayeriichen Kloſter— 
freien tiefe Wurzeln. Die Wiffenichaft, die in der jungen Pflanzitätte 
zumeift gepflegt wurde, war die Geſchichte. Und damit war zugleid) 
etwas SKöftliches gegeben: nationales Bemwußtjein wurde in zahlreichen 
Herzen wieder belebt, die deutjche, durch das kauderwelſche Mönchalatein 
dem wiljenichaftlichen Verkehr entzogene Sprache wieder gepflegt. Was 
Gelafius Hieber im Parnassus boicus vergeblid) gepredigt hatte, die 
„teutiche Heldenſprach‘“ zu Ehren zu bringen, wurde jet endlich und 
mit dauernder Energie durchgeführt. Es war durchaus nicht lächerlich, 
wie Gottiched an Lori im Herbſt 1759 fchrieb, daß der Parnassus 
boieus zum Vorläufer der Akademie erflärt wurde. Gottſched bemeiit 
nichts ala Verftändnislofigkeit für die Hiftorifche Entwicklung des geiftigen 
Lebens in Bayern, wenn er jchreibt: „Um Gotteswillen! gedenken doc) 
€. G. diejes Parnassus in den Schriften der Gejellihaft nicht mehr, 
wenn Sie nicht alle Yhre Bemühungen bei dem größten Theile von 
Deutichland lächerlich machen wollen. In den Kritiſchen Beiträgen, 
die hier zwiſchen 30 und 40 herausgekommen, ift das Urtheil zu jehen, 
welches eine jo ungzeitige Geburt damals bei der Mtorgenröthe unſrer 
Literatur und Kritik verdienet hat. Was würde nicht jet am hellen 
Mittage des guten Geſchmacks für ein's erjchallen ?” ?) Jenes Urteil 


J. Dölinger, Zur Erinnerung an Kurfürſt Marimilian III, den Stifter 
der Akademie. Aladem. Vorträge, Nördlingen, 1889, IL, 401. 

* Chriſtian Friedrich Pfeffel, geb. 1726 in Colmar, gejt. 1897 in Zwei— 
brüden, beiorgte mit Tori, Kennedy und Scholliner die Herausgabe der erjten 
Monumenta boica. 


Kgl. Akademie der Witjenichaften, Korreipondenz pro anno 1759. 


122 Wiedergeburt geijtigen Lebens. 


in den Kritiidyen Beiträgen hatte lieblos die. Auslafjungen eines 
„bairiſchen Mönchs“ getadelt, bloß weil diejer in einer allerdings nicht 
jehr feinen Weile von Luther® Sprachreform geiprocdhen hatte. Die 
Sehnſucht, auch für Bayern die eigene Mutterſprache gehegt und gepflegt 
zu jehen, verftand jener Beurteiler jo wenig wie Gottiched, wenn diejer 
nicht gar mit jenem identiſch ift; der Zuſammenhang zwilcyen dem Par- 
nassus und der Akademie ergab ich lediglich auf einem Gebiete, wo 
jener nur vorwärts wies. Daß die Akademie, die dankbar den greilen 
Euſebius Amort zu ihrem Ehrenmitglied aufnahm und pietätvoll auf 
Die durch den Parnassus erftrebten Verſuche zurüdwies, fih dadurd) 
der Gejahr ausjegte, von denen um Gottiched, die fi) in der Mittags: 
ſonne des guten Geſchmacks jonnten, beipöttelt zu werden, was lag 
daran? Die Stifter der Akademie wußten gut genug, wie fie das 
Schickſal des Parnassus zu vermeiden hatten — und da3 bewielen fie 
durch die That. 

An dem Kurfürften fanden die Alademifer eine fräftige not: 
wendige Stüße. Mar Joſeph, der Schüler Ickſtatts, verband mit kirch— 
lihem Sinn eine Kenntnis moderner Philojophie und hegte eine mehr 
auf praftiiches Chriftentum gerichtete Lebensanſchauung. Jedem fanatiſchen 
Eifer abhold ſuchte er alteingewurzelte thörichte Ideen feines Volkes, 
Aberglauben und Unglauben durch Unterſtützung planvoller Reform zu 
bejeitigen. Schon in der Stiftungsurfunde der Akademie ficherte er zu, 
die philoſophiſchen, mathematiichen und Geichichtswiffenichaften zu fördern, 
niemandem „eine Jurisdictton über das junge Inftitut zu geftatten”, 
vor allem aber willigte er ein, „dab von der akademiſchen Berfammlung 
für genehm gehaltene Auffäße einer andermweitigen Cenſur nicht 
unterworfen” jeien! Hierin lag eine energiſche Abwehr der Verſuche, 
die P. Stadler im Auftrage der jejuitiichen IInwerfität Ingolftadt unter: 
nahm und die nichts anderes bezwedten, ala die afademilchen Schriften 
dem jeiuitiichen „cum permissu superiorum” zu unterwerfen und jo 
die freie Ihätigfeit der gefährlichen Akademie zu hindern.') Die Jejuiten 
erfannten mit ſicherem Blid vom eriten Augenblid an die Bedeutung 
der jungen Akademie. Gleich ihnen juchten andere Geiftlihe dem Volke 
die Truderei der Akademie ald Brutitätte des Teufels und der Ketzerei 
zu verlältern. Der Franziskanerpater Leo Rauch prophezeite dem Volke 
den Untergang. wenn es das Gift der Freiheit zu denken und zu ſchreiben 


NEN Gebele. Veter v. Üterwald, Wünden, 1881, S. 17. 


Mar III. Jojeph und die Zejniten. 123 


in ih aumähme. Dear Joſeph ließ ihn feines Amtes entjegen. Seinen 
Beichtvater P. Stadler jchaffte er ab, als dieſer mit Neuerungen auf 
firchenpolitiichem und jozialem Gebiete nicht einverftanden war. Daß 
man „zeitlichen Dingen nicht jo ſehr obliegen dürfe und nie vergefien 
ioffe. daß mit größerem Willen aud größere Verantwortung er: 
wachſe“,)) darin beftand des jchlauen Jeſuiten Moral. 

Und als der furbayerifche Kämmerer Peter v. Ofterwald mit 
jeltener Kühnheit und unerbittlicher, unmiderleglicher Logik in jeinem 
Beremund von Vochtein die „Gerechtſame der weltlichen Fürſten gegen 
über geiftlichen Anſprüchen“ verteidigte und der Erzbiichof von Tyreifing 
ein Verbot diejes ketzeriſchen Werkes an die Kirchenthüren heiten ließ, 
wurde das an der Münchener Frauenkirche angejchlagene auf den Befehl 
des Kurfürſten wieder abgeriffen.”) 

Das waren lauter Symptome, die einen guten Tyortgang der 
Bewegung verſprachen. Kampf wirkte Kraft und Kraft jand Unterftügung. 

Die Jetuiten ſahen, wie der neue Beift der Wolffiichen Philoſophie 
mit jeiner dem Myſtiſch-Weihevollen fremden Nüchternheit um fi) griff, 
iaben, wie die im Grunde jo einfache, jedem gefunden Mtenichenver: 
fand verftändlihe und noch dazu in deuticher Sprache vorgetragen 
Lehre Schüler fand, und juchten fürs erfte mit maßlofem Kampfe vor: 
zugeben. 

Ihre Bühne, lange der Schauplatz unbedeutender Schülerauf: 
tührungen, wurde wieder zum Slampfmittel. Schon kurze Zeit nad) 
jenen erſten Ingolſtädter Fehden, zu denen Ickſtatt den Anlaß gegeben 
hatte, führten die Schüler der Jejuiten 1755 in Ingolſtadt und 1764 
in Landshut eine Endskomödie auf unter dem Titel „Bavaria vetus 
et nova”. 

Der Berfafler war der eluitenpater Johann Baptift Seidl (1721 
bis 1775),°) ein fanatiſcher Kämpfer wider alles Luthertum, dem er in 
teiner Schullomödie „Die Heiligiprehung des Martin Luthers, des 
fünften Evangeliften” Hohn ſprach. Aus feinem Drama „Bavaria 
retus et nova‘'*) jprach nicht minder die unverjöhnliche gehäjfige Wut 
gegen alles, wa3 mit Luther, der ,.hydra Islebica“, zufammenhing. 

2) Rothammer, Biographie Mar III. Joſeph, Münden, 1786, 2.9. 

*Gebele, a. a. O. S.47 ff. 

”, Seine Schriften verzeichnet Backer Sommervogel, a. a. ©. J, 7, Sp. 1104. 
2) Handichriftlih in der Hof: und Staat3bibliothef Miinchen (cod. lat. 1691) 
— Ich benuge den Neudruck in der Literaturzeitung für die katholiſche Geiſtlich— 


124 Wiedergeburt geiftigen Lebens. 


Gar feßeriichen Geftalten muß das neue Bayern begegnen; die 
Pleudopolitifa tritt einher, in ihrem Gefolge die Ketzerinnen Gedanken: 
und Glaubenzfreiheit. Und Gejpenftern gleich hufchen ins Land Luthe- 
ranismus, Kalvinismus, Indifferentismus, Pietismus, Janfenismus, 
Zwinglismus, Naturalismus und Judäismus. Heimlich und öffent: 
ih rüften fie ſich zum teufliichen Werf; da tritt das alte Bayern hinzu, 
das Zeuge war, wie Wittelöbacher Helden Luthertum und Türken be- 
fämpften (En gladios, quibus Heroes Wittelsbachii hydram aut 
Islebicam aut Ottomanicam profligarunt!), da® Zeuge war, wie ge- 
lehrte Magiſter mit der Feder die Steger vernichteten (En calamos 
quibus doctores Boici haeresum monstra debellarunt!). €3 rät 
dem betrübten neuen Bayern, die bewährten Waffen zu gebrauchen; 
und ala Dame Pjeudopolitifa in fedem Tone ruft: „Madame, loquar 
franchement, sans facon, sans compliment. Bavaria habet multum 
superstitionis, parum artis et eruditionis‘, und die höhnende Schar 
ſich erdreiftet, auf Iniverfitäten wie Göttingen, Selmftedt, Altdorf Hin- 
zuweilen, da ſchwört Bayern, zu dem der Genius der Diözele Yreiling 
tritt, den {Feinden Untergang. 

In ſolchen Ideen mußte der Kurfürft, der die Befruchtung des 
geiftigen Lebens durch jene freiheitlichen Gedanken guthieß, eine brutale 
Kritik feiner Regierung erbliden: in einem Schreiben vom 26. Sep: 
tember 1764 drüdte er der Gelellihait Jelu fein äußerſtes Mißfallen 
aus, verwies den Autor auf Lebenszeit aus bayeriihen Landen und 
geitattete den Landshutern nur noch von der Regierung in Münden 
gutgeheitene Komödien aufzuführen.‘) Damit war jedoch dem Unweſen 
ſelbſt nicht gefteuert. 

Auh in Münden regten ſich die Jeluiten. Auch hier wurde die 
Bühne zum Schauplag haperfüllten Kampfes. Der Präfes der Mari: 
aniichen Kongregation, P. Joſeph Pemble (1717 —1781),’) der mit 


feit. brig. von Frzv. Beänard, 23. Jabrag., Landshut, 1832, II. Bd., S. 319 ff., 
wo das Zrüd, „eine alte Poeſie, Hein an Bolum, reich am Geiſte, auch jetzt 
noch intereitant, mit Remerkungen begleitet von einem Freunde des Altar 
und Tbroner“ wicdergeacben it. 

N Neinbardiiötner, Jabrbuch j. M. & TI. 174, Anm. Ar. 357. giebt das 
furfüntlide Schreiben wörtlich. 

*) Nojeph Zemble, geb. 1717 in Innsbruck. trat 1734 in den Jeſuiten- 
orden, Lebrer der Nbetorif in Minden, dann von 1758-1762 Tireftor der 
latein. Kongregation, itarb zu Dan in Tirol (1781 oder 1182). BgL Bader: 
Sommervogel, a a. ©. 1. 6, 466 fi. 


Kampfdramen der Jejuiten. 125 


ſeiner ..Pietas quotidiana erga S. D. Matrem Mariam“ ein rechtes 
„Futter für den marianiſch-jeſuitiſchen Geiſt“) geliefert hatte, Tieß in 
einem Sculdrama den Zeufel ſelbſt ala Verleger der neuen Bücher 
ericheinen.?) 

Wie heftig nun aber aud) und wie unedel der Kampf von den 
Jeſuiten geführt wurde, er trug dad Merkmal der Ohnmacht in fi 
ſelbſt. Solche ftarfe negative Kritik, wie fie in jenen Dramen typiſch 
verförpert war, mußte zum eigenen Fall führen, wenn feine wertvollen 
pofitiven Leiftungen als Erſatz geichaffen wurden. An diejen gebrad) 
es den Jeſuiten vollſtändig. Es ift eine jonderbare Ericheinung, daß 
dieſelben Ordensjünger, die zweihundert Jahre zuvor mit überftrömender 
geiſtiger Fülle Bayern ſcheinbar jegneten, die eine glänzende Epoche der 
Kunft beraufgeführt hatten, nun, bei dem erften ihre Eriftenz bedrohen: 
den Angriff, mit allen Kräften verjagten. hr verzweifeltes Sterben 
erihmwerte dem Neuen ruhigen Eingang, und es ſchien, ala ob der alte 
Geift, der aus dem Körper gewichen war, noch lange umherginge. 

Für die Aufklärer gab es nur eine Aufgabe: praftijch etwas 
Beſſeres an die Stelle des Borhandenen zu jeßen. Wie wurde e8 ihnen 
erichwert!' Im proteftantiichen Norden hatten die Schriften der fran— 
zöſiſchen und engliihen Aufklärer unmittelbare Wirkung gehabt, 
bier forderten und fanden Tyreigeifter, Angreifer und Verteidiger des 
Chriſtentums direkte, perjünliche Auseinanderjegung bei dem Einzelnen. 
Aus dem Studium ihrer Werke jogen die norddeutichen nad) Erfennt- 
nis frebenden Geiſter Mark und Kraft. Dann war zu jenem radikalen 
Vernunftshhriftentum Englands, das im proteftantifchen Deutſchland 
Pilege jand und ſich bis zum Rationalismus in feiner vollfommenften 
Form (Leifing, Reimarus) fteigerte, folange der alte Fritz jeden nad) 
ſeiner Facon jelig werden ließ, zu jenem englijchen Einfluß war darauf 

noch Roufleaus das fehnjüchtige Verlangen der Zeit jo wunderbar aus- 
jüllende Naturlehre getreten. Im fatholifchen Süden konnten fi nur 
wenige mit diejen völlige Gedanken: und Preßfreiheit vorausfegenden 
Schriften befannt machen. Die wichtigften, den Kern der neuen Welt: 
onidauung bergenden Bücher wanderten auf den Inder und wurden 
io allen Jeſuitenzöglingen entzogen. Voltaire lettres philosophiques 
wurden am 4. Juli 1752, die „oeuvres' am 28. Februar 1753, Bayles 


' Anton Buder, Geſ. Schriften von Kleifing, l, 144. 
*, Die Annalen der bair. Yitteratur (I, 39 f., 1781) drucken einiges daraus 
ab. Zgl. Beyträge zu einer Schul: u. Erziehungsgeich. Bayerns, 1778, S. 120 f. 


126 Wiedergeburt geijtigen Lebens. 


dietionnaire am 10. Mai 1757, Rouffeaus Emil am 9. September 1762 
verboten. Andere teilten das gleiche Schickſal. Noch Hatten ja die 
Syefuiten das Unterrichtswejen ganz in Händen. Es werden mande 
Beilpiele erzählt, wie die Studenten heimlidy fi) die Bücher zu ver: 
Ihaffen mwußten, deren Inhalt fie nach allem, was zu ihren Öbren 
drang, reizen mußte. Erftredte ſich das Verbot der im Index ver: 
zeichneten Bücher aud) nur auf die Geiftlichkeit und ihre Schüler, }o lag 
an den plumpen Buchhändlern der Stadt die Schuld, daß nicht in 
ihren Läden für jedermann die Werfe norddeuticher, franzöjiicher und 
engliſcher Schriftiteller zu finden waren. Noch reifte feiner von den 
drei Münchener Buchhändlern zur Leipziger Meffe, wohin Augsburg 
Buchhändler Jahr aus, Jahr ein zogen. Die Beichaffung eines „aus- 
ländiichen” Buches war daher mit großen Koften und der Gefahr übler 
Nachrede verbunden. Aber das alles mußte niedergefämpft werden. 
Die höheren Unterrichtsanftalten mußten wie die niederen Schulen von 
Grund aus gebefjert werden, der Verkehr geiftigen Lebens ſchneller und 
fräftiger gehen. Schuſter und Schneider follen noch leſen lernen, war 
Heinrich Brauns Ausruf, und das wurde jchneller, als alle es ahnen 
mochten, erreicht. 

Im Jahre 1764 gründete die Akademie die erſte Monatsichrift, 
die wirkliche Erfolge tragen ſollte. Bier Jahre gab fie diejelbe unter 
dem Titel „Baieriiche Sammlungen und Auszüge zum Unterriht und 
Vergnügen” heraus. Das Wort Unterricht ging voran und mußte voran 
gehen. Nur wenn man dieſes beachtet, kann man bei der Prüfung 
des fünstleriihen Wertes diefer Monatsſchrift gerecht verfahren. Und 
ſchließlich — lag nicht im Erfolg jelbft, der fich überraſchend jchnell ein- 
ftellte, das befte Kriterium für die getroffene Auswahl? Gab dieler 
nicht den Serausgebern völlig recht ? 

Wir verdanken Weltenrieders Gelchichte der Akademie, noch heute 
dem beiten Buche über die aufftrebende junge Pflanzitätte, die Nach— 
riet von den Männern, die diefe Sammlungen im Hinblid auf das 
Volk unternahmen. Obgleich Weltenrieder nun die peinlichite Genauig- 
feit gerade bei der Abfaſſung diejes ihm jo ſehr am Herzen liegenden 
Merfes beobachtete, fo jind ihm dod) bei der Erwähnung der afademifchen 
Monatsſchrift einige Verwechslungen mit untergelaufen, die bis jegt nicht 
beachtet find und immerhin hier berüdfichtigt werden mögen, weil fie 
den Anteil eines „ausländiſchen“ Schriftitellers an der Auswahl der 
Sammlungen nit unwahrſcheinlich machen. 


Die erfte Monatsichrift. 127 


In der Geichichte der Akademie (1784, I, 137) giebt Weitenrieder 
als erfterr Herausgeber der Sammlungen „Herrn Pieffel zu Straß: 
burg (Bruder des Herrn Chriſtian Fridrich)“ an, aljo ben 
Dichter Gottlieb Konrad Pieffel. Eben diefen „Herrn Pfeffel zu Straß- 
burg“, wiederum mit dem Zujag „Bruder unſers Chritian Fried: 
richs“) nennt er (S. 170) als Überfeßer von Macquers Abrege 
ehronologique de l’histoire ecelesiastique, zu der Peter v. Ofter- 
wald eine Borrede ſchrieb. Aus Baaders Lerifon verjtorbener bairifcher 
Schriftfteller (Augsburg, 1824, TI, 2, 251) und andern allerdings von= 
einander abhängigen Schriften geht nun zwar hervor, daß Weitenrieders 
zweite Angabe falſch und Chriftian Friedrich, gerade in jenen Jahren 
um die von der Akademie ausgehende Belebung der Geſchichtswiſſen— 
ihaften jehr verdient, der Überjeger ift. Immerhin ift diejes nad): 
drüdlicdhe Betonen des „Herrn Pfeffel zu Straßburg, Bruder des Herrn 
Ehriftian Friderich“ auffallend, und es bleibt die Richtigkeit der erften 
Angabe noch unangefochten. 

Gegen fie ſprechen nun folgende Gründe: Somohl die Annalen 
der bairiichen Litteratur vom Jahre 1778) als auch Weftenrieder 
velbit im V. Bande feiner Bayriichen Beyträge (1794)?) nennen 
Ehriftian Friedrich Pieffel als Herausgeber. Die Angabe der 
Bairiihen Annalen, die von der Gründung und den Herausgebern der 
Monatsſchrift nur gleichſam im Vorübergehen Sprechen, dürfen wir nicht 
als unumftößlichen Beweis anjehen. Sie mochten Chriltian Friedrich 
Pieffel um fo eher als Herausgeber nennen ala er durch jeine zahl: 
reichen geichichtlichen Aufjäge mit den eriten Abhandlungen der Akademie 
Hets genannt wurde. Auch Weltenrieders Erwähnung in den Beyträgen 
kann leicht al8 ein Irrtum angejprochen werden, wenn man ſich jeiner 
Klagen erinnert, daß die Beyträge oft in fürchterlicher Haft und Ber 
drängnis entftanden feien und daß er heute oft nicht gewußt habe, mas 
morgen zum Druck befördert werden mußte. Für die Richtigkeit der 


— —— —— 


1. Dieſes „un ſer Chriſtian Friedrich“ kehrt auch in Briefen öfter wieder. 
Eo ſchreibt 3.B. Weſtenrieder an den Hiſtoriker Pfeffel nad) Verſailles (4 Nov. 1783): 
„Ter Geiſt unſers Pfeffels (auch dieſen Namen geben wir ihnen oftmals) belebt 
unjere Verſammlungen.“ Abhandlgn. d. III. Klaſſe d. k. Akad. d. Wiſſenſch., 
IVI. Bd. IH. Abteil., ©. 142. 

?) Annalen d. bair. Ritt. v. %. 1778, Nürnberg, 1781, Aufklärungsgeſchichte, 
&. 19. 

2) Chriſtian Friedrich ift dort gemeint, obwohl nur ſchlechthin „Pfeffel“ 
gelagt ijt. 


128 Wiedergeburt geiitigen Lebens. 


Angabe, daß der Dichter Pfeffel der Herausgeber war, ſprechen ſchwerer 
wiegende Gründe, die ſich freilich nicht zum ſtrikten Beweis erhärten 
laſſen. 

Zunächft: Weſtenrieder ſchrieb den I. Band der Geſchichte der 
Akademie, kritiſch ſein beftes Hiftorifches Werk, mit größter Gewifjen- 
baftigfeit und Ruhe. Im Mai 1783 erfundigte er fih noch dazu 
bejonders bei dem Weltpriefter Cajetan Adami, wer außer ihm an der 
Herausgabe der Bairiichen Sammlungen teilgenommen habe!!) Die 
Antwort Adamis ift, wie fat alles an Weſtenrieder Gerichtete, nicht 
erhalten ; fie ſcheint aber in dem vorliegenden Falle verarbeitet zu fein. 
Bedenkt man nun weiter, daß Weftenrieder in jenen Monaten, wo er 
mit dem Hiftorifer Pfeffel in Verſailles einen regen Briefwechlel unter: 
bielt, diejes bewußte „Bruder unſeres Ehriftian Friedrichs“ hinſchrieb, 
jo erjcheint ein Srrtum um jo unmahrjcheinlicher. 

Betrachtet man fchließlich die Auswahl der Dichtungen felber, }o 
tritt nicht nur der Geſchmack Gottlieb Konrad Pfeffels deutlich zu 
Tage, jondern auch die auffällige Erjcheinung, daß ſämtliche Pfeffelſche 
Dichtungen nicht mit feinem Namen, jondern mit Nennung der Wochen: 
und Zeitjehriften, in denen fie zuerft veröffentlicht wurden, gezeichnet 
find. Die Dichtungen allein, die vordem in feiner anderen Zeitichrift 
erichienen, tragen jeinen Namen. | 

Die einfachfte Löſung diefer Widerfprüche fcheint mir nun zu fein 
(da ein abjoluter Beweis nicht beizubringen ift), Chriftian Friedrich 
Pfeffel, dem Dtündyener Hiftorifer, die Rolle des Vermittlers, dem 
Tichter Pfeffel dagegen die des für die Auswahl verantwortlichen Heraus: 
geber3 zuzujchreiben. Damit läßt ſich dann aud) das künſtleriſch anſpruchs⸗ 
loſe, aber didaktiicdy ftrenge Programm der Sammlungen erflären, das 
diejen Charakter während des vierjährigen Beſtehens der Monatsſchrift 
nicht verleugnete, ſondern eher noch verichärfte, als ein Mann unter 
die Herausgeber trat, der mit organtatoriichem Talent zweifellos begabt, 
freilich auch recht nüchtern in Wort und That die ſyſtematiſche Hebung 
des Volksſchulweſens unternabin, der außerdem als Herausgeber diefer 
Sammlungen und !päterbin eigener Zeitichrirten dem moraliſch-didaktiſchen 
Element einen leichten Zuſatz von bayeriſchem Patriotismus gab. 


NW an Adam in Yandibut, 1783 im Mai: .  . „Alle ickreiben Sie mir 
mit der näbiten Bot, wer die bairiſchen Sammlungen beiorgt, und wie lange 
Sie Veh getban haben? x“ Wbbandlan. d. III Klaste dak Akad. d. Wiſſenſch., 
XVI 8», II. Abteil. S 127. 


Heinrih Braun. 129 


Es iſt Heinrih Braun, der Benediktiner von Xegerniee.‘) 
Seinem Orden, der in vornehmem, ſtets auf objektive Wiffentchaftlichkeit 
gerichtetem Sinne die Wolffiiche Philofophie und die größere Verbreitung 
der Bildung bedingende deutiche Spradye ala erſter Mönchsorden an: 
nahm,?) verdantte er Unterricht und Erkenntnis deifen, was dem 
Bolfe am meiften not that. Ihm war der Schritt in die Welt nicht 
verfagt wie den Jeſuitenzöglingen, denen eine Scheinwelt auf Fünjtlichen 
Etügen erbaut wurde. Was er gelernt hatte, mußte er wieder lehren. 
Es gaft nur den einfadhften, allgemein verftändlicdhen Ausdrud dafür 
zu finden, einen möglichſt Klaren Plan zu entwerfen und dem olfe 
nicht etwas zuzumuten, da3 e8 mit dem Mangel feiner Bildung nicht 
verftehen konnte. Hier liegt gegenüber den völlig mihlungenen Ber: 
tuchen eines Hieber der große TFortichritt, den Heinrich Braun that. 

Im Frühjahr 1765 wurde er aus feinem Klofter Tegernjee ala 
Lehrer der deutlichen Sprady, Dicht: und Redekunft an die Akademie 
der Wiflenichaften berufen. Braun ift in vielem das Vorbild eines 
Lehrers. Mit zäher Ausdauer und rührendem Fleiße jeden bildung3- 
fähigen Keim zu pflegen, Lernbares geſchickt zu zerlegen verjtand er. 
Bo er Mufter fand, nahm er fie, zumal ihm eigene Schaffenskraft, 
gene Größe verjagt war. Gellert nubte er eifrig für jeine Mufter- 
briefe, Gottſched eifrig für die Sprach- und Dichtkunft,”) Ramler eifrig 
für die Ausbildung des Stils. Die engfte Verwandtſchaft beiteht 
woiihen ihm und Gottihed. Er Hat im Kleinen für Bayern geleitet, 
was Gottiched für Deutjchland leiſten durfte. Dabei zeigte er manche 
Sottichedifche Eigenſchaft: Nüchternheit und Doziermut, geipreiztes Weſen, 
Eitelfeit, Schmiegſamkeit und Prüderie auf der einen Seite, dagegen 
praftiichen Sinn, ehrliches Beitreben, das im Grunde nicht herzlicher Be- 
geiferung und wohlthuender Wärme ganz entbehrte, auf der andern Seite. 

Beiden kamen die Zeitumftände felten günftig zu gute; in einer 
ondern Zeit, wo dem Volke nicht jeder Billen geiltiger Nahrung To 


1) Über Heinrih Braun (1732—1792) vgl. Allg. Deutiche Biographie III, 
5. — M. Güdel, Heinrich Braun und die bayeriihen Schulen, Difjert., 1891. — 
kadwig Wolfram, Heinrich Braun, Bamberg, 1892. 

2 Bgl. über die bayerijche Benediktiner-Kongregation Sebaftian Günthner, 
Kid. der litterar. Anftalten in Bayern, II (1310), S. 250 ff. 

’, Als der Reviſionsrat Xippert am 3. Aug. 1765 ein Eremplar von Brauns 
Zantiher Sprachlehre an Gottſched jchicte, jchrieb er u.a.: „Euer :c. dürfte fie 
au menigften mißfallen, weil fie eine Nahahmung der Ihrigen ijt.” Akademie 
dr Rifienjchaften, Eorrefpondenz pro anno 1765. 


—9 





130 Wiedergeburt geiitigen Lebens. 


willfommen fein mußte, wären fie, die nicht® weniger ala fernige Ber- 
lönfichkeiten waren, in dem großen Strome untergetaudt. 

In einigen Punkten ging Braun troßdem über Gottiched hinaus, 
und das war nicht zu vermundern, wenn man bedenkt, daß Gottiched 
damals, wo die deutjche Litteratur im Mittagsjonnenfchein des guten 
Geſchmackes ftand, von allen Seiten wie ein alter Uhu angefchaut wurde. 
Braun fah ein, daß er mit Bottiched das Verſemachen nun doch nicht 
(ehren konnte, jah, daB mit dem mechaniſchen Drill der Jeſuiten in der 
Rhetorik nichts erreicht wurde, und zog ala praftiicdher Schulmann die 
Folgerungen daraus. 

Mas er im Einzelnen für das Schulmejen that, gehört natürlich 
nicht hierher, das Ergebnis war ein unverfennbares Aufitreben in Stadt 
und Land, ein Ergebnis, das nicht ohne den heftigen Widerftand des 
didköpfigen Volkes erreicht wurde und das uns noch ſpäter beichäftigen 
wird, weil e8 in der Dramatik der nächiten dreißig Jahre tendenziös 
als Motiv verwertet wurde. 

Die Bairiihen Sammlungen, zur denkbar günftigften Zeit er: 
ſchienen, brachten mit einem Male die deutjche Litteratur auch in Bayern 
wieder zu Ehren, fie ftellten den nur gewaltiam zerrifienen Zuſammen⸗ 
bang zwilchen Norden und Süden ber. Die popularifierenden Bildungs- 
beitrebungen der Zeit, wie fie in Gellert und Pieffel zum familiären 
Bedürfnis geworden waren, leiteten die Herausgeber der Sammlungen. 
Unterriht (und Vergnügen)! Die Fabeln erzählten hübſche Sachen, 
aber die zum Leſen verwandte Zeit lohnten fie mit einer nüßlichen 
Wabrbeit. Erbauung und Bildung waren in ihr innig verjchmwiftert. 
Zu ſchlichter Natürlichkeit, launiger Erzählung trat leiie Rührung. Gellert 
war der herzlich geliebte, in perſönlichem Verhältnis zu jedem Leſer 
ſtehende Tichter Des deutichen Bürgertums. Er mußte zuerft und zu⸗ 
mein in Rechnung foinmen. tollte der Münchener. der Bayer wieder 
einmal empfinden. wie er ein Fleiſch und ein Blut mit den „Ausländern“ 
wer. In Gellerts Fabeln. die nicht nur in den Sammlungen ab- 
gedrudt. ſondern auch in den Bücherkatalogen der Münchener Bud 
händler in den nähen Nubren eifrig angezeigt wurden, und die dag 
Volt wie Wetterrteder und andere veritchern, mit mabrem Heißhunger 
los. um das zutioruie und moralüch didakttiche Flement zugleich zum 
Arddrudk. Neder Gellert foren sub die andern Fobeldichter in den 
Sormiangen zu Worte. Nor allen Yubtoer er naulitiikhere Schüler 
Bellzutd. Man Glerte Dugelert eier alerdiage michi mit ben 


Die Bairijhen Sammlungen. 131 


beiten jeiner Gaben, der wein: und meisheitfrohen horaziichen Lyrik, 
tondern mit behaglicher Moral, wie fie aus jeinen Fabeln fid) ergab, — 
jerner Kleiſt, Lelling, de la Motte, weiterhin Fabeln aus den Bremer 
Beiträgen, aus moralifierenden Zeitiehriften u. ſ. w. Selbſt die jeichte 
Weisheit, die Stoppe, Treſcho und andere Dußendpropheten zu ver: 
fünden hatten, war nicht verihmäht. Sie alle bedeuteten ja geijtige 
Reglamkeit in mehr oder minder wertvoller Weije, ſie konnten mit ihrer 
buntichediigen Auswahl dem bayeriſchen, jagen wir zunächſt wohl richtiger 
dem Münchener Bolfe um jo deutlicher den herben Kontraft vor Angen 
führen, der fi) zwilchen dem proteftantijchen Norden und dein jejuitilch- 
fatholiihen Süden bei einer von Natur aus unleugbar gleich Starken 
geittigen Anlage des Volkes ergeben hatte. Die Fabeln waren indeljen 
nur ein verſchwindend Kleiner Zeil der Sammlungen. Gellert3 Vor— 
(dung von der Beichaffenheit, Umfang und Nuten der Moral wurde 
in ihnen zum erften Male gedrudt;') für andere moraliſche Stüde, 
ort mit riftlicher Färbung, dienten die zahlreichen Wochenſchriften als 
Cuelle. Aus dem Bienenftod, dem Chriſten in der Einfamfeit, dem 
Glüdjeligen, dem Magazin der Natur, Kunſt und Wiſſenſchaften, dem 
Hamburger Patrioten, dem engliichen Tatler wurden moralphilojophijche 
Abhandlungen entnommen. Dazwiſchen waren leichtere Erzählungen 
ans Pfeffels Neuen Beyträgen zur deutihen Maculatur (Frankfurt, 1766), 
us dem Zuſchauer, den Frankfurter Poetiſchen Verſuchen u. a. ein: 
gireut. Praktiihen Nuben verfolgten Aufſätze wie die Briefe über 
Inferziehung der Kinder, die Abhandlung von der Wahl der Haushof— 
mälter, in ein geiftig höheres Gebiet führte Popes Verſuch von der 
Kritil. Unmittelbare Bedeutung für die Pflege der Litteratur hatten 
he zahlreich mwiedergegebenen Oben, Lehrgedichte, Schäferidyllen und 
Ahnliches. Der Nordiiche Aufjeher, der Bienenftod, vor allem aber die 

dremer Beiträge waren hier wieder eine reihe Fundgrube. Bon be: 

Ianteren Dichtern finden ſich Cronegk, Drollinger, Gemmingen, Gellert, 

Dageborn, Haller, Kleiſt, Leifing, Pope, Uz, Zachariae unter diefer 

Battung. Geßners Idyllen fehlen natürlich nit. Weniger ftarf war 

ie Satire vertreten. Neben Rabener fand ſich der Schwäßer Duſch 

nit Beiträgen aus jeinem Reich der Natur und Sitten, ſodann wählten 

be Herausgeber noch einige, natürlich vorfichtig ausgefuchte zahme 


— 
— —— 























MI, 167 ff. Sie erſchien dann einzeln Leipzig, 1766. Goed. IV, 37. 
heiarich Braun druckte fie 1768 wieder in jeiner Sammlung von guten Mujtern 
ber deutihen Sprach-. Dicht: u. Redekunſt, II, 7 ft. ab. 


98 


132 Wiedergeburt geiftigen Lebens. 


Satiren au8 dem Engliihen. Von den drei in den Sammlungen ab- 
gedrudten Dramen hatten das Schauspiel „Philemon und Baucis“ und 
das Schäferjpiel „Der Schatz“ Gottlieb Conrad Pfeffel zum (ungenannten) 
Berfafler, während das dritte Geßners Eraft war. 

Eine ſolche im Zeitraum von vier Jahren gebotene Tyülle von 
Anregungen konnte nicht ohne Wirkung bleiben. Schon während des 
eriten Jahres ſandten bayeriſche Dichter — deren Anonymität fich leider 
nicht mehr enthüllen läßt — Beiträge ein.') Hier fand der junge von 
all feinen Mitftrebenden am reichiten begabte Ludwig Fronhofer zuerft 
Gelegenheit fih hören zu laffen. Für ihn war die Poefie anfangs 
viel mehr der Ausdrud feiner empfindungsreichen Innenwelt, als daß 
er fie um eines moraliſch-praktiſchen Zweckes willen gepflegt hätte. Erft 
allmählich verdichtete fich bei ihm das aut prodesse volunt aut de- 
lectare poetae zu einem Begriff. Fronhofers Dichtungen zunädjft ftand 
in ihrem fünftleriihen Werte die lÜberjegmmg aus Ovids Triftien, bie 
einer der Serausgeber der Sammlungen, der Weltpriefter Cajetan 
Adami,?) verfertigt hatte. Sie war in einem freieren Ton gehalten 
und verdient trog mancher ängftlidher Wendungen und Härten alle 
Anerkennung, zumal wenn man fie mit den barbarifchen Überjegungen 
vergleicht, die in dem nächſten Jahrzehnt lateinische Dramen durch 
Jeſuiten erfuhren. Heinrich Braun fteuerte als “Patriot einige 
Oden bei, Citerwald,°) jelbfit an der Auswahl der Sammlungen 
beteiligt, Ichrieb für fie „Gedanken über die beite Art, die Hajfifchen 
Schriften mit der Jugend zu lejen“ (IV, 578 ff.). Siubenten wie der 


!) Zwei Jahre darauf ipricht dad Eburbair. Intelligenz-Klatt (Nr. 3 vom 
19. Febr. 116%) bereit? von der „ionit ſehr jelten geweiten Seuche: das Authors 
Fieber genannt”. Es bittet um ein remedium specificam und unterjtügt zugleich 
Zterzingers Serenglauben Befämpfung, wenn es meint: „Inſoweit aber etiva 
auch die Nachtirauen. Allerauns, Irutten oder Unbolden einem geiheiden Mann 
einen Aurber Paroxismum anzuzaubern im Stunde find, wie dem Verlaut nad 
wirklich bon geibeben Senn Sell, erwarter man um Te viel ichleiniger ein er— 
giebiges Minel . . . War jo gerübrlich jab es freilich mit dem „Author: Fieber” 
nic: aus, und P. Ildepdons Kennedy fonnte dem Proiener Riedel nah Erfurt 
nech 1468 berichten, ar gute Bücher „rari nantes in gunrite vasto“ ſeien — 
‚Beier dd. 14. Wort 1768. Aktadem Vorreipondenz.! 

*Caietan Adam:. geb. IN, Brorrer iu Bra bei Yandäbut, von 1775 bi 177 Tw. 
Ledrer und Inidetrer der Tripiatichuäen zu Winden Baader. I A—K), Sp. 

*ı Teiero Titereld. TIIS- 1m. Über idu Aug. Te. Biogr. XXIV, 55 - 
— J. Gebe!e. Eeter 2. Diterwald. Munchen. IS. 





Die Bairiiden Sammlungen. 133 


ipäter in Salzburg lebende Joſeph v. Bernhandtsty,') damals 
jur. utriusque stud,, lieferten Gedichte, ſelbſt aus dem finftern Ingolſtadt 
tandte ein Rechtögelehrter einen Beitrag, der verjchiedenen Ungenannten 
gar nicht zu gedenten. So fproßten mit einem Male in einem Lande, 
das Meenichenalter hindurch brach gelegen Hatte, kräftige Keime auf. 
Die Wirkung der Sammlungen überftieg die Hoffnungen der Akademie. 
Namentlich in der Jugend regte fid) die Neugierde, die Dichter ganz 
fennen zu lernen, von deren Liedern und Fabeln ihnen Proben mit: 
geteilt waren. Wie ganz anders ladjte den Jungen hier die Welt ent- 
gegen ala in den jejuitiichen Zraftätlein, den frömmelnden Reimereien 
ihrer Schulmeifter! Es begann eine gefährliche Zeit öffentlicher und 
heimlicher Kämpfe, aus der ſchließlich das nationale Bewußtſein ſiegreich 
hervorging. Borfichtig ſuchten die Jeſuiten ihr Anjehen zu wahren. 
Sie gingen ſcheinbar mit der neuen Zeit mit. Schon 1763 hatte der 
Jeſuitenpater Mar. Mangold”) die neue Philojophie — aber tapfer 
nad alter Methode bearbeitet. Als dann durd die vierjührige Wirk: 
ſamkeit der Bairiichen Sammlungen die Studenten ſich heimlich die 
alles enthaltenden Originalausgaben protejtantiicher Dichter zu verfchaffen 
nubten, da verftand fi) in mohlberechneter Kriegalift der Jeluitenpater 
Ignaz Weitenauer’) dazu, eine „Sammlung fürzerer Gedichte 


Y Joſeph Bernhandtsky v. Adlersberg, geb. 1750 zu Nugsburg, geit. 
189 zu Salzburg, wo er falt alle jeine Schriften — mehrere in München auf: 
geführte Dramen find darunter —- veröffentlichte. Baader, TiA—K), Sp. 931. 
verzeichnet fie. 

N Bgl. Beyträge zu einer Schule und Erziehungsgerhichte in Baiern, 
IS, ©. 86f. 

3) Ignaz Weitenaner, geb. 1709 in Ingolſtadt, gejt. 1783 in Innsbruck. 
Senn er in der Vorrede zu jeiner Sammlung kürzerer [d. b. zum Teil verfürzter 
and — gereinigter, Gedichte angiebt, er jei durch die „Wieneriihe Sammlung“ 
angeregt, aljo durh Michael Denis‘ „Sammlung fürzerer Gedichte aus den 
neueren Dichtern Deutichlands, zum Gebrauche der Jugend“, jo giebt einerjeits 
ion das von Weitenauer dem Titel zugejepte Wörtchen „meijtens“ ein viel— 
jegendes Belenntnis, andrerfeit3 ift bei dem deutich fühlenden Sined dem 
Barden feine jchlau erjonnene Lift, jondern innerfte Überzeugung als Beweg— 
grund zur Herausgabe neuerer deuticher Gedichte anzunehmen. Weiterraner 
dagegen rechtfertigt durch feinen Kampf gegen den die lateiniſche Sprache und 
ihre geiitloje Anwendung dur die Jeſuiten angreifenden Peter dv. Diterwald 
eine iolhe Auslegung, wie fie mit dem Worte Kriegsliſt gegeben ift. Vgl. Beyträge 
ja einer Schul= und Erziehfungsgeihichte in Baiern, S. 10675., 134. Ferner die 
Aufllärungsgeihichte in den Annalen von 1778. — Zeine Werte bei Bader- 
Sommervogel, I, 8, 1051— 1059. 


134 Wiedergeburt geiftigen Lebens. 


meiltend aus nenern deutlichen Dichtern; ſammt einer Anleitung zu 
deutichen Verſen“ zu veröffentlihen. Zwei Bände erichienen davon 
„mit Erlaubnis der Obern” zu Augsburg, 1768. Gewiß flanden 
darin harmloje moralische Yabeln von Gellert, Tändliche Ybyllen von 
Geßner, Lehrgedichte von Uz, Fabeln von Lichtwer, Satiren von Rabener, 
Sinngedichte von Haller, Hagedorn, Kleiſt, ja jelbft Leſſing war mit 
drei Epigrammen vertreten; zumeist verftieg fich jedoch diefe Auswahl 
aus neuern deutſchen Dichtern auf die verflärten Höhen von Zrillers, 
Schwabes, Duſchs, Stoppes und Anderer Poefien, ja auf einem Halb: 
hundert Seiten diefer Sammlung fürzerer Gedichte ſtand des weiland 
kurſächſiſchen Hofreimichmieds Johann Ulrich von Koenig „Schäfergedicht 
auf die hohe Geburt eines churſächſiſchen Prinzen . . . im Jahre 1720* 
zur Bildung und Beſſerung des Geſchmackes abgedrudt (I, 193 ff.). 
Daneben waren von ihm ſinnloſe Sinngedihte, die von der Königlichen 
Wirtſchaft eines Dresdener Karnevala handelten, die die Geburt des 
zweiten kurſächſiſchen Prinzen begrüßten u. a. wiedergegeben. Damit 
hoffte der Jeſuit dem neuen Zeitgeift Genüge gethan zu haben. Diefer 
Geſchmack entſprach völlig dem feiner eigenen Gedichte, von denen übrigens 
feines der Sammlung einverleibt war. Noch 1765 Hatte er „Hundert 
Berge in hundert Sinnbildern de3 allerhöchften und durdhleudhtigften 
Erzhauſes Defterreich, mit zwanzig Sprachen ausgezieret” in Quartformat 
zu Freiburg im Breisgau veröffentlicht. 

War es ein Wunder, daß die Kriegalift eines efuiten von jolcherum 
Geihmad verjagte und diefe Sammlung unbeadhtet ald ein „übe 
gerathenes" Werk liegen blieb? Nach dem Wirrwarr der rhetorifchemum 
Schulübungen, den lateiniſchen Reimereien, konnten diefe wäflerige- — 
Poelten nicht Labſal und Erquidung fein. Die Jugend griff darum 
zu den Gellert, Haller, Hagedorn, Rabener, wo fie ihrer nur habhh 
werden konnte. Schließlih wandten — jo berichtet die Aufklärung, + 
geichichte in den Bairifchen Annalen von 1781 — die Jeſuiten in iu e 
Verzweiflung das Mittel an, ihren Schülern mit Gewalt die Büdge 
fortzunehmen,'!) die Widerfpenftigen einzufperren oder ihnen gar me 
ferneren Beſuch des Schulhaufes zu unterfagen! Durch ſelchen Zum mr 
wurden aber gerade die Belten zum Kampf getrieben. Die Eencrat= 


N Ausfübrlicher darüber handelt der $ 17: „Gewalt geht für Nedt, ww = 
die Jeſuiten sehen das ein“ der Benträge zur Schul- und Erziehfungsgeihic 
1778, ©. 151 FH. 


Neue Kämpfe; Weitenauer; Sterzinger. 135 


Lorenz Weſtenrieders reifte in diefen Jahren heran. Kampf wurde 
die Loſung der Zeit; von Männern der Wiſſenſchaft unternommen . 
forderte er nicht etwa nur die Pflege und Freiheit der Wiſſenſchaft, 
iondern er trug in Bürgerftuben und Bauernhäufer geiftige Güter, er rang 
da3 Volk aus alten Vorurteilen, aus Trägheit, aus unfinnigem Aber: 
glauben los, er rettete es nad) Kräften aus der ftumpfen Abhängigkeit 
von dem gewiflenlojen — einem großen — Teile des Klerus. Mönche 
ielbit Ichritten ala Bannerträger fühn in diefem Kampfe voran. Der 
Theatiner Ferdinand Sterzinger') zog in einer afademifchen 
Rede (1766) wider den Herenglauben und den mannigfadhen Aber: 
glauben zu Felde, den nur die Dummheit des Volkes und fanatiſch 
verbohrte Geiftliche jo üppig wuchern ließen. Sterzinger Rede rief 
eine Flut von gehäffigen Schriften und niedrigen Verfolgungen hervor, 
aber das Häuflein einfichtiger und ihr Volk liebender Männer ließ ſich 
dadurch nicht beirren. Als im nädjften Jahrzehnt der berüchtigte 
Bundermann von Ellwangen, Gaßner, in bayeriichen Landen wieder 
dad Volk in jeiner Unwiſſenheit und gedanfenlojen Leichtgläubigfeit zu 
betrügen unternahm, da entlarvte Ferdinand Sterzinger den gepriefenen 
Yunderthäter ala Scwindler, wiederum neuem Haß und neuer Ber: 
ſolgung ſich ausſetzend. 

Der Gewinn der zehn Jahre, die auf die Gründung der Akademie 
jolgten, zeigte ſich nicht nur in Münden. Bon einem zweiten Mittel- 
punkte zog die Aufklärung des Volles immer weitere Kreiſe, über 
manchen toten Punkt hinmeggleitend, ſonſt aber anregend und belebend: 
m dem von mwundergläubigen Wallfahrern bejuchten Altötting gründete 
ver Weltpriefter Joſehh Franz Xaver v. Hoppenbidhl ?). 1765 eine Ge: 
vllihaft, die, nad) ihrem jpäter gewählten dauernden Site als „Sitt- 


— — — 


ij Ferdinand Sterzinger, geb. 24. Mai 1721 auf Schloß Lichtenwörth in 
Xirol, trat mit 19 Xahren in den Trden der Theatiner, legte 1742 die Gelübde 
ab, hielt ji lange in Italien (Ron, Bologna) auf, ward 1750 Brofeffor der 
Roraltgeologie in Prag, wirkte dann von 1753 an bis zu feinem Tode 
(IR. März 1786) in Münden. Er verband reiche Kenntnilje als Philoſoph, 
Theologe und Geſchichtsforſcher mit echter grömmigfeit, und fümpfte unerihroden 
gegen alle Heuchelei, auch mo fie von der Kirche begünjtigt wurde. Baader, 
Seriton verjtorb. bair. Schriftit., J, 1 (1820, ©. 249 f. 
) Joſeph Franz Kaver v. Hoppenbichl, geb. 1721 zu Burghaujen, bejchäftigte 
nd als Beltpriefter anfangs nur mit der Seeliorge, wandte jich dann den Wiflen- 
haften zu. Er jtaıb 1779. Baader, I A—K), S. 523. Vgl. Reinhardftöttners 
Arbeit (2. 136 Anm. 1). 


136 Wiedergeburt geijtigen Yebeng. 


lichökonomiſche Gejellichaft zu Burghauſen“) befannt, viel zur geistigen 
und wirtichaftlihen Hebung Bayerns beitrug. Zunächſt nur den jchönen 
Kampf um das But der Mutterſprache aufnehmend, Ienkte fie bald ihren 
Einfluß auf fittlihe und vor allem wirtichaftliche Zuftände. Im Sabre 
1773 ſprachen die „Materialien“ die Hoffnung aus, „es werde fich von 
Burghaufen aus der Beilt der Dultung, der Denkungsfreyheit, des 
philoſophiſchen Geſchmacks und der jchönen Wiſſenſchaften, ebenjo wie 
bisher des landwirthichaftlihen Studiums über ganz Bayern ver: 
breiten“.”) Solche Bedeutung maßen die Zeitgenoffen der Gejellichaft bei. 

Näher auf die Einzelheiten der gewaltigen geiitigen Strömungen 
jener Zeit einzugehen, tft Hier natürlich nicht am Plate. Sie müßten 
im BZujammenhange mit allen Ericheinungen und Tyortichritten im 
Staats- und Wirtſchaftsweſen, in Wiffenichaft, Kirche und Gejellichaft 
die noch immer fehlende Aufklärungsgejchichte Bayerns ausfüllen. Bier 
müffen die jEizzenhaften Andeutungen genügen, die ja das plößliche 
Entjtehen einer eigenen Litteratur oder wenigjtens eine von Jahr zu 
Jahr wachſende Vorliebe weiterer Kreife für die Litteratur zu begründen 
verſuchen. Mit einem Male ließ fid) natürlich die Befreiung eines 
ganzen Volkes nicht erreichen, und e8 war in manche Gegenden nod 
fein Licht gedrungen, als die jejuitiiche Reaktion unter Karl Theodor 
faum Erworbenes wieder zu vernichten drohte. Aber es war dod) eine 
gewiſſe Empfänglichkeit und ein lautes Bedürfnis nad) geiftiger Nahrung 
erreicht, und das bedeutete viel gegen die Dürre und Unfruchtbarkeit, 
mit der fih das Bürgertun zuvor in geiftiger Hinficht begnügt Hatte. 
An diefem Erfolge waren außer der Reform des ganzen Schul: und 
Erziehungswejens und den andern von der Akademie geleiteten Neuerungen 
die Männer ehrenvoll beteiligt, die dem ermwachenden Intereſſe an allen 
ragen des öffentlichen Lebens mit der Gründung und Leitung von 
Zeitungen, Wochen: und Monatsjchriften entgegenfamen und auf dieſe 
Weiſe manchen für fih gewannen, der aus Gleichgültigfeit oder andern 
Gründen bisher in jeinem alten gemächlichen Gang verharrte. 

Die „Münchener Zeitungen von Kriegs-, Friedens- Staats: und 
andern Begebenheiten ins und außerhalb Landes“, die jeit den Tagen 


U Bgl. Karl v. Reinbarditöttner, Die Sittlich-ökonomiſche Geſellſchaft zu 
Burghauien 13765--1802\, Forſchungen zur Nultur: und Yitteraturgeichichte 
Bayerns, III 11895), S. 48 191. 


> Goblbrenners Materialien des Intelligenzeomtoirs, 1173, S. 44. 


Zeitungen und Zeitſchriften. 137 


Karla VII. in der Vötteriſchen Buchhandlung wöchentlich zwei-, dann 
dreis, endlich viermal in einem Leinen ſchmutzigen Oftapblatte erjchienen, 
tonnten mit ihrer geringen Auflage — 250 Eremplare — ') und mit 
ihrem dürjtigen Inhalte weder ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung 
ſein noch einen bildenden, erzieheriichen Einfluß auf das Volk ausüben. 
Rielleiht darf man von einer öffentlihen Meinung in den vierziger 
und fünfziger Jahren überhaupt nod) nicht ſprechen. Sie begann fid) 
allmäblid) zu bilden in dem Maße, wie der Einzelne auß dem engen 
dumpfen Alltagsgetriebe feines Handwerks hinauswuchs und Anteil 
nahm an den fittlihen und geiftigen tyragen, die von den Vorkämpfern 
der Aufklärung aufgeworfen wurden. Hier it das Jahr 1766 von 
Bedeutung, in dem der Hoffammerrat Johann Franz Seraph 
v. Kohlbrenner’) die ein Jahr zuvor bereit® von der Akademie 
geplante Gründung der „Churbaieriſchen Sintelligenzblätter" vollzog. 
Kohlbrenner war dazu der geeignetite Dann. Er hatte fih durch die 
Beihäftigung mit dem Salz: und Holzwejen in Oberbayern, jodann in 
jeiner Stellung ald Maut: und Kommerzienrat reihe ftaatswirtichaftliche 
Kenntnifje erworben und konnte aus eigener Erfahrung den Neuerungen 
zuſtimmen, die auf Hebung des in ganz Bayern arg vernadhläfligten 
wirtichaftlichen Lebens abzielten. Dazu fam, daß er als umjichtiger, 
unermüdlicher Arbeiter perjünliches Intereſſe für rein geiftige Angelegen: 
heiten bejaß und in feinem neu gegründeten Blatte nad) beiden Seiten 
hin eine reiche, erſprießliche Thätigfeit entjaltete. Kohlbrenners ntelligenz: 
blätter begleiteten ermunternd jeden Schritt vorwärts und regten dort 
an, wo nichts ſich regte. Keine Frage war zu Klein und zu unwichtig, 
ala daß fie dort nicht, verjprad) fie Erfolg, erörtert wurde. Der Bildung 
und Aufklärung des Einzelnen wie der Geſamtwohlfahrt wurde in einer 
vom lehrhaft Moraliſierenden völlig freien Weile Beachtung geichentt. 
Was alt und thöricht war, wurde verjpottet. So mußte jid) aud) der 


So beridtet Hübner, Beihreibung von München, II (1805), <. 417. 

”: Johann Franz Seraph v. Kohlbrenner, geb. 1728 zu Traunſtein, fam 
153 nah Münden, Hoflammer-, Maut: und Kommerzienrat, jtarb 1783. Seine 
Schriften verzeichnet Baader, I (A—K), Sp. 606 ff. — Belonders bemerkenswert 
eriheint der Verſuch Kohlbrenners, an Stelle des üblichen Nojenkranz: und 
Litaneibetens den Kirchengejang nad protejtantiihem Vorbild einzuführen. Ju 
dieiem Zwede gab er heraus: Der heilige Geſang zum Gottesdienjte in der 
rõmiſch⸗katholiſchen Kirche (1777. Nur der Tod Mar Rojephs ließ diejen ebenjo 
irendig begrüßten, wie vorurteil3voll-gedanfenlos bekämpften Verſuch mißglüden. 


138 Wiedergeburt geiftigen Lebens. 


arme Matthias Ettenhuber,') für den die verjüngende, herzlich 
erquidende Kraft diejer neuen geiftigen Strömung zu jpät fam, mit 
feinem ſchier endloſen Wochenblatt in Reimen ſpöttiſch abfertigen laſſen. 
Kohlbrenners ntelligenzblätter und die von der Akademie be- 
ſorgten Bairiſchen Sammlungen fanden Nachahmung. Heinridy Braun 
ließ, ein glüdliches Gegengewicht gegen Weitenauers Auslefe, „zur 
Beförderung des guten Gejchmades in Oberdeutichlande” eine „Sammlung 
von guten Muftern in der deutichen Sprach-, Dicht: und Redekunſt“ 
in acht Bänden ericheinen (1768), es folgte 1769 „Der Batriot in 
Baiern”, die erfte „innländiſche“ Wochenſchrift, 1773 Tieß Kohlbrenner 
jelbft als Ergänzung feiner Intelligengblätter die inhaltsreichen, wirfungs- 
vollen „Materialien für die Sittenlehre, Literatur, Qandwirtbichaft, zur 
Kenntniß der Produkte und für die Gefchichte alt: und neuer Zeiten“ 
ericheinen, es tauchten Pläne auf, eine Zeitjchrift „Der Theaterfreund“, 
Ipäter eine Litterar- und Kunſtchronik an der ar zu gründen, unter: 
deſſen war Weitenrieder auf den Kampfplatz erjchienen, alte Anregungen 
zulammenfafjend, felbft in unermüdlichem Fleiße thätig, zu neuen Zeit: 
ihriften und zur Reform der beftehenden — wie der unfcheinbaren 
Staat3- und gelehrten Nachrichten -— anfpornend. Über all dieje Wochen: 
und Monatsſchriften, ihre norddeutihen und engliichen Vorbilder, ihre 
Einrihtung und Mitarbeiter, ihre Wirkung und ihr Schidlal joll eine 
eigene Studie das reiche zum Zeil aus Archiven gewonnene Material ver: 
werten. Es wird damit zugleich eine zufammenhängende Darftellung der 
Entwidlung des Münchener (dann bayeriichen) Zeitungs: und Zeitichrif: 
tenwejens von den eriten Anfängen bis ins 19. Jahrhundert möglich Jein. 
Seit dein „Patrioten in Baiern“ (1769) nimmt die Beiprecdyung 
des Theaters, ſowohl der Leiltungen der Schaujpieler als der Dramen, 
von Jahr zu Jahr einen größeren Raum in den Zeitjchriften ein. 


N Matthias Ettenhuber Etenhueber, geb. 110 zu Münden, von Jejuiten 
erzogen, furbaneriider Dofpoet, gab von 1159 big 1177 dag „Mündneriiche 
Wochenblatt in Verſen“ Der poetiihe Jeitungsfabrifant) heraus, eine meijt in 
Nlerandrinern gereimte Chronif alles irgendwie Intereſſanten und Unintereilanten. 
An Ettenbuber ging zweifellos eine ihöne Begabung jümmerlich in der Erziehungs: 
und Zuchtloſigkeit feiner Zeit zu Grunde So findet ich bei ibm trog aller 
entieplichen Neimerei und Zeichtbeit, ja jelbit unſchönen Bettelei echte Empfindung 
und dichteriiche Anicbauung. Er jtarb im Elend 1782. — Seine Schriften ſ. Baader, 
I A—K\, 153-155. gl. den ausführliben Aufiag Neindbarditöttners „Der 
furiüritl.-baieriihe Poipoet Wattbiad Ctendbueber“, verihungen zur Kultur: 
und Yitteraturgeichichte Banerns, I ISIN, S. 1-68. 


Ettenhuber; neue Wochenſchriſten. 139 


Die im PVorftehenden angedeuteten Umwälzungen auf geiftigem 
Gebiete, überall im täglichen Leben, in Kirche, Schule und Haus 
bemerkbar, hatten auch die Möglichkeit einer Bellerung der elenden 
TIheaterverhältnifje geihaffen, ja fie forderten fie dringend, und jo hieß 
die Sehnſucht, dem Volke auch hier möglichſt früh Gutes zu geben, 
einige Afademiker auf Mittel und Wege finnen. Eine ftehende Bühne, 
die Pflege des deutſchen regelmäßigen Dramas — e3 war die lebte 
und nicht geringfte Ruhmesthat der Akademie, ein Verſuch, den fie 
als Ehrenpflicht betrachtete und der wider aller Erwarten jchnell 
glüden jollte. 


VII. 
Entſtehung nnd Entwicklung der Kationalſchaubühne. 


A. Vorliebe des Hofes für Muſik; Graf Seean Intendant der 
Oper und des Schaufpiels; erfier verſuch des Hofes, eine Achende 
Kühne zn errichten (1765). 


Nicht im Kampfe mit dem deutſchen Schaujpiel unterlag in München 
franzöſiſch-höfiſche Kunſt. Auch nationale Rückſichten werden es nicht 
gewejen fein, die den ſonſt jo national empfindenden Kurfürften Max 
Joſeph beftimmten, die franzöfilhe Truppe abzudanken, fondern einmal 
die Rüdfiht auf die jchwer belafteten Finanzen, die auf die Dauer 
eine eigene Hojtruppe neben der Eoftipieligen italienischen Oper nicht 
geitatteten, jodann die wichtige Thatſache, daß Max Joſeph ſelbſt viel 
mehr ein Freund der Muſik ala des Schaujpiels war. So modhte er 
jelbft leichten Herzens eine Gewohnheit aufgeben, die ihm mehr Mode 
und höfiſche Konvention als perjönliche Vorliebe eingegeben hatten. 

Die Muſik fand — eine alte ſchöne Sitte — am Hofe der Wittels- 
bacher von jeher eifrige und verftändnispolle Pflege.) Mar Joſeph 
ließ Jih von jeinem Kapellmeilter Andrea Bernasconi (1712 — 1784) 
noch als Kurfürft im Kontrapunfte unterridten. „Er war ein treff: 
licher Tonkünſtler,“ ſchreibt Echyubart von ihm, ”) „er jpielte die Viol 
de gamb als Meiſter, ſtrich in jeinen meiſten Conzerten immer Die 
Bioline mit.” Mühmensmwertes von jeinen Kompoſitionen — cin 
Stabat mater ragt unter ihnen hervor — weiß Burney zu berichten. °) 
In den fürftlichen Gemächern der Münchener Refidenz war die Kammer: 
muſik heimiſch. In ihnen Ipielten der Knabe Wolfgang Mozart und jerne 
Schweiter Maria Anna, als jie 1762 den eriten Ausflug mit ihrem 
Bater nah Münden macdhten.*) 


N Rgl. Chr. Dan. Friedr. Shubarts Ideen zu einer Hitbetit der Tunfunit, 
brög. vd. Ludw. Schubart, Wien, 1806, Kapitel! Pialz Banerihe Schule, <. 121 ff. 

» Ebenda, S. 123. 

>) Eharles Burnen, Tagebuch einer muitfaliichen Reiie. . . 1772, IL, 94 ff. 

“ Otto Jahn. Mozart, 1 22. 





Borliebe des Hofes für Muſik. 141 


In dieſer feinfinnigen Pflege edler Mufif hatte Mar Yojeph an 
jiner Schwefter, Maria Antonia Walpurgis (1724—1779), der Kur: 
fürftin von Sachen, eine unermüdliche begeifterte Genoffin.') Ihr mochte 
8 zu danken jein, daß die italienifche Oper am Münchener Hofe im 
weiten Drittel des Jahrhundert? eifriger wie zuvor gepflegt wurde; *) 
fte mar eine leidenfcaftliche Freundin gerade italieniſcher Mufik, komponierte 
ielbit Opern und Santaten und trat in den Hofaufführungen in ihrer 
eigenen Oper auf. Von der römijchen Arcadia. einer mufifaliichen 
Aademie, war fie zum Ehrenmitgliede ernannt und ihr der Schäfer: 
name Ermelinde Talea gegeben. 

Dieje jelten begabte Fürftin, die außerdem in franzöfiſcher und 
lateiniſcher Sprache dichtete, nahm auch am Aufleben ihres VBaterlandes 
inneren Anteil. Sie unterjtüßte während eines vorübergehenden Aufent- 
hbaltes in München ihre Landsleute Lori und Linbrunn und ermutigte 
fie in ihren Plänen zur Gründung der Akademie. Und als fie jpäter 
dauernd in Dresden lebte, vergaß fie ihrer Heimat nit. Dem treff- 
lichen Michael Huber, in deſſen Haufe fpäter Schiller u. a. aus- und 
eingingen, wußte fie in Leipzig eine Profeſſur für franzöſiſche Sprache 
und Dichtkunft zu verichaffen. 

Unmittelbaren und tieferen Einfluß auf das mufikalifche Yeben bei 
Doje gemann — weil dauernd in Münden — der Better Max Joſephs, 
der Herzog Klemens Franz de Paula’) von Bayern (1722 
bis 1770). Er galt als tüchtiger Kenner italienischer Litteratur und 
Mufik,“) wurde gleid) feiner Coufine in die römische Arcadia auf: 

ı: Bali. Karl dv. Weber, Maria Antonia Walpurgis, Kurfürjtin zu Sadjien, 
Tresden, Zeubner, 1857. 2 Bde. — M. Fürſtenau, Zur Geſchichte der Muſik 
und des Theater? am Hofe zu Dredden, II (1862), S. 183 fi. 

2Prölß (eich. des Hoftheaters in Dresden, €. 154) erzählt von ihr, daß 
ie, Die gefeierte italieniiche Sängerin und zsreundin italieniiher Muſik, die für 
die eigentümlihe Schönheit von Glucks Mujif fein Verſtändnis gehabt habe, 
dennoch jo getjtig bedeutend und vorurteilslos geweſen jei, die Aufführung 
des Orpheus in Münden gegenüber den vom Theater: und Orcheiterperjonal 
gemachten Schwierigkeiten durchzuſetzen. 

"; Klemens Franz de Paula, Herzog von Bayern, Enfel Mar Emanuels, 
Großmeiſter des Michaelordend. Er gehörte dem von jeiner Couſine Maria 
Antonia gejtifteten Orden der Yreundichaft oder der Sejellichaft der Inkas an. 
Sat Tberbaner. Ardiv, XXXI, S. 311 ff. 

* Bgl. Reinharditöttner, Uber die Beziehungen der italien. Litteratur zum 
bayer. Hofe, Jahrbuch, I, 155 F. — Riggauer, Eine Medaille auf Herzog Klemens ꝛc., 
Jahrbuch. III. 220—224. 


142 Entftehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


genommen und zwar unter dem Namen Noricius Aretujaeus auf Grund 
jeine® Dramas ,‚L’obedienza di Gionata‘.') Sein Lehrer war jener 
ale Freund Agnellus Kandlers und Eujebius Amorts bereits ge— 
nannte Andreas Felix dv. Defele (1706 — 1780), der auf weiten Reiſen 
duch Frankreich und Holland mit Welt und fremder Litteratur und 
Philofophie ſich vertraut gemacht Hatte, und dieſe Segnungen eines 
Aufenthalts in fremdem Lande auch feinem Zögling zu teil werden ſah, 
als diefer ange Jahre in Italien lebte. Herzog Klemens Franz war 
die Seele der italienischen Muſikpflege in München; er jelbft beiaß eine 
reihe Sammlung von Bartituren,?) und war vermögend genug, auf 
feine eigenen Koften italieniiche Sänger und Sängerinnen nad) München 
zu berufen. So ließ er 3. B. 1765 zu den prunfoollen Hochzeitäfeier: 
lichkeiten, die die Aufführung von Bernasconis Semiramis brachten, 
die Sopraniftin Anna Maria de Ferrandini eigens aus Badua fommen.’) 

Rom Jahre 1753 an nahm die italienische Oper in Münden den 
Aufichwung zu ihrer legten bis 1787 reichenden Epoche; am 12. Oktober 
1753 nämlich fand die Eröffnung des „Teatro nuovo presso la resi- 
denza“ ftatt, des heutigen Refidenztheaters, einer Schöpfung Franz 
Cuvilliers, der bereits durch die Quftichlöfler im Nymphenburger Parf 
bewiefen hatte, wie jehr er dem graziös-heiteren Sinne jener Türftlichen 
Hofhaltungen finniges Verſtändnis entgegenbradhte. 

In demielben Jahre aber war auch ein Dann an die Spitze des 
höfiſchen Theaterweſens getreten, der jchon kurz genannt ift, Graf Seeau. 
Zunädit mit der Pflege der Hofmuſik betraut und icheinbar aud) ver: 
ſtändnisvoll für die italieniidhe opera hufſa. judhte er mit den Wand: 
lungen der Zeit ichlau mitzugehen und begegnet uns von nun an auf 
Schritt und Tritt. Joſeph Anton Johann Adam Dismas Graf 
v. Secqu. geboren am 10, September 1713 zu Linzt) als Sohn 
Di Braten Anton Nicolaus Franz Xaver v. Sceau und feiner 
Gemablin Warie Sulanne Euſĩebia. ach. Baronin v. Slagenegg, °) 


"Dar un? Staatobdidt. Wunden. Cd. ital. XX. 
Tier DaukArdin. Wit: Rerlañenichaft 8 Derze a8 Siemens 1142/85, 
errditr ein Verzeicdnis einer großen Anzade von Opern und Tratorien Rartituren. 
’ XS Kreilterdi vendodun. 
Das Gedrerdoe! ux verdanderd der Angade Na verrn Dr Traumann. 
Tai zer aut den Wien bay. Bere 22 03 Xerdtarchdivẽ bervor, 
=. der Tardem vn Sem Stmim Won Arza Wurbara Übarlottc 
Turin geaztam I Witiis au’eran:nsan IS mare ame, Auguſt 1736 


“au m 


Graf Secau. 143 


entitammte einer in dem Salztamınergute des Landes ob der Enns 
anfäſſigen Familie, deren Mitglieder ſich faft in ununterbrochener 
Reihenfolge Berdienfte um das Hüttenwelen und die Waſſerbaukunſt 
erworben Hatten; im Jahre 1682 wurden bie Seeaus in den Reichs— 
treiherrnftand und 1699 zu Reichsgrafen erhoben.) Nach dem öfter: 
reichiſchen Erbrolgefriege, in dem ein Graf Seeau dem bayerijchen Kur: 
bauje wichtige Dienfte geleiftet hatte,”) fam ein Zweig der jüngeren 
Linie nach Münden, wo auch Graf Joſeph Anton erzogen zu jein 
iheint.e. 1735 wird er zum furfürftlihen Kämmerer ernannt,”) am 
1. Juli 1751 zum „Gentilhomme bei der teutjchen Jägerey“.“ Vorher 
hatte er fich (1745) mit Maria Anna Gräfin von Gatterburg, die 
nem reichen Geſchlechte auf Rötz in Mähren entitammte, vermählt.’) 

„In Aunſehung feiner zur gnädigiften Zufriedenheit geleifteten an: 
Händigen Dienfte, dann... . feiner Jonftigen bejigenden bejonderen 
Eigenſchaften“ wurde er am 14. April 1753 durch furfürftliches Defret 
zum „Intendanten von dero jammentl. Churfürftl. Hof:Music vnd 
Spectacin” ernannt.) Worin die bejonderen Eigenjchaften und anftän- 


in da3 bochadelige Kapitel des Kaijerl. freiweltlihen Stiftes Niedermünjter zu 
Regensburg aufgenommen, da fie „ehelich, Ritter: und Stüfftsmeſſig gebohren, 
auch keine Leibsgebrechen auch heimliche Zueſtände“ Habe. 

1) Ziebmaders großes u. allgem. Wappenbud, neu hrg. v. Dr. Otto Titan 
v. Heiner, Nürnberg, 1856, I, 1, 21. — Genealogiſches Taſchenbuch der dtich. 
gräjlL Häujer auf d. Jahr 1842, Gotha, Pertded. — Mar. Sripner, Bayeriſches 
Aelärepertorium, 1880, ©. 289. 

3; Audbhart, a. a. O. S. 134, Anm. 9 jagt: „Graf Seeaus Vater hatte im 
oeitr. Erbfolgelriege das Salzlammergut jammt allen Kafjenvorräthen den ein: 
dringenden Bayern übergeben und nachdem die Defterreicher zurückkehrten, von 
dieien als Hochverräther erklärt, jich geflüchtet; nach dent Frieden zog er mit 
kiner Familie nah Münden.” — Am 17. Mai 1705 war ein Graf Seeau — 
derielbe — als „directenr des finances“ mit den Kaijerlihen Truppen in München 
eingezogen. — Heigel, Quellen u. Abhdlgn. 3. neueren Geſch. Bayerns, 1884, 
£. 1797. Anm. 7. 

2) Als furfürftl. Kämmerer in Nymphenburg vorgeftellt am 6. Aug. 1735, 
Tetret (Reichsarchiv) außgefertigt am 4. Nov. 1735. 

*) Kgl. bayer. allg. Reichsarchiv, DekretenSammlung, Band XLI, Max 
3oi. IH., 1751/58. 

5) Kgl. bayer. allg. Reichsarchiv, Seeau Alten. (Berjonen:Select.) — Sie 
kırb am 4. Juli 1787. (Reichsarchiv, Maria Anna dv. Seeau, ihr Teſtament 
1183 u. 1787 bett.) 

%) Als folcher erhielt er jährlih 1000 fl. Kgl. baver. allg. Reihsardiv, 
Ter.-Zammig., XL. 


144 Entitehung und Entwidlung der Nationalſchaubühne. 


digen Dienite beitanden, wird ſich nicht erraten laſſen; daß es Hof: 
dienfle rein perjünlicher Natur waren, ıft am wahricheinlicäiten. Bon 
vornherein jedoch möchte ich einem Urteil, wie e8 Rudhart abfällig und 
kritiklos nachſpricht,) begegnen. Es ift ein billiger Spott, die Urteile 
einiger Zeitgenoffen Seeaus, die recht ungünftig klingen, zu wiederholen, 
dagegen andere, ruhig lobende Stimmen zu überhören. 

Das Urteil der „medilanten Welt”, wonah Seeau nur zum 
Intendanten ernannt fer, weil er der einzige Kavalier bei Hofe war, 
der einen Steyriihen auf der Violine }pielen fonnte, war eben das 
Ürteil der medilanten Welt. Und jene Schilderung eines Zeitgenoffen, 
wonach Seeaus Leben „une suite d’aventure‘‘ geweſen jei, iſt eitel 
Rederei. Ein Intendant, der faft volle fünfzig Jahre in München 
die Leitung der Hofbühne und jpäter einer vom Hof fundierten Privat- 
bühne in Händen hatte, deſſen Gemädjlichkeit ſchließlich zu fürchterlicher 
Unordnung in allem, was zur Bühne gehörte, in Garderobe, Defora- 
tionen u. dergl. führte, der eher frühzeitig den Anblid eines originellen 
Mummelgreijes madte, ıft eines Lebens, da eine suite d’aventure 
genannt werden könnte, nicht zu bezichtigen. Er habe mehrere für 
ihn gerade nicht rühmliche Duelle ausgefochten,’) will man das ein 
Leben von abenteuerlihem Nacheinander nennen? Er jei ein Lebe- 
mann geweſen, ein Freund von gutem Efien und Zrinfen, er babe 
eine Ichnurrige Figur und eine fchnurrige Art zu reden gehabt (sa 
figure etait une curieuse carricature, ainsi que sa facon de 
parler), will man damit den Intendanten bewerten? Als ob nicht 
troßdem ein tüchtiger Intendant denkbar wäre! Nach jener franzöfilchen 
Schilderung jcheint der Graf Seeau gezeichnet, den Martin Schleich 
als unwahre Karikatur in jenem altbürgerlichen „Charafterluftipiel“ 
„Bürger und Junker“ Hinftellt, während die geichichtliche Betrachtung 
dem Intendanten manchen jympathilchen Zug leihen darf, ohne darüber 
die unglaublien Zuftände des Bühnenweſens der neunziger Jahre zu - 
vergellen. Die Unfähigkeit Seeaus in den päteren Jahren ſoll durchaus 
nid;t bejchönigt oder vertufcht werden; es iſt nur nötig, einzelne Licht: 


1) Rudhart, a. a. O. ©. 134. 

2) Die Alten berichten, allerdings in fürchterlicher Umſtändlichkeit, nur 
von einem. Rudhart hat daraus dag Wichtigſte veröffentlicht in einem Auflage: . 
Münchner Leben vor hundert Jahren, Heimgarten, Jahrgang 1864, Nr. 11, . 
S. 171ff. 


Stellung des Grafen Secau; Augsburger Pläne. 145 


partien dem Gemälde einzufügen, das fi) ohne Überlegung leicht 
ſchwarz in ſchwarz ausführen läßt. 

Zunädjft war es nur die Stellung eines maitre de plaisir, 
die Seeau gleich den Intendanten anderer Höfe auszufüllen hatte. In 
den zahlreichen „Bauernhochzeiten“, die das höfiſche Leben im Karneval 
mit fich brachte, hatte Seenu die Rolle des Hochzeitladers, d. h. deſſen, 
der das bäuerliche Feſt überwacht und leitet, den Zug anführt, die 
Reden anjagt u. |. w. Seine Stellung als Intendant beſchränkte fid) 
jeldftverftändlich nur auf die italieniiche Oper, nachdem das franzöfiiche 
Schaufpiel eingegangen war. Für fie wandte er Fleiß und Aufmerf: 
ſamkeit auf, fie fuchte er dur möglichſt reiche Mittel äußerlich 
glänzender und lebensvoller zu geitalten, eine Thätigfeit, die ihm das 
Wohlwollen des Hofes nur feiter fichern konnte. 

Als dann neben der italienischen Oper das beutiche Schaufptel 
ſchüchtern um Anerkennung warb, ftellle er fid), ohne die Gemißheit 
eines künſtleriſchen oder finanziellen Erfolges zu haben, ſei e8 auch 
nur mit der Abſicht auf dieſe zweite Möglichkeit an die Spitze der 
Bühne. Dort werden wir ihn des öfteren zu hören haben, ohne ihm 
Anerfennung verjagen zu dürfen. 

Der erfte Schritt, den Graf Seeau über die engen Grenzen feiner 
Hofttellung hinaus that, geihah im Jahre 1761 während der Abweſen— 
heit des Kurfürften von München. In einem perfönlichen Schreiben 
vom 4. März bat er den Augsburger Magiftrat, ein oder zwei Monate 
in Augdburg Opern aufführen zu dürfen, mit der Begründung, dadurd) 
„towohl die Tänzer alß andern zur commedie gehörige PerBohnen 
in beftändiger ybung erhalten“ zu fünnen.‘) Seinem Vorſchlage, auf 


— 





1) Stadtarhiv Augsburg, Alt: Opern, Wr. 2, 1734—17175. Schreiben 
Seenus dd. 4. März 1761; e3 hat folgenden Wortlaut: 


Hoch Wohl Gebohrne Hoch zu Ehrende 
Herren Statt Pilegern. 


Ta Ihro Ehurfürftl: Trit: mein gnädigjter Herr einige Zeit auſſer Dero 
Retidenz ſich auf zu halten gemwüllet find, mir aber alß directeur des plaisirs 
obliget, jomwoHl die Tänzer al andern zur commedie gehörige perkohnen in 
beitändiger bung zu erhalten, welches bei) jelbit befannten umbjtändten dahier 
eine Zeit lang nicht geichehen fhan, alß erkuehe Eur Hochwohl gebobrn mir 
daß vergniegen zu gönnen, und zu erlauben, daß ih mit dißen leuthen 1 bil 
2 monathen, nad oftern auf dem theatro welches von löbl: Reichs Statt 
Augipurg dennen Jehuiter Ichiielleren erbauet worden einige opern buffa auf— 


10 


146 Entitehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


dem (1741 von dem Regensburger Schottenpater Bernhard Stuart 
erbauten) Theater der Jeſuiten jpielen zu dürfen, fonnte nicht ent- 
ſprochen werden, doch zeigten fich die Deputierten zur Meifterfingerzunft, 
die in Augsburg mit dem Hate über Schaufpielgefucdhe zu entjcheiden 
hatten, ſonſt jehr geneigt. Seeau betrieb die Angelegenheit um jo 
energilcher, al das Gerücht von einem bevorftehenden in Augsburg zu 
haltenden Friedenskongreß umging. Theatraliſche Zerftreuung hielt er 
bei jo wichtigem, jchmwierigen Werke für „absolute nöthig” und wußte 
deshalb manche Schwierigkeiten leiht zu überwinden. Neben ihm 
bewarben ſich natürlich aud) andere Direktoren auf jolde gemwinn: 
verjprechende Kunde hin. Der Prinzipal Matthias Wittmann, eine 
Truppe Tranzöftich-turiniicher Stomödianten und — Franz Gerwald von 
Wallerotti jtellten jich bittend ein. Mit dic-jem, der wieder mit der 
Empfehlung einer Ercellenz, des Barons v. Pettendorf, ausgerüftet 
war, machte Seeau Turzen Prozeß, indem er ſeltſamerweiſe erklärte, 
daß der „unter jeinem departement zu München ftehende Walferotti 
nicht willens noch viel weniger berechtigt jei, Ti) des erhaltenen Vor— 
ſpruchs zu bedienen“.) Wie viel Wahres an beiden Punkten war, 
fügt fich nicht mehr beftimmen, zumal auch von Wallerotti Feine 
Widerrede vorhanden ift. Mit den franzöftich:turiniihen Komödianten 
ſollte er nad einem Ratsbeſchluß vom 11. Juni?) abwechſelnd in dem 
obern Salzitadel ipielen. Natürlich behagte dieſer für elende Wander: 
truppen gang und gäbe Schauplag dem an die Räume des Münchener 
Reiidenztheaters gemwöhnten Grafen nit, und er entichloß ſich der 
„ditinanirten Zuſchauer wegen” zu dem Neubau eine Opernhaujes, 


füchren Könne. Tero, und eines gekamımten Hoch Nöbl: geheimen Raths 
gekünnunaen gegen ales war zu befürderung deß Dienſtes meines gnädigiten 
Horrn gereichet. laſſen mid an genciater willlabr nit zweitlen, zumahlen, da 
id dor Me untadelhañte conduitte Diner leutbe, und weitters zu al möglich 
qegenaetälis!deten mid uerbinde,. anden mit aller Dodabtung verbarre 
Euer Hochwodlgebodrne 
Verre tres hamble et tres 
Munden Sen 4: Warm obeissant serviteur 
riol. Joseph comte de Seeau m. p. 


Stadtardo:d Augsburg. ederda. Tradutt Ir. 18. 

* Tieio un) Me ſolgenden Angaben fin> den „NWattärrotofollen d. freyen 
Reichditad; Nuypdarı”. anno Kiel. entnommen. Stßungen nom 16. V. S. 302), 
IV S. RRabO. MV .ZMVYNVL E38, 18 TI 2387, 24. und 
INT. Tor 


Neues Opernhaus in Augsburg. 147 


dad auch zur Ausführung kam.) Aus Münden ließ der Intendant 
Garderoben und Dekorationen nad) Augsburg Ichaffen,?) da traf die 
Rachricht von dem Scheitern des TFriedenskongreiles ein. „Au 
befonderem Egard“ geftattete man ihm nun, einige „theologijche und 
moralifche Stüde“ aufzuführen, eine Erlaubnis, von der jedoch auch 
fein Gebrauch gemacht wurde, die ſich Seeau aber für |pätere Zeiten 
vorbehalten Lieb. 

In Dündyen brachte erſt das Jahr 1765 eine neue Wendung, 
die als erftes Zeichen einer neuen Bühnenepoche zu gelten hat. Der 
erſte Verſuch, ein regelmäßiges deutjches Drama zu pflegen, murde 
unternommen! Wie jeltiam, daß er gerade in cine Zeit fiel, wo die 
italienifche Oper glänzender ala in den legten Jahren zur Entfaltung 
fam. Die erjten Sänger und Eängerinnen Italiens, die Mingotti, 
Panzacchi, Eoncialini, Gaetano Ravannı, Maria Anna de Ferrandini 
wirkten in den Opernaufführungen dieſes durch die Hochzeitsfeierlichkeiten 
betonder3 feitlihen Karnevals mit!“) Weltliche und geiftliche Fürften, 
der geſamte reiche bayerische Adel waren in München zufammengeftrömt,*) 


1, Die Stadt:, Staats- und Kreisbibliothef Augsburg bewahrt in einem 
ft: Seniuramt 1736—1750 auf: 
„Sprud, der bey der Aufrichtung des neuen Opern-Hauſes 
in der 9. R. Stadt Augspurg geiprochen worden. 1761.“ 
Der erjte der beim Richtefeft ausgebrachten Trinkſprüche lautet: 
„Auf das hohe Wohl Ihro Excellenz des Herrn Herrn 
Grajen von Seeau, ald hohen Stiffter3 dieſes Opern-Hauſes 
vivat. 
Es müjje diß Hochgräflich Hauß bey höchſtem Wohl-Ergehen 
Sich unveränderlich in ſchönſtem Flore ſehen.“ 
Der zweite wurde ausgebracht 
„auf eine glückliche Ankunft der auf den 
Fridens⸗Congress hiehero bevollmächtigten vor: 
treflichen Herren Herren Botſchaffter Excellenzien 
Excellenzien. Vivant ...“ 
Ter dritte auf den Magiſtrat der Stadt Augsburg, u. ſ. w. bis zu den Zimmer— 
leuten. 
2) Laut Vermerk in den im Kreisarchiv aufbewahrten Garderobe-Inventaren. 
7 Anton Johann Kriiger, Wahrhafft und gründliche Beſchreibung aller 
Ereigniſſe, Begebenheiten und Feſtinen bey der Vermählungsfeyerlichkeit der 
Prinzeſſin Joſepha mit dem röm. König Joſef .... 1765. 
9) Das Kgl. Kreisarchiv Landshut enthält darüber noch manche Einzelheit 
m dem Akt. H. R. fasc. 462 Wr. 97. 
10* 





%. F. v. Kurz in München. 149 


zu dürfen, während Graf Seeau —, wie fi) jpäter herausſtellte, eigen: 
mädtig — mit dem neuen Prinzipal einen Kontrakt abſchloß, nad 
dem er ihm zunächſt bis Oftern 1766 die ungehinderte Benußung des 
Hoftheaters einräumte, die oberjte Leitung als Intendant jelbit führte 
und den ſechſten Zeil der Einnahmen beanſpruchte; dafür ließ er dem 
Direktor Kurz völlig freie Hand in der Auswahl der Stüde, dem 
Engagement der Künftler u. |. w. 

Riefenpläne wurden gejchmiedet. Bernardon, der bisher ge: 
mädlich in dem breiten Strome burlesfer Blattheit geſchwommen war, 
wollte — oder beſſer wohl: jollte nun der ernften deutſchen Kunft in 
Münden einen eigenen Lauf graben. Der tüchtigften Mitarbeiter an 
diefem ſchweren Werke juchte er ſich zu verfihern. An Konrad Efhof, 
den Eriten der Zeit, jchrieb er. Dieſer aber 320g es vor, nad) Hannover 
zu Adermann zu gehen. Ehriftian Gottlob Stephanie d. A. (1733 - 1798) 
trennte fi) nicht von Wien, das gerade die Stätte ſeines wachſenden 
Ruhmes wurde, und fo lehnte einer nach dem anderen ab. Die 
einzigen, die dem Rufe nad München folgten, waren Suſanna Mecour 
und Johann Ehriftian Brandes mit feiner rau. Brandes (1735 — 1799) 
war, nachdem er ın einer abenteuerlichen Jugend des Lebens bitterites 
Elend durchgefoftet hatte, in Schünemann? und Schuchs Truppe ge: 
bildet und bedeutete für das Münchener Unternehmen mehr mit 
einem literariſchen Talente denn als Schaufpieler. Seine Frau dagegen, 
Eſther Charlotte Brandes geb. Koch (1746— 1786) war eine junge durch 
ihre Erſcheinung wirkende Schauspielerin, die dazu über ein ſtark— 
leidenſchaftliches Temperament verfügte. — In Sujanna Mecour 
(1738-1784), einer ber „liebenswürdigſten und amziehenditen Er: 
Iheinungen“’) der damaligen Theaterwelt, hatte die Münchener Bühne 
eine unvergleichliche Daritellerin gewonnen. In Soubrettenrollen, 
namentlid) in Leſſings Franziska bezauberte fie mit ihrer zarten, ſchlanken 
Figur, ihrer Grazie, ihren leuchtenden Augen; und was fie ald Su: 
fanna Mecour adelte, ein echt meibliches feinfinniges Empfinden, fam 
der FKünftlerin zu gute. 

Mit einer Burleste begann die Thätigkeit der Truppe; dann aber 
wandte fi) Kurz dem regelmäßigen Stüde zu und brachte u. a. Cor: 

neilles Efſex, Boltaires Alzire, Cronegks Olinth und Sophronia, eine 
Aunneh, ‚bie J die Zukunft Gutes verſprach. Beſtändig gefielen dem 


aun Griedrich Ludwig Schröder, Hamburg u. Leipzig, 
waie san, Würdigung zu teil werden. 












152 Entitehung und Entwidlung der Nativnalihaubühne. 


an den Kurfürjten (dd. 22. Sept. 1765) aufſetzte. Er beitritt Seeau 
da3 Recht, mit fremden Wandertruppen Verträge abzujchließen, und 
vermochte nicht einzufehen, „mit was Recht und Billigfeit derjelbe 9. 
Gr. dv. Seeau ſodann den jo beträchtlichen 6! Theil der Einlage in 
der Komödie von dem ... Deutichen Prinzipalen v. Kurz gewiſſentlich 
abzunehmen habe; da ja nur ih ganz allein und nicht diejer jo 
jehr eigennügige Hr. Graf, welcher mic ſchon durch jo viele Jahre 
immer in groffen Berluft gejeßet, für die deutjche Spectaclen-Direction 

. ausdrüdlid) decretiert bin“. Für Seeau war natürlich jener 
Kontralt mit Kurz verlodender ala ein früher mit Wallerotti mündlich 
getroffener, der dem Intendanten nur ſechs Gulden für jede Vorftellung 
auf dem Hoftheater zuſicherte. Das Ende von diefen unerquidlichen 
für beide Zeile nicht jonderlih rühmlichen Zänfereien war jener ſcharfe 
dem „Intendanten erteilte Verweis des Kurfüriten, während Wallerotti 
durch ein Schreiben vom 26. Oftober 1765 vor die Wahl gejtellt wurde, 
entweder Hoffourier zu bleiben oder wieder Komödiant zu werden. Syn 
diefem Falle ſollte ihm die früher erteilte Konzeffion mit der Einſchrän— 
fung verbleiben, daß er weder auf ein privilegium exclusivum et 
privativum zu rechnen habe nod) jemals auf das Hoftheater Anſpruch 
erheben dürfe. Nach all diefem zog es Wallerotti vor, Hoffourier zu 
bleiben, ein Amt, das er bis zu jeinem Zode 1781 beffeidete. 


B. Vene Verſuche. Therefina von Aurz. Bemühnngen der Akademie. 
Nießers Truppe. Graf Seeau übernimmt he. Sein Wirken. 


Diefe an den Namen Bernardons fid) knüpfenden Ereigniffe, die 
um jo trauriger waren, ala fie edle, ernite Abfichten zu ſchanden 
machten und für die Unreife der Zeit ſprachen, mußten in erniten 
Männern Gedanken einer ſyſtematiſchen Hebung der Bühne an— 
regen. Mit der Pflege der deutichen Spradje, der Litteratur mar dem 
geiftigen Leben ein fchnellerer, freudiger Gang gegeben, e8 mußte aud 
die Schaufpielfunft und das Drama in den Dienst der großen, ſchönen 
dee, ein Volk zu erziehen, geftellt werden. Endlich erwachte aud) bier 
das Nationalgefühl, man wurde gewahr, was England und Frankreich 
den Volke mit der Bühne bot, man wandte nad) dem verlorenen deal 
der griechischen Bühne fein Auge. Im zehnten Monatsftüd der Bairiſchen 
Sammlungen (1766) wies — meines Wiffens zum erſten Male in 





Litterariihe Wirkſamkeit der Akademie. 153 


Mäünchen — die Akademie darauf hin, daß es die Pflicht jeder ge: 
ſitteten Nation fei, die Schaubühne zu pflegen! Mit dem Abdrud von 
Pfeffels Philemon und Baucis begannen die Herausgeber das Anter- 
effe Tür deutſche regelmäßige Dramatik zu wecken. Geßners Erajt und 
Trerfel3 Schatz folgten in den beiden nächſten Jahren. 

Die Auswahl diefer drei Stüde aus der gejamten bis 1766 vor- 
liegenden Litteratur mag uns recht pfeffelich dünken, aber fie entiprad) 
dem Zweck, und das Wichtigſte - der Anfang war gemadit. 

Deinrih Braun griff fodann den Gedanken der Schaufpielpflege 
wieder auf; in ſeinem 1768 erjchienenen nur den theatraliichen Stüden 
eingeraumten VIII. Bande der „Sammlung von guten Muftern“ zc. 
gab er zunädjt eine Einleitung in die Beobachtung theatraliicher Regeln. 

An Nabeliegendes knüpfte er geſchickt an: die regel- und ftillofen 
Schulaufführungen unterzog er einer Kritik. Tadelnd wies er auf da 
türchterliche, gedanfenloje Bermengen von Sitten des einen Volkes mit 
den Gewohnheiten eines andern, von Perjonen und Zeiten hin. Selbit: 
verriändlich auf Ariſtoteles Tußend ftellte er jodann die Forderung auf, 
der Inhalt eines Stüdes müſſe „eine einzige Haupthandlung jeyn, 
die eine Sittenlehre in ſich hält, die ferner ganz oder vollfommen 
und endlich von gehöriger Größe tft“. Um dann ein Mufter einer 

eingehenden Kritik zu geben, die ein allfenthalben ala Meiſterſtück ge- 
prieſenes Drama betrachte, drudte er die Beſprechung von Cronegks 
Godrus aus der „Bibliothek der ſchönen Wiſſenſchaften und freyen 
Künfte” ab. 

Gleihjam ald Programm für eine Reform der Bühne Iprad) er 


indireft feine Säge mit dem Abdrud von Cronegks Vorfpiel, „Die ver- 
folgte Comödie”') aus. . 








1) Zuerft in Cronegks Schriften (hrsg. v. Uz), 1760 veröffentlicht. Eine 
ihwädlihe Nahahmung dieſes Vorſpiels war Löwens „Die Komedie in dem 
Tempel der Tugend“; Adermann eröffnete mit ihm am 31. Juli 1765 das neue 
Komddienhaus in Hamburg. — Bol. Litzmann, Fr. X. Schröder, Hamburg und 
Leipzig. 1 (1890), ©. 318. Ähnliche Programme enthielten die ebenfall3 in Ale— 
sandrinern abgefagten Vorſpiele Adam Gottir. Uhlichs, z. B. „Das von der 
Reisheit vereinigte Trauer: und Luſtſpiel“ (1742), in dem die Weisheit, Die 
Wahrheit, die Bejcheidenheit, das Trauerſpiel, da3 Luſtſpiel, der Fürwitz, der 
Undant, die Dummheit, die Gelehrjamteit und der Handel auftreten, oder Uhlichs 
„2er Sieg ber Schaufpielfunjt” (1747), das die Überwindung der dem Schauipiel 
teindlihen Mächte behandelt. Da tritt die Schmähſucht als alter Mann, die 
Heuchelei als Schulmeifter, die Dummheit als Bauer, der Undank als Stußer 


154 Entjtehung und Entwidlung der Nativnalichaubühne. 


Gegen da3 freche, toll lachende Later, gegen die Dummbeit, die 
in bürgerlich übel gewählter Kleidung daher hinkt, gegen den Unverftand, 
der in langem Gelehrtenmantel mit einer Allongeperrüde auf dem 
Haupte einherjchreitet und die Komödie Verführerin der Jugend, die 
Peſt der Stadt und Zeitverderberin ſchilt, hat fie fich zu wehren; das 
alte Mtütterchen Heuchelei, das ala Frömmigkeit ihr in den Weg tritt, 
bat ſie zu entlarven. Da naht ihr Harlefin, der mit heiterer Miene 
und tollem Scherz einherjpringt: 

Did habt halb Deutichland ſchon; mich fieht ganz Deutſchland gern, 

Ben Sof bin ich beliebt und bey den jungen Herrn, 
ruft er ihr zu. Stolz weift fie ihn ab. Nun ftürmen alle jene un= 
laubern und finftern Geftalten herbei, um ihr das Leben zu nehmen, 
da heilt ſich plößlich der Hintergrund auf, ein erleuchteter Tempel wird 
jihtbar, in dem die Zugend auf ftrahlendem Throne, umgeben von den 
neun Muſen, fitt. Beſtürzt fliehen die feindlichen Geftalten, die verfolgte 
Komödie kniet nieder und die Tugend ſchreitet auf fie zu, ihr den Weihekuß 
auf die Stirn zu drüden und fie mahnend ihres Schußes zu verfichern: 

„Bergnüge, doch darbei befehr die frohe Jugend, 

Dar fein Vergnügen jey, als nur im Arm der Tugend. 

Gieb Lehren, doch dein Scherz verſüß den Unterricht. 

Berachte deren Zorn, die Dich au Dummheit jchmähen 

Ahm nad, und jey dod) neu; laß Deutjchlands Kenner jehen, 

Tab wahre Schauspielfunft jowohl ergüßt ala nützt, 
Denn feiner Witz fie ziert, und Tugend fie befhügt!” 
Eine Kritik der beitehenden Zuftände und ein Programnı für die 
Zukunft zugleidh. Durch den Abdrud von Gellerts Kranfer Frau, Geßners 
Eraſt, Cronegks Codrus gab er für jeine Forderungen praftilche Beweiſe. 

Uber er ftand ſchon nicht mehr allein. Im Churbairiſchen Sntelligenz- 
blatt wurde anläßlich) des Todes Prehauſers!) in Wien die nationale 
Forderung aufgeftellt: Wir Deutjche brauchen deutfche Schaufpiele! Fort 
mit den franzöfiihem Wit abgeborgten Zändeleien! Sie verderben 
Herz und Geichmad!?) 
auf. Auch hier eröffnet jich plöglich der Blict auf den Berg der Mujen, auf dem 
Apollo thront. Vgl. Heitmüller, Sottfr. Ad. Uhlich, Theatergefhichtl. Forſchungen 
VII, ©. 35 ff. und 86 fi. — E. Mentzel, a. a. O. ©. 227. 

) Gottfried Prehaufer, geb. 1699 in Wien, feit 1720 Hanswurſtſpieler, 
zuerit in Salzburg, dann Wien, wo er Nachfolger Stranitzkys, Nebenbubhler 
Bernardons war. Er jtarb am 21. Jan. 1769; vgl. d. Börner, Der Hanswurſt⸗ 
Streit, Wien, 1884. 

) Nr. IV vom 5. März 1769. 


Betonung des Nüslichen und des Nationalen im Schauſpiel. 159 


Weniger mit der Betonung des nationalen als des allgemein 
nützlichen, regelmäßigen Elementes im Drama feßte der Schulmanı 
Heinrich Braun feine theoretiihen Erörterungen fort; getroft durfte er 
deshalb auf das goldene Zeitalter Ludwigs XIV. (Racine, Corneille .. . ), 
auf Shakeſpeare (1769!) und Otway, auf Goldoni Hinweisen. Er 
that es in jeiner Wochenſchrift „Der Patriot in Bayern“ (1769),') der 
ersten in jeinem DVaterlande; fie war nad) ausländischen Muſter ein- 
gerichtet und jegelte unter der Flagge: „miscens utile cum dulei“, 
alle Gebiete des menſchlichen Lebens außer rein theologijchen, juriftiichen 
und mediziniihen Fragen umfaljend und in rationaliftiihem Sinne 
alles beantwortend. 

Schon während Braun feine Reformpläne über das Theater chrieb, 
hatte er Gelegenheit, eine Verwirklichung derjelben erhoffen zu können. 

Im Auftrage des Kurfürften war am 21. April 1769 zwiſchen 
dem Grafen Seeau und der in München jchon befannten Thereſina 
v. Kurz, Die zulegt in Frankfurt geipielt hatte, während ihr Gatte 
nah Köln gezogen war, ein Kontrakt abgeichloffen worden. Kurfürftlicher 
Schuß und Unterſtützung wurden ihr zugefichert, wogegen fie mit ihrer 
Truppe wöchentlich vier Borjtellungen im alten Opernhauje (bei 
St. Salvator) zu geben hatte. Der Hof ließ fich fünf Yogen refervieren, 
wofür er eine Abgabe von monatlid) 500 fl. leiſtete. Zu allen Schau: 

ipielen durfte fie ſich der Furfürftlihen Hofmuſik und der Hoftänzer, 
wie überhaupt des ganzen im Solde des Hofes ftehenden Theater: 
pertonnal3 gegen eine entiprecdende Entihädigung der Einzelnen bedienen. 

Aus einer ihm vorzulegenden Auswahl beitimmte der Kurfürft 

iſtets eine Woche vorher die aufzuführenden Stücke; bejonders ließ er 

in den Kontrakt die Forderung guter Schaufpieler aufnehmen. So 
tiherte er fi) vor einem ähnlichen Mißerfolg wie vier Jahre zuvor. 
Zherefina v. Kurz erhielt darauf eine Spezialkonzeſſion für 
ganz Bayern, d. h. ihr wurde für jede Stadt Bayerns, wo fie während 
des Sommerd zu |pielen gedadyte, das erſte Anrecht eingeräumt; für 
München wurde die befonbere Beſtimmung erlafjen, daß vom 1. Oftober 
1769 an feine Truppe deutſcher Komödianten ohne ihre Erlaubnis 
ıpielen dürfe, jene Mtarionetten- und Hüttenfpieler der Dult ebenjo wie 
die Stadtmufitanten ausgenommen. Dieje wurden jedoh noch aus: 
drũcklich auf das Paſſionsſpiel allein vermicien. 












19 und 21. Stüd vom 8. und 22. Tezenber 1769. 


156 Entftehung und Entwidlung der Nationalſchaubühne. 


Noch ftanden übrigens die Reſte einer franzöfiihen Truppe in 
furfürftlihem Sold, und jo wurde die Klauſel in den Kontraft auf: 
genommen, daß Frau v. Kurz mit jener Truppe zu wechſeln habe, 
falls der Hof franzöftiche Komödien einmal verlange; zwei Vorftellungen 
wöchentlich wurden ihr indefjen garantiert, an den ausfallenden Tagen 
durfte fie dann für das Publikum im „Herzog Maxiſchen Ballhaus“ 
ipielen, falls fie dort auf eigene Koften Theater und Logen herftellen wollte. 

Dom 1. Oktober 1769 bis zum letzten April 1770 galt der 
Kontrakt zunächſt. 

In der erſten Oktoberwoche traf ſie mit ihrer Truppe in München 
ein. Den Sommer über hatte fie in Augsburg geſpielt, wodurch wir 
allein inſtand gejeßt find, über Spielplan und Mitglieder einige 
Angaben zu madjen.!) Weder Zettel noch Perjonenverzeichniffe haben 
id) in Münchener Archiven erhalten. 

Im ganzen zählte die Truppe adhtundzwanzig Meitglieder; unter 
den Damen befanden fih außer der Prinzipalin Mme. Kerner, 
Mme. Köppe, Mile. Ingermann d. W. und d. J., Mile. Riſchar (die 
ipätere Mme. Sacco), unter den Herren Bergopzoomer, Brodmann, 
Cordan, Graubener, Grünberg, Kerner, Köppe, dv. Kurz jun., Pizl, 
Schwager, Wahr u.a. -- Schon durch Namen wie Bergopzoomer,”) 
Brodmann,?) Grünberg!) und Wahr?) mußte die Forderung des Kur— 
fürften nach guten Schaufpielern erfüllt jein. 


1) Stadtardiv Augsburg, ITheaterzettel-Sanımlung von 1743 bis 1834. 

2) Sein Können hat Berthold Litzmann (Fr. Ludw. Schröder, II, 97.) 
gewürdigt. 

) Johann Franz Hieronymus Brodmann, geb. 1745 zu Graz, nad abens 
teuerlihem Leben — zuerit Jeinitenzögling, dann eine ruheloje Zeit im jteben- 
jährigen Kriege — 1760 in Xaibah auf die Bühne als Seiltänzer, dann 
Klofterichreiber, darauf wieder zur Bühne, Streifzüge durch Ungarn und Sieben: 
bürgen, 1768 zur Kurzſchen Truppe, 1771 zu Adermann, Schröderd Schüler; 


fein Hamlet — 1776 — breitete jeinen Ruhm über Deutihland. 1778 nad ; 
Wien, dort glänzende Stellung. Er ftarb 1812. — Bgl. über ihn Yigmann, > 


a. a. ©. I, 1 ff. 

% Grünberg, ein Meifter des Stegreifſpieles. Durch eine unerihöpjlidhe 
Fülle neuer Einfälle belebte er jede noch jo oft geipielte Role. Erihütternd - 
wirkte ſein Fauſt. Über Magie wußte er ftet? Neues, Feijelndes beizubringen. 
Nie mißbrauchte er, dem Pöbel zu gefallen, feine Ertemporierfunft. Vgl. Litz⸗ 
mann, a. a. O. IL, 10. Bal. F. Raab, Joſ. 3. dv. Kurz, gen. Bernardon, 
1899, S. 171f. 

9, Er gründete jpäter eine eigene tüchtige Truppe. 


Iherejina v. Kurz, ihre Truppe, ihr Spielplan. 157 


Die Zetteljammlung des Augsburger Stadtarchives weiſt, ſoviel 
nd über die Thätigfeit der Therefina v. Kurz vorfindet, ein immerhin 
gejchmadvolles Repertoire auf. Gewiß finden fi italienische Burlesken 
und tüchtige Hansmwurftftüde, wie etwa ‚Johann der Iuftige Scheren- 
icjleifer, oder wie die opera-comique: „Die Philofophen auf dem 
Sande oder die durch die Liebe überwundene Weltweisheit”, daneben 
ftehen aber Etüde wie Leifings Freigeiſt, Brawes Freigeiſt, Cronegks 
Olinth und Sophronia, Regnards Perjtreuter, Clodius’ Medon oder 
die Rache des Weilen u. a. — Die rührjelige Richtung ift durch 
Pamelens dritter Zeil, Pamela al® Mutter” (Therefina v. Kurz in 
der Zitelrolle) vertreten, ein regelmäßiges Luftipiel des öfterreichiichen 
Ritters Johann Nepomuk v. Riegger, nad) dem Stalieniichen des 
Abtes Ehiari verfaßt. Es war gedrudt in der buntjchedigen „Neuen 
Sammlung von Scaujpielen, welche auf der k. E. privil. deutjchen 
Schaubühne zu Wien aufgeführet worden. Wien, 1764—1769”. Diele 
Sammlung jcheint überhaupt den Grundftod des Repertoires gebildet 
zu haben. 

In Münden fand die Truppe Anklang; Heinrih Braun rühmte 
von ihr, daß „eine jede der Perſonen durd) bejondere ‘Fähigkeiten zu 
dieier oder jener Rolle fih Ichide”, daß man „die Ichönften Stüde 
von Goldoni'!) und Molière jo vorgeftellt jehe, daß alle diejenigen 
nothwendig einen Geihmad am Theater befommen müßten, die gegen 
das Schöne und Reibende in den Künften nicht unempfindlich feien“.*) 

Hier war zum erften Male, wohl unbemußt, äfthetiiches Gefallen 
ohne Betonung des moraliſch Wertvollen auögejproden. Und e3 blieb 
auh Tür geraume Zeit das einzige Mal. Die Schulmeifter-$deen 
mußten überwucjern, dem Volke, das ſelbſt in der politifch und wirt: 
Mhaitlich traurigften Zeit des Jahrhunderts für theatralifches Leben 
Einn und Verlangen geäußert hatte, ınußte von der Bühne und durch 
die Bühne gepredigt werden. Erziehung hieß die Lolung. Guter 
Geihmad, Freude, nicht nur am Stofflichen, jondern an der Form, 
torderten viele Vorbedingungen. 

Zu diefer Erziehung durd) die Bühne, die ja in erſter Linie eine 
Erziehung der Bühne felbit bedeutete, ſchien nach zwei jo unverkennbar 












’) Eines der von Mme. Kurz am häufigiten geipielten Stüde Goldonis 
war „la vedova scaltra“, in dem fie ſelbſt als Engländerin, Franzöfin, Spanierin 
and Italienerin auftrat. 


” Ter Patriot in Bayern, 19. Stüd vom 8. Dezember 1769. 





Joh. Bapt. Nießer. 159 


Dieſer Komödiant gehört zu den charakteriſtiſchſten Münchener 
Typen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein. Er ſtammte vom Lande, 
von Dingolfing, zog aber ſchon früh in die Stadt, wo wir ihn bereits 
1764 als Marionettenſpieler finden.) Er machte die Wandlung vom 

Marionettenſpieler zum Prinzipal einer Schaufpielertruppe nachweis— 
lich durd). 

Für jene Zeit bringt ihn Lipowsky mit einem Schaufpieler Sartori 
zuſammen. Vermutlich ift e8 der Augsburger Komödiant Johann 
Gottfried Sartor, der in der Adventszeit 1768/69 in München 
nachzuweiſen ift.”) Bon der Augsburger „Deputation über die Schau: 
ſpiele“ war ihm das Zeugnis auögeftellt, er habe „in producierung 
deren theatralijche ftüdh alles ordentl: observiret“ und es fünne ihm 
und jeinen Leuten nicht? zur Laſt gelegt werden, „womit jie die an: 
Rändigfeit beleydiget” hätten, jo daß fie „den Beyfall des Publici und 
die Zufriedenheit der dahierigen obrigfeit gar wohl verdienet hätten“. 
Lorenzonis Spielplan war, ala Nießer nad) Münden zurückkehrte, von 
Hanswurſtiaden und Ertemporierfomödien, zum Teil im Wiener Ge: 
Ihmade Bernardons, durchjeßt.) Mit den Schaufpielern, unter denen 
hd fein irgendwie befannter Name findet,‘) die an das lodere Steg: 
wifipiel gewöhnt waren, ließ ſich natürlich um fo ſchwerer ein Repertoire 
mit lauter regelmäßigen Stüden erzielen. Und jo mußte „dad Er- 
temporiren durch 3 /2 Monathe in 9 Komödien zur nöthigen Erholung 
im Studium beybehalten werden“.?) Sonft aber drang Nießer energisch 
vor: der gemädjliche Schlendrian des Stegreifipiele® war der ärgſte 
deind des regelrechten Dramas, und alle Vorzüge, die namentlich für 


— — — 


































'; Kgl. Kreisarchiv München, H. R. fasc. 462 Nr. 92: „fiat ein Schreiben 
an den Lorenz Lorenzoni ihm Marionetten und andre actiones cumicas zu ge— 
Hatten.” 

?. Stadtarchiv Augsburg, Alten: Meijterfinger II, 1687-1776, Prod. Nr. 96. 

’; Lipowsky, a. a. O. 5.36, führt folgende auf: Die Stiefmutter; Der 
gebejlerte Sohn; Die drei Hanswurjte; Der doppelte Oktavio; Der Centaurus; 
Bilipp der Schreiber (Lipperl?); Baron Gamsberg; ; Die adelidien Komödianten; 
der Hund, Hahn und Eiel. 

+ Die Gejellichaft beitand außer den drei Direktoren Xorenzoni, Sartori 
Rieher aus den Herren: Sigmund Huber, Franz Aaver Huber, Schuler, 
Ä Rexroth, Geiger, Aulinger (der Marivnettenjpieler, ipäter Hütten. 
Sdiant?), Baumicdlager, und aus: Mme. Sartori, Mme. Seewald, Mme. Huber, 
——— ** Bier! (die fpäter Nießer heiratete), Mlle. Rauchmann und 


* stt, Nr. 45 vom 9. Nov. 1776. 





162 Entſtehung und Entwidlung der Nationaligaubühne. 


geneigt zu machen, erhot er fich, ihr den durch das Verbot der Spiele 
erwachſenden Schaden zu erjegen. Sofort gingen Bürgermeifter und 
Räte auf diefen Plan ein; die Stadtlammerrechnung wurde auf jähre 
ih 104 fl. veranichlagt, die Einwilligung zu einem Verbote unter dem 
Vorbehalte erteilt, daß dem Magiſtrat „die alte Markts-Freyheit vnd 
hierdurch competirende Gerechtſame“ verbleibe, falls Graf Seeau den 
Betrag nicht rechtzeitig einliefern oder mit feiner deutichen Komödie ' 
eine Anderung treffen follte. Diefe elende Krämerberechnung der Gtabk - 
väter erfuhr fofort eine verdiente Zurechtweiſung. Der kurfürſtliche 
Polizeirat Baron dv. Widnmann ſchickte an den Kurfürften einen : 
Bericht, in dem er fcharf betonte, daß es die Pflicht aller Bes ı 
börden jei, eine reine regelmäßige Schaubühne auf alle möglide-} 
Art zu unterjtüßen, und die Hüttenfpieler, die nur Tiederlichem 
Gefindel eine Zuſammenkunft verfchafften, auszurotten, auch wenn PR! 
„allenfahls nicht jo gar ärgerlich zugehen jollte“, nur um des guten % 
Geſchmackes willen. Die Forderung des Magiftrates von 104 fl —— 
ihn; „wir glaubten,“ ſchreibt er, „daß der Magiſtrat fich eher ſelbſten 
waſ folte often lafien, um unjern entzwed zu erreichen alj dab ai 
verlanget ex re turpi gemwin zu Juden!” Außerdem ſei die ? or 
von 104 fl. zu bo, da die in Frage ſtehenden Hüttenjpieler 
Winterdult nicht erichienen.‘) Sein Borichlag lief ſchließlich daray 
binaus, alle Marionetten: und SHüttenjpiele zu verbieten, den Drei WW 
Münden jeit langen Jabren jpielenden Komödianten jedoch: Lore; 

Hage und Aulinger noch ein Jahr Friſt zu gönnen, während de 
je fih „um andere maninabrung umzuiehen“ hätten. I 



















vNad einer im Kgl. Kreisarchid Münden aufbewahrten 
ergiedt ih die Summe von 104 N. jolgendermaßen: 
das Stadtoderrichter Amt verlangte ald runde Abichlegätusmme für 
die Wurtenetten’pieler un? andere auf dem Anger tpiefewde 
Komidtunten Tierführer m. vergl wicht wit einbegrifew, Te 
eve Date IR. Nr El en 
die Smdetuingter verlungte für die auf dem Anger iz der Jafrlle- 
Yalt augedlagenen Dutden die jührtich entriditere Geiihe 
für Was. Wuier un) Rfundzoßt in der Höde. wie die ei 
gelten Paärten’Dieler gezadlt datten. 2.3 für Yulmger . _ 
Seiler _ 


164 Entitehfung und Entwidiung der Nationalihaubühne. 


von diejer Erlaubnis in den nächſten Jahren Gebrauch gemacht, ſchließlich 
fand der Wechſel zwijchen Tyaberbräu und Opernhaus jo eifrig ftatt, 
daß dem Publitum durch die Buchſtaben F und O jedesmal das be: 
treffende Theater auf den Zetteln angezeigt wurde. — 

In Gegenwart des Kurfürften, der Kurlürftin, des Hofſtaates 
und des Adeld wurde am 1. März 1773 auf der Bühne des Opern: 
baujes ein Stüd aufgeführt, das für die Entwidlung des Theater von 
großer Bedeutung jein ſollte. Es war die Parftellung eines fran- 
zöftichen Quftjpieles, „Der Nothleidende”, das die Kurfürſtin Maria 
Anna jelbit überiegt hatte. Hiermit war der Anſtoß zu einer frucht⸗ 
baren literarijchen Thätigkeit des bayeriichen Adels und zugleich anderer 
Kreije gegeben. Die Bühne wurde vor neue Aufgaben geftellt. Inner: 
halb vier Jahren wurden nicht weniger ala 41 von Bayern gejchriebene, 
für das Münchener Theater beitimmte Dramen aufgeführt. Dazu kam 
die beträchtliche Anzahl der auswärtigen Stüde, die eins nad) dem 
andern einftudiert wurden. Oft fanden in einem Monat ſechs bis 
fieben erite Aufführungen itatt! ine arbeitsreiche, vorwärts führende . 
Zeit! Nur durch das einmütige Zulammenmwirfen aller waren ſolche 
Erfolge möglid. Endlich war der lebendige Zuſammenſchluß zwiſchen 
Bühne und Trama einerfeits und Bühne und Publitum andrerjeits 
erreicht. Zum Spiegelbilde der Zeit wurde das Theater — da8 werben 
mir im legten Kapitel noch eingehend zu prüfen haben. Steine Frage 
des geiftigen Qebens, ſoweit fie nicht undramatiih:r Natur war, bie 
nicht von der Bühne herab erörtert wurde. Deutlich machte ſich bereil# . 
cin patriotiiher Zug bemerkbar. der bei aller ſcharfen Betonung des : 
Deutihen gegenüber dem Franzöſiſchen und aud Engliſchen doch 
das Baveriſche als vornehmſtes Geſetz künſtleriſcher Thätigkeit bins‘ 
ftellte. Aut die vaterländiihen Dramen. die ſchließlich als Ausflug: 
aller Dieter Beſtrebungen in Münden entitanden, jei bier nur kurz hin⸗ 
gewieſen. 

Eine parallele Erſcheinung findet ſich für die äußere Entwidlung:: 
der deutſchen Schaubühne. Waren die eriten Jahre neben der V ; 
treibung des Hanswurfts mit feinen Ertempores dem deutſchen Schau 
jpiel gemidmet. d. b. traten deutſche Schaufpieler ım Gegenjaß zu 
franzöttiben Komödianten aut, um eine emitere Kunſt zu pflegen, . fi 
wurde am 21. März 1775 ven Der OderLandes-Regierung Graf- 
Secau angeriecten, ‚dat Personate der Commedianten bey jedem abe; 
geng nes ladividai oder den vorbabenter Vermehrung mit laute“ 


Hof und Adel; diktatoriihe Stellung des Intendanten. 165 


Rational:Baiern zu erjegen“! Solces in feinen Folgen nicht be= 
dachte Gebot ließ fich natürlich nicht durchführen. Die Münchener 
Bühne hätte auf jede freie künſtleriſche Entwidlung verzichten müffen, 
wäre fie nur auf den Nachwuchs aus dem engeren Vaterlande angemwiejen 
geblieben. 

Aber wie viel derartige Erlaffe wurden in jener Zeit gegeben! 
Kedliche Abficht aus fozialen und nationalen Gründen war bei ihnen 
unverfernbar, zur Durchführung jedoch waren faſt alle ungeeignet. 
Bezeichnend ift dafür das Schidjal der Marionettenſpieler. Ein Jahr 
nur bejtand das von Seeau erwirkte Verbot! Dann meldeten fich in 
flehenden Gejuhen die armen Hungerleider (Charlotte Helleröperg, 
Maria Schwaiger, Franz Aulinger), der Rat jah ihre erbarmenswerte 
Armut, wagte aber des kurfürjtlichen Verbotes wegen nicht Ja zu fagen 
und ftellte jchließlih dem Kurfürſten felbit die Enticheidung anheim. 
Run folgte eine Ausnahme nad) der andern,‘) bi8 fchließlich durch aller— 
höchttes Reſkript (dd. 3. Juli 1777)°) alle Mtarionettenjpiele, aber 
andy nur dieſe wieder freigegeben wurden. Die Folge davon war, daß 
mancher kleine Komödiant, der mit ein paar Gejellen umberzog, ſich 
wieder in einen Marionettenſpieler verwandelte, auf die Zeit mwartend, 

wo das Verbot der Hüttenpiele wieder umgangen werden konnte. 

Seeau hatte übrigens troß diejer allmählichen Erweiterungen de3 
Berbotes von 1772 nichts von den Mtarionettenjpielern zu befürchten. 
Diefe Iodten eine ganz andere Zuhörerihar. Mit Leſſings Minna 
md Emilia war ihr nicht gedient. 

Für die Stadt war Seeau vor andern ihm Hinderlichen Wander- 
truppen einmal duch das ihm mündlich übertragene Privileg der 
Mme. Kurz geihügt. Sodann gelangte er in den Beſitz einer Boll: 
| macht, die ihm für München wie für ganz Bayern eine Art Diktatur 
m die Hände gab, die er leicht mißbrauchen konnte, aber nie — joviel 
wenigftend den Akten zu entnehmen ift — mißbraucht hat. Am 21. März 
1775 erging nämlich an alle Regierungen der Befehl, nur ſolche Truppen 
m ihren Diftriften zu dulden, denen Graf’ Seeau ein Patent aus: 
ellt hatte. Ob Seeau feinerjeit3 an irgendwelche Vorjchriften dabei 
Ebnnden war — von ben ftereotypen Tyorderungen der Ehrbarfeit und 
‚der Vermeidung allen Ärgernifjes abgejehen —, läßt fi) nicht beftimmen. 

*) Der erfte war Aulinger, Bewilligung dd. 12. Juli 1775 Kgl. Kreis: 
sin Münden, H.R. fasc. 462 Nr. 92. 

"N gl. Kreisarhiv Münden, H.R. fasc. 461 Wr. 55. 
















166 Entftehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


Sowohl die Salzachſchiffer in Laufen mit ihrem bürgerlichen Dilettanten- 
ipiel!) wie der Heine berufsmäßige Wanderkomödiant, der in irgend 
einem Städtchen feine Komödien vorftellen wollte, hatten zuvor von 
Münden fih Erlaubnis zum Spiel zu verjchaffen. 

Eine ähnliche Einrichtung wurde im Laufe der nächſten Jahre mit 
der Zenſur geichaffen. Seit 1769 eriftierte in München ein Zenfur: 
follegium, das mit dem Aufblühen des Theaters einen ſchweren Dienft 
erhielt. So lange unter Max Joſeph die Zenjur noch) milde gehand⸗ 
babt wurde, regelte fich der Verkehr zwifchen Intendant bezw. Wander 
truppenführer und Zenſurkollegium leicht. Nicht alle Stüde, die irgend 
ein Komödiant auf feinem Spielplan hatte, bedurften vorher der Zenfur. 
Als dann aber die Zügel ftraffer angezogen und der freie Gang alles 
Bühnenwejend gehemmt wurde, da war es für bie in Bayern auf dem 
Lande und in entfernteren Städten jpielenden Prinzipale eine Qual, 
jedes einzelne neue Stüd erft nad) München zu fenden und oft Wochen 
lang auf bie Freigabe zu warten. Wie ſchwer durch dieje mittelalters 
liche Einrichtung jeldft die Münchener Truppen — ſchon allein finanziell — 
geihädigt wurden, das kam im Laufe der achtziger und neunziger ' 
Jahre oft in bitteren Klagen und heimlichen Verwünſchungen zum | 
Ausdrud. 

Noch regte ſich guttlob dieſes Gefpenft nicht; e8 war für die junge ! 
Bühne außerdem eine Fülle für Münden noch unbelannter, in religiöfer : 
und politiiher Hinſicht unanftößiger Dramen vorhanden. Auch de 
Moral ward noch nicht als Betſchweſter ausſtaffiert. 

Nießer allein beſorgte in den erſten Jahren die Auswahl ber; 
Stüde und Teitete die Aufführungen. Seine aufopfernde Hingabe: 
wurde öffentlid) anerkannt, feine Verdienfte von der Akademie ber: 
Wiſſenſchaften mit einer goldenen Medaille und einem Handichreiben x 
be Bizepräfidenten Grafen Zopor dv. Morawitzky belohnt.) 


1) Vgl. R. M. Werner, Der Laufener Don Juan, Litzmanns Tentergeräil, 
Forſchgn., III, 6 7. n 
2) gl. b. Akademie der Wiſſenſchaften, Correſpondenz pro anno 1774. — 
Tas Schreiben hatte folgenden Wortlaut: _ 
An 9: Nießer 
Teutſchen Schauipieler in München 
d. 31 Aug. 1774. 
Tie Churfürſtl: Bairiihe Afademie der Wiſſenſchafften, aufmerktjam— 
auf Alles, was guten Geſchmack, feinere Empfindung, und verbefierte Siteffe 
im Qaterlande befördern, und verbreiten fan, hat Ihnen die mitfolger*"—- 





‘ Benfurfollegium; Nießers Rücktritt. 167 


Im Jahre 1775 legte er die Direktion nieder. Über die Gründe, 
die ihn dazu .veranlaßten, find wir nicht unterrichtet. Vielleicht war 
es die auch von ber Akademie anerkannte Genugthuung, daß die Bühne 
in fichere Bahnen gelenkt war. Blieben auch für die Zukunft noch 
viele Zünftleriiche Tragen zu Töfen, galt e8, das Beſtehende nicht allein 
zu erhalten, fondern vorwärt? und aufwärt3 zu bringen, jo war jein 
kundiger Rat leicht zu erholen, da er ala Schaufpieler fernerhin in der 
Zruppe verblieb. Sein Nachfolger wurbe der Schaufpieler Noufeul,') 
der aber kaum ein Jahr in Mündyen blieb. Dann ging, am 23. Maärz 
1776, bie Oberleitung in die Hände des Grafen Seeau über. 

Ob dieſes eine glüdliche Loöͤſung der wichtigen Frage war, mag 
man bezweifeln. Zu direften Befürchtungen lag allerdings damals 
noch fein Grund vor. Seeau hatte fich in den vier Jahren nicht etwa 
ala eine künſtleriſch bedeutende, Initiative ergreifende Perjönlichkeit, 
aber als ein Geſchäftsmann erwiejen, der ohne langes Bedenken auch 
ouf höhere Pläne einging. Selbitändiges zu Ichaffen, eigenen Idealen 
beharılid) mehr und mehr Geltung zu erfämpfen, war ihm verfagt. 

* ber der maitre de plaisir der fünfziger Jahre hatte ſich doch jo weit 
m bie Höhe gewagt, daß er ein Unternehmen, das fi nicht jo kühl 
wie ein Tyinanzprojeft erwägen ließ, mit eigenen Mitteln unterjtüßte. 
In jener erften unficheren Zeit verjprad) die Bühne durchaus feine 
ergiebigen Vorteile, fonft hätte Nießer fie nicht ohne jede Ver— 
sätung ihm übergeben! Es gehörte herzlich guter Wille, ein Fünkchen 
eigener Begeifterung immerhin dazu! Wir mögen das Maß ſo niedrig 
bemeifen, wie wir wollen, leugnen läßt ſich's nit. Ja, und felbft 
wenn wir ihm nur das Verdienſt zugeltehen, daß er mit feinem Titel, 
kiner Hofftellung, feinem Berfehr in dem mit ihm verjchwägerten und 
befreundeten Adel der um Anerkennung werbenden Bühne einen wert- 


Gold’ne Medaille durch mich übergeben zu lajien beichloffen. Die Akademie 
will dadurch die rühmliche Bemühungen krönen, und für das weitere 
ermuntern, durch welche H. Nießer am erjten an Reinigung unſrer Schau= 
bühne mit nicht geringen Schwürigfeiten und fichtbaren guten Erfolge 
genrbeitet Hat. Möchte doc diejer Schritt die Bairiſche Bühne auf allzeit 
don ieder Berunftaltung retten können. 
Ich bin mit ꝛc. ıc. 
Gr. Morawitzky Vice Praesident. 
Johann Roufeul, ein Künftler von mittelmäßiger Begabung, der Mann 
einer Frau, 1779—1781 in Wien, dann Hannover, eine Zeitlang Direktor einer 
Sigenen Truppe, jpäter wieder in Wien engagiert. 



















Ballet; Repertoire. 171 


O. Natisnalfchaubühne. Regelung der Thenterverhältniffe unter Karl 
Theodor. Secaus Entreprife. 


Eine tiefgreifende Veränderung im Bühnenweſen, eine neue Organi- 
jation des Schauſpiels, der Oper und Kapelle bradjte der Regierungs- 
antritt Karl Theodors. Zunächſt mochte der Tod Mar Joſephs 
(30. September 1777) einen ſchmerzlichen Verluſt für die Kunſt be- 
deuten. Wenn diejer Fürft aud) zum erften Male den Kampf um 
geiftige Güter an die Stelle blutigen Ringens um Land und Krone 
gejett Hatte, wenn er dem Volke diente, indem er es liebte, wenn er 


führung. Sie fand laut Handichriftl. Zujag am 19. Dezember 1777 ftatt. Der 
Zettel lautet: 
Mit gnädigfter Bewilligung 
Bird in dem Kurfürftl. alten Opernhaufe auf der hiefigen National- 
Ihaubühne 


Zum Erftenmale 
vorgeitellet werden 
Das nad dem Schalejpear von Herrn Heufeld bearbeitete 


Trauer:Spiel 
in ungebundener Rede, und fünf Aufzügen, 
Betitelt: 
Hamlet, Prinz von Dännemarl. 
Berfonen: 
Sörig von Tännemart « Hr. Nießer Geift von Hamlets Vater s Hr. Appelt 
Somlet, Prinz von Danne⸗ Sr. Echitaneder Königinn, Hamlets Mutter = Mad. Reiner ı 
* Ophelia, Oldenholms Tochter⸗ Mill. Koberwein 
Eißenbotn, Bertrauter bes = Hr. Alt. Huber Ein Schaufpieler nebit andern 
Gekav, Samletd veund - Sr. Müller Schauſpielern boritellend ben 
— ein Söfling⸗ Hr. Reiner derzog . 9. Roleruß 
Berafiib s &r. Meger Die Herzoginn ⸗ ⸗Mſl. Ferſtlinn 
Eric) ee s 9. Euler Ten Zuclan . s 9r. Xav. Yuber 
FIrenzen s Hr. Baumgarten Perfonen in der Pantomime 


Herr Schitaneder ein hier angekommener Schauſpieler wird in der oben 
angezeigten Rolle auftretten. 


Den Beſchluß macht 
von Herrn Conſtans verfertigter 
Ballet 
Betitelt: 


. Das ſteinerne Gaſtmabhl 
Der Anfang iſt um 6 Uhr. 


In den Logen eriten und anderen Rangs zahlt die Perſon 48 Kr. 
In dem erſten Parterre 24 Kr. 
In dem zweyten Parterre 15 Kr. 
Auf dem letzten Platz 6 Kr. 


Die Logen können in dem Windenmacher Gaßchen im 2ten Stock in dem Hof—⸗ 
Iaminfegernhaus Rr. 91 beitellt werden. 





172 Entftehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


auf dem Gebiete der Kunft jo Starkes nationales Empfinden bejaß, 
daß er dem deutſchen Schaufpiel hilfreich‘ beiftand, jo lehrte ein 
flüchtiger Blif auf Mannheim, daß Kunft und Wiſſenſchaft den neuen 
Herrſcher nur freudig begrüßen konnten.) Schweßingen, das Pfälzer 
Berjailles, hatte Karl Theodor im Verkehr mit Voltaire gefehen,*) dort 
waren fühnzfreigeiftige Ideen zwiſchen beiden ausgetaufcht; in Mann— 
heim hatte franzöfiihe Schaufpielfunft und Muſik, dann aber im Border: 
grund ftehend deutjches Schaufpiel an Karl Theodor einen verftändnis- 
vollen Förderer und Schußherrn gefunden. Jedem edleren Genufle 
war am TFürftenhofe der jonnigen ‘Pfalz neben freudig-finnlicher Lebens— 
führung Thür und Thor geöffnet. Daß freilich nur diefe in der neuen 
Reſidenz auzarten follte, während die Pflege der Kunſt mehr und mehr 
in Vergefjenheit geriet, fonnte faum jemand vermuten. Die Miſchung 
des dicken bayeriſchen Blutes mit dem leichteren pfälzer ergab nichts 
Erfreuliches. Karl Theodor blieb nicht einheitlich, nicht ehrlih. Sich 
jelbit ergab er einem tollen Leben, das in einer ökonomiſch wie moraliſch 
gefährlichen Mätreffenwirtichaft zum Ausdrud fam, jonft aber erftidte 
er jede freie Regung auf Tünftleriichem Gebiete oder ließ wenigſtens 
willig zu, daß die Zenjur immer engere Feſſeln der frei nad) Entwid- 
lung ftrebenden Bühne anlegte, daß ſelbſt der wertvollſte Anja, Die 
vaterländiiche Dramatik, erftidt wurde. Wie jorgte derjelbe Fürft für 
das Mannheimer Theater, das er reich dotierte! Dem er eine geſunde 
Organijation gab! Münchens Intendant wurde förmlich zur Wilffür- 
herrichaft herausgefordert. 

Wie alles geiftige Vormärtsftreben unter Karl Theodor Ichlieklich 
ftehen blieb, dann langlam und ſicher den Krebsgang antrat, jo war 
e8 mit dem Theater. Noch etwa vier Jahre ift eine Entwidlung zu 
jpüren, dann verfällt die ihres ftolzen Namens unmürdige Nationale _ 
Ihaubühne in Lethargie. Es wird — ein Bolfsausdrud enthält die ! 
einzig richtige Bezeichuung — meiter fortgemurftelt! Wie die Kritik " 
und die dramatiiche Dichtung, aus deren Anfängen Schubart Großes 

Deſiderius Schneid, Ratriotiihe Bemerkungen übereden literariichen 
Zujtand Baierns.., Münden 1775 ohne Seitenzablen‘, rief aus: „Was haben 
wir und nicht von dieiem Bater Karl Theodor, zu veripreden, den die pfälzijchen 
Mujen nicht genug preiien können? Bon deſſen pbilofopbiicher Regierung, in 
der wir die alüdlihe Pralz anjtaunen, der ruhmtönende Ruf laut bereits bis 
an unsere Ufer erihul?“... 

* Bgl. Karl Theodor Heigel, Karl Theodor von Pialz-Bayern und Voltaire, 
Weſtermanns Monatsbeite, 67. Bd. 1890), S. 40 fi. 





174 Entitehung und Entwidlung der Nationalfhaubühne. 


das Publikum, die mit ihrer Innerlichkeit das fchönfte Zeugnis ift, wie 
eng das Verhältnis zwilchen Künftlern und Zuſchauern im Lauf der 
Jahre geworden war. 

Außer Mme. Heigel und ihrem anne, die ein Engagement am 
Salzburger Theater angenommen hatten, blieben alle Künftler in 
Münden. 

Die neuen Theaterverhältnifje waren durch Dekrete vom 24. Auguft 
von Mannheim aus geregelt.) Graf Seeau, ſchon im Sommer als 
Intendant beftätigt und am 6. Juli dem Kurfürften durch den Obrift- 
fämmerer Frhrn. dv. Zettwit vorgeftellt, hatte an den Verhandlungen 
teilgenommen. Danach follte die Zeit vom 1. Oftober 1778 bis zum 
letzten März 1779 dazu verwandt werden, um bie aus ber Über: 
fiedelung der Marchandſchen Truppe nad) München entftehenden finan⸗ 
ziellen Schwierigkeiten zu überwinden, vor allem aber, um aus den 
beiden den Winter über zufammen jpielenden Truppen bie tüchtigften 
Mitslieder auszuleſen. Hier lag ſchon eine unlogiſche und ungerechte 


— — 


Bergen für den Beifall, den Sie ihr jo huldvoll geſchenkt haben. Es ift 

Entzüden für den Künjtler in dem Gedanken, dem Kenner nicht gleichgültig 
gemwejen zu jenn, und es ift grenzenloje Wonne für mid, in Ihren Bliden 
zu leien, daß ich's Ihnen nicht war: wenigjt war volles Beitreben in mir, 
Ihnen Walltrons leidende Gattin, Tellheims liebende Minna, Humbredts 
unglüdliche Tochter, tyerdinandos glühende Stella nahe and Herz zu legen. 


Und riß mic nicht Blut und Pflicht, und Redlichkeit von hier, ich wirbe 
raftlo8 daran arbeiten, mid Ihres Beifall® ganz zu verfihern. Bielleicht, 


daß mein Flag, vielleicht, daß ih — -- doc, Julie, was willit du? Die 
Nielleiht, die du jagen wollteit, jind zu ſchmeichelhaft für di, daß bu 
darauf jtolz werden künntejt, und ich möchte nicht gerne, Julie, dab du mit 
einer Sünde zu Bette giengeit: aber jollte das eigenjinnige Schickſal mich 


\ 


3 
1 


nie wieder dierder führen, o! dann vergeiien Zie wenigſtens nicht, daß Sie -' 
eine Schauipielerin ſaden, die den Beitall der Kenner, und das Vergnügen * 
des Publikums zum Endzweck ihrer Kunſt machte. Julie wird ſich Ihrer 


ot. und mit Sedniuct, erinnern: eine jo gute Nation, die Karl Theodor, 
der Shüper der Künite, beberridt, verläßt der icheidende Künftler weit: 


jurüdgewandten Augen und wünſchendem Derzen. — Run magit du jchlafen, € 5 


Aulie! Gute Nadıt!“ 


Tas Nudblifum ward gerübrt dur dieie Rede, und ichied mit Thränen;e 


im Auge von der Weiellichaft.“ 


"gKyl. dever. Neidsurdin, Tehreteniammlung, Uarl Theodor, Jan. Bir: 
Otted. ITS — Kal Kreivardiv Wünchen. VDeizadblamtsrechnungen, Band 190, 


AO, 210, 211 u.) mw. Für die meiſten der in dietem Abſchnitt dortommenden: 
Anangielen trugen. 





Garderobe-Wefen. 177 


2. der Diannheimer Garderobe, von Marchand angefauft,?) 

3. der urfprünglich Seeauifchen Garderobe (Nießers Truppe), 

4. der unter Mar Joſeph und Karl Theodor in Münden an: 

geichafften Garderobe. 

Die Verwirrung, die daraus entitand und deren einzelne Phaſen 
bier belanglos find, wurde dadurch vergrößert, daß Karl Theodor dem 
ʒrafen Seeau die vom Hofe angeſchaffte Garderobe 1796 ſchenkte 
tt dem Auftrag, nun eine Erneuerung auf allen Gebieten ſelbſt zu 
ſorgen. Daß Seeau, bamald ein Greiß in den adıtziger Jahren, 
zig Neigung dazu verjpürte, wird man leicht begreiflich finden. Jeden⸗ 
13 war die Unordnung jo fürchterlich, daß fich bei der Regelung von 
»eaus Teftament ein langer Streit zwilchen den Erben und dem Hofe 
Hpann, und daß felbft Lipowsky, der in diefem Erbichaftsitreit ein 
Hiliches Gutachten für den Kurfürſten aufzujegen hatte,?) zu Seeaus 
stihuldigung anführt: „allein, wenn dieſes (die Aufbellerung der 
arderobe) nicht geichehen, wer hätte ihn Hierzu anhalten, wer die 
naufriebenheit hierüber äußern follen? Der höchftjeelige Churfürft und 
e Soffammer, allein beide jchwiegen, und jo entitehet die Vermuthung, 
ab er den höchſten Auftrag befolgt hat!“ 

Lipowsky verhehlt ferner nicht, daß Karl Theodor unzulälfig 
handelte, indem er einem Privatmanne Sadıen ſchenkte, die nicht allein 
us der Privatichatulle des Kurfürſten bezahlt waren. Wie richtig 
‚W ferner feine Bemerkung. daß mit der Pacht eined Theaters ber 
Auf nicht gedient ſei! „Ein Pächter drüdt immer, denn er will 





'; Jnventarium Sämtlider aus der Mannheimer Garderobe nah München 
förahter und in Mannheim zurücdgebliebener [!) wie auch jener Kleidungen, 
Kihe von Herrn Marchand käuflich übernommen worden find. [Für 5000 fl.) 
Ringen, den 1. Mai 1779, Spengel. 

”) Bortrag über die Theater Garde des Robes (dd. 27. Oft. 1801), Kgl. 
keisochiv, Geh.⸗-Raths Alta, fasc. 236 Nr. 179. Auf Lipowstkys Vorſchlag 
fin erließ Max Joſeph IV. ein Reſkript (dd. 9. Nov. 1804), das die wechjelfeitigen 
Anrüche auf die Theatergarderobe durch einen Bergleich befriedigen wollte, 
den der Seeauischen Teftamentö-Ezefution (Graf Clemens Törring, v. Schneib) 
ad den Seeauiichen Fideitommißerben (Oberleutnant Graf Ernft dv. Seeau als 

) ein Anerbieten von 4000 fl. mit Verzicht auf alle weiteren Forderungen 
au Öegenforderungen gemacht wurde. Die Teftaments-Erelution und Ernit 
rei Serau willigten ein, und jo wurde unterm 8. Febr. 1805 die Allodialkafje 
„Unfers Höchftfeligen Negierungs-Borfahrers, weldher zur Schänfung der aus 
Etatömitteln angeſchafften Garderobe an einen Privaten nicht befugt war” 
mgewieien, die Summe von 4000 fl. außzuzahlen. 


12 


178 Entftehung und 


Nutzen ziehen, ganz anders verhält es ſich mit ei 
Ein Hof kann Aufwand machen, kann Pracht 
Pachters Verderben nad) ſich, und des Lobes wegen warnet 
Pächter in Kunſtſachen Handelt mit ben Da ne nn Pa 
Zuderplantage mit Sklaven.“ rs 

Auf dem Gebiete des Dekorationsweſens kamen ähnliche um 
Sachen vor. Kuliffen, die für das große Haus angejhafft wa 
nun im Heinen gebraucht werden follten, wurden einfach al 
u. ſ. mw. Näber auf alle dieſe großen und Heinen Verwirrungen 
zugehen, ſcheint mir unnötig. Es bedurfte nur darum I ji 
darauf, weil mit der immer ftärker zunehmenden Vernad 
geichäftlichen Betriebe notwendigerweije aud) die künſtleriſchen 
der Bühne ftets unbedeutende wurden. Wie weit Seeau ſelbſt 
offenbaren Mipftände verantwortlic zu machen ift, wird ſich 
micht mehr enticheiden laſſen. War es jdon ein Grumbdjehler, 
Organiſation zu treffen, jo war es noch unverzeihlicher, bem 
als er bereits 71 Jahre alt war, die deutihe Schaubühne 
zeit zu übertragen. Je älter Seeau wurde, deſto weniger 
er ſich perfönfich darum. 

Eine Frage intereffiert hier noch, die Frage nämlid), ob 
nun dank dieſer ihm ſcheinbar fo günftigen Theaterpacht reichen 
einheimfte. Einnahmes und Ausgabe-Bücher find mit allen 
papieren, die ja Seeaus Privateigentum waren, verloren 
Aber e8 ift ein Urteil Babos erhalten, der ſich dahin 
Seeau dabei hätte reich werden können und dod als 
farb! Wie verſöhnlich wirkt diefer Schluß! — 

Diefer vorangehenden allgemeinen Skizzierung von Seeau 
bedurfte es, um die rechte Grundlage zu gewinnen, von \ 
Betrachtung des troß aller Unterdrücdung der Obrigkeit h vei h 
faltenden theatraliſchen Lebens in ben legten zivei al 
moöglich iſt. Es iſt ein unaufhörliher Kampf um 
tums. Lorenzoni lodt mit Hanswurſtiaden auf | 
truppen beim Faberbraäu vermengen bürgerliche 9 
Tragddien, lafjen aber auch den Späßen des 
freieften Spielraum — und ihnen gegenüber | 
hängt an allem. Gelehrte und Ung 
lehrte und Ungelehrte beim Faberbräu; ja 
ſich mittlerweile ein eigenes Theaterchen ex 































Dekorationsweſen; Teilnahme des Publikums. 179 


nit ſeinen Kavalieren von einer eigenen Loge aus dem volkstümlichen 
Infinn zu. Über Theatermüdigkeit ließ ſich im Münchener Volke nie 
agen. Die erſten Jahre der neuen Entrepriſe gingen verheißungsvoll 
r Seeau, für das Theater an. Er ſelbſt ritt auf ſeinem Stecken— 
de und brachte das Ballet mehr zur Geltung. Der Balletmeiſter 
ter Zegrand, der von Mannheim übergefiedelt war, gründete mit 
ver Zuftimmung eine Tanzichule. Eine „neue Art von Spectacle, 
tehend in Operetten, Cantaten, in seriosen und komiſchen Panto— 
men,“ ſollte gepflegt werden. Junge Kräfte wurden, im ganzen 34 
berlei Geſchlechts, verpflichtet. Legrand, die Scele diejes Unternehmens, 
ete den linterricht in „serieusen Rollen, Ye Fevre, der franzöftiche 
mödiant, Tänzer in hurfürftlihem Dienfte, lehrte Harlefins zierliche 
rünge, und andere halfen im Eleinen nad. Zum „compositeur 
) machiniste‘ wurde Pierre Conftant bejtimmt, die Kompofitionen 
Operetten und Ballet? übernahmen Joſeph Mich! und Peter Winter. 
ff alle mögliche Weife fuchte Seeau jeine Tanzſchüler anzufpornen. 
bochentlich 3 mal wurden fie nebft den Lehrmeiltern ausgeſpeiſet.“ 
iufig wurden in den nächſten Jahren bejondere Summen für das 
let vom Kurfürften erwirkt, von 15000 fl. ftieg der Beitrag 
57 18000 fl., daneben Tiefen Eleinere Beiträge, ergaben fid) Neu— 
gelungen der Tanzſchule u. ſ. w. Der Erfolg blieb nicht aus. Eine 
ſtaunliche Anzahl von Balletten wurden komponiert. Winter, Erur, 
egrand. Lauchery, Conſtant wirkten bejonders für die Erfindung und 
tompofition neuer Bantomimen. 

Das Schaufpiel nahm in den erften vier Jahren den gleichen 
rheigungsvollen Aufſchwung. Die dramatiſche Dichtung gipfelte für 
Ruinen in Babos Dtto von Wittelsbady, Törrings Agnes Bernauerin. 
% traf das Verbot der vaterländiichen Stüde ein Movember 1781), 
in reihte fich ein engherziges, nicht mehr jchulmeifterliches, Sondern prüdes, 
vftlojes Verbot an das andere. Wie innig das Publitum an der 
Shaubühne King, wie hoch jein Geſchmack bereit3 erhoben war, das 
waten jene Abende im Mai und Juni 1781, als Friedrich Ludwig 
Ohröder im alten Opernhaus bei St. Salvator gaftierte und von allen 
Kreiien mit Jubel begrüßt, mit Beifall überfchüttet wurde. Ja, es 
warden mit ihm Verhandlungen eingeleitet, die ihn ala Direktor dauernd 
on die Münchener Bühne feſſeln follten. Gute Götter hielten indeſſen 
dieſes Loz ihrem Liebling fern. Den Vorſtellungen einen einheitlichen 
Charaltet verleihen, die Künſtler bilden, das Publikum mehr und 

12* 


180 Entjtehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


mehr erziehen, das hätte er freilich erreichen können, aber ein Repertoire 
zu Schaffen allein nad) freier künſtleriſcher Wahl, ohne auf die Zenſur 
zu achten, wäre aud) ihm nicht möglich geweien. Je ftärfer er mit 
der Einficht- und dem Verlangen, für die Kunft völlige Freiheit zu haben, 
vorgedrungen wäre, deſto lebhafterem Widerjprud) wäre er begegnet. 
Selbft von Karl Theodor, dem Schüßer der Mannheimer Künfte, hätte 
er ſich Eeine Hilfe verjprechen können. Das Münchener Repertoire wurde 
nicht durch Seeauß oder feines Direktors Marchand Schuld zur ge 
meinen Durchſchnittsware geftempelt! Solche kühnen, fortreißenden 
und befreienden Offenbarungen wie Schillers Kabale und Liebe, Goethes 
Götz Eonnten die Münchener nie im Theater verjpüren. 

Seeau hatte hier etwas vor Schröder voraus, das allerdings nicht 
zu Ungunften Schröders ausfällt. Mit aller erdenklichen Beharrlichkeit 
und Lift ſuchte Seeau die Zenfurverordnungen zu umgehen,!) fuchte 
fte durd) unaufhörliche Beſchwerden zu mildern. Eine leidenjchaftliche 
Künftlernatur hätte hier längſt der Stadt den Rüden gefehrt, hätte 
anderswo Freiheit geſucht. Es liegt ein rührender Zug in dem Weſen 
des alten Seeau, daß er gegen den einen gemeinjamen Feind, die Zenfur, 
feine Konkurrenten verteidigte. Wir werden im Folgenden ein be 
zeichnendes Beilpiel dafür erhalten. 





1) Das lächerlichſte, nur eine geiſtlos-ſchematiſche Zenjurthätigleit heraus⸗ 
fordernde Verbot war ficherli da 1791 erfolgte, das die Aufführung, den 
Drud und Verkauf aller Kotzebuſeſchen Stüde — aud) der noch ungeſchrie⸗ 
benen! — unterjagte. Seeau Hatte darunter jchwer zu leiden. Kobebue war 
für die Kafje der Theater in anderen Städten eine Goldgrube. Auch Seeau 
juchte fie fidy zu eröffnen und reichte beharrlicd) nad) einander dagjelbe Kotzebueſche 
Stüd unter drei verfchiedenen Titeln: „Der Bruderzwift”, „Die ungleichen Brüder“ 
und „Die Verſöhnung oder der Arzt” ein. Jedesmal wurde indefjen unglüdlicher- 
weile von demjelben Zenjor das Stück gelejen und Kotzebue gemittert. Übrigens 
ſuchte jhon 1792 das Zenjurktollegium vom Kurfürften eine Milderung des alle 
Stüde Kopebues betreffenden Verbotes zu erwirken. Es bat in einem langen 
[von K. Th. dv. Heigel in Reinhardftöttnerd Forſchungen, III, 179 ff. zum Teil 
wiedergegebenen] Schreiben, die umgearbeiteten in politifcher und moralifcher 
Hinfiht unanftöhigen, auf der Bühne wirtungsvollen Dramen Kobebued zu. 
geftatten. Ein neues Verbot war die Antivort. In dad BZenjurfollegium zog 
dann immer mehr der Geiſt derer, die dag Verbot erwirkt hatten. Zwar gaben 
Weitenrieder und Babo im Oktober 1795 „Armuth und Edelfinn“ frei und Babe 
bemerfte dabei, daß er nicht einjehe, ob und inwiefern der Name Kopebue ein 
gute Drama verbanne, und er habe daS Verbot aller zufünftigen Kotze⸗ 
bueſchen Stüde nicht geleien. Jedoch ftand dieje deutlich Hinter den Zeilen 
des erſten Erlaſſes und wurde jo in der folgenden Zeit aud) verfianden. Als 


Schröder und Seeau ; Benfurweien. 181 


Bon einer zulammenhängenden aftenmäßigen Wiedergabe ber 
Zenjur-Entwidlung glaube ich bier aus verichiedenen Gründen abjehen 
zu dürfen. Zunädft ift faſt das ganze wichtige Material, das hierüber 
das Kreisarchiv birgt, bereit in zwei Aufläßen Karl Theodor v. 
Heigel3 verwertet,') jodann wird mandjer in feinen Folgen wichtige 
Erlaß nod) bei der Dramatik heranzuziehen fein. 


D. Konkurrenz; der Nationalfchaubühne. 
1. Lipperltheater, Hütten: und Marionettenspieler. 


Es Tiegt nahe, die Frage aufzumerfen, ob Seeau wirklich die 
Konkurrenz der Dultipieler zu fürchten hatte. Wir erinnern uns, daß 
Ballerotti, der Wanderprinzipal, halb verächtlid) und Halb mitleidig 
Hütten- und Marionettenſpieler neben fich buldete. Hatte ber Intendant 
der Hofoper, der dem Schaufpielentrepreneur immerhin Glanz und 
Anſehen verlieh, nicht ebenfo zu denten? Waren jene armen Gefellen 


wirklich Eonkurrenzfähig geworden? Die folgende Betrachtung wird 
darauf Antwort geben. 


Durch Verbote war dem Bolksjchaufpiel jede Exiſtenz genommen. 
Stadtmufifanten führten in diefen Jahren die letten geiftlichen Spiele 
auf, von Weihnachtskomödien und öffentlichen Faſtnachtsſpielen einzelner 
Handwerker verlautete nichts mehr. Damit ließ fich aber die Sehnſucht 
des Volkes nad) theatraliichen Genüſſen nicht ertöten. Mit dem Ein: 


Seean nun anonyme Stüde einreichte, wurden dieje, waren fie unanjtößig, 
erlaubt, jedoch zuvor der Name des PVerfallerd erfragt. War ed Kotzebue, jo 
genügte da3 zum Berbot de Stüdes, mochte e8 auch noch jo vorzüglich fein. 
Je, als U. 3. v. Buttenberg 1798 fein Schauspiel „Die Verſöhnung“ einreichte, 
erhielt er vom Zenſurkollegium [Zenjor war Weitenrieder!!] die Drudlizenz mit 
der Anweifung „die beigefügte Dedilation an den Aug. v. Kozebue fort: 
zulafien“, eine ähnliche Berfüigung wie die bei der Freigabe von „Armuth und 
Edelſinn“, die Seeau unter der Bedingung gewährt war, daß er „auf dem 
Antindigungszettel den Verfaſſer nicht beiſetze“. (Kgl. Kreisarchiv, Zenjuraften.) 

 Eenfurwejien in Altbayern, Neue hiftor. Vorträge und Aufſätze, Münden, 
1883, ©. 231— 258. — Die Theaterzenjur unter Kurfürſt Karl Theodor, Forſchgn. 


; Kultur⸗ u. Literaturgeich. Bayerns, hrsg. vd. Neinharditöttner, III (1895), 
6.172 —185. 








182 Entjtchung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


dringen geijtiger Kraft in das mittlere Bürgertum hatte aud) der Eleine 
Mann etwas empfangen. Spurlos waren die Ichten Jahre, das lebte 
Jahrzehnt an keinem Stande vorübergegangen. So oft ein Aſt des 
fräftig ausquellenden Volksſtammes abgejchnitten wurde, ſtets ſtrebten 
neue Zweige, neue Blätter hervor. War dem Bolfe fein eigenes 
Schauſpiel genommen, io ſuchten nun Hütten und Wtarionetten- 
ipieler mit der Aufnahme geiltlicher Dramen in ihr Repertoire das Alte 
zu erjegen. Mitten unter den Kämpfen, die in den Jiebziger Jahren 
gegen alles unregelmäßige Spiel, vom geiftlihen Rat gegen Pajjions- 
ipiele, gegen religiöje Dramen geführt wurden, wuchs einer heran, der 
für ein ganzes Menſchenalter dem volkstümlichen Verlangen nad) 
dramatiſcher Koft Genüge jchafite, der die Keime zu dem Münchener 
Rorjtadttbeater legte, wie es im eriten Viertel des 19. Jahrhunderts 
topiih war. Es iſt Lorenz Lorenzont. 

Er hatte, das haben wir bereits geſehen, jelbft zum Tyaberbräu 
den Weg gefunden. Er hatte mitten in den Beitrebungen einer künſt— 
leriichnationalen Reform geftanden. Aber er war in diejem Teuer 
nicht geläutert, ihn 309 e8 wieder hinaus in jeine Bretterbude auf dem 
Anger; mandyes mit Seeaus Eintreten für eine gereinigte Schaubühne 
erfolgte Verbot hatte ihn zu vernichten gedroht. Stets entlam er der 
äußeriten Gefahr. Ta rührte ſich 1783 der Geift der griesgrämigen 
Herren wieder. Am 12. Februar erfolgte der Erlaß, alle in Bräu- 
bäutern oder im Lechel von Handwerkern u. dergl. aufgeführten Spiele 
zu unterjagen,) 1734 folgte am 26. Februar eine Berichärfung dieſes 
Ediftes, einen Monat jpäter trat die Stadtmuſikanten das befannte 
Verbot. Es wur eine allem volkstümlichen Spiel anicheinend jehr 
getäbrlihe Zeit. Ta mochte es dem ſchlauen Fuchs Lorenz Lorenzoni 
rätlih erſcheinen. die Bretterbude aut dem Anger zu verlafien und um 
Auffũhrungslizenz auf der traberbräubühne nachzuſuchen Gereinigte 
Schauipiele murden ihm geitattet.) Was aber lieferte er? Lipperl 
und Dansimurft, Criſpin und Bernardon tollten in den Stüden umher, 
prütentierten ih als nad der Mode curieuier Lffizier, verftellter - 
Jude u. ĩ. w. ber zum Griake gab 3 Heiligen-Stofte, ſchlichte 
Frömmigkeit rbetoriſch auäpelaunend. gab es Volksſtũücke wie Genoveva. 
So kam er dem Volke und der Geiñlichkeit mit einem in feiner Ab: 


" Sratrardir Münden, Naripreiofsäe, Deal. Nie folgenden Daten. 


% Stahterä:r Münden. Rateorore? · T. TIM. IL 


Lorenzonis Vorſtadttheater; geiftliche Dramen. 183 


wechslung ſchlau erdachten Repertoire entgegen. Mochte diefe an den 
Wiener Stüden Hafnerd, an den aus dem Stalieniichen ſtammenden 
Boren Anftoß finden, jo beruhigte fie einigermaßen das Spiel von 
der heiligen Nothburga,') ihrem geduldvollen und geiftreichen Leben, 
ihrem glorreichen Tod. Es war eine „auferbäuliche mit jchönften Lehr: 
tägen verjehene Aktion“. Und gar bei dem Drama vom heiligen 
Benno, dem bayeriihen Stadt: und Landpatron! Da wurde „der 
Leichnam des heiligen Benno unter einer prächtigen Auszierung und 
Beleuchtung gezeiget, wobey Baierland, die fatholiiche Kirdje, die Andacht 
und Treue dem großen Landespatron in gebundener Rede verehren und 
mit Chorus fchliegen“!. Wie deutlich Iebte Hier das Jeſuitendrama 
fort,?) das aud) im heiligen Johannes von Nepomuk diejelbe Schluß: 
wendung zeigt, wie deutlich andrerjeit® war hier ein Erjaß für das 
kaum vor Jahresfriſt verbotene geiftlihe Spiel der Mufiferzunft 
gegeben ! 

Nach diejer Spielzeit, die vom 5. Dezember 1784 bis 16. März 1785 
währte, fand fi Lorenzoni nie wieder beim Yaberbräu ein. Er 
gab jeine Spiele fortan nur in dem Brettertempel am Anger. Dort 
ftaufte er fih auch an. Mit feiner Frau Thereſia, geb. Pfeifer, der 


!. Der Stoff war in Oberbayern und Tirol häufig in geiftliden Dramen 
verwertet, 3. B.: Veſte Burg in der Noth oder die Heilige Jungfrau Noth— 
bırga . . . In einem geiftlihen Schau-Spihl mufifaliih von einer ehrſamen 
Kachtbarichaftt zu Ambrafj vorgeftellt den 15. 16. 20. 23. 24. 26. 29. u. 
RD. Jung im Jahre 1748... Innsbrugg gedrudt bey Mich. Anton Wagner. 

7, Die Jejuiten hatten den Benno-Stoff ſchon früh bearbeitet, 3. B. 
ıgumentum oder Inhalt der Comedi von S. Benno Zehenden Bilchoff der 
Sichen zu Meiſſen in Sachſenlandt, Welches heiliger Leib jegundt allhie in 
Snier lieben Frawen Haupt-Kirchen herrlich auffbehalten. Angeſtellt von dem 
®ysmajio Societatis Jesu zu Münden, Anno MDXCIX. (1598.) 4°. (Kal. Hof- 
n. Staatöbibl. Münden.) — Faſt dreißig Jahre Hatte Lorenzoni dad Drama 
vom heiligen Benno gejpielt, da wurde es ihm 1796 von der Zenfur verboten, 
ala man ihn mit feinem „jo allgemein ichädlihen und für die Moralität fo 
verderblihen, dann der ganzen Nation zur linehre gereichenden Sreußers oder 
Lipperltheater“ entfernen wollte. Das Benno-Spiel mußte Lorenzoni aufgeben, 
je jehr er auch beteuerte, da er feinen Lipperl mehr führe und wenn dies der 
gel jei, ihn in ſolchen Stüden nicht auftreten laſſe. „Alſo Iehret mich meine 
Religion: es ift eine Zeit zum lachen und eine Zeit zum Weinen.” Das Benno- 
Drama in der legten von Lorenzoni gefpielten Form ift nicht erhalten: e8 war 
von ihm ſelbſt „berausgezogen aus dem Büchl, fo 1780 gedrudt und zu finden 
kei Johann Georg Rupprecht, Buchbinder auf dem Platz“. (Kgl. Kreisarchiv, 

ferj.-Att H. R. fasc. 469 Nr. 646.) 








186 Entftehung und Entwidlung der Nationaljhaubühne. 


in der Rolle eined Wahrſagers oder Zauberer, von Franz Anton Nı 
eingebürgert ſei.) Auf jeden Fall ift Lipperl eine der vielen Abarl 
des Füddeutjch-öfterreichiichen Hanswurſttypus, deſſen Heimat Salzbu 
und Wien waren.?) Lipperl erreichte als typiiche Figur in Münch 
jeine Bedeutung. Lokale Züge, Dialeft nahm er bald an; wie w 
jedoch diefe Anpaflung ging, läßt ſich nicht angeben, da offenbar fein 
der Stüde erhalten ift. Ein Zujammenhang der Lipperlitüde n 
den Wiener Bernardoniaden ift ficher. Hfter wechſelt auf den erhalten 
Zetteln der Name Bernarbon und Lipperl für dasſelbe Stüd. Die 
Zufammenhang verwundert um jo weniger. ala bereit3 währe 
Bernardons Anweſenheit in München Lorenzoni ein Gaft der Jako 
dult war und fodann die Wanderzüge der Heinen Komödian: 
Bayerns ftet3 bis Salzburg und ins Ofterreichiiche hinein ſich erftredt: 

Dem Lipperl ala einer ftehenden Figur begegnen wir in Münck 
erft in den fiebziger Jahren. Das Churbairiſche Intelligenzblatt x 
1776 nennt ihn. Daß er aber in diefer Zeit zu einer allgem 
befannten Figur ſicher geworden war, erhellt aus einer Eingabe I 
eriten Münchener Lipperlipielers, der ſich dem Kurfürften als „ro 
Maria Schwaiger, in Theatro p. t. dictus Lipperl” am 20. Mi 
1778 unterzeichnete.) Schwaiger blieb nicht bei Lorenzonis Truppe 
dagegen bilbete ſich der Lipperl bei ihr weiter aus. Allen Zenfu 
räten bot er Troß. Als im Jahre 1796 die Zenjurbehörde die Au 
hebung des ſchädlichen, unmoraliſchen Lipperltheaters vom Kurfürfte 
verlangte, gab Lorenzoni die „Erinnerung“ (dd. 7. Yuli) ab, da 
weder Sipperl noch Hanswurſt in je einem Spiele mehr auftret 


N Th. Hampe, a. a. O. ©. 203. 

3) Söltl, Münden mit jeinen Umgebungen vorzügl. in geſchichtl. Beziehun 
M., 1854, 5.241, meint, der Name Lipperle rühre „von dem Komiker dieje 
Namens“ her. Wahricheinlih wird aber eine Rolle (Xipperl, Philipp) eine 
Bedienten den Anlaß zu dem Namen gegeben haben. — Im Augsburg: 
Buppenipiel Ton Juan... tritt ein Bote „Lippel“ auf (Scheible, Klojter, II 
S. 103. Im Saufener Don Juan heißt der Piener Don Juans: Bhiliy 
(Werner, a. a. C. S. 140, weijt dabei auf die ftehende Figur der Wiener Bühr 
„Lipperl“. Unter den Rollen de3 beliebten, auch in München 'oft gejpielte 
Stüdes Hunrich und Heinrih fand Werner S. 150f.) ein Stüd von Kipper 
Role u. ſ. w. Freilich ijt hiermit noch nicht die erjite Anwendung und d 
Herkunft des „Lipperl“ erklärt. 

2) Kgl. Kreisarhiv Münden, H.R. fasc. 412 Nr. 848. 

*, Es ijt mir unbelannt, wann er eine eigene Truppe gründete. 





Kipperl, Herkunft und Charakteriftif. 187 




































fondern ſiatt deſſen ein Bedienter die Rolle übernehmen würde”. 
Gipperl in der Verkleidung lachte der entjeßten ängftlichen Herren und 
Wlüpfte wieder unter der neuen Regierung hervor. Unter Mar 
Joſeph IV. tolften im Faſching die Harlefine der italienischen Komödie 
in ihren alten Gewänbern wieder,') unter ihm erhielt auch Lipper! 
meder volle Sreiheit. Die Kreuzerfomödie blühte wie faum zuvor.?) 
Auf den hölzernen Bänken ſaß das Publikum dichtgedrängt. Lorenzonis 
pei alte Schweftern Happerten in den Pauſen auf den hoben roten 
I Nlüben ihrer Schuhe in der Tradjt der Renaiffancemode auf und 
Wo, um den Aktkreuzer einzufammeln. Hermann Schmid (1815— 1880), 
der Direktor des Münchener Volkstheatere, der gemütvolle Belaufcher 
be Volkes, erzählt davon.) Er jchildert den Lipperl, der anftatt ber 
fumurftjade einen „gelblichen Bedienten-liberrod mit kurzem Krägelchen“ 
ku. Er berichtet, wie Lipperl „als unjchuldig Verfolgter auf der 
Sie an den Galgen gehentt, dann aber durch den Machtſpruch eines 
Janberers wieder Iebendig gemacht wurde und zum fehallenden Ber: 
gügen aller anmelenden Kanoniere, Kindsmägde, Lehrjungen und gar 
ande ehrfamen Bürger zu zappeln und als erjtes Lebenszeichen 
daer zu ſchlagen anfing“.“) Philipp Schwaiger wirkte ſchon an 
barnonis Stelle. Er glänzte durch ein ſeltenes Improviſierungstalent. 
Imentlih als Fauſts Famulus leiſtete er Bedeutendes. Da frug er, 
Ber Fauſt auf dem Gange in die Hölle als Volontär und Touriſt 
kaleitete, den von Satan ihnen mitgegebenen Teufel, einen auf Erden 
lt grundgelehrten Profeffor, nad allem Möglichen und Unmöglichen 
& und berichtete darauf feinen Zuhörern alles Erlebte getreulich 
wer. Aber mit welcher unnachahmlichen Qaune! Dabei veranftaltete 
Jzc ‚in förmliches Haberfeldtreiben gegen die Gebrechen aller Stände, 
fJeler Gewerbe, deren Höllenftrafen wegen ihrer Sünden er fo hinreißend 
ER ihildern wußte, daß er alle Augendlide von einem donnernden 
N Darüber enthält das Landshuter Kreisarchiv (3. B. Hofämter, fasc. 155) 
286 manchen Aufichluß. 
_ kine Abbildung des Sommertheaters vor dem Karlsthore enthält das 
er elegante Sonntagsblatt für da® Jahr 1809. Davon ein Eremplar 
dr Raillinger--Sammlung. 
) Allgemeine Rundſchau, Münden, 1865, Nr. 46 und (aber nicht von 
id‘ 1866, Nr. 5b. 
9 Wahrſcheinlich das Zauberluftipiel von 3. 8. (2): Der gehentte Lipper 
Ber Luzifers Stodzahn oder Lipperl in der Verklärung. Gefpielt am 23. Juni 
auf dem Schwaigerjchen Sommertheater. 


188 Entftehung und Entwidlung der Nationaljhaubühne. 


Hallo bes Publitums unterbrochen wurde, das ohne alle Mühe zu t 
beichriebenen Strafen die geeigneten Perjonen fand”. 

Lorenzoni war der einzige, der Ausdauer und auch Geichid gen 
bejeffen Hatte, die Armlichkeit des Marionettenſpielers abzuftreifen. Obmwı 
er gerade durch jeinen Anhang in faft allen Schichten des Volkes d 
Grafen Seeau ber ftärffte Konkurrent wurbe, wandte diefer faum ı 
Mittel zu Lorenzonis Belämpfung an. Er mochte einjehen, baß 
mit dem Lipperltheater ala einer Thatjache zu rechnen hatte, die f 
nun einmal nicht ändern ließ. 

Anders lag e8 mit den Dtarionetten- und Hüttenfpielern, wahre 
Gefindel, die Seeau weniger aus Brotneid als um ihrer Erbärmlid 
feit willen verfolgte. Sie waren weniger feiner Safe, ala dem Au 
fommen eines befjeren Geſchmackes jelbft in dem niederen Volke hinde 
lich. Hier jegte Seeau die alte im Anfang ber Nießerſchen Bemühungı 
begonnene Thätigfeit fort. 

Es ift völlig unnüß und hieße die Geduld auf eine wertlofe Pro 
ftelfen, hier die einzelnen nacheinander auftaudjenden hungrigen Komöl 
anten mit ihren ewig gleichen Gefuchen und Abweifungen, ihren Spiel 
und deren Verboten zu betrachten.) Das Bild verändert fi) kaun 
wie e8 oben gezeigt wurde in feiner dem Volfsichaufpiel ähnlich 





ı) Im Kgl. Kreisarhiv finden jih Perfonalalten der Marionetten- ol 
Hüttenipieler : 
Johann Georg Kandi, 1784 (H.R. fasc. 464 Nr. 255), 
Barbara Stöhr (die den Erwerb ihres verjtorbenen Mannes fo 
jeßte), 1788 (H. R. fasc. 472 Nr. 886), 
Anton Heuberger, aud) Schattenipieler, 1790 (H.R. fasc. 468 Nr. 56 
Joſeph Heuberger, jein Bruder, 1790/91 (H. R. fasc. 468 Wr. 56 
Franz Xaver Wagner, 17% (H.R. fasc. 473 Nr. 907), 
Franz Hirſchhorn, 1791 (H.R. fasc. 468 Wr. 561), 
Joſeph Wieſer, 1792 (H.R. fasc. 474 Nr. 930), 
Maria Regina Gräfin, 1793 (H.R. fasc. 467 Nr. 490), 
Franz Paul Schmid, 1793 (H.R. fasc. 472 Nr. 842), 
? Raufer, 1794 (Stadtarchiv, Ratsprotololl, 1794, TI). 

Die voritebenden Jahresangaben bejagen nur, aus weldem Sabre | 
Geſuche der betr. Spieler erbalten baben. Ihre Zhätigleit Haben wir für 
achtziger Jahre ebenio anzunehmen, wie wir die Anzahl der damals in Münd 
zur Dult erihienenen Komödianten wohl um dag Doppelte vermehrt und dem 
dürfen. Auffällig und nicht jo ſehr dem lüdenbaft überlieferten Material, jondı 
dem neuen jtrengen Berbot zujuichreiben ilt die Grenze 1794, nad ber fe 
WRarionettenipieler für längere Zeit mebr auitauden. 


Hütten und DMarionettenfpieler; Wunderer. 189 


müßte es bier wiederholt werden. Ruhe und Seßhaftigfeit 
fen fahrenden Komödianten unerträglid. So Hein ihr Wander: 
var, jo häufig fie dabei in München erjchienen, jo wenig liefern 
das reiche Bühnenbild Münchens einen neuen Bug. 
n einziger mag bie Betrachtung fchließen, in dem deutlich Die 
jucht des Volkes zu Tage trat, der dabei, je nach der Laune 
ſickſals, d. 5. ber Obrigkeit, die Wandlung vom Marionetten⸗ 
um „Agenten mit lebenden Perjonen” und darauf zum Schatten- 
n kurzer Zeit durchmachte. 
3 bürgerlicher Maler und Vergolder lebte Joſeph Wunbderer‘) 
Handwerk nad). Daneben verjah er den Dienft eines ZBettel- 
) ein Dienft, der ihm freilich mit ber wöchentlichen Durchſchnitts⸗ 


Kol. Kreisarhiv Münden, Alt H.R. fasc. 462 Nr. 60: Das dem bürgerl. 
und Bergolder und SHoftheaterzettelträger Joſeph Wunderer ertheilte 
außerhalb der Stadt München feine approbierten u. cenfierten Komedien 
u derfen — respec. das Entjtehen der Münchener Vorjtadttheater de 
19. 
In diejer Eigenichaft ihildert er ich in folgendem Neujahrswunſch. Hof- 
t#bibl. 4°. Bav. 2120 (XVII, 28). 
jahrswunſch ;auf das Jahr 1789. | Bon Kofeph Wunderer, | 
ürftl. Nationaltheater und | Stadt-Zettelträger, ; dann bürgerl. 
older und Mahler. | Münden, gedrudt mit Zängliihen Schriften. 
nihen jind zwar alle gleich; Das Glüd ift no, bey Seel und Leib! 
ihr Schickſal jehr verihieden: Ein Weib, jo wie es ftet3 geimefen, 


au Fortunen unzufrieden, Wie man kann in der Chronik leſen, 
ıandher ſeines Schidjal3 Streid. Go ift das Glück noch gänzlich Weib. 
ch nidt irre, hat died Weib E3 handelt und weis nicht, warum: 
iner Ehr jehr jeltne Yaunen: Führt Alerandern in ein Lager; 

Bt ed dur die Weltpofaunen, Macht mich zu einem Zetteltrager — 
ıem beugt e3 jeinen Leib. Zum Zetteltrager — das war dumm. 
bt es Hin auf einen Thron, Dumm! — o das ward eben nidt: 
nen dort auf den Satheder; Es gab mir ja dadurch zu leben 


ht fih Brod mit feiner Feder, Und gute Menſchen werden geben, 
pier macht fi Gold von Thon. Was mir an meinem Glüd gebridt. 


er Menſch, der jucht jein Brod; Das Hoff ih. Ja! ihr jeyd fo gut 
zt, der lebt, wenn andre fterben; Und fennet meines Scidfalshärte; 
ater ftirbt, die Söhne erben; Glaubt, Zetteltragen ift Beſchwerde; 


odtengräber nährt der Tod. Oft ftarrt vor Kälte mir da3 Blut. 
t e8 fo wies geftern war, Denkt nur (und ift man glei gefund) 
orgen wieder jo wie heute; Wie muß man nicht erbärmlich laufen, 


vert fih wohl mandes Jahr, Und dann dazu brav Waſſer jaufen, 
eiten ändern fi) die Leute. Und hungern wie ein Pupdelhund. 


190 Entſtehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


einnahme von 1 Gulden 57 Kreuzern einen recht Färglichen Nebenern 
verichaffte. Oft mußte fi) der Armfte ſchier zu Tode laufen, jo fl 
er jelbit. Bis Nymphenburg und Tyürftenried (?) trage er die Ze 
hinaus. In diefer ärmlichen Lage — ſein Handwerk konnte aus 

zeitraubenden Nebenbeihäftigung aud; gerade nicht jonderlichen Vor 
ziehen — kam ihm der Gedanke, jelbit fein Glück im Komödienſpie 
zu verſuchen. Die Lodung dieſes Flitterſtaates, diejes ungebunde 
Lebens, die Ausficht auf Elingende Münze, die nad) jedem Akt ban 
den Beutel fiel, war zu groß. Ein Gelud an die Beichügerin 

Künfte, die Kurfürftin- Witwe Maria Anna, hatte um jo eher Erf 
als darin an das Herz der edlen rau ınit der Klage bitterfter Ar 
appelliert wurde. Vermöge eines Patentes vom 3. Februar 1786 da 
er, allerdings nur „auf verjuch und widerruf”, allerorten in Bag 
in der oberen Pfalz, der Landgrafichaft Leuchtenberg MarionettenfI 
aufführen. Mit feiner Ehefonfortin zog er los. Aber jchon zwei J 
ipäter wußte „der hurfürftliche Nazionalzedlträger cum complicibus’” 
von niemand anderm ala dem Grafen Seeau die Erlaubnis zu 5x 
von Advent bis Oftern in der Au, dann aud) in München „mit gro 
Perſohnen“ zu jpielen! Nun hielt er fich jahrelang in der S: 
und der nächlten Umgebung auf und ſchickte „anftändtig und honne 
\pille" zur Zenſur ein. Seine complices beftanden in entlaufe: 
Studenten und Vaganten, die nun alle zu Künftlern geadelt wan 
Beim Weinwirt Bauhof, beim Radlwirt in der Au, im Kreuzlgieß 
garten, dann in Haidhauſen und dem gräflih Zörring: Seefeldild 
Hofmarkfögericht Falkenau }pielte er zumeift. Nicht überall war er 

gern gejehener Gaſt. Der Radlwirt verwies ihn aus feinem Sac 


Die Stiegen immer auf und ab Denkt auf mein Schidfal doc zurik 
Die Gallen immer bin und wieder; Denkt, dort der Menſch ganz bi 
Die Arbeit legt jich in die Glieder, und bager 


Glaubt mir, daß ichs empfunden hab. Der dürre arme Zetteltrager, 

Ter wünicht euch Segen Heil und Gl 
Wie geht! wohl in die Yänge mir. 
Ich keuche halb aus meiner Yunge, 
Und jtrede wie ein Bund die Zunge, 
Und werde wie ein Windhund Dürr. 


Das wünſcht er ja: dod ein Gedit 
Kann er zum neuen Jahr nicht mady 
Man weis, daß nie die Muſen lad 
Senn es an Wein und Brad gebri 


Ihr hoben Gönner! Denkt an mid Tod bey der Gottheit gilt ein W 
Denn wer als Ihr, wer kann mihihügen: in ftrommer Wunſch, ein ftill Begeht 
Wird Eure Huld mi unterjtügen, Ter Dimmel wird die Wünſche H8 
Sp leb ich wieder jicherlid). Und wird euch lohnen bier und d 


Wunderers Truppe und Scidjale. 191 


Dort hatte er mit Franz Maria Schwaiger, dem früheren Lipperl: 
ieler, ber nun eine eigene Komödiantentruppe führte, einen argen 
Raufhandel, der nur deswegen hier intereffiert, weil er für die niedrige 
Etellung folder Gejellen dharakteriftiich ift, weil der um jeden blanfen 
Rreuzer entftehende Konkurrenzneid wie jo oft handgreiflichen Ausdrud 
ind. Der Radlwirt buldete ihn nicht länger, weil er Schulden Hinter: 
ließ, aufs Teuer ſchlecht achtgab, bis tief in die Nadıt Komödie 
bulte — was ftreng verboten war — und „ſich andere Unanftändig- 
kiten“ zu Schulden kommen ließ; Schwaiger ſchlug ihn mit feinem 
Botent, und jo mußte Wunderer das Feld räumen. Aber wie viel 
: Imgerechtigfeit erjchwerte diefem bettelnden Komödianten noch jein Los! 
Yu demjelben Sabre (1793), wo der Hofoberrihter v. Hofitetten alles 
Amödienweien durch neue Verbote unterdrüdte, „weil dadurd nur 
‚ Babiggang, Trunfenheit, unanftändige und zu nahe Belanntjchaften ent: 
Binden“, wurde ihm für München die Erlaubnis entzogen. Erſt auf 
brfürftlichen Spezialbefehl wurde die Cher-Landes:Regierung angewiejen, 
Bunderer vor allen Eingriffen kräftigſt zu ſchützen! Schwaiger dagegen 
hatte von dem Hofoberrichter Sofort ein Patent erhalten, weil er 
erfens verheiratet, verjchuldet, mit vielen Kindern beladen jei, dabei 
er von guter Aufführung, weil er zweitens von der Gräfin Königs— 
kb, der Fürſtin Breenheim, der Fürftin Lindau u. a. Empfehlungen 
verwies ; daraufhin Tolgten noch einige jeltiame Begründungen, die darin 
Shielten, daß Wunbderer „überhaupt ein büsartiger, verleumderiicher 
Nenſch“ jei, der eine „ganz eigene Verſtellungskunſt“ befibe. 

Wozu, wird man fragen, alle dieje Kleinigkeiten? Weil nichts 
dertficher beweift, wie jehr es in allem, was Bühnenweſen betraf, an 
einer einheitlichen Leitung fehlte, wie verwildert da3 ganze Exekutiv— 
‚nien war! Wer hatte fchließlich die enticheidende Stimme? Weder 
| Grau erwies fi) energiſch, noch die Behörde gerecht und entichloffen ! 
‚Bar ein bettelnder Komödiant hier abgemiejen, fo erhielt er dort Er: 
laubnis. 

Der Kurfürſt ſelbſt unterſtützte dieſe Leute. Wunderer erhielt die 
Erlaubnis, in ber Orangerie zu Nymphenburg zu ſpielen, konnte jedoch 
* keinen Gebrauch machen, weil der Hof 1796 wegen drohender 
iegegefahri im Sommer nicht in Nymphenburg reſidierte. Noch einmal 
ger nach Munchen und ſpielte beim Weinwirth Pögner im Thal, 

‚aber nur als Inhaber eines mechaniſchen Theaters. Magne— 

— —2yraſentationen und Geiftereriheinungen — 


192 Entftehung und Entwidlung der Nationalihaubühne. 


diefe in der Diode der Zeit — gab er zum beiten. Sobald er f 
jedoch weiter hinweg begab, wie 1798 nad) Landshut, ſcharten f 
wieder liederliche Studenten, zulammengelaufenes Gefindel um ihn, u: 
er fpielte feine früheren Komödien. Zroß der ſcharfen Zenſur war 
jeine Stüde voll von ertemporierten Unflätereien, und zwar dera: 
daß der Landshuter Bürgermeifter in einer von dem Vizedom und d 
Regierungsräten unterjtüßten Beſchwerde fie geradezu „eine Gefahr | 
die Ruhe der Bürgerihaft und Sitte” nannte. Nun wurde ſcho 
gegen Wunderer — der bier ſtets als Typus zu gelten hat — vo 
gegangen. Ihn perfönlich traf noch das unverjchuldete Elend, an & 
rechten Seite gelähmt zu werden, Krankheit und Not ftellten fid) ei 
er begann wieder mit Dtarionettenjpielen, bis ihm auch dieſe ſchließl 
wieder genommen wurden. 

Wie viel nadtes Elend, wie viel Roheit miſchte fich in die! 
Eriheinungen! Gerade in ihrer Fülle find fie bezeichnend für | 
loziale Lage des Volkes! Als eines der vielen berührten Verbote 
laſſen war, da jhidte die Regierung Burghaufen ein Schreiben‘) nc 
München und bat troßdem um Lizenz für den Mtarionettenfpiel 
Hirſchhorn. Sie wies darauf Hin, daß man ihn mit der Entziehur 
feiner Erwerbsquelle zwänge, für Weib und Kind zu betteln od 
gar zu ſtehlen! Wie oft ließen fich diefelben Herren, die ein Be 
bot befürmworteten, dadurdy erweichen, daß die Supplifanten auf bi 
abermalige Schwangerihaft ihrer Frau Hinwiefen! Welchen Ausbli 
auf die moraliſche Belchaffenheit dieſer Geſellen öffnet die Angabe de 
Marionettenjpielers Johannes Hage, der aus Mangel an Geld un 
Nahrung jeine Kinder verjette!?) Sole Züge, die fich leicht ve 
mehren laflen, jagen genug, um über die Leitungen diejer „Künſtler 
ein Urteil zu ermöglichen. Das wirkſamſte Verbot, das dieſes Unweſe 
betraf, erfolgte im Jahre 1794 am 12. November;?) alle Patente i 


N Kal. Kreitarhiv Wünden, Ferionalaften, H. R. fasc. 468 Rr. 561. 
?. Iodanne? Dage war der Sohn det oben (3. 99) erwähnten oje 
Sage, deiien Spielkonzeſſion er ınadı vierundvierzigjäbriger Thätigkeit d 
Naters: für fi ermarb. 100 fiel er mit jciner rau dem Armeninftitut z 
Lan. — Kal Kreiiurdiv Wünden, Perſonalatten. H. R. fasc. 467 Rr. 61 

2%, Stadrardin Münden, Natiprototol, 1734, IV. 
Karl Tdendor Kurürit x. 

2.&: Ta deſondere Umirände erfordern, dat alle non unjern Sammer 
wir. sebeimen Ward dann Theater und Music Intendanten graf von See 
rer furz und langer Zeit meridiedenen in: und auäländiidden Marionett 


Berbot der Marivnettenipiele; Faberbräutheater. 193 


ganz Bayern erlojhen auf einmal und nur wenige, vom Grafen Seeau 
erteilte und von der Ober-Landes-Regierung ausgefertigte wurden in Zu— 
funft vergeben. Seeau ſelbſt hatte um dieje Generalausfchreibung ge: 
beten und ſowohl dem öffentlichen Leben ala dem guten Gejchmad einen 
wertvollen Dienft damit geleitet. 








2. Faberbräu (Stadttheater), Wandertruppen. 


Die Bezeihnung „Stadttheater" für die Yaberbräubühne findet 
hd) bereit in Akten der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts. Sie 
entipriht nicht der Art von Zheaterunternehmungen, die wir heute 
mier jenem Worte verftehen. Wir verbinden damit die finanzielle 
Interftügung und den Schuß eines Kunftinftitutes durch die Gemeinde 
md tellen -— mwenigftens theoretiich — die gleichen idealen Anforderungen 


und andern Schaujpielern ertheilte Bewilligungen und Patenten von nun 
an für gänzlich erloihen und ungiltig erflärt werden, auch vorgenannter 
:Titl:) graf von Seeau jelbjt um eine diepfällige generalausjhreibung ge— 
betben, io betehlen und verordnen wir anmit, jeden wo immer betrettenden 
Marionetten oder Schaujpieler die in Händen habende derley Patenten- 
and Erlaubnih-Certifikaten jogleih abzunehmen, und anher einzujänden, 
iofort fürohin feine mehr für giltig anzujehen und zu respectiern, als 
welhe von unjerer nachgeſetzten DO. 2. Regg. nad) jedesmaliger vorläufiger 
Einvdernehmung unſers Theater und Music Intendanten (:T.:) grafen von 
Seenu ertheilt und ausgefertigt worden, zugleich iſt unjer ernitgemefjenfter 
Bilen, und Befehl, daß ſowohl in= al3 beſonders aujländiiche Commedianten 
and Marionettenjpieller, welche mit den erforderlichen Patenten nicht ver=- 
iehen find, nirgend wo geduldet, und leptere gleich auf den grängen wieder 
zurüfgewieien werden jollen, endlih ift auch auf das betragen und Die 
afführung der von unierer obern Lande Regg. wirfl. patentifierten 
Commedianten und Marionettenjpieller, bejondere objicht zu tragen, forthin 
äne etwa bemerfende üeble Conduite oder fonjtige Exzelse mit betteln 
oder auf andere Art aljobald Berichtl. anzuzeigen, zugleich denen hierunter 
iduldig erfundenen das Patent ohne weitern abzunehmen, und hiehero 
äinzuihiden, dann noch beyzufügen kömmt, daß feine andern Spiele als 
eenfiert und approbierte, am allerwenigiten aber unflättige, anftöfiende 
oder verführeriiche irgendivo aufzuführen gejtattet werden därffe. 

Bir verjehen und des durchgängig genaueften Vollzugs gegenwärtig 
unierer höchſten Berordnung allerdingd® und bey Vermeidung jchiverer 
Verantwortung. Sind auch anbey mit gnaden, 

München, den 12ten Ibris 1794, 

Churpfalzbayriiche obere 2. Regg. 
Rchfrhr von Weichs. 
Sek. v. Schmöger. 
13 


194 Entſtehung und Entwidlung der Nationalfhaubühne. 


an die Leiftungen einer ſolchen Bühne wie an die eines Hoftheatı 
mitunter jogar wird die Erfahrung uns höhere, fünftlerifch frei 
Anſprüche an ein Stadttheater jtellen laflen, da es nicht von d 
Purpurmantel eingebildeter Würde und höfiſcher Rüdfiht umgeben 

Das TFaberbräutheater war nur injofern Stadttheater, als feineı 
Wünſche des Hofes dort berücjichtigt zu werden braudhten, ala 
Hadtiihen Behörden das in diefem Haufe gepflegte Schaufpiel häı 
als ein altes Privilegium in Schug nahmen und ſogar der Ver] 
gemacht wurde, bier eine zweite ftehende Bühne im Gegenſatz 
Kationalihaubühne zu gründen. 

Das Faberbräutheater wurde allmählid) der gefährlichſte Konkurr 
Seeaus, zumal das von den einzelnen Truppen im Laufe der le 
zwanzig Sabre geipielte Repertoire an Güte zunahm und falt dem | 
Nationalſchaubühne entiprad). 

War Lorenzonis Lipperltheater im Sommer Seeaus arger 1 
dränger (die Hütten: und Marionettenfpieler dürfen wir unbead 
laffen), jo ſchuf ihm das Tyaberbräutheater im Winter Qual. 

Das Bublitum in beiden Theatern war nicht jo jehr verſchied 
Der Adel hatte allerdings im alten Opernhauje (d. h. der Seeautfd 
Nationalihaubühne) jeine Logen, wo er zur Unterhaltung mehr 
zum Sunftgenuß fi einfand. Es war eine Art gejellichaftficher V 
pflihtung, fie zu befiten, und iyremde und Freunde abends dort 
begrüßen. Das Bol jedod) unteridhied ſich faum in beiden Theateı 
Der Bürger bejuchte beide, und von einem Gelehrten und Künftl: 
ftande, der der Nationalihaubühne etwa ein eigene Gepräge in E 
Zuſchauerſchar gegeben hätte, läßt ſich für jene Zeit noch nicht ſpreche 
Nur inlofern ergab ſich ein Unterſchied, als die Bürgerkreiſe, die 
jener Zeit dem Einfluß franzöliiher Sitte, Iururiöje 
Sinnes ſich nicht entziehen konnten oder mochten, wenn fie ind 
„Komödie” gingen, die Nationalihaubühne beſuchten. während der Fabe 
bräu den aut Mündyneriih Gebliebenen, allem alamodiſchen abhold 
Därgertum feine Pforten örnete. So könnte der Ausdrud Voll 
tbeater eher noch paſſen. wenn mir nicht heutzutage damit einen 
iharten Gegenſatz gegen Hot: und Stadttheater verbänden. 

Einen einheitlichen Charakter weiſen die Spielpläne der u 
ihiedenen Iruppen, Die zwiſchen 1780 und 1799 beim Tyaberbr 
ipielten, mit auf Es it ſchon Darauf hingewielen, daß fich 
Ipüterer Zeit das Nepertein dem der Nutionalihaubühne näher 


Theaterpublifum; Wetzls Truppe. 195 


Venigſtens verſchwand der Hanswurſt, der im erften Jahrzehnt faft 
waußgelebt beim Tyaberbräu zu finden mar. 

Gäufiger, ald uns die Akten melden, haben wir Wanbertruppen 
kim Faberbräu anzunehmen.‘) Aber doc ergeben die Nachzumeifen- 
im ſchon ein fo vielgeitaltiges Repertoire, daß Feine Lüde von der 
osgelaffenften Hanswurſtiade über das heitere Singipiel und bürger- 
ihe Luſtſpiel bis zur geiftlichen Tragödie, dem Ritterdrama erfcheint. 
Inh aller Beichränfungen war München für den Winter ein zu ver: 
himder Ort. Die Theaterluſt des Volkes erjeßte den pekuniären 
Ynfall, den Zenſur und Obrigkeit verurſachten. 

Die erſte Gejellihaft, die nach dem Scheiden der Nieker:Seeauifchen 
iuppe beim Tyaberbräu auftrat, war für den Winter 1782/83 
be WVetzlſche. Über ihre Mlitglieder berichtet „Der Zujchauer”,?) daß 
ige Leute darunter waren, ebenfalls, daß der Direktor felbjt ein 
begabter Künftler gewelen ſei. 

Das Repertoire der Truppe kam dein Geſchmacke des Publikums 
eitgegen.. Wurden regelmäßige Singjpiele, etwa Weißes „Die Liebe 
en; dem Lande” (Muſik von Hiller) oder Andres „Töpfer“ aufgeführt, 
Io Relfte fi) das Publitum immer fpärlic ein. Wetzl wurde auf 
Die Weile gerabezu gezwungen, Hanswurjt oder vielmehr Bernardon 
af der Bühne ericheinen zu laſſen, und das geſchah im Laufe des 
Binters bedenklich oft. Bon den erhaltenen Zetteln weiſen etwa zwei— 
mövierzig Prozent die tolliten Bernardoniaden von Kurz und Hafner 
ei, dreißig Prozent find ungefähr vom Singſpiel ausgefüllt, für 
Bıllet und Luſtſpiele (unter diefen wiederum einige, denen allein Die 
asdrükliche Beiſetzung „Bernardon‘ fehlt) fommen faft ſechsundzwanzig 
Progent in Rechnung, während nur zwei Prozent für Schaufpiel bezw. 
Zraueripiel feftzuftellen jind. Unter dieſen ericheint der in München 
überaus beliebte Stoff von Thomas Morus, dem Reichskanzler in 
England. Jeſuiten, Stadtmufitanten, Mtarionettenjpieler haben ihn in 
ken verichiedenften Jahrzehnten aufgeführt.”) Unter den Bernardontiaden 







) Das gebt ſchon daraus hervor, daß ſich die Anweſenheit einiger Wander: 

kruppen nicht aus Alten, jondern nur aus erhaltenen Zetteln oder Wochenſchriften 
i ließ. 

9 Der Zuſchauer in Baiern (hrsg. von Joſ. Milbiller und Ign. Ehmidt), 

RI— 1788, Jahraang 1782, XLVIII. Stüd von Dezember. 

— a af der Rationalihaubühne wurde der Etofji von Thomas Morus 

ET Stoff Reinhardftöttner, Jahrbuch, IIT, 103. 

13* 





Binzenzid Truppe; „Die Räuber“. 197 


Bumpdia.... u. |. w.] hat uns dieſe Gejellichaft auch mit regel- 
wöigen Stüden zu unterhalten gelucht, und zwar — horresco 
referens mit dem befannten Scaufpiel: Die Räuber.” 

E&o nah dem Adjektiv und der lateiniſchen Kritif nach die Vermutung 
Inst, daß es Schillerd Räuber waren, jo wenig glaubhaft jcheint mir 
die Nachricht. Zwei Gründe Iprechen dagegen. Durch Zufall hat ſich 
m einem auf der Kal. Univerfitätsbibliothef München aufbewahrten 
Kttelhande Die anſcheinend lückenloſe Folge der Vinzenziichen Zettel er: 
hilten, ohne daß darunter einer von Schiller Räubern wäre. Die 
Möglichkeit befteht ja allerdings, daß gerade diejer Zettel durd) eben- 
hlhen Zufall abhanden gefommen wäre, doc) ſcheint dies ausgeſchloſſen, 
da jene Zettelbände dem Einband nad) offenbar in jener Zeit angelegt 
ſud und auch fonft beim Vergleich mit Nepertoireangaben etwa bei 
Betenrieder fich als durchaus vollftändig erweifen. immerhin jchernt 
nir erft der zweite Grund innere Beweisfraft zu haben: Es iſt für 
wen, der die GBeichichte der Münchener Zenjur unter Karl Theodor 
kant, völlig undenkbar, daß Schillers Räuber über die Bühne gingen. 
80 jeder politifch und religiös nur etwas freie Gedanfe geftridyen 
wurde, da ſollte Schillers titanijche Treiheitsdichtung dem Volke ge: 
geben jein? Kabale und Liebe, Don Carlos, beide waren, Jolange 
Rarl Theodor und ſein Zenjurkollegium lebten, verboten.) Ber: 
mmderlich ift die Aufführung des Fiesko im Jahre 1789 auf ber 
Rıtionalihaubühne; wie viel hier die Zenjur in der für München be- 
imder bearbeiteten Faſſung noch zu ftreichen und zu ändern fand, 
entzieht fich allerdings unjerer Kenntnis. Der Schluß mochte mit dem 
Bericht Tyieskos auf den Purpur und feinem „Sei frei, Genua, und 
ih dein glüdlichfter Bürger“ den Zenfurräten ala reuevolle Umkehr, 
fe nur moraliſch wirken fonnte, erjcheinen.”) Daß fie die Räuber 
elaubten, kann jelbitverftändlich daraus nicht zum mindeſten gejolgert 
werden. Entipricht aber das horresco referens der Wahrheit, fo fann 
8 nur eine jämmerliche Verhunzung offenbar von Plümickes liebe: 
voller Überarbeitung gewejen jein. Die erfte Aufführung der Räuber, 


— — 


N) Dagegen wurde „Kabale und Liebe” auf der Dreikönigsdult 1785 vom 
Buchhändler 3. Lentner feilgehalten. Ebenſo Ton Carlos, zuerit 1789 auf der 
Dreilönigsbult. (Buchhändlerkatalog von 3. Lentner, vorm. J. M. Fritz, die 
Jaßrgänge.) 
32 Der Mohr fehlt ganz. — Über Schiller und die Münchener Hofbühne 
m — Manstland, I 186, einiges zujammengeftellt. 










198 Entjtehung und Entwidlung der Nationaljchaubühne. 


die mir in Bayern befannt ift, fand 1803 in Straubing durch ei 
MWandertruppe jtatt. In München wurden fie zum erften Male 18: 
bei einem Gaſtſpiel Veſpermanns im Iſarthortheater aufgeführt. Die Iel 
Borftellung der Vinzenziſchen Truppe fand am 24. Februar 1784 fta 

Im Winter desjelben Jahres 309g Lorenzoni mit feinen Lippe 
ftücden vom Anger zum Faberbräu; wie er Verſchiedenes durcheinant 
mijchte, it bereit? erwähnt. Dithmar und Wulfo, ein „jehr rührent 
Schauspiel" von Profeffor Schumel in Leipzig, da8 Spiel von I 
Genovefa, von Hirlanda, ein Schaufpiel „Judith und Holofernes 
jelbftverftändlicd) die Tragödie vom Thomas Morus, dem Kanzler v 
England, wechſelten mit den luſtigſten Qipperl-Bernarboniaden ab. 

Seine Spielzeit währte vom 5. Dezember 1784 bis 16. März 178 
— Bon April bis Juni und dann wieder im Oktober und Novem! 
dieſes Jahres jpielte beim Faberbräu eine Truppe, die Seeaus Unt 
ftügung fand, vielleicht weil fie Stüde fpielte, denen er perſönlich € 
ihmadf und Berjtändnis entgegenbradhte. Es war eine unter der Leitu 
de3 Kammerkompoſiteurs Birgilius Michel’) ftehende Gejellich 
deutfcher Sängerinnen und Sänger. Der Ankündigung ihres erfi 
Singſpiels gaben ſie eine „Nachricht“ bei, die befagte: „Die neu 
richtete Gejellichaft verwendete allen Fleiß, das zu leilten, was fie 
furzer Zeit leiſten kann. Muſik- und Schaujpielfunft — beide fi 
zulammenhängende Laufbahnen — fie betritt Letztere das erl 
mal, und wird zeigen, wie viel man einem einfichtvollen Publifi 
ſchuldig ſei.“ 

Es war ſeit dem Fortgang der Seeau-Nießerſchen Truppe | 
erfte, die ihre Sache ernft nahm und auf dem einmal eingefchlagen 
Mege vorwärts ging, ohne durch die verfchiedenen Launen des Publikun 
ſich verleiten zu laſſen. 

Das Singſpiel wurde in München ſchon jahrelang gepflegt. Selb 
Staliener wie Roſſi hatten jchon 1776 deutjche Arien in ihre italien 
ichen Kleinen Opern eingelegt. Durd) Franz Reiner,?) den Brudı 
der Schaufpielerin Karoline Heigel, und dann nad) dem Eintreffen d 
Marchandſchen Truppe waren in München die Singfpiele eifrig 0 


1) Er war Violoncelliſt in der furf. Kapelle. Gerber, Tonkünſtler-Lexikt 
1513, 3. Teil, Sp. 425. 

2, Franz von Paula Reiner, geb. 1749 in Kroatien, ging früh zur Bühı 
1775-1773 in Münden als Mitglied der Nießer-Seeauiſchen Truppe, 1781 
Wien (Nohl, Mozarts Briefe, S. 343). 


Pflege des Singipiels. 199 





















plegt und im Publikum beliebt geworden, eine Erjcheinung, die in der 
Stadt ſelbft Komponiften und Tertdichter zu eigenem Schaffen anjpornte. 
Den höchften Triumph feierte die berühmte Mile. MWendling, ala fie, 
lg erwartet, von Mannheim nad; München überfiedelte und in Bendas 
Komeo und Julie am 14. November 1784 auf der Nationalbühne 
aiftret.‘) Das allgemeine nterefje für die Singfpiele war dadurch 
kırk erhöht, und jo mußte eine eigene Gefellfchaft vielen willkommen jein. 

Die Singfpiele der Michelihen Truppe waren Hanswurftiaden, 
ns Graziöfe, Feine überſetzt. Italieniſchen und franzöſiſchen Urſprungs 
garen die meiſten. Piccini, Tozzi, dann aber auch einheimiſchen 
Romponiften wie Franz Gleißner,“) Joſeph Michl,“ Moßmayr*) wurde 
deachtung geſchenkt. — 

Für die nächſten Jahre bieten die Münchener Archive und die 
nedruckten Quellen jener Zeit nichts. 

Aus Bertrams Annalen des Theaters (I, 1788) geht hervor, daß 
tm 28. Oktober 1787 an die Teichmannſche Gejellichaft, beftehend 
ws Bater, Mutter, vier Kindern und einigen „Nothelfern”, beim 
deaberbräu ſpielte. „Die beiden älteften Stieftöchter, Dies. Grünberg, 
hen Talent und verdienten ihrer beiferen Aufführung wegen ein 
beſeres Schidfjal, die übrigen vom Direktor bis zum Lichtpußer ver- 
‚denen das Nennen nicht, und mancher arme Autor wurde von ihnen an 
den Branger geftelft,” jo lautet das Urteil des Münchener Korreipondenten. 

In den Jahren 1788 oder 1789 muß der öfterreihiiche Schauspiel: 
ieftor Karl v. Deorocz?) bier gefpielt haben. Im Dezember 1789 


y „Ein Beifall, von dem die Kronik der hiefigen Bühne noch fein Beifpiel 
afuimeilen bat.“ Ephemeriden der Litteratur u. d. Theat., 1785, I, 13. 

) Franz Gleißner, geb. 1760 zu Neuitadt an der Waldnab, kam anfangs 
er achtziger Jahre in da8 Münchener Seminar, ſpäter Hofmufifer in der Kapelle, 
aan jeit 1811 bei der Kgl. Steuer-Vermeſſungs-Kommiſſion Inſpektor für die 
Gteindruderei. Er ift der Erfinder des Noten-Steindrudes. — Als Komponift 
beferte er heroifche Ballette und Singipiele. Seine Agnes Bernauer wurde — 
ie berichtet Lipowaly, Mufit-Ler. 1811, S.422 — in Münden 22 mal nad: 
Enander von der Moroczichen Truppe gegeben. 

n Joſeph Mich, geb. 1745 zu Neumartt in der Oberpfalz, jtud. in München, 
anögebildet vom Fürſibiſchöfl. Kapellmeifter Cammerloher in Freiſing, 1774 
ned; Italien geichidt, verlor in Mar Joieph feinen Hauptgönner, jtarb arm in 
ner Heimat 1818. Bol. Rudhart, a.a. O. ©. 152 ff., ©. 164. 

9 Über ihn ift mir nichts bekannt geworden. 
9 Genauereß über jeine Herkunft ijt mir unbekannt Zeuber, Geſchichte 
ma IT, 184 f., fpricht von Carl von Morocz, „aus Baiern”, 





Nechtöftreit zwiichen Seeau und dem Faberbräu. 201 


Brunners Zuziehung]') abgefchloffene Verftändnis in betreff der hierher 
tommenden Schaufpieler hierfür wieder aufgehoben wifjen wolle und daß 
man dem Geſuch des Faberbräuers allerdings geneigt jet". Seeau 
ſchien ſich aljo durch eine feiner beliebten mündlichen Abmadjungen 
wieder ein Verfügungsrecht angeeignet zu haben, das er formell nicht 
vertreten konnte. Zunächſt ſollte ſich der Stadtoberrichter in Güte 
mit Seeau auseinanderjeßen, ſonſt aber gedachte der Rat „in favorem 
des Faberbräuers und zur Aufrehthaltung der uralt ſtädtiſchen Be: 
fugniß ulnterthänigften]. Bericht ad intim: zu erftatten“.?) Diejes 
träftige Eintreten des Rates zeigte fich in demjelben Jahre noch darin, 
daß er dem um Konſens nachſuchenden Scaujpieler Jakob Friedrich 
Daber die Erlaubnis erteilte und davon dem Grafen Seeau Mit- 
talung machen Tieß.?) Dieſer beruhigte fi) niht. Er war im Be: 
fhe des alten Wallerottifchen Privilegg vom Jahre 1753, das er am 
1.Oftober 1779 Zäuflich erworben hatte. Dieſes Privileg befagte, daß 
kine Truppe neben der des ‘Privilegierten ohne deſſen Wiffen und 
Billen zu jpielen habe. Dagegen ftand nicht? von einem Sonderrechte 
ver Berfügung über das Lokal beim SFaberbräu darin. Hier mochte die 
mindlihe Zuſage bes Bürgermeiſters nachgeholfen haben; der Rat 
inte dagegen mit guten Gründen feine Forderung geltend machen, 
pmal die Zheaterverhältniffe ſeit 1753 fi) völlig geändert hatten. 
‚ Schließlich zeigte ſich Seeau zu Vergleichen bereit. Es wurde zwiſchen 
Im und Brunner am 7. April 1793 ein Kontrakt aufgefegt und 
interichrieben, nad) dem er gegen eine einmalige Abfindungsjumme 
dem Faberbräuer das Wallerottiiche Privileg abtrat und ihm für feine 
Bühne freiftellte, Schaufpieltruppen aufzunehmen „ohne jedermanns 
kinrede oder Rückhfrage“, und „jo oft, wann und wie es ihm gefiele“. 
Unglüflicherweiie fand dieſer Kontraft, der mit einem Male Klarheit 
gihaffen hätte, die Beftätigung des Kurfürften nicht.) So blieb es 
kim alten. Jeder fremde Schaufpieler hatte ſich zuerst bei Seeau zu 


— 





N Bezw. feines Vorgängers, des Faberbräuers Neig. über das zwiſchen 
on und dem Bürgermeijter abgejchlojiene VBerjtändnis fehlt nach Zeit und 
ndalt jede weitere Kunde. 
) Stadtardiv Münden, Ratsprototoll, 1790, I u. II. 
) Ebenda. Sigg. v. 6. Sept. 1790. Der Konſens wird ihm gewährt „mit 
= Auftrag, daß er gereinigte Spiele aufführen, und ſich ſamt jeinen Leuten 
Ghuldenmacens enthalten jolle”. 
“ “Alt 1,798, IL Allergnädigſte Rejolution dd. 13. Mai 1793. 





Boltolini; dv. Hofmann. 203 


Sandrichteramt zu Burglengenfeld an. Bald zog es ihn jedoch aus 
der Heinen Stadt fort; er wandte fi nah München, um dort „für 
ſeinen emporſtrebenden Geiſt angemeßne Staat3beförderung” zu erhalten. 
Aber dieſe Wünfche follten ihm nicht erfüllt werden; fein Vater konnte, 
noh mit einer Reihe unverjorgter Kinder gejegnet, den Erwachſenen 
nicht mehr ernähren, und jo ging Hofmann, mehr aus Berzmeiflung 
und unftäter Ruhelofigfeit als aus innerm Trieb, „des Sollizitirens 
überdrüfſig“, zum Theater. Er war einer jener vielen, die fi für 
Heine, enge Berhältniffe zu groß dünken und für Großes zu Hein find. 

Erziehung und Anlage berechtigten ihn zu Wünfchen, die er jedoch bei 

ſeiner Zerfahrenheit und Reizbarkeit nie ſelbſt durchzuſetzen vermochte. 

Trotdem war er in feinem neuen Berufe nicht ohne Glüd. Nach 

lingerem Wunderdienft gründete er eine eigene Truppe, mit ber cr 

Böhmen, Ungarn, Ofterreich, die Schweiz, dann die füddeutichen Länder 

don Konftanz über Memmingen bi8 München bereifte. 
jm November 1793 traf er in Münden ein; mit Seeaus 

Erlaubnis begann er am 6. Dezember zu jpielen.) Aber kaum hatte 

e fetten Fuß gefaßt und die Lage überichaut, da tauchte Schon in ihm, 

ker des jahrelangen weiten Wanderns müde war, der Plan auf, 

Minden als dauernden Spielort zu wählen. Von verftändnisvollen 

Ninnern unterjtüßt — Karl v. Edartshaufen, Sebaftian v. Ritters- 

hauſen, die beiden Dichter waren darunter — ſuchte er das Wallerottifche 

Privileg ſich Käuflich zu erwerben. Zu diefem Zwecke bat er jeinen 

Later um die Auszahlung des mütterlihen Erbteils in der Höhe von 

600 fl.; als der Alte jedoch hörte, daß fein ungeratener Sohn das 

Geh „zu einem folchen Brode, wie das Theater ſei,“ verwenden wolle, 

" Kgl. Kreisarchiv Münden, H.R. fasc. 468 Wr. 575. Seeau jchloß mit 

ün am 29. November den Kontraft ab, der in einzelnen Punkten beweift, wie 

geihidt Seeau jeinen eigenen Vorteil zu wahren wußte. Ich hebe vier Punkte 
ans dem Kontralt hervor: 

1. außer den Sonntagen darf Hofmann an den Tagen, wo im National: 
theater gejpielt wird, beim Faberbräu nicht Spielen; 

2. für jede bis zu den hig. 3 Königen ftattfindende Vorftellung hat Hof— 
mann dem Grafen Seeau 5 fl. zu zablen; 

3. von ben big. 3 Königen an hat Hofmann im Nedouteniaal die masfierten 
Alademien durch Aufführung mehrerer von Seeau zu beſtimmender 
Speretten zu unterhalten; 

4. die dabei entitebenden Koften für Muſik, Dekorationen ꝛc. bejtreitet Sceau 
ex proprüs. (Die Deforationen waren meist vorhanden, die Mufit 
foläete Fe-au nichts !!) 





204 Enmtzeiung un) Ertwillenz !er Nationaliimubühne. 


verweigerte er die Sendung und bob die Summe für feine Enkel aı 
Zumit mar Dieter Plan zunächt vereitelt. Hoimann beichloß nı 
aber. als im ;vrühjahr 1:94 das Gerücht unter den Schauſpieler 
umging. Seeau babe die Faberbräubübne dem böhmischen Prinzipal Mihu 
vergeben, mit einen fübner Sprung allen zuverzufommen. Er red 
beim Surfürften verrönich an Geiuch cin. in em er ala ein Lande 
find but. ibm das ausſchliezende Vrivilegium dabin zu ertheien 
dass er wor allen andern Scarfrieldireftoren bereihtiget ten, nicht nun 
das Neben: Theater win wwäberbröu. !o ort und to lange er wolle, mil 
feiner genen Geietichan ın Arte zu belten. 'ondern auch in ander 

r der Stadt gelegenen Vorèdten und Grinden Theaters zu errichten, 
mern er das jwaderbränstdester zu gerißen Jabreszeiten zu jeinem 
Vordeil mie mebr wurisih "Sn - Ir Falle der kurfürſtlicher 
Innen mrrtibie Kb Hatmann. Shih 100. dem Armen 
ionds zu Miten. Anden bare er mit Meter «aptatio benevolentiae 
nicht den glaiden Erfäis ie Yorayom ar’tanzs bei den Stadtoätern 
Yıd midte er bi imotem Ne Rodrunz obae den Wirt, aß er 
wor Fsum wermatız Nut Sk Nr Slorüt Mess Geuh — mi 
Me in Iiesteriaer der Brenn Samaz er Begutachtung über 
gab Wü nın heEntieidang zustdl int rd leicht erraten. Seeau 
8 ‚Lurh IE erseibenss Trirüos beitumsbrt”. meinte, daß ihm 
Ar Grtäihzenı un lmtabtnen NIrur Me Volt einer zweite 
Beenden Biber nr sutzekärtt mern Bunte und befrittelte dieſel 
eig: Dumm Blut m alten Ertalg. 


-eun - —annaneen 


Er Su 1,44 172° cd Sogar Das Nerbor. meiter zu jpielen. 


Sdur: pri 8 Dior weeler aus wie zer Ir Rat für die Banker 
mienn Ne Ni niit: Baer Sina arme. mi madtlos et 


Kahn“ N Ürzurunz NE Nm Erst San aegemüber mar. Hop 
mann Dame mm Mona zuvor seen br „elibe zelte. zwei Heine 
Arzızın Same and mi Kon Wrtemzritbe zur VProducterung 


Iris Sorkel.nun unter Tamm Brom on onen Gurten außer de 


Zi su mean Der Kar ogmı ur 'rne Bitte ein und wid 
3 Senımans an — nr he Emimantes Sonate er nicht erteilen. 


Far ui dran Net der Sıterkten Nat an. Garderoßt 


un: Telozerimen muss or zur Itauna NT Soulden veräußern, nel 
San Telım S2 02. Weed un) bertäind meldete er ſich in 
Shrur zur und erbidt Senn Tonute ikea im Karneval a7 
gerauıiın - eium 


| 
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N 


Aloys von Hofmann. 205 


Da wurde im Februar 1795 die DVermählung Karl Xheodors 
mit der Erzberzogin Maria Leopoldine gefeiert. Die allgemeine frohe 
Etimmung wollte fih Hofmann nicht entgehen laſſen, den Hof ſich 

' geneigt machen, und fo verfertigte er ein ländliches Feſtſpiel „Unter: 
thanenglüd”, das er „Bavariend neuer, fürftlicher Mutter” meihte.”) 

Ins Dorf Dinzelbad) führt das zyeitipiel, wo der Graf Sering 
ſeinen Geburtstag feiert. Weniger jedoch diejes Feſtes wegen ala zu 
Ehren des fürftlichen Hochzeitspaares beglüdt der Graf feine Bauern 
duch GErlaffung eines Frontages und durch andere Geſchenke. Um 
dem Tage obendrein die feftlichite Yyreude zu geben, dem Tage, an dem 
Bayern Ausficht auf das Fortleben von Karl Theodors Stamm erhält, 
genießt der Graf mitten unter feinen Bauern die Freude aller, das 
Untertbanenglüd. Natürlich verwandelt ſich die Szene in einen Tempel; 

‚ af einer opferfeuerflammenden Urne fteht die transparente Inſchrift: 
„Unterthanenopfer”, über dem Tempel ſchwebt Fama; an dem „Abhang 
ihrer Trompete ift eine Manns- und Yrauenhand ineinandergejchlungen 
zu ſehen“, an einem in den Wind fliegenden Zettel finden ſich die 
tanaparenten Worte: „Verbindung zum Unterthanen Wohl”. Gärtner 
md Gärtnerinnen ziehen in buntem Reigen auf, fingen freudige Chöre; 
md als fie darauf von den Bäumen Orangen pflüden, da find die 
Bäume von der allgemeinen Feſtesfreude fo angeſteckt, daß fie für jede 
genommene Frucht ein Wort in Transparentichrift ftammeln, bis 
Wleplich unter Mufit und Gefang die Wünſche Hervorleuchten: Vater 
lebe — glücklich — gejegnet — lange — Mutter blühe — glüdlih — 
wiegnet — lange. 

Dieſes ſchöne Feſtſpiel wurde dem Publifum bei freiem Eintritt 
wochen. Das Theater war von Leuten aller Kreiſe überfüllt. Hof: 
wann ließ das Stüd druden und allenthalben im Lande verjenden, 
‚amdas patriotifche Gefühl der Baiern wieder aufzumuntern“! 
Dem Kurfürften durfte er ein Eremplar des Stückes und einen auf 
i Ws gedruckten Zettel überreihen. Man dankte ihn, dankte ihm 

windlih, dankte ihm herzlich. Aber warım war das Stüd geichrieben ? 














5 Die Zenjurliften enthalten den Titel eines andern aus gleihem Anlaß 
Fricbenen Stüdes: „Die gute Landesmutter oder Unſchuld fiegt“, verfaßt 
vn Siegmund Börnitein (?), Schaufpieler. Auch ein Qujtipiel von dem Ingol— 
ir Landidaten der Rechte Blaſius Kindersperger „Theodor und Röschen 
Ser die Vermählungsfeyer“, in dem „die Perſonen in patriotiihem Eifer 
bendlen“, wird zu diejem Zwecke gejchrieben fein. 


206 Entjtehung und Entwidlung der Nationalidaubühne. 


Hofmann hielt es recht bald für nötig, dem Kurfürſten mitzuteil 
daß der Drud des Stüdes und die Gewähr freien Theaterbefuches 
ſehr in Schulden geftürzt hätten, aus denen aber etwa 150 
ihn retten könnten. Seine unverſchämte Bitte wurde ignoriert. € 
kurze, ihm für die Tyaftenzeit gewährte Spielerlaubnis für geiftli 
Stüde ging zu Ende. Sorge und Not ftanden vor der Thür. N 
einmal erinnerte er gehorjamft an fein Feſtſpiel. „Ifflanden in Ma 
heim”, fchrieb er, „haben die verjammelten Fürften und Fürftin 
über den unbedeutenden (!) Prolog: Liebe um Liebe?) 
prächtiger Tyreigebigfeit zum reichen Manne gemacht, mir hat m 
Unterthanenglüd, welches wahrlid an Patriotismus und war 
Herzens-Sprache weit über jenen Prolog geht, ein Abweilungsde 
über eine Kleine unbedeutende gratification zu wege gebradit; war 
diefe Betrachtung ift Außerft ſchmerzlich für mich.” *) 

Als Erſatz bat er um die Lizenz, die vier Laterlandiſchen Dra- 
Ludwig der Bayer, Ludwig der Strenge, Hainz von Stein, Kaſpar 
Thorringer nur einmal ſpielen zu dürfen, weil dann das Voll 
dichten Scharen berbeigeftrömt wäre. Hier beftand jedoch das Zern 
follegium mit ftarrer Miene auf dem alten ertötenden Verbote. - 
mann griff in jeiner Not zu den Hiftigften Mitten. Er wählte 
temporierfumödien, wie fie Lorenzoni auf dem Anger fpielte, er 
alten, längit bekannten Stüden neue Namen, um Jo dad Publ 
in größerer Zahl ins Theater zu Ioden. Da hatte felbit der Praf® 
des Zenjurkollegiums, Freiherr v. Schneider, Erbarmen, und er | 
an den Rand einer überaus harten Zenturforderung feiner Räte 
Worte: „Es iſt unbillig, daß von diefem ohnehin halb verhunge: 
Menichen für die Aufführung s-Lizenz jeiner elenden Angerkomöt 
ein Zar genommen und jo demjelben da8 odiosum der Zenfur ra 
mehr verbittert, und dagegen zu ſchreien Anlaß gegeben werde.“ 

In diefer bittern Not — Hofmanns Frau jah zudem ihrer ſechf 
Entbindung entgeaen — legte jogar Graf Secau ein gutes Wort F 

’ Seichrieben zur eier der Bermäblung det Herzogs Mar Joſeph v 
Yweibrüden päteren Königs War I. von Banern mit der Prinzeſſin Aug 
von Darmſtadt am WM November 1785 BRgl. Aland, Meine theatralije 
Zantbahn, Yarpzia, 1798. 2.028. und Tagebuch der Wannheimer Schaubüh 
(brög. vd. Trierweiler 1. 19. 

Sdreiben dd. NS. Juli 1795. Kal. Kreisarchiv Münden, H.R. fasc 4 
Xr. 575. 


Kampf gegen die Zenfur. 207 


Hofmann ein, gab es ihm doc) obendrein willftommene Gelegenheit, 
wieder einmal tüchtig über die Zenſur zu ſchimpfen. 
„Denn jeder Unternehmer oder Speculant”, jchrieb Seeau, „bei 
Pinem angegebenen Erwerbszweck jo genau durchſplittert würde, fo 
würde mancher fiher nichts unternehmen dürjen.“’) Hofmann fei in 
kmem Fache trog allem „ein gejchüdter Mann”; die Lebenspreiſe, 
De dadurch bedingten höheren Gagen würden durch die Einnahme längſt 
nicht gedekt. Das befte wäre, dem Hofmann eine entfprechende Eivil- 
J lung zu verfchaffen, die ihm und feine Familie ernähren könne. — 
J torliufig erteilte Seeau dem Ärmſten wieder die Schaufpielerlaubnis 
Mr den Winter 1795/1796, verpflichtete ihn jedod) zur unentgeltlichen 
hiheleiſtung in den maskierten Akademien. 
hofmann faßte Mut; während er beim Faberbräu weiterſpielte, 
äte er ein ernſtes, langes Geſuch an den Kurfürſten (dd. 18. De— 
sw abe 1795), das bittere Klagen über die Zenſur enthielt und den 
Bet feiner Stüde gegenüber denen der Angerfomödianten betonte. 
J dei Borihläge machte er dem Kurfürften: entweder erftens ihm zu 
hatten, jährlich) vom 1. Oftober bis 1. Mai beim TFaberbräu zu 
We Wen, ihm dagegen für den Sommer ein Patent für die pfälzischen 
MW hneriihen Provinzialftädte auszuftellen, oder zweitens ihm eine 
Biere Stootsanftellung (zu der er ſich fähiger als mandjer andere Kopf 
A ke) zu verihaffen, oder drittens ihn nur nod) bis Mai 1796 jpielen 
wa lefen, worauf er dann bei der Auszahlung von 500 fl. Reifegeld 
E 0 verpflichten wolle, nie wieder in jeinem Leben Bayern zu 
letrelen noch je Anſpruch auf kurfürſtliche Dienſte zu machen. 
A Die Antwort kam wiederum von Seeau. Ein Patent für die 
URL und Bayern empfahl er dem Kurfürften, riet dagegen „unnaap- 
meh“ von ber Stabilierung der Hofmannſchen Zruppe ab! 
Ian zeiten Dale aljo jIcheiterte an ihm die Gründung einer zweiten 
= fehenden Bühne (denn zu nichts anderm hätte Hofmanns erfter Vor— 
ag geführt)! Seeau zeigte fid) dabei großmütig; „je nachdem ich 
 Rebentheater”, berichtete er, „nad Umftänden von Zeit zu 
Peit zu beießen für dienlich erachte, werde ich auf ihn |: dv. Hof: 
Ban:|suppositis supponendis den Bedacht nehmen.” Diejen 
AMadhtelten Slaufulierungen fügte Seeau dann einige billige lobende 
bei: „Überhaupts wollte ich diefen Mann, der ein fähiger Kopf 










' Schreiben vom 25. November 1795. Kgl. Kreisarchiv, ebenda. 









































A. v. Hofmanns Truppe und Spielplan. 209 


Aber 8 waren doch tüchtige und geiftvolle Schauspieler darunter wie 3.2. 
der Dichter Anton Crenzin, der Dichter und ſpätere Erfinder der Litho- 
sraphie Aloys Senejelder (beide 1793/94), an Talent aber und Leidenichaft: 
heit alle überragend, Hier freilich nod) ein Anfänger, Ferdinand EBlair!?) 

Das Repertoire wurde vorübergehend auf plattefte Niedrigfeit 
hrabgebrüct, hob ſich dann aber wieder zu einer Höhe — relativ 
kertanden —, die der der Nationalichaubühne völlig glei ftand. 
Bild Eurd von Spartau, Hübner Camma, Senefelderd Mathilde von 
J Uenſtein, von Münchener Werken außerdem noch Rittershaufens „Tochter 
Hatte“, Babos „Dagobert” und „Oda“, ferner Emilia Galotti, 
Jhinlet, König Lear, Cymbeline waren darunter vertreten. 


Käenmacdher, Johanna Rechenmacher. Soujleurs: Hr. Schunder und Huft. 
ztiſenr: Hr. PBedner. Theatermeifter: Grünmald.“ — Soviel aus den 
werigen erhaltenen Theaterzetteln ipäterer Jahre hervorgeht, blieb diefe Truppe 
ut lange beilammen. Untontrollierbar iſt die Nachricht Lipowskys (Bair. 
Kit-Leriton, 1811, ©. 318 f.), daß Katharina Schröfl bei Hofmann engagiert 
sr. Sie ftammte aus Mofa, war 1767 als Tochter eines Schullehrerd ge- 
heren, lernte vom Bater Geſang und Klavieripiel, von einem alten Jäger in 
Imbauien bei Nymphenburg Biolinjpiel. Ihre weitere Ausbildung genoß fie 
isch den Hofmufifer Mar. Geiß, den Zenoriften VBalefi, den Organiften Balthajar 
Sahwiier und den SKapellmeijter Peter Winter. Sie jpielte zuerft in der 
Seetihaft des Birgilius Michel beim Faberbräu, fam dann zum Theater 
lei Strafen Erdödi in Preßburg, fpielte in Tfen, Peſt, Graz, Salzburg, fam 
weder nach München, ohne an der kurf. Oper Anftellung zu finden, trat in 
Seimanns Truppe ein, darauf Reifen nad; Augsburg, Nürnberg, Regensburg, 
Yafan, Ealzburg, Innsbruck, bis fie in Wien als f. k. Hofopernjängerin an: 
ghelt wurde. Sie Heiratete den Baſſiſten Joſeph Kainz. 

y Folgenden Theaterzettel bewahrt der Hiftor. Verein von Oberbayern 
9,2%, 14) auf: Faberbräu, 7. April 1797. Samfon oder Gottes Gnade und 
Ike. Ein von und noch nie aufgeführtes, vortrefiliches, bibliſches Trauerjpiel 
15 Aufz, vom Riccoboni. — Phanor, König der Philiftäer-Hr. Alsdorfer, 
Web, eriter Heldherr - Hr. Helfert, Timnatea-Fr. Helfert, Dalila= Zr. Schad, 
Imila- Mile. Georg, MRanoad, ein ijraelitifher Fürſt- Hr. v. Hofmann, Samjon, 
bi Sohn-Hr. Eßler, Hazael-Hr. Kraus, Gerar-: Hr. Maier, Eine Stimme 
u Simmel: %r. dv. Hofmann. Viele vornehme Philiftäer, Philiſtäiſche Priefter, 
kiegslente;, Ein Löwe, mit dem Samfon kämpft. — Die gegenwärtige Er- 
banungäzeit, wo Ehriften an der anſchaulichen Rüderinnerung der religidjen 
ihte Bergnügen finden, mahnt aud ung, etwas zur Erwedung frommen 
beyzutragen; wir werden daher jene allergnädigit von höchſten Orten 
dermalen erhaltene Spielerlaubniß für die Charwoche dazu anwenden, Auszüge 
ie bibliſchen Geſchichte anichaulih zu machen, ehrwürdig in der Darſtellung 
erbanli in der Anwendung.” 

14 








tiſe auf Lebenszeit; Theatergefepe. 
Reffripts vom 19. Juni 1784 follte dieſer 
Theater-Jutendance erforderlichen Eigen- 





















N) mit kurfürftlicher Einwilligung „Thentergejeße“ 6) 
Stüce, Austeilung der Rollen und die übrigen 
heiten einen Ausihuß feitfegten, der aus ihm 

or Marhand und vier andern Mitgliedern beftand, 
(82) alle zur Aufführung vorgeihlagenen Stüde 
dann durch Stimmenmehrheit zu entſcheiden. Jedes 
fies hatte jodann die Bejegung der Rollen vor— 
Stimmenmehrheit entichied. Hinfichtlich ber 
Rolfenftudium gewährten Friſt (vierzehn Tage Mr 
Tage für eine Nebenrolle), der gejchäftlichen 
fichen Führung und anderer Punkte waren genaue 
1, Die, wären fie alle beachtet worden, die Zukunft 
Schlendrian überliefert hätten. So aber jdeint 
wen ber Ausſchuß nicht mehr zufammengetreten 
b allein nach jeinem Geihmad die Wahl der 
der Nollen vornahm; häufiger ftellten ſich 
ö Geſchmack des Direktors tadelten; in 
d fich feine warnende Stimme, vielleicht weil jeder 
fich unter, dem alten querföpfigen Intendanten, 





212 Entftehung und Entwidlung der Nationalfhaubühne. 


mochte er auch perſönlich ein gutes Verhältnis zu feinen Schaujpielern 
haben, nichts Neues beginnen ließ. 

In diejes allmähliche Eritarren hätte fait ein kühner Plan Vorenz 
v. Quaglios!) neues Leben gebracht. Als im Jahre 1792 die Trage 
einer Denkmalserrichtung für Karl Theodor erörtert wurde, reichte 
Quaglio der Landichaft einen Entwurf ein, der zugleich die Errichtung 
eine neuen Theaters ins Auge faßte.“ Die Notwendigkeit eines 
Neubaues wurde von ihm mit praftifchen und äfthetilchen Gründen 
dargethan. Die hauptſächlichſten waren Baufälligfeit des alten Opern- 
haufes,’) Gefährlichkeit bei Bränden, Mangel an Bequemlichkeit, nicht 
zulegt aber die durch ein ftilvolle8, monumentales Gebäude ſich ergebende 
Verihönerung der Stadt. Quaglios Plan verlangte den Abbruch des 
alten Franziskanerkloſters jamt dazugehörigen Gebäuden (Brauerei u. ſ. w.). 
Den Einwänden, die hier am ficherften zu erwarten waren, begegnete 
er im voraus, indem er für die Tranzisfaner das weit bequemere 
Paulanerflojter in der Au vorſchlug und die Paulaner nad) Amberg 
oder in ſonſt eines der vielen halbleeren Klöſter verjeßte, allwo fie 
auh die „ihrem Stande angemefjene Ruhe“ hätten. „Die gleichfalls 
unausbleiblichen Einwürfe,“ fuhr er fort, „welche in Nüdficht der 
Religions Meinung von vielen der hiefigen Einwohner wegen Ber 
tilgung eine® Gott geheiligten und eines von der bürgerlichen Klaſſe 
geliebten Geiftlichen bewohnten Klofterd gemacht werden könnten, ließen . 
fi) ohnmaßgeblich in aller Unterthänigfeit beantworten: daß es eben 
nachts ſeltenes, auch nicht? Neues wäre, für die Ehre des Regenten, 
und der ganzen Nation, für die Verjchönerung der Haupt: und Refidenz⸗ 


1) Lorenz Quaglio, geb. am 28. Juli 1730 zu Laino in Stalien, jeit 1768 
in Mannheim angeitellt, für defjen Theaterwejen er viel that, 1778 zum Hof 
fammerrat ernannt, fam dann mit nah Münden, two er mit feinem Sohn 
Johann Maria und jeinem Neffen Joſeph Duaglio als Theatermaler und 
Architekt wirkte. Er erhielt 2000 jl., jein Sohn 650 jl., jein Neffe 650 fl. (Hofe 
zahlamt3rehnung). Er jtarb am 7. Mai 1804. — Bol. Walter, Geſch. d. Theat— 
u. d. Muſ. am kurpf. Hofe, S. 174/175 und ©. 340. Skizzen zu Duaglio® 
Dekorationen befigt das Kgl. Kupferjtichfabinet. 

*) Kgl. bayer. Reichsarchiv Münden, Fürftenjadhen, fasc. 98 Nr. 822. 

”. Am 11. Februar 1785 war das deutihe Schaufpielalte Opern-)Hauß 
von Maurermeiltern und Zimmerleuten unterfucht worden, jo daß der Obere 
baudireftor Lespilliez nad Hofe berichtete, ed „obwalte dermall mündeſte gefahme 
eines unglüds oder Einjturzes“. Nur jei das Theater an einem unſchicklichers 
Ort erbaut. — Kgl. Hausardiv, Akt 1712, 2.1, Hofhaushalt Karl Theodor 





Zorenz v. Duaglios Plan eines Theaterneubaue2. 213 


ſtadt. für, und um dem durchlauchtigſten Regenten eine annehmliche 
auf die Stadtjeite hinausgehende Winterwohnung, der hohen Nobleffe, 
dem edeln Bürgerftande, und überhaupt dem ganzen Publitum einen 
ſchönen und bequemen, hauptſächlich aber fichern, ſittlich ergößenden 
Aufenthalt eines Schaufpielhaufes, aus Mangel eines andern (um das 
Ganze zu erlangen) ſchicklichen Plates, durch Demolirung einer Kirche, 
und Berjegung eines Convents zu verſchaffen.“ 

Diefer Entwurf, der die Treilegung des heutigen Mar Joſephs⸗ 
Plages, die Errichtung eines etwa der Lage des heutigen Hof: und 
Nationaltheaters entſprechenden Schaufpielhaujes und die Entfernung 
alter — heute dur den Neubau der Refidenz erjeßter — Gebäude 
vorherſah, erforderte zur Durchführung den Koſtenaufwand von 
30000 fi. An diefem jcheiterte das ganze Projelt. Am 6. März 1792 
erfolgte auf diefen „jo mühlam als trefflich verfaften Plan“ der ab: 
lehnende Beicheid, „nachdem die bdermaligen politiihen Zeit umftände 

| ide derley groſſe unternehmungen erſchweren und noch überhin das 
vand auffer den genueser Zahlungen (?) mit einer Million viermal 
Aimbertachtzig Taufend Gulden ſchwer verzinjlicher anlehen behaftet iſt“. 

Wir mögen heute das Scheitern dieſes Planes in jener Zeit nicht 
bedauern, da ohne eine durchgreitende fünftleriiche Reform des Schau: 
pielß ein neues Gebäude nur betrügerifche Außerlichfeit geweſen wäre. 
Das alte Opernhaus blieb bis 1795 noch in Benügung ;') das Refidenz- 
enter diente darauf auch der deutſchen Schaubühne als Spielraum; 
1801 wurde es vom Galeriedireftor v. Mannlich reftauriert, das alte 
Opernhaus im Yrühjahr 1802 abgetragen. In diejen Jahren tauchte 
dann der alte Plan, ein neues Theater zu errichten, wieder auf; aber 
eat 1810 erteilte von Paris aus König Mar Joſeph den Befehl, nad) 
dem Muſter des Pariſer Odeon mit einzelnen den lokalen Berhältniffen 
etiprechenden Veränderungen ein Hof: und Nationaltheater zu erbauen, 
daes infolge verſchiedener Hinderniffe erft am 12. Oktober 1818 ein= 
geweiht werden Tonnte. 

Der lebte Verſuch, den Seeau unternahm, um feiner Bühne wieder 
ſtraffere Zügel anzulegen, war eine Erneuerung und Verichärfung der 











7) „Der nahe Jungfern-Thurm wurde zur Aufbewahrung von Theater: 
Eietten benügt, und als endlich das Theater gänzlich außer Gebrauch fam, jo 
wurden auch die genannten Effekten aus dem Thurme genommen, und diejer 
m einem Gefängniſſe für Wechſelſchuldner eingerichtet.” Beiträge zur älteren 
Topographie d. Stadt Münden, von K. G. Nagler, Oberbayer. Ardiv, X, 12. 


























214 Entftehung und Entwidtung — 


Theatergeſete von 1781. Die 6 u 
fürftlichen Nationaltheaters‘“ ers. 793. | 
een 


nad) den förperlihen Gaben, die ihm die Natur verlieh, zum W 
des Ganzen! Diefen Maßſtab zu beitimmen, über die Kur 
ihre Ausübung zu beurtheilen, vermag nur der Künſtler, 
jährige Erfahrung, Fleiß, Eifer und tiefes gründliches Nachdenken H 
Waren diefe Worte feine leeren Redensarten, jo konnten vr * ) 
Selbfteinihägung Seeaus ein chrenvolles Zeugnis augftellen. Er 
erfennen, wie wenig er jelbjt noch leiten konnte, mochte aud) noch e 
mal den ehrlichen Verſuch wagen, über Geldgeichäfte hinaus etwas 
erreichen. Ruhige Beratungen, ohne vorgejaßte Abneigung noch 
fiebe jollte der Ausihuß pflegen. Das war ein ziemlich unver 
Miptrauensvotum für die Direktion Marchands. Selbſt in Berl 
Theaterzeitungen war zu leſen, daß die Rollen an der M 
Bühne recht eigenmächtig beſetzt jeien, und es fiel allgemein auf, ß 
alle Stücke, in denen Marchand ſelbſt mitjpielte, beſſer beſetzt und ein 
ſtudiert ſeien als die, in denen er nicht hervortrat. Nun wurden 
genaue Vorſchriften erteilt. Marchand behielt die Stelle eines Din 
hatte die Funktionen eines Oberregiffeurs/zu erfüllen, war aber jo 
mächtiger Auswahl ber Stüde und perjönlicher Rollenverteilung 
In einem bejonderen Abfchnitte wurden allgemeine 
Alles unfittliche, gehäffige Betragen der Künftler wurde 
ihrer unmürdig vertiefen, empfindliche Gelditrafen auf 
gefeßt; dagegen fam die Intendanz gerechten Wünfchen ı 
ftattete das Alternieren in Hauptrollen u. j. w. 
Wäre in der folgenden Zeit auf dieje den Geift 1 
Würde und die künftleriiche Stellung des Thea 
Verordnungen mit Energie und Berftändnis 
Theater hätte immerhin einen Aufſchwung nehmen 


Neue Berordnungen und Berwaltung des Theaters. 215 


purden mit dem greifen Intendanten auch die Mitglieder alt. Für 
wue, junge Kräfte wurde wenig gejorgt. Bor allem fehlte e8 an jugend- 
chen Männern, die mit vorſchauendem Sinne und Willenskraft auf 
Befierung innerhalb des Kreiſes der eigenen Kollegen gewirkt hätten. 
Bon oben fam feine Anregung, von unten jedoch auch nicht. 

Sechs Monate nad) dem Erlaß diejer Verordnungen legte Marchand 
— es iſt unflar, aus welchen Gründen, — die Direktion nieder. Es 
olgte eine unruhige Zeit, in der Lambrecht und zwei Jahre |päter 
Zaccarini die Direktion übernahm. Wie lange der Ausſchuß wirklich 
keitand und ob er jemal3 die von Seeau zugebilligte fünftleriiche Leitung 
m Händen hatte, ob nicht vielmehr der Intendant jeine eigenen Wünjche 
oft durchzuſetzen wußte, darüber laſſen fih nur Vermutungen anftellen. 
Bom Kurfürften war jener Theaterausſchuß nicht nur gutgeheißen (das 
wor ja lediglich eine formale wertloje Beitätigung), Jondern aud), „um 
das ganze jeiner Vervollkommung näher zu bringen“, angeordnet, daß 
elle Thentermaler, der Architeft Lorenz dv. Quaglio jomwie alle die— 
jenigen Perjonen, die wegen der Aufgabe der italieniihen Oper ge— 
Käftslos waren, ihre Dienfte „unentgeltlid) und unverweigerlich”" dem 
Strafen Seeau zu leiften hätten.') Ihre Bezahlung, die bis 1787 aus 
tem Opernfonds beftritten wurde, übernahm der Sturfürft weiter auf 
agene Koften. Alle dieje Einrichtungen waren jedoch vergeblih. Seeaus 
amiger Kampf galt den Konkurrenten beim Faberbräu und der 
 Seniur. Hier wußte er durch eine Beſchwerde nad) der andern am 
neiten feiner Bühne zu nüßen. 

Seit dem Verbot der vaterländiichen Stüde waren etwa zehn Jahre 
wrgangen, in denen der Drud der Zenfur auf die freie Entwidlung 
der Citteratur und die wertvolle Auswahl des Spielplans zugenommen 
hatte. Endlich verlor Seeau die Geduld und er klagte beim Kurfürften 
ve Ienfur an, daß fie ihm vollftändig zu Boden drüde. Er beftritt 
‚len „zwar biedern, aber unter juridiſch- und theologifchen Folianten 
md Atenftüden graugemwordenen, mit der ſanften Muſe und dem 
Benter unbelannten Männern” °) die Fähigkeit, über Schaufpiele 
em Senjur zu üben, die mit dem „Kopf und Herz“ des Publikums 

;Kurfürftl. Befehl dd. 14. März 1793. Gehein. Hausardiv, Alt 1712, 8.1, 
beſhauhalt Karl Theodor3. 


_ N Shreiben an den Kurfürjten dd. 12. Dezember 1791. Kgl. Kreisarchiv 
Ringen, H. R. fasc. 743 Nr. 48. 








Zenſur in Münden und Mannbeint. 217 


berricht, wo die Verſchiedenheit der Aeligion einer jeden bie äußerfte 
Vorficht und Aufmerkſamkeit gegen alle aud) die geringfte Lächerliche 
| ser gar ärgerliche Aufipielung auferlegt, wo die treuen Gefinnungen 
der Einwohner einer jo nahen Gefahr ausgejegt find, eine noch forg- 
jiltigere Thenteraufficht zu erheifchen, 

Foeitens kann weder der aufmerkjame Ausländer noch das biefige 
Bublikum wenn von Grundjäßen ausgegangen wird, eine Urſach biefer 
Ungleihheit entdeden . . und fein Wunder alſo, daß mander auf 
de falle Schlußfolge verfällt, ala müßte da8 Mannheimer Publikum 
entweder eines größeren Zutrauens oder einer geringeren Aufmerkfamfeit 
8 08 Münchener Publitum von Seitens des Staates genießen.” 
DS Ienfurkollegium, das von feinem Standpunkt aus nur logiſch und 
geht vorging, bat daher den Kurfürften, den Freiherrn v. Dalberg 
enuiveilen, alle ältern und bereits gangbaren Gtüde ſowie 
be nen aufzuführenden nad) München zur Zenſur zu jenden! Mann— 
kim blieb gottlob von dieſer Plage verihont. Karl Theodor mochte 
Ah Ferner in dem Wahn beglüct fühlen, die Kunft zu fördern. Scharf 
Be dieſe charakterloſe Ungleichheit zwiichen dem, was München und 
8 Mannheim gegönnt wurde, in der Anklagefchrift ausgedrückt, die 
u Elle der vielen winjelnden Verherrlihungen zu Lebzeiten dieſes 
Marken nad) feinem Tode erichien und ben guten Kurfürften Max 
He mit Karl Theodor ein Geſpräch im Reich der Toten führen 
E) Da antwortet auf Karl Theodors Frage: 
j| EEE Bar ih nit in ganz 
Europa als Mäcen der Wiſſenſchaften 
und Künfte allgemein verehrt ? 























Bar Joſeph: 


Das warit 
Du in der Pfalz, in Baiern aber that'jt 
du grad das Gegentheil. Du jchräntteft alle 
Denkfreiheit ein, und legtejt Sklavenfeſſeln 
dem Geift der Unterthanen an. — 


i) Inhaltlich dasſelbe erzählt Iffland: „Der Churfürft hatte zu München 
fer Gattung Obergewalt der Umftände nacdhgegeben, vermöge deren Dort die 
Sorkellung [des Figaro] nicht zugelajlen wurde. Der Hochwürdige in Gott, 
Frank [F 1795), fol ihn zu Mannheim daran erinnert, der Churfürft 
gelähelt und darauf geantwortet haben: „Das habe hier zu Mannheim 
anf ſich“ Er jah die Vorftellung mit Vergnügen, und bemerkte, wie 
öhnlih, jede Feinheit zuerft und laut.” U. W. Ifflands dramatiihe Werte, 
Band, Meine theatraliihe Laufbahn, Leipzig, 1798, S. 134 f. 





Tod Karl Theodor und Graf Seeaus. 219 


unter denen Seeau, unverkennbar mit yuter Abjicht, dann aber ver: 
litt und ſchwach, die Münchener Nationalſchaubühne geführt hatte. 

Ruhige Erwägung der hiſtoriſchen Verhältniffe wird die ſchweren 
Dängel in Seeaus Leitung, feine unkünftlerifche, nicht immer jelbft: 
oie, unpraktiiche Disziplin nicht beſchönigen, wird aber nie außer acht 
alien dürfen, aus weldyer Stellung heraus fich diefer Intendant ent- 
ndelte, wie er troß der ſchwerſten Hindernifle und bei aller Zalent: 
oſigkeit ſich redlich mühte, jeiner Bühne den Schimmer einer wahren 
Bilegeftätte der Kunſt zu verleihen. 


VIII. 
öchauſpieler und Kritilk. 


Sitte und Seßhaftigkeit waren die Vorbedingungen, die die 
Schaufpieler zur ungehinderten Entwicklung einer ſtehenden Bühne 
erfüllen mußten. Das Wanderfomödiantentum konnte im Volke nur 
Neugier und Schauluft, allenfalls neidiiche Bewunderung erregen; feſte 
Wurzeln in der Achtung des Bürgertums jchlug es nie. Im großen 
und ganzen achteten die Wanderfomödianten, was ber Bürger veradjtete. . 
Tür Norden und Süden, für Often und Weiten hatte fich ein gleicher 
Begriff vom Komödianten geprägt, ein Begriff, den Diefer abſichtlich 
verfchärfte. In den Mandertruppen fanden fi) abenteuerliche Gejellen : 
mit einem unbefieglichen Hang ins Weite, einer Sehnſucht zur Unraſt; 
e8 waren Leute darunter, die im bürgerlicden Leben Schiffbruch gelitten. 
hatten, in denen Leidenihaft und Rohheit, Zügellofigfeit und Keckheit, | 
ein ind Grotesfe und Bizarre verzerrter Zug von Genialität ſich milchten. 
Bewußt und troßig verzichteten fie auf bürgerliche Moral und damit 
auf die Segnungen eined im Gemeinwejen feitwurzelnden Zujammen 
lebens. Sie waren faule Tagediebe oder wißig-zerfahrene Köpfe, geiftig 
dem Bürgertum unterlegen oder überlegen. Armut verhüllten fie mit; 
Flitter, Charafterlofigkeitt mit pathetiihen Worten. 

Aber Ichon früh traten in Norddeutichland aus ihrer Mitte Män 
hervor, die, mit allen geiftigen Vorzügen auägeftattet, auch in moralil 
und fünftleriicher Hinficht ihrem Stande Anſpruch auf Achtung € 
erzwingen ftrebten. Volk und Schaufpieler mußten einander menſchli 
näher fommen, mußten einander verftehen lernen, dabei ein jeder nad 
gebend und empfangend. Durch den glüdlichen Zuſammenſchluß von 
Bühne und Drama wurden ihnen die neuen Wege gewieſen. Der 
und die Unduldſamkeit der Geiſtlichkeit, die in dem Hamburgiſchet 
Streit typiſch verkörpert find, die bei der Verweigerung des Abend 
mahles an den Komödianten Uhlich fcharfen berechtigten Widerjprud 












Stellung der Schaujpieler zum Bürgertum. 221 


ſanden, fonnten nur von den Komödianten felbft befjeitigt werben. 
Bald war jener Haß nur noch der Ausdrud vererbter hiftoriicher 
Anſchauungen. | 

In Münden war von diefem Streit in feiner Weiſe etwas zu 
Ihüren gewejen. Die Beichwerden der Äbtiſſin des Frauenkloſters am 
Anger führten zu feiner Befämpfung des Wanderfomödiantentums, die 
Berbote des geiftlichen Rates trafen mehr den Anhalt der Stüde und 
bier auch nur der religiöfen, als die VBerwilderung einzelner Truppen. 

Andrerſeits ftellten aber au die in Münden aus und ein- 
ziehenden Gejellihaften zu jener idealen Erhebung des deutichen Schau: 
fpielerftandes und ihrer Kunft feinen Vertreter. Entweder bewiefen 
fie durch elenbe Dürftigkeit in ihrem Aufzuge (wie etwa Johannes 
Schultz), daß fie zur fahrenden Klaſſe gehörten, oder fie zeigten durch 
geſchmackloſen und geminnjüchtigen Wechjel im Spielplan, daß die Be— 
ſtrebungen, die Efhof in Roftod energiſch wieder aufgenommen hatte, 
niht nach ihrem Sinne ausfielen, vielleicht auch, daß diefe gar nicht 
zu ihnen gedrungen waren. In München artete das Wanderfomddianten: 
kaum am roheſten in moralifcher und äfthetilcher Hinſicht in den zahl: 
reihen Hüttenjpielern aus, die im Pöbel Anhang und Verwandtſchaft 
fanden, dem Bürgertume jedoch ftet3 menſchlich ferne ftanden. 

An diefer traurigen Wahrheit vermochte das Erperiment, das 1765 
mit Bernardons Truppe unternommen wurde, nicht? zu ändern. Joſeph 
Felix v. Kurz, mehr Kavalier und Wiener Lebemann als Künftler, 
Fand namentlich der pifanten, Teidenfchaftlichen Frau Therefina zuliebe 
im Adel Aufnahme und Verkehr; in feiner Truppe waren andrerjeits 
auch Charaktere, die jeder katoniſchen Forderung ent|prachen, vor allem 
Suſanna Mecour, für ihren Stand Mufter und Vorbild edler Frauen: 
würde. Indeſſen ftellten ſich gerade bei diefer Truppe bald perjönliche 
Zriſtigkeiten ein; die wenigen, die künſtleriſch und fittlid) aufwärts 
Rrebten, fchieden bald, und auch Bernardon, zu dem ſich der Künftler 
Joſeph v. Kurz wandelte, verließ München, ohne etwas pofitiv Wert: 
volles geichaffen zu Haben. 

Die Liebe und Achtung, das Intereſſe des Bürgers erzwang erft 
Rieger. In einer Eleinen Stadt, die an dem perſönlichen Schidjal 
aft jedes Bürgers noch Anteil nahm, mußte es Auflehen und Be: 
wteilung hervorrufen, daß ein junger Recdtsfandidat aus eigenem 
Intrieb ohne äußeren Zwang Schaujpieler wurde. Es mußte befannt 
erben, daB die angeleheniten Bürger ihn unterftügten. Wer nicht 


222 Scauipieler und Kritif. 


freudig die erften Schritte Nießerd begrüßte, mußte wenigſtens aı 
merkſam oder, war er ein vergrämtes, verbiffenes Gemüt, ein erbitterl 
Gegner werden. Was die wadere Schar um Nießer in den fiebenzig 
Jahren erreichte, dad war nicht allein die Pflege regelrechter Dramat 
das war der Sieg, der die bürgerliche Achtung bedeutete! Dankb 
wurde diejes fchon 1776 hervorgehoben; im Churbairiichen Intelligen 
blatt hieß es von Nießer und den nächſten Freunden: fie praßten nid 
fie prahlten nicht, fie machten für fih feinen Aufwand! Komödie 
ipielen ward aus einem Iuftigen Zeitvertreib oder aus drüdender Arm! 
zu ernitem Studium! 

Aber wie unendlich ſchwer war der Kampf! Wie viel Charakte 
feftigfeit gehörte dazu, um die Würde des Künſtlers nicht nur q 
zwungen und äußerlich, fondern mit freudigem Idealismus zu wahre 
Nichts ift für diefe vom Erfolg fo leicht verdunfelten Mühen, nid 
für diefe in aller Heimlichfeit opferwillig ertragenen Sorgen bezeichnend« 
als ein ausführlicher Brief Niekerd, der gewiß nur an eine einzi 
Perion geichrieben war, der uns aber den wertvolliten Beitrag 3 
Kunde des Menichen giebt. Der Brief iſt im Herbft 1779 geichrieb 
und an die Gräfin La Rojee gerichtet. Karl Theodor dv. Heigel ja 
ihn unter fFreimaurerpapieren,!) die aus dem Nachlaffe des Fa 
fürftlihen Kanzlerd Grafen La Rofee, der 1779 Prior der Loge 3 
Behutjamkeit war, in dad Münchener Reichsarchiv gelommen find. 

Er hat folgenden Wortlaut: 

Hochgebohrne Gräfinn, gnädige Frau Frau! 

Sin einem Zeitraum von einem Jahre tft e3 beinahe dreigigum 
daß ich, auch zum öfteren von Dero gnädigen Worten angefeue 
mich) der Wohnung Euer hochgräfl. Gnaden näherte, um meil 
gnädigen Wohlthäterin, der ich meinen Beifall, meine Belohn | 
zu verdanken habe, aufzuwarten, und mid) ihrer Gnade nod) fi 
zu empfehlen, meinem Herze die jo heiljame Erquickung zu verſcha 
von einer Dame wegen meinen geringen Berdienften gejchäzet : 
werden, die ganz Dtenichenliebe, ganz Gefühl, der Stolz der R 
it: allein ich Hatte mich tederzeit nicht jo geichwind der Wohm 
genähert, auch etlihemal nicht fo raſch die Glode ergriffen, als, 
mit jchnellen Schritten zurüdwid) und aus einer beinahe unbel 


1) Heigel veröffentlichte ihn in der Frankfurter Wochenſchrift „Die til 
Ehronif“, 3. Jahrgg. Ar. 19 vom 7. Nov. 13%. | 











Nießers Armut; Brief an die Gräfin La Roſée. 223 


fihen Ehrfordht gegen Dero hohe Perjon mir im Entfliehen dieſe 
Borwürje machte: Haft du wohl die Gnaden verdient, die man dir 
zufliegen ließ? und wenn du einen Schein des Anfpruches niemals 
gehabt Haft, bift du noch der vorige Menſch, der du ehedem warſt? 
Haben nicht deine mißliche Glücksumſtände, der Abgang an nöthiger 
Keidung, der erfaltete Eifer in Ausarbeitung deiner Rollen, den 
ih aber leider nur vom innerliden Gram gedrüdt verlohren habe, 
deine Perſon herabgewürdiget? Und was willft du bei diefer Dame 
machen? ſagte ich ferner® zu mir; wird dir nicht bei ieder Trage 
die Schamröthe ins Angeficht fteigen und fid) dein Elend erneuern? 
oft du Sie mit Klagen, Weinen und Betteln belagern, und das 
müßtett du doch thun? Diefe Vorwürfe waren e8, die id) mir 
derzeit machte, da ich in Bram verjunfen von Dero Wohnung 
hinweggieng, und entmwebers fürs Thor hinausfchlenderte, um meinem 
bangen Herzen Quft zu madjen, oder mid) zu Haufe in einen Winkel 
verfroch, weinte und mich) meinen melancoliſchen Gedanken überließ, 
die mir meine Leibs- und Seelenfräfte rauben und mid) beinahe zu 
enem Dummkopf machen. 

Aber ietzt, gnädige Gräfinn, ift mein Elend auf das Hödhite 
geitiegen, ietzt mus ich Hülfe juchen oder ich bin auf ewig verlohren, 
md mus durch eine heimliche Entweicdyung meinen noch iederzeit 
behaupteten ehrlichen Namen mit Schande brandmarfen. Und dieſer 
Khredliche Gedanfe gab mir die Feder in die Hand, daß ich in 
völliger Berzweiflung mich Hinjezte, mich unteritehe, Euer hochgräfl. 
Gnaden mein Elend zu ſchildern und um Hülfe zu bitten. Die 
Menſchenliebe, gnädige Gräfinn, die fie in vollem Wtaaje beſitzen, 
wird ihnen die Großmuth verleihen, meine mißliche Umftände mit 
Geduld zu leſen. 

Ich und meine rau!) befamen von Tit. Herrn Grafen 
von Seeau, als Selbe im Jahre 1772 das Theater übernahmen, einen 

Gehalt von jährlichen 700 fl., und fo ftieg von Jahr zu Jahr fait ieder- 


| 


’, Nießer Hatte 1772 geheiratet; im Kopulationsbuch der St. PeterSpfarrei 
471-1790) befindet fidy folgender Eintrag: 
' Junins ao 1772 Dultgäjil 
es 14. hora 7m» merid. 
Sponsus Joannes Joachimus Nieser Comoedus Simonis Nieser Polz- 
meflerd in Augſpurg et Mariae Ursulae ux: amb: defunct: filius legitimus. 
Sponsa Virgo Elisabetha, Joannis Antonij Hierl [Yörl?] Anſtreichers albier, 





224 Schauſpieler und Kritik. 


zeit mit einer Vermehrung von 50 fl. unfere Gage biß an jener 
ſchrecklichen Zeitpunkt, da unjer theüerſter, Tiebfter Yandesvater ſtarb 
auf 900 fl.; unfere Bedürfniffe aber überftiegen iederzeit die Ein 
nahmen um ein merfliches. Kleider machen Leüte jagt iener befandt 
Satyrenjchreiber, und da wir aus Mangel günftiger Glüdsumftänd: 
nicht viele hatten, jo jchaften wir uns ſolche an, um das einem Schau 
Ipieler jo nöthige Anfehen zu erhalten. Mobilien zur Beitreitung de 
häuslichen Bedürfniffe mußten auch mit nicht geringen Koften erfauf 
werden. Es famen Kinder!) und da der Schauspieler zu feinem Studierei 
ein eigenes Zimmer haben mus, jo mußten wir uns eine größer 
Mohnung miethen, im Winter ftatt einem zwei Zimmer heizen, di 
Dienftbothen vermehren, und das tägliche Marktgelt zur Anihaffun 
der Victualien verdoppeln. Dem Schaufpieler ift auch die‘ Lektir 
unentbehrlich), id) mußte mir allo Bücher anſchaffen. Da Tit. Her: 
Graf von Seeau feine Frauenzimmerkleider für's Theater machen ließ 
und der Qurus dermaßen ftieg, daß man von einer Schaufpielerin 
den Anzug, den Pub, den eine Dame bat, forderte, jo verdoppelt 
ſich die Rubrik: Anſchaffung der Kleider iedes Jahr um die Helite 
jo wie nicht minder Schmud, Blumen, Hauben, Auffäge, Ruſch 


et Catharinae ux: amb: vivent: filia legitima. Testes Georgius Sing 
spiller geweſter burgl. Crammer, et Leopoldus Schielle Comoedus. D 
licentia revmi D. Decani in meo cubili copulati sunt, et sponsus de manda1 
D.D. Decani deposuit libertatis juramentum. 

1) Taufregiiter der Pfarrei zu U.2. rau (1764—1775). Eintrag vo 

19. Auguft 1773 (BI. 199): 

Joannes Nieser Commediant. Elisebetha Hierlin uxor. Emanuela Graf 
v. Seefeld per Theresiam Seiringerin Kriegs-Rhats Secretarin: Emanue 
Theresia nat. hod. hor. 10 mat. — 

Eintrag vom 15. Auguft 1774 (6Bl. 216): 

Joannes Nieser Directeur der Teutſchen Schaubienne. Elisabeth Hörlin [2 
Uxor. Antonius Gr. v. Törring-Seefeld, per Antonium Herndl dero Secretes 
Antonius Maria nat. hod. hor. 6 mat. 

Eintrag vom 27. Augujt 1775 (Bl. 232): 

Joannes Niesser Teutſcher Schauipiller, Elisab. Hörlin Uxor. Maria Am 
Herzogin von Bayern per Mariam Annam Lauterin Kammerdienerin: Mas 
Anna Elisabetha heri 8. vespere. 

Taufbuch (1776-1787) Eintrag vom 17. April 1778 (BI. 38): 
Joannes Niesser Deutiher Schauipiller. Elisabetha Hörlin Uxor. Se DE 
Herzog v. Zweybrüden Carolus Theodorus Augustus ete. per M. Ann 
Zauterin Graf Seeau Rammerdienerin: M. Theodora Augusta Hodie !/s! 
matut. 





Nießers Brief an die Gräfin La Rofee. 225 


Handſchuhe, Frifeur und andere Nothwendigfeiten fich täglich mehrten, 
und fo wuchſen unfere Bedürfniffe jährlich auf 1000 fl. an, wovon 
-ih, wenn ich in dieſer Schrift weitläufig werden bürfte, ein genaues 
Berzeichniß liefern könnte, ohne im minbeften zu übertreiben. 

Diele Bedürfniffe nun, die die Einnahme jo merklich überftiegen, 
mußten natürlicher Weile eine Schuldenlaft nach fich ziehen, und dieſe 
belief ſich ungefehr im Jahre 1776 auf 400 fl. Da fie in verfchiebenen 
Boten beſtand, jo dachte ich beßer zu thun, einen Gläubiger zu 
fuhen, und mit diefem einen monatlichen Abzug feitzujegen. Dan 
drang von allen Seiten wegen der Bezahlung in mid), und ich wollte 
mich niemanden anvertrauen, um die Achtung nicht zu verlieren, die 
ih mir Zeit meines Hierfeins erwarb. Der Jud W — — — gelellte 
Rh öfters zu uns im Hofgarten, ala wir dafelbft ſpazieren giengen. 

Dielem vertraute ich mid) eines Tags in feiner Wohnung, und bath 
ihn um ein Darlehen von 400 fl. Nachdem er viel Gegenambulums 
machte, ſagte er endlich, daß er nicht ſo viel baares Geld in Händen 
Bitte, wohl aber Pretioja bejäße, die er mir geben wollte. Er gab 
mir alfo eine goldene Repetiruhr mit Steinen bejeßt, eine kleine 
goldene Dofe und 80 fl. an baarem Gelde, und dafür mußte id) 
ihm emen Wechſel von 400 fl. auöftellen. Ich lies die Uhr und 
Doſe in's Verſatzamt tragen und befam 120 fl. darauf gelehnt. 
Bie wenig mir mit diefem geholfen war, können Sie gnädige 
Sräfinn, von felbften folgern. Ich flickte, jo gut ich Konnte, und 
rettete mich ein ganzes Jahr durch. Inzwiſchen war der Wechſel 
Kllig und die übrigen Schuldpoften, theil® durch Snterefjegeben, 
theilz durch Verſezen beliefen fich ſchon beinahe um die Hälfte höher. 
3 mußte aljo andere Mittel fuchen, und da führte mich das Un: 
glüd über eine gewiße MWeiböperjon, bie, wie ic) nad) der Hand er- 
kbren, eine Unterhändlerinn von der Gräfinn S* war, bie verjprad; 
wir 600 fl. aufzutreiben, nannte mir aber niemalen die Quelle, wo 
"das Kapital befam. Kurz! fie brachte mir 600 fl. in lauter 
Dulaten ins Haus, zählte mir ſelbe vor, und ich mußte ihr ſogleich 
dos Intereſſe pr. 10 Procent und für ihre Mühe vom Gulden 2 Er. 
Iufbringgelt, in Summa alſo 80 fl. von dem Kapital zurüdbezahlen, 
md da ich den Schuldichein auf ein und ein halbes Jahr einrichten 
wellte, wurde mir folches abgeichlagen, und ich mußte die Bezahlung 
wi 3 Viertel Jahr umjchreiben und ſelbe in monatlichen Friften 
richten. So alfo führte man mich Schritt für Schritt von der 


15 





226 .  Schaujpieler und Kritik. 


äußerften Dürftigfett gedrungen meinem gänzlichen Untergang nähe 
Sehen Sie, gnädige Gräfinn, ſolche Menjchen giebt es, die eine 
jo bittre Wohlthaten erweiſen, um ihn defto ficherer zu Grunde ; 
richten. Hätte ich das erftemal ein Darleiben von baarem Geld 
mit kriftlichen Intereßen und einem gemäßigten Abzug erhalten könne 
lo wäre ich nicht in diefe erbarmungswürdige Umſtände geratheı 
Sind ſolche Geſchöpfe, die fi auf Unkoften ihrer Nebenmenfchen aı 
eine jo graufame Art bereichern, nicht eine Peſt im Staate? un 
doc werden fie dem Dürftigen unentbehrlich, To lange nicht öffen 
liche, heiſſame Mittel zum Beſten bes Nothleidenden ergriffen werde 

Dieß war aber nody) nicht die höchſte Stufe meines Elendei 
Nein! Unfer theiterfter Qandesvater farb, und wir wurden auße 
Brot gejeßt. Ich konnte mich auf fein anderes Theater verjchreiben 
da es außer der Zeit war, der einzige Rath war aljo, auf unſen 
Rechnung zu Spielen, und zu diefem riethen uns die Liebhaber de 
Spektakel. Die Gejellichaft wollte und konnte ohne mich nidyl 
unternehmen und fo mußte id) aus des Schickſals Grimm noch Dit 
entrepreneur werden. Ohne weitläufig zu fein, kann ich mit eineı 
Eide und mit meiner in Händen habenden Rechnung beweiſen, da 
ich verfloffenen Sommer für meinen Theil 420 fl. eingebüßet hab 
und da id) natürlicher Weiſe kein Gelt Hatte, jo mußten Kleider ur 
Kredit die Stelle eines Kapitals erjegen. Man ſchmeichelte ur 
ſogar fhriftlid) mit einem Erſaz: alleine weder eine Vergütung, ur 
nit einmal das Einlaggeld vom gnädigiten Herrn, als er in D 
Komödie war, haben wir erhalten. Ja, es ging nod) jo weit, De 
man mid) troß des in Händen habenden Kontracts abdanfen wol! 
— — Sann ein Menid) härter gedrüdet werden?! und te e 
Wunder, wenn id) Geftalt und Vernunft verliere, zu meinen Be 
richtungen untauglid und ein Menſchenfeind werde? 

Der Zwiſt mit meinem Engagement hat ſich gelegt und Her 
Graf von Seeau will mir den jeßt noch auf 2 Jahre und fün 
Monathe laufenden Kontract halten, und dieß verichafft mir Gelege 
heit, meine Gläubiger vermög eines monatlichen Abzuges pr. 40 fl. 
wo ich nur 20 fl. zum unentbehrlichen Lebensunterhalt ziehe, zu bes 
friedigen, denn eher will ich darben, eher wie ein Tagwerker leben; 
als mir einft von einem meiner Gläubiger in da8 Grab nachflucen 
zu laßen. Erwehnte 20 fl. alfo brauche ic) unentbehrlich zu Koft, Zinnk 
Friſeür, Tobak etc., ohne auf Kleider, Wäſch etc. etwas verwendey 


Nießers Brief an die Gräfin La Rojee. 227 


zu Tönnen, und da meine vorerzehlt mibliche: Umftänden und be- 
fonders die geführte unglüdliche Entreprise mic) nit nur alleine 
meiner und meiner Frauen Kleider, Uhr und Schuhlchnallen beraubet, 
fondern auch, da ich mir die leßten zwey Jahre nichts nachſchaffen 
tonnte, an Wälh, s. v. Etrimpfen und allen derley Bedürfnäßen 
dergeftalten biosgeftellet, da3 ich faum mehr aus dem Haufe zu 
gehen vermag, vielweniger mich auf dem Xheater zeigen kann. Ein 
alter Kaputrod und ein grün zeigenes Kleid ift alles, was ich an 
Kleidern, ein paar mittere Hämbden und 2 paar ziemlich aus— 
gewaſchene Strimpfe nebft 4 elenden Schnopftüdhern aber alles, was 
ih an dieſen Bedürfnüßen befite, und damit mir alles abgeht, fo 
muß noch die Scheid an dem Degen gebrochen jein, Haarbeutel, 
Huth und s. v. Schuh und Stiefel wirklid) unbrauchbar werden. 
 Rünftige Pfingftfetertäge ſoll ich alfo in meinem Kaput zur Kirch 
ud Probe gehen, und vor meinen Stameraden, die mid), da fie 
md jo arm jehen, verachten, lächerlich werden! Ich ſoll mid) den 
25.ten mit ſchlechten s. v. Schuhen, Strimpfen, Walch und Haarbeütel 
auf dem Theater dem Publicum zur Schau außftellen? Ich foll, 
wenn ich auf die Probe und Abends auf das Theater gehe, meil 
ih feine Uhr im Haufe habe, entweder um ein paar Stunden früher 
De Wohnung verlaßen oder des Tages etlichemal gegen die Petersfirche 
laufen, um auf die Uhr jehen zu können! und wenn ich endlich eine 
Rolle in Stiefeln oder mit einem Degen bekomme, mie werde ich e3 
wohl da machen? 

Dieje dringende Umstände alfo, diefe Bedürfnüfle, die ic) mir 
don meiner gewiß geringen Gage nicht anſchaffen kann, und die ich 
nt durch neue Schulden, die ich nicht mehr bezahlen könnte, er- 
werben will, erfrechen mic), eine Bitte an Ihro Hochgräfl. Gnaden 
zu wagen, die ic) an Jonft niemanden auf der ganzen Welt nicht 
gewagt hätte: denn ich weis nicht, iſt es Stolz, Ehrforcht oder Scham, 
oder alles zugleih, daß id) nicht betteln will, nicht betteln Tann, 
und doch bin ich es bedürftig, dod) bin id) leider in Wahrheit arm, 
recht arm. Bon ihnen aber, gnädige Gräfinn, von ihrer Menſchen— 
liebe, von ihren großmütigen Karakter bin ıd) überzeügt, daß Diele 
Schrift, dieſe meine geichilderten Umftände keinem Menſchen befannt 
werben, daß ich in verborgenem bleibe und nur vor ihnen erröthen 
darf, und das thate id) ſchon lange, denn jo oft Sie mir begegneten 
oder mid) anredten, ftieg mir die Röthe in das Angejicht, und ich 


15* 


2 


8 Schauſpieler und Kritik. 


glaubte, Sie könnten mir in die Seele ſehen, und auf der Stirn 
meine betrübte Umſtände leſen, und dann zog ich mich zurück und weint: 

Ich bitte Sie aljo, gnädige Gräfinn, jo dringend nur imme 
ein Armer bitten kann, ſich meiner zu erbarmen und mir biß fünftige 
Freytag 30 fl. zu verihaffen, damit ich auf kommende Feüertäg 
wenigjtend mein brauntüchenes Kleid (id will an das bordirte ga 
nicht gedenken) auslefen und mir auf das Theater ein paar s. v 
jeidene Strimpje und neüe Schuhe anſchaffen und mid) in jo wei 
von ber Verachtung und öfentlihen Schande retten kann. Ihner 
gnädige Gräfinn, find die Werke der Barmherzigkeit angeboren: wi 
wäre es, wenn Sie ſich einem Elenden zu Liebe jo weit erniedrigte 
und in der Gelellichaft guter Tyreünde für einen ungenannten wahr 
haft armen jamelten, oder den Herrn Grafen von Seeau er 
ſuchten, daß er für einen Hausarmen an einem Tage, wo fonft nid 
geipielt wird, ein Schaujpiel mit aufgehobenem Abonement gebet 
und ihnen die Einnahme zuicidte, oder — was weis ih — van 
zeihen Sie mir! Die Noth, das Elend, die Armuth ift erfindjar 
an Proieften, aber ich ießt ganz Kind, ganz ohne Beurtheilungskraf 
dab ich die Möglich- oder Schielichheit nicht einjehen kann, nur | 
viel kann ich nod) zufammenreimen, daß alle meine Sachen einzuleje 
und mid), jo wie ich e8 brauchte, herzuftellen, ziemlich viel erforde 
li wäre, und wenn nicht baldige Hülfe geichiehe, fidy die Interefſe 
mehren und die bald verjallenden Kleider verkauft werden. 

Dieſes Elend alio zum Theil oder zur Helfte oder ganz, x 
es fi immer thun läßt, von mir abzuwenden, will ich Ihro ho« 
gräfl. Gnaden nocdhmalen um alles in der Welt gebetben babe 
daß Sie mir ohne Perihulden, nur aus Unglüd, aus Scham ax 
gewordenen Elenden aus allen Kräften beiftehen und mid) wenigfte 
in jo weit retten, daß ich ehrlich gefleidet auß dem Haufe geh 
und meinen Verrichtungen vorfichen fann. 

sh will Sie, gnüdige Gräfinn, nit mit einem erfünftelt 
Period plugen, wie mein Dank werde beichaflen jein, was Sie fi 
durch dieted Werk der Barmberzigfeit für Perdienfte ſamlen, nein 
nur to viel tage id. daB ich und meine Kinder, denen ich, wen 
ne es einmal begreiten fünnen, dieſe Wohlthaten tief ihren Herze 
einprägen werde, daß wir bei ieder Gelegenheit Leib und Leben fi 
dus Wobl Ihre Hochgräfi. Gnaden oder dero hoben Familie mi 
Vergnügen au’opferm werden. 


Nießers Brief an die Gräfin La Rojee; neue Pläne. 229 


Ich wohne auf dem Anger im Goldichlagerhaus über 3 Stiegen 
und erwarte mit beflemmtem Herze den Augenblid, wenn Sie 
gnödige Bräfinn, durch eine wohlthätige Beihülfe beglüfen werden 


den Ihro bocdhgräfl. Gnaden 
unterthänig gehoriamften Knecht 
Johann Nießer, teütjchen Schauspieler. ') 
Die in diefem Briefe erbetenen 30 fl. wurden Nießer „im 
Romen einer menjchenfreundlichen Geſellſchaft“ zugeſchickt; fein Los 
beflerte fi nad) dem Eintreffen der Marchandſchen Truppe, jo daß 
er feine Kraft wieder freudig den künſtleriſchen Fragen zuwenden 
Ionnte. Als Schaufpieler trat er nie hervor. „Drollige Hauspäter 
und alte jchnurrige, wadere Offizierd, wie überhaupt alle diejenigen 
Gharaktere, welche ſich im Leben durch eine warme, gutherzige, alt= 
deutſche (!) Reblichkeit auszeichnen”, darin lag nad) Weſtenrieders Urteil ?) 
line Hauptſtaͤrke. Durch geiftiges Herausarbeiten und gewifjenhaften 
Feiß erfeßte er, was ihm an Begabung und Temperament fehlte. 
Zalent beſaß er nur auf organijatoriichem Gebiete; hier begrüßte 
er jede Gelegenheit ſich nüßlid) zu zeigen. Als im Sommer 1788 
der Augsburger Stadtmagiftrat in den Moyichen Zeitungen die übliche 
Ansihreibung für die Belegung der Bühne im folgenden Winter erließ, 
wandte er fich in einem längeren Schreiben ) an die Augsburger Depu= 


N Darunter tft folgende Anmerkung eingetragen: 

„Die hierinne gebettene 30 Gulden habe ich dem Niefjer auf verhuffende 
Ratification der D im Nahmen einer Menjchenfreundlichen Geſellſchaft von 
meinem Geld zugeihidt und find mir ſolche in der Deputation zur Er: 
Öffnung der Armen-Cassae vergütet worden, jo hiermit beicheine den 
2. Septembris anno 1779. 


N Beiträge, I (1779), ©. 548. 
5) Augsburger Stadtarchiv, Theateraften de 1733— 1795, Produft Nr. 172 !/s. 
Wohlgeborne Almossenamts Deputierte 
gnädige Herrn Herrn! 

Endedunterfchriebener ein gebohrner Bürgers Sohn der freyen Reichs— 
ftadt Augsburg Hat lezthin in denen öfentlichen Zeitungen ihre Aufforderung 
an bie Unternehmers deutiher Schauſpiele gelejen, darüber reifer nad): 
gedacht, und endlich gefunden, daß eine löbl: ältere Almvjenamtd Depu- 
tation mit reilenden Directeuren niemals den Vortheil ziehen fann, den 
die Tage der Sachen erheiicht, und der den dabey genommenen Abjichten 
entipridt. 

Weit entfernt Hochdenenselben Maaßregeln vorzufchreiben wagt es 
dennoch ein in Direktions- und Schauipieler Kenntniß durch 20 Jahre reif 


Bruder La Rosce.“ 








232 Schaujpieler und Kritik. 


Don feinem der übrigen Schauspieler ift ein ähnliches elendes Lo 
zu melden, und darum mag, jo peinlih aud das Scidjal gerad 
diefes Mannes berührt, eine Schuld Seeaus kaum anzunehmen feir 

Wie Nießer waren alle Künftler mit einem bejcheidenen, aber aus 
reichenden Gehalte verjehen.!) Sie genoflen faft alle den Verkehr geifti 
hervorragender, bürgerlich angejehener Männer. Die innigfte Beziehun 
zwilhen Schaufpielern und Bürgertum ergab fich während der An 
weſenheit der Heigelichen Familie. hr behaglicyer Bürgerfinn, ih 
Berfehr mit Weftenrieder, ihre MWohlhabenheit waren der wertvolift 
Beweis der geachteten und geficherten fozialen Stellung des Schaujpielert 

Geboren 1752 zu Briſchatz in Syrien war Franz Xave 
Heigel?) mit zwanzig Jahren zur Bühne und zwar zunädft an da 
Privattheater des Fürſten Ejterhazy gegangen. Seine Wanderjahr 
hatten ihn durch Ofterreih und Mähren geführt; in Olmüß hatte e 
Karoline Reiner, die Schweiter des in München um die Pflege de 
deutſchen Singſpiels verdienten Franz Reiner, geheiratet. Nach eine 
furzen Spielzeit am Landſtändiſchen Theater in Graz, in Innsbruc 
und Salzburg wurden Heigel3 im März 1776 nad) München berufen 
und damit fand ihr unruhiges Wanderleben ein Ende, von jenen 
Winter nad) Mar Joſephs Tode abzufehen, wo fie ohne fichere Ausſich 
auf Erwerb in Münden wiederum in Salzburg für ein halbes Jah 
fih verpflichtet Hatten. In München bildete die Heigeliche Yamil“ 
bald den Mittelpunkt der Bühne. Künftler und Menſch waren b 
ihnen ungertrennlich in der Beurteilung des Publitums. Ihr Familien 





) In den Archiven findet fid) darüber natürli feine Nachricht, da 
Straf Seeau die Truppe aus jeiner Kaſſe bezahlte und feine Geihäft3papiem 
wie alles an Briefen, Textbüchern, Ausfchußreferaten u. ſ. w., verloren gegang « 
find. Zufällig hat ſich aber der „jährliche Bejoldungsetat des deutſchen Schaujpie 
zu München, welches der Graf Seeau aus feiner Caſſa bezahlt“ erhalten, ı = 
zwar in Bertramd Annalen des Theaters, 2. Heft, 1788, ©. 87 ff.: Es erhielt 
Mme. Antoine 1200 fl., Mme. Brodhard 1500 fl., Hr. Caro 900 fl., Hr. Cara 100 
Hr. und Mme. Heigel 2000 fl., Hr. Hud 1500 fl., Mme. Kammerloher 500 
Hr. Lambrecht 1000 fl., Mme. Lang d. Ä. 400 fl., Mme. Lang d. 3. 800 fl., Hr. Lara 
lois 1000 fl., Hr. und Mme. Marchand 3600 fl., Mme. Neuhaus [geb. PBiloty, w ı 
1782 bis 1788] 1200 fl., Hr. Niefer 400 fl., Mme. Berrier 500 fl., Hr. Biloti 1100 1 
Hr. und Mme. Pippo 1000 fl., Hr. und Mme. Beyer! 1300 fl., Hr. Schilling 400 1 
Hr. Senefelder 1100 jl., Hr. Urban 600 fl., Hr. Weijje 120 fl.; Summa 2240 5j 

2) Lipowsky, Bairifches Künjtlerleriton, I, 113. Allg. Dtſch. Biogr. 11, 308 
wo ſich Hinfichtlich der Übernahme der Bühne durch Seeau (1776 ftatt 1772) u2 
im Bornanmen Heigels Meine Irrtümer befinden. 


Franz Xaver und Karoline Heigel. 233 


leben mußte jebes noch jo Jpießbürgerlihe Gemüt überzeugen, daß 
Romöddiant nicht gleichbedeutend mit Unfittlichleit und Charafterlofig- 
fit war. 
Oft wurde ihnen öffentlich Hierfür gedantt! Al im September 
1778 die Akademie der Wiflenichaften der Mme. Heigel eine Medaille 
zum Andenfen überreichen Tieß, da betonte Graf Savioli in einer Ant- 
wort auf das Dankichreiben der Künftlerin, daß fie mehr als Schau- 
ipielerin fei, daß ihr fittliher Charakter fie über diefen Stand 
erhebe!!) Über dieſen Stand erheben! Alfo auch dort noch jene tief- 
gemurzelte, Durchaus nicht unbegründete Anſchauung von der moraliſchen 
MRinderwertigfeit des Komödianten! Der Kampf dagegen war ſchwer 
‚ md ift e8 heute noch. Für ihre Zeit gaben Heigeld ein rühmliches 
WBeiſpiel, das in folcher Öffentlichkeit allein daftand. Aus dem Rahmen 
tem fünftlerifcher Leiſtungen fielen Abende, an denen Vater, Mutter 
und drei Söhne (Ferdinand, Karl und Mar Heigel) auftraten. In 


| ) Rgl. 6. Alademie der Wiſſenſchaften, Correfpondenz pro anno 1778. 
| Briefder Shaufpielerin Heigelan die Akademie, dd. 26. Sept. 1778: 
Hoh und Wohlgebohrne 
Ercellenten 
Hoch wirdige, frey Herren, gnädige, Hocdgelehrte 
Herren, und gönner. 

Die Stunde meines traurigen Abjchied3 war da, alf ich ihr groj> 
müthiges geichende erhielt, meine Reife machte e8 mir zur Unmöglichkeit, bey 
den uerehrungswerthte Sliedern ihrer Gefellihaft meine jchuldige Dank— 
jagung mündlich abzulegen, dieſes blat, daj voll der wärmiten Empfündung 
des tief in den Herzen gefühlten Dankes Bor ihren Auge ericheint, fol ftatt 
meiner danken, e3 ift nicht der werth des gejchendes — es ift werth der 
gebenden, den ich bejonders jhäße, 

ein blojer Zorber Kranz war den Haupt eines figenten Römer, un 
endlih ſchätzbarer, alj prächtige, mit Diämanten jchwer bejezte goldne 


Kronen — — wie ſchmaichelhaft muf nicht Jeden Kinitler, der nicht wie ein 
elender Taglöhner nur um daſ Brod arbeitet, der beyfall deſ Kenners 
| iey[n], — wie mui er es nicht mir fenn, die ih von ihren perjönlichen 


Verdienſten, von ihren jo ftrengen alſ einjicht3pollen Beurtheilung gänzlich 

überzeigt bin, 

| ih danke der ganzen Verehrungswerthen geſellſchaft fir den gütigen 
beweij meiner nicht müſlungenen arbeit, in Triumph will ich ihr gefchende 
ali daſ Zeugnii unpartheyiicher, und Vernünftiger Kunftrichter mit mir 
dur die welt fihren, und, wen mich die Kabale verfolgt, wen mich Maul: 
würfe Tadlen, jo will ih jie Kiſen [füllen] ihre Schaumünze, und fie ſoll 
mir die Thränen abtrodnen, die mir die Ungerechtigkeit aufpreft, 





234 Schauspieler und Kritik. 


Weifſes Kinderichaufpielen war dies öfter ber Tall.) Auch in bes 
Vaters eigenem „rührenden Luftfpiel” „Die glüdliche Jagd“ wirkten 
die Finder an der Seite ihrer Eltern mit,?) und der Berichterftatter 
einer Berliner Theaterzeitung Eonnte daraufhin bie Bemerkung nicht 
unterdrüden, „vielleicht nur für den Autor jo rührend, der mit feiner 
Frau und feinen Kindern darin fpielte“.?) 


O möchte mich ein günftiges ſchickſal zu ihnen zurüd führen, um ihnen 
mündlid danken und unter ihren Augen noch mehr ausbilden zu Kennen, 
mir ift fo leicht — — O wärſt du eine glüdlihde ahbndung — 
der gedanke erjtidt meine gedanfen — ich bin 

Eur Hoch Wohl und Edelgebohrn 
meinen Hochgelehrten Herren 
ergebnefte Staroline 

Salzburg, den 26ten Heigl deuſche 
7bt 778: ſchauſpielerin. 


Schreiben ber Akademie an die Schauſpielerin Heigl, dd. 
14. Weinmonats, 1778: 
Madame! 


Talente ermuntern, Bemweife der Hochſchätzung denjenigen geben, die 
fie befiten, ift die Pflicht der Alademie. Sie dachte fie zu erfüllen, da fie 
Ihnen eine Denfmüng gab. — Sie fordert feinen Dank, dod nimmt fie 
ihn als ein Zeugniß.an, daß Sie mehr als Schaujpielerinn find. 
hr Sittliher Karakter erhebt Sie über diefen Stand, und aud) vom 
der Bühne entfernt muß man fie hochſchätzen. Wir werden es ftet3 tun — 
und ſoll einft das, was Sie glüdliche Ahndung nennen, Wahrheit werden _ 
jo wird fie für und Lohn der Erfüllung jeyn. 

Ich bin 
Madame 
r gehorjamer 
Ihr gehorf Gr. Savioli. 

y Vierzehn Tage vor Oſtern 1787 fpielten z. B. drei Söhne Heigels urer U 
das Töchterchen der Mme. Brochard auf der Nationalbühne „Edelmuth ur 
Niedrigkeit“ und „Die überraſchung“. Am 24. April wurde dazu gegeben: „Dſ»A 
Geſchwiſterliebe.“ — Die Oberdeutſche Staatdzeitung erzählt, daß ein jehsjährig er? 
Söhnchen des Hrn. Heigel mit fo viel Empfindung geipielt habe, daß ihm Thrän = 
über die Baden gerollt feien. Schließlich habe der ältefte Sohn, Ferdinıre D 
dem Herausjubeln des Publikums folgen müfien. Die Ephemeriden d. tr 
u. d. Theat., 21. Stüd, 1787, ©. 329 berichten ebenjalld hiervon. Im ef?! 
Stüde wirkten die beiden Eltern und Joſeph, Ferdinand und Mar Heigel mt 
im zweiten diejelben, nur daß wahrjcheinlich irrtümlicherweije ftatt Mar — Sar! 
Heigel gedrudt ilt. E38 war „abonnement suspendu“. 

2) liber die Beſetzung vermag ich nicht? anzugeben. 

3) Ephemeriden der Xitteratur und des Theaterg, Jahrg. 1786, IV, 26. 


Geordnete Verhältnifie der Schaufpieler. 235 


Das war in denjelben Jahren, ala verfommene Wanderfomödianten 
in München dem Rate mitteilten, fie hätten ihre Kinder verſetzt! 

Heigelö traf bald nad jenen frohen Abenden ein ſchwerer Schlag. 
Der ältefte, reichbegabte Sohn — faſt noch ein Kind — ftarb.!) In 
den ungebrudten Papieren Weftenrieders”) finden fich über diefe Tage 
Aufzeihnungen, die namentlich die ſeeliſche Größe der Mutter und bei 
allem leidenſchaftlichen Schmerz über den Tod ihres Lieblings ihre 
Faffung offenbaren. 

Immerhin gingen ſolche ſchwere Stunden, die mit ihrem allgemein 

‚ menihlichen Inhalt ernft berühren, vorüber, ohne das friedliche Bürger- 
tum diefer Schaufpielerfamilie zu ftören. 

Am 24. Yebruar 1804 ftarb dann Caroline Heigel und fieben 
Jahre darauf (14. VI.1811) Franz KaverQeigel, der vom einfachen Schau: 
ſpieler allmählich zum Regiffeur und Hofichaufpieldireftor geftiegen war. 

Daß diefe an einem deutlichen Beiſpiele gezeigten bürgerlich-georb- 
neien Berhältniffe der Münchener Schaufpieler nicht vereinzelt waren, 
hepe fich Leicht des näheren nachweiſen. Hier fei nur ein Urteil hervor: 
xhoben, das Urteil eines Mannes,') der fich fonft in extremer und 
n Iharfer Behandlung alles Bayerifchen gefiel und der nad) einer Be: 
teilung der aus hergelaufenen Studenten, Liederlichen Handwerfsburjchen 
md anderm Gelichter beftehenden Wanbdertruppen den Münchener Schau: 
Welern das in feiner Kürze und Schlichtheit doppelt wohlthuende Lob 
pt: „Die Hiefige Geſellſchaft ift weit über dieſen Troß erhaben!“ 

& nennt fie „ſehr artige, gebildete Leute” und hebt rühmend ihren 
vomehmen Umgang hervor. *) 


y Ferdinand Anton Heigel, geb. 1777 zu Graz, ftarb 1788, 

Kgl. Hof- und Staatsbibliothel Münden, Weftenriederiana. 

8. Risbed,) Briefe eines reifenden Franzojen, I, 77. 

) Dad Bürgerliche, Sittlicde der Münchener Truppe rühmen zwei andere 
Ehrifffteller no: „ch ſahe in mander Stadt mit Berdruß, daß die dortigen 
Ehanipieler fi) durch ihr äuſſeres Betragen, durch Kleidung, Liederlichkeit, 
I Mierte Manieren u. dergl. außzeichneten, jo daß der deutiche Komödiant da- 
kit zum Sprichwort ward. Nicht jo in Münden; bier find fie alle, fo zu 
Isgen, auf bürgerlichem Fuß; Meiden ſich ehrbar, auch prächtig, aber nicht bis 
am liherlihen; fie machen durch Schulden, Spiel und andere Ausichweifungen 
kin Auffehen. Sie halten ſich's nicht zur Ehre als angenehme Plauderer oder 
Eyekmader zur Tafel der Groſſen gezogen zu werden, ſondern befinden fidh 

unter Bürgern, die fie achten.” (ſJoh. PBezzl,) Reife durch den Baierihen 
bit. Mit vielen Zufägen und Beridhtigungen. [Nur in dieſer 2. Auflage.) 
Ealzburg und Leipzig, 1784, ©. 225.) — Sodann rühmt F. L. Reifchel (Jafob 








Stil und Theorie; Marhands Truppe. 237 


tieders Kritil enthielt manchen wertvollen Sab, aber fie blieb ohne 
Virkung. Er abftrahierte wie fein großes Vorbild von dem Spiel 

der Künftler, er nahm dankbar von ihnen, ohne bei ihnen eine Gegen- 

leiſung zu finden. Bevor daher jeine Ideen von dem Beruf und der 
' bildung des Schaufpielers hier erörtert werden, ift e8 nötig, Diele 
ft vor uns hintreten zu fehen. 

Nur eine Heine Auswahl kann e3 fein, und jelbit da ift e8 jeher, 
a8 dem wider|prechenden Durcheinander der damaligen Kritik unter 
Hunlichfter Ausſcheidung des Übertriebenen, Subjektiv-Unwahren ein 
Bild zu geben, das auf unbedingte Ähnlichkeit Anfpruc machen kann. 

Die Marchandſche Truppe kam unmittelbar aus Mannheim. 
Dort waren bei ber geplanten Gründung einer pfälziichen National: 
Muubühne die Ideen aufgetaucht, die von Ekhof und Leffing ausgehend 
eine Doppelreform von Schaufpielfunft und Drama bezwedten. Leifing 
huhte man für Mannheim zu gewinnen; aber er wies ab, fowie er 
der Heinlichen Umftänblichkeiten gemwahr wurde. Marhand trat an 
kme Stelle. Er war bereit, auf höhere Anfprüche ala bloßes Komöbdien- 
tielen einzugehen. Er hielt dramatiiche Vorlefungen und unterftüßte 
heine recht primitiv eingerichtete Theaterfchule des Schaufpielerd Lorenz.)) 

Schon in Mannheim begann das Stilprinzip, dem er jelbft und 
dem feine unter ihm herangewachſenen Untergebenen nachhingen, fich 
A verändern. 

Er war in Paris gebildet und hatte den Kampf um die „Natur“ 
im Epiele miterlebt. Aber er mar zu früh hinausgefommen, er 
nahm das Prinzip der ſchönen Natur, die Grazie ala höchſtes Geſetz 
mit fih. Sein Repertoire wies zahlreiche franzöſiſche Singſpiele auf. 
Den Bauern und Schäfern, den Galanen, Seladons, die hier im Ro: 
kboftil fangen und Sprachen, entſprach diefer Stil. Mit der Pflege 
des deutichen bürgerlichen Dramas jedod), wie es in München mehr 
ud mehr von jeiner Truppe gejpielt wurde, mußte fich notwendig 
ein Umjchlag ergeben, zumal zu feinen Schaufpielern neue hinzu— 
Iomen. Die Folge davon war eine Stilverwirrung, die fomwohl bei 
der ganzen Gejellichaft ala aud) bei einzelnen Schaufpielern immer 
empfindlicher hervortrat. Die einen bejaßen genügend gefundes Empfin- 
den, um ohne alle Reflexion den natürlichen Ausdrud zu erreichen, die 


1, Bal. Walter, Geichichte des Theaters u. der Mufit am Kurpfälz. Hofe, 
jorſchan. 3. Geſch. Mannheims u. d. Pfalz, I, 272 ff. 


238 Schauſpieler und Kritik. 


andern gelangten durch folgerichtiges Nachdenken über die Grenzen 
die Aufgabe ihrer Kunſt zur gefünftelten Manier, die fie oft 
durch leidenichaftliches Temperament zur tiefen Wirkung zu bri 
vermochten. 

Marchand ) ſelbſt verleugnete nie, daß er in altfranzdf 
Schule gebildet war, und trotzdem bot auch er Leiftungen, die jid 
durch das natürliche Empfinden des Augenblides, nicht als Aus 
jeiner theoretiſchen Erkenntnis erklären Tießen. Er verlangte von 
Kunft des Schaufpielerd, daß fie ſowohl dem Dichter ala dem M 
und Bildhauer Intereſſe verleihen müſſe; aus Scheu vor dem als na 
wahr ausgegebenen, aber zur Berwilderung entarteten Spiel in 
Ritterdramen betonte er um jo energilcher die Echönbeit in aller Lei 
ſchaft. So war er neben Iffland in dieſer Hinfiht ein Borlö 
Goethes. Nur die Wege, auf denen fie zu dieſer Einficht faı 
waren verichieden. Der Dichter der Yphigenie näherte fih aus im 
Berwandtihaft mehr und mehr dem antiken Ideale abjoluter Sc 
heit und ließ ſchließlich nur ihre rein formale Entfaltung auf 8 
der Naturwahrbeit gelten. Goethe freute fih ihrer ala bilde 
Künſtler. Marchand war durch die Praxis verleitet und verteit 
ja verichärfte erft jeine Anfichten, als er den kraſſen Gegenfaß j 
Spielgewohnheit in den neuen ſtürmiſchen Dramen erblidte. 
Deflamator und Poſeur wurde er troßdem nicht. Dazu bejaß er 
zu ficheres inftinktives VBerftändnis für den Gehalt feiner Rollen. 8 
ihm der dramatiihe Zenjor das Lob zu teil werden ließ, er habe 
der Darftellung eine8 deutichen Juftizrates ein wahres Origin 
bild geichaiten, jo fihert ihm dies Urteil die Berähigung kennzeich 
der Natürlichkeit. Für das Koſtüm forderte er früh Individualifier 


" Tpeobald Marchand. geb. 1741 zu Straßburg, fam mit 17 Jahren 
Raris, trat dann in Sebaſtianis Truppe, die er 1170 übernahm; mit ihr reif 
ven Wainz aus durb die Rbeinlande und die Fiat. Am 6. Mat 1777 m 
er in Wannbeim zum Dortbeaterdiretor emannt Er jtarb in Münden 
22. Non. INW. Seine frau, Wagdalene Wardband geb. Brodard, war 
liedenswürdiae Zoubrette, als Künitlerin weniger ausgezeichnet denn als d 
Der Gotdaer Tdeaterlalender von 1ĩ7& nennt ñe eine „glüdlide Gattin, M 
und Wenidenircundin“. Sie mwirtte von 1778 dis 1791 in München, 
17%. Nat. über Wardand Ko! Kürichner. AUg. Tri. Biogr. IX, 296—- 
iodann en dort nidt verzseidineten längeren Aufiag im GChurpfalzbair. Re 
u. Anteliaenzblatt. M. St vom 18. Texember 100, wo übrigens das Geb 
jadr 1747 angegeden vit. 


Theobald Marhand und Frau; Mme. Antoine. 239 


Dielen dem Stil des franzöfifchen KMaffizismus widerftrebenden Zug 
Meint Marchand für die bürgerliche Komödie im Lauf der Jahre 
immer mehr ausgebildet zu haben, jo daß 3.8. die Schilderungen 
eines Einfiedler8 in Kotzebues Johanna von Montfaucon, des Grafen 
von Winterfee in Menſchenhaß und Reue, des betrunfenen Soldaten 
in Stephanie Werbern und anderer Rollen ftet3 die ausdrüdlichen 
Iufäge der Natürlichkeit und Wahrheit enthalten.) Auf bas 
Gebiet der Tragödie ftellte ihn feine ftarfe Figur mit den Jahren 
immer unglüdlicher hinaus, aber er ließ bier nie von dem Prinzip 
der Ihönen Mäßigung. Weſtenrieder jchildert feinen Odoardo Galotti 
alß eine Leiftung, die nicht mit Außerlihen Mitteln und Sprüngen 
bie tiefe Wirkung erreichte, und folgert aus diefem eben nicht natura- 
ififchen Spiel den „Sat für Künſtler aller Arten, daß Toben und 
Rafen und mit den Füßen ftampfen und Auffchwellen und blau werden 
vor Aerger, jo wenig Geifteskraft jey, jo wenig Werthers wilde Auf: 
heaufungen und Iosgelaffene Sünglingsgeheule überall wahre Genie: 
jäge find”. 

Am reiniten und einheitlich kam das ftilifierende Prinzip in Dime. 
Antoine zur Geltung. Sie hatte Marchands Schule genoffen, war 
nmähft Tänzerin geweſen — ein wichtiges Moment ihrer fünftlerijchen 
Entwidlung — und 1776 zum Scaufpiel übergegangen. Von ber 


) Daß Marhand in ber bürgerliden Komödie und dem Singfpiel ſich 
keinifher fühlte al® in der Tragödie, wo er durch Kunft die Natur erjegen 
mußte, beweift auch Goethes Urteil (Wahrheit und Dichtung, 17. Bud): „Das 
Behagliche, Weichliche fchien bei ihm vorwaltend ; feine Gegenwart auf dem 
Theater war daher angenehm genug.” — Schubart, dem bei aller erfrifchenden 
Lernigkeit manche Deutichtiimelei begegnete, beurteilte den Schaujpieler und 
Üiretor Marchand ftet3 zu fraß. In der Deich. Chronik (70. Stüd vom 28. No— 
bember 1774) nannte er ihn einen feichten Französling, der fih Mühe gebe, das 
biſchen Deutichheit an den Ufern des Rheins und Mains wegzudetlamieren, 
kiner Truppe zollte er das Beiwort: Goten und Bandalen im Reiche des guten 
beſchmackes. Über Marchands Ballette, wo die Tänzer „wie Fröſche, die man 
mein Seil gebunden, die Füſſe bis zur Stirn empor ziehen“, wetterte er im 
5. Stück der Dtſch. Chr. (vom 15. Dezember 1774). Üüber die Vorliebe Mar: 
ande für franzöſiſche Stüde bradte Schubart im 20. Stüd vom 6. Juni 1774 
ne „fühle Neuigfeit“. Marhand Hatte vor einem deutihen Fürſten zwei 
anzöſiſche Stüde aufgeführt: „Weg mit den Stüden des dramatiichen 
tämpers Leſſing, Göthe, Wieland, Brandes, Weiße, Gabler (vertragt euch hier, 
- Herren). Erftiden möcht’ ich vor Argerniß. Es lebe hoch und abermal hod) 
d abermal hoch der uniterbliye Mardhand. Klopitod, gib’ ihm das Eichenlaub.“ 





Mme. Antoine d. A., Mme. Nouſeul, Mme. Lang d. 4. 241 


An Mme. Nouſeul') Hatte Münden, nod) während Nießers 
Iruppe fpielte, bereit3 eine VBorgängerin der Mme. Antoine bejeflen. 
Rur kurze Zeit, vom 11. Juni 1774 bis zum März 1776 Hatte dieſe 
bedeutende Künſtlerin hier gewirkt.?) Auch fie war urjprünglich in Mar: 
hands Schule gebildet. aud) das große Geheimnis ihres Spiels lag darin, 
daß fie, im Beſitze äußerer glänzender Mittel, eine vollfommene Gewalt 
iber ihr Organ und ihren Körper befaß. Die Lady Macheth,’) „das 
übermenjchliche Ungeheuer, den einzig gigantesfen Karakter unſers Be: 
‚Vintens, der Schafeipear’n entichlüpfte”, „vermenfchlichte” fie, d. h. Ab: 
Wen vor diefem Dämon wandelte fic zu inniger Teilnahme und Mitleid 
wit dem „Weibe, das im Zaumel der durch die jchmeichleriichen Bilder 
Beigliher Gröfſe erhitzten Phantafie Plane durchtreibt, vor denen fie 
ba fülterm Blute zurücbeben würde . . .“ 

Eine Rivalin der Mme. Antoine in den Rollen ftolzierender Frauen, 
dem aber für ernfte Ciebhaberinnen hauptſächlich im Singfpiel verwendet 
wo Dime. Lang db. A.) Sie war eine der Slünftlerinnen, die 
"item Spiele nicht einheitlich blieben. Die Bildung in der Mann— 
hiner Tanzſchule, andrerfeits leichtes, ungeziwungenes, dabei eindring: 
Dh Spiel lafſen ſich aus den vorhandenen Beipredjungen nachweiſen. 



























) Rofalie Noufeul, geb. 1750 zu Graz, get. 1904 in Wien, wo fie von 
an für das Fach der Heldinnen und heroiihen Mütter engagiert war. 
Beiod, Chronik des kak. Hofburgtheaters, 1876, S. 48 berichtet, dab Leſſing 
rm Bien empfohlen habe. Ih habe 3. 9. Fr. Miller „Abjchied von der 
ne“, Bien 1802, woraus diefe Angabe entlehnt ift, weder in Münchener 
hfithelen, noch in Göttingen, Berlin, Hamburg, Mannheim und aud auf 
Peindlige Anfrage nicht aus Wien erhalten fünnen. Sicherlich enthält Müllers 
noch manchen Aufichluß über Münchener Bühnenmeien. — Mme. Nouieul 
‚Aelt zugleich mit dem Schaufpieler Appelt 1776 eine Medaille von der Akademie 
fr Bifienichaften. „Herr Apelt ift von der Güte der Accademie auff daß vol- 
ete gerührt. Madame N. Hingegen danket für die ihr gegebene Medaille, 
Hi fih durch den beyfahl der Accademie belohnet genug.” (Brief des 
a Seeau an Graf Savioli.) 
) Falſch ift die Angabe in R. Proelß' neuer „Geſchichte d. deutih. Schau: 
käunft” (1900), ©. 214, dag Mme. Noujeul (Proelß fchreibt ſtets: Nonſeul) 
2 Marhands Truppe 1776 nah München berufen worden jei. 
) Litteratur- und Theaterzeitung, 1779, 2. Zahrgg., 1. Zeil: Titeltupfer 
owiedis: Mme. Nouſeul als Lady Macbeth in der Scene: 5. At, 1. Auf: 
— „Bu Bett! Zu Bert! Zu Bett!“ 
) Franziska Lang d. X. geb. Stamig, aud) als Tänzerin verivendet. Sie 
‚don 1778 bis furz vor ihrem Tode — 4. Februar 1800 — in Münden thätig. 
16 


Mme. Brodard, Mme. Antoine d. %., Legrand. 243 


Sucht erfennen, „einen neuen idealifchen Menſchen zu bilden”, fo fchienen 
audrerjeits ihre reichen von der Natur verliehenen Gaben für die Zukunft 
en Abftreifen dieſer künſtlichen Zuthaten zu verſprechen und die fonft 
ht Trittligen Ephemeriden konnten mit gutem Grund die allerdings 
nt geſchmacklos ausgedrüdte Prophezeiung thun,') daß in ihrer Perſon 
ie abgefallene Roſe einer verblichenen Yaquet?) an Melpomenens Bufen 
weder aufblühen würde. Leider erfüllten fich diefe Worte nicht. Eine 
ke am reichften begabten Künftlerinnen der Münchener Bühne, jung, 
Win, leidenichaftlich, ließ fie ihre natürlichen Gaben verfümmern, fette 
Ile Bole an Stelle warmer Empfindung, jo daß zehn Jahre fpäter 
weber ein Berliner Blatt gleich geſchmacklos von ihr berichten konnte, 
fe falle ihrer Schwiegermutter wie ein Automat nach, ohne die Kunſt 
Reihen.) — 
Unter den männlichen Mitgliedern der Münchener Nationalbühne 
ud fi Feiner (außer Marchand), der nur theoretijcher Erkennt: 
Wis zuliebe fein natürliches Empfinden auf ein jchönes Maß in 
u leidenſchaftlichen Affekten reduziert hätte. Don dem ſchöngewachſenen 
Beletmeifter Qegrand‘) und feinen Gefährten billig zu jchmweigen, 
SEM bei der für jene Zeit jo wichtigen Stellung des Ballets und ber 
melomime. Die eifrige Pflege dieler zum äußerjten Formalismus 
"zur Unmwahrbeit, zur Geiſt- und Gefühlsarmut hinweiſenden Kunft: 
fing mußte auch auf die Schaufpieler ſchädlich wirken, die ohne 
Bere ausgeiprochene Yndividualität zwifchen zwei Stilarten Hin und 
Pr ümankten. Immerhin waren als Gegengewicht Schaufpieler an 
⁊ Münchener Bühne, die den „Ideal-Naturalismus“ Schröders nad) 
en Sträften vertraten. 
Übertreten wurde diefer Fünftlerifch geadelte Naturalismus nur 
Unvermögen einzelner Schauspieler, nicht meil fie theoretifch ihre 
nel ala beabfichtigte Vorzüge anerkannten. 


more Doktor und Apotheker). Sie verlieh Später die Bühne und heiratete 
Ra Nuditeur des „weiten Chevauxlegersregiments. Lipowsty — Both. Theaterkal. 
), 5.168. Allerdingd vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben, ob dieſe 
gela Antoine mit Mode. Antoine d. J. identiich iſt. 
N) Ephemeriden der LRitteratur und des Ihenters, 1786, IV, 26. 
N Eatharina Jaquet d.%., ſeit 1774 am Wiener Burgtheater engagiert, ſpielte 
fe tragiiche Heldinnen, ftarb ſchon im 26. Lebensjahre, 1786. 
9) Annalen des Theaters, 1796, 17. Heft, S. 75. 
9 Blaten erzählt in feinem Tagebuch, daß er in der Ragerie einen achtzig— 
igen Balletmeiiter — e3 ift dieſer Legrand — gehabt habe. 


16” 





Peter Senefelder, Piloti, Langlois, Heigel. 245 


wie por mehr ala einem Jahrhundert die reilenden Franzoſen zu ver: 
melden haben. „Marchand“, heißt e8 da, „kämpfte lange dagegen (gegen 

bie tragiſche Wut), mußte aber doch endlich dem Strom nachgeben. 
Da die Zungen jeiner Leute an gewöhnliche Menfchentöne gewöhnt 
waren und die ftarfen Erſchütterungen nicht aushalten konnten, welche 
a der neuen Riejenipracdhe, zu den erjchredlichen Rajereyen und all dem 
Geheule nöthig waren, jo mußte er ſich bey feiner Ankunft in München 
ei Berlangen des Publitums (?) einige neue Subjekte (?) bejchreiben, 
Kim ftundenlangem Heulen und Sterben geübt find und im 
Insreiben ihrer eingeftedten faljchen Haare, im unerträglichiten Gebrülle 
wd Händeringen mehr beklatſcht werden als die andern im feinften 
härud ihres Gegenftandes!“ 

Diefe „neuen Subjekte“ waren Heigel und rau, dann Später 
mbrecht; Der greulichen Übertreibung und dem unwahren Sachverhalte 
ig, wie Schon betont, das eine Körnchen Wahrheit zu Grunde, daß 

Ationales, Bürgerliches mit einer vielleicht etwas nachdrüdlichen Be— 
sen dem franzöfiihen Beftandteil in Stil und Repertoire entgegen: 
pet wurde. 

4 Rah Franz Xaver Heigel und jeiner Frau Hatte das Publifum 
Zedings verlangt; der KHurfürft und Graf Seeau ſchloſſen fich dieſen 
Muiſchen an (Marchand Hatte nicht? damit zu thun), und jo famen 
Fdeee nach Ablauf ihrer Salzburger Verpflichtung wieder nad) Münden. 

Heigels Charakter, eine Miſchung ſchlichter Natürlichkeit und 
Bebermänniicher Geradheit, verleugnete ſich in jeinen künſtleriſchen 
engen nie. Jenes Gebrüll und Händeringen mit feiner aufdring- 
hen Forderung, beachtet zu werden, war ihm ebenjo fremd wie 
Marhandbs überlegte Grazie. So wie er war, gab er ih. Lag darin 
h eine gewille enge Begrenzung des Rollenfaches, da3 jeiner Indivi— 
Ralität entipradh, jo blieb ihm innerhalb desjelben nod) genügend Ge— 
enheit, um durch Ausarbeitung feiner Züge künſtleriſch etwas zu 
Men. Heigel war ein Künſtler, der fich auf fich jelbft verlaſſen fonnte. 
es brachte den einen Fehler, den er nie im Leben ablegte, mit fich: 

R lernte jeine Rollen berzlih ſchlecht. Und troßdem bewegte er ſich 
Bends während der Borftellung jo ficher und gewandt, führte das 
rät, das er mit den erften Strichen entwarf, jo ficher durch, daß 
Be Schwäche ihm gern verziehen wurde. Kernige, etwas abjonder- 
alte Soldaten, Bäter, die mit dem Muſikus Miller ſprechen Eonnten : 
bin haft ein plumper, gerader, deuticher Kerl! — daS waren Heigeld 





Lambrecht; Zuccarini; Mme. Lang d. J. 249 


wie Hand haben mußte, der den Augiasftall zu reinigen unternahm. 
Die Schaufpieler ſahen fich ſchließlich vor jo langweilige, ewig gleiche 
Aufgaben geftellt, daß jeder die Luft verlor. Zuccarinis Wirkſamkeit 
begann erft unter Babos — künftleriich auch recht nachläſſiger — Leitung 
des Hoftheaters. Als Regiffeur konnte er mande Erfahrung ver- 
werten, dann aber erwarb er fich das ſchöne Verdienft, eine Charlotte 
Birh- Pfeiffer, Joſepha Cannabich, Anna Altmutter u. a. für bie 
Nünchener Bühne erzogen zu haben. 

Nicht mehr im Banne der alten Schule, wie Mme. Antoine, aber 
ah nicht überall bedingungalos volle Natürlichkeit im Spiele entfaltend, 
mbt fi) unter den Künftlerinnen Mme. Lang db. 3.) dielen Ber: 
trtern einer wahren ungeſchminkten Schaufpielfunft an. Sie war eine 
der erften naiven Liebhaberinnen ihrer Zeit. Mit entzüdender Friſche 
md dabei ohne alle Aufdringlichkeit *) ſpielte fie Soubretten, Kammer: 
fühen, zu denen ihr graziöfes, ſchlankes Figürchen, ihre luſtigen, 
Kelmifchen Augen wie geichaffen waren. In foldden Rollen war fie 
„Ratur, wenn je durch eine Künftlerin die Natur mit den lebhafteften 
erben gemalt worden ift”.”) Aber wenn fie Bauerndirnen jpielte, 
dann fuchte fie auch hier wie über alles Grazie zu breiten, dann ftilifierte 
ft, wie der Rokokoſtil derbe Bauernmädchen zu zierlichen, der Natur 
wenig entiprechenden Geſchöpfen modelte. Hier war fie die Schülerin 
Narchands, unter dem fie noch ala zartes Kind die Bühne in Mann— 
kim betreten hatte. Das Publikum war von ihr entzüdt, nicht zum 
wenigften, weil fie mit ihrer mädchenhaften Weiblichkeit auch als Frau 

y Marianne Boudet, geb. 1764 zu Mannhein, betrat 1776 die Bühne, 
beitatete 1782 den Hofmufifus Martin Yang und wurde zum Unterſchiede von 
Franziska Lang, geb. Stamig, Mme. 8. d. Jüngere genannt. Lipowsky, Bair. 
Rufil-Lericon, S.29, hat über fie zwei faljche Angaben: Wejtenrieders Begeifterung 
über Mme. Rang gilt der älteren; dieje jpielte die Ariadne. Sodann ift Marianne 
Lang nicht 1784 nah Wien engagiert, jondern bis zu ihrer Penfionierung 
— im Mai 1821 — in Münden thätig geweſen. 1784 gaftierte fie ſechsmal 
in Bien (50 fl. für die Reiſe, 100 fl. für jede Gaſtrolle erhaltend). Nach ihrer 
Senftionierung fiedelte fie 1821 mit ihrem Schwiegeriohne Karl nah Wien über, 
wo fie 1835 ftarb. 

2, Die Annalen de3 Theaters (1796, 17. Heft) rühmen ihre „Delikateſſe“. 
Rie jah ich fie Naivität mit Ungezogenheit verwechieln. In der Franziska 
laubt man ihr aufs Wort, daß fie mit der Minna eine gleihe Erziehung 
mofien babe, und demungeadtet ging von dem Mutwilligen nicht ver: 
ren.“ 

s, Rheiniſche Muſen (1794), I, 1, 2.53. 


250 Schauſpieler und Kritik. 


noch bezauberte. Dieje perlönliche Wirkung aufs Publikum, die n 
ihrem Talent nur mittelbar zufammenhing, teilte fie mit einer Scha 
ipielerin, deren Beliebtheit ſchon oben betont wurde. 

Karoline Heigel war eine Klünftlerin, die durch ihr fanfte 
fraftlojeg Organ, durch ihre ſchlanke, etwas magere Figur auf d 
Darftellung 'leidender, empfindjamer Frauen hingewieſen wurde. U 
glückliche, die fich in heißer Sehnjuht und Qual verzehren, jpielte | 
mit tiefer Empfindung. Eine Marie Beaumardais, Ophelia, baz 
Rollen des bürgerliden rührenden Dramas gab fie meifterlid. D 
gegen fanden ſich Stimmen, die ihr eine Desdemona verfagten. D 
„unihuldige, gute Herz", das „Naive, Ungefünftelt 
vermißte man bier. „Wir wollen ein junges, unjchuldiges, lie 
Figürchen ſehen. Wie kann eine große hagere Frau uns täufchen?“ 
Solch Urteil jcheint mir pfychologiich durchaus begründet. Zur Desdemo 
war fie — man folgere hieraus nicht den Gegenſatz — eine zu Hu 
Schauspielerin, eine Schaujpielerin, deren Empfindungswelt durd) | 
Ehe — fie hatte bereit? drei Söhne geboren — zu tief und zu fe 
ausgefüllt war, ala daß fie jene unbejorgte, unerjahrene Unſchuld 1 
Mädchens mit unbedingter Sicherheit verftanden Hätte. Sie mul 
wiederum künſtlich erjeßen, wollte fie in den Geift der Rolle $ 
hineinleben. Jene Kritif Tann uns nur ein Zeugnis fein, daß 
nicht über das Maß von Fünftleriihem Geftaltungsvermögen verfüg 
da3 einen Schaujpieler jede feiner Individualität noch jo fremde Ro 
natürlich Spielen läßt. Wo fie nachempfinden. und verftehen konn 
entfaltete fie ein reiches Sinnenleben. Konventionelle Regeln gab 
für fie nit. Häufig liefen harte Züge in der Charakteriftif ihr 
Rollen mit unter. Hier zeigte ſich die Grenze, die ihrer Leidenjcie 
durch die äußeren Mittel gejet waren. Ihre Julia erinnerte Wefte 
rieder in der Szene des Erwachens im Sarge an ein Bild des Ha 
maler8 Dorner und er fagt:*) „Es ift hier feine Zeichnung, 
die Kunft nad) Regeln feſtſetzen fünnte, möglich. Alle Linien, meld] 
fi ziehen laffen, find Karikaturen, in Unordnung abgerifiel 
Trümmer der Hoffnung, des Schredens, der Liebe, Verzweiflung, Rem 
dumpfer Sinnlofigfeit, aufgetrieben mit der höchiten Gewalt und w 
Wogen in dem Augenblid, da fie beginnen, Schon wieder im Fall, | 
einander zu überwälzen.” Faſt will es fcheinen, als ob hier die Leide 
1) Ephemeriden d. Litt. u. d. Theaters, 1786, IV, 26. 

2) Sämtliche Werte, II, 228. 





Karoline Heigel. 251 


Kalt recht in Fetzen geriffen fei, aber auch in dem Bilde waren nur 
Me einzelnen Linien Karikaturen, deren Gejamtheit einheitlich den 
Hohten leidenfchaftlichen Grad ausdrüdte. Weitenrieders unglüdliches 
hinweiſen auf Gemälde, ba8 der tranfitorischen Kunſt des Schaufpielers 
nie als zutreffendes Maß angelegt werden Tann, wird durch feine 
gene Schilderung diefer Julia wenigftens nicht falſche Auslegung 
Inden. „Überzeugend und gewaltig“ nennt er die Übergänge vom 
Darft nah Entzüden zur verlaffenften Hoffnungslofigkeit, zum Elend 
3 kr Elendeiten aller Kreaturen! 
Zu jolhem aus der Fülle des Herzens niedergejchriebenen Urteil 
halte man die kühlere Beſprechung der Wahnfinnsfzene, wie fie Karoline 
heigel ala Ophelia ſpielte: „Sie wußte das Grauenvolle mit einer 
"Wkten Vermiſchung von Mäßigung und Wohlftand anzubringen, daß 
re Luſtigkeit Mitleid und Thränen erwedte. Dieſes Befinnen und 
Seäcrufen dunkler entflohener Ideen in dem ftarren Bingehefteten 
Inge, diefe Angst und Berwirrung in jedem zerrütteten Teil auf dem 
gendhafter Angeficht!” ) Das Irreguläre, Fladernde des Wahnſinns 
hdarzuftellen, war feinfinnige Verſchmelzung von harter Wirklichkeit 
MW veiblichem Zartfinn, es war feine aus theoretiicher Erkenntnis 
Behende abfichtliche Stilifierung. Aus den verftreuten Bemerkungen 
: Wölenrieber über diejes Spiel hebe ich nur nod) einen Zug hervor, 
wen für Schaufpielerin und Kritiker an große Mufter erinnert. In 
MR Sterbeizene der Sara Sampjon überrafchte Mme. Henfel den feinen 
Abebachter durch das gelinde Zuden der Finger des erftarrten Armes.”) 
on der Ohnmachtsſzene der Rutland, wie fie Mme. Heigel jpielte, 
ht Weitenrieder, daß zunächſt die Arme ftarr geworben feien. „Sie 
Mzten fich, blieben ftill und feit. Nur noch in den Fingern gingen 
Aber Tlüchtig und einjam aufzudende Bewegungen...” 
"Bar Veitenrieder die Dramaturgie eifrig ftudierte, beweiſen zahlreiche 
ihleiten und direkte Hinweiſe; aber es drängt fich auch faft die 
Benmulung auf, Daß die Schaufpielerin, in deren Hauſe er ein eifriger 
GR war, hier bewußt Belehrung annahm. — 
Bildungsfähig und bereit, in ihrer Kunft zu dem Ausdrud über: 
engender Natürlichkeit und imponierender Schlicytheit zu gelangen, waren 
Bee neben der Mme. Heigel. Aber wie unmöglich war e8 in ein- 
Stüden, nur annähernd einheitlid” darauf Hinzumirken! Im 
 Zämtl. ®erfe, II, 235 a. 
!, Hamburg. Dramaturgie, 13. Stüd. 




















Stilvermengung; Weftenrieder ala Kritifer. 253 


Imerſte aufwühlende Leiftung, für den Geſchmack des Münchener 
: Publilums kann e8 und leider fein gültiges Zeugnis fein. Gewiß wurde 
. Chröder ehrlich und mit zunehmendem Enthufiasmus aufgenommen, 
. Bolf und Gelehrte wetteiferten, ihm ihren Jubel und ihren Dank aus: 

pbrüden, Weftenrieder begrüßte ihn in feiner mehr empfundenen als 

Mar ausgebrüdten Art und widmete jeder Rolle längere mit fichtbarer 
Liebe geichriebene Betrachtungen, ala dann aber diefer glänzende Komet 
wrübergezogen war, da war dasſelbe Publitum wieder kritiklos wie 

por. Heute entzüct über ſüßlichen Schnörkelftil franzöfilcher Sing- 

hiele, morgen in deutſcher Empfindſamkeit hinſchmelzend vor Thränen. 

Die mangelnde Stileinheit wurde durch dad Publikum eher vergröbert 

ala beſeitigt. 

Schwer war bei diefer Lage der Dinge der Standpunkt eines 
Rrititers mie Weftenrieder. 

Ein Dann, der mit fo heißer Liebe fein Volk umfaßte, der auf allen 
Gebieten, ein Prediger in der Wüfte, auf die Segnungen geiftigsfittlicher 
Rultur Hinwies, dem fein Mittel zu heilig war, daß er es nicht ver: 
wandt hätte, um fein bayerifches Volk zu neuen Lebensbedürfniffen, zu 
&ht und Freiheit zu führen, der als folches Mittel die Kunft, das 
Theater freudig erkannte, ein folder Mann konnte nichts mit der 
foren, nüchternen Schärfe des Theoretifers Leifing gemein haben. Ihm 
galt die praftiiche Leiftung in ihrer Wirkung mehr als alles noch jo 
kinfinnige äfthetifche Urteil, das für das große Volk wertlos war. 

r menn man dieje in ihrer Art gleich wunderbare und hohe Stellung 

Betenrieders im Auge behält, kann man feine Schriften über Kunft, 

beionders über das Theater, mit ihren Widerfprüchen pſychologiſch erflären. 

Der Schaufpieler intereifierte ihn zunächſt ala ſoziale Erjcheinung. 
Vas er durch feinen perjönlichen Verkehr bewies, Achtung und Ehr— 
firht vor dem Künftler, forderte er in feinen Schriften. Wie viel 
Rölte dazu noch! „Beinahe jeder Vater würde ſich entrüften, wenn 
der Sohn fich einfallen laſſen wollte, die Schaubühne als den Stand 
feines Lebens zu wählen!” jchrieb er 1781, und mie mancher unter un 
denkt auch Heute noch Jo in aller Stille! Unmillig fragt er, warum 


5.25. Bon dem wunderbaren, das Innerſte erjchütternden Spiele Schröders 
vird noch eine andere den naiven Kunſtgenuß jchön kennzeichnende Wejchichte 
zählt: „Als Schröder in München den Hamlet fpielte, war fein Schreden, wie 
e den Geiſt erblidte, jo meiiterhaft, dab er ſich dem Parterre mitteilte, und 
me Stimme rief: Jejus Maria!” {Woth. Iheaterfalender, 1781.) 


Weitenrieder als Kritiker. 255 


wig jolde abftrafte Tyorderungen des großen Volfspädagogen find, 
haut ja nicht erft gejagt zu werden, zumal fie in jener Zeit gang 
‚uud gäbe waren. Dasfelbe, was MWeftenrieder vom Schaufpieler ver: 
Ianate, forderte er vom Tänzer. Beide follten moraliſch auf den Zu: 
Wauer mit ihrer Kunſt wirken, beide innere Seelenregungen äußerlich 
durch Gebärden und Wort darftellen. Bom Tänzer forderte er bie 

gehe Bildung und — im Sinne Noverres — Reform der Tanzkunft. 

D du Kunft der Fünfte,“ rief er aus, „wie weit bift du herabgejunfen 

zu Rietimagd in den Zeiten, da fich deine Priefter nit ſchämten, 

wen man ihnen jo oft fagte, daß ihr Beruf bloßes Vergnügen 

ud eine Gattung des ſchädlichſten Luxus ſey!“ Gegen bie zahl: 

when Ballette, die nur auf Sinnlichkeit mit ihren Bewegungen, auf 
Acunenrauſch mit ihrem SFlittergold abzielen, konnte er in tieffter Em- 
lung eifern. Er wollte mit allem den praftifchen Zweck der Befler- 
mg verbunden willen. So ftellte er — ein ſchlechter Schüler Leſſings 
#8 Dogma auf, das die [im Laofoon fcharf abgewieſene] Ber: 
weung von Dichtkunft und Malerei, andrerjeits von Schauspiel: und 
Mizhmft mit der Malerei wieder vornahm. Nicht ala Üſthetiker, 
Meder als bayeriſcher Batriot betrachtete er die Kunſt, unglüdlicher: 
Rie mie dieſe Eigenſchaft ganz abftreifend, wollte er jenes fein. Oft 
er in glüdlichem, ficherem Geſühl das Rechte, aber nicht ala Er- 
pri einer rein verftandesmäßigen Entwicklungsreihe, jondern aus 
nt Seine prächtige Schlichtheit und Kernigkeit macht ihm alle 
verhaßt, und fo lobt er den Schaufpieler, der Gemaltiges mit ein- 
en Mitteln zu erreichen weiß. Jene genialiſchen Schreier und 
Mirmer, die die Leidenichaft in Segen reißen, waren ihm gründlid) 
haßt, und er fchreibt die Worte, die uns ihn fo ſchön erkennen lafjen: 
D verewigter Raphael, wenn du jetzt kämeſt und malteft deinen 
Brates in ber einfachen ruhigen Stellung, und dem Ausdrud, wie 
ler Seigefinger feiner Iinfen Hand zmwilchen dem Daumen und Zeige: 
æ feiner rechten hält; und Jchriebit deinen Namen nicht dazu, wie 
i ie wäre vielleicht die Anzahl derjenigen ſeyn, die es der Mühe werth 
1, Dich anzufehen, und wie bald mwürdeft du gegen einen andern 
sen jeyn, der den Einfall hätte, feinen Sokrates den Mantel von 
weg in die Luft jchlagen, und mit ereifertem erhitztem Geficht, 
tie, die von Bol zu Bol erichallten, herausdonnern zu laſſen.“ — 
ra Gefühl der Einfachheit, das MWeltenrieder von Natur aus beſaß, 
ihn zur Betonung eines gewiſſen ftilifierenden ‘Prinzips 



















256 Schauſpieler und Kritik. 

























kommen laſſen, das auf bie ſchöne Natur, das ev ro&mov der Griechen 
nur ungern verzichtete. Uber er war doch zu wenig fühl abmägenber 
Beurteiler als daß er ftändig dieſes deal betont Hätte. Er wollte alß 
Kritiker fein Syftem aufftellen nod) verfechten, jondern nur anfpornen 
und antreiben zu dem, was ihm der Endzwed aller Kunft hieß. Nur 
furze Zeit wirkte er jo. Dann fchrieb er mit bitterm Schmerz: „Ich habe: 
nun vier Jahre über das hiefige Theater geichrieben, und wenn ich num: 
dieje Stunde den Auftrag erhielte, etwas zu fchreiben, wobei man mir‘ 
die Hoffnung machte, daß mans befolgen würde: jo würde ich! 
wieder von vornen anfangen. Eo wenig ift in der Hauptiache etwas. 
das ein reifeg Nachdenken, oder einen männlichen litterarifchen Geſchmack 
verräth, geichehen, und das Publitum iſt eher zurüd als vorwärts ger 
gangen!” Fortan wandte er fih namentlid) in den Beyträgen zur 
vaterländiichen Hiftorie andern Gebieten zu, auch dort faft als Eins! 
ziger unermüblich thätig. Das Theater war einer begleitenden unb 
beobadhtenden, warnenden Kritik beraubt. Strobel Dramatijcher Zenlor 
beitand nur ein Jahr, der Zufchauer in Baiern wurde unterdrüdt,; 
nachdem er auch über das Theater zu berichten ſich entſchlofſen Hatte, 
Nur die Münchener gelehrte Zeitung verfolgte in dieſen Jahren bi 
Leiftungen der Künftler, ohne jedoch einen Einfluß in irgend einen 
Meile zu gewinnen. Dann wurde noch einmal — 1797 — von SYalok 
Klaubauf — em Pſeudonym, Hinter dem ſich der Hofbibliothefar‘ 
5. L. Reifchel verbarg — der Verſuch gemacht, über das Münchener 
Theater fortlaufende Berichte zu verfallen, ein Unternehmen, das ohne; 
Geſchick geleitet wurde und in jener Zeit des völligen Stilljtandes ber 
Bühne zwedlos war. Nad) dein ſechſten Briefe — 1798 — ging aud 
dieje Zeitiehrift ein. — 




















X. 
Iramatiihe Litteratur von 1772 bis 1799. 


Bon der dramatilchen Litteratur Bayern, wie fie in den lebten 

dreißig Jahren des 18. Jahrhunderts von München ausging oder, 
wohl richtiger gejagt, auf Münden ala Meittelpuntt ſich im mejent: 
lichen beichränfte, ift bisher jonderbarerweife nur eine Seite beachtet 
worden: die unter Einwirkung und Nahahmung des Göß entitandenen 
vaterländiichen Ritterdramen. Zeitlich ift diefe Gruppe durch die “jahre 
1780 (Agnes Bernauer) und 1785 (Kafpar) begrenzt. Schon hieraus 
und aus dem rein äußerlihen Zahlenverhältnts — die vaterländiichen 
Nitterdramen verhalten ſich ihrer Anzahl nach zu den übrigen der (uns 
erhaltenen) bayeriichen Dramen wie 1:10 — ergiebt fid,, daß eine 
Würdigung der bayeriſchen Litteratur, ein Urteil über die Teilnahme 
Boyernd an der gefamten Entwidlung des deutichen Dramas nicht 
wöglih ift, wenn allein jene kleine Gruppe einer näheren Beſprechung 
unterzogen wird. Daß diejes bisher allein geichah, dafür mag man 
een Grund mit Recht beftehen laſſen. Das verhältnismäßig Wert- 
vote nämlich ift Damit hervorgefehrt, das bei aller Anlehnung und 
Unelbftändigkeit doch wiederum Eigenartige, das ebenjo reichlid) nad) 
anden ipendete wie es von außen empfangen hatte. Ja, Törrings 
Ans Bernauer und fein Kafpar, Babos Olto von Wittelsbad) haben 
im übrigen Deutichland und in Hſterreich länger und tiefer auf Zu— 
ſhauer und ſonderlich auf Dichter gewirkt, ala es ihnen in ihrem 
®ıterlande dank der befannten Zenſurverordnung möglid) war. 

Benn wir nun aber auch von vornherein auf poetiiche und formale 
Ehönkeit ber bayeriſchen Dramen verzichten, wenn wir feinen einzigen 
water den bayeriſchen Dichtern antreffen, der irgendwie die Entwidlung 
ber geſamten beutjchen Litteratur hilfreich gefördert oder auch nur 
wertvoll bereichert hätte, wern wir den meiiter Ideen, die in bayeriſchen 
Dramen ausgeſprochen werden, vorher oder gleichzeitig anderswo be— 


17 


258 Dramatiſche Litteratur 


gegnen, ſo liegt hierin noch immer kein Grund, das reiche Material 
unbeachtet und ungeprüft zu laſſen. Nur ein Fingerzeig mag darin 
liegen, auf welche Art allein eine Betrachtung bayeriſcher Dramatik 
fruchtbar und gerechtfertigt ſein kann. 

Dichteriſche Individualitäten treten uns nirgends entgegen. So 
wäre es alſo ein müßiges Beginnen, die Dramen jedes einzelnen Autors 
im Bufammenhange zu betradten. Was ein Babo und Karl von 
Edartshaujen geichrieben haben, Dichter, deren Dramen noch die größte 
Mannigfaltigkeit unter den bier interejlierenden aufmeilen, das find 
feine Markſteine auf ihrem Wege geiftigsfittlicher oder gar Fünftlerifcher 
Erziehung. Der Dichter des Götz murde zum Dichter der Iphigenie, 
der Dichter der Räuber zu dem des Wallenftein, das läßt fich ohne 
aufmerfiames Verfolgen der langjam fi) wandelnden, fünftleriich und 
philoſophiſch ſich klärenden und vertiefenden Anſchauung beider Männer 
nicht verftehen. Daß aber der Verfaſſer des Otto von Wittelsbach ein 
behagliches, breites Bürgerftüd und recht harmloſe Luftipiele jchrieb, daB 
Eckartshauſen das Thema einer mweitherzigen Aufklärungsidee verjchieden 
pariterte, das find Thatſachen, zu deren Begründung der Hinweis auf 
die großen geiftigen Strömungen der Zeit allein genügt. Co viel 
Goethe und Schiller ihrer Zeit verdanken, mit jo viel ftarfen und zarten 
Wurzeln fie im mütterlidhen Boden auch hafteten, fie riffen ſich früh 
los und offenbarten ihre Größe und zufünftige Bedeutung dadurd), daß 
fie mit ihrer eigenen Innenwelt, mit perjfönlicher Zuthat neue Werte 
ihufen, daß fie, die Summe alles geiftigen Lebens ziehend, in fünft- 
leriſcher Form über ihre Zeit Hinaus vorwärts wielen. Arm an all 
dieſen perjönlichen Zuthaten und eben darum Feine dichterifchen In— 
dividualitäten, bewegten ſich die bayerifchen Echriftiteller auf der breiten 
bequemen SHeerftraße, mo ohne Anſehen der Perſon der große Haufe 
hintrottet. Ihre Dramen erſcheinen lediglid) als ehrlich gemeinter, 
künſtleriſch recht anſpruchsloſer Ausdruck allgemeiner philojophilch-ethijcher 
Grundanſchauungen jener Zeit, insbeſondere als Spiegelbild der kulturellen 
Zuſtände des bayeriſchen Volkes. Dieſe werden wir darum bei unſerer 
Betrachtung in den Mittelpunkt ſtellen. 

Gleichzeitig gewinnen wir ſo eine Erklärung für die auffallende 
Erſcheinung, daß vor dem Jahre 1772 kein einziges bayeriſches Drama 
zu verzeichnen iſt, wenn wir — wie billig — von den Kloſter- und 
Sefuitendramen, aud) von öffentlid) im Druck erjchienenen Dramen 
3. B. des Jeſuitenpaters %. Reisner (1721— 1789) abjehen. Das erite 





Gründe der kulturhiftoriihen Betrachtung. 259 


Jahrzehnt der von der Akademie ausgehenden Befruchtung alles geiftigen 
Lebens Hatte, da8 haben wir bereits gejehen, auf jede Unterftüßung 
durch die Bühne verzichten müffen. Und darum waren aud feine 
Dramen gefchrieben. Nicht wie im Norden vollzog fid) hier die Ent- 
widlung. Dort Hatte feit Gottjchede Tagen das Drama an der freien 
fünftleriichen Entfaltung der Litteratur teilgenommen, dort war, bevor 
ftehende Bühnen zur dramatiſchen Thätigkeit einluden, nicht nur ein 
regelmäßiges, in fteif-franzöfilche Kleidung gehülltes Drama gehegt und 
gepflegt, jondern e3 war jchon längit der Verſuch gemacht, das dem 
deutichen Volksempfinden zufagende Drama zu finden, ein Verſuch, der 
als praftiiche Löſung theoretiſch gewonnener ragen dem Dichter ber 
Miß Sara Sampfon, der Minna von Barnhelm, endlich aber der 
Emilia Galotti gelang. Dort Hatte die Entwidlung des Dramas 
förmlich eine Reform der Bühne, vor allem die ſtehende Bühne ver: 
langt, denn mit der Säuberung der Wandertruppen von Hanswurſt— 
fomödien und fittlich-fünftleriicher Erziehung der Schaufpieler war es 
nicht gethan. 

In Münden dagegen griff niemand zur Tragödie oder zum 
Schauſpiel, aud) dann noch nicht, ald die von der Akademie herauf: 
beſchworene geiftige Belebung wider Erwarten gelang und über Die 
Leſewut ſchon früh Klagen laut wurden. Da geſchah, ohne jeg- 
lihen Zujammenhang mit einer einheimiihen Dramatit, auch ohne 
Ausficht auf eine Ausfüllung diefer empfindlichen Lücke, die Gründung 
der ftehenden gereinigten Bühne durch Nießer, und faum ein Jahr jpäter 
gingen auch ſchon die erften bayeriichen Originalftüde über die Bretter. 
Mit einem Dtale jchoflen aus dem einheimijchen Boden Dramen her- 
vor, der beite Beweis, wie reif die Zeit für eine Bühnenreforin in 
Bayern war, andrerjeitS aber auch, wie wenig reine Kunſtwerke — 
denn dieſe hätten nicht notwendig die jtehende Bühne zur Voraus— 
jegung gefordert — die bayeriichen Dichter zu jchaffen innerlich ge- 
mungen waren. Wären fie Dichter geweſen, fie hätten, um ihre 
Leiden zu jagen, nicht diejes äußeren Anlaſſes bedurft; nun aber, wo 
die Gelegenheit jedem halben Zalente entgegenfam, überjegten und 
‚dichteten“ Für die Munchener Bühne Kurfürftin, Adel, Gelehrte, 
Regiftratoren, ja in den nächſten Jahrzehnten glaubten jelbjt Gevatter 
Schneider und Handſchuhmacher ihre Familienweisheit dramatijieren zu 
mäflen. Der Leibheidud des Kurfürjten, Franz de Paula Gruit- 
uifen reichte, 1796 der Zenfur „Die Braut in Mannskleidern“ ein. — 


17* 


260 Dramatifche Kitteratur. 


Die ftattliche Anzahl der hier zu befprechenden Dramen ließ eine 
Icharfe Dispofition der leichteren Überficht wegen nötig erjcheinen. Mit 
den daraus ſich ergebenden Vorzügen ftellten ſich jedoch auch einzelne 
Nachteile ein, die Hier kurz berührt werden mögen. Zunaächſt iſt es 
die Thatfache, daß manches Drama, ala ein Gemiſch der verjchiedenften 
been, fi) kaum auf eine unzweifelhaft hervortretende Grundidee 
zurüdführen ließ. Die Titel konnten nicht ausſchlaggebend fein, da, 
wie die nähere Betradytung erweilen wird, diejelben thöriht und un⸗ 
verständlich, ja oft geradezu faljch gewählt wurben. In ſolchen zweifel: 
haften Fällen habe ic dann, zumal aud) der Dtangel zeitgenöffilcher 
Kritik und eigener Aufzeichnungen der Dichter jeden Anhaltspunkt ver: 
weigerte, den Inhalt der Dramen und die nötigen Zuſätze an der 
Stelle eingefügt, die mir nad) wiederholter Prüfung der Grundidee des 
betreffenden Stüdes zu entſprechen ſchien. Sodann mußte, auch inner: 
halb der einzelnen Unterabteilungen, die chronologiſche Reihenfolge 
außer act gelaffen werden und 3. B. Dramen, die den neunziger 
Jahren angehören, ihrem deengehalt nad; mit Dramen der fieb- 
ziger Jahre verwandt, vor den Dramen der achtziger Jahre beiprochen 
werden. 

Die Scheidung in reine und angewandte Dramen ergab fid 
notwendig, wo es fih nun einmal darum handelt, aus den vorhandenen 
Merken die Ideen der Zeit zu ziehen. Jene reinen Dramen haben 
feinen für ihre Beurteilung wichtigen Zufammenhang mit der Zeit, in 
der fie entitanden. Sie weiſen in ihren einander gegenüberftehenden 
Charakteren wohl die übliche Färbung auf, die Gut und Böſe ſtets 
ftarf hervorleuchten Tieß, fie lehnen ſich wohl auch namentlich in der 
Schürzung und Lölung dramatiſcher Konflikte an Vorbilder ihrer Zeit 
an, aber fie erheben ſich doc) jo weit über die nur ihrer Zeit ver- 
ftändlichen Ideen, ſie beleuchten jo wenig und durchaus unbeabfidhtigt 
die fulturellen Zustände ihres Zeitalters, daß fie auch) heute noch wirken 
müßten, wäre ihr poetilher und formaler Wert nicht jo elend und 
würde die Piychologie näherer Betrachtung nur einigermaßen ftanbd: 
halten. Bei diefen reinen Dramen, die ja ala folhe das bedeutfame 
Wollen und Handeln von Menjchen innerhalb einer frei gewählten 
Zeit darftellen, oder wenigftens darftellen wollen, madjt fid) der Mangel 
eines Starken dichteriſchen Talentes um ſo Ichmerzlicher fühlbar, als wir 
mit einem allgemein menjchlichen Intereſſe, nicht bloß begierig, kultur— 
biftorifche Spiegelbilder zu erbliden, den Perſonen nahetreten. Was 





262 Dramatijche Litteratur. 


Reine Dramen.') 


1. Das erſte der hierher gehörigen, eine frei erfundene Fabel 
behandelnden Dramen ftammt aus dem Jahre 1774. Es ift Ludwig 
Fronhofers Schaufpiel Mathilde, das am 6. und 8. Mai, dann am 
7. und 17. Juni 1774 auf der Bühne des alten Opernhaufes auf: 
geführt und in demjelben Jahre gedrudt wurde.“) Fronhofer, Damals 
Schullehrer an der Hauptichule bei U. 2. Frau, hatte ſich ſchon einige Jahre 
Zuvor durd) feine Oden und eine von Heinrid) Braun eingeleitete Sammlung 
von Gedichten befannt gemadht.”) Weniger aus Neigung und Beruf, jondern 
aus der dem Schulmeifter in ihm entiprechenden Erfenntnis, daß die junge 
Bühne und die aufftrebende Litteratur als wichtiges Kampfmittel in 
der gärenden Zeit unterftügt fein wollten, griff auch er zum Drama. 
Es war ſein erites und blieb fein einziges. Er mochte jelbft erfennen, 
wie wenig feine Begabung ihm geftattete als Dramatiker aufzutreten. 
Leifings Emilia war erichienen. Aus ihrer Lektüre, jo ſcheint es, gewann 
Fronhofer die nächſte Anregung zu feinem Drama, wenn er aud) in 
Handlung und dee meiterformte und umbildete. Nicht die großen 
Züge, die offen vor aller Augen liegen, jondern zahlreiche Heine Wendungen 
verraten das Vorbild Leſſings. 

Das Stüd jpielt in Rom. Mathilde und Bellarini find zwei 
jung verheiratete „adelihe Stands-Perſonen“, Lejfingg Emilia und 
Appiani entipredhend. Während diefe, eine Häufung des Tragilchen, 
furz dor ihrer Vermählung alles Unglüd erleiden, jet die Handlung 
in Fronhofers Stüd drei Monate ſpäter ein. Der Prinz liebt Emilia 
und heißt alle Schritte Marinellis gut, um Emilias Liebe genießen 
zu können. Hier find Prinz und Marinelli in einer Perjon vereinigt: 
Ruggerio liebt Mathilde und ift, von ihr verichmäht, Satan genug, 
um durch Lift und Gewalt in ihren Beſitz zu gelangen. Seine finnliche 
Leidenschaft führt ihm einen Helferähelfer in die Arme: Senfaline, eine 


!) Die hier zu bejprehenden Dramen, eine verhältnismäßig fehr Heine Anzahl 
(15), hängen natürlich nicht durch Ideen zufammen und mögen de&halb rein 
äußerlich durch Ziffern getrennt werden. 

2) Mathilde, ein Schauspiel, in drey Aufzügen von L. F. (Vignette) München, 
bey Joſeph Aloys Cräß, in der Kaufinger-Gaſſe im von Ruffiſchen Haufe. 1774. 

s) über Fronhofer ſ. Ludwig Muggenthaler, Jahrbuch f. M. &. II, 363— 
374. Sehr ſchön und geichmadvoll jagt Muggenthaler von Fronhoferd Mathilde: 
„Das Kind jeiner dramatiihen Mufe entfhwand durchaus nicht im großen Haufen 
gleichzeitiger dramatiiher Geburten”! (Seite 390.) 





264 Dramatifche Litteratur. 


möglichfte Figur des ganzen Stüdes, die von der geiftigen Bedeutung 
ihres Originals nicht das Geringfte geerbt hat, von ſich jelber: „Ich bin, 
ich bleibe die Gehilfinn des Satans in menſchlicher Geftalt“, und jucht 
ſich ſelbſt pſychologiſch zu erklären: „Mein ſchwaches Herz ift gefeflelt, 
und kann das doch nicht abjchütteln, und Jucht die Rechtfertigung feines 
Thuns in der Unmöglichkeit, fi) von feiner Leidenſchaft Ioszuarbeiten.” 
(1, 4.) Solche eigenen Beteuerungen über ihren Charakter, den Zwie— 
Ipalt ihrer eigenen Seele giebt fie noch öfter. Auch Ruggerio erklärt 
in Monologen (3.8. IT, 5) fein Handeln. So ſchwarz er jedoch ge- 
Ichildert wird, fo wenig ift er feiner felbft ficher. Ofter muß er fich 
ſelbſt ermannen, dann betäubt er (ſtets durch Selbſtgeſpräche) feine 
Gewifſensbiſſe und langt in Worten auf der Höhe Satans an (I, 3), 
ja er befennt ſich jelbft jeine Größe: „Stehe ih nicht da, unerjchüttert 
wie Satan, ald er den gräßlichen Gedanken zur Aufruhr im Himmel 
dachte, mit vollfommener Erfenntniß der Bosheit jeiner Sünde dachte”, 
um troßdem einige Augenblicde darauf zu folgern: „überdieß bin ich — 
ich überlege es, wie ich will — famt allem, noch fein Böſewicht; wirklich 
— id) bin feiner. — Meine Neigung ift ja unbezwinglich ...“ (III, 1). 
Solche Verſuche zu charakterifieren erfegen nur notdürftig wirkliche innere 
Entwicklung; fie verraten, daß Fronhofer feine einzige Geftalt plaſtiſch 
geihaut Hat. Auf: und Abgänge find fait ſämtlich unbegründet. 
Das ganze Drama ift ein plumpes Ränkeſpiel äußerliher Natur. 
Wandlungen der Charaktere in leidenſchaftlichem Kampfe find vermieden ; 
von Senjaline abgejehen, deren plößliche Reue wegen der letzten Szene 
des Stüdes und um der allgemeinen Auferbäulichkeit willen erfolgt. 

2. Oda, die Frau von zween Männern. Ein Trauer: 
ſpiel. Aufgeführt auf dem furfürftlichen Nationaltheater in München. 
Münden, 1782, bei Johann Baptift Strobl. 





mit Unrecht — jeden Begriff von Pialog abiprah. Darauf erihien, wieder in 
den Materialien (1774, S. 141), eine Antwort Fronhofers und eines andern 
angegriffenen Dichterd „Die Verfaſſer der Schaufpiele in Münden an den Ber: 
fafier der Deutihen Chronif in Ulm“. Wiederum mit vollem Redt erbaten dieie 
ih für ihre eriten Verjuche mildere Beurteilung, ſchlecht ftand ihnen aber der 
Hohn zu Bejicht, wenn fie Schubart zuriefen: „Ihren Monarchen unter den Dias 
logijten, den wollen wir auch ftudiren, und follte die Lectüre eine® Götz von 
Berlidhingen, und des Hofmeiſters dazu nicht genug jeyn, jo wollen wir 
Hleihig die Bierhäujer beiuchen, um die ungeichliffenen Ausdrüde des Pöbels 
- zu lernen, und dadurch veriprehen ir uns, den Ton aller guten Geiellichaft 
vollends zu vergefien, und den ihrigen zu treffen.“ 





266 Dramatiiche Litteratur. 


jenes Stüd zum Vorſchein fam.” Gerade diefe Bemerkung Babos — 
eine Bemerkung, die ſich nach der 1781 in München erfchienenen Aus- 
gabe der Erwine von Steinheim förmlich aufdrängte — beftärft Werner, 
das umgefehrte Abhängigkeitöverhältnis anzımehmen, das allerdings 
den Vorteil eines ſyſtematiſchen Ausbildens vorhandener Motive zuläßt. 
Hauffens Parentheje, Babo habe („troß feinem ausdrüdlichen Wiber- 
ipruche”) deutlich von Blumauer entlehnt, ift nichts weiter als eine 
Wiederholung von Werners Angabe. 

Wenden wir und nun dem inhalt des Stüdes zu. 

Oda, die Battin des Ritterd Hermann, hat fih nad) deſſen im 
heiligen Lande erfolgten Tode zum zweiten Male mit dem Ritter Abel- 
burg und zwar auf Wunfch ihres Vaters vermählt. Lieben kann fie 
jedody ihren zweiten Mann nit; er macht ihr oft buch fein auf: 
fahrendes Wejen jede tiefere Zuneigung unmöglich, zudem hat die Liebe 
zu ihrem erften Gatten die Tiefen ihrer Seele erſchöpft. Adelburg rüftet 
fi) zum Kreuzzug, er will Oda und ihren Sohn aus erſter Ehe, die 
er beide heiß Tiebt, verlaffen. Währenbdeflen hat Oda Kunde erhalten 
von einem Einfiedler Richard, der ihren erjten Mann vor vierzehn 
Tagen erft begraben hat, während fie ihn ſchon fünf Jahre tot wähnt. 
Schwert und Kette ihres Mannes werden ihr gebradt, in ihrem 
Innerſten regt ſich ein entſetzlicher Verdacht. Im Walde trifft fie einen 
zweiten Einfiedler, der dort ſchon vier Jahre hauft; es ift dies ein alter 
Mann, den jchmere Reue drüdt: ihr eigener Vater, der ihrem Gatten 
Meuchelmörder nachgeſandt hatte, um feine Tochter dann mit dem 
reihen, angejehenen Adelburg zu vermählen. Bald ftirbt der alte 
Mann. Unterdeifen hat ſich der erfte (oder andere) Einfiedler, Richard, 
ald Odas totgeglaubter Gatte entdedt. Er war den Mördern auf 
die Spur gelommen und nad) langen Srrfahrten vor zwanzig Tagen 
heimgekehrt; unerfannt hatte er Nachrichten über fein treulofes, in 
Wahrheit aber betrogenes Weib eingezogen. Hermann (Richard) ver: 
zeiht jeinem Weibe und Adelburg, der ja auch nur als Betrogener ge: 
handelt hat. Diefer entjagt allen Anſprüchen auf Oda und fährt zum 
heiligen Grabe; Oda aber zieht ſich in die Einfamkeit zurüd, fie will 
ein Franenklofter im Walde gründen. An der Seite ihres erften Gatten 
kann fie nicht mehr leben und reines Glücd genießen. „Jedes Gefühl von 
Lieb und Zärtlichkeit iſt aus meinem Herzen getilgt — nur die Mutter— 
liebe nit . . . Mein Bufen ift falt und hart von den wiederholten 
Schlägen des Schickſals!“ 





Löſung des Oda-Problems; Schlichtheit der Sprache. 269 


(Pauſe.) Ich möchte gern gelafjen und ruhig 
mit Dir ſprechen, Oda, wie mit einem fremden 
Weib. — Bon wen wär’ ich noch geichieden? Bon 
meinem Baterlande? ih hab ihm genützt, es bedarf 
in dieſer ftillen Zeit meiner nicht mehr. Und wen hätt’ 
ich noch? 

Oda: O Adelburg! bedarf denn mein Sohn keines Vaters? 

Adelb.: Er bedarf eines ſolchen Vaters, der feiner Mutter ein 
liebwerther Gatte wäre. 

Ode: Und Du — 

Adelbe: Und ich? 

Dda: Willſt ihm nicht Vater fein? 

Adelb.: Er ift mein Erbe ........ 


Nody mehr beweiſt dieſes die Kleine Szene I, 6 mit ihren Ein- 
gangsworten, der wirffamen Verwendung des ftummen Spiels, oder bie 
Szene (II, 17) zwiſchen Adelburg und Oda u. a. Daß dazwiſchen echte 
Ritterdramen-Pathetik ſich findet, ift bei dem Stoffe, der Zeit und dem 
berfüömmlichen Stil nicht zu verwundern. Wie ſchlicht und natürlich ift 
dann wieder die Abichiedsrede Adelburgs an feine Knechte (II, 20): 

Menn einer unter euch auf der Reije etwas bedarf, jo red’ er frei 

mit mir; ich will nicht, daß meine Gefährten Mangel leiden. Bor 
allem empfehl’ ich euch Einigkeit und Brüderliebe; ein jeder jehe ſich 
zum Beihüger de3 andern an. Wenn wir zum großen Heere fommen, 
jo zeigt, daß ihr treue bieder teutiche Männer ſeid. Unſere Reile ift 
groß, mühelfam und gefährlich, deshalb frag’ ic) euch nod) einmal: Iſt 
es euer freier Wille, mich ins gelobte Land zu begleiten? 

Alle: Ja! u. ſ. w. 

Die Betonung des Nationalen findet ſich übrigens fonft in dem 

Stüde nicht, jo daß es hier nur als ein ſchwach betontes Motiv zu 
gelten hat. — 


3. Männer Stolz und Weiber Rache. Ein Ritter Schau- 
ipiel aus den Zeiten der Kreuzzüge in vier Aufzügen von Adolph Anton ')' 
deutichen Schaufpieler. München bey Yofeph Lindauer 1792.°) 


n Adolph Anton, geb. 1767 in Wien, Schaufpieler. 


3) Bei Brahm, a. a. D., nicht behandelt: Werner, a. a. O. S. 438, nennt 
e3 unter den ihm dem Titel nach befannten Dramen. 


270 Dramatijche Litteratur. 


Siegfried, Knappe des Ritters Heinrich von Stauffen, weiſt bie 
Merbung der Gräfin Kunigunde von Steinach zurüd und hält, da er 
fih aus edlem Geblüt entjproffen weiß, beim Ritter Heinrih um beflen 
Tochter Mathilde an, wird aber zurüdgemwiefen. Aus Rache, von Sieg: 
fried verſchmäht zu fein, läßt Kunigunde die Mathilde entführen und 
Ienft den Verdacht auf Siegfried. Diefer fommt vor das heimliche 
Bericht, wird jedod) al unſchuldig befunden, und zwar durd) das Zeug- 
nis eines Pilgerd, der fih als den totgeglaubten, nach langen Jahren 
aber glüdlich heimgefehrten Grafen von Steinad) zu erkennen giebt, zugleich 
als Bater Siegfrieds und Gatten der Kunigunde, die ihren Sohn ſchon in 
feinem dritten Jahre von ſich geftoßen hatte. Dazwiſchen hat Mannhardt, 
der Stallmeifter und Helfershelfer Kunigundens, aus Furcht, nun von 
ihr verraten zu werden, jeine Herrin vergiftet. Der Heirat Mathildens 
mit dem nunmehrigen Grafen Siegfried von Steinady fteht natürlich 
jeßt nicht mehr im Wege. 

Das Stüd ift für die Münchener Bühne geichrieben. Anton war 
bier eine Zeitlang Schaufpieler. Einkleivdung der dee — wenn man 
von einer dee überhaupt jprechen darf — und einzelne Züge, 3.3. 
die Verweigerung der Tochter an einen nicht ebenbürtigen Freier, Die 
aber jofort aufgehoben wird, ſowie diejer ala ebenbürtig erwieſen ift, 
reihen das Stüd unter die angewandten Dramen. Aber es find doch 
nur unabfichtliche Züge, die Form des Ritterdramas vollends nur etwas 
rein Nußerliches, jo daß das Stück nicht als Ausdrudsmittel fittlicher 
Seen der Zeit oder ala Spiegelbild beftehender Kulturzuftände erfcheint. 
Es iſt ein Theaterſtück jchlehthin. Alle äußeren Mittel des Ritter: 
dramas find verwertet. Bon Motiven finden fih: Pilger, Abſchied, 
MWeiberraub, Köhler, Gefährdung eines geliebten Lebens, Gift, Kerker, 
heimliche Gericht, Streit zweier Männer um eine Frau; von Namen: 
Heinrich, Mathilde, Kunigunde (Typus des boshaften, Tiebegirrenden 
Weibes). — 


4. William Buttler Baronet von Workihire, ein Trauerſpiel 
in ungebundener Rede und fünf Aufzügen. Ein Verſuch für die Schau: 
bühne in Baiern, von Joſeph Valentin edlen von Spedier auf Pilhofen, 
x. — Münden, gedrudt mit akademiſchen Schriften, 1772.°). 





N Zum eriten Male am 18, dann am II. Dezember 1772 in Gegenwart 
des Hofes aufgerührt. 


Bam 





272 Dramatifche Kitteratur. 


die eine, von den politifchen Verhältnifien der Zeit um jo dringender 
gefordert, die vaterländifche, von der weiter unten die Rede fein wird, 
die andere, lediglich aus der Erkenntnis entſprungen, daß für Dichter 
und Zufchauer, beide gleich intereifierend und belehrend, die Gefchichte 
ein neutrales Gebiet fei, auf dem Menſchen im Kampfe ihrer Pflichten 
und Leidenſchaften fiegend oder fallend gejchildert werden konnten. 
Meift diente dem dramatifchen Vorwurf das Hiſtoriſche nur als Hinter: 
grund, auf dem ſich Geftalten erhoben, die leicht ihres Hiftoriichen Namens 
und Gewandes ſich entkleiden ließen und aud) dann noch mit ungeſchwächter 
Wirkung dasfelbe thun und laffen durften. Bon hiſtoriſchem Sinne 
dürfen wir — zumal bei dem erften Drama von 1772 — nicht ſprechen. 
Oliver Cromwell tritt in ihm auf, ohne daß e8 gerade Oliver Crom— 
well fein müßte, der fo handelt. Mehr äußerlich ift die Verbindung 
mit dem Hiftorischen hergeſtellt. Bor der Handlung des Dramas liegen 
die Kämpfe, in denen Cromwell als Führer ber geharnilchten Reiter 
die Rechte des Parlaments gegen Karl I. von England verteidigte, 
vorher das Jahr 1649, in dem Cromwell den König aufs Blutgerüft 
ſchickte. Aus jener Zeit ftammt die erbitterte Feindichaft zwiſchen William 
Buttler, einem verdienten Günftling und Helfer Karla J. und Cromwell. 
Heimlich hält Buttler troß aller herben Schickſalsſchläge zu der Partei 
des vertriebenen Karl II. In Stratford glaubt er einen Freund zu 
befigen, dem er wichtige Pläne und Staatspapiere anvertraut. Strat: 
ford jedoch, „das Laſter, das fid) unter der Larve der Tugend un: 
erfänntlih macht”, ein alter Anhänger Crommells, mißbraucht Buttlers 
Bertrauen. Er weiß um die Rüdfehr von Buttlers Sohn Eduard, 
der wichtige Papiere von Karl II. mitbringt; er unternimmt auf ihn 
einen Mordverſuch, der jedoch vereitelt wird. Seine niedrigen Pläne 
und Rachegedanfen, die er in einem Monolog (III, 7) zufammenfaßt, 
werden belauſcht und jo entlarvt. Um aber nicht ganz unbefriebigt 
vom Leben zu jcheiden, erftiht Stratford noch jeinen ‘Feind und feines 
Vaters gefürchteten Nebenbuhler Buttler. In dem Augenblide, da er 
id) dann jelbit töten will, ergreift ihn Cromwell und überliefert ihn 
als niedrigen Schurfen der Rache. Großmütig jeßt er Eduard, den 
Sohn ſeines Tyeindes, wieder in den Beſitz aller Güter. Mit diejer 
Haupthandlung nicht parallel laufend, jondern in fie verwoben, ift eine 
Liebesgeihichte. Buttlers Tochter Julie iſt heimlich) mit Catesby, dem 
Retter Eduards, vermählt. Schließlich ftellt ji) heraus, daß Catesby 
fein anderer als Richard Crommell, der Sohn des Protektors ift, für 





274 Dramatiiche Litteratur. 


fünffüßigen Jambus aufweiſt. Lelfings Nathan war ja noch nicht 
geichrieben.” Die Anwendung dieſes Verſes, ſchon feit Bodmers und 
Johann Elias Schlegeld Verſuchen belannt, hatte troß Brawe, Weiße 
und €. v. Kleift im Drama nod längft Fein Bürgerrecht erworben. 
Spedner, aud) hier neu anregend, verwendet den Jambus bereits recht 
geihidt. Wie Leifing bis dahin läßt er ihn ſtets in flumpfen Silben 
ausklingen; vom Enjambement madjt er freien Gebrauch; ein ftarres 
Feſthalten der Caeſur liebt er nicht; dagegen laufen einige Hiatus 
unter. Für die bier zu behandelnde Zeit, alſo bis 1799, blieb Sped: 
ner? Verſuch, eine höhere KHunftform mit einem jambiſchen Vers ein- 
zuführen, in Bayern der einzige. Im Darius waren Form und In— 
halt dem Publiftum (in Münden) jo fremd, daß es die Aufführung 
fühl ablehnte. Schubart dagegen hielt den Darius nicht nur für 
das befte aller bayeriichen Dramen, fondern — der Unterſchied dieſes 
„ſondern“ iſt ſehr charakteriftiih! — für ein „gutes deutiches Schau: 
ſpiel“.)) Gering ift die aus Qu. Curtius Rufus entlehnte, aber etwas 
veränderte Handlung: Darius ftirbt, nachdem er noch einmal dank der 
Großmut Wleranders feine Mutter und jeinen Sohn gejehen und auf 
den edlen Macedonierfürften den Segen der Götter berabgefleht hat. 
Es find nur Heldenflagen, Rüdblide auf Kampf und Sieg, Lob- 
preifungen ftrahlenden Edelmutes, Abjchiedsflagen und Alexanders 
Schwur, Darius zu rächen. Mit feinem königlichen Purpur dedt er 





jih in der Recht- und Schönidreibefunit, dann in der chriſtl. Glaubens- und 
Sittenlehre vor den übrigen auszeichneten, mit offentlihen Ehrenzeichen be⸗ 
lohnet wurden, den 19. Zag des Herbſtmonaths i. J. 1774. — Der Ausgabe 
war folgendes Sprüdlein beigedrudt: 


Dem tleinen Städtchen, das mit verwegner Hand 
die jtolzen Füße in den Cothurnus zwingt 
und ohne Noujelt "Roujeuf), obne Nießer 
obne bewundernder Tamen Beyfall 


Auf eigner Bühne, nit durch Berzierungen 
und Muſik, oder durch labyrintbilche 
Yuftiprünge reizend, kühn bervorttritt, 
ſchuff das geichene Haupt Meduſens 


Tas Herz zum Stein um! — Strafe nidt, Pieris!, 
Tie fühnen Spieler! Noch bat fein Bernardon, 
Kein Grünbut jemals, gleich in arößern 
Städten die ländliche Vühn' entbeiligt. — 


” Deutihe Gbronit, 1779, 3. Stüd vom 1. Man. 





276 Dramatiiche Litteratur. 


liegen vor. lementina ſoll zwiſchen dem Tode ihres Sohnes und 
dem Berluft der Stadt, die fie für den König verteidigt, wählen. Ganz im 
baroden Heroismus läßt der Dichter fie To fort den einen Ausweg wählen: 

Serimour (Abgefandter la Chatres): Er begehret die Stadt, 

dieſes allein kann das Leben ihres Sohnes retten. 

Clementina: Du zerreißeft mein Herz auf die graujamfte Weife! — 
Mas ſoll ich thun? Mein König! Höre mid, und 
Sage dem Marſchall meine Entihließung; e8 liegt ganz 
Frankreich daran, daß Bourbon regiere, aber nicht, 
daß mein Sohn lebe. (Der folgende Zuſatz bemeift 
die Tiefe des feeliichen Schmerzes:) Das Opfer, jo id 
darbiethe, ift zwar jehr groß, aber Heinrichs Tugenden 
find weit größer. (IV, 3.) 

Der zweite Konflikt, die Liebe eines jungen Helden zu der Tochter 
feines tyeindes, ift nur in der meiblidhen Seele angedeutet. Ihrem 
Vater gegenüber ſucht Rojalie den ſchweren Kampf durchzufämpfen 
(U, 6); übrigens ift auch fie mit dem Schimmer heroiſchen Helden: 
tumes umgeben. Sie ift enticjloffen, fühn ihrem Vater die Nichts- 
würdigkeit jeined rebelliichen Thuns vorzumerfen. Nicht nur die Liebe 
zu d'Aubigny, Jondern auch die Erkenntnis treibt fie dazu, „daß ich 
als eine gebohrne Franzöfinn denjenigen für meinen König zu erkennen 
gelernt habe, welchen das Recht der Geburt und feine Tugenden zum 
Throne ſeiner Vorältern berufen bat ..... (Zu einem Herold) 
Sage meinem Bater im Namen feiner Tochter: er ſoll von feinem fo 
fträflidhen Unternehmen abftehen, oder fie wird auf diefen Mauern, 
unter feinen Augen, von den Händen feiner eignen Krieger ermürgt, 
dahin ſtürzen“. (II, 3.) So ftark wirft das Heldentum diejed jungen 
Weibes, daß der Herold jofort jene Schmad), einem Feinde bes Königs 
gedient zu haben, einfieht. Der dritte Konflift endlich in la Chatres 
Seele, beleidigter Stolz, von einer Frau befiegt zu fein, Rachgier und 
Herrihluft gegenüber dem eingeborenen Unterthanenbewußtfein und 
die Liebe zur Tochter, wird nach wenigen Kämpfen gelöfl. Schon im 
vierten Alt giebt ih la Chatre überwunden. Der fünfte At ıft 
dramatiſch völlig überflüſſig; er ift die Gloriole, die ſich über jo vielem 
Edelmut und Heldentum mwölbt. — Einheit der Zeit ift nicht gewahrt, 
noch weniger Einheit des Ortes. Selbſt innerhalb der Afte wechſelt 
der Schauplag. — Die Spradje ift nicht ungefchidt, in der Wahl ber 
Worte natürlich dem Stil des Stüdes cutiprehend. In einem Dialog 





278 - Dramatiſche Kitteratur. 


gedrudten. Es wird gezeigt, wie PB. Cornelius Ecipio vor Neu-Starthago 
dem für „einen Süngling und Heiden und Überwinder” gefährlichen 
Reize der Liebe widerfteht, wie er jogar dad Weib, dem fich flüchtig 
feine Neigung zumendet, das aber bereit? verlobt ift, in Gelbft- 
überwinbung feinem Feinde freiwillig überläßt, worauf diefer, beſchämt 
durch ſolche menſchliche Größe und Entfagungsfähigkeit, zu Scipio über: 
tritt. Nicht dur Schwert und Kampf, jondern durch die Größe von 
Roms erftem Feldherrn ift Spanien jo gewonnen. — Der Stoff if 
wypiſch für alle Jeſuitendramen, deren Piychologie nie natürlicher, freier 
Entwidlung folgt, jondern der Tendenz zu gehordyen bat. In der 
Periohe finden fi die techniſchen Eigentümlichkeiten aller Yejuiten- 
Dramen: das Bordeuten und Hinausdeuten der einen Haupthandlung 
dur) Prologus und Intermedium. Geſchichtliche Weisheit dient dazu, 
um dem fittlihen Gedanken der vorgeftellten Fabel in jenen Barod: 
Ihnörfeln eine größere Mannigfaltigkeit zu verleihen, um ihn zu heben. 
So ftellt ber Prologus vordeutend dar, wie „die von dem Mercurius 
aus den eliſiſchen Felderen beruffene Vor-Elteren des Publ. Scipio mit 
Freuden deflen über Neu:Carthago erhaltenen Sieg jehen; fie werden 
aber auf ein neues beftürket, da fie hören, daß eben diſer Scipio 
noch heut jolle überwunden werden“. Der Chorus nad dem crften 
Akte deutet auf die Gefahr ſchon näher: „Die Göttin Juno Ieget dem 
Ecipio gefährliche Maſchen / weil fie nit unbillich beforget / er ſeye eben 
der Jenige, der zu feiner Zeit / auch das alte Carthago / ihre Liebfte 
Stadt zerftören werde.“ Nach dem zweiten Akt folgt ala allegorijches, 
binausdeutendes Intermedium: „Die alles überwindende Liebe 
von der Tugend überwunden“, nad) dem dritten Akt desgl. ein 
ntermedium / und am Schluß: „Eneas aus Liebe der Ehr und Glory 
verlaflet grogmüthig Eharthago, und die Königinn Dido.” — Diele 
Zuthaten mußten natürlich in einer deutichen Überfegung des Jahres 1775 
fortfallen. Schenkel verzichtete jedoch nicht ganz auf das altgewohnte 
Element. Er flocht Chöre in fein Drama ein, Chöre eigener Er: 
findung. „Ach verbethe mir's, daß fie zur Überfegung gehören“, fagt 
er in der Vorrede. Sophofles, Euripides und — Fri!) in Wien müſſen 





N Andreas Friz. 1711- 1790. Jeſuit, Lehrer am Therefianum in Bien 
für Geſchichte und griechiſche Zprade, dann an der Univerfität Lehrer der 
heiligen Schritt. Er ſchrieb Dramen: „Andrae Friz der Gejellihaft Jeſu 
Prieſters Traueripiele von einigen bemelter Geſellſchaft aus dem lateinijchen 
überiegt. Wien, Auguitin Bernardi, Univeriitäts:Bucdhbandler, 1762. (Enthält: 





280 Dramatifche Litteratur. 


teriftif der einzelnen Perſonen erjcheint in den Streliten, 3. B. in ber 
Figur des Zaren Peter, weit mehr vertieft, als es die Pathetik des 
Dagobert zuließ. 

König Dagobert, von Grimoald bes Throne beraubt, ericheint 
als Bettler nad) zehnjähriger Abweſenheit wieder unter feinem Bolte, 
juft an dem Zage, da der jetzige König Childebert, Grimoalds Sohn, 
de3 totgeglaubten Dagobert Gattin Adelgonde freien will. Dagobert 
giebt fid) für einen Wahrjager aus und gelangt jo ins Schloß, wo ihn 
fein Weib erkennt und ihm in die Arme fintt. Dan nimmt ihn ge: 
fangen. Unterdeflen richten einige feiner alten Anhänger, denen er fi) 
zu erfennen gegeben bat, eine Verſchwörung an, e8 fommt zu Kämpfen, 
Adelgonde wird von dem feiner ſchändlichen Pläne überführten Grimoald 
ermordet, er jelbit getötet, während Ehildebert, von diefem nur ver: 
führt, fid) Dagobert zu Füßen wirft und nicht nur volle Berzeihung, 
ſondern — Adelgondens Tochter, die ihn liebt, auf die Bitten der 
fterbenden Mutter zum Weibe erhält. 

Die Stelle Grimvald3 vertritt in den Strelitzen Soukaninn, das 
Oberhaupt einer gegen den Thron des Zaren Peter Alexiowitz gerichteten 
Verſchwörung. Wie Dagobert in der höchſten Not (— durch die Heirat 
Childeberts mit Adelgonde ſoll dem Uſurpator Recht- und Geſetzmäßig— 
keit verliehen werden —) erſcheint, ſo tritt der Zar, der von der Ver— 
ſchwörung Kunde erhalten hat, ganz allein unter die verſammelten Ver— 
ſchwörer, wehrlos, ihnen das Wort Königsmord in ſeiner Fürchterlich— 
keit vorhaltend. Der Plan Soukaninns wird wie der Grimoalds ver: 
eitelt, auch Soukaninn büßt für feine Pläne mit gewaltſamem Tode. 
Fedor Oſſakof jedoch, ein junger, noch wenig feſter Charakter, der wie 
Childebert an die Spitze geſtellt wird, der faſt willenlos die verlockende 


die Strelitzen. Wirkungsvolle Aktſchlüſſe Lund IH. Die ſzeniſchen Bemerkungen 
verdienen Beachtung (z. B. S. 17, 53, 67, 70, 71 der benutzten Ausgabe) Sie be— 
weiſen, wie ſehr Babo das Stück für die Aufführung berechnet hat, überſchreiten 
andrerſeits die Aufgabe der ſzeniſchen Bemerkungen; jo z. B. l, 4 (S. 17: 
„Soukaninn und Iwanof entfernen ſich und beginnen eine eigene Unterredung. 
Sie gehen während dem Geſpräche des Oſſakowa und Fedors in die Straſſen, 
kommen zurück, nehmen theil an demjenigen, was ſo eben geſagt wird, gehen, 
kommen wieder ꝛc. ꝛc. Es geſchieht ruhig und ernſthaft, nicht um von den Zu— 
ſchauern bemerkt zu werden, ſondern weil es die Lage und Umſtände 
und perſönliches Intereſſe ſo erheiſchen. Hier iſt es nehmlich 
wo Soukaninn dem Jwanof den Plan ſeiner Verſchwörung 
entdedt,wovdon dieſer in demzmweyten Aufzug Gebrauch macht.“ 











284 Dramatiſche Lirteratur. 


Und das hatte es ficherlih nur feiner Leidenſchaft, nicht feinem mangeln- 
den Kunftwerte zu danken. Über dieſen kann fein Zweifel beftehen. 
Wohl Hat der letzte Akt, in dem Paläfte brennen, Mordgeſellen die 
nächtlichen Straßen durchziehen, von Mord! und Teuer! die Rufe 
wiberhallen, natürliches Leben, umjomehr fehlt e8 aber ben erften 
vier Alten an Kürze jowohl in der Gelamtanlage als im Dialog. 
Oft kann die Sprache darin nur gelefen werden. Eeiten find häufig 
von der Rede einer Perfon angefüllt, wenn auch hierbei die Abficht des 
Dichter zu charakterifieren unverkennbar ift. Die Tragif, die erſchütternd 
wirkt, beruht faft nur im äußerlichen Gefchehen, darin liegt die große 
Schwäche des Stückes. Wir ſehen nur lange Vorbereitung und jähen 
Schluß. Die Erpofition, die in den erften Szenen des erften Aftes 
bereit3 gegeben ift, wird in der zweiten Szene des zweiten Altes 
mit einer techniſch recht unbeholfenen, ja unmahren, außerdem über- 
Hüffigen Rede des Grafen Woldemar fortgefegt u. |. w. fter wird 
(3.8. IV, 2) das Drama mit Epifoden ausgefüllt, die nur Fülljel find, 
nicht3 zur weiteren inneren oder äußeren Entwidlung beitragen. Andrer: 
ſeits find SKontraftwirkfungen und Konflikte teil® nur angeregt, ohne 
weiter verwertet zu werden, teil nur flüchtig geftreift. Zu diejen gehört 
der Kampf zwiſchen Päpftlichen und Kaiferliden, der für da3 Drama 
durchaus belanglos, aber troßdem betont ift, zu jenen gehört der Gegen- 
lag von deutſchem und italieniſchem Weſen; das eine repräjentiert der 
blondhaarige, blauäugige Graf Woldemar, das andere Bondelmont. 
Sm erften Teile des Dramas ift von deuticher Kühlheit und Berftandes- 
mäßigfeit gegenüber unbejonnener Glut des Italieners öfter die Rede, 
aber wozu? Es ift hier nicht meine Aufgabe, näher auf den Aufbau 
und die ardjiteftonifche Umrahmung des Stüdes einzugehen; der Hin: 
weis muß genügen, daß dem Mangel piychologiicher Schärfe das äußer- 
liche lockere Gefüge entſpricht. 


11. Marie von Burgund. Ein Schaufpiel in fünf Hand: 
lungen. Frey bearbeitet. — (Schaufpiele von Joſeph Ant. v. Destouches 
u. |. mw. 1791.) 

„In den Stunden, da Du und id) jaufen und uns luftig machen. 
findet mein Vater Zeit, Trauerfpiele und Oden zu jehreiben,” gab der 
jüngere Dionyfius dem König Philipp von Macedonien auf feine vor: 
wißige Frage zur Antwort. Mit diejer Stelle aus Zimmermann 
Einfamfeiten, die der erften Sammlung von Destoucdjes’ Dramen voran: 








288. Dramatiſche Litteratur. 


brauchte, nannte ihn Zadig und ließ ihn drei Akte lang in einem 
Schauſpiel ſeine alten Witze, nur zahm und möglichſt flach ſagen, ließ 
ihn tollen, fo viel der Ärmſte noch tollen konnte, und verſchonte ihn, 
an der Handlung teilzunehmen. Diele aber dichtete er folgendermaßen: 

Zelmire, Tochter des Zauberer Merogaft, und Haffan, ein türkischer 
Jüngling, haben fih von fern gejehen und glühen für einander. Mero— 
gaft will das Glüd feiner Tochter fördern und verfpricht fie dem Haſſan. 
Zugleich zeigt er diejem ſeine unterirdiſchen Schäße, die ihm alle einft 
zu eigen fein werden. Haſſan erzählt feinen Eltern von des Zauberer 
Güte und führt fie zu dem wunderbaren Orte. Die Schäße an ſich 
zu bringen, den Zauberer deshalb zu töten, ift der Eltern einziger 
Gedanke. Doc der Zauberer weiß ihren Plan und verwandelt fie zu 
Stein. Dem Haffan giebt er feine Tochter Zelmire zur Frau. Beide 
flehen nun, Haſſans Eltern wieder zum Leben zu erweden. Unter 
einer Bedingung verjpridyt es Merogaft: Haſſan joll von der faum er: 
rungenen Zelmire laffen. Er gewinnt es über fih und jchenft feinen 
Eltern das Leben wieder. Bon fo viel Selbjtüberwindung und Kindes: 
liebe jedod) gerührt, giebt Mlerogaft dem Jüngling feine Tochter zum 
zweiten Dale. 

Hanswurſt-Zadig ift unverihämt (Xiebesantrag, den er, der Be: 
diente, feiner Herrin macht), Hansmurft prahlt („Nun kommen Sie 
nur Ihro Excellenz, Herr Mepiftophorus mit dem Pferdefuffe und dem 
flammenden Auge, Sie follen an mir einen unüberwindlichen Helden 
finden“ [L, 4)), it dann aber jämmerlid) feige, Hanswurſt jpielt den 
lächerlich Dienftbeflifjenen, Hanswurſt als Zauberer (Blitz und Donner, 
dann in einen Ejelsfopf verwandelt, durch Prügeln wieder entzaubert, 
feine fünftige Geliebte erjcheint ihm in Geftalt eines alten häßlichen 
Weibes u. |. w., bis Schließlich der Teufel erfcheint und ihn ftraft; Hans— 
wurjt giebt das Zaubern für fein Leben auf), Hanswurſt ala Liebes- 
poftillon, wird für Berftellung geprügelt (III, 1). 

Neben diefen Albernheiten und anderm reichlich verwerteten Zauber: 
ſpuk nimmt ſich der ethiſche Gedanke des Stüdes um jo ſchüchterner 
und jonderbarer aus. Nicht Menſchen, jondern Puppen find feine 
Träger. 


14. Iſak ein Sinnbild des Erlöfers. Ein geiftliches Sing- 
ipiel in zwo Handlungen, aus dem Italiäniſchen des Herrn Abts 
Metaſtaſio nad) der Muſik des Herrn Misliwecek überlebt. Bon Karl 





290 Dramatiſche Kitteratur. 


Wenige Jahre nad) dem eriten ficheren Erfolge der Bühnen: 
reform wurde dem Spielplan das Singfpiel einverleibt. Durch Rouſ— 
ſeaus Pygmalion angeregt, hatten deutiche Komponiften und Dichter, 
allen voran Gotter und Schweizer, Brandes und Benda die Zwitter⸗ 
forın des Melodramas zur Geltung gebracht. Parallel mit diefer Ent: 
widlung ging die gleichfalls auf Roufleau (Le devin du village) 
zurüdzuführende Neubelebung des Singſpiels. Geftaltete Rouffeau die 
Operette feiner Individualität und dem franzöfiihen Volkscharakter 
entiprechend, jo erfuhr auch das deutiche Singipiel eine neue Wendung. _ 
Weißes Aufenthalt in Paris hatte zunächſt mit den nad) franzöfiihem — 
Mufter gebildeten Operetten (Lottchen am Hofe [1767], die Liebe auf. 
dem Lande [1768]) den Erfolg, Volkstümliches geichaffen zu haben. — 
In Verbindung mit dem tüchtigen Johann Adam Hiller wurde das — 
deutſche Singipiel geihaffen. Den Nachbildungen franzöſiſcher Tert>- 
folgten deutjche Originalterte, zu denen Wieland, Goethe, Klein u. u 
beifteuerten. Sollten aud) der jpäteren Entwidlung der deutſchen Op 
hieraus feine Früchte reifen, jo daß lange nad) der Zeit, wo Mozar — 
die deutſche Mufil der Oper gefchaffen hatte, die Forderung na 
wertvollen, als Drama an id) beachtenswerten Zerten auf neue gr» 
ftellt und erfüllt werden mußte, jo ergab fich doch für jene Zeit Erik 
ſchöne Erfolg, daß die öde, poefieloje Phantafterei der italienifchen Fe m 
oper mit ihren verlogenen Empfindungen und geipreizten Attitud⸗ 
feinen Geihmad mehr fand. Nicht unwichtig war bei diefer Beränderu” =, 
der Anteil der italieniſchen opera seria, die namentlih in Metaftafk_ os 
Cchöpfungen ernitere, auf innere Entwidlung nit im voraus vez 
zichtende Zerte bot. Mit der Verdeutſchung diejer Singfpiele erwarb 
id) Karl Ignatz Förg') ala eriter in München Verdienſte. Er wählte, - 
nachdem er Piccinis Filchermädchen übertragen hatte?) zwei geiftfihe 
Stoffe Metaftafios: Joas, König von Yuda, und ak, ein Sinnbild 
des Erlöjers. Eine Wiederbelebung des geiftlihen Dramas war 

) Karl Ignatz Förg, geb. 1755 zu Fürftenfeld (Brud), kurf. Kriegs-Haupt- 
buchhalterei-Rat in Münden, ftarb 1799. Vgl. Goed. VI, 360; Baader, J, 
A-K, Sp. 335 f. 

2) Auch von ihm, obwohl nicht bei Baader u. j. w. verzeichnet, ift: „Der 
Baron vom vejten Thurme. Ein Singjpiel in zween Yufzügen. Eine freye 
Überjegung aus dem Italieniſchen [il barone di torre forte] von C. J. F. Auf: 
geführt auf dem Churfürſtl. Deutihen Theater in Münden. Gedrudt bey Franz 
Thuille, 1777. 


Geiſtliche Singipiele; Förgs Iſak. 291 


hiermit jedoch nicht gegeben, wenn auch Förg in ber Wahl der Stücke 
das Religiöje im Auge haben mochte. 
Deutiche geiftliche Singjpiele waren ja ſchon früher in München 
aufgeführt. Im weiblihen Erziehungshauje der engliihen Tyräulein 
wurde 1714 eine deutjche Oper, deren Dichter und Komponiſt zwei 
Benediltiner waren, gejpielt;‘) aud die Sefuiten fügten ihren Bor: 
Fellungen deutſche Singjpiele bei;?) in andern Klöftern gab man gar 
Singfpiele im Dialekt?) Die Waijenkinder zu St. Andre und Johann 
Dem Täufer in ber Au führten im felben Jahre (1778) ein Singfpiel 
auf „Der gerettete Iimael”, das den Streit der Sarah und Hagar (dem 
Inhalt nach für Kinder allerdings nicht gerade geeignet, es ift der 
Streit um die Mutterfhaft), die Verftoßung Hagars und Iſmaels in 
Die Wüfte und Iſmaels Rettung durch einen von Gott gelandten Engel 
behandelt. 
Tiefer ift der Gehalt und ſymboliſch ausgedeutet in Förgs Iſak. 

Er enthält die biblische Erzählung von dem Erjcheinen des Engels, 
Abrahams Gehorfam und Gottes Lohn. Dadurch, daß Sarah von 
Dem Befehle Gottes erfährt, ift in das Drama ein tragifcher Konflikt 
gelommen, ber natürlich der biblifchen Gefchichte fern liegt.*) Abraham 
Tügt fih ohne Klagen dem Willen Gottes und vergießt gern das Blut 
feines eigenen Sohnes, in Sarah lebt nur die Liebe zu dem Kinde, 
Dos fie felbit geboren hat. Wenn fie fi) aud) dem Willen des Höchſten 
Fügt, fie thut e8 nur unter taufend Schmerzen, ja, fie fragt zuvor, 
und darin liegt eben das rein Menſchliche, das mit feinem Verſtande 
und feinem Gefühl jolche Forderung nicht verfteht: „Gott will den 
Sohn todt haben, den Sohn, ben er fo ſehr liebt! der feine Gabe ift? 
Barum?“ Die Deutung diefer mütterlihen Klagen und der Opfer: 
freudigfeit des Vaters liegt nahe: Maria, die leidende, fchmerzhafte 
Mutter Jeſu CHrifti, und Gott, der feinen eigenen Sohn der Welt 
freudig opfert. Iſak, ein Sinnbild des Erlöfers! 


n Spiele der göttlihen Vorjicht, Tert von P. Gregor Zödl, Mujif von 
P. Gajetan Kolberer, vgl. Caroli Meichelbeck Chron. Benedictoburanum, I, 377. 

8.8. „Die vom "Himmel gefeegnete Liebe zwiſchen Iſaae und Rebecca” 
(er Vermählung Karl Albert? mit Marie Amalie v. ſterreich), 1722; Tobias 
uns Sarah (zur Bermählung Mar Joſephs III.), 1747. 

9 3.8. „Die Fasnachtwochen“, 1754 aufgeführt, ganz in bayerijchem 
Dislelt (Hof und Staatsbibl, Cod. germ. 3173), Pavonius, Faſtnachtſpiel, drei 
Eade som Kell, im, Bialelt. (of und Staatsbibl. Cum. 3175) u. v. a. 

eh nicht erwähnt. 





19% 


292 Dramatiſche Litteratur. 


Das Singipiel ift in Profa — allerdings in einer recht naiven, 
ſprachlich unreinen — abgefaßt. Bon Zeit zu Zeit find Strophen ohne 
Reim und ohne ftrenge Rhythmik, au ohne poetiihen Wert ein: 
gefügt. Zwiſchen Profa und Geſang fallen öfter ſymphoniſche Süße. 

Das Opfermotiv, wie es nicht nur in Förgs Hal, ſondern in 
allen geiftlihen Dramen als Grundmotiv wiederfehrt, erfcheint in dieſen 
Jahren in Neubearbeitungen älterer Dramen noch einige Male; id 
erwähne die Alerandrinerüberjegung von Tolomeis Aloyfius von Gonzaga 
(bereits 1769),') in der der junge Aloyſius freiwillig allen Freuden des 
Leben entjagt und nad Rom geht, Yeluit zu werden; auch feine ihm 
zugedachte Braut Violante vermählt fi) dem Himmel. Das Opfer: 
motiv bejteht natürlich nicht immer in der Aufopferung des Lebens, 
ſondern oft in dem Berzicht auf die meltliche Seite desfelben. 

Die alten unaufhörlid) bearbeiteten Stoffe vom Johann von Nepomuf?) 


) Der Beruf de3 heiligen Aloyſius Gonzaga in die Gejellichaft Zeju ein 
von Nikolaus Tolomei der nämlihen Geſellſchaft Priefter in welſcher Sprache ver- 
fertigtes® Schaufpiel, vierte weliche Auflage [1749]; in deutſche Verſe und Reime 
überjeget von Ferdinand Reiner ©. %. Prieſter. Innsbruck, gedrudt und ver: 
legt von Zoh. Nep. Wagner Univerfitätbuchdruder und Handler. 1769. 

2) Durd Anton Nuth, 1783 von den Stadtmujifanten gejpielt (S. 71). 
Gedrudt liegt mir vor — ohne Berfafierangabe: „Johann von Nepomul, ein 
Trauerjpiel in fünf Aufzügen. Zum Gebraude der neueren Nationalbühne ganz 
ungearbeitet und in Proja verfaßt. [Bignette, der Hl. Koh. v. N. von der 
Moldau getragen.) Augsburg, bey Albert Friedrich Bartholomäi, 1780." — 
Anhalt: König Wenzel von Böhmen will fih von jeiner Gemahlin trennen, um 
die im Kriege erbeutete jerbijche Brinzeifin Achalibama heiraten zu können. Zu 
dieſem Zwecke verdädtigt jein VBertrauter Zytho den Mundichenlen Guido eine 
geheimen Berhältniiieg mit der Königin. Beide werden gefangen genommen, 
Guido zuerit hingerichtet. Bevor die Königin dasjelbe Schitjal erleidet, wird 
Menzel Ichwantend und Foricht den Beichtvater der Königin, Johann von 
Nepomuf, aus, ob die Königin reinen Herzen? fei. Johann verrät natürlich 
fein Beichtgeheimmnis. Wenzel iſt darüber erzürmt Nachdem ihm auch die 
hübſche Achalibama mit ihrem unverdorbenen Gemüt einen Korb gegeben bat, 
beichließt er, „Nero zu übertreffen”. Inzwiſchen ift die Königin in dem ihr zum 
Gefängnis dienenden Hundeſtalle geftorben. Nepomuk wird erjt ind Gefängnis, 
dann in die Moldau geworfen. TDarob ergrimmt das Bolf und will dad Schloß 
ftürmen. Zytho fällt der Wut der Menge zum Opfer. Wenzel ſtürzt fi in die 
Moldau. — Nepomuk ift eigentlih nur Nebenperion, bat aber wirkungsvoll 
über Gottes Gnade und Zuctrute, über Kreuz und Leid, über Dornen hiiben 
und Roſen drüben zu reden. — Auf die zahlreichen Bearbeitungen durch die 
Zejuiten kann hier nur verivieien werden. Bgl. Karl Weiß, Die Wiener Haupt- 
und Staatsaftionen, Wien, 1554, S. 111, R. M. Werner, Der Laufner Don 





294 Dramatifche Kitteratur. 


in den PBalaft, den Säumenben an fein Gelübde zu mahnen. Er ent- 
ſchließt fi, zücdt den Dolch, da fallen ihm Priefter in den Arm und 
ihr erfter ſpricht den Feldherrn des Gelübdes frei, da er wie Abraham 
das Opfer des Willens gebradyt Hat. Jemina weiht fi) dem Dienite 
des Herrn, um ihm feufh und jungfräulic zu dienen. Bon ihrem 
Geliebten Abdiel jagt fie ſich Los. | 

Der Jephthe-Stoff mit feiner freudigen Durchführung des Opfer: 
motives war von den Jeſuiten ſchon früh aufgegriffen und in bibliſch 
ftrengem Sinne behandelt. Einer ihrer größten und reichften Dichter, 
der zugleich nad) Herders Ausiprud) den Boden Bayerns zu einem 
klaſſiſchen machte, Jakob Balde, hatte ihn (1637) zu einer im Stile 
Senecas verfaßten und mit mächtigen Chören ausgeftatteten Tragödie 
verwendet. Tür Balde, den gläubigen Jeſuiten, konnte die Bibelftelle 
„Und er that ihr, wie er gelobt hatte,“") feinen Zweifel in der Aus: 
legung bieten, für ihn mußte diefe Opferung des eigenen Kindes durch 
den Vater nichts Graujames, jondern den Sieg des unerjchütterlichen 
Glauben? an den Willen des Höchften bedeuten, für ihn war dieſer 
Ausgang des Dramas ein neues im Geiſte dargebrachtes Opfer, das ſich 
den Märtyrerſchickſalen willig anreihte, die in fernen Ländern noch zu 
Baldes Zeit die jefuitiichen Miſſionare erlitten. Sein Drama ift er: 
fült von den allen Werfen der Jeſuiten notwendig eigenen ſymboliſchen 
Beziehungen. Jephthes Tochter ftirbt für das Voll. Durfte der 
Dichter am Bibelworte ändern? War nicht Chriftus für die ganze 
Melt geftorben? So iſt Mtenulemas Tod ein Vorbild bes Todes am 
Kreuze, den der Erlöfer erlitt. Auch in Förgs Übertragung Iſaks 
und in andern Dramen ließ ſich diefe Beziehung ala Eigenart aller 
geiftlihen, vor allem der jejuitifchen Dramatik erklären. Und meiter. 
In Baldes Drama liebt Menulema (Anagramm aus Emanuel!) 
den ägyptiſchen Prinzen Ariphanafjo (Anagramm aus Pharaoniſſa!). 
Auch hier liegt, wie ſchon Baldes trefflicher Biograph Georg Weftermayer ?) 
andeutet, ein — Gleichnis! „In ihrer gegenjeitigen Liebe ift ähnlich 
wie im Hohen Liede die Liebe Chrifti zur Kirche der Heiden vor- 
gebildet.“ Diejer im tiefften Welen wunderbar an Inhalt, Sprache und 
Aufbau des alten ZTeftamentes erinnernde Parallelismus, der in ewig 
neuen DBeränderungen ewig die alte einfache Beziehung alles Menſch— 

N) Das Bud der Richter, 11, 39. 


2) Georg MWeftermayer, Jacobus Balde, jein Leben und feine Werke, 
Münden, 1868, ©. 68. 





x 





296 Dramatiiche Fitteratur. 


terner Alltäglichkeit gejunfen war, dasjelbe Jahrzehnt jah Bayern noch 
lange nit im vollen Befite einer allgemeinen Bildung des Volkes. 
Die Entwidlung, die im proteftantiichen Norden länger als ein Menſchen⸗ 
alter gedauert und in Lejfing ihren höchſten Ausdrud gefunden Hatte, 
begann für Bayern erft, ala im Norden Nicolai die umfaflende Be- 
deutung und durchaus nicht gemütsarme Tiefe dev angeftrebten Auf: 
Härung zu verfladhen unternehmen konnte. War Nicolai nur der 
Typus des unendlich nüchternen, zum erften Male ala berlinifch fich 
harakterifierenden Bildungsphilifters, der aber längft nicht auf Berlin 
allein beichränft blieb, jo hatte Bayern noch nicht einmal den Mann 
aufzumweilen, der troß aller Ungleichheit der Verhältniſſe und der 
geiftigen Bedeutung Leſſings Stelle einnahm. Erft in der Mitte ber 
ftebziger Jahre begann Weftenrieders Thätigfeit. Wie wenig dieſer die 
durchdringende Verſtandesſchärfe und Fühle Kritik Leſſings bejaß, ift 
bereit3 angedeutet. Hier ift es vielleicht möglich, für diefen Unterfchied 
die hiſtoriſchen Bedingungen aufzubeden, die um jo wichtiger find, ala 
fie jich nicht auf Weftenrieder allein beichränfen. 

Boltaire war die Vorausſetzung Rouſſeaus. Verhieß Voltaires 
aufgeklärte Vernunft einen Fortſchritt der Geſittung, ſuchte ſein un— 
barmherziger Spott und ſein Haß nur die Auswüchſe der Kultur, 
namentlich die vernunftloſen Mißbräuche der Kirche zu beſeitigen, ſo 
daß taufend Heine Nacäffer bald das ſelbſtgefällige Urteil abgaben, 
wie herrlich weit man es doch danf der Vernunft gebradht, jo wies 
Rouffeau auf die Erbärmlichkeit eben diefer Kultur hin und riß die 
bunten Lappen herunter, in die ſich die Menjchheit gehült Hatte. Nun 
ftand der Menſch nadt da, und König, Edelmann, Bürger und Bauer 
ſahen, daß fie ale Menſchen waren. Menſchen, wie die Kindheit 
ihres Gejchlechtes jte gekannt hatte, nebeneinander, nicht geordnet nad) 
Rang und Stufe, unverbildet, frei. 

Nirgends traten die Gegenjäße diejer beiden Weltanſchauungen 
ftärfer zu Tage als in Deuticdhland, nirgends fanden fie geiftes- 
getwaltigere Kämpfer, nirgends entarteten jte elender, nirgends kam 
ihre hiſtoriſche Abhängigkeit von einander deutlicher zur Geltung. Eine 
andere Generation war e8, die für Aufklärung im englifchvoltairifchen 
Sinne eintrat, eine andere, die das Naturevangelium des Bürgers von 
Gent predigte. Zwei Generationen, die, wie ftets alt und jung, ein- 
ander nicht verftanden, deren jchwädjite Geifter gerade am lauteften 
lärmten ımd einander befüämpften. 








302 Dramatifche LKitteratur. 


Sachwalter diefes ihm fremden Unglüdlihen aufwerfen. Er I 
dem Richter feine Schlechtigkeit vor. Diefer mißbraucht jedoch je 
Amtögewalt noch weiter und läßt Liebrecht und Hörwald obendrein ı 
ihren Familien durch feine Schergen abführen. Liebrecht entkommt. 
geht zum Miniſter, der den vertrauenerwedenden Namen Helden] 
führt. Und jo werden die Böjewichter entlarvt, die Tugend belohnt. 
Liebrecht ift, da8 wurde ſchon betont, - jchlechthin nur „Menjd 
Über Menſchenwürde philojophiert er mit jedem. Auch der alte Nac 
wächter „Ehrenwerth“ muß es fi) gefallen laſſen und thut es ge: 
Der Richter Steinern dagegen ift — nicht ſchlechthin ein Menſch, ſonde 
Yurift! Damit verknüpft Eckartshauſen praktiſche Aufklärun 
beftrebungen. Wider die „jogenannten bloßen Yuriften” ift in d 
Drama eine fcharfe Anklage enthalten, und jo werden wir ihm n 
einmal begegnen, wenn e8 fih um die Beleuchtung Jozialer Zufta’ 
handelt. 
Auf dem Titelblatt gab Edartshaufen feinem Schaufpiel den / 
laß: „bearbeitet nach Shafelpear”. In der Handlung erinnert höchft 
der Grundgedanke des erften Aufzuges, die Vertreibung eines Sch 
loſen aus feinem Befit, an Shakeſpeare; in „Wie es euch gefä 
findet fi) die ungerechte Behandlung Orlandos durch den Herzog, 
ihm jein väterliches Erbe vorenthält. Wir haben den Zujag dar 
wohl nur auf Außerliches zu beziehen. Faſt in jedem Drama Edar 
haufen fehren Szenen wieder, die in Wendungen und Gedantlen, 
der Führung des Dialog volllommen dem großen Briten nachgeahı 
find. Sehen wir von Eleineren Einzelheiten ab, jo ift e8 in „Liebre 
und Hörwald“ die ganze fünfte Szene des zweiten Altes, die aus zu 
Hamletizenen (II, 2 und III, 2) zuſammengeſchweißt ift. 
Liebrecht: Guten Morgen, Meifter Franz! Wie gehts? 
Steinern: Meifter Franz? — Hm! hm! wißt ihr wohl, wer id) bin? 
L.: O ja! ich kenne euch: ihr ſeid ein Weisgärber. 
St.: Ein Weisgärber? Der Menſch muß feinen Verftand ı 
ohren haben .... Ein Weisgärber? — 

L.: Ja, ein Weisgärber ſeid ihr! hr zieht den Bauern 
Haut ab, und gärbt fie, wie Hundsleder. 

St.: Vergiß er fih nicht, ich ſag's ihm; mad er mir da Eı 
Spaſſe, er weiß, wer ich bin. 

L.: O ja lieber Freund! Es fällt mir ein; ihr feid der Sei 
hader. 





304 Dramatiſche Litteratur. 


Auch der Yude iſt Menſch. Sind Chriſt und Jude eher Ehrift u 
Jude als Menſch? fragt Nathan, und kaum will uns bei Erörteru 
diejes Punktes Leſſings tiefites Bekenntnis aus dem Sinne komme 
Aber wir thun gut nicht daran zu denken. Bon der weltumjpannend 
Liebe, von der weiſen Einfiht in das Weſen aller echten Dtenihlichk: 
ift hier wohl die Rebe, aber es ıft eben nur die Rede davon. In alleı 
was Edartshaufen in guter, redlicher Abficht über die Juden gefchrieb 
hat, liegt ein jo billiges, ſchönſeliges Pathos, Liegt jo viel Trivialit 
und Schablone, daß ein Vergleich mit Leifings religionsphilojophiidh 
Seen das poſitiv Wertvolle in Edartshaufene Schriften nur heral 
drüden müßte. Die Stellung der Juden in Bayern war um die Mit 
des 18. Jahrhunderts menſchenunwürdig. Rechtlich ftanden fie Hint: 
jedem andern Bürger zurüd; den unreinen Henkern wurden fie bs 
gezählt. Noch dauerten dieje Zuftände fort, als bereits in den Dram; 
für fie ein Wort eingelegt wurde. Der Jude Iſaak in Neflelrot 
„Der adlige Taglöhner” (1774), ein bettelarıner Kerl, läßt ſich nm 
vom Präfidenten beftechen, jo daß dieſer feiner Schurfereien überfü_ 
wird. Am Schluß bes Stüdes tritt der Statthalter für die Ju 
ein auf die vermunderte Bemerkung eines Bauern: Ter Yud Iſaak 

beym Blitz doch ein ehrlicher Kerl, indem er jagt: Sie würden 

vielleicht, wo nicht alle, doch die meiften feyn, wenn nicht ein harkı 
Gele fie gleichjalls wie das Vieh behandelte, fie von allen Handwerfen 
wodurch fie ihr Brod verdienen könnten, ausſchlöſſe, und ihnen dadurd 
Gelegenheit an die Hand gegeben würde, durch Wucher ihr Leben ;ı 
erhalten. „Diefer Jude beweiſet, daß auch ein Jude ein ehrlicher Dan 
feyn fann.” (III, 22.) In Sronhofers Mathilde erzählt der eine Bandi 
er habe auf Befehl eines riftlihen Kaufmanns einen Juden ermorde 
der den Kaufmann mit feinem letzten Gelde vom nahen erderbe 
gerettet habe, dem aber die Rüdzahlung von dem Chrilten vermweige 
ſei. „Das ift himmelſchreyend!“ ruft Ruggerio aus, von ſolcher Uı 
menjhlichkeit empört (Ill, 2). — In dem Quftfpiel „Der theure Ring 
des Grafen Klemens Törring tritt dagegen ein Yude, Abraham Melſce 
auf, der als geriebener Gauner gezeichnet ift. Er jucht fi) beim Gel 
auszahlen zu verzählen; die beiden Junker, „auf deren Ruinen er jei 
Aernde findet”, willen, mit wem fie e8 zu thun haben. Als fie ein 
Ring auslöfen und ihn vorher betrachten, ob es noch der nämliche fi 
lagt Abraham: „Du lieber Gott! für wen halten Ste mid?“ worauf ih 
„bedeutend“” geantwortet wird: „Für einen Juden!” (II, 17.) 8 


Stellung der Juden in Bayern. 305 


einer Tendenz ift Hier jedoch nichts zu ſpüren. Mit eben demſelben 

Humor, mit dem der Leihtfinn der geldbedürftigen Junker gezeichnet 
wird, ift der Jude ſkizziert. — Ernſt wird die Judenfrage erjt wieder 
und zum erſten Male mit nadydprüdlichem Pathos von Edartöhaufen 
behandelt. So folgerichtig er aus rein ethijchen Zendenzen auf die 
Betonung des Menſchlichen im Juden fommen mußte, foziale Gründe 
miſchten fich jeinen Forderungen bei. Und das verwundert nicht! Wurde 
Doch erſt durch Oberlandesregierungsbefehl vom 17. Auguft 1784!) 
„den Sudenweibern die Abhaltung der Entbindung und das Wochen: 
Bett in der Stadt erlaubt”, da die Ausmeilung aus der Stadt furz vor 
Der Niederkunft „der Nächſten Liebe und Menjchlichkeit zu wider laufe“ ! 

Edartshaufens Juden find einer dem andern ähnlich; der alte red— 
Iıdhe Abraham Windiſch, der Grei® mit dem Seidenhaar, ift dielelbe 
Erideinung, wie der ehrwürdige Iſaak Harruſch, der, „wenn aud nicht 
Den hellen Kopf Natans des Weilen, jo doch gewiß Natans edles wohl- 
tätiges Herz und geraden, Ichlichten Menſchenſinn beſaß“. Nicht den 
Hellen Kopf Nathans! Aber diefelben Ideen! Bezeicdhnender läßt fich 
Edartshauſens Toleranz nicht erklären. 

Abraham hat eine Tochter, Marie, die ſchön ift und rein wie eine 
Zaube, unjchuldig wie ein Lamm. Auch Iſaak beſitzt eine Tochter, die 
«der Stolz unter den Schönen Iſraels und die Alter-Wonne des Vaters 
mar. Schön war fie, wie Rahel in der Jahre: Blüthe, und gut wie 
Die Braut im hohen Liede“. Mit biblijch-pathetiichem Tonfall, in einer 
Sprache, die üppig geziert ift mit altteftamentlichen Bildern, fchildert er 
Dann die unduldſame Verfolgung der Liffaboner Juden. Mit leiden: 
Tchaftlicher Erregung und hier durchaus in edlem Pathos läßt er den 
Hodhfinnigen Rabbi David ben Anrou einen Hymnus auf die Nädjiten- 
Uxebe fprechen, wie fte Chrijti Lehre ift, eine Liebe, deren göttlicher Strahl 
oom Aufgang der Sonne bis zum Untergang alle Zonen durchftrömen, 
alle Menfchen erfüllen joll! Mit dem Dreiflang: „Corſar, Jud und 
Shift lebten auf einem Landgut fortan, liebten Gott und thaten Gutes!“ 

„ichließt die Erzählung. So mächtig wie hier hatte Edartöhaufen im 
Drama nie das Evangelium von der Menjchenliebe gepredigt. Juden 
Tommen in feinen Dramen „Der Hofrath” (1783) und „Das Unkraut 
unter dem Weizen“ (1793), wenn auch nicht ala Hauptperſonen vor. 
dert Toll Moyſes, ein unbequemer Gläubiger, dadurch fortgeichafft 





*Sprotololl, 1784, II. 


306 Dramatiſche Litteratur. 


werden, daß man ihn einfadh ind Gefängnis jet. „Er ift nur ein 
Yud, ic) bethe täglich pro extirpatione diefer Leute,“ meint der 
Advokat Schleihwurm, worauf der Hofrat Seltenmann entgegnet: „Der 
Jud hört aber doch nicht auf, Menfch zu ſeyn“ (8. Auftritt). Übrigens 
ericheint bier der Jude, jo ehrlich und brav er ift, ſowohl durch An: 
deutung des Judendeutſch als durch die Art und Weile feines Benehmens 
als verängftigter und dabei noch vorlauter Charakter, weicht alſo von 
den Juden in Eckartshauſens Geſchichten dadurch vorteilhaft ab, daß er 
ein wenig gefennzeichnet ift. — Sn dem Drama „Das Unkraut unter 
dem Weizen“ läßt fich ein geheimer Rat beitimmen, einen armen un: 
Ihuldigen Juden zu verurteilen. Ein junger von edelſter Nädjitenliebe 
erfüllter Referendar enticheidet noch in leßter Stunde zu Gunften des 
Juden. Schließlich fieht der Rat fein Unrecht ein; zu dem Juden ge 
wandt, der hier vielleicht nicht zufällig den Namen feines ganzen Volkes 
trägt, jagt er: „Vergieb mir Iſrael! ich Hab dich ungerecht behandelt!” 
Und als darauf der Yude ausruft: „Gottes Wunder! Ich weiß nicht 
vor Freude, wo ich bin,” da entgegnet ihm der Vater jenes jungen 
Ntenichenfreundes: „Wo wirjt du wohl jeyn, Iſrael, unter Menichen, 
zu deren groſſen Familie auch du gehörft.... Im groffen Reiche der 
Gottheit giebt e3 nichts als Gottes Kinder... Liebe, darauf gründet 
ih alle Stärke der Religion; Liebe verjöhnt, gleicht aus, Liebe macht 
una zu Meenichen und Brüdern, zu Sindern eines Vaters, der im 
Himmel iſt.“ Hier mag ſich unjer Blid wieder auf den weten Nathan 
lenfen. Dort ift es ausgeſprochen, was hier im Schlußafforde anklingt: 


Es eifre jeder feiner unbeftodhnen, 
Von Vorurteilen freien Liebe nah! — 


Den Menſchen ala einheitlihen, am höchſten entwidelten Typus 
der Schöpfung hatten die im PVorftehenden erwähnten Dramen aus der 
Philojophie der Zeit heraus nach feinem Werte zu beftimmen verjudtt. 
Ob Mann oder Weib, Bürger oder Edelmann, Ehrift oder Jude, Arm 
oder Reid), Jung oder Alt — das war nur injofern von Belang, als 
fie mannigfache Erjcheinungen des einen Typus waren. In dem Begriff 
Menſch ging jede Sonderexiſtenz unter oder, um das Wertvolle hervor- 
zufehren, fie ging in ihm auf. Das Zeitlich- Zufällige, dem dieſer 
Menſch angehörte, war nur eine nun einmal nicht wegzuleugnende Not- 
wendigfeit. Für Gemeinweſen und bürgerlicj-politiiche Thätigfeit beſaß 
diefer Menſch Fein Interefie. War er auch in jeinen einzelnen Wer: 
tretern daran gebunden, jo ſchweifte fein Geift darüber hinaus und er: 








310 Dramatiſche Litteratur. 


Fanni“) ift troß aller Rechtfertigungäverfuhe ein taktloſes W 
Goethes Werther blieb nicht die Geſchichte Jeruſalems; für ihn bedeu 
Merther Untergang, Überwindung; Neſſelrode nahm den vielerdrter 
Stoff, „um in einem Roman allgemeine Grundjäße zur Berbeffer 
der Trauenerziehung“ ?) auszuſprechen. Dabei jchämte er ſich nicht, | 
Werk, dad ihm zur Vorlage diente, mehr oder minder deutlich 

Schuld an dem Tode des Fräuleins von Ickſtatt zu bezichtigen. Ni 
minder taktlos — einerlei, ob dem wahren Sachverhalt ent|prechend o: 
nicht, — waren Neffelrodes Beicyuldigungen gegen die unglüdliche Muti 
die in München lebte. Mar Koch hat ed wahrſcheinlich gemadit, dd 
fi” Schubart zum Verteidiger der Mutter, die tief verlegt war, a 
warf.”) Bezeichnend ift übrigens für Nefjelrodes Geſchichte, daß nur ihı 
wegen fo lange ber Staub aufwirbelte, während Wekherlin in jein 
Grauen Ungeheuer nah einer Erklärung der Frau von Heppenſt 
(Fannys Mutter) formal fein Bedauern, fie gekränkt zu haben,‘) aı 
ſprach. Gegen die übrigen zahlreichen Gedichte und Erzählungen, 

Mar Koch zum Teil anführt und die daher hier übergangen werd 
fünnen, wurbe feine Klage erhoben. Bemerkenswert erfcheint noch € 
(von Koch nidyt angeführtes) „Epitaphium auf den jo unverhoften To: 
fahl der gnädigen Fräule Maria Franziſka Freyin von Ickftätt 


1) „Die Leiden der jungen Fanni. Eine Geſchichte unſerer Zeiten 
Briefen von F. &. von Nefjelrode. (Bignette.) Augsburg, bey Conrad Heinr 
Stage 1785.” Fannys unglüdliches Los gab der Wertherlitteratur neuen Stu 
fo in Münden: Fanny die den I4ten Wintermonat 1785 in Münden de 
Frauenthurm ftürzte. Ein Traumgefiht von Anton Baumgartner Auditor d 
kurf. Leib-Regts. 1785. — Vgl. darüber G. Laubmann, „Fannys Sturz Dt 
Frauenthurm am 14. Jan. 1785," Münchner Neuefte Nadrichten, 1885, Nr. 1 
18 und 19. — Mar Koch, Eine Münchener Wertheriade, Jahrbuch f. M. € 
II (1888), S. 149— 168. Als Ergänzung beider Aufjäge: C. M. Plümides Brii 
auf einer Neife durch Deutichland i. J. 1791. Zweiter Theil, Liegnig, 17 
©. 347 ff., Beilagen, ©. 124 ff. — ©. Reinhardftöttner, Bayer. Forſchungen, IL, 2% 

2) Salzburger gelehrte Zeitung, VI. Stüd, Juni 1785. 

2) Mar Koch (a.a.D. ©. 163) teilt ein Gediht Schubarts mit, das zı 
Trofte der Mutter einem Briefe beilag. 

9) Wetherlin Hatte in feiner Zeitihrift „Da graue Ungeheuer“ (17 
III. Bd., 9. Nov.) gegen die Mutter Partei genommen, vor den unfeligen Fol— 
des Kloſterzwanges gewarnt, hatte aber dann die Erflärung der Frau von Hepp 
jtein zur Berichtigung abgedrudt. 

5) Handihriftlih, Hof und Staatsbibliotbef Münden. Cgm. Xiana 
Wie ih nachträglich ſehe, auch abgedrudt in den Berliner Ephemeriden 
Kitteratur und des Theaters, 1785, ©. 195. (Ohne Berfaflerangabe.) 





312 Dramatijche Litteratur. 


ihrer Deenichlichfeit zu berauben, der Krieg erklärt. Auch das Drama 
brachte noch einmal einen Nahhall davon. Das Nähere wirb bei der 
Beſprechung der kirchlichen Zuftände zu erörtern fein, bier bebarf es 
de3 Hinweiſes, daß alle Dramen, die von der Einſchließung junger, 
lebensunfundiger Mädchen in enge Kloftermauern handeln, jenes maß- 
loſe Echmwelgen der Liebesleidenichaft aufweiſen, das durch Rouffeau 
und die Stürmer und Dränger geheiligt war. Hier lautete das Pochen 
auf die umveräußerlihen Rechte des Herzens am vernehmlichften, bier 
wurde am bitterften alles Herkommen verachtet. 

Noch eines Werkes ift zu gedenken, das mit Rouffeaus Saint-PBreur 
befennt, wie gejährlicd) die Himmelsgabe einer gefühlvollen Seele ift, 
wie viel bittere Schmerzen und Qual fie haft. In München entftand 
„Senardo und Blandine”,') ein Melodrama de3 ala Kunft: 
theoretifer und Künſtler bereits erwähnten Baron von Götz. Der Bud: 
ausgabe des Melodramas fügte Göß eine einleitende längere Erzählung 
bei, die allein die nötigen VBorausfegungen des Melodramas giebt. Diefes 
ift nur das lebte Ausklingen ſüß-ſeliger, mit aller Eraftlojen Weichheit 
erzählter Vorgänge. 

In einem Lande — Heilig nennt es Götz --, deilen Bewohner 
Unveritand, Müßiggang und Lieblofigkeit nicht kennen, da8 dem aller 
Kultur fernen Idyll Rouſſeaus entſpricht, in einer Zeit, die vom 
Schimmer halbhiftoriicher Ritterromantif umgeben if, lebt Blandine, 
des Fürſten Tochter, die Wunderichöne und Strahlenreine. Durch ihre 
Adern rinnt jedoch Ichon leiſe zerftörendes Gift. Oft belauſcht fie in 
heimlicher Einjamfeit, wie fi) die Vögel Füllen. Heißer wird ihre 
Sehnſucht, erhikter ihre Phantafie. „Reiner aber jpiglt fid) der Morgen⸗ 
ftern in der kriftalnen Kwelle nidyt als der natürlidde Hang nad) Liebe 
und Kus in ihren entflamten Bliken und Rofenwangen glänzte." (©. 74.) 
— Da hört von ihr, deren Ruf in alle Yande gedrungen ift und um 
die die Edelften und Zapferiten werben jollen, Zenardo, ein Jüngling, 
„uchtbar und ſchön, wie der blüthenreiche tyrühling“. Er hört von 


N Yenardo und Alandine, ein Melodram nah Bürger, . . . von J. F. von 
Göz 1783. -- Tas Melodram, ſchon 1779 entitanden, gab dem als Kupferftecher 
befaunten Autor Belegenbeit zu „160 leidenichaftlihen Entwürfen“. Es eridhien 
in feinem Werke „Verſuch einer zablreihen Folge leidenichaftliher Entwürfe für 
empfindiame unit: und Zcarnfpieliteunde Eriunden, gezeichnet, geäzt und 
mit Anmerkungen begleitet von X. F. 0. Göz. Vignette. Augsburg, zu finden in 
der Alademiiben Dandlung. Wir allergnädigiten Kaiſerl. Privilegium.“ 





314 Dramatiihe Litteratur. 


Blandine: Gatte! fiehft nicht in des Mondes Dämmerung me 
Augen funfeln? ... Gott, ih kann nicht von d 
... willft nicht verziehn, Geliebter ? 
Lenardo: .. Ich muß! Horch auf den Ton —- die Schwalbe ı 
fündet den Morgen! .. 
Blandine: Ach nein, es find nur liebeflötende Nadhtigallen! . 
Lenardo: Nein, laß mid — der Hahn Hat gefräht! Sieh, ı 
die Bergſpitzen fi) röten — es wird Tag! .... x 
Einundzwanzig Stunden fpäter,’) aljo in ber folgenden Nac 
ipielt die zweite Abteilung. Blandine liegt in einem fchleiernen Gewar 
mit aufgelöften Haaren auf dem Ruhebette. Sie wartet auf den ( 
Tiebten, deſſen Tod fie nicht weiß. Stunde auf Stunde wartet jie 
Ihon in Heißer Sehnſucht. Es ift eine grauenvolle Naht. Dun 
ſchlägt die Glode zwölf, das Gewitter fauft, der Sturm fegt wüte 
um3 Haus. Da bringen Männer in düfterer Kleidung, Leichenfad 
tragend, verhüllte Schüfleln, die die Todesnachricht und das blut 
Herz Lenardos enthalten. Nach kurzem Kampfe finkt Blandine tot 
Boden. Der König eilt Hinzu, verflucht feine That und erfticht ? 
Prinzen ala Anftifter. 
Gerade biejes Melodram fand im Jahre feiner Entftehung — 1779 
in München begeifterte Aufnahme. Weftenrieder widmete ihm eine lar 
ı) Diejer Dialog ift, wie überhaupt das Melodram ſelbſt — die vorh 
gehende Erzählung weniger — im engen Anſchluß an Bürgerd Ballade 
fchrieben. Dort heißt es: 
„Wach auf, Prinzeſſin! Der Hahn hat gekräht! 
Nun lab mid, bevor fih der Morgen erhöht!” — 
„Ad, Xieber, ad) bleib noch! Es fündet der Hahn 
Die erjte der nädtlihen Wachen nur an.” — 
„Schau auf, Prinzejiin! Der Morgen jhon graut! 
Nun laß mid, bevor uns der Tag erihaut!” — 
„Ah, Trauter, ad bleib noh! Der Sternlein Licht 
Berrät ja die Gänge der Liebenden nicht.“ — 
„Hoch auf, Prinzeifin! Da wirbelt ein Ton, 
Da wirbelt die Schwalbe das Morgenlied Ion!” --- 
„Ach Süßer! Ach bleib noch! Es iſt ja der Schall 
Der liebeflötenden Nachtigall.” — ıc. 
Vgl. über Lenardo und Blandine Gedichte von G. A. Bürger, hrsg 
A. Sauer, Kürſchners Nationallitteratur, 78. Bd., &. LXff. und ©. 192. 
2) So wird die Einheit der Zeit gewahrt; vierundzwanzig Stun 
„erlaubt“ die franzöfiihe Theorie. 





316 Dramatiſche Litteratur. 


Akt länger feufzen laffen. Und dann der Abſchluß? Jene marternde 
Empfindung, ein Leben qualvoll und unthätig ohne gewiſſe Ausſicht 
auf ein Ende fortgejeßt zu willen? Soweit Weltenrieder das Theatra: 
liſche eines plößlichen Zodes, wie der Blandinens immerhin ift, empfand, 
ſoweit mag man ihm beipflicdhten, bedenklich aber erjcheint jeine (Forderung 
umjomehr, al3 er fogar jpäter, in dem Traum dreier Nächte, fein 
Trauerſpiel auf feiner geträumten Idealbühne duldet, „worin jemand 
ermordet würde oder in einer Ohnmacht ftürbe”. Schon Dielen 
zweite Zujaß, dann aber jene zuvor angezogene Erörterung jcheint mir 
zu beweilen, daß ihn nit „moralijche Bedenken”, wie Max Koch 
annimmt,') jondern allein recht fonderliche Begriffe von dem Weſen de-- 
Zragiihen zu ſolcher Forderung führten. Als Parallele zu dem ven 
Iangten Zerdehnen des Schmerzes Tann eine andere Bemerkung Wefterr. 
riederd dienen. Ihm wollte Vieles im Hamlet den einheitlichen St: 
ftören. Ohne e8 genau zu bezeichnen, meinte er ficherlich die Totengräber 
ſzene, wenn er fagt: „Sch weiß nicht, ob ſich nicht [im Hamlet] etwc 
Unzufriedenheit einmilcht, wenn man in einer Empfindung, der ma . 
ganz nahhängen möchte, von einer andern geftört wird.” Eben , 
forderte er bei einem andern Stüde,*) daß man ſich ganz dem gegex; 
wärtigen Schmerz überlaſſen Fünne. 

Erſcheint und — nicht das fortdauernde und in biefem Falle nur 
entjeßliche, Teineswegs tragijche Leiden Blandinens, fondern ihr Tod 
al ernfter Genuß, jo werden wir aud den Einwand als unvereinbar 
mit dem Weſen des Tragiſchen zurückweiſen, den Weſtenrieder über den 
Zod des Prinzen macht. Er möchte ihn vermieden ſehen, weil die 
Beitrafung des Böfewichts durch den Tod „unfern Schmerz (um Blandine) 
ſehr vermindere, indem dadurd) ein gewiſſes Vergnügen in unjer Herz 
fümmt, das ung glauben madıt, das Unglüd ſey nun auf eine gewiſſe 
Art gemildert, weil es geräcdhet it“. Nur die Anſchauung von der 
poetiſchen Gerechtigkeit fonnte Weftenrieder zu diefer ſeltſamen Auslegung 
don dem Tode des Prinzen führen, obendrein noch das zuvor erwähnte 
Moment, den Schmerz um Blandine auf alle mögliche Weile verzerrt 
und zerdehnt anftatt zu einem fünftlerifch-wertvollen, befreienden Ab— 
ſchluß gebradjt zu wiſſen. Daß übrigens Weſtenrieder fich bei einem 
ſolchen, innerer Entwicklung völlig entbehrenden Machwerk auf jo ſchwere 

) Jahrbuch, IV, 22. Wejtenrieders Forderung fteht im 13. Kapitel (Schau: 
bühne) der erjten Nacht. 

?) Der Deſerteur, Zert von Sedaine, Muſik von Monfignn. 


Weſtenrieder und die modifche Litteratur. 317 


Fragen einließ, die ſich ja mit diejen Perſonen gar nicht in ihrer 
Tiefe beantworten laffen, zeugt von ber ehrlichen Abfiht, auch einige 
tbeoretijche Punkte im Vorübergehen zu beachten, deutlicher aber, wie 
wenig er mit feinem perfönlic-zufälligen Urteil geeignet war, Abſtraktes 
rein ſachlich zu entwideln. — 

Wir hörten, wie freudig Weftenrieder das Erjchließen der Innen: 
welt durch die Dichtung begrüßte; wie auch er der lockenden Verſuchung 
nicht widerftand und fein Bekenntnis der Seele niederlegte. Aber es 
bedarf gerade hier einer Ergänzung, um Weftenrieber nicht als Ver: 
Zünder eines Subjeftivismus hinzuftellen, deifen er durch Anlage und 
Meltanfhauung nicht fähig war. An eben dieſes Melodrama knüpfte 
er nämlich bald darauf eine längere Bemerkung, die er, wohl um feine 
warmherzige Freude über die auch für München erſchloſſene Empfindungs= 
welt nicht jofort wieder Lügen zu ftrafen, eine „Grille“ nannte. Er 
erfannte die Gefahr, die das rüdfichtslofe Echwelgen in der eigenen 
füßen Qual, die völlige Abkehr vom realen Leben in fi) trugen. Und 
e3 erwachte in ihm wieder die Liebe zu feinem Volfe, das er auf ſolche 
Weiſe nicht ber mühfam anerzogenen geiftigspraftifchen Lebendigkeit wieder 
beraubt ſehen wollte. Als erfter wies er öffentlich — 1779 — darauf 
bin. „Ic bin voll freundſchaftlichen Kummers für die Seelen dieſes 
glüdjeligen Alters,“ ſchrieb der Sehgundzwanzigjährige, „denn fie ſchweben 
immer am Abhange, treten immer in die Mitte von Glüd und Un— 
glüd.” Dann fingiert er ein Geſpräch zwiſchen einem „ehrlichen alten 
gefunden Mann mit arauem Bart und Haaren“ und einem „Modell 
unferes Zeitalters”, einem Jüngling jener überſchwenglichen Geniezeit. 
Dieſer Hat den Alten um die Hand feines lieblichen, ſchamhaften Töchter: 

leins gebeten, aber der „grauföpfige Pedant“ ift wenig geneigt. Er 
ihimpft auf die modiſche Literatur, auf die Romanenſucht. Hier ſpricht 
Weiienrieder: „Ein Dichter ſoll das Gefühl für die wirklichen 
Mlihten des Lebens ins Herz legen.” Schüchtern wendet ber 
Yingling ein, aber die Liebe? Auch fie foll behandelt werden. „Sie 
it die Gefährtin jedes Lebens und Fleiſches, und ihre Falten und Ge 
beimniffe find unerſchöpflich.“ Nur nicht unnatürlich und wollüftig 
gauſam ſoll fie geiteigert werden. „Da fommt ihr immer mit euerm: 
it Geirie darin. Dies ſpreche ich diefen Produkten keineswegs ab. 
Bar denn Dichter die Folgen diefer Leidenſchaft zerlegte, bie Ver: 
ich daß man ſich ſchamte, fie Bis ins Übermaß zu 

N Dichter ein großer nüßliher Dann, jo gut, 














2 


318 Dramatijche Litteratur. 


als ein Miniſter, ein Prediger, ein General!” Und darauf bricht bei 
diefem ehrlichen alten Graukopf die heiße Liebe für fein Kind durch, 
und er poltert wie jpäter der Mufifus Miller die prächtigen Worte 
heraus: „Herr, wenn mir der erite Kopf der Welt in mein Haus fäme 
(allen Reſpekt vor ihm!) aber er wollte mir mein Kind jo ruiniren, 
bei Gott! Ich prügelte ihn die Treppe hinab!“ Leidenſchaft kann 
eine verzehrende, Stand, Familie, Ehre veradhtende Gewalt annehmen, 
und man jchildere fie jo. „Eure Dichter aber gehen ber, errichten einen 
großen Holzftoß, jeßen das wehrloſe Kind mitten hinein, zünden an, 
und gehen davon, und fchreien, wenn es zudt, und ſich windet, und 
Flammen trinkt, von weitem: das hat Empfindung!” Fort mit dem 
Liebkränfeln und Hinfterben! „Wer jollte nicht lachen, wenn er die 
Krüppeln fo von feinem Fenſter anfieht, eingeſchrumpfte, verwelfte, ſaft⸗ 
loſe Leichname, in denen faum die fchluttihte Haut noch hängt, und 
das in Jahren, wo ihre Vorältern mit Löwen kämpften, Bäume aus: 
riffen und in den Sturmwind jauchzten .... Und die Töchter! Die 
ſollen Mütter werden mit ihren abgeftandenen giftausdünftenden Säften ! 
Ha! Ha!“ ... Gefühl, Gefühl! Der Alte ging haftig auf und nieder, 
griff nad) dem Horaz und ſagte: „Kennet er den Gejang: Angustam 
amice pauperiem x. Was meint er, daB er werth it? Mehr ala 
zehn taufend eurer Romane.” — 

Nicht ſchrankenloſes Gefühl, ſondern Sinn für das wirkliche Leben 
bei aller Echtheit der Empfindung. Sinn für die unabweisbaren harten 
Forderungen des Daſeins. Aufgehen der Sonderexiſtenz in Familie 
und Staat. 

Mir ftehen auf dem Boden des jozialen Dramas. Hier ift der 
Haupttummelplag all der Dichter und Pichterlein, die, wenn nicht auf 
der Bühne, jo doch in dramatiſcher Form ihre Freunde und Nachbarn, 
die große Heine Welt abkonterfeiten und hinftellten ala ſchier unübertreff- 
liche Muſter oder arg unaufgeflärte, meift moralifch verkommene Geftalten. 

Gleich in den erjten Jahren hatten fi) die Mündgener Dramatiker 
der Schilderung des eigenen Lebens zugewandt; da8 kannten und ver: 
ftanden fie, damit fanden fie Verftändnig und — formal wurden nicht 
ſolche Anjprüche geitellt. Als dann die Kritik ihre Wirkſamkeit begann, 
hier vor allem wieder Wejtenrieder, da wurden auf neue die taujend 
Thorheiten und Schwächen, Vorzüge und Tugenden des eigenen Volkes 
dem Dichter ans Herz gelegt, da wurde unaufhörlicd das Luftipiel und 
Schaufpiel als Spiegelbild von Sitte und Unjitte gefordert. 














geftöberten Ameijenhaufens glich, wie mußte Ye 
lebigleit den höher und weiter hinausdenfenben Gei r 
Weſtenrieder und Strobel weiſen oft auf Einzelnes 

der Menſchengeſchichte fordert jener „feinere“ ; 
thörichte Erziehung behandeln, „ic bitte Euch), 
ziehung mit der Caravane von Tanten, Mamſellen, jog 
Hofmeiftern“. Strobel jekundiert ihm tapfer. Wider b 
ahnigen Narren, wider die ſchändlichſte — er 3 
zum Ausländiihen, wider die Ärzte, die hippokratiſcher 
Zeit, gegen die Moliere und Goldoni Köriesen, wider 
„Verdreherzunft ber hlg. Rechte”, wider den Mangel an 
Betragen der Hausmütter und wider lauter Heine und große 
Thorheiten trete der Satiriker auf. Aber es fand ſich 
Volt jo liebte und dabei fo wenig unfrei und fo vor 
ducchglüht war, daß er erbarmungslos die Geißel der 
hätte. Der Bühne fehlte ein Dichter mie der prächtige 
Und daran waren zum Zeil die Zenfur, zum Zeil Männ 
rieder und Strobel ſelbſt ſchuld. Schmählid war 
nicht leugnen — das Pasquillenummejen zur Zeit Karl 
es war doch nur die notwendige Reaktion gegen die 
drüdfung aller freien Meinungsäußerung, es war der 
um auf eiternde Wunden den finger zu legen. 
richteten nichts aus. Um jo mehr ſchlich ſich bei 
vor allem ein, was nur annähernd an ein Pasgı 
„Perfönlichteiten find die Bankerte jeder Did 
dramatifchen,“ ſchrieb Strobel,') „die Mitte 
Genius der wahren Satyre, und jeder 
beißt Pasquill, Brandmal der Nedtichaffer 
ging damit für die Satire verloren. 
Narren veripottet jehen, ſetzte aber jofort äng 


») Der Dramatiiche Eenfor, Erſes Set, 
































zu holen, die einen werden nicht geprügelt in d 
ein Spanferfel, die andern werden um jo beb 
als Diktat giebt er ihnen die Worte: „Morgen 
Laurentius, welcher mein heiliger Namenspatron 
trocken Hinzu: „Rinder! jaget zu Haufe nichts d 
Aeltern Feine Ungelegenheit machen“ u. |. w. In 
nun die ungelegene Kunde, dab ein Herr aus 
jei und ein neues ABE einführen will. Die Be 
Lehrer, pochen auf ihre Erziehung, auf ihre Rechte, 
gewinnt einen jungen Adftanten, der auf den 

) Die Dorfſchule, von 9. B. Münden. 
Buchhändler nächſt dem ſchönen Thurm 
biftorifch ein getreues Spiegelbild der 
berauögeg. u. mit Einleitung und Yı 
K. Seminarlehrer in en — 











328 Dramatijche Litteratur. 


Handelte es ich in dieſen beiden Dramen daru 
gerourzelte Übel des bäuerlichen Lebens auszurotten, 
Dramen, die ſtaͤdtiſche Verhaltniſſe behandelten, 
maß der Neuerungen zu wenden. Was dort eiı 
wurde hier meiftens ſchon befämpft, weil es 
bedenklich erichienen. 

Don der Familie gilt dieſes vor allem. it 1 
bier eine ftrenge Sonderung —— 
Wenn auch die Dramen, die die Zerrüttung der 
größtenteils in Adelskreiſen ſpielen und ſo der 
entſprechen, daß die Auffaſſung von der Heiligkeit der 
dem Adel recht locker geworden war, jo ſteht dem nicht nur 
Drama, jondern aud die Klage 3. B. eines Mel A 
daß auch im Bürgertume manch freie Sitte und leichtfertige 
von dem Wert und der Bedeutung der Ehe und der 
gefunden hatte. Und jo wird gerade eine wer 
ergeben, wie die Schilderung ber Familie und 
der Kinder für Bürgertum und Adel dasjelbe 
regelmäßig fehrt der Vater als der ehrliche, bi 
wie für die Familie Beſorgte wieder, faft rege 
zwar guten Herzens, aber doc) pußjüchtig, der 
unter eines galanten, verführeriichen Stutzers allzu Leicht 
faft immer erſcheint das eine Kind, die Toter, als Er; 
der Mutter, während der Sohn vom Vater erbt oder 
dem verlockenden Genialifchen der Zeit etwas an fid) ha 
bindung mit dieſer Schilderung der Familie ericheint h 
Tendenz, indem z. B. der Vater irgend einem beſon 
gehört und hier nun wieder Kontrafte geihaffen werden. 
zahlreiche Variationen jenes einen Leitmotives h 
tlarung an, die in andern Dramen wiederum als 
erſcheinen. Ich erwähne nur die Stellung ber 
wenn es fi) um die Heirat handelt. Faſt b 
Tochter blind den Wünjchen der Eltern, ji 
von der Autorität erfüllten Perjonen. 
und rührt ſich nur ſchüchtern, jo daß jd 
des Dichters die Eltern das Unrecht einfehen 
Kindes wie über ein Stüd Ware zu hanbel 
Freiheitsdrang des Individuums 


































330 Dramatiſche Litteratur. 


liche, wenn auch ſchablonenhafte Charaktere auf. Rieſelbach erfreut 
durch ungeſuchte Einfachheit; nicht motiviert iſt ſeine Schwäche gegen— 
über ſeiner Frau. Ihrem Willen gehorcht auch die Tochter. Als dieſe 
gegen die Heirat mit Schludersheim ſich zu wehren verſucht, wird ihr 
jedes weitere Wort durch die Mutter abgeſchnitten: „Dieſe Frage haſt 
du nicht zu entſcheiden!“ Sonſt artet die Tochter nach dem Vater, 
ſie hat Herz und Vernunft. Gellert und die deutſche Schaubühne pflegt 
fie zu leſen. 

Genau diejelben Yamilienverhältniffe in bürgerlichem Kreiſe, 
aber eine herbere Konjequenz in dem Schickſal der Tochter finden wir 
in Babos „Sittengemälde aus Münden”: „Das Fräulein Wohl: 
erzogen.“') 

Auch bier iſt der Vater, Sefretär Klipper, ein rechtichaffener, auf 
Sitte und Ehre bedacdhter, ſparſamer Dann, während die Frau leicht⸗ 
finnig ift, für Puß und Vergnügen das Geld hinauswirft und einen 
Liebhaber, den jungen Stußer Herrn von Afflıng um fi) herumtänzeln 
läßt. Hier gehorcht aber nicht nur die Tochter ihrer Mutter, fondern 
Thereſe, das „Träulein MWohlerzogen“, ift ganz nad) ihr gebildet, 
plappert franzöfiich, tanzt, Spielt Klavier und Ekofettiert mit dem Zanz- 
meifter Dir. Leger. Unterbeffen ift der Sekretär zum Hoffammerrat 
ernannt, feine Frau brüftet ſich mit dem „von“, Thereſe wird aus 
einer Mamſell ein Fräulein, beide wollen neuen Put und dergleichen 
anichaffen; auch der Papa joll feine „altfränfichen” Manieren ablegen, 
ftatt eines Krabfußes eine DVerbeugung machen lernen, Modeperrüden 
tragen u. f. w. Aber aud) er hat einen wahren Haußfreund, den 
waderen Zoller, der ihm einmal recht deutlich die Thorheiten zeigt, die 
feine Frau und Tochter zumal nad) der Standeserhöhung begehen. 
Sofort bittet der Hoffammerrat Klipper um feine alte Sefretärftelle 
und erhält fie wieder; feine Tochter will er dem jchlichten Zoller, dem 
er die Hoffammerratsftellung gefichert hat, geben. Dieſer verſchmäht 
jedoch beides. Nun ſoll das Fräulein Wohlerzogen den Tanzmeiſter 
heiraten, der aber auf ſolche altväterifche Streiche, wie das Heiraten 
nun einmal ift, nicht eingeht. Weiter Eüffen, weiter darmieren, warum 
niht? Das Ende vom Liede: Wütend ftedt der Papa fein Fräulein 
MWohlerzogen ins Klofter. Die Mutter wird von dem leichtfertigen 
Charakter ihres von Afflıng überzeugt und ſchämt fich ihres Betragens. 
1) Das Fräulein Wohlerzogen ein Zuftipiel in drei Aufzügen. Ein Sitten— 
gemälde aus Münden. Münden, 1783. Bey Johann Baptijt Strobl. 








332 


Dramatiſche Litteratur. 


Ausblick auf eine gewiſſe Geſellſchaftsklaſſe eröffnet ein Geſpräch zwiſchen 
Mutter und Tochter, wie es Babo — ohne zu übertreiben — im 
zweiten Auftritt des erſten Aufzuges führen läßt: 


Mutter: Hm! mit dem Zoller weis ich nicht recht, wie's gehen 
wird. Für ein Tyräulein gäb's wohl noch eine beſſere 
Partie. 

Tochter: Freilich, Mamachen, er ift gar fo bürgerlich, fein bischen 
galant. ch werd’ ihn wohl weg au jchieben fuchen, 
meynen Sie nicht? 

Mutter: Haft du einen andern im Bifter? 

Tochter: Ich will gleich einen haben. 

Mutter: Komm mir nur nit mit deinem Lieutenant Dormling, 
der könnte eine ſchöne Wäſche mit dir anfangen. Meynſt, 
ich wüßte nicht, daß er neulich erft um zwölf in der 
Nacht aus deinem Zimmer geichlichen ift? 

Tochter: O Jorge nur die Mama für fo was nit. Ich bin 
fein tölpelhaftes Jüngferchen mehr. 

Mutter: a, du weißt viel, du! man meynt oft — und kurz 
und gut, das leid ich abjolut nicht. 

Tochter: Ei, die Mama ſoll auch nicht leiden, daß der Herr von 
Affling erft um zwei Uhr nach Mitternacht aus unferm 
Haufe jchleiche. 

Mutter: Wer jagt das? 

Tochter: Ich. Er tft mir in der Hausthüre begegnet. 

Mutter: Dir? Und wo wart du bis zwei Uhr? ... 

Tochter: Nun, was thuts, wo ich war ... Sch war ein biächen 
Ipazieren. 

Mutter: Pfui! in der Nacht! Fönnteit ja den Schnuppen be: 


kommen (!), die Nachtluft verdirbt die Haut erſchrecklich (!). 
Sey nur geicheid und vorfichtig, Thereſel!“ ... 


Daß diejes Fräulein Wohlerzogen mit dem Fähnrich delle Spada 


auf deffen Logis Schokolade trinkt, daneben für ihr geiftiges Bedürfnis 
jtd) Lenardo und Blandine, das „allerliebfte” Melodram, ausleiht, dat 
fie mit dem franzöliichen Tanzmeiſter recht Iuftige Tänze tanzt, ferner, 
dab die Mama über ihren Ehegatten mit dem milchbärtigen Stußer 
fi) amüfiert und der Herr von Aftling die ganze Qage mit den Worten 
bezeichnet: Es iſt ein luſtig's Leben heut zu Tage! ıft von Babo nicht 
ohne Bitterfeit und ohne leichte Satire gezeichnet, und Babo ift es, 





334 - Dramatifche Litteratur. 


twindigen Franzoſen ift, tritt der Hofrat Seltenmann gegenüber, der 
feinen Beruf mit fittlihem Ernſt auffaßt und ala Richter tieffte Genug: 
thuung empfindet, den Menſchen Gutes zu thun, in diefem alle eine 
Tamilie vor dem völligen fittlihen Ruin zu bewahren. 

Diejes fittlihe Pathos entſprach dem Zone, den Edartshaufen in 
feinen projaifhen Schriften „Die beleidigten Rechte der Menſchheit oder 
Richtergefchichten aus unferm Jahrhundert“ (1783) und in dem „Bänd- 
hen Erzählungen zur Bildung junger Leute, die fich richterlichen Ge— 
Ichäften mweihen,” (1782) angelchlagen hatte. Nicht minder von fittlicher 
Entrüftung erfüllt, aber in der Form leichter und realiftiicher führte 
er diejelben Gedanken in dem bereit? erwähnten Drama „Liebredht und 
Hörwald” durch. Gegen die „Maffe von unbeichreiblicher Ignoranz 
und altfiftematischer Faulheit', die im bayeriſchen Richterſtand noch 
tief wurzelte, gegen die Later, „zu welchen Eigennug und Dlangel am 
Gefühl und juridiihe Trägheit den bloßen jogenannten Suriften hin: 
ziehen“, war fein „Liebrecht und Hörwald“ gerichtet. Und es tft in 
der That ein fauberes Baar von Auriften, die da als Oberbeamter und 
Unterbeamter auftreten. Ihre Rohheit und Geriebenheit ift nicht ohne 
Humor dargeftellt. Über die neumodiſchen Belletriften ſchimpfen fie 
weidlich.) Die Halten nichts mehr „aufn Prarin“. „Sie willen Herr 
Kollega! daß ich meinen Buben auf dD’Univerfität geichict Hab. Der 
Bub hat mir Gall g’madt. Da hat er mir'n Gellert, Haller, und 
was weis ich wie die Kerls all heiffen, lauter jo verfluchtes lutheriſches 
papier'nes G'ſchmais ins Haus bracht“ ... Bor alter war das nicht 
jo. „Ein menig lateinisch g’lernt, die Inftitutiones und Pandekten 
durch g'ſchaut, 's Corpus juris recht "rum g’riffen, und im Praxi praf 
g’notelt; und g'nug war's“ (I, 8). Lange zu unterfuchen ift nicht ihr 
Geihmad. „Dieb’ braf g’henkt, und Bauern braf g’itraft” ... „Ach 
ichere die Kerls, daß fie der Teufel reiten möchte. Können ſchon zahlen, 
die Hund, die! Warum ſind's Buuern worden? Wären’3 große 
Herren worden, jo dürften in der Kutſche fahren; das willen aber 
unfere jungen Leder nit. Warum? Weils ’3 in Prari fehlt“ u. j. w. 

Ihre Praris nügen fie nun tapfer aus, willen Accidentien und 
Amtsſporteln fchlau zu verwenden und treiben mit ihren juridijchen 


) Val. in den Beyträgen zur vaterländ. Hiltorie, Geograpbie..., hrsg. v. 
Kor. Weftenrieder, III (1790), S. 370ff., den Aufiag: „Woher fümmt es, daß 
Dilafterianten feinen Geſchmack an der Litteratur bejipen, oder denfelben vers 
lieren ?” 





336 Dramatiſche Litteratur. 


daß es iemanb gut gehe, ober fid) betrübet, wenn es iemand jhlEmn 
gieng, und gewünſcht haben, fie möchten es ändern können?" (IE „8, 
©. 114.) Gewiß ergiebt ſich nad) einer Analyje bes Satzes hir 
Sinn, aber in dieſem Stil — der fic mit zahlreichen andern Beifpwrln 
3. B. auf bderjelben Seite belegen ließe — reden | „die Perfonem des 
Stüdes. Für Weftenrieders Schaffensart find ſolche Säge, die fi in 
allen Schriften finden, ungemein charakteriſtiſch. Im feinem In men 
jammelt ſich ein Kompler von Vorftellungen, von Gebanfen, der aber 
bereit8 duch einen ambern verdrängt wird, noch ehe bie 

Form, den erften ausdrüden zu können, gefunden ift. So brüdt cin 
Sat den andern, jagt eine Vorſtellung die andere, ohne dafs ein 
fritifch-äfthetifches Urteil das Geſchriebene überwacht, und 

prüft, ob der Gedanke jo jeine ihm einzig angemeffene formale Be 
handlung erfahren Hat. Gerade das Ineinanderſchachteln der Eühe 

iſt ein Beweis für das Unfertige; es läßt ſich pſychologiſch dahin er- 
Hlären, daß Weftenrieder nur notgebrungen ſchrieb, was er dadıte, da 

er aber eben doch reiben mußte, um feinen Landsleuten davon mit 
zuteilen, wovon jein Herz erfüllt war. 

Indeſſen — jehen wir von der äußeren Form ganz ab, jo ve 
lockend es auch ift, über Wejtenrieders Stil, der die 
Stimmungen des Schreibenden jo getreulich mit allen Gegenfäge 
mwieberjpiegelt, eine nähere Betrachtung anzuftellen. 

Inhaltlich haben wir in diefem Drama dasſelbe Chaos von GE 
banfen, das ſich aͤußerlich in der ausladenden und überladenen Kor 
Tundgiebt. Es ift feine tiefe Philojophie, die hier vorgetragen wird, al 
praltiſche Weltweisheit, wie fie der Schüler der Aufklärung hegte⸗ 
Brauchbarer, zufriedener, menſchenfreundlicher ſoll der Einzelne werden 
läßt er durch feine Perfonen verkünden. Seine Frau von Sentauer ei 
ein Typus der unbrauchbaren, wertlofen Frau, die von den Neuerunger— 
von geiftiger Belebung nichts erfahren hat. Dabei ift fie thöricht foi 
auf ihre Erziehung und jucht ſich vor dem gewaltig herandrängende — 
neuen Zeitgeift zu rechtfertigen: „id) habe freylich nichts gelernet, ic⸗ 
will auch nichts lernen, ich bin, GOtt Lob, recht dumm, wie fies itet 
nennen, benm man hat mic) ehrlic) erziehen Taffen; und wenn es möglicd 
wäre, wünſchte ich nur, id) wäre noch zehnmal dümmer.“ Das ift pe= 
men leider wirklich nicht möglich; bafür ift die gute guäbige 
— von Lentaner, gebohrne von Offmann, wie fie jtets mit 
Genauigkeit betont, — recht bigott; der Kirche ſchenkt fie ihre „faulenben ”" 


Weſtenrieder ald Dramatifer. 337 


Kleider, Ihre Tochter darf nichts lernen. „Das Mädchen wär 
frenlic gleich dabey. Sie hat mid) ſchon oft gebeten, aber da ſetz ich 
fie auf den Boden, jo groß fie ſchon ift, ober prügle fi.“ Ein 
mwürdiges Pendant zu dieſer alten Dame ift ihr Ehegemahl. Er iſt 

eim unbrauchbarer Jurift — wenigitens jagt Weitenrieder jo, und er 
oe es zu jagen, da wir ſonſt nur einen elenden Trottel in ihm 
erbliden würden. Seine Lektüre ift das „Blümlein Juris“, für feine 
Familie und den Diener Anton bilden die Haymonskinder und der 
Robinfon die einzige geiftige Nahrung. Diefen rüdjchrittlichen Elementen 
‚gegenüber vertritt Seltmann-Weftenvieder das Pofitiv-Wertvolle, das mit 
dem neuen Zeitgeift ſich einftellt. Ihm zur Folie dient der zweite 
Kandidat, in dem bereits die Keime zu den verführeriichen Stugern 
amd halbgebildeten Modenarren liegen, die ums in den andern Dramen 
— zeitlich etwa ein Jahrzehnt jpäter — begegnet find. So läht ſich 
überhaupt diejes Luftipiel als erſte Entwiclungsftufe zu ben bisher 
betrachteten erklären. Hier tritt an die einzelnen Perfonen die Frage 
Beran, ſich in dem Kampf zwiſchen Alt und Neu zu enticheiden; die 
Böjung ift einfach: die Eltern bleiben eigenfinnig beim Alten, Lentauer 
Tchimpft über die „Weltverbefferer und Planenmacher“, ja ihrem Eigen: 
Firm joll das Glück der Tochter geopfert werden; durch einen der 
F ungen Generation angehörenden Verfechter der Aufklärungsideale 
mich diejes verhindert. Ihm hilft einer der „Alten“, Excellenz von 
GSulheim, der weniger aus perjönlicem ntereffe an den neuen 
Forderungen der Zeit, als vielmehr aus Güte (Gutheim!) und herz: 
Licher Menfchenliebe an dem Schidjal der beiden jungen Leute Anteil 
rimmt und den ernten Kandidaten eben jeines fittlichen Ernſtes wegen 


Mehr in den Vordergrund gerückt erſcheint das Thema der Töchter: 
Erziehung in einem ungefähr gleichzeitig entitandenen Luftjpiel des 
Iehuitenpaters Joſeph Zimmermann,‘) „Amalie oder die gute 












) Iojeph Ignatz Zimmermann, geb. 1737 in Schenton (Kanton Luzern), 
kat 1755 in den Sejuitenorden, lehrte die Mhetorit ein Jahr in Münden, 
dan in Sofothurn, ſchließlich in Luzern. Er ftarb 1797 zu Meriſchwanden. 

‚bei Goed. V, 353 aufgezählten Werfen ſ. als Ergänzung Bader 
Sommerbogel, I, 8, 1505—1507. — Laut Zenfurbefgeid (dd. 18. Aug. 1770) 
Bit dem P. Fofeph Zimmermann, $.J., öffentl. Lehrern der Nedehunft, Drud 

feiner Endfomödie Boiorix erlaubt. (Kgl. Kreisarchiv, H.R. 
Iite 461 Mr. 54); in der Bibliogr. de In Compagnie de Jesus fehlt dieſes Dranta. 
» 


338 Dramatiſche Kitteratur. 


Erziehung”,') das nad) Lipowskys Angabe für die Münchener Bühne 
gedichtet worden ift und 1773 geipielt wurde. 

Zwei rauen Stehen einander gegenüber, beide noch jung. Die 
eine, Amalie von Gutendorf, ift zu einer vorzüglicden Wirtichafterin 
erzogen, dabei bewandert in mancherlei Tyertigkeit, im Zeichnen, in 
der Mufif ꝛc. Gern Tieft fie ein gutes Buch, fie lobt den „mahleriichen 
Frühling“ des „Herrn Oberft Kleift”; ein ſtets Hilfsbereites, liebens⸗ 
würdiges Weſen und echt mweibliches Gemüt vervollftändigen die Vorzüge 
dieſes „tugendhaften” Mädchens. Die andere, Charlotte von Mosbach, 
it dagegen putz- und gejalljüchtig, ohne Kenntniffe, ohne Wirtſchafts- 
finn. Nun ericheint im Schloffe zu Beſuch Graf Rofenfeld, ein tüchtiger, 
ritterlicher, edler Offizier; zugleid) verkehrt dort der Junker Kanefas, 
ein jechzigjähriger Landedelmann, der vom Zipperlein geplagt und 
‚durch eine Vorliebe für Fräftige Flüche gekennzeichnet ift. Beide machen 
fi) Hoffnung auf Amalie. Natürlich zieht der ſchöne Graf mit ihr ab. 

Das Stüd, äußerlid durchaus Schablonenarbeit, vielleicht nur 
darin nicht ganz ungeſchickt gearbeitet, daß die überaus dürftige Hand: 
lung fünf Akte hindurch verjchiedene Stufen der Spannung durchmacht, 
tritt für die fittliche und geiftige Bildung der rau ein und verheißt 
den Erfolg Joldyen Beitrebens in dem Satze: „Ein wirthſchaftlich und 
bejcheidenes Frauenzimmer findet ihr Glüd, ohne daß fie es juchen 
darf.” (V, 8.) — 

Die bisher behandelten Themen — Familie, Stellung von Mann 
und rau, Erziehung der Kinder — erſchienen nie ohne jcharf aus: 
geiprochene Tendenz, die ſelbſt derart unkünſtleriſch verwendet wurde, 
daß der Dichter jeine Perfonen nur ald Sprachrohr benutte. Anders 
liegt e3 bei den folgenden vier Dramen, die, von einem Autor ftammend, 
faum ala fulturhiltoriiche Zeugniffe angelprodyen werden können. Es 
find vier Quftipiele, die der Schaufpieler Matthias Georg Lamb: 
recht?) aus dem Franzöfilchen und Engliſchen übertrug, deutſch zuftußte 
und feiner Münchener Bühne lediglich als wirkſame Repertotreftüde 


!, Amalie, oder die gute Erziehung, ein Lriginalluftfpiel in fünf Hand— 
lungen, von P. Joſeph Zimmermann, Lehrern der Redelunft. Aufgeführt auf 
dem churfürſtl. deutichen Iheater zu München 1773. Zufinden in der vötterijchen 
Hof: und Landſchaftsbuchdruckerey. (Fehlt bei Goedeke, V, 353.) — Auch JZat. 
Baechtold, Geſch. d. dtich. Kirteratur in der Schweiz, S. 196/197, nennt es nidt. 

N, Rambrecht reichte feine Stüce unter den Namen „Friedrich Laub“ der 
Zenjur ein. 





Lambrechts Luftipiele. 341 


ee Ur Ste: des Haufes mit dem zugedachte n Bräutigam 
d davon gegangen, um Soldatendienfte in der 
Stadt zu nehmen. ein uch Bier Ausficht auf Befferung froh ber 


1 fo fhal und unerfprießtic, freilich mit einer an das 
tück erinnernden jämmerlichen Löſung ift ein ſittlich-ernſtes 
ndelt in dem Luſtſpiele „Der alte Junggefelle“,) 
‚wieder einmal nur die unbebeutendere Seite der Hand— 
‚benennt. Das Problem liegt hier jo: Der Ehrbegriff ift durch 

i e Geſellſchaſt jo ſtark ausgeprägt, daß er die Perſonlichteit 
will nicht heiraten, weil er mafelhajter Geburt iſt. 

nn Drang ift längft verrauſcht, und jo führt nicht die 


i die Loſung herbei durch Verachtung des von der Geſellſchaft 
e , Jondern — der Zufall! Leining wird adoptiert, 
allgemeinem Ehrbegriff heiraten, und vollzieht, von keinen 


Sr mehr geplagt, dieſen Schritt. Auch „der alte Junggeielle“ 
ſich durch die Adoptierung diefes jeines natürlichen Sohnes zu 
der Anficht, daß die Che ein gar Löbliches Inſtitut fei. 

Das Verhältnis von Mann und Frau innerhalb der Ehe ber 
Hambelt das Luftipiel Lambrechts „Und ex ſoll dein Herr jeyn, 
nn Ueberrafhung nad) der Hodzeit”.’) Eine reiche, 

Witwe fucht einen Mann, der aber reht dumm und ges 

wenig eiferfüchtig ſein ſoll. Sie findet ihm in dem Bruder 

Nach der Hochzeit wendet ſich jedoch das Blättdhen. 

— wahres Weſen hervor, befiehlt und beherriht. Sie ift 

anfıngs empört, beginnt indeſſen ihren Gatten gerade dieſer Männlichkeit 

u lieben und auf alle egoiftiichen Wunſche zu verzichten. Neben 

Handlung rinnt noch das Wäflerchen einer zweiten: 

der Witwe giebt ſich einem Glüdsritter gegenüber 

reicher Befigungen aus, heiratet ihn, um dann mit einem 

eil feines Vermögens zu verſchwinden. 

E Bi e alte Junggejelle. Ein Lujtipiel in fünf Aufzügen. Nach dem Fran- 

fen [Le vienx oclibataire des Gollin d’Harleville) freu bearbeitet don 

breit. Aufgeführt auf der Schaubühne zu Augsburg unter der Direction 
Deren Schopf des ältern. Nugsburg, ben Conrad Heinrich Stage. 1785. 

— ‚er ſoll dein Herr ſeyn. Oder: Die Ueberraſchuug nad) der Hochzeit. 

Ein in fünf Aufzügen, nad) dem Engliihen für das Deutjche Theater 
bearbeitet von Lambrecht. Augsburg, bey Conrad Heinrich Stage. 1786. 




















344 Dramatifche Litteratur. 


fulturbiftoriiche Dokumente zu betrachten und den Gedanken völlig zu 
ignorieren, ein Drama ſei doch wohl in erfter Linie ein Kunſtwerk, das 
una in aller Konzentration das Wollen und das Handeln nicht gleidy: 
gültiger Perſonen — einerlei mit welchem Ausgange, einerlei ob auf dem 
Hintergrunde einer bejtimmten Zeit oder nicht, einerlei ob mit tenden— 
ziöſem Beiwerk oder nit — darſtelle. Der Erfolg von Babos 
„Bürgerglüd” bewies indeſſen, wie jehr es dem Volfe gerade in dieſer 
Form, zu Herzen ſprach.) Jährlich erſchien e8 auf dem Spielplan und 
erfreute durd) die zahlreihen Ausführungen über die Vorzüge des 
Bürgertums, über jeine gute alte Sitte, feine ſchlichte Tracht, jeine 
ernften Pflichten und Heiteren Feſte. Die Geftalten des Stüdes lebten 
jo in aller Gedächnis, daß Alois Senefelder 1798 eine Yortjegung 
von Babos Luftipiel, „Die Tifhlerfamilie“?) ſchrieb. Der Meifter 
Zinngießer mit der Frau Mutter Iebt in der Ferne, Konrad Wollrad 
jedoch, der Tiſchler, fit in München mit Lotte, feiner Frau und feinen 
Kindern Anton und Hannden. Zwei Söhne verdienen tüdhtig in der 
Fremde, der eine in Dresden, der andere — fo bejagte wenigſtens jein 
legter Brief? — in London. Da trifft eines Tages ein Fremder bei 
Wollrads ein, der ſich Huber nennt, vom Meifter Felix Grüße und 
50 Dufaten bringt, ſich überrafchend ſchnell heimisch fühlt, und wie ein 
Sohn und Bruder aufgenommen wird. Er bemeift jeine hilfreiche, edel- 
mütige Gefinnung auf mandherlei Art. Anton und Hannden lieben 
Julie und Jakob, die Kinder des Kaufmanns Brudmann. Die Doppel: 
hochzeit iſt beichloffene Sache. Da trifft den Meifter Wollrad unver: 
Ihuldete Not. Vom Heiraten kann nun nidht die Rede fein, denn es 
wiberftrebt dem redlichen Bürgerfinn, an Feſte zu denken und ein Haus 
zu gründen in Zagen der Not. In dieſe traurige Lage greifen zmei 
ein: der Herr Regierungsrat Bonifaz von Wollrad und Huber, der 
isremde. Jener hat bereits, um ſich vor einem einfamen Hageltolz: 
dajein zu retten, bei Brudmann um deifen Tochter Julie angehalten. 
Das bürgerliche Element muß er wohl oder übel mit in Kauf nehmen, 
da feine Finanzen in den leten Zügen liegen. Julie weift ihn ruhig 





) Eine Flugſchrift von 1802 „Ausſichten, Wünjhe und Beruhigung fürs 
Baterland” (Univ.“Bibl. Boica, 7) bejagt auf ©. 22, es fei feine Schande 
mehr, Bürger vder Bauer zu ſein: „Das Bürgerglüd von Babo und der Bürger- 
freund von Destouches (1797, 1800). . und andere ähnliche Schriften haben in 
Baiern ihren Zweck nicht verfehlt.” — 

2 Kgl. Hof- und Staatsbibliothet Münden, Cod. germ. 6236. 





346 Pramatiihe Litteratur. 


als dramatijches Motiv. Schon lange kehrten in den deutſchen Dramen 
\olche Reichgewordenen aus fremdem Lande heim, auch in den Münchener 
Dramen war dieſes Motiv ſchon zweimal verwendet, und zwar jede; 
mal in Stüden, die die bürgerlichen Zugenden und Vorzüge prielen. 
Das eine aus dem Jahre 1776 war des Grafen Anton von Törung 
Seefeld Luftipiel „Der Schufter und fein Freund“”.') 

In recht einfachen Verhältniſſen lebt der Schufter Thomas, jedoch 
unverdroffen und von morgens früh bis ſpät abends emfig bei der 
Arbeit. Er ift der Typus des rechtichaffenen, aufgeflärten, aber nicht 
„gebildeten“ Bürgers. Seinen Lehrling Hans erzieht er väterlich und 
weiſt ihn zurecht, wenn der im Grunde brave Kerl ab und zu in 
MWirtshäufern nur zu gern auf das Gerede und Gezeter der zurüf- 
gebliebenen Philifter über neue Einrichtungen und Verordnungen hordt- 
In dieſe Ichlichte Häuslichkeit fommt eines Tages ein Unbelannter, der 
nad) dem Stande der Dinge fieht und fi ſchließlich als des Schuſters 
alter Freund zu erfennen giebt. Vor zwanzig Jahren war er nad 
Amerifa als Soldat gegangen, hatte dort den Beruf gewechſelt, viel, 
viel Geld erworben, geheiratet, und Ffehrte nun in feine alte Heimat 
zurüd. Dem braven Yugendfreund ſchenkt er Haus und Vermögen, 
verheiratet ihn mit der Schwefter feiner Frau, den Lehrling Hana aber 
jet er in die freimerdende Schufterägerechtigfeit ein und läßt ihn feine 
Liele befommen. j 

Zur wirfungsvollen Belebung diefer einfachen, ſchlicht durchgeführten 
Handlung hat Törring einen Adligen, den Herren von Luftheim erfonnen. 
Das iſt ein windiger, tändelnder Gefelle, der mit jedem Tyrauenzimnier 
Liebeshändel beginnt, aber von dem Lehrling Hans barſch abgefertigt 
wird, als er mit der Lieſe Schön thut. „Herr! das ıjt mein Mädel, 
und eim ehrliches Mädel! Sie läßt ſich nicht Jo herumſchmudeln; das 
it ein Billen, der für mich allein gehört. — Wilche er fid) dad Maul 
ab.” Luftheim: „DBerdammter Flegel! ich will dir mores lehren!“ 
Hans: „Mores hin, mores her! laß er nur meine Liefe ungejchoren, 
und jcheer er fi zum Teufel!" Quftheim: „Nicht jo grob, Kerl! 
oder mein Degen joll — —.“ Hans: „Ahr Degen? der thut mir 
nichts; der ift nur auf die Nachtwächter abgerichtet. Luftheim: 
„Kerl! den Augenblid halt's Maul, oder —" Hans: „Er hat mir 

"Der Schujter und Sein Freund. Ein Qujtipiel in zween Aufzügen, 


geichrieben für das Hurfürjtliche deutihe Theater in Münden von A. G. v. T. 
3. S. Im Jahre 1776. 





W - a Ph 


=. vr 



























Der Schufter und fein Freund. Vergeltung. 347 
| Weis ers, da bin ich 


n benußt, un bie guten Eigenſchaften des Bürgertumes 
, ift Lambrechts (io viel mir befannt) Orig inal ſchauſpiel 


ung“) 

— Not und Armut lebt Mme. Dornburg mit 
Ihr Bruder Fümmert fid) nicht um fie, troßdem er 
: Frau il in üppigftem Wohlftand Lebt. Zu ihnen kommt eines 
armlicher Menſch, der ſich als ihr Vetter zu erkennen giebt, 
(fe bitten muß, da er auf der Heimreije von Surinam 
en durch einen Schiffbruch verloren hat. Gefühllos, ober— 
Gemüt und Bildung, weiſen fie ihn ab. Iffler (jo heit ex) 
zur Dime. Dörnburg, die troß eigener Armut den Linglüds 
— Sier iſt Herzensgüte und Charakter — Iffler wirft 
*5 und ſetzt Mme. Dörnburg als Univerſalerbin ſeines 
icht durch Schiffbruch verlorenen Vermögens ein. Nun kommen 
ofort an, beſuchen, ſeit Jahren zum erſten Mal — die „liebe 
“, werden aber von Iffler tüchtig beihämt. Vergeltung. 

in feinem Teſtament aus. 
£ ift in diefem Drama das ſpezifiſch Bürgerliche nicht betont, 
fommt dennoch zur Geltung. Dazu tragen Nebenzüge wie 
1, daß die Tochter der Frau Dörnburg einen einfachen 
dem duch Ifflers Geld Gelegenheit geboten ift, ein 
jeichäft im größeren Stile zu gründen. Mit dem zweiten 
bie Handlung bereits erjchöpft, d. h. die barmherzige Mme. 
als Erbin eingejeßt; der dritte At dient nur zur Beſchämung 
igigen Verwandten. Faſt bis zum blaffen Typus, 
ualität verwiſcht ift, find hier die einzelnen Perjonen 


— r ing ein Schauſpiel in drey Aufzügen. Von Lambrecht. Auf—⸗ 
‚geführet auf dem churfürſtlichen Nationaltheater in Münden. Bey Joſeph 
{ 1789. 


348 Dramatiſche Litteratur. 


icon verallgemeinert; Ideen von Menſchenwürde, Nächftenliebe tauchen 
bereit3 auf. Einen Schritt weiter, und wir find nicht mehr auf dem 
Boden des Bürgertum oder fonft eines Standes; charakteriſtiſch dafür 
das Singſpiel des Augsburger Kaufmanns Johann Chriftoph von 
Zabueinig „Bhilemon und Bauciß oder Gaftfrenheit und 
Armuth”,') zerflatternde Naturpoefie, die nur zeigen kann, wie leicht der 
Berlodung nachgegeben wurde, bei den in den legten Dramen ent- 
baltenen Ideen ſich zu gegenftandalofen Schwärmereien zu verlieren. 

Energiſch und mit dem vollen Etolze des Patriziers iſt der höchſte 
Mert, die höchite Stufe des Bürgertumes zum Ausdrud gebracht in 
dem Schaufpiel des bayeriſchen Rentfammerrates Joſeph Anton von 
Destoudyes: „Die Patrizier“,“) da8 mir gerade für Mänchener 
Berhältnifie viel Bemerfenswertes zu enthalten jcheint. 

Die beiden Patrizier Thoma und Heinrich) Prämer ſuchen mit 
einigen tyreunden aus dem inneren und äußeren Rat das durch Kriege 
und andere ſoziale Mißſtände arg verjchuldete Land auf alle Weite zu 
retten. Ihre Feinde find der Bürgermeifter Edler von Hart und deſſen 
Eohn Friedrich, die mit Hilfe eines gewiflenlofen Kanzliften (Strang) 
das dem ausgelogenen Lande abgemonnene Geld für ſich verwenden, fi 
mit ihrer Stellung brüften und dummitolz auf ihren Adel pochen, ohne 
in irgend einer Dinficht dem alten würdigen Gejchlechterruhm des Bürger: 
adels gleihzufommen. Des Thomas Prämer Tochter Kunigunde bat 
ein Kind von einem andern Eohne des von Hart, Terdinand, der jedoch 
jeit mehreren Jahren auf Kriegszügen abmweiend ift. Seine Briefe an 
jein (ihm heimlich längft angetrautes) Weib werden von feinem Vater 
unterichlagen, da dieler die Heirat mit einer „Dirne“, noch dazu mit 
der Tochter eines Bürgers, der aus niedrigem Handiwerferftande uriprüng: 
lich hervorgegangen iſt, nicht zugeben, ſondern jeinen Sohn mit einer alt: 
adligen Dame vermäblen will. Als die beiden Prämer in der höchiten Rot 
die Vage des Nolfes durch Herausgabe alter, durch ihre Vorfahren müh— 
ham ermworbener Schäge lindern wollen, da willen der Edle von Hart 
27 Yemen und Baucis, oder Gaitirenbeit und Armutb. Eine Driginal- 
Oderette in zween Aufzügen: von Jodann Chriitopb von Jabueinig. Cura 
pii Dis sunt, et yui coluere. coluntar. Orid Metam. L.8. — Auigeführt auf 
MT Schaubübne zu Auaäbura. unter der Tireftion Herrn ®Boltolini. Augs— 
dura. ben Conrad Deinrid Stage 192 Fedn bei Goed. 

* Die Katriiier. Ein Sdauſdie! in drey Dandlungen. Zuſammen mit 
Qondelmont un! Warie von Nuraund in dem 191 eridienenen Band: Schau⸗ 
izle von IN. nt.» Dedroucdes u’ IS. MW. 





350 Dramatijche Litteratur. 


daß die Reſidenz jeither mehr einer Fürftengruft als einem reuden: 
pallaft gleicht.” 

Der Fürlt: Diefe Klage las ich in den Finanzberichten niemals, 
Und dann noch weiter? 

Kammerdiener: Daß die Hirſchen, Füchſe und Schweine auf den 
Aeckern der Landleute größere Privilegien haben als 
die Stände des Landes in ihren Zerritorien. 

Der Fürſt: Was fchadet das den Stadtleuten? Soll id auch 
Dieje einzige Neigung den Grillen eined Bauern 
aufopfern?.... 

Verräteriicher ala jenes „jeither” und dieſes „auch“ kann kaum 
etwas für die Abficht des Dichters fein. Und eine Seite darauf findet 
fi) folgendes in feiner Umkehrung der beitehenden Verhältniffe doch nur 
allzu deutliche Geſpräch: 

Kammerdiener: Es giebt ja nod) andere Leidenſchaften. . So eine 
Herzensjagd wäre doch ungemein amujanter; und es 
fehlte doc) Euer Durchlaucht ganz gewiß an ſolchem 
MWildprät nicht — 

Der Fürſt: Das Eoftet gar zu viel Geld! — 

Kammerdiener: Und gejezt, gnädigfter Herr! Es erfordert ein bischen 
mehr Aufwand! jo wäre e8 doch dem Hofleben an: 
gemeffener, wenn Euer Durdjlaucht fi) die Freude 
madten, in einer Aflamblee den Wetteifer aus 
Diamanten und Rojenwangen glühen zu jehen, als 
wenn fi) Euer Durdjlaucht den ganzen Tag durd 
Wald und Moos müde laufen, und am Abend in 
der Geſellſchaft eines Wildſchweins nad) Haufe kommen. 

Der Fürlt: Geh! ich will nichts weiter hören!... 

Dann macht der Kammerdiener den Fürften auf einen „welchen 
Grafen, der vor acht Tagen an dem Hofe ſchmarozte,“ aufmerkſam, der 
die „berühmten und unberühmten Schönen“, begeiftert wie Metaftafio, 
bejungen habe. Der Kammerdiener nenut Namen, adlig und bürgerlich. 
Der Fürſt Ihaudert: „mie! auch Bürgerblut ift ſchon vergiftet!” wo— 
rauf ihm der glatte Gejelle entgegnet: „Warum foll das Blut eines 
bürgerlichen Mädchens froftiger jeyn, als einer Leoninn?” Und als er 
dann dem Fürſten wieder einen von Sinnlichkeit durchglühten Vers 
jenes welſchen Grafen vorlieft, antwortet dieſer mit feiner ftereotypen 
Redensart: „Geh! und ſage mir nichts mehr davon!“ (II, 7.) 








394 Dramatijche Litteratur. 


das nun einmal an die Erde gebunden ift und minbeftens ein Anrecht 
auf einen Blick in dieſes Dafein hat, allem Menſchlichen zu entziehen, 
fam den Eltern und ihren Beratern natürlih nit zum Bewußtjein. 
Sie wiegten dad junge Ding in myſtiſche Vorſtellungen von geiftiger 
Brautichaft ein, fie jpielten mit einem unentwidelten, bilf- und wehr- 
(ofen Weſen. Hier feßte darum, auch auf dem Gebiete des Dramas, 
der Kampf ein, al8 der Ruf nach TFreiheit ertönte. In Frankreich 
batte de la Harpe mit feiner Melanie 1770 eine Kritik an dem Kloſter⸗ 
gelübde geübt. In Deutichland fand Gotters Mariane tiefgehenden 
Erfolg, zuerft in proteftantiichen Ländern. Sobald das Stüd aber erft 
in katholiſchen Gegenden Eingang gefunden hatte, wirkte es um jo nadj- 
baltiger, weil es den Meiſten eine Lebenserfahrung bedeutete. In den 
erften Jahren der Regierung Karl Theodors wurde e8 öfter aufgeführt ; ?) 
ala dann aber die Dunfelmänner immer eifriger ihre Maulwurfsarbeit 
tortjeßten, auf Stillſtand Rüdjchritt folgte, da verbot im Jahre 1794 
das Benfurfollegium die weitere Aufführung von Gotterd Mlariane, 
„ba wir es für die jegigen Zeitumftände nicht mehr räthlich finden“ !?) 
Mochte man e8 aud ängftliher Scheu nun auch verbieten, es hatte 
längft im Derein mit andern Stüden feine Schuldigfeit gethan, es 
hätte vollends im Jahre 1794 nichts mehr „geichadet“. Jeder ſchmerzlich⸗ 
leidenjchaftliche Ruf nach Freiheit war ja längft unterdrädt, eine neue 
Aufführung hätte nur neue leiſe Seufzer hervorgerufen. 

Die Beten der Nation hatten jogar die alte {Forderung nach der 
Ehe der Fatholiichen Geiſtlichen gejtellt, Schuhbauer hatte „dringende 
BVorftellungen an die Dienfchlichkeit und Vernunft um Aufhebung des 
ebelojen Standes der katholiſchen Geiftlichkeit“ (1782) gerichtet, der frei= 
finnige, als Menſch und Schriftfteller glei vornehme Berfafler ber 
„Wertrauten Briefe eines Geiftlihen“ (1736), Georg Alois Dietl,’) Hatte 
die traditionelle Pflicht der Eheloſigkeit bitter beklagt, von der Erziehung 
durch die Ehe geiprodden und fie indirekt gefordert. 


1) Strobel nannte e8 im Senior I. 33) ein „berrlies, dem Geiſt unirer 
Zeiten angemejieneg Stüd“. 

?) Kal. Kreisarchiv Münden, Schreiben dd. 2. April 1794. Am 17. Oftober 
1792 war es dem Intendanten Graf Seeau nod freigegeben. 

” Bul Karl Tbeodor Heigel, „Ein Schöngeiſt in der Soutane vor 
hundert Nabren“, Hijter. Norträge u Studien, Tritte Folge, Münden, 1887, 
S. 76 - 85. 


| 


Die geiftligie Braut. 357 


Inter Kein Geld mit, jo wird man ihr ohngeachtet der Aufnahm 
zporte vor der Nafe zufperren. Sieh, eine jolde Bewandnik 

hats mit dem Kloſterberuf der Mädchen.“ (Il, 5.) Daß fie reich ift, 
kleichtert det Frau Moferin ihre Frömmigkeit. Voller Schadenfreude 
ihlt fie ihrem Manne, daß die Tochter einer andern Handelsfrau 
ſei. Dabei „weht fie den Daumen und Zeigefinger 

Iereinanber“. „Sie ann nicht jo aufdaumen wie wir.” Freilich 
t fies, daf man über ihre Kinderzucht abjällig ſpricht. „Aber 

dem gut, ſchon gut! ich wills dem Pater Prediger jagen, der muß 
Air nächftens wider die Verläumdung, wider die Leutausrichterey und 
Aber das üble Nachreden Losziehen.“ Und dann beginnt fie ſich in 
her wahren Geftalt, wie fie jchwerlih in Hamburg oder Berlin jo 
tnfbar wäre, zu zeigen: Will mir ſchon einen Frieden ſchaffen, weis 
Kon, was mir die Kerzlerinn von der didwwampeten Melberinn, von 
ie budlichten Bädinn, von der Eropfihten — — bier unterbricht fie 


Be „let wird die der Welt Fleiſch- und Teufelsteufel mehr 

‚jemals zujegen, hat er gejagt; wird dir die heiligen Kloſtergedanken 

it feinem verdammten hölliien Blasbalg aus dem Herzen blaſen 

ofen, hat er gejagt; wird deine Seele mit dem ſchwarzen Kleid der 

ang und Traurigteit anthun wollen, hat er gejagt” u. j. w. (III, 1.) 

Neeicher an ſolchen Heinen Zügen, die das Bürgertum Münchens 

d die Geiftlichteit charakterifieren, ift feines ber beſprochenen Stüde. 

hmerkungen über Diode, Erziehung, politiiche Weisheit des Bürgers 

% bergleichen finden ſich noch zahlreich. 

So mafvoll bei aller Energie Hier die Bekämpfung kirchlicher 

geſchah, jo maßlos hatte ſchon fieben Jahre zuvor ein 

dasſelbe unternommen. In Form und Inhalt von feſſel⸗ 

Be: und Drang erfüllt, rüttelte das Schaufpiel „Die neuen 
Ber !) an dein Bau des Kloſterweſens. 

einem „Prolog an die Schönen“ warnt Lengenjelder‘) — cr 

x Verfafer — die jungen Mädchen davor, ins Kloſter zu gehen 

Schleier zu nehmen, um Liebesqualen zu entgehen. Er ſchildert 

N) Die Neuen Veſtalinnen ein Schauipiel in trochaiſchet Versart. 1777. 
% Johann Nepomut Sengenjelder (Längenfeld), geb. 1153 zu Straubing, 
ubin Ingolftadt, ging dann zur Bühne; zerrüttete Gefundheit zwang ihn 














Heirat mit dem 
und e 


Ba: 






N 1 
Um der Reinheit des Blutes willen 
opfern, das iſt der ernſtere Gedanke der ko 





») Rgl. Hof- und Staatsbibliothet München, G 
aus dem Jahre 179. 








Adelsvorurteile; Savioli gegen Nefjelrude. 369 


franzöfifcher Technik, beide weiſen einen pſychologiſch recht dürftig 
motwwierten Schluß auf. Aber das, worauf es dem Grafen Sapioli 
anlam, iſt immerhin erreicht. Bei ihm erjcheint der Adelsſtolz ab- 
eituft und gemildert, ohne darum an Thorheit zu verlieren. Nefjelrode 
bringt poffenhafte Szenen 3. B. II, 10 und 11, wo ber alte Ahnen: 
ſiolz feinem ziemlich unbegabten Herrn Sohn beizubringen verſucht, 
wie er ftandesgemäß die Damen hereinzuführen habe: „Du mußt 
deine Hand unter die alte von deinem Rod ſtecken, und dann legt 
de Dame ihre Hand darauf, und fo führft du fie.” (Er madıt es ihın 
dver.).. . Der junge v. Ahnenftolz: „Da, ha, ha, ba, was zum Teufel! 
rum muß ich dann die Damen auf dem Rod führen? Das ift ja 
gar zu ſpaßhaft. ..“ In der folgenden Szene probiert er dann zur 
Yduftigung des lieben Pöbels dieſes ftandesgemäße Führen mit dem 
-- berrichaftlicden Kuticher u. ſ. w. Savioli weiß den Adelsſtolz ala 
verwerflich, aber zugleich als verftändlich Hinzuftellen. Er giebt dem 
ahnenfüchtigen Grafen Karl einen Bruder zur Seite, der, demjelben 
rubmreichen alten Adel entiproflen, dennod) das rein Menſchliche feinem 
verblendeten Bruder ftet8 und ftändig vorhält. Auch der Bruder ift 
kines alten Adels ftolz, aber er ift der Dleinung, daß man ich deſſen 
würdig zu zeigen babe und ihm nicht das Glüd einer Tochter auf: 
opfern dürfe; er ift es auch, der den Grafen Karl darauf aufmerkjan 
macht, daß er nur feiner Adelsvorurteile wegen die Flucht und wahr: 
ſcheinlich Not und Elend der Tochter verichuldet Habe. „Ein Vater 
muß die Leidenichaften feiner Kinder leiten, aber nicht vernichten.” 
(IH, 4) So it wenigftens einigermaßen die plößlihe Umftimmung 
des ahnenſüchtigen Vaters in der letzten Szene vorbereitet: er fegnet 
das Paar und fügt Hinzu: „ch billige euer Bündniß; doch foll es 
andern nur jo weit ein Beyipiel jeyn, daß jeder, dem das Ungefähr 
Ahnen ſchenkt, fich derjelben würdig zeige.“ 
| In bemfelben Jahre, 1774, in dem die beiden lebten Dramen 
Aber die Münchener Bühne gingen, ließ ſich ein dritter Adliger, Anton 
Graf von Zörring:Seefeld, über „Das VBorurtheil der Geburt 
und Berdienfte” ') vernehmen. 


— — nn 





Das Vorurtheil der Geburt und Verdienſte. Ein Luſtſpiel in unge— 
bundener Rede, und fünf Aufzügen, geſchrieben für das churfürſtliche deutſche 
Theater in Münden von A. G. v. T. z. S. im Jahre 1774. Gedruckt mit churfl. 
alademiſchen Schriften. 

24 


30 Tramatijche Litteratur. 


Der Baron von Kriegsburg Ichuldet dem Herrn von Hodhitein 
(junger Geichäftsadel) 100 000 fl., die er aber nicht zurüdzahlen kann. 
Hochſtein ſchlägt darum eine Heirat feines Sohnes mit des Barons 
Tochter vor, ein Ausweg, den der bedrängte Baron Jofort freudig 
begrüßt. Allmählich aber ftellen fich die Vorurteile ein, die auf dem 
Alter des Adeld und auf Kriegsabenteuern der Vorfahren allem 
beruhen; die Zochter Friederike unterftügt die Bedenken des Vaters 
und läßt den alten Hochftein mit den Plänen für feinen Sohn ftol 
und fred abfahren, als ſich ihr Vater angeficht® der traurigen finanziellen 
Lage doch bereit finden läßt. Es folgen einige Verwidlungen, die mit 
der Hauptidee nicht? zu thun haben. Hochſtein, Vater und Sohn, 
verlieben fich nacheinander in des Barons Schweiter. Diele ift jedoeh 
heimlich verheiratet mit einem Grafen, der eines Duell wegen feinen 
gräflihen Namen verbergen muß und erft dann um des Barond 
Schweiter öffentlid) werben kann, wenn er feinen Grafentitel wieder 
getroft führen darf. Das geihieht, der Baron milligt des gräfficen 
Namens wegen in die Heirat. Nun fucht ſich der Graf erfenntlich zu 
zeigen und die 100 000 fl. zu tilgen, da — übertrumpft ihn der alte 
Hochſtein und erklärt feine Forderung für null und nichtig. Solch 
fühlbarer Edelmut heilt den Baron — für immer? — von jeinen. 
Vorurteilen; er bietet mit Tochter und Sohn den Hochſteins wahre 
Freundſchaft an. Die geplante Hochzeit wird einer |päteren Enticheidung 
anheimgeftellt, wohl aber nie zuftande fommen, da der alte Hodhftein 
jelbft in der legten Szene jagt: „Doc wegen der Heurath verjchonen 
jte uns, Herr Baron! Denn mir fällt jett die Schwierigkeit zu flar 
in die Augen.“ 

Hier haben wir zum erften Male eine in ihrer Löſung durchaus 
ehrliche, ohne Schönrednerei gegebene Anfıht. Hinter dem Gemirr ber 
unglaublich unwahrſcheinlich durchgeführten Handlung liegt der eine 
Gedanke, daß der Geburtsadel nun doch einmal feine Sonderrecdhte hat, 
daß er fi} ihrer nicht brüften, fondern die „minderbürtigen” Menſchen in 
berzlicher Freundſchaft ehren und achten, auch jelbft nad) Würde ftreben 
ſoll, — daß aber den vernünftig denfenden Minderbürtigen von jelbft 
der Gedanfe fommen muß, die im Laufe der Jahrhunderte geprägten 
Sonderrechte zu reipeftieren, ſie nicht aus perjönlichem Intereſſe zu durch⸗ 
breden. Daß ein Graf Törring, der auf viele Jahrhunderte feines 
Geſchlechts zurückblicken konnte, zu diefer durchaus loyalen Anſicht Tam, 
wird man nur begreiflid finden. Er half fi, indem er den alten 


Graf Törring und K. v. Edartöhauien. 371 

















Hochſtein jenes Wort von der „Schwierigkeit“ ſprechen ließ, geſchickt, ja 
wit einem gewillen Kompliment; für ihn wäre es lediglich eine leere 
Redensart geweſen, nun für die Heirat zweier ftandesungleicher Menſchen 
mergilch einzutreten. 

Ganz ander? mußten fih die Anſchauungen über den Wert des 
Wels bei einem Manne ausnehmen, der, obwohl jelbft adlig, die Ber: 
Andigung aller chriftlihen Humanitätsideen (reine Humanitätsideen 
waren es bei ihm nicht) fich zur Lebensaufgabe geftellt hatte. In drei 
damen nahm Karl von Edartshaujen hierzu Stellung. Sn 
pen verband er diejes Thema mit dem Problem der natürlichen Kind: 
Kalt, einem Problem, das ja bejonders geeignet war, um einen gleidj: 
km vaterlojen Sohn alle die Vorzüge erringen zu laffen, die der Älter— 
ein feines adligen Erzeuger als Vorbedingung wahren Adels erfüllt 
fette, natürlich hier nicht Körperliche, Sondern fittliche Kraft und Über: 
keenheit. Das eine Drama — zugleih Edartöhaufens erſte Schrift — 
erkhien 1778 unter dem Zitel „Das Borurtheil über den Stand 
and bie Geburt“.') | 


, Braf Sigmund Nelfenburg ift die verkörperte Tugend und Menſchen— 
Debe. Einem armen alten Manne ift die Tochter entführt, Sigmund 
wiſl — ein zweiter Liebrecht — den Miffethäter ausfindig maden. Sein 
Bruder Friedrich ift dagegen hochfahrend, ftolz, und entwidelt ſich fajt 
auf einmal zu einem kaltherzigen, betrügeriichen Gejellen, indem er das 
Teſtament de verftorbenen Vaters mit Hilfe eines (— bei Eckartshauſen 
ſelbſwerſtaͤndlich —) gemeinen Advokaten fälſcht und den älteren Bruder, 
. ber allerdings ein natürliches Kind ift, völlig leer ausgehen läßt. Er 
mit nun auch die Braut ſeines Bruders mit Geld anzuloden, wird 
| jedoch abgewiefen. Auch mit dem unehelicy geborenen, verarmten Ge— 

Gebten will fie zulammen leben. Friedrich weiſt darauf jeinen Bruder 
es dem Haufe; noch einmal durchjichreitet dieſer zum Abſchied die 
: viterlichen Räume, um Gottes Verzeihung und Segen für den irre: 
‚ gdeiteten Bruder bittend. Heimlich — hört Graf Friedrich dieſes Gebet, 
| bereut plößlich, befennt die Faͤlſchung des Teſtamentes und baß er bie 
Tochter jenes alten Mannes entführt habe. Sigmund verzeiht alles und 
beiratet Sophie, Tyriedrich aber ift ſoweit von feinen Vorurteilen über 


N Das Borurtheil über den Stand und die Geburt. Ein Yujtipiel in drey 
Eufzägen, von C. von E. Münden, 1778. Berlegt3 Joh. Nepomuk Friß, Buch— 
händler nächſt dem fchönen Thurm. 

DE 











Weitere Schilderungen des Adels. 375 


neue Baronin vom Lande”) die Abdeldfrage, und zwar — ab: 
weichend von den bisher beiprochenen — nicht durch die Berteidigung 
wer Abwehr alter Standesvorurteile, jondern indem es das Beltreben 
plozlich Erhöhter veripottet, fi in adlige Marimen oder adliges Thun 
a ſchicken. 

Baron Lichtenburg iſt erſt Fürzlic in den Treiherrnitand erhoben. 
Seiner Frau fteigt dad zu Kopf; fie ahmt die adligen Deutſch— 
Hranzöfinnen nad und läßt fih ſtolz von dem ruffiihen Grafen 
Biramow, der franzöfiiches Weſen durd) und durch kennt, den Hof 
nachen. Auch daß ein anderer Kavalier ihrer Tochter Amalie Artig- 
titen jagt, beglüdt fie, jo daß der einzige Wunſch noch unerfüllt bleibt, 
ki in Diejen feinen Kreifen zu glänzen und fpäter gräfliche Enkel 
af dem Schoße wiegen zu können. Ihr Gatte ift anderer Art; er 
mil gelunde Erziehung feinen Kindern beibringen. Schneller als er 
& hoffen darf, wird der Unverſtand jeiner rau befeitigt. Diele be- 
laujcht nämlich ein Geſpräch, das die beiden Grafen im Nebenzimmer 
"8 Bafthojes führen und in dem fie ſich über die neue Baronin, die 
auf den dümmften Rat tapfer eingebe, luſtig madjen. Sofort geht die 
Umwandlung in ihr vor. Sie ſchämt fich ihrer Schwäche und milligt 
mit Freuden in die Erziehungspläne ihres Gatten, die einen gediegenen 
Unterricht in erfter Linie bezweden. Amalie wird einem Gelehrten, 
den fie längft liebt, zur Frau gegeben. 

In der Schilderung der Familie haben wir die befannten Gegen- 
läge und die befannten Motive, die uns jchon oben entgegengetreten 
' md. Aber über diefe mangelnde Originalität läßt die mwohlthuenbe 
Einfachheit und jchlichte Erörterung des Themas hinwegſehen. Selbft 
im den Anreden, dem Gebrauch von nterjektionen, dem Ausdrud der 
Affekte mutet uns das Stüd nicht gar zu fremd an. 

Der Adel ift bier durchaus ohne Übertreibung in feinen Schwächen 
und Borzügen gezeichnet. Dadurch, daß die Schwäche an der Frau 
aufgedeckt wird, ift zugleich eine gewiſſe liebenswürdige Entichuldigung 
gegeben, denn weibliche Schwäche, Eitelfeit hat die neue Baronin zu 
den unüberlegten Thorheiten verleitet. Baron Lichtenburg weit dagegen 
nur die lichten, in jeder Hinficht ſympathiſchen Züge eines Adligen auf. 


1) Der Berfafier iſt H. Wahrſcheinlich Huber, der Profeſſor und Hand: 
langer Seeaus in füngtleriihen Fragen zur Zeit, ald Seeau aud die fünft- 
leriihe Leitung des Theaters führte. 1777 gab er eine Zeitichrift „Der Theater- 
freund“ heraus, von der ſich aber Icheinbar nichts erhalten hat. 


376 Dramatiſche Litteratur. 


Er iſt der Freund eines Gelehrten, er will und wird „kein Haar breit 
vom geraden Menſchenverſtand abweichen“, er bemüht fich mit ſchönem 
Erfolg, ſeinen Kindern die gleichen Anſichten beizubringen. Sie erfreuen 
ſich geiſtigen Adels. „Man giebt heute Emilie Galotti von Lefſing!“ 
jubeln fie und warten ſehnſüchtig auf den Abend, um in das „Deutſche 
Theater” gehen zu können. Als darauf die neue Baronin aus Ge 
ſellſchaftsrückſichten ihre Tochter in der „Opera“ zeigen will, da ift 
die liebe Seele traurig. Ihr Bruder trifft fie gerade, ala fie „Goethes 
Götze von Berlidjingen” zum Troſte lief. „Welh ein Dann, der 
Held!" Sie will das Buch zu fi nehmen, „um den zwey zuckerſüßern 
Herrchen ein neues Ärgerniß zu geben“. (I, 1.) Über die Geſchmack— 
[ofigfeit der reigenden Demoijelle werden dann diefe beiden |pötteln, 
fie werden mit ihrem fi donc! Goethes Götz von Berlichingen ver- 
nichten, fie werden von einer Opera in die andere, von einem graziöfen 
Divertiffement zum andern tänzeln. Sie find die Junker, die ſtets in 
der Litteratur jener Zeit miederfehren, fie Spiegeln die Stärfe de 
franzöfilchen Elemente wieder, das in allen größeren Städten ftändig 
in Erſcheinung tritt. Ihre Weltanfchauung war die größte Gefahr 
für den Abligen, der ſich aus der Einſamkeit feines Landfiges in die 
Öffentlichkeit begab, der nicht auf Vertiefung feiner oberflächlichen 
Bildung drang. Die leichtfüßige Moral eines Riccaut de la Vtarliniere 
war zu verlodend für junge, lebenzluftige Adlige. Halb mit Entrüftung, 
halb entichuldigend ſchildert den Einfluß fol franzöſiſchen Getändels 
ein Quftipiel des Grafen Törring: „Der theure Ring“.‘) 

In dem Gafthofe einer großen Stadt treffen der Chevalier de 
St. Gris, ein leichtlebiger, aber dabei ehrlicher Franzoſe, und ſein (Freund, 
der Baron de Rue-en Fleur, beide aus Paris fommend, mit dem Baron 
von DBlumenau, feiner Frau und Tochter zufammen. Die beiden 
Kavaliere fangen eine Liebelei mit Mutter und Tochter an; der alte 
Baron, eine fernige, rechtichaffene Natur, ift empört über das tolle 
Beilpiel, da3 die Mutter ihrer Tochter giebt. Abends beſuchen alle 
einen Ball, nad) dem es zu den beftigiten Auseinanderjegungen in der 
Familie fommt. St. Gris, von der Todesnachricht eines reichen Onfels 
freudig überrafcht, hält darauf allen Ernftes um die Tochter an; der 
Bater befürdjtet Verführung und warnt feine Tochter. Sie zeigt ihm 

9 Der theure Ring. Ein Luſtſpiel in vier Aufzügen, von Klement ©. v. 


Törring-Seefeld. Nufgeführt auf dem furfürjtl. Hoftheater in Münden. — 
Münden, bey Johann Baptijt Strobl, 1783. 





378 Dramatiiche Litteratur. 


Zugendapofteln aus der Hand gelegt, ehe nicht durch mannigfade 
Hinz und Herwenden die abichließende Gruppenwirfung erreicht mar 
Eine jegnende Hand über reuigen Sündern, wie beglüdend und behaglid 
Nirgends tritt diefe Umkehr auffälliger und unmahrjcheinlicher hervo 
ala in den Dramen, die einen Adligen zum Wüftling ausarten lafſen 
Wo it unter ihnen ein jo genialer, bis zum Tode troßiger Frevle 
wie Don Juan? Wo eine jo Träftig und innerlich Eonjequent durch 
geführte Individualität? Es ift, als ob diele Theaterwäftlinge, diei 
wandelnden Begriffe nicht dem täglichen Leben entnommen find, ſonder 
als ob wir in ihnen eine Weiterbildung eines in den engliſchen Roman 
einmal in aller Breite und Unmahrheit aufgeftellten Typus zu erblick« 
haben. Gewiß haben aud) die dünfelhaft-thörichten und die vorurteiL 
loſen Adligen, die koketten Modedamen und tändelnden Stußer, ja al 
die bisher aufgetretenen Perjonen ihre Bettern und Bajen in Di 
gejamten deutjchen Litteratur und fie find nicht ohne Einwirkung dieje 
Modeitrömung entftanden. Aber indem die einzelnen Münchener Dichte 
ihre Originale in München vorfanden, indem fie ihren Stüden mehr 
oder minder deutlich heimiſches Gepräge aufdrüdten, indem fie ihre 
Münchener bejfern wollten dadurch, daß ſie ihnen einen Spiegel ihrer 
Schwäche vorhielten, ſchufen ſie unabhängig und Eigenes. Ihre techniſche 
und formale Abhängigkeit von denen da draußen im Reich hatte ja 
nichts zu bedeuten. Anders jcheint e8 mit den beiden Dramen, die 
den ausgebildeten Typus des adligen Wüſtlings aufweiſen. Sie 
ipielen weder in München, noch in Deutichland, jondern in England, 
fie find obendrein beide nur Dramatifierungen von Romanen. Si 
find mehr ein Beweis für die Wirkung von englifchen moralphilofopijcher 
Anihauungen, als daß ſchmerzlich erfannte Übel in der fozialen Lagı 
Bayerns einem Dichter die Feder in die Hand zwangen, fie find meh: 
ein Ausfluß einer Iitterariichen Strömung als ein fonderlid) für München 
bezeichnendes kulturhiſtoriſches Dokument. 

Nach Sophie von La Roches Geichichte des Fräuleins von Sternhein 
ilt da3 rührende Drama des Grafen Zörring „Sophie oder Groß 
muth und Reu“') gearbeitet. 

Sophie von Sternheim — in den wejentlichen Punkten ſchließt ſich da: 
Drama an den Roman an — wird von dem Wollüftling Lord Derby in der 


— — — 





) Sophie oder Großmuth und Neu. Ein rührendes Drama in zmee: 
Aufzügen. München, 1773. 


Figur des Wüſtlings. 3179 


ihottiichen Bleigebirgen verborgen gehalten ; jie lebt dort unter fremdem 
Ramen. Ebenjalls unter fremden Namen halten ſich Yord und Lady Watſon 
auf, die durch Unglüdsfälle und königliche Ungnade ihrer Güter beraubt 
on dem ihnen zu Dank verpflichteten Derby einen Wohlthäter finden. 
Durh Zufall ftellt ji) Heraus, daß Sophie die Enkelin der Watſons 
ft, die nun für fie eintreten wollen. Watſon fommt auf den Einfall, 
dem Lord Derby den Tod Sophiens zu melden. Terby ift darüber fo 
eihüttert, daß er Gewiſſensqualen befommt und zu bereuen anfängt. 
Echließlich ſtellt Fich natürlich) heraus, dak Sophie lebt. Sie heiratet 
den Lord Seymour, der, früher von ihr geliebt, ein Dorn im Auge 
Derbys war, nun aber mit ihm fich ausſöhnt. Derby erkennt nod 
ein junges Sind als das jeinige zur vollften tugendhaften Auferbäu- 
lichkeit an. 

Bon Individuen ift in dem Rührdrama, das von den fentimentalften, 
wöllerig aufgelöften Ideen erfüllt ift, nichts zu fpüren, um jo mehr nicht, 
al in den zwei Akten nur ber leßte den Lord Derby, hier aber ſchon 
als gefnicdten veuigen Sünder auftreten läßt. Eine Schilderung diejes 
Wüſtlings ift alfo nur indireft gegeben, indem von ihm die Rede ifl. 
Aber gleichwohl ift er die wichtigfte Perjon des Stückes. 

Faft genau jo verhält es fid mit dem zweiten Derby, der als 
Lord Beaumont in Courtins!) Schaufpiel „ Der Wohlthätige“ 2) 
auftritt. 

Dort nimmt Lord Worti, ein mohlthätiger edler Menſch, ein 
junges Mädchen, Julie, in feinem Haufe eines Morgens früh auf, 
ala diefe vor den Nachftellungen des lüſternen Beaumont fi) zu retten 
fuht. Worti hat dafür unter rafender Eiferfucht jeiner Frau zu leiden. 
Ter Diener John und das Kammermäddhen ſchüren durch liſtig erfundene 
Briefe dieſe Eiferfucht und erhalten von Beaumont Geld, Julien entführen 
zu helfen. Während diejes vorbereitet wird, ift die Eiferfucht der Lady jo 


’) Friedrich Auguſt von Gourtin, geb. 27. Auguſt 1740 zu Dresden, 
tom 1747 mit feinem Vater nad München, ftud. in Jngolftadt die Rechte, 
1:61 Hofrat, dann Wechſel- und Merkantilgerichtsrat, 1799 Hofratsvizelanzler. 
— Baader, I(A—K), Sp. 196 f., wo auch Litteraturangaben. Courtin ichrieb 
nur died eine Drama; außerdem überiegte er Voltaire Amalie oder Der Herzog 
von Foix (1774). 

2; Der Wohlthätige, ein Schauipiel in ungebundener Rede und fünf Auf: 
zügen von F. A. v. C. Münden, 1774. Im Berlag bey Johann Nepomut 
Fritz. Churfürſtl. afademiicher und bürgerl. Buchhändler nächſt dem ichönen 
Zburme. 


380 Dramatiſche LKitteratur. 


leidenschaftlich geworden, daß fie auf die Scheidung von ihrem Gemahl 
dringt. Da kommt die Kunde, daß der Diener John bei der Ent: 
führung Juliens angehalten und zu Zode verwundet jei. Worher Hat 
er jeine Schuld befannt und die faljche, geldfüchtige Sallı Pries. da3 
Kammermädchen, der Anftiftung bezichtigt. Julie iſt gerettet, ihr 
Retter Lord Folki, der zufällig heimfehrende Sohn Lord und Lady 
MWortis. Bon Lord Beaumont trifft ein Brief ein, der die Reue des 
MWolüftlings meldet und die Enthüllung bringt, daß Julie die Tochter 
eines Lords ſei! Heirat zwiſchen Julie und Lord Folki. „So ift aljo 
aus einer eiferjüchtigen eine Vernünftige (Lady Worti), aus zween laſter⸗ 
haften reumüthige Männer (Sohn und Lord Beaumont), aus einem 
betrübten ein vergnügter Bater (Lord Welldon, Jultens Vater) geichaffen.“ 

Größer konnte die Zahl von Gefchmadlofigfeiten, Zufällen, 
romanhaften Verwirrungen nicht jein. Nur mit Hilfe franzöfiſcher 
Technik, mit Briefen, Lift, Entdedung, Kammerdiener u. j. w., nicht 
durch innerlie Wandlung der Charaktere ließ fi die Löjung er: 
reichen. Lord Beaumont tritt wieder faum hervor; tft aber troßdem 
die Angel des Stüdes, um die fi alles bewegt. Wie er „das Later" 
ift, jo fann ‚er plößli „Die Tugend“ werden, ohne daß wir eine 
ernfte Beunruhigung jeiner Gemütswelt anzunehmen haben. — Leicht 
angeſpielt ift in dem Stüde auch auf die Vorurteile der Geburt; als 
Lord Folki feinem Water von der Rettung Juliens berichtet und zu— 
gleih den Entſchluß ausſpricht, fie zu heiraten (er kennt fie einige 
Stunden erſt und hat fie nur gerettet!), fragt der Vater nad) ihrer 
Herkunft, worauf der Sohn mit offenbarer Nachläſſigkeit entgegnet: 
„Muß erhaben jeyn. Ihre Gelinnungen zeigen es. Sit fie es nicht, 
fann man das jonft gewöhnliche Vorurteil der Geburt der 
Zugend opfern!“ 

Mit diejer bezeichnenden Redewendung werden wir wieder an das 
erite Drama Netjelrodes erinnert, von dem wir bei der Betrachtung 
des Für und Wider in allen Adelsfragen ausgingen. Mir jcheint 
darın troß oder gerade wegen der kärglichen Ausnahmen die Grund: 
ftimmung des Adelö zu liegen, ber den einen Wunj nach Standes: 
gleihheit der Viebenden, die Vorftellung vom Vorzug des Adels jtets 
im tiefjiten Kämmerlein der Seele bemahrte und, weil es nun einmal 
Menſchen waren, die hier dachten, wohl auch bewahren mußte. 

Wir verlajten den Adel nicht, wenn wir uns nun der Betrachtung 
der in den Dramen geichilderten höfiſchen Zuſtände zuwenden. Nur 








Eckartshauſens Arthello. 383 


Genf, geiprochen hat. Darin unterjcheidet er ſich von ſeinem engliſchen 
Borlahren. Er ſoll dem König wieder in die Stadt folgen. Indeſſen, 
„in Paläiten wohnt ja der Tod. Ich lebe nur, jeitdem ich auf dem 
Lande bin und die Natur wieder ſehe“. Er möchte des Königs Freund 
km, wenn diefer nur nicht der König wäre. Warum das? „O dann 
würden euch die Menſchen als einen natürlichen Menſchen behandeln, 


je belügen euch, und lieben eure Gröſſe, und nicht euch.” Gleichwohl 
geht er mit, er liebt ja den König. Bon jeiner friſchen Waldfuft 
ninnt er ein gut Teil mit in das höfiſche Treibhaus, wo die Menſchen 
"5 ‚nie Champignons auf den Miftbeeten wachſen“ (I, 3). Das gemiffen: 
de Treiben diefer Höflinge, die mit frommem Augenaufichlag zum 
himmel dem König und dem Lande alles mwechjelfeitige Vertrauen und 
He Wahrheit untergraben, wird dann geichildert. Oft zu flarf und 
ohne Wahrſcheinlichkeit. So muB des Kontraftes wegen ein ehrlicher 
Bediener dem allmächtigen Minifter und dem frömmelnden Doftor 
Ediwarz ind Geficht fagen: „ch vertaufche meine Seele mit der Ihrigen 
nicht, weil Sie viel bethen und wenig Gutes thun, und id) weniger 
betbe, und mehr Gutes thue!“ Doktor Schwarz rechtfertigt feine 
mederträchtige Verläumdung mit der jchönen Moral: „Wir können 
mit gutem Gewiflen verläumden, denn unfre gute Abſicht 
entihuldigt uns daran, und wann ihm ein wenig zuviel geichieht, jo 
wollen wir ihn dafür in unſer Gebeth einſchließen“. .. (II, 1). Der 
Minifter ift mehr der Einwilligende, Doktor Schwarz erfinnt alle 
abgefeimten Pläne. Es ift das Baar Präfident-Sefretär Wurm, das 
Rh jaft typisch durch alle Dramen zieht, die höfiiche Zuftände auf- 
deden. Arthello verjpottet einen Höfling nach dem andern, was ihm 
freilich durch die Qualität diefer Papillons — jo heißt ein Höfling der 
Bortipiele wegen — ſehr leicht gemacht wird. Ihm will der Wahl: 
Wrud) des Minifters — am Hofe muß man leben und leben laffen —, 
em Wahlſpruch, der in feinem erften Zeile recht eigentümliche Aus: 
kgung findet, nicht zu Gemüte dringen. „Mein Amt ift, Wahrheit zu 
bgen” — das ift Arthellos ftolzes, furchtlojes Bekenntnis. Er ver: 
Khmäht die Gnade des Königs, denn „Fürftengnade macht Neider“. 
kr will dem König freiwillig und ehrlich dienen. Bald hat er diefen 
iberzeugt, daß jeine Höflinge ausgemachte Schurfen find, und nun ver: 
einen fich beide, die jämmerlichen Gejellen zu beſchämen. Im dritten 
and vierten Auftritt des dritten Aufzuges geichieht e8, zugleich in un— 







—— 


— 
— — 


384 Dramatiiche Kitteratur. 


aufhörliher Benugung Shakeſpeares. Ein Beijpiel mag genügen, 

jeicht jelbft hier die Veränderung geworden ift. Hamlet läßt fid ı 
den Muſikanten eine Flöte geben und bittet Güldenftern, darauf 
ipielen, bittet ihn dringend, als diejer fein Unvermögen gefteht, ı 
Ihließt in bitterftem Sarfasmus und tiefer Empörung: „Nun, jeht i 
welch ein nichtswürdiges Ding ihr aus mir macht? Ihr wollt auf ı 
Ipielen — — — ihr wollt mid) von meiner tiefften Note bis zum Gy 
meiner Stimme hinauf prüfen: und in dem fleinen Snftrument 5 
it viel Muſik, eine vortrefflihe Stimme, dennod) könnt ihr es ni 
zum Sprechen bringen. Wetter! denkt ihr, daß id) leichter zu jpiel 
bin ala eine Flöte? Nennt mid) was für ei Inſtrument ihr wol 
ihr könnt mic zwar verftimmen, aber nicht auf mir ſpielen.“ 

Aus diefem wunderbar durchgeführten Bilde und feiner in jede 
Zeile innerlich beziehungsreichen Anwendung macht Edartshaufen nı 
folgendes: Im Anfang der dritten Szene fteht die Bemerkung: „Arthel 
trägt ein Kleid.” Das wundert uns. Bald lenkt fi) nun d 
Geipräd, des Königs mit feinen Höflingen Papillon und Klender a 
da3 Finanz: und Kommerzienweſen, für das beide eine hohe Stelle erbet 
haben. SKlender verfteht nichts vom Finanzweſen, wie bald durd) billig 
Mit beitätigt wird. Indeſſen bewilligt der König dennoch ihre Gejud 
aber „es ift eine Kondition dabey, sine qua non. Sie müflen n 
eine ganz unbedeutende Kleine Gefälligkeit erweilen“. Er läßt Arthe 
das Kleid auf den Tiſch legen. 

König: Iſt diefes Kleid nicht prächtig? 
Klender: O ja von unendlihem Werth . ... 
König: Ich Stelle nun eine Bitte an Sie: ich möchte gern die 
Kleid geändert willen; jeyn Sie jo gütig und ändern mi 
Klender: E. Majeftät belieben zu ſcherzen — — — 
Bapillon: — — Wir würden eine elende Arbeit maden. 
Klender: Ja wahrlich! denn ich bin ein armjeliger Schneider, 
alles verpfuſchen würde. 
König: Es thut nichts zur Sache. Ich bitte Sie, ich verlang 
als Gefälligkeit. 
Klender: Ich ſchwöre es E. Maj. bey meiner Seele, daß ichen 
einmal die Nadel führen kann. 
König: Sie würden ſich alſo Vorwürfe machen, wenn Sie ı 
diejes Kleid verdürben ? 
Klender: O gewiß! es wär ein unerjelicher Schade. 


Shafejpearismen. 385 


König: Sie würden ſich alſo Vorwürfe machen, wenn Sie mir 
dieſes Kleid verdürben; und Sie würden fid) feinen Vor: 
wurf madjen, mein ganzes Land zu verderben? Sie ge- 
jtehen frey ein, daß Sie feine Schneider find, und find 
keck genug ſich einzubilden, daß Sie Staatsmänner find? 
Ich bitte Sie, machen Sie mir dieſes Kleid; ih will Sie 
beyde ala meine oberjte Lerbichneidermeilter mit einem herr: 
Iihen Gehalte anftellen; es ift befler, Sie verpfufchen mir 
alle meine Kleider als mein Land. Sie verftehen mid.” 

Wie wenig ift bier von der dem Augenblid entiprungenen, dazu 
in ihter Kürze und Innerlichkeit wundervollen Vergleihung Hamlets 
geblieben. Die Feinheit ift hier abgeftreift, wie Glanz von den Flügeln 
ki Schmetterlinge. 

Eigentümlich ift dem Stüde, daß dem Ende zu die fittlihe Ent- 
üftung Eckartshauſens wächſt und fein Arthello, der anfangs mit feiner 
Sarrenpritiche den Unverſtand und die Niedertradht Iuftig geprügelt 
hatte, mehr und mehr zum Verkünder diefer Entrüftung wird. Sa, 
en Schlußmonolog, der aud) das Stüd beichließt, trüge beſſer des 
Dihters Namen als ſzeniſche Überſchrift. „Schredlicher Irrwahn von 
Benihen! Abicheuliches Bild eines Bigotten! Der gefährlichite aller 
Charaktere, bejonders am Hofe! Sie fehen die Religion gleich einer 
Beide an, die ihre Seelen immer wieder weiß madt, fo oft fie felbe 
lbeſhmutzen, und fündigen fe auf die Güte der Gottheit ..... . Dant 
dem Himmel, daß dieſes Tagewerk vollendet ift . .. Nun bift du mir 
doppelt werth, meine Kappe, und du jollft mich täglidy erinnern, daß 
der Dienfcher Weisheit in deinen Augen, Gütiger! nur Thorheit iſt.“ 

Bon diejer religiöjen Färbung war bei dem Arthello des eriten 
Ifzuges nichts zu ſpüren. 

Noch einmal wandte Edartshaufen das „abicjeuliche Bild eines 
Biyotten” an, um die Gefahr für den Hof und die demgegenüber 
mätlofe Stellung eines ſchwachen Fürften zu zeichnen. Wiederum 
kerden wir dabei an die Umgebung Karl Theodors leife erinnert. Es 
Kein Theaterſtück „in Geſprächen und drey Abteilungen“: „Das 
Blıtraut unter dem Weißen oder Religion und Bleifnerey‘.') 


1) Das Unkraut unter dem Weiten oder Religion und Gleiſnerey, be= 
ebeitet in Geſprächen und drei Abtheilungen, zum Gebrauch der Schaubühne. 
Son dem Hofrath Karl v. Eckhartshauſen. München, bei Joj. Lentner nächft dem 
könen Zhurm. 1793. 

25) 


386 Dramatiiche Kitteratur. 


Der Meagilter Blum, Haustheologe des Miniſters, ein Frömm 
und Heuchler, hat ſich eine ſolche Stellung zu verichaffen gemußt, d 
alles zwifchen Fürſt und Minifter, zwiſchen Minifter und Volk dur 
feine Hände geht. So weiß er auch einen Staatsrat zu verleite 
einen unſchuldigen Juden zu verurteilen. Der Prozeß wird jedoch vo 
einem jungen, wahrheitsliebenden und von Nädhitenliebe durchdrungene 
Referendar noch rechtzeitig zu des Juden Gunften entichieden. Nu 
fällt auf diefen Referendar die niedrige gehäflige Wut Blums. € 
weiß beim Fürſten die Entlaffung von des Referendars Vater durch 
zufeßen, bis fich in einer leßten Unterredung des Fürſten ınit dielen 
Abgeſetzten herausſtellt, da der Fürft belogen und betrogen ift uni 
wider beſſeres Willen unrecht hat handeln müfjen. Blum wird de 
Landes verwieſen, der zum ungerechten Richten verleitete Staatsra 
leiftet dem Juden Abbitte. Daß der Referendar zur Belohnung jein 
Amalie erhält, nebenher. 

Der Fürſt dieſes Staates ift ein bedauernswerter Mann; er thron 
auf einem unterminierten Throne. Geheimes Denunziantentum iſt di 
einzige Möglichkeit, mit der ſich der geiſtliche Magiſter Blum übe 
Waſſer zu Halten vermag. Eine Lifte von „verbädhtigen und ihre 
Grundjägen nad) höchſt gefährlichen Leuten” wird von ihm geführt 
Die Unbequemen und Verdächtigen außer Landes zu fchaffen, d. h. di 
Tüchtigen, Guten, darnach ftehl fein Sinn, aber er hat zu ftarl 
Gegenftrömung, jeine Pläne fcheitern. Ein Fehler des Stüdes liec 
darin, daß über allem Predigen von Nädjftenliebe und Selbftiofigte 
die ftraffe Handlung verloren gegangen ift, daß wir daher auch went 
von dem wirklich jchädlichen Einfluß des Magiſters fehen, ſondern mef 
durch Kleine Züge (mie das Berichten von dem Denunziantentum) od« 
dur) Epifoden (eine Frau von Turnau bittet den jungen Referende 
um Schuß vor dem Magifter, der ihre Tochter verführt Hat) von jein 
Schlechtigkeit erfahren. Blum ift nicht ohne Geſchick, wenn auch eu 
tönig mit kraſſen Farben gemalt, der Fürft tritt jedoch nicht aus al 
gemeinen Umriſſen jchärfer hervor. Er erfährt in dem Geipräde m 
dem abgejegten Rat mehr ala wir von ihm erfahren. Güte und Mil: 
find ihm eigen, aber jeine Schwäche hat ihn leichtgläubig und ungered 
gemacht; es ift das bekannte durch feinen Zug bereicherte Bild d 
Fürſten, wie er in den Theaterjtüden Ifflands und feiner Richtung ſte 
ericheint, ohne jeden individuellen Zug. Nur das Ringsum iſt vı 
hiſtoriſchem Werte für uns, nicht dieſe Geſtalt des Fürſten. — 


F. &£. Heigels „Slüdlihe Jagd“. 387 


Ein Höfling, deſſen ſchwarze Seele nicht ſchwärzer fein kann, ein 
wmecht unterdrüdter Unterthban und ein Fürft, der nur durch Zufall 
von der Niederträchtigfeit feines Höflings überzeugt wird, iſt dann 
weiter der Dreiflang, der aus dem Luftipiel „Die glüdlihe Jagd“ ') 
dei Schauspielers Franz Xaver Heigel und entgegentönt. 

Mutavento, ein betrügerifcher Höfling, hat die Abdankung des 
datons von Walter erreicht. Nicht nur das Vermögen hat er ihm 
nommen, Sondern er ſucht auch durch gefäljchte Briefe Walters 
tin von ihm zu trennen. Dieje iſt jedoch von der Treue ihres 
Betten zu feſt überzeugt; da greift Mutavento zum äußerften Mittel, 
ea liht fie mit ihren Kindern entführen. Zufällig begegnet Diele 
Rıtige dem Fürften, der fid) gerade im Walde auf der Jagd befindet. 
& wird auf das Hilferufen aufmerkſam — und jo entwidelt ſich alles 
pm guten Ende. Der Fürit erjegt dem gekränkten Walter reichlid) 
des erlittene Ungemad) und ſchickt den Betrüger ins Gefängnis. 

Das Stück enthält lauter jelbjt in jener Zeit altbefannte Per: 
imen und ift mit recht primitiven techniſchen Mitteln gearbeitet. Wert- 
voll ericheint allein der warmberzige Ton, in dem es abgefaßt ilt. 
dom Fürften ift genau dasſelbe wie in dem vorher beiprocdhenen Spiele 
a fogen: verblendet, aber innerlih gut. Um ſo ſchwächer iſt hier 
Kine ganze Figur no, ala er nur durch die Duldung ſolch eines 
Bifewichtes, nicht durch eine eigene ungerechte, wider beſſeres Willen 
md Wollen ausgeführte That ſchwach ericheint. Dieſes iſt wiederum 
der Fall in zwei Dramen, die die Abjegung eines verdienten Diannes 
bach den Fürſten als geichehene, vor dem Beginn des Dramas liegende 
Datſache Hinftellen und nur die Enthüllung allen Unrecht und die 
Belohnung des Unfchuldigen durch den Fürſten bezmeden. Sie jind 
don einander abhängig und behandeln denlelben Stoff. Das eine iſt 
an Schauspiel Rumhold?) des kurfürſtlichen Hofkammerkanzliſten 
Emanuel Mayer,“) das andere „Emilie Waldegrau” von Anton 
Uolph von Erenzin. 


) Die glüdlicde Jagd. Ein rührendes Luftjpiel in zween Aufzügen. Auf: 
führt auf dem EHurfürftl. Theater zu Münden. Augsburg, Bey Conrad 
deinrich Stage. 1781. 

N Rumhold, Ein Driginal-Schaujpiel in fünf Handlungen von E. M. 
Ründen, gedrudt bey Maria Magdalena Mayrinn, verwittweten Stadt: 
buhdruderinn. 1776. 

9), Baader, Meuſel u. a. erwähnen ihn nid. 





Emanuel Mayer und 4. v. Erenzin. 389 


reinen noch nicht gänzlich ausgearbeiteten Rumhold der Preſſe zu über: 
eben.“ Sie lafjen fich deshalb nicht damit entichuldigen, weil fie 
wilde Schwächen der ganzen Zeitlitteratur find. Das Einzelne 
m Mayers Drama, da8 bei reiferer Ausarbeitung hätte ſchwinden 
Önnen, ift für uns in feiner mangelhaften Form nicht von Bedeutung. 
-Barum nun der Dichter gezwungen ward, jein Drama zu ver: 
öfentlichen, da8 giebt er felbit an. Häufiger wurde 1776 auf ber 
Keperihen Bühne „Emilie Waldegrau”') gegeben, ein Drama, das 
hieſelbe Fabel enthielt und leicht den Verdacht erwecken konnte, Mayers 
Drama ſei daraus entlehnt. „Allein mein Rumhold war vor etlichen 
Jahren eben das, was er jebt ift.... Mein Manuffript, das ich nur 
wenigen Perſonen (bald hätt” ich gejagt : guten Freunden) zum Durch— 
kien gab, kam ohne mein Wiffen, und wie ich’3 exit nachher erfuhr, in 
verihiedene Hände. — Welch Wunder aljo! daß zween Köpfe jo auf 
Eins Hinausdenken konnten.“ Um aber feinen Zweifel an der Wahr: 
kit feiner Entichuldigung auffommen zu laffen, veröffentlichte Mayer 
das Drama in der vorhandenen Form. 

Emilie Waldegrau jchließt ſich denn auch in der Hauptſache an 
Kumhold an. Hier feien nur die Unterſchiede und die auffallenditen 
Übereinftimmungen hervorgehoben. 

Sn beiden Stüden liegt die unſchuldige Verurteilung und Ein: 
jehung der Güter Wanners bezw. Waldegraus ſchon um viele Jahre 
zurückk. Während aber in Rumbold der Verurteilte längft wieder im 
Bande lebt, unerkannt, felbft feinen Kindern untenntlih, kommt in 
Smilie Waldegrau — viel mwahricheinlicher — der Vater ala „alter 
Mann” angewandert (II, 4), nad) einer abenteuerlic) verlebten Zeit, 
die ihn betteln und darben ließ. Durch dieſe plößliche Ankunft, die 
allerdingd darin wieder recht zufällig ift, daß fie einen Tag vor der 
angejeßten Verhandlung des alten Prozeſſes erfolgt, wird das Glüd 
der Tochter jofort gerettet. Wallburg nämlich, der Graf Rumhold 
dieſes Stüdes, will Emilie Waldegrau mit dem v. Sergignon verheiraten, 
ım den Prozeß für Emiliens Vater um Jo ficherer durchzubringen. 
Sergignon ift Schleichheim, nur daß er hier noch einen gewiſſenloſen 
Behilfen bat, eine Zmeiteilung des Prinzips des Böſen, die dramatiſch 
berflüffig, ja Hinderlih it. Während nun aber Rumhold Schleid)- 


1) Emilie Baldegrau, Ein Drama in fünf Aufzügen von Anton Adolph 
ın Erengin, Nördlingen, bey Karl Gottlob Beder, 1776. 


390 Dramatiſche Litteratur. 


heim ſofort durchſchaut und ihn mit aller fühlen Borfiht behandelt, if 
Wallburg unbegreiflicherweile von Sergignon ſo eingenommen (alfo wieder 
eine Zmeiteilung, denn auch der König traut ihm), daß er Emilien ihm 
zur Frau geben will. „Ihre Hand muß eure Feindſchaft tilgen“ (I, 3). 
Wallburg glaubt gewiß zu fein, daß Emilie Sergignons Hand annimmt, 
ja, er haftet (!) jogar dafür und liefert Sergignon, dem vermeintlichen 
Freunde und Schwiegerjohne des alten Waldegrau, alle Waffen in einem 
Geſpräche in die Hand. Hier greift der zurückkehrende Bater ein, je 
fort nad) der Erfennungsizene mit der Tochter (IM, 5): Er fieht in 
Eergignon den Heuchler. Nicht ihn, fondern ihren Geliebten Rovar foll 
Emilie heiraten. Sergignon ſchwört Rache an Bater und Tochter 
MWallburg tritt mehr in den Hintergrund und kommt auch nicht ſelbſt 
— mie Rumbold — fo nahe feinem Sturz. Genau wie Wanner wird 
Waldegrau durch Tiftig vom Könige erwirkten Befehl ind Gefängnis 
geichleppt. In Rumhold geht darauf der Bräutigam, bier die Braut 
(Emilia), jodann wie dort Rumhold, hier Wallburg zum König. In 
beiden Stüden wird der Heuchler durd) Briefe entlarvt, die abgefangen 
werden, in beiden erfolgt die Rettung in dem theatraliſch wirkſamſten 
Augenblide, ala Karl und Sophie auf Schleichheims Befehl erhoffen 
werden Jollen bezw. ala Emilie ſich das Leben nehmen will. 

Auf zahlreid) übereinftimmende Einzelheiten einzugehen Lohnt fid 
nit. Crenzins Stüd ift bühnenmwirkfamer, einfacher; man merft den 
Schauſpieler. — Über das Abhängigkeitsverhältnis kann in dieſem Falle 
fein Zweifel walten; indeffen hatte Erenzin in feinem für die Mündener 
Bühne gejchriebenem Erſtlingswerke ſchon 1774 einen ſehr ähnlichen 
Stoff — in halbhiftoriihem Gewande — behandelt. Zur Zeit Karls Il. 
von England jpielt das Trauerfpiel „Derbi oder Treue und 
Freundſchaft.“) 

Durch die Ränke und Lügen zweier Höflinge iſt Graf Derbi, de‘ 
treuefte Freund Karls II. von England, geftürzt. Jene find Sandwid) 
ein Mann von Jataniicher Bosheit, und Palfy, ein franzöfiiher Mar 


', Derbi oder Treue und Freundſchaft. Ein Trauerjpiel in fünf Abhand 
lungen. Ein Berjuch für die deutihe Schaubühne von A. X. v. Cr. Aufgeführt au 
dem churfürjtlichedeutichen Theater zu Münden. Im Jahre 1774. SALZBURE 
gedrudt in der Dofzafademiihen Buchdruckerey. — Die zweite Ausgabe eridie: 
1776 in Graz. „Bey Eröfnung des neuerbauten Schanjpielhauje® aufgeführ 
von der Jakobelliſchen Geſellſchaft den 9. Sept. 1776.” (Exemplar der Steier 
märkiſchen Yandezbibl., Joanneum, Graz). 





Höfiiche Verhältniſſe in hijtoriicher Verkleidung. 393 


aller gemütlichen Familiendramatik der englifch=gellertichen Aufklärung 
überordnet. So überihäumend die Leidenichaft, jo ſchaurig ift Die 
‚ tumpfe Klage, öfter durd) tönende Worte ausgedrüdt. Als fie den 
hochzeitstrunk genommen, fühlt Amalie, die faft im ganzen Stüde in 
ſüberiſchem Wahnfinn und geängfteten Vorſtellungen lebt, ihren Tod. 
‚Die Kerze loſch aus, brach ab; die Eule, fie heulte, mein Fürft!” 
‚Sie wird heulen, über uns alle heulen” — — (V, 2). Vergils 
Aestuat ingens 
Imo in corde pudor, mixtoque insania luctu 
et furiis agitatus amor — — 
war das Leitmotiv des Dichters. — 

Es erübrigt, noch zwei Dramen zu betrachten, die in halbhiſtoriſchem 
Zuſchnitt höfiſche Verhältniffe behandeln und wie die vorlegt beſprochenen 
den Syürften „in der Klemme”, d. h. willenlos, machtlos zwischen 
Rinifter, Höflingen und dem Bolfe darftellen. Das eine, „Die 

Najeſtät in der Klemme”, ein Trauerjpiel des Grafen Klemens 
Zorring, tft genau nad) dem Schema Derbi, Rumhold u. a. gearbeitet 
und läßt die Büte des Fürſten am Schluffe über jeine höfiichen Heudjler 

triumphieren, das andere, das einzige von einer Frau gejchriebene 

Drama, „Prinz Egid von Bretagne” von Catharina von Hefje, weift 
den energifcheren Schluß auf: Der Schwächling wird abgejekt. 

In Törrings Drama!) ift König Heinrih * von England das 
willenloſe Werkzeug feines hberrichjüchtigen, betrügerifchen Miniſters 
Sudney. Diefer hat mit Hilfe des ſchurkiſchen Leibnrztes Butt den 
König durch geheime Arzneien fo entkräftet, daß er körperlich und geiftig 
zu jeder That unfähig ift. Die geplante Heirat des Königs mit einer 
ſpaniſchen Prinzeffin weiß Sudney zu bintertreiben, das englifche Volt 
dich Ausfchreibung fchwerer Abgaben zu knechten und den jür ben 
König eintretenden, vom Volke geliebten Herzog von Budingthal durch 
einen Spruch des beitochenen Staatärates (William Buttler!) zu ver: 
damen. Durch ein Billet, in dem er den Arzt auffordert, dem König 
eine Ichärfer wirkende Arznei einzugeben, wird jein Komplott verraten; 
das Volk murrt und Steht auf. Es dringt in den Palaft, Sudney wird 
erftochen, der Herzog Budingthal wieder eingejeßt, und jo die Majeftät 
aus der Klemme gezogen. 

1) Die Majeftät in der Klemme. Ein Originaltrauerjpiel in fünf Auf: 
ügen. Bon G. K. v. T. S. Aufgeführt auf dem hurfürjtl. Nationaltheater. 
Ründen, 17186 bey Joh. Bapt. Strobl. 





Katharina v. Heſſes Prinz Egid. 395 


ergangen zu jein. Sudney fommt, um Budingthals ihm gefährliche 
den Zügen zu ftrafen. Haltlos wie ein Rohr im Winde ſchwankt der 
onig. Bier liegt ein Borzug gegenüber all den bis jeßt beiprodjenen 
o- Dramen, indem die Umftinmung des Fürſten nicht Hinter den 
ulifen durch irgend welche plößliche Enthüllung, jondern vor unfern 
ugen Schritt für Schritt vorbereitet wird. Endlid) fieht er aus den 
m verheimlichten Originalpapieren die finanzielle Mikwirtichaft, hört 
m dem unheimlichen Drängen und Murren des Volkes, das nad) 
abe an Sudney Jchreit, wieder ftellt ſich leiſe Ipielender Wahnfinn 
nem Berlangen nach klarer Einficht in das Qügengewebe entgegen, er 
ent — da dringt das Volk in den Palaft, Sudney zu töten; der 
önig hört aus Sudneys Munde allen Betrug; alte Kraft und neue 
uverficht regen fich Ieife in jeinem Innern, er trat, lohnt und ſorgt 
ir jeined Volkes Wohl. 

Das Drama der Katharina von Helle) „Prinz Egid von 
jretagne“?) ift gleichſam nur als ein Anfang zu dieſer Gruppe von 
stüden zu betradhten. Es ift zeitlich das leßte von ihnen und ver- 
xndet das Motiv eines ſchwächlichen, von Jedem zu lenkenden Yürften 
md eines ehrſüchtigen falſchen Höflings. | 

Prinz Egid von Bretagne ift der Bräuligam der Elifabeth von 
dinant. Er hat zur Heirat die Einwilligung feines Bruders, des 
ierenden Herzogs, erhalten. Diefer hat jedoch in ſchwacher Stunde 
u dem Höfling Arthur von Montaubon jeine Nichte verſprochen. 
Nontaubon ſucht nun auf alle Weile den Prinzen beim Herzog zu ver- 
Vihtigen, worauf diejer in feiner Schwäche hört. Prinz Egid wird ins 


" Katharina Reichsfreiin Boſſi von Löwenglau, geb. 1756 in München, 
in eriter Ehe vermählt mit dem preuß. Hauptmann Graf Morazani, in zweiter 
zit Rildelm von Hefie, gab in Gemeinſchaft mit-ihrer Schweiter heraus: „Unter: 
halungen in Abendftunden, Baterlands Töchtern geweiht,“ München, 1792, ſchrieb 
‚Eimas für meine teutihe Schweitern, für Mädchen, Gattinnen und Mütter“, 
dann, wie Baader, Das gel. Baiern, I, A-K, 5p.500 angiebt, mehrere Trauer: 
diele und Luſtſpiele. 

2) Prinz Egid von Bretagne. Ein original-Schauſpiel in vier Aufzügen. 
lus der franzöſiſchen Geſchichte bearbeitet von Catharina von Heſſe, Witt(w)e, 
bohrne Reichsfreyen von Boſſi. München, 1798. Bey Joſeph Lindauer. — 
.— Aus den Zenſurliſten im Kgl. Kreisarchiv geht hervor, daß das Drama ſchon 
ı 10. Dezember 1794 vom Kurfürſten die Aufführungslicenz erhalten hatte. 
n Mai 1797 ſucht Lindauer um das Imprimatur nad). 


396 Dramatiſche Litteratur. 


dem Hartherzigen auf die Knie, beichwören ihn und erhalten die Frei— 
laffung des Prinzen. Abermals gelingt den Höflingen die Überliftung 
des Herzogs: Prinz Egid ſoll nun hingerichtet werden. Da tritt Graf 
Richemont für ihn ein, befreit ihn, macht ihn an Stelle des jämmer: 
lihen Herzogs zum regierenden Yürften und ftraft die höfiſchen Betrüger. 

So der Schluß, den die Dichterin wählte. Dem geichichtlichen Her: 
gang entiprechend ift eine zweite Schlußwendung in einer angehängten 
Szene gegeben: Die Hilfe Richemonts kommt zu ſpät, Prinz Egid wird 
im Gefängnis erdrofielt. 

Die oben gemachte Bemerkung, der Schluß ſei energiicher als der 
anderer Dramen bleibt mit Recht beſtehen, auch wenn wir jonjt dem 
Stücke nur weichliches, ſchwülſtiges Pathos zufprechen können. Daß hier 
der Fürſt einmal feine Schwäche nicht bereut, jondern daraus die ver 
nünftige Konfequenz zu tragen bat, ift um jo bemerfenswerter, ala der 
Schluß der Erfindung der Dichterin, nicht der geichichtlichen Überlieferung 
feine Wendung verdankt. Von geſchichtlichem Colorit ift überhaupt ın 
dem Drama nichts zu ſpüren. Daß die Perjonen im vierzehnten Jahr: 
hundert eben, melden eben nur die Namen und Ereignifje, nicht der 
Gehalt der Worte. Da ift von Menfchenliebe und Vernunft ganz im 
Tone des Aufflärungszeitalters die Rede. Einen originellen Eindrud 
macht das Drama nicht. Überall befannte Motive und Wendungen. 
- Aus dem Ritterdrama der Streit zweier Männer um eine rau, Kerker, 
Dazu der mitleidige Kerfermeifter, jodann aus andern Dramen leiſe an: 
Eingend: Die Szene zwiſchen Egid und feinem Freunde Tangui (I, $) 
an Julius von Tarent (Julius — Aspermonte); die Szene I, 1 an 1,3 
und II, 1 (Amalie und Franz) der Räuber; verichiedene Wendungen (I, 6 
und II, 1) an Don Carlos (II, 5 und II, 1); die Charakteriftif namentlich 
am Schluffe an Fiesko u. |. w., kurz, ein nicht abfichtliches, aber deutliche? 
Berarbeiten lebendiger Eindrüde aus andern Dichtungen. 


Überbliden wir nun einmal furz die ftattliche Reihe von Dramen, 
die die Verhältniffe der Gejellichaft erörtern. Bon der Grundbedingung 
alles ftaatlichen Lebens, dem Zuſammenſchluß zweier Individuen zu 
Schaffung der neuen Einheit-Familie gingen wir aus. Dabei mußt: 
notwendig dad Bürgertum in eriter Linie in Betracht kommen, da da; 
A und O der Gefundheit oder Schwäche des Bürgertum3 mit der Stärf 
oder der Zerjegung der Familie gegeben iſt. Alle Fragen der Zeit, di 


Nationaler Gehalt der Dramen. 397 


| Bildung des Einzelnen, Hebung des gefamten geiltigen und praftifchen 
bens abzielten, wurden, betrafen fie Bürgerfreife, innerhalb der Familie 
gehandelt. Diefe Enge, die in ihrer ſchönen Bedeutung die Poeſie des 
ürgerhaufes ausmachte, mußte erweitert werden, ſollten Standesfragen 
ne beim Adel durch das Drama eine Antwort finden. Gewiß mußte 
uch hier die Familie noch eine auf ihren engften Kreis allein ſich be- 
jehende Darftellung erfahren, da ja der Adel eben als Glied ber Ge: 
kllihaft nad) der Art und Weiſe feines Familienlebens beurteilt werden 
tote, und da die Anjchauungen, die der Adel aus Standesbemußt- 
in begte, innerhalb der Tyamilie, dem Wohnfig alles rein Menjchlichen, 
berbe Auseinanderjegungen hervorrufen mußten. Aber e3 zeigte ſich doch 
an neuer Zug. Nicht nur für die einzelne Familie, jondern für die 
giomte joziale Lage waren die verlegenden Sondervorredhte des Adels 
von Bedeutung. Und darum wurde für oder wider den Adel geichrieben, 
und die Familie nur als Einkleidung, ala Ausdrucksmittel der dee 
m des Drama hineingenommen. Dieje Berüdfihtigung ſchwand ganz 
m den höfiichen Dramen. Da tauchte der Begriff der Familie in dem 
Slamtbegriff Volk unter und des Volkes Wohl oder Wehe, abhängig 
von guten oder jchledhten, gut oder jchlecht beratenen Fürſten bildete 
dad Brundthema einzelner Dramen. Verlaſſen wir aud) diefe Grenze, 
nme wir Bauern, Bürger, Adel und Hof ala Einheit, jo kommen 
Bir zu ber Beiprechung des lebten Teiles der Dramen, die das nationale 
Beußtfein der Bayern im endenden 18. Jahrhundert zum Ausdrude 
hingen. Selbftverftändlich werden aud hier die Dramen innerhalb der 
damilie, oder in der Gegenüberftellung von Ständen und dergleichen 
Den Stoff behandeln; die Grundidee ift aber ftets das Nationale, das 
dertihe, öfter verengert, wenn aud) ohne Gegenjaß zu dem Deutichen, 
ie Baperifche. Auf doppelte Weife wurbe der Stolz, ein Bayer oder 
Zaticher zu fein, ausgeſprochen. Durch Stoffe, die der Gegenwart, und 
Ehoffe, die der Vergangenheit entnommen waren. Nur in leßteren 
im das ausdrüdlich Bayerifche neben dem Deutichen oder vor dem 
Deutihen zur Geltung. 

Die Betonung des Deutichen lag ſchon in den Dramen nahe, die 
die Berjegung der Familie durch einen modiſchen Stuger, der meiftens 
ein Franzoſe war, behandeln. - Faſt überall finden fih dann kurze im 
Borübergehen gejprochene Worte, aus denen die Biederfeit und männ- 
he Befinnung des Deutichen gegenüber dem windigen, oberflächlichen 
tanzojen |prechen. Um nur ein Betjpiel anzuführen: in Edartshaujens 


398 Dramatiſche Litteratur. 


Hofrat treibt der Avanturier Mer. la Broche jein Weſen. Er ſpricht 
halb deutſch, halb franzöſiſch und ſucht auch mit feinen Partnern 
franzöfiih zu reden. Den Hofrat Seltenmann fragt er, ob er dieſe 
Sprache verjtehe. „Ja Herr Baron,” entgegnet diefer, ähnlich wie Leſſings 
Minna, „da Sie fich aber eben jehr gut im Deutichen ausdrücken, jo werden 
Sie mid) verbinden, wenn Sie deutſch reden wollten.“ Kaum aber 
iit der ihm in der tiefiten Seele verhaßte Franzoſe fort, da madt er 
jeinem Aerger in einem Selbitgeipräh Luft: „Ein Dann nad ber 
Mode! Ein mwahrhaftes Original! Armed Baterland, wo ift dein 
Stärke? einft hatteft du Männer, aber jet wollen deine Yünglinge | 
elende Kopien elender Originalien feyn; fie eilen nad) Paris, werden ı 
dort Weichlinge und Narren, und bringen die Thorheiten, Lafter und | 
Krankheiten zurüd. O armes, armes Vaterland! was wird aus dir | 
werden!” (9. Auftr.) | 
Zum ſcharfen Gegenjaß erhob die Bewunderung für ausländiide | 
und die veradhtete Gediegenheit deutichen Weſens Babo im jeinem 
Zuftipiel „Die Maler.” ') Er geißelte Damit zugleich eines der geifl: - 
loſeſten Vorurteile des Adels und lenkte die Beachtung auf den Künſtler, 
der nicht ein Franzoſe zu fein brauchte, um ein guter Künftler zu fen. . 
In Münden lebt der Bürger und Maler Ebrecht, deſſen Kunſt 
von der Gräfin Herrbad), dem Typus des Alamodiichen, verachtet wird, 
weil jie eben gar nichts Ausländiiches an fi) Hat. Die Werke des 
Maler? Glimour dagegen, der zuleßt vier Jahre in Paris lebte, lobt 
fie mit den jchmeichelhafteften Worten. Glimour ift über dieſe Ver: 
achtung Ebrechts tief empört, denn er liebt die Kunſt und fjchäht daß 
Talent des Meifters Ebrecht. Er überliftet nun die Gräfin, indem er, 
feine Werke für Ebrechts, und deſſen neue für die feinigen ausgiebt. 
Als nun die Gräfin über diefe entzüdt ift und die vermeintlich von 
Ebrecht gemalten abfälfig befrittelt, da wallt in Ebrecht der Zorn auf,. 
er erflärt der Gräfin den wahren Sachverhalt und jchließt mit den. 
ehrlih:polternden Worten: „ch Sudler, id) ex voto - Bildleinmaler, 
ic) Hanns Ebrecht, Burger und Maler allhier, ipse fecit!“ Peinlich 
beihämt zieht die Frau Gräfin von bannen. Glimour giebt fd 
vordem noch als Schüler Ebrechts zu erfennen, dem er alles in de 


) Die Maler, ein Qujtipiet. Aufgerührt auf den churfürſtlichen National 
theater zu Münden. Münden, 1783. Bey Johann Baptift Strobl. — Goel 
V, 262 erwähnt als erjte Ausgabe die Berliner von 1791. Nah Goed. zitier 
Haufen. 


Die Maler von Babo. 399 


Jugend gelernte zu verdanfen habe. Noch innmer hängt er voll Liebe 
an dem Ichlichten Meifter, aber nicht nur als Künftler, ſondern aud) 
as Menſch, denn er Tiebt Röschen, Ebrechts Tochter, und führt fie als 
rau Liebfte heim. 
Gerne überfieht man in diefem Luftjpiel die völlige Unmöglichkeit, 
5 Blimour (ein Münchener Kind, das früher Glimm gehießen) un: 
tannt von Vater und Tochter (nad) nur vierjähriger Abweſenheit!) 
ieder im alten Kreiſe weilt und fich erſt felbft zu erfennen geben muß. 
ir die achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts, für das München diefer Zeit, 
dad Stüd wertvoll. Voller Stolz und Freude nennen wir unjer 
tündgen eine Kunftftadt. Nun, aud) in jenem Kleinen München, das 
um vierzigtaufend Seelen zählte, das fih aus aller Dumpfbeit erſt 
ngiam berauswinden und dehnen mußte, lebte jchon ein freudiger 
inn für die Malerei und Bildhauerkunft. Auf eigne Fauſt hatten 
tanz Kaver Feichtmayr, ein Bildhauer, und Ehrifttan Wink, ein Hof: 
aler, 1768 eine Malerakademie gegründet. Ste wurde 1770 durd) 
e Errichtung einer öffentlichen Zeichenſchule, an der beide ala Lehrer 
irkten, erjeßt. Der Bildhauer Roman Boos, ſodann der greife Ignaz 
eiele, aus eigener Anichauung mit Italiens Kunftihäßen vertraut, 
irtten außer jenen beiden als Lehrer mit. Nach der Natur wurde 
ter ihrer Leitung gezeichnet, jeden Winter hindurch Abends von fünf 
3 fieben. Wöchentlich ftellte Defele einen neuen Alt. Männer wie 
deftenrieder juchten die Künftler zu ermuntern, ihnen Achtung im 
olfe zu erzwingen. Berühmte Werke der Gallerie beichrieb er, die 
eiſtungen bayeriſcher Maler, Kupferſtecher und Bildhauer fuchte er zu 
ärdigen. Eifrig trat er für öffentliche Kunftausftellungen ein. Dort 
nnte das Volt — Adel und Bürger — lernen, wie viel „natürliche 
eftesanlage, Bildung, Fleiß und Berftand. dazu gehöre, um etwas, 
8 fih auch nur über das Mittelmäßige erhebt, zuftande zu bringen“. 
ann würde man aud) anfangen, hoffte Weftenrieder, „unjern Künftler 
d jein Geſchäft mit andern Augen zu betrachten als man thut und 
mcher würde mit heimlich zerfnirichtem Herzen davon geben, und 
teen, daß er nicht werth jey, dem Manne, aus welchem er ſich 
her nichts machte, Die Shuhriemen zu löjen!”') Eine ähnliche 
age von der verlegenden Geringadjtung der Künſtler, die Weltenrieder 
3 „Salz der Nation” nennt, läßt nun Babo verlauten und ebenfalls 


y über den Zuftand der Künſte in Bayern (1782). 





Babo8 Dramen. 401 


Babos „Maler“ ift das einzige Drama, das Münchener Berhält: 
ale bei der Betonung bes deutichen Elementes zum Borwurf nimmt. 
Die übrigen behandeln den Deutichen im Ausland. 


In Babos Luftipiel „Das Winterquartierin Amerika" ’)ift 
der Deutiche dem Engländer gegenübergeftellt, ohne daß übrigens ein 
keonderer Nachdrud auf dieſen Kontraft gelegt wäre. Es ſchildert mehr 
de Freude der Zujammengehörigfeit zu einer Nation, indem zwei 
deutſche in Amerika ſich nach langer Zeit wiederfinden. 

Bernau, Hauptmann bei den deutichen Truppen in Amerika, ift 
fir das Winterquartier zu einem deutichen Koloniften, Frank, gefommen. 
der Hauptmann und fein Korporal Werner lieben des Koloniften 
Iohter Wilhelmine. Um das Mädchen den frechen Nachſtellungen eines 
agliichen Kriegskommiſſärs zu entziehen, will Frank fie dem braven 
beutſchen Korporal zur Frau geben. Zugleich befennt er dem Haupt- 
mann reumütig, daß er vor 22 Jahren in Deutichland unter dem 
Amaligen Leutnant Bernau gedient habe, fahnenflüchtig geworben fei, 
ber ehrlich bereue. Der Hauptmann verzeiht ihm nicht allein, ſondern 
gebt ihm in dem Korporal Werner feinen — Sohn wieder, den er 
vr 22 Jahren in der Pfalz als Hilflojes Kind zurüdließ. Geſchwiſter⸗ 
feude und Hochzeitsfreude, denn nun heiratet der Hauptmann Die 
Edmelter feines Korporals. 

Bill man diefem mit den unglaublichiten Erkennungsſzenen und 
Iuföllen gelöften, im einzelnen nur ſchwach ſtizzierten Spiele etwas wie 
eme Idee entnehmen, fo ift es die Mittelftellung des Deutichen zwiſchen 
dem entarteten Engländer und dem Naturmenfchentum der Amerikaner. 
der Hauptmann meint von feinem Korporal, er fei „durd) die Politur 
mirs gefitteten Baterlandes fchon etwas verpfufcht”, — den Gegenjat 
‚bet natürlich die reine Unschuld der Pflanzerstochter. Daß diejer Haupt: 
een, der mit jenem SKorporal ebenjo herzlich und vertraulich fteht 
we Tellheim mit Werner, fchließlic des Korporals Schwefter heiratet, 
Meint auch wie ein Zugeftändni® an eine nur rein theoretiſch halt: 
te Forderung des Naturmenjchentumes, die Gleichheit. 

Der Engländer in Babos Stüd ift nur in einem Syarbenton ge— 
Anders und ehrlicher Ichildert ein Luftipiel Heigels die 








- HEN. 


) Das Binterquartier in Amerika, ein Original-Qujtjpiel in einem Aufzug. 
Berlin 1778. — Mir liegt diejer Nahdrud vor. Die erſte Ausgabe, die Goed. 
0,262 verzeichnet, erichien in demjelben Jahre in Münden. 

26 





402 Dramatiiche Litteratur. 


Engländer; dem deutſchen Manne, dem hier ein Lied gejungen wird, 
mögen fie nachſtehen als gefühllofe, nur auf Erwerb bedachte 
aber e3 ift thöricht, die Engländer wie die Franzoſen in Bauſch 
Bogen zu verurteilen, 
„Der engliihe Kaper“ ) ift ein Londoner Kaufmann, 
Rich, der zwei Kaperichiffe während ber Kriegszeit auf See halt. 
diefer Seeräuber meldet ihm einen bedeutenden Yang, zugleid 
auch, daß der Mann, dem die Beute abgenommen jei, ihm, dem 
das Leben gerettet habe. Durch diefe am Feind bewieſene edle de⸗ 
— beſchamt, beſchließt Sir Rich, den wackern Mann 
und ihm alles Geraubte wieder zuzuſtellen. Der wackere Dann 
ein Deutjcher, Pirk. Freimütig geht er zu Sir Ric, ihn einen 
zu heißen und verzichtet auf die Auszahlung des ihm geftohlenen 
Pirk gewinnt durch jeine Redlichteit und feine fernige Gefinnung 
Kaufmann jo, daß dieſer den Befehl erläßt, beide Kaper von ber Ser 
zurüdzuziehen. Schließlich erhält Pirk des Kaufmanns Tochter zur Frau. 
Der Schluß vor allem ift mur für das Theatraliſche berehnek, 
aber der damaligen Zeit gerade durch feine Zufälligkeiten nicht un 
ſympathiſch gemejen: Pirk hat den Kaufmann zur Surückziehung der 
Schiffe bewogen und auf diefe Weiſe ein größeres Zutrauen zu dem 
Engländer gefaßt; darum erzählt er ihm jofort, er habe auf der 
eine wunberihöne Unbekannte geſehen, die er Tiebe. Auch fie liebe ihn. 
So handelt es ſich denn nur noch um die Feitftellung, daß jene [cine 
Unbefannte des Kaufmanns Tochter ift. 
Häufig wird von dem einzelnen Perjonen über die Vorzüge DB‘ 
Deutjchen geiprodhen. Miß Fanny teilt ihrem Kammermäddhen mit, 
ein Mann fei ihr auf der Straße begegnet, ber einen tiefen Einbrud 
auf fie gemacht habe. „Diejen Mann, Betfy, oder nie einen!" 
muß ein Deutſcher jein! „Sein denfender, feiter Blick, fein weblide, 
offenes Geficht, diefer männliche Ernſt!“ (I, 1.) Der Bericht, den 
Kaufmanns Kaper über die Lebensrettung durch Pirk jendet, enthält‘ 
viele Hinweile auf Pirks Nationalität. Er ift „in aller Betradikung 
ein Mann, edelmüthig, ohne Pralerey, groß mit Selbftgefühl, ohne 
Stolz, im Unglüd nicht niedergebeugt, ſich gegenwärtig in jeder Gelege: 
heit. Er liebt die Lektur, und weis jehr vieles ohne damit Staat ji 
























’) Der englifche Kaper, ein Original-Luitipiel in einen Aufzuge Münden, 
bey Johann Yaptift Strobel. 1781. = 


Deutihe und Engländer im Drama. 403 


en. Unjere Schriftiteller feine Lieblinge, und überhaupt fcheint er 
er Nation gut zu ſeyn.“ Der Bericht entzüdt den Londoner Kauf: 
1 fo, daß er ihn ftet3 unterbricht: „Willkommen, braver deutjcher 
"2. „Sollit’s erfahren, braver deuticher Mann, daß ich ein 
ihenfreund bin” u. ſ. w. Als Pirk den Kaufmann aufjudt und 
Diener den fremden meldet, fragt Sir Rich: „Ein Fremder? Iſt's 
Franzos?“ worauf der Diener antwortet: „Nein, Sir, ein Franz: 
ı fann’3 nicht jeyn, er trillert und pfeift nicht, ob er gleich jchon 
Weile im Borzimmer iſt“ ... Als Rich und Pirf über die ſchöne 
fannte |prechen, da macht der Deutiche dem Britten gegenüber feine 
yauungen von Liebe und Ehe geltend. Sir Rich Jucht den ent- 
mten Deutjchen zu beruhigen; er meint ſehr vernünftig: „Iſt's mir 
junger Mann, ala beftünde Ihr Unglüd nur in Ihrer Einbildung3- 
. Sie haben das Mädchen nur ein einzig Dial gejehen, nicht ein= 
geiprochen, werden Sie kalt, Freund, und überlegen Sie“... Da 
t die Flamme in dem Deutichen auf. Fannhy tft ein „Engel des 
mels“. Kalt überlegen? „Wem beym erjten Anblick feines Mädchens 
Herz nicht jo gewaltig pocht, daß es alle Adern zerichlagen möchte, 
ihm nicht laut ruft: Steh, bier ift die Gefährtinn deines Lebens, 
mag wohl jeiner Familie Erben geben, feine Glüdsumitände ver: 
m, mag ein ruhiges Pflanzenleben führen; aber jene jegenvolle, 
greitliche Wonne, die Gottes Huld in gegenfeitige eheliche Liebe ge— 
bat, kann er nie fühlen; der falte Britte mag wählen, und 
len, und feine Glüdfjeligfeit nad) Guinen und Sterling berechnen, 
deutfhe Mann liebt fein Weib, und weis auch im Elend glüd- 
zu ſeyn.“ Berjöhnlicher indeſſen Eingt, was jpäterhin der Deutiche 
den Engländern jagt. Er mödjte „ein Engländer ſeyn, wenn er 
Deuticher wäre”. Die englische Tapferkeit, die engliſchen Schrift- 
er leuchten als Muſter voran. Nur die „verdammte Kaperey” Toll 
hören. Pirk schließt das Stück mit einem fräftigen Lob feiner Lands— 
e. Sie find Männer wie die Britten. Und damit dem Bunde der 
te nicht fehle, hat Pirf kurz zuvor dem Kaufmann die gehäffige 
einung über die TFranzofen genommen und hinzugefügt: „Wenn die 
anzojen fich ihre Gattinnen in London wählten, wie ich, jo würde die 
imonie unter den zwey braven Nationen dauerhafter hergeftellt werden, 
3 durch alle möglichen, noch jo hoch garantirten Friedensſchlüſſe.“ 
rutliher tritt nirgends zu Tage, wie ſehr das Stück aus feiner Zeit 
aus geichrieben ift. 
26* 


404 Dramatiſche Litteratur. 


Nicht fo günftig lautet das Urteil über die Franzoſen in dem Luft: _ 


ſpiel eines mir unbekannten Berfaffer® „Der Baier in Paris“.) 
Ä 
l 


Herr Haßtrug, ein biederer Münchener, hat fi mit feinem Diener 
Anton, einem ehrlichen handfeſten Kerl, nad) Paris begeben, um das 
vielgerühmte Leben dort fennen zu lernen. Trotz jeiner Berficherungen, 
er werde fich nicht betrügen laſſen, Jällt er in die Hände zweier Beutel: 
Ichneider, des Abbe Sabre?) und Chevalier Moine, die mit Hilfe einer - 
Iuftigen Grifette, Mme. Larufa, dem vertrauenzfeligen Bayern einen wert: 
vollen Ring und 30 Louisd’or entloden. Schließlih merkt Haßtrug 
noch vor weiteren Betrügereien, wie dumm er fi hat fangen laſſen. - 
Er verläßt ſchleunig das Hotel und zieht zu einem Kaufmann, derifm 
empfohlen war, um Paris acht Tage von anderer Seite fennen zu lernen. 


Es iſt unnötig, einzelne der zahlreichen Gegenſätze zwiſchen dem 
ſoliden Deutichen und dem leichtfertigen Franzoſen hervorzuheben. Auch 
auf München ift Bezug genommen, indem der Diener Anton erzählt, 
in jeiner Vaterftadt gäbe es aud) leider „eine Menge Geden, bie unſre 
alten Landesfitten gegen Prunf und Tand vertaufcht haben. Sie find 
jo a la mode, daß fie ſich eine Ehre daraus machen würden, wenn 
man fie über der Verführung eines ehrlichen Weibes oder Mädchens 
ertappte” ... Der Kern der Deutichen, Hier befonders der Bayern, 
wird jedod) ala durchaus gejund gejchildert; und wenn fi auch 
Herr Haßtrug eingeitehen muß: „was für ein Rindvieh war ich doch,“ 
jo wird diefe Derbheit, die gut bayeriſch ift, aufgemogen durd) das Be 
wußtjein, daß es „beiler jei, betrogen zu werden als zu betrügen“. 

Diejer Hinmeis auf die Ehrlichkeit und weiterhin auf die Strenge 
und Einfachheit der Sitten kehrt ala Grundzug in allen Dramen wieder - 
die deutiches Welen rühmen. Er verjöhnt, wenn er nicht gar zu ſeh F 
in Deutjchtümelei ausartet, wenigſtens einigermaßen mit der entjeglihest 
Bebürfnislofigfeit nad geiftig wertvollerer Nahrung. In ihm Tiegt dee 


a. 4. 2 


») Der Baier in Paris. Ein Luftipiel in drey Aufzügen. Münden, 178-8-- 
Bey Johann Baptift Strobl. 


2) Zenjurfchreiben dd. 17. März 1784 (Kgl. Kreisarhiv Münden): „I € 
unnütze Perſonnage des Abbés ift auszulaſſen und in eine weltliche zu über” 
tragen; der ehrwiürdige Stand eines Minifter® des Altar gehört jelten, rt 
diefer Gejtalt aber gar nicht auf da3 Theater. — Die anjtoßenden Stellen ID er 
den Charatter der deutichen und franzöfiihen Nation ſowohl als Montgolfie 8 
LKuftball . .. find zu Streichen. 


Erwachendes Nationalgefühl. 405 


Parallele zu der großen nationalen Bewegung, die fich auf einem andern 
Gebiete des Dramas und der Litteratur als Vorläufer der gewaltigen 
politiichen Entfaltung des deutſchen Nationalgefühls zur Zeit der Frei— 
beitäfriege geltend machte. Mit dem Namen Klopftod und mit Goethes 
Göß ift diefe Bewegung bezeichnet. Sie umfaßt die Erwedung des 
deutſchen Altertums und des beutjchen Mittelalters. Auf wifjenichaft- 
ı ihem Gebiete hat fie in der Herausgabe und Überfegung alter Dichtungen 
ihren Ausdrud gefunden. Nicht etwa hiftorijches Antereffe, jondern eine 
fat perfönliche Fühlung und Spentifizierung des Einzelnen mit den 
Helden und Geftalten der Borzeit jchaffte diejer geiftigen Strömung 
freien, vorwärtsdrängenden Lauf. Ein Mifbehagen an den Zuftänden 
der Zeit, ein Mangel an fernigen, gewaltigen Naturen half diefe ver: 
tunfene Welt wieder beleben. Das Nationalgefühl, das durch Friedrid) 
den Großen, den Helden des fiebenjährigen Krieges, im proteftantifchen 
Rorden genährt war, und neben den Fräjtigen Kriegaliedern das un: 
erfreuliche, ungefunde Ballen deutſchtümelnder Barden hervorgebracht hatte, 
dad, mit dem Sturm und Drang, mit Göß in eine neue Form gegoffen, 
immer nachbrüdlicher die politisch = fozialen WVerhältniffe der Gegenwart 
mmfierte, dieſes Nationalgefühl ließ fich nicht wie eine litterarifche 
Etrömung auf ein Volk ableiten, das kaum aus Ketten und Banden 
befreit war und das Haupt noch nicht in eigenem Stolze erheben konnte. 
De Aufllärung, die ſich Bayerns erft annahm, al im Norden die für 
dad Baterländifche in jeder Form eingetretene Dichtung längft tiefe 
Burzeln geichlagen hatte, war ohnehin für die Pflege des National: 
gejühls nicht günftig, ja fie ftand ihm fogar in gewiſſer Hinficht feind: 
ih im Wege, fo dab ſich 3. B. ein fo ehrlicher Patriot wie Babo in 
tn „Gemälden aus dem Leben eines Menſchen“ gegen die Aufklärer 
Kandte. Für Bayern mußte erit die doppelte Forderung erfüllt fein, 
de der Sturm und Drang erfüllt ſah. Es mußten das Bewußtfein 
68 perfönlichen Wertes, die Erſchließung der Gefühlswelt einerfeit3 und 
detbayeriſche fiebenjährige Krieg andrerfeit3 erfüllt fein. Dieſes 
Kihah mit dem bayerijchen Erbfolgefriege, der mit der Exiftenzfrage 
in großen Landesgebietes den Bayern ſtark berührte und zugleich durd) 
ve Pläne Karl Theodors, die den Unmut des Volkes, des treu be— 
Ingten, patriotifchen Volkes hervorriefen, jenes war durch die allem 
Mhtern-doftrinären abholde Rouffeauiiche Philofophie allmählich erreicht. 
Run ſann der Bayer mit Herz und Berftand über feine Vergangenheit 
ua und entdeckte eine reiche Fülle ſchönſter Eigenfchaften in der Ge- 





406 Dramatijche Litteratur. 


ihichte jeiner Vorfahren. Daß diefe Eigenichaften, die an einzelnen 
Geftalten typiich wahrgenommen wurden, die vermöge ihrer fittlichen 
Qualität ala Muſter und Vorbild dienen fonnten, daß fie für bayeriſch 
ausgegeben wurden, eben weil fie aus bayeriicher Geſchichte genommen 
waren, darf man nicht ala thörichten Partikularismus auslegen. Es 
war befler, daß fi) da8 aus geiftiger Unthätigkeit erwachende Bolt 
feines eigenen einftigen Ruhmes bewußt wurde, ala daß es für eine 
deutihe Nation geſchwärmt hätte, die ja nur ein fragmwürdiges Aus- 
ſehen hatte und die ja nur auf dem einen Gebiete der Literatur etwas 
wie einheitliche nationale Empfindung zuließ. Dazu fommt, daß diejen 
Dichtern, die Bayerns alte Herrlichkeit, bayerifche Tapferkeit, bayeriſche 
Zucht und Sitte, bayeriiche Treue priefen, häufig genug das Wort 
„Deutſch“ in die Feder fam. Mit der Bezeichnung „Ausland“, „aus 
ländiſche“ Fürſten war an ſich durchaus feine Geringſchätzung verbunden! 
Die Ablonderung Bayerns in allen religiöjen und geiltigen Fragen 
wirkte bier nad. Daß daneben diefe Bezeichnung den tadelnden ab- 
urteilenden Sinn bier und da annahm, fällt faum in? Gewicht. Es 
gefhah nur aus einem lÜbereifer, der für jene Zeit auch den Nicht: 
bayern nicht unſympathiſch berührt. Wer aber hätte, wenn er bayerijdy- 
patriotiiche Dramen ſchrieb, auch im Ernit „das übrige Deutſchland 
als ‚Ausland‘ herunterjegen” jollen, wie Hauffen glauben machen will? 
Ein Bayer Deutichland berunterfegen? Und das in einer Zeit, wo 
Friedrich der Große die Selbftändigfeit Bayerns gerettet hatte? Tyriedrid 
der Große aber, aljo Preußen bedeutete Deutichland. Die Intereſſen, 
die er vertrat, waren nicht ſowohl preußiſche ala deutliche. Und Friedrich 
der Große genoß bis zu feinem Tode in Bayern dankbare Verehrung. ’) 
Meftenrieder fliht nit aus Zufall in den Roman vom üngling 
Engelhof die ſympatiſche Figur des preußiſchen Offiziers; Friedrichs 
Zod aber erit Tieß die wahre Stimmung laut werden, die in Bayerra 


') Kitterariiche Reifen vom Geheimrath Zapf,. Erſtes Bänden, Nu, 
umgearbeitete, vermehrte und verbejlerte Ausgabe, Augsburg 1796, 8.3: „Scho m 
unter dem Thore [in Münden im Auguft 1780] hörten wir fingen und w ür 
wunderten ung über den frohen Muth der Soldaten und wunderten un? nd 
mehr, da ſie voll Enthujiaim ein Lied zu Ehren des Königs in Preußen 
Friedrichs II. des Einzigen fangen. ... Fünf Jahre vorher hätte Yıch 
diefes feiner in Baiern unterfiehen dürfen, was damals laut und Öffentlich 
geihah. Allein eben dies ift ein Beweiß, wie oft eine einzige Begebendeit auf 
die Denkungsart ganzer Nationen wirft und ſie völlig umftimmt.“ 





Bayern und Deutichland. 407 


über den „ausländiichen” Fürſten Herrichte: Oden und herzliche Nach— 
rufe feierten den Retter von öfterreichiichem Joche, 

Der Keiner war von Witteldbad) 

Und doch jv gut den Bayern. 


Gegen Öjterreich allein kehrte ſich die Spite einzelner Ritterdramen, 
was aber wiederum nicht, wie Hauffen anführt, der Grund zu dem 
Berbot der Aufführung aller Ritterftüde in Bayern war. Wir werden 
darauf noch zurückkommen müſſen. Auf die einzelnen bayertich-patri- 
otiihen Dramen einzugehen, jcheint mir in Rüdjicht auf Brahms Studien 
über das Ritterdrama, die diefer Gruppe ein eigenes Kapitel einräumen'), 
unnötig; aud) über den Grafen Zörring, neben Babo die anziehendite 
dichteriiche Perjönlichkeit finden ſich bei Brahm und in anderen Werfen ?) 
genügende Aufſchlüſſe. Wenn auch manche Einzelheit in jenen Studien 
nicht befriedigen kann, fo giebt doch das Gejamtbild einen flaren Über- 
blick. Hier könnten höchſtens noch die einzelnen Abtönungen der mehr 
oder minder jcharf Hervortretenden vaterländiichen Tendenz aufgededt 
werden, indeſſen fcheint auch hier das Wichtigfte geſagt. Über verfchiedene 
Veränderungen des einen Grundthemas fommen ja alle diefe Dichter 
niht hinaus. Während aber aus den Dramen des Grafen Zörring, 
deſſen Beichlecht den Wittelabachern an Ruhm und Alter kaum nachſtand, 
fark die perſönliche Meinung und der perjünliche Stolz jpradhen, mußten 
die Bürgerlichen allem das Ehrenwort bayeriſch leihen, was ihnen in 
den Stoffen der bayeriſchen Geihichte an großen und edlen Thaten 
ud Gefinnungen auffiel, fie mußten ihre Empfindung dem Stoffe 
anpaffen, fie ſuchten zu unterftreichen, wo eine vornehme Natur, wie 
Graf Zörring durch die Schilderung der That allein wirkte. Und 
darum führte das ehrliche Beitreben, den Ruhm des DBaterlandes zu 
fingen und durch Schilderung ber Vorfahren die Zeitgenoffen zu vater: 
indiidem Empfinden und Stolze aufzumeden, ja durd) die Thaten 
der Vorfahren moraliſch auf die Landaleute zu wirken, zu jenen kindlich— 
miven Übertreibungen, die einen tapjeren Helden einen bayerifchen 
helden, eine züchtige Frau eine bayerifche Frau, ein treue Herz ein 


) Otto Brahm, Das deutiche Ritterdrama de3 18. Ihdts., Quellen und 
derungen, 40 (1880). Fünfte? Kapitel: Bayeriſche Patrioten 

2 Über dag Nitterdrama, über Babo und Törring vgl. Adolf Haufen, 
das Drama der klaſſiſchen Periode. I, in Kürfchners Nationatliteratur, Wand 
18, &. VIL ff. S. 3 ff. — über Babo vergl. Allg. D. Biographie, 1, 726. Beilage 
Rt Allg. Ztg. 1886, Wr. 283 (12. Oftob.). 


408 Dramatifche Litteratur. 


Bayernherz u. |. w. nennen. Wie weit jene Einfühlung ging, bemeift 
Babo. Er war fein Bayer und doch legte er feierlichen Nachdrud auf 
bayeriijde Stammesart, auf bayeriſches Blut. Es ift dabei 
nit möglih und hieße aud) ungerecht urteilen, Babos Batriotismus 
unehrlich und gefünftelt zu nennen. Immerhin bleibt aber die Wandlung 
in feinen Dramen auffällig und zugleich charakteriftiich dafür, wie ftarf 
die Zeitftrömung in Bayern auf eine Verherrlichung bayeriichen Weſens 
namentli) in der Vergangenheit den Einzelnen bindrängte. In dem 
militäriihen Drama „Arno“ (1776) war ein Haud) von dem im Norden 
durh den alten Fritz erfämpften und erwedten Nationalgefühl zu 
jpüren, das „Winterguartier in Amerika“ — in Dtannheim verfaßt, 
in Münden gedrudt — wies einen pfälzischen Offizier, einen Pflanzer, 
der früher in der Pfalz gedient hatte, auf, das Heldengediht „Die 
Römer in Teutſchland“ ließ politiich wertloje, recht verſchwommene natio- 
nale Ideen im Bardengeheul ertönen, dann folgte auf den Übergang, 
nachdem Babo in Münden heimiſch geworden war, das bayerilch- 
patriotiide Drama: „Otto von Wittelsbach.“ Hier bildete mit einem 
Male das bayeriſche Element die Krone alles Deutſchtums. Bayeriſche 
bezw. Münchener Sitten behandelte Babo ſodann noch in jeinem Luft: 
Ipiele „Das Fräulein Wohlerzogen“. Als aber in München die jo plötzlich 
aufgeloderte Flamme vaterländiicher „inländiſcher“ Dichtung eben Jo 
plötzlich erloſch, da jchrieb aud) Babo nichts Vaterländiiches und In— 
ländijches mehr. Aber er jchrieb weiter, während die Zörring, Nagel, 
Mayr, Lengenfeld mit ihren vaterländiſchen Dramen zugleich von der 
Bildfläche ſchwanden. Das iſt für Babo bezeichnend. eine erften 
Dramen hatten nichts von bayeriicher Ehre und Größe gewußt, feine 
nun folgenden wußten aud) nichts mehr davon. Offenbar jchien e8 ihm 
gleichgiltig oder ausfichtslos, was er jo warm verteidigt Hatte, weiter 
zu verfünden. — 

Dem plößlicdien Aufhören der vaterländiihen Dramen entiprad) 
die ftet3 in den Superlativ erhobene Begeilterung. Ihr Ton war von 
Lengenfelds „Ludwig der Bayer” (1780) ausgegangen, wurde möglidjit 
laut und vernehmlid) aufgenommen (jo vor allem von Beda Mayr in 
„Zudwig der Strenge”, Einzinger von Einzing in „Ludmillens zu Bogen 
Brauttag”, Anton Nagel „Der Bürgeraufruhr zu Landshut”) und ver: 
hallte jchließlic in Hübners „Gamma“, wo der Heldengeift Bojariens 
noch einmal ziemlid) unverhüllt in einem vaterländiihen Stoffe gepriefen 
werden fonnte. Die einzelnen diejer Dramen hat Brahm beiprochen. 





410 Dramatifche Litteratur. 


fteigt von Welt zu Welt auf Diamantleitern der grauen Emigfeit 
inan” .... Doc vielleicht bringen Eriegerifche Beratungen den echten 
Stil. Da übergiebt Pfalzgraf Otto von Bayern das „Ereditivfchreiben“, 
nun zwar nidjt der verbündeten Regierungen, aber aller Kreuzfahrer 
(l, 4), meldet die „Strapazen der Garniſon“, verfihert dem Türken, 
Herzog Gottiried biete „ſehr reipeftable Accordspuntte”, ftellt anheim, 
zwei Offiziere „als Geifel auf ſichern Paß und Repaß in? Lager hinaus 
zu Ichilen, und zu beitimmen, welche Commiſſarien zu den vorhabenden 
Tractaten fommen ſollen“ ...., fichert einen „bonorablen” Abzug 
zu, u. ſ. w. u. ſ. w. Bon „forcierten Märſchen“, „Pontonsbrüden“, 
„Bagage“, „Fouragierern“, „Marquetendern“, „Poſitur des Feindes“, 
„Ordre der Schlacht', und anderm muß der ehrliche bayeriſche Held 
des elften Jahrhunderts in einemfort reden. Der Sprache entſpricht 
der Gehalt, jo daß ich hier feine weiteren Proben zu geben brauche. Wich— 
tiger ift die Betonung des Bayeriichen, die in diefem Drama in größter 
Treigebigfeit angebracht iſt und zugleidy ala Beiſpiel für die andern 
bayerifch-patriotifchen Dramen bier furz betrachtet werden mag. Das 
PVerjonenverzeichnis weiſt Otto, Pfalzgrafen von Bayern, und jeinen 
Bruder Edard, Grafen von Scheyren, der Bundſchuh zugenannt, auf. 
Unter den Kreuzfahrern find „Longobarden, Lothringer, Teutiche und 
londerbar Baiern“. Kühnere Helden als diefe Bayern find jchlecht- 
hin undenkbar. Graf Edard jpriht: „Ich und alle Batern brennen 
wie die Löwen, uns um die orientalische Chriftenheit verdient zu machen.” 
„Der Baier ift gewohnt, Hunger und Durft. Hi und Kälte zu er- 
tragen, und das wenige, was er zu jeinem nöthigen Unterhalte braudıt, 
mit den Säbel in der Hand einzuärndten, und dem Feinde abzujagen.“ 
„Was wir Baiern Gott zu Liebe mit angebohrner Großmuth anfangen, 
dad endigen wir auch mit Standhaftigfeit,” oder „Wenn der Baier 
etwas Großes zu unternehmen fich einmal feit in Sinn gejeßet, jo 
vergibt er Eſſen und Zrinfen darüber: Er fann jodann Qunger und 
Durst leiden, daß ihm die Gedärme einſchnurpfen möchten, ob er jonft 
ichon brav effen und trinken mag.“ Nur „eben diejer martialiiche 
Enthuſiasmus“ läßt den Bayer alle Strapazen ertragen. Vom Grafen 
Eckard heißt es: „Er hat ein baierijches Herz und das ift mir genug.” 
Im Lager will Gottfried von Bouillon dem Pfalzgrafen Otto „einen 
Becher Chocolate, oder ein Schälhen Caffee“ anbieten; doch Pfalzgraf 
Otto Sagt: „Herzog! ich bin ein Baier! Wie der größte Theil meiner 
Landsleute bin ich von Jugend auf gemöhnt einen friihen Trunk 


Forderung einer Nationalihaubühne. 411 


Waſſer . . . oder höchſtens eine warme Bierjuppe zum Frühſtücke zu 
beftimmen.” Auf diefe Weiſe wird die Raubheit und Zapferfeit der 
Bayern nod) oft gepriefen. Beim Sturme auf die heilige Stadt kämpfen 
fie an den gefährliditen Stellen. Sturm auf Sturm iſt unjer Wunſch 
— rufen die Bayern, worauf alle Lothringer und Teutſche rufen: 
„auch wir wollen nicht die legten jeyn: Baiern und Teutiche 
gehören zujammen. Ein teutſches Blut, ein bairiſches 
But! Ein Schurf, der nicht mitlauft!” (Ill, 7.) — 

Mit diefem Rufe nehmen wir Abſchied von den einzelnen Dichtern 
und ihren Dramen. In dieſem Aufe ift die Grundanſchauung ent- 
halten, die fie alle bejeelte, auch wenn da8 Wort Bayern im Border: 
grunde Stand. 

But bayeriſch, aber nicht zum Nachteile des Deutichen. Auf jeden 
Tall national im Gegenjag zu allem Ausländiichen in unferem Sinne. 
Nun erft können wir die Trage betrachten, die praktiſch und theoretiſch 
zu löjen verjucht wurde, die Frage nad) der Nationalfhaubühne. Bei 
ihrer Betrachtung faſſen wir zum Schluffe die Entwidelung bes Bühnen: 
weiend in München und die einheimilche Dramatik zufammen und meſſen 
den Erfolg an dem durch die Theorie aufgeftellten Maßſtab. Zu diefem 
Zwecke ift es nötig, ben Blid auf die Bühnen und Litteraturgefchichte 
ganz Deutichlands zu richten und in Kürze die Hauptvertreter der 
yorderung einer Nationalihaubühne zu nennen. 

Gottſched hatte die Vorausſetzung geichaffen, die allein die Frage 
einer Rationalichaubühne ermöglichte ; er hatte Drama und Bühne wieder 
änander genähert und zu gegenfeitiger Erziehung Dichter und Schau: 
Irieler berufen. Aber Gottiched „der Deutſche“ hemmte mit feiner 
nüchternen Vorliebe für franzöfiiche Korrektheit, für unmahre Leiden- 
haft jede nationale Entfaltung der Litteratur. Wollte er nur Gegen: 
fände der alten Gefchichte und Sage in den Dramen behandelt willen, 
fo trat kurz darauf Johann Elias Schlegel zum erjten Male mit der 
Forderung nad) nationalem Stoff und Gehalt auf. Er ftellte ſich be: 

wußt Gottſched gegenüber und begann deſſen „verfehrte Begriffe nieder: 
zureißen“. Schon 1747 verfaßte er die — allerdings erjt 1764 ge- 
druckten — „Gedanken zur Aufnahme des däniichen Theaters”, die das 
Weſentliche feiner Forderungen enthalten. Er wendet fich gegen die 
Deutichen, die aus ihrem Theater nichts anderes als ein franzöfiiches in 
deutſcher Spradye gemacht hätten. Er erkennt zuerſt die und billig 
dünfende Wahrheit, daß „ein Theater, welches gefallen joll, nad) den 


412 Dramatiſche Litteratur. 


befonderen Sitten und nad) der Gemütsbeichaffenheit einer Nation ein- 
gerichtet jeyn muß, daß Schaufpiele von franzöſiſchem Geſchmacke in 
England, und von engliihem in Frankreich gleid) übel angebradyt jeyn“ 
würden. Sofern freiliy fremde Stoffe — urteilt Schlegel mit Recht 
weiter — allgemein menſchliche Züge aufweilen, find fie durchaus nicht 
zu verbannen und ein großer Dichter wird fie überall mit ficherer Aus- 
ftcht auf Erfolg behandeln dürfen. Wie jehr iſt gerade hiergegen in den 
nächlten Jahrzehnten gefündigt worden! Man verwarf auf einmal alles, 
wollte um jeden Preis national jein und geriet in dem fyeuereifer, 
volfstümlich zu fein, auf den Irrweg einer unmwahren, rein phrafen- 
haften Deutichtümele. Man übertyrannte den Tyrannen. Nur als 
überhaftige Reaktion gegen franzöfiiche Geziertheit ift diefes Symptom 
zu erklären. Für die Bühne hätte die Hermannsſchlacht nur jchäd- 
lihe Folgen haben müſſen, wäre nicht der gelunde und weit ftärfere 
Gegenjag mit Leſſing erichienen. Leifings Streben war durchaus national. 
Aber er wußte, daß fich die Trage nad) einer Nationalichaubühne weder 
von hente auf morgen, noch überhaupt durch abfichtliche Wahl von 
lauter nationalen Stoffen löſen ließ. Daß „wir noch immer die ge- 
Ihmorenen Nachahmer alles Ausländiichen, beſonders noch immer die 
unterthänigften Bewunderer der nie genug bewunderten Franzofen find“, 
bradhte ihn zu der heilfamen Ausrottung alles franzöſiſchen Bühnen- 
plunder8 (leider aber auch der Meifterwerke); dagegen wies er auf 
Shafejpeare nachdrücklich hin. Da lag Nationales in tieferem Sinne, 
da jand er leidenjchaftliche Jünger. Shafejpeare war für Herder das 
Muster, dem unfer deutliches Drama nadyzuftreben habe. Auf Herders 
Mahnen hörte der junge Verfaffer der Schrift über Erwin von Stein: 
bad), der Sammler von Bolfsliedern, der Dichter des Götz! So ent: 
ftand neben Leſſings fünftlerifch= vornehmer Wahrung des Formalen 
wieder eine wilde Gärung. Die Jungen wollten wieder klüger jein als 
die Alten; als Entihuldigungs: und Schlagwort griff man Gerſtenbergs 
Genie auf und nun ftampfte über den achtſam und fein vorbereiteten 
Boden der deutichen Litteratur eine wilde, zügellofe Schar, deutſch bie 
ins Mark, oft „undeutſch deutih” (Tied). In diefem Jahrzehnt tauchten 
die eriten „National: Schaubühnen” auf, wenn man von der Hang 
burger mißglüdten Unternehmung abfieht. Leſſing jpottete über mi, 
Mannheimer Nationalſchaubühne. Schon in der Dramaturgie hatte or 
ausgerufen: „Über ben gutherzigen Einfall, den Deutichen ein Natiorn al⸗ 
theater zu verſchaffen, da mir Deutiche nod Feine Nation find.” Max ın- 





Bayerische Nationalbühne. 413 


heim konnte ein pfälziiches Nationaltheater allenfall3 fein eigen nennen. 
Richt von der „politiichen Verfaſſung, jondern bloß von dem fittlichen 
Charakter“ der Deutichen Hatte Leſſing nationale Einheit als Vor: 
bedingung einer Nationalbühne verlangt. Bier werden mir einen 
Bideripruh und eine Parallele bei zwei bayeriichen Xheoretifern, 
Weſtenrieder und Strobel, finden. Jener glaubte allerdings, daß dem 
fttlihen Charakter nad die Deutichen eine Nation Jeien. Bon der 
Komödie — um dieje zunächſt zu betradjyten — forderte er inländiſche 
Stoffe, wie wir bereit3 gehört haben. Aber er glaubte damit feine 
provinzielle, jondern eine Nationalbühne zu ſchaffen. „ES barf nur 
jede Provinz diejenige Charaktere und Sitten, die bei ihr angetroffen 
werden, bearbeiten, um am Ende etwas Nationelles, etwas, dag in 
ganz Deutichland zu Haufe ift, herzuftellen.“ Und nun madıt er eine 
ſehr feine Bemerkung: „Unſere Berfchiedenheiten im Sittlichen ver: 
halten fi faſt immer, wie die Berfchiedenheiten unjerer Mundart, 
welhe überhaupt im Weſen der Spradje nichts ändern.“ ') Für ihn 
war aljo die dee, eine Nationalſchaubühne zu Ichaffen, durchaus fein 
„gutberziger Einfall“. Ganz anders Strobel. Er hielt eine allgemeine 
deutiche Nationalichaubühne in jeiner Zeit für unmöglich, „weil beutjche 
Bitte, nad) Erdftrichen betrachtet, mehr ala in einer Rüdficht, bunt: 
Khedigt und mannigfaltig, an Grenzgegenden bejonders fo ſehr ver: 
manciert, und in Nachbarsfitten verflößet it, daß es beynahe un 
möglich ſcheint, alle dieſe Verflößungen, Nuancen und Sittenarten aus- 
gleichen, und eine allgemeine deutſche Nationfitte herzu— 
Rellen.“ 2) Beſchränken wir unjere Wünfche mit dem einzigen, daß 
wigft unfer Baterland Baiern cine Nationalſchaubühne, 
me baierifhe Schaubühne befigen möchte,“ fügte er dann hinzu, 
ducchaus im Banne Iofalpatriotiicher Gelinnung. Bald darauf geriet 
a mit Marchand in einen öffentlichen Streit, in dem er dem Direktor 
dr Nationalſchaubühne die Schuld an der Verwelſchung des Theaters 
wihrieh. In diefem an ſich fruchtlofen Kampfe befehrte fi) num aber 
Ötobel mehr gezwungen als willig zu der Anficht, daß doch eine 
Mlle Nationalbühne nötig und möglich jei. Es galt ja, dem weljchen 
Eafufle Marchands gegenüber das Nationale zu wahren, und es galt 


) Son dem Zuftand des Theaterweſens in München (1782), Werte, 
ı %2a 
) Allgemeine Begriffe von einer Nationalihanbühne, Dramat. Lenior, 
L heit, Beinmonat 1782, ©. 16. 

























Preisausſchreiben für nationale Dramen. 415 


auch fie dem Luſtſpiel (Schaufpiel), d. h. den meiſt in der Gegenwart 
Ipielenden, einer Nationalfitte entſprechenden Stüden ihre Beachtung 
geichenkt haben. Einjeitiger wurde die theoretiiche Forderung, wenn fie 
auch dem Trauerjpiele nationale Stoffe vorjchreiben wollte. Da war 
nicht nur der Mangel einheitlichen fittlichen Charakters, jondern der viel 
ſchwerer ins Gewicht fallende, handgreifliche Mangel an politiicher Ein— 
heit ſchuld, daß jedes Land ſeine provinzielle Nationalbühne zugeiprochen 
erhielt. In dem Beltreben, vaterländiiche Traueripiele gleichſam ala 
Offenbarung aller Dramatik zu erreichen, waren Weftenrieder und Strobel 
einig. Jener duldete, wie wir bereitö gehört haben, von fremden 
Zrauerfpielen nur ſolche, deren Empfindungswelt, deren Sitten und An— 
ſchauungen feinem bayeriichen Volke nicht unverftändlich waren, war aljo 
nicht Afthetifer, fondern wie immer und überall Pädagog. Hatte er 
ſelbſt in feinen Trauerſpielen Stoffe wie König Saul und Marc Aurel 
behandell — ohne daß wir freilid) wiffen, ob er fie mit rein menſch— 
fihem Gehalt, völlig verzichtend auf hiftoriiche Färbung im Denken und 
Handeln, erfüllt bat,!) — jo war das immerhin zu einer Zeit geichehen, 
wo er jelbft noch in der Entwicklung ftand und feine Theorien kaum 
in aller Schärfe gefaßt, mwenigftens nicht ausgejprodyen hatte. Sobald 
er jedoch öffentlich in feinen Zeitjchriften das Volk zu erziehen unter- 
nahm, forderte er nationale Stoffe für das Trauerfpiel. Obwohl nicht 
mit Glücksgütern gejegnet, jeßte er jelbjt 25 Dufaten aus für das befte 
dramatiſche Gedicht, das 

1) eine rühmliche, erweisfiche That eines oder mehrerer Bayern 

in Kriegs- oder TFriedenzzeiten behandelt und 
2) in Anbetraht der Schaubühne unfrer Zeit und in Rüdficht 
auf die Völker, mit denen wir in guten Einveritändnis leben, 
einer ungehinderten Aufführung fähig ift. 

Der inländifhen Denkungsart ber Vorfahren ſollte das Preisitüd 
entiprechen, es jollte den Zeitgenoffen Stolz und urjprüngliche Tugenden 
einflößen, follte „mit Enthujiasmus für Recht und Baterland hinreißen“. 
„Wem das Herz glüht, wenn er den Namen heroiſcher Baiern hört — 
Der foll dichten! Vielleicht fchärft er den Blid, daß wir das Wenige, 


) Bom König Saul ijt nicht? erhalten; gedrudt ift er niemald. Von dem 
Bersiiden Schaufpiel Marc Aurel (1776) gibt Franz Munder Inhaltsangabe 
und Berfonenverzeihnig nach bandichriftlichen Aufzeichnungen in der Hof- und 
StnatöbibliotHef München in Mar Kochs Aufiap über Weitenriederd ſchönwiſſen— 
Khaftlihe Thätigkeit, Jahrbuch, IV, 19 und 40, Anm. 10a. 











418 Dramatiihe Litteratur. 


Kreittmayr abgefaßtes, vom Kurfürften unterzeichnetes Schreiben (vom 
26. November 1781), das den ferneren Drud, Verlag und Auf: 
führung des „Otto von Wittelsbady” unterjagte und das Aufführungs- 
verbot aller vaterländiichen Dramen enthielt. Die Beranlaffung dazu 
bot dem um die Glorie feines Haufes bejorgten Kurfürften die Ver— 
herrlichung des verbrecherifchen Otto von Wittelsbad) in Babos Drama. 
Befremdlich Ichien e8 dem Kurfürften, „daſ man aus der bayerijchen 
Hiſtorie ſolche Thaten, weldhe dem Churhaus zu feiner Ehre ge 
reichen, mithin mehr in die Vergeſſenheit ala Gedädtnus 
gebracht werden jollen, hervorſucht und nicht nur hier auf das offent- 
Yiche Theater bringt, jondern aud) durd) approbirten Drud authoritate 
publica zu verbreiten hilfft“. Künftighin durfte das Cenſurkollegium 
fein Drama in Bayern zum Drude freigeben, das nicht vorher die 
perfönliche Genehmigung des Kurfürften erhalten hatte, falls es 
Gegenftände behandelte, „welche da8 Ehurhaus oder den Staat angehen”. 
Erit am Schluffe dieſes Schreibens wurde dem Cenſurkollegium befohlen, 
auch „in anfehen anderer in= und auffer Deutichland regierenden Hohern 
Häufer all mögliche Behutfamkeit zu gebrauchen und unangenehme An— 
ftößigfeiten dadurd) zu vermeiden“. 

Daß der ausfchlaggebende Grund nicht dieſe Angftlichfeit vor einex 
Berftimmung am Wiener Hofe, jondern allein die Aufredhthaltung Dear 
„Würde“ des eigenen Ehurhaufes war, geht aus einem zweiten Schreiben 
des Kurfürften hervor (vom 23. Januar 1782), das dem Cenſurkolleg 
aufs neue anbejfahl, „jene Stüde, welde in die geſchichte des 
durhlaudtigiften Ehurhaufes Pfalz:Bayern, oder der 
pfalz=bayrifhen Nation einſchlagen, allemal vor dem Drud 
mit der censur nad) Hof einzufchiden und die approbation von 
dort zu erholen“ .... Und warum diefe neue Verordnung? Hübners 
„Hainz von Stain der Wilde”, der Verräter des PVaterlandes!, war 
erſchienen. „Injonderheit hat das letztere Stüd feine geringe Ver 
wunderung erweckt, daß man eine fchrift ſolch scandalosen Inhalts * 
des offentlichen Drucks würdigen und dem authori ftatt der verdienten 1 
andung die approbation ertheilen möge.” 

So Itand es damals — 1782 — ſchon wieder in Münden! 
So begann die geiltige Unterdrüdung, die alles freie und wertvolle | 
Schaffen einihüchternde, ja unmöglich” machende polizeiliche Aufficht im 





I) gl. Kreisarchiv Minden, H.R. fasc. 743 Nr. 48. 





420 Dramatiſche Kitteratur. 











Was nad; langer Verwilderung und geiftiger Armut durch die made 
Männer, die fih um Nießer fcharten, durch MWeftenrieder und and 
erreicht war, mit diefem Ruhm hatte es feinen Lohn dahin. Die % 
funft konnte nicht erfüllen, was unter Max III. Joſef die Beſten j 
hatten. Es traf eine ſolche Fülle von Hinderniffen freier, künſtleriſch 
Entwidlung zufammen, daß auch ein tüchtigerer, das Idealbild ein 
Bühne ebenjo mie ihre Gebundenheit an reale Berhältnifie bes 
Ichauender Intendant diejes „Nationaltheater” faum über die harmle 
Mittelmäßigkeit hätte erheben können. 

Als die geiftige Entwidlung Bayerns in einem neuen Jahrhunder 
unter einem neuen Kurfürften und König wieder einjeßte, wo fie & 
einem Menfchenalter abgejchnitten war, als Münden immer näher g 
dem Ruf und Ruhm gebracht wurde, eine Stadt der Kunſt, der ebeifk 
und reinften Blüte aller Kultur zu heißen, da begann aud) das M 
tionaltheater eine neue, freilich noch oft bedrohte Blütezeit zu err eiches 














Anhang. 
I. Repertoire der Nationalfhaubühne 17721799. 


Vorbemerkung. 


Der Verſuch, in chronologiiher und alphabetiicher Anordnung den 
Spielplan der churfürſtlichen Nationalihaubühne von ihrer Gründung bis 
zum ode des Grafen Eeeau, bzw. des Kurfürſten Karl Theodor (1799) 
wiederzugeben, ſtieß von vornbein auf die größten Schwierigkeiten. Mehr 
als für den voraufgehenden Text galt bier die in Vorwort ausgeiprochene 
lage, daß der Mangel an zuverläfligem und umfangreichem Material manche 
Lücke und Unrichtigkeit zu entichuldigen habe. Konnten C. U. 9. Burk— 
bardt in feiner Publikation des Weimariſchen Spielplang unter Goethes 
Leitung und 3. Walter in jeiner Veröffentlihung des Mannheimer Reper- 
toirs al3 vorzüglicdhite Tuelle eine Fülle von Theaterzetteln benußen, die 
forglich aufgehoben fich vorfanden, jo bot jich bier die gleiche Duelle nur 
für die Jahre 1782-1785 in Geſtalt jener Zettelbände, die die Münchener 
Univerjität-Bibliothef unter der Signatur P. germ. 212 aufbewahrt. Für 
die übrigen zwanzig Sabre war id), von einzeln erhaltenen Zetteln ab— 
geieben, nur auf Beitichriften und Zeitungen bayerischer und nichtbayerischer 
Herkunft, auf gelegentliche Korreipondenzen und Briefe, auf die Zenſurakten 
des Königlichen Kreisarchivs und andere zufällige Funde angewieſen. Sinmer: 
bin Lie ſich aus diefen Quellen das Verzeichnis der Stüde von 1779—1799 
in ſolcher Bollftändigfeit gewinnen, daß eine Veröffentlihung desfelben ein 
durchaus zutreitende® Bild von dem literariſchen Gepräge Münchener 
Theaterlebens in jener Zeit bietet. Denn wenn auch der auf Wechjel und 
Zufälle ſtets angewielene Theaterbetrieb die Abjegung manchen Stüdes im 
legten Augenblicke nötig macht, die Aufführung diefes Stückes aber in dem 
vorher abgedrudten Wochenjpielplan angekündigt war, fo entjtehen aus 
folchen Veränderungen und VBerichiebungen doch nicht To fchwere Fehler in 
dem abgedrudten Spielplan, daß die literarifche Silhouette merklich ver: 
ändert würde. Den beiten Beweis dafür boten jene drei Jahrgänge, die an 
“ der Hand der zuverläfligen Bettelbände eine Prüfung des aus Zeitichriften 
gewonnenen Spielplan: ermöglichten und nur geringfügige Anderungen ergaben. 

Weit ungünftiger freilich Steht e3 mit dem Spielplan der Jahre 1772 
bis 1778, den ich überhaupt nur bruchſtückweiſe zu Lieten vermag. So wert: 
voll ein Blid in jene eriten Jahre des Kämpfens und Ringend auch fein 
würde, wir müflen und mit dem dürftigen Material beicheiden, das ſich wohl 
faum verniehren lafien wird. Gerade das jiebente Jahrzehnt iſt arm an 
bayeriſchen Zeitichriften. Und in morddeutichen Yiteraturblättern wird nur 

25 





Dezember 1772 bis Oftober 1775. 423 


I. Dez. 1772: Der Hausvater (dedgl. am 10. Mai 1773), Sch 5 (Diderot), 
. Zeiling. — Mai 1773: Der Dejerteur aus Kindesliebe, L 3 Stephanie d. j. — 
27. Mai 1773: Der Frauengünftling (deögl. 22. Juni 1773, — ? —. — 
21. Okt. 1773: Die Liebe für den König, Stephanie d. j. — 11. März 1774: Der 
wohlthätige Murrkopf, 83 Stephanie d. j. — 12. Juli 1774: Die drei Brüder 
alS Nebenbuhler, & 1 n. Lafontaine v. Faber. — 29. Juli 1774: Die drei 
Sultaninnen oder Solinan II, &3 n. Favart v. Raſpe. — 26, Hug. 1774: 
Mimnna von Barnhelm, & 5 Leffing. — 23, Sept. 1774: Der Ehrgeizige, L 5 Weid- 
mann!) — 1774 ferner: Der befheidene Ehemann, & 1 Savioli. — Die 
Ahhnenſucht, X 1 Savioli. — Die unglüdlihen Grafen von Bontis, Tr2v. W. 
Rothbamer. — Der Vohlthätige, Sch 5 v. F. 4. v. Courtin u.a. — 


1775. 


— Der Menſchenfeind, n. Moliöre vd. 
Kepner. 

— Der Schap, Leſſing ?], Pfeifel. 

— Die zween Kandidaten, X 3 We⸗ 
ftenrieder. 

— Lottchen am Hofe, S 3 Weiße, Hiller. 

— Der Geburtstag, X 2 Heufeld. 

— Pygmalion, Melodr. 1 Roujjeau 
(Gotter), Benda. 

— Das Spiel der Liebe (und des Zu: 
falls), 2° 3 Marivaur (fiehe aud 
Maske für Maske) v. Jünger. 

— Der entlarvpte Philofoph, X 5 Ste: 
phanie d. j. 

— Die falſcheMutmaßung, L, Marivaur. 
— Der redliche Bauer und der groß: 
miütbige Jude, X 3 Pauerdbad). 

— Der Univerjalerbe, n. Regnard v. ? 
— Der Edelknabe, 2 1 %.%. Engel. 
21. April: Die Liebe will gezantt jein, ? 

23. April: Der Bettler, L 5 Bod. 
— Der Veltindier, X 5 %. %. Bode. 


2. Mai: Der dankbare Sohn, X 1 Engel. 


— Die jeltjame Eiferjudt.Stephanied;j. 
12. Mai: Die Probe der Zärtlichkeit 
und Treue, 2 5 Destoucdes. 

— Der Seheimnisvolle, .E.Schlegel ? 
23. Mai: Der Eigenjinnige, Stepha- 

nie d. j. 


1) 3. Goedetes Grundr. 4, 71, Nr. 33. 2) &t. Th. Ktopp? Graf Salern? 


— Die ſchöne Lüge oder die Stimme 
der Natur, L 1 n. Arnaud v. 
Brahm. 

— Tartüffe, & 5 Moliere. 

18. Juni: Der Bauer aus dem (es 
birge, 82 Heufeld. 

— Der verlorene Sohn, L 5 Kepner. 

— Die Menähmen, Len. Regnard, ? 

— Der allzugejälige Ehemann, 8 3 
Stephanie d. j. 

— Bräjentirt dag Gewehr, 22%. 9. 
Fr. Müller. 

— Die unverjehene Wette, X 1 Se— 
daine, Gotter. 

— Der Deierteur, Tr 5 Mercier [oder 
S 3 Sedaine, Monfigny ?]. 

— 2everley, Trd n.Saurin vd. Schröder, 

— Die Freundſchaft auf der Probe, 
S 2, Favart, Sretry. 

10. Sept.: Der Zänfer, Un. Balaprat.?) 

— Die Widerſprecherin, Shakeſpeare. 

— Der Berihiwender, Y5n. Deftouches. 

— Der Schubfarren des Eifighändlerg, 
L 3 n. WMercier dv. Brahm. 

24. Sept.: Oreſt ımd Elektra, Tr 5 
n. Voltaire d. Gotter. 

— Die Wölfe in der Heerde, X 5 
Stephanie d. j. 

— Die Verführung, Sh3 Ign. Hübner. 

29. Oft.: Verwirrung über Verwirrung, 


28* 


424 


2 3n. Calderon (vgl. Goed. Grundr. 
4, 71, Nr. 52). 
— Die gelehrte Frau, C5 Ayrendoff. 
— Thorheit und Betrügerei, & 2°). 


— Der Schneider undjein Sohn, E2Fuß. 


— Der Gefälige, ? 


Oftober 1775 bis März 17 


— Eiferſucht u. Muthwillen, Scimanue®. 
— Die Vormundiaft, Nautenfteaud. FE 
22. Dez; Der Philoſoph ohne es zu =# 
wifien, & 5 n. Sedaine vd. Bfeffel. 
— Gräfin Tarnow, J. 9. F. Müller. 
— Nanine, n. Voltaire d. Dufresne 


_ı 


Aufjerdem find 1775 noch aufgeführt: 


15. März: Diderots Hausvater, über!. 
v. Leſſing. 

30. März: Der Kapellmeiſter, © 2 n. 
Gimaroja$ Il maestro di capella, ? 

18. April: Pierre und Narcih, ? 

21. Juli: Henriette oder darf man 
jeine Frau lieben, & 5 Gebler. 


Liebe für den König. 

19. Nov.: Eugenie, Sch 5 nm. Beau— 
mardais v. Schwan. 

%. Nov.: Graf Olsbach. 5 Brandes. 

9, Dez.: William Butter, Tr 5 


Spedner auf Pilhofen. (Son früder 1 
aufgeführt: f. oben 8, 270.4 








1776. 


Januar. 
1. Der Schubtarren des Eifighändlers. 
5. Die Belanntihaft im Bade, Ste 
phanie d. j. 
7. Der Philoſoph ohne es zu wiſſen, 
Sch 5 Pfeffel. 
10, Der redliche Bauer und der groß⸗ 
miütige Jude. 
12. Der Kavalier und die Dame, L 
n. Goldoni 
14. Die Wölfe in der Herde, Ste 
phanie d. j. 
17. Trau jhau wem, 2 5 Brandes. 
21. Der Umiverjalerbe, 
24. Die Hauspaltung nad) der Mode, 
& 3 Heufeld 
%. Die faljchen Entdedungen, Gotter. 
2. Die Belannticaft im Bade 


Februar. 
2. Der Geizige, & 5 m. Moliöre d. 
Kepner. 
4. Der Furdtjame, L 3 Hafner. 
Der Geburtötag, & 2 Heufeld. 
7. Der Gefälige. 
11. Der Kavalier und die Dame. 
14. Die falſchen Entdedungen 








2) Bat. Goed. 4, 70, Nr. 30. 


*) Schon 1774 aufgeführt, |. eben S 208. 


16. Die Hausplage, C5 Pelzel. 

18. Der Liebhaber nal) der Mode, 23 4 
Heufeld. 

23. Agatha oder das Prädifat, be = 
ler ? 

2. Nanine. 

27. Mathilde, Sh 3 Frondofer.”) 


Mär. 

1. Der adelige Tagelöhner, SH 5 
Nefjelrode. 

3. Die Hausplage. 

5. Die Kriegägefangenen, Stephanie 
d. j. 

8. Der Herzog von Foix oder Amalie, 
Tr 5 Eourtin, 

10, Die falſche Muthmafung. 
Der Schuſter und fein Freund, 
Sch 2 Anton Graf Törring, 

12. Oreſt und Eleftra, Gotter. 

15. Der adefige Tagelöhner. 









19. Der Gropmüthige, 8, F. W. Wepel 
22. Die Vetalinnen, Tr 3 Crengir. 
24. Der Galeerenilave, U 5 Falk 
26. Durimel(n. Lipowsty: D. Schwäj 
28. Alzire, n. Voltaire v. Stepner, 


April bis Auguft 1776. 


Ayril. 
8. Serena, Tr, Pfeffel. 
Der Schneider und fein Sohn 
(n. Lipowsty: Die in Tyrol ver- 
liebten Räuber) ? 
Die Hausfreunde,L3 Morawitzky. 
Die Mütter, ? 
Der Hufihmid, S 1 Andre. 
Der Schublarren des Eſſighändlers. 
Das Prädikat. 
Die Vormundſchaft (n. Lipowsky: 
Der Bhilofoph) DB ? 
19. Die Stärke der väterlichen Liebe. 
21. Der Schwäger, 25 Weidmann. 
23. Der Herzog von Foir. 
26. Sie liebt in der Einbildung, Ste- 

pbanie d. j. 

23. Die Freundihaft auf der Probe. 


9. 
12. 


14. 
15. 


Mai. 
2. Der Schuiter und fein Freund. 
3. Eiferfuht und Muthwillen. 


Der Adel des Herzens, J. H. Müller. 


SD. Bräjentirt das Gewehr. — Arlequin 
als Gentaur, B, Conjtanz. 
16. Johann Fauſt, ein allegoriiches 
Trama 5 Weidmann. 
Der Zauberpalaft der Xicbe, B ? 
1. Johann Fauft. 
19. Der Adel des Herzen?. 
Die Räuber, Sch 1 Weidmann. 
A. Sie liebt in der Einbildung. 
24. Der adelige Taglöhner. 
31. Straf Walltron, Sh 5 Möller. 


Juni. 
4. Graf WBalltron. 
7. Tartüffe. 
9. Die Wölfe in der Heerde. 

11. Beverley. 

14. Peter Zapfel, Stephanie d. j. 
Siri Bari Kanari Manari Schar 
riwari, Bantomine vd. Konftanz. 

18. Straf Walltron. 


— 





2) Wohl fen 1774 aufgeführt; 1. oben S. 


425 


| 21. Die Jagdluſt Heinrichs IV., L 
| Schwan. 
| Der bezauberte Brunn, B. 
ı 26. Der Geheimnißpolle. 
| 27. Serena. 

Der Freund der ganzen Welt, n. 
| Legrand v. Otterwolf. 
Der Geizige (n. Lipowsky: Die 
beiden Geizigen)S, Muſ. v. Gretry. 


| 30. 


Juli. 

2. Das Spiel der Liebe. 

| 5. Die Widerjprecherin. 
Die Sitten ber igigen Beit. 

. Der adelige Tagelöhner. 

. Ter Zänter. 

. Adelſon und Salpvini, Tr 
Daun. 

Vierundzwanzig Stunden, 3. 

.Adelſon und Salvini. 

| . (Auf dem Theater im Herzoggarten :) 

| Der Deſerteur, Sedaine, Monfigny. 

. Die Stärte der väterlichen Liebe. 

. Der geadelte Kaufmann, % 5 

| Brandes. 

. Die Sitten der igigen Zeit. 

| Die Räuber. 

| . Die Haudplage. 

. Der Schuſter und fein Freund. 

. Der adelige Tagelöhner. 

. Der geadelte Kaufmann. 

. Graf Walltron. 


| Anguft. 

4. Frau Dlariandel, Stephanie d. j. 

. Der Schneider und fein Sohn. 

9. Tie Mediceer, Sch 5 Brandes. 

. Der Teufel ftedt in ihm, 22 Kepner. 

| Ter dankbare Sohn. 

. Die Mediceer. — Jäger-Ballet. 

. (Der bejdeidene Ehemann.) 

| Die Ahnenſucht.,) — Die Herr: 
ſchaftsküche, B. 

23. Der Weſtindier. 


329. *) Umgearbeitet. 


426 


25. 
27. 


30. 


13. 


29. 


. Der wohlthätige Murrtopf. 


Der mwohlthätige Murrlopf. 

Der Kaufmann von Lyon, Sch 5 
%. Ch. Bol. 

Die Stimme der Natur. 

Der Kübehirt, X 2 Weidmann. 


September. 


. Die Schwiegermütter, X 5 Brandes. 


Das Orakel, B. 


. Bräfentirt da3 Gewehr. 

. Die Schule der Väter, 2. Andre. 
. Alzire. 

. Die 


ihöne Münchnerin (n. der 
ihönen Wienerin). Goed. V, 355. 
Der große Baud, B. 


. Die falihe Muthmaßung. 


Der Kühehirt. 


. Der Philoſoph ohne es zu wiljen. 
. Der Freigeift, Brawe. 
. Der engliihe Weije, U 3 Steigen- 


teſch. 


. Die Veſtalinnen. 
. Der Lehnsherr. 
. Die Ihöne Mündnerin. 


April. 


Die Entführung der Projerpina. 


Das falihe Kammermädcden, X 3 14 
n. Marivaux — Die Nymphen, 2. >21 
| 
uni. 
Der Haudvater (Bid als Gall). 19 
Don Juan, B Cruz, Muj.v.Glud. | 21. 
1778. 


| 
2. Die Sitten der igigen Zeit. 
Der Kühehirt. 
4. Ulzire. 

6. Emilie Waldegrau.!) Dr 5 Erengin. 

8. Die Schwiegermütter. 

11. Der Stolze, U 3 Weidmann. 
| 13. Der Freigeiſt. 

15. Emilie Waldegrau. 

18. Die reihe Frau, (8. G. Leiling ?) 

20. Nanine. 

22. Die reihe Frau. 

25. Eraft. ’ 
Der Zurift und der Bauer, 82: 
Rautenſtrauch. 
27. Die Subordination. 

28. Die Wölfe in der Heerde. 


. Die Nebenbubler, 


Auguft 1776 — Ottober 1778. 


Ofteber. 


. Die reihe Frau. 


November. | 
2 5 Engel 
bredt. 

Nrlequin in Sclaverey, 2. 


September. 


. Das Fiſchermädchen, S v. Chieri. 


Muſ. dv. Biccini. 


. Dezgl. 
. Desgl. 


Dezember. 


. Hamlet?) (Schitaneder als Gaftı. 


Yariko, Tr 1 Pegel. 


Legte Vorstellung der alten Truppe: 15. Sept. Romeo und Julie, Tr 5, Weiße. 


Seit dem 6. Oftober 1778 (Eröffunng der Schaubühne) 
bis zum 18. Dezember 1778. 


— Eduard Montrofe, Tr 5 Dieride. 


Die Liebe des Kortes und der The— 
laire, BLauchery, Muſ.v. Cannabich. 


— Die Wirthſchafterin. 


Sylvain, S In. Marmontel von 
Faber Gretry. 


1) Oder: Das redende Gemälde, Tert von Anfeaume, Muſik von Gretry. *) S. oben ©. 171. 


%. 
so. 


St 


Oftober 1778 bis Februar 1779. 


Graf Eſſex. Tr 5 n. Banks. 

Der Edeltnabe, X 1 Engel. 

Der prächtige Freigebige, © 3 a. 
d. Franz. v. Faber, Min. v. Gretry. 
Henriette, Großmann. 

Minna v. Barnhelm. 

Die Einihiffung nad Cythere, ein 
„epiiches Gedicht“, B Lauchery. 
Der poetiihe Dorfjunker, a. d. 
Franz. des Destouches v. Dyk. 
Die eiferſüchtige Ehefrau, L 5n. 
Colman v. Bode. 

Der Schubkarren des Eſſigſieders. 
Die Sklavin, S1 Piceini (j.8. VI.79). 
Eugenie. 

Die drei Brüder als Nebenbußler. 
Der Freund vom Hauſe, S 3 a. 
d. Franz., Öretry, Text v.Marmontel. 
Der Eheſcheue, a. d. Franz. des 
Dorat v. Gotter. 

Der Schein betrügt. 

Die Bürgerſchule, X 3 a. d. Franz. 
IX. 79. Zucile, S 2 Gretey, 
Zert v. Marmontel. 

Der Bhilofoph ohne e3 zu willen. 
Der Lügner, L 3 n. Goldoni. 
Das Duell, X 1 Jeſter. 


i. 5 


427 


— Anton und Antonette, 5 2 Des— 

boulmiers-Faber, Muf. v. Groſſec. 

Ines von Caſtro, Tr 3 a. d. Franz. 

des de la Motte, überſ. v. Marchand. 

Nov. Trau, ſchau, wem! Brandes. 

Der heſſiſche Jahrmarkt, pantom. 

Ballet. 

Criſpin als Diener, Vater und 

Schwiegervater, 2 3 Romanus. 

Der verftellte Gärtner (j. 9. IV. 79). 

Elfriede, Tr 3 Bertud. 

Der Haußvater. 

Der Triumph der guten Frauen, 

L 5 Schlegel. 

Graf Treuberg, Tr 5 Czechtizky. 

— Zemire und Azor, 5 4 Marmontel- 
Faber, Muf. dv. Gretry. 

— Nancy oder die Scdyule der Ehe— 
leute, X 5? 

18 De;.: Der Barbier von Sevilien, 
2 4 Beaumardais. 

20. Dez.: Der glüdlihe Geburtätag, 
L 3 Scletter. 

22. Die Reifenden. 

27. Der Diamant, a. d. Franz. des 
Collet, Engel. — Der betrogene 
Vormund, X 5 Bufendorf. 


22. 


1779. 
R binter dem Datum bedeutet Aufführung im Redoutenjaal. 


Januar. 


. Der Grafvon Olsbach, Lñ, Brandes. 
. Der allzugefällige Ehemann. 


Das redende Gemälde, S 1 Bretry. 


. Die Belagerung der Stadt Aubigny, 


Sch 5, Anton Graf Törring-See- 
feld. — Ballet. 


. Die Werber. 
. Die Juden, XU1, Leſſing. — Ballet. 
. Die Sandidaten, X 5, Krüger. — 


Ballet. 


. Die Holländer oder Was vermag 


ein vernünftige® Frauenzimmer 
nit? 8 3, n. Boldoni v. J. Chr. 
Bod. — Ballet. 


20. Zemire und Azor, S 4 Gretry. 
22. Die abgedantten Offiziere, & 5 
Stephanie d. j. 

Die Müller, B ? 

Die Holländer. 

Die Miller, 2. 

Der Barbier von Sevilien, 

Julie, S 3, Tert v. Monvel-Faber, 
Muf. v. Dezede?. 

Der Neugierige, L 5. 

Das Matrofenfeit, B. 


24. 


26. 
29. 


31. 
Februar. 


3. Der Deſerteur, S 3 Sedaine— 
Schwan, Muſ. v. Monſigny. 





Mai bis Auguft 


T. Walwais und Adelaide. 

I. Die Mediceer, Sch 5 Brandes. 

1. Die unvermuthete Zujammentkunft. 

4. Das Intelligenzblatt, Sh 3 Yſen⸗ 
burg von Buri. 
Die große Batterie. 21 Ayrenhofl. 

16. Der dankbare Sohn, X 1 Engel. 
Die Liebe Heinrih8 IV. u. der 
Gabriele. 

18. Die zwo Gräfinnen, S 2 Chiari 
(Boinfinet), Muſ. v. Paefiello. 

21. Tie Verfleidung, L 3 Schwan. 
Ter würtembergiihe Pachter, B ? 

. Die Hausplage. 

Zi. Die Wirthichafterin, X 3 Stephanie 
di. 
Kriadne auf Naxos, M, Brandes. 
Ruf. v. Benda. 

3. Der Haußvater, Sch 5 Diderot. 

D. Der Barbier von Sevilien. 


Juni. 
l. Ter Schublarren des Effigfieders, 
! 8 n. Mercier, B. M.v. Brahm. 
Ber verftellte Gärtner. 
4. der Berftreute, X 5 a. d. Franz. 
des Regnard, Graf Anton Törring. 
b. der allzugefällige Ehemann, X 3 
Stephanie d. j. 
Die arkadiſchen Schäfer, 8 ? 
8. Der Triumph der Freundicaft, 
23 Pfeffel. 
Die Sklavin oder der großmüthige 
Seeſahrer, & 1 a. d. tal. v. 
Schwan, Muf. v. Piccini. 
11. Die Werber. 
13. Die Drillinge, 24 Chr. Fr. v. Boni. 
Die arkadiſchen Schäfer. 
15. Der wohlthätige Murrkopf. 
Iriadne auf Naxos. 
18. Die zwo Gräfinnen. 
20. Der wohlthätige Murrkopf. 
Der Tod Hektors. 
22. Seihwind, ehe es jemand erfährt, 
oder der befondere Zufall, X 3 Bor. 


1779. 429 


25. Lenardo und Blandine, M2J F. 


27. 
29. 


25. 
. Die zwei Geizigen. 


v. Götz, Muf. v. Winter. 

Der Bettler, 2 5 Bod. 

Die Drillinge. 

Der Fakbinder, S1 Audinots Faber. 
Die abgenöthigte Einwilligung, E1 
Gebler. 


Ali. 


. Die Berkleidung. 


Lenardo und Blandine. 


. Der Weſtindier. 
. Zom ones, S3 Boinfinet-Gotter, 


Muſ. v. Philidor. 


. Emilia Galotti. — Ballet. 
. Der Hufichmied oder der Dorfarzt, 


S 2 Andre, Bhilidor. 
Die verliebte Unſchuld, X 1 Pfeffel. 


. Geihwind ehe es jemand erfährt. 
. Der Faſchingſtreich, U 5 Gotter. 

„ Die feidenen Schuhe. 

. Graf von Walltron. 

. Die zwei Geizigen, 5 2 Falbaire, 


Muſ. v. Gretry. 

Das Winterquartier in Amerika, 
L 1 Babe. 

Die Holländer. 


Die abgenöthigte Einwilligung. 


. Die Reifenden, &1. 


Ines von Eaftro, trag. B, Legrand, 
Mui. v. Winter. 


Ananit. 


. Zenardo und Blandine. 


Der Triumph der Freundicaft. 


. Die junge Indianerin, 21 Pfeffel. 


nes von Gaftro. 


. Der Deierteur aus Kindesliebe. 


- Tas Milhmädchen und bie beiden 


Jäger, S 1 Unjeaume » Schwan, 
Mus, v. Duni. 


. Die Meine Ährenleſerin, U Weiße. — 


Rob des Bauernftandes zur Aernte— 
zeit.') 


’) Aufgef. im Hurfürftliden alten Cpernhaus von den Waiſenkindern vom bin. Geift. 


27. 
28. 


10. 


12. 


August bid November 1779. 


.Walwais und Adelaide. — Ballet. 
. Der Zeritreute. 
3. Medea, M Gotter, Mu}. v. Benda. 


Der dankbare Sohn. 


. Der Kobold. 
. Der redlihe Bauer und der groß: 


müthige Jude, X 3 Pauersbach. 
Der Straßburger Bäder, B ? 


. Röschhen und Colas. 


Der ungegründete Verdacht, 3 1 
P. M. v. Brahm. 


. Die Römer in Deutſchland, D 5 


Babo. 


5. Der Lügner, L 3 n. Goldoni. 


Die Römer in Deutichland. 
Der gerettete J3mael!), 52 Vitus 
Lerl. 


. Der poetiſche Dorfjunker, 83 n. 


Destouches. 


September. 


. Meden. 


Grijpin als Diener, Bater und 
Schwiegervater, 25 Romanu2. 


. Soliman IL oder die drei Sul: 


taninnen. — Divertiljement. 


. Die Bürgerfchule, L4n. d'Aleinval, 


v E. E. G. (7) 


. Die verliebte Unſchuld. 


Der Faßbinder. 

Der Philofoph ohne es zu wiſſen. 
Der franzöjiiche Quftgarten, B, Crur, 
Muſ. v. Winter. 

Die Freundſchaft auf der Probe, 
5 2 Favart, Muſ. v. Gretry. 

Die große Batterie. 


.Der Faſchingſtreich. 


24. 
26. 


⸗ ⸗ 


Hamlet. — Balle 
Der Juriſt und 
Rautenſtrauch. 

Ariadne auf War 


. Der TDejerteur. 


Oftobe 


. Eugenie, Sch 5 


5. Julie. Sh 3 Mo 


> IV DD 
m. IV 


16. 


18. 


vd. Dezede?. 


. Der engliide ® 


Franz. v. Faber. 
Der franzöſiſche 


.Graf Eſſex. 
. Die Freundſchaf— 


Die drei Brüder 


. Vie man eine F 


a. d. Engl. v. J 


. Henriette. 
. Das redende Ge: 


Der Bettler. 


. Der Minifter, T 
. Die Wölfe in de 
. Der Hufihmied. 
. Wie man eine \ 
. Die eiterfüdhtige 


Colman, Bode. 


Novemt 


. Zemire und Azor. 
. Das Kaffeehaus 


länderin, 25 8 


. Geihwind ehe ei 
. Sir Heinrid ot! 


Gleichen, L 5. 
Lucile, S 1 
Muj. dv. Gretry 


. Emilia Galotti. 


Der franzöſiſche 


. Minna von Baı 
. Der Berjchiwende 


Tie zwei Geizige 
Ter Tiamant. 
Der ZJauberer. 


1) Aufnef. im alten Cpernbaus von den Waiſenkindern zum big. Andreas 


17. Romeo und Julie, Tr 5 Weihe, 
— Ballet. 

19, Der Berichwender, 2 5 n. Des: 
touches. 

21. Der Kaufmann von Smyrna, S1 
Chamfort- Schwan, Mui. v. Vogler. 
Tie junge Wittwe. 

in der Au. 


November 1779 bi März 1780. 431 


19. Clavigo, Tr 5 Goethe. — Ballet. |; 6. Die Sklavin. 
21. Der Jurift und der. Bauer. Der Schubtarren des Eſſigſieders. 


Meden. | 10. Tie Werber. 

23. Ter glüdlihe Geburtstag, 2 3 12. Der Eheſcheue, L5 n. Dorat, Gotter. 
Schletter. — Ballet. | 13. Anton und Antonette. 

26. Guſtav Waſa, Tr 5 n. Broofe v. Das Winterquartier in Amerika. 
Ehmid. — Die Heirath duch | 17. Merope, Tr 5 n. Voltaire, Gotter. 
Gelegenheit oder die baierifche Luft» — Ballet. 
barkeit, B Lauchery, Muf. v. Winter. | 19. Der Deferteur aus Kindesliebe. 

28. Die Wölfe in der Heerde. | Der franzöfiiche Ruftgarten. 


Tie Heirath durch Gelegenheit. 21. Sylvain oder das bejiegte VBorur: 
D. Eir Heinrich. | theil, 51 Marmontel, Muſ.v. Gretry. 
Der Kaufmann von Smyrna. | Die Wirthichafterin. 


| 22. Wie man eine Hand umtehrt. 


Dezember. 27. Die Freundſchaft auf der Probe. 
3. Bamela oder die belohnte Tugend, Die Widerfprederin. 
! 3 n. Goldoni, Weiskern. 28. Der Schein betrügt. 
d. Henriette. Die Reifenden. 
1780. 
Jannar. | Februar. 


> Die heimliche Heirath, &5 
n. Eolman u. Garrid v. Schmid. 
Cortes und Thelaire, her. Ballet. 

4. Die jeidenen Schuhe. 6. Der Zauberer. 

_ der dankbare Sohn, & 1 Engel. 10. Der Bojtzug oder die noblen 


ı 4. Der Barbier von Sevilien, U 4 
| 

‘ Die Römer in Deutichland. | Baffionen. X 2 Ayrenhofi. 
| 


n. Beaumardais. 
Der Tod Heltors. 


9. Tie abgedantten Offiziere. Die Sklavin. 
12. Die zwo Gräfinnen. 11. Die Erbichaft, 23 Gemmingen. 
14, Graf Efier — Ballet. Ines von Caſtro. 
16. Das Rendez⸗vous oder die eifer— 13. Merope. — Ballet. 
ſüchtigen Liebhaber, & 3 a. d. 15. Die Juden. 
Franz v. ©. 
Dex franzöſiſche Luſtgarten. 


Der Kaufmann von Smyrna. 
18. Der engliſche Weiſe. 


19. Der Deſerteur. 20. Der wohlthätige Murrkopf. 
Der Tod Hektors, B, Legrand. 22. Die unvermuthete Zuſammenkunft. 
An gela oder der Sieg der Un— 25. Eugenie. 


ſch uld, rühr. & 5, ? 


27. Der Spleen. 
Darius, Tr 1 Spedner. 


21. Dag Kaffeehaus. | Die Heirat durch Gelegenheit. 
| 29. Die Erbichaft. 


Der Sreund vom Hauſe, 3 | Die zwei Geizigen. 
armontels;zaber, Muf. v. Gretry. 
2 Das Rendez-vous. | März. 
te Liebe Heinrichs IV. und der 5. Der Faidingftreih, O5 n. Mont 
@briele. | fleury, Gotter. 


. Die Drillinge. | 7. Die Madferade oder die dreifuche 





uni bi8 Oftober 1780. 433 


Die Krönung der NRorelane, B. 
. 8. Der Schein betrügt, & 5 Brandes. 
©. Der Kobold. 
VB. Der Jurift und der Bauer. 
Tas redende Gemälde. 
30. Tie unähnlihen Brüder. 
Crpheus und Eurydice, B. 


Inli. 
2, Elfriede, Tr 3, Bertuch. 
Irpheus und Eurydice. 
3. Die fhöne Arjene, S 4 Favart, 
_ Ruj. v. Monfigny. 
‘. Wie man eine Hand umtehrt. 
9. Juliane von Lindorat, Sh 5 n. 
Gozzi v. Schröder und Gotter. 
11. Die ſchöne Arfene. 
14. Der Unterfchied bei Dienftbewerb- 
ungen. 
16. Juliane v. Lindorat. 
Narciß, 8. 
18. Die junge Indianerin, L 1 n. 
GC Hamfort, Pieffel. 
Anton und Antonette. 
21. Die verftellte Krante, 23 n. Gol- 
doni, Laudes. 
23. Merope. — Ballet. 
>. Stella. — Ballet. 
*. Das Duell oder das junge Ebe- 
Paar, & 1 Zefter. 
Röschen und Eolas. 
%. Rache für Rache. 


Anguſt. 
2. Die große Batterie. 
einold und Armida. 
Die Bürgerſchule, L4n d'Alein⸗ 
Dal, E. E. G. 
Eduard IV., König von England, 
heroiſch. Ballet, Legrand. 
Ser Adjutant, L 3 Brömel. 
ie verſtellte Krante. 
er verſtellte Gärtner. 
1, tan, ſchau, wem! 
15 er Freigeiſt. 
j er Adjutant. 


. 


SO X Q@ 


— eh 
ss oO X nn & m 


Die verlaffene Kalypfo. 


. Das Duell. 


Die Kolonie, S 2 a. d. tal. v. 
Andre, Muſ. dv. Sacdini. 


. Die Kolonie. 
. Graf Walltron. 
. Alle irren ſich oder die Eifer- 


füdtigen, X 3 n. Murphy. 


. Die Maskerade. 


Das redende Gemälde. 


September. 


. Criſpin als Diener, Vater und 


Schwiegervater, X 5 Romanus. 
Der franzöfiihe Luftgarten. 


. Die heimliche Heirat. 

. Die unvermuthete Zufammentunft. 
. Eduard Montrofe. 

. Der Barbier von Sevilien. 


Orpheus und Eurydice. 


. Das Rofenmädbden von 


Salency, 53 a.d. Franz. dv. 
Yaber, Muſ. vd. Gretty. — Dazu= 
gehöriges Divertiflement. 


. Mahomet. — Ballet. 
. Die verliebte Unſchuld. 


Die zwei Geizigen. 


. Alte Liebe roftet wohl, 4 2 


Ayrenhoff. 


. Mahomet. 
. Auliane von Lindorak. 
. Der Freund vom Haufe, S 3 


MarmontelsFaber, Muſ. v. Gretry. 
Die verlaffene Kalypfo. 


. Athelſtan, Trdn.d. Engl. v. 


Leonhardi. 


Oktober. 


. Der Faſchingſtreich. 

. Der Deſerteur. 

.Das Kaffeehaud. 

. Alte Liebe rojtet wohl. 

. Die Schöne Arfene. 

. Julie und Belmont, Tr 5 


Sturz. — Ballet. 


434 


15. 


88 


en 


. Der Zauberer. 


Die beitrajte 
Stephanie d. j. 


Neugierde, 8 5 


. Die Kolonie. 

. Die janfte Frau. 

. Der Reftindier, X 5 n. Cumber⸗ 

land, Bode. 1. 


Andromache, heroiſch-trag. B. 
Crux, Muſ. v. Winter. 


Die beiden Hüte. 


. Die verſtellte Kranke. 3. 
. Die gute Tochter, 85? 


Rovenber. 


. Der Unbejonnene, &1in. 


Moliere, ? 
Das Milchmädchen und die beiden 
Jäger. 


. Die Drillinge. | 


. Der Bettler, X 5 %. Chr. Bod. 13 
Ariadne auf Naxos. 

. Athelitan. ı 2 

. Zemire und Azor. | 

. Die gute Tochter. 

. Der Uinterjchied bei Dienſtbewer- 17 
bungen. Ä 

. Befir und Gulroui, Sh 1| 19 
Ratſchtky. 22 
Die ſeidenen Schuhe. 27 

. Race für Rache. 28 


Die verlaſſene Kalypſo. 31 
. Der ſtürmiſche Liebhaber, ı 
n. Monvel, Meißner. 
1781. 
Jannar. I. 
. Die Kolonie. 
. Der jtürmiiche Liebhaber, 10 
Der Namenstag des Herrn vom 
Dorfe. 12 
.Juliane von Lindorak. 1 


Die glüdlih gewordenen Bettler 17. 


und Bettlerin. 





28. 


Dftober 1780 bis Januar 1781. 


Die drei Pächter, © 
Franz. v. Beder, Muf.v. 3 
Die indianifhe Wittwe. 


Dezember. 

Der Eheſcheue, 25 n.Dorat 
Die glüdlih gewor 
Bettler und Bettler 
Eonftant. (Bgl. bair. 2 
I. Stüd, 1781, ©. 76 f.) 
Der glüdlide Geburtst 
Schletter. 


.Julie. 
. Der Philoſoph ohne es zu 


L 5 n. Sedaine, BPieffel, 
Die glüdlih gewordenen 
und Bettlerin. 


. Oda die Frau von 


Männern ,')Zr5Babo. - 


. Die drei Pächter. 


Das Winterguartier in Ar 


. Der Adjutant. 


Die vierundzwanzig Stun 
Conftant. 


. Der Weſtindier. 


Narcip. 


. Hamlet. 

. Das Rojenmädcdhen von « 
. Oda. 

. Betrug für Betrug, L38 
. Geihwind ehe e3 jemand 


R Der Töpfer, Kom. Ope 
und Muſ. v. 3. Andre.?) 


. Die Verlobung, 2 1 Brör 


Der Freund vom Hauſe. 


2. Die janfte Frau. 
. Damlet. 


Die Erbſchaft. 
Der verjtellte Gärtner. 


') Am 10. Dezember? Val. oben S. 265. ) Masktierte Akademie im Redoutenfaa!. 


Januar bi8 Mai 1781. 435 


19. Ehrſucht und Schwatzhaftigkeit, 
Sch 5, n. Destoudhes v. Dyk. 
21. Der wohltätige Murrkopf. 
Das dur ein Donnermetter zer: 
jtörte Bauernfeft oder Laurette, 
das zur Dame gewordene Bauern« 
mädhen, B (in. Marmontel3 Er—⸗ 
zählung) dv. Conſtant. 
24. Die beiden Fächer, X 1 Scholz. 
Die zwei Geizigen. 
26. Betrug für Betrug. 
R. Henriette. 


Februar. 
2. Ehrjuht und Schwatzhaftigkeit. 
4. Die gute Tochter. 
ĩ. die Menächneer. 
9. Die Nebenbuhler, 85 n. Sheridan 
v. Engelbredt. 
1. Tie Wölfe in der Heerde. 
14. Die beiden Fächer. 
Dad redende Gemälde. 
I6. Juliane von Lindorat. 
das dur) ein Ponnerietter zer: 
ſtörte Bauernfeit. 
18, Die verftellte Krante. 
Lie Menfchenliebe der Wilden 
oder der dankbare Engländer, B. 
21. Die Nebenbuhler. 
3. Vie Verlobung. 
Tie drei Pächter. 
25. Ter Beburtätag. 
Joſt von Brenn, 2 2 Edert. 


März. 
2. Die abgedantten Offiziere. 
4. Merope. 
Die Menfchenliebe der Wilden. 
6. Ter Geburtstag. 
Das durch ein Donnerwetter zer: 
ſtörte Bauernfeft. 
8. Die Wirthſchafterin. 
Röschen und Colas. 
11. Der Schein betrügt, & 5 Brandes. 
. Die glüdlih) gewordenen Bettler 
und Bettlerin. 


13. 


27. 


Mahomet. 
Der Tod Heltors, B, Legrand. 


. Die Berkleidung. 


Medea. 


. Der Minifter. 
. Der Deferteur aus Kindesliebe. 


Das Milhmädchen und die beiden 
Jäger. 


.Julie und Belmont. 
. Zu gut iſt nicht gut, 25 n. Gold⸗ 


ſmith v. Schmid. 

Der alte verliebte Narr oder dag 
lujtige Liebeslager, B, Conſtant. 
Betrug für Betrug. 

Der alte verliebte Narr. 


April. 


. Sulie und Belmont. 

. Edwin u. Enıma, Sh 5 Schrämbl. 
. König Lear. 

. Der König und der Pächter, S 3 


Sedaine, Muſ. v. Monfigiy. 


. Die Holländer. 
. Alle irren ſich. 
. Eylvain. 


Die Erbichaft. 


. Zu gut ift nicht gut. 
. Natur und Liebe im Streit, Tr 5 


d'Arien. 


Mai. 


. Der König und der Pächter. 


Der Liebhaber als Schriftiteller. 


. Der Spieen. 

. Emilia Galotti. 

. Zemire und Nor. 

. Natur und Liebe im Streit. 

. Der Dejerteur aud Kindesliebe. 
. Die jeidenen Schuhe. 


Die indianifhe Wittive. 


. Minna von Barnhelm. — Ballet. 
. Die unähnlicden Brüder. — Ballet. 
. Mrmida. 

. Die falihen Bertraulichleiten, 2, 


1. Marivaur, Gotter. — Ballet. 


436 


29. 


31, 


Der Hufidmied, S 1a. d. Franz. 
v. Andre, Muf. v. Philidor. 
Das Winterquartier in Amerifa. 


Juni. 


. Der Faſchingsſtreich. 
. Ulte Liebe roftet wohl. 
. Der ſtürmiſche Liebhaber. 


Der verliebte Werber, X 1 a. d. 
Yranz. d. Dt. 


2, Der Verſchwender. 
5. Criſpin 


al8 Diener, Bater und 
Schwiegervater. 
Der Faßbinder, S1Audinot-Faber. 


. Der Arreſtant, 2 3 Anton⸗-Wall. 
. Der prädtige Freigebige. 


Der Diamant. 


. Edwin und Emma. — Ballet. 
. Betrug für Betrug. 
. Die zwei Geizigen. 


Inli. 


. Vie man eine Hand umkehrt. 
. Anton und Untonette. 


Die große Batterie. 


. Die falihen Bertraulichkeiten. 
. Der Poſtzug. 


Lucile. 


. Der Adjutant. 

. Die Römer in Deutjchland. 
. Die Holländer. 

. Das Roſenmädchen von Salency. 
. Das Loch in der Thüre, 


25 
Stephanie d. j. 


. Der Barbier von Sevilien. 
. Die abgedantten Oifiziere. 
. HRade für Rache. 


Azor und Girze, B. 


. Die glüdliche Jagd, rühr.2 2 Heigel. 


Der Karneval von Benedig, B, 
Conſtant, Muf. v. Peter Sloner. 
Zemire und Azor. 


Anguft. 


. Die glüdlihe Jagd. 
. König Lear. 





7. 


21. 


24. 


Mai bis Oktober 1181. 


Der Holzhauer, Sla. 
Muf. v. Bhilidor. 
Die indianiihe Wittwe. 


. Zrau, fhau, wem! 2 5 
. Dag Loch in der Thüre. 
. Der Tote ein Freier, L 


daine dv. Pauersbach. 
Die Freundſchaft auf dei 


. Der Weftindier. 
. Die doppelte Kindeslie 


Neilelrode 

Der Holzhauer. 

Der verliebte Werber. 
Juliane von Lindoraf. 
Die vierundzwanzig St 
Gonitant. 


. Die Nebenbupbler. 
. Die Wölfe in der Heerde 
. Der Dejerteur. 


September. 


. Geihwind, ehe es jeman: 


Die vierundzwanzig Stu 


. Wer wird fie kriegen ? 


vd. Edardt. 
Die drei Pächter. 


. Graf Ralltron. 
. Der Spleen. 


Vertumnus u.Bomona, B, 


. Die jhöne Arjene. 
. Die verjtellte Kranke. 
. Henriette oder der Hufı 


Sch 5, Plümicke. 


. Die Bürgerſchule. 


Die jpanifhe Nacht-Muſi 


. Die abgeredete Zauberei. 
. Der allzugefällige Ehema 


Arlequin Centaur, B. 


. Athelitan. — Ballet. 
8. Die Kolonie. 


Die junge Jndianerin. 


. Die gute Tochter. 


Oftober. 


. Henriette oder der Huſar 
. Wer wird fie friegen ? 


Oftober 1781 bis März 1782. 


437 


Die abgeredete Zauberei. 6. Minna von Barnhelm. 
7. Natur und Liebe im Streit. | Arlequin Sentaur. 
Der Tod Hektors. 9. Tie zwei Geizigen. 
9. Die janfte Frau. | Die aroße Batterie. 
12. Die Wirthichafterin. 11. Die eiferfüdhtige Ehefrau. 
Das redende Gemälde. Bertumnus und Pomona. 
14. Trau, jhau, wem! 13. Eugenie. 
18. Der Miniſter. |! 16. Belmont und Conftanze oder bie 


. Die abgeredete Zauberei. 


Entführung aus dem Serail, S 3, 


21. Der ‚argwöhniihe Ehemann. Bretzner, Muſ. v. Andre. 

23. Die doppelte Kindegliebe. 18. Der Schmud. 

26. Die beiden Hüte. Der Sieg Amors über die Zauberei. 
Der Freund vom Haufe. 20. Eugenie. 

30. Der Juriſt und der Bauer. 23. Otto von Wittels bach, Pfalz- 


Röschen und Colas. 


graf in Bayern, Tr 5 Babo.!) 


Mebember 25. Otto von Wittelsbach. 
" 27. Belmont und Eonftanze. 
4. Der Schmud, 8 5, Spridmann. Belmont und Conſtanze 
Der Sieg Amors über die Zauberei, B. 
1782. 
Jannar. — Der Furchtſame. 
3. Die Gefahren der Verführung, — Clavigo. 
Sch 5 n. Mercier, Schröder. — Das Loch in der Thüre. 
Juliane von Lindorak. — Medea. 


Der Juriſt und der Bauer. 

Der Verſchwender. 

— Henriette. 

Die Läfterfhule, Un. 
Sheridan v. Leonhardi. 


— 


Der Freund vom Hauſe. 

Die heimliche Heirath. 

Nicht mehr als ſechs Schüſ— 

jeln, L 5 Großmann. ' 

Der Neugierige. | 

Die beiden Hüte. — Julie. | 

Die Gefahren der Verführung. 
| 


| 
Die Drillinge. | 
| 


März. 
Der eiferfüchtige Liebhaber. 
Die Läfterfchule. 
Hamlet. 
— Edwin und Emma. 
— Der Freigeiit. 
— Der eiferjüdhtige Liebhaber. 
Der Tote als Freier. 
Der argmwöhniihe Ehemann. — Betrug für Betrug. 
Tie abgeredete Zauberei. | — Die jeidenen Schuhe. 
Die junge Andianerin. | Die verliebten Werber. 
— Rache für Race. — Die Familie, 2 5 Gemmingen. 
nr 


1) Das Publikum forderte am Schluffe der Vorſtellung — welcher der Kurfürſt Karl Theodor beis 
WoBnte, — laut die Wiederbolung des Stüdes. Diefe fand am 25. ftatt, worauf das bekannte Verbot 
erfoigte. 


Die Holländer. 

Der Deſerteur. 

Der Schein betrügt. 

Der Barbier von Sevilien. 


Februar. 


29 





Augujt 1782 bis Januar 1783. 


— Die Nebenbubler. 
— Die Entführung, & 3 Jünger. 
— Tie Holländer. 


September. 
— Tran, fhau, wem! 
— Die Kolonie. 
— Die Yadefur, 2 2 Jünger. 
aurette, B. 
— Tie Werber. 
— Das Fiſchermädchen. 
— Das öffentlihe Geheimnis. 
— Suliane von Lindorak. — Eutimus 
und Eucharis, B Legrand. 
— Liebe mat Narren (?). 
- Die Mütterfchule. 
— Der Holzhauer oder bie 
WBünide, S 1 Gotter, Benda. 
— Der Beftindier. 
4. Die beiden Fächer. 
DR elide, cder der Schiffer, S 2 
a. d. Franz. v. Schuhbauer. 
— SLüd beffert Thorheit. 
— Die Bantelmüthige. 


drei 


Oltober. 
Anon und Antonette. 
WMariane. 
- Die Wankelmüthige oder der weibl. 
Betrüger, & 3 v. Schröder. 
3. Das redende ‚Gemälde. 


Doc. u 


Die Abgebrannten. S 1 Strobel, 13 
1. Der englifche Weiſe. — Der fran- 

3ð ſiſche Dejerteur, B Legrand. 15 
3. DieSchule der Damen oder waßfeljelt | 17 
, amd Männer, 25 Stephanie d. j. 
. Dos Fiſchermädchen. 20 
3. Die Menächmer. 
I. Die Gefahren der Verführung. 2. 
2. Die zwei Geizigen. — Die Maler. | 27. 

1783. 
Jannar. 

2. Rarlivon Freyſtein, oder die 
—Scule der Jünglinge, Sch 5 3. 


— — 
— — 








25. 
27. 
29. 


439 


Emilia Galotti. 

Der Hausvater. 

Das Duell. 

Der Freund vom Hauje. 


November. 


. Doktor Guldenſchmitt, 85 


Heufeld. 


. Die Sreundichaft auf der Probe. 


Der betrogene Ehemann, B Erur. 


. Clavigo. 

. Der Hausvater. 

. Der Deierteur aus Kindesliebe. 
. Die Maler. 


Rucile. 


.Adelſtern oder der beitrafte Ehrgeiz.') 
. Die Erbichaft. 


Die Sfapin.! 


. Beverlen. 

. Der jeltene freier. 

. Die Wirthichafterin. — Sylvain. 
. Die drei Töchter. 


Dezember. 


. Die neuefte Frauenſchule (= Die 


Schule der Damen). 


. Zom ones. 

. Die gute Tochter. 

. Doktor Guldenichmitt. 
.Seanette, % 3 n. Woltaires 


Nanine, Gotter. 


. Der Hofrath, 21 Edartdhaufen. 


Die abgeredete Zauberei. 


. Die drei Töchter. 
. Derverlogene Bediente, 2 2n.Garrid 


vd. Ratihfy. — Der Faßbinder. 


. Natur und Liebe im Streit. 


Der franzöf. Dejerteur, B, Legrand. 
Jeannette. 
Fayel, Tr 5 n. d'Arnaud. 


n. Gozzi v. Scletter. — Divert., 
Legrand. 
Die Maler X 1Babo. 


2) Nach Goed. 5, 325 von Traun ; nad) Strobel, Tramat. Cenſor 1782, ©. 82 dagegen v.; Graf 


8 Törring. 


29* 


440 


58 


31. 


. Die 


Die jeidenen Schube. 


. Amtmann ®raumann. — Ballet. 
.R Der frumme Teufel, ©2. 


Die doppelte Berfleidung, Li. 


. Der Hofratb. 


Die Sklavin. 


. R Heinrih der Bierte oder die 


Yagd, S 3 Weiße, Hiller, 


. Die Familie. — Divert. Legrand, 


Muſ. v. Dimmler. 


. Der argwöhniſche Ehemann. 
. R Le diable a quatre oder die 


verwandelten Weiber, © 3. 
Der Eiel ald Dejerteur. 


. Die junge Indianerin. — Melide. 
. R Bernardon der Inſulaner oder 


der Weiberfeind, S 2. — Darauf 
ein Luſtſpiel a. d. Ital. 


. Der adelige Tagelöhner. 
. Die Läfterfchule, 24 n. Sheridan, 


Leonhardi. 


. R Der Soldat oder der liederliche 


Spieler, S 1. — Die neuefte Art, 
Schulden zu bezahlen oder der ver- 
zauberte Ring Eynthio, 22a.d. Ital. 


. Die Abgebrannten, Sh2 Edardt. 


Die Sklavin. 


. R Die Lyranten oder das luftige 


Elend, S 3 ? 
Der beſtrafte Hochmuth, Divert. 


. Karl von Freyitein. — Divert.v. Crux 
. Blüd beſſert Thorbeit. 
. R Die bezauberte Inſel oder die 


lächerlihe PBarforce-Jagd mit Ber- 
nardon, L a. d. tal. 


. Der Dejerteur. 
. R Der Dorfbarbier oder die lächer⸗ 


lihe Haushaltung, S2 Michaelis. 
— Darauf ein LZuftipiel 1. 
Die Nebenbubler. 


Februar 
bezähmte Widerbel— 
lerin, LAn. Shakeſpeare v. Schink. 
— Divert. v. Crux. 


. R Zauberei über Zauberei oder 


DD 0 


.R Das Mondenreich, 


Januar bis März 1783. 


der begeiſterte und neubelebte 
nardon, 2 3 a. d Ital. 


. Helena und Paris. 

. R Die lächerliche Gouvernante 
. Die Liebe nad der Mode. 

. Die Bantelmütbige. — Dive 


Legrand. Muj. v. Toöſchi. 


. R Der zu jeinent Glüd geb 


Bernardon. 


2. Der Barbier von GSevilien. 
. R Die Apotheke, S 2 Mid 


Muſ. dv. Blainhoffer. 
Die Kiebe unter den Handwerke 


. Dergenadelte Kaufmann, 23 Br: 


— Divert. v.Legrand, Muf.v.T 


. Die bezähmte Widerbellerin 


Divert. v. Crux. 


. Die Liebe auf dem Rande, 


Weihe, Muf. v. Hiller. 


. Die beiden Fächer. 


Der Zauberer. 

S 2 
niſch, Muf. dv. Holi. 

Die verwandelten Bauern, % 


. Der adelige Tagelöhner. — T 


v. Erur. 


. Der zweimal verheiratete Bern: 
. Die drei Töchter, 23 C. 9. € 


— Divert. vd. Crur. 


. R Lotthen am Hofe. 
. Belmont und Conftanze. 
. R Beter u. Hannchen od. dir 


zauberten, S 1. 

Prinzeflin Evakathel und 
Schnudi, oder die lächerliche 
große Bataille, B 2 Link. 


. Moleshof und Sylvie 


Riebe u. Treue, Trd Graf a 
Leon. — Divertiffement. 


Mär; 


. Der Geburtstag, 8% 2 


ner. — Divert. v. Crur. 


. Damlet. 
. Eugenie, Sch 5 Beaumardai 


Ballet. 


März bis Mat 1783. 


11. Julie, S 3. 
12. Cömin und Fatime oder die liber- 
raſchung, Sch 3 Nefjelrode.!) 
13, Die unähnlihen Brüder. — Ballet. 
14. La fausse Agnes, 2 3 Destouches. 
Le tableau parlant, S, Muſ. v. 
Gretry.?) 
16. Das öffentliche Geheimnis, U 5 .n. 
Gozzi v. Gotter. 
17. Le Barbier de Seville. 
Le servante maitresse, S Per⸗ 
golefi.?) 
18. Die unvermutete Zufammentunft. 
— Tivert. 
N. Das Loch in der Thüre. — Ballet. 
21. Jeannot ou les battus payent l’a- 
mende, & 1. 
Leesprit de contradiction, 2 1 
Legrand. 
La Clochette, ©.?) 
2. Moleshof und Syivie. — Divert. 
4. Le jeu de l’amour et du hasard, 
L 3 Marivauz. 
la guinguette du Nord, Divert., 
Muſ. v. Binzent Macepue.?) 
5. Die zwo Gräfinnen. 

A. Emilia Galotti. — Divert. v. Erur. 
8. Le Francais à Londres, & 1 Boifiy. 
L’Amant auteur et valet, & 1. 

| La guinguette du Nord.?) 
DO. Das Kaffeehaus. 
Tie wüſte Infel, Divert. Crux. 
- On fait ce qu’on peut et non ce 
on ne veut, 2 u. Parodie der 
Tper „Der Deierteur“. 
Rose et Colas.?) 


April. 
. Der Tote ein Freier. 
er betrogene Bormund. 
amlet. 
a fausse Agnes. 
—— argent fait tont, Divert, Muſ. 
—_Salgera.) 


6. 


7. 


26. 


27. 


441 


Der teure Ring, L4 Clem. 
Graf Törring. — Div. 

Les pr£&cieuses ridicules, 2 1 Mo- 
liere. 

Le maröchal ferrant, ©. PBhilidor. - 
L’argent fait tout.?) 


. Die indianiſche Witwe. 


Die drei Pächter. 


. Il ne faut jamais jouer du Violon 


devant les Sourds, ou le Comé- 
dien Bourgeois, ®. 

Crispin rival de son maitre, 2 
Le Sage. 

La guinguette du Nord.) 


. König Lear. 
. Die Shwedenin Baiern oder 


die Bürgertreue, Sh5 Blumhofer. 
— Dazu geböriged PDivert. v. Erur. 
Monfieur Fips oder Alter 
ſchützt vor Thorheit nit, L 1. 
Der prächtige Freigebige, S 3 a. 
d. Frz. 

Die Familie. 

Die wüſte Inſel, Divert v. Crux. 


. Zemire und Azor. — Divert. 


Mai. 


. Nicht mehr als ſechs Schüffeln (mit 


Abänderungen). — Ballet. 


. Der Freigeiſt. — Ballet. 
. Die bezähmte Widerbellerin. — 


Divert. 


. Die Dorfdeputirten, © 3 


n. Goldoni, Muſ. v. Schuhbauer. 


. Die Schweden in Baiern. 
. Die Dorfdeputirten. 

. Die verftellte Kranke. — Ballet. 
. Die Dorfdeputirten. 

. Die väterlide Rade 


oder 
Liebe für Liebe, X 4 n. Congreve 
v. Schröder. — Ballet. 


. Die Holländer. — Ballet. 
27. 
30. 


Die zwo Gräfinnen. 
Seannette. — Ballet. 


R | 
te Zum Beften der Armen. !) Bon den eben angelommenen lindern der franzöf, Schaufplels 
—5) Bon den Rindern der franzöſ. Schaufpielichule. 


442 


1. 


[4 
18 


W. 


Juni. 
Die drei Töchter. 
Amor und Piycdhe, B. 


. Die Dorfdeputirten. 
. Die väterlide Rache. 


Die wüfte Inſel. 


. Imogen, Sch 5 aus Shalipere. 


Apollo und Daphne‘), B, Erur. 


. Der Hofrath. — Die zwei Geizigen, 


S 2, Muf. v. Gretry. 


. Das Findelkind. 25 Graf Brühl. 


— Dipvert. 


. Henriette oder der Hujarenraub. 


Das Urteil des Paris, B, Legrand. 


. Xiebe wirft jhnell, & 1() 


Schletter.) 
Anton und Antonette. 


. Dereiferſüchtige Ungetreue, 


L 3n. Imbert v. Schröder. 
Militär. Symphonie, Kospoth. 
Die Entführung, B, Legrand, Muſ. 
v. Cannabich. 


. Die Dorfdeputirten. 
. Der Eheſcheue. — Ballet. 


Inli. 


. Robert und Kallifte od. der Triumph 


der Treue, S 3 a. d. tal, Muſ. 
v. Guglielmi. 


. Kiebredt und Hörwald oder 


io gehts zuweilen auf dem Lande, 
Sch 3 Edartshauien. 
Die gronländiihepeirat, BLegrand. 


. Der Winiiter. -— Ballet. 
. Ter Juriſt und der Bauer. 


Sylvain. 


. Ter Ierihwender. — Ballet. 


Liebrecht und Hörmwald. 
Ter Glüdshaien, A Crur. 


.Liebe wirft ſchnell, X 1. 


Die jeidenen Schube. 


. od. 18. 2) Tie Vatergrille. 


L 3nG.d. Enal. — Divert. 
Die Torideputirten. 


Der eiferſũchtige Ungetreue. 


25. 


33 


24. 


Juni bis September 1783. 


Die verlafiene Kalypio. 
Juliane von Lindorat. 
Der Glückshafen. 


. Die väterlihe Rache. — Ball 
. Die eingebildeten Ph 


fophen, S 2a. d. Stal, 
v. Baefiello. 


Auguſt. 


. Graf Eſſex. 


Der belohnte Schäfer, B Leg 


. Die Schwiegermütter, 
Brandes. 
Die gewünſchte Zurüdtunfi 
Legrand. 
Die Toorfdeputirten. 

. Henriette. 


Die Bachanten, B, Erur. 


. Der argwöhniſche Ehemann. 


Die Bachanten. 


. Die Dorfdeputirten. 
. &ronau unb MNWibertine, < 


Monvel. — Ballet. 


. Die Schwiegermütter. 


Die Entführung. 


. Die Maler. 


Die eingebildeten Philojophe 


. Kiebredt und Hörwalb. 


Der eiferjühtige Zaun, BC 
Kronau und Albertine. 
Der Glückshafen. 


. Die Frau als Jungfer und W 
L1v.? 
Melide. 

.Molesbof und Sylvie. — R 


. Amtmann Graumann. 


Roger und Bictor oder die 
Mebenbubler, B Legrand, V 
Dimmler d. ä. 


September. 


. Tie Tortdeputirten. 
. Edriudt und Schwaghaftigl- 


Nollet. 


. Tie Nürgeridule. 


'. Sum Weiten der Armen. *Rach andrer Angade. in ? Alten fen am 3. L S au 


September biß Dezember 1783. 


Die wüſte Juſel. 


5. 


443 


Das Duell. 


9. Die zwo Gräfinnen. Die drei Pächter. 
12. Die väterliche Rache. 7. Der wohlthätige Murrkopf. 
Der eiferſüchtige Faun. Vertumnus und Pomona. 
14. Wie man eine Hand umkehrt. 9 Die Glücksritter oder die Liebe 


Die Schäferſtunde, B Crux, Muſ. 
v. Falgarat. 


. Der Tote ein Freier. 


Der Faßbinder. 


. Zanajja, Tr4Plümide. — Divert.!) 
. Die bezähmte Widerbellerin. 


Der weibliche Deierteur, B Legrand. 


. Eugenie. — Ballet. 
. Die Frau ald Jungfer und Wittwe. 


Anton und Antonette. 


10. 


fteht ihren Günſtlingen bei, X 5 
n. Farquhar. 

Die unvermutete Zujammentunft. 
— Divert. 


. Hamlet. ?) 
. Und er ſoll dein Herr fein. 


Die Schäferftunde. 


. Der Eilfertige. 


Das redende Gemälde. 


. Nicht mehr als ſechs Schlüfjeln.?) — 


28. Die Schwiegermütter. Divert. 
Die Schäferftunde. | 28. Der Schein betrügt. — Ballet. 
30. Der Beftindier. — Divert. 25. Philotas, Tr 1 Leſſing. 
Meden. 
Ottober. 28. Der Geizige. — Ballet. 
3. Die eingebildeten Philoſophen. 30. Geſchwind ehe es jemand erfährt, 
9. Der Spleen. — Ballet. 
Der großmütige Korjar, BLegrand. 
T. Monfieur Fips. 
Die abgeredete Zauberei. 2ejember. 
10. Das öffentliche Geheimnis. 2. Soliman II. — Divert. \ 
12. Der ftürmifche Liebhaber. 5. Der Philoſoph ohne es zu wiſſen. 
Die gerechte Tugend, B Legrand. — Divert. 
14. Der Schublarren des Effigfiedere. t. Die Wölfe in der Heerde. — Ballet. 
DasMilchmädchen u.die beiden Zäger. 9. Die Wirthſchafterin. 
17. Athelftan. — Ballet. Ariadne auf Naros. 
19. Der Faſchingſtreich. — Ballet. 12. Der ſeltene Freier. 
21. Der Eilfertige, & 2 Schletter. Die militäriihe Liebe, B Legrand. 


— Lucile. 


. Atbelitan. 


Die verlafiene Kalypio. 


- Helena und Parid. — Divert. 
- Der Eilfertige. 


Rucile. 


- Der Adjutant. -- Divert. 


. Die Kolonie. 
. Camma oder Die Heldin aus 


Deutichlands 
Hübner. 


VBorzeiten, Tr 5 


. Das Findelkind. 


Der Glückshafen. 


.R Muſikal. Alademie zum Vorteil 


der Dad. de Paradis.) 


November. 21. Der eiferfüchtige Ungetreue. — Die 
3. Und er foll dein Herr fein, PBriejterin der Diana, B Erur. 
25 n.d. Engl. v. Lambrecht. — 23. Minna von Barnhelm. 
Ballet v. Erur. 28. Camma. 
— — 


) Zum Beften der Armen. 


») Hamlet u. Ophella: Hr. u. Hr. Brofe. *) Leutnant Altdorf 


n. Wilhbelmine Reichard: Hr. u. Fr. Brote. 





444 


x 


=] 


11. 


13. 


1. 


1784. 


Jannar. 


. Der argwöhniſche Ehemann. 
. Kronau und Albertine — Ballet. 
. R Die drei Jackerl, ©. 


Der Irrtum, NRadipiel. 


. Die Dorfdeputirten. 
. R Der Soldat auf Urlaub oder 


der blinde Lärm, © 1. 
Der banquerottirte Schweflhölzl- 
främer, Nadjipiel. 


. Die verdädtige Freundſchaft, 


X 4n. d. Engl. v. Leonhardi. 
Eutymus und Eucharis. 

Die bezähmte Widerbellerin. 

R Xoft von Bremen, 2 2 Edert. 
Weiß und Rofenfarb, S 1. 


. Die Toripedutirten. 
. R Der Bodagrift, 21 Weidmann. 


Die Gouvernante, S 1. 
Engl. Tanz. 


. Zanafia. — Tivert. 

. Die verdädtige Freundſchaft. 

Die unvermutete Zurüdtunft, BCrux. 
. R Die wohlthätige Witwe, L 3. 


Weiß und Rofenfarb. 


. Tie Torfdeputirten. 
. R Die getreue Prinzeſſin Pumphia 


undder tyranniſche Zartar Kulikan. 
Der blinde Lärm. 

Die Läfterichule. 

Die militärifche Liebe. 


Glück befiert Thorheit. 


Die Korſaren. B. Legrand. 


.R Ton Juan oder der ſteinerne 


Saft. Sch 3. — Ungariſches Solo. 


. Die drei Räder. 
. R Ser dert Gevatter, 2 2. 


Waitien und Bairienne 1 Reit 
term ? 


. Tie Nebenbubler. 


TDieunmöglideZzadr od. der 
ERfindier Yin. Trown v. Schröder. 


Tau Zemel den Dee MR 0 Olverıı Bimergrän: Mad. Bärtin ) 6 
ardu: fr. Miner: Claudia: Mad rim Sam Arte der Rren 


Er u — 


Januar bis März 1784. 


Die ſchöne Bäuerin, B Crur. 


. R Der doppelte Oktavio, L 2. 


Die Gouvernante. 


. Die eingebildeten Philoſophen. 
. Die unmöglide Sadıe. 


Die ſchöne Bäuerin. 


. Das Kaffeehaus. — Ballet. 
. R Die drei Kaderl. 


Die drei Bräjenter, Nadip. 


. Die Weinleſe, S 2 Beede. 

. Das Loch in der Thüre. 

. Die heimliche Heirat. 

. R Das Rei der Toten m = 


der Lebendigen. L. 


. Die Dorfdeputirten. 
. R Die getreue Prinzeifin Punaz . 


— Nachſp. 


. Doktor Brummer, ya 


ftüd 3. 
Die Schäferitunde. 


. Der Geburtötag ') 


Die wüfte Infel. 

Mariane. 

Cora und Alonzo, B Crux, 
v. Lebrun. 


. Und er ſoll dein Herr jeist- 


Ballet. 
Mär; 


Liebe wirkt ichnell. 


Tie zwei Geizigen. 


. Merope. — Ballet. 
. Derliebbaber ohne Name 


X 5 n. Mad. Genlis v. Gotter. 
Tie beglädten Liebhaber, 8 2 
grand. 


. Tie Weinleſe. — Divert. 
. Tie Liebe nad) der Mode?) 


Waller. 


. Emilia Salotti”) — Divert. 
. Die drei Brüder als Rebenbuble 


Tom Jones. 
Ericia oder die Beftalin, Tr 
a‘ Frz. 


März bis Juli 1784.- 


19. Die Glücksritter. 
die Korjaren.') 
21. Die Bantelmütbige. — Ballet. 
23. Erwine von Steinheim. 
%. Der engliihe Kaper, & 1 
Heigel. 
Das Hirtenmädden, 
Binter. 
Der Maibaum, B Legrand. 
28. Liebreht und Hörwald. 


Sl, 


Florine, B, Legrand, Muf. v. Toeschi. 


30. Der Hausvater. 


April. 

1. Lanaſſa. 

13. Er hat fie alle zum Beſten 
oder die Mütterichule, Kön. Gold: 
fmith v. Lambrecht. — Ballet. 

15. Tom ones. 

16. Er hat fie alle zum Beſten. 

18. Die Schwiegermütter. 

Euymus und Eudaris. 

N. Der englifhe Kaper. 

Das Hirtenmädchen. — Divert. 

D. Die Familie. 

Cora und Alonzo. 

5. Der Kaufmann v. Venedig, 
23 n. Shakeſpeare. — Ballet. 

2. Die Dorfdeputirten. 

HD. Tie Gefahren der Verführung. 
Die Entführung. 


Mai. 
2, Ericia. 
4. Tie verdädtige Freundſchaft. — 
Ballet. 
7. Helena und Baris. — Divert. 
I. Die Erbſchaft. 
Die Belagerung der Stadt Paris. 
11. Der Zauberer. 
Die Widerfprecderin, L 1. 
14. Der Kaufmann von Venedig. 
Die beglüdten Liebhaber. 
16. Die unähnlichen Brüder. — Ballet. 


| 


18. 


2. 
4, 
6. 


. Die Dorfdeputirten, 


. Der 


415 


Die undermuthetegufammentunft.’) 
— Dipert. 


. Eodrus, Tr 5 Eronegf. 
. Juliane von Lindoraf. 


Der Herr vom Borfe, B, Erur. 


. Felix oder der Yindling © 3, 


Sedaine-Andre, Muſ. v. Monfigny. 


. Die väterlide Rache oder Liebe für 


Liebe. — Chineſiſches Ballet, Erur. 
S 3, ®ol- 
doni, Mu. dv. Schuhbauer. 


uni. 


. Die eiferfüchtige Ehefrau, 2 5, — 


Chineſ. Ballet von Cruz. 


. Helena und Paris. — Divert. 


Legrand. 


. Codrus. 


Die verlaſſene Kalypſo. 


. Die drei Töchter, U 3 Spies. — 


Ballet. 


. Die Läſterſchule. 


Die beglüdten Liebhaber, 2. 


. Zanafla. 
. Kederfege vorfeiner Thür. 


Spridwort in 1X. a. d. Franz. 
Die zween Geizigen. 


. Das Findelfind, & 5. 


Die belohnte Wohlthat, B Erur. 


. Die Freundſchaft auf der Probe, 
S 2 


Die beiden Fächer, 2 1. 
argwöhniſche 
haber, L 5 Bregner.’) 


Lieb⸗ 


. Der Miniſter, Dr 5. — Ballet. 
. Nicht mehr als ſechs Schüfleln. — 


Ballet. 


. Die Mütterſchule, & 1. 


Die abgeredete Zauberei, S 2. 


Juli. 
Der argwöhniſche Liebhaber. 
Er hat ſie alle zum Beſten. 
Die Maler, & 1. 


1) Hr. Horſchelt und Dad. Maresquella, durdhreifende Tänzer. ) Hr. Mayer, ein durchreiſender 
Singer, wird die Rolle des Uli fpielen. ) Zum Beiten der Armen. 


446 


25. 
26. 


Das Hirtenmädchen, S1. — Dipvert. 


. Ratur und Liebe im Streit. — 


Ballet. 


. Die bezähmte Widerbellerin. — 


Ballet. 


. Die Dorfdeputirten. 


Die Schäferftunde. 


. Die Läfterjchule. 


Cora und Alonzo. 


. Der Geburtötag. 


Die verlajiene Kalypfo. 


. Belir. 
. VBerbreden aus Ehrjudt, 


ernſthaftes Familiengemälde, 5, 
Iffland. — Ballet. 

Die gute Tochter, L 5. — Ballet. 
Jeder fege vor feiner Thür. 

Die drei Pächter. 


. Die Familie. — Ballet. 


Auguſt. 


. Er hat fie alle zum Beſten. 
.Das Yuftlager, S 2, Mui. dv. 


Schuhbauer. — Divert. 


. Verbreden aus Ehriudt. 
. Die Werber, U 5 Stephanie. — 


Ballet. 


. Selir. 
. Sophie oder der geredte Fürſt, 


sh 4 Möller. — Ballet. 


15. Der Kaufmann von Benedig.!) 
B, Erur. 

17. Die Schöne Arjene, Romant. © 4. 

20. Jeannette. 


Die belohnte Tugend, B, Legrand. 


. Berbreden aus Ehrjudt. 
. Die Weinlefe. — Divert. 
. Die fanfte Frau, L 3 Goldoni. — 


Ballet. 


. Das öffentliche Geheimnis. 
. Robert und Kallifte. 


September. 


‚ Amtmann Graumanın. 


Die belohute Zugend, B. 


Suli bis Oktober 1784. 


. Der Weftindier. — Ballet. 
. Die Dorfdeputirtent. 


10. Glück befiert Thorheit. Bam 

12. Der argwöhniſche Ehemann — 
Ballet. 

14. Liebe wirkt ſchnell. 


fer 


26. 


. Zulie 


Die jeidnen Schuhe oder die ſcẽ 
Scuiterin. 


. Edwin und Emma, Trd. — Be 
. Die Wölfe in der Heerde. — Bau 
. Geihwind, ehe e8 jemand eıf « 


— Ballet. 

oder die dantin 
Tochter, S 3 Neffelrode, 7 
v. Kirzinger. — Divert. 


.Sophie. 


Die Schäferſtunde, 


. Die Bürgerſchule, L 3. — B 
. Diedürftigegamilie, & 


Mercier.) — Alzire und Ze 
oder die Amerifaner, B leg ı 
Muf. dv. Toeidi. 


Dftober. 


. Der Dejerteur. 
. Der argwöhniſche Liebhaber. 
. Der abgedantte Offiz 


SH 1.) — Sylvain. 


. Die verdädtige Freundidari 


Ballet. 


. Der Ehejcheue, 2 5 Dorat. 


Der Tod ded Orpheus, pani 
Ballet v. Crux, Muſ. v. Danz 


. S$ulie oder die dankbare Tocht 
15. 


Die dürftige Yamilie. 
Die belohnte Tugend, B. 


. Der Graf von Eſſex, Trda 


Engl. — Ballet. 


. Der Schubfarren des Eſſigſied 
Sylvain. 
. Eugenie, Sch 5 Beaumarchais 


Der Tod des Orpheus, pant. B 


. Nicht mehr als ſechs Schüflelr 


Die Schäferitunde. 
Zom Jones. 


) Herzog: Herr Nießer. ) Zum Beſten der Armen. °) So! al. 22. I. 78. 


Oftober 1784 bis Januar 1785. 


9. Damlet. 


31. Wie man eine Hand umtlehrt oder 


der flatterhafte Ehemann. 


Rovember. 
2. Tie Schwiegermütter. — Ballet. 


4. Zemire und Azor, rom. S 4.) — 


Divert. 

5, Der Hausvater. 

1. Ter Barbier von Sevilien. 
Eduard der vierte, B Legrand. 


9. Der eiferfücdhtige Ungetreue, 2 3. 


Ter Jurift und der Bauer. 
2.Romeo und Julie, 
Gotter, Muſ. von Benda.?) 
Ter Tod des Orpheus, B. 
14. Tie Nebenbuhler. — Ballet. 
16. Die Dorfdeputirten. 
D, Die philoſophiſche 


Gozzi v. Schletter. 


A. Glück beſſert Thorheit.“) — Ballet. 


2. Romeo und Julie. — Ballet. 
26. Die philojopbiiche Dame. 
3. jmogen. — Ballet. 


Januar. 


2 Das vermeinte Kammer- 
mädden, L 3 n. Marivaux. — 


Ballet. 
3. Der Beftindier. 
5. Er Hat fie alle zum Beiten. 


6.R Der ſich felbft zum Schaden 


tedende Plauderer, & 1. 


Der Zant auf dem Lande, fcherz- 


bafte Operette. 


J. Die eiferfücdhtige Ehefrau, X 5 a. 


d. Engl. 
I. Das Kaffeehaus. 
Liebe wirkt ſchnell. 
12. Der argwöhniſche Kiebhaber. °) 


Sch 3 


Dame 
oder Gift und Gegengijt, X 5n. 


| 


| 


447 


30. Der prädtig Freigebige. 


1785. 
13. 


19. 


20. 


Cora und Alonzo. 


Dezember. 


. Die Dorfdeputirten.*) 
. EHrjudt und Schwaphaftigfeit. 


Die verlafjene Kalypfo. 


. Romeo und Julie. 


Die Schäferftunde. 


. Der Strich durch die Red: 


nung, L 4 Sünger. — B, Crux. 


. Robert und Kalliſte. 


Ulter Hilft nit vor Thorheit. 


. Die Liebe nad) der Mode. — Ballet. 
. Der allzugefällige Ehemann. 


Die belohnte Tugend. 


. Der Adjutant, L 3. — Ballet. 
. Durimel oder die Einquartirung 


der Franzoſen, Sch 5 Mercier. 


. Minna von Barnhelm. 
. Der Freigeift, 2 5 Leſſing. — 


Ballet. 


3. Monjieur Fips, & 1. 


Die Freundſchaft auf der Probe. 


R Xipperl, der geihwäpige Papagei, 
L 1. — Philint und Laura oder die 
ihlaue Liebe, © 2. 


. Henriette. — Ballet. 
. Der Strih durh die Rechnung. 


— Ballet. 


. R Der galante Stall;neifter oder 


der durch einen Zauberring ver- 
wirrte Liebhaber, vom Xipperl, dem 
Gefretair und Stallmeilter, aber 
übel gehaltenen Bedienten. 

Der ihwarze Mann, Poſſe 2. 
Röschen und Colas. 

R Lipperle, der deſperate Spieler, 
L mit Nrien. 


) Mad. Lange, vormal. Mill. Weber, Mitglied der f. k. Nationalbübne, wird die Rolle der 
Jemite fpielen. *) Mflle. Wendling, eine neu angelommene Sängerin, wird die Role der Julie 


fpielen. 
) Doftor Flappert: Hr. Reinike. 


2) Mad. Wallenftein wird die Rolle der Barbara fpielen. 


) Auf allerböchſten Befebl. 


448 


25. 


&® 


18. 


2. 
22. 
25. 


27. 





Hrn. Lambrecht beftimmt. 


Philint und Cleone, 2 2 mit Arien. 
R Die Liebe in der Teufelälappe, 
2 1 mit Arien. 

Der großmüthige Herr vder der 
beihämte Gerichtsvogt, © 1. 


. Die Dorfdeputierten. 
. Die Blüdßritter. 


Der Teufel in allen Eden, tom. 
B Crux, Muj. v. Dani. 


. Er hat fie alle zum Beſten. 
. R Das Bauberypfilon des Pytha- 


goras, X 1 mit Arien und Ber- 
kleidungen. 
Der Schatz, Operette 1. 


Februar. 


. Der Bettelſtudent oder daß 


Donnermwetter, S 2, Wuf. v. 
Winter. 


. R Der bölliihe Doupelamm (?) 


oder der verzauberte Fingerhut 
der PBroferpina. 
Philint und Laura. 


. Die Werber, X 4 Stephanie. 

. Die Römer in Deutſchland. — Ballet. 
. Die philofophiihe Dame. 

. Yelir. 

. König Lear. 

. Heureusement, % 1. 


La Servante Maitresse, S Pers 
goleje.') 

Der alte $unggejelle, 85 
n. d. Franzöſ. v. Rambredt.*) 
Eſakus und Heſperia, Divert. v. 
Crux. 

Hamlet.?) 

Der Deſerteur, S 3 a. d. Franz. *) 
Der Kaufmann von Benedig. 
Alerander und Kampaſpe, B 
Legrand, Muj. v. Timmler. 
Lanaſſa. 


1. 
3. 


Januar bis April 1785. 


März. 
Die Holländer.) 
Das Roſenmädchen von 


4. Der Strich durch die Rech 


25. 


Ballet. 


.Graf Efier. ®) 


Eſakus und Hejperia. 


. Bemire und Azor.) — 7 
. Der Fähndrich, 3: 


Die militärifche Liebe. 


. Robert und Kallifte.?) 

. Durimel. 

Felix. 

. Ratur und Liebe im Str 
. Erziehung madi 


Menſchen, % 5 Ayren 
Die zween Brüder als Nebı 
B, Legrand, Muf. dv. Dim 


. Die Schwiegermütter. — 


April. 


. Die Entführung aus dem 


S 3 n. Bretzner bearbeite 
v. Mozart. 


. Kronau und Albertine, © 


Die zween Brüder als Nel 


. Die Entführung aus dem 
. Graf Walltron. 
. Erziehung madt den Meı 


Der Teufel in allen Eden 


. Tom ones. 
. Henriette oder der Huja 


— Ballet. 


. Suliane von Rindoral. 


Die Capricen der Liebe, B! 
Muſ. vd. Dimmer. 


. Die Entführung aus dem 
. General Schlenzhei 


feine gamilie, 4 € 
Ballet. 
Der ſtürmiſche Liebhaber. - 


n Baftfpier einer durchreifenden franzöf. Gefellfhaft. N) Die Einnahme ift zum | 


”) „Herr Lange, Mitglied der & k. Nationalſchaubühne, wir! 


des Hamlet fplelen.“ *) Hr. u. Mad. Lange von der LT. Nationalſchaubühne als Alexis 


(Bnife ?) 


®) Hr. Lange als Heinrich Lernach. 


) Mad. Lange als Kallifte, 


*) Hr. Lange als Effer. 


) Mad. Lange a 


April bis Juli 1785. 


N. Tie Dorfdeputierten. 
W. Tas Loc in der Thüre. 


Go. Eoncert der Mad. Cataldi Biuliani.) 


Mai. 


2. Tie Familie, 2 5 Gemmingen. — 


Ballet. 


3. Die Entführung aus dem Serail. 


6. Der Geburtstag. 
Der Teufel in allen Eden. 
8 Der alte Junggeſelle. 
Ejafus und Heiperia. 
10. Ber wird fie friegen? 
Die abgeredete Zauberei. 
B. Emilia Galottt. 


Konzert fremder Birtuofen auf 


Koiten der Direktion. 


I6. General Schlenzheim. — Divert. 

B Julius von Tarent, Tr 
‚nad einer neuen Bearbeitung.“?) 

19. TerallzugefälligeCpemann. — Ballet. 


0. Der Strich durch die Rechnung. 
R. Der Barbier von Sevilien. — 


Tie Hochzeit des Figaro, B Crux. 


Ruf. v. Winter. 
A. Ter Edeltnabe. 

ter Bettelftudent. ?) 
27. Julius v. Tarent.°) 


29. Der argwöhniihe Ehemann. — 


Yallet. 
31. Ter ſchwarze Mann. 


Das Milchmädchen und die beiden 


Jäger. . 


Anni. 
3. Der wohlthätige Murrlopf. 
Die Korfaren. *) 
5. Der Fähndrich. 
Die Hochzeit des Figaro, B. 
| ĩ. Der prächtig Freigebige. 
| 


10 


12, 


14. 
17. 


19. 


O0 


449 


Der offene Briefwediel, 85 
Sünger. — Engliihes Ballet. 
Nicht mehr ala ſechs Schüſſeln. 
Die Schäferitunde. 

Die drey Pachter. — Divert. v. Crux. 
Die Gefahren der Verführung. — 
Ballet. 

Der offene Briefwechiel. — Engl. 
Ballet. 


. Belir. 
. Der Better aus Lifjabon, 


Hamiliengemälde 3 Schröder. 
Die belohnte Tugend. 


. Merope. — Divert. v. Legrand.?) 
. Die Maler. 


Das Hirtenmädchen, S1.°) — Divert. 


Juli. 


. Der Fähndrid. 


Die Backhhanten. 


. Das Öffentliche Geheimnis. 
. Die eingebildeten Philojophen. — 


Divert. v. Legrand.’) 


. Der Better in Liſſabon. 


Die Eapricen der Liebe. 


. Das Findellind, X 5 Brühl. 


Vertumnus und PBomona. 


. Die zween Geizigen. 


Wer wird fie kriegen ? 


. Der Eheicheue. — Ballet v. Cruz. 
17. Der Adjutant. — Ballet v. Crux. 
. Zeder fege vor jeiner Thüre. 


Das redende Gemälde. 


. Der Minifter. — Ballet v. Yegrand.®) 
. Der Freigeift. 

. Die unähnliden Brüder. 

. Bellerofon. Ernithafte® S 3 


Binder, Muf. v. Winter, Ballette 
v. Legrand.’) 


') Zum Beiten der Armen. °) Zum Schluß wird Hr. Sillant, ein durchreiſender Tänzer, ein 
englifches Solo tanzen. *) Zum Beichluß wird Hr. Sillani, ein Durdhreifender Tänzer, ein englifches 


. Eolo mit neuen abwechſelnden Schritten tanzen. *) Hr. Silant wird ala Korſarenhauptmann tanzen. 

: % Pas de deux v. Hrn. Gillani. *) Die Büchel hiervon mir den Porträten der Mad, Brodard 
(Kmaryllis) und Mad. Lang d. j. (Chloe) find In der v. Crätziſchen Buchbdlg. an haben. ') Hr. Sillani 
un. ) Sr. Sillani. *) Da die heutige Vorftellung frei gegeben wird, fo dient den refpect. Hrn, 
fm. Abonnenten zur Nachricht, daß ihnen die gewöhnlichen Yogen und Plätze bleiben; die Übrigen 
Bifere, zum Eingang, werden bei Er. Erzellenz Hrn. Grafen ven Secau ausgegeben. 


45 


0 


Juli bis November 


1785. 


31. Viktorine oder Wohlthun 18. Der Bürgermeiſter. — Kom. Bal 
trägt Zinſen, & 4Schröder.) 20. Die Entführung aus dem Ser 


Die Zurüdkunft Jupiter® in den 
Olymp, mytholog. B, Erur, Muf. 
vd. Dimmiler. 


23. 
25. 
2. 


Lanaſſa. — Tivert. 

Der Ring. — Kom. Ballet. 
Erifpin, der Tiener, Bater u 
Schwiegervater, 2 Romanud.’) 


Auguft. Der vermeintlibe Dejerteur, 

2, Bellerofon, Legrand, Muſ. v. Dimmiler.‘) 

3. Biltorine. 

Die Zurüdtunft Jupiter in den Ottober. 
Olymp. | 2. Die Läſterſchule. — Engl. del 

7. Der Better in Lifjabon. — Ballet.) | 4. Die unvermutete Zufammentux 

9. Der Zauberer. — Divert. 

Die beiden Fächer. 6. Rleopatra und Antoniıx 

12. ®eneral Schlenzheim. — Ballet Tr 4 Ayrenhoff. 

vd. Erur. 7. Erziehung madt den Menide: 

14. Der offene Briefwechſel. Der vermeintliche Deferteur. 
Die Hochzeit des Figaro, B. 9. Juliane von Lindorat. — Div 

16. Die Weinleje. — Divert. 11. Der engliſche Baife. 

19. Der Lügner, L 3 Goldoni. Pygmalion. 

Der großmüthige Korfar.?) 14. Erwine vd. Steinheim. — Dive 

21. DerBürgermeifter, 25 Brühl. 16. Die bezäßmte Widerbellerin. — 
Der großmüthige Korjar. Engl. Ballet. 

23. Bellerofon. 18. Tom ones. 

26. Codrus. 21. Die dürftige Familie, Sch 3 
Pygmalion oder die dur Liebe Mercier. — Die eroberte Iniel, : 
belebte Bildfäule, B Legrand. Legrand, Muf. v. Ritichel.’) 

28. Der Yähndrid. 23. Der Bürgermeifter. 

Pygmalion. Der Ball.’ 

30. Der Bürgermeifter. 25. Kleopatra und Antonius. 

Der belohnte Schäfer, B Legrand. 28. Die Schwiegermütter. 


September. 


. Eugenie. — Engliſches Ballet. 
. Die verftellte Kranke. — Ballet. 
. Die Wölfe in der Heerde.— Divert., 


Regrand, 


. Die Entführung aus dem Gerail. 


Don Juan oder daß fteinerne Ga 
mahl, Bv. Legrand, Muf. v. lu 


. Die Wankelmüthige. 


Don Yuan oder dag fteinerne Gaj 
mal. 


Rovember. 


11. Der Spleen. — Pivert., Xegrand. 2. Soliman I. — Pivert. 

13. Der Faſchingsſtreich. — Divert. 4. Gerechtigkeit und Rache 

16. Der Ring, L 5 Schröder. — Sch 5. Brömel. — Divert. 
Tivert. 6. Der Minifter. 





ı) Frei⸗Vorſtellung; fiche vorige Anm. *) Hr. Sillani. ) Hr. Sillani tanzt. *) Herr Silla 
tanzt. ?) Mille. Frank, eine angehende Schauspielerin, welche heute zum erften Male die Bübne beir 
wird Die Rolle der Liſette fpielen. ) Herr Sillani. ) Herr Strobel, ein fremder Baffift, wird | 
Rolle des Kalenders fpielen. ») Zum Beften der Armen. °) Sr. Sillani tanzt als Matroſe ein ı 
de deux. '9 Hr. Eillani. 


November 1785 bis Mär; 1786. 451 


Die ländlihe Probe, B Legrand, 
Muſ. v. Ritichel. 

8. Der jeltne Freier, X 3 Gernnald. 
Pygmalion. 

11. Mariane. 
Die Capricen der Liebe. 

13. Der argwöhniſche Ehemann. 






































Der Ball. 


DR ©. 28 ff. 





Lie ländliche Probe. 
15. Gerechtigkeit und Rache. | 12. 


Die Entführung, B, Muſ. v. 
Cannabich. 


. Der Vetter in Liſſabon. 


Die Hochzeit des Figaro. 


. Der Strich durch die Rechnung. 


Der Sceerenjdleifer, B®.. 


. Die philofophiihe Dame — Engl. 


Ballet. 
Die neue Emma. 
Der großmüthige Korfar. *) 


18. Die Dorfdeputirten. 14. Das Findelkind. 
N. Die Familie. Die belohnte Tugend. 

der erfte Schiffer, pantom. B | 15. (Concert des Mrs. les Amateurs.) 

Era, Mu. v. Dimmier. 16. Verbrechen aus Ehrſucht. — Divert., 
2. Der Deierteur aus Kindesliebe. v. Erur. 

Ter erfte Schiffer. . 18. Die Nebenbuhler. — Divert., Erur. 
A Der Edellnabe. | 20. Die Nebenbupler. 

Ariadne auf Narvs.') 9. Othello, der Mohr von 
V. Sittorine. — Ballet. ! Benedig?),Tr 5 n. Shafejpeare. 
9, Felix. | 23. Die Liebe nad der Mode. — Ballet. 

: 27. Der allzugefällige Ehemann. — 
Dezember. Divert., Erur. 
> Tieneue Emma), 83 Unzer. | 
1786. 
Abichnitt Januar—Juli fehlt in der Münchner Zeitung.) 
AFannar. | 6. Die Hausplage, Faſchingsſtück 5. 
— er ſtürmiſche Liebhaber. ı 10. Die Römer in Deutfchland. 
| 13. Die philoſophiſche Dame. 
Im Carueval: 18. König Lear. 
— Die verlaſſene Armida, O v. Prati. 19. Der alte Junggeſelle. 
— der venetianiſche Jahrmarkt, O 20. Hamlet. 
d. Salieri. (Beide in ital. Sprache 22. Der Deſerteur. 
aufgeführt.) | 25. Der Kaufmann von Benedig. 
27. Lanaſſa. 
yebruar.‘) | 
2. Der Bettelitudent. | März. 
4. Die Werber. 1. Die Holänder. _ 
9. VieAbenteuerdes Herzens | 3. Das Roſenmädchen von Calency. 
oder Euhen macht Finden, 25 : 4. Der Strid dur die Rechnung. 
Hofmann. | 6. Graf Efier. 


) Nſlle. Antoine wird die Role der Ariadne fpielen. ) 1781 war bei Frz. Joſ. Thuille ein 
Belohram „Emma*, von Sajetan Braun, erſchienen. Pal. Annal. d. bair. Litt. 2 Bd. 1781 ©. 340, 
Ye Eitani. *) Hr. Sillani. *) Zum Beten der Armen. *) Tas folgende nad) dem Goth. Theat.s 
Bin 1788, außgenommen die Aufführung vom 5. Februar. Über diefe f. Kritik in d. pfalzbater. Mufe 


452 


Eſakus und Hefperia. 


. Der Fähndrich. 


Die militärifche Liebe. 


. Robert und Kallijte. 

. Durimel. 

. Felir. 

. Natur und Liebe im Streit. 

. Erziehung madt den Menichen. 
. Die Schwiegermültter. 


April. 


. Die Entführung aus dem Sernil. 
. Kronau und Wlbertine. 

. Die Entführung aus dem Serail. 
. Graf Walltron. 

. Erziehung madt den Menſchen. 

. Tom Jones. 

.Die Schwiegermütter. 

Juliane von Lindorak. 

. Die Entführung aus dem Serail. 
2. General Schlenzheim. 

. Der ftürmijche Liebhaber. 

. Die Dorfdeputirten. 

. Das Loc in der Thüre. 


li. 


. Die Schwiegermütter, X 5 Brandes, 


Die Bachanten. 


. Die väterliche Rache. 


Der großmüthige Korjar. 


. Der Barbier von Sepvilien 


oder die unnüge Vorjidt, S 4 


Paeſiello. 


.Das Blatt hat ſich gewendet. 


Die Entführung. 


. Emilia Galotti. 
Die eiferfüchtigersrau, Divert.v.Erur. 
. Die 


reihe Freierin, 25 


Stephanie d. j. 


. Der Barbier von Sevilien. 
. Graf Eifer. 


Der großmütige Korjar. 


. Die Abenteuer des Herzen?. 
23. 
. Der Schmud. 

. Die reihe YFreierin. 


Der Strid dur die Rechnung. 


| 
| 
| 
| 
| 





17. 
19. 


. Der 


"März bis September 1786. 


Die Hochzeit des Figaro. 
doppelte Lieb! 
8 3 Jünger. 

Der erite Schiffer. 


Auguſt. 


. Die drei Töchter, L Spies 


Don Yuan oder das fteiner: 
mahl, B Legrand. 


. 3m Trüben ift gut filchen. 
. Die Majeftät in der Klenu 
. Die fanfte Frau. 

. Und er fol dein Herr fein 
. Der doppelte Liebhaber. 


Die Schäferftunde. 


. Die drei Pächter. 


Die eroberte Inſel. 


. Die Mündel, Sh 5 If 
. Der Schmud. — Divert., 2 
. Die Maler. 


Die zwei Geizigen. 


. Die dürftige Familie. 


Jack Spieen oder ich erſchie 
nit, 2 1. 


. Die Mündel. 
. Der Ring. 


September. 


. Das Weiberfomplott, X 5 n 


court d. Jünger. 


. Kronau und Wlbertine. 


Die Hochzeit des Figaro, 9 


. Die Entführung aus dem | 
. Die Quftbälleoderder 


haber à la Montgoflfi 
2 Bregner. 
Das Luftlager, 3. 


. Die bezähmte Widerbellerii 


Die ländliche Probe. 


. Das ſechzehnjährige Mädch 


Der erite Schiffer. 


. Die Yuftbäle, 


Die eingebildeten Bhilojop 
Viltorine. 

Die gute Tochter. 

Die Entführung. 


September bis Dezember 1786. 


21 Adelheid von Salißbury,!) 
Tr 3 n. Arnaud dv. Schröder. 

22. Der offene Briefwechſel. 

24. Veritand und Leichtfinn, 
Jünger. 

26. Gerechtigkeit und Rache. 
Die Bachanten. 

29. Tie treuen Köhler, S 2 Ber: 
mann, Muf. v. Schubauer. 


L dv. 


Oftober. 

1 Ta8 Blatt hat ſich gewendet. 
Pyrrhus und Polyrena, B, Erur. 

3. Tie Wirtſchafterin. — Sad Spieen. 

6. Ter Deierteur aus Kindesliebe. 
Tie Lapricen der Liebe. 

8 Der Weftindier. 

10, Die treuen Köhler. 

13 Bayard oder der Ritterohne 
Furcht und Tadel, Sch 5 
Berthes. 

15. Das Teftament, X 4 Schröder. 
Tie indianiſche Redlichkett. 

17. Welgeid von Salisbury. 

Pyrrhus und Polyrena. 

W. Jeannette. — Die buchſtäbliche 
Auslegung, & 1 Brömel. 

22. Bayard. — Die indianiſcheRedlichteit. 

21 die Dorfdeputirten. 

A. Der Sonderling oder beſſer 
ſchielend als blind, L 5 
Beidmann. 

29. Die treuen Köhler. 

30. Der engliihe Waiſe. 

Die buchſtäbliche Auslegung. 


November. 
2. Der Fähndrich. 
>. Die Läfterjchule. 
Tie zween Brüder ala Nebenbupler. 
7 Ter Barbier von Sevilien. 





| 
| 
| 
| 
| 


10. 


12. 
14. 
1%. 
19. 


21. 
24. 


26. 


28. 


453 


Der eiferfühtige Ungetreue. 

Die Heirath durd ein Vo: 
henblatt, B1 Schröder. 

Der Sonderling. 

Ranajja, 

Die Belagerung, X 5 Kretid- 
manıt. 

Berbrehen aus Ehrſucht. — Die 
Verzweiflung aus Liebe, B Legrand. 
Die feidenen Schuhe. 

Stolz und Liebe, Sch 6 
Wagner.) 

Nicht mehr als ſechs Schüffeln (mit 
Abänderungen). 

Die Wankelmüthige, n. Eibber v. 
Schröder. — Phylas und Chloe, 
B, Crux, Wui. v. Sud. 


Dezember. 


. Henriette. 
. Die eiferfüchtige Ehefrau. 


Eſakus und Hejperia. 


. Im Trüben ijt gut filchen. 
. Mariane. 


— Die Hochzeit des 


Figaro. 


. Umſechs Uhr iſt Verlobung, 


L 5 Schröder. 
Die Amazoneninſel, B, Erur. 


. Die Gefahren der Verführung, 


Die zween Brüder ald Nebenbuhler. 


. Der Schublarren des Ejligfieders. 


Die Berjuhung (& n. Marivaur 
d. Vteyer ?) 


. Das öffentliche Geheimnis. 

. Romeo und Julie (Gotter), 

. Haß und Liebe, Sh4Bonin.!) 
. Um jeh8 Uhr ift Verlobung. 


Die Verzweiflung aus Liebe. 


. Camma oder die Heldin aus 


Deutſchlands Borzeiten. 


. Haß und Liebe. 


') Zum Beiten der Armen. *) Bermutblih Heinrich Leopold Wagners „Reue nad) der That” 


| (er Jüngers gleichnamiges Zuftfpiel?) 


30 





April bis September 1787. 


2. Das Findelkind. 
Der großmüthige Korſar. 
23. Edelmuth in Niedrigkeit. 
Die Ueberraſchung. 
Die Geſchwiſterliebe, v. Weiße. 
B. Zemire und Nor. 
N. KEleopatra, Tr 5 Soden. 
9. Robert und Kallifte. 


Mai. 
l. Der Kaufmann von Venedig. 
Der liederlihe Schäffler, tom. B. 
4. Berftand und Leichtſinn. 
6. Berbrehen aus Ehrſucht. 
8. Der Hausvater. 

1. Z artüffe, oder der fcheinheilige 
Betrüger, &5 n. Moliere. 

Die Schäferftunde. 

B. Die reiche Freierin. 

B. Sraf Balltron. 

18. Der jeltne Freier, & 3 Gernmald. 
Die gute Ehe, & 1n. Florian 
Oo. Antons®Ball. 

MD. Tortüffe. 

22. Um ſechs Uhr iſt Verlobung. 

5. Julius von Tarent. 

I. D as Spielerglück, 25 n. 
FRegnard und Goldoni v. Dit. 
Die vergeblide Vorſicht oder der 
Txan leide einer Prinzeffin ver- 


Eca ninte Achilles, her⸗pantom. B, 


grand. 
genie. 
Die gute Ehe. 


Juni. 

> Murmuth um Liebe. 

ED üe vergeblihe Vorſicht. 
— Die Läſterſchule. 

> er beſtrafte Undant, B. (v. ?) 
Das Beiberlomplott. 
— Bene Schlenzheim. 
Das Spielerglück. 

Der glückliche Zufall. (v. 9) 





"> Zum Beiten ber Armen. *) Zult fehlt. 


455 


— Der Deſerteur. 

— DerEinjiedlervonfarmel, 
Dram. Ged. Hin Jamben, Dalberg.') 

— Der allzugefällige Ehemann. 

— Die Familie. 

— Die ſeidnen Schuhe. 

— Der eiferſüchtige Ungetreue. 

— Der Einſiedler von Karmel. 

— Der Schmuck. 

— Die zween Geizigen. 


Auguft.?) 
— Der Spleen. 
Der erite Tod, B. 
Und er fol dein Herr jein. 
Emilia Galotti. 
Die zween unähnlidhen Brüder. 
— Bemire und por. 
— Beitvon Solingen oder ber 
Egoift, Charaktergem. v. Gotter. 
Der beitrafte Undant. 
Wind für Wind. 
— Die Capricen der Liebe. 
-- Die Abenteuer des Herzen?. 
— Die glüdlihe Jagd. 
Der Inſtinkt oder wer ift Vater 
zum Kinde? % 1 Jünger. 
— Beit von Solingen. 
Medea, B. 
— Die Schwiegermütter. 
— Die Entführung aus dem Serail. 
— Armuth um Liebe. 
Der erite Tod. 
-- Mbdelheid dv. Salisbury. 
Der erite Sciffer. 


September. 

— Die Dorfdeputirten. 
— Das Räuſchchen, U 4 Brepner 
— Die Glüdßritter. 
— Der Schein betrügt. 
— Biltorine. 

Das Räuſchchen. 
-- Die drei Töchter. 


30” 


45 


6 


September bis Dezember 1787. 


Die vergeblihe Vorſicht. 


DasKleidausXyon, L Jünger. 


Die eingebildeten Philoſophen. 
General Schlenzheim. 


— Das Kleid aus Lyon. 
— Der wohlthätige Murrtopf. 


Der erite Tod. 
Die Jäger, ländl. Sittengem. 5 
Affland. 


Oftober. 
Die Brandihagung. 
Die Hochzeit des Figaro. 
Juliane von Lindoral. 
Die verdädtige Freundſchaft. 
Pyrrhus und Polyrena. 


- Die Werber. 


Der WUpotheler und der 
Doktor, S Stephanie d.j. 

Das Teftament. 

Der Apothefer ınd der Doktor. 
Die Mindel. 

Der ehrliche Berbreder oder Die 
Belohnung der findlidhen Liebe, 
Sch. ') 

Der engliihe Weile. — Die beiden 
Billet3, Nachſpiel 1v. Anton-Wall. 
Der Fähndrid. 

Die treuen Köhler. 

Der ehrlihe PVerbreder, Sh 3. 
A. v. Wieland. 


— Wiſſenſchaft geht vor 


Schönheit, X 3 Goldoni, Bock. 


Im Trüben iſt gut fiſchen. 


Veit von Solingen. 

Verſtand und Leichtſinn. 

Felix. 

Der Einſiedler von Karmel. 
Wiſſenſchaft geht vor Schönheit. 
Die gute Ehe. — Die Kolonie. 


) Zum Beſten der Armen. 


Die Schule der Kiebhab 
! n. Whitehead v. 3. 3. Chr. 
Die eroberte Inſel. 

Glück beſſert Thorbeit. 

Den ganzen Kram und 
Mädchen dazu, X 1 Brühl 


Romeo und Julie, ©. 


Die Familie Eichenkron. 
Kkronau und Albertine. 
Nina oder Wahnſinnu 
Liebe, Sh m. Bei. n. d. Fr 
dv. d'Arien. 

Der engliihe Kaper, L. 


November. 
Tie Schule der Liebhaber. 
Tie modernen Amazonen. 


- Die Nebenbußler. 
- Der jeltene Freier. 
- Ten ganzen Kram und das W 


den dazu. 
Die Römer in Deutfchland. 
Der Bürgermeijter.— Engl. Di' 


- Tas Kleid aus Lyon. 


Die wüfte Inſel. 

Der Juriſt und der Bauer. 
Mina. 

Der Choleriſche, X5 Dalt 
Das Urtheil de Midas. (?) 


- Der argwöhniihde Ehemann. 
- Die Abenteuer des Herzens. 


Montesquieu, oder die u 
tannte Wohlthat, Ch 3 Dalt 
Die beglüdten Liebhaber. 


Dezember. 
Der mißtrauiſche Liebhaber, X 
Die unvermutete Zujamment- 


- Der Better in Liſſabon. 


Nacht und Ungefähr, O1 Reid 
Sewußtjein, Sh 5 Sfflar 


Januar bis April 1788. 457 


1788. ) 


Iaunar. 

— Das öffentliche Geheimnis. 
— Dos Rauſchchen 
— Die Wantelmuthige. 
9. Julius von Tarent. 
— Der Apothefer und der Doktor. 
— Rinne von Barnhelm. 
— Der Apothefer und der Doktor. 
— Per Brief durch Rechnung 
— Die Phyſiognomie, &5 Brepner. 
— Ben ganzen Sram und das Mäds 

hen dazu. 

Nina. 
— Bemußtjein. 
— Die Brandfgagung. 

Die drei Budligen aus Damaskus. 
— Verſtand und Leichtſinn. 


Februar 
— die Liebtaber, wie ſie ſind 
und wie fie ſein ſohlen. 
Die drei Budligen aus Damaskus. 
— Emilia Galotti. 
— die Dorfdeputirten. 
— die drei Töchter. 
Nacht und Ungefähr. 
— Lanaſſa. 
— Die Wölfe in der Heerde. 
Derliederlide Shäffler,®. 
— Der Apotheler und der Doktor. 
— Der Minifter. 
Der verlafiene Kalypio. 
— Die Laſterſchule. 
Die modernen Amazonen. 
— Die Entführung aus dem Serail. 
— Dlint und Sophronia, Tr 5 
Eronegt. 
— Das Findeltind. 
Der erfte Schiffer. 


März. 
— Eduard Montroje. 
Die glückliche Zurüdtunit 





— Die eingebildeten Philoſophen. 
Die militäriſche Liebe. 

— Vergeltung, Sh 3 Lambrecht 
Die beglüdten Liebhaber. 

— Glüd befiert Thorheit. 

— Die Mündel. 

— Dlint und Sophronia. 

König Theodor in Venedig, 
O. n. Eafti v. d’Arien, Muf. v. 
Paeſiello. 

— Der wunderliche Franzos 
oder der eiferſüchtige Ehemann, 
tom. O, Biccini. 

— Die Expedition oder die Hochze it 
nad) dem Tobe. 

— Bergeltung. 
DasLebeneinTraum,B.v.? 

— König Theodor in Venedig. 


April. 

— Der offene Briefwechſel. 
Die vergeblihe Vorſicht. 

— Die philojophiiche Dame. 

-- Di: Erpediton. 

— Der Deferteur. 

— Die Seeoffiziere oder Tugend 
und Ehre auf der Probe, X 5, 
Tode. 

— Die Familie 

— Zemire und Azor. 

— Graf Eiier. 

— Bifjenfhaft geht vor Schönheit. 
Theieus od. Tapferteit ber 
darf der Jahre niht,® v. 
Legrand, Muf. v. Dimmler. 

— Der Apotheter und der Doktor. 

— Die Mitternadtsftunde, 
S 3 Lumbregt-Danzi. 

Die Hochzeit des Figaro, B. 

— Der Better aus Lifjabon. 
Der erite Tod. 

— Der Schubtarren des Eifigfieders. 
Nina. 


*) Das folgende nach dem Churfürftl. Inteligenzblaet. 


458 


Mai. 


— Die Mitternachtsſtunde. 


Don Juan, B. 

Die Seeoffiziere. 

Die Gefahren der Verführung. 
Theſeus, B. 

Die buchſtäbliche Auslegung. 
Der Alchymiſt, S, Meißner, 
Muj. v. Schufter. 

Das Teftament. 

Sad Spleen. 

Der Alchymiſt. 

Die weiblide Eroberungsjudt. 
Ter Revers, L 5 Jünger. 
Der verliebte Zauberer, B. 
Felix. 

Veit von Solingen. 

Der verliebte Zauberer. 

Der Revers. 

Der verliebte Zauberer. 
Armut und Liebe. 

Der erſte Tod. 

Ottilie, Tr 5 Brandes. 
Liebe wirh fchnell. 

Die eingebildeten Philoſophen. 


Juni. 
— Der mißtrauijche Liebhaber. 
- Gereditigleit und Rache. 
Die glückliche Zurüdkunft. 
Jeder fege vor feiner Thür. 
Der Bettelftudent. 
Ottilie. 
Tom Jones. 
Das Freicorps, 8 (f. Goed. 
8 259, 115). 
Viktorine. — Tie Entführung. 
Der Apotheker und der Doktor. 
- Die dürftige Familie. 
Die Heirat durh Irrtum, 
x 1 Schröder. 
Das Freicorps. 
Die Maler. — Die drei Rächter. 
Die Jäger. 
Der Revers. 


Mai bis Auguſt 1788. 


Juli. 
Die buchſtäbliche Auslegu 
Der Bettelſtudent. 
General Schlenzheim. 
Der Fähndrich. 
Der liederliche Schäffler. 
Die Schwiegermütter. 


Lilla, O, Martini. 


Der Kaufmann von Ven 
Der beſtrafte Undant. 
Lilla. 

Der ſeltene Freier. 

Der Schreiner,L2W 
Die väterliche Rache. 

Im Trüben iſt gut fiſche 
Die Nacht zu Abente 
Töffels u. Dortchen 
zeit (oder die Folge 
Pächter), B. 

Die Vergeltung. 

Lilla. 


Auguſt. 
Die Brandſchatzung. 
Die Capricen der Liebe. 
Der Apotheker und der 3 
Der Adjutant. 
Der Schreiner. 
Die Mitternadtsftunde. 
Don Juan. 
Merope. 
Der verliebte Zauberer. 


- Die Schule der Bäte 


Traun. 

Den ganzen Sram und bo 
hen dazu. 

Romeo und Julie, O. 
Die Werber. 

Die Schule der Väter. 
Die eroberte Inſel. 

Der engliihe Kaper. 

Der Bettelftudent. 
Eugenie. 

Julius Cäjar oder d 
ſchwörung des Brutus, Tı 
berg. 


September 1788 bis Januar 1789. 459 


— geh September. — Der Apotheker und der Doktor. 
R. Die große Toilette, L v. ©. 
— Zulius Cäſar. 3. Echröter. 
— Juliane von Lindorak. 
Das Luſtlager, B. Novemnber. 
— die Entführung aus dem Serail. — Und er ſoll dein Herr ſein. 
— Kronau und Albertine. — Lilla 


Die Droſſel, L Unzer. 
— Der Bürgermeiſter. 
— Lilla. 
— Richard III., Tr 5, Weiße.!) 
— Die Schule der Väter. 
Die amerikan. Wilden, B. 
— Der Deſerteur aus Kindesliebe. 
Der Schiffbruch der Qu äker, B 
— Die junge Wittwe. 
Ariadne auf Naxos. 
Die Droſſel. 
—— Der Einſiedler von Karmel. 
Wie man eine Hand umlehrt. 
— Der Raudfanglfehrer, Auer- 
brugger, Muj. v. Salieri. 


Ofteber. 
— Richard IIL — Divert. Dezember. 
— Der offene Briefwechſel. — Die Familie. 


— Ranafja. 
— Der Raudfangfehrer. — Naht und Ungefähr. 


— Der bejtrafte Unbant. 

— Die große Toilette. 

— Der Raudfangfehrer. 

— Das Herz behält jein Recht, 
Sh 5 Bed. 

— Die Übenteuer de3 Herzens. 

— Der Barbier von Sevilla, O. 

— Die Erbihaft. — Die Rechnung 
ohne den Wirt, L Scletter. 

-— Gamma. \ 

— Die Reijenden. 
Der Bettelitudent. 

— Das Herz behält jein Recht. 
Liebe vermag alles. 

— Die Glüdßritter. 


— Das Räuſchchen. Luftbälle. 

— DdDer Strich durch die Rechnung. — Nicht mehr als ſechs Schüſſeln. 
Die amerikaniſchen Wilden. — Die Heirat dur Irrthum. 

— Der engliihe Weile. Die eingebildeten Philofophen. 
Medea. — Berbreden aus Ehrjudt. 

— Dank und Undant, 2 Jünger. — Die Glüdsritter. 
Töffels und Dortchens Hochzeit. — Zemire und Azor. J 

— Das Kleid aus Lyon. — Der Wechſel, & Jünger. 
Die beiden Billets. Liebe vermag alles. 

— König Theodor in Venedig. — Das Teftament. 

— Der mwohlthätige Murrtopf. — Die Dorfdeputirten. 
Die Reijenden, L. — Der WVedjel. 

— Dant und Undant. Die Capricen der Liebe. 


1789. 
Januar. — Adelheid von Salisbury. 
— Der Vedjiel. | — Die Drofiel. 
__ Die Eapricen der Liebe. Ä | Die Mitternachtsſtunde. 


2) Zum Beten der Armen. 





460 Sanuar bis Juni 1789. 


— Nacht und Ungefähr. 
Der Bettelftubdent. 
— Die Yäger. 
— Die Bormünder, L Scletter. 
— Die große Toilette. 
— Die junge Wittive. 
— Nina. 
— Mariane. 
Die drei Budligen von Damaskus. 
— Der Revers. 
— Dank und Undant. 
Der Namenstag oder bie lebenden 
Marionetten, B. von ? 
— Das Freicorps. 


Februar. 
— Die Vormünder. 
— Armuth und Liebe. 
— Der Triumphder Treue, O, 
Danzi. 
— Der Bürgermeiſter. 
— Der Apotheker und der Toltor. 
— Um 6 Uhr ift Verlobung. 
— Der Triumph der Treue. 
— Der Minifter. 
— Berftändnis u. Mißverftänd- 
nis, L. 
— Der Geburtstag. 
— Der Triumph der Treue. 
— Der Vetter in Liſſabon. 
Die militäriſche Liebe. 


März. 
— Verſtändnis und Mißverſtändnis. 
— Der ſchwarze Mann. 
— Thusnelda ober der Ritter vom 
goldenen Sporn, Sch Vohs. 
— Die Brandihagung. 
Der großmüthige Engländer. 
— Hamlet. 
— Romeo und Zulie, ©. 
— Thusnelda. 
— Die Schwiegermütter. 
- Die beiden Billets. 
Die eingebildeten Philoſophen. 
— Der Fabrikant, L3 Weidmann. 
Der erite Tod. 


-- Hamlet. 
— Glüd bejiert Thorheit. 
— Der Fabrikant. 
Die Entführung. 
— Der Apotheler und der ‘ 


April. 

— König Near. 
— Die Streligen, Sch 
— Lille. 
— Veit von Solingen. 

Die Batrioten. 
— Der argwöhniihe Ehema 
— Im Trüben ift gut file 
— Der Wechſel. 

Die modernen Amazoner 
— Die Streligen. 

Der Namenstag. 
— Die reihe Freierin. 


Mai. 
— Die Eiferſucht a 
Probe, O3 Eſchenburg) 


— Thusnelda. 


— Die Eiferſucht auf der Pr— 

— Die Verſchwörurn 
Fiesko, Tr 5 Schiller. 

— Die weibliche Eroberung? 

— Die Entführung aud dem 

— Die Schule der Bäter, S 
Die Schäferſtunde, B. 

— Die Berihwörung des Fi 

— König Theodor in Bened 

— Der Bizelanzler, 
Kratter. 

— Die Streligen. 

— Felix. 

— Der Ring. 


Juni. 
— Der Fabritant. 
Die Hochzeit des Figaro, 
— Der englüde Kaper. 
Der Betteljtudent. 
— Mlbert von Thurn 
Tr 4 Iffland. 


Juni bis Oftober 1789. 461 


— Lilla. 

— Die große Toilette. 

— Der verliebte Zauberer. 

— Der Advokat oder wer wird 
den Prozeß gewinnen ? 

— Im Trüben it gut fiſchen 

— Die väterlihe Rache. 

— Die Rechnung ohne den Wirt. 


— Der jeltene Freier. | 
Die Capricen ber Liebe. 
— Die Läfterichule. | 
Der großmüthige Engländer, B. 
— Jeder jege vor feiner Thüre. 
Nina. | 
— Wbert von Thurneiien. 
— Berftändniß und Mißpverftändniß. 
— Robert und Kalliſte oder der Der Duafimann. 
Triumph der Treue. — Das Kleid aus Lyon. 
— Thusnelda. — Der mwohlthätige Murrlopf. 
— Tie große Toilette. Das Lager, B. 
— die Streligen. 
— der Fabrifant. 
Nriptolome, Königin von . 
Seleukos. 
— Die Kriegsgefangenen. 
— Die Kriegsgefangenen. 
— Die Maler. 
— Romeo und Julie, O. | 
| 


September. 

— DerMagneti3musg, 1 
Iffland. — Wieden. 

— Die Familie. 
Liebe vermag alles. 

— Daß Landmädchen, Lv. Wicherley 
(Schmid). 

— Der Bürgermeifter. 

— Betrugdurh Aberglauben, 
S 2 Eberl, Dittersdorf. 

— Die verdädtige Freundichaft, 2. 


Juli. 
— Verbrechen aus Ehrſucht. 
— Die Mitternachtsſtunde. 


— VBilla. 

— Reue verſöhnt, Sch 53Iffland. 
— Dank und Undank. 

—- Der Apotheker und der Doftor. 
— — Der Strih durch die Rechnung. 


— Die Vergeltung. 
— Robert und Kalliſte. 


Oftober. 
— Die Macht der findliden 
Liebe, Sch Seidel. 


Der erite Schiffer. Der Bogelfang. ®. 
— Denganzen Sram und das Mädchen — Die große Toilette. 

Dazu | Der verliebte Zauberer. 

Die drei Pächter. ' — Betrug duch Aberglauben. 
— Die Bormünder. — Der Rever?. 
— Der Wechſel. — Ballet. Die verlaſſene Kalypſo. 
— Bemire und Azor. — König Theodor in Venedig. 
— Er Hat fie alle zum Beſten. — Die Verſchwörung des Fiesko. 


Auguſt. | — Armuth und liebe. 
— Neue verjöhnt. Ä Die wilden Amerifaner, B. 
— Naht und Ungefähr. | — Berbrehen aus Ehrſucht. 
— Ber Duajimanı, O 2Yam — Bemußtjein. 
breit, Danzi. — Reue verjöhnt. 
— Die Streligen. — Das Finbelfind. 
Der erfte Tod. Die modernen Amazonen. 


— Die Dorfdeputirten. — Der ANpothefer und der Doltor. 





462 DOftober 1789 bis Februar 1790 


— General Schlenzheim. | — Der Optimift. 

Der großmüthige Englänber. Die Jagd Heinrich IV. 

— Die Abenteuer des Herzen?. — Natur und Liebe im Streit 

— Derfromme Betrug, Seidel. — Die Gefahren der Berführu 
Der Bettelftudent. — Die Bauberböhle des Trop! 

— Graf Eſſex. — Der Schublarren bes Eifig 

— Der Spleen. Der Bauer mit der Erbſche 
Eduard IV., 8. — Henriette. 

— Der Fabrilant. 

Der Magnetismus. Dezember. 

— Die Zauberhöhle des Tro- — Der Dejerteur aus Kindes! 
phonius, ©, Kafti, über‘. v. Der verliebte Zauberer. 
Faber, Muſ. v. Salieri. — Die unvermuthete Zuſamm 

— Die Seeoffiziere. 
November. — König Theodor in Benebic 

— Der Kaufmann von Benebig. — Juliane von Lindoraf. 
Der Ramenstag. — Im Trüben ift gut filchen. 

— König Theodor in Benebig. — Der Taumel der Lieb 

— Der Optimift oder Es ift ihm — Merope. 
alles recht, 255%. 9. %. Müller. Die militärijche Liebe. 

— Der mißtrauijche Liebhaber. — Glüd beflert Thorbeit. 

— Der Apothefer und der Doktor. | — Per fromme Betrug. 

— Die Familie Eichenfron. Die eingebildeten Philoſop 
Der erfte Schiffer — Nicht mehr als ſechs Schü 

— Lilla. — Die Dorfdeputirten. 

17%. 
Januar. — „Helena und Paris. 
— Menihenhaß und Neue, — Der jeltene Freier. 
Sch 5 Kopebue. Die eroberte Inſel. 
— Lilla. | 
— Mariane. — Sie Grazien, 23. Februar. 
Crux, Muſ. v. Dimmler. — Der Revers. 
Der Fähndrich. — Helena und Paris. 
Die wilden Amerilaner. — Tie Stiefiühne, Sch € 

— Ser Bettelftudent. Den ganzen Sram und d« 

— Menſchenhaß und Reue. den dazu. 

— Lie Räjterichule. — Tie Schwiegermütter. 

— Ter gutherzige Alte, in — Dank und Undant. 
Florian dvd. Lambrecht. Die modernen Amazonen. 
Teer Jurift und der Bauer. — die Trillinge. 

— Wenſchenhaß und Reue. Ter Namenätag. 

— Tier Eptimifl. — Die junge ®ittwe. 

Der großmütbige Engländer. Nina. 


Die Brandidagung. — Tie Streligen. 


Februar bis Zuli 1790. 


Wie man eine Hand umtlehrt. 
Der Ramenstag. 

Der gutberzige Alte. 

Romeo und Julia, ©. 

Die Macht der kindlichen Liebe.!) 
Der Better in Lifjabon. 

Der Bauer mit ber Erbidaft. 
der Strich durch die Rechnung. 
Die eroberte Inſel. 


März. 
— Robert und Kallite. 
Das Kleid aus Lyon. 
— €urd von Spartau, Sch 4 
Beil. — Divert. 
Curd von Spartau. 
Die Grazien. 
Das Teftament. 
(Wegen Trauer um Kater Joſef II. 
Dom 14. März bis Sonntag nad 
O ſtern geſchloſſen.) 


— 


— 


— 


— 


April. 
It 5 


— 


Tankred, 
(Don Bode?) 
Die geraubten Waffen, 8. 
Menſchenhaß und Reue. 
Die Schule der Eiferjudt 
oder Liebe haft allen Zwang, S, 
VBregner, Muf. v. Salieri. 
Der Weltmann oder der ab: 
gedrungene Betrug, & n. Boiſſy. 
Don Duichote, B. 
— NMacht und Ungefähr. 

Der Duafimann. 
— Die große Toilette. 


n. Boltaire 


— 


— 


Mai. 
— Verirrung ohne Laſter, Bed 
— Die Schule der Eiferſucht. 
— Albert von Thurneijen. 
— PViltorine. 
Die verlafiene Kalypſo. 


— Der Beltmann. 
— — ⸗J1 — 


) Zum Beſten des neuen Armeninſtitute 


| 
| 


463 


Tie Hochzeit des Figaro. 

Berirrung ohne Laſter. 

Die junge Wittwe. 

Die zwei Geizigen. 

Die Dündel. 

Tie Stiefjöhne. 

Der Narr fürs Geld oder 

Peter Proſch, 2. 

— König Theodor in Venedig. 

— Die Werber. 

— Die Macht der kindlichen Liebe. — 
Ballet. 


Inni. 

— Tankred. — Ballet. 

— Der Betrug durch Aberglauben. 

— Zieh auß, Herr Bruder, L. 
Die Eapricen der Liebe. 

— Bemire und Azor. — Divert. 

— Der Taumel ber Liebe.') 

— Der argwöhnijhe Ehemann. 

— Die Wankelmüthige oder der weib- 
lie Betrüger. 
Die vergebliche Borficht. 

— Der Schmud: 

— Der Eremit auf Formen=- 
tera, Sch 2 Kotzebue. 

— Der offene Briefwecjel. 
Der großmüthige Korfar. 

— Das öffentliche Geheimnis. 

— Der Eremit auf Formentera. 

— Die Jäger. 

— Die Entführung aus dem Serail. 


Inli. 

— Verſtand und Leichtſinn. 
— Die Indianer in England,, 
L 3 Koßebue. — Ballet. 

— Lie Schule der Eiferjudt. 
— Die Indianer in England. 

— Thusnelda. 

— Die drei Tödtter. 
Das Lager. 

— Der Rauchfangkehrer. 


464 


Eurd von Spartau. — Divert. 


— Der Bauer mit der Erbichaft. 


Der Betteljtudent. 
Der Taumel der Liebe. 


— Die Indianer in England. 


Alderjon, Tr 5 Brande2. 
Der Namendtag. 
Der Apotheker und der Doktor. 


Anguſt. 
Die Streligen. 
Die Schäferftunde, 
Der Eremit auf Formentera. 
Gerechtigkeit und Rache. 
Der Narr fürd Geld. 
Die Glücksritter. 
Der Fabrilant. 
Die modernen Amazonen. 
Die Entführung aus dem Serail. 
Alderion, 2 Theil, Tr 4 
Brandes. 
Der Rauchfangkehrer. 
Grat Balltron. 


. Der Wediel.!) 


Don Juan, B. 

Jeder fege vor feiner Thür. 

Die zwei Geizigen. 

Der Bürgermeiiter. 

Das PBorträtderMutter od. 
Die Privattomödie, X 4 Schröber. 
Yelir. 


<chtember. 
Das Borträt der Mutter. 
Die Mitternachtsſtunde. 
Eduard IV. 
Der Betrug durch Aberglauben. 
Suliane von Lindorak. 
Der erite Zod. 
Lilla. 
Mathilde Gräfinvon Gies— 
bad, Tr 5 Ziegler.‘) 
Der Miniſter. 
Der Qujtgarten. 


) Debur der Mad. Brochard (Nenner). 


! 
| 


- — — — — — 


Juli bis November 1790 


— Das Freicorps. 
Alderſon. 
— Die Dorfdeputirten 
— Kronau und Albertine. 
Die verlaſſene Kalypſo. 
— Der Einſiedler von Karmel. 


Ottober. 

— Die Wölfe in der Heerde. 

— Pſyche, S, Müdler, Muſ. 
Winter. 

— Die Entführung aus dem Ser 

— Die Eiferfühdtigen od. fe 
hat Recht, 2 4 Schröder. 

Der grogmüthige Engländer. 

— Binde. 

Die Verirrung ohne Laſter. 

— Die Schwiegermütter. 

Die Briefterin der Diana. 

— Der Ring. 

— Der Tote ein Freier. 

Der Faßbinder. 

— Der Ring oder die ung! 
lihe Ehe durch Delicatı 
(= Der Ring, 2. Tyeil), L4n. 
qubar, Schröder. 

— Die Indianer in England. 
Der Ruitgarten. 

— Sad Spleen. 

Die drei Pächter. 

— Die Eiferfüdtigen. 
Die Entführung. 


.— Alderſon, 2. Theil 


Rovember 

-- er Ring, 2. Theil. 

— Die Liebe im Narrendhaı 
S, Stephanie d. j. Muſ. v. 
tersdorf. 

— Tie dürftige Familie. 

Ton Juan, B. 

— Fa? Rorträt der Mutter. — Ti 

— Wderion,3.Theil, TZr5 Bra 

— Tie Liebe im Narrenhauie. 


t) Zum Weiten der Armeninitituts. 


November 17% bi8 März 1791. 465 


— Verftändniß und Mißverſtändniß. — Ber Eremit auf Formentera. 
- Alderſon, 3. Theil. '  — Die väterlihe Rache. 
— Wenſchenhaß und Reue. Der glüdlidde Xiebhaber.') 
— die treuen Köhler. — Freemann oder Wie wird das 
— Fürſtenglück, L (Albrecht?“ ablaufen? Sch v. Jeſter. 
— Ballet. Der bezauberte Strauß. 
— ie Heirath durchs Wochenblatt. ı — Der Beitinbdier. 
-— Tie eingebildeten Philoſophen. — Zemire und Azor. — Divert. 
— Freemann. — Ballet. 
Dezember. — Der Statthalter, Tr 5 Reh: 
-- Athelitan. | diger.?) 
Liebe vermag Alles. — Der Ring, 2. Theil. 
— Die weiblide Eroberungsfudt. | — Im Trüben ift gut fiſchen. 
1791. 
Januar. — Der Juriſt und der Bauer. 
Das Porträt der Mutter. Der Jahrmarkt oder Lukas 
- König Theodor in Venedig. und Bärbchen, S 2 Gotter, Muf. 
— Der Feldwebel, L. v. Benda. 
Hippomenes und Atalanta. — Der Unabhängige. 
— Die Indianer in England. —— Die magnetiihe Wunderkraft. 
— Die philofophiiche Dame. | Der Narr fürs Geld. 
Die Eiferfüchtigen. — Der Betrug durd) ‚Aberglauben. 
Hippomenes und Atalanta. — Die Läſterſchule. 
— Der Unabhängige, L, Römer — Die Liebe nad) der Mode. 
Wind für Wind. | 
Die Koſaken, 8. | März. 
Die beiden Billets. — Der gutherzige Alte. 
Der Betteljtudent. Ter Jahrmarkt. 
Er hat fie alle zum Beſten. — Bürgerglück, 2 3 Babo. 
— Die janfte Frau. — Divert. Der Luſtgarten. 
— Der Geburtstag. 
Febrnar — Der Betrug durch Aberglauben. 
WVitebe wirkt ſchnell. — Hamlet. 
Die zwei Geizigen. — Bürgerglück. 
_ Ver Ring. Die Priefterin der Diana. 
Die magnetifhe Wunder: — Der Npothefer und der Doktor. 
keraft oder Aller Welt zum Trotz — Die Liebesproben, L, Bul- 
doch ein Arzt, Ya. d. Franz. v. pius. — Ballet. 
_ 8. F. Huber. — Der Luftgarten. — Hamlet. 
Die Erbſchaft. — Der Rauchfangkehrer. 
__ Der Faßbinder. — Mathilde Gräfin dv. Gtesbad.”) 
__ Der Zeldwebel. — Die Familie. 
Bu Die Indianer in England. | Pyrrhus und Polyxena. 


) Die bealückten Liebhaber? *) Zum Beſten des Armeninſtituts. 


466 


Die Liebesproben. 
Pyrrhus und Polyrena. 
Emilia Galotti. 


April. 
Der Eremit auf Formentera. 
Vergeltung. 
Die AUmazoneninfel. 


. Die Wilden, S 3 Schmieber, 


Mus. v. Talayrac. — Divert. 
Freemann. 

Die junge Wittwe. 

Die Wilden. — Divert. 

König Lear. 

Da8 Ehrenmwort, X 4 Spiek. 
Die Toilette der Venus, B. 
Die Entführung aus dem Serail. 
Fürſtenglück. 

Die Toilette der Venus. 
Eugenie. 

Die Amazoneninſel. 


Mai. 
Das Räuſchchen. 
Die Wilden. — Divert. 
Das Ehrenwort. 
Die Yuftidhlöjier,') 24 Lam: 
brecht. 
Pyrrhus und Polyxena. 
Die Liebe im Narrenhauſe. 
Die Strelitzen. 
Die Luftſchlöſſer. 
Zephyr und Flora, B. 
Der Rauchfangkehrer. 
Das Findelkind. 
Jack Spleen. 


-- Die Wette oder Treue ſiegt, L3 


Leo. — Ballet. 

Den ganzen Kram und das Mädchen 
dazu. 

Tina. 

Beit von Solingen. 

Der Luftgarten. 

Der wohlthätige Murrkopf. —Ballet. 





) Eonft unter dem Titel „Hirngelpinfte“. 


März bis Juli 1791. 


Juni. 

— Ber Upothefer und der 9 
— Bürgerglüd. — Ballet. 
— Wohlthun madt gl 
Sch 5 Senf. 
Der Betrug durch Abergl 
Der Statthalter.”) 
Die reiche Freierin. 
Die Berirrung ohne L 
Ballet. 
Felix. 
Die Schule der Väter. 
Die beglückten Liebhaber. 
Die große Toilette. 
— Jeder fege vor ſeiner Th 

Der Quaſimann. 
24. Bruder Moritz der 
derling, X 5, Kotzebue. 
Der Feldwebel. 
Nicht mehr als ſechs Schi 


Inli. 
Im Trüben iſt gut fiſcher 
Die Seeoffiziere. — Balle 
Zemire und Azor. — Dü 
— Mathilde Gräfin v. Giest 
—— Die Macht der kindlichen 
Ballet. 
— Lilla. 
Die Engländer in Ar 
| Sch 4, Albrecht. 
Dorothea, B. 
Die Werber. 
Die Ungetreuen. 
Die zwei Geizigen. 
— die Luftſchlöſſer. 
Die wüſte Inſel. 
Die bezähmte Widerbell 
Ballet. 
| — Die Engländer in Amerila.- 
— Der Bauer mit der Erbid 
| Der Betteljtudent. 
| 


De — — — — — — — — — 


-— Liebesproben. 
Dorothea. 


') Zum Beſten des Armeninſtituts. 


Auguſt bis Rovember 1791. 


Ansuft 
— König Theodor in Venedig. 
— Bürgerglüd. 
Diana und Endymion. 
7. Don Juan, DO, Mozart. 
Die Dorfdeputirten. 
Die Bflegetodter, 
Arnftein? Qambredt ?) 
—— Der Bürgermeifter. 
— Die Wilden. — Pivert. 
— Thusnelda. 
— Das Borträt der Mutter. 
— on Juan, 
— Ehrgeiz und Liebe. 
Diana und Endymion. 
- Die Pflegetodhter. — Ballet. 
- Die budftäblie Auslegung. 
Der Betteljtudent. 


Sch. (v. 


September. 
- Der Beftindier. 
FPkatur und Liebe im Streit. 
Die beglüdten Liebhaber. 
— Der Taumel ber Liebe. — Ballet. 
— De Barbier von Sevilien. 
— Der Ring, 2. Theil. 
— Ehrgeiz und Liebe. 
Das Lager. 
— Elsbeth von Sendhorſt, Tr, 
Böſenberg.!) 
— Die Entführung aus dem Serail. 
— Der Bedjiel. 
Die Capricen der Liebe. 
— 2er Unabhängige. 
— Pſyche. 
— der Strich durch die Rechnung. 
der großmüthige Engländer. 
— Die päterliche Rache. 
iana und Endymion. 


2 Dltsber. 
"Die yerftellte Kranke. 
Der bezanzberte Strauß. 
" e und Azor. — Divert. 


) dum Weften des Armeninftituts. 


467 


— Die Engländer in Amerika. — 
Divert. 

— Unbefonnenheit und Irr— 
thum, Sch 5, Brandes. 

11. Die eingebildeten Philoſophen. 

— Und er fol dein Herr jein. — Divert. 

— Unbejonnenbeit und Irrthum. 

18. Der Schreiner, X 2 Paul Weid- 
mann. 

Der Alchymiſt. 

— Der Adjutant. — Divert. 

— Der Better in Liſſabon. 
Diana und Endymion. 

25. Der gutherzige Alte. 

Die beiden Savoyarden. 

— Liebhaber und Nebenbuh— 
ler in einer Berfon, L 4, 
Biegler. 

— Die Abenteuer des Herzen?. 


November. 

— Die Stiefjöhne. 

Die beiden Savoyarden. — Divert 

— Die gute Tochter. 

— Amurat IV., B.? 

— Liebhaber und Nebenbuhler in 
einer Perſon. 

— Der Raudfanglehrer. 

— Die Pflegetocdhter. — Ballet. 

— DerTuchfabrikant von 
London, Schein. Falbaire v. J. 
A. von Wieland. 

— Amurat IV. 

15. Liebe wirkt ſchnell 
Die drei Pächter. 

— Verbrechen aus Ehrjudt. 

— Ber Tuchfabrilant von London. 
Der erite Tod. 

— Bewußtſein. 

— Ber Barbier von Sevilien. 

— Die bezähmte Widerbellerin. 

Der Narr fürs Geld. 

— Die Maler. 

Die beiden Savoyarden. 


468 


3. 


8. 


Dezember. 
Liſt gegen Bosheit, 
Lambrecht. — Ballet. 
Juliane von Lindorak. 
Diana und Endymion. 
Die Liebe im Narrenhauſe. 
Reue verſöhnt. 
Liſt gegen Bosheit. 
Zephyr und Flora. 


x 3, 


1792.3) 


Januar. 


. Bürgerglüd, 


Dorothea. 


. Das wütende Heer oder das 


Mädchen im Turme, S, Breßner, 
Muſ. v. Lafer. 


. Berirrung ohne Laſter. 
. Liit gegen Bosheit. 


Die eroberte Inſel. 


. Der Wedhjiel. 


Die junge Wittiwe. 


. Don Juan, 
. Die findlihe Liebe, Sch 3, 


Brüpf. 
Der Namendtag. 


. &urd von Spartau. 


Der franz. Luſtgarten. 


. Die Wilden. — Divert. 
2. Die findliche Liebe. 


Das Lager. 


. General Schlenzheim. 
. Die buchftäbliche Auslegung. 


Die eingebildeten Philoſophen. 


. Da8 Borträt der Mutter. 
. Der Unabhängige. 


Febrnar. 
Nacht und Ungefähr. 
Der Quaſimann. 
Felix und Hannchen, 
Bretzner. 
Der Feldwebel. 


L84 








10. 


28. 


Dezember 1791 bis März 1792. 


Der Bürgermeiſter. 

Der Apotheker und der Doktor—— 
Die große Toilette. 

Tie Grazien. 

Ehrgeiz und Liebe. 

Nina. 

Elsbeth von Sendhorft.'\ 

Das Teftament. 


Im Zrüben ijt gut filchen. 


. Riebeöproben. 


Der grogmüthige Engländer. 


. Felir und Hannden. 
. Der Geburtötag. 


Ter Nanıenstag. 


. Die Zwillingsbrüder, 


Schröder. 


. Nicht mehr als ſechs Schüfjeln- sr 
. Die Mädchentenner oder — 


ein Selchrter und nur Zamulu m. 
L 3, Senefelder. 
Die jhnelle Wendung?) 


>. Beit von Solingen. 


Ter verliebte Zauberer. 
Liebe wirft ſchnell. 
Der Bettelſtudent. 


März. 


. Der Better in Lifjabon. 


Diana und Endymion. 


. Zie Zwilling3brüder. 


Don Juan, 


. Belir. 
. Erjagp für Jugendfeble 


SH 5, Kotzebue (= Das Fi 
der Liebe). 

Die Grazien. 

Der Weftindier. 

(Wegen Trauer für Kaijer 6 
pold II. geichlojien.) 


) Zum Beften des Armeninftituts. *) Tune der Auffübrung aus Schmieder® Ally. Tb — 


journal. ») = Die unvermutbete Wendung, & n. Sheridan v. Jünger? 


BEREEEE 


I II 


| 


April bis Juli 1792. 469 


April. 
Klara von Hoheneihen, Sch 4, 
Spieß. 
Der Liebhaber und Nebenbuhler 
in einer Perſon. 
Juliane von Lindorat. 
Die Jäger. 
Orpheus und Eurydice, 
pant. D. 
Der Taumel ber Liebe. 
Der Beitindier. 
Helena und Baris. 
Die Entführung aus dem Serail. 
Orpheus und Eurydice. 
Der Revers. 
Die Liebe im Rarrenhauje. 
Der Fähndrich. 
Die Maler. 
Orpheus und Eurydice. 
Der Revers. 
Die Liebe im Narrenhauſe. 
Der Fähndrid. 
Die Maler. 
Orpheus und Eurydice. 


Mai. 

Kronau und Albertine. 

Die junge Wittive. 

Das rote Käppchen od. hilft's 
nicht, fo ſchadt ed nicht, S, Muf. v. 
Dittersdorf. 

Die Macht der kindlichen Liebe. 
Die Kokarden, Tr 5 Iffland. 
Die Seeoffiziere. 

Das Luftlager. 

Der gutherzige Ulte. 

Der Alchymiſt. 

ara von Hoheneidhen. 

Die Kolarden. — Divert. 

Das rote Käppchen. 

Die Goten im Orient, Tr, 
Senefelbder. 

Der Ring, 2. Zeil. 
Die Stiefföhne. 

Die beiden Savoyarden. 
, Zum Beften des Armeninſtituts. 


Juni. 
— Verbrechen aus Ehrſucht. 
— Die Goten im Drient. 
— Lille. 
— Armut um liebe. 
Der Tod Heltor2. 
— Der jeltene Freier. 
Der Tod Heltors. 
— Die Bilden. — Divert. 
— Die Shauspielerfhule, %3, 
Beil. 
— Eurd von Spartau. — Pivert. 
— Betrug dur Aberglauben. 
— Otto der Shüg, Prinz von 
Heſſen, Sch 4 Hagemann.') 
— Die Schaufpielerjchule. 
—- Otto der Schüß. 
Die wüſte Inſel. 
— Die Dorfdeputirten. 
— Lanaſſa. — Divert. 
— Die Schwiegermütter. 
Don Juan. 


Juli. 

— Otto der Schütz. 

Der großmüthige Engländer. 

— Die väterliche Rache. 

Diana und Endymion. 

6 Der Gutsherr oder Hannchen 
und Görge, S, Muſ. von Ditters⸗ 
dorf. 

— Otto der Schütz. — Ballet. 

— Die Mündel. 

— Der Gutsherr. 

— Die Engländer in Amerila. 
Hippomenes und Atalanta. 

— Leichtſinn und gutes Herz, 
X 1 Hagemann. 

Die eingebildeten Bhilojophen. 

— Lanaſſa. 

— Die Schule der Väter. — Dorothea. 

— Das rothe Käppden. 

27. Die unruhige Nadt, ©. n. 
Goldoni, Muf. von Laſſer. 

— Dtto der Shüg. — Ballet. 


31 


470 Juli bis November 1792. 


— Leichtſinn und gutes Herz.  — Sal Spleen. 
Die beiden Savoyarden. Die drei Pächter. 
— Die Folgen einer eir 
Lüge, Sch 4, Spiep. 
— Die Goten im Orient. — Der Strich durch die Ned 
— Klara von Hoheneidhen. Diana und Endymion. 


Angaft. 
— Die unruhige Nacht. — Der Wechſel. 
| 


— Bürgerglüd. Das Beipenft oder ber liſti 
— Der Adjutant. — Divert. baber, 8. 
— Die Luftihlöfjer. — Divert. — Betrug dur Aberglauber 
— Maria Stuart, Tr 5 Spiek. — Mariane. 
— Das rothe Käppchen. Die Briefterin der Diana. 


— Die Entführung, 23 Jünger. 
Ines von Caſtro. 
— Die Entführung aus dem Serail. 


— Die Folgen einer einziger 
— Der Barbier von Sevilien 
— Liſt gegen Bosheit. 


— Die Entführung. | Die Priejterin der Diana. 
Ines von Lajtro. | — Otto der Schüß. 
— Die Kofarden. | Das Beipenft. 
— Maria Stuart. 0 — Zöffel und Dortchend 
31. Die Straßburgerin, % 1, | S a, d. Franz., Muſ. v. 
J. v. Destouches. | Zeichtfinn und gutes Her; 
Die Thomasnacht, S, J. 
v. Destouches, Muſ. von F. November. 
v. Destouches. — Eugenie. — Ballet. 
— Er hat fie alle zum Beſte 
September. | — 2er Zabrilant. 
— Der Revers. — Divert. | Das Bouquet. 


— Der Better in Liſſabon. Romeo und Julie, ©. 


— Albert von Thurneijen. — Der Bauer mit der Erbji 
Der Luſtgarten. — Die Familie. 


— Der Barbier von Eevilien. Das Lager. 
— Emilia ®alotti. ‚ — Töffel und Dortcden. 
— General Schlenzheim. — Ballet. Die beiden Billets. 
— Bemire und Azor. — Divert. — Die Folgen einer einzige 
— Die vier Bormünder, &. — Der Liebhaber und Ne) 
Schröder. in einer Perjon. 
Die eroberte Inſel. Der Tod Heltor3. 
— Die Schauipielerichule. — Vergeltung. 
— Das rothe Käppchen. | = Helena und Paris. 
.  — Die zwei Geizigen. 
Oftober. | Die junge Wittwe. 
— Die vier Vormünder. | — Bürgerglüd. 
Daphnis und Daphne. -  — Der großmüthige Englär 
— Neue verjöhnt. :  — Die Dorfdeputirten. 


— Die Entführung. — Frauenftand, 25% 
Daphnis und Daphne. Ä 


Dezember 1792 bis April 1793. 471 


Dezember. '  — Daß rothe Käppden. 
— Kronau und Albertine Die Streligen. 
Der töniglide Schäfer. : — Die Abenteuer des Herzen?. 
— Die Drojiel. : — Der Rauchfanglehrer. 
Kine. — Frauenitand. 
— Der Rever?. — Die Werber. 
— Die verbädtige Freundſchaft. — Betrug duch Aberglauben. 


Das Bouquet. 


— Der Apotheler und der Doktor. 
— Die gwillingsbrüder. 


— Graf von Santa Veechia, 
Tr 5 Burdard. 


1793. 
Jaunar. — Leichtſinn und gutes Herz. 

— Die Folgen einer einzigen Lüge. Tie drei Pächter. 
— Die Entführung. 

Der großmüthige Engländer. Rärz. 
— Denriette. | — Thusdnelda. 
3. Die BWandernden. I — Die Entführung. 
— Dasunvermuthete®ieder- Medea. 

Teben, S. | . Die buchftäbliche Auslegung. 
— Die vier Bormünder. Romeo und Julie. 

Diana und Endymion. —— Der Herbittag, L 5 Iffland. 
— Inez de Caſtro, Tr 5 Soden.) | — Veit von Solingen, 
” Die eingebildeten Bhilofophen. Der königliche Schäfer. 
” Otto der Schütz. : — Inez de Caftro. 
” Der jeltene Freier. — Liebe wirkt jchnell. 

Jeder fege vor ſeiner Thür. — Der Bettelſtudent. 
— Die große Toilette. — Herbſttag. 
Life. — Hamlet. 

— Don Juan. 
Februar. | 
— Die Liebe nad der Mode. April. 
| 

— Wind für Wind. | — Armuth um Xiebe. 

Die modernen Amazonen. Das Leben ein Traum. 
— Der Geburtötay. — Zemire und Azor. — Divert. 
— RBanafa. — Glück befjert Thorheit. 
— Der Better in Lifjabon. — Graf von Santa Becdia. 

Das Milchmädchen. 12. Hieronymußd Rnider, O 2 
— Die Eiferfüchtigen. Dittersdorf. 

Der erfte Tod, Muf. von Ditterdorf. 
— Emilia Galotti. — Der Taumel der Liebe. 

on Juan. — Hieronymus Knicker. 

Braf Efier. — Die Streligen. 





"> Zum Beften des Armeninitituts. 
31® 


472 


— Das Findelfind. 

— Der Raudhfangfehrer. 

— Merope. 

Carſis und Zelio, ? 

Die Abenteuer des Herzen. 
— Betrug durch Aberglauben. 


Mai. 
Geſchwind ehe es jemand erfährt. 
Die polniihe Jagd. 
Die Dorfdeputirten. 
— Das Inkognito, L. Biegler.') 
Herbſttag. 
Die Läſterſchule. 
Das Leben ein Traum. 
— Hieronymus Knider. 
Graf von Santa Becdia. 
— Otto der Schüß. 
Die verlafiene Kalypio 
— Sm Trüben ift gut filden. 
Das Inkognito. — Divert. 
Der Dorfprediger, SH n. 
Goldſmith v. F. E. Jefter. 
Ehrgeiz und Liebe. — Nina. 
— Die Gefahren der Verführung. 
Der erite Tod. 


Juni. 

Die drei Töchter. 

Der Luitgarten. 

Der Apotheker und der Doktor. 

Die Duälgeiiter, X 5 Bed. 

Ballet. 

Der Torfprediger. 

— Mathilde, Gräfin von Griesbach. 

14. Der Talitman, S2_Öoldeni‘, 
Salieri. 

— Winna von Varnhelm. 

Das Kleid aus Rnon. 

Garii® und Zelio. 

. Sant und Undank. 

Die beiden Savpovarden? 

— Scheinverdienit, Sch I Ir 
larıd. 

— Tas Inkognito. — Rantem. Tivert 


* 





Antrine d. ijñna. ale Minigin der Rache 


— — — — — —— — — — — —— — — — —— — — 
c 


11. 


— 


April biß September 1793. 


Juli. 
Glück beſſert Thorheit. 
Die Mündel. 
Der Strich durch die Recdhnum 
Ballet. 
Scheinverdienit. 
Die Zauberflöte, 2 L 
Der Ring, 2. Teil. 
Die väterlide Rache. 
Der gropmütige Engländer 
Das rote Käppdhen. 
Die Entführung. 
Daphnis und Daphne. 
Klara von Hoheneichen. 
Der fromme Betrug. 
Die Wilden. — Divert. 
Die Zauberflöte. 
Albert von Thurneiſen. 
Die Ouälgeijter. 
Die Amerikaner in Spanier 
Die Pilger, Sc, Bieglen 


Anguſt. 

Das Inkognito. 
Die Amerikaner in Spanien 
Die Zauberflöte. 
Die unähnlichen Brüder. 
Das Geſpenſt. 
Das große Loos, Li 
meiſter. — Der Bettelſtuder 
Graf Eſiex. 
Bürgerglück. — Divert. 
Die Pilger. 
Helena und Paris. 
Derbittag. 
Die beiden Billet3. 
Die Wilden. — Divert. 
Liſt gegen Bosbeit. 
Die Amerilaner in Spanien 
Tie Kolonie, S2ad.! 
Das rote Käppchen. 

September. 
Scheinverdienit. 
Carũs und Yelio. 


N Zum Meder der Armeninditund. * verses Zo’ıseren der Mad. Verrier. ) Debut d 


September bis Dezember 1793. 


Der Better in Lifjabon. 
Die Zauberflöte. 
— Berirung ohne Lafter. 
Die Amerikaner in Spanien, 
— Robert und Amalie od. die Kolonie. 
Diana und Endymion. 
— Lila. 
Elavigo.‘) 
— Die Streligen. 
— Die Bantelmütige. 
Salons und Phrynens Liebe. 
— Wariane. 
Das große Loos. 
— Graf von Santa Vecchia. 
— Der Bürgermeiſter. 
Die Ameritaner in Spanien. 
- Der Dorfprediger. 
> Der Deierteur, . 
” Das Ehepaar aus ber Bro- 
» inz, 24 Jünger. 
Die Grazien. 


\ 


ı 


Oftsber. 
Elavigo. 
Die Grazien. 
Das Intognito. 
Das Milchmädchen. 
Der Kaufmann von Venedig. — 
et. 
Der Deferteur. 
= Die Zauberjlöte. 
— Die Jäger. 
— Das Ehepaar auß der Provinz. 
Diana und Endymion. 
— Der Barbier von Sevilien. 
— Raria Stuart. 
— De Schwiegermütter. 
Ver Luftgarten. 
— &la, 
Atiadne auf Naxos. 
Der offene Briefwediel. 
— Armut um Liebe. 
Der verliebte Zauberer. 
— Allzuſcharf macht ihartig, 
56 5 Ifland. 


"3 Zum Belten der Armen. 





473 


— Der Reverd. 
— der Talisman. 


November. 
— Die Werber. 
— Das Mädden von Marien- 
burg oder die Liebſchaft Peters 
d. Gr, Sch 5 Kratter. 
Die Mujen, 8. 
— Der Deferteur. 
— Alzuicarf macht ihartig. — Divert. 
— Dos Mädgen von Marienburg. 
— Der Taliman, 
— Der Fabritant. 
Pſyche. 
— DieKriegstliit,L 1 Reigenftein. 
Romeo und Julie. 
— Robert und Amalie. 
— Selig. 
— Die Zauberflöte. 
— Die Entführung. 
— Ninaldos Rüdtehr zur Armida. 


Dezember. 

— Die philoſophiſche Dame. 
— Das rote Käppden. 
— Das Räufhcden. 
— Die Zauberflöte. 
Glück befiert Thorheit. 
Der Barbier von Sevilien. 
Das Ehepaar aus der Provinz. 
Carſis und Zelio. 
DerKerkermeifter von Nor— 
wid, Sch 4 Beliid. 
— Daphnis und Daphne. 
— Die Zauberflöte. 
Das Mädchen von Marienburg 
— Der Apotheler und der Doktor. 
— Lift gegen Boßheit. 

Das Luftlager. 
— Die eingebildeten Philoſophen. 

Der fromme Betrug. 
— Die Abenteuer bed Herzens. 
— Bergeltung. 

Dorothea. 


474 


1794. 


Januar. 
— Der Talidman. 
— Alte und neue Zeit, & 5 
Iffland. 
— Die Zauberflöte. 
— Der Ring, 2. Teil. 
— Die Engländer in Amerika. 
Die modernen Amazonen. 
— Alte und neue Zeit. 


— Die Hochzeit des Figaro, O, 


Mozart. 

— 2er Kerfermeijter von Norvich. 
Daphnis und Taphne. 

— Helena und Paris. 

— Die unvermuthete Wend— 
ung, %, n. Mrs. Sheridan, 
d Jünger. 

— Die Zauberflöte. 

— Lanaſſa. — Divert. 

— Liebe wirkt jchnell. 
Tie beiden Savoyarden. 

— Die Eiferfüchtigen. 
Leichtſinn und qutes ber. 

— Tie Hochzeit des Figaro 

— Tie Yuitichlöjfer. 
Die Capricen der Liebe. 

— Tie junge Wittwe. 
Die zwei Geizigen. 


r. 

— Emilia Galotti. 
— Tie Zauberflöte. 
— Die Hageitolzen, Xä 
— Hieronymus Knider. 
— Sind für Wind. 

Tie Toilette der Venus. 
— Tie Hoczeit det Figaro. 
— Klara non Ücdeneiden. 
— Tie bucpizählide Austegung. 

Tie beiren Savovarden. 
— Tie Fanmrilie 

Tie Toitette der Venus. 


— Tie Sugeisolien. 


Sum arkıı N 


an 


Aitland. 


serttTeraen QenNinier 


Januar bis April 1794. 


— Otto der Schütz. 


— Die Werber im dor @ | 


Gleißner. 
— Das Inkognito. 

Rinaldos Rücktehr zur Arm € da. 
— Die Zauberflöte. 
— Der Adjutant. — Ballet. 


— Lilla. 
März. 
— Er mengt ſich inalles - ! 
Jünger. 


— Der Narr fürs Geld. 
— Die Hochzeit des Figaro. 
— Graf von Santa Vecchia. 
— Juliane von Lindorat. 
Die modernen Amazonen. 
— Dad Mädchen von Marienbure= 
— Die Zauberflöte. 
— Der Bürgermeiiter. 
— Er mengt ji in alles. 
Tas Leben ein Traum. 
— Allzuſcharj macht ſchartig. 
— Die unvermuthete Zuſammenkunf 
— Tivert. 
— Alles aus Eigennup,L, de 
— Tie Hageitolzen. 
— Die Zauberfjlöte.!) 
— Jad Spleen. 
Kino. 
— Die Streligen. 
Die Amerilaner in Spanien. 


Upril. 
1. Der ieltene Freier. 
Teer Yuitgarten. 
4. Hieronymus Knicker. 
6. Alles aus Eigennup. 
Ss. Ter Apotheker und der Dokto 
0. Curd von Spartau. 
21. Tas Liebesgeſtändnis, 
Goed. V. 338 N. 11H. — 
Ritter NAmadis. 


April bis Auguſt 1794. 


Alte und neue Zeit. 

. Das rothe Käppchen. 

Der Wedjel.') 

Der Ritter Amadis. 

Der Einfiedler von Karmel. 


Mai. 
- Don Juan. 
Das Liebesgeſtändniß. — Divert. 
- Nicht mehr als ſechs Schüſſeln. 
9. Der Deierteur. 
11. Berirrung ohne Lafter. — Divert. 
1:5. Weſtindier. 
16. Der gutherzige Alte. 
Die beiden Savoyarden. 
18. Er mengt ſich in alles. 
Der verliebte Bauberer. 
20. Julchen oder liebe Mädchen 
ipiegelt euh! 85 F. £. Huber. 
23. Die beiden Billets. 
Die drei Pächter. 
25. Alles aus Eigennup. 
Die Grazien. 
27. Die Hochzeit ded Figaro. 
30. Das Porträt der Mutter. 


i. 
1. Julchen. sur 
3. Meit von Solingen. 
Pſyche. 


6. Der Talisman. 


1O. Sie Entführung. 
Diana und Endymion. 
3 Verbrechen aus Ehrſucht. 


Derneue Demokrit,S. 
Schmieder, Muſ. von Dittersdorf. 
15. Die große Toilette. 
Der Ritter Amadis. 
-Freundſchaftund Arg— 
wohn, L, Jünger. 
20. Der Bauer mit der Erbſchaft. 
Die eingebildeten Philoſophen. 
Das Inkognito. 
Die maskirte Akademie. 


—___(Ba nad der Zorftellung bei den P. P. 


) Hr. Wolſchowsky deb. ald Joſeph. 


475 


Theatinern ein Brand auskam, und dadurch das 
Tbeater in Gefahr gefegt wurde, blieb es, da 
ed ausgeräumt werden mußte, bis zum 29. ge= 
ſchloſſen.) 


29. Freundſchaſt und Argwohn. 


Inli. 


— 


. Sulcen. 

4. Richard Löwenherz, ©, Ste- 
Phanie d. j, Muſ. von Gretry. 

6. Der Better in Liſſabon. — Pivert. 

8. Die bezähmte Widerbellerin. 

11. Richard Löwenherz. 

13. Scheinverbrechen, Sch 5. 
Medea und Jaſon, B, Legrand. 

15. Hieronymus Knider. 

18. Natur und Liebe im Streit. 

20. Bürgerglüd. 
Die mastirte Akademie. 

22. Der Strich durch die Rechnung. 
Das große Loos. 

— Die Zauberflöte. 

25. Scheinverbreden. 
Die Amerikaner in Spanien. 

27. Richard Löwenherz. 

29. Alles aus Eigennup. 

— Der Baum der Diana, © 2 

da Ponte-Neefe, Muj. von Martini. 


Anguſt. 
1. Juliane von Lindorak. — Divert. 
3. Wülfing von Stubenberg, 
Sch 5, Kalchberg. 
5. Der Taumel der Liebe. 
7. Der Baum der Diana. 
8. General Schlenzheim. 
Das Yuftlager. 
10. Die Schaujpielerjchule. 
Medea und Jaſon. 
Die Hochzeit des Figaro. 
Die Hageſtolzen. 
Die väterliche Rache.— Die Grazien. 
Die Heirath durch ein Wochenblatt. 
Der Bettelſtudent. 


(Wegen des Todes der Kurfürſtin bis 
September gefchlofjen.) 


12. 
15. 
17. 
19. 


476 September 1794 bis Januar 179. 


September. oder der Weg, in der Liebe 

283. Wahrheitund Bruder- gefallen und zu mißfallen, * 
liebe, Sch. Dyl. 

30. Curd von Spartau. — Die Gefahren der Verführung 
Telemad). Zelemad). 

— Der Fall ift noch weit jeltene, 
Ofteber. — Der Minifter. 

— Rudolf von Erefy, S3n. Pyrrhus und Andromade. 
Monvel v. Schmieder, Muf. von — Beltton und Herzensgüte. 
Dalapyrar. — Betrug durch Aberglauben. 

— Der Liebhaber und Nebenbuhler — Die Zauberflöte. 
in einer Perſon. — Hamlet. 

Pyrrhus und Andromache. — Der liebenswürdige Alte. 

— Rudolf von Creky. — Rudolf von Creky. 

— Weltton und Herzensgüte, — Die Schauſpielerſchule. 

Sch 4, Ziegler. — Der ſeltene Onkel, L, ic 

— Thusnelda. Hippomenes und Atalanta. 

— Lilla. 

— Die Zauberflöte. Dezember. 

— Der argwöhnifche Ehemann. — Die Kriegstlift 

— Graf WValltron. Die Wilden. — Divert. 

— Die Brandidagung — Wahrheit und Brubderliebe. 
Der Ritter Amadis — Der Fähndrid. 

— Der Fall ift nod weit jel- — Tas große Loos. 
tener oder die geplagten Ehe— Romeo und Julie. 
männer, S, Sciltaneder, Muf. von — Die Läfterfchule. 

Schack (= Lilla, 2. Teil). Der großmüthige Engländer 

— Reltton und Herzendgüte. — Er hat fie alle zum Beiten. 

— Richard Löwenherz. — Der Bauer mit der Erbidhnit- 

— Wülfing von Stubenberg. Der Betteljtudent. 

— Die gute Toter. 
Rovember. Pſyche. 

— Kronau und Albertine. — Freundſchaft und Argwohn. 
Der Ritter Amadis. — Die Hochzeit des Figaro. 

— Liebe wirkt ſchnell. — Wahrheit und Bruderliebe. 
Die beiden Savoyarden. — Camma. 

— Der liebenswürdige Alte — Weltton und Herzensgüte. 

1795. 
Jannar. — Die Macht der Kindesliebe. 

— Das Inkognito. Die Amerikaner in Spanien. 

— Siri Brahe oder die Neugierigen. — Die Zauberflöte. 

Sch 3, n. Guſtav IH., Gruttſchreiber. — Der Taumel der Liebe. 


— Hieronymus Knicker. — Jack Spleen. — Nina. 


Sanuar bis Juni 1795. 477 


lien. — Lanaſſa. 
trät der Mutter. — Pſyche. 
Jerjlöte, — Der Weitindier. 


thefev und der Doktor. 
an Spul, L. 


| — Stille Waſſer find tief, 
| Der erite Tod. 
— Die Werber. 


Februar. 

jiel. Mai. 

ffiziere. — Betrug durch Aberglauben. 

nd Azor. — Divert. — Der Fähndrich. 

Spul. Medea. 

r. Carſis und Zelio. 

ꝛx. — Divert. — Die Wette oder Weibertreue 


er in Liſſabon. — Divert. 
uberzither, tom. O, 
Mufit v. Wenzel Müller. 


feine Treue (Cosi fan tutte), fom. 
S 4 Mozart. 

— Ter Jude, Sh 5 nah Bumber- 
land v. Brodmann. 
März. — Güte rettet. . 

und Herzensgüte. — Das rothe Käppchen. 


| 
born, Sh5 n. Rahbeck — Stille Wajjer find tief. 
| 


yerzither. — 2er Jude. — Dipert. 
ligen. — Natur und Liebe im Streit. 
thätige Murrkopf. — Die Bette. 

ıd Belio. — Otto der Schüß. 


erzige Alte. 
n Savoyarden. 
hen von Marienburg. 


— Der Strih durd die Rechnung. 
— Divert. 
— Der feltene Freier. 


rifant. Der Luftgarten. 

ıd Zelio. — Das Teitament. 

yerzither. 

ognito. Inni. 
3, 2. Teil. — Sebaſtian Spul. 


bibl. Sn. Apoſtolo Zeno, 
imon Mayr (Goed. 8 200, 40). 


— Die Dorfdeputirten. 
— Der Jude. — Divert. 
— Glück beſſert Thorbeit. 
— Die beiden Billet3. 
Die zwei Geizigen. 
— Die Erbſchaft oder der junge 
Geizige, X 4 Brandes. 
— Der Schmud. 
„Müchler, Mut. v. Winter. — Richard Löwenherz. 
lie Rache. — Die Geſchwiſter vom Lande. 
ück. — General Schlenzheim. 
Hektors. — Die Geſchwiſter vom Lande. 
jaft und Argwohn. Diana und Endymion. 
elſtudent. — Ballet. — Siri Brahe. 


April. 
:ttet oder der Weg zum 
a, 25 n. Holeroft, 8. F. 


478 


Juli. 
Die Familie. 
Der verliebte Zauberer. 


- Der Barbier von Sevilien. 


Nichard Löwenherz. 

Die Hageftolzen. 

der ſchwarze Mann. 

Der verliebte Zauberer. 

Da8 Mädchen von Marienburg. 


Der wiedergefundene Sohn, 


X 
Tie Zauberflöte. 
Armuth und Liebe. 
Zelemad). 
Die Zauberflöte. 
Stille Waſſer find tief. — Divert. 
Alte und neue Beit. 
Der Apothefer und der Doktor. 
Der Jude. 
Maria Stuart. 
Die Zauberflöte. 
Tie Gefahren der Verführung. — 
Divert. 
Auguſt. 
Helena und Paris. 
Die Schwiegermütter. 
Hippomenes und Atalanta. 
Lilla. 


— Die Geſchwiſter vom Lande. 


Das Luſtlager. 

Bewußtſein. 

Richard Löwenherz. 

Sebaſtian Spul. 

Jack Spleen. 

Alexis und Juſtine, kom. O. 
Monvel⸗Neefe, Muſ. v. Dezedes, 
Vergeltung. — Divert. 

Die Schauſpielerſchule. 

Der fromme Betrug. 

Alexis und Juſtine. 

Klara von Hoheneichen. 


September. 


Ter Schublarren des Eſſigſieders. 
Zer Bauer mit der Erbſchaft. 


ı) In der Titelrolle debürirte Te. statb. Lang. 


Juli bis November 1795. 


Die Entführung aus 


- Er Hat fie alle zum 


Zemire und Azor. - 
Das Yindelfind. 

Die Jäger. 

Die eingebildeten Pl 
Die Amerikaner in ( 
Maske fürMast 
vaux, dv. Jünger. — 
Der Revers. 

Lilla. 

Camma. 

Die Abenteuer des | 


Dftober. 
Die budjtäbliche Aus 
Alexis und Juſtine. 
Maske für Maske. — 
Die Mündel. 
Die Wilden. — Divi 
Yanajla.!) 
Wind für Wind. 
Der ihwarze Mann. 
Die Hochzeit des Fig 
Graf Walltron. 
Minna von Barndelı 
Die Dorfdeputirten. 
Der Triumph der Fr 
Die Liebe vermag al 
Die Eiferfüdhtigen. 
Die Liebe vermag al) 
Der Juriſt und der $ 
Alexis und Zuftine. 


Rovember. 
Der Triumph der Fr 
Pſyche. 
Dienſtpflicht, Sc 
Zemire und Azor. — 
Vie Liebe nach der I 
Tie Entführung aus 
Emilia Galotti. 
Mathilde Gräfin von 
(Straf von Santa Becı 
Die Zauberzither. 


November 1795 bis April 1796. 


— Vie Yauberzither. 
— Tas Inkognito. 
— Vie Zauberflöte. 
— Tienftpjlicht. 

— Vie Glüdßritter. 


Dezember. 
— Armut und Edelfinn. 
Die drei Budligen au Damaskus. 
— Die Hochzeit des Figaro. 
— Der Geburtdtag. 
> Alzuſcharf macht ichartig. 


479 


— Die Zauberzither. 
— Curd von Spartau. 
Die Capricen der Liebe. 
. — Dienftpflidt. 
| — Die zwei Geizigen. 
Die Capricen der Liebe. 
— Armuth und Edellinn. 
— Die drei Töchter. 
Der Yujtgarten. 
: — Die Wilden. — Tivert. 
| — Glück bejjert Thorheit. 
Die Entführung aus dem Gerail. 


1796. 


Januar. 
Der Paria oder der indianifche 
Meise, SH. 
— Maäte für Mastke. 
ie modernen Amazonen. 
” Die Zauberzither. 
Liebhaber und Nebenbuhler in 
einer Berfon. 
Die modernen Amazonen. 
Der Baria. 
Dieronymus Knicker. 
a3 dem einen redt iſt, iſt 
emandernbillig,% 3 
Brandes. 
Medea und Zajon. 
Die Wankelmüthige. 
Betrug dur Aberglauben. 
Armut und Edeljinn. 
Der Boftzug oder die noblen 
Baifionen. 
Die modernen Amazonen. 


D FSelix. 


Februar. 
Die Nebenbuhler. 
— Der Apotheker und der Dottor. 
Wülfing von Stubenbeig. 
Die Entführung aus dem Serail. 
— Wahrheit und Bruderliebe. 
D Die große Toilette. 


/ 


Die Wilden. — Divert. 
— Juliane von Lindorak. 
Pyrrhus und Andromache. 
— Der Vormund, Sch 5 Iffland. 
— Der Talisman. 
| — Kronau und Albertine. 
| Pyrrhus und Andromade. 


März. 

| Der Bormund. 
— Die Entführung aus dem Serail. 
— Die Engländer in Amerila. 

Die drei Grazien. 
— Lille. 
— Die Zauberflöte. 
— Die Brandihagung. 

Die drei Grazien. 
— Gebajftian Spul. 
— Das rothe Käppchen. 
— Hamlet. 
— Die Zauberjlöte. 
— Die Advolaten, Sh5, Iffland. 
— Bürgerglüd. 

Medea und Jaſon. 


April. 
— Die Dorfdeputirten. 
— Der mwohlthätige Murrtopf. 
Der erite Tod. 
— Der Bormund. 


480 


— Don Yuan. 
— Die Advokaten. 


April bis Auguft 1796. 


— Armuth um Liebe. — Pivert. 


— Die Zauberzither. 
— Merope. 
Binde. 
— Armuth und Edelfini. 
— Richard Löwenherz. 
— Don Juan. 
— Der Spleen. 
Diana und Endymion. 
— Die Hageftolzen. 


Mai. 
— Er mengt fih in allee. 
— Biltorine. 
— Die Zauberflöte. 
— Die Advokaten. 


— Divert. | 


— Divert. 


— Rind für Wind. — Telemad). 


— Der Spleen. — Ballet. 
— Das rothe Käppchen. 


— Die Entführung aus dem Serail. 
— Wrmuth um Liebe. — Tivert. 


— Die väterlihe Rache. 
Medea und Safon. 
— Bürgerglüd, 


Das übel gehütete Mäd- 


den, B. 
— Alles aus Eigennup. 


| 
' 
— Ber Fabrilant. — Ballet. | 
| 


Die Amerilaner in Spanien. 


— Don Juan. 
— Der Fähndrid. 


— Die Gefchwifter vom 
Ballet. 

— Albert von Thurneiſen. 

— Romeo und Aulie. 

— Der fromme Betrug. 


Das übel gehütete Mädchen. | 
| 


Lande. — 


Der Strih dur die Rechnung. 


Pſyche. 


— Das Vermächtniß, Schs Iffland. 


Inni. 
— Das rothe Käppchen. 


— Der Vetter in Liſſabon. 


! 


Eduard IV. 

— Das Porträt der Mutt 

— Oberon, König de 
S 3, Giejele, Muf. von 

— Oberon. 

— Oberon. 

— Das Bermädtniß. 

— Die Luftichlöfier. 

— Graf Ejier. 

— Die Abenteuer ded Hei 

— Die beiden Billet3. 

— Romeo und Aulie. 

— Die Entführung. 
Deufalion und PBı 
die bevölferte Erde, 8. 
von Lipowsky. 

— Alte und neue Zeit. 


li. 

— Richard Löwenherz. 
—- Die Wölfe in der Hert 
-—- Das Mädchen von Mo 
— Betrug dur Aberglau 
— Das Inkognito. 

Die maskirte Alademie. 
— Die Folgen einer einzi 
— Die Bauberzither. 
— Ermwine von Steinheim 
— Der Bürgermeifter. 
— Die Wette. 
— Lift gegen Bosheit. 

Der Tod Hektors. 
— Oberon. 
— Er hat fie alle zum B: 


Auguſt. 
— Die Zauberflöte. 
— Der Paria. 
— Die Hochzeit des Figar 
— Freundſchaft und Argw 
Deukalion und Pyrrha. 
— Die Zauberflöte. 
— Der Spieler, SH 5 
— Die Heirath durd ein Ü 
Der Bettelftudent. 
— Die Läjterjchule. 


Auguft bis Dezember 1796. 481 


November. 
— Bemire und Azor. — Divert. 


Daphnis und Daphne. 
Der Spieler. 


Die Bette. | — Berirrung ohne Lafter. 
De Raufmann von Venedig. — — Die bezähmte Widerbellerin. 
Mivert. Der Ritter Amadis. 
— Dienftpflidt. 
— Don Juan. 
September. — Die Leihtjinnigen, Sch 4 
Flitterliebe, Gemälde a. d. | F. Meisner. 
Sagen d. Vorzeit, v. Anton Frhrn. Die militäriſche Liebe. 
». Streit, Muſ. von Dimmler. — Der Jude. 


Das Räaͤuſchchen. — 
Scheinverdienſt. 
Mitterliebe. 


Der fromme Betrug. 
Der Bettelſtudent. 


Der Deſerteur aus Kindesliebe. 
Zöfel und Dortchen. 

Die Macht der Kindesliebe. 
Tößffel und Dortchen. 

Betrug durch Aberglauben. 


Die Schachmaſchine, L4 Bed. 


Wie man eine Hand umtehrt. 
Die Zauberflöte. 
Die Advofaten. 


Oltober. 
Die Schachmaſchine. — Divert. 
Der Revers. 
Der Apothefer und der Doktor. 
Die verbädtige Freundichaft. 
Der Luftgarten. 
Die Kriegstift. 
Die zwei Geizigen. 
Die Pilger. 


— Die Eiferſüchtigen. 


Rinaldos Rückehr zur Armida. 
Das rothe Käppchen. 

Die Familie. 

Eduard IV. 


— Inez de Caſtro. 


Im Trüben iſt gut fiſchen. 


— Geſchwind ehe es jemand erfährt. 


Die Wilden in Amerika. 


— Der Triumph der Freundſchaft. 


Alexander und Kampaspe, B. 
Der Schmuck. 

Die Zauberzither. 

Jeannette. 

Deukalion und Pyrrha. 

Otto der Schütz. 

Die wüſte Inſel. 


Dezember. 
Öberon. 
Stile Waſſer find tief. 
Alerander und Kampaspe. 
Der Spieler. 
Don Yuan. 
Beit von Solingen. 
Diana und Endymion. 
Aechter AdelundächteLiebe. 
L, — Ballet. 
Bemire und Azor. — Divert. 
Vergeltung. 
Die Toilette der Venus. 
Der Einfiedler von Karmel. 
Rina.oder Wahnſinn aus Liebe. 
Hechter Adel und ächte Liebe. 
Pyrrhus und Polyrena. 
Der argwöhniſche Ehemann. 
Die buchſtäbliche Auslegung. 
Nina. 


482 Januar bis Mai 1797. 
1797. 
Januar. | ber.fom. O 2, Schilaneber, 9 
— Die Schadhmaidine. | v. Sübmaper. 
Eduard IV. Klara von Hoheneichen. 
— Biltorine. — Beltton und Herzensgüte. 


— Der Barbier von Eevilien. 
— Das Räuſchchen. 
— Amtmann Graumann. 
Pyrrhus und Polyxena. 
— Liebe "wirkt ſchnell. 
Nina. 
— Armuth und Edelfini. 
— Er mengt fid in alles. 
— Der Barbier von Sevilien. 
— DOberft von Steinau, © 5 
Koller. 
Eduard IV. 
— Maske für Maske. 
Die junge Wittwe. 
— Die Wette. 
— Glück befiert Thorbeit. 
— Armuth um Siebe. 
Das Heine Heilelohe, B. 


Febrnar. 

Die unerwartete Zuſammenkunft 
— Ballet. 

— Bürgerglück. 
Die verlaſſene Kalypſo. 

— Das öffentliche Geheimniß. 

— die beiden Billets. 
Richard Löwenherz. 

— Die Gefahren der Verführung. 
Das kleine Heſſelohe. 

— Die Gefahren der Verführung. 
Das kleine Heſſelohe. 


(Wegen des Todes der Kurfürſtin⸗-Wittwe 
Maria Anna Sophia geſchloſſen.) 


März. 

— Die Freundſchaft der Weiber. 
Der Stammbaum Erſte ort: 
jeß. der Beyden Billet3) X Anton— 
Rall. 

— Das rothe Käppchen. 

— Der Spiegel von Arfadien, 


Ä 


— Redt und Wohlthat ji 
Sch 5 Kotzebue (= Die Berläus 
Der Spiegel von Arkadien. 
— Der Apotheker und der Do 
— Der Unterjhieb bei DienitEm 
bungen. 

Telemad. 

Die Freundſchaft der Weib— 
Medea. 

— Lilla. 

— Der Spiegel von Arkadien— 
— Recht und Wohlthat fiegt. 

— Athelſtan. 

— Nina. 


April. 
— Da: Vermächtnis. 
— Betrug dur Aberglaube wer 
— König Rear. 
— Die gelehrte Frau. 
Der erite Tod. 
— Die Entführung. 
Der erite Tod. 
— Die beiden Savonarden. 
Das Meine Hefielohe. 
— Die Schahmajdine. 
Wlerander und Kampaspe — 
— Gebajtian Spul. 
— Gebajtian Spul. 
— Der Spiegel von Arladiez 
— Die gelehrte Frau. 
Daphnis und Daphne. 


Mai. 
— Berbreden aus Ehrſucht. 
— Don Juan. 
— Die Gefhmwifter vom Lan E 
Ninaldos Nüdkehr zur WE = 
— Bewußtſein. 
— Der Baum der Diana. 
— Die Glücksritter. 


Mai bi8 September 1797. +83 


und Pyrrha. 
öhnt. 
muthete Zuſammenkunft. 


elkind. 
d Jaſon. 
n der Diana. 


Eigennup. 
rafte Entführer, 3. 
nd Freundſchaft, 44 


ıfte Entführer, 
yelfer uud der Doftor. 


Inni. 

Ilerin oder die Launen 
tom. S. 3 n. „La Mo- 
uf. v. Baniiello. 
inder in Amerika. 
) Dortchen. 
n einer einzigen Lüge. 
rin. 

Freundſchaft. 
»Dortchen. 

Spartau. — Divert. 
18 Knicker. 

nach der Mode. 
tolzen. 
zeit des Figaro. 
uſpielerſchule. 
ikaner in Spanien. 
irg und Maria, X5 
tzner. 
en. — Divert. 


Inli. 
iche Rache. — Divert. 
und Maria. 
tr mit der Erbſchaft. 
öwenherz. 
ı Bo8heit. 
e Heſſelohe. 
Schlenzheim. 
e Heſſelohe. 


16. 


31. 


Der Kaufmann von Benedig. 
Der erite Tod. 


. Der Weftindier. 

. Die Entführung aus dem Serail. 

. Suliane von Lindoraf. 

. VWeiberlaunen und Männer: 


ſchwäche, % 5 Ziegler. 


. Der Apothefer und der Doktor. 
. Kiebe und Freundſchaft. 


Die verlafjene Armida, 8, 
Erur. 
Die Zauberflöte. 


Augnuſt. 


. Weltton und Herzensgüte. 

. Der Spiegel von Arkadien. 

. Weiberlaune und Männerſchwäche. 
. Heimburg und Maria. 

. Der Magnetismus. 


Die beiden Savoyarden. 


. Die Schwiegermütter. 


Das Roſenfeſt von Salency. 


. Sie Wilden. 

. Da3 Räuſchchen. 

. Das unterbrodene Opferfeſt. 

22. Die Duälgeifter. 

. Der argmöhnifhe Ehemann. 

. Die Schachmaſchine. — Divert. 

. Das Mädchen von Mearienburg. - 


September. 


. Jeder fege vor feiner Thür. 


Die drei Pächter. 


. Der Strih durch die Rechnung. 


Divert. 


. Die Freunde, Sh 4 F. W. 


Biegler. 
Der Ruftgarten. 


. Den ganzen Kram und dad Mäd- 


hen dazu. 
Der Bettelftudent. 


. Der Liebhaber und Nebenbuhpler 


in einer ®Berfon. 

Diana und Endymion. 

Die Freunde. 

Sad Spleen. — Die drei Pächter. 


484 


17. Armuth und Edelfinn. 7 
19. Die Streligen. 10. 
22. Die Zauberzither. 12. 
24. Henriette. 
26. Die Wölfe in der Heerde. 14. 
29. Der Barbier von Gevilien. 17. 
19. 
Ottober. | 
1. Die Erbihaft aus Oſtindien, | 21. 
Sch 4 Bregner. 
3. Viltorine. 24. 
6. Die Hochzeit des Figaro. 
8. Kronau und Nlbertine. 26 
Die modernen Umazonen. 28 
10. Recht und Wohlthat fiegt. ! 
13. Hieronymus Knider. 
15. Die Gefhwifter vom Lande. — Divert 
17. Die Erbſchaft aus Dftindien. 1 
20. Leichtſinn und gutes Herz. | 3 
Derßudlajten, kom. S, Thüm— | 5 
mel, Muſ. v. Dimmler. 6. 
22. Der Better in Liſſabon. 
Der verliebte Zauberer. 10. 
24. Das Teftament. 1 
27. Don Juan. 15 
29. Der Yabrikant. 
Der verliebte Zauberer. 
30. Die Erbichaft aus Dftindien. 17. 


November. 19. 


. Carteſius, hiftor. Gemälde der 22. 


Borzeit 2 a.d. Franz. des Vouilly. 27. 
Undromade. 


. Oberon. 28. 


1798. 


Jannar. — 
Natur und Liebe im Streit. 


Leichtſinn und gutes Herz. — 


Der Gucktkaſten. — 
Sitah Mani. — 
Die Erbſchaft aus Oſtindien. — 
Das unterbrochene Opferfeſt. — 


- Die Zauberflöte. — 


September 1797 bis Januar 1798. 


. Der Ring, 2. Teil. 


Der Baum der Diana. 
Carteſius. 

Theſeus. 

Albert von Thurneiſen. 
Das unterbrochene O:pferfe Ü 
Die drei Töchter. 

Töffel und Dortchen. 

Die Eiferfühtigen. 

Töffel und Dortchen. 

Die buchſtäbliche Auslegur® 
Nina. 


.Wülfing v. Stubenberg. 
. Sitah Mani oder Karl 


Bender, Sch, Bulpiu?. 


Dezember. 
Dad rothe Käppchen. 
Sitah Mani. 


. Die große Zoilette. 


Naht und Ungefähr. 
Der Gudfajten. 
Das unterbrodhene Opferfe] 


2. Allzuſcharf macht ſchartig. 
5. Der Schubkarren bes Cjjigi 


Der Rammerhujar, £ 
Koller. 

Der Wedel. 

Deufalion und Byrrha. 
Der Ring, 2. Teil. 

Felix. 

Romeo und Julie, S. 

Der Kammerhuſar. 
Merope. 


Die Mutter, X 5 Gotte 
Das kleine Heſſelohe. 

Die Freunde. 

Don Juan. 

Die Schachmaſchine. 

Der Vormund. 

Geſchwind ehe es jemand ı 
Nacht und Ungefähr. 


Januar bis Juni 1798. 485 


ınd Juſtine. 

gt fih in alles. 
iben ijt gut filchen. 
adelfind. 


Februar. 
zwöhniſche Liebhaber. 


tter. 
berzither. 
akelmüthige. 
srifaner in Spanien. 
ofaten. 
itternadt2ftunde, 
nbredit, Muj. v. Danzi 
urtstag. 

Schlenzheim. 
ternachtsſtunde. 

nteuer des Herzens. 


März. 
8man. 
d Freundſchaft. 
üd. 
ckt Schnell. 
falten. 
ognito. 
inge. 
ernachtsſtunde. 
id Dortchen. 
rhrochene Opferfeſt. 
ı0 oder der große Band 
hotte. 
chmaſchine. 
n. 
öhniſche Ehemann. 


e Heſſelohe. 


it, | 


ıhaber und Nebenbubler 
3erion. — Der Luſtgarten. 


mlidhe Ehe, S 2 


n. 


bearb. dv. K. X. Gieſecke, 


Cimaroſa. 


April. 

— Die Verjöhnung!). 

— Alte und neue Beit. 

— Die heimliche Ehe. 

— Das Borträt der Mutter. 
Die modernen Amazonen. 

— Emilia Galotti. 

— Don Juan. 

— Die Streligen. 

— GSebajtian Spul. 

— Die Berföhnung. 

— Hieronymus Knider. 

— Nichts über Mädchenliſt, P. 
Der erfte Tod. 


Mai. 
— Liebe und Freundſchaft. 
Die drei Grazien. 
— Die Entführung. 
Der Luſtgarten. 
— Die Bauberzither. 
Pas de deux. 
— Ber Strih dur die Rechnung. 
Der Ritter Amadi2. 
— DerSchiffbrucd oder die Erben, 
L 1, Steigenteid. 
Nina. 
— Der argwöhniſche Liebhaber. 
— Nbällino. 
— Ger Schiffbruch. 
Nina. 
— Die Läfterjchule. 
Diana und Endymion. 
— Minna von Barnhelm. 
— Lilla. 
— DieglüdligeRettung, Sch 3 
v. ? 
— Reue verjöhnt. 


Juni. 
— Die Liebe nach der Mode. 
— Der Talisman. 
— Heimburg und Maria. 


Ih: Der Bruderzwiſt oder die Verſöhnung, Sch 5 v. Ktotzebue. Sonſt: Sch4v. 


32 


486 


I) 


Betrug durch Aberglauben. 

Die glüdlihe Rettung. 

Der Jude. — Divert. 

Lilla. 

Liſt gegen Bosheit. 

Das Räuſchchen. 

Das rothe Käppchen. 

Die Entdeckung, 2 2n Mr. 
Sheridan v. Schmid. 

Die Rückkehr des Soldaten 
ausdem Felde, 8. 

Das Vermächtnis. 

Die Wilden. 


Inli. 
Die Entdeckung. 
Die Rücktktehr der Soldaten aus 
dem Felde. 
Weltton und Herzendgüte. 
Die heimliche Ehe. 


- Bergeltung. 


Telemach. 
Die Glücksritter. 
Das unterbrochene Opferfeſt. 


Otto der Schütz. 


Die Entführung aus dem Serail. 
Die Müllerin. 

Der Taumel der Liebe. 

Die Hageſtolzen. 

Der Spiegel von Arkadien. 
HPauilet. 

Die Ausſteuer, <h5 Iffland. 


Angnft. 
Die Yauberflöte. 
Der Spiegel von Arkadien. 
Die Wölfe in der Herde. 
Die Ausfteuer. 
Curd von Spartau. 
Die Macht der Liebe 
der Tonkunſt, B. 
Die Luftſchlöſſer. 
Die Wacht der Liebe und der Ton— 
tun. 
Dar Bürgermeilter. 
gliie Gräfin von Hilburg, 


und 





uni bis Oftober 1798. 


S 2n.d. tal. v. Giei 
von Winter. 

— Sceinverbienft. 

— Er Hat fie alle zun Bei 

— Die beiden Billet2. 

— Der Ring, 1. Teil. 

— Der Ring, 2. Teil. 

— Elife Gräfin von Hilbun 


September. 

— flofetterieu Schw 

Sch 4. 

Zelemad). 
— Die Erbihaft aus Oſtin 
— Die Mitternadhtsftunde. 
— GStille Waſſer jind tief. 

Der Ritter Amadis. 
— Der Fähndrid. 

Der Schiffbrud). 
— Die Hochzeit des Figarı 
— Slofetterie und Schwärn 
— Die glüdlihe Rettung. 
— Im Trüben ift gut fiidh 
— Die Geſchwiſter vom La 
— Klara von Doheneiden. 
Der Mann von vien 
ren, & 1 Kotzebue. 
Richard Löwenherz. 
— Die edle Bergeltun 


Oktober. 

— Viltorine. 

Der Mann von vierzig 

Die zwei Geizigen. 

Die Entdeckung. 

Der ſchwarze Mann. 

Die edle Vergeltung. 

— Leichtſinn und gutes He 
Der Guckkaſten. 

— Der Revers. 

— Graf Eſſex. 

— Der Sturm, gr. O. 
ſpeare v. Fr. X. Caſpar, 
Winter. 

— Armuth und Edelſinn. 

— Armuth um Liebe. 


Oktober 1798 bi Februar 1799. 


Ter Bauer mit der Erbichaft. 
- Der Sturm. 
— ie Ausſteuer. 
— Die Hochzeit des Figaro. 
— Die väterliche Race. 
— Graf von Santa VBecdia. 


Rovember. 
— Zie eingebildeten Philoſophen. 
— Zie Quälgeifter. 
— Die Brüder als Nebenbuhler. 
- Pie Familie. 
Der erite Tod. 
— Die Berjchleierte,@4n. Fe 
derici v. Vogel. 
— Die Mutter. — Divert. 
= Der Spieler. 
— Oberon. 
= Die Verſchleierte. 
- Klara von Hoheneicdhen. 
—Die Brüder als Nebenbuhler. 


Jannar. 

—Der brüderliche Contraſt, 
Sch 4 
Die Zauberjlöte. 

Sind für Wind. 
Paul und Virginie, B Cru, 
Muj. von Gleißner. 
— Der Milzjüchtige. 
— Die edle Vergeltung. 
— Der brüderliche Contraſt. 


487 


— Die Zauberzither. 

— Verirrung ohne Laſter. 

— Die Verbannung, Sch 5 Gut— 
tenberg. 

-- Betrug durch Aberglauben. 


Dezember. 

— Der wohlthätige Murrfopf. 
Die Macht der Liebe und’ der Ton= 
kunſt. 

— Die Verbannung. 

— Der Milzſüchtige. 

— Das unterbrochene Opferfeſt. 

— Glück beſſert Thorheit. 

— Recht und Wohlthat ſiegt. 

-- Der Deſerteur aus Kindesliebe. 
Eduard IV. 


-- Samma. 
— Der Milzfüchtige 
— Dienitpjlicht. 
— Lanaſſa. 
Februar 
— Die Füchſein der Falle, Pa. 
— Lanaſſa. 


Alexander und Kampaspe. 
— Die Mitternachtsſtunde. 
-Thusnelda. 

— Bürgerglück. 
Paul und Virginie. 


11 


. Die Liebe 


Derzeihnis der auf dem Saberbräu aufgeführten Städe') 
1782.) 


Anguft. 
auf dem Lande, S 


Weiße, Muj. v. Hiller. — Divert. 


22. 


12. 


19. 


22. 


.Das 


Dasſelbe. 


Dezember. 


Hrizl von Mannheim, 2 2 Edardt. 
Luſtſpiel 1. — Divert. 


. gelmor und Ermide, M Wegl, 


Muſ. vd. Heindel. — Das Wert 
von einem Mugenblid, 22a. d. Frz. 
Das Totengaftmahl, dargeftellt in 
Don Juan einemrudlofen Spanier, 
und defjien darauf erfolgte Ende, 
Sch 3 n. Moliere. — Divert. 

„Nimia Doctrina Interitum Parit, 
oder daB laſtervolle Leben und 
darauf erfolgte Ende des Weltbe- 


27. 


1783. 


Januar. 
Dtondenreih od. die ver— 
liebten Kunſtgriffe, charafterifiertes 
S 2 Heniſch, Muſ. v. Holy. — 
Divert. 


. Liebe wirft jchnell, 22. — Der 


Ejel als Dejerteur od. die Zigeuner 
und.der Hufihmid, B Link. 


. „Die bezauberte Inſel, vder 


die lächerliche Par Tyorce Jagdt mit 
Bernardon einem Zauberer von 


23. 


26, 
| 
| 
| 
| 


fannten, Johannis Fauſt, 
Doctoris Theologie et Profesoris 
Wittenbergensis, mit Bernardon 
einen von den Geſpenſtern übel 
fexirten Paſagier, unverhoften 
Zauberer und lächerlichen Stunden⸗ 
Ausrufer, wobey auch verſchiedene 
Vorſtellungen zum vorſchein lommen 
werden “*) 

Der Großmüthige, Sch 3 F. V. 
Weßzl. — Div. 

Heinrich IV. oder die Jagd, © 3 
Weiße-Hiller. 

Der von 3 Schwiegerlöhnen ge 
plagte Odoardo od. die lächerliche 
Verkleidung, & 3 Haffner. — ?ie 
Bauernhochzeit, Div. 


ungefähr, lächerlichen Nachtwächtem 
Euriöfen Docter, und prutalen 
Baron von Erdtzeißl. Auch Arien 
u. Veränderungen.“ °) 


. Die Miliz pd. die lächerlige Ver 


bung, S 2 a.d. Frz. — De Kiel 
ala Dejerteur. 


. Bernardon der liederliche Spieler 


oder jo pflegt es zu gehen, 88 
a. d. Ital. — Der Scherenidleiltt: 
komiſch⸗pant. 8. 


1) Die im folgenden abgedrudten Spielverzeichniſſe Karafterljieren Die Truppen und du} Fu 
blitum der Faberbräu-Bühne in einer von dem Spielplan der Nationalſchaubübne fo ar ab 
weichenden Weije, daß ihr Abdruck trog der überaus großen Lüden ein zutreffendes DI ergibt 
und dadurch gerechtfertigt erſcheint. ) Vom 7. Auguft 1782 His 4. März 1783: Wegliſche Show 
ſpielergeſell ſchaft. 3) Tie in Anführungsbäkchen („ ”) gefegten Titel geben im folgenden fe} ven 
genauen Wortlaut der Uriginal=gettel wieder. 


Januar bis Februar 1783. 


10. Der jehende Blinde, 2 2 n. Le⸗ 
grand. — Luſtſpiel 2 a. d. Frz. 
12. Bernardon der Zauberer ohne es 
zu willen oder der beglüdte 
Bräutigam, L 3 a. d. tal.) — 
Der gedrojhene Liebhaber oder 
Bleib bei deines Gleichen, B Lint. 

13. Bernardon der Zerſtörer aller 
guten Abfichten, L 3a.d. Frz. — 

Der Ejel als Dejerteur. 

B. Ruftipiel 1 a. d. Frz. — Der 
bayriiche Hiejel. tom. Pant. Link. 

N. Bhilint und Lucinde oder Eins 
juht da Andere, S 2 Erdtmann. 
— Ruitipiel 1. 

19. Der begeiſterte oder neubelebte 
Bernardon,?) L 3 a. d. tal. 

N. Der bayriiche Hiejel. 

22. Der Dorfbarbierer oder die lächer- 
Ihe Haushaltung, S2. — Ballet. 

A. Die Komödie in der Komödie, L 
la. d. Frz. — Der reihe Prafjer 
mit fremdem Vermögen, mit Ber: 
nardon, einem fpikfindigen Be— 
dienten ziweier Herren. 82a. d. 
Ftz. 

%. „Cui Fortuna favet, Sponsa petita 
manet, das ift Wenn auch Schickſall, 
Berhängnig, und alle Gewalt der Eltern 
darıwider ftreber, fo befommt doch der die 
Braut, dem Sie von dem Glüde beftimmt 
it beiviefen. Deinen bis in Todt ge 
tteuen, und nad feinen zweymahlig ver= 
meinten Todt erſt beglüdten Bräutigam 
ben defien Leben ſich folgendes Sinngedicht 
wahrhafft macht. 

Nunquam bella Piis nunquam certamins 
desunt, 


Et quocum certet mens Pia semper habet. 
mit Bernardon einem in der Liverey ver⸗ 


— 


| 


27. 


31. 


9. 


489 


achteten, als Cavalier aber beglückten Lieb⸗ 
haber, und letzt verſtellten Juden.“ 

— Hanswurſt Doktor nolens vo— 
lens, Div. 

Die Apotheke, S 2 Michaelis, Muſ. 
v. Blainhoffer. — Divert. 


. Der Lederhändler von Salzburg, 


oder der durch feinen vermeinten 
Geift in Berwirrung geiegte 
Bräutigam, jonjten die lächerlidye 
Judenſchul, 2.3. — Ballet. 

Der affektirte Stallmeifter zu Fuß 
oder die durch einen Zauberring 
entftandene Berwirrung mit Ber- 
nardon, einem Stifter aller Ber: 
wirrung. 23. — Die betrogenen 
Bauern, Div. 


Februar. 


. Zauberei über Zauberei oder der 


begeifterte u. neubelebte Bernardon. 
(= 19183.) — Divert. 


. Da Erntefeft od. die Schnitter, 


S 3 WVeiße-Hiller. 


. „Der Baron von Raucdhenberg. oder 


Betrug, Liſt und Rauberen, fann wahre 
Tugend nit unterdrüden, mit Bernardon 
und Criſpin, zwey boßhaften und durch⸗ 
triebenen Straſſenräubern, und nacher⸗ 
kannten und entdeckten Betrügereyen auf 
die Gallere verdamten Ertzſchelmen.“ L 3 
a. d. Ital. — Der grobe Bettler 


od. der liſtige Liebhaber, Div. 


.Die Wagſchale engliſcher Gerechtig⸗ 


keit oder Thomas Morus, Reichs- 
kanzler in England, Tr 3. — Divert. 
Megära die fürdhterliche Here od. 
das bezaub. Schloß des Herrn d. 
Einhorn, ſonſten die lebendigen 
Wandleuchter,) X 3 Haffner. 


1, Bernardon erfcheint in folgenden Seftalten: 1) ala Ehavaller, 2) als eine Böhmin, 3) als 


Reittnedht, 4) ala Hausknecht, 5) als alter, 6) ala Wirtbin.” *) „Beſondere Vorftellungen : 1 tens 
pird Bernardon erſchoſſen, 2tens in einem Mörfer geftoffen, Stend® Verwandlet fih ein feuriger 
deifel in verfchiedene Figuren. Bernardon erſcheint als Geift, ald Straßburgerinn, als Democrit 
ad ald Bauer. E3 werden auch verfchiedene Arien gefungen.“ ?) „Befondere Zurftellungen er⸗ 
beinen iten unterfchledliche Geiſter. 2ten fliegt Leander und Bernardon durch Die Luft und 
erden heruntergeſchoſſen. Sten Berwandelt fi ein Würthsbauß In einem Parukenmacherladen wo 


7 Hr. von Einhorn und Erifpin auf lächerliche Art friſirt werden. 


Aten verwandelt ſich ein 


tes Gebäu in ein Zimmer alwo Hr. von Einhorn, Erifpin, Anfelmo als Wandleuchter bängen. 
i werden auch verichicdene Arien gejungen werden. 





März 1783 bis Januar 1784. 


30. Der jähfiihe Prinzenraub od. die 
von dem Himmel beihütte Un- 
ſchuld, Sh 3 v. H. Porſch. 


April. 
2Aloyſius Gonzaga, od. die Wir- 


hing eines wahren Berufs, Sh. |; 11. 
d v. F. R. | 

6. Johannes von Nepomuf od. die 15. 
bellglänzende Sonne der Beidhtiger, 17. 
Tt 5 v. U. Nut. | 

I, Die Sündflut od. das in dem 
Waſſer erjtidte Lajterfeuer der da | 19. 
mals jündigen Welt, Tr3v.B.R. | 

| — Der reihe Praſſer und der | 
' arme Lazarus, Tr 2. 21 

14. Dasſelbe. 22 

16. Genovefa oder unauslöſchliches 
Zugendlicht eheliher Treue, Tr 5 23 
J. Braun. 

11. Margaritha von Cortona oder das 
verlorene doch twiedergefundene 26 
Zchaf, Tr 3 0.3.8. 38 

Dezember. 30 

41) Der Schneider und jein Sohn, | 

22. — Joſt von Bremen, 22. 
1784. 
Jannar. 14. 

2. Der Poſtzug od. die nobeln Paſ- 
lionen. — Der Schreiber, Nachſp. 

4, Die verfappte Braut oder die gnä— 16. 
dige Baterftrafe, U 3. — Der ı 
banquerottirte Schweflhölzlkrämer, 
Nachſp. 19 

9. Die unähnlichen Brüder oder wie 
mans treibt, jo gehts, 25. | 

11. Der Podagrift, E11 Weidmann. — | 
Darauf S 1 v. Ratſchky. — Tanz. | 

12. Der doppelte Oktavio oder der 21. 
Bediente als Herr, 2 2. — Georg 
Dandin, Nadip. 1. 23. 





7. 


8. 


10. 


491 


Die Poeten nach der Mode, L 3 
Weiße. — Engl. Tanz. 

Der Hofmeiſter od. das Mutter⸗ 
ſöhnchen, L3n. Goldoniv. Schröder. 
Die Drillinge, 24 n. d. Frz. v. 
Bonin. 

Der Edelknabe, X 1 Engel. — Der 
Surijt u. der Bauer. 

Gianetta Montaldi, Tr 5 Scint. 
Die drei Yaderl od. die luſtige 
Spazierfahrt aus der Hölle. — 
Herzog Michel, Nachſp. 1 Krüger. 
Die große Batterie, X 1. — Die 
unerwartete Zuſammenkunft oder 
der Naturalienfammler, L 2. 


. Der Furchtſame, L 3 Haffner. 
. Der blinde Lärm od. das Geſpenſt 


auf dem Lande, S 1. — Nachſp. 


. Burlin, der Diener, Bater und 


Schwiegervater in einer Berjon, 
83. 


. Nicht mehr als ſechs Scüjjeln. 
28. Die drei Kader. — Der Irrtum, 


Nachſp. 1. 


. Die Wohlgeborne oder Heiraten 


macht alles gut, 25 Stephanie d.j. 


Der hochzuehrende Herr Better, 
23. — Die reifenden Komöddianten, 
Nachſp. 1. 

Die wohlthätige Witwe oder Kaſperl 
die lächerlihe Zwergldame, L 3, 
— Nachſp. 

Der PBlauderer oder Was der eine 
gut madjt, verdirbt der amdere, 
2 3. — Die Gouvernante oder 
die lächerlihe Hofmeifterin, S 1. 

Die getreue Prinzeffin Pumphia. 
Barodie in Berjen. 

Doktor Guldenihmitt, L 5. 


) 4. Dezember bie 24. Februar 1784: Vinzenziſche Geſellſchaft deutſcher Schaufpieler. 





Januar bi Yebruar 1785. 


1785. 


| Jannar. 

1. Dithmar und Wulfo oder So vers 
zeiht ein Chriſt, Tr 5 Schumel. 
2. Der Kühehirt oder der Bettler ein 
Dieb, R 2. — Die Berwirrungen 
oder Ripper! in der Sala, 2 2. 

1. Verihwarze Mann, P 2. — Nachſp. 
9. Der beichäftigte Hausregent oder 
da3 in einem unvdermutenden Tod- 
fall verlehrte Beilager der Fräu— 


fein Fanille, 2 2 Haffner. — Die ° 


Hauszänkerin, © 1. 

10. Die drei Lyranten. — Nachſp. 

12. Philint und Laura oder die jchlaue 
Liebe, S 2. — Nachſp. 

14. Derartige Komödiant oder diegroß- 
mütige Freundin, 2 3. — Nadjip. 

16. Immer was Neues, felten was 
Gutes oder die galante Englän= 
derin, 2 3 a. d. tal. — Nachſp. 

N. Der künſtliche Lügner, a. d. Span. 
v.d. F. Sauderjt. — Lipperle der 
der dejperate Spieler, 8. 

2. Der Zankſüchtige oder die redt- 
mäßige Erbin, 23. — Nadip. 

%. Die ungleiche Heirat oder die zärt- 
lihe Kranfe in der Einbildung, 
22. — Wahre Liebe verlacht die 
Verläumdung, © 1. 

D. Cupido in der Sklaverei oder die 
duch Sturm und Klippen, Juden 
und Türken verfolgte Bellanda, 
mit Lipperle, einem Vetter, nad) 
der Mode ceurieujen Offizier und 
veritellten Juden. 22. — Bhilint 
und Cleone. 


Februar. 
. Die in den Tod gehende Unſchuld 
. vorgeſtellt an Genovefa. — 


Nachſp. 


— 


4. 


13. 


14. 


16. 


18. 


21. 


25. 


493 


Die unglüdfelige Gelebrjamteit oder 
... . Johann Fauft.!) 

Die Folter oder der menjchliche 
Richter. — Judith und Holofernes 
oder da3 befreite Bethulien, Sch 3. 
Die durch vergiftete Läfterzungen 
zum graufamften Tod geſuchte, 
dur die Vorjedung des Himmels 
aber von dem eigenen Sohn glüds 
lich errettete Unfhuld in Hirlanda, 
einer engliihen Herzogin. Sch. 
Die Eroberung von Sant Lucia. 
Dr. a. d. Franz. vom Berf. der 
„Schlacht bei Margareten”. — Tho⸗ 
mad Morus, Reichskanzler von 
England, &ch 3. 

Die meißneriſche Tugendfonne oder 
der baieriihe Stadt und Land- 
patron heilige Benno, ein bilf- 
reicher Bater und Ausſpender jeiner 
Schäge gegen die Armen.”) 

Die glüdiihe Jagd, L 2. — Der 
Nachtwächter oder Wer Hat die 
Wette verloren? Nachſp. 1. 
Albert und Röschen, X 2 Bod. — 
Die beiden Fächer. 


. Die Wagſchale römiſcher Geredhtig- 


feit, dargeftellt in Tito, ehemaligen 
Burgermeifter zu Rom. — Inkle 
und Yariko, Tr 1 Pelzel. 

„Der wahre Qugendipiegel aller 
frommen Sungfrauen, dargeftellt 
durch das geduldvolle, und geijtreiche 
Leben, aud) glorreihen Tod der 
heiligen Nothburga. Ehemals gewe⸗ 
fenen Befchltefferin in dem uralt gräflichen 
Schloß Rottenburg in Tyrol. Eine fehr 
auferbäulihde auß wahren Hifturien ge 
nommene mit fünften Lehrſätzen ver⸗ 
febene Aktion. Unter andern Auszierungen 
wird eine berilide Wolken⸗Glory unter 
fhöner Beleuchtung erfeben*. 


%) Den genauen Wortlaut des Zettels jiehe S. 499; nur wo dort „Hanswurſt“, fteht bier 
ipperle” und während dort durch Marionetten, wurde bier von Schauſpielern das Stüd geipielt. 
„Darauf wird der Leichnam des heiligen Benno unter einer prächtigen Auszierung gezeiget, 
ben Baierland, die Statbolifhe Kirche, die Andacht und Treue dem großen Landespatron in yes 


ıdener Rebe verehrten und mit Chorus ſchließen.“ 


494 
27. 


28. 


16. 


Die jeidenen Schuhe oder die Schöne 
Schufterin. — Die Goldmader, 21. 
Miß Jenny oder die Uneigennüßig- 
feit, 22. — Der Nahtwädter. 


März. 


. Die Wirkung von Natur und Liebe, 


L 3. — Die Eroberung von Sant 
Rucia. 
Die in den Tod gehende Unſchuld. 


April. 


17.!) Die ſchlaue Magd, S 3a. d. Ital., 


28. 


17. 


10 


Mus. v. Tozzi. 
Dasſelbe. 


Mai. 


. Das Spiel des Zufalls, S2 a. d. 


Ital., Muſ. v. Piccini. 


.Leonhard Ritt, der Bänkelſänger, 


S 2, Muſ. v. Gleißner. 
Das Spiel des Zufalls. 


19. 


2. 
6. 


9. 
16. 


24. 


23. 


1793. 


April!.) 


. Der Familienpokal oder der mili- 


täriiche Hausvater, Sch 5 Schletter. 


. Der Gutsherr oder Hannchen und 


Görge, O 2 Dittersdorf. 


. Der blinde Harfner. Ritterſchau⸗ 
jpiel aus den „Sagen der Vorzeit“ 


von Beit Weber. 


. Die Abentheuer einer Nadıt oder 


die zwei lebenden Toten, X 3. — 
Die Dorflicchweih oder Gelegenheit 
macht Diebe. Ballet v. Jungheim. 
Wer ift fie? 83 Schröder. — Die 
reiſenden Schauſpieler vder Arle- 
fing Reben und Tod. Schattenpan= 
tomine vd. Jungheim. 


| 


24. 
28. 


* 


Februar bis November 1785. — April bis Dezember 1793. 


Hans der Schuhflicker, S 2 a. d. 
Frz. 
uni. 
Dasſelbe. 
Milton und Elmire, S 2, Muſ. 
Joſ. Michel, 
Das Spiel des Zufalls. 
Der Erntefranz, S 3, Wui. 
Gleißner. 
Auguſt. 
. Der König auf der Jagd, S 3 
Muf. v. J. Midel. 
Oftober. 
Die Dorfgala, S 3 Gotter, Muſ. 
v. Moßmayr d. j. 
Rovember. 
Das Fiſchermädchen, S2a.d Jul 
Mus. dv. Piccini. 
Rache für Weiberraub, Tr4 Ziegler. 
Aurore, das Find der Hölle, Sh5 
Soden 
. Oberon, König der Eifen, C 3 
Wranitzky. 
Mai. 
. Das Galeriegemälde, Schs Hensler. 
, Der dumme Gärtner, S2 öchilan⸗ 


eder. 


Dezember. 


6.) Curd von Spartau, Sch 4 Beil — 


8. 


Herzog Michel oder die Radtigad, 


Rom. S 1. 


Der Gutsherr ala Schiffäpatten, 
D 2 Ditterddorf. 


Voltoliniſche Geſellſchaft. *) Mus: „Theaterbothe von der furpfalzbaterifhen Haupt: und Reiter 
ftadt München während des Aufenthalts der v. Hofmanniſchen Schauſpielergeſellſchaft am Fu" 
bräutheater dafelbft vom 6. Dez. 1793 bis den 26. Juli 1794. Herausgegeben von Gettlit 
Köldel, Mitglied diefer Geſellſchaft. — Gedrudt auf Koiten des Verfaſſers“. (Hofe und Staau⸗⸗ 
bibl. München, Bavar. 1482 p.) 


y! 


Dezember 1793 bi8 März 1194. 


< 


Der Waffenſchmied von Worms, 
24 Ziegler. — Die böſe Zeit oder 
der Teufel Hat ihm zum Weib ge— 
holfen. S 1. 

. Graf Walltron. 

. Die beiden Antons oder der dumme 
Gärtner. — Die Komödie in der 
Komödie. 

. Ctto der Shüß, Prinz von Heſſen, 
Sch 5. 

Die eingebildeten Philoſophen, DO 2. 
— Die Komödie in der Komödie. 


Jannar. 


1. Doktor und Apotheker. 

3. Bucentaurus, Tr 5. 

5. Hana Dollinger. 

6. Die getreuen Unterthanen, X 3. — 
Der Nachtwächter. 

. Medea und Jaſon, M 1. — Her: 
zog Michel. 

. Stadt und Land, 83. 

- Kunz; von Raufungen oder der 
ſächſiſche Prinzenraub, Sch 5 Neu- 
mann. 

- Qutsherr als Schiffspatron. 

- Hamlet, Prinz von Dänemark, Tr 
6 (). 

6. Zwei Uhren und kein Geld im 
Sad, L 5. 

.Philippine Welſerin. 

- Die getreuen Unterthanen. — Die 
böje Zeit. 

4. Die Poſtknechte oder die Hochzeit 

und feine Braut, 25 Scilaneder. 

>. Tito der Schüß. 

6. Mathilde von Altenftein, Nitter- 

ſchauſp. 5 Senefelder. 


8. Die hrijtliheZudenbraut, Kom. DO 2. 


- Desgleichen. 
1. Rache für Weiberraub, Zr 4. 


19. 


20. 


1794. 


Ba 


495 


Die kindliche TYiebe, Sh.3 — Der 
Kinderſpiegel. 

Das liſtigeBauernmädchen oder das 
Tulipanengeſchlecht, Kom. O 2. 


. Die geiſtliche Braut als weltliche 


Hoczeiterin, 25 Blumbofer. 


. Das liftige Bauernmädcen. 
. Hanna Dollinger, Sch 4. 
. Philippine Weljerin, Tr 3. 


Ariadne auf Naros. — Der Nadıt- 
wädter, S 1. 


Februar. 


. Stolz und Verzweiflung, Sch 3. — 


Die Gouvernante, S 1. 


. Ignez de Caſtro. 


rend 


Die beiden Savoyarden, 5 2. — 
Die Rache, X 2 Graf Brühl. 


. Kamm, die Heldin Bojarien?. 
. Erziehung madıt den Menſchen, 25. 
. Der Edellnabe. — Nina od. Wahn⸗ 


ſinn aus Liebe. 


. Der militärische Bejenbinder, L 3. 
. Die Yuftichiffer, X 3. — Die beiden 


Savoyarden. 


. General Schlenzheim, Sc) 4. 
23. 
. Kamma. 

. Der luftige Hausknecht oder fie 


Der Stadthalter, Tr >. 


träumten von Paris. — Die Gou⸗ 
vernante. 


. Doktor und Apotheker. 


März. 


. Das rote Käppchen. 
. Der von drei Schwiegerjöhnen ge⸗ 


plagte Odoardo, U 2. 

Der Furchtſame. 

Klara von Hoheneidhen. 

Skizzen rauher Sitten unjrer guten 
Vorältern, Sc 5. 


496 


10. 
12. 
14. 
. Der militärifche Bejenbinder, L 3. 
. Männerihwur und Weibertreue, 


Das rote Käppchen. 
Mathilde von Wltenftein. 
Die Rache. — Herzog Michel. 


Ritterſch 9. 


. Männerftolz und Weiberehre, Sch 4. 
. Männerihwur und Weibertreue. 

. Ranajja. 

. Die Schellenfappe vd. die Zauber= 


trommel, O 4 Scilaneder. 


. Desgl. 


April. 


. Der taube Liebhaber, 2° 2. — 


Röschen und Colas, O 1. 


. Die drei Töchter, L 5. 

. Die Baubertrommel. 

. Emilia Galotti. 

. Die Baubertrommel. 

. Klara von Hoheneicdhen. 

. Nabuchodonoſor, od. der Feuerofen 


zu Babylon. Eine bibl. Geſchichte 
in 4 Abhdlgn. m. Muſit. 


.u.15 Desgl. 
. Genovefa, Sc 5. 
. Der fterbende Jeſus und der Tod 


Adams, Sch 2. 


(18.—24. Theater geſchloſſen). 


25. 


27. 
28. 


IA — 


Die Entführung aus dem Serail, 
O 3. 

Genvpefa. 

Der redliche Landmanu, L 5 Scdi- 
faneder. 


Mai. 


. Die Zaubertrommel. 
. Kroof, Tr 5. 

. Sophie od. der gerechte Fürft, Sch 3. 
. Die Tochter Jephte. 


Bibl. Tr 5 
von Rittershauſen. 


. Der Schneider und fein Sohn, 22, 


Evafathel und Schnudi, Poſſe 2. 


. Dagvbert. König der Franken, Tr. 


12. 
14, 


16 


18. 


19. 
21. 
22. 
25. 
26. Desgl. 

29. 

30. Der Maitag. 


März bis Juli 1794. 


Adelheid von Beltheim, D 4. 
Die Zigeuner 8 5. 

Johann von Nepomul, Zr >. 
Der Teuerbär oder Sormet 
Zauberer, Sch 4. 

Ndelheid von Beltheim. 


Johann von Nepomuf. 


König Lear. 
Die Ordendbrüder, Tr 4. 


Die Zaubertronmel. 


Juni. 


. Die ihöne Banije, 8 5. 

. Der redlihe Yandmann. 

. Zaura Roietti, Sch m. Bei. 3. 

. Soliman I., 2 3. 

. Der Maitag. 

. Ottofar, König in Böhmen, Sı 
. Der Sturm, X 3. 

. Die Komödie in der Komödie 


Der Nachtwächter. 


. Amors Bauberpfeife, PBantom 


— Er fol ſich jchlagen, L 1. 


. Der Theaterligel, X 1. — An 


Bauberpfeife. 


. Fernando und Yariko, Sch m. ©ı 
2. Andromeda und Perſeus, M 1 


Der Eichenkranz, Sch 1. 


24. Megära od. die fürchterliche F 


P 3. 


. Der Juriſt und der Bauer. — 


böſe Zeit. 


. Die Zaubertrommel. 
. Der Stein der Weiſen, L 3. 


Juli. 


. Xaura Rofetti. — Der von 


Schwiegerſöhnen geplagte Odoa 


. Das Armeninflitut, Sch 3. 

. Der Dejerteur aus Kindesliebe 
. Die beiden Unton2. 

. Die glüdlihen Bettler. 


1794—1798. 497 


Die Thätigkeit der v. Hofmannifhen Gejellihaft in München läßt ſich 
für die nächſten Jahre (1794— 1798) nicht durch eine lüdenlofe Folge von Theater- 
zetteln veranihaulichen. Dagegen enthalten die Cenjur-Atten des kgl. Kreis- 
erdidd interejlante Angaben über verbotene und erlaubte Stüde, die Hofs 
mann einreichte. 

Berboten wurden ihm, 1794: Die Wiedereroberung von Mainz. — - 
"Die Birthin mit der fhönen Hand. — Alf von Dülmen. — Agnes auf Falken⸗ 
ftein. — Wer war wohl mehr Jud? 

Erlaubt wurden ihm, 1794: Vater-Freuden und Leiden. — Der - 
vamilienpofal. — Graf Bergwald. — Amazilie. — Meßner der Zweite. — Das 
Regenäburger Schiff. — Die liebreihe Stiefmutter. — Das Nrmeninftitut. 

Berboten wurden 1795: Die Fürftin. — Cuenna und Biponne oder 

Rode und Untreue. — Minnefpiel und Rittervort — Edelmuth und Rahjudt. 
— Zoffieri und Blanla. — Karl von Etralenberg. — Leidenichaft und Pflicht. 
— Nargaretha die Maultaſche. — Viel Lärm um ein Strumpfband. — Alerander 
Renzikoff. — Sriedrih Graf von Werthenthal. — Die verftoßene Tochter oder 
Edelmutb ftärfer als Liebe, Sch v. Joh. Gnad. — Das Einverfrändnig oder 
duch unter den beften Fürften kann jo etwas gejchehen. — Clara oder der 
Triumph erfter Liebe. — Deuticher Biederfinn und deutiche Liebe. — Die Iuftigen 
Seiber in Wien. — Der Page. — Liebe und Religion. — Maria von Kollenau 
oder die deutfhe Haugmutter, Tr von B. E. — Leidenihaft und Liebe, Tr v. 
Bulpius. — Clara von Lauenftein oder die Tempelritter und dad Vehmgericht. 

Erlaubt wurden 1795: Doktor Flappert, L 5 Brezner (zuerft 1. IIT. 95). 
— Noch gut, daß es fo fam oder Hoffe man auf Verwandte. — Die neue Emma. 
— Der Freundichaftsdienit. — Die Erbin. — Liebe und Reue. — Die jchöne 
Sünderin. — Catharina oder die vornehme Bäuerin. — Karl von Eichenhorft. 
— Nechtihaffenheit und Betrug. — Nuriad oder der gute Genius. — Die be 
lohnte Baterlandsliebe. — Der Inſtinkt. — Der ieltene Onfel. — Die Königin 
der jchwarzen Inſeln. — Der Qumpenfammler oder ein gutes Herz ziemt jeden 
Stand. — Thomas Moore.) — Der Auditor, Sch Eremeri. — Die Erbichleicher, 
d Gotter. — Graf Wipreht von Groizſch. — Lotthen und Eloife oder die zwei 
Dochzeiterinnen. — Fanfan oder die Milhbrüder, X n. d. Franz dv. Joh. Jakob 
FHr. von Ned. — Doltor Fauſts LKeibgürtel, B 1 Mylius-Scint. 

Berboten wurden 1796 und 1797: Der unruhige Wanderer oder 
dasſperls lepter Tag (v. 8. F. Hen3ler). — Naamah. — Die fteinerne Brüde 
u Regensburg. — Die zivei Ringe, ein perfiihes Märden (= Kopebues, ‚Sultan 
Bampum‘; vgl. das Verbot aller kotzebuiſchen Stücke, S 180). — Schad Huſſein 
der das redende Schoßhündchen. — Wind und Wetter vder Julie auf der Inſel 
Thamos. — Graf Ulrih von Achalm. — Die Grafen Guiscardi, Tr 5 Ehren- 
erg. — Der Sturm von Borberg. — Der Beifterbefhmwörer, dv. Brezner. — 
Rohamed Quirly. — Tie Negerjflaven. — Tugend und Laſter, Tr 5 A. W. 





2) Gleichzeitig mit dieſem Stüd reichte Hofmanı am 19. Tez. 95 Ifflands Schaufpiel 
Friedri von Oeſterreich“ ein, Doch finder jih fein Kenfurbeiceid darüber. — Ohne Cenfurerlaubnis 
äsrte Hofmann auf: „Liſt und Liebe“. Zur Rechenſchaft gezogen, niebt er an,das Stüd ſei der in der 
ipperihütte des Lorenzoni über hundert Mal gefpielte „Nachtwächter von Bordorf“, deifen „geſchmack⸗ 
eleidigenden Titel“ er blos geändert babe. 


498 1775— 1798. 


Heidemann. — Die Frau eine Schlange, tragif. Märhen. — Das grüne 
Bögelden, philoj. Märchen. — Der König der Geniufie oder die treue Magd. — 
Bobeid. — Der Triumph der Freundſchaft. — Das Unglüd der Donna Elvira, 
Königin von Navarra. — Die entwaffnete Rachgierde. — Die philofopdiide 
Prinzeſſin oder daS Gegengift. 

Erlaubt wurden 1796 und 1797: Schalt Amor oder die gejciedene 
Frau. — Die Galoppade. — Die Reife nad der Stadt (Zffland). — Winnona 
oder die Angeljahien. — Die Waffenbrüder, Tr v. B. Stein. — Margarethe 
von Thüringen. — Lohenftein und Hohenburg. — Don Duirote der zweite, 
tom. Singip. — That und Reue oder Berbreden aus zerütteter Defonomie Sch 
4 Tilly (5. Ott. 96 aufgef.). — Lohn und Strafe, v. Scletter. — Es iſt Friede, 
ländi. Dr. von 3. C. Bold. — Rahfuht im Tode. — Das Glüd iſt kugelrund 
oder Kajperl3 Ehrentag. — Der Soldat von Cherion. — Vendelino, Zr d. 
B. Pfeufer. — Die Verichreibung, X 1 Du-Fresny. — Die Grafen von Foggen: 
burg, Tr v. Crauer. — Der Rabe; Turandot; König Hirſch, von Gozzi. — Tie 
Schwärmereien des Haſſes oder der Liebe (v. X. Hempel). — Der Richter. — Das 
Sntelligenzblatt. — Die Grafen Baldau, Tr v. F. ©. Frühwürth. — Tie 
Deutihen in Parid. — Die Wette oder Treue fiegt, X v. Friedr. Leo. — Der 
Gelbftbetrug. — Die deutihe Haugmutter. — Der Wilde in Frankreich, Sc v. 
Hriedr. Bieting. — Dad Mibverftändnis. — Marianne von Lindheim oder 
Veibergröße und Männerihwäde, Sch v. Fr. Chr. Braun. — Die Geifterburg. 
— Der gute Kaijer, Sch 3 Tremeri. — Die Tochter der Finfternis, Sch nad 
Soden Aurore. — Ymogen („au8 dem Shalefpeare”). — Der jämmerlide Lauf 
mann. — Der Fürft und fein Rammerdiener, L von Hagemann. — Tobi 
Löwenherz oder Waſſer- und Feuerprobe. — Der edelmüthige Soldat. Sch 1 au? 
d. Franz. — Laura Molife Tr 5 von Fr. 3. — Weiberlaunen und Männer: 
ſchwäche, Sh 5 Ziegler. — Die Freunde, Sch 4 Ziegler. — Eugen der Zweite, 
der Held unſerer Zeit. (Hensler.) — Blinde Liebe ftürzt in Gefahr. — Der gut: 
berzige Sohn, En. Florian v. Schmieder. — Der Tag der Freuden. — Kein 
Plag im Gafthofe, Poſſe v. M. H. Arvelius. — Der Alte überall und nirgends, 
Sch v. Hensler. — Unermwartete Hülfe, Sh v. W. Ehlers. — Juliane ven 
Ullern. — Die Ausfteuer (Iffland). — Die doppelte männliche Rache oder de? 
Abenteuer. 

Am 13. April 1797 führte Hofmann auf: Die Verzweiflung ded Judas 
Sfcharioth und die Freunde Jeſus an feinem Grabe. Bibl. Trſp. 5 von X. 


II, Derzeichnis einiger auf dem Bauhof aufgeführter Stüde. 


(Marionettenftüde.) 


1788. 


Dezember. 

%. (0d. 23) „Mit gnädigfter Bewilligung 
wird bier der Schauplag eröffnet, auf 
ielben, mit prächtig gefleideten Marionetten 
aufgeführt, cin aus der wahren Geſchicht 
gesogenes Schauspiel, betittelt : 

Der aus dem Waſſer bervor- 
brennende Tugendftern, dargeitellt 
an dem grofien Blutzeugen und 
böhmischen Schugpatron Johann 
von Nepomuk. Wobey nebit anderen 
Telorationen, der Leihnam des heiligen 
Johannes unter einer prächtigen Aus⸗ 
jitung u. Beleuchtung gezeiget und ſodann 


’ 
t 
“ 
. 


30. 


1784. 


Jannar. 

AN „Die über Vernunft, und alle 
menihlihen Leidenſchaften herr— 
ſchende Eiferſucht, dargeſtellt in dem 
affaiſchen König Arideno. Sonſt aber die 
in Mitte der Todtengruft beglückte Braut 
Rofibella, mit Hanns⸗Wurſt einen liſtigen 
Supler, und für feinen eigenen Nuten und 
Bortheil fehr beforgten Diener. Woben 
ih im Garten, ein herrliches Trauergerüft, 
und endlich eine beſonders fehenswürdige 
deleuchtung zeigen wird.“ — Nachkomödie. 


2 (od, 3?) Der galante Stallmeifter 
zu Fuß oder der durch einen be— 
jauberten Ring gänzlih um den 
Leritand gebrachte Liebhaber, L 
ıd. tal. 

6. (00.79) „Der Orakelſpruch zu Del: 
phis oder der unwiſſende Vaters— 


mord. Sonſt der Streit zwiſchen Edipus 
and Leus König der Athenienſer, worinn 


mit einem Chorus geſchloſſen wird. — 
Den Beſchluß macht ein modeſtes Nachſpiel.“ 
(od. 312) Der durch weibliche Vor: 
ſichtigkeit der Hölle entriſſene Me— 
nandro, eines reihen WWechiel- 
herrns Sohn aus Leipzig od. der 
ſchön u. tugendhafte Wittibſtand 
einer ſinnreichen Dame Dorimene, 
mit Hanswurſt, einem verzagten 
Reijegefährten, zur Höll intriganten 
Beutelichneider, lächerlich verftellter 
gnädiger rau u. letztens beglüdten 
Bräutigam der jichönen Fiameta. 


Hanna Wurft Vorſtellet einen verzagien 
Soldaten, läderliden Proviant :Meifter, 
luftigen Schagaraber und einen unbarms 
berzigen Kindermörder.” 

Der Spieler oder Colombina po- 
lita, oder die tugendvolle Ehefrau, 
Sur. 

„Mit prädtig gefleideten Marionetten wird 
aufgeführt: ein mit vielen Auszierungen 
des Theaters verjehened, recht ſchönes 
Schaufpiel: Die unglüdielige Gelcbrfam: 
feit, oder Ubi Intelectus, ibi etiam doc- 
trina, Wo das Licht des Verftandes glänzet 
Dort blühen auch die Wilfenfchaften. Dar: 
geltellt in dem zu feinem Untergang gelebrten 


Johann Fauſt doctore et Profensore 
Theologiae Wirtembergensi. Worinn 
Hannswurſt vorſtellet einen übel aus— 
gezablten Studenten, den von vielen Geiſtern 
geplagten Famulus, einen Drachen⸗Reiter, 
zuletzt aber einen luſtigen Nachtwächter. 
NB. An dem Hofe zu Parma werden 
gezeigt 1. Die römiſche Lucretia, 2. Judith 





IV. Alphabetifches Verzeichnis. 


4. Die anf der Rational:Schanbühne und im Nedontenfaal anf: 
geführten Etüde. 


(Son den mit einem * verfehenen Stüden ließen fich die Verfaſſer entweder gar nicht oder nur 
unfidder Beftimmen.) 


Wbälino III 98; V 98, 
Abenteuer des Herzens, die 5 II 86; 
21 VII 86; 2 III 87; VII 87; 
XI 87; XI 88; X 89: X 91; 
XI 92; IV 93; XII 93; IX 9; 
VI 96; IT 98. 
Ahgebrannten, die (Edardt) 22 I 83. 
— (Strobel) 8 X 82. 
Achilles, der im Kleide einer Brinzeffin 
erfannte j. Borficht, die vergebliche. 
Adel des Herzens, der 3 V 76; 19 V 76. 
Welheid von Salisbury 21 IX 86; 
17 X 86; VIII 87; I 89. 
Adelſon und Salvini 12 VI 76; 
14 VII 76. 
Adelſtern 17 XI 82. 
Wjutant, der 6 VIII 80; 15 VIII 80; 
15 XII 80; 10 VII 81; 30 X 83; 
21 XII 84; 17 VII 85; 13 IV 87; 
VIII 88; X 91; VIII 92; II 9. 
Adjutanten, die V 82. 
Abvolat, der VIII 89. 
Adnolaten, die III 96; IV 96; V 96; 
IX 9%; I 98. 
Agathe, ſ. das Prädikat. 
Agnes, la fausse 14 III 83; 4 IV 83. 
Abnenftolze, der ſ. S. 367. 
Ahnenſucht, die 74; 21 VIII 76. 
Ügrenleferin, die 7 VIII 79. 
Aademie, die maskirte 2Z VI 94; 
20 VII 94; VII 96. 
Albert vd. Thurneiien VI 89 (2); V 90; 
IX 92; VII 93; V 96; 14 XI 97. 


Alchymiſt, der V 88 (2); X 91; V 9. 

Alderjon 1. Teil: VII 90; TR %. 

— 2. Teil: VOII 9; X X. 

— 3. Teil: XI WM (2). 

Ulerander u.Rampafpe 25 II 85; XI 96; 
XII 96; IV 57; II 9. 

Alerid u. Juſtine VIII 95 (2); X 95 
(2); 1 98. 

Alle irren fi) 27 VIII 80; 22 IV 81; 
9 IV 82. 
Aller Welt zum Troß doch ein Arzt 
ſ. Wunderkur, die magnetiſche. 
Alles aus Eigennutz III 94; 6 IV 94; 
25 V 94; 29 VIL94; V96; V 97. 
Allzu ſcharf macht ſchartig X 93; XI 93; 
II 94; XII 9; 12 XII 97. 
Alte, der gutherzige 190; IT90; III 91; 
25 X 91; V 92; 16 V 94; III 9. 

Ulte, der liebenswürdige XI 94 (2). 

Alte Liebe roftet wohl 19 IX 80; 
8 X 80; 4 VI 81. 

Alte und neue Beit 1 94 (2); 23 IV 94; 
VII 95; VI 96; IV 98. 

Alter Hilft nicht vor Thorheit (C 5 Mylius) 
14 XII 84. 

Alter ſchützt vor Thorheit nicht ſ. 
Monfieur Fips. 

Alzire 28 III 76; 10 IX 76: 4.X 76 

Ulzire u. Zamor 30 IX 84. 

Umalie, ſ. Herzog von Yoir. 

’Amant auteur et valet 28 III 83. 

Amazonen, die modernen 25 II 87; 
4 III 87; XI 87; II 88; IV 89; 

33 


Alphabetifhes Verzeichnis. 


r redlide — und der groß- 
e Sude 1775; 10 I 76; 
I 79; VII 82. 
der Erbichaft, der (X1 Maris 
XI 89; II 90; VII 90: VII 
(I 92; 20 VI 94; XII 94; 
; 7 VI 97; X 98. 
ie verwandelten 20 II 83. 
‚ da3 duch ein Donner: 
zerftörte 21 I 81; 16 II 81; 
81. 
Diana, der VII 94; 7 VIII 
97 (2:; 10 XI 97. 
ie jhöne 1 II 84; 6 II 84. 
X 86; 22 X 86. 
er verlogene 17 XII 82. 
ten auf dem Marich f. Amt- 
Graumann. 
ıft im Bade, die 5 I 76; 
[6. 
ulroui 21 XI 80. 
\, die 17 XI 86; 28 I 87. 
\ der Stadt Aubigny 81 79. 
j der Stadt Baris 23 II 79; 
79; 4 IIL 79; 9 V 84. 
n 29 VII 85; 2 VIII 85; 
I 85. 
ınd Conftanze 16 XI 81; 
- 81; V 82; VII 82 (2); 
83. 
der findlihen Liebe, die 
recher, der ehrliche. 
. der begeifterte u. neubelebte 
berei über Zauberei. 
inem Glück gehängte 11 1183. 
eimal verheiratete 22 II 83. 
julaner 16 I 83. 
ı des Reichtums, die VII 72. 
fend als blind |. Eonder: 
ıerT. 
abgedrungene j. Weltmann, 


nme X 89; XII 89; VII 93; 
3; VIII 95; V 96; XI 96. 
yerglauben IX 89 (2); VI 90; 
; IT 91; MI 91; VI 91; 


903 


VI 92; X 92; XII 92; IV 93; 
XI 9; V 95; I %; VII 96; 
IX 96; IV 97; VI 98; XI 98. 

— für Betrug 28 XII 80; 26 I 81; 
27 III 81; 24 VI 81; III 82; 
VI 82. 

Betrüger, d. fcheinheilige |. Tartüffe. 

—, d. mweiblihe |. Wanfelmütige, die. 

Bettelftudent, der 2 II 85; 24 V 85; 
21186; VI 88; VII88; VIII 88; 
XT 88; 189; V189; X 89; I 90; 
vI%;19; VI 91; VIII; 
28 II 92; III 93; VIII 93; 19 
VIH 94; XII 94; IV 95; VID 96; 
XI; 8 IX 97. 

Bettler, der 23 IV 75; 25 VI 79; 19 
X 79; 10 XI 80. 

— u. Bettlerin, die glüdlich gewordenen 
1 XII 80; 6 XII 80; 7 I 81; 


11 III 81. 
Beverleyg (Schröder) 1775; 11 VI 76. 


— (Hud) 22 XI 82. 

Bewußtiein XII 87;188; X 89; XI 91; 
VII 9; V 97. 

Bezauberten, die ſ. Beter und Hannden. 

Bildfäule, die durch Liebe belebte f. 
Pygmalion. 

Billets, die beiden X 87; X 88; III 89; 
191; XI 92; VIII 93; 23 V 94; 
VI 95; VI 9; II 97; VII 98. 

Blatt Hat fi gewendet, daß (RL 5n. 
Cumberland v. Schröder) 9 VIL86; 
1 X 86. 

"Bouquet, das XI 92; XII 92. 

Brandichagung, die 10 IV 87; 20IV 87; 
X 87; I 88; VIII 88; III 89; 
19%; X 94; IH 96. 

* Brief durch Rechnung, der I 88. 

Briefwechſel, der offene 10 VI 85; 
19 VI 85; 14 VIII85; 22IX 86; 
IV 88; X 88; VI 90; X 9. 

Brüder als Nebenbubler, die (Rom. 
Op. 2 v. B. Winter) XI 98 (2). 

Brüder ala Nebenbuhler, die drei (X) 
12 VII 74; 1778; 13 X 79; 15 
III 84. 

33° 





Alphabetiiches Verzeichnis. 


Diana u. Endymion VII 91 (2); 
IX 91; X 91; XII 91; 2 II 92; 
VOL 92; X 92; 193; IX 93; X 93; 
10 VI94; VI; IV 96; XI 3%; 
10 IX 97; V 98. 

ienſtpflicht XI 95 (2); XII 95; XI 96, 
XI 98. 

Doktor Brummer 20 II 84. 

oktor Buldenfchmitt 3XI82; 9 XII 82. 

Don Juan (B) 29 VI 77; 28 X 85; 
30 X 85; 1 VIII 86; 13 III 87; 
V 88; VIII 88; VIII 90; XI 90; 
4 III 92; VI 92. 

(8) 7 VI 91; VIII 91; 13 I 92; 
I 93; IT 93; 2 V 94; IV 96 (2); 
V 9%; XI 96; XI 96; V 97; 
27 X 97; 198; III 98; IV 98. 
(Sch) 27 I 8. 

Don Quirote IV 90. 

Dnnerwetter, das j. Bettelftudent. 

orfarzt, der f. Hufſchmidt. 

orfbarbierer, der 30 I 83. 

otfdeputierten, die 8 V 83; 13 V 83; 
20 V 83; 3 VI 83; 22 VI 83; 
20 VII 83; 5 VJII 83; 12 VIII 83; 
21X 83; 7184; 14184; 21184; 
18 II 84; 27 IV 84; 31 V 84, 
14 VIE 84; 8 IX 84; 16 XI 84; 
3 XlI 84; 26 1 85; 27 IV 85; 
18 XI 85; 27 IV 86; 24 X 86; 
31 I 87, IX 87; 11 88; XII 88; 
VIII 89; X11 89; IX 90; VIIL 91; 
Vl 92; XI 92; V 93; VI 9%; 
X %; IV 96. 

Dorfjunfer, der poetiihe 1778; 29 
VIII 79. 

:orfprediger, der V 93; V193; IX 3. 

Dorothea VII 91 (2); 2192; VIL 92; 
XxII 93. 

Doupelanım, die hölliiche 3 Il 85. 

Drillinge, die 18 VI 79; 27 VI 79; 
31 I 80: 18 V 80; 5 XI 80; I 
82; II 90; III 98. 

tofjel, die IX 88 (2); I 89; XII 92. 

nell, das 1778; 28 VIL 80; 18 VIII 80; 
29 X 82; 5 XI 83. 


| 


505 


Durimel [26 III 76;] 22 XIL84; 18 IH 
85; 13 III 86. 


Echter Adel u. echte Liebe XII 96 (2). 

Edeltnabe, der 1775; X 78; 16 III 79; 
24 V 85; 24 XI 85. 

Edelmut in Niedrigkeit 27 III 87; 
23 IV 87. 

Eduard IV. 4 VIII 80; 7 XI 84; 
X 89; IX 90; VI 96; X 96; 
197 (9; XII 98. 

Eduard Montroje 6 X 78; 23 III 79; 
8 IX 80; 19 I 87; 111 88. 

Edwin u. Emma 4 IV 81; 22 VI 81; 
III 82; 17 1X 84. 

Ehe, die gute 18 V 87; 31 V 87; 
X 87. 

—, die heimliche 30 III 98; 1V 98; 
VII 98. 

— durch Telikatefje, die unglüdliche 
j. Ring, der (2. Teil). 

Ehefrau, die eiferfüchtige 1778; 81V 79; 
31 X 79; 11 X1 81; 1 VI 84; 
7185; 3 XIl 86. 

Ehemann, der allzugefälige 1775; 
5 1 79; 6 VI 79; 23 IX 81; 
VI 82; 19 XII 84; 19 V 8; 
27 XII 85; VI 87. 

—, der argwöhniihe (K 5 Gotter) 21 
X 81; 11 82;12 188; 10 VIII 83; 
2 1 84; 12 IX 84; 29 V 85, 13 
XI 85; 9 III 87; XI 87; 1V 89; 
V190; X 94; XII 96; 25 VIII 97; 
111 98. 

—, der bejcheidene 1774; 21 VIII 76. 

—, ber betrogene 5 XI 82. 

—, ber eiferfühtige ſ. Franzos, der 
wunderliche. 

—, der flatterhafte j. Wie man eine 
Hand umkehrt. 

*— aus Irrtum, der 21 1 875 7 II 87. 

Ehemänner, die geplagten j. Fall ift 
noch weit feltener, der. 

Ehepaar, dag junge f. Duell. 

— aus der Provinz, dad IX 93; 
X 93; XII 9. 


806 


Eheprokurator, der ſ. Liebe nad der 
Dtode, die. 

Eheiheue, der 1778; 12 XII 79; 
1 XII 80; 29 VI 83; 10 X 84; 
15 VII 85. 

Ehrenwort, das IV 91; V 91. 

Ehrgeiz u. Liebe VIII 91; IX 91; 
XII 91; V 9. 

EHrgeizige, der 23 IX 74. 

Ehrſucht u. Schwaghaftigkeit 19 1 81; 
21181; VII 82; 51X 83;5 XII 84. 

Eiferſucht auf ber Probe, die V 89 (2). 

— im Serail, die 30 IV 80; 26 V 80. 

—, die feltfjame V 75. 

Eiferfuhtu. Muthwillen) X 75; 3 V 76. 

Eiferfüchtigen, die X 90 (2); I 91; 
1193; 194; X 95; X 96; 21 X1 97. 

Eigenfinnige, der 23 V 75. 

Eilfertige, der 21 X 83; 28 X 88; 
18 XI 83. 

Einer hat zu viel, der andre zu wenig 
ſ. Spleen, der. 

Einquartierung ber Franzoſen |. Du— 
rimel. 

Einidiffung nah Eythere 1778. 

Einfiedler von Karmel, der VI 87 (2); 
X 87; IX 88; IX 90; 29 IV 94; 
XII 96. 

Einwilligung, die abgenötigte 29 VI 79; 
28 VII 79; 19 V 80. 

Elend, das Iuftige f. Lyranten. 

Elfriede XI 78; 25 IV 79; 2 VII 80. 

Elife Gräfin v. Hilburg VIII 98 (2). 

Elsbeth v. Sendhorft IX 91; XII 91. 

Emilia Galotti 5 III 79; 9 VUI 79; 
11 X1 29; 21 IV 80; 6 V 81; 
25 X 82; 27 111 83; 14 III 84; 
13 V 8; 11 VII 86; VIII 87; 
I 88; 111 91; IX 92; 11 9; 
II 94; XI 95; IV 98. 

= Emilie oder die glüdlihe Reue 20 
IV 72. 

Emilie Baldegrau 6 X 76; 15 X 76. 

Emma, die neue 2 XII 85; 12 XII 85. 


Alphabetifches Verzeichnis. 


Engländer, d. dankbare j. | 
liebe der Wilden. 

* Engländer, der großmütige 
89; X 89; 190; X 90 
12 11 92; VII 92; XI: 
vn 93; XI 9. 

— in Amerika, die VII 91 ( 
VII 92; 1 94; Il1 96; 

Entdedung, die VI 98; VII 

Entdedungen, d. falichen 2617 

Entführer, der geftrafte V 9 

Entführung, die (3) VII! 
83; 17 V111 83; 30 IV 
85; 9 VII 86; 19 IX 
III 89; X 90. 

— (% VII 92 (2); X 92; 11 
Vil 93; XI 93; 10 VI! 
IV 97; V 98. 

— der Projerpina, die 4 T' 

Entführung a. d. Serail, di. 
1 IV 85; 51V 8; ] 
3V8; 9 IX 8; 2 
1 IY 86; 5 IV 86; ] 
5 IX 86; IL 88; IX 8 
v1 90; VII W; X 
IX 91; IV 92; VII 9 
XI 95; XII 95; II 9 
V 96; 21 VII 97; VI 

— (Andre) ſ. Belmont u. € 

Eraft 25 X 76. 

Er Hat feines Gleichen ſ. Si 

Er Hat fie alle zum Beften 
16 IV 84; 4 VII 84; ] 
5185; 30 185; 1518 
191; XI 92; XII % 
VII 96; VIII 98. 

Er mengt fih in alles I 
18 V 94, V 96; I 97 

Erben, die ſ. Schiffbrud. 

Erbichaft, die (Gemmingen) 
29 1I 80; 27 IV 80: 
25 1V 81; VIII 82; 
9V 84; 6 III 87; XI 

Erbichaft, die (Brandes) VI 


) Nah anderer Quelle zuerit am 3, Mut 1775, 


—__ 


Alphabetiſches Berzeichnis. 


Srhihaft aus Djtindien 1 X 97; 17 
X 97; 30 X 97; 198; IX 98. 


Cremit auf Formentera, der VI 90 (2) 


VII %; XI 9%; IV 91. 

Ericia 22 IIL 76; 28 IX 76; 16 III 84; 
2 v 84. 

Eroberungsſucht, die weibliche V 88; 
V 89; XII 90. 

Erjag für Jugendfehler 9 ilI 92. 

Erwin und Elmire!) 1777. 

Erwine vd. Steinheim IV 82; V 82; 
23 IIi 84; 14 X 85; VII 96. 
Erziehung macht den Menſchen 29 II 85; 
10 IV 85; 7 X 85; 28 Ilı 86; 

10 1V 86. 

Es iſt ihm alles recht ſ. Optimift. 
Eſakus u. Heiperia 18 11 85; 6 III 85; 
8 V 85; 6 III 86; 3 XII 86. 

Eſel als Deierteur, der 14 T 83. 

Esprit de Contradiction 21 III 83. 

Eugenie [1774]; 19 XI 75; 1778; 
I X 79; 25 1I 80; 13 XI 81; 
20 X1 81; 9 III 83; 21 IX 83; 
22 X 84; 2 IX 85; 31 V 87; 
VIII 88; IV 91; XI 9. 

Eutymus u. Eucharis IX 82; 9 I 84; 
18 IV 84. 

Erpedition, die (K 3 v. Collé u. Anton 
Wall) III 88; IV 88. 


Fabritant, der III 89 (2); VI 89 (2); 
X 89; VII 90; X1 92; X1 93; 
u1 95; V 96; 29 X 97. 

— von London, der XI IL (2). 

Fächer, die beiden 24 I 81; 14 I] 81; 
24 IX 82; 19 1I 83, 22 VI 84; 
9 VIII 8. 

Fähndrich, der 10 III 85; 5 VI 86; 
1 VIl 85; 28 VIII 85; 10 III 86; 
3 XI 86; X 87; VII 88; I 90; 
IV 92; XII 9; V 95; V 96; 
IX 98. 

Wall ift noch weit jeltener, der X 94; 
X1 9. 





07 


Familie, die IIL82; IV 82 (2); VII 82; 
10 I 83; 27 IV 83; 23 IV 84; 
30 VII 84; 2 V 85; 20 XI 86; 
VI 87; 1V 88; XII 88; IX 89; 
III 91; "XI 92; 11 94; VII 95; 
X 96; XI 98. 

—, die dürftige 30 IX 84; 15 X 84; 
21 X 85; 25 VIII 86; VI 88; 
X1 90. 

— Eichenkron 26 187; 9 II 87; X 87; 
XI 89. 

Faſchingſtreich, der 16 VII 79; 14 1X 79; 
5 III 80; 1 X 80; 1 VI 81; 
19 X 83; 13 IX 85. 

Faßbinder, der 29 VI 79; 8 IX 79; 
11 IV 80; 15 VI 81; 1V 82; 
VIII 82; 17 XII 82; 16 IX 83; 
x %; II 91. 

Faun, der eiferiüchtige 22 VII 83; 
12 IX 83. 

Fauſt (Johann Fauft) 16 V 76; 17 V 76. 

Fayel 27 XII 82, 

*Feldwebel, der 1 91; IL 91, VI 91; 
8 II 92 

Felix 25 V 84; 20 VIL 84; 10 VIII 84; 
15 IL 85; 15 II 85; 21 VI 85; 
29 X1 85; 15 Ill 86; 27 II 87; 
X 87; V 88; IX 88; V 89; 
vıl 90; V191; 6 11192; X1 93; 
I 96; 14 VII 97; 22 XIL 97. 

Felix u. Hannden 5 II 92; 15 I1 92. 

Findeltind, das (R 5 Brühl) VI 82 (2); 
13 VI 83; 19 XIl 83; 20 VI 84; 
10 VII 85; 14 XII 85; 22 1V 87; 
IT 88; X 89; V 91; IV 98; 
IX 5; V 97,198. 

Findling, der ſ. Felix. 

Fingerhut der Projerpina ſ. Doupe- 
famm, die hölliiche. 

Fiſchermädchen, dag 11 IX 77, 14 IX 77; 
21 IX 77;9 1179; IX 82; 15 X 82. 

Slorine 28 IIL 84. 

Folgen einer einzigen Lüge, die X 92 (2); 
XI 92; 1 93; VIL 96; VI. 


») Meber diefes goetheſche „Schaufpiel in zween Aufzügen” vgl. Goedeke IV. 166, 


508 


Frangais à Londres, le 28 III 83. 

Franzos, der wunderliche III 88. 

Frau, die eiferfüchtige 11 VII 86. 

—, die gelehrte 1775; IV 97 (2. 

— bie reihe 18 X 76; 22 X 76; 
30 X 76. 

—, bie janfte 28 1IT 80; 20 X 80; 
12 1 81; 9 X 81; VII 8; 
27 VIII 84; 8 VIII 86; I 91. 

— als Jungfer u. Witwe 26 VIII 83; 
23 IX 83. 

Frau Mariandel 4 VIIL 76. 

Frauengünftling, der‘) 27 V 73; ®2 
VI 73, 

Frauenſchule, die neueſte 1 XII 82, 

Frauenftand XI 92; XII 9. 

Freemann XII 90 (2); IV 91. 

Freicorps, das V1 88 (2); 189; IX 90. 

*Freier, der jeltene VI 82; 24 X1 82; 
12 XII 83; 8 XI 85; 18 V 87; 
XI 87; VII 88; VI 89; 190; 
VI 92; 193; 1 IV 9; V 9. 

Freierin, diereiche 14 VII 86; 28 VII 86; 
13 V 87; IV 89; VI 91. 

Freigebige, der prächtige N 78; 20 1V 79; 
20 VI 81; 25 IV 83; 30. XI 84; 
7 v1 85. 

Freigeift, der 20 IX 76; 13 X 76; 
11 VI 80; 13 VII 80; 111 82; 
4 V 83; 27 XII 84; 24 VII 86. 

Freund der ganzen Welt, der 27 VI 76. 

Freund vom Haufe, der 1778; 26 180; 
9 V 80; 26 IX 80; 10 I 81; 
236 X 81; 182; 29 X 82. 

Freunde, die 5 IX 97; 13 IX 97; 


198. 
Freundſchaft, die verdächtige 9 184; 
18184; 4 V 84; 8X 84; X 87; 





IX 89; XII 92; X 96. 
— auf der Probe, die 17 
12 IX 79; 18 X 7 
15 VIII 81; V 8 
22 VI 84; 28 XII 84. 





28 IV 76; 
7 X11 79; 
5 XI 82; 





















z dem Ziter diefe Bit, auf & 498 I Hnfänig; dos Sie 
nton Zörringr&tefeld bearbeitered Euffplel. 


alp habetiſches — 


*Freundſchaft der Weiber III 97 (9. 

— und Argwohn 17 VI 94; 29 VI; 
xu 94; IV 95; VIII 96. 

*Füchje in der Falle, die I 99. 

Furchtſame, der 4 1176; IT82; 161188 
(laut Zettel). 

Fürft, der Gerechte j. Sophie. 

Fürftenglüd XI 90; IV 91; IV 95. 


Galeerenjtlave, der 24 Ill 76. 
Ganzen Kram u. das Mädchen dazu, 


den X 87; X187; 188; VIILSS; 21 
VII 89; 11.90; V 91; 8 IX 97. 3 
Gärtner, ber verftelte XI 78; 9IV 4; _T 
1179; 13 VI 80; 8 VIII 80; S 


17 181. 

Gaſt, der fteinerne j. Don Juan. 

Geburtötag, der 1975: 5117651181; — 
6 BL; 2 ul ss; 2 HI 
18 VIL 84; 6 V 85; 1189; IT 91 
17 11 92; 11 93; XII 96; U 

Geburtötag, der glüdliche 20 NIT — 
23 X1 79; 3 XIE 80, 

Geburtstagsſeſt, das zerſthrie |. So 
in der Herde, bie. 

Gefällige, der 1775; 7 II 76, 

Gefahren am Hofe, die j. Ehrfurdt u. 
Schwappaftigteit, 

— der Verführung, die 3 1 6%; 1 82; 
20 X 82; 30. IV 84; 17 VI 8; 
13 XII 86; V 88; XI 89; V 98; 
X1 94; VII 9; 11.97 @). 

Geheimnis, das Öffentliche V 82 (d; 
IX 82; 16 II 83; 10 X 8; 
29 VII 84; 3 VIL 85; 17 XU186; 
188; VI 90; 11 97, 

Geheimnisvolle, der V 75; 26 VI. 

Geizige, der 2 II 76; [80 VI 762] 
28 X1 88. 

—, der junge |. Exbfehaft Brand). 

Geigigen, die zwei [30 Vı 762] 3 VD: 
28 VII 79; 16 XI 79, 89 1180; 
17 IX 80; 24 181; 97 VI dl 
















Alphabetijches Berzeichniß. 


9 XI 81; IV 82; 2 X 8; 
12 VI 83; 2 III 84; 17 VI 84; 
12 VIl 85; 22 VIII 86; VI 87; 
V 90; VIII 90; I 91; VII 91; 
xX1 92; 1 9; VI 9; XII 9; 
X 96; X 98. | 
Semöälde, das redendet) 5 1 79; 19 X 
79; 27 VI 80; 29 VIII 80; 14 
II 81; 12 X 81; 8 X 82; 18 XI 
83; 19 VII 85. (gl. tableau 
parlant, le.) 
General Schlenzheim 22 1V 85; 16 V 85; 
12 VIII 85; 22 1V 86; VI 87; 
IX 87; VIT 88; X 89; 25 I 92; 
IX 92, 8 V111 94; V195; 11 VIL 97; 
IT 98. 

Seredhtigteit u. Rache 4 XI 85; 15 XI 86; 
26 IX 86; VI 88; VII 90. 
Gerichtsvogt ˖ der beihämte |. Herr, der 

großmütige. 
Geſchwind ehe es jemand erfährt 22 VI 
79; 14 VII 79; 7 X1 79; 31 X11 80; 
2 IX 81; VI 82; 30 XI 83; 
21 IX 84; V 93; X 96; I 98. 
Geſchwiſter vom Lande, die (R 5 Jünger) 
VI 95 (2); Vlll 95; V 96; V 97; 
15 X 97; IX 98. 
Beichwifterliebe, die 23 IV 87. 
*geipenit, das X 92 (2); VII 98, 
— auf dem Lande f. Lärm, der blinde. 
Gift u. Gegengift |. Dame, die philo- 
ſophiſche. 
Girigari Kanari Manari Schariwari 
14 VI 76. 
Glück Hefiert Thorheit VIII 82; IX 82; 
26 1 83; 25 I 84; 10 IX 84; 
21 XI 84; 18 I 87; X 87; 
III 88; 111 89; XII 89; IV 98; 
VII 98; XII 93; VI 95; XIT 96; 
I 97; XD 98. 
Glũckshafen, der 13 VII 83; 25 VIL83; 
24 VIII 83; 19 Xıl 83. 
Slüdsritter, die 9 XI 83; 19 III 84; 
28 I 85; 23 II 87; IX 87; 


) Bgl. ©. 426, Anmerkung. 


509 


XI 88; XII 88; VIil90; XI 9; 
V 97; VIE 98. 

Goten im Orient, die V 92; VI 92; 
VIII 92. 

*Gouvernante, die 15 I 84; 3 II 84. 

—, die lächerliche 6 II 83. 

Graf Efier X 78; 7 TI 79; 10 X 79; 
14 180; 1 VIIL 83; 17 X 84; 
6 III 85; 6 III 86; 18 VII 86; 
IV 88; X 89; II 93; VII 93; 
U 95: VI 96; X 98. 

Graf Olsbad 26 XI 75; 3 I 79; 
30 1V 79, VIL 82. 

Graf von Santa Bechia IV 93 (2); 
v93; IX 93; III 94; XI %; 
X 98. 

Graf Treuberg XII 78. 

Graf Walltron 1774; 31 V 76; 4 VI 76; 
18 VI 76; 31 VII 76; 27 X 76; 
21 VI: 79; 24 VIIl-80; 6 IX 81; 
8 IV 85; 8 IV 86; 15 V 87; 
VII 90; X 9; X %. 

Grafen von Pontis, die unglüdlihen 
1774. 

Gräfin Tarnow X 75. 

Gräfinnen, die zwei 18 V 79;18 V179; 
12 180; 25 III 83; 27 V 83; 
9 IX 83. 

Srazien, die I 90; 11190; XII 91; 
9 111 92; IX 93; X 93; 25 V 94; 
17 VIIE 94; III 96 (2); V 98. 

Großmütige, der 19 III 76. 

Gudtaften, der 20 X 97; 6 All 97; 
198; III 98; X 98. 

Guinguette du Nord, la 24 Ill 83; 
28 111 83; 9 IV 83. 

Gunft der Fürften, die |. Graf Eſſex. 

Buftad Waſa 26 XI 79. 

Güte rettet IV-95; V 96. 

Gutsherr, der 6 VII 92, VII 92. 


Sageftolzen, die II 94 (2); 111 94; 
15 VII 94; VI 95; IV 96; 
VI 97; VII 98. 





Alphabetiſches Verzeichnis. 


Holzhauer, der 7 VIII 81; 21 VIII 81; 
IX 82. 

Hufihmidt, der 12 IV 76; 11 VI 79; 
26 X 79; 29 V 81. 

—, der (8) 12 IV 75. 

Hupfarenraub, der j. Henriette. 

Piite, die beiden 9 V 80; 24 X 80; 
26 X 81; I 82. 


Ich erſchieße mich nicht |. Jack Spieen. 

Ignez, ſ. Ines. 

Il ne faut jamais jouer du violon de- 
vant les sourds 9 IV 83. 

Im Trüben ift gut fiſchen (5 3 Sarti) 
4 VIII 86; 5 XII 86; 16 III 87; 
X87; VII 88; IV 89; VIII 89; 
XII 89; XII 90; VII 91; 10 I 
92; V 93; X 96; 1 98; IX 98. 

Imogen 11 VI 83; 28 XI 84. 

Indianer in England, die VII 90 (3); 
X9%; 191; I 91. 

Indionerin, die junge 18 IV 79; 
4 VIII 79; 18 VII 80; 28 IX 81; 
II 82, 15 I 83. 

Ines v. Eaftro (B) 30 VII 79; 4 VIII79; 
11 II 80; VII 92 (2). 

— (Tr Marchand) XI 1778; 14 III 79. 

Inez de Eajtro (Soden) I 93; III 93; 
X %. 

Intognito, da8 V 93 (2); VI 93; 
VII 93; X 93; II 94; 22 VI 94; 
195; III 95; XI95 ; VII96 ; III 98. 

Inſel, die bezauberte 28 I 83. 

——, die eroberte 21 X 85; 15 VIII 86; 
X 87; VOII 88; I 90; II 9%; 
8 1 92; IX 92, 

—, die wüſte 30 II 83; 27 IV 83; 
9 VI 83; TIX 8; 2 I 84; 
XI 87, VII 91; VI 92; XI %. 

Inſtinkt, der VIII 87. 

Intelligenzblatt, da8 14 V 79. 

*Irrtum, der 6 I 84. 

Siat 28 III 87; 2 IV 87. 

Ismael, der gerettete 28 VIII 79. 

Dat Spieen 25 VIII 86; 3 X 86; 
21 II 87; V 88; X %; V 91; 


511 


X 92; III 94; 195; VIII 95; 
15 IX 97. 

*Jackerl, die drei 6 I 84; 10 II 84. 

Jagd, die (©) ſ. Heinri IV. 

—, die glüdfihe 29 VII81; 3 VIII81; 
VII 82; VID 87. 

*—, die polnifhe V 98. 

— Heinrichs IV. 21 VI 76; XI 89. 

Jäger, die IX 87; VI88; I89; VI 90; 
IV 92; X 93; IX 9%. 

Jahrmarkt, der II 91; III 91. 

—, der heſſiſche 22 XI 78. 

—, der venezianiihe: Carneval 86. 

Seanette 11 XII 82; 22 XI 82; 
30 (27?) V 83; 20 VIII 84; 
20 X 86; XI 96. 

Jeannot 21 III 83, 

*Jeder fege vor jeiner Thür 17 VI 8A: 
27 VII 84; 19 VII 85; VI 88; 
VI 89; VIIL 90; VI 91; 19; 
1 IX 97. 

Jeu d’amour et du hazard, le24 III 83. 

Johann Fauſt, |. Fauſt. 

Soft v. Bremen 25 II 81; 13 I 84. 

Sude, der V 95 (2); VI 95; VII 9; 
XI 96; VI 98. 

Juden, bie 13 I 79; 20IV 79; 15 I180; 
VI 82. 

Julchen 20 V 94; 1 VI 94; 1 VII. 

Auliane v. Lindorak9 VII8O; 16 VIL8O; 
24 IX 80; 7 I 81; 16 O 81; 
24 VIII81;182; IX 82; 25 VII 83; 
23 V 84; 17 IV 85; 9 X 85; 
17 IV 86; X 87; IX 88; XII 89; 
IX 90; XI 91; IV 92; II 94; 
1 VIO 94; II 96: 23 VII 97. 

Sulie (DMonvel-Faber) 29179; 5X 79; 
6 VI80;5 XI 80; 182; 11 III 83. 

-— Mefjelrode) 24 IX 84; 12 X 84. 

Julie u. Belmont 13 X 80; 22 III 81; 
3 IV 81. 

Julius Cäjar VIII 88; IX 88. 
Julius dv. Tarent 18 V 85; 27 V 85; 
25 V 87; 9188. " 
Sunggejelle, der alte 18 IL 85; 8 V 85; 

19 OD 86; 25 II 87. 





Alphabetiſches Verzeichnis. 


ronau und Albertine 15 VIII 83; 
24 VIII 83; 4 1 84; 3 IV 86; 
31V 86; 3 IX 86; X 87; IX 88; 
IX 90; V 92; XI 9%; XI 9; 
II 96; 8 X 97. 

fönung der Rozelane 20 VI 80. 

ühehirt, der 30 VIII 76; 15 IX 76; 
2 X 76. 


ager, daß VIII 89; VII 90; IX 91; 
22 I 92; XI 92. 

ons u. Phrynens Liebe IX 93. 

ınafla 18 IX 83; 16 I 84; 1 IV 34; 
15 VI 84; 27 II 85; 23 IX 85; 
27 II 86; 14 XI 86; II 88; 
XI 88; VI 92, VII 92; II 93; 
I94; IV95;X 95; XI1 98; 1199. 

aindmädchen, das IX 89. 

irm, der blinde 22 I 34. 

„ — ſ. Soldat auf Urlaub. 

ifterjchule, die II 82; III 82; IV 82; 
VIII 82; 19 I 83, 23 I 84; 
13 VI 84; 16 VII 84; 2 X 85; 
5 XI 86; VI 87; Il 88; VI 89; 
I 9; II 91; V 93; XO 94; 
VII 96; V 98. 

ıunen der Liebe, die j. Müllerin, die. 

ıurette IX 82. 

aurette, das zur Dame gewordene 
Bauernmädden ſ. Bauernfeit. 

>ben ein Traum, dag GB) III 88; 
IV 93; V 93; III 94. 

ehnsherr, der 27 IX 76. 

eichtfin: u. gute® Gerz VII 92 (2); 
X 92; II 93; I 94; 20 X 97; 
I 98; X 98. 

eichtſinnigen, die XI 96. 

-enardo und Blandine 25 VI 79; 
2 VO 79; 1 VIII 79; 27 IV 80. 

Diebe, die findliche 15 | 92; 22 I 92. 

—, die militärijche 12 XII 83; 231 84; 
10 Ili 85; 10 III 86; II 88; 
Il 89; XII 89; X! 96. 

—, die fchlaue ſ. Philint u. Laura. 

— des Kortes und der Thelaire X 78; 
2 I 80. 


513 


Liebe auf dem Lande, die 18 II 83. 

— für den König 21 X 73; 3X1 7. 

— für Liebe ſ. Rache, die väterliche. 

— haßt allen Zwang j. Schule der 
Eiferjudht. 

— Heinrichs IV m. 
16 V 79; 28 1 80. 

— Heinrih8 IV. f. Belagerung der 

Stadt Paris. 

im Narrenhauje AI 90 (2); V 91; 

XII 91; IV 92, 

— in der Teufeläfappe 25 I 85. 

— macht Narren IX 82. 

— Mädchen fpiegelt euch ſ. Zulden. 

— nad der Mode, die VII 82 (2); 
711 83; 12 III 84; 17 XI 84; 
23 XII 85; 11 III 87; IT 91; 
11 93; XI 95; VI 97; VI 98. 


der Gabriele 


— ſteht ihren Günſtlingen bei, die ſ. 


Glücksritter, die 

— und Freundſchaft V 97; VI 97; 
30 VII 97; III 98; V 98. 

— und Treue ſ. Moleshof u. Sylvie. 

— unter den Handwerlern, die 13 I! 83. 

vermag alles XI 88; XII 88; 

IX 89; Xll 90; X 95 (2.) 

will gezankt jein 21 IV 75. 

— wirkt ſchnell 17 V1 83; 16 VII 883; 
2 11I 84; 14 IX 84; 9 1 85; 
25 11187; V 88; IT 91; 15 X191; 
28 II 92; Ill 93; 1 94; XI 94; 
I 97; III 98. 

Riebesgeftändnis 21 IV 94; 4 V 94. 

Liebeslager, das Iuftige j. Narr, der 
alte verliebte. 

Niebesproben, die IIl 91 (2); VII 91; 
12 11 92. 

Liebhaber, der argmöhnifche 24 VI 84; 
2 VII 84; 3 X 84; 12 I 85; 
4 11 87, X1187; V1 88; \T 89; 
Il 93; V 98. 

—, die beglüdten 7 1II 84; 14 V 84; 
13 VI 84; X1 87; III 88; V191; 
IX 9. 

—, der doppelte 30 VII 86; 13 VIII 86. 

—, d. eiferſüchtige (O 3 Gretry) 11182 (2.) 


Alphabetiſches Verzeichnis. 515 


XB82; 15 X182; 3183; 
83; 6 VII 84; 29 V1 85; 
[ 86; VI 88; VI 89, 
IV 92. 

ijerne 13 IV 87. 

arze 19 185; 31 V 85; 
1:189; V1195; X 95; X 98. 
ig Jahren IX 98; X 98. 
rrant, le 7 IV 83. 

rt VIII 92 (2); X 93; 


2; V182;4X82;25 Il 84; 
5; 6 X\11 86; 189; I 90; 
X 9. 

die lebendigen ſ. Namens— 


Naske (j. auch: Spiel der 
X 95; X 95; 1 96; I 97. 
jie 7 Til 80; 4 IV 80; 
80. 

11 76. 

Giesbach IX 90; III 91; 
v1 93; X1 9. 

‚daß 31 179,5 I 79. 
1179; 11X 79; 21 X1 79; 
0; 15 III 81; II 82, 25 
X 88; IX 89; ]1II 93; 
Il 97. 

"II 87. 

‘on 13 VII 94; 10 VIII 94; 
I 96; V 96; V 97. 

e 9 vIll 76; 18 VIII76; 


ache des Weijen. 

ı 82; 15183; 26 VIII 83. 
ie 1775; T1V 80; 71181; 
2 [vgl. Zwillingsbrübder.) 
d, der 1775. 

u. Reue [90 (3); 1V 90; 


e ber Wilden, die 18 II 81; 


1179; 13 1180; 23 VII 80; 
31; IV 82; 5 III 84; 
35; 23 II 87; VII 88; 
IV 93; 1V 96; 28 X11 97. 


Milchmädchen u. die beiden Säger, 
das 6 "111 79; 3X1 80; 20 11T 81; 
IV 82; 14 X 83; 31 V 86; 1193; 
X 9. 

"Milzjüchtige, der XII 98 (2); I 99. 

Minifter. der 22 X 79; 9 VI 80; 
18 111 81; 18 X 81; 6 VII 83; 
25 VI 84; 22 VII 85; 6 XI 85; 
li 88; Il 89; IX 90; XI 9. 

Deinna vd. Barnhelm 26 VIII 74; X 
od. XI 78; 19 IN 79; 12X1 79; 
18 V 81; 6 XI 81; 23 XII 83; 
23 XII 84; 1 88; V1 93; X 96; 
v98 

Miß Sara Sampfon 18 VILL 72. 

Mitternadtsitunde, die IV 88; V 88; 
vlil 88; 1 89; VII 89; IX 90; 
11 98 (2); IIT 98; IX 98; Il 99. 

Moleshof u. Sylvie 29 1183 ;23 11183; 
29 VII 83, 

Mondereih, das 20 TI 83. 

Monfieur Fips (L 1 nah Dufresny) 
25 IV 83; 7 X 83; 28 XII 84. 

Montesquteu XI 87. 

Müller, die 22 I 79; 24 I 79. 

Müllerin, die VI 97 (2); VII 98. 

Mündnerin, die ſchöne 13 IX 76; 
29 IX 76. 

Mündel, die 18 VIII 86; 27 VIII 86; 
2 1 87: X 87; 111 88; V 90; 
VII 92; VII 93; X 9%. 

Murrkopf, der wohlthätige 11 III 74; 
25 VII 76; 41V 77; 111V 79; 
15 VI 79; 20 VI 79; 20 II 80; 
21 181; V 82; 7 X183; 3 VI 85; 
IX 87; X 88; VIII 89; V 91; 
III 95; IV 96; XII 98. 

Diuien, die XI 93. 

Muthmapßung, die falfche 1775; 10 III 76; 
15 IX 76. 

Mutter, die 1 98; 11 98; XI 98. 

Mütter, die 12 IV 76. 

Mütterſchule, die (Ekhof) 30 VI 84. 

— (Lambredt) j. Er hat fie alle zum 
Beten. 

*— |V 82; IX 22. 





Alphabetiſches Verzeichnis. 


ie lächerliche ſ. Inſel, 
rte. 

(2); VIII 96. 

ı j. Helena u. Paris. 
nobeln ſ. Poſtzug. 

IV 89. 
jerächte | Tod Hektors. 
ie 1 99; II 9. 

Narr fürs Geld, der. 
ben 27 II 83. 

VI 76. 

e VII 91 (2): XI 91. 
one 20 I 85. 

ıra 13 I 85; 3 II 85. 
15 IV 76. 

willen, der 22 XII 75; 
X 16; 1778; 10 IX 79; 
5 XII 83. 

» 1779. 

eingebildeten 29VI1 83, 
3; 8 X 83; 4 II 84; 
; 15 IX 86; IX 87; 
88; XII 88; II 89; 
I 90; X 91; 27 I 92; 
33; XII 93; 20 VI94; 

98. 

83. 
re 28 XI 86; 15 IV 87. 
die I 88. 
zip 18 IV 75. 

93; VIII 93; X 96. 
efta ſ. Zuſammenkunft, 
lutete. 
ſich ſelbſt zum Schaden 
I 85. 

15 I S4. 

tter, da3 VIII9O; IX 90; 
11; VIII 91; 29 I 92; 
I 95; VI 96; IV 98. 

II «9; 10 II 80; 
8 VII S1; 13 III 87; 


3 II 76; 15 IV 76. 
yrei 10 II 84. 
dewehr! 1775; 5 V 76; 


517 


Pr&cieuses riducules, les 7 IV 83. 

Priefterin der Diana 21 XIT83; X 90; 
III 91; X 92 (2). 

Prinzeifin Evafathel u. Prinz Schnudi 
27 II 83. 

Prinzejlin Pumphia, die getreue, u. 
d. tur. Tartar Kulikan (ſ. Goed. V, 
303) 22 I 84; 19 II 84. 

Privatlomödie, die ſ. Porträt der 
Mutter, das. 

Probe, die — der Zärtlichkeit und 
Treue 12 V 75. 

—, die gegenjeitige 16 III 80. 

—, die ländlihe 6 XI 85; 13 XI 86; 
10 IX 86. 

Pſyche (S) X 90 (2); IX 91; 3 VIY4; 
IV 95 (2). 

— (8) XI 93; XII 94; XI 95; IV 
96; V 96. 

Pygmalion 1775; 26 VIII 85; 28 VI 
85; 11 X 85, 8 Xi 85; 20 IV 87. 

Pyramus u. Thisbe 19 11179; 25 III 37. 

Pyrrhus u. Undromade X 94; X1 94; 
11 96 (2). 

Pyrrhus u. Bolyrena 1X 86; 17 X 86; 
10 IV 87; X 87; II! 91 (2); 
V 91; XII 96; I 9. 


Quälgeifter, die VI 93; 
22 VIII 97; XI 98. 

Duajimann, der VII 89 (2); IV 90; 
v1 91; 3 II 9. 


VII 98; 


Nache, die väterliche 23 V 83; 9 VI 83; 
27 VII 83; 12 IX 83; 28 V 84; 
4 VII 86; 51 87; VI1 88; VIIL89; 
X1 90; IN 91; VII 92; VII 93; 
17 VII 9; IV 9; V 96; 
2 VII 97; Xx 98. 

— des Weiſen, die 6 XI 72. 

— für Rabe 28 IV 80; 7 V 80; 
30 VII 80; 24 X1 80; 27 V11 81; 
11 82. | 

Rang u. Liebe ſ. Familie Eichenfron. 

Räuber, die 19 V 76; 23 VII 76. 

34 





Alphabetiſches Verzeichnis. 


| 85; 13 VIII 86; 11 V 87; 
; VII 9. 

der liederliche 1 V 87; II 88; 
8. 

: 1775. 

1 85. 
erihule, die VI 92 (2); 
‚10 VI11 94, XT94; VII 99; 
| 97. 

-ügt, der15 111 72; 24 VI 74; 
. 28 X1I 79; 23 VI 80; 

81; 182; 23 X183; IX 87. 
reden (Sch 4 Gayn; j. Goed. 
8) 13 VII 9; 25 VII 9. 
ienjt VI 93; VIL 93; IX 93; 
3; VII 98. 

.eifer, der 6 XII 85. 

, der V 98 (2); IX 98. 
äder, der IX 88. 

er j. Melide. 

fte 20 XI 85; 22 XI 85; 
186; 12 IX 86; 12 IV 87; 
87; I1 88; VII 89; XT 89. 
der 4 XI 81; 18 XI 81; 
I1 86; 20 VIII 86; VI 87; 
); VI 95; XI 96. 

und jein Sohn, der 1775; 
716; 6 VIII 76. 
der j. Erntefeit. 
erin, die ſ. Kaffeehau?. 
ber VIL 88; VIII 88; X 91. 
n des Eſſigſieders, der 75; 
; 14 1V 76; 1778, 1 V179; 
. 79; 25 1V 80; 28 V 80; 
83; 19 X 84; 15 XII 86; 
; X189; IX 95; 15 XII 97. 

:jeidenen 13 1V 79; 18 VIl79; 
30; 21 XI 80; 15 V 81; 
2; 3 1 83; 15 VII 83; 
ı 84; 21 XI S6; VI 87. 

t Damen, die 30 IV 80; 

82. 
ferfudht, die IV 90; V 90; 
Ww. 
jeleute, j. Nancy. 





519 


Schule der Zünglinge, die ſ. Karl v. 
Freyſtein. 

— der Liebhaber, die X 87; XI 87. 

— der Bäter, die (X 3 Traun) 8 IX 76; 
VII 88 (2); IX 88; V89; VI91; 
VII 9. 

Scuiter, der fleikige V 282; VI 82. 

Schuſter und fein Freund, der 10 III 76; 
1 V 76; 26 VII 76. 

Schufterin, die ſchöne j. Schuhe, die 
feidenen. 

Schmwärmerei, die j. Mahomet. 

Schwäger, der [26 III 76) 21 IV 76. 

Schweden in Bayern, die 22 IV 83; 
11 V 83. 

Scweflhölzlträmer, der banquerottirte 
8 I 84. 

Schwiegermütter, die 1 IX 76; 8X 76; 
3 VIII 83; 17 VIII 83; 28 IX 83; 
18 IV 84; 2 XI 84; 31 III 85; 
28 X 85; 31 III 86; 15 IV 86; 
2 VI186; VIII 87; VII 88; III 89; 
1190; X 90; VI 92; x 93; VIII 95; 
13 VIII 97. 

GSebaftian Spul!) 195; II 95; VI 9; 
VIII 95; II 96; IV 97 (2); IV 98. 

Seefahrer, der großmütige j. Sklavin. 

Geeoffiziere, die IV 88; V 88; XII 89; 
VII 91; V 92; I 9. 

Gerena 8 IV 76; 27 VI 76. 

Servante Maitresse, la 17 III 83: 
17 II 88. 

Sie iſt ſchon verheiratet j. Henriette. 

Gie liebt in der Einbildung 26 IV 76; 
21 V 76. 

Sieg Amors über die Zauberei, der 
4 XT 31; 18 XI 81. 

Sieg der Unſchuld ſ. Angela. 

Silvain X 73 f. Sylvain. 

Sir Heinrich 9 XI 79; 30 XI 79; 
8 III 80. 

Siri Brahe I 95; VI 9. 

Siſara III 95 (2). 

Sitad Mani 28 XI 97; 3 XII 97; I 98. 


Herr Spul oder Echtheit ohne Schimmer. Bon U. Frhrn. v. Klesheim. Wien 1794. 


34* 


920 


Eitten der igigen Zeit, die (j. Goed. V, 
355)5 VOL 76; 23 VII76; 2X 76. 

Der Stlavenhändler von Smyrna, |. 
der Kaufmann von Smyrna. 

Sklavin, die 1778; 8 VI 79;6 XII 79; 
10 Il 80; 19 XI 82; 8 I 83; 
22 1 83. 

So ein Gelehrter u. nur Famulus ſ. 
Mädchentenner, die. 

So geht3 zuweilen auf dem Lande j. 
Liebredt u. Hörmwald. 

Sohn, der dantbare 2V 75; 11 VII 76; 
16 V 79; 13 VIII 79; 4 I 80; 
18 V 80; 28 V 80; VII 82. 

— , der verlorene VI 75. 

—, der wiedergefundene VII 9%. 

Soldat, der 21 I 83. 

*_ auf Urlaub, der 8 I 84. 

Soldatenglüd, dag j. Minna vd. Barn⸗ 
helm. 

Soliman I. 29 VII 74; 3 IX 79; 
2 IV 80; 20 VI 80; IV 82; 
2 XII 83; 2 XI 85. 

Sonderling, der 27 X 86; 12 XI 86. 

Sophie 13 VIII 84; 26 IX 84. 

Spazierfahrt aus der Hölle, die Iuftige 
j. Jaderl, die drei. 

Spiegel v. Arfadien, der 111 97 (3); 
IV 97; 4 VII 97; VIE 98; 
VII 98. 

Spiel der Liebe (und des Zufall), das 
[f. a. Maske für Maste] 1775; 
2 VII 76. 

Spieler, ber V11196(2); XII 96; X198. 

—, der liederlihe |. Soldat, der 

Zpielerglüd, da8 29 V 87; V1 87. 

Spleen, der 12 111 79; 27 11 80; 
4 V81; 9IX 81; V182; 5 X 83; 
I1 IX 85; VIII 87; X 89; 1V 96; 
v9. 

*Stallmeifter, der galante 18 I 85. 

Stammbaum, der III 97. 

Stärke der Liebe, die (Schip. v. Frhrn. 
v. Hartmann) 24 1 72; 19 1V 76; 
19 VII 76. 

Statthalter, der XII 90; VI 91. 


Alphabetiſches 


Verzeichnis. 


Statue die belebte ſ. Pygmalion. 

Stella 14 IV 80; 25 VII 80. 

Stiefjöhne, die II 90; V 90; XI; 
v9. 

Stille Wafler find tief (L 4 Schröden 
IV 95; V 95; VII 95; XII %; 
IX 98. 

Stimme der Natur, die ſ. die jhöne 
Züge. | 

Stolz u. Xiebe 24 XI 86. 

Stolze, der 11 X 76. 

Etraßburgerin, die 31 VI 2. 

Strauß, der bezauberte XII 90: X 9l. 

Gtreligen, die IV 89 (2); 789; VI189; 
VLII 89; II 90; VII 90; 791; 
XI 92; 1V 93; 1X 93; III %; 
1 95; 1II 9; 19 IX 95; IV g8. 

Strich durh die Reechnung, det 
12 XII 84; 16 1 85; 4 111 85; 
20 V 85; 6 XJI 85; 4 II 8; 
23 VII 86; X 88; vII 89; 11%; 
IX 91; X 92; VI193; 22Y11%; 
V 9; V 96; 3 IX 97; 7%. 

Stunden, die vierundzwanzig 12 VI 
76; 15 XII 80; 24 VIII 81;2 
IX 81, 

Sturm, der X 98 (2). 

Subordination, die j. Graf Walltron. 

Suchen macht Finden ſ. Abenteuer 
des Herzens, die. 

Sultaninnen, die drei ſ. Soliman I. 

Sylvain X 78; 21 XII 79; 4 IV & 
25 IV 81; VII 82; 26 XI 82; 8 
VI 83;5X 8; 19X 4. 


Tableau parlant, le 14 III 83. 

Tagelöhner, der adlige 1 III %; 
15 III 76; 17 111 76; 24 V 10; 
7 VII 76; 28 VII 76; 17 18; 
21T 883. 

Talisman, der 14 VI 93; X # 
XI 98; 19; 6 V19; I % 
II 98; VI 98. 

Tambour bezahlt alles, der ſ. Birk 
ichafterin, die 

Zanfred IV 90; VI 90. 


seiten —— — — * 


Alphabetifches Verzeichnis. 


-artıfe 1775; 7 VI 76; 11 V 87; 
2 V 87. 

-aumel ber Xiebe, der XII 89; VI 90; 
VO 90; RX 91; IV 92; IV 93; 
5 VIH 94; I 95; VH 98. 

‚elemah 30 IX 94; XI 94; VII 9; 
V 96; III 97; VII 98; IX 9. 

‚eftament, da8 15 X 86; X 87; V 88; 
X 88; HI 90; XUH 91; V 9; 
24 X 97. 

eufel, der frumme (|. Goed. V, 303; 
%0j. Fel. dv. Kurz) 7 I 83. 

-in allen Eden, der 28 I 85; 
10 IV 85; 6 V 86. 

eufel ftedt in ihm, der 11 VIII 76. 

heſeus IV 88; V 88; 12 XI 97. 

homasnacht, die 31 VIII 92. 

-borheit u. Betrügerei 1775. 

-uönelda HI 89 (2); V 89; VI 89; 
VH 90; VHI 91, III 93; X 94; 
H 9. 

Löhter, die dantbaren |. Julie. 

Lochter, die gute 29 X 80; 17 XI 80; 
4 H 81; 30 IX 81; IV 82, 
6 XH 82; 25 VH 84; 19 IX 86; 
XI 91; XII 9. 

Löhter, die drei 29 XI 82; 15 XII 82; 
23 11 83 (bier der Autor genannt); 
ı VI 83, 11 VI 84; 1 VIII 86; 
IX 87; II 88; VII 90; VI 93; 
XII 95; 19 XI 9. 

Eod, der erfte VIII 87 (2); IX 87; 
IV 88; V 88; III 89; VII 89; 
RX 90; XI 91; II 9; V 93; 
IV 9; IV 9%; WV 97 (2%; 
16 VII 97; IV 98; XT 98. 

— ald freier, der III 82. (= Tote ein 
Sreier ?) 

- de8 Orpheug, der 10 X 84; 22 X 84; 
12 XI 84. 

— Hektors, der 11 IV 79; 18 IV 79; 
% VI 79; 21 I 80; 4 TI 80; 
13 IN 81; 7 X 81; VI 92 (2); 
XI 92; IV 95; VII 96. 

feld u. Dortchens Hochzeit VII 88; 
X 88; X 92; XI 92; IX 96 (2); 


4 


521 


VI 97 (2); 19 XI 97; 21 XI 97; 
III 98. 

Toilette, die große X 88; XI 88; I 89; 
v1 89; VIII 89; IX 89; IV 90; 
VI 91; XO 91; 1 93; 15 VI 94; 
II 96; 5 XII 97. 

— der Venus, die IV 91 (2); II 94 (2); 
XII 96. 

Tom Jones 6 VO 79; 3 XI 82, 
15 III 84; 14 IV 84; 26 X 84; 
12 IV 85; 18 X 85; 12 IV 86; 
VI 38. 

Zöpfer, der 9 I 831. 

Tote ein Freier, der 15 VII 81; 
1 IV 83; 16 IX 83; X 90. 
Trau jhau wem! 17 I 76; 22 XI78; 
11 VIO 80; 10 VOII 81; 14 X 81; 

IX 82. 

Treue fiegt, |. Wette, Die. 

Triumph der Freundichaft, der 8 VI 79; 
1 VOII 79; 18 IV 80; X 95; 
XI 95; XI 96. 

— der guten Frauen, der XII 78; 
12 II 79. 

— ber Treue, der (Danzi) II 89 (3); 
VI 89. (©. auch Robert und 
Kallifte.) 

Zudfabrilant von London, 
Yabrilant. 

Zugend, die belohnte (8) |. Pamela. 

—, — (8 20 VII 8; 3 IX 84; 
15 X 84; 19 XII 84; 24 VI 85; 
14 XII 85. 

—, die gerechte 12 X 83. 

— und Ehre auf der Probe |. See 
offiziere, die. 


der |. 


Weberraihung, die (Weihe) 27 III 87; 
23 IV 87. 

— (Nefjelrode) |. Osmin u. Fatime. 
Um ſechs Uhr ift Verlobung 11 XII 86; 
22 XII 86; 22 V 87; 1189. 
Unabhängige, der I 91; IL 91; IX 91; 

31 I 92. 
Unbejonnene, der 3 XI 80. 
Unbejonnenhbeit u. Irrtum X 91 (2). 





Alphabetifches Berzeichni2. 523 


t, die 1775; 15 IV 76. 
ie 1 89; II 89; VIL 89. 
2; X 92, 1 93. 

ınnüge ſ. Barbier dv. Se- 


blihe 29 V 87; VI 87; 
V 88; VT 90. 

3 bejiegte j. Sylvain. 
(23a. d. franz.) 1772 


jeraubten I\ 90, 

Riebe j. Nina. 
Bruderliebe 28 IX 94; 

); II 96. 

‚belaide 2 \ 79, 7 V 79; 

. 

‚die 18 I 93. 

‚die IX 82; 6 X 82; 
21 III 84; 30 X 85; 

; 188; VI 90; IN 93; 

98. 

nen recht iſt, 

illig ı 96. 

is Männer j. Schule der 

Jie. 

in vernünftiges Frauen— 

iht ſ. Holländer. 

{11 88 (2); 1 89; 1V 89; 

22 VIII 90; IN 91; 111 

; 27 IV 94; D 95; 17 


ift dem 


Ldiebe zu gefallen u. zu 
. der f. Alte, der liebens- 


rben, der j. Güte rettet. 
vermandelten ſ. diable 
le. 

ber ſ. Bernardon ber 


t, das 1 IX 86; VI 87. 
u. Männerihbwäde 25 
5 VIII 97. 

eine Treue ſ. Wette, die 
tutte). 


Weinleſe, die 11 II 84; 9 IIT 84; 24 
VIII 84; 16 VIII 86. 

Weiſe, der engliiche 22 IX 76; 8X 79; 
18 II 80; 13 VI 80; 11 X 82; 
11 X 85; 30 X 86; X 87; X 88, 

Weiſe, der indianifche ſ. Paria, der. 

*Weiß u. Rofenfarb 13 I 84: 20184. 

Weltmann, der IV 90; V 90. 

Weltton u. Herzensgüte X 94 (2); 
XI 94; XII 94; III 95; III 97; 
1 VIII 97; VIE 98. 

Wendung, die fchnelle 24 [LI 92. 

—, die unvermutete I 94. 

Ver ift Vater zum Finde |. Inſtinkt, 


der. 

Wer wird den Prozeß gewinnen f. Ad⸗ 
vokat, der. 

Wer wird fie kriegen? 4 IX 81; 
5» X 81; IV 8; 10V 85; 12 
VII 8. 


Werber, die 4 VIII72;10179;11 VI 79; 
10 X11 79; IX 82; 8 VII 84; 
4 [185; 4 U 86; X 87; VIII 88; 
V 90; VI 91; XI 92; XI 93; 
IV 9. 

—, der verliebte 6 VI21; 21 VIII 81; 
III 82. 

— im Dorfe, die 11 94, 

Weftindier, der IV 75; 23 VIII 76; 
4 VII 79; 22 X 80; 17 XIl 80; 
17 VIII 81; IX 82; 30 IX 83; 
5 IX 84; 3 185; 8X 86; XIJ 90; 
IX 91; II 92, IV 92; 13 V 94, 
IV 95; 18 VII 97. 

Wette, die (Cosi fan tutte) V 95 (2); 
v1 96; VII 96; I 97. 

— oder Treue fiegt (VW V 91. 

—, die unverjehene 1775. 

Widerbellerin, die bezähmte 2 II 83; 
16 II 83; 6 V 83; 19 1X 83; 
11 I 84; 11 VT 84; 16 X 85; 
10 IX 86; VIL 91; XI 91; 8 VO 
94; XI 96. 

Wideriprederin, die (auf ©. 423 fteht irr⸗ 
tümlih Sbakeſpeare als Autor) 1775; 5 





Alphabetiſches Verzeichnis. 


VII 96; X1 96; 22IX 97; 11 98; 
v9; Xi 98. 

ire u. Azor XII 78; 20 I 79; 
21 II 79; 27 IV 79; 3 XI 79; 
14 III 80; 14 XI 80; 8 V 81; 
31 VII 81; V 82; 29 IV 83; 
4 XI 84; 8 III 85; 17 IV 87; 
25 IV 87, VIIL 87; IV 88; XI1 88; 
VO 89; VI 90; XU 90; VII 91; 
X 91; IX 92; IV 93; I 9; 
IX 95; XI 95; X1 96; XII 96. 
hyr u. Flora V 91; XII 91. 
treute, der 4 VI 79; 10 VII 79. 
ih aus, Herr Bruder VI 90. 
ngießer, der politiihe 18 II 87. 
jut ift nicht gut 25 111 81; 27 IV 81; 
IV 82. 

ill, der befondere j. Geſchwind ehe 
ed jemand erfährt. 


929 


Zufall, der glückliche VI 87. 

BZufälle, die ſ. Glück bejjert Thorheit. 

Burüdlunft, die gewünſchte 3 VIII 83. 

*—, die glüdliche III 88; VI 88. 

—, die unvermuthete j. Zauberer. 

—, — B Erup) 18 I 84. 

— des Aupiter in den Dlymp, die 
31 VII 85; 5 VIII 85. | 

Zufammentunft, die unvermutete 
9 III 79, 21 I 79; 11 V 79; 
22 II 80; 5 IX 80; VII 82; 18 
III 83; 10 XI 83; 18 V 84; 4 
X 85; XII 87; XII 89; II 94; 
II 97; V 97, 

Zwillinge, die j. Menächmer, die. 

Zwillingsbrüder, die 19 1192; 4 II92; 
DH 93. 


Die anf dem Yaberbran und im Bauhof angeführten Stücke. 
(Die Bauhofftüde find mit einem * bezeichnet.) 


ntheuer einer Nacht, die 7 IV 93. 
[Heid von Veltheim 12 V 94. 

rt u. Röschen 21 II 85. 

Mu Gonzaga 2 IV 83. 

r hilft nicht vor Thorheit 14 XII 84. 
8 Zauberpfeife 15 VI 94; 16 VI 94. 
ons, die beiden f. der dumme 
Gärtner. 

tomeda und Perſeus 22 VI 94. 
{dieb, der 12 II 83. 

thefe, die 27 I 83; 10 II 83. 

dne auf Naxos 30 XII 93. 

env ſ. Eiferfudht, die über Ver— 
nunft . . . herrichende. 

eninftitut, da3 3 VII 94. 
Schulden zu bezahlen, die neuefte 
j. Ring Cynthio, der verzauberte. 
us in der Sflaverei 13 XII 84. 
ra, das Kind der Hölle 28 IV 93. 


Hterlift, die 24 II 84. 
je, die ſchöne 1 VI 9. 


Baron v. Rauchenberg 5 H 83. 

Baftien u. Baftienne 1 II 84. 

Batterie, die große 19 XII 83. 

Bauern, die betrogenen 31 I 83. 

Bauernmädcen, das liftige 20 XII 93; 
23 XI 93. 

Bauernhochzeit, die 27 XII 82. 

Bediente ald Herr, der j. Oktavio, der 
Doppelte. 

Benno, der heilige |. Tugendfonne. 

Berindo, ber eiferfüdhtige 19 II 83. 

Bernardon, der begeifterte u. neubelebte 
19 1 83. (S. aud Bauberei über 
Bauberei.\ 

—, der zweimal verheiratete 26 II 83. 

—, der lädherliche Präceptor von Runt- 
pelsdorf j. Montag, der Scuiter 
blauer. 

—, ber liederlihe Spieler 8 I 83. 

—, der Zauberer aus Rache ſ. Berindo. 

—, der Zauberer ohne es zu wiſſen 
12 I 83. 





Alpbaberiiches Berzeichnid. 


Furchtſame, der 21 XII 83; 16 II 84; 
4 III 94. 


S ürſt, der gerechte |. Sophie. 


&Saleriegemälde, da3 2 V 93. 
Gärtner, der dumme 5 V 93; 13 XT1 93; 
23 VII 94. 
&elegenheit madt Diebe ſ. die Dorf- 
firchweib. 
Bez nad) großen Ehrenſtellen u. }. w., 
der I 84*. 
Selehrſamkeit, die unglüdjelige I 84*; 
4 II 85. 
Seneral Schlenzheim 20 II 9. 
Seovefa 16 IV 83; 16 IV 94; 
27 IV 94. (S. auch Unſchuld, die 
in den Zod gehende.) 
Georg Dandin 12 I 84. 
Geſpenſt auf dem Lande ſ. Lärm, der 
blinde. 
Sianetta Montaldi 15 XII 83. 
Goldmacher, die 27 II 85. 
Souvernante, die 19 I 84; 2 II 94; 
2 HD 94. 
Sof Waltron 11 XII 93. 
Großmütige, der 23 XII 82. 
&utögere, der 3 IV 93: 8 XII 93; 
14 T 94. 


Hamlet 15 I 9. 
dans Dollinger 26 XII 93; 5 I 9. 
dannden und Görge f. Gutäherr. 
Hans der Schubjflider 19 V 85; IL VI 86. 
Hanfel u. Gredl |. Wäſchermädel, das 
europäijche. 
Hanswurſt Doctor nolens volens 26 183. 
Sarfner, der blinde 4 IV 93. 
Safenjagd, die lächerliche ſ. Schwaben, 
die fieben. 
Hausknecht, der Iuftige 25 II 94. 
Saushaltung, die lächerliche ſ. Dorf- 
barbierer. 
Hausregent, der beichäftigte 9 I 55. 
Hansvater, der militärijche ſ. der Fa⸗ 
miltenpotal. 
Hanäzänterin 9 I 85, 


927 


Heinrih IV. 26 XI 28. 

Heirath, die ungleiche 26 I 85. 

Heirathen macht alles gut, ſ. Wohl: 
geborne, die. 

Herr im Hauje, der 5 XI 84. 

Herr Better, der bochzuehrende 14 I 84. 

Herzog Michel 17 XU 83; 6 XI 93; 
8194; 14 III 94. 

Hiefel, der bayrijche 15133; 20 I 83. 

Hirlanda ſ. Unſchuld, die glücklich 
errettete. 

Hochzeit und keine Braut, die ſ. Poſt⸗ 
knechte. 

Hof v. Belvedere, der verwirrte 22 II 84. 

Hofmeifter, der 3 XI 83. 

Hofmeifterin, die lächerliche 1. Gou⸗ 
vernante, die. 

Hunrich j. Veritä dell’ Inganno. 


Immer was neues, jelten was gutes 
16 I 85. 

Ines de Caftro 4 II 94. 

Inkle u Yariko 23 II 85. 

Inſel, die bezauberte 5 I 83. 

Irrtum, der 28 XII 83. 

Saderl, die drei 17 XII 83; 28 XII 83. 

Sagd, die f. Heinrich IV. 

—, die glüdlide 20 1I 85. 

Jeſus, der fterbende 17 IV 94. 

Joas 19 III 83. . 

Johannes vd. Nepomuft 6 IV 83; 16 
V 94; 21 V 94. 
(S. auch Tugenditern.) 

Joſeph 19 III 83. 

Soft v. Bremen 4 XII 83. 

Sudenbraut, die chriſtliche 28 I 94; 
30 I 94; 

Audit u. Holofernes 13 II 85. 

Juriſt u. der Bauer, der 11 XII 83; 
26 VI 94; 


Stammermädchen, das verichmitte ſ. 

Kaſperl d. unglüdliche Bräutigam. 
Käppchen, das rote 2 IIT 94; 10 III 94. 
Kaſperl als Fürſt ſ. Hof v. Belvedere. 


928 


Kajperl, die läcdherlihe Zwergldame |. 
Witwe, die wohlthätige. 

— der übelbelohnte Briefträger 1 II 84. 

— der unglüdliche Bräutigam 23 II 84. 

Kinderjpiegel, der 19 XII 93. 

Klara von Hoheneihen 6 III 94; 10 
IV 94. 

Komöddiant, der artige 14 I 85. 

Komödianten, die reijenden 14 I 84. 

Komödie in der Komödie 24 I 83; 
13 XII 93; 17 XII 93; 12 VI 94. 

König auf der Jagd, dev 8 VIII 85. 

König Lear 22 V 94. 

Kranke in der Einbildung, bie zärt- 
liche 26 I 85. 

Kroot 4 V 9. 

Kühehirt, der 2 I 85. 


Kunftgriffe, die verliebten j.Mondenreid). 


Kunz von Kaufungen (j. Brinzenraub) 
12 I 9. 


Lachet wer lachen fann 26 II 83. 

Lanaſſa 28 III 9. 

Sandmann, der friedlihe 28 IV 94; 
2 VI 9. 

Lärm, der blinde 22 XII 83. 

Laura Rofetti 4 VI 94; 2 VII 9. 

Lederhändler dv. Salzburg 29 I 83. 

Leonhard Ritt 8 V 85. 

Liebe, die kindliche 19 XII 93. 

Liebe, die jchlaue ſ. Philint u. Laura. 

— aufdem Lande 7 VIII 82;22 VIII82. 

— wirft ſchnell 3 I 83. 

Liebesgefängnis, die vierfadhe I 84*. 

Liebhaber, der argwöhniſche 13 II 84. 

—, ber begeifterte I 84*. 

—, der gedroſchene 12 I 83. 

--, der taube 3 IV 94. 

—, der verziweifelnde 10 XII 84. 

Lipperl in der Sala ſ. Bermwirrungen. 

— der dejperate Spieler 17 I 85. 

Ruftichifter, der 18 ı1 94. 

Lügner, der fünjtliche 28 II 83. 

Luxemburg, der Feldoberſt j. Geiz nad 
großen Ehrenitellen. 

Lyranten, die drei 27 XII 84; 10185. 


Alphabetiſches Verzeichnis. 


Magd, die ſchlaue 17 IV 85; 28 IV S 

Maitag, der 30 V 94; 6 VI 9. 

Mann, der jhwarze 7 I 85. 

— lauft uns felbft in die Falle, 3 
9 XII 84. 

Männerihwur und Weibertreue 19 
94 ; 25 III 9. 

Männerftolz und Weiberehre 23 II 

Margarita dv. Cortona 17 IV 83. 

Marianne 17 XII 84. 

Mathilde von Altenftein 26 I 945 
III 9. 

Medea und Jaſon 8 I 9. 

Megära 9 II 83; 21 II 83; 24 VI 

— 2. Teil j. Freundſchaft, die 
verwandelte. 

Menandro, der... der Hölle entrifjen 
XI 83*. 

Miliz, die 6 I 83. 

Milton und Elmire 6 VI 8. 

Miß Senny 28 II 8. 

Mibtrauen, das beftrafte 16 XII 4 

Mondenreih, daß 1 I 83; 17 118. 

Mutterſöhnchen, das |. Hofmeifter. 


Nabuchodonoſor 13 IV 94; 14V; 
15 1V 94. 

Nachtwächter, der 20 II 85; WB; 
30 XII 93; 6 I 94; 2 VI. 

Naturalienfanmler, der ſ. Zuſammen⸗ 
funft, die unerwartete. 

Nicht mehr als ſechs Schüffeln 26 XII&3. 

Nina 13 II 9. 

Nimia doctrinainteritum parit 2X. 

Nothburga j. Tugendipiegel. 


Oberon, König der Elfen 29 IV %- 
Dda 6 II 84. 


Odoardo, der von drei Schwiegerjöhne 


geplagte 27 XIl 82; 3 I1 9 
2 VII 94. 
Oktavio, der doppelte 12 I 84; 
Opfer der findlichen Liebe, das 23XIIS 
Orakelſpruch zu Delphis I 84*. 
Ordensbrüder, die 25 u. 26 V 94. 
Orimena j. Standhaftigfeit. 


Alphabetiiches 


der Schüg, Prinz dv. Bellen 
XIl 93; 23 I 9. 
‚König in Böhmen 9 VI 94. 


ejagd, die lächerlihe |. Inſel, 
: bezauberte. 
en, die nobeln j. Boftzug. 

u. Cleone 14 XII 84; 30 185. 
daura 12 I 85. 
tıcinde 17 I 83. 
ine ®eljerin 27 XII 93; 19194. 
phen, die eingebildeten 17XII 93. 
ter, der 19 I 84. 
fich jelbft zum Schaden redende 
XII 84. 
lt, 11 I 84. 
nad der Mode, die 7 XII 83. 
te, die 21 I 94. 

\, der 2 I 84. 

mit fremdem Vermögen, der 
he 24 I 83. 

u. der arme Lazarus, der 
he 9 IV 83; 14 IV 83. 
Dusgardus j. Liebesdefängnis. 
waub, der ſächſiſche 30 III 83. 
fin Evafathel u. Prinz Schnudi 
II 83; 16 II 83; 8 V 94, 
fin Pumphia, die getreue 21 I 84. 


die 6 IT 94; 14 III 9. 


ir Beiberranb 24 IV 93; 31194. 


gel, die 6 XII 84. 

der menſchliche ſ. Folter, die. 
ynthio, der verzauberte 30 784. 
ı und Colas 3 IV 93. 


ı 14 III 83; 23 IIT 83. 


ırden, die beiden 6 II 94, 18 1194. 


räber, der j. Üpfeldieb. 

jieler, die reijenden 10 IV 93. 
ıfappe, die 30 IIL 94; 31 III 94; 
IV 94; 9 IV 94; 1 V 94, 
V 94; 27 VI 94. 

tichleifer, der 8 IT 83. 

ver u. fein Sohn, der+ XII 83; 
II 84; 8 V 84. 


Verzeichnis. 


929 


Scnitter, die 184*. (S. auch Erntefeft.) 

Schreiber, der 2 I 84 

Schuhe, die jeidenen, 27 II 86. 

Scdufterin, die ſchöne j. Schuhe, die 
feidenen. 

Schwaben, die fieben 28 II 83. 

Schweilhölziträmer, der bangquerottirte 
4 184. 

Servo Giocco, il 28 I 84. 

Sie träumten von Paris, |. Hausknecht, 
der luftige. 

Sieg des Kreuzes, der j. Brigitta. 

Skizzen rauher Sitten 9 III 94. 

So pilegt e3 zu gehen f. Bernardon, 
der liederliche Spieler. 

Soliman IL 5 VI 94. 

Sonne der Beicdhtiger, die hellglänzende 
j. Johannes v. Nepomutl. 

Sophie 5 V 94. 

Spiel des Zufalls, da8 IV 85; 17 V 85; 
9 VI8. 

Spieler, der I 84*. 

Stadt und Land 9 I 94. 

Stallmeifter zu Fuß, der affeltirte 
31 I 83. 

—, der galante I 84*. 

Standhaftigkfeit, die unüberwindliche 
1 84*, 

Statthalter, der 23 II 94. 

Stein der Weijen, der 31 VI 94. 

Stiliko 16 III 83. 

Stolz und Berzweiflung 2 II 94. 

Sturm, der 10 VI 94. 

Sündflut, die 9 IV 83; 14 IV 83. 


Teufel hat ihm zum Weibe geholfen, 
der ſ. die böje Zeit. 

Theaterfigel, der 16 VI 94. 

Thomas Morus 16 II 85. 

— ſ. Wagſchale englischer Gerechtigkeit. 

Titus ſ.Wagſchale römiſcher Gerechtigkeit. 

Tochter Jephte, die 7 V 94. 

Töchter, die drei 4 IV 94. 

Zote ein Sieger, der ſ. Samſon. 

Zoten, die zwei lebenden f. die Aben— 
theuer einer Nacht. 


530 


Totengaftmahl, das 19 XII 82, 

Tugendjonne, die meißneriiche 18 I 85. 

Tugendſpiegel aller frommen Jung-— 
frauen 25 II 85. 

Zugendftern, der aus dem Waſſer 
hervorbrennende XII 83*. 

Tulipanengeſchlecht, das ſ. Bauern= 
mädchen, das liſtige. 


Ubi intellectus, ibi etiam doctrina j. 
Gelehrſamkeit, die unglückſelige. 
Uhren, zwei und fein Geld im Sack 16 194. 

Uneigennügigfeit ſ. Miß Jenny. 

Unschuld, die glücklich errettete 14 IL 85. 

—, die in den Tod gehende 2 II 85; 
16 III 85. 

Unterthanen, die getreuen 6 194; 20194, 


Baterftrafe, die gnädige |. Braut, Die 
verfappte. 

Verita dell’ Inganno, Ir I 84*. 

Verkleidung, die fächerliche j. Odoardo. 

Berjchivender, der zur Beſſerung ge— 
brachte 21 XII 84. | 

Bermirrungen, die 2 I 85. 


Waffenihmid von Worms, der 10XII93. 

Wagſchale engliſcher Gerechtigkeit, die 
T 11 83. 

— römijcher Gerechtigkeit 23 II 88. 

Wahnſinn aus Liebe ſ. Nina. 

Wahre Liebe verlacht die Verläumdung 
26 I 85. 


Alphabetifches Verzeichnis. 


Was einer gut madjt, verdirbt der 
andere ſ. Plauderer, der; Servo 
Giocco, il. 

Was thut nicht Frauenliit? j. Colom- 
bina polita. 

Wäfchermäbel, das europäiſche I 84°. 

Weder einer noch der andere 16 ATI. 

Ver iſt fie? 10 IV 93. 

Werbung, die lädherlidhe ſ. Miliz. 

Werkvon einem Augenblid,das 18 XII 3. 

Wie man treibt jo gehts j. Brüder, 
die unähnlichen. 

Wilhelm u. Marianna 10 XII 8%. 

Wirkung von Natur u. Liebe 211. 

Witwe die ſpukende f.dame invisible, la. 

—, die wohlthätige 16 I 84. 

WoHlgeborne, die 30 XII 83. 


Sant auf dem Lande, der 23 XII &. 

Zankſüchtige, der 19 I 85. 

Bauberei über Zauberei 2 II 8. 

Baubertrommel, die ſ. Schellenfappe. 

Baubertrommel des Phöbi 28 XI. 

Beit, die böfe 10 XII 93, 20 1%; 
26 VI %. 

Zelmor u. Ermide 15 XI 82. 

Bigeuner, die 14 V 94. 

Zigeuner und der Hufichmid, ber i. 
Ejel al3 Dejerteur. 

Zufanmentunft, die unerwartete 19 
XH 83. 

Bwergldame, die 8 HI 8&4. 


C. Alphabetifches Verzeichnis der in den Zenfnrliften genannten teil} 
verbotenen, teils erlanbten Stüde, über deren Aufführung jedef 
nichts Näheres feſtſteht. 


(Zu Eeite 497 ; F bedeutet Faberbräu, die Zahl dahinter das Jabr.) 


Hbentheuer, das — Rache, die doppelte 
männliche. 

Agnes auf Fallenftein F 94. 

Alerander Menzitoff F 95. 

Alf von Dülmen F 94. 

Ulte überall und nirgends, der F 96.97. 

Amazilie F 94. 

Angelſachſen, die ſ. Minnona. 

Armeninftitut, das F 94. | 


Auch unter den beften Fürften fann jo 
etwas paffiren ſ. Einverjtändniß. 

Auditor, der F 9. 

Ausſteuer, die F 96/97. 


Bäuerin, die vornehme j. Katharina. 

Biederfinn, deutſcher — und deutid 
Liebe F 95. 

Brüde zu Regensburg, die fteinerne F 


Alphabetifches Verzeichnis. 531 


»d.die vornehmeBäuerin F 95. 
’ 

Lauenſtein F 95. 

d Bivonne F 95. 


n Paris, die F 96:97. 
ppert 1 III 9. 
te II. F 96/97. 


tärfer als Liebe, |. Tochter, 
jtoßene. 

ind Rachſucht F 95. 

nis, das F 96. 

neue F 9. 

F 9. 

r, die F 95. 

de F 96/97. 

zweite F 96/97. 


tal, der F 94. 

r die Milchbrüder F 95. 
ibgürtel. 

Schlange, die F 96. 
zeihiedene j. Schalt Amor. 
ie F 96/97. 

t3dienft, der F 95. 

raf von Werthenthal F 95. 
on Oeſterreich F 96. 
Kammerdiener, der F 96/97. 
» F 9. 


‚ die F 96/97. 

dad — Prinzeſſin, die phi— 
ſche. 

wörer, der F 96. 

‚die F 96/97. 

r gute, ſ. Nuriad. 
gelrund, das F 96/97. 
vald F 94. 

von Adalm F 96. 

scht von Groizſch F 95. 
iscardi, die F 96. 

ı Toggenburg, die F 96:97. 
Idau, die F 96:97. 


tr, die deutihe ſ. Marie 
lenan. 





Hausmutter, die deutſche F 96'97. 

Hilfe, unerivartete, die F 96/97. 

Herz ziert jeden Stand, ein gutes ſ. 
Zumpenjammler. 

Hochzeiterinnen, die zwei — Lottchen 
u. Eloiſe F 9. 

Hoffe man nur auf Verwandte f. Noch 
gut, daß es jo kam. 


Imogen F 96/97. 

Snftinkt, der F 95. 

Sntelligenzblatt, da8 F 96/97. 

Juliane von Allern F 96/97. 

Julie auf der Inſel Thamos — Wind 
und Wetter. 


Kaiſer, der gute F 96/97. 

Karl von Eichenhorſt F 96. 

Karl von Stralenberg F 9. 

Kaſperls letzter Tag |. Wanderer, die 
unrubigen. 

Kaſperls EHrentag, ſ. Glüd ift ugelrund. 

Kaufmann, der jämmerliche F 96,97. 

König Hirſch F 96/97. 

König der Geniufje, der F 96. 

Königin der ſchwarzen Inſeln, die F 9. 


Zärm, viel — um ein Strumpfband 
F 9. 

Laura Moliſe F 96:97. 

Reibgürtel, — Doktor Fauſts F 95. 

Reidenichaft und Liebe F 9. 

Reidenichaft und Pflicht F 95. 

Liebe, blinde — ftürzt in Gefahr F 96:97. 

Liebe und Religion F 95. 

Liebe und Reue F 95. 

Liſt und Liebe F 96. 

Rojenftein und Hohenberg (Sch v. 
Gremeri) F 96/97. 

Kohn und Strafe F 96/97. 

Rotthen und Eloiſe F 9. 

Zumpenfammler, der — oder Ein 
gutes Herz ziert jeden Stand F 95. 


Magd, die treue = König der Beniufie. 
Margarethe die Maultafhe F 95. 
Margarethe von Thüringen F 96:97. 








Regiiter. 


Abraham a St. Clara 82. 

Academia Carolo-Albertina 5. 16. 17. 

Adermann, €. 85. 149. 153. 156. 

Adami, Cajetan 128. 132. 

Addifon 120. 

Adelaide dv. Savoyen 35. 36. 

Agatha und Frau 103. 

Akademie der Wiſſenſchaften 120 ff. 
153. 414. 

d’Ylainville 103. 

Albert, Cafpar 42. 48. 49. 55. 

— Franz 42. 43. 50. 53. 54. 5b. 67. 

— Maria Anna 50. 

Albrecht 465. 466. 

D’Xleinval 430. 433. 

Aletha, Dile. 103. 

YAltmutter, Anna 249. 

Aldorfer, Schaufpieler 209. 

Amort, Eufebius 16. 28. 30. 32. 122. 

André, Joh. 195. 425. 426. 428. 429. 
433. 434. 436. 437. 445. 

D’Angeville, Marie Anne 109. 

Anfoſſi 460. 

Angertheater 178. 

Amnolied 26. 

Anſeaume 426. 429. 

Untoine 428. 

— Mme. d. ä. 232. 239 fi. 241. 252. 

— Mme. d. j. 242 f. 451. 472. 

Anton, Ndolf, Schaujpieler 296. 270. 

Anton-Wall (CHr. Lebr. Heyne) 436. 

455. 456. 482. 492. 507, 

Appelt 171. 175. 241. 

d'Argenſon 108. 

d’Arien 246. 435. 456. 457. 


Ariftoteleg 22. 23. 153. 275. 

Arnaud 423. 439. 452. 

Arvelius, M. 9. 498. 

Arzt als Schauspieler 90. 94. 

Urztengipiele 82 ff. 327. 

Aſchylos 23. 

Audinot 429. 436. 

Auerbrugger 459. 

Augufte, Tänzer 103. 

Aullinger, Franz Paul 90. 93. 100. 
159. 162. 165. 

Augsburger Theater 146. 229. 

Ayrenhoff 160. 196. 424. 428. 429, 
431. 433. 448. 450. 


Baader, Ferd. Maria 120. 394. 
Babo, Joſ. Dar. 178. 179. 180. 196. 
218. 252. 258. 266. 279 ff. 330. 
360. 377. 399. 405. 407. 408. 
428. 429. 430. 432. 434. 437. 
439. 460. 465. 
„Arno“ 408, 
„Bürgerglüd“ 342. 343 ff. 
„Dagobert“ 209. 267. 
„Fräulein Wohlerzogen” 330 ff. 408. 
414. 
„Kora und Alonzo“ 359 f. 
„Die Maler” 398 ff. 
„Oda“ 209. 264 ff. 
„Dtto von Witteldbach“ 246. 257.408. 
„Die Römer in Deutſchland“ 408, 
„Das Winterquartier in Amerika“ 
401. 408. 
Der Baier in Paris 404. 
Bajazet 185. 


534 


Balde. Jacob 9. 294. 

Ballet 175. 179. 

Balletti 103. 

Banks 427. 428. 

Barth, Hol. Kunſtmeiſter 50. 

Bauhof, Weinwirth 190. 

Baumgarten, Schaujpieler 171. 

Baumgartner, Anton 310. 

Baumfchlager, 159. 160. 

Bayle 175. 

Beauchamps 111. 

Beaumarchais 424. 427. 430. 431. 
440. 446. 502. 

du Beaur, Ville. 103. 

Bed 423. 459. 463. 472. 474. 481. 

Beder 434, 

Beeke 444. 

Beil 209. 463. 469. 494. 

„Bellerofon“ 286 f. 

Belliſſens 102. 103. 

Benda 199. 290. 423. 429. 430. 439. 
447. 465. 

Berberid, Baron vd. 231. 

Bergmann, Bürgermeifter dv. 200. 

Bergopzoomer, %. 3. 150. 156. 

Bernardon 115. 159. 182. 186. 195. 
196. 274. 

Bernasconi 43. 72. 115. 142. 148. 

Bernhandtsky, Joſ. v. 133. 

Berni, Francesco 96. 

Bernier, Mille. 103. 105. 113. 

de Berjac 104. 

Bertuch 116. 427. 428. 433, 

Bidermann, PB. Zatob 25. 

„Bienenftod”, Der 131. 

Bienfait 103. 115. 

— Mme. 103. 107. 

Binder, Joh. Friedr. Frhr. v. 286f. 449. 

Bird- Pfeiffer, Ch. 249. 

Blainhoffer 440. 489. 

Blumauer, U. 265. 438. 

Blumbofer, Di. 200. 323. 355. 441. 

„Die geiftlihe Braut als weltliche 

Hochzeiterin“ 355 f. 495. 

Bod, J. Ch. 423. 426. 427. 429. 430. 
434. 456. 492. 493. 498. 


Regiſter. 


Bode, J. Chr. 160. 170. 423. 427. 2 
430. 434. 456. 463. 

Bodmer 274. 

Böhm 490. 

Boindin 111. 

Boiſſy 110. 111. 113. 441. 463. 

Bonin 429. 453. 491. 

Boos, Roman 399. 

Börnſtein, Sigmund 205. 

Böfenberg 467. 

Bourfault 110. 

Brahm, M. v. 422. 423. 429. IT, 

Brandes, Koh. Chrſtian 82. 148. 49 
150. 161. 290. 422. 424. 425. — 
427. 429. 433. 436. 440. 442. 52 
458. 464. 467. 477. 606. 

— Eſther, Charlotte 149. 150. 

Braun, Heinrich 58. 126. 129f. 13. 
138. 153. 155. 157. 319. 32 j. 

„Die Dorfichule” 326 f. 
‚„Der Dorfbader”“ 327 f. 

— Fr. Chr. 498. 

Brawe 157. 274. 

Bremer Reiträge 131. 

Bretzenheim, Yürftin 191. 


Bretzner 196. 487. 438. 445. 448_ 492. 
465. 457. 463. 468. 483. 484. 
490. 492. 493. 497. 

Brigitta oder Sieg des Kreuzes 1%. 


Brodain und Frau 103. 

Brodard, Georg Paul 242. 

— Mile. 234. 

— Mme. 232. 242. 449, 464. 

Brodmann 156. 477. 

Brömel 433. 434. 450. 452. ' 

Broole 431. | 

Bronner, Frz. Xav. 358. | 

Brühl, Graf v. 449. 450. 454. 456. ° 
468. 495. 507. 

Bruneval 103. 

— Mode. 105. 113, 

Brunian 92. 244. 

Brunius, Joh. Heinr. 38. 

Brunner, Joſ., Faberbräuer 200. DEF — 

— Wittwe des FYaberbräuers 208. 

Bucher, Unton 59. 118, 322. 54.41 


Regifter. 539 


luguſt 23. 
Balthafar 209. 
8. 

71. 

. Aug. 314. 

O. 


124. 438. 

ıer, Kapellmeijter 199. 

232. 

: 113. 

426. 442. 451. 

ı 249. 

uſpieler 232. 

232. 

. &. 486. 

caf 108. 

ad 27. 

Jenfur. 

24. 485. 

‚ 103. 105. 115. 
430. 433. 

103. 

bate 157. 426. 429. 
der Einjamleit” 131. 
tie. 109. 

on 71. 72. 73. 277. 
277. 

. 106. 

03. 

7. 161. 422. 


ırleville 339. 341. 

7. 428. 430. 431. 

Mile. 103. 

147. 

jierre 171. 179. 425. 434. 
36. 

3 


ß. 110. 149. 155. 490. 
) 


A. v. 379. 423. 424. 
‚hlthätige“ 379 f. 


10, 111. 
1. 493. 532. 


— — — — — — —-- — 


Crenzin, A. A. v. 208. 209. 390. 424. 

426. 
„Derby“ 390 f. 
„Emilie Waldegrau“ 389 f. 
„Der Hochzeitstag” 392 f. 
„Die Beltalinnen“ 360 f. 

Erispin 182. 196. 

Cronegf 131. 149. 153. 154. 157. 445. 
457, 

Crux 179. 426. 428. 430. 434. 440. 
441. 442. 443. 444. 445. 446. 
447. 448. 449. 450. 451. 462. 
453. 454. 462. 480. 483. 487. 

Cumberland 434. 

Euvillier, Frz. 36. 142. 

Czechtizky 427. 


Daber, Jak. Friedr. 201. 
Dalberg, Frhr. dv. 175. 176. 217. 339. 
428. 455. 466. 458, 
Dancourt 109.110. 111. 112, 428. 452. 
Danzer (242), lie: Danzi. 
Danzi 242. 286. 446. 448. 457.460. 461. 
485. 521. 
Daun 425. 
Defforges 102. 
Delisle 111. 112. 
Deneffl 169. 
Denis, Michael 133. 
Desboulmierd 427. 
Desrones, Mme. 103. 104. 105. 109. 
Deitouches 88. 423. 427. 430. 482. 
435. 441. 
— Joſef Anton 110.111.282. 344. 348. 
470, 
„Bondelmont* 282 ff. 
„Die Patrizier” 348 ff. 
— F. v. 470. 
Devrient, Ed. 185. 
Dezedes 427. 430. 432. 434. 478. 
Diderot 161. 320. 423. 424. 429. _ 
Dieride 426. 428. 
Dietl, Georg Alois 356. 
Dietterich v. 218. 
Dimmler 440. 442. 448. 450. 451. 457. 
462. 481. 484. 
350 





Serie a 


junsidetaririne Srmidenıer Wi. 
Fredcich Der Gere 2 15. BE Min. 
fg, Under 335 Die 


Genid, EZ. s3L 

Coirerimi zeI ca 10 In. 

Gehner 135. 

Gen 519. 

Gebler 424. IE. 199_ 1% 2 31 

Geiger, Sheuirieler 136. 

Geis, Marim IE. 

Geiftliches Treme 28 i. 

Geiktihe Simg’swie 173. 

Selert 129. 1 131 132 154 30. 
33. 30. 3 52 

Geumingen 131. 431 335. 112. Fe 

Sensor 9. 172. 1. 


Sehner 131. 132. 134. 153. 14. 2 


Seritenberg 412. 
Sperardi-Sering &. 111. 112. 
Siejele 480. 485. 16. 


Sleifenpöd, Maria Anna 49. 


Gleigner, Zranz 19.474. 7. 400 193. 


Gluckt 425 43. 430. 453. 


Goethe 105. 180. 238. 239. 238. 357. 
290. 298. 29%. 301. 307. 310. 
311. 376. 405. 412. 431. 432. 507. 

7. 196. 32. 424. 427. 

430. 431. 432. 433. 41. 45. 


Soldoni 155. 15 


44€. 450. 455. 456. 469, 491. 
Goldſmith 340. 435. H5. 472 
Görgslener, Joh. Matth. 83. 


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Durnmer. 5. 183 18 1 er IS 

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Hage, Z RR. IM 12. 182 
Dagedorn 10. 131. 13. 
DHagemann 409. 4US, 
Dugerteriter 412. 
Defer. Aber. 151 158 IH AM 
Hambe, Td. 8 
Hanswurit 189. IS 195 IST} 
Harde. de la IH. 
Hartmann, Aug. 79. 80 
— sr 2,2 Wr. 

„te Stürte der Liece TUT! 





Regiſter. 539 


uden 333 ff. 

ünger 423. 439. 447. 449. 452. 453. 
455. 456. 458. 459. 468. 470. 473. 
474. 475 4718. 509. 

ungheim 494. 

uventius, P. Joſephus 25. 


'ager, Anton, Student 50. 

ainz, Joſeph (Baſſiſt) 209. 

alchberg 475. 

andi, Joh. Gg. 188. 

andler, Agnellus 16. 27. 28. 30. 142. 

- Sobann 6. 

arl Theodor, Kurfürft 60. 136. 171. 
112. 174. 177. 180. 184. 197. 
205. 212. 217. 218. 224. 322. 
349. 354. 381. 405. 417. 422. 

ennedy 120. 

epner 423. 424. 425. 

erl, Bitus 430. 

erner, Mme. 156. 

indersperger, Blaſius 205. 

rindertruppe 97. 163. 

"irzinger 446. 

"indlerihe Truppe 231. 

klein, 3., 50. 70. 290. 

Pleiit, Ewald v. 131. 134. 274. 338, 

Plemens, Franz de Paula, Herzog v. 
Bayern 141. 

klesheim, U. Schr. v. 519. 

"Ioner, Beter 436. 

"Iopitod 32. 69. 70. 295. 405. 

-Iofterfomödie 289. 

lojtermeyer, Matth. 196. 

nüppeln („Thomas Morus“) 293. 

oberwein, 92. 148. 151. 

- Mile. 171. 

och, Dar 310. 316. 

ochſche Truppe 246. 

Denig, 305. Ulr. 50. 134. 

Önigsfeld, Gräfin 191. 

Ölbel, Frau 208. 

Öppe, Mme. 156. 

ogler, Baul 55. 60. 62. 69. 

ohlbrenner, Joh. Frz. Ser. v. 137. 
133. 236 


Kohn, Joh. Balth. Carl 83. 

Stolberer, P. Kajetan 291. 

Koller 482. 484. 

Kollmann, Geiſtl. Rath 44. 

Kotolind, Maria Bonaventura de 56. 

Kotzebue 180. 181.239. 340.345. 462.463. 
466. 468. 482. 485. 486. 497. 502. 

Kratter 460. 473. 

Kraus 209. 

Krebs, Schauspieler 208. 

Kreittmayr 120. 418. 

Kretihmann 453. 454. 

Kreuzigießergarten 1%. 

Krüger 427. 491. 

Kurz, 3. F. v. 88. 89. 92. 148 ff. 151. 
152. 156.195. 221. 488. 490. 521. 

— Therejina v. 150. 155. 157. 158. 165. 


Labat, Mile. 103. 105. 

Rafont 111. 

Rafontaine 111. 423. 

La Grange-Chaucel 113. 

Lambrecht, M. &. 232. 245. 248. 252. 
298. 338. 443. 445. 448. 464. 457. 
461. 462. 466. 467. 468. 485. 515. 

„Er hat fie alle zum Beiten“ 340 f. 
„Der alte Junggeſelle“ 341. 
„Hirngeſpinnſte“ 339 f. 

„Das jehzehnjährige Mädchen“ 365. 
„Und er foll dein Herr jein” 341. 
„Bergeltung“ 347 7. 

Lang d.ä., geb. Stamig, 232. 241 f. 248. 
249, 

— d. j., geb. Boudet 232. 249. 449. 

— Katharina (j. Zuccarini) 242. 478. 

— Franz, Hofmufitus 248, 

— Martin, Hofmuſikus 249. 

— P. Franciscus 25. 26. 

Lange, Mme., geb. Weber 447. 448. 

Langlois, Anton 232, 244. 252. 

Lauchery 179. 426. 427. 431. 

Laudes 432. 433. 

Laſſer 468. 469. 

Laurent, Wwe 103. 

Lavoy, Schauſpielerin 114. 

Lebrun 44. 





542 


Batraz 103. 115. 
„Batriot in Bayern“, Der 188. 155. 
Bapte, Joh. Sam. 70. 

Bauli 490. 

Pauersbach 423. 428. 430. 436. 510. 
Baufer und Frau 160. 169. 

Belzel 424. 498. 

Bemble, P. Joſeph 124. 

Bergolefe 448. 

Berinet 477. 

Berriere, Mme. 232. 

Pettendorf, Baron v. 146. 

Bepel 426. 

Peyerl, Herr und Mme. 232. 


Pieffel, Gottl. Conr. 127. 128. 180. 
132. 153. 160. 423. 424. 42. 


428. 429. 432. 433. 434. 
— Ehr. Friedr. 121. 127. 128. 
Pfeufer 498. 
Philidor 428. 429. 436. 441, 


Piccini 199. 290. 426. 427. 428. 429. 


457. 490. 494. 
Bierre, femme 103. 
Piloti, Mar 232. 244 
— Eliſ. Clara 244. 
Bippo, Herr und Mme. 232. 
Biron 110. 111. 

Pize, Schaufpieler 156. 
Plümide 97. 436. 510. 
Pocci, Graf 81. 

Bod, P. Edmund 117. 
— Joh. Iof. 117. 118, 
Boinfinet 428. 429. 
Poiſſon 111. 113. 
Bope 120. 131. 


Vorſch, Hein. Arnold 71.73.92. 98.491. 


Brati 451. 
Braun, 3. 69. 491. 

Prehauſer 154. 

Brugger, Corbinian 42. 
Prunian, Jod. Jol. %. 
Bufendorf 427. 

Purmann, Jof. Heinr. Kafim. 94. 


Ouaglio, Lorenz v. 212. 287. 428. 
Quinault, Mme. 107. 108. 109. 





. Regiſter. 


Nabner 131. 134. 321. 323. 
Racine 110. 111. 113. 155. 
Radlwirt in der Au 190. 
Rahbed 477. 
Ramler 199. 
Raſpe 423. 
Rathhausſaal 52. 54. 55. 91. 9. 114. 
115. 
Natichty 434. 489. 491. 
Rauch, P. Leo 122. 
Raudmann, Me. 159. 
Raufer 188. 
Rautenftraud; 424. 426. 430. 
Ravanni 147. 
Red, 3. 3. v. 497. 
Rechenmacher 169. 
— Johanna 209. 
Regensburg 231. 
Regnard 110. 111. 157. 433. 499.482. 
455. 
Nehdiger 465. 
Reichhard 456. 
— Beier 169. 
Reimarus 125. 
Reiner, Raroline, ſ. Heigel. 
— Franz Baul 160. 171. 198. 33. 
Reinhard 454. 
Reinhardftöttner 34. 
Reifchel, 3. 8. 235. 256. 
Reisner, Ferdin , 8. J. 70.73.29 2. 
Reitz, Faberbräuer 160, 201. 
Reipenftein 478. 
Refidenztheater 142. 
Reuling, Carl 70 
Rexxoth 159. 160 
Mile. 159, 
Riccoboni 71. 209 
Richardſon 311. 
Riederer, P. Aleg 118. 
Riegger, Joh. Nep v. 157. 
Riesbed, K. 244. 
Rifhar, Me. 156. 
Ritſchel 450. 451. 
Nittershaufen, Joſ. Geb. v 208. 
„Die Tochter Jephtha“ 293 f- 
Rob, Alphons 100 


4%. 


nn — 


Regifter. 543 


11. 
7. 430. 433, 450. 


’f 
nit. 196. 
103 104. 


3. 423. 

Antoni Xaver 64. 
3.1.125 126. 285. 290. 
98 f. 307. 311. 312. 326. 
. 405. 423. 


de. d. 211. 


09. 111. 
von 103. 104. 
151. 459. 462. 463. 472. 


cia Franzista 106. 
: 165. 

1 Unger 53. 
baieriſche 126 ff. 


h. Gottft. 159. 
iv. 168. 233. 234. 21. 
. 423. 

nſucht· 368 f. 

3. 

ndreas 69. 490. 

209. 

13. Fel v. 78. 

ele?) Mme. 160. 

3. 11. 73, 277. 278. 

2 159. 160. 

1.223. 

.T1. 426. 476. 482. 492. 
. 496. 

180. 197. 258. 261. 298. 
„363.364. 381. 396. 460. 


4 





Schink 196. 440. 491. 

Schlegel, Joh.E1.274.411.423. 427.428. 

Schleich, Martin 144. 

Schletter 427. 431. 434. 439. 442. 443. 
447. 459. 460. 494. 498. 

Schmieber 466. 475. 476. 498. 

Schneid, Defid. v. 206. 

Schneider, Frhr. d. 206. 

Schmid, Frz. Paul 188. 

— Chr. 9. 431. 435. 461. 486. 

— Herm. 187. 

Scholz 435. 

Schönemann 149. 

Schopfs Truppe 231. 

Schrämbl 435. 

Schröder, Fr. 2.32. 88. 156. 179. 210. 
243. 248 252. 339. 432. 487. 
438, 439. 441. 442. 444. 448. 
449. 450. 453. 458. 464. 468. 
470. 491. 494. 503. 520. 

Schröfl, Katharina 209. 

Schröter, E. F. 459. 

Schubart 140. 172. 239. 310.320. 391. 

Schuch, Franz 149. 150. 202. 

Schuechbaur, Frz. Simon 6. 

Scueller Gajet. 50. 

Schuhbauer, Joach. 289. 354. 439. 
441. 445. 446. 453. 

Säuler 159. 171. 

Schulz, Joh. 87. 89. 90. 9. 95. 96. 
97. 9. 221. 

Schulze, Karoline 96. 97. 101. 

Schunder, Souffleur 209. 

Schumel, Prof. 198. 493. 

Säufter 458. 

Schwabe 134. 

Schwager 156. 

Schwoiger, Frz. M. 165. 186. 191. 208. 

— Phil. 185. 187. 

Schwan 424. 425. 427. 429. 430. 

Schwarz, Joh. Chriſtoph 70. 71. 

Schweizer 290. 

Sebaftiani 93.97 f., 98. 238. 242. 244. 
246. 

Sedaine 423. 424. 425. 427. 428. 434. 
435. 436. 445. 











Regiſter. 


-oejihi 440. 445. 446. 
-Örring, Graf v. 179. 257. 
Örring=Seejeld, Graf Ant. Elemen? v. 
210. 275. 287. 301. 304. 346. 
369. 376. 378 f. 393.424. 427. 429. 
441. 508. 
„Die Diajeftät in der Klemme“ 393 f. 
„Sophie oder Großmuth und Reu“ 
378 f. 
„Der Schufter und fein Freund“ 346 f. 
„Der theure Ring“ 376 f. 
„Das Vorurteil der Geburt und 
Berdienite” 369 f. 
xaun 422. 458, 519. 
Teſcho 131. 
Teu, Mid. Dan. 37. 


IHlig, X. ©. 153. 
‚abo 208. 

‚zizer 451. 459. 

ixban, Schaufpieler 232. 
[a 131. 134. 


Saterländiſche Dramen 415 fi. 

Balefi 209. 

Zelten, Johannes 37. 

Seipermann 198. 

Billeneuve, de 103. 104. 105. 108 

Binzenzi 196 f. 491. 

Bogel 487. 

Bogler 430. 

Voß 460. 

Gollsſchauſpiel 34. 5.29. - 

Boltaire 108. 110. 113. 149. 160. 296. 
423. 424.430, 431. 432. 439. 463. 
524. 

Boltofini 202 f. 348. 494. 

Borftadttheater 181 ff. 

Youilly 484. 

Bulpius 465. 484. 497. 


Wagner, Franz Xav. 188. 

— Heinr. Leop. [174.. 453. 

Sahr 156. 

Sallerotti, T. G. v. 51. 53. 56. 66. 
67. 86 fi. 97. 99. 146. 151 f. 201. 

— Thereſe Elijabeth 92. 


| 


945 


Wandertruppen 34 ff. 46. 48. 66. 74, 
85 ff. 98. 119. 193. 220 5. 

Weber, Beit 494. 

Weidmann 423. 425. 426. 444. 453. 
458. 460. 467. 491. 

Weihnachtsſpiele 75 ff. 78 f. 

Weiskern, 5. W. 71. 431. 444. 4%. 

Weiße, Ch. %. 173. 195. 196. 234. 
239. 290. 423. 426 429. 480. 
440. 454. 455. 459. 488. 489. 
491. 518. 521. 

— (Scaujpieler) 232. 

Weiſſenegger, Georg 43. 

Weitenauer %. 133 f. 135. 138. 

Wekherlin 310. 

Weliſch 473. 

Wendling, Dorothea 199. 248. 447. 

Werthes 453. 

Weftenrieder 17. 31. 69. 81. 126. 1277. 
169. 180. 190. 218. 232. 235. 
236. 239. 240. 242, 246. 247. 
249. 251. 253 ff. 275. 297 311. 
314 f. 316 ff. 320. 323. 325. 328. 
331. 335 ff. 415 f. 420. 423. 

„Die zween Gandidaten“ 335 ff. 

Wetzl 196. 488. 

Wepel 424. 

Wezel, 3. 8. 414. 432. 

Wicherley 461. 

Wieland, Chr. M. 239. 

— J. A. v. 456. 467, 

Wieſer (Wiljer) Joſ. 70. 100. 188. 

Wilhelm V 47. 

Winter, Beter 179. 242. 359. 428. 429. 
430. 431. 432. 434 438. 446, 
448. 449. 464. 486. 502. 508. 

Wiſſer j. Wiejer. 

Wiſſenreider, Franz 49. 

Wittmann, Matth. 146. 

Wranitzky 494. 

Wunderer, J. 189 fi. 


Yſenburg 429. 


Zabuesnig, Joh. Chr. von 348. 
Baderiae 131. 


546 Regifter. 


Zeh v., Stadtlämmerer 54. 

Zeitungsweſen 136 ji. 

Zeno, Apojtolo 71. 477. 

Zenſur 197. 216 f. 418 ff. 

Benfurcollegium 166 f. 

Zettwiß, Freiherr vd. 174. 

Biegler 464. 467. 472. 476. 483. 494. 
495. 498. 


Zimmermann, Joſ. Ign. 3377. 

„Amalie oder die gute Erzieh: 
337 f. 

Buccarini, 3. 4. 214. 242. 248 |. 

Zſchokke 485. 

— Kath, geb. Yang 242. 

Zünfte, Münchner 38 ff. 

Zwackh, Zenſor 69. 


Oberbaneriſches Archib 


für 


vaterländiſche Geſchichte 


Herausgegeben 


von dem 


Kiſtoriſchen Bereine von Oberbayern 


Einundfünfzigiter Band 


Münchener Bühne und Litteratur im 13. Xahrhundert von Paul Legband 


München 1904 
Berlag des Hiſtoriſchen Bereins von Oberbayern 
In Kommiſſion bei ® Franz 


Münchener 


Bühne und Litteratur 





im achtzehnten Jahrhundert 


Von 


Daul Legband 


Münden 1904 
Verlag des Hiftorifjhen Bereins von Oberbayern 
Sn Kommiſſion bei G. Franz 


II. 
III. 


VII. 


VIII 


Inhalt. 


Vorwort. 
Einleitung 


Litterariſche Unfruchtbarkeit und Reformverfuge vor der Gründung der 


Alademie. 
Gejellihaft der vertrauten Nachbarn am Siarjtrom. 
Parnassus boicus . en 
Ueberblid über die älteren Bandertruppen . 
Volksſchauſpiel. 

Geſchichte der Stadtmufitanten- Zunft. Pflege und Schickſal des 
Paſſionsſpieles. Aufführungen geiftliher Dramen, ihre Unter- 
drüdung. 

Weihnachtsſpiele der Handwerker. „Arztensipiele” 


. Deutiche Wandertruppen im zweiten Drittel des Jahrhunderts (17371766) 


Wallerotti, Stephan Mayr, Nicolini, Johann Saul Sebaltlant u u.a. 
Hütten- und Marionettenſpieler 


. Die legte Blütezeit des franzöſiſchen Schaufpiels . 
VI. 


Die Wiedergeburt geiſtigen Lebens und die Pflege der Literatur nach 
der Gründung der Alademie . nn 
Entftehung und Entwidlung der Nationalihaubüßne. 

a) Vorliebe des Hofes für Mufit. Graf Seeau Antendant der 
per und des Schauſpiels; erjter Verſuch des Hofes, eine ftehende 
Bühne zu errichten (1765) . 

db) Neue Berfuhe. Therelina von Kurz (1769). Bemühungen der 
Akademie. Nießers Truppe. Graf Seeau übernimmt ſie (1772). 
Sein Wirken.. 

c) Nationalſchaubühne; Regelung der Theaterverhältniſſe nach dem 
Regierungsantritt Karl Theodors (1778). Seeaus Entrepriſe, 
ſeine Leitung. . . 

d) Konkurrenz der Nationalſchaubühne: 1. Lipperi⸗Theater, Hütten- 
und Marionettenipieler, 2. Yaberbräu Siaditheater) Wander⸗ 
truppen 

e) Aeußere Entwicklung der Nationalfhaubigne bis zum Tode Rarl 
Theodors (1799): Graf Seeaus „Entreprije” auf Lebenszeit. 
Zheatergejege. Verwaltung. Plan eines neuen Theaters. Zenſur— 
ſchwierigkeiten. Seeaus Tod on 0 

Schauipieler und Kritik. 
Soziale Lage, fünftleriiche Leiſtungen. 
Weſtenrieder und die übrige Mritit 


Selte 


En 


39 


85 


101 


117 


140 


152 


171 


181 


210 


220 


IX. Dramatiiche Kitteratur von 1772—179. 
Einleitung . » ren 
a) Reine Dramen . 
1. mit frei erfundener Kabel .. 
2. mit gegebener Fabel (Hiitsrifche, mythologiſche, bibliſche Stoffe) 
b) Angewandte Dramen, d. 5. joldhe, die Ideen ihrer Beit tendenziss 
zum Ausdruck bringen. Ihr Gegenſtand iſt: 
1. der einzelne Menſch und zwar 
als „Menſch“ ſchlechthin (Rouſſeau) * 
als Mann und Weib (Verhältnis der Geſchlechier zu einanber; 
Liebe) . . . nn 
2. Der Menid als ſodiales Giied; (oziale Satire) . 
Bauern (325), Bürger; Familie (328), Geijtlichleit (352) Adel 
(361), Hof (381). 
. Der Menſch feiner Nationalität nad (Bayern, Deutichland) 
Dieje Dramen Spielen: 
in der Gegenwart . . 
in der Vergangenheit Waterländiſche Dramen. mit hiſtoriſcher 
oder frei erfundener Fabel Ritterdramen).. .. 


80 


Anbang 
1. Chronologiſches Repertoire der Nationalſchaubühne (1772—1799) 


2. Verzeichnis der auf dem Faberbräu aufgeführten Stüde . 
3. Verzeichnis einiger im Bauhof aufgeführter Stüde . 
4. Alphabetiſches Verzeichnis 
a) Nationalſchaubühne 
b) Faberbrüu und Bauhof . . 
c) In den Benfurliften genannte, teils erfaubte, teilg verbotene 
Stüde, über deren Auffütrung na näheres Teittent . 
Berjonen= und Sad-Regiiter . .. 























ne = use 
ui ; 
LL05 015 92b DO of 


3 


DATE DUE 








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STANFORD, CALIFORNIA 
94305